HRSG: COALEXIT Das Braunkohlerevier Leipziger Land

Aktuelle Zahlen, Daten und Fakten zur Energiewende

ISABELL BRAUNGER PAULA WALK FELIPE CORRAL MONTOYA CATHARINA RIEVE PAO-YU OEI

Inhaltsübersicht

1 Die Wirtschaft bleibt stabil SEITE 4 SEITE 4 4 2 Der Strukturwandel bietet Chancen für die Region SEITE 6

3 Das Bergbaugesetz dient nicht dem Allgemeinwohl SEITE 8

4 Strom aus Braunkohle ist teuer SEITE 10

5 „Saubere Braunkohle“ (CCTC/CCS) gibt es nicht SEITE 12

6 Kohlestrom verstopft die Netze SEITE 14

7 Sichere Stromversorgung durch Dezentralität SEITE 15

8 Weder Braunkohle noch Erdgas sind Brückentechnologien SEITE 16

9 Es bleibt warm in SEITE 17

10 100% Erneuerbare Energien sind möglich SEITE 19

11 Literatur SEITE 20 Klimawandel und deutsche Braunkohle

Die Nutzung fossiler Energieträger, wie Braun- und Steinkohle, führte in den letzten Jahrzenten zur Erderhitzung. Dieser Zusammenhang von mensch- lichem Handeln (Treibhausgasausstoß) und dem seit Jahrzehnten spürbaren globalen Temperaturanstieg, ist unter Klimaforscher_innen Konsens.

Es besteht ein klarer Zusammenhang zwischen CO2 Anteil in der Atmosphäre und Anstieg der mittleren globalen Lufttemperatur. Abbildung 1 verdeutlicht den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur seit 1850. Die „Warming Stripes“, wie Ed Hawkins, Klimaforscher und Professor für Meteorologie seine Info­grafik nennt, umfassen die Jahre 1850 bis 2017. Jeder Streifen steht für ein Jahr, blaue und rote Farbgebungen zeigen die weltweite Durchschnitts- temperatur an. Auf einen Blick ist zu erkennen, wie rasant sich die Erde erhitzt: Sämtliche dunkelblaue Balken, die die kältesten Jahre markieren, liegen weit in der Vergangenheit – während sich rote Balken, also die wärmsten, vor allem in der Zeit nach der Jahrtausendwende häufen.1 Auch der IPCC Sonderbericht zeigt eindrücklich auf, dass die Klimaerhitzung bereits stattfindet. Die globale Durchschnittstemperatur ist im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter durch menschliche Aktivitäten bereits um 1°C angestiegen ist (PCC 2018).

Werden keine Anstrengungen unternommen, den Ausstoß von Emissionen zu verringern, würde dies zu weiteren schwerwiegenden Konsequenzen, wie starken Stürmen und Überschwemmungen, einem Anstieg des Meeres- spiegels und stark sinkenden Erträgen bei der Nahrungsmittelproduktion führen (IPCC 2018, 2014). Um dies zu verhindern, hat sich Deutschland, gemein­ sam mit 179 anderen Staaten im Dezember 2015 mit dem Pariser Klima­ abkommen dazu verpflichtet, die Klimaerhitzung auf unter 2°C zu begrenzen. Trotzdem sind in den letzten Jahren die Treibhausgasemissionen in Deutsch- land kaum gesunken. Nach aktuellen Prognosen wird das Klimaziel für das Jahr 2020 (40 % THG-Reduktion gegenüber 1990) um etwa 8 Prozentpunte deutlich verfehlt (BMUB 2018).

1 https://gpn.greenpeace.de/ausgabe/0318/lorem-erklaerung-titel/ 2 Abbildung 1: Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur (relativ zu 1850-1900) Quelle: https://www.scientists4future.org/

Um die 2020 Ziele doch noch und die 2030 Klimaziele perspektivisch zu erfüllen, muss Deutschland aus der Kohleverstromung aussteigen. Braunkohle

ist der CO2 intensivste fossile Energieträger und macht in Deutschland gut ein Viertel der Stromproduktion aus (Sachverständigenrat für Umweltfragen 2017; DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecologic Institut 2018). Um einen gesamt­gesellschaflichen Konsens für einen Kohleausstieg zu finden, wurde im Sommer 2018 die Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung eingesetzt, deren ausgehandelter Kompromiss mit einem Kohleausstieg bis 2035 (oder 2038) weder ausreicht, um die 2020, noch die 2030 Klimaschutzziele zu erreichen (BMWi 2019; Oei u. a. 2019; Parra u. a. 2018; Höhne u. a. 2019).

3 1. Die Wirtschaft bleibt stabil

Das Braunkohlerevier im Leipziger Land (siehe Abbildung 2) besteht aus dem Tagebau Profen, welcher das Kraftwerk Schkopau mit Braunkohle versorgt. Der Tagebau Vereinigtes-Schleenhain beliefert das Großkraftwerk Lippendorf. Beide Tagebaue beliefern zudem kleinere Kraftwerke in , Dessau und Könnern. Des Weiteren gibt es den kleineren Tagebau Amsdorf mit dazu- gehörigem Kraftwerk, in dem Braunkohle zur Herstellung von Rohmontan- wachs gefördert wird (Oei u. a. 2014). Insgesamt verfügt das Revier im Leipziger Land über 3 GW installierter Leistung von insgesamt ca. 200 GW installierter Leistung Deutschland weit.

Die Braunkohleindustrie machte in der Region 2014 nur etwas über 0,4 % der Bruttowertschöpfung aus. 2017 beschäftigte die Braunkohleindustrie im Revier „Leipziger Land“ etwas mehr als 2.000 Personen, was einem Anteil von knapp 0,2 % aller Erwerbstätigen der Region gleichkommt. Rechnet man die Beschaftigten hinzu, die indirekt von der Braunkohle abhängig sind, erhöht sich der Anteil der Erwerbstätigen auf ca. 0,3 % (RWI 2017). Bedingt durch die Altersstruktur werden bis zum Jahr 2030 im deutschen Braunkohlebergbau ungefähr zwei Drittel der Beschäftigten in den Ruhestand gehen. Von ähn- lichen Zahlen kann auch für den Kraftwerksbetrieb ausgegangen werden (Hermann, Schumacher, und Förster 2018). Die Wirtschaft ist durch die zentrale Lage in der Nähe von Leipzig diversifi- zierter als beispielsweise in der Lausitz (Sachverständigenrat für Umweltfragen 2017). Zudem verfügt die Region über eine deutlich besser ausgebaute Infra- struktur. Neben zwölf Hochschulen sind zahlreiche Forschungseinrichtungen ansässig. Man kann deshalb davon ausgehen, dass ein Kohleausstieg für die Region aufgrund der Vielzahl an vorhandenen Alternativen relativ gut ab- gefedert werden kann. Wird der bevorstehende Strukturwandel zudem frühzeitig eingeleitet und umfassend geplant, dann haben junge Beschäftigten und nachfolgende Genera­tionen die Chance, sich beruflich rechtzeitig umzuorientieren. So können Kündigungen und Phasen der Arbeitslosigkeit, teilweise abgewendet werden (Franke, Hackforth, und Haywood 2017).

4 3,011 MWel Installierte Gesamtleistung 19 Mio. t Geförderte Kohlemenge (2016)

17 TWhel Produzierter Strom (2016) ca. 1.900 Anzahl der Beschäftigten

Mitteldeutsches Revier

ôKraftwerk 0,2 TWhel Amsdorf 0,5 TWhth Romonta n/a Halle Kraftwerk 4,8 TWh 6,0 Mio. t el Schkopau 1,3 TWh 0,3 Mio. t th Uniper, EPH 1996

SACHSEN Leuna

Leipzig

SACHSEN-ANHALT Lützen

Kraftwerk 10,9 TWhel Kraftwerk 0,2 TWhel Lippendorf 1,0 TWhth Wählitz 0,1 TWhth MIBRAG 1994 LEAG, EnBW 1999–2000

251,0 Mio. t Kraftwerk 0,2 TWh el 10,0 Mio. t Deuben 1,5 TWhth MIBRAG 1993 6,0 Mio. t Zeitz 0,3 Mio. t

Stromproduktion p.a. Vor. Ortschaft Bereits genutzte 900 MW Tagebaufl äche Wärmeproduktion p.a. Betriebsende Derzeitige Inbetriebnahme Abbaugrenze Mit Rahmenbetriebsplan 500 MW Kohlevorrat 15–15 Mio. t CO 2 Öff entliche Ohne Jährliche 100 MW 1–15 Mio. t CO2 Eisenbahn Rahmenbetriebsplan Fördermenge < 1 Mio. t CO2

Eigene Darstellung basierend auf Daten vom BEBRIV

Abbildung 2: Kohleförderung und -kraftwerke im Leipziger Land (2017) Quelle: (DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecologic Institut 2018)

5 2. Der Strukturwandel bietet Chancen für die Region

Im Vergleich zu den beiden anderen Braunkohleregionen in Deutschland sind im Revier „Leipziger Land“ verhältnismäßig wenige Menschen beschäftigt. Ein Großteil des Strukturwandels ist bereits vollzogen (siehe Abbildung 3). Gleichzeitig kämpft die Region mit strukturellen Problemen.

Wenn auch niedriger als in der Lausitz, ist der Anteil der über 50-Jährigen in der Region Leipzig höher als im bundesweiten Schnitt. Die Abwanderung jun- ger, gut ausgebildeter Menschen und der Wegzug von Frauen sind die Haupt- gründe (Gabler, Kollmorgen, und Kottwitz 2016). Die Arbeitslosenquote2 liegt in der Region deutlich über dem Bundesdurchschnitt, obwohl sie durch den Rückgang der Erwerbsbevölkerung in den letzten Jahren überdurchschnittlich gesunken ist. Zudem ist das BIP pro Einwohner_in3 in der Region wesentlich geringer als im Bundesdurchschnitt (DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecolo- gic Institut 2018). Der Braunkohleausstieg bietet eine Chance für die Region diese Probleme strukturiert und langfristig anzugehen. Aktuell gibt es sowohl auf Bundes- und EU-Ebene Fördertöpfe für die Braunkohleregionen (Wehnert u. a. 2018). Für den Zeitraum 2018 – 2021 stellt allein die Bundesregierung den Braunkohle­ regionen 1,5 Milliarden Euro für den Strukturwandel zur Verfügung. Die soge- nannte „Kohlekommission“ hat zudem jährlich weitere 2 Mrd. für die nächsten 20 Jahre für den notwendigen Strukturwandel empfohlen. Nun gilt es sicher- zustellen, dass diese Mittel in die Regionen fließen, um diese zukunftsfähig zu machen, statt den Betreiber von Tagebauen oder Kraftwerken als indirekte Entschädigug zugute zu kommen.

2 2015 lag die Arbeitslosenquote bei 9,9% im selben Jahr lag diese bundesweit bei 6,4%. 3 2015 lag das BIP pro Einwohner_in bei 27 640€ im Leipziger Land und bundesweit bei 37.128€. 6 Braunkohleförderung (in Tsd. Tonnen)

102.200 Rheinisches Revier 91.200

168.000 Lausitzer Revier 61.200

80.900 Mitteldeutsches Revier 18.800 0 20.000 40.000 60.000 80.000 100.000 120.000 140.000 160.000 180.000

1990 2017 Zahl der Beschäftigten in der Braunkohleindustrie

15.300 Rheinisches Revier 8.900

65.500 Lausitzer Revier 7.800

46.800 Mitteldeutsches Revier 1.900 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000

Abbildung 3: Braunkohleförderung und Zahl der Beschäftigten in der Braunkohleindustrie Quelle: (DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecologic Institut 2018) Anmerkung: Die Zahl der Beschäf- tigten ist im Zeitverlauf nicht direkt vergleichbar. Die Angaben für das Jahr 1990 beeinhalten nur Beschäftigte im Braunkohlebergbau. Im Jahr 2017 sind dagegen auch Beschäftigte in den Braun- kohlekraftwerken der allgemeinen Versorgung enthalten. 3. Das Bergbaugesetz dient nicht dem Allgemeinwohl

Die Rechtsgrundlage für den Abbau von Bodenschätzen ist das Bundesberg- gesetz. Das Recht gibt dem Interesse des Bergbaus weitgehend Vorrang vor Interessen des Umweltschutzes und individuellen Grundrechten. Artikel 1 des Bundesberggesetzes (§ 1 Nr. 1 BbergG) nennt die Sicherung der Rohstoffver- sorgung als ein zentrales Gesetzesziel. Explizite umweltrechtliche Pflichten statuiert das BbergG nicht. Dadurch werden Umweltbelange nicht ausreichend berücksichtigt und auch die Öffentlichkeitsbeteiligung ist im Genehmigungs- verfahren nur rudimentär ausgestaltet.

Das heutige Bergrecht ist stark geprägt durch das Allgemeine Preußische Berggesetz von 1865. Zur Zeit der NS-Herrschaft kamen weitere Regelungen hinzu, welche der deutschen Kriegswirtschaft ungehinderten Zugang zu Ressourcen ermöglichen sollten.4 Auf dieser Grundlage sollen aktuell immer noch mehr als 5000 Menschen in Deutschland für den Braunkohleabbau umgesiedelt werden (DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecologic Institut 2018). Allein im Leipziger Land wurden seit dem Beginn des Braunkohleabbaus 250 Orte devastiert und rund 80 000 Menschen umgesiedelt.5 Trotz des geplanten und notwendigen Kohleausstiegs sind in Deutschland im- mer noch 17 Dörfer von der Umsiedlung und Zerstörung als Folge des Braun- kohletagebaus bedroht.6 Beispielsweise plant die MIBRAG eine Vergrößerung des Tagebaus Vereinigtes Schleenhain. Dafür müsste u.a. das Dorf Pödelwitz weichen. Die Mehrheit der Pödelwitzer_innen hat sich bei einer Abstimmung zwar für eine (entschädigte) Umsiedlung ausgesprochen. Mehrere Familien wollen ihre Heimat aber nicht verlassen. Das Dorf war erst 1998 vom Dresdner Landtag in einem Gesetz als „Schutzgut“ ausgewiesen worden. Die MIBRAG hat jedoch immer noch ein grosses Interesse an einer Komplettumsiedlung des Dorfes, da das Unternehmen neben der 20 Mio. t Braunkohle insbesondere von wegfallenden zusätzlichen Kosten für Lärm- und Staubschutz profitieren würde (Oei u. a. 2014). Dabei kann das Kraftwerk Lippendorf über seine gesam- te Laufzeit maximal bis 2038 zuverlässig mit Kohle versorgt werden. Hinzu kommt, dass Deutschland erheblich früher aus der Braunkohlever­ stromung aussteigen muss, um die Klimaschutzziele einzuhalten. Selbst die zum Abbau genehmigte Kohle wird also nicht mehr in vollem Umfang benötigt. Tatsächlich scheinen sich nun die jahrelangen Proteste der Pödelwitzer_innen

8 Abbildung 4: Die Kirche des Dorfes Pödelwitz im „Leipziger Land“ Quelle: https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:PödelwitzKirche4.JPG

gelohnt zu haben. Nach den Landtagswahlen im September 2019 in Sachsen formiert sich eine neue Landesregierung aus CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen. In ihrem Sondierungspapier, das die Grundlage für die kommenden Koalitionsgespräche bildet, haben die Parteien ihr Bestreben geäußert Pödel- witz zu erhalten. Als nächster Schritt muss diese Absichtserklärung in den Koalitionsvertrag aufgenommen werden und der Landesentwicklungsplan entsprechend angepasst werden. Wenn die geäußerten Willensbekundungen umgesetzt werden, könnte die abgewendete Zerstörung von Pödelwitz ein Präzedenzfall und Vorbild für andere bedrohte Dörfer werden und den Kampf für ihren Erhalt unterstützen.7

4 https://www.mdr.de/echt/video-253122_zc-de5d1a32_zs-4dd3afd7.html 5 https://www.alle-doerfer-bleiben.de/ 6 https://www.mdr.de/nachrichten/politik/regional/poedelwitz--braunkohle-rettung-koalition-100.html 7 https://www.gruene-bundestag.de/parlament/bundestagsreden/2012/januar/oliver-krischer-neues-­ 9 bergrecht.html) 4. Strom aus Braunkohle ist teuer

Solar- und Windstrom verzeichnen seit mehreren Jahren eine stetige Verrin- gerung in den Stromerzeugungskosten (REN21 2017). Auch zukünftig kann mit einer weiteren Reduktion der Kosten gerechnet werden.

Trotzdem hält sich das Gerücht, Braunkohle sei die günstiste Art der Strom- erzeugung. Das Gegenteil ist der Fall. Aktuell werden große Teile der anfal- lenden Kosten nicht in den resultierenden Endpreis miteinberechnet. Braun- kohleunternehmen lagern die Kosten der Umweltverschmutzung, wie sinkende Grundwasserspiegel oder Treibhauseffekte, auf die Gesellschaft aus. Hinzu kommen indirekte Subventionen, wie die kostenfreie Entnahme von Grund- wasser. Wie Abbildung 5 zeigt, können die Gesamtkosten von Braunkohle- strom, alleine im Jahr 2017, auf 22,2 bis 23,6 ct/kWh beziffert werden. Davon trägt die Gesellschaft mehr als 80% (Wronski 2018). Aufgrund der günstigeren Herstellungskosten sind Erneuerbare Energien in den letzten Jahren zunehmend unabhängig von staatlicher Förderung (der sogenannten EEG Umlage) geworden. Müssten Braunkohleunternehmen die Gesamtkosten ihrer Produktion übernehmen, würden sie schon heute aus dem Markt verdrängt werden (siehe Abbildung 5).

Eine Möglichkeit einen Teil der Umweltkosten aus fossilen Energieträgern wieder in die Stromerzeugungskosten einzupreisen ist das im Jahr 2006 auf europäischer Ebene eingeführte europäische Emissionshandelsystem (EHS).

Dabei müssen Stromunternehmen für jede Tonne ausgestoßenes CO2 ein Emissionszertifikat erwerben Ellerman,( Marcantonini, und Zaklan 2016). Bisher hat dieser Mechanismus unter anderem aufgrund extrem niedriger Preise nicht ausreichend funktioniert. Im ersten Halbjahr 2019 lag der Preis für ein 8 CO2-Zertifikat bei ca. 25 € . Um die entstehenden Umweltschäden tatsächlich wiederzuspiegeln, müsste der CO2-Preis aktuell allerdings mit 180€ /tCO2 berechnet werden (Matthey und Bünger 2019).

8 https://www.boerse-online.de/rohstoffe/co2-emissionsrechte 10 ∅ Börsen­ strompreis 2,9

Strom-­ gesteh­ ungs­ kosten­­ 3,4–4,7 Braunkohle

gesamtgesell- schaftliche 22,2– Kosten des Braun- kohlestroms 23,6 }

17,7 1,1 3,4-4,7

Stromgestehungs­ kosten Neuanlage 4,6 Wind Onshore*

Stromgestehungs­ kosten Neuanlagen PV* 6,5

ct./kWh 0 5 10 15 20 25

Spanne Stromgestehungskosten (alte Kraftwerke mit ŋ = 35% bis neue * Gemäß den Ausführungen in FÖS Kraftwerke mit ŋ = 42% (20179 wird hier ausschließlich der staaliche Förderung mit Budegtwirkung untere Rand der Stromgestehungs- nicht internalisierte externe Kosten kosten als plausibler Wert für neue Anlagen ausgewiesen

Abbildung 5: Ausgelagerte Kosten der Braunkohleverstrommung in Deutschland im Jahr 2017 Quelle: (Wronski 2018) nach Greenpeace 5. „Saubere Braunkohle“ (CCTC/CCS) gibt es nicht

Unter Carbon Capture Transport and Storage (CCTS oder CCS) wird die Ab- scheidung von CO2 (z.B. bei der Energiegewinnung), der Transport des Gases zu entsprechenden Lagerstätten und dessen Endlagerung verstanden. Wird in einer Biogasanlage CCTS Technik genutzt, spricht man sogar von Negativen Emissions Technologien (NETs), weil beim Wachstum der Pflanzen der Atmo- sphäre CO2 entzogen und nach der Abscheidung in der Erde gespeichert wird.

In vielen Studien, die Prognosen zur Nutzung von Energieträgern erstellen, wird unrealistischerweise mit dem Einsatz von CCTS sowohl bei der Energie- gewinnung mit fossilen als auch erneuerbaren Energieträgern gerechnet. Dabei ist in den kommenden zwei Jahrzehnten mit einer flächendeckenden Nutzung dieser Technologie nicht zu rechnen. Derzeit existiert global kein einziges kommerzielles Kraftwerk das CO2 großskaliert abscheidet und dann unterirdisch speichert (Mendelevitch u. a. 2018). Zudem zeigt der CCTS readiness index des Global CCS Institutes deutlich, dass es kaum (politische) Akzeptanz für diese Technologie gibt (Consoli, Havercroft, und Irlam 2017). Diese Ablehnung lässt sich auch auf die massiven Risiken, die sich bei der Nutzung von CCTS ergeben, zurückführen.

Bei der Lagerung des CO2 ist, ähnlich wie beim Atommüll, vollkommen unklar, wie die Sicherung des verpressten CO2 über hunderte von Jahren gewährleis- tet werden kann und wer diese Aufgabe wahrnimmt (Fuss u. a. 2018). Politische Systeme und deren Stabilität ist, denken wir nur an die letzten einhundert Jah- re, wandelbar und unvorhersehbar. CCTS löst das bestehende Problem nicht, sondern schiebt die Konzequenzen in eine unsichere Zukunft. Es ist demnach nicht verwunderlich, dass großer Widerstand in den Bundesländern, wo die Speicherung des abgeschiedenen Kohlenstoffdioxides potenziell möglich wäre, bestehen (Oei u. a. 2014). Außerdem würden auch bei erfolgreicher Anwendung der sogenannten CCTS Technologie an konventionellen Anlagen nur 65-79% der Treibhausgase re- duziert. Selbst bei enormer Effizienzsteigerung, würde – im Gegensatz zu den Erneuerbaren Energien – auch diese Art der Kohleverstromung immer noch mehr Treibhausgase ausstoßen (Viebahn u. a. 2007). Dies ist nicht mit Deutsch- lands Klimaschutzzielen bis 2050 vereinbar.

12 Abbildung 6: Proteste gegen die CCS Technologie in Brandenburg Quelle: CCS-Protest.de

Bei der Verbrennung von Braunkohle werden neben CO2 weitere Schadstoffe freigesetzt, die Luft, Gewässer und Böden belasten und damit gesundheit- liche Risiken für die Bevölkerung und Arbeitnehmer_innen bergen. Zudem entstehen beim Abbau von Braunkohle erhebliche Umweltschäden. All diese negativen Folgen würden durch die Nutzung von CCTS nicht vermindert. Teilweise wird argumentiert, dass die Braunkohle für andere Zwecke als die klimaschädliche Energiegewinnung verwendet werden könnte und sich somit der Bedarf der Abbagerung weiterhin ergibt. Die chemische Industrie schlägt die stoffliche Nutzung der Braunkohle vor. Bislang spielt Kohle hier allerdings eine äußerst geringe Rolle. Zudem muss langfristig auch für diese Grundstof- fe eine nachhaltige und erneuerbare Lösung gefunden werden.

13 6. Kohlestrom verstopft die Netze

Verschiedene Studien zeigen auf, dass das Stromnetz in Deutschland gut ausgebaut und in der Lage ist selbst ambitionierte Ziele wie 65% EE im Bruttostromverbrauch bis 2030, zu ermöglichen (Agora Energiewende 2018). Das Stromnetz hat bereits heute genügend Kapazitäten, um den Strom aus Erneuerbaren Energien zu Endverbraucher_innen zu transportieren. Dennoch wird oftmals der fehlende Netzausbau als Argument vorgeschoben, weshalb die Energiewende nicht weiter voranschreiten kann. Ein Problem ist hierbei je- doch, dass konventionelle Atom- und Kohlekraftwerke zu viel Netzkapazitäten in Anspruch nehmen (DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecologic Institut 2018).

Über die letzten Jahre gab es mehr Zu- als Abbau fossiler Verstrommungska- pazitäten, obwohl diese nicht benötigt werden. Der Zubau Erneuerbarere Ener- gien führt dazu, dass sich die Tage häufen in denen ein Großteil oder sogar die ganze Stromnachfrage Deutschlands durch Erneuerbare Energien gedeckt wird (Agora Energiewende 2018). Auch an diesen Tagen produzieren konven- tionelle Kohle- oder Atomkraftwerke Strom, da eine schnelle Abregelung oder Zuschaltung nicht möglich ist. Der konventionell erzeugte Strom muss ins Netz eingespeist werden. Auch deshalb ist Deutschland zu einem der größten Stromexporteure Europas geworden. Ein schneller Ausstieg Deutschlands aus der Braunkohle würde nicht nur das deutsche Stromnetz entlasten und für Strom aus Erneuerbaren Energien Platz machen, sondern auf europäischer Ebene zu einem saubereren Strommix führen (Göke u. a. 2018). Ergänzend soll- te eine großflächige Transformation des Energiesystems in Richtung Erneuer- bare Energien Faktoren wie dezentrale Regionalität der Stromerzeugung- und nutzung, intelligente Netze und Nachfragemanagement verstärkend berück- sichtigten (Agora Energiewende und Energynautics 2018).

14 7. Sichere Stromversorgung durch Dezentralität

Aktuell ist das deutsche Energienetz auf Grund der Großkraftwerke zentrali- siert. Die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen, wie Wind oder Sonne, besteht dagegen aus vielen kleinen Anlagen. Anstatt wenige einzelne Kern-, Kohle- und Gaskraftwerken speisen eine große Zahl an dezentralen Wind-, Solar- und Biogasanlagen an vielen Stellen Energie in das Stromnetz ein (Clausen u. a. 2017).

Aufgrund der bereits stattfindenden Klimaerhitzung, muss zukünftig mit starken Hitzewellen aber auch Überschwemmungen gerechnet werden. Kohle- sowie Atomkraftwerke benötigen für ihren Betrieb Kühlwasser und stehen deshalb häufig an Gewässern (mit Ausnahme der meisten Braunkohlekraft- werke, die mit Grubenwasser aus den nahegelegenen Tagebauen kühlen). Bei langanhaltender Hitze erwärmen sich die Gewässer oder deren Wasserstand sinkt. Als Resultat entstehen Engpässe bei der Kühlung von Kraftwerken. Letztlich müssen diese dann gedrosselt werden, weshalb konventionelle Kraftwerke mit zunehmender Klimaerhitzung unzuverlässiger werden. Entspricht die lokal erzeugte Energie außerdem der Nachfrage vor Ort, kann der Netzausbau reduziert werden (VDE 2015). Neben diesem monetären Vor- teil der Dezentralität, kann diese – abhängig von ihrer Ausgestaltung – einen sozialen und politischen Mehrwehrt, wie Akzeptanz durch Teilhabe und Unabhängigkeit der Eigenversorgung bieten (Clausen u.a. 2017). Teilhabe und Eigenversorgung wiederum bilden die Grundlage für eine flexible Stromnach- frage durch Privatkund_innen, die sogenannten Prosumer9, die ihren eigenen Strom produzieren und lernen diesen dann zu verbrauchen, wenn er gerade produziert wird.

15 9 Prosumer setzt sich zusammen aus den Wörtern Produzent_in und Konsument_in. 8. Weder Braunkohle noch Erdgas sind Brückentechnologien

Bestehende Kohlekraftwerke sind nicht flexibel genug, um sich der Strom- erzeugung der Erneuerbaren anzupassen. Das heißt Kohlekraftwerke können nicht schnell abgeregelt und zugeschaltet werden, sondern laufen permanent mit hoher Auslastung. Wird viel Strom aus Erneuerbaren Energien ins Netz eingespeist, kommt es teilweise sogar zu negativen Strompreisen und Erneur- bare müssen abgeregelt werden. Trotzdem gibt es die falsche Behauptung, dass wir Braunkohlestrom für den Übergang zu einer 100% Erneuerbaren

Energieversorgung brauchen. Braunkohle ist die CO2 intensivste Art der Stromerzeugung und muss aus diesem Grund schnellstmöglich auslaufen (Reitz u.a. 2014). Die Nachrüstung von Braunkohlekraftwerken, um deren Ein- satz zu flexibilisieren, ist daher aus Klimaschutzgründen nicht zu befürworten. Die flexible Nutzung von Kohlekraftwerken erhöht zudem deren Betriebskos- ten durch die schnellere Abnutzung von Bauteilen (Prognos und Fichtner 2017).

In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Gaskraftwerke als Brücke zwischen fossilem und erneuerbarem Zeitalter vorgeschlagen. Gaskraftwer- ke sind in gewissem Rahmen flexibler als Kohlekraftwerke. Fossiles Gas ist jedoch, wie Kohle, treibhauswirksam insbesondere durch das Freiwerden des extrem klimaschädlichen Treibhausgases Methan bei der Förderung und beim Transport (Cremonese und Gusev 2016; Howarth 2014). Einen wirklich langfristi- gen Beitrag zur Dekarbonisierung können diese somit nicht leisten. Trotzdem wird in der EU und insbesondere in Deutschland aktuell – von der EU finanziell gefördert – massiv Gasinfrastruktur ausgebaut. Ein Ausbau ist weder notwen- dig, da die bereits existierenden Infrastruktur nicht ausgelastet ist (Neumann u. a. 2018), noch dient sie dem Klimaschutz. Der Ausbau der Infrastruktur ist teuer und Investoren hoffen auf eine lange Nutzungsdauer. Dieser sogenannte Lock-In Effekt macht ein zeitnahes Abschalten der Gaskraftwerke unwahr- scheinlich oder bedingt spätere unnötige Entschädigungszahlungen. Eine langfristig nachhaltige Stromversorgung kann nur durch die Systemin- tegration von immer mehr erneuerbaren Energiequellen durch die Flexibilisie- rung der Nachfrage, eine Steigerung der Energieeffizienz und den Einsatz von Kurzzeitspeichern erreicht werden (DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecologic Institut 2018).

16 9. Es bleibt warm in Leipzig

Im Rahmen eines Ausstiegs aus der Verstromung von Kohle ist auch die Sicherstellung der Wärmeversorgung zu berücksichtigen. Grundsätzlich sind Alternativen für die Bereitstellung von Wärme durch Braun- und Steinkohle vorhanden. Idealerweise werden diese kombiniert mit Verbrauchsreduktion durch mehr Energieeffizienz. Die Stadtwerke Leipzig besitzen Gas- und Dampfturbinenanlagen sowie Heiz- kraftwerke.10 Etwa die Hälfte des Wärmebedarfs der Stadt Leipzig wird jedoch durch eine 200 MW Grundlastlieferung in Form von Fernwärme aus Kraft-Wär- me-Kopplung (KWK) aus dem Braunkohlekraftwerk Lippendorf bereitgestellt. Von dieser Wärmeversorgung will sich die Stadt unabhängig machen. Die Stadtwerke erarbeiteten dafür ein Zukunftskonzept und kamen zu dem Ergeb- nis, dass der Verzicht auf Fernwärme aus dem Braunkohlekraftwerk technisch machbar ist. 11 Laut dem Energie- und Klimaschutzprogramm der Stadt Leipzig 2014-2020 soll der Ausbau des Fernwärme- und das Nahwärmenetzes mit höchster Priori- tät weitergeführt werden. Ziel ist einerseits durch Anschluss an das Fernwär-

mesystem oder eine Nahwärmeversorgung mit KWK die CO2 Emissionen um 30% und mehr zu senken und andererseits das Verteilnetz auf die zukünftige Nutzung mit Erneuerbaren Energien – Heizkraftwerke mit Biomasse bzw. Biogas, Solarthermie und Geothermie – in Kombination mit einem zentralen Wärmespeicher-Konzept vorzubereiten. 12 Ein bereits vorhandener thermischer Speicher mit 225 MWh termischer Energie ist bereits in Betrieb. Die Erweiterung des Fernwärmenetzes der Stadt Leipzig und die Nutzbarma- chung von erneuerbaren Energiequellen, ist zu begrüßen. Als nächsten Schritt könnte die Versorgung mit erneuerbaren Energien in Leipzig weiter gestärkt werden, indem Photovoltaik- und solarthermische Anlagen auf den Dächern der städtischen Gebäude installiert werden. 13

17 Jedoch setzt die Stadt Leipzig in ihrer zukünftigen Wärmeversorgung nicht nur auf erneuerbare Energien, sondern auch auf den Zubau von Erdgasinfrastruk- tur. Zum einen werden durch den Wärmeversorger der städtischen Liegen- schaften Energieanlagen und Heizungskessel aus den 90er Jahren zum Teil von Öl auf Gas umgestellt. Zum anderen planen die Leipziger Stadtwerke den Bau eines neues Gasturbinen-Heizkraftwerks mit einem Wärmespeicher und drei Gasturbinen, welches bis zum Jahr 2022 fertig gestellt werden soll. Die Stadt Leipzig sollte bei ihrer Wärmeversorgung ausschließlich in zukunftsfähi- ge Energien und Gebäudedämmung investieren und nicht mit der Umstellung auf Erdgas auf einen fossilen Energieträger setzen. 14

10 https://www.leipzig.de/news/news/stadtwerke-leipzig-investieren-in-sichere-wrmeversorgung/ 11 https://www.leipzig.de/news/news/saubere-waerme-die-stadt-leipzig-nimmt-ihre-energiezukunft- selbst-in-die-hand/ 12 Energie- und Klimaschutzprogramm der Stadt Leipzig 2014 – 2020, S. 70, https://www.leipzig.de/ fileadmin/mediendatenbank/leipzig-de/Stadt/02.3_Dez3_Umwelt_Ordnung_Sport/36_Amt_fuer_-­ Umweltschutz/Energie_und_Klima/Klimaschutz/Energie-und_Klimaschutzprogramm_2014-2020.pdf 13  https://www.energate-messenger.de/news/181224/leipzig-stellt-waermeversorgung-neu-auf 14 Clemens Felsmann et al, 2014, Wärmeversorgung für Sachsen aus Erneuerbaren Energien, S. 93, https://www.gruene-fraktion-sachsen.de/fileadmin/user_upload/Studien/Waermeversorgung_Sach- sen_Studie_EE2050_2014-11.pdf 18 10. 100% Erneuerbare Energien sind möglich

Die Energiewende bedeutet einen grundlegenden Systemwechsel. So wird es zunehmend weniger Grundlastkraftwerke auf Basis von fossilen Energieträ- gern oder Uran geben. Stattdessen können und werden Erneuerbare Energien mit fluktuierender Einspeisung Energie liefern und Versorgungssicherheit ge- währleisten. Dafür muss das Stromsystem insgesamt auf der Erzeugungs- und Nachfrageseite flexibler werden. Umsetzungsoptionen umfassen Netzausbau und die weitgehende Digitalisierung örtlicher Verteilnetze (z.B. der Trafo- stationen), den Ausbau von Lastmanagement (Demand Side Management) und Speichern sowie – für eine Übergangszeit – eine erhöhte Flexibilität im Bereich der verbleibenden konventionellen Kraftwerke (DIW Berlin, Wuppertal Institut, und Ecologic Institut 2018). Der Speicherbedarf wird ansteigen, um das fluktuierende Angebot auszu- gleichen. Der Bedarf reicht von Kurzzeitspeichern, die Strom zur Netzstabi- lisierung für weniger als eine Sekunde speichern, bis hin zu sog. saisonalen Speichern. Momentan besteht der Entwicklungsbedarf insbesondere für saisonale Speicher, während viele kurzfristige Speicher bereits über eine hohe technologische Reife verfügen (Viebahn u.a., o. J.). Langzeitspeicher werden erst für ein System benötigt, das zum größten Teil mit Erneuerbaren Energien funktioniert. Bis zu diesem Zeitpunkt werden diese Technologien ausreichend zur Verfügung stehen. Die Verfügbarkeit von Stromspeichern stellt deshalb keinen limitierenden Faktor für die Energiewende dar, genausowenig wie der Atomausstieg (Öko-Institut e.V. und Fraunhofer ISI 2015; Hansen, Mathiesen, und Skov 2019). Ein Beispiel, das zeigt, dass die technische Umsetzung der Energie- wende in manchen Teilen Deutschlands bereits weiter vorangeschritten ist als dass in manchen Köpfen der Fall ist: Bereits in 2018 stammen in der Regelzone von 50hertz15 50% des Stromverbrauches aus Erneuerbaren Energien. Die Kosten für die Energiewende, ohne eine Annahme von zukünftigen (zu erwartenden) Preissteigerungen für fossile Energieträger, sind nicht höher als die Kosten, die heute für die Versorgung (Bau, Erhalt, Brennstoffkosten und Finanzierung) mit Strom und Wärme verwendet werden (Henning und Palzer 2012). Neben dem Nachdenken darüber wie ein Energiesystem aussieht, das auf Basis 100% erneuerbar hergestellter Energie basiert, ist es ebenso wichtig Strategien für Energieeinsparungen durch angepasstes Konsumverhalten (Suffizienz) zu entwickeln.

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CoalExit Forschungsgruppe Technische Universität Berlin Straße des 17. Juni 135 10 623 Berlin

Verfasser*innen Isabell Braunger, Paula Walk, Felipe Alberto Corral Montoya, Catharina Rieve, Pao-Yu Oei

Kontakt [email protected]

Webseite www.coaltransitions.org

Gestaltung www.zoff-kollektiv.net

Druck OKTOBERDRUCK GmbH, Grenzgrabenstraße 41, 13053 Berlin

Erscheinungsjahr 2019 Die Broschüre „Das Braunkohlerevier Leipziger Land“ liefert Fakten und Argumente rund um den Strukturwandel im Braunkohlerevier Leipziger Land und zur Energie- wende im Allgemeinen. Damit soll eine informierte Debatte zum Kohleausstieg in der Region unterstützt werden. Die Inhalte der Broschüre basieren auf den Ergebnissen eines Workshops der im Rahmen der degrowth summer school 2018 in Pödelwitz stattfand. Wir danken allen Beteiligten – insbesondere Jens Hausner – für ihre Mitarbeit!

COAL TRAN SITIONS