Bericht Der Sektion Für Koleopterologie
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© Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at (4) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. Bericht der Sektion für Koleopterologie. Versammlung am 20. Oktober 1910. Vorsitzender: Herr Reg.-Rat Direktor L. Ganglbauer. I. Der Vorsitzende berichtet eingehend über die Arbeit von Andreas Semenov-Tian-Shansky: „Die taxonomischen Gren- zen der Art und ihrer Unterabteilungen" (Berlin, 1910, R. Friedländer & Sohn). II. Herr Franz Heikertinger legt die Beschreibungen von vier neuen Aphthona-Formen aus dem paläarktischen Asien vor: Aphthona interstitialis Weise. Weise beschrieb (Archiv f. Naturg., 1887, S. 202) eine Aph- thona interstitialis von Chabarofka am Amur (Koltze). Nach der Beschreibung ist diese Art in Farbe und Zeichnung unserer Aphthona lutescens Gyllh. ähnlich, aber gewölbter, viel schlanker gebaut, der Halsschild länger, die Flügeldecken doppelt punktiert und die Hinterschenkel einfarbig. Weiters wird in Weises Beschreibung von dem Tiere u. a. gesagt: „Sehr lang eiförmig, gewölbt; frische Stücke gelbbraun, aus- gehärtete hell bräunlichgelb mit weißlichen Flügeldecken, glän- zend; die Fühler nach der Spitze hin schwärzlich; die aufge- bogene Kante des Halsschildseitenrandes schwarz; Schildchen braun. Flügeldecken an der Basis heraustretend, dahinter fast parallel, mit deutlicher Schulterbeule; der schwarze Nahtsaum ist bei frischen Exemplaren vorne und hinten abgekürzt, bei aus- gehärteten nur vor der Spitze." Ich hatte seinerzeit Gelegenheit, die Typen in der Kollektion Weise zu sehen; die Art fällt besonders dadurch auf, daß der Halsschild nach hinten deutlich verschmälert ist, was dem Tiere einen für eine Aphthona fremdartig anmutenden Habitus verleiht. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (5) Nun liegen mir in der Kollektion F. Hauser zwei tibetanische Stücke einer Aphthona vor, die ich nach eingehender Prüfung nur auf diese Art beziehen kann. Dieselben weichen aber von der oben charakterisierten Normalform derart ab, daß ich sie als neue Form der Art aufstellen zu müssen glaube. Aphthona interstitialis nov. var. tibetana Heik. In der Färbung fast völlig mit einer Aphthona pallida var. nigriceps Redt, mit sehr breiter, schwarzer Nahtbinde (ab. decorata Kutsch.) übereinstimmend, auch hinsichtlich der Körperform eher an diese als an die flachere Aphthona lutescens Gyllh. erinnernd; allerdings viel größer als nigriceps, mit ansehnlicherem Vorderkörper, anderer Halsschildform etc. Lang eiförmig, stark gewölbt, rötlichgelb oder rötlich braun- gelb; der Halsschild eine Spur dunkler;1) die Flügeldecken mehr strohgelb, der Mund und die Fühler (ungefähr vom fünften Gliede an nach außen) schwarz, der Kopf oberhalb der Stirnhöcker dunkel rotbraun bis pechschwarz, die Hinterschenkel ungefähr von der Farbe des Halsschildes, die Unterseite des Körpers (ausgenommen die Vorderbrust) rötlich pechbraun bis schwärzlich. Die Flügeldecken zeigen ein sehr breites, gemeinsames, schwarzes oder dunkel pech- braunes Nahtband, dessen Ränder verwaschen in das Strohgelb der Decken übergehen; dieses Nahtband, das beinahe ein Drittel der Flügeldeckenbreite einnimmt, erweitert sich beim Schildchen, färbt die innere Hälfte der Deckenbasis und den hinteren Saum des Halsschildes dunkel, läuft dann ein Stück parallelseitig nach hinten, erweitert sich im letzten Fünftel der Decken abermals ein wenig, um dann ein Stück vor der Spitze zu erlöschen; die Spitzen der Decken bleiben gelb. An dem schmal aufgebogenen Seitenrande des Halsschildes ist ein feiner, schwärzlicher Saum kaum bemerkbar. Kopf und Halsschild sind im Verhältnis zu den Decken auf- fallend ansehnlich, groß und breit; der Halsschild ziemlich lang 1) Der Halsschild zeigt bei den mir vorliegenden zwei Exemplaren in der Mitte nahe dem Vorderrande und nahe dem Hinterrande je einen unbe- stimmt dunkler durchschimmernden Querfleck, der jedoch nicht aut eine dunkle Pigmentierung der Cuticula, sondern im Gegenteile auf diaphane Stellen der letzteren, die Färbungen des Körpeiinnein unbestimmt dunkel durchschimmern lassen, zurückzuführen sein dürfte. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at (6) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (ungefähr P/3 mal so breit als lang), seine größte Breite liegt voi- der Mitte, wodurch das Tier einen ungewohnten Habitus erhält und beim ersten Anblick an einen Longitarsus erinnert. Die Decken besitzen eine sehr wenig deutliche Schulterbeule (das Tier ist sicher- lich nicht flugfähig) und erscheinen hinter der Beule nicht parallel- seitig, sondern sanft länglich-eiförmig gerundet. Die Punktierung der Decken (vorne unregelmäßige Punktreihen, die sich hinten ver- wirren, dazwischen äußerst feine Pünktchen) stimmt ebenso wie die Punktierung des Halsschildes völlig mit den von Weise gemachten Angaben tiberein. Tibet, Kuku-Nor, 3200 m, F. Hauser, 1898; zwei Exemplare. Aphthona Hauseri Heik. nov. spec. Eine auffällige Art, die durch ihre Größe, ihre flache, ziem- lich gestreckte Körperform, die Glätte der schwarzblauen Oberseite, die hellen, schlanken Extremitäten etc. entfernt an einen Luperus erinnert. Hinsichtlich der Form der Stirnhöcker, der Schulterbeule, der Beinfärbung etc. wird das Tier in die Verwandtschaft der Aphth. pygmaea Kutsch., testaceicornis Weise, armeniaca Weise etc. zu stellen sein. Von der mir unbekannten Aphth. JBeckeri Jacobs.1) aus Saratoff unterscheidet es sich nach der Beschreibung durch die blaue Färbung der Oberseite, die helleren Fühler und Beine, die nirgends gereihte Punktierung der Flügeldecken etc. Indes halte ich es für möglich, daß sich bei Bekanntwerden weiteren Materiales verbindende Formen zwischen den beiden Arten finden könnten. Auf jeden Fall wird Aphth. Beckeri in die nächste Nähe der Hau- seri zu stellen sein. Letztere ist länglich, flach gebaut, oberseits sehwarzblau glän- zend (unreif pechbraun mit bläulichviolettem Schimmer),2) Unter- seite schwarz, oft schwach metallisch, glänzend; Fühler und Beine hell rötlichgelb, an ersteren nur die Spitzen der vier oder fünf letzten Glieder, an letzteren nur die Hinterschenkel schwärzlich *). Hör. Soc. Eut. Ross., 1896, XXX, p. 108. 2) Ich halte dieses ßläulichviolett unreifer Tiere (das bei vielen blauen Halticinen wiederkehrt) für das Resultat einer Mischung der rötlichbraunen (unreifen) Grundfärbung mit dem blauen Überflug, wodurch ein violetter Ton entsteht, der an den reifen Tieren nicht mehr sichtbar ist. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at Versammlung der Sektion für Koleopterologie. (7) oder angedunkelt; das Klauenglied etwas dunkler als die übrigen Tarsenglieder. Kopf glatt, gewölbt, Stirnkiel ziemlich scharf, Stirnhöckerchen nett, wie bei pygmaea von tiefen, starken Rinnen untereinander und von der Stirne getrennt. Fühler lang und schlank, Glied 1 stark, Glied 2 schwach verdickt, die übrigen Glieder dünn; Glied 2 kaum halb so lang als Glied 1, Glied 3 etwas kleiner als Glied 1, Glied 4 und die folgenden ungefähr so lang wie Glied 1, aber dünner und erst gegen das Ftihlerende hin wenig stärker werdend, das vorletzte Glied noch ungefähr 2*/2 mal so lang als breit. 1 Halsschild etwas breiter als der Kopf, ungefähr I /2mal so breit als lang, nahe der Basis am breitesten, gegen den Hinter- rand ganz wenig eingezogen, nach vorne deutlich gerundet ver- engt; die vordere Borstenpore nahe den Vorderecken eingesetzt und nur wenig vortretend. Oberfläche des Halsschildes nur wenig ge- wölbt, glänzend glatt oder mit zerstreuten, flachen, unbestimmten Pünktchen versehen. Schildchen groß, glatt, fast halbkreisförmig. Flügeldecken be- 1 trächtlich breiter als der Halsschild, mehr als doppelt (2 /2- bis fast 3mal) so lang als dieser, an den Schultern ziemlich vorspringend, länglich, mit nur wenig gerundeten Seiten, erst weit rückwärts ziemlich rasch verengt. Sie sind wenig gewölbt, besonders auf dem Rücken ziemlich flachgedrückt. Ihre Oberfläche ist glänzend, auf glattem Grunde stehen unregelmäßig gedrängt verschieden große, aber durchwegs flache Pünktchen. Die glatte Schulterbeule springt ziemlich stark vor und ist innen und hinten schwach abgesetzt. Der nicht verrundete Nahtwinkel ist ungefähr ein rechter. Beine auffällig schlank und zart, besonders die Schienen und Tarsen ; hellfarbig, nur die Hinterschenkel und eventuell die Klauen- glieder dunkel. Schienen leicht gebogen, oberseits in der Endhälfte mit einer ebenen, zum Anlegen der Tarsenglieder geeigneten Fläche, die von scharfen Kanten flankiert ist. Drittes (lappiges) Tarsenglied sehr klein, Klauenglied und Klauen sehr lang. Prosternalfortsatz relativ breit, hinten am Saume mit deut- licher Leiste. Länge zirka 33 mm. Die mir vorliegenden Stücke, der Kollektion Hauser ent- stammend, scheinen durchwegs Q. © Zool.-Bot. Ges. Österreich, Austria; download unter www.biologiezentrum.at (8) Versammlung der Sektion für Koleopterologie. Buchara, Repetek, ein Exemplar; Transkaspia, Dortkuju, Mai 1900, drei Exemplare. Aphthona gracilis nov. var. Gavofemorata Heik. Falderman hat (Nouv. Mém. Mose, V, p. 344) eine Aph- thona aus dem Kaukasus beschrieben, die dunkelviolette Flügel- decken und einen glänzend grünschwarzen — unter einer gewissen Beleuchtung sogar etwas bronzeschimmernden—Vorderkörper besitzt. Die Erwähnung dieses dunklen Schwarzgrüns auf Kopf und Halsschild in der Beschreibung des Fai der manschen Tieres hat Weise (Erichs., Naturges. Ins. Deutschi., VI, S. 894, Note) veran- laßt, eine gleichfalls aus dem Kaukasus stammende Aphthona, wel-