19. / 20. Oktober 2019 / Nr. 42 www.katholische-sonntagszeitung.de Einzelverkaufspreis 2,60 Euro, 6070 Handeln nach Halle: Guernsey: Festung, Pater Collinsius stellt Schutz gegen den Hass Kanone und Kapelle Ökoprojekt vor Lichter und Blumen stehen vor der Immer wollte Frankreich Guernsey Der Franziskaner-Pater Collinsius Wan- Synagoge in Halle (Foto: KNA). Be- zurück. Heute bestaunen Urlauber niang koordiniert in Orlong Hada in In- völkerung, Kirche und Politik sind die Festungen der britischen Insel dien ein Ökospiritualitätszentrum. Im sich einig: Antisemitismus muss und genießen das Klima. Ruhe bie- Weltmissionsmonat reist er durch nach dem Attentat umso stärker be- tet eine Kapelle – mit Grotte wie in die Diözese und stellt sein Projekt kämpft werden. Seite 4, 5 und 8 Lourdes (Foto: Wiegand). Seite 31 vor (Foto: Anderson). Seite 13
Vor allem …
Liebe Leserin, Vereint auf Erfolgskurs lieber Leser rauen im Nordosten Indiens schließen sich zu Selbsthilfegruppen rst kürzlich war eines Hal- Fzusammen und gründen Unternehmen, beispielsweise zur Gewin- Elensers gedacht worden, der nung und Verarbeitung von Kautschuk. Möglich wird das durch die 1989 den Flüchtlingen in der Prager Botschaft die Freiheit Projektarbeit der katholischen Kirche, gefördert durch das Missions- verkündet hatte (Außenminister werk Missio. Im Weltmissionsmonat stellt das Werk Nordostindien in Hans-Dietrich Genscher). Nun den Mittelpunkt der Solidaritätsaktion. Seite 2/3 ist die Stadt an der Saale am jü- dischen Feiertag Jom Kippur auf entsetzliche Weise erneut in den Fokus gerückt. Der Anschlag auf die Synagoge mit zwei Toten hat Deutschland und die Welt ent- setzt (siehe Seite 4, 5 und 8). Erklärungen sind viele zu hö- ren, wie ein junger Mann der- art irregeleitet und zum Mör- der werden kann. Dass rechte Parolen zunehmend populärer werden, spielt sicher eine Rolle. Fest steht aber auch: Er ist ein Kind virtueller Welten, die par- allel zur Realität gelebt werden und in der Morde zum Ablauf von „Spielen“ gehören. Die Wahnsinnstaten von Halle und Christchurch gleichen sich. Staat und Ö entlichkeit, die sonst alles bis ins Detail reglemen- tieren, dürfen das Internet nicht länger als anonymen, rechtsfreien Raum belassen. Hassbotschaf- ten und perverse Menschen- verachtung, auch im „Spiel“, sind immer real. Nach den fast überbordenden Vorschriften zum Datenschutz sollten sich die Re- gierenden jetzt endlich auch den Datenschmutz vornehmen.
Ihr Johannes Müller, Chefredakteur
Foto: Fritz Stark/ Missio München 2 THEMA DER WOCHE 19./20. Oktober 2019 / Nr. 42
SELBSTBEWUSSTE UNTERNEHMERINNEN „Dem Dorf Gutes tun“ In Indien hilft Missio Frauen, wirtschaftlich auf eigenen Beinen zu stehen
AGARTALA – Im nordostindi- können wir ihnen einen Einfluss schen Bundesstaat Tripura fördert ermöglichen.“ Bei den kirchlichen die katholische Kirche Frauen- Programmen erhalten Frauen zu- projekte. Die Teilnehmerinnen nächst eine Ausbildung. „Wir zei- lernen vor allem, wie sie kleine gen ihnen, wie sie Businesspläne Unternehmen gründen und ihre schreiben, wie sie ihre Fähigkeiten Familien damit unterstützen kön- gewinnbringend einsetzen und mit nen. Durch das Engagement von ihrem Einkommen haushalten kön- Selbsthilfegruppen kommt man- nen“, erklärt Father Jeevan Kennady. cherorts eine wirtschaftliche und soziale Bewegung ins Rollen. Stoffe und Kautschuk Erfolg ist möglich, wenn sie an Weben ist zum Beispiel ein tradi- ihn glaubt. Das weiß Kabita Deb- tionelles Handwerk der Stämme in barma. Für ihn hat sie schon viele Nordostindien. „Wir dachten, das Hürden überwunden. Zum Beispiel ließe sich kommerzialisieren“, sagt damals, in der Sache mit dem Kre- Father Jeevan. Die Frauen aus Ka- dit. Den bekäme sie in der Bank, bitas Gruppe erzielen damit auf dem hieß es. Aber die Bank klang groß Gruppentreffen: Die Frauen im Dorf Bagbari sprechen mit Father Jeevan über den Wochenmarkt gute Preise. und einschüchternd und war 15 Ki- Verkauf gewebter Schals. Foto: Stark/Missio München Rasamala Debbarma hat sich auf lometer entfernt in der Stadt Agarta- die Produktion von Kautschuk spe- la. Für eine, die nur ihr Heimatdorf zialisiert. Der Lehmweg hin zum kennt, ist das eine andere Welt. Stimme erhoben – und dann meine Dorf Gutes tun“. Zum Zeichen ih- Dorf Bagbari führt durch ihren Unterschrift unter ein offizielles Pa- rer Zugehörigkeit tragen die Frauen Hain aus Gummibäumen. Um rund „Meine Stimme erhoben“ pier gesetzt.“ pinkfarbene Tücher. 300 Bäume kümmert sich Rasama- Einen Kredit anzufordern ist für Initiatorin jener Frauen-Selbst- la. „Der Bankangestellte hat mich Kabita Debbarma und ihre Nach- hilfegruppen wie der von Kabita Im Schnitt dauert es nach dem ganz erstaunt angeschaut“, sagt barinnen aus dem Dorf Bagbari im Dorf Bagbari ist „Just Agartala“, Anpflanzen sieben bis acht Jahre, bis Kabita lachend und sie weiß, dass im nordostindischen Bundesstaat die soziale Anlaufstelle der Diözese sich aus einem Gummibaum Flüs- sie sich dieses Lachen heute leisten Tripura heute nichts Außerge- Agartala in Tripura. Father Jeevan sigkeit gewinnen lässt. „Jeden März kann. Damals nahm sie all ihren wöhnliches mehr. Nicht nur, weil Kennady ist seit 2013 Direktor der kommen die Zyklone“, sagt sie, Mut zusammen: „Er wollte mich sie mittlerweile geübt darin sind, Einrichtung und hat die Entwick- „und mit ihnen die Angst. Manch- abweisen, aber ich habe ihm erklärt, Behördengänge zu meistern. Sie lung der Selbsthilfegruppen seitdem mal fallen ihnen 10 oder 15 Bäume dass ich Geld für ein kleines Unter- haben sich zu einer Gemeinschaft intensiv begleitet. „Frauen spielen zum Opfer. Für mich und mein Ein- nehmen brauche.“ Nicht nur der zusammengeschlossen, einer Frau- als Einzelpersonen in unserer Ge- kommen ist jeder gefallene Baum Plan eines Unternehmens war etwas en-Selbsthilfegruppe. In Kokborok, sellschaft keine größere wirtschaftli- schmerzhaft.“ ganz Neues für sie. „Ich habe zum der lokalen Sprache, heißt sie „Ka- che Rolle“, sagt er. „Aber in kleinen Rasamalas größter Stolz ist eine ersten Mal in meinem Leben meine mihamkrai“, das bedeutet „dem Gruppen von 10 bis 15 Mitgliedern Walze, mit der sie den Kautschuk
Zum Monat der Weltmission
„Menschen auf Augenhöhe begegnen und von ihnen lernen“
Die katholische Kirche hält auch im Zeital- Wohlfühlspiritualität auch im Christen- erreichen, wenn sie die Weltsituation, brechen überholter Macht- und Rollen- ter der Globalisierung und Digitalisierung tum“. Katholischen Glauben könne es Lebenswelten und kulturelle Entwicklun- modelle. an ihrem Anspruch zur Mission aller Men- nicht ohne Bereitschaft zur Solidarität ge- gen begreife und berücksichtige, heißt es Die Steyler Missionare wollen den Welt- schen fest. Die Botschaft der Kirche sei ben. Auch die Bewahrung der Schöpfung darin. missionsmonat zum Anlass nehmen, von ihrem Wesen her universal, erklärt gehöre zum Christentum, betont Schick. Das Internationale katholische Missions- über den Begriff Mission und seinen im der Vorsitzende der Kommission Welt- Der Bamberger Erzbischof stellte am Rand werk Missio Aachen sieht das Dokument Sprachgebrauch negativen Beigeschmack kirche der Bischofskonferenz, Erzbischof der Herbstvollversammlung der Bischö- als eine Ermutigung an, „die Frage nach aufzuklären. „Der Begriff ‚Mission‘ po- Ludwig Schick. fe ein 74-seitiges Papier mit dem Titel einem zeitgemäßen Missionsverständ- larisiert“, sagt der Provinzial der Steyler Mission oder auch Evangelisierung hat „Evangelisierung und Globalisierung“ vor. nis immer wieder neu zu stellen“. Es Missionare in Deutschland, Pater Martin aus seiner Sicht immer eine soziale Di- Anlass ist der von Papst Franziskus ausge- gehe um Fragen einer Verkündigung des Üffing. „Mission heißt, den Menschen auf mension. Berühmte Missionare seien oft rufene außerordentliche Monat der Welt- Evangeliums in den verschiedenen Le- Augenhöhe zu begegnen, von ihnen zu Pioniere der Bildung und der Gesund- mission unter dem Motto „Getauft und benssituationen und Kulturen sowie um lernen und gemeinsam an einer besseren heitsversorgung gewesen. Auch das Gesandt“. Das Bischofswort will die Ent- einen tragfähigen interreligiösen Dialog, Zukunft zu arbeiten.“ Bemühen um Frieden und Gerechtigkeit wicklungen der vergangenen Jahrzehnte erläutert der Leiter der Missio-Abteilung Mit einer Reihe von Videos und Porträts gehörten zur Verkündigung des Reiches analysieren und fragt nach einer Weiter- Theologische Grundlagen, Klaus Vellguth. von Missionaren beteiligen sich die Stey- Gottes. Die „Förderung einer Solidari- entwicklung des Begriffs der christlichen Zudem gehe es um die Gestaltung gen- ler daran, den Missionsmonat inhaltlich tätskultur“ stehe gegen eine „folgenlose Mission. Die Kirche könne Menschen nur dergerechter Beziehungen und ein Auf- zu gestalten. KNA/red 19./20. Oktober 2019 / Nr. 42 THEMA DER WOCHE 3
formt und zur Weiterverarbeitung aufbereitet. „Die Walze hat 60 000 Rupien gekostet“, sagt sie. Knapp 780 Euro. Für Rasamala, die pro Kilo Kautschuk umgerechnet etwa 2,60 Euro erhält, zunächst eine schier unerreichbare Summe. Des- halb wandte sie sich an ihre Frau- engemeinschaft. „Sie haben mir ein Darlehen gewährt und ich habe es ihnen sogar schon zurückgezahlt“, sagt sie nicht ohne Stolz. Für Father Jeevan Kennady ist es besonders wichtig, dass sich die Frauen-Selbsthilfegruppen eigen- ständig organisieren und weiterent- wickeln. In Kabitas Gruppe zahlt jede Frau bei einem Treffen einen Solidarbeitrag in die Gemeinschafts- kasse ein. Dieser wird bei Bedarf als Darlehen ausgeschüttet, von dem auch Rasamala profitiert hat – oder als Versicherungsbetrag im Un- glücksfall. „Vor allem in den Dör- fern hier haben wir so eine richtige wirtschaftliche und soziale Bewe- gung ins Rollen gebracht“, konsta- tiert Father Jeevan.
Zuspruch vom Mann Pater Peter mit Ministranten in Eberhardzell (Bistum Rottenburg-Stuttgart). Foto: privat Noch wichtiger ist allerdings, was das Förderprogramm mit den Frau- PATER PETER NARH en macht. „Ich war früher unglaub- lich schüchtern und hatte überhaupt kein Selbstbewusstsein“, erzählt Ka- bita. Als sich im Dorf erstmals eine „Nicht dasitzen und warten“ Frauengruppe traf, traute sie sich Der Vize-Provinzial der Steyler Missionare in Deutschland kommt aus Ghana nicht hinzugehen. Zu ihrem Glück bekam sie von unerwarteter Seite Zuspruch: „Mein Mann hat mich er Pater Peter Narh in sei- Menschen im normalen Leben be- „Wir dürfen nicht nur bequem da- ermutigt, Mitglied zu werden.“ nem Büro im Missions- gleitet.“ Wurde ein Gemeindemit- sitzen und warten, dass die Leute Heute ist Kabita froh über die- Wpriesterseminar der Steyler glied krank, setzte sich der Pfarrer zu uns kommen.“ Vielmehr gehe es sen Schritt. Als Schriftführerin von Missionare in Sankt Augustin be- ins Auto und fuhr die Person ins darum, das Evangelium authentisch „Kamihamkrai“ lernte sie, selbstbe- sucht, kommt um einen spontanen Krankenhaus. „Es war völlig nor- vorzuleben. Ein bisschen mehr Gha- wusst vor einer Menschenmenge zu Gag nicht herum. „Sie sind ein paar mal, dass die Missionare da sind.“ na, also bei den Menschen zu sein, sprechen. Sie führte Verhandlungen Minuten zu früh. Wir haben also Die Internationalität und Inter- wäre da gar nicht verkehrt. mit Banken und der örtlichen Ver- noch 3 Minuten Zeit für eine Füh- kulturalität des Ordens haben ihn waltung und half den Frauen ihres rung“, sagt er mit einem Lächeln im schon früh beeindruckt. „Wenn ich Fußballer in der Messe Dorfes in ähnlichen Situationen. Gesicht. Priester werden möchte, dann ein Vor kurzem hat die Gruppe beim Der heutige Vize-Provinzial der Steyler“, war er sich immer sicher. Man muss da gar nicht immer Dorfvorsteher beantragt, dass der Deutschen Provinz der Steyler Mis- An Europa habe er dabei aber nie ge- an die Sakramente denken, sondern Lehmweg, der durch den Hain aus sionare ist mit vier Brüdern und dacht. Als sein Novizenmeister ihm erstmal mit den Menschen ins Ge- Gummibäumen führt, künftig mit einer Schwester im Süd-Osten von von seiner Zuweisung nach Europa spräch kommen.“ So wie in seinem Steinen befestigt wird. Die Zyklone Ghana aufgewachsen. „In einer erzählte, hielt sich die Freude zuerst früheren Fußballverein. Nachdem sollen ihn nicht mehr wegschwem- kleinen Stadt – oder einem großen in Grenzen. „Ich wollte eigentlich Pater Peter an mehreren Sonntagen men. Bezahlen wird das die Frauen- Dorf“, wie er scherzend hinzufügt. in den Kongo. Außerdem hatte ich wegen Gottesdiensten Spiele absa- gemeinschaft. Sophie Kratzer noch kein einziges Wort Deutsch gen musste, habe einer der Mitspie- „Fast ein Heimspiel“ gehört.“ ler gesagt: „Wenn Du die Ostermes- Als Pater Peter im Oktober 2001 se feierst, kommen wir alle mit.“ Als Die Steyler Missionare kennt er mit einem Mitbruder nach Deutsch- Dank habe die Mannschaft in der schon seit Kindertagen. „Die Kir- land kommt, lernt er als erstes das Messe extra viel Weihwasser abbe- che und das Pfarrhaus waren di- Wetter kennen. „Wir hatten Anzüge kommen, fügt Pater Peter mit einem rekt nebenan. Das war also fast ein an, um bei unserer Ankunft gut ge- Augenzwinkern hinzu. Heimspiel.“ Schon als Kind habe er kleidet zu sein – nur an Jacken ha- Ob jeder eine Mission habe? „Ja, Priester gespielt. „Es war mir schon ben wir nicht gedacht.“ Neben dem durch die Taufe sind wir alle aufge- immer klar, dass ich für die Men- Wetter seien auch die Gottesdienste rufen in die Welt zu gehen“, unter- schen da sein möchte.“ in Deutschland am Anfang eine He- streicht er. „Wir Ordensleute sind Priester-Sein – das heißt in der rausforderung gewesen. „Aber ich das aber nochmal besonders. Nicht, Realität Ghanas „Mann für alle Fäl- habe mittlerweile gelernt, dieses An- weil wir etwas Besseres sind, son- le“ zu sein. „Die Steyler Missionare ders-Sein zu schätzen.“ dern weil wir mehr Zeit haben, für Weben ist in Nordostiniden ein tradi- haben bei uns nicht nur die Sakra- Auf das Thema Mission angespro- die Menschen da zu sein.“ tionelles Handwerk Foto: Stark/Missio mente gespendet, sondern auch die chen, vertritt er eine klare Haltung: Nils Sönksen 4 NACHRICHTEN 19./20. Oktober 2019 / Nr. 42
Kurz und wichtig
Galla wieder im Sejm Der langjährige Abgeordnete der deut- schen Minderheit im polnischen Sejm, Ryszard Galla (63), hat bei der Wahl am Sonntag seinen Sitz im Parlament verteidigt. Die deutsche Minderheit war nur in der südwestpolnischen Woi- wodschaft Opole (Oppeln) mit einer eigenen Liste zur Parlamentswahl an- getreten. Dort erhielt sie 32 094 Stim- men; das entspricht 7,9 Prozent.
Keine Rückgabe In Gedenken an die Opfer nach dem Anschlag vor der Synagoge haben die Hallen- Im Streit um rund 2000 Hektar Wald ser Blumensträuße und viele Kerzen auf dem Marktplatz vor der Marktkirche Unserer Netanjahu wird 70 in Südböhmen hat der Zisterzienser- Lieben Frau niedergelegt. Foto: KNA orden in Tschechien eine neuerliche Israels Ministerpräsident Benjamin juristische Niederlage erlitten. Das Netanjahu (Foto: imago/UPI Photo) Oberste Gericht bestätigte ein Urteil wird am 21. Oktober 70 Jahre alt. des Prager Obergerichts, wonach die „Die Wunde von Halle“ In seinen politischen Ämtern sorgte betroffenen Grundstücke rechtmäßig Hunderte Besucher beim Gedenkgottesdienst für die Opfer er für wirtschaftlichen Aufschwung. dem staatlichen Forstunternehmen Ebenso setzt er sich für israelische Lesy ČR gehören. Der Orden kündi- HALLE (KNA) – Hunderte Men- Vernichtung der Juden kommen Siedlungen im Palästinensergebiet gte an, den Fall nun vor das Verfas- schen haben am Montag bei ei- konnte. Inzwischen ahne ich, dass ein. Nach den Neuwahlen steht er sungsgericht zu tragen. Die Zister- nem ökumenischen Gottesdienst so etwas auch heute nicht absolut derzeit vor einer schwierigen Regie- zienser hatten die Grundstücke 2017 der Opfer des Terroranschlags in unmöglich erscheint.“ rungsbildung. Außerdem droht ihm in einem Restitutionsverfahren für Halle gedacht. eine Anklage wegen Korruption. Enteignungen in kommunistischer Wachsamkeit wichtig Zeit erhalten. Das Unternehmen Lesy „Die Tür der Synagoge hat gehal- Sorge um Syrien ČR, das die Wälder bis dahin verwaltet ten, das ist das Wunder von Halle. Viele Hemmungen seien gefallen, hatte, legte gegen die Entscheidung Aber zwei Menschen mussten ster- unverschämtes Verhalten greife um Nach dem Beginn der Militäroperation erfolgreich Beschwerde ein. ben, das ist die Wunde von Halle, sich. Gerade in den sozialen Medien der Türkischen Armee im Nordosten die nicht leicht verheilen wird“, sag- würden „zunehmend irrationale Syriens warnen Hilfsorganisationen Verhandlung verlegt te der evangelische Landesbischof Empörungs- und Hasslawinen“ aus- vor gravierenden Folgen für die Zi- Friedrich Kramer in der Hallenser gelöst, durch Verschwörungstheo- vilbevölkerung. „Eine militärische Die Verhandlung des Landgerichts Ber- Marktkirche. rien, Rassismus und Antisemitismus, Eskalation hätte dramatische Konse- lin zum Umbau der Sankt-Hedwigs-Ka- Der Bischof von Magdeburg, sagte Feige. Wachsamkeit und kon- quenzen für die Möglichkeiten, Tau- thedrale wird auf den 17. März 2020 Gerhard Feige, sagte nach dem Got- sequentes Handeln seien vonnöten. senden gefährdeten Kindern Hilfe und verlegt. Dies sei „aus dienstlichen tesdienst: „Bis vor einiger Zeit war „Als Christen fühlen wir uns dabei Schutz zukommen zu lassen“, erklärte Gründen“ nötig geworden, um die „ad- es mir nicht verständlich, wie es im besonders herausgefordert, mit allen die geschäftsführende Direktorin des äquate Durchführung des Verfahrens Deutschen Reich zur Machtergrei- Menschen guten Willens für Solida- UN-Kinderhilfswerks Unicef, Henrietta zu sichern“, sagte ein Gerichtssprecher. fung durch die Nationalsozialisten, rität, Weltoffenheit und ein friedli- Fore. Caritas international sieht insbe- Ursprünglich war die Verhandlung für zum Zweiten Weltkrieg und zur ches Miteinander einzutreten.“ sondere Pläne des türkischen Präsi- den 15. Oktober anberaumt. Geklagt denten Recep Tayyip Erdoğan zur Ein- haben Künstler, die um 1960 am Wie- richtung einer Sicherheitszone für die deraufbau der Kathedrale beteiligt AUCH OHNE BAUGENEHMIGUNG BISCHOF ERWIN KRÄUTLER: Ansiedlung von Flüchtlingen kritisch. waren, oder deren Rechtsnachfolger. Dabei handle es sich nicht um die Sie wollen erreichen, dass das Land Ägypten legalisiert „Haben ein Recht auf Heimatregion der Flüchtlinge. Durch Berlin seine im Februar 2018 erteilte Kirchenbauten die Eucharistie“ die Vertreibung der Kurden werde ein denkmalrechtliche Genehmigung des neuer Konflikt geschürt. Innenumbaus aufhebt. KAIRO (KNA) – In Ägypten ROM (KNA) – Der frühere Amazo- werden immer mehr bestehende nas-Bischof Erwin Kräutler hat sich Kirchen ohne Baugenehmigung erneut für eine mögliche Priesterwei- legalisiert. Das zuständige Regie- he verheirateter Männer ausgespro- rungskomitee teilte mit, dass jüngst chen. „Wenn Abertausende von Ge- Bayern lockert die Sargpflicht weitere 62 koptische Kirchenbauten meinden nur ein oder zwei Mal im Bestattung im Leichentuch für Muslime künftig erlaubt rechtlich anerkannt wurden. Bisher Jahr Eucharistie feiern, muss sich die seien 1171 Kirchen von dem Gre- Kirche etwas einfallen lassen“, sagte MÜNCHEN (epd) – Muslime in lange dem nicht entgegenstehen“. mium überprüft und „legalisiert“ der Österreicher. Die Eucharistie sei Bayern können ihre Angehörigen Zudem müsse die Entscheidung, ob worden. In den vergangenen Jahr- der Höhepunkt des Glaubens. Der künftig unter bestimmten Voraus- die Sargpflicht gelockert werde, dem zehnten waren viele Kirchen und Zölibat könne nicht darüber gestellt setzungen auch ohne Sarg bestat- Friedhofsträger überlassen bleiben. Kapellen wegen der zu diesem Zeit- werden: „Es geht darum, dass die ten lassen. Jeder Mensch habe ein Recht, punkt res triktiveren Gesetzeslage Menschen einen Zugang zur Eucha- nach seiner weltanschaulichen und ohne die nötigen erforderlichen Ge- ristie haben. Sie haben ein Recht Der Landtag hat einen Antrag der religiösen Haltung bestattet zu wer- nehmigungen gebaut worden. Die darauf. Jesus hat nicht gesagt: ‚Wenn Freie-Wähler-Fraktion beschlossen, den, hatten die Freien Wähler ihren Existenz dieser „illegalen“ Gottes- ihr wollt, dann könnt ihr.‘ Sondern: demzufolge die Bestattung in einem Antrag begründet. Den Hinterblie- häuser wird vor allem auf dem Land ‚Tut dies zu meinem Gedächtnis.‘“ Leichentuch künftig „aus religiösen benen stehe es zu, ihre verstorbenen immer wieder von islamistischen Daher stelle sich die Frage, ob Eucha- und weltanschaulichen Gründen“ Angehörigen in einem würdigen Gruppen als Vorwand für Gewalt ristie nur möglich sein könne, „wenn zulässig ist, „soweit öffentliche Be- Rahmen beizusetzen. gegen Christen benutzt. ein zölibatärer Mann da ist“. 19./20. Oktober 2019 / Nr. 42 NACHRICHTEN / ANZEIGE 5
Folgen das haben wird. Nur mit Protest und Anti-Haltung lässt sich „Nicht aus heiterem Himmel“ kein Staat machen. Ferner braucht es nach wie vor die Auseinanderset- Erfurter Bischof Neymeyr zum Anschlag auf die Synagoge von Halle zung mit der NS-Diktatur und ih- ren Folgen, wie etwa dem Neonazis- ERFURT (KNA) – In der Deut- Es gab viele Solidaritätsbekun mus. Den gab es auch in der DDR, schen Bischofskonferenz ist Ul- dungen für die Opfer. Aber was ist was aber vom SED-Regime geleug- rich Neymeyr (Foto: KNA) für die jetzt weiter zu tun? net wurde. Welche Auswirkungen Beziehungen zum Judentum zu- Zunächst einmal muss alles ge- hat das für heute? Auch dieser Frage ständig. Im Interview gibt der Er- tan werden – und zwar dauerhaft, müssen wir nachgehen. furter Bischof seine Einschätzung nicht nur punktuell –, dass jüdische zum Anschlag auf die Synagoge in Einrichtungen geschützt sind und Was können die Kirchen tun? Halle ab. Juden, ohne Angst zu haben, sich Zunächst einmal das, was jeder versammeln und Gottesdienste fei- tun kann: Solidarität zeigen, gute Herr Bischof, wie konnte es aus ern können. Für Initiativen, die die Kontakte zu den jüdischen Mit- Ihrer Sicht zu dem Attentat kom Solidarität mit den Juden und ihren bürgern und ihren Gemeinden men? Gemeinden zum Ausdruck bringen, pflegen und jedem ins Wort fallen, Was wir jetzt erleben mussten, ist eine breite Unterstützung und der antisemitisch und rassistisch da- passiert nicht aus heiterem Himmel. Teilnahme seitens der Bevölkerung herplappert. Das sollte gerade für Die Verrohung der Sprache in politi- wünschenswert. Wo es möglich und Katholiken selbstverständlich sein, schen Debatten und in den sozialen gewünscht ist, können vielleicht denn die Juden sind, wie es einmal Medien hat die Anstandsgrenze ver- auch Nichtjuden an jüdischen Got- Papst Johannes Paul II. gesagt hat, schoben. Wir müssen uns doch nicht tesdiensten teilnehmen und so ihre Internet einzuschränken, wäre eigens unsere älteren Geschwister. Für An- wundern, dass manche der Hetze Ta- Anteilnahme bekunden. zu prüfen. Grundsätzlich müssen wir tijudaismus und gar Antisemitismus ten folgen lassen. NSU, der Mordfall gesellschaftlich an der Frage dran gibt es in der Kirche keinen Platz. Lübcke und jetzt Halle – muss man Was erwarten Sie vom Gesetz bleiben, wer und was Antisemitis- Das kann gar nicht oft genug gesagt noch deutlicher werden? Gerade da- geber? mus fördert und welche Möglichkei- werden. Gott sei Dank bestehen in rum kommt es jetzt darauf an, dass Aufrufe zu antisemitischen ten es gibt, das zu unterbinden. Da Deutschland schon lange gute Kon- die Mehrheit viel stärker als zuvor Hasstaten und selbstverständlich sind alle Demokraten gefordert. takte zwischen Kirchen und Juden- ihre Solidarität mit den jüdischen diese selbst müssen konsequent vom tum. Interview: Gregor Krumpholz Mitbürgern und die Verurteilung Rechtsstaat verfolgt werden. Ob das Was heißt das für die Politik? des Antisemitismus deutlich macht, nationale und internationale Recht Jeder Wähler sollte sich genau Hinweis gerade auch in der Öffentlichkeit ausreicht, um die Verbreitung von überlegen, bei welcher Partei er sein Lesen Sie dazu einen Kommentar auf und dabei nicht zuletzt im Internet. Hass, Lügen und Verleumdungen im Kreuz macht und vor allem, welche Seite 8. Sofort nachhaltiger mit Ökostrom Viele kirchliche Einrichtungen und Kir- Strom und Gas in Zeiten von Klimawan- giequellen stammen, möglichst zertifi- Eine einfache Lösung zum Energieeinkauf chengemeinden bemühen sich um die del, CO -Diskussion und Braunkohlestopp ziert. Der Anbieter sollte den weiteren kann die Nutzung kirchlicher Einkaufs- ² Reduzierung ihres Energiebedarfs oder im besten Fall aussehen? Ausbau regenerativer Energiequellen be- gemeinschaften sein. Die Wirtschafts- produzieren Strom bereits selbst mit So- Der einfachste Schritt zu mehr Nachhal- ziehungsweise der entsprechenden An- gesellschaft der Kirchen in Deutschland laranlagen und Blockheizkraftwerken – tigkeit besteht darin, auf Ökostrom um- lagen fördern. Die Ökostrom-Einspeisung mbH (WGKD) beispielsweise bietet kirch- ganz nach dem Motto: Die beste Energie zusteigen. Dies erfordert weder Investi- sollte „zeitgleich“ statt „mengengleich“ lichen Einrichtungen durch Rahmenver- ist die, die man erst gar nicht benötigt. tionen noch aufwendige Planungen. Der geschehen: Nur so wird gewährleistet, träge mit unabhängigen Ökostrom- und Die zweitbeste ist die, die man selbst Umstieg auf Ökostrom verbessert die dass der Kunde mit seiner Stromrech- Erdgaslieferanten große Vorteile wie erzeugt. Nachhaltigkeit der jeweiligen Einrich- nung zu jeder Zeit ausschließlich die Ein- Preisstabilität und einen geringeren Ver- Doch nicht jeder hat die Möglichkeit, tung oder Gemeinde sofort. Bei der Wahl speisung von Ökostrom unterstützt. waltungsaufwand. Strom selbst zu erzeugen, und Erdgas des Stromanbieters sollte allerdings ei- Zudem sollte die Wahl auf einen unab- zum Heizen muss generell eingekauft niges beachtet werden: der Strom sollte hängigen Ökostromanbieter fallen, der Mehr Informationen dazu: werden. Wie also sollte der Einkauf von zu 100 Prozent aus regenerativen Ener- selbst keine Atomkraftanlagen betreibt. Internet: www.wgkd.de R M N IE E T 19./20. Oktober 2019 / Nr. 42