11.12.2010 Nacht der couNterteNöre I barocchIStI Leitung Countertenöre: max emaNuel ceNcIc YurI mINeNko matthIaS rexroth

SaISoN 2010/2011 aboNNemeNtkoNzert 3 Samstag, 11. dezember 2010, 20 uhr georg FrIedrIch hÄNdel Sinfonia zu „“, akt III hamburg, laeiszhalle, großer Saal (1686 –1768) rezitativ und arie: „odi spietati Numi – tu spietato non sarai” aus: „Ifigenia in aulide“

Nacht der couNterteNöre FraNceSco marIa veracINI (1690 –1768) arie: „tutti nemici rei“ aus: „adriano in Siria“

I barocchIStI georg FrIedrIch hÄNdel rezitativ und arie: „, qual portentoso – dIego FaSolIS Leitung voi che udite il mio lamento“ aus: „“ max emaNuel ceNcIc YurI mINeNko Countertenor ouvertüre zu „Il Farnace“ matthIaS rexroth Countertenor xavIer Sabata Countertenor gIuSePPe SartI (1729 –1802) arie: „lungi da te“ aus: „armida e

georg FrIedrIch hÄNdel (1685 –1759) ouvertüre zu „Faramondo“, akt I aNtoNIo vIvaldI arie: „gelido in ogni vena“ aus: „Il Farnace“

aNtoNIo vIvaldI (1678 –1741) arie: „Sposa son disprezzata“ aus: „bajazet“ georg FrIedrIch hÄNdel arie: „Salda quercia“ aus: „

chrIStoPh WIllIbald gluck (1714 –1787) arie: „o del mio dolce ardor“ aus: „Paride ed elene“ duett Faramondo/rosimonda: „vado e vivo con la speranza“ aus: „Faramondo“ georg FrIedrIch hÄNdel arie: „crude furie“ aus: „“ aNtoNIo vIvaldI chor: „Non temer che splenderà“ aus: „la Fida Ninfa“ Sinfonia zu „Faramondo“, akt II

FerdINaNdo bertoNI (1725 –1813) / rezitativ und arie: „che disse – addio, miei sospiri“ chrIStoPh WIllIbald gluck aus: „“/„orfeo“

georg FrIedrIch hÄNdel arie: „cara sposa“ aus: „rinaldo“

aNtoNIo vIvaldI rezitativ und arie: „che d’ira generosa – auszüge aus dem Programm werden am Freitag, den 28. Januar 2011, um 20 uhr Sorge l’irato nembo“ aus „ furioso“ auf NDR Kultur gesendet.

Pause

02 | ProgrammabFolge ProgrammabFolge | 03 I barocchIStI I barocchIStI beSetzuNg

Das Ensemble I Barrocchisti unter der Leitung von zierte das Ensemble für Euroarte eine Videoauf­ cembalo uNd leItuNg vIolINe Diego Fasolis führt das Erbe der Società cameris­ zeichnung mit Bachs Bearbeitung von Pergolesis diego Fasolis Fiorenza de donatis* ruggero vartolo tica di fort, die unter Edwin Löhrer seit . Die Doppel­CD mit Galuppis „Il Mondo Svetlana Fomina den 1950er­Jahren die Grundlagen für eine Wie­ alla Roversa“ erhielt den internationalen Schall­ elisa Imbalzano laute derentdeckung barocker Vokal­ und Instrumental­ plattenpreis der Fondazione Cini in Venedig. danilo ortelli michele Pasotti werke schuf. Dabei errang das Ensemble durch massimo merone Konzerte und Einspielungen Erfolge auf internatio­ Als regelmäßiger Gast beim Flandernfestival in monika toth nalem Niveau – darunter mehrere Goldene Schall­ Brügge haben I Barocchisti dort u. a . Vivaldis alberto Stevanin platten. I Barrocchisti treten in unterschiedlichen „Vier Jahreszeiten“ und Bachs Brandenburgi sche giacomo trevisani Formationen auf. Die Musiker sind renommierte Konzerte aufgeführt. 2009 erschien die bis dato Fachleute aus der Schweiz und Italien, die auch elffach preisgekrönte Einspielung der wieder ­ vIola als Solisten international aktiv sind. ent deckten Händel­Oper „Faramondo“ (bei EMI/ gianni maraldi Virgin Classic). 2010 erschien die Solo CD Zusammen mit dem Coro della Radio Svizzera „Mezzo sopran“ von Max Emanuel Cencic eben­ haben I Barocchisti unter Diego Fasolis in den falls bei EMI/Virgin Classics. 2010 unternehmen mauro vallo vergangenen Jahren zahlreiche Konzertproduk ti­ I Barrocchisti außerdem mehrere Konzerttour­ onen und mehrfach prämierte Einspielungen re­ neen mit Max Emanuel Cencic. koNtrabaSS alisiert, darunter Werke von Händel, Vivaldi, Bach, giuseppe lo Sardo Galuppi, Scarlatti, Paisiello, Casini und Mozart. Für die „24 Stunden Bach“ im Jahr 2000 produ­

* Konzertmeisterin

04 | beSetzuNg I barocchIStI | 05 dIego FaSolIS max emaNuel ceNcIc leItuNg couNterteNor

Diego Fasolis zählt heute zu den aufregendsten Max Emanuel Cencic hat sich in den letzten Jahren Dirigenten sowie führenden Spezialisten im Be­ zu einem der besten Countertenöre der heutigen reich Barock­Musik und Mozart. Der Schweizer Zeit entwickelt, der bei seinen Auftritten Publi­ Fasolis studierte in Zürich bei Erich Vollenwyder kum wie Fachleute gleichermaßen begeistert. (Orgel), Jürg von Vintschger (Klavier und Lehramt), Bereits in jungen Jahren war er Mitglied und So­ Carol Smith (Gesang) sowie Klaus Knall (Chor­ list bei den Wiener Sängerknaben. Er begann 1992 dirigat). Zusätzlich absolvierte er Meisterklassen eine Solokarriere als Sopranist und wechselte bei international renommierten Künstlern, stu­ 2001 in das Fach des . Cencic singt dierte Orgel und Improvisation bei Gaston Litaize weltweit an bedeutenden Opern­ und Konzert­ in Paris sowie Aufführungstechniken alter Musik häusern, wie Bayerische Staatsoper, Teatro Carlo bei Michael Radulescu in Cremona. Felice di Genova, Semperoper Dresden, Teatro Real Madrid, Theatre de Champs Elysees Paris, Seit 1986 arbeitete Fasolis beim Schweizer Rund­ Wiener Staatsoper, Theatre La Monnai Brüssel, funk als Musiker und Dirigent und wurde 1993 Deutsche Oper Berlin, Grand Theatre de Geneve, zum Chefdirigenten der Schweizer Rundfunk­ und Barbican Center London, Concertgebouw Am ster­ Fernsehensembles, wozu auch der Coro della dam. 2003 wurde er für die Gestaltung des Nerone Radio Svizzera (Chor des Schweiz­Italienischen („L’incoronazione di Poppea“) in Basel vom Rundfunks) gehört. 1995 gründete er das Ensem­ Magazin Opernwelt zum Nachwuchssänger des ble Vanitas, dessen Spiritus rector und leitender Jahres gekürt. Dirigent er bis heute blieb. Gastauftritte führten Fasolis u. a . an die Scala di Milano, an das Teatro Wichtige Stationen in Max Emanuel Cencics dell’ di Roma, Teatro Carlo Felice di Genova, Karriere waren u. a . die Interpretation des Perseo Teatro Comunale di Treviso, Théatre du Champs­ in Vivaldis Serenata „Andromeda Liberata“ in Elysées, Opéra de Lausanne etc. der New Yorker Carnegie Hall, die Titelpartie in Händels vergessener Oper „Faramondo“ und die Diego Fasolis erhielt zahlreiche Preise und inter­ Rolle des Herold in der Welturaufführung von nationale Ehrungen, wie den ersten Preis in Stresa Aribert Reimanns „Medea“ an der Wiener Staats­ (1983), den ersten Preis und das Stipendium der oper (Februar/März 2010). Migros­Göhner Stiftung (1983 und 1985), den Hegar Preis (1984),außerdem war er Finalist des Für die Spielzeit 2010/11 liegen u. a . Einladungen Genfer Wettbewerbes 1985. Mit seinem Ensemble an das Teatro Arriaga in Bilbao, Oper Köln, Opera I Barocchisti konzertierte Fasolis mit Werken von de Nice, Opera de Lausanne, Opera national de Bach, Vivaldi und Händel u. a . beim Festival in Lorraine Nancy und an das Grand Theatre del Liceu Gstaad (2008, 2009), in der Opera National de (gemeinsam mit Placido Domingo) vor. Diverse Nancy (2010), beim Festival Beaune (2009, 2010) Solo­Recitals und Liederabende komplettieren und im Théatre de Champs­Elysées Paris (2010). die Spielzeit.

06 | leItuNg SolISteN | 07 JurI mINeNko matthIaS rexroth couNterteNor couNterteNor

Juri Minenko wurde in Radomyshl in der Ukraine In Nürnberg geboren studierte Matthias Rexroth geborenen. In der Musikschule seiner Heimatstadt an der Musikhochschule Karlsruhe, der Schola studierte er von 1987 bis 1994 Klavier, daran Cantorum Basiliensis, bei in New schloss sich eine Dirigier­Ausbildung in der Mu­ York und Eytan Pessen an der Staatsoper Stutt­ sikschule in Zhitomir an (1994 bis 1998). Gesang gart, wo er in Purcells „King Arthur“ sein Opern­ studierte Minenko an der Staatlichen Musikaka­ Debüt gab. Rexroth gewann als bisher einziger demie in Odessa von 1998 bis 2004; anschließend Altus gleich zwei der bedeutendsten internationa ­ besuchte er bis 2007 die Postgraduierten­Klasse len Gesangswettbewerbe: Den 37. Francesco­ von Prof. Teterya. Seit 2007 lehrt Minenko selbst Viñas­Wettbewerb in Barcelona, wo er zudem als an der Musikakademie Odessa. bester Countertenor ausgezeichnet wurde, und den 19. Hans­Gabor­Belvedere­Wettbewerb in Yuri Minenko war Finalist beim BBC Cardiff Singer Wien, wo er zusätzlich acht Sonderpreise über­ of the World Wettbewerb 2009. Darüber hinaus reicht bekam. Wenig später wurde er „Rising Star“ hat er erfolgreich an zahlreichen internationalen der Philharmonie Köln. Seitdem gehört der Künst­ Wettbewerben teilgenommen: u. a . beim Wett­ ler im internationalen Opern­ und Konzertleben bewerb „Voice of Ukraine” in Kiew 2001, beim zu den begehrten Countertenören mit dem selte­ International Slavic Fest in Paris 2001, beim XL nen Spezialfach des Altus. Francisco Vinas International Singing Contest in Barcelona 2002 (hier erhielt er den Sonderpreis Einem Millionenpublikum wurde Matthias Rexroth als bester Countertenor), beim III. Internationalen als Solist in der weltweiten TV­ und Rundfunküber­ Wettbewerb für junge Sänger „Nightingales Fair“ tragung der h­Moll­Messe im Bach­Gedenkjahr 2004 in Donezk, Ukraine, (Erster Peis), beim 2000 mit dem Gewandhausorchester Leipzig be­ VI. Internationalen Rimski­Korsakow Wettbewerb kannt. Zu den Opernproduktionen des Künstlers für junge Opernsänger in St. Petersburg 2004 zählen die Titelpartien in Händels „“ und beim Internationalen Gesangswettbewerb an der Norwegischen Staatsoper Oslo, der „Obe­ für Italienische Oper „Competizione dell’Opera“ ron“ in Brittens „A Midsummer Night’s Dream“ und in Dresden 2007. Händels „“ bei den Händelfestspielen Halle (auf DVD und CD, Nominierung für den „Preis der Deutschen Schallplattenkritik“). Für seine heraus­ ragende Sängerdarstellung der Titelpartie wurde er 2007 vom Deutschen Bühnen verein für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ nominiert. Weitere Paraderollen des Sängers sind Rossinis „Tancredi“ und Glucks „Orfeo“. 2011 wird er den „Unulfo“ in Händels „“ unter am singen.

08 | SolISteN SolISteN | 09 xavIer Sabata dIe WIedereNtdeckuNg der couNterteNöre couNterteNor voN SÄNgerStarS uNd koFFerarIeN

Xavier Sabata wurde im katalanischen Avià gebo­ Das Phänomen des Countertenors ist eng mit dem Der explizite Rekurs auf das Kastratentum geht ren. Er absolvierte ein Schauspielstudium an der Gesang der Kastraten verknüpft. Es scheint, als ob auf der Ebene der geistlichen Musik einher mit Hochschule für Theater Barcelona, ein Saxophon­ die Countertenöre von heute eine ähnliche Wirkung dem Verweis auf den paulinischen Ausspruch studium am Konservatorium Barcelona und ein auf das Publikum haben wie ihre Kollegen vergan­ „mulier taceat in ecclesia“: die Frau schweige in Studium für historischen Gesang und Lied an der gener Jahrhunderte – wahrscheinlich sogar aus der Kirche. Dieser liefert eine historische Begrün­ Escola Superior de Musica Catalunya sowie an der demselben Grund heraus: der Faszination des an ­ dung für die Dominanz von Männerensembles in Hochschule für Musik Karlsruhe bei Hartmut Höll drogynen Klanges. Dieser verbindet beide Sänger­ frühen Kirchenmusiken, auf die häufig verwiesen und Mitsuko Shirai. Sabata besuchte Meister kurse typen, obgleich er jeweils auf eine andere Art und wird, wenn es um Besetzungsfragen bei geistli chen bei Montserrat Figueras, Richard Leavit und Weise erzeugt wird: Steht nämlich auf der einen Werken geht. Man sieht also, dass der Einsatz hoher Christoph Pregardien. Seite der scharfe Schnitt ins lebendige Leben und Männerstimmen – „zur Ehre Gottes und später zur als Ergebnis die Kombination einer „Kinderstimme Ehre der Oper“ (Gottfried Fink) – in sämtlichen Dank seines Engagements in Monteverdis mit einem erwachsenen Riesenkörper“ (Thomas Bereichen der Vokalliteratur Gang und Gäbe war. „L’incoronazione di Poppea“ in Lyon unter der Seedorf), ist es auf der anderen Seite nur eine Der Vollständigkeit halber sei jedoch angemerkt, Leitung von William Christie arbeitet Sabata Gesangstechnik, die heute vor allem durch das dass es auch bei Kirchenmusiken durchaus Aus­ permanent mit William Christie und seinem En­ Prinzip des Falsettierens gekennzeichnet ist. nahmen gibt, weiß man so nicht nur von Johann semble Les Arts Florissants zusammen. Xavier Mattheson, dass er Frauen in seiner Kirche singen Sabata wurde u.a. als Madre in der spektakulären Das Repertoire der Sänger schafft eine histori sche ließ, sondern auch von , Produktion „Il St. Alessio“ eingeladen und gas tiert Konstante, da die Arien des Countertenors oftmals dem während seiner Amtszeit in Arnstadt vorge­ u. a . in Brüssel, im Theatre Champs Elysees in die eines Kastraten sind. Auch im Bereich der Oper worfen wurde, eine „frembde Jungfer auf das Cor Paris, in New York, London und Madrid. Gasten­ gibt es solche Verbindungen. Das Spiel mit den biethen vnd musiciren“ zu lassen. gagements folgten beim Festival für Alte Musik Geschlechtern ist ein Beispiel hierfür. Das Chan­ Innsbruck unter der Leitung von René Jacobs im gieren zwischen verschiedenen Identitäten beein­ der gegeNteNor Palau de la Música Catalan in Barcelona und beim flusst die dramatische Situation und damit das Der Terminus ‚Countertenor‘ leitet sich ab vom Festival d’Aix­en­Provence (in „Dido and Aeneas“), Publikum, die Wahrnehmungsgewohnheiten werden lateinischen contratenor (etwa: Gegen­Tenor), beim Ambronay Festival sowie dem Theatre außer Kraft gesetzt: Ein Mann singt mit dem was auf die Anfänge der mehrstimmigen Vokal­ Champs Elysees in Paris. Am bitus einer Frau, ohne weiblich zu sein. Freilich polyphonie verweist. Der Tenor war die melodie­ schließt sich hier im Rückblick ein gewisser führende Stimme, der Contratenor die imitierende. In der Saison 2009/10 gastierte Xavier Sabata Pragma tismus an, denn: Komponisten wie Georg Der ‚contratenor altus‘ (altus – groß geworden, u. a . am Teatro La Fenice in Venedig und am Teatro Friedrich Händel besetzten Kastratenrollen bei hoch, aber auch: tief) lag oberhalb des Tenors, der Real Madrid, im Theatre de Champes Elysees in Wiederaufführungen ab und an mit Frauenstimmen, ‚contratenor bassus‘ (bassus – fett, dick, niedrig) Paris als Gernando in „Faramondo“, im Theater wenn es sich nicht anders ergab. Und dass nun darunter. Seit dem 16. Jahrhundert dienen die Freiburg als Prinz GoGo in Ligetis „Le Grand Ma­ eine Frau eine ursprüngliche Männerpartie zu hieraus abgeleiteten Bezeichnungen ‚Alt‘ und ‚‘ cabre“, im Theater Basel und im Grand Theatre singen hatte, die wiederum mit dem Klang eines als selbstständige Chiffren für die entsprechen den de Geneve als Endimione in „La Calisto“ sowie in Kastraten verknüpft war, macht das Verwirrspiel Stimmlagen – nicht nur im Bereich der geistlichen Oviedo, Brüssel, Barcelona, San Sebastian, beim der Geschlechter perfekt. Musik, sondern auch in weltlichen Gebieten wie Festival Santiago de Compostela und in der Opera zum Beispiel der Oper. Rara Krakau.

10 | SolISteN Programm | 11 Die Bezeichnung ‚Countertenor‘ wurde schließlich Idee des Kastratengesanges verknüpft. Die Sänger lärsten Werke Händels dar. Es ist seine erste Oper, vor allem im England der Tudor­Zeit prominent, avancierten zu Stars, das Publikum war entzückt die in London entstand, wobei sie sich in ihrem wo sie für die Stimme oberhalb des Tenors stell­ und fasziniert von der Ambivalenz und Artifizialität Material an zahlreiche frühere Kompositionen, wie vertretend wurde. Bei Komponisten wie Henry der Gesamterscheinung der Kastraten. Diese deckte seine Oper „Agrippina“ von 1709 (eine Referenz Purcell (1659 – 1695) findet sich hierbei eine wei­ sich gut mit dem barocken Lebensgefühl, das sich an die Mutter Neros, die mit aller Kraft versucht, tere Unterteilung – die in verschiedene Register. nicht nur in der Musik, sondern auch in anderen ihren Sohn auf den Thron zu bringen), anlehnt. Die Der „hohe“ Countertenor entsprach dabei in der Lebensbereichen, wie der absolutisti schen Archi­ Oper existiert in zwei Fassungen (1711 und 1731), Regel dem Falsettisten, der „tiefe“ einem Tenor tektur, manifestierte. Quer durch Europa traten die die sich neben manchen dramaturgischen Kniffen mit einer sehr hohen und hellen Stimme. Erst spä­ Kastraten ihren Siegeszug an, auch nach England vor allem in ihrer Besetzung unterscheiden. Die ter folgte die ausschließliche Konzentration auf breiteten sie sich aus. Dies zeigen unter anderem Hauptfigur, der Ritter Rinaldo, ist in beiden Fassun­ den „hohen“ Stimmtyp, den wir heute mit dem die Opern Georg Friedrich Händels oder Nicola Por­ gen ein Kastrat, ein Held, der um seine Geliebte Begriff des Countertenors in Verbindung bringen. poras, die beide zur gleichen Zeit in London wirkten. Almirena kämpft. Das berühmte „Cara sposa“ fällt Mit dem Ende der Ära Henry Purcells und dem vor allem wegen seiner für die italienische Oper von Italien ausgehenden Aufstieg der Kastraten im Viele der Opernrollen Händels waren für Kastraten der damaligen Zeit ungewöhnlichen Orchesterpoly­ 17. Jahrhundert geriet die Praxis des Falsettierens konzipiert. Ein Beispiel hierfür ist der phonie aus dem Rahmen. Rinaldo ist voller Sehn­ zunehmend in den Hintergrund, einzig in den (Theseus) der Oper „Arianna in Creta“, die 1734 sucht nach seiner entführten Geliebten und besingt Knabenchören dürfte wohl eine ununterbrochene im King’s Theatre zur Uraufführung kam. Carestini dies in seiner Arie. Es ist nicht die virtuose Geläu­ Traditionslinie im Falsettgesang der höheren war es, dem Händel die Rolle auf den Leib ge ­ figkeit der Kehle, die hier im Vordergrund steht, Stimmen bis heute nachzuweisen sein. schrieben hatte. Die Handlung bedient sich der sondern das Spiel mit Klang und Ton. Auch hierfür antiken Vorlage: Ariadne verliebt sich in Theseus waren Kastraten gerühmt, insbesondere weil ihr SÄNgerStarS und spinnt für ihn den sagenumwobenen Faden, Georg Friedrich Händel oftmals übermäßig ausgebildeter Brustkorb es Vor allem die italienische Oper des 17. und 18. Jahr­ mit dem er aus dem Labyrinth des Minotaurus ermöglichte, auch lange Phrasen auf einen Atem hunderts ist in unserer Wahrnehmung eng mit der entfliehen kann. Theseus’ Arie „Salda quercia“ zeigt König Xerxes will Romilda heiraten, die aber liebt zu singen. Schwärmerisch äußert sich der franzö­ hochvirtuos die Entschlossenheit des Helden, seinen Bruder Arsamene. Xerxes versucht durch sische Maler Nicolas Raguenet: „Ihre Stimmen sind wobei nicht nur der Textausdruck im Vordergrund diverse Intrigen, Romildas und Arsamenes Hoch­ so süß als die der Frauen und doch viel stärker. steht, sondern vor allem das Zurschaustellen der zeit zu verhindern, was ihm misslingt. Seine eigene Eine solche Kastratenstimme […] erhebt sich auch Technik des Kastratenstars. Gerade dies war oft­ Geliebte Amastre überführt ihn schließlich der über alle Instrumente mit einer Anmut, die sich mals auch ein Anliegen des Komponisten: die Niedertracht. In seiner Arie „Crude furie“ ruft Xerxes nicht beschreiben lässt: man muss sie hören.“ Brillanz des Sängerstars sollte nicht nur das Pu ­ die Furien der Hölle um Hilfe bei seinen eifersüch­ blikum begeistern, sondern auch neues anlocken tigen Intrigen an. Ähnlich reich an Wendungen ist der mYthoS FarINellI – und damit zugleich etwas von dem Ruhm des auch Händels Oper „Faramondo“, die 1738, im Vor allem in Nicola Porpora hatte Händel einen Sängers auf den Komponisten übertragen. selben Jahre wie „Serse“ entstand. Der feindliche starken Konkurrenten gefunden. Porpora folgte Frankenkönig raubt die Tochter des Kimbernkönigs, 1733 einer Einladung nach London, wo er die Händels „Serse“ (dt. „Xerxes“) von 1738 fällt in eine verliebt sich jedoch schlagartig in sie, obgleich ein künstlerische Leitung der Zeit der kompositorischen Krise: die Opernunter­ weiterer König auch ein Auge auf sie geworfen hat. übernahm. Zum großen Showdown mit Händel nehmungen gingen aufgrund der Abwanderung Das Hin und her nimmt seinen Lauf, es kommt ,kam es als er von der geplanten Uraufführung seiner Stars zur Konkurrenz immer schlechter, das zum happy end. der „Arianna in Creta“ erfuhr. Flugs ließ er ein Publikum blieb aus, und Händel selbst wandte sich schreiben, das er auskomponierte – und Karikatur der Sänger und ab 1739 verstärkt der Oratorienkomposition zu. Ist die Oper „Faramondo“ heute eher unbekannt, vier Wochen vor Händel zur Uraufführung brachte. Francesca Cuzzoni in Händels „Rinaldo“ Die Handlung von „Serse“ ist schnell umrissen: so stellt der „Rinaldo“ sicherlich eines der popu­ Mehr jedoch als diese zeitliche Raffinesse war

12 | Programm Programm |13 es der Gesangsstar, der legendäre Farinelli, der Einer, der es auch in London versuchte, sich aber ger war übrigens der Kastrat Marchesi, der bis 1829 Porpora Ruhm und Geld und Händel im Gegenzug den Konkurrenten Händel und Porpora geschlagen lebte und einer der letzten Großen seiner Zunft war. leere Häuser brachte. Waren schon zuvor einige geben musste, war Francesco Maria Veracini. Der von Händels Aushängeschildern wie Senesino Florentiner war einer der großen Geigenvirtuosen Die Ära der Kastraten kam schon bald nach oder Francesca Bertolli zum Italiener Porpora seiner Zeit, der u.a. am Dresdner Hof Karriere Marchesis Tod zu ihrem Ende – mit Ausnahme abgewandert, war das Engagement von Farinelli gemacht hatte. 1733 zog es auch Veracini noch der päpstlichen Kapelle, wo sie sich bis ins frühe (1705 – 1782) ein wahrer Coup. London, wo er u.a. eine Reihe von Opern wie 20. Jahrhundert hielt. Erst die historisch infor­ „Ad riano in Siria“, und „La Clemenza di Tito“ mierte Aufführungspraxis des späteren 20. Jahr­ Farinelli gab seinen Londoner Einstand 1734 mit komponierte. – Berühmte Opern­Sujets, die man hunderts – mit Alfred Deller als einem der ersten der Titelpartie in Johann Adolf Hasses (1699 – 1783) heute allerdings eher in den Vertonungen durch Protagonisten – sorgte für ihre Wiederentdeckung Oper „“ (italienisch für den Perserkönig Pergolesi oder Mozart kennt. Mit dem Niedergang und schließlich auch für die erneute Etablierung Artaxerxes), die 1730 – ebenfalls mit Farinelli in der der italienischen Oper in London verlegte auch der hohen Männerstimme auf der Opernbühne, Hauptrolle – in Venedig uraufgeführt worden war. Veracini sich aufs Oratorium und schrieb u. a. 1744 nun jedoch mit einem Unterschied: die Rollen der Die Version von 1734 enthält neben den Vorlagen „L’errore di Salomono“; doch dieses Feld wurde Kastraten übernahmen fortan die Countertenöre. Hasses zahlreiche Einlagearien anderer Komponis­ von Händel beherrscht, und Veracini machte Ihr anhaltender Erfolg zeigt dabei, dass diese ten, die Farinellis Stimme noch besser zur Geltung sich noch im selben Jahr auf den Heimweg nach historische und klangästhetische Ungenauigkeit bringen sollten. Das Publikum war begeistert, Florenz. – Auch dabei blieb ihm sein Pech treu: jedoch keine allzu große Rolle in der Wahrneh­ ebenso wie der englische Königshof. Porporas Auf der Rückfahrt erlitt er Schiffbruch. mung des Publikums spielt – die Faszination der Opern „Polifemo“ und „Ifigenia in Aulide“ – nach hohen Männerstimmen scheint ungebrochen. dem beliebten Sujet des Iphigenie­Mythos – bauen „koFFerarIeN“ auf diesem Ruf auf. Ihre Uraufführungen fanden Auf den Leib geschneiderte Arien waren im 17. und Christoph Willibald Gluck Kai H. Müller beide 1735 statt, unter der Mitwirkung der Ge ­ 18. Jahrhundert oftmals nicht an ihre ursprüng­ sangsstars des Ensembles. liche Oper gebunden. Es waren ‚Kofferarien‘ (Arie und „Il Farnace“ auf mythische Inhalte rekurriert. di baule), die der Sänger bei Gefallen im Rahmen Der „Orlando furioso“ bezieht sich auf das beliebte anderer Auftritte einfließen lassen konnte. So ge ­ Sujet der Zauberin , wohingegen „Il Farnace“ nannte Einlagearien zeugen hiervon; sie lassen sich die Geschichte des Königs Pharnakes zum Inhalt in zahlreichen Opern nachweisen, so zum Beispiel hat, dessen Schwiegermutter Berenike, von den auch in den Werken Rossinis, Mozarts oder Glucks. Römern unterstützt, ihrem Schwiegersohn nach Dessen „Orfeo“ und die Einlagearie des Protago­ dem Leben trachtet. nisten „Addio, miei sospiri“, in der er das Schicksal seiner tragischen Geliebten beklagt und die ur ­ Gerade Sartis „Lungi da te“ zeigt noch einmal sprünglich aus Fernando Bertonis „Tancredi“ von deutlich, wie frei mit einzelnen Arien umgegangen 1766 stammt, demonstrieren dies eindrucksvoll. wurde. So taucht sie immer wieder in verschie­ denen seiner Kompositionen auf, teilweise sogar Auch die Arien des italienischen Frühklassikers mit unterschiedlichen Texten zur selben Musik Giuseppe Sarti zeigen, dass das Prinzip der (in „Giulio Sabino“ heißt die Arie zum Beispiel ‚Kofferarie‘ nicht an den musikalischen Barock „Lungi dal caro bene“). Den Zusammenhang schafft gebunden ist. Sartis ruhiges „Lungi da te“ greift hier abermals die Person des Sängers, der die Arie abermals auf die Rinaldo­Geschichte zurück, in andere Aufführungen transportierte. Das Werk Carlo Broschi, genannt Farinelli während Vivaldi in seinen Opern „Orlando furioso“ selber spielte eine untergeordnete Rolle. Der Sän­

14 | Programm Programm | 15 aNtoNIo vIvaldI georg FrIedrIch hÄNdel SPoSa SoN dISPrezzata EinE Braut, wurdE ich vErschmäht crude FurIe ihr grausamEn FuriEn

Sposa son disprezzata, Eine Braut, wurde ich verschmäht, Crude furie degl‘orridi abissi Ihr grausamen Furien aus den schrecklichen fida son oltraggiata, Vertrauensvoll, wurde ich verraten, Abgründen, cieli che feci mai? Himmel, was habe ich getan? aspergetemi d‘atro veleno Erfüllt mich mit eurem Gift! E pur egl‘è il mio cor Und doch ist er meines Herzens Freude, Crolli il mondo, e ‚l sole s‘eclissi Last die Erde sich in Asche verwandeln il mio sposo, il mio amor, Mein Bräutigam, mein Geliebter, und die Sonne sich verfinstern la mia speranza. Die Summe meiner Hoffnungen. a quest‘ira che spira il mio seno! Durch meinen Zorn, bis mein Herz zerspringt vor Wut!

L‘amo ma egl‘è infedel Ich liebe ihn, aber er ist untreu, (aus: „Serse“, 3. Akt, 11. Szene) spero ma egl‘è crudel, Ich hoffe, aber er ist grausam. morir mi lascierai? Soll ich mich niederlegen und sterben? O Dio manca il valor Oh Gott, ich bin nicht tapfer, valor e la costanza. Nicht stark genug. FerdINaNdo bertoNI / chrIStoPh WIllIbald gluck (aus: „Bajazet“, 2. Akt, 7. Szene) che dISSe – addIo, mIeI SoSPIrI was hat Er gEsagt – lEBt wOhl, mEinE sEuFZEr

Rezitativ Rezitativ Che disse! che ascoltai! Was hat er gesagt! Was habe ich gehört! chrIStoPh WIllIbald gluck Dunque Euridice vivrà, l‘avrò presente! Also wird Eurydike leben, ich werde sie bei mir haben! o del mIo dolce ardor O gEliEBtEs ZiEl mEinEs süssEn vErlangEns E dopo i tanti Und nach so viel Leiden Affanni miei, in quel momento, Werde ich sie in diesem Moment, O del mio dolce ardor O geliebtes Ziel In quella Guerra d‘affetti, In diesem Toben der Gefühle, Bramato oggetto, Meines süßen Verlangens, Io non dovrò mirarla, Nicht ansehen dürfen, L‘aura che tu respiri, Endlich atme ich die Luft, Non stringerla al mio sen! Nicht an meine Brust drücken dürfen! Alfin respiro. Die Du atmest. Sposa infelice! Unglückliche Gattin! Che dirà mai? che penserà? Was wird sie sagen? Was wird sie denken? O vunque il guardo io giro, Wohin ich meinen Blick wende, Preveggo le smanie sue, Ich sehe ihre Erregung voraus, Le tue vaghe sembianze Malt mir die Liebe Comprendo l‘angustie mie. Ich erkenne meine Ängste! Amore in me dipinge: Deine schönen Züge, Nel figurarlo solo Alleine beim Gedanken daran Il mio pensier si finge Ruft mein Geist herauf Sento gelarmi il sangue, Fühle ich das Blut mir gefrieren, Le più liete speranze; Die glücklichsten Erwartungen, Tremarmi il cor... Das Herz mir erbeben ... E nel desio che così Und in dem Begehren, Ma ... lo potrò ... lo voglio, Aber ... ich werde es schaffen ... ich will es! M‘empie il petto Das meine Brust erfüllt, Ho risoluto. Il grande, Ich habe mich entschieden. Das größte, Cerco te, chiamo te, spero e sospiro. Such ich Dich, rufe ich Dich, hoffe und seufze ich. L‘insoffribìl de‘ mali è l‘esser privo Das unerträglichste Unglück für die Seele ist es, Dell‘unico dell‘alma amato oggetto; Des einzigen, geliebten Wesens beraubt zu sein. (aus: „Elene“, 1. Akt, 1 Szene) Assistetemi, o Dei, Steht mir bei, oh Götter, La legge accetto. Ich akzeptiere das Gesetz.

16 | texte texte | 17 Arie Arie Arie Arie Addio, o miei sospiri! Lebt wohl, oh meine Seufzer! Sorge irato nembo, Zornig türmt sich die Wolkenwand auf, Han speme i miei desiri! Hoffnung hegt mein Verlangen! E la fatal tempesta, Und im tödlichen Gewitter, Per lei soffrir vo‘ tutto Alles möchte ich erleiden für sie, Col mormorar dell’onde, Mit peitschenden Wellen, Ed ogni duol sfidar! Und jedem Schmerze trotzen! Ed agita, e confonde, Vereinigen wild sich Io vo‘ da l‘atre sponde Ich will an den finsteren Ufern E cielo e mar. Himmel und Meer. Varcar di Stige l‘onde Die Wellen des Styx überschreiten Ma fugge in un baleno Doch blitzschnell verzieht sich E de l‘orrendo Tartaro Und des schrecklichen Tartarus’ L‘orrida nube infesta, Die schrecklich verheerende Wolke, Le Furie superar! Furien überwinden. E l’placido sereno Und der Himmel zeigt sich In cielo appar. In friedlicher Klarheit. (aus: „Orfeo“, 1. Akt, 2. Szene/„Tancredi“) (aus: „Orlando furioso“, 2. Akt, 4. Szene) georg FrIedrIch hÄNdel NIcola PorPora cara SPoSa liEBEs wEiB odI SPIetatI SPINumIetato – tu SPIetato NoN SaraI hört, unBarmhErZigE gOtthEit – du wirst nicht unBarmhErZig sEin Cara sposa, amante cara, Liebes Weib, geliebtes Wesen, Dove sei? Wo bist Du denn? Rezitativ Rezitativ Deh! Ritorna a’ pianti miei! Ach! Kehr wieder zu meinen Klagen. Odi spietato Numi più spietato ministro, Hört, unbarmherzige Gottheit, unbarmherzigerer Affretta la Strage; Oberpriester, treibe die blutige Tat voran; Del vostro Erebo sull’ara, Vom Altar eurer Finsternis Agamennon Agamemnon Colla face dello sdegno Mit der Fackel meiner Verachtung Taci tua voce é un coltello al mio cor. Schweig, deine Stimme ist wie ein Messer Io vi sfido, o spirti rei! Ford’re ich euch heraus, ihr üblen Geister! in meinem Herzen. Che fai? che fai? che pensi? Was tust du? Was tust du? Was denkst du? (aus: „Rinaldo“, 1. Akt, 7. Szene) Che non la vedi genuflessa e muta fardelle vagghe, Siehst du sie nicht auf den Knien liegend, E pallide palpebre benda a suoi maestosi stumm, anmutig, occhi languenti? die blassen Lider wie eine Binde vor ihren majestätischen schmachtenden Augen? aNtoNIo vIvaldI Giá nudo é il latteo virginal bel seno, Der schöne jungfäuliche Busen schon entblößt, che d’Ira geNeroSa – Sorge l’Irato Nembo vOrtrEFFlichEr Jüngling – ZOrnig türmt sich Caddero a giunte man le bianche braccia, die weißen Arme mit gefesselten Händen gesenkt, diE wOlkEnwand auF Nell’omero sinistro alabastrino posa la das bleiche Antlitz zur linken Schulter geneigt, smorta faccia. die wie aus Alabaster scheint. Rezitativ Rezitativ L’alma all’offerta gola il colpo aspetta. Die Seele erwartet den Hieb in die dargebotene Kehle. Che d‘ira generosa illustre figlio Vortrefflicher Jüngling, gerechter Zorn Empio l’affretta. Grausam treibt sie es voran. L‘altra virtù di nobil alma addita. Machte die große Tugend einer edlen Seele offenbar. Ah! Sacrilego e puoi snudar giá il ferro, Ah! Welch Frevel, und zücke schon du das Schwert, Consolati Ruggier; come si vede Tröste dich, Ruggiero. Wie man Alzi il reo braccio! erhebe den schuldigen Arm! Dopo un turbine rio, Nach einem heftigen Sturm Arresta il colpo, mira la gola che squarciar tu devi, Halte ein, sieh, die Kehle, die du durchschneiden Splender più chiara in ciel stella serena, Die klaren Sterne am Himmel noch heller strahlen sieht, è questa. musst, ist diese. Così quell‘alma irata So wirst Du bald erleben, wie sich die Empörung Tosto vedrai, da sdegni suoi placata. In ihrer erzürnten Seele legt.

18 | texte texte | 19 Arie Arie georg FrIedrIch hÄNdel Tu spietato non sarai cader vittima al mio piede Du wirst nicht unbarmherzig sein und die, ottoN, qual PorteNtoSo OttO, wElch schlag Chi tant’amo e tanto amai. Die ich innig liebe und liebte, geopfert mir zu Füßen stürzen lassen. Rezitativ Rezitativ Non vedrai un sangue altero Du wirst nicht erleben, dass edles Blut vergossen ist Otton, qual portentoso fulmine è questi? Otto, welch ungeheuerlicher Schlag ist dies? Sparso a terra avvilito dal tuo braccio, durch deinen Arm, Ah, ingrato Cesare, infidi amici, Ach, undankbarer Kaiser, treulose Freunde, Non vedrai, spietato, sparso a terra Du, Unbarmherziger, wirst nicht erleben, e Cieli ingiusti! ungerechter Himmel! Un sangue altero avvilito dal tuo braccio Dass durch deinen Arm edles Blut vergossen ist. Ma più del Ciel, di Claudio, o degli amici Doch um wie viel ungerechter, undankbarer Ma dell’empia e del mio sangue Aber im Schimmer der Waffe in der Hand ingiusta, und treuloser Sitibonda anima ingrata al fulgor di mano armata. Dürstet die undankbare Seele nach Grausamkeit ingrata ed infedel Poppea! Als Himmel, Kaiser oder Freunde ist Poppea! und meinem Blute. Io traditor? Io mostro d’infedeltà? Ich ein Verräter? Ich ein treuloses Ungeheuer? La superbia abasserai. Den Hochmut wirst du erniedrigen. Ahi Cielo, ahi fato rio! Ach Himmel, ach grausames Geschick! Evvi duolo maggior del duolo mio? Gibt es einen größeren Schmerz als meinen? (aus: „Ifigenia in Aulide“) Arie Arie Voi che udite il mio lamento, Ihr, die ihr meine Klage vernehmt, compatite il mio dolor! Erbarmt euch meiner. FraNceSco marIa veracINI Perdo un trono, e pur lo sprezzo; Ich verliere einen Thron, was ich gering achte, tuttI NemIcI reI allE ihr FEindE und schurkEn ma quel ben che tanto apprezzo, Doch die so sehr Geliebte ahi che perdolo è tormento Zu verlieren, ist eine Qual, Tutti nemici, e rei, Alle ihr Feinde und Schurken, che disanima il mio cor. Die mir das Herz bricht. tutti tremar dovete: Ihr alle sollt zittern: perfidi, lo sapete, Ihr Halunken, ihr wisst es, (aus: „Agrippina“, 2. Akt, 5. Szene) e m’insulate ancor! Und ihr beleidigt mich weiter!

Che barbaro governo Wie grausam ist die Herrschaft, fanno dell’alma mia Mit der ihr meine Seele beherrscht: gIuSePPe SartI sdegno, rimorso interno, Verachtung, tiefe Reue, luNgI da te FErn vOn dir amore e gelosia? Liebe und Eifersucht! Non ha più furie Averno Mehr Furien hat die Hölle nicht, Lungi da te, ben mio, Fern von Dir, Geliebte, Per lacerarmi il cor. Mir das Herz zu zerfleischen. se viver non poss’io Kann ich nicht leben, Lungi da te che sei Fern von Dir, (aus: „Adriano in Siria“) Luce degl’occhi miei, Die Du das Licht meiner Augen bist, Vita di questo cor, Das Leben meines Herzens, venga e in dolce sonno, Wenn meine Augen Dich nicht sehen können, se te mirar non ponno, Möge Amor meine Augen mi chiuda i lumi ancor. In einem langen, süßen Schlaf verschließen.

(aus: „Armida e Rinaldo“, 1. Akt, 5. Szene)

20 | texte texte | 21 aNtoNIo vIvaldI Rosimonda Rosimonda gelIdo IN ogNI veNa in JEdEr adEr FühlE ich Vanne e vivi con la speranza Gehe und lebe in der Hoffnung, D’ottener la mia pietà Meine Vergebung zu erlangen. Gelido in ogni vena In jeder Ader fühle ich Puoi sperar che la costanza Du darfst hoffen, dass Beharrlichkeit, scorrer mi sento il sangue, Mein eiskaltes Blut fließen. vincerà la crudeltà. Die Grausamkeit besiegt. l’ombra del figlio esangue Der Schatten meines leblosen Sohnes m’ingombra di terror. Erfüllt mich mit Entsetzen. (aus: „Faramondo“, 2. Akt, 14. Szene) E per maggior pia pena, Und zu meinem großen Schmerz credo che fui crudele Sehe ich, wie grausam ich war a un’anima innocente, Gegenüber einer unschuldigen Seele, al core del mio cor. Gegenüber dem Herzen meines Herzens. aNtoNIo vIv vIvaldIaldI NoN temer che SPleNderà FürchtE dich nicht (aus: „Il Farnace“, 2. Akt, 6. Szene) Eolo Eolo Non temer che splenderà Fürchte dich nicht, denn die Sonne sovra l‘uso in cielo il sol, Wird über dem Vertrauten am Himmel strahlen, georg FrIedrIch hÄNdel e per tutto riderà Und über allem lacht die Erde, Salda quercIa EichEn stEil am aBhang ragEn d‘erbe e fiori adorno il suol. Mit Gräsern und Blumen geschmückt.

Salda quercia in erta balza Eichen steil am Abhang ragen, Giunone Giunone Quando il vento l’incalza Wenn die Stürme sie umjagen, Ma giovar ciò non potrà Aber das kann Amors Ha più forza e più valor. bricht die trotz’ge Kraft hervor. al meschin servo d‘Amor, Armem Diener nicht nützen, Questo cor non si sgomenta Auch mein Herz kann nichts erschrecken, perch‘ei seco porterà Denn er wird das Unglück Il suo sdegno non pavento Seinen Zorn gilt es zu wecken, le procelle dentro il cor. Im Herzen mit sich tragen. Nol fa debole il suo amor. Liebeszagen weicht dann davor. Salda quercia in erta balza, etc Eichen steil am Abhang ragen, etc. (aus: „La Fida Ninfa“, 3. Akt, Finale)

(aus: „Arianna in Creta“, 2. Akt, 3. Szene) duett: vado e vIvo coN la SPeraNza duEtt: ich gEhE und wErdE in dEr hOFFnung lEBEn

Faramondo Faramondo Vado e vivo con la speranza Ich gehe und werde in der Hoffnung leben, D’ottener la tua pietà Deine Vergebung zu erlangen. Vuo sperar che la costanza Ich will hoffen, dass Beharrlichkeit, vincerà la crudeltà. Die Grausamkeit besiegt.

22 | texte texte | 23 Ndr daS alte Werk Ndr PodIum der JuNgeN Ndr chor Ndr SINFoNIeorcheSter aboNNemeNtkoNzert Montag, 13. Dezember 2010, 20 Uhr aboNNemeNtkoNzerte aboNNemeNtkoNzerte Hamburg, Rolf­Liebermann­Studio Abo-Konzert 4 arIeNa beNd Abo-Konzert 3 D3 Freitag, 17. Dezember 2010, 20 Uhr Montag, 31. Januar 2011, 20 Uhr Sonya Yoncheva Sopran Sonntag, 27. Februar 2011, 18 Uhr Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal Guillermo Garcia Calvo Klavier Hamburg, St. Jacobi NDR Sinfonieorchester Al Ayre Español Werke von veSPer Christoph Eschenbach Dirigent Eduardo López Banzo Cembalo und Leitung ERNEST CHAUSSON, , NDR Chor Saleem Abboud Ashkar Klavier GEORG FRIEDRICH HÄNDEL SERGEJ RACHMANINOW, JULES MASSENET, Stefan Parkman Dirigent PETER TSCHAIKOWSKY Concerti grossi op. 6 (Auszüge) GIACOMO PUCCINI, NIKOLAI RIMSKY­KORSAKOW, Ulrich Noethen Lesung Phantasie­Ouvertüre „Romeo und Julia“ , LUIGI ARDITI, FRANZ LEHAR SERGEJ RACHMANINOW ROBERT SCHUMANN 19 Uhr: Einführungsveranstaltung im Kleinen Saal der Laeiszhalle Vesper op. 37 Klavierkonzert a­moll op. 54 Das große Abend­ und Morgenlob PETER TSCHAIKOWSKY Freitag, 28. Januar 2011, 20 Uhr (ganznächtliche Vigil) Sinfonie Nr. 1 g­moll op. 13 Hamburg, Rolf­Liebermann­Studio „Winterträume“ SoNderkoNzert 17 Uhr: Einführungsveranstaltung in der Kirche SCHLAG AUF SCHLAG 19 Uhr: Einführungsveranstaltung im Kleinen Saal Freitag, 11. Februar 2011, 20 Uhr NDR Chor Samstag, 12. Februar 2011, 20 Uhr Philipp Ahmann Dirigent Abo-Konzert 4 Hamburg, Rolf­Liebermann­Studio Daniel Higler, Raphael Löffler Schlagzeug­Duo Sonntag, 17. April 2011, 18 Uhr B5 Donnerstag, 6. Januar 2011, 20 Uhr „BAROQUE MEETS JAZZ“ DAVID FRIEDMAN Hamburg, St. Nikolai A5 Sonntag, 9. Januar 2011, 11 Uhr L’Arpeggiata Nyack In Kooperation mit NDR das neue werk Hamburg, Laeiszhalle, Großer Saal Christina Pluhar Therobe und Leitung STEFAN WOLPE laSt WordS NDR Sinfonieorchester Nils Landgren Posaune Two Chinese Epitaphs op. 25 NDR Chor Knabenchor Hannover Mitglieder der NDR Bigband DIETRICH WöHRLIN Philipp Ahmann Dirigent NDR Chor Claus Stötter Trompete Funny Walk Ensemble Resonanz Ivor Bolton Dirigent Fiete Felsch Saxofon Flöte AL GINTER JAMES MACMILLAN Kit Armstrong Klavier Marcio Doctor Perkussion Spaghetti Junction Seven last Words from the Cross WOLFGANG AMADEUS MOZART Improvisationen und Werke von TOSHIO HOSOKAWA Sinfonie C­Dur KV 338 16.45 Uhr: Klangradar 3000: Klangwellen GIROLAMO KAPSBERGER, SANTIAGO DE MURCIA, Die Lotusblume Klavierkonzert A­Dur KV 488 , HENRY PURCELL, GUO WENJING JOSEPH HAYDN MAURIZIO CAZZATI, ANDREA FALCONIERO Echoes of Heaven and Earth Sinfonie D­Dur Nr. 96 Hob I:96 „Le Miracle“ In Kooperation mit der NDR Bigband IGOR STRAWINSKY Psalmen­Sinfonie

6. Januar 2011, 19 Uhr: Einführungsveranstaltung im Kleinen Saal

Karten im NDR Ticketshop im Levantehaus, Tel. 0180 ­ 1 78 79 80 (bundesweit zum Ortstarif, maximal 42 Cent pro Minute aus dem Mobilfunknetz können abweichen), online unter www.ndrticketshop.de

24 | koNzertvorSchau koNzertvorSchau| 25 ImPreSSum Fotos: Janos Stekovics (Titel und Umschlagrückseite) Herausgegeben vom Parnassus ARTS Productions (S. 5) NorddeutScheN ruNdFuNk Sonoris S. A. (S. 6) ProgrammdIrektIoN hörFuNk Rafaela Pröll (S. 7) bereIch orcheSter uNd chor Parnassus ARTS Productions (S. 8) Rothenbaumchaussee 132 Johannes Ifkovits (S. 9) 20149 Hamburg Parnassus ARTS Productions (S. 10) [email protected] akg­images (S. 12) akg­images (S. 13) NDR Das Alte Werk im Internet: akg­images | Cameraphoto (S. 14) www.ndr.de/dasaltewerk akg­images (S. 15)

Leitung: Rolf Beck NDR | Markendesign Gestaltung: Klasse 3b, Hamburg Redaktion NDR Das Alte Werk: Litho: Otterbach Medien Angela Piront Druck: Nehr & Co. GmbH

Redaktionsassistenz: Nachdruck, auch auszugsweise, Annette Martiny nur mit Genehmigung des NDR gestattet.

Redaktion des Programmheftes: Dr. Ilja Stephan

Der Text von Kai H. Müller ist ein Originalbeitrag für den NDR.

26 | ImPreSSum Gustav Mahler: 20.05.2011Sinfonie Nr. 8

o2 World TicketsHamburg unter

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Christoph Eschenbach | Erin Wall | Michaela Kaune | Simona Šaturova Petra Lang | Mihoko Fujimura | Nikolai Schukoff | Michael Nagy | John Relyea Tschechische Philharmonie Prag | NDR Sinfonieorchester | NDR Chor Schleswig-Holstein Festival Chor Lübeck | Knabenchor Hannover Prager Philharmonischer Chor | Tschechischer Knabenchor Boni Pueri

In Zusammenarbeit mit dem