52 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 1g - 1lg7 Die Familien Becker, Braun und Goldberg Ein Beitrag zur jüdischen Geschichte in von Hans-Werner Ziemer

Nu"h0", in Ausgabe 1/1996, Heft den/Hunsrück, bis Oktober 1808 Sa- Bürgermeister Sauerbronn ver- 1 1, dieser Zeitschrift über die jüdische muel Wolf, gestorben am 4. März 1854 nahm mehrere Zeugen, darunter auch Familie Kahn aus Hennweiler berichtet in Hennweiler) und der Rosina Salo- den 50jährigen Lumpensammler wurde, folgt nun ein Beitrag über die in mon (geboren 1779 in Hennweiler, bis Lazarus Jacobi. Dieser sagte am 18. vgrurandtschaft lichen Beziehungen zu- Oktober 1808 Esther Salomon, gestor- Januar 1869 zu den Ereignissen wäh- einander stehenden Familien Becker, ben am 13. März 1860 in Hennweiler). rend eines Gottesdienstes am 12. De- Braun und Goldberg. Anlaß dazu bot Der Ehe entstammten drei Kinder, zember des Vorjahres unter anderem der Besuch von Frau Paula Petry aus die alle in Hennweiler geboren wurden aus: ,,Wie jedesmal während unseren Hennweiler bei Walter Hartwich und und dorl auch verstarben: Sara, gebo- Gottesdiensten während der Zwischen- seiner Frau llse geborene Goldberg ren am 19. November 1846, gestorben pausen durch Flüsterungen und Hin- sowie bei Kurl Kahn und seiner Frau am 18. Dezember 1930 (siehe bei Fa- und Herbewegungen die Ordnung ge- Susanne in den USA im Maivergange- milie Braun), Carolina, geboren am 4. stört resp. niemals vorhanden ist, wie nen Jahres. September 1849, gestorben am 25. ein Gottesdienst sie erheischt, so war Oktober 1917 und Samuel, geboren es auch an dem hier in Rede stehen- Die ehemals in Hennweiler leben- am 12. Mai 1857, gestorben am 3. den Sabbattage der Fall. Einen eigent- den Bürger jüdischer Konfession wa- Februar 1858. Die Familie wohnte in lichen Vorsänger haben wir nicht; den ren vor der,,Machtergreif ung" durch die der Obergasse im heutigen Hause desfallsigen Verrichtungen unterzieht Nationalsozialisten im Januar 1933 Agnes Schmidt. sich der Martin Becker. An jenem Tage nicht nur geduldet, sondern auch ge- Martin Becker war von Beruf Han- hatte er auch vorgelesen, hörte dann achtet. Sie hatten ein gutnachbarschaft- delsmann. Als solcher ist er in den aber mit den Woften: 'Wenn das Geflü- liches Verhältnis zu ihren christlichen Nachweisungen der in der Landbür- ster nicht aufhör1, lese ich nicht wieder Mitbürgern und nahmen regen Anteil germeisterei wohnenden Juden vor' auf. ..." Vorsteher Schmelzer gab am Leben der Gemeinde. und dervon diesen zu zahlenden Steu- ebenfalls am 18. Januar 1869 vor dem Viele Juden waren Mitglied in den erbeträgen eingetragen. Bürgermeister zu Protokoll: ,,Daß un- Ortsvereinen und wirkten dorl auch tat- ser Gottesdienst ein ungeregelter, kräftig mit. So Bernhard Braun, der 53 Ende 1868 kam es innerhalb der du rch mancherlei jedesmal wiederkeh- Jahre lang aktives Mitglied im Männer- lsraelitischen Gemeinde Hennweiler renden Unordnungen gestört ist, ist gesangverein Hennweiler war, und in wegen Gottesdienststörungen zu Aus- wahr. Diesen Uebelständen vorzubeu- dieser Zeit auch noch 22 Jahre dessen einandersetzungen. Vorsteher Joseph gen, habe ich mir meiner vergebens 1 . Vorsitzender. Er kann als Beispielfür Schmelzer erstattete deshalb Anzei ge angelegen sein lassen. Der... erwähn- das intakte Zusammenleben von Ju- bei Bürgermeister Sauerbronn von der teVorfallvom 9. Oktoberhätte ich ganz den und Christen in Hennweiler gelten. Landbürgermeisterei Kirn, der darauf- gewiß angezeigt, hätte mich davon nicht Auch sein Schwiegersohn Edmund hin eine Untersuchung derVorfälle ein- der Martin Becker mit dem Bemerken Goldberg gestaltete als Schriftführer leitete. Am 30. Dezember 1868 erstat- abgehalten, es zu unterlassen, da ich des Männergesangvereins das Ver- teten die israelitischen Gemeindeglie- sonst aus jedwedem Göttesdienste einsgeschehen im Ort mit. Maftin Bek- der ihrerseits eine Anzeige gegen Vor- Veranlassung zu neuen Anzeigen neh- ker stand 27 Jahre hindurch der lsrae- steher Schmelzer, der, wie es in der men könne und müsse. Ohne mich litischen Gemeinde Hennweilervor und vom Bürgermeister angefeftigten Nie- weiter über die Anzeige der israeliti- trug mit zum Bau der Synagoge in der derschrift heißt, ,,in den gottesdienstli- schen Gemeindeglieder zu äußern, Obergasse bei. chen Versammlungen unserer Synago- erkläre ich mich mit der beantragten ge weder Ruhe noch Ordnung auf- Neuwahl eines,Kirchenvorstehers ein- Die Familie Becker recht" erhalte. Schmelzer habe unter verstanden und.lege dieses Amt hier- Martin Becker wurde am 3. August anderem am 9. Oktober,,,wo sein eige- mit freiwillig nieder. ..." 1 821 in DillendorJ/Hunsrück geboren. ner Sohn in der Synagoge eine Unord- Die von Bürgermeister Sauerbronn Er heiratete am 3. November 1845 nung hervorrief, die in einer Schlägerei angeordnete Nquwahl des Vorstehers Sara Vogel, geboren am 25. Oktober endete, nicht einmal Protokoll darüber waram 1 9. Februar 1 869; mitder Durch- 1812 in Hennweiler, Tochter des Jo- abgefaBt". Die Gemeindeglieder bean- führung der Wahlhandlung war der seph Vogel (geboren 1781 in Gemün- tragten eine Neuwahl des Vorstehers. Vorsteher der Zivilgemeinde Hennwei- Heft Nr. 13 - 1/97 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 53

/2 ,r' 39 her Becker ist ein Mann vonT4Jahren zz' z//s und ft* /* .Zg *uZ 4 -zory*-Z- dem vorgeschrittenen Alter wegen ' ;r-'-/r1* /**;*4 ri zZ*..2.' .r*-lr?2,4*a. Z.,zz nicht in der Lage, dieses Amt zu ver- / walten. 2. Sind wir im Begriff, eine neue -/j, A %/*- "k*** -5y--*- Synagoge zu bauen, und daher auch / sehr viel Anforderungen **2**31g an den Vor- =P steher herantreten, wo auch Becker -L c*z-*Z;-* .=.r. nicht mehr vorstehen kann ...,, I {Z*^,a,.a./r7%-;*r-- 7-4i bz*,ä*Z*' :;* Z. -?+z* <4 /*?*X"z-Z* -z Am 18. Aprit 1896 wurde Jacob Vogel zum Nachfolgervon Marlin Bek- /- Z"z* 4,**9*..*1-zjz- ker gewählt. /A,-s*'r/zv* i* Zweites Vorstandsmitglied *-;/-r4"--z*2ry2* z** wurde Salomon Kahn und drittes Vor- r*4zrVrS standsmitglied wurde Jacob Schmelzer. /*.*;,f2.,%*7*4*-"22z'4z4-"*:2;2fu -7a-?*-r"*--; t/4 **JZ,*)<.s* o/.o %.. Eine Synagoge im eigentlichen Sin- "%-z* %*** %* . (,,,, ne besaßen die Juden in Hennweiler hr- fur:.2, zunächst nicht. Aus einem Schreiben fb**e. des Bürgermeisters Rau von der Land- / ., -_/. bürgermeisterei Kirn vom 21 . April 1gg5 an den Landrat in Kreuznach geht her- vor, daß die Juden in Hennweiler,,auf einem alten Bau ein kleines Local,,be- säßen, ,,in welchem sie ihre Versamm- lungen abhalten" würden. Dieses Ge- bäude, das in den 1830erJahren käuf- -d-e,-fua.a7 lich ,/ erworben wurde, war mit der Zeil o' so baufällig geworden, g. ,v - '/ ' J'z/ daß es am q,7 März 1 895 baupolizeilich geschlossen -,--Z /;;y-*----/.. @,/' "" ; / "77* wurde. Die Juden wollten sich eine ,/ '/ ' .tL -,/ at4r/fl4L+--P neue Synagoge bauen. Da sie dazu tu finanziell nicht in der Lage waren, rich- teten sie am 17. März 1895 an Bürger- Der von Vorsteher Maftin Becker und Bürgermeister Sauerbronn unterschriebene Eid. meister Rau ein,,Gesuch um Genehmi- gung einer Hauskollekte für den Neu- lerbeauftragt. FürdieWahl waren sechs schuldiges Genüge zu leisten und mich bau einer Synagoge in Hennweiler,,. Personen vorgeschlagen, darunter überall so zu betragen, wie es einem Dieses Gesuch, das nach eingehender auch Marlin Becker. Von 13 abgegebe- rechtschaff enen Vorsteher woh I ansteht Prüfung durch die zuständigen Behör- nen Stimmen entfielen vierauf Becker, und gebührt." den abgelehnt wurde, war unter ande- der damit neuer Vorsteher wurde. Er Da die lsraelitische Gemeinde zu rem von Martin Becker und dessen trat sein Amt am 1. März an. Bürger- dieser Zeit weder einen Rabbiner noch Schwlegersohn Bernhard meister Sauerbronn Braun unter- schrieb nach der einen eigenen Vorbeter finanziell un- zeichnet. Wahl an Becker: ,,lch darf ... wohl die terhalten konnte, blieb Marlin Becker Erwartung aussprechen, daß Sie die- auch weiterhin Vorbeter und Vorsän- ses Amt sowohl nach den Vorschriften gerin derSynagoge. Von Oktober 1 gg2 .,/ lhres / Cultus verwalten, als auch lhren bis Oktober '1885 war dann ein Hirsch ' ,'r4n,o, -//or/n Einfluß darauf verwenden wollen, daß Scheinblum als Vorbeter bei der Ge- \V der Friede und die Eintracht unter lhren meinde angestellt. , ,k,/9.. Glaubensgenossen wiederhergestellt /ro /J und erhalten werde." Am 29. April 1894 benachrichtigte /)-)7 Martin Becker wurde am 10. März Maftin Becker Bürgermeister Rau von 2-,,.-),n . ., ) 'c_/t, 1 869 durch Bürgermeister r) t ,1 Sauerbronn der Landbürgermeisterei Kirn, daß er vereidigt. Der Eid lautete: ,,lch, Martin das Amt des Vorstehers der lsraeliti- %/n-a7,cZ> Becker, schwöre zu Gott dem Allmäch- schen Gemeinde Hennweiler niederle- tigen undAllwissenden einen leiblichen gen wolle. Dazu kam es vorerst jedoch 4'r /:i*,., Eid, daß, nach dem ich zum Vorsteher nicht. Erst am 18. Januar 1gg6 richtete der Juden ernannt worden -u bin, ich alle Becker erneut ein Schreiben an den {i".':)""v,i/t L/ t/_tu 4,/"V J, die mir obliegenden Pflichten gewis- Bürgermeister, in dem er mitteilte, daß senhaft, gern ( und getreulich erfüllen er,,wegen hohen Alters von74 Jahren ')tt" : ,1..(. und überhaupt alles, was in meinen das Amt des Vorstehers ... ablege,,. Kräften steht, anwenden will, um als Auch die Gemeindeglieder baten den Vorsteher der Juden in Hennweiler Bürgermeister um Neuwahl eines Vor- Die Unterschriften von Martin Becker (2. deren Bestes zu befördern. - Auch ge- stehers. ln ihrem Schreiben vom 21. von oben) und Bernhard Braun (4. von oben) auf dem lobe ich hierdurch, allen Anordnungen Januar 1896 an den Bürgermeisterführ, Gesuch um Geneh- migung einer Hauskollekte zum Bau der mir vorgesetzten Behörden ein ten sie die Gründe an: . Der ,,1 Vorste- einer Synagoge vom 17. März 1g93. -

Heft Nr. 13 1 3- 54 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz -

n Keirh Eostern f- Caryn Epsle 12or loe Leopold Roth$hild qeb r;12.1957 | seb Simon Schmelzer r Sa1 Jose us: aus Filemersheim üvarleto uSA geb.10.08.1778 I Gusiav Rolhschild 6 ------l geb.18.12.1869 s,,sen Siafl I gesi.05.10.1855 Regina Mähler oeb 2004.1957 KYeEpsien in Hennweiler 06.11.1899 FrL Rolhschild Larry Epslein ; Beacl USA - geo' 25 10 19^86 - geb.11.01-1901 geb.15.12.1930 -olq in Filemersheim g-"b. 24 04.1878 in Cincinnati/USA ermordet in AuschwiE geb.08.09.127 Bran Epsiein Kenya Simon in Kich-Brumbach - 1.6 1934 qeb.02.05 Josepeh Schmelzer Margaret Rothschild 1959 I geb. 16 03.1983 gest.15.08.1827 Anni Beck€r geb.01.08.1936 vä le,o/USA I geb.22.12.1805 'n in Eng ewood/USA in Hennweiler geb. 30.03.1915 ln Hennweiler in Füdh I eine Tochler in Nünberg oesl.19.08.1877 I Sandv Bodrquez I lsaak Loeb in Hannweiler I qeb 05.03 1959 I aus Sleinbach il.6--_--l ir Santä Dom ngo Brando Epstsin Carolina Loeb I Dominicansche RePuPllk geh. 21 .02-1991 qeb.11.03.1813 I in Steinbach I g6st.01.08.1885 Jacob Schmelzer geb. 07.09.1849 Lesa Epstein geb.15.09.1952 gest.02.01.1921 in Oakland/USA B€njamin Schoemann aus Bengel € 11.06.1a77 David Romes Carolina Schoemann qeb. 07.08.1949 I geb.29.05.1975 Loeser geb.12.09.1853 in Regina CincinnatilUsA I in Cinc nnat/USA in Bengsl drei Söhne gest.19.11.1921 -- der Anni Becker Monica Jacobs I in Hennweiler 1948 in den USA qeb.15.05.1949 I I Erich Jacobs - in Cinclnnati/UsA geb.28.11.1914 geb.12.06.1978 Braun Bernhard n Kreield in Louisville/USA geb. 1 6.12.1850 gest. 1995 in Clncinnat/USA 9es1.20.05.1930

@ A4 12.1A77 siehe bei Braun Herben Sohn Sara Becker N,N. Beckor geb.l 912 geb. 1 9.1 1.1846 Manin Becker Rosetu N.N. 9eb.03.08.1821 gest.18.12.1930 - ;n Dillendod U Auschwilz 96s1.02.08.184 Hanna Sohn in Gemünden/Hunsrück 9es1.07.04.1902 in Hennweiler llse Becker geb.1939 Gßtav Beo@, 6 03.11.1845 carotina Becker geb 10.02.1912 ln Nürnberg geb.09.09.1883 geb. G.09.1&9 in Nümberg ermordet im in Henf,weiler KZ Auschwitz gest.25.10.1917 gest.07.07.1944 KZ Auschwitz - in Schenectady/UsA - 26.02.1911 Gustav Becker im Jahre 1938. Samu€l Becker geb.20.01.1887 geb.12.05.1857 qest.14.12-1981 in Hennweiler gesl.03.02.1858 in Albäny/USA

John Schalner seb.30.10.1847 geb- 03.12.1952 qesL 17.02.1927 in Lynn/USA in München (?) lüni Töchler Gail Becker geb.09.12 1952 Theresa Kirchhausen geb. 16.08.1850 n A bany/usA 9es1.06.03.1925

Jette Becker geb. woltshei' Manin Becksr Gregory Hallenbeck meL die Ehefrau von Gu' geb.28.09.1926 gob.09.o4 1952 N.N SchwaP in Nürnberg n Albany/USA stav Becker, imJahre 1 967. - 24.06.1950' €- Skyler Hallenbeck Nora Schwarz Dian6 Becker gsb.07.12.1995 in Albany/UsA N.N 9eb.0s.02.1931 geb. 23.02 1956 Stammtafel der Familie Becker in Essen in Albany/USA

Hause seines Trotz mancherlei Schwierigkeiten Kusel) und Sohn Robert deportiert und Hennweiler kam und im ansässig wurde, trat errichteten sich die Juden aus eigenen im Konzentrationslager Auschwitz (?) Schwiegervaters gegründe- Mitteln in der Obergasse ihre neue ermordet (die Familie wohnte im De- Bernhard Braun dem 1862 Hennweiler Synagoge, die am 22. August 1896 mit zember 1938 in Mainz, Kaiserstraße ten Männergesangverein Sänger bei. Nachdem er einem feierlichen Gottesdienst einge- 24, im Hause Wagner), Eugenie (Jen- als aktiver dieses Vereins wur- weihtwurde. Das am 26. Februar 1896 ny), geboren am 30. März 1880, ge- 1901 Schriftführer Jahr sPäter zum 1' bei Bürgermeister Rau eingereichte storben am27. Februar 1944 in Nürn- de, wurde er ein Vorsitzenden gewählt. Dieses Amt be- ,,Gesuch um die Baugenehmigung" berg (verheiratet mit Ernst Scheffler), '12. 1923; aktiver Sänger trägt ebenfalls die Unterschriften von Hugo, geboren am Juni 1882, ge- gleitete er bis bis zu seinem Tode. Martin Becker und Bernhard Braun. storben am 1 1 . Juni 1964 in Paris (ver- blieb er Martin Beckerstarb am 7. April 1902 heiratet mit Betty Meyer, geboren am Die jüdischen Kinder in Hennweiler in Hennweiler. Seine Ehef rau Sara war 4. Januar 1884, gestorben am 20. April Elementarunterricht in der bereits am 16. Mai 1869 verstorben' 1955), und Laura, geboren am24. Ja' erhielten evangelischen Volksschule am Ort. Den Beide sind auf dem israelitischen Fried- nuar 1889 in Hennweiler, ermordet in erteilte von Septem- hof in Hennweiler beerdigt. einem Konzentrationslager (siehe bei Religionsunterricht Familie Goldberg). ber 1891 bis April 1893 Religionslehrer (geboren am 1. Die Familie Braun Wilhelm Silberstein 1840 in Breslau), der bei der Bernhard Braun, am 16. Dezember Bernhard Braun war von Beruf Zi- März lsraelitischen Gemeinde Hennweilerf Ür 1850 in Kesten an der Mosel geboren, garrenmacher. Sein Handwerk betrieb in diese Zeit angestellt war. heiratete am 5. Dezember 1877 Sara er im Hause seines Schwiegervaters Offenbar waren einige Eltern mit Becker, die Tochtervon Martin Becker derObergasse. ln den oben enivähnten dem Religionslehrer bzw. mit dessen und Sara geborene Vogel. Nachweisungen derJuden in der Land- nicht immer ganz Aus dieser Ehe gingen vier Kinder bürgermeisterei Kirn und der von die- Unterrichtsmethoden denn aus einervon dem hervor (alle in Hennweiler geboren): sen zu zahlenden Steuerbeträgen ist einverstanden, - Lehrer geführten und vom evangeli- Mathilde, geboren am 2. Oktober 1878, er - wie sein Schwiegervater ebenfalls Pfarrer Faust in seiner Eigen- 1942 (?) mit ihrem Ehemann Arthur eingetragen. schen schaft als Lokalschulinspektor (als sol- Anselm Maximilian Steiner (geboren in lm selben Jahre, in dem er nach Heft Nr. 13 - 1197 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 55

chem unterstand dem Pfarrer auch die terricht besuchten sie weiterhin in der schen Besatzungstruppen Anstoß an israelitische Religionsschule) bei Bür- evangelischen Volksschule ihres Hel- den ,,Nationalfarben" der Fahne nahm. germeister Rau von der Landbürger- matortes. Die Fahnenträger, der 1. Vorsitzende meisterei Kirn eingereichten,,Versäum- Bernhard Braun und der 2. Vorsitzende nis-Liste der isr. Religionsschule zu lm März 1901 richteten die Henn- wurden aus dem Festzug genommen Hennweiler für die Woche vom 30. weiler Juden an Bürgermeister Rau und einem Verhör unterzogen, das in Oktober bis 4. November 1892" erfah- von der nunmehrigen Bürgermeisterei Kreuznach ein gerichtliches Nachspiel ren wir, daß Eltern ihre Kinder nicht Kirn-Land die Bitte, ,,daß auf Kosten hatte. Der Verein mußte 1.000 Mark regelmäßig am Unterricht teilnehmen der Gemeinde für die die Schule (Ele- Strafe zahlen, wozu noch 308 Mark ließen. ln dieser Liste heißt es, daß - mentarschule, Anm. d. Verf.) in Henn- Nebenkosten kamen. ln,,dankenswer- neben anderen Kindern - Hugo und weiler besuchenden israelitischen Kin- ter Weise" beteiligte sich der Männer- Eugenie Braun die gesamte Woche der Religionsunterricht eingerichtet" gesangverein Hundsbach mit 200 Mark hindurch den Unterricht nicht besucht werden solle. Rau erkundigte sich dar- an den Kosten. hätten. Auch Gustav Becker (Sohn von aufhin zunächst beim evangelischen ln Anbetracht seiner Verdienste um Carolina Becker, Vormund: sein Groß- Lehrer Petry in Hennweiler darüber, den Verein wurde Bernhard Braun bei vater Martin Becker) sei während der welche jüdischen Kinder zur Zeil die der Jahreshauptversammlung im Ja- Woche nicht zum Unterricht erschie- Schule besuchen würden. Petry mel- nuar 1923 zum Ehrenvorsitzenden er- nen. Als Bemerkung hat Lehrer Silber- dete folgende Kinder: Laura Braun, nannt. lm Protokollbuch heißt es dazu: stein angefügt, daß diese drei Kinder Tochter von Bernhard Braun, Sigmund ,,Bevor sämtl. Punkte berührt waren, von ihren Angehörigen,,absichtlich" und Leo Sender, Söhne von Alexander hat der Verein unseren alten Sanges- vom Unterricht,,zurückgehalten" wür- Sender, Arthur und Wilhelm Vogel, bruder u. Vorsitzenden Herrn Braun den. Bürgermeister Rau berichtete den Söhne von Jakob Vogel. Der Bürger- zum Ehrenvorsitzenden ernannt; letz- Sachverhaltdem Landrat in Kreuznach, meister berichtete dann dem Landrat in terer bleibt stimmberechtigt - (und) der dem Bürgermeister freistellte, ge- Kreuznach über das Gesuch und fügte wurde ihm ein Ehren-Diplom ausge- gen die Eltern strafrechtlich vorzuge- seinem Schreiben eine Nachweisung händigt. ... Als Ehrenvorsitzender wur- hen, falls diese ihre Kinder weiterhin über die Verhältnisse der Juden in de Herr Braun vom Beitrag befreit, ..." nicht zum Unterricht schicken würden. Hennweiler und (die dorti- Am 20. und 21 . Juni 1 927 feierte der gen Juden gehörten seit 1896 zur ls- Männergesangverein sein 65jähriges Am 5. März 1893 hatte die Reli- raelitischen Gemeinde Hennweiler) bei. Bestehen in Verbindung mit einem gionsschule zu einer Theaterauffüh- ln dieser Nachweisung ist bei Bernhard Bundes-Sängerfest. Bernhard Braun rung geladen, über die die ,,Kirner Zei- Braun aufgeführt, daß seine Einkom- gehörte damals bereits 50 Jahre dem tung" berichtete: ,,... führte der hiesige mensteuer mit 1,20 Mark veranschlagt Verein an, wofür er mit der goldenen israelitische Lehrer, HerrSilberstein, in sei und daß ein Kind von ihm die Schu- Ehrennadel und einer Urkunde geehrt der Damm'schen Wirthschaft zur Feier le besuche, das aber,,zu Ostern (1901 , wurde. des Purimfestes zwei Theaterstücke, Anm. d. Verf.) aus der Schule" entlas- 'Esther' und'Tell' mit seinen Schülern sen werde. Bei Martin Becker ist ver- Knapp ein halbes Jahr später, am auf. Zahlreiche Gäste, auch von den merkt, daß er ein Haus sowie Grund 5. Dezember 1927, konnte das Ehe- Nachbarorten, hatten sich eingefun- und Boden besitze (späterer Erbe Bern- paar Braun das Fest der Goldenen den, so daß das Lokal bis auf den hard Braun, dann Edmund Goldberg). Hochzeit feiern. Der Gemeinderat von letzten Platz besetztwar. Beide Stücke Ein Steuerbetrag ist bei Becker nicht Hennweiler beschloß in seiner Sitzung wurden mit großem Beifall aufgenom- eingetragen, da er zu dieser Zeit beruf- am gleichen Tage: ,,Den Eheleuten men; am Schlusse des ersten Stückes lich nicht mehr tätig war. Die Efteilung Bernhard Braun soll aus Anlaß ihrer wurde bei bengalischer Beleuchtung des Religionsunterichtes auf Kosten Goldenen Hochzeit ein Geschenk in ein hübsches lebendes Bild gestellt, der Gemeinde und auch eine zur Hal- Höhe von 25 Mark durch Bürgermei- darstellend die Krönung Esthers zur tung des Unterrichts beantragte Staats- ster Reiss (von der Bürgermeisterei Königin. Dem Herrn Silberstein gebührt beihilfe wurde von der Königlichen Kirn-Land, Anm. d. Ved.) überreicht für die Veranstaltung Lob und Aner- Regierung in Koblenz abgelehnt. Die werden." Friedrich Groß, der damalige kennung." Unter den Mitwirkenden wa- Kinder mußten weiterhin den Religions- Schriftführer des Männergesangver- ren auch Eugenie und Hugo Braun unterricht in Kirn besuchen. eins, hielt im Protokollbuch des Ver- sowie Gustav Becker. eins fest: ,,... Gedenken muß ich hier Wilhelm Silberstein verließ im Mai ln Bernhard Brauns Amtszeit als 1. der Goldenen Hochzeit unseres Ehren- 1893 Hennweiler, um eine neue Stelle Vorsitzender des Männergesangver- vorsitzenden Herrn Bernh. Braun mit bei derjüdischen Gemeinde in Gemün- eins Hennweilerfiel das 50jährige Ver- seiner Ehefrau Sara geb. Becker. - Den den/Hunsrück anzutreten. Sein Nach- einsjubiläum, das an Pfingsten 1912 im Jubilaren wurde am Abend des 5. De- folger wurde Religionslehrer Abel Wil- ,,oberen Dreschschuppen" gefeiert zbr., also am Abend des Jubeltages, kow, mit dem die lsraelitische Gemein- wurde. Eine der damals bei solchen vom Verein ein Ständchen gebracht. de Hennweiler am 17. Juni 1893 einen Festen üblichen Ehrendamen war Lau- Bei dieser Gelegenheit würdigte unser Vertrag abschloß, der vom Vorsteher ra Braun, die Tochter des Vorsitzen- Dirigent, Herr Lehrer Albach, mit be- Martin Becker mit unterzeichnet wur- den. deutenden Worten das Jubelpaar, und de. Wilkow blieb bis Mai 1894 in Henn- Am 10. Juli 1921 beteiligte sich der der Präsident des Vereins, Herr Otto weiler. Nach seinem Weggang erhiel- Männergesangverein an einem Sän- Beck, mit markiger Anrede, überreich- ten die jüdischen Kinder aus Hennwei- gerfest in Hundsbach. Der Verein war te im Namen des Vereins dem würdi- ler von einem geprüften Lehrer in Kirn mit seiner Fahne im Festzug mitmar- gen Paare einen prachtvollen Ruhe- Fleligionsunterricht; den Elementarun- schiert, als eine Streife der französi- sessel. Hierauf bedankte sich unser 1,9- zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 13 - 56 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und

schrei- ken, wie derVerein sich ich die Ehre habe, diese Zeilen bemüht, solch treuen ben zu dürfen. - Aber in dem Wesen Da Sängern, die ein hal- eines Vereins liegt ein ständiges Ge- bes Jahrhundert unun- capo, eine Wiederholung aller terbrochener Sanges- schehnisse von Jahr zu Jahr. '.. lch bin Ver- freudigkeit dem Verein stolz darauf, ein Mitglied dieses angehören, zu ehren eins zu sein und f reue mich stets, wenn und zu wÜrdigen. Je- ich, während eines Gesangsvortrages, markan- dem jungen Menschen in die strahlenden Augen der möge diese Tatsache ten Köpfe der Enruachsenen und in die kann, zum Vorbilde dienen." der blühenden Jugend schauen und verstehe so recht das Motto, wel- Bei der Jahres- ches der Verein sich gewählt: 'Sind wir Kraft zu hauptversammlung des von der Arbeit mÜde, ist noch der Goldenen Hochzeit Dieses Foto entstand anläßlich Männergesangvereins einem Liede'." eernnarA und Sara Braun im Dezember 1927' Hintere schon iii Hennweiler im Februar Wer konnte zu dieser Zeit von tinks: Arthur Anselm Maximilian Steiner (Ehe' ieihe ahnen, daß es wenig sPäter - ab 1933 Mathitde Steiner), Laura Goldberg geb' Braun; 1929 wurde Edmund mann von Jahre, vor allem fÜr Reihe von links: Edmund Goldberg, Eugenie Goldberg, der Schwie- - glückverheißende Äitt"o mehr geben (Jenny) Scheff ler geb. Braun, Ctara Scheff ler (Tochter von gersohn von Bernhard jüdische Mitbürger, nicht 'Eug"hi" Scheffler), Betty Braun geP y?y.e' (Ehefrau von Braun, zum 1. Schrift- sollte! Braun, Mathilde Steiner geb' Braun: iu'oo Brauil. Huqo-Bernhard führer des Vereins ge- Braun mit Enkelkind Günther ,i,in" ,on ti'nks: wählt; er blieb in die- Große Trauer herrschte im Dorf , als CoitiO"rg, Sara Braun geb' Becker mit Enkelkind llse sem Amt bis Februar Bernhard Braun am 20. Mai 1930 starb' Goldberg. auf 1933. Beerdigt wurde er fünf Tage später hielt nicht nur dem israelitischen Friedhof in Henn- alter Ehrenpräsident und entbot den Edmund Goldberg im Protokollbuch fest' weiler. Verein zu einemTrunke und einer Nach- das Vereinsleben Der Männergesangverein nahm am feier ins Vereinslokal Beck. ln Anwe- sondernauchseineeigeneGedanken' Ein- Tage vor der Beerdigung an einem der ganzen Familie Braun & Hier ein Auszug aus seiner ersten senheit Bundes-Sängerfest in teil, entwickelten sich nun tragung vom Februar 1929: HochzeitsgäJten am nächsten Tag erwies er seinem unvergeß|1-cheStunden.Mitschönen,,DasalteJahrliegthinteruns.Es die letzte Ehre' ist, wie alles Erlebte, als Vergangenes einstigen'Vorsitzenden Lieder-n und solovorträgen feierte der hielt Ewigkeit gesunken' - Schriftführer Edmund Goldberg Verein seinen EhrenvoÄitzenden. Nur in den Schoß der im Protokollbuch fest: allzuschnellgingderAbendindieReichanGeschehnissen&Schicksa- (vor schoße der ,,... Schon einige Tage vorher hinein, und manchen sah der len ist ein neues Jahr dem Nacht dem Fest in Mexheim, Anm. d' Verf') truneruorgenmitwankendenGliedernZeitentstiegen.Glückverheißendfür wesentliche; ging ein Wehmutsklang durch die Rei- heimüchen Gefilden zustreben. - alles Menschliche und den hen der Sänger und tiefe Trauer senkte BeidieserGelegenheitistzubemer-aberauchfürdenVerein,fürwelchen

Simon Steiner @ AdhurAnselm der Familie Braun Mdimilian Steiner Stammtafel Karolina Aurich geb. in Kusel 1942 (?) deponied und im KZ Auschwitz (?) ermordet 6 08.03.1907 Robed Steiner (?) dePofried Braun 1942 Mathilde (?) - geb.02.10.1878 und im KZ Auschwltz N.N. Braun ermordet in Hennweller Salomon Braun 1942 depodiefi - zuletzt wohnhafl in wifilich 1?) N.N. im KZ Auschwiiz (?) Bernhard Braun und - r MaodaenaBraun geb.16.12..1850 N.N.Braun I zur;tztwohnhafr rnWttlich in Kesten gesi.20.05.1930 Ernsl Schefiler f- Laura l\'{are Habbe in Hennweiler geb.04.06.1880 N,N, Joach m Habbe 6 04.12.1877 in Basel I gest 12.06.1932 Clara Scheffler €- siehe bei Becker Sara Beckel T- n Nürnberg Anne[e Schuck I geb.19.11.1846 I L crd D"rid Hubb" in Hennweiler I Karl Schuck gest.18.12.1930 Eugen e (Jenny) Braun I Frnst Hermann Schelfler f - in Hennweiler geb.30.03.1880 geb. 21 05.1908 n Hennweiler I Ln München I ges|.27.O2.1944 Cornel a Schuck qest.11 12.1970 I n Nürnberg Ln Nürnberg I lt 1a 04 1935 ------1- Karl Hermann Scheffler Yvonne Schefller 6 - Frieda Ammon I ------l L- 5651st 5t6tfltt Sigrid Zitzmann qeb. 25 O3.l 908 | Hugo Braun rn Nürnberq I geb.12.06.1882 gest.07.02.1990 I Scheffler in Hennweiler rn Nürnberg Werner Schetfler f- Sara a-_-----..1 gest.11.06.1964 LJrli"sch"ffl"' in Paris Kufr Braun tngeBadhelmeß

Horsl Braun geb.15.10 1910 Paf:k Brau'

Edmund Goldberg N'N' leb.27.a9.1877 in Seehelm ermordei in einem KZ e 22.0Aj922 siehe bei Goldberg Laura Braun geb.24.01.1889 n Hennweiler ermordet in einem KZ

-4 Heft Nr. 13 - 1197 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 57

Ier besuchte anläßlich seiner 100. Jubi- läumsfeier an Pfingsten 1962 das Grab der Eheleute Braun und legte dort ei- nen Kranz nieder.

Die Familie Goldberg Edmund Goldberg wurde am 27. September 1877 in Seeheim bei Darm- stadt geboren. Er heiratete am22. Au- gust 1922 Laura Braun, die Tochter von Bernhard Braun und Sara gebore- ne Becker. Das Ehepaar hatte zwei Kinder, die in Hennweiler geboren wurden: Gün- ther, geboren am 23. Januar 1 924, und llse, geboren am 28. April 1925. Walter Harlwich und seine Frau llse geb. Goldberg mit Brigitte (rechts) Schuck am Edmund Goldberg war von Beruf Grab von Bernhard und Sara Braun auf dem israelitischen Friedhof in Hennweiler. Kaufmann. Er betrieb in der Obergasse sich auf den Verein. Wenige Stunden andere innerhalb des Vereins miterle- in Hennweiler ein kleines Manufaktur- nach der Rückkehr von Merxheim trat ben, und kein noch so schwerer Schick- warengeschäft. Seine Frau war Nähe- der Verein mit in Trauerflor gehüllter salsschlag des Vereins konnte ihm die rin. Viele ältere Einwohner von Henn- Fahne an, um seinem am20. Mai ver- Freude am Gesang entziehen. Und weiler erinnern sich noch, daß sie von storbenen Sangesbruder, langjährigen diese Eigenschaft war es, welche stets Laura Braun bzw. Goldberg Schürzen, Vorsitzenden und Ehrenvorsitzenden, belebend auf den Verein und seine Kleider, Hemden und andere Klei- Herrn Bernhard Braun, die letzte Ehre Sänger überging. Denn sein Wahl- dungsstücke angeferligt bekamen. zu erweisen. - Mit dem Liede'Stumm spruch war: Singen, wem Gesang ge- Uber Laura Braun erfahren wirauch schläft der Sängel trat der Verein an geben. - Durch diese seine Eigenschaf- etwas in den Lebenserinnerungen der die Bahre des verstorbenen Sanges- ten, in welchen sich die ganze Hingabe Lehrersfrau Maria Elisabetha Glas- bruder. Mit seltener Wahrheit paßt so für den Verein erwies, machte der Ver- mann (geboren am 4. Februar 1860, der Sinn dieses Liedes, als wie auf den ein sich zur Pflicht, diesen Mann am 6. gestorben am 29. September 1942) Verstorbenen. Denn seit Vereinsbe- Januar 1 923 zum Ehren-Vorsitzenden aus Dickenschied, die sie - auf Bitten stehen war es noch keinem Mitgliede zu ernennen. Trolz dieser Auszeich- ihrer Enkelkinder - in den Jahren 1935 vergönnt, mehrals ein halbes Jahrhun- nung blieb er was er war: Ein Sänger bis 1940 niedergeschrieben hat. Ihr dert, nahezu 53 Jahre, in den Reihen unter Sängern, bis zu seinem Tode. - Sohn Rudolf (geboren am 11. Dezem- seiner Sänger mitzuwirken. Nach 25jäh- Der Verein wird seinem Ehrenvorsit- ber 1889, gefallen am 9. Januar 1915 in riger Mitgliedschaft wurde er zum Vor- zenden ein treu-ehrendes Andenken Frankreich) warvom 1 . September 1 909 sitzenden gewählt. Dieses Amt beglei- bewahren. - Er ruhe in Frieden." bis Kriegsanfang 1914 Lehrer an der tete er 22 Jahre. Während dieser lan- Sieben Monate nach dem Tode von evangelischen Volksschule in Henn- gen Zeit war es sein Bestreben, Einig- Bernhard Braun verstarb am 18. De- weiler. ln dieser Zeit besuchte er oft keit, Zufriedenheit und Sangesfreude zember 1 930 seine Frau Sara. Sie wur- seine Mutter und seine kranke Schwe- im Verein wach zu halten. Manche fro- de an der Seite ihres Mannes beerdigt. ster Frieda in Dickenschied. Die Mutter he undtrübe Stunde mußte erwie jeder Der Männergesangverein Hennwei- hielt über einen solchen Besuch im

Edmund Goldberg. Laura Goldberg geb. Braun. llse und Günther Goldberg. 58 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 13 - 1lS7 -

Jahre 1913 fest: ,,... Rudolf war auch Männergesangverein Hennweiler war Goldberg, der noch im Februar 1933 von Hennweilerda und hatte noch Lau- Edmund Goldberg Schriftführer. Am 2. als Schriftführer des Männergesang- ra Braun, ein Judenmädchen, mitge- Oktober 1930 wurde im Saale Christ- vereins wiedergewählt worden war, bracht, mit der Elise (eine weitere mann die Oftsgruppe Hennweiler des mußte seine Mitgliedschaft in diesem Schwester von Rudolf Glasmann, die ,,Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold" ge- Verein aufgeben. Das,,Reichsbanner ihm in Hennweilerden Haushaltführte, gründet. Edmund Goldberg war Grün- Schwarz-Rot-Gold" wurde am 7. März Anm. d. Verf.) in Hennweiler viel ver- dungsmitglied und wurde auch hierzum 1933 ohnehin von den Nazis verboten. kehrte. Sie (Elise, Anm. d. Verf.) er- 1 . Schriftführer gewählt. zählt heute noch, daß sie jeden Sams- Am 15. September 1935 wurden tag von Laura ein Stück von dem be- Nach der ,,Machtergreifung" durch auf dem ,,Reichsparteitag der Freiheit" rühmten Judenschales erhalten habe. die Nationalsozialisten lebte die Fami- (Parteitag der NSDAP) in Nürnberg die ... Am anderen Morgen früh ging mein lie Goldberg - ebenso die anderen jüdi- später so genannten ,,Nürnberger Ras- Rudolf nach Hennweiler, Laura Braun schen Familien in Hennweiler - noch segesetze" verkündet, die die Juden in blieb noch zwei Tage. ... Nun blieb eine Zeitlang unbehelligt. Auch der Deutschland zu Staatsbürgern zweiter mein liebes Kind (Frieda, Anm. d. Verf.) Boykott jüdischer Geschäfte am 1 . April Klasse erniedrigten und später dem im Bett. Laura Braun nähte ihr noch 1933, der im gesamten Reichsgebiet Völkermord an Millionen Juden, Sinti eine Bluse. Frieda bat, wir sollten sie in befohlen war, zeigte in Hennweiler kei- und Roma eine gesetzliche Grundlage der Nähe ihres Bettes auf einen Bügel nerleiWirkung. Doch dann wurden die gaben. Durch das Reichsbürgergesetz aufhängen. Sie freute sich so darüber, Juden mehr und mehr von den Nazis wurden alle deutschen StaatsbÜrger aber angezogen hat sie die Bluse nicht aus dem wiftschaftlichen und kulturel- jüdischen Glaubens oder mit zwei Groß- mehr." (Frieda Glasmann, geb. am '16. len Leben hinausgedrängt. lhre Lebens- eltern jüdischen Glaubens zu Men- September 1 898, starb am 1 6.1 1 .1 91 3.) möglichkeiten wurden systematisch schen mit eingeschränkten Rechten Nicht nur - wie oben angeführt - im immer mehr eingeschränkt. Edmund herabgestuft. Durch das,,Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre", Blutschandegesetz genannt, wurde die Eheschließung zwi- schen Nicht-Juden und Juden verbo- ten und unter Strafe gestellt. Der evangelische Lehrer Wilhelm Stamm in Hennweiler, bei dem llse Goldberg den Elementarunterricht be- suchte, trug in die Schulchronik ein: ,,Am 15. Sept.35 -während des Reichs- parteitages - wird das Flaggengesetz verkündet: das Hakenkreuzbanner ist Reichsflagge. Am gleichen Tage wird das Judengesetz verkündet, das Ge- setz zum Schutze unserer Rassel Die Juden sind nun nur noch 'Gäste' in 'Deut- llse Goldberg besuchte die evangelische Volksschule in Hennweiler. Auf diesem Deutschland und nicht mehr Klassenfoto von 1935 ist sie in der vorderen Reihe, erste von rechts, zu sehen' sche'!" Die Worte,,nicht mehr" hat der Lehrer dick unterstrichen. Die Gesin- nung des Lehrers sollte auch llse Gold- berg zu spüren bekommen. Fortan durJte sie auf dem Schulhof nicht mehr mit ihren Mitschülerinnen und -schü- lern zusammen sein. Die Schulkinder wurden vom Lehrer bestraft, wenn sie auch nur mit dem nun ,,nicht mehr deut- schen" Mädchen sprachen. Die Hei- matdichterin Paula Petry, eine Klas- senkameradin von llse Goldberg, hat in ihrem Buch,,Die Uwagass is meiGass" unter der Überschrift,,A finO steht am Zaun" dies eindrucksvoll geschildeft. (Zu llse Goldberg siehe weiter unten.)

Am 23. November 1936 erließ die Geheime Staatspolizei, Staatspolizei- stelle für den Regierungsbezirk Ko- Ausschnitt aus dem Klassenfoto (von ... und im September 1996 blenz, auf höhere Anordnung eine Ver- links): Paula Friedt (verheiratete Petry), fügung an die Landräte des Bezirks Erna Zerfaß (verheiratete Dörr) und llse betreff end,,Tarn u n g j üdischer Geschäf- Goldberg (verheiratete Hartwich) im Jah- re 1935 ... te". Darin hieß es: Heft Nr. 13 - 1197 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 59

,,Nach Vorlage beim Herrn Regie- Viehhändler von Morbacher Märkten ,,Nach der ruchlosen Mordtat von rungspräsidenten: nachts Vieh nach Hennweiler treiben Paris kann es keinem deutschen Leh- Vielfachen Berichten der letzten Zeit ist lässt. Von einem Kolonialwarenhänd- rer und keinerdeutschen Lehrerin mehr zu entnehmen, daß, abgesehen von ler ist mir bestimmt bekannt, dass er zugemutet werden, an jüdische Schul- den angeblichen Gleichschaltungen, Bestellungen auf Waren in der Ge- kinder Unterricht zu erteilen. Auch ver- jüdischer die Versuche Geschäftsin- meinde Hennweiler aufsucht und diese steht es sich von selbst, dass es für haber, den wirklichen Charakter ihrer Waren des abends selbst in die Häuser deutsche Schüler und Schülerinnen Unternehmen durch Machenschaften bringt oder bringen lässt. - Die Auf- unerträglich ist, mit Juden in einem der verschiedensten Art zu tarnen, im sichtsorgane sind mit den notwendi- Klassenraum zu sitzen. Die Rassen- Zunehmen begrlffen sind. So wurde gen Anweisungen versehen worden." trennung im Schulwesen ist zwar in wiederholt die Feststellung gemacht, den letzten Jahren im allgemeinen be- daß Juden ihre Ware nicht unter eige- Während der Nacht vom g. auf 10. reits durchgeführt, doch ist ein Restbe- nem, sondern mitZustimmung arischer November 1 938, der man den beschö- stand jüdischer Schüler auf den deut- Angestellter unter deren Namen ver- nigenden Namen,,Reichskristallnacht" schen Schulen übrig geblieben, dem senden. jüdischer Auch die Vertreter gab, blieb es in Hennweiler ruhig. Erst der gemeinsame Schulbesuch mit deut- gehen Firmen immer mehr dazu über, am Abend des 10. November kam es schen Jungen und Mädel nunmehrnicht ihre Waren als von arischen Geschäf- hier auf Drängen der NSDAP-Kreislei- weiter gestattet werden kann. ten stammend anzubieten. Fernerver- tung zu Ausschreitungen gegen die Vorbehaltlich weiterer gesetzlicher senden jüdische häufig Spediteure jüdischen Familien Goldberg, Kahn, Regelung ordne ich daher mit soforti- Waren unter eigenem Namen an die Sender und Schmelzer. Die Juden hat- ger Wirkung an: Kunden, um auf dieseWeisedie Liefer- ten sich an diesem Abend im Hause 1. Juden istderBesuch deutscherSchu- firmen nach außen hin nicht in Erschei- Goldberg versammelt. Der in Hoch- len nicht gestattet. Sie dürfen nur jüdi- nung treten zu lassen. stetten stationierte Gendameriemeister, sche Schulen besuchen. Soweit es Die Schuld an diesen Umtrieben tra- der auf seiner Dienstfahrt die Zerstö- noch nicht geschehen sein sollte, sind gen nicht jüdischen immer nur die Ge- rungen an der Synagoge in Kirn gese- alle zur Zeit eine deutsche Schule be- schäftsinhaber und ihre Helfer, son- hen hatte, ging zu den jüdischen Fami- suchenden jüdischen Schüler und dern auch die arischen Kunden selbst. lien und sagte ihnen, daß sie zusam- Schülerinnen soforl zu entlassen. Diese verlangen vielfach, um die ge- menbleiben sollten, denn dann seidie 2. Wer jüdisch ist, bestimmt ß 5 der wünschte Ware anstandslos kaufen zu Gefahr des Mißhandelns nicht groß. ersten Verordnung vom 14. November können, daß unter sie neutralem Ab- Der Gendameriemeister blieb noch bis 1 935 zum Reichsbürgergesetz (Reichs- sender verkauft wird. um 17.30 Uhr in Hennweiler und fuhr gesetzbl. I S. 1333). lch ersuche, diese und ähnliche Tar- dann mit seinem Fahrrad zurück nach 3. Diese Regelung erstreckt sich auf nungsversuche, wo sie auftreten, ge- Hochstetten. Dort angekommen, wur- alle mir unterstellten Schulen ein- gebenfalls im Einvernehmen mit der de er von Amtsbürgermeister Reiss schließlich der Pflichtschuten. Gewerbepolizei und den zuständigen telefonisch benachrichtigt, daß in Henn- ln Veftretung, gez. Zschintzsch." Wirtschaftsstellen, zu unterbinden. Von weiler die ,,Judenaktion" im Gange sei. Auf Grund dieser Verfügung teilte größeren Aktionen (Eingriff in die Wirt, Die Nazis waren in die Wohnungen der Amtsbürgermeister Reiss vom Amt schaft!) ist jedoch abzusehen, jüdischen inZwei- Familien eingedrungen und Kirn-Land am 7 . Dezember 1938 dem felsfällen (ist) soforl nach hier Meldung hatten diese gründlich zerstört. Auch Landrat in Kreuznach mit, daß der Sohn zu erstatten. die Synagoge und der israelitische des Edmund Goldberg, Günther, be- Abschließend ersuche ich, über die Friedhof waren geschände! worden. reits 14 Jahre alt sei und daß sich die bisherigen Wahrnehmungen und etwa Der Gendameriemeister,,überzeu gte" Tochter llse zur Zeilin Nürnberg auf- getroffenen Maßnahmen bis zum 5. sich am nächsten Morgen von den halte, aber ,,demnächst nach Frank- Dezember 1936 zu berichten. Zerstörungen. reich" auswandere. Sonstige jüdische gez. Dr. Nockemann." Kinder im schulpflichtigen Alterseien in Diese Verfügung wurde von den Zwei Tage nach dem Pogrom (das Hennweiler nicht wohnhaft. Landräten an die Amtsbürgermeister Wort kommt aus dem Russischen und weitergeleitet. Amtsbürgermeister bedeutet,,tödliche Zerstörun g") verlan g- Am 23. November 1938 erklär1e Reiss vom Amt Kirn-Land berichtete te eine Arisierungsverordnung die fort- Edmund Goldberg beim Amt Kirn-Land: am7. Dezember 1936 an den Landrat laufende,,Entjudung der deutschen ,,Meine Tochter llse, geboren am in Kreuznach: Wirtschaft": Juden durften keine Ein- 28. April 1925 zu Hennweiler, welche jüdischer ,,Von einer Tarnung Ge- zel handelsverkaufsstellen, Versandge- sich zurZeit bei Gustav Becker in Nürn- jetzt schäfte ist mir bis nichts bekannt schäfte oder Bestellkontore mehr be- berg, Lindenaststraße4, aufhält, kommt geworden. ln Hennweiler sind noch treiben. Sie mußten ihre Geschäfte und in den nächsten Tagen vorübergehend jüdische zwei Kolonialwarenhändler Betriebe schließen. Betroffen davon wieder nach Hause. Mein Schwager jüdischer und ein Manufakturwaren- war auch das Geschäft von Edmund Hugo Braun in Paris, Rue de Enghien händler vorhanden. Außerdem ist noch Goldberg. 46, will meine Tochter aufnehmen und ein nichtarischer Viehhändler und ein ich bitte um Ausstellung eines Reise- Metzger ansässig. Von allen fünf Ge- Eine Folge der ,," war passes bezw. der zur Ausreise nach schäftsinhabern wird behauptet, dass ein Erlaß des Reichsministers für Wis- Frankreich erforderlichen Papiere. So- sie ihren Geschäften zum grossen Teil senschaft, E rziehu n g u nd Vol ksbi ld un g bald ich die erforderlichen Papiere er- des abends und auch sogar des nachts vom 15. November 1938 betreffend halten habe, wird meine Tochter nach nachgehen. So ist mir in einem Falle ,,Schulunterricht an Juden". Dieser Er- Frankreich reisen. - Meine Tochter be- bekannt geworden, dass der jüdische laß lautete: sitzt keinerlei Vermögen." 60 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz Heft Nr. 1g - llgl

schen Reich, zu dem seit März 1938

auch Österreich gehörte, die Vorschrift : alle jüdischen Männer mußten auf al- len offiziellen Papieren, zum Beispiel auf Verträgen und Vollmachten, ihrem Vornamen,,lsrael", allejüdischen Frau- en den Vornamen ,,Sara" beifügen, sofern sie deutsche Vornamen führten. Auf diese Art wurde erreicht, daß sie bei allen amtlichen, rechtlichen und geschäftlichen Unternehmungen soforl als Juden und damit als Menschen ohne Rechte zu erkennen waren. Die Anzeige über die Annahme dieser Na- men mußte schriftlich bei dem für den Geburts- und Eheschließungsort zu- ständigen Standesamt oder der Orls- polizeibehörde des Wohn- oder Auf- enthaltsort abgegeben werden, wobei llse Goldberg war von September l936 für jede einzelne Person und Beurkun- Laura und Edmund Goldberg mit einer bis Anfang August 1939 bei Gustav Nachbarin (links) vor ihrem Haus in der dung eine besondere Anzeige erfor- Becker und dessen Frau Jette geb. Obergasse, vor 1931. Wolfsheimer (auf diesem Foto ca 1920) derlich war. Die Behörden mußten die in Nürnberg. Namenszusätze in den Geburts- und te am 3. Dezember 1938 eine weitere Heiratsregistern vermerken. Zu diesem Verordnung. Nach dieser durften die Vom Amt Kirn-Land wurde der Ge- Zweck gab es sogar eigens angefertig- Juden außer ihren Betrieben nun auch heimen Staatspolizei, Staatspolizeileit- te Stempel (wenn auch sonst alles in ihren Grundbesitz offiziell nicht mehr stelle Koblenz, ,,durch die Hand des Unordnung war, bei den Behörden zu dem eigentlichen Wert verkaufen, Herrn Landrates zu " herrschte deutsche Gründlichkeit). sondern zu amtlich festgesetzten Prei- am 23. November mitgeteilt: Laura Goldberg gab ihre Erklärung sen. Das Geld, das sie erhielten, muß- ,,llse Goldberg ist am 20. Septem- am 16. Dezember 1938 beim Standes- ten sie auf Sperrkonten legen und durf- ber 1 936 nach Nürnberg verzogen und amt Kirn-Land ab, für die Tochter llse ten darüber nur in festgesetzter Höhe befindet sich dort bei Venrvandten. Nach erfolgte die Erklärung durch ihren Va- verfügen. Wertpapiere mußten ange- Angaben des Goldberg wandern diese ter am 29. Dezember. Edmund Gold- meldet, Schmuck und Kunstgegenstän- Verwandten in den nächsten Tagen berg selbst mußte seine Erklärung bei de durften nur in vom Reich eingerich- nach Amerika aus und deshalb wollen dem für seinen Geburtsort Seeheim teten Ankaufsstellen - und damit weit Verwandte in Parls das Kind aufneh- zuständigen Standesamt abgeben. unter ihrem Wert - verkauft werden. men. - lch bitte um Mitteilung, ob Be- Die Familie Goldberg verkaufte ihr denken gegen die Ausstellung eines Nachdem schon am 14. Juni 1938 Haus (an dessen Vorderseite Edmund Reisepasses bestehen. - Die in Henn- eine Anordnung zur Registrierung aller Goldberg sich noch im Jahre 1931 ein weiler wohnenden Eltern besitzen kein jüdischen Gewerbebetriebe ergangen kleines Schaufenster einbauen ließ) in Vermögen." war, die zur Folge hatte, daß Juden ihre der Obergasse samt Geschäft zum Geschäfte oder Firmen nur weit unter Preis von 2.429 Reichsmark. lm Früh- lsrael und Sara sind biblische Vor- Wert und nur an Mitglieder der NSDAP jahr 1939 mußte sie dann ihre Gold-, namen. Nach einer Verordnung vom oderan andere Personen, die sich nicht Silber- und Schmucksachen abliefern. 1 7. August 1 938 galt ab 1 . Januar 1 939 scheuten, die Zwangslage der Juden für alle Juden und Jüdinnen im Deut- auszunutzen, verkaufen konnten, folg- Edmund und Laura Goldberg sowie ihrSohn Güntherverließen - genau wie die jüdischen Adolf Goldberg anderen Familien in Henn- geb. in Seeheim ffi- '"# weiler - 1939 ihren Heimatort. Laut oo Edmund Goldberg cünthercordbers ffi; einer Aktennotiz des Amtes Kirn-Land Jetta N.N. W#ffi 9eb.27.o9.1877 9eb.23.01.1924 ffiffi vom 13. Juni 1941 die auf einer Aus- in Seeheim inH"nnweitei- , ermordet in einem KZ ffiSftr ermoroelrn ernem Kz kunft der Ortspolizeibehörde in Köln oo 22.08.1922 basierte, hatte die Familie Goldberg siehe bei $yaun Laura Braun ry§%F - geb. 24.01.1889 Edmund Goldberg, am 9. September 1939 ihren Aufent- in Hennweiler Oktober 1925. haltsort in der Thieboldsgasse in Köln. ermordet in einem KZ 1940 zog sie nach Nürnberg, wo sie in Ise Goldberg Hermann Hartwich geb.28.04.1925 der Knauerstraße wohnte. Günther geb. in Berlin in Hennweiler Goldberg war für kurze Zeil noch in gest. in den USA oo in den USA Berlin, Schlageterplatz, gemeldet. oo Walter Hartwich Else Meyer geb. in Berlin Am 20. Januar 1 942 wurde auf der gest. in den USA +::i berüchtigten Wannsee-Konferenz (so Stammtafel der Familie Goldberg genannt, weil diese Konferenz in einer Villa am Wannsee in Berlin stattfand) Heft Nr. 13 - 1197 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 61

die Koordinierung allerzuständigen Be- ler, dann zu ihrem Onkel Hugo Braun Gustav Becker, geboren am 9. Sep- hörden für die ,,Endlösung der Juden- nach Paris. Vater Edmund Goldberg tember 1883 in Hennweiler, heiratete frage", die planmäßige Ermordung na- gab seiner Tocher folgendes Gedicht die am 18. (offiziell am 20.) Januar hezu aller Juden in Europa, bespro- mit auf den Weg: 1887 in Weikersheim geborene Jette chen. Danach wur- Wolfsheimer, Tochter des Pferdehänd- den die Juden in lers Josef Wolfsheimer und Therese Massentranspor- fu;l'.a"i!Ä'17*,. geborene Kirchhausen. Becker starb ten in die Vernich- am 7. Juli 1944 in SchenectadyiUSA, tungslagerin Polen WtWQi*Loxs**",",; V seine Frau starb am 14. Dezember verschleppt. Qa tr,t;^,4 r;^, 94;* 9r'of,*o^r*u 5p;: ^ 1981 in Albany im Staate New York/ Edmund, Laura Go- Y fry oip i* *a S.ye Srl;Ä. USA. Sohn Martin und Tochter Anni, und t ß-- Günther Gold- ALv N*IVN;* Eftßp^ * SrtV,"e,R^, deren erster Mann, Fritz Rothschild, im berg wurde am ^ Konzentrationslager Auschwitz ermor- eüuarXiuanfi'*& q;* »* 9.4.1942von Nürn- ",;* frtrt*rl*t, det wurde, leben in den USA. Tochter S" k ;4 9* oL *,\2x,rf, ;^" berg aus deportiert 2i;^* §^*[. llse wurde zusammen mit ihrem Mann und in einem Kon- Sohn Herbert und ihrer noch kleinen ze ntratio nslage r 6\. 7. 1 i rL-. a Tochter Hanna im Konzentrationslager r\.Q. j,wulrr ryu -i1(*J*1tu$ Lf §*-r. ,,,ä frt,; (vermutlich Majda- i;"?0,i;5o \-W";tr;"n t;, t Auschwitz ermordet. nek Ausch- - bzw. b;, gsr,,4t;[, $^,{,.^hr, gila,, "9,i, §.uo* '12. witz)ermordet. !;-G",.,s lt sä,1»,i* Hugo Braun, geboren am Juni 1882 in Hennweiler, heiratete die am 4. Si" ;6r, *o&jr, Ein inzwischen t* -,hty*lfa io tyriy Januar'1884 geborene Betty Mayer. Er verstorbenes Ehe- starb am 1 1 . Juni 1964 in Paris, seine So,* 1",r*XyD,o* ;r* g;r, paaraus Hennwei- W $rra, ,*4 Frau starb am 20. April 1955. Sohn ler schickte öfters Horst lebt in Straßburg/Frankreich. Lebensmittel und Q* 9r",f,* :4yfr&,,,# andere Dinge an gil,*,, Erinnerung ti .'n1it^,r,,*rar,* ^try die Familie Gold- Exr, cfu*^ Wir, die nach dem Krieg Gebore- Q), su]r"*,s g;*,,** berg nach Nürn- ;*lgn'»* {,^i; nen, sind nicht verantwortlich zu ma- berg. Aus Angst, n* ßont - o,o &ikw - ü*" A*r- chen für das, was mit den Juden ge- denunziert zu wer- ?L**.;f ;ri*"g;, schah. Wir gtüg* »* S._. S*_,t, sind aber verantwortlich zu den, gab die Ehe- 4'.l1^Äru,f,, *b hLg;;d,. machen für das Erinnern und Geden- frau die Pakete bei ken. der Post in einer ,,Vergessen bedeutet ein Vergehen Stadt auf. So auch 3^;* YAVßäkr^;* gegen das Gedächtnis. Sich erinnern ein Paket, das an- 6)r r heißt leben." (Rabbiner Manfred Swar- läßlich des 52. Ge- AlCtJllJl, sensky, Berlin; verstorben 1981.) bu rtstages von An Edmund, Laura und Günther fo'^*trr"l,fn", b-, 4?r. I,la*,"alu r Laura Goldberg im ro, Goldberg, und ebenso an die anderen Januar 1941 nach jüdischen Bürger Moritz, Lina und Hans Nürnberg geschickt wurde. Edmund Nach Ausbruch des Krieges kam Kahn, Joseph und Berta Schmelzer Goldberg bedankte sich dafür mit ei- llse Goldberg in das Kinderheim der sowie Sigmund und Helena Sender nem Gedicht, in dem es am Schluß O.S.E. bei Paris und lebte dort unter aus Hennweiler, die in den Konzentra- heißt: ,,Laura grüßt Euch und sie mein- dem Namen Yvonne Globe. Trotzdem tionslagern der Nazis ermordet wur- te: 'Das ist Treue, die nicht wankt'!" mußte sie ständig vor der Geheimen den, erinnert eine lnschrift auf derTafel Dies war das letzte Lebenszeichen der Staatspolizei flüchten. Durch die fran- des am 1 . November 1985 eingeweih- Familie Goldberg, das Hennweiler er- zösische Widerstandsbewegung wu r- ten Gedenksteins auf dem christlichen reichte. de sie dann ein Jahr lang in einem Friedhof in Hennweiler. Kloster bei Bort-les-Orgnes in Südf rank- llse Goldberg besuchte bis 1936 reich und danach mit anderen jüdi- den Religionsunterricht bei Lehrer Bern- schen Mädchen an verschiedenen Or- hard Weil in Kirn. Den Elementarunter- ten versteckt gehalten. Nach Kriegsen- richt in der evangelischen Volksschule de arbeitete sie beifranzösischen Fa- in Hennweiler konnte sie ab diesem milien. 1947 zog sie in die USA, wo sie Jahre schon nicht mehr besuchen. lhre den am 12. September 1913 in Berlin Eltern schickten sie daher nach Nürn- geborenen Walter Hartwich kennen- berg zu Gustav Becker, einem Enkel- lernte und heiratete. Das recht vitale kind von Maftin Becker, und dessen Ehepaar, das noch im Septemberver- Frau Jette. ln Nürnberg, wo sie ab 20. gangenen Jahres für einige Tage zu September 1936 gemeldet war, be- Besuch bei der Familie Brigitte und suchte I Ise Goldberg die jüdische Volks- Karl Schuck in Hennweiler war, lebt schule. Als die Familie Becker Anfang heute in Middletown/USA. Walter und 1939 in die USA emigrierte, kam sie llse Hartwich haben drei Kinder. vorübergehend wieder nach Hennwei- 62 Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 13 - 1197

Danksagung anderem das Aft hur-Custos-Gedächt- (1655-1900) - Genealogie im Nahe- Für die Überlassung von Fotos und nis-Archiv in Kevelaer. Der Leiter des Hunsrückraum -, Heimatkundliche Dokumenten sowie für das Einverständ- Archivs, Herr Aaron K. W. Apfelbaum, Sch riften rei he de r Ve rbandsgemei nde nis zur Veröffentlichung von Namen gibt gerne Auskunft über den enormen Kirn-Land, Bd. 1 1 , Kirn 1996 (darin: Die und Daten giltfolgenden Personen ganz Datenbestand (auch sehr viele Daten jüdischen Bürger von Hennweiler und besonderer Dank: Frau llse Harlwich, aus Rheinland-Pfalz). Die Anschrift: Bruschied, zusammengestellt von Herrn Walter Hartwich (Middletown/ Arthur-Custos-Gedächtnis-Archiv, Jü- Hans-Werner Ziemer). USA), Herrn Martin Becker (Albany/ dische Familienforschung, Am Alten 6) Kammer, Hilde / Bartsch, Elisabeth, USA), Frau Brigitte Schuck, Frau El- Wasserwerk 1 0, 47 623 Kevelaer, Tel. : Nationalsozialismus. Begriffe aus der f riede Schreiner (Hennweiler) und dem 028321957 57, F ax: 028321 957 55. Zeit der Gewaltherrschaft 1 933-1 945, Schriftführer des Männergesangver- Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH, eins Hennweiler, Herrn Walter Jung. Quellen: Reinbek bei Hamburg 1992. 1) Archiv der Stadt Kirn, A V a 64 und 7) Mais, Edgar, Die Verto@ung der Nachwort AVb64. Juden in den Landkreisen Bad Kreuz- Bei Nachforschungen zur Geschich- 2) Archiv der Verbandsgemeindever- nach - Birkenfeld 1933-1945. Eine Do- te jüdischer Familien kämpft man ge- waltung Kirn-Land, 2-3-2 und 6-1 -3. kumentation, Bad Kreuznach 1988. gen die Zeit wegen des hohen Alters 3) Protokollbuch des Männergesang- 8) Knebel, Hajo (Hrsg.), Maria Elisa- der Zeitzeugen. vereins Hennweiler. betha Glasmann: Tagebuch meines Es ist daher wichtig, alle noch er- 4) Protokollbuch der Gemeindeveftre- Lebens, Verlag F. Böhmer, Simmern/ reichbaren Fotos, Dokumente usw. tung Hennweiler (im Archiv der Ver- Hunsrück 1973. zusammenzutragen und zu archivie- ban dsgeme i n deve rwaltu n g Ki rn - Lan d). Alle Fotos und Repros von Hans-Wer- ren. Dieser Aufgabe widmet sich unter 5) Die Einwohner von Hennweiler ner Ziemer.

Hennweiler r New York r Begegnung uoller Kindheits' errnnerungenI von Paula Petry

Vor zwei Jahren, vom 27. bis 31. Juli 1995, besuchten mich Kurt und Susan Btasse Rosel Kahn aus New York zu Hause in Henn- ganz weiler. Kurt war ein Nachbar aus der Bei dunklen Tainnen blühst Du allein! Kindheit gewesen, Susan stammt aus Du'blasse Bose dort am grauen Stein. Mannheim. Ende der 30er Jahre hatten sie Deutschland als verfolgte jüdische Ein kleiner Vogel singt sein leises Lied, Mitbürger verlassen müssen. Beim Ab- ein Lied, das auch in weite Fernen zieht schied in Hennweiler mußte ich ver- sprechen, sie zu besuchen. Seit vielen und grüßt die Menschen, Jahren stehen wir in Briefkontakt. die von' hier vertrieben! Am 5. Mai 1996 begann meine Reise ab Flughafen am Main nach Du R'ose, §cthlingst ein Band am alle Lieben! New York. Nach dem Flug über den Dir Wind Atlantik erwarteten mich Susan und lhre Gedanken bringt zu der Kurt auf dem Kennedy Air Port. Es war van allen, t.' ,'. eine herzliche Begrüßung! Wir fuhren zur Wohnung in Manhattan. in einer die in:weiten Fernen sind! sehr ruhigen Straße mit hohen Bäu- men. Bei Toast und Obst saßen wir 1996. Paufa Petry, arn 19. September sehr lange zusammen, das Erzählen über die gemeinsame Kindheit und die VgL Foto S. 57, oben^ neuen Fleiseerlebnisse wollten kein