Heft Nr. 14 - 2197 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 25

ausgleichend wirken sollte. 10) 17 42be- stellte Graf Johann Ludwig Adolf (1 705- 1762) den Dierdorfer Hirsch Löw zum Judenvorsteher im Amte Dierdorf. Zu- Juden in Dierdorf sammen mit dem Vorsteher Ruben soll er die lnteressen des Landesherren von Uli Jungbluth wahren und die innerjüdischen Ange- legenheiten regeln. 11) 1742 gibl es im Amte Dierdorf Schutzjuden in und Puder- bach, die aber namentlich leider nicht Anrro des vorliegenden Textes war habe ich mich zudem um ihre Anfänge überliefefisind. ln Dierdorf wohnen Jud ein Vortrag zum Thema,,Juden in Dier- und einige interessante Schlaglichter Ruben, Hirsch, Seligmann, Martgen dorf (1930-1 942)" am 4. Mai 1995 beim bemüht. Betonen möchte ich, daß dies und Mausche, in Giershofen Veit Jo- SPD-Ortsverein Dierdorf in Giershofen. eine ganz vorläufige Skizze ist. Sie soll nas und dessen Vater, in Brückrach- Daß sich gerade die SPD in Dier- Anlaß sein, die Geschichte der Dierdor- dorf Michael, in Urbach Michael, Am- dorf mit diesem Thema befaßte, ist fer Juden eingehender aufzuarbeiten. schel und Coppel, in Jacob, nicht zufällig. Denn lediglich die Orts- in Lautzert Löb, in Maischeid Moses, gruppe der SPD war es, die nach 1945 Zu den Anfängen Veit, Heyem und Jacob sowie in lsen- die Verbrechen der Nazi-Diktatur ge- ln der Grafschaft Wied-Runkel, zu burg Jud Seligmann. ln den Kirchspie- sühnt haben wollte. Einmal, um der der Dierdorf gehörte, begegnen uns len und Mahnung und Gerechtigkeitwillen, zum die ersten Juden 1670/71 in der Herr- leben 1742 keine Juden. 12) anderen, weil etliche deutsche Staats- schaft Runkel: ,,Michel der alte Jud" 1737 war in der Grafschaft Wied- bürger jüdischen Glaubens Parteige- zahll4 Reichstaler, ,,Hebbe die Jüdin" Runkel der J ude Lieff mann zu nossen waren. Am 26. Januar 1946 und ,,die Jüdin Techsel" zahlen jeweils zum Rabbiner ernannt worden; 1750 verabschiedete der SPD Ortsverein 2 Reichstaler 27 Albus Schutzgeld. 3) wird lsrael Lazarus von Diez und 1764 Dierdorf unter Federführung von Edu- lm ,,Flecken Dierdorf" selbst ist sie- Süskind Hirsch Gundersheim zum Rab- ard Jungbluth eine Resolution, in der ben Jahre später,,Veit der Jud" erster- biner bestellt. 13) Zusammen mit den die SPD im Blick auf den Novemberpo- wähnt; auch er gibt 4 Reichstaler Judenvorstehern soll der Rabbiner für grom 1938 ,,schärfstes Vorgehen ge- Schutzgeld. Damit ist 1677178 der er- Recht, Ruhe und Ordnung sorgen. gen alle Beteiligten" einklagte. Weiter ste Jude bzw. die erste Judenfamilie in Es ist anzunehmen, daß in Dierdorf forderte sie von Amtsbürgermeister Dierdorf ansässig. 4) zu dieser Zeit eine Judenschule/Syn- Hachenberg : Nach weiteren zehn Jahren kommt agoge bestand. Da der ,,Judenschul- ,,Die damaligen Mitglieder der Orts- zu ,,Jud Veit" 1688 ,,Jud Kalmes" hin- meister lsrael Elias" vor 1778 Lehrer in gruppe der NSDAP, die noch zu ermit- zu.5) Die Anzahlvon nurzwei Schutzju- Dierdorf war, 14) aber in der Liste der teln sind, und die gesamte SA unter den im ganzen Amte Dierdod hält sich Dierdorfer Schutzjuden von 1742 nicht Anklage zu stellen. Ebenso wurde ge- bis 1700: Jud Peritz zahlt 10, Jud verzeichnet ist, kann man davon aus- fordert, den damaligen Ortsbürgermei- Veit(en) 8 Reichstaler jährlich. 0r gehen, daß eine Synagoge in der Zeit ster der Gemeinde DierdorJ und den 1703 zahlen neben diesen beiden nach 1742 und vor 1778 eingerichtet gesamten Gemeinderat wegen Begün- Dierdorfer Juden(familien) ein,Jude zu wurde. 15) lsrael Elias führte zwar ein stigung unter Anklage zu stellen." 1) Puderbaph' [Arron] und der,Jude Löw Beschneidungsbuch, aber kein Ster- 7) Auf welche Widerstände und Ver- zu Giershofen' Schutzgeld. 1 705 kom- beregister. Die Ehen wurden von ihm drängungen solche Absichten stießen, men Moses, Seligmann, ein 'Jude zu geschlossen. Tauchten hierbei strittige kann man sich leichtvorstellen. Beson- Großmaischeid' sowie Veit Jud und Fragen auf, wurde der Rabbiner aus ders deutlich wird dies an der Antwort Jüdin Blumin aus lsenburg hinzu. a) Frankfurl, Mainz oder Bonn herbeige- des ehemaligen Dierdorfer Pastors Paul 1707 sind in Dierdorf fünf Schutzjuden holt. Die Söhne erhielten beiderVerer- Krüsmann, die jener auf eine entspre- (Beretz/Peritz, Veit, Löb, Moses, Selig- bung stets die lmmobilien, auch die chende Anfrage von Amtsbürgermei- mann), in Giershofen zwei (Löb, Löb), Tora und alle Bücher, die Töchter hin- ster Hachenberg gab: in eine (Arron), in Großmai- gegen die Mobilien. 16) ,,(...) Als Ptarrer, der das Amt der scheid eine (ohne Namensnennung) Der Judenfriedhof, nahe bei Dier- Versöhnung zu führen hat, möchte ich und in lsenburg zwei (Veit, Jüdin Blu- dod, den die Gemeinden des Amtes nicht und werde ich nicht gegen einen min) verzeichnet. e) Dierdorf gemeinsam hatten, bestand Dierdorfer (A. Dills, U.J.) auftreten, ob Ersterwähnt werden demnach die vor 1746. Als er die Toten nicht mehr er nun nachweislich schuldig oder heu- Juden in der Herrschaft Runkel 1670/ lassen konnte, wurde ein neuer Toten- te sicher unschuldig ist !! (...) Und mei- 71, in Dierdort 1677/78, in Puderbach hof 1846 unter dem Vorsteher Salo- nerMeinung nach istz.B. derW. Schlei- und Giershofen 1703 sowie 1705 in mon Salomon am Weg Dierdod-Giers- fer, der ja unglaubliche Dinge tat, wo- Großmaischeid. ln lsenburg gab es hofen angelegt. 1z) von ich nichts wußte, nicht deshalb Juden seit 1688/89. 1 761 sind 1 5 Schutzjuden(familien) gleich ein Verbrecher, weil er mal, und im Kirchspiel Dierdorf notiert: Jud er nicht ganz unerheblich, dabei war!" 2) lm 18. Jahrhundert Hirsch, Ruben, Hayum, Mortgen Sa- Bei dem Vortragsthema ,,Juden in 1703 hatte Graf Maximilian Hein- bel, Hertz , Joseph Hahn- Dierdorf (1 930-1 942)" beschränkte ich rich (1693-1706) für die Herrschaft stätt(en), Hertz Singhofen, Hertz mich auf die letzten Jahre der Juden in Runkel einen Judenoberschultheiß ein- Rückeroth, Joseph der Kleine, Mannes Dierdorf . Für den vorliegenden Aufsatz gesetzt, der bei internen Streitigkeiten zu Wienau, Semmel, Joseph der Alte, 26 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 14 - 497

Mendel, lsaac und Nathans Witwe zu gen helfen. z+) 1837 ebenfalls seine Dienstmagd Ber- Wienau. Hirsch und Hayum zahlen das Hayum Abraham, ,,Judendoctor in ta Löwvon Grenzhausen (Amt Selters) höchste Schutzgeld, Nathans Witwe Dierdorf", bittet 1764,,um Erlaubnis des noch bis 1838 behalten. Der Dierdorfer das geringste. Neben'Joseph der Klei- Aufenthalts und praxis medicina für Judenvorsteher lsaac Marx bemühte '1837 ne' steht: ,,ist desertiert", 'Joseph der zwei Monate, da er Hoffnung hat, nach sich um die Nichtabschiebung Alte', Mendel, lsaac und Nathans Wit- Camberg als Doctor zu kommen." 25) seiner Dienstmagd Jette Kahn aus we werden als,,bettelarm" bezeichnet. 18) Offensichtlich ist es dazu nicht gekom- Hachenburg und einer weiteren Magd Zehn Jah re s päler (177 0 17 1 172) sind men, da Hayum Abraham 1770171172 aus Grenzhausen. Wie die Sache aus- in der Stadt und im Kirchspiel Dierdorf als in DierdorJ wohnend verzeichnet ging, bleibt offen. 28) 1 0 Schutzjuden aufgeschrieben: Hirsch isl; 1777 erscheint nur noch Hayum Löb, Hertz Nathan, Hertz Singhofen, Abrahams Witwe,26) so daß derJuden- 1930 bis 1932 Samuel Mortgen, Joseph Juda, Hertz doktor zwisch en 1772und 1 777 in Dier- 1929 wurde die neue Dierdorfer Altenkirchen, Heyum Abraham, Schlau- dorf verstorben sein muß. Synagoge eingeweiht. Ein Jahr später, tgl me, lsaac Löb und Samuel Bär. 1 773 wendet sich Abraham Heyum, acht Wochen nach den Reichstags- Hirsch Löb ist mit Abstand der reichste ein bettelgehender Schutzjude, an den wahlen am 14. September 1930, bei Jude in Dierdoff. Sein jährliches Ein- Grafen. Er soll 8 Reichstaler Schutz denen die Nazis riesige Stimmenge- kommen wird auf 1.400 Reichstaler bezahlen, da er noch etwas Handel winne verbuchten und erstmals als geschätzt; ihm folgen Samuel Mortgen treibe. Er sei seit längerem aber ohne ernstzunehmende politische Kraft in mit 750 sowie Joseph Juda und Hertz Haus, welches und sonst alles Schul- Erscheinung traten, liest man in der Altenkirchen mit jeweils 400 Reichsta- den halber verkauft worden sei, daß er sozialdemokratischen Koblenzer Zei- lern. lsaac Löb hat mit 100 Reichsta- genötigt ist, betteln zu gehen, um einen tung,,Rheinische Warte" folgendes: lern den geringsten Verdienst. 20) Kreuzer zu erhalten. Seiner Bitte um ,,Dierdorf. Endlich haben sie sich Über einige Dierdorfer Juden gibt Abmilderung des Schutzgeldes wird auch hier entpuppt, die Verkünder des es lnteressantes zu berichten. Hirsch entsprochen, es wird auf 6 Reichstaler dritten Reiches! (...) Nachdem sie durch Löb ist nicht nur der reichste Jude, vermindert.2T) die Schelle die Einwohner Dierdorfs sondern auch der Judenvorsteher in auf den Einzug des Wiesbadener Na- Dierdod. 1772schreibt er, er habe das Abgeschoben zis Pullmann mit der Bemerkung auf- sogenannte Marsch-Geld seit 30 Jah- Nachdem Wied-Runkel 1806 nas- merksam gemacht hatten, daß Juden ren erhoben. Da er nun aber,,alt und sauisch und 1815 preußisch geworden keinen Zutritt haben und nachdem baufällig" sei und seine eigenen Ge- war, verbot die Regierung alsbald das schon an mehreren vorangegangenen schäfte nicht mehr betreiben könne, Halten von ausländischen Knechten Nächten diese Ankündigung durch die bittet er um die Befreiung von diesem und Mägden. Dem Witwer Löw Mord- sachgemäße Anbringung von Haken- Amte. 21) Doch erst sechs Jahre später chen aus Dierdorf waren fünf kleine kreuzen an den Gebäuden unserer jü- wird Herz Simon 1778 zum neuen Ju- Kinder hinterlassen, dem Witwer Mord- dischen Mitbürger bekräftigt worden denvorsteher bestellt. 22) chen Scheye zwei Kinder. Da sie keine war, eröffnete am Dienstag abend Herz Altenki rchen /Herz Simon kam inländisch-preußischen Dienstmäd- Schmiedemeister Willi Hof (...) die nur 1767 nach Dierdorf. 12Jahre lang war chen fanden, hielten sie sich welche mäßig besuchte 1. Versammlung der der ,ledige Judenbursche' bei Joseph aus dem ausländischen nassauisch- Nazis in Dierdorf. Zur Iinken des Refe- Moses in Altenkirchen Knecht und Mit- wiedischen Amte Selters. Es waren renten glänzte ein bekannter Münders- gesellschafter. Dort habe er Handeler- Fratchen Gumbelund Bäss Seligmann bacher Holzhändler. Der Stahlhelm von fahrung und 500 Reichstaler erwor- aus Mogendorf. Angeblich wollte Löw Dierdorf und Giershofen fiedoch nicht ben, so daß er sich getraue, einen sein Mädchen heiraten. Doch der Bür- in Uniform)suchte die Leere des Saa- Handel damit anzufangen. Da er in germeistervon Dierdorl und die Regie- les auszufüllen. Das Gebotene wardem Altenkirchen keinen Platz habe, bittet rung in Koblenz zeigten sich abge- Eintrittsgeld von 20 Pfg. entsprechend. er um die Aufnahme in der Stadt Dier- neigt. Auch als Fratchen Gumbel 1830 () dorf. Dies wird ihm für 22 Reichstaler um eine Verlängerung derAufenthalts- Die übliche Anpöbelung der Polizei Einzugsgeld und 10 Taler Schutzgeld erlaubnis bat, um ihre armen Eltern zu mit der Amtsbezeichung'Judenknech- jährlich gewährt. 23) Nach 11 Jahren ist unterstützen und sie im Geburtsland te'erfolgte auch prompt am Anfang der er Judenvorsteher. keine Stellung finden könne, wurde sie, Rede. Als nun noch weitere Beleidi- Auch Jacob Bär kommt von Alten- genau so wie Bäss Seligmann, in ihr gungen der Regierung und versteckte kirchen nach Dierdorf. ln der Liste von Heimatland abgeschoben. Auch der Drohungen gegen die Polizei fielen, fi70n1fi2 ist er noch nicht verzeich- arme Nathan Seligmann aus Dierdorf, unterbrach Oberlandjäger Hansmeier net. 177 2 schreibt aber die Judenschaft dessen Frau gestorben war, brauchte die Hetzrede und drohte mit AuflÖsung von Dierdorf an den Grafen, daß der eine Magd zur Kindererziehung. Da er der Versammlung, falls der Redner in Handelsjud Jacob Bär aus Altenkir- keinen inländischen Ersatz für eine diesem Ton fortfahren würde. Darauf chen neu in Schutz gekommen ist und Ausländische f inden konnte, bat er 1 830 lautes Gebrüll der Hakenkreuzler und unbeschränkt Handeln und Wandeln um ein halbes JahrAusstand. Der Bür- drohende Zurule wie: 'Hinaus, Licht könne, wo und wie er wolle. Durch germeisterzeigte sich diesmal gnädig: aus' usw. Einer der lautesten Schreier, seinen sehr starken Handel entziehe er Nathan Seligmann werde bei seiner dessen weise Reden schon im Ge- einem großen Teil der Judenschaft die Armut schwerfallen, eine andere Magd meindeparlament Aufsehen erregt ha- Nahrung, so daß fast keiner von den zu finden, welche die drei kleinen ver- ben, erhob sogar den Stuhl. Nur die hiesigen Juden vor demselben etwas krüppelten Kinder so gut pflege; das große Ruhe des Beamten ließ einen verkaufen könne. Zum Ausgleich soll ausländische Mädchen dürfe vorläufig Zusammenstoß vermeiden. Die weite- er die allgemeinen Juden-Lasten tra- bleiben. Löw Jacob aus Dierdorf dudte re Rede wurde nun vorsichtiger gehal- Heft Nr. 14 - 2/97 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 27

ten, wobei jedoch an keiner Partei ein ihr nicht aufstehen, dann heraus.' Mann war furchtbar empört über diese gutes Haar gelassen wurde. Den Un- Gleichzeitig riß er einen Stuhl an sich Handlung und verwies die drei aus- sinn, welcher weiterhin verzapft wurde, und mit den Worten: 'Heraus, ihr Lum- drücklich auf das Schändliche ihrerTat. wiederzugeben, lohnt sich nicht. (...) pen', stieß er mit demselben zu. Dann Die drei entgegneten aber hohnlachend Wirklich stolz kann Hitler auf seine ging es los. Wie die wilden Tiere fielen meinem Mann: 'Das Judenpack muß Anhänger in Dierdorf sein. Die Mehr- die'Erneuerer des dritten Reichs' über aus ihrem Haus heraus.' Mein Mann zahl noch halbe Kinder, dabei einige die zwei Reichsbannerangehörigen her. und ich haben dann kurzeZeil darauf alte, unzufriedene Spießbürger, die Ein Glückwar es, daß der hiesige Land- aus innerer Empörung die Feierverlas- schon alle Parteien durchhaben. (...)"'nt jäger anwesend und gleich zur Stelle sen. (...)" 34) Eine Woche nach dieser 1. Nazi- war, sonst hätte dieser feige Überfall Am 6. Februar 1932 begrüßt Hel- Versammlung beantragt die Ortsgrup- noch ein schlimmes Ende nehmen kön- mut Herz in seiner Eigenschaft als Vor- pe der Dierdorfer NSDAP, die folglich nen. Besonders hervor taten sich ver- sitzender der Ortsgruppe spätestens im November 1930 gegrün- schiedene, dem Stahlhelm angehörige des Reichsbundes jüdischer Frontsol- det wurde, die Überlassung des Ju- Bauern aus Giershofen. Ebenfalls der daten in Dierdorf geladene Gäste. Die gendheimes für eine öffentliche Ver- sattsam bekannte Nazimann und Ge- Veranstaltung hat das Thema: Deut- sammlung. Acht von zwölf Gemeinde- meindevertreter Franz von hier, der so sche Juden - deutsches Volk. vertretern stellen einen Dringlichkeits- gerne von sich reden macht." 32) ln der Presseankündigung wird die antrag, diesen Tagesordnungspunkt Wieder drei Monate später kommt Notwendigkeit dieser Veranstaltun g wie abzusetzen. Als Begründung ziehen es am 14. Juli 1931 zum Zusammen- folgt begründet: ,,Die politischen Aus- sie den Beschluß vom 3. März 1930 stoß am Denkmalsplatz und dem Wirts- einandersetzungen der letzten Jahre heran: ,,Das Jugendheim soll sämt- haus Abresch, dem Lokal der Stahlhel- haben in starkem Maße die Debatte lichen Vereinen zur Verfügung stehen, mer in Dierdorf, zwischen dem SPD- über die Beziehungen von Deutschtum jedoch mit dem Vorbehalt, daß politi- nahen Reichsbanner und den Nazis und Judentum in weite Öffentlichkeit sche Veranstaltungen jeder Art (so- sowie den Stahlhelmern. Das Reichs- getragen und zum großen TeilAuffas- wohl von rechts wie auch von links) im bannerveranstaltete an diesem Tag in sungen verbreitet, die mitderWahrheit lnteresse des öffentlichen Friedens Dierdorf ein Treffen, das Nazis, insbe- nicht übereinstimmen. Hierüber Auf- nicht stattfinden dürfen." Der Tages- sondere aus Puderbach und Selters klärung zu schaffen, ist Pflicht. Nur ordnungspunkt wird abgesetzt. 30) stör1en. Sie provozierten mit der Ha- Kenntnis führt zur Erkenntnis und dann tul Da die Nazis das Jugendheim nicht kenkreuzfahne und riefen:,,Schmeißt zum gegenseitigen Verstehen. (...)" bekamen, setzten sie Anfang Dezem- die Kerle in den Bach." Die Reichs- Der Referent der Veranstaltung, Dr. ber 1930 eine Versammlung in einer bannerleute skandierten:,,Frei Heil", Ludwig Freund aus Berlin, führt u.a. Gastwirtschaft an. Die Rheinische die Stahlhelmer: ,,Front Heil" und die AUS: Warte berichtet: Nazis: ,,Heil Hitlef'. Plötzlich steht der ,,Es gibt eine Judenfrage, die aber Nach der 1. Versammlung im,,Wie- Wirt Abresch mit einer Pistole in der keine Rassenfrage ist, da es kein ein- dischen Hof" war eine 2. Versammlung Wirtshaustür. Daraufhin werden Rufe heitliches Kulturvolk gibt. Deutschland angesagt, doch kein Wirt stellte mehr laut: ,,Der schießt." Die Menge wird ist der Schauplatz der Auseinanderset- sein Lokal zur Verfügung. Nur ein Wirt nervös. Es kommt zu einer Schlägerei zung fast aller europäischen Völker unter gewissen Bedingungen. Ange- und nachher zum ProzeB gegen das gewesen, und nurdurch gemeinsames sagt war Simon, Koblenz; es kam dann Reichsbanner. ln der Revision wird fol- Schicksal und gleiches Milieu hat sich als Redner: Möller, .,,DerVor- gendes Ufteil gefällt: Bauer aus Kob- eine Flasse gebildet. (...)An Hand der trag war sachlich und ließ die sonst lenz erhält 9 Monate Gefängnis, Daniel Blutstheorie läßt sich in Deutschland übliche Hetze vermissen, weil Möller 4 Monate, Eduard Jungbluth und Selig- die Blutsfrage nicht lösen. Das Schick- früher Sozialdemokrat war, sagt man. mann werden freigesprochen. Daniel sal der Juden in England zum Beispiel (...) Bemerkenswert ist, daß der Mün- und Seligmann sind Dierdorfer Ju- zeigt, daß eine Eingliederung der jüdi- dersbacher Holzhändler Bayer die Ver- den. 33) schen Rasse in eine Volksgemeinschaft sammlung leitet. Die am Vorstandstisch lm Jahre 1931 hören wir auch von möglich ist. Die dort lebenden Juden sitzenden Dierdorfer scheinen in ihr judenfeindlichen Taten. So steht in ei- sind in das englische Volk restlos ein- Führungstalent selbst noch wenig Zu- ner Verhandlungsniederschrift zum gewachsen und, ob rechts oder links trauen zu haben. (...)« 31) Novemberpogrom: organisiert, in der Regierung mittätig.

Drei Monate später, im März 1931 , ,,lm Jahre 1931 anläßlich der 50. (...) Eine Lösung des Judenproblems in heißt es dann in der gleichen Zeitung: Geburtstagsfeier des Bäckermeisters Deutschland kann nur im Sinne eines Dierdorf. Die NSDAP hält im Gast- Adolf Jungbluth in Dierdorf waren mein Kulturvolkes erfolgen oder durch Ver- hof Rockefeller eine Versammlung ab. Mann und ich als Gäste dort anwe- folgung, wie es in Rumänien und Polen Es redet der Oberleutnant a.D. Wey- send. lm Verlauf dieser Geburtstags- der Fall ist, an denen sich Deutschland rauch über das Thema: Wehrmacht. feier bemerkten wir, daß der Sohn des sonst kein Beispiel zu nehmen pflegt. Versammlungsleiter ist Willi Hof aus Hauses, Werner Jungbluth, mit seinen (...) Dierdorf. Die anwesenden Freunde der Freunden KarlWirtgen und dem Eisen- Nur eine Volksgemeinschaft, die Republik wollen den Saal verlassen, bahnbeamten Paul Abresch, beide aus Risse und Parteisplitterungen über- da sie die ,,selbstgedichtete" Strophe Dierdorf , sich vom Fenster des 2. Stok- brückt, kann für Deutschland von Nut- des Deutschlandliedes nicht mitsingen kes aus belästigend und beleidigend zen sein, und allein der Mensch gehört gefähr- wollen. ,,Bevor sie dieses aber ausfüh- mit der gegenüber wohnenden Familie zum Volke, der sein Blut in der ren können, kam das bekannte Nazi- Siegfried Seligmann befaßten. Mit Kie- desten Stunde des Vaterlandes auf büblein und Stahlhelmmann Götsch aus selsteinen [be-]warfen sie die Fenster dem Altar des Vaterlandes geopfert Dierdorf (...) gesprungen und rief:'Wollt des Seligmann'schen Hauses. Mein hat. Unter den 13 Millionen gefallener 28 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 14 - 2197

deutscher Krieger sind 1 2.000 jüdische Frontsoldaten gewesen, deren Anden- ken immer hoch und heilig gehalten werden muß." So ließen auch die Dierdorfer Lud- wig Herz und Friedrich Hirschberg 1915 im l. Weltkrieg ihr Leben. so) Doch die Zeit ist für Aufklärung, Demokratie und Toleranz wenig auf- nahmebereit. Die republikfeindlichen Meinungen setzen sich mehr und mehr durch. Wie wir bereits gehört haben, bekam 1930 die NSDAP-Ortsgruppe Dierdorf das Jugendheim nicht zur Verfügung gestellt. Zwei Jahre später ist dies schon nicht mehr möglich. lm Protokollbuch vom 17. Dezember 1 932 heißt es nun: ,,Der Antrag der NSDAP wegen Überlassung des Jugendher- mes wird genehmigt. Wegen des Ta- ges soll sich die Parlei mit den übrigen Vereinen in Verbindung setzen." szl Fassen wir das bisher Gesagte zu- sammen: Die Ofisgruppe der Dierdor- fer NSDAP gründet sich 1930 und ge- winnt bis Ende 1932 zunehmend mehr an Einfluß. lhre Agitation ist von vorne- herein eine Antisemitische. Auch Ju- gendliche legen schon massives ju- denfeindliches Verhalten an den Tag. Die Dierdorferjüdischen Glaubens rea- gieren darauf mit Veranstaltungen des Reichsbanners und dem Reichsbund jüdischer Frontsoldaten. Dies alles ge- schieht vor 1933. Damit ist folgender Satz aus der Dierdorfer Verschönerungs-Vereins- '1992 Schrift von zu revidieren: ,,Nach dem politischen Umschwung im Jahr 1933 entstehen auch in Dierdorf natio- nalsozialistische Organisationen, die großen Einfluß auf das öffentliche Le- ben ausüben." 38)

1933 bis 1937 Am 5. März 1933, eine Woche nach Quelle: Protokollbuch des Gemeinderates von Dierdorf 1926-1 941 , Protokoll vom 12.4.1933 (5. 143). Neuwieder Zeitung (6.3.1933), (13.3.1933), dem Reichstagsbrand, wird gewählt. Nr. 35 Nr. 61 Nr. 62 (14.3.1e33). Die Wahlen, die nicht mehr als frei bezeichnet werden können, bringen der NSDAP auf Reichsebene ein zwa( re- lnteressant ist, wie die neue politi- schicksalsverbundenen Bewohner. Als spektables, jedoch nicht das erhoffte sche Situation von den Fraktionen ein- Fraktionsf ührer erkläre ich, daß wi r stets überwältigende Ergebnis. Die ange- geschätzt wurde. Hören wir, was in der bereit sein werden zu sachlicher Ar- strebte absolute Mehrheit wird nicht ersten Sitzung des Neuwieder Kreista- beit, und wir gehen an diese Arbeit erreicht. Mit Kanzlerbonus, präsidia- ges gesagt wurde: ohne Voreingenommenheit. lem Segen, industriellen Geldspritzen, ,,Der Sprecherdes Zentrums, Abg[e- Die Erklärung der Nationalsoziali- massiver Einschüchterung und polizei- ordneterl Nimax, Engers: sten, Abg. Dern, Neuwied: licher Unterdrückung der Gegner er- lch mache mir die Worte unseres Die neugewählte Kreistagsf raktion ringt die NSDAP 43,9% der Stimmen. Führers Kaas bei der feierlichen Eröff- der Nationalsozialistischen Arbeiterpar- Da die Kampff ront Schwarz-Weiß-Rot, nung des Reichstages zu eigen: 'Es ist tei will an dieser Stelle der Arbeit nur sprich der Stahlhelm, einen Stimmen- zur Stunde keine Zeit, Worte zu ma- die lnteressen der gesamten Bevölke- anteilvon 8% erreicht, verfügt die Re- chen.' Meine Freunde und ich, getra- rung des Kreises Neuwied vertreten. gierung Hitler über die absolute Mehr- gen vom Vertrauen unserer Wähler, Die Forderungen unserer Fraktion ha- heit von zusammen 51 ,9%. sind erfülltvon dem Geiste, mitzuarbei- ben wir bereits in unsererWahlsonder- ln Dierdorf wurde wie folgt gewählt: ten zum Wohle des Kreises und seiner nummer vom 12. März niedergelegt. Heft Nr. 14 - 2/97 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 29

Wir werden nicht eher ruhen und ra- Antrag legten die 3 Sozialdemokraten (...) derartige Entschließungen gefaBt sten, bis diese Forderungen durchge- E. Jungbluth, Noll und Fuchs schriftlich worden und da könnte Dierdorf, wel- führt sind. Über all unserer Arbeit steht ihr Amt als Gemeindevorsteher nieder ches ganz besonders mitJuden geseg- allein der Ausspruch unserers Führers und verließen die Sitzung. Beide An- net sei, nicht zurückstehen." Adolf Hitler: Nichts für uns, aber alles träge wurden einstimmig angenom- Folgende,,Entschließung" wurde und nur alles für Deutschland. Heil! men." 40) einstimmig angenommen: Die schwarz-weiß-rote Kampff ront, Die neue Gemeindevertretung, also ,,Dierdorf, den 8. September 1935. Abg. Heinemann, Niederbieber: NSDAP, Kampff ront und Zentrum, stel- Entschließung des Gemeinderates Es braucht nicht betont zu werden, len drei Tage später den Antrag, die Dierdod: daß die Kampff ront Schwarz-Weiß-Rot jüdische Schule, die von 7 Kinder be- Wir sehen im Juden den unerbitt- sich hinter die Politik der nationalen sucht wird, aufzulösen und der evan- lichen Feind gegen das neue Deutsch- Regierung stellt. Wenn uns auch kein gelischen Schule einzuverleiben. Das land, den Schänder deutscher Frauen- maßgebender Einfluß auf die Kreisge- gleiche soll mit der katholischen Schu- ehre, den Ausbeuter unseres Volkes schicke zugestanden ist, so werden wir le geschehen, die von 16 Kindern be- und den Fremdrassigen im Volke. praktische Mitarbeit um so intensiver suchtwird. ,,Fürden Antrag stimmte die ln der Erkennung dieserTatsachen zum Wohle des Kreises leisten. Vertretung mit Ausnahme von Herrn und in der Erkenntnis, daß ohne Lö- Die soz. Fraktion, Abg. Mühlbach, Krämer (Zentrum, U.J.), welcherdage- sung der Judenfrage keine Erlösung Engers: gen stimmte." al) Für Toleranz und Min- des deutschen Volkes möglich wird, Die Fraktion wird wie bisher, so derheitenschutz steht es von Anfang faßt daher der Gemeinderat Dierdorf auch in Zukunft sachlich im lnteresse an schlecht. folgende Entschliessung: des Kreises und seiner Bevölkerung lm Mai 1933 muß in Dierdorf wieder 1. Der Zuzug von Juden nach Dierdorf 3s) fördernd mitarbeiten." gewählt werden.,,Nachdem der am 1 2. wird hiermit untersagt. Keine Verweigerung, kein Wider- April gewählte und bereits vom Herrn 2. Der Erwerb von Grund und Boden, stand, sondern,,Mitarbeit" ohne ausge- Landrat bestätigte Gemeindevertreter die Errichtung neuer jüdischer Geschäf- sprochene Vorbehalte - das ist also die Ernst Heydorn jun. sein Amtwiederzur te, auch nicht in getarnter Form, über- Perspektive der anderen Parteien im Verfügung gestellt hatte, mußte erneut haupt das Anlegen von von Neubauten Neuwieder Kreistag, einschließlich der zur Neuwahl geschritten werden. Auf wird ebenfalls den Juden verboten. SPD, Vorschlag von Veftreter L. Jungbluth 3. Bei Verpachtungen und Versteige- Schauen wir, wie das Ergebnis der wu rde der Gemeindevertreter Konditor rungen jeglicher Art dürfen Juden kein Gemeindewahlen am 12. März 1933 Heinrich Pistorius durch Zuruf einstim- Gebot abgeben. Fingierte Enruerbun- sich in Dierdorf niederschlägt. lm Pro- mig zum Gemeindevorsteher gewählt." gen sind unzulässig und rechtlich un- tokollbuch heißt es: Der Vorsitzende Und zwar mit den Stimmen der Nazis wirksam. Gemeindevorsteher Heydorn sen. be- und des Zentrums. Abel und Braun 4. Den Juden und Judenknechten wird grüßte die neugewählten Gemeinde- waren entschuldigt. +z) die Benutzung der Gemeinde-Viehwaa- veftreter, ,,besonders die im Braunhemd lm Juli 1933 stellen die Juden Felix ge untersagt. erschienenen 6 Nationalsozialisten Frohwein, Hugo Seligmann und Emil 5. Keinem Handwerker, Geschäfts- (...)". lm Gemeindeparlament sind ver- Seligmann Anträge auf Ermäßigung mann bzw. keinem anderen Volksge- treten: bzw. Niederschlagung von Gemeinde- nossen wird eine Gemeindearbeit oder NSDAP: Ernst Heydorn jun., Willi steuern. Sie werden abgelehnt. 4s) Gemeindelieferung zuefteilt, der oder Schleifer, Heinrich Pistorius 1., Ludwig Am 15. September 1935 werden dessen Familienangehörigen mit Ju- Jungbluth, Frilz F ranz, Otto Schreiber; die,,Nürnberger Gesetze" verabschie- den irgendwelchen Verkehr pflegen Kampffront Schwarz-Weiß-Rot: Willi det. lm § 1 , Abs. t heißt es: ,,Eheschlie- insbesondere den Juden auch in sei- Abel, Willi Braun ßungen zwischen Juden und Staats- nem Handel unterstützen. SPD: Eduard Jungbluth, August Noll, angehörigen deutschen oder artsver- 6. Beamte, Angestellte und Arbeiter, Karl Fuchs wandten Blutes sind verboten. Trotz- die im Dienst der Gemeinde Dierdorl Zentrum: Karl Krämer. dem geschlossene Ehen sind nichtig stehen, dürfen beiJuden nicht kaufen Zum Gemeindevorsteher wu rde ein- (...)" Der § 2 besagt: ,,Außerehelicher oder mit diesen Verkehr pflegen. stimmig bei Stimmenthaltung Abel und Verkehr zwischen Juden und Staats- 7. Empfänger von Gemeindeunterstüt- Braun der Ernst Heydorn jun. durch angehörigen deutschen oder artsver- zungen, die in Zukunft noch bei Juden Zuruf gewählt; ebenso zum Vorsteher- wandten Blutes ist verboten." kaufen oder mit diesen Verkehr pfle- stellvertreter Hein rich Pistorius, Kondi- Eine Woche vor der Verabschie- gen, können nicht mehr erwaften, daß tor. dung dieses Gesetzes ruft der Gemein- sie dann noch weiter von der Gemein- Die NSDAP-Ortsgruppe Dierdorl debürgermeister Pistorius die Gemein- de unterstützt werden. stellt den Antrag: devertreter zu einer Dringlichkeitssit- 8. Wir begrüssen die Anbringung der ,,a) Den Generalfeldmarschall und zung zusammen. Es erscheinen die ,,Stürmef'-Kästen durch die NSDAP an Reichspräsident v. Hindenburg und den Gemeinde-Altesten Otto und Willi verschiedenen Stellen unseres Ortes Führer der deutschen Freiheitsbewe- Schreiber, Karl Stadtler und Beigeord- und empfehlen jedem Volksgenossen, gung Reichskanzler Adolf Hitler das neter L. Jungbluth. Wegen dienstlicher den regelmäßig ausgehängten,,Stür- Ehrenbürgerrecht von Dierdorf zu v er- Angelegenheiten hatten sich Paul Hoff- mel'fleissig zu lesen. leihen. mann und Richard Steinhardt entschul- Dieser Beschluß tritt soforl in Kraft b) Die Umbenennung der Vorder- digt. Es geht um eine ,,Entschließung und wird allen Volksgenossen durch gasse in Adolf-Hitler-Straße und der des Gemeinderats Dierdorf",,gegen die öffentlichen Aushang, Bekanntgabe Hintergasse in Horst-Wessel-Straße. Juden". durch die Ortsschelle und durch Veröf- Vor der Abstimmung über diesen ,,Allerofts", so Pistorius,,,seien schon fentlichung im,,Nationalblatt" zur Kennl- Heft Nr. 14 2/97 30 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz -

was noch ganz geblie- nis gebracht. Gemeinde dieselbe als lebendes ln- agoge, um das, Der Bürgermeister und die Gemein- ventar hier behält, so muß sie unwei- ben ist, zu zerschlagen. 44) rückt ein Haufen mit Brech- denältesten der Gemeinde Dierdorf ." gerlich in ein (...) Krankenhaus, und Abends dieses wird der Gemeinde mit den Jah- eisen und anderen Werkzeugen an, as) Dynamit dabei, um das Ende SePtember 1935 schreibt Pi- ren teuer zu stehen kommen." auch haben sie jüdische Gotteshaus zu sprengen. Paul storius ins Protokollbuch: ,,Der Jude Auch Fred Salomon, geb. am 20. der den Zutritt verwehren will, Ferdinand Strauß stellt den Antrag auf August 1907 in Dierdorf , verläßt am 30. Schütz, 50) wird am Hals gewÜrgt. Die Sprengung Stundung des Gemeindezuschlags, der Juni 1938 seinen Heimatofi. daß er den Bür- staatlichen Grundvermögenssteuer. verhütet er dadurch, germeister und dieser 5 Gen- Der Antrag wird mit der Begründung Der NovemberPogrom 1938 anruft zu r Auseinandertrei- abgelehnt, daß kein Jude von mir eine Die sogenannte Reichskristallnacht darmeriebeamte TerroftruPPe schickt. Gemeindesteuer gestundet bzw. nie- in Dierdorf ist bisher nicht aufgearbei- bung der a5) Judenfriedhof werden Gitter dergeschlagen bekommt." tet. Es liegt lediglich eine Facharbeit im Vom von Elisabeth Schwal- abmontiert. Sie waren für das Grab ,,Der obengenannte Jude Strauß hat Fach Geschichte 51) der Familie Simon gegen meinen ablehnenden Bescheid bach vor, die aber nur auf Aussagen eines Angehörigen worden, nun werden vom 21. des Monats Beschwerde ein- von Zeitgenossen beruht. Herz angeferligt gelegt, er bittet erneut um Stundung Das folgende fußt auf der Akten- damit Schweineboxen abgetrennt. Schrän- der fraglichen Steuer bis zur Erledi- überlieferung, die sich noch im Ge- Bei Louis Danielwerden die geöffnet, Kleider gemustert und gung seiner Beschwerde. Auch dieser meindearchiv auffinden ließ. Ob das ke die 4o) durchsucht. Das Einschla- Antrag wird abgelehnt." die ganze Wahrheit ist, sei dahinge- die Taschen Minute ln einer Aussage im Zusammen- stellt. gen der Haustür kann in letzter Auch das Zer- hang mit dem NovemberPogrom heißt Maßgeblich beteiligt war der SA- noch verhinderlwerden. '18 des Klaviers. Einersagt, wohl es: Mir wurden beleidigende VorwürJe Sturm 3/68 Dierdorf, der ca. Mann schlagen gemacht,,,alsich unserem (...) gemein- umfaßte, unter FÜhrung von SA-Ober- in der Absicht des Diebstahls: ,,Das wird in samen Nachbarn Helmut Herz zwei sturmführer Paul Hoffmann und SA- gehört mir." Die Nähmaschine gewoden und total zerschla- Wagen Schutt von seinem Haus aus Truppführer Hermann Abresch. Wei- den Hof gen. Hof wir ein Feuer entfacht, fortfuhr. ln den Jahren 1936/37 wurden terhin der Ortsgruppenleiter Lehrer lm dem Haus ge- meinem Nachbarn Herz wiederholt Mades, Jugendliche, einige Männer Bücher und Akten aus 47) und in dem Feuer verbrannt. Fensterscheiben eingeworfen. (...)" vom Relchsautobahnbau, ein SS-Mann schleppt Daniel, Jahnstraße, An dem Verhalten gegen die Juden und Gestapo-Beamte. Bei Alexander konnte man von Anfang an sehen, ,,wie es einem erging, derdem System nicht genehm war. ErwÜrde sich also hÜten, selbst auf irgendeine Weise unange- nehm aufzufallen. Die Terrorisierung der Juden wurde zugleich zum Kriteri- um der Unterwerfung für alle; es ge- nügte ja nicht, nicht unangenehm auf- zufallen, man mußte auch dafÜr sein, mitmachen. Wofür aber sein, was mit- machen? Der Nationalsozialismus ist ja keine irgendgearlete Theorie, keine postitive, sachhaltige Konzeption von Gesellschaft. Es gab also eigentlich nur einen anerkannten Beweis dafür, daß einer mitmachte: wenn er gegen die Juden war." 48) Vor dem NovemberPogrom 1938 ist die Situation der Juden so einschnü- rend, daß sie wegziehen. So z.B. Karl Seligmann. Hierzu schreibt Pistorius - ins Protokollbuch: Die 1929 in der unteren Hauptstraße (damats Vordergasse) neugebaute Synagoge Einst Heydorn. Das Gebäude wurde bei der ,,Reichskristall- ,,Der Jude Karl Seligmann von hier nach einer Zeichnung von zerstört' beabsichtigt mit seiner Familie auszu- nacht" im lnneren verwÜstet und beim Bombenangriff wandern. Er ist bereit, seine Schwester der Gastwirl Fein, er habe das Rosa Seligmann mitzunehmen, jedoch Am Morgen des 10. November 1938 sagt gekauft. Es wird nichts demoliefi. unter der Bedingung, daß Seligmann tragen Gestapo-Beamte Gebetsrollen Haus Seligmann, Bahnhof- seine restliche Gemeindesteuer sei- aus der Synagoge. Das große runde Bei Nathan wi rd der Fotoapparat beschlag- tens der Gemeinde Dierdorf niederge- Fenster wird kaputt geschlagen, eben- straße, da angeblich die Tochter foto- schlagen bekommt. Dies ist aus dem so die große Eingangstür. Man geht mit nahmt, grafiert haben soll. Die Möbelwerden Grunde erfolgt: Da die Rosa Seligmann Axt, Knüppel, Kreuzhacke und Brech- die Straße gewor- eine schwächliche verkrÜppelte Per- eisen zu Werke. aus dem Fenster auf fen. son ist, die schon längere Zeit FÜrsor- Nachmittags schickt Ortsgruppen- Selig- geunterstützung bezieht, wenn die leiter Mades die Schulkinder in die Syn- Kinder zerschlagen bei Hugo Heft Nr. 14 - 2197 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz 31

mann die Fensterscheiben. Gefängnisstrafe von einem Jahr ko- Ferdinand Strauss, geb. 25.12.82, tür ln den Häusern von Moses und stenfällig verurteilt. Bei 3 wird das Ver- tot erklärt, Auschwitz. 61) Emil Seligmann bricht man die Haustü- fahren eingestellt, 5 werden freigespro- ren gewaltsam auf , schlägt Fensterund chen. Auch der Lehrer und Ortsgrup- Spiegel entzwei, demoliert die Möbel penleiter Mades. Auf ihn bezogen heißt Quellen und Anmerkungen: und wirft die Waschgarnitur aus dem es gar: ,,Die dem Angeklagten Karl 1) SPD Dierdorf an den Amtsbürger- Giebelfenster in den Hof. ln diesen Mades enuachsenen notwendigen Aus- meister, 26.1.1946. Akte,,Judenakti- kommt der körperlich und geistig zu- lagen werden der Staatskasse aufer- on", Gemei ndearch iv Di e rdort. rückgebliebene Bruder des Emil Selig- legt." 2) Paul Krüsmann an den Amtsbürger- mann, einen Milchtopf in der Hand. meister, 25.8.1948. Akte,,Judenakti- Einer tritt mit dem Stiefel so unter den Dem Ende entgegen on", Gemei ndearch iv Die rdort. Topf, daß Scherben und lnhalt dem 1939 entfesselt Deutschland den 2. 3) Fürstlich Wiedisches Archiv Neu- jungen Seligmann ins Gesicht fliegen. Weltkrieg, sechs Jahre sind es noch wied (FWAN ) D i e rd o rte r Ke I I e rei - Rech - nung 1666, 1667, 1668 und 1669, Vor- Bei Moritz Seligmann, Ludwlgsgas- bis zur Befreiung von der Nazidiktatur. m u ndsch aftl iche Rechnung von G räfi n se, werden die Möbel und die Wasser- Doch die zeitgenössische Stimmung Hedwig Eleonore von 1665-1671. rohre zerschlagen. Es wird diskutiert, setzt auf den Endsieg. lm November 4) FWAN Dierdorfer Civil-Geld-Rech- ob man das wertvolle Wohnzimmer '1940 findet eine Versammlung der nungen 1670-1679, Rechnung über zertrümmern oder dem Käufer des NSDAP statt. Zu dieser heißt es: Einnahm- und Ausgabgeld im Amt Dier- Hauses, Peter Wehenkel, überlassen ,,lm Jugendheim zu Dierdorf sprach dorf vom 6.7.1677 bis 6.7.1678,5.32. solle. dieser Tage Ortsgruppenleiter Pg. 5) FWAN Dierdorter Civil-Geld-Rech- Auch bei Ferdinand Strauß, Hinter- Kiehl, Rengsdorl, zu den Volksgenos- nungen 1680-1689, 1688, 5.6. gasse, werden die Möbel zerschlagen, sen der Ortsgruppe Dierdorf. An Hand 6) FWAN Dierdorfer Civil-Geld-Rech- hinter der Frau Strauß läuft man dro- von Beispielen legte der Redner klar, nung 1700, S. 10. hend hinterher. daß Großbritannien und das Judentum 7) FWAN Dierdorfer Civil-Geld-Rech- Ebenso geht es in Giershofen zur ein und dasselbe sind. Der englischen nung 1703, 5.67. Sache. Diese Aktion wird von Mades Lügenpropaganda stellte er die Tatsa- 8) FWAN Dierdorfer Civil-Geld-Rech- geleitet. Die Fensterscheiben am Hau- chenberichte des Oberkommandos der nung 1705, S. 110, 119. se des Jakob Kahn werden zerschla- Wehrmacht gegenüber. Auch die Me- 9) FWAN Dierdorfer Civil-Geld-Rech- gen, Gegenstände aus dem 2. Stock thoden der englischen Kriegführung nung 1707, 5.42, 101, 120. geworfen, ein größerer Gußofen um- wurden von dem Redner gebrandmarkt, 10) FWAN 67-12-17. gestoßen, Betten durch das Fenster in insbesondere die feigen nächtlichen 11) FWAN 67-12-16. die Gosse geschmissen. Die im Erdge- Piratenüberfälle auf die friedliche Be- 12) FWAN Dierdorfer Amtsrechnung schoßfenster ausgelegten Betten der völkerung durch die RAF[Royal Air 1742,5.117f. Familie Kahn werden mit einer Hacke Forcel. Wirwissen, so schloß der Red- 1 s) FWAN 67-1 2-1 5, 67-1 2-1 8. heraus ebenfalls in die Gosse gezo- ner, daß Adolf Hitler genau so, wie er 14) FWAN 67-12-21. gen. Als das ältere Ehepaar flüchten die Judengefahr in Deutschland ge- 15) 1802 werden Gelder für die Juden- will, setzt man sie in der Küche fest. ln bannt hat, auch den jüdisch-britischen schule in Dierdoi und Puderbach no- ti e rt (FWAN Die rdorf e r Civi l-Gel d- Rech - der ersten Etage wohnt der Lehrer Gins- Anschlägen in Europa ein Ende berei- nung 1802). 1864 erhält die zweite berg. Die Möbel werden zertrümmert ten wird. An uns aber liegt es, im Geiste Dierdorter Synagoge ihre Statuten und die Wohnung nach Waffen durch- der gefallenen Helden mitzukämpfen, (HARDT, A.: Vom Holzbach zur Wied. sucht. Ein Teilder Bewohnervon Giers- jeder an dem Platz, auf den er gestellt Geschichte des Puderbacher Landes, hofen will abends noch versuchen, die ist." 52) Puderbach 1992, S. 136). ganz gebliebenen Einrichtungsgegen- Nach einem Blick ins,,Gedenkbuch" 16) HARDT 1992, S. 134. stände des Sohnes der Familie Kahn sind folgende Dierdorfer Juden wegen 17) Ebd., S. 1sqf. zu zerschlagen, die in einem kleinen der propagierten ,,Judengefahr in 18) FWAN 70-2-5. lm Kirchspiel Ur- Nebenhaus untergebracht sind. Hier- Deutschland" ums Leben gekommen; bach sind 5, im Kirchspiel Puderbach zu kommt es aber dann nicht. diese Aufstellung ist bei weitem nicht und Oberdreis sind jeweils 7 Schutzju- Beim Prozeß am Schwurgericht vollständig: 53) den aufgelistet. Koblenz im Jahre 1950 werden diese Hilde Corper, geb. Strausz, geb. 19) Ebd. 5a) Verbrechen wie folgt geahndet wer- 05.05.15, f ür tot erklärt, Sobibor 20) Heyum Abraham hat 350, Herz den: 25 Ermittlungsverfahren wegen Alexander Daniel, geb. 29.10.64, gest. Nathan und Schlaume jeweils 250 so- Verbrechens gegen die Menschlich- 17 .1 0.42, Theresienstadt 55) wie Hertz Singhofen und Samuel Bär keit werden eingestellt; 3 Ermittlungs- Emma Daniel, geb. Sternberg, geb. jeweils 200 Reichstaler geschätzter verfahren werden vorläuf ig eingestellt; 06.12.64, gest. 02.10.42, Theresien- jährlicher Verdienst. 56) 1 0 Ermittlungverfahren werden einge- stadt 21) FWAN RenteiRunkelNr. 1344. stellt, da die Täter ,,minderbeteiligte Bienchen Seligmann, geb. Seemann, 22) FWAN 67-12-20, 67-12-21. Nach Mitläufef'waren - sie werden diensl geb. 07.03.63, gest. 09.08.42, Theresi- ihm bekleiden das Amt seine Söhne verpf Iichtet, zur Wiederherstellung des enstadt 57) Löw Herz und Joseph Herz (HARDT jüdischen Friedhofes, jeden Samstag Alma Steinberg, geb. Daniel, geb. 1992,5.1s4). dort zu arbeiten. 12.04.00, für tot erklärt, Auschwitz 58) 23) FWAN RenteiRunkelNr. 1168. 24) FWAN Rentei RunkelNr. 1344. Bei den letzten 9 Ermittlungsver- Klothilde Stibbe, geb. Seligmann, geb. 25) Ebd. fahren handelt es sich um den harten 08.12.87, für tot erklärt, Auschwitz 5s) 26)FWAN 70-2-5. Kern der aktiv beteiligten Täter. Davon Anny Strauss, geb. Dinkelspiel, geb. 27) FWAN RenteiRunkelNr. 1344. wird einer (Daniel Schmitz) zu einer 07.03.84, für tot erklärt, Auschwitz 60) 28) HARDT 1992, S. 137-139. Abra- 32 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-Pfalz Heft Nr. 14 - Z :-

ham Moses zu Urbach hatte 1842 ei- 1 4.2. 1 946. Akte,,Judenaktion", Ge- schaft. Frankfurt a.M. 1965, S.61. nen Knecht aus dem Amt Selters, Löw mei ndearch iv Die rdo rf . 49) Protokollbuch, 26.4.1938, S. 2A. Daniel zu Großmaischeid 1835 den 35) Rheinische Warte Nr. 52 vom 50) Vgl. Archiv Dierdorf. Kn echt J akob J osef aus Q u i rnbach (Amt 2.3.1932. 51 ) SCHWALBACH, E. : Das Schicksal Selters). Letzterer wäre treu und red- 36) Vgl. Die jüdischen Gefallenen des der Juden aus Dierdorf zur Zeit dx lich und hätte alle Arbeiten, insbeson- deutschen Heeres, der deutschen Ma- Nationalsozialismus 1933 bis 1945. dere die in der Regeldoch Juden frem- rine und der deutschen Schutztruppen (Facharbeit Geschichte) Neuwied 1 981 - de Feldarbeit, gut erledigt; außerdem 1914-1918. Ein Gedenkbuch. Moers 52) Nationalblatt (Neuwied) Nr. 277 besorge er die Krämerei und Schlach- 1979, S. 193. vom 21.11.1940. terei, wovon er eine große Familie er- 37) Protokollbuch vom 17.12.1932, S. 53) Hierzu müßte man in den Zivil- nähren müßte. Die Regierung in Ko- 136. stand s reg i ste rn ( be i m Stan de samt) die blenz genehmigte die Verlängerung der 38) LENZE, G.: Aus der Geschichte Juden mit allen Angaben erfassen, um Aufenthaltserlaubnis für Jakob Josef der Stadt Dierdorf. ln: Dierdorf '92. dann im zweiten Schritt mit dem Ge- um ein Jahr. 1841 durfte Löw Daniel Berichte und Bilder aus einer liebens- denkbuch erfolgreich arbeiten zu kön- ihn als Tagelöhner weiter beschäfti- werten Kleinstadt. Dierdort 1992, S. nen, da dieses nach dem Namen (mit gen, ein Jahr später kehrte er nach 31. Geburtsdatum) und dem letzten Wohn- Quirnbach zurück. Sein ältester Sohn, 39) Neuwieder Zeitung Nr. 80 vom ort bzw. Geburtsort kategorisiert ist. gerade einmal 14 Jahre alt, ersetzte 4.4.1933. Weggezogene oder Verheiratete las- ihn. Löw Daniel zahlte 30 Reichstaler 40) Protokollbuch, 12.4.1933, S. 143f sen sich mit dem Gedenkbuch alleine jährtich (Ebd., S. 136-138). 41) Protokollbuch, 15.5.1933, S. 149. nicht ermitteln. Hierzu braucht man die 29) Rheinische Warte Nr. 272 vom 42) Protokollbuch, 24.5.1 933, S. 1 51. Namen und die Geburtsdaten. 21.11.1930. 43) Vgl. Protokollbuch, 31.7.1933, S. 54) Geden kbuch. Opfe r der Verfolgung 30) Protokollbuch der Gemeinde Dier- 210. der Juden unter der nationalsozialisti- dorf, 27.11.1930, S. 109. 44) Protokollbuch, 8.9. 1 935, S. 21 2. sch en G ewalth e rrschaft i n D e utsch I and 31) Rheinische Warte Nr. 285 vom 45) Protokollbuch, 21.9.1935, S. 214. 1933-1945. Koblenz 1986, S. 231. 6.12.1930. 46) Protokollbuch, 28.9. 1 935, S. 21 4. 55) Ebd.,5.2s8. 32) Rheinische Warte Nr. 67 vom 47) Zeugenaussage Richard Brach, 56) Ebd. 20.3.1931. Akte ,,Judenaktion". 57) Ebd., S. 1373. 33) Vgl. Rheinische Warte zum Dier- 48) BRENTANO, M.v.: Die Endlösung 58) Ebd., S. 14s9. dorte r Rei chsban ne r- Stah lhel m - P ro- - lhre Funktion in Theorie und Praxis 59) Ebd., S. 1468. zeß: Nr. 251 vom 26.10.1931, Nr. 254 des Faschismus. I n : H U SS, H./SCH RÖ- 60) Ebd., s. 1474. vom 29.10.1931 , Nr. 82 vom 7.4.1932. DER, A. (Hg.): Antisemitismus. Zur 61) Ebd., S. 1476. 34) Ve rh and I u n gs n i ed ersc h rift, Pathologie der bürgerlichen GeselL

Schilder ,rJuden sind unerwünscht" mußten entfernt werden von Hans-Werner Ziemer

D er neicfrs- und Preußische Minister Landratsamt des Kreises Kreuznach nen. Wie mir die Staatspolizeistelle er- des lnnern, Frick, ersuchte mit Schrei- nahm dieses Schreiben am 29. Juni neut mitteilt, sind auf kommunalem ben vom 1 1. Juni 1935, Aktenzeichen 1935 zum Anlaß, an den Bürgermei- Gelände und an kommunalen Gebäu- lll P 3710/23, die Landesregierungen ster in Meisenheim - und in Abschriften den alle derartigen oderähnlichen Schil- (,,für Preußen: die Herren Ober- und an die Amts- und Stadtbürgermeister der nicht anzubringen. Falls daher wei- Regierungspräsidenten sowie den des Kreises zur Kenntnisnahme - fol- tere Schilder oder Transparente in der Herrn Polizeipräsidenten in Berlin"),,da- gendes zu verfügen: an gegebe ne n Weise an g eb racht si n d, für Sorge zu tragen, daß Schilder und ,,lJ nte r Bezugnah me auf mei ne Ve r- ist für die Entfernung zu sorgen." Kl ebezettel m it de r I nsch rift 'J uden sind fügung vom 29.12.1934, I Nr. 3778 unerwünscht' oder mit ähnlichen Be- betreffend Stü rmerkästen werden Sie sch rift u n ge n an amtl iche n W egwe i se rn hiermit angewiesen, das Transparent und den Richtungsschildern der Fern- 'Juden sind unerwünscht' an dem im Arch iv d e r Ve rbandsge me i n d eve rwal - ve rke h rsst raß e n u nte rble i be n". städtischen Eige ntu m bef i ndl ichen Ei n- tung Kirn-Land,2-3-2. Die Abteilung Politische Polizei beim gangsturm von Meisenheim zu entfer-