Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 14 / 38 14. Wahlperiode 21. 06. 2006

Kleine Anfrage des Abg. Martin Rivoir SPD und

Antwort des Wirtschaftsministeriums

Internet-Breitbandversorgung in der Region

Kleine Anfrage

Ich frage die Landesregierung:

1. In welchen Gemeinden bzw. Ortsteilen stehen im Stadtkreis Ulm und im Alb-Donau-Kreis schnelle Internetverbindungen mit welcher Bandbreite zur Verfügung?

2. Welche Planungen bestehen für den weiteren Ausbau schneller Internetver- bindungen?

3. Welche Firmen bieten in der Region Breitbandverbindungen an?

4. Welche Technologien (Glasfaser, Kabel, Kupferleitungen, Funkverbindun- gen) sind im Einsatz?

5. Welche neuen Technologien (z. B. Wimax) sollen zum Einsatz kommen?

6. Wie werden die Betreiberlizenzen für diese neuen Technologien vergeben und bis wann ist ggf. mit Ausschreibungen zu rechnen?

21. 06. 2006

Rivoir SPD

Begründung

Schnelle Internetverbindungen sind immer wichtiger bei der Standortent- scheidung von Firmen. Der ländliche Raum droht hier aufgrund fehlender

Eingegangen: 21. 06. 2006 / Ausgegeben: 21. 08. 2006 1 Drucksachen und Plenarprotokolle sind im Internet abrufbar unter: www.landtag-bw.de/Dokumente Landtag von Baden-Württemberg Drucksache 14 / 38

Netze ins Hintertreffen zu geraten. Es erscheint notwendig, gezielt den Aus- bau schneller Internetverbindungen zu fördern.

Antwort*)

Mit Schreiben vom 9. August 2006 Nr. 2–3400.19/7 beantwortet das Wirt- schaftsministerium die Kleine Anfrage wie folgt:

1. In welchen Gemeinden bzw. Ortsteilen stehen im Stadtkreis Ulm und im Alb-Donau-Kreis schnelle Internetverbindungen mit welcher Bandbreite zur Verfügung?

Im liberalisierten Telekommunikationsmarkt wird das umfangreiche Angebot an Breitbandzugangsmöglichkeiten von zahlreichen Anbietern mit unter- schiedlichen Technologien im Wettbewerb erbracht. Einen detaillierten Über- blick über die Versorgung mit Breitbandzugangsmöglichkeiten in Städten, Gemeinden und Teilorten bietet der Breitbandatlas des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (http://www.zukunft-breitband.de/Breit- band/Portal/Navigation/breitbandatlas.html Stand März 2005, eine Aktuali- sierung ist für September geplant). Die im Breitbandatlas für die Region Ulm aufgelisteten Breitbandanbieter wurden vom Wirtschaftsministerium um eine Stellungnahme zum vorliegenden Antrag gebeten.

Weiterhin wurde eine vom Landratsamt Alb-Donau-Kreis durchgeführte Um- frage zur DSL-Verfügbarkeit im Alb-Donau-Kreis mit Stand 8. Mai 2006 herangezogen. Nach dieser Umfrage sind die meisten Gemeinden mit DSL- Anschlüssen der Deutschen Telekom AG, teilweise mit Kabelanschlüssen durch Kabel Baden-Württemberg versorgt. Fehlende DSL-Anschlüsse mel- deten die Gemeinden -Bräunisheim, Amstetten-Stubersheim, As- selfingen, , , Berghülen, -Temmenhausen, Dornstadt-Scharenstetten, , Erbach-Ringingen, Erbach-Dellmens- ingen, , , Hüttisheim-Humlangen, - Dorndorf, -Suppingen, Laichingen-Machtolsheim, Laichingen- Feldstetten, -Reichenstein, , -Wettingen, , -Mundeldingen, Oberstadion-Rettighofen, Öl- lingen, Öpfingen, , Schnürpflingen, -Weinstetten, Unter- stadion, , -Schechstetten und - Hinterdenkental.

Nach Auskunft von T-Systems beträgt die T-DSL-Verfügbarkeit in Ulm bei ca. 53.000 geschalteten Anschlüssen ca. 95 % und im Alb-Donau-Kreis bei ca. 77.000 geschalteten Anschlüssen ca. 83 %. Arcor gibt an, dass die Stadt- kreise Ulm und Neu-Ulm komplett mit Arcor ISDN/DSL erschlossen seien.

Laut Kabel Baden-Württemberg sind folgende Gemeinden mit Breitbandka- belanschlüssen versorgt: Ulm, , , Westerstetten, Erbach, Amstetten, , Senden, , Dornstadt, , Sontheim, Bächingen, Niederstotzingen, , Staig, Hüttisheim, Achstetten, Burgrieden, Laupheim, Schemmerhofen, Maselheim, Schnürpflingen, Mie- tingen, Biberach, Mittelbiberach, Ummendorf und Warthausen.

Vodafone bietet im Stadtkreis Ulm sowie in den Gemeinden an der Donau, Blaustein, Langenau, Erbach, Dornstadt, Deitenheim, Illerkirchberg und Illerrieden UMTS-Breitband an mit HSDPA-Erweiterung (HSDPA steht

*) Der Überschreitung der Drei-Wochen-Frist wurde zugestimmt.

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für High Speed Downlink Packet Access, ist eine Erweiterung des UMTS- Standards zur Erreichung höherer Geschwindigkeiten von bis zu 10 Mbit/s).

Grundsätzlich sind an jedem Ort und für jeden Haushalt Breitbanddienste über Satellit verfügbar.

Die meisten Breitbandanbieter der Region Ulm, die vom Wirtschaftsministe- rium um Stellungnahme gebeten wurden, verzichteten auf eine Angabe über die tatsächlich in jeder Gemeinde zur Verfügung stehende Bandbreite. Die Verfügbarkeit ist in der Regel abhängig vom genauen Standort, d.h. der Straße und der Hausnummer.

T-Systems gibt an, dass diese in fast allen Gemeinden inklusive der Ortsteile DSL mit einer Übertragungsrate bis zu 6 MBit/s anbieten. Nach Aussage von Kabel Baden-Württemberg beträgt die Übertragungskapazität zwischen 100 Kbit/s bis 20 Mbit/s. Dieses Angebot ist einer der schnellsten Internetzu- gänge in Europa. Die UMTS-Bandbreite des Mobilfunkanbieters E-Plus be- trägt bis zu 384 Kbit/s. Die neue UMTS-Funktechnologie von Vodafone er- möglicht durch die HSDPA-Erweiterung Downloadgeschwindigkeiten von bis zu 1,8 Mbit/s. Der Satellitenbetreiber Astra verkauft abhängig vom Ge- schäftsmodell Bandbreiten zwischen 256 kbit/s und 3,072 Mbit/s.

2. Welche Planungen bestehen für den weiteren Ausbau schneller Internet- verbindungen?

Eine möglichst flächendeckende Implementierung der Breitbandinfrastruktur in Baden-Württemberg ist erklärtes Ziel der Landesregierung. Bislang hat die Landesregierung erfolgreich auf einen technologieneutralen und marktgetrie- benen Infrastrukturausbau gesetzt. Um den Gemeinden und Städten eine erste Orientierung im Zusammenhang mit Fragen der kommunalen Telekommuni- kationsinfrastruktur zu geben, hat die Landesregierung gemeinsam mit der Landesanstalt für Kommunikation und anderen Kooperationspartnern bereits im Jahr 2004 die Clearingstelle „Neue Medien im ländlichen Raum“ ins Le- ben gerufen (Kontakt: Rathaus Mönchweiler, Bürgermeister Friedrich Schee- rer, Hindenburgstraße 42, 78087 Mönchsweiler, Tel.: 07721/94 80–0, E-Mail: [email protected] oder das Ministerium für Ernährung und Länd- lichen Raum, Ref. 41, Kernerplatz 10, 70182 Stuttgart, Ansprechpartner: Michael Reiss, Tel.: 0711/1 26–22 81, E-Mail: [email protected]).

Der Grund für die nicht erreichte DSL-Vollversorgung im ländlichen Raum liegt vor allem in der physikalisch begrenzten Reichweite von DSL. Dieser Dienst ist nur in einer gewissen Entfernung von der letzten Verteilerstelle möglich. Teile einer Gemeinde, die weiter als 4 bis 5 km von der Verteiler- stelle entfernt liegen, konnten bislang nicht erreicht werden. Diese Gebiete können jedoch erschlossen werden, wenn z.B. so genannte Outdoor-DSLAM (Digital Subscriber Line Access Multiplexer) installiert werden, was mit er- heblichen Kosten verbunden ist. In Baden-Württemberg wurden bzw. werden eine Vielzahl derartiger Knoten aufgebaut. Laut Auskunft von T-Systems soll in den Gemeinden Öpfingen und eine Inbetriebnahme der Out- door-Technik im 3. Quartal 2006 erfolgen.

Eine Vollversorgung mit DSL ist allerdings nicht zu erwarten und ökono- misch nicht sinnvoll. Hier müssen aus Sicht der Landesregierung alternative Techniken wie Satellitenlösungen oder terrestrische Funkanwendungen (WLAN, Wimax, UMTS etc.) zum Einsatz kommen, um die Lücken voll- ständig zu schließen. Das Flächendeckungsproblem lässt sich aus Sicht der Landesregierung nur durch marktwirtschaftliche Ansätze und unter Berück- sichtigung des Grundsatzes der Technologieneutralität lösen. Gezielte Sub-

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ventionen einzelner Technologien bzw. Unternehmen sind hiermit grundsätz- lich nicht vereinbar. Eine flächendeckende Breitbandversorgung wird nach Überzeugung der Landesregierung nur aus dem Zusammenspiel aller Breit- bandtechnologien wie DSL, TV-Kabel, Satellit, Stromnetz und über mobile Verbindungen wie UMTS, WLAN und WIMAX zukünftig möglich sein.

Die meisten der um Stellungnahme gebetenen Unternehmen verzichteten aus Wettbewerbsgründen zu Angaben über ihre zukünftigen Planungsvorhaben. Vodafone gibt an, die UMTS-Grundversorgung verdichten zu wollen und die Gemeinden Beimerstetten, Westerheim und Lonsee an das UMTS-Netz anzu- schließen. Hiermit steigt der UMTS-Versorgungsgrad von 50 auf 62 %. Arcor sieht für den 1. April 2007 einen DSL-Ausbau für das Ortsnetz mit der Vor- wahl 07305 Erbach/Donau vor. Laut Kabel Baden-Württemberg ist für die Gemeinden Illerrieden und die Breitbandaufrüstung noch in die- sem Jahr vorgesehen. Kabel Baden-Württemberg plant, bis zum Jahr 2009 ihr komplettes Netz zu modernisieren. Hiermit ist die Verfügbarkeit eines sehr schnellen breitbandigen Internetzugangs inbegriffen. Im TV-Breitbandkabel wird ein großes Wettbewerbspotenzial gesehen. Astra plant nach eigenen An- gaben noch für dieses Jahr einen bidirektionalen Satellitenweg seinen Provi- dern von Satellitenbreitband anzubieten, damit zukünftig auch der „Up- stream“ über Satellit erfolgen kann.

3. Welche Firmen bieten in der Region Breitbandverbindungen an?

Auf den oben genannten Breitbandatlas wird verwiesen (vgl. Antwort zur Frage 1).

Die Breitbandanbieter in der Region verfolgen sehr unterschiedliche Unter- nehmenskonzepte. So wird DSL von Infrastrukturanbietern und Resalern ver- kauft. Kabel Baden-Württemberg bietet TV-Breitbandkabelanschlüsse an. Anbieter von Powerline Communication (Internet aus der Steckdose) sind in der Region Ulm nicht bekannt. Die vier Mobilfunkanbieter T-Mobile, Voda- fone, E-Plus und O2 bieten mobile Breitbandfunksysteme über UMTS an. Flächendeckend wird Breitband via Satellit von den geostationären Satelliten SES Astranet sowie Eutelsat Services angeboten, die ihre Dienste verschiede- nen Telekommunikationsanbietern zur Weitervermarktung an die Endkunden weiterverkaufen. So bietet beispielsweise die regionet Datentechnik GmbH Funklösungen für Firmenverbünde an.

Die Firma Hughes Networke System Europe bietet nach eigener Aussage standortunabhängige (2-Wege) Breitband-Internetzugänge als schlüsselferti- ge Kommunikationslösungen über u. a. Satellit an mit einer 100%igen Netz- abdeckung in Deutschland (ohne terrestrischer Rückkanal mit einer soforti- gen Verfügbarkeit).

Weitere Satelliten-Anbieter in der Region Ulm sind: Deutsche Telekom, Fili- ago, sat_speed, ip4, NGI, easynet und Astranet. Das Unternehmen sofa net- works GmbH verkauft eine Dienstleistung (DSL und WLAN Hotspots), die es erlaubt, dass Nachbarn die entstehenden Kosten für die letzte Meile unter- 1 einander teilen können, hierdurch werden die Internetkosten auf ca. /3 ge- senkt. Das Unternehmen AOL bietet in der Region Ulm DSL als Resale an, teilweise Linesharing („Linesharing“ oder auch Leitungsteilung ist eine der Möglichkeiten, Sprachdienste und DSL-basierte Datendienste von unter- schiedlichen Anbietern auf derselben Teilnehmeranschlussleitung zu liefern).

Die Updata Deutschland GmbH konzipiert regional bezogene Netzwerke via DSL zur Anbindung von öffentlichen Einrichtungen in Kommunen und

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Landkreisen und erstellt Lösungen für unterversorgte Gewerbe- und Wohn- gebiete, ohne einen flächendeckenden Ausbau zu planen.

4. Welche Technologien (Glasfaser, Kabel, Kupferleitungen, Funkverbindun- gen) sind im Einsatz?

Wie dem oben genannten Breitbandatlas des Bundesministeriums für Wirt- schaft und Technologie entnommen werden kann sind folgende Breitband- technologien in der Region Ulm im Einsatz: DSL, Funk, Glasfaser, Kabel, Satellit, UMTS und WLAN Hotspots. Der Wettbewerb zwischen den Tech- nologien ist bisher aber nur schwach entwickelt, so nutzen in Deutschland 97 % aller Breitband-Kunden die Zugangstechnologie DSL (mit einem Ver- sorgungsgrad in Deutschland von ca. 90 %).

5. Welche neuen Technologien (z. B. Wimax) sollen zum Einsatz kommen?

Terrestrische Funkanbindungen wie zum Beispiel Wimax gelten als wichtige Alternative zum Festnetzanschluss insbesondere in ländlichen Gebieten. Der- zeit sind in Deutschland zahlreiche auf Wimax basierende Projekte in der Er- probung, die sehr viel versprechend verlaufen und zahlreichen Firmen neue Betätigungsfelder eröffnen. Wimax ermöglicht den Breitbandanschluss in Abhängigkeit von der Nutzerzahl mit Übertragungsraten bis zu 70 Mbit/s (abhängig von der verfügbaren Bandbreite) bei Reichweiten bis zu 50 Kilo- metern (abhängig von der Datenrate). Im Übrigen wird auf die Ausführungen zu Frage 2 verwiesen.

6. Wie werden die Betreiberlizenzen für diese neuen Technologien vergeben und bis wann ist ggf. mit Ausschreibungen zu rechnen?

Die Bundesnetzagentur für Elektrizität, Gas, Telekommunikation, Post und Eisenbahnen (BNetzA) hält es für erforderlich, die bisherige Praxis der Fre- quenzregulierung im Hinblick auf ein flexibles Gesamtkonzept neu zu struk- turieren. Dies soll einen raschen Zugang neuer Funktechnologien zu Fre- quenzen ermöglichen und damit Innovation und Wettbewerb fördern.

Die vorstehende Frequenzzuteilung im Bereich 3,5 GHz für den breitbandi- gen drahtlosen Netzzugang Broadband Wireless Access (BWA) muss ein Vergabeverfahren vorangestellt werden, da die Nachfrage den Umfang der verfügbaren Frequenzen bei weitem übersteigt. Einzelheiten zu diesem Ver- fahren sind im Amtsblatt Nr. 13/2006 der BNetzA zu ersehen. Die BNetzA beabsichtigt das Frequenzvergabeverfahren noch dieses Jahr abzuschließen.

Drautz Staatssekretär

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