Planung Vernetzter Biotopsysteme

Bereich Landkreis -Worms Impressum

Planung Vernetzter Biotopsysteme

Bereiche Landkreis Alzey-Worms und Kreisfreie Stadt Worms

Impressum

Herausgeber Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz, Kaiser-Friedrich-Str. 7, 55116 Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, Amtsgerichtsplatz 1, 55276

Bearbeitung Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, 55276 Oppenheim

z Dr. Rüdiger Burkhardt, Astrid Freese

Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft, Auf der Redoute 12, 54296 Trier

z Karsten Schnell, Achim Kiebel, Martin Schorr

Beiträge Gesellschaft für Naturschutz und Ornithologie Rheinland-Pfalz e.V., Bachgasse 4, 56377 Nassau (Amphibien, Libellen, Vögel, Reptilien) IFÖNA GmbH, Mainzer Str. 94, 66121 Saarbrücken

z J. Mas, A. Saar, A. Busch (Tagfalter, Bestand, Teile von Kapitel B und C) GÖFA - Gesellschaft für ökologische Forschung, angewandten Natur- und Umweltschutz und Ökoprodukthandel mbH, W.-Th.-Römheld-Str. 34, 55130 Mainz

z Annette Lehna, Thomas Grunwald (Tagfalter)

Graphische Realisation Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft, Trier

z Anja Knippel, Sandra Meier, Peter Haag

Technische Realisation Faunistisch-Ökologische Arbeitsgemeinschaft, Trier

z Carmen Hertlein, Suse Bauschmid

Fertigstellung Dezember 1999 Impressum

Zitiervorschlag LfUG & FÖA (1997): Planung Vernetzter Biotopsysteme. Bereiche Landkreis Alzey-Worms und Kreisfreie Stadt Worms. Bearb.: Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz & Faunistisch- Ökologische Arbeitsgemeinschaft. Hrsg.: Ministerium für Umwelt Rheinland-Pfalz & Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz. Oppenheim.

. Inhalt I

Inhalt

Bereiche Landkreis Alzey-Worms und Kreisfreie Stadt Worms 1

Inhalt I

A. Einleitung 1 A.1 Zielsetzung ...... 1 A.2 Methode und Grundlagen ...... 4 A.3 Hinweise zur Benutzung ...... 8 B. Allgemeine Angaben zum Landkreis, naturräumlicher Bezug 10 B.1 Übersicht der Planungseinheiten und Naturräumlichen Einheiten...... 10 B.2 Die naturräumliche Ausstattung der Planungseinheiten ...... 11 B.2.1 Planungseinheit 1: Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland...11 B.2.2 Planungseinheit 2: Westplateau mit Randstufe ...... 11 B.2.3 Planungseinheit 3: Nordöstliches Rheinhessen...... 12 B.2.4 Planungseinheit 4: Alzeyer Hügelland ...... 12 B.2.5 Planungseinheit 5: Pfrimmgebiet ...... 13 B.2.6 Planungseinheit 6: Nördlicher Oberrheingraben...... 13 B.3 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft im Landkreis und in der Stadt...... 14 B.3.1 Historische Nutzung ...... 14 B.3.1.1 Weinbau ...... 14 B.3.1.2 Ackerbau ...... 15 B.3.1.3 Obstbau...... 16 B.3.1.4 Grünland...... 16 B.3.1.5 Waldnutzung...... 17 B.3.1.6 Rhein ...... 18 B.3.2 Aktuelle Nutzung ...... 20 B.3.2.1 Land- und forstwirtschaftliche Nutzung...... 20 B.3.2.2 Bebaute Bereiche ...... 21 B.4 Landkreiskennzeichnende Tierarten...... 22 C. Biotopsteckbriefe 28 1. Quellen und Quellbäche...... 28 2. Bäche, Bachuferwälder und Gräben ...... 32 3. Flüsse und durchströmte Altwasser ...... 36 4. Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser...... 43 5. Seen und tiefe Abgrabungsgewässer...... 50 6. Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede...... 52 7. Röhrichte und Großseggenriede ...... 59 8. Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte...... 66 9. Wiesen und Weiden mittlerer Standorte...... 71 10. Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen ...... 75 11. Dünen und Sandrasen ...... 80 12. Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche ...... 84 Inhalt II

13. Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden...... 91 14. Trockenwälder...... 96 15. Gesteinshaldenwälder...... 103 16. Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel...... 106 17. Weichholz-Flußauenwälder...... 113 18. Hartholz-Flußauenwälder ...... 118 19. Bruch- und Sumpfwälder...... 121 20. Strauchbestände ...... 123 21. Streuobstbestände ...... 127 22. Pioniervegetation und Ruderalfluren ...... 131 23. Höhlen, Stollen, Tunnel ...... 135 24. Erdwände, Hohlwege ...... 137 25. Ruinen, Trockenmauern, Steinriegel...... 141 26. Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen...... 144 D. Planungsziele 150 D.1 Zielkategorien...... 150 D.2 Ziele im Landkreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms...... 153 D.2.1 Allgemeine Ziele...... 153 D.2.2 Ziele in den Planungseinheiten ...... 155 D.2.2.1 Planungseinheit “Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland”...... 155 D.2.2.2 Planungseinheit “Westplateau mit Randstufe”...... 169 D.2.2.3 Planungseinheit “Nordöstliches Rheinhessen” ...... 178 D.2.2.4 Planungseinheit “Alzeyer Hügelland”...... 188 D.2.2.5 Planungseinheit “Pfrimmgebiet” ...... 199 D.2.2.6 Planungseinheit “Nördlicher Oberrheingraben” ...... 211 E. Hinweise für die Umsetzung der Planungsziele 226 E.1 Prioritäten ...... 226 E.2 Hinweise für Naturschutzmaßnahmen und Vorgaben für die wirtschaftliche Nutzung...... 232 E. 2.1 Wald ...... 232 E. 2.2 Wiesen, Weiden, Röhrichte und Riede, landwirtschaftlich genutzte Bereiche...... 235 E. 2.3 Halbtrockenrasen, Trockenrasen, Sandrasen, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden...... 240 E. 2.4. Fließgewässer ...... 242 E. 2.5 Stillgewässer ...... 243 E. 2.6 Abgrabungsflächen, Erdwände und Hohlwege...... 243 E. 2.7 Felsen, Höhlen und Stollen...... 244 E.3 Geeignete Instrumentarien ...... 245 E.4 Untersuchungsbedarf ...... 248 F. Literatur 250

G. Anhang 274

Abbildungen und Tabellen III

Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen

Abbildungen (im Anhang)

Abb. 1: Planungseinheiten im Landkreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms

Abb. 2: Vorkommen ausgewählter Tagfalter- und Widderchenarten der Naß- und Feuchtwiesen sowie der Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden in den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie den Kreisfreien Städten Mainz und Worms

Abb. 3: Vorkommen ausgewählter Tagfalter- und Widderchenarten der mageren Wiesen mittlerer Standorte in den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie den Kreisfreien Städten Mainz und Worms

Abb. 4: Vorkommen ausgewählter Tagfalter- und Widderchenarten der Halbtrockenrasen und Rohböden in den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie den Kreisfreien Städten Mainz und Worms

Abb. 5: Vorkommen ausgewählter Tagfalter- und Widderchenarten der Halboffenlandbiotope in den Landkreisen Mainz-Bingen und Alzey-Worms sowie den Kreisfreien Städten Mainz und Worms

Tabellen

Tab. 1: Zusammenfassung der HpnV-Einheiten im Planungsraum Rheinhessen mit Nennung der Ersatzgesellschaften (im Anhang)

Tab. 2: Bodennutzung des Altkreises Alzey 1938-1953...... xx

Zielsetzung 1

A. Einleitung

A.1 Zielsetzung

1. Vielfältige und zunehmend intensivere Nutzungsansprüche des Menschen belasten Natur und Landschaft. Die fortschreitende Vernichtung naturnaher Lebensräume (Biotope) und die Gefährdung wildlebender Pflanzen- und Tierarten dokumentiert sich in den Roten Listen: Sie weisen aus, daß in Rheinland-Pfalz inzwischen fast alle für den Arten- und Biotopschutz bedeutsamen Biotoptypen, ein Drittel der Farn- und Blütenpflanzen und jeweils ca. 40 bis 75 Prozent der Arten in den erfaßten Tier- gruppen bestandsgefährdet sind. Von dieser Entwicklung sind wohl auch alle übrigen Organis- mengruppen betroffen. Die Verluste an naturnahen Lebensräumen und die steigende Zahl bedrohter Arten sind Warnsignale, die auf die zunehmende Belastung unserer eigenen Umwelt hinweisen. Sie sind nicht nur auf natur- Ökosysteme beschränkt, sondern treffen die vom Menschen geprägte Kulturlandschaft insge- samt. Untersuchungen haben gezeigt, daß auch früher häufige und für die agrarisch genutzten oder besiedelten Landschaftsbereiche typische Arten zunehmend seltener werden. Während in der traditionellen Kulturlandschaft naturnahe und extensiv bewirtschaftete Flächen vielfäl- tig verzahnt ein Gesamtgefüge bildeten, stellen heute die meisten der verbliebenen Restflächen wert- voller Biotope zufällig verteilte Inseln in einer ihnen fremden Umgebung dar. Die für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten bzw. Lebensgemeinschaften notwendigen funktionalen Zusammenhänge zwi- schen den Lebensräumen sind verlorengegangen. Deshalb können sich die Bemühungen des Arten- und Biotopschutzes als ein Kernbereich moderner Landespflege nicht auf die Bewahrung verbliebener naturnaher Restflächen und den Schutz einiger besonders auffälliger, hochgradig gefährdeter Arten beschränken. Ziel muß die langfristige Sicherung von natürlichen Entwicklungsbedingungen für alle Arten sein. Ein wirkungsvolles Konzept für den Ar- ten- und Biotopschutz muß - in abgestufter Intensität - die gesamte Landschaft einbeziehen. Naturna- he Lebensräume sind in ausreichendem Umfang wiederherzustellen oder neuzuschaffen und vielfältig vernetzt bzw. räumlich verbunden in eine umweltverträglich genutzte Landschaft einzufügen. Auf die- sem Weg wird es auch möglich, die Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes zu stabilisieren und zu verbessern, denn die Ökosysteme, denen die Bemühungen des Arten- und Biotopschutzes dienen, sind wesentliche Träger dieser Leistungsfähigkeit. Zugleich werden so bedeutende Schritte eingelei- tet, eine vielfältig erlebbare Landschaft zu entwickeln, die für die in ihr lebenden Menschen ein hohes Maß an Selbstfindung, Erholung und Lebensqualität zuläßt. Das Bundesnaturschutzgesetz verpflichtet die Länder, bedeutsame Populationen, Lebensge- meinschaften und Biotope wildlebender Tier- und Pflanzenarten darzustellen und zu bewerten, sowie Schutz-, Pflege und Entwicklungsziele festzulegen (§20 b). Mit der Planung Vernetzter Biotopsysteme wird ein entsprechendes Rahmenkonzept des Naturschutzes für Rheinland-Pfalz erarbeitet, das den Ansprüchen an einen zukunftsweisenden Arten- und Biotopschutz genügt. In der Regierungserklärung zur 11. Legislaturperiode des rheinland-pfälzischen Landtages vom 23. Juni 1987 ist die weitere Ent- wicklung Vernetzter Systeme von Lebensstätten und Lebensgemeinschaften wildlebender Tiere und Pflanzen als besondere Aufgabe des Naturschutzes herausgehoben und festgelegt worden. Die Pla- nung Vernetzter Biotopsysteme wird damit zum zentralen Instrument der Naturschutzpolitik des Lan- des. Sie strukturiert den Arten- und Biotopschutz, d.h. den Kernbereich des Naturschutzes und der Landschaftspflege, liefert also zugleich flächendeckende Arbeitsgrundlagen zur Sicherung der Leis- tungsfähigkeit des Naturhaushaltes und zur Entwicklung des Landschaftsbildes. Es ist eine Planung, die sich zunächst an die für diese Aufgabe zuständige Landespflegeverwaltung richtet. Darüber hinaus stellt sie auch eine von anderen Behörden und Dienststellen - insbesondere der Landesplanung - zu berücksichtigende Entscheidungshilfe dar. Zielsetzung 2

2. Die Planung Vernetzter Biotopsysteme ist als eigenständige und umfassende Planung des Arten- und Biotopschutzes konzipiert. Ausgehend von den naturräumlichen Gegebenheiten werden im ein- heitlichen Maßstab die relevanten Daten zusammengefaßt, beurteilt und darauf aufbauend lebens- raumbezogene, naturschutzfachliche Ziele abgeleitet. Sie berücksichtigt in besonderer Weise die funktionalen Beziehungen zwischen den Lebensräumen, Lebensgemeinschaften und Populationen.

Über sie werden Systeme schutzwürdiger Biotope entwickelt, deren Glieder nicht vereinzelt inmitten der Produktionsflächen liegen, sondern als funktionsfähiges Ganzes in die Umgebung integriert sind und einen räumlichen Verbund erreichen. Wie bereits dargelegt sollen durch die Planung Vernetzter Biotopsysteme auf Naturraumebene die Voraussetzungen für einen langfristigen Erhalt und eine umfassende Entwicklung natürlicher Lebens- bedingungen für Tier- und Pflanzenpopulationen aller Arten landesweit formuliert werden. Die Planung enthält daher insbesondere Aussagen

¾ zur Sicherung der noch vorhandenen naturnahen Lebensräume und ihrer Lebensgemeinschaften als grundlegende Voraussetzung für die Erreichung der Entwicklungsziele, ¾ zur Entwicklung großflächiger Kernbereiche als Voraussetzung für den Erhalt ausreichend großer, langfristig überlebender Populationen und zur Sicherung von Wiederbesiedlungsprozessen, ¾ zur Entwicklung großräumiger Verbundzonen und vernetzender Biotope als Voraussetzung für die dauerhafte Sicherung vielfältiger Austauschprozesse, ¾ zur naturgerechten Nutzung aller Teile der Landschaft, die Gefährdungen des Naturhaushaltes ausschließt, als Voraussetzung für die Sicherung aller Arten und zur Vermeidung negativer Ein- flüsse auf naturnahe Lebensräume aus dem Umfeld.

Die Planung Vernetzter Biotopsysteme macht - entsprechend ihrem Planungsmaßstab - keine räum- lich konkreten Aussagen zu kleinstflächigen "Trittsteinbiotopen" und schmalen, linearen Korridoren. Sie ist jedoch Voraussetzung für die sinnvolle Einordnung dieser ergänzenden Kleinstrukturen in den gesamträumlichen Kontext. 3. Die Planung Vernetzter Biotopsysteme stellt umfassende, lebensraumbezogene Erfordernisse des Arten- und Biotopschutzes dar. Die Zielvorstellungen schließen - in unterschiedlicher Intensität - alle genutzten Flächen ein. Zur Umsetzung der Ziele reicht der begrenzte Gebietsschutz als klassische Strategie des Naturschutzes nicht aus. Ein dauerhafter, effektiver Arten- und Biotopschutz ist darauf angewiesen, daß seine Ziele von den Nutzern der Landschaft aufgegriffen werden und sowohl in die räumliche Gesamtplanung als auch in die verschiedenen Fachplanungen Eingang finden. Für die vorliegende Planung gilt daher:

¾ Sie ermöglicht die Koordination der verschiedenen Aktivitäten im Bereich des Arten- und Biotop- schutzes. Sie ist insbesondere Grundlage für die Durchführung aller biotoporientierten Maßnah- men im Naturschutz, wie z. B. Unterschutzstellung, Ankauf und Pacht, Pflege und Entwicklung schutzwürdiger Bereiche. ¾ Sie liefert Vorgaben, die es ermöglichen, den Arten- und Biotopschutz betreffende Förderpro- gramme ausreichend differenziert zu gestalten und regional angepaßt einzusetzen. ¾ Sie bildet eine Grundlage zur Beurteilung von Eingriffen und stellt diese in den gesamträumlichen Zusammenhang. Sie bindet die Planung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen in eine langfris- tige Zielkonzeption ein. Im Bereich der Bauleitplanung bietet sie den räumlichen Rahmen für die im Zusammenhang mit dem kommunalen Ökokonto bereitzustellenden Flächen. ¾ Sie stellt die fachlichen Ziele des Arten- und Biotopschutzes zusammenfassend dar und ermög- licht es anderen Fachplanungen, diese Ziele aufzugreifen und zu berücksichtigen. Flurbereini- gung, Forsteinrichtung und Planungen der Wasserwirtschaft kommen beim Erhalt und der Ent- wicklung naturnaher Lebensräume besondere Bedeutung, aber auch besondere Verantwortung zu. ¾ Sie stellt einen Beitrag zur Landesplanung einschließlich der Regionalplanung dar, indem sie die zu erhaltenden Lebensräume aufzeigt und die Bereiche abgrenzt, in denen die Entwicklungsziele zu verwirklichen sind. Zielsetzung 3

¾ Sie stellt die räumlichen Zielvorstellungen des Arten- und Biotopschutzes auf Naturraumebene dar, die in der Landschaftsrahmenplanung und in der Landschaftsplanung zu beachten und ggf. auf lokaler Ebene zu vervollständigen sind.

Bei Auswertung des Planwerks zeigt sich erneut: Wesentliche Voraussetzung für die Verwirklichung der Ziele des Arten- und Biotopschutzes sind.

¾ eine rasche und wirksame Sicherung der verbliebenen naturnahen Lebensräume und Habi- tatstrukturen, ¾ konsequente Einführung und Weiterentwicklung umweltschonender Landnutzungsformen, eine verstärkte Beachtung des Prinzips der Nachhaltigkeit bei der Steuerung unserer Ansprüche an die Landschaft sowie eine Verminderung der stofflichen Einträge aus den verschiedenen Quellen, ¾ die Unterstützung bei der Umsetzung der Ziele des Arten- und Biotopschutzes durch alle Behör- den und öffentlichen Stellen sowie die Gemeinden, ¾ eine finanzielle und personelle Ausstattung der Landespflegebehörden, die eine wirksame Um- setzung der Naturschutzziele in allen Bereichen und die ausreichende Betreuung von Maßnah- men vor Ort ermöglicht. Methode und Grundlagen 4

A.2 Methode und Grundlagen

1. Planungsziel

Die Planung Vernetzter Biotopsysteme entwickelt auf naturräumlicher Ebene lebensraumbezogene, naturschutzfachliche Ziele flächendeckend und stimmt diese aufeinander ab. Dazu werden biotop- schutzrelevante Daten zusammengefasst unter besonderer Betonung von Vernetzungsaspekten be- urteilt und kohärente Zielaussagen entwickelt. Die Planung Vernetzter Biotopsysteme ist als längerfristige Zielplanung des Naturschutzes konzipiert. Sie ist nicht primär auf bestimmte Instrumentarien zur Umsetzung ausgerichtet, sondern soll - auch unter sich ändernden Rahmenbedingungen - eine vielfältig verwendbare Grundlage bleiben. Fachlich erarbeitet wird die Planung aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten. Deshalb orientiert sich die Abgrenzung der Planungseinheiten an der Naturräumlichen Gliederung des Landes. Die Dar- stellung erfolgt anwendungsbezogen jeweils zusammenfassend für den Bereich der Landkreise und den der kreisfreien Städte. Die Planung erfolgt im Maßstab 1:25.000. Die vorliegende Ausgabe enthält verkleinerte Karten im Maßstab 1:50.000.

2. Grundlagen

Als wesentliche Datenquellen für die jetzt vorgelegte Planung wurden genutzt:

¾ aktualisierte Biotopkartierung Rheinland-Pfalz (Stand 1997) ¾ flächendeckende Kartierung der Offenlandbereiche ¾ Forsteinrichtungswerke ¾ Pflege- und Entwicklungspläne ¾ Gewässergütekarte (MUG 1993) ¾ Artenschutzprojekte und ihre Vorläufer “Haselhuhn", "Fledermäuse", "Wiedehopf", "Westliche Steppen-Sattelschrecke", "Weinhähnchen", "Stromtalwiesen", "Borstgrasrasen", "Geophyten der Weinberge", "Türkenbund", "Zwergkirsche" ¾ vorliegende Erhebungen zu Vorkommen von Tier- und Pflanzenarten bzw. Expertenbefragungen ¾ Kartierung ausgewählter Tierartengruppen (Vögel, Amphibien, Reptilien, Libellen) ¾ Kartierung der heutigen potentiell natürlichen Vegetation

Die Planung stützt sich weitgehend auf vorhandene, planungsrelevante Datenbestände. Eigens für die Planung Vernetzter Biotopsysteme erstellt wurde eine flächendeckende Kartierung der Offenlandbe- reiche im Maßstab 1:25.000. Außerdem wurden vorhandene Daten zum Vorkommen ausgewählter Arten zusammengeführt und durch eigene Kartierungen ergänzt (Tagfalter, Widderchen). Zusätzlich wurden historische Karten, Daten zur Landschaftsentwicklung, Schutzgebietslisten, Priori- tätenliste zur Pflege- und Entwicklungsplanung, Daten zu den Biotopsicherungsprogrammen sowie statistische Daten zur Landnutzung gesichtet und für die Planung aufbereitet.

Methode und Grundlagen 5

3. Darstellung des Bestandes a. Bestandskarten Es werden im Planungsraum 26 Biotoptypen unterschieden, die in den Biotopsteckbriefen beschrie- ben sind. In den Bestandskarten werden Biotopkartierung und Offenlandkartierung überlagert dargestellt. So- weit aus beiden Kartierungen unterschiedliche Einstufungen vorlagen, fanden die aktuelleren Informa- tionen der Offenlandkartierung Berücksichtigung.

Mischsignaturen zeigen an, dass eine lagemäßige Zuordnung der Bestandteile von Biotopkomplexen nicht möglich war. Angaben über Höhlen und Stollen stammen aus dem Artenschutzprojekt "Fleder- mäuse". b. Thematische Bestandskarten

Die thematische Bestandskarte liegt als Deckfolie vor1. Sie enthält die aus den Forsteinrichtungswerken entnommenen Informationen. Dargestellt sind Bu- chenbestände und Eichenbestände verschiedener Altersstufen. Bei der Interpretation ist zu beachten, daß die entsprechenden Bestände oft nur Teile der abgegrenzten Waldflächen einnehmen. Außerdem sind alle Wälder "außer regelmäßiger Bewirtschaftung" und Naturwaldzellen eingezeichnet. Für Teile der Waldfläche (v. a.. Privatwald) lag die Forsteinrichtung nicht vor. Zudem sind dieser Deckfolie die Vorkommen der kartierten Tierarten zu entnehmen, die an Wälder, Halboffenland, Trocken- und Feuchtbiotope, sowie Gewässer gebunden sind. Darüber hinaus sind in die Deckfolie die unbelasteten und gering belasteten Fließgewässerstrecken (Güteklasse I und I-II) aus der Gewässergütekarte Rheinland-Pfalz eingetragen. Es ist zu beachten, daß diese Karte nur Informationen zu den Flüssen und größeren Bächen enthält.

4. Ableitung der Entwicklungsmöglichkeiten (Standortkarte)

Eine wesentliche Grundlage für die Bestimmung der Entwicklungsmöglichkeiten in einem Raum stellt die Kartierung der heutigen potentiell natürlichen Vegetation dar (HpnV). Die HpnV-Karte zeigt die Vegetation, die sich ohne den Einfluss des Menschen unter den jetzt vorhandenen Standortbedingun- gen einstellen würde. Von den kartierten Vegetationseinheiten (überwiegend Waldgesellschaften) sind direkt Rückschlüsse auf die jeweiligen Standortverhältnisse möglich: Die Karte der HpnV ist als vegetationskundliche Standortkarte verwendbar. Kenntnisse der Standortbedingungen sind die Vor- aussetzung für die Einschätzung der Möglichkeiten zur Biotopentwicklung. Aus der Karte der heutigen potentiell natürlichen Vegetation sind Aussagen ableitbar, welche Pflanzengesellschaften sich unter den jeweiligen Standortverhältnissen entwickeln lassen und welche Biotope bevorzugt entwickelt wer- den sollten. Für die vorliegende Planung wurde ein Umsetzungsschlüssel erarbeitet, mit dessen Hilfe man den Kartiereinheiten der hpnV-Kartierung auf den entsprechenden Standorten zu entwickelnde Biotoptypen zuordnen kann (Tab. 1 im Anhang).

5. Konzept "Leitarten"

Die Planung Vernetzter Biotopsysteme verwendet - als räumliche Planung - einen biotoptypenbezo- genen Ansatz. Dieser wird jedoch durch ein artbezogenes Konzept ergänzt: Der Entwicklungs- und Sicherungsbedarf wird im wesentlichen aus den ökologischen Ansprüchen naturraumspezifischer Ar- ten abgeleitet. Dazu werden Arten ausgewählt, die im Naturraum an schutzwürdige Lebensraumtypen gebunden sind. Bei der Auswahl werden insbesondere Arten berücksichtigt, deren landesweite Schwerpunktvorkommen im Planungsraum (Bereich der Landkreise Mainz-Bingen, Alzey-Worms) lie- gen oder deren Arealgrenze durch den Planungsraum verläuft.

1 Sie liegt dieser Ausgabe aus Gründen des Schutzes der Standorte seltener und gefährdeter Arten nicht bei. Methode und Grundlagen 6

Das Konzept wird auf verschiedenen Ebenen eingesetzt:

¾ Die Vorkommen ausgewählter Arten werden ermittelt (siehe Punkt 2) ¾ Qulitative und quantitative ökologische Ansprüche biotoptypischer Arten werden zusam- mengestellt und für die Planung aufbereitet (siehe Punkt 6) ¾ Die Ziele für den Landkreis und die einzelnen Planungseinheiten orientieren sich u. a. an den Schwerpunktvorkommen der Arten auf naturräumlicher und lokaler Ebene (siehe Punkt 7).

6. Biotopsteckbriefe

Die 26 Biotopsteckbriefe bilden einen wesentlichen Baustein der Planung, hier werden qualitative und quantitative Anforderungen für die einzelnen Biotoptypen begründet. Sie enthalten eine knappe Cha- rakterisierung der in der Planung unterschiedenen Biotoptypen. Außerdem werden in einem eigenen Abschnitt die Biotop- und Raumansprüche typischer, ökologisch unterschiedlich angepaßter Tierarten oder strukturabhängiger Tiergemeinschaften zusammengestellt. Im Vordergrund stehen funktionale Aspekte, wobei sowohl qualitative als auch quantitative Ansprüche dargelegt werden (z. B. Habitat- strukturen, Beziehungen zwischen Lebensräumen, Lebensraumgrößen, Ausbreitungsvermögen). Bei der Ermittlung der entsprechenden Daten wurden die im Planungsraum gegebenen Verhältnisse be- sonders berücksichtigt. Den Abschluß jedes Steckbriefes bildet eine zusammenfassende Bewertung. Dabei werden auch Zielgrößen angegeben, die als Richtwerte in der Planung anzustreben sind.

7. Ableiten der Ziele

Die Entwicklung übergeordneter Ziele, die Bewertung des Bestandes und die Ableitung der Ziele er- folgt in zwei Schritten. a. Entwicklung übergeordneter Ziele für den gesamten Landkreis und die Städte und Leitbilder für ein- zelne Planungseinheiten. Dabei werden berücksichtigt: ¾ die Ausstattung mit Beständen besonders sicherungsbedürftiger Biotoptypen (Biotoptypen hoher Sicherungspriorität nach der Roten Liste der bestandgefährdeten Biotoptypen in Rheinland-Pfalz (BUSHART et al. 1990), Biotoptypen gem. § 24 des Landespflegegesetzes) ¾ die Schwerpunktvorkommen landesweit seltener oder gefährdeter Arten ¾ kulturhistorisch bedeutsame Landnutzungsformen ¾ charakteristische Ausprägung und Nutzungsstruktur der Landschaft b. Ableitung der räumlichen Ziele auf der Ebene der Planungseinheiten durch differenzierte Analyse und Bewertung der biotischen und abiotischen Ausstattung, insbesondere

¾ Vorkommen und Verteilung der Bestände der einzelnen Biotoptypen ¾ Vorkommen und Verbreitung naturraumbedeutsamer Arten ¾ kulturhistorisch bedeutsame Landnutzungsformen ¾ derzeitige Nutzungsstruktur der Landschaft ¾ Standortpotential zur Entwicklung bedrohter Biotoptypen

Die Bewertung wird für die Biotoptypengruppen wie beispielsweise Wälder, Wiesen und Weiden, Fließgewässer oder Stillgewässer getrennt vorgenommen; sie dient der Ableitung des Sicherungs- und Entwicklungsbedarfes sowie der Entwicklungsmöglichkeiten. Die Beurteilung des Bestandes be- zieht sich dabei jeweils auf den Gesamtbestand eines Biotoptypes in einer Planungseinheit. Beurtei- lungsmaßstab sind insbesondere die Zielgrößen der Biotopsteckbriefe (Ausprägungen, Größen, Be- einträchtigungen, funktionale Vernetzungsbeziehungen). Methode und Grundlagen 7

Zur Darstellung der Ziele stehen fünf Zielkategorien zur Verfügung:

¾ Erhalt von Biotopen ¾ Entwicklung von Biotopen ¾ biotoptypenverträgliche Nutzung ¾ Entwicklung von urwaldähnlichen Waldbeständen auf mittleren Standorten ¾ Schwerpunkträume: Entwicklung von Biotopstrukturen im Agrarraum

Ihre Anwendung in der vorliegenden Planung wird in Kapitel D.1 beschrieben. Die räumlichen Ziele werden in der Zielekarte und planungseinheitenbezogen im Text dargestellt. In einem eigenen Kapitel werden inhaltliche Vorstellungen zu den Einzelzielen präzisiert. Diese Präzisie- rung steckt die Rahmenbedingungen und vordringlichen Maßnahmen ab, hat jedoch nicht zum Ziel, detaillierte Vorgaben zu machen, die der Ebene der Pflege- und Entwicklungsplanung entsprechen.

8. Prioritätenkarte

Aus den in der Zielekarte und im Text dargestellten Zielen für den Landkreis Alzey-Worms sind einige von landesweiter und überregionaler Bedeutung oder von besonderer zeitlicher Dringlichkeit. Die Prioritätenkarte weist diese Schwerpunktbereiche des Naturschutzes aus, in denen kurzfristig ein besonders hoher Handlungsbedarf besteht. Hinweise zur Benutzung 8

A.3 Hinweise zur Benutzung

Die Planung Vernetzter Biotopsysteme ist ein Zielkonzept, das umfassend zu verwirklichen ist. Sie ist eine verbindliche Grundlage für die Landespflegebehörden als zuständige Fachbehörden. Darüber hinaus müssen ihre Zielvorstellungen auch von den Nutzern der Landschaft aufgegriffen und sowohl in der räumlichen Gesamtplanung als auch in den verschiedenen Fachplanungen berücksichtigt wer- den. Insofern ist die Planung ein Konzept mit einer auch langfristigen Zeitperspektive. Die Sicherung und Wiederherstellung von Kleinstrukturen ist ein wichtiger Bestandteil jeder Konzepti- on zur naturschutzorientierten Entwicklung der Landschaft. Aussagen zu diesen Strukturen enthält das vorliegende Werk vor allem in den verschiedenen Biotopsteckbriefen und im Abschnitt E.2. Es enthält jedoch - entsprechend dem Planungsmaßstab - keine räumlich konkreten Angaben zur Lage von kleinstflächigen "Trittsteinbiotopen" und schmalen, linearen Korridoren. Die Festlegung solcher Kleinstrukturen ist erst auf lokaler Ebene sinnvoll. Bei der Arbeit mit den Bestandskarten ist zu beachten, dass außer diesen Kleinstrukturen auch klein- flächige Bestände bestimmter Biotoptypen, z. B. Tümpel, Weiher oder kleinere Streuobstflächen in den Bestandskarten nicht vollständig dargestellt sind. Die Planung Vernetzter Biotopsysteme trifft im allgemeinen keine Aussagen für den besiedelten Be- reich. Ihr Planungsmaßstab ist für eine Planung von Vernetzungsstrukturen im besiedelten Bereich nur unzureichend geeignet. Auch in den Städten und Dörfern ist es notwendig, die Lebensbedingun- gen für Tier- und Pflanzenarten zu verbessern, Lebensräume zu erhalten und weiterzuentwickeln. Wo immer möglich, ist die Barrierewirkung der Siedlungsbereiche zu mildern. Beispielsweise können Fließgewässer ihre Funktionen für den Artenschutz nur dann vollständig erfüllen, wenn sie für Fisch- arten wieder auf ganzer Länge passierbar sind. Das vorliegende Planwerk eröffnet dem Nutzer verschiedene Einstiegsmöglichkeiten: Die räumlichen Ziele der Planung Vernetzter Biotopsysteme sind in den Zielekarten dargestellt. Sie werden in Kapitel D erläutert und begründet. Die Abschnitte D.2.2.1 bis D.2.2.6 enthalten u. a. ein Leitbild für jede Planungseinheit und die konkreten räumlichen Ziele. Karte und Text umfassen die vollständigen Zielvorstellungen für den Landkreis Alzey-Worms und sind damit der Ausgangspunkt für die Arbeit mit dem Planwerk. Eine grundlegende Voraussetzung für die Verwirklichung der Ziele ist die rasche Sicherung der Be- stände der schutzwürdigen Biotoptypen und der vorhandenen Lebensräume gefährdeter Arten, die die notwendigen Ausgangspunkte für alle Maßnahmen zur Verbesserung der funktionalen Beziehun- gen in der Landschaft und zur Förderung der Entwicklung neuer Lebensräume sind. Im Abschnitt Pri- oritäten (Kapitel E.1) werden darüber hinaus Biotoptypen und Landschaftsräume mit überregionaler Bedeutung für die Biotopsysteme sowie Bereiche mit besonderer Bedeutung für den lokalen Raum genannt. Hier entstehen besonders günstige Voraussetzungen zur Entwicklung von ökologisch viel- gestaltigen Landschaftsbereichen mit einer sehr hohen Funktion für den Arten- und Biotopschutz. Der Umsetzung der Ziele in diesen Bereichen kommt deshalb besondere Bedeutung zu. Es lassen sich mit hoher Effizienz tragende Bereiche innerhalb der Biotopsysteme schaffen; sie können diese Funk- tion jedoch nur dann wirksam und dauerhaft erfüllen, wenn auch die flächendeckenden Zielvorstellun- gen verwirklicht werden. Kapitel E enthält außerdem einen Maßnahmenkatalog, in dem für den gesamten Raum die für die Realisierung der Planungsziele erforderlichen Maßnahmen und Rahmenbedingungen für Nutzungen aufgeführt werden. Dieser Katalog soll den wesentlichen Handlungsbedarf umreißen und einen Orien- tierungsrahmen für die Weiterentwicklung, Nutzung und Pflege der Landschaft geben. Er ist als Hilfe- stellung für den Nutzer gedacht, soll und kann die jeweils notwendige Anpassung an spezifische örtli- che Bedingungen jedoch nicht vorwegnehmen. Ein wesentlicher Bestandteil des Planwerks sind die Biotopsteckbriefe. Sie geben eine Übersicht über die Kennzeichen, Ausprägungen und Vorkommen des Biotoptypes im Planungsraum. Ihnen sind zu- dem kurzgefasste Angaben über die ökologischen Ansprüche der typischen Pflanzengesellschaften Hinweise zur Benutzung 9 und charakteristischen Tierarten zu entnehmen. Die genannten quantitativen Werte, insbesondere die zusammenfassenden Hinweise zu erforderlichen Mindestflächengrößen und zu maximal tolerierbaren räumlichen Entfernungen zwischen Biotopbeständen stellen Richtwerte für die Wiederentwicklung ei- nes funktionsfähigen Lebensraumgefüges dar. Sie wurden in diesem Sinne als Richtgrößen für die vorliegende Planung verwendet und sollen auch bei den Maßnahmen zur Förderung der Entwicklung von Lebensräumen zugrunde gelegt werden. Sie stellen jedoch kein geeignetes Maß zur einzelge- bietsbezogenen Bewertung bestehender wertvoller Biotope dar. Eine weitere Arbeitshilfe stellt die Umsetzungstabelle zur Kartierung der heutigen potentiell natürli- chen Vegetation dar, die der Zuordnung der für den Arten- und Biotopschutz bedeutsamen Biotopty- pen zu den verschiedenen Standorteinheiten ermöglicht (Tab. 1). Häufig sind in der Liste mehrere Biotoptypen einer Kartiereinheit zugeordnet. Beispielsweise finden sich auf Standortbereichen des Stellario-Carpinetums nicht nur Wuchsorte für Naß- und Feuchtwiesen, sondern auch für Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte. In der vorliegenden Planung wird in diesen Fällen der jeweils aus Sicht des Arten- und Biotop -schutzes zu bevorzugende Biotoptyp als Planungsziel festgelegt, um den Schwerpunkt der zu fördernden Entwicklungen deutlich zu machen. Schließlich werden zusätzlich zur Bestandskarte die erfaßten Vorkommen charakteristischer Tierarten auf Deckfolien vorgelegt. Diese liegen dieser Ausgabe aus Gründen des Schutzes der Standorte sel- tener und gefährdeter Arten nicht bei. Planungseinheiten und Naturräumliche Einheiten 10

B. Allgemeine Angaben zum Landkreis, naturräumlicher Bezug

Die Beschreibung und Abgrenzung der Planungseinheiten erfolgt auf der Grundlage der natur- räumlichen Gliederung. Die Klimadaten wurden dem Klimaatlas Rheinland-Pfalz (Deutscher Wetter- dienst 1957) entnommen. Die Angaben zur heutigen potentiell natürlichen Vegetation beruhen auf HpnV-Karten (Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht, unveröffentlichte Karten). Weitere Quellen sind die Bodenübersichtskarte von Rheinland-Pfalz (STÖHR 1967) und die Geologische Ü- bersichtskarte CC 6305 Trier (Bundesanstalt für Rohstoffe 1987).

B.1 Übersicht der Planungseinheiten und Naturräumlichen Einheiten

Planungseinheit 1: Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland

227 Rheinhessisches Tafel- und Hügelland 227.0 Wöllsteiner Hügelland 193 Nordpfälzer Bergland 193.5 Porphyrberg von Münster am Stein 193.1 Glan-Alsenz-Höhen 193.4 Donnersbergmassiv

Planungseinheit 2: Westplateau mit Randstufe

227 Rheinhessisches Tafel- und Hügelland 227.10 Rheinhessische Randstufe 227.11 Westplateau

Planungseinheit 3: Nordöstliches Rheinhessen

227 Rheinhessisches Tafel- und Hügelland 227.21 Mittleres Selzbecken 227.30 Gaustraßenhöhe 227.31 -Guntersblumer Berg

Planungseinheit 4: Alzeyer Hügelland

227 Rheinhessisches Tafel- und Hügelland 227.4 Alzeyer Hügelland

Planungseinheit 5: Pfrimmgebiet

227 Rheinhessisches Tafel- und Hügelland 227.5 Pfrimmgebiet

Planungseinheit 6: Nördlicher Oberrheingraben

221 Vorderpfälzer Tiefland 221.81 Wormser Terrasse 222 Nördliche Oberrheinniederung 222.1 Mannheim-Oppenheimer Rheinniederung Naturräumliche Ausstattung 11

B.2 Die naturräumliche Ausstattung der Planungseinheiten

Der Bereich Alzey-Worms wird durch folgende Naturräume großräumig gegliedert: Saar-Nahe- Bergland und Nördliches Oberrheintiefland. Der Landkreis ist zum größten Teil vom Rheinhessischen Tafel- und Hügelland eingenommen. Der geologische Untergrund setzt sich v. a.. aus wechselnden tertiären Schichten (Kalke, Mergel, Tone, Kiese, Sande) zusammen. Sie sind größtenteils von Löß überdeckt. Im Unteren Pfrimmhügelland an den steilen Randlagen zum Rhein, erreicht die Lößauflage ihre größte Mächtigkeit mit 12-15 m. Randlich ragen die Ausläufer des Nordpfälzer Berglandes hinein: hierzu gehören der von einzelnen Porphyrkuppen geprägte Neubamberger Riegel sowie die aus Porphyriten und Konglomeraten des Oberrotliegenden aufgebauten Wiesener Randhöhen. Die Mannheim-Oppenheimer Rheinniederung ist ein Tiefland im früheren Überschwemmungsgebiet des Rheins. In den vorherrschenden Auensedimenten sind zahlreiche Altarme verlandet.

B.2.1 Planungseinheit 1: Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland Die Planungseinheit 1 umfaßt das Wöllsteiner Hügelland mit Ausläufern des Nordpfälzer Berglandes. Die aus oligozänen Tonen, Mergeln und Sanden aufgebaute und stellenweise mit Löß überdeckte Landschaft steigt von 120 m im Norden bis über 350 m im Süden an, wo der Untergrund aus Sedi- mentgesteinen des Rotliegenden gebildet wird. und , die beide im Nordpfälzer Bergland entspringen, sind die bedeutendsten Fließgewässer dieser Planungseinheit. Die Böden sind vorwiegend durch Tschernoseme und Parabraunerde auf Löß und Lößlehm, Rendzi- na und Braunerde auf Kalkstein, Sand und Mergel sowie Rohboden und Braunerde auf Rotliegend- Gesteinen vertreten. In der Rheinhessischen Schweiz wird es nach Nordosten hin wärmer und trockener. Die Apfelblüte (Vollfrühling) beginnt je nach Höhenlage zwischen dem 25. April und dem 5. Mai. Die mittleren Janu- artemperaturen liegen bei -0,5 bis 1°C, die Juliwerte zwischen 16,5 und 19°C. Die Niederschläge sind in der gesamten Planungseinheit als Folge der Leesituation entsprechend der Höhenlage relativ ge- ring. Sie betragen 500 bis 700 mm.

Die Planungseinheit wird hauptsächlich von Ackerland bestimmt. Rebland konzentriert sich entlang der Wiesbachniederung und der ehemaligen Bahnlinie - . Der Waldanteil von ca. 5 % konzentriert sich auf die Nordpfälzer Bergland-Ausläufer, die -als Besonderheit innerhalb des gesamten Landkreises- überwiegend waldbedeckt sind. Als potentielle natürliche Vegetation dominiert in der Rheinhessischen Schweiz der Perlgras- und der Waldmeister-Buchenwald (Melico- und Asperulo-Fagetum). Auf den Hängen findet sich ein Waldlab- kraut-Traubeneichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum). Nur kleinflächig bei Gau-Weinheim vertre- ten ist der Fingerkraut-Traubeneichenwald (Potentillo-Quercetum). In den kalkhaltigen Muldentälern wächst der Feldulmen-Stieleichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum ulmetosum). Auf den Nordpfälzer Bergland-Ausläufern bestimmen der Hainsimsen-(Traubeneichen-) Buchenwald (Luzulo-Fagetum inkl. Melampyro-Fagetum) und in ihren Niederungen der Sternmieren-Stieleichen- Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum) sowie Erlen- und Eschen-Sumpfwälder (Pruno-Fraxinetum) das Bild.

B.2.2 Planungseinheit 2: Westplateau mit Randstufe Die Planungseinheit 2 umfaßt den Südteil des Westplateaus mit der Rheinhessischen Randstufe und weist Höhen zwischen 150 m und 260 m ü. NN auf. Die schwach reliefierte Hochebene mit ihrer aus- geprägten Hangstufe ist sehr arm an Oberflächengewässern. Der Goldbach entspringt im östlichen Teil des Westplateaus. Diese Plateaulandschaft baut sich aus miozänen Kalken und pliozänen Sedimenten auf, die teilweise von Löß bedeckt sind. Dominierende Bodentypen sind hier Tschernosem oder Parabraunerde. An der Randstufe sind oligozäne Tone, Mergel und Sande aufgeschlossen, aus denen sich Rendzina und Braunerde entwickelt haben. Die Apfelblüte beginnt zwischen 25. April und 5. Mai. Der mittlere Jahresniederschlag liegt zwischen 450 (am Wiesbach) und 550 mm. Die durchschnittliche Januartemperatur erreicht -0,5 bis 1°C, der entsprechende Juliwert 17-19°C. Naturräumliche Ausstattung 12

Die Rheinhessische Randstufe wird südlich von Weinbergen begrenzt, die lokal Streuobstbestände aufweisen. Das Westplateau unterliegt größtenteils ackerbaulicher sowie weinbaulicher Nutzung. Der Waldanteil ist mit etwa 1 % extrem gering. Perlgras- und Waldmeister-Buchenwälder (Melico- und Asperulo-Fagetum) sowie auf Hangstandorten der Waldlabkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum) stellen den größten Teil der potentiellen natürlichen Vegetation. Kleinflächig treten Flattergras-(Traubeneichen-)Buchenwald sowie Platterbsen-Perlgras-Buchenwald auf. In den Tälern dominiert der Feldulmen-Stieleichen- Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum ulmetosum). Nur geringen Anteil in der Planungseinheit haben Felsenahorn-Traubeneichenwald (Aceri monspessulani-Quercetum) an Steilkanten bei , Er- len- und Eschen-Sumpfwälder (Pruno-Fraxinetum) am Mühlbach sowie Erlen- und Eschen-Quellbach- und Quellsumpfwälder (Carici remotae-Fraxinetum und Blechno-Alnetum).

B.2.3 Planungseinheit 3: Nordöstliches Rheinhessen Die Planungseinheit 3 beinhaltet das Mittlere Selzbecken und den Nierstein-Guntersblumer Berg. Die nach Norden sich aufweitende Beckenlandschaft besitzt Höhen von 100 m bis wenig über 200 m ü. NN. Zentral gelegenes Fließgewässer ist die mit ihren Zuläufen. Der geologische Untergrund wird von tertiären Sedimenten gebildet die über weite Bereiche von einer Lößschicht bedeckt sind. Unter den Bodentypen dominieren Tschernoseme. Im Tal der Selz haben sich vorwiegend Kolluvium und Braunerde entwickelt. Der südliche Teil der Planungseinheit gehört zu einer der Rheinhessischen Trockeninseln. Die Jah- resniederschläge liegen zwischen 450 und 550 mm. Das Januarmittel der Lufttemperatur liegt zwi- schen -0,5 und 1°C, das Julimittel zwischen 17 und 18°C. Die Apfelblüte beginnt zwischen dem 20. April (bei Dittelsheim) und 30. April. Die Planungseinheit ist mehr oder weniger waldlos. Entlang der Selz überwiegt der Ackerbau. Reb- land besitzt seinen Verbreitungsschwerpunkt auf den Rheinterrassen. Als potentielle natürliche Vegetation überwiegen Perlgras- und Waldmeister-Buchenwälder (Melico- und Asperulo-Fagetum), während Waldlabkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum) selten ist. In Mulden wächst der Feldulmen-Stieleichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum ulme- tosum), der v. a.. an der Selz von Erlen- und Eschen-Sumpfwälder geneigter Tallagen (Pruno- Fraxinetum) ergänzt wird.

B.2.4 Planungseinheit 4: Alzeyer Hügelland Das Alzeyer Hügelland bildet die Planungseinheit 4. Die Selz mit ihren Zuläufen durchschneidet die 150 bis 300 m hohe Riedellandschaft in südwest-nordöstlicher Richtung. Der Seebach ist der einzige größere Bach, der aus einer Karstquelle im Gebiet entspringt (ROTHAUSEN & SONNE 1984). Die Geologie des Alzeyer Hügellandes setzt sich im Osten und Süden aus tertiären Schichten zu- sammen. Es treten oligozäne Sedimente, miozäne Kalke und jüngere Ablagerungen auf, die auf gro- ßen Flächen von Löß überdeckt sind. Im Westen der Planungseinheit ragen Ausläufer des Nordpfäl- zer Berglandes an die Oberfläche, die sich aus Sandsteinen und Porphyrite des Rotliegenden auf- bauen. Auf Löß sind v. a.. Brauner Tschernosem und Pararendzina, auf Kalkstein und Mergel Rendzi- na und Braunerde ausgebildet. Auf Porphyrit sind Rohböden und Braunerde die vorherrschenden Bo- dentypen. Die jährlichen Niederschläge reichen von über 550 mm im Westen bis unter 500 mm im äußersten Osten. Die Januartemperaturen liegen bei -0,5 und 1°C. Die Julitemperaturen reichen je nach Höhen- lage zwischen 16,5 bis 19°C. Der Vollfrühling (Beginn der Apfelblüte) beginnt entsprechend zwischen dem 30. April und dem 10. Mai. Der überwiegende Teil des Hügellandes wird von Ackerland bestimmt, das sich im Norden mit Reb- land abwechselt. Die von der Flurbereinigung erfaßten Gräben werden von Strauchbeständen ge- säumt. Im Mittelpunkt der Planungseinheit liegt Alzey mit einem sternförmig hierauf ausgerichteten Verkehrsnetz. Großflächig ist die potentielle natürliche Vegetation von Perlgras- und Waldmeister- Buchenwäldern (Melico- und Asperulo-Fagetum) eingenommen. Hangstandorte sowie ein Gürtel um sind vom Waldlabkraut-Traubeneichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum) bedeckt. In Tälern dominiert Feldulmen-Stieleichen-Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum ulmetosum), zuweilen in Kon- takt zu Erlen- und Eschen-Sumpfwälder (Pruno-Fraxinetum) sowie Schwarzerlen-Bruchwäldern (Cari- ci laevigatae- und C. elongatae-Alnetum). Westlich Heimersheim sowie bei - Dautenheim wächst der Platterbsen-Perlgras-Buchenwald; bei kommt der Hainsimsen- (Traubeneichen-) Buchenwald vor.

Naturräumliche Ausstattung 13

B.2.5 Planungseinheit 5: Pfrimmgebiet Das Pfrimmgebiet bildet die Planungseinheit 5. Die von der Niederung und den Terrassen der Pfrimm geprägte Riedellandschaft besitzt Höhen zwischen 100 und 200 m Ü. NN. Pfrimm, und See- bach durchfließen und zertalen die Planungseinheit in West-Ost-Richtung und entwässern zum Rhein. Der größte Teil des Pfrimmgebietes ist von einer mächtigen Lößschicht (bis 12-15 m) bedeckt, in die zahlreiche Hohlwege eingeschnitten sind. Nur lokal sind die miozänen Kalke und die pliozänen Abla- gerungen nicht von Löß überlagert. Als vorherrschende Bodentypen haben sich auf Löß stark kalkhal- tige Tschernoseme und Pararendzina, auf Kalk und Mergel Rendzina und Braunerde und in den Tä- lern von Eisbach, Pfrimm und Seebach v. a.. Kolluvium und Braunerde entwickelt. Klimatisch gehören große Teile der Planungseinheit zwischen und Peppenheim mit 450 bis 550 mm Jahresniederschlag zu den trockensten Gebieten des Landkreises. Der Beginn der Apfel- blüte liegt zwischen dem 20. und 30. April. Die durchschnittlichen Januartemperaturen betragen -0,5 bis 1°C, wobei in Tallagen öfter Nebel und Frostbildung auftreten. Die Juniwerte liegen zwischen 18 und 19 °C. Das weitgehend waldfreie Pfrimmgebiet wird hauptsächlich von Rebland bestimmt, das sich bandartig entlang südexponierter Talflanken zieht. An Böschungskanten haben sich als charakteristische Land- schaftsstrukturen Hohlwege und Gehölzstreifen herausgebildet. Im Pfrimmtal kam es zu starken Ver- kehrsbündelungen. Als potentiell natürliche Vegetation überwiegen Perlgras- und Waldmeister-Buchenwälder (Melico- und Asperulo-Fagetum) sowie v. a.. südlich Dittelsheim-Heßloch an den Hängen Waldlabkraut- Traubeneichen-Hainbuchenwald (Galio-Carpinetum). In Tälern stocken Feldulmen-Stieleichen- Hainbuchenwald (Stellario-Carpinetum ulmetosum). Auf den Hängen südlich Mörstadt, östlich Aben- heim und am Eisbach sind Flattergras- (Traubeneichen-) Buchenwälder (Milio-Fagetum) zu erwarten.

B.2.6 Planungseinheit 6: Nördlicher Oberrheingraben Die Mannheim-Oppenheimer Rheinniederung und die Wormser Terrasse bilden die Planungseinheit 6. Sie ist durch den Siedlungsbereich von Worms in eine größere nördliche und eine kleinere südliche Teileinheit untergliedert. Durchquert wird die 85 bis 100 m Ü. NN gelegene Ebene von Seebach, Eisbach und kleineren Bä- chen. Sie münden alle in den Rhein, der die östliche Begrenzung der Planungseinheit darstellt. Bei den in der Flußaue gelegenen Stillgewässern handelt sich um Altarme des Rheins und um Abgra- bungsseen (Kiesabbau). Die Geologie wird vorwiegend durch Ablagerungen des Rheins bestimmt. Die Wormser Terrasse trägt Rheinkiese und im Westen Löß. Auf den Flußablagerungen finden sich als vorherrschende Bodenty- pen Gley, Auenböden, Braunerde und Pararendzina, auf Löß v. a.. Braunerde. Der Jahresniederschlag liegt zwischen 500 und 550 mm und ist damit höher als im westlich anschlie- ßenden Trockengebiet. Die mittlere Januartemperatur beträgt 0,5 °C, der Juliwert erreicht 18,5 °C. Die Apfelblüte beginnt zwischen dem 20. April im Westen und dem 5. Mai am Rhein zwischen Hamm und südlich Worms. Der Waldanteil ist mit 3 % gering. Das großflächig anzutreffende Ackerland wird nur selten von ande- ren Nutzungen unterbrochen. Am -Gimbsheimer Altrhein erstrecken sich ausgedehnte Röhrichte und südlich von Worms ist an Altbach und Feuchtgrünland vorhanden. Ausdruck der starken Siedlungsentwicklung ist die dem Fuß der westlichen Rheinterrasse vorgela- gerte Verkehrsachse. Sie grenzt an das verzweigte System von Lößhohlwegen der Rheinfront. In der (ehemaligen) Flußaue überwiegen als potentielle natürliche Vegetation Feldulmen-Stieleichen- Hainbuchenwälder (Stellario-Carpinetum ulmetosum). Diesen schließt sich nordwestlich ("Sandgewann") ein trockener Buchen-Eichenwald (Fago-Quercetum) an. An Altrheinen kommen Laichkraut- und Seerosengesellschaften, Röhrichte und Großseggenriede, Erlen- und Eschen- Sumpfwälder (Pruno-Fraxinetum) und Schwarzerlen-Bruchwälder (Carici laevigatae und C. elongatae- Alnetum) vor. In den Rheinauen, wie z. B. zwischen Rheindürkheim und Gernsheimer Fahrt besteht die Hartholzaue aus dem Hainbuchen- bzw. Stieleichen-Feldulmen-Flußauenwald (Querco-Ulmetum typicum bzw. carpinetosum), dem sich ein Silberweiden-Flußauenwald mit vorgelagertem Weidenge- büsch (Salicetum albae, S. triandro-viminalis) anschließt. Der jahreszeitliche Wechsel des Wasser- standes ermöglicht die Ausbildung von Pioniervegetation der Gewässerböden und Ufer.

Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 14

B.3 Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft im Landkreis und in der Stadt

B.3.1 Historische Nutzung B.3.1.1 Weinbau Durch die Römer wurden neben Obstanbau Weinberge in dem von besonderer Standortgunst gepräg- ten "" eingerichtet. Für die Kulturlandschaftsentwicklung charakteristisch ist die allmähliche Ausbreitung des Weinbaus über die Talhänge und die Terrassenränder. Trotz Rückschläge durch Pflanzenkrankheiten und Konjunktureinbrüche vollzog sich bis zu Beginn des 19. Jhs. ein kontinuierli- cher Anstieg der Weinbergsfläche in den südexponierten Riedellagen und entlang der Rheinfront. Die verbreitete Realerbteilung führte jedoch langfristig zu einer unrentablen Parzellenzersplitterung, die erst in den 1920er Jahren durch ein neues Erbgesetz abgelöst wurde (SCHOLL 1985). Anfang dieses Jahrhunderts stagnierte zunächst die Rebflächenentwicklung aufgrund des 1. Welt- krieges, was jedoch in den 1920er und 30er Jahren durch eine Zunahme der Weinfelder von mehr als 30 % ausgeglichen wurde. Auch nach einem Einbruch infolge des 2. Weltkrieges wuchs hier die Fläche bis in die 1980er Jahre überproportional an und erreichte mehr als das Doppelte der Fläche von 1909. In der Folgezeit stabilisierte sich der hohe Reblandanteil, wogegen er in den übrigen rhein- hessischen Anbaugebieten weiterhin zunimmt. Bei der Betrachtung dieser grundsätzlichen Entwicklung in der Weinbaulandschaft des Landkreises dokumentieren KOCH (1903), GOLDSCHMIDT (1910), DIEMER (1937) UND TÜRKE (1970) die für die Verän- derungen in der Landschaftsstruktur bedeutsamen großen örtlichen Unterschiede bei der Zu- oder Abnahme der Weinbergsareale. Auf den Hang- und Steillagen blieb die Rebfläche aufgrund des begrenzten Potentials gleich. Hierzu gehören die sich westöstlich erstreckenden Riedelflanken, die mit ihren ausgedehnten Weinlagen ty- pisch für das südliche Rheinhessen sind: entlang von Eisbach und Pfrimm sowie von Nieder- Flörsheim bis Mörstadt und von Bermesheim bis Abenheim. Weitere geschlossene Flächen leiten von den Hängen um Bechtheim zu den Randstufen der Wormser Terrasse hin. Im Mittleren Selzbecken sind die ins Westplateau eingreifenden Trockentäler seit jeher in langen Streifen mit Reben bestan- den. Dies gilt auch für die Hänge um Sulzbach und auf der Linie zwischen Schimsheim und Spies- heim sowie um Hangen-Weinsheim, und . Demgegenüber war der Weinbau auf den Hochflächen und Flachlagen größeren Schwankungen un- terworfen. Bereits um die Jahrhundertwende lag der Schwerpunkt neuangelegter Rebflächen im Al- zeyer Hügelland (bei Albig) sowie in der Rheinaue bei Gimbsheim. Zwischen 1910 und 1939 war der Bereich Alzey-Worms maßgeblich an der damaligen erheblichen Reblandausweitung Rheinhessens beteiligt. Schon hier zeichneten sich die vergleichsweise günstigen Produktionsbedingungen v. a.. des nur flachgeneigten Pfrimmgebietes (v. a.. um Westhofen, Gundersheim, Nieder-Flörsheim und Mons- heim) ab.

Auch die übrigen Entwicklungsschwerpunkte waren v. a.. durch diesen Standorttyp bestimmt: hierzu gehören das Westplateau mit Randstufe (, Sulzheim) sowie die Wormser Terrasse (Aben- heim, Bechtheim, ). In dieser Zeitphase fiel jedoch auch die großflächige Ausdehnung des Reblandes auf die Rheinaue (allein 455 ha, Mettenheim 67 ha, Dienheim 50 ha). Der Aus- gleich der kriegsbedingten Flächenverluste zog sich bis zum Ende der 1950er Jahre, wobei sich der Entwicklungsschwerpunkt auf das Weinbaugebiet Worms und Umgebung verlagerte. Der Anbau auf den Flachlagen der Terrassenebenen konzentriert sich auf den Rhein bei Gunters- blum, wo in den 1960er Jahren hierdurch der Obstbestand zurückgedrängt wurde. Diese gegenüber dem restlichen Rheinhessen überdurchschnittlich vertretenen Terrassenstandorte sind gekenn- zeichnet durch meist lange schmale Streifenparzellen. Die günstigere Parzellenstruktur Rheinhessens gegenüber den anderen Weinbaugebieten in Rhein- land-Pfalz ist v. a. auf die flacheren Reblagen im Bereich Alzey-Worms und dem hier höheren Anteil durchgeführter Weinbergsflurbereinigungen zurückzuführen. Hinsichtlich des Erscheinungsbildes der Kulturlandschaft hat die Rebflurbereinigung den Gegensatz der beiden für das südliche Rheinhessen charakteristische Standorttypen verschärft. So war die Rheinfront im Bereich Bechtheim - Mettenheim - Alsheim aufgrund des hier ausgeprägten Reliefs und der rheinwärts hinzukommenden Sonderkulturen nur randlich betroffen. Hier jedoch wurden Lößhän- ge und Hohlwege zugunsten neuangelegter Gürtelwege beseitigt. Größere Folgen für die Land- schaftsstruktur hatte die Rebflurbereinigung auf den nur flachgeneigten Hängen der Wormser Terras- se und des Pfrimmgebietes. Hier wurden an vielen Stellen die v. a. für das südliche Rheinhessen typi- Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 15 schen "Rechs" (Stufenraine) in die bewirtschaftete Fläche einbezogen. Das Mitte des 19. Jhs. noch mehrschenkelig angelegte Rebland mit dichter und unregelmäßiger Zeilenanordnung wurde umstruk- turiert. In Anbetracht des seit den 70er Jahren auf solchen Standorten eingesetzten Traubenvollern- ters (SCHOLL 1985) gilt inzwischen eine Zeilenlänge von 200 m als optimal (ZILLIEN 1984).

B.3.1.2 Ackerbau Als Teil von Rheinhessen gehört der Landkreis Alzey-Worms mit Ausnahme der Ausläufer des über- wiegend waldbedeckten Nordpfälzer Berglands zu einer intensiv genutzten Acker- und Rebbauland- schaft. Die Struktur, dieser bereits zur Keltenzeit entstandenen (ALEXANDER 1954) und im Mittelalter ange- sichts ihrer hohen Fruchtbarkeit als "Wonnegau" bezeichneten (TUCKERMANN 1935) traditionellen Ag- rarlandschaft war aufgrund der klimatischen Gunstlage, der fruchtbaren und z.T. leicht zu bearbeiten- den Böden sowie der ausgedehnten Ebenen und Hochebenen schon früh von ausgedehntem Getrei- de- und Hackfruchtanbau bestimmt. Der Ackerbau stellte und stellt mit Ausnahme des von Rebland geprägten Pfrimmgebietes die landschaftsformende und -prägende Nutzungsform der fruchtbaren Ebenen, Hochebenen und Flachhangbereiche im Landkreis dar (FISCHER 1989, FREY 1990). Der Ackerbau erfolgte bis zur Einführung der bereits mit einer zunehmenden Intensivierung verbun- denen Fruchtwechselwirtschaft ab Ende des 18. Jahrhunderts in Form der zur Brachewirtschaft zu rechnenden Zweifelderwirtschaft (Wintergetreide-Brache-Sommergetreide-Brache) (BALON & FABER 1958; TOPP 1966). Verbunden mit dem bis ins 19. Jahrhundert reichenden Flurzwang, der für Teile der Flur in Parzellen- Verbänden (sog. Zelgen) Anbau- und Erntefolgen verbindlich regelte, führte dies zu einem rotierenden System von genutzten und ungenutzten Flächen, so daß in der damaligen Land- schaft ständig sekundäre Sukzessionsreihen vom Pionierstadium bis zum Hochstaudenstadium ab- laufen konnten (TOPP 1966). Dieser Umstrukturierungsprozeß von der Brachewirtschaft zur Frucht- wechselwirtschaft war spätestens in den 1920er Jahren vollendet, mit der Folge das die bisherigen Brachflächen, die in jüngster Gegenwart bedingt durch die EG-Agrarstrukturreform wieder zunehmen, aus der Kulturlandschaft verschwanden (BALON & FABER 1958). Neben Getreide- und Futterpflanzenanbau war der Anbau von Kleearten (Esparsette, Deutscher Klee und Luzerne), Kartoffeln und Winterraps verbreitet. Auch der bis in die 1960er Jahre währende Flachsanbau nahm größere Flächenanteile ein. In den stärker reliefierten Lagen entstanden als Folge dieses Nutzungs- bzw. Flächendrucks im Zuge der Bewirtschaftung die sog. “Reche”, die sich durch Gras- und Strauchbewuchs auszeichnen2. Ab den 1880er Jahren nahm durch den vermehrten Anbau der Zuckerrübe der Hackfruchtanteil zu, was v. a. auf die Errichtung der Zuckerrübenfabrik im nahe- gelegenen beruhte (FRIEß-REIMANN 1985). Die noch bis Anfang des Jahrhunderts währende ackerbaulich bedingte Vielfalt sorgte in Verbindung mit dem Weinbau für ein abwechslungsreiches Landschaftsbild3. Dieses verarmte jedoch mit der zu- nehmenden Konzentrierung auf vier Nutzungsarten (Wein, Winterweizen, Gerste und Zuckerrübe). Dies gilt auch hinsichtlich des überlieferten hohen Baumbestandes in der Mitte des 19. Jhs. Neben den Obstbäumen waren Ahorn, Robinie und Ulme überall verbreitet (FRIEß-REIMANN 1985). Hierbei war die lokal auch als “Effe” oder Rüster genannte Ulme ein charakteristischer Zierbaum der rheinhessischen Gemeinden. Ihre Anpflanzung beschränkte sich nicht als sog. Heyer- oder Angel- baum im Ort (z. B. , Spießheim, , Westhofen, Pfiffligheim und Nieder- ), sondern fand auch außerhalb Verwendung. Die meisten Dörfer waren von einem Kranz von Rüstern umschlossen (z. B. "Effering" von , vgl. DOSS 1983), die jedoch in der ersten Hälfte des 19. Jh. zugunsten von Obstgärten aufgegeben wurden. Eine weitere traditionelle Nutzungs- form waren die häufig grabensäumenden Kopfbäume4 (v. a. Weiden), die der Gewinnung von Korb- material dienten. Kennzeichnend für das Landschaftsbild war außerdem die auf der Realteilung beruhende Besitzzer- splitterung. Die hierdurch bedingte kleinteilige Nutzungsstruktur war v. a. im südlichen Rheinhessen

2 Entsprechend ihrer kulturbedingten Entstehungsweise unterscheidet LESER (1969) zwei Typen. Der erste Rechtyp ist auf Hangteile unterhalb der Plateaukanten beschränkt, wo ausgewitterte Kalkbruchstücke zu zeilenar- tigen Lesesteinhaufen zusammengetragen wurden und diese zuwuchsen. Bei dem anderen Rechtyp handelt es sich um Hochraine, die aus der regulären Beackerung steiler Hangteile hervorgegangen sind. 3 REETZ (1967) schilderte das Landschaftsbild des rheinhessischen Hügellands folgendermaßen: "... Hügelkup- pen Roggen, einen Hang Wein, eine Hügelmulde Weizen oder Kartoffeln und eine feuchte Senke Klee...". 4 Historische Photos (1899) existieren von der Pfrimm bei Worms-Hochheim (DOSS 1983). Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 16 sehr ausgeprägt, wo 1864 die durchschnittliche Parzellengröße nur 1/4 Morgen (625 m²) umfaßte. Dabei ging die Furchenlänge eines einseitig erschlossenen Grundstücks wegen der Anforderungen an die tierische Anspannung nicht über 75-125 m hinaus (ZILLIEN 1984). Der Schwerpunkt der im Jah- re 1910 beginnenden Flurbereinigung lag v. a. in den Ackerbaugemeinden, wobei in etlichen hiervon inzwischen die Zweitflurbereinigung durchgeführt wurde. Diese erfaßte v. a. die Wiesbachniederung, den die Umgebung von Wörrstadt, das südliche Alzeyer Hügelland sowie die Wormser Terrasse. Im Zuge dieser Entwicklung wurde eine Vielzahl der “Reche” (s.o.) mit ihrem für das südöstlichen Rhein- hessen charakteristischen Zwergkirschengebüsch eingeebnet. Im Nordpfälzer Bergland konnte aufgrund der Klima- und Bodenungunst der Ackerbau nur in Zusam- menhang mit andern Nutzungsarten hier v. a. Waldbau betrieben werden und hat heute den Charak- ter einer Rudimentärwirtschaft (FISCHER 1989)

B.3.1.3 Obstbau Der Streuobstanbau hatte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jhs. ausgehend vom nördlichen Rhein- hessen stark ausgebreitet und erreichte spätestens in den 1860er Jahren seinen Höhepunkt (FRICKE 1969). Diese Entwicklung wurde eingeleitet durch die Anpflanzung von Obstbäumen in den ungünsti- geren Weinbergslagen. Verstärkt wurde dieser zunächst auf Einzelstandorte begrenzte Prozeß durch das Vordringen von Rebpflanzenkrankheiten, die eine vollständige Umwandlung befallener Rebflä- chen nach sich zog. Im Landkreis Alzey-Worms lag der Schwerpunkt klimatisch und edaphisch be- dingt im Altrheingebiet um Gimbsheim, Hamm und Eich (TOPP 1962). Hierbei spielte auch die günsti- ge Verkehrsanbindung an das Ballungsgebiet von Worms eine nicht unerhebliche Rolle. Mehr auf die Selbstversorgung ausgerichtet waren die Streuobstvorkommen im inneren Rheinhessen in abseitiger Lage. Eine nennenswerte Bedeutung mußten die Bestände im Mittleren Selzbecken ha- ben; von vielen Orten sind Obstbaumgürtel überliefert, die offensichtlich aus den wallartigen Rüster- pflanzungen hervorgegangen sind5. Aber auch im Raum um Alzey muß es Bestände in wirtschaftlich nennenswerten Größenordnungen gegeben haben, die mit Rebland, Sonderkulturen und Ackerland durchmischt waren (TUCKERMANN 1935). Die natürliche Standortgunst ausnutzend, wurde seit Beginn des kommerziellen Obstbaus Wert auf frühe Stein- und Strauchobstsorten gelegt. Dabei besteht seit etwa den 1930er Jahren die Tendenz, Obstanlagen ohne die bisherigen Unterkulturen (insbesondere Stachelbeere, Erdbeere oder Getreide) einzurichten (TOPP 1962) und dabei Niederstammanlagen einer einzigen Obstsorte zu bevorzugen. Dominierende Obstsorte im südlichen Rheinhessen ist der überwiegend im Gimbsheimer Altrheinge- biet angebaute Weinbergspfirsich sowie Apfel, Mirabelle und Reineclaude.

B.3.1.4 Grünland Aufgrund der Standortverhältnisse prägte die Grünlandwirtschaft schon früh die Rheinniederungen sowie die Bachtäler des westlich in den Landkreis hineinragenden Ausläufers des Nordpfälzer Berg- landes. In den Überschwemmungsbereichen von Rhein und Nahe bestand das wechselnasse Grünland aus Stromtalwiesen, die der Streugewinnung dienten (vgl. LIEPELT & SUCK 1987). Die verschiedenen Rheinkorrektionen und die Errichtung des Hauptdamms (sog. "Winterdeich")6 1813-1870, der die U- ferlinie des Rheins im wechselnden Abstand von 100 bis 400 m begleitet, leiteten eine Vielzahl von Prozessen ein, die sämtlich zur großräumigen Abnahme der Stromtalwiesen führten. Diese Entwick- lung ging insbesondere in den 1950er Jahren einher mit Pappelaufforstung (z. B. südlich von Worms) oder Umwandlung in Ackerland.

5 Vom Mittleren Selzbecken liegen historische Photoaufnahmen (um 1920) vor zu den Orten , Fra- mersheim, Dittelsheim, Heßloch und (DOSS 1983). Eine Zählung im Jahre 1864 ergab alleine für die Gemeinde Osthofen 7.700 Bäume, wobei 800 die Landstraßen säumten. Ansehnliche hochstämmige Birnbäume wurden bei der Kartierung noch an der Landstraße östlich sowie von Wörrstadt nach Oberhilbersheim angetroffen. Diese Pflanzungen sind z.T. auf eine großherzogliche Anordnung aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts zurückzuführen, wonach den Grundstücksbesitzerns auferlegt wurde, entlang der landstraßen Obstbäume zu pflanzen. Nach einer überlieferten Pflanzenliste kamen im ehemaligen Kreis Alzey v. a. Apfel-, Birn- und Nußbäume im Verhältnis 3:2:1 zur Anpflanzung. Zwetschenbaumreihen begleiteten die Bachläufe (FRIEß-REIMANN 1985). 6 Auf den älteren Dämmen wurde Vieh getrieben und dabei die Grasnarbe so übernutzt, daß man angesichts der Deichbruchgefahr die Nutzung verbot (SOMMER 1981). Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 17

Hiervon betroffen waren (und sind) sowohl die wechselfeuchten und daher leichter zu meliorierenden Pfeifengras-Wiesen (Molinion) als auch die auf nasse, alljährlich überflutete Mulden beschränkten Brenndolden-Fluren (Cnidion). Die von dieser Entwicklung verschonten Flächen unterliegen heute mehr oder weniger der Sukzession (LIEPELT & SUCK 1987). An ehemaligen Vorkommen bekannt sind z. B. das "Mausmeer" bei Ludwigshöhe und das "Wormser Ried", welche nach Wegfall der Mahd von Schilf überwuchert wurden. Bei Rheindürkheim vollzog sich der Verlust in augenfälliger Weise durch Zuschütten alter Flußrinnen und Sumpfdellen (LIEPELT & SUCK 1987). Auch Infrastrukturmaßnahmen führten in Siedlungsnähe zur Beseitigung von Wiesen und Weiden: Dies gilt für ehemalige zusammenhängende Bestände am Eicher See (Wochenendhäuser), nördlich Rheindürkheim und Worms (Gewerbe), südlich Worms (Wohnbauflächen, Straßen). Nördlich Worms-Herrnsheim wurden ganze Waldflächen auf Wiesen neu begründet. Das Ausmaß des Rück- gangs der Stromtalwiesen und ihrer Pflanzen- und Tierwelt in der nördlichen Oberrheinebene doku- mentiert sich in der entsprechenden Bestandsabnahme bzw. völligen -verlusten von lebensraumtypi- schen Tier- und Pflanzenarten wie Großer Brachvogel (KUNZ & SIMON 1987), Lungen-Enzian (Gentia- na pneumonanthe), Sibirischer Schwertlilie (Iris sibirica), Niedrigem Veilchen (Viola pumila) und Haar- blättriger Schwingel (Festuca trichophylla) (PHILIPPI 1982). Der Vollständigkeit halber zu erwähnen sind die wenigen Schafhutungen auf den vorgelagerten Porphyrkuppen des Nordpfälzer Berglandes, die sich hier auf die steilen und flachgründigen Hänge beschränkten7.

B.3.1.5 Waldnutzung Der Planungsraum stellt aufgrund seiner räumlichen Lage, seines trockenen Klimas und der verbreite- ten Lößböden einen landwirtschaftlichen Gunstraum dar, der seit der Zeit der Kelten zu allen Zeiten waldarm (ALEXANDER 1954) war. Lediglich die Ausläufer des Nördlichen Pfälzer Berglandes, die im Westen lappenförmig in das Rheinhessische Land hineinragen sind damals wie heute die einzigen größeren zusammenhängenden Waldflächen im Landkreis (KNIERIEM 1927). Der älteste Betriebstyp, die im 9. Jh. einsetzende und sich im Verlauf des Mittelalters durchsetzende Niederwaldwirtschaft8,9 mit Lohrindennutzung vollzog sich dort schwerpunktmäßig in unmittelbarer Nähe der Ortschaften und Höfe (BAUER 1962). Sie ermöglichten durch das nutzungsbedingte räumli- che Nebeneinander und das zeitliche Nacheinander von lichterfüllten und halbschattigen Flächen, die Ausbildung einer hohen Arten- und Biotopdiversität (SCHERZINGER 1995). Dadurch, daß bis zur Bronzezeit die leichter zu bearbeitenden Lößhochflächen bevorzugte Sied- lungsplätze waren (ALEXANDER 1954), konnte sich auf der Fläche des heutigen Landkreises mit Aus- nahme des Nordpfälzer Berglandes kein Hochwald oder zumindest oberholzreicher Eichenmittelwald entwickeln. Demzufolge kann davon ausgegangen werden, daß Köhlerei und Metallverhüttung das mittelalterliche Waldbild allenfalls in den weniger dicht besiedelten Ausläufern des Nordpfälzer Berg- landes prägten. Der sich ab dem Hochmittelalter entwickelnde Brandwaldfeldbau umfaßte den Abtrieb der sog. Kohle- hecken und das Abbrennen des gesamten Bodenbewuchses, worauf eine einjährige ackerbauliche Zwischennutzung folgte (BAUER 1962). Hinsichtlich der Landschaftsstruktur führte dies zu einem zeit- lich befristeten Verteilungsmuster von land- und “forst”-wirtschaftlichen Flächen. Als Reaktion auf den mit dem Brandwaldfeldbau verbundenen Mangel an Bauholz und die anhaltenden Devastierungen des Waldes durch Waldweide führten Forstordnungen zunächst ab dem 16. Jh. die Mittelwaldwirt- schaft ein (die Bestände im “Vorholz” zeugen noch davon). an die sich um die Jahrhundertwende eine Überführung in Hochwald anschloß. Aus dieser Phase der Kulturlandschaftsentwicklung stammen die wenigen Bestände im Vorholz (über 80jährige Rotbuchen bzw. über 150jährige Eichenbestände), im "Dreigemeindewald" des Walddistrikts Weißenstein (über 100jährige Eichenbestände) und im Alzeyer "Hinterwald".

7 Als Beispiel sei hier der Martinsberg bei genannt (SOMMER 1981:91). 8 Der Schwerpunkt dieser Bewirtschaftungsform liegt im Binger Wald und seinen Ausläufern (TK 5912), daneben gibt es kleinere Bestände auf dem Rochusberg (TK 6013) und auf Waldeck (TK 6014). Auch der Ober- Olmer Wald war ursprünglich als Eichenschälwald angelegt (ALEXANDER 1954). 9 Diese über Jahrhunderte lukrative Waldnutzungsform fand um 1870 mit der Einfuhr des billigen Quebracho- gerbstoffs ein Ende. Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 18

An weiteren Nutzungsformen, die lokale Bedeutung vor allem in Weinbaudörfern erreichten, sind die sog. "Pfahlwälder" zu nennen. Diese für mehrere Jahre gepachteten Flächen wiesen Hainbuchen, Er- len, Aspen und Haseln auf, aus denen der hohe Holzbedarf für Rebstöcke gedeckt wurde. In der noch nicht eingedeichten Rheinaue war die Landschaftsstruktur von Auenwäldern geprägt, die von Rodungstätigkeiten verschont blieben. Allerdings waren die höhergelegenen Hartholzauen der Futtergrasentnahme sowie der Gewinnung von Brenn- und Bauholz geöffnet. Sie dienten als Wald- weide dem Vieheintrieb, hierunter v. a. der Schweinemast, und lieferten Rammpfähle und Stämme gegen die ständigen Stromversetzungen. Eichen wurden mehr oder weniger in sog. "Eichelgärten" nachgezogen10. Aus der Weichholzaue bezog man Streu und Schilf sowie Faschinenmaterial für U- fersicherungen (SCHÄFER 1973). In den 1950er und 60er Jahre erfolgten auf vielen der ausgedeichten Auestandorte die Anlage von Pappelforsten. Im vom Holzmangel geprägten Rheinhessen spielte der Anbau und Schnitt von Kopfweiden schon frühzeitig eine bedeutende Rolle11. Das kommt u. a. dadurch zum Ausdruck, daß sich um die Jahr- hundertwende das wichtigste Zentrum des Korb- und Kopfweidenanbaus südlich des Niederrheins im Altrheingebiet von Hamm befand. Die Gemeinden Hamm, Eich, Gimbsheim und Ibersheim verfügten über 140 bis 170 Morgen Kopfweidenanlagen (SAUER 1982). Hierfür wurden noch 1906 87 Morgen Grünland für Neuanlagen umgewidmet (KÖHLER 1982). Nach dem 2. Weltkrieg ging die wirtschaftliche Bedeutung der Kopfweiden stark zurück. Im Jahre 1960 bestanden nur noch 77 ha Kopfweiden- (und Baumschul-)Flächen (Bauernverband Rheinhessen 1962). Abseits der Flüsse und Bäche stellen sog. "Klauer" die einzigen Waldflächen in weiten Bereichen Rheinhessens dar. Es handelt sich hierbei um in der Kulturlandschaft isolierte kleine dichte Haine in der für Weinbau uninteressanten Nordexposition. Viele Städte und Gemeinden besaßen angesichts der einzigartigen Waldarmut ihrer Territorien ent- weder durch Kauf oder Einräumung sog. Holzgerechtigkeiten Waldflächen bzw. Nutzungsrechte im Hunsrücker oder Nordpfälzer Wald12,13. Innerhalb des Landkreises konzentrierten sich die wenigen größeren Waldflächen auf die westlich hin- einragenden Naturräume Porphyrberg von Münster am Stein, Glan-Alsenz-Höhen und - massiv.

B.3.1.6 Rhein Der Rhein war seit jeher eine wichtige Schiffahrtsstraße. Die Möglichkeit, hierdurch Transporte abzu- wickeln, als auch die agrarische Standortgunst ließen in Flußnähe mehrere größere Ortschaften (Worms, Rheindürkheim, Eich, Gimbsheim) entstehen , die jedoch als Folge der Flußverlagerung heu- te nicht alle am Rheinufer liegen. Zur Sicherung bedrohter Siedlungen und Gemarkungsteile wurden spätestens im 14. Jh. künstliche Durchstiche am ständig mäandrierenden Rhein vorgenommen. Die Abtrennung der Schlingen ver- stärkte die Tiefenerosion, in deren Folge sich auch die Zuflüsse eintieften. Zudem bauten die anlie- genden Gemeinden unabhängig voneinander Sperrbauwerke, Querriegel oder Leitdämme, um den Hochwasserstrom von der eigenen Gemarkung abzulenken (KUNZ 1982). Bereits im letzten Jahrhun- dert vor der Thulla´schen Korrektion war der größte Teil der Niederung durch Dämme geschützt. Während im Vorland noch ein weitgehend durchgängiger Auenwald landschaftsprägend war (MUSALL 1982), degradierten sich die Auenwaldbestände im Bereich des ehemaligen Überschwemmungsge- biets bedingt durch die trockener gewordenen Standortverhältnisse zu Ödland und ließen nur noch eine sporadische Nutzung zu. Aus dieser Zeitepoche stammt eine Vielzahl von Flurnamen, die den Begriff "-Heide" enthalten (vgl. BITZ & DECHENT 1994).

10 Die Form der Bewirtschaftung blieb ohne größeren Einfluß auf die Zusammensetzung der Baumschicht. Le- diglich Populus nigra und P. alba haben wahrscheinlich vor der Rheinkorrektur eine größere Rolle gespielt, da die ihnen zusagenden Kiesinseln aufgrund der fehlenden Flußdynamik ausblieben (PHILLIPPI 1982). 11 Innerhalb des Landkreises sind entsprechende mit “wyden” umschriebene Gewannebezeichnungen bereits aus den Jahren 1445 (für Worms-Herrnsheim; RAMGE 1971) und 1494 (für Gimbsheim; LAUTHER 1967) urkundlich bekannt. 12 So besaßen die ehemaligen Dörfer Dalsheim, und Eppelsheim ähnliche Rechte am Königsforst am Donnerberg (TUCKERMANN 1935). 13 Zuweilen teilten sich mehrere Orte die Rechte für eine Waldfläche, so im Gebiet der "Dreigemeindewald" zwi- schen Nieder-Wiesen und Wendelsheim. Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 19

Die Erfordernisse einer sich ständig ändernden Schiffstechnik einerseits, und der zunehmende Nut- zungsdruck auf die Aue andererseits, führte dann zur bis 1882 fertiggestellten Rheinbegradigung nach den Plänen Thullas an die sich der Bau eines Hochwasserdammsystems anschloß (KUNZ 1982). Diese wasserbaulichen und kulturtechnischen Maßnahmen führten neben der Einengung des Rhein- betts verbunden mit dem Verlust der bisherigen Flußdynamik, zur Vereinheitlichung des Substrats und der Strömung sowie zu einer einsetzenden Tiefenerosion mit einhergehender Wasserspiegel- und Grundwasserspiegelabsenkung. Damit einhergehend konnten durch auendynamische Prozesse ent- stehende Lebensräume wie Altarme, Auentümpel, Sandbänke etc. nicht mehr neu entstehen und ver- schwinden seither dadurch langsam aus dem Biotopmosaik der Aue. An die Stelle einer ehemals viel- fältigen Fauna des Rheins (LAUTERBORN 1916-18) trat eine die uniform gewordenen Gefälle- und Se- dimentationsverhältnisse widerspiegelnde uniforme Tierwelt (KNÖPP 1957). Die ausgedeichte Fläche wurde durch ein dichtes Grabensystem entwässert. Der durch Flußbettverengung und Laufbegradigung einsetzenden Tiefenerosion und Wasserspiegel- absenkung begegnete man durch Leitwerke und Aufhöhung des Unterwassers durch Steinmassen. Mit derartigen Uferbefestigungen gingen an vielen Stellen des Oberrheins die flußauentypischen Bio- tope verloren und eine weitere Siedlungsentwicklung wurde begünstigt. Lediglich punktuell auf einzel- nen Rheininseln läßt sich die ursprüngliche Landschaftszonierung erahnen. Altschlingen und Lachen, die bisher als Wasserreservoir für die Siedlungsplätze fungierten, verlande- ten als Folge ihrer Ausdeichung und der weiträumigen Entwässerung überdurchschnittlich schnell bzw. wurden zugeschüttet. Gleiches widerfährt den sich regelmäßig durch Rheindruck- und Oberflä- chenwasser herausbildenden Feuchtsenken in Äckern ehemaliger Auestandorte. Andererseits wurden (und werden) in der Rheinaue an vielen Stellen Kiese, Sande und Lehme abge- graben. Hierbei bildeten sich Gewässer unterschiedlicher Tiefe und Größe, an deren Ränder sich häufig Schilf eingestellt hat14. Das Wormser Ried ist dagegen aus der Verlandung eines ehemaligen Klärteiches hervorgegangen. Auch bei vielen dieser Sekundärbiotope deutet sich als Folge großräu- miger Grundwasserabsenkung eine zunehmende Austrocknung an. Durch die Rheinbegradigung und -eindeichung wurden die meisten Auestandorte von der Flußdyna- mik abgetrennt. Bisherige Naß- und Feuchtwiesen ließen sich nun in Intensivgrünland umwandeln, bestehende Wiesen und Weiden wurden gar ackerfähig15. Standorte ehemaliger Auenwälder dienten zur Anlage von Pappelforsten.

14 So hat das Laubenheimer Ried seinen Ursprung in den Lehmgruben der früheren Backsteinfabrik (SOMMER 1981). 15 In diesem Zusammenhang sind auch zahlreiche Auengewässer verschwunden. So befanden sich früher im Bereich "Lachgewann" an der Gimbsheimer Fahrt zahlreiche Wasserflächen (SOMMER 1981). Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 20

B.3.2 Aktuelle Nutzung B.3.2.1 Land- und forstwirtschaftliche Nutzung Nur 5,5 % der Gesamtfläche des Landkreises Alzey-Worms und der Stadt Worms ist von Wald be- deckt (Statistisches Jahrbuch für Rheinland-Pfalz 1992/93). Mit 72 % wird der überwiegende Flä- chenanteil landwirtschaftlich genutzt. Hiervon entfallen allein auf Ackerland 70 %; den überwiegenden Rest nimmt Rebfläche ein. Obstanlagen und Dauergrünland sind vernachlässigbar. Der Umfang landwirtschaftlicher Nutzflächen veränderte sich in den ersten Nachkriegsjahren kaum (vgl. Tab. 2). Dies beruhte auf gegenläufige Entwicklungen: Ackerland, Grünland und Rebland gingen zurück, während die Flächen von Obstanlagen und Forsten/Holzungen deutlich anstiegen (preisgüns- tige Nahrungs- bzw. Brennmittel). Die zwischen den beiden Weltkriegen v. a.. im Bereich Worms statt- gefundene überdurchschnittliche Flächenausweitung des Reblandes erhielt damit einen deutlichen Rückschlag. Tab. 2 Bodennutzung des Altkreises Alzey 1938-1953 (in ha)

Jahr Wirt- Ackerland Wiesen/ Obstanla- Rebland Forsten/ andere schafts- gen Holzungen Weiden fläche 1938 42.031 32.033 281 44 3.930 3.108 2.650 1953 41.928 30.598 238 93 3.776 3.538 3.685

Der Flächenabnahme bei Acker- und Dauergrünland hielt in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten weiter an. Dagegen ist der Umfang von Rebland, Obstanlagen und Wald leicht gestiegen. Bei einer solchen Nutzungsverteilung prägen das Acker- und Rebland entscheidend das Land- schaftsbild des Planungsraumes; mit seiner ausgesprochen geringen Waldfläche unterschreitet der Kreis hinsichtlich der Waldbestockung sowohl den Bundesdurchschnitt von 29 % als auch den Durch- schnitt im waldreichen Rheinland-Pfalz von 40 % deutlich. Der ohnehin verschwindend geringe Waldanteil ist zudem äußerst ungleichmäßig verteilt: er konzent- riert sich auf die Rheinhessische Schweiz und dessen Nördliches Vorland sowie kleineren Beständen bei Alzey, und Worms-Herrnsheim, wobei Hochwald (in unterschiedlichen Altersklassen) als Wirtschaftsform dominiert. Nach Aufgabe der bisherigen Bewirtschaftungsform “durchgewachse- ne” Niederwälder beschränken sich auf die stärker geneigten Hängen der Rheinhessischen Schweiz. Verbreitungsschwerpunkte des Weinbaus im Landkreis sind die Hänge von Eisbach und Pfrimm so- wie ähnlich westöstlich ausgerichtete Trockentäler des Westplateaus. In den 50er Jahren betrug das Verhältnis Ackerland zu Rebland im Bereich Alzey-Worms noch 1:4,9; bis heute hat es sich zugunsten des Reblandes auf 1:2,4 verschoben. Hierbei nahm das Ackerland von 51.026 ha (1957) auf 35.007 ha (1991) ab. Die in etlichen Gemeinden vollzogene Zweitflurberei- nigung führte allerdings zu größeren Ackerschlägen16. An anderer Stelle ist ein von der Statistik nicht erfaßter Anteil an Flächen hinzuzurechnen ist, der nach Grüneinsaat vorübergehend aus der Nutzung genommen wurde. Derartige Parzellen konzentrieren sich v. a. in der Rheinaue bei Hamm. Die Statistik dokumentiert in der Aufgliederung kleinflächig wechselnder Wirtschaftsweisen wie gärt- nerische Anlagen, Rebbrachen, Korbweidenanlagen unter der Rubrik Obstanlagen, deren bis in die 60er Jahre reichenden Bedeutung für die Landschaftsstuktur und läßt daraus schließen, daß dieses damals über nennenswerte Flächenanteile verfügten. Etwa ab Mitte der 60er Jahre war die Korbwei- dennutzung nicht mehr rentabel und ist inzwischen völlig aufgegeben (BITZ & SCHAUSER 1989). Die Stabilisierung der Obstanlagenbestände (etwa 50 % Apfel) verdeckt den zunehmenden Anteil von Niedrigstammobst. Hinsichtlich ihrer Standorte knüpft dieses jedoch an die bewährten Lagen älterer Streuobstbestände an. Während des betrachteten Zeitraumes hat sich das ohnehin extreme Verhältnis Dauergrünland zu Ackerland von 1:42 auf 1:128 weiter verschlechtert. Die absolute Fläche des hauptsächlich in der Rheinniederung anzutreffenden Grünlands ist hierbei auf ein Fünftel des Ausgangswertes ge- schrumpft. Seit Mitte der 80er Jahre scheint sich die Flächengröße auf einem niedrigen Niveau zu sta- bilisieren.

16 Hier kann von einer Furchenlänge von mindestens 400 m ausgegangen werden (ZILLIEN 1984). Entstehung und Entwicklung der Kulturlandschaft 21

B.3.2.2 Bebaute Bereiche Der Zersiedlungsprozeß v. a.. in der Rheinaue sowie im Bereich von Alzey hält unvermindert an. Hier wie dort bündeln sich zahlreiche als Entwicklungsachsen fungierende Verkehrswege (BAB A61, A63, und B9 sowie Eisenbahnlinien). Sie verstärken die Gewerbeflächenentwicklung auf den mehr oder weniger ebenen Niederungsflächen. In den verkehrsgünstig ausgerichteten Seitentälern dehnt sich v. a. die Wohnbebauung aus.

Landkreiskennzeichnende Tierarten 22

B.4 Landkreiskennzeichnende Tierarten

Der Bereich Alzey-Worms zählt zu den Landkreisen in Rheinland-Pfalz, die faustisch sehr unter- schiedlich intensiverfaßt sind. Dies zeigt sich z. B. bei den Vögeln, einer Artengruppe, für die im all- gemeinen die meisten Daten vorliegen. Für den Bereich Alzey-Worms fehlen dagegen - vor allem für die Plateaulagen - flächendeckende Angaben oder gar genauere Bestandsaufnahmen aus verschie- denen Zeiträumen (vgl. KUNZ & SIMON 1987). Das liegt nicht zuletzt an der sehr dünnen Beobachter- dichte und dem strukturarmen und “wenig attraktiven” Agrarsteppencharakter; lediglich für einige wertbestimmende Halboffenlandarten (z. B. Steinkauz, Neuntöter, Pirol) erscheinen die vorliegenden Daten vollständig (vgl. BITZ et al. 1993a). Für einzelne Landschaftsausschnitte, z.T. im Grenzbereich zum Landkreis Mainz-Bingen, existieren Bestandsaufnahmen von Brutvögeln (z. B. REICHARD 1985, HESS & REICHARD 1988, FOLZ 1989, AXENMACHER et al. 1994, BIRK & AXENMACHER o.J. [1995], BIRK o.J. [1996]). Über die Funktion der Rheinaue bei Worms als bedeutender Limikolenrastplatz vermittelt MATTHES (1994) einen guten Überblick. Ältere ornithologische Angaben liegen nur vereinzelt vor (z. B. für den Wiedehopf Literaturauswertung bei LEHNERT [1985/86]). Bei neueren Bestandsaufnahmen zur Verbreitung ausgewählter Arten verschiedener Tiergruppen (z. B. Schnecken, Muscheln, Prachtkäfer, Wildbienen, Libellen, Heuschrecken) in Rheinland-Pfalz bzw. im Regierungsbezirk Rheinhessen-Pfalz (vgl. VOGT et al. 1994, NIEHUIS 1988, SCHMID-EGGER et al. 1995, NIEHUIS 1984, SIMON 1988) wurden auch Untersuchungsflächen in den Naturräumen des Be- reichs Alzey-Worms berücksichtigt; zu Tagfaltern liegen außer den Hinweisen der Biotopkartierung die 1993 (-1994) erhobenen Daten zum Vorkommen von Arten in ausgewählten Offenlandbiotopen des Landkreises vor (s. Abb. 2-5). Die Xerothermbiotope in der Rheinhessischen Schweiz wurden bei dem landesweiten Artenschutzprojekt “Westliche Steppensattelschrecke” (vgl. NIEHUIS 1991) mitein- bezogen. Erheblichen Anteil hat der Landkreis auch an bestandsgefährdeten Auenamphibien, die im Rahmen eines weiteren Artenschutzprojektes bearbeitet wurden (vgl. BITZ et al. 1992, 1993b). Diese Daten sind in der Folge in die umfassende landesweite Bearbeitung der Amphibien und Reptilien ein- geflossen (BITZ et al. 1996). Über die Bestandsentwicklung der Tagfalterfauna zwischen 1966-1980 im weitgehend offenstrukturierten Bereich Alzey-Worms vermittelt HASSELBACH (1981) eine Übersicht. Bezeichnend für die faunistische Datenlage weiter Teile des Bereichs Alzey-Worms ist jedoch das großflächige Fehlen von Beobachtungen in den landschaftsprägenden Biotoptypen der Ackerfluren, Obstplantagen und Rebland. Zwar kann dies mit der ausgesprochenen Strukturarmut insbesondere der Plateaulagen in Zusammenhang gebracht werden, liegt jedoch auch sicherlich auch an der sehr geringen Beobachterdichte in den “wenig attraktiven” überdurchschnittlich agrarisch bestimmten Teil- räumen. Zur Limnofauna liegen die Ergebnisse von Untersuchungen zur Verbreitung von Mollusken und Fi- schen des Rheins (vgl. MEINERT & KINZELBACH 1985, LELEK & BUHSE 1992) sowie zu Wirbellosen ein- zelner Seitengewässer (z. B. Wiesbach) (vgl. SCHNEIDER & ACHENBACH 1982, GERHARDT 1982) vor. Wesentliche aktuelle Informationsquelle ist das Datenmaterial der GNOR (BITZ et al. 1993a) über aus- gewählte Vögel, Amphibien/Reptilien und Libellen, das im Vergleich mit älteren Beobachtungen (BITZ 1981, 1983) Rückschlüsse über Bestandsentwicklungen ermöglicht. Über die Bedeutung der Rast- plätze für Durchzügler und Überwinterer liegt eine zusammenfassende Darstellung vor (GNOR 1992).

Als landkreiskennzeichnende Tierarten werden vor allem

¾ von Natur aus seltene Arten ¾ stark im Rückgang befindliche Arten ¾ Arten deren arealgeographische Verbreitungsgrenze durch den Landkreis führt ¾ Arten die im Verlauf von aktuellen Ausbreitungstendenzen ihre Realgrenzen bis in den Landkreis oder darüber hinaus verschoben haben oder ¾ Arten, deren Vorkommen kulturhistorisch bzw. nutzungsbedingt sind berücksichtigt. Die Auswahl hängt vom gegenwärtigen Kenntnisstand über die Vorkommen der Arten ab. Landkreiskennzeichnende Tierarten 23

Flüsse

Der Rhein stellt hinsichtlich Breite und Wasserführung das beherrschende Fließgewässer des Land- kreises dar. Bis zur Uferverbauung des Rheins aus Gründen anhaltender Siedlungsentwicklung in der Aue und des Ausbaus als Großschiffahrtsweg war er mit einer hohen Lebensraumvielfalt und einem hohen Artenreichtum ausgestattet. Die starke anthropogene Überformung drückt sich in einer höheren Fließgeschwindigkeit, vorherrschendem Grobsubstrat sowie dem Fehlen eines eigenen Flußplanktons und höheren Pflanzen aus, die zu einer Verarmung der Limnofauna führte (LÜTTMANN et al. 1987). Ty- pische Fischarten mit Bindung an langsame Strömungsbereiche mit starkem Pflanzenwuchs besitzen autochthone Populationen nur noch in den Rheinaltarmen (z. B. Karausche). Die naturnäher struktu- rierten, noch mit dem Hauptstrom in Verbindung stehenden Rheinarme haben entsprechend höhere Anteile an Raubfischarten wie dem Hecht, der hohe Ansprüche an Laichplätze in der Aue vorweist (vgl. LELEK 1980). Daneben sind als Folge von Gewässerverschmutzung viele Wanderfischarten wie Stör, Maifisch, Fluß- und Meerneunauge, weitgehend ausgestorben. Unter den verschwundenen Mollusken befinden sich z. B. die Kahnschnecke (Theodoxus fluviatilis) und die Gemeine Flußmuschel (Unio crassus), die zu Beginn des 20. Jhs. massenhaft auftraten (vgl. LAUTERBORN 1916, MEINERT & KINZELBACH 1985, VOGT et al. 1994). Der heutige Fischbestand im nördlichen Oberrhein wird von den euryöken und ru- hige Gewässerabschnitte bevorzugenden Arten Rotauge, Ukelei und Brachse geprägt. (vgl. LELEK & BUHSE 1992) Seit Ende der 1970er Jahre macht sich die Verbesserung der Wasserqualität positiv im vereinzelten Wiederauftreten verschollener Wanderfischarten wie Lachs und Meerforelle bemerkbar (vgl. KINZELBACH 1981). Auch die Bestände stationärer Fischarten wie Hasel haben sich seitdem er- höht (vgl. LELEK & BUHSE 1992). Dieser ursprünglichen Rheinfauna stehen Tierarten gegenüber die sich durch Verschleppung oder Einwanderung eingebürgert haben. Zu diesen “Neozoen” gehören u. a. Arten wie Karpfen, die Dreikantmuschel (Dreissena polymorpha), der erhöhte Salzgehalte im Wasser anzeigende Flohkrebs (Gammarus tigrinus) (GERKEN 1988). Darüber hinaus treten im Rhein ß-mesosaprobe Gastropodenarten wie Viviparus viviparus und Potamopyrgus jenkinsi auf (KINZELBACH 1982), die ebenfalls eine Verbesserung der Wasserqualität anzeigen. Charakteristischer Bestandteil der Flußaue im Bereich Alzey-Worms sind temporäre Druckwasserbio- tope, deren Wasserführung stark vom Rheinpegel abhängt. Sie haben hohe Bedeutung als Haupt- laichplatz bedrohter Amphibien wie die Knoblauchkröte (BITZ et al. 1996). Austrocknung und Verfül- lung kleiner Stillgewässer in der Aue und Beseitigung von Kleinstrukturen in den Landlebensräumen haben den ehemals großen Bestand des Laubfroschs am nördlichen Oberrhein völlig zusammenbre- chen lassen. Heute fehlt der Laubfrosch im Planungsraum Rheinhessen (BITZ et al. 1996). Ähnliches gilt für den Moorfrosch, der nur noch in einem kleinen Restbestand im NSG "Wormser Ried" siedelt. Grundwasserabsenkung und das Ausbleiben überstauter Flachwasserbereiche zur Laichzeit sind we- sentliche Ursache für den Bestandseinbruch (GNOR 1993). Jüngste Beobachtungen der Asiatischen Keiljungfer (Gomphus flavipes) an Ober- und Mittelrhein, u. a. auch nördlich von Worms, lassen auf die Existenz kleiner Populationen am Rhein schließen (REDER 1997). Die Art, die zuvor über 100 Jahre lang in Süddeutschland nicht festgestellt wurde, gilt als Charakterart von flußoffenen, leicht durchströmten Altwasserbereichen großer Flußauen (vgl. SCHORR 1990). Flußnahe störungsarme Bereiche, wie sie südlich Worms und im Bereich Eich/Gimbsheim ausgebildet sind, haben eine wichtige Funktion für durchziehende Limnikolen (MATTHES 1994).

Bäche

Zu den wenigen ständig wasserführenden Bächen des Landkreises liegen kaum faunistische Anga- ben vor. Angaben zum Vorkommen von Mollusken in den rheinhessischen Fließgewässern finden sich bei GERHARDT (1981), wonach sich eine sehr starke Verarmung der Fauna in den Fließgewäs- sern durch Verunreinigung abzeichnet. So konnte beispielsweise in der Selz auf der gesamten Fließ- strecke unterhalb von Mauchenbach keine makroskopische Fauna festgestellt werden. Lediglich an einigen weniger belasteten Seitenbächen konnte eine artenreichere Fauna festgestellt werden. Zu den wenigen nur mäßig bis gering belasteten Fließgewässern zählen nur einzelne Abschnitte der Pfrimm sowie die Quellbereiche und der Oberlauf des Wiesbachs. Bezeichnend für die besondere ö- kologische Bedeutung der weitgehend von Wald umgebenen oberen Wiesbachabschnitte ist das Vor- kommen der Gestreiften Quelljungfer (Cordulegaster bidentatus) und der Blauflügel-Prachtlibelle (Ca- Landkreiskennzeichnende Tierarten 24 lopteryx virgo); die strukturelle Intaktheit wird durch mehrere Brutpaare der Gebirgsstelze unterstri- chen (vgl. SCHNEIDER & ACHENBACH 1982, BITZ et al. 1993a). Lokal zeichnet sich eine Verbesserung der Gewässerstrukturen ab: War die Wasseramsel im Bereich Alzey-Worms Anfang der 1980er Jahre nur vom oberen Wiesbach bekannt (KAISER 1985), so wird sie in neuerer Zeit auch von der mittleren Pfrimm gemeldet (BITZ et al. 1993a).

Stillgewässer

Das Angebot an Stillgewässern ist - wenn auch im wesentlichen auf die Rheinaue begrenzt - ver- gleichsweise günstig. Faunistisch hervorzuheben ist hier die hohe Stillgewässerdichte im Eich- Gimbsheimer Altrheindreieck, die sowohl verlandende Altarme als auch Teiche und (Bagger-) Seen einbezieht. Die Bedeutung selbst kleiner ephemerer Tümpel in weitgehend verlandeten Altrhein- schlingen und Flutmulden für einst weit verbreitete Auenamphibien wird hier durch die landesweit be- deutendsten Massenvorkommen der Knoblauchkröte belegt (vgl. BITZ et al. 1992, 1993b, 1996). Auch künstliche Stillgewässer in Rheinhessen und v. a. un der Rheinaue haben, sofern sie über eine aus- geprägte Vegetationszonierung verfügen, aus odonatologischer Sicht eine wichtige Funktion. So sind viele Teiche in der Rheinniederung durch das Auftreten von teilweise holomediterranen Libellenarten Keilfleck (Aeshna isosceles), Kleine Mosaikjungfer (Brachytron pratense), Kleines und Großes Gra- natauge (Erythromma viridulum, E. najas) positiv gekennzeichnet (vgl. BITZ et al. 1993a). Gleichzeitig haben sie wichtige Funktion als sekundäre Laichgewässer für Wechsel- und Kreuzkröte. Besonders die Wechselkröte besiedelt als Steppentier auch kleinere Stillwasserbiotope im zentralen Rheinhes- sen, erleidet jüngst aber starke Bestandseinbußen. Bei aktuellen Erhebungen konnten lediglich 7 von ursprünglich knapp 130 in Rheinhessen kontrollierten Vorkommen bestätigt werden (BITZ mündlich). Eine Besonderheit im Planungsraum Rheinhessen stellen die tiefen Baggerseen bei Eich dar. Zur ih- rer typischen Brutvogelfauna gehören mehrere Paare von Knäck- und Krickente; auch dienen sie als wichtiger Überwinterungsplatz für Taucher, Enten und Säger (vgl. BITZ et al. 1993a, GNOR 1992). Hier liegen auch die wichtigsten Vorkommen des Flußregenpfeifers im Bereich Alzey-Worms; die do- kumentierte hohe Fundortdichte der Uferschwalbe in der Rheinaue (vgl. Thematische Deckfolien) ent- spricht aber nicht mehr den aktuellen Verhältnissen, da die Zahl der Brutkolonien insgesamt auf weni- ge im Pfrimmgebiet und im Raum Eich-Gimbsheim zurückgegenagen ist (SIMON mündlich). Etliche rheinnahe Stillgewässer in der Mannheim-Oppenheimer Rheinniederung sind eng mit Röhrich- ten und Großseggenrieden, Naß- und Feuchtwiesen sowie Weichholz-Flußauenwäldern verzahnt. Hier bestehen geeignete Lebensräume für anspruchsvolle Biotopkomplexbewohner, wie Zwergtau- cher, Blaukehlchen, Beutelmeise, Wasserralle u. a. (vgl. BITZ et al. 1993a).

Röhrichte und Großseggenriede

Der stark verlandete Eich-Gimbsheimer Altrhein prägt mit seinen zusammenhängenden Röhrichtbe- ständen einen großen Landschaftsausschnitt der Rheinaue zwischen Mainz und Worms. Die einzigar- tige faunistische Stellung im südwestdeutschen Raum wird nicht nur aus der mit 5 Brutpaaren über- durchschnittlich großen Population der Rohrweihe dokumentiert (BITZ et al. 1993a). Von überragender Bedeutung sind ebenso Brutvorkommen von Drossel- und Schilfrohrsänger, deren gleichzeitiges Auf- treten auf ein ausgesprochen strukturreiches Vegetationsmosaik innerhalb der Röhrichtfläche hin- weist. Die räumlich unterschiedliche Halmdichte bzw. das Vorhandensein eingelagerter Wasserflä- chen wird durch die hier zahlenmäßig starken Populationen von Wasserralle und Blaukehlchen ange- deutet. Allein der Schilfrohrsänger war nach genauen Erhebungen 1983 mit 100-120 Revieren vertre- ten. Von der rheinland-pfälzischen Blaukehlchen-Population konzentriert sich mit 140 Paaren die Hälf- te auf das Altrheindreieck (und das Wormser Ried). Die hohe Bedeutung der Schilfbestände des Eich- Gimbsheimer Altrheins wird unterstrichen durch das Vorkommen der landesweit vom Aussterben be- drohten Zwergdommel (vgl. BITZ et al. 1993a). Das biotoptypische Artenspektrum wird vervollständigt durch den stark bestandsgefährdeten Rohrschwirl, der hier mit etwa einem Drittel seines Landesbe- standes brütet (vgl. KUNZ & SIMON 1987).

Naß- und Feuchtwiesen

Ausgeprägte Feucht- und Naßwiesen sind auf die Niederung des Rheins beschränkt und nehmen hier nur kleinere Flächen ein. Herauszustellen sind hier die nördlich von Eich bis Dienheim (Landkreis Mainz-Bingen) gelegenen Restbestände von Stromtalwiesen, die als Fenchel- und Brenndolden- Pfeifengraswiesen nicht nur einen Lebensraum seltener Pflanzenarten darstellen (vgl. LIEPELT & SUCK Landkreiskennzeichnende Tierarten 25

1987). Aus den hier mosaikartig angeordneten Wiesenausprägungen liegen die letzten Brutnachweise des Großen Brachvogels im Planungsraum vor (vgl. KUNZ & SIMON 1987). Dieser ist als Charakterart der ehemals feuchten Tallagen der Oberrheinebene einzustufen (LÜTTMANN et al. 1987). Bezeichnend für die geringe räumliche Ausdehnung der Naß- und Feuchtwiesen im Bereich Alzey- Worms sind die wenigen Nachweise anspruchsvoller biotoptypischer Vogel- und Tagfalterarten. Die bekannten Kiebitzbruten finden hier v. a.. in den angrenzenden bodenfeuchten Äckern statt (Beobach- tungen während Offenlandkartierung 1993; vgl. BITZ et al. 1993a); weder die Biotopkartierung noch die Tagfalterkartierung 1993 erfaßten Feuchtwiesenarten, wie Sumpfwiesen-Perlmuttfalter (Clossiana selene) und Silberscheckenfalter (Melitaea diamina). Als charakteristisch für die kleinen Bestandsflä- chen muß vielmehr die Rohrammer angesehen werden, die ihren landesweiten Verbreitungsschwer- punkt in der Rheinaue besitzt (vgl. KUNZ & SIMON 1987). Derartige Feuchtwiesen(brachen) sind au- ßerdem als existentieller Nahrungsraum bestandsgefährdeter Wildbienenarten wie Tetralonia salicaria insbesondere dann von großer Bedeutung, wenn sie mit trockenem Extensivgrünland (wie auf den Rheinhauptdämmen) vernetzt sind (vgl. BRECHTEL 1987, SCHMID-EGGER et al. 1995).

Magerwiesen, Streuobstbestände und Halboffenland

Magerwiesen sind im Bereich Alzey-Worms selten, was sich bezeichnenderweise in den hier fehlen- den aktuellen Brutnachweisen biotoptypischer Arten wie Braunkehlchen und Wiesenpieper nieder- schlägt; auch ehemalige Vorkommen der Bekassine in den Räumen um Albig, Westhofen und Eich (Angaben der Biotopkartierung) konnten in neuerer Zeit nicht mehr bestätigt werden (vgl. BITZ et al. 1993a). Auch die Entomofauna ist deutlich durch das Verschwinden magerer Grünlandbestände ent- lang des Rheins betroffen. Aus dem Landkreis Alzey/Worms und der Stadt Worms wurden bei den Übersichtskartierungen kaum anspruchsvolle Tagfalterarten nachgewiesen. Der noch von HASSELBACH (1981) als in den Rheinauenwiesen als weit verbreitet charakterisierte Schwarzblaue Moorbläuling wurde nicht mehr festgestellt. Einzelfunde liegen noch für den Malven-Würfelfalter (Pyr- gus malvae) und den Violetten Waldbläuling (Cyaniris semiargus) vor (vgl. Thematische Deckfolien). So ist auch ein typischer Vertreter magerer Halboffenlandbereiche des Flugsandgebietes um Eich, der Wiedehopf, seit den 1970er Jahren aus dem Bereich Alzey-Worms verschwunden (vgl. LEHNERT 1985/86). Dies hängt mit dem verringerten Angebot an Bruthöhlen zusammen, die früher in den Streu- obstbeständen insbesondere im Eich-Gimbsheimer Altrheindreieck vorhanden waren. Auch in den höhlenreichen Kopfweidengebieten v. a. am Hammer Altrhein, einem traditionellen Zentrum des Korb- und Kopfweidenanbaus (BITZ & SCHAUSER 1989 und Kap. B.3.1) brütet der Wendehals nur noch ver- einzelt (vgl. SIMON 1992). Der Steinkauz besitzt im Bereich Alzey-Worms einen Verbreitungsschwerpunkt innerhalb von Rhein- land-Pfalz (vgl. BITZ 1992). Hier brütet die Art aufgrund weitgehend fehlender Streuobstbestände in Kopfweiden und Sekundärlebensräumen (vgl. BITZ, RAUDSZUS & SIMON 1991). Grünspecht und Neun- töter hingegen besiedeln innerhalb des Landkreises mehr die wald- bzw. heckenreicheren Übergänge zur Rheinhessischen Schweiz sowie die engere Rheinaue (vgl. BITZ et al. 1993a). Seit den 1970er Jahren brüten sowohl der für alte Streuobstwiesen und -äcker der Ortsränder typi- sche Rotkopfwürger als auch der für lockere Obstbaumbestände und -reihen der Ackerfluren charak- teristische Schwarzstirnwürger nicht mehr im Gebiet (vgl. NIEHUIS 1991a,b). Ebenso kommt der Raubwürger nicht mehr vor. Die Gründe für den Rückzug der Arten liegen neben überregionalen kli- matischen Veränderungen, die teilweise für den Rückgang des Schwarzstirnwürgers verantwortlich gemacht werden, u. a. in der Rodung alter Obstbaumbestände und der Intensivierung der Landnut- zung. Der Bereich Alzey-Worms war von Rotkopf- und Schwarzstirnwürger ehemals - anders als im nördlichen Rheinhessen - nur dünn besiedelt. Siedlungsschwerpunkt beider Arten war die Rheinfront im Osten des Gebiets, der Schwarzstirnwürger besiedelte zudem die Rheinhessische Schweiz in hö- herer Dichte (vgl. MATTHES 1965). Ein bedeutender Lebensraum im weitgehend strukturarmen südlichen Rheinhessen stellen Erdwände und (Löß-)Hohlwege dar. Sie zeichnen sich häufig nicht nur durch eine seltene weitgehend nur auf den Bereich Alzey-Worms beschränkte Vegetation aus, die als Prunetum fruticosae (DISTER 1987) und Rosa-minor-Gesellschaft beschrieben wurde und viele seltene wärmeliebende Steppenpflanzen wie Inula germanica und Peucedanum alsaticum enthält (vgl. KORNECK 1974, KORNECK & MÜLLER 1993). Die Lößwände, wie sie auf der Linie Mettenheim-Alsheim- in hoher Maschendich- te besonders ausgeprägt sind, beherbergen - neben Sekundärbiotopen - überdurchschnittlich große Populationen des Steinschmätzers, die wesentlicher Bestandteil seines rheinland-pfälzischen Schwerpunktvorkommens sind (vgl. KUNZ & SIMON 1987, BITZ et al. 1993a).

Landkreiskennzeichnende Tierarten 26

Halbtrockenrasen und Trockenrasen, Felsen und Weinbauflächen, Heide

Wie die Abb. 4 und 5 als Übersicht und die Deckfolie im Detail zeigen, sind die Xerothermbiotope der Rheinhessischen Schweiz durch eine überdurchschnittliche Artenanzahl repräsentiert, die mit ihrem Spektrum die reichhaltige Ausprägung dieses Biotoptyps im westlichen Teil des Landkreises un- terstreichen. Wie Biotopkartierung (12 Fundorte) und Tagfalterkartierung 1993 (10 Fundorte) belegen, kann der Dunkelbraune Bläuling (Aricia agestis) als charakteristischer Vertreter der mosaikartig mit anderen Trockenbiotopen verzahnten Halbtrockenrasen angesehen werden. Hierzu gehört auch der Feldgras- hüpfer (Chorthippus apricarius), der hier v. a.. die aufgelassenen Biotopausprägungen besiedelt (Be- obachtungen der Verf. während Offenlandkartierung 1993). Von essentieller Bedeutung ist die hohe Vernetzungsdichte xerothermer Biotope für die hiesige Population der Schlingnatter (vgl. BITZ et al. 1993a). Innerhalb ihres Verbreitungsgebietes im westlichen Teil des Bereichs Alzey-Worms stellen die mit Fels- und Trockenrasen verzahnten Zwergstrauchheiden, insbesondere der sog. “Neu- Bamberger Heiden” einen besonderen Lebensraum dar. Trotz Nutzungsaufgabe und einsetzender Sukzession verbuschen diese extrem flachgründigen Standorte nur sehr langsam, so daß sich in der Rheinhessischen Schweiz Restbestände ursprünglich in den Xerothermgebieten des Landes weiter verbreiteter Arten halten konnten. Hierzu gehören außer der Italienischen Schönschrecke (Callipta- mus italicus), der Schwarzfleckige Grashüpfers (Stenobothrus nigromaculatus) und der Rotleibige Grashüpfer (Omocesthus haemorroidalis) (SIMON 1988). Auch der Geißklee-Bläuling (Plebejus argus) wird nur aus diesem Bereich von der Biotopkartierung gemeldet. Die herausragende Stellung der Halbtrockenrasen, Trockenrasen, Felsen- und Weinbauflächen im Biotopsystem Rheinhessen wird betont durch die Nachweise der landesweit stark bestandsgefährdeten Westlichen Steppensattel- schrecke (NIEHUIS 1991), die ähnlich der Schlingnatter auf den räumlichen Zusammenhang unter- schiedlicher Xerothermbiotoptypen angewiesen ist. Nahezu völlig verschwunden ist in jüngster Zeit dagegen die Heidelerche, die nach den Daten der Biotopkartierung noch zu den regelmäßig auftre- tenden Arten der Heide- und Trockenrasenflächen der Rheinhessischen Schweiz zählt. Von mehr a- realkundlicher Bedeutung ist das Vorkommen der Prachtkäferart Coroebus elatus, die auf Trockenge- büschen im Raum ihre absolute Nordwestgrenze erreicht (NIEHUIS 1988).

Wälder

Der Bereich Alzey-Worms ist der waldärmste Landkreis in Rheinland-Pfalz (FISCHER 1989). Die weni- gen zusammenhängenden Waldflächen beschränken sich auf die Nordpfälzer Berglandausläufer, die lokal als Trockenwälder ausgeprägt sind. Nach MANZ (1993) handelt es sich neben dem vorherr- schenden Galio-Carpinetum v. a.. um das seltene Aceri monspessulano-Carpinetum, das sich durch eine schüttere Bestandsstruktur auszeichnet. Der Herrnsheimer Wald bei Worms und die Bestands- flächen in der engeren Rheinaue (überwiegend nicht von der Biotopkartierung erfaßte Pappelforste) haben dagegen mehr den Charakter isolierter Waldinseln. Auwälder sind nur noch kleinflächig vor- handen. Artnachweise von Vögeln, die auf größere Altholzanteile und entsprechende Großhöhlenangebote schließen lassen, liegen aus dem Bereich Alzey-Worms nur für die Waldgebiete der Rheinhessischen Schweiz vor. Nachgewiesen sind hier u. a. Mittelspecht (BITZ et al. 1993) und Schwarzspecht (Bio- topkartierung). Die Bedeutung vorhandener selbst kleiner Altholzbestände zeigt sich jedoch am Bei- spiel der Rheinaue bei Worms. Hier erwies sich ein Eichenaltholz als essentieller Lebensraum selte- ner xylobionter Käferarten wie Lichenophanes varius und Cerambyx cerdo (vgl. NIEHUIS 1994). Charakteristisch für die lokale Verzahnung warmtrockener Gesteinshaldenwälder mit feuchteren Waldbiotopen, wie sie an den Wiesbachhängen ausgeprägt ist, ist der landesweit stark gefährdete Blauschwarze Eisvogel (Limenites reducta), der nur aus diesem Biotopkomplex von der Biotopkartie- rung gemeldet wird. Die hier gelegenen Stollen ermöglichen in Verbindung mit insektenreichen Bio- topkomplexen das Vorkommen von landesweit bestandsbedrohten Fledermausarten. Die Biotopkar- tierung erwähnt u. a. Vorkommen von Grauem und Braunem Langohr aus dem Wiesbachtal unterhalb von Nieder-Wiesen. Das auf Trockenwaldstandorten im Bereich Vorholz genannte Vorkommen des Ziegenmelkers konnte in neuerer Zeit nicht mehr belegt werden (vgl. BITZ et al. 1993a). Die lichten Trockenwäldchen im Bereich Höllberg bei Wöllstein dienen dagegen wahrscheinlich weiterhin als Le- bensraum des hier von der Biotopkartierung nachgewiesenen Braunen Eichen-Zipfelfalters (Satyrium ilicis). Die wenigen rheinauennahen Wälder, wie z. B. südlich von Worms, haben eine Bedeutung als Brut- platz für Schwarzmilan, Graureiher und Grauspecht (vgl. BITZ et al. 1993a). Landkreiskennzeichnende Tierarten 27

Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen

Der sehr hohe Flächenanteil dieser Biotoptypen bedingt in Verbindung mit hoher Nutzungsintensität eine weiträumige Verarmung des Arteninventars. Hiervon sind v. a.. die Plateauflächen und die Rhein- aue landseits des Sommerdeichs geprägt. Weite Teile der Plateaulagen im Landkreis stellen sich als offene, acker- (und wein-) baulich genutzte Agrarsteppenlandschaft dar. Aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes bedeutsam sind solche Berei- che, sofern ein Mindestmaß an extensiver Nutzung bzw. Nichtnutzung gewährleistet ist, als Lebens- raum von Arten wie Grauammer und Schwarzkehlchen (vgl. BITZ et al. 1993a). Die Populationen die- ser Boden und Gebüschbrüter der offenen Agrarlandschaft zeigen als Folge der modernen Landwirt- schaft deutliche Rückgangstendenzen, wie es BIRK & AXENMACHER (1995) für die 825 ha große Fläche der Gemarkung Gabsheim an einer Siedlungsdichteuntersuchung von Brutvögeln dokumentieren: in dem weitgehend flurbereinigten bzw. strukturarmen Landschaftsausschnitt fehlten Grauammer und Schwarzkehlchen auf der gesamten Fläche; die Avifauna beschränkte sich im wesentlichen auf die Teilräume, die Gehölz- oder Bachbereiche enthielten. Diese Bereiche waren hinsichtlich Brutpaaran- zahl bestimmt von Goldammer, Nachtigall und allen drei in Rheinland-Pfalz vorkommenden Grasmü- ckenarten. Der ehemals für die locker mit Obstbäumen durchsetzten Acker- und Rebflächen an der Rheinfront und im Nordwesten des Gebiets typische Schwarzstirnwürger kam bis Ende der 1960er Jahre vor (NIEHUIS 1991b). Seit einigen Jahren hat sich die Wiesenweihe als Brutvogel in der Rheinhessischen Agrarsteppe im Raum Alzey etabliert (vgl. SIMON 1991). Der Bruterfolg in Getreidefeldern bleibt in der Regel aber sehr gering (BIRK 1996). Charakteristisch für standörtliche Unterschiede im sonst strukturarmen Agrarraum des Bereichs Al- zey-Worms sind Brutvorkommen von Kiebitz und Schafstelze. Beide Arten suchen hier die meist feuchteren Mulden der nur schwach reliefierten Ackerschläge auf. Leicht versaumte Ränder von Obstplantagen dienen der Grauammer bereits als Nistgelegenheit (Beobachtungen der Verf. bei der Offenlandkartierung 1993).

Quellen und Quellbäche 28

C. Biotopsteckbriefe

1. Quellen und Quellbäche

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Quellen sind andauernde oder temporäre Grundwasseraustritte an der Erdoberfläche. Man unter- scheidet Sicker- und Sumpfquellen (Helokrenen), Sturzquellen (Rheokrenen), Tümpelquellen (Lim- nokrenen) und den Quellbach. Zum Quellbereich gehört auch die unmittelbare Umgebung, die als Quellwald, Quellsumpf und Quellflur ausgebildet sein kann. Das Wasser ist relativ nährstoff- und sau- erstoffarm und weist ganzjährig eine ausgeglichene Wassertemperatur von ca. 5-10°C auf. Abhängig von den geologischen Ausgangsbedingungen unterscheidet sich die Konzentration gelöster Stoffe und die Härte des Quellwassers. In Rheinhessen schwanken die Quellschüttungen jahreszeitlich sehr stark. Verkarstete Teile Rhein- hessens gelten als ausgesprochen trocken. Durch das Vorhandensein des Hauptquellhorizontes (Auf- lagerung der Hydrobien- und Corbicularkalke auf den Cyrenenmergeln sowie am Hangfuß in den Schleichsanden der Rheinhessischen Randstufe, UHLIG 1964) treten dennoch eine Reihe von Quel- len auf, die ganzjährig größere Wassermengen schütten (LESER 1969). Quellen und Quellbäche kommen im Planungsraum im Bereich von Offenland (Feucht- und Naßwie- sen) sowie im Bereich der Wälder mittlerer Standorte und von Bruch- und Sumpfwäldern vor; im Kreis Alzey-Worms haben sich um die Quellstandorte im Offenland in den meisten Fällen Strauchbestände entwickelt.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden:

Bei den meisten Quellen im Planungsraum handelt es sich um Sickerquellen, die sich im Südöstlichen Rheinhunsrück und Binger Wald konzentrieren. Im Rheinhessischen Tafel- und Hügelland kommen fast keine naturnahen Quellen mehr vor17. in der Quellregion als schmaler Bachsaum Carici remotae-Fraxinetum (Winkelseggen-Erlen- oder kleinflächig an Quellmulden auf rasch Eschenwald)18 durchsickerten, nassen Gleyböden an beschatteten, schwach durchsickerten, Chrysosplenietum oppositifolii (Milzkrautflur) kalkarmen Stellen

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Quellen und Quellbäche sind durch Gewässerverbau, insbesondere auch durch die Anlage von Fisch- teichen, durch Grundwasserentnahme und Stoffeinträge (Landwirtschaft, Straßenentwässerungen etc.) gefährdet. Ein weiterer Gefährdungsfaktor stellt die Versauerung im Bereich basenarmer Unter- grundverhältnisse dar. Hierzu tragen auch standortfremde Fichtenaufforstungen bei (vgl. hierzu auch HINTERLANG (1994), MAUDEN (1994), SAAR (1988) und KAISER (1985)).

17 Die wenigen von der Biotopkartierung hier erfaßten Quellen sind überwiegend stark beeinträchtigt. 18 Verbreitungsschwerpunkt ist der Binger Wald. Quellen und Quellbäche 29

Biotop- und Raumansprüche Eigentliche Quelle Die Quellschnecke Bythinella dunkeri ist typisch für sehr saubere Quellen19. Charakteristische “Quellkäfer” (HOCH 1956) sind die Wasserkäfer Anacaena globulus, Limnebius truncatellus, der Schwimmkäfer Agabus guttatus (BEYER & REHAGE 1985). Der Strudelwurm Crenobia alpina20 reagiert ge- genüber Veränderungen der Temperaturverhält- nisse des kalten Quellwassers extrem empfindlich. Kennzeichnende Köcherfliegenarten sind Agape- tus fuscipes, Parachiona picicornis und Crunoecia irrorata, Beraea maurus und Plectrocnemia conspersa (BEYER & REHAGE 1985, WICHARD 1988). Entwicklungshabitat der Larven von Faltenmücken (Ptychoptera sp.), Schmetterlingsmücken (Psycho- didae), Stelzenmücken (Limoneidae) und Waffen- fliegen (z. B. Oxycera sp.) (BEYER & REHAGE 1985). Ruderwanze Hespericorixa castanea21

Übergang zwischen Quelle und Grundwasser Die Grundwasserarten Rhagocata vitta (Strudel- wurm) und Hydroporus ferrugineus22 (Wasserkä- fer) (HOCH 1956) werden auch in Quellen gefun- den. Augen- und pigmentlose Höhlenkrebse (Niphargus sp.) werden häufig in den Quellen an die Erdober- fläche gespült. schwach überrieselte, moosbewachsene Be- Ptilocolepus granulatus, Apatania eatonia (Köcher- reiche fliegen) (FRANZ 1980).

Quellbach und obere Abschnitte des Bach- Die Larve der Gestreiften Quelljungfer (Cordulega- oberlaufs ster bidentatus) lebt überwiegend im Quellbereich. Die Brutgewässer liegen in Quellabschnitten mit einem Laubholzanteil von mehr als 65 %; mindes- tens 40 % des Quellbereichs ist von Bäumen oder Sträuchern umgeben (BUCHWALD 1988)23. Der Strudelwurm Polycelis felina ist ein typischer Besiedler von Quellaustritten und sauberen Bach- oberläufen (KUNZ 1989).

19 Sie ist auf ein eng begrenztes Areal beschränkt, wobei der Verbreitungsschwerpunkt der Art in Deutschland in Rheinland-Pfalz liegt (GROH & FUCHS 1988). Für den Planungsraum sind zwar keine Nachweise bekannt (VOGT et al. 1994:76; Biotopkartierung), ihr mögliches Vorkommen in den kühlen, sauerstoffreichen Quellgewäs- sern des Hunsrücks ist wenig untersucht. Auf eine lückige Verbreitung in anderen Teilbereichen des Hunsrücks weist KUNZ (1992a) hin. Eine größere Zahl von Fundmeldungen liegt aus dem Westerwald und dem Taunus vor. 20 Detaillierte Angaben zur Ökologie dieser Art und weiterer Strudelwürmer sind KUNZ (1992) zu entnehmen. 21 Die Art besiedelt Quelltümpeln im angrenzenden Hunsrück (ZEBE 1971). 22 eine Quellart der Montanregion, bevorzugt in Limnokrenen; im Hunsrück von HOCH (1956) nachgewiesen. 23 Die Art wurde in neuerer Zeit am Oberlauf des Wiesbachs bei festgestellt (SCHNEIDER & ACHENBACH 1982). Das Vorkommen der Art in den Östlichen Hunsückausläufern, das von LE ROI (1915) u. a. für den Morgenbach belegt ist, konnte in jüngster Zeit für einige Quellbäche des Binger Walds bestätigt werden (BITZ mündlich). Quellen und Quellbäche 30

Rheophile Köcherfliegen wie z. B. Agapetus fusci- pes, Apatania fimbriata, Lithax niger besiedeln die stärker fließenden Quellbachbereiche sowie den Bachoberlauf (BURKHARDT 1983). Die Steinfliege Protonemura auberti lebt in der gesamten Quell- zone (NEUMANN 1981, RICHARZ 1983); außer- dem larvales Entwicklungshabitat der Arten Leuctra nigra, L. albida, Nemoura cinerea, N. cambrica, Amphine moura sulcicollis, Protonemura fumosa, Chlorop- erla torrentium, Brachytera risi24. strömungsarme Bereiche der Quellbäche in Larvalentwicklungshabitat des Feuersalaman- Laubwäldern ders25 in Kolken oder anderen ruhigeren Gewäs- serbereichen, als Imago v. a. in Kleinsäugerbauten angrenzender Buchenwälder (GEIGER & NIEKISCH 1983). Für den Genaustausch müssen mehr oder weniger feuchte Laubwälder zwischen den Reproduktionsgewässern vorhanden sein (SEITZ et al. 1991).

Die Tierartengemeinschaft hat kein nach unten begrenztes Mindestareal. Die Flächengröße stellt so- mit kein praktikables Wertmerkmal für den Biotoptyp dar. Der Stabilität des Lebensraums entsprechend sind viele Quellspezialisten wenig mobil. Dies gilt unter den Insekten beispielsweise für die Köcherfliegenarten der Gattungen Apatania, Parachiona und Cru- noecea, die jedoch durch hohe Siedlungsdichten auch in kleineren Quellen große Populationen auf- bauen können (FÖA & LFUG 1993). Quellschnecken können sich über das Grundwasser ausbreiten und so in andere Quellen gelangen (ANT 1976). Dies ist auch für die Wasserkäferart Hydroporus ferrugineus anzunehmen. Die Vernetzung der Quellen mit den rhithralen Bachabschnitten ist eng, da viele der quelltypischen Tierarten die oberen Bachabschnitte besiedeln können. Beispielsweise besiedeln Köcherfliegen des Quellbaches wie Agapetus fuscipes auch den oberen Bachabschnitt, andere wie Plectrocnemia conspersa, können im gesamten Rhithral auftreten (BURKHARDT 1983). Im Laufe ihres Lebens bewegen sich die Larven der Gestreiften Quelljungfer bachabwärts. Die Imagi- nes fliegen bis etwa 300 m abwärts des unmittelbaren Quellbereichs (BUCHWALD 1988) und abseits vom Quellabschnitt eines Baches in windgeschützten, sonnigen, offenen Bereichen der Wälder mittle- rer Standorte (z. B. Waldwege und Einschlagsflächen). Nach BUCHWALD (1988) fliegt die Art bevor- zugt im Carici remotae-Fraxinetum. Der Feuersalamander bewältigt auf seiner Wanderung zum Laichbiotop (Quellbereich) Distanzen von bis zu 1 km (BLAB 1986), innerhalb der er auf geeignete Unterschlupfmöglichkeiten, wie liegendes Totholz in naturnah bewirtschafteten Wäldern, angewiesen ist. Liegt der eigentliche Bachbereich in- nerhalb von Fichtenwäldern, so wird er kaum als Laichgewässer angenommen (vgl. WITZLEB 1987).

24 Die genannten Arten wurden von FALK (1983) in Quellbächen des benachbarten Hunsrücks und in der Pfalz nachgewiesen. 25 Der Feuersalamander beschränkt sich in seiner Verbreitung fast völlig auf den Binger Wald (BARTHMANN et al. 1983). Dies wird von der Biotopkartierung bestätigt, die 20 Fundortangaben ausschließlich für den Binger Wald und die nördlich angrenzenden Bachsysteme macht. Quellen und Quellbäche 31

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der Wasserqualität abhängig von ¾ der Wasserverfügbarkeit ¾ ausgeglichenen Temperaturverhältnissen ¾ einem ausgewogenen Eintrag und Abbau von Fallaub ¾ einer hohen Quellendichte zur Erhaltung des Genpotentials

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ dem Oberlauf der Bäche (Epirhitral) naler Bedeutung bestehen mit ¾ mesophilen Laubwäldern ¾ Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenrieden ¾ Bruchwäldern ¾ (Grundwasser bzw. Höhlen)

Zielgrößen der Planung:

Quellbereiche (Quellen und Quellbäche mit Quellwäldern, -sümpfen und -fluren) sind in ihrer natürli- chen Ausprägung und Ausdehnung zu erhalten bzw. wiederherzustellen.

Bäche, Bachuferwälder und Gräben 32

2. Bäche, Bachuferwälder und Gräben

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnendePflanzengesell- schaften Als Bach werden die an den Quellbach anschließenden Abschnitte eines Fließgewässers bezeichnet. Bäche zeichnen sich in naturbelassenem Zustand durch eine hohe Strukturvielfalt und ein kleinteiliges Substratmosaik aus. In Abhängigkeit von der Geländeform, dem Ausgangsgestein, Boden, Fließgeschwindigkeit und Was- serführung sind im Verlauf des Baches schnell und langsam fließende Bereiche, Prall- und Gleithän- ge, Uferabbrüche, Kolke, unterspülte Böschungen und andere Strukturelemente zu unterscheiden. An den Ufern stockt meist ein "galeriewaldartiger" Erlen- bzw. Weidensaum (KRAUSE 1976).26 Häufigster Vertreter dieses Biotoptyps im wasserarmen Rheinhessen sind jedoch Gräben. Das be- sondere Merkmal dieser begradigten und regelmäßig ausgebauten Gewässer ist ihre episodische Wasserführung.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: dicht über der Mittelwasserlinie, auf mehr oder Stellario nemori-Alnetum (Hainmieren-Schwarzer- weniger nährstoffreichen Böden len-Bachuferwald)27, Salicion albae28, Calthion (Sumpfdotterblumenwiesen), Filipendulion (Mäde- süß-Hochstaudenfluren), Phalaridetum arundina- ceae (Rohrglanzgras-Gesellschaft), Aegopodion podagrariae und Convolvulion sepium (nitrophy- tische Uferstaudenfluren). flach auslaufende, öfter überschwemmte nähr- Petasitetum hybridi (Pestwurz-Gesellschaft) stoffreiche Ufer und Bänke

Ufer im wechselfeuchten Bereich Sparganio-Glycerion (Bachröhrichte)

Gefährdung und Beeinträchtigungen Ausbau und Unterhaltung der Bäche haben allgemein zu einer starken Veränderung der charakteristi- schen Vielfalt der Fließgewässer geführt. Besonders in der Rheinebene haben Begradigung, Einbau von Sohlabstürzen und Verrohrung im Siedlungsbereich - und Verlust naturnaher Ufersäume (bei un- mittelbar heranreichender Ackernutzung) zu einer Zersplitterung natürlicher Vernetzungsstrukturen geführt. Im Bereich von Siedlungen und Kläranlagen verschlechtern Einleitungen die Gewässergüte, so daß die Abwasserfahnen zusätzliche Ausbreitungshindernisse für Fließgewässerorganismen darstellen. Die Uferbiotope sind durch intensive land- und forstwirtschaftliche Nutzung vernichtet oder auf schma- le Säume reduziert worden. Eine weitere Beeinträchtigung ist in der Ufererschließung für Freizeitakti- vitäten zu sehen.

26 In den Bestands- und Zielekarten werden an den Bachuferwald angrenzende Naß- und Feuchtwiesen, (mage- re) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte oder Röhrichte unterhalb der zeichnerischen Darstellungsmöglichkei- ten (z. B. in schmalen Tälern) nicht gesondert ausgewiesen. 27 Hainmieren-Schwarzerlen-Bestände kommen aufgrund des Verbreitungsschwerpunktes in höheren Lagen am Rande des Planungsgebietes im östlichen Hundsrück und im Nordpfälzer Bergland vor. 28 Gehölze aus Silberweiden (Salix alba) und Silberweidenbastard (Salix x rubens) bilden im Rheinhessischen Tafel- und Hügelland neben Anpflanzungen von Hybridpappeln vielerorts die einzige bachbegleitende Gehölzve- getation. Die Biotopkartierung nennt mehrere Vorkommen an den größeren Bächen Selz, Pfrimm, Wiesbach und Seebach sowie einzelnen Nebenbächen. Bäche, Bachuferwälder und Gräben 33

Biotop- und Raumansprüche schnellfließende, turbulente, sommerkühle, Bachforelle: benötigt struktur- und substratreiche, sauerstoffreiche Bäche (v. a. im Oberlauf), vor- möglichst lange unverbaute Bachabschnitte mit wiegend grobkörnige Substrate zahlreichen Versteckmöglichkeiten (Überhänge, Wurzeln). Gebirgsstelze29: bezieht ihre Nahrung im Bereich niedriger Wasserstände und legt ihr Nest in Ufer- höhlungen an (vgl. HOEHER 1973).

Sohlen von Sturzbächen, vorwiegend grobkör- Lebensraum der Larven folgender Insektenar- nige Substrate ten30: u. a. Epeorus sylvicola (Eintagsfliege), Dru- sus annulatus (Köcherfliege), Liponeura cineras- cens (Zweiflügler) (ERPELDING 1993).

Feinsediment sandig-kiesiger Buchten in Still- Larvalentwicklungsbiotop der Hakenkäfer Esolus wasser-bereichen in sommerkalten Über- angustatus und Limnius perrisi sowie der Steinflie- gangszonen zwischen Quellbach und Oberlauf gen Isoperla oxylepis, Perla marginata (FALK 1983, ERPELDING 1993, LFUG/FÖA 1992).

Gewässersohlen kleiner strömungsreicher Siedlungshabitat folgender Arten: u. a. Dugesia Wald- und Wiesenbäche gonocephala (Bachstrudelwurm), Rhitrogena se- micolorata-Gruppe (Eintagsfliegen), Brachyptera risi (Steinfliege), Rhyacophila praemorsa u. R. tristis (Köcherfliegen) (ERPELDING 1993). breite, tiefe Bäche mit häufigem Wechsel ruhi- Äsche: benötigt sandig-kiesiges Substrat (Laich- ger und schnellfließender Abschnitte, Substrate platz) und gleichmäßig durchströmte tiefe Stellen meist Kleinschotter bis Feinsand (Standplatz). langsam fließendes Wasser bzw. Stillwasser- Eisvogel31: bevorzugt deckungsreiche Prallhänge buchten mit guten Sichtverhältnissen, hohem u.ä. von mindestens 0,5 m Höhe als Nistwand Kleinfischangebot und Steilwänden (GLUTZ V. BLOTZHEIM & BAUER 1980).

Fließgewässerbereiche mit Gesteinsblöcken Wasseramsel32 beansprucht mindestens 2 m brei- te blockreiche und beschattete Gewässer mit rei- chem Nährtierangebot (Gewässergüteklassen I bis II).

29 Schwerpunkt der Verbreitung sind die östlichen Hunsrückausläufer und hier insbesondere Morgenbach, Poß- bach und Heimbach; im Landkreis Alzey-Worms sind Brutvorkommen nach Angaben der Biotopkartierung an den Bächen der Rheinhessischen Schweiz (Appelbach, Finkenbach, Wiesbach) bekannt. Im Winter tritt die Ge- birgstelze v. a. an den Bächen und Flüssen in den warmen, waldarmen Niederungen des Oberrheingrabens auf; aktuelle Brutvorkommen sind hier nicht bekannt (KUNZ & SIMON 1987). 30 Aus Gründen der Naturraumausstattung sind sie im Planungsraum nur im Binger Wald z. B. Morgenbachtal zu erwarten. 31 Fundangaben konzentrieren sich auf den Rhein und die Nahe. Nach den Angaben der Biotopkartierung zeich- net sich ein Siedlungsschwrerpunkt im Bereich des rheinhessischen Inselrheins zwischen Mainz und den Rheinkribben bei Bingen ab. Für die Fließgewässer abseits von Rhein und Nahe liegen nach der Biotopkartierung nur Einzelangaben vor (z. B. unteres Selztal, Seegraben und Pfrimm im Raum Worms, den Appelbach in der Rheinhessischen Schweiz). 32 Die Wasseramsel ist im Landkreis Mainz-Bingen selten und als Brutvogel auf die östlichen hunsrückausläufer beschränkt (fast ausschl. Nistkästen). Sie brütet an Niederbach, Borbach/ Münzbach und Morgenbach (KAISER 1985), die Biotopkartierung ergänzt den Sirschbach als besiedltes Fliegewässer. Aus dem südlichen Planungs- raum sind Brutnachweise vom Wiesbach nördlich Oberwiesen und von der Pfrimm zwischen Monsheim und Pfeddersheim bekannt. Bäche, Bachuferwälder und Gräben 34 bis 2 m breite, flach überströmte, seitlich nur Blauflügel-Prachtlibelle (Calopteryx virgo)33: im stellenweise von Büschen und Bäumen ge- Bereich locker mit Röhricht und abschnittsweise säumte, sauerstoffreiche, sommerkühle Fließ- mit Gehölzvegetation bewachsener sauberer gewässerbereiche Fließgewässerabschnitte (vgl. SCHORR 1990).

Sohlbereiche von geringerer Strömung und Lebensraum der Larven folgender Steinfliegenar- Turbulenz, Substrate von Grobschotter bis ten Protonemura fumosa, Nemoura avicularis, Per- Sand la marginata, Isoperla grammatica und Chloroperla torrentium (FALK 1983).

Gewässersohle mit Kies, Sand und Geröll; Ab- Groppe: benötigt für ihre Lebensstadien verschie- lagerung in Kolken dene Substratformen und Fließgeschwindigkeiten.

Gewässersohle mit Kleinschotter bis Feinsand Lebensraum zahlreicher Insektenarten, die als I- magines oder Larve in den Bachunterläufen ihren Entwicklungsschwerpunkt besitzen: Amphinemura borealis, Leuctra geniculata, Perla burmeisteriana (Steinfliegen), Baetis lutheri, Ephemerella major (Eintagsfliegen), Hydropsyche silfvenli, Oligo- plectrum maculatum (Köcherfliegen), Esolus paral- lelepipedus, Limnius opacus (Hakenkäfer), Atherix ibis (Zweiflügler-Ibisfliege) etc (ERPELDING 1993)

Die als relativ territorial geltende Bachforelle besiedelt nach HEYNES (1970) außerhalb der bachauf- wärts gerichteten Laichwanderungen Bachabschnitte von 50 - 150 m Länge. Für eine naturnah auf- gebaute Forellenpopulation mit ausgeglichener Altersstruktur sind Bachzonen von mehreren Kilome- tern Länge (mindestens 2 km) notwendig (FÖA/LfUG 1993). Die Gebirgstelze benötigt unter günstigen Witterungs- und Habitatbedingungen einen naturnahen Bachabschnitt von ca. 1,4 km Länge je Brutpaar (ZUCCHI & ELSTRODT 1992 für den Osnabrücker Raum). Bei optimal ausgebildeten Bächen können sich innerhalb nur weniger hundert Meter langer Gewäs- serabschnitte individuenreiche Populationen von Calopteryx virgo (und Cordulegaster boltonii) halten. Bei C. virgo müssen jedoch genügend Reviere von Männchen besetzt werden können, da Populatio- nen dieser Art nur dann von Dauer sind, wenn mehrere Männchen gemeinsam ein Fließgewässer be- siedeln könen (SCHORR 1990). Beobachtungen an einem kleinen Wiesenbach haben gezeigt, daß sich eine Population von mehr als 20 Männchen über einer Gewässerstrecke von ca. 0,5 km über mindestens 7 Jahre erhalten konnte (FÖA/LfUG 1993). Im Planungsraum beträgt die Reviergröße der Wasseramsel im weitgehend unbeeinträchtigten Mor- genbachtal zunächst bei Brutbeginn ca. 2.000 m, danach 4.000 m (KAISER 1985). Nach Untersu- chungen in Wales sucht die überwiegende Zahl der Jungvögel in einem Radius von ca. 5 km vom Geburtsort neue geeignete Bruthabitate auf. Hierbei werden Wasserscheiden seltener überquert (TYLER et al. 1990). Der Eisvogel besiedelt im Durchschnitt pro Brutpaar Gewässerbereiche von 7 km Ausdehnung (v. a. bei Flüssen) (GLUTZ V. BLOTZHEIM & BAUER 1980). Unter günstigen Bedingungen kann an saube- ren Fließgewässern die Siedlungsdichte des Eisvogels auch höher, bei ca. 3-4 km je BP liegen (BRAUN 1977). Die Brutröhre kann auch weiter vom Fließgewässer entfernt angelegt werden. LENZ (1985) berichtet von Brutröhren an einer Waldwegeböschung und in einer Kiesgrube, die 80 m bzw. 700 m vom Nahrungsgewässer (Mosel) entfernt waren. Fische besiedeln den ganzen Rhithralbereich bis zum Krenal; sie führen dabei saisonbedingt aktiv Wanderungen durch (z. B. Eiablage). Ohne daß ein Minimalareal oder eine Mindestpopulationsdichte angegeben werden kann, ist aus den Untersuchungen nach BLESS (1985) grundsätzlich und allge- meingültig zu schließen, daß jede Kompartimentierung eines Fließgewässers zu einer Isolation von Teilpopulationen mit hohem Aussterberisiko führt. Selbst kleine, nur 20-30 cm hohe Hindernisse sind bachaufwärts aktiv nicht mehr von Kleinfischarten zu überwinden.

33 Calopteryx virgo wurde im Planungsraum mehrfach an der Unteren Nahe und bei Ludwigshöhe nachgewiesen (Angaben der Biotopkartierung). Aktuell wird außerdem der Wiesbach südlich Wendelsheim besiedelt. Bäche, Bachuferwälder und Gräben 35

Die Notwendigkeit der Einbettung reichstrukturierter Bachabschnitte in großflächige naturnahe Laub- wälder ergibt sich für eine Vielzahl von Tiergruppen. So sind nach Untersuchungen im Bereich Mittel- rhein für den Feuersalamander Wanderungen über Land von größerer Bedeutung für den Individuen- und Genaustausch. Die Larvendrift über verbindende Fließgewässerabschnitte ist hingegen für die Poulationsvernetzung nicht ausreichend (REH et al. 1992).

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ Wasserqualität und dem -chemismus abhängig von ¾ dem Struktur- und Substratreichtum ¾ der Fließgeschwindigkeit ¾ abschnittsweise wechselnden Licht- und Temperatur-verhältnissen ¾ dem Vorhandensein einer typischen Uferve- getation ¾ dem Vorhandensein eines extensiv oder un- genutzten Uferrandstreifens ¾ einer extensiven Nutzung der Bachauenbe- reiche

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktiona- ¾ Quellen und Quellbächen ler Bedeutung bestehen mit ¾ Flußbiotopen ¾ Flußauenwäldern ¾ sonstigen Wäldern ¾ Auenwiesen, Feuchtgrünland ¾ Höhlen und Stollen (Übersommerungsquartie- re für bestimmte Köcherfliegenarten)

Zielgrößen der Planung Bäche und Bachsysteme müssen über mindestens 7 - 10 km eine hohe Gewässergüte (besser als Klasse II) und Strukturreichtum aufweisen sowie für Fische passierbar sein, um das biotoptypische Ar- tenpotential halten zu können. Ein unbewirtschafteter Uferstreifen mit Gehölzen und Sukzessionsgesellschaften ist insbesondere in landwirtschaftlich intensiv genutzten Bereichen zu entwickeln.

Flüsse und durchströmte Altwasser 36

3. Flüsse und durchströmte Altwasser

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Die unteren Abschnitte eines Fließgewässers werden als Fluß bezeichnet (Potamal). Im Planungs- raum sind dies der Rhein und die Nahe. Sie zeichnen sich insbesondere durch eine große Wasserfüh- rung (i. d. R. mehr als 5 m³/sec) und relativ hohe mittlere Wassertemperaturen (im Sommer regelmä- ßig über 15 °C) aus. Das kleinteilige Substratmosaik der Bäche wird von einer großflächigeren Vertei- lung abgelöst; Kies, Sand und Schlick überwiegen. Im Überschwemmungsbereich stocken unter natürlichen Bedingungen Weich- und Hartholz- Flußauenwälder (vgl. Biotopsteckbriefe 18 und 19). Diese sind weitgehend durch Grünland- Ersatzgesellschaften verdrängt worden. Die Böden in den Auen sind heute mehr von Grundwasser- schwankungen als von Überschwemmungen geprägt. Typischerweise werden den Auenstandorten regelmäßig Nährstoffe durch die Überschwemmungen zugeführt. Lokal können bei fehlendem Nähr- stoffeintrag Magerstandorte entstehen (Sedimentation von silikatischem Gestein, Vertorfung). Durch Reliefunterschiede bedingt bildet sich ein Mosaik von Trocken- und Naßbiotopen aus. Die nicht mehr an die Wasserführung des Flusses angebundenen Altwässer sowie in die Aue eingelagerte flache Tümpel werden unter Biotopsteckbrief 4 behandelt.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: im Bereich des fließenden Wassers (offene Ranunculetum fluitantis (Fluthahnenfuß-Gesell- Wasserfläche): Wasser klar und bewegt, bis 1 schaft)34 m tief (Mittellauf) wechselfeuchte Uferzonen, periodische bis e- Phragmition (Süßwasser-Röhrichte): pisodische Überschwemmungsbereiche mit Phragmitetum australis (Schilfröhricht) Auflandungen Phalaridetum arundinaceae (Rohrglanzgras-Ge- sellschaft) Sparganium erectum-Gesellschaft (I- gelkolben-Gesellschaft) Glycerietum maximae (Wasserschwaden-Gesellschaft) Convolvuletalia (nasse Uferstauden-Gesellschaften), Aegopodion (feuchte Staudensäume)35 Urtico-Aegopodietum (Brennessel-Giersch-Saum) Phalarido- Petasitetum hybridi (Rohrglanzgras-Pestwurz- Gesellschaft) Cuscuto-Convolvuletum (Nesselsei- de-Zaunwinden-Gesellschaft) Chaerophylletum bulbosi (Rübenkälberkropf- Gesellschaft) Urtico-Cruciatetum (Brennessel- Kreuzlabkraut-Gesellschaft) Chaerophylletum aurei (Goldkälberkropf-Ge- sellschaft) Onopordetalia (wärmeliebende Rude- ralfluren), Artemisietalia (Beifuß-Kletten- Gesellschaften), Convolvulo-Agropyretum (halbru- derale Halbtrockenrasen) Artemisio-Tanacetum (Beifuß-Rainfarn-Flur) Lamio-Conietum (Schier- ling-Saum) Arctio-Artemisietum (Kletten-Beifuß- Gesellschaft) Onopordetum acanthii (Eselsdistel-

34 Die Bestände der Fluthahnenfuß-Gesellschaft beschränken sich auf die Nahe. 35 Die nitrophilen Uferstaudengesellschaften kommen als natürliche Säume und als Ersatzgesellschaften von Auwäldern vor. Häufig fassen hier Neophyten wie Topinambur (Helianthus tuberosus), Drüsiges Springkraut (Im- patiens glandulifera), verschiedene Asternarten, Japan-Knöterich (Polygonatum cuspidatum) und andere Arten Fuß, bilden einartige Massenbestände und verdrängen die einheimischen, flußtypischen Ersatzgesellschaften (vgl. SCHULDES & KÜBLER 1991). Flüsse und durchströmte Altwasser 37

Gesellschaft)

Weitere Biotoptypen in räumlichem und für die Existenz "flußtypischer" Tierarten obligatorischem Kon- takt zum Fluß:

Grünlandbiotope mit hohem bis wechselndem Calthion (Sumpfdotterblumen-Wiesen), Cnidion Grundwassereinfluß (Brenndolden-Wiesen), Molinion (Pfeifengraswie- sen), Phragmitetea (Röhrichte und Großseggen- sümpfe)

Tümpel in Bereichen mit hohem bis wechseln- Lemnetea (Teichlinsendecken) den Grundwassereinfluß

Grünlandbiotope mit größeren Flurabständen Arrhenatherion (Glatthaferwiesen) des Grundwassers

Feuchtwiesenbrachen Filipendulion (Mädesüßhochstaudenfluren)

Sedimentationsstellen an Gleitufern, hinter Pioniergesellschaften wie Bidention tripartitae Buhnen aus sandigen bis kiesigen Substraten (Zweizahn-Knöterich-Ufersäume) Agropyro-Rorippetum austriacae (Flutrasen der Österreichischen Sumpfkresse) Oenantho-Rorippetum amphibiae (Wasserfenchel- Kressesumpf)

Gefährdung und Beeinträchtigungen Naturnahe Flüsse und Flußauen existieren im Planungsraum nicht mehr. Die Flußauenwälder sind bis auf Fragmente vernichtet worden. Aufgrund des Ausbaus der Flüsse und der intensiven Nutzung der Ufer und der angrenzenden Auenbereiche sind die Lebensbedingungen für viele charakteristische Ar- ten der Flußlandschaft nicht mehr gegeben. Rhein und Nahe sind zusätzlich durch infrastrukturelle Einrichtungen (Verkehrsstraßen, Siedlungen, Kleingartenanlagen, Sportplätze) von ihren Auen und den benachbarten Biotopen isoliert. Die für Auen charakteristischen Vernetzungsbeziehungen existie- ren nicht mehr. Amphibien, die früher sehr häufig in den Rheinauen vorkamen, sind durch Zerstörung der Auwälder, Eindeichung, Überbesatz mit Fischen etc. sehr gefährdet oder im Planungsraum fast ausgestorben (Laubfrosch, Springfrosch). Die Gewässer selbst sind primär durch Ausbau- und Unterhaltungsmaßnahmen, den Eintrag von Dünger und Erosionssedimenten aus landwirtschaftlichen Flächen sowie Abwassereinleitungen be- einträchtigt. Für Wanderfische hat der Ausbau des Oberrheins (einheitliche Fahrrinne mit geringer Di- versiät) zur Großschiffahrtsstraße die Aufstiegsmöglichkeiten verschlechtert. Schließlich wird die Funktion des rheinhessischen Inselrheins als bedeutsamer Limikolenrastplatz erheblich beeinträchtigt durch das Befahren der Stillwasserbereiche und durch Freizeitnutzungen (FOLZ 1994).

Biotop- und Raumansprüche Fluß-Wasserkörper Fischarten des Rheins sind z. B. Nase, Barbe, Ha- sel, Döbel, die Brachse, Rotauge, Gründling, Uke- lei, Aal, Lachs (vgl. LELEK & BUHSE 1992). ruhig fließende Gewässer-bereiche mit Auflan- Libellen: Das Meta- und Hypopotamal sind weitge- dung und Abtrag von Feinsedimenten; reiche hend von Libellen verwaist (KIKILLUS & WEITZEL Gewässerrandvegetation 1981): Wellenschlag, Blockwurf am Ufer und feh- lendes Röhricht verhindern das Überleben von Li- bellenlarvenstadien. Gemeine Keiljungfer (Gom- phus vulgatissimus): Wiesenbäche und kleine Flüsse vor allem des Epipotamals, auch in das Hyporhitral übergreifend, mit offenen, besonnten Flüsse und durchströmte Altwasser 38

Uferstrukturen (Schlamm-/ Sandsubstratlaicher)36. Gebänderte Prachtlibelle (Calopteryx splen- dens)37: rheophile Art. In potamalen Gewässern sehr stark aufgrund der Beseitigung des Makrophytenbewuchses zurückgegangen. Eiabla- ge in flutende Wasserpflanzen; Larven und Imagi- nes benötigen Röhrichtstrukturen und Kolke. Fische (LELEK 1978): Aland und v. a. Hecht benö- tigen zum Ablaichen sowie als Unterstand für jun- ge und ausgewachsene Tiere (Hecht) eine reiche Gewässerrand-Vegetation (Röhrichte, Weidenge- büsche) in ruhig fließenden Gewässerabschnit- ten38.

Wasseroberfläche in der engeren Rheinaue39 Rastplatzhabitat zahlreicher ziehender und v. a. und Nahe von unterschiedlicher Tiefe überwinternder Schwimmvögel40. Nahrungsraum im engeren Sinne sind der tiefere Gewässergrund (z. B. Tafelente, Reiherente Haubentaucher, Schellente, Samtente, Zwergtaucher), das freie Wasser (z. B. Gänsesäger, Kormoran, Zwergsä- ger, Singschwan) und die Wasseroberfläche bis ca. 20 cm Tiefe (z. B. Stockente, Bläßralle, Kri- ckente, Schnatterente, Pfeifente). steinige, sonnenexponierte Flachwasserberei- Würfelnatter41 Fischjäger, bevorzugt träge strö- che mende Abschnitte in warmen Tälern, die fischreich sind und steinige, flach auslaufende, gut besonnte Flachwasser- und Ruhezonen aufweisen. Ruhe- und Sonnhabitate sind steinig-kiesige Ufer mit U- fergebüschen. Winterquartiere sind ufernahe Bö- schungen oder Bruchsteinmauern. Eiablageplätze: Laubhaufen und ähnliche Ansammlungen von.

36 Am Mittellauf der Nahe wurde beobachtet, daß die Larven der Gemeinen Keiljungfer hier die sandigen Gleit- hänge mit geringer bis mittlerer Fließgeschwindigkeit als Entwicklungshabitat bevorzugten und aus der Wasser- oberfläche herausstehende Pflanzenstrukturen als Schlüpfplatz benötigen (KLOSTERMANN 1995). Aus dem Planungsraum liegt lediglich ein Einzelnachweis aus dem Mainzer Stadtgebiet vor, wobei es sich sicherlich um ein zugeflogenes Tier handelt. Von Gomphus vulgatissimus besiedelte Fließgewässerabschnitte sind aus dem Pla- nungsraum nicht bekannt. 37 Die Gebänderte Prachtlibelle kommt schwerpunktmäßig in der Rhein-Nahe-Niederung und im Nördlichen O- berrheingraben vor (vgl. NIEHUIS 1984), kleinere Siedlungsschwerpunkte liegen auch am Mittel- und Unterlauf der Selz (Angabne der Biotopkartierung). Dieses Verbreitungsbild deckt sich mit Untersuchungen (vgl. SCHORR 1990), wonach eine Sommerwassertemperatur von 18-24°C für die Larvalentwicklung gegeben sein muß. Außer- halb flußnaher Bereiche kommt sie vereinzelt auch an Bächen vor (vgl. Biotopsteckbrief 2). 38 Der Hecht besiedelt weniger die ausgebauten Rheinstrecken als vielmehr Altrheine und ähnlich stehende und schwach durchströmte Gewässer (LELEK & BUHSE 1992). Eine erfolgreiche Reproduktion der Arten ruhig flie- ßender Gewässerabschnitte mit reicher Gewässerrandvegetation ist heute meist nur in solchen Flußabschnitten möglich, wo Verbindungen zwischen Fließ- und Stillgewässern (primär Altwässer, sekundär z. B. Kiesgruben) vor- handen sind (LELEK 1980). 39 Große Bedeutung kommt hierbei solchen Flußabschnitten zu, die selbst bei extremer Kälte nicht oder nur we- nig vereisen. Hierzu zählen in der Rangfolge ihrer Bedeutung im Landkreis Mainz-Bingen: Rhein von Nierstein bis Guntersblum, Rhein von Heidenfahrt bis Ingelheim-Nord (km 512,5-519), Rhein von Ingelheim-Nord bis Bingen (km 519-528) und Rhein von Trechtingshausen bis Bingen. Im Landkreis Alzey-Worms ist lediglich der Bereich Eicher See zu nennen, der jedoch überwiegend zufriert. 40 Nachstehende Artangaben jeweils in Reihenfolge der festgestellten Individuenzahlen. 41 Einzelnachweise existieren nur von Rheininseln in der Mannheim-Oppenheimer-Rheinniederung (NIEHUIS 1996). Diese beruhen wohl auf ausgesetzten Tieren; auch Fehlbestimmungen sind nicht ausgeschlossen. Ein be- ständiges Vorkommen der Würfelnatter im Planungsraum ist aktuell ausgeschlossen (BITZ & DECHENT 1994, NIEHUIS 1996). Flüsse und durchströmte Altwasser 39

moderndem organischen Material Ringelnatter42

Gewässergrund der Flüsse Stumpfe Sumpfdeckelschnecke (Viviparus vivipa- rus)43, Abgeplattete Teichmuschel (Pseudanodon- ta complanata ssp. elongata)44. Zahlreiche Insektenlarven, z. B. Eintagsfliegen der Gattung Caenis: strömungsärmere Bereiche mit Feinsedimenten und Kies (C. luctuosa, C. macru- ra); Eintagsfliege Heptageniasulphurea: strö- mungsliebend, geringe Belastungstoleranz. Köcherfliegen der Gattung Hydropsyche: feste Substrate und höhere Strömung. Sie errichten mit Stellnetzen versehene Wohnröhren. Köcherfliege Economus tenellus: Steine und Wur- zeln, Substrat zur Anlage selbstgesponnener Sei- dengalerien. Köcherfliege Hydroptila angulata: Bestände von Grünalgen. Köcherfliege Ceraclea albogutata: in Schwammkolonien (JATZEK 1985, SOPP 1983, MALICKY 1980, ZIESE 1987, GELLERT 1987). sandig-kiesige oder sandig-lehmige vegetati- Flußregenpfeifer45: primäres Brutbiotop. onsarme Ufer Nahrungshabitat und Entwicklungsbiotop für bo- denlaufende Wirbellose, v. a. "Uferkäfer" der Gat- tungen Agonum, Bembidion, Demeatris, Elaphrus, Chlaenius, Georyssus46.

Rhein bei Niedrigwasser47 mit zutage tretenden international bedeutsamer Rastbiotop49 durchzie- Sand-, Schlamm- und Geröllflächen48 hender Limikolen: v. a. Kiebitz (89 %), Alpen- strandläufer, Flußuferläufer, Grünschenkel, Zwergstrandläufer, Rotschenkel, Sandregenpfeifer und Kampfläufer (FOLZ 1994).

42 Nach den Angaben der Biotopkartierung liegt Schwerpunkt der Verbreitung in der Rheinaue. Größere Popula- tionen sind u. a. bekannt bei Bingen-Gaulsheim, Budenheim, Laubenheim, Oppenheim sowie zwischen Gunters- blum und Hamm. Eine Häufung von Fundmeldungen ist außerdem in den Abgrabungs- und Feuchtbiotopkomple- xen im Raum Waldalgesheim festzustellen. 43 Die im Rhein verbreitete, jedoch in geringen Beständen vorkommende Art wurde hier mehr und mehr auf die Randgewässer verdrängt (MEINERT & KINZELBACH 1985, VOGT et al. 1994). 44 Pseudanodonta complanata siedelt im Sand und Schlamm ruhiger Strombuchten und Buhnen beim Bachara- cher Werth, zwischen Ingelheim und Budenheim sowie westlich Biebesheim. 45 Der Verbreitungsschwerpunkt liegt im Norden in der Rhein-Nahe-Niederung. hier liegen die Lebensräume des Flußregenpfeifers aber größtenteils in Sekundärbiotopen der Abgrabungsflächen. Nach den Angaben der Biotop- kartierung zählen am Rhein selbst v. a. einzelne Rheininseln (Bacharacher Werth, Kisselwörth) zu den Lebens- räumen der Art. Die Nachweise im Landreis Alzey-Worms beschränken sich auf die östlichen Gebiete in der Rheinniederung; Auch hier, insbesondere im Rheinknie um Hamm, Eich und Gimbsheim werden überwiegend Sekundärbiotope besiedelt. 46 Für den Oberen Mittelrhein bei Boppard wurden Agonum viridicupreum, Bembidion striatum, Demeatrias mo- nostigma und Chlaeniellus variegatus nachgewiesen (KOCH 1968). 47 Für das NSG Fulderaue-Ilmenaue treten geeignete Bedingungen erst bei einem Pegelstand unter 100 (ge- messen bei Pegel Bingen) auf (FOLZ 1994). 48 FOLZ (1994) weist auf die Bedeutung angrenzender Wiesen- und Ackerflächen hin, die bei höheren Wasser- ständen zur Heimzugzeit im Frühjahr und Frühsommer sowie nach regenreichen Sommern auch zur Wegzugzeit in beschränktem Maß als Rastplatz von Limikolen dienen. 49 Im nördlichen Planungsraum hat der rheinhessische Inselrhein herausragende Bedeutung. Hierzu gehören: NSG Fulderaue-Ilmenaue, Petersaue Mainz, Winkeler Aue gegenüber Frei-Weinheim, Rheinufer bei Frei- Weinheim, Krausaue und Nahemündung bei Bingen. Für den südlichen Planungsraum dienen als bedeutende Flüsse und durchströmte Altwasser 40

Altwässer und Tümpel in funktionaler Beziehung Fischarten wie Bitterling, Steinbeißer, Schuppen- zum Fluß karpfen, Schleie, Rotfeder, Karausche (s. LELEK 1980), Flußbarsch. Mit den Hochwässern vor allem im April/Mai gelangen viele Fischarten zum Ablai- chen in die Flachwasserzonen, um dann in tiefere Gewässerabschnitte zurückzukehren.

Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus): kommt in sog. Buhnengewässern vor; die Art ist auf starke Wasserschwankungen angewiesen, um für die Fortpflanzung günstige Laichplätze wiederzufinden (UTZERI et al. 1984), Eiablage in benachbarten senkrecht stehenden Riedpflanzen und in über- hängenden Zweigen von Salix und Rubus (SCHORR 1990)50. Asiatische Keiljungfer (Gomphus flavipes): Larval- habitat sind schwach durchströmte, flußoffene Alt- wasserbereiche mit Sandschlamm am Grund (vgl. SCHORR 1990, REDER 1997)51. räumlich enge Verzahnung von größeren Naß-, Gesamtlebensraum von Vogelarten wie Wasser- Feucht- und Trockenstandorten ralle (s. Biotopsteckbrief "Röhrichte und Großseg- genriede") sowie Enten.

Die Flußregion ist von Natur aus Teil eines linear vernetzten Systems. Eine Barbenpopulation benötigt einen ca. 10-15 km langen Flußabschnitt, um biologisch-ökologisch notwendige Bewegungen inner- halb einer Population durchzuführen. Der Flußabschnitt sollte möglichst mit der Einmündung eines Nebenflusses, der eine 3-5 km lange, naturnahe Strecke aufweist, in Verbindung stehen (LELEK 1980). Neben den eigentlichen Wanderfischen vollführen auch zahlreiche stationäre Fischarten in Zu- sammenhang mit dem Aufsuchen geeigneter Überwinterungs- bzw. Laichplätze Ortsveränderungen über weite Strecken. Typische Flußmuscheln (Unionidae) sind in ihrer "parasitischen Phase" von z. B. Gründling oder Rot- auge als Wirt abhängig und werden so während der Laichwanderung der Fischarten in Fließgewäs- sern verbreitet (BLESS 1981). Im Bereich des norddeutschen Flusses Wümme ist ein Abschnitt von mehr als 10 km optimal von der Gemeinen Keiljungfer besiedelt. Es muß angenommen werden, daß es allein über solch große Flußstrecken zur Ausbildung der zur Existenz für diese Art notwendigen Strukturvielfalt (Gleit- und Prallhang mit Schlamm-, Sand- und Feinkiessedimentation) kommt (BREUER 1987). Die Gemeine Keiljungfer ist, nachdem die Larvalentwicklung im Potamal des Gewässers abgeschlos- sen ist, als Imago auf nahrungsreiche Grünland- und offene Waldstandorte als Jagd- und Paarungs- biotope angewiesen. Die längste Zeit der Imaginalphase verbringt diese Art abseits des Fließgewäs- sers über terrestrischen Biotopen. Der Schuppenkarpfen als Bewohner tiefere Flußabschnitte verdeutlicht die Vernetzungsbeziehungen zwischen Fließgewässer und Altwässern. Zur Fortpflanzung benötigt die Art seichtes Wasser mit Sumpfpflanzen bzw. feinem Wurzelwerk von Auengehölzen (MLFN HESSEN 1989) und laicht daher in

Rastplätze für Limikolen: die unmittelbar benachbarten Klärteiche der Zuckerfabrik Offstein, das Naturschutzge- biet "Wormser Ried" und der Roxheimer Altrhein (MATTHES 1994). 50 Auf ein gehäuftes Vorkommen der landesweit vom Aussterben bedrohten Art in jüngster Zeit am Oberrhein weist REDER (1996) hin. Die Art ist für ihr in unregelmäßigen Abständen invasionsartiges Auftreten bekannt, oh- ne daß es zu dauerhaften Ansiedlungen kommt (SCHORR 1990). Reprouktionsnachweise liegen für das Regen- rückhaltebecken bei Westhofen vor, das nach REDER (1996) für eine regelmäßige Besiedlung geeignet ist. 51 Ein aktueller Nachweis nördlich von Worms sowie an einigen weiteren Stellen des nördlichen Oberrheins au- ßerhalb des Planungsraums (vgl. REDER 1997) lassen auf die Existenz kleinerer Restbestände der in Süd- deutschland weitgehend ausgestorbenen Art schließen. Flüsse und durchströmte Altwasser 41 offen an den Fluß angebundenen Altwassern ab (vgl. LELEK 1978, 1980). Schleie, Rotfeder, Karau- sche und Bitterling stellen ähnliche Ansprüche an den Biotop; auch in ihrem Fall sind Tümpel und Alt- wässer bzw. ruhig liegende Kolke und krautreiche Ufer lebensnotwendig. Beim Bitterling, der seine Eier in Muscheln der Gattungen Unio und Anodonta ablegt, ist das Vorkommen, der gegen Gewäs- serverschmutzung empfindlichen Teich- und Flußmuscheln existenzbestimmend (vgl. LELEK 1979). Die Beziehungen zwischen den Fließgewässerabschnitten Potamal und Rhithral sind sehr eng. Dies zeigt sich v. a. in den Wanderungen der Fische, aber auch darin, daß viele Arten beide Bereiche be- siedeln. Insbesondere kommen zahlreiche Arten sowohl in den oberen Abschnitten der Flüsse (Epipotamal) als auch in der unteren Bachzone (Hyporhithral) vor (vgl. z. B. die o.g. Libellen). Rhithral und Potamal lassen sich bei funktionaler Betrachtungsweise nicht trennen. Die ökologischen Ansprüche vieler typi- scher Tierarten sind darüberhinaus nur dann erfüllt, wenn bestimmte andere Biotoptypen an den Fluß- biotop angrenzen oder in der Nähe liegen. So dienen z. B. Bachabschnitte, die an Flüsse angrenzen, als Ausweichhabitat für Wasseramseln, die bei starkem Hochwasser nicht mehr erfolgreich im Fluß nach Nahrung suchen können (HÖLZINGER 1987). Enge funktionale Beziehungen bestehen zwischen vegetationsarmen oder hochstaudenreichen U- ferbiotopen und angrenzenden Waldbereichen. Die Laufkäfer Platynus assimilis und Pterostichus oblongopunctatus z. B. nutzen die Pestwurzfluren im Sommer, während sie im Wald überwintern (SOWIG 1986). DUFFEY (1968) und STEFFNY et al. (1984) verweisen auf die enge Biotopbindung und den geringen Aktionsradius der Schmetterlingsart Lycaena dispar. Aufgrund ihrer Untersu- chungen kann vermutet werden, daß unter ansonsten unveränderten Bedingungen ein Minimalareal von 10 ha nicht unterschritten werden darf. Hierin müssen sowohl ampferreiche Röhrichte und Großseggenriede (Larvalhabitat) als auch blütenreiche Mädesüß-Hochstaudenfluren, Schleierge- sellschaften u.ä. (Imaginalhabitat) vertreten sein (EBERT & RENNWALD 1991b). Wechselbeziehungen bestehen außerdem für Amphibien zwischen den z.T. temporären Kleingewäs- sern und ihrer Umgebung. So müssen z. B. im Falle der Kreuzkröte (vgl. Biotopsteckbrief 4)Laichbiotop und die als Sommerquartier dienenden lockersandigen oder unterschlupfreichen Auf- schlüssen maximal 200 m voneinander entfernt sein (BLAB 1986). Die Ringelnatter ist auf die räumliche Nähe von vier Habitatelementen angewiesen. Neben dem als Jagdrevier dienenden Gewässer benötigt sie modernde Pflanzenhaufen als Brutstätte, eine gut be- sonnte Aufheizstelle an schütter bewachsenen Uferabschnitten, sowie Tages- und Winterverstecke (dichte Vegetationsschicht bzw. Erdhöhlen). Der auf diesen Teillebensräumen beruhende Flächenan- spruch beläuft sich für eine Population auf durchschnittlich 20 ha (MADSEN 1984 für Südschweden). Teile der Fauna, insbesondere Flußufertiere, können Ersatzlebensräume in flußbegleitenden Kies- und Sandabgrabungen mit entsprechend ausgeprägten Flachufern finden. Flüsse und durchströmte Altwasser 42

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der Wasserqualität (Gewässergüte II und bes- abhängig von ser) ¾ dem Vorhandensein von Röhricht und Flach- wasser ¾ einer flußtypischen Umlagerung von Sedimen- ten (Erosion, Aufschotterung bzw. Auflan- dung) ¾ einer (wenigstens abschnittsweise) gut aus- gebildeten Makrophytenvegetation am Ufer und im offenen Wasser ¾ einem seitlichen Bewuchs des Ufers mit Wei- denbüschen ¾ einer zumindest abschnitts- bzw. uferweise engen Anbindung an offene Vegetationsstruk- turen (Weichholzaue; [Feucht-] Grünland der Flußaue) ¾ einer Vernetzung mit Bächen ¾ offen an das Fließgewässer angebundenen Altwassern als Refugialräume ¾ im allgemeinen hohen, jedoch kleinflächig stark wechselndem Feuchtegrad der Vegeta- tion

¾ einer geringen, aber strukturerhaltenden Nut- zungsintensität ¾ Strukturreichtum

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktiona- ¾ Bächen, v. a. deren Mündungsbereichen ler Bedeutung bestehen mit ¾ Ruhig- bzw. Stillwasserabschnitten im Bereich der Auwälder ¾ blütenreichen Grünland- und Waldsaumberei- chen als Nahrungshabitat ¾ Magerwiesen der Flußtäler als Nahrungsräu- me ¾ lichten Waldbeständen als Jagd- und Paa- rungsbiotopen ¾ hochwassersicheren Stellen im terrestrischen Bereich (als Rückzugsgebiet für die epigäi- sche Fauna) ¾ nährstoffreichen Stillgewässern ¾ Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenrieden

¾ Biotopen anderer Flüsse Weich- und Hartholz-Flußauenwäldern (v. a. Nahrungsbiotop)

Zielgrößen der Planung

Die Flüsse sind für wandernde Fischarten passierbar zu machen. Strukturreiche, unkompartimentierte 10-15 km lange Flußstrecken in enger Verzahnung mit flußbegleitenden Biotoptypen sind Vorausset- zung zum Erhalt des biotoptypischen Artenpotentials. Im Bereich solcher Flußabschnitte sind ökolo- gisch intakte Auenbereiche (Stromtalwiesen, Auenwälder) zu entwickeln, wobei Auengrünlandkom- plexe eine Kernfläche von minimal 10 ha Feuchtgrünland enthalten sollen. Barrieren zwischen Fluß und Nebenbächen in Form von Wehren, Sohlschwellen und Verrohrungen sind als Voraussetzung für eine durchgängige Wiederbesiedlung des Biotops Fluß durch die typische Fischfauna zu beseitigen und abgetrennte Altwasser an die Flußdynamik anzubinden. Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser 43

4. Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften

Tümpel Tümpel sind meist kleinflächige, im niederschlagsarmen Rheinhessen oft nur periodisch wasserfüh- rende Gewässer, die z. B. über verdichteten Böden in natürlichen Senken, Abgrabungen oder in Wa- genspuren entstehen. Charakteristisches Element des Oberrheingrabens sind die von Hochwasserer- eignissen abhängigen Druck- und Qualmwasserbereiche der landseits von Deichen gelegenen subre- zenten Rheinaue (überschwemmte Wiesen und Ackersenken, verlandete Flutrinnen in Auwaldlichtun- gen). Schließlich sind die meist runden, wassergefüllten Bombentrichter zu nennen.

Weiher Weiher sind dauerhafte natürliche stehende Gewässer, die sich über wasserundurchlässigem Unter- grund oder in grund- und hangwasserbeeinflußten Senken bilden. Sie sind im Gegensatz zu den Seen kleiner, flacher und bilden keine dauerhafte thermische Schichtung aus. Der Lichteinfall erreicht den Gewässerboden.

Teiche Teiche sind in der Regel künstlich aufgestaute Gewässer mit regulierbarem Wasserstand, die für Fi- schereinutzung, Abwasserklärung, Hochwasserrückhaltung angelegt werden.

Altwasser An dieser Stelle werden darunter Stillgewässer verstanden, welche nach ihrer Ausdeichung nicht mehr der Flußdynamik unterliegen und von ihrem Charakter her Weihern gleichen. Die Mehrzahl der stehenden Gewässer im Planungsraum ist eutrophiert. Sie schrumpfen im Sommer, wobei die meist schlammige Uferzone freigelegt wird.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden52: unter der Wasseroberfläche wachsende, am Potamogetonion (Laichkraut-Unterwasserwiesen), Gewässerboden wurzelnde Pflanzengesell- darunter Potamogeton pectinatus-Gesellschaft schaften, die Stillgewässer in einer Wassertiefe (Kammlaichkraut-Gesellschaft, Potamogeton per- von 0,5 - 6 m besiedeln foliatus-Gesellschaft, Potamogeton crispus-Ge- sellschaften53.

Wasserpflanzengesellschaften leicht salzhalti- Zannichellion (Teichfaden-Gesellschaften), z. B. ger, flacher, leicht erwärmbarer Gewässer Najadetum marinae (Gesellschaft des Großen Nix- krautes)in mesotrophen Gewässern, Ceratophyl- lum submersum-Gesellschaft in eutrophen Ge- wässern und Ceratophyllum demersum- Gesellschaft (Hornblatt-Gesellschaft) in hypertro-

52 Die Pflanzengesellschaften der Bodenheimer Rheinaue werden ausführlich bei BITZ & DECHENT (1994) be- schrieben. 53 Charakteristisch für eu- bis hypertrophe, organisch belastete Gewässer (BITZ & DECHENT 1994). Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser 44

phen Gewässern54 freischwimmende Wasserpflanzengesellschaf- Lemnetea (Wasserlinsen-Gesellschaften), z. B. ten windgeschützter Gewässer Lemna trisulca-Gesellschaft (Gesellschaft der Dreifurchige Wasserlinse) untergetaucht in mäßig nährstoffreichen, klaren Gewässern, Lemno- Spirodeletum polyrhizae (Teichlinsen- Gesellschaft) in eu- bis hypertrophen Gewässern, Lemnetum gibbae (Buckellinsen-Gesellschaft) in hypertrophen Gewässern, Lemna minor- Gesellschaft (Gesellschaft der Kleinen Wasserlin- se).55 an unbeschatteten Stellen in nährstoffreichem Nymphoidetum peltatae (Gesellschaft der See- Wasser von ca. 90-200 cm Tiefe kanne) am Gewässergrund wurzelnde Pflanzengesell- Nymphaeetum albae (Gesellschaft der Weißen schaften in Gewässern bis zu 4 m Tiefe über Seerose) humosen Schlammboden

Pflanzengesellschaften nährstoffreicher, kalk- Hippuris vulgaris-Gesellschaft (Tannenwedel.-Ge- reicher und sommerwarmer Uferbereiche mit sellschaft)56 wechselnden Wasserständen kurzlebige, unbeständig auftretetende Pionier- Nanocyperetalia (Zwergbinsen-Gesellschaften) Gesellschaften wechselnasser, nährstoffreicher, und Littoreletalia (Strandlings-Gesellschaften) wie: offener Böden an Teichufern Cypero-Limoselletum (Zypergras-Schlammkraut- Gesellschaft), Cyperetum flavescentis, Juncus bu- fonius-Gesellschaft (Krötenbinsen-Gesell- schaft).57

Röhrichtgesellschaften werden im Biotopsteckbrief 7: Röhrichte und Großseggenriede beschrieben.

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Gefährdungsfaktoren sind intensive landwirtschaftliche Nutzung, Schadstoffeintrag, Eutrophierung, Beseitigung der Rand- und Übergangszonen, Kalkung, intensive Fischerei- und Erholungsnutzung (Störung, Ufererschließung). In diesem Zusammenhang ist auch die Drainage angrenzender Fläche zu nennen. Insbesondere die Kleingewässer werden oft verfüllt, ohne daß ihre ökologische Bedeu- tung erkannt wird. Hiervon waren teilweise auch die wassergefüllten Mulden des Bergbaubruchfeldes bei Waldalgesheim betroffen (BARTMANN et al. 1983). Nach Umwandlung stärker verlandeter Altwasser in Grünland scheint sich in neuerer Zeit die Be- standsentwicklung zu stabilisieren. Dem örtlichen Verlust von Kleingewässern gegenüber stehen neu- entstandene Wasserflächen v. a. an der Basis von Abbaugruben. Schließlich ist eine seit Anfang der 90er Jahre zu beobachtende Grundwasserabsenkung zu nennen. Hiervon betroffen sind v. a. die außerhalb des Rheinhauptdammes gelegenen Feuchtgebiete, die als Trittsteine innerhalb eines großräumigen Rastplatzsystems für ziehende Vogelarten dienten.

54 Die Gesellschaften kommen in Stillgewässern im Oberrheingebiet vor (BITZ & DECHENT 1994).

55 Mit Ausnahme der allgemein verbreiteten Gesellschaft der Kleinen Wasserlinse kommen die übrigen Wasser- linsengesellschaften nur selten im Oberrheintal vor (BLAUFUSS & REICHERT 1992, BITZ & DECHENT 1994). 56 Die Tannenwedel-Gesellschaft kommt selten in Gewässern der Oberrheinebene vor. Einzelne Bestände in Angelgewässern sind auch angesalbt. (BLAUFUSS & REICHERT 1992, BITZ & DECHENT 1994). 57 Die Vorkommen an Gewässern im Oberrheingebiet sind von überregionaler Bedeutung. Hier kommen die Ge- sellschaften auch auf Äckern in vernäßten Senken mit zeitweise hoch anstehendem Grundwasser vor (BITZ & DECHENT 1994). Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser 45

Biotop- und Raumansprüche Tümpel, z. T. austrocknend, z.T. beschattet Gesamtlebensraum von Muschelkrebsen der Gat- tung Cypris oder Candona, Fadenwürmern, Was- serflöhen (Daphnia pulex, D. magna) und Blatt- fußkrebsen (z. B. Lepidurus apus, Chirocephalus diaphanus)58. Entwicklungsbiotop für Larven von Zuckmücken, Stechmücken (Gattungen Culex, Anopheles und Aedes), Köcherfliegen der Gattung Limnephilus, die durch eine lange sommerliche Lebensphase als erwachsene Insekten außerhalb des Gewäs- sers sowie ein besonderes Eiablageverhalten an (mehrmonatig) trockenfallende Tümpel angepaßt sind (vgl. WICHARD 1989). gut besonnte, flache Offen-landtümpel, kleine Pionierarten, wie z. B. Plattbauch (Libellula de- Tümpel in Abgrabungen oder Steinbrüchen (vgl. pressa), Großer Blaupfeil (Orthetrum cancellatum) SCHADER 1983) oder Kleine Pechlibelle (Ischnura pumilio) können hohe Abundanzen erreichen; Kreuzkröte59 bevor- zugt temporäre Kleinstgewässer; Wechselkröte60: benötigt dauerhafte Tümpel mit einer Wassertiefe von 15 - 30 cm (GRUSCHWITZ 1981); Laub- frosch61: Laichgewässer wird bestimmt von einer ständigen Verlagerung und Neuschaffung hier auf- tretender Initialstadien, das Landhabitat besteht jedoch aus Seggenriedern, Waldlichtungen, Weg- rändern mit Hecken- und Röhrichtanteilen (vgl. BITZ et al. 1995). fischfreie Weiher und größere tiefe Tümpel mit Teichmolch62, Bergmolch63, in höheren, be- dichter Vegetation schatteten Lagen auch der Fadenmolch64.

58 In überschwemmten Wiesen bei Mainz existiert eines der wenigen Vorkommen von Lepidurus apus in Rhein- land-Pfalz (SIMON 1987). In der Bodenheimer Aue ist Chirocephalus diaphanus nachgewiesen (BITZ & DECHENT 1994). Diese in Deutschland sonst nur vom Niederrhein bekannte Art gilt bundesweit als vom Ausster- ben bedroht. 59 Die insgesamt 19 Fundortangaben der Art im Planungsraum konzentrieren sich besonders auf die Rhein- Nahe-Niederung und den nördlichen Oberrhein, wo Abgrabungsflächen die bevorzugten Lebensräume darstellen. Im zentralen Bereich Rheinhessens liegt lediglich eine Fundortangabe für die Sandgruben bei (6114- 3007) vor. Häufig angenommene Sekundärbiotope in Rheinhessen sind besonders Ton-, Sand- und Kiesgruben (BITZ & SIMON 1979). 60 Mit Ausnahme des Binger Walds, der Rheinhessischen Schweiz und dem Nordöstlichen Rheinhessen liegen Nachweise der Wechselkröte aus dem Planungsraum nahezu flächendeckend vor, wobei aber eine deutliche Konzentration von Vorkommen in der Rheinaue und in den den größeren Bachauen (v. a. an der Selz) festzustel- len ist. Innerhalb der letzten Jahre macht sich ein drastischer Bestandsrückgang bemerkbar. Nach BITZ (mündli- che Auskunft) sind die ehemaligen Siedlungsschwerpunkte in der Rheinaue - bedingt v. a. durch Grundwasserab- senkung - weitgehend aufgegeben. Restbestände, z.T. auch Neuansiedlungen sind vorwiegend von künstlichen Stillwasserbiotopen Rheinhessens bekannt. 61 Die Populationen des im Planungsraum in den 1950er Jahren noch weit verbreiteten Laubfroschs sind mittler- weile erloschen (vgl. BITZ et al. 1993, 1995). Letzte Fundmeldungen stammen aus den Bereichen Ingelheim, Nieder-Olm (BITZ & SIMON 1979), Oppenheim (VIERTEL 1976) und bis in die 1960er Jahre bei Mainz (BITZ & SIMON 1979). 62 Der Verbreitungsschwerpunkt dieser Art liegt zwar auf der Rheinfront, doch besiedelt sie ebenfalls kleinere Gewässer im Innern Rheinhessens (BITZ & SIMON 1979). Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser 46 flache, teilweise dicht bewachsene Gewässer Vögel: an Gewässern mit dichten Verlandungsge- sellschaften, Röhrichtzonen, geringer Wassertiefe (0,3-1,2 m) und klarem Wasser kann der Zwerg- taucher brüten (WÜST 1981)65. reichstrukturierte Weiher mit vegetationsfreien Rastplätze66 verschiedener Wasservogelarten auf Uferpartien dem Frühjahrs- und Herbstdurchzug (z. B. Spieß- ente, Schnatterente, Schwarzhalstaucher). vielfältig strukturierte Gewässer mit vollständig Libellen: reichstrukturierte Verlandungszone aus aus-gebildeter Vegetationszonierung Flachwasser und Röhrichtbeständen; neben Klein- libellen (z. B. Hufeisen-Azurjungfer [Coenagrion puella], Gemeine Binsenjungfer [Lestes sponsa] oder Große Pechlibelle [Ischnura elegans]) zählen Großlibellen (z. B. Mosaikjungfern [Aeshna sp.]) zu den Arten solcher Gewässer67. Kleines Granatauge (Erythromma viridulum)68: Charakterart gut ausgebildeter Tauchpflanzenzo- nen mit Ceratophyllum demersum und Myriophyl- lum sp. (SCHORR 1990). Großes Granatauge (Erytrhomma najas)69: benö- tigt für die erfolgreiche Fortpflanzung sowohl einen ausgeprägten Schwimmblattgürtel als auch einen Riedsaum (SCHORR 1990). Gefleckte Heidelibelle (Sympetrum flaveolum)70: besiedelt im Planungsraum periodisch überflutete Sumpfwiesen (NIEHUIS 1984).

63 Der Bergmolch kommt fast ausschließlich im Binger Wald und in den Waldgebieten der Rheinhessischen Schweiz (v. a. im Vorholz) vor (BARTMANN 1983). Eine weitere Population muß es früher auch in der Gegend von Laubenheim gegeben haben (DÜRIGEN 1897). 64 Diese Höheneinnischung und Präferenz für Waldbiotope schlägt sich im Verbreitungsbild nieder: Vorkom- mensschwerpunkt ist der Binger Wald, daneben liegen isolierte Einzelvorkommen im NSG "Gau-Algesheimer Kopf" sowie in den Ausläufern des Nordpfälzer Berglands bei Niederwiesen. 65 Im Planungsraum liegt der Vorkommensschwerpunkt des Zwergtauchers mit hoher Siedlungsdichte am Eich- Gimbsheimer Altrhein und - in geringerer Dichte - in den Rheinauenabschnitten zwischen Bingen und Heides- heim, der Bodenheimer Aue und zwischen Oppenheim und Guntersblum. Aus den übrigen Gebieten Rheinhes- sens sind nur Einzelvorkommen bekannt. 66 Durch Grundwasserabsenkung Anfang der 90er Jahre haben viele Flächen an Bedeutung eingebüßt: im Landkreis Mainz-Bingen das NSG Moorkaute bei Dietersheim, im Landkreis Alzey-Worms Rückhaltebecken bei Westhofen, Eich-Gimbsheimer Altrhein, NSG Wormser Ried. Bislang weniger betroffen sind die Laubenheimer Teiche im Landkreis Mainz-Bingen sowie der Angelteich östlich des Eich-Gimbsheimer Altrheins, der Surfsee bei Eich, das Große Meerwasser bei Eich im Landkreis Alzey-Worms. 67 Die Besiedlung wird von vielen Faktoren modifiziert. So ist z. B. die Herbst-Mosaikjungfer (Aeshna mixta) v. a. in den wärmegünstigeren Gewässern der Rheinniederung zu finden (EISLÖFFEL 1989), während das Vorkom- men der Braunen Mosaikjungfer (Aeshna grandis) v. a. von der Größe und Vielfalt bzw. Kleinkammerung eines Gewässer(komplexe)s abhängt. 68 Nach der Biotopkartierung existierten im Planungsraum nur wenige verstreute Fundorte der Art. Die Lebens- räume liegen dabei vorwiegend in der Rheinaue, wobei nach den Angaben der Biotopkartierung die südlichen Teilbereiche zwischen Worms und Oppenheim am stärksten besiedelt sind. Vereinzelte Funde liegen aus dem unteren Nahegebiet (bei , NSG „Hinter der Mordkaute“) und vom Heimersheimer Bach bei Albig vor. Neuere Beobachtungen zeigen, daß das Kleine Granatauge eine größere Verbreitung besitzt als die insgesamt 7 Fundorte aus der Biotopkartierung. so gibt es Meldungen z. B. für die Rheinniederung bei Ingelheim, Heidesheim und Laubenheim, Gimbsheimer Fahrt, Eich-Gimbsheimer Altrhein, Ibersheimer Wert bei Hamm, Rückhaltebecken bei Mainz-Marienborn, Spiesheim und Worms-Herrnsheim. 69 Zusagende Lebensraumbedingungen findet die Art nur in der engeren Rheinniederung bei Ingelheim und im Nördlichen Oberrheingraben im Bereich des Eich-Gimbsheimer Altrheins, am Ibersheimer Werth und im Wormser Ried. Die Bodenständigkeit des Großen Granatauges für den Bereich Frei-Weinheim (bei Ingelheim) wurde schon früh dokumentiert (SCHMIDT 1925). Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser 47

Gewässergrund Die Schneckenarten Gyraulis laevis, Hippeutis complanatus und Anisus vortex bevorzugen Wei- her und Teiche mit reichem Pflanzenbewuchs. Charakteristisch für kleinere Stillgewässer wie Tümpeln ist die Art Anisus spirorbis (VOGT et al. 1994). Von der Schnecke Radix auricularia und der Mu- schel Anodonta cygnea werden hauptsächlich größere (und bei letzterer Art tiefere) Altwasser besiedelt (MEINERT & KINZELBACH 1985). stärker verlandete Altwasser und Teiche Keilflecklibelle (Aeshna isosceles)71: Eiablage in ausgedehnten Röhrichtgürtel und Entwicklungs- habitat der Larven im flachem, verschlammten Un- tergrund unter sehr dichter Schwimmpflanzende- cke (vgl. SCHORR 1990). Kleine Mosaikjungfer (Brachytron pratense)72: Laichhabitat in Röhrichten mit Typha, Salix oder Scirpus (SCHORR 1990). kleinräumig angeordnete Verlandungsstadien Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochlora flavoma- von Altwassern bis zur einsetzenden Verbu- culata)73: ist auf kleinere Gebüsche als Wind- schung schutz angewiesen.

Tümpel:

Auch kleinste Tümpel haben, obwohl sie artenarm sind, für viele Tierarten eine hohe Bedeutung. Berg- und Fadenmolch können bereits in Bombentrichtern von 30 m² Wasserfläche starke Populatio- nen bilden (V. LINDEINER 1992). Die meisten Arten (z. B. Kammolch) bevorzugen jedoch größere Gewässer (ca. 100 - 500 m² (LFUG/FÖA 1993), da diese im allgemeinen eine höhere Strukturvielfalt (unterschiedliches Relief, arten- und deckungsreicher Pflanzenwuchs) aufweisen. Die typischen Tierarten sind hinsichtlich ihrer Ausbreitungs- und Besiedlungsstrategien an das kurz- fristige Werden und Vergehen ihrer Lebensräume besonders angepaßt (r-Strategen). Die Mehrzahl der Arten ist flugfähig (Wasserinsekten) oder verfügt über ein gutes Wandervermögen. So wurden Wasserkäfer noch in einer Entfernung von 150-200 m in anderen Stillgewässern wiedergefunden, wobei jedoch die Dispersionsrate gering ist und zudem von der Witterung abhängt (VAN DER EIJK 1983). Obwohl somit die Flächenansprüche an das eigentliche Fortpflanzungshabitat vergleichsweise gering sind, stellen einzelne Arten wesentlich höhere Anforderungen. So ist der Laubfrosch eine Kennart dy- namischer, vielfältiger und großflächiger Biotopkomplexe (BITZ et al. 1995), in denen sowohl ständig neu entstehende Laichgewässer als auch strukturreiche Landhabitate vertreten sind74.

70 Die aktuellen Nachweise der Gefleckten Heidelibelle im Planungsraum sind vergleichsweise spärlich: mit Aus- nahme des an der Selz gelegenen Hahnheimer Bruchs konzentrieren sich die Vorkommen im wesentlichen auf den Eich-Gimbsheimer Altrhein, Ibersheimer Werth, Mückenhäuser Bruch und auf das Wormser Ried. 71 Die landesweit stark gefährdete Keilflecklibelle kommt im Planungsraum ausschließlich am Nördlichen Ober- rhein in den Bereichen von Eich-Gimbsheimer Altrhein, Ibersheimer Werth und Wormser Ried vor. 72 Im Planungsraum besiedelt die landesweit stark bestandsgefährdete Art naturnahe Altwasser und vegetations- reiche, verschilfte Weiher (NIEHUIS 1984). Die einzigen Fundorte am Eich-Gimbsheimer Altrhein und im Worm- ser Ried entsprechen diesem Ökoschema. 73 In Rheinland-Pfalz kommt die Art aktuell nur südlich Worms vor. Der bis 1983 besiedelte Eich-Gimbsheimer Altrhein scheint verwaist (vgl. NIEHUIS 1984). 74 In Rheinhessen erbrachte im Jahre 1993 eine Kontrolle sämtlicher früherer Vorkommen des Laubfroschs En- de der 1970er Jahre keinen neuen Nachweis mehr; sein Vorkommen gilt hier als erloschen (BITZ et al. 1993). Als bedeutsamste Rückgangsursache im Planungsraum werden bezeichnenderweise neben der Entwässerung und Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser 48

Weiher und Teiche:

Bei Weihern und Teichen bestimmt die Flächenausdehnung der ufernahen Flachwasserzone (v. a. Nahrungsbiotop) sowie die Breite bzw. Ausdehnung des Röhrichtgürtels und der Unterwasser- und Schwimmblattdecken (v. a. Larvenlebensraum) die Besiedlung. Mit zunehmender Gewässergröße steigt die Wahrscheinlichkeit, daß sich zur Besiedlung günstige Strukturen ausbilden. Das Große Granatauge fliegt bevorzugt an eutrophen Gewässern mit locker ausgeprägter Schwimm- blattzone ab einer Gewässergröße von ca. 700 m² (SCHORR 1990). Die notwendige Vernetzungsbe- ziehung drückt sich hier in den Larven aus. Nach ihrer ersten Häutung wandern sie in Richtung Ufer in den Riedsaum zum Abschluß ihrer Entwicklung. Die Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas) ist an die extremen Bedingungen "sommertrockener Sümpfe" angepaßt. Sie benötigt jedoch im Regelfall in einem Umkreis von ca. 1,5 km mehrere gleich- gut geeignete Gewässer mit Verlandungszone, die nach Rückkehr zu den Gewässern im Juli/August ausreichend hohe Wasserstände aufweisen (LfUG/FÖA 1993). Die die Größe des Jahreslebensraums bestimmende Entfernung zwischen Laichplatz und Sommer- quartier (Gehölz- und Waldflächen) beträgt ca. 800 m bei der Knoblauchkröte und ca. 400 m beim Kammolch (BLAB 1986). Bereits Wasserflächen von 100 m² werden vom Zwergtaucher besiedelt (BEZZEL 1985). Allerdings ist erst ab der bei WÜST (1981) angegebenen Größenordnung von 3.000 - 10.000 m² von einem dauer- haften Brutvorkommen auszugehen. Bei 40 m² Fläche fanden KONOLD & WOLF (1987) bereits die Hälfte der weihertypischen Pflanzenar- ten eines Naturraums. Es genügen also durchaus kleine Flächen, um Lebensräume für (höhere) Pflanzen zu schaffen.

Zusammenfassende Bewertung

Die biotoptypischen Tiere sind in erster Linie ¾ der Wasserqualität abhängig von ¾ den umgebenden Vegetationsstrukturen ¾ der Art und Intensität der umgebenden Nut- zungen ¾ einem zeitlichen Rhythmus des Trockenfallens und einer ausreichend lang anhaltenden Was- serführung (bei Tümpeln) ¾ der Ausbildung einer reichstrukturierten Flach- wasserzone bei Weihern und Teichen ¾ der Ausbildung eines Röhrichtgürtels

dem Verfüllen von Senken die nachteiligen Veränderungen im Landlebensraum (Nutzungsintensivierung, Beseiti- gung von Kleinstrukturen, Umstrukturierung von Auen- und Bruchwäldern in monotone (Pappel-) Forste genannt. Gleiches gilt für den Moorfrosch, der u. a. durch den Umbruch zusammenhängender Feuchtwiesenkomplexe stark gefährdet ist (vgl. BITZ et al. 1995). Tümpel, Weiher, Teiche, Altwasser 49

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktiona- ¾ offen strukturierte Feuchgebiete mit hohem ler Bedeutung bestehen mit Nahrungsangebot (Nahrungsbeziehung, Ü- berdauerung des Trockenfallens der Tümpel). ¾ mesophilen Laubwäldern als Überwinterungs- quartier für Amphibien ¾ Landlebensräumen mit grabbaren Substraten (Überwinterung) ¾ Landlebensräumen mit nahrungsreichen Ma- ger-Grünlandbiotopen

Zielgrößen der Planung

Ständig wasserführende Tümpel sollten eine Fläche von ca. 100 - 500 m² aufweisen; kleinere im Pla- nungsraum häufig trockenfallende Tümpel (30 m²) haben jedoch für viele Arten ebenfalls eine hohe Bedeutung. In der Regel dürften Entfernungen von ca. 200 m zwischen Tümpeln von vielen Tierarten zu überwinden sein. In Abhängigkeit von Nutzung, Alter und Vegetationsstruktur bieten selbst kleine Weiher und Teiche einer Reihe von Tierarten Lebensraum. Hier ist eine Mindestwasserfläche von 700 m² zu gewährleis- ten (z. B. durch Anheben des Grundwasserspiegels). Bei Teilsiedlern, z. B. Amphibien, für die das Stillgewässer nur einen Teil des Gesamtlebensraumes darstellt, entscheidet die Lage (bzw. die Erreichbarkeit) des Gewässers im Landlebensraum über die Besiedlung. In Schwerpunkträumen von Amphibien sind Komplexe von etwa vier bis sechs voneinan- der nur wenige 100 m entfernte Gewässer vorteilhaft, die wiederum vom nächsten Komplex nicht mehr als 3 km entfernt sein sollten (BLAB 1978, 1986).

Seen und tiefe Abgrabungsgewässer 50

5. Seen und tiefe Abgrabungsgewässer

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Seen sind Stillgewässer von so großer Tiefe, daß sich regelmäßig eine stabile thermische Schichtung einstellt. Daneben gibt es Flachseen, die dieses Kriterium nur ausnahmsweise oder kurzzeitig erfül- len. Sie leiten über zu den Weihern (vgl. Biotopsteckbrief 4). Die vier Seen des Planungsraumes konzentrieren sich alle auf das Gebiet Eich-Hamm. Zwei von die- sen sind künstliche Seen, deren Entstehung auf Kiesabbau zurückzuführen ist, und zwei sind Altrhei- ne. Die kennzeichnenden Pflanzengesellschaften sind im Biotopsteckbrief 4: Tümpel, Weiher, Teiche und Altwasser dargestellt.

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Gefährdungen gehen vor allem von Gewässerverschmutzung, Ablagerungen, Abfall, Störungen durch Freizeitnutzung und Industrie/Gewerbe aus.

Biotop- und Raumansprüche offene Wasserflächen in Verbindung mit gut Der Haubentaucher ist auf größere, offene Klar- strukturierter Röhricht- und Ufervegetation wasserbereiche zur Jagd auf Wasserinsekten und Fische angewiesen. Nestanlage v. a. in Röhricht- beständen.

Krickente und Knäkente75: beide Entenarten brü- ten in der Verlandungszone und der Ufervegetati- on in Gewässernähe (WÜST 1981). größere offene Wasserflächen V. a. für Taucher-, Enten- und Sägerarten sind größere ungestörte und nur selten vereisende Wasserflächen als Mauser- und Überwinterungs- räume76 notwendig: z. B. Tafelente, Reiherente, Schellente, Sterntaucher, Pfeifente, Spießente, Löffelente, Trauerente. ausgedehnte, schlickige Flachwasserzonen V. a. für wandernde Limikolen-Arten sind solche Ufer- und Flachwasserbereiche wichtige Nah- rungsgründe.

Haubentaucher, Krick- und Knäckente brüten an ungestörten Gewässern von teilweise unter 1 ha Flä- chengröße (vgl. Prinzinger et al. 1988).

75 Aktuelle Brutnachweise der Knäkente beschränken sich auf Bingen-Gaulsheim und den Bereich des Eich- Gimbsheimer Altrheins, wo die Art noch in wenigen Paaren brütet. Das frühere Vorkommen in der Moorkaute Die- tersheim dürfte erloschen sein. Demgegenüber vermag die Krickente eine größere Anzahl primärer und sekundä- rer Stillgewässertypen zu besiedeln; so existieren Populationen in der Rhein-Nahe-Niederung bei Ingelheim und Heidesheim, in der Selzaue bei Schwabenheim, in der Oppenheim-Mannheimer Rheinniederung bei Eich und Worms. Für die südlich an den Planungsraum angrenzenden Offsteiner Teiche wurden in neuerer Zeit beide Ar- ten in mehreren Brutpaaren nachgewiesen. 76 Zu den wichtigsten Plätzen im Planungsraum gehören (alter und neuer) Schwimmbadsee bei Gimbsheim, Büt- tel- und Angelsee östlich Eich-Gimbsheimer Altrhein, Elisabethensee bei Eich. Seen und tiefe Abgrabungsgewässer 51

Der Haubentaucher bevorzugt Seen und größere Weiher/Teiche von einer Größe von über 10 ha mit einer Wassertiefe von mehr als 2 m (BERNDT & DRENCKHAHN 1974). Zur Nestanlage werden Schilfflächen mit einer Ausdehnung von ca. 50 m benötigt (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1966). Bei der Krickente überwiegen kleinere Gewässer als Lebensraum. Nach einer Untersuchung in Hes- sen war weniger als ein Viertel der Brutgewässer größer als 10 ha (BURKHARDT 1993). Ein große Bedeutung kam dabei solchen Kleingewässern zu, die in Naß- und Feuchtwiesen eingebettet sind. Die Biotopqualität von Seen ist eng korreliert mit der Vielfalt und Ausdehnung der Verlandungszone, der Schwimm- und Tauchblattzone, der Wasserfläche sowie der Wasserqualität.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypischen Tiere sind in erster Linie ¾ der Wasserqualität abhängig von ¾ Ausdehnung der Verlandungszone ¾ Ausdehnung der Schwimm- und Tauchblatt- zone ¾ Ausdehnung der Wasserfläche und der Flachwasserzone ¾ der Ausbildung eines Röhrichtgürtels ¾ den umgebenden Nutzungen und deren In- tensität ¾ Störungsfreiheit

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Röhrichten und Großseggenrieden naler Bedeutung bestehen mit ¾ Tümpeln, Weihern, Teichen und Altwassern ¾ Bruchwäldern ¾ Grünlandbiotopen

Zielgrößen der Planung

Die im Planungsraum vorhandenen Seen verschiedenster Größenklassen sind einschließlich großflä- chiger Verlandungs- bzw. Uferbereiche zu sichern und zu entwickeln. Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede 52

6. Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Naß- und Feuchtwiesen sowie Kleinseggenriede77 sind Grünlandgesellschaften unterschiedlicher Struktur und Nutzungsintensität auf staufeuchten bis dauerhaft nassen und z.T. quelligen Standorten. Es handelt sich um:

- ehemals ein- bis zweischürige, regelmäßig gedüngte Futterwiesen in den flacheren Talmulden der Bach- und Flußauen im Planungsraum wie Rhein, Selz, Pfrimm u. a. - einschürige, kaum oder nicht gedüngte Futter- und Streuwiesen sowie nasse Teilflächen Randla- gen der Hunsrückhochfläche westlich Bingen).

Durch anhaltende Nutzungsaufgabe in den Hochlagen haben sich aus der standörtlich und kulturhis- torisch bedingten Vielfalt der Grünlandgesellschaften feucht-nasser Standorte vielfach hochwüchsige Mädesüß-Hochstaudenfluren entwickelt. In den Niederungslagen von Rhein und Nahe fiel die ur- sprüngliche Flußdynamik nach dem Deichbau weg. Die Ablösung der extensiven Nutzung durch in- tensivere Bewirtschaftungsformen führte zu einer Artenverarmung ehemaliger Stromtalwiesen (vgl. KORNECK, LANG & REICHERT 1981).

Im Planunsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: Mädesüß-Hochstaudenfluren (Filipendulion ulmariae)

Hochstaudensäume und großflächige Brache- Valeriano-Filipenduletum ulmariae (Baldrian-Mä- stadien aufgelassener Feuchtwiesen auf nähr- desüß-Flur) und Filipendula ulmaria-Gesellschaft stoffreichen, vorzugsweise basenarmen Stand- (Mädesüßgesellschaft)78. orten nasse und basenreiche Standorte in sommer- Veronica longifoliae-Euphorbietum palustris (Eh- warmer Klimalage renpreis-Sumpfwolfsmilch-Gesellschaft)79

Sumpfdotterblumen-Feuchtwiesengesellschaften (Calthion)

Naßwiesen auf mäßig nährstoffreichen, kaum Scirpetum sylvatici (Waldsimsen-Quellwiesen) ge-düngten, quellig-sumpfigen Standorten mit hoch-anstehendem wenig bewegtem Grund- wasser colline bis submontane Feuchtwiesen auf nähr- Angelico-Cirsietum oleracei (Engelwurz-Kohldi- stoff-reichen, regelmäßig gedüngten Standorten stelwiese)80.

77 Kleinseggenriede sind im Planungsraum nicht vertreten. 78 Auf entsprechenden Standorten im gesamten Planungsraum. 79 Die Gesellschaft kommt in verlandeten Flußrinnen und Gräben der Oberrheinebene als Ersatzgesellschaft von Hartholzauenwäldern im Kontakt mit Großseggenriedern und Brenndoldenwiesen vor (BITZ & DECHENT 1994) 80 Die bekannten Bestände konzentrieren sich auf der Hunsrückhochfläche. Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede 53

Waldbinsen-Wiesen (Juncetum acutiflori)

Naßwiesen auf sauren, nährstoffarmen und Juncetum acutiflori (Waldbinsen-Wiese)81. kaum gedüngten, quelligen, oft vermoorten Standorten

Stromtalwiesen82

Sie werden je nach Vernässung einmal jährlich oder nur alle zwei bis drei Jahre als Streuwiese ge- mäht.

Feucht- und Naßwiesen auf flußnahen Standor- Oenantho lachenalii-Molinietum (Fenchel-Pfeifen- ten, die regelmäßig mit sinkstoffreichem Was- graswiesen)83, 84 ser überschwemmt werden und anschließend bis hin zu sommerlich ariden Verhältnissen aus- trocknen

Staudenreiche Feucht- und Naßwiesen auf hu- Violo-Cnidietum (Brenndolden-Pfeifengraswie- mosen und basenärmeren Standorten im (e- sen)85. hemaligen) Überflutungsbereich des Rheines auf stark wechselfeuchten, grundwasser- Cirsio tuberosi-Molinietum arundinaceae (Knollen- beeinflußten sommertrockenen, basenreichen distel-Pfeifengraswiese)86, Allium angulosum-Mo- und mäßig nährstoffreichen Tonböden in war- linia-Gesellschaft (Kantenlauch-Pfeifengraswiese), mer Klimalage Iris sibirica-(Molinia)-Gesellschaft87

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Als anthropogene Ersatzgesellschaften von Au- und Bruchwäldern sind die Naß- und Feuchtwiesen ohne extensive Bewirtschaftung nicht stabil und dementsprechend bestandsbedroht. Sie entwickeln sich mittelfristig zu einheitlichen nassen Hochstaudenfluren. Nutzungsintensivierung (Entwässerung, Düngung, Überführung in mehrschürige Wiesen mit frühem 1. Schnittermin) auf leicht meliorisierbaren und meist siedlungsnahen Standorten einerseits sowie die Nutzungsaufgabe in den häufiger überschwemmten Bereichen oder auf siedlungsfernen (meist nähr-

81 Es bestehen nur kleinflächige Vorkommen v. a. im Binger Wald und im Südöstlichen Rheinhunsrück. 82 Stromtalwiesen sind in Rheinland-Pfalz auf die klimawarme Rheineebene beschränkt. Sie sind durch eine ho- he Anzahl von floristischen Besonderheiten wie z. B. Iris sibirica, Dianthus superbus und Allium angulosum aus- gezeichnet. Hier befinden sich bundesweit die einzigen Vorkommen von Iris spuria. 83 Die Verbreitung dieser endemischen Gesellschaft ist auf den mittleren und nördlichen Oberrhein beschränkt (POTT 1992). In der Biotopkartierung werden lediglich Vorkommen bei Ludwigshöhe südl. von Oppenheim ange- geben. 84 Das Oenantho lachenalii-Molinietum bildet mit den Brenndolden-Pfeifengraswiesen eine ausgeprägte Kontakt- zone zwischen Laubenheim-Bodenheim und Guntersblum-Ludwigshöhe (LIEPELT & SUCK 1987). 85 Die Vorkommen der bundesweit seltenen Brenndolden-Pfeifengraswiesen im Laubenheimer-Bodenheimer Ried sind aufgrund ihrer lehrbuchhaften Ausprägung von hoher Bedeutung. Sie erreichen hier ihre westliche Verbreitungsgrenze. (BITZ & DECHENT 1994). 86 Die ehemals für die Rheinebene charakteristische Gesellschaft kommt in Resten noch in der Bodenheimer Aue vor. (BITZ & DECHENT 1994). In der Biotopkartierung werden lediglich drei Bestände mit der Gesellschaft bei Heidesheim, bei Guntersblum (beide Landkreis Mainz-Bingen) und bei Worms-Herrnsheim genannt. Darüber hinaus kommen die charakteristischen Arten noch in mehreren Wiesen, Brachen und Gräben vor. 87 Die Biotopkartierung nennt insgesamt 15 Vorkommen von Iris sibirica in Stromtalwiesen im Landkreis Mainz- Bingen und 2 Vorkommen im Landkreis Alzey -Worms. Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede 54 stoffarmen) Standorten andererseits sind die Hauptgefährdungen für den Bestand der Naß- und Feuchtwiesen (u. a. PHILIPPI in DILLGER & SPÄTH 1988). Diese Entwicklung hat v. a. entlang der Flüsse und tiefer gelegenen Bäche zu einer Zersplitterung großer zusammenhängender Flächen ge- führt. Durch die Grundwasserabsenkung in der Rheinebene sind hier zahlreiche charakteristische Ar- ten und Pflanzengesellschaften ausgestorben oder sehr selten geworden (BITZ & DECHENT 1994). In den Hochlagen drohen die ohnehin nur kleinflächigen Bestände entweder zu verbuschen oder wer- den zugunsten von Fichtenaufforstungen umgewandelt. Ein weiteres Gefährdungspotential besteht in der Zerschneidung durch Straßen, die durch ihr völlig vom Umfeld abweichendem Mikroklima eine Migrationsbarriere für hygrophile Schmetterlingsarten darstellen (BLAB & KUDRNA 1982).

Biotop- und Raumansprüche Grundwasserbeeinflußte Fuchsschwanz-Glattha- Großer Brachvogel88: Charakterart der ehemals ferwiesen, die mit mageren Wiesen verzahnt sind feuchten Tallagen der Oberrheinebene (LÜTT- MANN et al. 1987), bevorzugt weitläufige extensiv genutzte (frühjahrs)feuchte Mähwiesen, in die schütter- bzw. niedrigwüchsige Partien (Nahrungs- bzw. Futterräume) eingelagert sind (BOSCHERT & RUPP 1993). wenig strukturierte, offenliegende, niedrigwüch- Kiebitz89: entscheidender Auslöser für die Brut- sige, weitgehend baumfreie Feuchtwiesen so- platzwahl im Frühjahr ist eine graubraune bis wie feuchte Magerwiesen und Weiden in wenig graugrüne Bodenfarbe; diese zeigt in Grünlandflä- geneigter Lage chen Bereiche mit hoher Bodenfeuchtigkeit und kurzer, schütterer bis fehlender Vegetationsdecke zu Beginn der Vegetationsperiode an (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975). von Mädesüß geprägte Hochstaudensäume Violetter Perlmutterfalter (Brenthis ino)90: Raupe und flächige Brachestadien aufgelassener frißt nur an Mädesüß (Filipendula ulmaria). Feuchtwiesen Ausgedehntes und kontinuierliches Blütenange- bot: herausragende Funktion als Nahrungshabitat für Tagfalter, Schwebfliegen und Hautflügler, ins- besondere für Wildbienen (vgl. WESTRICH 1989). Hoher Anteil abgestorbener Pflanzenteile: wichti- ger Brutbiotop für nistende Maskenbienen (Hy- laeus spec.) (vgl. SCHWENNINGER 1987). vielfältig strukturierte Hochstaudensäume und Rohrammer91: Optimalbiotope sind 1-2 m hohe staudenreiche Feuchtwiesen Staudenfluren mäßig feuchter Standorte mit einer bodendichten unteren und einer sehr lockeren o- beren Vegetationsschicht (vgl. MILDENBERGER

88 Der landesweit vom Aussterben bedrohte Große Brachvogel ist ein für die Feuchtwiesen des Oberrheins zwar landschaftstypischer, doch inzwischen unregelmäßiger Brutvogel, der in neuerer Zeit (1986) noch bei Gunters- blum gebrütet hat (KUNZ & SIMON 1987). Im rechtsrheinischen hessischen Teil der Oberrheinniederung existiert noch ein in jüngster Zeit offensichtlich stabiler Restbestand von maximal 20-25 Brutpaaren (HESSISCHES MINISTERIUM FÜR LANDWIRTSCHAFT, FORSTEN UND NATURSCHUTZ 1997); eine dauerhafte Wiederbe- siedlung Rheinhessens von hier aus erscheint deshalb nicht aussichtslos. 89 Verbreitungsschwerpunkt des Kiebitzes im Planungsraum ist die Rhein-Nahe-Niederung; hier wie auch in an- deren Bereichen des Planungsraums werden zunehmend Bruten in Äckern festgestellt (Beobachtungen der. Verf.). 90 Die aktuelle Kartierung erbrachte keine Nachweise des Violetten Perlmutterfalters, nach FÖHST & BROSZKUS (1992) ist die Art jedoch auf feuchten Wiesen des Hunsrück-Nahe-Raumes nicht selten. Die nächs- ten Vorkommen sind aus dem Raum Rheinböllen (Landkreis Rhein-Hunsrück) bekannt (LFUG & FÖA 1995), und ein Vorkommen auf feuchten Wiesenbrachen in den Östlichen Hunsrückausläufern ist nicht auszuschließen. 91 Der rheinland-pfälzische Verbreitungsschwerpunkt liegt in der Rheinaue und in den Bachtälern des Rheinhes- sischen Tafel- und Hügellands (KUNZ & SIMON 1987). Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede 55

1984, FRANZ 1989, SCHIESS 1989 oder HEISER 1974) flächige Brachestadien aufgelassener Feucht- Silberscheckenfalter (Melitaea diamina)92: Ge- wiesen in Vernetzung mit feuchtem und trocke- samtlebensraum in waldumgebenen, feuchten nem Extensivgrünland (z. B. Sumpfdotterblu- Grünlandbiotopen, wo neben dem erforderlichen men-, Pfeifengras-und Glatthaferwiesen, Halb- warmfeuchten Mikroklima ein Nebeneinander von trockenrasen) in Bereichen mit warmfeuchten ungenutzten, hochwüchsigen (Mager-) Grünland- Kleinklima biotopen mit (oligotrophen) quelligen, nassen und trockenen Standorten gegeben ist93.

Wildbiene Macropis labiata, Schenkelbiene Ma- cropis europaea mit Kuckucksbiene Epeoloides coecutiens, Melitta nigricans und Steppen- Langhornbiene Tetralonia salicariae (vgl. BRECHTEL 1987, WESTRICH 1989, SCHMID- EGGER et al. 1995): Mädesüß-Hochstaudenfluren mit Pollenquellen Lysimachia vulgaris bzw. Lythrum salicaria (Nahrungshabitat) sowie unmit- telbar benachbarte, offene trocken-warme Klein- standorte (Nistbiotope). relativ niedrigwüchsige, lockere und blütenarme Braunfleck-Perlmutterfalter (Clossiana selene)94: Kleinseggenriede und Waldbinsen-Wiesen für die Art sind innerhalb ausgedehnter Feucht- mooriger, dauerhaft nasser Standorte in enger grünlandkomplexe gelegene Biotope mit Vorkom- Beziehung zu Gebüschen oder Waldrändern men von Viola palustris (Raupenfutterpflanze) we- sentlicher Teillebensraum (v. a. Larvenlebens- raum) (LfUG/FÖA 1992); Windschutz durch an- grenzende Gehölzstrukturen z. B. von Wald- und Gebüschrändern (vgl. BLAB & KUDRNA 1982), da Eiablage bevorzugt an mikroklimatisch günstigen, lokal warmen Stellen der Entwicklungshabitate er- folgt (WILLMOTT in HEATH et al. 1984). Großes Wiesenvögelchen (Coenonympha tul- lia)95: Raupe an Schmallblättrigem Wollgras (Eri- ophorum angustifolium); Imago nutzt die in der Regel blütenreicheren Randbiotope (Magerwiesen etc.).

92 Die Art kommt im Planungsraum aktuell nur in den Quellmulden von Dichtel- und Erbach in den Östlichen Hunsrückausläufern vor (LFUG & FÖA 1995). Diese Populationen haben Anschluß an weitere Vorkommen im Hunsrückbereich (vgl. FÖHST & BROSZKUS 1992). 93 Ob auch die hiesigen ziemlich häufig im Unteren Naheraum vorkommenden Bestände des Schmallblättrigen Arznei-Baldrians (Valeriana wallrothii) [BLAUFUß & REICHERT 1992], der auf Xerothermstandorten Raupennah- rungspflanze ist, als Larvallebensraum dienen, ist nicht bekannt. 94 Kommt im Planungsraum aktuell nur noch auf den hochgelegenen Feuchtwiesen der Östlichen Hunsrückaus- läufer vor (LFUG & FÖA 1995). Im übrigen Rheinhessen wurde die Art im Rahmen der aktuellen Tagfaltererhe- bungen nicht mehr festgestellt. Die Biotopkartierung gibt zwei Fundorte im Bereich der ehemaligen Raketenstatio- nen im Ober-Olmer Wald an. offensichtlich exoistiert hier noch eine kleine isolierte Population. Ehemals war die Art auch am Rhein z. B. in der Mainzer Umgebung auf feuchten Wiesen häufig (PAULUS 1967). 95 Die Funde für den Binger Wald (Erbach) liegen über 60 Jahre zurück. Auch in anderen Gebieten des Westli- chen Hunsrücks (Landkreise Birkenfeld und Rhein-Hunsrück) ist die Art bis Mitte der 60er Jahre verschwunden (FÖHST & BROSZKUS 1992). Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede 56

96 Bekassine : Bruthabitat in von Seggen und Bin- sen geprägten, offen liegenden Naßwiesen, als Nahrungs- und Rasthabitat werden von Flachwas- ser durchdrungene, lückige, nicht zu hochwüchsi- ge Vegetationsbestände am Rand von Gewässern oder in nassen Geländemulden (z. B. Großseg- genriede) benötigt (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1977, WÜST 1981).

Sumpfschrecke (Mecostethus grossus)97, Lauch- schrecke (Parapleurus alliaceus)98: beide Arten besiedeln niedrigwüchsige Kleinseggensümpfe sowie durch Bewirtschaftung zeitweise kurzrasige Naßwiesen (DETZEL 1991). von Polygonum bistorta (Wiesenknöterich) do- Kleiner Ampferfeuerfalter (Palaeochysophanus minierte, höherwüchsige montane Sumpfdot- hippothoe)99: wichtig für das Vorkommen ist eine terblumenwiesen kühl-feuchter Standorte in offene Habitatstruktur mit reichlichem Vorkommen Kontakt zu Gebüschen oder lichten Waldbe- von Großem Sauerampfer (Rumex acetosa) bzw. ständen Wiesenknöterich (Polygonum bistorta). Eine be- sondere Bedeutung kommt möglicherweise sonni- gen, windgeschützten Rändern an Gräben und vor Gehölzbeständen zu, wo Grünlandstreifen bei der regelmäßigen Bewirtschaftung stehen bleiben (vgl. SBN 1987, KUDRNA 1988, BLAB & KUDRNA 1982).

Der Violette Perlmutterfalter kommt nach Untersuchungen im nördlichen Rheinland-Pfalz bereits an wenige 100 m langen Bachsäumen und in kleinen Feuchtbracheflächen von weniger als 0,5 bis 1 ha Größe vor. Besonders individuenstarke Populationen entwickeln sich allerdings nur in ausge- dehnten, weitgehend ungenutzten Feuchtgrünlandkomplexen, in denen Mädesüß- Hochstaudenfluren vorherrschen. Die Art scheint in der Lage zu sein, entlang von hochstaudenge- säumten Gräben über Distanzen von bis zu 5 km neue Biotope zu besiedeln. Bei o.g. Untersuchun- gen konnten einzelne dispergierende oder an lokalen Blütenkonzentrationen nahrungssuchende In- dividuen in einer Entfernung von durchschnittlich 360 m (150-650 m) von den nächsten potentiellen Entwicklungshabitaten entfernt auf Feucht- und Magerwiesen bzw. Borstgrasrasen festgestellt wer- den, die an die eigentlichen Mädesüß-Hochstaudenfluren angrenzten (LfUG/FÖA 1993). In optimal strukturierten Hochstaudensäumen oder schilfreichen Großseggenrieden kann die von einem Rohrammerpaar beanspruchte Mindestrevierfläche zwischen 720 m² und 830 m² liegen (vgl. FRANZ 1989, HEISER 1974); im Regelfall ist ein Revier aber zwischen 1,3-2,3 ha groß (SCHIESS 1989, HANDKE & HANDKE 1982).

96 Die Bekassine ist heute in ganz Rheinhessen nur noch unregelmäßiger Brutvogel (BITZ & DECHENT 1994). Am wahrscheinlichsten ist derzeit eine Ansiedlung von Brutpaaren noch in den Feuchtbiotopkomplexen des Selz- tals. Dagegen sind geeignete Lebensräume in der gesamten Rheinaue, wo sie bis in die 60er Jahre nicht seltener Brutvogel war (BITZ & DECHENT 1994), u. a. durch Garbenausbau und Grundwasserabsenkung weitgehend ver- loren gegangen. 97 Insgesamt liegen für 7 von der Biotopkartierung erfaßte Flächen Angaben zum Auftreten der Sumpfschrecke vor. Es handelt sich v. a. um Feuchtgebiete an der unteren Selz und in der Rheinaue im Bereich des NSG „Fisch- see“. Ein völlig isoliertes Vorkommen liegt im Feuchtgebiet südlich der Teufelsschlagwiesen (6213-4041) im Waldgebiet Vorholz. 98 Die landesweit vom Aussterben bedrohte und in ihrer Verbreitung auf das Oberrheingebiet beschränkte Lauchschrecke kommt nach den Angaben der Biotopkartierung nur auf wenigen Flächen im Bereich NSG “Fisch- see” und um die Kisselwiesen im Raum Gimbsheim-Guntersblum vor. 99 Das Vorkommen des Kleinen Ampferfeuerfalters im Planungsraum bleibt auf wenige Feuchtwiesenkomplexe der Quellmulden von Dichtelbach und Erbach in den Östlichen Hunsrückausläufern beschränkt (LFUG & FÖA 1995). Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede 57

Für die charakteristischen, auf feuchte Mädesüß-Hochstaudenfluren als Pollen- und Nektarquelle spezialisierten Wildbienenarten nimmt SCHWENNINGER (1987) einen Radius von 300 m als Akti- onsraum an, in dem unter günstigen Verhältnissen geeignete (kleinflächige) trockene Nisthabitate für diese bodennistenden Arten vorhanden sein sollten. Im Planungsraum Mosel besiedelte eine Population des Silberscheckenfalters einen durch Wald umgebenen, geschlossenen Habitatkomplex von ca. 18 ha, der durch Fichtenriegel in zwei annä- hernd gleich große Areale unterteilt war. Flugbewegungen der relativ immobilen Art in einem ver- bindenden (Grünland-) Korridor wurden hierbei nicht beobachtet (LfUG/FÖA 1993: 56-57). Die Populationen des Braunfleck-Perlmutterfalters benötigen ein Minimalareal von 5 bis 10 ha (THOMAS 1984, HEATH et al. 1984: Großbritannien). Für das Vorkommen der Art günstige Biotop- komplexe umfassen windgeschützt liegende Kleinseggenriede und Waldbinsen-Wiesen (v. a. Lar- venlebensräume) innerhalb von ausgedehnten Naß- und Feuchtwiesenflächen (Sumpfdotter- blumenwiesen, auch Pfeifengraswiesen). Diese dienen als Nahrungshabitate, ebenso wie die an- grenzenden, blütenreichen Magergrünlandflächen (z. B. Arrhenatherion- bzw. Polygono-Trisetion- Gesellschaften). Unter günstigen Voraussetzungen kann der Gesamtlebensraum eines Bekassinen-Paares in sump- figen Naßwiesen zwischen 1,5 und 2,5 ha betragen (vgl. MEISER in WÜST 1981, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1977). Der Flächenanspruch in den größerflächigen Feucht- und Naßwiesen- komplexen, die von mehreren Brutpaaren besiedelt werden, kann nach HEYNE (1988, 1989) bei 3,5 bis 6 ha /Brutpaar liegen. Der Kiebitz besiedelt wenig geneigte (Feuchtgrünland-) Biotopflächen mit niedriger Vegetations- struktur, einer Mindestgröße von 5 ha innerhalb eines ebenen Offenlandbereichs von möglichst mehr als 1-1,5 km Durchmesser (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975) und einem Mindestabstand von 100 m zu randlichen dichten Gehölzstrukturen (SMOLIS in HARFST & SCHARPF 1987). Die Ausdehnung des Reviers (bzw. “home range”) beim Großen Brachvogel erreicht am südlichen Oberrhein im Durchschnitt 16 ha. Die Flächengröße von Revieren, die außerhalb der Verbreitungs- schwerpunkte liegen, ist jedoch wesentlich größer: sie kann hier einschließlich Nahrungsraum 44 ha umfassen (BOSCHERT & RUPP 1993:203-204).

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einem ungestörten Wasser- und Nährstoff- abhängig von haushalt ¾ einer geringen, aber strukturerhaltenden Nut- zungsintensität ¾ einem vielfältigen Mosaik unterschiedlich strukturierter Naß- und Feuchtwiesentypen ¾ einer großflächigen Ausdehnung des Feucht- grünlandes

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ mageren Wiesen und Weiden mittlerer Stand- naler Bedeutung bestehen mit orte, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden (Nahrungsbeziehungen, Teillebensräume) ¾ Quellen und Quellbächen, Röhrichten und Großseggenrieden (Vernetzung von stärker aquatisch mit stärker terrestrisch geprägten Lebensräumen; Nahrungsbeziehungen) ¾ gehölzbestimmten Biotoptypen der Auen und Sümpfe (v. a. Bachuferwälder, Bruch- und Sumpfwälder) (primäre Teil-/ Lebensräume) ¾ sonstigen mesophilen Laubwäldern (Nah- rungsbiotop für waldbewohnende Arten)

Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenriede 58

Zielgrößen der Planung Aufgrund der Flächenansprüche typischer Arten sollte der Biotoptyp "Naß- und Feuchtwiesen, Klein- seggenriede" eine Mindestfläche von 5 ha haben und eine Entfernung zwischen gleichartigen Bioto- pen sollte 500 m nicht überschreiten. Anzustreben sind v. a. in der Rheinaue Offenlandbiotopkomplexe mit anderen Grünlandbiotoptypen magerer und feuchter Standorte (magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, Röhrichten und Großseggenriede) von mehr als 20-30 ha Größe.

Röhrichte und Großseggenriede 59

7. Röhrichte und Großseggenriede

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Röhrichte und Großseggenriede sind baumfreie Verlandungsgesellschaften von Weihern, Teichen und Seen. Sie bilden sich auch auf stark grund- oder stauwasserbeeinflußten Grünlandstandorten aus. Röhrichte treten außerdem als Ufergesellschaften an Bächen und Flüssen auf. Sie werden von weni- gen hochwüchsigen Arten aufgebaut. Großseggenriede bilden dichte rasige oder bultige Vegetationsbestände. Sie sind im Gegensatz zu den Röhrichten empfindlich gegen Überschwemmungen und ertragen gelegentliche Trockenheit.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: Röhrichte im wechselfeuchten Uferbereich von Weihern, Phragmitetum australis (Schilfröhricht)100. Teichen, Seen und an Altwassern des Ober- rheins bis in ca. 40 cm Wassertiefe und an Gräben, die nur selten trocken fallen auf basenhaltigen Schlammböden im Bereich Butometum umbellati (Schwanenblumen-Röh- stark schwankender Wasserstände der Altwäs- richt)101 ser

Bach- / Altarmufer und in Auenwäldern, an Phalaridetum arundinaceae (Rohrglanzgrasröh- Quellen und Gräben auf sehr nassen oder ge- richt) legentlich überschwemmten, humosen, sandig- kiesigen, durchlüfteten Tonböden im Flachwasserbereich bis zu 20 cm Tiefe an Typhetum angustifoliae und T.-latifoliae (Rohrkol- eutrophen Gewässern mit nährstoffreichem, benröhricht): außerhalb der Jungaue an Weihern meist kalkhaltigen Grund und Teichen. in hypertrophen, stark belasteten Bächen und Glycerietum maximae (Wasserschwaden-Röh- Gräben richt)102 auf kalkreichen, nährstoffreichen, wechselfeuch- Juncetum subnodolosi (Gesellschaft der Stumpf- ten, quelligen Standorten in den Auen blütigen Binse)103

100 Ausgedehnte Röhrichte im nördlichen Planungsraum befinden sich im Selztal bei Hahnheim und Elsheim und in der Rheinniederung (BLAUFUSS & REICHERT 1992). Im südlichen Planungsraum weist der weitgehend ver- landete Eich-Gimbsheimer Altrhein mit ca. 160 ha eine der größten Schilfflächen in Rheinland-Pfalz auf. 101 Das Schwanenblumen-Röhricht bildet in feuchten Jahren ansehnliche Bestände im Bereich ehemaliger Flut- rinnen des Rheins (BITZ & DECHENT 1994). Die Biotopkartierung nennt insgesamt neun Vorkommen der Schwanenblumen (u. a. Laubenheimer Ried, Ludwigshöhe, Altrheinsee bei Eich, sowie an der Nahe). 102 Das Wasserschwaden-Röhricht kommt im Rheintal u. a. in üppigen Beständen im Laubenheimer- Bodenheimer Ried vor (BITZ & DECHENT 1994). 103 Die Gesellschaft der Stumpfblütigen Binse kommt im Rheintal gehäuft innerhalb der Stromtalwiesen vor. Im Eich-Gimbsheimer Altrhein ist sie charakteristischer Bestandteil eines Röhrichtes (BLAUFUSS & REICHERT 1992). Die Biotopkartierung nennt insgesamt 12 Vorkommen der Stumpfblütigen Binse im Rheintal. Röhrichte und Großseggenriede 60

Großseggenriede104

Randbereich verlandeter Teiche und Tümpel Caricetum rostratae (Schnabelseggen-Ried)105. sowie Naßwiesen und Quellmoore Caricetum vesicariae (Blasenseggen-Ried)106 im Bereich feuchter Wiesen der tiefliegenden Caricetum gracilis (Schlankseggen-Ried)107 Senken mit hohem Grundwasserstand, teilweise bei Hochwasser überflutet; Streunutzung; mahdverträglich kleinflächig an Stellen mit quelligem Wasser Caricetum paniculatae (Rispenseggen-Ried)108 oder in überfluteten Senken auf basenreichen Standorten an Ufern in nassen Wiesenmulden oder Gräben Caricetum rippariae (Uferseggen-Ried)109 mit staunassen, zeitweise überschwemmten nährstoffreichen Torf oder Tonböden in warmer Klimalage

Verlandungsbereiche von Altarmen und grund- Cladietum marisci (Schneiden-Ried)110 wasserbeeinflußte Mulden mit kalkreichen und schlickreichen Böden an Ufern im Verlandungsberich bis in 1 m Was- Caricetum elatae (Steifseggen-Ried)111 sertiefe und in Flutmulden auf staunassen, nährstoffreichen Standorten auf nährstoffreichen Böden Carex acutiformis-Gesellschaft (Gesellschaft der Sumpfsegge)112

104 In Großseggenrieden kommt meist eine Seggenart zur Dominanz. Wassertiefe und Nährstoffgehalt differen- zieren die Großseggengesellschaften, so daß oft mehrere Gesellschaften an einem Stillgewässer vorkommen. In der Biotopkartierung wurden viele Großseggenriede nur auf Verbandsebene (Magnocaricion) ohne Ansprache der Gesellschaft kartiert. 105 Das Schnabelseggenried bildet den nährstoffärmsten Flügel der Großseggenriede und vermittelt teilweise be- reits zu den Zwischenmooren. Die Gesellschaft wurde nur in einem Feuchtgebiet nördlich Erbach auf der Inneren Hunsrückhochfläche erfaßt. 106 Das Blasenseggenried besiedelt etwas nähstoffreichere Standorte als das Schnabelseggenried. Die Biotop- kartierung nennt insgesamt 14 Vorkommen der Blasensegge mit Verbreitungsschwerpunkt im Hunsrück und in den Feuchtbiotopen der Rheinaue. 107 Neben Vorkommen am Rhein besteht ein Verbreitungsschwerpunkt im Selztal. Die Biotopkartierung nennt etwa 40 Vorkommen der Schlanksegge. 108 Im Planungsraum sind nur zwei Bestände bekannt: in den Holzwiesen östlich Warmsroth sowie im Eich- Gimbsheimer Altrhein. 109 Das im Rheintal zerstreut vorkommende Uferseggenried (BLAUFUSS & REICHERT 1992) bildet in der Bo- denheimer Aue großflächige Bestände (BITZ & DECHENT 1994). Die Biotopkartierung nennt insgesamt 29 Vor- kommen der Ufersegge im Planungsraum. 110 Das sehr seltene Schneiden-Ried kommt in der Rheinebene in der Bodenheimer Aue vor (BITZ & DECHENT 1994). Die Biotopkartierung nennt daneben noch vier weitere Vorkommen der Art (u.a. im Laubenheimer Ried und im Eich-Gimbsheimer Altrhein). 111 Das seltene Steifseggen-Ried kommt im Rheintal in flächiger Ausbildung in der Bodenheimer Aue vor (BITZ & DECHENT 1994). Die Biotopkartierung nennt daneben fünf weitere Vorkommen der Art, darunter auch im Eich- Gimbsheimer Altrhein. 112 Die Sumpfsegge kommt in nahezu allen noch vorhandenen Feuchtbiotopen an Selz und Wiesbach in z.T. ausgedehnten Beständen vor (BLAUFUSS & REICHERT 1992). Weitere Vorkommen befinden sich zerstreut an Rhein und Nahe. Röhrichte und Großseggenriede 61

Gefährdung und Beeinträchtigung In weiten Bereichen des Biotopsystems sind Großseggenriede durch Grundwasserabsenkung (oft durch Drainierung) gefährdet. Teilweise wurden die Großseggenriede nach Entwässerung durch Dün- gung in Grünlandgesellschaften überführt. Kulturbedingte Seggenriede in Naßwiesen (v. a. das Cari- cetum gracilis) sind zum Weiterbestand auf einen gelegentliche Mahd (Streuwiesennutzung) ange- wiesen. Am Rhein und an der unteren Nahe sind die Wuchsorte der Schilfröhrichte als Folge des Gewässer- ausbaus bis auf Restbestände vernichtet worden. Diese sind durch Wellenschlag stark gestört. Viele großflächige Schilfröhrichte sind nach Grundwasserabsenkung und Aufgabe der Schilfmahd langfris- tig der Verbuschung (zunächst durch Weiden) ausgesetzt. Außerdem werden Röhrichte durch Maß- nahmen der Angelsportler sowie durch lagernde Erholungssuchende stark beeinträchtigt. Weitere Gefährdungsursachen im Planungsraum sind die Aufforstung v. a. mit Pappelbeständen und lokal die Anlage von Teichen. Kleinflächig ausgebildete Schilfbestände auf gewässerfernen Standor- ten werden häufig unmittelbar im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung oder der Mahd von Bö- schungen vernichtet.

Biotop- und Raumansprüche große, zusammenhängende Schilfkomplexe Rohrweihe113: Horstplatz in den dichtesten und höchsten Teilen des Röhrichts (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1971). Purpurreiher114. Rohrschwirl115: Zweischichtige, flach überflutete Röhrichtbestände mit vorjährigem Schilfbestand als Singwarte und dichtere Bodenvegetation als Brutplatz. buchtenreiche Schilf- und Rohrkolbenröhrichte Drosselrohrsänger116: Nistplatz bevorzugt im 2-5 von Verlandungszonen m breiten 3-6jährigen Schilfröhricht am wassersei- tigen Teil (BEIER 1981, GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1991). Rastplatz vieler ziehender oder als Wintergast bleibender Vogelarten: z. B. Bartmeise, Tüpfel- sumpfhuhn und Sumpfohreule.

113 Rheinhessen stellt den landesweiten Verbreitungsschwerpunkt der Rohrweihe dar. In den 80 Jahren lag der Brutbestand nach Bestandszunahmen im Planungsraum bei insgesamt 15-20 Brutpaaren (SIMON 1991). Die Po- pulation im nördlichen Planungsraum verteilte sich 1990 auf jeweils 2-3 Paare bei Schwabenheim, Nieder-Olm und Laubenheim. Die größte Population bestand mit 5 Brutpaaren im Eich-Gimbsheimer Altrhein Worms (SIMON 1991). Mittlerweile wird ein Rückgang des Brutbestandes durch direkte Verfolgung besonders im Nördlichen O- berrheingraben verzeichnet (BITZ & DECHENT 1994). 114 Der Purpurreiher belegt sporadisch Brutplätze in den ausgedehnten Schilfbeständen bei Eich-Gimbsheim (vgl. BITZ 1983). Beobachtungen, die möglicherweise auf Bruten schließen lassen, liegen außerdem für den Hahnheimer Bruch/Selz (BOSSELMANN o.J. [1995]) vor. 115 Der gesamte rheinland-pfälzische Brutbestand liegt bei maximal 15 Brutpaaren, wobei starke jährliche Be- standsschwankungen zu verzeichnen sind (BOSSELMANN 1998). Im Eich-Gimbsheimer Altrhien brütet etwa die Hälfte des Landesbestands (BITZ & DECHENT 1994). Weitere (unregelmäßig) besetzte Brutplätze sind die Bo- denheimer Aue und das Wormser Ried (BOSSELMANN 1998). 116 Der Siedlungsschwerpunkt liegt in den Röhrichtbeständen des Eich-Gimbsheimer Altrheins mit einem in günstigen Jahren bis zu 10 Brutpaaren großen Bestand (KUNZ & SIMON 1987). In der Bodenheimer Aue brüten jährlich 3-4 Paare (BITZ & DECHENT 1994), Bruthinweise bestehen außerdem für das Schwabenheimer Schilf/Selz, die Grube Kisselberg bei Gensingen , das Gebiet Fischsee bei Guntersblum und das Wormser Ried (KUNZ & SIMON 1987), die in der Summe einen Brutbestand von ca. 15-20 Paaren im gesamten Planungsraum ergeben. Offensichtlich nicht mehr besiedelt ist die Rheinaue zwischen Mainz und Bingen, für die von der Biotop- kartierung noch alte Nachweise gemeldet werden. Röhrichte und Großseggenriede 62 hochwüchsige Schilfbestände auf feuchtem bis Nistplatz von Teichrohrsänger117 und von Zwerg- wechsel-feuchtem Untergrund dommel118, die hierbei Altschilfbestände mit ein- geschlossenen kleineren, freien Wasserflächen und Flachwasserzonen bevorzugt (HÖLZINGER 1987). Schilfrohrsänger119: besiedelt landseitig weiden-, erlen- oder birkenreiche zweischichtige Verlan- dungszonen (lichte Vertikalstrukturen über dich- tem Unterwuchs) (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1991).

(großflächige) Schilf- oder Rohrkolbenröhrichte Larvenlebensraum von teilweise hochspezialisier- ten Arthropodenarten, u. a. an Schmetterlingen: Schilfeulen der Gattungen Archanara und No- nagria120, Calamia, Calaena, Chilodes oder Rhi- zedera (s. SCHÄFER 1980; VOGEL 1984), Rohr- bohrer (Phragmataecia castaneae)121, Schilfwick- ler der Gattung Orthothelia (DROSTE et al. 1980). Herausragende Funktion haben ausgedehnte Schilfröhrichte für sich zum Herbstzug sammelnde Vogelarten (beispielsweise Star und Rauch- schwalbe) oder als Überwinterungshabitat für zahlreiche Arthropoden, die in den offenen Inter- nodien geknickter Halme, in Gallresten oder in der trockenen Schilfstreu überwintern (FRÖMEL 1980).

Röhrichte und Großseggenriede mit kleinen of- Lebensraum der Wasserralle122: besiedelt we- fenen Wasserflächen nigstens 4-6 m breite Schilfstreifen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1973). mittelhohe, lockerwüchsige Uferröhrichte Kurzflügelige Schwertschrecke (Conocephalus dorsalis)123: ist aufgrund ihrer Eiablagepflanzen (Flatter-Binse, Schilf; vgl. RÖBER 1951) an feuch- te und lockere Riedstrukturen gebunden.

117 Der Teichrohrsänger kommt in nahezu allen nassen Schilfgebieten der Rheinaue vor (KUNZ & SIMON 1987). 118 Ein aktuelles Brutvorkommen der Zwergdommel im Planungsraum erscheint fraglich; lediglich der Eich- Gimbsheimer Altrhein wird möglicherweise noch besiedelt (BITZ & DECHENT 1994). Dagegen ist z. B. die ge- samte Rhein-Nahe-Niederung in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts als Brutgebiet aufgegeben worden (KUNZ & SIMON 1987). Hinweise über frühere Brutvorkommen und Brutzeitbeobachtungen bis 1980 liegen für die Bodenheimer Aue vor (JONAS 1922, BITZ & DECHENT 1994) 119 Im Eich-Gimbsheimer Altrhein besteht mit mindestens 100-120 Revieren (1983) wahrscheinlich das bedeu- tendste Brutvorkommen Süd- und Südwestdeutschlands (BITZ 1983; KUNZ & SIMON 1987). Dagegen kommt es in den übrigen Abschnitten der Rheinaue offensichtlich nur zu unbeständigen Brutansiedlungen (BITZ & DECHENT 1994). 120 Im benachbarten hessischen Naturschutzgebiet “Kühkopf-Knoblauchsaue” gelten u. a. Archanara gemini- puncta und Nonagria typhae als charakteristische Vertreter (MERKEL in PFEIFER 1979). 121 Fundstellen des Rohrbohrers im Planungsraum sind nicht bekannt. Doch scheint er im südlich angrenzenden Oberrheinischen Tiefland (Baden-Württemberg) mit seinem Auenwald-Feuchtgürtel ein Hauptverbreitungsgebiet zu sein (vgl. EBERT et al. 1994:). 122 Außerhalb einer größeren Population im Eich-Gimbsheimer Altrhein existieren noch kleinere Populationen an der Selz (Schwabenheimer Schilf, Hahnheimer Bruch), und in weiteren Abschnitten der Rheinaue (z. B. Lauben- heimer Ried, Fischsee, Wormser Ried. Auf ein isoliertes Vorkommen weisen die Angaben der Biotopkartierung für die Biotopkomplexe im Bergschadensgebiet bei Waldalgesheim hin. 123 Die Biotopkartierung meldet lediglich zwei Fundorte im Bereich des Eich-Gimbsheimer Altrheins und des I- bersheimer Werths. Möglicherweise kommt die Art aber noch an weiteren Stellen vor, da sie in anderen Teilberei- chen des Oberrheingrabens (subrezente Aue, Bruchwiesen, Bachtäler) als verbreitet gilt (SIMON 1988). Röhrichte und Großseggenriede 63 lockere (schwachwüchsige) Schilfbestände auf Nistplatz hochspezialisierter Wildbienenarten der feuchtem bis trockenem Untergrund Gattung Hylaeus (Maskenbienen) oder Wespenar- ten der Gattungen Ectemnius und Anoplius (SCHMID-EGGER et al. 1995); Nahrungsraum sind benachbarte, z.T. brachgefallene Feucht- und Naßwiesen (vgl. BRECHTEL 1987).

Uferzonen und versumpfte Bereiche mit Schilf- Nistplatz des Blaukehlchens124: Bestandteil des und Rohrglanzgrasröhrichten, mit vegetations- Habitats sind außerdem höher herausragende ärmeren Zonen (BLANK & FRITZ 1992) Strukturen (Singwarte) und wenig bewachsene Freiflächen als Nahrungsplatz (HÖLZINGER 1987). locker aufgebaute Verlandungszone meist an- In reichhaltig strukturierten Bereichen kommen die mooriger Gewässer Schwarze Heidelibelle (Sympetrum danae) und der Vierfleck (Libellula quadrimaculata)125 vor; v. a. Lebensraum der Larven.

Im Planungsraum dienen der Rohrweihe schon kleinflächige Röhrichte ab 300 m² als Balzplatz (SIMON 1991), doch wurde bisher eine dauerhafte Ansiedlung nur bei Angebot eines ausgedehnten Jagdgebiets aus Röhricht, anschließenden Verlandungsstadien sowie Grünland beobachtet. Für sehr günstige Verhältnisse wird eine Flächengröße des Gesamtlebensraumes von bis 900 ha angegeben (BEZZEL 1985). Das Jagdrevier der als Durchzügler oder Wintergast regelmäßig auftretenden Sumpfohreule besteht aus zusammenhängendem Grünland von 100-400 ha mit einem hohen Anteil extensiv genutzter Wie- sen (BRÜLL 1980:). Seine Arealgröße ist ebenso wie die des gelegentlichen Brutreviers abhängig von der jeweiligen Kleinsäugerdichte. In Süddeutschland waren diese Reviere im Durchschnitt 15 ha groß (HÖLZINGER 1987). Das Minimumareal eines Brutpaares des Drosselrohrsängers beträgt etwa 3.500 m², wenn der Nah- rungserwerb ausschließlich innerhalb des Territoriums stattfindet (JUNG IN KLAFS & STÜBS 1979). Bei dieser Flächengröße scheinen ausreichend Biotopstrukturen vorhanden zu sein, welche für die Jungenaufzucht geeignete größere Insekten liefern. Allerdings sind die für den Aufbau stabiler Popu- lationen erforderlichen Röhrichtflächen selten gleichmäßig günstig strukturiert. Für einen Altrheinab- schnitt (am Flußunterlauf) wurden daher selbst zu Zeiten stärkster Besiedlung pro singendem Männ- chen eine Fläche von ca. 1,2 ha ermittelt (46 Ind./54 ha; MILDENBERGER 1984). Der Teichrohrsänger kann auch kleinere Schilfflächen in der Verlandungszone von Gewässern besie- deln. Hier müssen jedoch gute Bedingungen zum extraterritorialen Nahrungserwerb in angrenzende reichstrukturierte Biotopkomplexe bestehen (vgl. GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1991). Im Re- gelfall findet man ihn jedoch eher an ausgedehnten Schilfsäumen stehender und langsam fließender Gewässer. In flußbegleitenden, maximal 5 m breiten Röhrichtstreifen kann von einem Revieranspruch von 1.000 m² ausgegangen werden (FRANZ 1989), i.d.R. ist dieses jedoch 2.500 m² groß. Die Zwergdommel ist auf mehrjährige, locker mit Weidengebüsch durchsetzte Röhrichtbestände v. a. aus Schilf und Rohrkolben in der Uferzone stehender oder langsam fließender Gewässer angewie- sen. Nach MILDENBERGER (1982) ist auf 10 ha Gewässerfläche ein Brutpaar der Zwergdommel zu erwarten. Die Reviergröße innerhalb der Röhrichtzone beträgt mindestens 2 ha (MILDENBERGER 1982, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER); lockere Kolonien mit einer lokal höheren Siedlungsdichte der Zwergdommel finden sich i.d.R. nur in großflächigen Sumpfgebieten mit langjährig ungemähten Schilfbeständen (vgl. GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1966).

124 Siedlungsraum des Blaukehlchens im Planungsraum ist besonders der Nördliche Oberrheingraben sowie das Selztal. Die Rheinniederung zwischen Bingen und Mainz bleibt dagegen bis auf wenige Einzelvorkommen nahezu unbesiedelt. Anfang der 80er Jahre konzentrierte sich mit 140 Revieren im Eich-Gimbsheimer Altrhein mehr als die Hälfte des ca. 260 Brutpaare umfassenden rheinland-pfälzischen Brutbestandes (BITZ 1984). Mittlerweile wird der gesamte Landesbestand auf unter 150 Brutpaare geschätzt (BRAUN, KUNZ & SIMON 1992), was auf eine deutliche Ausdünnung der rheinhessischen Bestände schließen läßt. Wie ältere Darstellungen belegen, trat die Art Mitte des 19. Jhs. auf den Rheininseln vergleichsweise häufig auf, was hier auf ursprünglich zusammenhän- gende Röhrichtbestände schließen läßt (vgl. SANDBERGER 1857). 125 Beide Arten treten im Planungsraum in geeigneten Habitaten verbreitet auf (NIEHUIS 1984). Vorkommens- schwerpunkte liegen dabei jeweils in der Rheinaue. Röhrichte und Großseggenriede 64

Beim Blaukehlchen beträgt die Siedlungsdichte in Röhrichtbeständen des Planungsraumes 5,7-10,4 Reviere/10 ha (KUNZ & SIMON 1987). Dies entspricht einer Reviergröße von ca.1-2 ha, innerhalb der deckungsreiche Brutmöglichkeiten und vegetationsärmere Freiflächen vorkommen müssen. Dichte, mindestens 200-300 m² große Röhricht- und Großseggenbestände im Anschluß an kleine, of- fene Wasserflächen sind Lebensraum der Wasserralle (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973). In viel- fältig strukturierten Habitaten ist i.d.R. von einem Brutpaar je Hektar auszugehen. Einfacher struktu- rierte Röhrichtbestände müssen dagegen ca. 3,5 ha groß sein, um von der Wasserralle besiedelt zu werden (vgl. SCHIESS 1989). Viele der phytophagen, in Schilf überwinternden Insekten stellen geringen Anforderungen hinsichtlich der Flächengröße; oft genügen wenige Quadratmeter. PREUSS (1980) verweist auf die Bedeutung kleinflächig ausgebildeter Land-Schilfbestände für Hautflügler; besonders hebt er die sehr seltenen Grabwespenarten Ectemnius confinis und Passalocecus clypealis hervor. Den an Rohrkolben oder Schwertlilien gebundenen Schmetterlingsarten (z. B. Rohrkolbeneule, Ge- meine Schilfeule) genügen schon kleinere Flächen bzw. ausgedehnte Ufersäume (NIPPEL 1990). Für die in Phragmites australis lebenden Schilfeulen sind geschlossene Flächen in einer Größenordnung von mehr als 20 ha als Minimalareal anzusehen, damit die von VOGEL (1984) beschriebenen ökolo- gischen Regelmechanismen zwischen Schmetterlingen und Pflanzen ablaufen können. Vierfleck und Schwarze Heidelibelle kommen i.d.R. erst an Gewässern ab einer Größe von ca. 5.000 m² vor, da sich meist erst in Gewässern dieser Größe ausreichend Möglichkeiten zur Ausbildung einer lockeren Riedzone ergeben (vgl. SCHORR 1990). FRANZ (1989) stellt die hohe Bedeutung längerer, ca. 3 m schmaler, flußbegleitender Röhrichtsäume als Rastplatz für durchziehende Vogelarten heraus. Auch als Brutbiotope können schmale Schilfbe- reiche eine hohe Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz erlangen. So kartierte ROTH (in FÖA 1992) in einem Grabensystem der Rheinniederung bei Oppenheim inmitten intensiv genutzter Wein- berge auf 4.000 m ca. 50 Brutpaare des Teichrohrsängers. Dies entspricht einem Revier auf ca. 80 m Schilfstrecke. Wie Untersuchungen für die Bodenheimer Aue ergeben haben, sind hierfür Röhricht von mindestens 2 m Breite geeignet (BITZ & DECHENT 1994).Wesentliche ökologische Parameter, die die Brutvogelbesiedlung auch kleinflächiger Schilfbestände bestimmen, sind v. a. die Habitatdiver- sität innerhalb eines Röhrichts, die Bodenbedeckung durch Schilftorf sowie die Vernetzung der Röh- richtbestände mit Kleinseggenrieden, Naß- und Feuchtwiesen (SCHIESS 1989). Röhrichte und Großseggenriede 65

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ hoch anstehendem Grundwasser abhängig von ¾ einer großflächigen Ausdehnung von Pflan- zenbeständen ¾ unterschiedlichen Deckungsgraden der Ver- landungs-gesellschaften ¾ einer engen Verzahnung zwischen offenen Wasserflächen und der Verlandungszone ¾ der randlichen Gehölzkulisse

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Tümpeln, Teichen, Weihern und Altarmen naler Bedeutung bestehen mit (Vernetzung aquatischer mit terrestrischen Lebensräumen)

¾ offenlandbestimmten Fließgewässern ¾ blütenreichen (feuchten) Wiesen und Weiden (Nahrungsangebot)

Zielgrößen der Planung Aufgrund der hohen Bedeutung selbst kleiner Schilfbestände sind Flächen von wenigen Quadratme- tern Größe im Rahmen des Biotopsystems zu erhalten und gegenüber den genannten Gefährdungs- faktoren zu sichern. Von hoher funktionaler Bedeutung sind alle Röhricht- und Großseggenbestände ab einer Flächengröße von ca. 0,5 ha. Wie die Beispiele des Teichrohrsängers für den Planungsraum zeigen, sind auch linear ausgebildete Schilfsäume als Lebensraum und Vernetzungselement von hoher funktionaler Bedeutung in vernetz- ten Biotopsystemen.

Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 66

8. Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Magerwiesen und -weiden haben sich auf Standorten mit für die landwirtschaftliche Nutzung eher un- günstigen Klima- und Bodenverhältnissen entwickelt. Sie sind in ihrem Artenspektrum von niedrig- bis mittelhochwüchsigen Gräsern und zahlreichen Krautarten geprägt und entsprechen somit dem Bild einer "bunten Wiese". Dieser Arten- und Strukturreichtum kann jedoch nur bei extensiver Nutzung (1 - 2malige Mahd/Jahr oder Mähwiese mit gelegentlicher Beweidung) erhalten werden. Neben ihrem Verbreitungsschwerpunkt in den Hochlagen des Planungsraumes sind sie auch auf den Hochwasserdämmen entlang des Rheins vertreten, wo sie sich in Abhängigkeit vom Pflegemodus mit Wiesen und Weiden mittlerer Standorte (Steckbrief 9) oder Halbtrockenrasen (Steckbrief 10) abwech- seln.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden Glatthaferwiesen (Arrhenatherion)126 kolline, magere und nur teilweise höherwüchsige (Dauco-) Arrhenatheretum (Glatthaferwie- Wiesen127 sen)128

Gefährdung und Beeinträchtigungen Magerwiesen und -weiden sind durch Nutzungsintensivierung, stärkere regelmäßige Düngung, Mehr- schnittnutzung, erhöhten Viehbesatz sowie Melioration bestandsgefährdet. Stickstoff-Düngungen von 20 - 50 kg Stickstoff/ha führen zu einer Veränderung in der floristischen Zusammensetzung der Pflan- zengemeinschaften. Weitere Gefährdungsursachen sind Nutzungsaufgabe, Aufforstung und Umbruch in Ackerland.

126 Von den Glatthaferwiesen der verschiedenen Regionen des Planungsraumes werden alle mageren Ausbil- dungen, in denen Arten wie Rotes Straußgras (Agrostis tenuis) oder Rotschwingel (Festuca rubra) bestandsbil- dend auftreten und weiter Magerkeitsanzeiger wie z. B. Feld-Hainsimse (Luzula campestris), Ruchgras (Antho- xanthum odoratum), Knöllchen-Steinbrech (Saxifraga granulata) oder Kleines Habichtskraut (Hieracium pilosella) vorkommen, zum Biotoptyp 8 gerechnet. Die infolge regelmäßiger stärkerer Düngung und damit möglicher inten- siver Nutzung hochwüchsigen obergras- bzw. doldenblütenreichen Ausbildungen der Glatthaferwiesen sowie die weidelgrasreichen Fettweiden werden dagegen unter Biotoptyp 9 subsummiert. 127 Ein- bis zweischürige Wiesen, z.T. in Wechsel nur gelegentlich beweidet bzw. brachliegend, nicht oder nur schwach und unregelmäßig gedüngt. 128 Die Möhren-Glatthaferwiese ist im gesamten Planungsraum verbreitet. Auf dem Rheinhauptdamm zwischen Mainz und Ingelheim kommt v. a. auf Südböschungen die zu den Halbtrockenrasen vermittelnde Salbei- Glatthaferwiese (Dauco-Arrhenatheretum salvietosum) vor (SPERBER 1994). Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 67

Biotop- und Raumansprüche

Grünlandflächen mit einer in der Vertikalen stark Braunkehlchen129: Als Orientierungs-, Sing- differenzierten Vegetationsstruktur und Jagdwarten sowie zur Abschirmung des Neststandortes werden höhere Strukturen be- nötigt. Diese werden in genutzten Grünlandflä- chen v. a. von Stauden (v. a. Doldenblütlern) gebildet, die aus dem Oberstand herausragen (vgl. BAUER & THIELKE 1982, REBSTOCK & MAULBETSCH 1988). hochwüchsige, wechselfeuchte Grünlandflächen Wachtelkönig130: bodenfeuchte, hochgrasige der tieferen Lagen (v. a. Glatthaferwiesen) (vgl. Mähwiesen mit geringer Halmdichte, in denen WEID 1991) zur Brutzeit aber keine Stau- oder Überschwem- mungswasserflächen (mehr) vorhanden sind und in die in einer baum- und gebüscharmen of- fenen Landschaft liegen, werden als Bruthabita- te bevorzugt (GLUTZ von BLOTZHEIM et al. 1973).

Offenland mit vegetationsarmen, weitgehend san- Wiedehopf131: Nahrungsraum sind Bereiche mit digem Boden kurzer bzw. schütterer Pflanzendecke und lo- ckerer Boden, was eine Bodenjagd durch "sto- chern" nach Großinsekten und deren Larven er- laubt (GLUTZ von BLOTZHEIM 1980, LEHNERT 1985/86); Nistplatz wird in Bruthöhlen banachbarter Streuobstbestände (Steckbrief 21) oder Strauchbestände (Steckbrief 20) oder auch in nischenreichen Ställen und Schuppen einge- richtet. alle Biotopausprägungen: lockere blütenreiche Wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von In- Vegetationsstruktur sektenarten: Nahrungshabitat für Schmetterlin- ge, Bockkäfer (z. B. Agapanthia violacea - als Larve bevorzugt in Kardengewächsen, Wiesen- salbei, Schneckenklee - vgl. KLAUSNITZER & SANDER 1981) oder Wildbienen (z. B. Chelost- oma campanularum, Melitta haemorrhoidalis, Andrena hattorfiana132 - als als Pollen- und Nektarquellen auf die Magerkeitsanzeiger Rund- blättrige Glockenblume und Wiesenknautie an- gewiesen (WESTRICH 1989)).

129 Nach den Angaben der Biotopkartierung zeichnen sich die Östlichen Hunsrückausläufer als ein Siedlungs- schwerpunkt des Braunkehlchens ab. Von der ehemals relativ geschlossenen Verbreitung entlang der Auen von Rhein, Nahe und Selz (vgl. BITZ et al. 1993a) sind nur noch kleine Restvorkommen übrig (z. B. im Hahnenheimer Bruch (BOSSELMANN 1994). Aus den Naheauen zwischen Bad Kreuznach und Bingen verschwand diese Art Anfang der 1960er Jahre (SCHNEIDER & WOLFS 1979). 130 Die Biotopkartierung macht Angaben zum Vorkommen des Wachtelkönigs in der Rheinaue zwischen Gauls- heim und Budenheim sowie im unteren und mittleren Selztal (Schwabenheimer Schilf, Hahnheimer Bruch). Das Auftreten der Art im Planungsraum ist aber nur noch sehr spordisch (KUNZ & SIMON 1987). Auf das Fehlen des Wachtelkönigs in der Umgebung von Bingen, wo er Anfang des Jahrhunderts noch regelmäßig vorkam (GEISENHEYNER 1908), weist bereits FREY (1964) hin. 131 Die Vorkommen des Wiedehopfs reichten in den 70er Jahren noch bis in die Umgebung von Bingen. Auch im Flugsandgebiet bei Gimbsheim und Eich war die Art bis zu diesem Zeitpunkt regelmäßiger Brutvogel. Die heuti- gen Brutplätze konzentriert sich auf die Flugsandgebiete zwischen Mainz und Ingelheim (vgl. LEHNERT 1985/86). Vorkommen entlang der Rheinfront und im gesamten Raum um Worms und Alzey sind seit einigen Jahren erlo- schen (BRAUNER mündlich). 132 Während das Vorkommen von Chelostoma campunalorum und Andrena hattorfiana für den Planungsraum belegt ist, steht ein solcher Nachweis für Melitta haemorrhoidalis noch aus (vgl. SCHMID-EGGER et al. 1995). Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 68

relativ locker- und niedrig-wüchsiges Magergrün- Gemeiner Scheckenfalter (Melitaea cinxia)133: land lückiges niedrigwüchsiges Grünland mit Schwer- punkt auf den Rotschwingelweiden; Eiablage und Raupe wahrscheinlich an Spitz-Wegerich (Plantago lanceolata) (EBERT & RENNWALD 1991a). Brauner Feuerfalter (Lycaena tityrus): Larva- lentwicklungshabitat sind Störstellen inmitten der Wiesen mit Rumex acetosa und R. acetosella (HASSELBACH 1994.). Imaginallebensraum im Feuchtbereich ist insbesondere das Calthion, wobei Senken, Störstellen und Gräben Orientie- rungspunkte bzw. -linien darstellen (EBERT & RENNWALD 1991b:). extensiv genutztes Mager-grünland in großflächig- Nahrungshabitat z. B. für den Raubwürger und offener Biotopstruktur mit eingestreuten Hecken Wiesenpieper (vgl. Biotoptyp 6). von Sanguisorba officinalis (Großer Wiesenknopf) Schwarzblauer Moorbläuling (Maculinea nau- domi-niertes, wechselfeuchtes bis wechseltrocke- sithous)134, Großer Moorbläuling (M. telei- nes Magergrünland der mittleren und tiefen Lagen us)135. Entscheidend für das Vorkommen bei- (v. a. Tal-Glatthaferwiesen) der Arten ist einerseits das Auftreten ihrer art- spezifischen Wirtsameisen (nach THOMAS et al. 1989 Myrmica rubra bzw. M. scabrinoides) in ausreichender Nestdichte. Andererseits muß die einzige larvale Futterpflanze und auch bevor- zugte Imaginalnahrungspflanze Großer Wiesen- knopf in großer Menge und zerstreuter Vertei- lung vorhanden sein (vgl. FIEDLER 1990, ELMES & THOMAS in SBN 1987). Dabei benö- tigt der Große Moorbläuling offensichtlich eher lockere, durch regelmäßige schwache Nut- zungseingriffe offengehaltene feuchte Mager- wiesen. Der Schwarzblaue Moorbläuling besie- delt dagegen auch trockenere Standorte, wobei er in nährstoffreicheren Mähwiesen vorkommen kann, v. a. aber in mehrjährigen Wiesenbrache- stadien günstige Entwicklungsmöglichkeiten fin- det (vgl. ELMES & THOMAS in SBN 1987, EBERT & RENNWALD 1991b, GEISSLER & SETTELE 1990).

133 Aktuelle Nachweise stammen aus den Östlichen Hunsrückausläufern aus den Quellmuldenbereichen von Dichtelbach und Erbach (LFUG & FÖA 1995) und somit aus dem Hauptverbreitungsgebiet der Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte. Die Art kommt im Hunsrück regelmäßig an Waldrändern und Lichtungen vor (FÖHST & BROSZKUS 1992). 134 Die Art wurde bei der aktuellen Tagfalterkartierung nur einmal im Laubenheimer Ried angetroffen. Auf ein weiteres Vorkommen an den Rheindämmen zwischen Mainz und Ingelheim weist (HASSELBACH 1994) hin. Hier wurde die Art neuerdings auch an 3 Standorten im Rahmen der Biotopkartierung festgestellt. Eine weitere Angabe liegt nach der Biotopkartierung für die Kisselwiesen bei Gimbsheim vor. Ehemals war sie in den Rheinauenwiesen weit verbreitet (PAULUS 1967), ist aber wegen veränderter Bewirtschaftungsweisen bzw. Grünlandumbruch stark zurückgegangen (HASSELBACH 1981). Die Zunahme von Nachweisen dieser Art in den letzten Jahren steht möglicherwerise im Zusammenhang mit einer überregionalen Ausbreitung. 135 Von der Art berichtet PAULUS (1967: 227) für die Umgebung von Mainz: "Überall auf den Rheinwiesen nicht selten...". Seitdem ist die Art im Planungsraum ähnlich wie in vielen anderen Landesteilen nahezu verschwunden; letzte Hinweise auf ein Vorkommen gibt ROSE (1988) für die Rheinaue bei Heidesheim. Sonstige aktuelle Fund- daten liegen nicht mehr vor. Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 69

Beim Braunkehlchen kann eine Mindestrevierfläche in Optimalhabitaten von ca. 1,5 ha angenommen werden, die selten unterschritten wird. In der Regel sind Reviere jedoch größer (MILDENBERGER 1984). In gut besetzten Braunkehlchengebieten ergibt sich eine durchschnittliche Reviergröße von ca. 4 ha (REBSTOCK & MAULBETSCH 1988). Der Wachtelkönig beansprucht bei sehr günstigen Biotopbedingungen (z. B. in episodisch über- schwemmten Mähwiesen) ein Revier von mindestens 5 ha. In geschlossen besiedelten Brutgebieten mit einem hohen Anteil wechselfeuchter Wiesen, liegt der Flächenanspruch eines Paares bei 40- 60 ha (GLUTZ von BLOTZHEIM et al. 1973). Entscheidende Voraussetzung ist eine bereits bei der Ankunft der ersten Männchen im Gebiet mindestens 30-50 cm hohe, aber nicht zu dichte Vegetation. Diese ist vorwiegend in nicht oder kaum gedüngten Wiesen zu finden. Aufgrund der späten Brutperio- de (die Jungen sind zumeist erst Ende Juni/Mitte Juli flugfähig) hängt der Bruterfolg entscheidend von einer späten Mahd ab (SCHÄFER & MÜNCH 1993)136.

Der Lebensraum des Wiedehopf setzt sich zusammen aus einem Nahrungshabitat mit hohen Flä- chenanteilen schütter und nur kurz bewachsener (Sand-) Bodenoberflächen und einer ausreichenden Anzahl an Brutbäumen (v. a. Obstbäume, alte Weiden) (LEHNERT 1985/86). Dieser von lockerem Baumbestand in weitgehend offener Landschaft geprägte Biotopkomplex kann nach Auswertung einer Siedlungsdichteuntersuchung im Albvorland eine Größe von bis zu 300 ha erreichen (vgl. GATTER 1970). Der Flugbiotop des Gemeinen Scheckenfalters hat nach einer Beobachtung im Hunsrück eine Fläche von 20 ha. Angrenzende Biotope, die weiter als 500 bis 1.000 m entfernt liegen oder zu deren Errei- chen Barrieren überwunden werden müßten, wurden nicht beflogen (LfUG/FÖA 1993). Unter günsti- gen Voraussetzungen, wie Landkreis Daun mit ausgeprägten Magergrünlandstandorten, können die von Melitaea cinxia beflogenen Biotope eine durchschnittliche Größe von 8,5 ha (3,5 - 17,5 ha) haben (LfUG/FÖA 1994). Zur Populationsbildung von Schwarzblauem und Großem Moorbläuling reichen offensichtlich schon sehr kleine Minimalareale von weniger als 0,5 bis 1 ha Größe aus (vgl. ELMES & THOMAS in SBN 1987, THOMAS 1984, FIEDLER 1990). Die Biotope, in denen im nördlichen Rheinland-Pfalz Vor- kommen von M. nausithous festgestellt wurde, sind im Durchschnitt 1,4 ha groß (0,4 - 4 ha). Hierbei wurden die Grünflächen in jeweils 40 % der Fälle ganz oder teilweise gemäht bzw.lagen brach, in 20 % der Fälle wurden siie ganz oder teilweise beweidet. Auf den Mähwiesen war die Individuendichte von M. nausithous am geringsten, während die höchste Populationsdichte in Biotopen mit brachgefal- lenen Teilbereichen bestand. V. a. für den Schwarzblauen Moorbläuling können schmall-lineare Wiesensäume mit Großem Wie- senknopf entlang von Bächen und Gräben wesentliche Vernetzungselemente zwischen größeren Po- pulationen in flächenhaften Biotopausbildungen sein; die relativ mobile Art scheint in der Lage zu sein, in solchen Strukturen kurzfristig existenzfähige kleine Populationen aufzubauen und dabei für die Art geeignete Biotopflächen über Distanzen von 2 -3 km hinweg zu besiedeln (vgl. GEISSLER & SETTELE 1990, SETTELE & GEISSLER 1988). Wildbienen sind auf blütenreiche Wiesen als Nektar- und Pollenquelle angewiesen. Um großflächigen Nahrungsentzug zu vermeiden sollen nach einer Pflegeempfehlung von BRECHTEL (1987) für (Hoch- wasser-) Dämme die Habitatstrukturen von Mageren Wiesen und Weiden nicht weiter als 500 m aus- einanderliegen oder als 2-4 m breite durchgehende (landseitige) Grünlandböschung vorhanden sein.

136 GREEN et al. (1997) geben Brutverluste durch zunehmend mechanisierte und zu frühe Mahd als Hauptrück- gangsursache des Wachtelkönigs europaweit an. Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 70

Zusammenfassende Bewertung: Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einer extensiven Nutzung ohne regelmäßige abhängig von Düngung, einem ersten Mahdtermin137 in der Regel nicht vor Mitte bis Ende Juni und einem evtl. zweiten Mahdtermin erst ab Ende Sep- tember ¾ einem lockeren, blütenreichen Vegetations- aufbau ¾ einer relativ niedrigen, lückigen Pflanzendecke ¾ einem Mosaik kleinräumig wechselnder Standortverhältnisse (u. a. lockerem, nicht zu feuchtem Boden

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Streuobstbeständen, Strauchbeständen, Wäl- naler Bedeutung bestehen mit dern, Bachufer-wäldern (Nahrungsbeziehun- gen, Nisthabitate) ¾ Naß- und Feuchtwiesen (mit Kopfweidenbe- stand), Wiesen und Weiden mittlerer Standor- te (Nahrungsbeziehungen, Teillebensräume) ¾ Trocken- und Halbtrockenrasen (Nahrungsbe- ziehungen)

Zielgrößen der Planung

Magere Wiesen und -Weiden mittlerer Standorte sind als obligatorische Ergänzungsbiotope im Umfeld anderer Sonderstandorte (Halbtrockenrasen, Borstgrasrasen, Zwergstrauchheiden) in jeder Flächen- größe zu sichern. Für die Erhaltung von Populationen des Gemeinen Scheckenfalters sind großflächi- ge, i.d.R. nicht unter 20 ha umfassende Biotope im Komplex mit anderen extensiv genutzten Grün- landbiotopen magerer Standorte (z. B. Naß- und Feuchtwiesen, Borstgrasrasen) anzustreben. Die Entfernung zwischen zwei Biotopen der Mageren Wiesen und Weiden sollte 500-1.000 m nicht unter- schreiten.

137 in Abhängigkeit von der zu betrachtenden Schmetterlings- bzw. Vogelart Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 71

9. Wiesen und Weiden mittlerer Standorte

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Der Charakter dieser Grünlandgesellschaften wird weniger durch den Standort als durch die intensive Bewirtschaftung (häufiger Schnitt, starke Beweidung, starke Düngung) geprägt. Bei Wiesennutzung bilden wenige hochwüchsige Obergrasarten zusammen mit Doldenblütlern dichte Bestände. Bei Wei- denutzung prägen wenige trittfeste, regenerationskräftige Arten das Erscheinungsbild. Dieser Grün- landtyp ist im Planungsraum in Bereichen mit geringem Anteil intensiv ackerbaulich genutzter Fläche verbreitet. In Bereichen mit hoher Nutzungsintensität, wie im rheinhessischen Weinbaugebiet, tritt die- ser Biotoptyp stark in den Hintergrund. Die über weite Räume gleichermaßen intensive Nutzung bedingt, daß der tierökologische Wert der Wiesen und Weiden weniger von der Fläche selbst als vielmehr von zusätzlichen Strukturmerkmalen (Einzelbäumen, Verbuschungsgrad, Holzpfählen u. ä.) abhängt. So waren z. B. Kopfbäume ehemals charakteristische Landschaftselemente in den mittlerweile stark geschrumpften Grünlandflächen Rheinhessens (BITZ & SCHAUSER 1989).

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden:

Glatthaferwiesen (Arrhenatherion) nährstoffreiche Böden, starke Düngung, zwei- Arrhenatheretum (Glatthaferwiese) hochwüch- bis dreischürige Mahd, vielfach nachbeweidet sig und artenarm.

Fettweiden (Cynosurion) auf frischen Standorten in submontaner Lage, Cynosurion (Weißklee-Weide). Umtriebs- und Standweiden, regelmäßig gut gedüngt

Gefährdung und Beeinträchtigungen Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sind im von acker- und weinbaulicher Nutzung geprägten Pla- nungsraum gefährdet. Eine Ausnahme stellen die höher gelegenen Östlichen Hunsrückausläufer dar. Dort führen zunehmende Silagewirtschaft, hohe Düngergaben u. ä. zu einer Flächenausweitung auf Kosten der mageren Formen (Biotopsteckbrief 8). Die zusammenhängenden Grünlandbänder der Niederungen von Nahe und Rhein sind nach Eindei- chung ackerbaulich nutzbar geworden und ihre Breite daher stark eingeengt. Die bestehenden Unterschiede (Ausprägungen) zwischen den Grünlandtypen, v. a. zwischen eigentli- chen Wiesen und Weiden werden zunehmend verwischt. Auch durch Eintrag von Spritz- und Dünge- mitteln aus angrenzendem Ackerland kann das charakteristische Artenspektrum beeinflußt werden. Es entstehen monotone Kulturrasen (vgl. WEGENER & REICHHOFF 1989). Dabei gehen auch die für die Fauna wichtigen Strukturelemente verloren. Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 72

Biotop- und Raumansprüche baum- und straucharme Grünlandflächen be- Wiesenpieper138: bedingt durch die zur Brutzeit vorzugt feucht(-kühl)er Standorte fast ausschließliche Bodenaktivität werden offe- ne, in ihrer Gesamtheit ausreichend Deckung bietende, jedoch nicht zu dichte Grünlandflä- chen benötigt, die ein Nebeneinander von hö- herwüchsigen Vegetationsstrukturen als Nistha- bitat und niedrigwüchsigen, lockeren Vegetati- onsstrukturen unter 20 cm Höhe als Nahrungs- habitat aufweisen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985). offenes Dauergrünland mit alten Kopfbäumen Steinkauz139: als Bodenjäger benötigt er ganz- jährig kurzrasige Vegetation, so daß die laufen- de Fortbewegungsweise nicht behindert wird und die Beute leichter von der Sitzwarte wahr- genommen werden kann (SCHÖNN et al. 1991); Bruthabitat sind große Baumhöhlen in alten Obst- sowie regelmäßig geschneitelten Kopf- bäumen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980).

Biotopausprägungen mit hochwüchsigem, v. a. Nahrungshabitat für Wildbienen (z. B. Andrena von Doldenblütlern bestimmten Blühhorizont proxima140: Pollenquelle sind Doldenblütler wie Wiesen-Kerbel und Wiesen-Bärenklau; WEST- RICH 1989). Entwicklungs-und Nahrungshabitat für Bockkä- fer (z. B. Phytoecia cylindrica, Agapanthia villo- soviridescens; Larven bevorzugt in Doldenblüt- lern; vgl. KLAUSNITZER & SANDER 1981, JACOBS & RENNER 1988). einschürige Wiesen mit Schmetterlingsblütlern Rotklee-Bläuling (Cyaniris semiargus): Larven- entwicklungshabitat und Nahrungsraum der Fal- ter sind v. a. von Rot-Klee geprägte Glatthafer- wiesen (EBERT & RENNWALD 1991b). niedrigwüchsiges Grünland mit Gehölzen Jagdbiotop für diverse Vogelarten (z. B. Neuntö- ter), wobei eingestreute höhere Stauden oder Sträucher als Ansitz dienen.

138 Hauptvorkommen des Wiesenpiepers im Planungsraum ist die nördliche Mannheim-Oppenheimer Rheinnie- derung (v. a. die Bodenheimer Aue) mit 10 Brutpaaren. Von dem Anfang der 1950er Jahre noch besiedelten Areal Heidenfahrt, Uhlerborn und Budenheim (GEBHARDT & SUNKEL 1954) blieben nur noch wenige Brutplätze bei Heidesheim erhalten. Für den östlichen Hunsrück liegen nur spärliche aktuelle Nachweise vor, die 1-2 Paare je Brutplatz kaum überschreiten. Nach KUNZ (1982) fehlt es hier an größeren zusammenhängenden Lebensräu- men, die früher zweifellos vorhanden waren. 139 Mit Ausnahme des Südlichen Mittelrheins und der Östlichen Hunsrückausläufer ist der Steinkauz im Pla- nungsraum weit verbreitet. Als Siedlungsschwerpunkte zeichnen sich die Rheinaue zwischen Mainz und Bingen, das Selztal, die Rheinhänge zwischen Nackenheim und Osthofen sowie die Rheinhessische Schweiz ab (Biotop- kartierung, BITZ et al. 1993a). In den übrigen Bereichen sind die Brutvorkommen stärker vereinzelt. Ausschlag- gebend für die Besiedlung des Inneren Rheinhessens ist das große Höhlenangebot hiesiger Kopfweiden (BITZ & SCHAUSER 1989). 140 Das Vorkommen dieser Sandbiene im Planungsraum ist durch Funde bei Flörsheim-Dalsheim belegt (SCHMID-EGGER et. al. 1995). Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 73 kurzrasige Schafweiden Nahrungsraum v. a. für Käferarten (z. B. Blatt- hornkäfer Onthophagus ovatus, Aphodius sticti- cus), die in oder von tierischen Abfallprodukten (Kot, Mist,...) leben (vgl. NIEHIUS 1992).

Erst Mähwiesen ab einer Größe von 1 ha sichern den Aufbau von Populationen bei Arthropoden, die eine Besiedlung umliegender Biotope ermöglichen. Unterhalb dieser Mindestfläche verschwindet ein Teil der biotoptypischen Arten (MÜHLENBERG 1985). Schmale Wiesenstreifen können aber v. a. für bodengebundene Gliedertiere (Laufkäfer, Wiesen-Spinnen) Trittstein- oder Korridorfunktion haben (vgl. LÜTTMANN et al. 1991). Der als Grünland genutzte Rheinhauptdamm besitzt z. B. neben seiner Funktion als Brut- und Flugbiotop ortsansässiger Tagfalterarten ebenfalls eine Bedeutung als Orientie- rungslinie wandernder Arten (vgl. HASSELBACH 1994). Die Mindestrevierfläche des Wiesenpiepers kann in dicht besiedelten Optimalhabitaten rund 1 ha betragen. In den zur Ausbildung stabiler Populationen benötigten ausgedehnten Grünlandkomple- xen ist sie meist jedoch größer und kann in weniger dicht besiedelten Habitaten mit rund 2,5 ha an- genommen werden (vgl. MILDENBERGER 1984, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985, SMOLIS in HARFST & SCHARPF 1987). Für den Wiesenpieper sind Nahrungsbeschaffungsflüge über eine Entfernung von 300 - 400 m, in Ausnahmefällen auch bis zu 1.000 m außerhalb des ei- gentlichen Brutreviers nachgewiesen. Meist erfolgt die Nahrungssuche aber innerhalb der Revier- grenzen in einem Radius von 150 m um den Neststandort (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985). Das aus kleinflächigen Wiesen und Weiden sowie Ansitzwarten (Hecken u. ä.) zusammengesetzte Jagdgebiet eines Steinkauzpaares beträgt ca. 50 ha (MEBS IN GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980). Das gesamte über eine bestimmte Zeit genutzte Gebiet (Aktionsraum, home range) ist nach Untersuchungen am unteren Niederrhein jedoch größer: es kann im Jahresverlauf bis etwa 100 ha er- reichen (SCHÖNN et al. 1991)141.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einer nicht zu intensiven Nutzung (mäßige abhängig von Düngung, keine Vielschnittnutzung, keine Mähumtriebsweide) ¾ einem Netz extensiv genutzter Saumbereiche und eingestreuter Magerwiesen ¾ einem Mosaik kleinräumig wechselnder Standortverhältnisse ¾ Vorhandensein von Baumhöhlen (für Groß- höhlenbrüter)

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktiona- ¾ Streuobstbeständen, Strauchbeständen und ler Bedeutung bestehen mit Wäldern (Nahrungsbeziehungen) ¾ Naß- und Feuchtwiesen, Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, Borstgrasra- sen ¾ Halbtrockenrasen ¾ Pioniervegetation und Ruderalfluren

141 Diese Größenordnung deckt sich mit Beobachtungen im Gebiet der VG Trier-Land (Landkreis Trier- Saarburg), wonach der Steinkauz nur in Biotopkomplexen nachgewiesen wurde, die um 100 ha groß sind (BRAUN & HAUSEN 1991, JAHNS-LÜTTMANN 1992). Wiesen und Weiden mittlerer Standorte 74

Zielgrößen der Planung Aufgrund der Habitatansprüche typischer Arten können Wiesen und Weiden mittlerer Standorte in Bio- topkomplexen mit anderen Grünlandbiotopen feuchter und magerer Standorte (Naß- und Feuchtwie- sen, magere Wiesen mittlerer Standorte) wichtige Ergänzungsbiotope darstellen. In den von Wäldern bestimmten Höhenlagen sind sie unter tierökologischen Aspekten wichtiger Be- standteil der Rodungsinseln. Hier sollte der Biotoptyp für den Erhalt übergeordneter Leitarten in Grün- landbiotopkomplexe von mehr als 20-30 ha Größe eingebunden sein. In den rheinnahen Tieflagen ist im Verbund mit mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, Naß- und Feuchtwiesen, Halbtrockenrasen sowie Streuobstwiesen eine Mindestgröße von 50 ha nicht zu unterschreiten. Angesichts der ausgesprochenen Armut an Grünland der niedrigen Lagen im Planungraum ist jegli- ches Grünland (v. a. in den Niederungen) von hoher tierökologischer Funktion und daher erhaltens- wert.

Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen 75

10. Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Halbtrockenrasen sind arten- und blütenreiche, überwiegend durch menschliche Nutzung entstandene "bunte Wiesen" auf relativ wasser-, nährstoffarmen und flachgründigen Rankern, Rendzinen und Pa- rarendzinen. Die Standorte sind vor allem auf wärmebegünstigten steilen Hängen der Fluß- und Bach- täler sowie Kuppenlagen zu finden. Schwerpunktvorkommen dieser Biotope liegen im Mittelrheintal, Mainz-Ingelheimer Sand und an der Unteren Nahe. Außer in den genannten Bereichen kommen die Halbtrockenrasen meist nur kleinflächig in den Sei- tentälern des Mittelrheins sowie auf Hangbereichen in der Rheinhessischen Schweiz in Verzahnung mit Biotoptypen ähnlicher Standortfaktoren vor. Weinbergsbrachen zeigen zumeist eine sehr heterogene Florenzusammensetzung in Abhängigkeit von Standort, ehemaliger Bewirtschaftung, Sukzessionsdauer und benachbarten Vegetationstypen. In Südhanglagen besteht oft eine floristische Verwandschaft zu Halbtrockenrasen. Die Böden sind in Abhängigkeit von der zuvor ausgeübten Bewirtschaftungsweise flach- bis tiefgründig und meist sehr steinig. In der Regel liegen Weinbergsbrachen auf mehr oder weniger steilen, sonnenexponierten Hängen. In den intensiv genutzten Weinbaugebieten sind Weinbergsbrachen nur zerstreut vorhanden.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: Trespen-Halbtrockenrasen (Mesobromion) basenreiche, meist kalkhaltige flachgründige Mesobrometum (Trespenrasen) einschl. dem M. Standorte (gemäht, im Wechsel gelegentlich alluviale der Stromtal-Trockenwiesen142,143. beweidet)

Weinbergsbrachen und halbruderale Halbtrockenrasen junge, staudenreiche Weinbergsbrachen (etwa Dauco-Melilotion (Steinklee-Gesellschaften). 4-5 Jahre altes Krautstadium, vgl. HARD 1980), sonnenexponierte, mehr oder weniger steile, flach- bis mittelgründige Standorte

ältere Weinbergsbrachen (bis zu 25 Jahre altes Arrhenathero-Inuletum conycae (Glatthafer-Dürr- Grasstadium, vgl. FISCHER 1992) wurz-Gesellschaft) trocken-warme Lößhänge Falcario-Agropyretum (Sichelmöhren-Kriech- queckenrasen)144 Melico transsilvanicae-Agropyretum repentis (Siebenbürger Perlgras- Kriechqueckenrasen)145. Peucedanum alsaticum-Gesellschaft (Elsässer Haarstrang-Gesellschaft)146

142 Diese im Landkreis Mainz-Bingen auf der Gau-Algesheimer Terrasse und dem Mainz-Ingelheimer Sand vor- kommenden Pflanzengesellschaften besiedeln auch Sekundärstandorte, wie z. B. den Rheindamm (SPERBER 1994) und den Nahedamm. 143 Die reichen Bestände der Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria) in den Stromtal-Halbtrockenrasen auf den Däm- men des Laubenheimer-Bodenheimer Riedes sind die bundesweit bedeutendsten Vorkommen der vom Ausster- ben bedrohten Art (BITZ & DECHENT 1994). 144 Die Gesellschaft ist in Rheinhessen an Rainen und Böschungen über Lößböden relativ verbreitet (KORNECK 1974). Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen 76

Gefährdung und Beeinträchtigungen Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen sind v. a. durch die zunehmende Verbuschung und Wie- derbewaldung gefährdet. Innerhalb regelmäßig bewirtschafteter Äcker, Wiesen und Weiden gelegene Bestände des Biotoptyps werden durch Dünger- und Biozideintrag beeinträchtigt. Zudem lassen sie sich durch geringe Nutzungsintensivierung (Düngung) leicht in mesophile (Mager-) Grünlandbestände überführen. Eine weitere Beeinträchtigung ist in der Nutzung für Freizeitaktivitäten zu sehen.

Biotop- und Raumansprüche

Kurzrasige, gebüschfreie Halbtrockenrasen mit typischer Lebensraum für verschiedene Bläulinge "Störstellen" (Viehtritt, Hangabbruchkanten, und Widderchen, die als Larval- und z.T. als Ima- Kaninchenbauten etc., v. a. mit Wundklee) ginalhabitate offene Rasen mit größeren Bestän- den von Schmetterlingsblütlern oder Thymus spec. benötigen (vgl. WEIDEMANN 1986, WIPKING 1985, EBERT & RENNWALD 1991a,b, 1994): Dunkelbrauner Bläuling (Aricia agestis)147, Argy- rognomon-Bläuling (Lycaeides argyrognomon)148, Silbergrüner Bläuling (Lysandra coridon)149, Him- melblauer Bläuling (L. bellargus)150, Zwerg-Bläu- ling (Cupido minimus)151, Esparsetten- Widderchen (Z. carniolica)152, Flußtal- Widderchen (Z. transalpina)153.

145 Im Vergleich zur vorigen Gesellschaft besiedelt das Melico-Agropyretum in Rheinhessen trockene- re Standorte und ist häufig mit Federgrastrockenrasen vergesellschaftet (KORNECK1974). 146 Die Gesellschaft ist in Rheinhessen als Saumgesellschaft in Weinbergsbrachen, an Böschungen und Hohlwegen weit verbreitet. Die Biotopkartierung nennt etwa 70 Vorkommen des Elsässer Haar- stranges in entsprechenden Biotoptypen. 147 Die Art ist nach der aktuellen Kartierung v. a. im Mittelrheintal, Gau-Algesheimer Terrasse, Nordpfälzer Berglandausläufer und im westlichen Alzeyer Hügelland verbreitet. Nach den Angaben der Biotopkartierung ist dabei der nördliche Teil des Planungsraums insgesamt deutlich dichter besiedelt. 25 der insgesamt 27 Fundort- angaben liegen nördlich einer Linie Gensingen-Nackenheim mit einer Häufung von Fundorten im Mainz- Ingelheimer Sandgebiet. 148 Aktuelle Hinweise der Übersichtskartierungen auf Vorkommen dieser an die Bunte Kronwicke (Coronilla va- ria) gebundenen Art gibt es lediglich für die Abgrabungsbereiche bei Monsheim. Die Biotopkartierung ergänzt als Fundort die Kalksteinbrüche „Rosengarten“ westlich von Gundersheim (6315-1008). Wie viele andere Tagfalterar- ten ist auch diese im Mainzer Kalkflugsandgebiet, wo sie ehemals ausgesprochen häufig vorkam, in den 70er Jahren ausgestorben (ROSE 1988). 149 Lebensraum des Silbergrünen Bläulings sind nach der aktuellen Tagfalterkartierung v. a. Halbtrockenrasen an der Nordabdachung der rheinhessischen Plateaus. Isolierte Einzelvorkommen liegen in der Rheinhessischen Schweiz bei Wöllstein und im Steinbruch westlich Gundersheim. ROSE (1988) weist darauf hin, daß die Art im Mainzer Kalkflugsandgebiet, wo sie ehemals in lichten Kiefernwäldern recht häufig flog, nur noch in kleinen Rest- beständen vorkommt. 150 Im Planungsraum wurde die in Rheinland-Pfalz stark gefährdete Art im Rahmen der Tagfalterkartierung 1993 nur bei Laubenheim angetroffen. Ein weiterer neuerer Nachweis liegt aus dem Bereich westlich Alzey vor (HASSELBACH 1996). Die Biotopkartierung gibt insgesamt 4 Hinweise auf Vorkommen, die sich auf den Bereich der Westlichen Randstufe zwischen Ockenheim und und die Heideflächen südwestlich von Siefers- heim beschränken. Die ehemals größeren Vorkommen im Mainzer Kalkflugsandgebiet sind seit Anfang der 70er Jahre vollständig erloschen (PAULUS 1967, ROSE 1988). 151 Bei den aktuellen Tagfaltererfassungen wurde die Art nicht mehr nachgewiesen; die Biotopkartierung er- wähnt noch insgesamt 4 isolierte Fundorte bei Weiler, am Jakobsberg bei Dromersheim, südwestlich von Wöll- stein und im Steinbruch westlich von Gundersheim. Das von PAULUS (1967) beschriebene nicht seltene Vor- kommen des Zwergbläulings im Gonsenheimer Wald ist noch in den 60er Jahren infolge Aufforstung erloschen (ROSE 1988). Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen 77 höherwüchsige, gras- und staudenreiche Halb- Obligatorischer Nahrungsbiotop für viele Schmet- trockenrasen; “vergraste” Weinbergsbrachen terlinge der Halbtrockenrasen. mit Magerrasen-Fragmentgesellschaften Mattscheckiger Braundickkopffalter (Thymelicus acteon)154 in “vergrasten” Biotopen: Eiablage in der Blattscheide dürrer Grashalme. Prachtkäfer Trachys troglodytes155: Larven an den Fraßpflanzen Scabiosa, Knautia. schütter bewachsene Stellen (wie z. B. auf gut Nistplatz für eine Vielzahl bodenbewohnender besonnten Rheindämmen)156 Wildbienen, die auf Biotopkomplexe angewiesen sind: z. B. Macropis labiata und Tetralonia salica- ria: Nahrungshabitat (Pollen- und Nektarquelle) sind Gräben, Ufern u.ä. mit Lysimachia vulgaris, Lythrum salicaria und Geranium palustre (vgl. WESTRICH 1989, BRECHTEL 1987). Weiterhin Nistplatz von Arten (z. B. der Gattungen Andrena und Colletes), deren Nahrungshabitat die Wei- dengehölze der angrenzenden Weichholzaue sind (vgl. HAUSER 1994:363f.). höherwüchsige gras- und staudenreiche Wein- Weinhähnchen (Oecanthus pellucens)157: Imagi- bergs-brachen mäßig warmer Lagen nes und Larven halten sich im Planungsraum be- vorzugt auf langen Gräsern und Kräutern sowie auf Umbelliferen und niedrigen Sträuchern auf (NIEHUIS 1991:507). Gemeine Sichelschrecke (Phaneroptera falca- ta)158: Eiablageplätze sind benachbarte (Schle- hen-) Gebüsche und Waldsäume (DETZEL 1991:56). Westliche Beißschrecke (Platycleis albopunctata): besiedelt Biotopmosaik aus Bereichen mit schütte- rem Pflanzenbewuchs, einzelnen kleinen Sträu- chern und offenen Bodenstellen (DETZEL 1991:91).

152 Die Art ist nur sehr lokal im Planungsraum verbreitet. Nach den aktuellen Tagfaltererhebungen kommt sie stellenweise an der Gau-Algesheimer Terrasse und westlich von Alzey vor. Als weitere Fundorte ergänzt die Biotopkartierung offene Flächen im Ober-Olmer Wald (6014-2075, 6015-1025), ein Brachfläche nordöstlich von Ilbesheim (6314-2001) und die Kalksteinbrüche „Rosengarten“ bei Gundersheim (6315-1008). 153 Es liegt lediglich ein aktueller Nachweis an den Rheinhängen bei Guntersblum vor. 154 Dieser Dickkopffalter ist selbst aus dem günstig strukturierten und mehrfach systematisch untersuchten Mainzer Sand spätestens seit 1969 verschwunden (vgl. HASSELBACH 1987). Auch in der angrenzenden Nord- pfalz kommt die Art nur an eng begrenzten Stellen warm-trockener Plätze (z. B. Raum Grünstadt) vor (KRAUS 1993). 155 Die bisherigen Fundorte liegen im Bereich kalkhaltiger Böden bei Ockenheim, Neu-Bamberg und Gau- Bickelheim (NIEHUIS 1988). 156 Viele dieser Standorte durch übermäßige Düngung, häufige Mahd oder Aufschüttung mit nährstoffreicher Er- de (Erhöhung der Rheindämme angesichts zunehmender Hochwassergefahr) langfristig in ihrem Bestand bedroht (vgl. SCHMID-EGGER et al. 1995). 157 Das Weinhähnchen besitzt im Mittelrheintal sowie am Oberrhein nördlich und westlich von Oppenheim einen Verbreitungsschwerpunkt in Rheinland-Pfalz. Größere Vorkommen bestehen außerdem im benachbarten Nahetal (NIEHUIS 1991). Die Art ist dabei, ihr Areal nach Norden (und Westen) zu erweitern und Besiedlungslücken im von ihr bevorzugten Xerothermgebiet zu schließen. Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen 78

159 Feld-Grashüpfer (Chorthippus apricarius) : auf langgrasigen Ruderalfluren im Nahbereich offener Flächen (SIMON 1988, eig. Beob. d. Verf.). Ergänzender Nahrungsraum für Schmetterlings- und Vogelarten (z. B. Zippammer). Wichtiger sekundärer Eiablage- und Larvalbiotop des Segelfalters (KINKLER 1991).

Für biotoptypische Bläulinge und Widderchen können bereits kleinere Flächen der Halbtrockenrasen Lebensraumfunktionen (z. B. als Larvenlebensraum) haben. Die Mindestfläche für eine Population der wenig mobilen Art Silbergrüner Bläuling (Lysandra coridon) gibt THOMAS (1984) mit ca. 1 - 2 ha an. Für das Vorkommen der Bläulinge ist das Auftreten mehrerer Kolonien der mit ihnen in Symbiose le- benden Ameisenarten und großer Raupenfutterpflanzenbestände unabdingbar. Unter solchen Bedin- gungen kann der Silbergrüne Bläuling in hohen Raupendichten auf kleinster Fläche vorkommen (bis zu 20 Tiere/m² vgl. MASCHWITZ & FIEDLER 1987). Die Aktionsradien der Mehrzahl der Magerrasen- Widderchen sind nach Einschätzung von SMOLIS & GERKEN (1987) zwischen 400 und 800 m anzu- setzen. Nach Untersuchungen im Landkreis Trier-Saarburg ist die biotoptypische Faltergemeinschaft erst auf Flächen ausgeprägt, die mindestens fünf Hektar (einschl. der umliegenden Magerwiesen) groß waren (JAHNS-LÜTTMANN 1992). Auf kleineren Flächen ist die Individuendichte der Bläulinge, Dickkopffalter und Widderchen sehr gering und die Scheckenfalter fehlen im allgemeinen. BOURN & THOMAS (1993) halten den Dunkelbraunen Bläuling für mobil. Weibchen konnten im Durchschnitt 114 + 22 m und Männchen 89 + 27 m vom Ursprungsort entfernt festgestellt werden; selbst die Distanz zwischen zwei günstigen Biotopen, die von einer 320 m breiten Landwirtschaftsflä- che getrennt waren, wurde überwunden. Wahrscheinlich können einige wenig spezialisierte Arten trockene Verkehrsböschungen, Geländekan- ten u.ä. für Dispersionsbewegungen nutzen. Allerdings konnten für die eigentlichen Biotopspezialisten entsprechende Vernetzungsbeziehungen nicht nachgewiesen werden (LÜTTMANN & ZACHAY 1987). Viele Wildbienen benötigen Biotopkomplexe, in denen durch Bodenstörung offengehaltene Bereiche vertreten sind. Wenn eine enge Benachbarung von sich hier entwickelnden pollenliefernden Rude- ralpflanzen und Nistmöglichkeiten gegeben ist, reichen Flächen von wenigen Ar oft schon aus (WESTRICH 1989). Für eine überlebensfähige Population des Weinhähnchens in Rheinhessen kann ein Minimalareal von ca. 0,8 ha angenommen werden (NIEHUIS 1991). Dauerhaft und zusammenhängend besiedelte Flä- chen mit größeren Populationen sind in mit dem Planungsraum vergleichbaren Räumen (dem rechts- rheinischen Mittelrheintal und dem unteren Lahntal) jedoch über 10 ha groß. (NIEHUIS 1991). Als we- nig flugfähige Art ist die aktive Ausbreitungsfähigkeit der Art eher als gering einzuschätzen. Die Beo- bachtung an einem Einzelexemplar zeigte, daß dieses innerhalb von vier Wochen lediglich einen Ortswechsel von 300 m durchführte (FROEHLICH 1989).

158 Die Gemeine Sichelschrecke erreichte in mittelrheinischen Untersuchungen in verbrachenden bis lückig ver- buschenden Halbtrockenrasen ihre höchsten Bestandsdichten (WEITZEL 1992), so daß auf vergleichbaren Standorten auch in Rheinhessen eine vergleichbare Abundanz erwartet werden kann. Nach den Angaben der Bio- topkartierung bestehen lokale Siedlungsschwerpunkte auf den Halbtrockenrasen im Ober-Olmer Wald, an den Rheinhängen bei Nackenheim und in der Rheinhessischen Schweiz. 159 Die Biotopkartierung macht insgesamt 4 Fundortangaben zum Feldgrashüpfer. Danach kommt die Art stel- lenweise in offenen Xerothermbiotopen zwischen Gau-Algesheim und Mainz vor; ein isoliertes Einzelvorkommen wird für die Sandrasen im ehemaligen Schießstand nördlich von Worms (6316-1004) angegeben. Die Art ist auch für die Rheinhessische Schweiz um Neubamberg nachgewiesen (SIMON 1988). Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen 79

Zusammenfassende Bewertung

Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der Wärme- und Sonneneinstrahlung (Exposi- abhängig von tion des Biotops) ¾ einem geringen Verbuschungsgrad zwischen ca. 3und 60 % ¾ einem reichen Nahrungsangebot (Blütenpflan- zenhorizonte) ¾ einer lockeren, niedrigwüchsigen bis mittelho- hen, reich strukturierten Krautschicht einer möglichst geringen Kompartimentierung des Biotops durch Hecken etc. Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und naler Bedeutung bestehen mit Trockengebüschen ¾ Ruinen, Stütz- und Trockenmauern, Steinrie- geln ¾ Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden ¾ Trockenwälder (Teillebensräume im großflä- chigen Biotopkomplex) ¾ Mageren Wiesen und Weiden mittleren Standorte (Nahrungsbeziehungen)

Zielgrößen der Planung

Aufgrund der Flächenansprüche typischer Arten sollten Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen ei- ne Mindestfläche von 5 ha haben. In den Trockengebieten von Rhein und Nahe sowie in der Rhein- hessischen Schweiz sind Biotopkomplexe mit Trockenrasen und -gebüschen, Zwergstrauchheiden und Magerwiesen von ca. 60 ha Größe anzustreben (vgl. Habitatansprüche des Segelfalters; Biotop- typ 12). Eine Entfernung zwischen zwei Biotopen des gleichen Typs sollte 100-500 m nicht über- schreiten.

Dünen und Sandrasen 80

11. Dünen und Sandrasen

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Voraussetzung für die Entstehung dieses Biotoptyps sind mehr oder weniger in Bewegung befindliche Sandflächen. Dies ist insbesondere im Bereich pleistozäner Dünen im Oberrheingraben der Fall, aber auch auf rasch sandig verwitternden Gesteinen. Je nach Mobilität des Sandes wachsen Sandrasen, Sandheiden oder Dünentrockenwälder auf diesen Standorten160. Die bereits extrem ausgeprägten Klimabedingungen im Planungsraum werden durch die besonderen Standortfaktoren dieses Biotop- typs (wasserdurchlässiger Untergrund, schnell erwärmbare Bodenoberfläche) verstärkt. Beide be- günstigen die Besiedlung durch eine mediterran bzw. kontinental gefärbte Flora und Fauna, die hier ihre Arealgrenze erreicht.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden:

auf verfestigten Kalkflugsanden in trocken-war- Allio-Stipetum capillatae (Kopflauch-Federgras- mer Klimalage Steppenrasen)161

natürliche Dünenabbrüche und künstliche Bromo tectorum- Phleetum arenarii (Dachtrespen- Sandgruben sowie anthropogen oder zoogen Sandlieschgras-Sandpionierrasen)162 offengehaltene Flächen im Bereich loser Kalk- Silene conicae-Cerastietum semidecandri (Kegel- flugsande leimkraut-Sandhornkraut-Sandpionierrasen)163 Salsoletum ruthenicae (Ukraine-Salzkraut-Gesell- schaft)164 Jurineo-Koelerietum glaucae (Filzscharten-Blau- schillergras-Rasen)165 Bromo-Corispermetum leptopteri (Gesellschaft des Schmalflügeligen Wanzensamens)166

160 Letztere sind im Biotopsteckbrief Trockenwälder behandelt. 161 Der Federgras-Steppenrasen kommt als typischer Sandrasen über etwas verfestigten Kalkflugsanden west- lich und östlich Heidesheim sowie im Mainzer Sand südwestlich Mainz-Mombach vor (KORNECK 1987; Biotop- kartierung). Sie steht hier in räumlichem Kontakt mit Dünentrockenwäldern und ihren Säumen (vgl. Steckbrief 13). In der Rheinhessischen Schweiz treten Federgrassteppen als Trockenrasen über Rotliegendvulkaniten auf (vgl. Steckbrief 12). KORNECK (1974) unterscheidet für Rheinhessen eine Trinia-Ausbildung auf kalkhaltigem Flug- sand mit Kalkzeigen wie Faserschirm (Trinia glauca), Büschelmiere (Minuartia fastigiata) und Gewöhnlicher Ku- gelblume (Globularia punctata) sowie Sandpflanzen wie Sand-Hornkraut (Cerastium semidecandrum) und Ke- gelfrüchtiges Leimkraut (Silene conica) von einer Sedum album-Ausbildung auf Rotliegendvulkaniten. 162 Die sehr lückigen und meist nur 5 bis 15 cm hohen Bestände werden vom Sandlieschgras und der Dachtrespe sowie von wenigen begleitenden einjährigen Kräutern geprägt (KORNECK & PRETSCHER 1984, KORNECK 1987). Das Vorkommen beschränkt sich auf die noch in Bewegung befindlichen Sande zwischen Mainz und Ingelheim. 163 Die Gesellschaft kommt auf kalkärmeren aber meist noch basenreicheren offenen Sandböden schwerpunkt- mäßig um Mainz vor (KORNECK 1974). 164 Das Salsoletum ruthenicae kommt als Pioniergesellschaft besonders stickstoffreicher Lockersandböden hauptsächlich auf dem mit Kot eutrophierten Sandauswurf in der Umgebung von Kaninchenbauten sowie auf ge- düngten Sandäckern vor (KORNECK 1987). Kennzeichnend sind die als Steppenhexen bezeichnende bis 1m im Durchmesser messenden auffälligen Kugelbüsche des Ukrainischen Salzkrautes (Salsola kali ssp. ruthenica). 165 Ursprünglich besaß der Filzscharten-Blauschillergrasrasen eine größere Verbreitung bei Ingelheim, Heides- heim, Gimbsheim und Eich (SCHULTZ 1863, vgl. HOFFMANN 1882). Inzwischen sind typisch ausgebildete Be- stände nur noch aus dem NSG Mainzer Sand bekannt (KORNECK 1974, KORNECK 1987). 166 Die Gesellschaft kommt als Pionier- und Ruderalflur an stark betretenen und durch Stickstoff angereicherten Stellen im Mainzer Sand und insbesondere auf dem angrenzenden Truppenübungsplatz vor (KORNECK & PRETSCHER 1984, KORNECK 1987). Die für das nördliche Oberrheingebiet endemische Gesellschaft wird als Dünen und Sandrasen 81 bindigere, etwas tonreichere Mulden in den Adonido-Brachypodietum pinnati (Adonisröschen- Sandflächen mit etwas besserer Wasserver- Fiederzwenkenrasen)167 sorgung (z.T. gemäht oder beweidet) lockere, kalk- und humusarme Flugsande mit Corynephoretum canescentis (Silbergras-Pionier- saurer Bodenreaktion fluren)168

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Bei Dünen und Sandrasen wird das Gefährdungspotential bestimmt durch die Nähe ihrer Standorte zu Siedlungen sowie durch Sukzession. Im Falle des Bromo tectorum-Phleetum arenarii hat anhaltende Bebauung zum sehr deutlichen Bestandsrückgang geführt (OBERDORFER 1978). Mittelbar wirken sich überhöhter Nährstoffeintrag und Erholungsdruck in Artenzusammensetzung und Vegetations- struktur aus. Auch stark frequentierte Straßen lassen eine Zuwanderung durch die Fauna kaum zu; besonders für wenig flugaktive oder gar flugunfähige Insekten dürften sie ein unüberwindliches Hin- dernis darstellen. Auf dem Truppenübungsplatz bei Mainz verursachten schwere Kettenfahrzeuge Bodenverdichtungen und unmittelbare Vegetationszerstörungen. Die Festlegung der Dünenstandorte durch forstliche Maßnahmen bzw. das Zulassen einer ungehinderten Gehölz- und Staudenentwick- lung (z. B. Robinie, Landreitgras) haben ebenfalls charakteristische Sand(pionier)fluren und die auf sie angewiesenen Tierarten169 verdrängt. Lokal werden die Habitate durch Sandabbau zerstört (vgl. u. a. BITZ 1985).

Biotop- und Raumansprüche Sand-Pionierrasen auf wasserdurchlässigem Brachpieper170 benötigt offene, allenfalls lückig Boden bewachsene leicht erwärmbare Sandflächen für die überwiegend bodengebundene Nahrungssu- che nach Insekten bzw. laufende Bewegungswei- se (KRÜGER 1989: 69, 87). offene Bereiche mit losem Flugsand Nistplatz und teilweise Nahrungsraum zahlreicher hochspezialisierter Hautflügler: z. B. der Grab- wespen Bembix rostrata S.165, Dryudella pinguis S. 177 und Arten der Gattung Oxybelus S. 199- 201und Tachysphex S. 211-212, der Wegwespen Arachnospila wesmaeli S. 221, Pompilus cinereus S. 226 sowie der Wildbienen Andrena rosae S. 57, isolierte Reliktgesellschft des frühen Postglazials verstanden (POTT 1992). Hier befinden sich die bundesweit einzigen Standorte der Sandlotwurz (Onosma arenarium) (HAEUPLER & SCHÖNFELDER 1989). 167 Der Adonisröschen-Fiederzwenkenrasen wird durch die dicht geschlossenen Rasen aus Carex humilis, Bra- chypodium pinnatum, Bromus erectus und zahlreichen buntblumigen Kräutern geprägt, von denen das Frühlings- Adonisröschen (Adonis vernalis) und die Violette Schwarzwurzel (Scorzonera purpurea) besonders erwähnens- wert sind (KORNECK & PRETSCHER 1984). Im Planungsgebiet befinden sich Vorkommen im Mainzer Sand, auf dem Rabenkopf bei Heidesheim und im Lennebergwald. (KORNECK 1987). Dei Gesellschaft erreicht hier die ab- solute Westgrenze ihrer Verbreitung. 168 Die Gesellschaft kommt sowohl auf primär sauren und bewegten als auch auf festliegenden entkalkten San- den vor (KORNECK 1974, LÖTSCHERT 1973). Die Biotopkartierung nennt nur das Vorkommen im Mainzer Sand. 169 Entsprechende Artenverschiebungen wies REMANE (1987) anhand der Zikadenfauna nach. 170 In den Dünengebieten westlich Mainz wurden bis in die 80er Jahre 2-3 Brutpaare beobachtet (FOLZ 1984). Vergleichbare offene Standorte wurden in den 1930er und 40er Jahren auch im westlichen Rheinhessen und im Nahetal besiedelt (auf der Linie Wolfsheim - Gau-Bickelheim - Gau-Weinheim und Raum Wöllstein), wo sich die Populationen bis in die 1960er Jahre hielten (vgl. BERG-SCHLOSSER 1968, NIEHUIS 1982). Vereinzelte Vor- kommen an der Rheinterrasse zwischen Mainz und Oppenheim hatten bis in die 70er Jahre Bestand (NIEHUIS 1982). Aktuell scheint der Brachpieper im Planungsraum und damit landesweit nicht mehr vorzukommen (BITZ mündlich). Dünen und Sandrasen 82

A. suerinensis S. 64, Colletes marginatus S. 83171 und Arten der Gattungen Halictus S.88-92 und Lassioglossum S. 108-109 (SCHMID-EGGER et al. 1995: a.a.O.)172. Larvallebensraum der Dünen-Ameisenjungfer (Myrmeleon bore)173: Die Larve baut ihre Trichter bevorzugt auf völlig freien Sandflächen in unge- schützter Lage (ASPÖCK et al. 1980). Bodenbewohnende Wanzen, die auf die besonde- re Faktorenkombination Sand-Hitze-Trockenheit angewiesen sind: z. B. Beocoris grylloides, B. a- ter, Aethus flavicornis, Cydnus aterrimus (GÜNTHER 1987)174. warme trockene Sandböden mit spärlicher Ve- Sandschrecke (Sphingonotus caerulans)175: Ent- getation wicklungshabitat auf Pionierstandorten mit Vor- kommen von Festuca ovina und Agropyron repens (DETZEL 1991, MERKEL 1980). Käferarten176 z. B. Polyphylla fullo, Anoxia villosa und Maladera holoserica: Larvalentwicklungshabi- tat ist der sandige Wurzelraum xerophiler Grasar- ten wie Festuca ovina (BETTAG 1989). Schmetterlinge, z. B. die Nachtfalterarten Sy- nanthedon tipuliformis, Scopula decorata (LEDERER & KÜHNERT 1961, PAULUS 1962)

Der brutplatztreue Brachpieper braucht ein Areal, in welchem folgende Teilräume großflächig mosaik- artig gemischt sind: hoher Anteil vegetationsfreier oder mit lückigem Rasen bewachsenen Flächen, abwechselnd mit höheren Vegetationsbeständen sowie spärlichem Baumwuchs (BEZZEL 1993:75). Diese Flächenkombination sollte eine Gesamtgröße von mindestens 3 ha umfassen; wird das Revier jedoch von Hochwäldern umgeben, so wird es erst ab einer Mindestgröße von 7 ha besetzt. Die Nah- rung für Jungvögel wird überwiegend aus 80-150 m Entfernung bezogen, so daß sich angrenzende (extensiv bewirtschaftete) Feldfluren positiv auf die Ansiedlung auswirken (KRÜGER 1989: 61,65). Populationen rohbodenbewohnender Käferarten besiedeln innerhalb von vergleichbar strukturierten Abbaukomplexen häufig nur sehr kleine Teilflächen, deren Größenordnung mit 100 m² angegeben wird (GEISER 1989: 275). Allein aus einer nur etwa 30 m² großen Fläche können über 100 Exemplare von Polyphylla fullo schlüpfen (BETTAG 1989). Allerdings sind mit den einzelnen Entwicklungsstadien

171 Die genannten Wildbienenarten benötigen neben den gut besonnten sandigen Nistplätzen auch ein artspezi- fisches Pollenpflanzenvorkommen in angrenzenden Magergrünlandbereichen und Waldsäumen (z. B. der Gat- tungen Apiaceae, Brassicaceae und Fabaceae) (vgl. SCHMID-EGGER et al. 1995) 172 Viele der im Mainzer Sand und Raum Ingelheim beobachteten Charakterarten der Flugsande sind hier durch anhaltende Sukzession und Bautätigkeit in ihrem Bestand bedroht. Aufgrund Lebensraumveränderungen sind z. B. die Populationen der psammophilen Arten Cryptocheilus fabricii, Evagates subnudus und Pteirocheilus pha- leatus innerhalb der Binnendünen des Mainzer Sandes bereits erloschen (vgl. SCHMIDT & WESTRICH 1987). 173 Die bundesweit vom Aussterben bedrohte Art wurde aktuell auf Dünenstandorten im Lennebergwald nachge- wiesen (LfUG 1993). 174 Auf dem Areal des NSG Mainzer Sand sind innerhalb von nur 10 Jahren zwei Drittel aller größeren Boden- wanzenarten der Gattungen Lygaeidae und Cydnidae verschwunden, was auf die Verarmung der ursprünglichen Biotopvielfalt zurückgeführt wird (GÜNTHER 1987). 175 Die Art ist nach Einschätzung von SIMON (1988) in den Sandgebieten der Rheinebene offenbar stark zu- rückgegangen. Nachdem die Art zwischenzeitig auch im Bereich des NSG „Mainzer Sand“ nichtmehr festgestellt wurde (INGRISCH 1987), liegen neurdings wieder Nachweise aus diesem Bereich vor (LICHT et al. 1996). 176 Im Flugsandgebiet bei Mainz (Gonsenheimer Wald und Großer Sand) siedeln 14 bestandsgefährdete Käfer- arten, die auf Sandgebiete angewiesen sind. Ihr Lebensraum wird sowohl durch Wohn- und Straßenbaumaßnah- men als auch durch die bislang ungezügelte Vegetationsentwicklung beeinträchtigt (NIEHUIS 1987). Dünen und Sandrasen 83 unterschiedliche Standortpräferenzen verknüpft, so daß die saisonal und jahresklimatisch ausgelösten Wanderungen größere Aktionsradien beanspruchen (GEISER 1989: 275). Die Sandschrecke benötigt eine Arealsmindestgröße von über 200 m² (MERKEL 1980). In Baden- Württemberg waren von der äußerst gut fliegenden Art selbst isolierte Flächen von ca. 150-200 m² besiedelt (DETZEL 1991: 190).

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einer starken Besonnung abhängig von ¾ einer lückigen Vegetation ¾ ständig in Bewegung befindlichen losen San- den ¾ einem reichen Nahrungsangebot (Blüten- pflanzenhorizonte) in den Randbereichen

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Trockenrasen- und -gebüsche, Gesteinshal- naler Bedeutung bestehen mit den, Felsfluren ¾ Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen ¾ Ruinen, Trockenmauern und Steinriegel ¾ Trockenwäldern ¾ reichstrukturierten, blütenreichen offenland- bestimmten Biotoptypen

Zielgrößen der Planung Vegetationsarme Dünenbiotope sind an ihren natürlichen Standorten unabhängig von ihrer Flächen- ausdehnung zu erhalten. Aus vegetationskundlicher Sicht sind bereits Flächen von wenigen Quadratmetern von hoher Natur- schutzbedeutung. Aus faunistischer Sicht sollten Flächen dieses Biotoptyps mindestens 3 ha umfas- sen. Aufgrund der zahlreichen Wechselbeziehungen einerseits und des hohen Zersplitterungsgrades potentieller Dünenbiotope andererseits, sollte dieser Biotoptyp in zusammenhängende Flächenmosa- ike aus o.g. Biotoptypen eingebettet sein (vgl. BRECHTEL 1987).

Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche 84

12. Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Dieser Biotoptyp entwickelt sich auf von Natur aus waldfreien, meist sonnenexponierten Steilkanten, Felsmauern und Felsgraden der Durchbruchstäler von Rhein und Nahe sowie ihrer Zuflüsse. Das Er- scheinungsbild ist durch ein Mosaik kleinflächig ineinandergreifender unbewachsener Fels- oder Fels- grusbereiche, xerothermer Trockenrasen und Gebüschstadien gekennzeichnet. Die im Planungsraum besonders extrem ausgebildeten Standortfaktoren (Wassermangel, trockenheißes Mikroklima) bedin- gen die Ausbildung einer mediterran bzw. kontinental geprägten Tier- und Pflanzenwelt.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden:

Felsspalten sonnenexponierte, warm-trockene Felsen und Asplenietum trichomano-rutae-murariae (Mauer- Klippen aus unterdevonischem Schiefer rautenflur)177 in kalkarmen, frischen, nicht zu nährstoffarmen Asplenietum septentrionalis-adianti-nigri (Gesell- Spalten von Schicht- und Grundgesteinen in schaft des Schwarzen Streifenfarns) wintermilden Tieflagen auf (beschatteten) Standorten mit feinerdereichen Stellen

Pionierstandorte trocken-warmer Steinschutthalden- und Geröllfluren

Silikatschutthalden im Bereich des Luzulo- Galiopsietum segetum (Gesellschaft des Gelben Quercetum bzw. Luzulo-Fagetum (vgl. Hohlzahns)178 OBERDORFER 1977)

Felsgrus- und Felsband-Standorte südexponierte Schieferfelsen (meist schwach Artemisio-Melicetum ciliatae (Beifuß-Wimper- sauer reagierende Ranker) perlgrasflur)179 sehr flachgründige grusige Silikatverwitte- Gagea saxatilis-Veronicetum dillenii (Felsgold- rungsböden auf Felsköpfen und -vorsprüngen stern-Heideehrenpreis-Gesellschaft)180 primär auf flachgründigen und feinerdearmen Airo caryophylleae-Festucetum ovinae (Nelken- Silikatfelsstandorten im Bereich des Luzulo- hafer-Schafschwingel-Pionierrasen)181 Quercetum (vgl. KORNECK 1974), sekundär auf anthropogenen Standorten (z. B. Schaf- weiden, Wegränder, Sandgruben etc.) stark geneigte, flachgründige Kalkfelsen Xerobrometum (Trespen-Trockenrasen)182

177 Die Mauerrautenflur tritt zerstreut auf Felsen an der Unteren Nahe auf. 178 Diese Pflanzengesellschaft kommt im südöstlichen Hunsrück an der Ostgrenze ihrer Gesamtverbreitung vor. 179 Die Gesellschaft kommt lediglich an Felsen im Südlichen Mittelrheintal v.a. bei Bacharach vor. 180 Die Gesellschaft strahlt mit einzelnen Vorkommen aus ihrem Hauptverbreitungsgebiet dem Nordpfälzer Berg- land in das Planungsgebiet. Die Vorkommen befinden sich ebenfalls auf Rotliegend-Vulkaniten. 181 Entsprechende Standorte werden v. a. in der Rheinhessischen Schweiz, z. B. bei Siefersheim, Neu-Bamberg und Münster-Sarmsheim besiedelt. 182 Die Gesellschaft kommt in einem Kalksteinbruch bei Gundersheim vor. Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche 85

Lieschgras-Silikattrockenrasen (Koelerio-Phleion)

schwach saure, mineralkräftige Silikatfelsbö- Viscario-Festucetum syn. Genistello-Phleetum den und Böden aus vulkanischem Gestein (Rheinischer Glanzlieschgras-Schafschwingel- rasen)183

Federgras-Steppenrasen (Festucion valesiaceae)

südexponierte, trocken-heiße, steile Felshänge Allio-Stipetum capillatae (Kopflauch-Federgras- auf basenreichem vulkanischem Gestein Steppenrasen)184

Trockengebüsche und ihre Säume (Berberidion-Standorte)185:

an basenreichen, wärme-begünstigten Stand- Pruno-Ligustretum (Ligustergebüsch)186 orten Prunetum mahaleb (Felsenkirschengebüsch)187

flachgründige, sonnige Standorte auf basen- Cotoneastro-Amelanchieretum (Felsenbirnenge- haltigen Felsgesteinen büsch)188

etwas tiefgründigere, steinige Steilhänge, kalk- Aceri monspessulani-Viburnetum lantanae syn. arm aber basenreich (Devonschiefer und Me- Rubo-Prunetum mahaleb (Felsenahorn- laphyr) Schneeballgebüsch)189

warme Lagen mit Kalkuntergrund Campanulo-Vicietum tenuifoliae (Feinblattwicken- saum)

183 Die Gesellschaft kommt auf den Ausläufern des Nordpfälzer Berglandes in der Rheinhessischen Schweiz vor. Die floristisch besonders reichen Bestände bei Wöllstein und Siefersheim sind überwiegend sekundäre Trocken- rasen und erst durch Entwaldung und Beweidung entstanden (KORNECK 1974). Das stark gefährdete Holunder- knabenkraut (Dactylorhiza sambucina) gilt als Charakterart der Gesellschaft (BLAUFUSS & REICHERT 1992, KROPF 1995). Im Planungsraum befinden sich die letzten Vorkommen in Rheinland-Pfalz. Die Biotopkartierung nennt hier drei Fundorte. 184 Der Federgras-Steppenrasen kommt als Felstrockenrasen über Rotliegendvulkaniten (Porphyr und Me- laphyr) der Rheinhessischen Schweiz vor. Im Mainzer Sandgebiet kommen Federgrassteppen als Sandrasen ü- ber kalkhaltigen Flugsanden vor (vgl. Steckbrief 11). KORNECK (1974) unterscheidet für Rheinhessen eine Se- dum album-Ausbildung auf vulkanischem Fels mit Weißer Fetthenne (Sedum album), Wimpern-Perlgras (Melica ciliata) und Felsen-Gelbstern (Gagea bohemica ssp. saxatilis) von einer Trinia-Ausbildung auf kalkhaltigem Flug- sand. 185 Hierzu zählen ebenfalls das für das südliche Rheinhessen typische Prunetum fruticosae und die Rosa-Ulmus minor-Gesellschaft. Sie werden unter den Steckbriefen 20 (Strauchbestände) und 24 (Erdwände, Hohlwege) be- handelt. 186 Vorkommenschwerpunkte sind die Rhein-Nahe-Niederung und das Nordöstliche Rheinhessen. 187 Das Felsenkirschengebüsch ist im gesamten Planungsraum verbreitet. 188 Das auf die Untere Nahe und Randbereiche Rheinhessens beschränkte Felsenbirnengebüsch bildet hier oft Übergänge zur nachfolgenden Gesellschaft. 189 Das Felsenahorn-Schneeballgebüsch wächst im Planungsraum auf Steilhängen von Mittelrhein und Unterer Nahe. Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche 86

Gefährdung und Beeinträchtigungen: Die Gefährdung der Trockenbiotope ist i.d.R. eher gering einzuschätzen, soweit sie an ihren Ex- tremstandorten keinem unmittelbaren Nutzungsdruck unterliegen. In den Seitentälern des Mittelrheins sind ihre Standorte allenfalls von der Abschattung durch angrenzende Baumbestände betroffen. Tro- ckenrasen sind durch Biozideintrag sowie insgesamt durch Boden- und Gesteinsabbau sowie Gelän- deauffüllung beeinträchtigt.

Biotop- und Raumansprüche stark besonnte, fast vegetationsfreie Felspar- Mauereidechse190: benötigt südexponierte, offene tien und bewachsene Gesteinsoberflächen mit Spalten und Löchern.

Gesamtlebensraumkomplex: südexponierte Zippammer191: besiedelt steile, terrassierte Hän- Hänge mit einem Mosaik aus niederwüchsiger ge mit einem kleinflächigen Mosaik von bewirt- Vegetation, Gebüschen und Felsfluren schafteten Weinbergen, Felsen, Geröllhängen, Gebüschen, Mauern, Niederwald und staudenrei- chen Weinbergsbrachen (MACKE 1980, MILDENBERGER 1984), wobei der Gebüschanteil 40 % nicht überschreiten darf (SCHWABE & MANN 1990). Segelfalter (Iphiclides podalirius)192: sonnenex- ponierte, trockene Biotope mit 60-100 cm hohen Weichselkirschen und Schlehen (Eiablagepflan- zen) (KINKLER 1991). Westliche Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger e. vitium)193: strukturreiche Trockenbiotope mit nur schütter bewachsenen oder vegetationsfreien Felspartien, lückigen (Halb-) Trockenrasen (Eiab- lageplätze, Larvenlebensräume) im Kontakt zu dichteren Saum- und Mantelbiotopen (Weinbergs- brachen, versaumte Magerasen mit einer mindes- tens 150 cm hohen Strauchschicht) (Imaginalhabi- tate) (NIEHUIS 1991).

190 Das Siedlungsgebiet der Mauereidechse beschränkt sich im Planungsraum im wesentlichen auf die natürli- chen Felsbiotope des Mittelrheingebiets, der Nahehänge und der Rheinhessischen Schweiz. Darüber hinaus sind lediglich wenige Einzelvorkommen im nördlichen Rheinhessen bekannt (v. a. Selzhänge bei Schwabenheim). 191 Die Zippammer trifft im Mittelrheintal (Borbach, Münzbach) und an der unteren Nahe (Trollbachtal) auf ihre östliche Verbreitungsgrenze in Rheinland-Pfalz. Insgesamt nennt die Biotopkartierung 10 Fundorte, von denen 9 im Bereich von Mittelrhein und Nahe liegen. Ein isolierter Nachweis liegt für das NSG „Kahlenberg“ bei Wendels- heim (6213-2039) in der Rheinhessischen Schweiz vor. 192 Bei der Tagfalterkartierung 1993 wurde die Art jeweils in Einzeltieren am Südrand des Binger Walds bei Wei- ler sowie am Steigerberg südöstlich von festgestellt. Einziges rezentes Reproduktionshabitat am Mit- telrhein sind die Felsrippen und Weinbergsbrachen bei BacharachKINKLER 1991; auf der gegenüberliegenden Rheinseite bei Lorch besteht - neben Assmannshausen und Rüdesheim - das einzige größere Vorkommen in Hessen (KINKLER 1991). Frühere Lebensräume im Morgenbachtal, bei Bingen und Ingelheim sind spätestens seit Mitte der 1960er Jahren nicht mehr vom Segelfalter besiedelt (vgl. SIEPE zit. in KINKLER 1991, BODE 1929, BROSZKUS zit. in KINKLER 1991). Die Biotopkartierung meldet außerhalb dieses Verbreitungsgebietes einen i- solierten Fundort im Steinbruch südwestlich von Oppenheim (6116-3001). 193 Die Art tritt innerhalb des Planungsraums schwerpunktmäßig in den Xerothermbiotopen der Rheinhessischen Schweiz, insbesondere im Bereich des Neu-Bamberger Riegels auf (vgl. NIEHUIS 1991). Hier liegt auch der Schwerpunkt von Nachweisen durch die Biotopkartierung. Deutlich spärlicher ist der nördliche Rand des Rhein- hessischen Tafel- und Hügellandes (Mainz-Ingelheimer Flugsandgebiet, Hangbereiche um Gau-Algesheim) be- siedelt. Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche 87

Ökotone zwischen Rasen- und Gehölzbiotopen Smaragdeidechse194: besiedelt locker verbuschte in stark besonnten Hanglagen Weinbergsbrachen bzw. (Halb-) Trockenrasen mit bodendichter Vegetationsstruktur, bevorzugt im Übergangsbereich zum Trockenhangwald (GRUSCHWITZ 1981, 1985). Roter Scheckenfalter (Melitaea didyma)195: Säu- me mit lückiger Vegetation, von Felspartien durch- setzt; Raupe an Lamiaceae wie z. B. Stachys rec- ta und Scrophulariaceae ; Nektaraufnahme v. a. an Origanum vulgare, Dianthus carthusianorum und Allium sphaerocephalon (LÜTTMANN & ZACHAY 1987). höherwüchsige blütenreiche xerotherme Säume Für ihre Entwicklung ist die Weichwanze Strongy- locoris atrocoeruleus oligophag an Haarstrang (Peucedanum sp.) auf trockenwarmen Standorten gebunden (GÜNTHER 1979). Nektarhabitat fast aller biotoptypischer Tagfalter.

Trockengebüsche auf extrem trockenheißen, Die Raupe des Kleinen Schlehen-Zipfelfalters sonnenexponierten Standorten (Nordmannia acaciae) lebt an sehr niedrigwüchsi- gen Schlehen trockenheißer Biotope; die Nektar- aufnahme erfolgt u. a. an weißblühenden Astera- ceen und Sedum album (vgl. EBERT & RENNWALD 1991b)196. Phytophag an thermophile Straucharten gebunde- ne Käfer, z. B. Prachtkäfer Coroebus elatus197 Wurzelraum von Rosengewächsen (Larvenent- wicklungshabitat) und Helianthemum-Zwerg- sträucher (Imaginallebensraum), Prachtkäfer Pto- sima flavoguttata: Entwicklung v. a. an Weichsel- kirschen- und Schlehenbeständen (NIEHUIS 1988: 58); Bockkäfer Phymatodes rufipes: Ent- wicklung an Schlehen (KOCH & NIEHUIS 1979): n.i.H., in LÜTTMANN et al. 1987: 157. steinige, felsige bzw. sandig-grusige, mehr oder Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germani- weniger horizontal geprägte, vegetationsarme ca)198: in Habitaten mit einer Krautschicht bis 5-

194 Die Smaragdeidechse kommt heute nicht mehr im Planungsraum vor. Die nächsten aktuellen Vorkommen liegen im mittleren Nahetal und an den rechtsrheinischen Mittelrheinhängen (BITZ et al 1996). Ältere Literatur- quellen aus der 2. Hälfte des 19.Jhs. führen die bis an die Nahe reichenden Hunsrückausläufer (Münsterer Kopf, Bingerbrück) als Siedlungsareal auf, was hier auf eine ursprünglich größere Verbreitung xerothermer (Halb-) Of- fenlandbiotope hindeutet (vgl. MERTENS 1947). 195 Ältere Fundortangaben von Melitaea didyma liegen aus dem Mainzer Sand vor; hier flog die Art noch im Jah- re 1904, wurde jedoch bei der Folgeuntersuchung 1969 nicht mehr nachgewiesen (HASSELBACH 1987). 196 Bei den Übersichtskartierungen der Tagfalter im Planungsraum wurde die Art nicht festgestellt. Aktuell kommt der Kleine Schlehen-Zipfelfalter im NSG “Haarberg-Hölleberg” bei Wöllstein vor (eigene Beobachtung). 197 Diese in Rheinland-Pfalz vom Aussterben bedrohte Käferart kommt im Planungsraum auf dem Martinsberg bei Siefersheim vor, wo die Art - neben einem Vorkommen im benachbarten Landkreis Bad Kreuznach - ihre ab- solute Nordwestgrenze ihrer Verbreitung stößt (NIEHUIS 1988). 198 Die Rotflügelige Ödlandschrecke siedelt im Planungsraum nur am Dorweiler Bachhang bei Bacha- rach (NIEHUIS 1991). Im angrenzenden Hunsrück werden Habitate bevorzugt, die durch xerotherme Steinschuttgesellschaften (z. B. Schildampferfluren) geprägt sind (WEITZEL 1986). Zumindest bis zur Jahrhundertwende kam die Art im Unteren Nahehügelland abwärts bis Bingen vor (SCHUSTER 1909). Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche 88

Standorte 30 cm, einem sehr geringen Deckungsgrad und einer vereinzelten Strauchschicht von 50 - 150 cm Höhe (NIEHUIS 1991: 369), Blauflügelige Ödland- schrecke (Oedipoda caerulescens)199. Italienische Schönschrecke (Calliptamus itali- cus)200: Habitatstruktur ist wegen des besonde- ren Paarungs- und Fluchtverhaltens sowie der ho- hen Xerophilie von wenig bewachsenem Gelände geprägt (DETZEL 1991).

Felsspalten und Schuttfächer aus sandig- Nistmöglichkeit für wärmeliebende Insektenarten grusigem Material am Fuße von Felssteinwän- (vgl. SCHMID-EGGER et al. 1995): z. B. die Mau- den erbiene Osmia mitis und die Sandbiene Andrena falsifica, die auf das Nektar- und Pollenangebot benachbarter blütenreicher Säume angewiesen sind; die solitäre Faltenwespe Eumenes subpomi- formes ist auf Insektennahrung spezialisiert201. In Felsspalten können Fledermäuse in der Zugzeit übernächtigen (z. B. die erst in jüngster Zeit nach- gewiesene Zweifarbfledermaus; vgl. SOUND 1994) oder auch außerhalb von Höhlen und Stol- len (s.d.) überwintern (z. B. das Braune Langohr) (VON HELVERSEN et al. 1987, ZIMMERMANN & VEITH 1989). locker bewachsene, trocken-heiße Steinschutt- Wanzen (Heteroptera): z. B. Lederwanze halden Haplogrocita sulcicornis, die an Schild-Ampfer (Rumex scutatus) und Kleinem Sauerampfer (R. acetosella) lebt (GÜNTHER 1979). Blaugras-Augenfalter (Chazara briseis)202: Raupe z. B. in den Polstern von Blaugras (Sesleria) oder Schaf-Schwingel (Festuca ovina) (EBERT & RENNWALD 1991b).

FRITZ (1987) gibt bei der Mauereidechse in optimal ausgebildeten Trockenmauer-Biotopen unter der Annahme, daß eine Population von 40 Individuen auf Dauer lebensfähig ist, ein Minimalareal von 350 m² an. DEXEL (1985) hält eine langfristige Besiedlung von (horizontalen) Flächen einer Größe von ca. 0,5 ha durch die Mauereidechse für möglich; jedoch sind solche Bestände durch umliegende Nutzun- gen permanent hoch gefährdet. Das Brutrevier eines Zippammerpaares kann unter günstigen Biotopbedingungen bereits auf einem Hektar realisiert sein (BAUER & THIELKE 1982). In der Regel beträgt die beanspruchte Fläche aber ca. 10-20 ha (MILDENBERGER 1984). Anscheinend kann sich erst ab dieser Größenordnung ein be- siedlungsbestimmendes Mosaik herausbilden, das geprägt ist von Felspartien, lockeren Gebüschen

199 Die Art besiedelt auch Rohbodenbiotope auf Ersatzstandorten (Biotoptyp 21). Die Biotopkartierung meldet insgesamt 39 Flächen mit Vorkommen, was die weite Verbreitung widerspiegelt. Deutliche Nachweisschwerpunk- te liegen dabei an den Mittelrheinhängen, im Mainz-Ingelheimer Flugsandgebiet und in der Rheinhessischen Schweiz. 200 Die Italienische Schönschrecke kam früher am Höllberg bei Wöllstein und im Mainzer Sand vor (WEIDNER 1941). In jüngster Zeit wurde die Art jedoch nur noch in der "Höll" bei Siefersheim (Landkreis Alzey-Worms) fest- gestellt (SIMON 1988). Dieser Fundort entspricht der aus Untersuchungen von Baden-Württemberg bekannten Bevorzugung xerothermer Hänge, deren Untergrund durch Rutschungen in Bewegung ist (vgl. DETZEL 1991). 201 Die Arten O. mitis und A. falsifica besiedeln entsprechende Felsenbiotope am Mittelrhein, E.subpomiformes wurde für das westliche Pfrimmgebiet nachgewiesen (SCHMID-EGGER et al. 1995). 202 Diese und die vorige Art besiedeln entsprechende Xerothermgebiete an der Nahe (GÜNTHER 1979, KRAUS 1993). Insbesondere die Bestände des Blaugras-Augenfalters sind auch an der Nahe bis auf kleine Reste zu- sammengeschrumpft (LFUG & FÖA 1998). Funde der Art aus dem Planungsraum (Mombach) datieren aus dem 19. Jahrhundert (PAULUS 1967). Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche 89 sowie einem unregelmäßigen Grenzverlauf zwischen weinbaulich genutzten Bereichen und darüber- liegenden Niederwaldflächen (vgl. KUNZ 1994: 46). Der Segelfalter benötigt ein Mindestareal - zusammengesetzt aus Trockenrasen, (trocken-warmen) Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüschen sowie Streuobstwiesen und Weinbergsbrachen - von 50-60 ha, so daß der Biotoptyp 12 nur einen Teil seines Gesamtlebensraumes repräsentiert (LfUG/FÖA 1993; vgl. WEIDEMANN 1986). Nach NIEHUIS (1991) benötigt eine stabile Population der Westlichen Steppen-Sattelschrecke am (rechtsrheinischen) Mittelrhein mehrere ca. 3-10 ha große geeignete strukturierte Biotopflächen. Ver- schiedentlich wurden Vorkommen auf Flächen ab einer Größe von 500 m² festgestellt (NIEHUIS 1991), die wohl als Minimalareal der Art anzusehen sind. Es finden jahrgangs- und saisonalbedingte Wanderungen statt. In heißen Sommern wird auf schattige Sukzessionsbereiche ausgewichen, woge- gen bei kühler Witterung im Herbst Gebüsche in der Nähe trockenwarmer Felsen aufgesucht werden. Offensichtlich vermag die flugunfähige Art Entfernungen von ca. 400 m zurückzulegen (NIEHUIS 1991). Die wenigen Vorkommen der Smaragdeidechse im Planungsraum sind mehr oder weniger stark iso- liert. BÖKER (1987) ermittelte für vier miteinander in Verbindung stehende Teilpopulationen der Sma- ragdeidechse in ehemaligen Weinbergsbrachen des Mittelrheintales einen Flächenanspruch von 32 - 180 m²/Individuum; PETERS (1970) gibt den Flächenanspruch in Trockenwäldern der Odertalhänge im Mittel mit 250 m² an. Bei 80 % der von PETERS (1970) wiederbeobachteten Smaragdeidechsen betrug die Distanz zum ersten Beobachtungsort lediglich 10 - 60 m. Einzeltiere legten sehr selten Ent- fernungen von mehr als 250 m zurück. PETERS stuft die Art als sehr standorttreu ein. Für die Rotflügelige Ödlandschrecke reichen vegetationsarme steinig-felsige Standorte von unter 100 m², in Einzelfällen auch von nur wenigen Quadratmetern als Reproduktionshabitate aus (NIEHUIS 1991). Allerdings stellten PFEIFER et al. (1989) zu einer 30 x 30 m großen besiedelten Fläche fest, daß diese äußerst klein sei und ein die Erlöschen der Population nicht auszuschließen ist. Die auf Trockenrasen und in Trockengebüschen vorkommenden Bläulinge fliegen in ihrer Mehrzahl auf einem durch große Larvalfutterpflanzenbestände und geeignete Imaginalstrukturen gekennzeich- neten, eng begrenzten Biotopausschnitt. Andere in der Umgebung liegende Lebensräume werden nur ausnahmsweise besiedelt (THOMAS 1983, LÜTTMANN & ZACHAY 1987). Bei der Mauereidechse können lineare, felsig-steinige Strukturen (Felsbänder, geschotterte Wege, Bahndämme, Mauern) eine Vernetzung zwischen den Biotopen sicherstellen. Für die Rotflügelige Ödlandschrecke sind unbefestigte Fels- und Schotterwege in Weinbergslagen wichtige Teilhabtate, Ausbreitungs- und Vernetzungsstrukturen (NIEHUIS 1991, STÜßER & MATHEY 1991). Großflächig mesophile Wälder wirken für den Segelfalter als Barriere (LÜTTMANN & ZACHAY 1987). Bei Hymenopteren ist anzunehmen, daß offenliegende Bereiche und Wälder gleichermaßen Barriere sind, die eine aktive Dispersion behindern, evtl. sogar unmöglich machen.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der Exposition der Felsstandorte (vor allem abhängig von nach S und SW) ¾ einer starken Besonnung ¾ einem Nischen- und Spaltenreichtum und dem Vorhandensein von mehr oder weniger locke- rem Material ¾ einer lückigen Vegetation ¾ Bodenverwundungen ¾ einem reichen Nahrungsangebot (Blütenpflan- zenhorizonte

Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche 90

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Halbtrockenrasen und naler Bedeutung bestehen zu ¾ Weinbergsbrachen ¾ Ruinen, Stütz- und Trockenmauern, Steinrie- gel ¾ Trockenwäldern (v. a. Niederwäldern) ¾ Waldsäumen ¾ reichstrukturierten, blütenreichen offenlandbe- stimmten Biotoptypen

Zielgrößen der Planung Gehölzarme Trockenbiotope sind an ihren natürlichen Standorten unabhängig von ihrer Flächenaus- dehnung zu erhalten. Aus vegetationskundlicher Sicht sind bereits Flächen von wenigen Quadratmetern von hoher Natur- schutzbedeutung. Aus faunistischer Sicht sollten Flächen dieses Biotoptyps mindestens 1 ha groß sein. Zum Erhalt des Artinventars dieses Biotopkomplexes sind Flächenmosaike aus den o. g. Biotop- typen von 50 bis 60 ha Größe notwendig.

Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden 91

13. Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden sind auf trockenen bis mäßig feuchten Standorten wachsen- de magere, grasreiche Pflanzengesellschaften, die eine lockere, offene Grasnarbe bilden. Ihr Standort ist v. a. durch flachgründige, nährstoffarme Ranker und Felsköpfe gekennzeichnet; seltener wachsen Borstgrasrasen auch auf tiefgründigeren Braunerden und Pseudogleyen. Ihre Entstehung verdanken sie überwiegend einer extensiven menschlichen Nutzung (i. d. R. Beweidung; vgl. Kap. B.3)203. Wird die Trittbelastung in Zwergstrauchheiden erhöht, so entwickeln sich diese zu Borstgrasrasen. Der Planungsraum weist mit den Östlichen Hunsrückausläufern nur einen kleinen Teil des auf den Quarzitrücken liegenden Verbreitungsschwerpunkts der Borstgrasrasen auf. Die daher auf den Land- kreis Mainz-Bingen beschränkten Vorkommen sind im Bestand stark zurückgegangen. Nur in den hö- heren collinen Lagen existieren noch vereinzelt größere Flächen; nach Osten zu den tieferen Lagen sind aber meist nur kleine Bestände zu finden. Die Zwergstrauchheiden waren aufgrund der naturräumlichen Bedingungen nur im Südöstlichen Rheinhunsrück und in der Rheinhessischen Schweiz zerstreut verbreitet. Hier kommen sie zwar heute noch vor, jedoch nur noch lokal in landschaftstypischer Ausbildung und zudem kleinflächig. Häufigste Ausprägung ist die Besenginsterheide. Mit Borstgrasrasen bestehen vielfach enge Verzahnungen und Vegetationsmosaike. Die enge Verzahnung von Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden miteinander sowie mit Glattha- ferwiesen und Halbtrockenrasen ist im Rheinhunsrück in besonders charakteristischer Weise ausge- bildet (vgl. MANZ 1989).

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: Borstgrasrasen (Violion caninae)

Sowohl die klassische Ausbildung des Borstgrasrasens als Polygalo-Nardetum als auch die artenar- me Rumpfgesellschaft (Festuca tenuifolia-Nardus stricta-Gesellschaft) fehlen im gesamten Planungs- raum. kleinflächig in Borstgrasrasenstandorte einge- Juncetum squarrosi (Borstgras-Torfbinsenra- lagerte Naßstellen sen)204 auf kalkarmen, aber basenreichen, sommer- Festuco-Genistetum sagittalis (Flügelginster- warmen und sommertrockenen Standorten Borstgrasrasen)205

Zwergstrauchheiden (Genistion) auf sauren Sand- und Felsböden trockenwar- Genisto pilosae-Callunetum (Sandginster-Heide- mer Standorte krautheide)206

203 Als weitere Ursache für die Entstehung wird die Aushagerung der Böden durch die Feldbrandwirtschaft ge- nannt. Für die Ausbildung der Borstgrasrasen im Hunsrück, insbesondere in ortsnahen Lagen, muß nach MANZ (1989) eine intensive Mahd angenommen werden. 204 Im Planungsraum ist das Juncetum squarrosi nur im Binger Wald südwestlich von Trechtlingshausen nach- gewiesen (MANZ 1989). 205 Ihre Bestände beschränken sich zwischen Oberheimbach und Trechtlingshausen und östlich von Dichtelbach (MANZ 1989). 206 Sandginsterheiden kommen im Landkreis Mainz-Bingen lediglich im Bereich des Mittelrheintales und über- wiegend als primäre Zwergstrauchheiden auf Felsen vor. Im Landkreis Worms-Alzey sind die Vorkommen auf se- kundäre Standorte im Neubamberger Riegel bei Siefersheim beschränkt (BLAUFUSS et al. 1983). Die Biotopkar- tierung erfaßte jeweils 7 Bestände. Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden 92

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden sind durch Sukzessionsvorgänge gefährdet. Die Aufgabe der extensiven Nutzung führt zur Verbrachung und schließlich zur vollständigen Verbuschung. Diese setzt bei Zwergstrauchheiden nach einer anfänglichen Vergrasung mit Avenella flexuosa ein. Bei Borstgrasrasen wird das entsprechende Grasstadium auf trockenen Standorten von Agrostis tenuis und auf feuchten Standorten von Deschampsia caespitosa bestimmt (vgl. u. a. MANZ 1989). Die an- schließende Gehölzsukzession mit Verdrängung biotoptypischer Pflanzen- und Tierarten läuft auf gemähten Borstgrasrasen langsamer als auf beweideten ab (BORSTEL 1974). Die Borstgrasrasen des Hunsrücks sind zusätzlich durch Grünlandintensivierung bzw. Fichtenaufforstung stark gefährdet. Außerdem werden sie durch die Nutzungsintensivierung angrenzender Acker- und Grünlandflächen beeinträchtigt (MANZ 1989).

Biotop- und Raumansprüche

Borstgrasrasen Biotopmosaike aus Borstgras-rasen, feuchten Skabiosen-Scheckenfalter (Eurodryas auri- Magerwiesen und -weiden wie Rasenschmie- nia)207: Die Raupe lebt an Teufelsabbiß (Succisa len-Knöterich-Wiesen oder Rotschwingelweiden pratensis), der aus einer heterogen und lückig aufgebauten Vegetationsstruktur herausragen muß. Zwergstrauchheiden: größerflächige Komplexe lückiger Sandginster- Heidelerche208: Ginsterheiden mit vegetations- und lockerer Besenginsterheiden mit Borstgras- armen bis -freien sandigen Bereichen (Nist- und rasen oder Trockenrasen Nahrungshabitat) und wenigen, einzelstehenden, niedrigeren Bäumen und Sträuchern (als Singwar- te) (vgl. FOLZ 1982, MILDENBERGER 1984). mosaikartig verzahnte sandige und felsige Be- Kleiner Heidegrashüpfer (Stenobothrus stigmati- reiche mit lückiger Vegetationsentwick-lung cus), Buntbäuchiger Grashüpfer (Omocestus (und z.T. lockeren Gebüschgruppen) ventralis), Rotleibiger Grashüpfer ( O. haemorroi- dalis)209, Schwarzfleckiger Grashüpfer (Steno- bothrus nigromaculatus)210: Entwicklung in ex- trem kurzrasigen bis -aufgrund von Geröllantei- len- vegetationsfreien trocken-warmen Biotopen (DETZEL 1991: 249, 229, 237, 245).

207 Für die Art liegen keine aktuellen Funddaten vor. Ältere Nachweise beziehen sich auf den unmittelbar an- grenzenden Räume Erbach im Binger Wald sowie Lorch am Südlichen Mittelrhein (STAMM 1981). 208 Die Heidelerche gehört zu den Vogelarten, deren Bestand in Rheinland-Pfalz in den letzten zehn Jahren mit am stärksten abgenommen hat (BRAUN et al. 1992). Hiervon betroffen sind auch die Brutbestände in den Mainz- Ingelheimer Sanden -dem bisherigen rheinland-pfälzischen Vorkommensschwerpunkt-, welche zwischen 1981- 1987 von 25 auf 4 Paare zurückgingen (FOLZ 1988). In diesem Raum hat sich aber bis heute ein kleiner Bestand halten können, während z. B. das in der Biotopkartierung erwähnte Schwerpunktvorkommen bei Bacharach-Steeg seit einigen Jahren erloschen ist (BITZ mündlich). Gleiches gilt mittlerweile auch für die Vorkommen in den Heide- flächen der Rheinhessischen Schweiz. 209 Die drei genannten Arten besiedeln schafbeweidete Heideflächen in den sog. Bacharacher Heiden (bes. vom Dörweiler Bachtal bis zum Rhein. Für St. stigmaticus ist es das einzige Vorkommen in Rheinhessen-Pfalz). Für O. ventralis befindet sich der nächste bekannte Fundort im Trollbachtal im Grenzbereich zum Landkreis Bad Kreuz- nach. O. haemorrhoidalis besiedelt auch ähnlich strukturierte Biotope in der Rheinhessischen Schweiz (SIMON 1988) 210 Jüngere Funde liegen insbesondere aus der Rheinhessischen Schweiz aus dem Raum Siefersheim und Wöllstein vor (SIMON 1988). Daneben wurde die Art auch am Layenhof am Ober-Olmer Wald festgestellt (LAUB 1993). Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden 93

Schlingnatter211: kleinräumiges Mosaik aus son- nenexponierten Trockenbereichen an südost-, süd- bis südwestexponierten Hängen mit Tro- ckenmauern und spaltenreichen Felsen (Sonn- plätze, Überwinterungsquartiere) sowie dichteren Vegetationsabschnitten (Jagdrevier) (PODLOUCKY & WAITZMANN 1993: 65-66). Geißklee-Bläuling (Plebejus argus)212: extrem niedrigwüchsige, sonnenexponierte Kleinbiotope; vielfach nur bewachsen von Kleinem Habichts- kraut (Eiablage), "kriechender" Besenheide und Besenginster sowie verschiedenen weiteren Schmetterlingsblütlern (Trifolium sp., Lotus corni- culatus) (Raupennahrung). Graublauer Bläuling (Philotes baton)213: besonn- te, niedrigwüchsige und teils lückig bewachsene Borstgrasrasen mit größeren Beständen der Rau- bennnahrungspflanze Thymian (Thymus sp.). mit Calluna-Beständen vernetzte Besenginster- Die Larven der Prachkäferart Anthaxia mendiza- heiden wärmebegünstigter Lagen bali lebt in Besenginster214 die Larven entwickeln sich ausschließlich an Besenginster, während die Imagines v. a. auf gelbblütigen Compositen leben (NIEHUIS 1988: 43). Schmetterlinge: Die Spannerart Isturgia limbaria, deren Raupe an Sarothamnus scoparius frißt und die Spinnerart Dicallomera fascelina215 sind e- benfalls eng an Besenginsterbestände gebunden (vgl. PETERSEN 1984).

Borstgrasrasen

Der Skabiosen-Scheckenfalter, eine Art mit jahrweise stark unterschiedlichen Populationsgrößen und mit komplexen Ansprüchen an den Larvallebensraum, besiedelt in den meisten Jahren bei niedriger bis mittlerer Populationsdichte relativ kleine Flächen (vgl. HEATH et al. 1984). Nach THOMAS (1984) beträgt der durchschnittliche Raumanspruch einer Euphydrias aurinia-Population 2 bis 5 ha. Die im Westhunsrück (Züscher Mulde) 1990 festgestellte Population flog innerhalb eines ca. 60 ha großen Extensivgrünlandkomplexes mit Borstgrasrasen. Die Flugstellen verteilen sich innerhalb dieses be- grenzten Areals auf wenige optimale und eine Reihe von suboptimalen Biotopen. Nach einer über-

211 Im Planungsraum gehören die Südhänge der Seitentäler des Mittelrheins (Leimbach, Borbach, Gailsbach, Heimbach) sowie Teile der Rheinhessischen Schweiz zu den wichtigsten Lebensräumen dieser Art. Abseits da- von liegen nur wenige Einzelvorkommen z. B. an der Rheinfront bei Nackenheim (Angabe der Biotpkartierung). 212 Die Art wurde auf Magerrasen in unmittelbarer Nähe zu Zwergstrauchheiden zwischen Neu-Bamberg und Siefersheim nachgewiesen (4 Angaben der Biotopkartierung aus diesem Raum). Darüber hinaus liegt eine weitere Angabe der Biotopkartierung für den Dünenhang am Höllenberg (6014-2014) bei Heidesheim sowie ein Nachweis im Rahmen der Übersichtskartierung südwestlich von Manubach vor. Im Hunsrück fliegt der Falter lokal und sel- ten an trockenwarmen Plätzen (FÖHST & BROSZKUS 1992); 213 Aktuelle Nachweise der landesweit stark gefährdeten Art beschränken sich fast ausschließlich auf die Mager- biotope der Östlichen Hunsrückausläufer westlich von Manubach. Die Biotopkartierung macht eine Angabe zum Vorkommen auf Magerrasenflächen im Bereich der früheren Raketenstation im Ober-Olmer Wald (6015-1025). Bis Mitte des Jahrhunderts war P. baton im Bereich des Mainzer Sandes eine häufige Art, ist hier aber dann in- nerhalb weniger Jahre vollständig verschwunden (PAULUS 1967). 214 Die Besenginsterheiden bei Bacharach werden von dieser Prachtkäferart besiedelt, für die Rheinland-Pfalz die Nordostgrenze des Gesamtareals darstellt (NIEHUIS 1988). 215 Die nächsten Nachweise der im Hunsrück nur selten angetroffenen Art beschränken sich auf den benachbar- ten Bereich Erbach. Sie beziehen sich auf den Zeitraum 1927-1933 (FÖHST & BROSZKUS 1992). Auch für den Südlichen Mittelrhein liegen nur ältere Beobachtungen bei Lorch vor (LEDERER & KÜNNERT 1964). Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden 94 schlägigen Ermittlung betrug die Entfernung zwischen den Teilpopulationen 300 bis 3.000 m (LfUG/FÖA 1993).

Zwergstrauchheiden

Für den Geißklee-Bläuling, der in der Regel in kleinen geschlossenen Populationen in hoher Dichte vorkommt, ermittelt THOMAS (1985) Minimalflächen von 0,5 ha (mit optimalen Lebensraumstruktu- ren). Um Lebensraumveränderungen zuungunsten des Falters kompensieren zu können, sind jedoch größere Heide-Biotopkomplexe - THOMAS gibt Bestände von 25 ha an - notwendig, um langfristig ei- ne Population zu erhalten. Für Schlingnatter und Zauneidechse, die oft denselben Biotop besiedeln, nimmt GLANDT (1979) eine Mindestfläche von 4 ha an, um beide Arten zu erhalten. Dies wird durch eine Untersuchung in Baden- Württemberg bestätigt, wonach die Kernfläche einer Schlingnatter-Population (mit Nachweis juveniler Tiere) ca. 4 ha groß war (ZIMMERMANN 1988); hierbei lebte die gesamte Population von 17 Indivi- duen auf einer Gesamtfläche von 23 ha. Allerdings setzt diese Größenordnung eine enge Vernetzung von Winterquartier, Eiablageplatz und Sommerrevier einschließlich der Sonnplätze und Tagesverste- cke voraus. Im Planungsraum sind jedoch die Teillebensräume wegen Trenneffekten und mangelnder Strukturierung nicht so günstig angeordnet. Ein Untersuchungsgebiet im süddeutschen Fichtelgebirge wies (neben Felsen, Magerrasen, lockerem Gebüsch und angrenzenden Buchenwald) 30 % intensiv genutzte Landwirtschafts- und Siedlungsfläche auf, was eher den hiesigen Bedingungen entspricht. Als Flächenbedarf für eine überlebensfähige Population wurden hier 330 - 400 ha ermittelt, somit das minimale Areal eines Paares ca. 13,5 - 15,4 ha/Paar umfaßt (VÖLKL 1991). Ein Revier der Heidelerche umfaßt mindestens 2 - 3 ha. Geeignete Biotopflächen müssen aber in der Regel eine Mindestgröße von 10 ha haben, um von der Heidelerche dauerhaft besiedelt werden zu können (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985); Nist- und Nahrungshabitat dürfen dabei maximal 200 m voneinder entfernt liegen. Wie die vielfache Aufgabe von Brutplätzen in weniger ausgedehnten Zwergstrauchheiden- und Magerrasenresten zeigt (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985), rei- chen wohl mehrere kleinflächige Zwergstrauchheiden innerhalb eines Landschaftsraumes nicht aus, um den Fortbestand einer Population der Heidelerche langfristig zu sichern.

Zusammenfassende Bewertung Die Biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ vegetationsfreien trockenen Substraten abhängig von ¾ der Ausbildung größerer Sandginster- und Besen-ginsterheiden ¾ einer Verzahnung von Borstgrasrasen mit Magerweiden bzw. Zwergstrauchheiden zu größeren Extensivgrün-landflächen ¾ geschlossenen Calluna-Beständen ausrei- chender Größe

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Trockenwäldern naler Bedeutung bestehen zu ¾ Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte ¾ Naß- und Feuchtwiesen, Kleinseggenrieden ¾ Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen ¾ Trockenrasen und -gebüsche, Gesteinshal- den, Felsfluren ¾ Strauchbeständen

Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden 95

Zielgrößen der Planung Die ehemals in den höheren Lagen des Hunsrücks größeren Bestände an Borstgrasrasen sind heute meist kleinflächig und isoliert gelegen. Borstgrasrasen sind im Umfeld bestehender Ausprägungen weitestmöglich zu erweitern. Hierbei sind die engen Vernetzungsbeziehungen mit anderen Mager- und Feuchtgrünlandtypen zur Ausbildung eines kleinteiligen Gesamtlebensraummosaiks von besonderer Bedeutung, Die v. a. auf flachgründigen Standorten in der Rheinhessischen Schweiz früher landschaftsbestim- menden Zwergstrauchheiden sind heute meist in isolierten Restflächen erhalten. Für Zwergstrauch- heiden sind zwei Kriterien zur Festlegung der Minimalfläche gleichzeitig zu berücksichtigen: die Flä- chengröße des Einzelbiotops von mindestens 4 ha216 und die Notwendigkeit zur Bildung von Kom- plexen aus mehreren Zwergstrauchheiden mit Borstgrasrasen und anderen trockenwarmen Biotopen (Felsen, Trockenrasen, Halbtrockenrasen, Waldsäumen, Hecken) von mindestens 25 ha Gesamtgrö- ße, damit alle regionaltypischen Tierarten vorkommen können. Die Flächen sollten durch lineare Strukturelemente (Wegränder, Bahndämme, Waldschneisen) miteinander verbunden werden. Anzu- streben sind Erweiterungen von Zwergstrauchheiden im Umfeld bestehender Ausprägungen v. a. in der Rheinhessischen Schweiz und im Südlichen Mittelrhein.

216 vgl. Habitatansprüche von Schlingnatter und Zauneidechse (Biotopsteckbrief 10: Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen). Trockenwälder 96

14. Trockenwälder

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Trockenwälder sind einerseits lichte Buschwaldgesellschaften mit zumeist krüppelwüchsigen Bäumen auf trockenen, warmen Felskuppen, an felsigen Abhängen und Felsschutthängen mit skelettreichen Schieferverwitterungsböden. Andererseits sind es lockerwüchsige Hochwälder auf warmen, tiefgrün- digen sowie auf nährstoffarmen, flachgründigen und z.T. kalkhaltigen Böden. Neben den gemäßigten Trockenwälder zählen zu diesen die für das nördliche Rheinhessen charakteristischen Dünentro- ckenwälder, die ihre Existenz dem Zusammentreffen von trockenem sandigen Untergrund mit ausge- sprochen niederschlagsarmen Klima verdanken.

Im Planungsraum werden folgende Ausprägungen unterschieden:

Waldgesellschaften steile, warm-trockene, nährstoffarme, stark Luzulo-Quercetum (Hainsimsen-Traubeneichen- saure Gesteinsverwitterungsböden (meist Ran- wald)217 ker) der flachgründigen Oberhänge und Fels- kuppen felsige, jedoch feinerdereiche, südexponierte Aceri monspessulani-Quercetum petreae (Fel- Standorte mit mäßiger Wasserversorgung senahorn-Traubeneichenwald)218 warme, tiefgründige, basenreiche bis -arme, Galio-Carpinetum (Waldlabkraut-Traubeneichen- oberflächlich meist entkalkte Lehmböden Hainbuchenwald)219: in der Vergangenheit häu- fig als Nieder- oder Mittelwald genutzt.

Kalksanddünen auf sich leicht erwärmenden Pyrolo-Pinetum (Wintergrün-Kiefernwald, Stielei- Standorten chen-Kiefern-Mischwald)220: meist räumlich mit Trockenrasenbeständen (vgl. Steckbrief 12) ver- zahnt, die sich im Bestand unter den Altkiefer- schirmen und Stieleichen fortsetzen. thermophile Mäntel und Säume der Trockenwälder sonnige Waldränder klimatisch begünstigter Gesellschaften aus dem Verband Berberidion Lagen (Berberitzengebüsche): u. a. Cotoneastro-Amelan- chieretum (Felsenbirnengebüsch), Pruno-Ligu-

217 Der Verbreitungschwerpunkt des Luzulo-Quercetums liegt in den rheinnahen Seitentälern des Binger Waldes. Daneben kommen einzelne Bestände in den Ausläufern des Nordpfälzer Berglandes bei Wöllstein und Wendels- heim (LK Alzey-Worms) vor. Natürliche Bestände kommen auf trockenen sauren Böden vor, wo die Rotbuche nicht mehr konkurrenzfähig ist. Weitere Bestände sind auf potentiellen Buchenwaldstandorten sekundär durch die Niederwaldwirtschaft entstanden. 218 Neben steilen Hängen am Südlichen Mittelrhein werden ähnliche Standorte auch in der Rheinhessischen Schweiz besiedelt. Hier sind die Bestände stets eng verzahnt mit Berberitzen-Gebüschen, Blutstorchenschnabel- Säumen und Pfriemgrasrasen (MANZ 1993). 219 Diese Trockenwaldgesellschaft kommt hauptsächlich auf den Wiesbachhängen in der Rheinhessischen Schweiz vor, wo sie in der Graslilien-Ausbildung im Komplex mit Felsbandgesellschaften und Felsgebüschen auf- tritt (MANZ 1993). 220 Hauptvorkommen dieses Reliktes aus der spätglazialen Kiefernsteppenzeit (vgl. KORNECK 1987) befinden sich östlich Heidesheim und im Dreieck zwischen den Mainzer Stadtteilen Gonsenheim, Budenheim und Mom- bach. Hierzu gehören auch Bestände des Lennebergwaldes, der jedoch sehr stark forstlich überprägt ist. Jedoch müssen geschlossene Kiefernwaldungen nach Reiseberichten des englischen Botanikers RAY noch 1663 weitge- hend gefehlt haben. Trockenwälder 97

stretum (Schlehen-Ligustergebüsch), die zu den Trockengebüschen überleiten (Steckbrief 12)221 mehr oder weniger saure, kalkarme aber ba- Geranio-Trifolietum alpestris (Hügelklee-Gesell- senreiche Standorte schaft) trocken-warme, vorwiegend südexponierte fel- Geranio-Peucedanetum cervariae (Hirschwurzge- sige Hänge sellschaft)222, Geranio-Dictamnetum (Diptam-Ge- sellschaft)223 bindige Kalksandböden Thalictro-Geranietum sanguinei (Wiesenrauten- Blutstorchenschnabel-Gesellschaft)224

Gefährdung und Beeinträchtigungen Die einst zusammenhängenden Dünentrockenwälder im Mainz-Ingelheimer Sandgebiet sind heute durch Verkehrsachsen und bandartige Bebauung stark zurückgedrängt und isoliert225. In der Nähe von Ballungsgebieten gelegen, sind sie außerdem durch Freizeitnutzung in ihrem Bestand bedroht. Immissionsbelastungen aus Industrie, Verkehr und Hausbrand tragen zusätzlich zur Gefährdung der Dünentrockenwälder bei. Exponierte Felstrockenwälder werden durch Biozid- und Schadstoffeintrag aus angrenzenden Weinbergen beeinflußt. Auf weniger extremen Standorten sind sie (v. a. Galio-Carpinetum) durch die Aufgabe der Nieder- waldnutzung und die Umwandlung in Hochwälder gefährdet.

Biotop- und Raumansprüche

Die faunistische Besiedlung des Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwaldes dürfte der der Laubwälder mittlerer Standorte ähnlich sein. Die Besiedlung des Felsenahorn-Traubeneichenwalds und - mit Ein- schränkungen - des Hainsimsen-Eichenwaldes zeichnet sich aufgrund der extremen Standorte, des Niedrigwuchses und der lückigen Baumstruktur durch einige typische Tierarten aus, ohne daß diese jedoch klar von Trockengebüsch-Biotopen getrennt werden könnten. Entscheidend für das Vorkom- men kennzeichnender Arten in den gemäßigten Trockenwäldern ist vielfach deren spezifische Wald- struktur (v. a. Niederwald) als Ergebnis historischer Nutzungsweisen. Das faunistische Artenspektrum der Dünentrockenwälder ist geprägt durch die besondere Anpassung an die klimatische Standortsi- tuation, den sandigen Untergrund und der daher nur lückig bewachsenen Krautschicht sowie durch die artspezifische Bindung an die Wald-Kiefer.

221 Verbreitungsschwerpunkte sind der Südliche Mittelrhein sowie die Rhein-Nahe-Niederung. 222 Das Geranio-Peucedanetum kommt auf dem Jakobssteig bei Oppenheim, am Atzelsberg bei Appenheim, bei , auf dem Petersberg bei Gau-Odernheim und bei Mettenheim vor (vgl. BLAUFUSS & REICHERT 1992, KORNECK 1993). Nach der Biotopkartierung existiert mit dem Lindenberg südlich Nieder-Wiesen auch ein Standort im westlichen Rheinhessen. 223 Bestände mit der namengebenden Art existieren noch auf dem Gau-Algesheimer Kopf, bei Wöllstein, Born- heim, im Alzeyer Wald bei , Riedertal und Eicher Wald bei Wendelsheim. Die Flächen sind jedoch seit Mitte des vorigen Jahrhunderts v. a. durch forstliche Nutzungsänderungen nachweislich zurückgegangen. Einige Vorposten im nördlichen Planungsraum (Rochusberg bei Bingen, Geisberg bei Ingelheim) sind gänzlich ver- schwunden (BLAUFUSS & REICHERT 1992). 224 Diese hochwüchsige Gesellschaft kommt endemisch zwischen Mainz und Ingelheim vor, wo sie in räumlichen Kontakt zu Vegetationsbeständen der Dünen sowie der Trockenrasen und -gebüsche (vgl. Biotopsteckbriefe 11 und 12) auftritt (KORNECK 1987). 225 Der Zersplitterungsgrad der noch vorhandenen Lebensräume wird als Ursache vermutet, weshalb ihre kenn- zeichnenden Leitfalter verschollen bzw. ausgestorben sind (LÜTTMANN et al. 1987). Trockenwälder 98 als Niederwald bewirtschaftete Wälder Haselhuhn226: wesentliche Lebensraumelemente sind: - Unterholzreiche, vertikal gegliederte Wälder, wobei zumindest ein Stratum bis 12 m hoch sein sollte, - reicher Wechsel von Lichtungen zu deckungs- reichen Gehölzen und von einer reichen Kraut- und Zwergstrauchschicht zu bodenkahlen Flä- chen, - reichhaltige Strukturierung durch Steine, Wur- zelteller etc., - besonnte Waldrandzonen mit niedriger rasen- artiger Vegetation und offenen Bodenstellen, - feuchte, weichholzreiche Standorte (Nahrungs- biotop). mit hochstämmigen Eichen durchsetzte lo- Mittelspecht (WÜST 1988)227: benötigt über 100- ckerwüchsige Laubwälder 130jährige Eichenbestände; oft inmitten der Wäl- der mittlerer Standorte (MILDENBERGER 1984, BAMMERLIN et al. 1990). besonnte, windgeschützte Standorte mit blüh- Eichenzipfelfalter (Quercusia quercus): larval an fähigen Eichen im Übergangsbereich zwischen Eichenblütenknospen auf solitären Alteichen und Offenland und Trockenwald Eichenbüschen gebunden; die Imgagines nutzen den Kronenbereich der Bäume (Honigtau), wald- randnahe offene Magerrasen und Weinbergsbra- chen als Nahrungshabitat (WEIDEMANN 1988, BROCKMANN 1989).

Dünentrockenwälder mit sehr lückigem Ober- Ziegenmelker228 ist ein Charaktervogel lichter bestand oder größeren Lichtungen Kiefernwälder (BRECHTEL 1987): bevorzugt of- fene wärmespeichernde Sandflächen, deren Bo- denvegetation weniger als 1 m hoch ist (Jagdre- vier) sowie mindestens 3 m² vegetationslose bis - arme Freifläche (Nistplatz) (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980).

226 Am Südlichen Mittelrhein und in den Östlichen Hunsrückausläufern im Bereich des Binger Walds trifft das Haselhuhn auf seine südliche Verbreitungsgrenze innerhalb von Rheinland-Pfalz. SCHWANTZER (1990) doku- mentiert hier den Rückgang, der v. a. in den Randrevieren einsetzte und mittlerweile hier zur Abtrennnung mehre- rer Teilpopulationen geführt hat. Als Gründe werden Waldflurbereinigung, Überalterung der Waldbestände und Erholungsdruck genannt (SCHMIDT & SCHMIDT-FASEL 1991, SCHWARZWÄLDER 1992). SCHMIDT & SCHMIDT-FASEL (1991) geben Hinweise auf ein weiteres, isoliertes Vorkommen des Haselhuhns in den kleinen Waldgebieten um den Münsterer Kopf bei Weiler. 227 Im Planungsraum liegt der Verbreitungsschwerpunkt des Mittelspechts in den zusammenhängenden eichen- reichen Waldbiotopkomplexen im südlichen Binger Wald und an der Unteren Nahe, die durch die frühere Nieder- und Mittelwaldwirtschaft geprägt sind. Einzelvorkommen sind auch aus den Auwaldresten entlang des Rheins gemeldet, so aus dem Bereich zwischen Budenheim und Ingelheim-Nord und um Worms. 228 Der Ziegenmelker kam zumindest bis in die 80er Jahre vereinzelt im Lennebergwald und an vergleichbaren Standorten außerdem im Binger Wald und Forstrevier Vorholz vor. Für den Mainzer Sand existieren Nachweise bis 1965 (BITZ 1987). Eine aktuelle Bestätigung z. B. der Vorkommen im Lennebergwald gibt es nicht (BITZ mündlich). Trockenwälder 99 sonnige, sandige Standorte im (Dünen-) Tro- Rostbinde (Hipparchia semele), Weißer Waldpor- ckenwald tier (Brintesia circe)229, Wald-Mohrenfalter (Ere- bia aethiops)230: lichtere Bereiche mit Bromus erectus (Larvenentwicklungshabitat), Blütenan- gebot von Geranion sanguinei-Beständen (Imagi- nallebensraum) (EBERT & RENNWALD 1991b). Brauner Eichenzipfelfalter (Satyrium ilicis)231: sehr kleine Eichenbüsche (Larvenentwicklungs- biotop), wärmebegünstigte Mäntel und Säume mit Rubus fruticosus und Thymus sp. (Saugpflanzen der Falter) (EBERT & RENNWALD 1991b).

Alt- und Totholzbereiche Bockkäfer: Xylotrechus antilope, X. arvicola, Pla- gionotus detritus, P. circuatus, Rhagium sy- cophanta, Strangalia revestita, Mesosa nebulosa, Exocentrus adapersus, Cerambyx scopolii, Prio- nus coriarius, Prachtkäfer Agrilus obscuricollis232, A. graminis, wobei speziell an Wald-Kiefer: Chrysobothris so- lieri (NIEHUIS 1988). Laufkäfer: Calosoma sycophata, C. inquisitor, Schienenkäfer: Melasis buprestoides, Düsterkäfer: Conopalpus testaceus, C. brevicol- lis, Melandria caraboides, Hirschkäfer: Platyceris caprea, Lucanus cervus, Blatthornkäfer: Potosia cuprea, Andere: Oncomera femerata, Osphya bipunctata, Rhagium mordax, Clytus arietis, Cetonia aurata, Certodera humeralis (LÜTTMANN et al. 1990). Thermophile Grabwespen (Sphecidae), die hier an morsches (Kiefern-) Holz (Nisthabitat) gebun- den sind (vgl. SCHMIDT & WESTRICH 1987). Viele Arten benötigen blütenreiche (Halb-) Offen- landbiotope in der Nähe (Pollen- und Nektarauf- nahme, Rendevous-Plätze).

229 H. semele galt ehemals als Charakterart des Mainzer Sandes (vgl. PAULUS 1967). Letzte Nachweise hier stammen aus dem Jahr 1970 (ROSE 1988). Diese Art, wie auch der Weiße Waldportier (Brintesia circe), besie- delten früher die von lichten Kiefern- und Eichenmischwäldern bestockten Sandgebiete in der gesamten (zumin- dest badischen) Oberrheinebene (EBERT & RENNWALD 1991b). Brintesia circe, von dem für den Mainzer Sand nur ein Einzelfund aus dem Jahre 1953 vorliegt (HASSELBACH 1987), siedelt auch im benachbarten Südhessen gerne in lichten Kiefernwäldern und bevorzugt Sandböden (NÄSSIG zit in ENGEL 1987). Aber auch hier sind die Bestände beider Arten bis auf kleine Reste zusammengeschrumpft (BROCKMANN 1989). 230 Für E. aethiops, eine ehemals recht häufige Art der Mainzer Kalkflugsandgebiete, liegen nach 1974 keine Nachweise mehr vor. Auch die südhessischen Bestände sind in den 70er Jahren erloschen (BROCKMANN 1989). 231 Die Biotopkartierung nennt einen Fundort am Höllberg bei Wöllstein (6113-4018). Aus neuerer Zeit liegen Nachweise für den Mainzer Sand vor (HASSELBACH 1987), ROSE (1988) bezeichnet die Art z. B. in Waldgebie- ten bei Mombach und Budenheim als häufig. 232 Von Prachtkäferarten besiedelte alt- und totholzreiche Trockenwaldbiotope sind von der Rhein-Nahe- Niederung sowie der Rheinhessischen Schweiz bekannt: Agrilus obscuricollis (Ingelheim) A. graminis (Heides- heim, Neu-Bamberger Heiden, NSG Siefersheimer Höll). Chr. solieri (und die schwierig abgrenzbare Schwesterart Chr. igniventris) stößt bei Ingelheim an der absoluten Nordgrenze seines Areals (NIEHUIS 1988). Trockenwälder 100 thermophile Saumbereiche mit Geranium san- Die Prachtkäferart Habroloma geranii ist mo- guineum nophag an den Blut-Storchschnabel gebunden (vgl. NIEHUIS 1988). Storchschnabel-Bläuling (Eumedonia eume- don)233: Saumgesellschaften und ungemähte Magerrasen mit Beständen der alleinigen Rau- pen- und bevorzugten Falternahrungspflanze Ge- ranium sanguineum (vgl. EBERT & RENNWALD 1991b).

Das für die ausgedehnten Niederwälder des Planungsraumes typische Haselhuhn hat einen Flächen- anspruch von 100 ha/Brutpaar (LfUG/FÖA 1993). SCHERZINGER (1985) hält 30 Brutpaare für Teil- populationen zum Bestandserhalt für unerläßlich, da Haselhühner sehr immobil sind. Eine Dispersion erfolgt nur über die Jungtiere, die sich i.d.R. jedoch selten weiter entfernt als 1 km vom Elternrevier ansiedeln. Hieraus ergibt sich für eine regional begrenzte Einzelpopulation des Haselhuhns ein Flä- chenanspruch von 3000 ha. Nach SCHERZINGER (1985) sind zum dauerhaften Bestand des Hasel- huhns jedoch Gesamtpopulationen von 120 - 150 Brutpaaren erforderlich. Hieraus leitet sich ein Areal von mehr als 120 - 150 km² Größe niederwaldartig bewirtschafteter und miteinander verbundener Waldflächen ab. Beim Ziegenmelker setzt sich das Jagdrevier aus lichtem Waldbestand, jungen Schonungen und aus- gesprochen trockenen, sich leicht erwärmenden Flächen, wie Sandwege und Lichtungen zusammen. Die Mindestgröße dieses Biotopkomplexes beträgt 1-1,5 ha; allerdings siedeln sich erst ab 3,2 ha in- nerhalb eines passenden Umfeldes zwei und mehr Männchen an (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980). Dauerhafte Habitatbesetzungen bis zum Einsetzen siedlungshemmender Verbu- schungsgrade sind jedoch anscheinend nur auf offenen Flächen von mehr als 10 ha gewährleistet (für Suffolk/GB: RAVENSCROFT 1989). Brut-und Nahrungshabitat können nach telemetrischen Untersu- chungen in Großbritannien 3,1 km auseinanderliegen (vgl. ALEXANDER & CRESSWELL 1990). Der Mittelspecht besiedelt "isoliert liegende kleinere Waldparzellen bis zu etwa 30 ha (...) nur aus- nahmsweise und nicht dauerhaft" (MILDENBERGER 1984). MÜLLER (1982) zeigt, daß Waldflächen unter 5 ha Ausdehnung, auch wenn sie eine potentielle Habitateignung hätten, nicht besiedelt werden. Selbst in Wäldern mit bis zu 11 ha zusammenhängendem Eichen- und Eichenmischwaldbestand lie- ßen sich nach Untersuchungen von BECKER & HEYNE (1994) keine Reviere feststellen. Dagegen kommen nach MÜLLER 1982 Mittelspechte in allen Untersuchungsflächen über 40 ha vor. In den Größenklassen dazwischen entscheidet der Isolationsgrad über die Wahrscheinlichkeit des Mittel- spechtvorkommens. Beträgt die Distanz eines Eichenwaldes dieser Größenordnung mehr als 9 km zum nächsten großflächigen Mittelspechtbiotop, ist der Vogel nicht mehr anzutreffen. Größenord- nungsmäßig dürften deshalb Eichen- bzw. Eichenmischwälder von weniger als 50 ha Größe kaum vom Mittelspecht dauerhaft besiedelt werden können. Die Fähigkeit der Art, neue Biotope zu besie- deln, ist nach PETERSON (1985) recht gering; MÜLLER (1982) nennt Maximalentfernungen zwischen Biotopen von 5 - 10 km. Schon wenige anbrüchige, hohle Bäume innerhalb der Trockenwälder reichen aus, um den Weiter- bestand von totholzbewohnenden Insekten zu sichern (BRECHTEL 1986). Möglicherweise reichen bereits Flächen mit höheren Totholzanteilen von ca. 1 ha Größe aus, um den typischen Artenbestand zu erhalten (LfUG/FÖA 1993). Als untere Grenze für dauerhaft beständige Insektenpopulationen gibt GEISER (1980) Bestände von 50 - 100 Altbäumen an. Eichenbockpopulationen benötigen nach Un- tersuchungen in Ostdeutschland ca. 160 Alteichen (ca. 20 ha) (BLAB 1993), um lebensfähige Popula- tionen aufbauen und erhalten zu können. Für die meisten der anspruchsvolleren altholzbewohnenden Käferarten nimmt GEISER (1989) an, daß sie nur wenige 100 m Abstand zwischen ihren Habitaten überwinden können.

233 Das Vorkommen des Storchschnabel-Bläulings im Gebiet um Mainz ist landesweit das einzige und ist über- regional isoliert vom restlichen süddeutschen Verbreitungsgebiet (nächste Vorkommen im Würzburger Raum). Neben dem lange Zeit einzigen bekannten Hauptvorkommen westlich von Mainz-Gonsenheim - die Biotopkartie- rung nennt das Gebiet Kiefernwald und Sandgrube am Geiersköppel (5915-3018) - ist die Art inzwischen auch bei Wackernheim nachgewiesen (ROSE 1988). FÖHST & BROSZKUS (1992) bestätigen hier das Vorkommen im Be- reich des Rabenkopfs. Trockenwälder 101

Der Blaue Eichen-Zipfelfalter (Quercusia quercus) neigt jahrweise zu Massenvermehrungen, so daß der eher lokal und kleinflächig auftretende Schmetterling große zusammenhängende Flächen von mehreren Quadratkilometern besiedelt, wo er ansonsten über viele Jahre nicht anzutreffen ist (LfUG/FÖA 1993). Möglicherweise wird über solche Massenvermehrungen die Ausbreitung und die Besiedlung geeigneter Habitate erleichtert. Die thermo- und heliophile Stechimmenfauna benötigt zum Erhalt ihrer Populationen innerhalb zu- sammenhängender Waldbereiche ein Netz von Freiflächen (vgl. SCHMIDT & WESTRICH 1987). Der Storchschnabel-Bläuling (Eumedonia eumedon) bildet bereits auf sehr kleinen geeigneten Biotop- flächen z.T. sehr individuenstarke Populationen aus. Oft reichen der Art wenige Quadratmeter unge- mähter Beständes Blutstorchschnabels zur dauerhaften Ansiedlung aus (EBERT & RENNWALD 1991b). Im Bereich des Mainzer Sandes werden selbst kleine, von breiten Straßen eingeschlossene Flächen - begünstigt durch große Bestände der Raupennahrungspflanze - in hoher Dichte von der Art besiedelt (ROSE 1988). Auch aus floristischer Sicht ist die Eigenart der Dünentrockenwälder nur dann gewährleistet, wenn mosaikartig junge, mittelalte und sehr alte Kiefernbestände aneinandergrenzen. Nur so können die von zunehmender Beschattung betroffenen Pflanzenarten immer wieder von (Forst-) Abteilung zu Ab- teilung wandern (vgl. KORNECK 1987). Insgesamt setzen die geringe Mobilität und die spezifischen ökologischen Ansprüche vieler Arten zum Arterhalt ein hohes Maß an Ausdehnung und Vernetzung der Eichenmischwälder bzw. Dünentro- ckenwälder voraus.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der lichten Struktur schwachwüchsiger Wälder abhängig von ¾ einem hohen Anteil von Alt- und Totholz- beständen ¾ der Bewirtschaftungsform (z. B. als Nieder- oder Mittelwald) ¾ blütenreichen Offenlandbiotopen in unmitelba- rer Nähe ¾ der Großflächigkeit des Biotops ¾ der Baumartenzusammensetzung (z. B. Ei- chenarten, Dünenwälder: Wald-Kiefer)

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Trockenrasen, Felsen, Gesteinshalden, Tro- naler Bedeutung bestehen mit ckengebüschen ¾ Magerrasen und Weinbergsbrachen ¾ Magerwiesen ¾ Laubwäldern mittlerer Standorte Sandrasen und Dünen

Trockenwälder 102

Zielgrößen der Planung Buschwaldgesellschaften sollten eine Mindestflächengröße von ca. 1 ha haben und möglichst weniger als 500 m voneinander entfernt liegen. Kleinere Trockenwaldbestände sind in Biotop-Komplexe aus Magerrasen, Halbtrockenrasen und Trockengebüschen von 60 ha Größe einzubinden. (Trockene) Ei- chenwälder und das Galio-Carpinetum sollten ca. 50 ha groß ausgeprägt sein und möglichst in einem kleineren Abstand als 5 km zueinander liegen. Die Dünentrockenwälder sind in ihrer bestehenden Ausprägung zu erhalten. In Bereichen, wo das Haselhuhn vorkommt, sollten Niederwaldflächen mindestens 100 ha Größe ha- ben. Dabei sollte der Abstand zwischen zwei Waldbiotopen 1 km nicht überschreiten.

Gesteinshaldenwälder 103

15. Gesteinshaldenwälder

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Kühl-frische Schluchtwälder sind meist auf Steilhängen mit andauernd guter Bodenwasser- und Nähr- stoffversorgung anzutreffen. Sie zeichnen sich durch einen hohen Anteil an Edellaubgehölzen wie Ahorn, Linde, Esche und Ulme aus. Felsen innerhalb der feucht-kühlen Gesteinshaldenwälder sind Kleinbiotope für spezialisierte Arten. Warme, trockene Blockschutthaldenwälder kommen v. a. an steilen sonnigen Hängen, Unterhangsla- gen oder Kuppen klimatisch bevorzugter Lagen vor. Es handelt sich meist um trockene Gesteinshal- den aus nahezu feinerdefreien Felsblöcken, Geröllen oder Steinschutt, die über lange Zeiträume in Bewegung sind, so daß die Waldbestände lichte Partien aufweisen. Je nach Ausprägung kommen diese Gesteinshaldenwälder auf saurem bis basischem Untergrund vor.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: Kühl-frische Schluchtwälder auf devonischen Schiefern, oft basenhaltigen, Tilio platyphylli-Ulmetum glabrae (Sommerlinden- gut nährstoffversorgten Böden, z. T. mit schwa- Bergulmen-Schluchtwald)234,235: stellenweise als chem Grund- oder Stauwassereinfluß Nieder- oder Mittelwald ausgebildet.

Warm-trockene Gesteinshaldenwälder nahezu feinerdefreie, sich bewegende Ge- Aceri platanoidis-Tilietum platyphylli (Spitzahorn- steinsmassen an schattigen jedoch wintermil- Sommerlinden-Blockschuttwald)236 den, trocken-warmen Hängen

Gefährdung und Beeinträchtigungen Wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Sicherung und Besiedlung rutschgefährdeter Hänge wer- den die Gesteinshaldenwälder forstwirtschaftlich kaum genutzt. Ihre Gefährdungssituation ist daher eher gering einzustufen. Durch die zumeist lineare Form der Gesteinshaldenwälder geht allerdings eine Beeinträchtigung von der stellenweise vollzogenen Fichtenaufforstung aus. Diese vermindert durch die extreme Abschat- tung und die Nadelstreu die Vernetzungsfunktion. Weiterhin ist der Gesteinsabbau als Gefährdungs- ursache anzusehen.

234 Die von der Biotopkartierung im Planungsraum ausgewiesenen Schluchtwaldbestände wurden pflanzensozio- logisch nicht eindeutig zugeordnet. In der Biotopkartierung Rheinland-Pfalz wird für das Tilio-Ulmetum das Syn- onym Fraxino-Aceretum bzw. die Verbandsbezeichnung Tilio-Acerion verwendet. Anhand der Artenliste wurden sie zu der genannten Assoziation gestellt. 235 Aufgrund der geologischen und klimatischen Rahmenbedingungen ist das Tilio-Ulmetum auf Hanglagen in Seitentälern des Südlichen Mittelrheins und der Östlichen Hunsrückausläufer beschränkt. 236 Im Landkreis Mainz-Bingen ist nur ein Bestand nahe des Ohligs-Berges (TK 5912) bekannt, der an einen Schluchtwald angrenzt. Jenseits der Grenze des Planungsraumes wurden jedoch im Nahetal zahlreiche Block- schutthaldenwälder kartiert. Im Landkreis Alzey-Worms existiert ein Bestand westlich des Wiesbaches bei (MANZ 1993). Gesteinshaldenwälder 104

Biotop- und Raumansprüche

In ihrer Fauna stimmen die Schluchtwälder weitgehend mit den frischen Buchenwaldtypen überein; in der faunistischen Besiedlung der warm-trockenen Blockschuttwälder bestehen enge Beziehungen zu den verschiedenen Trockenwaldausbildungen (s.u. Biotopsteckbriefe 14 und 16). in Felsmaterial und vermoderten Pflanzen mit An das luftfeuchte Bestandsklima gebundene Wir- lockerem Boden bellose: v. a. Schnecken wie Phenacolimax major, Helicodonta obvoluta, Daudebardia rufa und D. brevipes, Tandonia rustica, Sphyradium dolio- lum237(vgl. VOGT et al. 1994). sonnige Waldränder an warm-trockenen Hän- Blauschwarzer Eisvogel (Limenitis reducta)238: gen lebt als Larve bevorzugt in Beständen des Aceri- Tilietum sowie in trockenen Hainbuchenwäldern mit vorgelagerten Gehölzsäumen (EBERT &. RENNWALD 1991). feucht-kühle Felsen mit Flechten- und Leber- Nudaria mundana (Lepidoptera: Arctiidae; Bären- moos-bewuchs spinner)239 (vgl. VORBRÜGGEN 1985).

Wegen der engen Bindung des Biotoptyps an den Standort ist die Mindestfläche vom Standortpotenti- al vorgegeben. DUFFEY (1968) und STEFFNY et al. (1984) verweisen auf die enge Biotopbindung und den geringen Aktionsradius der Schmetterlingsart Limenitis reducta (und Lycaena dispar). Aufgrund ihrer Untersu- chungen kann vermutet werden, daß unter ansonsten unveränderten Bedingungen ein Minimalareal von 10 ha nicht unterschritten werden darf.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Fauna ist in erster Linie ab- ¾ trocken-warmem Bestandsklima hängig von ¾ einem stark geformten Blockschuttrelief ¾ einem kleinräumigen Wechsel unterschiedlich starker Bodenauflagen ¾ einem Vorkommen der Edellaubholzarten ¾ einem mosaikartigen Wechsel zwischen lich-

237 Die aufgeführten Schneckenarten besiedeln (Feucht- und) Schluchtwälder entlang des Südlichen Mittelrheins und den Seitentälern (z. B. das Morgenbachtal). Die Mehrzahl der Nachweise liegt zwar vor 1960 (vgl. VOGT et al. 1994), was jedoch wahrscheinlich mit fehlenden Untersuchungen in neuerer Zeit zusammenhängt. 238 Vorkommen des Blauschwarzen Eisvogels sind ehemals für den Südlichen Mittelrhein genannt, so auch für Bacharach, wo die Art 1966 häufig anzutreffen war (PAULUS 1967, LEDERER & KÜNNERT 1963-1964;). Die Art wurde im Gebiet nördlich der Nahe jedoch immer nur in geringer Populationsdichte beobachtet (STAMM 1981). Hinweise auf Vorkommen im Planungsraum während der letzten Jahre gibt lediglich die Biotopkartierung für den Eicher Wald bei Nack. Die letzten Beobachtungen aus diesem Gebiet stammen aus der ersten Hälfte der 1980er Jahre (BRAUNER mündlich). Limenitis reducta ist charakteristisch für die enge Verzahnung von Trocken- und Gesteinshaldenwäldern und reichgegliederte Saumbereiche (LFUG/FÖA 1993). Nach BROCKMANN (1989) weist die Art extreme Bestandsfluktuationen auf; dauerhafte Populationen scheinen im Mittelrheingebiet auf wenige kleine Standorte beschränkt zu bleiben. 239 Das Vorkommen der Art im Planungsraum ist bisher nicht belegt, ist aber angesichts älterer Beobachtungen [Zeitraum 1901-1939; Anm d. Verf.] im angrenzenden Stromberg (STAMM 1981) für den Bereich des Binger Walds denkbar. Gesteinshaldenwälder 105

teren und geschlosseneren Waldpartien

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Quellen und Quellbächen naler Bedeutung für die Schluchtwälder beste- ¾ Bächen und Bachuferwäldern hen zu ¾ Bruch- und Sumpfwäldern

¾ mesophilen Laubwäldern (z. B. Ausbreitungs- weg für den Feuersalamander).

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Trockenwäldern naler Bedeutung für die Blockschutthaldenwäl- ¾ mesophilen Laubwäldern der bestehen zu

Zielgrößen der Planung

Gesteinshaldenwälder sind in ihrer standortbedingten Ausdehnung zu erhalten. Sie sollten in Biotop- komplexen mit Trockenwäldern und Wäldern mittlerer Standorte einer Mindestfläche von 10 ha einge- bunden und möglichst über Bachtäler miteinander vernetzt werden.

Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel 106

16. Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Diese Wälder wachsen auf Standorten, die hinsichtlich ihrer Wasser- und Nährstoffversorgung sowie Bodenstruktur und -gründigkeit im mittleren Bereich liegen. Neben Hochwäldern, in denen ausschließ- lich die Buche dominiert, und artenreichen Eichen-Hainbuchen-Wäldern werden dem Biotoptyp auch Niederwälder aus Traubeneiche, Birke und Hasel sowie Mittelwälder mit Überhältern von Traubenei- che und in seltenen Fällen der Rotbuche zugerechnet. Die Niederwälder sind niedrigwüchsig, licht und heterogen strukturiert. Die typische Bestandsstruktur ist hervorgegangen aus der lokal bis heute andauernden Brennholzgewinnung mit kurzen Umtriebszeiten bzw. die ehemalige Wald-Feldbau- Weidenutzung (Rott- und Lohwirtschaft). Beide Waldbauformen werden vielfach durchdrungen von Gebüschgesellschaften, Staudensäumen und Pflanzengemeinschaften der Schläge.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden240 colline bis submontane Buchenwälder (Fagion sylvaticae) auf kalkfreien, basenarmen Silikatverwitte- Luzulo-Fagetum (Hainsimsen-Buchenwald)241 rungsböden mit geringem Nährstoffgehalt aud nährstoff- und meist basenreichen Böden Melico-Fagetum (Perlgras-Buchenwald)242 in colliner bis submontaner Lage

Eichen-Hainbuchen-Wälder (Carpinion) und Eichen-Birken-Wälder (Quercion robori-petraeae)243 extrem saure sandige und tiefgründige Böden in Holco mollis-Quercetum robori-petraeae (boden- grundwasserfernen Bereichen, mit fluviatilen saurer Honiggras-Eichenwald) (auch äolischen) Ablagerungen, podsolige Braunerde meist gut basen- und nährstoffversorgte, tief- Stellario-Carpinetum (Sternmieren-Stieleichen- gründige, lemige, stau- oder grundwasser- Hainbuchenwald)244 beeinflußte Böden in colliner bis submontaner Lage

240 Die Mehrheit der unter diesem Biotoptyp zusammengefaßten Bestände in der Rheinaue sind Pappelforste. 241 Die Verbreitung des Luzulo-Fagetums beschränkt sich im Planungsraum auf den Binger Wald. 242 Außerhalb des Binger Waldes ist diese Waldgesellschaft auch in den höheren Lagen der Rhein-Nahe- Niederung vertreten. 243 Beide Verbände sind häufig in Verbindung mit Niederwaldnutzung in den steileren Lagen der Östlichen Huns- rückausläufern sowie der Rhein-Nahe-Niederung anzutreffen. 244 In den Bachauen des Rheinhessischen Tafel- und Hügellandes sowie in den nicht mehr überschwemmten ehemaligen Flußauen befindet sich großflächig das Potential zur Entwicklung von Feldulmen-Stieleichen- Hainbuchenwäldern (Stellario-Carpinetum ulmetosum). Zur Zeit bestehen nur noch fragmentarische Reste dieser Gesellschaft an wenigen Bächen. Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel 107

Niederwälder245 an mäßig steilen Hängen und Kuppen Eichen-Birken-Niederwald an Hangfüßen und in kleinen Talmulden auf Hasel-(Hainbuchen-) Niederwald etwas basenreicheren und feuchteren Standor- ten

Waldsäume und Schlagfluren sommerwarme, trockenere und basenreichere Pruno-Ligustretum (Schlehen-Liguster-Gebüsch) Standorte

Gebüsch-Staudengestrüppe in Waldverlichtun- Sambuco-Salicion capreae (Traubenholunder-Sal- gen (frühe Stadien der Wiederbewaldung) weiden-Vorwaldgesellschaften)

Staudensäume frisch-feuchter, stickstoffreicher Glechometalia hederaceae (Gundelreben-Gesell- Standorte schaften)

Staudensäume trockenwarmer Standorte Origanetalia vulgaris (Wirbeldost-Gesellschaften)

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Die bisherige großflächige Bewirtschaftung als sog. Altersklassenwald mit vergleichsweise kurzen Umtriebszeiten hat in der Vergangenheit zu einer Ungleichverteilung und Verringerung der tierökolo- gisch bedeutsamen Altholzbestände sowie mehrschichtiger Wälder geführt. Gleichzeitig fand weithin eine Umwandlung in Nadelforste statt, so daß die Durchgängigkeit großer zusammenhängender Wäl- der hinsichtlich Lichthaushalt und Schichtung nicht mehr gegeben ist. Die sich über ganze Talhänge hinziehenden ausgedehnten Niederwaldflächen sind durch Aufgabe der traditionellen Bewirtschaf- tungsformen und durch Nutzungsentflechtung, Nadelholzaufforstung bzw. Überführung in Hochwald bestandsbedroht.

Biotop- und Raumansprüche Reife, hallenartig, locker aufgebaute Reinbe- Die Raupe des Nagelfleck (Aglia tau) entwickelt stände246 aus Rotbuche sich v. a. an Rotbuche, Imaginalhabitate insbe- sondere der männlichen Falter sind größere Be- zirke innerhalb und am Rande geschlossener Wal- dungen (EBERT & RENNWALD 1994). Schwarzspecht247: Bruthabitat in mindestens 120 Jahre alten Altholzbeständen, die in locker aufge- baute Wälder eingelagert sind (z. B. STEIN 1981). Hohltaube248: auf ausreichende Dichte von Schwarzspechthöhlen in der Randzone ausge-

245 Anzuschließen sind hier auch die gemäßigten Trockenwälder (bodensaurer Traubeneichen- und Labkraut- Eichen-Hainbuchenwald) (s. Biotoptyp 14), sofern sie eine durch Niederwaldbewirtschaftung geprägte Waldstruk- tur aufweisen. 246 Allerdings fördert ein bestimmter Nadelholzanteil wegen des Vorkommens der Roßameise die Dichte der Schwarzspechtpopulation. 247 Siedlungsschwerpunkt des Schwarzspechts im Planungsraum ist nach den vorliegenden Daten der Biotop- kartierung der Binger Wald. Daneben konzentrieren sich Vorkommen insbesondere im Lennebergwald. Neben ei- nem weiteren Siedlungskern in den Wäldern der Rheinhessischen Schweiz liegen Einzelvorkommen verstreut entlang der Waldbestände in der Rheinaue. Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel 108

dehnter Buchenalthölzer angewiesen (MILDEN- BERGER 1984). Rauhfußkauz249: bevorzugt Höhlenangebot in unmittelbarer Nähe von lückigen Altholzbeständen und Waldwiesen (kleinsäugerreiches Jagdbiotop) (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980). Wildbienenarten: nutzen das weißfaule Zerfalls- stadium zur Nestanlage, wenn das Altholz son- nenexponiert in unmittelbarer Nähe zu Blütenan- geboten steht (WESTRICH 1989). unterwuchsreiche Eichen-Hainbuchen- und Haselmaus (Muscardinus avellanarius)250. Buchenwälder struktur- und grenzlinienreiche Laub- und Grauspecht251: lichte laubholzreiche Bestände Mischwälder mit Altholz (Brutbäume) und viel bodennahem Totholz (Nahrungshabitat) (vgl. WEID 1988, SCHERZINGER 1982, THOMAS 1983). Bodenbewohnende Laufkäfer mit strenger Bin- dung an das feucht-dunkle Waldinnenklima: z:B. Molops piceus. lichte Laubwaldflächen frischer Standorte im Waldschnepfe252: Balzareale bevorzugt über Frei- Kontakt mit feuchten Standorten flächen von jungen Laubholzbeständen; Bruthabi- tate in unterwuchsreichen, lockeren (jungen) Laubholzkulturen sowie in nicht dicht geschlosse- nen Baumbeständen; Nahrungshabitate i.d.R. ge- hölzbestandene Naß- und Feuchtflächen (z. B. Quellwälder, Feuchtgebüsche, Erlen-Eschen- Sumpfwälder) (STAUDE 1985; MILDENBERGER 1982). mäßig besonnte Waldränder, Waldwege, kleine Waldbrettspiel (Pararge aegeria): Raupen an Lichtungen und lichte Waldrandzonen Waldgräsern (WEIDEMANN 1988).

Tot- und Althölzer, anbrüchige Bäume, natur- Ca. 40 Schnellkäfer-Arten (Elateridae) (vgl. faule Stöcke bzw. Baumstämme SCHIMMEL 1989), wie z. B. Melanotus crassicol- lis253, M. erythropus, sind auf Tot- und Althölzer angewiesen. Hirschkäfer benötigen naturfaule Stöcke bzw.

248 Die Verbreitung dieses Brutnachfolgers konzentriert sich entsprechend auf den die Buchenwälder des Binger Walds, höhlenreiche Waldbestände im Lennebergwald und weitere kleine Wälder der Rhein-Nahe-Niederung. 249 Die stabilsten und zugleich stärksten Populationen in Rheinland-Pfalz sind auf dem Quarzitkamm des Huns- rücks anzutreffen. Im Planungsraum sind diesem Bild entsprechend die Hochlagen des Binger Walds besiedelt. Als Bruthabitat dienen Buchen-Fichtenalthölzer (KUNZ & SIMON 1987). 250 Nachweise liegen für die Östlichen Hunsrückausläufer und den Waldflächen am Talausgang der Selz vor (BITZ 1980). Die Biotopkartierung nennt ergänzend Vorkommen in der Rheinaue bei Gimbsheim. 251Während die buchenreichen Waldgebiete des Binger Waldes nach den vorliegenden Daten nur dünn besiedelt sind, zeichnet sich ein Vorkommensschwerpunkt in den Auwaldresten entlang der Rheinaue ab. 17 der 18 Mel- dungen des Grauspechts in der Biotopkartierung beziehen sich auf die Auenbereiche von Rhein und Nahe. 252 Die Brutgebiete der Waldschnepfe liegen schwerpunktmäßig in den Quellregionen des Erbachs (5-6 Paare [1980]), von Münz-, Berlicher und Trechtingshausener Bach (zusammen 13-14 Paare) sowie um den Schiffelberg an der Landkreisgrenze (10-15 Paare). Kleinere Populationen bestehen im Großwinternheimer Wäldchen sowie an der Waldeck bei Ingelheim (BITZ 1981). Die Biotopkartierung nennt darüber hinaus ein Vorkommen der Waldschnpefe im Waldgebiet Vorholz südlich von Niederwiesen. 253 Zusagende Lebensraumbedingungen findet diese Schnellkäferart im Mainz-Gonsenheimer Wald (TK 6014) (SCHIMMEL 1989). Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel 109

Bäume mit Stockdurchmessern von über 40 cm zur Eiablage für mehrere Generationen in einem Bestand (TOCHTERMANN 1992). Kapuzenkäfer (Lichenophanes varius)254 ist für seine Entwicklung auf mehrhundertjährige (Rot- buchen und) Eichen angewiesen (NIEHUIS 1994).

Randzonen lichter Wälder in Verbindung mit Wachtelweizen-Scheckenfalter (Mellicta athalia), magerem Extensivgrünland (magere mittlere Rundaugen-Mohrenfalter (Erebia medusa)255: Wiesen und Weiden, Borstgrasrasen) Larvallebensraum sind krautig-grasige Vegetati- onsstrukturen unter halbschattigen, warmen Standortbedingungen in der Übergangszone Wald/Offenland bzw. im sehr lichten Waldbereich v. a. von Eichenmischwäldern. Imaginalhabitat: voll besonnte, offene aber windgeschützte Stand- orte im ungedüngten Magergrünland (WEIDEMANN 1988, BROCKMANN 1989). Gelbringfalter (Lopinga achine)256: lichte, warme, vorzugsweise luftfeuchte Waldbiotope mit sehr lü- ckigem Kronenraum und einer strukturreich aus- geprägten Kraut- und Strauchschicht (optimal in Mittel- und Weidewäldern); Raupen leben an (v. a. magerkeitszeigenden) Gräsern wie z. B. Brachy- podium, Carex (BROCKMANN 1989, EBERT & RENNWALD 1991b). Kaisermantel (Argynnis paphia): Eiablage z. B. an Borken von gut besonnten randständigen Eichen, Raupen an Veilchen im Waldsaum. Großer Perlmutterfalter (Mesoacidalia aglaia)257: Larvallebensraum sind Veilchenarten an Störstel- len im Grünland, Falter an blütenreichen beson- ders warmen Bereichen des Waldrandes. Veilchen-Perlmutterfalter (Clossiana euphrosy- ne)258: warme Saumbiotope (u. a. am Rande der Bachtäler oder auf Waldwiesen), wo die Raupen- futterpflanzen (Veilchenarten) vorkommen.

254 Die einzigen Vorkommen dieser Art im Planungsraum befinden sich in kleinen isolierten Wäldchen südlich von Worms (NIEHUIS 1994), wo die Eichenaltholzsubstanz schon bei GLASER (1865) als Brutbäume des ebenfalls sehr seltenen Heldbocks (Cerambyx cerdo) erwähnt wird. 255 Die Vorkommen beider Arten im Planungsraum beschränken sich auf die Östliche Hunsrückhochfläche, wo vorwie- gend die Übergangsbereiche vom Wald zu mageren Grünlandbiotopen besiedelt sind. Wie viele andere Tagfalterarten sind auch diese im Mainzer Kalkflugsandgebiet, wo sie bis Mitte des Jahrhunderts häufig waren, spätestens in den 70er Jahren verschwunden (ROSE 1988). 256 Die landes- und bundesweit äußerst bestandsbedrohte Art galt bis in die 60er Jahre als "Charaktertier" von Mainzer Sand und Lennebergwald (ROSE 1988). Nach rapidem Rückgang wurde die Art nach 1974 nicht mehr beobachtet. In Rheinland-Pfalz existieren nur noch sehr kleine Populationen im Bienwald (KRAUS 1993), in angrenzenden Gebieten der nördlichen Oberrheinebene in Hessen und Baden-Württemberg kommt die Art nicht mehr vor (BROCKMANN 1989, EBERT & RENNWALD 1991b). Als Hauptursache für die Bestandseinbrüche in ganz Mitteleuropa ist in erster Linie die Aufgabe histori- scher Waldnutzungsformen wie Waldweide und Mittelwaldwirtschaft verantwortlich (WEIDEMANN 1988). 257 Der Große Perlmutterfalter besiedelt im Planungsraum nur die von Magergrünland durchdrungene und daher grenzlinien- reiche Waldgebiete der Östlichen Hunsrückausläufer. Neben Vorkommensschwerpunkten nördlich des Binger Walds existieren nach Angaben der Biotopkartierung kleinere Populationen auch südlich davon um Waldalgesheim. 258 Im Hunsrück kommt der Veilchen-Perlmutterfalter vereinzelt auf Waldwiesen und trockenen Grasplätzen vor (FÖHST & BROSZKUS 1992); viele der genannten Funde sind aber nicht mehr aktuell. Lediglich um Stromberg (Landkreis Bad Kreuz- nach) wird die Art auch in neuerer Zeit noch gefunden (vgl. LFUG & FÖA 1998). Als Fundort im nördlichen Teil des Planungs- raums wird von der Biotopkartierung ein Südhang nördlich von Weiler (6013-1022) genannt. Auch in den Auenwaldflächen süd- östlich von Worms zwischen Südhafen und Wirtshaus „Mittlerer Busch“ (6316-3008) bevorzugt die Art windgeschützte Teilbe- reiche in der Nähe von extensivem Grünland. Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel 110

Waldmäntel mit angrenzenden Hochstauden- Faulbaum-Bläuling (Celastina argiolus)259: Raupe fluren v. a. an Gehölzarten Frangula alnus, Cornus san- guinea.(1.Generation) und Ligustrum vulgare, Cal- luna vulgaris und Lythrum salicaria (2. Generati- on); hier auch Imaginalhabitat, wobei einzelne Gebüsche als Treffpunkt der Geschlechter dienen (EBERT & RENNWALD 1991b).

Inselartige Waldbestände dürfen einen Durchmesser von 80 m nicht unterschreiten, da die kleinklima- tischen Randeffekte sonst den Wald völlig durchdringen und sich kein waldtypisches Bestandsklima ausbilden kann (MADER 1980). Waldtiere akzeptieren diese Situation nicht mehr und eine Besiedlung bleibt daher aus. Waldlaufkäferarten benötigen ein Mindestareal von 2 - 3 ha, das für stenotope Spinnenarten mehr als 10 ha umfassen muß (MADER 1981). DRANGMEISTER (1982) nennt für Rindenwanzen in typischer Artenzusammensetzung 20 ha. In der gleichen Größenordnung liegt der Flächenbedarf von bedrohten Waldkäfern. Nach Untersuchungen an einer Eichenbockpopulation in Ostdeutschland reichen 20 ha aus, um den Bestand zu erhalten (DÖHRING zit. in BLAB 1993). Nach Angaben von TOCHTERMANN (1992) benötigt der Hirschkäfer Eichenbestände der Altersklas- se von 150-250 Jahre ab einer Flächengröße von ca. 5 ha oder auf 500 ha Einzelbäume dieser Al- tersstufen im Abstand von 50 bis 100 m. Pro Eigelege sind im Umkeis von maximal 2 km zwei bis drei Bäume mit anhaltendem natürlichen Saftfluß erforderlich (TOCHTERMANN 1992).

REICHHOLF (in WERRES 1984) sieht 70 - 80 ha als Grenzfläche eines Waldnaturschutzgebietes an, innerhalb der - unter Ausschluß von Großvogelarten - eine typische Kleinvogelfauna erhalten werden kann. Der Schwarzspecht benötigt reichstrukturierte Waldbestände - auch mit eingestreuten Nadelholzbe- ständen - und offenlandbestimmten Biotopen (Nahrungshabitat) in einer Größenordnung von 250 - 600 ha (vgl. RUGE & BRETZENDORFER 1981, LANG & SIKORA 1981). Innerhalb dieser Reviere sind Altholzinseln von mindestens 50 - 100 Bäumen (v. a. Buchen), die älter als 120 Jahre sind, als Habitatkompartiment erforderlich260. Die Altholzbereiche sollen konzentriert im Nachbarschaftsver- bund in großflächige, d.h. 20-30 km² große zusammenhängende Waldlebensräume eingebettet sein. Pro 100 ha Waldfläche sollte eine Altholzinsel mittlerer Größe von 2-3 ha vorhanden sein (WEISS 1984). Verbreitung und Brutdichte der Hohltaube werden in erster Linie von der Anzahl und Verteilung geeig- neter Nisthabitate (Schwarzspechthöhlen) bestimmt. In großflächigen, optimal strukturierten Waldge- bieten mit einem hohen Anteil an Buchenaltholzbeständen beträgt die Siedlungsdichte 1-2 Brutpaa- re/100 ha (KÜHLKE 1985, WEID 1988, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980)261. Da als Nah- rungshabitat v. a. Offenlandbiotope (Äcker, Grünland, Ruderalfluren) benötigt werden, besiedelt die Hohltaube geschlossene Waldbestände i.d.R. nur bis zu einer Tiefe von 1-3 km, maximal 5 km (vgl. GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980, MILDENBERGER 1984). Beim Rauhfußkauz bestimmen das jeweilige Höhlenangebot und der Anteil an kleinsäugerreichen Jagdfläche die Reviergröße. Hierbei wird die erforderliche Jagdfläche im etw 40 ha großen Brutrevier auf mindestens 2 ha geschätzt, und die Altholzfläche sollte bei mindestens 8 ha betragen (HEIDRICH 1990). Allerdings werden isolierte kleine Althölzer trotz Vorhandensein von Schwarzspechthöhlen nicht besiedelt, da Rauhfußkäuze innerhalb weiter Flächen "geklumpt" siedeln und dabei in Rufkon- takt bleiben müssen (HÖLZINGER 1987). Die Reviere und somit die besetzten Altholzinseln dürfen

259 Der Faulbaum-Bläuling wurde in den Jahren 1993 und 1994 an 11 Fundorten nachgewiesen, die sich auf die Waldrandbereiche der Nordpfälzer Berglandausläufer sowie auf Gehölzbestände an der Rheinhessischen Rand- stufe und dem Unteren Selztal konzentrieren. Die Biotopkartierung nennt als Lebensräume die grenzlinienreichen Hänge nordwestlich von Schwabsburg (6115-2049) sowie den aufgelassenen Steinbrüche südwestlich von Op- penheim (6116-3001) und den Kalksteinbruch Rosengarten (6315-1008) bei Gundersheim, die sich in Teilberei- chen durch ein besonders ausgeprägtes Angebot o. g. Nahrungspflanzen auszeichnen. 260 HAVELKA & RUGE (1993) geben als untere Grenze 10 Bäume je 200 ha an. 261 Hierbei wirkt sich das Totholzangebot positiv aus. In einem ca. 500 ha großen überwiegend aus Buchenalt- holz zusammengesetzten Laubwald in Mecklenburg nahm der Hohltaubenbestand wegen vermehrten Totholzes auf 35 Brutpaare, d.h. 7 BP/100 ha, zu (PRILL 1989). Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel 111 nicht weiter als ca. 1,4 km voneinder entfernt liegen (STADELMAIER 1981). Unter solchen Bedingun- gen können auf einem Areal von 600 ha 8 Rauhfußkauz-Paare brüten (BEZZEL 1985). Der für grenzlinienreiche, lockere Laub- und Mischwälder typische Grauspecht benötigt strukturreiche Waldbestände in einer Größenordnung von mehr als 100-350 ha (vgl. WEID 1988, GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980, SÜDBECK 1990), wobei die Reviergröße in Abhängigkeit von der Strukturvielfalt und dem Altholzanteil stark variiert. Das Balz- bzw. Brutareal eines Brutpaares der Waldschnepfe beträgt zwischen 15 und 40 ha (vgl. STAUDE 1985); besiedelt werden geeignete Biotopstrukturen allerdings im allgemeinen nur, wenn sie in geschlossenen, von Laubwald dominierten Waldflächen von i.d.R. mehr als 100 ha Größe liegen (vgl. STAUDE 1985, MILDENBERGER 1982). Voraussetzung für das Brutvorkommen der Wald- schnepfe ist - neben einem großräumigen Wechsel in der vertikalen Waldstrukturgliederung - die en- ge Benachbarung der eigentlichen Niststandorte in frischen Waldbereichen sowie der bevorzugten Nahrungshabitate in feucht-nassen Waldbereichen in einem Abstand von im Durchschnitt nicht mehr als 200 m (bis maximal 600 m) (vgl. STAUDE 1985).

Der Raumanspruch einer Population des Wachtelweizen-Scheckenfalters nimmt WARREN (1987 b, c) mit 1-3 ha an, wobei zur Populationsbildung schon Minimalflächen in einer Größe von 0,5-1 ha aus- reichen (vgl. THOMAS 1984). Die Habitate der Art unterliegen als Sukzessionsstadien im Übergangs- bereich vom Wald zum Offenland im allgemeinen relativ rasch Vegetationsveränderungen. Voraus- setzung für das Überleben einer Gesamtpopulation ist damit die kontinuierliche Neuentstehung ge- eigneter Biotopflächen, die vom Wachtelweizen-Scheckenfalter - ausgehend von individuenstarken Teilpopulationen - besiedelt werden können. Zur notwendigen Vernetzung von Wäldern liegen kaum Angaben vor. Einerseits sind die Wälder mitt- lerer Standorte ein entscheidendes Kompartiment im Lebensraum von Arten mit großen Aktionsradien (z. B. Hohltaube, Schwarz- und Grauspecht), andererseits sind sie Gesamtlebensraum vieler hoch- spezialisierter Insektenarten, wie z. B. von totholzbewohnenden Käfern, die wenig mobil sind (GEISER 1989). Individuen der stenöken Waldinnenraumbewohner, z. B. unter den Laufkäfern, wan- dern mehrheitlich nur über geringe Distanzen entlang von Hecken in umliegende Waldbiotope ein (wenige Meter bis max. 200 m) (GLÜCK & KREISEL 1986, BUREL & BAUDRY 1990). Nach MADER (1980) werden Abstände zwischen einem größeren Waldbestand und einer Waldinsel von 500 m von vielen Tierarten nicht mehr überbrückt. Für die typischen Halboffenlandschmetterlinge dürfen geeignete Biotopflächen wahrscheinlich nicht wesentlich weiter als 300-600 m voneinander entfernt liegen (vgl. WARREN 1987 a, b, c). Hier ist zu- dem eine intensive Vernetzung mit blütenreichen Offenlandbiotopen von wesentlicher Bedeutung. Laubwälder mittlerer Standorte und ihre Mäntel 112

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einer großflächigen Ausdehnung des Waldes abhängig von ¾ einem reichgegliederten Altersklassen- und Baumartenaufbau des Waldes ¾ einem hohen Anteil an Altholzbeständen ¾ einem hohen Totholzanteil ¾ der Bewirtschaftungsform (Endnutzungsalter, plenterartige Nutzung u. a.) dem Vorhandensein reichstrukturierter Saum- biotope

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktiona- ¾ Waldbiotopen trockener und feuchter Standor- ler Bedeutung bestehen mit te (Trockenwälder, Gesteinshaldenwälder, Bruch- und Sumpfwälder) ¾ übrigen Wäldern und Forsten ¾ Strauchbeständen ¾ offenlandbestimmten Biotopen magerer und mittlerer Standorte wie (magere) Wiesen und Weiden, Borstgrasrasen und Zwergstrauch- heiden ¾ nahrungsreichen Fließ- und Stillgewässern

Zielgrößen der Planung Anzustreben ist die Ausweisung von Waldflächen von mindestens 100 ha Größe mit der "Vorrangnut- zung Naturschutz" im Komplex mit möglichst großflächig naturnah bewirtschafteten Waldbeständen. In Wäldern mit höheren Altholzanteilen sollten, ausgehend von der mittleren Größe eines Schwarz- spechtreviers von ca. 400 ha, ca. sechs Altholzinseln mit einer Größe von 2-3 ha in ihrer Nutzung den Ansprüchen dieser Art angepaßt werden. Längerfristig ist diese Konzentration im Rahmen einer an- zustrebenden ökologischen Waldentwicklung mit höheren Altholzanteilen zu modifizieren und zu er- gänzen. Für wenig mobile Wirbellose müssen Waldkomplexe erhalten bzw. geschaffen werden, in denen die Entfernung zwischen lichten Waldbeständen oder Waldmänteln und den angrenzenden Magergrün- landflächen (Waldwiesen etc.) nicht mehr als 500 m betragen.

Weichholz-Flußauenwälder 113

17. Weichholz-Flußauenwälder

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Weichholz-Flußauenwälder kommen auf sandig-schluffigen oder tonigen, aufgrund der Sedimentation von Schwebstoffen nährstoffreichen Standorten vor. Sie werden jährlich mehrmals für längere Zeit überschwemmt. Im Planungsraum könnten sie sich am Rhein und an der Nahe entwickeln. Weich- holz-Flußauenwälder entwickeln sich potentiell in engen Talabschnitten linienhaft am Ufer und auf In- seln sowie großflächig in breiteren Talabschnitten. Aktuell sind jedoch nur wenige, kleinflächige und fragmenthafte Bestände ausgebildet262. Die Weichholz-Flußaue ist geprägt durch den starken Wechsel von Überflutungen und Grundwasser- ständen263. Sie unterliegt einer starken Dynamik, die bestimmt ist durch Flußverlagerungen und der Bildung von Pionierstandorten. An den Bestandsrändern und -lücken entwickeln sich Uferweidenge- büsche als natürliche Mantelgesellschaft der Weichholzaue.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: flach ansteigende grund-wasser- und über- Salicetum albae (Silberweidenwälder mit Weiden- schwemmungsbeeinflußte Bereiche in Höhe gebüschen) des mittleren Sommerwasserstandes Salicetum triandro-viminalis (Mandelweiden-Korb- weidengebüsch) offene Pioniergesellschaften und Therophyten Chenopodio-Polygonetum (Knöterich-Gänsefuß- der lückig bewachsenen, von Überschwem- Gesellschaften), Agropyro-Rumicion-Gesellschaf- mungen immer wieder umgestalteten Bereiche ten (Quecken-Ampfer-Gesellschaften)264 mit Trockenstandorten über Schotter und nur geringem Feinbodenauftrag

Eingelagerte Kleingewässer werden im Biotopsteckbrief 3 "Flüsse und durchströmte Altwasser" be- handelt.

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Durch die intensive Nutzung der Flußauen wurden die Weichholz-Flußauenwälder in der Vergangen- heit bis auf fragmentarische Reste vernichtet. Wasserbauliche Maßnahmen zur Festlegung des Fluß- laufs oder die Schiffbarmachung des Rheins verhindern den jährlich mehrmaligen, längerfristigen Ü- berstau des Flußgestades und der Flußaue, so daß die Überschwemmung als wesentlicher standort- prägender Faktor zur Ausbildung dieses Biotoptyps nicht mehr zum Tragen kommen kann. Durch den Ausbau der Flüsse wird jede Flußumlagerung, die Pionierstandorte und eine Sukzession zu Weich- holz-Flußauenwäldern ermöglichen würde, unterbunden. Die Baumbestände auf diesen Standorten wurden in Pappelforste umgewandelt. Heute resultiert die Gefährdung v. a. aus dem Flächen- verbrauch für die Ansiedlung von Gewerbe, Infrastruktur für Freizeit, Naherholung und Fremdenver- kehr sowie die Schadstoffbelastung des Wassers.

262 Auwaldreste stehen noch an den Außenseiten der Rheininseln und am Rheinufer oberhalb der Selzmündung zwischen Ingelheim-Nord und Bubenheim sowie an der Nahe. Sonst sind sie meist durch Grünlandnutzung ver- drängt (UHLIG 1964; MÜLLER-MINY 1971). 263 Die Weichholzaue liegt unterhalb einer Höhenlinie, die durch die 100-Tage-Grenze der jährlichen Überflutung gekennzeichnet ist (DISTER zit. in DILGER & SPÄTH 1988) bzw. weniger als ca. 1m über Jahresmittelwasser liegt. 264 siehe auch Biotoptyp 3 und 4. Weichholz-Flußauenwälder 114

Biotop- und Raumansprüche reichstrukturierte, lichte Wald-randbereiche Gelbspötter265: Nist- und Nahrungshabitat in mehrschichtigen v. a. höheren Gehölzbeständen, wo die Oberschicht nur einen geringen Deckungs- grad aufweist (BEZZEL 1993). Pirol266: kann als charakteristisch für locker auf- gebaute Weichholz-Flußauenwälder in enger Ver- zahnung mit Hartholz-Flußauenwäldern angese- hen werden. Nachtigall: in den Flußauen des Rheins und seiner Nebenflüsse in ausgedehnten Brennesselbestän- den auf einer "durchfeuchteten" Fallaubdecke" der lichten "Weidenauenwäder" (WINK 1971). flußnahe, ältere Bäume Graureiher267: Nistplatz auf höheren Bäumen mit lichtem Unterholz, Nahrungshabitat sind v. a. seichte Gewässerstellen bis 0,6 m Tiefe (vgl. BEZZEL 1985).

Mandelweiden-Korbweidengebüsche Beutelmeise: in Weichholzauengebüschen mit schmalblättrigen Weidenarten entlang von Fluß- ufern oder am Rand stehender Gewässer (z. B. Kiesabgrabungen), bevorzugt in engem Kontakt zu Röhrichten (GLUTZ von BLOTZHEIM & BAUER 1993)268.

Wichtige Nahrungsräume für viele Schmetter- lingsarten, z. B. Glasflügler (Familie Sesiidae); wichtig ist eine enge Vernetzung zwischen Weich- holz-Flußauenwäldern und anschließenden Feuchtwiesen oder Hochstaudenfluren mit einem hohen Angebot von Nektarpflanzen (Umbellife- renblüten) (PETERSEN 1984). Im Holz alter oder anbrüchiger Weiden lebt eine große Zahl von In- sektenarten, z. B. die Bockkäfer Moschus- und Weberbock (Aromia moschata, Lamia textor).

Teillebensraum monophager Wildbienen, die hier das Pollenangebot nutzen, ihren Nistplatz aber in benachbarten offenen Bodenbereichen (z. B. Dammkrone, vgl. BRECHTEL 1987) haben.

265 Nach den Angaben der Biotopkartierung zeichnet sich ein deutlicher Siedlungsschwerpunkt in den Gehölzbe- ständen der Rheinaue und an der Nahe ab. Daneben werden auch die Bachauen im Rheinhessischen Tafel- und Hügelland besiedelt, insbesondere die Selzaue. Der Bestand scheint in Rheinhessen insgesamt abzunehmen (BITZ 1981, 1983). 266 Im Planungsraum ist der Pirol entlang der Flußläufe von Rhein und Nahe weit verbreitet. Er kommt - in gerin- ger Dichte - auch in Pappelforsten und vergleichbar lichten Waldbeständen bis zu einer Höhe von 300 m ü. NN vor (vgl. KUNZ & SIMON 1987; THOMAS 1983, eig. Beobachtung d.Verf.). Nach BITZ (1979) sind niedrige Obst- baumbestände für das rheinhessische Vorkommen charakteristisch. 267 Brutkolonien bestehen entlang des rheinhessischen Inselrheins zwischen Bingen und Mainz-Budenheim so- wie bei Gimbsheim. 268 Vorkommensschwerpunkt der Beutelmeise im Planungsraum ist die Rhein-Nahe Niederung und die Rhein- niederung zwischen Oppenheim und Eich. Einzelne Vorkommen sind auch aus dem Bereich des Wormser Rieds und aus dem Selztal bekannt. Weichholz-Flußauenwälder 115 gut besonnte randständige Weiden und Pap- Entwicklungsraum von Nachtfalterarten, die v. a. peln auf Weiden und (Schwarz-) Pappeln als Nah- rungspflanzen ihrer Larven angewiesen sind: Gastropacha populifolia269, Tethea ocularis, Ce- rura erminea, Clostera anastomosis, Sesia api- formis, Acronicta megacephala, Ipimorpha retusa und I. subtusa, Enargia ypsilon, E. paleacea, Eari- as clorana, Scoliopteryx libatrix, Colobochyla sali- calis, Lomographa trimaculata (EBERT zit. in GERKEN 1988, EBERT & RENNWALD 1994). Kleiner Schillerfalter (Apatura ilia)270: besiedelt in der Oberrheinebene den Grenzbereich der Weich- holz- zur Hartholzaue, Lebensraum sind sonnige Waldränder mit Vorkommen der Raupenfutter- pflanzen (v. a. Pappeln), vegetationsarme feuchte Bodenstellen als Faltersaug- und -sonnplatz (EBERT & RENNWALD 1991a). innere Auwaldbereiche Kleinspecht271: Nisthöhle bevorzugt in Weichhöl- zern mit Schwach- und Totholz (vgl. BEZZEL 1985BLUME 1993). vegetationsarme, episodisch überschwemmte Lebensraum zahlreicher in Rheinland-Pfalz selte- und umgelagerte Kies- und Grobsandufer und - ner "Uferlaufkäfer" der Gattungen Agonum, Bem- inseln (Abtragungs- und Auflandungsbereiche) bidion, Asaphidion und Clivina, die als Pionierar- ten selbst auf Inselchen in der Hauptgerinnezone auftreten (GERKEN 1988)272. Der Wolfsmilchschwärmer (Hyles euphorbiae) hat möglicherweise seinen Primärlebensraum im Be- reich der Aufschotterungen der Weichholzaue mit Ruderalvegetation. Heute ist die Art in ähnlich strukturierten Kiesabgrabungen anzutreffen. Typisch für locker bewachsene Flußschotterbän- ke, gebüschreiche sandige Flußufer oder Altwäs- ser ist der Flußuferläufer (Actites hypoleucos)273. periodisch überschwemmte Ufer Während des Frühjahr- und Herbstzuges hohe Bedeutung für Limikolen; Bereiche, die unmittelbar an den Fluß angrenzen bzw. Inseln stellen für Wasservögel international bedeutende Rast-,

269 Systematische Untersuchungen zur Nachtfalterfauna der Weichholz-Flußauenwälder im Planungsraum fehlen bislang. Lediglich die Arten Gastropacha populifolia und Cerura erminea wurden für den Mittelrhein nachgewiesen (STAMM 1981). 270 Die Biotopkartierung nennt lediglich den Eicher Wald bei Nack als Fundort (6214-1020, 6214-1021). Mit Vor- kommen in den pappelreichen Wäldern der Rheinaue ist zu rechnen, da diese in andren Bereichen der Ober- rheinniederung zu den bevorzugten Lebensräumen zählen (vgl. EBERT & RENNWALD 1991). 271 Mit 40 Meldungen in der Biotopkartierung gehört der Kleinspecht zu den häufigeren Spechtarten im Pla- nungsraum. Dabei konzentrieren sich die Vorkommen größtenteils auf die weichholzreichen Wald- und Gehölzbe- stände der Rheinaue. Die Bevorzugung von Auwäldern als Lebensraum wird auch von BITZ (1981) bestätigt. Ent- lang der Bachtäler, insbesondere des Selztals, greifen die Vorkommen auch auf die zentralen Gebiete Rheinhes- sens über. 272 Für den Planungsraum liegen nur wenige Untersuchungen vor: z. B. Bembidion monticola wurde 1928 für das Mittelrheintal bei Boppard nachgewiesen (KOCH 1968). 273 Nach Einschätzung von KUNZ & SIMON (1987) war der Flußuferläufer vor Beginn der Begradigungsmaß- nahmen offenbar ein verbreiteter Brutvogel an den meisten rheinland-pfälzischen Flüssen. Weichholz-Flußauenwälder 116

Mauser- und Überwinterungsgebiete dar274; die Weichholz-Flußauenwälder schirmen dabei v. a. Störeinflüsse von der Land- wie von der Flußseite her ab. periodische Flutmulden, Tümpel Laichbiotope für Amphibien (vgl. Biotopsteckbriefe 3 und 4) eingesprengte Tümpel, Weiher oder Altwässer Barsche finden in den Ruhig- bzw. Stillwasserbe- mit Anbindung an den Fluß reichen (SCHIEMER 1988) Nahrungs- und Laich- biotope bzw. Ruhestände.

Bei Glasflüglern wurden bislang nur geringe Populationsdichten festgestellt. Die Ausdehnung der Weichholz-Flußauenwälder sollte deshalb großflächig sein, d.h. mindestens 20 ha umfassen, um lokal stabile Populationen zu erhalten (LfUG/ FÖA 1993). Der Pirol kommt in Rheinland-Pfalz nur in den Niederungen unter 300 m ü.NN vor (KUNZ & SIMON 1987). Er hat eine Reviergröße zwischen 10 und 25 ha, wobei die Nester benachbarter Brutpaare im Durchschnitt 700 m weit auseinanderliegen (minimal 150 m) (WÜST 1986). Beim Gelbspötter werden von RHEINWALD et al. (1984) und HANDKE & HANDKE (1982) biotoptypbezogene Siedlungsdichten von ca. einem Brutpaar auf 6 - 10 ha Fläche angegeben. Die Nachtigall benötigt Weichholz- Flußauenwälder mit einer Mindestgröße von ca. 4 ha (LfUG/FÖA 1993). Auf den vegetationslosen Flächen der Weichholzaue ist eine Siedlungsdichte pro Kilometer Fließge- wässerufer von etwa einem Brutpaar des Flußregenpfeifers möglich (vgl. MILDENBERGER 1982). Dies gilt in etwa auch für den Flußuferläufer (vgl. GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1977). Zur An- lage von Nestern genügen dem Flußuferläufer u.U. sogar vegetationsarme Flächen von 20 m² (HÖLZINGER 1987). Der Flußregenpfeifer siedelt aufgrund der Zerstörung der Weichholz-Flußauen heute jedoch v. a. in Abgrabungsflächen. Vom Brutort bis zum Nahrungsgewässer können bis zu 3 km zurückgelegt werden.

Zusammenfassende Bewertung

Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einer periodischen Überschwemmung der abhängig von: Weichholzaubereiche ¾ der Ausbildung temporärer bzw. perennieren- der Still- und Ruhigwasserbereiche ¾ der Ausbildung von Weidengebüschen ¾ dem Vorhandensein von vegetationsfreien Pi- onierstandorten

274 Sie sind wichtige Bestandteile einer übergreifenden Vernetzung für wandernde Vogelarten (vgl. Biotopsteck- brief 3 Flüsse und Flußauen). Weichholz-Flußauenwälder 117

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Flüssen und Altarmen naler Bedeutung bestehen mit ¾ Hartholz-Flußauenwäldern ¾ Tümpeln, Weihern und Teichen ¾ Seen und tiefen Abgrabungsgewässern ¾ Grünlandbiotopen, besonders Feuchtwiesen ¾ flußbegleitenden Kies- und Sandabgrabungen ¾ Röhrichten

Zielgrößen der Planung Weichholz-Flußauenwälder sollten eine Mindestfläche von 20 ha nicht unterschreiten. Wegen der be- sonders engen Beziehung zum Hartholz-Flußauenwald sollten Biotopkomplexe beider Wälder ange- strebt werden. Doch haben auch nur schmal ausgebildete Weichholz-Flußauenwälder eine ökologi- sche Bedeutung.

Hartholz-Flußauenwälder 118

18. Hartholz-Flußauenwälder

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Die Hartholzaue bildet im Anschluß an die Weichholzaue den am höchsten gelegenen Teil des Über- schwemmungsbereiches am Mittel- und Unterlauf der Flüsse. Sie wird nur an wenigen Tagen im Jahr275 überschwemmt. Nach der Höhe über dem Jahresmittelwasser und der daraus resultierenden Überflutungshäufigkeit werden eine tiefe und eine hohe Hartholzaue unterschieden276. Die Böden sind tiefgründig und nährstoffreich. Hartholz-Flußauenwälder sind im Planungsraum bis auf wenige Fragmentbestände nicht mehr anzu- treffen.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen angetroffen: tiefe Hartholzaue Querco-Ulmetum syn. Fraxino-Ulmetum (Stiel- eichen-Feldulmen-Flußauenwald)

hohe Hartholzaue Querco-Ulmetum carpinetosum (Hainbuchen- Feldulmen-Flußauenwald)

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Durch infrastrukturelle, städtebauliche, forst- und landwirtschaftliche Nutzung der potentiellen Stand- orte wurde nahezu der gesamte Bestand im Planungsraum vernichtet277. Die noch vorhandenen Hartholz-Flußauenwälder sind durch forstwirtschaftlichen Umbau (v. a. Anbau von Hybrid-Pappeln) und ausbleibende Überflutung gefährdet.

Biotop- und Raumansprüche Hartholz-Flußauenwald mit Saumzonen und Für die Hartholz-Flußauenwälder typische Vogel- Lichtungen278 arten (z. B. Schwarzmilan)279 brüten heute in den flußnahen Wäldern mittlerer Standorte. Bei idealtypisch ausgebildeter Baumartenzusam- mensetzung mit unterschiedlich alten Ulmen ist der Ulmenzipfelfalter (Satyrium w-album)280 eine

275 Am nördlichen Oberrhein an 14 Tagen im Jahr im langjährigen Mittel (DISTER 1980). Die räumliche Abgren- zung der Hartholzaue orientiert sich an der Überflutungsdauer von 2 bis 100 Tagen im Jahr (DISTER zit in DILGER & SPÄTH 1988). 276 Die tiefe Hartholzaue liegt 1 - 1,6 m über Jahresmittelwasser und wird durchschnittlich acht Wochen im Jahr überschwemmt. Die hohe Hartholzaue liegt hinsichtlich ihres Niveaus darüber und wird deshalb im Mittel 2,5 Tage vom Hochwasser erreicht (DILGER et al. 1988). 277 Gefährdung durch Rinderbeweidung der Auwaldreste besonders im Bereich zwischen Binger Wald und Mainz. Die Auwaldreste der Königsklinger Aue und an Uferbereichen der Nahe sind besonders durch Viehhaltung betroffen. 278 Besondere Bedeutung haben Hartholz-Flußauenwälder für die Entomofauna, die bisher jedoch nur sehr un- vollständig in der biologisch-faunistischen Literatur berücksichtigt worden ist. Einige der Großtierarten (z. B. Vö- gel) haben nach der Zerstörung der Waldstruktur der Hartholz-Flußauenwälder jedoch in ähnlich strukturierten Wäldern Ersatzlebensräume gefunden. 279 Die Rheinaue bildet den Siedlungsschwerpunkt des Schwarzmilans in Rheinland-Pfalz und darüber hinaus in Südwestdeutschland. Im Planungsraum ist besonders die Mainz-Gaulsheimer Rheinaue dicht besiedelt; in den übrigen Gebieten sind die Nachweise zerstreut. 280 Nachweise des Ulmenzipfelfalters liegen für den nördlich angrenzenden Abschnitt des Mittelrheintals vor (STAMM 1981). Für den Planungsraum stellt HASSELBACH (1981) einen starken Rückgang dieser Art fest, was offensichtlich im Zusammenhang mit dem Ulmensterben steht. Nach Auswertung der Biotopkartierung besiedelt Hartholz-Flußauenwälder 119

der Charakterarten der Hartholz-Flußauenwälder (DE LATTIN et al. 1957). Die Falter fliegen im Kro- nenbereich der Ulme und benötigen zur Nah- rungsaufnahme doldenblütenreiche Waldsäume und Lichtungen. Entwicklungsraum der Nachtfalterart Phyllodesma tremulifolia281, die hierfür Eichen in Auenwäldern bevorzugt (vgl. EBERT & RENNWALD 1994). Charakteristisch für Hartholz-Flußauenwälder, die mit Quellwäldern und Weiden-Auengehölzen ver- netzt sind, ist der Große Fuchs (Nymphalis po- lychloros) (s. LÖSER & REHNELT 1980).

Charakterart einer aus Weich- und Hartholzauen- sonnige Ränder von Auenwäldern mit Clematis wälder und wassernahen Bruchwäldern geprägten vitalba Landschaft ist der Waldreben-Fensterflecken (Thyris fenestrella) (THIELE IN ERBERT & RENNWALD 1994). Die ausgesprochen thermo- und heliophile Nachtfalterart ist auf eine enge Ver- zahnung der Raupenfutterpflanze mit blütenrei- chen Hochstaudensäumen (Imaginalhabitat) an- gewiesen.

Wildbiene Erectemnius nigritarsus: nistet in rotfau-

lem Altholz; ist gleichzeitig auf das Nahrungsan- gebot nahegelegener krautreicher Hochwasser- dämme angewiesen (BRECHTEL 1987) Kleiner Ulmen-Prachtkäfer (Anthaxia manca)282: Larven leben an sonnenexponierten, vornehmlich dünnen Ulmenstämmchen (BETTAG 1979).

Von den Zipfelfaltern, v. a. der Gattung Strymonidia (bzw. Satyrium), ist bekannt, daß sie sehr im- mobil sind und deshalb nur lokal konzentriert oder in kleinen Arealen fliegen. Der Ulmenzipfelfalter verdeutlicht die Bedeutung der Vernetzung von lockerwüchsigen Wäldern mit Wiesen mittlerer Standorte oder Feuchtwiesen. Nach WEIDEMANN (1988) halten sich die Tiere v. a. nahe der be- sonnten, blühfähigen Ulmen an Waldmänteln, die an "frische, relativ luftfeuchte Mähwiesen" an- grenzen, auf. Da diese Schmetterlingsart v. a. an SW-SO exponierten, windgeschützt und sonnig liegenden Waldrandökotonen vorkommt, bieten die Weichholz- und Hartholz-Flußauenwälder in ihrer Aufein- anderfolge und Verflechtung sowie der eingestreuten xerothermen Standortbedingungen dem Ul- menzifelfalter potentiell günstige Lebensbedingungen. Vegetationskomplexe mit Hartholz- Flußauenwäldern von mehr als 5 ha dürften dem Minimalareal dieser Art entsprechen (LfUG/FÖA 1993). Die Ausbildung der Hartholzauenfragmente hat in der Regel heute das Minimalareal von Strymonidia w-album unterschritten. Der für den Biotopkomplex aus alten Hartholz-Flußauenwäldern (Brutbiotop) und offenlandbe- stimmten Biotopen der Flußauen (Auengewässer, Röhrichte etc.) (Nahrungsbiotop) kennzeichnen- de Schwarzmilan brütet in Hartholz-Flußauenwäldern ebenfalls erst ab einer Größe von ca. 5 ha (s. die Art auch trockene Wälder und Gehölze, sofern diese über ein entsprechendes Angebot an Ulmen sowie dol- denblütenreiche Säume verfügen. Nachweise der Biotopkartierung liegen für die Gebiete „Horn“ nö. (6113-2009), Weinbergshänge nw. Schwabsburg (6115-2049), Feldgehölz sö. Rommersheim (6114-4014) und Steinbrüche Rosengarten sw. Gundersheim (6315-1008) vor. Auch die Auwälder der angrenzenden pfälzischen Rheinebene werden von der Art bewohnt (vgl. KRAUS 1993). 281 Die in Wärmegebieten in größerer Populationsdichte auftretende Spinnerart besiedelt entsprechende Biotope am oberen Mittelrhein (Nachweis für Lorch/Hessen) (STAMM 1981). 282 Diese holomediterran verbreitete Art wurde seit den 1950er Jahren nicht mehr nachgewiesen (NIEHUIS 1988), sie könnte aber wegen der klimatischen Bedingungen im Nördlichen Oberrheingraben und im Mittelrhein- bereich auftreten. Hartholz-Flußauenwälder 120

HANDKE & HANDKE 1982). Optimalbiotope des Schwarzmilans, in denen die Art, - und andere Greifvogelarten - in größerer Siedlungsdichte vorkommen, sind z. B. am nördlichen Oberrhein zu- sammenhängende Auwaldkomplexe von mehr als 800 ha283 mit 8 - 10 ha großen Teilflächen na- turnaher Hartholz-Flußauenwälder und verschiedenen Laubwaldmischbeständen auf Hartholzau- enstandorten (vgl. HANDKE 1982).

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einer den natürlichen Hartholz-Flußauenwald abhängig von entsprechenden Baumartenzusammenset- zung und Flächenausdehnung ¾ einer episodischen Überschwemmung ¾ einer lichten Waldstruktur ¾ dem Vorhandensein von blütenreichen, tro- ckenen Waldsäumen

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktiona- ¾ Weichholz-Flußauenwäldern ler Bedeutung bestehen mit ¾ blütenreichem Grünland und sonnigen Wald- rändern ¾ Wäldern mittlerer Standorte ¾ Trockengebüschen auf xerothermen Standor- ten (Mittelrhein) ¾ strukturreichen Fluß- und Altwasserbiotopen

Zielgrößen der Planung

Komplexe aus Hartholz-Flußauenwäldern, die mit Weichholz-Flußauenwäldern vernetzt sind, und of- fenen xerothermen Bereichen sollten in Anbetracht des besonderen Naturraumpotentials am Ober- rhein größer als 8 ha sein.

283 Im benachbarten NSG Kühkopf-Knoblochsaue betrug die bislang höchste Siedlungsdichte 49 Brutpaare/2378 ha (MEYBURG 1979), was etwa 1 BP/48 ha entspricht. Bruch- und Sumpfwälder 121

19. Bruch- und Sumpfwälder

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Erlenbruchwälder zeichnen sich durch einen lockeren Erlen-, Eschen- oder Mischbestand mit reichem Unterwuchs aus Sauergräsern und (in Höhenlagen: Torf-) Moosen aus. Sie entwickeln sich auf Nie- dermoorböden in abflußlosen Senken von Bach- und Flußtälern. Sie wachsen auf Bruchwaldtorf, der durch das Wachstum der Torfmoose und die langsame Zersetzung von Pflanzenteilen produziert wird. Voraussetzung ist ein gleichbleibend hoher Grundwasserstand. Die Krautschicht wird durch horstbil- dende Seggenarten bestimmt. Sumpfwälder sind die natürliche Waldgesellschaft basenhaltiger bis -reicher Anmoor- und Naßgley- böden. Sie fallen durch die rasenbildende Sumpf-Segge auf (WAHL 1994).

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: sehr feuchte bis nasse Standorte am Talrand Pruno-Fraxinetum, syn. Alno-Fraxinetum (Erlen- von Bachauen und Eschen-Sumpfwälder)284

Extrem vernäßte, mäßig basenarme Standorte Alnion glutinosae (Erlenbruchwälder)285: teilweise auf Torfböden und Lehm nur fragmentarisch ausgebildet.

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Durch Grundwasserabsenkung, Ausbau von Fließgewässern und forstwirtschaftliche Nutzung bzw. Umbau der Bruchwälder zu Fichten- oder zu (reinen) Erlenforsten sind die wenigen Bruchwälder im Planungsraum vernichtet oder zumindest stark verkleinert worden. Bruchwälder sind bevorzugte Ä- sungsflächen von Schalenwild. Aufgrund der hohen Besatzdichten verhindert dieses die Naturverjün- gung von Schwarz-Erle, Moor-Birke und anderen Laubbäumen; gleichzeitig wird indirekt die Fichten- verjüngung gefördert (VOGT & RUTHSATZ 1990). Viele Bestände existieren nur mehr kleinflächig, i- soliert und teilweise inmitten von Fichtenforsten (in den Höhenlagen) und Pappelforsten (in den Tief- lagen).

Biotop- und Raumansprüche Fallaubreiche, nasse Bodenzone Verschiedene Schneckenzönosen (s. LÜTTMANN et al. 1990); die terrestrisch lebende Köcherfliege Enoicyla pusilla (s. SPÄH 1978).

Tümpel Z. B. der Blattfußkrebs Siphonophanes grubei (SIMON 1991).

Baumzone aus Erlen Entwicklungshabitat zahlreicher spezifischer Phy- tophage: Käfer, Schmetterlinge, beispielsweise der Eulenfalter Triaena cuspis (stark gefährdet) sowie der Sichelflügler Drepana curvatula, dessen Raupe sich hier bevorzugt an besonnten Jung- bäumen, Stockausschlag und Büschen entwickelt (EBERT & RENNWALD 1994). Altholzbewohnende Käferarten: z. B. Erlen- Prachtkäfer Dicera alni286, Borkenkäfer Dryocoe-

284 Nachweise der in der Biotopkartierung mit Alno-Ulmion angesprochenen Bestände konzentrieren sich mit wenigen Ausnahmen auf die Rheinniederung . 285 Verbreitungsschwerpunkt im Planungsraum ist der Binger Wald. Diese Bestände sind überwiegend dem Sphagno-Alnetum zuzuorden. Weitere Bestände befinden sich im Selztal und derern Nebenbächen. Bruch- und Sumpfwälder 122

tus alni.

Die Mehrzahl der Tierarten ist an die Erle und die von ihr geprägte Waldstruktur gebunden, unabhän- gig davon, ob es sich um einen Au- oder Bruchwaldstandort handelt. Von entscheidender Bedeutung für das Vorkommen der meisten Leitarten der Bruchwälder sind der Erhalt des hohen Grundwasserstandes und der artenreichen, allenfalls extensiv bewirtschafteten und reifen Waldbestände. Unter den Leitarten ist keine Art, die auch in strukturarmen Pappel- oder Fich- tenforsten als Ersatz des naturnahen Waldes fortbestehen könnte. Von besonderer Bedeutung für die Ausprägung der Tiergemeinschaften ist außerdem das Angebot an fakultativen Habitaten (Trockenin- seln, Tümpeln etc.) und der Grad der Vernetzung. Eine Vernetzung ist über bachbegleitende Auwaldsäume der Fließgewässer und andere Feuchtwald- Typen (z. B. Eichen-Hainbuchenwälder, Stieleichen-Ulmen-Hartholzauwälder, Feuchtgebüsche) denk- bar.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einem hohen Grundwasserstand abhängig von ¾ der Ausbildung von Tümpeln ¾ einem hohen Altholzanteil ¾ einer charakteristischen Baumartenzusam- mensetzung (Erlen)

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Quellen und Quellbächen naler Bedeutung bestehen zu ¾ Bächen und Bachuferwäldern ¾ Laubwäldern mittlerer Standorte ¾ Groß- und Kleinseggenrieden

Zielgrößen der Planung Bruch- und Sumpfwälder sind entsprechend des Flächenangebotes des realen bzw. des potentiellen Bestandes zu sichern und zu entwickeln.

286 Diese Art ist in Rheinland-Pfalz verschollen; ehemals kam sie am Mittelrhein bei Boppard vor. Aktuelle Vor- kommen in angrenzenden Räumen existieren in Südbaden (vgl. NIEHUIS 1988). Strauchbestände 123

20. Strauchbestände

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Strauchbestände sind flächenhafte (in Steinbrüchen, Kiesgruben oder als fortgeschrittene Brachesta- dien) oder linienhafte (auf Böschungskanten, Felsschultern und -kanten oder Wegeinschnitten) Aus- prägungen von Gehölzen in der offenen Landschaft auf überwiegend mittleren Standorten. Sie weisen im Randbereich einen Krautsaum auf. Sie sind sekundär entlang von Parzellengrenzen oder ander- weitiger Nutzungsgrenzen durch "Nicht-Nutzung" dieser Bereiche entstanden. Hinsichtlich Struktur, Aufbau und Artenzusammensetzung sind sie den Mantel- und Verlichtungsgebüschen der Wälder mittlerer Standorte sehr ähnlich (siehe Biotopsteckbrief 16).

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Die Gefährdung der flächenhaften Strauchbestände in Bereichen, die keinem unmittelbaren Nut- zungsgdruck unterliegen, ist eher gering einzuschätzen. Strauchbestände entwickeln sich bei Unge- störtheit langfristig zu Laubwäldern zurück. Hecken, die vielfach innerhalb landwirtschaftlicher Nutz- flächen liegen, sind dagegen stärker durch regelmäßige, intensive Eingriffe (z. B. Abschlagen in kür- zeren Zeitabständen287, Brennen) bzw. vollständige Beseitigung gefährdet. Solche Hecken können wegen ihres oft nur ein- bis zweireihigen, wenig strukturierten Aufbaus und des fehlenden Krautsau- mes ihre Lebensraumfunktion nur in eingeschränktem Maß erfüllen.

Biotop- und Raumansprüche abwechslungsreiche Gebüsch-bestände in Neuntöter288: als Bruthabitate werden Hecken Verbindung mit größeren, kurzrasigen Mager- und offene Gebüschflächen in oder am Rande von wiesen, Magerweiden und vegetationsarmen nahrungsreichen, extensiv genutzten Viehweiden Flächen (optimale Nahrungshabitate) und süd- oder süd- westexponierte Hänge bevorzugt (SCHULTE et. al. 1993, BUCHMANN et al. 1984).

Baumweißling (Aporia crataegi)289: die Raupe lebt v. a. an Schlehe, Weißdorn und Rosen, Kir- sche und Zwetsche. höhere (blühfähige) Schlehenhecken in wind- Birken-Zipfelfalter (Thecla betulae)290, Pflaumen- geschützter warm-sonniger Lage Zipfelfalter (Fixsenia pruni)291: Entwicklungshabi-

287 Das ordnungsgemäße “Auf-den-Stock-setzen” der Hecke auf kurzen Teilstrecken fördert dagegen die Struk- turvielfalt und trägt durch den Verjüngungseffekt zum Erhalt der Hecke bei. 288 Die Verbreitungsschwerpunkte liegen im südöstlichen Rheinhunsrück, im Bacharacher Tal sowie in der Rheinhessischen Schweiz und Nördlichem Vorland (hier v. a. im Bereich des Neu-Bamberger Riegels und an den Hängen von Finken- und Wiesbach). Letztere haben Anschluß an die großen Vorkommen des Nordpfälzer Berg- landes (vgl. BITZ 1992). Auffallend ist die geringe Besiedlung der strukturarmen Plateaulagen, wobei hier eine Deckung der Vorkommen des Neuntöters mit der Verteilung traditioneller Weinbergsflächen besteht. 289 Nach den Angaben der Biotopkartierung zeichnen sich die Hochflächen der Östlichen Hunsrückausläufer als Vorkommensschwerpunkt im Planungsraum ab. Im Landkreis Alzey-Worms, wo sich ein zweiter Siedlungs- schwerpunkt im südlichen und westlichen Kreisgebiet abzeichnet, haben bereits lineare Gehölzstrukturen (Bahn- dämme, gehölzgesäumte Gräben) Lebensraumfunktion für den Baumweißling (Auswertung der Biotopkartierung). In weiten Bereichen im zentralen und nördlichen Rheinhessen fehlt der Baumweißling dagegen. 290 Für den Birken-Zipfelfalter liegen nur wenige Fundangaben aus der Biotopkartierung vor, die sich auf die Schwabsburger Gehänge sowie auf die Räume Oppenheim und Westhofen (NSG Rosengarten) konzentrieren. Aktuelle Beobachtungen beziehen sich auf die strukturreicheren Landschaftsräume nordwestlich Alzey (HASSELBACH 1996) und westlich Wendelsheim (Tagfalterkartierung 1993). 291 Von der Biotopkartierung wurden nur drei Vorkommen erfaßt. Neben den Vorkommen in trockenen Hangbereichen nördlich von Weiler (6013-1022) und in den Schwabsburger Gehängen (6115-2049) kommt die Art in den Halboffenlandbiotopkomplexen im Bereich des Ibersheimer Werths bei Hamm (6216-4011) auch in Strauchbestände 124

tate der Raupe an Schlehe; die Nahrungssuche der Imagines erfolgt an blühenden Heckensträu- chern und in vorgelagerten Krautsäumen. Gesamtlebensraum TISCHLER (1980) nennt unter Einbeziehung von Bodenarthropoden für die nordwestdeutschen He- cken ca. 1800 Taxa. ZWÖLFER (1982) stellt v. a. den Phytophagen-Komplex heraus292. Teillebensraum Nistplatz für ca. bis zu 40 Brutvogelarten (vgl. FOLZ 1989): z. B. Heckenbraunelle, Dorngrasmü- cke293. Nahrungshabitat für kurzrüßlige Insekten (im standörtlich frischen Bereich: doldenblütlerreiche Säume; im eher trockenen Bereich: Rosenge- wächse294) und beerenfressende Vögel. Sichtschutz und Raum- bzw. Reviergliederung für die Brutzeit territorialer Arten wie z. B. Rebhuhn, das auf innerhalb kleinflächig gegliederter Agrar- landschaften eingestreuten Extensivstrukturen angewiesen ist, welche ganzjährig ausreichend Nahrung und Deckung bieten (vgl. GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1973, HELFRICH 1987, THOMAS 1983). Ansitz für räuberisch lebende Arten wie z. B. Greifvögel oder Spinnen. Relaisplätze für Tierarten mit großem Aktionsradi- us (Schwebfliegen, Marienkäfer, Raubwanzen). Refugialraum für Arten der umliegenden bewirt- schafteten Biotope (Acker, Grünland), z. B. wäh- rend der Bewirtschaftungsphase (u. a. diverse Laufkäfer). Rendezvous-Plätze für die Geschlechter ver- schiedener Insektengruppen (z. B. Tagfalter).

Der durchschnittliche Flächenanspruch eines Neuntöter-Paares (Brut- und Nahrungsrevier) kann mit 1 bis 4 ha angenommen werden. Daraus ergibt sich ein mittlerer Aktionsraum von 50-100 m um das ei- gentliche Brutgehölz, in dem zur Nahrungssuche geeignete Bereiche vorhanden sein sollten295. Wei- terreichende Nahrungsflüge, die bis in eine Entfernung von 600 m vom Nest beobachtet wurden (JAKOBER & STAUBER 1981), wirken sich nachteilig auf die Nestüberwachung aus und führen bei

feuchteren Lebensräumen der Rheinaue vor; bei der Kartierung 1993 wurde der Pflaumen-Zipfelfalter auf keiner Probefläche angetroffen. EBERT & RENNWALD (1991b) verweisen auf regressive Bestandstrends v. a. in flurbe- reinigten Landschaften, wo die alten Schlehenhecken entfernt worden sind. 292 Der Phytophagenkomplex ist in seiner Besiedlungsdichte abhängig von der Ausstattung einer Hecke oder ei- nes Strauchbestandes mit Pflanzenarten der Gehölzsäume sowie den Umgebungsstrukturen. Von der Abundanz der Phytophagen ist der Zoophagen-Komplex abhängig, der seinerseits die Dichte der Konsumenten höherer E- bene (Vögel etc.) beeinflußt. LÜTTMANN et al. (1990) haben die Gebüsche und Hecken unter Berücksichtigung der Phytophagenfauna ökologisch stärker differenziert. Näheres zur faunistischen Besiedlung der unterschiedli- chen Heckentypen siehe dort. 293 Für den Mainzer Raum wird das häufige Auftreten der Dorngrasmücke in den Bepflanzungen von Eisen- und Autobahndämmen genannt (THOMAS 1983). Zumindest im Falle von Einschnittslagen sind derartige Hecken je- doch aus avifaunistischer Sicht nur von eingeschränkter Funktion (vgl. BAIRLEIN & SONNTAG 1994). 294 Das Vorkommen der von Schlehen und Brombeeren geprägten Vegetationskomplexe ist v. a. für die Schmet- terlingsfauna in Grünlandgebieten von Bedeutung. Hier sind beide Arten hinsichtlich ihrer Blühtermine in Blüh- und Mahdrhythmus der Fettwiesen eingenischt (vgl. STEFFNY 1982). 295 Vgl. JAKOBER & STAUBER 1987A, LÜBCKE & MANN 1987, PFISTER & NAEF-DAENZER 1987, SMOLIS in HARFST & SCHARPF 1987. Strauchbestände 125 der Art, die einem hohen Feinddruck unterliegt, zu besonders großen Brutverlusten. Für den Neuntö- ter ist es deshalb nicht nur erforderlich, kurzrasige insektenreiche Biotope in unmittelbarer Nähe des Brutgehölzes zur Verfügung zu haben, sondern in optimalen Gesamtlebensräumen zahlreiche geeig- nete Bruthabitate vorzufinden. Die Zipfelfalter v. a. der Gattung Strymonidia (bzw. Satyrium) sind sehr immobil; sie fliegen deshalb lokal konzentriert in kleinen Arealen. LÜTTMANN & ZACHAY (1987) ermittelten an der Nahe für Zip- felfalter ein Minimalareal von weniger als 1 ha. Aus Großbritannien liegen Untersuchungen für Fixse- nia pruni vor, wonach sich eine Population über mehr als 60 Jahre in einem optimal strukturierten, ca. 6 ha großen Biotop halten konnte (HALL 1981)296. Um die zu erwartende potentielle Gesamtartenanzahl von an Hecken- und Strauchbeständen gebun- denen Brutvogelarten zu erreichen, ermittelten ZWÖLFER (1982) und GASSMANN & GLÜCK (1988) eine notwendige Dichte von mehr als 8.000 m verschieden strukturierter Hecke auf 100 ha Flächen- größe. Die Analyse der Brutvogelwelt von verschiedenen, im Mittel 50 ha großen Agrarlandschaftsausschnit- ten in Rheinland-Pfalz (SMOLIS in HARFST & SCHARPF 1987) hat gezeigt, daß eine größere Brut- vogelvielfalt (15 bis über 30 Arten und Abundanzen von 10 BP/10 ha) erst in Landschaftsausschnitten erreicht wurde, wo der Anteil unterschiedlich strukturierter Gehölzsbestände (Hecken, Feldgehölze, Baumreihen) und anderer Extensivstrukturen (z. B. krautige Brachen, Grabensäume) mindestens 3 bis 6 % betrug (entsprechend 6.000 - 12.000 m/100 ha). Der Grünlandanteil betrug dabei zumeist 30 - 50 %. Die Untersuchungen von PUCHSTEIN (1980) zeigen deutlich, daß neben der Länge auch die Struk- turvielfalt (z. B. Alter, Breite, Höhe) und die Vernetzung (Abzweigungen, Doppelhecken etc.) von He- cken und Strauchbeständen wertbestimmend für Diversität und Abundanz bei Vögel sind. In einem Agrarlandschaftsausschnitt des Hunsrücks konnten in maximal 3 m schmalen, auf längeren Strecken gehölzfreien Fragmenthecken mit einer Gesamtlänge von ca. 2.600 m insgesamt nur 8 Brutvogelarten festgestellt werden; in 5 - 10 m, stellenweise 25 m breiten Hecken (Länge ca.1.300 m) und Feldgehöl- zen (0,5 - 1 ha) wurden dagegen 34 Brutvogelarten nachgewiesen (SMOLIS in HARFST & SCHARPF 1987). ZENKER (1982) konnte feststellen, daß die meisten der von ihm als häufige Brutvögel größe- rer Waldflächen gefundenen Arten in (Feld-) Gehölzbeständen der Offenlandschaft erst ab einer Grö- ße von 0,9 ha auftraten. Für das Rebhuhn sollte die optimale Landschaftsstruktur zu 80 % aus offenen Flächen und zu 20 % aus Saumstrukturen bestehen (SCHNEIDER 1984). Für englische Kulturlandschaften werden mindes- tens 8.000 m Hecke/100 ha für erforderlich angesehen (POTTS 1970). In der ausgeräumten Agrar- landschaft der Wetterau konnte sich eine kleine Rebhuhnpopulation noch bei ca. 1.000 m Hecke/100 ha und zahlreichen, durch die relativ geringe Feldgröße297 von ca. 0,5 ha bedingten Grenzflächen halten (POTTS et a. 1979). Für eine noch intakte rheinland-pfälzische Rebhuhnpopulation (Sied- lungsdichte 9 BP/100 ha) im klimatisch begünstigten Unteren Naheland ermittelte HELFERICH (1987) eine Mindestausstattung mit Biotopstrukturen von insg. 9.100 m/100 ha (hier v. a. Grassäume entlang des Wegenetzes). Hinsichtlich der Vernetzung von Hecken- und Strauchbeständen halten PFISTER & NAEF-DAENZER (1987) nach ihren Untersuchungen an heckenbrütenden Vogelarten im schweizerischen Kanton Thur- gau eine Distanz von maximal 300 - 400 m zwischen den Einzelelementen eines Heckensystems für notwendig, damit regelmäßige Austauschprozesse zwischen Vogelarten möglich bleiben. Diese Netz- dichte gilt auch für die Rastplatzfunktion zur Herbstzugzeit: Die Bedeutung dieses Biotoptyps wächst, wenn innerhalb eines 400 m- Abstands ein Habitatwechsel der Zugvögel zwischen Einzelstrukturen wie Röhricht, Weidengebüsch, Feldhecken (und Maisfeldern) möglich ist (DEGEN & JENNI 1990). Räuberisch in Hecken lebende Mauswiesel (Mustella nivalis) und Hermeline (Mustella erminea) erstrecken ihre Jagdausflüge 150 - 300 m ins offene Feld hinaus (HÖLZINGER 1987). Nach BLAB (1986) sind 100 - 200 m die Maximaldistanz, die von Laufkäfern noch überwunden werden kann.

296 Aus dieser Quelle ist nicht zu entnehmen, ob die Population ohne das durchgeführte gezielte Wiedereinset- zen von Individuen und das auf die Art angestimmte Biotopmanagement tatsächlich mehr als 60 Jahre überlebt hätte. 297 Zur Bedeutung der Parzellenausdehnung (und Bewirtschaftungsintensität) siehe Biotopsteckbrief 26 Acker- flächen, Rebfluren, Obstplantagen. Strauchbestände 126

Zusammenfassende Bewertung die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einem artenreichen, ungleichförmigen ausrei- abhängig von chend breiten Gehölzaufbau ¾ einer vollständigen Ausbildung eines typi- schen Strauchmantel-Krautsaum-Komplexes ¾ einer ausreichenden Anzahl unterschiedlich strukturierter miteinander vernetzter Strauch- bestände ¾ einer intensiven Verzahnung von Hecken- und Strauchbeständen mit eher extensiv genutzten Grünlandflächen und anderen, i.d.R. unbe- wirtschafteten mageren Offenlandbiotopen

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Pioniervegetation naler Bedeutung bestehen mit ¾ und Ruderalflächen ¾ Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen ¾ Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sowie deren mageren Ausprägungen, Naß- und Feuchtwiesen ¾ Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden ¾ Streuobstbeständen ¾ Laubwäldern mittlerer Standorte und ihren Mänteln

Zielgrößen der Planung Aufgrund der Flächenansprüche typischer Arten sollte der Biotoptyp "Strauchbestände" in seiner flä- chenhaften Ausprägung eine Fläche von 0,5 ha nicht unterschreiten. Die Mindestdichte und Verteilung von linienhaften Gehölzstrukturen in den Acker- und Grünlandberichen lassen sich nicht generell fest- legen, da sie sich auch an der Nutzungsart und -intensität und am Charakter der jeweiligen Land- schaft orientieren müssen. Ausgehend von den Funktionen als Lebensraum für Tiere lassen sich je- doch folgende Richtwerte ableiten: In strukturreichen, mit Gehölzen durchsetzten Landschaften sollte die Heckendichte in Flächenaus- schnitten von 100 ha wenigstens 8.000 m betragen (Mindestbreite 3-5 m); d.h. der Flächenanteil li- nienhafter Strauchstrukturen beträgt einschließlich der Saumbereiche mindestens 3-4 %. In gehölzarmen Landschaften sollte der Flächenanteil aller Extensivstrukturen (Grassäume, krautige Brachen, aber auch Gehölzstreifen) 3 % nicht unterschreiten. In ackerbaulich genutzten Bereichen sollten dabei Hecken und Strauchbestände bevorzugt in Komplexe mit regelmäßig eingestreuten (ex- tensiv genutzten) Grünlandbeständen von mehr als 1 ha Größe entwickelt werden (Abstand unter 500 m). Streuobstbestände 127

21. Streuobstbestände

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Streuobstbestände sind einzelne, in Gruppen oder Reihen gepflanzte Obst-Hochstämme298 in der Feldflur auf i.d.R. mittleren Grünland- (und Acker-) standorten, die nicht nach Spritz-, Schnitt- oder Düngeplänen intensiv gepflegt werden. Das Grünland wird (z.T. kleinflächig wechselnd) extensiv als Mähwiese (oder Weide) genutzt. Streuobstbestände liegen meist im Ortsrandbereich. Größere Streuobstbestände verteilen sich im Landkreis Mainz-Bingen als zerstreute Einheiten im süd- östlichen Rheinhunsrück und dem Bacharacher Tal299. Ausgedehnte Ackerflächen mit Obstbäumen liegen bei Dietersheim und Jugenheim/Partenheim. Bestände mit Grünland als Unternutzung sind ver- breitet bei Ingelheim, Wörrstadt und zwischen Nieder-Olm und Zornheim. Im Landkreis Alzey-Worms beschränkt sich das Vorkommen dieses Biotoptyps größtenteils auf die Bereiche bei Hamm und bei Worms. Streuobst auf Acker hat noch einen kleinen Flächenanteil bei Gundersheim und bei Heppen- heim. Entlang der Rheinhessischen Randstufe treten Streuobstbestände in räumlichem Zusammen- hang mit Weinbergen auf.

Gefährdung und Beeinträchtigungen Streuobstbestände sind durch Rodung, Nutzungsaufgabe, Nutzungsintensivierung und Siedlungser- weiterung gefährdet. Für Rheinhessen ist der Umbruch und die anschließende Nutzung als Intensiv- ackerland charakteristisch (vgl. SIMON 1992). Ursachen sind auch Aufforstung von Grenzertragsflä- chen sowie Umwandlung der extensiv genutzten Hochstämme in Niederstamm-Obstbaumkulturen. Darüberhinaus wurden abgängige Bäume in der Vergangenheit meist nicht ersetzt. Streuobstgebiete sind zudem durch verstärkte Freizeitnutzung (Errichtung von Kleingartenhütten, Wochenendhäusern, Sportanlagen) gefährdet.

Biotop- und Raumansprüche

Streuobstwiesen sind strukturell in besonderem Maße von Obstbäumen geprägt. Diese erhöhen – gegenüber Wiesen und Weiden - die Zahl ökologischer Nischen, die durch eine Vielzahl verschiede- ner Tierarten besetzt werden (SCHULTE 1982, HEIDT 1988, SIMON 1992: 111).

Gesamtlebensraum Vogelarten mit großen Revieransprüchen wie Stein- kauz300, Wendehals301 oder Grünspecht302 (vgl.

298 Die Offenlandkartierung erfaßte hierunter auch ca. 30-jährige Halbstämme, die nach betrieblichem Umbau in den 60er Jahren gepflanzt wurden und heute wegen mangelnder Wettbewerbsfähigkeit mit Niedrigstammkulturen i.d.R. nur noch extensiver Pflege unterliegen. 299 Im Bacharacher Tal nehmen die Streuobstbestände einen Anteil von über 5 % der landwirtschaftlichen Nutz- fläche ein, die jedoch infolge der starken Reliefenergie und der Siedlungsfläche gering ist. In der östlich angren- zenden Rhein-Nahe-Niederung sinkt der Flächenanteil zwar auf 2 - 5 %, jedoch ist hier der Gesamtumfang land- wirtschaftlicher Fläche auch wesentlich größer. (vgl. SIMON 1992). 300 Das rheinland-pfälzische Vorkommen des Steinkauzes konzentriert sich auf die Kopfweidenbestände des Oberrheingraben und das Untere Nahetal, das von der Art mehr oder minder dicht besiedelt wird. Entscheidend für die Ansiedlung des Steinkauzes in Rheinhessen ist das Vorhandensein geeigneter Brutplätze, die in erster Li- nie in alten Kopfweiden, seltener in Obstbäumen oder in Steilwänden an Hohlwegen oder Abgrabungen liegen (BITZ et al. 1991). Verbreitungsschwerpunkte im Planungsraum sind demnach die Rheinaue, die Bachtäler Rheinhessens (v. a. das Selztal) sowie die nicht flurbereinigten Weinbergslagen der Rheinfront zwischen Lauben- heim und Mettenheim mit ausreichendem Angebot an Hohlwegen. 301 Der Wendehals tritt im Planungsraum im wesentlichen in lichten Wald- und Streuobstbeständen des Mainzer Kalkflugsandgebiets (v. a. den Lennebergwald) sowie an einigen strukturreicheren Hängen des nördlichen Rhein- hessens (z. B. südöstlich von Gau-Algesheim) auf. Vereinzelt kommt die Art auch im Südlichen Mittelrheingebiet und am Südrand des Binger Walds sowie in der Rheinhessischen Schweiz vor. Die Biotopkartierung ergänzt le- diglich zwei Fundorte im östlichen Rheinhessen (Hänge nw. Schwabsburg, 6115-2049 und Herrnsheimer Wald, Streuobstbestände 128

ULRICH 1975, BITZ 1992); darüberhinaus zahlrei- che Singvogelarten, v. a. höhlenbrütende Meisen und freibrütende Finken (vgl. GLÜCK 1987) und Würgerarten, z. B. Neuntöter, Rotkopfwür- ger303,304. Kleinsäugerarten (z. B. Gartenschläfer305). Hohe Schmetterlingsartenvielfalt306. lokale Schwerpunkt-vorkommen von Braunem Feuerfalter (Lycaena tityrus) (s.auch Biotoptyp 8) und Gemei- nem Grünwidderchen (Adscita statices) (vgl. FIEDLER & NÄSSIG 1985). Die Raupe der Glas- flüglerart Synanthedon myopaeformis lebt unter der Rinde v. a. von Apfel- und (Birn-)bäumen sowie von Weißdorn.

Im Holz der Bäume, insbesondere im Totholz, fin-

den zahlreiche Käferarten, v. a. Pracht- und Bock- käfer, Entwicklungsmöglichkeiten; darunter ist eine große Zahl - oft seltener - Obstbaumspezialisten (HEIDT 1988), wie z. B. Anthaxia candens307. Die Bohrgänge werden zur Nestanlage genutzt.

6316-1005). Während die Art aufgrund fehlender Lebensräume in Rheinhessen schon immer selten war (KUNZ & SIMON 1987), haben die Bestände v. a. im gesamten Mittelrheingebiet stark abgenommen (BRAUN 1978:). 302 Die überwiegende Zahl der Grünspechtreviere liegt in klimatisch günstigen Tallagen von Rhein und Nahe so- wie im reich gegliederten Übergangsbereich Rheinhessens zum Binger Wald und den Nordpfälzer Berglandaus- läufern. 303 Bis in die 1970er Jahre war die typische Brutvogelgemeinschaft anspruchsvoller Arten des Biotoptyps in den Streuobstbeständen insbesondere in den Flugsandgebieten in einer für das südliche Rheinland-Pfalz einmaligen Vollständigkeit entwickelt: Brutvögel waren nicht nur Steinkauz, Wendehals, Grünspecht (und Neuntöter), sondern auch Wiedehopf und Rotkopfwürger. Zwar sind auch letztere noch im Gebiet vertreten, erreichen aber bei weitem nicht mehr frühere Bestandszahlen. Besonders gilt das für den Rotkopfwürger, dessen Vorkommen am Rand des Erlöschens stehen. Eine ähnliche Artenzusammensetzung bestand auch in den Flugsandgebieten der Rheinaue bei bei Gimbsheim und westlich von Eich. Hier war der Wiedehopf bis weit in die 1970er Jahre hinein regelmäßi- ger Brutvogel (LEHNERT 1985/86). Der Schwarzstirnwürger hatte bis in die 70er Jahre in Rheinhessen einen sei- ner Verbreitungsschwerpunkte in Rheinland-Pfalz. Nunmehr scheint nach letzten Bruten 1974 bei Bingen die Mitte d. Jh. einen Höchststand erreichende Art ausgestorben zu sein (NIEHUIS zit. in KUNZ & SIMON 1987). 304 Der Rotkopfwürger brütet noch jährlich mit 2-3 Brutpaaren im nördlichen Rheinhessen bei Gaulsheim, bei In- gelheim-Nord und in dem Obst-Acker-Mischgebiet zwischen Mainz und Ingelheim, das durch einen hohen Anteil älterer Obstbaumbestände geprägt ist (FOLZ 1991, 1993, BITZ mündlich). Dies sind die Reste eines ehemals recht großen rheinhessischen Bestandes, dessen Verbreitung sich besonders über den Nordteil des Planungs- raums (Rhein-Nahe-Niederung, Norwestliches Rheinhessen, Unteres Selztal und Nordöstliches Rheinhessen) er- streckte. Im Bereich Alzey-Worms gab es bis in die 60er Jahre einzelne Vorkommen am Rand des Oberrheingra- bens (vgl. NIEHUIS 1991a). 305 Entgegen der Habitatpräferenzen in anderen Naturräumen "deckt sich zumindest im nördlichen Rheinhessen (besonders im Raum Nieder-Olm südlich Mainz) die Verbreitung des Gartenschläfers exakt mit den Obstanbau- gebieten..." (BITZ 1980). Anders als im relativ dicht besiedelten Norden und Westen des Planungsraums ist die Zahl der Nachweise östlich der Selz nur gering, scheint sich aber seit einigen Jahren zu erhöhen (BITZ 1991). Al- lerdings ist die Bestandsgröße vielerorts auf Vogelschutzgeräte, stellenweise sogar auf Aussetzung, zurückzufüh- ren. 306 Nach Untersuchungen im Nordpfälzer Bergland, das im westlichen Teil des Planungsraumes ausläuft, treten in diesem Biotoptyp etwa 300 Arten auf. Hierbei kommt den Wiesenbereichen in Streuobstgebieten für Schmetter- linge insgesamt eine größere Bedeutung zu als den Gehölzbereichen (HASSELBACH 1992). 307 Die Vorkommen des Kirsch-Prachtkäfers im Planungsraum liegen in der Ingelheimer Rheinebene von Bingen bis Mainz (NIEHUIS 1988). Streuobstbestände 129

Die Ameisenart Camponotus fallax308 lebt im Totholz alter oder abgestorbener Obstbäume (DAUBER & EISENBEIS 1996). Auch Wildbienen nutzen Insektenfraßgänge abge- storbener Obstbäume, wie z. B. Heriades trucorum sowie zahlreiche Arten der Gattung Chelostoma (WESTRICH 1989, MOHR et al. 1992), die z.T. an spezifische Trachtpflanzengruppen (Campanula, Ranunculus) des Grünlandes gebunden sind. Ameisen finden in den mageren, locker aufgebau- ten Wiesen günstige Voraussetzungen zur Anlage ihrer Bauten. Sie sind wesentliche Nahrungsgrund- lage für die spechtartigen Vogelarten.

Anhand der Vögel läßt sich der Einfluß der Größe von Streuobstwiesen auf den Artenbestand - und besonders auf das Vorkommen typischer Streuobstwiesenbewohner - anschaulich darstellen. Bei ca. 10 ha ist mit einer durchschnittlichen Artenzahl von ca. 10 Brutvogelarten zu rechnen; die Ar- tenzahl steigt bei mehr als 20 ha Flächengröße nur mehr langsam an (ZWYGART 1983). In solchen Flächen fehlen jedoch i.d.R. Indikatorarten typischer Streuobstwiesen wie Steinkauz, (Wiedehopf), Wendehals, (Grau-) und Grünspecht. Erst bei Obstbaumbeständen, die über hundert Hektar groß sind (500 ha: ULLRICH 1975) ist i.d.R. das Brutvogelspektrum vollständig vorhanden. Die typischen Arten benötigen folgende Reviergrößen (vgl. GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1980):

Wendehals: 8 - 16 ha bei Ankunft im Brutgebiet (die tatsächlich beanspruchte Fläche sinkt später bis auf ca. 0,5 ha). Steinkauz: über als 50 ha (incl. anliegender Wiesen etc.). Grauspecht: 100 - 200 ha, wobei Streuobstwiesen - wie bei nachfolgender Art - v. a. die Brutbäume zur Verfügung stellen. Grünspecht: 50 ha (RUGE 1975) bis 320 - 530 ha. Wiedehopf 300 ha309 (incl. extensiv bewirtschafteter Kulturfläche). Rotkopfwürger: 40- 180 ha (incl. angrenzender kurzrasiger Grünlandflächen und Feldfutterschläge) (MILDENBERGER 1984), mit einer optimalen Baumdichte von 40 - 100 Obstbäumen je ha (HÖLZINGER 1987). Schwarzstirnwürger310 80 ha311, mit einem aufgelockerten Baumbestand von 5-15 Obst- bäumen pro ha (HÖLZINGER 1987).

Die Verkleinerung einer ca. 60 ha großen Streuobstwiesen-Probefläche um Weilheim/Baden- Württemberg um nur 5 ha hatte den Totalausfall von (Raub- und ) Rotkopfwürger und die Reduzie- rung der Brutpaarzahlen beim Stieglitz um 60 % und beim Kernbeißer um 80 % zur Folge (GLÜCK 1987). Da Streuobstwiesen kleinerer Ausprägung oft zu den wenigen extensiv genutzten Flächen inmitten ackerbaulich genutzter Fläche zählen, sind auch kleinere Ausbildungen - v. a. als Nahrungs- und Ent- wicklungshabitate - für verschiedenste Tierarten unabdingbar. Im Maifeld (Landkreise Mayen-

308 Diese landes- und bundesweit vom Aussterben bedrohte mediterrane Art kommt in Rheinland-Pfalz nur im Oberrheingebiet vor (ROHE & HELLER 1990). Im Planungsraum sind lediglich Vorkommen im Bereich des Main- zer Kalkflugsandgebiets bekannt (DAUBER & EISENBEIS 1996). 309 Bei einem Nestabstand von 1 - 2 km selbst in günstigen Gebieten. 310 Der Schwarzstirnwürger ist in Rheinhessen weniger in den eigentlichen Obstbauzentren verbreitet gewesen. Die Art war vielmehr Charakterart der mit Obstbaumreihen und Einzelbäumen bestandenen Ackerfluren auf den Plateaulagen des Rheinhessischen Hügellands (MATTHES 1965, NIEHUIS 1969, siehe auch. Biotopsteckbrief 26 "Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen"). 311 Bei einem mittleren Aktionsradius von 500 m um den Neststandort. In günstigen Gebieten kann die Art hohe Siedlungsdichten erreichen, wo die Nestabstände im Mittel zwischen 150 und 300 m oder auch deutlich darunter liegen (GLUTZ von BLOTZHEIM & BAUER 1993). Streuobstbestände 130

Koblenz, Cochem-Zell; vgl. LfUG/FÖA 1992, 1993) erfüllten die wegbegleitenden Obstbaumbestände bis ca. Mitte dieses Jahrhunderts eine wichtige Teillebensraumfunktion als Neststandort für den Rot- kopfwürger, soweit sie in engem Kontakt zu den Nahrungshabitaten standen (kurzrasige Grünlandflä- chen, Rotkleefelder etc.). Nach BARNA (in HARFST & SCHARPF 1987) war die Arten- und Individu- enzahl stenöker Laufkäfer in einer kleinflächigen Streuobstwiese (ca. 0,5 ha) inmitten der intensiv ge- nutzten Äcker des Hunsrücks deutlich höher als in der Umgebung. Für verschiedene holzbewohnende Insekten (z. B. Bienen) dürften oft wenige alte Bäume als Lebensraum genügen. Doch kann sich eine Population nur dauerhaft erhalten, wenn in der Nachbarschaft jüngere Bäume nachwachsen. Die Flächengröße alleine wird aber der Bedeutung dieses Biotoptyps nicht gerecht. Aus ornithologi- scher Sicht ausschlaggebend ist neben der inneren Strukturvielfalt der eigentlichen Streuobstwiesen ein ausreichendes Angebot an Nahrungsflächen im direkten Umfeld (BITZ 1992:)312. Gleiches gilt besonders für die Artenzusammensetzung der Insektenfauna. Wichtiger als die Flächen- größe ist z. B. bei den Schmetterlingen die räumliche Nähe unterschiedlicher Teillebensräume. Diese werden bestimmt durch die Ausstattung mit Zusatzstrukturen wie Hecken und Wiesenbrachen313 als auch durch größere Flächenanteile an Südost-, Süd- und Südwestlagen. Unter diesem Gesichtspunkt können Streuobstbestände von 0,5 ha Größe für Schmetterlinge wertvoll sein (HASSELBACH 1992).

Zusammenfassende Bewertung die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ einer extensiven Nutzung der Obstbaumbe- abhängig von stände ¾ dem Vorhandensein von Tot- und Altholz an den Obsthochstämmen ¾ einem hohen Anteil von Apfel- (und Birn-) bäumen ¾ einer großen Flächenausdehnung

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und naler Bedeutung bestehen mit deren magerer Ausprägung ¾ mageren Offenlandbereichen wie Halbtro- ckenrasen und Trockenrasen ¾ Strauchbeständen Laubwäldern mittlerer Standorte und deren Mänteln

Zielgrößen der Planung

Streuobstwiesenbestände im Planungsraum sollten Flächengrößen von 50 ha möglichst nicht unter- schreiten bzw. auf diese Flächengröße durch Nachpflanzungen ergänzt werden. Kleinere Bestände sind zu erhalten und in extensiv genutzte Grünlandflächen einzubinden.

312 So waren schon in kleinen Obstgebieten des Nordpfälzer Berglands, wo die Teilfläche mit Obstbeständen un- ter 3 ha lag, mit Gartenrotschwanz, Wendehals, Kleinspecht, Grünspecht und Feldsperling sämtliche (naturraum- bezogene) Charakterarten der Streuobstwiesen mit Brutvorkommen und relativ hohen Diversitätswerten vertreten (BITZ 1992). 313 Andererseits darf auf verbrachten Flächen der Gehölzanteil 30 % nicht übersteigen, da sich durch zu großflä- chige Beschattung das Blütenangebot verringert (HASSELBACH 1992). Pioniervegetation und Ruderalfluren 131

22. Pioniervegetation und Ruderalfluren

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Die Pioniervegetation ist das erste Sukzessionsstadium auf Rohbodenstandorten (Sand, Kies, Schot- ter, Ton, Lehm, feinbodenarme Felswände in Gesteinsabgrabungen u. a.). Ruderalfluren im engeren Sinne sind Krautfluren auf stickstoffreichen Standorten. Von Natur aus entstanden diese Biotope u. a. durch die Fließgewässerdynamik unverbauter Bach- und Flußläufe (vgl. Biotopsteckbrief 3). Heute fin- den sie sich in durch menschliches Einwirken gestörten Bereichen. Im Planungsraum sind sie v. a. in Abgrabungsflächen anzutreffen, wo sie aufgrund des Abgrabungs- bzw. Abbaubetriebes immer wie- der neu entstehen können. Ähnliche Vegetationsbestände können sich bei einer eher extensiven Nutzung entlang von Feldwirt- schaftswegen als Saumstrukturen oder am Ackerrand bzw. entlang von Geländestufen ausbilden.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: Ruderalbiotope mit einjährigen Pflanzenge- V. a. Gesellschaften aus der Klasse Chenopodie- sellschaften tea (Gänsefußgesellschaften), Ordnung Si- symbrietalia (Raukengesellschaften) - warmtrockene Standorte - u. a. Hordeetum murinii (Mäusegersten-Gesell- schaft) - trockene Kiesböden - Conyza-Lactuetum serriolae (Kompaßlattich-Ge- - Rohböden aller Art sellschaft) - Chenopodietum ruderale (ruderale Gänsefußge- sellschaft)

Staudengesellschaften der Ruderalbiotope mit v. a. Gesellschaften aus der Klasse Artemisietea höherem Stickstoffumsatz vulgaris (ruderale Beifuß-Gesellschaften) (primär Flußufer- und Weichholz-Flußauenwälder-Ersatz- gesellschaften; vgl. Biotoptypen 3 und 17). schwach saure bis schwach basische, meist Onopordetum acanthii (Eseldistel-Gesellschaft) sandig-steinige, besonders stickstoffreiche, Lehm- und Tonböden warmer Standorte warme, mäßig stickstoffhaltige Standorte Dauco-Melilotion (Steinklee-Gesellschaften) stickstoffreiche, kalkhaltige Standorte, u. a. Resedo-Carduetum nutantis (Reseden-Nickdistel- Bahngelände Gesellschaft) durchlässige, wenig humose, lehmige oder rei- Berteroetum incanae (Graukresse-Gesellschaft) ne Sand- und Kiesböden trittbelastete Standorte v. a. Gesellschaften aus der Klasse Plantaginetea majoris (Breitwegerich-Gesellschaften) wärme- und trockenheits-ertragende Pionier- Filagini-Vulpietum (Filzkraut-Federschwingel-Pio- vegetation auf primären oder sekundären nierrasen)314 Sand- und Kiesböden

Halbruderale Pionier-Trockenrasenbiotope Gesellschaften v. a. aus der Klasse Agropyretea intermedii-repentis, so unter anderen:

314 Derartige Bestände kommen auch auf Hochwasserdämmen vor, z. B. in der Rhein-Nahe-Niederung bei Gen- singen. Pioniervegetation und Ruderalfluren 132

- oberflächlich verdichtete, etwas staufeuch- - Poo-Tussilaginetum farfarae (Huflattich- te, wechseltrockene steinschuttarme Gesellschaft); Charaktergesellschaft der Ab- Lehm- und Tonböden grabungen (vgl. FISCHER in GRUSCHWITZ 1987). - tonig-verdichtete, basenreiche, frische - Agropyro-Rumicon (Fingerkraut-Queckenra- Standorte sen) - mäßig saure bis schwach basische, fein- - Melico transsilvanicae-Agropyretum repentis erdereiche trockene Steinböden über Ter- (Siebenbürger Perlgras-Kriechqueckenra- tiärkalken sen)315

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Die Hauptgefährdung der Ruderal- und Pioniervegetation liegt in der Beseitigung ihrer Wuchsplätze durch fortschreitenden Abbau oder Verfüllung. Weiterhin führt der Einsatz von Herbiziden v. a. im Be- reich von Ackerrainen zur Vernichtung des Biotoptyps. Zunehmende Sukzession bis zum flächenhaf- ten Gehölzstadium verursacht ohne Einfluß des Menschen ebenfalls ein Verschwinden dieses Biotop- typs.

Biotop- und Raumansprüche316 mehr oder weniger horizontal liegende Roh- Nestanlage u. a. diverser Sandbienen (Andrena bodenflächen spec.)317 und ihre Kuckucksbienen aus der Gat- tung Nomada oder Sphecodes (vgl. KREBS & WILDERMUTH 1975); Sandlaufkäfer, z. B. Cicin- dela hybrida. Verkannter Grashüpfer (Chorthippus mollis)318 Flußregenpfeifer: vegetationsarme Flächen mit grobkörnigen Substrat (vgl. Biotoptyp 3 Flüsse und Flußauen).

315 Diese die besondere Klimagunst Rheinhessens widerspiegelnde Gesellschaft wurde u. a. in der Sandgrube bei Monsheim nachgewiesen. 316 Dieser Biotoptyp hat für Hautflügler (Bienen und Wespen) eine überragende Bedeutung (vgl. WESTRICH 1989). Aufgrund der Kleinflächigkeit und Dynamik der (Nist-) Habitate der Wildbienen wird es hier nicht für not- wendig erachtet, auf Unterschiede in den Besiedlungspräferenzen (z. B. Bodenarten) oder auf notwendige Mikro- strukturen einzugehen. Es werden lediglich einige Grundelemente des Biotoptyps beschrieben. Tierökologische Details zur Nutzung dieser Mikrostrukturen sind z. B. WESTRICH (1989) zu entnehmen. Die anhand vegetati- onskundlicher Kriterien vollzogenen Differenzierung zwischen stickstoffreichen und stickstoffarmen/trockenen Standorten dürfte sich primär über das Nektar-, das Pollenpflanzen- und das Nistangebot auf die Besiedlung durch Wildbienen auswirken. Hinzu kommt die Dauerhaftigkeit der Besiedlungsmöglichkeiten. Für erdbewohnen- de Hymenopteren dürften die Existenzmöglichkeiten aufgrund der Schnelligkeit des Sukzessionsablaufs an stick- stoffreichen Standorten kürzer als an nährstoffarmen und trockenen Standorten sein (vgl. LÜTTMANN et al. 1991). 317 z. B. die gefährdeten Arten A. bimaculata, A. rosae und A. suerinensis, welche im Mainz-Ingelheimer Sand- gebiet nachgewiesen wurden (SCHMID-EGGER et al. 1995). 318 Die Biotopkartierung nennt insgesamt 15 Vorkommen des Verkannten Grashüpfers. Siedlungsschwerpunkte bestehen danach im Bereich von Weinbergsbrachen entlang der Rheinfront sowie im Mainz-Ingelheimer Flug- sandgebiet. Darüber hinaus werden auch Weinbergsbrachen an der Unteren Nahe besiedelt (SIMON 1988). Pioniervegetation und Ruderalfluren 133 trockenwarme Bereiche (z. B. Böschungen) Schwarzkehlchen319 in mittelhohen, grasreichen mit zweischichtigen, lockerwüchsigen Rude- Staudenfluren mit flächendeckend, aber locker ralfluren; z. T. ruderalisierte Magerwiesen entwickelter Unterschicht. Oberschicht: einzelne überragende Hochstauden oder weitverteilte Ein- zelbüsche (als Jagd- und Singwarten); Nestanlage bevorzugt an Böschungen unter überhängender Vegetation (NIEHUIS et al. 1983).

Schlammfluren am Rand von Sandgruben und Säbeldornschrecke (Tetrix subulata)320. an Altarmen trockene Stengel von z. B. Königskerzen, Dis- z. B. Maskenbienen (Hylaeus brevicornis, H. teln oder dürre Ranken von Brombeeren in communis), Mauerbienen (Osmia tridentata, O. mehrjährigen Brachen leucomelana, O. claviventris) oder Keulenhornbie- nen (Ceratina cyanea). große Steine, Felsbrocken Nester der Mörtelbiene Megachile parietina. artenreiche Pionier- und Ruderalfluren in groß- Grauammer, Rebhuhn: wesentlich sind ganzjährig flächig offener Grünland-/Ackerlandschaft der vorhandene Nahrungsbiotope wie z. B. Hochstau- niederen Lagen den oder ausdauernde Ruderalfluren und Baum- reihen, einzeln stehende Bäume oder andere Ge- hölze als Singwarten (HAND & HEYNE 1984). Teillebensraum für Arten der umliegenden bewirt- schafteten Biotope (Acker, Grünland): z. B. für di- verse Laufkäfer (Reproduktions- und Überdaue- rungsraum im Winter), verschiedene Schwebflie- gen (Nahrungsraum für Imagines im Sommer) (LÜTTMANN et al. 1991, LÜTTMANN 1993). blütenreiche, mäßig trocken-warme Rude- Malven-Dickkopffalter (Chacharodus alceae): Pio- ralfluren nierart, Raupe u. a. an Malva moschata, Komma- Dickkopffalter (Hesperia comma): Raupe an Grä- sern magerer Standorte (Brachipodium, Festuca ovina), Flußtal-Widderchen (Zygaena transalpina): Raupe an Fabaceae (z. B. Hornklee - Lotus corni- culatus).

Der Flußregenpfeifer kann innerhalbvon Kiesgruben (mit Flachwasserzonen) auf Flächen geeigneter Struktur von ca. 0,4 ha vorkommen (GLUTZ VON BLOTZHEIM et al. 1975). Wildbienen, die horizontale Erdaufschlüsse besiedeln, benötigen offene Bodenstellen einer Flächen- größe von mehr als 200 m² (WESTRICH 1989 a,b). Entsprechend der Bevorzugung von Biotopflächen mit Böschungskanten bzw. Saumstrukturen sind Schwarzkehlchenreviere in geeigneten Biotopen oft linear angeordnet, wobei der Abstand zwischen zwei Revieren mindestens 150 - 200 m (im Durchschnitt 170 m) beträgt (NIEHUIS et al. 1983). In ei- nem 900 m x 150 m großen Weinbergs- und Brachlandstreifen des Planungsraumes konnten bis zu 9 Reviere besetzt werden (SCHNEIDER zit. in GLUTZ V BLOTZHEIM & BAUER 1988). Diese Popula- tionsgröße reicht nach Untersuchungen in Baden-Württemberg aus, um den Brutbestand über min-

319 Das Schwarzkehlchen ist mit Ausnahme der klimatisch ungünstigen östlichen Hunsrückausläufer im Pla- nungsraum flächig verbreitet, die Dichte der Besiedlung ist aber recht unterschiedlich. Zu den Siedlungsschwer- punkten gehören die Gebiete zwischen Nahe und unterer Selz und besonders die Heiden der Rheinhessische Schweiz südlich von Wöllstein, wo sehr hohe Siedlungsdichten erreicht werden (BITZ mündlich). 320 Die Massenvorkommen in sonnig-feuchten Bereichen des Oberrheingebiets darf nach SIMON (1988) nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Art vielerorts erhebliche Verluste erlitten hat. Die Säbeldornschrecke besiedelt im Landkreis Alzey-Worms v. a. die Altrheinschlingen bei Eich und beim Ibersheimer Werth. Pioniervegetation und Ruderalfluren 134 destens 15 Jahre in etwa halten zu können (HÖLZINGER 1987). Das Areal der überwiegend in Ein- zelpaaren brütenden Art beträgt demnach im Planungsraum ca. 1,5 ha. Die hohe Sukzessionsdynamik der Vegetation des Biotoptyps “Pioniervegetation und Ruderalfluren” bedingt, daß tierökologisch bedeutende Flächen innerhalb kurzer Zeit verschwinden, sich aber ge- nauso an anderer Stelle neu wieder entfalten können. Hierauf hat sich die Fauna eingestellt, indem hier Pionierarten überwiegen, die auf kleinstem und wechselndem Flächenangebot zurecht kommen. Bei der Kreuzkröte liegen Winterquarier und sommerliche Tagesverstecke meist nicht weiter als 20 m vom Laichgewässer entfernt (NÖLLERT & NÖLLERT 1992). Beim Schwarzkehlchen können Neststandort (Böschung) und Nahrungsrevier (Brachfläche mit Rude- ralvegetation), die durch Kulturflächen getrennt werden, bis 150 m auseinanderliegen (vgl. NIEHUIS et al. 1983).

Zusammenfassende Bewertung

Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ offenen, vegetationslosen bzw. vegetations- abhängig von armen Rohbodenstandorten ¾ Steilwänden ¾ einem hohen Nischenreichtum (Strukturviel- falt) ¾ einem hohen Blütenangebot ¾ einer regelmäßigen Rückführung der Sukzes- sion ins Pionierstadium

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Stillgewässern (v. a. Tümpeln und Weihern) naler Bedeutung bestehen mit ¾ Weichholz-Flußauenwäldern ¾ Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen ¾ Wiesen und Weiden magerer Standorte ¾ Trockenrasen, Felsen und Trockengebüschen

Zielgrößen der Planung

Eine generell gültige Flächengröße für Abgrabungen ist nicht ableitbar. Das notwendige vielfältige Mosaik unterschiedlicher Kleinstrukturen für die biotoptypischen Wirbellosen bildet sich in erster Linie in Abhängigkeit von der Abgrabungstechnik (Maschineneinsatz, Zahl und Dauer der Abgrabungsab- schnitte) aus. In Schwerpunkträumen des Vorkommens der o.g. Vogelarten sind größere Flächen (Schwarzkehlchen: 1,5 ha) anzustreben. Höhlen, Stollen, Tunnel 135

23. Höhlen, Stollen, Tunnel

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Im Planungsraum sind keine natürlichen Höhlen vorhanden; Bergwerksstollen, ehemalige Schutzbun- ker, tiefe Felsen- und Weinkeller oder Brunnenschächte sind aus ökologischer Sicht jedoch mit natür- lichen Höhlen vielfach gleichzusetzen. Gemeinsame mikroklimatische Kennzeichen sind Frostfreiheit, konstante und kühle Temperaturen, hohe Luftfeuchtigkeit und geringer Lichteinfall. Im Planungsraum sind zwei Schwerpunkte zu nennen: zum einen ist dies der südöstliche Rheinhuns- rück im Bereich des Bacharacher Tales (vier aufgelassene Stollen geringer Tiefe); zum anderen ent- lang des Wiesbaches (zwei Stollen geringer Tiefe). Weitere Kunsthöhlen befinden sich im Natur- schutzgebiet "Am Kahlenberg" sowie bei Weinheim (Planungseinheit 4 im Landkreis Alzey-Worms).

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: feuchtes Gestein, hohe Luftfeuchtigkeit, geringer Moose, Flechten, Farne sowie wegen der extre- Lichteinfall men Standortbedingungen im Höhleninneren nur einige wenige höhere Pflanzen am Höhlenein- gang.

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Höhlen und v. a. Stollen sind durch Zuschütten mit Abfall, Zumauern oder Vergittern sowie Zerstörung durch Sprengen gefährdet. Sie werden zusätzlich durch Freizeitaktivitäten beeinträchtigt und sind lo- kal durch Abfalleinlagerungen bedroht.

Biotop- und Raumansprüche Gesamtlebensraum Insgesamt 500 Taxa, v. a. einzellige Tiere, Wür- mer, Schnecken, Spinnen, Krebse, Tausendfüß- ler, Insekten u. a. sind überwiegend oder aus- schließlich an diesen Biotoptyp gebunden (s. BLAB 1986).

Teillebensraum Für Fledermäuse zur Überwinterung, als Balz- und Paarungsplatz: lt. Biotopkartierung nur ein gesichertes Vorkommen, nach Artenschutzprojekt "Fledermäuse" zwei weitere im Stollen 8b (bei der Hasenmühle) und im Stollen "Gute Hoffnung" (bei Bacharach).

Für überwinternde Arten Zackeneule (Scolipteryx libatrix) oder Kellerspanner (Triphosa dubiata) (vgl. BRONNER 1988, WEISHAAR 1985). Für übersommernde Arten wie z. B. Köcherfliegen der Gattung Micropterna. Winterquartier sowie sommerlicher Balz- und Paarungsplatz für Fledermäuse321.

321 75 % der in der Bundesrepublik Deutschland vorkommenden Fledermausarten sind auf Höhlen und Stollen angewiesen. Für den Bereich des Südlichen Mittelrheins und der Südöstlichen Hunsrückausläufer gibt VEITH (1988) lediglich 4 Fledermausarten an: Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteini), Großes Mausohr (M. myotis), Fransenfeldermaus (M. natteri) sowie Braunes Langohr (Plecotus auritus). Nach den Angaben der Biotopkartie- rung wurden im Bereich des Wiesbachtals nördlich von Nieder-Wiesen u. a. die stark gefährdeten Arten Braune Höhlen, Stollen, Tunnel 136

Gelegentlicher Überwinterungsplatz des Feuersa- lamanders (BARTMANN et al. 1983).

Da innerhalb eines Stollens unterschiedliche mikroklimatische Bedingungen (Temperatur, Luftfeuch- tigkeit) herrschen, sind längere, verzweigte Höhlensysteme aufgrund des höheren Angebotes von Kleinlebensräumen von Vorteil für die Fauna dieses Biotoptyps. Ein höhlentypisches Innenraumklima ist meist erst in mehr als 8 m vom Höhleneingang realisiert (LfUG/FÖA 1993). Knolle hält - aus Kos- tengründen - bei der Neuanlage eines Überwinterungsstollens ein System mit einer Gesamtlänge von 15 - 20 m für den Mindeststandard aus Sicht des Fledermausschutzes. Kleinere Höhlen besitzen für andere Tiergruppen jedoch ebenfalls eine große Bedeutung. Aufgrund der geringen Vagilität der echten Höhlenbewohner (troglobionte Arten) und der natürlichen Seltenheit des Biotoptyps ist die Vernetzungsintensität von Höhlen und Stollen innerhalb desselben Biotoptyps und zu anderen Biotoptypen kein planbares Kriterium. Für Fledermauspopulationen, die Höhlen und Stollen sowohl zur Überwinterung als auch im Sommer u. a. als Rendezvousplatz benötigen, erscheint es allerdings unverzichtbar, daß geeignete Stollen in ausreichender Zahl in einem Landschaftsraum vorhanden sind, um diesen besiedeln zu können. BILO et al (1989, 1990) halten nach ihren Untersuchungen zu sommerlichen Fledermausaktivitäten in Kalkstollen der Obermosel ein Revierverhalten von Fledermausarten, bei denen 1 Männchen einen Höhleneingang besetzt und gegenüber Artgenossen verteidigt, für wahrscheinlich. Bei Arten wie Ple- cotus austrianus und P. auritus (Graues und Braunes Langohr) bestimmt somit sehr wahrscheinlich die Anzahl der Höhlen und Stollen (-eingänge) in einem begrenzten Raum im wesentlichen die Re- produktionswahrscheinlichkeit und damit die Populationsgröße. Die von Fledermäusen überbrückba- ren Entfernungen hängen offensichtlich von ihrer Sonarreichweite ab, die ihre Flughöhe und damit ih- re Orientierungsmöglichkeit an Waldrändern, Hecken etc. bestimmt; v. a. kleine niedrigfliegende Arten scheinen nicht in der Lage zu sein, offene Agrarlandschaften bzw. grenzlinienarme, dichte Wälder zu besiedeln (vgl. HELMERS & LIMPENS 1991). Alle höhlenbewohnenden Arten - auch die Fledermäuse - sind primär auf gleichmäßige klimatische Verhältnisse und Störfreiheit angewiesen. Nach BLAB (1986) kann es 100 - 200 Jahre dauern, bis sich “Höhlenspezialisten” eingestellt haben. Feldermäuse benötigen Zeiträume von 5 - 10 Jahren bis neue Stollen oder gestörte Höhlen (wieder) angenommen werden (KNOLLE 1988).

Zusammenfassende Bewertung: Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der Lage zu geeigneten Sommerlebensräu- abhängig von men und Entwicklungshabitaten ¾ den speziellen mikroklimatischen Bedingun- gen in Höhlen ¾ einer Bewetterung des Schachtes oder der Höhle Störungsfreiheit v. a. während der Wintermo- nate

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ lichten Wäldern mit Altholzbestand für Fle- naler Bedeutung bestehen mit dermäuse als Sommerquartier und Jagdbiotop ¾ Offenlandbiotopen, Feuchtgebieten, Streu- obstbeständen, Gewässern als Jagdgebiet für Fledermäuse

Zielgrößen der Planung:

Alle vorhandenen Höhlen und Stollen sind ein unverzichtbares Element des Biotopsystems Rheinhes- sen-Pfalz.

und Graue Langohrfledermaus (Plecotus auritus, P. austriacus) nachgewiesen. Das Vorkommen von Fledermäu- sen in diesen Gebieten wird durch ein gutes Angebot an insektenreichen Jagdrevieren entlang von Waldrändern, Bächen und im extensiv genutzten Kulturland begünstigt. Erdwände, Hohlwege 137

24. Erdwände, Hohlwege

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Beide Biotoptypen sind geprägt durch ihre vertikale Flächenausdehnung und ihre lineare Anordnung im Gelände. Es handelt sich um senkrechte Erdaufschlüsse, die wegen ihrer Steilheit und Instabilität nur lückig bewachsen sind. Insbesondere die Hangoberkante und der Schuttkegel am Fuß des Han- ges sind durch die hohe Dynamik sehr vegetationsarm. Das Ausgangssubstrat der Erdwände (Kies, Sand, Lehm, Ton) ist im Planungsraum häufig als Folge einer Abgrabungstätigkeit freigelegt. Stellenweise haben sich Lößwände aus vorhandenen Hangkan- ten entwickelt, wobei die Bewirtschaftungsrichtung des unterhalb angrenzenden Grundstücks den Bo- denabtrag förderte. Die Entstehung der Hohlwege im Planungsraum beruht auf der Verdichtung des Lößes und nachfol- gender Auswaschung des gelockerten Materials in der Fahrrinne. Im Querprofil weisen die Lößhohl- wege eine überhängende Geländeoberkante, die senkrechte weitgehend vegetationslose Lößwand, die Lößböschung und die Sohle auf. Bei westöstlicher Ausrichtung im Gelände stellen Erdwände mit ihren unterschiedlichen Substratei- genschaften eine thermisch besonders begünstigte Ansiedlungsfläche für die Fauna dar. Die in den Räumen Bingen-Ingelheim-Schwabenheim, an der Rheinfront und im Pfrimmgebiet ausgeprägten Hohlwege zeichnen sich -bei teilweise starker Beschattung- durch eher mesophile Standortverhältnis- se aus. Sie besitzen eine Vielzahl von Kleinhabitaten.

Im Planungsraum werden folgende Ausprägungen unterschieden:

Stufenraine im Bereich lößüberschichteter Prunetum fruticosae (Zwergkirschen-Gebüsch)322 Kalksande, -mergel sowie pleistozäner Schot- Peucedanum alsaticum-Gesellschaft (Elsässer ter Haarstrang-Gesellschaft)323 stickstoffarme, neutrale bis basische mit tief- Geranio-Anemonetum sylvestris (Steppenanemo- gründigem Lößlehm oder kalkhaltige Sand- nen-Berghaarstrang-Gesellschaft)324,325. standorte

sonnenexonierte, im Sommer stark erwärmte Prunetum fruticosae (Zwergkirschengebüsch) Standorte auf trockenen kalkhaltigen Böden über Lößlehm oder Festgestein

322 Das Zwergkirschengebüsch besiedelt im Rheinhessischen Tafel- und Hügelland sekundäre Standorte. Be- vorzugt werden Lößrohböden in Weinbergen und Rohböden. Neben klimatisch-edaphischen Faktoren ist die Aus- breitungsfähigkeit beschränkt durch die bevorzugte Vermehrung auf vegetativem Wege. Das Rheinhessische Vorkommen gilt als weit nach Westen vorgeschobenes Reliktareal der nacheiszeitlichen Wärmezeit. Das heutige Hauptareal ist das kaukasische Steppengebiet. (DIESTER 1987). 323 Die namengebende Art der auf das Nordöstliche Rheinhessen und dem östlichen Pfrimmgebiet beschränkten Gesellschaft erreicht in Rheinhessen die Nordwestgrenze ihrer Verbreitung (BLAUFUß & REICHERT 1992). 324 Diese Pflanzengemeinschaft ist in Rheinland-Pfalz nur im östlichen Teil des Landkreises Alzey-Worms ver- breitet. 325 Von KORNECK (1993) werden weitere schwerpunktmäßig in Lößhohlwegen, -böschungen und -rainen nach- gewiesenen Steppenpflanzen genannt, die sich in Rheinhessen z. T. an der absoluten Westgrenze ihrer Verbrei- tung in Europa befinden: z. B. Inula germanica, Festuca valesiaca, Hieracium fallax. Erdwände, Hohlwege 138

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Die im Zuge von Bodenabbau entstandenen Erdwände sind durch Rekultivierungen gefährdet. Kultur- bedingte Erdwände sind ebenso wie Hohlwege durch Rebflurbereinigung und Eutrophierung vonsei- ten benachbarter Flächen gefährdet. Die in der Vergangenheit durch erosive Nutzung als Verkehrs- weg ständig eingetieften Lößhohlwege sind vielerorts befestigt bzw. asphaltiert oder gänzlich mit Bo- den- und Schuttmaterial aufgefüllt. Als Verursachung möglicher Beschattung und Verkrautung an- grenzender Acker- und Rebfluren werden die Hohlwege stellenweise abgeflämmt und in die Herbizid- behandlung einbezogen.

Biotop- und Raumansprüche kleine Höhlungen, die wenigstens einige Stun- Brutplatz für die Maskenbiene Hylaeus hyatinatus den täglich besonnt werden (Nahrungspflanze Berteroa incana und Descurai- nia sophia), Pelzbiene Anthophora acervorum (Nahrungspflanze Anchusa officinalis) (WESTRICH 1989). gewachsener Löß als Hartsubstrat Bruthabitat vieler Hohlweg- und Lößspezialisten unter den Hautflügler-Gattungen: z. B. Goldwes- pen (Chrysis), Mauerwespen (z. B. Odynerus spi- nipes), Knotenwespen (Cerceris), Kotwespen (z. B. Mellinus arvensis) (KUNZ 1994). mehr oder weniger sandiges Weichsubstrat Nistplatz der Furchenbiene Halictus secinctus, am Schuttkegel Zottelbiene Panurgus calceratus. sonnenexponierte Hänge mit vegetationsar- Steinschmätzer326: oft an süd- bis östlich expo- men Bereichen nierten Flächen, benötigt nahegelegene kurzrasi- ge Flächen als Jagdgebiet, das er von Ansitzwar- ten aus einsehen kann. nahezu senkrecht abfallende Steilwände aus Uferschwalbe327: Brutröhren in sandig-bindigen, grabbarem Material vegetationslosen, i.d. R. mehr als 2 m hohen Steil- wänden mit möglichst geringen Ton- und Schluff- gehalten und freien An- und Abflugmöglichkeiten (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985). Niströhren diverser Wildbienenarten (z. B. die

326 Rheinhessen zählt zusammen mit dem Haardtrand zu den landesweiten Verbreitungsschwerpunkten des Steinschmätzers, dessen Landesbestand (Mitte der 80er Jahre ca. 400 BP, SIMON 1985) kontinuierlich abnimmt. Davon ist auch die rheinhessische Population betroffen (BOSSELMANN 1998), worüber das vorliegende Daten- material aus mehreren Jahren hinwegtäuscht (vgl.. Thematische Deckfolien). Zusammenhängend besiedelte Be- reiche existieren aktuell nur noch in den von der Flurbereinigung ausgesparten Bereichen, so z. B. zwischen O- ckenheim und Aspisheim, zwischen Nackenheim und Schwabsburg, zwischen Guntersblum und Bechtsheim. Von besonderer Bedeutung sind die Hangbereiche nordwestlich von Westhofen, wo in den von zahlreichen Stufenrai- nen (Rechs) durchzogenen Rebflächen mit über 100 Brutpaaren die landesweit größte zusammenhängende Po- pulation des Steinschmätzers existiert (BRAUNER mündlich). 327 Nach den vorliegenden Gebiet des Eich-Gimbsheimer Altrheins und den umliegenden Abgrabungsgewässern ab. KUNZ & SIMON (1987) weisen aber bereits darauf hin, daß Vorkommen in der rheinhessischen Rheinaue aufgrund fehlenden Brutplatzangebotes selten sind. Heute existieren hier nur noch kleinere, unbeständige Kolo- nien (SIMON mündlich). BOSSELMANN (1998) gibt für den Planungsraum aus jüngster Zeit drei Brutkolonien für Abgrabungen bei Offstein (100 BP), die Abenheimer Sandgrube (150 BP) und die Pfeddersheimer Grube (100 BP) an, die alle außerhalb der Rheinaue im Pfrimmgebiet liegen. Wesentlich kleinere Kolonien bestehen darüber hinaus im Landkreis Mainz-Bingen im Bereich Gau-Algesheim und Ingelheim.

Erdwände, Hohlwege 139

Sandbiene Andrena agilissima, die Seidenbienen Colletes daviesanus und C. hederae, die Pelzbie- ne Anthophora acervorum, die Furchenbienen La- sioglossum parvulum und L. limbellum) sowie de- ren Kuckucksbienen (vgl. WESTRICH 1989, ERLINGHAGEN 1991, SCHMID-EGGER et al. 1995). spaltenreiches Material un-terschiedlichster Kreuzkröte und Wechselkröte: Sommer- und Win- Festigkeit im Steilwandfußbereich terquartier; Bienenwolf (Philanthus triangulum) (Weichsubstratbrüter); Ameisenlöwen (z. B. Myr- meleon formicarius, M. europaeus328): Fangtrich- ter.

Teillebensraum Hohlweg Flugschneisen und Orientierunglinien von Fleder- mausarten in der ausgeräumten Landschaft, z. B. Braunes Langohr.

ältere verwitterte weniger steile lockere Wän- Standorte der Baue für Kleinsäugerarten329 (Fort- de pflanzungshabitat), Wild- und nahgelegene Feld- früchte (Nahrungsraum).

Mosaik aus warmtrockenen und kühlfeuchten Rückzugs- und Nahrungshabitat (v. a. Nordseite Bereichen von Hohlwegen) sowie Eiablageplatz und Entwick- lungsraum (v. a. Südseite) v. a. von wärmelieben- den Schneckenarten: z. B. Truncatellina cylindri- ca, Pupilla muscorum330 (vgl. BAUMGÄRTNER 1994).

Das Minimalareal eines Steinschmätzerpaares kann in Bims-, Lava- und Kiesgruben mit ca. 2 ha an- genommen werden, wobei v. a. kleinere Abgrabungen von 4 - 5 ha Größe von mehreren Paaren be- siedelt werden331. Das Brutrevier des Steinschmätzers kann unter sehr günstigen Lebensraumbedin- gungen bereits auf einem Hektar realisiert sein (BAUER & THIELCKE 1982); i.d.R. ist das Revier je- doch größer und umfaßt auch in den dichtbesiedelten flächigen Vorkommen des Planungsraumes durchschnittlich 3 - 3,5 ha (NIEHUIS 1983). Die Sukzessionsdynamik der Vegetation am Böschungsfuß und die anhaltende Abbaudynamik des Biotoptyps bedingt, daß tierökologisch bedeutende Flächen innerhalb eines Jahres oder weniger Jah- re verschwinden. Das Beispiel der Uferschwalben verdeutlicht die Notwendigkeit der Existenz gleich gut geeigneter Steilwände zur Anlage der Brutröhren in erreichbaren Entfernungen. Nach HEYNE (1988-1991) hielt sich in gleicher Individuenstärke eine Uferschwalbenkolonie im Raum Trier/Konz in Abhängigkeit vom Ausbeutungsstand der Abgrabungsflächen in wechselnden, aber dicht beisammen- liegenden Kiesgruben auf. Die Uferschwalben-Brutpopulation der Pellenz (Landkreis Mayen-Koblenz) verschwand dagegen großräumig, was vermutlich mit dem sinkenden Nistplatzangebot infolge des regional begrenzten, kleinflächigen Gesteinsabbaus zusammenhängt (vgl. BOSSELMANN & CHRISTMANN 1974). KUHNEN (1983) geht davon aus, daß jährlich etwa 25 % der Kolonien ihren Brutplatz wechseln. Dies bedeutet, daß pro Jahr für mindestens 25 % der Kolonien zur Besiedlung geeignete Steilwände gleicher Güte und Größe neu entstehen müssen, um den Brutbestand in etwa

328 vgl. Biotoptypen 11 und 12. 329 Detaillierte Untersuchungen zur Säugetierfauna von Hohlwegen des Planungsraumes liegen nicht vor. In Ba- den-Württemberg siedeln 20 von 65 landesweit bisher nachgewiesenen Säugetierarten in Hohlwegen (BRAUN 1994). 330 Beide Schneckenarten besiedeln die von Hohlwegen untergliederte Rheinfront zwischen Mainz und Worms (vgl. VOGT et al. 1994). 331 Diese Werte wurden aus den Angaben von SCHNEIDER (1978), SANDER (1988) und den Jahresberichten der GNOR ermittelt. Erdwände, Hohlwege 140 zu halten. Solange der Abbaubetrieb läuft, dürfte dies i.d.R. gewährleistet sein. Aus dem Regierungs- bezirk Trier ist eine Umsiedlung von Uferschwalben innerhalb einer Brutperiode zwischen den 500 m entfernten Steilwänden zweier Kiesgruben belegt (HEYNE 1988). Zum Nahrungserwerb können sich Uferschwalben bis zu 8 - 10 km von ihrer Brut entfernen (GLUTZ VON BLOTZHEIM & BAUER 1985). ERLINGHAGEN (1991) konnte spezifische xerothermophile Steilwandnister unter den Hymenopteren im Maifeld (Landkreis Mayen-Koblenz) erst in Steilwänden ab einer Länge von ca. 200 m und einer Steilwandhöhe von etwa 2 m feststellen. Derartige Biotope werden von Wildbienen dann besiedelt, wenn unweit (Entfernung weniger als 150 m) blütenreiche Flächen mit arten- bzw. artengruppenspezi- fischen Pollen- und Nektarquellen (z. B. diverse Brassicaceen in Ruderalfluren, diverse Asteraceen in Halbtrockenrasen) vorhanden sind (ERLINGHAGEN 1991). Im Falle der Pelzbiene Anthophora acer- vorum können die Entfernungen der Teillebensräume bisweilen mehrere hundert Meter betragen (WESTRICH 1989).

Zusammenfassende Bewertung

Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ Besonnung und damit Biotopausrichtung im abhängig von Gelände ¾ reichem Nischenangebot ¾ Anteil an Gehölzstrukturen ¾ Abstand zur angrenzenden landwirtschaftli- chen Nutzfläche ¾ hohem Blütenreichtum

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Pioniervegetation und Ruderalfluren naler Bedeutung bestehen mit ¾ Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen ¾ Trockenrasen und -gebüsche, Felsfluren

Zielgrößen der Planung:

Bestehende Biotopflächen sind in ihrer Gesamtheit und ihrer ungehinderten Besonnung zu erhalten und zu entwickeln. Eine Mindestgröße dieses Biotoptyps ist nicht ableitbar. Sie ist vielmehr vom loka- len Potential abhängig. Ruinen, Trockenmauern, Steinriegel 141

25. Ruinen, Trockenmauern, Steinriegel

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Diese Mauer- und ähnliche Rohbodenbiotope sind standörtlich durch Wärme und Trockenheit ge- kennzeichnet und weisen dadurch nur eine geringe Vegetationsentwicklung auf. Ausgesprochen tro- cken-warme Bedingungen herrschen meist nur an der Oberfläche. Die erdgefüllten Mauerfugen sind gegen die Einflüsse von Sonne und Wind weitgehend geschützt und im Inneren daher auch mäßig feucht. Die Materialoberfläche bedingt auch in der Umgebung ein besonderes Kleinklima. Der Biotoptyp ist v. a. an Ruinen und Weinbergsbrachen zu finden und hinsichtlich seiner Pflanzen- und Tierwelt stark von deren Alter und Exposition abhängig. Oft handelt es sich um isoliert auftretende Lebensräume.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden: Stickstoffreiche Standorte an Ruinen, Burgen an frischen Stellen Alliarion (Ruprechtskraut- etc. Säume), an trockenen Stellen Onopordion acanthii (Eseldistel-Gesellschaften). sonnseitige Mauerfüße mit mörtelreichen nährstoff-, insbes. stickstoffliebende Gesellschaf- Schutthaufen ten, z. B. Urtico-Malvetum neglectae (Gänsemal- ven-Flur) und Urtico-Aegopodietum (Brennessel- Giersch-Saum). nicht verfugte Mauern aus Natursteinen Asplenietea rupestris (Mauer- und Felsspalten- Gesellschaften332

Mauerkronen Alysso alyssoides-Sedion albi (Kalkfelsgrus- Gesellschaft)333

Gefährdung und Beeinträchtigungen

Im Zuge von Renovierungsarbeiten an Gemäuern und Mauern werden Trockenmauern verfugt oder durch Betonmauern ersetzt. In Burg- und Klosterruinen werden Hohlräume versiegelt (vgl. Dohle; s.u.). Rohbodenstandorte im Fußbereich von Mauern sowie Steinriegel verlieren im Rahmen der zum Gehölzstadium führenden Sukzession ihren Blütenreichtum. Stütz- und Trockenmauern in Weinber- gen werden im Zuge der Rebflurbereinigung beseitigt.

Biotop- und Raumansprüche

Ruinen, Stütz- und Trockenmauern weisen Ähnlichkeiten mit Ausprägungen des Biotoptyps 12 (Tro- ckenrasen, Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche) auf. stark besonnte, fast vegetationsfreie Fels- o- Mauereidechse bevorzugt südexponierte offene der Mauerpartien und bewachsene Gesteinsoberflächen mit Spalten und Löchern.

332 Die Nachweise im Planungsraum beschränken sich auf die Burg Sooneck und auf den Damm bei Münster- Sarmsheim. 333 Die Biotopkartierung nennt nur wenige Fundorte: westlich der Trollmühle, bei Wöllstein, bei Alzey und bei Monsheim. Von einer größeren Verbreitung ist jedoch auszugehen. Ruinen, Trockenmauern, Steinriegel 142

von besonnten Weinbergsmauern durchsetzte Braunauge (Lasiommata maera)334: benötigt als Xerothermstandorte Verpuppungshabitat vegetationsfreie Mauer- oder Felspartien und sitzt als Imago bevorzugt auf un- bewachsenen Weinbergsmauern, an die sich blü- tenreiche Magerrasen, Weinbergsbrachen und xe- rotherme Säume (Nahrungshabitat) anschließen (WEIDEMANN 1988, BROCKMANN 1989).

mit Erde gefüllte Fugen alter Weinbergsmau- Nestort für Furchenbienen (Lasioglossum laticeps, ern L. nitidulum oder L. punctatissimum), die Masken- biene Hylaeus hydralinatus oder die Pelzbiene Anthophora acevorum sowie parasistische Bie- nenarten335 (WESTRICH 1989).

Steinlücken und Hohlräume in Trockenmauern Gesamtlebensraum vom Schneckenarten der (Weinbergs-) Mauern: z. B. Vertigo pusilla336, Chondrulla tridens337, Granaria frumentum338 sowie Balea perversa339; bei längerer Trocken- heit ziehen sich die Schnecken in tiefere Mauer- spalten zurück. Nistmöglichkeiten für kleinere höhlenbrütende Vo- gelarten340.

Brombeerhecken im Mauerfußbereich Nistplatz für Grabwespen wie Trypoxylon attenna- tum, Pemphredon lethifer, die Mauerbiene Osmia leucomela, die Maskenbienen Hylaeus annularis, H. brevicornis und parasitische Bienenarten (JAKUBZIK & CÖLLN 1990, WESTRICH 1989).

blütenreiche Ruderalstandorte am Fuße von v. a. Bedeutung für auf Mager- und Trockenbioto- Ruinen und Mauern pe spezialisierte Schmetterlinge und Hautflügler (REICHHOLF 1986; BRECHTEL 1987).

nischenreiche Türme in Burg, Kloster- und In- Nistmöglichkeiten für die Dohle341. dustrieruinen

334 Vom Braunauge liegt nur ein aktueller Nachweis für das Mittelrheingebiet um Bacharach vor (KWIATKOWSKI 1992). Ältere Belege betreffen nicht nur die Östlichen Hunsrückausläufer und den Südlichen Mittelrhein (STAMM 1981) sondern auch Rheinhessen: PAULUS (1967) gibt die Art für den Mainzer Sand und die Rheinwiesen als "an geeigneten Stellen nicht selten" an. Nach 1979 wurden hier aber keine Beobachtungen mehr gemacht (ROSE 1988). 335 Hinsichtlich Verbreitung der Wildbienenarten im Planungsraum siehe SCHMID-EGGER et al. (1995). 336 Diese nur sehr lokal auftretende Art wurde in neuerer Zeit (seit 1980) nur bei Nierstein beobachtet. Ältere Li- teraturangaben (1900-1959) nennen als weiteren Lebensraum den Bereich Bingen (VOGT et al. 1994). 337 Chondrulla tridens ist aktuell aus den Räumen Mainz und Guntersblum nachgewiesen. Ältere Fundorte liegen auch in den weiter südlich und westlich anschließenden Gebieten (VOGT et al. 1994). 338 In neuerer Zeit (seit 1980) besiedelt diese wärmeliebende Art entsprechende Habitate in den Räumen Ingel- heim, Mainz und Guntersblum. Ältere Nachweise (ab 1960) liegen auch aus dem Bereich Alzey vor (VOGT et al. 1994). 339 Von dieser Art, die trockene exponierte Standorte bevorzugt, liegen für den Planungsraum nur ältere Samm- lungsbelege (1900-1959) aus dem Raum Mainz vor. 340 Hierzu zählen u. a. Wiedehopf (vgl. Biotopsteckbrief 21 Streuobstbestände) und Steinschmätzer (Biotop- steckbrief 23 Erdwände, Hohlwege). 341 Die Dohle besitzt ihren Verbreitungsschwerpunkt in den Siedlungsbereichen und Burgen der Rhein-Nahe- Niederung sowie inselartig am Südlichen Mitterhein und im Raum Nierstein-Schwabsburg. Ruinen, Trockenmauern, Steinriegel 143

FRITZ (1987) gibt bei der Mauereidechse in Trockenmauer-Biotopen die Reviergröße mit 8 - 12 m² bei optimal ausgeprägter Mauerfläche an. Eine Mauereidechsenpopulation von 40 Individuen benötigt nach seinen Annahmen 350 m² optimal ausgebildeter Mauerfläche. Nach niederländischen Angaben schwankt die Mindestreviergröße einer Mauereidechse um 20 m² (GEIGER & NIEKISCH 1983). Bei der Mauereidechse müßten lieneare, felsig-steinige Strukturen (Felsbänder, geschotterte Straße, Bahndämme, Weinbergsmauern) eine Vernetzung zwischen den Populationen sicherstellen. DEXEL (1985) fand zwei benachbarte, durch einen Bahndamm miteinander verbundene Populationen in 1200 m Entfernung (vgl. Biotopsteckbrief 12). Wildbienen legen ihre Bauten bevorzugt in die Nähe ihrer Nahrungspflanzen an; oft beträgt die Ent- fernung zwischen Pollenquelle und Nest weniger als 1 m. Einige Arten fliegen wenige hundert Meter zur Nahrungssuche. Wahrscheinlich fliegen kleine Arten weniger weit als größere Arten (vgl. WESTRICH 1989). Entscheidend für ein Vorkommen des "standorttreuen" Braunauges (WEIDEMANN 1988) ist eine en- ge Nachbarschaft xerothermer offener Entwicklungshabitate an Mauern und Felsen und blütenreichen offenlandbestimmten Biotoptypen als Nahrungshabitate ihrer Imagines.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der Besonnung abhängig von ¾ dem Nischenreichtum ¾ Material unterschiedlicher Festigkeit in den Mauerfugen ¾ einer partiellen Vegetationsarmut ¾ dem Vorhandensein von Rohbodenstandorten ¾ einem guten Nahrungspflanzenangebot

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ reichstrukturierten, blütenreichen offenlandbe- naler Bedeutung bestehen mit stimmten Biotoptypen ¾ Waldsäumen ¾ Trockenrasen, Felsen und Trockengebüschen ¾ Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen

Zielgrößen der Planung: Mauern können für Insekten auch in kleinflächigen Ausprägungen eine hohe Bedeutung erlangen. Im Biotopkomplex kommt Mauern, v. a. im Bereich der Trocken- und Magerbiotope, eine hohe Vernet- zungsfunktion zu. Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen 144

26. Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen

Allgemeine Kennzeichen, wesentliche Standortfaktoren und kennzeichnende Pflanzengesell- schaften Ackerflächen Dieser Biotoptyp ist im Planungsraum mit 54 % Flächenanteil (Landkreis Mainz-Bingen) bzw. 72 % (Landkreis Alzey-Worms) landschaftsprägend. Hierbei dominieren intensive Bewirtschaftungsformen und, v. a. auf den Plateaus, großflächige Ackerschläge. Die wenigen Einzelbäume und kleinflächigen Gehölzstrukturen beschränken sich auf einige Kreuzungen des rechtwinklig angelegten Wegenetzes. Neben Getreide und Hackfrüchten werden v. a. in den Flachlagen Sonderkulturen angebaut. Rebfluren Die besondere Klimagunst Rheinhessens ermöglicht es, daß sich Rebflächen auch in nur schwach geneigten Lagen ausdehnen. Diese Bereiche sind weitgehend frei von Saum- und Kleinstrukturen. An steileren Hängen insbesondere am Südlichen Mittelrhein, an der Rheinfront und den Talausgängen der einmündenden Bäche dominieren terrassenförmige Weinbergslagen mit Böschungskanten. Obstplantagen Die häufig siedlungs- und hofnah angeordneten Anbauflächen werden von Niedrigstammobst einge- nommen, deren Stammbereich infolge mechanischer Bearbeitung i.d.R. vegetationslos ist. Ältere Be- stände sind häufig durch Halbstamm-Bäume und einem höheren Bracheanteil gekennzeichnet. Unter den angebauten Obstarten überwiegt der Apfel.

Im Planungsraum werden folgende Ausbildungen unterschieden:

Die Pflanzengesellschaften wurden anhand der Verbreitungsangaben der namengebenden Arten (BLAUFUSS & REICHERT 1992) abgeleitet, da flächendeckende Kartierungen der Pflanzengesell- schaften der landwirtschaftlichen Nutzflächen nicht vorlagen.

Kalkflugsande mit Winterroggenanbau Papaveretum argemone (Getreidewildkraut- Gesellschaft des Sand-Mohns)342.

Äcker mit Wintergetreide auf mäßig nährstoff- Alchemillo-Matricarietum (Kamille-Gesellschaft) reichen Sand- oder reinen Lehmböden

Kartoffel-, Rüben- und Maisäcker auf stick- Spergulo-Oxalidion (Bodensaure Intensivhack- stoffreichen Lehm- und Sandböden frucht-, Garten-Wildkrautgesellschaft, Acker-Spör- gel-Sauerklee-Gesellschaft)

Hackfruchtkulturen auf mäßig sauren Sand- Spergulo-Panicetum cruris-galli (Hühnerhirse- (bis Lehm-)-böden Spark-Gesellschaft). Setario-Galinsogetum (Borstenhirse-Knopfkraut- Flur): auch auf Spargelfeldern und in Weinbergen.

Getreidefelder mit trocken bis mäßig frischen, Linarietum spuriae (=Kickxietum) (Tännel-Lein- neutralen Sand-und Lehmböden kraut-Gesellschaft)343, Convolvulo arvensis-Agro- pyretum repentis (Ackerwinden-Kriechquecken- Rasen).

342 Diese Gesellschaft kommt im Planungsraum nur noch in einem rudimentären Artenspektrum vor. Infolge der Intensivierung der Landwirtschaft wurden nur noch 6 von ursprünglich 32 charkteristischen Pflanzenarten nach- gewiesen (OESAU 1990). 343 Die namengebende Art Linaria spuria kommt im Planungsraum noch selten vor (BLAUFUSS & REICHERT 1992). Auch OESAU (1990) schließt eine Beteiligung dieser Gesellschaft an seinem Aufnahmematerial nicht aus. Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen 145

Getreideäcker auf basenreichen humosen Papaveri-Melandrietum noctiflori (Nachtlichtnel- Lehm- und Tonböden ken-Gesellschaft)344.

Spargelfelder in sommertrocken-warmer Lage, Digitario-Eragrostietum (Fingerhirse-Liebesgras- auf nährstoffreichen, lockeren Sandböden Gesellschaft)

Hackfruchtäcker in Weinbaugebieten, in Süd- Veronico-Fumarietum (Ehrenpreis-Erdrauch-Ge- lage, auf nährstoffreichen Kalk-Lehm- und sellschaft), Mercurialietum annuae (Bingelkraut- Sandböden Flur).

Weinberge auf Kalk, meist südexponiert Geranio-Allietum vinealis (Weinbergslauch- Gesellschaft)345. auf häufig überschwemmten Äckern (v. a. in Rorippo sylvestris-Chenopodietum polyspermi Rheinnähe) (Waldkresse-Gänsefuß-Gesellschaft).

Feld- und Wegraine (Dauco-) Arrhenatheretum salvietosum (Salbei- Glatthaferwiese)

Obstplantagen Agropyretea intermedii-repentis (Kriechquecken- Rasen)

Gefährdung und Beeinträchtigungen Das Gefährdungspotential liegt in der lebensfeindlichen Bewirtschaftungsform (Fruchtfolgeverengung, Dünger- und Pestizideinsatz) auf großen, zusammenhängenden Flächen, die sich auch auf die an- grenzenden Wegraine auswirkt. Die Umstellung von Sommer- auf Wintergetreide bedingt eine Ge- fährdung von Ackerwildkrautgesellschaften wie z. B. der Sand-Mohn-Gesellschaft der Kalkflugsande. Durch die Flurbereinigung im Bereich von Ackerflächen und Rebfluren sind, mit Vergrößerung der Parzellen und der Beseitigung kleinräumiger Standortunterschiede, zahlreiche siedlungsbestimmende Kleinstrukturen (Feldraine, Hecken, Böschungskanten etc.) verloren gegangen.

Biotop- und Raumansprüche breitere Acker- und Wegraine Nistplätze für bodenbrütende Silbermundwespen (Crabro spec.), Fliegen-Spießwespen (Oxybelus spec.) (vgl. WESTRICH 1989). wichtiger Teillebensraum bodenbewohnender Kä- ferarten346 (vgl. SCHAWALLER 1978).

344 Im Planungsraum ist diese Kalk- und Tonacker-Gesellschaft infolge intensiver Bewirtschaftung und dem ho- hen Anteil an Hackfrüchten in der Fruchtfolge (Zuckerrüben-Winterweizen-Sommergerste) sehr verarmt. Das A- donido-Iberidetum amarae (Schleifenblumen-Gesellschaft) und das Caucalido-Adonidetum flammeae (Haftdol- den-Adonisröschen-Gesellschaft) sind bereits vollständig ausgefallen (OESAU 1990). Von letzterer Pflanzenge- sellschaft blieben jedoch unmittelbar südlich an den Planungsraum angrenzend auf den Tertiärkalkhügeln bei Grünstadt Bestände erhalten (OESAU 1991). 345 V. a. die Weinberge im nördlichen Rheinhessen sind vergleichsweise reich an Geophyten: Weinbergslauch (Allium vineale), Acker-Gelbstern (Gagea villosa), Traubenhyazinthen (Muscari-Arten), Dolden-Milchstern (Orni- thogalum umbellatum) und Wilde Tulpe (Tulipa sylvestris). Auffallend ist die Artenarmut entsprechender Flächen des Alzeyer Hügellandes (vgl. HERTEL 1989). 346 In einem 0,5 km² großen intensiv bewirtschafteten und nur von einigen kleinen, brachliegenden Enklaven durchbrochenen Weinbaugelände südlich Essenheim wurden 83 Arten nachgewiesen. Hierbei stellten die Ränder der unbefestigten Wege die bevorzugten Aufenthaltsorte dar (SCHAWALLER 1978). Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen 146

Ackerflur mit benachbartem Waldrand, He- Nahrungshabitat für verschiedene Vogelarten, cken etc. z. B. für Turmfalke und Waldohreule, Hecken- braunelle, Goldammer (vgl. SPOTT & LACK 1990).

kleinparzellierte Feldflur mit mehreren ver- Nahrungshabitat für den Feldhasen347, Fortpflan- schiedenen Kulturen und zahlreichen Wild- zung in selten befahrenen hoch gewachsenen kräutern oder hohem Bracheanteil. Graswegen (vgl. SPÄTH 1990). Nahrungshabitate von Raubwürger und Schwarz- stirnwürger348: Beide Arten sind auf Einzelbäume und -sträucher als Nistplatz und Ansitzwarten an- gewiesen. Brut- und Nahrungshabitat für den Ortolan349: Der Nestbau erfolgt bevorzugt in zur Zeit des Nest- baus aufgelockert und niedrig bewachsenen Ge- treidefeldern (LANG et al 1990). Gesamtlebensraum des Feldhamsters350.

Pionierstadien von Ackerbrachen Entwicklungshabitat von Tagfalterarten, deren Raupen sich von Ackerwildkräutern ernähren: z. B. Kleiner Perlmutterfalter (Issoria lathonia), Schwalbenschwanz (Papilio machaon)351.

Feldgehölze und Hecken Nistplatz und Refugium für zahlreiche Vogelarten, Kleinsäuger, (Lauf)käfer, Spinnen und Blütenbe- sucher unter den Insekten (vgl. Biotopsteckbrief 20 Strauchbestände).

Hackfruchtäcker Feldlerche352: zeigt im Planungsraum eine sehr enge Bindung an Zuckerrübenfeldern.

347 Die Biotopkartierung nennt nur Vorkommen im Landkreis Mainz-Bingen, insbesondere im nördlichen Teil des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands. 348 Beide Arten zählten bis in die 60er Jahre zu den typischen Arten der Agrarlandschaft Rheinhessens und des unteren Nahegebiets (vgl. MATTHES 1965, NIEHUIS 1969, 1978, 1991). Das von BITZ (1983) gemeldete Brut- vorkommen des Raubwürgers am Eich-Gimbsheimer Altrhein im Jahr 1981 war offensichtlich das letzte in Rhein- hessen (BOSSELMANN 1998). Bereits in der ersten Hälfte der 70er Jahre hat sich der Schwarzstirnwürger voll- ständig zurückgezogen. Ehemalige Vorkommensschwerpunkt der Art lagen z. B. auf den Plateaus im Raum Ven- dersheim/Ober-Hilbersheim sowie nördlich von Schwabsburg (MATTHES 1965, BITZ mündlich). Neben der Ro- dung vieler Obstbaumreihen in der Feldflur spielt wahrscheinlich auch die Aufgabe des Luzerneanbaus eine wich- tige Rolle für den Bestandseinbruch beider Arten, da hiermit die bevorzugten, an Großinsekten reichen Nah- rungshabitate verloren gingen (BITZ mündlich). 349 Außerhalb des in den 1970er Jahren erloschenen Hauptvorkommens in Rheinland-Pfalz in der Vorderpfalz (vgl. GROH 1978) bestanden kleinere Vorkommen auch in Rheinhessen. Der letzte Nachweis stammt aus dem Jahr 1965 im Gebiet zwischen Laubenheim und Bodenheim (WIEGAND 1968). Weitere Nachweise aus den 1950er und 60er Jahren liegen für den Rochusberg bei Bingen, die Umgebung von Ockenheim, die Selzhänge bei Essenheim und den Bereich um Worms-Hochheim vor (BODENSTEIN 1953, WIEGAND 1965, Angaben der Bio- topkartierung). 350 Der Feldhamster besitzt im Oberrheingraben ein Reliktvorkommen am südwestlichen Rand seines Areals. Nach den Angaben der Biotopkartierung konzentrieren sich die Vorkommen am Nordrand des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands. Nach THIELE (1996) ist der Feldhamster aber in den Lößgebieten des gesamten Rhein- hessischen Tafel und Hügellands verbreitet, wobei die Siedlungsdichte aber in vielen Bereichen nur noch sehr ge- ring ist. 351 Die Häufigkeitszunahme dieser sog. Pionierarten in den letzten Jahren wird von HASSELBACH (1993) in Zu- sammenhang gebracht mit den verschiedenen Extensivierungsprogrammen in der Landwirtschaft. 352 Nach einer im südlichen Planungsraum von den Verfassern durchgeführten Rasterkartierung kann die Feld- lerche als flächendeckend verbreitet angesehen werden. Aufgrund des hohen Zuckerrübenanteils an der Acker- Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen 147

Lückig bewachsene Getreideäcker in Mulden- Ersatzlebensräume verschiedener Vogelarten lage (Brutbiotope): z. B. Schafstelze, Kiebitz. Beide Ar- ten scheinen auch auf Feuchtigkeitsunterschiede von Ackerböden zu reagieren; diese für das südli- che Rheinhessen gemachten Beobachtungen ent- sprechen dem von KUNZ (1988) skizzierten Trend.

artenreiche Brachflächen in großflächig offe- Grauammer353, Rebhuhn354: wesentlich sind ner Grünland-/Ackerlandschaft mit Einzelbäu- ganzjährig vorhandene Nahrungsbiotope wie z. B. men Hochstauden oder ausdauernde Ruderalfluren und Baumreihen, einzeln stehende Bäume oder andere Gehölze als Singwarten (HAND & HEYNE 1984, WEGENER 1991).

mosaikartig aus verschiedenen Kultur- und Gesamtlebensraum verschiedener Vogelarten, die Brach-flächen zusammengesetzte strukturrei- hier auf kurzer Entfernung ihre Habitatansprüche che Obstanbaugebiete355 befriedigen können: z. B. Wendehals, Gartenrot- schwanz, Heidelerche, Steinkauz und Rotkopf- würger als unregelmäßige Brutvögel (vgl. FOLZ 1993).

kleinparzellierte, extensiv genutzte Weinberge reichstrukturierte Weinbaugebiete können Lebens- mit hohem Anteil an Saumstrukturen und Ein- raum für ca. 40 Brutvogelarten bieten: z. B. Dorn- zelbäumen356 grasmücke, Neuntöter, Steinkauz, Heidelerche und Wiedehopf (vgl. HESS & REICHHARD 1988, FOLZ 1993)357.

fläche war jeder 250 m-Quadrant (der TK 6214, 6314, 6315, 6316, 6415) von Brutpaaren besetzt. BIRK & AXENMACHER (1995) konnten bei einer Bestandserfassung in der Umgebung von Gabsheim eine Siedlungs- dichte der Feldlerche von 0,9 BP/10 ha ermitteln. Dieser Wert liegt deutlich unter den von GLUTZ von BLOTZHEIM & BAUER (1985) für offene Ackerlandschaften angegebenen Siedlungsdichten von 1,1-3,7 BP/10 ha - ein Indiz für die fortschreitende Ausdünnung der Feldlerchenbestände in den landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebeten Rheinhessens. 353 Nach Beobachtungen der Verfasser im südwestlichen Bereich des Landkreises Alzey-Worms kommt die Grauammer regelmäßig in Obstplantagen vor, die entweder aufgelassen oder deren Bodenbewuchs zumindest reich an Kräutern ist. Insgesamt ist die Grauammer zwar noch als verbreiteter Brutvogel in Rheinhessen einzustu- fen, bei rückläufigem Bestandstrend bilden sich aber zunehmend Bereiche ohne Grauammerbesiedlung aus (RAUDSZUS & WÖRTH 1991, BOSSELMANN 1998). Zu den noch relativ dicht besiedelten Räumen zählt z. B. das Oberhilbersheimer Plateau, wo FOLZ (1998) eine Siedlungsdichte von 0,6 Revieren/10 ha ermittelte. 354 Vgl. Biotopsteckbrief 20: Strauchbestände. 355 Derartige von Realteilung und parzellenweiser Nutzungsaufgabe geprägten Bereiche, die jedoch intensiv be- wirtschaftete Niedrigstamm-Obstkulturen enthalten, konzentrieren sich in der Rhein-Nahe-Niederung zwischen Bingen-Ingelheim-Budenheim. Neben ihrem Anteil an einzelnen älteren hochstämmigen Obstbäumen sowie Kopfbäumen sind v. a. der hohe Grenzlinieneffekt und die offenen sandigen Bodenstellen wertbestimmend. 356 Bereich Westerberg/Selztal bei Ingelheim (vgl. FOLZ 1993). Die einzelnen Vegetationskomplexe stehen i.d.R. nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten in Kontakt (vgl. SEITZ 1989): auf dem von Kaltluftzufluß gekennzeichneten Unterhang überwiegen kleinere Streuobstbestände, Feldgärten, Gebüsche und Hochstaudenfluren. Am Mittel- hang dominiert der Weinbau, in dem aufgrund der kleinen Parzellen immer wieder obstbaulich genutzte Flächen und Brachflächen eingestreut sind. Der Oberhang und die Kuppe sind aufgrund der besseren Zugänglichkeit und des Fehlens von Böschungen elementarm, so daß hier Rebland und Ackerparzellen größere Flächenanteile ein- nehmen. 357 In den intensiv bewirtschafteten Weinbergen in Rheinhessen selbst konnten HESS & REICHHARD (1988) dagegen nur Fasan, Feldlerche, Grünling und Bluthänfling als Brutvögel feststellen. Bei einer ornithologischen Un- tersuchung in den Weinbergen bei Guntersblum stellte REICHARD (1985) fest, daß der Brutvogelbestand (33 Ar- ten) sich auf alte Böschungen, Hohlwege, Brachen und Vorgewende beschränkte, die in der Regel gebüschbe- standen waren. Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen 148 weiträumige, offene Agrarflächen in Plateau- Brut- und Jagdrevier von Wiesenweihe358 und oder breiten Tallagen Kornweihe359: Neststandort bevorzugt in Getrei- deäckern. Beide Arten jagen gerne entlang von grasigen Feldwegen sowie auf Ackerbrachen, die oft hohe Kleinsäugerdichten als ideale Nahrungs- grundlage zur Jungenaufzucht aufweisen (SIMON 1991).

Das Nahrungsrevier der Wiesenweihe umfaßt 500-800 ha Offenlandbiotopflächen; dabei werden Ge- biete bevorzugt, die einen nennenswerten Anteil an extensiv genutzten Feucht- und Naßwiesen und lockere Schilfbestände aufweisen (GLUTZ von BLOTZHEIM et al. 1971). Neststandorte der Kornwei- he haben einen Abstand von mindestens 300 m zu Gehölzbeständen in Offenlandschaften (z. B. Pla- teauflächen) (RUFFINI 1990). Einseitig angrenzende Waldflächen an Hangkanten beeinträchtigen die Nistplatzwahl der Kornweihe weniger; hie werden Gehölzabstände zum Horst bis zu ca. 60 m toleriert. Charakteristisch für die Brutreviere des Ortolans in der pfälzischen Rheinebene sind überwiegend mit vegetationsarmen Rebfluren und lockerem Streuobstbestand bedeckte Hangbereiche (KÖLSCH 1959). Entscheidend für die Ansiedlung des Ortolans ist das Vorkommen von unbestellten oder noch locker und niedrig bewachsenen Kulturflächen zur Zeit der Reviergründung (Ende April/Mitte Mai) so- wie eine möglichst kleinteilige Parzellierung der Kulturlandschaft (LANG et al. 1990). So zeichnen sich optimale Ortolanhabitate im fränkischen Brutgebiet durch durchschnittliche Parzellengrößen von 0,3 ha bei einem sehr differenzierten Feldfruchtanbau und gleichmäßig über die Fläche verteilten Obstbaumreihen aus. Als Vorgaben für die Sicherung und Neuschaffung von Ortolanhabitaten in Ag- rarbereichen geben LANG et al. (1990): - Anbau eines sehr weiten Spektrums von Feldfrüchten auf möglichst kleinen Einzelflächen (optimal < 0,4 ha) - Schaffung von Obstäckern mit Hochstamm-Obst mit Reihenabständen nicht über 40 m und Baumabständen innerhalb der Reihen nicht über 20 m (nicht in Kombination mit Hecken) - Ausweisen von 7-10 m breiten, jährlich gemähten Randstreifen entlang unbefestigter Wirtschafts- wege sowie Gras- und Wildkrautstreifen unter den Obstbaumreihen Untersuchungen zu den Habitatansprüchen des Raubwürgers in der Agrarlandschaft des Thüringer Beckens ergaben, daß die Besiedlung von Ackergebieten stark von der Schlaggröße und der Vielfalt der Bewirtschaftungsformen oder Strukturen innerhalb des Reviers abhängt. Innerhalb eines Radius von 100 m um den Brutplätzen sollten mindesten 4 unterschiedlich bestellte Kulturflächen liegen (GRIMM 1997), und bei zunehmender Bewirtschaftungsdiversität steigt die Revierdichte. Der De- ckungsgrad von Strauch- oder Baumbeständen spielt dagegen nur eine untergeordnete Rolle. Ein Grauammermännchen besetzt ein innerhalb ausgedehnter Freiflächen liegendes Revier von 4-6 ha (WÖRTH 1980), welches eine ausreichende Anzahl von Singwarten sowie ein hohes Nahrungsan- gebot aufweisen muß. Wahrscheinlich ist v. a. ein reichliches winterliches Nahrungsangebot (Wild- krautpflanzen) entscheidend für das Überleben der Grauammer in der offenen Agrarlandschaft, die die Art auch im Winter bewohnt (vgl. BUSCHE 1989): vermutlich erleidet die Art heute ihre größten Bestandseinbußen durch Nahrungsmangel zu dieser Jahreszeit, infolge des zunehmenden Wegfalls von artenreichen Feldrainen etc. bei gleichzeitigem Ausfall des Nahrungsangebotes auf Ackerflächen (fehlende Druschabfälle) durch veränderte Ernteweisen (vgl. WEGENER 1991). Die Besiedlung von Ackerbereichen durch den Feldhamster hängt stark von der Schlaggröße ab. Bis zu einer Schlaggröße von 50 ha ist die Siedlungsdichte des Feldhamsters relativ hoch, sinkt bei grö- ßeren Schlägen aber stark ab. Die Möglichkeit des Feldhamsters, nach der Bodenbearbeitung von Feldern auf benachbarte Fläche auszuweichen, ist stark eingeschränkt, da die Art relativ standorttreu

358 Nach ersten Bruten 1989 knapp außerhalb der Südwestgrenze des Planungsraums (vgl. SIMON 1991) brütet die Art mittlerweile in mehreren Paaren auch in einigen Teilbereichen Rheinhessens (z. B. im Raum Erbes- Büdesheim oder um Ober-Hilbersheim). BIRK (1995) weist darauf hin, daß der Bruterfolg der Wiesenweihe insge- samt gering bleibt, da viele Bruten durch die Landbewirtschaftung aufgegeben oder direkt zerstört werden. In jüngster Zeit scheint sich die Wiesenweihe genauso wie die Kornweihe als Brutvogel wieder aus Rheinhessen zu- rückzuziehen (BRAUNER mündlich). 359 Mitte der 1990er Jahre ist im Raum Erbes-Büdesheim auch die Kornweihe als Brutvogel aufgetreten (BITZ mündlich), nachdem seit einigen Jahren Vorkommen im benachbarten Donnersbergkreis bekannt geworden sind (SIMON 1991). Die Ansiedlung ist aber offensichtlich nicht beständig (BRAUNER mündlich). Ackerflächen, Rebfluren, Obstplantagen 149 ist. Entfernungen bis maximal 500 bis 700 m können überbrückt werden (WEIDLING & STUBBE 1997). Saum- und Extensivstrukturen wie z. B. die Ackerraine und Bimsabbaustufen des Maifeldes (Pla- nungsraum Mosel, Landkreis Mayen-Koblenz; vgl. LfUG & FÖA 1992) haben eine hohe Bedeutung einerseits für die Entwicklungshabitate von Wirbellosen der Äcker (u. a. WELLING 1987), andererseits als Trittstein oder Korridor für Ausbreitungs- und Wiederbesiedlungsvorgänge für Arten naturnaher In- sellebensräume wie Magerwiesen und Halbtrockenrasen. Unter Berücksichtigung des geringen Akti- onsradius vieler Wirbelloser (u. a. STECHMANN 1988), muß das Netz linearer Strukturen in der in- tensiv bewirtschafteten Ackerbaulandschaft sehr eng sein (Abstand kleiner 100 m). Empfindliche Ar- ten wurden im naturräumlich vergleichbaren Maifeld überwiegend in flächenhaften Biotopen ab 0,2 ha Größe festgestellt (LÜTTMANN et al. 1991). Zum Arterhalt ist bei vielen Arten eine Vernetzung mit of- fenlandbestimmten Extensivbiotopen (z. B. Halbtrockenrasen, Magerwiesen) notwendig. Die Habitatfunktion der Agrarlandschaft wird jedoch in entscheidendem Maße geprägt von der Bewirt- schaftungsintensität auf der land- und weinbaulichen Fläche selbst. Sie bestimmt das Nahrungsange- bot und somit die eigentlichen Flächenansprüche der genannten Offenlandbewohner. Daneben sind solche Teilräume zu erhalten, die sich durch folgende Strukturausstattung auszeichnen: Ackerflächen: Bereiche mit Parzellengröße bis 1 ha sind als Habitat für den Feldhasen zu sichern, da sie i.d.R. mit einer Vielfalt von angebauten Kulturarten einhergehen. In der großparzellierten Flur wären integrierte Ackerraine zur Erhöhung der Randlinienwirkung zu schaffen (vgl. SPÄTH 1990). Rebfluren: Die vorhandenen Stufenraine (Böschungskanten) sollten als xerotherme Kleinsthabitate erhalten wer- den. Im Zuge bevorstehender Rebflurbereinigungen sind Hangstandorte als Terrassenkultur mit Bö- schungen anzulegen (vgl. SEITZ 1989). Obstplantagen: Auch einzelne Hochstammobstbäume und Kopfbäume besitzen eine wichtige Funktion als Brutplatz, Späh- und Singwarte v. a. für Vögel.

Zusammenfassende Bewertung Die biotoptypische Tierwelt ist in erster Linie ¾ der Art und Intensität der Bewirtschaftung abhängig von ¾ dem Reichtum und der Erreichbarkeit von Re- fugialräumen (Hecken, Feldraine etc.) ¾ Einzelgehölzen (Ansitz- und Singwarten) ¾ einem guten Nahrungspflanzenangebot (Wild- kräuter) ¾ der Schlaggröße

Vernetzungsbeziehungen besonderer funktio- ¾ Feld- und Wegrainen naler Bedeutung bestehen mit ¾ Waldsäumen, Hecken ¾ ausdauernden Ruderalgesellschaften ¾ Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen

Zielgrößen der Planung Kleinstrukturen, die Trittstein- und Refugialfunktionen für die typische Tierwelt in der Agrarlandschaft wahrnehmen sollen, müssen als flächenhaft ausgebildete Lebensrauminseln mindestens 0,2 ha groß sein. Lineare Rainstrukturen müssen so breit sein, daß Immissionen aus der landwirtschaftlichen Nut- zung (z. B. Dünger, Pestizide) den Lebensraumkern nicht treffen (je nach Lage, Exposition und Um- feld drei bis über zehn Meter, vgl. LÜTTMANN et al. 1991) und dürfen nicht weiter als 100-150 m über Äcker voneinander entfernt liegen. In den Schwerpunkträumen für die "Entwicklung von Biotopstruktu- ren in Agrarräumen" sollte diese Strukturdichte angestrebt werden. Zielkategorien 150

D. Planungsziele

D.1 Zielkategorien

Die Planung Vernetzter Biotopsysteme trifft Zielaussagen für die Gesamtfläche des Planungsraums mit Ausnahme der Siedlungsflächen. Dabei werden drei Zielkategorien in Abhängigkeit von der Quali- tät der Datengrundlage für die Bereiche Wald, Offenland, Fließgewässer und sonstige Biotoptypen un- terschieden.

1. Erhalt Der Erhalt der schutzwürdigen Biotopbestände ist die grundlegende Voraussetzung für alle weiter- gehenden Entwicklungsmaßnahmen. Die Zielkategorie 'Erhalt' wird deshalb allen Flächen zugeordnet, deren Ausprägung den Zielen des Arten- und Biotopschutzes weitgehend entspricht.

1.1. Wiesen und Weiden Mit der Zielkategorie 'Erhalt' werden alle Biotopbestände (Biotopkartierung, Offenlandkartierung) be- legt, die hinsichtlich ihres äußeren Erscheinungsbildes, der vorkommenden Pflanzengesellschaften, der Struktur und des Arteninventars schutzwürdig sind. Dazu gehören auch kleinflächige Rest- bestände und gestörte Bestände. Diese Bestände sind Kernflächen des Biotopsystems, die für den Arten- und Biotopschutz unverzichtbar sind.

1.2 Wald

Im Wald wird die Zielkategorie 'Erhalt' für die von der Biotopkartierung erfaßten Bereiche eingesetzt. Die von der Biotopkartierung erfaßten Altholzbereiche sind in ein Altholzkonzept einzubeziehen (s. Kap. D. 2.2).

1.3 Fließgewässer

Die Anwendung der Zielkategorie 'Erhalt' für den Bereich der Fließgewässer entfällt. Fließgewäs- serabschnitte, die von der Biotopkartierung erfaßt wurden, die sich durch eine hohe Gewässergüte oder durch das Vorkommen von Tierarten mit hohem Indikatorwert auszeichnen, werden durch eine Sondersignatur markiert.

1.4 Sonstige Biotoptypen

Die Zielkategorie 'Erhalt' wird hier im wesentlichen für die von der Biotopkartierung erfaßten Flächen eingesetzt. Bei den Höhlen und Stollen findet sie zusätzlich für die Erhebungen des Arten- schutzprojektes 'Fledermäuse' Anwendung.

2. Entwicklung Die Zielkategorie 'Entwicklung' wird für die Umsetzung der über den Erhalt hinausgehenden An- forderungen des Arten- und Biotopschutzes in der Zielekarte eingesetzt. Es werden die Möglichkeiten für die Entwicklung großflächiger Lebensraumkomplexe und großräumiger Vernetzungsstrukturen auf- gezeigt. Die Festlegung der Entwicklungsflächen orientiert sich vorrangig am Bestand sicherungsbedürftiger Biotoptypen und am Vorkommen naturraumbedeutsamer Arten. Dabei werden die Zielgrößen aus den Zielkategorien 151

Biotopsteckbriefen berücksichtigt. Besonders sicherungsbedürftige Biotoptypen, die auf von mittleren Verhältnissen abweichende Standortbedingungen beschränkt sind, sind auf allen geeigneten Sonder- standorten zu entwickeln. Die Zielkategorie 'Entwicklung' wird vorrangig eingesetzt

¾ zur Entwicklung von Beständen sicherungsbedürftiger Biotoptypen, um die Flächenanforderungen aus den Biotopsteckbriefen zu erfüllen, ¾ zur Entwicklung von den Habitatansprüchen genügenden Lebensräumen für Populationen biotop- typischer Arten, die sich auch als Ausgangspunkte für Wiederbesiedlungsprozesse eignen, ¾ zur Einbindung/Entwicklung in/von Komplexe(n) aus verschiedenartigen Lebensräumen, um die funktionalen Beziehungen zwischen den Lebensgemeinschaften zu fördern, ¾ zur Entwicklung von Pufferzonen im Umfeld schutzwürdiger Lebensräume und Lebensraumkom- plexe, ¾ zur Sicherung von Standorten mit besonderen abiotischen Bedingungen (z. B. Feuchte-, Nähr- stoffverhältnissen) und der darauf angewiesenen Lebensgemeinschaften, ¾ zur Entwicklung von überregionalen Vernetzungsachsen bzw. Wanderkorridoren (z. B. in Bachtä- lern und Flußauen).

2.1. Wiesen und Weiden

Die Zielkategorie 'Entwicklung' wird vorrangig eingesetzt

¾ zur Erweiterung der unter 1.1. beschriebenen Kernflächen des Biotopsystems auf geeigneten Standorten und Einbindung in großräumige Biotopkomplexe ¾ zur Schaffung von Pufferzonen im Grenzbereich zu intensiv genutzten Flächen ¾ zur Schaffung von Biotopen mit überregionalen Vernetzungsfunktionen.

2.2. Wald

Im Waldbereich werden Entwicklungsflächen mit und ohne eindeutiger Flächenabgrenzung unter- schieden.

Flächenscharf abgegrenzt werden:

¾ Sonderstandorte im Wald, auf denen die Entwicklung natürlicher Waldgesellschaften wie Bruch- wald, Trockenwald, Schluchtwald u. a. anzustreben ist. ¾ Flächen "außer regelmäßiger Bewirtschaftung", auf denen die Belange des Arten- und Biotop- schutzes Vorrang haben sollten. ¾ Flächen mit Altholzbeständen, die Ansatzpunkte für die Entwicklung eines dynamischen, in die Waldbewirtschaftung einbezogenen Systems von Althölzern sind. Dabei soll nicht der Zustand der einzelnen vorhandenen Althölzer festgeschrieben, sondern der Altholzanteil und die Altholz- struktur weiterentwickelt und langfristig gesichert werden, so daß die an diese Strukturen gebun- denen Arten stets ausreichenden Lebensraum finden.

Nicht flächenscharf abgegrenzt werden:

Zielkategorien 152

¾ Räume, in denen ein besonderer Bedarf oder besondere Ansatzpunkte für eine großflächige, vor- rangig naturschutzorientierte Waldbewirtschaftung besteht.

2.3. Fließgewässer

Fließgewässer werden insgesamt mit der Zielkategorie 'Entwicklung' belegt. Die Wiederentwicklung naturnaher Fließgewässer muß von der Betrachtung des gesamten Gewässers ausgehen, wobei ne- ben Arten- und Biotopschutzgesichtspunkten insbesondere auch gewässermorphologische Aspekte zu berücksichtigen sind. Hervorzuhebende Abschnitte werden mit einer Sondersignatur versehen.

3. Biotoptypenverträgliche Nutzung

Diese Zielkategorie wird für alle übrigen land- und forstwirtschaftlichen Nutzflächen eingesetzt, die sich weder durch ihre biotische Ausstattung noch durch von mittleren Verhältnissen abweichende Standortbedingungen hervorheben. Sie beinhaltet Mindestanforderungen hinsichtlich der Nutzungs- intensität, des Düngemittel- und Pestizideinsatzes sowie der Ausstattung mit Strukturelementen mit dem Ziel, die von großflächigen, gleichförmigen, intensiv land- bzw. forstwirtschaftlich genutzten Be- reichen ausgehenden negativen Wirkungen (Barrierewirkung, toxische Wirkung, Artenverarmung) zu minimieren.

4. Schwerpunkträume: Entwicklung von Biotopstrukturen im Argrarraum

Die genutzte Argrarlandschaft hat ihre Funktionen für den Arten- und Biotopschutz in den letzten Jahr- zehnten weitgehend verloren. Mit dieser Zielkategorie werden flächig acker- und weinbaulich genutzte Landschaftsausschnitte gekennzeichnet, in denen die acker- und weinbauliche Bewirtung Vorrang behält, jedoch ein besonderer Bedarf oder gute Möglichkeiten bestehen, Vernetzungsstrukturen auf- zubauen, Flächen zu extensivieren und gegebenenfalls die Bewirtschaftung auf die Ziele des Arten- und Biotopschutzes abzustimmen. Auch in diesem Bereich ist die Bestandssicherung, das heißt der Erhalt vorhandener Strukturen, Bio- tope und Populationen, vorrangig von den Entwicklungsmaßmahmen.

Definitorische Festlegungen zum Gebrauch verschiedener Termini

Bei Biotopmosaiken handelt es sich um Flächen bzw. Biotope, in denen innerhalb der Biotop- abgrenzung zwei oder drei verschiedene Biotoptypen dargestellt sind. Biotopkomplexe sind Anord- nungen von verschiedenen Biotoptypen, die unmittelbar aneinandergrenzen. In der Regel werden sie in einen Zusammenhang mit funktionalen Beziehungen, die verschiedene Biotope in einem Habitat für eine Leit- oder Zielart haben, gestellt. Teilweise dienen sie auch der Charakterisierung größerer Raumausschnitte. Allgemeine Ziele 153

D.2 Ziele im Landkreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms

D.2.1 Allgemeine Ziele

In Kapitel A werden die Intentionen für die Planung Vernetzter Biotopsysteme und die Methodik der Zielableitung ausführlich dargelegt. Für den Landkreis Alzey-Worms und die kreisfreie Stadt Worms ergeben sich folgende Ziele:

1. Sicherung der Vorkommen von Flußauenwäldern, Bruch- und Sumpfwäldern, Trocken-, Gesteins- halden- und Mittelwäldern, Naß- und Feuchtwiesen - insbesondere der Restbestände der früher weitverbreiteten Stromtalwiesen -, Röhrichten und Großseggenrieden, Zwergstrauchheiden, Tro- ckenrasen, (trocken-warmen) Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüschen, Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen (einschließlich der Trockenmauern, Steinriegel, Hohlwege und Erdwände), Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sowie der vielfältigen Stillgewässer- und Pionier- biotope v. a.. im Bereich der Abgrabungen.

2. Sicherung aller weiteren landesweit bestandsgefährdeten Biotoptypen.

3. Sicherung der landschaftsprägenden Lebensräume. Herauszustellen sind die vielfältigen Biotop- komplexe der Rheinaue, die traditionell bewirtschafteten Weinbergslagen in Rheinhessen, die viel- fältig strukturierten Biotopkomplexe einer großräumig offenen Agrarlandschaft (einschließlich der Bachsysteme) und die Xerotherm- und Waldbiotopkomplexe der Rheinhessischen Schweiz.

4. Sicherung der Lebensraumfunktion der großräumig offenen Agrarbereiche. Besonders die mit Kleinstrukturen angereicherten Agrarflächen der Plateaulagen Rheinhessens (v. a. auf dem Ober- Hilbersheimer Plateau) sind für spezialisierte Tierarten wie Feldhamster, Grauammer, Korn- und Wiesenweihe bedeutende Lebensräume bzw. sogar die Schwerpunktvorkommen der Arten in Rheinland-Pfalz.

5. Sicherung eines landesweit bedeutenden Tierarteninventars, beispielsweise der Populationen von Feldhamster, Heidelerche, Steinkauz, Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Grauammer, Korn-, Wie- sen- und Rohrweihe, Blaukehlchen, Schilf- und Drosselrohrsänger, Rohrschwirl, Krickente, Knä- kente, Knoblauchkröte, Wechselkröte, Moorfrosch, Lauchschrecke (Parapleurus alliaceus), Westli- cher Steppen-Sattelschrecke (Ephippiger ephippiger), Rotflügeliger Ödlandschrecke (Oedipoda germanica), Schwarzfleckigem Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus), Kleinem Granatauge (Erythromma viridulum), Feuerlibelle (Crocothemis erythraea), Gefleckter Smaragdlibelle (Soma- tochlora flavomaculata) und Keilflecklibelle (Aeshna isosceles).

6. Sicherung eines landesweit bedeutenden Pflanzenarteninventars, insbesondere der Bestände von Steppenpflanzenarten wie Zwergkirsche (Prunus fruticosa), Deutschem Alant (Inula germanica), Elsässer Haarstrang (Peucedanum alsaticum), und von Arten der Stromtalwiesen wie Wiesen- Schwertlilie (Iris spuria) und Binsen-Schneide (Cladium mariscus).

Auf der Ebene der Planungseinheiten werden diese Ziele der Planung Vernetzter Biotopsysteme diffe- renziert und räumlich konkretisiert. Die räumliche Festlegung orientiert sich dabei an den Vorkommen gefährdeter Arten und Lebensräume sowie den standörtlichen Voraussetzungen für die Entwicklung von Beständen gefährdeter Biotoptypen.

Aus der Sicht des Arten- und Biotopschutzes ist die Reaktivierung der Auenlebensräume insbesonde- re durch eine Ausweitung der Überflutungsaue des Rheins und eine Anhebung des Grundwasser- stands wünschenswert. Die Planung Vernetzter Biotopsysteme trifft dabei keine konkreten räumlichen Festlegungen, sondern sie stellt die Bereiche heraus, innerhalb derer die standörtlichen Bedingungen für eine Ausweitung von Auenlebensräumen besonders günstig sind.

Eine wesentliche Veränderung der Wald-Feld-Grenze ist im Landkreis Alzey-Worms und in der kreis- freien Stadt Worms aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes nicht erforderlich. Eine Ausnahme bildet die Überflutungsaue des Rheins, wo eine Ausweitung von landesweit in ihrem Bestand stark dezimier- ten Weich- und Hartholz-Flußauenwäldern vorgesehen ist. Allgemeine Ziele 154

Von Aufforstungen auszunehmen sind alle extensiv genutzten Grünlandbiotope sowie die Entwick- lungsflächen aller von besonderen Standort- bzw. Nutzungsbedingungen abhängigen Biotoptypen, z. B. Naß- und Feuchtwiesen, Röhrichte und Großseggenriede, Borstgrasrasen und Zwergstrauch- heiden, Dünen und Sandrasen, Magerwiesen sowie Trocken- und Halbtrockenrasen. Die Äcker auf Grenzertragsböden haben ein hohes Entwicklungspotential für den Arten- und Biotopschutz; sie soll- ten deshalb ebenfalls nicht aufgeforstet werden. Im Falle von geplanten Aufforstungen im Umfeld von für den Arten- und Biotopschutz wertvollen Beständen ist zu prüfen, ob funktionale Beziehungen zwi- schen diesen und benachbarten Lebensräumen beeinträchtigt werden. Bei Aufforstungen (z. B. Wind- schutzpflanzungen) in den großräumigen agrarisch genutzten Gebieten ist die Empfindlichkeit der Ar- ten wie Korn- und Wiesenweihe, Grauammer oder auch verschiedener Rastvögel gegenüber Silhou- ettenwirkungen zu berücksichtigen. Gleiches gilt bei der Auswahl von Standorten für Windkraftanla- gen. Die zur Sicherung der Vernetzung von Offenlandbiotopen vorgesehenen Bereiche, insbesondere die Bachtäler des Planungsraumes, sind weitestgehend offenzuhalten.

Hinsichtlich der Acker-/Grünland-Verteilung ist der derzeitige Grünlandanteil zu erhalten und in den überwiegend ackerbaulich genutzten Bereichen nach Möglichkeit zu erweitern. Die dargestellte Flä- chenabgrenzung der Entwicklungsbereiche verschiedener Wiesen- und Weidenbiotope wurde nicht im Detail überprüft. Sie kann modifiziert werden, wenn keiner der möglichen, für die gegebene Vertei- lung oder den Grenzverlauf sprechenden Gründe vorliegt, z. B.

- Grünlandentwicklung in den Bachauen - Pufferzonen für empfindliche Biotope - Vorkommen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten

Zur Absicherung der Ziele der Planung Vernetzter Biotopsysteme ist die Entwicklung von Nut- zungssystemen notwendig, die ökonomischen und ökologischen Kriterien gleichermaßen gerecht wer- den. Dies gilt vordringlich für strukturreiche (Halb-)Offenlandbiotopsysteme (aus Streuobstwiesen und -äckern, Magerwiesen, Trocken- und Halbtrockenrasen, Gebüschen etc., z.T. in Verbindung mit Wein- bauflächen) entlang der Talränder und Randstufen des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands. Für die Fließgewässersysteme des Landkreises Alzey-Worms und der kreisfreien Stadt Worms (v. a.. Rhein, Wiesbach und Selz) erscheint es notwendig, Konzeptionen zu entwickeln, die die Anforderun- gen u. a. an den Hochwasserschutz mit einer nachhaltigen Sicherung und Wiederherstellung der stark gefährdeten Lebensraumkomplexe der Quellen, Bäche und ihrer Auen verbindet. Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 155

D.2.2 Ziele in den Planungseinheiten

D.2.2.1 Planungseinheit “Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland”

Leitbild der Planung: Die Landschaft der Planungseinheit ist naturräumlich bedingt in zwei sehr un- terschiedlich strukturierte Teile gegliedert. Der reliefreichen, stärker bewaldeten Rheinhessischen Schweiz, die den Übergang zum Nordpfälzer Bergland darstellt, steht das weiträumig offene, sanft bewegte “Wöllsteiner Hügelland” gegenüber, das zu den rheinhessischen Tafeln überleitet. Entsprechend der Übergangsstellung zwischen der Landschaft Rheinhessens und der nordpfälzer Mittelgebirgslandschaft ist die Ausstattung der Planungseinheit mit Arten und Biotopen sehr vielfältig. In den reichstrukturierten Laubmischwäldern im Südwesten liegen Siedlungsschwerpunkte zahlreicher waldtypischer Arten, die im waldarmen Rheinhessen weiträumig fehlen. Neben den Altholzbewohnern wie Schwarzspecht, Hohltaube, Grauspecht und Mittelspecht finden in den durch Mittelwaldnutzung geprägten Waldbeständen auch Strukturspezialisten wie der Ziegenmelker geeignete Lebensräume. Die Taleinschnitte der größeren Bäche sind durch Waldbiotopkomplexe mit Laubwäldern mittlerer Standorte, Trocken- und Gesteinshaldenwäldern, Felsbiotopen und einzelnen Halbtrockenrasen ge- kennzeichnet. In diesen Bereichen liegt einer der wenigen landesweiten Vorkommensschwerpunkte des Blauschwarzen Eisvogels (Limenitis reducta). Begünstigt durch einige alte Quecksilberstollen stellen die bewaldeten Talräume am oberen Wiesbach gleichzeitig wichtige Lebensräume für gefähr- dete Fledermausarten dar. Die Zwergstrauchheiden auf den Porphyrkuppen des “Neubamberger Rie- gels” zählen zu den landesweit bedeutsamen Xerothembiotopkomplexen. Viele schwerpunktmäßig im westlich gelegenen Nahetal verbreitete wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten wie Heidelerche und Italienische Schönschrecke (Calliptamus italicus) haben hier ihre wichtigsten, teilweise ihre einzigen Vorkommen im Landkreis Alzey-Worms. Im nordöstlich anschließenden, durch das weite Wiesbachtal geprägten Hügelland treten die typi- schen Arten und Biotope der waldarmen Rheinhessischen Kulturlandschaft auf. Die Bachauen sind von zusammenhängenden Grünlandbändern geprägt, zu deren charakteristischen Vogelarten Kiebitz und Braunkehlchen zählen. Kopfweidenbestände entlang der Bachläufe werden vom Steinkauz als Brutplatz genutzt. Die nur sanft abfallenden Talhänge und die daran anschließenden Plateaulagen prägen offene, durch Kleinstrukturen wie Säume, wildkrautreiche Ackerraine und einzelne Obstbaum- reihen angereicherte Ackerflächen mit einer für die großen Ackerfluren charakteristischen, vollständig ausgebildete Artengemeinschaft. An den stärker geneigten Hängen des Nördlichen Vorlands über- wiegt die weinbauliche Nutzung. Die extensive Bewirtschaftung und die Anreicherung mit Kleinstruktu- ren ermöglicht verbreitet die Ansiedlung von Steinschmätzer und Schwarzkehlchen. In den Streuobst- gürteln um die Ortschaften finden Arten mit Bindung an halboffene Biotopstrukturen wie Steinkauz und Grünspecht geeignete Lebensräume.

Wälder

Die Planungseinheit ist mit einem Waldanteil von ca. 15 % die waldreichste innerhalb von Landkreis Alzey-Worms und kreisfreier Stadt Worms. Die Waldbestände konzentrieren sich aber ausschließlich auf die Rheinhessische Schweiz, die den Südteil der Planungseinheit bildet. Die nährstoffarmen, san- dig-steinigen Böden der “Wiesener Randhöhen” sind anders als die Lößböden der nördlichen Pla- nungseinheit landwirtschaftlich kaum nutzbar, so daß hier größere Waldflächen erhalten sind. Es han- delt sich im wesentlichen um zwei zusammenhängende Waldgebiete, das “Vorholz” südlich von Nie- der-Wiesen und das Waldgebiet von Dreigemeindewald, Jungenwald und Hinterwald zwischen Nie- der-Wiesen und Tiefenthal, das sich an den Hängen des Wiesbachs als schmales Band nordwärts bis zum Eicher Wald erstreckt. Abseits der beiden großen Waldgebiete liegen kleinere, vorwiegend durch Trockenwälder geprägte Bestände im engen Taleinschnitt des Appelbachs oberhalb von Wöllstein. Von den ehemals verbreiteten Niederwäldern sind heute nur noch Restflächen zu erkennen, wie z. B. im Eicher Wald und am Ditrichsberg im Appelbachtal. Vielfach sind sie in Nadelholzforste überführt worden, insbesondere in den Wäldern westlich des Wiesbachs, wo die Fläche der biotopkartierten Waldbestände sehr klein ist. Lediglich an den Hängen des Wiesbachtals selbst sind größere Laub- wälder erfaßt, zu denen neben eichenreichen Laubwäldern mittlerer Standorte auch Trocken- und Gesteinshaldenwälder zählen. Im Waldgebiet “Vorholz” ist der Laubwaldanteil deutlich höher. Hier liegen größere, vorwiegend durch die Traubeneiche bestimmte Laubwälder höheren Bestandsalters (über 100 Jahre, vereinzelt auch Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 156

über 150 Jahre), die aus ehemals als Mittelwald bewirtschafteten Beständen hervorgegangen sind. Die Fläche eigentlicher Mittelwälder ist heute nur noch gering. Wälder auf Sonderstandorten beschränken sich in der Planungseinheit vorwiegend auf die steileren Hanglagen der Bachtäler. Insbesondere entlang des Wiesbachs sind Trockenwälder, vereinzelt auch Gesteinshaldenwälder entwickelt. Bruch- und Sumpfwälder gibt es in der Planungseinheit nicht. Ent- sprechendes Standortpotential ist nur kleinflächig in einigen Bachauenabschnitten vorhanden, bleibt hier aber ausschließlich Offenlandbiotopen vorbehalten.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Wäldern mittlerer Standorte mit besonderer Bedeutung für den Natur- schutz (vgl. Kap. E. 2.1.1).

Ausgedehnte Buchenhochwälder in Ausprägung als Hainsimsen-Buchenwald (Luzulo-Fagteum) oder armer Perlgras-Buchenwald (Melico-Fagetum luzuletosum), wie sie aufgrund des Standortpotentials in den Waldgebieten der südlichen Planungseinheit zu erwarten sind, fehlen weitgehend. Der aktuelle Bestand an Buchenaltholz beschränkt sich auf einzelne zwischen 80 und 120 Jahre alte Bestände, einen kleineren am Mühlberg nördlich von Nieder-Wiesen und zwei größere (über 5 bzw. über 25 ha) im Nordteil des Vorholzes. Insgesamt überwiegen bei den älteren Laubholzbeständen deutlich die durch Eichen geprägten Wälder, was durch die Förderung der Eichen bei der früher verbreiteten Nie- der- und Mittelwaldnutzung begründet ist. Besonders im Vorholz, einem ehemaligen Mittelwaldgebiet, ist der Anteil an Eichenaltholz hoch. Im südlichen Teil diese Waldgebiets existieren z.T über 50 ha große Eichenbestände mit einem Bestandsalter von über 100 Jahren, im zentralen und westlichen Teil des Vorholzes erreichen einige Bestände auch ein Alter von über 150 Jahren. Von den typischen Mittelwäldern ist nur noch ein Bestand im Bereich “Ebersfelder Grund” erhalten. Reste der früher landschaftstypischen Niederwaldnutzung besonders an den Hängen des Wiesbachs sind nur noch auf kleinen Flächen im Eicher Wald zu finden. Das geringe Bestandsalter der Laubwäl- der und der hohe Anteil an lockeren Trockenwaldbeständen auf von Natur aus mittleren Standorten an den Wiesbachhängen geben aber deutliche Hinweise auf die ehemals weite Verbreitung der Stockausschlagwälder. Die vorliegenden Daten zur Fauna spiegeln die Alters- und Bestandsstruktur der Laubwälder mittlerer Standorte in der Planungseinheit nur ansatzweise wider. So weisen Vorkommen des Schwarzspechts im Waldgebiet nordwestlich von Nieder-Wiesen auf die Existenz einzelner Altbuchen innerhalb eines relativ nadelholzreichen Waldgebiets hin. Angaben zu weiteren altholzbewohnenden Vogelarten lie- gen in den Wäldern entlang des Wiesbachs und westlich davon allerdings nicht vor, was wesentlich im bestehenden Altholzdefizit begründet ist. Die vorliegenden Daten zur Forsteinrichtung weisen das Waldgebiet “Vorholz” als Bereich mit hohem Laubholzanteil und größeren alten Eichen- und Buchenbeständen aus, was sich in den spärlichen faunistischen Angaben allerdings nicht wiedererkennen läßt. Offensichtlich bestehen hier Erfassungs- lücken. Neben dem von der Biotopkartierung gemeldeten Vorkommen des Schwarzspechts im Nord- teil beeinhalten die wenigen Daten auch Angaben zum Mittelspecht, der in den ehemaligen Mittelwäl- dern im Vorholz nach den vorliegenden Informationen seine einzige Ansiedlung im Landkreis Alzey- Worms hat. Wahrscheinlich nicht mehr zur Fauna der Planungseinheit gehört der Ziegenmelker, wenngleich sich in der Biotopkartierung noch eine Angabe zum Vorkommen in mittelwaldartigen Be- ständen des Vorholzes findet. Der Ziegenmelker charakterisiert stets die besonders lückigen, gut durchsonnten Waldbestände trockener Standorte, wie sie bei der Mittelwaldwirtschaft entstehen. Die Angaben zum Auftreten von Wespenbussard und Waldschnepfe unterstreichen den reichstrukturier- ten, stellenweise sehr lückigen Bestandsaufbau der Eichenwälder. Sicherung der Lebensräume der Altholzbewohner in der Planungseinheit durch nachhaltige Gewähr- leistung von Altholz in genügender Zahl und Dichte (vgl. Kap. E.2.1.1.a) innerhalb der großflächig zusammenhängenden Waldbestände. • Aufgrund ihrer zentralen Bedeutung für die Sicherung der Populationen altholzbewohnender (Vogel-)Arten sind alle Altholzbestände solange von der Endnutzung auszunehmen, bis weitere Bestände in ausreichender Zahl nachgewachsen sind; dies gilt auch für die mittelwaldartig zu bewirtschaftenden Laubwälder im Waldgebiet “Vorholz”. Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 157

¾ Entwicklung von reichstrukturierten Laubwaldbeständen mit einem vielfältigen Lebensraumange- botfür spezialisierte Tierarten. • Im Eicher Wald sind naturnahe Laubwaldkomplexe von z.T. niederwaldartig bewirtschafteten Laubwäldern mittlerer Standorte mit Trockenwäldern zu erhalten und zu entwickeln. ¾ Erhalt und Entwicklung von Mittelwäldern als Bestandteilen einer vielfältigen Kulturlandschaft. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Zi- genmelker, Mittelspecht und Wespenbussard. • Im östlichen Teil des Waldgebiets “Vorholz” ist der lichte Bestandsaufbau der Laubwälder, ins- besondere der Eichenwälder zu sichern und und auf weitere Flächen auszudehnen. ¾ Entwicklung von Gehölzsäumen bzw. von Bachuferwäldern entlang aller im Wald verlaufenden Fließgewässer (vgl. Kap. E.2.1.1.d).

2) Erhalt und Entwicklung von Trockenwäldern.

In der Planungseinheit konzentrieren sich Trockenwälder ganz auf die flachgründigen Hangbereiche der Kerbtäler in der Rheinhessischen Schweiz. Besonders entlang der Talränder des Wiesbachs zwi- schen Nieder-Wiesen und Wendelsheim und des Appelbachs zwischen Neu-Bamberg und Wöllstein existieren größere Bestände. Kleinere Trockenwälder sind darüber hinaus an den Hängen des Fin- kenbachs und in Taleinschnitten im westlichen Vorholz entwickelt. Viele der Bestände wurden früher als Niederwald bewirtschaftet; dadurch hat sich das Trockenwaldareal besonders am Wiesbach se- kundär auch auf weniger extreme, mäßig trockene Buchenwaldstandorte ausgedehnt. Am Ditrichs- berg am Appelbach und am Wiesbachhang nördlich von Oberwiesen sind niederwaldartige Trocken- waldbestände bis in die heutige Zeit erhalten. Durch eingebundene Trockenrasen, Felsen und Tro- ckengebüsche ist der Strukturreichtum der Trockenwaldkomplexe z. B. am Höllberg im Appelbachtal und im Wiesbachtal nördlich von Nieder-Wiesen zusätzlich erhöht. Links des Wiesbachs treten zwi- schen Wendelsheim und Nieder-Wiesen Trockenwälder im Biotopmosaik mit trockenwarmen Ge- steinshaldenwäldern auf. In den Trockenwaldbeständen am Appelbach ist der Xerothermcharakter besonders ausgeprägt. Hier stehen die Bestände des Hainsimsen-Traubeneichenwalds (Luzulo-Quercetum) und des Felsen- ahorn-Traubeneichenwalds (Aceri monspessulani-Quercetum) in Kontakt zu natürlichen Trockenra- sen, Trockengebüschen und Felsbiotopen, die in den Saumbereichen durch das Auftreten der Westli- chen Steppensattelschrecke (Ephippiger ephippiger) charakterisiert sind. Zu den typischen Arten der an offene Xerothermbiotope angrenzenden Trockenwälder gehört der Wendehals, der außer am Ditrichsberg auch im Appelbachtal westlich von Wonsheim sowie im Eicher Wald nachgewiesen ist. Die am Südrand des Eicher Walds entwickelten, vielfältig strukturierten Trockenwälder zeichnen sich durch das einzige in jüngerer Zeit (Anfang der 1980er Jahre) belegte Vorkommen des Blauschwarzen Eisvogels (Limenitis reducta) im Landkreis aus. Bei den Trockenwaldstandorten überwiegen die gemäßigten Labkraut-Traubeneichen- Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum). Lediglich kleinflächig und lokal besteht die standörtliche Mög- lichkeit auch Hainsimsen-Traubeneichenwälder sowie besonders wärmeliebende Felsenahorn- Traubeneichenwälder zu entwickeln, so z. B. auf den Porphyrkuppen südwestlich von Siefersheim, und im Engtal des Appelbachs südwestlich von Wöllstein. Eine standörtliche Besonderheit in der Pla- nungseinheit stellen die Sandstandorte mit Entwicklungpotential für Dünentrockenwälder am Eders- berg bei Gau-Weinheim und an der “Villa Bäder” südlich von Eckelsheim dar. Hier hat die Sicherung von Offenlandbiotopen zur Sicherung der Standorte und Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflan- zenarten mit Bindung an Steppen- und sonstige Xerothermrasen aber Priorität. ¾ Erhalt und Entwicklung eines vielgestaltigen Mosaiks aus Trockenwäldern, Gesteinshaldenwäl- dern und lichten Wäldern mittlerer Standorte einschließlich reichgegliederter Saumbereiche. ¾ Erhalt und Entwicklung von Biotopkomplexen mit Lebensraumeignung für hochgradig bestands- gefährdete Tierarten, z. B. den Blauschwarzen Eisvogel. • Dies gilt vor allem für den Eicher Wald und die Hangwälder des Wiesbachtals zwischen Wen- delsheim und Nieder-Wiesen. ¾ Erhalt und Entwicklung eines artenreichen Lebensraums in Verbindung mit Mager- und Trocken- biotopen. Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 158

¾ Erhalt und Entwicklung von Biotopen mit Lebensraumfunktionen für anspruchsvolle Arten struktur- reicher Halboffenlandbiotopkomplexe wie z. B. Wendehals, verschiedene Tagfalter-, Prachtkäfer- und Reptilienarten. • Erhalt aller Ausprägungen von Trockenwäldern einschließlich der Übergänge zu offenen und hal- bofenen Xerothermbiotopen; dies gilt insbesondere für die Trockenbiotopkomplexe im Appel- bachtal. • Erhalt und Entwicklung kleiner Ausprägungen von Trockenwäldern in Verzahnung mit mittleren Wäldern oder mit Kontakt zu offenlandgeprägten Biotopkomplexen z. B. im Appelbachtal westlich von Wonsheim, am Finkenbach östlich von Morsfeld sowie an den Wiesbachhängen östlich “Fah- rengewann” und unterhalb von Wendelsheim.

3) Erhalt und Entwicklung von Gesteinshaldenwäldern.

Gesteinshaldenwälder existieren in der Planungseinheit lediglich im Wiesbachtal zwischen Nieder- Wiesen und Wendelsheim. Sie stellen gleichzeitig die einzigen Bestände des Biotoptyps im Bereich von Landkreis Alzey-Worms und kreisfreier Stadt Worms dar. Es handelt sich bei den Gesteinshal- denwäldern im Gebiet “Teufelsrutsch” und auf der gegenüberliegenden Seite des Wiesbachs um Spitzahorn-Sommerlinden-Blockschuttwälder (Aceri Tilietum) warm-trockener Standorte, die links des Wiesbachs durch Niederwaldnutzung entstandene Biotopmosaike mit Trockenwäldern auf ursprüngli- chen Buchenwaldstandorten ausbilden. Standortpotential gibt es in der Planungseinheit ausschließlich für warmtrockene Blockschuttwälder, es ist kleinflächig an den Hängen des Wiesbachs um den Bereich “Teufelsrutsch” und am Westhang des Höllbergs am Appelbach vorhanden, wo aktuell durch Stockausschlagwirtschaft entstandene Tro- ckenwälder mit Übergängen zu offenen Xerothermbiotopen existieren. Daneben bieten die Porphyr- kuppen des Neubamberger Riegels südlich von Siefersheim Entwicklungsmöglichkeiten für Spitz- ahorn-Sommerlinden-Blockschuttwälder. Der Sicherung der Zwergstrauchheiden auf diesen Standor- ten kommt aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes aber Priorität zu. ¾ Sicherung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. ¾ Erhalt und Entwicklung von Gesteinshaldenwäldern als Bestandteilen vielfältiger Waldbiotopkom- plexe mit hoher Bedeutung für Tierarten reichstrukturierter Wälder. • Dies gilt für die Bestände des Aceri-Tilietum im Wiesbachtal zwischen Nieder-Wiesen und Wen- delsheim.

4) Biotoptypenvergträgliche Bewirtschaftung des Waldes (vgl. Kap. E.2.1.4).

Wiesen und Weiden, Äcker

Weite Teile der Planungseinheit werden durch Offenlandbiotope bestimmt. Insbesondere das wald- freie Wöllsteiner Hügelland im Norden und Nordosten wird dabei größtenteils intensiv ackerbaulich, zu geringeren Flächenanteilen entlang stärker geneigter Hangbereiche auch weinbaulich genutzt. Grün- landbiotope einschließlich der Röhrichtbestände oder Ruderalfluren gibt es nordöstlich einer Linie Wöllstein-Flonheim fast nicht. In Westen und Süden der Planungseinheit ist der Anteil an Grünland etwas höher, bleibt dabei aber auf wenige kleinere Schwerpunkträume beschränkt. Dies ist vor allem die Umgebung von Nieder-Wiesen, wo größere Bestände mesophilen, vorrangig intensiv bewirtschaf- teten Grünlands liegen. Die Auswertung historischer Karten im Hinblick auf eine hohe Standortkon- stanz von Grünlandflächen in der Planungseinheit zeigt, daß die vorhandenen Wiesen und Weiden mittlerer Standorte in den Talsohlen von Wiesbach und kleinerer Seitenbäche bei Nieder-Wiesen be- reits seit einigen Jahrzehnten bestehen. Eine Ausweitung der Grünlandfläche auf die Hangbereiche erfolgte erst nach Mitte des 20. Jahrhunderts. Südöstlich von Wöllstein sind vereinzelt Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte in die hier gehäuft auftretenden Xerothermvegetationskomplexe (s.u.) eingebunden. Auch hier zeigt die Auswer- tung historischer Karten, daß die Wiesen und Weiden zusammen mit Trockenbiotopen im Bereich al- ter Hutungsflächen schon lange existieren. Auf feuchten Talböden der Rheinhessischen Schweiz sind Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 159 kleinflächig Röhrichte und Großseggenriede entwickelt. Feucht- und Naßwiesen fehlen bis auf einen kleinen Bestand an der Landkreisgrenze in der Planungseinheit ebenso wie Streuobstbestände.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte.

Aktuell sind Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte nur am Südwesthang des Haarbergs bei Neu-Bamberg im äußersten Westen der Planungseinheit entwickelt. Hier treten die Magerwiesen als Bestandteil eines Trockenbiotopkomplexes im engen standörtlichen Wechsel mit Halbtrockenrasen, Trockenrasen und Trockengebüschen auf. Durch Vorkommen von Schwarzkehlchen und Neuntöter - neben einigen xerothermophilen Tierarten - auf diesen Flächen wird der kleinräumige Wechsel von niedrig- und höherwüchsigen Vegetationsstrukturen charakterisiert. Die übrigen Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, die sich zum überwiegenden Teil auf die Umgebung von Nieder-Wiesen konzent- rieren, werden ausschließlich intensiv genutzt. Auf einigen mit Strauchbeständen strukturell angerei- cherten Grünlandflächen in diesem Gebiet sowie südlich und westlich von Wendelsheim kommt der Neuntöter vor. Im Bereich der Finkenmühle kommen hier zudem einige in der Planungseinheit kaum verbreitete Tagfalterarten wie Birkenzipfelfalter (Thecla betulae) und Schwalbenschwanz (Papilio ma- chaon) vor, was auf ein erhöhtes Angebot an extensiv genutzten Biotopstrukturen, z. B. blütenreiche Gebüschsäume hinweist. In den Bachauen der Planungseinheit, insbesondere im nördlichen Teil, fehlen Wiesen und Weiden fast völlig. Der für die rheinhessischen Täler charakteristische Steinkauz, der z. B. Baumhöhlen in Kopfweiden als Brutplatz nutzt, findet in den intensiv bis zu den Bachufern ackerbaulich genutzten Tä- lern nur vereinzelt geeignete Brutreviere, so am Wiesbach bei Uffhofen und Amsheim und am Appel- bach nördlich von Wöllstein. ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Schwarzkehlchen und Neuntöter. ¾ Berücksichtigung der Lebensraumansprüche von Insektenarten, die auf eine extensive Nutzung der Offenlandbiotope angewiesen sind. ¾ Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte als Bestandteilen ei- ner halboffenen, extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft. Die Bestände des Biotoptyps am Haarberg sind als Teil eines Biotopmosaiks mit Xerothermbioto- pen zu sichern. Magere Wiesen und Weiden mittlere Standorte sind an den Hängen des Finkenbachtals und in den Hangbereichen um Nieder-Wiesen z.T. im Biotopmosaik mit intensiver genutzten Grünland- flächen oder mit Streuobstbestand zu entwickeln. Um die Ortschaften (z. B. Wonsheim, Eckelsheim, Wendelsheim, Gau-Bickelheim, Wallertheim, Flonheim, ) ist streuobstbestandenes Magergrünland im Wechsel mit Streuobstäckern zu entwickeln. ¾ Entwicklung von (mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte im Umgebungsbereich von Xerothermbiotopen zur Flächenvergrößerung, als Pufferflächen gegenüber Stoffeinträgen sowie als “Trittsteinbiotope” für xerothermophile Arten. • Dieses Ziel gilt vor allem für die Wiesbachhänge östlich “Fahrengewann”, für die Südhänge an der Finkenmühle und für die Xerothermbiotope am Appelbach nahe der Ölmühle. ¾ Entwicklung eines linear verbundenen Netzes von Offenlandbiotopen entlang der Fließgewässer. Entlang der Bäche der Planungseinheit, insbesondere an Appelbach, Dunzelbach, Rohrbach, Wiesbach und Mörschgraben, sind Magerwiesen im mosaikartigen Wechsel mit Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, bei vorhandenem Standortpotential auch mit Naß- und Feuchtwie- sen bzw. Röhrichten und Großseggenrieden zu entwickeln.

Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 160

2) Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen

Besonders durch die Kanalisierung der Bäche und die damit verbundene schnellere Wasserabführung sind die frischen bis feuchten Standorte in den Auen ackerfähig geworden. Bestände des Biotoptyps “Naß- und Feuchtwiesen” fehlen deshalb in der Planungseinheit heute fast völlig. Lediglich am oberen Finkenbach an der Landkreisgrenze existiert eine kleine brachgefallene Feuchtgrünlandfläche. Der Mangel an Feuchtgrünland wird auch durch das Ausbleiben biotoptypischer Tierarten gekennzeichnet. Der Wiesenpieper kommt in der Planungseinheit nicht vor, für das Braunkehlchen liegt lediglich ein Hinweis der Biotopkartierung für den Dunzelbach bei vor. In den breiteren Talräumen von Appelbach und Wiesbach kommt lokal der Kiebitz vor, der hier vorzugsweise auf vernäßten Stellen in Äckern brütet. Das Auftreten des Weißrandigen Grashüpfers (Chorthippus albomarginatus) am Ap- pelbach nördlich von Wöllstein weist auf kleinflächig erhaltene Grünlandstrukturen innerhalb der Aue hin (SIMON schriftlich). Standortpotentiale für Naß- und Feuchtwiesen sind in der Planungseinheit zumeist nur auf kleineren Abschnitten in den Auen gegeben. Größere Bereiche mit Entwicklungspotential liegen z. B. am Mörschgraben nördlich von Bornheim, am Rohrbach und am Wiesbach bei Gau-Bickelheim und ober- halb von Nieder-Wiesen. ¾ Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Wie- senpieper, Braunkehlchen und Kiebitz. ¾ Entwicklung des Biotoptyps zur Schaffung von Verbundsystemen charakteristischer Bachauenbio- tope. • Sicherung der kleinen Feuchtgrünlandfläche am Finkenbach östlich von Mörsfeld. • Entlang von Wiesbach, Rohrbach und Mörschgraben sowie kleinräumig auch am Appelbach oberhalb von Wöllstein, am Finkenbach, am Dunzelbach nördlich von Eckelsheim, am Ried- borngraben nördlich von Wendelsheim und an Vendersheimer und Sulzheimer Bach im Raum Wallertheim sind Naß- und Feuchtwiesen entsprechend der standörtlichen Möglichkeiten im Wechsel mit Grünland auf mittleren Standorten zu entwickeln.

3) Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden

Röhrichte und Großseggenriede sind in der Planungseinheit selten und kommen nur in sehr kleinen Beständen vor. Neben drei kleinen, waldumschlossenen Beständen im Bereich quelliger Taleinschnit- te südlich und westlich von Nieder-Wiesen ist nur nördlich von Gau-Weinheim ein kleineres Schilfröh- richt entwickelt. Dieser Schilfbestand wird von der Rohrweihe als Brutplatz genutzt. Nachweise weite- rer röhrichtbewohnender Tierarten sind aus der Planungseinheit nicht bekannt. Entwicklungspotential für Röhrichte und Großseggenriede besteht nur vereinzelt auf kleineren Flä- chen innerhalb der Bachauen z. B. am Wiesbach oberhalb Nieder-Wiesen und am Rohrbach östlich von Gumbsheim. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. • Erhalt aller Ausbildungen des Biotoptyps in der Planungseinheit. • Entwicklung des Biotoptyps in Verbindung mit Naß- und Magerwiesen im Wiesbachtal oberhalb von Nieder-Wiesen und am Rohrbach östlich von Gumbsheim.

4) Entwicklung von Streuobstbeständen.

Die bis vor wenigen Jahrzehnten ausgedehnten Streuobstbestände insbesondere im Umland der Ort- schaften der Planungseinheit sind heute vollständig aus dem Landschaftsbild der Planungseinheit ver- schwunden. Mit der Rodung der Streuobstbestände im Zuge einer Nutzungsintensivierung auf den landwirtschaftlichen Flächen sind auch die Bestände biotoptypischer Tierarten stark zurückgegangen. So kommt der Steinkauz aktuell nur noch in wenigen Brutpaaren innerhalb von kopfweidenbestande- nen Bachauen oder in Abgrabungsflächen (z. B. südlich von Eckelsheim) vor und hat sich der Grün- specht völlig in die Waldrandbereiche der Rheinhessischen Schweiz zurückgezogen. In strukturrei- chen, lichten und leicht wärmebegünstigten Wäldern und an Waldrändern kommt im Eicher Wald und am Ditrichsberg südwestlich von Wöllstein der Wendehals vor. Vorkommen in mageren Streuobstwie- Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 161 sen, wie sie für die Art typisch sind, gibt es aufgrund des Fehlens solcher Biotope in der Rheinhessi- schen Schweiz und im Nördlichen Vorland nicht. Nicht mehr zur Fauna der Planungseinheit gehört der Schwarzstirnwürger, der bis in die 1960er Jahre besonders im Raum um Wöllstein und Gau-Bickelheim charakteristisch für die locker mit Streuobst bestandenen, kleinteiligen Ackerfluren war. Neben der Beseitigung von Obstbäumen ist auch die ver- änderte und intensivere Ackerbewirtschaftung (z. B. Aufgabe des Luzerneanbaus) und ein dadurch bedingter Rückgang großinsektenreicher Nahrungshabitate Ursache für das Verschwinden des Schwarzstirnwürgers sowie des ebenfalls im halboffenen Kulturland siedelnden Raubwürgers. ¾ Entwicklung von Lebensräumen für an Streuobstwiesen gebundene Tierarten (z. B. Wendehals, Grünspecht, diverse alt- und totholzbewohnende Insektenarten). ¾ Entwicklung eines charakteristischen Bestandteils reichstrukturierter Halboffenlandkomplexe mit großer Bedeutung für den Arten und Biotopschutz. • Dieses Ziel gilt besonders für die Mager- und Trockenbiotopkomplexe an den Hängen des Wiesbachtals um Nieder-Wiesen, am Finkenbach westlich von Wendelsheim und im Gebiet westlich und nordwestlich von Siefersheim. ¾ Entwicklung eines kulturhistorisch bedeutsamen Strukturelements der Landschaft. ¾ Entwicklung von Streuobstbeständen sowohl auf Äckern als auch auf Grünland zur Erhöhung des Strukturreichtums in der offenen Agrarlandschaft. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit mittleren Raumansprüchen, z. B. des Steinkauzes. • In der Peripherie der Ortschaften (z. B. Stein-Bockenheim, Wonsheim, Siefersheim, Gumbs- heim, Bornheim, , , Gau-Weinheim) sind mehr oder weniger geschlos- sene Streuobstgürtel zu entwickeln. Dabei ist eine Mischnutzung mit Äckern oder Rebflächen, in den Bachtälern auch mit Grünland anzustreben. • Entlang der Talauen sind die zu entwickelnden Grünlandbänder stellenweise durch Entwicklung von Streuobstbeständen in ihrem Strukturreichtum zu erhöhen; die betrifft insbesondere die Randbereiche der Ortschaften (z. B. Flonheim, Armsheim, Wallertheim, Gau-Bickelheim).

5) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und der a- ckerbaulich genutzten Bereiche (vgl. Kap. E.2.2.4).

Trockenbiotope, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden, Weinbauflächen

Im Westteil der Planungseinheit liegen die bedeutendsten Xerothermbiotopkomplexe innerhalb des Landkreises Alzey-Worms und der kreisfreien Stadt Worms. Besonders die Heiden um Siefersheim und Eckelsheim und die Trockenbiotope an den Steilhängen des Appelbachs zwischen Wöllstein und Neu-Bamberg sind durch das Auftreten zahlreicher wärmeliebender Tier- und Pflanzenarten in für Rheinhessen außergewöhnlich hoher Dichte charakterisiert. Weitere kleinere Xerothermbiotope sind an südexponierten Hängen von Finkenbach und Wiesbach in der Rheinhessischen Schweiz entwi- ckelt, wo sie eng mit vorwiegend trockenen Waldbiotopen verbunden sind. Die flurbereinigten Rebflächen des Wöllsteiner Hügellands sind ausgesprochen strukturarm. Xe- rothermbiotope fehlen trotz des im Bereich der Weinbergslagen vorhandenen Standortpotentials nord- östlich einer Linie Wöllstein-Flonheim völlig. Südlich von Flonheim sind im Bereich von Abgrabungs- flächen Felsbiotope mit Xerothermcharakter entwickelt. Das Standortpotential für Xerothermbiotope läßt vorwiegend die Entwicklung von Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen, auf den Porphyrkuppen des Neu-Bamberger Riegels unter Einbeziehung von Zwergstrauchheiden zu. Natürliche Standorte von Trockenrasen und Trockengebüschen liegen nur punktuell am Appelbacheinschnitt südwestlich von Wöllstein, auf flachgründigen Kuppen südlich von Siefersheim und nahe der Finkenmühle bei Wendelsheim. Eine Besonderheit in der Planungseinheit stellen die kleinflächig auftretenden Sandstandorte mit Entwicklungspotential für Sandrasen z. B. um Eckelsheim dar. In der strukturarmen rheinhessischen Landschaft kommt den Gleistrassen stillgelegter oder nur schwach befahrener Bahnlinien eine hohe Bedeutung als Lebensraum sowie für die Biotopvernetzung zu. Reste von Gras- und Krautfluren trockener Standorte - häufig im Wechsel mit Strauchbeständen - Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 162 kommen in der Planungseinheit z. B. zwischen Armsheim und Bornheim sowie zwischen Armsheim und Bermersheim vor (in der Bestandskarte nicht dargestellt).

Ziel der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen.

Bestände des Biotoptyps konzentrieren sich in der Planungseinheit überwiegend auf die Porphyrstan- dorte des Neubamberger Riegels im Raum Siefersheim. Die dort vorherrschenden Rebflächen sind besonders im Bereich flachgründiger Kuppenlagen mit größeren, durch frühere extensive Beweidung entstandenen Heideflächen mit Vegetationsmosaiken aus mehr oder weniger verbrachten und ver- buschten Halbtrockenrasen und Zwergstrauchheiden durchsetzt. Am Martinsberg südöstlich von Sie- fersheim und kleinräumig auch südlich von Eckelsheim treten Halbtrockenrasen und Weinbergsbra- chen im kleinräumigen Wechsel mit Trockenrasen auf. Über weitere Xerothermbiotope im angrenzen- den Landkreis Bad Kreuznach stehen die xerothermen Heiden südwestlich von Siefersheim im räum- lichen Zusammenhang mit Trockenbiotopkomplexen an den Hängen des Appelbachs, die sich in der Planungseinheit bis in den Bereich um die Ölmühle erstrecken. Die größten Bestände sind am Süd- westhang des Haarbergs im Mosaik mit Trockenrasen und Magerwiesen zu finden. Die Xerothermbiotope des Neu-Bamberger Riegels lassen deutlich die Einflüsse des Nahetals erken- nen. Viele Tierarten, die ihre z.T. landesweiten Verbreitungsschwerpunkte im Raum um Bad Münster am Stein oder Schloßböckelheim im Landkreis Bad Kreuznach haben, reichen in ihrer Verbreitung hier bis an den Rand Rheinhessens. Dazu zählen u. a. Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda ger- manica), Schwarzfleckiger Bläuling (Maculinea arion) und Silbergrüner Bläuling (Lysandra coridon). Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) und Westliche Steppensattelschrecke (Ephippiger ephippiger) kommen hier in hoher Siedlungsdichte vor. Weitere Xerothermbiotope mit Anteilen an typischen Halbtrockenrasen liegen am Südhang an der Fin- kenmühle südwestlich von Wendelsheim. Hier treten von den biotoptypischen Arten aber nur Wein- hähnchen und Westliche Steppensattelschrecke als relativ verbuschungstolerante Arten auf. In einem Seitental des Wiesbachs westlich von Nack sind stärker verbuschte Weinbergsbrachen Lebensraum von Westlicher Steppensattelschrecke und Schlingnatter. Südlich von Flonheim greifen größere Wein- bergsbrachenbestände im “Aulheimer Tälchen” randlich auf die Planungseinheit über (vgl. Planungs- einheit 4). Im Wöllsteiner Hügelland fehlen Biotopbestände von Halbtrockenrasen oder Weinbergs- brachen und damit auch die biotoptypischen Arten. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren bis geringen Raumansprü- chen, z. B. Rotflügelige Ödlandschrecke, Westliche Steppensattelschrecke und Schwarzfleckiger Bläuling. • Alle Halbtrockenrasenbestände der Planungseinheit einschließlich der Übergänge zu anderen Trockenbiotopen sind zu sichern. • Im Bereich der Porphyrkuppen südwestlich von Siefersheim sind Halbtrockenrasen im Vegeta- tionsmosaik mit Zwergstrauchheiden zu landkreisübergreifenden, großflächig zusammenhän- genden Xerothermbiotopkomplexen zu entwickeln. • An den Hängen des Appelbachtals südwestlich von Wöllstein, am Martinsberg, an den Hängen südlich von Eckelsheim, am Kahlenberg westlich von Wendelsheim sowie westlich von Nack sind die bestehenden Halbtrockenrasen auf umliegende Flächen auszudehnen. • Am Wiesbachhang östlich “Fahrengewann” sind Halbtrockenrasen als Bestandteil von Tro- ckenbiotopkomplexen wiederzuentwickeln. • Am Südrand des Eicher Wald sind Halbtrockenrasen als Teil eines vielfältigen Wald-Offenland- Biotopkomplexes zu entwickeln (vgl. “Erhalt und Entwicklung von Trockenwäldern”). ¾ Sicherung des Individuen-/Populationsaustauschs xerothermophiler Tierarten zwischen beste- henden isolierten Trockenbiotopen. • Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen im Biotopmosaik mit Ruderalfluren und Strauch- beständen entlang der Bahntrassen auf den Strecken Armsheim-Bornheim sowie Armsheim- Bermersheim. Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 163

¾ Erhalt und Entwicklung eines typischen kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsbestandteils. ¾ Erhalt und Entwicklung von ungenutzten bis schwach genutzten Landschaftsstrukturen in Wein- bergslagen: Anreicherung von intensiv genutzten Rebflächen mit Weinbergsbrachen, mageren Säumen, Trockenmauern und Hohlwegen, die Bedeutung als Lebensraum für charakteristische, vielfach wärmeliebende Tierarten haben. • Vorrangig ist dieses Ziel im Umfeld vorhandener Xerothermbiotope umzusetzen, insbesondere an den Hängen des Appelbachs südwestlich von Wöllstein, in den Weinbergslagen um Siefers- heim, südlich von Eckelsheim und an den Wiesbachhängen zwischen Wendelsheim und Uffho- fen.

2) Erhalt und Entwicklung von Trockenrasen, warmtrockenen Felsen, Gesteinshalden und Trocken- gebüschen.

Der Biotoptyp tritt in der Planungseinheit hauptsächlich im Bereich der Porphyrkuppen des Neu- Bamberger Riegels um Siefersheim auf. Häufig bestehen Biotopmosaike mit Halbtrockenrasen und im Appelbachtal auch mit Trockenwäldern. Der subkontinentale Charakter der Trockenrasen in diesem Gebiet wird durch die Ausbildung von Federgras-Steppenrasen (Allio-Stipetum capillatae) gekenn- zeichnet. Die bedeutendsten Bestände von Steppenrasen liegen in den NSG “Siefersheimer Höll” und “Martinsberg”, weitere kleine Bestände sind in den Xerothermbiotopkomplexen am “Kahlenberg” bei Wendelsheim und östlich “Fahrengewann” im Wiesbachtal entwickelt. Weitere Xerothermbiotope mit trockenrasenartiger Vegetation existieren kleinflächig im Bereich von Steilwänden südlich von Eckelsheim, wo der einzige aktuelle Fundort des Segelfalters (Iphiclides po- dalirius) im Landkreis Alzey-Worms liegt, im Steinbruchgebiet südöstlich von Flonheim, am Adelberg südlich von Uffhofen sowie an den Hängen des Wiesbachtals südlich “Teufelsrutsch”, wo sie mosaik- artig innerhalb von lichten Trockenwäldern auftreten. Die Verbreitung biotoptypischer Tierarten deckt sich grob mit der Ausbildung von Trockenrasen, Fel- sen und Trockengebüschen. So liegen die Vorkommensschwerpunkte von Mauereidechse und Schlingnatter im Gebiet westlich von Siefersheim und reichen über den Martinsberg bis zu den Xe- rothermbiotopen südlich von Eckelsheim. In hohem Maße xerothermophile Tierarten kommen aber auch im Raum Siefersheim nur ganz vereinzelt vor. So tritt die Italienische Schönschrecke (Callipta- mus italicus) nur im NSG “Siefersheimer Höll” auf (SIMON 1988). Abseits der Gebiete um Siefersheim und Eckelsheim liegt lediglich ein einzelner Fundort der Schlingnatter an den trockenwarmen Hängen im Wiesbachtal westlich von Nack vor. ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit besonderer Bedeutung für den Arten- und Biotop- schutz. ¾ Sicherung der Lebensräume landesweit bestandsgefährdeter Tier- und Pflanzenarten. • Erhalt aller Bestände von Trockenrasen, trockenwarmen Felsen, Gesteinshalden und Trocken- gebüschen. • Die Standortpotentiale für Federgras-Steppenrasen um Siefersheim und an den Hängen von Finkenbach und Wiesbach westlich bzw. südlich von Wendelsheim sind auszuschöpfen. • Entwicklung von Trockenrasen und Trockengebüschen im Komplex mit Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen am Ditrichsberg nordöstlich von Neu-Bamberg. ¾ Erhalt und Entwicklung von Xerothermbiotopen in Abgrabungsflächen. • Sicherung der Bestände in den Steinbrüchen südöstlich von Flonheim. • In der Kiesabgrabung südlich von Eckelsheim besteht die Möglichkeit zur Entwicklung von tro- ckenwarmen Rohbodenbiotopen im Komplex mit umliegenden Xerothermbiotopen.

3) Erhalt und Entwicklung von Zwergstrauchheiden.

Auf den Porphyrkuppen des Neu-Bamberger Riegels südwestlich von Siefersheim sind auf den nähr- stoff- und basenarmen Standorten die einzigen Bestände des Biotoptyps im Landkreis Alzey-Worms Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 164 ausgebildet. Sie sind hier in lockerem Zusammenhang in die Weinbergslagen integriert. Es handelt sich um Ausprägungen als trockenwarme Sandginsterheide (Genisto pilosae-Callunetum), die klein- räumig wechselnde Vegetationskomplexe mit Halbtrockenrasen bilden. Die ehemals durch Bewei- dung entstandenen Heidebestände sind nach Nutzungsaufgabe vielfach degeneriert und unterliegen mehr oder weniger starken Verbrachungs- und Verbuschungsprozessen. Zu den charakteristischen Tagfalterarten der zwergstrauchreichen Xerothermbiotopkomplexe des Neu-Bamberger Riegels zählt der Geißkleebläuling (Plebejus argus), der in den übrigen Teilen der Planungseinheit sowie in weiten Teilen Rheinhessens nicht vorkommt. Für den landesweit vom Aus- sterben bedrohten Schwarzfleckigen Grashüpfer (Stenobothrus nigromaculatus) stellen die Zwerg- strauchheiden bei Siefersheim und bei Neu-Bamberg im angrenzenden Landkreis Bad Kreuznach den wichtigsten Siedlungsbereich im südlichen Rheinland-Pfalz dar (SIMON 1988). Bis in die 1980er Jah- re war die Heidelerche eine Charakterart der Heideflächen um Siefersheim, worauf auch noch einige Fundmeldungen der Biotopkartierung hindeuten. Nach starken Bestandseinbrüchen liegen neuere Nachweise aber nur noch für eine in Teilbereichen brachgefallene Kiesgrube südlich von Eckeslheim vor. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren bis geringen Raumansprü- chen wie Heidelerche, Geißkleebläuling und Schwarzfleckiger Grashüpfer. • Erhalt aller Bestände des Biotoptyps als Bestandteil der Xerothermbiotopkomplexe im Gebiet südwestlich von Siefersheim. ¾ Entwicklung von Vegetationskomplexen mit Zwergstrauchheiden im Umfeld der bestehenden Flä- chen, zur Vergrößerung der Fläche eines im Landkreis seltenen Biotoptyps. ¾ Sicherung des Individuen- und Populationsaustauschs bestandsgefährdeter Tierarten zwischen bestehenden Heidebiotopen. ¾ Erhalt und Entwicklung eines typischen kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsbestandteils. • Entwicklung zusammenhängender Vegetationsbestände von Zwergstrauchheiden und Halbtro- ckenrasen südwestlich von Siefersheim; dabei sind die vorhandenen Bestände als Ausgangs- punkte aufzugreifen.

4) Entwicklung von Sandrasen.

Bestände des Biotoptyps gibt es in der Planungseinheit nicht, was in erster Linie auf das Fehlen ge- eigneter Standorte zurückzuführen ist. Nur kleinflächig, so z. B. nördlich und südlich von Eckelsheim sind Sandböden mit Entwicklungsmöglichkeiten für Sandrasenvegetation vorhanden. ¾ Entwicklung eines landesweit seltenen Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Bio- topschutz. ¾ Entwicklung von Sandrasen als Teil von Trockenbiotopkomplexen. • Das kleinflächig vorhandene Standortpotential zur Entwicklung von Sandrasen nahe der “Villa Bäder” südlich von Eckelsheim und am Palmberg südlich von Gumbsheim ist auszuschöpfen.

5) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Weinbauflächen.

Mit Ausnahme der höher gelegenen bewaldeten Bereiche im Südwesten sind in der Planungseinheit an stärker geneigten Hängen und auf einigen Kuppen größere Flächen weinbaulich genutzt. Die meis- ten dieser Weinbergslagen sind flurbereinigt und somit sehr strukturarm. Nur die Weinbergslandschaft um Siefersheim und südlich von Eckelsheim ist durch die hier im Komplex mit Rebflächen auftreten- den Xerothermbiotope strukturreich; und hier liegen auch die Vorkommensschwerpunkte der sonst in den Rebflächen der Planungseinheit fehlenden Tierarten, wozu z. B. Neuntöter, Schwarzkehlchen und Mauereidechse und Mauerfuchs (Lasiommata megera) zählen. Der in Rheinhessen für mit Hohl- wegen und Weinbergsmauern durchsetzte Weinberge charakteristische Steinschmätzer ist in der ge- samten Planungseinheit selten. Vorkommen beschränken sich auf Abgrabungsflächen südlich von Eckelsheim und nordwestlich von Wöllstein. Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 165

¾ Erhalt und Entwicklung strukturreicher Weinbaubiotope in der Planungseinheit. ¾ Berücksichtigung der Strukturansprüche gefährdeter Tierarten mit kleinen bis mittleren Rauman- sprüchen wie Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Neuntöter, Mauereidechse und wärmeliebende Insektenarten. ¾ Sicherung einer kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsstruktur. • Erhalt und Entwicklung kleinräumig strukturierter und mit Refugialbiotopen in Form von traditio- nellen Weinbergsmauern, Gras- und Krautsäumen, kleinen Bracheflächen und Streuobst durch- setzter Weinbergslagen (z. B. um Siefersheim und Eckelsheim, westlich von Wendelsheim, südwestlich von Uffhofen und südlich von Bornheim.

Fließgewässer

Die größten Fließgewässer der Planungseinheit sind der Appelbach mit dem Dunzelbach als Zufluß im Westen und der Wiesbach, der mit seinen Nebenbächen Finkenbach und Mörschgraben das land- schaftsprägende Fließgewässersystem der Rheinhessischen Schweiz und des Nördlichen Vorlands darstellt. Die Bachsysteme von Appel- und Wiesbach vermitteln als wichtige Vernetzungsachsen zwi- schen dem Nordpfälzer Bergland und dem Rheinhessischen Tafel- und Hügelland, deren Übergangs- zone in der Planungseinheit liegt. Der Übergang zwischen den zwei Landschaftsräumen wird nicht nur in der Gestalt der Täler von Wiesbach und Appelbach deutlich - enge Kerbtäler im Oberlauf, breite Talräume im unteren Abschnitt -, sondern er drückt sich auch in der chemischen und strukturellen Qualität der Bäche aus. Besonders deutlich wird dies am Wiesbach und am Finkenbach, die in den oberen, häufig durch Waldgebiete flie- ßenden Abschnitten nur eine geringe organische Belastung aufweisen (Güteklasse I-II), mit zuneh- mender Fließstrecke aber deutlich stärker belastet sind. Unterhalb von Wendelsheim erreicht die Wasserqualität nur noch die Güteklasse III (stark verschmutzt). Appel- und Dunzelbach sind durch- gängig kritisch belastet (Güteklasse II-III). Der Mörschgraben ist mit einer nur mäßigen organischen Belastung (Güteklasse II) für rheinhessische Verhältnisse relativ sauber. Auch wenn die Biotopkartierung längere Abschnitte des Fließgewässernetzes der Planungseinheit er- faßt hat, sind reichstrukturierte Bachbiotope nur an wenigen Bachabschnitten erhalten. Dies trifft im wesentlichen auf den Wiesbach ober- und unterhalb von Nieder-Wiesen und den Oberlauf des Fin- kenbachs zu, worauf die Nachweise weniger biotoptypischer Tierarten hinweisen. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um Vorkommen der Gebirgsstelze, die darüber hinaus auch am Appelbach im Ortsbereich von Wöllstein vorkommt. Am Wiesbach zwischen Ober-Wiesen und Nieder-Wiesen wurde das einzige Vorkommen der Gebänderten Prachtlibelle (Calopteryx splendens) festgestellt. ACHENBACH (1984) beschreibt die Limnofauna des Wiesbachsystems ausführlich und stuft den Fau- nenbestand mit Ausnahme des Quellbereichs im Donnersbergkreis bereits im Mittellauf als erheblich gestört ein. Die Erfassung der durch intensiv landwirtschaftlich genutzte Gebiete im Norden und Nord- osten der Planungseinheit fließenden Bäche, z. B. des Mörschgrabens, des Dunzelbachs sowie der Unterläufe von Appel- und Wiesbach durch die Biotopkartierung ist weniger in der naturnahen Struktu- rierung des Bachlaufs, sondern vielmehr in der Bedeutung der Uferbegleitvegetation in Form von Staudengesellschaften und Baumreihen als strukturanreichernde Elemente in der ausgeräumten rheinhessischen Agrarlandschaft zu sehen. So zählen einige Kopfweidenbestände am Wiesbach und am Appelbach zu den wenigen Brutplätzen des Steinkauzes in der Planungseinheit.

Ziele der Planung:

1) Erhalt aller naturnahen Strecken, Auen und Quellbereiche einschließlich ihrer Lebensgemeinschaf- ten (vgl. Kap. E.2.4.1). ¾ Erhalt der typischen Lebensgemeinschaften der Fließgewässer der collinen Stufe. ¾ Erhalt der Restpopulationen bedrohter Pflanzen- und Tierarten als Wiederausbreitungszentren zur Renaturierung ökologisch beeinträchtigter Fließgewässerabschnitte.

2) Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Zustands aller Fließgewässersysteme (vgl. Kap. E.2.4.2).

Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 166

¾ Ökologische Verbesserung von Gestalt und Verlauf des Gewässerbetts sowie der Überflutungs- auen und der Quellbereiche. ¾ Verbesserung der Wasserqualität. ¾ Förderung der natürlichen, gewässertypischen Vegetation und Fauna.

3) Sicherung der Vernetzungsfunktion der Fließgewässer.

¾ Renaturierung naturferner Fließgewässerstrecken. ¾ Entwicklung von Grünlandbändern entlang aller Fließgewässer außerhalb von Wäldern.

Stillgewässer

Stillgewässer sind in der Planungseinheit selten. Neben einigen kleineren Teichen und Tümpeln im Waldgebiet Vorholz (westlich “Teufelsborn”, südwestlich “Lindenbühl” und im Bereich “Kappelberg”), die teilweise Bedeutung als Laichplatz für Amphibien wie den Kammolch haben, gibt es wenige künst- liche Stillgewässer im Bereich des Wöllsteiner Hügellands. Von der Biotopkartierung erfaßt sind ein Regenrückhaltebecken nördlich von Bermersheim und ein Abgrabungsgewässer in der aufgelassenen Ziegeleigrube bei Wallertheim. Aus faunistischer Sicht ist letztere als Reproduktionsgewässer von Kammolch, Kreuzkröte, Wechselkröte und Kleinem Granatauge (Erythromma viridulum) bedeutsam. Einzelne dieser Arten treten sporadisch auch an anderen Stillgewässern in der Planungseinheit auf. So wurden das Kleine Granatauge und die Wechselkröte, beides sehr mobile Arten, die als Pionierbe- siedler von Stillgewässern einzustufen sind, an einem im Zuge des Autobahnbaus entstandenen Ge- wässer südöstlich von Spiesheim festgestellt. Ebenso liegen Feststellungen der Wechselkröte an ei- nem Stillgewässer westlich von Siefersheim und zusammen mit der Kreuzkröte in der alten Kiesgrube südlich von Eckelsheim vor. Die ursprünglichen Lebensräume der Wechselkröte in der Planungsein- heit liegen in den Bachauen, wo temporäre, durch Hochwasser oder nach Starkregen entstandene temporäre Stillgewässer als Laichplätze dienen. Durch Störungen des Wasserhaushalts, v. a.. durch die Kanalisierung und intensive Unterhaltung der Bäche entstehen solche Gewässer aber heute nur noch selten. Im Abbaugebiet südöstlich von Flonheim zeigt der Kammolch kleinere Stillgewässerbio- tope an.

Ziele der Planung

1) Erhalt und Entwicklung von Stillgewässern. ¾ Sicherung von strukturreichen Stillgewässern. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Kreuzkröte, Wechselkröte und Kleines Granatauge. ¾ Förderung der natürlichen gewässertypischen Vegetation und Fauna. • Entlang der Bachauen der Planungseinheit ist im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen die Möglichkeit zur Entstehung von (temporären) Stillgewässern in Abhängigkeit vom Wasserre- gime zu gewährleisten. ¾ Entwicklung von strukturreichen Stillgewässern aus Fisch- und Angelgewässern.

Abgrabungsflächen und Erdwände

Vereinzelt gibt es in der Planungseinheit Abgrabungsflächen, denen aufgrund der Lage innerhalb ei- ner ausgeräumten Landschaft Bedeutung als Refugiallebensraum für einige Tier- und Pflanzenarten zu-kommt. Neben einer Reihe kleinerer Abbauflächen, die heute zumeist aufgegeben sind, existieren einzelne großflächige Abgrabungen. Eine davon ist der nicht mehr genutzte Steinbruchbereich süd- östlich von Flonheim, der in die angrenzende Planungseinheit “Alzeyer Hügelland” hineinragt. Stel- lenweise treten hier zwischen den durch Sukzession entstandenen Strauch- und Waldbeständen mitt- Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 167 lerer Standorte im Bereich der Felswände Xerothermbiotope auf, die z. B. vom Weinhähnchen (Oe- canthus pellucens) besiedelt werden. Ein zweiter größerer Abgrabungsbereich ist die nicht mehr ge- nutzte Kiesgrube südlich von Eckelsheim. Sie bildet mit Xerotherm- und Ruderalbiotopen an den Steilwänden der Grube und auf umliegenden Flächen einen Lebensraumkomplex mit Bedeutung für einige wärmeliebende Arten wie Heidelerche, Steinschmätzer, Schwarzkehlchen und Mauereidechse. Die systematische Verfüllung der Kiesgrube führt zu wesentlichen Beeinträchtigungen der Lebens- räume dieser Arten. Südöstlich daran anschließend sind Xerothermbiotope im Bereich von Sandwän- den an einer früheren Sandgrube ausgebildet. Neben einem Vorkommen des Steinkauzes ist dieser Bereich besonders aufgrund des einzigen Nachweises des Segelfalters (Iphiclides podalirius) im Rahmen der Tagfalterkartierung im Landkreis zu erwähnen. Weitere nennenswerte Abgrabungsflächen sind die aufgelassene Ziegeleigrube bei Wallertheim, der vor allem Bedeutung durch die hier entwickelten Stillgewässer zukommt (s.o.), sowie einige kleinere Sandgruben und Steinbrüche mit Steilwänden im Gebiet am Ölberg südwestlich von Wöllstein und im Raum südwestlich von Siefersheim. Diese stehen in funktionalem Zusammenhang mit den in diesem Raum vorkommenden Xerothermbiotopen und Heideflächen. Kleinere Abgrabungen im Quellbereich des Dunzelbachs südwestlich von Stein-Bockenheim werden durch Vorkommen von Schlingnatter und Neuntöter als strukturreich und leicht wärmebegünstigt charakterisiert. Die Rohbodenstandorte in der Tongrube nördlich von Wöllstein werden vom Steinschmätzer besiedelt.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung reichstrukturierter Biotopkomplexe in Abgrabungsflächen. ¾ Sicherung von Biotopkomplexen in Abgrabungen mit Refugialfunktion für spezialisierte Tier- und Pflanzenarten innerhalb der intensiv genutzten Agrarlandschaft. ¾ Erhalt und Entwicklung von vielfältig strukturierten Abgrabungsflächen aus Ruderalvegetation und Pionierfluren, Erdwänden, Xerothermbiotopen und Stillgewässern. ¾ Berücksichtigung der vielfältigen Lebensräume gefährdeter Arten wie Steinkauz, Steinschmätzer, Mauereidechse, Segelfalter, Kreuz- und Wechselkröte. • Sicherung der Biotopbestände in den Abbaubereichen südöstlich von Flonheim und in der Ab- grabung bei Wallertheim. • Einbindung kleinerer Biotopbestände in Abgrabungen südwestlich von Wöllstein und bei Sie- fersheim in zusammenhängende Xerothermbiotopkomplexe durch Entwicklung von Trockenbio- topen auf umliegenden Flächen. • Sicherung der Funktion von Abgrabungen als (Teil-)Lebensraum besonders für wärmeliebende Arten durch zusätzliche Entwicklung von Trocken- und Ruderalbiotopen in den Kies und Sand- gruben südöstlich von Eckelsheim sowie in Abgrabungen südwestlich von Stein-Bockenheim.

Trockenmauern und Steinriegel

Bestände des für traditionell bewirtschaftete Weinbergslagen charakteristischen Biotoptyps sind in der Planungseinheit selten. Lediglich an der Landkreisgrenze westlich von Siefersheim und an einem Südhang westlich von Wendelsheim sind kleine Trockenmauern und Steinriegel erhalten. In den übri- gen, flurbereinigten Weinbauflächen fehlen derartige Strukturelemente. Ansatzpunkte zur Wiederentwicklung von Weinbergsmauern finden sich besonders an stärker geneig- ten, durch steinige Böden geprägten Hängen, z. B. entlang der Grenze der Planungseinheit südlich von Bornheim und an den Wiesbachhängen südlich von Uffhofen.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln.

¾ Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln als Biotopelemente mit hoher Arten- und Bio- topschutzfunktion in bewirtschafteten Weinbergslagen. Rheinhessische Schweiz und Nördliches Vorland 168

• Erhalt aller Bestände von Trockenmauern und Steinriegeln. • Südlich von Bornheim und am linken Wiesbachhang südwestlich von Uffhofen sind Trocken- mauern und Steinriegel zusammen mit kleineren Bracheflächen und Streuobst als lineare Struk- turelemente in extensiv genutzte Rebflächen einzubringen.

Höhlen und Stollen

Dieser im Landkreis Alzey-Worms und in der kreisfreien Stadt Worms sehr seltene Biotoptyp kommt in der Planungseinheit nur im Wiesbachtal nördlich von Nieder-Wiesen und im Finkenbachtal nahe der Finkenmühle vor. Faunistisch bedeutsam sind insbesondere die alten Quecksilberstollen im Wies- bachtal, für die die Biotopkartierung Vorkommen gefährdeter Fledermausarten, darunter u. a. Graues und Braunes Langohr (Plecotus austriacus, P. auritus) angibt. Nachweise des Grauen Langohrs lie- gen auch aus dem alten Stollen im “Dreigemeindewald” nordwestlich von Nieder-Wiesen vor (SIMON schriftlich). Das Auftreten von Fledermäusen in diesem Bereich wird vor allem durch ein ausreichen- des Angebot an insektenreichen Jagdrevieren entlang der warmen und reichstrukturierten Hänge des Wiesbachtals begünstigt.

Ziele der Planung:

1) Sicherung von Höhlen und Stollen (vgl. Kap. E.2.7.1).

¾ Sicherung der ökologischen Funktion der Höhlen und Stollen für Fledermäuse und andere höh- lenbewohnende Tierarten. ¾ Sicherstellung eines Angebots an Höhlen und Stollen. ¾ Sicherung eines Biotoptyps mit landesweiter Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz.

Westplateau mit Randstufe 169

D.2.2.2 Planungseinheit “Westplateau mit Randstufe”

Leitbild der Planung: Auf den Hochflächen des Westplateaus des Rheinhessischen Tafel- und Hü- gellandes liegt eine großräumig offene Agrarlandschaft, die nur im Bereich kleiner Talzüge stärker strukturiert ist. Auf den ebenen Plateaulagen begünstigt ein reiches Angebot an Kleinstrukturen (gras- und krautreiche Säume und Raine oder Obstbaumreihen an Feldwegen innerhalb der Agrarflächen) die charakteristischen Lebensgemeinschaften, zu denen u. a. Korn- und Wiesenweihe, Grauammer und Feldhamster zählen. Als Rastplatz für durchziehende Vogelschwärme haben die Hochflächen ei- ne zusätzliche Bedeutung. Die schmalen Talauen werden durch schmale Grünlandbänder geprägt, die stellenweise mit Streuobst bestanden sind. In breiteren Auenabschnitten sind örtlich Biotopmosa- ike aus Mager- und Feuchtgrünlandbeständen entwickelt. An der Randstufe gehen die offenen Ackerfluren des Plateaus in eine vielfältige Weinbaulandschaft der Hanglagen über. Die Rebflächen sind häufig mit Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen, Hohl- wegen, Trockenmauern und Streuobstbeständen durchsetzt. Das enge Nebeneinander von offenen und halboffenen Lebensräumen in den Weinbergslagen bedingt eine artenreiche Fauna, in der wär- meliebende Arten wie z. B. verschiedene Tagfalter und Heuschrecken neben charakteristischen Halboffenlandbewohner wie Neuntöter und Steinkauz in hoher Siedlungsdichte vorkommen. Um die Ortschaften sind vielfach aufgelockerte Streuobstgürtel entwickelt, die zwischen den Sied- lungsbereichen und den umliegenden relativ strukturarmen Ackerflächen bzw. den Rebflächen der Hangbereiche vermitteln. Hier liegen die Lebensräume charakteristischer Arten einer halboffenen Ag- rarlandschaft, wozu u. a. Steinkauz und Grünspecht und vereinzelt auch der Schwarzstirnwürger zäh- len.

Wälder

Wie im gesamten Rheinhessischen Tafel- und Hügelland wird auch in dieser Planungseinheit schon seit Jahrhunderten, begünstigt durch fruchtbare Lößböden und mildes Klima, intensiv Landwirtschaft betrieben. Insgesamt liegt der Anteil der Waldfläche an der Planungseinheit heute deutlich unter 1 % und beschränkt sich auf wenige kleine Waldbestände, einen Laubwald auf mittleren Standorten süd- lich von Wörrstadt, einen kleinen Feuchtwald nördlich von Wörrstadt und eine Nadelholzaufforstung östlich vom Himmelberg im äußersten Norden der Planungseinheit.. Trockenwaldbiotope gibt es trotz großflächiger Standortpotentiale entlang der Randstufe für Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio-Carpinetum) und vereinzelt auch für Felsenahorn-Traubeneichenwälder (Aceri monspessulani- Quercetum) nicht. Standorte für Bruch- und Sumpfwälder beschränken sich auf den entwickelten Be- stand nördlich von Wörrstadt.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Wäldern mittlerer Standorte mit besonderer Bedeutung für den Natur- schutz.

In der Planungseinheit existiert aktuell nur ein Laubwald mittlerer Standorte im Quellgebiet “Neuborn” südlich von Wörrstadt. Es handelt sich um einen rund 6 ha großen Buchen-Eichen-Mischwald, der pflanzensoziologisch dem Melico-Fagetum (Perlgras-Buchenwald) zuzuordnen ist. Vereinzelt sind in diesen Wald Nadelbäume und sonstige fremdländische Gehölze eingebracht. Aus faunistischer Sicht kommt kleinen Wäldchen wie diesem im waldarmen Rheinhessen Bedeutung weniger als Lebens- raum für anspruchsvolle Waldarten, sondern als Refugium für in dieser Landschaft seltene Arten, z. B. Grünspecht und Pirol, zu. Diese Arten siedeln darüber hinaus auch in halboffener Landschaft mit klei- neren Altbaumbeständen. Eine nennenswerte Vergrößerung des Bestands an Laubwäldern mittlerer Standorte ist als Planungs- ziel in der Planungseinheit nicht vorgesehen. Vorrang wird dem Erhalt und der Entwicklung einer offe- nen bis halboffenen Kulturlandschaft gegeben, um die Bestände typischer Tier- und Pflanzenarten der rheinhessischen Landschaft zu sichern. ¾ Erhalt eines in der Planungseinheit und deutlich darüber hinaus seltenen Biotoptyps. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von Tierarten mit Bindung an alten Laubbaumbestand wie z. B. Pirol und Grünspecht. Westplateau mit Randstufe 170

• Sicherung des kleinen Laubmischwalds im Komplex mit Quellbiotopen im Bereich “Neuborn” südlich von Wörrstadt

2) Erhalt und Entwicklung von Bruch- und Sumpfwäldern.

In der Planungseinheit sind Bruch- und Sumpfwälder nur am Mühlbach nördlich von Wörrstadt entwi- ckelt. Bei dem Bestand handelt es sich um einen ca. 3,5 ha großen Erlenbruchwald, der pflanzenso- ziologisch den Erlen- bzw. Erlen-Eschen-Sumpfwäldern nahesteht (Alno-Fraxinetum). Beeinträchti- gungen bestehen außer durch Stoffeinträge von umliegenden, intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen auch durch Entwässerung, was sich vor allem in der Ausbreitung meso- und nitrophiler Pflanzenarten (z. B. Brennessel) in der Krautschicht bemerkbar macht. Mit dem “Mühlbach-Wäldchen” ist das Standortpotential für Bruch- und Sumpfwälder in der Planungs- einheit ausgeschöpft. ¾ Erhalt eines im Landkreis seltenen Biotoptyps mit besonderer Bedeutung für den Arten- und Bio- topschutz. ¾ Abpufferung von Feuchtwäldern gegenüber Stoffeinträgen von umliegenden landwirtschaftlichen Flächen durch Entwicklung von (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte auf angren- zenden Flächen. • Diese Ziele gelten für den Feuchtwaldbestand im “Mühlbach-Wäldchen” nördlich von Wörrstadt.

3) Entwicklung von Trockenwäldern.

Aktuell gibt es in der Planungseinheit keine Trockenwälder. Die besonders entlang der Rheinhessi- schen Randstufe auftretenden Standorte für Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder (Galio- Carpinetum) und vereinzelt auch für Felsenahorn-Traubeneichenwälder (Aceri monspessulani- Quercetum) werden durchgängig landwirtschaftlich, besonders vom Weinbau, genutzt. Grundsätzlich tritt eine Vergrößerung der Waldfläche in der Planungseinheit als Planungsziel hinter die Sicherung der offenen und halboffenen rheinhessischen Kulturlandschaft zurück. Lediglich auf der bestehenden Aufforstungsfläche östlich vom Himmelberg an der nördlichen Landkreisgrenze bietet sich die Möglichkeit zum Umbau des Bestandes zu Trockenwaldbiotopen. ¾ Entwicklung eines in der Planungseinheit sehr seltenen Biotoptyps mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz. • Die kleine Nadelholzaufforstung östlich des Himmelbergs östlich von Partenheim ist zu einem standortgemäßen Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwald umzubauen und der freien Entwick- lung zu überlassen.

Wiesen und Weiden, Äcker

Weite Teile der Planungseinheit werden intensiv acker- und weinbaulich bewirtschaftet. Insbesondere auf den dem Ackerbau vorbehaltenen Bereichen der Plateaulagen fehlen Grünland- und sonstige Of- fenlandbiotope völlig. Wiesen und Weiden mittlerer Standorte bleiben kleinflächig und inselartig auf die überwiegend mit Rebflächen bestandenen Hänge der Rheinhessischen Randstufe im Westen der Planungseinheit beschränkt. Darüber hinaus liegen im feuchten Talzug des Orbelbachs östlich von Partenheim mehrere Grünlandflächen, die teilweise als Magergrünland mit Streuobstbestand sowie als Feuchtgrünland mit Kontakt zu Röhrichtbeständen entwickelt sind. Nach der Auswertung histo- risch alter Grünlandstandorte sind die Grünlandbiotope in diesem Bereich als Reste ehemals größerer Flächen die einzigen in der Planungseinheit, die seit Jahrzehnten dauerhaft existieren. Bei den Be- ständen des Biotoptyps “Naß- und Feuchtwiesen” in diesem Gebiet handelt es sich um die einzigen in der Planungseinheit, “Röhrichte und Großseggenriede” kommen darüber hinaus auf einer kleinen Flä- che nördlich von Sulzheim vor. Streuobstwiesen sind neben den Beständen südöstlich von Partenheim auf kleinen Flächen entlang der westlichen Randstufe erhalten. Sie stellen aber nur einen kleinen Bruchteil der noch vor wenigen Jahrzehnten ausgedehnten Streuobstbestände insbesondere um die Ortschaften dar. In Teilbereichen Westplateau mit Randstufe 171 der westlichen Randstufe erhöhen Strauchbestände auf brachgefallenen Flächen den Strukturreich- tum und bieten Lebensräume für Halboffenlandbewohner, z. B. für den Neuntöter. Den offenen Acker- flächen der Plateaus, insbesondere den Flächen im Raum /Partenheim, die Anschluß an das “Oberhilbersheimer Plateau” im Landkreis Mainz-Bingen haben, kommt eine wichtige Funktion als Brut- und Rastgebiet für typische Arten der offenen Agrarsteppen zu (vgl. FOLZ 1998).

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen.

Bestände des Biotoptyps beschränken sich in der Planungseinheit auf kleine Flächen in Talbereichen östlich von Partenheim. Bei den kleinen Flächen westlich und östlich des Gabelbergs handelt es sich um brachgefallene, mehr oder weniger verbuschte Feucht- und Naßwiesen, die mosaikartig mit Schilf- röhrichten verzahnt sind. Beeinträchtigungen bestehen für diese Flächen durch Nutzungsaufgabe, Nährstoffeintrag von umliegenden Ackerflächen und Störungen des Wasserhaushalts durch Entwäs- serung über die angrenzenden Gräben. Diese vielfältigen Störfaktoren führen in Verbindung mit der Isolation der Flächen zum Verlust der Lebensraumeignung für biotoptypische Tierarten wie Wiesen- pieper und Braunkehlchen. Beide Vogelarten kommen aktuell in der Planungseinheit nicht vor. Ein Vorkommen des Kiebitzes, der zunehmend von Grünland- auf Ackerflächen als Brutplatz ausweicht, wurde in einem feuchten, beackerten Auenbereich unterhalb der Randstufe südlich von Vendersheim festgestellt. Entwicklungsmöglichkeiten für Naß- und Feuchtwiesen sind nur auf kleinen, schmalen Abschnitten entlang der Bachauen gegeben. Etwas breitere Ausdehnung erreichen die feuchten bis nassen Auen- standorte in den Tälern östlich von Partenheim. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von feuchtwiesentypischen Tierarten mit mittleren Rauman- sprüchen wie Braunkehlchen, Wiesenpieper und Kiebitz. ¾ Entwicklung des Biotoptyps zur Schaffung von Verbundsystemen charakteristischer Bachauenbio- tope. • Sicherung der Naß- und Feuchtwiesen einschließlich ihrer Übergänge zu Röhrichtbeständen östlich von Partenheim. • Entlang der Bäche und Gräben östlich von Partenheim, am Vendersheimer Bach und im quelli- gen Talraum zwischen Sulzheim und Wörrstadt sind Naß- und Feuchtwiesen entsprechend den standörtlichen Möglichkeiten im Wechsel mit Grünland auf mittleren Standorten zu entwickeln.

2) Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden.

Bestände des Biotoptyps sind in der Planungseinheit selten. Sie beschränken sich fast ausschließlich auf das Orbelbachtal und seine kleinen Seitentäler davon östlich von Partenheim, wo Schilfröhrichte kleinflächig im mosaikartigen Wechsel mit Naß- und Feuchtwiesen oder Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte auftreten. Bei diesen Schilfbeständen handelt es sich in erster Linie um Brache- stadien auf nicht mehr genutzten Feuchtgrünlandflächen. Ein weiterer kleiner Röhrichtbestand ist nördlich von Sulzheim entlang eines Grabens entwickelt. Charakteristische Tierarten der Röhrichte und Großseggenriede konzentrieren sich analog zur Verbreitung des Biotoptyps auf den Talraum des Orbelbachs östlich von Partenheim. Es kommen a- ber mit Teichrohrsänger und Rohrweihe nur Arten mit relativ geringen Ansprüchen an die Flächen- ausdehnung der Röhrichtbestände vor. Die Rohrweihe wurde darüber hinaus auch in der Feldflur süd- lich von Partenheim und im Talraum nördlich von Sulzheim nachgewiesen. Das Standortpotential für Röhrichte und Großseggenriede in der Planungseinheit ist mit den vorhan- denen Beständen weitgehend ausgeschöpft. ¾ Erhalt eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume biotoptypischer Tierarten mit geringen bis mittleren Rauman- sprüchen wie Teichrohrsänger und Rohrweihe. • Sicherung der Röhrichtbestände als Bestandteile eines durchgängigen Bandes von Grünland- biotopen in den Bachauen östlich von Partenheim. Westplateau mit Randstufe 172

3) Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte.

Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sind in der Planungseinheit selten. Sie beschränken sich weitgehend auf extensiv bewirtschaftete Grünlandflächen im Orbelbachtal östlich von Parten- heim. Ein Teil der Magergrünlandflächen ist hier mit Streuobst bestanden, auf frischen bis feuchten Standorten wechseln sie kleinräumig mit Röhrichten. Weitere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, teilweise Streuobstwiesen, konzentrieren sich auf die Randstufe zwischen Vendersheim und Ens- heim. Diese sind größtenteils als intensiv bewirtschaftetes Grünland einzustufen; magere Ausprägun- gen gibt es nur auf kleinen, stark verbuschten Streuobstwiesen im “Weidengewann” südlich von Rommersheim. Die für extensiv bewirtschaftetes, vorwiegend frisches bis feuchtes Magergrünland typischen Vogelar- ten Wiesenpieper und Braunkehlchen kommen aktuell in der Planungseinheit nicht vor. Strukturrei- cheren Grünlandflächen mit höherwüchsiger Kraut- und Strauchvegetation oder einzelnen Obstbäu- men werden durch das Auftreten des Schwarzkehlchens gekennzeichnet, das südöstlich von Parten- heim, nördlich von Sulzheim und - relativ isoliert - südöstlich von Spiesheim nachgewiesen ist. Die Hänge der Rheinhessischen Randstufe werden im Bereich von verbuschenden Grünlandflächen und einzelnen Streuobstbeständen von charakteristischen Halboffenlandbewohnern besiedelt. Um Sulz- heim und Rommersheim liegen Brutvorkommen des Steinkauzes, südöstlich von Vendersheim kenn- zeichnet das einzige Vorkommen des Neuntöters insektenreiche Halboffenlandbiotope. Zur Insekten- fauna der Grünlandflächen in der Planungseinheit liegen kaum Angaben vor. Anspruchsvollere Tagfal- terarten der Magerwiesen sind offensichtlich kaum vertreten, was durch die geringe Flächenausdeh- nung, das geringe Flächenangebot und die starke Verinselung von blütenreichen Magergrünlandflä- chen in der Planungseinheit begründet ist. Selbst Arten mit geringen Lebensraumansprüchen wie Schachbrett (Melanargia galathea) und Großes Ochsenauge (Maniola jurtina) sind im Rahmen der Tagfaltererfassungen nur auf wenigen Probeflächen nachgewiesen worden. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit mittleren Raumansprüchen wie Braun- kehlchen, Wiesenpieper und Neuntöter. ¾ Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte als Bestandteile ei- ner halboffenen, extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft. • Nördlich und östlich von Sulzheim, südlich von Spiesheim sowie in den Talräumen von Mühl- bach und oberem Orbelbach ist streuobstbestandenes Magergrünland in Wechsel mit Streu- obstäckern zu entwickeln. • Entwicklung von Magergrünland als Bestandteil eines durchgängigen Bands extensiv genutzter Halboffenlandbiotopkomplexe entlang der rheinhessischen Randstufe südlich von Sulzheim und zwischen Wörrstadt und Rommershausen. ¾ Entwicklung eines linear verbundenen Netzes von Offenlandbiotopen entlang aller Fließgewäs- serauen. • Entlang der Fließgewässer sind Magerwiesen im mosaikartigen Wechsel mit Wiesen und Wei- den mittlerer Standorte sowie - in Abhängigkeit vom Standortpotential - auch mit Naß- und Feuchtwiesen zu entwickeln; Entwicklungsschwerpunkte liegen östlich von Partenheim, am Mühlbach nordöstlich von Wörrstadt und an den Bachoberläufen der rheinhessischen Randstu- fe.

4) Erhalt und Entwicklung von Streuobstbeständen.

Die wenigen kleinen Streuobstbestände in der Planungseinheit stehen ausschließlich auf Grünland. Geschlossene Streuobstbestände auf Äckern und in Weinbergen, wie sie sich bis in die 1950er Jahre besonders um die Ortschaften konzentrierten, kommen heute nicht mehr vor. Der heutige Streuobst- bestand in der Planungseinheit beschränkt sich auf kleine Einzelflächen vorwiegend im Bereich der Randstufe um Rommersheim und Sulzheim, und auf das Gebiet südöstlich von Partenheim. Isolierte Streuobstvorkommen liegen nördlich von Wörrstadt, am Desterberg östlich von Vendersheim und nordwestlich von Ensheim. Westplateau mit Randstufe 173

Der weiträumigen Verteilung kleinerer Streuobstbestände entsprechend treten biotoptypische Tierar- ten in der Planungseinheit nur spärlich auf. Um Rommersheim und Sulzheim kennzeichnet der Stein- kauz die stärker mit alten, höhlenreichen Obstbäumen durchsetzten Ortsrandlagen. Ein weiteres Steinkauzvorkommen ist östlich von Partenheim erfaßt und weist auf ein ausreichendes Bruthöhlen- angebot, z. B. in Kopfweiden, hin. Der Grünspecht ist nur an einer Stelle in den Streuobstbereichen südlich von Rommersheim nachgewiesen. ¾ Sicherung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. ¾ Entwicklung von Streuobstbeständen im Umfeld der Siedlungsbereiche auf den ackerbaulich ge- nutzten Flächen. Streuobstbestände sind ein wesentlicher Bestandteil eines Netzes extensiver Kleinstrukturen der offenen Agrarlandschaft (s. Biotopstrukturen der Agrarlandschaft). ¾ Entwicklung von Vernetzungsachsen mit Streuobstbeständen, (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sowie offenen Trocken- und Feuchtbiotopen. ¾ Erhalt und Entwicklung eines kulturhistorisch bedeutenden Strukturelements der Landschaft. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit mittleren Raumansprüchen wie Stein- kauz und Neuntöter. • Sicherung der mageren Streuobstwiesen südöstlich von Partenheim und Ergänzung der Be- stände auf umliegenden Flächen. • In der Peripherie der Ortschaften (v. a.. Spiesheim, Ensheim, Rommersheim, Sulzheim und Vendersheim) sind großflächige Streuobstbestände zu entwickeln. Dabei ist vor allem eine Mischnutzung mit Äckern, Rebflächen oder Sonderkulturen (z. B. Beerenobst), nur in Auenbe- reichen auch mit Grünland anzustreben. • Streuobst ist als wesentliches Strukturelement in den zusammenhängenden Vernetzungsach- sen vielfältig strukturierter Weinbergslandschaften entlang der rheinhessischen Randstufe zwi- schen Vendersheim und Spiesheim zu erhalten und in großem Umfang zu entwickeln.

5) Sicherung von Biotopstrukturen im Agrarraum.

Für das Westplateau sind weiträumige, offene Ackerfluren landschaftsprägend. Die insgesamt struk- turarmen Agrarflächen werden heute, anders als noch vor wenigen Jahrzehnten, nur noch vereinzelt in größerem Umfang durch Obstaumreihen entlang von Landstraßen und Feldwegen strukturell ange- reichert. Trotz der auf den ersten Blick gleichförmigen Ausprägung der großen Ackersteppen, weisen Siedlungschwerpunkte charakteristischer Tierarten der Feldflur auf unterschiedliche Lebensraumqua- litäten innerhalb der Ackerbaugebiete hin. Herauszustellen sind in der Planungseinheit besonders die Gebiete östlich von Wörrstadt beiderseits der BAB 63 sowie nördlich und östlich von Vendersheim, die unmittelbar an die Hochfläche des “Oberhilbersheimer Plateaus” im angrenzenden Landkreis Mainz- Bingen anschließen. Hier ist das typische Tierartenspektrum der rheinhessischen Agrarsteppen nahe- zu vollständig ausgebildet. FOLZ (1998) stellte hier u. a. hohe Siedlungsdichten von Grauammer, Schafstelze und Wachtel fest. Bruten bzw. Brutzeitbeobachtungen liegen aus diesen Räumen für Rohr-, Wiesen- und Kornweihe vor (BITZ mündlich) und belegen die Stellung der Plateaus als Schwerpunktraum für das Vorkommen der Weihenarten in Rheinhessen. Auch als Mausergebiet für die Weihenarten haben diese Bereiche eine wichtige Funktion. Zudem betont FOLZ (1998) die her- ausragende Bedeutung der Plateaulagen als Rastgebiet für durchziehende Vögel. Bis in die 1960er Jahre lag in den Plateaulagen des Nordwestlichen Rheinhessens ein landesweiter Vorkommensschwerpunkt des Schwarzstirnwürgers. Im Raum Partenheim/Vendersheim griff dieser auch auf die Planungseinheit über (MATTHES 1965). Neben der Rodung von alten Obstbaumreihen hat besonders das Wegfallen des Luzerneanbaus und damit der Verlust von großinsektenreichen Nahrungshabitaten für den Schwarzstirnwürger zum vollständigen Bestandszusammenbruch binnen weniger Jahre geführt (BITZ mündlich).

¾ Erhalt und Entwicklung einer insgesamt offenen, mit Kleinstrukturen wie Obstbaumreihen, gras- und krautreichen Rainen und Wegrändern angereicherten Agrarlandschaft, mit einem mosaikartig hoch diversifizierten Feldfruchtanbau. Westplateau mit Randstufe 174

¾ Berücksichtigung der Lebensräume von Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Grauam- mer, Wachtel und Schwarzstirnwürger und mit hohen Raumansprüchen wie Rohr-, Korn- und Wiesenweihe. • Diese Ziele gelten vordringlich für die Plateaulagen im Raum Vendersheim und Partenheim bis über die nördliche Landkreisgrenze hinaus sowie für die Bereiche östlich von Wörrstadt bis in den Raum um Undenheim. • Freihalten der Landschaft von Freileitungen und Windkraftanlagen zur Sicherung der Rastplatz- funktion für durchziehende Vögel.

6) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und der a- ckerbaulich genutzten Bereiche (vgl. Kap. E.2.2.4).

Trockenbiotope

Trockenbiotope sind in der Planungseinheit zerstreut entlang der Randstufe, in den übrigen Bereichen nur ganz vereinzelt verbreitet. Es handelt sich durchweg um Bestände des Biotoptyps “Halbtrockenra- sen und Weinbergsbrachen”, wobei in der Planungseinheit ausschließlich Ausprägungen als Wein- bergsbrache existieren. Zumeist stehen diese in engem Kontakt zu mesophilen Ruderalgesellschaf- ten. Vorkommensschwerpunkte des Biotoptyps liegen am Südhang des Wißbergs westlich von Gau- Weinheim, im Gebiet “Kachel” nordwestlich von Ensheim und am Gabelberg östlich von Partenheim. Kleinere Weinbergsbrachen liegen im Raum östlich von Vendersheim. Insgesamt ist die Nutzungsauf- gabe von Rebflächen, die zur Ausbildung von Weinbergsbrachen führt, in der Planungseinheit aber kaum festzustellen, so daß die Lebensraumbedingungen für wärmeliebende Tierarten mit Bindung an Extensivstrukturen innerhalb der Weinbergslagen großräumig ungünstig bleiben, nachdem im Zuge von Flurbereinigungen viele Rebflächen ohnehin sehr strukturarm geworden sind. Die standörtlichen Entwicklungsmöglichkeiten für Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen sind in der Planungseinheit insbesondere an der Randstufe auf großen Flächen gegeben. Dagegen fehlen Standortpotentiale für natürliche Trockenrasen, trockenwarme Felsbiotope und Trockengebüsche.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen.

Dieser Biotoptyp tritt in Form von Weinbergsbrachen vereinzelt entlang der Rheinhessischen Rand- stufe auf. Besonders am Oberhang des Wißbergs östlich von Gau-Weinheim sind anschließend an weitere Biotopbestände im Landkreis Mainz-Bingen trockenwarme Offenlandbiotope in größeren Flä- chenanteilen vorhanden. Darüber hinaus sind Weinbergsbrachen kleinflächig im Wechsel mit genutz- ten Weinbergen im Gebiet “Kachel” westlich von Ensheim, im Bereich des Himmelbergs östlich von Partenheim und an zwei Stellen östlich von Vendersheim entwickelt. Nahezu alle Biotopbestände wechseln mosaikartig mit Ruderalfluren, teilweise, wie z. B. am Osthang des Wißbergs, sind auch Strauchbestände in größerem Anteil eingebunden. Charakteristische Tierarten der Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen fehlen in der Planungsein- heit fast völlig, da das stark eingeschränkte Angebot an Xerothermbiotopen in weiten Bereichen der Planungseinheit eine Besiedlung durch anspruchsvolle xerothermophile Arten nicht zuläßt. Am Wiß- berg sind knapp außerhalb des Landkreises Westliche Steppensattelschrecke (Ephippiger ephippiger) und Dunkelbrauner Bläuling (Aricia agestis) nachgewiesen, mit deren Vorkommen innerhalb der Pla- nungseinheit aufgrund der unmittelbaren Nähe zu hier gelegenen Biotopbeständen durchaus zu rech- nen ist. Nachweise des Weinhähnchens (Oecanthus pellucens) beschränken sich auf einen einzelnen Fundort an einem Bahndamm nordwestlich von Rommersheim. Die kleinflächigen Weinbergsbrachen bieten stellenweise geeignete Standorte für gefährdete, für das rheinhessische Weinbaugebiet cha- rakteristische Steppenpflanzenarten. Auf Reliktstandorten am Wißberg und in den Weinbergen süd- lich von Rommersheim wächst beispielsweise der Deutsche Alant (Inula germanica) (KORNECK & MÜLLER 1993). Westplateau mit Randstufe 175

¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit besonderer Bedeu- tung für den Naturschutz. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit kleineren und mittleren Raumansprü- chen (z. B. Weinhähnchen, Westliche Steppensattelschrecke, Dunkelbrauner Bläuling und weite- re wärmeliebende Insektenarten). • An den Oberhängen des Wißbergs sind Weinbergsbrachen mit Kontakt zu Hohlwegen und Lößwänden zu erhalten und planungseinheitenübergreifend auf größerer Fläche zu entwickeln. ¾ Erhalt und Entwicklung von Weinbergsbracheparzellen im engen Wechsel mit Trockenmauern und Steinriegeln, Erdwänden und Hohlwegen, und Streuobst in bewirtschafteten Weinbergsla- gen. ¾ Entwicklung großräumig zusammenhängender Vernetzungsachsen von Biotopkomplexen der Weinbergslandschaft. • Diese Ziele sind vordringlich entlang der rheinhessischen Randstufe zu realisieren. Entwick- lungsschwerpunkte liegen am Wißberg sowie zwischen Vendersheim und Ensheim.

2) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Weinbauflächen.

In Relation zum großen Anteil der Rebflächen an den landwirtschaftlichen Nutzflächen der Planungs- einheit sind Vorkommen charakteristischer Tierarten der durch Hohlwege und Weinbergsterrassen mit Trockenmauern und Erdwänden strukturierten Weinbergslagen eher spärlich. Die Seltenheit von Neuntöter, Schwarzkehlchen und Steinschmätzer an der rheinhessichen Randstufe und in den größe- ren Weinbauflächen östlich von Partenheim und westlich von Saulheim spiegelt die erheblichen struk- turellen Defizite innerhalb der größtenteils flurbereinigten Weinbergslagen wider. So wurde von Neun- töter und Steinschmätzer jeweils nur ein Vorkommen östlich von Vendersheim bzw. am Himmelberg östlich von Partenheim erfaßt. Die Übergänge von Streuobst- und Grünlandbeständen nördlich von Sulzheim und südöstlich von Partenheim sind durch Vorkommen des Schwarzkehlchens gekenn- zeichnet, das aber in den übrigen Weinbergslagen der Planungseinheit offensichtlich als Brutvogel fehlt. ¾ Erhalt und Entwicklung strukturreicher Weinbaubiotope in der Planungseinheit. ¾ Berücksichtigung der Strukturansprüche gefährdeter Tierarten mit kleinen bis mittleren Rauman- sprüchen wie Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Neuntöter und wärmeliebende Insektenarten. ¾ Sicherung einer kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsstruktur. • Erhalt und Entwicklung kleinräumig strukturierter und mit Refugialbiotopen in Form von traditio- nellen Trockenmauern und Steinriegeln, Gras- und Krautsäumen, Erdwänden und Hohlwegen und Streuobst durchsetzten Weinbau-Landschaften insbesondere an den Hängen der rhein- hessischen Randstufe vom Wißberg über die Hänge um Vendersheim, Sulzheim und Rom- mersheim bis Spiesheim.

Fließgewässer

Die Planungseinheit ist naturräumlich durch das Überwiegenden von Plateaulagen ausgesprochen arm an Fließgewässern. Lediglich die oberen Zuläufe von Saubach (Partenheimer Bach, Orbelbach) und Saulheimer Bach (Mühlbach, Etzenbornbach) durchfließen längere Strecken im Nordteil, darüber hinaus beschränken sich die Fließgewässer auf einige kurze Abschnitte von Bachoberläufen an den Rändern der Planungseinheit, die in benachbarte Gebiete zum Wiesbach nach Westen und zur Selz nach Osten entwässern. Nahezu sämtliche Fließgewässer durchfließen in der Planungseinheit ausschließlich intensiv landwirt- schaftlich genutzte Bereiche. Dabei handelt es sich häufig um reine Ackerbereiche, nur der Orbelbach östlich von Partenheim und der kleine Bachlauf nördlich von Sulzheim werden abschnittsweise von Grünlandbiotopen gesäumt. Der intensiv genutzten Landschaft entsprechend weisen die Bäche der Planungseinheit in der Regel eine nur geringe Gewässergüte im Bereich von Güteklasse II-III (kritisch belastet) bis Güteklasse III (stark verschmutzt) auf. Westplateau mit Randstufe 176

Die meisten der Bäche in der Planungseinheit sind hinsichtlich der Gewässerstruktur in einem natur- fernen Zustand. Von der Biotopkartierung auf längeren Abschnitten erfaßt und damit als relativ natur- nah eingestuft sind nur kleine Bachläufe nördlich von Sulzheim, der Oberlauf des Vendersheimer Bachs und der Neuborner Bach südwestlich von Wörrstadt. Hier sowie südöstlich von Rommersheim und nordöstlich von Wörrstadt liegen die einzigen kleinen Bestände des Biotoptyps “Quellen und Quellbäche”. Die durch Kanalisierung und intensive Gewässerunterhaltung hervorgerufene Strukturarmut und die Veränderung der Wasserführung bis hin zum zeitweiligen Austrocknen der Bäche sind wesentliche Ursachen für das gänzliche Fehlen von anspruchsvollen Fließgewässerorganismen in der Planungs- einheit.

Ziele der Planung:

1) Erhalt aller naturnahen Strecken, Auen und Quellbereiche der Fließgewässer, einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften (vgl. Kap. E.2.4.1).

¾ Erhalt der typischen Lebensgemeinschaften der Fließgewässer der collinen Stufe. ¾ Erhalt der Restpopulationen bedrohter Pflanzen- und Tierarten als Wiederausbreitungszentren zur Renaturierung ökologisch beeinträchtigter Fließgewässerabschnitte.

2) Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Zustands aller Fließgewässersysteme (vgl. Kap. E.2.4.2).

¾ Ökologische Verbesserung von Gestalt und Verlauf des Gewässerbetts sowie von Überflutungs- auen und Quellbereichen ¾ Verbesserung der Wasserqualität. ¾ Förderung der natürlichen, gewässertypischen Vegetation und Fauna.

3) Sicherung der Vernetzungsfunktion der Fließgewässer.

¾ Renaturierung naturferner Fließgewässerstrecken. ¾ Entwicklung von Grünlandbändern entlang aller Fließgewässer außerhalb von Wäldern.

Stillgewässer

Ähnlich wie bei den Fließgewässern ist die Planungseinheit hauptsächlich aufgrund der naturräumli- chen Rahmenbedingungen mit überwiegenden Plateau- und Hanglagen arm an Stillgewässern. Von der Biotopkartierung wurden Stillgewässerbiotope nur an einem Teich am Neubornbach nahe der Rommersheimer Mühle und als teilweise temporäre Stillgewässer in einem feuchten Talgrund nördlich von Sulzheim erfaßt. Auf die Existenz weiterer, zumindest zeitweise bestehender Stillgewässerbiotope deuten Fundanga- ben der Wechselkröte hin. Diese stark an temporäre Stillgewässer als Laichhabitat angepaßte Art wurde außer am Teich nahe der Rommersheimer Mühle v. a.. in kleineren Abgrabungsflächen an der BAB 63, in deren Sohle zeitweilig Wasser steht, nachgewiesen. Bei diesen Vorkommen in den wäh- rend des Autobahnbau entstandenen Abgrabungen handelt es sich aber wahrscheinlich wie bei vielen Vorkommen der ihre Lebensräume häufig wechselnden “opportunistischen” Art (vgl. BITZ 1996) um keine dauerhaften Ansiedlungen. Bemerkenswert ist der Nachweis des Zwergtauchers in einem für die Art untypischen Habitat an Teichen der Kläranlage bei Spiesheim.

Ziele der Planung

1) Erhalt und Entwicklung von Stillgewässern.

¾ Sicherung von strukturreichen Stillgewässern. Westplateau mit Randstufe 177

¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie der Wechselkröte. ¾ Förderung der natürlichen gewässertypischen Vegetation und Fauna. • Entlang der Bachauen der Planungseinheit ist im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen die Möglichkeit zur Entstehung von (temporären) Stillgewässern in Abhängigkeit vom Wasserre- gime zu gewährleisten. ¾ Entwicklung von strukturreichen Stillgewässern aus Fisch- und Angelgewässern.

Erdwände, Hohlwege, Trockenmauern und Steinriegel

Die ehemals für die traditionell bewirtschafteten rheinhessischen Weinbergslagen charakteristischen Strukturelemente sind nach den großräumigen Flurbereinigungsverfahren heute bis auf kleine Rest- bestände beseitigt. Es handelt sich um kleine Lößwände und Hohlwegsreste am südlichen Oberhang des Wißbergs westlich von Gau-Weinheim und am Ritterberg bei Schornsheim. Trockenmauern und Steinriegel gibt es aktuell in der Planungseinheit nicht mehr; dieser Biotoptyp war aber auf den Löß- böden Rheinhessens schon immer auf wenige steinigere Standorte beschränkt, wie sie in der Pla- nungseinheit z. B. an den Hängen zwischen Ensheim und Rommersheim (Kalksteinböden mit Lö- ßauflage) auftreten. Durch die Beseitigung von Hohlwegen und Weinbergsterrassen wurden den charakteristischen Tierar- ten der Weinbergslagen vielerorts die Lebensräume entzogen. Heute kommen beispielsweise Steinschmätzer und Schwarzkehlchen nur noch in sehr kleinen Restbeständen in der Planungseinheit vor.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Erdwänden und Hohlwegen. ¾ Sicherung eines kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftselements. ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Artenschutz • Erhalt aller Erdwände und Hohlwege in der Planungseinheit. • Schaffung von Hohlwegen als Bestandteil reichstrukturierter Weinbergsbiotopkomplexe; Ent- wicklungsschwerpunkte sind die Rheinhessische Randstufe vom Wißberg über Vendersheim, Sulzheim, Rommersheim und Ensheim bis Spiesheim sowie kleinräumig der Ritterberg bei Schornsheim.

2) Erhalt und Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln. ¾ Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln als Biotopelemente mit hoher Arten- und Bio- topschutzfunktion in bewirtschafteten Weinbergslagen. • Trockenmauern und Steinriegel als lineare Strukturelemente zusammen mit Hohlwegen und Erdwänden in mit Weinbergsbrachen durchsetzten Rebflächen sind im Bereich der Kalkstein- böden zwischen dem Geiersberg und dem Eselsberg südlich von Rommersheim zu entwickeln. • Um Ensheim sind Trockenmauern und Steinriegel im Bereich der intensiv bewirtschafteten Rebflächen als lineare Biotopelemente mit Vernetzungsfunktion zu entwickeln. • Berücksichtigung der Vorschläge von OBERMANN & GRUSCHWITZ (1992) zur Sicherung und alternativen Gestaltung von Trockenmauern unter Arten- und Biotopschutzgesichtspunkten (vgl. E.2.2.4.b).

Nordöstliches Rheinhessen 178

D.2.2.3 Planungseinheit “Nordöstliches Rheinhessen”

Leitbild der Planung: Die nahezu waldfreie Landschaft im Nordöstlichen Rheinhessen wird durch den Wechsel von großräumigen Ackerbereichen auf den ebenen Plateaulagen und in weiten Talsen- ken sowie Rebflächen an den stärker geneigten Hängen geprägt. Durch die Bachauen der Planungs- einheit ziehen sich durchgängig Grünlandbänder und Kopfweidenreihen, die insbesondere an der Selz Lebensraum für die typischen Feuchtwiesenbewohner wie Braunkehlchen, Wiesenpieper und Kiebitz sowie für den Steinkauz bieten. In stärker vernäßten Auenabschnitten kommt es zur Ausbil- dung größerer Röhricht- und Naßwiesenbestände. Auf den beackerten Hochflächen ziehen sich linear Streuobstalleen entlang der Landstraßen und Feldwege, die sich um die Ortschaften zu geschlossenen Streuobstgürteln verdichten. Zu den typi- schen Arten dieser Landschaft gehören Grauammer, Schafstelze und Feldhamster in den offeneren Ackerfluren, Steinkauz und Rotkopfwürger im halboffenen Kulturland. Die steileren Hänge, insbesondere die steilen Abhänge zum Oberrheingraben tragen Weinberge, die durch ihre traditionelle Bewirtschaftungsform, ein enges Netz von Lößwänden und -hohlwegen und die kleinräumig eingebundenen Extensiv- und Trockenbiotopen eine artenreiche Flora und Fauna be- herbergen. Steinkauz, Steinschmätzer und Schwarzkehlchen treten hier in hoher Siedlungsdichte auf. Stellenweise begünstigen zusammenhängende Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen die Ansied- lung anspruchsvoller xerothermophiler Insektenarten. Besonders zu den Ortsrandlagen hin erhöhen in die Weinberge eingestreute Obstbäume den Strukturreichtum und ermöglichen u. a. das Vorkommen von Halboffenlandbewohnern wie Neuntöter, Wendehals und Wiedehopf.

Wälder

Wegen der Standortgunst der Lößböden bei mildem Klima ist die rheinhessische Landschaft fast ü- berall durch jahrhundertelange intensive landwirtschaftliche Nutzung nahezu waldfrei geworden. Dies trifft in besonderem Maße auch auf diese Planungseinheit zu, wo der Anteil der Wälder deutlich unter 1 % der Gesamtfläche beträgt. Insgesamt sind lediglich drei kleine Waldbestände erfaßt, von denen lediglich der kleine Sumpfwaldbestand im Quellbereich des Gelbfelder Bachs nördlich von Gabsheim als naturnah einzustufen ist. Bei den anderen Flächen handelt es sich um Aufforstungen an der Selz nordöstlich von Bechtolsheim und an der BAB 63 nordöstlich von Saulheim. Naturschutzbedeutsame Laubwälder mittlerer Standorte fehlen in der Planungseinheit völlig, gleiches gilt für Trockenwälder. Die Standortpotentiale umfassen neben solchen zur Entwicklung von Wäldern mittlerer Standorte in den Auenbereichen (Ulmo-Carpinetum) und auf den Hochflächen (Melico-Fagetum) verbreitet auch Potentiale zur Entwicklung gemäßigter Trockenwälder (Galio-Carpinetum) an den Hängen und in Kuppenlagen. In der Selzaue und an einigen Nebenbächen existieren stellenweise Standorte für Bruch- und Sumpfwälder. Grundsätzlich ist über Anreicherung der Landschaft mit Feldgehölzen und Wäldchen in kleinen Auf- forstungsblöcken zu diskutieren. Die Planung Vernetzter Biotopsysteme sieht zunächst keine Not- wendigkeit, ist aber, solange die Waldentwicklung nicht deren Zielen entgegensteht, nicht dagegen.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Laubwäldern mittlerer Standorte mit besonderer Bedeutung für den Na- turschutz.

Wälder mittlerer Standorte existieren in der Planungseinheit aktuell nur in Form zweier kleinflächiger Aufforstungsflächen im Selztal nordöstlich von Bechtolsheim sowie an der Anschlußstelle Saulheim der BAB 63. Darüber hinaus sind die mittleren Standorte durchweg waldfrei und biotoptypische Tierar- ten mit Bindung an geschlossene Laubwaldbestände fehlen. Kleinere Baumgruppen z. B. in Feldge- hölzen oder in Baumreihen entlang der Fließgewässerläufe sind durch Vorkommen des Pirols charak- terisiert. Südlich von Dittelsheim-Heßloch existiert ein größeres Feldgehölz (in der Bestandskarte als “Strauch- bestand” dargestellt). Derartige Gehölzbestände werden sich bei ungehinderter Sukzession mittelfris- tig zu kleinen Laubwaldbeständen entwickeln. Darüber hinaus ist die Entwicklung von Laubwäldern mittlerer Standorte in der Planungseinheit nicht vorgesehen. Die Sicherung des kulturhistorisch be- Nordöstliches Rheinhessen 179 dingten offenen Landschaftscharakters einschließlich der dazugehörigen Lebensgemeinschaften wird grundsätzlich Vorrang gegeben. ¾ Entwicklung eines in der Planungseinheit sehr seltenen Biotoptyps. ¾ Zulassen einer freien Vegetationsentwicklung innerhalb der Laubwälder mittlerer Standorte. ¾ Entwicklung von Laubwäldern mittlerer Standorte zur Erhöhung der Biotop- und Strukturvielfalt im Nordöstlichen Rheinhessen. • Die kleine Aufforstungsfläche nordöstlich von Bechtolsheim ist zu standortgemäßem Feldul- men-Stieleichen-Hainbuchenwald mit Übergängen zu Sumpfwald umzubauen und in die vielfäl- tigen Bach- und Grünlandbiotopkomplexe der Selzaue einzubinden. • Südlich von Heßloch sind flächige Strauchbestände durch freie Sukzession zu kleinen Laub- waldbeständen zu entwickeln.

2) Erhalt und Entwicklung von Bruch- und Sumpfwäldern.

Im Quellbereich des Gelbfelder Bachs nördlich von Gabsheim ist der einzige Bestand des Biotoptyps in der Planungseinheit entwickelt. Es handelt sich um einen etwa 4 ha großen, quelligen Erlenbruch- wald mit Schilfbestand im Unterwuchs. Der Bestand wird stark durch Stickstoffeintrag von umliegen- den landwirtschaftlichen Flächen und damit verbundenen Eutrophierungserscheinungen beeinträch- tigt. Vorkommen anspruchsvoller Tierarten sind hier nicht bekannt. Standortpotentiale für Bruch- und Sumpfwälder sind in der Planungseinheit vorwiegend auf Abschnitte der Selzaue beschränkt. Insbesondere unterhalb von Bechtolsheim, zwischen Bechtolsheim und Gau- Odernheim sowie bei Gau-Köngernheim liegen größere Bereiche mit Standorten für Erlen- und Erlen- Eschen-Sumpfwälder (Alno-Fraxinetum). ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit sehr seltenen Biotoptyps mit besonderer Be- deutung für den Arten- und Biotopschutz. Sicherung des Erlenwalds am Gelbfelder Bach nördlich von Gabsheim; dies schließt die Schaf- fung umliegender Pufferzonen gegenüber Stickstoffeintrag durch Entwicklung von Wiesen und Weiden ein. Die kleine Aufforstungsfläche an der Selz nordöstlich von Bechtolsheim bietet Entwicklungsmög- lichkeiten für Erlen-Eschen-Sumpfwälder mit Übergängen zu Laubwäldern mittlerer Standorte.

Wiesen und Weiden, Äcker

Der Großteil der unbebauten Fläche der Planungseinheit wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Da- bei herrschen auf den Plateaulagen, an den flacheren Unterhängen und in den Auen ausgedehnte Ackerflächen vor, während die steileren Hanglagen dem Weinbau vorbehalten bleiben. Im allgemei- nen sind die großräumigen Acker- und Rebflächen sehr strukturarm. Ausnahmen bilden die Abhänge zum Oberrheingraben, wo die Weinberge vielfach mit Strauchbeständen und Lößhohlwegen durch- setzt sind. In den übrigen Teilen der Planungseinheit sorgen lediglich einzelne Windschutzhecken o- der Strauchbestände an Geländekanten für eine lokale Strukturanreicherung. Grünland ist im Nord- östlichen Rheinhessen vereinzelt in den Bachauen entwickelt. In der Regel handelt es sich dabei um intensiv genutzte Flächen. Aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes bedeutsame Grünlandkomplexe mit Feucht- und Magerwiesen sowie Röhrichtbeständen sind nur entlang der Selz nordöstlich von U- denheim entwickelt. Die Auswertung Topographischer Karten aus zurückliegenden Jahrzehnten zeigt, daß nur die erhaltenen Grünlandbestände an der Selz und am Mühlbach als Reste ehemals deutlich größerer Bestände über einen längeren Zeitraum existieren. Alle übrigen Wiesen und Weiden der Planungseinheit außerhalb der Bachauen sind in alten Karten noch nicht verzeichnet. Die ehemals um die Ortschaften gelegenen Streuobstgürtel sind bis auf kleine Reste vollständig gerodet. Nordöstliches Rheinhessen 180

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte.

Grünlandbestände mittlerer Standorte sind in der Planungseinheit sehr selten. Hauptsächlich in der Selzaue zwischen und Bechtolsheim und am Saulheimer Bach liegen einzelne Wiesen und Weiden, wobei es sich um Reste von ehemals auf längeren Abschnitten entwickelten Grünland- bändern handelt, die aber in den vergangenen Jahrzehnten zum überwiegenden Teil in Ackerflächen umgewandelt worden sind. Die meisten der erhaltenen Flächen liegen auf von Natur aus nährstoffrei- chen Auenböden und sind somit für eine Nutzung als Intensivgrünland prädestiniert. Mageres Grün- land mittlerer Standorte im Auenbereich kommt lediglich an einem renaturierten Selzabschnitt nord- östlich von im Wechsel mit Ruderalfluren und Röhrichten vor. Außerhalb der Auenbereiche gibt es nahezu kein Grünland. Einzige Ausnahme ist der Hangbereich südlich von . Hier liegt neben kleineren intensiv genutzten Wiesen und Weiden eine mo- saikartig mit Strauchbeständen verzahnte magere Streuobstwiese. Charakteristische Tierarten der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sind in der Planungseinheit ausgesprochen selten. An der Selz nordöstlich von Udenheim greifen die Vorkommen von Braunkehl- chen und Kiebitz vom überwiegend im angrenzenden Landkreis Mainz-Bingen liegenden “Hahnhei- mer Bruch” her auch auf die Randbereiche der Planungseinheit über. Darüber hinaus ist der Kiebitz lediglich in Ackerbereichen nördlich von Gabsheim nachgewiesen, weitere Vorkommen vom Braun- kehlchen oder auch vom Wiesenpieper sind nicht bekannt. Ein Revier des Neuntöters ist in durch Strauchbestände reicher strukturierten Flächen nordöstlich von Gabsheim nachgewiesen (BIRK & AXENMACHER 1995). Der Steinkauz findet auch in den grünlandarmen Bereichen der Planungsein- heit bei ausreichendem Höhlenangebot, z. B. in Kopfweidenreihen entlang der Bäche oder in Löß- wänden, Lebensräume, ein höherer Grünlandanteil in den Brutrevieren könnte aber wesentlich zur Ausweitung der Nahrungshabitate und damit zur Stützung des stark rückläufigen Bestands beitragen (vgl. BITZ et al. 1991). Am Petersberg nördlich von Gau-Odernheim und im Schalkental nordwestlich von Mettenheim zeigen die Nachweise von Schwalbenschwanz (Papilio machaon) bzw. Blutströpf- chen-Widderchen (Zygaena filipendulae) das Vorkommen magerer, blütenreicher Saumstrukturen an. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit mittleren Raumansprüchen wie Kiebitz, Steinkauz und Braunkehlchen. ¾ Entwicklung eines linear verbundenen Netzes von Offenlandbiotopen entlang aller Fließgewäs- serauen. ¾ Erhalt und Entwicklung von (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte als Pufferflächen von Bachauenbiotopen als Pufferflächen gegenüber Stoffeinträgen sowie als Biotope mit Vernet- zungsfunktion entlang der Talauen. • In der Selzaue sind durchgängige Offenlandbiotopkomplexe mit einem hohen Anteil an Mager- wiesen und -weiden auf den mittleren Standorten zu entwickeln. • Entlang der kleineren Bäche der Planungseinheit sind schmale Grünlandbänder mit einem ho- hem Anteil an Mageren Wiesen und Weiden zu entwickeln; Entwicklungsschwerpunkte stellen dabei der Saulheimer Bach, der Goldbach bei Gabsheim, der Heimersheimer Bach, der Haag- graben östlich von Gau-Odernheim und der Teichgraben dar. • In der Senke des Seegrabens westlich von Frettenheim sind vorhandene Grünlandstreifen ent- lang der Gräben als Ansatzpunkte für eine vermehrte Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte aufzugreifen. • Die Übergänge zu bachauennahen Ackerflächen sind durch eine Anreicherung mit Magergrün- landparzellen, u. a. zur Vergrößerung der Nahrungshabitate des Steinkauzes fließend zu ges- talten; großflächig ist dies entlang der Selz unterhalb von Bechtolsheim und östlich von Uden- heim sowie am Saulheimer Bach umzusetzen. ¾ Berücksichtigung der Lebensraumansprüche von Insektenarten, die auf eine extensive Nutzung der Offenlandbiotope angewiesen sind. ¾ Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte als Bestandteile ei- ner halboffenen, extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft. Nordöstliches Rheinhessen 181

• In den Taleinkerbungen der Lößhänge zum Oberrheingraben nördlich von Mettenheim sind magere Streuobstwiesen teilweise in mosaikartiger Verzahnung mit extensiv genutzten Acker- und Rebflächen als Bestandteile einer vielfältigen Weinbaulandschaft zu entwickeln. • Im Übergangsbereich zu den Bachauen sind streuobstbestandene Biotopmosaike mit Mager- grünland und extensiv bewirtschafteten Äckern v. a.. um die Ortschaften zu entwickeln (z. B. um Dittelsheim-Heßloch, Framersheim, Biebelnheim und Bechtolsheim).

2) Erhalt und Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen.

Infolge von Kanalisierung und Ausbau der Bäche wurden die Auenböden bis unmittelbar an die Ge- wässerufer ackerfähig, weshalb heute in der Planungseinheit nahezu keine Naß- und Feuchtwiesen mehr existieren. Der Bestand des Biotoptyps beschränkt sich auf kleine Flächen an der Selz nordöst- lich von Udenheim. Es handelt sich dabei um die Ausläufer des größeren Feuchtbiotopkomplexes, des “Hahnheimer Bruchs” im Landkreis Mainz-Bingen, der mit den Vorkommen von Braunkehlchen, Wiesenpieper und Bekassine einen der bedeutendsten Feuchtgrünlandbereiche in Rheinhessen dar- stellt. Geeignete Standortbedingungen sind allerdings auf längeren Strecken der Bachauen, insbesondere an der Selz gegeben, so daß im Zuge einer Renaturierung der Fließgewässer, die z. B. bei Udenheim bereits durchgeführt wurde (KULTURAMT WORMS o.J.), günstige Voraussetzungen zur Wiederher- stellung von Naß- und Feuchtwiesen entstehen. ¾ Erhalt und Entwicklung großflächiger Feuchtbiotopkomplexe. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von feuchtwiesentypischen Tierarten mit mittleren Rauman- sprüchen wie Bekassine, Wiesenpieper, Braunkehlchen und Kiebitz. • Sicherung der vorhandenen Naß- und Feuchtwiesen. • Ausschöpfen der standörtlichen Entwicklungsmöglichkeiten für Feuchtgrünland in der Selzaue nordöstlich von Udenheim im Zusammenhang mit den Feuchtbiotopkomplexen des östlich an- schließenden “Hahnheimer Bruchs”. • An der Selz unterhalb von Bechtolsheim, zwischen Bechtolsheim und Gau-Odernheim und um Gau-Köngernheim sowie planungseinheitenübergreifend am Heimersheimer Bach sind größere Offenlandbiotopkomplexe mit Naß- und Feuchtwiesen, Röhrichten und Großseggenrieden und Grünland mittlerer Standorte zu entwickeln. ¾ Entwicklung des Biotoptyps zur Schaffung von Verbundsystemen charakteristischer Feuchtbio- topkomplexe der breiteren Bachauen. • In den Auen von Selz, Heimersheimer Bach, Haaggraben und Saulheimer Bach sind die Ent- wicklungspotentiale für Naß- und Feuchtwiesen als Bestandteile durchgängiger Grünlandbän- der auszuschöpfen.

3) Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden.

Nennenswerte Bestände des Biotoptyps sind in der Planungseinheit nur am renaturierten Sel- zabschnitt nordöstlich von Udenheim entwickelt, wo Röhrichte im kleinräumigen Wechsel mit Naß- und Feuchtwiesen, Magerwiesen und Ruderalfluren auftreten. Daneben sind Röhrichte und Großseg- genriede lediglich kleinflächig auf vernäßten, nicht ackerfähigen Standorten zu finden, so im Gebiet “Kisselswiesen” bei Dittelsheim-Heßloch, am Heimersheimer Bach südwestlich von Biebelnheim und am Gelbfelder Bach nördlich von Gabsheim. Anspruchsvolle röhrichtbewohnende Tierarten sind an- gesichts des spärlichen Auftretens geeigneter Biotopbestände kaum verbreitet. An der Selz bei Uden- heim kennzeichnet das Vorkommen der Beutelmeise die enge Verzahnung von Röhrichten mit Weidengebüschen, unweit der Landkreisgrenze im Landkreis Mainz-Bingen liegen hier Brutvorkom- men von Rohrweihe, Teichrohrsänger, Wasserralle und Blaukehlchen. Kleinere Schilfröhrichte in der Planungseinheit, z. B. entlang der Fließgewässer, sind durch Vorkommen der Rohrammer charakteri- siert, im Schilfbestand am Heimersheimer Bach liegt ein Brutplatz der Rohrweihe (SIMON schriftlich). Zusätzliches Entwicklungspotential für Röhrichte und Großseggenriede ist v. a.. in einzelnen Abschnit- ten der Selzaue gegeben, so unterhalb von Bechtolsheim, zwischen Bechtolsheim und Gau- Odernheim und im Bereich “Ried” bei Gau-Köngernheim. Nordöstliches Rheinhessen 182

¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten und Biotopschutz. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Beutelmeise, Wasserralle, Blaukehlchen und Rohrweihe. • Alle Bestände des Biotoptyps in der Planungseinheit, insbesondere die an der Selz nordöstlich von Udenheim sind zu sichern. • Das Standortpotential zur Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden im Biotopmosaik mit Naß- und Feuchtwiesen in der Selzaue ist auszuschöpfen. ¾ Verbesserung der Lebensraumfunktionen von Röhrichten durch Entwicklung von Feucht- und Magergrünlandbeständen auf umliegenden Flächen. • Dies gilt für die Röhrichtbestände an der Selz und darüberhinaus auch für die kleinen Be- standsflächen bei Dittelsheim-Heßloch und am Heimersheimer Bach.

4) Erhalt und Entwicklung von Streuobstbeständen.

Bis in die 1950er Jahre waren um fast alle Ortschaften der Planungseinheit mehr oder weniger ge- schlossene Obstbaumgürtel entwickelt, wobei der Streuobstanbau zumeist mit einer vielfältigen land- wirtschaftlichen Nutzung im Unterwuchs der Obstbäume kombiniert wurde. Intensivierung von Acker- und Weinbau sowie die Ausweitung der Siedlungsflächen führten zur Rodung fast aller Obstbaumbe- stände der Planungseinheit. Aktuell ist nur noch auf verbuschenden Wiesen südlich von Biebelnheim, an der Selz nordöstlich von Udenheim und am Saulheimer Bach nahe der Thomasmühle Streuobst erhalten. Der Mangel an Streuobstbeständen in der Planungseinheit drückt sich deutlich im großräu- migen Fehlen halboffenlandbewohnender Vogelarten aus. Auf Vorkommen des Neuntöters geben le- diglich BIRK & AXENMACHER (1995) Strauchbestände nordöstlich von Gabsheim Hinweise. Der Grünspecht bleibt derzeit in seiner Verbreitung gänzlich auf die strukturreichen, mit einzelnen Altbäu- men durchsetzten Hänge am Ostrand der Planungseinheit beschränkt. Hier liegt auch ein Vorkom- mensschwerpunkt des Steinkauzes, der ebenso wie der bis in die 1980er Jahre auftretende Wiede- hopf nicht zwingend auf Baumhöhlen als Brutplatz angewiesen ist. Nicht mehr zur Avifauna des Land- kreises Alzey-Worms gehören Schwarzstirn- und Rotkopfwürger, die bis vor wenigen Jahrzehnten z. B. im Raum Gau-Odernheim und um Ortschaften unterhalb der Rheinhänge vorkamen (vgl. NIEHUIS 1991 a,b). ¾ Sicherung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. ¾ Entwicklung von Streuobstbeständen im Umfeld der Siedlungsbereiche in den ackerbaulich ge- nutzten Flächen. ¾ Erhalt und Entwicklung eines kulturhistorisch bedeutenden Strukturelements der Landschaft. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit mittleren Raumansprüchen wie Stein- kauz, Grünspecht, Neuntöter und Rotkopfwürger. • In der Umgebung der Ortschaften (v. a.. um Frettenheim, Dittelsheim-Heßloch, Framersheim, Biebelnheim und Udenheim) sind großflächige Streuobstbestände zu entwickeln. Hierbei sind Biotopmosaike aus Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, Obstbaumbeständen, ex- tensiv genutzten Ackerflächen oder auch Sonderkulturen (z. B. Beerenobst) zu entwickeln (vgl. “Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen”). ¾ Entwicklung von Vernetzungsachsen mit Streuobstbeständen, (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sowie offenen Trocken- und Feuchtbiotopen. • Besonders in Taleinkerbungen und um die Ortschaften an der Rheinfront, südwestlich von Dit- telsheim-Heßloch und am Petersberg bei Gau-Odernheim kommt den zu entwickelnden Streu- obstbeständen in Nutzungsmischung mit Äckern, Rebflächen oder z. B. Beerenobstkulturen ei- ne vernetzende Funktion innerhalb der reichstrukturierten Weinbaulandschaft zu. • Die Grünlandbänder entlang der Talzüge sind stellenweise mit Streuobstwiesen anzureichern; schwerpunktmäßig betrifft dies die Übergänge der Ortsränder zu den offenen Bachauen im Selztal (Bechtolsheim, Gau-Köngernheim, Framersheim), um Nieder-Saulheim, Gabsheim, Schornsheim und Biebelnheim. Nordöstliches Rheinhessen 183

5) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und der a- ckerbaulich genutzten Bereiche (vgl. Kap. E.2.2.4).

Trockenbiotope

In der großräumig durch intensive Landnutzung geprägten, zumeist sehr strukturarmen Landschaft des nordöstlichen Rheinhessen sind Ausbildungen von Xerothermbiotopen sehr selten. Das günstige Klima und besonders die fruchtbaren Lößböden begünstigen eine ertragreiche Landbewirtschaftung, so daß es auch auf den trockenwarmen Standorten nahezu keine Flächen mit extensiver Landbewirt- schaftung oder aufgegebene Flächen, z. B. Weinbergsbrachen gibt. Kleinflächig kommt es im Bereich von Lößhohlwegen und Erdwänden am östlichen Rand der Planungseinheit zur Ausbildung von Bio- topstrukturen mit Xerothermcharakter, die allerdings durch zunehmende Verbuschung der Hohlwege beeinträchtigt sind. Entwicklungsmöglichkeiten für Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen bestehen aufgrund der kli- matischen Bedingungen innerhalb der Planungseinheit entlang der steileren Hanglagen an vielen Stellen, auch wenn flachgründige Xerothermstandorte (v. a.. Braunerde-Ranker) nur vereinzelt in Kuppen- und steileren Hanglagen, z. B. am Petersberg, Lieberg und Neuberg bei Gau-Odernheim, auftreten. Standorte für “Trockenrasen, trockenwarme Felsen, Gesteinshalden und Trockengebüsche” fehlen in der Planungseinheit völlig.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen.

Trotz der günstigen standörtlichen und klimatischen Bedingungen für Xerothermbiotope im Nordöstli- chen Rheinhessen bestehen beträchtliche Lebensraumdefizite für xerothermophile Pflanzen- und Tierarten, insbesondere für solche mit größeren Flächenansprüchen wie z. B. Tagfalterarten. Der ein- zige Bereich mit Beständen des Biotoptyps “Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen” ist der Peters- berg nördlich von Gau-Odernheim. Vorkommen von Schwalbenschwanz (Papilio machaon) und Mau- erfuchs (Lasiommata megera) kennzeichnen diesen Bereich als einen der wenigen Lebensräume für anspruchsvollere Tagfalterarten in der Planungseinheit. Im Gebiet “Steinkaute” südwestlich von Als- heim zeigt das Auftreten von Schwarzkehlchen und Dunkelbraunem Bläuling (Aricia agestis) die Aus- bildung kleinflächiger trockenwarmer Biotopstrukturen z. B. an Säumen und auf kleinen Brachestreifen an. Halbtrockenrasenvegetation tritt in der Planungseinheit, insbesondere entlang der Rheinfront, auch als Bestandteil des Biotoptyps “Erdwände, Hohlwege” auf (in der Bestandskarte nicht dargestellt). ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit besonderer Bedeu- tung für den Naturschutz. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von Arten mit kleineren bis mittleren Raumansprüchen wie Schwarzkehlchen, Dunkelbrauner Bläuling, Mauerfuchs und weitere wärmeliebende Insektenar- ten. ¾ Erhalt und Entwicklung von Biotopkomplexen aus Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen als wesentliche Biotopelemente mit Lebensraumfunktion für spezialisierte xerothermophile Tier- und Pflanzenarten in strukturreichen Weinbergslagen. ¾ Entwicklung großräumig zusammenhängender Vernetzungsachsen von Biotopkomplexen der Weinbaulandschaft. • Die vorhandenen Xerothermbiotope am Petersberg bei Gau-Odernheim sind als Ansatzpunkte für die Entwicklung von in die strukturreiche Weinbergslandschaft eingebundenen Halbtrocken- rasen und Weinbergsbrachen aufzugreifen. • Südwestlich von Dittelsheim-Heßloch sowie an den Hängen um Alsheim und Mettenheim sind großräumig und planungseinheitenübergreifend reichstrukturierte Rebflächen mit Halbtrocken- rasen und Weinbergsbrachen, Lößhohlwegen und Obstbäumen im Komplex mit vorhanden Strauchbeständen zu entwickeln. Nordöstliches Rheinhessen 184

• Sicherung von Vegetationsbeständen der Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen am See- buckel nordwestlich von Frettenheim. • Entlang der stillgelegten Gleisanlagen von Frettenheim über Dittelsheim-Heßloch bis Bechtheim sind planungseinheitenübergreifend Möglichkeiten zur Entwicklung von Halbtrockenrasenvege- tation in Verzahnung mit Strauchbeständen aufzugreifen.

2) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Weinbauflächen.

Viele Weinbauflächen der Planungseinheit sind durch Flurbereinigung in einen sehr strukturarmen Zustand versetzt worden, was sich im Fehlen vieler für traditionell bewirtschaftete Weinbergslagen charakteristischer Arten niederschlägt. Zu diesen zählen z. B. Steinschmätzer, Schwarzkehlchen und Steinkauz, die durch ihr Auftreten im nordöstlichen Rheinhessen stets die Existenz von Kleinstruktu- ren in den Weinbergen anzeigen. Demnach sind die Hänge zum Oberrheingraben bei Alsheim und Mettenheim als die strukturreicheren Weinbergslagen herauszustellen, während die Weinbaubereiche der weniger steilen Hanglagen in den rheinfernen Teilen der Planungseinheit überwiegend von diesen Arten unbesiedelt bleiben. Der kleine Wiedehopfbestand an den Hängen um Hangen- und in den anschließenden Bereichen im Landkreis Mainz-Bingen (LEHNERT 1986) ist mittlerweile erlo- schen (BITZ mündlich). ¾ Erhalt und Entwicklung strukturreicher Weinbaubiotope. ¾ Berücksichtigung der Strukturansprüche gefährdeter Tierarten mit kleinen bis mittleren Rauman- sprüchen wie Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Wiedehopf und diverser wärmeliebender Insek- tenarten. ¾ Sicherung einer kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsstruktur. ¾ Schaffung eines Verbundsystems von Weinbergsbiotopkomplexen. • Vordringlich ist die Sicherung einer strukturreichen, durch den Weinbau geprägten Kulturland- schaft entlang der gesamten Rheinfront. An den Lößhängen zwischen Mettenheim und Alsheim und nördlich davon bis über die Landkreisgrenze hinaus liegen Schwerpunkte der Entwicklung von Hohlwegen und Erdwänden als bedeutsame Biotopelemente innerhalb der bewirtschafteten Rebflächen. • Entwicklung kleinräumig strukturierter und mit Refugialbiotopen in Form von traditionellen Tro- ckenmauern und Steinriegeln, Gras- und Krautsäumen, Erdwänden und Hohlwegen und mit Streuobst durchsetzten Weinbaulandschaften am Petersberg nordöstlich von Gau-Odernheim und, planungseinheitenübergreifend, südlich und westlich von Dittelsheim-Heßloch.

Fließgewässer

Landschaftsprägendes Fließgewässer ist die Selz mit ihrer weiten Talaue. Ihr laufen überwiegend linksseitig einige kleinere Bäche (z. B. Saulheimer Bach, Gelbfelder Bach, Goldbach, Heimersheimer Bach) zu, während die rechts der Selz gelegenen Gebiete mit größeren Plateaulagen arm an Fließ- gewässern sind. Hier ist der Teichgraben der einzige größere, zum Oberrheingraben entwässernde Wasserlauf. Bedingt durch die klimatischen und edaphischen Rahmenbedingungen führen viele der kleineren Bäche nur unregelmäßig Wasser und entsprechen in ihrem Charakter aufgrund durchge- führter Begradigungen viel eher Gräben. Der Grad der organischen Gewässerbelastung ist in der Planungseinheit überwiegend hoch bis sehr hoch. Lediglich wenige kleinere Selzzuläufe wie der Goldbach bei Gabsheim und der Weidasser Bach bei Framersheim sind als mäßig belastet (Güteklasse II) eingestuft. An der Selz und am Teichgraben erreicht der Verschmutzungsgrad auf weiten Strecken die Güteklasse III (stark verschmutzt). Beson- ders gravierend ist die Gewässerbelastung an den auf Teilstrecken übermäßig verschmutzten Bächen Hermersheimer Bach, Saulbach und Hillesheimer Bach (Güteklasse IV). Eine intensive Landbewirtschaftung bis unmittelbar an die Ufer und die Verbauung von Bächen inner- halb von Ortschaften haben Bachbiotope nicht nur hinsichtlich der Wasserqualität, sondern auch in ih- rer strukturellen Ausprägung stark beeinträchtigt, und demnach hat die Biotopkartierung nur einen ge- ringen Teil des in der Planungseinheit vorhandenen Fließgewässernetzes erfaßt. Als bedeutendstes Fließgewässer der Planungseinheit ist die Selz herauszustellen, der v. a. im renaturierten Abschnitt Nordöstliches Rheinhessen 185 nordöstlich von Udenheim durch angebundene Feuchtbiotopkomplexe eine zentrale Funktion als Aus- gangspunkt für die Renaturierung der Bachauen in Rheinhessen zukommt. An einigen weiteren Bächen, z. B. an Saulheimer Bach, Wilhelmsgrundbach bei Udenheim, Gelbfelder Bach, Goldbach, Heimersheimer Bach und am Seegraben, sind lediglich abschnittsweise Fließstre- cken von der Biotopkartierung erfaßt und somit als strukturreich charakterisiert. Der Strukturreichtum der kartierten Bachbiotope besteht bei den meisten Bächen aber nicht in Gestalt eines naturnahen Fließgewässerbetts, sondern im allgemeinen lediglich in Form von schmalen Uferstreifen mit Gehölz- bestand, die ein bereicherndes Element in der ausgeräumten rheinhessischen Kulturlandschaft dar- stellen. An den mit Kopfweiden bestandenen Uferabschnitten insbesondere entlang der Selz ist der Steinkauz eine der wenigen kennzeichnenden Arten dieser Landschaft. Anspruchsvolle Fließwasser- arten sind dagegen in der Planungseinheit nicht nachgewiesen. Nur am renaturierten Selzabschnitt bei Udenheim (vgl. KULTURAMT WORMS o.J.) ist eine Ansiedlung z. B. der Gebänderten Prachtlibel- le (Calopteryx splendens) vom nahegelegenen “Hahnheimer Bruch” her möglich.

Ziele der Planung:

1) Erhalt aller naturnahen Strecken, Auen und Quellbereiche der Fließgewässer, einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften (vgl. Kap. E.2.4.1). ¾ Erhalt der typischen Lebensgemeinschaften der Fließgewässer der collinen Stufe. ¾ Erhalt der Restpopulationen bedrohter Pflanzen- und Tierarten als Wiederausbreitungszentren zur Renaturierung ökologisch beeinträchtigter Fließgewässerabschnitte.

2) Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Zustands aller Fließgewässersysteme (vgl. Kap. E.2.4.2). ¾ Ökologische Verbesserung von Gestalt und Verlauf des Gewässerbetts sowie der Überflutungs- auen und der Quellbereiche. ¾ Verbesserung der Wasserqualität. ¾ Förderung der natürlichen, gewässertypischen Vegetation und Fauna.

3) Sicherung der Vernetzungsfunktion der Fließgewässer. ¾ Renaturierung naturferner Fließgewässerstrecken. ¾ Entwicklung von Grünlandbändern entlang aller Fließgewässer außerhalb von Wäldern.

Stillgewässer

Das Fehlen von natürlichen Stillgewässerbiotopen in der Planungseinheit ist in erster Linie naturräum- lich bedingt. Einige künstliche Teichanlagen in den Bachauen z. B. im Gebiet “Langwiesen” südwest- lich von Alsheim sind aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes kaum von Bedeutung. Durch die Kanalisierung und Vertiefung von Bächen und Gräben und den Bau von Regenrückhalte- becken kommt es heute fast nicht mehr zur Entstehung temporärer Kleingewässer durch Druckwas- ser oder Überflutungen in den Bachauen der Planungseinheit. Dem entsprechend sind die Bestände der für solche Stillgewässerbiotope charakteristischen Arten Knoblauch- und Wechselkröte in der Pla- nungseinheit sehr klein. Während für die Knoblauchkröte, die hier an den Südwestrand ihres rhein- hessischen Verbreitungsgebiets stößt (s. BITZ et al. 1996), nur ein Nachweis an der Selz bei Bech- tolsheim vorliegt, gibt es für die Wechselkröte noch mehrere Fundortangaben, u. a. um Udenheim, am Heimersheimer Bach und bei Dittelsheim-Heßloch. Obwohl die Wechselkröte stellenweise von der Anlage von Regenrückhaltebecken profitiert hat, sind die Bestände gerade in jüngster Zeit stark rück- läufig und viele der erfaßten Fundorte sind aktuell nicht mehr besiedelt (BITZ mündlich).

Nordöstliches Rheinhessen 186

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung aller Stillgewässer. ¾ Erhalt der naturnahen Stillgewässer. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume spezialisierter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Knoblauchkröte und Wechselkröte. ¾ Förderung der natürlichen gewässertypischen Vegetation und Fauna. • Vor allem in der Selzaue ist im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen die Entstehung von tem- porären Stillgewässern in Abhängigkeit vom Wasserregime zu ermöglichen. ¾ Extensivierung der Freizeitnutzung an den Stillgewässern. ¾ Entwicklung von strukturreichen Stillgewässern aus intensiv genutzten Teichen und Weihern.

Erdwände, Hohlwege, Trockenmauern und Steinriegel

Hohlwege und Erdwände gehören an den steilen Lößhängen der Rheinfront um Alsheim und Metten- heim zu den typischen Bestandteilen der traditionellen Weinbergslandschaft. Zusammen mit den nördlich anschließenden Hängen um Guntersblum gehört der Bereich zu den landesweiten Verbrei- tungsschwerpunkten dieses Biotoptyps, auch wenn im Zuge von Flurbereinigungsverfahren Teile des Hohlwegsystems zerstört wurden. In den übrigen, großräumig flurbereinigten Bereichen der Pla- nungseinheit sind nur noch punktuell bei Schornsheim und bei Biebelnheim Biotopbestände erhalten. An den südexponierten Lößwänden kommt es kleinflächig zur Ausbildung von Biotopstrukturen mit Xerothermcharakter, die z. B. für eine Reihe von Bienen- und Wespenarten wesentliche Lebensraum- funktion haben. Typisch für diese Strukturen ist auch der Steinschmätzer, der um Alsheim und Met- tenheim einen Vorkommensschwerpunkt in Rheinhessen hat. Neben dem Steinschmätzer nutzen auch der Steinkauz und der im Raum Alsheim aktuell wahrscheinlich nicht mehr brütende Wiedehopf Höhlen in den Erdwänden als Brutplatz. Beeinträchtigt werden die Lebensräume der auf vegetations- arme Erdwände spezialisierten Arten durch direkte Zerstörung und ebenso durch fortschreitende Ver- buschung, die vorwiegend in nicht mehr genutzten Hohlwegen auftritt. Aus vegetationskundlicher Sicht ist besonders das Auftreten der Zwergkirsche (Prunus fruticosa) an den spärlich bewachsenen Lößwänden und Hohlwegen in der Planungseinheit hervorzuheben. Vorkommen der bundesweit stark bestandsgefährdeten Art konzentrieren sich neben einem Einzelfundort am Petersberg bei Gau- Odernheim vorwiegend auf die Lößhänge um Mettenheim (DISTER 1987). Auf den Lößböden im Nordöstlichen Rheinhessen treten Trockenmauern und Steinriegel als charakte- ristisches Strukturelement der Weinberge stark zurück. Sie bleiben weitgehend auf steinigere Stand- orte beschränkt. Aktuell ist nur ein Bestand des Biotoptyps südlich von Dittelsheim-Heßloch entwi- ckelt.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Erdwänden und Hohlwegen. ¾ Sicherung eines kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftselements. ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Artenschutz. ¾ Berücksichtigung der Standortansprüche der Zwergkirsche. • Erhalt aller Erdwände und Hohlwege entlang der Rheinterrasse und der sich ins rheinhessische Tafel- und Hügelland erstreckenden Hangbereiche. • Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasenvegetation als Bestandteil von Hohlwegen und Erdwänden. • Schaffung von Hohlwegen als Bestandteilen reichstrukturierter Weinbergsbiotopkomplexe an den Hängen des Petersbergs bei Gau-Odernheim, südlich und östlich von Dittelsheim-Heßloch Nordöstliches Rheinhessen 187

und an den Terrassenhängen um Alsheim und Mettenheim nordwärts bis über die Landkreis- grenze hinaus. 2) Erhalt und Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln. ¾ Sicherung von Trockenmauern und Steinriegeln als Extensivstrukturen mit hoher Arten- und Bio- topschutzfunktion in bewirtschafteten Weinbergslagen. • Erhalt und Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln als lineare Strukturelemente in mit Xerothermbiotopen, Hohlwegen und Erdwänden sowie Streuobst durchsetzten Rebflächen an den Hängen des Kloppbergs südwestlich von Dittelsheim-Heßloch über die Planungseinheit hinaus. • Berücksichtigung der Vorschläge von OBERMANN & GRUSCHWITZ (1992) zur Sicherung und alternativen Gestaltung von Trockenmauern unter Arten- und Biotopschutzgesichtspunkten (vgl. E.2.2.4.b). Alzeyer Hügelland 188

D.2.2.4 Planungseinheit “Alzeyer Hügelland”

Leitbild der Planung: Das Alzeyer Hügelland ist eine großräumig offene, kleinreliefierte und weitge- hend waldlose Region. Sie wird durch eine Vielzahl an Kleinstrukturen charakterisiert, die sich um die Ortschaften, auf Hügeln und Kuppen, in flachen Talmulden und entlang steilerer Hanglagen konzent- rieren. Durch die in die Ackerbereiche eingebetteten Kleinstrukturen und Vernetzungskorridore mit ex- tensiv genutzten Biotopen finden die charakteristischen Lebensgemeinschaften einer offenen Agrar- landschaft dauerhafte Existenzbedingungen vor. Als Lebensraum typischer Arten großräumig offener landwirtschaftlicher Flächen wie Korn- und Wiesenweihe, Steinschmätzer, Grauammer oder Feld- hamster kommt dem Alzeyer Hügelland eine landesweite Bedeutung zu. Die schmalen Talauen werden von Biotopmosaiken aus Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sowie Feuchtgrünlandbeständen und einzelnen Röhrichten eingenommen; durch Streu- obstbestände in den Auen, an den Talrändern und um die Ortschaften erweitert sich das Artenspekt- rum der Talräume um viele an Gehölzbestände gebunden Arten, die in der offenen Landschaft des Alzeyer Hügellands sonst fehlen. Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen dehnen sich im kleinräumigen Wechsel mit extensiv bewirt- schafteten Weinbergen entlang der steilen Talränder und auf Kuppen aus. Durch Anreicherung mit weiteren Strukturelementen wie Weinbergsmauern, Hohlwegen und Streuobst kommt den Weinbergs- lagen eine wichtige Funktion als Lebensraum für zahlreiche wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten zu.

Wälder

Das Alzeyer Hügelland ist kulturgeschichtlich früh stark entwaldet worden (s. Kap. B.3). Auch heute ist die Planungseinheit in weiten Teilen unbewaldet; Ausnahmen stellen zwei größere Waldbestände südwestlich von Alzey und nordwestlich von Heimersheim dar, die teilweise von der Biotopkartierung als naturnahe Laubwaldbestände mittlerer Standorte erfaßt worden sind. Standortpotentiale zur Ent- wicklung von Wäldern mittlerer Standorte bestehen in den Auen und auf den ebenen bis schwach ge- neigten Hochflächen, steilere Talränder, Hügel und Kuppen bieten Entwicklungsmöglichkeiten für ge- mäßigte Trockenwälder. Feuchtwaldstandorte treten stark zurück in beschränken sich auf wenige klei- ne Bereiche der Bachauen, bleiben hier aber ausschließlich der Sicherung feuchter Offenlandbiotope vorbehalten.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Laubwäldern mittlerer Standorte mit besonderer Bedeutung für den Na- turschutz.

Die wenigen Bestände von Laubwäldern mittlerer Standorte beschränken sich auf den Nordwestteil der Planungseinheit. Neben kleinen, von der Biotopkartierung erfaßten Wäldchen westlich von Offen- heim und nördlich von Weinheim sind südwestlich von Alzey und nordwestlich von Heimersheim zwei Laubwaldbestände mit größerer Flächenausdehnung von 16 ha bzw. 27 ha entwickelt. An beide Be- stände schließen weitere kleine, nicht von der Biotopkartierung erfaßte Waldflächen an. Im stillgeleg- ten Abbaugebiet am Galgenberg südwestlich von Flonheim, das teilweise außerhalb der Planungs- einheit liegt, haben sich Laubwaldbestände mittlerer Standorte im Biotopmosaik mit Felsbiotopen ent- wickelt. Die vorhandenen Waldbestände sind standörtlich den Perlgras-Buchenwäldern (Melico-Fagetum) zu- zuordnen. Eine Ausnahme bildet der Wald südwestlich von Alzey. Dieser Bestand stockt auf trockene- ren Standorten des Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwalds (Galio-Carpinetum), also von gemäßigten Trockenwäldern. Für die Ansprüche der typischen altholzbewohnenden Vogelarten größerer Waldgebiete reichen die Biotopbestände in der Planungseinheit nicht aus. Grund dafür ist nicht nur der hohe Isolationsgrad der Wälder, sondern auch ihr geringes Bestandsalter. Die Biotopkartierung erwähnt Vorkommen des Grünspechts im Wald am Entenpfuhl nordwestlich von Heimersheim und im ehemaligen Abbaugebiet am Galgenberg. Das Auftreten dieser Art weist zumindest auf einige in den lückigen Waldbestand ein- gestreute Altbäume hin. Ein hoher Strukturreichtum der Laubwälder am Entenpfuhl wird hier durch Vorkommen des Pirols angezeigt. Alzeyer Hügelland 189

¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. ¾ Sicherung von Altholz (vgl. Kap. E.2.1.1.a). ¾ Berücksichtigung der Lebensräume laubwaldbewohnender Tierarten mit mittleren Raumansprü- chen wie Pirol und Grünspecht. • Diese Ziele gelten für alle Laubwälder mittlerer Standorte in der Planungseinheit. • Nordwestlich von Heimersheim und südwestlich von Alzey sind die vorhandenen naturnahen Laubwaldbestände mittlerer Standorte zu erhalten und durch Umbau angrenzender sonstiger Waldbestände (z. B. Pappelforste) auszuweiten. • Im Wald südwestlich von Alzey sind im Zuge einer freien Waldentwicklung Biotopmosaike mit gemäßigten Trockenwäldern, stellenweise auch mit Trockengebüschen zu entwickeln.

2) Entwicklung von Trockenwäldern.

Bestände des Biotoptyps gibt es im Alzeyer Hügelland nicht. Die im Bereich stärker geneigter Hänge und auf Hügeln und Kuppen auftretenden Trockenwaldstandorte, die vor allem Standorte von Wald- labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern (Galio-Carpinetum) umfassen, werden fast vollständig landwirt- schaftlich, insbesondere durch Weinbau genutzt. Eine Ausnahme stellen die Waldflächen südwestlich von Alzey dar, die zwar als Laubwälder mittlerer Standorte von der Biotopkartierung erfaßt sind, auf- grund der Standortgegebenheiten aber Entwicklungspotential für die Bestände des Galio-Carpinetum aufweisen. Auf den übrigen, aktuell waldfreien Trockenwaldstandorten der Planungseinheit tritt eine Vergrößerung der Waldfläche als Planungsziel hinter die Sicherung der offenen und halboffenen rheinhessischen Kulturlandschaft zurück.

¾ Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Natur- schutz. ¾ Zulassen einer freien Vegetationsentwicklung innerhalb der Waldbestände auf Trocken- waldstandorten. • Im Waldgebiet südwestlich von Alzey sind Waldlabkraut-Eichen-Hainbuchenwälder im stand- ortabhängigen Biotopmosaik mit naturnahen Laubwäldern mittlerer Standorte und einzelnen Felsgebüschen zu entwickeln.

3) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung des Waldes (vgl. Kap. E.2.1.4).

Wiesen und Weiden, Äcker

Die mittleren Standorte der Planungseinheit werden nahezu vollständig ackerbaulich genutzt. Glie- dernde Strukturelemente wie Hecken, Feldgehölze, extensiv genutzte oder brachliegende Grünland- bestände sowie Feldraine fehlen weitgehend, weshalb die meisten der großräumig strukturarmen Ag- rarflächen hinsichtlich ihrer Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz sehr niedrig einzustufen sind. Grünland mittlerer Standorte kommt nur in wenigen Einzelflächen vor. Diese liegen als kleine, isolierte Bestände überwiegend in Bachauen, wo sie als intensiv genutzte mesophile Wiesen und Weiden aus- geprägt sind. Magergrünlandflächen kommen im Alzeyer Hügelland nur an wenigen Standorten vor, - in der Regel als nach Nutzungsaufgabe verbrachender oder verbuschender Bestand an stärker ge- neigten Hangbereichen. Offenlandbiotope feuchter bis nasser Standorte sind in der Planungseinheit sehr selten. Nur nordöst- lich von Albig existiert in einem vernäßten Auenabschnitt eine Brachfläche, auf der sich neben Rude- ralfluren feuchter Standorte auch Röhrichtbestände ausgebildet haben. Bestände des Biotoptyps “Naß- und Feuchtwiesen” fehlen im Alzeyer Hügelland völlig. Gleiches gilt für Streuobstbestände, die ehemals typischer Landschaftsbestandteil in den deutlicher durch Täler gegliederten Bereichen sowie um viele Ortschaften der Planungseinheit waren. Nur wenige Grünlandbestände in den Bachauen der Planungseinheit lassen sich in ihrem Bestehen über Jahrzehnte zurückverfolgen. Dies gilt auch für Röhrichtbestände wie z. B. nordöstlich von Albig, die Brachestadien ehemaliger Feuchtwiesen darstellen. Alzeyer Hügelland 190

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte.

Magere Wiesen und Weiden sind in der Planungseinheit extrem selten. Bei den wenigen erfaßten Be- ständen des Biotoptyps handelt es sich um kleine teils beweidete, teils brachgefallene und verbu- schende Grünlandflächen an stärker geneigten Geländestufen im Gebiet “Scheergalgen” südlich von , am Trappenberg östlich von Mauchenheim und am Hang südöstlich von Freimersheim. Letztgenannte Fläche zeichnet sich durch ein kleinteiliges Biotopmosaik mit Halbtrockenrasen und Strauchbeständen aus, und bildet damit einen der wenigen Lebensräume des Neuntöters in der Pla- nungseinheit. Die Magerwiesen am Trappenberg werden durch das Auftreten von Tagfalterarten wie Braungerändertes Ochsenauge (Pyronia tithonus) und Blutströpfchen-Widderchen (Zygaena filipendu- lae) als blütenreich gekennzeichnet. Südwestlich von sind Vorkommen von Blutströpfchen- Widderchen und Schwarzkehlchen erfaßt, was Hinweise auf einen erhöhten Strukturreichtum der an einen kleinen Laubwaldbestand grenzenden Wiesen und Weiden gibt. Gleiches gilt für den einzigen Fundort des Violetten Waldbläulings (Cyaniris semiargus) in der Planungseinheit an einem Waldrand an der Grenze der Planungseinheit südwestlich von Offenheim. Die vereinzelt auftretenden kleinen Intensivgrünlandflächen in den Bachauen der Planungseinheit, die Reste ehemals längerer Auenabschnitte prägender Grünlandbestände darstellen, sind aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes nur von untergeordneter Bedeutung. Der für die rheinhessischen Talräume charakteristische Steinkauz, der z. B. Baumhöhlen in Kopfweiden als Brutplatz nutzt und Grünland als Jagdgebiet aufsucht, findet in den intensiv bis an die Bachufer ackerbaulich genutzten Tälern nur an wenigen Stellen geeignete Brutreviere, so z. B. an der Mohrenmühle nordöstlich von Dautersheim und am Heimersheimer Bach nordöstlich von Albig. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit mittleren Raumansprüchen wie z. B. Schwarzkehlchen und Neuntöter. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von Insektenarten, die auf eine extensive Nutzung der Offen- landbiotope angewiesen sind. ¾ Entwicklung eines linear verbundenen Netzes von Offenlandbiotopen entlang aller Fließgewäs- serauen. • Entlang der Fließgewässer sind zusammen mit weiteren Biotoptypen (s. Naß- und Feuchtwie- sen) durchgängige Biotopmosaike mit hohem Anteil an Magerwiesen und -weiden zu entwi- ckeln; Schwerpunkte der Entwicklung stellen die Auen von Selz, Steinbach und Weidasserbach sowie die der Zuläufe des Heimersheimer Bachs nordöstlich von Albig dar. • Die Übergänge zu bachauennahen Ackerflächen sind durch Anreicherung mit Magergrünland- parzellen z. B. nordöstlich von Albig, nördlich von Offenheim, südlich von Schafhausen und nordöstlich von Dautenheim fließend zu gestalten ¾ Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte als Bestandteil einer halboffenen, extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft. • Die Bestände des Biotoptyps südlich von Dintesheim, südöstlich von Freimersheim und östlich von Mauchenheim sind zu sichern. • Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte im kleinräumigen Vegetationsmosaik mit Halb- trockenrasen sind im Anschluß an vorhandene Bestände südöstlich von Freimersheim zu ent- wickeln. • Entlang der Hangkante zwischen Flomborn und ist ein Band extensiv landwirtschaft- lich genutzter Offen- und Halboffenlandbiotope mit Anteilen von Magergrünland zu schaffen. • Um die Ortschaften (z. B. Offenheim, Bechenheim, Gau-Heppenheim, , Freimers- heim) ist im Übergang zu den Talräumen streuobstbestandenes Magergrünland, z.T. im Wech- sel mit Streuobstäckern, zu entwickeln. ¾ Schaffung von Pufferflächen und Biotopflächen mit Teillebensraumfunktion für xerothermophile Tierarten im Umfeld von Xerothermbiotopkomplexen. Alzeyer Hügelland 191

• Die Abgrabungsbiotopkomplexe östlich von Oberflörsheim sind mit Mageren Wiesen und Wei- den mittlerer Standorte zu umgeben. • Im “Aulheimer Tälchen” ist im Talgrund die Entwicklung von streuobstbestandenen Grünland- flächen mit hohem Anteil an Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte anzustreben.

2) Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen.

Naß- und Feuchtwiesen existieren in der Planungseinheit zur Zeit nicht. Mit Braunkehlchen und Kie- bitz kommen im Gebiet “Im Spies” nordöstlich von Albig im Umfeld des dort entwickelten Vegetations- komplexes aus Ruderalfluren und Röhrichten zwei biotoptypische Arten vor. Offensichtlich bieten die Ruderalfluren und die vorhandenen Extensivstrukturen entlang der Grabenränder kleinflächig (feucht- )grünlandartige Biotopbestände aus, die eine Ansiedlung des sonst im Landkreis weitgehend fehlen- den Braunkehlchens ermöglichen. Entwicklungsmöglichkeiten für Feuchtgrünland bestehen in den Bachauen der Planungseinheit nur auf kleineren Abschnitten. Der Talkessel nordöstlich von Albig und der Talraum zwischen Offenheim und Weinheim stellen dabei die größten Bereiche dar, kleinere Flächen liegen z. B. an der Selz süd- östlich von Weinheim und bei Schafhausen, am Weidasserbach bei Dautenheim sowie nordöstlich von Esselborn. ¾ Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Braunkehlchen und Kiebitz. ¾ Entwicklung des Biotoptyps zur Schaffung von Verbundsystemen charakteristischer Bachauenbio- tope. • An den Zuflüssen des Heimersheimer Bachs bei Albig, an der Selz bei Schafhausen und süd- östlich von Weinheim, am Steinbach zwischen Offenheim und Weinheim, im “Rauental” süd- lich von Bornheim sowie nordöstlich von Esselborn sind Naß- und Feuchtwiesen entspre- chend den standörtlichen Möglichkeiten im Wechsel mit Magergrünland mittlerer Standorte oder Röhrichten und Großseggenrieden zu entwickeln.

3) Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden.

Bestände des Biotoptyps kommen in der Planungseinheit nur an zwei Stellen im Gebiet “Im Spies” nordöstlich von Albig und an einem Zulauf des Steinbachs nordöstlich von Offenheim vor. Bei beiden Beständen handelt es sich um ruderale Röhrichtgesellschaften, die Übergänge zu Hochstaudenfluren oder Strauchbeständen frischer Standorte aufweisen. Insbesondere im Gebiet “Im Spies” sind die Röhrichte nach der Vertiefung angrenzender Gräben durch Störungen des Wasserhaushalts beein- trächtigt. Weitgehend trockengefallen sind hier in die Röhrichte eingebundene Stillgewässerbereiche, die nach Angaben der Biotopkartierung vor der Veränderung der Gräben durch eine artenreiche Libel- lenfauna gekennzeichnet waren. Von der typischen Avifauna der Röhrichte und Großseggenriede ist aktuell nur die Rohrweihe in diesem Gebiet nachgewiesen, die Biotopkartierung ergänzt Nachweise des Teichrohrsängers. Zusätzliche Standortpotentiale für Bestände des Biotoptyps sind nur kleinräumig an wenigen Stellen vorhanden. “Im Spies” bei Albig erstrecken sich geeignete Standorte für Röhrichte und Naßwiesen über die vorhandenen Bestände hinaus und umfassen auch stark vernäßte Nierdermoorstandorte. Darüber hinaus existieren an der Selz bei Schafhausen und südöstlich von Weinheim, am Steinbach nordöstlich von Offenheim, am Weidasserbach bei Dautenheim und östlich von Esselborn Entwick- lungsmöglichkeiten. ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume spezialisierter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Rohrweihe und Teichrohrsänger. • Die Bestände “Im Spies” bei Albig und am Unterlauf des Weidenbachs bei Offenheim sind zu sichern. • Der Biotoptyp ist entsprechend den standörtlichen Voraussetzungen in den Bachmulden nord- östlich von Albig, an der Selz bei Schafhausen, nordöstlich von Offenheim und östlich von Es- selborn zu entwickeln. Alzeyer Hügelland 192

¾ Verbesserung der Lebensraumfunktionen von Röhrichten durch Entwicklung von Feucht- und Magergrünlandbeständen auf umliegenden Flächen. • Dies gilt insbesondere für die großflächig zu entwickelnden Feuchtbiotopkomplexe nordöstlich von Albig und für die Selzaue bei Schafhausen.

4) Erhalt und Entwicklung von Streuobstbeständen.

Die bis in die 1950er Jahre verbreitet um die Ortschaften der Planungseinheit auftretenden Streuobst- gürtel und die Obstbaumbestände entlang der Talränder sind heute vollständig gerodet. Während bis Mitte des Jahrhunderts Mischnutzungen von Flächen mit Streuobst, Äckern, Rebflächen oder auch Sonderkulturen (z. B. mit Beerenobst) üblich waren, habt im weiteren Verlauf neben der Intensivierung und Mechanisierung der Acker- und Weinbaunutzung auch die Ausdehnung der Siedlungsbereiche wesentlich zum Verschwinden der Obstbäume an den Ortsrändern beigetragen. Daß diese Entwicklung in der Planungseinheit besonders gravierend war, zeigt nicht nur das völlige Fehlen von Streuobstbeständen an, sondern auch das äußerst spärliche Auftreten typischer halbof- fenlandbewohnender Tierarten. So beschränkt sich das Vorkommen des Steinkauzes heute auf weni- ge Standorte in den Bachauen, wo Kopfweidenbestände als Brutplätze genutzt werden. Grünspecht- vorkommen sind nur ganz vereinzelt im Bereich kleinerer Gehölzbestände mit Altbaumanteilen zu fin- den und der Neuntöter tritt nur im Bereich von Weinbergslagen mit einzelnen Strauchbeständen auf Brachflächen auf. ¾ Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. ¾ Entwicklung von Streuobstbeständen im Umfeld der Siedlungsbereiche in den acker- und wein- baulich genutzten Flächen. ¾ Entwicklung eines kulturhistorisch bedeutenden Strukturelements der Landschaft. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Arten mit mittleren Raumansprüchen wie z. B. Steinkauz, Grünspecht und Neuntöter. • In der Umgebung der Ortschaften (v. a.. Erbes-Büdesheim, Heimersheim, Weinheim, Offen- heim, Mauchenheim, Wahlheim und Dintesheim) sind Streuobstbestände zu entwickeln. Hierbei sind Biotopmosaike aus Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, Obstbaumbestän- den, extensiv genutzten Ackerflächen oder auch Sonderkulturen (z. B. Beerenobst) zu schaffen. • In die großflächigen Weinbergslagen am Galgenberg südöstlich von Albig, am Nordosthang des Kloppbergs bei Dittelsheim-Heßloch und um Mölsheim sind Streuobstbestände zusammen mit Weinbergsbrachen, Trockenmauern und Hohlwegen als wesentliche Biotopelemente einer reich strukturierten Weinbergslandschaft einzubringen. ¾ Entwicklung von Vernetzungsachsen mit Streuobstbeständen, (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sowie offenen Trocken- und Feuchtbiotopen. • Entlang der Talräume von Selz, Weidasserbach und Aulheimer Bach sind die zu entwickelnden Grünlandbänder stellenweise durch Entwicklung von Streuobstbeständen in ihrem Struktur- reichtum zu erhöhen.

5) Sicherung von Biotopstrukturen im Agrarraum.

Zu den strukturreicheren Gebieten der offenen Agrarlandschaft gehören in erster Linie steilere Hang- bereiche entlang von Geländestufen, wie sie z. B. östlich von Mauchenheim oder zwischen Esselborn und Flomborn auftreten. Hier bewirken Hecken und Gebüsche halboffene Biotopstrukturen, die für ei- nige landesweit zwar häufige, in der ausgeräumten rheinhessischen Agrarsteppe aber nur in geringer Dichte siedelnde Vogelarten (z. B. Goldammer und Dorngrasmücke) Vorkommensschwerpunkte dar- stellen. Die typische Fauna der weiträumig offenen Ackerfluren der ebenen Plateaulagen, die an die Existenz eines Kleinstrukturnetztes mit linearen Biotopelementen wie Säumen und Rainen als Grundgerüst ge- bunden ist, ist nicht überall in gleicher Vollständigkeit entwickelt. Herauszustellen sind die Gebiete um Erbes-Büdesheim sowie südlich von Esselborn und Ober-Flörsheim, wo neben Vorkommen biotopty- pischer Arten wie Rebhuhn, Wachtel, Schafstelze und Feldhamster z. B. die Siedlungsschwerpunkte Alzeyer Hügelland 193 der Grauammer in der Planungseinheit bestehen. Der hohe Anteil von Kleinstrukturen, die unterhalb der Darstellungsgrenzen der Planung Vernetzter Biotopsysteme liegen, wird in diesem Bereich auch durch das Auftreten von Korn- und Wiesenweihe als Brutvogel betont (BITZ mündlich). Auch als Mau- sergebiet für diese Arten haben die genannten Räume eine hohe Bedeutung. Nördlich von Mölsheim weist das Vorkommen der Rohrweihe in der ausgeräumten Ackerflur auf eine erhöhte Ausstattung mit Kleinstrukturen hin. ¾ Erhalt und Entwicklung einer insgesamt offenen, mit Kleinstrukturen wie Obstbaumreihen, gras- und krautreichen Rainen und Wegrändern angereicherten Agrarlandschaft mit einem mosaikartig stark diversifizierten Feldfruchtanbau. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von Tierarten mit mittleren Raumansprüchen (wie Grauam- mer, Schafstelze, Feldhamster und Schwarzstirnwürger) und mit hohen Raumansprüchen (wie Korn- und Wiesenweihe). • Dies ist v. a. auf den Plateaulagen südlich und östlich von Erbes-Büdesheim und im Bereich südlich von Esselborn und Ober-Flörsheim umzusetzen.

6) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und der a- ckerbaulich genutzten Bereiche (vgl. Kap. E.2.2.4).

Trockenbiotope und Abgrabungsflächen

In der in großen Teilen reliefarmen und flurbereinigten Landschaft des Alzeyer Hügellands sind Xe- rothermbiotope selten. Trockenrasen und -gebüsche, Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen be- schränken sich in ihrer Verbreitung vorwiegend auf einige von Nutzungsaufgabe betroffene Rebhän- ge, auf wenige verbrachende und verbuschende Magerrasenbiotope und auf Sekundärstandorte in Abgrabungsflächen. In den zumeist intensiv bewirtschafteten Weinbergslagen sind xerotherme Bio- topelemente einer traditionellen Reblandschaft wie Trockenmauern und Hohlwege nur in sehr kleinen Resten erhalten. Entwicklungsmöglichkeiten für Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen bestehen innerhalb der Pla- nungseinheit entlang der steileren Hänge und auf Kuppen an vielen Stellen. Dagegen ist das auf we- nige kleine Standorte beschränkte Potential zur Ausbildung von Trockenrasen, trockenwarmen Fel- sen, Gesteinshalden und Trockengebüschen nur von untergeordneter Bedeutung. In der strukturarmen rheinhessischen Landschaft kommt den Gleistrassen stillgelegter oder nur schwach befahrener Bahnlinien eine hohe Bedeutung als Lebensarum sowie für die Biotopvernetzung zu. Reste von Gras- und Krautfluren trockener Standorte - häufig im Wechsel mit Strauchbeständen - kommen in der Planungseinheit z. B. zwischen Alzey und Wahlheim, zwischen Alzey und Dintesheim und zwischen Freimersheim und der Landkreisgrenze vor (in der Bestandskarte nicht dargestellt).

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen.

Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen sind in der Planungseinheit selten; dennoch liegt im Alzeyer Hügelland der Verbreitungsschwerpunkt dieses Biotoptyps im Landkreis Alzey-Worms einschließlich der kreisfreien Stadt Worms. Insbesondere gilt dies für die Restbestände ehemals beweideter Mager- rasen, die heute durchweg brachgefallen sind und sich in einem mehr oder weniger fortgeschrittenen Verbuschungsstadium befinden. Nennenswerte Flächen liegen z. B. nördlich von Nack, südöstlich von Freimersheim und nördlich von Eppelsheim. Die übrigen Bestände des Biotoptyps in der Planungseinheit sind zumeist als Weinbergsbrache aus- gebilder. Besonders im “Aulheimer Tälchen” hat sich der Weinbau von größeren Flächen zurückgezo- gen, so daß hier umfangreiche, zumeist stärker verbuschte Trockenbiotopkomplexe entstanden sind. Von der großen Ausdehnung der Biotopbestände im “Aulheimer Tälchen” profitieren einige wärmelie- bende Tierarten, die hier ihre bedeutendsten Populationen in der Planungseinheit ausbilden. Dazu zählen z. B. Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) und Westliche Steppensattelschrecke (Ephippiger ephippiger). Weitere aufgrund ihrer Ausdehnung bedeutende Weinbergsbrachen sind in der Pla- nungseinheit am Windberg bei Weinheim, westlich von Alzey, am Nordostabhang des Kloppbergs bei Dittelsheim-Heßloch und an den Pfrimmhängen bei Mölsheim entwickelt. Nachweise biotoptypischer Alzeyer Hügelland 194

Arten wie Neuntöter und Schwarzkehlchen liegen in diesen Gebieten aber kaum vor. Die im Wechsel mit Grünlandflächen und einzelnen Trockenmauern auftretenden Weinbergsbrachen westlich von Al- zey sind durch Vorkommen einiger anspruchsvoller Schmetterlingsarten wie Esparsetten-Widderchen (Zygaena carniolica) und Blutströpfchen-Widderchren (Z. filipendulae) als überdurchschnittlich struk- tur- und blütenreich gekennzeichnet. Einen hinsichtlich des Arteninventars herausragender Xerothermvegetationskomplex stellt die aufge- lassene Abgrabungsfläche östlich von Ober-Flörsheim dar. Auf halbtrockenrasenartigen Vegetations- beständen siedeln hier charakteristische Arten wie Hufeisenklee-Heufalter (Colias australis), Hainveil- chen-Perlmutterfalter (Clossiana dia), Zwergbläuling (Cupido minimus) und Silbergrüner Bläuling (Ly- sandra coridon). Nachweise des Hufeisenklee-Heufalters liegen darüber hinaus nach den Angaben der Biotopkartierung auch für den Galgenberg südwestlich von Albig vor. Nach den durchgeführten Flurbereinigungsmaßnahmen um den Galgenberg in jüngster Zeit ist es allerdings unwahrscheinlich, daß sich hier eine Population der Art halten konnte. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit besonderer Bedeu- tung für den Naturschutz. ¾ Sicherung des Offenlandcharakters von Halbtrockenrasen. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumanprüchen wie Neuntöter, Schwarzkehlchen, Hufeisenklee-Heufalter, Westliche Steppensattelschrecke und wei- tere xerothermophile Insektenarten. ¾ Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen als Bestandteilen zusammenhängender magerer Offen- und Halboffenlandbiotopkomplexe. • Alle Bestände von Halbtrockenrasen in der Planungseinheit sind zu sichern. Dies gilt besonders für die durch Verbrachung und Verbuschung beeinträchtigten Flächen nördlich von Nack, süd- östlich von Freimersheim und nördlich von Eppelsheim. • Am Wingertsberg bei Erbes-Büdesheim, am Hahnberg bei Weinheim, westlich von Alzey, auf dem Galgenberg bei Albig, am Oberhang des Kloppbergs und an den Hängen südöstlich von Freimersheim sind, teilweise im Anschluß an vorhandene Biotopbestände, Halbtrockenrasen zu entwickeln. • Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen als Teil von Vegetationskomplexen in Abgrabun- gen zwischen Ober-Flörsheim und Gundersheim. ¾ Erhalt und Entwicklung von Biotopkomplexen aus Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen als wesentlicher Biotopelemente mit Lebensraumfunktion für spezialisierte xerothermophile Tier- und Pflanzenarten in strukturreichen Weinbergslagen. • Im “Aulheimer Tälchen” nördlich von Erbes-Büdesheim sind Halbtrockenrasen und Weinbergs- brachen im Biotopmosaik mit Ruderalfluren und Strauchbeständen zu sichern. • Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen im Biotopmosaik mit Ruderalfluren und Strauch- beständen entlang der Bahntrassen auf den Strecken Alzey-Wahlheim, Alzey-Dintesheim und Freimersheim-Morschheim (Donnersbergkreis). ¾ Anreicherung von intensiv genutzten Rebflächen mit Weinbergsbrachen, mageren Säumen, Tro- ckenmauern und Hohlwegen mit Bedeutung als Lebensraum für charakteristische wärmeliebende Tierarten. • Vorrangig ist diese Ziel an den Südhängen des “Aulheimer Tälchens”, an den Selzhängen zwi- schen Alzey und Weinheim, um den Galgenberg, an den Hängen des Kloppbergs bei Dittels- heim-Heßloch und landkreisübergreifend an den Pfrimmhängen um Mölsheim. ¾ Erhalt und Entwicklung von Xerothermbiotopen in Abgrabungsbereichen. • Nordwestlich von Weinheim sind im Bereich von Abgrabungsflächen Halbtrockenrasen in Ver- zahnung mit Pionier- und Ruderalfluren zu sichern.

Alzeyer Hügelland 195

2) Erhalt und Entwicklung von Trockenrasen, warmtrockenen Felsen, Gesteinshalden und Trocken- gebüschen.

Xerothermbiotope in Ausprägung als Trockenrasen, warmtrockene Felsen, Gesteinshalden oder Tro- ckengebüsche sind in der Planungseinheit sehr selten. Auf größerer Fläche sind solche Biotopbe- stände nur in aufgelassenen Steinbrüchen südöstlich von Flonheim und östlich von Ober-Flörsheim entwickelt. Herauszustellen ist das NSG “Rosengarten” östlich von Ober-Flörsheim, wo in einem auf- gelassenen Kalksteinbruch Felsbiotope im mosaikartigen Wechsel mit Halbtrockenrasenvegetation auftreten. Das Gebiet gehört hinsichtlich der Schmetterlingsfauna zu den artenreichsten im Landkreis Alzey-Worms. Weitere Bestände des Biotoptyps sind im Alzeyer Hügelland nur kleinflächig, so im Bereich von Erd- wänden oder Trockenmauern (z. B. nordwestlich von Offenheim und westlich von Mölsheim) entwi- ckelt. Die Xerothermbiotopreste von Trocken- und Halbtrockenrasen am Harxberg nordwestlich von Kettenheim sind aufgrund ihrer sehr geringen Flächenausdehnung in ihrer Funktion als Lebensraum xerothermophiler Tierarten stark eingeschränkt. Entwicklungsmöglichkeiten für weitere Bestände des Biotoptyps sind kaum vorhanden. Kleinere Roh- bodenstandorte liegen z. B. im Waldgebiet am Wartberg südwestlich von Alzey. ¾ Erhalt eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. ¾ Sicherung von Trockenrasen und Trockengebüschen als Bestandteile vielfältiger Xerothermbio- topkomplexe. • Erhalt aller Bestände von Trockenrasen, trockenwarmen Felsen, Gesteinshalden und Trocken- gebüschen. • Einbindung einzelner Bestände des Biotoptyps in eine vielgestaltige, mit Hohlwegen und Wein- bergsmauern angereicherte Weinbergslandschaft, z. B. westlich von Mölsheim und nordwest- lich von Offenheim. ¾ Erhalt und Entwicklung von Trockenrasen, trockenwarmen Felsen, Gesteinshalden und Trocken- gebüschen als Teil von Vegetationskomplexen in Abgrabungsflächen. • Die Xerothermbiotope im Steinbruch “Im Rosengarten” östlich von Ober-Flörsheim sind ein- schließlich der Verzahnungen mit Halbtrockenrasen zu sichern. • Die Entwicklungsmöglichkeiten für Felsbiotope, Trockenrasen und Trockengebüsche in den ehemaligen Abbaubereichen zwischen Ober-Flörsheim und Gundersheim sind auszuschöpfen.

3) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Weinbauflächen.

Viele Weinbauflächen der Planungseinheit sind durch die Flurbereinigung in einen sehr strukturarmen Zustand versetzt worden, was sich im Fehlen vieler in traditionell bewirtschafteten Weinbergslagen charakteristischer Arten niederschlägt. Zu diesen zählen z. B. Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Neuntöter und Steinkauz, die durch ihr Auftreten stets die Existenz von Kleinstrukturen in den Wein- bergen anzeigen. Demnach sind lediglich der Nordosthang des Kloppbergs bei Dittelsheim-Heßloch, die Pfrimmhänge westlich von Mölsheim, wo jeweils der Neuntöter vorkommt, und die Hänge nord- westlich und westlich von Weinheim mit Nachweisen von Neuntöter und Schwarzkehlchen als über- durchschnittlich strukturreiche Weinbergslagen herauszustellen. Die großen strukturellen Defizite der Rebflächen in der Planungseinheit verdeutlicht auch die Verbrei- tung gefährdeter Steppenpflanzenarten im Rheinhessischen Weinbaugebiet (KORNECK & MÜLLER 1993). Nur südwestlich von Mölsheim kennzeichnen die Wuchsorte des Deutschen Alants (Inula ger- manica) botanisch bedeutsame Flächen innerhalb der Weinberge. ¾ Erhalt und Entwicklung strukturreicher Weinbaubiotope. ¾ Berücksichtigung der Strukturansprüche gefährdeter Tierarten mit kleinen bis mittleren Rauman- sprüchen wie Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Neuntöter und wärmeliebende Insektenarten. ¾ Erhalt und Entwicklung von kleineren Weinbergsbrachen, Hohlwegen, Erdwänden, Trockenmau- ern und Streuobst in bewirtschafteten Weinbergslagen. ¾ Sicherung einer kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsstruktur. Alzeyer Hügelland 196

• Schwerpunkte der Entwicklung von Kleinstrukturen in den Weinbergsflächen liegen am Gal- genberg südöstlich von Albig, an den südexponierten Selzhängen westlich von Alzey bis um Weinheim sowie planungseinheitenübergreifend am Nordosthang des Kloppbergs bei Dittels- heim-Heßloch und an den Hängen um Mölsheim bis in das Gebiet westlich von Flörsheim- Dalsheim. • An den Südhängen des “Aulheimer Tälchens” ist die Sicherung eines extensiven Weinbaus im Umfeld vorhandener, durch Nutzungsaufgabe entstandener Trockenbiotope zu sichern.

Fließgewässer

Während Fließgewässer auf den Plateaulagen im Süden der Planungseinheit weitgehend fehlen, wird der Nordteil des Alzeyer Hügellands von einigen kleineren Bächen durchflossen, von denen die Selz und der Weidasserbach die größten sind. Bedingt durch die klimatischen und edaphischen Rahmen- bedingungen führen viele der kleineren Bäche nur unregelmäßig Wasser und entsprechen in ihrem Charakter aufgrund durchgeführter Begradigungen vielmehr Gräben. Die Oberläufe der größeren Bäche der Planungseinheit sind für rheinhessische Verhältnisse von ü- berdurchschnittlicher Gewässergüte. Der Weideasserbach ist bis Kettenheim nur gering belastet (Gü- teklasse I-II), unterhalb steigt der Belastungsgrad aber auf Güteklasse II-III an. Bis Alzey ist auch die Selz nur mäßig belastet (Güteklasse II), im weiteren Verlauf tritt aber eine sehr starke Verschmutzung auf (Güteklasse II-IV). Eine intensive Landbewirtschaftung bis unmittelbar an die Ufer und die Verbauung von Bächen inner- halb von Ortschaften haben Bachbiotope nicht nur hinsichtlich der Wasserqualität, sondern auch in ih- rer strukturellen Ausprägung stark beeinträchtigt. Dem entsprechend hat die Biotopkartierung nur ei- nen kleinen Bruchteil des in der Planungseinheit vorhandenen Fließgewässernetzes erfaßt. Zu den wenigen strukturreichen Bachabschnitten zählen Fließstrecken der Selz ober- und unterhalb von Mau- chenheim, des Weidasserbachs bei Dautenheim und zwischen Freimersheim und Kettenheim, des Steinbachs zwischen Weinheim und Offenheim sowie Teile der Fließgewässer nordöstlich von Albig. Der Strukturreichtum, der für die Erfassung durch die Biotopkartierung ausschlaggebend war, drückt sich aber in erster Linie durch strukturreiche Uferbereiche der Bäche in Form von Staudenfluren und kleinen Gehölzbeständen wie z. B. Kopfweiden aus. Das Bachbett selbst ist auch an diesen Abschnit- ten durch Kanalisierung und regelmäßige Unterhaltung wenig strukturiert, was der Hauptgrund für das völlige Fehlen von Nachweisen biotoptypischer Fließgewässerarten ist.

Ziele der Planung:

1) Erhalt aller naturnahen Strecken, Auen und Quellbereiche der Fließgewässer, einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften (vgl. Kap. E.2.4.1).

¾ Erhalt der typischen Lebensgemeinschaften der Fließgewässer der collinen Stufe. ¾ Erhalt der Restpopulationen bedrohter Pflanzen- und Tierarten als Wiederausbreitungszentren zur Renaturierung ökologisch beeinträchtigter Fließgewässerabschnitte.

2) Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Zustands aller Fließgewässersysteme (vgl. Kap. E.2.4.2).

¾ Ökologische Verbesserung von Gestalt und Verlauf des Gewässerbetts sowie von Überflutungs- auen und Quellbereichen. ¾ Verbesserung der Wasserqualität. ¾ Förderung der natürlichen, gewässertypischen Vegetation und Fauna.

3) Sicherung der Vernetzungsfunktion der Fließgewässer.

¾ Renaturierung naturferner Fließgewässerstrecken. ¾ Entwicklung von Grünlandbändern entlang aller Fließgewässer außerhalb von Wäldern.

Alzeyer Hügelland 197

Stillgewässer

Stillgewässerbiotope sind in der Planungseinheit sehr selten. Der Bestand naturnaher Stillgewässer beschränkt sich im wesentlichen auf einen Teich am Steinbach-Graben zwischen Offenheim und Weinheim und einen Fischteich westlich der Hessensteigermühle. Angaben zum Vorkommen gefähr- deter Tierarten an diesen Biotopbeständen liegen nicht vor. Im Talkessel nordöstlich von Albig reicht das rheinhessische Verbreitungsgebiet der Wechselkröte bis in die Planungseinheit hinein. Die Vorkommen der Art sind eng an des Auftreten von flachen, tempo- rären Stillgewässern gebunden, wie sie z. B. in dem kleinen Feuchtbiotopkomplex “Im Spies” auftre- ten. Durch Vertiefung der Fließgewässer wird die Möglichkeit zur regelmäßigen Ausbildung von grund- und druckwassergespeisten Stillgewässern aber stark eingeschränkt, und durch das jahrweise Ausbleiben geeigneter Laichbiotope sind die Bestände der Wechselkröte stark rückläufig. Einige weitere künstliche Stillgewässer (Rückhaltebecken, Stauteiche) in der Planungseinheit, z. B. an der Selz westlich von Alzey und an einem kleinen Bachlauf westlich von Albig, sind als struktur- und artenarm einzustufen.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung aller Stillgewässer. ¾ Erhalt der naturnahen Stillgewässer. ¾ Sicherung der Lebensräume spezialisierter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie die der Wechselkröte. • Vor allem nordöstlich von Albig, aber auch an der Selz und am Weidasserbach ist im Zuge von Renaturierungsmaßnahmen die Entstehung von temporären Stillgewässern in Abhängigkeit vom Wasserregime zu ermöglichen. ¾ Förderung der natürlichen gewässertypischen Vegetation und Fauna. ¾ Extensivierung der Freizeitnutzung an den Stillgewässern. ¾ Entwicklung von strukturreichen Stillgewässern aus Fischteichen oder Freizeitweihern.

Erdwände, Hohlwege, Trockenmauern und Steinriegel

Diese typischen Elemente einer kleinteiligen, extensiv bewirtschafteten Weinbergslandschaft sind in der Planungseinheit nur noch an wenigen Stellen zu finden. Topographische Karten aus den 1950er Jahren, der Zeit vor den umfangreichen Flurbereinigungen, lassen in stärker geneigten Hangberei- chen der Planungseinheit ein teilweise dichtes Vorkommen von Weinbergsterrassen mit Mauern und Erdwänden sowie Hohlwegen erkennen. Besonders an Hornberg und Kloppberg bei Dittelsheim- Heßloch, um den Galgenberg, an den Hängen westlich von Alzey und im Raum Mölsheim waren reichstrukturierte Weinberge verbreitet. Die Verteilung der beiden Biotoptypen “Trockenmauern, Steinriegel” und “Erdwände, Hohlwege” hängt stark von den Bodenverhätnissen ab. Trockenmauern und Steinriegel wurden in den Bereichen mit nur flacher Lößauflage über steinigen Böden angelegt. Bei mächtigerer Lößschicht von mehreren Me- tern sind in Geländeeinschnitten von Wirtschaftswegen und an Weinbergsterrassen ausschließlich Lößwände entstanden. Nach Durchführung großflächiger Flurbereinigungen sind heute nur noch kleine Reste solcher Struk- turelemente erhalten. Bestände von Weinbergsmauern liegen - zumeist auf nicht mehr bewirtschafte- ten Rebflächen - in den Hangbereichen westlich und südlich von Alzey, um Weinheim und an den Pfrimmhängen bei Mölsheim. Lößwände und Hohlwege existieren abgesehen von Steilwänden in Ab- grabungsflächen nur kleinräumig am Kesselberg bei Weinheim und am Ortsrand von Freimersheim. Analog zur sehr lückenhaften Verteilung der Biotoptypen ist auch die Verbreitung der an diese Struk- turen gebundenen Tierarten stark eingeschränkt. Ein Vorkommen des Schwarzkehlchens in bewirt- schafteten Weinbergslagen ist nur nordwestlich von Weinheim nachgewiesen. Auf einer kleinen Ab- grabungsfläche in diesem Bereich wurde der Steinschmätzer kartiert. Ein zweites Vorkommen der Art ist für eine Autobahnböschung nördlich von Alzey angegeben, aus den Rebflächen der Planungsein- heit liegen dagegen keine Nachweise der Art vor. Eine Fundmeldungen der Schlingnatter am nord- Alzeyer Hügelland 198 westlichen Stadtrand von Alzey ist als Hinweis auf die Existenz einer kleinen Population an den relativ strukturreichen, durch Bebauung und Verkehrstrassen allerdings isolierten Hängen westlich des Stadtgebiets zu werten.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Erdwänden und Hohlwegen.

¾ Sicherung eines kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftselements. ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Artenschutz ¾ Erhalt aller Erdwände und Hohlwege in der Planungseinheit. ¾ Schaffung von Hohlwegen als Bestandteile reichstrukturierter Weinbergsbiotopkomplexe am Nordosthang des Kloppbergs, um den Galgenberg, nördlich von Heimersheim und nördlich von Weinheim.

2) Erhalt und Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln.

¾ Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln als Biotopelemente mit hoher Arten- und Bio- topschutzfunktion in bewirtschafteten Weinbergslagen. • Die Bestände des Biotoptyps an den Hängen westlich von Alzey, um Weinheim, am Wartberg nördlich von Kettenheim und um Mölsheim sind zu erhalten. • Trockenmauern und Steinriegel als lineare Strukturelemente in mit Xerothermbiotopen durch- setzten Rebflächen sind vordringlich an den Südhängen des oberen Selztals zwischen Alzey und dem Windberg bei Weinheim sowie planungseinheitenübergreifend im Raum Mölsheim von der Landkreisgrenze bis in den Bereich “Goldberg” anzulegen. • Berücksichtigung der Vorschläge von OBERMANN & GRUSCHWITZ (1992) zur Sicherung und alternativen Gestaltung von Trockenmauern unter Arten- und Biotopschutzgesichtspunkten (vgl. E.2.2.4.b).

Höhlen und Stollen

Der Biotoptyp ist in der Planungseinheit nur in einem Bestand in einer Lößwand am Hahnberg bei Weinheim ausgebildet. Angaben zum Vorkommen biotoptypischer Tiere, z. B. der Fledermäuse, lie- gen nicht vor.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Höhlen und Stollen (vgl. Kap. E.2.7.1).

¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz (v. a.. für Fledermäuse; vgl. VEITH 1988). Pfrimmgebiet 199

D.2.2.5 Planungseinheit “Pfrimmgebiet”

Leitbild der Planung: Die Verteilung der Biotopkomplexe im Pfrimmgebiet ist eng an die charakteris- tische Untergliederung der Landschaft durch die streng in West-Ost-Richtung verlaufenden Talräume angelehnt. Die ausgedehnten Plateaulagen zwischen den einzelnen Tälern sind durch ackerbauliche Nutzung geprägt. Hier bieten zahlreiche Kleinstrukturen wie Wegränder und wildkrautreiche Ackerrai- ne der typischen Lebensgemeinschaft der “Agrarsteppen”, wozu z. B. Grauammer und Feldhamster gehören, günstige Existenzbedingungen. Um die Ortschaften verdichten sich einzelne Obstbaumrei- hen und Strauchbestände in der offenen Ackerflur zu lockeren Streuobstbeständen. Hier liegen Sied- lungsschwerpunkte von Halboffenlandbewohnern wie Steinkauz und Grünspecht. Entlang der die A- ckerbereiche unterteilenden Bachtäler treten unterschiedliche Biotoptypen in einer charakteristischen Zonierung mit Grünland in den Auen und Weinbergsbiotopen an den Südhängen parallel zum Fließ- gewässerverlauf auf. In den Auen bestehen durchgängige, vielfach streuobstbestandene Grünland- bänder, in die neben mesophilen Grünlandgesellschaften auch einzelne Feuchtwiesenbestände ein- gebunden sind. Die Streuobstbestände dehnen sich im Bereich der Ortschaften innerhalb der Talräu- me auf die umliegenden Hangbereiche aus, wo sie wesentlich zur strukturellen Bereicherung der tra- ditionell bewirtschafteten Weinberge beitragen. Neben Obstbäumen sind Hohlwege und Lößwände, stellenweise auch Weinbergsmauern zusammen mit mosaikartig in die Weinbergslagen eingebunde- nen Weinbergsbrachen die wesentlichen Biotopelemente, die siedlungsbestimmend für eine artenrei- che, wärmeliebende Flora und Fauna in den weinbaulich genutzten Hangbereichen sind. Trockenwa- me Biotopkomplexe in Abgrabungsbereichen oder entlang stillgelegter Bahntrassen tragen zur Erhö- hung der Lebensraumvielfalt besonders in den offenen Ackerfluren bei. Eine Besonderheit stellt der Stausee bei Westhofen dar, in dessen ausgedehnten Verlandungszonen eine artenreiche Avifauna siedelt.

Wälder

Der Waldanteil an der Fläche der Planungseinheit liegt bei unter 1 %, das Pfrimmgebiet ist also nahe- zu unbewaldet. Der einzige größere Waldbestand liegt im Bereich rekultivierter Abgrabungsflächen bei Abenheim. Zusammen mit einigen weiteren kleinen Wäldern mittlerer Standorte im angrenzenden Talbereich des Lochgrabens stellt das Gebiet südlich von Abenheim den waldreichsten Raum der Pla- nungseinheit dar. Wälder auf Sonderstandorten sind nur als kleiner Feuchtwaldbestand am Seebach östlich von Ostho- fen entwickelt. Trockenwälder gibt es im Pfrimmgebiet nicht. Die an wenigen Stellen der steileren Hangbereiche auftretenden Standorte für gemäßigte Trockenwälder werden ausschließlich weinbau- lich genutzt.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Laubwäldern mittlerer Standorte mit besonderer Bedeutung für den Na- turschutz.

Wälder mittlerer Standorte sind in der Planungseinheit nur an wenigen Stellen zumeist feldgehölzartig entwickelt. Eine Ausnahme bildet ein noch junger, rund 10 ha großer biotopkartierter Laubwaldbe- stand auf einer rekultivierten Abgrabungsfläche im Gebiet “Schafpferch” südlich von Abenheim. Die Standorte in diesem Gebiet lassen die Entwicklung von Flattergras Buchenwald (Milio-Fagetum) zu. Darüber hinaus sind westlich von Kriegsheim und östlich von Wachenheim einige sehr kleine Wälder von der Biotopkartierung erfaßt worden. Geringe Flächenausdehnung und das Fehlen von Altholzbeständen lassen die Bedeutung der Wald- bestände der Planungseinheit für den Arten- und Biotopschutz gering bleiben. In erster Linie besitzen sie Lebensraumfunktionen für Tierarten mit geringer Abhängigkeit von der Bestandsgröße wie z. B. Grünspecht und Pirol, die durch ihr Vorkommen die reichstrukturierten, teilweise mit Altbäumen durch- setzten Wälder charakterisieren. Auch als Standort für Brutkolonien der Saatkrähe kommt den kleine- ren Wäldchen eine Bedeutung zu, wie z. B. am Lochgraben südöstlich von Abenheim (SIMON schrift- lich). ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. Pfrimmgebiet 200

¾ Sicherung von Altholz in ausreichender Anzahl und Dichte. ¾ Zulassen einer freien Vegetationsentwicklung innerhalb der Laubwälder mittlerer Standorte. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume laubwaldbewohnender Tierarten mit kleinen bis mittleren Raumansprüchen wie Grünspecht, Pirol und diverser waldbewohnender Insektenarten. • Dies gilt für alle Waldbestände der Planungseinheit; Umsetzungsschwerpunkt sind die Waldbe- stände südlich von Abenheim. ¾ Entwicklung von naturnahen Laubwäldern mittlerer Standorte zur Erhöhung der Biotop- und Struk- turvielfalt im Pfrimmgebiet. • Die Wälder mittlerer Standorte im Gebiet “Schafpferch” südlich von Abenheim und am Grails- bach südöstlich von Abenheim sind dem Standortpotential entsprechend zu Flattergras- Buchenwald an den Hängen bzw. Feldulmen-Stieleichen-Hainbuchenwäldern am Grailsbach umzubauen. • Jüngere Aufforstungen am Stadkrankenhaus von Worms sind als Ansatzpunkt zur Entwicklung naturnaher Laubwaldbestände aufzugreifen.

2) Erhalt und Entwicklung von Bruch- und Sumpfwäldern.

Bruch- und Sumpfwälder sind in der Planungseinheit nur am Seebach nahe Mühlheim entwickelt. Bei dem knapp 4 ha großen Bestand handelt es sich um einen Erlen-Sumpfwald (Alno-Fraxinetum), des- sen ursprüngliche Vegetationszusammensetzung durch eingebrachte Hybridpappeln verändert wurde. Weitere Standorte für Bruch- und Sumpfwälder sind in der Planungseinheit nur an einigen Stellen der Grailsbachaue südöstlich von Abenheim sowie in den Verlandungszonen des Westhofener Stausees vorhanden. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit sehr seltenen Biotoptyps mit besonderer Be- deutung für den Arten- und Biotopschutz. • Sicherung des Erlen-Sumpfwalds am Seebach nahe Mühlheim. • Südöstlich von Abenheim sind kleinflächige Wälder mittlerer Standorte entsprechend den Standortvoraussetzungen zu Sumpfwäldern umzubauen und der freien Vegetationsentwicklung zu überlassen.

Wiesen und Weiden, Äcker

Das Offenland der Planungseinheit wird durch weiträumige Ackergebiete geprägt, die zumeist ausge- sprochen strukturarm sind. Lediglich an Geländekanten im Bereich der Talränder tragen einzelne Strauchbestände zur Erhöhung der Strukturvielfalt bei. Die wenigen Grünlandflächen im Pfrimmgebiet liegen überwiegend in den Bachauen, seltener im Bereich der Weinbergslagen. Zumeist handelt es sich um intensiv genutzte Wiesen mittlerer Standorte, nur in wenigen Fällen um extensiv bewirtschaf- tetes Magergrünland. Wie die Auswertung Topographischer Karten aus früheren Jahrzehnten ergibt, weisen lediglich die Grünlandbestände an Pfrimm und Eisbach als Reste ehemals durchgängiger Grünlandbänder der Bachauen eine über längere Zeit zurückzuverfolgende Standortkonstanz auf. Feuchte Offenlandbiotope treten in den Bachauen der Planungseinheit vorwiegend als kleinflächige, isoliert gelegene Schilfröhrichte auf. Um den Westhofener Stausee sind die einzigen Bestände von Naß- und Feuchtwiesen entwickelt, die zusammen mit Stillgewässer- und mesophilen Grünlandbioto- pen einen der wichtigsten Lebensraumkomlpexe für Offen- und Halboffenlandarten in der Planungs- einheit darstellen360. Nur noch um wenige Ortschaften sind als Reste ehemals ausgedehnter Flächen kleinflächige Streuobstbestände erhalten.

360 Durch Absenkung des Grundwasserstands und eine dadurch bedingte Austrocknung des Stausees bei Westhofen einschließlich der umliegenden Flächen sind die Feuchtbiotopkomplexe und die dazugehörigen Le- bensgemeinschaften aber in jüngster Zeit stark beeinträchtigt worden. Pfrimmgebiet 201

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte.

Die Grünlandnutzung hat auf den fruchtbaren Lößböden der Planungseinheit schon immer eine un- tergeordnete Rolle gespielt, was auch die Auswertung Topographischer Karten bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bestätigt. Demnach haben sich Grünlandbereiche fast ausschließlich auf die Talauen beschränkt, traten hier allerdings als nahezu durchgängige Grünlandbänder auf. Besonders in den Talweitungen von Pfrimm und Seebach haben größere Grünlandflächen existiert, worauf heute nur noch Flurnamen wie “Kämmererwiese”, “Nachtweide” oder “In den Wiesen” hinweisen. Eingriffe in den Wasserhaushalt der Bachauen durch Kanalisierung und Vertiefung von Fließgewässern haben die meisten Auenstandorte ackerfähig gemacht, so daß nennenswerte Grünlandreste heute nur noch an wenigen Stellen zu finden sind, so z. B. westlich von Wiesoppenheim und am Seebach zwischen Westhofen und Osthofen. Diese Grünlandbestände werden allgemein intensiv bewirtschaftet und blei- ben damit aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes nur von untergeordneter Bedeutung. Extensiv ge- nutztes Magergrünland existiert in den Auen nur am Unterlauf der Pfrimm bei Pfilligheim als Streu- obstwiese und um den Westhofener Stausee, wo enge Verknüpfungen mit Naß- und Feuchtwiesen bestehen (s.u.). Vereinzelt treten in der Planungseinheit Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte im Bereich von Weinbergslagen und sonstigen Hangbereichen auf. Südlich von Osthofen bilden Magerwiesen, Strauch- und Streuobstbestände Biotopmosaike mit bewirtschafteten Rebflächen. Bei Wattenheim sind an den Pfrimmhängen für rheinhessische Verhältnisse recht große Magergrünlandbestände ent- wickelt, die teils Übergänge zu Halbtrockenrasen aufweisen. Beeinträchtigungen bestehen hier be- sonders durch Verbrachung und Verbuschung. An Hängen bei Horchheim und bei Offstein sowie ent- lang der Gleisanlagen südlich von Monsheim sind kleinflächig magere Streuobstwiesen erhalten. Angaben zum Vorkommen biotoptypischer Tierarten liegen aus der Planungseinheit kaum vor. Offen- sichtlich läßt die starke Verinselung und die vielfach sehr kleinflächige Ausbildung von Mageren Wie- sen und Weiden mittlerer Standorte nur ganz lokal die Ansiedlung spezialisierter Arten zu, was z. B. auch für die Tagfalter zutrifft. Im Rahmen der Schmetterlingskartierung wurden auf den meisten Pro- beflächen nur relativ anspruchslose Arten wie Schachbrett (Melanargia galathea) und Großes Och- senauge (Maniola jurtina) festgestellt. Nachweise des Blutströpfchen-Widderchens (Zygaena filipen- dulae) beschränken sich auf zwei Flächen südlich von Mörstadt und östlich von Bechtheim. Die Bio- topkartierung führt im Einschnitt der Bahntrasse nordwestlich von Monsheim, wo strukturreiche tro- ckenwarme Halboffenlandbiotope existieren, den einzigen Fundort des Violetten Waldbläulings (Cya- niris semiargus) in der Planungeinheit auf. Charakteristische Halboffenlandbewohner, die auf nah- rungsreiche Offenlandbiotope als Teillebensraum angewiesen sind, kommen nur vereinzelt vor. Re- viere des Neuntöters südlich von Offstein, nördlich von Herrnsheim und an der ehemaligen Schienen- trasse westlich von Bechtheim zeigen die Existenz kleinräumiger Extensivstrukturen mit hohem Insek- tenreichtum an. Der Steinkauz als Charakterart der Bachauen in Rheinhessen tritt innerhalb von Tal- räumen nur in der relativ grünlandreichen Seebachaue westlich von Osthofen auf. Darüber hinaus werden südlich von Mörstadt sowie nördlich und südlich von Osthofen strukturreiche Hänge besiedelt. ¾ Sicherung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Neuntöter und an extensives bewirtschaftetes Grünland gebundener Insektenarten. ¾ Entwicklung von Grünlandbändern entlang der Fließgewässer zur Schaffung von Vernetzungs- achsen entlang der Talräume. ¾ Erhalt und Entwicklung von (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte im Umgebungsbe- reich von Bachauenbiotopen als Pufferflächen gegenüber Stoffeinträgen. • In unbebauten Auenabschnitten von Seebach, Grailsbach, Pfrimm und Eisbach sind durchgän- gige Offenlandbiotopkomplexe mit einem hohen Anteil an Magerwiesen und -weiden auf den mittleren Standorten zu entwickeln. • Entlang der kleineren Bäche der Planungseinheit sind schmale Grünlandbänder mit hohem An- teil an Mageren Wiesen und Weiden zu entwickeln; Entwicklungsschwerpunkte stellen dabei die Bäche und Gräben südlich von Hohen-Sülzen, der Abenheimer Bach östlich von , der Graben östlich von Bermersheim und die Zuläufe des Seebachs westlich von Gundersheim dar. Pfrimmgebiet 202

• Die Übergänge zu bachauennahen Ackerflächen sind durch eine Anreicherung mit Magergrün- landparzellen u. a. zur Vergrößerung der Nahrungshabitate des Steinkauzes fließend zu gestal- ten; großflächig ist dies entlang des Eisbachs bei Wiesoppenheim, südlich von Hohen-Sülzen, an der Pfrimm ober- und unterhalb von Pfeddersheim und am unteren Grailsbach umzusetzen. • In der Umgebung des Westhofener Stausees sind die vorhandenen Grünlandbiotopkomplexe mit Magerwiesen zu sichern und auf weitere Flächen auszudehnen. ¾ Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte als Bestandteilen einer halboffenen, extensiv bewirtschafteten Kulturlandschaft mit hohem Anteil an Streuobstbe- ständen. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume halboffenlandbewohnender Tierarten mit mittleren Rauman- sprüchen wie Steinkauz und Grünspecht. • Südlich von Offstein, südlich von Wachenheim und an den Hängen des Grailsbachs südlich von Abenheim sind magere Streuobstwiesen in mosaikartiger Verzahnung mit extensiv genutzten Ackerflächen zu entwickeln. • Im Übergangsbereich zu den Bachauen ist die Schaffung streuobstbestandener Biotopmosaike mit Magergrünland und extensiv bewirtschafteten Äckern v. a.. um die Ortschaften anzustreben (z. B. um Wiesoppenheim, Wachenheim, Pfeddersheim, Leiselheim, südlich von Abenheim, Gundersheim und Ober-Flörsheim).

2) Erhalt und Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen.

Aus den Bachauen der Planungseinheit sind feuchte Grünlandbiotope heute weitgehend verschwun- den. Lediglich in einer feuchten Senke im Jammertal südlich von Westhofen sowie vor allem in der Umgebung des Westhofener Stausees, der als Hochwasserrückhaltebecken angelegt wurde, sind Bestände des Biotoptyps entwickelt. Diese stehen in engem Kontakt zu Magerwiesen mittlerer Stand- orte und Strauchbeständen sowie zu den Verlandungsufern des Sees. In den letzten Jahren haben Grundwasserabsenkungen in Verbindung mit einem fast völligen Austrocknen des Stausees die Le- bensraumsituation für viele feuchtgebietstypische Tier- und Pflanzenarten aber deutlich verschlech- tert. Der Bereich um den Westhofener Stausee gehörte bis vor wenigen Jahren zu den artenreichsten Bio- topkomplexen in der Planungseinheit mit den einzigen Vorkommen vieler spezialisierter Tierarten im Pfrimmgebiet. In den Naß- und Feuchtwiesen des Gebiets sind besonders die Nachweise von Wie- senpieper und Bekassine hervorzuheben. Das Auftreten der beiden Arten kennzeichnet ein kleinteili- ges Vegetationsmosaik unterschiedlicher Grünlandgesellschaften innerhalb der Feuchtgrünlandbe- stände einschließlich vielfältiger Übergänge zu Röhrichtbeständen und mesophilem Magergrünland. Durch Verbrachung von Naß- und Feuchtwiesen um den Westhofener Stausee geht in Verbindung mit der zunehmenden Austrocknung des Gebiets die strukturelle Differenzierung der Offenlandbiotope verloren, worauf die beiden genannten Arten sehr empfindlich reagieren. Aktuell ist eine Brutansied- lung der Bekassine bei Westhofen bestenfalls noch sporadisch zu erwarten (vgl. BITZ et al. 1993). Für den Wiesenpieper liegt ein zweiter Nachweis aus den Eisbachauen bei Offstein vor, wo offensichtlich im Uferbereich des Eisbachs kleinräumig geeignete Bruthabitate existieren. Das Standortpotential für Naß- und Feuchtwiesen ist in den Bachauen der Planungseinheit nur ab- schnittsweise vorhanden. Auf größerer Fläche ist das am Grailsbach östlich von Flörsheim-Dalsheim und südöstlich von Abenheim sowie am Eisbach zwischen Heppenheim und Horchheim der Fall. ¾ Erhalt aller bestehenden Naß- und Feuchtwiesen als in der Planungseinheit seltener Biotoptyp. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von feuchtwiesentypischen Tierarten mit mittleren Rauman- sprüchen wie Bekassine und Wiesenpieper. ¾ Gewährleistung eines ausreichend hohen Grundwasserstandes in den Bachauen der Planungs- einheit als Voraussetzung für die Sicherung von Feuchtgrünlandbiotopen. • Sicherung der Naß- und Feuchtwiesen und Ausschöpfen der standörtlichen Entwicklungsmög- lichkeiten für Feuchtgrünland im Umfeld des Westhofener Stausees und im Jammertal südlich von Westhofen. Pfrimmgebiet 203

• Am unteren Grailsbach sind im Anschluß an große Mager- und Feuchtgrünlandbiotopkomplexe außerhalb der Planungseinheit größere Offenlandbiotopkomplexe mit Naß- und Feuchtwiesen, Röhrichten und Großseggenrieden und Grünland mittlerer Standorte zu entwickeln. ¾ Entwicklung des Biotoptyps zur Schaffung von Vernetzungsachsen charakteristischer Grünland- biotopkomplexe der breiteren Bachauen. • In den Bachauen der Planungseinheit sind die Entwicklungsmöglichkeiten für Naß- und Feucht- wiesen im standortabhängigen Wechsel mit (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte auszuschöpfen; Schwerpunkte bestehen am Eisbach ober- und unterhalb von Wiesoppenheim und am Grailsbach östlich von Flörsheim-Dalsheim. • Bei Mühlheim am Seebach besteht kleinflächig die Möglichkeit zur Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen mit Übergängen zu Röhrichten und Großseggenrieden sowie Feuchtwaldbestän- den.

3) Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden.

Röhrichte und Großseggenriede sind im Pfrimmgebiet nur an wenigen Stellen in geringer Größe ent- wickelt, sie beschränken sich auf Verlandungszonen an kleinen Stillgewässern und auf vernäßte Stel- len der Bachauen, wo die Schilfbestände häufig Ruderalcharakter haben. Von der Biotopkartierung erfaßt sind Bestände um einen Teich am Seebach östlich von Westhofen, in einer quelligen Senke und an einem Regenrückhaltebecken westlich von Abenheim, am unteren Grailsbach und auf einer Feuchtbrache südwestlich von Hohen-Sülzen. Größere Röhrichtbestände in der Verlandungszone des Rückhaltebeckens westlich von Westhofen sind in der Bestandskarte als Bestandteil der dargestellten Stillgewässerbiotope einbezogen. Die geringe Ausdehnung, die der Biotoptyp in der Planungseinheit erreicht, spiegelt sich in der Sel- tenheit von charakteristischen Tierarten wider. Lediglich die auch in Ackerbereichen brütende Rohr- weihe ist an mehreren Stellen des Pfrimmgebiets nachgewiesen, die Fundorte decken sich aber nur am Westhofener Stausee und in den Sandgruben bei Kriegsheim mit dem Vorkommen von Röhricht- beständen. Herauszustellen sind die Uferzonen des Westhofener Stausees aufgrund des einzigen Vorkommens der Wasserralle in der Planungseinheit. Die Austrocknung des Gebiets in den vergan- genen Jahren hat aber zur deutlichen Verschlechterung der Lebensraumbedingungen für Röhricht- bewohner insgesamt geführt, so daß eine aktuelle Besiedlung u. a. durch die Wasserralle nicht mehr zu erwarten ist. Der Nachweis des Teichrohrsängers in der offenen Feldflur westlich von Flörsheim- Dalsheim zeigt die Existenz von linienhaften Schilfbeständen entlang von Gräben an. Zusätzliches Standortpotential für Röhrichte und Großseggenriede besteht kaum. Lediglich entlang des Seebachs bei Mühlheim, am Westhofener Stausee und bei Gundersheim sowie am Grailsbach südöstlich von Abenheim gibt es kleinflächig Entwicklungsmöglichkeiten. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten und Biotopschutz. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Wasserralle, Rohrweihe und Teichrohrsänger. • Alle Bestände des Biotoptyps in der Planungseinheit sind zu sichern. • Das Standortpotential zur Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden im Biotopmosaik mit Naß- und Feuchtwiesen in den Auen von Seebach und Grailsbach ist auszuschöpfen. ¾ Verbesserung der Lebensraumfunktionen von Röhrichten durch Entwicklung von Feucht- und Magergrünlandbeständen auf umliegenden Flächen. • Dies gilt besonders für die Röhrichtbestände am Rückhaltebecken westlich von Westhofen und am unteren Grailsbach sowie für die zu entwickelnden Bestände nahe Mühlheim am Seebach.

4) Erhalt und Entwicklung von Streuobstbeständen.

In der Planungseinheit sind nur noch wenige kleine Reste der bis in die 1960er Jahre vor allem um die Ortschaften ausgedehnten Streuobstbestände erhalten. Um Offstein und auf einer kleinen Einzelflä- che bei Eppelsheim kommen die letzten kleinen Bestände von Streuobstäckern vor, die ehemals für die rheinhessische Landschaft prägend waren. Im Zuge von Mechanisierung und Intensivierung der Landnutzung wurden diese aber weitgehend gerodet oder in Niedrigstammplantagen überführt. Pfrimmgebiet 204

Streuobstwiesen sind kleinflächig bei Heppenheim und Horchheim sowie auf etwas größerer Fläche an der Pfrimm bei Worms-Pfiffligheim entwickelt. Entlang der Gleisanlagen bei Monsheim treten ma- gere Streuobstwiesen in kleinräumigem Wechsel mit Strauchbeständen auf und südlich von Osthofen sind Reste der ehemals auch in den Weinbergslagen häufig eingestreuten Obstbaumbestände erhal- ten. Der Mangel an Streuobstbeständen in der Planungseinheit drückt sich deutlich im großräumigen Feh- len halboffenlandbewohnender Vogelarten aus. Abgesehen von der Streuobstwiese an der Pfrimm bei Worms-Pfiffligheim liegen die wenigen Nachweise des Grünspechts nördlich von Herrnsheim und südlich von Abenheim im Bereich von Feldgehölzen mit Altbaumbestand. Die Streuobstbestände süd- lich von Osthofen, die in kleinräumig mit Rebflächen, Magergrünlandbrachen und Strauchbeständen durchsetzte Halboffenlandkomplexe einbezogen sind, werden vom Steinkauz als Brutrevier genutzt. Der Rotkopfwürger, der bis in die 1960er Jahre stellenweise in den Streuobstäckern der Planungsein- heit vorkam, wurde zuletzt 1969 bei Hochheim als Brutvogel festgestellt (vgl. NIEHUIS 1991). Anga- ben der Biotopkartierung zum Vorkommen nördlich von Pfeddersheim basieren ebenfalls auf Funden aus dieser Zeit. ¾ Sicherung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. ¾ Erhalt und Entwicklung von Lebensräumen für Tierarten der Streuobstwiesen und -äcker wie Steinkauz, Grünspecht, Wiedehopf und Rotkopfwürger. ¾ Entwicklung von Streuobstbeständen im landwirtschaftlich genutzten Umfeld der Siedlungsberei- che zur Schaffung von weniger intensiv genutzten Bereichen. ¾ Erhalt und Entwicklung eines kulturhistorisch bedeutenden Strukturelements der Landschaft. • Dies gilt besonders für die Umgebung der Ortschaften entlang von Eisbach und Pfrimm sowie die Ortsränder von Worms-Herrnsheim und Worms-Weinsheim, Abenheim, Gundheim, Gun- dersheim, Westhofen, Hangen-Weisheim, Eppelsheim und Flomborn, wo Biotopmosaike aus Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, Obstbaumbeständen, extensiv genutzten A- ckerflächen oder auch Sonderkulturen (z. B. Beerenobst) zu entwickeln sind. ¾ Entwicklung von Vernetzungsachsen mit Streuobstbeständen, (Mageren) Wiesen und Weiden mittlerer Standorte sowie offenen Trocken- und Feuchtbiotopen. • An den südexponierten Hängen des Eisbachtals, des Pfrimmtals, nördlich von Abenheim, nordwestlich von Flörsheim-Dalsheim, nordwestlich von Westhofen und planungseinheitenü- bergreifend an den Abhängen zum Oberrheingraben um Osthofen kommt den zu entwickeln- den Streuobstbeständen in Nutzungsmischung mit Äckern, Rebflächen oder z. B. Beerenobst- kulturen eine vernetzende Funktion innerhalb der reichstrukturierten Weinbaulandschaft zu. • An den Hängen südlich von Wachenheim und südlich von Abenheim sind Streuobstbestände als Strukturelement einer halboffenen Kulturlandschaft mit Vernetzungsfunktion innerhalb der rheinhessischen Agrarlandschaft zu entwickeln. • Die Grünlandbänder entlang der Talzüge sind abschnittsweise mit Streuobstwiesen anzurei- chern; schwerpunktmäßig betrifft dies die Übergänge der Ortsränder zu den offenen Bachauen im Eisbachtal und im Pfrimmtal.

5) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und der a- ckerbaulich genutzten Bereiche (vgl. Kap. E.2.2.4).

Trockenbiotope

Trockenbiotope sind in der Planungseinheit sehr selten. In der Regel handelt es sich bei den vorhan- denen Beständen um Ausprägungen des Biotoptyps “Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen”. Die Weinbergsbereiche selbst weisen aufgrund der fast überall intensiven Bewirtschaftung und der nur an wenigen Stellen vorhandenen Tendenz zur Nutzungsaufgabe von Rebflächen abgesehen von xe- rothermen Biotopstrukturen an Trockenmauern, Lößwänden und Hohlwegen keine Trockenbiotope auf. Die Bestände im Pfrimmgebiet konzentrieren sich überwiegend auf Böschungen entlang stillge- legter Eisenbahntrassen, wo durch das trockenwarme Klima in der Planungseinheit die Ausbildung Pfrimmgebiet 205 von Offenlandbiotopen mit Xerothemrcharakter begünstigt wird. Weitere Halbtrockenrasenbestände sind nur bei Wachenheim und als kleinflächiger Steppenrasen (Festucion vallesiacae) bei Hohen- Sülzen entwickelt. Bestände von Trockenrasen, Felsen und Trockengebüschen kommen nur auf kleinflächig auftretenden Rohbodenstandorten am Goldberg westlich von Gundersheim vor. Kleinflächig kommt es im Bereich von Lößhohlwegen und Erdwänden innerhalb der Planungseinheit zur Ausbildung von Biotopstrukturen mit Xerothermcharakter, die allerdings durch zunehmende Ver- buschung der Hohlwege beeinträchtigt sind. Entwicklungsmöglichkeiten für Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen bestehen vor allem entlang der weinbaulich genutzten Südhänge in der Planungseinheit in größerem Umfang. Dagegen be- schränkt sich das Potential zur Ausbildung von Trockenrasen, trockenwarmen Felsen, Gesteinshal- den und Trockengebüschen auf wenige Sekundärstandorte in Abbgrabungsflächen.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen.

Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen sind in der Planungseinheit selten. Anders als in den ande- ren Bereichen von Rheinhessen überwiegen unter den vorhandenen Beständen die Ausprägungen als Halbtrockenrasen, während Bestände von trockenwarmen Weinbergsbrachen aufgrund der nahe- zu überall intensiven Bewirtschaftung der Rebflächen bis auf einen Hangbereich südöstlich von Ober- Flörsheim fehlen. Verbreitungsschwerpunkt des Biotoptyps ist die Eisenbahntrasse, die den Westteil des Pfrimmgebiets in Nord-Süd-Richtung durchzieht. Hier sind auf längeren Abschnitten bei Hohen- Sülzen, nordwestlich von Monsheim und westlich von Gundersheim Halbtrockenrasenbestände aus- gebildet, die allerdings nur noch an wenigen Stellen bei Hohen-Sülzen durch Nutzung offengehalten werden. Die meisten Abschnitte entlang der Gleisanlagen sind verbracht oder bereits stärker ver- buscht. Ebenfalls auf einer früheren Bahntrasse liegen Halbtrockenrasenbrachen östlich von Bechtheim, die die einzigen Bestände des Biotoptyps im Ostteil der Planungseinheit darstellen. Süd- lich von Wachenheim wechseln Halbtrockenrasen an einem steilen Hangbereich mosaikartig mit Ma- gerwiesen und -weiden und Strauchbeständen. Halbtrockenrasenvegetation tritt in der Planungsein- heit, insbesondere um Bechtheim und Osthofen sowie zwischen Worm-Herrnsheim und Mörstadt, auch als Bestandteil des Biotoptyps “Erdwände, Hohlwege” auf (in der Bestandskarte nicht darge- stellt). Botanisch bedeutsam sind besonders der Bahndamm westlich von Hohen-Sülzen und eine kleine Flä- che im Bereich einer Lößwand westlich davon durch die Vorkommen kleinflächiger Vegetationsbe- stände von Steppenrasen (Festucion vallesiacae) mit charakteristischen Steppenpflanzenarten wie Haar-Pfriemengras (Stipa capillata) und Großes Windröschen (Anemone sylvestris). Die faunistische Bedeutung der Halbtrockenrasen im Pfrimmgebiet ist aufgrund der geringen Ausdehnung landesweit betrachtet nur gering. In der an Extensivstrukturen äußerst armen Landschaft Rheinhessen erlangen aber auch Bestände von dieser Größe wichtige Funktionen als Refugiallebensraum für viele sonst weiträumig fehlende Tierarten wie die Tagfalterarten Dunkelbrauner Bläuling (Aricia agestis), Baum- weißling (Aporia crataegi) und Braungerändertes Ochsenauge (Pyronia tithonus) oder auch den Feld- grashüpfer (Chorthippus apricarius). Zu wichtigen Sekundärlebensräumen für xerothermophile Tierar- ten gehören Abgrabungsbereiche wie die Sandgruben nördlich von Monsheim. Hier und im Kalkstein- bruch knapp außerhalb der Planungseinheit bei Ober-Flörsheim liegen die einzigen aktuellen Fundor- te des Argyrognomon-Bläulings (Lycaeides argyrognomon), einer charakteristischen Halbtrockenra- senart. Einziger Fundort des für strukturreiche Weinbergslagen typischen Weinhähnchens (Oe- canthus pellucens) sind Abgrabungsbereiche südlich von Abenheim. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit besonderer Bedeu- tung für den Naturschutz. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von Arten mit kleineren bis mittleren Raumansprüchen wie z. B. Weinhähnchen, Argyrognomon-Bläuling, Dunkelbrauner Bläuling und weitere wärmeliebende Insektenarten. ¾ Sicherung von Halbtrockenrasen als wichtige Rückzugsgebiete für spezialisierte Tier- und Pflan- zenarten in einer intensiv genutzten Agrarlandschaft. Pfrimmgebiet 206

• Alle Bestände von Halbtrockenrasen in der Planungseinheit, insbesondere die entlang der Bahntrasse bei Hohen-Sülzen, Monsheim, Gundersheim sowie östlich von Bechtheim, sind zu sichern. • Entlang der Bahntrassen von Hohen-Sülzen bis westlich von Gundersheim, zwischen Worms- Herrnsheim und Abenheim, auf dem Abschnitt bei Worms-Heppenheim und Offstein sowie auf der Strecke von Osthofen über Bechtheim bis Dittelsheim-Heßloch sind Möglichkeiten zur Ent- wicklung von halbtrockenrasenartiger Vegetation im Wechsel mit Pionier- und Ruderalfluren sowie Strauchbeständen zur Schaffung wichtiger, planungseinheitenübergreifender Vernet- zungsachsen auszuschöpfen. • Die Steppenrasenbestände westlich von Hohen-Sülzen sind durch Entwicklung weiterer Halb- trockenrasen auf angrenzenden Flächen miteinander zu verbinden. ¾ Erhalt und Entwicklung von Biotopkomplexen aus Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen als wesentlicher Biotopelemente mit Lebensraumfuktion für spezialisierte xerothermophile Tier- und Pflanzenarten in strukturreichen Weinbergslagen. ¾ Entwicklung großräumig zusammenhängender Vernetzungsachsen von Biotopkomplexen der Weinbaulandschaft entlang der Talhänge. • An den südexponierten Pfrimmhängen bei Pfeddersheim, Kriegsheim und Wachenheim, nord- westlich von Westhofen, bei Hangen-Weisheim und an den Abhängen zum Oberrheingraben bei Herrnsheim und nördlich und südlich von Osthofen sind Weinbergsbrachen, Lößhohlwege, Weinbergsmauern und Obstbaumbestände als Teile vielfältiger Weinbergsbiotopkomplexe zu entwickeln.

2) Erhalt und Entwicklung von Trockenrasen, warmtrockenen Felsen, Gesteinshalden und Trocken- gebüschen.

Bestände des Biotoptyps existieren in der Planungseinheit nur sehr kleinflächig im Bereich einer Löß- wand und einer kleinen Blockhalde am Goldberg westlich von Gundersheim. Die sehr geringe Aus- dehnung dieser Xerothermstandorte und der hohe Isolationsgrad lassen ein Vorkommen anspruchs- voller xerothermophiler Arten hier nicht zu. Entwicklungsmöglichkeiten für Bestände des Biotoptyps bestehen darüber hinaus nur auf Sekundärstandorten in Abgrabungsbereichen wie z. B. in den Kies- gruben östlich von Mörstadt. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz. • Sicherung der Biotopbestände am Goldberg westlich von Gundersheim. • In den Kiesgruben östlich von Mörstadt sind die Entwicklungsmöglichkeiten für Xerothermbioto- pe auf Rohböden im Vegetationsmosaik mit Pionier- und Ruderalfluren z. B. im Bereich von Steilwänden auszuschöpfen.

3) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Weinbauflächen.

Die Rebflächen im Pfrimmgebiet sind zum überwiegenden Teil flurbereinigt und werden intensiv be- wirtschaftet. Strukturelemente wie Weinbergsmauern, Hohlwege und Lößwände oder Strauchbestän- de sind nur fragmentarisch vorhanden. Konzentrationen solcher Strukturelemente der Weinbergsla- gen treten z. B. nördlich von Pfeddersheim, bei Kriegsheim, nordöstlich von Wachenheim, südlich von Mörstadt, nordwestlich von Westhofen sowie an den Hängen am Ostrand der Planungseinheit bei Herrnsheim, Osthofen und Bechtheim auf. Die vorliegenden Daten zur Verbreitung charakteristischer Vogelarten der Weinbergslagen wie Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Neuntöter und Steinkauz spiegeln die Verteilung der strukturrei- cheren Rebflächen in der Planungseinheit nur ansatzweise wider. Neben tatsächlich bestehenden Lebensraumdefiziten spielt auch der mangelhafte Erfassungsgrad in Teilbereichen eine Rolle für die Diskrepanz zwischen der teilweise günstigen Biotopausstattung und der Seltenheit der genannten Ar- ten. So beschreibt BITZ (mündliche Auskunft) den Raum nordwestlich von Westhofen mit traditionell bewirtschafteten Weinbergen als einen wesentlichen Verbreitungsschwerpunkt des Steinschmätzers in Rheinhessen mit einem Brutbestand von über 100 Paaren, was aus den vorliegenden Daten kaum abzulesen ist. Ähnlich dürfte der Bestand von Schwarzkehlchen und Neuntöter höher liegen, als es Pfrimmgebiet 207 die wenigen kartierten Einzelvorkommen anzeigen. Der Steinkauz konzentriert sich in seiner Verbrei- tung vor allem auf die an Hohlwegen und Lößwänden reicheren Weinberge nördlich und südlich von Osthofen, wobei es sich um die südlichen Ausläufer einer größeren Teilpopulation am Ostrand des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands handelt. Die mit Kleinstrukturen angereicherten Weinberge werden in einigen Bereichen durch das Vorkom- men von charakteristischen Steppenpflanzenarten angezeigt. Nach der Zusammenstellung von KORNECK (1993) liegen vor allem entlang der Hangkanten von Nieder-Flörsheim über die Flächen südlich von Mörstadt bis Herrnsheim, nördlich von Pfeddersheim, nördlich von Abenheim, südlich und nördlich von Osthofen sowie an den Weinbergshängen nordwestlich von Bechtheim mehrere Wuch- sorte von Elsässer Haarstrang (Peucedanum alsaticum), Zwergkirsche (Prunus fruticosa), Deutschem Alant (Inula germanica) und weiterer landesweit gefährdeter Arten. ¾ Erhalt und Entwicklung strukturreicher Weinbaubiotope. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit kleinen bis mittleren Raumansprü- chen wie Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Neuntöter und wärmeliebende Insektenarten. ¾ Sicherung der Bestände gefährdeter Steppenpflanzenarten wie Zwergkirsche, Deutscher Alant und Elsässer Haarstrang. ¾ Sicherung einer kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftsstruktur. ¾ Schaffung eines Verbundsystems von Weinbergsbiotopkomplexen. • An den Abhängen zum Oberrheingraben um Herrnsheim, Osthofen und Bechtheim und im Anschluß daran an den Pfrimmhängen bis Pfeddersheim und nordwestlich von Bechtheim ist eine strukturreiche, durch den Weinbau geprägte Kulturlandschaft mit Lößhohlwegen als we- sentliches Strukturelement in einem durchgängigen Band zu entwickeln. • Kleinräumig strukturierte und mit Refugialbiotopen in Form von traditionellen Trockenmauern und Steinriegeln, Gras- und Krautsäumen, Erdwänden und Hohlwegen und Streuobst durch- setzte Weinbau-Landschaften sind großflächig in den Hangbereichen zwischen Westhofen und Hangen-Weisheim sowie planungseinheitenübergreifend nördlich von Wachenheim zu entwi- ckeln; auf kleineren Flächen gilt dies auch für Weinberge bei Abenheim, Dalsheim, südlich von Mörstadt, bei Heppenheim, Hohen-Sülzen und Kriegsheim.

Fließgewässer

Die Planungseinheit wird von einigen parallel in West-Ost-Richtung fließenden Bächen durchzogen. Die größten Fließgewässer sind dabei Pfrimm und Eisbach, deren Talräume wichtige Vernetzungs- achsen bis an den Rand des Pfälzerwalds darstellen. Riederbach, Seebach, Grailsbach und Aben- heimer Bach liegen dagegen bis auf die Unterläufe in der Rheinniederung und einzelne Quellbäche fast vollständig innerhalb der Planungseinheit. Die Bäche der Planungseinheit fließen größtenteils durch ackerbaulich genutztes Offenland, beson- ders Pfrimm und Eisbach auf längeren Abschnitten auch durch Siedlungsbereiche. Nur der Seebach grenzt bei Mühlheim auf einem kleinen Abschnitt unmittelbar an einen Feuchtwaldbestand. Die Was- serqualität übersteigt an keinem Bach die Güteklasse II (mäßig belastet), und diese wird auch nur an der Pfrimm und am oberen Seebach erreicht. Die Wasserqualität von Eisbach (stark verschmutzt, Gü- teklasse III) und Grailsbach (übermäßig verschmutzt, Güteklasse IV) ist völlig unzureichend. Ähnlich kritisch wie die Wasserqualität ist die Situation der Fließgewässerstruktur in den meisten Be- reichen einzustufen. Von der Biotopkartierung werden längere Bachabschnitte nur an der Pfrimm und am Eisbach sowie an einem kleinen Zulauf des Seebachs nördlich von Flomborn erfaßt. Aber auch an diesen Abschnitten bestehen beträchtliche Defizite hinsichtlich naturnaher Bachstrukturen. Darauf deutet auch das Fehlen vieler fließgewässertypischer Tierarten in der Planungseinheit hin. Nur Ab- schnitte der Pfrimm zwischen Kriegsheim und Pfeddersheim sowie oberhalb von Pfilligheim werden durch Ansiedlungen der Gebirgsstelze als relativ abwechslungsreich beschrieben. Westlich von Abenheim liegt einer der wenigen naturnahen Quellbiotope im Rheinhessischen Tafel- und Hügelland.

Ziele der Planung:

Pfrimmgebiet 208

1) Erhalt aller naturnahen Strecken, Auen und Quellbereiche der Fließgewässer, einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften (vgl. Kap. E.2.4.1).

¾ Erhalt der typischen Lebensgemeinschaften der Fließgewässer der collinen Stufe. ¾ Erhalt der Restpopulationen bedrohter Pflanzen- und Tierarten als Wiederausbreitungszentren zur Renaturierung ökologisch beeinträchtigter Fließgewässerabschnitte.

2) Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Zustands aller Fließgewässersysteme (vgl. Kap. E.2.4.2).

¾ Ökologische Verbesserung von Gestalt und Verlauf des Gewässerbetts sowie der Überflutungs- auen und der Quellbereiche. ¾ Verbesserung der Wasserqualität. • Vordringlich ist die Verbesserung der unzureichenden Wasserqualität des Eisbachs als überre- gional vernetzendes Fließgewässer sowie des Grailbachs. ¾ Förderung der natürlichen, gewässertypischen Vegetation und Fauna.

3) Sicherung der Vernetzungsfunktion der Fließgewässer.

¾ Renaturierung naturferner Fließgewässerstrecken. ¾ Entwicklung von Grünlandbändern entlang aller Fließgewässer außerhalb von Wäldern.

Stillgewässer und Abgrabungsfächen

Die Anzahl der Stillgewässer in der Planungseinheit ist insgesamt gering. Die Wasserflächen am Rückhaltebecken bei Westhofen sind mittlerweile trockengefallen und als Grünland mittlerer Standorte ausgebildet (SIMON schriftlich). Bis vor wenigen Jahren war dieser Aufstau des Seebachs nicht nur eines der größten, sondern auch eines der aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes bedeutendsten Stillgewässer des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands. Die reichstrukturierten Verlandungsufer boten u. a. Lebensräume für Zwergtaucher, Haubentaucher und Krickente, die sonst in der Planungs- einheit nicht vorkommen. Das Auftreten der Wasserralle wies auf größere Uferröhrichtbestände hin. Kleinere Stillgewässerbiotope sind vereinzelt in den Bachauen der Planungseinheit entwickelt. Die Bi- otopkartierung hat Bestände an der Pfrimm bei Worms-Pfiffligheim und westlich von Pfeddersheim, in einem quelligen Feuchtgebiet westlich von Abenheim und “In den Kapeswiesen” östlich von Gund- heim erfaßt. Faunistisch bedeutsam sind vor allem die kleinen Stillgewässer im Feuchtgebiet “Im Jammertal” südlich von Westhofen als Laichgewässer der Wechselkröte sowie das mit Röhrichtbe- ständen bewachsene Rückhaltebecken an der BAB 61 nördlich von Mörstadt, das außer von der Wechselkröte auch vom Kleinen Granatauge (Erythromma viridulum) besiedelt wird. Die Wechselkrö- te gilt als Pionierart, die kurzfristig neu entstandene, temporäre Stillgewässerbiotope zu besiedeln vermag (BITZ 1996), weshalb sie häufig auch in den Sohlen von Abgrabungsflächen zeitweise günsti- ge Lebensbedingungen vorfindet. Dies gilt u. a. für die Kies- und Sandgruben östlich von Mörstadt, kleinere Abbaubereiche südwestlich von Pfeddersheim und die Stillgewässer in den Gruben westlich von Kriegsheim, wo außerdem das einzige Kreuzkrötenvorkommen in der Planungseinheit existiert. Die Gruben östlich von Mörstadt beherbergen neben den Amphibien auch einige xerothermophile In- sektenarten wie Weinhähnchen (Oecanthus pellucens) und Blauflügelige Ödlandschrecke(Oedipoda caerulescens) (SIMON schriftlich). Im Pfrimmgebiet liegen einige der wenigen aktuell stark besiedelten Brutkolonien der Uferschwalbe in ganz Rheinhessen. BOSSELMANN (1998) führen eine Sandgrube südlich von Abenheim und eine Grube südwestlich von Pfeddersheim mit Brutbeständen von 150 bzw. 100 Paaren auf. Brutnachwei- se liegen außerdem für die Sandabgrabungen bei Monsheim vor. Letztere haben mit Vorkommen von Weinhähnchen (Oecanthus pellucens), Dunkelbraunem Bläuling (Aricia agestis) und Argyrognomon- Bläuling (Lycaeides argyrognomon) auch Bedeutung als Lebensraum für xerothermophile Tierarten. Dies belegt auch das landesweit einzige Vorkommen der Faltenwespenart Ancistrocerus dusmetiolus in den xerothermen Sandwänden dieser Abgrabungen (SCHMID-EGGER et al. 1995). Als Rohboden- Pfrimmgebiet 209 besiedler tritt in den Flächen südlich von Abenheim und südwestlich von Pfeddersheim der Steinschmätzer auf.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung aller Stillgewässer.

¾ Sicherung strukturreicher Stillgewässer. ¾ Förderung der natürlichen gewässertypischen Vegetation und Fauna. ¾ Sicherung eines ausreichend hohen Grundwasserstands in den Bachauen der Planungseinheit. • Am Rückhaltebecken bei Westhofen sind die Stillwasserbiotope auf Teilflächen als Biotopmosa- ik mit Uferröhrichten, Naß- und Feuchtwiesen durch flaches Überfluten zu reaktivieren. • In Abgrabungen südlich von Abenheim, bei Pfeddersheim und bei Kriegsheim ist die Sicherung von (temporären) Stillgewässern als Laichhabitat für die Wechselkröte vordringlich. ¾ Extensivierung der Freizeitnutzung an den Stillgewässern. ¾ Entwicklung von strukturreichen Stillgewässern aus Fischteichen oder Freizeitweihern.

2) Erhalt und Entwicklung von Biotopen in Abgrabungsflächen.

¾ Sicherung einer auf Pionier- und Ruderalstandorte angewiesenen Tier- und Pflanzenwelt. ¾ Erhalt und Entwicklung von Xerothermbiotopen auf Rohbodenstandorten der Abgrabungsflächen. ¾ Erhalt und Neuschaffung von Steilwänden in ausreichender Zahl und Dichte. • Diese Ziele gelten besonders für die Abbauflächen südwestlich von Pfeddersheim, südlich von Abenheim und westlich von Kriegsheim.

Erdwände, Hohlwege, Trockenmauern und Steinriegel

Trockenmauern und Steinriegel und vor allem Hohlwege und Erdwände sind als prägende Land- schaftselemente der Weinbauflächen verglichen mit anderen Planungseinheiten in überdurchschnitt- lich hoher Zahl erhalten. Dies kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß auch im Pfrimmgebiet durch Flurbereinigung viele Bestände beseitigt wurden. Bestände von Trockenmauern und Steinriegeln treten nur im Bereich steiniger Böden mit nur geringer Lößüberdeckung auf. Besonders im Gebiet zwischen Westhofen und Hangen-Weisheim sind großflä- chig Weinbergsmauern als Strukturelement einer traditionell bewirtschafteten Weinbergslandschaft erhalten. Vom reichen Angebot an nischenreichen Mauern profitiert hier der Steinschmätzer, der eine außergewöhnlich hohe Siedlungsdichte erreicht361. Weitere kleine Bestände des Biotoptyps sind ver- einzelt an den Südhängen des Pfrimmtals bei Pfeddersheim, in den Abgrabungen bei Kriegsheim und bei Wachenheim, wo weitere strukturreiche Weinbergslagen etwas außerhalb der Planungseinheit lie- gen, zu finden. In den in der Planungseinheit vorherrschenden Gebieten mit mächtigeren Lößauflagen von mehreren Metern sind Hohlwege und Erdwände eine typische Erscheinung der nicht flurbereinigten Weinbergs- lagen. Reste eines ehemals dichteren Systems von Hohlwegen und Lößwänden sind südlich von Osthofen, südlich von Westhofen, südlich von Mörstadt, nördlich von Pfeddersheim, bei Kriegsheim und bei Hohen-Sülzen erhalten. Bedeutung haben die sonnenexponierten Lößwände besonders als Lebensraum für viele Bienen- und Wespenarten. Dazu zählen die u. a. auch die in der Planungsein- heit nachgewiesenen Wildbienenarten Colletes hederae, Halictus pollinosus und Andrena agilissima und die Faltenwespe Odynerus spinipes (SCHMID-EGGER et al. 1995). Größere Erdwände werden bei entsprechendem Höhlenangebot vom Steinkauz besiedelt, der z. B. südlich von Mörstadt, südlich

361 BITZ (mündliche Auskunft) schätzt den Bestand des Steinschmätzers in diesem Gebiet auf über 100 Brutpaare. Pfrimmgebiet 210 von Osthofen und bei Bechtheim vorkommt. Beeinträchtigt werden die Lebensräume der auf vegetati- onsarme Erdwände spezialisierten Arten neben der direkten Zerstörung durch fortschreitende Verbu- schung, die vorwiegend in nicht mehr genutzten Hohlwegen auftritt. Durch Vorkommen der Zwergkirsche (Prunus fruticosa), für die die Planungseinheit und angrenzende Gebiete im Nordöstlichen Rheinhessen den bundesweiten Verbreitungsschwerpunkt darstellen, sind die Lößwände im Pfrimmgebiet auch aus vegetationskundlicher Sicht von herausragender Bedeutung (vgl. DISTER 1987). Vorkommensschwerpunkte sind die Bereiche um Abenheim, Herrnsheim, und nördlich von Westhofen.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Erdwänden und Hohlwegen.

¾ Sicherung eines kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftselements. ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit hoher Bedeutung für den Artenschutz. ¾ Berücksichtigung der Standortansprüche der Zwergkirsche. • Erhalt aller Erdwände und Hohlwege in der Planungseinheit. • Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasenvegetation als Bestandteil von Hohlwegen und Erdwänden. • Schwerpunkte der Entwicklung von Hohlwegen und Erdwänden als Bestandteilen reichstruktu- rierter Weinbergsbiotopkomplexe liegen an den Hängen um Bechtheim und Osthofen, zwischen Bechtheim und Dittelsheim-Heßloch, nordwestlich von Westhofen, bei Abenheim, südlich von Mörstadt, bei Herrnsheim, Pfeddersheim, Kriegsheim und Hohen-Sülzen. Besondere Bedeu- tung kommt den Gebieten um Bechtheim und Osthofen zu, da hier die südlichen Ausläufer ei- nes zu entwickelnden Systems von Hohlwegen entlang des gesamten Ostabfalls des Rhein- hessischen Tafel- und Hügellands liegen.

2) Erhalt und Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln.

¾ Sicherung von Trockenmauern und Steinriegeln als Biotopelemente mit hoher Arten- und Biotop- schutzfunktion in bewirtschafteten Weinbergslagen. • Erhalt aller Trockenmauern und Steinriegel in der Planungseinheit; besonders gilt dies für die großräumig mit Weinbergsmauern durchsetzten Hangbereiche zwischen Westhofen und Han- gen-Weisheim, wo das vorhandene System von Kleinstrukturen zu vervollständigen und auf weitere Flächen auszudehnen ist. • Entwicklung von Trockenmauern und Steinriegeln als lineare Strukturelemente in mit Xe- rothermbiotopen, Hohlwegen und Erdwänden sowie Streuobst durchsetzten Rebflächen bei Pfeddersheim, nördlich von Dalsheim und planungseinheitenübergreifend nördlich von Wa- chenheim. • Berücksichtigung der Vorschläge von OBERMANN & GRUSCHWITZ (1992) zur Sicherung und alternativen Gestaltung von Trockenmauern unter Arten- und Biotopschutzgesichtspunkten (vgl. E.2.2.4.b).

Nördlicher Oberrheingraben 211

D.2.2.6 Planungseinheit “Nördlicher Oberrheingraben”

Leitbild der Planung: Die Rheinniederung zeichnet sich in diesem Abschnitt durch ein außergewöhn- lich vielfältiges Mosaik unterschiedlicher Stromauenbiotope aus, wobei die vielfältigen Übergänge zwi- schen aquatischen und terrestrischen Lebensräumen Artengemeinschaften bedingen, die in ihrer Viel- falt landesweit einzigartig sind. Landschaftselemente von zentraler Bedeutung sind große Altwässer mit ausgedehnten Verlandungszonen, die zusammen mit anschließenden Feucht- und Magergrün- landflächen Lebensräume für anspruchsvolle Vogelarten wie Purpurreiher, Zwergdommel, Blaukehl- chen und verschiedene Rohrsänger bieten. In den rheinnahen Auenabschnitten sind Komplexe typi- scher Flußauenbiotope entwickelt, die neben Feuchtgrünland- und Röhrichtgesellschaften auch grö- ßere naturnahe Flußauenwaldbestände aufweisen; hier liegen u. a. wichtige Brutplätze von Graurei- her und Schwarzmilan. In diese stark durch das Wasserregime des Rheins geprägten Biotopkomple- xe sind zahlreiche Stillgewässerbiotope eingebunden, die als Laichgewässer für die typischen Auen- amphibien Laubfrosch, Moorfrosch und Knoblauchkröte von großer Bedeutung sind. Die großen Ab- grabungsgewässer in der Rheinniederung haben sich zu wichtigen Brut- und Rastplätzen für Wasser- vögel entwickelt. In den von Grabensystemen durchzogenen feuchten Senken der Altaue des Rheins erstrecken sich größere, stellenweise mit Feuchtwäldern wechselnde Feuchtgrünlandbereiche. Hier sind größere Bestände der vegetationskundlich hoch bedeutsamen Stromtalwiesen entwickelt. Die größeren dieser Feuchtgrünlandkomplexe sind Lebensraum des landesweit nur am Oberrhein vorkommenden Großen Brachvogels. Neben den vielfältigen Feucht- und Gewässerbiotopkomplexen bieten die trockenen Standorte der Flugsandterrassen in der Rheinniederung Lebensräume für xe- rothermophile Tierarten. Unter anderem siedelt in den mit Sandrasen durchsetzten Streuobstbestän- den dieser Bereiche der Wiedehopf. Um die Ortschaften unterhalb der Randstufe des Rheinhessi- schen Tafel- und Hügellandes vermitteln kleinstrukturierte Rebflächen und Streuobstbestände zu den trockenwarmen Lebensräumen der anschließenden Hänge.

Wälder

Nur knapp 5 % der Fläche der Planungseinheit sind mit Wald bedeckt. Neben vielen kleinen Waldin- seln, die vorwiegend in der Nähe des Rheins liegen, gibt es auch einzelne größere Wälder. In der Rheinniederung am südlichen Stadtrand von Worms sind mehrere größere Waldbestände vorhanden, die im lockeren Zusammenhang diesen Bereich zum waldreichsten Teil der Planungseinheit machen. Weitere waldreiche Gebiete in der Rheinaue liegen südlich von Hamm, östlich vom Eicher See und am Rhein östlich von Gimbsheim, wo die Waldbestände aber stark verinselt und in kleinen Einzelflä- chen auftreten. Nordöstlich von Worms-Herrnsheim existiert in der Randsenke der Rheinniederung ein größerer Waldbereich, in dem neben Laubwäldern mittlerer Standorte auch ein höherer Anteil an Feuchtwäldern vorliegt. Dieses Waldgebiet, insbesondere die Feuchtwaldbestände sind in den letzten Jahren durch massive Grundwasserabsenkung zunehmend stark beeinträchtigt. Im nördlichen Teil des Eich-Gimbsheimer Altrheins liegt im Verlandungsbereich eine größere Waldfläche, die teils durch Sukzession, teils durch Aufforstung v. a.. mit Hybridpappeln entstanden ist. Bei den Wäldern der Planungseinheit handelt es sich vorwiegend um Ausprägungen frischer, stellen- weise auch feuchter bis nasser Standorte; die trockeneren Standorte im Nördlichen Oberrheingraben v. a. auf den Flugsandterrassen bei Eich und Gimbsheim, die Entwicklungspotential für sehr trockene Buchen-Eichenwälder (Fago-Quercetum leucobryetosum) aufweisen, sind unbewaldet. In der Überflu- tungsaue des Rheins sind Weich- und Hartholz-Flußauenwälder nur noch in Restbeständen vorhan- den, wobei Schwerpunkträume auf dem Ibersheimer Werth und südlich von Worms liegen. Größten- teils sind die Flußauenstandorte durch Offenlandbiotope geprägt. Bruch- und Sumpfwälder sind neben dem Herrnsheimer Wald, wo größere Bestände existieren, nur im Mosaik mit Röhricht- und Grünland- beständen nordöstlich des Altrheinsees entwickelt. Insgesamt spiegeln die vorhandenen Flußauen-, Bruch- und Sumpfwälder nur einen kleinen Teil des Standortpotentials in der Planungseinheit wider, einer großräumigen Ausschöpfung dieses Potentials steht aber die Sicherung von Offenlandbiotopen auf den feuchten Sonderstandorten als prioritäres Entwicklungsziel entgegen. Nördlicher Oberrheingraben 212

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Wäldern mittlerer Standorte mit besonderer Bedeutung für den Natur- schutz.

Größere Bestände von Wäldern mittlerer Standorte existieren in der Planungseinheit südlich von Worms, wo teilweise Übergänge zu Hartholz-Flußauenwäldern bestehen, im Herrnsheimer Wald (“Herrnsheimer Klauern”) als Biotopmosaik aus Laubwäldern mittlerer Standorte und Bruch- und Sumpfwäldern sowie südlich von Gimbsheim. Darüber hinaus gibt es eine Reihe kleinerer Wälder ent- lang des Rheins zwischen Rheindürkheim und der nördlichen Landkreisgrenze. Der überwiegende Teil der Wälder ist als Laubwald mittlerer Standorte von der Biotopkartierung erfaßt worden. Dies kann aber nicht über bestehende Defizite hinsichtlich der Baumartenzusammensetzung und der Al- tersstruktur der Waldbestände hinwegtäuschen. Besonders der Anteil an Laubholzaufforstungen mit Hybridpappeln ist auch innerhalb der biotopkartierten Flächen hoch. Die für die Standorte der Altaue des Rheins typischen Hainbuchen-Feldulmen-Flußauenwälder (Ulmo-Carpinetum) sind dagegen auf kleine Reliktbestände innerhalb dieser Waldflächen zurückgedrängt. Zu erwähnen ist neben den Waldbeständen auch der Altbaumbestand des Herrnsheimer Schloßparks (in der Bestandskarte nicht dargestellt), der in Verbindung mit extensiv genutzten Grünlandflächen als Lebensraum typischer Vogel- und Fledermausarten von besonderer Bedeutung innerhalb der sonst an Altholzbeständen armen Rheinaue ist (SIMON schriftlich). Der Mangel an zusammenhängenden, naturnahen und altholzreichen Laubwäldern in der Planungs- einheit drückt sich auch im weitgehenden Ausbleiben charakteristischer Vogelarten aus. Lediglich Ar- ten wie Schwarzmilan, Grünspecht und Hohltaube, denen einzelne Altbäume als Brutbaum ausrei- chen, kommen vereinzelt vor. Bemerkenswert ist das Auftreten des Grauspechts an mehreren Stellen entlang des Eich-Gimbsheimer Altrheins, wo die Art offenbar auch kleinere Altbaumbestände als Brut- revier nutzt. In den größeren Waldgebieten der Planungseinheit fehlen dagegen Nachweise des Grau- spechts, und auch der Schwarzspecht wurde mit Ausnahme des Waldgebiets “Schauerlache” südöst- lich von Worms (Angabe der Biotopkartierung) nicht nachgewiesen. Der Mangel an größeren Altei- chenbeständen wird durch das völlige Ausbleiben des Mittelspechts deutlich.

¾ Entwicklung von Lebensräumen für Altholzbewohner durch nachhaltige Gewährleistung von Alt- holz in genügender Zahl und Dichte (vgl. Kap. E.2.1.1.a). ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von altholzbewohnenden Tierarten mit mittleren Rauman- sprüchen wie Schwarzmilan, Mittelspecht und Grauspecht. ¾ Entwicklung von reichstrukturierten Laubwaldbeständen mit einem vielfältigen Lebensraumange- bot für spezialisierte Tierarten. • Dies gilt besonders für die größeren Waldbestände in der Planungseinheit südöstlich von Worms und im Herrnsheimer Wald. • Die Möglichkeit zur Entwicklung von Laubwäldern mittlerer Standorte im mosaikartigen Wechsel mit Magergrünlandbeständen im Zuge der Schaffung vielfältiger Auenbiotope besteht auf grö- ßerer Fläche u. a. östlich und südlich vom Eicher See, nordöstlich von Gimbsheim sowie im Anschluß an vorhandene Bestände des Herrnsheimer Walds und des Ibersheimer Wäldchens. • Im Herrnsheimer Schloßpark sind die Altbaumbestände als Biotopkomplex mit umliegenden Grünland- und Gewässerbiotopen zu sichern. ¾ Umbau von Wäldern mittlerer Standorte, insbesondere von Hybridpappelforsten, zu naturnahen Laubwaldgesellschaften. • Diese Ziele gelten neben den größeren Waldgebieten südöstlich von Worms und nordöstlich von Worms-Herrnsheim auch für die kleineren Waldbestände der Planungseinheit (z. B. am Ei- cher See, südlich und östlich von Gimbsheim). ¾ Entwicklung von Gehölzsäumen bzw. von Bachuferwäldern entlang aller im Wald verlaufenden Fließgewässer (vgl. Kap. E.2.1.1.d). Nördlicher Oberrheingraben 213

2) Erhalt und Entwicklung von Weichholz-Flußauenwäldern.

Weichholz-Flußauenwälder konzentrieren sich in der Planungseinheit im wesentlichen auf die Waldin- seln im Bereich “Ibersheimer Werth” südlich von Hamm, wo sie im Mosaik mit Laubwäldern mittlerer Standorte, Hartholz-Flußauenwäldern und Grünlandbeständen auftreten. Entlang des Rheinufers sind südlich von Hamm auch typische Flußbiotopmosaike mit Weichholzbeständen, Röhrichten und Alt- wässern ausgebildet. Weitere Bestände des Biotoptyps sind als schmale Weichholzbänder entlang des Rheinufers östlich vom Eicher See und “Im Königsgarten” östlich von Gimbsheim vorhanden. Als Sukzessionsstadium auf brachgefallenen Feuchtgrünlandflächen kommen Weichholzgebüsche mosa- ikartig nördlich und nordwestlich vom Eicher See vor. Der Reichtum an Grenzlinien zwischen Gehölz- beständen und strukturreichen Offenlandbiotopen wird hier durch das Auftreten der Beutelmeise bes- tätigt, die in der Planungseinheit sonst nur in den großen Röhrichtkomplexen des Eich-Gimbsheimer Altrheins und des Wormser Rieds als Brutvogel festgestellt wurde. Das Standortpotential für Weichholz-Flußauenwälder beschränkt sich in der Planungseinheit auf das Rheinufer und verlandende Altarme in der Überflutungsaue des Rheins zwischen Rheindürkheim und Gernsheimer Fahrt. Die erfaßten Weichholz-Flußauenwälder außerhalb dieser Bereiche stehen auf Standorten der Hartholzaue und bilden hier Ersatzgesellschaften bzw. Vorwaldstadien des Hainbu- chen-Feldulmen-Flußauenwalds (Querco-Ulmetum).

¾ Ausschöpfen des Standortpotentials zur Entwicklung von Weichholz-Flußauenwäldern. ¾ Sicherung des Biotoptyps als eines charakteristischen Bestandteils einer vielfältigen Flußauen- landschaft. • Erhalt aller vorhandenen Bestände des Biotoptyps mit der Möglichkeit zur Weiterentwicklung zu Hartholz-Flußauenwäldern auf entsprechenden Standorten wie z. B. “Im Königsgarten” östlich von Gimbsheim, östlich vom Eicher See, südlich von Hamm. • Sicherung von Weichholz-Flußauenwäldern im Komplex mit weiteren der Flußdynamik unterlie- genden Biotoptypen v. a.. am Rheinufer im Bereich des Ibersheimer Werts und nördlich und südlich der Gernsheimer Fahrt. • Entwicklung von Weichholz-Flußauenwäldern im Komplex mit Hartholz-Flußauenwäldern und Naß- und Feuchtwiesen südlich von Hamm.

3) Erhalt und Entwicklung von Hartholz-Flußauenwäldern.

Der aktuelle Bestand an Hartholz-Flußauenwäldern in der Planungseinheit ist auf den verlandeten Alt- arm des Rheins und das “Ibersheimer Werth” bei Hamm und die rheinufernahen Waldbestände süd- östlich von Worms beschränkt. Letztere sind durch den engen Wechsel mit Laubwäldern mittlerer Standorte geprägt. Die Bestände bei Hamm bilden Biotopmosaike mit Weichholz-Flußauenwäldern und Grünlandbeständen und begünstigen durch den halboffenen Charakter das Auftreten von Arten wie Grünspecht und Neuntöter. Der Grünspecht kommt aufgrund der geringen Flächenausdehnung und eines nur geringen Altholzanteils in den Wäldern als einzige der Arten mit Bindung an alten Baumbestand regelmäßig vor. Der Mittelspecht als Charakterart alteichenreicher Flußauenwälder ist in der Planungseinheit nicht nachgewiesen. Die vorhandenen Hartholz-Flußauenwälder stellen nur einen kleinen Ausschnitt des vorhandenen Standortpotentials für diesen Biotoptyp dar. Innerhalb der Überflutungsaue des Rheins sind Entwick- lungsmöglichkeiten als wechselnd breites Band nahezu durchgängig gegeben. Besonders ausge- dehnt sind die Standorte der Hartholzaue im Abschnitt zwischen Rheindürkheim und Hamm, wo der Haupthochwasserdamm einen relativ weiten Abstand vom Rhein hat. Südlich von Rheindürkheim und im überbauten Stadtgebiet von Worms ist das Hartholzauenband abschnittsweise unterbrochen. Durch Deichrückverlegung, die Renaturierung des Altbachs und das Bereitstellen von Flächen für ei- ne ungesteuerte Retention östlich des Wormser Flugplatzes und die geplante Schaffung von Poldern südlich der Wormser Mülldeponie ist eine deutliche Ausweitung der Überflutungsaue des Rheins und damit eine zusätzliche Entwicklungsmöglichkeit für Hartholz-Flußauenwälder zu erwarten (STADTVERWALTUNG WORMS mündlich). ¾ Erhalt aller Hartholz-Flußauenwälder der Planungseinheit. ¾ Entwicklung von Hartholz-Flußauenwäldern. Nördlicher Oberrheingraben 214

• Südöstlich von Worms sind in der heutigen Überflutungsaue des Rheins zusammenhängende Hartholz-Flußauenwälder im Anschluß an vorhandene Bestände zu entwickeln. • Die Bereiche südlich des Altbachs und östlich der Bundesstraße 9 sind nach den geplanten Deichrückverlegungen insbesondere südlich der Mülldeponie großflächig zu naturnahen Wald- biotopkomplexen mit einem hohen Anteil an Hartholz-Flußauenwäldern zu entwickeln. • Die ausgedehnten Entwicklungspotentiale für Hartholz-Flußauenwälder zwischen Rheindürk- heim und Hamm sind nur auf Teilflächen nordöstlich von Rheindürkheim und am “Ibersheimer Werth” südlich von Hamm auszuschöpfen; die übrigen Bereiche bleiben der Sicherung feuchter Offenlandbiotope vorbehalten. • Kleinere Entwicklungsbereiche für Hartholz-Flußauenwälder liegen östlich von Gimbsheim, öst- lich vom Eicher See und südlich der Gernsheimer Fahrt. ¾ Erhalt und Entwicklung einer halboffenen Flußauenlandschaft mit Biotopmosaiken aus Weich- und Hartholz-Flußauenwäldern sowie Feucht- und Magerwiesen als Lebensraum halboffenland- bewohnender Tierarten wie z. B. Neuntöter und Grünspecht. • Dieses Ziel ist v. a. auf größeren Flächen südlich von Hamm umzusetzen.

4) Erhalt und Entwicklung von Bruch- und Sumpfwäldern.

Bruch- und Sumpfwälder sind in der Planungseinheit selten. Lediglich im Herrnsheimer Wald, einem der wenigen größeren Waldbestände im Nördlichen Oberrheingraben, treten Bestände des Biotoptyps zusammen mit Laubwäldern mittlerer Standorte als geschlossener Wald auf. Es handelt sich bei die- sen Beständen um erlenreiche Feuchtwaldbestände (Alno-Ulmion), die pflanzensoziologisch den Hartholz-Flußauenwäldern nahestehen. Umbau zu Laubholzforsten (v. a. mit Hybridpappeln) und ganz besonders die Absenkung des Grundwasserspiegels stellen wesentliche Beeinträchtigungen für die naturnahen Feuchtwälder im Herrnsheimer Wald dar. Weitere Bestände des Biotoptyps sind dar- über hinaus kleinflächig nur nordöstlich des Altrheinsees bei Eich im Mosaik mit Röhrichten und Ma- gerwiesen ausgebildet. Bruch- und Sumpfwaldstandorte treten großflächig in den Randzonen der Verlandungsbereiche am Eich-Gimbsheimer Altrhein auf. Neben den standörtlichen Voraussetzungen für Erlen- und Erlen- Eschen-Sumpfwälder (Pruno-Fraxinetum) kommen hier stellenweise Niedermoorböden vor, die Ent- wicklungsmöglichkeiten für Schwarzerlen-Bruchwälder bieten. Weitere Standorte für Sumpfwälder sind in der Planungeinheit nur kleinflächig in feuchten Senken der Altaue des Rheins nordöstlich von Gimbsheim, nördlich von Rheindürkheim und im Gebiet “Bürgerweide” südlich von Worms ausgebil- det. Aufgrund der großen Bedeutung der vorhandenen Offenlandbiotope auf den Bruch- und Sumpf- waldstandorten für den Arten- und Biotopschutz (v. a.. am Eich-Gimbsheimer Altrhein) ist die Entwick- lung entsprechender Waldbestände ein nachrangiges Planungsziel und bleibt weitgehend auf vorhan- dene Waldflächen beschränkt. ¾ Erhalt der Bruch- und Sumpfwälder. • Vordringlich ist die Sicherung von Bruch- und Sumpfwäldern im Herrnsheimer Wald; der Umbau von Hybridpappelforsten und eine Anhebung des Grundwasserstandes sind wesentliche Vor- aussetzungen dafür. ¾ Entwicklung von Sumpfwäldern aus vorhandenen Waldbeständen. • Teile des Waldbestandes am Eich-Gimbsheimer Altrhein südlich von Gimbsheim sind entspre- chend den Standortvoraussetzungen zu Erlen- und Erlen-Eschen-Sumpfwäldern zu entwickeln. • Im Gebiet “Großlache” südöstlich von Mettenheim sind die im Mosaik mit Röhrichten auftreten- den Wälder zu Sumpfwäldern umzubauen und insgesamt auf umliegende Flächen auszuwei- ten. • Ausschöpfen kleinflächig vorhandener Entwicklungsmöglichkeiten für Bruch- und Sumpfwälder im Bereich vorhandener Waldbestände westlich Gimbsheimer Fahrt. • 5) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung des Waldes (vgl. Kap. E.2.1.6).

Nördlicher Oberrheingraben 215

Wiesen und Weiden, Halbtrocken- und Sandrasen, Äcker

Weite Bereiche der Planungseinheit werden, begünstigt durch die umfangreichen Entwässerungs- maßnahmen, intensiv ackerbaulich bewirtschaftet; auf trockeneren Terrassenstandorten im Nordteil tritt verstärkt Wein- und Obstbau auf. Andere Offenlandbiotope bleiben auf die nassesten Standorte der Rheinniederung beschränkt, wobei Röhrichte und Großseggenriede flächenmäßig den größten Teil einnehmen. Von zentraler Bedeutung aus Sicht des Arten- und Biotopschutz sind dabei die aus- gedehnten Verlandungsröhrichte des Eich-Gimbsheimer Altrheins, die zu den größten zusammen- hängenden Röhrichtbeständen landesweit zählen. Ein zweiter bedeutender Offenlandbiotopkomplex mit größeren Röhrichtbeständen liegt südlich von Worms mit dem “Wormser Ried” als Kernbereich. Wiesen und Weiden, zumeist in Ausprägung als intensiv bewirtschaftetes mesophiles Grünland, kon- zentriert sich in der Planungseinheit auf die rheinufernahen Bereiche zwischen nördlicher Landkreis- grenze und Eicher See, den Abschnitt zwischen Gernsheimer Fahrt und Rheindürkheim und das Ge- biet südlich von Worms. Stellenweise sind Biotopmosaike und -komplexe mit Röhrichten und Groß- seggenrieden, Naß- und Feuchtwiesen sowie Waldbeständen ausgebildet. Von den ehemals land- schaftstypischen Stromtalwiesen auf den wechselfeuchten Auenstandorten sind nur noch kleine Rest- flächen entlang des Rheins im Norden der Planungseinheit und im Gebiet südlich von Osthofen (hier z.T. als Stromtal-Halbtrockenrasen) und südlich von Worms erhalten. In der weiträumigen Feldflur im nördlichen Teil der Planungseinheit, insbesondere im Dreieck Rheindürkheim-Mettenheim-Eicher See, existieren in feuchten Senken der Altaue des Rheins kleinflächige Feuchtbiotopkomplexe mit Röhrichten, Feucht- und Naßwiesen und Magerwiesen als Reste ehemals ausgedehnterer Grünland- bereiche. Isolation der Einzelflächen innerhalb der intensiv bewirtschafteten Landschaft und das Feh- len ausreichender Pufferzonen führt hier zu starken Beeinträchtigungen der Lebensraumfunktionen dieser Flächen. Die trockenwarmen Sandstandorte auf den Flugsandterrassen westlich von Eich und Gimbsheim werden vollständig intensiv landwirtschaftlich (Rebflächen, Obstplantagen) genutzt. Alte Streuobstbestände kommen hier nur noch in kleinen Resten vor. Die Auswertung historischer Grünlandstandorte ergibt, daß die meisten der heute vorkommenden Wiesen und Weiden mittlerer Standorte, Naß- und Feuchtwiesen und Röhrichte durchgängig über Jahrzehnte hinweg existieren, was auf ein hohes Potential zur Wiederentwicklung der früheren Strom- talwiesen hinweist. Es zeichnen sich in der zeitlichen Aneinanderreihung von Karten aus verschiede- nen Zeiträumen des 20. Jahrhunderts neben den allgemeinen Flächenverlusten der Grünlandbestän- de auch Vegetationsveränderungen auf dauerhaft bestehenden Offenlandbiotopen ab. Besonders auffällig ist dies am Eich-Gimbsheimer Altrhein, wo ehemalige Feuchtgrünlandflächen heute fast voll- ständig zu Röhrichtbeständen durchgewachsen sind.

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte.

Dieser Biotoptyp ist in der Planungseinheit ausgesprochen selten. Die nährstoffreichen Auenböden der Planungseinheit werden auf den mittleren Standorten seit langem intensiv landwirtschaftlich, in erster Linie ackerbaulich genutzt, so daß Magere Wiesen und Weiden schon immer vorwiegend auf die wechselfeuchten bis nassen Standorte beschränkt bleiben, wo sie in Kontakt zu Feuchtgrünland treten. Durch umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen und Grundwasserabsenkungen sind diese Standorte in ihrer Ausdehnung stark zusammengeschrumpft. Von den noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts ausgedehnten Grünlandbeständen existieren heute nur noch wenige kleine und weit voneinander entfernte Restflächen. Bei diesen handelt es sich zumeist um ehemalige, jetzt brachge- fallene Streuwiesen mit Vegetationsmosaiken aus Magerwiesen-, Feucht- und Naßwiesen- und Röh- richtgesellschaften. Auf einigen dieser Flächen sind Reste von Stromtalwiesen-Vegetation erhalten, so im Bereich nordöstlich von Gimbsheim (“Fischsee”, “Kisselwiese”), im Bereich des Eich- Gimbsheimer Altrheins, südöstlich des Gebiets “Strohnert” östlich von Gimbsheim und in der Umge- bung des Landeplatzes Worms (LIEPELT & SUCK 1987; Angaben der Biotopkartierung). Ein größerer Magergrünlandkomplex, in dem neben Feucht- und Naßwiesen auch typische Vegetationselemente von Halbtrockenrasen auftreten, wird von der Biotopkartierung am Lochgraben nördlich von Herrns- heim im Bereich eines ehemaligen Munitionsgeländes beschrieben (nicht in der Bestandskarte darge- stellt). Die größeren Grünlandbestände entlang des Rheins zwischen Gernsheimer Fahrt und Rhein- dürkheim werden fast ausschließlich intensiv genutzt, gleiches gilt für Wiesen und Weiden mittlerer Standorte südlich von Worms. Nördlicher Oberrheingraben 216

Entsprechend der sehr fragmentarischen Verbreitung des Biotoptyps und der geringen Flächengrö- ßen sind biotoptypische Tierarten heute selten. Vorkommen des Wiesenpiepers beschränken sich auf Einzelreviere im nördlichen Teil der Planungseinheit (Altrheinsee, südlich des NSG “Fischsee”). Ähn- lich verbreitet ist der Kiebitz, der hier überwiegend auf Ackerflächen brütet. Das Braunkehlchen besie- delt den vorliegenden Daten zufolge nur Flächen im Bereich des Eich-Gimbsheimer Altrheins, wo Nut- zungsaufgabe von Grünlandflächen und die nachfolgende Ausbreitung von Schilfbeständen dessen Lebensräume stark einengt. Durch die großen Flächenverluste an bewirtschaftetem Mager- und Feuchtgrünland ist der Bestand des Großen Brachvogels im gesamten linksrheinischen Oberrhein- graben erloschen. Zuletzt wurde 1986 in der Umgebung des Nsg “Fischsee” im Grenzbereich zum Landkreis Mainz-Bingen eine Brut festgestellt (KUNZ & SIMON 1987). In einigen rheinnahen Bereichen weist das Auftreten von Steinkauz und Neuntöter auf strukturreiche Halboffenlandbiotope mit nahrungsreichen Grünlandflächen hin, so z. B. östlich von Gimbsheim, im Bereich zwischen Eicher See und “Im Königsgarten” sowie südlich von Hamm. Für eine Besiedlung durch anspruchsvolle Tagfalterarten reichen die bestehenden Magerwiesenreste aktuell nur noch an wenigen Stellen aus; so liegen Angaben für das Vorkommen des Violetten Waldbläulings (Cyaniris semiargus) nur für die Rheinuferbereiche an der Grenze zum Landkreis Mainz-Bingen (Biotopkartie- rung) und am Ibersheimer Werth vor. Der mit Beständen des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba of- ficinalis) in wechselfeuchten Wiesen verbreitete Schwarzblaue Moorbläuling (Maculinea nausithous) wird aktuell von der Biotopkartierung nur für die “Kisselwiese” nordöstlich von Gimbsheim gemeldet. Im Bereich des Wormser Rieds kennzeichnet der Malven-Würfelfalter (Pyrgus malvae) kleinflächig auftretende Magergrünlandflächen. ¾ Erhalt und Entwicklung eines in der Planungseinheit seltenen Biotoptyps. ¾ Entwicklung von Mageren Wiesen und Weiden als wesentlicher Bestandteil zusammenhängender Grünlandbiotopkomplexe in der Rheinniederung. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume von Tierarten mit mittleren Raumansprüchen (z. B. Braun- kehlchen, Kiebitz, Wiesenpieper oder Schwarzblauer Moorbläuling) und mit großen Raumansprü- chen (z. B. Großer Brachvogel). ¾ Entwicklung von extensiv genutzten Wiesen und Weiden im Umfeld bestehender, gegenüber Nährstoffeintrag aus angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen empfindlicher Biotope. • Diese Ziele gelten in besonderem Maße für die verbliebenen bzw. zu entwickelnden Grünland- komplexe mit Anteilen an Stromtalwiesen in der Rheinniederung, v. a. nordöstlich von Gimbs- heim, südlich von “Im Königsgarten”, südlich von Osthofen, am Lochgraben nördlich von Herrnsheim und im Gebiet “Bürgerweide” südlich von Worms. • In der Rheinniederung nördlich von Gimbsheim, in der Umgebung des Eich-Gimbsheimer Alt- rheins, insbesondere in dessen Innenbogen, in der feuchten Senke nördlich von Hamm und entlang des Seegrabens zwischen Rheindürkheim und Hamm sind Magere Wiesen und Wei- den mittlerer Standorte in Ergänzung zu größeren Feuchtgrünlandkomplexen zu entwickeln; u. a. kommt diesen Flächen eine Funktion als Teillebensraum für den Großen Brachvogel zu. • In der Überflutungsaue des Rheins zwischen dem Eicher See und der nördlichen Landkreis- grenze sowie südöstlich von Hamm und Ibersheim sind Magerwiesen als Bestandteil überwie- gend feuchter Offenlandbiotopkomplexe zu entwickeln. • Entlang der Gräben, Bäche und Flutmulden sowie um Stillgewässerbiotope in der Altaue des Rheins sind Magere Wiesen und Weiden mittlerer Standorte zur Abpufferung und zur Vernet- zung von Offenlandbiotopen zu entwickeln. ¾ Entwicklung von weniger intensiv genutzten Bereichen in der Agrarlandschaft. • In den von Ackerflächen dominierten Bereichen der Rheinaue ist v. a.. im weiteren Umfeld der Feuchtbiotopkomplexe im Norden der Planungseinheit (nördlich und nordöstlich von Gimbs- heim, Umgebung des Eich-Gimbsheimer Altrheins bis zum Eicher See) und der feuchten Rand- senke zwischen Herrnsheim und Osthofen, aber auch zwischen Ibersheim und Rheindürkheim, nordöstlich von Osthofen und südöstlich von Worms (“Mittelbusch”) der Anteil an mageren Grünlandbiotopen deutlich zu erhöhen; insbesondere die Randbereiche von Gräben sind dabei als wesentliche Ansatzpunkte zur Entwicklung von Grünland aufzugreifen. Nördlicher Oberrheingraben 217

• Zum Rand der Rheinaue hin, insbesondere in der Umgebung von Osthofen und bei Herrnsheim sind stellenweise Biotopmosaike aus Acker- und Magergrünlandflächen mit Streuobstbestän- den zu entwickeln. ¾ Erhalt und Entwicklung von Komplexen aus extensiv genutztem Grünland und Halbtrockenrasen auf den Hochwasserdämmen als wichtiges Vernetzungselement für Tierarten trockener Offen- landbiotope. • Dieses Ziel gilt für die Hochwasserdämme zwischen Eicher See und nördlicher Landkreisgren- ze, südlich vom Eicher See und zwischen Hamm und Rheindürkheim.

2) Erhalt und Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen.

Die Abtrennung der heutigen Altaue des Rheins vom Überflutungsraum, die Errichtung von Hochwas- serdämmen, umfangreiche Entwässerungsmaßnahmen, Grabenausbau und Errichtung von Pump- werken zur Senkung des Grundwasserspiegels haben nasse und feuchte Standorte stark zurückge- drängt. Dem entsprechend sind Naß- und Feuchtwiesen nur noch auf Restflächen erhalten. Die ehe- mals zusammenhängenden Grünlandbereiche, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts z. B. noch im Bereich des heutigen Eicher Sees, westlich von Hamm, südlich von Osthofen und südlich von Worms existiert haben, sind zu einem Großteil in Ackerland umgewandelt worden. Neben der Tro- ckenlegung feuchter Standorte hat die Nutzungsaufgabe auf verbliebenen Feuchtgrünlandflächen zum starken Rückgang des Biotoptyps beigetragen. So war der Eich-Gimbsheimer Altrhein bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts überwiegend durch Naß- und Feuchtwiesen geprägt. Neben der unmittel- baren Zerstörung von Feuchtgrünland durch Auskiesung auf größeren Flächen bewirkte Nutzungs- aufgabe die Ausbildung großflächiger Röhrichtbestände; feuchte Wiesen kommen aktuell nur noch auf kleinen Flächen im Randbereich der Altrheinschlinge vor. Naß- und Feuchtwiesen sind in der Planungseinheit häufig als “Stromtalwiese” ausgebildet. Diese durch Grund- und Druckwasser beeinflußten, wechselfeuchten bis wechseltrockenen Grünlandflä- chen, die ehemals als Streuwiesen genutzt wurden, zeichnen sich durch eine große Zahl landesweit stark gefährdeter Pflanzenarten aus, wie z. B. Niedriges Veilchen (Viola pumila), Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria) und Kantenlauch (Allium angulosum). Restflächen der Stromtalwiesen sind in der Pla- nungseinheit im Bereich nordöstlich von Gimbsheim (“Fischsee”, “Kisselwiese”), an einzelnen Stellen des Eich-Gimbsheimer Altrheins, südöstlich des Gebiets “Strohnert” östlich von Gimbsheim, am Loch- graben nördlich von Herrnsheim und in der Umgebung des Landeplatzes Worms (LIEPELT & SUCK 1987; Angaben der Biotopkartierung) erfaßt. Dabei ist besonders die Fläche auf einem ehemaligen Munitionsdepot am Lochgraben nordwestlich der “Dottwiese” bei Herrnsheim aufgrund ihrer Ausdeh- nung und besonders artenreichen Ausprägung mit Stromtal-Halbtrockenrasen (Mesobrometum “allu- viale”) herauszustellen362. Neben den Restbeständen der Stromtalwiesen sind Naß- und Feuchtwiesen kleinflächig am Rhein- ufer nördlich vom Eicher See, südlich von Hamm und nordöstlich von Rheindürkheim entwickelt. Am Seegraben nördlich von Rheindürkheim liegen mit Röhrichten und Magerwiesen verzahnte Feucht- wiesen isoliert innerhalb der intensiv bewirtschafteten Feldflur. Typische Vogelarten der Feuchtwiesen sind in den Biotopbeständen kaum vertreten. Im Bereich der Feuchtwiesen am Seegraben nördlich von Rheindürkheim und auf den Feuchtwiesenresten am Eich- Gimbsheimer Altrhein ist der Kiebitz als Brutvogel nachgewiesen, der darüber hinaus im Nordteil der Planungseinheit vereinzelt auf Äckern brütet. Nach MATTHES (1994) sind grundwassernahe, episo- disch überschwemmte Ackerflächen bevorzugte Brutplätze des Kiebitzes in der Rheinniederung. Die spärlichen Vorkommen des Wiesenpiepers im Raum um Gimbsheim und Eich liegen abseits von Naß- und Feuchtwiesen an breiteren Grabenböschungen (Meerwasser, Haarlachgraben). Aus den Feucht- biotopkomplexen des Eich-Gimbsheimer Altrheins sind die einzigen Vorkommen von Braunkehlchen und Bekassine in der Planungseinheit gemeldet. Durch die zunehmende Verbrachung und die Aus- breitung von Röhrichtbeständen auf den Naß- und Feuchtwiesen gehen die Bestände beider Arten aber kontinuierlich zurück. Die Bekassine gehört aktuell nicht mehr zu den regelmäßigen Brutvögeln der Nördlichen Oberrheinniederung (BITZ & DECHENT 1994). Der Große Brachvogel -eine charakte- ristische Art größerer Feuchtgrünlandgebiete - brütete letztmalig in ganz Rheinland-Pfalz 1986 im Be- reich um das NSG “Fischsee” an der Grenze zum Landkreis Mainz-Bingen. Das starke Zusammen-

362 Die Fläche ist von der Biotopkartierung erst bei der letzten Aktualisierung erfaßt worden und demnach nicht in der Bestandskarte dargestellt. Nördlicher Oberrheingraben 218 schrumpfen der Fläche bewirtschafteter Naß- und Feuchtwiesen ist der Hauptgrund für das Ver- schwinden; Restbestände der Art auf der gegenüberliegenden Rheinseite auf hessischem Boden bie- ten aber günstige Ausgangspunkte für eine Wiederbesiedlung bei einer verbesserten Habitatsituation. Den Mangel an strukturreichen, extensiv bewirtschafteten Feuchtgrünlandbeständen verdeutlicht das sehr spärliche Auftreten von anspruchsvollen Insektenarten. Die Kurzflügelige Schwertschrecke (Co- nocephalus dorsalis) kommt nach Angaben der Biotopkartierung nur im Bereich des Eich- Gimbsheimer Altrheins vor und die landesweit vom Aussterben bedrohte Lauchschrecke (Parapleurus alliaceus) ist lediglich im Bereich der Kisselwiese und der nördlich anschließenden Rheinwiesen fest- gestellt. ¾ Erhalt sämtlicher Naß- und Feuchtwiesen. ¾ Erhalt und Entwicklung der bundesweit bedeutsamen Stromtalwiesen. • Die Sicherung der besonders aus floristischer Sicht bedeutsamen Stromtalwiesenbestände ent- lang des Rheins zwischen Eicher See und nördlicher Landkreisgrenze, am Eich-Gimbsheimer Altrhein, am Lochgraben nördlich von Herrnsheim und um den Landeplatz Worms ist vorrangi- ges Planungsziel. • Die entlang des Rheins zwischen Eicher See und dem NSG “Fischsee” an der nördlichen Land- kreisgrenze nahezu durchgängig vorhandenen Entwicklungspotentiale für Stromtalwiesen sind auszuschöpfen (vgl. LIEPELT & SUCK 1987). ¾ Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen unter Berücksichtigung der Lebensräume gefährdeter Tierarten mit mittleren bis hohen Raumansprüchen (z. B. Großer Brachvogel, Bekassine und Braunkehlchen) und mit kleinen Raumansprüchen (z. B. Kurzflügelige Schwertschrecke und Lauchschrecke). • Vordringlich ist die Entwicklung von ausgedehnten Grünlandflächen mit einem standortabhän- gigen Wechsel von Naß- und Feuchtwiesen, Mageren Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und einzelnen Schilfröhrichten um das NSG “Fischsee” nördlich von Gimbsheim, in der Umge- bung des Eich-Gimbsheimer Altrheins und des Altrheinsees sowie in der Randsenke zwischen Herrnsheim und Osthofen. • Entlang des Seegrabens nördlich von Rheindürkheim und westlich von Hamm sowie in der Rheinaue zwischen Rheindürkheim und Gernsheimer Fahrt sind die Standortpotentiale für die Entwicklung von Naß- und Feuchtwiesen im Umfeld vorhandener Feuchtgrünland- und Röh- richtbestände zu nutzen. • In der gesamten Altaue des Rheins ist der Grundwasserspeiegel anzuheben, um geeignete Standortbedingungen für Naß- und Feuchtwiesen zu erhalten und wiederzuentwickeln. ¾ Erhalt und Entwicklung einer halboffenen Flußauenlandschaft mit Biotopmosaiken aus Feucht- und Naßwiesen, Magerwiesen und Flußauenwäldern. • Dieses Ziel ist großflächig in der Überflutungsaue des Rheins bei Hamm zu realisieren.

3) Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden.

Die ausgedehnten Röhrichtbestände am Eich-Gimbsheimer Altrhein stellen den wichtigsten Lebens- raumkomplex für zahlreiche feuchtgebietsbewohnende Tierarten im linksrheinischen Nördlichen Ober- rheingraben dar. Die auf ehemaligen Streuwiesen entstandenen Schilfröhrichte stehen in Kontakt zu Restbeständen von Naß- und Feuchtwiesen sowie zu Stillwasserbiotopen und führen durch den ho- hen Grenzlinienreichtum dazu, daß neben den typischen Röhrichtbewohnern wie Wasserralle, Blau- kehlchen, Drosselrohrsänger, Rohrschwirl und Rohrweihe, die hier landesweite Siedlungsschwer- punkte haben, auch hochspezialisierte Arten wie z. B. Purpurreiher und Zwergdommel hier zumindest unregelmäßig als Brutvögel auftreten. Beeinträchtigt werden die Röhrichtkomplexe v. a. durch die schwerwiegende Grundwasserabsenkung in der Altrheinsenke, wodurch v. a. die Schilfflächen zu- nehmend austrocknen und die stehenden Wasserflächen immer kleiner werden. Eine durchgängige Stillgewässerrinne, wie sie in der Bestandskarte dargestellt ist, existiert heute nicht mehr, ist aus Sicht des Arten und Biotopschutzes aber auch nicht zwingend erforderlich (BRAUNER mündlich). Vielmehr ist über die Anhebung des Grundwasserstandes die Entstehung von mosaikartig flach überfluteten Röhrichtbeständen anzustreben. Der nur noch schwache Grundwassereinfluß auf den Eich- Gimbs- heimer Altrhein und die überwiegende Speisung des Gebiets durch Oberflächenwasser haben auch Nördlicher Oberrheingraben 219 zu einer erhöhten Eutrophierung beigetragen. Ehemals typische Pfeifengraswiesen der Niedermoor- böden im Gebiet sind mittlerweile flächig zu Schilfröhricht durchgewachsen (BRAUNER mündlich). Typische Pflanzenarten nährstoffarmer aber basenreicherer Feuchtstandorte wie Sumpfstendelwurz (Epipactis palustris) und Binsen-Schneide (Cladium mariscus) kommen heute nicht mehr im Altrhein- gebiet vor. Ein zweiter größerer Röhrichtkomplex in der Planungseinheit liegt im “Wormser Ried”. Hier und am Eich-Gimbsheimer Altrhein liegen die landesweit einzigen Gebiete, in denen fast alljährlich Brutver- dacht für die Löffelente besteht (KUNZ & SIMON 1987). Abgesehen von diesen beiden großflächigen Verlandungsröhrichtkomplexen sind Bestände des Bio- toptyps in der Planungseinheit nur selten und zumeist kleinflächig ausgebildet. Grundwasserabsen- kung hat dazu geführt, daß heute in vielen Bereichen des Nördlichen Oberrheingrabens nur noch Reste eines ehemals landschaftsprägenden Biotoptyps vorhanden sind. Nennenswerte Bestände sind nur noch in den feuchten Altauensenken am Seegraben nördlich von Rheindürkheim, südöstlich von Mettenheim und nördlich von Hamm erhalten, wo sie teilweise als Sukzessionsstadien ehemaliger Streuwiesen auftreten. Gleiches gilt für die Bestände im Bereich alter Stromtalwiesen nordöstlich von Gimbsheim. Als Bestandteil typischer Flußbiotopkomplexe sind in der Überflutungsaue des Rheins sind Röhrichte nur im Abschnitt zwischen Hamm und Rheindürkheim im Wechsel mit Naß- und Feuchtwiesen, Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und Weichholz-Flußauenwäldern entwickelt. Kleinflächig treten Röhrichtgesellschaften auch entlang von Gräben auf. Zu erwähnen sind hier v. a.. die Grabenränder südlich von Osthofen, wo u. a. Restvorkommen der die Schneidenriede charakteri- sierenden, landesweit stark bestandgefährdeten Binsen-Schneide (Cladium mariscus) existieren (BITZ mündlich). Die Planungseinheit zählt zu den Siedlungsschwerpunkten zahlreicher biotoptypischer Tierarten über Rheinhessen hinaus, wobei sich die Vorkommen vieler Arten aber fast völlig auf die Feuchtgebiete des Eich-Gimbsheimer Altrheins und des Wormser Rieds konzentrieren (s.o.). Abseits davon gibt es nur wenige Bereiche, die eine Lebensraumeignung für anspruchsvollere Tierarten der Röhrichte und Großseggenriede aufweisen. Dazu zählen in erster Linie die im Wechsel mit Naß- und Feuchtwiesen auftretenden Röhrichtbestände des NSG “Fischsee” nördlich von Gimbsheim, die sich im angrenzen- den Landkreis Mainz-Bingen auf größerer Fläche fortsetzen. Die typische Avizönose der Schilfgebiete am Rhein ist hier mit Beutelmeise, Schilfrohrsänger, Blaukehlchen, Wasserralle und Rohrweihe nahe- zu vollständig ausgebildet. Daneben sind nur ganz vereinzelt Vorkommen dieser Arten nachgewiesen. Am Rheinufer bei Ibersheim und in der feuchten Senke nördlich Hamm kennzeichnet das Blaukehl- chen strukturreiche Röhrichtbestände. Der Drosselrohrsänger tritt im Uferröhricht eines Stillgewässers zwischen Hamm und Ibersheim auf und die Röhrichte am Seegraben nördlich von Rheindürkheim die- nen der Rohrweihe als Brutplatz. Die Standortvoraussetzungen zur Entwicklung weiterer Röhrichte und Großseggenriede bleiben vor- wiegend auf die Überflutungsaue des Rheins innerhalb der Hochwasserdämme beschränkt. Hinter den Dämmen besteht stellenweise in den grundwassernahen Senken und alten Flutmulden der Altaue südlich von Gimbsheim, nordöstlich von Eich sowie im Dreieck Mettenheim-Hamm-Rheindürkheim Entwicklungspotential.

¾ Erhalt und Entwicklung eines landschaftstypischen Biotoptyps. ¾ Sicherung der bestehenden Röhrichte und Großseggenriede als Lebensräume spezialisierter Tier- und Pflanzenarten wie Zwergdommel, Purpurreiher, Rohrweihe, Wasserralle, Rohrschwirl und verschiedener Rohrsänger. ¾ Deutliche Erhöhung des Grundwasserstands in den Röhrichtbeständen zur Schaffung von zeit- weise bzw. ständig überfluteten Schilfbeständen. • Der Erhalt des Biotoptyps in einer vielfältigen Ausprägung ist insbesondere zur Sicherung der Bestände spezialisierter Vogelarten am Eich-Gimbsheimer Altrhein, im Wormser Ried und - landkreisübergreifend - im Gebiet “Fischsee” vorrangiges Planungsziel. • Sicherung von Röhrichten und Großseggenrieden in Flutmulden, Senken und entlang von Grä- ben als wichtiges Lebensraum- und Vernetzungselement. • Nördlich und östlich des Wormser Flugplatzes sind Röhrichte und Großseggenriede in Verzah- nung mit Stillwasser- und Grünlandbiotopen zu entwickeln. ¾ Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden als Bestandteil offener Feuchtbio- topkomplexe mit Lebensraumfunktion u. a. für Bekassine und Großen Brachvogel. Nördlicher Oberrheingraben 220

• Südlich von Gimbsheim, nordöstlich von Eich, nördlich und westlich von Hamm sowie zwischen Rheindürkheim und Mettenheim sind Röhrichte und Großseggenriede dem Standortpotential entsprechend im Komplex mit Naß-, Feucht- und Magerwiesen in zusammenhängende Offen- landbiotopkomplexe einzubinden. ¾ Erhalt und Entwicklung von Röhrichten und Großseggenrieden als Bestandteilen typischer Fluß- auenbiotopkomplexe. • Im Rheinuferbereich zwischen Eicher See und der nördlichen Landkreisgrenze sowie zwischen Rheindürkheim und Hamm sind die Standortpotentiale für Röhrichte und Großseggenriede als Bestandteil vielfältiger Feucht- und Magergrünlandkomplexe auszuschöpfen. • Südöstlich von Worms sind Schilfröhrichte im Komplex mit Stillgewässern und Hartholz- Flußauenwälder zu entwickeln. ¾ Erhalt und Entwicklung von kleinflächigen Ausbildungen des Biotoptyps entlang von Bächen und Gräben. • Dies gilt z. B. für die Grabenränder südlich von Osthofen mit Vorkommen der Binsen-Schneide.

4) Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen.

Der Biotoptyp kommt in größerer Ausdehnung aktuell nur in den Stromtalwiesen auf dem ehemaligen Munitionslager am Lochgraben nördlich von Herrnsheim in der Ausprägung als Stromtal- Halbtrockenrasen (Mesobrometum “alluviale”) vor363. Diese auf wechseltrockenen Standorten der Aue im standortabhängigen Mosaik mit Naß-, Feucht- und Magerwiesen auftretenden Halbtrockenra- sen sind in den übrigen Bereichen der Planungseinheit nahezu völlig verschwunden. Lediglich in den Stromtalwiesen “Kisselwiese” nordöstlich von Gimbsheim und “Bannwiese” östlich des Gebiets “Dorn- böhl” bei Gimbsheim wurden von der Biotopkartierung kleinflächige Restbestände von Stromtal- Halbtrockenrasen erfaßt. Charakterisiert sind diese Flächen durch das Auftreten typischer Halbtro- ckenrasenarten, zu denen sich einige eng an wechseltrockene Standorte gebundene Pflanzenarten wie Wiesen-Schwertlilie (Iris spuria), Kleines Mädesüß (Filipendula vulgaris) und Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) gesellen. Grundsätzlich ist das Entwicklungspotential für Stromtal-Halbtrockenrasen auf kleinflächig auftreten- den wechseltrockenen Standorten innerhalb aller Flächen mit Entwicklungspotential für Stromtalwie- sen vorauszusetzen (s. 2). Darüber hinaus sind insbesondere die trockenen Standorte der Hochwas- serdämme entlang des Rheins für die Entwicklung von Halbtrockenrasenvegetation prädestiniert. In der Teilbereichen der Planungseinheit kommt den Gleistrassen stillgelegter oder nur schwach be- fahrener Bahnlinien eine hohe Bedeutung als Lebensraum sowie für die Biotopvernetzung zu. Reste von Gras- und Krautfluren mit Halbtrockenrasencharakter - häufig im Wechsel mit Strauchbeständen - kommen in der Planungseinheit z. B. zwischen Hamm und Rheindürkheim sowie von Worms- Neuhausen aus nordwärts vor (in der Bestandskarte nicht dargestellt). ¾ Erhalt und Entwicklung eines Biotoptyps mit besonderer Bedeutung für den Naturschutz. ¾ Berücksichtigung der Standortansprüche gefährdeter Pflanzenarten der Stromtal- Halbtrockenrasen wie z. B. der Wiesen-Schwertlilie. • Sicherung der Bestände von Halbtrockenrasen nördlich von Herrnsheim und der kleinflächig in den Stromtalwiesen um Gimbsheim erhaltenen Bestände (“Kisselwiese”, “Bannwiese”). • Sich kleinflächig bietende Entwicklungsmöglichkeiten für Stromtal-Halbtrockenrasen im Bereich der zu entwickelnden Stromtalwiesen entlang des Rheins nordöstlich und östlich von Gimbs- heim sowie in der Randsenke zwischen Osthofen und Herrnsheim sind auszuschöpfen. ¾ Entwicklung eines Biotopmosaiks aus Halbtrockenrasen mit Mageren Wiesen und Weiden mittle- rer Standorte auf den Rheinhauptdämmen als wichtige Vernetzungselemente für trockenheitslie- bende Pflanzen- und Tierarten innerhalb der Aue.

363 Die Fläche ist von der Biotopkartierung erst bei der letzten Aktualisierung erfaßt worden und demnach nicht in der Bestandskarte dargestellt. Nördlicher Oberrheingraben 221

• Dieses Ziel gilt v. a.. für die Hochwasserdämme zwischen Rheindürkheim und Hamm sowie zwischen Gernsheimer Fahrt und der nördlichen Landkreisgrenze. ¾ Aufgreifen von alten Gleistrassen zur Entwicklung von Trockenbiotopen innerhalb der Rheinaue. • Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen im Biotopmosaik mit Ruderalfluren und Strauch- beständen entlang der Bahntrassen auf den Strecken Hamm-Rheindürkheim und Worms- Abenheim.

5) Entwicklung von Dünen und Sandrasen.

Auf den Niederterrassen des Rheins westlich von Eich und westlich von Gimbsheim, die sich im an- grenzenden Landkreis Mainz-Bingen fortsetzen, kommen zusammenhängend Sandstandorte auf den dort abgelagerten Flug- und Terrassensanden vor. Dünen und Sandrasen sind hier aber aktuell nicht entwickelt, da das Gebiet intensiv landwirtschaftlich genutzt wird. Vor allem Spargelfelder und Obst- plantagen nehmen hier größere Flächen ein. Der lockere Sandboden bietet günstige Voraussetzungen für die Besiedlung durch den Wiedehopf. Bedingt durch die intensive Landwirtschaft, von der Streuobstbestände und sonstige Extensivstruktu- ren stark zurückgedrängt wurden, ist der kleine Wiedehopfbestand, der hier bis in die 1980er Jahre existierte (vgl. LEHNERT 1985/86) offensichtlich erloschen (BITZ mündlich). ¾ Entwicklung eines seltenen Biotoptyps. ¾ Berücksichtigung der Standort-, Raum- und Strukturansprüche spezialisierter Tier- und Pflanzen- arten, u. a. zahlreicher wärmeliebender Insektenarten. • Nordwestlich und westlich von Gimbsheim sowie nordwestlich vom Sandhof bei Eich sind zu- sammenhängend Biotopmosaike mit Sandrasen und extensiv bewirtschafteten Feldern mit ei- nem lockeren Streuobstbestand zu entwickeln. • Im Bereich des alten Schießstands östlich des Herrnsheimer Walds und auf nördlich anschlie- ßenden Flächen sind auf kleinflächig vorkommenden Sandböden Sandrasen als Bestandteil von Magergrünlandkomplexen zu entwickeln.

6) Erhalt und Entwicklung von Streuobstbeständen.

Streuobstbestände sind in der Planungseinheit selten. Einzelne Streuobstbestände auf Wiesen und Weiden mittlerer Standorte liegen in der Rheinaue um das Ibersheimer Werth, eine weitere im Gebiet “Bürgerweide” südlich von Worms. Von den ehemals auf den Terrassensanden westlich von Gimbs- heim und Eich sowie um die Ortschaften am Rand der Rheinniederung verbreiteten Streuobstäckern ist nur noch ein kleiner Bestand nördlich vom Sandhof bei Eich erhalten. Die übrigen wurden gerodet und durch intensiv bewirtschaftete Niedrigstammkulturen, Rebflächen oder Äcker ersetzt. Durch die Rodung alter Streuobstbestände gingen für einige Arten wichtige Lebensräume verloren. Der bis Ende der 1960er Jahre bei Gimbsheim vorkommende Rotkopfwürger (vgl. NIEHUIS 1991) fehlt heute im gesamten Landkreis Alzey-Worms. Ebenso brütet der Wiedehopf seit einigen Jahren nicht mehr auf den Sandstandorten bei Gimbsheim und Eich. Der Steinkauz brütet in der Planungs- einheit heute schwerpunktmäßig in rheinnahen Kopfweidenbeständen östlich von Gimbsheim, verein- zelt auch um den Herrnsheimer Wald und südlich von Worms (Angaben der Biotopkartierung). Ledig- lich am Sandhof bei Eich kennzeichnet das Vorkommen des Steinkauzes die dort erhaltenen alten Obstbaumbestände. ¾ Erhalt und Entwicklung von Lebensräumen für an Streuobstbestände gebundene Tierarten wie Steinkauz, Wiedehopf oder Rotkopfwürger. ¾ Erhalt und Entwicklung von kulturhistorisch bedeutsamen Landschaftselementen. ¾ Sicherung von Streuobstbeständen zur Schaffung von weniger intensiv genutzten Bereichen in der Agrarlandschaft. • Zusammen mit Biotopmosaiken aus Sandrasen und extensiv bewirtschafteten Feldern sind nordwestlich vom Sandhof und westlich von Gimbsheim über die Planungseinheit hinaus Streu- obstbestände zu entwickeln. Nördlicher Oberrheingraben 222

• Die Obstbaumbestände südwestlich von Hamm und um Ibersheim sowie südöstlich von Worms sind zu sichern und um weitere Streuobstflächen im Komplex mit Mager- und Feuchtgrünland- biotopen zu ergänzen. • Unterhalb der steilen Rheinhänge und um die Ortschaften sind Streuobstbestände über klein- parzellierten und vielfältig genutzten Acker-, Reb- und stellenweise auch Grünlandflächen zu entwickeln; Schwerpunkte der Entwicklung liegen bei Alsheim, Mettenheim, Osthofen und Worms-Herrnsheim. • Die landwirtschaftlich genutzten Bereiche nördlich von Rheindürkheim sind bei gleichzeitiger Nutzungsextensivierung der Ackerflächen mit Streuobstbeständen anzureichern..

7) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte und der acker- und weinbaulich genutzten Bereiche (vgl. Kap. E.2.2.4).

Fließgewässer

Der Rhein ist das landschaftsbestimmende Fließgewässer der Planungseinheit. Er weist durchgängig eine nur mäßige Gewässerbelastung (Güteklasse II) auf. Durch die Verbauung des Rheinufers auf der gesamten Strecke fehlen von der Dynamik geprägte Flußbiotopkomplexe im Nördlichen Oberrhein- graben weitgehend. Flußbiotope wurden von der Biotopkartierung lediglich am Gleitufer in der Rhein- krümmung östlich des Eicher Sees sowie in Uferabschnitten zwischen Hamm und Rheindürkheim kar- tiert. Hier treten etwas reicher strukturierte Uferzonen, teilweise auch kleinere Altwässer in Kontakt zu Weichholz-Flußauenwäldern und Röhrichtbeständen. Die struktur- und vegetationsarme Ausprägung des Rheinufers schlägt sich auch in der sehr spärli- chen Besiedlung durch typische Tierarten der Fließgewässer nieder. Einzig die Gebänderte Prachtli- belle (Calopteryx splendens) vermag einige Uferabschnitte in geringer Dichte zu besiedeln. Nachwei- se liegen unterhalb des Eicher Sees, südlich von Hamm und bei Worms vor. Dabei weisen besonders die noch vom Wasserregime des Rheins beeinflußten Altwässer in der Überflutungsaue am Ibershei- mer Werth südlich von Hamm auch für Stillgewässerlibellen wichtige Lebensraumfunktionen auf. Un- ter anderem liegt hier einer der wenigen rheinland-pfälzischen Fundorte der Sumpf-Heidelibelle (Sym- petrum depressiusculum) und das einzige Vorkommen der Südlichen Binsenjungfer (Lestes barbarus) in der Planungseinheit. Ein weiterer schwach vom Rheindruckwasser durchströmter Altwasserab- schnitt ist am “Oberen Kisselwert” nordöstlich von Rheindürkheim erhalten. Dagegen sind der Eich- Gimbsheimer Altrhein und der Altarm zwischen Hamm und Ibersheimer Werth nicht mehr an den Rheinstrom angebunden. Die große, mit dem Rhein in offener Verbindung stehende Wasserfläche des Eicher Sees zählt zu den wichtigen Rast- und Überwinterungsplätzen für Wasservögel in der Nördlichen Oberrheinniederung (GNOR 1992). Die starke Freizeitnutzung und die nahezu geschlossene Uferbebauung mit Wochen- endgrundstücken führen hier aber zu stärkeren Beeinträchtigungen, so daß die Zahl der rastenden und überwinternden Vögel vergleichsweise gering bleibt. Am unbebauten Südufer des Eicher Sees wurde das einzige Brutvorkommen des Eisvogels in der Planungseinheit festgestellt. Im südlichen Teil der Planungseinheit durchqueren die begradigten und verbauten Unterläufe der von Westen dem Rhein zufließenden Bäche Seebach, Grailsbach, Pfrimm und Eisbach die Planungsein- heit. Während Seebach und Pfrimm hinsichtlich der Gewässergüte nur als mäßig belastet gelten, sind der Eisbach stark (Güteklasse III) und der Grailsbach übermäßig (Güteklasse IV) verschmutzt. Struk- turell unterscheiden sich die Bachunterläufe kaum von den zahlreichen wasserführenden Gräben in der Planungseinheit, die besonders im Umfeld des Eich-Gimbsheimer Altrheins und auf den feuchten Standorten der Randsenke bei Mettenheim und Osthofen als enges Netz die landwirtschaftlichen Flä- chen durchziehen. Ein Teil dieser Gräben ist von der Biotopkartierung erfaßt worden und somit als aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes als bedeutsamer Bereich charakterisiert. In der Regel han- delt es sich dabei um schmal-lineare Biotopstrukturen in Gestalt von ausgeprägter Wasser- und Ufer- vegetation. Bedeutung als Lebensraum für Tierarten mit größerem Raumanspruch kommt diesen Gräben aber kaum zu und auch die Lebensraumeignung für Fließgewässerorganismen ist stark ein- geschränkt. Zu geringe Wasserführung infolge der Grundwasserabsenkungen und die intensive A- ckernutzung umliegender Flächen bis an die Grabenböschung sind die wesentlichen Faktoren, die zur starken Beeinträchtigung der Lebensraumfunktion der Gräben führen.

Nördlicher Oberrheingraben 223

Ziele der Planung:

1) Erhalt aller naturnahen Strecken, Auen und Quellbereiche der Fließgewässer einschließlich ihrer Lebensgemeinschaften (vgl. Kap. E.2.4.1).

¾ Erhalt der typischen Lebensgemeinschaften des Rheins. ¾ Erhalt der typischen Lebensgemeinschaften der Rheinauenbäche und -gräben. ¾ Erhalt der Restpopulationen bedrohter Pflanzen und Tierarten als Wiederausbreitungszentren zu Renaturierung ökologisch beeinträchtigter Fließgewässerabschnitte.

2) Wiederherstellung eines möglichst naturnahen Zustands aller Fließgewässersysteme (vgl. Kap. E.2.4.2).

¾ Verbesserung der Wasserqualität. ¾ Förderung der natürlichen gewässertypischen Vegetation und Fauna. ¾ Ökologische Verbesserung von Gestalt und Verlauf des Gewässerbetts sowie der Überflutungs- auen. • Am Rhein ist dieses Ziel durch abschnittsweisen Rückbau der Uferbefestigungen zur Entwick- lung naturnaher Ufersäume sowie durch eine stärkere Wiederanbindung von Altwassern an das Wasserregime des Stroms zu realisieren. • An den kleineren Fließgewässern ist die Schaffung von Uferrandstreifen, eine verminderte Ge- wässerunterhaltung und eine grundsätzliche Anhebung des Grundwasserstands in der Rhein- aue notwendig.

3) Extensivierung der Nutzung von Rhein und Rheinaue (vgl. Kap. E.2.4.3).

¾ Reduzierung der anthropogenen Nutzung des Rheinufersaums. ¾ Freihalten der Standorte mit einem hohen Entwicklungspotential für naturnahe Auenbiotope (wie Flußauenwälder, Röhrichte) vor irreversiblen Nutzungsformen (wie weiterer Bebauung, Ausdeh- nung intensiver Freizeiteinrichtungen). ¾ Einstau von Gräben in der Rheinaue über eine Anhebung des Grundwasserstands und den Ein- stau von Rheinwasser über Pumpwerke z. B. bei Eich und Gimbsheim.

Stillgewässer und Abgrabungsflächen

Die Planungseinheit ist insbesondere im nördlichen Teil reich an Stillgewässern. Neben dem vom Rheinstrom abgetrennten Altarm am Eich-Gimbsheimer Altrhein handelt es sich zum überwiegenden Teil um künstliche, in Folge von Abgrabungstätigkeit entstandene Stillgewässer. Natürliche, grund- und druckwassergespeiste Stillgewässerbiotope, die früher ein charakteristisches Landschaftselement im Nördlichen Oberrheingraben waren, sind im Zuge der umfangreichen Entwässerungen und Grundwasserabsenkungen nahezu verschwunden und beschränken sich heute im Wesentlichen auf die schmale Überflutungsaue des Rheins innerhalb des Haupthochwasserdamms. Derartige Stillge- wässer konzentrieren sich besonders auf die Rheinaue zwischen Hamm und Rheindürkheim. Einigen der Stillgewässer in der Planungeinheit kommt eine landesweit herausragende Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz zu. Besonders gilt dies für die in ausgedehnte Feuchtbiotopkomplexe eingebundenen Stillwasserbereiche der Verlandungszonen des Eich-Gimbsheimer Altrheins. Für viele Libellen-, Amphibien- und Vogelarten liegen hier wichtige Brut- und Laichgewässer. Aus avifaunisti- scher Sicht sind besonders die Brutbestände von Zwergtaucher, Krick- und Knäkente hervorzuheben. Die Knoblauchkröte hat hier einen landesweiten Vorkommensschwerpunkt und bis in die 1980er Jah- re bildete sie äußerst individuenreiche Populationen aus. Grundwasserabsenkung hat aber auch hier Nördlicher Oberrheingraben 224 wie in der gesamten Rheinebene zu drastischen Bestandseinbußen geführt (BITZ et al. 1996). Erlo- schen sind die Vorkommen des Moorfroschs, der im Landkreis heute nur noch in einem kleinen Be- stand im NSG “Wormser Ried” siedelt (GNOR 1993). Unter den Libellen finden viele in ihrer landes- weiten Verbreitung auf das Oberrheingebiet beschränkte Arten am Eich-Gimbsheimer Altrhein bedeu- tende Reproduktionsgewässer. Unter anderem sind Feuerlibelle (Crocothemis erythraea), Gefleckte Smaragdlibelle (Somatochlora flavomaculata) und Keilflecklibelle (Aeshna isosceles) nachgewiesen. Die Absenkung des Grundwasserstandes hat wesentlich zum Rückgang der typischen Auenamphi- bien in der Planungseinheit beigetragen. Neben den erwähnten Vorkommen der Knoblauchkröte am Eich-Gimbsheimer Altrhein sind auch in dessen weiterer Umgebung (z. B. um den Eicher See, östlich von Gimbsheim, nördlich und südlich von Hamm) zahlreiche Fundorte der Art bekannt, von denen a- ber der überwiegende Teil nicht mehr aktuell bestätigt werden konnte (GNOR 1993, BITZ et al. 1996). Ähnliches gilt für die ebenfalls häufig in druckwassergespeisten Tümpeln laichende Wechselkröte. Zwar bilden sich in Ackersenken nach wie vor temporäre Stillgewässer, dies geschieht aber in den vergangenen Jahren deutlich seltener, so daß es wiederholt zu völligen Reproduktionsausfällen und auf Dauer zu einem Verschwinden der Amphibienarten an vielen Stellen kam (GNOR 1993). Bei Eich und Gimbsheim sowie westlich von Hamm sind infolge von anhaltender Auskiesung große Baggerseen entstanden, durch die bedeutsame Feuchtbiotopflächen z. B. nordöstlich von Eich zer- stört wurden. Häufig weisen diese Abgrabungen Steilwände auf, die von der Uferschwalbe als Brut- platz genutzt werden können. In Abhängigkeit von der Abgrabungstätigkeit bestehen die Brutkolonien zumeist nur zeitweise, so daß es zu deutlichen Schwankungen des gesamten Brutbestandes bis hin zum völligen Ausbleiben der Art in manchen Jahren kommt. Zu den Brutvögeln der Naßabgrabungen, die in der Regel nur spärliche Ufervegetation aufweisen, zählen besonders der Haubentaucher und der auf vegetationsarmen Uferabschnitten brütende Flußregenpfeifer. Während die Eignung der Seen als Brutgewässer für Wasservögel aufgrund der vegetationsarmen Ufer und fehlender Verlandungs- zonen auf wenige Arten beschränkt bleibt, ist deren Bedeutung als Rast- und Überwinterungsplatz sehr hoch. Besonders der Altrheinsee nördlich von Eich und der Elisabethensee zählen für Arten wie Schellente, Samtente, Reiherente, Tafelente, Löffelente, Spießente, Krickente, Schnatterente, Pfeifen- te und Sterntaucher zu den landesweit wichtigsten Rastgewässern (GNOR 1992). Neben den großen Baggerseen gibt es in der Planungseinheit eine Reihe kleinerer künstlicher Still- gewässer, die teilweise gut ausgebildete Verlandungszonen aufweisen und somit Bedeutung für eini- ge charakteristische Stillgewässerarten bekommen. Zu erwähnen sind besonders die Gewässer im “Unterfeld” zwischen Hamm und Ibersheim, die von Röhrichten und kleineren Waldbeständen umge- ben sind. Die breiten Uferröhrichte werden u. a. durch das Auftreten des Drosselrohrsängers charak- terisiert, ausgeprägte Schwimmblattvegetation begünstigt das Vorkommen von Kleinem und Großem Granatauge (Erythromma viridulum, E. najas).

Ziele der Planung:

1) Erhalt und Entwicklung von Stillgewässern und ihren Verlandungszonen.

¾ Erhalt und Entwicklung eines für den Landkreis besonders charakteristischen Biotoptyps. ¾ Berücksichtigung der Lebensräume spezialisierter Stillwasserarten wie Moorfrosch, Zwergtau- cher, Krickente, Knäkente und verschiedener Libellenarten. • Vorrangig ist die Sicherung der Stillgewässer im Bereich des Eich-Gimbsheimer Altrheins und des Wormser Rieds sowie in der Rheinaue zwischen Rheindürkheim und Hamm. • Nördlich und östlich des Wormser Flugplatzes sind Stillgewässer im Biotopmosaik mit Röhrich- ten und Grünlandbiotopen zu entwickeln. ¾ Gewährleistung eines ausreichend hohen Grundwasserstandes zur langfristigen Sicherung von Stillgewässern, z. B. als Laichgewässer für Amphibien. • Vordringlich gilt dies für den Eich-Gimbsheimer Altrhein, wo der Anteil an mosaikartig flach ü- berfluteten Schilfbeständen deutlich zu erhöhen ist (nicht als durchgängig offene Wasserflä- che). ¾ Anlage von flachen Stillgewässern durch Vernässung von Gräben und Überflutung von Senken durch Einstau von Rheinwasser bei mittleren und hohen Rheinwasserständen. Nördlicher Oberrheingraben 225

• Vorrangig ist die Anlage von Kleingewässern in Geländevertiefungen in der Altrheinniederung des Eich-Gimbsheimer Altrheins anzustreben. • Dies gilt grundsätzlich für die gesamte Planungseinheit, in besonderem Maße aber für die ge- samte Eich-Gimbsheimer Altrheinniederung sowie für die Rheinaue zwischen Rheindürkheim und Hamm und die Bereiche südöstlich von Worms. • Der niedrige Grundwasserspiegel macht in einigen Bereichen wie z. B. entlang des Seegra- bens, im Bereich nordöstlich von Hamm oder im Umfeld des Wormser Rieds die Anlage künstli- cher Stillgewässer zur Sicherung von Amphibienbeständen notwendig (in der Zielekarte nicht dargestellt, vgl. GNOR 1992, 1993). ¾ Förderung der natürlichen gewässertypischen Vegetation und Fauna. ¾ Extensivierung der Freizeitnutzung an den Stillgewässern. • Entwicklung von strukturreichen Stillgewässern aus Fischteichen oder Freizeitweihern. • Der Badeweiher östlich von Worms-Herrnsheim ist zumindest in Teilbereichen zum naturnahen Stillgewässer mit Flachwasserbereichen und Röhrichtbeständen zu entwickeln.

2) Entwicklung von Kleingewässern.

¾ Entwicklung von dauerhaften und von temporären Kleingewässern in der Altaue des Rheins, die direkt vom Druck- und Qualmwasser des Rheins abhängig sind. (Nicht in der Zielekarte darge- stellt.) ¾ Berücksichtigung der Lebensräume spezialisierter Tierarten mit mittleren Raumansprüchen wie Knoblauchkröte und Wechselkröte. • In der gesamten Rheinaue zwischen Rheindürkheim und der nördlichen Landkreisgrenze, süd- östlich von Worms sowie in der Randsenke südlich von Osthofen ist in Flutrinnen und sonstigen Geländesenken die Entstehung von kleineren Stillgewässern z. B. nach Hochwasserereignis- sen zu fördern.

3) Erhalt und Entwicklung von Biotopen in Abgrabungsflächen und tiefen Abgrabungsgewässern.

¾ Extensivierung der Freizeitnutzung und der fischereilichen/angelsportlichen Nutzung an den Bag- gerseen. ¾ Sicherung der Rastplatzfunktion der Baggerseen für Schwimmvögel. • Insbesondere am Elisabethensee ist die Freizeitnutzung zu beschränken. ¾ Erhalt und Entwicklung von Steilwänden als Brutplatz der Uferschwalbe in ausreichender Zahl und Dichte. ¾ Erhalt und Entwicklung störungsarmer Pionier- und Ruderalstandorte innerhalb der Abgrabungs- bereiche. Prioritäten 226

E. Hinweise für die Umsetzung der Planungsziele

E.1 Prioritäten

Die in diesem Abschnitt genannten Landschaftsräume und Biotope sind für die Verwirklichung der Zie- le der Planung Vernetzter Biotopsysteme im Landkreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms von besonderem Rang. Es handelt sich um Bereiche, die entweder als ökologisch vielgestalti- ge oder in ihrer Ausstattung einzigartige Landschaftsräume von überregionaler Bedeutung oder re- präsentativ für den Landkreis sind oder in denen ein besonderer Handlungsbedarf besteht, vorhande- ne Biotopstrukturen zu erhalten und zu verbessern.

Ihre Auswahl erfolgte aufgrund

• der Vorkommen überregional bedeutsamer Lebensräume und Vorkommen seltener Arten • der Vorkommen naturraumbedingter Lebensräume und regional seltener Arten • der Funktion als großräumige Vernetzungsachse zwischen wichtigen Lebensraum-Komplexen • des Vorhandenseins von großflächig unzerschnittenen Biotopen (v. a.. Wälder) • eines dringenden Handlungsbedarfs zur Aufwertung von Teillebensräumen des Landkreises (Defi- ziträume).

Im Landkreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms kommt unter diesen Gesichtspunkten folgenden Landschaftsräumen und Biotopen Priorität zu:

1) Rhein und Flußauenbiotope des Rheintals a) Rhein b) Rheinaue nördlich von Worms c) Eich-Gimbsheimer Altrhein d) Ibersheimer Werth e) Rheinaue südlich von Worms mit Wormser Ried

2) Rückzugsgebiete wärmeliebender Tierarten innerhalb der rheinhessischen Agrarlandschaft a) Westliche Randstufe des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands b) Hänge und Kuppen im Alzeyer Hügelland c) Hanglagen der Rheinfront d) Pfrimmhänge e) Sandterrassen der Rheinaue

3) Waldbiotopkomplexe der Rheinhessischen Schweiz a) Eicher Wald b) Vorholz

4) Xerothermbiotopkomplexe der Rheinhessischen Schweiz a) Neu-Bamberger Riegel b) Hänge von Wiesbach und Finkenbach

5) Biotopkomplexe der Abgrabungen a) bei Gundersheim b) bei Monsheim

6) Talauen a) Appelbach b) Wiesbach/Finkenbach c) Selz und Seitenbäche d) Seebach/Seegraben e) Lochgraben f) Pfrimm g) Eisbach Prioritäten 227

7) Landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands

Eine kurzfristige Realisierung der Planungsziele in diesen in der Prioritätenkarte dargestellten Berei- chen ist von besonderer Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz in Rheinland-Pfalz. Insbesondere in den Gebieten, die sich durch eine überdurchschnittliche Ausstattung mit bedeutenden Lebensräu- men und biotoptypischen Arten auszeichnen, lassen sich durch abgestimmte Maßnahmen und geziel- te Förderung wirksam tragende Bereiche innerhalb der Biotopsysteme entwickeln. Diese können ihre Funktion jedoch nur dann dauerhaft erfüllen, wenn auch die übrigen Bestände wertvoller Biotoptypen gesichert und die Zielvorstellungen der Planung insgesamt umgesetzt werden.

1) Rhein und Flußauenbiotope des Rheintals a) Rhein b) Rheinaue nördlich von Worms c) Eich-Gimbsheimer Altrhein d) Ibersheimer Werth e) Rheinaue südlich von Worms mit Wormser Ried

Bedeutung: Flußauenbiotope gehören zu den gefährdetsten und schutzbedürftigsten Lebensräumen Mitteleuropas. Trotz einschneidender anthropogener Veränderungen der Rheinaue im Laufe der letz- ten Jahrhunderte sind im Landkreis Alzey-Worms und in der kreisfreien Stadt Worms Flußauenbioto- pe erhalten geblieben, die zusammen mit nördlich und südlich anschließenden Auenlebensräumen des Oberrheingrabens von bundesweiter Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz sind. Die inner- halb der europäischen Vogelzugstraßen liegenden Rheinuferbereiche und größeren Stillgewässer in der Rheinaue stellen wichtige Nahrungs- und Rastplätze für Zugvögel dar (GNOR 1992). Einige Brut- vögel wie z. B. Krickente, Schilf- und Drosselrohrsänger, Rohrschwirl und Blaukehlchen sind in ihrer Verbreitung in Rheinland-Pfalz weitgehend auf die Rheinauen beschränkt. Die Röhrichtkomplexe des Eich-Gimbsheimer Altrheins stellen dabei den zentralen Bereich mit Kernpopulationen vieler bedrohter Feuchtgebietsarten dar. Die Bedeutung des Raums ergibt sich auch aus den in Teilbereichen erhalte- nen Feucht- und Magergrünlandflächen. Darunter sind vor allem die zwischen Eich und der nördlichen Landkreisgrenze und nördlich von Worms-Herrnsheim erhaltenen wertvollen Restbestände der ehe- mals weit verbreiteten “Stromtalwiesen” mit landesweit einzigartigen Pflanzenvorkommen hervorzu- heben (LIEPELT & SUCK 1991). In der breiten Überflutungsaue des Ibersheimer Werths sind größere Reste von Flußauenwäldern erhalten. Von zentraler Bedeutung für die Populationen von Moorfrosch, Knoblauch- und Wechselkröte sind die durch Druck- und Qualmwasser entstehenden temporären Stillgewässer in der Rheinaue. Neben den stark vom Wasserregime des Rheins abhängigen Biotop- beständen tragen entlang der Rheindämme Vegetationsbestände von Halbtrockenrasen und trocke- nen Magerwiesen wesentlich zur Erhöhung der Artenvielfalt v. a.. bei der Insektenfauna bei.

Handlungsbedarf: Von zentraler Bedeutung für die Sicherung der Auenlebensräume innerhalb eines funktionsfähigen Biotopsystems entlang des Rheins ist die Nutzung aller Ansatzmöglichkeiten um flußtypische Lebensräume zu erhalten und zu verbessern. Dies umfaßt insbesondere eine wieder stärkere Anbindung der Auen an das Wasserregime des Rheins, wozu vorrangig der Erhalt und die Entwicklung der Überflutungsaue notwendig ist. Möglichkeiten zur Reaktivierung der Altaue sind zu überprüfen und gegebenenfalls auszuschöpfen. Durch Verstärkung des Grund- und Druckwasserein- flusses auf den Altauenstandorten sind die Voraussetzungen zur Ausdehnung von Gewässerbiotopen und Feuchtgrünlandbeständen, insbesondere der Stromtalwiesen zu schaffen. Am Rhein selbst sind alle Ansatzmöglichkeiten zu nutzen, um flußtypische Lebensräume zu verbessern und zu erweitern, beispielsweise durch den abschnittsweisen Rückbau der Rheinuferbefestigungen, die Wiederanbin- dung von Altrheinarmen an den Fluß, den Einstau von Gräben und eine gezielte Anhebung des Grundwasserstands. Eine weitere Auskiesung insbesondere im Innenbogenbereich des Eich- Gimbsheimer Altrheins ist zu vermeiden. Darüber hinaus ist der Zustand der vorhandenen Abgra- bungsgewässer zu verbessern, da diese als Ersatzlebensräume für charakteristische Tierarten natur- belassener Flußufer von essentieller Bedeutung sind und wichtige Rast- und Nahrungslebensräume für Zugvögel darstellen. Prioritäten 228

2) Rückzugsgebiete wärmeliebender Tierarten innerhalb der rheinhessischen Agrarlandschaft a) Westliche Randstufe des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands b) Hänge und Kuppen im Alzeyer Hügelland c) Hanglagen der Rheinfront d) Pfrimmhänge e) Sandterrassen der Rheinaue

Bedeutung: Von besonderer Bedeutung in der weiträumig offenen, an Strukturen sehr armen Agrar- landschaft Rheinhessens sind die Restflächen der traditionellen Weinbergslandschaft, die sich durch einen gegenüber den flurbereinigten Flächen hohen Strukturreichtum auszeichnen. Aufgrund der wär- mebegünstigten Lage kommt diesen Weinbergshängen mit Trockenmauern, Rechs, Hohlwegen und Lößwänden insbesondere eine Bedeutung als Lebensraum für wärmeliebende Tier- und Pflanzenar- ten zu. Nennenswerte Restbestände zusammenhängend strukturreicher Weinbergslagen mit einem höheren Anteil an Extensivstrukturen sind im Landkreis Alzey-Worms und in der kreisfreien Stadt Worms hauptsächlich entlang der Rheinfront von Osthofen bis Alsheim sowie an der Westlichen Randstufe im Raum Wörrstadt erhalten. In den zentralen Teilen des Alzeyer Hügellands ist die traditi- onelle Weinbergslandschaft nur kleinräumig erhalten (z. B. westlich von Alzey, nordwestlich von Westhofen und entlang der Pfrimm). In diesen Bereichen existieren noch größere Restpopulationen von typischen Arten der Weinbergslandschaft wie Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Neuntöter und Steinkauz. Ebenso liegen hier entlang von Hohlwegen und Lößwänden die landesweit wichtigsten Re- liktstandorte von zahlreichen Steppenpflanzenarten, von denen z. B. die Vorkommen der Zwergkir- sche im Landkreis Alzey-Worms die bundesweit bedeutendsten sind (vgl. DISTER 1987). Vereinzelt auftretende Bereiche mit höherem Anteil an Weinbergsbrachen oder Restflächen von Halbtrocken- und Trockenrasen sind die wichtigsten Lebensräume für Tierarten mit höherem Flächenanspruch, wozu z. B. Schmetterlingsarten wie Silbergrüner Bläuling und Esparsetten-Widderchen zählen. Eine besondere Stellung nehmen die Flugsandterrassen im Oberrheingraben bei Eich und Gimbs- heim ein. Aktuell sind diese Flächen durch intensive Landnutzung in ihrer Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz stark eingeschränkt, was sich seit einigen Jahren auch im Ausbleiben des Wiede- hopfs niederschlägt. Die Standorte besitzen aber ein hohes Potential für die Wiederentwicklung von trockenwarmen Sandbiotopen, wie es sonst in Rheinhessen nur noch im Mainzer Kalkflugsandgebiet zu finden ist.

Handlungsbedarf: Zur Sicherung der für die rheinhessische Weinbaulandschaft typischen Tier- und Pflanzenarten ist der Erhalt der vielfältig strukturierten Weinbergshänge und eine daran anknüpfende Entwicklung weiterer mit Kleinstrukturen durchsetzter Rebflächen vordringlich. Als Ansatzpunkte für die Entwicklung einer zusammenhängend mit Kleinlebensräumen und vernetzenden Strukturen wie Weinbergsmauern, Lößwände, Hohlwege und Streuobst durchsetzten Landschaften bieten sich dabei die vorhandenen Restflächen der noch nicht flurbereinigten Rebfluren wie entlang der Rheinfront, bei Wörrstadt, am Petersberg bei Gau-Odernheim, am Kloppberg bei Dittelsheim-Heßloch, nordwestlich von Westhofen oder auch an den Hängen des Pfrimmtals an. Auf Flächen wie z. B. im Aulheimer Täl- chen bei Flonheim, wo der Weinbau auf zusammenhängenden Flächen aufgegeben wurde, ist die Si- cherung des offenen bis halboffenen Charakters der Xerothermbiotope vordringlich. Mittelfristig ist die Entwicklung zusammenhängender Biotopsysteme von extensiv bewirtschafteten, mit Kleinstrukturen angereicherten Rebflächen entlang der rheinhessischen Hanglagen anzustreben. Auf den Flugsandterrassen der Rheinniederung ist die Entwicklung von Lebensräumen u. a. für den Wiedehopf vordringlich. Neben dem Erhalt und der vermehrten Entwicklung von Streuobstbeständen ist eine Anreicherung der Kulturflächen mit Extensivstrukturen wie kleinen Sandrasen und Brache- streifen ein wichtiges Planungsziel.

3) Waldbiotopkomplexe der Rheinhessischen Schweiz a) Eicher Wald b) Vorholz

Bedeutung: In der insgesamt ausgesprochen waldarmen Landschaft des Landkreises Alzey-Worms kommt den Wäldern in der Rheinhessischen Schweiz allein aufgrund ihrer Ausdehnung und des Vor- Prioritäten 229 kommens vieler typischer Waldarten, die sonst im Landkreis und in der kreisfreien Stadt Worms feh- len, eine regionale Bedeutung zu. Der Einfluß des trockenwarmen Klimas Rheinhessens macht sich in diesen Waldgebieten deutlich bemerkbar, so daß hier wärmeliebende Arten vorkommen, die im an- schließenden Nordpfälzer Bergland kaum verbreitet sind. Dazu gehören u. a. Tagfalter wie der Blau- schwarze Eisvogel, der in ganz Rheinhessen in jüngerer Zeit nur im Eicher Wald nachgewiesen wur- de. Dieses relativ kleine Waldgebiet zeichnet sich durch einen sehr vielfältigen und strukturreichen Waldbestand aus. Das Waldgebiet “Vorholz” ist aufgrund seines hohen Anteils an älteren Buchen- und v. a.. Eichenbeständen von wesentlicher Bedeutung für viele laubwaldbewohnende Tierarten. Die teilweise bis heute durch Mittelwaldwirtschaft geprägten Wälder sind u. a. für den Mittelspecht einer der wenigen Rheinhessischen Lebensräume. Der Ziegenmelker kommt wohl aktuell nicht mehr vor, da durch den starken Rückgang der Mittelwaldwirtschaft geeignete Lebensräume in ausreichendem Umfang fehlen.

Handlungsbedarf: Die Sicherung der Lebensräume spezialisierter Tierarten der strukturreichen und lichten Laubwaldbestände steht im Vordergrund. Eine forstliche Bewirtschaftung muß auf den Erhalt und die Entwicklung entsprechender Waldbiotope ausgerichtet sein. Für den Eicher Wald bedeutet dies eine Ausrichtung der Bewirtschaftung auf ein sehr vielgestaltiges Mosaik aus Trockenwäldern und lichten Wäldern mittlerer Standorte, im Waldgebiet Vorholz ist der Erhalt und die Wiederaufnahme von Mittelwaldwirtschaft anzustreben.

4) Xerothermbiotopkomplexe der Rheinhessischen Schweiz a) Neu-Bamberger Riegel b) Hänge von Wiesbach und Finkenbach

Bedeutung: In der Rheinhessischen Schweiz sind Trockenbiotopkomplexe entwickelt, die aufgrund ih- rer Ausdehnung zu den bedeutendsten in ganz Rheinhessen zählen. Es handelt sich dabei um die östlichen Ausläufer eines locker zusammenhängenden Systems von Trockenbiotopen, das sich von der Rheinhessischen Schweiz westwärts bis in das mittlere Nahetal erstreckt. Hier liegt ein rheinland- pfälzischer Verbreitungsschwerpunkt vieler wärmeliebender Tier- und Pflanzenarten, wozu z. B. West- liche Steppensattelschrecke, Rotflügelige Ödlandschrecke, Italienische Schönschrecke sowie eine Anzahl von Tagfalterarten gehören. In der Rheinhessischen Schweiz erreichen diese Arten die höchs- te Vorkommensdichte in ganz Rheinhessen. Besonders die ausgedehnten Zwergstrauchheiden auf den Porphyrkuppen des Neu-Bamberger Riegels sind in ihrer äußerst xerotherm geprägten Erschei- nungsform landesweit einzigartig. An den steileren Talrändern des Appelbachs und an Wiesbach und Finkenbach bilden die offenen Xerothermbiotope eng verzahnte Komplexe mit Trockenwäldern und - gebüschen. Der hohe Anteil an Xerothermbiotopen innerhalb der Kulturlandschaft wirkt sich auch po- sitiv auf die Bestände einiger typischer Arten der Reb- und Ackerfluren aus. So sind die Siedlungs- dichten von Schwarzkehlchen und Neuntöter hier höher als in den übrigen Gebieten Rheinhessens. Die Verbrachung und Verbuschung von Flächen sowie eine zunehmende Isolation innerhalb intensiv bewirtschafteter Flächen führt aber auch hier zum Verlust von Lebensräumen und zum Rückgang der Artenvielfalt.

Handlungsbedarf: Die Sicherung der vorhandenen Trockenbiotope sowie der darin lebenden typi- schen Tierarten hat oberste Priorität. Dies bedeutet die Verhinderung einer flächenhaften Verbu- schung und eine extensive Nutzung und Pflege der Heiden und Halbtrockenrasen. Die zu ergreifen- den Maßnahmen sollten im Rahmen großräumiger Pflege- und Entwicklungskonzepte (vgl. HAGEBÖLLING 1983, 1995) umgesetzt werden. Bei der Bewirtschaftung umliegender Reb- und A- ckerflächen sind die Ansprüche der gefährdeten Arten in vermehrtem Maße zu berücksichtigen. Klein- lebensräume und vernetzende Strukturen wie Hecken und Weinbergsmauern sind im gesamten Be- reich zu erhalten und weiterzuentwickeln.

5) Biotopkomplexe der Abgrabungen a) bei Gundersheim b) bei Monsheim

Prioritäten 230

Bedeutung: Stillgelegten oder nur in Teilbereichen genutzten Abgrabungsflächen kommt besonders in der sonst großflächig ausgeräumten Landschaft Rheinhessens eine hohe Bedeutung als Rückzugs- gebiete für zahlreiche Tierarten mit unterschiedlichen Ansprüchen zu. In den aufgegebenen Kalk- steinbrüchen bei Gundersheim (NSG “Rosengarten”) ist dabei besonders die Zahl typischer Tier- und Pflanzenarten der Halbtrocken- und Trockenrasen auf engem Raum sehr hoch. Die Sand- und Ton- gruben bei Monsheim zeichnen sich durch die Komplexe von Stillwasserbiotopen zusammen mit xe- rothermen Sandwänden und Ruderalgesellschaften aus. Das Spektrum der Anspruchstypen reicht hier von Amphibien- und Vogelarten der Stillgewässer bis zu hoch spezialisierten Insektenarten der sonnenexponierten Steilwände.

Handlungsbedarf: Die hohe Biotop- und Strukturvielfalt der Abgrabungsflächen mit zahlreichen Über- gängen unterschiedlicher Biotoptypen ist großflächig zu sichern. Um die überregionale Bedeutung als Lebensraum hochspezialisierter Arten nachhaltig zu gewährleisten, ist die landwirtschaftlich genutzte Fläche im Umfeld der Abgrabungsflächen deutlich mit Extensivstrukturen und kleineren Magerbioto- pen anzureichern.

6) Talauen a) Appelbach b) Wiesbach/Finkenbach c) Selz und Seitenbäche d) Seebach/Seegraben e) Lochgraben f) Pfrimm g) Eisbach

Bedeutung: Die Bachsysteme Rheinhessens stellen als durchgängige Bänder in der rheinhessischen Landschaft trotz starker Beeinträchtigungen wie die Begradigung von Fließgewässern oder die inten- sive landwirtschaftliche Nutzung bis an die Gewässerufer wichtige Lebensräume und Vernetzungs- elemente dar. Durch Ufersäume und lineare Gehölzbestände sind die Fließgewässerauen z. B. für den Steinkauz innerhalb der ausgeräumten Agrarlandschaft von hoher Bedeutung. Abgesehen von kurzen Fließstrecken der Bäche in der Rheinhessischen Schweiz schränken das weitgehende Fehlen bachtypischer Strukturen und eine nur mäßige Gewässergüte die Besiedelbarkeit für typische Fließ- wasserarten stark ein. Eine besondere Funktion kommt dem Talraum der Selz und deren Nebenbä- chen als die größte und wichtigste, zumeist noch entwicklungsbedürftige Vernetzungsachse innerhalb Rheinhessens zu. Am Aufstau des Seebachs bei Westhofen hat sich bis zum weitgehenden Trockenfallen vor wenigen Jahren ein vielfältiger Komplex aus Stillwasserbiotopen mit reich strukturierten Verlandungszonen und extensiv genutzten Grünlandbiotopen im Umfeld entwickelt, der für viele typische Tierarten der Still- gewässerkomplexe von einzigartiger Lebensraumfunktion im gewässerarmen Rheinhessischen Tafel- und Hügelland ist. U. a. liegen hier einige der wenigen Nachweise von Zwergtaucher, Krickente und Wasserralle außerhalb der Rheinaue vor.

Handlungsbedarf: Vorrangiges Ziel ist die Förderung der (über-)regionalen Vernetzungsfunktion der Fließgewässer und ihrer Auen. Dazu ist in den Auen ein durchgängiges Band von extensiv bewirt- schafteten Grünlandbiotopen zu entwickeln, welches die vorhandenen Feucht- und Magerwiesen, Röhrichte etc. einbindet (v. a.. an der Selz). Durch Gewässerpflegepläne soll der genaue Rahmen für die Wiederentwicklung durchgängig bedeutsamer Bachauenbiotope aufgezeigt werden. Der Stausee bei Westhofen ist als eines der wenigen bedeutsamen Stillgewässer abseits der Rheinniederung in seinen Lebensraumfunktionen für viele gefährdete Arten durch teilweise Wiedervernässung zu si- chern.

7) Landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands

Bedeutung: Die intensiv genutzten Agrarlandschaften des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands sind für spezialisierte Tierarten wie Feldhamster, Grauammer, Korn- und Wiesenweihe bedeutende Lebensräume bzw. sogar die Vorkommensschwerpunkte der Arten in Rheinland-Pfalz. Der durch die Prioritäten 231

Klima- und Bodenverhältnisse hervorgerufene Steppencharakter der Landschaft ist der wesentliche Faktor, der die Konzentration dieser und weiterer typischer “Steppenarten” trotz der sehr hohen Nut- zungsintensität begründet. Ein Rückgang vieler typischer Arten dieser Landschaft ist aber unverkenn- bar. So ist die Siedlungsdichte des Feldhamsters in ganz Rheinhessen im Vergleich zu früheren Jahr- zehnten deutlich geringer geworden, obwohl die Art noch in fast allen Landschaftsteilen vorkommt (THIELE 1996). Ursächlich ist dafür die Intensivierung und Veränderung der Landnutzung (u. a. der Rückgang des Luzerneanbaus) und die Beseitigung von Kleinstrukturen in der Feldflur verantwortlich. Neben Lebensräumen für die ständig in der offenen Agrarlandschaft siedelnden Arten haben sich auf den großflächigen Plateaulagen Rheinhessens bedeutende Rastplätze für durchziehende Vögel aus- gebildet. Die klimatisch begünstigte Lage des Raums ermöglicht das Vorkommen weiterer wärmeliebender Tier- und Pflanzenarten mit Bindung an reicher strukturierte Agrarlandschaften, die in ihrer überregio- nalen Verbreitung auf die Wärmegebiete beschränkt sind. Dazu zählen Arten der durch Obstbäume geprägten Kulturlandschaft wie Steinkauz, Schwarzstirn- und Rotkopfwürger. Nutzungsintensivierung der Ackerflächen und die Rodung vieler Streuobstäcker hat wesentlich zum Rückgang der Arten, für den Schwarzstirnwürger zum völligen Verschwinden beigetragen. Im Hinblick auf die angestrebte Wiederbesiedlung weiter Bereiche durch diese Arten kommt Rheinhessen als ehemaligem Verbrei- tungsschwerpunkt eine besondere Bedeutung zu.

Handlungsbedarf: Die Lebensraumsituation für zahlreiche Arten offener bis halboffener Agrarland- schaften hat sich während der letzten 30-40 Jahre dramatisch verschlechtert. Die notwendigen Struk- turen mit Streuobstreihen, Streuobstäckern und einem kleinteiligen, sehr vielfältigen Ackerbau existie- ren nur noch in völlig unzureichenden Resten. Mit einer Sicherung dieser Restflächen muß deshalb vordringlich eine Ausweitung von Streuobstbeständen an den Ortsrändern und die Anreicherung der offenen Agrarsteppe mit Obstbaumreihen sowie eine Extensivierung und Diversifizierung der Acker- nutzung einhergehen. Auch die Sicherung der Rastplatzfunktion für Vögel auf den Plateaus stellt sich als vordringliche Aufgabe. Insbesondere bedeutet dies ein Freihalten größerer Flächen von Störele- menten wie v. a. Windkraftanlagen. Naturschutzmaßnahmen 232

E.2 Hinweise für Naturschutzmaßnahmen und Vorgaben für die wirtschaftliche Nutzung

Die Planungsziele werden im folgenden inhaltlich erläutert. Die Übersicht enthält v. a.. grundlegende Vorgaben. Sie bilden den Rahmen für die Ausgestaltung von konkreten Maßnahmen, Entwicklungs- und Nutzungskonzeptionen, die sinnvoll auf die örtlichen Bedingungen und Voraussetzungen ausge- richtet werden müssen. Weitere Einzelheiten zur Pflege von Biotopen und Eckwerte für ihre Nutzung finden sich in den Biotopsteckbriefen. In ausgewiesenen und geplanten Naturschutzgebieten sowie Beständen besonders empfindlicher Biotoptypen sind differenzierte Vorgaben durch die Pflege- und Entwicklungsplanung Voraussetzungen für Naturschutzmaßnahmen.

E. 2.1 Wald

Planungsziele Maßnahmen/Nutzung

1. Erhalt und Entwicklung von Wäldern mittlerer Vorrangige Ausrichtung der Waldbewirtschaftung Standorte mit besonderer Bedeutung für den und der forst-lichen Maßnahmen auf die Ziele Naturschutz des Arten- und Biotopschutzes

Zulassen von Sukzessionsabläufen, Heraus- nahme geeigneter Be-stände aus der Nutzung

Mittelfristiger Aufbau von Wäldern, die in der Ar- ten-zusammensetzung den standörtlichen, natür- lichen Waldge-sellschaften entsprechen. Nach Abschluß biotopeinrichtender Maßnahmen ei- gendynamische Entwicklung der Waldbestände

Konsequente Anwendung der Grundsätze des naturnahen Wald-baus (vgl. Richtlinien und Vor- schriften für Waldbau und Forst-einrichtung und Grundsätze einer ökologischen Waldentwicklung, MLWF, 24.6.1993).

Belassen eines überdurchschnittlich hohen Totholzanteils a) Sicherung von Altholz Ein Teil der Wälder mittlerer Standorte zeichnet sich durch einen hohen Anteil von Altholz aus, den es zu sichern gilt. Ziel ist die Entwicklung ei- ner Bestands- und Altersstruktur, die Altholz in genügender Zahl und Dichte über die Fläche ver- teilt dauerhaft zur Verfügung stellt. Bis zum Errei- chen dieses Zieles kann dies über ein rotierendes System von Altholzinseln gewährleistet werden.

- Erhöhung der Umtriebszeiten reifer Altholzin- seln um 20 Jahre, bei geeigneten Beständen und Standorten mehr (Buchen z. B. auf 200 bis 250 Jahre)

- Nutzung vorhandener Altholzbestände erst, wenn ein vergleich-barer Folgebestand das Mindestalter von 120 Jahren erreicht hat Naturschutzmaßnahmen 233

- Zulassen der natürlichen Sukzession bis zur Zerfallsphase auf einem Teil der Flächen

- Auswahl geeigneter Folgebestände mit der Zielrichtung der Verbesserung der Ausstat- tung mit Altholzinseln hinsichtlich Größe, An- zahl und Verteilung b) Entwicklung großflächiger Waldbiotope mit be- Erhalt des zusammenhängenden Waldbestandes; sonderer Be-deutung für den Arten- und Bio- keine weitere Erschließung; Rückbau des Wege- topschutz netzes auf das unumgänglich notwendige Maß

Aufbau möglichst großflächiger, geschlossener, vielgestaltiger Waldbereiche, die in Artenzusam- mensetzung und Struktur den standörtlichen, na- türlichen Waldgesellschaften entsprechen

Schonende Waldbewirtschaftung, deren Maß- nahmen auf die spe-ziellen Ziele des Arten- und Biotopschutzes ausgerichtet sind (z. B. Großvö- gel, Schutz gefährdeter Lebensräume und Le- bens-gemeinschaften); wesentliche Erhöhung des Alt- und Tot-holzanteils; Zulassen ungestörter na- türlicher Entwicklungs-abläufe auf möglichst gro- ßen Flächen

Verbesserung des Aufbaus und der Vernetzung innerer und äußerer Grenzlinienstrukturen (Män- tel, Säume, Offenlandflächen im Wald) c) Erhalt und Entwicklung von Gehölzsäumen Schaffung eines breiten Laubgehölzstreifens ent- (Bachuferwäldern) (i.d.R. in den Zielekarten lang der im Wald verlaufenden Fließgewässer nicht dargestellt) Erhalt und Entwicklung von Waldgesellschaften der Bachufer- und Quellwälder auf allen geeigne- ten Standorten

Keine bzw. schonende Bewirtschaftung; Zulassen der natürlichen Dynamik des Fließgewässers (U- ferbildung, Verlagerung des Laufes) und von Suk- zessionsprozessen d) Entwicklung von Naturwald-zellen Repräsentative Auswahl ausreichend großer Flä- chen (optimal ca. 50 ha) entsprechend den Stand- ortpotentialen der HpnV

Aufgabe der forstwirtschaftlichen Bewirtschaftung

Zulassen ungestörter natürlicher Entwicklungsab- läufe (sowohl in Altholzbeständen als z. B. auch auf Windwurfflächen)

Ausschaltung des Einflusses der hohen Wildbe- stände z. B. durch Zäunung von Einzelflächen

Naturschutzmaßnahmen 234 e) Sicherung lichter Waldbiotope mit besonderer Erhalt vorhandener Bestände mit lichter Wald- Bedeutung für den Arten- und Biotopschutz struktur und Wiederausdehnung entsprechender Biotopstrukturen in ihrem Umfeld

Initiierung einer Mittelwaldbewirtschaftung

- Erhalt bzw. Entwicklung eines weitständigen (Deckungsgrad maximal 40-50 %) Alteichen- bestands als Oberholz

- Beim Oberholz ist ein möglichst hohes Alter anzustreben (bei Eichen nach Möglichkeit 200-250 Jahre)

- Gezielte Förderung einzelner Bäume des Un- terholzes als zu-künftiges Oberholz

- Umtrieb des Unterholzes auf mosaikartig wechselnden Flächen alle 15-20 Jahre

2. Erhalt und Entwicklung natür-licher Waldge- Entwicklung von Waldgesellschaften, die in Struk- sellschaften auf Sonderstandorten tur und Ar-tenzusammensetzung den Schlußge- sellschaften der HpnV ent-sprechen; weitgehende Förderung von Sukzessionsabläufen (ggf. korri- gierende Pflegemaßnahmen)

Keine Nutzung; allenfalls sehr schonende, biotop- typengerechte Bewirtschaftung

Möglichst baldige Endnutzung aller standortfremd und nicht arealgerecht bestockten Flächen; Auf- bau von Waldgesellschaften mit standort- und a- realgerechter Baumartenzusammensetzung a) Bruch- und Sumpfwälder Sicherstellung oder Wiederherstellung der natürli- chen Stand-ortbedingungen (Schließen von Ent- wässerungsgräben und Dränagen) b) Flußauenwälder (Hartholz- und Weichholz- Sicherung bzw. Wiederherstellung der natürlichen Flußauenwälder) Flußdynamik (Überflutungen unterschiedlicher Zeitdauer und Häufigkeit)

Keine Eindeichung bestehender Auwaldbereiche

Erhalt des natürlichen Geländereliefs

Sicherung von Auentümpeln und vegetationsfrei- en Uferbereichen im Kontakt mit Wäldern

Gewährleistung der räumlichen Verbindung zu flußnahen Offenlandbiotopen (Naß- und Feucht- grünland, Staudenfluren, Röhrichten und Abgra- bungsflächen)

Naturschutzmaßnahmen 235 c) Trockenwälder, Gesteinshaldenwälder Entwicklung durch natürliche Sukzession (keine Aufforstung von Entwicklungsflächen)

Gewährleistung der Verzahnung mit Trockenra- sen, Magerrasen und Felsbiotopen

Sicherung von Orchideenstandorten in lichten Trockenwäldern (Erhalt der lichten Waldstruktur)

3. Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Aufbau eines Netzes von Kleinstrukturen aus übrigen Waldflächen strukturreichen Wegrändern und Böschungen, Waldwiesen, nassen und trockenen Stellen, Tüm- peln usw.

Verzicht auf den großflächigen Einsatz von Biozi- den; der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger sowie Kalkungen dürfen nicht zu Beein- trächtigungen der Lebensgemeinschaften, von Boden, Grund- und Oberflächenwasser, Luft und benachbarter empfindlicher Bereiche führen

Erhalt noch unerschlossener Waldbereiche

Konsequente Anwendung der Grundsätze des na- turnahen Waldbaus (vgl. Richtlinien und Vorschrif- ten für Waldbau und Forsteinrichtung und Grund- sätze einer ökologischen Waldentwicklung, MLWF, 24.6.1993).

E. 2.2 Wiesen, Weiden, Röhrichte und Riede, landwirtschaftlich genutzte Bereiche

Planungsziele Maßnahmen/Nutzung

1. Erhalt und Entwicklung von Naß- und Feucht- - Sicherung der Grünlandnutzung in allen Fluß- wiesen, Kleinseggenrieden, Röhrichten und und Bachauen Großseggenrieden - Vermeidung der Ausweisung weiterer Sied- lungs- und Gewerbeflächen in den Auen

- Umwandlung aller Ackerflächen in Grünland- flächen

- Sicherung und Wiederherstellung der natürli- chen Standortbedingungen

- Gewährleistung ausreichend hoher Grund- wasserstände

- Ermöglichen gelegentlicher Überflutungen

- Beseitigung von Dränagen und Entwässe- rungsgräben

- Erhalt und Wiederherstellung eines abwechs- Naturschutzmaßnahmen 236

lungsreichen Kleinreliefs a) Naß-, Feuchtwiesen und Kleinseggenriede Vorrangig extensive Wiesennutzung - Verzicht auf den Einsatz von Pflanzen- schutzmitteln, allenfalls mäßige Düngung

- Maximal 1-2 Mahdtermine pro Jahr (in Brut- gebieten von Wiesenbrütern erste Mahd nicht vor Mitte Juni); Anpassung der Mahdtermine und Schnitthäufigkeit an den Wiesentyp

- Vermeidung von Nährstoffeintrag aus umlie- genden Flächen

Auf Teilflächen Förderung von Brachestadien (wie Madesüßfluren, Schilfwiesen) durch unregelmä- ßige Mahd oder Aufgabe der Nutzung

Entwicklung des Biotoptyps auf geeigneten Standorten (ggf. Umwandlung von Äckern, Aus- hagerung intensiv genutzter Wiesen)

Schaffung von Pufferzonen, insbesondere bei Kleinseggenrieden (z. B. Brachestreifen, unge- düngte Wiesen)

Stromtalwiesen:

- Verzicht auf den Einsatz von Düngemitteln, Schutz vor Nährstoffeintrag aus umliegenden Flächen

- 1malige Mahd im Spätherbst (nicht vor Ende Oktober) oder Winter (auf nassen Standorten Mahd in mehrjährigen Abständen), sofortige Entfernung des Mähguts von der Fläche

Ausschöpfen aller standörtlichen Möglichkeiten zur Entwicklung von Stromtalwiesen, vor allem durch Umwandlung von Futterwiesen in Streuwie- sen

Umsetzen der Pflege- und Entwicklungspläne b) Röhrichte Verzicht auf jegliche Nutzung Vermeidung und Beseitigung der Gewässe- reutrophierung

Schaffung ausreichender Flachwasserzonen im Randbereich von Still- und Fließgewässern; Si- cherung und Förderung auch kleinflächiger Be- stände und der Schilfstreifen an Gräben c) Großseggenriede Auf natürlichen Standorten Verzicht auf jegliche Nutzung; im Bereich von Wirtschaftswiesen ex- tensive Bewirtschaftung: - Streugewinnung alle 3-5 Jahre Naturschutzmaßnahmen 237

- Vermeidung von Nährstoffeintrag aus angren- zenden Flächen Ausschöpfen auch kleinflächiger Möglichkeiten zur Entwicklung von Großseggenrieden

2. Erhalt und Entwicklung Magerer Wiesen und Schaffung von Pufferzonen zur Vermeidung des Weiden mittlerer Standorte Nährstoffeintrags aus benachbarten Flächen, be- sonders vordringlich bei Beständen in Hang- oder Muldenlage

Extensive Wiesen- und Weidennutzung

- max. 2 Mahdtermine/Jahr (in Brutgebieten von Wiesenbrütern erste Mahd nicht vor Mitte Juni; in Gebieten mit Vorkommen besonders gefährdeter Arten sind deren Ansprüche hin- sichtlich des Mahdtermins zu beachten)

- alternativ: biotopangepaßte Beweidungsfor- men (Stand- oder Huteweide, Viehbesatz)

- Verzicht auf den Einsatz von Pflanzen- schutzmitteln, starke Verminderung des Ein- satzes von Dünger (bei vielen Magerwiesen- typen ist ein Stickstoffeintrag von deutlich un- ter 50 kg/ha notwendig, um den Erhalt der charakteristischen Pflanzengesellschaft si- cherzustellen)

Ausgestaltung der Randbereiche angrenzender Flächen zu Pufferzonen

Entwicklung des Biotoptyps auf geeigneten Standorten (Aushagerung intensiv genutzter Wie- sen; in der Anfangsphase kann auf zu entwi- ckelnden Standorten eine erhöhte Zahl von Schnitten erforderlich sein)

3. Erhalt und Entwicklung von Streuobstbestän- Sicherstellung einer dauerhaften, extensiven Nut- den zung (Nutzungs-, Pachtverträge)

Belassen von anbrüchigen Bäumen und Ästen; Nachpflanzen zur langfristigen Erhaltung des Be- standes und Verbesserung der Baumaltersstruk- tur

Vergrößerung der Bestände durch Neupflanzun- gen; Aushagerung der Grünlandflächen

Sicherstellung eines kleinräumigen Nutzungsmo- saiks unter den Streuobstbeständen mit einem hohen Anteil extensiver Grünlandnutzung (Ma- gergrünlandstreifen, kleine Halbtrocken- oder Sandrasenflächen)

Deutliche Erhöhung des Anteils an hochstämmi- gem Streuobst innerhalb der intensiv bewirtschaf- Naturschutzmaßnahmen 238

teten Niedrigstammkulturen

4. Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung der Verminderung der stofflichen Belastungen; Dün- übrigen landwirtschaftlichen Flächen ger und Pflanzenschutzmittel dürfen nur so nach Menge, Art und Zeit ausgebracht werden, daß keine Beeinträchtigungen des Grundwassers, des Oberflächenwassers, des Bodens und der Luft sowie benachbarter Ökosysteme eintreten

Erhalt und Wiederherstellung eines Netzes land- schaftstypischer Kleinstrukturen wie Hecken, Feldgehölze, Einzelbäume, Feld- und Wegraine, Lesesteinriegel, Tümpel usw.

Einschränkung des Wegenetzes auf ein unum- gängliches Maß; keine weitere Erschließung ab- gelegener Gemarkungsteile

Schaffung von Pufferzonen und Übergangsberei- chen mit Einschränkung der Bewirtschaftungsin- tensität im Umfeld empfindlicher Lebensräume

Biotoptypenverträgliche Nutzung der Wiesen und Weiden mittlerer Standorte

Anpassung der Nutzungsintensität (Düngung, Viehbesatz) auf den Grünlandflächen an die öko- logische Tragfähigkeit des Standortes (Erhalt der typischen Vegetationszusammensetzung der Wie- sen und Weiden mittlerer Standorte)

Aufbau eines dichten Netzes kleiner unregelmä- ßig gemähter Flächen und Randstreifen in Berei- chen mit Wiesen und Weiden mittlerer Standorte a) Biotoptypenverträgliche Nutzung ackerbaulich Ackerflächenstillegung zur Abpufferung magerer genutzter Bereiche Grünlandbiotope sowie zur Vernetzung (v. a.. in Bereichen mit Grenzertragsböden, in Hanglagen und auf flachgründigen Kuppen)

Aufgabe der Ackernutzung auf erosionsgefährde- ten Flächen, vor allem in den Auen und in Steilla- gen

Aufbau eines Netzes aus Ackerrandstreifen, die von der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln freigehalten werden

Entwicklung von Gewässerrandstreifen b) Biotoptypenverträgliche Bewirtschaftung wein- Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung von Po- baulich genutzter Bereiche pulationen typischer Arten traditioneller Wein- bergslandschaften

Sicherung und Aufbau eines Netzes von Klein- strukturen (Stütz-, Trockenmauern in Trocken- oder Gabionenbauweise, Lößwände, Raine), Bra- chen, Gebüschen, Trockenwäldern und Felsge- Naturschutzmaßnahmen 239

büschen

Entwicklung von ungenutzten oder sehr extensiv genutzten Flächen als Übergangszonen v. a.. im Umfeld von Halbtrockenrasen, Trockenrasen, Trockenwäldern und anderen xerothermen Bioto- pen

Förderung extensiver Formen des Weinbaus

Sicherung des Weinbaus in Steillagen

Biotopschonender Einsatz der Rebschutzmittel im Umfeld empfindlicher Lebensräume

5. Entwicklung von Streuobstbeständen im Agrar- Maßnahmen zum Wiederaufbau von Populatio- raum nen typischer Arten der streuobstgeprägten, ex- tensiv genutzten Agrarlandschaften klimatisch begünstigter Räume (z. B. Rotkopfwürger, Schwarzstirnwürger, Wiedehopf)

Aufbau von locker verteilten Streuobstbeständen auf oder am Rand von Ackerflächen in räumlich wechselnder Dichte

Aufgreifen der im Landschaftspflegekonzept Bay- ern, Bd. II.5 Streuobst (StMLU/ANL 1994) konkre- tisierten Vorschläge zur Umsetzung und Angaben zu Verteilungsmustern, Dichte der Bestände und Einbeziehung weiterer Strukturelemente in der obstbaumreichen Agrarlandschaft

Anreicherung mit kleinräumig wechselnden, ex- tensiv genutzten Säumen, Grünland- und Brache- streifen

Räumliche Einbindung der Streuobstbestände der ackerbaulich genutzten Bereiche an extensiv be- wirtschaftete Streuobstwiesen z. B. der Ortsrän- der

6. Entwicklung von Biotopstrukturen im Agrar- Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung von Po- raum pulationen typischer Arten gut strukturierter sowie großräumig offener Ackerlandschaften (z. B. Feldhamster, Schwarzkehlchen, Rebhuhn, Grau- ammer, Wiesenweihe)

Aufbau eines Netzes von Saumbereichen (mit vielfältigen Pionierfluren und Wiesentypen), A- ckerrainen, Hecken, Obstbaumreihen und - beständen usw.

Schaffung von Bereichen mit reduzierter Bewirt- schaftungsintensität (bevorzugt auch in Bereichen mit geringerer Bodenmeßzahl)

Erhalt und Entwicklung von Ackerwildkrautgesell- schaften auf basen- und kalkreichen Böden Naturschutzmaßnahmen 240

- Initiierung von Ackerextensivierungspro- grammen

- Auswahl geeigneter Standorte

E. 2.3 Halbtrockenrasen, Trockenrasen, Sandrasen, Borstgrasrasen und Zwerg- strauchheiden

Planungsziele Maßnahmen/Nutzung

1. Erhalt und Entwicklung von Halbtrockenrasen Sicherung der großflächigen xerothermen Offen- land- und Waldbiotope im Gesamtzusammenhang

Erhalt des charakteristischen Biotopmosaiks aus Halbtrockenrasen, Weinbergsbrachen, Trocken- rasen, Felsen und xerothermen Gebüschen

Erstellung von großräumigen Pflege- und Nut- zungskonzepten für die Trockenbiotopkomplexe der Rheinhessischen Schweiz

- Entwicklung von Nutzungssystemen für Halb- trockenrasen, Weinbergsbrachen, trockene Zwergstrauchheiden sowie für Magere Wie- sen und Weiden mittlerer Standorte, die öko- logischen und ökonomischen Erfordernissen Rechnung tragen

- Aufbau eines regionalen Beweidungssystems im Bereich der Heiden und Halbtrockenrasen der Rheinhessischen Schweiz

Initiierung von Pflege- und Entwicklungsmaßnah- men auf bestehenden Halbtrockenrasen und Weinbergsbrachen

Vorbereitung nicht mehr genutzter Flächen für ei- ne Wiederaufnahme extensiver Mahd oder Be- weidung zur Sicherstellung eines ausreichenden Anteils an offenen Flächen

2. Erhalt und Entwicklung von Dünen und Sand- Erhalt der natürlichen Standortbedingungen rasen (nährstoffarme Sandböden)

Verhinderung von Nährstoffeinträgen

Offenhalten eines ausreichenden Anteils an Sandflächen

3. Erhalt und Entwicklung von Trockenrasen, Erhalt der natürlichen Standortbedingungen (Fel- warm-trockenen Felsen, Gesteinshalden und sen, Felsgrus und flachgründige Böden) Trockengebüschen Erhalt und Entwicklung der Pflanzengesellschaf- ten durch natürliche Vegetationsentwicklung

Sicherstellung eines Biotopmosaiks aus xe- Naturschutzmaßnahmen 241

rothermen Offenlandbiotopen (Trockenrasen, Fel- sen, Felsfluren und Felsgebüsche)

Gewährleistung einer engen Verbindung mit den Trocken- und Gesteinshaldenwäldern

Sicherung der arttypischen Lebensräume von Se- gelfalter, Weinhähnchen und Westlicher Steppen- sattelschrecke

- Erhalt und Entwicklung eines Netzes geeigne- ter Reproduktionsbiotope ausgehend von der Sicherung aller bekannten Bestände

- Verzicht auf die Anwendung von Insektizi- den/Akariziden während der Larvalperiode in den Bereichen mit wesentlichen Reprodukti- onsbiotopen innerhalb von Weinbergslagen

Zur Sicherung der arttypischen Lebensräume sind die detaillierten Maßnahmen der Artenschutzpro- jekte "Segelfalter", "Weinhähnchen" und "Westli- che Steppen-Sattelschrecke" umzusetzen (siehe dort)

4. Erhalt und Entwicklung von Borstgrasrasen Extensive Bewirtschaftung und Zwergstrauchheiden - schonende (Schaf-, auch Rinder-) Beweidung

- oder einschürige Mahd (Mahdtermin ab Mitte Juli; bei Zwergstrauchheiden nur ca. alle 10 Jahre) (Aufbau von rotierenden Mahdsyste- men für größere Parzellen)

- Verzicht auf den Einsatz von Dünger und Pflanzenschutzmitteln

Erweiterung der Flächen durch Ausweitung einer gleichartigen Nutzung auf die vorgesehenen Ent- wicklungsflächen (ggf. Maßnahmen zur Aushage- rung)

Schaffung eng miteinander verbundener Biotop- typenkomplexe aus Zwergstrauchheiden mit Halb- trockenrasen, Magerwiesen oder Trockenrasen

Entwicklung von Nutzungssystemen für Borst- grasrasen und Zwergstrauchheiden sowie Kom- plexe mit extensiv genutzten Offenland- oder Waldbiotopen, die ökologischen und ökonomi- schen Erfordernissen Rechnung tragen

Naturschutzmaßnahmen 242

E. 2.4. Fließgewässer

Planungsziele Maßnahmen/Nutzung

1. Erhalt aller naturnahen Strecken, Auen und Erhalt einer guten Gewässergüte, weitere Ver- Quellbereiche einschließlich ihrer Lebensge- besserung der Wasserqualität meinschaften Erhalt und Entwicklung extensiver Nutzungen im Umfeld der Quellen und Fließgewässer; Schaf- fung von Pufferzonen

Freihalten wertvoller Bachabschnitte von Störun- gen, insbesondere Freizeitnutzungen; keine wei- tere Erschließung, Rückbau von Uferwegen

2. Wiederherstellung des naturnahen Zustands Bereitstellung von ausreichend breiten Uferstrei- aller Fließgewässersysteme fen zur Entfaltung einer ungestörten Verlagerung des Fließgewässers; Entfesselung der Fließge- wässer durch Rückbau schwerer Uferverbauun- gen; Zulassen von unbeeinflußten Sukzession- sabläufen

Bereitstellung von Flächen zur Entwicklung einer ökologisch funktionsfähigen Aue (Überflutungsbe- reiche, Ufer- und Auwaldbereiche); Förderung ex- tensiver Grünlandwirtschaft in der Aue, Ein- schränkung intensiver Nutzungen, von denen Be- lastungen der Quellen und Fließgewässer ausge- hen

Umwandlung der Ackerflächen im Überflutungs- bereich in Grünland oder Wald

Rückbau und Umbau von Barrieren wie Wehren, Sohlschwellen, Verrohrungen usw.

Entfernen von Teichen aus dem Hauptschluß ei- nes Fließgewässers

3. Extensivierung der Nutzung des Rheins und Gewährleistung von Überflutungen als wesentli- seiner Aue ches Element natürlicher Fließgewässerdynamik

Rückbau von Uferbefestigungen, wo immer mög- lich, und Reduzierung der Nutzungen im direkten Uferbereich; Sicherung der Vernetzung zwischen Fluß und Auenlebensräumen

Schaffung auentypischer Biotope im Kontakt mit dem Fluß (Flußauenwald, Feuchtgrünland, Röh- richt), Einbeziehung der Gewässer in der Aue

Erhalt und Erweiterung der verbliebenen fließ- gewässertypischen Lebensräume

Regelung der Freizeitnutzung auf und an den Naturschutzmaßnahmen 243

Flüssen

Sicherstellung der Wasservogelrastplätze (Ver- meidung und Minimierung von Störungen)

E. 2.5 Stillgewässer

Planungsziele Maßnahmen/Nutzung

1. Erhalt und Entwicklung von Stillgewässern Sicherstellung aller naturnahen Stillgewässer mit ihren Verlandungszonen und Uferbereichen

Schaffung von ausreichend breiten Pufferstreifen, die nicht oder nur sehr schonend land- oder forst- wirtschaftlich bewirtschaftet werden

Gezielte Lenkung der Freizeitnutzungen

2. Entwicklung von dauerhaften und temporären Anlage von Stillgewässern an geeigneten Stand- Kleingewässern (i.d.R. in den Zielekarten nicht orten in Bachtälern (dabei ist die Schutzwürdigkeit dargestellt) der bestehenden Lebensräume sorgfältig abzu- wägen)

Schaffung von Kleingewässern in der Altaue des Rheins

E. 2.6 Abgrabungsflächen, Erdwände und Hohlwege

Planungsziele Maßnahmen/Nutzung

1. Erhalt und Entwicklung von Biotopen in Abgra- Sicherung bestehender Abbauflächen als Ent- bungsflächen wicklungsbereiche für den Arten- und Biotop- schutz

Aufstellung von Entwicklungsgrundsätzen für die verschiedenen Abbauformen, die Belange des Arten- und Biotopschutzes gewährleisten

Erstellung von Abbau- und Rekultivierungsplänen unter Berücksichtigung dieser Entwicklungs- grundsätze

Erstellung von Pflege- und Entwicklungsplänen für naturschutzrechtlich gesicherte Abbauberei- che

Förderung der Entwicklung von standortabhängi- gen Biotopen (wie Halbtrockenrasen, Magere Wiesen und Weiden, Naß- und Feuchtbiotope, Gebüsche, Wald) in ehemaligen Abbaubereichen (dabei sind die durch den Abbau entstandenen Möglichkeiten für strukturreiche, vielfältige Le- bensraummosaike auszuschöpfen und ein hoher Naturschutzmaßnahmen 244

Anteil an eigendynamischer Entwicklung anzu- streben)

Besondere Berücksichtigung der Ansprüche von Arten, die hier Ersatzlebensräume gefunden ha- ben (z. B. Flußregenpfeifer, Uferschwalbe, Steinschmätzer, Kreuzkröte, Wechselkröte etc.)

2. Erhalt und Entwicklung von Erdwänden und Schaffung extensiv genutzter Pufferzonen zur Hohlwegen Vermeidung von Nährstoffeinträgen aus benach- barten landwirtschaftlichen Nutzflächen

Sanierung bestehender Hohlwege

- Rückschnitt übermäßigen Gehölzbewuchses in Hohlwegen - Gelegentliche Mahd von Hohlwegwänden zur Verhinderung von Gebüschaufkommen

- Pflege der Steilwände durch gelegentliches Abschieben des Hangschutts

Keine Asphaltierung der Sohle

Neuschaffung von Hohlwegen durch Anlage von Wirtschaftswegen in Geländeeinschnitten und von Lößwänden an Weinbergsterrassen

E. 2.7 Felsen, Höhlen und Stollen

Planungsziele Maßnahmen/Nutzung

1. Erhalt und Entwicklung von Höhlen und Stollen Offenhaltung von vorhandenen Höhlen und Stol- len

Sicherung gegen unbefugtes Benutzen

Belassen von Kleinnischen und Spalten in Fels- wänden (vor allem in Abbaugebieten)

Umsetzung der Maßnahmenvorschläge aus dem Artenschutzprojekt "Fledermäuse"

2. Erhalt der Felsen Sicherung bestehender Felsen v. a.. für den Fle- dermausschutz

Sicherung von Felsen und Steinbrüchen als Le- bensraum felsbewohnender Tierarten (z. B. Doh- le) Instrumentarien der Umsetzung 245

E.3 Geeignete Instrumentarien

Die Ziele der Planung Vernetzter Biotopsysteme können nur dann umfassend umgesetzt werden, wenn sie in den verschiedenen Planungen und Konzeptionen, die die Entwicklung unserer Landschaft beeinflussen, aufgegriffen werden (s. Kapitel A). Eine der wichtigsten Voraussetzungen ist, daß die Untere Landespflegebehörde personell in die Lage versetzt wird, die Umsetzung aktiv zu betreiben und zu koordinieren, Initiativen zur Verwirklichung von Planungszielen aufzugreifen und zu betreuen sowie die verschiedenen ergänzenden Naturschutzprojekte zu integrieren. Für einige der zur Verfügung stehenden Instrumente enthält der folgende Abschnitt knappe Hinweise zu ihrer Anwendung.

Landentwicklungsprogramm Die Zielaussagen der Planung Vernetzter Biotopsysteme werden im Landesentwicklungsprogramm folgendermaßen umgesetzt: a) Landesplanerische Ziele (unterliegen keiner Abwägung) - Sicherung landesweit bedeutsamer Kernräume der Biotopsysteme und bedeutsamer Vernet- zungsachsen b) Landesplanerische Grundsätze (unterliegen einer Abwägung mit anderen Belangen) - Aufwertung der umgebenden Landschaftsräume durch Aufbau regionaler und lokaler Biotop- systeme - Neuschaffung von Biotopsystemen in Defiziträumen.

Landschaftsrahmenplanung Die räumlichen Entwicklungsziele sind in der Landschaftsrahmenplanung in der Regionalplanung fest- zuschreiben. Hierzu ist eine Anpassung der Aussagen auf den Maßstab 1:50.000 erforderlich.

Landschaftsplanung Die räumlichen Entwicklungsziele sind im Rahmen der Landschaftsplanung in der Bauleitplanung um- zusetzen. Zur weiteren Konkretisierung sind ergänzende Datenerhebungen im Maßstab 1:10.000 bzw. 1:5.000 erforderlich. Die Vernetzung mit Kleinstrukturen muß auf lokaler Ebene festgelegt wer- den.

Pflege- und Entwicklungsplanung Für besonders schutzwürdige Bereiche, insbesondere für ausgewiesene oder vorgesehene Natur- schutzgebiete, und für besonders empfindliche Biotoptypen werden Pflege- und Entwicklungspläne erstellt, die Ziele und Maßnahmen im Detail fortführen.

Schutzgebiete Ergänzungen der Prioritätenliste des Landesamtes für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rhein- land-Pfalz zur Ausweisung von Naturschutzgebieten und Erweiterungen der Gebietsabgrenzungen sind erforderlich, um das Instrument des Gebietsschutzes optimal zur Umsetzung der Planungsziele einsetzen zu können. Zusätzlich müssen auch andere Schutzgebietsformen gezielt eingesetzt wer- den.

Flächenankauf Das Instrument des Flächenankaufs ist vorrangig für Flächen vorzusehen, die der freien Sukzession unterliegen sollen. Instrumentarien der Umsetzung 246

Gewässerpflegepläne Die Zielvorstellungen des Arten- und Biotopschutzes für die Fließgewässer sind verstärkt in die Ge- wässerpflegepläne einzubringen, die langfristige Rahmenkonzepte für die naturnahe Entwicklung der Fließgewässer darstellen.

Für den gesamten Bereich ist es vordringlich, daß durch die Landespflege ein "Biotopsystem Fließ- gewässer" erstellt wird, in dem aus der Sicht des Naturschutzes Schutz- und Entwicklungsprioritäten weiter präzisiert werden. Das Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz be- reitet ein solches Konzept vor.

Forsteinrichtung Das Instrument der Forsteinrichtung sollte verstärkt zur Festlegung von Zielen des Arten- und Biotop- schutzes genutzt werden. Im Planungsraum sind besonders vordringlich:

- Sicherung der Sonderstandorte, Herausnahme der Waldflächen aus der Holzproduktion; insbe- sondere Sicherung der strukturreichen Waldlebensräume im Binger Wald

- Entwicklung von Wäldern mit Halboffenlandcharakter bzw. lichten Wäldern für spezielle Arten- schutzziele (u. a. Ziegenmelker, Heidelerche).

- Entwicklung von Naturwaldzellen insbesondere im Binger Wald.

Förderung umweltschonender Landwirtschaftung und weitere Programme zum Erhalt und zur Entwicklung wertvoller Lebensräume Neben den bestehenden Biotopsicherungsprogrammen (Grünland, Streuobst, Ackerrandstreifen), die in das 'Förderprogramm umweltschonende Landbewirtschaftung (FUL) eingeflossen sind, ist im Land- kreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms ein neues Biotopsicherungsprogramm “Wein- bergslagen”, das die Ziele des Arten- und Biotopschutzes eingehend berücksichtigt, dringend erfor- derlich. Ein solches Biotopsicherungsprogramm, das derzeit vom Landesamt für Umweltschutz und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz erstellt wird, sollte weitere Möglichkeiten zur Förderung der natur- schutzgerechten Nutzung der rheinhessischen Rebflächen aufzeigen. Förderungsmöglichkeiten soll- ten beispielsweise für den ökologisch orientierten Weinbau, die Erhaltung und Entwicklung von Tro- ckenmauern und Lößwänden sowie verschiedener Brachestadien angeboten werden.

Weiterhin sind im Landkreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms neue Programme zur Biotopsicherung von Mittel- und Niederwäldern, Stromtalwiesen und Sandrasen notwendig. Zur Siche- rung dieser landesweit bedeutsamen Biotopkomplexe ist ein koordinierter Einsatz aller Möglichkeiten zur Förderung extensiver Nutzungen erforderlich. Die Programme mit engeren Vorgaben sollten be- vorzugt zum Erhalt und der Entwicklung besonders sicherungsbedürftiger Biotoptypen eingesetzt wer- den.

In stillgewässerarmen Bereichen des Landkreises Alzey-Worms und der kreisfreien Stadt Worms ist ein Programm zur Neuschaffung von Tümpeln und Weihern wünschenswert. Diese Neuschaffung von Stillgewässern ist v. a. im Zusammenhang mit der Sicherung der Bestände von Wechselkröte und Knoblauchkröte zu sehen.

In den offenen Agrarlandschaften Rheinhessens ist zur Stabilisierung und Verbesserung der Situation des Arten- und Biotopschutzes eine Anreicherung der Landschaft mit linearen Biotopelementen und flächigen Lebensräumen erforderlich. Berücksichtigung finden sollten dabei auch die spezifischen An- sprüche typischer Arten solcher Lebensräume wie Feldhamster, Schwarzstirnwürger, Grauammer und Kornweihe. In Bereichen des Landkreises Alzey-Worms und der Kreisfreien Stadt Worms mit hohem Ackeranteil auf Sonderstandorte, besonders auf allen frischen, feuchten und nassen Standorten in den Bach- und Instrumentarien der Umsetzung 247

Flußniederungen sowie auf den Sandböden ist der Einsatz des Programms zur ökologischen A- ckerflächenstillegeung anzustreben, um die überdurchschnittliche Entwicklungsfähigkeit dieser Standorte auch für besonders wertvolle Lebensgemeinschaften des Offenlandes auszunutzen.

Auf Auenwaldstandorten ist in Abstimmung mit den Zielen der Planung Vernetzter Biotopsysteme das Programm zur Förderung der Aufforstung landwirtschaftlich genutzter Flächen einzusetzen. Als öko- logisch oft sinnvollere Alternative sollte vermehrt auf Sukzession zurückgegriffen werden. Untersuchungsbedarf 248

E.4 Untersuchungsbedarf

Ein Programm zur regelmäßigen Erfassung der Vorkommen und Populationen von Arten, die für die Landschaft Im Landkreis Alzey-Worms und in der Kreisfreien Stadt Worms von besonderer Bedeu- tung sind, ist eine wesentliche Grundlage für ein Biomonitoring-System zur Beurteilung der weiteren Landschaftsentwicklung. Es ist damit Voraussetzung für eine Kontrolle der Wirksamkeit der Schritte zur Umsetzung der Ziele der Planung Vernetzter Biotopsysteme.

Besonders vordringlich erscheinen Erfassungen von

¾ Fließgewässerarten (v. a.. Gebänderte Prachtlibelle - Calopteryx splendens, Gebirgsstelze)

¾ Stillgewässerarten (v. a.. Wechselkröte, Knoblauchkröte, Moorfrosch, verschiedene Libellenar- ten)

¾ Tagfalter- und Heuschreckenarten der nassen und feuchten Offenlandbiotope der Auen von Rhein und Selz (z. B. Lauchschrecke - Parapleurus alliaceus, Schwarzblauer Moorbläuling - Ma- culinea nausithous)

¾ Heuschrecken und Tagfalter der Trockenbiotope in der Rheinhessischen Schweiz wie Italieni- sche Schönschrecke - Oedipoda germanica, Westliche Steppensattelschrecke - Ephippiger ephippiger, Weinhähnchen - Oecanthus pellucens, Segelfalter - Iphiclides podalirius, verschiede- ne Bläulings- und Widderchenarten

¾ Fauna kleinflächiger Xerothermbiotope innerhalb der Weinbaugebiete Rheinhessens (u. a. Steinschmätzer, Schwarzkehlchen, Heuschrecken, Tagfalter, Reptilien, Wildbienen)

¾ Vogelarten des extensiv genutzten Grünlandes und der halboffenen Kulturlandschaft wie Braun- kehlchen, Wiesenpieper, Neuntöter, Steinkauz und Wiedehopf

¾ Tierarten der intensiv genutzten Agrarlandschaften (wie Feldhamster, Grauammer, Korn- und Wiesenweihe, Rebhuhn)

¾ Vogelarten der Röhrichte, Seggenriede, Stillgewässer und Abgrabungsflächen (v. a.. Krickente, Drossel- und Schilfrohrsänger, Blaukehlchen, Wasserralle, Flußregenpfeifer und Uferschwalbe)

¾ Vögel und Insekten der Hohlwege und Lößwände (wie Steinkauz, Steinschmätzer, verschiedene Bienen- und Wespenarten

¾ Vögel und Tagfalter der lichten Wälder und Waldrandübergangsbereiche (z. B. Wendehals, Zie- genmelker, Blauschwarzer Eisvogel - Limenitis reducta)

¾ altholzbewohnenden Vogelarten (alle Spechtarten, Hohltaube)

Das zu entwickelnde Programm sollte außerdem um weitere ausgewählte Arten, insbesondere auch um Pflanzenarten, ergänzt werden. Im Vordergrund sollten hier Arten der Trocken- und Halbtrocken- rasen, Trockengebüsche aber z. B. auch Arten der Flußauenbiotopkomplexe stehen.

Gezielte Erhebungen zum Vorkommen von Arten sind außerdem notwendig, um die Planungsziele bei der Umsetzung auf örtlicher Ebene zu differenzieren und zu vervollständigen.

Hoher Forschungs- und Untersuchungsbedarf besteht hinsichtlich der Umsetzung der Planungsziele 'Erhalt und Entwicklung von Trockenbiotopen im Bereich der Rheinhessischen Schweiz und des Rheinhessischen Tafel- und Hügellands sowie ganz allgemein der Flußauenbiotopkomplexe der Rheinaue. Vordringlich ist die Erarbeitung von wirkungsvollen Methoden zur Wiederherstellung von Beständen dieser Biotoptypen, die wissenschaftliche Überprüfung der verschiedenen in Frage kom- menden Nutzungsformen hinsichtlich ihrer Auswirkung auf die Biozönosen und die Klärung der öko- Untersuchungsbedarf 249 nomischen Rahmenbedingungen für eine Wiedereinführung und Fortführung der traditionellen Nut- zungsweisen unter Voraussetzungen, die sie für den einzelnen Landwirt bzw. Winzer rentabel ma- chen. Es sind zur Absicherung der Ziele der Planung Vernetzter Biotopsysteme Nutzungssysteme zu entwickeln, die ökologischen und ökonomischen Kritereien gleichermaßen gerecht werden. Für die Rheinaue ist zu prüfen, welche technischen Methoden geeignet sind, die Altaue stärker an das Was- serregime des Rheins anzubinden und wo und in welchem Umfang die Überflutungsaue durch Rück- verlegung oder Durchstechung der Hochwasserdämme ausgeweitet werden kann. Dabei sind Kon- zeptionen zu entwickeln, die den nachhaltigen Schutz und die Wiederherstellung stark gefährdeter Lebensräume u. a. mit den Anforderungen des Hochwasserschutzes verbinden.

Untersuchungsflächen mit charakteristischen Landschaftsausschnitten sollten in ein landesweites Programm zur langfristigen Beobachtung von Landschaftsveränderungen und ihrer Auswirkungen auf die Populationen von Arten mit komplexen Raumansprüchen (Biomonitoring-System) eingegliedert werden. Ein solches Monitoring-Programm ist eine wichtige Voraussetzung für vorsorgendes Natur- schutzhandeln.

Die Entwicklung von Kleinstrukturen in intensiv genutzten Agrarlandschaften ist aus Sicht des Arten- und Biotopschutzes von hoher Bedeutung. Hierzu sind Begleitprogramme erforderlich, die die Ent- wicklung des biotischen Potentials nach der Einleitung von Maßnahmen ebenfalls in Form eines Moni- toring-Programms begleiten. Literatur 250

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G. Anhang

Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite Säugetiere

Bechsteinfledermaus Myostis 23 bechsteini

Braunes Langohr Plecotus auritus 12,23.24 I

Feldhamster Cricetus cricetus 26 II,III,IV,Kap.E

Feldhase Leous europaeus

Fransenfledermaus Myotis natterreri 23

Gartemschläfer Eliomys 21 quercinus

Graues Langohr Plecotus 23 I austriacus

Großes Mausohr Myotis Myotis 23

Haselmaus Muscardinus 15 avellanarius

Hermelin Mustela eminea 20

Mauswiesel Mustela nivalis 19

Zweifarbfledermaus Vespertilio 12 discolor Vögel

Alpenstrandläufer Calidris alpina 3

Bartmeise Panurus 7 biarmicus

Bekassine Gallinago 6 III,V,VI gallinago

Beutelmeise Remiz 17 III,VI pendulinus

Bläßhuhn (Bläßralle) Fulica atra 6

Blaukehlchen Luscinia svecica 7 III,VI,Kap.E

Brachpieper Anthus 11 campestris

Braunkehlchen Saxicola rubetra 8 I,II,III,IV,VI,Kap.E Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Dohle Corvus 25 Kap.E monedula

Dorngrasmücke Sylvia 20,28 IV,Kap.E communis

Eisvogel Alcedo atthis 2 VI

Feldlerche Alauda arvensis 26

Flußregenpfeifer Charadrius 3,17,22 VI,Kap.E dubius

Flußuferläufer Actitis 3,17 hypoleucos

Gänsesäger Mergus 3 merganser

Gartenrotschwanz Phoenicurus 26 phoenicurus

Gebirgsstelze Motacilla 2 V,Kap.E cinerea

Gelbspötter Hippolais 17 icterina

Goldammer Emberiza 26 IV citrinella

Grauammer Emberiza 22,26 II,III,IV,Kap.E calandra

Graureiher Ardea cinerea 17 VI

Grauspecht Picus canus 16,21 I,VI

Großer Brachvogel Numenius 6 V arquata

Grünschenkel Tringa nebularia 3

Grünspecht Picus viridis 21 I,II,III,IV,V,VI

Haselhuhn Bonasa bonasia 14

Haubentaucher Podiceps 3,5 V,IV cristatus

Heckenbraunelle Prunella 20,26 modularis

Heidelerche Lullula arborea 12,26 I,Kap.E Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Hohltaube Columba oenas 16 I,VI,Kap.E

Kampfläufer Philomachus 3 pugnax

Kiebitz Vanellus 3,6,26 I,II,II,IV,VI vanellus

Kleinspecht Dendrocopos 17 minor

Knäkente Anas 4 querquedula

Kormoran Phalacrocorax 3 carbo

Kornweihe Circus cyaneus 26 II, IV,Kap.E

Krickente Anas crecca 3,4 V,VI,Kap.E

Löffelente Anas clypeata 5 VI

Mittelspecht Dendrocopos 14 I,VI,Kap.E medius

Nachtigall Luscinia 17 megarhynchos

Neuntöter Lanius collurio 9,20.21,26 I,II,III,IV,V,VI,Kap.E

Ortolan Emberiza 26 hortulana

Pfeifente Anas penelope 3,5 VI

Pirol Oriolus oriolus 17 II,III,IV,V

Purpurreiher Ardea purpurea 7 VI

Raubwürger Lanius excubitor 8,26 I

Rauhfußkauz Aegolius 16 funereus

Rebhuhn Perdix perdix 20,22,26 IV,Kap.E

Reiherente Aythya fuligula 3,5 VI

Rohrammer Emberiza 6 III schoeniclus

Rohrschwirl Locustella 7 VI,Kap.E luscinioides Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Rohrweihe Circus 7 I,II,III,IV,V,VI aeruginosus

Rotkopfwürger Lanius senator 21,26 III,V,VI,Kap.E

Rotschenkel Tringa totanus 3

Saatkrähe Corvus V frugilegus

Samtente Melanitta fusca 3 VI

Sandregenpfeifer Charadrius 3 hiaticula

Schafstelze Motacilla flava 26 II,III,IV

Schellente Bucephala 3,5 IV clangula

Schilfrohrsänger Acrocephalus 7 VI,Kap.E schoeno- baenus

Schnatterente Anas strepera 3,4 VI

Schwarzhalstaucher Podiceps 4 nigricollis

Schwarzkehlchen Saxicola 22 I,II,III,IV,V,Kap.E torquata

Schwarzmilan Milvus migrans 18 VI

Schwarzspecht Dryocopus 16 OI,VI martius

Schwarzstirnwürger Lanius minor 21,26 I,II,III,IV,Kap.E

Singschwan Cygnus cygnus 3

Spießente Anas acuta 4,5 VI

Steinkauz Athene noctua 9,21,26 I,II,III,IV.V,VI,Kap.E

Steinschmätzer Oenanthe 24,25 I,II,III,IV,V,VI,Kap.E oenanthe

Sterntaucher Gavia stellata 5 VI

Stockente Anas 3 platyrhynchos

Sumpfohreule Asio flammeus 7 Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Tafelente Aythya ferina 3,5 VI

Teichrohrsänger Acrocephalus 7 II,III,IV,V scirpaceus

Trauerente Melanitta nigra 5

Tümpelsumpfhuhn Prozana 7 porzana

Turmfalke Falco 26 tinnunculus

Uferschwalbe Riparia riparia 24 V,VI,Kap.E

Wachtel Coturmix II,IV coturmix

Wachtelkönig Crex crex 8

Waldohreule Asio otus 26

Waldschnepfe Scolopax 16 I rusticola

Wasseramsel Cinclus cinclus 2,3

Wasserralle Rallus aquaticus 3,7 III,V,VI,Kap.E

Wendehals Jynx torquilla 21,26 I,III,Kap.E

Wespenbussard Pernis apivorus I

Wiedehopf Upupa epops 8.21,25,26 III,V,VI,Kap.E

Wiesenpieper Anthus 8,9 I,II,III,V,VI,Kap.E pratensis

Wiesenweihe Circus pygargus 26 II.IV, Kap.E

Ziegenmelker Caprimulgus 14 I,Kap.E europaeus

Zippammer Emberiza cia 10,12

Zwergdommel Ixobrychus 7 VI minutus

Zwergsänger Mergus albellus 3

Zwergstrandläufer Calidis minuta 3

Zwergtaucher Podiceps 4 II,V,VI,Kap.E ruficollis Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite Reptilien

Mauereidechse Lacerta muralis 12,25 I

Ringelnatter Natrix natrix 3

Schlingnatter Coronella 13 I,IV austriaca

Smaragdeidechse Lacerta viridis 12

Würfelnatter Natrix tesselata 3

Zauneidechse Lacerta agilis 13 Amphibien

Bergmolch Triturus 4 alpestins

Fadenmolch Triturus 4 helvehicus

Feuersalamander Salamandra 1,2,23 salamandra

Kammolch Triturus 4 I cristatus

Knoblauchkröte Pelobates 4 III,VI,Kap.E fuscus

Kreuzkröte Bufo calamita 3,4,22,24 I,V,Kap.E

Laubfrosch Hyla arborea 3,4 VI

Moorfrosch Rana arvalis 4 VI,Kap.E

Springfrosch Rana dalmatina 3

Teichmolch Triturus vulgaris 4

Wechselkröte Bufo viridis 4,24 I,II,III,IV,V,VI,Kap.E Fische

Aal Anguilla anguilla 3

Aland Leuciscus idus 3

Äsche Thymallus 2 thymallus Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Bachforelle Salmo trutta 2 forma vario

Barbe Barbus barbus 3

Bitterling Rhodeus 3 sericus amarus

Brachse Abramis brama 3

Döbel Leuciscus 3 cephalus

Flußbarsch Perca fluviatilis 3

Flußneuauge Lampetra fluvialitis

Groppe Cottus gobio 2

Gründling Gobio gobio 3

Hasel Leuciscus 3 leuciscus

Hecht Esox lucius 3

Karausche Carassius 3 carassius

Lachs Salmo salar 3

Maifisch Alosa alosa

Meerforelle Salmo trutta trutta

Meerneunauge Petromyzon marinus

Nase Chondrostoma 3 nasus

Rotauge Rutilus rutilus 3

Rotfeder Scardiutus 3 erythroph- thalmus

Schleie Tinca tinca 3

Schuppenkarpfen Cyprinus carpio 3

Steinbeißer Cobilis taenia 3 Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Stör Acipenser sturio

Ukelei Alburnoides 3 alburnus Schmetterlinge

Apfelbaum- Synanthedon 21 Glasflügler myopaeformis

Baumweißling Aporia crataegi 20 V

Birken-Zipfelfalter Thecla betulae 20 I

Blauer Eichen- Quercusia 14 zipfelfalter quercus

Blaugras-Augenfalter Chazara briseis 12

Blauschwarzer Limenitis 15 I,Kap.E Eisvogel reducta

Blutströpfchen- Zygaena III,IV,V Widderchen filipendulae

Braunauge Lasiommata 25 maera

Brauner Eichen- Nordmannis 14 Zipfelfalter ilicis

Brauner Feuerfalter Heodes tityrus 8,21

Braunfleck- Clossiana 6 Perlmutterfalter selene

Braungerändertes Pyronia tithonus IV.V Ochsenauge

Dunkelbrauner Aricia agestis 10 II,III,V Bläuling

Esparsetten- Zygaena 10 IV,Kap.E Widderchen carniolica

Eulenfalter Triaena cuspis 19

Faulbaum-Bläuling Celastina 16 argiolus

Flußtal-Widderchen Zygaena 10,22 transalpina

Geißklee-Bläuling Plebejus argus 13 I Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Gelbringfalter Lopinga achine 16

Gemeine Schilfeule Mythimna sp. 7

Gemeiner Melitaea cinxia 8 Scheckenfalter

Graublauer Bläuling Philotes baton 13

Großer Feuerfalter Lycaena dispar 3,15

Großer Fuchs Nymphalis 18 polychloros

Großer Mohrbläuling Maculinea 8 telejus

Großer Mesoacidalia 16 Perlmutterfalter aglaja

Großes Ochsenauge Maniola jurtina II,V

Großes Coenonympha 6 Wiesenvögelchen tullia

Hainveilchen- Clossiana dia IV Perlmutterfalter

Himmelblauer Lysandra 10 Bläuling bellargus

Hornissenschwärmer Sesia apiformis 17

Hufeisenklee- Colias australis IV Heufalter

Johannisbeer- Synanthedon 1 Glasflügler tipuliformis

Kaisermantel Argynnis paphia 16

Kellerspanner Triphosa 23 dubiata

Kleiner Palaeochryso- 6 Ampferfeuerfalter phanus hippothoe

Kleiner Schillerfalter Apatura ilia 17

Kleiner Schlehen- Nordmannia 12 Zipfelfalter acaciae

Kommafalter Hesperia 22 comma Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Kronwicken-Bläuling Lycaeides 10 V argyrognomon

Malven- Carcharodus 22 Dickkopffalter alceae

Malven-Würfelfleckfalte Pyrgus malvae VI

Mattscheckiger Thymelicus 10 Braundickkopffalter acteon

Mauerfuchs Lasiommata I,II megera

Nachtfalter Acronicta 17 megacephala

Cerura erminea 17

Clostera 17 anastomosis

Coloobochyla 17 salicalis

Earias clorana 17

Enargia 17 paleacea

Enargia ypsilon 17

Gastropacha 17 populifolia

Ipimorpha 17 retusa

Ipimorpha 17 subtusa

Lomographa 17 trimaculata

Phyllodesma 18 tremulifolia

Scoliopteryx 17 libatrix

Scopula 11 decorata

Tethea ocularis 17 Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite

Nagelfleck Aglia tau 16

Pflaumen-Zipfelfalter Strymonidia 20 pruni

Rohrbohrer Phragmataecia 7 castaneae

Rotkolbeneule Archanara 7 sparganii

Rostbinde Hipparchia 14 semele

Roter Scheckenfalter Melitaea didyma 12

Rotklee-Bläuling Cyaniris 9 semiargus

Rundaugen- Erebia medusa 16 Mohrenfalter

Schachbrett Melanargia II,V galathea

Schilfeule Arcchanara 7 geminipuncta

Schwalbenschwanz Papilio 26 I,III machaon

Schwarzblauer Maculinea 8 VI,Kap.E Moorbläuling nausithous

Schwarzfleckiger Maculinea arion I Bläuling

Segelfalter Iphiclides 10,12 I,Kap.E podalirius

Sichelflügler Drepana 19 curvatula

Silbergrüner Bläuling Lysandra 10 I,IV,Kap.E ccoridon

Silberscheckenfalter Melitaea 6 diamina

Skabiosen- Euphydryas 13 Scheckenfalter aurinia

Spanner Isturgia ilimbaria 13

Spinner Dicallomera 13 Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite fascelina

Storchenschnabel- Eumedonia 14 Bläuling eumedon

Ulmenzipfelfalter Strymonidia 18 w-album

Veilchen- Clossiana 16 Perlmutterfalter euphrosyne

Violetter Brenthis ino 6 Perlmutterfalter

Violetter Cyaniris IV,V,VI Waldbläuling semiargus

Wachtelweizen- Mellicta athalia 16 Scheckenfalter

Waldbrettspiel Pararge aegeria 16

Wald-Mohrenfalter Erebia aethiops 14

Weißer Waldportier Brintesia circe 14

Wolfsmilch- Celerio 17 schwärmer euphorbiae

Zackeneule Scoliopteryx 23 libatrix

Zwerg-Bläuling Cupido minimus 10 IV Heuschrecken

Blauflügelige Oedipoda 12 V Ödlandschrecke caerulescens

Buntbäuchiger Omocestus 13 Grashüpfer ventralis

Feldgrashüpfer Chorthippus 10 apricarius

Gemeine Phaneroptera 10 Sichelschrecke fackata

Italienische Calliptamus 12 I,Kap.E Schönschrecke italicus

Kleiner Stenobothus 13 Heidegrasküpfer stigmaticus

Kurzflügelige Conocephalus VI Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite Schwertschrecke dorsalis

Laubschrecke Parapleurus 6 VI,Kap.E alliaceus

Rotflügelige Oedipoda 12 I,Kap.E Ödlandschrecke germanica

Rotleibiger Omocestus 13 Grashüpfer haemorrhoidalis

Säbeldornschrecke Tetrix subulata 22

Sandschrecke Sphingonotus 11 caerulans

Schwarzfleckiger Stenobothrus 13 I Grashüpfer nigromaculatus

Sumpfschrecke Mecostethus 6 grossus

Verkannter Chorthippus 22 Grashüpfer mollis Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite Weinhähnchen Oecanthus 10 I,II,IV,V,Kap.E pellucens

Westliche Platycleis 10 Beißschrecke albopunctata

Westliche Steppen- Ephippiger 12 I,II,IV,Kap.E Sattelschrecke ephippiger Libellen

Asiatische Gomphus 3 Keiljungfer flavipes

Blauflügel- Calopteryx virgo 2 Prachtlibelle

Braune Aeshna grandis 4 Mosaikjungfer

Dünen- Mymeleon bore 11 Ameisenjungfer

Feuerlibelle Crocothemis VI erythraea

Gebänderte Calopteryx 3 III,VI,Kap.E Prachtlibelle splendens

Gefleckte Sympetrum 4 Heidelibelle flaveollum

Gefleckte Somatochlora 4 VI Smaragdlibelle flavomaculata

Gemeine Lestes sponsa 4 Binsenjungfer

Gemeine Gomphus 3 Keiljungfer vulgatissimus

Gestreifte Cordulegaster 1 Quelljungfer bidentatus

Glänzende Lestes dryas 4 Binsenjungfer

Große Pechlibelle Ischnura 4 elegans

Großer Blaupfeil Orthetrum 4 cancellatum Anhang: Auswahl biotoptypischer Leitarten (Tab. 3)

Artname Biotop- Biotop- Planungs- Planungsziel Landkreis- steckbrief steckbrief einheiten (Kap. D) kennzeich- (Kap. C) nende Tierarten Umsetzung der Umsetzung der (Kap. B) Planungsziele Planungsziele (Kap. E)

Nummer Seite Nummer/E Seite Seite Großes Granatauge Erythromma 4 VI najas

Herbst-Mosaikjungfer Aeshna mixta 4

Hufeisen-Azurjungfer Coenagrion 4 puella

Keilflecklibell Anaciaeschna 4 VI isosceles

Kleine Moosjungfer Leucorrhinia 4 dubia

Kleine Pechlibelle Ischnura pumilio 4

Kleines Granatauge Erythromma 4 I,V,VI viridulum

Plattbauch Libellula 4 depressa

Schwarze Sympetrum 7 Heidelibelle danae

Südliche Lestes barbarus 3 VI Binsenjungfer

Sumpf-Heidelibelle Sympetrum VI depressiusculu m

Vierfleck Libellula 7 quadrimaculata

Zweigestreifte Cordulegaster 2 Quelljungfer boltonii