Elektrifizierung der Oberlandbahnstrecken Schnell umsetzbar und kostenoptimiert

Die Oberland Bahn (BOB) von München in drei Täler fährt derzeit mit Dieseltriebwagen. Die Umstellung auf Elektroantrieb ist überfällig und spätestens bis zum Beginn der nächsten Ausschreibungsperiode ab 2026 festzuschreiben. Der Verkehr muss CO2-frei werden und wie andere Bereiche aus den fossilen Brennstoffen aussteigen. Nur so kann der Klimavertrag von Paris eingehalten werden.

Derzeitige Situation Die von dem derzeitigen Betreiber BOB (Bayerische Oberlandbahn) auf ausdrücklichen Wunsch der Bayerischen Staatsregierung beschafften 17 Dieseltriebwagen des Typs Integral wurden wegen schon damals erkennbarer technischer Mängel an kein anderes Eisenbahnunternehmen (EVU) verkauft. Die Fertigung bei Jenbacher Transportsysteme AG wurde eingestellt. Es gibt nach 20 Jahren Betrieb keine lieferbaren Ersatzteile mehr, sodass in Kürze wohl die BOB gezwungen sein wird, den ersten Triebwagen zur Gewinnung von Ersatzteilen auszumustern. Da auch die als Ergänzung gebraucht gekauften Triebwagen des Typs Talent 1 von Bombardier schon ca. 20 Jahre alt sind und ihre Zuverlässigkeit nachlässt, sind neue Triebwägen bald zwingend notwendig. Voraussichtlich liegt dieser Termin sogar deutlich vor der Neuausschreibung 2026. Kürzlich schlug die BOB vor, jetzt neue Dieseltriebwagen anzuschaffen. Sie würden dann mindestens bis

2045 fahren, auch eventuell dann auf anderen Strecken, aber eben nicht CO 2 -frei. Dies ist angesichts der aktuellen Klimaproblematik nicht akzeptabel.

Vorschläge In kurzer Zeit lässt sich das Streckennetz der BOB, das ja schon heute zwischen München und Holzkirchen auf 39 km Länge elektrifiziert ist, mit vergleichsweise geringen Investitionen auf elektrischen Hybridbetrieb umstellen. Den Strom liefern die Oberleitung direkt oder Akkus.

Strecke München – Holzkirchen – Zuerst sollte die 25 km lange Strecke von Holzkirchen bis elektrifiziert werden. Die restlichen 17 km bis Bayrischzell können dann mit Batterieantrieb zurückgelegt werden. Eine Batterieladung mit einer Reichweite von ca. 60 km reicht für diesen Einsatz, da der Zug nach 34 km wieder den Fahrdraht und damit die Nachladung in Schliersee erreicht. Dann kann der Zug 128 km unter Fahrdraht fahren und seine Batterien laden, bis er wieder nach Schliersee kommt. Die Strecke gehört derzeit noch der DB Netz. Für eine rasche Elektrifizierung gibt es zwei Möglichkeiten:

1. Der Freistaat Bayern kofinanziert die Elektrifizierungskosten von ca. 25 Mio. €

2. Die Übernahme der Strecke in kommunale Hand (Vorbild Tegernseebahn, Murgtalbahn AVG) durch den Landkreis und die anliegenden Kommunen und die Finanzierung der Elektrifizierung durch den Freistaat. Eine Elektrifizierung durch kommunale Aufgabenträger kommt wesentlich günstiger und kann schneller erfolgen, da die konzerninternen Kompetenzprobleme und langwierigen Planungsabläufe der

S. 1

Unsere Pressemitteilungen finden Sie auch online:

DB AG vermieden werden (Beispiel Baden Württemberg: die rasche Elektrifizierung der landeseigenen Strecken Bad Krotzingen – Untermünstertal und der Kaiserstuhlbahn durch die SWEG).

Strecke München – Holzkirchen – bzw. Zusätzlich ist die Strecke Holzkirchen - Schaftlach auf 11 km Länge mit ca. 11 Mio. € zu elektrifizieren. So können alle Oberlandbahn-Hybridtriebwagen von Schaftlach nach Tegernsee (2 x 12,5 km = 25 km) und nach Lenggries (2 x 20 km = 40 km) bei einer Batteriereichweite von 60 km mit einer Reserve von minimal 33 % voll elektrisch betrieben werden. Bis zum Start der nächsten Ausschreibungsperiode ab 2026 ist eine Beschaffung der notwendigen Hybrid- Elektrotriebwagen möglich, da derzeit alle namhaften Hersteller intensiv solche Triebwagen entwickeln bzw. schon haben, unter anderem mit Bundeszuschüssen. Bei der Vorbereitung der Ausschreibung müssen jetzt die Weichen entsprechend gestellt werden. Die Umstellung wäre sonst weit über 10 Jahre blockiert. Gerade Bayern, das sich gerne technische und wirtschaftlich in einer Spitzenposition sieht (siehe Lufttaxiprojekte), darf die Chance für eine zukunftsträchtige schnellstmögliche Elektrifizierung der Oberlandbahnstrecken nicht versäumen.

Beispiel Baden-Württemberg Das Land Baden-Württemberg finanziert gerade einen Testumbau eines der landeseigenen SWEG gehörenden Elektrotriebwagens des Typs Talent 2 von Bombardier (gleiche Typenreihe wie bei der Werdenfelsbahn) mit einer zusätzlichen Batterie zum elektrischen Hybridfahrzeug. Dieses kann mit seiner Batterieladung ca. 60 km ohne Oberleitung fahren. Mit diesem Fahrzeugtyp können dann alle Oberlandbahn-Strecken voll elektrisch bedient werden, also e-Mobilität zu 100 %. (Elektrotriebwagen kosten im Unterhalt ca. 50 % bis minimal 33 % des Unterhalts von Dieseltriebwagen!) Durch diese vergleichsweise geringen Investitionen zusammen mit den sowieso notwendigen neuen Triebzügen können die Züge - München - Schliersee – Bayrischzell. - München - Tegernsee und - München - Lenggries dann auf insgesamt 81 + 62 + 69 km = 212 km voll elektrisch fahren. Heute fahren die Züge der BOB auf 212 km - auch unter der Oberleitung - voll im Dieselbetrieb! Die elektrischen Oberlandbahn-Hybridtriebwagen könnten dann auch problemlos in den Münchner Stammstreckentunnel eingebunden werden. Im 2. Schritt sollte die Vollelektrifizierung bis zu den Endbahnhöfen erfolgen. So kann nach Erreichen der Lebensdauer der Hybridbatterien auf die Neuausrüstung verzichtet werden. Die Hybridtriebwagen sind Elektrotriebwagen und können als solche normal weiter betrieben werden. Vor der wichtigen Landtagswahl 2018 ist der richtige Zeitpunkt, um in Bayern dem Klimaschutz gerade im wichtigen Verkehrssektor einen deutlichen Impuls zu geben. Bayern sollte sich hier nicht von seinem Nachbar-Bundesland Baden Württemberg weit abhängen lassen. BaWü hat einen engagierten Plan zur raschen Vollelektrifizierung aller Bahnstrecken aufgestellt und schon heute einen deutlich höheren Anteil elektrifizierter Bahnstrecken als Bayern.

Der Anteil der Erneuerbaren bei der Stromerzeugung in Bayern liegt schon über 45% (2017). Damit würde die CO2 Bilanz schon jetzt eine drastische Verbesserung aufweisen.

S. 2

Unsere Pressemitteilungen finden Sie auch online:

Daten Gemeinsame elektrifizierte Strecke: - München – Holzkirchen: 39 km (Stromnutzung durch heutige Dieseltriebwagen nicht möglich) Nicht elektrifiziert: - Holzkirchen – Schaftlach: 11 km - Schaftlach – Tegernsee: 12,5 km - Schaftlach – Tölz – Lenggries: 20 km - Holzkirchen – Schliersee – Bayrisch Zell: 41,3 km Eigentümer der Strecken: DB Netz, außer Schaftlach – Tegernsee ( Eigentümer Lkr. Miesbach, Gmund und Tegernsee) Eigentümer/ Betreiber der BOB: Transdev Gmbh, französisch domizilierter Verkehrskonzern, 6.6 Mrd € Umsatz, gehört zu 70 % Caisse des depots, staatliche französische Bank, zu 30 % Veolia, Zuständig für regionalen Schienenverkehr: Freistaat Bayern in Form seiner Tochter BEG. Die BEG bestellt und bezahlt die Nahverkehrszüge mit den Regionalisierungsmitteln des Bundes in Höhe von 1,3 Mrd. € (für 2018), steigt durch Dynamisierung weiter an. Die BOB-Strecken gehören zu den meistgenutzten in Bayern und überschreiten im Berufsverkehr aber auch im Ausflugsverkehr an Wochenenden schon seit längeren ihre Grenzen der Belastung.

Stand: 16. Juli 2018

Autoren: Dieter Kubisch, BN Arbeitskreis Verkehr (Kontakt: [email protected]) Rudi Remm, (Kontakt: [email protected])

S. 3

Unsere Pressemitteilungen finden Sie auch online: