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Zoologisch-Botanische Datenbank/Zoological-Botanical Database

Digitale Literatur/Digital Literature

Zeitschrift/Journal: Boletus - Pilzkundliche Zeitschrift

Jahr/Year: 2004

Band/Volume: 27

Autor(en)/Author(s): Dämmrich Frank, Rödel Thomas, Dörfelt Heinrich

Artikel/Article: viridis - ein in Deutschland verschollener Rindenpilz; Literaturhinweis 53-58 Boletus, Jahrgang 27, 2004, Heft 1, Seite 53-57

Frank Dämmrich & T homas R ödel

Amaurodon viridis - ein in Deutschland verschollener Rindenpilz

Dämmrich, F. 8 c Rödel, T. (2004): Amaurodon viridis - a corticioid fungi missing in Germany. Boletus 27(1), 53-57 Abstract: A specimen found on Tenerife (Canary Islands) of the hydnaceous Amaurodon viridis is characterised. The fungi was originally described from Saxony by Albertini 8 c Schweiniz (1805). There are no recent records of this species for Germany. The history of the taxon, synonyms and a brief survey of the genus Amaurodon including a preliminary key to the species is given. Key words: , , Amaurodon viridis

Zusammenfassung: Ein Fund des Stachelpilzes Amaurodon viridis von Teneriffa (Kanaren) wird vorgestellt. Die Originalbeschreibung des Pilzes nach einer sächsischen Aufsammlung stammt von Albertini 8 c Schweiniz (1805). Für Deutschland gibt es keine rezenten Nachweise der Art. Der Artikel enthält Informationen zur Geschichte des Taxons, Synonyme und einen kurzen Überblick über die Gattung Amaurodon mit einem provisorischen Bestimmungsschlüssel.

1. Zur Geschichte des Taxons tematischer Hinsicht gehört die Gattung Amau­ rodon zur Familie der Thelephoraceae. Albertini und Schweiniz lieferten als Pio­ Seit der Erstbeschreibung durch Albertini niere der Mykologie in ihrem 1805 erschienen­ und Schweiniz (1805) wurden aus Sachsen kei­ em Werk „Conspectus fungorum in Lusatiae ne weiteren Funde des Pilzes gemeldet. Die Superioris“ zahlreiche Erstbeschreibungen aus „Rote Liste Pilze“ des Freistaats Sachsens dem ostsächsischen Raum. So wurde von ihnen (Hardtke 8 c Otto 1999) registriert Amaurodon neben anderen Pilzen auch eine corticioide Art viridis somit folgerichtig als verschollene Art. - „ virideu aus der Moholzer Heide Eine Recherche - unter Berücksichtigung (MTB 4654) - unweit vom heutigen Niesky - der verschiedenen Synonyme - in den aktuellen neu beschrieben und abgebildet. Dabei han­ Floren Deutschlands führte ebenfalls zu keinem delte es sich um eine grünliche, resupinate und positiven Ergebnis. So wird der Pilz beispiels­ sehr fragile Kruste mit zähnigem Hymenophor, weise weder im „Verbreitungsatlas der Großpil­ die auf Erlenholz gefunden wurde. ze Deutschlands (West)“ (Krieglsteiner 1991) Fries sanktionierte das Taxon als noch in der „Pilzflora der Deutschen Demokra­ viride (Alb. 8 c Schw. : Fr.) Fr. (1821) in Syst, tischen Republik“ (Kreisel 1987) notiert. mycol. 1: 421 und Schröter (1889) stellte Aus diesem Grund wollen wir eine Auf­ diesen Pilz innerhalb der alten Familie Hydna- sammlung, die dem Zweitautor dieses Artikels cei in die von ihm eigens für diese Art geschaf­ auf der Insel Teneriffa gelang, zum Anlass fene Gattung Amaurodon. Diese Kombination nehmen, um auf diesen Pilz aufmerksam zu wird auch heute noch anerkannt. Der gültige machen. Vielleicht kann dies dazu beitragen, Name ist somit Amaurodon viridis (Alb. 8 c diese seltene und verschollene Art in Deutsch­ Schw.: Fr.) J. Schrot, in Cohn und wird als Ty­ land - fast 200 lahre nach ihrer Erstbeschrei­ pusart der Gattung Amaurodon geführt. In sys­ bung - wieder nachzuweisen. 54 Boletus, Jahrgang 27 (1), 2004

2. Fundangaben New York, Oneida, Sep 1878 H.A. Warne, in herb. NYS; revidiert durch Gilbertson, 1962: Kanarische Inseln, Teneriffa, Orotava-Tal, 675. südlich von Aguamansa, nordexponierter Hang chlorinus Massee (1901) in Bull. im Bereich des Nordost-Passats, Übergangs­ Mise. Inform. Kew 1901 (175-177): 158. Typus: bereich vom Fayal-Brezal zum Pinar mit Pinus Tasmania, Rodway 449, in herb. K; revidiert canariensis und Erica arborea, ca. 1200 m üNN, durch Larsson 8 c Köljalg. auf der Unterseite einer gerodeten, verrotten­ chlorina (Massee) Cunn. 1953 den Wurzel von Baumheide (Erica arborea oder Proc. Lin. Soc. N. S .W. 77: 279. Basionym: E. scoparia), 16.03.2003, leg. Rödel, det. Dämm- Hypochnus chlorinus Massee. rich, Beleg: Herbar Dämmrich. Tomentella viridis (Berk.) Cunn. 1963 Bull. N. Z. Dep. sei. ind. res. 145: 239. Basionym: 3. Beschreibung der Aufsammlung Thelephora viridis Berk.

Fruchtkörper resupinat, etwa 1 cm2 groß, 5. Anmerkungen zu Verbreitung und fein faserig-filzig (athelioid), fast schimmelar­ Häufigkeit der Art auf den Kanaren tig, leicht ablösbar, blaugrünlich, Hymenophor und in Europa mit locker stehenden, kurzen spitz zulaufenden Zähnchen besetzt. Diese Kollektion ist für die Kanarischen In­ Hyphen dünnwandig, mit Schnallen, Basi- seln kein Neufund. Die Recherche in Belträn dien terminal, mit Basalschnalle, 4-sporig, 26 - Tejera (2001) ergab, dass diese Sippe - unter 28 x 6 pm, Sporen globos, vereinzelt subglobos, dem Namen Tomentella chlorina (Massee)G. 3,5 - 5,5(6) pm, Q = 1 - 1,2, warzig bis fein­ Cunningham - bereits für La Gomera und warzig, dickwandig, in KOH kräftig blau Teneriffa nachgewiesen wurde. gefärbt, in Wasser grünlich. Schröter (1889) zitierte neben dem Fund aus der Moholzer Heide eine weitere Aufsamm­ 4. Wichtige Synonyme der Art lung auf Carpinus aus Brinnitz (Brynica), einem Ort im damaligen Schlesien nördlich von Op­ Amaurodon viridis wurde trotz seiner peln (Opole) im heutigen Polen. charakteristischen Merkmale mehrfach als neue Inzwischen ist Amaurodon viride (gleichfalls Art beschrieben und in verschiedene Gattungen unter dem Synonym Tomentella chlorina) leider gestellt. Wir wollen deshalb die wichtigsten auch in der Roten Liste der Oberschlesischen Synonyme aufführen: Großpilze (wojewoda 1999) zu finden. Für die Amaurodon viridis (Alb. 8 c Schw. : Fr.) J. Regionen Opolskie und Görny Slask gilt die Art Schrot. (1888) in Cohn Pilze Schles. 3 (1): 461. als erloschen. Basionym: Sistotrema viride Alb. 8 c Schw. Für Finnland wird Amaurodon viride eben­ (1805) in Consp. fung. Lusat. 262. (sanktioniert falls als bedrohte Art geführt. Im Internet findet durch Fries in Syst, mycol. 1, 1821). Typus: man eine Auflistung der „Threatened species in USA, Bethlehem, L.D. Schweiniz. Finland in 2000“, wo der Pilz als regional aus­ Hydnum viride (Alb. 8 c Schw. : Fr.) Fr. gestorben gilt. Als wesentlicher Bedrohungsfak­ (1821) in Syst, mycol. 1: 421. tor wird der Mangel an geeignetem Totholz Odontia viridis (Alb. 8 c Schw. : Fr.) Bres. aufgeführt. (1897) in Atti Imp. Regia Accad. Rovereto III 3 Bourdot 8 c Galzin (1928) beschrieben den (1): 97. Pilz unter dem Namen Caldesiella viridis (Alb. Caldesiella viridis (Alb. 8 c Schw. : Fr.) Pat. 8c Schw.) Pat. Sie bezeichneten die Art als (1900) in Essai tax. Hym. nomyc. 120. „ziemlich häufig“. Als Substrat gaben sie altes Hydnum sobolewskii Weinm. (1832) in Flora Holz von Laub- und Nadelbäumen an. Zur ak­ 9 (29): 452. tuellen Verbreitung in Frankreich liegen uns Grandinia virescens Peck (1878) in Annual aber leider keine Angaben vor. Rep. New York State Mus. 30: 47. Typus: USA, Jülich (1984) verschlüsselt die Art unter Frank Dämmrich 8 c Thomas Rödel: A m aurodon viridis - ein in Deutschland verschollener Rindenpilz 55 dem Namen Tomentella chlorina (Massee) G. chlorina (Massee) G. Cunningham neben allge­ Cunningham und erwähnt hinsichtlich der meinen Verbreitungsangaben („Known from Verbreitung die Tschechoslowakei und various areas in western N. America as well as Frankreich. NY, PA, and VT.“ - Abkürzungen stehen für die Für Nordamerika findet man im Internet drei benachbarten Bundesstaaten New York, über die CO DA-Datenbank (California Oak Pennsylvania und Vermont im Nordosten der Disease and Arthropod [CODA] Database - USA) die bevorzugten Substrate unserer Art. Es eine Datensammlung über Krankheitsbefall werden sowohl Laub- als auch Nadelhölzer und Schadwirkungen an Eichen in Nordameri­ genannt: Abies, Acer, Ainus, Fraxinus, Juglans, ka) gleichfalls unter dem Synonym Tomentella Larix, Picea, Pinus, Platanus, Populusund Quer- cus. Hinsichtlich der Substratwahl ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Vertreter der mykorrhizabildende Arten sind. Tomentelloide Pilze nutzen das Totholz meist nur als Unterlage und können genauso Steine, Erde oder wie in einem bemerkenswerten Fall einen alten Porzellanteller überwachsen (letzt­ genanntes nach R. Schumacher briefl. 2001). Abb. 1: Ausschnitt aus der Tafel VI von Alber- Bei der Beurteilung der Rückgangstenden­ tini 8c Schweiniz (1805). Die Figur 4a zeigt den zen des Pilzes sind somit auch die Faktoren in gesamten Fruchtkörper von Sistotrema viride Betracht zu ziehen, die für andere Mykorrhiza­ Alb. 8c Schw.: Fr., die Figur 4b einen Auss­ pilze als Gefährdungsursachen diskutiert wer­ chnitt des zähnigen Hymenophor. den.

Abb. 2: Amaurodon viridis (Alb. 8c Sghw.: Fr.) J. Schrot, in Cohn. Fundort: Teneriffa, Orotava- Tal südlich von Aguamansa. Der Pilz wuchs zusammen mit Laeticorticium polygonioides (P.Karst.) Donk (im Bild rechts oben) auf dem Wurzelholz von Baumheide (Erica spec.). Foto: T. Rödel 56 Boletus, Jahrgang 27 (1), 2004

6. Die Amaurodon-Arten Tomentella and related genera in Temperate Eurasia: 33 Die Gattung Amaurodon gehört - wie bere­ Basionym: Tomentellago aeruginascens its erwähnt - zur Familie der Thelephoraceae Hjortstam 8 c Ryvarden (1988) in Mycotaxon und wurde vor allem von U. Köljalg und K.H. 31 (1): 40. - Type: Colombia, Magdalena, Par- Larsson durch mehrere Neukombinationen er­ que Nacional Tayrona, 14 Jun 1978 L. Ryvar­ weitert. Einschließlich der unlängst von Agerer den 15911; restudied by Koljalg, 1996: 33; in 8c Bougher (2001) neu beschriebenen australis­ herb.O chen Sippe Amaurodon aquicoeruleus umfasst Amaurodon aquicoeruleus Agerer 8 c die Gattung nunmehr weltweit 8 Arten* die of­ Bougher (2001) Australian Systematic Botany, fenbar alle recht selten und unscheinbar sind. Vol. 14(4). S. 599-606. Makroskopisch unterscheidet sich die Gat­ Amaurodon atrocyaneus (Wakef.) Koljalg tung Amaurodon von den anderen Gattungen 8c K.H. Larss. (1996)in Tomentella and related der Thelephoraceae durch die Farbänderung der genera in Temperate Eurasia: 33 Fruchtkörper beim Trocknen. Die Farbe ändert Basionym: Tomentella atrocyanea Wakef. sich von blauen Tönen (frisch) zu grünlichen (1966) in Trans. Brit. Mycol. Soc. 49: 357. Type: bis gelblichen Farbtönen im getrockneten Zus­ Venezuela, Sierra de Ste. Domingo, 27 Jul 1958 tand. Mikroskopisch liefern die in Kalilauge R.W.G. Dennis; restudied by Koljalg, 1996: 33; (KOH) blauen bis violetten Sporen eine gute in herb. K Abgrenzung gegenüber den Vertretern der Gat­ Amaurodon cyaneus (Wakef.) Koljalg 8 c tungen Tomentella, Tomentellopsis und Pseudo- K.H. Larss. (1996) in Tomentella and related tomentella. genera in Temperate Eurasia: 33 Basionym: Hypochnus cyaneus Wakef. Amaurodon aeruginascens (Hjortstam 8 c (1917) in Trans. Brit. Mycol. Soc. 5 (3): 478. Ryvarden) Köljalg 8 c K.H. Larss. (1996) in Type: England, Kew, on rotten coniferous log,

Tab. 1: Vorläufiger Schlüssel zu den Arten kompiliert nach verschiedenen Autoren

Nr. Diagnostische Merkmale Artname bzw. Verweis la Sporen blau in Wasser A. aquicoeruleus lb Sporen hyalin bis grünlich in Wasser 2 2a Sporen glatt A. mustialaensis 2b Sporen ornamentiert 3 3a Hymenophor poroid A. aeruginascens 3b Hymenophor glatt oder hydnoid 4 4a Hymenophor hydnoid, Hyphen mit Schnallen 1 4b Hymenophor glatt, Hyphen mit oder ohne Schnallen 5 5a Sporen bifurkat, 7 -9 pm lang, Hyphen mit Schnallen A. atrocyaneus 5b Sporen nicht bifurkat, bis 7pm lang, Hyphen ohne Schnallen 6 6a Sporen 5 -7 pm lang A. cyaneus 6b Sporen 4 -5 pm lang A. wakefieldiae 7a Sporen globos, Hyphen nicht inkrustiert A. viridis 7b Sporen elliptisch, Hyphen inkrustiert A. hydnoides F r a n k D ä m m r i c h 8 c T h o m a s R ö d e l : Amaurodon viridis- ein in Deutschland verschollener Rindenpilz 57

Literatur 25. Oct. 1911 E.M. Wakefield; restudied by Burdsall 8t Larsen, 1974: 99 andK öljalg, Agerer, R. 8c Bougher, N.L. (2001): Amaurodon 1996: 33; in herb. K aquicoeruleus (Thelephoraceae, Hymenomycetes, Ba- Amaurodon hydnoides Köljalg 8t Ryvar- sidiomycota), a new species from Australia with den (1997) in Mycotaxon 65: 107. Type: spores distinctly blue in water. - Australian System­ Venezuela, Estado Bolivar, Las Nieves, 11 Jun atic Botany 14(4), 599 - 606. 1995 L.R yvarden 37576; in herb. VEN; K, O, Albertini, J.B. de 8 c Schweiniz, L.D. de (1805): Conspectus TAA fungorum in Lusatiae superioris agro Niskiensi crescentium, Lipsiae. Amaurodon mustialaensis (P. Karst.) Köl­ Beltrán Tejera, E. (2001): Reino Fungi. In: Izquierdo, I., jalg arss Tomentella 8t K.H. L . (1996) in and re­ Martín, J.L., Zurita, N. 8 c Arechavaleta, M. lated genera in Temperate Eurasia: 33 (eds.): Lista de especies silvestres de Canarias (hon­ Basionym: Hypochnus mustialaensis P. gos, plantas y animales terrestres). La Laguna, Karst. (1871) in Not. Sällsk. Fauna Fl. Fenn. 29-62. Förh. 11: 222 - Type: Finland, Tammela, Mus- Bourdot H. 8 c Galzin, A. (1928): Hymenomycetes de France. Sceaux. tiala, 4 Oct 1865 P.A. Karsten 812; restudied by Hardtke, H.-J. 8c Otto, P. (1999): Rote Liste Pilze. Materi­ Rogers 8t Jackson, 1943: 277, Ginns 1989: 135 alien zu Naturschutz und Landschaftspflege 1999. and Köljalg, 1996: 33; in herb. H Dresden. Amaurodon viridis (Alb. 8t Schw. : Fr.) J. Jülich, W. (1984): Die Nichtblätterpilze, Gallertpilze und Schrot. (1888) in Cohn Pilze Schlesiens 3(1): Bauchpilze (.Aphyllophorales, Heterobasidiomycetes, 461. Gastromycetes). Kl. Kryptogamenflora II/b 1. Jena. Köljalg, U. (1996):Tomentella (Basidiomycota) and related Amaurodon wakefieldiae (Burds. 8t genera in Temperate Eurasia. Synopsis Fungorum M.J.Larsen) Köljalg 8t K.H.Larss. (1996) in 9. Oslo. Tomentella and related genera in Temperate Kreisel, H. (1987): Pilzflora der Deutschen Demokratis­ Eurasia: 33 chen Republik. Jena. Basionym: Lazulinospora wakefieldiae Krieglsteiner, G.J. (1991): Verbreitungsatlas der Großpilze Burds. 8t M. J. Larsen, Mycologia 66: 98. 1974, Deutschlands (West). Band 1: Ständerpilze, Teil A: in herb. BPI Nichtblätterpilze. Stuttgart. Parmasto, E., Nilsson, H. 8c Larsson, K.-H. (2003): CORTBASE. A nomenclatural database of corti- Danksagung cioid fungi (Hymenomycetes). Version 2.0. Gothemburg. Herrn Prof. Dr. R. Agerer (München) Schröter, J. (1889): Die Pilze Schlesiens. Erste Hälfte. - In: möchten wir für die Bereitstellung von Litera­ Cohn, F.: Kryptogamen-Flora von Schlesien, Bres­ tur ganz herzlich danken. lau.

Anschriften der Verfasser: Frank Dämmrich, Am Hohen Hain 19a, D-09212 Limbach-Oberfrohna Thomas Rödel, Kötteritzscher Ring 1, D-04668 Großbothen OT Sermuth 58 Boletus, Jahrgang 27 (1), 2004

Literaturhinweis

Bresinsky, A. & Besl, H. (2003): Beiträge zu sind, in die Arbeit zu integrieren. 16 Taxa der einer Mykoflora Deutschlands: Schlüssel zur Übersicht sind - bezüglich ihrer Zuordnung - Gattungsbestimmung der Blätter-, Leisten- mit Fragezeichen versehen. Dies zeigt, dass es und Röhrenpilze mit Literaturhinweisen zur derzeit noch nicht möglich ist, auf der Basis der Artbestimmung. - Regensburger Mykologi- neuen Ergebnisse ein umfassendes System zu sche Schriften 11: 1-236. erarbeiten. Das Neue sollte in der Publikation nicht ignoriert, konnte aber auch nicht nahtlos Der neue Band enthält in getrennter Folge integriert werden. Auf konservative Gesichts­ dichotome Gattungsbestimmungsschlüssel punkte kann als Bezugspunkt noch immer nach makroskopischen und nach lichtmikro­ nicht verzichtet werden, weil sonst ein wesentli­ skopischen Merkmalen. Die Schlüssel werden ches Ziel der Systematik, eine Grundlage der durch 173 Strichzeichnungen, die meist aus Orientierung und der Verständigung unter den mehreren Figuren zusammengesetzt sind, Fachleuten zu sein, verloren ginge. Die größ­ unterstützt. Für alle aufgeführten Gattungen tenteils konservative Orientierung bezüglich wird im Anschluss an die Schlüssel eine Be­ der Systematik wird auch durch die Auflistung schreibung beigefügt, aus der die systematische und z.T. auch die Aufschlüsselung der „nicht Zuordnung, die wichtigsten Merkmale, die Ty­ berücksichtigten Gattungen“ (weichfleischige pusart, eine Aufzählung der in Deutschland Porlinge) deutlich, deren Fehlen bereits dem häufigsten Arten und die Anzahl der in Titel der Arbeit zu entnehmen ist. Deutschland nachgewiesenen Arten hervorge­ Die Gattungsbeschreibungen und -Umgren­ hen. Diesen Daten folgt bei jeder Gattung eine zungen folgen ebenfalls konservativen Vorbil­ Auflistung von Spezialliteratur zur Bestim­ dern und bringen wenig Neues im Vergleich mung der europäischen Arten, wobei die Aus­ mit den ausführlichen Beschreibungen bei Sin­ wahl monographischer, aber auch wichtiger ger, oder denen im Atlas von Moser & Jülich kleiner Beiträge von der Kompetenz der Bear­ etc., z.B. wird die Gattung Coprinus, obgleich beiter zeugt. Die erwähnte Literatur ist jeweils sie schlüssig gegliedert wurde, im alten Sinne bibliographisch exakt aufgelistet, benutzer- mit Coprinus comatus (der zu Agaricus gehört) freundlich den Gattungsbeschreibungen nach­ als Typus beibehalten. gestellt und nicht im Literaturverzeichnis der Das Buch ist für Benutzer verfasst, die mit gesamten Arbeit enthalten. makroskopischen und lichtmikroskopischen Der Wert der neuen kompilatorischen Ar­ Merkmalen der Fruchtköper arbeiten. Merk­ beit besteht ohne Zweifel in einer Ergänzung male von Rhizomorphen, Mycelkulturen, Ana­ der z.T. recht unsicheren Gattungsschlüssel des morphen oder DNA-Sequenzen fehlen den Bestimmungsbuches von Moser, dessen letzte Schlüsseln und den Gattungsbeschreibungen. Auflage nunmehr bereits 20 Jahre alt ist und ei­ Die alternativen Merkmale der Schlüssel sind ner Überarbeitung bedürfte. Die Beschränkung nicht zuletzt durch die Zeichnungen gut ver­ der Bestimmungsschlüssel auf Gattungen ist ei­ ständlich gemacht. Sie sind besser als in vielen ne Notwendigkeit, die der Komplexität der be­ anderen Bestimmungsbüchern dargestellt, aber handelten Gruppen gerecht wird. Das Buch ist stilistisch nicht immer gut durchgearbeitet. z.B. für Einführungskurse im Hochschulunter- Das neue empfehlenswerte Buch ergänzt die richt geeignet und ist allen Pilzfloristen und deutschsprachige Bestimmungsliteratur über Pilzberatern zu empfehlen. Blätterpilze, Röhrlinge und Leistlinge. Mancher Eine „Systematische Übersicht der behan­ aktuelle Gesichtspunkt der Pilzsystematik ist delten Gattungen“ (p. 7-9) verfolgt das Ziel, die dem Werk zu entnehmen. Dem Benutzer wird Ergebnisse molekularbiologischer Analysen, die eine gute Übersicht über die Bestimmungslite­ in den letzten Jahren zu Gruppierungen führ­ ratur zu den einzelnen Gattungen geboten. ten, die nahezu ausschließlich molekular defi­ niert und morphologisch nicht nachvollziehbar Dr. H einrich Dörfelt, Dederstedt