25 JAHRE 1973 - 1998

EINE DOKUMENTATION Ostalbkreis Informationen zur Kreisgeschichte

Band 1

Landratsamt Ostalbkreis 1998 25 JAHRE OSTALBKREIS 1973 - 1998

EINE DOKUMENTATION Impressum:

Herausgeber: Landrat Klaus Pavel Redaktion: Heidrun Heckmann M.A., Archiv und Museen Dr. Bernhard Hildebrand, Kreisarchivar Josef Strobel, Pressereferent Rita Walter, Büro des Landrats Konzeption und Layout: Dr. Bernhard Hildebrand Druck:

© Landratsamt Ostalbkreis, 1998 ISBN

4 Inhalt

Einführung Landrat Klaus Pavel 6 Grußwort Ministerpräsident Erwin Teufel 8 Diskussion Landrat Klaus Pavel im Gespräch mit Staatssekretär Gustav Wabro 9 Stationen 16 Jahre Kreispolitik: Dr. Diethelm Winter 16 Erinnerungen Zeitzeugen berichten: Siegfried Doderer, Dr. Alfred Geisel, Dr. Anton Huber, Otto Jettinger, Gerhard Kieninger, Martin Kuhnigk, Dr. Hansjörg Rieger, Friedrich Schenk, Dr. Norbert Schoch jun. 19 Kommentare Die Kreisreform im Spiegel der Presse: Erwin Hafner, Hermann Hannes, Norbert Maier, Jürgen Schnaas 33 Entwicklungen Berichte der Kreisverwaltung und der GOA 46 Kreistag Die Mitglieder des Kreistags 1997 66 Der Ostalbkreis Daten und Fakten 68 Städte und Gemeinden Kurzportraits: Heidrun Heckmann, Peter Stenzel 69 Chronik Kreischronik 1973 - 1997: Josef Strobel 78 Kulturgeschichte 25 Jahre Ostalbkreis - 7500 Jahre Kulturlandschaft: Michael Baur M.A. (MB), Heidrun Heckmann M.A. (he), Dr. Bernhard Hildebrand (hi), Ulrich Sauerborn (US) 90

5 Einführung

Ein sehr unterschiedlich strukturierter Flächen- kreis, mit vielen Vorzügen und einer sehr bürger- freundlichen, dezentralen Struktur wurde vor 25 Jahren gebildet. Rasch konnte ich als Landrat seit September 1996 feststellen, daß doch noch Nar- ben infolge der Kreisreform vorhanden sind und damit verbunden auch ein starkes raumschaftli- ches Denken und Handeln spürbar ist. Starke Mit- telzentren prägen diesen Ostalbkreis. Oft ist dies förderlich, gelegentlich ist damit aber auch schwierig umzugehen.

Diese Dokumentation soll Persönlichkeiten, die die bisherige Entwicklung des Ostalbkreises sehr aufmerksam verfolgt haben, Gelegenheit geben, eine zugegebenermaßen sehr subjektive Bilanz zu ziehen. Persönlichkeiten, die in dieser Schrift zu Wort kommen, sind wichtige Zeitzeugen einer 25jährigen Kreisentwicklung.

Vor der Jahrtausendwende richte ich - und dies sei mir gestattet - vor allem einen Blick in die Zu- kunft unseres Kreises. Mutige Schritte, die manchmal auch mit einem Schuß Risiko behaftet sein müssen, werden notwendig sein, unseren Ostalbkreis verantwortlich und nachhaltig voran- 25 Jahre Ostalbkreis - zubringen. Es ist dabei zwingend, Freiräume trotz finanzieller Engpässe aufzudecken oder zu schaf- Gedanken zur fen und diese Gestaltungsmöglichkeiten konse- quent zu nützen. Ich sehe in vielen Lebensberei- Einführung chen sehr hoffnungsvolle Ansätze.

Eine wichtige Zukunftsaufgabe des Ostalbkreises sehe ich darin, alle kreispolitischen Kräfte zu bün- 25 Jahre Ostalbkreis - Anlaß für eine Standortbe- deln, um ein innovationsfreundliches Umfeld im stimmung und eine kleine zeitgeschichtliche Do- Kreis und darüber hinaus auch in der Region zu kumentation. schaffen. Als Beispiel möchte ich nur das ver- stärkte Bemühen zur Festigung unseres Wirt- 1973 wurde unser Ostalbkreis im wesentlichen schaftsstandortes nennen. Unsere wirtschaftli- aus den Landkreisen Aalen und Schwäbisch chen Kompetenzen sind beachtlich. Zukunfts- Gmünd gebildet. Viele Hoffnungen wurden insbe- initiativen sind formuliert und können umgesetzt sondere von Politik und Wirtschaft in die neue ge- werden. Damit nehmen wir die Herausforderun- stärkte Ebene zwischen Land und Kommunen ge- gen der Zukunft an - gemeinsam mit engagierten setzt. Noch heute gibt es über den Erfolg dieser Kräften aus Politik, Wirtschaft, Handwerk, Ge- Kreisreform unterschiedlichste Bewertungen. Zwi- werkschaften, Kirchen und vielen anderen gesell- schenzeitlich ist eine neue Generation herange- schaftlichen Gruppen. Einig sind wir wohl in der wachsen, und die stellt einen angemessenen zeit- Erkenntnis, daß wir uns nur im engen Schulter- lichen Abstand dar, um auch kritisch zu hinterfra- schluß in einem Europa der Regionen behaupten gen, ob Ziele erreicht wurden. können.

6 Einführung

Die Organisation von Beschäftigung durch viel- renamtlich engagierten Bürgerinnen und Bürgern leicht auch unkonventionelle Initiativen und, um des Ostalbkreises gilt mein herzlicher Dank. die Soziallasten deutlich zu reduzieren, der Aus- Ohne die bereits erwähnte bürgerschaftliche Mit- bau einer ausgewogenen Verkehrsinfrastruktur, wirkung ist unsere anspruchsvolle Aufgabenerfül- eine auch künftig dezentrale und nachfragege- lung nicht mehr leistbar. rechte Krankenhauslandschaft, ein modernes be- rufliches und wissenschaftliches Bildungswesen Optimistisch, mit Mut und Zuversicht und der Un- und aufgeschlossene Dienstleistungsverwaltun- terstützung aller Mitbürgerinnen und Mitbürger gen sind anspruchsvolle Entwicklungsaufgaben muß es uns um den Ostalbkreis auf seinem Weg und gleichzeitig Chancen. Allein die genannten über das Jahr 2000 hinaus nicht bange sein. Tätigkeitsfelder, die beileibe nicht die gesamte Aufgabenstruktur umfassen, dokumentieren die In diesem Sinne wünsche ich uns allen ein gutes interessante Aufgabenvielfalt unseres Ostalbkrei- Gelingen ses. Mit Kreativität und einer interessanten Kreis- politik werden wir neue Wege sicher begehen Klaus Pavel können. Landrat

Stolz und zufrieden über die Leistungen der ver- gangenen 25 Jahre dürfen meine beiden Amts- vorgänger als Landrat des Ostalbkreises, Staats- sekretär Gustav Wabro und Dr. Diethelm Winter, sowie alle Kreisrätinnen und Kreisräte der bisheri- gen fünf Kreistage des Ostalbkreises sein. Ihnen gilt mein herzlicher Dank für ihr besonderes und erfolgreiches Engagement. Aber auch allen eh-

7 Grußwort

cherten Branchenstruktur verbinden sich interna- tionale Firmennamen und Markenprodukte. Daß die Waren aus dem Ostalbkreis auf der ganzen Welt gefragt sind, zeigt eine überdurchschnittlich hohe Exportquote.

Um dieses Niveau auch weiterhin zu erhalten, wurde das gut ausgebaute allgemeinbildende und berufliche Schul- und Bildungswesen ständig den Erfordernissen der Zeit angepaßt und ausgebaut. Die erfolgreiche Ansiedlung anerkannter Hoch- schuleinrichtungen begünstigen den Einsatz mo- derner Technologien in der regionalen Wirtschaft und fördern das Innovationsklima. Wie überall in unserem Land wird auch hier die enge Zusam- menarbeit der Hochschulen und der Industrie er- folgreich praktiziert. Das Projekt P.E.G.A.S.U.S. - eine regionale Initiative zur Unterstützung von Der Ostalbkreis feiert Jubiläum. Am 1. Januar Existenzgründern und jungen Unternehmern 1998 ist es 25 Jahre her, daß aus den früheren durch erfahrene Unternehmerpersönlichkeiten - Kreisen Aalen und Schwäbisch Gmünd sowie der ist Vorbild für das ganze Land. Technologie-, zum Altkreis Backnang gehörenden Gemeinde Transfer- und Forschungszentren wurden erfolg- Gschwend der neue Kreis gebildet wurde. Da- reich angesiedelt und bringen die notwendigen mals waren sich die von der Kreisreform betroffe- Synergieeffekte. All diese Maßnahmen des Krei- nen Gemeinden und deren Einwohner keines- ses und des Landes haben das Ziel, den Men- wegs sicher, ob das Modell einer Neugliederung schen in ihrer Heimat zukunftssichere Arbeitsplät- auch wirklich glücken würde. Heute - genau 25 ze und damit eine gesicherte Existenz zu bieten. Jahre später - gibt es keine Zweifel mehr: Der Hierzu gehören Mut zu Neuem, Phantasie, An- Ostalbkreis kann eine positive Bilanz vorweisen, passungsfähigkeit, Tatkraft und Fleiß. Die Men- auf die alle Kreisbewohner stolz sein können. schen auf der Ostalb und die politisch Verantwort- lichen haben gezeigt, daß es sich lohnt, diese An- Landschaftlich, kulturgeschichtlich und wirtschaft- strengungen erfolgreich vorzunehmen. Es gilt lich ist dieser Kreis einer der spannungsreichsten nun, das Erreichte zu bewahren, Neuem aufge- und vielfältigsten Landkreise in Baden-Württem- schlossen entgegenzusehen und politisch weit- berg. Tradition und Fortschritt, eine abwechs- sichtig zu handeln. So wird der Ostalbkreis auch lungsreiche Landschaft mit hohem Freizeit- und weiterhin eine bedeutende Rolle unter den 35 Erholungswert, zahlreiche Sehenswürdigkeiten Landkreisen in Baden-Württemberg spielen. Das und eine vielschichtig geprägte Wirtschaftsstruk- Land hat durch zahlreiche Förderprogramme das tur haben sich im neuen Ostalbkreis harmonisch große Engagement des Kreises unterstützt und vereinigt. Er ist ein Standort zum Wohnen, Arbei- so zur positiven Entwicklung beigetragen. Die ten und - wie zahlreiche Touristen zeigen - auch Städte, Gemeinden und Einwohner des Kreises zur Erholung. Mutige Unternehmer und Erfinder, können auch weiterhin auf die tatkräftige Unter- Spezialisten und Tüftler mit überdurchschnittlich stützung des Landes bauen. vielen Patentanmeldungen, all dies sind Merkma- le dieses auch von Strukturkrisen nicht verschon- Für die Zukunft wünsche ich dem Ostalbkreis wei- ten Wirtschaftsraumes. Die bedeutendsten Bran- terhin viel Glück und Erfolg bei allen künftigen chen nach den Beschäftigungsanteilen sind der Entscheidungen zum Wohle seiner Bürgerinnen Maschinenbau und der Fahrzeugbau, gefolgt von und Bürger. der Feinmechanik und der Optik, der Metallerzeu- gung und Verformung sowie der Elektrotechnik Erwin Teufel und der Holzverarbeitung. Mit dieser weit gefä- Ministerpräsident

8 Diskussion

Wabro: Eine Chance sicher. „OA” wäre auch eine 25 Jahre Ostalbkreis: gute Lösung gewesen. Dieses Kennzeichen wur- Zielsetzung - Ergebnisse - Perspektiven de aber von Bonn aus an den Landkreis Oberall- gäu vergeben. Aus Anlaß des 25jährigen Bestehens des Ostalb- kreises haben Landrat Klaus Pavel und Staatsse- kretär Gustav Wabro einen Blick in Vergangen- heit, Gegenwart und Zukunft des Landkreises ge- worfen. Gustav Wabro war von 1970 bis 1972 Landrat des Altkreises Aalen, 1972 Amtsverweser und von 1973 bis 1980 der erste Landrat des Ost- albkreises. Er ist heute Staatssekretär mit Kabi- nettsrang, Bevollmächtigter des Landes Baden- Württemberg beim Bund in Bonn und direkt ge- wählter Landtagsabgeordneter des Wahlkreises Aalen.

Pavel: Herr Wabro, 25 Jahre ist es nun her, daß im wesentlichen die Altkreise Aalen und Schwä- bisch Gmünd zum Ostalbkreis zusammenge- schlossen wurden. Ich habe den Eindruck, daß le- diglich noch ein paar Funktionäre ein Flämmchen des Protestes gegen den Zusammenschluß wach Pavel: War in der Strukturdiskussion ein Problem, halten. Aus Gesprächen mit älteren Mitbürgerin- daß es im Ostalbkreis oder gar in der Region Ost- nen und Mitbürgern im Gmünder Raum habe ich württemberg kein bestimmendes Oberzentrum den Eindruck gewonnen, daß diese die Zeit vor gab? Sollte im Zuge der Kreisreform ein solches 25 Jahren sehr kritisch betrachten, nun aber doch gebildet werden? positiver zurückblicken. Wie war die Stimmung damals? Wabro: Natürlich gab es eine Diskussion, ein Oberzentrum herauszubilden. Die Städte Aalen, Wabro: Damals gab es drei große Reformkom- Schwäbisch Gmünd und hatten sich plexe: die Kreisreform, die Gemeindereform und zuvor eigenständig entwickelt. Die Bildung eines die Schulreform. Sowohl bei der Gemeindereform Oberzentrums hätte bei den als Mittelzentren ver- als auch bei der Schulreform waren die Men- bleibenden Städten höchstwahrscheinlich zu Ver- schen aufgewühlt. Da wurde für die Selbständig- letzungen geführt, die dem Ziel, eine starke Ein- keit gekämpft. Die Kreisreform dagegen ist in der heit Ostwürttemberg zu schaffen, sicherlich nicht Bevölkerung im Grunde genommen eher ruhig dienlich gewesen wären. Man hat den drei Städ- verlaufen. Ich denke, viele hatten mit der Kreisre- ten die Chance gelassen, sich in etwa gleich zu form und der Schaffung des Regionalverbands entwickeln. die Hoffnung verknüpft, gegenüber dem Mittleren Neckarraum, gegenüber Ulm, Würzburg, Augs- Pavel: Meine Einschätzung ist, daß im Ostalb- burg und Nürnberg zu einer eigenständigen Kraft kreis und im Kreistag genau darauf geachtet wird, zu werden. In Schwäbisch Gmünd gab es eher eine starke Ausgewogenheit der Mittelzentren zu ein äußerlicher Problem, das die Leute bewegt erreichen. Ich denke, dies ist vielleicht mit ein Er- hatte: Das Autokennzeichen. folgsrezept des Ostalbkreises. War von Anfang an klar, daß es zu einem Ostalbkreis kommt oder Pavel: Aus dem Schwäbisch Gmünder Raum gab wurde auch mal ernsthaft diskutiert, Aalen und es Bestrebungen, anstatt des Autokennzeichens Heidenheim zu einem Landkreis Ostwürttemberg „AA” ein neutrales „OA” einzuführen. Gab es hier- zusammenzuschließen und den Altkreis Schwä- für eine Chance? bisch Gmünd in Richtung Schorndorf oder Göp- pingen laufen zu lassen?

9 Diskussion

Wabro: Es war eine stürmische Zeit. Ich war mit Wabro: Es sind alle nur denkbaren Alternativen dabei, als sich der Gemeinderat von diskutiert worden - ein „großes Modell” mit den für den Verbleib beim Kreis Aalen entschieden Altkreisen Aalen, Schwäbisch Gmünd und Hei- hatte. Ausschlaggebend, oder mit ausschlagge- denheim, eine Zuordnung Ellwangens zu Crails- bend für die Zuordnung zum heutigen Ostalb- heim, eine Aufteilung des Kreises Schwäbisch kreis, war die Gemeindereform. Das Härtsfeld ist Gmünd zum einen Teil nach Göppingen, zum an- geographisch eine Einheit, war politisch aber im- deren Teil zum heutigen -Murr-Kreis usw.. mer gespalten. Die Gemeinden Elchingen und Da insgesamt im Land zu große Landkreise ent- Dorfmerkingen hatten zu entscheiden, ob sie standen wären, ist man vom „großen Modell” sehr selbständig bleiben wollten - dafür hätte einiges schnell weggekommen. Sehr bald hat man sich gesprochen - oder ob sie nach Aalen oder nach entschieden, daß Heidenheim selbständig bleiben Neresheim gehen wollten. In Elchingen gab es soll. Durch die sehr offensive Eingemeindungspo- zunächst einen Gemeinderatsbeschluß, der zur litik der Stadt Schwäbisch Gmünd wurden dem Stadt Aalen tendiert hat. Es gab aber auch Kräfte, Landkreis die Gemeinden weggenommen, der die gesagt haben, wir gehen nach Neresheim; Landkreis war letztlich nicht mehr existenzfähig. dies aber nur dann, wenn Neresheim beim Kreis Die übriggebliebenen Gemeinden im Altkreis Aalen bleibt. Es wäre widersinnig gewesen, wenn Schwäbisch Gmünd wollte man nicht auseinan- man Elchingen nach Neresheim gegeben hätte derreißen, deshalb kam der Vorschlag, Schwä- und dann Neresheim insgesamt nach Heiden- bisch Gmünd und Aalen zusammenzulegen. Daß heim. Insofern hat Elchingen auch in der Diskus- die Gemeinde Alfdorf zum Rems-Murr-Kreis ge- sion im Landtag eine Rolle gespielt. Ministerpräsi- kommen ist, war ein Zählfehler im Landtag. Eine dent Filbinger hat sich in der Landtagsdebatte für positive Entscheidung war es, sicherlich auch im einen Verbleib von Neresheim beim Kreis Aalen Hinblick auf die Bevölkerung, die damals zum ausgesprochen. Kreis Backnang gehörende Gemeinde Gschwend Es waren also die Härtsfeldgemeinden, die sich dem Ostalbkreis zuzuordnen. Neresheim anschließen wollten, die für einen Ver- Zunächst gab es Diskussionen, daß Aalen sowohl bleib beim Kreis Aalen bzw. dann beim Ostalb- Kreissitz als auch Regionalsitz werden sollte. Der kreis den Ausschlag gegeben haben. Rückblik- Landkreis Schwäbisch Gmünd war ja wesentlich kend glaube ich, daß sich dies auch bewährt hat. kleiner als der Kreis Aalen. Der Landtag wollte Der Kreis Heidenheim ist zwar ein kleiner Land- aber Schwäbisch Gmünd ein eigenständiges Ge- kreis, aber die Verflochtenheit zwischen Neres- wicht verleihen und hat deshalb entschieden, den heim und dem Härtsfeld und dem Altkreis Aalen Sitz des Regionalverbands nach Schwäbisch war so stark, daß es eine widernatürliche Zuord- Gmünd zu legen. nung gewesen wäre, wenn Neresheim nach Hei- denheim gekommen wäre. Pavel: Tatsächlich hören wir von früheren Kom- munalpolitikern, auch aus Schwäbisch Gmünd, Pavel: Heute wäre es kaum vorstellbar, daß das daß die Eingemeindungspolitik der Stadt aus heu- Symbol der Ostalb, das Kloster Neresheim, nicht tiger Sicht mit der „Todesstoß” für den Landkreis beim Ostalbkreis wäre. Schwäbisch Gmünd gewesen sei. Wabro: Ich habe damals mit allen Argumenten Große Diskussionen gab es ja um das Härtsfeld. und mit meinem Herzblut als Landrat für den Ver- Sowohl der neue Ostalbkreis als auch der Kreis bleib von Neresheim beim Altkreis Aalen und spä- Heidenheim wollten das Dach für die neue größe- teren Ostalbkreis gekämpft. Unterstützung erhielt re Stadt Neresheim werden. Es gibt Berichte, ich von den Landtagsabgeordneten und meinem nach denen Sie, Herr Wabro, bei einer ganz wich- Vorgänger, Herrn Dr. Huber, der im Landtag mit tigen Gemeinderatssitzung in Neresheim mit dazu zu beschließen hatte. beigetragen haben sollen, daß sich Neresheim einstimmig für den späteren Ostalbkreis ausge- Pavel: Aber es war ein Stück weit das Verdienst sprochen hat. War dies eine spannende Zeit? des damaligen Landrats Wabro, daß das so kam. Interessant ist auch, daß sich 90 % der wahlbe-

10 Diskussion

rechtigten Einwohner Dorfmerkingens in einer Un- die Heidenheimer Neresheim auch als ihren terschriftenaktion für den Verbleib beim Landkreis „Wallfahrtsort“ betrachten. Es wurde also nicht Aalen ausgesprochen haben. Hat die schwierige nachgekartelt. Diskussion um das Härtsfeld nach der Gründung des Regionalverbands zu atmosphärischen Stö- Pavel: Gab es irgendwann einmal Überlegungen, rungen zwischen dem Kreis Heidenheim und dem in der Tradition eines Jagstkreises, ein ganz neu- Ostalbkreis geführt oder war diese Angelegenheit es Gebilde mit der Raumschaft Ellwangen und al- mit der Entscheidung erledigt? les was nördlich von Ellwangen liegt, zu schaf- fen? Wabro: Es hatte keine anhaltenden atmosphäri- schen Störungen gegeben. Mein späterer Kollege Wabro: Es wurde angedacht, aber nicht intensiv Dr. Würz und ich hatten das Ziel, die Region Ost- weiterverfolgt. Man hätte Ellwangen von Aalen württemberg vorwärts zu bringen. Wir hatten die- wegnehmen und Crailsheim zu Ellwangen neh- se internen Auseinandersetzungen, die es um men müssen. Ellwangen und Crailsheim zusam- das Härtsfeld gab, beiseite gelegt, was politisch men hätten nicht die Größe ergeben, die man sicher auch richtig war. Wir haben nicht in die Ver- sich in der Kreisreform vorgestellt hatte. Gefährli- gangenheit geschaut, sondern in die Zukunft. cher war die andere Überlegung, Ellwangen und Auch danach habe ich immer wieder gespürt, daß Crailsheim mit Schwäbisch Hall zusammenzu-

11 Diskussion

gen. Diese Investitionen waren im Blick auf die Zukunft natürlich enorm wichtig für unsere jungen Menschen. Man darf aber nicht nur die Berufli- chen Schulen sehen, es sind natürlich auch Gym- nasien, Realschulen, Hauptschulen und Sonder- schulen gebaut worden. Ostwürttemberg hat im- mer darunter gelitten, daß zu wenig Arbeitsplätze vorhanden waren und viele junge Menschen ab- wandern mußten. Dies hing auch mit der Ausbil- dung zusammen. Auf der einen Seite wollten wir aus Ostwürttemberg eine starke Region machen, die wirtschaftlich stark wird und auf der anderen Seite wollten wir junge Menschen ausbilden, die dann in der Region einen Arbeitsplatz finden.

Zweitens kam hinzu, daß 1974 die Mittelbereiche Ellwangen und in die Gemeinschafts- aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- schaftsstruktur” einbezogen wurden. Dafür habe ich auch sehr gekämpft. Diese Strukturförde- rungsmöglichkeit ist von diesen beiden Mittelbe- reichen, ich würde fast sagen bis zum heutigen Tag, optimal genutzt worden. Schauen Sie Ell- wangen an, das Industriegebiet, schauen Sie Bopfingen an, was sich dort entwickelt hat. Bop- schließen. Aber dagegen habe ich natürlich ganz fingen war eine Zeit lang die Stadt, die die höch- massiv gekämpft und diese Überlegung wurde ste Arbeitslosigkeit im Land hatte, heute ist sie dann sehr schnell fallengelassen. davon weg. Diese Doppelstrategie ist nach mei- ner Beurteilung aufgegangen: Strukturförderun- Pavel: Der neue Ostalbkreis hat mit einer un- gen, Industrie- und Gewerbegebietserschließung glaublich intensiven Investitionsphase begonnen. und Ausbildung. Diese Investitionen waren nur Hauptsächlich ausgedrückt in drei wichtigen Be- mit Hilfe des Landes möglich. Wenn ich mich reichen: Krankenhauswesen, Berufsschulwesen recht erinnere, konnten wir 1979 über 16 Mio. DM und Kreisstraßenbau. Hat das Land Baden-Würt- in den Kreisstraßenbau investieren. Zu einem temberg den nunmehr noch 35 Landkreisen finan- großen Teil konnten wir die Mittel selbst aufbrin- ziell so stark unter die Arme gegriffen oder konnte gen, aber es gab auch hierfür Zuschüsse. Diese sich dieser Ostalbkreis das alles plötzlich aus ei- Investitionen haben natürlich auch zu einer Ver- gener Kraft leisten? besserung der Infrastruktur beigetragen.

Wabro: Erstens ging es dem Land damals finan- Pavel: Der Ostalbkreis hat als einer der ersten ziell wesentlich besser als heute. Es gab auch Landkreise das Berufliche Schulwesen mustergül- Schwierigkeiten, aber die Zielsetzung mit der Lan- tig neu organisiert und baulich umgesetzt. Des- despolitik war damals, über die Kreisreform die halb hat damals auch jeder auf den Ostalbkreis Fläche zu stärken und eine Stärkung hat natürlich geblickt. Und nun, rund 20-25 Jahre später, rüstet auch bedeutet, daß man Investitionszuschüsse sich der Ostalbkreis im Moment, die Beruflichen gegeben hat. Der Bau, Neubau und Ausbau von Schulzentren wieder zeit- und bedarfsgerecht zu Schulen wurde schwerpunktmäßig gefördert. Das optimieren. In Schwäbisch Gmünd wurde jetzt mit Berufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd war zum einem 1. Bauabschnitt begonnen. In Aalen und Zeitpunkt des Inkrafttretens der Kreisreform be- Ellwangen stehen wieder Investitionen an. reits geplant. Dieses haben wir dann auch als er- stes gebaut. Danach kamen Aalen und Ellwan-

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Wabro: Ich kann Sie zu Ihrer Zielsetzung, die heute erst recht. Welche Strukturen man nun fin- Schulen zu modernisieren und weiter auszubau- den müßte, um die vorhandenen Hochschulen zu- en, nur beglückwünschen. Das Wissen veraltet sammenzubinden, müßte überlegt werden, aber sehr schnell und es kommen immer wieder neue da sind Sie ja dabei. Ich freue mich, daß Sie die- Erkenntnisse dazu. Wenn wir da nicht mithalten, se Aufgabe anpacken. Deswegen auch meine bleiben unsere Kinder auf der Strecke. Anregung, ein Innovationsforum zu bilden. Da sind die Hochschulen, soweit es um Technik und Pavel: Sie sprachen kurz die Stadt Bopfingen mit Wirtschaft geht, schon vertreten. Die Hochschu- ihren großen Strukturproblemen, die dort vor vie- len können sich durch den Austausch von Lehr- len Jahren waren, an. Kann es sein, daß Bopfin- kräften großartig ergänzen. Ich glaube, die vor- gen eine der ersten Städte war, die kommunal, handenen Kräfte müssen gebündelt werden, um möglicherweise mit Unterstützung des Ostalbkrei- eben dieses berühmte Gegengewicht zu Ulm und ses, Wirtschaftsförderung betrieben hat? Ich hörte nach meinem Amtsantritt, daß dort noch Betriebs- gebäude in kommunaler Hand sind, um Wirt- schaftsbetriebe und Existenzgründer zu fördern.

Wabro: Sie haben Recht, in Bopfingen gibt es beispielsweise einen Gewerbehof. Man hat im Laufe der Jahre alle Möglichkeiten untersucht, wie man Betriebe halten oder, bei notwendigen Umstrukturierungen, wie in der Lederindustrie, neue Betriebe ansiedeln kann. Da muß man erfin- derisch sein. Existenzgründer sind zwar da, aber man muß sie anlocken. Deshalb hat die Stadt Bopfingen mit Förderung des Landes diesen Ge- werbehof geschaffen. Dieses Angebot ist, auch wenn der eine oder andere Betrieb wieder her- ausgegangen ist, gut angenommen worden. Im Ergebnis kann man heute sagen, daß Bopfingen zu haben und um in Kooperation mit die- kein besonderes Problemgebiet mehr ist. Neue sen großen Universitätsbereichen ernst genom- Betriebe siedeln sich dort an, bestehende Firmen men zu werden. Man wird immer dann ernst ge- investieren. Beim Land kannte man diese Proble- nommen, wenn man stark gebündelt auftritt. me und Bopfingen erhielt immer die höchstmögli- che Förderung. Die Stadt mußte aber immer noch Pavel: Die Hochschulen, die wir zur Verfügung einen beachtlichen Eigenanteil aufbringen. haben, sind für mich auch ein Spiegelbild des ge- sellschaftlichen Wandels. Hat man früher von der Pavel: Eine Besonderheit des Ostalbkreises ist Ingenieurschule in Aalen gesprochen, so spricht die Hochschullandschaft. Mit sechs Hochschul- man heute ganz selbstverständlich von der Hoch- einrichtungen ist diese ganz besonders intensiv schule für Technik und Wirtschaft. Viele Bereiche und vielfältig ausgeprägt. Vor 25 Jahren gab es wurden hier miteinander verbunden und immer bereits Überlegungen, drei damals vorhandene neue zukunftsorientierte Studiengänge werden Hochschuleinrichtungen zusammenzulegen. Wie entwickelt. Mein Dank gilt der großartigen Unter- beurteilen Sie das damalige Vorhaben und wie stützung des Bundes und des Landes, da Hoch- beurteilen Sie die Chancen unserer Fachhoch- schulen niemals regional finanziert werden kön- schulen heute? nen. Wir sind sehr zuversichtlich, daß es uns ge- lingt, daß die Hochschullandschaft in Ostwürttem- Wabro: Wir wollten nie eine Gesamthochschule berg und insbesondere im Ostalbkreis mit dazu haben, aber ein Dach über den einzelnen Hoch- beitragen kann, mittel- und langfristig den Wirt- schulen, das war so die Überlegung. Ich habe schaftsstandort noch attraktiver zu machen. Ich diesen Gedanken damals für richtig gehalten und glaube, daß eine große Zukunftschance in einer

13 Diskussion

Vernetzung der unterschiedlichen Angebote, und nicht in einer Gesamthochschule, liegen könnte. Pavel: Eine wichtige Vorgabe nach der Gründung Die Hochschule für Technik und Wirtschaft ent- des Ostalbkreises war die Dezentralität, die das wickelt z. B. ein gewerbliches Produkt, die Fach- Gleichgewicht der Lebensräume aufrecht erhalten hochschule für Gestaltung gibt dem Produkt seine sollte. Würden Sie als Landrat von vor 25 Jahren äußere Form und das gesamte Thema Didaktik diese Perspektive noch uneingeschränkt beja- könnte von der Pädagogischen Hochschule ein- hen? gebracht werden. Wabro: Ja, und zwar deshalb, weil wir damals im Wabro: Sie haben recht mit Ihrer Beurteilung. Im Kreis Aalen der flächengrößte Landkreis waren Gegensatz zur Universität sind die Fachhoch- und der Ostalbkreis in Baden-Württemberg heute schulen sehr darauf ausgerichtet, wirtschaftsori- an 3. Stelle liegt. Unsere Vorstellung damals war, entiert auszubilden. Das ist eine Chance, aber die Einrichtungen zu den Menschen zu bringen auch eine Gefahr. Wandelt sich die Wirtschaft, und nicht die Menschen zu den Einrichtungen. muß sich auch die Hochschule wandeln. Das ha- Die Leistungsfähigkeit setzt hier natürlich Gren- ben wir auch an der Fachhochschule in Aalen er- zen, wir haben beispielsweise im Krankenhausbe- lebt. Es ging im Maschinenbau und auch in ande- reich einige Schließungen vornehmen müssen, ren Bereichen abwärts und plötzlich bekam die , Abtsgmünd, Neresheim. Und wenn Fachhochschule Probleme. Dann kam die Initiati- die Bevölkerung ein Kreisbewußtsein entwickelt ve, etwas Neues zu schaffen. Die Fachhochschu- hat - ich bin überzeugt, es ist ein Kreisbewußtsein le für Technik wurde zur Fachhochschule für entwickelt worden - dann auch deshalb, weil man Technik und Wirtschaft. Neue Studiengänge wie versucht hat, diese dezentrale Versorgung auf- „Technischer Redakteur” oder „Internationale Be- recht zu erhalten. triebswirtschaft” wurden eingeführt. Ein anderes wichtiges Bestreben für die Fachhochschulen Pavel: Der Kreistag hat sich im November 1997 sind Verflechtungen zu den Unternehmen. Im Stu- für den Erhalt der vier Kreiskliniken ausgespro- diengang Opto-Elektronik sind diese mit der Fir- chen. Entscheidende Frage dabei war, ob die Kli- ma Zeiss eindeutig. Auch der Vorstandsvorsitzen- nik am Ipf in Bopfingen eine Zukunft hat. de von Varta hat bei einer Pressekonferenz er- Lassen Sie mich nochmals auf einen Wirtschafts- klärt, man brauche Verflechtungen zu Wissen- betrieb kommen. Die Kreissparkasse Ostalb, ent- schaft und Forschung. Es ist natürlich sehr gut, standen aus den Sparkassen der Kreise Schwä- wenn man diese auch vor Ort hat. bisch Gmünd und Aalen, war ja das erste große Dienstleistungsunternehmen, das im neuen Ost- Pavel: Hat sich die Wirtschaft der damaligen albkreis zusammengefunden hat. Zwischenzeit- Landkreise Aalen und Schwäbisch Gmünd in die lich ist die Kreissparkasse Ostalb zu einem der Diskussion zur Bildung eines neuen Landkreises größten Finanzdienstleistungsunternehmen in eingemischt? ganz Baden-Württemberg geworden. Wie ist die Zusammenführung dieser beiden Kreissparkas- Wabro: Die Wirtschaft hat sich aus eigenem In- sen abgelaufen? teresse sehr wohl eingemischt. Die Industrie- und Handelskammer Ostwürttemberg wurde geschaf- Wabro: Die Zusammenführung der beiden Spar- fen. Den Gmündern ist es damals nicht leichtge- kassen war eines der schwierigsten Probleme fallen, sich vom Mittleren Neckarraum loszulösen überhaupt. Zunächst ging es darum, welche Stadt und einer Kammer Ostwürttemberg mit Sitz in den Sitz der Kreissparkasse erhält. Da sowohl in Heidenheim beizutreten. Die Wirtschaft hat aber Schwäbisch Gmünd als auch in Aalen starke sehr nüchtern überlegt, daß der Standort Ostwürt- Sparkassen vorhanden waren, haben wir be- temberg gestärkt werden kann, wenn man zu- schlossen, einen Doppelsitz zu machen. Dage- sammenarbeitet. Deshalb hat die Wirtschaft nicht gen gab es natürlich Einwendungen. Bei einem nur die Bildung des Ostalbkreises positiv mitge- Doppelsitz könnten die Kräfte nie so gebündelt tragen, sondern insbesondere auch die Bildung werden, wie es eigentlich ein Wirtschaftsbetrieb der Region. haben müßte, um schlagkräftig zu sein. Ich war

14 Diskussion

der Meinung, man sollte diese beiden großen In- Kreissparkasse in beiden Städten Hauptstellen stitute zwar vereinigen, in der Fläche aber mit ei- hat, bemerken die Kunden gar nicht. nem starken Brückenkopf verankern. Rückblik- Gibt es einen abschließenden Wunsch des Grün- kend kann ich sagen, daß sich der Doppelsitz dungs-Landrats für die nächsten 25 Jahre? Schwäbisch Gmünd - Aalen bewährt hat, da ein Dienstleistungsbetrieb in der Fläche auf Kontakte Wabro: Ich wünsche mir, daß Sie all Ihre Vorstel- zu den Wirtschaftsbetrieben auch räumlich ange- lungen, die Sie entwickelt haben und noch entwik- wiesen ist. Ich würde es heute wieder so machen. keln werden, auch realisieren können. Sie binden Heute spricht kein Mensch mehr darüber. die Vergangenheit in die Gegenwart ein und schauen mit eigenen Projekten in die Zukunft. Ich Pavel: So ist es. Es wird lediglich optisch wahrge- glaube, Sie sind auf dem richtigen Weg und ich nommen, daß sowohl in Schwäbisch Gmünd als wünsche Ihnen viel Erfolg dabei. auch in Aalen große, stattliche und leistungsfähi- ge Kreissparkassen vorhanden sind. Daß die

Aalen, Ostalbkreishaus von Westen

15 Stationen

16 Jahre Kreispolitik

Dr. Diethelm Winter Landrat des Ostalbkreises 1980-1996

Mein herzlicher Glückwunsch gilt dem „schön- sten“ Landkreis Baden-Württembergs zum 25. Geburtstag.

Grund zum Gratulieren gibt es nicht nur für die Gäste beim Jubiläums-Festakt. Alle Einwohnerin- nen und Einwohner können sich gratulieren, kön- 22. 07. 1980: Landratswahl in Mögglingen: Bürger- nen zufrieden sein, in einem Landkreis zu leben, meister Friedrich Schenk gratuliert Dr. D. Winter der gemeinsam mit seinen 42 Städten und Ge- meinden seit seiner Gründung eine kraftvolle und Ausbau der Autobahn A 7. Ich kann mich noch erfolgreiche Entwicklung gestalten konnte, die ih- gut an die ersten Besuche mit Landräten und Bür- nen allen zugute kommt. germeistern aus der Region Ostwürttemberg und den benachbarten bayerischen Landkreisen beim Der Ostalbkreis hat dabei durch sein starkes poli- Bundesverkehrsminister in Bonn erinnern. Wir tisches Gewicht als einer der größten Landkreise mußten damals befürchten, daß die Fertigstellung in Baden-Württemberg viel Unterstützung und Hil- der A 7 noch lange, vielleicht sogar über das Jahr fe zur Selbsthilfe von Bund und Land erfahren. 2000 hinaus, dauern würde. Die gleichgewichtige Entwicklung der Mittelberei- che Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen Daß wir dann doch “schon” im Dezember 1987 war von Anfang an ein Markenzeichen unserer die Einweihung der A 7 feiern konnten, haben wir Kreispolitik. So können wir heute feststellen: nicht nur der Bundesregierung Helmut Kohl, son- Die Schaffung des Ostalbkreises hat sich in den dern auch unserem jahrelangen intensiven Ein- 25 Jahren seines Bestehens gut bewährt. satz für die A 7 zu verdanken. Ich erinnere an die 150 000 Unterschriften pro A 7, die wir sammel- 16 Jahre lang, von 1980 bis 1996 habe ich zu- ten und an rasche Planänderungen, mit denen wir sammen mit den Mitgliedern der Kreistage die den befürchteten Bauaufschub infolge eines Verantwortung für Kreisverwaltung und Kreispoli- Rechtsstreits verhindern konnten. Mit der Fertig- tik getragen. In diesen Jahren habe ich trotz vieler stellung der A 7 haben wir unseren Landkreis in Sorgen und Probleme das Amt des Landrats des Nord-Süd-Richtung aus dem Verkehrsschatten Ostalbkreises als das schönste Amt weit und breit herausgeführt und dabei bewiesen, daß unsere erlebt. Gemeinsam mit den Städten und Gemein- Region bei der Durchsetzung wichtiger Ziele ihre den, unseren Abgeordneten, den Firmen, Institu- Kräfte bündeln muß. tionen, freien Trägern und engagierten Bürgern konnten wir, insbesondere beim Ausbau der Infra- Eine sehr wichtige Sache für unseren Ostalbkreis struktur, in den verschiedenen Aufgabenberei- war der Bau des neuen Landratsamts in den Jah- chen sehr viel erreichen. ren 1980 bis 1984. Bis zum Einzug in dieses Haus arbeiteten meine Mitarbeiter in 19 teilweise Eine Aufzählung der wichtigsten Maßnahmen ist weit auseinander liegenden Gebäuden in Aalen. in diesem Rahmen nicht möglich. Ich möchte des- halb nur an wenige, besonders markante Ereig- Von Anfang an war es mir wichtig, den großen nisse in “meinen” 16 Jahren erinnern. und teuren Neubau nicht nur als Bürogebäude für das Landratsamt zu nutzen. Ich wollte ein Gebäu- Es begann gleich nach meinem Amtsantritt im de errichten, das als Kreishaus Bürger aus allen September 1980 mit unserem Kampf um den Bereichen des Kreises zu rundum erfreulichen

16 Stationen

Anlässen, wie Ausstellungen, Konzerten, Theater- stets geleitet. Aus der Fülle dessen, was wir im aufführungen und Festen verschiedener Art zu- Ostalbkreis zur Unterstützung und Förderung sammenführt. Ein Blick auf die reichhaltigen Kul- hilfsbedürftiger Menschen tun konnten, möchte turkalender des Ostalbkreises in den vergange- ich unsere Bemühungen um Integration behinder- nen Jahren zeigt, daß dieses Vorhaben bestens ter Mitbürger herausgreifen. gelungen ist. Ausgehend vom Jahr der Behinderten Anfang der In vielen Ausstellungen im Kreishaus in Aalen und 80er Jahre haben wir bei der besseren Integration im Landratsamt in Schwäbisch Gmünd hatten ins- Behinderter in unserer Gesellschaft spürbare besondere unsere einheimischen Künstler eine Fortschritte erzielt. Im Landratsamt haben wir interessante und kostengünstige Möglichkeit, ihre durch die Einstellung vieler behinderter Mitarbei- Kunst zu präsentieren und dabei auch Verkäufe ter einen wichtigen Beitrag zur Integration gelei- zu erzielen. stet und ein Vorbild für andere gegeben. Gerne denke ich an viele Veranstaltungen, bei denen wir Wir waren - was die Hauptsache des Kreishauses gemeinsam mit Behinderten Erfreuliches erlebten, betrifft - stets bemüht, für die Bürger unseres Kreises in den verschiedenen Aufgaben der Kreisverwaltung eine bürgernahe, sparsame und effiziente Arbeit zu leisten und dabei nicht nur Rechtsvorschriften und Erlässe, sondern vor al- lem die Interessen unserer Bürger im Auge zu ha- ben.

Große Belastungen brachten uns die Auswirkun- gen der großen Politik. Unser Landkreis kam mit der Nachrüstung in im Jahre 1983 weltweit in die Schlagzeilen. Entschiedene Geg- ner der Nachrüstung und ihre Anhänger aus dem ganzen Bundesgebiet kamen zu Demonstrationen und Sitzblockaden nach Mutlangen. Ich bin sehr dankbar, daß es unseren Polizeibeamten durch A7, Agnesbergtunnel nach der Freigabe 1987 ihren gleichermaßen entschiedenen wie besonne- nen Einsatz gelang, Eskalationen und Zusam- so z. B. an die alljährliche Behindertenfasnet. menstöße zu verhindern. Herzlichen Dank allen, die dafür engagierte Arbeit leisteten. Unvergessen ist die damalige “heiße” Kreistags- debatte ebenso, wie die Gespräche mit Bewoh- Die Sorge um Erhaltung der Arbeitsplätze und nern der Pressehütte in Mutlangen. Damals wur- Schaffung neuer Arbeitsplätze stand in der Kreis- de von den Gegnern der Nachrüstung die “Eis- politik nicht nur in den letzten Jahren, sondern zeit” in den Verhandlungen der Großmächte und auch schon früher, an erster Stelle. eine akute Kriegsgefahr prophezeit. Die politi- schen Veränderungen der folgenden Jahre bewie- Deshalb wurde beim Ausbau und der bedarfsge- sen, daß wir mit unserer Ablehnung einer einseiti- rechten Ausrüstung unserer beruflichen Schulen gen Abrüstung recht behalten haben. in Aalen, Schwäbisch Gmünd und Ellwangen nie “gekleckert” sondern stets “geklotzt”. Wir konnten “Die Qualität eines Gemeinwesens bemißt sich damit für unsere Jugend eine ausgezeichnete vor allem danach, wie es sich zu seinen schwa- Ausbildung und für unsere im harten Wettbewerb chen und behinderten Gliedern stellt”. Dieses stehenden Firmen den Nachwuchs sichern, auf Wort des früheren Bundespräsidenten Gustav den sie zur Erhaltung der Qualität und Spezialität Heinemann hat meine Mitarbeiter und mich bei ihrer Erzeugnisse und Leistungen dringend ange- unserer vielfältigen Arbeit im sozialen Bereich wiesen sind.

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Die Schaffung der Stelle eines Wirtschaftsbeauf- Große Sorgen bereiteten uns seit Beginn der 80er tragten des Ostalbkreises erwies sich trotz an- Jahre die Defizite aus dem Betrieb unserer Kreis- fänglicher Unkenrufe als Volltreffer. In partner- krankenhäuser, die wir teilweise in zweistelliger schaftlicher Zusammenarbeit mit IHK, Hand- Millionenhöhe aus der Kreiskasse finanzieren werkskammer und Arbeitsamt, der Kreissparkas- mußten. se und den Banken konnten wir zahlreichen Fir- men bei der Bewältigung akuter Krisenfälle behilf- Trotz schwierigster Rahmenbedingungen im Pfle- lich sein und so viele Arbeitsplätze retten. gesatzbereich, die bundesweit gegeben sind, konnten alle Ostalb-Krankenhäuser seit Bildung Die Probleme der Abfallvermeidung, Abfallverwer- starker Eigenbetriebe, insbesondere durch die tung und Abfallbeseitigung waren in meiner ge- Konzentration von Kompetenz und Verantwortung samten Amtszeit ein Dauerbrenner. Zuerst wurde in den Krankenhausleitungen der Eigenbetriebe, die Kienersche Pyrolyse mit viel Vorschußlorbee- schneller als es die meisten erwartet hatten, ren bedacht, dann mußten wir bei der Demonstra- schwarze Zahlen schreiben. tions-Anlage in der Sandgrube viele Enttäuschun- gen erleben. Nun haben wir dem Pyrolyseverfah- Durch die im Kreistag hart umkämpfte, von mir ren der PKA eine neue Chance gegeben und hof- von Anfang an favorisierte Lösung dezentraler Ei- fen, daß dieses Verfahren beim Probebetrieb in genbetriebe, die landesweit Modellcharakter hat- Wasseralfingen seine technische, ökologische te, konnte die dezentrale, wohnsitznahe Patien- und wirtschaftliche Tauglichkeit beweisen kann. tenversorgung im Ostalbkreis, zu der sich Kreista- ge und Landräte des Ostalbkreises seit Bildung Die Herauslösung der Abfallwirtschaft aus der unseres Landkreises bekannten, auch für die Zu- Kreisverwaltung und Gründung der Abfallgesell- kunft gesichert werden. schaft mbH GOA im Jahre 1991 hat sich, wie die Abfallbilanzen der nachfolgenden Jahre zeigen, Daß trotz intensiver, erfolgreicher Bemühungen bestens bewährt. Die Abfallberge früherer Jahre um ausgeglichene Bilanzen beim Betrieb unserer konnten durch den Aufbau eines umfassenden Kreiskrankenhäuser die Qualität der Behandlung Recycling-Systems und durch die aktive Mitwir- und Versorgung unserer Patienten weiter ausge- kung der Bevölkerung beim Sortieren der Abfälle baut werden konnte, ist besonders erfreulich. und Transport zu den Sammelstellen um mehr als die Hälfte reduziert werden. Soweit die “Erinnerungen des Altlandrats an 16 Jahre Arbeit für den Ostalbkreis”. Unvergessen ist, daß es uns durch den ent- schlossenen und einmütigen Einsatz von Landrat, Mein Wunsch ist, daß die bisherige erfolgreiche Oberbürgermeistern, Bürgermeistern und Bürger- Entwicklung unseres Ostalbkreises in den letzten initiativen mit tatkräftiger Unterstützung unserer 25 Jahren auch in der Zukunft und nach dem Abgeordneten gelang, das “Damoklesschwert” Schritt ins nächste Jahrtausend fortgesetzt wer- zentraler Abfallbeseitigungsanlagen des Landes den kann. in Hüttlingen, Zöbingen und Pfahlheim abzuwen- den. Allen, die im Ostalbkreis Verantwortung tragen, insbesondere Landrat Klaus Pavel, wünsche ich Last not least erinnere ich mich an die “Kranken- viel Glück und Erfolg. Den Mitarbeiterinnen und hausgeschichte” in den 16 Jahren meiner Amts- Mitarbeitern des Ostalbkreises und allen Bürge- zeit als Landrat des Ostalbkreises. Das Ostalb- rinnen und Bürgern wünsche ich in alter Verbun- Klinikum Aalen, die Stauferklinik Schwäbisch denheit Gesundheit, Wohlergehen und Gottes rei- Gmünd in Mutlangen und die Klinik am Ipf Bopfin- chen Segen. gen wurden ausgebaut. Für den Ausbau der Virn- grund-Klinik Ellwangen, der inzwischen schon bis zum Richtfest gediehen ist, konnte ich kurz vor meiner Verabschiedung aus dem Amt im Herbst 1996 den Ersten Spatenstich vornehmen.

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Die zum 1. Januar 1973 erfolgte Kreisreform und Erinnerungen der damit verbundene Verlust des Kreissitzes, der Abzug oder die Verdünnung von staatlichen Äm- Siegfried Doderer tern führte im Altkreis Schwäbisch Gmünd und Sparkassendirektor i. R. vor allem in der Großen Kreisstadt Schwäbisch Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Schwä- Gmünd auch zu emotionalen Empfindungen bei bisch Gmünd (1968 bis 1973) Stellvertretendes geschäftsleitendes Vorstandsmit- der Bevölkerung. Daran änderte sich auch nichts glied der Kreissparkasse Ostalb (1973 bis 1975) durch die Ankündigung, daß Schwäbisch Gmünd Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Ostalb Regionalsitz werden soll - eine Ankündigung, die (1975 bis 1993) sich mehr oder weniger als Seifenblase heraus- stellte. Jede freiwillige Fusion im Wirtschaftsleben hinter- läßt auf beiden Seiten Spuren und Wunden, so- Selbst nach 25 Jahren werden hie und da in Ge- wohl im sachlichen als auch im persönlichen Be- sprächsrunden und in Medien gewisse Animositä- reich. Diese Folgen sind noch stärker ausgeprägt, ten und Enttäuschungen der Gmünder Bevölke- wenn eine Fusion staatlich verordnet wird, so wie rung gegenüber den vermeintlichen Gewinnern die Kreisreform 1973. der Fusion spürbar. Und das, obwohl das Kreis- bewußtsein des einzelnen Bürgers meines Erach- Bei der Zusammenführung der beiden Landkreise tens nicht sehr ausgeprägt ist und die politischen Aalen und Schwäbisch Gmünd wurde neben vie- Gremien große Anstrengungen unternommen ha- lem Gewachsenen aber außer Acht gelassen, ben, den Zentralitätsverlust des Gmünder Rau- daß sich der Gmünder Bereich von jeher viel eher mes zu mindern. nach Westen orientiert als nach Osten. Dies konnte ich schon 5 Jahre vor der Kreisreform Als Vorstandsvorsitzender der damaligen Kreis- feststellen, als ich, von außerhalb des Kreises sparkasse Schwäbisch Gmünd habe ich mich ge- kommend, zum Vorstandsvorsitzenden der dama- gen den Widerstand maßgeblicher politischer ligen Kreissparkasse Schwäbisch Gmünd gewählt Kreise ganz vehement für den Doppelsitz (Aalen wurde. und Schwäbisch Gmünd) der zum 1. Januar 1974 durch Fusion neu entstandenen Kreissparkasse Ich war damals in Sachen Kreisreform nicht un- Ostalb eingesetzt. Der erreichte Doppelsitz für wissend, hatte ich doch in jungen Jahren die Aus- Schwäbisch Gmünd hat bei einem Großteil der wirkungen und Folgen der letzten Kreisreform mit- Kreissparkassen-Kunden entsprechende Genug- erlebt, als die Oberämter Herrenberg und Böblin- tuung ausgelöst und den angedrohten Instituts- gen zum Landkreis Böblingen zwangsweise zu- wechsel verhindert. sammengeführt wurden. Als ehemaliger Herren- berger habe ich ähnliche Dinge und Emotionen mitbekommen wie bei der Fusion der beiden Dr. Alfred Geisel Landkreise Aalen und Schwäbisch Gmünd. Nach Landtagsvizepräsident a. D. (1980 bis 1996) fast 50 Jahren spürt man in Herrenberg noch im- Mitglied des Landtags (1972 bis 1996) Mitglied des Kreistags des Ostalbkreises (seit 1971) mer vereinzelt die Wunden der damaligen Kreis- reform. Am Jahreswechsel 1997/98 feiert der Ostalbkreis seinen 25. Geburtstag. Durch das Kreisreformge- Und wie stellt sich dies in unserem Ostalbkreis setz, das der Landtag von Baden-Württemberg dar? Nicht viel anders! am 23. Juli 1971 verabschiedet hatte, wurde mit Wirkung zum 1. Januar 1973 aus den Gemeinden Man denke nur an das alte Oberamt Ellwangen, des bisherigen Landkreises Aalen und mit Aus- das bei der letzten Kreisreform im Jahre 1938 mit nahme von 4 Gemeinden aus den Kommunen dem Oberamt Aalen zum Landkreis Aalen ver- des bisherigen Landkreises Schwäbisch Gmünd schmolzen ist - die dabei entstandenen Wunden der Ostalbkreis gebildet. Diese Neubildung fiel in sind zum Teil auch heute noch zu spüren. die Zeit der großen Reformen, die die von De- zember 1966 bis Sommer 1972 regierende Große

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Koalition aus CDU und SPD in Baden-Württem- angestoßenen Reformen geführt - auch hier im berg ins Werk setzte und die dem Land durch die Ostalbkreis. Neuordnung der Gemeinde- und Kreisebene, durch die Schul- und die Verwaltungsreform neue Nach 24 Jahren Landtagstätigkeit und der Zuge- zukunftsweisende Strukturen gaben, die für die hörigkeit zum Kreistag seit dem Jahre 1971 ist Weiterentwicklung und das Zusammenwachsen mein Urteil über den neugeschaffenen Landkreis des Landes von entscheidender Bedeutung wa- durchaus positiv. Die Zusammenführung einer ren. Raumschaft, die sich durch landschaftliche und wirtschaftliche Vielfalt, durch das ausgewogene Die damalige Kreisreform war in den beiden alten Verhältnis von Mittel- und Kleinstädten sowie ei- Landkreisen nicht unumstritten und löste zum Teil ner Vielzahl leistungsfähiger Gemeinden im länd- heftige Diskussionen aus - auch in meiner eige- lichen Raum auszeichnet, hat viele zukunftswei- nen Partei, der SPD. Speziell im Gmünder Raum sende Impulse ausgelöst und zunehmend zu ei- regte sich Widerstand, der schließlich zu dem nem vernünftigen Miteinander geführt. So sind die vom Lindacher Bürgermeister Rudolf Martin - ei- raumschaftlichen Empfindsamkeiten, die anfäng- nem ebenso großartigen wie streitbaren Kommu- lich sehr stark vorhanden waren, weitgehend ab- nalpolitiker - konzipierten Gegenmodell eines gebaut. Die Bereitschaft, berechtigte Interessen Remskreises führte, in dem die Kommunen des und Ansprüche anderer Bereiche des großen Flä- alten Kreises Schwäbisch Gmünd mit verschiede- chenkreises zu sehen und zu akzeptieren, hat er- nen Gemeinden der alten Landkreise Waiblingen heblich zugenommen. Freilich wäre zu wünschen, und Backnang zusammengefaßt werden sollten. daß dieser Gemeinsinn, der für die weitere Ent- Ich selbst habe mich damals als designierter wicklung des Kreises unabdingbar ist, zukünftig Landtagskandidat entschieden und mit Nach- noch stärker zum Tragen kommen möge. druck für die Bildung des späteren Ostalbkreises eingesetzt, in dem ich ein wirkungsvolles Gegen- Das Denken und Handeln über den eigenen Gar- gewicht zu den unverkennbaren Sogwirkungen tenzaun hinaus wird unter den gegebenen Um- des Ballungsraumes Stuttgart sah. Aus diesem ständen, insbesondere den zunehmenden finanzi- und anderen Gründen hätte ich es gerne gese- ellen Zwängen, in die uns etwa die Landespolitik hen, wenn - entsprechend den Vorschlägen des der jüngsten Zeit gestürzt hat, immer notwendi- Denkmodells zur Kreisreform - aus den bisheri- ger. Wir brauchen insonderheit ein deutlich stär- gen Kreisen Aalen, Schwäbisch Gmünd und Hei- keres Regionalbewußtsein in Ostwürttemberg. denheim ein einheitlicher Landkreis Ostwürttem- Die Entwicklung einer ganzen Reihe kreisüber- berg gebildet worden wäre. greifender Initiativen und Institutionen sind ein hoffnungsvoller Ansatz. Im Jahre 1971 war die Mir bleiben die mehr als ein halbes Dutzend Zeit für die Schaffung eines einheitlichen Land- Kreisbereisungen unvergessen, bei denen ich kreises Ostwürttemberg offenkundig noch nicht den damaligen Innenminister Walter Krause reif. Freilich: Wäre es damals zur Bildung dieser (SPD) begleitet und für Kreis- und Gemeindere- größeren Raumschaft gekommen, wären wir nach form gestritten habe. Oft gegen eine einheitliche meiner festen Überzeugung heute bei der Ent- Front ankämpfend, hat es der unbestechliche, wicklung solch dringend notwendiger regionaler sachkundige und von seinen Ideen zutiefst über- Strukturen ein gutes Stück weiter. zeugte Politiker Walter Krause verstanden, Inter- esse und letztlich weitgehende Zustimmung für Aus heutiger Sicht mutet das Gelingen der Kreis- seine Pläne einer umfassenden Kreis- und Ge- reform Anfang der 70ger Jahre wie ein kleines meindereform zu finden. Der Stichhaltigkeit seiner Wunder an. Sie steht in bemerkenswertem Ge- Argumente, seiner ebenso einfühlsamen wie be- gensatz zur Immobilität der Politik unserer Tage. stimmenden Gesprächsführung konnten sich Das weitgehende Fehlen politischer Führungsper- auch die Gegner seiner Reformvorschläge sönlichkeiten mit Vorbildcharakter, das Unterblei- schwerlich entziehen. Sein persönlicher Einsatz ben visionärer Politikplanung und Politikgestal- hat ganz entscheidend zum Gelingen der von ihm tung - ein dem damaligen Denkmodell vergleich- bares Konzept wäre heute beinahe undenkbar -

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und das ständige Verhaspeln in Kleinkrämereien den Größenverhältnissen her den Zusammen- und profilsüchtiger Rechthaberei werden - so schluß mit einem weiteren Landkreis nicht. fürchte ich - unserem Land und damit auch sei- nen Landkreisen und Kommunen noch teuer zu Für den Landkreis Schwäbisch Gmünd war Aalen stehen kommen. Nützen wir deshalb wenigstens jedoch nach Abwägung aller Für und Wider noch die uns regional gebotenen Chancen entschlos- die beste Lösung. Es ist meinem Nachfolger als sen - zum Wohle der Menschen, die in dieser Re- Landrat, dem aus Ellwangen gebürtigen Gustav gion Ostwürttemberg leben und arbeiten. Wabro, zu danken, daß sich die Gmünder Abnei- gung gegen Aalen innerhalb kurzer Zeit deutlich verringerte und einer objektiveren Betrachtung wich. Dr. Anton Huber Landrat a. D. (1946 bis 1970) Nach der Kreisreform war der Landkreis Aalen Mitglied des Landtags (1950 bis 1972) nicht mehr der flächengrößte Landkreis des Lan- Wenn ich mich heute an die Kreisreform zurück- des und das war gut so, denn ein Landkreis ist erinnere, dann kann ich nur feststellen, daß es auch eine Verwaltungseinheit. Die Bürgerinnen eine schwierige Zeit war. Schwierig, weil es Ein- und Bürger brauchen den unmittelbaren Kontakt schnitte in gewachsene Strukturen geben mußte zum Landratsamt und der wäre natürlich mit grö- und es keine Ideallösungen geben konnte. ßer werdender Entfernung nicht einfacher gewor- den. Als Abhilfe wurden damals - wie in Schwä- Ausgangspunkt der Reform war, daß es im Land bisch Gmünd durch Umwandlung des alten Land- Kleinstgemeinden und Kleinstkreise gab, die nach ratsamtes - Verwaltungsstellen vor Ort eingerich- überwiegender Meinung auf die Dauer nicht allein tet. Dies war sicher für die Bürger gut und not- lebensfähig seien. So wurden Kommissionen be- wendig, ob es auch im Sinne der geplanten Ko- auftragt, festzulegen, was wohl die Idealgröße ei- steneinsparungen war, ist zu bezweifeln. nes Landkreises sein sollte. Man kam zu einer Vorstellung von 150 000 bis 170 000 Einwohnern. Ich kann heute nicht beurteilen, ob die gewünsch- te Kosteneinsparung tatsächlich eingetreten ist. Der alte Landkreis Aalen hatte damals 162 000 Ich habe noch heute etwas Erklärungsnöte bei Einwohner und war zugleich der flächengrößte der Bejahung und Erklärung des Nutzen- und Ver- Landkreis des Landes Baden-Württemberg. besserungspotentials. Lassen Sie es mich so sa- gen: Der Zusammenschluß der beiden Landkrei- Insofern bestand für den alten Landkreis Aalen se Aalen und Schwäbisch Gmünd kann von kein Problem, diskutiert wurde über die Nachbar- Schwäbisch Gmünder Seite nur als Vernunftehe landkreise Crailsheim, Schwäbisch Gmünd und bezeichnet werden. Heidenheim. Dies zeigt, daß ich als früherer Landrat und einige Jahre darüber hinaus nur noch Aus heutiger Sicht müßten wir die größeren Di- als Landtagsabgeordneter aufgrund der Gege- mensionen in einem geeinten Europa sehen und benheiten meines Landkreises nicht gefordert vielleicht ist es unter diesem Gesichtspunkt bes- war. Deshalb hat auch der spätere, immer wieder ser, zukünftig in Regionen zu denken als in Ein- vorgebrachte Vorwurf, ich hätte den Landkreis heiten der alten Landkreise. Für die Stärkung der Schwäbisch Gmünd auflösen wollen, nicht den Region Ostwürttemberg am Rande des Landes Tatsachen entsprochen. Der Landkreis Schwä- war der Zusammenschluß sicherlich wichtig. Ich bisch Gmünd war das Problem meines Landtags- wünsche mir im Interesse aller Mitbürgerinnen kollegen, des damaligen Landtagspräsidenten und Mitbürger, daß sich nicht nur unser Land- Ganzenmüller und er hatte es wahrlich nicht kreis, sondern unsere Region und unser ganzes leicht. Hundertprozentig paßte Schwäbisch Land positiv weiterentwickelt. Gmünd zu keinem der angrenzenden Landkreise. Schwäbisch Gmünd tendierte mehr gegen We- sten und es bestanden erhebliche Vorbehalte ge- genüber Aalen. Der Landkreis Aalen brauchte von

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Otto Jettinger und nicht etwa im Verwaltungswege eingebracht Mitglied des Kreistags Schwäbisch Gmünd werden konnten, beschloß meine Fraktion, die (1965 bis 1972) damals die Mehrheit im Kreistag von Schwäbisch Mitglied des Kreistags des Ostalbkreises (seit 1973) Gmünd hatte, unsere Vorstellungen der Landes- Erster stellvertretender Vorsitzender des Kreistags regierung in Stuttgart zu unterbreiten. Ich habe des Ostalbkreises (seit 1989) mich damals in meiner Eigenschaft als Fraktions- vorsitzender nach Suttgart begeben, um Gesprä- Über die Geschichte des Ostalbkreises zu berich- che mit Filbinger, dem damaligen Ministerpräsi- ten, fällt einem Befangenen - und das bin ich - denten und Krause, dem damaligen Innenmini- wahrhaftig nicht leicht. Seit 1965 bin ich in der ster, zu führen. Inhalt der Gespräche war die Bil- Kreispolitik tätig, zunächst im Landkreis Schwä- dung eines Remskreises und die Meinung der bisch Gmünd und dann im Ostalbkreis. hiesigen Bürgerschaft, sich unter gar keinen Um- ständen ostwärts gelegenen Räumen zuzuord- Zu Beginn der 70er Jahre befaßte sich die dama- nen. Unser Interesse richtete sich zum Mittleren lige, von der großen Koalition getragene Landes- Neckarraum und der Weg nach dort führt be- regierung mit einer Verwaltungsreform, die unter kanntlich entlang der Rems. Es ist im übrigen anderem eine Reduzierung der zahlreichen Land- eine natürliche Gegebenheit, daß die Bevölke- kreise vorsah. Weder die Bevölkerung noch die rung sich entlang von Flüssen und Gewässern Kreisverordneten wurden offiziell darüber befragt, orientiert und damit entwickelt. Ich habe damals in ob sie mit der Auflösung ihres Heimatkreises ein- Stuttgart darauf hingewiesen, daß die Bevölke- verstanden seien. Sie mußten - sei es direkt oder rung im Osten Württembergs voneinander sehr indirekt - in Erfahrung bringen, daß beispielsweise verschieden sei. Man bemerke dies bereits an unser Landkreis Schwäbisch Gmünd aufgelöst den Dialekten, die hier gesprochen werden. Ein und einem neuen Kreis, einem Ostalbkreis, also Gmünder - und damit meine ich die Bevölkerung der im Osten unseres Landes gelegenen Raum- unseres Raumes - hat trotz der einmaligen und schaft, zugeordnet werden soll. Damit waren wir - wunderschönen Abteikirche von Neresheim nach jedenfalls der überwiegende Teil unserer Bevölke- dort weniger Beziehungen als beispielsweise rung - nicht einverstanden und erarbeiteten Ge- nach Stuttgart, von Bopfingen ganz zu schwei- genvorschläge. gen. Ich muß dies einfach so sagen, weil es Fak- ten sind. Dieses und noch vieles andere habe ich Es wurde an einen “Stauferkreis” gedacht, der den Herren in Stuttgart vorgetragen, jedoch ohne Gmünd und Göppingen verbinden sollte, aber Erfolg. Mir wurde von beiden, Filbinger und Krau- bald ad acta gelegt wurde. Die Anbindungen bei- se, gesagt, der Raum Schwäbisch Gmünd müsse der Städte bzw. Räume - hier Schwäbisch den Fördergebieten im Osten zugeordnet werden, Gmünd, dort Göppingen - erschien bereits ver- um eine starke Position gegenüber den bayeri- kehrsmäßig äußerst problematisch und vor allem schen Räumen aufzubauen. Ich vermerke hierzu, kostentragend. Schließlich und endlich konnte die daß die Kreise Aalen und Heidenheim im Gegen- Dominanz von Göppingen in Bezug auf Schwä- satz zu Schwäbisch Gmünd vom Land damals bisch Gmünd von uns nicht hingenommen wer- gefördert wurden. Mir wurde in Stuttgart auch ge- den. sagt, daß der Gmünder Raum für seinen “Zentra- litätsverlust” - dieses Wort wurde ausdrücklich in Dann wurde an einen “Remskreis” gedacht, der Stuttgart so geprägt - vom Land künftig beson- sich aus den Räumen Welzheim, Schorndorf und ders berücksichtigt werde. Ich bedauere heute Schwäbisch Gmünd zusammensetzen sollte, ein feststellen zu müssen, daß solche Versprechen Plan, dem sich insbesondere der ehemalige Bür- nicht eingelöst wurden. Im Gegenteil, wesentliche germeister von Lindach, Rudolf Martin, verschrie- Behörden - bis auf die Schulbehörde - haben ben hatte. Ein Vorschlag, den die damaligen Gmünd verlassen müssen. Wenn ich hier von Be- Kreisverordneten in der Mehrzahl, wenn nicht gar hörden rede, so meine ich ausschließlich Landes- einstimmig, befürworteten und anstrebten. behörden. Es trifft zu, daß in Stuttgart auch dar- über diskutiert wurde, die Regierungspräsidien Da die Interessen der jeweiligen Raumschaften abzuschaffen, um, wie man sagte, die Verwaltung im wesentlichen nur auf der politischen Schiene

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“herabzuzonen”. Die dortigen Aufgaben sollten zug zu geben. Wir errichteten fünf Krankenhäuser zum wesentlichen Teil von neu zu bildenden Or- und drei Berufsschulen sowie eine Außenstelle ganisationen, nämlich den Regionalverbänden, der Landkreisverwaltung in Schwäbisch Gmünd. übernommen werden. Von daher war es interes- Dies alles faßt man zusammen unter dem Begriff sant, den Sitz eines solchen Verbands hier in “Bürgernähe”. Diese aber kostet Geld. Das be- Schwäbisch Gmünd zu erlangen, was auch ge- merken wir heute mehr denn je. schehen ist. Leider wurde dann aber der nächste Schritt, die Auflösung der Regierungspräsidien, Auf der anderen Seite möchte ich aber diesem nicht gemacht, so daß einem Regionalverband von mir zitierten Vieleck - sprich Kreis - den abso- nur noch relative Bedeutung zukommt. Die Rech- luten Vorzug geben. Er ist einmalig in seiner land- nung mit dem “Zentralitätsverlust” an die Landes- schaftlichen Vielfalt und der damit verbundenen regierung ist also noch offen. Schönheit. Ich sehe die Berge unserer Schwäbi- schen Alb vom Hohenstaufen bis zum Ipf, die Alb- In diesem Zusammenhang möchte ich mit Nach- hochfläche, das Härtsfeld, das Ries, die Ellwan- druck feststellen, daß zum damaligen Zeitpunkt ger Seenplatte und den Welzheimer Wald, die die Kollegen in Aalen, Ellwangen und Neresheim, Gewässer und Flüsse, die sich nach allen Him- insbesondere der damalige Landrat aus Aalen, melsrichtungen bewegen, die Brenz, die Egau, Herr Dr. Anton Huber, auch in seiner Eigenschaft die Sechta und die Jagst, den Kocher, die Lein als Landtagsabgeordneter, in aller Öffentlichkeit und nicht zuletzt die Rems. Dies alles verpflichtet versicherten, daß die Aalener Raumschaft kein uns, seine Einmaligkeit zu bewahren und zu er- Interesse daran habe, Gmünd dem Osten zuzu- halten, was nur durch Einigkeit in unserer Heimat ordnen. Diese Feststellung ist mir von hoher Be- - und das ist die Ostalb - erreicht werden kann. deutung für die vergangene, insbesondere aber künftige Zusammenarbeit mit den Bürgern aus den dortigen Räumen.

So kamen wir nun, wie es die Landesregierung Gerhard Kieninger wollte, im neuen Ostalbkreis zusammen. Es galt Mitglied des Kreistags des Ostalbkreises (1973 bis 1994) zunächst einen Landrat zu wählen. Wir entschlos- sen uns dem damals jungen Landrat von Aalen, Zweieinhalb Jahrzehnte gemeinsames Suchen Gustav Wabro, den Vorzug zu geben und erwar- und Wollen sind Grund genug, ein Bestandsjubi- teten, daß er und die Kreisverordneten der Berei- läum zu feiern. Ein Jubiläum, das unter dem Mot- che Aalen, Ellwangen und Neresheim dies zu to stehen könnte: Die Zeit heilt Wunden. würdigen wüßten. Sie haben die Erwartungen ein- gelöst, denn in Schwäbisch Gmünd wurde das er- Viele Bürgerinnen und Bürger waren nicht sehr ste Kreiskrankenhaus und die erste Berufsschule angetan von dem Zusammenschluß der Kreise gebaut und eröffnet. Schwäbisch Gmünd und Aalen mit dem Auto- kennzeichen AA. Als Kreisrat hatte ich 21 Jahre Nun bin ich bei der Problematik dieses Landkrei- Gelegenheit mit den Landräten Gustav Wabro ses, der in Wirklichkeit kein Kreis sondern ein und Diethelm Winter die Kreispolitik kritisch-ge- Vieleck ist. Fangen wir im Süden bei Neresheim staltend und beschließend zu begleiten. an, gehen dann über Bopfingen, Ellwangen, Gschwend, , , Heubach nach Sicher wird von berufener Seite die Leistung und Bartholomä über zurück nach Neres- der Fortschritt des neuen Kreises ausführlich und heim, so stellen wir die Vielfalt dieses Raumes zusammenfassend dargestellt, so daß ich mir er- fest. Dem mußte Rechnung getragen werden, laube, einige Besonderheiten zu nennen: denn jeder Bürger hat einen Anspruch darauf, möglichst kurz und schnell bedient und eventuell Für einen Kreisrat, dessen Wahlkreis sowohl das auch versorgt zu werden. Von daher verblieb uns Leintal-Frickenhofer Höhe als auch die Orte Es- nichts anderes, als der Dezentralität sowohl im singen , Abtsgmünd und Hüttlingen beinhaltete, Schul- als auch im Krankenhauswesen den Vor- gab es besondere Schwierigkeiten, da die kom-

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munale Berichterstattung bis zum heutigen Tage bringen. So bleibt die Hoffnung, daß zum Jubilä- weitgehend in den alten Kreisgrenzen erfolgt. um nicht nur Dampf abgelassen wird.

Als Beispiel für die erfolgreiche Arbeit des Ostalb- Der Straßenbau hatte eine besondere Priorität - kreises kann der Flußlauf des Kochers genannt die Beseitigung von wassergebundenen Straßen, werden, der, wenn auch unter schmerzhaften Be- Ortsdurchfahrten und Verbindungsstraßen. Aus- gleitumständen, von einer gesundheitsschädli- gebaute Straßenachsen, wie zum Beispiel Aalen - chen Kloake zum freundlichen Fischwasser sa- Hüttlingen - - oder Aalen - niert wurde. Gschwend wurden zu Lebensadern für unsere Bürgerinnen und Bürger. Leider ist es nicht gelun- Die Schaffung der drei Säulen (statt nur eines gen, dem Kreisstraßenbau und dem ÖPNV je ei- Oberzentrums) Ellwangen, Schwäbisch Gmünd nen Punkt Kreisumlage jährlich zuzuweisen. Ge- und Aalen brachte wohl den Städten gewisse Vor- rade der ÖPNV, verbunden mit dem Schülerver- teile, dem Landkreis nicht immer den notwendi- kehr, braucht größere Unterstützung, um den gen Entscheidungsspielraum. So mancher Kreis- ohne Not reduzierten Stand wieder zu erreichen. rat war eben zuerst Oberbürgermeister oder Ge- meinderat, wenn der jährliche Schwur zur Kreis- Der Versuch, den Fremdenverkehr auszubauen, umlage eingefordert wurde. Beim Bestreben, den muß Stückwerk bleiben, solange dezentrale Ein- Ostalbkreis zu einer Einheit zu formen, mußten zelwerbung unterstützt wird. Unter dem Slogan Kompromisse gesucht werden. So bei den drei “Württemberg-Ost” muß eine einheitliche Wer- Berufsschulzentren je nach Standort und nicht bung und Vermarktung erfolgen. nach Berufsbildern. Der Ostalbkreis und der Kreis Heidenheim bilden Das Gesundheitswesen mit dem Schwerpunkt die Region Ostwürttemberg. Die Regionalver- Krankenhäuser benötigte alle Kräfte. Das Ringen sammlung erstellt vorwiegend Planungen, dabei um die richtige Sanierung und die Schließung un- war es sicher ein Fehler, daß weitere Gemein- rentabler Häuser geht bis in die heutige Zeit. Die samkeiten im Anfangsstadium abgelegt wurden. finanziellen Engpässe werden selbst in den grö- Der Abfall sei Zeuge. ßeren Häusern Einschnitte bringen. Die Verle- gung des Spitals Ellwangen hat keine Wunden, Wir sollten sehr aufmerksam beobachten, was um wohl aber Narben hinterlassen. Nach zähen Ver- uns herum passiert. Im Westen die starke Region handlungen ist es gelungen, den notwendigen Zu- Stuttgart, im Süden die Region Ulm-Donau-Iller- schuß beim Bau von neuen Pflegebetten im Neu-Ulm, im Norden die Region Franken mit Heil- Landkreis zu verankern. Der Sozialbereich ist bronn, im Osten die bayerische Landesgrenze. trotz guter Fachleute aus dem Ruder gelaufen. Es darf nicht sein, daß der Landkreis am Stock geht OSTALBKREIS - QUO VADIS? und die Kommunen Festgeld anlegen. In den vergangenen 25 Jahren wurde trotz allen Die Suche nach dem richtigen Weg hat manche Schwierigkeiten Großes geleistet, und ich habe Irritation und Korrekturen mit sich gebracht. keinen Zweifel daran, daß die verjüngte Mann- schaft um Landrat Klaus Pavel zusammen mit Die Schließung von 95 Müll- und Abladeplätzen dem Kreistag bei Engpässen den richtigen Weg und die Schaffung der ersten Deponien Heubach- finden wird. Buch und Kirchheim mußte mit mehr oder weni- ger Druck erfolgen. Die versprochene Kreisstraße Dazu wünsche ich eine glückliche Hand zum von Kirchheim nach Dirgenheim ruht in den Wohle der Bürgerinnen und Bürger des Ostalb- Schubladen der Behörden. Seit 1974 geistert die kreises. Pyrolyse durch den Landkreis. Spatenstiche, Mi- nisterbesuche und verschiedene Betreiber ver- suchten Licht in das Genehmigungsdunkel zu

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Martin Kuhnigk Zumutung. Um dies zu verhindern, wurden ver- Bürgermeister a. D. der Gemeinde schiedene Alternativen entwickelt und diskutiert. (1958 bis 1994) Über die politische Schiene wurde versucht, die Mitglied des Kreistags des Ostalbkreises magische Zahl 35 aufzuweichen, jedoch ohne Er- (1965 bis 1989) folg, da dies wohl das Gesamtkonzept der Kreis- reform ins Rutschen gebracht hätte. “Wenn wir Die Große Koalition aus CDU und SPD im Land- schon nicht selbständig bleiben können, dann kei- tag von Baden-Württemberg fühlte sich Anfang nesfalls nach Aalen”, so die damalige Meinung. der 70er Jahre mit der Kreis- und anschließend Man versuchte sich anderweitig zu orientieren. Gemeindereform berufen, ein Jahrhundertwerk in Gespräche mit dem Kreis Göppingen folgten, die Wege zu leiten. Zweifellos war dies nur durch auch eine Angliederung an den Mittleren Neckar- satte politische Mehrheiten, finanzielle Anreize für raum wurde diskutiert. In beiden Fällen wäre der reformwillige Kommunen und eine vielfach lethar- Raum GD jedoch ein Randgebilde ohne große gische Bevölkerung möglich. Die Verwaltung soll- kommunalpolitische Bedeutung gewesen. Der da- te leistungsfähiger, bürgerfreundlicher und bürger- malige Bürgermeister von Lindach, Rudolf Martin, näher, transparenter werden. Mit diesen Schlag- versuchte seinem Parteifreund, Innenminister worten wurde versucht, das Reformprojekt der Krause, einen Remskreis schmackhaft zu ma- Bevölkerung und wahrscheinlich auch den Abge- chen. Dieser sollte aus den Kreisen Gmünd und ordneten selbst schmackhaft zu machen. Der da- Waiblingen mit dem Kreissitz in Schorndorf gebil- malige Innenminister Krause zog wie ein Missio- det werden. Dies war jedoch gegen die einwoh- nar durch das Land und verkündete die „frohe“ ner- und steuerstarken Städte und Gemeinden im Botschaft. Schließlich sollte alles auf freiwilliger Umfeld der Landeshauptstadt nicht durchsetzbar. Basis geschehen und für den Bürger könnte es So kam es in den öffentlichen Gremien zu einer nur besser werden. gewissen Resignation. Es reifte immer mehr die Einsicht, daß der Altkreis GD nur in Vereinigung Das zur Diskussion stehende Kreisreformkonzept mit dem Altkreis AA politisches Gewicht behalten sah eine Reduzierung der Anzahl der Kreise auf könne. Als dann noch die Regionalverbände ge- 35 vor. Dabei hatte der Kreis Schwäbisch Gmünd gründet und Schwäbisch Gmünd der Regionalsitz trotz heftiger Proteste der kommunalen Gremien zugesprochen wurde, herrschte eitel Freude. und vieler Bürger (Aktion “GD muß bleiben”) wohl von vornherein schlechte Karten, seine Selbstän- Das ist nun 25 Jahre her. Es ist schwierig ein Re- digkeit zu erhalten. Durch die Eingemeindung sümee zu ziehen, da unmittelbare Vergleiche feh- mehrerer Stadtrandgemeinden war der Kreis len. Wie hätten sich die Kreisgebilde von damals kopflastig geworden. Die Stadt Schwäbisch ohne Zusammenschluß weiterentwickelt? Fest Gmünd hatte die Mehrheit der Kreisbevölkerung steht, daß aus zwei armen kein reicher Kreis ge- und zahlte auch die meiste Kreisumlage. Dement- worden ist. Die Zentren im neuen Kreis fordern ihr sprechend forderte sie Führungspositionen. Die Recht. Öffentliche Einrichtungen müssen mehr- Landgemeinden sahen dies natürlich nicht gerne, fach geführt werden (fünf Krankenhäuser, drei Be- auch die Kreisverwaltung versuchte, mit wech- rufsschulen, mehrere Fach- und Sonderschulen). selndem Erfolg, einen Ausgleich zwischen Stadt Hätte man den Mut und das Stehvermögen haben und Land zu finden. sollen, gleich zu Beginn der Kreisneubildung Ein- richtungen zu zentralisieren? Im Interesse der Trotzdem überwog das Zusammengehörigkeits- Kreisbevölkerung und auch politisch wohl un- gefühl, als der Vorschlag des Innenministeriums denkbar. Ist die Kreisverwaltung bürgernäher, bekannt wurde, den Kreis Schwäbisch Gmünd mit überschaubarer und kostengünstiger geworden? dem Kreis Aalen zu vereinigen. Dieser Vorschlag Mit Sicherheit nicht, trotz anerkannter Bemühun- erschien völlig abwegig, da die Verflechtungen gen der Landräte Wabro und Winter ein Kreisbe- des Raumes Gmünd remsabwärts zur Stadt Stutt- wußtsein zu schaffen. Kann es so etwas in einem gart und dem Mittleren Neckarraum wesentlich Gebilde wie dem Ostalbkreis überhaupt geben? stärker waren und wohl auch heute noch sind. Ein Gmünder wird sich beispielsweise wohl kaum Den Raum Aalen durch den Altkreis GD aufzu- mit einem Ellwanger identifizieren. Der Regional- werten und zu stärken, war für viele Bürger eine

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sitz als Ausgleich für den Kreissitz? Bei der jetzi- Viele Propheten traten damals auf den Plan wie gen Bedeutung und Kompetenz zu vergessen. etwa der “Club of Rome” mit den Thesen zu den Grenzen des Wachstums. Heute ist klar, daß mit Nach meiner Meinung wurde das ursprüngliche den krisenhaften Entwicklungen des Jahres 1973 und mit viel Vorschußlorbeeren angepriesene der Abschied vom ständigen Wachstum und un- Kreisreformprojekt im Ostalbkreis verfehlt. Zwar gebrochener Wohlstandszunahme begonnen hat- wurde in den vergangenen 25 Jahren viel gelei- te. stet und für die Bevölkerung geschaffen. Trotz gu- tem Willen von allen Seiten ist das Raumdenken Auch die Welt in Ostwürttemberg hat sich seitdem nach wie vor stark ausgeprägt, die geringen Inve- rasant und grundlegend verändert. Am leichtesten stitionsmittel müssen möglichst gerecht auf die abzulesen sind die strukturellen Veränderungen drei Mittelzentren und deren Umland verteilt wer- am Vergleich der verschiedenen Wirtschaftsberei- den. Der Ostalbkreis geht dabei am Stock. Trotz- che. In der Land- und Forstwirtschaft waren bei- dem wünsche ich ihm, seiner Bevölkerung und spielsweise zu Beginn der 70er Jahre noch rund seinen Repräsentanten für die nächsten 25 Jahre 12 Prozent aller Erwerbstätigen tätig, heute knapp guten Mut und eine glückliche Zukunft. 4 Prozent. Gleichzeitig sank auch die Zahl der Er- werbstätigen im produzierenden Gewerbe von 60 auf nunmehr 48 Prozent. Eindeutige Gewinner dieser Entwicklung waren die Dienstleistungen. Dr. Hansjörg Rieger Waren damals 29 Prozent im Dienstleistungssek- Präsident der IHK Ostwürttemberg tor tätig, sind es heute 48 Prozent. 1973 war ein Jahr mit den unterschiedlichsten Fa- cetten. Positives und Negatives, Erfreuliches und Damit liegt der Ostalbkreis zwar im generellen Bestürzendes bildeten das Ausgangsjahr der Trend unseres Bundeslandes und der Bundesre- Kreisreform. So lag die Arbeitslosenquote damals publik Deutschland, aber der Ostalbkreis bleibt gerade einmal bei 1,2 Prozent, hingegen erreichte damit immer noch deutlich hinter der Gesamtent- die Inflationsrate alarmierende 7,4 Prozent. Der wicklung zurück. Der viel zitierte Weg in die Boykott der Araber führte zur Ölkrise und was für Dienstleistungsgesellschaft hat nicht nur begon- den Bürger mit dem Sonntagsfahrverbot offen- nen, er muß sich weiter fortsetzen! sichtlich wurde, bekam für die Wirtschaft und Ge- sellschaft schnell dramatische Auswirkungen. Trotz allem wird auch in Zukunft die Industrie mit Denn bereits zwei Jahre später übersprang die ihrem breiten Spektrum an Produkten unsere Le- Arbeitslosenzahl erstmals die Ein-Millionen-Gren- bensgrundlage im Ostalbkreis bleiben. Viele ze, sie hatte sich innerhalb von zwei Jahren ver- Dienstleistungen können nur im Zusammenhang vierfacht. Gleichzeitig wurde das System der fe- mit der Produktion bestehen und überleben. Ge- sten Wechselkurse durch das Floating ersetzt. rade die ausfuhrintensive Wirtschaft des Ostalb- Der Dollar, noch vor wenigen Jahren 4,00 DM kreises kennt diese Anforderungen bestens. wert, sank auf 2,83 DM. Importeure und Expor- Wenn heute jede dritte Mark im Ausland verdient teure mußten mit den flexiblen Wechselkursen werden muß, bedeutet dies für viele Unterneh- fertig werden. men nicht nur einen weltweiten Vertrieb, sondern ein entsprechendes Service- und Beratungsnetz Bereits diese wenigen Schlaglichter zeigen, daß bereitzuhalten. Auch wenn sich die Welt geogra- das politische und wirtschaftliche Umfeld der Ge- phisch nicht verändert hat, so hat sich die Welt für burtsstunde des Ostalbkreises keinesfalls pro- die Unternehmen erheblich vergrößert. blemlos war. Vielmehr wurden diese Ereignisse damals gleichermaßen heftig diskutiert wie heute Wer vor 25 Jahren diese säkulären Veränderun- die bevorstehende Einführung des Euro, die über- gen prognostiziert hätte, wäre als Phantast einge- bordende Staatsquote oder die explodierenden stuft worden. Deshalb ist es ein eindringlicher Be- Sozialausgaben. weis der Leistungskraft der Wirtschaft unseres Raumes, daß sie sich auf diese kurzfristigen und

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vehementen Veränderungen so schnell und so er- Friedrich Schenk folgreich eingestellt hat. Bürgermeister a. D. der Stadt Heubach (1958 bis 1986). Auch für die Politik sind die Veränderungen un- Mitglied des Kreistags Schwäbisch Gmünd übersehbar. Europa formiert sich immer stärker. (1959 bis 1972). Mitglied des Kreistags des Ostalbkreises Effizienz und Leistungsfähigkeit werden auch auf (1973 bis 1989). den Verwaltungseinheiten gefordert. Und gerade Erster stellv. Vorsitzender des Kreistags des Ostalb- diese Überlegungen waren Ausgangspunkt der kreises (1971 bis 1989). Kreisreform, wie ich schon vor Jahren durch mei- Vorsitzender des Regionalverbands Ostwürttemberg ne persönlichen Beziehungen zu Altlandrat Dr. (1973 bis 1990). Huber erfahren durfte. Ähnlich den Kostenüberle- gungen in den Unternehmen, die vom Markt ge- Kreisreform 1973 fordert wachsen müssen, sollten auch die Land- kreise ihre optimale Größe finden. “Die Reformbemühungen des Landtages und der Regierung sind für unseren Bereich größtenteils Allein die Standortvoraussetzungen im Ostalb- reibungslos durchgeführt und praktisch zu einem kreis haben sich, wie das Beispiel der infrastruk- Abschluß gekommen, daß die Bürgerschaft kaum turellen Ausstattung zeigt, grundlegend geändert etwas davon gespürt hat. Ab 1. Januar 1973 ge- und verbessert. hören wir zum Ostalbkreis. Dadurch, daß Heu- bach ziemlich genau in der Mitte zwischen den Die im Zusammenhang mit der Gebietsreform an- beiden Mittelzentren Aalen und Schwäbisch gedachte Reduzierung der Vielzahl von Gebiets- Gmünd liegt, kommt die Bürgerschaft ohne Mühe körperschaften, also im Klartext die Infragestel- in den Genuß der in beiden Städten reichlich vor- lung oder Abschaffung der Regierungspräsidien, handenen überörtlichen Einrichtungen. Die Kreis- ist ja nicht weiter verfolgt worden. tagswahl im Frühjahr dieses Jahres war der Ab- schluß der Kreisreform und gleichzeitig der Neu- Unsere Zeit verlangt das Bündeln von Kräften, beginn der parlamentarischen Arbeit im neuen damit Synergien realisiert werden können. So war Ostalbkreis.” Diese Botschaft zum Jahreswechsel die Entscheidung für einen Landkreis richtig. Aber erhielten Gemeinderat und Bürgerschaft der Stadt es wäre gefährlich auf dem Erreichten auch nur Heubach in meinem Jahresbericht 1973. Ein lan- für kurze Zeit auszuruhen. Es wird sich in den ger Abschnitt landes- und kommunalpolitischen nächsten Jahren viel zu viel ändern. Regionen Verhandelns war damit beendet. formieren sich und gewinnen an Gewicht. Ein Rückblick soll an damalige kommunale Ände- Wir liegen im Zentrum Europas und müssen die rungen durch Eingemeindung und Verwaltungs- Herausforderungen der Zukunft annehmen. Sie gemeinschaft, durch die Kreisreform und an die sind heute noch größer als zur Geburtsstunde Einrichtung der Regionalverbände erinnern. des Ostalbkreises. Gebietsreform für Städte und Gemeinde: Heu- bach und sein Umland

Ab Mitte der60er Jahre begannen im Land Ba- den-Württemberg die Überlegungen und Gesprä- che in den Gremien auf allen kommunalen Ebe- nen über die Reformbestrebungen des Landtags. Parallel dazu liefen die Diskussionen über eine kommunale Gebietsreform. Eingeleitet wurden die Überlegungen und Zielvorstellungen des Landes von einer Denkschrift über die zentralen Verflech- tungen. Eine Umfrage, an deren Gestaltung we- der Städte noch Gemeinden irgendwie beteiligt waren, lieferte Antworten von Schülerinnen und

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Schülern, die dann als Grundlage für diese Denk- Berg hinauf Richtung Aalen” war ein oft gehörtes schrift dienten. Die Schüler wurden zu Verflech- Argument. “Ein Oberzentrum Aalen - nie und nim- tungen ihres Heimatortes mit Nachbargemeinden, mer ...” begann unter großem Beifall der Zuhörer wo die Familie einkauft, in welche Kirche gegan- ein OB-Kandidat seine Vorstellungsrede zur OB- gen wird, wo kulturelle Veranstaltungen besucht Wahl in Schwäbisch Gmünd. Die alte staufische werden und nach vielen anderen Beziehungen Bürger- und Kulturstadt, von der jungen Eisen- und Bräuchen befragt. bahn- und Arbeiterstadt Aalen aus regiert - oh, liabs Aloisle! Auf der Grundlage dieser Umfragen wurden Ver- flechtungsbereiche zusammengestellt, die den Allerdings gab es im Landkreis Schwäbisch tatsächlichen Verbindungen ziemlich nahe ka- Gmünd keine geschlossene Front gegen die men. Für Heubach ergab sich danach ein Ver- Kreisreform. Landrat und Oberbürgermeister flechtungsbereich mit den Nachbargemeinden kämpften nicht gemeinsam für den Erhalt des Bargau, Böbingen, Mögglingen, Lautern und Bar- Landkreises. Unterschriftslisten wurden ausge- tholomä. legt, ebenfalls mit wechselnden Zahlen. Im östli- chen Bereich mit schwachem, in Gmünd und im Nicht zuletzt diese Denkschrift führte 1971 zu westlichen Bereich mit stärkeren Ergebnissen für dem freiwilligen Zusammenschluß der Stadt Heu- den Erhalt des Kreises. bach mit der Gemeinde Lautern. Ein Jahr später wurde die Verwaltungsgemeinschaft Rosenstein Mein leider zu früh verstorbener Kollege Rudolf mit den Gemeinden Bartholomä, Böbingen, Martin erregte mit seinem Vorschlag der Neubil- und Mögglingen, sowie der Stadt dung eines Kreises Schwäbisch Gmünd und dem Heubach als Sitz dieser neuen kommunalen Ko- Mittelbereich Schorndorf wohl eine Zeit lang Auf- operation gebildet. Diese Verwaltungsgemein- sehen, aber auch keine Gegenliebe bei den schaft erfüllt heute noch alle ihre satzungsgemä- Schorndorfer Nachbarn. Die Stadt Schwäbisch ßen Aufgaben. Die Gemeinden behielten ihre Gmünd selbst trug mit ihrer nun verstärkt durch- Selbständigkeit, ihren Gemeinderat und ihren geführten Eingemeindungspolitik nichts dazu bei, Bürgermeister. In erheblichem Umfang wird je- den Kreis zu erhalten. Die Stadt wurde im Verhält- doch Verwaltungsarbeit von der Verbandsverwal- nis der Einwohnerzahlen der selbständig bleiben- tung im Heubacher Rathaus kostengünstig, zen- den Städte und Gemeinden zu kopflastig. tral und trotzdem bürgernah geleistet. So kam es schließlich zur bekannten Lösung: Der Waren die Verhandlungen zur Bildung der Verwal- Landtag beschloß durch das Kreisreformgesetz tungsgemeinschaft nicht immer einfach, so wur- die Neubildung des Ostalbkreises mit dem Sitz den sie doch mit den Bürgermeistern und später der Kreisverwaltung in Aalen. Besonders mit den Gemeinderäten in gutem nachbarschaftli- schmerzlich für den Raum Schwäbisch Gmünd chen Geist geführt. war dabei auch die Abtrennung der Gemeinden Alfdorf und Pfahlbronn zum Kreis Waiblingen, da- Kreisreform: der Ostalbkreis für kam die Gemeinde Gschwend zum Ostalb- kreis hinzu. Die Zusicherung der Bildung einer gut Wesentlich schwieriger gestaltete sich die Ver- besetzten Außenstelle des Landratsamtes in ständigung auf Kreisebene. Der Gesetzentwurf Schwäbisch Gmünd bildete ein Trostpflaster. für die Kreisreform sah für unseren Bereich die Auflösung des Kreises Schwäbisch Gmünd und Einen weiteren Frust erlebten die Bürger vor al- dessen Anschluß an den Kreis Aalen vor. Beson- lem im Raum Schwäbisch Gmünd: Wir hofften ders groß natürlich war die Aufregung in der Stadt alle, auch ich habe mich dafür eingesetzt, daß der Schwäbisch Gmünd. Ein Sitz der Kreisverwaltung neue Ostalbkreis ein von beiden Kreisstädten un- im östlich gelegenen, an Einwohnerzahl kleineren abhängiges Autokennzeichen zugewiesen be- Aalen erschien in Schwäbisch Gmünd unvorstell- kommen würde. Es wurde dabei z. B. an OA, also bar. “Das Wasser der Rems fließt doch westlich, ein landschaftsbezogenes Kennzeichen gedacht. in Richtung Mittlerer Neckarraum, und nicht den Leider fanden diese Überlegungen in Bonn keine

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Gegenliebe. Es wurde uns klar gemacht, daß nur mehr Aufgaben, vielleicht durch die im Gespräch Städtenamen und in erster Linie Kreisstädte in gewesene Aufhebung der Regierungspräsidien, Frage kämen. Bei meinen späteren Fahrten durch zugewiesen worden wäre. Zahlreiche Gespräche die Bundesrepublik mußte ich aber immer wieder mit dem Ziel, eine größere Region zu erreichen, feststellen, daß es doch landschaftsgebundene erfolgten - zu schwach schien die naheliegende Autokennzeichen gibt. Es soll damals Gmünder Kooperation mit Heidenheim. Wir sprachen mit Bürger gegeben haben, die nur deshalb den den Repräsentanten des Kreises Göppingen, fan- schon geplanten Kauf eines Neuwagens hinaus- den dort aber keine große Gegenliebe. Man fühlte geschoben haben, nur um noch etwas länger mit sich mit dem Mittleren Neckarraum zu stark ver- dem geliebten GD fahren zu können. bunden. Heidenheim liebäugelte mit dem Ulmer Bereich, jedoch ohne Erfolg. Aalen streckte Füh- Lange noch haben die Nachwirkungen des Inte- ler nach Schwäbisch Hall/Hohenlohe aus, eben- grierens in den Ostalbkreis das kommunale und falls erfolglos. soziale Leben insbesondere in Schwäbisch Gmünd bestimmt - vom Landkreis bestimmte In- Zum 1. Januar 1973 wurden die Regionen als stitutionen (wie z. B. die Kreissparkasse) oder in neue Verwaltungsräume eingerichtet und die Re- maßgeblicher Kooperation verbundene Einrich- gionalverbände gebildet. Der Ostalbkreis und der tungen (wie z. B. das Rotes Kreuz) konnten sich Kreis Heidenheim bildeten mit ca. 400 000 Ein- zum Teil erst in den 90er Jahren auf eine gemein- wohnern die kleinste Region im Land. Als Vorsit- same Gestaltung einigen. zender dieser neuen Institution baute ich eine kleine, aber wirksame Verwaltung auf und schaff- Es ist ein herausragendes Verdienst von Gustav te die Voraussetzung, daß Verbandsversammlung Wabro, dem als Aalener Landrat die Bürde des und Planungsrat ihre Arbeit aufnehmen konnten. ersten Landrates des neuen Ostalbkreises über- Wir begannen sofort in enger Zusammenarbeit tragen wurde und der durch seine ganz spezielle mit den Landkreisen, den Städten und Gemein- Art der Verständigung und des Ausgleichs bewirk- den mit der Aufstellung des vom Gesetz vorgege- te, daß die Trennungswunden geschlossen wur- benen Regionalplanes für Ostwürttemberg. Nach den und der “Altkreis Gmünd” geachteter und etwa 5jähriger intensiver Planungsarbeit wurde selbstverständlich gleichberechtigter Partner wur- der Regionalplan am 10. Dezember 1979 von der de. Verbandsversammlung als Satzung beschlossen und dem Innenministerium zur Genehmigung vor- Regionalverbände: Die Region Ostwürttem- gelegt. In der Verbandsversammlung am 11. Sep- berg tember 1981 hat der damalige Innenminister Dr. Roman Herzog, unser heutiger Bundespräsident, Gleichzeitig mit der Diskussion um die Neubil- die Genehmigungsurkunde überreicht. Mit der öf- dung des Kreises erregte die Bildung von Regio- fentlichen Bekanntgabe trat dann die Verbindlich- nen und Regionalverbänden als neue Behörden- keit des Regionalplanes in Kraft. instanz die Gemüter. Schon einige Zeit vorher hatten die Landkreise Aalen, Schwäbisch Gmünd Entscheidend war danach, in Zusammenarbeit und Heidenheim sowie Städte und Gemeinden mit Städten und Gemeinden sowie den übrigen die regionale Planungsgemeinschaft Württem- Planungsträgern mitzuhelfen, daß keine Entwick- berg-Ost als Verein gegründet. lungschancen - etwa wegen fehlender Planungen - in Ostwürttemberg ausgelassen werden. Das Der Gesetzentwurf sah die Bildung einer Region große Handicap für die Regionalverbände war da- Ostwürttemberg mit dem Sitz in Schwäbisch mals schon, daß sie wohl planen können, die Gmünd vor. Der langjährige Landtagspräsident Durchführung und Durchsetzungen der Planun- Erich Ganzenmüller wollte den Verlust der Land- gen jedoch einzig und allein Sache der anderen kreisverwaltung seinen Mitbürgern mit dem Ge- Planungsträger ist. Die Regionalverbände haben winn des Sitzes der Regionalverwaltung beispielsweise auch keinerlei Möglichkeiten, schmackhaft machen. Das wäre vielleicht gelun- selbst Investitionen zu tätigen. gen, wenn den Regionalverbänden wesentlich

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Bald gründeten wir eine grenzüberschreitende Ar- schreitenden Problemstellungen - übertragen beitsgemeinschaft mit den bayerischen Nachbar- wurden. kreisen Dillingen, Nördlingen, Dinkelsbühl und Ansbach. Nur dieser Zusammenarbeit haben wir Ein Rückblick: Gelungener Wechsel den wohl größten Erfolg unserer Verbandsge- schichte zu verdanken: Es gelang uns durch mas- Rückblickend kann ich diese Zeit des strukturel- siven öffentlichen Druck, daß die wichtige Nord- len Wandels mit Anerkennung und Genugtuung Süd-Verbindung, die A 7, von Flensburg zur betrachten. Der Ostalbkreis als der Größe nach österreichischen Grenze in ihrem noch offenen und den Aufgaben entsprechend angemessene Teilstück zwischen Würzburg und Ulm/Elchingen und erfolgreiche Gebietskörperschaft hat ein baldmöglichst zügig ausgebaut wurde, eine für neues, gutes Gewicht im Konzert der baden-würt- die wirtschaftliche Entwicklung Ostwürttembergs tembergischen Landkreise ergeben. Die regionale existentiell wichtige Maßnahme. Zur Unterstüt- Identität der verschiedenen Bereiche ist nicht ver- zung des Anliegens wurden allein mehrere hun- loren gegangen, sondern hat eine vielfältige neue derttausend Unterschriften gesammelt und nach Akzentuierung gewonnen, in der jeder Bereich Bonn gebracht. Der damalige Bundesverkehrsmi- durch den gemeinsamen Landkreis gestärkt wird. nister hat seinerzeit erklärt “es ist mir noch nie Freundschaften sind in allen Bereichen des Krei- passiert, daß so viele Menschen für eine Ver- ses geknüpft worden, weit über die Grenzen der kehrsstraße unterschrieben haben, sonst ist man früheren “Altkreise” hinaus. Und mit einem per- immer dagegen”. sönlichen Rückblick auf meine Funktionen in Stadt, Altkreis, Landkreis und Regionalverband Der Interregio der Bundesbahn würde heute nicht kann ich das Bild des Wechsels der Autokennzei- über die Remstalstrecke Schwäbisch Gmünd, chen für mich nur so interpretieren: So heimatlich Aalen und Ellwangen nach Crailsheim und weiter mir GD war, so gut bin ich auch mit AA gefahren. nach Nürnberg fahren, sondern über Backnang, wenn der Regionalverband sich nicht so ener- gisch dafür eingesetzt hätte. Die Verbindung nach Dr. Norbert Schoch jun. Ulm wurde wenigstens durch regelmäßige Verbin- Oberbürgermeister a. D. der Stadt Schwäbisch Gmünd (1969 bis 1986) dungen und mit dem Einsatz einer der ersten neuen Triebwagenmodelle qualifiziert. Die Landkreisverwaltung aus Sicht der Stadt Schwäbisch Gmünd Kennzeichen für die neue Qualität der Koopera- tion war beispielsweise die Diskussion um das Die große Koalition in Stuttgart, bestehend aus “Oberzentrum”, das grundsätzlich in jeder Region CDU und SPD, hatte sich ein großes Ziel gesetzt: einer Stadt zugewiesen werden sollte. Für Ost- Die Gebietsreform - und hier vor allem die Land- württemberg gelang nach schwierigen Verhand- kreisreform - sollte ein “Jahrhundertwerk” werden. lungen das Modell eines “dreigeteilten Oberzen- Größere Verwaltungsstrukturen sollten die Ver- trums”, in dem die zentralen Funktionen unter den waltung insgesamt straffen, Einsparungen brin- drei großen Städten aufgeteilt wurden. So wurden gen und Synergieeffekte schaffen. Man baute beispielsweise die Kreiskrankenhäuser Aalen und darauf, daß größere Gebietseinheiten auch Gmünd sowie in Heidenheim gemeinsam in die zwangsläufig moderne und kostensparende Stufe der Zentralversorgung aufgenommen, was Strukturen bringen müßten. jedem Krankenhaus allein nicht erreichbar gewe- sen wäre und eigentlich für die Region Ostwürt- Die Stadt Schwäbisch Gmünd, die in der Vergan- temberg insgesamt nur einer zentralen Einrich- genheit in ihrer Entwicklung darunter gelitten hat, tung zugeordnet werden sollte. daß sie mehr oder weniger in der Enge des Remstales “eingesperrt” war, nutzte die Gunst der Heute muß jedoch auch festgestellt werden, daß Stunde, um ihr Gebiet innerhalb kürzester Zeit weder die Regierungspräsidien abgeschafft noch durch freiwillig zustande gekommene Eingemein- Aufgaben von den Landkreisen auf die Regional- dungsverträge auf etwa das 4fache der bisheri- verbände - beispielsweise bei landkreisüber- gen Markungsfläche auszudehnen. Eingemeindet

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wurden damals Bargau, Degenfeld, Weiler i.d.B., der weiß, war das ein leeres Versprechen und hat Lindach, Großdeinbach, Straßdorf, Rechberg, sich sehr schnell als Seifenblase entpuppt. letzteres erst 1975 aufgrund gesetzlicher Rege- lung. Der von mir von Anfang an vorausgesagte Behör- denabbau zu Lasten von Schwäbisch Gmünd und Die Eingemeindung der mit der Stadt baulich fast zu Gunsten von Aalen wurde leider Realität und zusammenstoßenden Gemeinden Waldstetten scheint bis heute noch nicht abgeschlossen zu und Mutlangen kam auf freiwilliger Basis nicht zu- sein. Hunderte von Arbeitsplätze gingen dadurch stande und wurde vom Landtag auch abgelehnt. dem Dienstleistungsbereich verloren und auch auf dem privaten Wirtschaftssektor hatte die Wei- Die Auflösung des Landkreises Schwäbisch chenstellung in Richtung der neuen Kreisstadt ne- Gmünd durch Gesetzesbeschluß des Landtags gative Auswirkungen für die Stadt Schwäbisch von Baden-Württemberg kam gegen den erbitter- Gmünd und ihr Umland. ten Widerstand der Stadt und des Landkreises Schwäbisch Gmünd zustande: Der Landtag ließ Gewinner der Landkreisreform war - nach dem sich in seinem Vorhaben weder durch eine Unter- Willen von Stuttgart - Aalen und Verlierer die schriftenaktion, der sich rund 18 000 Bürgerinnen Stadt und der Raum Schwäbisch Gmünd, ohne und Bürger in der Stadt angeschlossen hatten, daß sich dafür bis heute irgendein Ausgleich ab- noch durch einen Bürgerentscheid, der ein ein- gezeichnet hätte. deutiges Ergebnis für die Erhaltung des Landkrei- ses Schwäbisch Gmünd gebracht hatte, beein- Diese Feststellung kann heute nach einer Erfah- drucken und setzte sein Gesetzeswerk durch. Der rung von 25 Jahren leider mit Fug und Recht ge- von der Einwohnerzahl her durchaus im Mittelfeld troffen werden, obwohl sie mancher aus dem poli- der Landkreise angesiedelte und strukturmäßig tischen Raum nicht gerne hören wird. gesunde Landkreis Schwäbisch Gmünd wurde zerschlagen. Ein kleiner Teil wurde, anscheinend Es darf und muß aber auch gesagt werden, daß durch Tolpatschigkeit beim Zustandekommen des die Landräte des neugeschaffenen Ostalbkreises, Gesetzgebungswerkes und wie nachher entschul- Wabro, Dr. Winter und Pavel bestrebt waren und digend von politischer Seite gesagt wurde, aus sind, das Zusammenwachsen des Ostalbkreises Versehen, dem Rems-Murr-Kreis zugeschlagen. bestmöglichst zu unterstützen, Härten abzumil- Der größere Teil ging in dem neugeschaffenen dern und zu versuchen, durch Erhaltung von Au- Ostalbkreis mit der Kreisstadt Aalen auf. ßenstellen wenigstens ein Minimum von Bürger- nähe zu erhalten. Daß die Entscheidungen aber Hier wurde keine Rücksicht auf die sich in Jahr- heute in Aalen fallen, ist Tatsache. hunderten entwickelte Wirtschafts- und auch son- stige Einheit des Remstales und die Zentrierung Die Stadt Schwäbisch Gmünd konnte, dies sei von Schwäbisch Gmünd remsabwärts zum Mittle- anerkannt, durch die erfolgten Eingemeindungen ren Neckarraum hin genommen. Der von Schwä- neue Baugebiete für den Wohnungsbau und neue bisch Gmünd forcierte und favorisierte Plan eines Gewerbegebiete schaffen. Gleiches ist aber auch “Remskreises” unter Einbeziehung der Räume bei der Stadt Aalen geschehen, zusätzlich zu Schwäbisch Gmünd und Schorndorf, der am ehe- dem dortigen Zentralitätsgewinn durch die Land- sten den gewachsenen Gegebenheiten entspro- kreisreform. Seit 1. Januar 1973 gibt es nicht nur chen hätte, wurde von Stuttgart abgelehnt, unter ein gemeinsames Landratsamt im Ostalbkreis, anderem mit der Begründung, Schwäbisch sondern auch ein gemeinsames Autokennzeichen Gmünd müsse zur “Stärkung des Raumes Aalen” AA. Man hat sich in 25 Jahren weitgehend daran mit diesem zusammengeschlossen werden. gewöhnt. Das Leben ist weitergegangen. Die wirt- schaftlichen Probleme im Ostalbkreis und insbe- Schwäbisch Gmünd bekam dafür der Sitz des sondere auch in der Stadt Schwäbisch Gmünd neugeschaffenen Regionalverbandes, verbunden haben sich - aus ganz anderen Ursachen, die mit großen Versprechungen von landespolitischer nicht im Ostalbkreis zu suchen sind - verschärft. Seite bezüglich dessen Planungs- und Verwal- tungskompetenzen in der Zukunft. Wie heute je-

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Für die Stadt Schwäbisch Gmünd bleibt es dabei, daß das Wasser nach wie vor die Rems abwärts Richtung Neckar fließt. Was schon damals offen- kundig war, ist heute immer noch Fakt: Die wirt- schaftliche Entwicklung der Stadt Schwäbisch Gmünd, mit allem Plus und Minus, wird in Zukunft noch mehr als in der Vergangenheit vom Mittleren Neckarraum her bestimmt werden. Dies muß ge- sehen und beachtet werden, ungeachtet der Zu- gehörigkeit zum und der Zusammenarbeit im Ost- albkreis.

Ostalbkreishaus Aalen

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Standpunkte vertraten, sondern sich zuweilen so- Kommentare gar direkt attackierten. Wie es vor 25 Jahren zum Ostalbkreis kam Zusammenhänge wichtig Erwin Hafner Chefredakteur i. R., Schwäbische Post Die Kreisreform läßt sich auch aus heutiger Sicht Sechsjähriger Kampf im Vorfeld nicht für sich allein beurteilen, sondern muß im Zusammenhang mit anderen einhergehenden, Unter den schweren Geburtswehen beim Zustan- überregionalen Entwicklungen betrachtet werden. dekommen des Ostalbkreises hatte der Altkreis Die vier Großen Kreisstädte Ostwürttembergs Schwäbisch Gmünd zwangsläufig am meisten zu hatten schon 1966 erkannt, daß sie sich nur leiden. Der Verlust der Selbständigkeit traf dort durch ein freiwilliges Zusammenrücken in einer die empfindlichste Stelle jedes Schwaben: sein Planungsgemeinschaft Württemberg-Ost dem Heiligsblechle, das fürderhin ausgerechnet mit Sog der Ballungsräume Stuttgart und Ulm entzie- dem AA der Nachbarstadt gekennzeichnet wer- hen konnten, um sich als eigenständige Kraft zu den sollte. Zumindest in diesem Punkt zeigten wir behaupten. Zunächst richteten sich die gemeinsa- Aalener für die Gmünder Verständnis, die ihren men Bemühungen danach, Ostwürttemberg aus Protest unter der Parole “GD muß bleiben” durch dem Verkehrsschatten herauszubringen, der sich die Lande fuhren. bis heute für die wirtschaftliche Entwicklung als verhängnisvoll erwies. Für das Schienennetz be- Richtige Absicht, aber ... deutete dies Elektrifizierung und für die Straße Anschluß ans Autobahnnetz und Ausbau der Ansonsten gab es bei uns verständlicherweise B 29. breite Zustimmung, daß Aalen Sitz eines noch größeren Landkreises werden sollte. Die Miß- Aus mit der Freundschaft gunst über die Zuerkennung des Regionalsitzes an Gmünd als Ausgleich für den Kreisverlust hielt Zogen diesbezüglich Gmünd, Heidenheim und sich in Grenzen, weil erkennbar war, daß dessen Ellwangen mit Aalen noch an einem Strang, so politische Bedeutung äußerst gering sein würde. entbrannte ab 1968 unter dem Stichwort Ober- Wie sich bald herausstellte, ließ sich die - sicher- zentrum ein gewaltiger Kampf der Städte um die lich richtige - Absicht des seinerzeitigen SPD-In- Vorherrschaft in Ostwürttemberg - ausgelöst nenministers Krause auch nicht in der Großen durch den Landesentwicklungsplan, in dem Aalen Koalition durchsetzen: eine Aufwertung der Re- mit einem ominösen Stern versehen war. Und das gionalsitze dadurch, daß an sie die Regierungs- bedeutete: aufgrund der geographischen Lage präsidien von oben und die Landratsämter von zum Oberzentrum in Ostwürttemberg vorgese- unter Zuständigkeiten abtreten sollten. hen. Von da ab war’s aus mit der Freundschaft. Aalen war plötzlich in Ostwürttemberg zum Buh- Unverständnis in Aalen mann der Nation geworden, obwohl es überhaupt nichts dafür konnte. Jetzt wurde - mit Visier auf Hatten wir in der Aalener SchwäPo-Redaktion zu- Aalen - scharf geschossen. Nicht nur in den kom- nächst also keine Probleme mit der Kreisreform, munalen Gremien. Selbstverständlich auch an der so war die Redaktion der Gmünder Tagespost im Pressefront, wo es in unzähligen Kommentaren lokalen Kampf um den Erhalt des Kreissitzes zum massiven gegenseitigen Schlagabtausch umso mehr gefordert. Dies bedeutete indessen kam. gleichzeitig eine einmalige Profilierungschance, konnte die GT doch wie nie zuvor ihre Eigenstän- Zum Abschuß freigegeben digkeit als Gmünder Zeitung unter Beweis stellen. In Aalen hingegen konnten manche nicht verste- Der Kampf ums Oberzentrum loderte selbst in hen, daß zwei im gleichen Verlag erscheinende den Reihen der IHK-Vertreter auf, wo beispiels- Zeitungen gerade in den Auseinandersetzungen weise deren damaliger Präsident, der SchwäPo- der Kreisreform nicht nur völlig unterschiedliche Verleger Dr. Konrad Theiss, “als von Aalen nach

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Heidenheim eingeschleustes trojanisches Pferd” Wabro: Übergangs-Landrat deklariert und ergo, wenn auch vergebens, zum Abschuß freigegeben wurde. Eine gegen Aalen Im April 1970 hielt es Landrat Dr. Anton Huber für gerichtete Stimmungslage, die sich beim Bau des richtig, seine Amtszeit bis zum Inkrafttreten der Kammergebäudes wiederholen sollte. Sogar die Kreisreform nicht zu verlängern, sein Landtags- Ellwanger waren seinerzeit bereit, weitere Wege mandat jedoch beizubehalten. Damit war die in Kauf zu nehmen, wenn es zu verhindern galt, Wahl eines Nachfolgers fällig. Gustav Wabro einem Standort Aalen den Vorzug einzuräumen. setzte sich auf Anhieb auch gegen zwei CDU-Mit- bewerber (Hötsch und Susset) durch und wurde Kampf ums Oberzentrum zunächst als Übergangs-Landrat gewählt.

Heidenheim und Gmünd waren sich jedenfalls ei- Alarm aus Neresheim nig: Aalen darf auf gar keinen Fall Oberzentrum werden. So kam es in einer Sitzung der Pla- Konnte der Altkreis Aalen bislang relativ gelassen nungsgemeinschaft in Bopfingen zu einem Mehr- die für ihn positive Entwicklung der Kreisreform heitsbeschluß für ein dreigeteiltes Oberzentrum: verfolgen, so läuteten im Dezember 1970 plötzlich Aalen - Heidenheim - Gmünd. Doch Aalen und auf dem Härtsfeld die Alarmglocken: “Quo vadis der Landkreis konterten mit dem Vorschlag: Aalen Neresheim?” lautete mein Kommentar. Mit einer und Ellwangen sollen ein gemeinsames Oberzen- Spontanreaktion versuchte die Heidenheimer Zei- trum bilden. Bald wurde indessen klar: es müssen tung “um ihren um die Zukunft besorgten Neres- in Stuttgart überzeugende Fakten für ein Ober- heimern” ein Sprachrohr zu verleihen. In der Tat zentrum Aalen geschaffen werden. Nachdem liebäugelten etliche Neresheimer mit Heiden- dann im April 1969 auch der damalige Landrat Dr. heim. Sogar Stadträte, die außer Neresheim auch Huber nach der Zielplanung des Landes, die für noch Kösingen, Ohmenheim und Dorfmerkingen den Landkreis Aalen neun Verwaltungsräume vor- dem Kreis Heidenheim zuschlagen wollten. Den sah, einen Zusammenschluß von Gemeinden für eigentlichen Anstoß hatte der Heidenheimer denkbar hielt, unterbreitete ein Jahr später auch Kreistag mit einem Beschluß gegeben, wonach Aalen seinen unmittelbaren Nachbarn ein Ange- der Verflechtungsbereich Neresheim entspre- bot für einen kommunalen Zusammenschluß zu chend der Anregung der Reschke-Kommission einem größeren Gemeinwesen auf freiwilliger Ba- dem Kreis Heidenheim zugeteilt werden soll. Tat- sis. Dies war die Geburtsstunde der darauf im sächlich hatte diese Kommission nur zu prüfen Raum Aalen ins Rollen gekommenen Gemeinde- vorgeschlagen, ob dies sinnvoll sei. Damaliger reform, die die betroffenen Bürger (zumal in Was- Kommentar von Dr. Anton Huber, MdL: “Nicht seralfingen) auf die Barrikaden brachte, obwohl auszudenken, was in Heidenheim los wäre, wenn die Kreisreform noch gar nicht unter Dach und im umgekehrten Fall Aalener Zeitungen so etwas Fach war. getan hätten”.

Anspruch auf den Regionalsitz Nach wochenlangem Hickhack samt einem hei- ßen Schlagabtausch Schwäbische Post - Heiden- Durch ständige Attacken ohnehin nicht mehr ge- heimer Zeitung kam es dann im Neresheimer Ge- nötigt, auf Gmünd Rücksicht zu nehmen, machte meinderat zunächst zu einem Abstimmungspatt Aalen nunmehr in einer Kampfbroschüre gleich- und erst nach einer Bürgerbefragung, die bei 53 falls Ansprüche auf den Regionalsitz geltend, um zu 47 Prozent knapp zugunsten Heidenheims sich jedoch gleichzeitig energisch für den Erhalt ausfiel, zu einem klaren Ja für einen Verbleib im des Landkreises Schwäbisch Gmünd einzuset- Kreis Aalen. zen. Trotzdem hagelte es natürlich Proteste aus Gmünd und Heidenheim. Kurier nach Stuttgart

Noch aber gab sich der Kreis Aalen in Sachen Regionalsitz nicht geschlagen. Anfang Februar 1971 brachte ein Kurier des Landratsamts eine

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gedruckte Denkschrift nach Stuttgart, um auf die Vetterlespolitik zwischen Ministerpräsident Dr. Fil- binger und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Ganzenmüller (Gmünd), aufmerksam zu machen. Entgegen allen wissenschaftlichen Gut- achten und dem ersten Regierungsentwurf eines Regionalverbandsgesetzes wurde Gmünd ohne Nennung von Gründen als Regionalsitz vorgese- hen. Natürlich löste dieser Aalener Vorstoß in Gmünd geharnischte Gegenreaktionen aus. In ei- ner Sitzung der Planungsgemeinschaft drohte Gmünds OB Dr. Schoch gar aus der Region ganz auszuscheren, falls seine Stadt nicht Regionalsitz werde. Und weil bei diesem Schlagabtausch auch das Oberzentrum aufs Tapet kam, erklärte der Heidenheimer Landrat Dr. Wild: “Ob Drei- oder Viersäulentheorie, das ist uns gleich. Aber Aalen muß wissen, daß es nie allein Oberzentrum wer- den kann und darf. Gmünd und Heidenheim wer- den sich entschieden dagegen wehren. Das sollte man in Aalen nie vergessen”.

Chancengleichheit

Seitdem gilt auch in der Landesplanung: alle Gro- ßen Kreisstädte Ostwürttembergs sollen in Bezug auf ein Oberzentrum die gleiche Chance haben. Die letzte Entscheidung wird also der zukünftigen Entwicklung überlassen - eine Devise, mit der sich bis heute alle konkurrierenden Städte in der Einsicht abgefunden haben, daß der unselige Streit über das Oberzentrum keiner Stadt genutzt hat und nur dazu angetan war, die Region zu schwächen.

Im März 1971 lehnte der Gmünder Kreistag er- neut das Kreisreformgesetz entschieden ab und verlangte dafür eine Feinabstimmung für eine Grenzbereinigung zugunsten Gmünds. An der Rems mußte man einsehen, daß sich die Einge- meindungspolitik der Kreisstadt für den Gmünder Landkreis insofern als verhängnisvoll erwies, als er Zug um Zug an Substanz verlor.

Die Entscheidung

Im Juli 1971 fiel dann im Landtag endlich die Ent- scheidung über die Kreisreform. Aalen wurde Sitz des neuen Ostalbkreises. Kein einziger Abgeord- neter von SPD und FDP und nur ganz wenige CDU-Parlamentarier stimmten jedoch für einen Schwäbische Post 07. 07. 1972

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Regionalsitz Aalen. Damit war wenigstens in die- lassen, was in 25 Jahren geleistet und geschaffen sem Punkt die Entscheidung für Gmünd gefallen. wurde, zumal im Ausbau der Krankenhäuser und Berufsschulen. Die Kontrahenten von einst haben Erster Kontakt sich zusammengerauft und die Landräte Gustav Wabro und Dr. Diethelm Winter haben peinlich Im Juli 1972 wurde dann bei einem ersten Zu- darauf geachtet, daß kein Teil des Landkreises sammentreffen der beiden Kreistage in Heubach benachteiligt wurde. Der Gleichheitsgrundsatz der Wille zur guten Zusammenarbeit bekräftigt galt ihnen als oberstes Gebot. Schließlich wußten und der 19. September als Termin für die konstitu- sie, daß zwar nach außen hin alles im Lot schien, ierende Sitzung des neuen Ostalb-Kreistags fest- versteckte Wunden der Kreisreform jedoch längst gelegt. nicht verheilt waren. Kleinigkeiten genügten, um sie aufbrechen zu lassen.

Zumal die Vorbehalte gegen Aalen bei weitem nicht ausgeräumt sind. Bis zum heutigen Tag tun sich insofern vor allem deren CDU-Vertreter schwer, sich gegen die Phalanx ihrer Gmünder und genauso der Kollegen aus dem einstigen Alt- kreis zu behaupten, weil ihnen immer wieder un- terstellt wird, mit dem Aalener SPD-OB unter ei- ner Decke zu stecken, sobald sie sich für Aalener Belange stark machen.

Zukunftsaspekte

Dennoch: Wenn nicht alles trügt, stehen gerade Alfing Werke: Die Kreistagsmitglieder aus Aalen jetzt die Zeichen für ein vertrauensvolles Mitein- und Schwäbisch Gmünd auf gemeinsamer Be- ander besser denn je. Garanten dafür sind der sichtigungsfahrt neue Landrat Klaus Pavel, dem es gelungen ist, das Ruder schnell an sich zu reißen, um in Der erste Landrat schwerer See das Kreisschiff auf Kurs zu halten und zu neuen Ufern zu führen - aber auch das Amtsverweser Gustav Wabro aber wurde am neue Klima unter den Oberbürgermeistern des 17. Juli 1973 im Bürgersaal des Oberkochener Kreises, das endlich nicht mehr von lähmendem Rathauses mit 66 von 80 Stimmen zum ersten Mißtrauen bestimmt wird. Hoffen wir, daß es so Landrat des Ostalbkreises gewählt - ein Beweis, bleibt. Denn nur wenn alle im Ostalbkreis an ei- wie schnell Wabros Bemühungen um eine Inte- nem Strang ziehen, wird auch die Region Ost- gration der beiden Altkreise bereits gefruchtet hat- württemberg die ihr zustehende Bedeutung erlan- ten. Aus meinem Kommentar von damals: “Land- gen. Darauf vor allem wird es ankommen. rat Wabro hat dieses Vertrauen verdient. Hätten die Bürger des Kreises den Landrat direkt wählen dürfen, das Resultat wäre nicht weniger günstig ausgefallen, denn Gustav Wabro ist ein Mann des Volkes. Kein Bürokrat. Kein Beamtentyp. Das ha- ben auch die Gmünder schnell erkannt - und sich für ihn entschieden ...”

Der Ostalbkreis heute

Aus heutiger Sicht stellt sich der Ostalbkreis als homogenes Gebilde dar. Und es kann sich sehen

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Hermann Hannes Aus Gmünder Sicht betrachtet, hatte man durch Gmünder Tagespost die Kreisreform nicht allein die Selbständigkeit verloren. Abhanden gekommen war auch die Ge- Als es endlich so weit war mit dieser und wie in meinde Alfdorf, die offenbar mehr durch ein Ver- jenen Tagen nichts anderes mehr landauf landab sehen dem Landkreis Waiblingen zugeschlagen die Gemüter bewegenden Kreisreform, da kam worden war. sie zur Jahreswende 1972/1973 fast auf leisen Sohlen. Man hatte je nach Lager dafür oder dage- Gleichzeitig war die bis dato zu Backnang zählen- gen argumentiert. Jetzt sah man den Dingen ein- de Gemeinde Gschwend mit ihren 4 400 Einwoh- fach mal entgegen. nern dem neuen Ostalbkreis zugeordnet worden. Ein Erholungs- und Luftkurort mit nicht kleiner In- Dann der erste Hammerschlag. Daß er so schnell dustrieansiedlung. Von 5 300 Hektar Markungsflä- kommen würde, damit hatte Anfang Januar ei- che waren 1972 in Gschwend gerade mal 84 ha gentlich keiner gerechnet. Es waren die Gmünder überbaut. Autobesitzer, die sich plötzlich heimatlos vorka- men: Auf ihren neuen Kennzeichen war GD ge- In seinem letzten Interview als amtierender Land- storben. Fortan mußte man unter AA und mit ei- rat mit dem damaligen Redaktionsleiter der nem nicht unbedingt geliebten Zeichen Flagge Gmünder Tagespost, dem zwischenzeitlich ver- zeigen. Zu spüren bekamen dies mittels emotio- storbenen Richard Wengert, sagte Dr. Friedrich naler Ausbrüche ihrer Kunden an vorderster Front Röther unter anderem: “Wenn nun der Landkreis die Leute von der Kfz-Zulassungsstelle im Gmün- Schwäbisch Gmünd in den Ostalbkreis übergeht, der Landratsamt, das jetzt nur mehr eine Außen- so bringt er ohne Ausnahmen Gemeinden ein, in stelle war. Die vom damaligen Gmünder Landrat denen industrielle Arbeitsplätze bestehen.” Röther Dr. Friedrich Röther ein Jahr zuvor gestartete Ak- äußerte dabei die Befürchtung, daß das flache tion “GD muß bleiben” war damit ebenso auf der Land künftig erheblich benachteiligt wird: “Das ist ganzen Linie gescheitert, wie die gleichlaufenden mit eine Zielrichtung dieser Kreisreform.” Bemühungen von Oberbürgermeister Dr. Norbert Schoch und dem CDU-Bundestagsabgeordneten “Um die Zukunft seiner Stadt nicht bange” war Dieter Schulte, dessen Vorstellung beim Bundes- Schwäbisch Gmünds Oberbürgermeister Dr. Nor- verkehrsministerium - statt AA ein OA für Ostalb- bert Schoch. Zwar gebe es kaum einen Gmünder, kreis - letztlich ebenso erfolglos geblieben war der den Verlust des Kreissitzes nicht mit Wehmut wie die Bemühungen des CDU-Landtagsabgeord- und Skepsis zur Kenntnis nehme. Doch eine neten Prof. Erich Ganzenmüller im Stuttgarter Stadt, die ihren Bewohnern ausreichend Wohnun- Landtag. gen zur Verfügung stellen könne, die über ein reichhaltiges Angebot an Arbeitsplätzen in den An eine der letzten selbständigen Aktionen des verschiedensten Bereichen verfüge, die einen Landkreises Schwäbisch Gmünd sei auch erin- städtischen und kulturellen Charakter besitze, Bil- nert: Das Richtfest am Berufsschulzentrum auf dungseinrichtungen der verschiedensten Art auf- dem Hardt. “Blick in die Zukunft” lautete damals zuweisen und die dazuhin Erholungsmöglichkei- eine Überschrift zu diesem Projekt, das mit ten in der Stadt und deren Umgebung anzubieten 48 Mio. Mark veranschlagt war. habe, der brauche um ihre Zukunft nicht bange zu sein. Die neuen verwaltungstechnischen Maßnahmen betrafen auch die mit der Kreisreform konform Zwischendurch flackerte in Schwäbisch Gmünd laufende Umorganisation der Landespolizei. Aller- sogar die Hoffnung auf, man würde den dem dings ohne große Anlaufzeit, denn der entspre- Kreissitz zumindest ebenbürtigen Regionalsitz für chende Erlaß des Innenministeriums war erst Ostwürttemberg bekommen. Als dies dann so ge- kurz vor Neujahr in Aalen eingetroffen. Das Kom- schah, angesiedelt in einem Büro in der Gold- missariat in Schwäbisch Gmünd ward plötzlich und Silberstadt, so hatte sich eine diesbezügliche zum Revier degradiert, während sich Aalen zur Euphorie als verfrüht erwiesen. Wenig mehr als Polizeidirektion gemausert hatte. nur heiße Luft wurde da nicht produziert.

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Diese Kreisreform vor nunmehr 25 Jahren verän- Norbert Maier derte ja nicht nur kommunalpolitische Räume. Aalener Volkszeitung Auch die Sportverbände ordneten sich der Büro- kratie unter. Mehr oder weniger freiwillig. So ging Die Säkularisation wirkt auch heute noch der Turngau Rems im Turngau Ostwürttemberg unter, wobei Waldhausen bei Lorch und der Raum Ein Witz machte vor 25 Jahren die Runde: Warum Pfahlbronn ausscherten und sich remstalabwärts findet die Gemeindereform viel mehr Interesse als orientierten. Einverleibt wurde auch der Sportkreis die Kreisreform? Antwort: Weil bei der Gemeinde- Gmünd in den Sportkreis Ostalb. Amtsträger reform Millionengeschenke gemacht werden, aber kommen seitdem von weit her, ortsunkundig, we- bei der Kreisreform gibt es nichts. Tatsächlich ha- nig bekannt. Was selbstverständlich auch in um- ben auch im Ostalbkreis nicht wenige Kommunen gekehrter Richtung so gesehen werden muß. die Eingemeindungsverlockungen größerer Nach- barn so lange ausgenutzt, bis kurz vor der ange- Hat nun die Kreisreform den Bürgerinnen und drohten Zwangseingliederung als Entschädigung Bürgern schlechthin etwas gebracht in und für de- für den geleisteten Verzicht doch noch eine Turn- halle, ein Kindergarten oder ein Gewerbegebiet für sie heraussprang.

Die frühen 70er Jahre waren weitgehend von der Kreisreform geprägt. Wir von der Presse wurden vom Landratsamt, vom Kreistag, vom Regie- rungspräsidium und von der Landesregierung über die Maßen mit Informationsmaterial einge- deckt. Für den Normalbürger war die Flut von Re- formnachrichten kaum mehr überschaubar. Heu- te, 25 Jahre nach dem Ende der alten Landkreise Aalen und Schwäbisch Gmünd, sind noch nicht alle, aber viele der im kommunalen Hickhack ge- Landrat Dr. Röther vor dem Kreistag des Land- schlagenen Blessuren verheilt. Trotz aller Vortei- kreises Schwäbisch Gmünd le, die eine große Verwaltungseinheit - nach der Fläche die drittgrößte in Baden-Württemberg - ren persönliches Umfeld? Mit ja oder nein kann bietet, sind noch letzte Empfindlichkeiten geblie- das wohl keiner beantworten. Wenn und Aber ben. Vier Landräte haben in diesem großen Re- herrschen vor. Und: In nicht wenigen Köpfen und formwerk ihre Handschrift hinterlassen: Dr. Anton das wohl in beiden Lagern, scheinen die alten Huber (Landrat von 1946 bis 1970), der die Re- Kreisgrenzen existent geblieben. Unsichtbar ge- form eingeleitet hat, Gustav Wabro (1970 - 1980), zogen zwischen Mögglingen und Hermannsfeld. der letztlich für den Kreiszusammenschluß ver- antwortlich zeichnete, Dr. Diethelm Winter (1980 - Seitdem das Landratsamt in der Schwäbisch 1996), der das Integrationswerk fortsetzte, und Gmünder Haußmannstraße nur noch ein Gebäu- Klaus Pavel (seit 1996), dem es nun vorbehalten de und kein Kreissitz mehr ist, hat die Stadt zwar bleibt, den Ostalbkreis in vor allem wirtschaftlich nichts von ihrem guten Namen verloren, um so schwieriger Zeit ins nächste Jahrtausend zu lei- mehr aber an Schwergewicht. Gmünd als eine ten. unter den Städten im Ostalbkreis - auf der ande- ren Seite Aalen als Kreisstadt. Gemeinschaftsge- Aus der zeitlichen Distanz heraus haben wir es fühl ist gefordert. Da aber kehre jeder zunächst heute leichter, rückblickend die Ereignisse zu be- mal vor seiner eigenen Tür! trachten, die damals oft noch stark emotionsbela- den waren. “Die Zeit heilt Wunden”, sagt ein Sprichwort. Und so werden heute die meisten Kommunalpolitiker gelassen an die spannungsge- ladenen Sitzungen von damals zurückdenken. Denn die Suppe, die damals gemeinsam gekocht

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wurde, ist mittlerweile so weit abgekühlt, daß sich machte. Schließlich handelte es sich nicht um ein daran 1998 keiner mehr den Mund verbrennt. gewöhnliches Blechle, sondern um den Dienstwa- gen des Schwäbisch Gmünder Oberbürgermei- Wurde die Gemeindereform mit ihren im Einzelfall sters Dr. Schoch. Der Leiter der dortigen Kraft- sicher oft schmerzlichen Eingemeindungsent- fahrzeugzulassungsstelle wollte dem Stadtober- scheidungen aus der Sicht der Nachbarkreise haupt offensichtlich einen Gefallen tun und be- noch als „innere Angelegenheit“ der Betroffenen sorgte seinem Fahrzeug als Statussymbol längst toleriert, so hatte jeder Diskussionsbeitrag, jeder verblichener Stauferherrlichkeit als Kennzeichen Leserbrief zur Kreisreform sofort Gefühlserregun- ein im Zuge der Kreisreform bereits zwei Jahre gen zur Folge - von Aalen aus das Remstal ab- abgeschafftes GD-Nummernschild. Das heute üb- wärts bis hinüber ins Filstal, hinauf an die Brenz liche AA auf dem Dienstwagen des Gmünder OBs und hinein bis ins Fränkische. schien vielen unerträglich. Böse Lokalglossen in den Aalener Zeitungen waren die Folge - Häme Auch die Zeitungsredaktionen in der Region blie- aus Heidenheim. ben davor nicht verschont. Wie hätten wir als Aalener Volkszeitung es dulden können, wenn die Inzwischen ist viel Wasser die Rems hinunterge- Gmünder mit dem Kreis Göppingen zusammen- flossen. Auch im Kreistag ist von einstiger Rivali- gegangen wären oder wenn Heidenheim Ober- tät so gut wie nichts mehr zu spüren. Da zahlt es zentrum geworden wäre! Als Aalener Journalist sich aus, daß die Verantwortlichen im Aalener möchte ich heute sagen, daß am Ende die Aalen- Landratsamt geschickte Psychologen waren und er wohl doch die besseren Leute an den Schalt- sind. Sie wissen, daß den Gmündern zur Auf- hebeln hatten - in der damals schwierigen Zeit rechterhaltung ihres Selbstwertgefühls das eigene des Zusammengehens, vor allem Landrat Gustav Landratsamt noch immer wichtig ist, auch wenn Wabro, der 1980 ins Stuttgarter Staatsministerium es längst die Rolle einer Außenstelle übernom- wechselte, aber durch sein Landtagsmandat den men hat. Und den Aalenern ist kein Zacken aus Ostteil des am 1. Januar 1973 geschaffenen Ost- der Krone gebrochen, wenn dort am Eingang albkreises, also im wesentlichen den Altkreis Aa- noch immer zu lesen ist “Landratsamt Schwä- len, im Landesparlament und als Kabinettsmit- bisch Gmünd”. Daß neben dem Schriftzug der Alt- glied auch in der Regierung bis heute vertritt. Gmünder Stauferlöwe prangt und nicht das Ost- albkreis-Wappen, ist eines von weiteren Aalener Tatsache ist, daß Aalen als Kreissitz aus der Zugeständnissen an die Gmünder Volksseele. Kommunalreform hervorgegangen ist, und daß Heidenheim wohl sein Landratsamt behalten durf- Das Ziel der Integration verfolgt die Landkreisver- te, aber von Oberzentrumsambitionen weiter ent- waltung mit ihrer “Innenpolitik” bis heute. Ein Mu- fernt ist als je zuvor. Den Gmündern ist es eine sterbeispiel dafür ist der Personalsektor. Vom Mo- immerwährende Selbstbestätigung, daß sie die ment der Kreisgründung an - also seit 1973 - wies größte Nebenstelle eines Landratsamts im gan- Günter Wenzel, Hauptamtsleiter und Personal- zen Land behalten durften und als Bonbon noch chef im Aalener Landratsamt, bei vielen Gmünder zwei Behörden aus Ellwangen dazubekamen: das Neueinstellungen im Hinblick auf das damals be- Staatliche Hochbauamt und das Schulamt. reits geplante neue Aalener Kreishaus darauf hin, daß die Leute später in Aalen ihren Schreibtisch Ja, heute fällt es uns leicht, auf die doch weitge- haben könnten. Diese Grundeinstellung machte hend geglückte Reform zu blicken, als deren End- vieles einfacher, zumal mit Oskar Kucher auch punkt zum Jahresanfang 1973 der Ostalbkreis der Personalratsvorsitzende der Landkreisverwal- entstanden ist. Im Vorfeld dieser Vereinigung gin- tung ein Gmünder war. Der langjährige Vorsitzen- gen wir Journalisten in Kreisangelegenheiten de der CDU-Fraktion und heute noch aktive Kreis- selbst für Bagatellen, die doch manchmal engstir- rat Otto Jettinger ist ebenso wie der frühere Vor- niger Kirchturmpolitik entsprangen, auf die Palme. sitzende der Fraktion der FDP/Freien Wähler, Walter Kübler, überzeugter Gmünder und Ostalb- Ich erinnere mich noch gut der Geschichte um ein kreis-Bürger. Autonummernschild, das plötzlich Schlagzeilen

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Die schwierigste Phase der Kreisreform war na- damit zu dicht am Sog des Großraums Stuttgart. türlich das Sich-Zusammenraufen. Denn Aalen Heidenheim ist wiederum unter regionalpolitischer wollte als der fast doppelt so große Nachbar den Perspektive zu weit vom geographischen Mittel- Gmündern auf keinen Fall den Kreissitz überlas- punkt Ostwürttembergs entfernt. sen. Und so konnte Gustav Wabro, als der in je- der Hinsicht gewichtigere Partner, selbstsicher in den Ring steigen. Er hatte, wie auch der damalige Aalener OB, Dr. Karl Schübel, mit Interesse die Eingemeindungsanstrengungen der Stadt Schwä- bisch Gmünd verfolgt. Als es in der Kreisrunde zum Schwur kam, hatte die Stauferstadt bereits Degenfeld, Herlikofen, Lindach, Straßdorf, Weiler in den Bergen und Rechberg eingemeindet. Es ist mir heute noch nicht ganz klar, ob es der Aalener Schlitzohrigkeit mit zu verdanken war, daß der Gmünder Freude über ihre rasch wachsende Ein- wohnerzahl früh genug die Ernüchterung folgte. Plötzlich erkannte man nämlich im Gmünder Landratsamt, daß die Stadt in dem damaligen, Erste Sitzung des Kreistags des Ostalbkreises am kleinen Altkreis Schwäbisch Gmünd durch allzu 17. 07. 1973 gieriges Aufsaugen von Nachbargemeinden 55 Prozent der Kreisbevölkerung zählte. Über die Hälfte der Kreisbewohner lebten also in der Kreis- Schwäbisch Gmünd war, wie gesagt, in den von stadt. Damit hatten die Gmünder, allen voran OB der Landespolitik angestrebten größeren Raum- Dr. Scheffold, ihrem Landkreis sozusagen die Exi- schaften ohne Dazutun von außen allein als Kreis stenzfähigkeit genommen - eine Erkenntnis, die nicht mehr überlebensfähig. So spielten manche nicht nur bei Aalener Journalisten große Erleich- Remstäler eine Zeitlang mit dem Gedanken, ei- terung auslöste. Nach der Kreisordnung darf ein nen Teil des Nachbarkreises Schorndorf herüber- Wahlkreis nämlich höchstens zwei Fünftel der Sit- zuziehen. Doch die Nachbarn im Westen wollten ze im Wahlkreis haben, also höchstens 40 Pro- sich keine Gemeinden abzwacken lassen, nur um zent. Gmünd war in der Absicht, das Übergewicht den Kreis Gmünd am Leben zu erhalten. So kam in Ostwürttemberg zu bekommen, einfach zu groß der Ostalbkreis ins Gespräch, der im ersten Ge- geworden. Der Kreis Schwäbisch Gmünd jeden- setz sogar noch Kreis Aalen hieß. Da schrillten an falls konnte in seiner alten Form im Grunde aus der Rems die Alarmglocken. Auch mit den Jour- eigenem Verschulden nicht mehr erhalten wer- nalistenkollegen war nun nicht mehr gut Kirschen den. essen. Denn Aalen sollte nach eingefleischter Gmünder Leseart der Kreispartner auf keinen Fall In Aalen hatte man im Wettlauf um den Kreissitz sein. Nicht von ungefähr sagte mir einmal ein Zei- eindeutig die besseren Karten: Die Kreisstadt war tungskollege aus der Gold- und Silberstadt, daß zwar auch hier durch die Eingemeindung von sie- “hinter Mögglingen der Balkan anfängt”. ben umliegenden Orten einschließlich der Stadt Wasseralfingen beträchtlich gewachsen. Allein Da man in Gmünd also mit den Aalenern nichts die enorme Größe des alten Landkreises mit zu tun haben wollte - man fürchtete zu Recht, daß 160 000 Einwohnern vor der Reform war ein na- diese aufgrund der Größe ihres Landkreises den türliches Bollwerk, das die Stadt Aalen vor dem Kreissitz beanspruchen würden - und da man Überschreiten der Zwei-Fünftel Schranke bewahr- auch in Schorndorf nur die kalte Schulter gezeigt te. Dazu kam Aalen in allen regionalpolitischen bekam, blieb den Gmündern in ihrer im Wettlauf Überlegungen stets seine bevorzugte geographi- um das Landratsamt immer einsamer geworde- sche Lage im Landesosten zugute. Schwäbisch nen Lage fast nichts mehr übrig, als mit den Göp- Gmünd war den Strukturpolitikern innerhalb der pingern anzubandeln. Man besann sich alter, hi- Region einfach zu weit im Westen gelegen und storischer Gemeinsamkeiten. Doch die alten

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Staufer wollten als Bindeglied einfach nicht so geschlagen. Doch bald danach hatte der bayeri- recht greifen, weil die Göppinger längst wußten, sche König bemerkt, daß er in seinem ganzen daß sie auch ohne Gebietserweiterung ein selb- Reich keine Gamsjagd mehr hatte. Doch Napole- ständiger Kreis bleiben konnten. Da half es ons Landvermesser wußten Rat. Der Bayernkönig nichts, daß die Gmünder sogar anboten, freiwillig bekam mit Berchtesgaden das heißbegehrte, auf den Kreissitz zu verzichten, wenn sie nur in ehedem österreichisch gewesene Jagdrevier. Göppingen unter die Haube kommen könnten. Zum Ausgleich mußte er am Riesrand Bopfingen und Umgebung an Württemberg zurückgeben. Aalens Landrat Gustav Wabro konnte das Gmün- Ein Glück für die Aalener, denn wer weiß, wie der Katz- und Maus-Spiel aus sicherer Position ohne das Ries der Wettkampf um den Kreissitz heraus beobachten, weil er längst wußte, daß ausgegangen wäre. Vielleicht hätte Nördlingen sein gut doppelt so großer Landkreis Aalen auch mit dem württemberger Riesrand den Kreissitz ohne die Gmünder seine Selbständigkeit würde behalten können. Und im Altkreis Aalen regierten behalten können. So jedenfalls befand sich noch heute die Nachfahren der Staufer. Wie man Gmünds Landrat Dr. Friedrich Röther mit seinem sieht, wirkt der Reichsdeputationshauptschluß mit Kreistag in der Entscheidungsphase in einer äu- der nachfolgenden Säkularisation auch heute ßerst mißlichen Lage: Er hatte sich buchstäblich noch. zwischen alle Stühle gesetzt.

In dieser an sich schon schlimmen Situation pas- sierte den Gmündern ein noch viel schlimmeres Mißgeschick. Ihr Landtagsabgeordneter Prof. Erich Ganzenmüller sah für seinen Wahlkreis die Felle davonschwimmen und so machte er aus der Not eine Tugend und setzte anstelle des für die Gmünder verloren geglaubten Kreissitzes nun ganz auf den Regionalsitz. Die Region sei doch etwas Größeres und folglich der Regionalsitz auch etwas Besseres als ein Landratsamt, argu- mentierte der auch als Landtagspräsident erfahre- ne Politiker. Als die Gmünder merkten, daß mit der Region so gar nichts oder zumindest fast nichts los war, hatten die Aalener den Sitz des Vereidigung der neuen Kreisräte: Ostalbkreises schon in der Tasche. Wir hatten Josef Bader, Hans Birkhold, Annemarie Engelhardt, seinerzeit in unserer Redaktion unter der Leitung Ludwig Kieninger am 17. 07. 1973 von Dr. Artur Rossmann ein wenig früh, aber letzt- lich doch nicht vergeblich im Kollegenkreis zwei Flaschen Schampus auf den künftigen Ostalb- kreis geleert.

Die Neustrukturierung des Ostalbkreises klappte in den zurückliegenden 25 Jahren im Unterschied zu früheren Neufassungen der Landkarte erstaun- lich rasch. Lediglich die Gemeinde Stimpfach mit Rechenberg wurde hin- und hergeschoben - zu- erst vom Kreis Crailsheim in den Ostalbkreis und nach zwei Jahren wieder zurück in den neu ent- standenen Kreis Schwäbisch Hall. Ganz anders war das in der Säkularisation vor fast 200 Jahren. 1803 wurde das württembergische Reichsstädt- lein Bopfingen samt seinem Umland Bayern zu-

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Jürgen Schnaas Aber es gab, schon damals, gewisse Parallelen. Rems-Zeitung Der Gmünder Landrat Dr. Friedrich Röther, der bei seiner Wiederwahl am 27. Januar 1969 als Als ich am 1. Januar 1973, also exakt am Ge- Parteiloser noch gegen seinen CDU-Widerpart burtstag des Ostalbkreises, bei der Rems-Zeitung Bernhard Röhrle triumphiert hatte, sah ob der meinen Dienst antrat, ahnte ich nicht, zum gewis- Mehrheitsverhältnisse im neuen Kreistag keine sen Grad vom Regen in die Traufe zu kommen. Chance und trat gegen seinen Aalener CDU-Kol- Zuvor war ich fünf Jahre lang Redaktionsleiter der legen Gustav Wabro ebensowenig an wie der sei- Illertisser Zeitung gewesen und hatte mir, wenn nerzeitige Illertisser Landrat Josef Burkhardt, wie- man so will, als Gebietsreformgeschädigter einen wohl CSU, gegen den populären Neu-Ulmer neuen Job gesucht. Der Landkreis Illertissen mit Kreischef Max Rauth, damals einziger SPD-Land- seinen rund 45 000 Einwohnern war aufgelöst rat im Schwaben (wo die Land- worden, im Landkreis Neu-Ulm aufgegangen, die räte bekanntlich vom Volk gewählt werden). Stadt Neu-Ulm wurde Kreissitz. Röther, auf zwölf Jahre wiedergewählt, führte ab 1973 dann noch runde acht Jahre das Kürzel Der Kreistag hatte zwar mit einer Stimme Mehr- “i.e.R.” - im einstweiligen bzw. “erzwungenen” Ru- heit für Illertissen als Kreissitz votiert und sich hestand, wie einmal ein Bürgermeister kalauerte. gleichzeitig dafür ausgesprochen, das neue Ge- bilde solle Illerkreis heißen und die Stadt Neu-Ulm Plötzlich “degradiert” kreisfrei werden, doch es kam, wie es kommen mußte: Das Kabinett wischte diesen Beschluß Auch das Landratsamt in Gmünd firmierte natür- vom Tisch, das beschauliche, 7 200-Einwohner- lich ab 1. Januar 1973 schon als Außenstelle, Ge- Städtchen Illertissen verlor ein Amt nach dem an- sundheits- und Veterinäramt waren bereits Ne- deren, das politische Leben verlagerte sich zu- benstellen, wer gestern noch Amtsleiter war, sah nehmend in die neue Kreisstadt. Und die Illertis- sich plötzlich degradiert (Jahre später sollten die ser Zeitung, ebenso wie die Neu-Ulmer Zeitung Herren Dr. Lothar Staudenmaier und Dr. Alexan- eine Kopfausgabe der Augsburger Allgemeinen, der Waldraff Genugtuung erfahren und Amtschef degenerierte sukzessive zu einer Lokalausgabe in Aalen werden). Es blieben, wie wir inzwischen der großen Schwester im Norden des neuen wissen, erwartungsgemäß nicht die einzigen Äm- Landkreises. Weshalb ich meine Koffer packte. ter, derer Schwäbisch Gmünd verlustig ging.

Parallelen nicht zu verkennen Antrittsbesuch des Amtsverwesers Daß etwa parallel dazu auch im benachbarten Baden-Württemberg Kommunen und Landkreise Etwa zwei Wochen nach Inkrafttreten der Ge- neu geordnet wurden, hatte ich zwar registriert, bietsreform machte Gustav Wabro, seinerzeit als Details hatten mich aber nicht interessiert. Und so Amtsverweser Chef des neuen Großkreises, bei war ich einigermaßen perplex, als mir, kaum hatte der RZ seinen Antrittsbesuch und legte bei dieser ich an der Rems Quartier bezogen, aufging, daß Gelegenheit die Wahlkreiseinteilung für die ersten auch mein neuer Wirkungsort ein Opfer der Ge- Kreistagswahlen dar, die auf den 8. April termi- bietsreform geworden war. niert waren. Ich hatte bis dato noch nie etwas von Wahlkreisen anläßlich einer Kreistagswahl gehört, Sicher, die Situation war nicht mit der in Bayern und mir ging aus diesem Anlaß erst so richtig auf, zu vergleichen. Beherbergte doch die Gold- und wie gewaltig der Ostalbkreis mit seinen - damals - Silberstadt schon damals mit rund 56 000 Ein- rund 273 000 Einwohnern war. Und mithin Wahl- wohnern mehr Menschen in ihren Mauern als der kreise unerläßlich waren, wollte man gewährlei- gesamte Landkreis Illertissen, war die Potenz der sten, daß alle Raumschaften im Kreistag adäquat Stadt nicht mit der Vöhlinstadt jenseits der weiß- vertreten waren. Dann kam der 8. April, der Tag blauen Grenzen auf eine Stufe zu stellen, waren der ersten Kreistagswahl. Bis dahin hatte der so- die Dimensionen, auch im Vergleich zur Kreis- genannte vorläufige Kreistag amtiert, der sich aus stadt Aalen, ganz andere.

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den beiden Kreistagen von Gmünd und Aalen zu- zem Stift errechnet, haben diese zusätzlichen 14 sammensetzte, ein Mammutgebilde. Kreisräte den Steuerzahler gekostet.

Zur Ehrenrettung Walter Küblers, der später zum Faktionsvorsitzenden der Freien Wähler avancie- ren sollte - das Kürzel FDP/DVP war mangels Masse inzwischen verschwunden - muß aller- dings angefügt werden, daß bislang noch bei je- der Kreistagswahl Ausgleichssitze angefallen sind. Wenn auch in wesentlich geringerem Um- fang; 1979 beispielsweise kam lediglich der Ro- senberger Bürgermeister Hugo Ackermann auf diese Weise in den Kreistag.

Patt bei Chefarztwahl

Verabschiedung von Landrat Wabro am 21. 04. 1980 25 Jahre Ostalbkreis - da werden natürlich auch Erinnerungen an gewisse Wahlen wach. Nein, ich meine jetzt nicht das Patt bzw. den Losentscheid 14 Ausgleichsmandate vom Jahr 1996, bei dem Ursula Barth als dienstäl- testes Mitglied des Kreistags beim Ziehen des Lo- Doch der neue Kreistag, so stellte sich rasch her- ses Schicksal spielte, sondern ich denke an die aus, sollte nur wenig kleiner sein. Was einem ge- Wahl eines neuen Chefarztes für die Unfallchirur- wissen Walter Kübler zu verdanken war, Bürger- gie des Spitals zum Heiligen Geist in Schwäbisch meister von Lorch und zuvor Schultes in Wald- Gmünd vor fast einem Vierteljahrhundert. Dr. Jür- hausen, das im Zuge der Kommunalreform der gen Leitmeyer hatte seinerzeit ein Heimspiel. Ein Klosterstadt zugeschlagen worden war. Der par- schweres allerdings, wie sich herausstellen sollte. teilose Kübler nämlich kandidierte im Wahlkreis IX Dreimal Stimmengleichheit im Kreistag, was nun? - Schwäbischer Wald - Geschwend - Lorch - auf Das Los mußte entscheiden. Hans Ellinger, der einer eigenen Liste, die anderswo nicht in Er- Bopfinger Bürgermeister, zog die Karte Leitmeyer scheinung trat. Natürlich wurde er, schon dank - und plötzlich herrschte gewaltiger Jubel im Saal. des Stimmenpotentials seiner Stadt, gewählt - Die Spitäler waren nämlich in Kompaniestärke an- was die Höchstzahl an Ausgleichsmandaten nach gerückt, um ihren damaligen Oberarzt an Ort und sich zog. Genau 70 Kreisräte sollte der Ostalb- Stelle die Daumen zu drücken. Vor gut einem kreis entsprechend seiner Einwohnerzahl eigent- Jahr ist Leitmeyer bekanntlich als Chefarzt der lich haben, 84 Köpfe zählte er damals. Es waren Unfallchirurgie der Stauferklinik in den Ruhestand 14 zusätzliche Sitze angefallen, und hätten die getreten. Gesetzgeber nicht festgeschrieben, daß deren Zahl maximal 20 Prozent der Grundmandate aus- Der Landrat geht nach Stuttgart machen darf (in diesem Fall mithin 14), wäre das Gremium noch größer geworden. Relativ unspektakulär hingegen die Wahl Gustav Wabros zum Amtsverweser im Jahr 1972 bzw. Unmittelbar nach der Wahl schloß sich Kübler zum Landrat 1973. Die Mehrheitsverhältnisse im dann der achtköpfigen Fraktion von FDP/DVP/ Kreistag waren ebenso eindeutig wie der Nachfol- FWV an - und ging als der teuerste Kreisrat aller ger Anton Hubers als Landrat von Aalen unange- Zeiten in die Geschichte des Ostalbkreises ein. fochten. Umso überraschender dann sein Wech- Immerhin sechs Jahre lang amtierte dieses Gre- sel nach Stuttgart. mium, der nächste Kreistag wurde erst am 28. Oktober 1979 und fortan auf fünf Jahre gewählt, Ich erinnere mich, seinerzeit in ganz anderem Zu- rund 200 000 Mark, so hat mal jemand mit spit- sammenhang mit einem höheren Beamten im Re- gierungspräsidium gesprochen und en passant

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die Frage gestellt zu haben, ob es denn so erstre- mit 42 von 71 Sitzen eine satte absolute Mehrheit benswert sei, den Stuhl des Landrats im Ostalb- hatte. Sieben Bewerber rangelten seinerzeit um kreis gegen den eines Ministerialdirektors bei Lo- Gustav Wabros Erbe, einer, der’s gern geworden thar Späth einzutauschen. Nun, zum einen sei die wäre, warf schon im Vorfeld das Handtuch. Lei- Bezahlung (B9 gegenüber B7) sicherlich interes- tender Regierungsdirektor Ulrich Stückle, seiner- sant, so wurde ich beschieden, “aber auch der zeit Wabros Vertreter im Amt, hatte das Chefzim- Herr Wabro kann sicherlich nur ein Schnitzel es- mer fest im Visier und soll der Mehrheitsfraktion sen”. Jedoch: “Es ist natürlich schon etwas ande- denn auch angeboten haben, unverzüglich Partei- res, erster Mann in der Staatskanzlei zu sein als mitglied zu werden. Doch diese zeigte ihm die einer von 35 Landräten”. kalte Schulter. Im Landkreis Schwäbisch Hall hat- te der ohnehin an der Kreisgrenze in Gschwend Wabros Nachfolger hat’s mittlerweile zwar auch in wohnhafte Stückle einige Jahre später bekannt- die Landeshauptstadt gezogen, doch nicht aus lich mehr Fortüne. beruflichen, sondern aus privaten Gründen. Dr. Diethelm Winter wäre heute noch gern Land- Nicht vermittelbar rat, hätten’s die Umstände erlaubt, hat er den Job des Landrats auf der Ostalb doch nicht nur einmal Am Ende stellten sich die beiden Regierungsdi- als schönste Aufgabe gepriesen, die er sich vor- rektoren Hannes Rieckhoff (Innenministerium) stellen könne. und Klaus Röscheisen (Staatsministerium) sowie der noch kurz zuvor zum Leitenden Regierungsdi- Keine Chance für den Stellvertreter rektor beförderte Dr. Diethelm Winter dem Kreis- tag vor. Doch Rieckhoff, der Jahre später weniger Die Wahl des damaligen Ersten Landesbeamten durch seine Wahl zum OB von Backnang, son- im Waiblinger Landratsamt am 22. Juli 1980 war dern mehr noch seine Heirat mit der populären ausschließlich eine Angelegenheit der CDU, die Schauspielerin Thekla Carola Wied für Schlagzei-

Kreistag des Ostalbkreises: Sitzung am 15. 05. 1973 in der Stadthalle Aalen

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len sorgen sollte und dem Backnanger Rathaus stellen. Die Skepsis in bezug auf die Bedeutung inzwischen wieder ade gesagt hat, war in der dieses Status überwog schon damals. Der Ärger, Union nicht vermittelbar. Sei’s weil er geschieden daß ausgerechnet der Wahlkreis des damals war, sei es, weil er so smart und schneidig auf- zweitmächtigsten Mannes im Ländle - der Musik- tragt, daß der CDU angst und bange wurde. professor an der Gmünder PH war seinerzeit im- merhin Chef der CDU-Fraktion im Landtag - zu Und Klaus Röscheisen? Von Walter Scheel ist den Verlierern der Gebietsreform zählen würde, überliefert, daß er über seinen damaligen Staats- war unüberhörbar. sekretär Paul Frank zu sagen pflegte: “Klein an Gestalt, aber groß an Geist”. Seinerzeit aber lä- Tesdorpfs Aufstieg und Abgang sterte ein CDU-Kreisrat: “Was nützt uns d’r be- schte Landrat, wenn’r laufend übersea wird”. Ob Die Dankbarkeit hält sich, wie wir mittlerweile wis- diese Auffassung für die Mehrheitsfraktion aus- sen, in engen Grenzen. Die Geschäftsstelle des schlaggebend war, sei dahingestellt; jedenfalls Regionalverbands ist ein Ein-Mann-Büro, Ost- machte der Dritte im Bunde, Dr. Diethelm Winter, württemberg die bei weitem kleinste aller zwölf bei seiner Vorstellung eine gute Figur, korrekt, se- Regionen in Baden-Württemberg, die Einflußmög- riös, soigniert, das rechte Parteibuch hatte er so- lichkeiten der Verbandsversammlung sind gering, wieso - so daß er mit (CDU)-Mehrheit bei 21 auch wenn das engagierte Bemühen (Stichwort: (SPD)-Enthaltungen gewählt wurde. Zukunftsinitiative Ostwürttemberg, WiRO) nicht verkannt werden soll. Kein Traumpaar Und auch da werden natürlich Erinnerungen Ein Stein dürfte ihm damals vom Herzen gefallen wach. Erinnerungen an einen gewissen Jürgen C. sein. Nicht nur, weil es schon immer sein Traum Tesdorpf der am 13. Mai 1974, ein halbes Jahr gewesen war, einmal Landrat zu werden, sondern nach der konstituierenden Sitzung der Verbands- sicherlich auch, weil er damit seinem ungeliebten versammlung, zum Verbandsdirektor gewählt Chef entronnen war. Denn daß der barocke, auto- wurde. Unter einigermaßen unglücklichen Vorzei- ritäre, kantige Herrscher im Waiblinger Landrats- chen. Zehn Kandidaten hatten sich damals inner- amt, Horst Lässing, und sein eher pietistisch an- halb der Bewerbungsfrist für den gutdotierten Po- gehauchter, penibler, preußischen Tugenden zu- sten beworben, ehe die CDU einen elften aus geneigter Stellvertreter nicht eben ein Traumduo dem Hut zauberte: einen 30jährigen promovierten abgaben, war kein Geheimnis. Und auch die le- Diplom-Geographen aus Freiburg, bei dem es gendäre Nacktbadeparty im Anschluß an eine sich sicherlich nicht schlecht traf, daß er, als ein- Schulhauseinweihung und ähnliche Eskapaden ziger, das Parteibuch der Union in der Tasche hat- Lässings dürfte Winter nicht gerade goutiert ha- te. Aus Verantwortungsbewußtsein um die Regi- ben. on, so CDU-Fraktionschef Gustav Wabro damals, denn die Union wolle nicht nur einen guten, nein, Trostpflaster Regionalsitz sie wolle den besten Mann für diese Position (Ganzenmüller). Er hat sich in der Tat blendend Man mag es drehen und wenden wie man will: verkauft - und sie allesamt geblendet, der elo- Baden gegangen ist auch die Stadt Schwäbisch quente, hochintelligente nachmalige Doppeldok- Gmünd, die - von der Einwohnerzahl her gesehen tor, sein Abgang und Ende sind bekannt. - wohl größte Stadt in Baden-Württemberg, die des Kreissitzes verlustig ging. Aber da war ja Auch das gehört zu den Erinnerungen eines Zeit- noch der Regionalsitz, eine Aussicht, mit der zeugens, der 25 Jahre Ostalbkreis mit einigerma- Gmünds damaliger (CDU)-Wahlkreisabgeordne- ßen wachen Augen begleitet hat. Aus Gmünder ter Erich Ganzenmüller die Gemüter in Stadt und Sicht - und deshalb sei ihm an dieser Stelle eine Kreis Schwäbisch Gmünd stets zu beschwichti- Träne im Knopfloch gestattet. Auch wenn er nicht gen suchte. Man werde ihm noch dankbar sein, so weit gehen möchte wie der Kollege von der so hat er nicht nur einmal festgestellt, daß es ihm RZ-Stadtredaktion, der zum Jubiläum eine Trau- gelungen sei, die diesbezüglichen Weichen zu erfeier mit Kranzniederlegung vorschlägt.

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der verschiedenen Raumschaften spiegelt sich Entwicklungen dieser, am Interesse der Bürgerinnen und Bürger ausgerichtete, Leitgedanke wider. Die Mittelberei- Der Wirtschaftsraum - che Aalen und Ellwangen sind ausgewiesene För- innovativ in intakter Umwelt dergebiete der einzelbetrieblichen Regionalförde- rung. Durch das Entwicklungsprogramm Ländli- Rainer Fünfgelder cher Raum bestehen darüber hinaus kreisweit Wirtschaftsbeauftragter des Ostalbkreises Fördermöglichkeiten.

In den 42 Städten und Gemeinden im Ostalbkreis Tradition und Fortschritt, eine abwechslungsrei- leben über 312 000 Einwohner. Mit 1 512 km² che Landschaft mit hohem Freizeit- und Erho- liegt der Ostalbkreis flächenmäßig an dritter Stelle lungswert, kunsthistorische Sehenswürdigkeiten unter den 35 Landkreisen in Baden-Württemberg und eine von Industrie, Gewerbe, Handwerk, - im Regierungsbezirk Stuttgart ist er der größte Handel und Landwirtschaft vielschichtig geprägte Landkreis. Wirtschaftsstruktur haben sich im Ostalbkreis har- monisch vereinigt. Ein Standort zum Wohnen, Ar- beiten und Erholen! Mutige Unternehmer und Er- finder, Spezialisten und Tüftler mit überdurch- schnittlich vielen Patentanmeldungen - all dies gehört zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dieses Wirtschaftsraumes. Dabei ist keine Nische zu klein und kein High-Tech-Produkt zu innovativ. Die schlaue Direktvermarktungsidee mit dem landwirtschaftlichen Genußsiegel und die welter- obernde Computersoftware zur Maschinensteue- rung finden im Ostalbkreis gleichermaßen ent- wicklungsfördernden Boden.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gestalteten der Eisenerzbergbau, Papiermühlen und Schmuck- manufakturen die Industrielandschaft. Es gibt In- dustriebetriebe, die mit zu den ältesten Süd- deutschlands gehören. Die Wirtschaftsstruktur des Ostalbkreises ist auch heute durch eine rela- tiv hohe Industriedichte entlang der Kocher-Jagst- Achse von Oberkochen über Aalen bis hin nach Der Ostalbkreis gliedert sich in 14 Verwaltungs- Abtsgmünd, und Ellwangen und ent- räume. Neben den industriellen Kernzonen an lang der Remsachse mit dem Schwerpunkt Kocher, Jagst und Rems ist das Umland dünner Schwäbisch Gmünd gekennzeichnet. Im Produ- besiedelt und vorwiegend land-, forstwirtschaftlich zierenden Gewerbe nehmen die Großindustrie und touristisch geprägt. Orientiert an der Leit- und ein leistungsfähiger Mittelstand mit über maxime: Soviel Dezentralisierung wie möglich 58 000 Arbeitnehmern knapp 60 % aller sozialver- und soviel Zentralität wie nötig, gewährleisten auf sicherungspflichtig Beschäftigten auf. Bei den be- zwei Entwicklungsachsen die Mittelzentren Aalen, deutendsten Branchen nach Beschäftigungsantei- Ellwangen und Schwäbisch Gmünd sowie ein len sind der Maschinen- und Fahrzeugbau Spit- dichtes Netz von leistungsfähigen Unter- bzw. zenreiter, gefolgt von der Feinmechanik und Op- Kleinzentren eine ausgewogene Versorgung mit tik, der Metallerzeugung und -verformung sowie sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Gütern der Elektrotechnik und Holzverarbeitung. Mit die- und Dienstleistungen - vom Grundbedarf bis zum ser weit gefächerten Branchenstruktur verbinden hochspezialisierten Bedarf. In den zahlreichen de- sich international bekannte Firmennamen und zentralen und servicestarken Kreiseinrichtungen Markenprodukte: Zahnradfabrik Friedrichshafen AG, Geschäftsbereich Schwäbisch Gmünd; Carl

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Zeiss, Oberkochen; Varta Batterie AG, Ellwangen; Erzeugerqualität und zunehmender lokaler sowie Alfing Kessler Firmengruppe, Aalen; Triumph In- regionaler Vermarktungsmöglichkeiten bleibt die ternational AG, Heubach; RUD-Kettenfabrik Rie- Bedeutung dieses Bereichs nicht zuletzt im Ne- ger & Dietz GmbH & Co., Aalen; Schwäbische benerwerb gesichert. Weitere Betätigungsfelder Hüttenwerke GmbH, Aalen; AMP Deutschland erschließen sich durch landschaftspflegerische GmbH, Wört; Mapal Präzisionswerkzeuge Dr. Elemente für die Natur- und Freizeitlandschaft Kress KG, Aalen; Leicht Küchen AG, Waldstetten; Ostalbkreis mit einem herausragenden Erho- um nur einige beispielhaft zu nennen. 1996 be- lungsangebot. trug der Umsatz im Verarbeitenden Gewerbe 9 322 046 TDM. Die Exportquote erreichte Ein gut ausgebautes, allgemeinbildendes und be- 32,2 %. rufliches Schul- und Bildungswesen gewährleistet die Ausbildung des beruflichen Nachwuchses und Mit einem Anteil von 17,5 % der sozialversiche- die bedarfsgerechte Weiterbildung der Berufstäti- rungspflichtig Beschäftigten im Dienstleistungsbe- gen. Neben den staatlichen Einrichtungen wird reich liegt der Ostalbkreis unter dem Landesanteil gerade im berufspraktischen Bereich das Angebot von ca. 23%. Dieser Sektor bietet u. a. in der Tou- durch mehrere spezielle Bildungszentren ergänzt. ristikbranche Kompensations- und Entwicklungs- Verschiedene Hochschuleinrichtungen begünsti- potentiale zur Schaffung weiterer tertiärer Einrich- gen den Einsatz moderner Technologien in der re- tungen und Arbeitsplätze. gionalen Wirtschaft und fördern das Innovations- klima. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft Im Ostalbkreis hat die Land- und Forstwirtschaft hat ihren Sitz in Aalen und bietet ergänzend zu nicht nur historisch bedingt einen festen Stellen- den Schwerpunktingenieurstudien Maschinenbau wert. Die Bruttowertschöpfung im primären Sektor und Elektronik die neuen Studiengänge Techni- ist höher als der Vergleichswert von Baden-Würt- scher Redakteur und Internationale Betriebswirt- temberg. Durch den fortschreitenden Struktur- schaft an. Schwäbisch Gmünd ist Standort einer wandel variieren die Betriebsgrößen ähnlich wie Pädagogischen Hochschule und der Fachhoch- im übrigen Landesgebiet. Angesichts eines ge- schule für Gestaltung. Die University of Maryland steigerten Qualitätsbewußtseins, nachweisbarer erweitert dort das Studienspektrum hauptsächlich durch wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge.

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Ein Studienzentrum der Fernuniversität Hagen hat ebenfalls den Sitz in Schwäbisch Gmünd. Die Kolping-Fachhochschule für Wirtschaft in Ellwan- gen komplettiert als jüngste Hochschule das Bil- dungsangebot im Landkreis. Technologie-, Trans- fer- und Forschungszentren, teilweise von inter- nationalem Renommee, bringen weitere Syner- gieeffekte zwischen Wirtschaft und Wissenschaft.

Die B 29 stellt die wichtigste Ost-West-Verbin- dung innerhalb des Ostalbkreises dar und dient gleichzeitig zur Anbindung an die Region Stutt- gart. Eine leistungsgerechte Verbindung in die Teilräume des Landkreises und in die Nachbar- landkreise erfolgt über die Bundesstraßen B 297, B 298, B 290, B 19 und B 466. Der Anschluß an

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die Autobahn A 7, als Nord-Süd-Achse eine der alb und Heidenheim sowie durch die Volks- und wichtigsten Verkehrsadern Europas, erfolgt über Raiffeisenbanken der Region Ostwürttemberg drei Anschlußstellen. Das Schienennetz folgt den finanziert wird. Entwicklungsachsen und bindet den Ostalbkreis in das überregionale Netz der Deutschen Bahn Der Landkreis und die WiRO unterstützen und be- AG ein. Auf der Strecke Stuttgart - Schwäbisch teiligen sich u.a. an regionalen Einzelprojekten Gmünd - Aalen - Ellwangen und weiter nach mit denen die Rahmenbedingungen vor allem für Nürnberg verkehren InterRegios im 2-Stunden- kleine und mittlere Unternehmen, Existenzgrün- Takt. Diese Fernzüge werden ergänzt durch zahl- der und Jungunternehmen ständig verbessert reiche Regionalexpreßzüge und Regionalbahnen. werden können. Der Ostalbkreis hat sich 1997 als Die Schienenstrecken von Aalen über Heiden- kommunaler Investor mit 200 000 DM in den Ost- heim nach Ulm bzw. über Nördlingen nach Do- württemberg Beteiligungsfonds P.E.G.A.S.U.S. nauwörth verbinden den Kreis mit den Nachbarre- GmbH & Co. KG eingebracht. Ein Risikokapital- gionen. Ein flächendeckendes Busnetz verknüpft fonds, der von Firmen, Banken und Kommunen in die über 1.000 Wohnplätze und bindet diese an der Region mit einem Gesamtvolumen von 3 Mio. die Zentren des Landkreises an. Im Kreisgebiet DM eingebracht wurde. Existenzgründer und jun- liegen zwei Verkehrslandeplätze. ge Unternehmen in einer Wachstumsphase kön- nen davon unbürokratisch profitieren. Der Fonds In einem Europa der Regionen nimmt sich der fördert innovative Produktions- und Dienstlei- Ostalbkreis aktiv den Menschen, Märkten und stungsideen durch die Bereitstellung von haften- Möglichkeiten der Zukunft an. Mit der Zukunftsin- dem Eigenkapital. Die Initiative für diesen Fonds itiative Ostwürttemberg haben die vier Großen ergriff P.E.G.A.S.U.S., ein Verein zur beratenden Kreisstädte der Region Aalen, Ellwangen, Hei- Unterstützung junger Unternehmen und Existenz- denheim und Schwäbisch Gmünd, der Ostalb- gründer, der sich vor allem durch seine Akzep- kreis und der Landkreis Heidenheim, der Regio- tanz vom lokalen Unterstützungsangebot zur re- nalverband sowie die Industrie- und Handelskam- gionalen Initiative ausgeweitet hat und über das mer Ostwürttemberg in einem gemeinsamen Pro- Land hinaus Beachtung findet. Weitere Beispiele jekt Ziele und Maßnahmen für eine dynamische für regionale Projekte und Kooperationen an der Prosperität und zur Stärkung der regionalen Wett- Schwelle zum 21. Jahrhundert sind ein Innovati- bewerbsfähigkeit entwickelt. Als ein Ergebnis die- onspreis für Qualitäts- und Umweltmanagement ser umfassenden und flächendeckenden Initiative oder die Vorbereitung eines Standortinformations- wurde Ende 1996 die Wirtschaftsförderungsge- systems zur optimalen Informationsbereitstellung sellschaft mbH Region Ostwürttemberg - WiRO und Betreuung der Gewerbeflächen und -objekte gegründet. Der Ostalbkreis ist Hauptgesellschaf- im Ostalbkreis und in Ostwürttemberg. ter der WiRO, die durch die Kreissparkassen Ost-

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25 Jahre Ostalbkreis - Der Landkreis muß seit 1992 erkennen, daß das Entwicklung der Kreisfinanzen Auseinanderdriften zwischen Einnahmen und Ausgaben des Kreishaushalts trotz zielstrebiger Werner Hubel Haushaltskonsolidierung in immer schnelleren Di- Kreiskämmerer mensionen voranschreitet. Mit Ursachen hierfür sind die schwierige Wirtschafts- und Arbeitsmarkt- lage, die stark zurückgehenden Steuereinnahmen Das Unternehmen Ostalbkreis mit einem derzeiti- und die ausgabenintensive Verlagerungen von gen Gesamthaushaltsvolumen einschließlich Aufgaben des Bundes und des Landes auf die Krankenhäuser von rund 600 Mio. DM hat im Landkreise, insbesondere bei den Kriegsfolgela- Konzert der 35 Landkreise Baden-Württembergs sten im Sozialen Bereich. als modernes Dienstleistungs- und Serviceunter- nehmen ein gewichtiges Wort mitzureden und Damit zwangsläufig einher geht die unaufhaltsa- stellt sich zukunftsorientiert dem Wettbewerb. Mit me Kostenexplosion im Bereich der Sozialen Si- der dezentralen Vorhaltung und Bereitstellung vie- cherung, die die Schieflage und Dramatik der ler wichtiger, moderner, leistungsfähiger und kun- Kreisfinanzen überdeutlich aufzeigt. 1973 lagen denorientierter Einrichtungen der Daseinsvorsor- die Aufwendungen des Landkreises für den ge praktiziert der Landkreis beispielhafte Bürger- Sozial- und Jugendhilfebereich bei 33 Mio. DM. nähe. Dabei sind bürgernahe Verwaltung und effi- Jetzt liegen sie bei 160 Mio. DM. Der Zuschußbe- zientes, betriebswirtschaftliches Handeln unter darf für die Sozial- und Jugendhilfe einschließlich managementorientierter Aufgabenstellung in Ein- der Umlage an den Landeswohlfahrtsverband be- klang zu bringen. trug 1973 16 Mio. DM. 1997 beläuft er sich auf 121 Mio. DM ohne Personal- und Sachkosten. Im Jahr 1973 belief sich das Gesamthaushaltsvo- lumen des Ostalbkreises auf rund 151 Mio. DM, Die Kreisumlage, die von den Städten und Ge- 1997 sind es 596 Mio. DM. Während die Ver- meinden erhoben wird und als Spitzenfinanzie- schuldung 1973 bei 24 Mio. DM lag, beläuft sie rung für Kreisaufgaben gedacht ist, lag 1973 bei sich auf Ende des Jahres 1997 auf rund 154 Mio. 24 Mio. DM. Sie reichte aus, um den Zuschußbe- DM zuzüglich der Inneren Darlehen mit 35 Mio. darf für die Sozial- und Jugendhilfe mit 16 Mio. DM. Dabei muß allerdings berücksichtigt werden, DM abzudecken. Ab 1992 hat sich das Bild ge- daß der Ostalbkreis in diesen 25 Jahren als einer wandelt. Heute reicht die Kreisumlage nicht mehr der bedeutendsten Bauherren und Investoren aus, um den Pflichtaufgabenbereich der Sozialen über eine Milliarde DM in Einrichtungen investiert Sicherung zu finanzieren. 121 Mio. DM Ausgaben hat, die mit zur Verbesserung der Lebensverhält- stehen lediglich 113 Mio. DM Einnahmen aus der nisse und zur Chancengleichheit gegenüber den Kreisumlage gegenüber. Jede 2. Mark des Ver- Ballungszentren beitragen. Als wichtige Schwer- waltungshaushalts fließt in die Soziale Sicherung. punkte sind zu nennen: 4 Kreiskrankenhäuser, 3 Kreisberufsschulzentren, Ohne ein solides Fundament können die Land- 2 Schulen für Geistig- und Körperbehinderte, 2 kreise die Soziale Sicherung nicht mehr finanzie- Sprachheilschulen, die Abfallwirtschaft mit 2 ren. Deshalb muß es legitim sein, gerade in die- Kreismülldeponien sowie der Kreisstraßen- und ser schwierigen Zeit verstärkt darüber nachzu- Radwegeausbau. Diese dezentrale Vorhaltung öf- denken, von der umlagenfinanzierten Abhängig- fentlicher Einrichtungen sorgt für ein hohes Maß keit des Kreishaushalts wegzukommen und eine an Lebensqualität. Der hohen Verschuldung steht gerechtere Lösung über den Finanzausgleich mit somit auch ein ungleich höheres Anlagevermögen unmittelbarer Beteiligung der Landkreise an der als Aktivposten gegenüber. Hinzu kommen vielfäl- Umsatzsteuer zu finden. Die Ausstattung der tige Investitionsförderungsmaßnahmen des Land- Landkreise mit einer eigenen Steuerertragsquelle kreises in den Städten und Gemeinden. Beispiel- von Aufkommensrelevanz ist wegen des hohen haft erwähnt werden soll hier die Förderung von Grades an originären, pflichtigen und überge- Altenpflegeheimplätzen durch den Landkreis. meindlichen Selbstverwaltungsaufgaben seit lan- gem überfällig.

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Der Landkreis muß wieder in die Lage versetzt wendige und nicht auf das Wünschenswerte führ- werden, wichtige Einrichtungen der Daseinsvor- te zu erheblichen Einsparungspotentialen. sorge mit freien Eigenmitteln auszustatten und “freie Spitzen” zu erwirtschaften, um auch ein wei- Dieser konsequente Kurs hat für die Zukunft noch teres Ansteigen der Verschuldung zu vermeiden. höhere Priorität. Ausbau vor Neubau, Deckenver- Die hohe Verschuldung des Landkreises ist nur stärkung vor Vollausbau und Orientierung an vor- vor dem Hintergrund vertretbar, daß das Unter- handenen Trassen mit effizienter Verschlankung nehmen Ostalbkreis mit Elan und Tatkraft wir- und möglichst geringer Flächeninanspruchnahme kungsvolle Einrichtungen und damit wichtige Rah- stehen im Mittelpunkt und sind das Gebot der menbedingungen für ein gutes Vorwärtskommen Stunde. Unter sinnvoller Verknüpfung von Ökono- geschaffen hat. Mit kraftvollem Kurs und mie und Ökologie muß die Verkehrssicherheit im schwungvoller Aktivität wurde eine Lebens- und Vordergrund stehen. Unsere mobile Arbeits- und Standortqualität erarbeitet, die den Ostalbkreis im Freizeitgesellschaft braucht neben dem Ausbau Zusammenwachsen Europas zu einem Raum mit des öffentlichen Personennahverkehrs und des Zukunft macht. schienengebundenen Verkehrs ein leistungsfähi- ges Straßen- und Radwegenetz. Sowohl der Indi- vidualverkehr als auch der öffentliche Personen- 485 km Kreisstraßen nahverkehr und der Schülerverkehr sind auf or- Werner Hubel dentliche Straßen angewiesen. Zur Attraktivität eines Raumes gehört auch eine Neben dem Schutz der Umwelt und dem Gesund- gut ausgebaute Verkehrsinfrastruktur. Hier kommt heitsbewußtsein ist ein gut ausgebautes Radwe- dem leistungsfähigen, bedarfsorientierten und genetz insbesondere auch aus Gründen der Ver- verkehrsgerechten Kreisstraßen- und Radwege- kehrssicherheit erforderlich. Zunehmendes Um- ausbau eine eminent wirksame strukturpolitische weltbewußtstein, aber auch wirtschaftliche Grün- Bedeutung zu. Der Ostalbkreis ist Baulastträger de führen erfreulicherweise dazu, daß für Fahrten von 485 km Kreisstraßen. Von den insgesamt zur Arbeit, zur Schule, zum Einkaufen, zum Sport 1.104 km klassifizierten Bundes-, Landes- und und insbesondere zur Erholung und Freizeitge- Kreisstraßen im Ostalbkreis entfallen somit 44% staltung in immer stärkerem Maße auf das Fahr- in die Straßenbaulast des Landkreises. Mit die- rad zurückgegriffen wird. Mit einem kreisweit gut sem riesigen Kreisstraßennetz nimmt der Ostalb- ausgebauten Radwegenetz kann erreicht werden, kreis die 4. Stelle im Land Baden-Württemberg daß das Fahrrad, das ohne Zweifel das umwelt- ein. Von den 485 km Kreisstraßen des Ostalbkrei- freundlichste und in den Städten das schnellste ses entfallen 398 km auf Außenstrecken und Verkehrsmittel ist, zu einem außerordentlich wich- 87 km auf Ortsdurchfahrten. tigen Nahverkehrsmittel wird. Allerdings erfordert der Umstieg auf das Fahrrad auch attraktive Rad- Seit der Bildung des Ostalbkreises hat der Land- wegeverbindungen, damit sie auch tatsächlich an- kreis 209 Mio. DM in den Kreisstraßen- und Rad- genommen und akzeptiert werden. wegeausbau investiert. Damit wurde ein ganz wichtiger Beitrag zur Stärkung der Infrastruktur, insbesondere für den ländlichen Raum und zur Verbesserung der Lebensqualität geleistet. Der Ausbau des Kreisstraßen- und Radwegenetzes hat zum Ziel, alle Räume des Kreises gut erreich- bar an das überregionale Straßennetz anzuschlie- ßen. Allerdings mußte aufgrund der dramatischen Finanzsituation in den letzten Jahren der Kreis- straßen- und Radwegehaushalt stark einge- schränkt werden. Damit einher ging ein Umden- kungsprozeß mit verstärkter Reduzierung des Ausbaustandards. Die Konzentration der begrenzt vorhandenen Finanzierungsmittel auf das Not-

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Kreiseigene Schulen Sonderschulen Ulrich Maier Kreisschul- und Kulturamt Auch bei den Sonderschulen für Geistig- und Kör- perbehinderte wurden Schulgebäude neu ge- Nach der Kreisreform war für den Ostalbkreis ei- schaffen bzw. erweitert. So entstand die Jagsttal- nes der wichtigsten Anliegen, das berufliche schule in Westhausen mit einer Sport- und einer Schulwesen und das Sonderschulwesen nach Schwimmhalle. Die Klosterbergschule in Schwä- dem Schulentwicklungsplan II auf- und auszubau- bisch Gmünd wurde mit einem 3. Bauabschnitt er- en. Die Schulträgerschaft für alle Beruflichen weitert und erhielt gleichzeitig einen Kunststoff- Schulen hatten die Altkreise Aalen und Schwä- spiel- und sportplatz. bisch Gmünd erst in den Jahren zuvor übernom- men. Zusammen mit wachsenden Schülerzahlen Die Sonderschulen für Sprachbehinderte in Aalen verursachten die mit der Schulreform verbunde- und Schwäbisch Gmünd waren zunächst nicht in nen neuen Aufgaben in der Bildungspolitik einen kreiseigenen Bauten untergebracht. Als eine Be- enormen Schulraumbedarf. sonderheit ist zu erwähnen, daß nun die Aalener Sprachheilschule im Wasseralfinger Schloß unter- Berufliche Schulen gebracht ist und den Namen Schloßschule trägt. Den jüngsten Schulhausneubau des Ostalbkrei- Die berufliche Bildung hat im Aufgabenkatalog ses bezog zu Beginn des Schuljahres 1996/97 des Landkreises hohe Priorität. Den Kreisberuf- die Sprachheilschule Schwäbisch Gmünd in Mut- schulzentren in Aalen, Ellwangen und Schwä- langen. bisch Gmünd kommt bei den Bemühungen zur Verbesserung der Berufschancen junger Men- Die Sonderschule für in längerer Krankenhausbe- schen eine zentrale Aufgabe zu. In diese Zentren, handlung stehende Kinder und Jugendliche ist am die einen Vergleich auf Bundesebene, ja selbst im Ostalb-Klinikum Aalen eingerichtet. europäischen Vergleich nicht scheuen brauchen, hat der Ostalbkreis über 200 Mio. DM investiert. Derzeit werden an den kreiseigenen Schulen 10 Hinzu kamen großzügige Sporthallen und Außen- 960 Schülerinnen und Schüler in Voll- und Teilzeit sportanlagen, welche außerhalb des Schulsports unterrichtet, zu Beginn des Jahres 1973 waren es auch dem Vereinssport zur Verfügung stehen. 9 373. Die berufliche Bildung als wesentlicher Teil Stetige Veränderungen der Schülerzahlen im Voll- des öffentlichen Bildungswesens schafft die und Teilzeitbereich, Einführung von zusätzlichen Grundlage für den Erfolg im späteren Erwerbsle- Vollzeitschulen und des EDV-Unterrichts, neue ben. Aus der raschen wirtschaftlichen, techni- Lehrpläne und Neuordnung der Berufsfelder wa- schen und gesellschaftlichen Entwicklung ent- ren und sind für den Landkreis als Schulträger steht der Zwang zur ständigen Anpassung. Daher vornehme Pflicht, die beruflichen Schulen ent- muß berufliche Bildung in einer fachlich gut spe- sprechend den Bildungszielsetzungen mit techni- zialisierten Ausbildung auf einen Beruf hinführen schem Know-how und modernsten Technologien und gleichzeitig das nötige Maß an Flexibilität und auszustatten. Dieser hohe Standart kommt letzt- Mobilität vermitteln. Hierzu hat der Landkreis in lich den Auszubildenden und der Wirtschaft als den zurückliegenden Jahren einen großen Beitrag Partner im dualen Ausbildungssystem zugute. In geleistet und wird auch in den kommenden Jah- der jüngeren Vergangenheit wurden in Schwä- ren die notwendigen Änderungen mitgestalten. bisch Gmünd die Galvano- und Leiterplattentech- nikerschule sowie im Arenhaus die Berufsfach- schule für Gold- und Silberschmiede und das dreijährige Berufskolleg Formgebung, Schmuck und Gerät eingerichtet. Das Berufsschulzentrum in Schwäbisch Gmünd wird derzeit für rund 13 Mio. DM erweitert. Den Bereich der Beruflichen Schulen des Ostalbkreises runden die Fachschu- len für Landwirtschaft in Ellwangen und Schwä- bisch Gmünd ab.

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Anteil der Teilzeit- und Vollzeitschüler am Gesamtschüleraufkommen der Berufli- chen Schulen des Ostalbkreises

55 Entwicklungen

Menschen im Mittelpunkt; dienen sollte, die nicht von anderen, vorrangigen Sozial- und Jugendhilfe im Ostalbkreis Sozialleistungen aufgefangen werden, hat sich in den letzten Jahren für eine immer größer werden- Josef Rettenmaier de Anzahl von Menschen zu einer langfristigen Sozialdezernent Existenzsicherung entwickelt. Für den Kreis als Sozialhilfeträger stellt dieser Bereich das vor- Seine Entwicklung zum modernen Sozial- und In- dringlichste finanzpolitische Problem dar. Empfän- dustriestaat hat unser Land insbesondere dem gerzahlen und Ausgabenvolumen sind stark an- konsequenten Festhalten am Grundprinzip der gestiegen. Ende des Jahres 1997 benötigten im sozialen Marktwirtschaft als freiheitlicher, aber Ostalbkreis auf der Grundlage des Bundessozial- auch sozial verpflichtender Wirtschaftsordnung zu hilfegesetzes rund 7 000 Menschen und nach verdanken. dem Asylbewerberleistungsgesetz rund 1 800 Menschen laufende Hilfen, um ihren Lebensunter- Neben der persönlichen Leistungsbereitschaft hat halt bestreiten zu können. sich die partnerschaftliche Mitverantwortung als unverzichtbare Voraussetzung bei der Bewälti- Die Nettoaufwendungen im Kreishaushalt allein gung der sozialen- und wirtschaftlichen Heraus- für diesen Bereich sind von 4,8 Millionen DM im forderungen erwiesen. Der Ostalbkreis, dem im Jahr 1973 auf rund 47 Millionen DM im Haus- System der sozialen Sicherung ein großer Aufga- haltsjahr 1998, also fast um das 10fache ange- benkatalog zukommt, hat sein Handeln im Be- stiegen. Bei einer Vielzahl der Hilfeempfänger ist reich der Sozial- und Jugendhilfe stets daran ori- Arbeitslosigkeit die Hauptursache der Bedürftig- entiert, Rahmenbedingungen zu schaffen und mit- keit. Eine Entlastung der Sozialhilfe von den er- zugestalten, die dem Einzelnen ein Leben in Men- drückenden Folgekosten der Arbeitslosigkeit und schenwürde und Selbstverantwortung ermögli- der Lawine an Aufwendungen für Flüchtlinge, ist chen und Notsituationen vermeiden und beheben dringend erforderlich. Bei der von den Stadt- und helfen. Landkreisen und den kommunalen Spitzenver- bänden seit langem geforderten Neuordnung der In vielen Einzelbereichen, aber auch in der Ge- Sozialhilfefinanzierung muß eine sachlogische samtschau unserer Strukturen, wären die sozial- Zuordnung der systemfremden Kosten zu den ori- politischen Bemühungen des Ostalbkreises in ginär zuständigen Kostenträgern erfolgen. den zurückliegenden 25 Jahren nur Stückwerk geblieben, die Erfolge nicht möglich gewesen, Die Steuerungsmöglichkeiten des Landkreises wenn nicht viele Freie Träger, Kirchen, Institutio- zum Abbau von Arbeitslosigkeit sind begrenzt. nen, Städte und Gemeinden, Vereine, Gruppen Um der hohen Langzeitarbeitslosigkeit entgegen- und Einzelpersonen sich der sozialen Verantwor- zuwirken, hat der Ostalbkreis in den letzten Jah- tung für unsere Mitmenschen mit besonderen En- ren seine Bemühungen der Arbeitsplatzvermitt- gagement verschrieben hätten. Sie alle haben in lung auf der Grundlage des Projekts „Hilfe zur Ar- enger, verläßlicher und vertrauensvoller Partner- beit“ verstärkt. Die guten Erfolge geben Anlaß, schaft und Kooperation zu einem dichten und lei- diesen Weg weiter auszubauen. Unter Bündelung stungsfähigen Netz sozialer Hilfs- und Beratungs- der Kräfte des Ostalbkreises, der Arbeitsverwal- angebote im Landkreis beigetragen. tung, der Städte und Gemeinden und mit Unter- stützung von Handwerk und Industrie, soll eine Das Aufgabenbündel des Ostalbkreises im Sozi- breit angelegte Beschäftigungsinitiative einen albereich ist umfassend und vielgestaltig. Aus der spürbaren Beitrag zum Abbau der hohen Lang- großen Fülle können angesichts des gesetzten zeitarbeitslosigkeit, die sich gravierend im Sozial- Rahmens nur Schwerpunkte skizziert werden. hilfehaushalt des Landkreises niederschlägt, lei- sten. Sozialhilfe

Die Sozialhilfe, die einstens als Einzelfallhilfe für vorübergehende Notlagen konzipiert worden war und subsidiär der Absicherung von Lebensrisiken

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Bastelstunde im Seniorenstift Schönbornhaus in Ellwangen

tere Mitbürger, das sich von einfachen kleineren Hilfen für Senioren und Pflegebedürftige Handreichungen bis hin zur Rundumversorgung im Pflegeheim erstreckt, vervollständigt werden. Mit der stark wachsenden Zahl älterer Menschen und mit zunehmendem Lebensalter nehmen die Nach jahrzehntelangem Ringen gab es 1994 end- Aufgaben der kommunalen Seniorenhilfe zu. Sie lich den Durchbruch in Sachen Pflegeversiche- werden in den nächsten Jahrzehnten ein beson- rung. Sie ist unbestritten eine der herausragend- derer Schwerpunkt kommunaler Sozialpolitik sein. sten sozialpolitischen Grundsatzentscheidungen dieses Jahrhunderts und dies sowohl aus finanzi- Der Ostalbkreis ist dieser demographischen Her- eller als auch aus humanitärer Sicht. Ihre Entla- ausforderung schon bisher mit vielerlei Anstren- stungswirkung auf die Sozialhilfeträger - dies gungen begegnet. Dabei ging es nicht nur um den zeigt sich rund 1 ½ Jahre nach Einführung der bedarfsgerechten Ausbau stationärer Pflege- zweiten Stufe für den stationären Bereich sehr plätze, sondern in besonderer Weise um die Wei- deutlich - wurde allerdings überschätzt. Die Ein- terentwicklung ambulanter Hilfsangebote. Kosten- sparungen bei der Sozialhilfe blieben vor allem günstige nichtstationäre Alternativen, die ein selb- deshalb weit hinter den Erwartungen zurück, weil ständiges Wohnen im Alter vor dem Hintergrund eine große Zahl von Heimbewohnern keine Lei- größtmöglicher Sicherheit fördern, waren und sind stungen aus der Pflegeversicherung erhält und unverzichtbare Elemente einer auf die Bedürfnis- weiterhin auf Sozialhilfe angewiesen ist. se älterer Menschen ausgerichteten Sozialpolitik. Auf der Grundlage des Kreisaltenplans konnte das abgestufte System von Hilfeleistungen für äl-

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Jugendhilfe

Ausgehend vom Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) sind die Aufgaben des Ostalbkreises in der Jugendhilfe generell als Auftrag zur Verwirkli- chung des Rechtes aller jungen Menschen auf Förderung ihrer Entwicklung und auf Erziehung zu eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähi- gen Persönlichkeiten sowie zur Schaffung positi- ver Lebensbedingungen für Familien und Kinder zu sehen.

Das Kreisjugendamt hat insbesondere seit Inkraft- treten des KJHG große Anstrengungen unternom- men, präventive Angebote zu initiieren und aus- zubauen, die sich orientieren an der gesellschaft- lichen Entwicklung, am sich verändernden Famili- enbild und den gewandelten Bedürfnissen von Kindern, Jugendlichen und Familien.

Zwar fließt der größte Teil der Jugendhilfemittel des Landkreises nach wie vor in die kosteninten- siven Maßnahmen der voll- und teilstationären Heimunterbringungen. Durch die Schaffung und Weiterentwicklung ambulanter Hilfen wie, Er- ziehungsberatung, sozialpädagogische Familien- hilfe, soziale Gruppenarbeit oder familienorientier- te Schülerhilfe, konnten die Zuwachsraten dieser Bereiche jedoch auf einem stabilen Niveau gehal- ten werden. Musiktherapie in der Interdisziplinären Frühförder- stelle von St. Canisius, Schwäbisch Gmünd Mit dem Kindergartenbedarfsplan und dem Be- reich „Jugendarbeit in Vereinen und Verbänden - Jugendorganisationen und -verbänden, konnten Offene Jugendarbeit“, hat der Ostalbkreis die er- bemerkenswerte Rahmenbedingungen für die sten Weichen für eine strukturierte Weiterentwick- außerschulische Jugendarbeit geschaffen wer- lung, aber auch für eine Prioritätensetzung in der den. Orientiert an der Jugendhilfeplanung und Jugendhilfe vollzogen. Letztendlich ist die Ju- den darin aufgezeigten Prioritäten geht es in den gendhilfeplanung auch ein Rahmen für die Ange- kommenden Jahren darum, eine zielgerichtete bote der Freien Träger, die in allen Planungspha- Weiterentwicklung und Verbesserung zu errei- sen beteiligt sind. Die traditionell gute und ver- chen. Ein Schwerpunkt wird dabei die intensive trauensvolle Kooperation zwischen dem Ostalb- Beratung und Förderung der unterschiedlichsten kreis als öffentlichem Träger der Jugendhilfe und Jugendorganisationen vor Ort, in den Städten und den Freien Trägern wird auch künftig notwendige Gemeinden des Landkreises sein. Innovationen und flexible Angebotsformen - selbst unter dem Aspekt knapper Kassen ermöglichen. Beratungsdienste

Besonders deutlich wird der hohe Stellenwert der Der Ostalbkreis würde seiner Aufgabe und Ver- Arbeit Freier Träger und des vielfältigen ehren- antwortung nicht gerecht, wenn er Sozial- und Ju- amtlichen Engagements im Aufgabenfeld des gendhilfe nur in materieller Form leisten würde. Kreisjugendreferates. Gemeinsam mit den im Gerade vor dem Hintergrund der äußerst ange- Kreisjugendring zusammengeschlossenen

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spannten Finanzsituation ist es dringend notwen- hochbetagter Menschen an der Gesamtbevölke- dig, schon im Vorfeld von Fehlentwicklungen und rung steigt stark an. Die Belastung des Kreis- Problemen aktiv zu werden, um sie im Idealfall haushalts durch Sozialausgaben hat längst kriti- erst gar nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. sche Dimensionen erreicht. Dieser Ansatz hat in nahezu allen Arbeitsberei- chen des Sozialdezernats Eingang gefunden und Bundesweit laufen Diskussionen und werden in hat beim Beauftragten für Suchtprophylaxe, bei vielen Feldern sozialer Arbeit Konzepte erprobt, der Schuldnerberatungsstelle und der Alten- und bei denen es darum geht, mit neuen Wegen, Behindertenberatung besondere Ausprägung er- Ideen und Strukturen die aktuellen Probleme und fahren. Gezielte Beratung und Prävention ist auch die Aufgaben der Zukunft zu meistern, unter Be- unter Kostengesichtspunkten lohnende Investi- achtung der sehr schwierigen Lage der kommu- tion, weil die Bewältigung materieller oder ge- nalen Haushalte. sundheitlicher Krisensituationen ein vielfaches an personellem und finanziellen Einsatz erfordert. Auch wenn die entscheidenden Weichenstellun- gen auf Bundes- und Landesebene erfolgen müs- Ausblick sen, z. B. durch eine umfassende Sozialhilfere- form, wird das Sozialdezernat weiterhin bestrebt Alle sozialen Sicherungssysteme stehen derzeit sein, den sozialen und finanziellen Herausforde- vor riesigen Herausforderungen. Eine immer noch rungen mit kreativen und auch unkonventionellen zunehmende Zahl von Menschen ist ohne Arbeit, Konzepten und Ansätzen, zu begegnen. In der mehr und mehr Kinder und Jugendliche wachsen Förderung von Selbsthilfepotentialen auf allen in belasteten Verhältnissen und vermeintlich ohne Ebenen und in der Verhinderung von Notsituatio- Zukunftsperspektive auf, der Anteil alter und nen durch Prävention liegen dabei besondere Schwerpunkte.

Spielstraße beim Tag der offenen Tür, Ostalbkreishaus Aalen

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25 Jahre Krankenhauswesen im Ostalbkreis der Bereich Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie so- wie die Abteilung Neurologie neu hinzugekom- Walter Hees men. Im Bereich der Pädiatrie ist die Subdisziplin Koordinierender Verwaltungsdirektor Neonatologie (Versorgung von Frühgeburten) auf- gebaut worden.

Unter den vielfältigen Aufgaben des Landkreises Die Virngrund-Klinik Ellwangen konnte im Jahre ist die bedarfsgerechte, zweckmäßige und wirt- 1976 die 3. Hauptabteilung Urologie mit zunächst schaftliche Versorgung der Bevölkerung des Ost- 40 (heute 35) Betten eröffnen. albkreises mit Leistungen auf dem Gebiet des Gesundheitswesens und der Krankenpflege eine An der Stauferklink Schwäbisch Gmünd wurde im der wichtigsten. Dieser Aufgabe hat sich der Ost- Jahre 1995 der Geriatrische Schwerpunkt einge- albkreis mit großem Engagement gewidmet. Ge- richtet. Weiterhin hat sich die Stauferklinik im Be- genwärtig sind in den Kliniken des Landkreises reich der In-vitro Fertilisation spezialisiert. ca. 2 500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig, das bedeutet, daß die weit überwiegende Anzahl Selbstverständlich hat sich in den vergangenen aller Beschäftigten des Ostalbkreises im Bereich 25 Jahren auch Grundlegendes in der Vorhaltung der Kliniken beschäftigt sind. hochwertigster Medizintechnik gewandelt. So sind die Kliniken in Aalen und Schwäbisch Gmünd Addiert man das jeweilige Volumen der einzelnen schon seit vielen Jahren mit Computertomogra- Klinik-Haushalte, wird hier für das Jahr 1998 ein phen ausgestattet. Seit 1990 verfügt das Ostalb- Betrag von ca. 218 Mio. DM erreicht. Klinikum über einen Kernspintomographen, in wenigen Monaten wird auch in der Stauferklinik Vergleicht man die vorhandene Krankenhaus- Schwäbisch Gmünd ein solcher zur Verfügung struktur des Gründungsjahres 1973 mit der der- stehen. zeit bestehenden Struktur, so ist festzustellen, daß von den damals vorhandenen sieben Kreis- Obwohl die Anzahl der Betten rückläufig war, ist krankenhäusern heute nur noch vier vorhanden die Inanspruchnahme der Kliniken durch die Pati- sind. Das Haushaltsvolumen der Kliniken im Jah- enten deutlich angestiegen. Wurden 1973 rund 26 re 1973 belief sich auf einen Betrag von rund 50 600 Patienten stationär versorgt, so waren dies Mio. DM. Es hat sich also innerhalb der 25 Jahre im Jahre 1996 rund 33 000 Personen. Statistisch und trotz der Tatsache, daß von sieben Kliniken gesehen bedeutet dies, daß sich etwa jeder 10. nur vier übriggeblieben sind, um mehr als das Einwohner unseres Ostalbkreises einmal im Jahr Vierfache gesteigert. in stationäre Behandlung in eine unserer Kliniken begeben hat. Im ambulanten Bereich liegt diese Die im Schwäbisch Gmünder Raum bestehenden Zahl noch um vieles höher. Kreiskrankenhäuser Mutlangen und Spital zum Hl. Geist wurden in Verbindung mit einer Bau- Ostalb-Klinikum Aalen maßnahme 1984 zusammengelegt. Das Kreis- krankenhaus Neresheim wird heute als Tochter- Das heutige Ostalb-Klinikum Aalen wurde im Jah- unternehmen der Stiftung Rehabilitation Heidel- re 1955 errichtet. In den Jahren 1964 bzw. 1966 berg als Fachkrankenhaus für Schädel-Hirn-Ver- wurden die Frauenklinik und die Kinderklinik an- letzte geführt. Das Waldkrankenhaus Dalkingen gegliedert. 1988 wurde der erste Bauabschnitt ab- hat heute eine Verwendung als Pflegeheim. geschlossen, der Investitionskosten in Höhe von 62 Mio. DM verursachte. Im Zuge dieser Bau- Der Ostalbkreis hielt in seinem Gründungsjahr in maßnahme wurde ein neues Heizwerk, eine neue seinen sieben Krankenhäusern 1 395 Betten vor. Wäscherei, neue Funktionsräume und ein OP- Heute sind es nur noch 1 166, also 229 Betten Trakt eingerichtet. Die Zentralküche wurde mo- weniger. Trotz der Reduzierung der vorgehalte- dernisiert. Zwischen dem 1. und dem 2. Bauab- nen Planbetten fand eine deutliche Steigerung in schnitt konnte der Verbindungsbau zwischen der der medizinischen Leistungsfähigkeit statt. So sind zum Beispiel beim Ostalb-Klinikum Aalen

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Ostalb-Klinikum Aalen

Frauenklink und dem Hauptgebäude, der 12 Mio. 1988 wurden mit dem 1.Erweiterungsbau des DM kostete, in Betrieb genommen werden. Funktionsbereiches der Klinik ein vorbildlicher Schritt in Richtung Sicherstellung der Krankenver- In den Jahren 1991 bis 1995 wurde der 2. Bauab- sorgung der Bopfinger Region gemacht. Der in schnitt, in dem unter anderem das Zentrallager, der Kreistagssitzung vom 4. November 1997 ge- Werkstätten, Zentralumkleide, ein Teil der Küche, fällte Beschluß, einen neuen Bettentrakt für ca. 3 Untersuchungs- und Behandlungsräume, Zentral- Mio. DM zu erstellen, bekräftigt die vom Landkreis labor, Bäderabteilung, Büroräume, Kapelle und gewollte dezentrale Krankenhausstruktur. Durch operative Intensivstation integriert wurden, für ca. diese Investition soll erreicht werden, daß der Or- 68 Mio. DM erstellt. Das Personalcasino und der ganisationsablauf verbessert und damit die Wirt- Verbindungsgang zwischen Haupthaus und Casi- schaftlichkeit erhöht wird. Dies bedingt gleichzei- no wurden 1997 fertiggestellt. 1998 soll mit der In- tig eine Reduzierung der Betten auf 38. tegration der Kinderklinik in das Hauptgebäude des Ostalb-Klinikums begonnen werden. Stauferklinik Schwäbisch Gmünd

Klink am Ipf Bopfingen Im Jahre 1966 wurde auf der Gemarkung der Ge- meinde Mutlangen das Kreiskrankenhaus Schwä- Die Klinik am Ipf Bopfingen ist ein Haus der bisch Gmünd erbaut. Dieser Neubau trat die Grundversorgung. Den medizinischen Schwer- Nachfolge des Kreiskrankenhauses St. Ludwig punkt bildet die Kurzzeitchirurgie. an. In den Erweiterungsbau der Klinik in den Jah- ren 1980 bis 1984 wurden rund 56 Mio. DM inve-

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Stauferklinik Schwäbisch Gmünd in Mutlangen stiert. Mit dieser Maßnahme war die Zusammen- Krankenpflegeschule konnte 1976 den Neubau legung des Spitals zum Heiligen Geist in Schwä- beziehen, der mit einem Kostenaufwand von 10 bisch Gmünd mit dem zentralen Haus in Mutlan- Mio. DM noch heute beste bauliche Vorausset- gen möglich, so daß der Gmünder Raum einen zungen für eine optimale Krankenpflegeausbil- bedarfsgerechten Mittelpunkt der Krankenversor- dung garantiert. gung erhalten hat. Die Klinik in Mutlangen deckte damit den gesamten Bereich der Inneren Medizin, In den Jahren 1980/81 wurde zunächst ein neuer der Allgemein- und Unfallchirurgie, der Gynäkolo- septischer OP erstellt und im Jahr 1985 der asep- gie und - als Beleghaus - der Urologie, der Au- tische OP-Bereich erweitert und erneuert. Eine genheilkunde und der HNO ab. neue Wäscherei und eine Heizzentrale konnten 1988 in Betrieb genommen werden. Die Installation einer neuen Waschstraße in der Zentralwäscherei erfolgte 1986. Ein Jahr später 1996 begannen die Baumaßnahmen zur Erweite- konnte die erweiterte Küche, die täglich mehr als rung und Sanierung der Virngund-Klinik. In einem 700 bis 800 Essen sowohl für die Patienten und 1. Bauabschnitt mit einem Gesamtvolumen von die Bediensteten der Klinik als auch für die DRK- 64,8 Mio. DM wird die Klinik um eine interdiszipli- Einrichtung “Essen auf Rädern” kocht, ihrer Be- näre Intensivabteilung mit acht Betten, neuen Be- stimmung übergeben werden. handlungsräumen für alle Fachabteilungen, Anäs- Dem Wunsch der Patientinnen entsprechend, thesiebereich mit Aufwachraum, Labor, einer neu- wurden die Kreißsäle im Jahr 1991 umgestaltet: en Küche mit Tablettsystem und weiteren Verbes- Helle Farben, bequeme Liegemöbel und eine serungen der Infrastruktur des Hauses erweitert. häusliche Atmosphäre prägen die Räume. Das Richtfest konnte nach knapp 1jähriger Bau- zeit am 21. November 1997 gefeiert werden, die Virngrund-Klinik Ellwangen voraussichtliche Fertigstellung wird im Frühjahr 1999 sein. In einem weiteren Bauabschnitt wird Mit einem Kostenaufwand von 8,6 Mio. DM wurde die Virngrund-Klinik um eine Psychiatrische Fach- in Jahren 1957 bis 1963 die heutige Bausubstanz abteilung mit 80 Betten erweitert. geschaffen. In den Jahren 1975/76 wurde das medizinische Spektrum um die urologische Fach- Neben den gewaltigen Aufgaben und Herausfor- abteilung und die Anästhesieabteilung erweitert. derungen im Bereich der medizinischen Versor- Die seit 1963 im Hauptgebäude untergebrachte gung und neben der immensen Bedeutung als

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Wirtschaftsfaktor nehmen die Kliniken ihre Aufga- Schon nach kürzester Zeit hat sich erwiesen, daß be als Ausbildungseinrichtung mehr als ernst. diese speziell auf die Bedürfnisse des Ostalbkrei- Den Schwerpunkt bilden hier die großen Kranken- ses zugeschnittene Lösung sich mehr als bewährt pflegeschulen in Aalen, Schwäbisch Gmünd und hat. Bereits im ersten Jahr der Betriebsführung Ellwangen. Aber auch darüber hinaus leisten die unter neuer Rechtsform konnten in den großen Kliniken im Bereich dieser außerordentlich wichti- Kliniken ansehnliche Betriebskostenüberschüsse gen gesellschaftspolitischen Aufgabe Gewaltiges, erzielt werden. Lediglich die Klinik am Ipf Bopfin- beginnen mit der Aus- und Weiterbildung im ärztli- gen mit ihrer ungünstigen Struktur ist auch weiter- chen Bereich (die Kliniken Aalen und Schwäbisch hin auf Zuschüsse des Krankenhausträgers zu Gmünd sind Akademische Lehrkrankenhäuser den Betriebskosten angewiesen. der Universität Ulm) über den Bereich der Physi- kalischen Therapie bis zum kaufmännischen Be- reich. Addiert man die Vielzahl der Praktikanten im Pflegedienst hinzu, so sind es im Jahr ca. 750 junge Leute, die ihre Ausbildung, Teile ihrer Aus- bildung oder Praktika in den Klinik-Eigenbetrieben absolvieren. Auch der Bereich der beruflichen in- nerbetrieblichen Weiterbildung hat einen hohen Stellenwert. So werden seit vielen Jahren die Weiterbildungen für den Bereich Anästhesie, OP und Intensivpflege angeboten. Seit ca. elf Jahren existiert an den Kliniken die Fachweiterbildung für den Bereich Operationsdienst.

Die wirtschaftliche Situation - über viele Jahre hin- weg entstanden in den Klinken enorme Verluste im Betriebskostenbereich - zwang den Ostalb- Virngrund-Klinik Ellwangen kreis, die seitherige Rechtsform (Regiebetriebe) zu überdenken. Die sich in enormer Geschwindigkeit wandelnden Bedürfnisse und Ansprüche der Patienten an das Aufgrund der starken regionalen Schwerpunkte Krankenhaus bedingt einen hohen Grad an Flexi- und aus der Erkenntnis heraus, daß eine wirt- bilität von Politik und Betriebsleitungen. schaftliche und effiziente Betriebsführung nur durch die Verlagerung von Kompetenzen auf die Für das Frühjahr 1998 hat das Sozialministerium Entscheidungsträger vor Ort möglich ist, verfolgte für den Ostalbkreis sogenannte Strukturgesprä- man zunächst das Ziel, drei eigenständige Klinik- che mit den Leistungserbringern und den Kosten- GmbHs zu gründen. Dieses Ziel ließ sich politisch trägern im Krankenhausbereich vorgesehen. Wie jedoch nicht durchsetzen. Im November 1993 hat überall, gilt auch im Krankenhauswesen der sich im Kreistag eine überwältigende Mehrheit für Grundsatz: Stillstand ist Rückschritt und wer ra- drei Eigenbetriebe ausgesprochen. stet der rostet. Auf Initiative von Landrat Klaus Pavel haben sich deshalb die Betriebsleitungen Verbunden sind die drei Eigenbetriebe unterein- unter dem Arbeitstitel “Struktur der Krankenhäu- ander durch den gemeinsamen Betriebsaus- ser des Ostalbkreises im Jahre 2005” gut auf die- schuß, den Landrat als Dienstvorgesetzten der se Gespräche vorbereitet. Ziel ist es, auch weiter- Betriebsleitungen, den Koordinierenden Verwal- hin für die Bevölkerung des Ostalbkreises eine tungsdirektor, welcher eine Primus-inter-Pares- umfassende, medizinisch hochwertige Versor- Funktion hat, und die Geschäftsstelle des Koordi- gung möglichst wirtschaftlich tragbarer, dezentra- nierenden Verwaltungsdirektors. ler Struktur anzubieten.

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Abfallwirtschaft im Ostalbkreis terverarbeitung von Grün- und Bioabfällen, Pro- blem- und Wertstoffen gehören zum Dienst- Klaus-Peter Bollin leistungsangebot für die ca. 130 000 Haushalte Geschäftsführer der GOA im Ostalbkreis.

Im Sinne eines vorbeugenden Umweltschutzes Heute kann man sich kaum vorstellen, daß 1973 nimmt die Förderung der Abfallvermeidung und im Ostalbkreis noch 186 Müllkippen vorhanden -verwertung einen breiten Raum ein. Zur Informa- waren. Um diese schnellstmöglich schließen zu tion und Motivation der Bevölkerung wird eine in- können, wurden zum 1. Juni 1973 und 1. Juni tensive Öffentlichkeitsarbeit betrieben. Das Spek- 1974 die Übergangsdeponien Heubach-Buch und trum erstreckt sich vom persönlichen Beratungs- Blasienberg bei in Betrieb ge- gespräch bis hin zur professionellen PR-Kam- nommen. Die darüber hinaus bestehenden drei pagne. Müllplätze konnten mit Inbetriebnahme der Haus- mülldeponie Ellert am 1. Januar 1980 geschlos- Am Ende der Entsorgungskette stehen immer die sen werden. Die ungeordnete Abfallablagerung Verwertungs- und Entsorgungsanlagen. Die bei- gehörte ab diesem Zeitpunkt im Ostalbkreis end- den Kreismülldeponien Ellert und Reutehau ha- gültig der Vergangenheit an. ben sich inzwischen zu hochtechnisierten Entsor- gungszentren weiterentwickelt. Dazu gehören Die Übergangsdeponie Heubach-Buch wurde z. B. eigene Kompostwerke, Deponiegaserfas- durch die auf den Gemarkungen und sungs- und -verwertungsanlagen und demnächst Mögglingen gelegene Deponie Ellert ersetzt. Die auch eine Sickerwasservorklärung. Für die Abla- Hausmülldeponie Blasienberg wurde bis zur Inbe- gerung von Erdaushub- und Bauschutt steht bei triebnahme der Hausmülldeponie Reutehau im Schwäbisch Gmünd-Herlikofen eine separate De- Juni 1985 betrieben. ponie zur Verfügung. Der Standort Gügling ist be- reits verfüllt. Bis Ende 1991 lag die Zuständigkeit für die öffent- liche Abfallentsorgung mit Satzungs- und Gebüh- Alle diese Angebote im Dienste einer umweltge- renhoheit in den Händen der 42 Städte und Ge- rechten Abfallentsorgung kann es natürlich nicht meinden des Ostalbkreises. Der Landkreis be- zum Nulltarif geben. Um Anreize zur Abfallvermei- trieb die Deponien und Wertstoffhöfe und über- dung und Wertstofftrennung zu bieten, wurde eine nahm übergeordnete Aufgaben wie die Problem- mengenabhängige Müllgebühr eingeführt. Über stoffsammlung. das Banderolensystem und die Bio-Beutel können die Haushalte auf die Höhe ihrer Abfallgebühren Nachdem der Kreistag 1990 eine den Erfordernis- selbst Einfluß nehmen. Nur schwer einem einzel- sen der Zeit entsprechende Konzeption verab- nen Haushalt zuzuordnende Dienstleistungsko- schiedet hatte, wurde dann auf der Grundlage sten werden in Form einer Grundgebühr auf alle des neuen baden-württembergischen Landesab- Haushalte umgelegt. fallgesetzes die Rückführung der Aufgaben der Abfallwirtschaft auf die entsorgungspflichtige Ge- Die GOA versteht sich zunehmend auch als kom- bietskörperschaft, den Ostalbkreis, vorbereitet. petenter Entsorgungspartner für die Wirtschaft. Für die Erfüllung dieser Aufgaben wurde die Ge- Während sich in den ersten GOA-Jahren die Zu- sellschaft des Ostalbkreises für Abfallbewirtschaf- sammenarbeit mit Betrieben fast nur auf die An- tung mbH, GOA, gegründet. Die GOA hat zum nahme und Deponierung der gewerblichen Abfäl- 1. Januar 1992 die Arbeit aufgenommen. le beschränkte, werden heute komplette Entsor- gungspakete angeboten. So werden die verschie- In den ersten Jahren ihrer Tätigkeit war die GOA densten gewerblichen Abfallsorten gesammelt nahezu ausschließlich auf dem Gebiet der öffent- und transportiert und nach einer Sortierung einer lichen Abfallentsorgung tätig. Aus der Sicht des Verwertungsanlage oder Deponie zugeführt. Für Bürgers sind das vor allem die Einsammlung und Grün- und Bioabfälle sowie für Speisereste bietet Entsorgung von Haus- und Sperrmüll. Aber auch die GOA nicht nur Erfassungs- und Transport- die separate Erfassung und umweltgerechte Wei-

64 Entwicklungen

systeme an, sondern sorgt auch in eigenen Ver- Umstellung der Sperrmüll- und Schrottabfuhr von gärungs- und Kompostanlagen für eine erstklassi- einer Straßensammlung an festen Abfuhrterminen ge Verwertung. auf eine Abholung auf Abruf.

Zur Behandlung und Verwertung von kommuna- Das vorgegebene Ziel einer 50 %igen Müll- lem und gewerblichem Klärschlamm stehen zwei mengenreduzierung gegenüber dem Ver- Klärschlammtrocknungsanlagen zur Verfügung. gleichsjahr 1989 wird bereits 1993 erreicht. Auch die Aufarbeitung und Verwertung von mine- ralischen Abfällen gehört zum Dienstleistungsan- Ab Januar 1995 gebot. In den vorgenannten Geschäftsfeldern Inbetriebnahme der Kompostanlage an der Depo- steht die GOA im freien Wettbewerb zu anderen nie Reutehau, Einführung der getrennten Bioab- gewerblichen Entsorgungsbetrieben. fallsammlung für Privathaushalte mit Hilfe von Bio-Beuteln Der erste größere Bereich, in dem die GOA au- ßerhalb der öffentlichen Abfallentsorgung unter- Ab Januar 1996 nehmerisch tätig wurde, war die Einführung des Übernahme der kompletten öffentlichen Abfallent- Dualen Systems im Ostalbkreis im August 1992. sorgung innerhalb der Stadt Aalen mit Einführung Im Auftrag der „Duales System des Banderolensystems Deutschland GmbH“ (DSD) werden die Grüne-Punkt-Verpackungen ein- gesammelt. Für diesen Teil der Wertstoffsammlung zahlen die an- geschlossenen Haushalte und Ge- werbebetriebe keine Müllgebühren. Vielmehr erhält die GOA vom DSD eine Vergütung für die Tätigkeit des Einsammelns und Bereitstellens, die aus den Lizenzgebühren für den Grünen Punkt stammen.

Wesentliche Änderungen bei der Abfallentsorgung seit Jahresbe- ginn 1992:

Ab Januar 1992 kreisweite Einführung einer men- genabhängigen Müllgebühr mit be- grenzter Auswahl des Abfuhrrhyth- mus und der Behältergröße, Aus- 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 weitung des Wertstoffhof-Netzes im Ostalbkreis. Ab Herbst 1996 Ab August 1992 Inbetriebnahme der Klärschlammtrocknungsanla- Einführung des Dualen Systems im Ostalbkreis gen Ellert und Reutehau, Inbetriebnahme zweier durch eine Erweiterung der Wertstoffsammlung Blockheizkraftwerke zur Verwertung des Deponie- u. a. mit Hilfe von Wertstoffmobilen. gases

Ab Januar 1993 Ab Herbst 1997 Einführung des Banderolensystems im gesamten Inbetriebnahme der zweiten Kompostanlage mit Ostalbkreis mit Ausnahme der Stadt Aalen und Vergärungsstufe an der Deponie Ellert der Gemeinde Kirchheim (Versuchsgebiet),

65 Kreistag

Gerhard Ilg, Eugen Sienz, Die Mitglieder Aalen Ellwangen des Otto Jettinger, Werner Steinacker, Kreistags Schwäbisch Gmünd Lorch (Amtszeit 1994 - 1999) Ansgar Kaufmann, Michael von Thannhausen Aalen

CDU-Fraktion Dr. Petra Klein, Kuno Stütz, Vorsitzender: Eugen Sienz Ellwangen Schwäbisch Gmünd

Christa Apprich, Karl Köhnlein, Walter Weber, Böbingen Kirchheim Göggingen

Ursula Barth, Richard Kucher, Josef Weiß, Aalen Ellwangen Schwäbisch Gmünd

Johannes Birkhold, Dr. Reinhard Kuhnert, Elisabeth Zauner, Aalen Schwäbisch Gmünd Schwäbisch Gmünd

Dr. Hans-Dieter Bolten, Karl Kurz, SPD Fraktion Essingen Waldstetten Vorsitzende: Marga Elser

Franz Brunnhuber, Reinhold Mayer, Rainer Aichele, Oberkochen Schwäbisch Gmünd

Werner Debler, Peter Mennicken, Albert Bader, Schwäbisch Gmünd Neresheim Schwäbisch Gmünd

Dr. Hans-Helmut Dieterich, Dr. Gerhard Rembold, Gerhard Böhm, Ellwangen Schwäbisch Gmünd Gschwend

Manfred Fischer, Georg Ruf, Gerda Böttger, Neuler Abtsgmünd Oberkochen

Werner Frank, Hermann Schaupp, Bernhard Deininger, Ruppertshofen Aalen Heubach

Dr. Ulrich Friedrichson, Günter Schenk, Roland Deubler, Westhausen Bopfingen

Erich Göttlicher, Dr. Eberhard Schwerdtner, Martin Diemer, Bopfingen Aalen Aalen

Manfred Häusler, Peter Seyfried, Marga Elser, Aalen Mutlangen Lorch

Dr. Michael Heinzelmann, Rolf Siebert, Fritz Fahrian, Heubach Abtsgmünd

66 Kreistag

Arnold Voitl, Neresheim

Konrad Widmann, Schwäbisch Gmünd

Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen Vorsitzende: Andrea Walter

Susanne Beck, Hüttlingen

Barbara Ganzenmüller, Schwäbisch Gmünd

Volker Grab, Ellwangen Max Fuchs, Manfred Steinbach, Schwäbisch Gmünd Aalen Wouter Bastiaan Havemann, Aalen Dr. Alfred Geisel, Fraktion Freie Wähler Aalen Vorsitzender: Arnold Voitl Dr. Karl Setzen, Waldstetten Manfred Kolb, Gerd Dannenmann, Essingen Neresheim Josef Thalheimer, Rosenberg Hans Leuze, Roland Gauermann, Schwäbisch Gmünd Andrea Walter, Essingen Karl Maier, Roland Göhringer, Aalen Essingen Rolf Walter, Schwäbisch Gmünd Klaus Maier, Wilfried Herrmann, Heubach Freie Wähler Frauen

Georg Maile, Hans Müller, Dr. Eva-Maria Hack, Aalen Lorch Schwäbisch Gmünd

Josef Mischko, Dr. Hagen Nowottny, Gisela Mayer, Aalen Eschach Ellwangen

Gisela Paul, Ottmar Schweizer, Republikaner Aalen Mögglingen Bernd Mayer, Ulrich Pfeifle, Dr. Wolfgang Seraphim, Neresheim Aalen Aalen

Dieter Schädel, Peter Traub, Schwäbisch Gmünd Oberkochen

67 Der Ostalbkreis

Der Ostalbkreis - Daten und Fakten -

4. Lage über NN 1. Einwohner 1997: 312 337 Höchste Erhebung: 781 m (Kaltes Feld bei Degenfeld) 2. Flächen Tiefste Tallage: 267 m Gesamtfläche 151 155 ha (Remstal bei Lorch-Waldhausen) Siedlungsfläche 15 608 ha landw. genutzte Fläche 70 285 ha Zum Ostalbkreis gehören heute 3 Große Kreis- Waldfläche 68 807 ha städte, 6 Städte und 33 Landgemeinden. Diese Sonstige Fläche 1 563 ha entstanden durch Eingemeindungen und Gemein- dezusammenschlüsse im wesentlichen zwischen 3.Größte Ausdehnung 1970 und 1975 aus früher (Zahl von 1959) 99 Ost-West: 60 km selbständigen Gemeinden. (Riesbürg-Pflaumloch – Lorch-Waldhausen) Nord-Süd: 39 km (Wört-Schönbronn – Waldstetten-Wißgoldingen)

68 Städte und Gemeinden

Laubach (1971), Neubronn (1971), Untergrönin- Städte und Gemeinden gen (1971), Hohenstadt (1972), Pommertsweiler Heidrun Heckmann M. A., Archiv und Museen (1972) Peter Stenzel, Kommunalamt Seinen Namen hat Abtsgmünd von der Einmün- dung der Lein in den Kocher und seiner Zugehö- Angabe der Einwohnerzahl: In Klammern Stand rigkeit zum Kloster Ellwangen, von wo aus der Ort von 1973, danach Stand von 1997. wohl auch im oder nach dem 7. Jahrhundert ge- gründet wurde. Im Jahr 1136 wird “Gemunden” erstmals erwähnt, der Zusatz “Abt” taucht erst Aalen 1251 auf. Abtsgmünd ist ein alter Industriestand- ort, in dem schon 1611 von den Ellwanger Fürst- Einwohnerzahl: (65543) 66203 pröpsten ein Hochofen und später eine Hammer- Fläche: 14642 ha schmiede gebaut wurden. OB Ulrich Pfeifle (seit 1975) Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Adelmannsfelden früher selbständige Ortschaften: Waldhausen (1970), Ebnat (1972), Dewangen Einwohnerzahl: (1595) 1761 (1973), (1973), Unterkochen (1975), Fläche: 2290 ha Wasseralfingen (1975) BM Edwin Hahn (seit 1995) Schon die Römer erkannten die besondere Lage Namengebend für den 1113 erstmals erwähnten und erbauten vor dem Jahr 164 n. Chr. das größ- Ort war die ellwangische Ministerialenfamilie te Hilfstruppenlager am gesamten Limes für die Adelmann. Das Schloß im Ortskern besteht heute Ala II Favia, ein 1000 Mann starkes Reiterregi- noch. Berühmteste Tochter Adelmannsfeldens ist ment und eine Zivilsiedlung. Die spätere Stadt – die zweite Frau des Herzogs Carl Eugen, Franzis- im Jahr 1360 zur Freien Reichsstadt ernannt - ist ka von Hohenheim, eine geborene von Bernerdin. wahrscheinlich eine staufische Gründung. Wichti- ge Ereignisse waren die Einführung der Reforma- Bartholomä tion 1575 und die Zerstörung der Stadt 1634 Staatlich anerkannter Erholungsort durch einen explodierenden Pulverwagen. Im Jahr 1803 fiel Aalen an Württemberg und wurde Einwohnerzahl: (1573) 2125 Sitz des neu geschaffenen Oberamts innerhalb Fläche: 2075 ha des Jagstkreises. Nachdem die Remstalbahn BM Georg Haas (seit 1989) 1861 auch Aalen erreichte, nahm die Industriali- Der vergleichsweise junge Ort hieß bis ins sierung einen gewaltigen Vorschub. Das Berg- 16. Jahrhundert Laubenhart, das 1484 erste ur- und Hüttenwerk in Wasseralfingen wurde zur kundliche Erwähnung findet. Der heutige Name Hauptgießerei des Landes von dem wichtige Ent- entstand aus dem Patronat der Kirche zum Heili- wicklungen ausgingen, die in ganz Europa Beach- gen Bartholomäus und dem gleichnamigen Markt. tung fanden. Das seit 1987 eröffnete Schauberg- Zahlreiche Schicksalsschläge, wie die Plünderung werk “Tiefer Stollen”, das die Arbeit unter Tage durch die Franzosen 1704 und mehrer Brände dokumentiert und anschaulich macht, ist Anzie- zwischen 1754 und 1865, mußte der ohnehin hungspunkt für zehntausende Besucher jedes arme Ort über sich ergehen lassen. Einem dieser Jahr. Brände fiel auch die in Teilen noch romanische Kirche zum Opfer. Abtsgmünd Böbingen an der Rems Einwohnerzahl: (6123) 7073 Fläche: 7159 ha Einwohnerzahl: (2936) 4366 BM Georg Ruf (seit 1983) Fläche: 1223 ha Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, BM Karl Hilsenbek (seit 1986) früher selbständige Ortschaften: Etwa 150 n. Chr. entstand an der seit der Vorge- schichte bekannte Verkehrsweg durch das

69 Städte und Gemeinden

Remstal und in unmittelbarer Nähe zum rätischen Durlangen Limes ein römische Kastel mit Zivilsiedlung. Ei- gentliche Ortsgründer waren jedoch die Alaman- Einwohnerzahl :(2305) 2897 nen, die sich im 7. Jahrhundert hier niedergelas- Fläche: 1042 ha sen haben, wie sich durch Reihengräberfunde BM Dieter Gerstlauer (seit 1994) beweisen läßt. Urkundliche Erwähnung findet Durlangen im Schwäbischen Wald wird erstmals Böbingen 1120, ob damit Unter- oder Oberböbin- 1362 genannt. Mehrere Güter gehörten zur soge- gen gemeint ist, kann nicht eindeutig gesagt wer- nannten Waibelhube, in der die Herren von Rech- den. Durch unterschiedliche Besitzzugehörigkei- berg und zeitweilig die Schenken von Limpurg als ten erlebten die beiden Orte eine ganz unter- württembergisches Lehen die Vogtei und die hohe schiedliche Geschichte. Beide Ortsteile haben er- Gerichtsbarkeit innehatten. Große Teile des Or- wähnenswerte Baudenkmale: In Unterböbingen tes waren Eigentum von Gmünder Patrizierfamili- steht ein ellwangisches Schloß der Spätrenais- en, im Jahr 1577 kamen auch die Güter der Wai- sance, in Oberböbingen die evangelische Pfarrkir- belhube an Gmünd. che mit romanischen Bauteilen. Ellenberg Bopfingen Einwohnerzahl: (1042) 1707 Einwohnerzahl: (12047)12584 Fläche: 3017 ha Fläche: 7700 ha BM Rainer Knecht (seit 1993) BM Erich Göttlicher (1973-1998) Ellenberg liegt teilweise im Härtsfeldvorland und BM Bernhard Rapp (ab 1998) teilweise im Dinkelsbühler Hügelland. Name und Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Lange des um 1300 erwähnten “Elemberch” spre- früher selbständige Ortschaften: chen für eine Entstehung im oder nach dem Flochberg (1970), Schloßberg (1971), Kerkingen 8. Jahrhundert. Der Ort war ein alter Besitz des (1972), Trochtelfingen (1972), Baldern (1973), Klosters Ellwangen und Sitz eines Unteramtes im Oberdorf (1973), Aufhausen (1975), Unterriffingen Oberamt Rötlen. (1975) Die Stadt im Egertal an der Eingangspforte des Ellwangen Nördlinger Rieses hat mit dem Ipf einen markan- ten Zeugenberg auf seiner Gemarkung. Auf dem Einwohnerzahl: (22404) 24374 Ipf befinden sich mächtige vorgeschichtliche Be- Fläche: 12745 ha festigungsanlagen. In der Hallstattzeit stand hier OB Dr. Hans-Helmut Dieterich (seit 1995) ein keltischer Fürstensitz von überregionaler Be- Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, deutung. Die Stadt Bopfingen, eine frühe alaman- früher selbständige Ortschaften: nische Gründung um das Jahr 500 n. Chr., wird Rindelbach (1972), Röhlingen (1972), Schrez- im 9. Jahrhundert in einer Schenkungsakte erst- heim (1972), Pfahlheim (1973) mals erwähnt. Schon im 13. Jahrhundert mit Naturräumlich liegt Ellwangen im oberen Jagsttal Stadtrechten ausgestattet, wurde Bopfingen nach in den Ellwanger Bergen. An einem alten und dem Aussterben der Staufer zur Freien Reichs- wichtigen Fernweg durch den spät besiedelten stadt erhoben. Die frühgotische, evangelische Virngrund gelegen, wurde Ellwangen im Jahr 764 Stadtkirche beherbergt mit dem Marienaltar aus von Hariolf und Erlolf als Kloster gegründet. Das dem Jahr 1472 von Friedrich Herlin ein Kleinod Kloster an der Ostgrenze des Frankenreiches er- spätmittelalterlicher Altarkunst. Als Zeugnis alter langte schon bald eine große Bedeutung, von Gerichtsbarkeit ist auch der Pranger am histori- dem auch die Besiedelung des geschlossenen schen Rathaus sehenswert. Waldgebietes ringsum ausging. Im Jahr 1460 fand die Umwandlung des Klosters in ein weltli- ches Chorherrenstift statt, dem ein Fürstpropst vorstand. Die Fürstpropstei wurde in der Folgezeit zum größten Grundbesitzer auf dem Gebiet des heutigen Ostalbkreises und gab auch der Indu-

70 Städte und Gemeinden

strialisierung wichtige Impulse. Nach der territoria- Göggingen len Flurbereinigung unter Napoleon kam Ellwan- gen an Württemberg und war von 1802/03 bis Einwohnerzahl: (1389) 2264 1805 Regierungssitz von Neuwürttemberg. In den Fläche: 1139 ha Jahren 1812 bis 1817 war hier die katholisch- BM Walter Weber (seit 1992) theologische Friedrichuniversität beheimatet. Die Namensendung –ingen läßt auf eine alaman- Überragende Bauwerke in Ellwangen sind die Re- nische Gründung schließen, die Lage außerhalb sidenz der Fürstpröpste und die Wallfahrtskirche des Limes und die fehlenden Funde lassen die- auf dem Schönenberg, sowie die Stiftskirche und sen Schluß aber nicht zu. Im Jahr 1265 findet der zahlreiche Profanbauten, die das Erscheinungs- Ort seinen Niederschlag in einer Urkunde, in der bild einer Residenzstadt bis in diese Tage erhal- ein Sifirdus von Geggingen seinen Besitzungen ten haben. dem Kloster Lorch stiftete.

Eschach Gschwend Erholungsort im Schwäbischen Wald Einwohnerzahl: (1398) 1731 Fläche: 2027 ha Einwohnerzahl: (4408) 4870 BM Reinhold Daiss (seit 1986) Fläche: 5451 ha Auf der Frickenhöfer Höhe gelegen, gehört BM Helmuth Kaufmann (seit 1983) Eschach naturräumlich zum Albvorland. In den Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Urkunden erscheint der im 8. oder 9. Jahrhundert früher selbständige Ortschaften: gegründete Ort im 14. Jahrhundert als Besitz der Frickenhofen (1971), Altersberg (1972) Grafen von Oettingen. Im Jahr 1586 kam Die Gemeinde gehört naturräumlich zum hinteren Eschach bis zur Bildung von Neuwürttemberg zu Welzheimer Wald und liegt auf einer Rodungsin- Anfang des 19. Jahrhunderts an die Herrschaft sel aus dem 8. Jahrhundert, worauf auch der Limpurg. Ortsname hinweist. Im Jahr 1374 gehörte der Ort zum limpurgischen Amt Gaildorf, Besitzungen Essingen hatte auch das Kloster Adelberg und die Freie Reichsstadt Gmünd. Im 16. Jahrhundert wurde Einwohnerzahl: (4001) 6198 Gschwend Sitz des nach dem heutigen Teilort be- Fläche: 5850 ha nannten Seelacher Gerichts. BM Wolfgang Hofer (seit 1997) Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Heubach früher selbständige Ortschaften: Lauterburg (1971) Einwohnerzahl: (7568) 10204 Der Ort Essingen liegt unterhalb der Remsquelle Fläche: 2581 ha am Fuß des Albuchs. Archäologische Funde ge- BM Klaus Maier (seit 1985) hen bis in die Urnenfelderzeit zurück und die Aus- Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, grabung auf den Weiherwiesen im Jahr 1987 früher selbständige Ortschaften: brachten in ungewöhnlicher Lage ein römisches Lautern (1971) Kastell hervor. Essingen ist eine frühe alamanni- Von den Höhlen des Rosensteins sind jungstein- sche Gründung, wie einzelne Reihengräber bele- zeitliche Funde bekannt und hinter der Ruine der gen. Urkundliche Erwähnung findet Essingen mittelalterlichen Burg sind umfangreiche Befesti- schon um 1090. Die Marienkapelle auf dem Fried- gungsanlagen zu erkennen, die bis in die frühe hof beherbergt außergewöhnliche Malereien aus Bronzezeit zurückreichen. Der vermutlich im der Gotik. Mit der Herrschaft Lauterburg gehörte 8. Jahrhundert gegründete Ort Heubach taucht der Ort den Grafen zu Oettingen, die den Ort an 1234 in Urkunden erstmals auf. Im Jahr 1332 ist Württemberg verpfändeten. Von dort kam das Heubach schon als Stadt genannt. Nach Aufgabe Dorf im 15. Jahrhundert an die Herren von Woell- der Burg Rosenstein entstand im Ort 1525 ein warth, deren Schloß in der Ortsmitte steht.

71 Städte und Gemeinden

Schloß, dessen Wandmalereien beachtenswert Jagstzell sind. Heubachs Tradition in der Leineweberei wird bis heute in den Industrieansiedlungen fortge- Einwohnerzahl: (2228) 2440 führt. Fläche: 3797 ha BM Raimund Müller (seit 1997) Heuchlingen Im Virngrund gründete 1170 ein Ellwanger Abt ein Frauenkloster, die “cella sancti Viti”, benannt nach Einwohnerzahl: (1476) 1755. dem Patron der Abteikirche in Ellwangen. Die Fläche: 904 ha Entstehung des Ortes liegt wohl im 10. Jahrhun- BM Manfred Pawlita (seit 1986) dert. In einem Drittel des Ortes übte seit 1796 in Bis in die Mittelsteinzeit lassen sich die Spuren Rechtsnachfolge von Brandenburg-Ansbach der Besiedelung auf der Gemarkung zurückverfol- Preußen die Landeshoheit aus. Der preußische gen. Unmittelbar am Limes befindet sich ein hall- Teil der Gemarkung kam bei der Neuverteilung stattzeitliches Grabhügelfeld. Der Ort selbst ist der Gebiete im Jahr 1806 zunächst an Bayern wohl eine Gründung des 7. Jahrhunderts, urkund- und erst 1810 an Württemberg, während der liche Erwähnung findet sich um das Jahr 1240. größere, ellwangische Teil bereits 1802 an Würt- Von der mittelalterliche Burg ist heute nur noch temberg fiel. eine Steingebäude, die Ringmauer und der Burg- graben erhalten. Kirchheim am Ries

Hüttlingen Einwohnerzahl: (1676) 1921 Fläche: 2105 ha Einwohnerzahl: (4860) 5628 BM Karl Köhnlein (1973-1998) Fläche: 1870 ha BM Willi Feige (seit 1998) BM Gert-Günter Schulz (seit 1978) Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Wie sich durch Reihengräber beweisen läßt, ha- früher selbständige Ortschaften: ben sich am Übergang des rätischen Limes über Benzenzimmern (1972), Dirgenheim (1973) das Kochertal schon um die Mitte des 7. Jahrhun- Kirchheim liegt im Naturraum der westlichen Ries- derts alamannische Siedler niedergelassen. In ei- vorhöhen und gehört damit zu den fruchtbarsten ner Urkunde aus dem Jahr 1024 wird der Ort als und siedlungsbegünstigsten Teilen im Landkreis. Grenzpunkt des Virngrundes genannt. Hüttlingen Seit der Jungsteinzeit sind nahezu alle vorge- war Zubehör der Herrschaft Niederalfingen, ei- schichtlichen Epochen nachweisbar. Die keltische nem heutigen Teilort Hüttlingens. In Niederalfin- Viereckschanze beim Weiler Jagstheim ist die gen erbauten die Grafen Fugger in den Jahren besterhaltenste im Ostalbkreis. Auch römische 1575 bis 1577 auf den Mauern eines Vorgänger- Gutshöfe sind archäologisch belegt. Nach Deu- baus eine Ritterburg, die den romantischen Vor- tung des großen Reihengräberfeldes ist der Ort stellungen einer mittelalterlichen Burg entspra- eine Gründung des 6. Jahrhunderts. Der Name chen und heute weitgehend erhalten ist. Kirchheim, als “Chirchein” 1153 erstmals erwähnt, dürfte erst mit dem Bau einer Kirche im 7. Jahr- hundert aufgekommen sein, der erste Ortsname ist nicht mehr bekannt. Kirchheim hat zwei Sied- Einwohnerzahl: (1838) 2389 lungskerne, die erst im Mittelalter zusammenge- Fläche: 1144 ha wachsen sind. Im Jahr 1267 gründete Graf Lud- BM Klemens Stöckle (seit 1994) wig VI. von Oettingen eine Zisterzienserinnenklo- Der Ort wird sehr früh schon in einer Urkunde von ster, das bis 1805 bestand und fast vollständig er- 855 als “Vcchinga” im Drachgau erwähnt und war halten ist. zum Teil im Besitz des Klosters Lorch. Die Flur Schloßäcker läßt auf einen Adelssitz schließen, Spuren davon sind keine erhalten. Mit der Refor- mation kamen die Güter an Württemberg.

72 Städte und Gemeinden

Lauchheim Lorch

Einwohnerzahl: (3330) 4319 Einwohnerzahl: (9390) 11025 Fläche: 4097 ha Fläche: 3429 ha BM Werner Kowarsch (seit 1983) BM Karl Bühler (seit 1996) Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, früher selbständige Ortschaften: früher selbständige Ortschaften: Hülen (1974), Röttingen (1975) Waldhausen (1972) Lauchheim liegt an einem entlang des Albtrauf Schon die Römer kannten die wichtige Achse gelegenen, alten Verkehrsweg. Vorgeschichtliche durch das Remstal und erbauten um das Jahr Belege führen bis in die Mittelsteinzeit. Die be- 150 n. Chr. am Übergang vom obergermanischen deutendsten Fundstellen sind in der Flur Wasser- zum rätischen Limes ein Kohortenkastell auf dem furche das große alamannische Gräberfeld und heutigen Stadtgebiet von Lorch. Als “Loricha” unterhalb davon auf der Flur Mittelhofen die dazu 1102 erstmalig genannt, war der Ort seit dem frü- gehörende Siedlung, die im Mittelalter aufgege- hen 11. Jahrhundert staufischer Besitz. Anstelle ben wurde. Die Entstehungszeit von Gräberfeld des heutigen Klosters wird eine alte Stauferburg und Siedlung liegt im 6. Jahrhundert. Der abseits vermutet, die 1102 dem Kloster weichen mußte. der Siedlung Mittelhofen entstandene Ort Lauch- Das Kloster war ursprünglich als Grablege der heim ist erstmals 1248 urkundlich belegt, wobei staufischen Familie erbaut worden. Im Jahr 1291 der Namensbestandteil Lauch- von “louch” für kam die Anlage an die Grafen von Württemberg. Grenze abzuleiten ist. Im 14. Jahrhundert kam Nach der Einführung der Reformation bestand ein Lauchheim zum Deutschen Orden und war seit- Kloster-Oberamt, das die Besitzungen der frühe- dem der Hauptort der Kommende Kapfenburg, ren Abtei verwaltete. das als stattliches Schloß weithin sichtbar über dem Ort Lauchheim thront. Seit 1658 gab es, wie Mögglingen in den Nachbargemeinden, eine jüdische Ge- meinde, die im 19. Jahrhundert mit 143 Mitglie- Einwohnerzahl: (3017) 3761 dern ihren höchsten Stand erreichte. Fläche: 1027 ha BM Ottmar Schweizer (seit 1990) Die Lage im Altsiedelland und die Namensendung -ingen deuten auf eine frühe alamannische Grün- Einwohnerzahl: (2061) 2450 dung hin. Erste Nennung findet Mögglingen um Fläche: 210 ha 1140/50 als “Mekkelingin”. Gmünder Patrizierfa- BM Günter Nesper (seit 1974) milien hatten hier umfangreiche Besitzungen. Die Der Ortsname deutet auf eine Gründung von Ell- Gmünder Anteile fielen 1802/03 an Württemberg. wangen aus dem 10. Jahrhundert hin. Urkundlich belegt ist “Cella” seit 1259. Die Burg am Ort war Mutlangen ellwangisches Lehen und kam 1634 an die Fami- lie von Lang, der auch das Dorf gehörte. Die Fa- Einwohnerzahl: (3711) 5711 milie baute im 17. Jahrhundert anstelle der Burg Fläche: 878 ha ein Schloß im Stil der Spätrenaissance, das auch BM Peter Seyfried (seit 1986) heute noch das Ortsbild prägt. Im 18. Jahrhundert Der Ortsname ist nicht eindeutig einzuordnen, kam es zur Ansiedlung sogenannter Freileute, die 1293 taucht er erstmalig in Urkunden auf. Zu- ihren Erwerb in Kesselflickerei und Hausiererei nächst staufischer Besitz, kam der Ort an die Her- hatten. Aufgrund der großen Armut wanderten im ren von Rechberg, die Mutlangen an die Freie 19. Jahrhundert viele aus dem Ort nach Amerika Reichsstadt Gmünd verpfändeten. In jüngster aus. Vergangenheit erlangte die “Mutlanger Heide” mit der dort bis 1990 stationierten amerikanischen Atomraketenbasis und den damit verbundenen Aktionen der Friedensbewegung bundesweite Be- kanntheit.

73 Städte und Gemeinden

Neresheim gegründet wurde. Ein schönes Beispiel einer Chorturmkirche steht mit der evangelischen Pfarr- Einwohnerzahl: (6702) 8279 kirche in der kleinsten selbständigen Gemeinde Fläche: 11855 ha des Landkreises. BM Gerd Dannenmann (seit 1985) Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Oberkochen früher selbständige Ortschaften: Kösingen (1971), Schweindorf (1971), Dorfmer- Einwohnerzahl: (8553) 8471 kingen (1972), Elchingen (1972), Ohmenheim Fläche: 2356 ha (1975) BM Peter Traub (seit 1993) Naturräumlich liegt Neresheim im inneren Härts- Die im 6. Jahrhundert gegründete Ansiedlung feld am Ursprung der Egau. Durch Reihengräber- kann auf eine Besiedelungsgeschichte bis in die funde ist der Ort als frühe alamannische Grün- Bronzezeit zurückblicken. Mit der Entdeckung ei- dung aus dem 5. Jahrhundert zu datieren. Aus nes römischen Kellers und zahlreichen Funden vermutlich drei Gehöften hat sich ein Dorf entwik- aus der Alamannenzeit kann Oberkochen seinen kelt, das 1095 erstmals erwähnt wird und 1298 Weg durch die Geschichte heute anschaulich ma- bereits als Stadt beschrieben ist. Anstelle des chen. Erst ab dem 14. Jahrhundert läßt sich Klosters oberhalb der Stadt war zunächst die Oberkochen und Unterkochen namentlich tren- Burg der Grafen von Dillingen, die 1095 das Klo- nen, so daß ein um 1140/50 genanntes “Kochen” ster gründeten. Die 1792 eingeweihte Klosterkir- nicht eindeutig einem der beiden Orte zuzuordnen che St. Ulrich und Afra ist eine der schönsten Ba- ist. Seit dem 15. Jahrhundert durch die Besitzun- rockkirchen Europas. Mit Balthasar Neumann als gen der Klöster Ellwangen und Königsbronn ge- Architekt und Martin Knoller als Künstler der Dek- spalten, trennte die Reformation den Ort zusätz- kenfresken waren berühmte Meister in Neresheim lich in einen evangelischen und einen katholi- beschäftigt. Der Bau der Härtsfeldbahn von Aalen schen Teil. Oberkochen ist ein alter Industrie- nach Neresheim und weiter nach Dillingen um die standort. Schon im 18. Jahrhundert wurde ein Jahrhundertwende brachte das Härtsfeld aus sei- Hochofen errichtet und im 19. Jahrhundert war nem Verkehrsschatten heraus. die Bohrmacherei ein ortstypisches Handwerk. Die Ansiedelung der Firma Carl Zeiss nach dem Neuler Zweiten Weltkrieg machte Oberkochen in Wirt- schaftskreisen weltweit bekannt. Einwohnerzahl: (2119) 2997 Fläche: 3627 ha Rainau BM Manfred Fischer (seit 1985) Früheste Funde auf der Gemarkung stammen Einwohnerzahl: (2472) 3098 zwar schon aus der Mittelsteinzeit, dennoch ist Fläche: 2544 ha Neuler mit seiner Lage im siedlungsungünstigen BM Roland Gauermann (seit 1975) Virngrund eine verhältnismäßig späte Gründung. Die Gemeinde Rainau wurde 1975 aus den bis Um 1113 erscheint “Nueler” in Urkunden. Der dahin selbständigen Gemeinden Dalkingen und größte Teil Neulers gehörte dem Kapitel des Stifts Schwabsberg neu gebildet. Ellwangen. Der Ortsname ist eine Neuschöpfung, der beim Zusammenschluß von Dalkingen und Schwabs- Obergröningen berg im Jahr 1975 entstanden ist. Überregional bedeutend ist das Freilichtmuseum am rätischen Einwohnerzahl: (360) 422 Limes, das mit der Rekonstruktion eines Limes- Fläche: 586 ha wachturms mit einem Limesteilstück, der Freile- BM Reinhold Daiss (seit 1993) gung des Kohortenkastells Buch, Teilen des römi- Im Jahr 1248 wird der Ort erstmals als “Grunin- schen Lagerdorfes und der Ruine des Limestores gen” urkundlich erwähnt. Ob damit Unter- oder bei Dalkingen das Leben der römischen Soldaten Obergrönigen gemeint ist, kann nicht gesagt wer- in unserer Region lebendig werden läßt. Dalkin- den, auch nicht welcher der beiden Orte als erster gen findet erste urkundliche Erwähnung im

74 Städte und Gemeinden

Ellwanger Güterverzeichnis von 1136, über Ruppertshofen Schwabsberg berichtet eine Urkunde aus dem Jahr 1147. Einwohnerzahl: (1312) 1693 Fläche: 1422 ha Riesbürg BM Thomas Dörr (seit 1983) In dem nach der Mitte des 7. Jahrhunderts ent- Einwohnerzahl: (2106) 2244 standenen Ort gibt sich der Gründer im Ortsna- Fläche: 1796 ha men zu erkennen. Im Jahr 1344 als “Ruprehtsho- BM Günther Neumeister (seit 1991) ven” erstmals urkundlich genannt, war Rupperts- Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, hofen Haupt- und Gerichtsort der sogenannten früher selbständige Ortschaften: Waibelhube, die aus freien Bauern bestand und Goldburghausen (1972), Utzmemmingen (1973) zu der etwa 70 weitverstreute Güter gehörten. Die Nach der Aufnahme der o.a. Gemeinden in die Hauptkirche des Ortes mit ihren ältesten Bautei- Gemeinde Pflaumloch wurde diese in Riesbürg len aus dem 14. Jahrundert befindet sich im Orts- umbenannt. teil Tonolzbronn. Der Ortsname entstand erst im Jahr 1973, als die Gemeinden Pflaumloch mit Goldburghausen und Utzmemmingen zusammengeschlossen wurden. Mindestens sechs vorgeschichtliche Siedlungen Einwohnerzahl: (1312) 2398 von der Jungsteinzeit bis in die Latènezeit konn- Fläche: 1187 ha ten bislang auf dem Goldberg bei Goldburghau- BM Werner Jekel (seit 1996) sen festgestellt werden. In dem 1246 erstmals ge- Seine erste urkundliche Erwähnung hat Schechin- nannten Pflaumloch siedelten die Grafen von Oet- gen um das Jahr 1140/1150. Im 14. Jahrhundert tingen vor 1487 Juden an. Zahlreiche Gebäude ist eine Adelsfamilie gleichen Namens belegt, die der jüdischen Bevölkerung sind im Ortsbild noch ihre Burg in der Nähe des Schloßweihers – heute auszumachen, darunter die ehemalige Synagoge, Freibad - hatte. Im Jahr 1435 kam Schechingen in die die Gemeinde heute als Rathaus nutzt. Nahe den Besitz der Herren von Adelmann, die die Utzmemmingen, bereits im Bundesland Bayern, Burg als Steinbruch für das 1759 am Marktplatz befinden sich die Ofnethöhlen, die durch die ent- erbauten Schlößchen benutzten. deckten Schädelbestattungen aus der Mittelstein- zeit Berühmtheit erlangt haben. Schwäbisch Gmünd

Rosenberg Einwohnerzahl: (57466) 63324 Staatlich anerkannter Erholungsort Fläche: 11382 ha OB Dr. Gerhard Rembold (seit 1993) Einwohnerzahl: (2196) 2700 Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, Fläche: 4102 ha früher selbständige Ortschaften: BM Uwe Debler (seit 1994) Bettringen (1959), Herlikofen (1969), Bargau Rosenberg liegt an einer alten Fernstraße von Ell- (1971), Degenfeld (1971), Weiler in den Bergen wangen nach Schwäbisch Hall. Ellwangen hat (1971), Lindach (1971), Großdeinbach (1972), den Ort im 8. oder 9. Jahrhundert gegründet. Wie Straßdorf (1972), Rechberg (1975) für große Waldgebiete typisch, waren auch in Ro- Das Remstal ist seit altersher ein wichtiger Ver- senberg Sägemühlen und Glashütten, eine davon kehrsweg und die Römer erkannten die strategi- existierte von 1337 bis 1876. Zwischen Rosen- sche Bedeutung dieses Platzes. Zahlreiche Bau- berg und dem Ortsteil Hummelsweiler verläuft die befunde und ein Friedhof zeugen von dieser Zeit. schwäbisch-fränkische Sprachgrenze, die aus Eine Siedlungskontinuität konnte bislang zwar Besitz- und Konfessionsgrenzen entstanden ist. nicht nachgewiesen werden, jedoch ist angesichts In den Kirchen von Rosenberg und der Teilge- der Lage eine frühe alamannische Besiedlung an- meinde Hohenberg sind die sehenswerten Aus- zunehmen. Die Zelle “Gamundias” wird als Be- gestaltungen des Pfarrers Sieger Köder für Kunst- sitz des Abtes Fulrad von St. Denis im Jahr 782 freunde aus nah und fern von Interesse. erstmals genannt.

75 Städte und Gemeinden

Der Name der Stadt Schwäbisch Gmünd leitet Täferrot sich von dem Zusammenfluß vieler Bäche mit dem Fluß Rems ab. Die Stadterhebung muß vor Einwohnerzahl: (871) 981 1162 stattgefunden haben. Damit ist Schwäbisch Fläche: 1201 ha Gmünd die wohl älteste Stadtgründung der Stau- BM Werner Bruckmeier (seit 1963) fer im Herzogtum Schwaben. Den Status als Der Ort liegt am Zusammenfluß von Lein und Rot, Freie Reichsstadt erhielt Gmünd in der zweiten die dem Ort auch den Namen gab. Im Jahr 1298 Hälfte des 14. Jahrhunderts. Vom späten Mittelal- wird “Afrenrot” genannt, benannt nach der Heili- ter bis in die Neuzeit war Gmünd die größte und gen Afra, der Patronin der heute evangelischen reichste Stadt auf dem Gebiet des heutigen Land- Pfarrkirche. Erst 1525 taucht der heutige Name kreises, was sich in zahlreichen sakralen und pro- als “Tefferrot” in Urkunden auf. Der Ort war ver- fanen Baudenkmalen zeigt. Die spätromanische mutlich staufischer Besitz und kam an das Kloster Johanniskirche und das gotische Heilig-Kreuz- Lorch. Innerhalb des ummauerten Kirchhofes bil- Münster sind die bedeutensten Bauten der Stadt. den Kirche, Pfarrhof und Wirtschaftsgebäude ein Hervorzuheben ist die Baumeisterfamilie Parler, malerisches Ensemble. die neben dem Münster bedeutende Bauwerke in ganz Europa errichteten. Nach dem Dreißigjähri- Tannhausen gen Krieg entwickelte sich Gmünd zur Gold- und Silberschmiedestadt. Die Fachhochschule für Ge- Einwohnerzahl: (1505) 1848 staltung und das Silberwaren- und Bijouteriemu- Fläche: 1773 ha seum in der Ott-Pauserschen-Fabrik lassen diese BM Friedrich Dorsch (seit 1974) Tradition bis in unsere Tage fortleben. Im Jahr 1228 findet sich der im 7. Jahrhundert ge- gründete Ort erstmalig in Urkunden. Seit 1228 ist Spraitbach der Ortsadel ebenfalls schriftlich nachweisbar, der sich auf dem mittelalterlichen Burgstall im Einwohnerzahl: (1616) 3574 18. Jahrhundert das heute noch erhaltene und Fläche: 1239 ha von der Familie von Tannhausen bewohnte BM Rolf Siebert (seit 1993) Schloß erbaute. Gegründet im 8. Jahrhundert, findet “Spraippach” im Jahr 1296 erste urkundlichen Erwähnung. Unterschneidheim Spraitbach gehörte zur Waibelhube, freien Bauern mit eigener Gerichtsbarkeit. Im Jahr 1512 kam Einwohnerzahl: (3754) 4559 der Ort zu Schwäbisch Gmünd und blieb daher Fläche: 6805 ha auch nach der Einführung der Reformation in den BM Günter Schenk (seit 1972) umliegenden Orten katholisch. Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, früher selbständige Ortschaften: Stödtlen Geislingen (1974), Nordhausen (1974), Unterwilf- lingen (1974), Walxheim (1974), Zipplingen Einwohnerzahl: (1654) 1951 (1975), Zöbingen (1975) Fläche: 3119 ha Sehr frühe urkundliche Erwähnung findet “Sneite” BM Albert Munz (1973-1998) in einem Schriftstück aus dem Jahr 760. Zahlrei- BM Ralf Leinberger (seit 1998) che Grundherren - vom Kloster Fulda über die Eine Urkunde des Jahres 1024 nennt “Stedilinum” Deutschordenskommende Mergentheim bis zur als Grenzpunkt des Ellwanger Bannforstes. Das Kommende Nürnberg - sorgten für komplizierte Kloster Ellwangen war wohl zu dieser Zeit schon Besitzverhältnisse. Der Vogt des Deutschen Or- Grundherr, ebenso die Reichsstadt Dinkelsbühl dens residierte im Schloß, einem Bau der Spätre- und das Haus Oettingen. Aus diesen unterschied- naissance auf einem mittelalterlichen Burgstall. lichen Besitzverhältnissen resultierte auch die Der Teilort Zöbingen kann mit seinem bereits um Einführung der Reformation in einigen der heuti- das Jahr 1290 aufgefundenen Totenbaum aus der gen Teilorte. Alamannenzeit auf eine kleine archäologische

76 Städte und Gemeinden

Sensation zurückblicken. Die Deckenfresken in Wört der Wallfahrtskirche St. Maria berichten von die- sem Ereignis. Einwohnerzahl: (1054) 1428 Fläche: 1817 ha Waldstetten BM Thomas Saur (seit 1994) Wört liegt im ehemaligen Ellwanger Bannforst, Einwohnerzahl: (5944) 6960 dem Virngrund, gehört aber naturräumlich bereits Fläche: 2095 ha zum Dinkelsbühler Hügelland. Erstmals urkund- BM Rainer Barth (seit 1977) lich erwähnt wird “Werde” 1221 im Zusammen- Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, hang mit dem ortsansässigen Adel. Ort und Burg früher selbständige Ortschaften: kamen 1395 an das Spital Ellwangen. Das heuti- Wißgoldingen (1972) ge Schlößle wurde 1626 erbaut und war früher Erstmals erwähnt wird “Wahlstetten” im Jahr ganz von Wasser umgeben. 1275. Der Ort war zu dieser Zeit Besitz der Her- ren von Rechberg, deren Ministerialen auf einer Burg überhalb des Ortes saßen. Diese Burg wur- de bereits 1449 zerstört. Im Dreißigjährigen Krieg brannten schwedische Truppen das neue Schlöß- chen im Ort nieder. Außerhalb des Ortsteils Tann- weiler steht in landschaftlich reizvoller Lage die Reiterleskapelle, die ein Bauer Reuterle um das Jahr 1630 stiftete, um für die Seelenruhe eines als Geist herumirrenden Barons zu sorgen.

Westhausen

Einwohnerzahl: (4568) 5741 Fläche: 3846 ha BM Herbert Witzany (seit 1985) Im Zuge der Gemeindereform aufgenommene, früher selbständige Ortschaften: Lippach (1972) Mittel- und jungsteinzeitliche Funde sowie hall- stattzeitliche Grabhügel sind auf der Gemarkung bekannt. Dem Namen nach dürfte Westhausen nach der Mitte des 7. Jahrhunderts von Lauch- heim aus gegründet worden sein. Aus dem Jahr 1136 ist die älteste, schriftliche Überlieferung be- kannt. Die vier Burgställe im Ort lassen auf eben- soviele Herrschaftsbereiche schließen. Im Zu- sammenhang mit der im 17. Jahrhundert erbau- ten Kapelle St. Silvester ist auch der Brauch des alljährlichen Silvesterritts zu sehen, der inzwi- schen einen publikumswirksamen Bekanntheits- grad erhalten hat.

77 Chronik

Kreischronik 1973 - 1998 Josef Strobel Pressereferent Eine Vielzahl von Maßnahmen, Ereignissen und Entwicklungen hat den Ostalbkreis im ersten Vier- teljahrhundert seines Bestehens geprägt. Der Zeitabschnitt von 1973 bis 1998 weist für den Ostalbkreis zahlreiche Höhepunkte auf. Durch eine große Zahl von Projekten und Entscheidun- gen wurde in den vergangenen 25 Jahren eine In- frastruktur geschaffen, die sich sehen lassen Regierungspräsident Friedrich Roemer kann. Alle aufzuzählen würde den Rahmen einer verpflichtet Landrat Gustav Wabro Chronik sprengen. Deshalb soll die nachfolgende Kreischronik einen vereinfachten Überblick über 02.08. : Baubeginn beim Kreisberufsschulzentrum die maßgeblichen Ereignisse der letzten 25 Jahre Schwäbisch Gmünd ermöglichen. 13.08.: Ministerpräsident Dr. Filbinger besucht Diese Aufstellung erhebt natürlich nicht den An- den Ostalbkreis spruch der Vollständigkeit aller politischen, inve- stiven, kulturellen und sonstigen markanten Ereig- 11.12.: Der Kreistag beschließt, in Aalen ein nisse. Sie umfaßt unter anderem die Schaffung Kreisberufsschulzentrum zu bauen vieler Einrichtungen, die für uns zwischenzeitlich selbstverständlich erscheinen. Großes Engage- ment und hohe finanzielle Aufwendungen waren 1974 notwendig, um die heutigen Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies gibt Anlaß zu Stolz und Dank- 21.05.: Der Kreistag beschließt eine Gesamtkon- barkeit. zeption für die Weiterentwicklung des Kranken- hauswesens im Ostalbkreis

1973 01.07.: Inbetriebnahme der Mülldeponie Blasien- berg bei Kirchheim am Ries 01.01.: Der neugebildete Ostalbkreis beginnt mit seiner Arbeit 27.09.: Richtfest beim Kreisberufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd 08.04.: Der erste Kreistag des Ostalbkreises wird gewählt. Die 84 Sitze verteilen sich wie folgt: CDU 12.11.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schöner 54, SPD 21, FDP/DVP/FWV 8, FWV 1 werden” wird Rosenberg Kreissieger 15.05.: Konstituierende Sitzung des Kreistags 1975 05.06.: Erteilung des Planungsauftrags für den Bau des Kreisberufschulzentrums Ellwangen 21.02.: Einweihung der mit finanzieller Unterstüt- zung des Ostalbkreises erstellten Rundsporthalle 05.06.: Inbetriebnahme der ersten geordneten Ellwangen Mülldeponie des Ostalbkreises bei Heubach-Buch 11.03.: Gründung des Zweckverbands Erholungs- 17.07.: Amtsverweser Gustav Wabro wird zum er- gebiet Rainau-Buch sten Landrat des Ostalbkreises gewählt

78 Chronik

07.07.: Kultusminister Professor Dr. Hahn über- 01.08.: Einrichtung einer Sonderschule für gibt das konservierte Limestor bei Rainau-Dalkin- Sprachbehinderte in Aalen gen

01.10.: Die Kreiskrankenhäuser Aalen und 1978 Schwäbisch Gmünd in Mutlangen erhalten den Status eines Akademischen Lehrkrankenhauses 21.02.: Die Erweiterung des Kreiskrankenhauses Schwäbisch Gmünd in Mutlangen wird beschlos- 05.11.: Der Ostalbkreis hat ein neues Kreiswap- sen pen 28.04.: Die neue Kreisbeschreibung “Der Ostalb- 24.11.: Baubeginn beim Kreisberufsschulzentrum kreis” wird vorgestellt Ellwangen 02.06.: Einweihung des Kreisberufsschulzentrums Ellwangen 1976 13.06.: Zustimmung des Kreistags zur Errichtung 26.03.: Einweihung des Kreisberufsschulzentrums eines Tierheims auf dem Dreherhof Schwäbisch Gmünd 05.09.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- 10.04.: Baubeginn bei der Sonderschule für Gei- ner werden” wird Bopfingen-Trochtelfingen Kreis- stigbehinderte in Westhausen sieger

29.06.: Die Einrichtung einer Sonderschule für 21.09.: Richtfest beim Kreisberufsschulzentrum Sprachbehinderte in Schwäbisch Gmünd wird be- Aalen schlossen 10.10.: Baubeschluß für die Errichtung der Haus- 19.10.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- mülldeponie Ellert ner werden” wird Heuchlingen Kreissieger

1979 1977 06.03.: Der Kreistag stimmt der Konzeption für 15.02.: Ministerpräsident Dr. Filbinger besucht das neue Kreisverwaltungsgebäude in Aalen zu den Ostalbkreis 24.04.: Der Bau einer Sporthalle beim Kreisbe- 27.04.: Richtfest beim Kreisberufsschulzentrum rufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd wird be- Ellwangen schlossen

12.05.: Übergabe der Zentralapotheke für die Kreiskrankenhäuser des Ostalbkreises beim Kreiskrankenhaus Schwäbisch Gmünd in Mutlan- gen

06.06.: Baubeginn beim Kreisberufsschulzentrum Aalen

21.06.: Richtfest an der Sonderschule für Geistig- behinderte in Westhausen

Kreisberufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd

79 Chronik

20.07.: Einweihung der Sonderschule für Geistig- 30.04.: Spatenstich für die Kiener-Pyrolyse De- behinderte in Westhausen monstrationsanlage in der Sandgrube in Goldshö- fe 24.07.: Baufreigabebeschluß für die Kiener-Pyro- lyse-Demonstrationsanlage in der Sandgrube in 20.06.: Einweihung des Kreisberufsschulzentrums Goldshöfe Aalen

08.10.: Spatenstich für die Erweiterung des Kreis- 24.06.: Baufreigabe für Umbau und Erweiterung krankenhauses Schwäbisch Gmünd in Mutlangen der Jugendfreizeitstätte Paulushaus

15.10.: Grundsteinlegung für die Sporthalle beim 22.07.: Leitender Regierungsdirektor Dr. Winter Kreisberufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd wird zum neuen Landrat des Ostalbkreises ge- wählt und am 12. September in sein Amt einge- 28.10.: Der zweite Kreistag des Ostalbkreises setzt wird gewählt. Die 71 Sitze verteilen sich wie folgt: CDU 42, SPD 21, FDP/DVP/FWV 8 24.09.: Erster Spatenstich für das neue Kreisver- waltungsgebäude Aalen 19.11.: Ministerpräsident Späth besucht den Ost- albkreis 19.10.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- ner werden” wird Unterschneidheim-Unterwilflin- gen Kreissieger 1980 30.10.: Richtfest beim Erweiterungsbau des 02.01.: Die Kreismülldeponie “Ellert” nimmt ihren Kreiskrankenhauses Schwäbisch Gmünd in Mut- Betrieb auf langen

02.04.: Richtfest am Neubau der Sporthalle des 21.11.: Einweihung der Sporthalle beim Kreisbe- Kreisberufsschulzentrums Schwäbisch Gmünd rufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd

21.04.: Landrat Wabro wird verabschiedet. Er übernimmt eine verantwortungsvolle Aufgabe als Ministerialdirektor im Staatsministerium des Lan- des Baden-Württemberg

Der zweite Kreistag des Ostalbkreises 1979 in Stödtlen

80 Chronik

1981

01.03.: Bundespräsident Professor Dr. Karl Car- stens kommt auf seiner Wanderung quer durch die Bundesrepublik Deutschland mit seiner Ehe- frau in den Ostalbkreis

24.06.: Konstituierende Sitzung des neu gebilde- ten Koordinierungsausschusses für Behinderten- fragen

02.07.: Beim Kreiswettbewerb “Wir gestalten un- seren Schulhof” wird die Grund- und Hauptschule Böbingen Sieger

07.07.: Baufreigabebeschluß zum Ausbau des Kreiskrankenhauses Neresheim zu einem Sozial- zentrum Bundespräsident Carstens im Ostalbkreis

10.07.: Übergabe des Tierheims Dreherhof

21.07.: Erster Spatenstich zum Ausbau des Kreis- krankenhauses Neresheim

23.10.: Einweihung der Freisportanlagen beim Kreisberufsschulzentrum Ellwangen

24.11.: Der Behindertenplan des Ostalbkreises wird verabschiedet

24.11.: Baufreigabe für die Sporthalle beim Kreis- berufsschulzentrum Aalen Tierheim Dreherhof

25.11.: Übergabe von 152 000 Unterschriften an das Bundesverkehrsministerium für den zügigen Weiterbau der A 7 Würzburg - Ulm

1982

16.03.: Die Hausmülldeponie Ellert wird um den zweiten Bauabschnitt erweitert

19.03.: Ministerpräsident Späth stattet der Region Ostwürttemberg einen Informationsbesuch ab

28.03.: 25 Jahre Kreisverwaltungsgebäude Hauß- mannstraße 29 in Schwäbisch Gmünd

11.05.: Eröffnung des Erholungsgebiets Rainau- Buch mit Limesfreilichtmuseum Landratsamt Schwäbisch Gmünd

81 Chronik

05.07.: Richtfest beim Kreiskrankenhaus und So- 22.09.: Die neuerstellte Sporthalle beim Kreisbe- zialzentrum Neresheim rufsschulzentrum in Aalen wird eingeweiht

07.09.: Die Kiener-Pyrolyse-Demonstrationsanla- 22.11.: Der Kreistag gibt grünes Licht für die Er- ge in der Sandgrube in Goldshöfe geht erstmals richtung der Mülldeponie Reutehau bei Killingen mit dem gesamten System in Betrieb 09.12.: Spatenstich am ersten Bauabschnitt zur 05.10.: Richtfest am Neubau der Sporthalle des Erweiterung des Kreiskrankenhauses Aalen Kreisberufsschulzentrum Aalen 17./18.12.: Der Erweiterungsbau des Kreiskran- 02.11.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schöner kenhauses Neresheim ist fertiggestellt werden” wird Heuchlingen Kreissieger

23.11.: Die Jugendfreizeitstätte Paulushaus wird 1984 nach gelungener Erweiterung und Renovierung eingeweiht 18.07.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- ner werden” wird Neresheim-Elchingen Kreissie- 14.12.: Der Zusammenführung des Kreiskranken- ger hauses Schwäbisch Gmünd in Mutlangen und dem Spital zum Heiligen Geist in Schwäbisch 25.09.: Einweihung des Erweiterungsbaus am Gmünd wird einmütig zugestimmt Kreiskrankenhaus Schwäbisch Gmünd in Mutlan- gen

A7 erster Spatenstich bei Ellenberg

1983

03.05.: Spatenstich am Neubau des Teilstücks der Autobahn A 7 Ulm-Würzburg im Ostalbkreis

12.05.: Die neue Freisportanlage beim Kreisbe- 06.10.: Einweihung des neuen Landratsamtes in rufsschulzentrum Schwäbisch Gmünd wird mit ei- Aalen nem Leichtathletik-Länderkampf eröffnet 07.10.: Tag der offenen Tür im “Ostalbkreishaus” 20.05.: Richtfest am neuen Landratsamt in Aalen 18.10.: Übergabe der neuen Kreisbildstelle in 17.07.: Premiere des Kreisfilms “Heimat in Ost- Schwäbisch Gmünd württemberg - Der Ostalbkreis”

82 Chronik

28.10.: Kreistagswahl mit folgender Sitzverteilung: 1986 CDU 40, SPD 20, FDP und Freie Wähler 7, Grü- ne 6, Freie Wähler 4 16.04.: Der baden-württembergische Wirtschafts- minister Martin Herzog informiert sich vor Ort über 23.11.: Eröffnung der Ausstellung “Kunstschaffen die Wirtschaftsstruktur des Ostalbkreises im Ostalbkreis” 24.04.: Der Präsident der italienischen Republik, Dr. Francesco Cossiga, besucht den Ostalbkreis 1985 25.06.: Richtfest am Erweiterungsbau der Kloster- 15.02.: Konstituierende Sitzung des Regionalver- bergschule in Schwäbisch Gmünd bands Ostwürttemberg im Ostalbkreishaus in Aa- len 03.07.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- ner werden” wird Schechingen Kreissieger 24.06.: Die Kreismülldeponie Reutehau bei Killin- gen geht in Betrieb 12.09.: Einweihung des Technologiezentrums in Aalen 10.09.: Württembergische und bayerische Kom- munalpolitiker treffen sich im Ostalbkreishaus zu 29.09.: Der Sozialausschuß des Kreistags be- einem Meinungs- und Erfahrungsaustausch schließt den Aufbau eines sozial-psychiatrischen Dienstes im Ostalbkreis 11.10.: Spatenstich für die Erweiterung und den Umbau der Klosterbergschule - Sonderschule für 06.10.: Am Erweiterungsbau des Bopfinger Kreis- Geistigbehinderte - in Schwäbisch Gmünd krankenhauses wird Richtfest gefeiert

18.11.: Der Kreistag stimmt einer Veräußerung des Hospitalgebäudes in Ellwangen an die Stadt Ellwangen zu

1987

18.01.: Erste kreisweite Faschings-Prunksitzung für Behinderte in der Oberkochener Dreißental- halle

21.01.: Das Kreiskrankenhaus Schwäbisch Gmünd in Mutlangen wird 20 Jahre alt

Erweiterungsbau Kreiskrankenhaus Aalen 02.11.: Ministerpräsident Lothar Späth besucht mit den Mitgliedern der Landesregierung den Ost- 06.11.: Richtfest am Erweiterungsbau - Erster albkreis Bauabschnitt - des Kreiskrankenhauses Aalen 18.12.: Mit der Verkehrsfreigabe des Abschnitts 18.12.: Baubeginn am Erweiterungsbau des Feuchtwangen-Heidenheim der Bundesautobahn Kreiskrankenhauses Bopfingen A 7 Würzburg-Ulm ist der Ostalbkreis an das eu- ropäische Fernstraßennetz angeschlossen

83 Chronik

1988 1989

01.03.: Der Kreistag verabschiedet eine neue Re- 18.01.: Gründung des Trägervereins Ehemalige cyclingkonzeption für den Ostalbkreis, die die Ein- Synagoge Oberdorf e.V. richtung von Wertstoffzentren auf den Kreismüll- deponien vorsieht 25.01.: Technologietag im Ostalbkreishaus mit dem Regierungsbeauftragten für Technologie- transfer in Baden-Württemberg, Professor Dr. Löhn

08.03.: Die Technische Akademie für berufliche Bildung Schwäbisch Gmünd wird in Anwesenheit von Wirtschaftsminister Herzog ihrer Bestimmung übergeben

23.06.: Einweihung der neuen Freisportanlagen beim Kreisberufsschulzentrum in Aalen

01./02.9.: Informationsbesuch einer ungarischen Delegation zur Vorbereitung internationaler Ju- gendbeziehungen im Ostalbkreis

10.05.: In Anwesenheit von Sozialministerin 22.10.: Kreistagswahl mit folgender Sitzverteilung: Schäfer wird der Erweiterungsbau des Kreiskran- CDU 38, SPD 21, FDP und Freie Wähler 5, Grü- kenhauses Bopfingen eingeweiht ne 5, Freie Wähler 7, Republikaner 1

03.06.: Der Erweiterungsbau der Klosterberg- 24.11.: Beginn der Bauarbeiten am Verbindungs- schule in Schwäbisch Gmünd wird anläßlich des bau des Kreiskrankenhauses Aalen 20jährigen Schuljubiläums seiner Bestimmung übergeben 1990 07.07.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- ner werden” wird Heuchlingen Kreissieger 13.02.: Umweltminister Dr. Vetter stellt das Gut- achten der Deutschen Projektunion GmbH zur 09.09.: Landrat Dr. Winter wird im Stadtgarten in Standortfindung für eine 2. Sonderabfallverbren- Schwäbisch Gmünd für seine 2. Amtszeit ver- nungsanlage in Baden-Württemberg vor, das den pflichtet Goldshöfer Wald bei Hüttlingen als Standortalter- native ausweist. 13.10.: Der baden-württembergische Landwirt- schaftsminister Weiser informiert sich bei einem 21.02.: Auf Initiative von Landrat Dr. Winter wird Besuch über Struktur und Entwicklung der Land- die kommunale Aktion “Kein Giftmüll nach Ost- wirtschaft im Ostalbkreis württemberg” gebildet, der sich der Landkreis und alle Städte und Gemeinden des Ostalbkreises an- 15.11.: Der Kreistag verabschiedet den Kreisal- schließen tenplan “Stationäre Altenhilfe” 10.03.: Rund 20 000 Bürgerinnen und Bürger aller 17.11.: Tagung des Arbeitskreises Donau-Ries/ gesellschaftlichen Gruppierungen protestieren bei Ostwürttemberg mit Innenminister Schlee im Ost- einer Kundgebung in Aalen gegen die Errichtung albkreishaus in Aalen einer Sonderabfallverbrennungsanlage

84 Chronik

25.04.: Zusammen mit dem Sprecher des Dach- 24.07.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- verbandes der Bürgerinitiativen übergibt Landrat ner werden” wird Bartholomä Kreissieger Dr. Winter 108 000 Protestunterschriften gegen die geplante Sonderabfallverbrennungsanlage im 30.07.: Der Ostalbkreis und die italienische Pro- Ostalbkreis an Umweltminister Dr. Vetter vinz Ravenna begründen eine offizielle Partner- schaft 19.06.: Der Kreistag verabschiedet eine Resolu- tion gegen die von der Stadt Stuttgart und dem 08.09.: Die neue Kreisbeschreibung “Der Ostalb- Landkreis Esslingen geplante Einrichtung einer kreis” wird der Öffentlichkeit vorgestellt Inertstoffdeponie im Gewann “Nonnenholz” bei Pfahlheim 25.09.: Das Schloß Wasseralfingen wird neues Domizil der Sprachheilschule Aalen 18.07.: Beim Wettbewerb “Unser Dorf soll schö- ner werden” wird Heuchlingen Kreissieger 28.11.: Mit der Übergabe der Fachschulen für Lei- terplattentechnik und Galvanotechnik in Schwä- 25.09.: Grundsatzbeschluß des Kreistags für den bisch Gmünd im Beisein von Kultusministerin Dr. Neubau der Schule für Sprachbehinderte Schwä- Schultz-Hector erhält der Ostalbkreis eine euro- bisch Gmünd mit Sonderschulkindergarten paweit einmalige Bildungseinrichtung

15.12.: Fertigstellung des Verbindungsbaus zwi- 1991 schen Hauptgebäude und Frauenklinik des Kreis- krankenhauses Aalen 05.03.: Der Kreistag beschließt eine Vereinbarung mit der AVE - Abfallveredelung Ostalb - über die Erstellung und den Betrieb einer Pyrolyse-De- 1993 monstrationsanlage 15.03.: Vertreter der kommunalen Aktion “Kein 24.04.: Die bislang im Kreis stationierten amerika- Giftmüll nach Ostwürttemberg” und der ABG, des nischen Soldaten werden vom Ostalbkreis, der Dachverbandes der Bürgerinitiativen im Ostalb- Stadt Schwäbisch Gmünd und der Gemeinde kreis, übergeben dem Regierungspräsidium Stutt- Mutlangen verabschiedet gart 26 000 Einwendungen von Bürgern der be- troffenen Gemeinden 21.06.: Im Beisein von Regierungspräsident Dr. Andriof wird der Blasienberg bei Kirchheim als 25. 15.06.: Umweltminister Schäfer stellt das Gutach- Naturschutzgebiet im Ostalbkreis ausgewiesen. ten zur Standortsuche einer neuen Sonderabfall- deponie in Baden-Württemberg vor, in dem auch 01. - 27.10.: Die weltbekannte Ausstellung “Die zwei Flächen im sogenannten Zöbinger Forst als byzantinischen Mosaike von Ravenna” gastiert im besonders geeignet für eine Sondermülldeponie Ostalbkreishaus erwähnt sind

09.10.: Ministerpräsident Erwin Teufel stattet dem 29.06.: Der Kreistag des Ostalbkreises billigt ein- Ostalbkreis seinen Antrittsbesuch ab stimmig den Übergabevertrag des Ostalbkreises mit der Rehabilitationsklinik Neresheim gemein- nützige GmbH, die ein Zentrum zur Rehabilitation 1992 schädel- und hirnverletzter Patienten einrichtet

02.01.: Die Gesellschaft des Ostalbkreises für Ab- fallbewirtschaftung mbH - GOA - mit Sitz in Schwäbisch Gmünd nimmt ihre Tätigkeit auf

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Lebendiges Nein

14.11.: Rund 15 000 Menschen bilden auf der 1994 Ochsenheide bei Unterschneidheim-Zöbingen ein “Lebendiges Nein” gegen eine geplante Sonder- 15.03.: Nach einem Beschluß der Landesregie- abfalldeponie rung wird die Standortalternative Hüttlingen für eine im östlichen Landesteil Baden-Württembergs 16.11.: Landrat Dr. Winter erhält von Staatssekre- geplante Anlage zur thermischen Sondermüllent- tär Wabro das Verdienstkreuz am Bande des Ver- sorgung nicht mehr weiter verfolgt dienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht 30.05.: Der Kreistag verabschiedet den Kreis- altenplan des Ostalbkreises 23.11.: Der Kreistag beschließt, die vier Kreis- krankenhäuser des Ostalbkreises ab 1. Januar 26.09.: Grünes Licht für den Baubeginn der 1995 als drei Eigenbetriebe zu führen Sprachheilschule Schwäbisch Gmünd in Mutlan- gen 25.11.: Die ehemalige Synagoge in Bopfingen- Oberdorf wird ihrer neuen Zweckbestimmung als 03.11.: Erster Spatenstich für den Neubau der Gedenk- und Begegnungsstätte zur Geschichte Sprachheilschule Mutlangen und Kultur der Juden in Ostwürttemberg überge- ben

86 Chronik

1995

01.01.: Das Ostalb-Klinikum Aalen, die Stauferkli- nik Schwäbisch Gmünd, die Virngrund-Klinik Ell- wangen und die Klinik am Ipf Bopfingen werden Eigenbetriebe

13.03.: Der Kreistag beschließt, die Kinderklinik des Ostalb-Klinikums Aalen in das Haupthaus zu integrieren

22.05.: Verabschiedung des Frauenförderplans des Landratsamts Ostalbkreis

27.06.: Ministerpräsident Teufel attestiert in der 18.06.: Der Kreistag wählt Klaus Pavel, bis dato Aalener Stadthalle der Region Ostwürttemberg Bürgermeister in Bad Boll, zum künftigen Landrat auf dem Entwicklungsforum der Zukunftsinitiative des Ostalbkreises Ostwürttemberg gute Zukunftschancen 23.07.: Baufreigabe für den ersten Bauabschnitt 01.07.: Im Rahmen des Sonderbehördeneinglie- zur Erweiterung und Sanierung der Virngrund-Kli- derungsgesetzes werden das Staatliche Gesund- nik Ellwangen heitsamt, das Staatliche Veterinäramt und Teile des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz Ellwangen in das Landratsamt Ostalbkreis einge- gliedert

05.10.: Richtfest am Neubau der Sprachheilschu- le Schwäbisch Gmünd in Mutlangen

14.10.: Fertigstellung des zweiten Bauabschnittes des Behandlungsbaus am Ostalb-Klinikum Aalen

14.11.: Am Kreisberufsschulzentrum Aalen findet erstmals ein “Informationstag mit Ausbildungs- platzbörse” statt 03.09.: Mit seiner letzten offiziellen Amtshandlung nimmt Landrat Dr. Diethelm Winter den „Ersten Spatenstich“ für die Erweiterung und Sanierung 1996 der Virngrund-Klinik Ellwangen vor

26.03.: Der Kreistag beschließt die Gründung ei- 06.09.: Einen repräsentativen Querschnitt aus ner Wirtschaftsförderungs-Gesellschaft mbH, Re- über 50 Jahren Kunstschaffen im Ostalbkreis bie- gion Ostwürttemberg, kurz WiRO genannt. Ge- tet die Dauerausstellung “Galerie im Ostalbkreis- meinsam mit dem Landkreis Heidenheim fungiert haus” im Landratsamt in Aalen der Ostalbkreis dabei als Gesellschafter der neu- geschaffenen GmbH 10.09.: Landrat Dr. Winter wird im Ostalbkreis- haus von Innenminister Dr. Schäuble aus seinem 18.06.: Der Kreistag beschließt die Erweiterung Amt verabschiedet des Kreisberufsschulzentrums in Schwäbisch Gmünd in Form eines Rundbaus 16.09.: Landrat Pavel wird von Regierungspräsi- dent Dr. Andriof vereidigt und auf sein Amt als Landrat verpflichtet

87 Chronik

05.11.: Der Kreistag beschließt die Initiative der Landkreisverwaltung “Dosenfreie Ostalb”, die von April bis Oktober 1997 zu einem Getränkedosen- rückgang von 21 Prozent führt

22.11.: Erster Spatenstich für eine Pyrolyse-De- monstrationsanlage im Gewerbegebiet “Lederho- sen” zwischen Aalen und Wasseralfingen

06.12.: Einweihung der neuerbauten Schule für Sprachbehinderte in Mutlangen

17.12.: Verabschiedung des Nahverkehrskon- zepts Ellwangen, das als erster Einstieg zu einer geplanten Einrichtung einer Verkehrsgemein- Verpflichtung von Landrat Klaus Pavel 16. 09. 1996 schaft Ostalb gilt

1997

25.03.: Der Kreistag beschließt die Beteiligung an einem Risiko-Kapitalfonds in der Region Ostwürt- temberg, der Gelder für Existenzgründer bereit- stellt

13.07.: Das Kreisarchiv des Ostalbkreises prä- sentiert die Ausstellung “25 Jahre Ostalbkreis - 7 500 Jahre Kulturlandschaft”

13.07.: Erstmalig seit dem Bezug des Gebäudes im Jahre 1984 findet im Ostalbkreishaus ein “Tag der offenen Tür” statt Tag der offenen Tür im Ostalbkreishaus am 13. 07. 1997 15.07.: Die Gemeinde Heuchlingen wird Kreissie- ger sowie auf Bezirksebene Bronzemedaillenge- winnerin im Wettbewerb “Unser Dorf soll schöner werden”

17.07.: Die Wirtschaftsregion Ostwürttemberg präsentiert sich im Haus der Wirtschaft in Stutt- gart einer breiten Öffentlichkeit

18.09.: „Erster Spatenstich“ zur Erweiterung des Kreisberufsschulzentrums Schwäbisch Gmünd

88 89 Kulturgeschichte

kieselte) Hölzer und Baumstämme beweisen, daß Geologie der Ostalb es sich bei den Keuperschichten im Gegensatz zu den darüberliegenden Juraschichten um über- Mekka der Geologen wiegend festländische Ablagerungen handelt.

Vielfältige geologische Erscheinungen machen Zwischen Keuperbergland und Schwäbischer Alb unseren Ostalbkreis zu einem der interessante- zieht sich quer durch unseren Landkreis das sten Räume in ganz Süddeutschland. Höhlen, flachwellige Albvorland. Der Untergrund wird von Kletterfelsen, Dolinen, Zeugenberge, mäandrie- den 172-195 Millionen Jahre alten, fossilreichen rende Flüsse, tief eingeschnittene Täler - all diese Gesteinen, des Schwarzen Juras gebildet. Graue, landschaftlichen Höhepunkte hängen direkt mit bitumenhaltige Schiefer, Tone und Mergel herr- unserem geologischen Untergrund zusammen. schen vor. Berühmt für ihren Fossilienreichtum sind die Arietenkalke des unteren Schwarzen Die 195-205 Millionen Jahre alten Gesteine des Jura aus dem Schwäbisch Gmünder Raum, in de- Keuper bilden die Bergländer im nördlichen und nen sich Riesenammoniten mit einem Durchmes- westlichen Kreisgebiet zwischen Lorch, ser bis zu fast einem Meter finden. Die tonigen Gschwend und Ellwangen. Mächtige Sandsteinla- und tiefgründigen Böden der sogenannten gen und Mergel herrschen vor. Auf den mineralar- Schwarzjura- oder Liasplatte um Schechingen, men und sauren Böden des Stubensandsteins Dewangen, Neuler oder Pfahlheim sind seit al- wird intensiv Waldbau betrieben. Im Bereich des tersher fruchtbare Ackerbaugebiete. Knollenmergels überwiegt ein unruhiges buckeli- ges Relief. Bunte, in Quarz umgewandelte (ver-

Keuper (Stubensandstein) Goldshöfer Sande

Schwarzer Jura (Lias) Weißer Jura (Malm)

Brauner Jura (Dogger) Feuersteinlehm der Albhochfläche

90 Kulturgeschichte

Der Schwäbischen Alb direkt vorgelagert findet sich das Hügelland des Braunen Jura ( z. B. Wel- land). Die Gesteine, vorherrschend sind grau- braune Tone und durch Eisen rotbraun gefärbte Sandsteine und Kalke, wurden vor 157-172 Millio- nen Jahren im Meer gebildet. Besonders bemer- kenswert ist der bis zu 110 Meter mächtige, sehr eintönige Opalinuston, in den die Stadt Aalen ein- gebettet ist. Grünlandwirtschaft und Obstbau herr- schen in diesen quellreichen Tonschichten vor. Der Opalinuston hat heute noch für die Ziegelher- stellung eine wichtige Bedeutung. Die darüberlie- gende, rund 50 m mächtige Eisensandsteinserie war für unseren Raum von noch größerer Bedeu- Posidonienschiefer im Schwarzen Jura bei Wasseral- tung. In zwei Erzbergwerken in Aalen und Was- fingen seralfingen wurden die ca. 30-35% eisenerzhalti- gen Sandsteine bis in die Mitte unseres Jahrhun- derts abgebaut und brachten unserem Raum wirt- schaftlichen Wohlstand.

Auf internationaler Ebene wird der untere Braune Jura heute nach der Typuslokalität Stadt Aalen mit „Aalenium“ benannt!

Als markanteste Linie des südwestdeutschen Schichtstufenlandes zieht sich der Albtrauf von Waldstetten über Heubach, Aalen, Lauchheim bis nach Bopfingen durch den Ostalbkreis. Er wird, wie die Albhochfläche, von den 145-157 Millionen Jahre alten harten Kalkgesteinen des Weißen Jura gebildet; meist sind die steilen Hänge bewal- det. Entlang einer geologischen Störungslinie, dem sogenannten „Schwäbischen Lineament“, liegen mit dem Rechberg, dem Stuifen, dem Ipf und dem Blasienberg gleich vier landschaftsprä- gende Zeugenberge. Durch Erosion wurden sie im Laufe langer Zeiträume von der eigentlichen Alb getrennt. Charakteristisch für die Weißjurakal- ke der Albhochfläche ist Wasserarmut. Die unter- schiedlichsten Karsterscheinungen wie Höhlen (z. B. um Heubach oder Oberkochen), Trockentäler mit Kletterfelsen (z. B. Dossinger Tal, Wental, Ne- resheim) oder Dolinen und Karstwannen prägen die wunderschöne Erholungslandschaft unserer Schwäbischen Alb. (US)

Quaderkalke des mittleren Weißen Jura, Steinbruch Braunenberg, Aalen

91 Kulturgeschichte

komplexen System zusammengefaßt, das von Naturräume der Großregion (1. Ordnung) bis zur Grundeinheit (6. Ordnung) reicht. Für das Gebiet des Ostalb- im Ostalbkreis kreises ergeben sich so 36 naturräumliche Grundeinheiten, Das Gebiet des heutigen Ostalbkreises zeichnet die für eine mo- sich durch seine besondere landschaftliche Viel- derne Raumpla- falt aus. Nur wenige der Teilräume haben alte nung genauso die Landschaftsnamen wie z. B. Härtsfeld, Albuch, Grundlage bilden Virngrund, Rehgebirge und Welland. Selbst bei wie für die Erfor- diesen alten Landschaften fiel eine exakte Ab- schung der Sied- grenzung bisher schwer, für andere Teilbereiche lungsgeschichte. des Ostalbkreises war dies gar nicht möglich. (hi) Erst seit der ”Geographischen Landesaufnahme” der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumfor- schung gibt es die sogenannten Naturräumlichen Einheiten: In ganz Deutschland wurden die grö- ßeren und kleineren Landschaftsräume auf Kar- ten erfaßt und genau gegeneinander abgegrenzt. Die Kriterien dafür bildete zunächst die geologi- sche Formation, aber auch Gemeinsamkeiten in der Vegetation und im Klima wurden berücksich- tigt. Die Ergebnisse wurden schließlich zu einem

Naturräumliche Großeinheiten im Ostalbkreis

92 Kulturgeschichte

Naturräumliche Grundeinheiten im Ostalbkreis

Städte, Gemeinden und Naturräume

93 Jahre -10000 -5500 -2300 -1200 -750 -450 Altsteinzeit Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Bronzezeit Urnenfelderzeit Hallstattzeit Latènezeit

die auf einen Mangel an Rohmaterial hindeuten. Alt- und Mittelsteinzeit Auf der anderen Seite beweisen diese oft winzi- gen Mikrolithen ein großes technisches Können Jäger und Sammler der nacheiszeitlichen Jäger bei der Herstellung ih- rer Waffen und Werkzeuge. Die Menschen der Alt- und Mittelsteinzeit lebten in kleinen Gemeinschaften als Jäger und Samm- Überraschend dicht ist das Fundbild der Mittel- ler und durchstreiften auf ihrer Beutesuche große steinzeit im Ostalbkreis. Nicht weniger als 115 Gebiete. Die Abhängigkeit von der Beute erfor- Fundstellen erbrachten Werkzeuge, Waffenbe- derte ein Nomadenleben ohne feste Wohnsitze. standteile und Bearbeitungsrückstände aus die- Allenfalls als kurzzeitige Unterkünfte dienten die ser Epoche. Die Palette reicht dabei von Einzel- vielen Höhlen der Schwäbischen Alb, denen wir funden bis hin zur ergiebigsten Fundstelle im Ost- auch die meisten Funde aus Feuerstein und Kno- albkreis in der Flur Birkichäcker bei Iggingen- chen der Altsteinzeit verdanken. Brainkofen, die allein über 5 000 Feuersteinwerk- zeuge und Bruchstücke lieferte. Altsteinzeit Die Verbreitungskarte für das Gebiet des heutigen Das Leben in der Altsteinzeit war seit dem Mittel- Ostalbkreises zeigt eine fast gleichmäßige Streu- paläolithikum vor 80 000 Jahren von einer eiszeit- ung der Fundpunkte über das ganze Kreisgebiet. lichen Landschaft geprägt. Die Schwäbische Alb Nur das Härtsfeld scheint nicht zum Jagdrevier und ihr Vorland waren damals eine offene Step- der nacheiszeitlichen Jäger gehört zu haben, viel- penlandschaft, der Mensch ernährte sich haupt- leicht durch eine Lücke im Forschungsstand be- sächlich von der Jagd auf große Herden. dingt. Besonders auffällig ist, daß die ergiebigsten Fundstellen alle im Bereich der sogenannten Der Fundanfall dieser Epoche aus dem Ostalb- Goldshöfer Sande liegen. Eine 1923 abgeschlos- kreis ist allerdings sehr bescheiden. Nur die Höh- sene Tübinger Dissertationsschrift des Aaleners len des Rosensteinmassivs sowie eine Freiland- Heinrich Pahl über diese Anschwemmsande der fundstelle bei Iggingen-Brainkofen erbrachten bis Urbrenz bestätigt das massenhafte Vorkommen jetzt entsprechende Fundstücke. Erklärt wird die- des Feuersteins darin. Somit haben die Men- ses sehr dünne Fundbild damit, daß die sicherlich schen der Mittelsteinzeit die Goldshöfer Sande in größerer Zahl vorhandenen Höhlen auf der gezielt zur Rohstoffgewinnung für ihre Waffen und Nordseite der Schwäbischen Alb inzwischen der Werkzeuge ausgebeutet. (hi) Erosion zum Opfer gefallen sind, auf der anderen Seite aber die Freilandfundstellen unter mächti- gen, eiszeitlichen Lößanwehungen und in tieferen geologischen Schichten verborgen sind.

Mittelsteinzeit

Etwa 10 000 v. Chr. endet die letzte Eiszeit. Die rasch einsetzende Wiedererwärmung sorgt für eine genauso rasche Ausbreitung großer Wälder. Für die Menschen damals kommt der Wandel von einer Steppen- in eine Waldlandschaft einer Um- weltkatastrophe gleich. Die großen Rentierherden ziehen nach Norden und eine radikale Umstellung Rentierdasselfliegenlarve aus Gagat. Rosenstein bei der Jagdgewohnheiten ist erforderlich. Auch die Heubach. vorher leicht zugänglichen Feuersteinvorkommen scheinen bald von der Vegetation überwuchert zu sein. So jedenfalls werden die neuen kleinen und kleinsten Werkzeuge der Mittelsteinzeit erklärt,

94 Jahre -10000 -5500 -2300 -1200 -750 -450 Altsteinzeit Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Bronzezeit Urnenfelderzeit Hallstattzeit Latènezeit

Die mittelsteinzeitlichen Fundstellen und die Goldshö- fer Sande. Rot: Fundstelle Birkichäcker, Iggingen.

Alt- und mittelsteinzeitliche Funde aus Iggingen, Flur Birkichäcker

95 Jahre -10000 -5500 -2300 -1200 -750 -450 Altsteinzeit Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Bronzezeit Urnenfelderzeit Hallstattzeit Latènezeit

zahlreich und zu Jungsteinzeit weit von den Sied- lungen entfernt. Die ersten Bauern Zudem haben Ausgrabungen er- Vor 7 500 Jahren begann die Umwandlung der geben, daß die Ostalbregion in eine Kulturlandschaft. Damals, Jagd bei den um 5 500 v. Chr., treffen wir die ersten Bauern an. Bandkeramikern Es sind Einwanderer, die aus dem sogenannten eine sehr untergeordnete Rolle gespielt hat. Fruchtbaren Halbmond in Kleinasien stammen, und über den Donauraum schrittweise nach Nor- Nach dem Fundbild im Ostalbkreis haben damit den ihr Siedlungsgebiet ausdehnen. die zwei so unterschiedlichen Bevölkerungsgrup- pen längere Zeit in ihren jeweiligen Lebensräu- Aus Kleinasien bringen sie eine fertige Kultur und men nebeneinander gelebt und hatten, wie ganz eine gänzlich neue Lebensweise mit: Die Bandke- wenige Keramikfunde nahelegen, vielleicht sogar ramische Kultur. Zu den wichtigsten Kulturer- Kontakt untereinander. Die Jäger und Sammler scheinungen gehört die Seßhaftigkeit in Siedlun- haben jedenfalls die Goldshöfer Sande auch in gen aus mehreren Gehöften, der Getreideanbau, der frühen Jungsteinzeit ausgebeutet. die Haus- und Nutztiere sowie die Vorratshaltung. Ganz charakteristisch für diese ältesten Siedler Das besondere Bodendenkmal im Ostalbkreis ist ihre Keramik mit bandförmigen Verzierungen, die der ganzen Kultur den Namen gab. Ebenfalls In der zweiten Stufe der Jungsteinzeit ab etwa neu ist die Bestattung der Toten in der typischen 4 900 v. Chr. besiedeln die Menschen bevorzugt Hockerlage. Berge und Anhöhen. Einer der wichtigsten Fund- plätze dieser Epoche in Deutschland ist der Gold- Von diesen Siedlern ist weiter bekannt, daß sie berg bei Riesbürg-Goldburghausen. Die Ausgra- sich nur auf landwirtschaftlich erstklassigen Flä- bungen Gerhard Bersus von 1911 bis 1929 waren chen wie z. B. den Lößböden des Neckarraumes richtungsweisend für alle weiteren Siedlungsgra- niedergelassen haben. bungen und erbrachten neue Ergebnisse für die Abfolge der Jungsteinzeit in Süddeutschland. Ber- Die Einwanderer treffen zwangsläufig mit den ein- su konnte allein für die Jungsteinzeit vier ver- heimischen Jägern und Sammlern zusammen. schiedene Siedlungsphasen auf dem Goldberg Über den Kontakt und die Folgen für die Einheimi- nachweisen. (hi) schen gibt es Theorien von der Assimilation bis hin zur Verdrängung. Das Fundbild im Ostalbkreis zeigt eine ganz andere Entwicklung.

Getrennte Lebensräume

Auf den ersten Blick zeigt die Verbreitung der Fundstellen im Ostalbkreis große Ähnlichkeit zur Mittelsteinzeit, mit Ausnahme zweier Punkte auf dem Härtsfeld. Erst eine Trennung der Fundarten bringt ein deutliches Ergebnis: Die sicher nachge- wiesenen Siedlungen der ersten Bauern liegen alle im Ries und am Riesrand, während die Waf- fen- und Werkzeugfunde aus Feuerstein über das Der Goldberg bei Goldburghausen ganze Kreisgebiet streuen. Die vielen Pfeilspit- zen, Klingen und Schaber bis in die Gegend um Gschwend stammen aber sicher nicht von Jagd- ausflügen der ersten Bauern. Dafür sind sie zu

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Die jungsteinzeitlichen Fundstellen und die Golds- höfer Sande: Das Siedlungsgebiet der ersten Bauern ist rot markiert.

Jungsteinzeitliches Haus (Rekonstruktion) und Fun- de vom Goldberg

97 Jahre -10000 -5500 -2300 -1200 -750 -450 Altsteinzeit Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Bronzezeit Urnenfelderzeit Hallstattzeit Latènezeit

Apotheker und Heimatforscher Frickhinger in den Bronzezeit dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts ausgegra- ben. Die Pläne der Grabhügelfelder zeigen das Unruhige Zeiten typische Bild: Die bronzezeitlichen Grabhügel sind sehr flach und langgestreckt, teilweise oval. Der neue Werkstoff Bronze, eine Legierung aus Damit unterscheiden sie sich schon von der Form 90 % Kupfer und 10 % Zinn revolutionierte nicht her von den Hügeln späterer Epochen. (hi) nur die Waffen- und Werkzeugherstellung. Das Zinn wurde in Spanien und den Britischen Inseln abgebaut und über weite Entfernungen gehan- delt. Zusätzlich zum Fernhandel machte die Ver- arbeitung vor Ort ebenfalls noch die Entstehung des neuen Berufs des Bronzegießers notwendig.

Das Fundaufkommen aus dieser Epoche ist lan- desweit äußerst bescheiden. Nur die mittlere Bronzezeit hinterließ eine Vielzahl von Grabhü- geln auf der Schwäbischen Alb, Grabungsbefun- de von den zahlreichen befestigten Höhensied- lungen und viele sogenannte Hort- oder Versteck- funde. Die beiden letztgenannten Denkmalgattun- gen deuten auf unruhige Zeiten hin. Schloßbaufeld Unterkochen: Abschnittswall

Dem entsprechend ist auch der Bestand an Fund- stellen und Bodendenkmälern im Ostalbkreis. Die Karte zeigt zunächst eine leichte Ausdehnung des besiedelten Gebiets nach Westen bis ins Remstal, das Ries bleibt allerdings noch immer der bevorzugte Landstrich. Gleich drei Berghöhen werden in der Bronzezeit aufgesiedelt und befe- stigt: Der Ipf bei Bopfingen, die Kocherburg (Schloßbaufeld) bei Aalen-Unterkochen und das Rosensteinplateau bei Heubach. Die durch Wälle befestigten Flächen haben teilweise riesige Aus- maße, so daß die Funktion solcher Siedlungen immer noch unklar ist: Waren es dauernd be- wohnte Siedlungen oder aber nur reine Fliehbur- gen? Das Fundbild im Ostalbkreis deutet auf bei- de Möglichkeiten hin: Während der Ipf bei Bopfin- gen mitten in einer bronzezeitlichen Siedlungs- kammer liegt und beide Nutzungsmöglichkeiten denkbar sind, haben die Kocherburg und der Ro- senstein überhaupt kein bronzezeitliches Umfeld. Hier liegen wohl dauernd bewohnte Höhensied- Keramikfunde vom Schloßbaufeld lungen vor. Grabhügel aus der Bronzezeit haben sich, anders als auf der mittleren Alb, auf der Ostalb sehr we- nige erhalten. Abgesehen von einem Befund auf dem Albuch bei Essingen gibt es nur noch ca. 40 Grabhügel auf der Gemarkung Neresheim- Schweindorf. Sie wurden von dem Nördlinger

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Fundstellen und Siedlungsland der Bronzezeit (Kartensymbolik vgl. S. 103)

Hortfund mit Gußbrocken und Beilen von Oberwilflingen Plan des Grabhügelfeldes bei Utzmemmingen

99 Jahre -10000 -5500 -2300 -1200 -750 -450 Altsteinzeit Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Bronzezeit Urnenfelderzeit Hallstattzeit Latènezeit Urnenfelderzeit Kriegerische Eindringlinge?

Von der älteren Forschung wurden der Wechsel in der Bestattungssitte, die wiederum vielen befe- stigten Höhensiedlungen und die genauso zahl- reichen Hortfunde mit dem Eindringen der kriege- rischen Urnenfelderleute erklärt. Die moderne Forschung dagegen sieht in der Urnenfelderkultur mehr eine spätbronzezeitliche Erscheinung und betont die Kontinuität in der Entwicklung, die nicht Pflaumloch: Einziger Siedlungsbefund der Urnenfel- nur bei der Keramik sichtbar ist. derzeit im Ostalbkreis

Die neue Bestattungsart - Verbrennung der Toten auf dem Scheiterhaufen und Beisetzung der Asche in einer Urne in kleinen Gräberfeldern - sorgt für einen sehr schlechten Forschungsstand. Die Entdeckung der Urnenfelder mit ihren kleinen und tief angelegten Grabgruben unterliegt letztlich dem Zufall. Genauso wenige Flachlandsiedlungen sind bis jetzt bekannt. Nur die befestigten Höhen- siedlungen und einige Einzelfunde deuten das Siedlungsbild der Epoche an.

Die Verteilung der Funde und Bodendenkmäler im Ostalbkreis ist fast identisch mit der vorhergegan- genen Bronzezeit. Wiederum bildet das württem- Zipplingen-Wössingen: Grabfund bergische Ries den deutlichen Siedlungsschwer- punkt um die Höhensiedlungen Goldberg und Ipf. Der Rosenstein bei Heubach ist ebenfalls in der Urnenfelderzeit besiedelt. Erstmals geben sich jetzt im Fundbild die wichtigen Verkehrsachsen im Ostalbkreis durch Funde zu erkennen: 1. Die wichtige Ost-West-Achse vom Nördlinger Ries entlang dem Albtrauf in die Aalener Bucht und weiter durch das Remstal in das Neckarland, und 2. die nicht minder bedeutende Nord-Süd-Verbin- dung vom Main über die Hohenloher Ebene durch das Jagsttal, weiter durch das Kocher-Brenz-Tal zur Donau.

Beide natürliche Wegsamkeiten behalten durch die ganze Vor- und Frühgeschichte ihre Bedeu- tung und werden heute durch die Bundesstraßen Jagstzell-Dankoltsweiler: Bronzehortfund und die Eisenbahnlinien markiert. (hi)

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Kartensymbolik vgl. S. 103 Fundstellen und Siedlungsraum der Urnenfelderzeit

Natürliche Wegsamkeiten im Ostalbkreis

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Gräber wie z. B. in Hochdorf. Wenig Beachtung in Hallstattzeit der Diskussion fanden bis jetzt die ungemein mächtigen Befestigungen auf dem Ipf und die Fürsten, Krieger, Größe des Hochplateaus, das allein über 2 ha groß ist, ohne die noch einmal 0,8 ha große Vor- Bauern burg. Allein schon die Dimensionen der Befesti- gungsanlagen sprechen für einen mächtigen Nach einem Fundort in Österreich am Hallstätter Burgherrn, der mehr als örtliche Bedeutung hatte. See wird dieser ältere Teil der vorrömischen Ei- Ein vergleichsweise einfacher „Häuptlingssitz“ da- senzeit bezeichnet. Zum ersten Mal für die Vor- gegen liegt gleich nebenan auf dem Goldberg. und Frühgeschichte wird eine materielle Kultur mit (hi) einem historisch bezeugten Volk in Verbindung gebracht, mit den Kelten. Der große Hallstatt-Kul- turkreis, der von Paris im Westen bis nach Böh- men im Osten reichte, wurde damals von weni- gen, mächtigen Dynastien beherrscht. Mangels einer schriftlichen Überlieferung werden sie heute als Fürsten bezeichnet, die Zentren ihrer Macht lagen auf befestigten Berggipfeln. Mindestens 17 solcher Fürstensitze sind bis heute durch Funde und Ausgrabungen bekannt geworden, die am besten erforschte Anlage ist die Heuneburg bei Hundersingen an der Donau.

Ein erneuter Wechsel in der Grabsitte erlaubt für die Hallstattzeit erstmals eine relativ genaue Be- urteilung des Siedlungsgebietes. Die frühen Kel- ten bestatteten ihre Verstorbenen mit teilweise reichen Beigaben in Grabhügeln, von denen sich Tausende in Süddeutschland erhalten haben.

So zeigt sich auch für den Ostalbkreis eine ver- gleichsweise sehr dichte Besiedlung. Neben den großen befestigten Höhensiedlungen Goldberg, Ipf, Kocherburg (?) und Rosenstein markieren 45 Grabhügelfelder mit insgesamt mindestens 404 Grabhügeln ein Siedlungsbild, das jetzt fast die gesamte Südhälfte des Landkreises umfaßt und nur das Keupergebiet im Norden als unbesiedelt zeigt. Die höchste Fundstellendichte bringt nach wie vor das Nördlinger Ries, obwohl sich hier durch die intensive Landwirtschaft keine Grabhü- Ipf bei Bopfingen: Luftbild und Plan gel erhalten haben.

Ein Fürst auf dem Ipf?

Spätestens seit den Forschungen Wolfgang Kim- migs wird der Ipf bei Bopfingen auf Grund ent- sprechender Funde vom Hochplateau zu den kel- tischen Fürstensitzen gerechnet. Andere Archäo- logen bemängelten aber auch das Fehlen reicher

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Fundstellen und Siedlungsraum der Hallstattzeit

Rekonstruktionsversuch eines hallstattzeitlichen Grabhügels und Funde aus dem Grabhügel Nasses Häule in Unterriffingen

Teller und Grabfund aus Flochberg

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im Innern der Anlagen nur Brunnenschächte und Latènezeit höchstens einen kleinen Holzbau erbracht hatten, schien die Deutung als keltische Heiligtümer oder Vom Fürstensitz zum Kultanlagen (Nemeton / Temenos) sicher. Erst die Ausgrabungen in Flochberg brachten wieder Be- Oppidum wegung in die Diskussion. Hier wurden relativ mächtige Ständerbauten im Innern der Schanze Im Jahr 1857 wurden in einer Untiefe (franz. La gefunden, die auf eine Funktion als Stammes- Tène) am Neuenburger See in der Schweiz mas- oder Herrschaftszentrum hindeuten. Die anderen senhaft eiserne Waffen gefunden, die in der For- Viereckschanzen im Landkreis sind bis jetzt uner- schung der zweiten Hälfte der vorrömischen Ei- forscht. Besonders die sehr gut erhaltene Schan- senzeit ihren Namen geben sollten. Die Epoche ze bei Kirchheim-Jagstheim ist einen Ausflug ist geprägt von einem tiefgreifenden Wandel. Die wert. großen Fürstensitze verschwinden und die Kelten legen jetzt große, stadtartige Siedlungen an, die Das ungewisse Ende der keltischen Kultur Caesar als Oppida bezeichnete. Auch die Bestat- tungssitte ändert sich. Die reichen Bestattungen Ungeklärt ist bis heute der Untergang der kelti- in teilweise großen Grabhügeln verschwinden in schen Kultur im Gebiet östlich des Schwarzwal- der Frühphase der Epoche und werden von klei- des und nördlich der Alb. Für die letzten Jahr- nen Flachgräberfeldern abgelöst, die archäolo- zehnte vor Christi Geburt fehlen nach wie vor die gisch weit unauffälliger sind. Das Siedlungsbild archäologischen Zeugnisse genauso wie für bluti- wird jetzt besonders in Süddeutschland durch die ge Eroberungen der Römer gut ein Jahrhundert sogenannten Viereckschanzen geprägt und mar- später. (hi) kiert, deren Funktion lange umstritten war. Erst- mals prägen die Kelten aus Gold und Silber ihr ei- genes Geld, dessen typische Form im Volksmund zu der Bezeichnung Regenbogenschüsselchen geführt hat.

Die neue Grabsitte beeinflußt direkt das uns heu- te bekannte Siedlungsbild: Im ganzen Ostalbkreis ist nur eine Bestattung (in Leinzell) bekannt und das Fundbild ist lange nicht mehr so dicht. Die wenigen frühen Höhensiedlungen und die insge- samt acht Viereckschanzen der Mittel- und Spät- latènezeit markieren aber im Prinzip das gleiche Siedlungsbild wie das der vorangegangenen Hall- stattzeit. Der Ipf bei Bopfingen ist nach wie vor im Brennpunkt der Besiedlung: Die Wallanlagen auf Viereckschanze Flochberg: Lageplan und Schnitt halber Höhe könnten die Spuren eines keltischen durch den Graben Oppidum sein und unterhalb im Egertal wurden die Reste einer Viereckschanze ausgegraben.

Das besondere Bodendenkmal: Die Viereckschanze bei Bopfingen-Flochberg

Die Funktion dieser weit verbreiteten Bodendenk- mäler wurde lange Zeit sehr kontrovers diskutiert. Die Erklärungen reichten von Viehpferchen über befestigte Stammesmittelpunkte bis hin zu Kult- plätzen. Nachdem einige moderne Ausgrabungen

104 Jahre -10000 -5500 -2300 -1200 -750 -450 Altsteinzeit Mittelsteinzeit Jungsteinzeit Bronzezeit Urnenfelderzeit Hallstattzeit Latènezeit

Die Viereckschanzen (rot) markieren den Siedlungsraum der Latènezeit

Keltische Münze, Adelmannsfelden

Viereckschanze Wasseralfingen-Heisenberg, Westseite

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eine zukünftige Forschung bilden. Zum anderen Vorgeschichte aber scheint es angesichts der großen Zahl der Bodendenkmäler schlichtweg als unmöglich, alle Unerforschte Grabhügel vor den Raubgräbern zu schützen.

Die bisher gezeigten Karten sind die Zusammen- Die Lage der unerforschten Grabhügel fügt sich fassung einer intensiven archäologischen For- allerdings nahtlos in das Siedlungsbild der vorge- schung, deren Ergebnisse seit über 100 Jahren in schichtlichen Epochen ein. Für ihre zeitliche Ein- den Veröffentlichungen des Landesdenkmalamtes ordnung bietet sich die Bronzezeit und die Hall- und seiner Vorgänger ihren Niederschlag finden. stattzeit an, beides Epochen mit dieser Art der Zusätzlich haben sich viele Heimatforscher und Bestattung. Die Lage und Größe der bisher uner- die Altertumsvereine im gleichen Zeitraum mit forschten Grabhügel spricht deutlich für eine Zu- den vorgeschichtlichen Bodendenkmälern be- ordnung zur Hallstattzeit. (hi) schäftigt. Bis heute bemüht sich die Denkmalpfle- ge, die bis jetzt unerforschten Bodendenkmäler zu erhalten und zu schützen. Durch den guten Forschungsstand und die gründliche Inventarisati- on und vor allem durch die genaue Einzeichnung in die für jedermann zugänglichen topographi- schen Kartenwerke sind Grabhügel direkt be- droht: Sie sind dadurch nicht nur den Denkmal- pflegern, sondern leider auch den modernen Raubgräbern leicht zugänglich. So hinterläßt auch die Karte der unerforschten Grabhügel und Bo- dendenkmäler im Ostalbkreis einen zwiespältigen Eindruck: Zum einen ist es erfreulich, daß minde- stens 452 Grabhügel mangels Grabungsergeb- nissen und Funden keiner der Epochen sicher zu- Raubgrabung in einem hallstattzeitlichen Grabhü- geordnet werden können und damit Reservate für gel: Der archäologisch wichtige Befund im Zentrum des Hügels ist zerstört.

Vollständig erhaltener Grabhügel in einem Wald auf dem Härtsfeld

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Unerforschte Grabhügel

Einzeichnung von Grabhügeln auf der topographischen Karte 1:25 000 (Nr. 7125) bei Mögglingen

107 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

Oberdorf und Lauchheim an die Provinzhaupt- Die Zeit des Alblimes stadt Augsburg. Gleiches ist für das Kastell auf Prinzip der den Weiherwiesen bei Essingen anzunehmen. Vom Kastell Oberdorf aus bewachten ca. 500 Sol- Raumdeckung daten den wichtigen Albaufstieg, in Lauchheim und Essingen waren wohl kleinere Einheiten mit Seit dem Jahr 15 v. Chr. gehört das Alpenvorland je ca. 160 Mann stationiert. Zusätzlich ist damit zu zum Weltreich der Römer und die Donau wird als rechnen, daß bei den Militärlagern schon bald Zi- Reichsgrenze ab der Mitte des 1. Jahrhunderts vilsiedlungen entstanden. Hier lebten nicht nur die n. Chr. durch römische Kastelle bewacht. Der Familien der Soldaten, sondern vielmehr Hand- Rhein bildet die andere Reichsgrenze gegenüber werker und Händler sowie die Betreiber der zahl- dem freien Germanien. Für die Römer sind die reichen Schankwirtschaften, die von der Kaufkraft beiden Flüsse ideale Grenzen, da aufwendige Be- der Soldaten profitieren. festigungsanlagen angesichts ihrer Größe nicht notwendig sind. Für die Zeit des Alblimes ist noch keine geschlos- sene Grenzlinie nachgewiesen. Nach dem Prinzip Trotzdem entschließt sich Rom spätestens im der Raumdeckung kontrollierten die Römer viel- Jahr 74 n. Chr., die Flußgrenzen aufzugeben und mehr die wichtigen Verkehrswege. Beachtenswert noch ein Stück in Richtung freies Germanien vor- ist die Tatsache, daß seit dieser Zeit eine direkte zurücken. Grund dafür ist die schlechte Verkehrs- und ausgebaute Straßenverbindung von Bopfin- verbindung zwischen den beiden Provinzen Ober- gen nach Rom zur Verfügung stand. (hi) germanien und Rätien. Wer z. B. von Mainz nach Augsburg reisen wollte, mußte einen riesigen Um- weg entlang der beiden Flüsse über Basel auf sich nehmen. In einer ersten Eroberungswelle wird das Gebiet um Rottweil und die Schwäbische Alb bis nach Heidenheim besetzt. Grund dafür ist die militärische Sicherung der neuen Fernverbin- dungsstraße von Straßburg durch den Schwarz- wald nach Tuttlingen an die Donau.

Der nächste Schritt ist die Eroberung des Neckar- landes, der Ostalb und des Nördlinger Rieses in den Jahren um 83/85 n. Chr., die jetzt endlich eine direkte Straßenverbindung von Mainz nach Augsburg erlaubt.

Die Römer auf der Ostalb In den anstehenden Fels eingetieft: Graben des Ka- Mit der militärischen Besetzung der Ostalb um stells in Bopfingen-Oberdorf das Jahr 85 n. Chr. gehen umfangreiche Bau- maßnahmen einher. Das neu eroberte Gebiet mußte nicht nur militärisch gesichert werden, viel- mehr galt es zunächst eine Infrastruktur aufzu- bauen. Das heißt konkret, die Nachschubwege mußten durch ausgebaute Straßen garantiert werden, für die Soldaten wurden befestigte Ka- sernen, die Kastelle, errichtet. So entstehen die heute noch sichtbaren Straßen auf dem Härtsfeld zur verkehrsmäßigen Anbindung der Kastelle

108 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

Kastelle und Straßen des Alblimes im Vergleich zum keltischen Siedlungsbild der Latènezeit

Beim Bau der Umgehungsstraße entdeckt: Magneto- gramm des Kastells Lauchheim. Die Befunde im Bo- den verursachen Schwankungen im Erdmagnetfeld und lassen sich so sichtbar machen.

109 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

überwacht wurde und möglicherweise noch in die Der Limes Regierungszeit Hadrians gehört. Erst um die Mitte des 2. Jahrhunderts wurde der Zaun durch eine Die Grenze wird mächtige Palisade ersetzt, die aus gespaltenen Eichenstämmen mit bis zu 60 cm Stärke bestand. dicht gemacht Beide Holzbauphasen endeten offensichtlich am Jagsttal, im Mahdholz bei Buch auf der anderen Der Alblimes behielt seine Funktion mindestens Talseite wurde jedenfalls keine Palisade mehr ge- 30 Jahre, die Kastelle werden noch in der Früh- funden. zeit Kaiser Hadrians (117 - 138 n. Chr.) ausge- bessert. Dann aber beginnen die Römer das Das erste Teilstück des Limes wurde von zwei größte Bauvorhaben, das Süddeutschland bis da- Kastellen aus gesichert, die ebenfalls noch vor hin gesehen hatte: Von Eining an der Donau aus der Mitte des 2. Jahrhunderts gebaut wurden: wird mit dem Bau einer durchgehenden Grenzsi- Das kleine Lager bei Halheim für eine sog. Nume- cherung begonnen, die das fruchtbare Ries ins ruseinheit von ca. 160 Mann und das 2,1 ha gro- Imperium mit einbezieht, genauso wie die Alb und ße Kastell Buch für etwa 640 Soldaten. einen Teil ihres Vorlandes. Von der Palisade zur Teufelsmauer Bei der Ausgrabung des Limestores in Dalkingen gelang es erstmals, die komplexe Baugeschichte Das westliche Teilstück des Limes im Ostalbkreis des rätischen Limes zu erforschen: Zunächst er- entstand offensichtlich erst nach der Mitte des 2. richteten die Römer einen durchgehenden Zaun Jahrhunderts und dann gleich als durchgehende aus Flechtwerk, der von hölzernen Türmen aus Mauer. Der Grabungsbefund des Dalkinger

Der vordere Limes in der ersten Hälfte des zweiten Jahrhunderts n. Chr.: Die durchgehende Grenzsicherung reicht bis zum Limestor in Dalkingen.

110 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

Limestores und zwei dendrochronologisch ermit- nötigen seine Dimensionen Respekt vor den Rö- telte Daten weisen in die 70er Jahre des zweiten mern ab: Die etwa 3 Meter hohe und 1,1 bis 1,2 Jahrhunderts. Spätestens seit dieser Zeit war die m dicke Mauer war 168 Kilometer lang und nur in Grenze dicht. Der westlichste Teil des rätischen Flußtälern von Palisaden unterbrochen. Allein Limes vom Jagsttal bis zur Provinzgrenze im Ro- zum Bau der Mauer mußten die Römer damals tenbachtal bei Schwäbisch Gmünd wurde von mindestens ½ Million Kubikmeter Steine in Stein- mehreren Kastellen aus bewacht, die alle um 150 brüchen abbauen, zum Limes transportieren und n. Chr. oder etwas später gebaut wurden: Direkt dort verarbeiten. Zusätzlich entstanden noch etwa in der Nähe des Limes die Kastelle Böbingen, 290 steinerne Wachttürme. (hi) Schwäbisch Gmünd-Schirenhof und Lorch, das bereits in der Provinz Obergermanien lag und, et- was zurückversetzt, das größte Reiterlager am Li- mes in Aalen, dessen Bau 164 n. Chr. vollendet wurde.

Von unseren Vorfahren stammt der Begriff der Teufelsmauer für die letzte Bauphase des räti- schen Limes. Sie konnten sich das beachtliche Bauwerk nicht anders erklären. Auch heute noch

111 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

ßeren der Gutshöfe auf dem Land hatten eigene Leben im Schutz der Badegebäude. Ein Standard, der für unsere Ge- Teufelsmauer gend erst wieder im 20. Jahrhundert erreicht wird. Die Kulturgrenze

Der Verlauf des Limes beschäftigt seit seiner ge- nauen Erforschung am Ende des 19. Jahrhun- derts die Archäologen und Historiker. Besonders das sogenannte Limesknie bei Lorch, wo der Obergermanische Limes rechtwinklig anschließt, führte zu Diskussionen. Wären die Römer nicht besser beraten gewesen, den Limes direkt vom Ries aus in gerader Linie an den Neckar zu füh- ren, etwa in die Gegend um Wimpfen?

Die Kartierung der vorgeschichtlichen Fundstellen und Bodendenkmäler im Ostalbkreis liefert eine Lagerheiligtum (Capitolium) des Kastells Aalen Erklärung für den Limesverlauf: Der Limes ist we- der eine naturräumliche Grenze noch bestimmten strategische Vorgaben seinen Verlauf. Die Römer haben einzig und allein das alte keltische Sied- lungsland in Besitz genommen und fast auf den Meter genau nach Norden abgegrenzt. Der Schwäbische Wald, die Frickenhofer Höhe und der Virngrund waren damals noch ein dichter Ur- wald, dessen Rodung und Erschließung teuer und zeitraubend gewesen wäre. Zudem waren die Keuperböden für die Römer genauso uninteres- sant wie für die Kelten vor ihnen.

Im Schutz der Teufelsmauer entwickelte sich schnell auch eine zivile Besiedlung. Zusätzlich zu den etwa 3 300 Soldaten, die im Gebiet des Ost- Luftbild eines römischen Gutshofes bei Riesbürg- albkreises die 51 km lange Grenzlinie bewachten, Goldburghausen ist noch mit mindestens doppelt so vielen Zivilper- sonen in den Lagerdörfern und auf den Gutshöfen auf dem flachen Land zu rechnen. Die Bevölke- rung genoß auch hier alle Annehmlichkeiten der römischen Kultur. Neben einheimischen Erzeug- nissen wurden Lebensmittel aus dem ganzen rö- mischen Reich angeboten, wie z.B. Olivenöl aus Spanien, Wein aus Italien oder die beliebte Fisch- sauce der Römer vom Mittelmeer. Auch für die Hygiene war gesorgt: Zur Römerzeit gab es im Gebiet des Ostalbkreises an jedem Kastellstand- Römische Münzen ort ein großes Badegebäude mit perfekter Klima- technik und fließendem Wasser, das nach Aus- weis der Funde im Kastellbad von Buch auch der Zivilbevölkerung zugänglich war. Selbst die grö-

112 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

Die vorgeschichtlichen Bodendenkmäler und Fundstellen und der Verlauf des Limes im Ostalbkreis

Römerstraße von Faimingen an der Donau zum Kastell Oberdorf. Das Bild zeigt den Verlauf Richtung Süden bei Neresheim-Ohmen- heim

Rekonstruierter Wachtturm im Freilichtmuseum am Rätischen Limes in Rainau. Die Holztürme wurden im späten 2. Jahrhundert durch Steinbauten ersetzt.

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was so aussah - mit Geld erkauft. Dio erwähnt Das Limestor bei auch noch einen anderen Namen für die Angrei- fer, der damals zum ersten Mal in der Geschichte Dalkingen und das Ende auftaucht: ALAMANNEN. der Römerherrschaft Auf jeden Fall gaben die Alamannen daraufhin 20 Jahre Ruhe. Erst im Jahr 233 n. Chr. begannen Caracalla: Das Imperi- neue Stürme auf den Limes, die auch zur Zerstö- rung des Dalkinger Triumphtores führten. Der Li- um schlägt zurück? mes hielt noch bis zu den Germanenstürmen der Jahre 259/260 n. Chr., die für Rom das endgültige Im Frühjahr 213 n. Chr. meldeten die römischen Aus auf der Ostalb brachten. Die Reichsgrenze Fernaufklärer eine neue Gefahr für den Limes. wurde wieder auf die Donaulinie zurückverlegt, Aus dem Gebiet der mittleren Elbe hatte sich ein die Kastelle und die Limesmauer verfielen. (hi) Kampfverband aus verschiedenen germanischen Stämmen gebildet, der nach Süden zog und den Limes bedrohte. Der römische Kaiser Caracalla entschloß sich zur Offensive und sammelte ein gewaltiges Truppenaufgebot. Neben Verbänden aus Obergermanien und Rätien wurden die LEGIO II TRAIANA aus dem Ägyptischen Alexan- dria und die LEGIO II ADIUTRIX aus Aquincum/ Budapest an den Limes beordert.

Bereitstellungsraum für die Truppen war mit gro- ßer Wahrscheinlichkeit die Gegend um Aalen. Von hier aus brach der Kaiser mit weit über 10 000 Soldaten zum Feldzug auf und überschritt am 11. August 213 n. Chr. den Limes, sehr wahr- scheinlich beim Limestor Dalkingen. Am Main traf er auf den germanischen Kampfverband und be- Schutthügel vor der Ausgrabung siegte nach den Berichten der römischen Propa- ganda die Angreifer völlig. Bereits am 6. Oktober des gleichen Jahres war der Sieg in Rom bekannt und Caracalla legte sich einen neuen Ehrentitel zu: GERMANICUS MAXIMUS (Der größte Ger- manenbezwinger). Auf Grund des glanzvollen Sieges wurde an der Stelle, an der Caracalla den Limes überschritten hatte, ein Siegestor gebaut: Das Wachgebäude am Limestor Dalkingen be- kam eine Prunkfassade in Form eines römischen Triumphbogens, der nach den vorliegenden Re- konstruktionsvorschlägen ca. 12 Meter hoch war. In einer Nische über dem Durchgang stand eine überlebensgroße Bronzestatue des ”Germanen- bezwingers”. Während der Ausgrabung

Eine ganz andere Version des Geschehens über- liefert der römische Schriftsteller Cassius Dio, der zu den Kritikern der umstrittenen Kaiserpersön- lichkeit gehörte: Caracalla habe den Sieg - oder

114 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

Rekonstruktionsversuch von W. Kleiß Schwertgriff der bronzenen Kai- serstatue

Heutiger Zustand

Grabungsplan

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Die Karte der Reihengräberfelder im Ostalbkreis Frühes Mittelalter zeigt ein überraschend dichtes Siedlungsbild für die Zeit zwischen 450 und 700 n. Chr. Das Sied- Die Alamannen: lungsverhalten der Alamannen unterscheidet sich allerdings nicht von dem der Römer: Die Alaman- Neue Männer braucht nen besiedeln das römische Kulturland und der Limes bleibt bis zum Ausklingen der Reihengrä- das Land bersitte weiterhin die Grenze zwischen besiedel- ter Landschaft und Urwald. Im 8. Jahrhundert en- Die Alamannen waren nach der heutigen For- det dann unter dem Einfluß des Christentums die schungsmeinung zunächst ein Kampfverband, Beigabensitte und die Reihengräberfelder werden der sich aus verschiedenen germanischen Stäm- aufgegeben und zu den neu entstandenen Kir- men, hauptsächlich aus den Sueben (= Schwa- chen in die Ortsmitte verlegt. In dieser Zeit wird ben), im Gebiet der mittleren Elbe gebildet hatte. dann auch die Gegend vor dem Limes gerodet Erst die Ansiedlung in den eroberten Gebieten und unter den Pflug genommen. Alle Siedlungen machte aus dem Kampfverband so etwas wie ein außerhalb des Limes im Ostalbkreis sind Grün- eigenständiges Gebilde: “Das Jahr 260 ist die Ge- dungen des 8. Jahrhunderts (wie z. B. Ellwangen) burtsstunde des alamannischen Stammes als oder entstanden gar noch später. (hi) Staatsgebilde” (Rainer Christlein, Die Alaman- nen).

Auch das Gebiet des Ostalbkreises gehörte zu diesem Staatsgebilde. Die ersten beiden Jahrhun- derte der alamannischen Besiedlung sind aller- dings schwer faßbar. Die ganz wenigen Funde zwischen 260 n. Chr. und ca. 450 n. Chr. lohnen nicht einmal eine Kartierung.

Erst das 5. Jahrhundert bringt eine Änderung der Quellenlage. Damals übernehmen die Alamannen wohl von den Franken eine neue Bestattungssitte: Die Toten werden jetzt in sogenannten Reihen- gräberfeldern mit ihrer Tracht und Bewaffnung beigesetzt. Die Friedhöfe befinden sich in typi- scher Lage zwischen 60 und 300 Metern vor der Siedlung und sind ein Spiegelbild der alamanni- schen Gesellschaft. Die Beigaben reichen von arm bis sehr reich und die gut erhaltenen Skelette erlauben zusätzlich tiefe Einblicke in Lebensum- stände, Krankheiten und Altersstruktur der Bestat- teten. Mit dem Reihengräberfriedhof von Lauch- heim-Wasserfurche liegt im Gebiet des Ostalb- kreises das bedeutendste frühmittelalterliche Grä- berfeld in Mitteleuropa. In der zugehörigen Sied- lung in der Flur Mittelhofen kontrollierte im 7. Jahrhundert alamannischer Hochadel die wichtige Handelsstraße am Fuß der Alb und im Bereich der Kapfenburg befand sich wahrscheinlich da- mals schon eine alamannische Burg. Fürstengrab aus Lauchheim mit erhaltener Holzaus- stattung

116 Jahre 85 130/170 260 n. Chr. Latènezeit Alblimes Vorderer Limes Alamannen

Reihengräberfelder und Siedlungsraum der Alamannen im Ostalbkreis

Fundstücke aus Lauchheim

Bügelfibel aus Bopfingen

117 Jahre 700 1493 1803 n. Chr. Alamannen Mittelalter Frühe Neuzeit Neuzeit

stattet. Über Jahrhunderte war das Benediktiner- Dörfer und Klöster kloster auch ein wirtschaftliches und kulturelles Zentrum der Region. Im 12. Jahrhundert unter Territorialpolitik und staufische Schutzherrschaft gelangt, erfuhr Ell- wangen unter Abt Kuno I. (1188 - 1221) eine die Entstehung der zweite Blütezeit. Er ließ die erste Burg auf dem Schloßberg zum Schutz des Klosters und als Re- mittelalterlichen Sied- sidenz der Äbte errichten. Maßgeblich war er auch für den Neubau der heutigen Basilika lungslandschaft (1) (1182 - 1233) verantwortlich. Bereits Abt Helm- erich (1118 - 1136) gestattete Außerklösterlichen Das Landschaftsbild unseres Raumes war im die Ansiedlung innerhalb der Klostermauern, wor- Frühmittelalter von einer durch und durch bäuerli- aus sich die spätere Stadt entwickelte. Im Spät- chen Besiedlung geprägt. Selbst Herrensitze un- mittelalter geriet das Kloster erneut in eine finan- terschieden sich kaum von größeren Bauernhö- zielle und strukturelle Krise. Die Umwandlung im fen. Dörfer, Weiler und Einzelhöfe lagen verstreut Jahre 1460 in ein weltliches Chorherrenstift mit ei- in den siedlungsgünstigen Gebieten. Die Ausgra- nem Fürstpropst an der Spitze sicherte schließ- bungsbefunde des Dorfes “Mittelhofen” bei lich den Fortbestand über das Mittelalter hinaus. Lauchheim vermitteln uns das typische Bild eines Initiator der bedeutendsten staufischen Kloster- aus mehreren Haufengehöften und einem Herren- gründung war Herzog Friedrich I. Vor 1102 ließ er hof bestehenden früh- bis hochmittelalterlichen das Benediktinerkloster Lorch an Stelle einer al- Dorfes. Wie auch Mittelhofen wurden viele Sied- ten Burg errichten, das als Hauskloster Ausdruck lungsplätze noch im Laufe des Mittelalters wieder der neuen Machtstellung war. Unter Konrad III. aufgegeben. wurden 1140 die Gebeine seines Vaters und an- derer Vorfahren in die Klosterkirche umgebettet. Zu einer zentralen Staufergrablege wurde das Kloster jedoch nie. Nach dem Niedergang der Staufer gelangte Kloster Lorch unter württember- gische Herrschaft.

Die Geschichte des kulturbestimmenden Härts- feldklosters Neresheim geht auf eine Schenkung des Grafen Hartmann von Dillingen aus dem Jah- re 1095 zurück. Die Grafen von Oettingen grün- Vom 6./7. Jahrhundert an entstanden einzelne deten 1268 in Kirchheim am Ries ein Frauenklo- Kirchen. Seit der Karolingerzeit, im 8. und 9. Jahr- ster des neu entstandenen Zisterzienserordens. hundert, gewannen Klöster zunehmend nicht nur Im Kampf um das Staufererbe waren die Oettin- an religiöser, sondern vor allem an politischer Be- ger um den Ausbau ihrer Herrschaft nach Osten deutung. Im Zuge der karolingischen Machtex- bemüht. In Folge einer gewissen Maßlosigkeit pansion spielte die Gründung und Begüterung war ihr Einfluß aber um 1400 wieder auf ihr altes von Klöstern eine entscheidende Rolle. Durch Gebiet zusammengeschrumpft. (MB) Schenkungen und Stiftungen adeliger Grundher- ren gelangten die weit entfernten, fränkischen Reichsklöster Fulda und Lorsch auch im Gebiet des heutigen Ostalbkreises zu ausgedehnten Ländereien und Einfluß.

Im Sinne dieser Politik ist auch die Gründung des Klosters Ellwangen 764 zu verstehen. Nach Um- wandlung in ein fränkisches Reichskloster war die Abtei großzügig mit Gütern und Privilegien ausge-

118 Jahre 700 1493 1803 n. Chr. Alamannen Mittelalter Frühe Neuzeit Neuzeit

St.-Johann-Kirche, Aalen

Kloster Neresheim, Ansicht um 1600

Klosterkirche Lorch

Kloster Kirchheim Stiftskirche Ellwangen

119 Jahre 700 1493 1803 n. Chr. Alamannen Mittelalter Frühe Neuzeit Neuzeit

wirtschaftlicher Aufschwung Gmünds verhalf den Burgen und Städte Staufern zu beträchtlichen Steuereinnahmen. An- ders als Gmünd gelang Aalen während des Mittel- Territorialpolitik und alters kein bedeutender Aufstieg. Nach dem Ende der Stauferherrschaft eigneten sich zunächst die die Entstehung der Württemberger die Stadt an. Kaiser Karl IV. löste Aalen 1360 aus und machte es zur Freien mittelalterlichen Sied- Reichsstadt. Seit 1377 war Aalen Mitglied des ein Jahr zuvor gegründeten Schwäbischen Städte- lungslandschaft (2) bundes, der einen fast 200jährigen Kampf gegen Württemberg führte. Die glanzvollste mittelalterliche Epoche für das Gebiet des Ostalbkreises war ohne Zweifel die Die Rolle der freien Reichsstädte kann exempla- Stauferzeit. Im Jahre 1070 verlegte ein ehemali- risch an Gmünd demonstriert werden. Seine wirt- ges Riesgrafengeschlecht seinen Stammsitz auf schaftliche Blüte seit der Stauferzeit machte im den Staufen, der dann einer der vornehmsten Fa- 14. Jahrhundert eine Stadterweiterung erforder- milien in Schwaben den Namen gab. Die planmä- lich. Während des Spätmittelalters verliert gleich- ßige Territorialpolitik Friedrich Barbarossas (1152 zeitig mit Erstarken der Städte der Adel zuneh- zum König gewählt) bediente sich grundlegender mend an Einfluß. Die Selbstverwaltung der Bür- Strategien: Bau von Burgen, Städtegründung, ger wurde durch schrittweise Einschränkung der Einsetzung von Ministerialen (Dienstmannen) und Befugnisse des königlichen Schultheißen und zielgerichtete Klosterpolitik. durch die Entstehung und Kompetenzerweiterung des Rates herbeigeführt. Neben den adeligen und Ein planmäßig errichteter Burgenkranz sicherte großbürgerlichen Patriziern gewannen zuneh- den staufischen Stammsitz. Einige der bedeu- mend auch die in Zünften organisierten Handwer- tendsten Stauferburgen liegen am Rande der Ost- ker an Einfluß. alb: Hohenrechberg, Lauterburg, Rosenstein, Gradmesser für die Bedeutung der Stadt sind die Flochberg und die später an den Deutschorden zahlreichen kirchlichen Einrichtungen. Bald nach übergegangene Kapfenburg. Sie dienten als 1220 erhielt Gmünd eines der ältesten Franziska- Wehranlagen zur Verteidigung, zur Sicherung der nerklöster Deutschlands; vier weitere Klöster en- Verkehrswege und zum Schutz von Handel und standen innerhalb und außerhalb der Stadtmau- Gewerbe in den umliegenden Marktorten und ern. Die Klöster nahmen wie das städtische Hei- Städten. Als Sitz von Ministerialen hatten sie herr- lig-Geist-Spital nicht nur Fürsorgeaufgaben wahr. schaftlich-administrative Funktion. Mit ihren Bibliotheken und durch Förderung von Schulen kam ihnen eine wichtige Rolle in der Bil- Auch Ritter und Ministeriale errichteten Wohnsitze dungspolitik zu. Mit dem durch die berühmte Bau- in geschützter Lage. Der Ostalbkreis ist reich an meisterfamilie Parler erbauten Heilig-Kreuz-Mün- zahlreichen kleineren Turmhügelburgen des Nie- ster erhielt Gmünd 1315 - 1410 nicht nur ein deradels in den Talgebieten. Die meist künstlich Wahrzeichen dieser neuen, bürgerlichen Epoche, aufgeschütteten Turmhügel sind noch heute im sondern zugleich einen der bedeutendsten Sa- Gelände als Burgstall (Burstel) vielfach zu erken- kralbauten Deutschlands. (MB) nen. Einen noch großteils erhaltenen Wohnturm besitzt die Burg Roden bei Leinroden.

Speziell wirtschaftliche Bedeutung hatten die Stadtgründungen. Bopfingen erhielt vor 1188 und Aalen vermutlich zwischen 1241 und 1246 Stadt- rechte von den Staufern. Schwäbisch Gmünd ist die bedeutendste und zugleich älteste Staufer- stadt im späteren Württemberg. Konrad der III. (1138 - 1152) gilt als ihr Begründer. Ein rascher

120 Jahre 700 1493 1803 n. Chr. Alamannen Mittelalter Frühe Neuzeit Neuzeit

Burgruine Flochberg

Aalen: Ansicht von 1528

Burg Hohenrechberg 1865

Schwäbisch Gmünd: Ansicht von 1643 und 1997

Turmhügelburg Leinroden

121 Jahre 700 1493 1803 n. Chr. Alamannen Mittelalter Frühe Neuzeit Neuzeit

das Härtsfeld verlor einen Großteil seiner Bevöl- Die territoriale kerung.

Zersplitterung in der Zu den territorialen Grenzen auf der Ostalb ka- men nun die scharfen Trennungen der Konfessio- frühen Neuzeit nen hinzu, die das Zusammenleben der Men- schen und die wirtschaftliche Weiterentwicklung Süddeutschland - ein der Region erschwerte. Diese verhärteten Struk- turen wirkten nach dem Ende des Alten Reiches bunter Flickenteppich noch ins 19. Jahrhundert nach. (he)

Die östliche Schwäbisch Alb zählt zum Kernland des traditionsreichen Stammesherzogtums Schwaben, dessen Auflösung eine unmittelbare Folge des Niedergangs der Hohenstaufen war. Das bedeutete nicht nur einen Verlust einer star- ken Zentralgewalt für das gesamte Reich, son- dern auch eine territoriale Zersplitterung unserer Region, die auf der Landkarte wie ein bunter Flickenteppich aussah.

Die einzelnen Gebiete gehörten den Klöstern Lorch, Ellwangen, Neresheim und Kirchheim, aber auch den Territorialherren wie den Grafen von Oettingen, den Freiherren von Woellwarth, den Schenken von Limpurg, den Grafen von Stadtbrand von Aalen 1634 Rechberg, den Freien Reichsstädten Schwäbisch Gmünd, Aalen und Bopfingen und später dem Herzogtum Württemberg.

Eine große und weitreichende Politik ging von dieser Ansammlung von Kleinstaaten nicht aus. Nachbarschaftliche Streitereien um Besitze und Zuständigkeiten waren aber an der Tagesord- nung. Im 16. Jahrhundert wirkten sich die Bauern- unruhen des “Armen Konrad” im Remstal auf die Region aus und am Bauernkrieg von 1525 betei- ligten sich auch Ellwanger Bauern. Neben diesen sozialen und gesellschaftlichen Unruhen prägte auch die konfessionele Zwietracht der Reformati- onszeit das Leben der Ostälbler vor dem Dreißig- jährigen Krieg. Schlacht bei der Roßnagelmühle 1786: Dieser Krieg, der ohnehin nur Not, Entbehrungen Ellwangen verhindert den Bau eines Hochofens auf und Seuchen mit sich brachte, bescherte der Re- wöllwarthschem Gebiet gion seine schlimmste Heimsuchung. In der Schlacht bei Nördlingen im Herbst 1634 unterla- gen die Truppen der evangelischen Verbündeten den katholischen Truppen des Kaisers. Als Folge dieser Schlacht wurde Aalen durch einen explo- dierten Pulverwagen nahezu ganz ausgelöscht,

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Besitzzersplitterung im Gebiet des heutigen Ostalb- kreises im Jahre 1790.

Wichtigste Herrschaftsgebiete: Violett: Geistliche Territorien Hellbraun: Limpurg Braun: Oettingen Hellblau: Württemberg Grün: Deutscher Ritterorden Gelb: Besitz der Reichsstädte Grün-weiß: Reichsriterschaft

Schloß Kapfenburg: Mittelpunkt der Deutschordenskommende

Das Ende des Alten Reiches: Angriff der Franzosen auf Aalen 1796

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Das Verwaltungsedikt für die Gemeinden, Ober- Die Neugliederung eines ämter und Stiftungen aus dem Jahr 1822, das die kommunale Selbstverwaltung auf Bezirks- und Landes Ortsebene festschrieb, hatte bis ins Jahr 1938 Bestand. Unter der Regie der Oberamtmänner Die Gründung kamen ab den zwanziger Jahren des 19. Jahr- hunderts die württembergischen Oberamtsbe- der Oberämter in schreibungen heraus, in denen die politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Struktu- Württemberg ren der Oberämter erläuterten wurden. Diese Schriften sind auch heute noch zuverläßige Quel- Die mittelalterlichen Institutionen Stadt und Amt len in der regionalen Geschichtsforschung. (he) sind die Vorläufer der modernen Landkreise. Un- ter Herzog Carl Eugen erhielt im Jahr 1759 der württembergische Vogt die höherwertigere Amts- bezeichnung Oberamtmann, mit der die umfas- sende Funktion dieser herzoglichen Beamten auf- gewertet wurde. Der Oberamtmann verkörperte in einer Person den Oberamtsvorsteher, den Stadt- vorstand, die Stadtaufsicht und die Justiz, mei- stens übte er gleichzeitig auch das Amt des staat- lichen Finanzbeamten aus.

Die radikale Umgestaltung der politi- schen Landkarte des deutschen Süd- westens durch das napoleonische Zeitalter ergab die zwingende Not- wendigkeit, die Verwaltung der alten und neuen Gebiete durch eine mög- lichst einheitliche Struktur zu vereinfa- chen. Mit dem Organisationsmanifest von 1806 gliederte König Friedrich I. seinen Staat in 64 an Einwohnern und Fläche annähernd gleichgroße Ober- ämter, die in zwölf Kreisen zusam- mengefaßt waren. Die Oberämter der Region Ostwürttemberg waren dem Jagstkreis zugeordnet.

Zu den Aufgaben der Oberamtsver- waltung gehörten unter anderem die Errichtung und Unterhaltung gemein- nütziger Anstalten wie landwirtschaftli- che Winterschulen, Armenanstalten, Bezirkskrankenhäuser, die Anstellung von Bezirksärzten, Tierärzten, Obst- baumwarten und Geometern sowie die Pflege von Verbindungsstraßen durch kommunale Straßenbaumei- ster.

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Vorbild wählt die Bevölkerung den Kreistag unmit- Die Verwaltungsrefor- telbar. men im 20. Jahrhundert Wie die ehemaligen Oberamtsbezirke sind auch die heutigen Landkreise nach der Landkreisord- Aus dem Oberamt wird nung für Baden-Württemberg von 1955 staatliche Verwaltungseinheit und Selbstverwaltungsbezirke der Landkreis zugleich. Als Verwaltungsorgane fungierten der Kreistag, der Kreisrat und der Landrat. Aufgrund Nach der Revolution von 1918 blieb das Prinzip der direkten Volkswahl vertritt der Kreistag die der kommunalen Selbstverwaltung in den Ober- Einwohner des Landkreises, bestimmt die Grund- ämtern durch die Weimarer Verfassung bestätigt. sätze für die Verwaltung und entscheidet über alle Reformen gab es kaum. Nur der Begriff Oberamt- Angelegenheiten, soweit der Landrat nicht selbst mann wurde durch das Besoldungsgesetz von zuständig ist. 1928 in die Amtsbezeichnung Landrat umgewan- delt. Mit dem Kreisreformgesetz von 1971 wurde der Kreisrat abgeschafft und durch die Ausschüsse Aus der württembergischen Kreisordnung von des Kreistages ersetzt. Der Kreistag legt nun als 1934 gingen die heute geläufigen Begriffe von Hauptorgan des Landkreises die Grundsätze der Kreis und Kreistag hervor. Diese Institutionen Verwaltung fest und übt die Personalhoheit, das büßten jedoch vorübergehend ihre demokrati- Satzungsrecht und die Finanzhoheit aus. schen Funktionen unter der nationalsozialisti- schen Regierung ein. Im Jahr 1938 kam es zu ei- Die Gebietsreform von 1973, bei der auch der ner umfassenden Kreisreform, die über drei Jahr- Ostalbkreis in seiner heutigen Form entstand, ver- zehnte gültig blieb. Bei dieser regionalen Neuglie- änderte das äußere Erscheinungsbild der Land- derung der Kreise blieben von den 64 Oberäm- kreise in Baden-Württemberg grundlegend. Leit- tern 34 Land- und drei Stadtkreise übrig. Dabei gedanke bei der Neugliederung in 35 Landkreise wurden auch die Landkreise Aalen (aus den war die Erhöhung der wirtschafltichen Leistungs- Oberämtern Aalen, Ellwangen und Neresheim) fähigkeit. (he) und Schwäbisch Gmünd (aus dem Oberamt Gmünd und Teilen der Oberämter Aalen, Gaildorf und Welzheim) gebildet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kontrollierte die Mili- täregierung der alliierten Armeen den Landrat und seine Verwaltung, deren primäre Aufgabe in der Ernährungssicherung und im Aufbau eines funk- tionierenden Verkehrswesens bestand. Auch Ar- beitsämter, Post, Eisenbahn sowie die Eingliede- rung der Flüchtlinge wurden dem Landrat unter- stellt.

Der Kreisordnung für Württemberg-Baden aus dem Jahr 1946 lag die Forderung der amerikani- schen Militärregierung nach einer durchgreifen- den Demokratisierung der Verwaltung zugrunde und stellte den Selbstverwaltungsgedanken in den Vordergrund. Der bisherige staatliche Landrat wurde nun zu einem vom Kreistag auf Zeit ge- wählten Kommunalbeamten. Nach badischem

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Konrad Burkhard Dr. Friedrich Röther Landrat LKR Schwä- Landrat LKR Schwä- bisch Gmünd 1945- bisch Gmünd 1961- 1961 1972

Dr. Anton Huber Gustav Wabro Land- Landrat LKR Aalen rat LKR Aalen 1970- 1946-1970 1972, Ostalbkreis 1973-1980

Dr. Diethelm Winter Klaus Pavel Landrat 1980-1996 Landrat seit 1996

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dem Hüttenwerk Wasseralfingen sichere Aufträ- Der Bau der ge: Weichen, Schienen, Schwellen und Achsen für Lokomotiven und Wagen wurden in Wasseral- Remstalbahn fingen hergestellt.

Mit Volldampf ins Auch die einheimischen Handwerker und Baube- triebe und nicht zuletzt Hunderte von Tagelöhnern Industriezeitalter profitierten vom Bau der Eisenbahn.

Vor dem Bau der Eisenbahn galten Straßen als Die Fuhrbetriebe, die bis dahin Menschen und die wichtigsten Verbindungswege durch das Güter transportiert hatten, reagierten schnell auf Land. Die Fahrt in der Postkutsche von Stuttgart die neue Situation. Es galt nun die umliegenden nach Aalen dauerte bei besten Bedingungen Ortschaften an die Bahnlinie anzubinden und die zwölf Stunden und der Transport von Gütern ge- ersten Omnibusbetriebe - zunächst noch mit Pfer- staltete sich oft schwierig. Aus diesem Grund ge- dewagen - wurden ins Leben gerufen. (he) hörte nach der territorialen Flurbereinigung unter Napoleon der Ausbau des Eisenbahnnetzes in Württemberg zu den wichtigsten Anliegen des Landes.

Schon 1835 - das Jahr in dem die erste Eisen- bahnlinie Deutschlands zwischen Nürnberg und Fürth eröffnet wurde - gründeten vorausschauen- de Gmünder Geschäftsleute eine Aktiengesell- schaft mit dem Ziel, eine Eisenbahnlinie durch das Remstal zu finanzieren. Doch die Eisenbahn ließ noch fast drei Jahrzehnte auf sich warten. Am 18. Juli 1861 wurde die Strecke Cannstadt - Wasseralfingen feierlich eingeweiht.

Die Anbindung an das Schienennetz war vor al- lem für die Hauptgießerei des Königreichs Würt- temberg in Wasseralfingen von besonderer Be- deutung. Anstelle einer Tagesfahrt nach Stuttgart war der gleiche Weg mit der Eisenbahn bereits in zweieinhalb Stunden zu bewältigen. Außerdem brachte der Bau der staatlichen Eisenbahnen

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Oberbaurat Georg Morlok Projektleiter der Remsbahn

Bahnhof Schwäbisch Gmünd

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von Städten und Landschaft veränderte sich Die Industrialisierung durch die Industrialisierung in wenigen Jahrzehn- Ostwürttembergs ten völlig. Die zahlreichen Gründungen von Vereinen und Vom Bauer zum Heimatmuseen spiegeln die Suche nach Identität in dieser schnell fortschreitenden Zeit wider. Das Fabrikarbeiter Festhalten an der Vergangenheit und der gleich- zeitige Vorwärtstrend in die Zukunft verliefen War die wirtschaftliche Entwicklung Ostwürttem- parallel. (he) bergs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch zögerlich vorangegangen, gab die Eröffnung der Remstalbahn am 18. Juli 1861 der industriel- len Entwicklung der Region einen gewaltigen Schub. Die große Zahl der Firmengründungen entlang der Strecke der Remstalbahn in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts spiegeln diese rasante Entwicklung wider. Aus Mühlen, Biersiedereien und Handwerksbetrieben entstan- den große Fabriken, die vielfach bis heute Be- stand haben.

Auch den kleinen Leute brachten die neugegrün- deten Firmen vielfältige Verdienstmöglichkeiten. Viele Kleinbauern versorgten neben der Arbeit in der Fabrik ihr bäuerliches Anwesen nur noch im Liederkranz Fachsenfeld 1880 Nebenerwerb. Tagelöhner fanden ein sicheres Einkommen in der Industrie.

Wohnung und Arbeitsplatz waren aber meist weit voneinander entfernt, was die Familien unter der Woche trennte und tiefgreifende Umstellungen für die Menschen bedeutete. Sonntagsarbeit und Schichtdienst mußte geleistet werden. Viele wa- ren plötzlich nicht mehr ihr eigener Herr.

Hatte der Bau der Eisenbahn die Landschaft schon nachhaltig geprägt und den Orten Bahnhö- fe und Lagerräume beschert, begannen sich die Ortsbilder unter dem Einfluß der Industrialisierung nochmals zu verändern. Der Stadtmauergürtel reichte schon lange nicht mehr aus, Vorstädte und neue Wohn- und Industriegebiete entstan- den. Neben dem Bau von großen Fabriken wur- den auch die Villen der Fabrikbesitzer und die Mietskasernen der neuhinzugezogenen Arbeiter Maschinenfabrik Rieger in Aalen gebaut. Schulen und Kirchen wurden erstellt.

Die Städte bekamen nach und nach elektrische Straßenbeleuchtung und die Häuser fließendes Wasser. Das jahrhundertealte Erscheinungsbild

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Königliches Hüttenwerk Wasseralfingen1866

In der Gießerei

Arbeit im Bergwerk um 1900

131 Ammoniten, Römer, Museen und Sammlungen: Aalen Silberschmuck, Brillen... - Museum am Markt - Schubarts Museum - Urweltmuseum für Geologie und Paläontologie Eine Museumsland- - Limesmuseum - Schaubergwerk Tiefer Stollen schaft stellt sich vor - Ofenplattensammlung der Schwäbischen Hüttenwerke In der Bundesrepublik Deutschland gibt es rund - Museum Wasseralfingen. Stadtgeschichte - 5 000 Museen, wovon etwa 900 Museen in Ba- Kunst - Technik den-Württemberg zu finden sind. Damit steht Ba- - Heimatstüble Waldhausen den-Württemberg an der Spitze. Im Jahr 1995 konnten die Museen in Baden-Württemberg rund Bopfingen 13 Millionen Besucher verzeichnen, dazu kom- - Museum im Seelhaus men noch 750 000 Besucher in Ausstellungen, - Schloß Baldern die nicht in Museen, sondern in Kulturzentren, - Heimatstuben Trochtelfingen Schulen, Rathäusern oder Galerien gezeigt wur- - Museum zur Geschichte der Juden im Ostalb- den. In diesen Zahlen sind die Besucher von Bau- kreis in der Gedenk- und Begegnungsstätte denkmälern, archäologischen Freigeländen oder Ehemalige Synagoge Oberdorf historischen Lehrpfaden noch gar nicht enthalten. Ellwangen Mit bislang 29 Museen und Sammlungen liegt der - Schloßmuseum Ostalbkreis knapp über dem Durchschnitt an Mu- - Bauernstube Pfahlheim seen in den Landkreisen in Baden-Württemberg. - Naturkunde- und Jagdmuseum Pfahlheim Eine Vielzahl von archäologischen Freilichtmuse- en ergänzen die Museumslandschaft. Die hohe Eschach Zahl an Museen begründet sich aus der Viel- - Bauern- und Technik Museum Seifertshofen schichtigkeit der Kulturlandschaft des Ostalbkrei- ses, die es für Gegenwart und Zukunft zu doku- Heubach mentieren und bewahren gilt. - Heimat- und Miedermuseum

So groß die Zahl der Museen ist, so vielfältig sind Hüttlingen auch deren Inhalte. Es besteht also für einheimi- - Heimatmuseum im Vogteigebäude sche wie auswärtige Besucher die Möglichkeit, Niederalfingen sich mit ganz unterschiedlichen Themen der Ge- schichte des Ostalbkreises zu beschäftigen. Ob Kirchheim am Ries Geologie, Archäologie, Technikgeschichte oder - Alamannenmuseum Kunst - im Ostalbkreis findet jeder ein Museum nach seinem Geschmack. Ein kurzer Überblick Lauchheim über die Museumslandschaft im Ostalbkreis - Städtische Sammlung im Torturm macht die Vielfalt deutlich. (he) - Schloßmuseum Kapfenburg

Lorch - Heimat- und Klostermuseum

Neresheim - Härtsfeldmuseum - Härtsfeldbahn-Museum

132 Oberkochen - Optisches Museum - Heimatmuseum im Schillerhaus

Riesbürg - Goldbergmuseum Goldburghausen

Schwäbisch Gmünd - Museum für Natur & Stadtkultur - Silberwaren- und Bijoutereimuseum Ott- Pausersche Fabrik - Lapidarium in der Johanniskirche

Freilichtmuseen:

Aalen - Römisches Parkmuseum - Principia des römischen Reisterkastells

Böbingen - Römisches Kastell

Hüttlingen - Limesanlage Museum zur Geschichte der Juden in Oberdorf Lorch in der Gedenk- und Begegnungsstätte Ehemalige - Limeswachturm Synagoge Oberdorf

Oberkochen - Römerkeller

Rainau - Römische Befestigungsanlagen und Bauten - Limesmauer mit Wachturm - Limesturm mit Palisade - Limestor Dalkingen - Kastellbad und Kohortenkastell Buch

Riesbürg-Utzmemmingen - Gutshof

Schwäbisch Gmünd - Römisches Badegebäude des Kastells Schirenhof - Beginn der Limesmauer im Rotenbachtal

133 Die Zukunft liegt in der Funden, die uns über das Leben in der Vergangenheit berichten, ist der Vergangenheit Landkreis auch sehr reich an Boden- Eine reiche Kulturland- und Baudenkmälern und kunsthistori- schen Höhepunkten aus allen Epo- schaft als Kapital für chen. morgen Die Spanne reicht dabei von Klein- odien abseits der gängigen Routen Auch wenn der Ostalbkreis erst 25 bis hin zu weit über die Grenzen des Jahre alt ist, kann er bereits auf eine Ostalbkreises hinaus bekannten reiche 7 500 jährige Kulturgeschichte Bauwerken wie das Kloster Neres- zurückblicken. Neben Naturdenkmä- heim mit der Abteikirche von lern und zahlreichen archäologischen Balthasar Neumann. (he)

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