Habitzheim

Hering

Lengfeld mit Zipfen

Nieder-Klingen

Ober-Klingen

Dorfentwicklung Otzberg Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1 Ober-Nauses Abgrenzung der Fördergebiete

Schloss-Nauses Auftraggeber: Gemeinde Otzberg Otzbergstraße 13 64853 Otzberg

Bearbeitung: plan.rohleder, Mühltal Unterer Schachenmühlenweg 36 64367 Mühltal

Fachliche Begleitung: Der Landrat des Landkreises - 310.2 Dorf- und Regionalentwicklung Jägertorstraße 207 64289 Darmstadt

Stand: Dezember 2015 INHALT

Einleitung 2 Lageplan der Ortsteile 3 Habitzheim 4 Hering 6 Lengfeld mit Zipfen 8 Nieder-Klingen 10 Ober-Klingen 12 Ober-Nauses 14 Schloss-Nauses 16

Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete 1 EINLEITUNG Abgrenzung der Fördergebiete

Die Gemeinde Otzberg wurde 2014 mit allen jeweils spezifischen Siedlungstyp eines Ortes ihren Ortsteilen in das Landesförderprogramm anzupassen. Dorfentwicklung aufgenommen. An einem Pro- gramm der Städtebauförderung nimmt die Ge- Die hier vorliegende Untersuchung der Sied- meinde zur Zeit nicht teil. lungsgenese basiert auf den verfügbaren Da- ten aus alten Ortsplänen, den im Bürger-GIS Der hier vorliegende Fachbeitrag dient in die- verfügbaren Bebauungsplänen, bereits herge- sem Teil der Festlegung der Fördergebiete stellten Karten zur Siedlungsgenese und dem und in einem weiteren Teil der Festlegung der äußeren Anschein des Baualters der Gebäu- Gestaltungskriterien als Fördergrundlage für de. Dabei kann je nach Datenlage nicht im- private Bauvorhaben im Rahmen des Dorfent- mer eine parzellenscharfe Aussage gemacht wicklungsprogramms. werden. Vielmehr müssen die im folgenden Ein Auszug aus der Regelung der Wirtschafts- dargestellten Pläne zur Siedlungsgenese flä- und Infrastrukturbank Hessen fasst die wesent- chenhaft verstanden werden. lichen Kriterien für die Abgrenzung der För- Die Kennzeichnung der aktuell geltenden Ein- dergebiete zusammen: „Die Abgrenzung des zelkulturdenkmäler und Denkmalzonen sind Fördergebietes leitet sich aus der Siedlungs- nachrichtlich. Verbindliche Festlegungen des genese ab. [...] Das Fördergebiet orientiert sich Denkmalstatus sind der jeweils gültigen Denk- im wesentlichen an dem „alten Ortskern bis maltopografie 2) zu entnehmen oder bei der un- 1950“.[...] Darüber hinausgehende Bereiche, teren Denkmalschutzbehörde 3) anzufragen. die in das Fördergebiet aufgenommen werden sollen, müssen begründet werden. Siedlungs- häuser nach 1950 können in das Fördergebiet aufgenommen werden, wenn sie über eine nicht überprägte Charakteristik verfügen und einen Bezug zum Ortskern haben. Dabei sollte Quellen: der Grundsatz gelten, dass mehr als die Hälfte 1) Infoblatt für Förderschwerpunkte 2015 im Rahmen des Hessischen Dorfentwicklungsprogramms auf Grundlage der der Gebäude ohne über prägende An- und Um- Richtlinie zur Förderung der ländlichen Entwicklung (Staats- bauten sein sollte. [...] Außerhalb von Ortsker- anzeiger 12/2015) (Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hes- nen liegende Privatvorhaben an historischen sen, August 2015) Gebäuden können ausnahmsweise gefördert 2) Denkmaltopografie der Bundesrepublik Deutschland, Kul- werden, wenn sie im bau- und kulturgeschicht- turdenkmäler in Hessen, Landkreis Darmstadt-Dieburg, 1988 lichen Zusammenhang mit diesen stehen. Ein 3) Aktuelle Nacherfassung der Kulturdenkmäler Bezug zum Ortskern kann auch durch eine Funktion erfüllt sein, die sich z.B. durch ein Café, einen Laden oder touristische Einrichtung ergibt.“ (1) Nicht immer ist ein Ortskern als eine räumlich konzentrierte Mitte eines Ortes auszumachen, ohne die siedlungsgeschichtliche Entwicklung nachzuvollziehen. So können unter Umständen auch räumlich sehr gestreckte Siedlungsflächen als Ortskern gelten, wenn dafür topografische, oder historische Ursachen auszumachen sind. Der Begriff des Ortskern ist jedenfalls auf den

2 Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete FÖRDERGEBIETE Lage der Ortsteile und außerhalb liegender Ortslagen mit Fördergebiet

Tannmühle Habitzheim

Brennersmühle

Lengfeld

Bundenmühle Zipfen

Heydenmühle

Nieder-Klingen Hering

Storkmühle

Ober-Nauses Ober-Klingen

Schmelzmühle Schloß-Nauses

Kohlbacher Hof

Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete 3 FÖRDERGEBIETE Habitzheim

Mit 158 m ü. NN ist Habitzheim der am tiefsten gelegene Ortsteil von Otzberg. Im Nordwesten des Gemeindegebiets ist dieser Siedlungsplatz bereits im Dieburger Becken gelegen. Der „Alte Mühlbach“ und die „Semme“* durchfließen den Ort von Süd nach Nord in der historischen Mitte Erläuterungen zum Fördergebiet: am „Freien Platz“. 1) Ehemalige Wasserburg. Heute Hofgut Die erste urkundliche Erwähnung als „Habuthis- Habitzheim hem“ ist von 1262. Grabfunde aus der Mero- 2) Historische Ortsmitte winger oder Karolingerzeit lassen eine frühe Besiedlung vermuten. 3) Die ehemalige „Brennersmühle“, heute „Dorfmühle“ genannt, wurde 1376 erstmals Das alte Ortswappen besteht aus Figuren die urkundlich erwähnt, gilt jedoch als wesent- sich ursprünglich im Wappen des Adelsge- lich älter. Der Mühlbetrieb wurde ca. 1895 schlechtes zu Löwenstein-Wertheim finden und eingestellt. Danach wurde sie landwirt- spiegelt so die Verbundenheit der Ortschaft mit schaftlich genutzt. Seit 1991 wird sie im We- dem Adelsgeschlecht wieder dessen Wasser- sentlichen zu Wohnzwecken genutzt. Eine schloss (Heutiges Hofgut) prägend für die städ- Scheune wird heute als Festraum genutzt. tebauliche Entwicklung Habitzheims war. Hier liegt der vermutliche Ursprung der Siedlung. 4) Der TSV Habitzheim beabsichtigt auf Die Wasserburg diente als Vorwerk zur Veste diesem Gelände den Bau eines Dorf-Treffs Otzberg. Durch den Überschwemmungsbe- mit multifunktionalen Nutzungen für Kultur, reich entlang der Semme* ist dieses Gebiet Gemeinschaftsleben und Sport als Maßnah- weitgehend frei von Bebauung geblieben. Hier me der öffentlichen Daseinsvorsorge durch liegen heute geschützte Garten- und ehemalige privaten Träger. Das Vorhaben ist im IKEK Parkanlagen. Die Siedlung entwickelte sich hin- bereits verankert. gegen entlang der Hauptwege und entspricht in 5) Die Tannenmühle, außerhalb in Richtung dieser Hinsicht dem Typus eines Straßendorfs, Spachbrücken gelegen, ist als ehemalige ist jedoch in seiner Gesamtheit als lockeres Mahlmühle ein wichtiger wirtschafts- und Haufendorf zu charakterisieren. kulturgeschichtlicher Standort zu werten. Habitzheim hat heute ca. 1.500 Einwohner und Heute werden hier noch Brotbackfeste ab- ist damit zweitgrößter Ortsteil der Gemeinde. gehalten. Viele Mühleneinbauten und Gerät- Das letzte Dorferneuerungsverfahren hat 2006 schaften sind noch erhalten. begonnen und wurde jüngst in 2015 abge- * Gewässername laut aktuellem Kataster. Wegen ihres Ursprungs schlossen. bei Hassenroth in der Umgebung auch Hasselbach genannt.

Karte von dem Großherzogthume Hessen Darmstadt 1823-1850 (Ausschnitt)

Grundrissrekonstruktion der ehe- maligen Wasserburg

4 Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete

FÖRDERGEBIETE Hering

Mit ca. 326 m ü. NN, an der nördlichen und öst- lichen Flanke des Otzberges (368 m ü NN) ge- legen, ist Hering der höchste Ortsteil. Als ehemaliger Vulkan und Basaltkegel ist der Otzberg ein markanter topografischer Ort des nördlichen Odenwalds, der schon früh als stra- Erläuterungen zum Fördergebiet: tegisch wichtiger Punkt eine herausragende 1) Die Veste Otzberg mit der umliegenden Rolle in der regionalen Geschichte spielte. Die denkmalgeschützten Grünfläche stellt eine heutige Burganlage Veste Otzberg hat ihren Landmarke für die Region von hoher tou- vermuteten Ursprung im 12 Jahrhundert. Sie ristischer Anziehungskraft dar, die es zu wird 1231 erstmalig urkundlich erwähnt. erhalten gilt. Der Ortsname „Hering“ deutet auf eine Höhen- 2) Die „Altstadt“. Die Burgmannenhöfe liegen festung, einem „Höhen Ring“ hin. entlang der Serpentine, die zur Burg führt. Das alte Ortswappen stellt in dieser Hinsicht Viel erhaltene Baussubstanz aus dem 17. ein Kuriosum dar. Es handelt sich um ein sog. bis 19. Jahrhundert. falsch redendes Wappen, dass irrtümlich eine 3) Die Stadterweiterung aus dem 19. und 20. Verbindung zwischen dem Ort Hering und dem Jahrhundert entwickelte sich in nördlicher Fisch andeutet. und östlicher Richtung, entlang der topogra- fisch begünstigten Haupterschließung der Als ehemalige Vorburg (heutige Denkmalzone) Ansiedlung. ist Hering eng mit der Geschichte Veste Otzberg verbunden. Von den Befestigungsanlagen der Vorburg sind Mauerreste auf der südlichen und westlichen Seite erhalten. Bis zur Gebietsreform 1971, in der die Gemeinde Otzberg gegründet wurde, galt Hering als die kleinste „Stadt“ Hes- sens, hatte jedoch keine Stadtrechte. Heute le- ben ca. 900 Einwohner in Hering.

Burgmannenhaus aus dem frühen 16. Jahrhundert im alten „Stadtkern“

Karte von dem Großherzogthume Hessen Darmstadt 1823-1850 (Ausschnitt)

6 Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete

FÖRDERGEBIETE Lengfeld mit Zipfen Lengfeld liegt mit ca. 200 m ü. NN auf einer fla- chen Vorhöhe, nördlich des Otzberges und wird geologisch bereits dem Dieburger Becken hin- zugerechnet. Jungsteinzeitliche Funde aus ca. 5500 bis 2500 v Chr. belegen eine frühe Besiedlung. Aus 1244 findet sich die erste urkundliche Erwähnung als „Lengevelt“. Die wahrscheinlich wichtigste Ur- sache der Besiedlung dürfte das Vorkommen Der Borngassenbrunnen zahlreicher Quellen sein. Die Herkunft der Stra- in Blickrichtung zum alten ßenbezeichnungen Borngasse und Borngraben Rathaus. stammt von Born = Quelle. Bis in die 1950er Jahre gab es sechs Laufbrunnen und zahl- Heute ist Lengfeld mit ca. 2.300 Einwohnern reiche Pumpen im Ortskern. Die außergewöhn- größter Ortsteil und Verwaltungsmittelpunkt lich hohe Anzahl von Brunnen hat auch seinen der Gemeinde. Das letzte Dorferneuerungs- Ausdruck im Wappenbild gefunden. Bemer- verfahren wurde in den 1980er Jahre bis 1990 kenswert ist dabei, die fast bauzeichnerische durchgeführt. Darstellung speziell des Borngassenbrunnens, statt einer üblichen vereinfachten heraldischen Darstellung. Der fruchtbare Lössboden der Gegend ist ver- mutlich ein weiterer Grund für die Besiedlung Erläuterungen zum Fördergebiet: auf jeden Fall aber für die Entwicklung der Ort- 1) Historischer Ortskern schaft. Zum Teil große Hofanlagen mit aufwen- dig gestalteten Gebäuden machen den ehe- 2) Siedlungsentwicklung entlang der Haupt- maligen Reichtum der hiesigen Landwirtschaft wege im 19.Jahrhundert sichtbar, die aus diesen Böden gute Erträge er- 3) 1871 bekam Lengfeld einen Eisenbahnan- wirtschaften konnte. schluss. Die Bahnhofsgebäude zeugen noch von der Bedeutung dieses Verkehrsmittels. Bis in die zweite Hälfte des 19.Jahrhunderts als Während in den 1980er Jahren die Strecke Haufendorf mit ringförmiger Erschließung ge- beinah still gelegt werden sollte, ist sie heu- wachsen, entwickelt sich der Ort entlang der te wieder eine wichtige Verkehrsverbindung Hauptwege nach Westen (), nach nach Darmstadt und bzw. Groß- Norden (Habitzheim), nach Nordosten (Groß- Umstadt und den , die auch den Umstadt) und nach Südosten (Zipfen) weiter. Wohnstandort Otzberg stärkt.

Karte von dem Großherzogthume Hessen Darmstadt 1823-1850 (Ausschnitt)

8 Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete FÖRDERGEBIETE Lengfeld mit Zipfen 4) Städtebaulich einheitliche Bebauung aus den 1950 er Jahren, die relativ wenig durch Umbauten und Modernisierungen überprägt wurde. 5) Zipfen wurde erstmals 1784 als Lengfelder Forsthof urkundlich erwähnt. Der Abbau von Buntsandstein und Basalt begann schon vorher. Einige Gebäude mit aufwendig ge- stalteten Sichtmauerwerk zeugen noch von dem handwerklich hohen Niveau der Stein- metze. 6) Hofanlage aus dem 19.Jahrhundert. 1882 wurde hier der Odenwaldklub e.V. gegrün- det.

7) Die Bundenmühle liegt westlich von Lengfeld Zipfen auf einer Karte von 1914 am alten Mühlenbach, einem Nebenflüss- chen der Semme*. Der polygonal geschlos- sene Hof mit bereits in Teilen eingestürzten Wohn- und Mühlenhaus aus der Zeit um 1700 und weiteren Gebäudeteilen aus dem 19. Jh. vermittelt trotz fortgeschrittenen Ver- fall noch einen Eindruck einer geschlossen Mühlenanlage. Wegen ihrer Bedeutung für die regionale Wirtschaftsgeschichte ist die Lengfeld auf einer Karte von 1924-30 Anlage denkmalgeschützt. 8) Die Heydenmühle wurde erstmals 1220 urkundlich erwähnt und war über Jahrhun- derte ein wirtschaftliches Zentrum im Tal des Alten Mühlbachs mit Versorgungsfunk- tion für die Veste Otzberg. Heute ist sie sozialtherapeutische Einrichtung mit Woh- nungen und Werkstätten sowie kultureller Veranstaltungsort mit rücksichtsvoll in den historischen Bestand eingefügten und an- gebauten Neubauten. Ähnlich wie die Bun- denmühle ist diese Anlage aus wirtschafts- geschichtlichen und baukünstlerischen Gründen denkmalgeschützt.

* Gewässername laut aktuellem Kataster. Wegen ihres Ursprungs bei Hassenroth in der Umgebung auch Hasselbach genannt.

Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete 9

FÖRDERGEBIETE Nieder-Klingen Erläuterungen zum Fördergebiet: 1) Historischer Ortskern Mit ca. 189 m ü. NN liegt Nieder Klingen in Tal- lage am Fuße des Westhangs des Otzberges. 2) Siedlungsentwicklung 17. bis 19.Jahrhun- Die Semme* durchfließt den Ort am westlichen dert entlang der Wege. Rand von Süd nach Nord. 3) Siedlungsentwicklung in der ersten Hälfte des 20.Jahrhundert. 1223 wurde der Ort erstmals als „Clingen“ für 4) Die Storckenmühle liegt südlich vergleichs- das heutige Nieder- und Ober-Klingen (siehe weise nahe des Ortskerns. Die polygonal dort) urkundlich erwähnt. Eine eigene Ortsbe- geschlossene Anlage mit langgestrecktem, zeichnung wird erstmals 1357 als „Nydern Clin- zweigeschossigem Wohn- und Mühlenhaus gen“ urkundlich erwähnt. Der Ortsname „Klin- existiert an dieser Stelle schon seit dem 16. gen“ wird auf die alte Bedeutung „Gießbach“ Jahrhundert. Die heutigen Gebäude wurden oder „Talschlucht“ zurückgeführt. Der Name um 1840 auf den alten Fundamenten errich- „Klingen“ könnte aber auch ein Hinweis für die tet. Der Mühlenbach mit Zufluss zum Mühl- verschiedenen ausgebeuteten Erzvorkommen rad und Teile der Mahlmechanik sind noch in unmittelbarer Nähe des Otzberges darstel- vorhanden. Die Mühlenanlage ist in ihrer len. Gesamtheit als Zeugnis der regionalen Wirt- schaftsgeschichte unter Denkmalschutz. Die Siedlungsform des Haufendorfes ist heute noch gut erhalten und wegen der siedlungs- und ortsgeschichtlichen Bedeutung in großen Teilen als Gesamtanlage denkmalgeschützt. Hofan- lagen aus dem 17. bis 19.Jahrhundert prägen das Bild in der Ortsmitte. Ausgehend von einer ringförmigen Erschließung im Ortskern hat sich die Bebauung entlang der Wege nach Norden (Lengfeld), Süden (Ober-Klingen), Osten (He- ring) und nach Westen entwickelt.

Nieder Klingen hat heute ca. 850 Einwohner. Es hat mehrfach am Landeswettbewerb„ Unser Dorf soll schöner werden“ teilgenommen und wurde ausgezeichnet.

* Gewässername laut aktuellem Kataster. Wegen ihres Ursprungs bei Hassenroth in der Umgebung auch Hasselbach genannt. Altes Rathaus von 1800

Karte von dem Großherzogthume Hessen Darmstadt 1823-1850 (Ausschnitt)

12 Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete

FÖRDERGEBIETE Ober-Klingen

Mit ca. 189 m ü. NN liegt Ober Klingen in Tal- 1980er Jahren wurde hier in die Sanierung lage am Fuße des Westhangs des Otzberges. des Volkshauses und die Neugestaltung des Die „Semme“* durchfließt die Ortsmitte von Os- umgebenden Bereichs investiert. Heute leben ten kommend nach Norden. ca. 900 Einwohner in Ober-Klingen. * Gewässername laut aktuellem Kataster. Wegen ihres Ursprungs 1223 wurde der Ort erstmals als „Clingen“ für bei Hassenroth in der Umgebung auch Hasselbach genannt. das heutige Nieder- und Ober-Klingen (siehe dort) urkundlich erwähnt. Eine eigene Ortsbe- Erläuterungen zum Fördergebiet: zeichnung wird erstmals 1383 als „Obern Clin- 1) Kirchhof aus dem 13.Jahrhundert gen“ urkundlich erwähnt. Der Ortsname „Klin- gen“ wird auf die alte Bedeutung „Gießbach“ 2) Erste Ortsdurchfahrt Bachstraße entlang oder „Talschlucht“ zurückgeführt. Der Name der Semme* „Klingen“ könnte aber auch ein Hinweis für die 3) Weitere Ortsdurchfahrt Wilhelm-Leusch- verschiedenen ausgebeuteten Erzvorkommen ner-Straße aus dem 18.Jahrhundert. in unmittelbarer Nähe des Otzberges darstel- len. 4) Das Pfarrhaus wirkt aufgrund seiner Größe und regionaltypischen Gestaltung ortsbild- Das leiterartige Wegenetz der frühen Siedlungs- prägend. anlage folgt der Topografie des Gewässers und 5) Schmelzmühle, erstmals 1454 urkund- der Hanglage. Die Kirche nimmt dabei den er- lich erwähnt. als „Mühle unter dem Hanart“ höhten Platz ein, um den sich das Straßendorf zunächst Mahlmühle später dann Eisen- entwickelte. Zwischen den zwei von Ost nach schmelze und Hammermühle zur Eisenbear- Nord verlaufenden Durchgangswegen Bach- beitung für die Veste Otzberg straße und Wilhelm-Leuschner-Straße liegen 6) Kohlbacher Hof. Südlich in Richtung die Querverbindungen Heinrichstraße, Volks- gelegene geschlossene Hof- hausstraße und Wiesenstraße. Die innerört- reite. Die ehemalige Mühlenanlage ist aus lichen Gartenflächen sind wegen des hohen baugeschichtlichen Gründen von Interesse, Grundwasserstandes teilweise unbebaut. als komplett erhaltener Mühlenhof in gutem Als räumliches Zentrum kann der Bereich ent- Fachwerkbestand und als ehemalige Mühle lang der Semme* an der Bachstraße gelten. für die regionale Wirtschaftsgeschichte des Im letzten Dorferneuerungsverfahren in den 18. und 19. Jahrhunderts von Bedeutung.

Karte von dem Großherzogthume Hessen Darmstadt 1823-1850 (Ausschnitt)

Ev. Pfarrkirche in Teilen aus dem 13.Jh.

14 Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete

FÖRDERGEBIETE Ober-Nauses und Schloß-Nauses

Ober-Nauses liegt mit ca. 241 m ü. NN südöst- lich des Otzberges am Lauf des Oberhöchster Baches in einem Seitental der Mümling und damit geografisch im Odenwald. Die Ortschaft wurde im 11. Jh. unter dem Namen „Nyuusaze“ erstmals urkundlich erwähnt. Einige hundert Meter weiter am selben Bach- lauf liegt Schloß-Nauses mit ca. 170 m ü. NN. Den Siedlungsursprung bildet die Wasserburg die heute noch in Teilen erhalten ist. Sie stammt vermutlich aus dem 14.Jahrhundert und ist 1471 als „das Sloßlin Nuwses“ erstmals beurkundet. Bis Ende 18.Jahrhundert gehörten beide Orte zu Höchst und Erbach im Odenwald. Heute le- ben hier ca. 250 Einwohner.

Erläuterungen zum Fördergebiet: 1) Historischer Ortskern mit ehemaligen Schul- und Rathausgebäude 2) Nahe am alten Scheunenkranz gelegener historischer Trafoturm, der technikgeschicht- lich von Bedeutung ist. 3) Ein Gebäude aus den 1950 er Jahren mit geringer Überprägung durch Umbauten oder Modernisierung. Das Anwesen hat durch seine dominante Lage im Straßenraum eine große städtebauliche Wirkung im Ortskern. Schloß-Nauses, Aquarell von Carl Philipp Fohr um 1815 4) Ehemalige Wasserburg Schloß Nauses

Karte von dem Großherzogthume Hessen Darmstadt 1823-1850 (Ausschnitt) Grundrissrekonstruktion der ehemaligen Wasserburg

16 Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete FÖRDERGEBIETE Ober-Nauses

3)

1)

2)

Schloß-Nauses

4)

Dorfentwicklung Otzberg - Städtebaulicher Fachbeitrag Teil 1: Abgrenzung der Fördergebiete 17