Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die Planetenereignisse am Himmel kommen und ge- hen – der tiefe Himmel bleibt. Getreu diesem Motto haben wir uns mit dieser Ausgabe auf unsere alten Tugenden besonnen und bringen drei große Berichte über Galaxien des Herbsthimmels.

Um die großartigen Milchstraßen des Sternbilds Bild- hauer, lateinisch Sculptor, zu besuchen, ist Rainer Töpler bis nach Namibia gereist. Dort eröffnen sich Marsbeobachter (Foto: Peter Wienerroither) auch für den Beobachter mit kleinen Teleskopen fei- ne Anblicke. Auch daheim gebliebene Beobachter sitionsperiode noch einmal an uns vorüberziehen las- können die Sculptor-Galaxien besuchen – wenigstens sen. Dazu sind Ihre Marszeichnungen und -Fotos teilweise, wie unser Titelmotiv NGC 253. hochwillkommen – senden Sie uns Ihre Ergebnisse Kennen Sie die Maffei-Galaxien? Die nächste Gala- und lassen Sie andere Sternfreunde daran teilhaben. xienansammlung jenseits der Lokalen Gruppe ist von Jeden Rahmen sprengt unser Mars-Fotowettbewerb zahlreichen Geheimnissen umwittert, denn alle Mit- bei astronomie.de. Dabei ist mit über hundert Einsen- glieder sind schwierige Beobachtungsobjekte. Hinter dungen erst die Halbzeit erreicht! Mehrere andere Milchstraßenpartien verborgen, zeigen sich viele nur Medien springen nun ebenfalls auf den Zug und ver- nach stundenlanger CCD-Belichtung oder in großen suchen, Foto-Wettbewerbe anzubringen – wieder ein- Teleskopen. Frank Richardsen fischte für Sie im trü- mal war interstellarum Vorreiter. ben und stellt im ersten Teil einer zweigliedrigen Se- rie einige dieser Galaxien vor (Seite 46). Im Oculum-Verlag ist ein neues Buch erschienen: Der Ebenfalls um schwache Galaxien geht es im Essay »Fernrohr-Führerschein« (Seite 65) wendet sich mit von Peter Riepe und Harald Tomsik. Die Autoren neh- einem völlig neuen Konzept an frischgebackene Tele- men dabei ihren Anfang des Jahres gesponnenen Fa- skop-Besitzer. Wir würden uns freuen, wenn Sie Ein- den wieder auf und stellen die Zwerggalaxien des steigern unseren neuen Titel empfehlen möchten. Andromedanebels vor (Seite 42). Beispielseiten und weitere Informationen über Inhalt und Aufmachung finden Sie im Internet unter Mars lässt uns aber auch in diesem Heft nicht los. www.oculum.de. Die Jahrtausendopposition hat die Amateurbeobach- Übrigens: viele interstellarum-Abos werden von meh- tung des Roten Planeten einen Quantensprung nach reren Sternfreunden gleichzeitig genutzt. Wenn Sie Ih- vorn gebracht – überzeugen Sie sich selbst (Seite re Mitleser von einem eigenen Abonnement überzeu- 26). In der kommenden Ausgabe werden wir in ei- gen können, helfen Sie die Zukunft dieser Zeitschrift nem großen Auswertungsbericht die gesamte Oppo- zu sichern. Zusätzlich erhalten Sie einen Gutschein über 5 Euro, den Sie beim Kauf von Oculum-Produk- ten einlösen können. Wir möchten alle Mitleser herz-

fokussiert lich bitten, ein eigenes Abonnement doch ernsthaft in’s Auge zu fassen.

extragalaktische Beobachtungsnächte wünschen

Titelbild: NGC 253 ist die zweithellste Galaxie des Herbsthimmels. Rainer Spa- renberg fotografierte von der Farm

Tivoli in Namibia aus mit einem 16"- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hypergraph bei 4480mm Brennweite; 115 Minuten wurde auf Fuji NHG II 800 belichtet.

interstellarum 30 1 22 26

Inhalt Oktober 2003

9 Beobachterforum Sonne Astroszene 22 Die Solar Spectrum H-alpha-Filter 10 Astronomietag 2003 – Besucherrekord Jetzt gibt es eine Alternative zu Coronado: Neue klassische H-alpha-Filter aus den USA. von Andreas Murner Die Hölle los war auf der Nürnberger Sternwarte. 6000 Besucher, (so viel wie sonst in einem ganzen Jahr) wollten den Roten 25 Sonne aktuell Planeten mit eignen Augen erleben. von Ronald Stoyan Planeten 11 Astro-Interview: Mario Costantino 26 Mars in Jahrtausendopposition (3) Die Zwischenbilanz der Marsopposition fällt jetzt schon großartig 12 Schlagzeilen aus: Amateure sahen den Roten Planeten wie nie zuvor. Immer mehr Monde • Viel Wasser auf dem Mars • Planet in M 4 von Ronald Stoyan entdeckt • Zweites Bruchstück von »Neuschwanstein« gefunden • Asymmetrische Supernova 29 Standortvorteil Chile Marsbeobachtung von der Südhalbkugel: Die Expeditionscrew 14 Aktueller Sternhimmel um Stefan Seip zeigt erste Ergebnisse des Roten Planeten und Einsteiger dabei einen Kurs in Bildverarbeitung. von Stefan Seip 18 Webcam-Workshop (5) Kometen Im fünften Teil: Bildaddition und -bearbeitung mit Giotto. von Dirk van Uden 33 Die Kometenseite 20 Astronomie mit dem Fernglas: Milchstraße

M 31 und seine Begleiter Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 34 Deep-Sky-Zeichnungen (2) 21 Mars-Foto-Wettbewerb Schöne Zeichnungen von Deep-Sky-Objekten sind kein Geheimnis – mit sieben Beispielen. von Uwe Glahn Fokussiert ...... 1 Bezugsbedingungen...... 6 Impressum ...... 6 Termine ...... 80 36 Veränderlicher aktuell: Die Veränderlichen Autoren/-Inserenten Verzeichnis . . . . . 6 Kleinanzeigen...... 80 Leserhinweise ...... 6 Vorschau ...... 80 in h und χ Persei

2 interstellarum 30 38 66

www. .de 30

Universum 57 Produktspiegel (Neuigkeiten direkt vom Hersteller) 38 Die schönsten Galaxien in Sculptor Bildschöne Milchstraßen enthält das Sternbild des Bildhauers am Technik herbstlichen Himmel. von Rainer Töpler 58 Langbelichtete Astro-CCD-Bilder: Pro und Kontra 42 Die sphäroiden Zwerggalaxien des M 31-Systems Lieber eine einzelne lange Belichtung verwenden oder mehrere Das M 31-System enthält sechs lichtschwache Zwerggalaxien. kurzbelichtete Aufnahmen addieren? Die Autoren diskutieren Pro Die Autoren geben Hintergrund und Beobachtungshinweise. und Kontra. von Bernd Marquardt und Hans-Peter Iltisberger von Peter Riepe und Harald Tomsik Selbstbau 46 Die IC 342/Maffei-Galaxiengruppe (1) Schwach und geheimnisvoll: Die Maffei-Galaxiengruppe ist eine 62 Alte Linsen neu verkitten Herausforderung für Deep-Sky-Grenzgänger. Ein altes Fernglas, die Linsen sind »aus dem Leim gegangen« – von Frank Richardsen muss das gute Stück wirklich in den Müll? von Dirk Mohlitz 49 Deep-Sky-Herausforderung: Q Cygni Software Geschichte 66 Vier drehbare Sternkarten für die Südhalbkugel 50 Der NGC und seine Beobachter (4) – Der Bericht zeigt, welche Karte für Amateurastronomen und Heinrich Ludwig d´Arrest Urlaubsreisende geeignet ist. von Stephan Schurig Er gehörte zu den produktivsten deutschen NGC-Beobachtern: 68 Software im Fokus: Virtual Moon Atlas 5000 Nebelbeobachtungen gelten immer noch als Rekord. von Wolfgang Steinicke Galerie

53 Verschollenes Sternbild: Taurus Poniatowski 70 Astrofotos von Bernhard Hubl Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Hardware 73 Objekte der Saison 54 Edle Ferngläser im Vergleich (2) NGC 7023: Galaktischer Nebel Ein blaues Wunder findet sich im Sternbild Cepheus. Platzhirsch Fujinon wird in der 70mm-Klasse gefordert. Können die Konkurrenten ihm wirklich das Wasser reichen? NGC 40: Planetarischer Nebel von Manuel Jung Welcher Filter bringt's hier?

interstellarum 30 3 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Service

Autorenverzeichnis Stefan Beck [email protected] Christian Clemens Kieferngartenstr. 12 / Zi. 424 [email protected] Verlag Bernd Gährken Am Holzbach 41, 33378 Rheda-Wiedenbrück Oculum-Verlag Ronald Stoyan, Erlangen Uwe Glahn [email protected] Anschrift Béla Hassforther Ringstr. 27, 69115 Heidelberg [email protected] Luitpoldstraße 3, D-91054 Erlangen Bernhard Hubl Jageredt 5, A-4553 Schlierbach [email protected] Abo-Service Manfred Holl Friedrich-Ebert-Damm 12a, 22049 Hamburg [email protected] bitte immer die Kunden-Nummer angeben; schriftlich, per Fax: 09131/978596 oder per Manuel Jung Kirchenfeldstr. 36, CH-3005 Bern [email protected] E-Mail: [email protected] André Knöfel Saarbrücker Str. 8, 40476 Düsseldorf [email protected] +++ derzeit kein telefonischer Service +++ Bernd Liebscher Sonnenleithe 17, 91245 Simmelsdorf Redaktion Hans-Peter Iltisberger Neukirchenerstr. 94, 41470 Neuss Ronald Stoyan (-rcs), Stephan Schurig (-ssg), Bernd Marquardt Rumpenweg 22, 41542 Dormagen Susanne Friedrich (-sf), Matthias Gräter (-mg); schriftlich, per Fax: 09131/978596 oder per Peter Morth Ruhrhofergasse 12, A-1180 Wien E-Mail: [email protected] Dirk Mohlitz Am unteren Bend 2, 41516 Grevenbroich [email protected] Mitarbeit Andreas Murner Unterkitzing 3, 83254 Breitbrunn [email protected] Peter Friedrich, Béla Hassforther, Manfred Thomas Rattei Tassiloweg 2, 85399 Hallbergmoos [email protected] Holl, Thomas Jäger, André Knöfel, Jürgen Frank Richardsen Bachwiesenweg 6, 82327 Unterzeismering Lamprecht, Thomas Rattei, Wolfgang Steinicke, Rainer Töpler, André Wulff Peter Riepe Lortzingstr. 5, 44789 Bochum Herstellung Gerald Rhemann Linzerstr. 372/1/6, A-1140 Wien Ronald Stoyan, Susanne Friedrich Stephan Schurig Thuisbrunner Str. 2a, 90411 Nürnberg [email protected] (Redaktionelle Bearbeitung), Stefan Seip [email protected] Stephan Schurig (Satz und Layout), Wolfgang Steinicke Gottenheimer Str. 18, 79224 Umkirch [email protected] Matthias Gräter (Bildbearbeitung, Anzeigen) Harald Tomsik Haselnussweg 15, 45770 Marl Internet www.interstellarum.de, Rainer Töpler Zaisenweg 6, 73614 Schorndorf www.interstellarum.com, Dirk van Uden Tulpenweg 4, 42799 Leichlingen [email protected] Sebastian Voltmer Akademiestr. 10, 34121 Kassel Erscheinungsweise Klaus Wenzel Hamoirstr. 8, 63762 Großostheim zweimonatlich; jeweils im Februar, April, Juni, Gido Weselowski Paffendorfstr. 32, 51107 Köln [email protected] August, Oktober, Dezember Peter Wiennerroither Ziegelteichgasse 1, A-2331 Voesendorf Private Kleinanzeigen kostenloser Service; Stephan Schurig, Äußere André Wulff Gluckstr. 18a, 22081 Hamburg [email protected] Bayreuther Straße 73a, D-90409 Nürnberg, [email protected] Inserentenverzeichnis Anzeigenleitung APM Markus Ludes ...... 7 Astrooptik Meier ...... 30 Gerd Neumann . . . . . 19, 33 Scopequipment ...... 32 es gilt die aktuelle Preisliste; schriftlich oder Astro Optik Bock ...... 80 Astroshop.biz ...... 80 Grab Astrotech ...... 69 Tele-Optic ...... 72 per E-Mail: [email protected] Astro Shop ...... U2 Baader Planetarium . . . . . 8 Intercon Spacetec . . . . . 4/5 Teleskop Service ...... 32 Bezug Astrocom GmbH ...... U3 Bauer Kuppeln ...... 11 Kosmos Verlag ...... 65 United Soft Media . . Beilage Jahresbezugspreise 2003: Deutschland 33 Euro Astronomie.de ...... 21 Berlebach Stativtechnik . . 61 Lechner Elelectric ...... 69 Wissenschaft Online . . . . 64 Ausland 40 Euro Astro!nfo ...... 69 Engel EDV ...... 79 MEADE ...... U4 Wolfgang Lille ...... 24 Mitarbeit Astrooptik Keller ...... 61 Fernrohrland ...... 31 Oculum-Verlag ...... 65 Achten Sie bitte auf die Mitarbeitskästen mit dem is- Logo in diesem Heft. Wir freuen uns auf Ihre Einsen- Leserhinweise dungen! Detailierte Hinweise für Autoren finden Sie im Internet auf www.interstellarum.de. Bildorientierung: Allgemein: Norden oben, Osten links; Rechtliches: Für alle an interstellarum eingesandten Bei- Mond und Planeten: Süden oben, vorangehender Rand links träge, sowohl Texte als auch Bilder, hat der Oculum-Ver- Datenquellen: Sonnensystem: Kosmos Himmelsjahr, Ahnerts Kalender für Sternfreunde, Cartes du Ciel; lag Ronald Stoyan ein ausschließliches Nutzungsrecht für den Zeitraum eines Jahres, das danach in ein einfa- Deep-Sky: Deep Sky Reiseführer, NGC/IC W. Steinicke, Deep Sky Field Guide ches Nutzungsrecht übergeht (Standardregelung nach R.A., Dekl.: äquatoriale Koordinatenangaben, Äquinoktium 2000.0 § 38-1 UrhG). Nebenrechte, wie der Abdruck in Büchern oder CDs, sind nicht automatisch gegeben und bedür- Helligkeiten: sofern nicht anders angegeben V-Helligkeit fen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Autor. Kürzel für Deep-Sky-Objekte: DS (Doppelstern), OC (Offener Sternhaufen), PN (Planetarischer Nebel), Ausgenommen davon ist der Abdruck ausgewählter Bil- GN (Galaktischer Nebel), GC (Kugelsternhaufen), Gx (Galaxie), Qs (Quasar) der in der Vorschau für die nächste interstellarum-Aus- gabe und auf den interstellarum Internet-Seiten. Wir ver- Uranometria: es gelten die Seitenzahlen der Ausgaben vor 2001 (»alte Ausgabe«) öffentlichen nur bisher unveröffentliches Material. Für die Dauer des ausschließlichen Nutzungsrechts (ein Jahr Bezugsbedingungen ab Abdruck) sind weitere Verwertungen der Materialien durch andere Unternehmen nicht zulässig (»Enthal- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Abonnement – umfasst die Lieferung der Zeitschrift interstellarum zur Fortsetzung (sechs Hefte/Jahr einschließlich Porto/Versand). Das tungspflicht« des Autors nach § 2-1 VerlG). Wir behalten Abonnement beginnt mit der nächstmöglichen Ausgabe, ein rückwirkendes Abonnement ist nicht möglich. Es verlängert sich auto- uns vor, bei der Bearbeitung am Bildschirm Randpartien matisch um ein weiteres Jahr, wenn nicht bis spätestens sechs Wochen vor Ende des Bezugszeitraumes schriftlich gekündigt wird. Ei- einer Aufnahme abzuschneiden und diese zu verklei- ne frühere Kündigung führt nicht zum vorzeitigen Abbruch des Abonnements. Bezahlung – per Lastschrift (nur Inland), Überweisung, nern/vergrößern, sowie orthografische und sprachliche Korrekturen vorzunehmen. Eingesandte Beiträge werden Konto 98634, BLZ 76350000, Stadtsparkasse Erlangen (Internationale Überweisungen: IBAN DE60 7635 0000 0000 0986 34, nicht sinnentstellend verändert bzw. gekürzt ohne Ein- BIC BYLADEM1ERH) oder Postkonto 40-612427-7, Ronald Stoyan (nur für Kunden aus der Schweiz). Adressenänderung – sofort dem verständnis des Autors. Der Oculum-Verlag Ronald Stoy- Aboservice mitteilen! Für aufgrund falscher Anschrift nicht zugestellter Hefte wird nicht gehaftet, fehlende Hefte müssen kostenpflichtig an übernimmt keine Haftung für unverlangt eingesand- nachbestellt werden. tes Material.

6 interstellarum 30 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Beobachterforum

Reprise: Die Sonnenfinsternis am 31.5.2003

Der beinahe ringförmigen Sonnenfinsternis vom 31. Mai konnten wir bereits im letzten Heft eine grö- ßere Fotostrecke widmen. Nach Einsendeschluss er- reichten uns noch zwei sehenswerte Fotoserien. Christian Clemens beobachtete den Sonnenauf- gang bei Pfaffenhofen nördlich von München (un- ten): »Mein Standort lag auf einer Anhöhe und es war, bis auf wenige Schleierwolken, freier Himmel. Am Te- leskop, einem 114/900mm-Newton, war über einen 2×-Telekonverter eine Canon EOS 500 fokal montiert. Die Aufnahmen sind bei Sonnenaufgang auf einem Kodak Elitechrome 200 um 5:20:16, 5:21:06 und 5:21:24 MESZ ohne Filter unter Belichtungszeiten von 1/3s, 1/4s und 1/6s entstanden. Das vierte Bild ist um 5:21:47 MESZ aufgenommen worden.« Die ausgefransten, wabernden Ränder der Sonne entstehen durch thermische Turbulenzen der Luft- schichten nahe des Horizonts; die flache, in die Län- ge gezogene Form ist ein Ergebnis der Refraktion und nicht von Fehlern in der Optik, da auf späteren Fotos die Sonnenscheibe kreisrund abgebildet ist. Anhand der Strommasten kann deutlich die Spur der Sonne entlang des Horizonts verfolgt werden. Eine beeindruckende Fotoserie gelang Peter Morth aus Wien (links): »Die Aufnahmen entstanden mit der Nikon Coolpix 4500 an verschiedenen Refrakto- ren mit 100/500 und 63/840. Es wurde jeweils eine 2×-Barlowlinse verwendet. Die digitale Bearbeitung und Zusammenfügung der Einzelbilder erfolgte mittels Photoshop.«

1 2 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

3 4

interstellarum 30 9 Astroszene

Astronomietag 2003: Besucherrekord von Hale-Bopp gebrochen

von Ronald Stoyan

assenandrang an der Nürnber- Wegen fehlender koordinierender ger Sternwarte: 1684 Besucher bundesweiter Pressearbeit waren die Erfah- Mwollten am »Tag der Astrono- rungen andernorts unterschiedlich. In mie« am 23.8. einen Blick auf den Roten Würzburg konnten 450 Besucher im Planeten werfen. Damit wurde der bisheri- Schichtbetrieb mit dem 14"-SCT in der ge Besucherrekord während der Sichtbar- Hauptkuppel und mit zwei großen Dob- keit des Kometen Hale-Bopp (knapp 1000 son-Teleskopen beobachten – bis 1:45 Besucher) eingestellt. Matthias Gräter, Ge- MESZ blieben die Interessierten. Auf der schäftsführer des Trägervereins NAA Sternwarte Peterberg im Nord-Saarland ka- (Nürnberger Astronomische Arbeitsge- men über 300 Besucher nach Einladungen meinschaft) und interstellarum-Redakteur im Radio und der lokalen Presse. Zehn berichtet: »Wir haben in der großen Kup- Vorträge wurden geboten, beim parallelen pel mit dem 350/6000-Cassegrain, auf der Sternwartenfest konnten die Besucher Beobachtungsplattform mit vier Telesko- auch durch zahlreiche Teleskope schauen. pen und kleineren Instrumenten im Gar- Auf der Sternwarte Stuttgart war der ten die Massen beschäftigt. Der Vortrag Astronomietag mit einem Tag der Offe- zum Thema Mars von Peter Friedrich mit nen Tür gekoppelt – tagsüber kamen be- 45 Minuten Dauer musste sieben Mal reits etwa 200 Interessenten, während am wiederholt werden. Die ersten Besucher ka- Abends über 400 Besucher Mars in den men um 18:30, die letzten gingen um 3:00 Teleskopen bewundern konnten. Die MESZ – zwischendurch gab es Wartezeiten Sternwarte Zollern-Alb in Brittheim-Ro- bis 1,5 Stunden. 20–25 Helfer aus dem Ver- senfeld ermöglichte für etwa 100 Hobbya- Foto: Bauer/NN ein konnten erfolgreich die vielen Interes- stronomen Marsbeobachtung mit trans- senten neun Stunden lang betreuen!« Die portablen Teleskopen – das SWR-Fernse- örtlichen Sternwarte gekommen waren. Nürnberger Sternwarte hatte daraufhin für hen berichtete. Auch die Volkssternwarte Nach dem Hauptvortrag riss der Himmel die ganze Woche vom 24.–30.8. tägliche Hannover nahm am Astronomietag teil noch auf, so dass bis 2:00 MESZ beobach- Führungen angesetzt – insgesamt kamen und zählte 100 Besucher. In Essen waren tet werden konnte – auch hier unter Betei- über 6000 Mars-Fans. es 250 Interessierte, die trotz Regen zur ligung eines Fernsehteams.

Amerika in Dunkelheit

Am Abend des 14. August 2003 versank halb Nordamerika in Dunkelheit, als ein Großteil des amerikanischen Stromnetzes aus- fiel. Ursache dieser Kettenreaktion war neben dem ohnehin schlech- ten Zustand des amerikanischen Stromnetzes wahrscheinlich der Ausfall eines Netzteils in der Ge- gend von Cleveland, Ohio. Die Be- hörden berichten, dass gegen vier Uhr nachmittags der Stromfluss auf der nördlichen Seite des so ge- nannten »Eriesee-Loops« noch, ganz normal, von West nach Ost floss. Dann, aus bisher ungeklärten Gründen, kehrte sich dies um,

der Strom floss in Gegenrichtung und verdoppelte seine Stärke. Durch diesen plötzlichen Impuls überlastet schaltete sich inner- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. halb von Minuten ein Netzteil nach dem anderen ab. Mehrere größere Städte, darunter auch die Millionenmetropole New York blieben für mehr als 24 Stunden ohne Elektrizität. Die Aufnahmen zeigen den Norden der USA 20 Stunden vor dem Blackout und in der Nacht zum 15. August etwa sieben Stunden nach dem Ausfall. Deutlich zu erkennen ist das »Lights Out« in Detroit, Cleveland, Columbus, Toronto und Ottawa. Während Boston nicht betroffen war und unvermindert leuchtet, sind auch die Lichter des Ballungsraums Long Island/New York gedimmt. [Quelle: www.g-o.de]

10 interstellarum 30 Astroszene

Astro-Interview: 5 Fragen an Mario Costantino, Geschäftsführer Meade Europe

IS: Meade verkauft weltweit am meis- haben. Wann wird auch für die Schmidt- und die SmartMount-Software bereits ten Teleskope. Gilt das eigentlich auch Cassegrains das Preisverhältnis Dollar- enthalten! für Europa? Euro 1:1 sein? COSTANTINO: Selbstverständlich – der COSTANTINO: Das Preisverhältnis Dol- IS: John Diebel, Gründer und Mitei- Marktanteil unserer Produkte liegt auch lar-Euro 1:1 wird es vermutlich niemals gentümer von Meade, hat den Vorstands- hier bei ca. 75%, und das quer durch alle wirklich geben, wenn nicht der Wechsel- posten nun nach 30 Jahren Tätigkeit für Länder des »alten Kontinents« von Eng- kurs das seinige dazu tut. Was beim ETX- die Firma weitergegeben. Was erwarten land bis Griechenland und von Finnland 70AT nur aufgrund spezieller und »glück- Sie von seinem Nachfolger Steve Mur- bis Portugal. So schön diese Zahlen sind, licher« Konstellationen bzgl. Herstellung, dock? wir nehmen sie stets als Ansporn, dieser in Montage, Import und Vertrieb möglich COSTANTINO: Ich kenne Steve Murdock Verkaufszahlen und Verbrauchervertrau- geworden ist, geht bei den aufwändiger seit meinen ersten Kontakten zu Meade in en ausgedrückten hohen Erwartung an produzierten Geräten prinzipiell nicht. den späten 1980er Jahren als einen hart unsere Produkte auch in Zukunft gerecht Wir sind jedoch der Meinung, dass die eu- arbeitenden und äußerst talentierten zu werden. ropäischen Preise sehr nahe bei den ver- Mann, der in seiner nun über 23-jährigen gleichbaren USA-Preisen liegen – voraus- Zugehörigkeit die Firma in wesentlichen IS: Der Einzug der GPS-Technologie in gesetzt man vergleicht die tatsächlich an- Bereichen mitgeprägt hat. Steve Murdock die Computerteleskope war der letzte fallenden Kosten und nicht nur die erfolgreicher Management-Stil wird sich Meilenstein in der Entwicklung der nackten Preise aus der USA-Werbung. So in Verbindung mit seiner klaren Vision Schmidt-Cassegrain-Teleskope. Welche kommen zum »nackten Preis» die Kosten der Zukunft von Meade auch weiterhin in nächsten Innovationen werden von Mea- für die UHTC-Vergütung hinzu (alle in hochwertigen Produkten und marktge- de kommen? Europa ausgelieferten ETX-, LX10-, rechten Innovationen niederschlagen. Ich COSTANTINO: Meade wird immer Inno- LX90-, LX200- und LXD55-Geräte besit- persönlich freue mich auf die kommenden vationen bringen. Natürlich sind wir dar- zen die UHTC-Vergütung bereits!), die Jahre der noch intensiveren Zusammenar- auf bedacht, diese nicht vorher auszu- Kosten für »Packing & Shipping« inner- beit mit Steve Murdock. plaudern. Gerade haben wir die »Autostar halb der USA, die US »sales tax«, die Luft- IS: Besitzen Sie auch privat ein Tele- Suite« mit der Mond- und Planeten-Ka- frachtkosten nach Europa, der Zoll sowie skop von Meade? mera und einer Planetariums-Software die Einfuhrumsatzsteuer. Das alles sum- COSTANTINO: Mein erstes Teleskop war und für die LX200GPS-Geräte die miert sich bei einem Wechselkurs von 1 ein 8" Meade 2080 im Jahre 1981 – damit »SmartMount«-Software herausgebracht. Euro = 1,10 Dollar z.B. beim 10" habe ich viele Jahre beobachtet, vor allem Die Autostar Suite ist übrigens auch ein- LX200GPS auf rund 4000 Euro. Der un- Deep Sky. »Stephan’s Quintett im Achtzöl- zeln zu haben und stellt für diesen Preis verbindlich empfohlene Verkaufspreis in ler« war einmal eine Veröffentlichung in einen unglaublichen Gegenwert dar. Und Deutschland liegt bei 4395,00 Euro – gera- SuW tituliert, und viele weitere Spezereien Besitzer »älterer« LX200GPS-Instrumente de einmal 10% mehr. Dafür bekommt der konnte ich mit diesem Gerät genießen, können für einen geringen Aufpreis das Kunde nebst einer deutschsprachigen Be- meistens vom »heimischen« Voralpenland SmartMount-Upgrade erhalten. Der dienungsanleitung nicht nur die zweijäh- oder den nahen Bergen aus. Heute bin ich Markt darf aber auch weiterhin gespannt rige Europa-Garantie (gegenüber der ein- in der glücklichen Lage, mir von Zeit zu sein, was als nächstes kommen wird! jährigen US-Garantie), sondern kann ei- Zeit immer mal eines der neuen Geräte nen Garantie-Fall auch in Deutschland aus unserem Ausstellungsraum ausleihen IS: Mit dem ETX-70AT ist erstmals ein abwickeln, ohne das Instrument auf eige- zu können – als nächstes ist das Meade Meade-Teleskop in Deutschland für den- ne Kosten in die USA schicken zu müssen. 14" LX200GPS dran! selben niedrigen Preis wie in den USA zu Und in diesem Preis ist die Autostar Suite Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 30 11 Schlagzeilen

zusammengestellt von Peter und Susanne Friedrich

Immer mehr Monde

Angaben über die Anzahl der Monde allein 32 aller Jupitermonde zählen dazu – grade. Auch andere Eigenschaften sind der äußeren Planeten veralten derzeit stellt eine Basis für statistische Untersu- innerhalb einer Mondfamilie ähnlich, was schnell. Fast monatlich werden neue Ent- chungen dar. Dabei fällt auf, dass sich die auf einen gemeinsamen Ursprung hindeu- deckungen bekannt gegeben. Der Grund Bahnen der Monde deutlich in zwei Um- tet. Als plausible Erklärung wird die Auf- hierfür liegt im Einsatz moderner CCD- laufrichtungen (prograd und retograd) spaltung eines ursprünglich größeren Kameras für diesen Zweck, wie sie auch zur unterteilen lassen, der Übergangsbereich Mondes angesehen, z.B. durch das Auftref- Entdeckung von Planetoiden Kuiper-Gür- bleibt ausgespart. Computer-Simulationen fen eines Kometen. tels erfolgreich verwendet wird. Auffällig ergeben, dass bei gewissen Bahnparame- Die Verteilung der Durchmesser der ir- ist, dass die neueren Entdeckungen aus- tern langfristig stabile Orbits auftreten, bei regulären Jupitermonde legt nahe, dass ei- nahmslos so genannte irreguläre Monde anderen Bahnparametern hingegen chaoti- ne sehr große Zahl kleinerer Trabanten sind, d.h. solche, die sich fern ihres Plane- sche Bahnen. Bei einer anfänglichen existiert; die Zahl derer mit einem Durch- ten auf stark elliptischen Bahnen mit Gleichverteilung würden somit im Laufe messer von einem halben Kilometer – das merklicher Neigung gegen die Äquatorebe- der Zeit die Monde auf die stabilen Orbits entspricht ungefähr einer Helligkeit von ne bewegen. Man geht nach wie vor davon driften – in guter Übereinstimmung mit 24m – wird auf etwa hundert geschätzt. aus, dass diese Monde nicht gemeinsam der Beobachtung. Bei Jupiter lassen sich die [Quelle: Nature, Vol. 423, 235, Nature, Vol. mit dem Planeten entstanden sind, son- irregulären Monde darüber hinaus in fünf 423, 261, Nature, Vol. 423, 264] dern eingefangen wurden. Die jetzt große Familien mit ähnlichen Bahnparametern Zahl von bekannten irregulären Monden – unterteilen, zwei prograde und drei reto-

Viel Wasser auf dem Mars

Daten des Neutronen-Spektrometers scheint an vielen Stellen Wasser nahe der fläche könnte sich chemisch mit dem an Bord der Raumsonde Odyssey, die Oberfläche vorzukommen und fast Gestein verbunden haben. Ein weiteres über mehr als ein halbes Marsjahr ge- überall in tieferen Schichten. Quelle für Ergebnis zusammen mit dem Gamma- wonnen wurden, zeigen, dass der Mars- dieses Wasser könnten die Polkappen strahlen-Spektrometer und dem Laser- boden von 55° Breite bis zu den Polen sein, deren unterste Schichten durch Höhenmesser auf der Sonde Mars Global reich an Wassereis ist (s. auch interstella- geothermische Wärme schmelzen und Surveyor betrifft die Dynamik der Eis- rum 23). Bis zu 50 Massenprozent Was- so einen globalen Wasserhorizont spei- Schichten, die, wie man jetzt weiß, die ser wurden gefunden. Auch zum Marsä- sen könnten. nördlichen Breiten des Mars dominieren. quator hin werden, wenn auch in gerin- Eine andere Theorie stützt sich darauf, Als die Trockeneisschichten in den nörd- gerer Konzentration Hinweise auf Was- dass es Hinweise gibt, dass die Rotations- lichen Breiten dissipiert waren, kam sereis gefunden. Die Vorkommen schei- achse vor ungefähr einer Million Jahren mehr Wassereis zum Vorschein, als man nen den geographischen Geländeforma- um 35° geneigt war, was dazu geführt ha- ein Jahr vorher auf der südlichen Hemis- tionen zu folgen und sind z.B. an den ben könnte, dass die Polkappen ver- phäre gefunden hatte. [Quelle: Presse- westlichen Hängen der großen Vulkane dampften und soviel Wasser in der mitteilung Los Alamos National Labora- und bei Elysium Mons zu finden. Auch Atmosphäre vorhanden war, dass sich tory, 24. Juli 2003, NASA News 03-216] wenn die Häufigkeit und Dicke der Eis bilden konnte. Die daraus resultieren- Schichten noch nicht völlig geklärt ist, de dicke Frostschicht auf der Marsober-

+60°

+30°

-30° Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

-180° –90° 0° +90° +180°

Verteilung von Wasser auf dem Mars in Massenprozenten. Unterlegt ist eine Höhenkarte des MO- LA Instrumentes auf der Sonde Mars Global Surveyor. [Foto: NASA] 2% 10% 18%

12 interstellarum 30 Schlagzeilen

Planet in M 4 Zweites Bruchstück von entdeckt »Neuschwanstein« gefunden

In einem Doppelsternsys- Am 27. Mai 2003 wurde ein zweites Bruchstück des Meteoriten gefunden, der am 6. April 2002 tem, das aus einem Pulsar und als Feuerkugel über weiten Teilen Bayerns zu sehen war. Es ist etwa faustgroß, wiegt 1,63 Kilo- einem Weißen Zwerg besteht, gramm und schlug ungefähr 1km östlich des vorhergesagten Zielpunktes der Hauptmasse, der ist ein Planet entdeckt worden, in der Nähe von Füssen liegt, ein. Wie das erste, bereits am 14. Juli 2002 gefundene Bruchstück der die beiden kompakten Ster- (siehe interstellarum 24) besteht das neue Meteoritenfundstück aus eisenhaltigem Material, wie ne in einer weiten Bahn um- an einigen rostigen Stellen, die sich kreist. Der Planet, der die nach einem Jahr im feuchten zweieinhalbfache Jupitermasse Waldboden gebildet haben, zu er- besitzt, benötigt für einen Um- kennen ist. Das neue Trümmer- lauf 100 Jahre. Bereits seit über stück muss noch chemisch und pe- 10 Jahren ist bekannt, dass in trologisch, also gesteinskundlich, dem Sternsystem ein dritter mit dem ersten Meteoritenteil- Körper, vermutlich ein Planet stück »Neuschwanstein« ver- oder Brauner Zwerg, vorhan- glichen werden; eine erste Unter- den sein muss. Aber erst jetzt suchung am Max-Planck-Institut gelang es durch die genaue für Kernphysik in Heidelberg hat Bahnbestimmung des Weißen jedoch bereits zweifelsfrei ergeben, Zwerges mit dem HST, auch dass beide Teile vom selben Meteo- die Bahn des dritten Körpers riten stammen. [Quelle: DLR Pres- und damit seine Masse festzu- seinformation Nr. 25/2003] Zweites Fundstück der Feuerkugel vom 6. April 2002. legen. Dieses System ist höchst- wahrscheinlich nicht zusam- men entstanden, sondern bei Asymmetrische Supernova einem engen Vorbeiflug im Zentrum des Kugelsternhau- Supernovae vom Typ Ia, bei denen ein Weißer Zwerg explodiert, spielen eine wichtige Rolle fens, wobei der Neutronenstern bei der Bestimmung der Entfernungen im Weltall: Da man annimmt, dass sie alle gleich hell seinen ursprünglichen Beglei- sind, beruhen Unterschiede in der beobachteten Helligkeit einzelner Supernovae nur auf ihrer ter verlor und einen Vorhaupt- unterschiedlichen Entfernung. Im Helligkeitsmaximum können sie so hell werden wie ihre Hei- reihenstern mit dem Planeten matgalaxie, so dass selbst Entfernungen zu sehr entlegenen Galaxien bestimmt werden können. einfing. Etwa 15% beträgt die Jetzt legen jedoch lineare Polarisationsmessungen der Supernova 2001el in NGC 1448 nahe, dass Wahrscheinlichkeit, dass der die Explosion einer Supernova vom Typ Ia in der Anfangsphase nicht symmetrisch erfolgt. Die Planet dieses Ereignis überlebt Asymmetrie, die sich durch eine geringe Polarisation im Spektrum verrät, war etwa zwei Wo- und in einem weiten, stabilen chen vor der maximalen Helligkeit der Supernova bis zwei Wochen danach nachweisbar. Dies Orbit gebunden bleibt. Dieses bedeutet, dass die genaue Helligkeit der Supernova von dem Winkel, unter dem man sie beob- weite Orbit und die hohe Inkli- achtet, abhängt. Da man den Winkel nicht kennt, ergibt sich eine Unsicherheit von etwa 10% nation gegenüber dem Pulsar- in der Helligkeit und entsprechend bei der Bestimmung der Entfernung. [Quelle: ESO Press Weißer Zwerg-Paar machen es Release 23/03] auch unwahrscheinlich, dass der Planet in diesem Orbit z.B. durch Materieausflüsse ent- standen ist, da es im dichten Kern des Kugelsternhaufens SN2001el nicht stabil wäre. Deshalb wird angenommen, dass der Planet in einem Jupiter-ähnlichen Or- bit um einen 0,8 bis 0,9 Son- nenmassen Hauptreihenstern entstanden ist. Sollte das kom-

plizierte Entstehungsmodell Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. dieses Systems korrekt sein, könnte der Planet etwa so alt wie die Sterne im Kugelstern- haufen sein, also 12,7 Milliar- den Jahre. [Quelle: Science 301, 193 (2003); STSci-2003-19] Die Aufnahme zeigt die Galaxie NGC 1448 links ohne Supernova (DSS) und rechts mit der Supernova SN2001el (Pfeil) nahe ihrer maximalen Helligkeit (NTT). [ESO PR Photo 24a/03]

interstellarum 30 13 Aktueller Sternhimmel Oktober/November 2003

Sonne und Mond 1° nördlich des Mondes im Ersten Viertel. Venus wird ab Ende Oktober als Der Abstand ist am Abend auf über 2° an- Abendstern sichtbar, die Sichtbarkeitszei- Die Sonne verbringt den ganzen Okto- gewachsen, gleichzeitig ist der »Goldene ten sind aber zunächst noch kurz. Am ber im Sternbild Jungfrau und wechselt Henkel« gut zu sehen. Venus wird am 3.10. wird Spika 3° nördlich passiert, am erst am 31.10. in die Waage. Vom 23.11. 26.10. nur 2° südlich von der feinen 10.11. Antares 4° nördlich. Das Venus- bis 30.11. durchquert sie die nördlichen Mondsichel passiert, am 25.11. sind es 3° scheibchen misst Ende November nur 11" Gebiete des Skorpions. Die Sonnen- südlich. und ist zu 90% beleuchtet. scheindauer nimmt von fast 12 Stunden Vier Bedeckungen heller Sterne durch Mars ist beherrschender Planet der Anfang Oktober auf 8,5 Stunden Ende den Mond sind zu nennen: Am 21.10. ersten Nachthälfte, auch wenn seine Hel- November ab. wird η Leo (3m, 6) von 2:30 bis 3:30 be- ligkeit von –2m, 1 Anfang Oktober auf –0m,4 Der Mond bietet neben der Totalen deckt, am 10.11. trifft es ν Tau (4m, 4) von Ende November abnimmt. Die Scheib- Finsternis am 9.11. (siehe S. 16) einige 22:30 bis 24:00. Am 30.11. kommt es zu chengröße verringert sich parallel von 20" enge Begegnungen mit Mars und Venus. einer gleichzeitigen Bedeckung von 69 auf 11" – bei hohem Stand am Abend- Mars steht am Nachmittag des 6.10. nur Aqr (5m, 7, ab 18:20) und τ Aqr (4m, 2, ab himmel ideale Bedingungen für Marsbe- 19:50). Alle Zeiten geben nur ungefähre obachter! Diese müssen sich allerdings ab Astronomische Ereignisse Anhaltspunkte für die Beobachtungspla- November auf die Zeit vor Mitternacht be- nung. schränken. 6.10. 16:00 MESZ Mond 1° südlich Mars Jupiter ist am Morgenhimmel im 26.10. 3:00 MESZ Ende Sommerzeit (MESZ) Planeten Sternbild Löwe zu sehen. Die Aufgänge 9.11. 0:32 MEZ Totale Mondfinsternis verlagern sich von 4:00 MESZ Anfang 30.11. 18:20 MESZ Doppelte Sternbedeckung Merkur ist in den ersten Oktobertagen Oktober auf 0:30 MEZ Ende November. durch den Mond noch tief am Morgenhimmel zu sehen Saturn kann bereits die gesamte zwei- (siehe interstellarum 29). te Nachthälfte, Ende November schon die

Planeten, Mondphasen und Dämmerungsdiagramm für Oktober/November 2003 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

14 interstellarum 30 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 30 15 Sternhimmel

ganze Nacht beobachtet werden. Der Ringplanet steht hoch am Himmel im Sternbild Zwillinge und bietet somit idea- le Beobachtungsbedingungen. Uranus ist abends in der Nähe von Mars sichtbar, der ihn Anfang Oktober passiert (siehe Karte in interstellarum 29). Für Neptun kommt im November be- reits das Ende der Sichtbarkeit, während Pluto im Oktober und November unsicht- bar bleibt. Mars am 7"-Refraktor, ToUCam Pro Web- Saturn am 8"-SCT, Summenbild aus 6000 Videobil- cam. Bernhard Liebscher. dern. Sebastian Voltmer.

Die Totale Mondfins- ternis am 8./9.11.2003

In der Nacht vom 8. auf den 9. Novem- ber ereignet sich die zweite Totale Mond- finsternis des Jahres 2003, die ebenso wie die Finsternis am 16. Mai vom deut- schen Sprachraum aus beobachtbar sein wird. Der Mond steht während des Ereig- nisses hoch am Himmel im Sternbild Wid- der. Seine Scheibe erscheint dabei fast minimal klein, denn nur einen Tag später wird die Erdferne des Mondes erreicht – der Monddurchmesser ist zu diesem Zeit- punkt auf 29,4' geschrumpft. In Erdnähe erscheint der Trabant dagegen 33,5' groß. Die totale Phase der Finsternis ist mit einer Länge von nur 25 Minuten recht kurz, da der Vollmond den Mittelpunkt des Kernschattenkegels deutlich südlich passiert (siehe Grafik). Für die Mitte Deutschlands ergibt sich folgender Ab- lauf:

Foto: Peter und Susanne Friedrich e 23:15 MEZ: Eintritt in den Halbschatten (nicht sichtbar) e 00:32 MEZ: Eintritt in den Kernschatten e 02:06 MEZ: Beginn der totalen Phase e 02:19 MEZ: Mitte der Finsternis e 02:31 MEZ: Ende der totalen Phase e 04:05 MEZ: Austritt aus dem Kernschatten e 05:22 MEZ: Austritt aus dem Halbschatten (nicht sichtbar) e 07:40 MEZ: Monduntergang

Die Redaktion freut sich auf fotografi- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. sche Ergebnisse aus dem Leserkreis!

© interstellarum

16 interstellarum 30 Sternhimmel

Meteorströme ren, weil die Erde dann durch dichtere Überraschungen gut, deshalb sollte man Teile der Ströme fliegt, wie das z.B. 1995 um das Maximum am 18. November ge- In diesem Jahr wird die Aktivität der und 1998 der Fall war. Der nächste gen 3:30 MEZ die Leoniden überwachen. Draconiden durch den Vollmond gestört. Durchflug findet aber nach seinen Be- Außerdem sind Raten um 100 Meteore Trotzdem sollte auf eine mögliche hohe rechnungen nicht vor 2005 statt, trotz- pro Stunde durchaus beachtenswert. Aktivität geachtet werden. Am 8. Oktober dem sollte man während der gesamten Die Alpha-Monocerotiden können um 22 MESZ (Zeit des Maximums von Zeit auf ungewöhnliche Aktivität achten. dieses Jahr ohne Mondstörung beobach- 1998) und 9. Oktober um 6 MESZ (Zeit Seit einigen Jahren sind die Leoniden tet werden. Das Maximum wird am 22. des Knotendurchganges) könnte die Akti- ein Beobachtungsschwerpunkt im No- November gegen 3:45 MEZ erwartet. vität für mitteleuropäische Beobachter vember. Allerdings wird dieses Jahr nicht Üblicherweise werden 5 Meteore pro ansteigen. Aber auch außerhalb dieser mehr mit der hohen Aktivität der letzten Stunde erwartet, es sind aber schon Akti- Zeiten ist eine höhere Aktivität möglich. Jahre gerechnet, weil die Erde weit von vitätsspitzen mit über 400 Meteoren pro Die Epsilon-Geminiden werden leider den dichteren Teilen des Stromes entfernt Stunde beobachtet worden. Diese Peaks auch Opfer des Mondes, der zum Maxi- ihre Bahn zieht. Außerdem steht der ab- waren allerdings sehr kurzlebig (weniger mum nur 9° neben dem Radianten steht. nehmende Mond während des Maxi- als 30 Minuten). Allerdings sieht es einige Tage später für mums ungünstig im südlichen Löwen. André Knöfel das Orioniden-Maximum (21. Oktober Trotzdem, Meteorströme sind immer für um 23 MESZ) deutlich besser aus – zwar geht zum Maximum Meteorströme im Oktober/November 2003 der Radiant gerade auf, dafür ist der Mond noch unter dem Ho- Strom Aktivität Maximum Radiant ZHR max. sichtbar rizont. Delta-Aurigiden (DAU) 5.9.–10.10. 9.9. 4h 00min, +47° 6 6 Die beiden Tauriden-Kom- Draconiden (GIA) 6.10.–10.10. 9.10. 17h 28min, +54° variabel variabel plexe besitzen kein ausgepräg- Epsilon-Geminiden (EGE) 14.10–27.10. 18.10. 6h 48min, +27° 2 2 tes Maximum, besonders Ende Orioniden (ORI) 2.10.–7.11. 21.10. 6 h 20min, +16° 20 16 Oktober/Anfang November Südl. Tauriden (STA) 1.10.–25.11. 5.11. 3h 28min, +13° 5 4 sollte man auf helle Feuerku- Nördl. Tauriden (NTA) 1.10.–25.11. 12.11. 3h 52min, +22° 5 4 geln dieser beiden Ströme ach- Leoniden (LEO) 14.11.–21.11. 18.11. 10 h 12 min, +22° >100 >85 ten. Laut David Asher vom Ar- Alpha-Monocerotiden (AMO) 15.11.–25.11. 22.11. 7h 48min, +01° variabel variabel magh Observatorium gibt es bei Chi-Orioniden (XOR) 26.11.–15.12. 2.12. 5h 28min, +23° 3 3 den Tauriden-Komplexen Pha- Monocerotiden (MON) 27.11.–17.12. 9.12. 6 h 40min, +08° 3 2 sen mit vielen helleren Meteo-

Hinweis Kosmische Begegnungen: Weitere aktuelle zusammengestellt von André Knöfel Rubriken in diesem Heft: »Sonne aktuell« S. 25 »Die Kometenseite« S. 33 Begegnungen von Kleinplaneten heller 11m mit Deep-Sky-Objekten »Veränder. aktuell« S. 37 Datum Kleinplanet Helligkeit Abstand PW Deep-Sky-Objekt Helligkeit Fragen Sie jederzeit ak- 3./4.10. 8 Flora 10m, 9 15' 40° NGC 6530 (OC) 4m,6 tuelle Himmelsdaten mit 15./16.10. 8 Flora 10m, 9 30' 346° M 28 (OC) 6m,8 der CalSky-Astrobox unter 20./21.11. 2P/Encke 8m, 2 10' 355° NGC 6823 (OC) 7m,1 www.interstellarum.de ab! 24./25.11. C/2002 T7 (LINEAR) 13' 89° NGC 1342 (OC) 6m,7 30.11./1.12. 29 Amphitrite 23' 44° NGC 1514 (PN) 10m,0 e Simulation der Ansicht des Mars im Fernrohr Mögliche, in Mitteleuropa beobachtbare Sternbedeckungen durch Kleinplaneten e Iridium-Flare Vorhersage Datum Zeit Kleinplanet Helligkeit Dauer Stern Helligkeit Abfall e Sichtbarkeit der ISS 9.10. 04:58,9 MESZ 1354 Botha 15m, 39 4,1s HIP 3652 9m,02 6m,4 e Himmelsereignisse im 11.10. 00:24,8 MESZ 314 Rosalia 12m, 95 5,7s TYC 4682-00458-1 10m,83 2m,3 Kalenderformat m m m 18.10. 05:00,2 MESZ 497 Iva 11, 96 7,0s TYC 0628-00469-1 12,03 0,7 e Vorschau auf Sonnen- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. 1.11. 19:44,9 MEZ Uranus 5m,79 15170,8s TYC 5808-00088-1 11m,46 0m,0 und Mondfinsternisse m m m 13.11. 00:08,6 MEZ 2357 Phereclos 16, 56 17,2s TYC 1352-00961-1 11,21 5,4 e Jupitermondstellungen 20.11. 05:39,8 MEZ 410 Chloris 13m, 86 24,2s TYC 1372-02290-1 10m,45 3m,5 23.11. 02:09,2 MEZ 102 Miriam 12m,73 10,2s TYC 1316-01140-1 11m,41 1m,6 23.11. 21:33,1 MEZ 98 Ianthe 12m, 61 12,2s TYC 3365-01124-1 11m,57 1m,4

Weitere Informationen und kurzfristige Vorhersagen: sorry.vse.cz/~ludek/mp/2003/ sowie astro1.physik.uni-siegen.de/uastro/occult/

interstellarum 29 30 Einsteiger

Webcam-Workshop

Digitale Astrofotografie für Einsteiger (5)

von Dirk van Uden

n diesem Teil des Work- schluss« ab, dafür lasse ich im- shops soll es darum gehen, mer eine Sicherheitskopie nach Idie aufgenommenen Bil- dem Mitteln anfertigen. Meist der zu bearbeiten. Leider gibt übernehme ich die Voreinstel- es nicht das Universal-Rezept, lungen, die das Programm hier um die gewonnenen Aufnah- vorgibt. Rauschfilterung und men optimal zu bearbeiten. RGB-Korrektur führe ich wenn Das beginnt schon damit, dass nötig erst später durch. Eine jeder Bilder unterschiedlich »Hotpixelmaske« ist bei Plane- beurteilt: Dem Einen sind die tenaufnahmen nicht notwen- Bilder noch zu flau und un- dig, ein Flatfield wegen des scharf, der Nächste empfindet nicht linearen Verhaltens der das gleiche Bild als »über-bear- Webcam nicht sinnvoll (siehe beitet«. Gerade bei Bildern mit 1 interstellarum 29). Ein Dunkel- kleineren Teleskopen und ge- bild sollte hingegen abgezogen ringer Brennweite kann man werden. Die »Superresolution« hier über das Ziel hinausschie- macht Sinn, wenn man mit ßen und Details in ein Bild kurzer Brennweite aufgenom- rechnen, die es nicht gibt, men hat und das Planeten- Stichwort: Artefakte. Diese ent- scheibchen sehr klein ist. Die stehen durch die Schärfungsal- 1 2 »Anpassmethode« wird bei den gorithmen in der Bildbearbei- Voreinstellungen automatisch tung. Je nach Filtereinstellung gesetzt und braucht nicht ver- werden einem Pixel oder einer ändert zu werden. Anzahl von Pixeln Helligkeits- Nach dem Mitteln sollte werte gegeben, welche sie vor- dann aus einem Rohbild (Abb. her nicht hatten. Es entstehen 2) in etwa so etwas wie in Abb. an dieser Stelle also Details, die 3 heraus kommen. Die für die im Original nicht vorhanden Beispiele verwendeten Jupiter- waren. Gerade dem Anfänger bilder stammen aus der dies- möchte ich hier dringend emp- jährigen Saison vom 24.2.2003. fehlen, neben der Webcam Bereits jetzt ist zu erkennen, auch das eigene Auge zu be- dass der GRF deutlich hervor- nutzten und visuell den betref- tritt. Auch Details in den bei- fenden Planeten eingehend zu den dunklen Bändern sind zu beobachten. Man kann auch 4 erahnen. Als nächstes gilt es, versuchen Zeichnungen zu diese Details sichtbar zu ma- machen. Letztere schulen das Grundsätzliche Unterschiede chen, vorhanden sind sie Auge ungemein. Man glaubt der verschiedenen (Free- und schon. Somit sind wir im Dia- gar nicht, wie viel man auf ei- Shareware) Produkte sind ei- log »Schärfen und Filtern« nem Planeten visuell entde- gentlich nur in der Bedienung (Abb. 4). cken kann. So lernt man seine zu finden. Die Algorithmen zur 5

eigenen Bilder kritisch zu be- Schärfung sind letztendlich alle Bildbearbeitung: Schärfen Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. trachten und erkennt, wann es ähnlich. zuviel der Bildbearbeitung war. Bildbearbeitung: Addieren Zu Anfang gilt es die Rohbil- Um ein Gefühl für die Wir- Ich empfehle auch Bilder ande- der zu überlagern. Der entspre- kung zu bekommen, empfehle rer Amatuerastronomen zu be- Mein Favorit ist hier immer chende Dialog ist in Abb. 1 zu ich mit Extremwerten zu be- gutachten. Eine reiche Aus- noch Giotto von Georg Dittié. sehen. Bei Webcam-Aufnah- ginnen. Bei meiner Webcam wahl sind in Internetforen und Auf andere Software werde ich men schalte ich den Punkt ist meist noch ein leichtes Rau- Mailinglisten zu finden. später noch kurz eingehen. »Interlacebild« und »Randaus- schen zu sehen. Daher verwen-

18 interstellarum 30 Einsteiger de ich meist den Menüpunkt »Schärfen & Rauschfiltern«. Ich stelle die Filtergröße auf 30 (Pixel) und die Charakteristik auf »Quadrat« und lasse das Bild in den nächsten Puffer la- den. Man hat dann immer das 7 Original zum Vergleich. Als nächstes nimmt man eine Fil- me nicht. Eine Empfehlung tergröße von 5 und lässt das gibt es aber auf jeden Fall. Bild in einen anderen Puffer Weiter seien noch Vega als schreiben. Jetzt sieht man Aufnahmesoftware genannt gleich, in welche Richtung man und die K3CCD-Tools sowohl gehen muss. Gute Ergebnisse 6 als Aufnahmesoftware, als auch bekomme ich meist in einem zur Bildbearbeitung. Die bei- Bereich von 5–17 Pixel. Bei den letztgenannten werden mehr Pixeln wird das Bild sehr auch gebraucht, wenn man sei- »matschig«, feine Details ver- ne Webcam zur Langzeitbelich- schwinden dann. Die Filterwir- tung nach Steve Chambers um- kung liegt zwischen 50% und gebaut hat (vgl. Technik-Bei- 200%. Wie oben bereits er- trag in interstellarum 29). wähnt kann man hier leider kein Kochrezept angeben. Wel- cher Filter letztendlich zum Surftipps optimalen Bild führt, hängt von sehr vielen Faktoren ab. Internetforen: Wenn man mit den Werten www.astrotreff.de spielt, bekommt man recht www.astronomie.de schnell ein Gefühl für die bes- 8 ten Einstellungen. Mailinglisten: Abb. 5 ist das Ergebnis einer [email protected] und Filterung mit einem Dreieckfil- Filterung. Mit Abb. 7 wären wir beiten meist bei Vollmond oder [email protected] • ter, Filtergröße von 13 Pixeln dann am Ziel. Bewölkung durch. www.interstellarum.de und einer anschließenden Fil- Wann immer man ein terung mit Weichzeichner bei Zwischenergebnis hat, welches Weitere Software Software: einer Filtergröße von 5. gut ist, sollte man dies abspei- Giotto • www.videoastronomy Als letzter Feinschliff wird chern; am besten im FITS-For- Als weitere sehr gute Soft- .org/giotto.htm dann noch der Kontrast einge- mat. Dieses Format ist verlust- ware sei hier nur Registax (Abb. Registax • aberrator. stellt und eine Tonwertkorrek- frei und es wird mit 16Bit ge- 8) genannt. Die Ergebnisse astronomy.net/registax tur vorgenommen. Die Werte speichert. Es werden also keine beim Mitteln sind mit Giotto Vega • www.ncare.co.uk/ für den Kontrast kann man Details verloren gehen. vergleichbar. Registax ist deut- qc/download.htm Abb. 6 entnehmen. Für die Da die Bearbeitung meist lich schneller, stürzt bei mir K3CCD Tools • Kontrasteinstellung gilt im aufwändiger ist als die Aufnah- aber bei mehr als 200 Bildern www.pk3.host.sk/Astro Prinzip das Gleiche wie für die me an sich, führe ich solche Ar- ab. Andere haben diese Proble- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 30 19 Einsteiger

Astronomie mit dem Fernglas: M 31 und seine Begleiter

von Rainer Töpler

ei dem Thema M 31 wird bestimmt der eine oder andere Banfangen zu gähnen. Vermutlich hat sich jeder diese Gala- xie schon in einem mehr oder weniger großen Teleskop ange- schaut, ja vielleicht sogar in einzelnen Bereichen näher unter- sucht. Aber trotzdem oder auch vielleicht gerade darum möch- te ich Sie diesmal zu einem genauen Blick mit Ihrem Feldste- cher einladen. Warum gerade mit dem Feldstecher? Nun, die Galaxie sieht in keinem anderen Instrument derart imposant aus. Nur mit dem Fernglas ist das Blickfeld groß genug, um die Galaxie im Sternenfeld zu beobachten. Dadurch haben wir den unver- gleichlichen Effekt unsere Nachbargalaxie vor den Sternen un- serer eigenen Milchstraße schweben zu sehen. Das bedeutet aber auch, dass wir hier die ideale Optik in der Hand halten, um M 31 in ihrer vollständigen Ausdehnung zu erfassen. Zur Beobachtung selbst ist zu betonen, dass ein ländlicher Himmel Mindestvoraussetzung für ein schönes Beobachtungs- erlebnis ist. Je dunkler der Himmel wird, umso imposanter wird der Eindruck, den die Andromedagalaxie macht. Des Wei- teren steigert man den Genuss und die Detailwahrnehmung bei der Beobachtung erheblich, wenn man das Fernglas auf ein Sta- tiv montiert, zumindest aber fest auflegt. Das Auffinden des Objektes gestaltet sich ziemlich einfach. Von β And hangelt man sich über µ auf ν And zu, hier stößt Zeichnung von Rainer Töpler mit einem 8x32-Fernglas. man auf ein längliches Nebelfleckchen, womit das Ziel schon erreicht ist. M 31 sollte schon mit bloßem Auge zu erkennen sein, um nachher wirklich einige Details mit dem Fernglas se- hen zu können. Ohne Probleme zeigt uns auch eine kleine Op- tik den lang gestreckten Körper der Galaxie mit dem großen hellen Zentralgebiet. Darin finden wir einen sternförmigen Kern. Haben wir uns einige Minuten an den Anblick gewöhnt und betrachten das Objekt auch mit indirektem Sehen, schälen sich mehr und mehr dunkle Bänder um den Zentralbereich heraus. Der ganze Galaxienkörper erscheint nicht mehr gleich- förmig, sondern enthüllt mit feinen Kontrasten leichte Schwünge und Verdichtungen. Je länger man beobachtet, um so leichter erkennt man diese Details. Auch die Gesamtaus- dehnung wird bei längerer Betrachtung deutlich größer. Ein normaler Landhimmel lässt uns vielleicht 3° Ausdehnung se- hen, ein dunkler Hochgebirgshimmel legt noch einmal gut ein Grad dazu. Soweit angelangt, ist uns bestimmt schon der kleine Nebel- ist. Wir erblicken hier also drei Galaxien in einem Feld, welches fleck nordwestlich des Zentrums von M 31 aufgefallen. Ist der von Vordergrundsternen unserer Heimatgalaxis übersät ist. Himmel dunkel und steht das Fernglas ruhig, sollte er zumin- Diese Vorstellung, kombiniert mit dem wunderbaren Anblick, dest indirekt sichtbar sein. Es ist die Begleitgalaxie des Andro- vermittelt eine fast unglaubliche Beobachtungserfahrung. medanebels NGC 205, die in neuerer Zeit dem Messierkatalog

als Nr. 110 angefügt wurde. Auch solch ein schwaches Objekt Die Andromedanebel-Galaxien Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. bleibt damit nicht den großen Teleskopen vorbehalten. Den zweiten Begleiter von M 31, mit der Katalogbezeichnung M 32, Name Typ R.A. Dekl. Helligkeit Größe Klasse können wir eigentlich nur mit einer Sternkarte identifizieren. M 31 Gx 0h 42,7min +41° 16' 3m, 4 3°×1° Sb Südlich des Zentrums der Muttergalaxie, fast noch im Bereich M 32 Gx 0h 42,7min +41° 52' 8m,1 4'×3' E2 ihrer Ausläufer (je nach Dunkelheit des Himmels) findet sich M 110 Gx 0h 40,4min +41° 41' 8m,1 10'×5' E6 ein Sterndreieck, dessen südlicher Punkt die gesuchte Galaxie

20 interstellarum 30 Einsteiger

Der große Foto-Wettbewerb von Mars interstellarum und Astronomie.de mit freundlicher Unterstützung der Firma Fernrohrland

Die Monatspreise im Juli:

1. Preis: Ein Warengutschein im Wert von 100,– €, für Mario Wei- gand mit einem Foto vom 29.7. Zahlreiche Details sind sichtbar, u.a. eine kleine gelbe Wolke am Rand der großen Syrte. Aufgenom- men mit einem 6"-Maksutov bei 7080mm Brennweite, IR-Sperrfil- ter, ToUCam, 12% von 8230 Bil- dern verwendet.

2. Preis: Ein Jahresabonnement der Zeitschrift »interstellarum« im Wert von 33,– €, für Helmut Hei- nicke mit einem Foto vom 27.7., aufgenommen mit einem 125mm- Refraktor bei 4125mm Gesamt- brennweite, 300 von 1200 Web- cambildern addiert, ToU 740 Webcam

3. Preis: Ein Buch »Mars – Unser Wissen vom Roten Planeten« zu- sammen mit einem Mars-Mouse- pad, gesponsort von astrornomie.de, für Marcus Wien- ecke mit einem Foto vom 29.7., dass ebenfalls eine kleine gelbe Wolke bei Syrtis Maior zeigt. Aufge- nommen mit einem 8"-SCT bei 5000mm Brennweite, ToUCam Pro Webcam

Weitere Monatpreise warten im Juli, August, September und Oktober auf Ihre Aufnahmen. Alle Aufnahmen nehmen außerdem an der gro- ßen Verlosung des Hauptpreises, ein Warengutschein in Höhe von 600– € der Firma Fernrohrland, teil. Die genauen Teilnahmebedingun- gen lesen Sie bitte in interstellarum 28, Seite 22).

Mitmachen!

Senden Sie maximal zwei Aufnahmen pro Monat ausschließlich an:

Mars-Foto-Wettbewerb Astronomie.de

Zum Lokschuppen, 66424 Homburg/Saar Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. [email protected]

Name und Anschrift des Teilnehmers müssen direkt auf der CD-Hül- le/Diskette und/oder der Rückseite des Abzuges vermerkt sein! Bitte auch bei der Versendung per E-Mail Ihre persönlichen Angaben nicht vergessen.

interstellarum 30 21 Sonne

Die Solar-Spectrum H-alpha-Filter

Erste Bilder und Erfahrungen

von Andreas Murner

Seit einigen Wochen kann ich für die Firma Baader-Planetarium die neuen H-alpha- Filter von Solar-Spectrum begutachten. Es handelt sich hierbei um engbandige Filter, die nur das H-alpha-Licht passieren lassen. Sämtliches Licht außerhalb der H-alpha-Li- nie (656,3nm) wird geblockt, sodass die feinen Einzelheiten der Sonnenchromosphä- re wie Protuberanzen und Filamente sichtbar werden.

Das Prinzip

Die Solar-Spectrum-Filter werden auf »klassische« Weise am Teleskop verwendet, also vor dem Objektiv ein Energieschutzfilter (ERF), und im Okularauszug die eigentliche Filtereinheit, wie die bekannten Day- H-alpha-Filter. Es ist auf Grund der Bauart erfor- derlich, das Filtersystem zu heizen, um die zentrale Wellenlänge stabil einzustellen. Dadurch wird zusätz- lich ermöglicht, reproduzierbar aus der zentralen H- alpha Wellenlänge in die so genannten roten und blau- en Flügel zu schwenken. Durch eine Temperaturver- änderung um 10°C verschiebt man die Transmis- sionslinie um etwa 1Å. Dieses »scannen« ermöglicht unter anderem eine genaue Beobachtung von Flares und anderen Ereignissen. Sich schnell bewegende Flarefilamente bzw. Protuberanzen bleiben dadurch unter Ausnutzung des Dopplereffekts beobachtbar. Der Hauptunterschied zu anderen Filtersystemen, welche öffnungsbegrenzend vor dem Objektiv einge- setzt werden, ist die Möglichkeit, auch große Öffnun- gen kostengünstig nutzen zu können. Das Öffnungsver- hältnis ist hingegen entscheidend, es sollte ≥ f/30 sein, um dem Filter einen möglichst parallelen Strahlengang zu bieten. Dies kann mit Hilfe eines telezentrischen Systems erreicht werden. Dahinter verbirgt sich im We- sentlichen eine speziell gerechnete Kombination aus ei- ner Barlowlinse und einem Projektiv, die ein ebenes Bildfeld ergibt. Telezentrische Systeme sind bei Baader

mit 2- und 4facher Brennweitenverlängerung erhält- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. lich. Das lange Öffnungsverhältnis und die dadurch et- was geringere Bildhelligkeit stören kaum.

Abb. 1: H-alpha-Feindetail, aufgenommen mit einem Solar- Spectrum 0,2Å H-alpha-Filter am 29.6.2003. Benutzt wurde ein auf 60mm abgeblendeter 102/1000-Refraktor mit 2×-telezentri- schem System und eine Mintron MTV-62V1 Videokamera.

22 interstellarum 30 Sonne

a

Abb. 2: Beeindruckende Struktur mit Fibrillen, Filamenten, Sonnenflecken und kleinen Flares am 22.6.2003. Aufnahmedaten wie Abb. 1, aber 102mm Öffnung und 4×-tele- zentrisches System. b

Modelle

Es sind drei verschiedene Filtertypen erhältlich: e Die »Solar Observer« Serie mit Halbwertsbreiten von 0,65Å, 0,5Å, 0,3Å mit einem freien Durchmesser von 21mm (reicht bis etwa 2000mm Fernrohrbrennweite, um die Sonne komplett zu zeigen). e Die »Advanced Solar Observer« Filter mit Halbwertsbreiten von 0,8Å, 0,65Å, 0,5Å, 0,25Å mit einem freien Durchmesser von 32mm (reicht bis etwa 3000mm, um die Sonne komplett zu zeigen). e Die »Research Grade« Filter, die im Wesentlichen den »Advanced Solar Observer« Filtern entsprechen, allerdings mit nochmals verbesserter Qualität und Transmission bei Halbwertsbreiten von 0,5Å, 0,3Å, 0,2Å.

Mit diesen Filtern ergibt sich für (Amateur-)Sonnenbeobachter die

Möglichkeit, auf hohem Niveau im H-alpha-Licht zu beobachten und zu Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. fotografieren. Im Zeitalter von Videoastronomie und Digitalkameras sind Aufnahmen sehr hoher Qualität dadurch relativ leicht möglich. c Durch die großen verwendbaren Öffnungen und die engen Halbwerts- breiten sind eine Auflösung und Detailfülle gegeben, welche allein schon vi- Abb. 3: H-alpha-Detail um verschiedene Sonnenfleckengruppen. suell alle Grenzen sprengen. Es tun sich aber noch weitere Vorteile auf. So Aufnahmedaten wie Abb. 2, Mintron MTV-12V1-EX Videokamera, ist zum Beispiel allein der finanzielle Faktor dieser Filter bei gleicher Halb- Bildbearbeitung mit Giotto und Photoshop. a) 7.6.2003, b) wertsbreite günstiger als bei anderen Filtern. Um bei anderen Filtern, wie 6.7.2003, c) 6.8.2003.

interstellarum 30 23 Sonne

z.B. den Modellen von Coronado auf eine Tab. 1: Coronado Solarmax60 vs. Solar Observer 0,65Å engere Halbwertsbreite zu kommen, müs- sen zwei dieser Filter kombiniert werden Coronado Solarmax60 Solar Observer 0,65Å (»Stacking«). freie Öffnung 60mm 67mm Ein direkter Vergleich von Solar-Spec- trum (0,65 Å) und Coronado (0,7 Å) für die freier Durchlass in der Brennebene 10mm 21mm Benutzung an einem kleinen Refraktor maximale Brennweite für 900mm 2000mm (60–70mm Öffnung, f/10) zeigt Tabelle 1. komplettes Sonnenbild Zusatzgeräte erforderlich Blockfilter ERF-Filter, telezentrisches System 2× Beobachtungen Preis für Komplettaufbau 4560,– € 3000,– €

Das Bild durch den 0,3Å-Filter ist am 4"- f/15-Refraktor mit 2×-telezentrischem Sys- Tab. 2: Coronado Solarmax40/BF10 vs. Solar-Spectrum Solar Observer tem erstaunlich hell. Dennoch schadet ein Schutz vor seitlichem Streulicht nie. Kurz Coronado Solar-Spectrum Solar Observer Solarmax40/BF10 Ser. 1 0,3Å (bei 40mm Öffnung) nach Beginn der Heizphase des Filters tau- chen Protuberanzen auf. Bereits nach drei Objekte Minuten sind deutlich chromosphärische Oberflächenstrukturen beobachtbar. Ist Aktive Regionen, Flecken sehr deutlich erkennbar, der Begriff »aktive Region« Bogenfilamente und wird hier neu definiert! nach etwa fünf Minuten die optimale Be- Flecken deutlich, feine feinste Strukturen treten triebstemperatur erreicht, beginnt die Details sind schwierig hervor »echte Sonnenbeobachtung« – Filamente, Filamente bis zu einer gewissen wenn irgendwo ein Filament ist, aktive Gebiete, Flecken (mit Umbra, Pen- Größe/Dichte gut erkennbar, wird es klar und deutlich abgebildet umbra und Superpenumbra), Bushes, Pla- kleinere bzw. »dünne« ges, Fibrillen, Spikulen... Details, die man Objekte nicht ganz so leicht sonst nur von Aufnahmen des Big Bear So- chromosph. Netz, gut erkennbar mit sehr guter Kontrast! lar Observatory kennt, hat man im Okular. Oberflächenstrukturen brauchbarem Kontrast ein dichtes Gewirr aus Details Mit einer umwerfenden Auflösung und ei- Spikulen sehr deutlich! eine der sehr deutlich zu erkennen, nem Kontrast, der besser kaum sein könn- Stärken des SM40 – hier wenngleich auch etwas dunkler te. Die 0,2Å-Version steht in punkto Bild- macht sich die große Halbwertsbreite positiv helligkeit dem 0,3Å-Filter kaum nach. Of- bemerkbar fenbar hat Solar-Spectrum die Transmis- Protuberanzen sehr deutlich zu erkennen, gut zu erkennen, allerdings dunkler sion auch bei so engbandigen Bandbreiten auch eine der Stärken des – hier schlägt die enge HWB gut unter Kontrolle. SM40 und der großen zu Buche Ein visueller Vergleich zwischen dem Halbwertsbreite Coronado Solarmax40 und einem auf 40mm Durchmesser abgeblendetem Filter Weitere Kriterien der Solar Observer Serie von Solar-Spec- Mobilität Der große Vorteil der Beschränkt, da eine trum wurde durchgeführt – wobei ein Solarmax-Filter, Stromversorgung nötig ist. deutlicher Unterschied der Halbwertsbrei- für unterwegs perfekt ten (0,8Å–0,3Å) bewusst belassen wurde. Haltbarkeit laut Coronado unbegrenzt Dank der neuen ERF von Baader Nicht verschwiegen werden soll, dass sich Planetarium mit IR-Blockung dieser Unterschied auch in einer Preisdif- ist Hitzestress kein Thema mehr. ferenz von etwa 2300 Euro niederschlägt. Dadurch (und neue Beschichtungs- technologien) ist einer schnellen Auch auf 60mm wurde abgeblendet, um Alterung der Filter vorgebeugt. zum Solarmax60 einen Vergleich zu haben. Preis 2195,– € 4500,– € mit ERF und Als Vergrößerung wurde 60× gewählt. Die Telezentrischem System Beurteilung enthält Tabelle 2.

Fazit

Wenn der Grundpreis vielleicht auch etwas hoch erscheinen mag, so stimmt dennoch das Preis-Leistungs-Verhältnis. In dieser Hinsicht sind die Solar-Spectrum Filter sogar günstig. Eine gewisse Erfahrung in der

Sonnenbeobachtung und dem entsprechenden Umgang mit Filtern ist Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. sehr hilfreich und erleichtert am Anfang das Arbeiten sehr, aber auch als Neuling in der H-alpha-Beobachtung steht man nicht im Wald. Von An- fang an sind die Möglichkeiten gewaltig. Die Solar-Spectrum-Filter sind nicht nur visuell sehr gut, sondern auch für fotografische Anwendungen optimal geeignet. Ich danke der Firma Baader Planetarium, die mir für diesen Test die entsprechenden Solar-Spectrum Filter zur Verfügung stellte.

24 interstellarum 30 Sonne

Sonne aktuell: von Manfred Holl

erichtete ich in der letzten Ausgabe noch von einem Abschwung Bder Sonnenaktivität, der in den Monaten März und April sehr drastisch ausgefallen war, so schien die Sonne mich in den kommen- den zwei Monaten Lügen strafen zu wollen. Im Wonnemonat Mai, der viele Sonnentage brachte, ging die Son- nenaktivität gegenüber dem Vormonat zunächst noch weiter zurück. Das durchschnittliche Monatsmittel lag bei 55,2, wobei die Südhalb- kugel mit 39,9 gegenüber der Nordhalbkugel mit 15,3 wieder deutlich fleckenreicher war. An keinem der Beobachtungstage wurde eine Re- lativzahl ermittelt, die höher als 99,0 war (1. Mai), der niedrigste Wert wurde am 10. mit 17,0 ermittelt. Danach ging es dann langsam wie- Abb. 1: Sonnenflecken am 4.5.2003, aufgenommen von Sebastian der aufwärts, der Höhepunkt wurde am 22. mit einer Relativzahl von Voltmer am 8"-SCT in Verbindung mit dem 3CCD-Chip-Camcor- 65,0 erreicht. Dafür waren auf der solaren Nordhalbkugel am 17., vom der NV-MX300. Gemittelt und verarbeitet mit Giotto 1.22. 19. bis 22., am 25. und 27. keine Flecken zu beobachten. So ist es schon fast natürlich, dass nur in den Anfangstagen des Mai eine größere Fleckengruppe beobachtet werden konnte, die nicht nur kurzzeitig mit bloßem Auge sichtbar war, sondern zeitweise auch der Wald- meierklasse F angehörte. Der Juni hingegen war fast vollkommen gegensätzlich: Langsam, aber stetig ging es mit der Sonnenaktivität bergauf. Das Monatsmit- tel lag bei 77,4, der Wert für den Norden bei 46,6 und der für den Sü- den bei 30,8. Die Aktivität auf der Nordhälfte der Sonne hatte damit nicht nur den Vormonatswert deutlich überschritten, sondern auch den Süden abgehängt. Dafür erreichte die Gesamtaktivität zwischen dem 8. und dem 12. Juni wieder dreistellige Werte und auf keiner der beiden Hemisphären gab es einen fleckenfreien Tag. Damit einherge- hend war auch eine höhere Zahl an weit entwickelten Fleckengrup- pen. Es konnten in diesem Zeitraum vier E- und eine F-Gruppe be- obachtet werden, welch ein Unterschied zum Vormonat! Wir dürfen also weiterhin gespannt sein, wie sich uns die Sonne in den kommenden Monaten präsentiert. Eines aber sollte trotz aller Euphorie im Hinterkopf bleiben: Die Sonnenaktivität bewegt sich in Richtung auf das Minimum, und gelegentliche Aktivitätsausbrüche auf dem Weg dorthin sind völlig normal! sidc.oma.be/index.php3

Relativzahl und Flecken mit bloßem Auge Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 2: H-alpha-Detail am 8.6.2003, 8:33 MEZ, aufgenommen von Erich Kopowski mit einem 127/1100-Refraktor bei 5000mm Brenn- weite; 1/15s bzw. 1/13s belichtet mit Digitalkamera Olympus 5050Z, T-Max 40 von Coronado.

interstellarum 30 25 Mars in Jahrtausendopposition

Teil 3: Zwischenbilanz

von Ronald Stoyan

Am 27.8.2003 war es soweit: Der Rote Planet erreichte mit einem Durchmesser von 25,11" einen Re- kordwert. In einem Zwischenbericht fassen wir die Geschehnisse auf Mars bis zum Oppositionszeitpunkt zusammen, bevor wir im nächsten Heft in einer großen Auswertung ausführlich berichten wollen. inter- stellarum-Leser sind weiterhin aufgerufen, eigene Fotos und Zeichnungen dafür einzusenden.

Foto: NASA/STScI

Albedostrukturen der nächsten Ausgabe ausführlich darüber Polkappen berichten. Die große Nähe des Mars macht es 2003 Am Gesamtbild der Albedostrukturen Beeindruckend konnte die Entwicklung möglich: Feindetail gelangt visuell und vor hat sich im Vergleich zu den letzten Jah- der südlichen Polkappe nachvollzogen allem fotografisch in die Reichweite des ren wenig geändert. Solis Lacus erscheint werden. Strukturen innerhalb der Polkappe Amateurs, das zuvor nur von Raumsonden derzeit wie vor dem Staubsturm von 2001 – bisher unerreichbar für kleine Fernrohre aufgenommen wurde. Man kann jetzt (vgl. Karte in Abb. 4). Die benachbarten – waren schon mit 60mm Öffnung auszu- schon sagen, dass die Jahrtausendopposi- Strukturen Phasis und Phoenicis Lacus machen. Eine große Dunkelzone, die so ge- tion für die Amateur-Marsbeobachtung ei- sind deutlich und dunkel. Zusammen mit nannte »Magna Depressio« zeigte sich be- nen Quantensprung bedeutet wie keine den auf der gegenüberliegenden Seite von reits Ende Juni, im Juli wurde auch die an- Sichtbarkeit zuvor. Solis Lacus liegenden Formationen Titho- schließende Rima Australis sichtbar. Als Im deutschen Sprachraum vermieste nius Lacus und Agathadaemon entstand heller Fleck am Polkappenrand stach bei schlechtes Seeing vielen Beobachtern die der Eindruck eines dunklen, nicht ge- 40°W Argenteus Mons ab Mitte Juli hervor. Detaileindrücke. Dafür waren aber schon schlossenen Rings um Solis Lacus, der in Die berühmten »Mountains of Mitchel« mit kleinen Teleskopen zahlreiche dunkle den Oppositionen zuvor nicht beobachtet oder Novus Mons bei 330° W boten ab En- Einzelheiten beobachtbar. Wir werden in worden war. de Juli ein besonderes Spektakel, als sie

19.7. 21.7. 27.7. 29.7. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

11.8. 17.8. 19.8. 21.8.

Abb. 1: Aufnahmeserie von Ed Grafton vom 19., 21., 27., 29., 31.7. und 11., 17., 19., 21. und 23.8. mit einem 14"-SCT und ST-5 CCD-Kamera.

26 interstellarum 30 Planeten

ab

ab

Abb. 2: Zeichnungssequenz von Ronald Stoyan vom 4.8. (a), 25.8. (b), jeweils mit einem 14"- Abb. 3: Der Staubsturm vom 21.5.2003, auf einem Bild des Newton bei 200×–356×. Mars Global Surveyor [MSSS, JPL, NASA]. sich, durch die Rima Australis vom Hauptkörper der Kappe ge- am 21.5. in Thaumasia von australischen Beobachtern gesichtet trennt, als leuchtender länglicher Fleck heraushoben. Die kom- (Abb. 3). Diese Erscheinung war allerdings nur von kurzer Dauer. plette Abnabelung von der SPC geschah um den 25.7. Ein erster größerer Staubsturm bildete sich ab dem 4.7.2003 in der östlichen Deucalionis-Region, schnell ausdehnend in Rich- Wolken tung Noachis. Im Vorlauf war eine erste weißgelbliche Wolke be- reits am 1.7. beobachtet worden. Am 4.7. bedeckte die sich ausdeh- Im August und September wartete alles auf einen möglichen nende Wolke Sinus Sabaeus und Mare Serpentis. Am nächsten Tag globalen Staubsturm. Eine erste kleine gelbe Wolke wurde bereits drehten die Winde, so dass sich der Staub auf Hellespontus zube-

Daten für Marsbeobachter für Oktober/November 2003

Datum Größe ZM Phase Ls De abends sichtbare Region

5.10. 20,1" 358° 94% 273° –20° Syrtis M. 19.10. 17,2" 218° 91% 282° –22° Tharsis-Elysium 2.11. 14,8" 86° 89% 291° –23° Chryse 16.11. 12,8" 312° 88% 299° –25° Elysium-Syrtis M. 30.11. 11,1" 176° 87% 308° –26° Tharsis 31.7.

Die Angaben gelten für 0:00 UT = 1:00 MEZ = 2:00 MESZ

Meteorologischer Marskalender für Oktober/November 2003

29.9. Sommerbeginn Südhalbkugel, SPC Durchmesser 21°, andauernde Staubsturmaktivität Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. möglich, wenige weiße Wolken, Nordpolhaube kann bis 50°N reichen 4.10. SPC kleiner isolierter Fleck, große Nordpolhaube, wenig weiße Wolken, andauernde Staubsturmaktivität möglich 23.11. SPC sehr klein, orographische Wolken, W-Wolke beobachtbar 23.8.

interstellarum 30 27 Planeten

Abb. 4: Diese Marskarte wurde aus Amateurbeobachtungen von italienischen Beobachtern der letzten Saison 2001 zusammengestellt. Sie kann gut als An- haltspunkt für die Erstellung einer eigenen Karte dienen.

wegte. Ab dem 7.7. schrumpfte der kleine Sturm und fiel am 8.7. ganz zusammen. Mit diesem ersten Schauspiel wird die Neigung des diesjährigen Marswetters zu Stürmen klar, ein großer, zweiter Sturm wurde damit wahrscheinlicher, kann aber immer noch nicht sicher vorhergesagt wer- den (zum Zeitpunkt des Schreibens Ende August). Von den Wolkenerscheinungen erschien Randdunst am Morgenterminator häufig ab (nachfolgende Seite im Okular). Vereinzelt traten auch topographische Wolken in Beckenlagen am Abendterminator (Libya, Hellas, Ausonia) auf.

Abb. 5: Webcam-Aufnahmeserie von Karl Thur- ner mit einem 18"-Newton, Okularprojektion, Philips ToUCam Pro, Bearbeitung mit Giotto und Photoshop. cd a) 3.8., die Magna Depressio teilt die Polkappe b) 4.8., mit feinen Strukturen nördlich des Mare Thyrhenum c) 6.8., mit einer orographischen Wolke über

den Tharsis-Vulkanen (Pfeil) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. d) 12.8., mit den neuen dunklen Strukturen vorangehend Solis Lacus e) 16.8., zeigt das Vallis Marineris als dunklen »Kanal« f) 26.8., mit der abgetrennten Eisinsel der »Mountains of Mitchel« ef

28 interstellarum 30 Planeten

Standortvorteil Chile Marsbeobachtung von der Südhalbkugel von Stefan Seip

Um die spektakuläre Mars-Opposition in diesem Jahr fotografisch zu nutzen, sind wir von Stuttgart nach Chile gereist. Zur Oppositionszeit kulminiert Mars dort in rund 76° Höhe. Unser Beobach- tungsort liegt in der Nähe der Stadt Vicuña in 1400m Höhe. In Sichtweite liegen die beiden Groß- Observatorien Cerro Tololo und Gemini South.

um Zeitpunkt der Erstellung Dunkelheit mit unglaublicher Helligkeit Fernglas und im Teleskop entfaltet sich die (26.8.2003) dieses Berichtes haben von Süden nach Norden, mit Sagittarius volle Pracht der Paradeobjekte des Süd- Zwir bereits fünf Beobachtungsnäch- und Scorpius im Zenit. Selbst ohne jegliche himmels. te hinter uns. Die Verhältnisse besserten Hilfsmittel gelingen uns mühelos Beobach- Mars erscheint als gleißend helles Ob- sich von Nacht zu Nacht. Ohne nennens- tungen des Zodiakallichtes (bis in ca. 60° jekt gegen ca. 21:00 Uhr Ortszeit über ei- werte Lichtverschmutzung konnten wir Höhe!), der beiden Magellanschen Wolken, nem Bergrücken. Bislang wurden unsere atemberaubende Anblicke des südlichen der beiden Kugelsternhaufen Omega Cen- Erwartungen an die Seeing-Verhältnisse Sternenhimmels genießen. Das Band der tauri und 47 Tucanae. Wir sehen mit dem noch nicht erfüllt. Wir kämpfen mit stark Milchstraße spannt sich nach Einbruch der bloßen Auge die Nebel um Eta Carinae. Im schwankenden Bedingungen. Phasen mit

1 2 3 4 5

6 7 8 9 20

Abb. 1: Bearbeitungssequenz eines Webcam-Bildes. Schritt 6: Nach Anwendung des Hilfmittels »Auswahlellipse« in PhotoShop Schritt 1: Beispiel für ein schlechtes Rohbild der Video-Datei 7 (kreisrund und etwas kleiner als die Mars-Scheibe, »Weiche Auswahlkan- Schritt 2: Beispiel für ein gutes Rohbild der Video-Datei te«: 5 Pixel) wurde eine dritte Unscharf-Maskierung durchgeführt (gleiche Schritt 3: Ergebnis der Bildaddition mit Registax V 2.0 Beta. Einstellungen: Parameter wie in Bild 5. Verwendungsrate 30%, Resample 2×, ansonsten Standard-Einstellungen Schritt 7: Leichte Anpassungen der Gradation in PhotoShop 7 mit dem Be-

übernommen. fehl »Gradationskurven...«. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Schritt 4: Anwendung der Unscharf-Maskierung in Photoshop 7: Stärke Schritt 8: Verringerung des Rauschens mit Hilfe der Software »Neat Image 153%, Radius 5,8 Pixel, Schwellenwert 0 Stufen. 2.6 Prof.«. Schritt 5: Verkleinerung des Bildes in Photoshop 7 um 50% auf die ur- Schritt 9: Überlagerung der Bildergebnisse aus Schritt 7 und 8 in PhotoS- sprüngliche Größe. Erneute Anwendung der Unscharf-Maskierung in hop 7 (jeweils 50% Deckung). Photoshop 7: Stärke 100%, Radius 2,3 Pixel, Schwellenwert 0 Stufen. Es Schritt 10: Endergebnis nach Korrekturen von Farbbalance und -sättigung, wurde darauf geachtet, dass durch die Unscharf-Maske die hellen Regio- Kontrast und Helligkeit. nen der Polkappe nicht in die Sättigung laufen und überbelichtet wirken.

interstellarum 30 29 Planeten

gutem Seeing (7–8/10 nach Pickering) dauern nur ca. 20 Minuten und werden von längeren Phasen mit deut- lich schlechterem Seeing abgelöst. Dennoch ist der Blick durch das Binokular im Vergleich zum heimi- schen Standort eine Offenbarung! Mit ungewohnter Deutlichkeit lassen sich selbst feinste Einzelheiten auf der Marsoberfläche ausmachen: Wir entdecken eine Abteilung in der südlichen Polkappe, eine ausgedehnte, bläulich schimmernde Wolke in der Gegend um Solis Lacus und die nördliche Polhaube. Als Beobachtungsinstrument steht uns ein Maksu- Aufnahme Simulation tov-Cassegrain-Teleskop mit 10" Öffnung und einem Öffnungsverhältnis von 1:14,6 zur Verfügung. Die 3700mm Primärbrennweite verlängern wir für Aufnah- men mit der Philips ToUCam Pro 740k mit Hilfe eines Fluorit-Flatfield-Converters auf ca. 9100mm (f/36). Das Marsscheibchen erreicht auf dem CCD-Chip einen Durchmesser von mehr als 200 Pixel. Damit ist sicher- gestellt, dass die theoretisch erreichbare Auflösung der Primäroptik nicht eingeschränkt wird. RG B Unsere bisherigen Resultate lassen sich unter opti- malen Bedingungen, auf die wir immer noch warten, sicherlich übertreffen. Vorerst schauen wir auf ein Bild Abb. 2: Das fertige Marsbild vom 22. August 2003, 5:06 UT, zusammen mit den Farb- vom 22. August, an dem wir kurz die entscheidenden auszügen rot, grün und blau – zum Vergleich die Simulation vom CalSky.com. Bildverarbeitungsschritte dokumentieren. Ausgangs- basis ist eine AVI-Datei, aufgenommen mit VRecord (das original Philips-Programm) mit folgenden Para- Surftipps metern: Dauer 120 Sekunden, Auflösung 640×480 Pi- xel, 10 Bilder pro Sekunde, Belichtungszeit 1/33 Se- Aktuelle Ergebnisse von der Chile-Exkursion des Autors • www.mars03.de kunde pro Bild. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

30 interstellarum 30 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Kometen

Die Kometenseite: von André Wulff

ie schon im letzten Heft angedeu- Wtet, wird es zum Ende des Jahres für Kometenbeobachter wieder interes- sant. Der Komet 2P/Encke wird wieder einmal in Sonnennähe auftauchen und dabei auch für kleinere Teleskope und vielleicht sogar im Feldstecher sichtbar werden. Dieser Komet besitzt mit 3,3 Jah- ren die kürzeste Umlaufzeit aller beob- achtbaren periodischen Kometen. Dabei Abb. 2: Der veränderliche Komet 29/P Schwass- Abb. 1: Der sehr schwache Komet C/2001 LI- ergeben sich regelmäßig drei Beobach- mann-Wachmann 1 am 26.7.2003. CCD-Auf- NEAR K5 am 3.8.2003. CCD-Aufnahme von tungsszenarien, wobei das jetzige im Pe- nahme von Michael Jäger und Gerald Rhe- Stefan Beck mit einem 8"-Newton bei 800mm rihel immer die günstigste Beobach- mann, 14"-Hypergraph bei 1500mm Brennwei- Brennweite, Platinum CCD (Kodak 402ME), tungschance bietet. Der Komet 2P/Encke te, 3×210s belichtet. 4×1min. wurde mit großen Teleskopen auch schon im Aphel beobachtet. Das Hellig- Nebels NGC 6820 und des Offenen NEAR. Er wandert im November durch keitsverhalten dieses Kometen ist dank Sternhaufens NCG 6823 am Abendhim- das Sternbild Perseus und wechselt dann seiner kurzen Umlaufzeit relativ genau mel beobachtet werden. Die Helligkeit im Laufe des Dezembers in das Sternbild prognostizierbar, wobei man natürlich des Kometen sollte schon bei 8m, 2 liegen. Dreieck. Seine Helligkeit wird dabei lang- immer mit kleineren Ausrutschern in die Eindrucksvoll sollte dann die Passage des sam aber beständig von 10m Anfang No- eine oder andere Richtung rechnen muss. Kometen durch Collinder 339, dem vember auf 8m Ende des Jahres zuneh- Der Komet passiert einige bekannte »Kleiderbügel« im Sternbild Pfeil, sein. men. Die Beobachtungsposition ist dabei Deep-Sky-Objekte. Das kann besonders Sie kann am Abend des 22.11. beobachtet gerade in der ersten Nachthälfte hoch am für die Besitzer kurzbrennweitiger Opti- werden. Himmel, also geradezu optimal. Dieser ken in Kombination mit einer CCD- Anfang Dezember wandert der Komet Komet wird uns noch im Januar und Fe- oder auch einer konventionellen Kamera dann sehr rasch in Richtung Sonne, so bruar 2004 bei ansteigender Helligkeit ei- interessant werden. Auch gerade für die dass er ab dem Nikolaustag wohl in der ne hoffentlich schöne Beobachtungs- Besitzer von Schmidt-Kameras kommt Abenddämmerung verschwinden wird. möglichkeit liefern. es hier zu interessanten Konstellationen. Die Helligkeit erreicht dann eine 6 vor Im Sternbild Widder kann ein weiterer In der Nacht vom 26. auf den 27.10. dem Komma, so dass hier mit einem Komet bei abfallender Helligkeit beob- passiert der Komet in ca. 1,5° Abstand Feldstecher durchaus Beobachtungs- achtet werden: C/2001 HT50 LINEAR- den Andromedanebel. Dabei wird der chancen bestehen können. Vielleicht ist NEAT. Er wird Anfang November 11m Komet eine Helligkeit von ca. 11m, 5 auf- sogar ein kleiner Schweif zu bewundern. hell sein und dann langsam zu Jahresen- weisen. Am Abend des 15.11. passiert der Ein weiterer Komet kann noch am de unter 12m absinken. Damit ist er mehr Komet bei einer Helligkeit von ca. 8m,8 in Abendhimmel bei zunehmender Hellig- ein Objekt für Spezialisten. 2° Entfernung den Cirrusnebel im keit beobachtet werden. Es handelt sich Schwan. Am 20.11. kann die Passage des hierbei um den Kometen C/2002 T7 LI- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 30 33 Deep-Sky- Zeichnungen

Teil 2: Von der Skizze zur Reinzeichnung IC 2177/NGC 2343

von Uwe Glahn

Die folgenden Arbeitsschritte sollen eine Technik beschreiben, wie man von einer am Teleskop erstellten »Skizze« zu einer auf schwarzem Karton vorliegenden »Reinzeichnung« kommt. Diese Technik nutze ich für mei- ne Zeichnungen an einem 20×125-Großfernglas. Sie hat sich als einfa- che und mit etwas Übung auch schnelle Methode bewährt.

M 45

Anfertigung der Rohzeichnung dar. Dunkelwolken markiere ich mit ge- ausgedruckte Gesichtsfeldkreis sein sollte. strichelter Linienführung. Diffus auslau- Nachdem ich nun die Rohzeichnung de- Grundlage hiefür bildet ein Ausdruck fende Nebelbereiche kann man mit ge- ckungsgleich auf den Karton gelegt habe, aus einem Sternkartenprogramm wie z.B. zackter Linienführung darstellen. Die so- beginnt das »Durchlöchern« der Skizze. Guide. Ich blende dabei das 3° große Ge- mit erhaltene Skizze zeigt in einer sehr Ich steche dabei über die darzustellenden sichtsfeld ein und stimme die Grenzgröße einfachen Art alle gesehenen Details des Sterne ein Loch, welches auf den Karton der dargestellten Sterne mit der erreichba- Nebels und reicht zur Umsetzung auf nachher zu sehen sein sollte. Die Vorteile, ren Grenzgröße meines Fernglases ab. Der schwarzen Karton völlig aus. Außer den knapp über dem Stern zu stechen, sind somit gestaltete einfache Ausdruck, der Nebeldetails halte ich noch die Markie- zum ersten die bessere Erkennbarkeit der mittig auf den Nebel ausgerichtet wurde rung von auffälligen Sternketten für wich- bereits gestochenen Sterne und zum ande- und mit einer Grenzgröße von etwa 13m tig. Da sich ja alle zu sehenden Sterne auf ren der Umstand, die weiße Tusche nicht noch eine übersichtliche Anzahl von Ster- dem Ausdruck befinden, reicht ein Kreis direkt in das Loch zeichnen zu müssen. nen zeigt, kann nun zum Beobachtungsort um die auffallenden Sterne aus. Die nun Des weiteren sollte man darauf achten, mitgenommen werden. Der Ausdruck der fertige Rohzeichnung sollte alle Einzelhei- das Loch weder zu stark noch zu schwach Sterne hat zwei wichtige Vorteile. Zum ei- ten des beobachteten Gesichtsfeldes ent- zu stechen. Bei zu starkem Druck entste- nen entfällt die schwierige und zeitauf- halten. hen auffällige Löcher im Karton, bei zu wändige Darstellung der Sterne in der schwachem Druck findet man nachher Zeichnung und zum anderen ist eine maß- »Innendienst« kein Loch mehr wieder. Nach dem Ste- stabsgetreue Ausdehnung des Nebels an- chen von beliebig vielen Sternpositionen

hand der Sterne möglich. Der auf einem Nun gilt es die am Fernglas gezeichnete kann man nun die Rohzeichnung entfer- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Klemmbrett befestigte Ausdruck kann nun Skizze in wärmeren und bequemeren Ge- nen und anfangen, unter den sichtbaren vor Ort am Fernglas mit den wichtigsten filden auf schwarzen Karton umzusetzen. Löchern die Sterne mit weißer Tusche zu Details des Nebels und des Sternumfeldes Als Karton empfehle ich die im Fachhan- zeichnen. Als Tuschestift hat sich ein wei- gestaltet werden. Dazu reicht ein weicher del erhältlichen, auf A4 zugeschnittenen ßer Edding mit 0,8mm Strichstärke be- Bleistift und eine Rotlichtlampe aus. Nun schwarzen Zeichenkartons. Im ersten währt. Mit diesem Stift ist es leicht mög- stelle ich die markanten Lichtgrenzen mit Schritt zeichne man einen weißen Kreis lich auch schwache und somit sehr kleine mehr oder weniger dicken Bleistiftstrichen auf den Karton, der genau so groß wie der Punkte auf den Karton zu postieren. Nach

34 interstellarum 30 NGC 6888 NGC 7000 NGC 281

Alle Abbildungen geben Zeichnungen des M 47/M 46/NGC 2426/NGC 2425 IC 2118 Autors mit dem 20×125-Großfernglas wieder.

Abb. 1: Der Adlernebelkomplex im Einhorn dem Trocknen der Tusche kommt nun ein tig sein und man kann zu Recht mit Stolz mit dem langgezogenen Nebel IC 2177, dem weißer Kreidestift und ein Wischer zum auf das gezeichnete Endprodukt schauen. Sternhaufen NGC 2343 und dem schwachen Einsatz. Ein Wischer ist eine Art Stift, der Nebel Cederblad 90 (unten). aus Filzmaterial besteht und im angespitz- Fazit ten Zustand die vom Kohlestift gezeichne- Abb. 2: Der Crescentnebel NGC 6888. ten Konturen mehr oder weniger »verwi- Natürlich kann man diese Technik auch schen« kann. Es kommt nun auf das eige- mit kleineren Ferngläsern oder mit Tele- Abb. 3: Der Nordamerikanebel NGC 7000. ne Geschick und ein wenig Übung an, wie skopen nutzen. Wichtig ist, dass man sich gut die Nebeldetails auf dem Karton dar- nicht von den hier aufgeführten Arbeits- Abb. 4: NGC 281 in der Kassiopeia. gestellt werden. Prinzipiell gilt: je mehr schritten abschrecken lässt. Spätestens Kreide auf dem Karton, umso heller das nach der zweiten Zeichnung stellt sich eine Abb. 5: Die Plejaden, M 45. Gebiet; je mehr »gewischt« wird, umso gewisse Routine ein, durch welche man dunkler das Detail. Für den Anfang sollte solch eine Zeichnung mit einem recht klei- Abb. 6: M 47 (rechts) und M 46 (links) mit man jedoch nicht zuviel Kreide auf den nen Zeitaufwand herstellen kann. Vorteile den schwächeren Sternhaufen NGC 2423 Karton geben, da sonst das Nebeldetail von Zeichnungen sind, dass man sich in- (oberhalb M 47) und NGC 2425 (kleiner Ne- eventuell zu hell dargestellt wird. Hier ist tensiv mit dem Beobachtungsobjekt aus- bel zwischen den Messierhaufen). ähnlich wie beim Stechen ausprobieren einandersetzt, seine eigene Sehfähigkeit angesagt. Nachdem man den Nebel darge- übt und am Ende ein Produkt in den Hän- Abb. 7: Der Hexenkopfnebel IC 2118. stellt hat, markiert man noch am Ge- den hält, welches einen schönen Erinne-

sichtsfeldkreis die Himmelsrichtungen rungswert und eine gewisse Ästhetik auf- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. und schreibt die wichtigsten Daten auf weist. Man kann nun auch Astrofotografen roots« den Himmel auf diese Art und den Karton. Es ist nun Geschmackssache, besser verstehen, die oft mit einem giganti- Weise kennen zu lernen. Das Allerwichtig- ob die Objektdaten, die Beobachtungsbe- schen Aufwand tolle Aufnahmen vom ste jedoch ist den richtigen Aufwand für dingungen und die Geräteeigenschaften Himmel machen. Ich möchte mit diesem sich persönlich zu finden und den Spaß am auf die Vorderseite oder Rückseite ge- Bericht jeden Sternfreund dazu animieren, schönsten Hobby – der Astronomie – in schrieben werden. Nach diesen letzten einmal selbst eine Zeichnung zu versuchen den Vordergrund zu stellen. Einzelheiten sollte die Reinzeichnung fer- und getreu nach dem Motto »back to the

interstellarum 30 35 Milchstraße

Veränderlicher aktuell: Die Veränderlichen in h und χ Persei

von Béla Hassforther

uf Farbaufnahmen erscheint der jun- Exemplare bekannt sind, obwohl man sie Age bläuliche Doppelhaufen h und χ aufgrund ihrer Leuchtkraft bis in sehr Persei umgeben von einer auffallenden große Entfernungen nachweisen kann. Gruppe von roten Sternen. Dieser »Halo« Die Ansammlung heller Objekte im Per- hat einen Durchmesser von nahezu 5°, ist seus ist also gewissermaßen ein Glücks- also deutlich größer als die beiden Haufen fall. Farben-Helligkeitsdiagramme des zusammen. Die Gruppierung ist nicht Doppelhaufens haben astronomiege- ganz zufällig. Zum einen stehen die bei- schichtlich eine große Bedeutung für un- den Haufen auch räumlich eng zusam- ser Verständnis der Sternentwicklung und men, zum anderen bilden sie das (aller- dings nicht ganz unumstrittene, vgl. [3]) Abb. 1: h und χ Persei in Farbe. Aufnahme von Zentrum der Assoziation Perseus OB1. Bernhard Hubl. Man erkennt deutlich die röt- Welcher der rund zwei Dutzend roten lichen Sterne. Sterne nun tatsächlich zu h und χ Persei selber gehört, ist auch heute nicht eindeu- tig zu beantworten: Eine räumliche Nähe an der Sphäre – FZ Per und AD Per stehen scheinbar zwischen h und χ Persei – kann nur vorgetäuscht sein, da der Stern ja weit im Vorder- oder Hintergrund stehen könnte. Und einer scheinbaren Ausdeh- nung von 5° für die Assoziation entspricht in der Entfernung der Haufen eine tat- sächliche Ausdehnung von mehreren hundert Lichtjahren. Die scheinbare Helligkeit dieser Sterne ist vergleichbar mit den hellsten blauen Abb. 2: Karte mit der Verteilung der Roten Überriesen im Haufenbereich. Links die weitere Umge- Überriesen der beiden Sternhaufen, es bung (der »Halo«), rechts der engere Bereich der beiden Haufen. Abbildungen aus [2]. muss sich also ebenfalls um absolut sehr helle Sterne, um Rote Überriesen handeln. Natürlich wissen wir das nicht nur auf- grund von statistischen Überlegungen, denn schon bei den ersten spektroskopi- schen Untersuchungen fielen die schma- len Absorptionslinien im Spektrum dieser Sterne auf, ein – wie wir heute wissen – Hinweis auf die hohe Leuchtkraft des strahlenden Objekts. Rote Überriesen sind sehr seltene Ster- ne. Zum einen erreichen nur sehr masse- reiche Sterne dieses Entwicklungssta- dium, und massereiche Sterne sind selten (auf einen Stern mit 20 Sonnenmassen kommen 100000 sonnenähnliche Sterne, und nur Sterne von 10 bis 40 Sonnenmas- sen entwickeln sich zu Roten Überriesen). Abb. 3: Lichtkurve von S Per in den letzten acht Jahren. S Per ist mit seiner vergleichsweise großen

Und zum zweiten wird diese Entwick- Amplitude kein typischer SRc-Stern, dagegen ist er ein beliebtes und leichtes Beobachtungsobjekt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. lungsphase sehr rasch durchlaufen, so dass also die seltenen massereichen Sterne stellen auch heute noch eine wichtige Re- Langzeitbeobachtungen haben fast alle überdies nur in einer kurzen Phase ihrer ferenz für stellare Evolutionsmodelle von dieser Sterne als veränderlich bestätigt, sowieso schon kurzen Lebensdauer als massereichen Sternen dar [4]. Und gerade und zwar als Vertreter der halbregelmäßig Rote Überriesen existieren. Kein Wunder, die Roten Überriesen des Doppelhaufens veränderlichen Roten Überriesen, in der dass in unserer Galaxis nur einige hundert haben hier ihre Bedeutung. offiziellen Abkürzung »SRc«-Sterne (SR

36 interstellarum 30 Milchstraße

photometrischen Messungen Wunder. Da der Stern mit mehreren Peri- als sicher veränderlich heraus- oden schwingt, ist die Amplitude großen gestellt. zeitlichen Schwankungen unterworfen, Da es sich um riesige Sterne gegenwärtig ist sie eher klein. Andere mit dem vielhundertfachen Sterne wie V439 Per oder V403 Per haben Sonnendurchmesser handelt, gerade einmal eine Amplitude von eini- laufen die Helligkeitsänderun- gen Zehntel einer Größenklasse – zu we- gen entsprechend langsam ab, nig für Erfolg versprechende visuelle Be- die typischen Zeiträume be- obachtungen. ginnen (!) bei einigen hundert Eine interessante und Erfolg verspre- Tagen. Da auch die Amplitude chende Alternative stellt sich aber für Be- bis auf wenige Ausnahmen sitzer einer einfachen CCD-Kamera ver- sehr klein ist, ist es nicht ver- bunden mit einem normalen kurzbrenn- wunderlich, dass diese Sterne weitigen Fotoobjektiv und einem Filter. von visuellen Beobachtern Das ganze Himmelsareal mit den Stern- eher vernachlässigt werden: haufen und den umgebenden roten Über- Einige Jahre sollte man für eine riesen passt auf eine Aufnahme, und da Erfolg versprechende Beob- die Helligkeitsänderungen so langsam vor achtungsreihe mindestens ein- sich gehen, reicht es, eine Aufnahme pro planen, und bei einer geringen Monat zu machen. Wertet man die Reihe Amplitude hält sich das Er- nach einigen Jahren aus, hat man wertvol- für semiregular, c für Überriesen). Be- folgserlebnis doch in engen Grenzen. les Material für eine sehr seltene Sternart kannte Vertreter wie S Per werden schon Der Lichtwechsel selber ist von durch- gewonnen. Denn so viele Studien über die nahezu 100 Jahre kontinuierlich beobach- aus verschiedener Art. S Per ist ein schon Haufen und seine Mitglieder auch existie- tet, andere wurden lange nur in den ver- sehr lange bekannter Stern, der seit nahe- ren mögen: Auch in der Literatur ab 2000 schiedenen Katalogen für die der Verän- zu hundert Jahren gut beobachtet wird – gibt es keine Einigkeit darüber, ob die derlichkeit verdächtigten Sterne geführt bei einer beeindruckenden Amplitude Haufen gleich weit entfernt sind oder und haben sich erst mit dem Astrometrie- von bis zu sechs Größenklassen und einer nicht, ob sie gleich alt sind oder nicht, wa- Satelliten Hipparcos und seinen guten Periode von über 800 Tagen auch kein rum der Lichtwechsel der roten Überrie- sen so verschieden ist und so weiter. Ganz deutlich ist es, dass noch grundlegendes Beobachtungsmaterial fehlt. Engagierte Amateure, die hier mitmachen wollen, finden in der BAV die Infrastruktur und Diskussionskultur vor, die es ihnen er- möglicht, das beste aus ihrem verfügbaren Instrumentarium zu machen.

[1] Burnham R. jr: Burnhams Celestial Hand- book, Bd. 3, 1438, Dover Publications (1978) [2] Brelstaff, T.: Red supergiants, neutrinos and the Double cluster, JBAA 106, 246 (1996) Abb. 4: Lichtkurve von BU Per. Eine typische Lichtkurve für einen roten Stern mit geringer Amplitu- [3] Slesnick, C. L. et al: The Star Formation de: Das Streuband der Schätzungen ist breit, da gerade rote Sterne schwer zu schätzen sind. Lücke History and Mass Function of the Double machen die Beurteilung des Lichtwechsels schwer, manche Punkte scheinen Fehlschätzungen zu Cluster, Astrophys. J. 576, 880 (2002) sein. Dies ist die Lichtkurve eines eher typischen Vertreters der SRc-Sterne im Doppelhaufen. [4] Keller, S. et al: UBVI and H-alpha-Photo- metry of the h&χ Persei cluster, Daten einiger ausgewählter roter Überriesen arXiv:astro-ph/0104179v2 (2001) (aus [5] und Simbad Astronomical Database) [5] Stoyan, R.: Cassiopeias Juwelen, interstellarum 1, 6 (1994) Name R. A. Dekl. Helligkeit (min–max) Periode Typ

S Per 2h 22min 51,72 s +58° 35' 11,4" 12m, 0–7m, 9 822d SRc Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Surftipps BU Per 2h 18 min 53,29s +57° 25' 16,8" 10m, 0–9m,0 367d SRc AD Per 2h 20min 29,00s +56° 59' 35,2" 8m, 4–7m,7 362,5d SRc BAV • www.bav-astro.de SU Per 2h 22min 06,89s +56° 36' 14,9" 8m, 5–7m, 0 533d SRc AAVSO • www.aavso.org vsnet • vsnet.kusastro.kyoto-u.ac.jp/vsnet T Per 2h 19 min 21,88s +58° 57' 40,3" 9m,7–8m,3 2430d SRc

interstellarum 30 37 Die schönsten Galaxien in Sculptor

von Rainer Töpler

Ein absolutes Muss für Sternfreunde, die es in den Süden zum Beobachten zieht, sind die hellen Galaxien im Bildhauer. Dabei ist nicht einmal ein großes Fernrohr nötig, um herrliche Beobachtungen zu machen.

Abb. 1: NGC 55. Foto bei 4480mm Brennweite, 180min auf Fuji NHG II 800 belichtet. Rainer Sparenberg,…

in Blick auf die Sternkarte der von 11cm Öffnung entstanden. Lassen Sie Galaxienscheibe nicht gleichförmig aufge- Sculptor-Region lässt es gleich erah- sich nun entführen in eine wunderbare hellt, ohne dass die Strukturen jedoch rich- Enen: Hier wird der Galaxien-Fan Welt beeindruckender Anblicke ferner tig definiert werden können. fündig. Etliche helle und große Galaxien Welteninseln. Wesentlich bekannter ist die folgende tummeln sich in diesem Himmelsareal und Wir steigen der Rektaszension von West Galaxie: NGC 55. Leider nicht mehr von lassen selbst bei Besitzern kleiner Telesko- nach Ost folgend ein bei NGC 7793. Auch Mitteleuropa aus sinnvoll zu beobachten, pe Freude aufkommen. Allerdings gilt eine wenn sie nicht die berühmteste der Bild- zeigt sie sich in Namibia in voller Pracht. Vorbedingung: Man muss sich weit in hauergalaxien ist, sollte man ihr unbedingt Riesige Abmessungen von 30,0'×6,3' und Richtung Süden bewegen, um alle hellen einen Besuch abstatten. Eine Helligkeit von eine Gesamthelligkeit von 8m, 1 lassen die Objekte des Bildhauers einigermaßen be- 9m, 2 und eine Größe von 10,5'×6,3' klingen Beobachteraugen übergehen. Sogar der obachten zu können. Ein wunderbarer Ort, nicht nur vielversprechend, sie lohnen sich kleine Newton enthüllt eine Vielzahl von von dem aus man erfolgreich spechteln auch wirklich. Hell, oval um einen leuch- Strukturen. Bögen und Dunkelbänder er- kann, ist Namibia. Hier erreicht der Sculp- tenden, konzentrierten Kern scheint die strecken sich scheinbar unregelmäßig um tor eine große Höhe und man kann mit gu- Form der Galaxie recht gut begrenzt, so das exzentrische Kerngebiet. Man braucht ter Himmelsdurchsicht rechnen. So sind dass man gleich Spiralarme vermuten lange, bis der Anblick einen loslässt und die nachstehenden Zeichnungen alle in Na- könnte. Diese zeigen sich im 11cm-Tele- man sich an den vielen Einzelheiten satt mibia mit einem kleinen Newton-Teleskop skop aber nicht eindeutig. Allerdings ist die gesehen hat. Nach diesem Highlight erwartet man Galaxien in Sculptor und Cetus von NGC 134, die eher unbekannt ist, kein großes Spektakel. Jedoch kommt sie durch- Name R. A. Dekl. Helligkeit Größe Klasse Sternbild Uran. aus sehenswert daher. 10m, 4 und 8,5'×1,9' NGC 7793 23h 57min 49,9s –32° 35' 20" 9m, 2 10,5'×6,3' Sd Scl 350 Ausdehnung ergeben eine hübsche Edge-

NGC 55 00h 15 min 08,4s –39° 13' 13" 8m,1 30,0'×6,3' Sc Scl 350 on Galaxie. Helles, fleckiges Zentrum und Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. asymmetrische Außengebiete lassen im NGC 134 00h 30min 21,5 s –33° 14' 49" 10m, 4 8,5'×1,9' Sbc Scl 351 4,5-Zöller ahnen, dass dieses Objekt zu- h min s m NGC 247 00 47 08,6 –20° 45' 38" 9, 2 19,0'×5,5' SsD (Sc) Cet 307 mindest in einem größeren Teleskop spek- NGC 253 00h 47min 33,13s –25° 17' 17.8" 7m, 6 30,0'×6,3' Sc Scl 306 takulär sein wird. NGC 300 00h 54min 53,5s –37° 40' 59" 8m,1 20,0'×13,0' Sd Scl 351 Eigentlich befindet sich NGC 247 nicht NGC 613 01h 34min 18,2s –29° 25' 02" 10m, 0 5,2'×2,6' SBb Scl 352 mehr im Sculptor, sondern siedelt etwas weiter nördlich im Cetus. Da diese Galaxie

38 interstellarum 30 …NGC 300. Foto bei 3200mm Brennweite, Sandwich zweier Beleichtungen mit 82min bzw. 90min auf Agfa Optima 400hyp und Fuji NHG II 800.

a

b Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

c

Abb. 3: NGC 55 (a), NGC 253 (b), NGC 300 (c), CCD-Aufnahmen von Bernd Koch.

interstellarum 30 39 Universum

aber räumlich zur Sculptor- Gruppe gehört und auch nur einen Katzensprung von 4° über der Grenze liegt, soll sie ihren Platz in dieser Sammlung finden. Mit ihr trifft man wieder auf einen Riesen von 19,0'×5,5' Aus- dehnung aber nur 9m,2 Hel- ligkeit. Dementsprechend ist sie auch unter dem fantasti- schen namibischen Himmel noch recht blass. Ein breites, stark außermittiges Zen- trum umgrenzt von wenigen großen Bögen ist alles, was abdas kleine Teleskop an Ein- zelheiten hergibt – aber mehr gibt es auch auf den meisten Fotos nicht zu fin- den. Einer der auf unse- rer Wanderung ist natürlich NGC 253. Die berühmteste der Sculptor-Galaxien tritt in diesen südlichen Breiten mit einer völlig anderen Wucht auf als in Mitteleuro- pa. So groß wie NGC 55, aber noch eine halbe Grö- ßenklasse heller, konkurriert sie mit dieser um den Platz cddes Sculptur-Champions. Auch wenn die Kontraste im Galaxienkörper recht schwach sind, kann man sich doch fast in den Details verlieren. Nehmen Sie sich Zeit zum Betrachten! Sehr gespannt darf man auf die größte dieser Gala- xiensammlung sein: NGC 300. Die Frage ist, ob die auf Fotos so schönen Spiralarme überhaupt zu sehen sind, denn die Flächenhelligkeit ist doch ziemlich gering. Die 8m, 1 Gesamthelligkeit vertei- e f len sich ziemlich gleichmä- ßig auf 20,0'×13,0', da bleibt nicht viel übrig vom Licht der Sterneninsel. Da die Ga- Zeichnungen von Rainer Töpler laxie und damit auch ihre an einem 110/550mm-Newton: Spiralarme sehr großflächig

sind, sollte eine Sichtung Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. a) NGC 134 letzterer aber nicht sehr von b) NGC 7793 der Teleskopöffnung abhän- c) NGC 55 gig sein. Die größte Schwie- d) NGC 300 rigkeit ist, dass man – wie e) NGC 613 ich – wahrscheinlich schon f) NGC 247 ein Bild des Objektes im g g) NGC 253 Kopf haben wird und damit

40 interstellarum 30 Universum die Wahrnehmung beeinflusst. Sehr Einen starken Gegensatz zu der gerade die sich aber nicht zu kompletten Armen schwierig sind die Arme auf jeden Fall. Ich gemachten Erfahrung bietet das letzte Ob- zusammenfügen lassen. selbst habe versucht, möglichst unvorein- jekt dieser Kollektion, NGC 613. Auch Selbstverständlich gibt es im Bildhauer genommen zu zeichnen, was ich erkennen nicht gerade eine der bekanntesten Gala- noch wesentlich mehr interessante Gala- konnte. Beim späteren Fotovergleich xien des Bildhauers, aber ein sehr flächen- xien, besonders für größere Teleskope. stimmten die Einzelheiten recht gut und heller Kandidat, denn die 10m, 0 verteilen Aber auch die Reise mit einem kleinen ich wäre wirklich sehr zufrieden mit der sich auf nur 5,2'×2,6'. Die Galaxie kommt Fernrohr in den Süden kann, wie gezeigt, Beobachtung, wenn – ja wenn ich die Ga- oval und hell mit einem konzentrierten zu einem spannenden Abenteuer werden, laxie vorher nicht gekannt hätte. Versu- Kerngebiet. Davon geht ein deutlicher ganz abgesehen davon, dass dieses leichter chen Sie es einfach selbst, es ist eine wirk- Balken in Längsrichtung aus. Begrenzt zu transportieren und handhaben ist. liche Herausforderung. wird NGC 613 von Spiralarmsegmenten,

NGC 253 auf der Streckbank

Mit fast einem Vollmonddurchmesser ist NGC 253 eine der schönsten, hellsten und strukturreichsten Galaxien. Leider erreicht sie in Deutschland nur eine Kulminationshöhe von etwa 15° und ist deshalb nur von äußerst dunklen Standorten beobachtbar. Selbst in den Alpen lässt die Extinktion das Objekt verblas- sen. In südlichen Breiten ist NGC 253 dagegen ein ab- solutes Prachtobjekt. In mittleren Geräten werden Strukturen sichtbar, die man hierzulande selbst mit einem 20-Zöller nur erahnen kann. Wenn wir nicht halb schräg auf das Sternensystem und somit auf die Kanten der Arme blicken würden, wäre NGC 253 fast so hell wie M 33 und damit ein Objekt, das mit blo- ßem Auge gesehen werden könnte. Dennoch ist die Galaxie kein Mitglied der Lokalen Gruppe, sondern Hauptgalaxie einer eigenständigen Ansammlung. Die Sculptor-Gruppe ist mit etwa 10 Mio. Lichtjahren fast 4× soweit entfernt wie unsere unmittelbaren Nachbar- galaxien. Durch die Vielzahl der sichtbaren Details könnte man vermuten, dass NGC 253 gestört oder gar irregulär sei. Tatsächlich handelt es sich um eine ganz normale Spiral-Galaxie, die allerdings z.Zt. eine Phase intensiver Sternentstehung durchläuft. Wenn man die Galaxie auf ihrer kurzen Achse streckt, dann be- Abb. 1: NGC 253. Mittel aus 311 Mintron-Aufnahmen à 2,5s, 300/1200-Newton. kommt man einen Eindruck davon, wie sie face-on aussehen könnte. Eine derartige Streckung ist problemlos mit jeder Standardgrafiksoftware möglich. Auf diese Weise lässt sich der Blickwinkel abschätzen und oft zeigen sich Einzelheiten, die sonst nur schwer zu erkennen sind. Wir sehen NGC 253 um etwa 10° gegen die Kante geneigt. Interessanterweise scheint es sich um eine Balkenspirale zu handeln. In der Literatur wird die Ga- laxie häufig als Hubble-Typ SAb oder SAc geführt, doch der Typ SBa oder SBb scheint viel passender zu sein. Bernd Gährken Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 2: Abb. 1 auf der kurzen Achse um den Faktor 5,5 ge- streckt. Die Spiralarme wurden zur Verdeutlichung markiert.

Abb. 3: Bei genauer Kenntnis der Lage kann man die Spiralar- me auch auf der Originalaufnahme erkennen.

interstellarum 30 41 Universum

Die sphäroiden Zwerggalaxien des M 31-Systems

Teil 1: bis IV

von Peter Riepe und Harald Tomsik

Aus der wissenschaftlichen Literatur der letzten 30 Jahre haben wir die wesentlichen Fakten – zum Teil grundlegende, zum Teil recht neue – zu einem umfassenden Bericht über die sphäroiden Zwerggalaxien des Andromeda-Systems zusammenge- stellt. Zunächst berichten wir über Andromeda I bis IV. Neben der Informationsvermittlung ist unser Ziel aber auch die Anre- gung zur Fotografie und Beobachtung der kaum beachteten und extrem lichtschwachen M 31-Begleiter. Dies geschieht aber erst in einer späteren Folge.

Sphäroide Zwerggalaxien dromedabegleiter bleibt problematisch, sie klare Hinweise darauf, dass diese neuen gelang bisher ausschließlich gut ausgerüs- Dwarfs zum Andromeda-System gehören. Diese massearmen und wenig leucht- teten Profi-Astronomen. Da van den Bergh über keinen passenden kräftigen Sternsysteme bestehen aus Ster- Klassifizierungstyp verfügte, bezeichnete nen der Population II, d.h. fortentwickelten Andromeda I bis III er diese neuen Dwarfs als »wahrscheinlich Sternen, ähnlich wie die Kugelsternhaufen. Sculptor-ähnlich«. Das betonte die mor- Aktive Sternentstehung findet nicht mehr Sidney van den Bergh nahm zu Beginn phologische Verwandtschaft mit der Sculp- statt und HII-Regionen fehlen. In [1, 2] ha- der 70er Jahre mit dem 48-Zoll-Schmidt- tor-Zwerggalaxie, die 1938 zusammen mit ben wir die sphäroiden Begleiter unserer spiegel des Palomar-Observatoriums ein dem Fornax-System von Harlow Shapley Milchstraße (dSph-Galaxien) bereits Feld von 700 Quadratgrad um M 31 auf. entdeckt worden war. Die neuen Androme- grundlegend vorgestellt. Parallel dazu Bei der visuellen Auswertung der fotografi- dabegleiter wurden Andromeda I, II und schauen wir aber jetzt einmal zum Andro- schen Platten vom Typ IIIa-J entdeckte er III benannt (Tabelle und Abb. 2). Für den meda-System. Auch M 31 besitzt sphäroide drei verwaschene Fleckchen, die in tieferen Fall ihrer realen Zugehörigkeit zu M 31 Zwerggalaxien als Begleiter, sechs sind bis Aufnahmen mit dem 5m-Spiegel in Einzel- wagte van den Bergh bereits Abschätzun- heute bekannt. Ihre zentralen Flächenhel- sterne aufgelöst werden konnten. Es musste gen: Die absoluten Helligkeiten liegen bei ligkeiten sind sehr niedrig, im Mittel liegen sich um nahegelegene Zwerggalaxien han- –11M, die wahren Durchmesser betragen sie bei 24m, 8 pro Quadratbogensekunde. deln, denn in den Aufnahmen wurde eine zwischen 1600 und 2900 Lj [3]. Abb. 1 zeigt, was dies für gewöhnliche foto- ähnliche Magnitude erreicht wie bei NGC Die bahnbrechende, systematische grafische Aufnahmen bedeutet und warum 185, einem der elliptischen Begleiter von M Untersuchung von Andromeda I, II und das Aufspüren sphäroider Dwarfs so 31. Dies und der relativ geringe Winkelab- III mit Großteleskopen der 4m-Klasse be- schwierig ist. Die Entdeckung neuer An- stand zur Andromedagalaxie waren recht gann erst im Laufe der 80er und 90er Jahre Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Abb. 1: Diese Bildsequenz ist ein Beleg für die extrem geringe Flächenhelligkeit der Andromeda Dwarfs. Links ist Andromeda I im direkten Umfeld aus dem digitalisierten POSS II [21] abgebildet. Die Zwerggalaxie ist nicht zu sehen. In der Mitte haben wir den Kontrast kräftig und rechts extrem gesteigert. Nun hebt sich Andromeda I genügend vom Himmelshintergrund ab.

42 interstellarum 30 Universum

[4, 5, 6], nachdem die fotografischen Plat- ten mit ihrer begrenzten Leistungsfähigkeit und die alten Photometer durch moderne elektronische Detektoren abgelöst worden waren. Damit konnten endlich die hellsten 2 bis 3 Magnituden an Einzelsternen er- reicht und photometriert werden. Die CCD-Photometrie ermöglichte für jede sphäroide Zwerggalaxie die Erstellung ei- nes Farbenhelligkeitsdiagramms (FHD). Auffälligstes Merkmal im FHD aller An- dromeda-dSphs ist danach der rote Riesen- Abb. 2: Von links nach rechts: V-gefilterte Aufnahmen von Andromeda I, II und III mit dem 4m-Spie- ast (red giant branch = RGB, siehe Abb. 3). gel des Kitt Peak Observatory, entnommen [14]. Die Ausschnitte zeigen jeweils ein Feld von 20'×20'. Mit Hilfe der RGB-Sterne wurden Entfer- Das kleine Feld im Bild von Andromeda II besitzt weniger Kontrast und zeigt die der Zwerggalaxie nungsbestimmungen möglich. Dazu wurde vorgelagerten Feldsterne. das FHD der Zwerggalaxie mit dem FHD galaktischer Kugelsternhaufen bekannter 90er Jahre weitere Rote Riesen spektrogra- Kasten »Entfernungsberechnung«, inter- Entfernung abgeglichen. fiert werden [8]. Eine Probe von 50 Spek- stellarum 24, Seite 55). Aus einer CCD-Aufnahmeserie, die im tren führte auf 42 Kandidaten mit sehr Oktober 1983 am 5m-Palomar-Teleskop ähnlichen und wenig streuenden Radialge- Einsatz des Weltraumteleskops entstanden war, konnte bei einer fotometri- schwindigkeiten um 188km/s, so dass die schen Untersuchung von Andromeda I im Zugehörigkeit zu Andromeda II klar war. Mitte der 90er Jahre wurde das Hubble visuellen (V) und nahen infraroten Spek- Bei diesen Untersuchungen wurde auch Space Telescope (HST) auf Andromeda I tralbereich (I) ein FHD mit Sternen bis 23m das Masse-Leuchtkraft-Verhältnis der und II gerichtet. Federführend war das be- erstellt werden. Die hellsten Roten Riesen Zwerggalaxie bestimmt, es fiel unerwartet reits oben erwähnte Team des Kitt Peak in der Spitze des Riesenastes ermöglichten hoch aus. Das brachte die Vermutung ins Observatoriums, das sich auf die Andro- eine Entfernungsangabe von 2,58 Millio- Spiel, Andromeda II könne einen massiven meda Dwarfs spezialisiert hatte [12] und nen Lj [4]. Nicht nur der morphologische Halo aus dunkler Materie besitzen [9], wie das später auch noch für Überraschungen Eindruck, sondern auch die physikalischen einige galaktische dSph-Galaxien auch. So sorgen sollte. Mit Hilfe der Wide Field Pla- Abmessungen und die Leuchtkraft von etwas hätte man früher eher bei den gro- netary Camera (WFPC2) entstand eine Se- Andromeda I legten einen Vergleich mit ßen Spiralgalaxien erwartet. rie tiefer Aufnahmen, wobei die Filter dem Sculptorsystem nahe. Interessant war Schon um Sculptor Dwarf hatte man F555W (~V) und F450W (~B) eingesetzt der Hinweis auf einen geringen, aber deut- außergewöhnliche, einhüllende Wolken wurden. Nach der ersten Aufnahmeserie lichen Farbgradienten. Demnach sollte die aus neutralem Wasserstoff entdeckt [10]. wurde eine zweite Serie angefertigt, wobei Verteilung der Sterne verschiedener Spek- Dass Ähnliches auch bei den sphäroiden das Aufnahmefeld um 20 Pixel verschoben traltypen im Körper der Zwerggalaxie Andromeda-Zwergen möglich ist, zeigen wurde. Dadurch ließen sich unvermeidbare nicht homogen sein. neuere Radialgeschwindigkeitsmessungen Fehlpixel erkennen, die man irrtümlich als Der 5m-Spiegel wurde auch auf Andro- an Andromeda III. Die Werte legen nahe, schwächste Sterne hätte deuten können. meda II gerichtet. Mit Hilfe der hellsten dass eine radioastronomisch festgestellte Weiterhin bestand die Möglichkeit, verän- RGB-Sterne konnte für Andromeda II eine »Hochgeschwindigkeitswolke« aus neutra- derliche Sterne herauszufinden - insbeson- Entfernung von 1,9 Millionen Lj abge- lem Wasserstoff mit der Zwerggalaxie asso- dere solche vom Typ RR Lyrae. Im Gegen- schätzt werden [5], allerdings mit einem ziiert ist [11]. satz zu der heute verbreiteten Photometrie Fehlerbalken um 20%. Damit läge die Gala- Ende der 80er Jahre hatte sich eine Ar- im V- und I-Band wurde auf die Blaufilte- xie – so die Autoren – heliozentrisch etwa beitsgruppe um T. E. Armandroff vom rung zurückgegriffen, um neben den Roten 390000 Lj näher als M 31. Wie sich später Kitt Peak National Observatory gebildet Riesen auch mögliche schwächste blaue zeigen sollte, war diese Abschätzung aber (N. Caldwell, G. S. Da Costa, P. Seitzer). Sterne nachweisen zu können. Man stelle ungenau. Diese Astronomen beschäftigten sich in- sich vor: Die Gesamtbelichtungszeiten la- Mitte der 80er Jahre konnten mit Hilfe tensiv mit der Erforschung der Androme- gen für Andromeda I mit dem V-Filter bei des großen Palomar-Spiegels auch erstma- da Dwarfs. Im Primärfokus des 4m-Spie- 3,5 Stunden, mit dem B-Filter bei 6 Stun- lig einige der hellsten Einzelsterne in An- gels entstanden tiefe CCD-Aufnahmen den. Im übrigen musste die WFPC2-Photo- dromedas dSph-Galaxien untersucht wer- von Andromeda III im V- und I-Bereich metrie für eine korrekte wissenschaftliche den. Im Cassegrain-Fokus gelang es, bei 15 [6], die eine starke Ähnlichkeit zu den Auswertung anschließend noch ins Stan- Angström Auflösung und 30-minütiger Aufnahmen sphäroider Zwerge der Milch- dardsystem (V gegen B–V) transformiert Belichtung mit den damaligen CCDs vier straße offenbarten. Die Leuchtkraft der werden.

Sterne in Andromeda II zu spektrografie- Sterne in der Spitze des wohldefinierten Mit terrestrischen Teleskopen ist die Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ren und ein bis zwei Kohlenstoffsterne so- RGB wies auf eine überwiegend alte, Photometrie von Einzelsternen der Andro- wie einen Riesen vom Typ M zu identifi- metallarme Population hin. Nur ca. 10% meda Dwarfs sehr schwierig. Die Objekt- zieren [7]. Man vermutet, dass die Kohlen- aller Sterne in Andromeda III besitzen ein entfernung ist schon so groß, dass das stoffsterne ein generelles Erscheinungsbild mittleres Alter von 3 bis 10 Milliarden atmosphärische Seeing die Auflösung sphäroider Zwerggalaxien sind. Mit dem Jahren. Als Entfernungsmodul ergab sich merklich einschränkt. Zwei Einzelsterne auflösungsstarken und modern ausgestat- 24m,4 ± 0m, 2, was einer wahren Entfernung mit 5 Lichtjahren gegenseitigem Abstand teten Keck-Teleskop konnten Ende der von 2,47 Millionen Lj entspricht (siehe hätten von der Erde aus gesehen eine

interstellarum 30 43 Universum

Abb. 3: Farbenhelligkeitsdiagramm (FHD) von Andromeda III, gewonnen mit dem 4m-Teleskop des Kitt Peak Observatoriums. Bei photometrischen Messungen im Visuellen und im nahen Infrarot wurden Sterne bis 24m,5v erfasst. Es handelt sich um Rote Riesen, die den auffälligen Riesenast bil- den, der für alle dSph-Begleiter von M 31 typisch ist und stark an die FHD Abb. 4: Das FHD von Andromeda I, nach Photometrie mit der Kamera WFPC2 der Kugelsternhaufen erinnert. Schwächere Sterne konnten nicht photo- des Hubble Space Telescope. Da schwächere Sterne bis 26m erfasst wurden, tritt metriert werden, so dass das FHD keine weiteren Details zeigt. nun auch der Horizontalast hervor.

scheinbare Distanz von etwa 0,5". Folglich rote Sterne, sie sind mit einem ungefähren sein muss als später. Anders ausgedrückt: werden langbelichtete Aufnahmen der An- Alter von 10 Milliarden Jahren durchweg Die spätere Sternentstehung spielte sich dromeda Dwarfs auch bei Verwendung etwas jünger als die galaktischen Kugel- nur in einem kleineren, zentralen Bereich modernster Teleskope mehr oder weniger sternhaufen [13]. Es gibt aber auch blauere ab. Ähnliches wurde auch in verschiede- stark miteinander verschmolzene Scheib- HB-Sterne und Variable des Typs RR Ly- nen dSph-Begleitern der Milchstraße be- chen der Einzelsterne zeigen. Wegen dieses rae, allerdings weniger. Sie bilden eine klei- obachtet. »Crowding-Effekts« lassen sich die indivi- ne Population von Sternen, deren Alter Aus der Lage des Horizontalastes im duellen Sterne von der Erde aus nur sehr vergleichbar ist mit dem der galaktischen Hubble-FHD ließ sich für Andromeda I ei- schwer photometrieren. Das HST jedoch Kugelsternhaufen. Somit kann man auf ei- ne Distanz von 2,64 Millionen Lj bestim- löste ohne atmosphärische Störungen ne ausgedehnte Sternentstehung in der men, was in etwa der heliozentrischen Ent- selbst das Zentrum der dSphs so brillant in Frühphase von Andromeda I über einen fernung von M 31 selbst entspricht. Wie Einzelsterne auf, dass die Aperturphoto- Zeitraum von einigen Milliarden Jahren weit ist M 31 eigentlich entfernt? Je nach metrie angewandt werden konnte! hinweg schließen. Messmethode (RR-Lyrae-Sterne im Halo Die gewonnenen FHD ermöglichten Der bei terrestrischen Beobachtungen bzw. HB in Kugelsternhaufen) ergibt sich bisher nicht gekannte, tiefe Einblicke in bereits erwähnte Farbgradient in Andro- eine wahre Entfernung zwischen 2,48 und den stellaren Aufbau von Andromeda I meda I [4] wurde von der »Kitt-Peak- 2,77 Millionen Lj [12]. Wir nehmen für un- und II. Mit den erreichten scheinbaren vi- Gruppe« zunächst in Abrede gestellt [14]. sere späteren Betrachtungen den Mittel- suellen Helligkeiten von 26m, 6 wurden nicht Nach den Untersuchungen mit dem HST wert von 2,63 Millionen Lichtjahren an. nur die hellen Riesen, sondern auch die musste man aber zugeben, dass die relati- Im Vergleich zu Andromeda I besitzt schwächeren Unterriesen aufgespürt (Abb. ve Anzahl alter blauer Sterne nahe dem Andromeda II etwas mehr alte blaue HB- 4). Erstmals zeigte sich der vermutete und Galaxienzentrum klein ist, weiter weg da- Sterne. Dennoch besteht der überwiegende bereits von den Kugelsternhaufen bekann- gegen höher. Gedeutet wurde dies so, dass Teil aus roten HB-Sternen. Einen radial te Horizontalast (horizontal branch = HB). Andromeda I in der Phase der ersten verlaufenden Farbgradienten wie bei An- Im HB von Andromeda I dominieren klar Sternentstehung großvolumiger gewesen dromeda I gibt es nicht. Aus Vergleichen

Die Andromeda-Dwarf-Galaxien Nr. 1–3

Objekt andere Bezeichnung R. A. Dekl. Größe scheinbare Helligkeit absolute Helligkeit ZFH

And I PGC 2666 00h 45min 39,8s +38° 02' 28" 2,5'×2,5' 12m,8 –11M,9 24m, 9/arcsec Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

And II PGC 4601 01h 16 min 29,8s +33° 25' 09" 3,6'×2,5' 12m,7 –11M,1 24m, 8/arcsec

And III PGC 2121 00h 35min 33,8s +36° 29' 52" 4,5'×3,0' 14m,2 –10M,3 25m, 3/arcsec

Das System der sphäroiden Zwerggalaxien Andromeda I bis III mit den Koordinaten aus [19]. Die scheinbaren visuellen und absoluten Helligkeiten (mV und MV) stammen von [20], ihre zentralen Flächenhelligkeiten (ZFH) gehen auf [14] zurück.

44 interstellarum 30 Universum

mit FHD galaktischer Kugelsternhaufen modul von 24m, 38 ± 0m, 06 ableiten. And III [3] Van den Bergh, S.: Search for Faint Compa- kann man die Beobachtungsbefunde so ist demnach 2,45 Millionen Lj entfernt, nions to M31; Astrophys. J. 171, L31 interpretieren [15], dass mindestens 50% was perfekt zu den terrestrisch gewonne- (1972) aller Andromeda II-Sterne nur 6 bis 9 nen Werten passt. [4] Mould, J., Kristian, J.: The dwarf spheroidal Milliarden Jahre alt sein dürften, d.h. Andromeda I; Astrophys. J. 354, 438 merklich jünger als die Kugelsternhaufen Andromeda IV (1990) unserer Milchstraße. Gestützt wird dies [5] König, C. H. B. et al.: Color-magnitude dia- durch die Existenz von nur wenigen nicht Bei der Suche nach Zwergen im Andro- gram for the Andromeda II dwarf galaxy; allzu leuchtkräftigen Kohlenstoffsternen, meda-System fiel van den Bergh auch das Astron. J. 106, 1819 (1993) die als spätere Entwicklungstypen gelten. rätselhafte Objekt Andromeda IV auf. Es [6] Armandroff, T. E. et al.: The dwarf spheroi- Andererseits gibt es aber auch die zusätzli- ist nur 40' vom Zentrum von M 31 ent- dal companions to M 31 - A color-magnitu- che Population älterer blauer Sterne sowie fernt, ca. 18' südlich von M 32 und steht di- de diagram for And III; Astronom. J. 106, RR Lyrae-Sterne mit einem Alter von 10 rekt bei einem überstrahlenden Stern von 986 (1993) Milliarden Jahren oder mehr. Deshalb ist etwa 12m. Im Jahre 1989 wurde Andromeda [7] Aaronson, M. et al.: The extended giant auch bei Andromeda II davon auszugehen, IV am Canadian France Hawaii Telescope branch of the Andromeda II dwarf spheroi- dass die Sternentstehung nicht etwa zu ei- auf Mauna Kea einer ersten CCD-Photo- dal galaxy; Astrophys. J. Part 2 - Letters to nem ganz bestimmten Zeitpunkt stattfand, metrie unterzogen. Nach Auswertung der the Editor, 296, L7 (1985) sondern sich über eine längere Phase hin- Daten war zunächst unklar, ob es sich um [8] Côté, P. et al.: Abundances of Red Giants in zog, ebenso wie bei Andromeda I und vie- eine eigenständige Zwerggalaxie oder um the Andromeda II Dwarf Spheroidal Galaxy; len sphäroiden Zwerggalaxien unserer eine Sternwolke im Andromedanebel selbst Astron. J. 118, 1645 (1999) Milchstraße. handelte. Andromeda IV ist blauer und [9] Côté, P. et al.: Internal Kinematics of the Im Falle von Andromeda II stellte sich kompakter als die anderen dSph-Begleiter Andromeda II Dwarf Spheroidal Galaxy; heraus, dass die Horizontalast-Sterne um von M 31, auch die Flächenhelligkeit ist Astrophys. J. 526, 147 (1999) 0m, 35 heller sind als bei Andromeda I. Folg- mit 24m pro Quadratbogensekunde leicht [10] Carignan, C. et al.: Detection of HI Associa- lich liegt uns Andromeda II näher als An- größer. Das FHD zeigte klar, dass die Ster- ted with the Sculptor Dwarf Spheroidal Ga- dromeda I. Die Entfernung ergibt sich zu ne in Andromeda IV jung sein müssen und laxy; Astron. J. 116, 1690 (1998) 2,23 Millionen Lj. Der zweite Andromeda- eine nur geringe Altersstreuung aufweisen. [11] Blitz, L., Robishaw, T.: Gas-rich dwarf sphe- zwerg ist uns damit sogar näher als M 31 Das rechtfertigte die Annahme, Androme- roidals; Astrophys. J. 541, 675 (2000) selbst. da IV sei eine Sternassoziation in M 31. Ra- [12] Armandroff, T. E., Da Costa, G. S.: The An- Über die Untersuchung von Androme- dialgeschwindigkeitsmessungen ließen dromeda Dwarf Spheroidal ; in: da III mit dem HST wurde erst relativ spät sich so interpretieren, dass Andromeda IV The Stellar Content of Local Group Gala- berichtet [16], drei Jahre nach den zu- ein Objekt sein könne, das in der Andro- xies, IAU Symposium 192, 203 (1999) nächst angekündigten Beobachtungspro- medagalaxie mitrotiert. Noch 1993 hieß es [13] Da Costa, G. S. et al.: The dwarf spheroidal grammen [12]. Auch in diesem Fall ent- in einer Publikation, alles deute darauf hin, companions to M 31: WFPC2 observations hüllte die WFPC2 zum ersten Male den dass sich Andromeda IV in der Scheibe of Andromeda I; Astron. J. 112, 2576 Horizontalast und seine Morphologie. Wie von M 31 befände [17]. (1996) in Andromeda I, II und den meisten sphä- Neue Untersuchungen mit der WFPC2- [14] Caldwell, N. et al.: The dwarf spheroidal roiden Zwergen der Milchstraße besteht Kamera des HST sowie erdgebundene companions to M 31 - Surface-brightness der HB aus vorzugsweise roten Sternen, Spektroskopie und H-alpha-Aufnahmen profiles; Astron. J. 103, 840 und 1040 die bei Andromeda III sogar röter als die brachten es dann an den Tag: Andromeda (1992) von Draco Dwarf sind. Daraus wurde ge- IV ist kein Mitglied des M 31-Galaxiensys- [15] Da Costa, G. S. et al.: The dwarf spheroidal schlossen, dass der Großteil der Sterne von tems, sondern eine irreguläre Zwerggala- companions to M 31: WFPC2 observations Andromeda III ca. 3 Milliarden Jahre jün- xie, die IC 1613 oder Sextans A ähnelt und of Andromeda II; Astron. J. 119, 705 ger ist als die Sterne der meisten galakti- durch die äußere Scheibe von M 31 hin- (2000) schen Kugelsternhaufen. Das FHD beweist durch scheint [18]. Obwohl die Daten kei- [16] Da Costa, G. S. et al.: The dwarf spheroidal auch die Existenz einiger weniger blauer ne exakte Entfernungsangabe zulassen, ist companions to M 31: WFPC2 observations HB-Sterne, ebenso sind RR-Lyrae-Verän- Andromeda IV nach vorsichtigen Schät- of Andromeda III; Astron. J. 124, 332 derliche vorhanden. Das wiederum deutet zungen etwa 16 bis 26 Millionen Lichtjahre (2002) auf die Anwesenheit einer alten Sternpo- entfernt. Sie steht demnach weit außerhalb [17] Jones, J.H.: CCD photometry of Andromeda pulation hin, vergleichbar mit unseren ga- der Lokalen Gruppe und gehört mögli- IV – Dwarf irregular galaxy or M 31 open laktischen Kugelsternhaufen. Mit diesen cherweise einem lockeren Galaxienver- cluster? Astron. J. 105, 933 (1993) Feststellungen korrigierten die Autoren ei- band an, der noch UGC 64, IC 1727 und [18] Ferguson, A. M. N. et al.: On the Nature of nen Teil ihrer Aussagen, die sie aus ihren NGC 784 umfasst. Andromeda IV; Astron. J. 120, 821 (2000) älteren terrestrischen Untersuchungen [6] [19] NASA Extragalactic Database,

abgeleitet hatten. Schließlich wurden in ei- [1] Riepe P., Tomsik H.: Die sphäroiden Zwerg- http://nedwww.ipac.caltech.edu/ Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. ner Kandidatenliste veränderlicher Sterne galaxien der Milchstraße – ein unscheinba- [20] Mateo, M.: Dwarf Galaxies of the Local zwei anomale Cepheiden gefunden. Das res Völkchen (1); interstellarum 25, 50 Group; Annual Review Astronomy and verwundert nicht, weil solche Sterne auch (2002) Astrophysics 36, 435 (1998) in den galaktischen dSph-Galaxien üblich [2] Riepe P., Tomsik H.: Die sphäroiden Zwerg- [21] SIMBAD-Datenbank, http://simbad.u- sind. Es gibt jedoch keinen Hinweis auf galaxien der Milchstraße - ein unscheinba- strasbg.fr/sim-fid.pl junge Sterne in Andromeda III. Aus dem res Völkchen (2); interstellarum 26, 47 Horizontalast ließ sich ein Entfernungs- (2003)

interstellarum 30 45 Universum

Die IC 342/Maffei-Galaxiengruppe

Teil I

von Frank Richardsen

ls im Jahr 1789 die helle, jedoch für eine durch gal- verhältnismäßig strukturlose Ga- aktischen Staub ab- Alaxie NGC 1569 entdeckt wurde, geschattete Galaxie. ahnte man freilich noch nicht, dass sie zu Der dadurch verur- einer ganzen Gruppe von Galaxien gehört, sachte Helligkeits- die nach unserer Lokalen Gruppe die am verlust der Galaxie nächsten gelegene Galaxienansammlung beträgt im Visuel- darstellt. Diese so genannte IC 342/Maffei- len ungefähr 2m,4, Gruppe, benannt nach ihren beiden wich- wie Spektralmes- tigsten Mitgliedern, besteht aus zwei relativ sungen an einzel- hellen und 14 zum Teil sehr lichtschwa- nen HII-Regionen chen Galaxien. Diese lose angeordnete Mitte der Achtziger Gruppe befindet sich in einem Abstand zu Jahre zeigten. [3] uns von bis zu 16 Millionen Lichtjahren, Wäre diese Extink- größtenteils hinter dem Milchstraßenband tion nicht vorhan- gelegen. den, hätte man IC Wären die Galaxien nicht so stark durch 342 wohl schon we- Abb. 1: Maffei 1. CCD-Bild von Gido Weselowski. galaktischen Staub abgeschattet, würden ei- sentlich früher be- nige davon zu den »Top Ten« der hellsten merkt und sie trüge heute mit großer Si- stellt. Ein Blick auf tiefe HST-Aufnahmen Galaxien an unserem Nachthimmel zählen! cherheit eine Messier-Nummer. Diese neu- legt jedoch die Vermutung nahe, dass es Neben der schon erwähnten NGC 1569 ist en Messungen führten schließlich zu einer sich eher um riesige Sternansammlungen vor allem die Edge-on Galaxie NGC 1560 einigermaßen genauen Entfernungsbe- handelt, denn die HII-Gebiete wirken bemerkenswert, die immerhin noch die 12. stimmung von nur 5,8 Mio. Lj [4]. Davor selbst dort sehr fein. Photometrische Hel- Größenklasse erreicht. Sind es bei NGC war die Entfernungsbestimmung fast un- ligkeitsangaben konnten dazu leider nicht 1569 vor allem die starken Sternentste- möglich und die Entfernungsschätzungen gefunden werden. hungsgebiete und die enorme Anhäufung pendelten zwischen 5,8 und fast 25 Mio. Lj! von Sternhaufen und so genannte Super- IC 342 rotiert mit einer Geschwindigkeit, Maffei I sternhaufen [1], die diese Galaxie bekannt die riesigen Spiralgalaxien eigen ist und gemacht haben, so fällt NGC 1560 lediglich man war zeitweise sogar der Meinung, dass Diese Galaxie verdankt ihre Entdeckung durch ihre stark elongierte Form auf. Die sie zu den an HII-Regionen reichsten Gala- zusammen mit Maffei II, wie so oft in der beiden Galaxien nehmen in gewisser Weise xien des lokalen Umfeldes zählt und hier Astronomie, einem Zufall. Im Jahr 1968 eine Sonderstellung ein, da sie die einzigen nur noch von M 81 übertroffen wird. war der italienische Astronom Paolo Maffei beiden Vertreter sind, deren Licht nicht Visuell ist die ca. 9m, 1 helle Galaxie schon bei der Suche nach veränderlichen T Tauri- oder nur in sehr geringen Teilen durch vor- ab ca. 8" Öffnung als großer strukturloser Sternen nahe der galaktischen HII-Region gelagerten Staub oder Sterne unserer eige- Fleck zu erkennen. Deutlich ist hier auch IC 1805 auf sie gestoßen. Er hatte sowohl nen Milchstraße beeinträchtigt wird. Sie schon ein relativ heller Zentralbereich [12]. blaue als auch rote Fotoplatten von der Re- sind daher auch lohnende Ziele für kleine- Weitere Strukturen sind jedoch bei dieser gion belichtet und entdeckte bei der Unter- re Öffnungen. Öffnung noch nicht erfassbar. Ab 16" oder suchung seiner roten Platten zwei schwa- Nachfolgend sollen nun die ersten sechs besser 18" Öffnung werden indirekt die che nebulöse Objekte, die auf der blauen Mitglieder dieser Gruppe vorgestellt und Spiralarme sichtbar. Ich konnte mit 20" bei Platte fast nicht sichtbar waren. Maffei war auf die amateurastronomischen Beobach- mittlerer Vergrößerung unter einem 6m,5- sich zunächst ihrer wahren Natur nicht si- tungsmöglichkeiten in visueller und foto- Himmel mehrere dünne ausladende Spiral- cher, aber eine einige Jahre später durchge-

grafischer Form eingegangen werden. In ei- arme erkennen. Die Biegung beträgt teil- führte ausgedehnte Multi Spektralanalyse Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. nem separaten zweiten Teil werden dann weise über 180°! Auch wirkt die Galaxie vom optischen bis in den Radiobereich [5] die restlichen Galaxien vorgestellt. nun nicht mehr verwaschen, sondern be- zeigte, dass es sich bei dem helleren der kommt Struktur; viele schwache aber deut- beiden Objekte um eine stark gerötete Rie- IC 342 liche Aufhellungen und Verknotungen senellipse handelt (Maffei I). Man war zu- konnten beobachtet werden. Ob es sich da- dem in der Lage, genauere Angaben zur Die von W. F. Denning im Jahre 1895 ent- bei um HII-Regionen oder kompakte galaktischen Extinktion und Entfernung zu deckte Galaxie IC 342 ist ein Paradebeispiel Sternassoziationen handelt, sei dahinge- machen. Die im visuellen Bereich gemesse-

46 interstellarum 30 Universum

Abb. 2: Dwingeloo I, 20"-Newton, 846×, fst 6m,8. Abb. 3: UGCA 86, 20"-Newton, 530×, fst 6m,8. Abb. 4: UGCA 105, 20"-Newton, 160×, 230×, fst 6m,5. ne Helligkeitsschwächung beträgt dem- des Himmels, um stark obstruierte Ga- nach über 5m, verbunden mit einer laxien anhand ihrer atomaren Wasser- Schwächung der Flächenhelligkeit um stoffstrahlung in der 21cm-Linie zu fin- das 120fache! Anfängliche Entfernungs- den. Dwingeloo I wurde 1996 detailliert schätzungen auf 4,9 Mio. Lj sind mitt- photometrisch untersucht [8]. Man ver- lerweile auf 6,5–13 Mio. Lj korrigiert mutete, dass es sich bei Dwingeloo I um worden. Die damit verbundene absolute eine Balkenspirale handelt, was sich an V-Helligkeit bewegt sich um –20M, 4 und Hand der mit einem speziellen Pro- ist somit vergleichbar mit der unserer gramm (DAOPHOT) von Vordergrund- eigenen Milchstraße. Als massive ellip- sternen »bereinigten« Aufnahmen in tische Galaxie nimmt sie unter den uns [6] auch belegen und sogar weiter ein- am nächsten befindlichen Galaxien mit grenzen lies ( Sb(s)cd). In punkto Hel- Sicherheit eine Sonderstellung ein, fin- ligkeit und Typ lässt sie sich am besten det man doch dort unter ihnen in die- mit der Dreiecksgalaxie M 33 verglei- Abb. 5: Maffei I, 20"-Newton, 230×, fst 6m,5. sem Entfernungsbereich sonst nur Irre- chen. Die Galaxie besitzt zwei helle do- guläre, Zwerge, elliptische Galaxien minante innere Arme innerhalb einer oder Sphäroide. Es ist somit sehr wahr- ausgedehnten Scheibe. Der Zentralbe- scheinlich, dass Maffei I die der Lokalen reich scheint sehr kompakt zu sein. Gruppe am nächsten befindliche nor- Auffällig ist auch, dass die beiden Gala- male elliptische Riesengalaxien ist und xienarme deutlich blauer zu sein schei- zumindest in Bezug auf die Masse das nen im Vergleich zum Licht der rest- herausragende Mitglied der IC lichen Scheibe. Dies könnte dort auf ei- 342/Maffei-Gruppe darstellt [6]. nen höheren Anteil an jungen Sternen Diese Galaxie visuell zu beobachten und eine entsprechende Sternenentste- ist vergleichsweise schwieriger als IC hungsrate hindeuten. 342. Trotzdem wurde diese Galaxie Visuell lässt sich leider von alledem schon mit 14 Zoll Öffnung erfolgreich herzlich wenig ausmachen. Dwingeloo I beobachtet [13]. Im Fernrohr (20") sieht gehört auf jeden Fall bereits in den man eine recht schwache, fast runde Grenzbereich amateurastronomischer Aufhellung, die nur noch einen Bruch- Möglichkeiten. Mit 20" Öffnung konnte Abb. 6: IC 342, 20"-Newton, 80×, 230×, fst 6m,5. teil der Fläche von IC 342 besitzt. Struk- ich unter sehr gutem Alpenhimmel turen waren abgesehen von einem defi- (fst~7m) nur den zentralen Bereich als nierten Kernbereich nicht auszuma- sehr schwache, aber leicht flächige Auf- chen. Der Offene Sternhaufen Czernik hellung erkennen. Ein »heller« Vorder- 11 »berührt« die Galaxie im östlichen grundstern suggeriert ein stellares Zen- Teil. trum. Von niedrigen Vergrößerungen

muss man sich hier endgültig verab- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dwingeloo 1 schieden. Bereiche zwischen 450× und 800× sind je nach Luftruhe nötig, um Mit der Entdeckung dieser Galaxie die schwache Aufhellung der Galaxie im Jahr 1994 bekam die Gruppe promi- von lästigen Vordergrundsternen zu nenten Zuwachs. Sie war ein wichtiges trennen. Bei niedrigen Vergrößerungen Abb. 7: Dwingeloo 1. CCD-Bild von Bernd Koch, 14"-SCT Ergebnis des »Dwingeloo Obscured Ga- kann das Objekt nicht ernsthaft beob- bei 2500mm Brennweite, Starlight Xpress, 11×11min, laxies Survey« [7], einer Untersuchung achtet werden. Orange-Filter.

interstellarum 30 47 Universum

UGCA 86 men aus der Mitte der 1990er Jahre zeigen hellt und indirekt leicht strukturiert. Dabei allerdings helle Verknotungen nahe dem könnte es sich eventuell um die hellsten Diese kleine Zwerggalaxie befindet sich Zentrum. Entsprechende Spektral-Farb- HII-Regionen im Kerngebiet handeln. In ganz in der Nähe von IC 342. Entdeckt analysen legen die Vermutung nahe, dass den äußeren Galaxienbereichen ist zudem wurden sie unabhängig voneinander 1979 es sich bei Cam A entweder um einen eine gewisse Asymmetrie zu erkennen. von zwei Astronomen bei einerUntersu- sphäroiden Zwerg handelt oder um eine ir- Auch für die Astrofotografen bieten die- chung im Licht der 21cm-Linie des Was- reguläre Zwerggalaxie, deren Sternentste- se Galaxien einiges, auch wenn es ihnen si- serstoffs des IC 342-Gebietes. UGCA 86 hung plötzlich beendet wurde. Durch ihre cherlich hier nicht besonders leicht ge- besitzt einen recht ungewöhnlichen kome- Geschwindigkeit und scheinbare Nähe macht wird. Am besten eignet sich wohl taren Begleiter auf seiner Südseite, der im wird sie heute der IC 342/Maffei-Gruppe die CCD-Technik, denn hier halten sich Zwicky-Katalog eine eigene Bezeichnung zugerechnet. vielleicht die Belichtungszeiten in Grenzen. gefunden hat (VII Zw 9). Die Theorien Visuell ist Camelopardalis A auf jeden Ein Ergebnis hier ist die Aufnahme von über diesen »galaktischen Anhang« gehen Fall ein harter Brocken! Fast unmöglich ist Dwingeloo I aus der Werkstatt von Gido ein wenig auseinander: Mal wird darin eine es, eine eventuelle schwache Aufhellung Weselowski. Sie kann andere CCD-Techni- rotierende Zwerggalaxie gesehen, die über von den unzähligen schwachen Vorder- ker ermutigen, sich an solch vergleichs- Gezeitenkräfte mit IC 342 in Verbindung grundsternen zu trennen. Selbst bei höch- weise schwierige Aufgaben heranzutrauen. steht, mal eine unabhängige gestörte Gala- ster Vergrößerung (1060×) ist die Sichtung xie, die zur Lokalen Gruppe gehört. Aber nicht eindeutig. Trotzdem sei auch dieses [1] Richardsen, F.: NGC 1569, eine Herausfor- auch die Möglichkeit, dass die Hauptgala- Objekt jedem »angriffslustigen« Beobach- derung für große und kleine Öffnungen, xie und der kometare Anhang zusammen- ter, der über ein großes Teleskop verfügt, interstellarum 22, 54 (2002) gehören, wird nicht ausgeschlossen [9]. Im einmal ans Herz gelegt. [2] Hunter, D. A et al.: The starclusters in the weiteren Verlauf hat man HII-Regionen starburst irregular galaxy NGC 1569, Astron. zwischen den beiden Komponenten nach- UGCA 105 J. 120, 2383 (2000) gewiesen, was die Vermutung nahe legt, [3] McCall, Rybski, Schilds: The chemistry of dass in der Galaxie einfache Sternentste- Bewegte sich die Extinktion der voraus- galaxies. I – The nature of giant extragalac- hungsgebiete vorhanden sind [10]. Man gegangenen Galaxie noch um die 5m, so be- tic H II regions, Astrophys. J. Suppl. 57,1 vermutet sogar, dass UGCA 86 ein Beglei- wirkt die Schwächung des Licht bei UGCA (1985) ter von IC 342 sein könnte. Die bereinigten 105 nur noch den Abfall um eine Größen- [4] McCall, M. L.: H II regions, extinction, and Aufnahmen in [6] zeigen, dass es sich bei klasse [11]. Aufgrund Fotometrischer einer IC 342 – A new view of the galactic neigh- UGCA 86 um eine Galaxie vom Typ der Untersuchung wird sie im äußeren Bereich borhood, Astron. J. 97, 1341 (1989) Magellanschen Wolke handelt und der ko- der IC 342/Maffei-Gruppe vermutet. Der [5] Spinrad, Hyron et al.: Maffei 1: A New Mas- metare Begleiter wäre hier vergleichbar mit innere Radius der Galaxie ist mit unzähli- sive Member of the Local Group?, Astro- dem Tarantel-Nebel (30 Doradus). gen HII-Regionen übersäht [10]. Die phys. J. 163, 25 (1971) Im Fernrohr ist leider weder etwas vom Sternentstehungsrate in der Galaxie ist [6] Buta, R. J., McCall, M. L.: The IC 342 / Maf- Begleiter noch von HII-Regionen zu sehen. wohl sehr hoch, meist sind die Gebiete von fei Group revealed, Astron. J. Suppl. 124, Durch die hohe galaktische Extinktion diffuser Emission umhüllt, welche jedoch 33 (1999) stellt dieses Objekt selbst für ein großes nicht mit ihnen in direktem Zusammen- [7] Henning et al.: Galaxies discovered behind Fernrohr ein absolutes Grenzobjekt dar! hang stehen dürfte. Auf den Übersichtsauf- the Milky Way by the Dwingeloo Obscured Ich konnte lediglich eine sehr schwache, nahmen in [6] erkennt man auf der Nord- Galaxies Survey, Astron. J. 115, 584 leicht flächige Aufhellung ohne jegliche ost-Seite einen nebulösen Komplex, bei (1998) Struktur erkennen. Die Vergrößerung lag dem es sich nicht wie bei UGCA 86 um ei- [8] Loan et al.: Optical observations of Dwinge- auch hier über 500× unter Alpenhimmel. nen galaktischen Begleiter, sondern wahr- loo 1, a nearby barred behind scheinlich um einen im Vordergrund be- the Milky Way, MNRAS 280, 537 (1996) Camelopardalis A findlichen Reflexionsnebel handelt. [9] Karachentsev, I. D, Tikhonov, N. A, Photo- Durch die schon eingangs erwähnte, re- metric distances to the nearby galaxies IC Bei der Suche nach nahen Galaxien auf lativ geringe galaktische Extinktion gibt 10, IC 342, and UGCA 86, visible through dem POSS wurde diese Galaxie vor gut UGCA 105 einiges an Details frei. Schon in the Milky Way, Astron. Astrophys. 100, 227 zehn Jahren entdeckt (1991). Cam A er- mittleren Teleskopen ab etwa 12" Öffnung (1993) scheint auf dem POSS II als kaum wahr- kann man gut den elongierten Charakter [10] Kingsburgh, Robin L.; McCall, Marshall L.: nehmbare Aufhellung neben der großen der Galaxie erkennen. Erst im 20-Zöller Automatic Determination of Unbiased Lu- Zwerggalaxie NGC 1560. CCD-Aufnah- wirkt der zentrale Bereich deutlich aufge- minosity Functions for H II Regions. II. Four Nearby Dwarf Galaxies, Astron. J. 116, Die Galaxien der IC 342/Maffei-Gruppe (Teil 1) 2246 (1998) [11] Buta, R.: The dream period Part III: The IC Name R.A. Dekl. Helligkeit Größe Entfernung Uran.

342 / Maffei Group, Deep Sky Observer Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. IC 342 3h 46,5min +68° 05' 47" 9m, 4 21' 5,8 MLj 18 4/2000, 120 Maffei 1 2h 36,4min +59° 39' 18" 11m, 4 3,4'×1,7' <6,5 MLj 38 [12] Veit, K.: Objekte der Saison, interstellarum Dwingeloo 1 2h 56,5min +58° 54' 52" 13m,1 4,2'×0,3' – 38 1,46 (1994) UGCA 86 3h 59,5min +67° 08' 37" 14m, 2 0,8'×0,7' <9,4 MLj 18 [13] Veit, K.: Galaxien der lokalen Gruppe, Teil I, Cam A 4h 25,2min +72° 48' 21" 14m, 8 3,7'×2,1' – 19 interstellarum 5, 24 (1995) UGCA 105 5h 14,2min +62° 34' 30" 13m, 9 5,5'×3,5' – 19

48 interstellarum 30 Universum

Deep-Sky-Herausforderung: Q Cygni, die helle Nova von 1876 im Schwan von Klaus Wenzel

m 24. November 1876 entdeckte J. F. Julius Schmidt, der Adamalige Direktor der Sternwarte in Athen, im Sternbild Schwan einen Stern von etwa 3m, der vier Tage vorher am 20. November noch nicht sichtbar war [1]. Schmidt schrieb in den Astronomischen Nachrichten: »Am Freitag, Nov. 24 Abends nahe 5h45, sah ich im Schwan einen hellen Stern, der die Con- figuration derart störte, dass ich augenblicklich, ihn für neu er- kannte. Die Farbe war goldgelb, fast rötlich«. Diese neue Nova – Cygni 1876 – blieb noch bis zum 27. November 1876 bei 3m, um dann wieder allmählich schwächer zu werden. Die Nova Cygni 1876 wurde in den nächsten Wochen von J. Schmidt bei jeder Abb. 1: Lichtkurve von Q Cygni zwischen September 2002 und Novem- sich bietenden Gelegenheit mit dem 6-Zoll-Refraktor der Athe- ber 2002. ner Sternwarte beobachtet, Helligkeitsschätzungen wurden durchgeführt und die Position ausgemessen [2]. Weitere Beob- achtungen folgten von E. Weis in Wien und E. Becker in Berlin, die beide von Schmidt sofort telegraphisch benachrichtigt wor- den waren [3]. Am 15. Dezember 1876 war die Helligkeit dann aber bereits wieder auf etwa 7m zurückgegangen, und das Ob- jekt für das bloße Auge nicht mehr sichtbar. J. G. Lohse glaubte ein Jahr später (1877) bei visuellen Beobachtungen mit dem 15,5-Zoll-Refraktor des Wigglesworths Observatoriums in Scarborough (USA), einen diffusen kleinen Nebel um den nun- mehr schwachen Stern zu erkennen. Dieser Nebel wurde von J. E. Dreyer im Jahre 1888 mit der Nr. 7114 im neu entstandenen (NGC) aufgeführt [4]. Im September 1891 wurde NGC 7114 dann von S. W. Burnham ebenfalls vi- suell mit dem damals größten Refraktor der Welt, dem 36-Zöl- Abb. 2: CCD-Aufnahme der Himmelsgegend um Q Cygni. CCD-Aufnah- ler des Lick Observatoriums auf dem Mount Hamilton, beob- me von Wolfgang Düskau, 5"-Refraktor, 15min, ST-7. achtet und folgendermaßen beschrieben: »At times the new star did not seem to have a perfectly stellar appearance under mo- weiterhin immer wieder kleinere Helligkeitsschwankungen bis derately high powers, but rather to resemble an exceedingly mi- etwa 14m, 5 und ist durchaus für weitere Überraschungen (grö- nute . This appearance, however, may not be real.« Burn- ßerer Helligkeitsausbruch?) gut. ham hielt die nebelartige Erscheinung um den Stern also für Zwischen September und November 2002 konnte ich Q Cyg- nicht real, er glaubte hier eher an eine optische Täuschung [5]. ni etwa 20mal visuell beobachten und diese kleinen Schwan- Ob Lohse tatsächlich eine kleine abgestoßene Novahülle (Nova- kungen zwischen 14m, 5 und 15m eindeutig erkennen (Abb. 1). shell) beobachtete, ähnlich wie sie viel deutlicher 25 Jahre spä- Von einer diffusen Hülle war aber erwartungsgemäß nichts ter bei der Nova Persei 1901 (GK Persei) zu sehen war, bleibt wahrzunehmen. Die CCD-Aufnahme von Wolfgang Düskau wohl für immer unklar, ist jedoch durchaus denkbar. Spätere (Abb. 2), mit seinem 5-Zoll-Refraktor zeigt die Himmelsgegend Beobachter konnten diese Nebelhülle jedoch nicht bestätigen. um Q Cygni Als veränderlichen Stern findet man Nova Cygni 1876 mit der Bezeichnung Q Cygni im GCVS. Die Postnova Q Cygni weist [1] Schmidt, J. F. J.: Über den neuen Stern im Schwan (Entdeckung), bis zum heutigen Tag unregelmäßige Schwankungen zwischen Astron. Nachr. 2113, 10 (1876) 14m, 5 und etwa 15m, 5 auf. Auf den POSS Aufnahmen ist Q Cyg- [2] Schmidt, J. F. J.: Über den neuen Stern im Schwan, Astron. Nachr. ni als schwacher Stern von etwa 15. Größenklasse allerdings oh- 2115, 42 (1876) ne jegliche Nebelhülle zu erkennen. [3] Weis, E., Becker, E.: J. F. J. Schmidt’s Nova (erste Beobachtungen), Und wie ist dieses Objekt heute, etwas mehr als 130 Jahre Astron. Nachr. 2113, 13 (1876)

nach diesem Ereignis, visuell zu beobachten? Für Teleskope ab [4] Dreyer, J. L. E.: A new General Catalogue of Nebulae and Clusters Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. etwa 12 Zoll Öffnung, die die 15. Größenklasse erreichen, ist das of Stars (NGC), MemRAS (1888) kein Problem. Bei sehr guten Bedingungen dürfte Q Cygni auch [5] Burnham, S. W.: Observations of Nebulae with the 36-inch Refrac- in einem 10-Zöller machbar sein. Die alte Nova zeigt auch tor, Publications of the Lick Observatory Vol. II (1894) [6] Duerbeck, H.: A reference Catalogue and Atlas of Ga- Name R. A. Dekl. Helligkeit Periode Uran. lactic Novae (1987) NGC 7114, Q Cygni 21h 41 min 44s +42° 50' 29" 3m, 0–16m irregulär 86

interstellarum 30 49 Geschichte

Der New General Catalogue (NGC) und seine Beobachter

Heinrich Ludwig d’Arrest (4)

von Wolfgang Steinicke

Der deutsche Astronom Heinrich Ludwig d’Arrest war einer der bedeutendsten visuellen Beobachter des 19. Jahrhunderts (Abb. 1). Nach William und John Herschel war er der erste, der genaue Positionen in großem Stil bestimmte. Seine fast 5000 Beobachtungen von Nebeln des Nordhimmels sind eine herausragende wissenschaftliche Leistung. Mit relativ kleinen Tele- skopen entdeckte er dabei fast 350 Objekte, die später von Johann Louis Emil Dreyer im New General Catalogue (NGC) auf- genommen wurden [1]. Doch seine Karriere begann mit einer Entdeckung im Sonnensystem.

Am Anfang stand Neptun Oktober 1846 über den Fund – England war alles andere als begeistert, wurde doch Heinrich Ludwig d’Arrest wurde am 13. bald klar, dass die Berechnungen von John Juli 1822 in Berlin geboren. Die Vorfahren Couch Adams vom Royal Astronomer, waren französische Hugenotten, sein zwei- George Biddell Airy, offenbar ignoriert ter Vorname wird daher oft auch als Louis worden waren. Bereits am 2. Oktober konn- angegeben. Er interessierte sich bereits in te William Lassell (Liverpool) mit seinem jungen Jahren für Astronomie, insbesonde- 24"-Reflektor den Planeten bestätigen und re für die visuelle Beobachtung. Nach be- entdeckte kurz darauf den Neptunmond standenem Abitur lag ein Astronomiestu- Triton. Interessant ist in diesem Zu- dium an der Berliner Universität nahe. Be- sammenhang, dass der englische Nachruf reits mit 22 Jahren konnte er die Instru- auf d’Arrest [2] das Thema Neptun mit kei- mente der Berliner Sternwarte, geleitet von nem Wort erwähnt. Johann Franz Encke, nutzen. Hauptinstru- ment war der 9,6"-Fraunhofer-Refraktor. Am alten Observatorium in Leipzig Am 28. Dezember 1844 fand er einen Ko- Abb.1: Heinrich Ludwig d’Arrest (1822–1875). meten, der leider bereits zwei Tage früher Am 1. Mai 1848 wurde d’Arrest Observa- in Paris gesichtet worden war. Im folgen- tor an der Leipziger Universitäts-Sternwar- nen ersten Versuch unternahm 1853 Paul den Jahr wurde d’Arrest zum 2. Assistenten te, damals noch am alten Standort auf der August Laugier, der 53 Objekte beobachte- ernannt. Pleißenburg. 1850 wurde ihm die Ehren- te [4]. Bereits ein Jahr früher startete d’Ar- 1846 kam die Berliner Sternwarte in die doktorwürde der Philosophischen Fakultät rest sein Programm. Bis 1857 bestimmte er Schlagzeilen. Urbain Leverrier hatte die verliehen. Ein Jahr später heiratete er Au- genaue Koordinaten für 230 Nebelflecken Position eines neuen, achten Planeten be- guste Emilie Möbius, die Tochter des und Sternhaufen mit dem Ring-Mikrome- rechnet und fragte an, ob man danach im Sternwarten-Direktors August Ferdinand ter (bei 42-facher Vergrößerung) und fand Sternbild Steinbock suchen könne. Es war Möbius (bekannt durch das »Möbius- dabei einige neue Objekte [5]. Den Anfang d’Arrest, der auf die glorreiche Idee kam, Band«). Sie hatten zwei Kinder (Doris So- machte NGC 6760, ein Kugelsternhaufen hierzu ein gerade von Carl Bremiker fertig- phie, Louis). Im Frühjahr 1852 ernannte im Adler (April 1852). Später bemerkte er gestelltes Kartenblatt (Rekt. 21h bis 22h, man d’Arrest zum außerordentlichen Pro- ([5], 299), dass dieser bereits 1845 von Dekl. 15° bis +15°) der »Berliner Akade- fessor, offenbar um einen Weggang nach Hind entdeckt worden war. Seine ersten ei- mischen Sternkarten« zu nutzen. Er fand es Washington zu verhindern. genen Entdeckungen waren NGC 607 und in einer Schublade und der Hauptobserva- Das Hauptinstrument der Sternwarte NGC 7005, gefunden in der Nacht vom 23.

tor Johann Gottfried Galle markierte die war seit 1830 ein 4,6"-Fraunhofer-Refraktor August 1855. Leider handelt es sich nur um Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. berechnete Position. Nach nur 30 Minuten mit f/16,8. Mit diesem Fernrohr entdeckte ein schwaches Sternpaar im Walfisch bzw. Suche entdeckte Galle, assistiert von d’Ar- d’Arrest am 28. Juni 1851 den nach ihm be- eine Sterngruppe, 40' östlich von M 73 im rest, am 23. September 1846 den Planeten nannten periodischen Kometen [3]. Er be- Wassermann. Bis 1857 blieb d’Arrest in Neptun im Fraunhofer-Refraktor. Mit ei- gann sich alsbald auch für Nebelbeobach- Leipzig. Er förderte die Errichtung der nem Schlag war d’Arrest ein bekannter tungen zu interessieren. Die Positionen der neuen Sternwarte im Johannistal, die 1861 Mann. Die Londoner Times berichtete in Herschel-Objekte waren seit ihrer Entde- unter der Leitung von Carl Christian einem Artikel von John Russell Hind am 1. ckung nicht genauer bestimmt worden. Ei- Bruhns eröffnet wurde.

50 interstellarum 30 Geschichte

mehr als den An- bachtung gebührt, machte er aber Fehler. strengungen aller Nach der Analyse des Autors (Tabelle) ge- anderen Beobach- hen 333 Entdeckungen auf das Konto von ter, ist es diesem d’Arrest. Davon sind 298 »richtige« Deep- Werk zu verdanken, Sky-Objekte (Galaxien, Emissionsnebel, dass der neue Kata- Sternhaufen) – eine erstaunlich hohe Tref- log [NGC] besser ferquote von fast 90%. und genauer sein Die Emissionsnebel NGC 1973 und dürfte als Herschels NGC 1975 im Orion gehören zum Nebel- [G.C.]« Im Februar komplex um den Offenen Sternhaufen 1875 erhielt d’Ar- NGC 1977 (entdeckt von William Her- rest dafür die Gold- schel). NGC 2064 ist ein Teil des Refle- medaille der Royal xionsnebels M 78 im Orion (auch als PK Astronomical So- 2+2.1 katalogisiert!). NGC 2183 und NGC ciety [12], in die er 2313 (PK 26-2.2) sind Emissionsnebel im Abb. 2: Die Kopenhagener Sternwarte auf dem Oestervold. bereits 1848 aufge- Einhorn. Bei NGC 133 und NGC 609 han- nommen worden delt es sich um Offene Sternhaufen in der Das Lebenswerk: war. Eine wichtige Frage war, ob Nebel eine Cassiopeia, der erste weniger auffällig als »Siderum Nebulosorum« Eigenbewegung zeigen – immerhin lagen der zweite. Die Objekte NGC 588, NGC 592 mehr als 30 Jahre zwischen seinen Positio- (beide vom 2.10.1861) und NGC 595 Anfang 1857 wurde d’Arrest Professor nen und den (weniger genauen) von John (1.10.1864) hat d’Arrest in der Nähe von M für Astronomie an der Kopenhagener Uni- Herschel [13]. Nach einer Analyse der 33 gefunden, konnte aber keine Verbin- versität und plante das neue Observato- Messfehler zeigten sich aber keinerlei An- dung sehen. An den Positionen von NGC rium, das zwischen 1859 und 1861 auf dem haltspunkte für eine Bewegung. 3167 (LMi) und NGC 3927 (Leo) ist nichts Oestervold errichtet wurde (Abb. 2). 1861 Bevor wir uns eingehender mit diesem zu sehen vielleicht ein Koordinatenfehler, wurde er zum Direktor der Sternwarte er- Werk befassen, hier noch weitere Stationen was bei d’Arrest nur sehr selten vorkommt. nannt. Hauptinstrument war ein 11"- seines leider nur kurzen Lebens. Am Bei 12 Objekten, die d’Arrest von Dreyer Merz-Refraktor mit f/17,5 (Abb. 3). Er 21.10.1862 entdeckte d’Arrest den Kleinpla- zugeschrieben werden, liegt eine Identität nutzte das Teleskop von Anfang an für sei- neten (76) Freia. Während der Mars-Oppo- mit einem anderen, früher gefundenen ne Beobachtungen von Nebeln mit dem sitionen 1862 und 1864 hielt er nach Mars- NGC-Objekt vor. In zwei Fällen wurde das Ring-Mikrometer (Vergrößerung 123- monden Ausschau, der Merz-Refraktor frühere Objekt von d’Arrest selbst entdeckt fach). Innerhalb von fünfeinhalb Jahren war aber für eine erfolgversprechende Su- (in der Tabelle berücksichtigt). Der erste (September 1861 bis April 1867) machte er che zu klein [14]. Er veröffentlichte fast Fall, NGC 4882 = NGC 4886, ist verständ- 4800 Beobachtungen, mit präzisen Posi- 140 Artikel über Nebel, Kometen, Klein- lich: Die Galaxie liegt mitten im Getümmel tionsmessungen und ausführlichen Be- planeten und Himmelsmechanik. Zuletzt des Coma-Galaxienhaufens! Überhaupt schreibungen von insgesamt 1942 Objek- befasste er sich mit der neu entwickelten kann d’Arrest als dessen Entdecker angese- ten, davon waren fast 350 neu. Spektroskopie. So bemerkte er 1872, dass hen werden [8]: 25 Mitglieder gehen auf 1867 publizierte er seine Ergebnisse in Objekte mit Linienspektren (Gasnebel) zur sein Konto, darunter die zweithellste Gala- dem monumentalen Werk »Siderum Nebu- Milchstraße hin konzentriert sind. Hein- xie NGC 4874 (5.5.1864). Es ist verwunder- losorum« [6], das (zu dieser Zeit eigentlich rich Ludwig d’Arrest starb am 14. Juni 1875 lich, dass William Herschel zwar die hellste nicht mehr üblich) in lateinischer Sprache in Kopenhagen an einem Herzschlag im (NGC 4889) und 8 andere, schwächere Ga- geschrieben ist. Interessant ist, dass d’Ar- Alter von nur 53 Jahren. laxien gesehen hat, nicht aber NGC 4874. rest die bereits 1861 veröffentlichten Beob- achtungen von William Parsons (Lord Ros- Die »Kopenhagener« NGC-Objekte se) [7] erst 1864 zu Gesicht bekam, als sei- ne eigenen Arbeiten schon weit fortge- Aufgrund der großen Zahl von Objekten schritten waren [8]. So wurden einige ist es aufwändig, die genaue Zahl der Neu- »neue« Objekte bereits früher von Lord entdeckungen zu bestimmen. Nach Dreyer Rosse mit dem 72-Zöller [9] gefunden. hat d’Arrest 342 Objekte gefunden. In vie- Auch war d’Arrest sicher von John Her- len Fällen wird aber noch ein zweiter Beob- schels »General Catalogue« (G.C.) von achter genannt, häufig Lord Rosse oder Al- 1864 [10], mit seinen 5063 Objekten, be- bert Marth [15]. Gerade mit Marth lieferte eindruckt [11]. d’Arrest hatte John Her- sich d’Arrest – ohne es zu wissen – ein schel ca. Mitte 1863 eine Liste von 125 in »Fernduell«: Kopenhagen gegen Malta!

Kopenhagen entdeckten Nebeln geschickt, Während d’Arrest zwischen 1861 und 1867 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. die in den G. C. aufgenommen wurden. mit dem 11"-Refraktor beobachtete, nutzte Setzte Herschel auf »Masse«, so besticht Marth zwischen 1863 und 1865 den 48"- d’Arrests Arbeit durch »Klasse« (sprich: Reflektor von William Lassell, um nach Genauigkeit)! Der »Siderum Nebuloso- neuen Nebeln zu suchen. Dreyer versuchte rum« sollte aber erst im NGC von 1888 die die Objekte beider Beobachter zu identifi- volle Anerkennung finden. Dreyer würdigt zieren und fand viele Übereinstimmungen. im Vorwort die Arbeit von d’Arrest: »… Bei der Frage, wem die Ehre der Erstbeo- Abb. 3: Der 11" Merz-Refraktor.

interstellarum 30 51 Geschichte

IC 1 NGC 1

NGC 2

Abb. 6: Die ersten Objekte des NGC: NGC 1 (d’Arrest) und NGC 2 (Lawrence Parsons); links der Doppelstern IC 1 (Guil- Abb. 4: Die Galaxie NGC 4107 in der Jung- Abb. 5: NGC 7477, eine Sterngruppe plus laume Bigourdan) [18]. Zeichnung des Autors am 14"-SCT frau. [DSS] Galaxie in den Fischen. [DSS] der Schauinsland-Sternwarte.

Übrigens geht auch der Perseus-Galaxien- Position sind eine schwache Galaxie (15m,7) Es ist unmöglich, hier auf die vielen Ga- haufen auf das Konto von d’Arrest: hier und vier Sterne. Er beschreibt diese Kon- laxien von d’Arrest einzugehen. Diese Bei- fand er die sechs hellsten Objekte. stellation, den Stern nördlich der Galaxie spiele mögen genügen, seine herausragen- Der zweite Fall ist kurios: NGC 4078 = gibt er gar mit 17m an. Die Nacht (9.9.1866) de beobachterische Qualität zu demon- NGC 4107, eine S0-Galaxie (13m, 2) in der hatte wohl eine ausgezeichnete Durchsicht, strieren Neptun war wirklich nur zum Jungfrau (Abb. 4). Dreyer gibt als Entde- denn er notiert »coelo omnio nitidissimo«, »Aufwärmen«! cker von NGC 4078 Marth und d’Arrest an also »Himmel gänzlich glänzend«. Nur so und er übernahm Marths Beschreibung ist zu erklären, dass er die schwachen Ob- [1] Steinicke, W.: www.klima-luft.de/ (»schwach, sehr klein, rund«). Die Reihen- jekte mit dem 11-Zöller wahrnehmen steinicke/ngcic/persons/d-arrest.htm folge ist aber so nicht korrekt: Marth hat konnte. Interessant wäre, diese Beobach- [2] Mon. Not. Roy. Astron. Soc. 36, 155 sein Objekt (Nr. 231) am 26.3.1865 gefun- tung unter ähnlichen Bedingungen nach- (1876) den; d’Arrest entschied das Rennen aber zuvollziehen! Burnham hat übrigens be- [3] Lynn, W. T.: Observatory 32, 211 (1909) mit seiner Beobachtung vom 23.3.1865 hauptet, dass NGC 7477 = NGC 7472 (O. [4] Laugier. P. A.: Comptes Rendus 37, 874 knapp für sich! NGC 4107 konnte er bereits Struve) = NGC 7482 (Marth) ist. Die letzte (1853) zwei Jahre früher (17.4.1863) für sich alleine Identität ist korrekt, die erste dagegen [5] d’Arrest, H. L.: Resultate aus Beobachtun- verbuchen. Er beschrieb das Objekt als nicht. gen der Nebelflecke und Sternhaufen, »Planetarischen Nebel, ziemlich hell, klein, Die ersten Nebel-Beobachtungen von Leipzig 1857 stark elongiert« und verweist auf einen d’Arrest mit dem Merz-Refraktor datieren [6] d’Arrest, H. L.: Siderum Nebulosorum Ob- Stern 10. bis 11. Größe 7' östlich. Wie d’Ar- vom Ende September/Anfang Oktober servationes Havnienses, Kopenhagen 1867 rest angesichts der Form auf einen PN 1861, publiziert von Arthur Auwers [17]. [7] Parsons, W.: Phil. Trans. Roy. Soc. 151, 681 kommt ist unklar. Durch die Arbeit des Am 30.9. fand er die Galaxie NGC 1 im Pe- (1861) NGC/IC Projekts (www.ngcic.org) steht gasus (12m, 8); der schwächere Begleiter [8] d’Arrest, H. L.: Astron. Nachr. Nr. 1500 [AN heute fest, dass er bei NGC 4107 einen NGC 2 (14m, 2) wurde erst 1877 von Law- 63, 177 (1865)] Rektaszensionsfehler von 2min gemacht hat. rence Parsons entdeckt (Abb. 6). Das letzte [9] Steinicke, W.: Besuch in Birr Castle, is 19, Interessant ist die Beobachtung von Sher- neuentdeckte Objekt ist die Galaxie NGC 58 (2001) bourne Wesley Burnham mit dem 36"-Re- 5072 in der Jungfrau. Zu den hellsten Gala- [10] Herschel, J.: General Catalogue, Phil. Trans. fraktor des Lick Observatoriums von 1891 xien zählt NGC 4064 (10m, 7) im Haar der Roy. Soc. 154, 1 (1864) [16]. Er notiert, NGC 4107 sei kein PN und Berenice. Eine der schwächsten ist, im glei- [11] d’Arrest, H. L.: Astron. Nachr. Nr. 1537 [AN der Stern stehe westlich. Hat er versehent- chen Sternbild, NGC 4613 (15m, 2). Sie liegt 65, 1 (1865)] lich den nahen, schwachen Stern gemeint? in einer kompakten Dreiergruppe (Durch- [12] Mon. Not. Roy. Astron. Soc. 35, 265 Seine Position ist korrekt. Royal Frost messer 3') mit NGC 4614 und NGC 4615. (1875) konnte das Objekt auf Platten, die 1903/04 Alle drei Objekte hat d’Arrest am 9. Mai [13] Herschel, J.: Phil. Trans. Roy. Soc. 123, 359 mit dem 24"-Bruce-Refraktor in Arequipa, 1864 entdeckt. Mit NGC 710, NGC 714 (1833) Peru, aufgenommen wurden, nicht finden. und NGC 717 fand d’Arrest weitere Mit- [14] Steinicke, W.: Asaph Hall und die Entde- Bemerkenswert ist der Fall von NGC glieder des Galaxienhaufens im ckung der Marsmonde, VdS-Journal 10, 7477 in den Fischen (Abb. 5). An d’Arrests Sternbild Andromeda. 87 (2003) [15] Steinicke, W.: Albert Marth, interstellarum Das Objekt-Konto von d’Arrest 26, 51 (2003) [16] Burnham, S. W.: Publ. Lick Obs. 2, 159 Typ Anzahl Beispiele für NGC-Objekte

(1894) Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Galaxien 291 … [17] Auwers, A.: William Herschel’s Verzeich- Galaktische Nebel 5 1973, 1975, 2064, 2183, 2313 nisse von Nebelflecken und Sternhaufen, Offene Sternhaufen 2 133, 609 Königsberg 1862 HII-Regionen in M 33 3 588, 592, 595 [18] Steinicke, W.: Wie wär’s mit der Nr. 1?, Sterne, Sterngruppen 30 … interstellarum 17, 39 (2001) Nicht gefunden 2 3167, 3927

52 interstellarum 30 Geschichte

Verschollenes Sternbild: Taurus Poniatowski von Ronald Stoyan

er polnische König Stanislaus Au- satz für die Wissenschaft fort; nach ei- Dgustus Poniatowski II. (1732–1798) nem Besuch in England 1754 wurde er gehört wohl zu den unglücklichsten Re- 1766 nach Empfehlung des Thronprin- genten der Weltgeschichte. Während sei- zen zum Ehrenmitglied der Royal Society ner Herrschaft (ab 1764) musste sein gewählt. Land nicht nur zwei Mal innerhalb weni- Zehn Jahre später erwies die noble ger Jahre 1772 und 1793 große Teile sei- englische Gesellschaft auch Poczobut nes Territoriums an kriegerische Nach- diese Gunst – auf Empfehlung seines Kö- barn abtreten, es wurde 1795 sogar ganz nigs. Poczobut nahm sich daraufhin sei- zwischen Preußen, Russland und Öster- nen Landsmann Johann Hevelius zum reich aufgeteilt. Warum sollte ausgerech- Vorbild, einziger Pole zuvor in der Royal net diesem König ohne Land, der 1798 Society, der seinem König zum Dank das im Exil in St. Petersburg starb, ein eigenes Sobieskische Schild an den Himmel ver- Sternbild gewidmet sein? setzt hatte. Nach dem Wappentier der Die Sternwarte in Wilna, der heutigen Poniatowskis sollte es diesmal ein Stier litauischen Hauptstadt Vilnius, damals sein, in den ein V-förmiges Sternmuster aber ein Zentrum des polnisch-litaui- im Schlangenträger in Anlehnung an die Abb. 1: Marcin Poczobut. schen Reiches, welches von der Ostsee Hyaden verwandelt wurde. Durch Ver- fast bis ans Schwarze Meer reichte und handlungen mit London und Paris er- nung Melotte 186 ist es sogar offiziell als größer als Frankreich war, gilt mit der reichte Poczobut, dass sein neues Stern- Offener Sternhaufen katalogisiert! In sei- Gründung 1753 als eine der ältesten bild von den wichtigsten Astronomen ner Nähe liegt Barnards Pfeilstern und astronomischen Einrichtungen Europas. seiner Zeit legitimiert wurde. der Planetarische Nebel NGC 6572. Bis in Ihre Blütezeit erreichte sie unter dem Abt Tatsächlich ist das mit bloßem Auge das 19. Jahrhundert als Sternbild weithin Marcin Poczobut (1728–1810), der die leicht zu sehende Muster aus den Sternen in Gebrauch, fehlte wohl nach der Auflö- Leitung der Sternwarte im Jahr des 66, 67, 68, 70 und 73 Ophiuchi das ein- sung Polens die Lobby in Astronomen- Amtsantritts seines Königs übernahm. prägsamste und schönste heute verschol- kreisen, um es entgegen Hevelius’ Schild Poczobut beobachtete die Orte von lene Bild am Himmel, unter der Bezeich- der Nachwelt zu erhalten. Kleinplaneten und Kometen; auf seinen Merkurbeobachtungen fußten die Mer- kurbahnberechnungen von Lalande. Die Wilnaer Sternwarte hatte bald einen gu- ten Ruf in ganz Europa. Die Mitgliedschaft in ausgewählten wissenschaftlichen Organisationen ge- hörte im 18. Jh. nicht nur zur Karriere ei- nes großen Wissenschaftlers; nur in den Akademien der großen Staaten gab es auch die Möglichkeit, Wissensdatenban- ken in Archiven und Bibliotheken einzu- sehen und mit den Großen der eigenen Disziplin auf Augenhöhe zu disputieren. Voraussetzung für eine Mitgliedschaft war aber eine Empfehlung von hochran- giger Stelle, womöglich auch die Erlaub- nis eines Herrschers. Poniatowski II. galt als kunstsinniger

und naturwissenschaftlich interessierter Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Mann. Katharina die Große war vom jungen Stanislaus Augustus vor allem deshalb bei einem Besuch 1855 in St. Pe- tersburg fasziniert und protegierte schließlich seine Wahl zum König. Auch als solcher setzte Stanislaus seinen Ein- Abb. 2: Der Poniatowskische Stier.

interstellarum 30 53 Hardware

Edle Ferngläser im Vergleich

Vier Gläser mit mittelgroßer Öffnung – ein Erfahrungsbericht (2)

von Manuel Jung

Die astronomische Beobachtung mit großen Ferngläsern hat heute bereits viele Anhänger. Der vorlie- gende Vergleich gilt deshalb vier Gläsern namhafter Hersteller, die mit ihren Produkten einen Kunden- kreis ansprechen möchten, welcher nach einer guten bis sehr guten optischen und mechanischen Leis- tung im »Mittelschwergewicht« verlangt.

om Fujinon FMT-SX 2 16×70 weiß tadelloser Qualität gefertigt. Die Vergü- Apo-Refraktor FS-60 verwendet werden, man bereits aus einigen Tests, dass tung der Frontlinsen ist ausgezeichnet. Sie auch nicht weiter überrascht. Überhaupt Ver am Nachthimmel mit einer sehr scheint mir sogar noch eine Spur effektiver nimmt das Takahashi-Glas bezüglich des soliden Leistung zu einem vernünftigen zu sein als diejenige des Fujinon-Kontra- verwendeten Frontlinsenmaterials eine Preis aufwartet. Der Nikon 18×70, der Pa- henten. Pionierrolle ein, werden doch derartige ralux 20×80 sowie der Takahashi 22×60 Der Paralux Jumbo 20×80 ist anständig Sondergläser bei Feldstechern dieser Öff- sind Zeitpunkt jedoch weniger bekannt. verarbeitet. Durch seine Gummi-Armie- nungsklasse meines Erachtens noch viel zu Damit soll der Test insbesondere die Frage rung wirkt er um einiges voluminöser als wenig eingesetzt. Weiter ist am Takahashi beantworten, ob die Gläser von Nikon, Pa- der Fujinon 16×70 oder der Nikon 18×70. positiv zu vermerken, dass ein Stativadap- ralux und Takahashi, welche bezüglich Ge- Die Zentralfokussierung ist mechanisch ter zum Lieferumfang gehört, während die- wichts- und Leistungsdaten mit dem Fuji- zufriedenstellend ausgeführt und insbe- ses unverzichtbare Zubehörteil bei den an- non-Glas vergleichbar sind, mit dem be- sondere für die Tagbeobachtung von Vor- deren drei Modellen leider kostenpflichtig reits etablierten Konkurrenten Fujinon teil, weil schneller fokussiert werden kann ist. mithalten können oder ihn gar zu übertref- (z.B. für die Beobachtung entfernter Tiere). fen vermögen. Die Vergütung der Frontlinsen weist einen Tagbeobachtungen violetten Farbton auf und schluckt im Physische Beschreibung Gegensatz zu den Fujinon- und Nikon-Va- Das Einblickverhalten ist sowohl beim rianten das Licht weniger gut, was sich in Fujinon 16×70, als auch beim Takahashi Die mechanische Verarbeitung aller vier mehr Lichtreflexen äußert. Das Gewicht 22×60 und beim Paralux 20×80 gut. Beim Testkandidaten macht auf den ersten Blick des Paralux-Glases von knapp 2,5 Kilo er- Nikon 18×70 ist diesbezüglich zu bemän- einen guten bis sehr guten Eindruck. fordert bereits ein stabiles Dreibein-Foto- geln, dass bei aufgeschraubten Gummiau- Die Verarbeitung des Fujinon 16×70 stativ. Das Gehäuse des Paralux scheint genmuscheln leider nicht das ganze Ge- scheint ausgezeichnet zu sein. Die Einzel- trotz imposanter Gummiummantelung sichtsfeld von beachtlichen 4° überblickt okular-Fokussierung entspringt solider höchstwahrscheinlich nicht wasserdicht zu werden kann. Das Problem lässt sich durch Feinmechanik, d.h. der Fokuspunkt lässt sein. Die spärlichen Unterlagen zu diesem Abschrauben der Augenmuscheln lösen, sich sehr feingängig anfahren und bleibt Glas enthalten jedenfalls keinen entspre- wobei allerdings die weiche Auflagefläche einmal eingestellt erhalten. Die Frontlinsen chenden Hinweis. Angesichts der mög- für die Augen verloren geht. sind mit der bekannten dunkelgrünen Ver- lichen Folgekosten eines diesbezüglichen Bei allen vier Gläsern vermisse ich eine gütung versehen, welche ungewollte Licht- »Feldversuchs« (Wasserbad) konnte dieser mechanische Verbindung an den Objektiv- reflexe weitgehend schluckt. Im Vergleich Aspekt jedoch nicht definitiv geklärt wer- enden, welche meines Erachtens einen zu seinem Vorgängermodell ist der Fujinon den. Gemäß Gehäuseaufschrift stammt der substantiellen Beitrag zur langfristigen Ge- FMT-SX 2 leichter geworden und wiegt Paralux aus Japan. währleistung der Kollimation der beiden jetzt erstmals knapp unter zwei Kilo- Der Takahashi 22×60 macht mechanisch Fernglashälften leisten könnte. gramm. Das Gehäuse weist eine Stickstoff- – auch bedingt durch seine relativ große Die Nikon-, Fujinon- und Paralux-Glä-

füllung auf und ist dadurch wasserdicht Baulänge – im Vergleich zu den drei kom- ser sind alle mit Weitwinkelokularen aus- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. versiegelt, was für Nächte mit großem Tau- pakteren Gläsern von Fujinon, Nikon und gestattet, welche scheinbare Gesichtsfelder befall einen nicht zu unterschätzenden Paralux den fragilsten Eindruck. Das Ge- von 72°, 64°, respektive 70° liefern. Beim Vorteil darstellt. häuse ist nicht wasserdicht. Die Vergütung Takahashi 22×60 ist das leider nicht der Wie von Nikon-Profiprodukten nicht der Frontlinsen ist allerdings tadellos, was Fall – er wartet nur mit einem Gesichtsfeld anders zu erwarten, ist auch das ebenfalls angesichts der Tatsache, dass es sich um von 46° auf und raubt dem Beobachter da- wasserfeste und über eine Einzelokularein- dieselben apochromatischen Fluoritlinsen mit die Möglichkeit, ein weites Feld über- stellung verfügende Nikon 18×70-Glas in handelt, wie sie beim kleinen Takahashi blicken zu können – normalerweise einer

54 interstellarum 30 Hardware der Hauptgründe, weshalb Astronomen überhaupt zu einem Fernglas greifen.

Nachtbeobachtungen

In Nachtbeobachtungen unter erschwer- ten Stadtbedingungen (Straßenlaterne in 20 Metern Entfernung, Agglomeration mit ca. 300000 Einwohnern) mussten die vier Gläser ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Sowohl der Fujinon 16×70 als auch der Nikon 18×70 (bei abgeschraubten Gummi- augenmuscheln) zeigen ein sehr schönes und weites Gesichtsfeld mit nahezu punkt- förmigen Sternen bis nahe an den Rand des Gesichtsfeldes, wobei der Fujinon 16×70 den Nikon 18×70 in der Randschärfe noch leicht übertrifft. Die etwas größere Rand- schärfe des Fujinon 16×70 im Vergleich ab zum Nikon 18×70 dürfte allerdings haupt- sächlich mit dem etwas geringeren schein- baren Gesichtsfeld des Fujinon-Glases zu- sammenhängen. In beiden Gläsern ist der Einblick zudem als entspannt zu bezeich- nen, ein Gefühl, welches sich immer nur bei qualitativ hochstehenden Ferngläsern einstellt. Im Paralux-Glas lassen die Sterne stets etwas an Definition vermissen. So vermö- gen denn die beiden 70mm-Gläser von Fu- jinon und Nikon dank ihrer größeren Defi- nitionshelligkeit den größeren (80mm-) Durchmesser sowie die stärkere Vergröße- rung des Paralux Jumbo wettzumachen, d.h. M 51 erscheint in beiden Gläsern etwa gleich hell. Die weiteren Beobachtungen (unter anderem an den Kugelsternhaufen M 13 und M 5, dem Ringnebel M 57 sowie den Sternfeldern der Sommermilchstraße) bestätigen zudem den relativ starken c d Schärfeabfall des Paralux: Die Sterne wer- den bereits nach ca. 80% der Distanz von Abb. 1: Die Fotos zeigen die vier Gläser im praktischen Einsatz, jeweils montiert auf einem stabilen Stu- der Mitte zum Rand zu unansehnlichen dio-Fotostativ mit Video-Panoramakopf. a) Fujinon FMT-SX 2 16×70, b) Nikon 18×70 IF WP WF, c) Pa- Eichhörnchen verzerrt, ganz im Gegensatz ralux Jumbo 20×80, d) Takahashi 22×60 Fluorite. zum Fujinon, welcher erst nach 95% des Radius etwas an Schärfe verliert. Insgesamt eigenartige Verhalten des Glases auch verhaltens führt. Hier rächen sich wohl zeigt der Paralux die gleichen Objekte wie nicht mit den relativ kleinen Austrittspu- zum Teil die sehr langen freischwebenden die 70mm-Gläser, nur ist das Bild in letzte- pillen von 2,7mm Durchmesser zu- Feldstecherhälften des Takahashi-Glases. ren viel ästhetischer. Wie auch bei guten sammenhängen, welche naturgemäß eine Takahashi hätte wohl besonders gut daran Teleskopen treten die beiden 70mm-Geräte sehr sorgfältige Einstellung des Augenab- getan, die beiden Frontenden des Glases zur Seite und lassen den Beobachter in die standes erfordern. Der abwechselnde Blick mit einem stabilisierenden Steg zu verbin- Tiefen des Alls abtauchen. Dieses Gefühl durch die beiden Fernglashälften enthüllte den, wenngleich ich überzeugt bin, dass will sich beim Paralux leider nie ganz ein- jedoch rasch die Ursache des Problems: Takahashi seine Gläser normalerweise in

stellen. Das Testglas ist stark dekollimiert, d.h. die einem gut kollimierten Zustand ausliefert. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Der Blick durch den Takahashi 22×60 ist optischen Achsen der beiden Feldstecher- Der kleine absolute Durchmesser des Ge- zu meinem großen Erstaunen alles andere hälften zeigen nicht in dieselbe Himmels- sichtsfeldes von nur 2,1° macht das Aufsu- als entspannt. Ich vermochte die Gesichts- richtung, wodurch das menschliche Ge- chen von Himmelsobjekten im Takahashi felder der beiden Fernglashälften einfach hirn permanent versucht, die beiden 22×60 zudem zu einer recht mühseligen nicht zu einem Bild zu verschmelzen, so oft unterschiedlichen Bilder in Übereinstim- Angelegenheit, was nur durch zusätzlichen ich auch den Augenabstand kleiner und mung zu bringen, was allerdings zum pu- Einbau einer Suchhilfe beseitigt werden wieder größer machte. Damit kann dieses ren Gegenteil eines entspannten Einblick- könnte. Auch das kleine scheinbare Ge-

interstellarum 30 55 Hardware

Die Daten der Ferngläser im Vergleich

Daten Fujinon FMT-SX 2 16×70 Nikon 18×70 IF WP WF Paralux Jumbo 20×80 Takahashi 22×60 Fluorite Objektivdurchmesser 70mm 70mm 80mm 60mm Vergrößerung 16× 18× 20× 22× Wahres Gesichtsfeld 4,0° 4,0° 3,5° 2,1° Scheinbares Gesichtsfeld 64° 72° 70° 46° Pupillenabstand 15,5mm 15,4mm ca. 15mm 18mm Durchmesser Austrittspupille 4,4mm 3,9mm 4,0mm 2,7mm Verstellbereich Augenabstand 56–74mm 56–72mm k.A. 50–75mm Fokussiermechanismus Einzelokular-Fokussierung Einzelokular-Fokussierung Zentralfokussierung Einzelokular-Fokussierung Verwendete Prismen Porro-Prismen Porro-Prismen Porro-Prismen Porro-Prismen Stativadapter lieferbar lieferbar lieferbar inbegriffen Gummiarmiertes Gehäuse nein nein ja nein Wasserdichtes Gehäuse ja ja vermutlich nein nein Naheinstellung minimal 16m 81m 22m 43m Außenmaße 270cm×230cm 293cm×234cm 290cm×240cm 345cm×220cm Gewicht 1920g 2050g 2450g 2170g Endverkaufspreise (Juli 2003) 848,– € 1784,– € 742,– € 1298,– €

sichtsfeld von 46° vermag für die Feld- che beim Nikon 18×70 ja leider abmontiert stieg in die Feldstecherastronomie leider stecherastronomie nicht wirklich zu über- werden mussten). Der Mond wird in bei- (noch) nicht ganz geglückt. Der Einsatz zeugen. In dieser Beobachtungsdisziplin den Gläsern scharf abgebildet, zeigt jedoch von apochromatischen Fluoritlinsen ist sind meines Erachtens noch mehr als bei sowohl beim Fujinon- als auch beim Ni- zwar ein äußerst vielversprechender An- der Teleskopbeobachtung Weitwinkeloku- kon-Feldstecher einen violett-gelblichen satz – zumal der Verkaufspreis des Gerätes lare gefragt, um den schönen dreidimen- Farbsaum. In der optischen Leistung sind in einem noch durchaus vertretbaren Rah- sionalen Seheindruck nochmals zu verstär- damit der Nikon 18×70 und der Fujinon men liegt. Die Feldstecherastronomie ver- ken. Beim getesteten Takahashi schlagen 16×70 in meinen Augen als etwa gleichwer- langt in meinen Augen jedoch nach Weit- einzig die nadelscharfen und farbreinen tig zu beurteilen. Damit kommen wir zur winkelokularen und natürlich auch nach Sternpunkte positiv zu Buche, welche Frage des Endverkaufspreises. Der Nikon einer perfekten und dauerhaften Kollima- selbst diejenigen der 70mm-Gläser von Ni- 18×70 kostet gut doppelt soviel wie der Fu- tion der beiden Feldstecherhälften. Taka- kon und Fujinon in ästhetischer Hinsicht jinon 16×70. Da dies für die meisten Men- hashi wäre deshalb gut beraten, ihren deutlich zu übertreffen vermögen. schen einen Unterschied macht, ist der Fu- 22×60 Fluorite mit zwei Weitwinkelokula- jinon 16×70 FMT-SX 2 dem Nikon 18×70 ren sowie mit einem stabilisierenden Steg Kopf an Kopf: Nikon und Fujinon Glas vorzuziehen. am Frontende des Glases auszustatten. Mit diesen Verbesserungen wäre der Takahashi Nachdem ich angesichts der geschilder- Fazit 22×60 sicher ein sehr interessantes Gerät. ten Probleme mit dem Takahashi 22×60 Ich persönlich würde mir allerdings wün- die Beobachtungen mit diesem Gerät rela- Von den vier Testgeräten vermag einzig schen, dass Takahashi zusätzlich ein tiv rasch einstellen musste und der Paralux der Fujinon 16×70 FMT-SX 2 die hohen 60mm-Fluorit-Glas mit einer bloß 15-fa- 20×80 nicht wirklich zu begeistern ver- Anforderungen der Astronomen ohne Ein- chen Vergrößerung produzieren würde, mochte, habe ich während der verbleiben- schränkung zu erfüllen, nämlich die ange- wodurch sich ein gut 4° messendes wahres den Zeit vor allem mit den beiden 70mm- nehme und entspannte Weitfeldbeobach- Gesichtsfeld am Himmel erzielen ließe – Gläsern von Fujinon und Nikon beobach- tung zu einem noch akzeptablen Preis. Der eine wichtige Voraussetzung für ein relativ tet. Durch seine etwas stärkere Vergröße- Nikon 18×70 IF WP WF spielt zwar op- leichtes Auffinden der Objekte am Nacht- rung zeigen Deep-Sky-Objekte mit dem tisch und mechanisch in etwa derselben Li- himmel. Der Paralux Jumbo 20×80 schließ- Nikon-Glas etwas mehr Details als im Fuji- ga wie das getestete Fujinon-Glas, sein dop- lich ist zwar ein taugliches astronomisches non-Glas, was als kleiner Vorteil zu werten pelt so hoher Preis wird jedoch die meisten Instrument, welches dem himmelskundi- ist. Der Fujinon kann dagegen einen etwas von einem Kauf abhalten. Der Nikon gen Beobachter zahllose schwache Nebel größeren Beobachtungskomfort in die 18×70 IF WP WF landet damit auf dem und Sternhaufen zu enthüllen vermag. Die Waagschale werfen, was mit dem leicht zweiten Platz. Mechanisch könnten diese Schärfe und der Kontrast dieses Glases ver-

größeren Durchmesser der Austrittspupil- beiden Gläser durch Einbau einer die Kol- mögen jedoch auch in der Bildmitte nicht Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. len (eine direkte Folge der schwächeren limation zusätzlich stabilisierenden me- völlig zu überzeugen. Angesichts des nur Vergrößerung bei gleichem Durchmesser chanischen Verbindung (Steg) an den Ob- gut 100 Euro unter dem Fujinon 16×70 lie- der Frontlinsen) sowie den weichen Gum- jektivenden weiter verbessert werden. Mit genden Preises weist der Paralux Jumbo miaugenmuscheln zusammenhängt (wel- dem 22×60 Fluorit ist Takahashi der Ein- 20×80 auch kein wirklich gutes Preis-Leis- tungs-Verhältnis auf. Von den vier geteste- Die Ferngläser wurden zur Verfügung gestellt von Foto Video Zumstein, Bern, Schweiz. ten Geräten vermag dieses Glas deshalb am wenigsten zu überzeugen.

56 interstellarum 30 Hardware

Produktspiegel

Neuigkeiten direkt vom Hersteller

Televue: neuer Marsfilter Das neuartige Steuersystem »Star- Teleskop-Service: book« arbeitet mit einem 12cm-Display, Fotografische Okulare Passend zur Jahrtausendopposition das den Himmel auf unterschiedlichen hat Televue jetzt zwei neue Filter für die Zoom-Niveaus wie auf einer Karte prä- Eine Eigenentwicklung des Münchner Marsbeobachtung vorgestellt. Der Typ A sentiert. Der Beobachter kann sich dar- Händlers Teleskop-Service sind Okulare, lässt grünes und rotes Licht für das Auge auf per Knopfdruck sein Beobachtungs- die extra für die Astrofotografie konzi- passieren. Dadurch soll eine Kontrast- objekt aussuchen und direkt anfahren piert sind. Dabei ersetzt ein T2-Gewinde steigerung der Albedostrukturen erhal- lassen. Über eine LAN-Netzwerkbuchse die Augenmuschel, so dass Kameras mit ten bleiben, ohne die natürliche Farbge- lässt sich die Steuerung zudem vom hei- einem herkömmlichen T2-Adapter di- bung zu verändern. Beim Filter Typ B mischen PC aus steuern. rekt am Okular befestigt werden können. entsteht ein oranges Bild, die Wirkungs- Nicht im Lieferumfang enthalten ist Aufgrund der Position nah an der Au- weise ist ähnlich dem bekannten Wrat- ein Polsucher für die Einrichtung zur genlinse entstehen nur geringe Vignettie- ten 21. Astrofotografie, der optional nachbestellt rungen, die vor allem bei der Benutzung Beide Televue-Filter sind aus BK-7- werden kann. Vixen bietet die Sphinx auf von digitalen Kameras auftreten können, Glas hergestellt. Die dielektischen Filter- einem Tischstativ oder dem bisherigen deren Objektiv nicht abgeschraubt wer- schichten werden im modernen Ionen- DX-Stativ an. Die Montierung ist für Re- den kann. beschussverfahren aufgebracht. Eine fraktoren bis 130mm Öffnung und Spie- Teleskop-Service lässt in Taiwan Mo- Antireflexionsbeschichtung erhöht die gelteleskope bis 200mm Öffnung konzi- delle mit 2" Steckdurchmesser (26mm, Transmission und vermindert störende piert. 32mm, 40mm) und 1 1/4" Durchmesser Geisterbilder bei der visuellen Beo- (Brennweiten von 2,5mm bis 32mm) fer- bachtung. tigen. Dabei handelt es sich um Kellner- Konstruktionen mit scheinbaren Ge- Vixen: Sphinx-Montierung sichtsfeldern von 45°–65° (1¼") und 55° (2"). Obschon die Okulare vor allem für Der japanische Teleskop-Hersteller, den Einsatz mit Digitalkameras konzi- seit kurzem durch eine europäische Ver- piert sind, können sie auch traditionell tretung in Deutschland präsent, erweitert visuell eingesetzt werden, denn auch die sein Programm berühmter Montierun- Augenmuschel befindet sich im Liefer- gen. Die »Sphinx-Montierung« setzt nun umfang. die mit den Super- und Great-Polaris- Modellen aufgebaute Montierungstradi- tion fort. Anders als bei den Polaris-Montierun- gen enthält die Sphinx bereits im Liefer- umfang Servomotoren und eine Goto- Steuerung. Durch eine kurz konstruierte Deklinationsachse können Gegenge- wichte eingespart oder auch ganz wegge- lassen werden, die Gegengewichtsstange lässt sich zudem in den Montierungskör- per einfahren. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

interstellarum 30 57 Technik

Langbelichtete Astro-CCD-Bilder

Pro und Kontra

von Bernd Marquardt und Hans-Peter Iltisberger

Wenn man wie wir im »Lichtdreieck« Bayer Dormagen, Düsseldorf und Köln fotografieren möchte, stellt man schnell fest, dass dies mit normaler Kamera und Film ein fast unmögliches Unterfangen ist. Ein normaler Film »säuft« sehr schnell durch das Hintergrundlicht ab und alle Bilder haben schon bei nur fünf Minuten Belichtungszeit einen sehr deutlichen grünlichen Hinter- grund. Mit einer CCD-Kamera kann man dieses Problem relativ leicht meistern, indem man den störenden Himmelshinter- grund mit einer Bildbearbeitungs-Software »wegrechnet«.

enn man die Astrofotografie wurde STAR2000 von mit einer digitalen CCD-Ka- Starlight benutzt, da die Wmera beginnt, ist es zunächst entsprechende Kamera einmal am einfachsten, nacheinander vorhanden war) oder mehrere kurz belichtete Bilder (ca. 30 bis durch eine zweite CCD- 60 Sekunden) von einem Himmelsobjekt Kamera an einem Off- zu machen und diese dann mit einem Bild- Axis-Guider oder zwei- bearbeitungs-Programm zum endgültigen ten Teleskop realisiert Bild zu addieren. Addiert man nämlich werden kann. Dabei zwei Bilder zu je einer Minute Belichtungs- werden Sternpositionen zeit, so sieht das resultierende Bild (unge- auf Bruchteile von Pi- fähr) so aus, wie ein Bild, welches direkt xeln ausgemessen und zwei Minuten belichtet wurde. Richtet man das Teleskop entspre- das Teleskop ordentlich nach Norden aus chend der ermittelten (»einnorden«), dann sind bei 2 Metern Bewegungsungenauig- Brennweite durchaus Belichtungszeiten bis keit nachgesteuert. In al- Abb. 1: Rohbild von M 27 mit Auslese- und thermischem Rauschen. zu 2 Minuten möglich, bevor die Sterne als len Fällen muss die sichtbare Striche abgebildet werden. Dies Montierung in der Lage hängt in erster Linie von der Qualität der sein, die gelieferten Montierung und dem Schneckenfehler ab. Steuerimpulse für die Bei kürzeren Brennweiten kann der Zeit- Bewegungskorrektur zu wert entsprechend verlängert, bei längeren verarbeiten. Eines sollte Brennweiten muss er verkürzt werden. jedoch jedem klar sein: Auch bei höchstauflösenden CCD-Kame- Auch mit einer vollauto- ras (kleine Pixelgrößen) muss die Belich- matischen Nachführung tungszeit kürzer angesetzt werden. Wir ha- muss das Teleskop so ge- ben mit einem 8"-SCT (Brennweite: 2 Me- nau wie möglich einge- ter) und einer Starlight MX 916 (Pixelgrö- nordet werden. ße: 11,6µm×11,2µm) sehr lange solche Bil- Einen Effekt möchten der gemacht und haben uns auf eine Be- wir noch erwähnen, der lichtungszeit von einer Minute eingestellt. auftritt, wenn man mit Als wir im Sommer 2001 dann ein 11"- einer vollautomatischen SCT (Brennweite: 2,8 Meter) bekamen, Nachführung arbeitet. Abb. 2: Bild aus Abb. 1 ohne Auslese- und thermischem Rauschen.

mussten wir feststellen, dass »ordentliche« Da die Nachführung Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Bilder nur bis etwa 30 Sekunden Belich- meistens auch dann eingeschaltet ist, wenn Wir möchten jetzt auf die Vor- und tungszeit möglich waren. Auch wenn man gerade kein Bild aufgenommen wird, wird Nachteile eingehen, die sowohl die Aufnah- beim »Einnorden« sehr sorgfältig vorging, das Teleskop immer sehr exakt nachführt. me vieler kurz belichteter Einzelbilder als war dieser Wert nicht weiter zu verbessern. Dies bedeutet ganz nebenbei, dass ein ein- auch die Erstellung nur eines oder weniger Abhilfe schafft hier eine automatische mal kalibriertes Teleskop während der ge- lang belichteter Bilder haben. Zunächst Nachführung, die entweder durch eine Er- samten Beobachtungsnacht oft nicht mehr werden physikalisch bzw. technisch be- weiterung der Elektronik (in unserem Fall nachjustiert werden muss. dingte Argumente gegeben.

58 interstellarum 30 Technik

belichteten Bildern sind Endgültige Bearbeitung: weitere 5MB. die Hot-Pixel kaum Wenn wir alle Zwischenschritte aufbewah- sichtbar und auch die ren, dann benötigen wir für ein Anzahl der Cosmics ist Schwarz/Weiß-Bild ca. 95MB Plattenkapa- gering. Darüber hinaus zität. Macht zusammen etwa ein halbes sind bei nicht vollauto- Gigabyte für alle fünf Objekte pro Nacht! matischer Nachführung Bei RGB-Farbbildern wird dreimal soviel die einzelnen Bilder im- Festplattenkapazität benötigt! Gegebenen- mer etwas verschoben, falls kann man alle Zwischenbilder (Dun- während die Hot-Pixel kel- und Flat-Bild, Summierung) nach der an der gleichen Stelle auf Bearbeitung löschen. Trotzdem ist die er- Abb. 3: Dunkelbild mit Hot-Pixeln. dem CCD-Chip bleiben. forderliche Speicherkapazität enorm, da Werden die Einzelbilder man auf jeden Fall die Roh-Bilder aufbe- nun addiert, so werden durch die Verschie- wahren sollte. Bei Langzeitbelichtungen 1. Pro Langzeitbelichtung: Beim bung der Bilder untereinander die kaum kommt man bei einer Belichtungszeit von Auslesen der Ladungen aus den Pixeln ei- sichtbaren Hot-Pixel nicht alle auf den glei- 30 Minuten mit zwei Bildern (evtl. sogar nes CCD-Chips ergibt sich eine Messunge- chen Bildpunkt addiert und sind nicht er- mit nur einem Bild) aus. Speicherbedarf nauigkeit, die als Ausleserauschen bezeich- kennbar. (Schwarz/Weiß): ca. 10MB, in der ganzen net wird. Dieses Ausleserauschen wird Meist aber spielen bei der Entscheidung, Nacht also ca. 50MB. Wenn alle überflüssi- meist als Wurzel des mittleren Betragsqua- ob kurz oder lang belichtete Aufnahmen gen Dateien gelöscht werden, benötigt man drates des Fehlers (RMS) angegeben und ganz andere Kriterien eine Rolle. nur noch 3MB (bzw. 15MB). ist in jedem einzelnen Bild enthalten. Es macht sich bei kurz belichteten Aufnah- 3. Kontra Langzeitbelichtung: 5. Kontra Langzeitbelichtung: men mit geringeren Signal/Rausch-Ver- Beginnen wir mit den Kosten: Für die voll- Im Falle einer automatischen Nachführung hältnis stärker bemerkbar, als bei lang be- automatische Nachführung wird entweder sollte ein anderer evtl. auftretender Kosten- lichteten Aufnahmen mit großem eine Zusatzelektronik (z.B.: STAR 2000) faktor nicht unerwähnt bleiben. Meist läuft Signal/Rausch-Verhältnis. Da es sich um oder im schlimmeren Fall sogar eine zweite die Kamerasoftware auf einem Uralt-Pen- einen statistischen Prozess handelt, kann CCD-Kamera mit Off-Axis-Guider benö- tium-133-MHz-Notebook, das man für die Amplitude des Rauschens durch Mitte- tigt. Verzichtet man auf die Elektronik, »ein paar Euro« kaufen kann oder wenn lung über mehrere Aufnahmen reduziert dann reicht auch der Off-Axis-Guider. In man etwas Glück hat, sogar geschenkt be- werden (Abb. 1 und 2). diesem Fall müssen die Nachführungsfeh- kommt. Die automatische Nachführung ler des Teleskops allerdings von Hand aus- soll jedoch möglichst viele Bilder in kurzer 2. Kontra Langzeitbelichtung: geglichen werden, was einiges an Finger- Zeit auswerten, um eine genaue Nachfüh- Bei langen Belichtungszeiten bekommt spitzengefühl erfordert. rung ohne »Bildsprünge« zu gewährleisten. man es mit den unvermeidlichen und un- Dies erfordert jedoch schon ein leistungsfä- ansehnlichen »Hot-Pixeln« (Abb. 3) des 4. Pro Langzeitbelichtung: Mit higeres Notebook (z.B. bei STAR 2000 sind Kamera-Chips und »Cosmics« zu tun. langen Belichtungszeiten können in der ca. 500MHz empfehlenswert). Von Vorteil Während »Hot-Pixel« schneller als die an- Astrofotografie jedoch auch Kosten ver- ist es auch, wenn sowohl die CCD-Kamera, deren Pixel des CCD-Chips die Sättigung mieden werden. Wenn man bei kurzen Be- als auch das Notebook einen USB-An- erreichen, werden »Cosmics« durch ener- lichtungszeiten alle anfallenden Rohbilder schluss haben. Dadurch können die Über- giereiche Strahlung, die von außen auf den auf der Festplatte des Rechners speichern tragungszeiten der Bilder von der Kamera Chip einfällt, verursacht. Es gibt auch so will, dann sollte man sich eine neue Fest- zum Notebook deutlich verkürzt werden. genannte »Dead Pixel«, die völlig unemp- platte zulegen. Am besten kauft man sich Solche Notebooks sind jedoch noch relativ findlich sind. Diese Pixel müssen aus dem gleich auch einen CD-Brenner, damit die neu und kosten dementsprechend, auch Endbild entfernt werden. Das kann man Daten langfristig permanent auslagert wer- gebraucht, mehr Geld als ein einfaches normalerweise mit einem Bildbearbei- den können. Eine kurze Berechnung: Wir »Ural-Notebook«. tungsprogramm durchführen. Bei den kurz machen in einer Beobachtungsnacht Fotos von fünf Himmelsobjekten. 6. Kontra Langzeitbelichtung: Belichtungszeit: 30 Minuten = Wie wir sehen können, ist bei der Langzeit- 30 Kurzbilder zu je einer Mi- belichtung wesentlich mehr »Material« im nute. Ein CCD-Bild benötigt Einsatz: Computer, Nachführung, spezielle ca. zwischen 500KB und 1MB Software, usw. Alle diese Komponenten auf der Festplatte. Diese Da- müssen gleichzeitig fehlerlos zum Einsatz teien könnte man noch kom- gebracht werden und korrekt zusammen

primieren, aber die Bearbei- arbeiten. Wenn eine der Komponenten Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. tung der Bilder wird dann nicht funktioniert, kann man meistens kein wieder erschwert. 30 Roh-Bil- vernünftiges Astro-Bild erstellen. Außer- der = ca. 30MB, danach Dun- dem ist die Fehlersuche in diesem Fall gar kelbild- und Flat-Bild-Bear- nicht so einfach. Wenn Sie mit der CCD- beitung: noch einmal 30MB. Technik gerade erst beginnen, sollten Sie Abb. 4: Korrekte Addition von acht Einzelbildern zu einem Aufsummierung der einzel- sich die zusätzliche Last der automatischen Gesamtbild. nen Bilder: weitere 30MB. Nachführung nicht sofort aufbürden.

interstellarum 30 59 Abb. 6: Verstärkerglühen bei einigen Sony-CCD-Chips (links unten). Abb. 5: Aufnahme von NGC 5466 mit einer Strichspur.

7. Pro Langzeitbelichtung: Da (ca. 1s). Die einzelnen Zeiten sind stark frarotstrahlung der Ausleseelektronik, die man nur ein oder wenige Bilder für jedes vom Kameratyp abhängig. Denken Sie aber nun ständig für die Nachführbilder in Be- Langzeit-Astrofoto belichten muss, wird daran, dass die Aufnahme des Dunkelbilds trieb ist. Dieser Fehler muss korrigiert wer- die Bearbeitung der Bilder bei diesen Auf- bei längeren Belichtungszeiten ebenfalls den. Ansonsten sind diese Astro-Bilder nahmen wesentlich vereinfacht. Die häufi- länger dauert. Verwendet man in einer Be- sehr unansehnlich. Bei Kurzzeitaufnah- gen, bei Kurzzeitaufnahmen erforderlichen obachtungsnacht allerdings immer diesel- men ohne vollautomatische Nachführung Bildadditionen sind bei einem lang belich- be Belichtungszeit und bleibt die Tempera- gibt es dieses Problem nicht, da die teten Bild nicht nötig. Dadurch werden tur im Verlauf der Nacht ebenfalls kon- Elektronik während der Belichtungen aus- kleine, aber unvermeidliche Rechenfehler stant (oder man ist im Besitz einer Kame- geschaltet ist. Bei Kameras anderer Her- umgangen. Die Bildqualität wird etwas ge- ra, welche die Temperatur konstant hält), steller tritt eine solche Bildbeeinflussung steigert. Bei nicht automatisch nachgeführ- kommt man sowohl bei 1-Minuten- wie oft gar nicht auf. Zum Thema »Verstärker- ten Teleskopen sind die vielen Einzelbilder auch lang belichteten Bildern mit einigen glühen« gibt es noch mehr Informationen, häufig durch die Nachführungsfehler je- wenigen Dunkelbildern für die ganze Beispielbilder und Software im Internet weils ein kleines bisschen verschoben. Die- Nacht aus. (siehe Surf-Tipps). se Verschiebungen müssen bei der Bildad- dition rechnerisch ausgeglichen werden. 9. Kontra Langzeitbelichtung: 11. Kontra Langzeitbelichtung: Bei langen Aufnahmeserien kann zusätz- Ein Nachteil bei langen Bildbelichtungen Bei vollautomatischer Nachführung muss lich auch noch eine Bilddrehung auftreten. sind jedoch die vielen Satelliten und Flug- die Kamera (mit STAR 2000) im Prinzip Der für die Bildaddition erforderliche Re- zeuge, die gerade in der Nähe von Flughä- zwei Bilder zu gleicher Zeit mit einem chenalgorithmus ist nicht ganz einfach und fen am Himmel herumschwirren (hier CCD-Chip aufnehmen. Dadurch sinkt die ebenfalls immer mit kleinen Rechenfehlern Flughafen Düsseldorf und Köln). Bei kur- Empfindlichkeit der Kamera auf die Hälfte behaftet. Außerdem müssen die Bilder in zen Belichtungen geht bei einem »Durch- des normalen Wertes. Es muss in diesem einer ganz bestimmten Reihenfolge addiert flug« meistens nur eine Aufnahme verlo- Fall also doppelt so lange belichtet werden. werden. Abb. 4 zeigt ein Beispiel für die ren, welche den unansehnlichen Strich Bei CCD-Kameras, die zwei Chips enthal- korrekte Addition mit nur acht Bildern. quer durch das ganze Bild enthält (Abb. 5). ten (einen großen für das Bild und einen Treten bei diesen Additionen Fehler auf, so Dieses Bild löscht man und die Gesamtbe- kleinen für die Nachführung), treten solche können diese bis in das Endbild noch deut- lichtungszeit beträgt dann z.B. statt 30 Mi- Probleme nicht auf. lich verstärkt werden. Wird dagegen voll- nuten nur 29 Minuten für das Astro-Bild. automatisch nachgeführt, müssen die we- Erstellt man nur eine einzige 30-Minuten- Zusammenfassung: Wie man sieht, gibt nigen lang belichteten Einzelbilder im Nor- Aufnahme, so ist diese meist verdorben, es viele Punkte, die für und gegen kurz- malfall auch nicht verschoben werden (sie- wenn die Lichtspur nicht am Rand des Bil- oder lang belichtete Aufnahmen sprechen. he oben.), da sich die Position der Him- des entlang geht und man das Bild even- Da vieles auch von den vorhandenen tech- melsobjekte auf dem CCD-Chip während tuell verkleinern oder den Bereich mit ei- nischen Möglichkeiten abhängt, muss je- der gesamten Aufnahme nicht ändert. Dies ner geeigneten Software retuschieren kann. der Fotograf für sich selbst entscheiden, ist auch ein großer Vorteil bei Farbaufnah- Verläuft die Strichspur jedoch genau durch wie wichtig für ihn die einzelnen Pro- und men nach den RGB- oder LRGB-Verfah- das interessierende Astro-Objekt, dann ist Kontrapunkte sind. Einem Anfänger im ren. Die korrekte Überlagerung der drei eine Retusche meistens sehr schwierig. Bereich der CCD-Fotografie würden wir je- (oder vier) Bilder in den Grundfarben wird doch empfehlen, zunächst einmal mit kur- wesentlich vereinfacht. Zum Schluss möchten wir noch zwei zen Belichtungszeiten zu beginnen, bevor Punkte erwähnen, die nur Starlight Kame- er sich mit den Tücken der langen Belich-

8. Pro Langzeitbelichtung: Ein ras betreffen, die mit einem Sony-CCD- tungszeiten auseinandersetzt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. lang belichtetes 30-Minuten-Bild ist we- Chip bestückt sind. sentlich schneller »im Kasten«, als ein Bild, welches aus 30 einzelnen 1-Minuten-Bil- 10. Kontra Langzeitbelichtung: Surftipps dern besteht, die natürlich einzeln übertra- Wird eine vollautomatische Nachführung gen (ca. 10s) und abgespeichert (ca. 1s) mit STAR 2000 eingesetzt, entsteht in ei- Homepage der Autoren • www.go-sky.de werden müssen. Außerdem muss für jedes ner Bildecke eine helle Stelle im Bild (Abb. und www.go-sky.de/archiv.htm Bild die Kamera neu initialisiert werden 6). Dieser Bildfehler entsteht durch die In-

60 interstellarum 30 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Selbstbau

Alte Linsen neu verkitten

von Dirk Mohlitz

Nichts ist ärgerlicher als ein Objektiv oder Okular, dessen Verkittung beschädigt ist. Die Kittschicht zwischen den Linsen, welche normalerweise zusätzliche Reflexionen an den Flächen vermeiden soll, kann durch Ein- dringen von Reinigungsflüssigkeit, Hitzeeinwirkung aber auch durch einen Sturz zerstört werden. Wie man diese Kittschicht selbst erneuern kann, soll hier beschrieben werden.

iele antike Ferngläser und Tele- skope haben meist alterungsbe- Vdingt defekte Verkittungen. Wirklich teure Objektive sollten selbstver- ständlich durch eine Fachwerkstatt in- standgesetzt werden. Doch was ist mit dem Kaufhausteleskop, welches seit Jah- ren unbenutzt im Keller steht, Opas altem Fernglas oder dem Okular, das die erste Sonnenprojektion nicht überstanden hat? 12 Mit wenig Aufwand und ein paar Tipps wird aus Schrott wieder ein hervorragen- des, optisches Instrument entstehen, denn Verkitten ist nun wirklich keine »Geheim- wissenschaft«. Alles was man braucht ist ein wenig Ge- schick und etwas Kanadabalsam aus der Apotheke (oder z.B. von Kremer-Pigmen- te). Weiche Lappen, Aceton und Einweg- handschuhe sind ebenfalls schnell besorgt, wenn nicht sogar vorhanden. Doch was ist 34 Kanadabalsam überhaupt? Kanadabalsam ist das Harz der Hemlocktanne und wird in Nordamerika geerntet. Dazu werden die »Harzbeulen« der Tanne angestochen und das Harz kann in Sammelbehälter laufen, die täglich geleert werden. Kanadabalsam ist dickflüssig, leicht gelblich und sehr kle- brig. Es wird zur Wundheilung und gegen Erkältungen eingesetzt. Eine Eigenschaft hebt es aber hervor: Kanadabalsam hat ei- nen Brechungsindex von 1,5151. Was ist so 56 besonders daran? Kronglas hat einen Bre- chungsindex von 1,5153 (Flintglas 1,6085, chem Zustand ist (Abb. 1). Die defekte, bracht, da dieser vom Aceton nicht ange- Wasser 1,0)! Somit hat das Harz der Hem- schon auskristallisierte Kittschicht macht griffen wird (Abb. 3). locktanne das gleiche optische Verhalten eine Benutzung unmöglich und eine Linse Um die Linsen auseinander zu bekom- wie das Glas einer Linse. Deshalb wurde es weist einen großen Sprung auf (Abb. 2). men, ist es meist nötig, den alten Kitt auf- schon 1839 von Chevalier in Mikroskopob- Direkt, nachdem die Linse ausgebaut ist, zuweichen. Dafür nimmt man Aceton

jektiven verwendet, um Reflexionen zu markiert man sich mit einem Pfeil über (Achtung: gesundheitsschädlich beim Ein- Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. unterbinden. Bis heute ist es (neben Kunst- beide Linsen die Einbaurichtung und die atmen!). Die Linse wird in einen dicht harzen) der ideale Werkstoff dafür. Und Lage der Linsen zueinander. So kann die schließenden Behälter auf eine weiche eben dieses Material kann ohne besondere Linse nachher wieder richtig eingebaut Unterlage gelegt und mit Aceton übergos- Vorkenntnisse auch vom Amateur zur Re- werden. Auf vielen alten Linsen wird man sen. Nun muss sie manchmal mehrere Tage paratur eingesetzt werden. fast immer solche Markierungen finden. einweichen (Abb. 4). Durch kräftiges Dre- Wie das geht, zeige ich anhand eines an- In dieser Lage sind sie optimal zueinander hen und seitliches Verschieben können die tiken Fernglases, welches in fürchterli- ausgerichtet. Sie wurden mit Bleistift ange- einzelnen Teile dann voneinander gelöst

62 interstellarum 30 Selbstbau

7 89 10

11 12 13 14

15 16 17 18 werden (Abb. 5, 6, 7). Sollten sich die Teile chen, die durch die kreisenden Bewegun- scheint, neigt der obere Teil dazu, sich trotzdem nicht bewegen, kann man die gen und immer stärkeren Druck ver- langsam und stetig immer mehr nach un- Linse auch vorsichtig erwärmen schwinden. Der überschüssige Kitt tritt an ten zu verschieben und abzurutschen. Des- (50–80°C). So löst sich der Kitt in jedem der Kante aus. Gegen Ende sollte der wegen muss die Linse fixiert werden. Ich Fall, es sei denn, es handelt sich um UV-ge- Druck noch weiter verstärkt werden, um nehme dazu immer drei alte Fernglaspris- härtetes Kunstharz, dann muss sowieso ei- eine möglichst dünne Schicht zu erzeugen men, die ich um 120° versetzt um die Linse ne Fachwerkstatt ran. Nun werden die Ein- (Abb. 14). Dies ist eine ziemliche Sauerei positioniere (Abb. 16). Nach mindestens zelteile sorgfältig mit Aceton gereinigt. Es und am besten ohne Handschuhe zu be- drei Tagen wird die Linse von überschüssi- sollte sich wirklich kein Stäubchen mehr werkstelligen, da man sonst die klebrigen gem Kitt befreit und mit Aceton gereinigt. auf den Flächen befinden. Selbst die abge- Handschuhe dauernd wechseln müsste. Sollte sie sich noch verschieben, gönnt splitterten Teile einer Linse lassen sich wie- Die Hände kann man einfach zwischen- man ihr weitere drei Tage Ruhe. der einsetzen (Abb. 8). Sie werden mit we- durch einmal mit Aceton abwischen. Keine Nun kann man sein Werk in Augen- nig Kanadabalsam eingesetzt und festge- Angst, wenn die Linse dabei von außen im- schein nehmen (Abb. 17). Im Vergleich zu drückt (Abb. 9). mer mehr verschmiert, das bekommt man der zweiten, noch unbehandelten Linse des Der genaue Sitz ergibt sich meist erst, hinterher ebenfalls mit Aceton wieder weg. Fernglases kann man deutlich den Erfolg

wenn die zweite Linse dazukommt. Dazu Ganz wichtig ist es, die Markierungen auf der Arbeit sehen (Abb. 18). Nun wird die Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. gibt man wenig Kanadabalsam auf die un- den Linsen wieder passend zueinander zu Linse, entsprechend der Markierung, wie- tere Linse (Abb. 10) und drückt die obere drehen (Abb. 15). der eingebaut. Mich hat es beim ersten Mal Linse mit kreisenden Bewegungen leicht an Ist die neue Verkittung blasenfrei und sehr erstaunt, wie problemlos diese alte (Abb. 11, 12, 13). Dabei kann man genau passgenau, braucht der Kitt mehrere Tage, Technik ist und welche hervorragenden Er- beobachten, wie sich der kleine Tropfen um aushärten zu können. Dazu wird die gebnisse sie bringt. Balsam immer mehr zwischen den Linsen Linse auf eine waagerechte Unterlage ge- verteilt. Dabei entstehen kleine Luftbläs- legt. Obwohl die Verbindung sehr fest

interstellarum 30 63 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Software

Vier drehbare Sternkarten für die Südhalbkugel

von Stephan Schurig

Jeder hat eine zu Hause und jeder ist mit ihr vertraut wie mit seiner Westentasche: die Drehbare Stern- karte … jedoch sind die gängigen Modell nur für den Nordhimmel geeignet. Doch wie steht es mit der südlichen Hemisphere? Wie kann man bei einer Reise, etwa nach Namibia, schnell herausfinden, ob die Magellanschen Wolken zu sehen sind oder wann das Kreuz des Südens aufgeht? Der Autor verglich vier drehbare Sternkarten für den Südhimmel.

ie ursprüngliche Jahrhunderte al- Darstellung kuppel auf einmal darstellen würde. Letzte- te Idee, die Himmelskuppel auf res ist bei der Sternkarte von Rob Walrecht Deiner zweidimensionalen Scheibe Die Darstellung des Sternhimmels auf der Fall – hier wird nicht in zwei Himmels- darzustellen (deswegen auch der engl. Na- den Karten ist in zwei Varianten verwirk- auschnitte getrennt, was dazu führt, dass me »Planisphere«), ist heutzutage in ver- licht. Die Sternkarte für Jedermann sowie die Sternbilder zum Nordhorizont hin sehr schiedensten Ausführungen als drehbare die Night Sky Planisphere zeigen zwei ge- stark in die Länge gezogen erscheinen. Sternkarte auf dem Markt erhältlich. Die trennte Himmelsausschnitte auf der Vor- Eine besondere Darstellung nutzt die meisten Karten geben jedoch nur den An- der- und Rückseite der Scheibe. Auf der Drehbare Weltsternkarte. Bei ihr ist auf der blick des Sternhimmels in unseren Breiten Vorderseite wird der Sternhimmel um den einen Seite eine Übersichtskarte des Stern- wieder. Reist man auf die Südhalbkugel, so Südpol dargestellt, dreht man die Karten himmels auf der Nordhalbkugel abge- werden mit Änderung der Breitengrade um, so findet man den Sterhimmel in nörd- druckt (ähnlich zu unseren drehbaren neue Sternbilder sichtbar. Deswegen licher Richtung – etwa ab dem Himmels- Sternkarten), auf der anderen Seite ist der braucht man dort eine Sternkarte mit an- äquator (also das, was auch bei uns sichtbar Sternhimmel der südlichen Hemisphäre zu derem Himmelsausschnitt. ist). Diese Form der Darstellung ist zu- sehen. Allerdings ist dieser dort doppelt, Zur Verfügung standen vier drehbare nächst etwas ungewöhnlich, da neu und sich gegenüberliegend dargestellt. Auch das Sternkarten (vgl. Tabelle), die den Anblick von drehbaren Sternkarten unserer Breiten gewohnte Oval des sichtbaren Himmels- des Sternhimmels auf ca. 20°S–30°S, im Ex- unbekannt. Sie hat aber einen entscheiden- ausschnitts ist nicht vorhanden. Stattdes- tremfall auch am Äquator und am Südpol den Vorteil: Der Sternhimmel wird bei der sen ersetzen mehrere geschwungene Li- zeigen. Alle Karten sind von Deutschland Projektion auf die Fläche nicht so stark ver- nien, die die Horizonte verschiedener brei- aus im Handel oder per Internet erhältlich. zerrt, wie wenn man die gesamte Himmels- tengrade darstellen, diese Funktion. Man

Drehbare Sternkarten für den Südsternhimmel

Daten Kosmos, Südhimmel- Kosmos, Drehbare Rob Walrecht, David Chandler, Sternkarte für Jedermann Welt-Sternkarte Planisphere The Night Sky Planisphere Autor(en) Herrmann-Michael Hahn, Erich Karkoschka Rob Walrecht David Chandler Gerhard Weiland Abmessungen 29,5cm×24cm 27,5cm×27,5com 25cm 25,5cm×21,5cm Material Karton Kunststoff beschichteter Karton/Kunststoff Kunststoff Darstellung zwei Himmels- variabler Himmelsausschnitt + ein Himmelsausschnitt zwei Himmels- ausschnitte (Nord/Süd) Nordhimmel extra ausschnitte (Nord/Süd) Breitengrade 25°S verwendbar für den Äquator, 20°S (ebenfalls erhältlich 30°S 40°S und am Südpol(!) für 10°S, 40°S und 60°S) Sterne 4m, 0–4m,5 4m, 0–4m,5 4m, 0–4m,5 4m, 0–4m,5 Deep-Sky-Objekte keine hellere Objekte alle Messier- und die eine Handvoll Deep-

(teilweise ohne Beschriftung) hellsten NGC-Objekte Sky-Schaustücke Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Bedienungsanleitung Bedienungsanleitung Bedienungsanleitung Kurzerläuterungen Kurzerläuterungen mit Südsternbild-Führer mit Tabellenanhang auf der Karte auf der Karte Sprache Deutsch Deutsch Englisch Englisch Preis 14,90 € 17,50 € 9,95 € 12,90 €

Die Karten wurden zur Verfügung gestellt von Rob Walrecht, Amersfoort, Niederlande, Kosmos-Verlag, Stuttgart und Astro-Shop, Hamburg.

66 interstellarum 30 Software

Die neue Polaris-Sternkarte

Polaris misst 38cm im Durchmesser und ist vollständig aus Kunststoff gefertigt. Die Gestaltung der Grundplatte lehnt sich an Tirion’s populären SkyAtlas an; die Karte enthält Sterne bis 5m,5 in Farbe mit deren Namen sowie Sternbildnamen, -figuren und - grenzen. Zusätzlich sind Doppel-/Mehrfachsterne, Veränderli- che, Nebel, Sternhaufen und Galaxien bis ca. 10m eingezeichnet. Die Rückseite der Grundplatte stellt die gleiche Karte mono- chrom mit Rektaszensions- und Deklinationseinteilung dar. Das drehbare Deckblatt ist mit drei Horizonten für 40°, 50° und 60° nördliche Breite versehen und besitzt Zeitskalen für Zonen- und Sommerzeit. Zusätzlich wartet Polaris mit einem rotierbaren Zei- ger auf, der durch Markierungen für Zeit, Deklination und Rek- taszension Positionsbestimmungen und die Ermittlung von Auf- und Untergangs- sowie Kulminationszeiten erlaubt. Während Planeten- und Planetoidenpositionen dem beiliegenden Hand- buch zu entnehmen sind, können Sonnenpositionen mit dem Analemma auf dem Zeiger direkt ermittelt werden. Polaris ist eine große und stabile drehbare Sternkarte, die dem Neuling durch ihre klare Gestaltung und das informative Beiheft keine Rätsel aufgibt. Bei der Planung von Beobachtun- gen wird man die gute Sternkarte mit Deep Sky-Objekten schät- zen, jedoch Azimut- und Höhenskalen vermissen. Letztere fie- len leider dem mehrfachen Horizont zum Opfer. Unter dem nächtlichen Himmel erweisen sich die Beschriftungen in der Sternkarte als zu klein und die meisten Linien als kontrastarm, weshalb man oft auf die monochrome Sternkarte auf der Rück- seite zurückgreifen wird. Insgesamt ist Polaris eine detaillierte, stabile, jedoch leider teure drehbare Sternkarte. Wegen ihrer Größe und den ver- schiedenen Horizonten ist sie zur Beobachtungsplanung hilfrei- cher als bei der Beobachtung unter dem Nachthimmel. Thomas Rattei Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Storm Dunlop, Wil Tirion: Polaris – Drehbare Sternkarte, Sternkar- te mit Anleitungsheft, Kosmos Verlag, Stuttgart, 2003, 49,90 €, ISBN 3-440-08459-0.

interstellarum 30 67 Software

kann also – wie der Name schon sagt – die Deutliche Unterschiede zeigt Karte auf der ganzen Welt verwenden, je- das Kartenbild jedoch bei der An- doch verlangt die Benutzung der Welt- zahl von Deep-Sky-Objekten und sternkarte etwas Umdenken und Übung. Beschriftungen: Die größte An- zahl an Objekten bietet die Karte Bedienung von Rob Walrecht. Hier sind so- wohl alle Messier- als auch einige Alle Sternkarten lassen sich gewohnt NGC-Objekte eingezeichnet. Die durch das Überlagern von Uhrzeit und Da- Night Sky Planisphere und die tum einstellen. Über einen Zeiger inkl. Weltsternkarte zeigen die hellsten Analemma für das Auffinden von Objek- Objekte des Himmels, wobei bei ten per Koordinaten verfügt nur die Welt- letzterer die Bezeichnung der Ob- sternkarte, bei der Sternkarte von Rob Wal- jekte weggelassen wurde! Sehr recht ist lediglich eine Rektaszensionsskala schön bei der Karte von David angebracht (ohne Zeiger). Bei der Stern- Chandler ist der Vermerk von be- karte von David Chandler und der Stern- sonderen Eigennamen wie z.B. karte für Jedermann fehlen sowohl Skala als dem »Falschen Kreuz« oder der auch Zeiger. »Teekanne« (Sternbild Schütze). Bei der Sternkarte für Jedermann Kartenbild fehlen Deep-Sky-Objekte völlig. Als einzi- sind dabei besser für Amateurastronomen ges ist dort die Große Magellansche Wolke geeignet – die Weltsternkarte und die Kar- Alle Karten stellen Sterne bis etwas eingezeichnet. te für Jedermann eher für Urlaubsreisende. schwächer als 4m, 0 dar. Die gewohnten Wer gerne eine Einführung zum Südstern- Sternbildlinien, die Ekliptik, sowie der Ver- Fazit himmel sucht, findet diese in sehr schöner lauf der Milchstraße sind ebenfalls einge- Form im Begleitheft zur Sternkarte für Je- zeichnet. Himmel und Sterne sind durch- Wer Gelegenheit hat, den Südhimmel zu dermann. Dort sind alle Sternbilder der weg im Kontrast weiß/blau abgedruckt, erkunden, dem ist sicher eine dieser Karten Südhalbkugel sowie einige der schönsten was sie somit auch mit Rotlichtlampe gut zu empfehlen. Die Karten von Chandler dortigen Himmelsobjekte mit geschichtli- erkennen lässt. und Walrecht (allerings beide auf Englsich) chem Hintergrund erklärt.

Software im Fokus: Virtual Moon Atlas

von André Wulff

eder Mondbeobachter hat in der Re- Jgel auch einen guten Mondatlas im Schrank. Die beiden französischen Stern- freunde Christian Legrand und Patrick Chevalley haben nun einen Mondatlas für den heimischen PC geschaffen. Ihr Projekt nennt sich »Virtual Moon Atlas« und ist als Freeware im Internet zu fin- den. Vor der virtuellen Mondbeobach- tung muss allerdings die Leitung kräftig glühen: Fast 50MB Daten sind in der höchsten Ausbaustufe dieses Programms aus dem Internet herunter zu laden. Die Grundversion benötigt nur ca. 14MB nung wird dem Anwender geboten. In manchen Grafikkarten zu Problemen füh- und ist zum Einstieg auch schon voll- der höheren Ausbaustufe können dann ren. Die Installation der aktuellsten Gra- kommen ausreichend. Mondbilder der Apollo-Missionen, des fikkartentreiber ist sehr zu empfehlen.

Nach dem Programmstart sollte man Lunar Orbiter oder auch eigene Mond- Grundsätzlich sollte dieses Programm nur Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. zunächst seinen Beobachtungsort festle- bilder in den Mondatlas mit eingebun- mit einem PC jenseits der 350 MHZ-Klas- gen. Anschließend kann man nach Her- den werden. Das Programm lässt sich se und mit mindestens 16 MB Grafikkar- zenslust den Mond inspizieren. Ein stu- auch in einer deutschen Sprachversion tenspeicher eingesetzt werden. fenloser Zoom wird in diesem Programm installieren. ebenso geboten wie eine Entfernungs- Das Programm verwendet die OPEN Download: astrosurf.com/avl/UK_index.html messung. Auch eine Ephemeridenrech- GL-Grafikschnittstelle. Das kann bei

68 interstellarum 30 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Astrofotos von Bernhard Hubl

n meiner Schulzeit faszinierten mich Aufnahmen der Raumsonde Voyager 2 von den Planeten Jupiter und Sa- Iturn. Ich wollte diese Himmelskörper mit eigenen Augen am Himmel sehen. Daher besorgte ich mir eine Sternkarte so- wie ein Einführungsbuch und konnte damit tatsächlich diese Planeten finden. Die Faszination der Astronomie hatte mich erfasst: Zuerst wurde ein 7×50-Feldstecher angeschafft, da- nach ein 6"-Newton, mit dem ich zuerst visuell beobachtete und dann in die Schwarz-Weiß-Fotografie einstieg. Schließlich konnte auch ein Astronomiestudium den Wissensdurst nicht stillen, so dass ich mich heute noch immer mit Astronomie als Hobby beschäftige (beruflich ging ich andere Wege). Zur Zeit verwende ich zwei Newton-Teleskope: ein 6" f/5 (mein Einstiegsgerät) und ein 12" f/5, das ich wahlweise als Dobson oder in Kombination mit einer WAM650move-Mon- tierung für die Fotografie einsetze. Mein Hauptinteresse gilt den Deep-Sky-Objekten, denen ich visuell, fotografisch und mit CCD (Cookbook TC245) zu Leibe rücke. Der Schwer- punkt liegt im Moment noch bei der klassischen Fotografie im Kleinbildformat mit Negativ bzw. Diafilm. Die Negative/Dias werden im Fachgeschäft auf Kodak Photo CD gescannt und anschließend mit Registar/Photoshop bear- beitet. Für die Zukunft ist eine intensivere Beschäftigung mit der CCD-Technik geplant. M 42. Aufnahme mit einem 150/750-Newton, 15min+1min auf Fuji 800 belichtet. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Die Pferdekopfnebel-Region. Aufnahme mit einem 150/750-Newton, 3×40min auf Kodak E200 belichtet.

70 interstellarum 30 M 13. Aufnahme mit einem 150/750-Newton, 30min+40min auf Kodak E200 belichtet.

Der Weihnachtsbaum-Sternhaufen mit umgebenden Nebeln. Aufnahme mit einem 300/1500-Newton, 3×40min auf Kodak E200 belichtet.

M 50. Aufnahme mit einem 300/1500-Newton, 2×35min auf Fuji Provia 400 belichtet. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

Der Hexenkopf-Nebel IC 2118. Aufnahme mit einem 150/750-Newton, 2×40min auf Der Crescentnebel NGC 6888. Aufnahme mit einem 300/1500-New- Fuji Provia 400 belichtet. ton, 3×45min auf Kodak E200 und Agfa OptII 400 belichtet.

interstellarum 30 71 Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Objekte der Saison OdSObjekte der Saison

NGC 7023 Galaktischer Nebel NGC 40 Planetarischer Nebel

Mitbeobachten: Die Objekte der Saison für die nächsten sechs Hefte NGC 7023: Foto, Bernhard Hubl, 12"-New- ton bei 1500mm Brennweite, 2×45min, Name Typ Sternbild R.A. Dekl. Helligkeit Größe Uran. Kodak E200. NGC 40: CCD-Aufnahme, Bernd Flach-Wil- ken, 16"-Hypergraph bei 8000mm Brenn- interstellarum 31 Dezember–Januar 2003-4 (Redaktionsschluss: 15.9.2003) weite, Apogee AM13, 7×10min. IC 405 GN Aur 05h 16,0min +34° 16' – 48'×35' 97

h min m NGC 1746 OC Tau 05 04,0 +23° 46' 6,1 42' 134 Das Ziel dieses Leser-Beobach- interstellarum 32 Februar–März 2004 (Redaktionsschluss: 15.11.2003) tungsprojektes ist es, visuelle, foto- chemische und digitale Beobachter NGC 2261 GN Mon 06h 39,2min +08° 44' 10m, 0 1,5'×1' 182 zusammenzuführen. NGC 2264 OC Mon 06h 41,1 min +09° 53' 3m,9 20' 182 Wir geben für jede Ausgabe interstellarum 33 April–Mai 2004 (Redaktionschluss: 15.1.2004) zwei Deep-Sky-Objekte vor, die am Abendhimmel beobachtet werden M 99 Gx Com 12h 18,8min +14° 25' 9m, 8 4,6'×4,3' 193 können (hinterlegt in der Tabelle). M 100 Gx Com 12h 22,9min +15° 49' 9m, 3 6,2'×5,3' 193 Beobachtungsergebnisse wie Be- interstellarum 34 Juni–Juli 2004 (Redaktionsschluss: 15.3.2004) schreibungen, Zeichnungen, Fotos NGC 6543 PN Dra 17h 58,5min +66° 38' 8m,1 18" 30 und CCD-Bilder können an die Re- daktion eingesandt werden. Wir ver- NGC 6503 Gx Dra 17h 49,4min +70° 09' 10m, 2 4'×1' 30 öffentlichen die Resultate in der Aus-

interstellarum 35 August–September 2004 (Redaktionsschluss: 15.5.2004) gabe für dieselbe Jahreszeit ein Jahr Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. M 20 GN Sgr 18h 02,6min –23° 02' 8m, 5 15'×10' 339 später. Sie können auch vor Redak- tionsschluss am Morgenhimmel M 21 OC Sgr 18h 04,6min –22° 30' 5m, 9 7' 339 beobachten – bitte beachten Sie die interstellarum 36 Oktober–November 2004 (Redaktionsschluss: 15.7.2004) Termine für den Einsendeschluss. M 32 Gx And 00h 42,7min +41° 52' 8m,1 4'×30' 60 Wir veröffentlichen alle eingehen- M 110 Gx And 00h 40,4min +41° 41' 8m,1 10'×5' 60 den Beschreibungen und eine Aus- Jetzt beobachten! wahl der bildlichen Darstellungen.

interstellarum 30 73 Objekte der Saison

NGC 7023

Typ GN Sternbild Cepheus R.A. 21h 00,5min Dekl. 68° 10' Helligkeit – Größe 5' Entfernung 1300 Lj Abb. 1: Die wunderbare Ne- bellandschaft um NGC 7023. [NASA]

GC 7023, in hohen Breiten im nörd- Reflexionsstrahlung ver- Nlichen Cepheus gelegen, gilt als einer antwortlich sein. Es han- der schönsten Reflexionsnebel des Him- delt sich um einen sehr mels. Wegen seiner Helligkeit und Nähe jungen Stern von unge- wurde ihm von der Forschung als »proto- fährer Sonnenmasse, der seine Position eingebracht haben. Diese Höhlungen sind typischer Reflexionsnebel« große Auf- auf der Hauptreihe im Hertzsprung-Rus- vom Stern selbst durch seinen Wind in merksamkeit gewidmet. Höhepunkt war sell-Diagramm noch nicht erreicht hat. den Nebel gefressen worden, sie sind ty- sicherlich die Untersuchung mit Hilfe des Mit 55000 Jahren (dynamischen) Alters pisch für junge Sterne in dichten Molekül- UV-Spektrometers an Bord der Raumson- befindet er sich noch im Bereich der T wolken. Bei Windgeschwindigkeiten von de Voyager 2 [1]. Tauri-Sterne, obwohl bisher noch keine 9km/s wird der jährliche Massenverlust Im Zentrum des Nebels steht der 7m,5 Helligkeitsschwankungen nachgewiesen des Sterns auf 100000 Sonnenmassen/Jahr helle Stern HD 200775 (=BD+67°1283) werden konnten [3, 4]. geschätzt [4]. vom Spektraltyp B2 [2]. Er steht auf der Auf tiefen Fotos fallen bipolar vom Untersuchungen des Nebels in den uns zugewandten Seite des Nebels und Stern ausgehende Dunkelnebel auf, die 50er Jahren beschäftigten sich auch mit dürfte für den Hauptteil der sichtbaren dem Objekt auch den Namen »Iris-Nebel« der Polarisation des Nebellichts. Deutsche Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

© interstellarum

74 interstellarum 30 Objekte der Saison

130/1040-Refraktor: fst 6m, 4; Bei 35× kann tatsächlich in der äußeren Höhlung ist der Himmel deutlich hell mit Nebel westlich des Zentralsterns eine Sternhäu- um einen Stern 8m. 70× zeigt ihn viel fung erkannt werden, sie ist visuell nicht besser, fast mittelhell. Sehr deutlich erkennbar. Weston nennt dieses »cluste- gibt es einen Ausläufer nach Süden. ring« bei seiner Suche nach Veränder- Der Ausläufer nach Norden ist etwas lichen um NGC 7023 und findet tatsäch- kleiner. Die Westseite des Sterns ist re- lich fast alle Sterne veränderlich [8]. Diese lativ nebelfrei. Weiter außen ist um den Sterne können nach Elmegreen nur inner- Stern ein etwa kreisförmiger schwacher halb des Nebels entstanden sein, denn die Halo nur sehr undeutlich sichtbar. nächste Nebelregion ist über 100 Lj ent- Wolfgang Vollmann Abb. 2: Detail des Nebels mit Emissionsstruktu- fernt. Junge Sterne finden sich hier nicht ren um den Zentralstern HD 200775. nur am Rand des Nebels wie bei anderen 200/2000-SCT: 5m, 5; der Nebel ist di- Sternentstehungsgebieten, sondern auch rekt zu sehen und umgibt sehr diffus im Zentrum desselben. Ein Grund dafür einen hellen Stern. Südwestlich des kann die isolierte Lage des Nebels und die Sternes zeigt sich deutlich ein heller geringe Gesamtmasse sein [9]. Balken in Richtung Ostsüdost-Westsüd- Die Entfernung des Nebels wurde 1992 west. Nach Nordwesten legt sich ein von Straizys anhand von Extinktionswer- heller Bogen in U-Form um den Stern. ten des Hintergrunds mit 930 Lj angege- Auffällig ist die sehr sternarme Umge- ben [10]. Moderne Quellen nennen ca. bung, was auf eine Dunkelwolke hin- 1300 Lj, somit hätte der sichtbare Teil von weist. Rainer Töpler NGC 7023 einen Durchmesser von 6 Lj. –rcs 210/1365-Newton: fst 6m, 3; Deutlich sichtbarer Nebel, der einen helleren [1] Witt, A.N. et al.: Voyager 2 Observations of Stern umgibt. Bei indirektem Sehen er- NGC 7023: Dust Scattering Shortward of scheint die Nebelfläche leicht struktu- 1600 A, Astrophys. J. 410, 714 (1993) riert. Nebelfilter bringen keinen Ge- [2] Keenan, P.C.: Photometry of the Diffuse winn. 48×. Dirk Panczyk Nebula NGC 7023, ApJ 84, 600 (1936) [3] Urban, A. et al.: The Stellar Population As- 250/1250-Newton: fst 5m, 3; bei 74× ist sociated with NGC 7023, AAS Meeting ein kleiner Hof um einen hellen Stern Abb. 3: NGC 7023 im nahen Infrarot: auch hier 199 (2001) zu sehen. Der hellste Teil ist rechteckig zeigt sich keine Spur eines Sternhaufens. [2MASS] [4] Choe, S.-U.: The Bipolar Molecular Out- und stark länglich Nord-Süd. Ein Stern- flows in NGC 7023, 164th AAS Meeting haufen ist nicht sichtbar. Forscher beobachteten Polarisationsgrade Baltimore, 16, 727 (1984) Martin Schönball über 50% [5], während dies von späteren [5] Gliese, W., Walter, K.: Polarisationsuntersu- Autoren wieder in Zweifel gezogen wurde chungen am Reflexionsnebel NGC 7023, 320/1440-Newton: Bortle 4. Ein ziem- [6]. Ein Versuch des Amateurs mit einem Zs. Astrophys. 29, 94 (1951) lich heller unregelmäßiger Nebel um variablen Polfilter, der z.B. an M 1 oder [6] Weston, E. B.: Polarization of the reflection einen Stern 7. Größe, der die Beobach- dem Egg-Nebel erfolgreich sein kann, wä- nebula NGC 7023, Astron. J. 57, 28 tung stört. Sichtbar ist eine Nebelschei- re auch bei NGC 7023 interessant. (1952) be um den Stern und ein gekrümmter Witt et al. fanden 1980, dass der inner- [7] Witt, A. N., Cottrell, M.J.: A surface bright- Nebelausläufer im Westen, welcher ste Teil des Nebels auch durch Photolumi- nes study of the reflection nebula NGC weit in den Raum hinausragt und im neszens leuchtet, also ein Emissionsnebel 7023, ASstron. J. 85, 22 (1980) Uhrzeigersinn gekrümmt ist. 144×. ist [7]. Auf modernen Farbfotos kann man [8] Weston, E. B.: The variable stars in the re- Uwe Pilz diese kleine Region durch ihre rötliche gion of NGC 7023, Astron. J. 58, 48 Färbung erkennen. Offensichtlich handelt (1953) 360/1780-Newton: fst 6m, 5; innerhalb es sich beim Zentralstern HD 200775 ge- [9] Elmegreen, D. M.: NGC 7023 – an exam- eines großen dunklen Gebietes liegt rade um die Grenze eines zur Bildung ei- ple of low mass star formation, in: Giant dieser große und helle Reflexionsnebel, nes Emissionsnebels fähigen Sterns – molecular clouds in the galaxy, Oxford der auffälligste seiner Art des gesamten sonst sind dazu »frühere« Spektraltypen, und New York (1980) Herbsthimmels. Das Zentrum markiert also heißere Sterne nötig. [10] Straizys, V. et al.: On the distance of dark ein 7m-Stern, umgeben von unregelmä- Auf vielen Karten ist NGC 7023 als could in the vicinity of the reflection nebu- ßig strukturierter Nebelmaterie. Ein

Sternhaufen geführt, dies ist ein Katalog- la NGC 7023 in Cepheus, Baltic Astrono- weiterer heller Teil ist westlich, getrennt Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. fehler. Zusätzlich wird der Offene Haufen my 1, 149 (1992) vom Hauptteil durch eine auffällige Collinder 427 genannt, der im westlichen [11] Smith, T. L. et al.: The Newly Discovered Dunkelstruktur. Die extreme Nebelaus- Teil des Nebels bei 21h 00,6min und +68° 10' NIR Features in NGC 7023 and other Re- dehnung mag 30' erreichen, wobei liegen solle. Als Daten werden 6 Mitglieds- flection Nebulae, NASA Lab. Astrophys. nicht klar zwischen hellem und dunk- sterne auf 4' Durchmesser bei 13m,8 Ge- Workshop, Moffett Field (2002) lem Nebel unterschieden werden kann, samthelligkeit genannt. Auf tiefen Fotos da auch der dunkle Teil als diffuses Leuchten wahrgenommen wird. An der

interstellarum 30 75 Objekte der Saison

Position befinden sich keine Sternhaufen, und das Feld ist generell recht arm. Ronald Stoyan

457/2040-Newton: fst 6m, 0; der Stern ist etwas gelblich. Um den Stern gibt es eine eher runde Nebelhülle, die bei allen Vergrößerungen von 51× bis 227× sichtbar ist. Zwei Ausläufer sind sichtbar: der hellste, etwa in Spiralform von S nach SW etwa, ein weiterer N des Sterns, schwächer und auffächernd. Östlich des Sterns ist getrennt vom restlichen Nebel weiter außen ein Nebelbogen sichtbar, als Kreissegment mit einer helleren Stelle unmittelbar im Osten. Ein CCD-Aufnahme, Stefan Haas, Jürgen Lam- schönes helles Objekt mit viel Struktur! 107×, precht und Thomas Jäger, 14,5"-Newton bei 227×. Wolfgang Vollmann Zeichnung, Ronald Stoyan, 14", 81×–300×. 1580mm Brennweite, Audine, 30×15s.

CCD-Aufnahme, Thorsten Güths, 6"-Newton bei 900mm Brennweite, MX7C, CCD-Aufnahme, Josef Müller, 12"-Newton bei 1440mm Brennweite, ST-7xe, 4×3min. 95×30s.

CCD-Aufnahme, Stefan Lilge, 8"-SCT bei 880mm Brennweite, MX716, CCD-Aufnahme, Andreas Rörig, 11"-SCT bei 2800mm Brennweite, MX916, 12×5min. 5×700s (L), 4×300s (RGB).

CCD-Aufnahme, Armin Ressin, 12"-SCT bei 1000mm Brennweite, ST-7, Foto, Knut Schäffner, 11"-SCT bei 1760mm Brennweite, Kodak Pro Gold 400, 10min. 40min. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

76 Objekte der Saison

NGC 40

Typ PN Sternbild Cepheus R.A. 0h 13,0min Dekl. 72° 32' Helligkeit 12m,3 Zentralstern 11m,4 Größe 38"×25" Entfernung 3500 Lj ab

ilhelm Herschel entdeckte diesen Abb. 1: NGC 40, einer der schönsten Planetarischen Nebel des Himmels. a) Steve and Paul Man- Wschönen Planetarischen Nebel am del/Adam Block/NOAO/AURA/NSF, b) TNG. 25.11.1788. Er beschrieb ihn als »Stern der 9. Größe mit umgebender milchiger Nebulosität, der Stern ist entweder dop- pelt, oder jedenfalls nicht rund; weniger als 1' im Durchmesser.« Während die al- ten visuellen Beobachter wie auch John Herschel den Nebel als »zum Rand hin schnell an Helligkeit verlierend« be- schrieben, schreibt Curtis 1918 [1]: »Der Nebel ähnelt einem gebrochenen Ring, a von dessen Enden sich sehr viel schwä- chere Fetzen ausdehnen. Der hellere Teil Abb. 2: NGC 40 in monospektralen Aufnahmen. a) von links nach rechts: H-alpha, NII, [OIII], b) hat 18"×35" in PW 14°, die Gesamtlänge Komposit der Einzelbilder aus a). an dieser Achse ist etwa 60"«. Der Hauptkörper von NGC 40 besteht Normalerweise müs- aus einer Blase, die 30" im Durchmesser ste ein so heißer Stern die und 5" dick erscheint. Umgeben wird Nebelhülle auf sehr hohe dieser von irregulären Ausläufern, die Ionisationsniveaus anre- den scheinbaren Durchmesser des Ne- gen. Solche »high excita- bels mehr als verdoppeln. Interessant ist tion«-PN zeichnen sich die verschiedene Morphologie in den im visuellen Bereich unterschiedlichen Spektrallinien, so er- durch besonders starke scheint die Ringform nur in [OIII], also [OIII]-Emission aus. dem visuell sichtbaren Teil, gut definiert, NGC 40 zeigt aber vor während in H-alpha die schwachen allem Licht aus den Bal- Außenbereiche zur Geltung kommen. merlinien des Wasser- NGC 40 gilt als schwach angeregter stoffs, also H-alpha und PN – scheinbar ein Widerspruch zur ex- H-beta, letzteres recht trem hohen Oberflächentemperatur des selten für einen PN. Zentralsterns von 90000°C. Die sehr ho- Grund für diese Diskre- he Temperatur lässt sich durch die spek- panz ist Materie nahe am tralen Charakteristika des Sterns erklä- Stern, die einen Großteil b ren: Es handelt sich um einen Wolf-Ray- dessen Lichtes ab- et-Stern von 0,7 Sonnenmassen, der schirmt. Dieses Material könnte zwi- [1] Hynes, S. J.: Planetary Nebulae, Rich- durch Massenzuwachs in einem sehr schen der Schockwelle des starken Stern- mond (1991)

engen Doppelsternsystem entstehen windes (etwa 1800km/s) und dem Nebel [2] Wallace, K.: Planetary Pages, Atsacadero Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. kann. Diese Sterne sind durch Emis- selbst entstanden sein; es blockt etwa (1999) sionslinien in ihrem Spektrum erkenn- 25% des Sternenlichtes ab. [3] Sabbadin, F., Hamzaoglu, E.: Astron. bar – im Fall des Zentralsterns von NGC NGC 40 ist etwa 3000–3500 Lichtjahre Astrophys. 109, 131 (1982) 40 kann dies auch der Amateurastro- entfernt, der wahre Durchmesser beträgt [4] Finlay, W. H.: Concise Catalog of Deep- nom mit einem kleinen Spektroskop damit etwa ein halbes Lichtjahr. Sky Objects, London (2003) nachvollziehen! –rcs

interstellarum 30 77 Objekte der Saison

80/880-Refraktor: fst 5m,5; aber strukturlos, der Zentral- ziemlich schwach. Zwischen stern ist nur noch sehr schwach zwei Sternen 9m. Durchmesser sichtbar. 221×. ca. 30". Der Zentralstern 11m ist Martin Schoenball durchaus sichtbar, der Nebel verschwindet beim direkten 320/1440-Newton: Bortle 3–4. Draufsehen. 88×. Fast kreisrunder heller Nebel Wolfgang Vollmann mit deutlich sichtbarem Zentral- stern. Ein schmales Nebelfila- 114/500-Newton: fst 5m, 0; Sehr ment läuft im Süden im Uhrzei- schwach aber gut sichtbar, sehr gersinn nach außen. 450×. klein, rund und ringförmig. Zen- Uwe Pilz tralstern sichtbar. 125×. Martin Schönball 360/1780-Newton: groß, hell; CCD-Aufnahme, Heino Niebel, 8"-SCT bei 1200mm Brennweite, zwei Ringsegmente umgeben ST-7, 10min. 114/900-Newton: fst 4m, 5; Die den hellen Zentralstern, der im direkte Nähe zu einem Stern Spektroskop Andeutungen des lässt den Nebel wie einen Re- WR-Spektrums zeigt; Nebelinne- flexionsnebel aussehen. Er ist res gemottled mit zwei deutlich deutlich zu sehen, erfordert sichtbaren Löchern; die Ausläu- aber recht hohe Vergrößerun- fer des Nebels sind mit [OIII]- gen. 180×. Andreas Langbein Filter wesentlich besser zu sehen, während sich die hellen 120/1020-Refraktor: mittel- Sicheln fast besser ohne Filter groß, hell; umgibt auffälligen abheben, da der [OIII]-Filter das Zentralstern; zwischen Nebel Nebelinnere füllt; 200×, [OIII]. und Zentralstern noch Dunkel- Ronald Stoyan raum: Ring! Nebel kreisrund; UHC. Ronald Stoyan 457/2040-Newton: fst 4m, 5; Ne- belhülle, blass, um einen hellen CCD-Aufnahme, Armin Ressin, 12"-SCT bei 3048mm Brennweite, 200/1000-Newton: fst 5m, 0; Ein Stern 11m zu erkennen. Ziemlich ST-7, RGB. Planetarischer Nebel mit sehr rund und gleichförmig hell, et- hellem Zentralstern. Bei direk- was schwach. Die Nebelhülle tem Sehen ist der Nebel gut reicht vom Zentralstern (genau sichtbar, er geht am Rand flie- in der Mitte) etwa 0,6× die ßend in den Hintergrund über. Distanz bis zum vorangehenden Bei indirektem Sehen erscheint Stern ca. 12m; ca. 60" Durch- er größer und am Rand scharf messer. 227×. abgegrenzt. Immer wieder Wolfgang Vollmann scheint der äußerste Rand für einige Momente einen Ring zu 457/2040-Newton: fst 6m,0; bilden. 200×, Stadtlichtfilter. Diesmal ist deutlich mehr Detail Andreas Langbein zu sehen, da es heute viel dunkler ist als bei meiner letz- 250/1250-Newton: fst 6m,3; ten Beobachtung. Um den hel- Leicht ovale Nebelscheibe. Be- len Zentralstern ist eine Nebel- reits bei direktem Sehen sicht- hülle sichtbar. Der Nebel hat ei- bar. Auffallend heller Zentral- ne etwas ringförmige Struktur, stern. Nebelrand scharf be- genauer sind es zwei Sicheln grenzt. Scheibe nahezu gleich- am Rand der Nebelhülle. Die mäßig hell. Bei indirektem westliche Sichel ist heller, die Sehen leicht körnig strukturiert östliche schwächer. Im west- CCD-Aufnahme, Josef Müller, (gemottled). Ein auffälliger lichen Kreissegment sind auch 12"-Newton bei 1440mm Stern befindet sich in unmittel- zwei Verdichtungen bzw. Hellig-

Brennweite, ST-7xe, 20×5min. barer Nähe. 242×. Dirk Panczyk keitskonzentrationen zu sehen. Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. Der Nebel ist etwas oval, die 250/1250-Newton: fst 5m, 3; Oh- lange Achse ist etwa Nord-Süd ne Filter ist ein heller Zentral- ausgerichtet. Durchmesser des stern mit schwachem Rauchring Nebels auf meiner Skizze ist et- zu sehen. Die Mitte scheint et- wa 50". 227×, 408×. Zeichnung, Markus Dähne, was dunkler, mit [OIII]-Filter Wolfgang Vollmann 24"-Cassegrain, 435×. wird der Ring etwas deutlicher

78 interstellarum 30 Objekte der Saison

CCD-Aufnahme, Andreas Rörig, 11"-SCT bei 2800mm Brennweite, MX916, 5×700s (L), 4×300s (RGB). Zeichnung, Daniel Restemeier, 10"-Newton, 350×.

Eine Filterstudie an NGC 40

Rainer Töpler, 360/1600-Newton, fst 5m,5

Ohne Filter: Der Nebel erscheint direkt aber nicht allzu hell als ovale Scheibe um den recht hellen Zentralstern. Der hellste Teil sieht fast hantelförmig aus, mit Ausdehnung in Ost-West-Richtung. Die Kanten der Hantel leuchten besonders im Westen mit einigen hellen Flecken, die sich zu Bögen verbinden, hell auf. An- sonsten erweist sich die Hantel als stark strukturiert durch helle Bereiche und scharf begrenzte dunkle Flecken, wieder erscheint der Westteil insgesamt leucht- kräftiger. Nach Norden und Süden wölben sich über die Hantel hinaus Bögen, welche die Gesamtform des Nebels in Nord-Süd-Richtung dehnen.

Orangefilter: Trotz der starken Lichtabschwächung bleibt der ovale Nebel um seinen Zentralstern sichtbar. Es sind sogar noch leichte Strukturen zu erkennen. Um den Zentralstern scheint der PN etwas mehr aufgehellt. Zwei Ost-West gegenüberliegende Bögen sind ziemlich deutlich als östliche und westliche Be- grenzung des PN auszumachen. Zeichnung, Ronald Stoyan, 14", 200×. Gelbfilter: Stärkere Kontraste als ohne Filter. Die Konturen zeichnen sich noch deutlicher ab und die Ausdehnung scheint etwas größer zu werden. Die einzel- nen hellen Knoten an der Westkante werden deutlicher.

Grünfilter: Immer noch sind die Hauptmerkmale des Pn zu erkennen, sie er- scheinen aber wesentlich schwächer und diffuser. Dadurch fallen auch feinere Details weg, denn die Vergrößerung muss deutlich niedriger als ohne Filter oder mit Gelbfilter gehalten werden. Die Westhälfte wird noch stärker dominant.

Blaufilter: Ähnlich der filterlosen Beobachtung.

Schmalbandfilter: Obwohl der PN leicht auf den Filter reagiert, zeigt dieser kei- ne neuen Details. Er verschmiert die Einzelheiten mehr zu einem diffusen Matsch und gibt nur noch die groben Hauptstrukturen preis.

[OIII]-Linienfilter (3nm): Der enge Filter nimmt sehr viel Licht, deswegen wird Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt. die Detailwahrnehmung schwierig. Der ganze Nebel wirkt ziemlich diffus, die Kontraste werden flach. Erstaunlicherweise bleibt der Zentralstern sichtbar.

H-beta-Linienfilter: Recht helle Erscheinung des PN mit diesem Filter. Die Kontraste sind stark und einige Knoten besonders im Westbereich stechen her- vor. Trotzdem sind die Details nicht einfach zu erfassen.

interstellarum 30 79 Service

Termine

Vorschau Oktober 15.11.: 22. Bochumer Herbsttagung (BoHeta) der Amateurastronomen in der Ruhr-Universität. Informa- 20.–24.10.: Astrobux 2003 mit Tagung des Arbeits- interstellarum 30 tion: Peter Riepe, Lotzingstr. 5, 44789 Bochum, oder kreises Astronomie im Förderverein MNU unter der im Internet: www.boheta.de. Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung 29.11.: 8. HATT – Astronomischer Gebraucht- und und Forschung. Informationen: AK Astronomie im derzeit geplant sind Neuwarenmarkt in der Realschule Grünstraße in unter anderem … MNU, Braunschweiger Str. 4, 21614 Buxtehude, Tel.: Hattingen. Information: Ingo B. Schmidt, Schonne- 04161/62341, E-Mail: [email protected], oder feldstr. 23, 45326 Essen, Tel. 0201/8336082, oder im Internet: www.astrobux.de. im Internet: www.sternwarte-hattingen.de/hatt.htm. Sonne 24.–26.10: 2. Amateur-Teleskoptreffen »il Dezember Ein selbstgebautes mirasteilas« in Falera in Graubünden. Information: (keine Termine bekannt) Protuberanzenokular Tel.: 0041/81/9213048, E-Mail: [email protected], oder im Internet: Weitere Informationen www.mirasteilas.net. Planeten Teleskoptreffen und Starparties: Ergebnisse der großen 24.–26.10.: 4. Stuttgarter CCD-Workshop im Plane- www.teleskoptreffen.de tarium Stuttgart. Information: Schwäbische Sternwarte www.teleskoptreffen.ch Marssichtbarkeit e.V., Geschäftsstelle, Seestr. 59/A, 70174 Stuttgart, Astronomisches TV-Programm: Tel.: 0711/2260893, E-Mail: [email protected], oder Manfred Holls TV-Astro Guide unter Deep-Sky im Internet: www.sternwarte.de/verein/ccd-ws. home.t-online.de/home/m.holl/tvguide.htm Andromedas Zwerge, Teil 2 Foto- und Kamerabörsen: November www.fotoinfo.de/termine/ Maffei-Galaxiengruppe, Teil 2 boerse.htm und 15.11.: 12. Tagung der Amateurastronomen West- www.internet-foto.de/deu/termine/ sachsens in der Sternwarte Rodewisch. Information: Astrofotografie Sternwarte Rodewisch, Rützengrüner Str. 41a, 08228 30 Kugelsternhaufen in einer Nacht Rodewisch, Tel.: 03744/32313, oder im Internet: www.sternwarte-rodewisch.de. Software Kleinanzeigen Programme für Deep-Sky- Beobachter Verkaufe Meade LXD55 10" Schmidt-Newton, UHTC Vergütung, Motoren in beiden Achsen mit AutoStar Com- puter, über 50 000 Objekte automatisch anfahrbar, 1a Optik, f/4, 2" Auszug, 26mm Plössel Okular, 6×30 Su- Technik cher, deutsche Anleitung, Gerät in einwandfreiem Zustand, umständehalber, NP 2490,– €, VP 1650,– € • Mi- Technik der H-alpha-Fotografie chael Keller, Tel.: 0179/9154580, E-Mail: [email protected] Dieses Dokument ist urheberrechtlich geschützt. Nutzung nur zu privaten Zwecken. Die Weiterverbreitung ist untersagt.

80 interstellarum 30