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I Autor Richards R A M

144 der spiegel 43/2010 Legenden Der Fluch des Rock’n’Roll ist eine der großen Heldenfiguren der Rockmusik. nun, im Alter von 66 Jahren, ver - öffentlicht der gitarrist der Rolling Stones seine Memoiren. Sie erzählen die geschichte eines Überlebenskünstlers, der dem Ruhm, den drogen und dem Wahnsinn trotzte. Von Thomas Hüetlin

eith Richards ist noch nicht lange ren in der obersten Liga mitspielt. es ist gekommen, um über diese Reise zu spre - wach. Unten auf dem Broadway ihm anscheinend egal, ob einer 20 Mil - chen. Zusammen mit dem Autor James Kriecht es nach Abgasen und Billig - lionen dollar für einen Film bekommt Fox hat er seine Biografie verfasst*. 736 parfüm, oben im new Yorker Büro seiner oder 200 dollar oder gar nichts, solange Seiten ist das Buch dick, die Rechte wur - Managerin hängen goldene Schallplatten der Typ unterhaltsam ist oder schlau den auf der Buchmesse in Frankfurt am an den Flurwänden. es wirkt ein wenig oder wenigstens mit einer gitarre umge - Main vor drei Jahren versteigert. es gab langsam und vorsichtig, wie er da ent - hen kann. 10 Seiten zu lesen, eine kleine Kostprobe, langschlendert, so als ob sein Körper eine depp hat Richards dann später gefragt, mehr nicht. nach einem Wettbieten betrug gitarre wäre, die er erst noch stimmen ob er ihn als Vorbild für eine Rolle neh - der Vorschuss 5,5 Millionen euro. Wohl muss. men könne. der Film, um den es ging, noch nie ist für die Biografie eines Musi - 66 Jahre ist er jetzt alt, sein gesicht heißt „Fluch der Karibik“, und depp kers eine solche Summe bezahlt worden. sieht aus wie ein ungemachtes Bett. Keith spielt darin diesen merkwürdigen Piraten Angeblich wollten die Leute vom Ver - Richards trägt ein grünes T-Shirt, auf dem Jack Sparrow, einen Typen, der seine Au - lag, dass es „My “ heißt. Richards soll ein Porträt von Keith Richards gedruckt gen dunkel schminkt, zu viel Haschisch den entwurf genommen und das „My“ ist, sehr jung, sehr hübsch, es stammt aus raucht und sich langsam und tastend wie durchgestrichen haben. einer Zeit, als die langen nächte, die auf - in Zeitlupe bewegt. ein Freibeuter, ein die einzige Sorge war, ob sich Richards gedrehten Verstärker, der Sex, der Alko - Freidenker, der nur das tut, was er will, überhaupt erinnern könne. Und würden hol, das Heroin noch keine Spuren hin - und der noch auf dem Weg zum galgen diese erinnerungen irgendetwas mit dem terlassen hatten. seine gelassenheit nicht verliert. zu tun haben, was tatsächlich passiert ist? Richards bemerkt den erstaunten Blick Seit 45 Jahren ist Keith Richards eine Richards schaukelt auf seinem Stuhl und sagt: „das T-Shirt hat Johnny mir ge - Lieblingsfigur der Popkultur. In den sech - hin und her, sein Oberkörper schwankt schenkt. Wir haben dieselbe größe. Wir ziger Jahren begründete er mit den Rol - wie eine Boje im Wasser, Keith Richards tauschen die ganze Zeit Klamotten.“ ling Stones das goldene Zeitalter des groovt sich ein. Man könnte jetzt fragen, von welchem Rock’n’Roll, und als in den späten siebzi - Zeit für die zweite Marlboro. Im roten Johnny eigentlich die Rede ist, aber so ger Jahren die Punks gegen die Alten Becher eine farblose Flüssigkeit. „Limo - funktioniert Keith Richards nicht. John - putschten, gehörte Richards im - nade“, sagt Richards, „die har - nys T-Shirt, das ist einfach nur der erste mer noch zu den Unantastba - ten Sachen kommen jetzt erst Akkord dieses Tages. ren, weil sie alle, Patti Smith, Die einzige nach Sonnenuntergang.“ er Richards hält einen roten Becher in der Mick Jones von The Clash oder Sorge war: wäre lieber auf Tournee gegan - Hand, die eiswürfel klimpern, auf dem Richard Hell, so cool sein woll - Würde sich gen, als dieses Buch zu machen. Tisch steht ein Totenkopf aus rosa Plastik, ten wie er. Und heute geistert Keith Richards Aber er war der einzige Rolling er nimmt sich eine Zigarette. die ge - diese Figur in Hollywood- überhaupt Stone, der das wollte. „es war schichte kommt ins Rollen. Blockbustern her um, deren Pu - erinnern eine erleichterung“, sagt er, das T-Shirt hat Richards seit zehn Jah - blikum mit dem iPod aufge - „als wir feststellten, dass mein ren, er sagt, er habe es vielleicht einmal wachsen ist und wahrscheinlich können? gedächtnis noch ganz gut funk - gewaschen. Aber das sei nicht wichtig. keine Ahnung hat, dass Jack tioniert.“ es folgt ein heiseres Wichtig sei, dass Johnny ganz passabel Sparrow in Wahrheit den Rock’n’Roll mit - Lachen, das klingt, als hätte jemand einen mit einer gitarre umgehen könne. erfunden hat. Betonmischer angeworfen. Johnny und Richards haben sich über Richards ist ein Rätsel, immer noch. hat sich vor zehn, fünfzehn Richards’ Sohn Marlon kennengelernt. Ihn umgibt ein nebel aus drogen und Jahren selbst einmal an einer Autobiogra - Manchmal improvisierten die beiden zu - Ruhm, geld und gitarrenriffs, es ist die fie versucht und Richards mit Anrufen ge - sammen. nach zwei Jahren, sagt Keith geschichte eines Mannes, die eine große quält:„Äh, was haben wir am 15. August Richards, habe er Johnny gefragt, was er Frage stellt: Wie überlebt man das alles, neunzehnhundertirgendwas gemacht?“ eigentlich sonst so tue. ohne den Verstand zu verlieren? „Mick, es ist dein Buch, ich erinnere es Filme, sagte Johnny. Allmählich däm - er hat sich lange hinter seinem Image nicht.“ Jagger habe schließlich den Vor - merte Richards, dass der Typ, mit dem versteckt. Vor über zwei Jahren fotogra - schuss zurückgezahlt. er zwei Jahre lang rumgedaddelt hatte, fierte ihn Annie Leibovitz für eine An - „Life“ ist die geschichte eines Lebens Johnny depp war. zeige von Louis Vuitton. Keith Richards am Limit. die geschichte eines Uner - Ist nun Keith Richards ein Idiot im dau - ist dar auf zu sehen mit einer schwarz - schrockenen, der sich auf dieses damals erdrogennebel, der nicht mehr mitbe - lackierten gibson. „einige Reisen“, steht neuartige Abenteuer namens Rock’n’Roll kommt, was um ihn herum passiert? darunter, „kann man nicht in Worte einlässt, die erzählt von mahagoniblitzen - nicht wirklich. die geschichte ist nur fassen. new York, 3 Uhr morgens. Blues den Privatjets, von drogenknästen und typisch für einen Mann, der sich nicht in C.“ viel aus der Welt der Stars und Promi - nun ist es drei Uhr nachmittags, und * Keith Richards mit James Fox: „Life“. Heyne Verlag, nenten macht, obwohl er jetzt seit 45 Jah - Richards ist in das Büro seiner Managerin München; 736 Seiten; 26,99 euro.

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Gitarrist Richards in Südfrankreich 1971*: Er arbeitete lieber nachts, wobei nicht ganz klar war, wann bei ihm die Nacht anfing É L abgebrannten Villen, von Orgien und als ich ein paar Plätze runterrutschte. kam nonstop auf die Schnauze. Von den R A T

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dem Tod der Freunde. Schließlich landete ich auf Platz neun. O Lehrern, von den Mitschülern, von der U Q I N Richards schont niemanden, weder mein gott, jetzt ist alles aus.“ Wieder das britischen Klassengesellschaft, die Bur - I M O

Mick Jagger noch sich selbst. er beschreibt, Betonmischer-Lachen. schen wie ihn über Jahrhunderte in Krie - D wie er in einem nachtclub unterm Tisch er hat so lange dem Tod getrotzt, dass gen und Fabriken verheizt hatte. das gi - sitzt und um Heroin bettelt, er erzählt, wie er nun als der große Überlebenskünstler tarrespielen lernte er in der Schule auf er seinen knapp siebenjährigen Sohn Mar - des Rock’n’Roll gilt. der amerikanische dem Klo. lon mit auf Tour durch europa nimmt und Late-night-Moderator Jay Leno fragte, Im April 1962 schrieb er einen Brief an ihn im Auto anweist, die Landesgrenzen war um wir keine Flugzeuge bauen können, seine Tante. „Liebe Pat, ich dachte immer, im Autoatlas zu studieren: „Marlon war die das aushalten, was Richards aushält. ich wäre meilenweit der einzige Fan von voll bei der Sache. ,noch 15 Kilometer bis Richards kennt diese Scherze und sagt, Chuck Berry, aber dann stehe ich eines zur grenze, dad.‘ das war das Signal, um er sei gern bereit, seinen Körper nach Morgens mit einer Platte von Chuck am rechts ranzufahren, einen Schuss zu setzen seinem Ableben der Wissenschaft zur Bahnhof dartford, als ein Knabe, den ich und das Zeug entweder loszuwerden oder Verfügung zu stellen. Wölfisches grinsen. von der grundschule her kenne, auf mich irgendwo zu bunkern.“ „Aber ich fürchte, dass die Herrschaften zukommt. er besitzt alle Platten von , Jimi Hendrix, Janis Joplin ihn ablehnen werden.“ Chuck Berry. der Kerl da am Bahnhof und Jim Morrison, das waren die ersten Seine Abneigung gegen diese Herr - heißt Mick Jagger. Außerdem ist Mick drogentoten des Rock’n’Roll. Richards schaften ist etwas, das er sich über die der größte R &B-Sänger auf dieser Atlan - führte jahrelang die Liste an, die der bri - Jahrzehnte bewahrt hat. Als Mick Jagger tikseite, und das meine ich ernsthaft.“ tische „new Musical express“ über Pop - vor ein paar Jahren von Prince Charles der Blues. es ist jetzt ziemlich still in stars führte, die es als nächste erwischen zum Ritter geschlagen wurde, ist Richards diesem Büro hoch über dem Broadway, könnte. er gewöhnte sich daran, koket - fast durchgedreht vor Wut. als hätte jemand ein Lagerfeuer angezün - tierte am ende damit. „das war die ein - Jagger und Richards kommen aus dart - det. Zeit für die nächste Marlboro. War - zige Hitliste, bei der ich zehn Jahre lang ford, einer Kleinstadt östlich von London. um ausgerechnet der Blues? an der Spitze stand“, schreibt er heute. Jagger lebte im besseren dartford, Ri - die Beatles eroberten das Land damals „Tatsächlich war ich ein wenig enttäuscht, chards im hässlichen. nach dartford mit euphorisierendem, rosarotem Pop. schob London gern die unangenehmen Warum identifizierten sich die Stones mit * Mit Freundin Anita Pallenberg, Musiker dinge ab: Pockenkrankenhäuser, Schieß - der Musik der nachfahren schwarzer und dessen ehefrau in der Villa nellcôte. pulverfabriken, Irrenhäuser. Richards be - Sklaven aus dem Mississippi-delta? einer

148 der spiegel 43/2010 Musik, die in den weißen Hitparaden weise gegen seinen Willen, selbst zum nicht vorkam? Star, zu einem Anti-Jagger, weil er die „Alles stammt vom Blues ab“, sagt grundwerte des Rock’n’Roll verteidigte: Richards, „sogar der Jazz. der Blues ist Spontaneität, Außenseitertum, Risiko, on ehrlich und wahr, er ist voller Leiden und the road sein, die dinge auf sich zukom - Trauer.“ er und die Jungs hätten damals men lassen, in Schwierigkeiten geraten nicht an geld gedacht, sie hätten eine Mis - und am ende den Schlamassel doch eini - sion gehabt. Sie hieß: die verdammt noch germaßen geregelt bekommen. mal beste Blues-Band Londons zu werden. nie wurde diese Haltung deutlicher als der erfolg kam trotzdem, und damit bei den Aufnahmen von „exile on Main er noch größer wurde, sperrte Manager St.“, dem Meisterwerk der Stones. Jagger und Ri - es ist das Jahr 1971. der Band droht chards in einer Küche ein. er zwang sie, der Bankrott. Sie flüchtet wegen giganti - ihren ersten eigenen Song zu schreiben: scher Steuerschulden nach Südfrankreich. „As Tears go By“, eine zierliche kleine Richards mietet die Villa nellc ôte. Im Ballade. „Wir hielten das Lied für erbärm - schlechtbelüfteten Keller wird ein Studio lichen dreck“, sagt Richards. eingerichtet. In den Räumen darüber zer - die Songs wurden rauer, dynamischer, zauste Männer, sehr schöne Frauen und sexier. Schließlich fiel Richards „(I Can’t jede Menge drogen. Vor allem Heroin. get no) Satisfaction“ ein, im Schlaf, wie Am liebsten arbeitet Richards nachts, er schreibt. Am folgenden Morgen nahm wobei nicht so klar ist, wann bei ihm die er sich den Kassettenrekorder neben sei - nacht anfängt. nem Bett vor. er hörte die gitarre, dann Wenn es hieß, sechs Uhr abends ins sein eigenes Schnarchen, 40 Minuten lang. Studio, ging es oft erst nach Mitternacht Mit „Satisfaction“ etablierten sich Jag - los. Oft verschwand er auf dem Klo, um ger und Richards endgültig als das neue sich einen Schuss zu setzen. Manchmal Kraftzentrum der Stones. Brian Jones, blieb er stundenlang weg. der vielleicht begabteste Musiker der „Während ich mich in dieser abgeschot - Band, aber auch der eitelste, verkraftete teten Welt befand“, schreibt Richards in das nicht. er schwänzte Aufnahmen, woll - seinem Buch, „lebten die anderen nach te nicht auf Tournee, erzählte langatmig dem Lauf von Sonne und Mond. Sie von seinen LSd-Trips, verprü - wachten auf, gingen schlafen. gelte seine Freundin, die schö - Wenn man diesen Kreislauf ne Anita Pallenberg. „Mit Heroin durchbricht und vier, fünf Tage Befeuert von drogen, eska - kann man lang auf den Beinen ist, nimmt lierten die Streitereien. Ri - den Bullshit man all die anderen Menschen, chards schreibt in seinem Buch, der Show - die gerade aufgestanden sind Jagger und er seien „unglaub - business-Welt oder ein nickerchen machen, lich bösartig“ gewesen zu besser nur noch sehr entfernt wahr. Jones. Am 8. Juni 1969 warfen du arbeitest, schreibst Songs, sie ihn aus der Band. einen ertragen.“ überspielst Bänder, und dann Monat später trieb Jones tot in kommen diese Leute reinge - seinem Swimmingpool, den Körper voller schlurft, die eben noch geschlafen haben. Alkohol und drogen. 24 Jahre später soll die haben sogar was gegessen!“ zwar ein Handwerker namens Frank Tho - „exile“ ist eine Richards-Platte, eine rogood kurz vor seinem Tod den Mord Heroin-Platte. Und im grunde hat Jagger an Jones gestanden haben. Aber es bleibt seinem Kollegen „exile“ nie verziehen. ein unangenehmer nachgeschmack. es er habe, sagt Richards an diesem nach - ist das schwärzeste Kapitel der Stones. mittag im Oktober 2010, Heroin auch als „die Band konnte sich nicht mehr auf Schutzschild benutzt. „Mit Heroin kann Brian verlassen“, sagt Richards. „So bril - man den Bullshit der Showbusiness-Welt lant Brian war, er war vielleicht einer von besser ertragen. Man kann einen Schritt den Menschen, für die es besser war, jung zurücktreten, die Sache in einem anderen zu sterben.“ Licht betrachten und trotzdem das Spiel ein ziemlich harter Satz. spielen.“ „er wollte ein Star sein, und er hielt es gelang ihm in den Siebzigern immer sich tatsächlich für einen. Aber das ist es schlechter. er sah aus wie ein Zombie, nicht, worum es bei den Stones geht. Man wurde von der Polizei gejagt, schlief mit kann manchmal so tun, als sei man ein einem Revolver unterm Kopfkissen, fuhr Star, dem Publikum zuliebe.“ im Auto voller Plastikbeutel mit Kokain, Für Sie ist das nicht wichtig? Meskalin, gras und Peyote durch die ge - „Mit Sicherheit nicht. Aber um Platten gend, wurde wieder erwischt, das einrei - machen zu können, muss ich das Spiel sen in die USA und nach Frankreich kom - manchmal spielen.“ pliziert. den Konflikt zwischen Blues-Musiker Zusammen mit dem Banker Rupert und Popstar gibt es heute immer noch bei Prinz zu Löwenstein hatte Jagger begon - den Rolling Stones, die Front aber verläuft nen, die Finanzen der Band zu sanieren. längst zwischen Jagger und Richards. In Löwenstein war englisches establishment, diesem Krieg wurde Richards, möglicher - die Band wurde allmählich ein smart ver -

der spiegel 43/2010 149 Kultur netztes, modernes Unterneh - getrieben von dieser strub - men. Als Richards ende der beligen Keith-Richards-ener - siebziger Jahre den entzug gie, bereit, wieder auf große schaffte, wollte er wieder Fahrt zu gehen. mitreden. Aber Jagger sagte Aber will das auch Mick? immer öfter: „Ach, halt’s Sie sprechen, wie gesagt, Maul, Keith. erzähl keinen nicht oft miteinander. Mist.“ dann sagt Richards: „es war ein kleiner „ ist der er - Schock“, sagt Richards, und staunlichste Mensch in der der Ausdruck kleiner Schock Band.“ Wenn er wissen wol - ist englisches Understate - le, was los sei bei den Stones, ment für: es war richtig rufe er Charlie an. Mick ma - S I B widerlich. „Mick hatte sich R che es genauso. Inzwischen. O C

/ anscheinend in der Zwi - Richards bläst den Rauch C I S schenzeit daran gewöhnt, U vorbei an seiner Hand, an ei - M

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Mr. Rolling Stones zu sein. H nem Finger steckt ein silber - C E R er hatte keine Lust, mich B ner Totenkopf. E L

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wieder reinzulassen. Mick L es gibt da eine berühmte L E R

wäre gern ein guter ge - R Anekdote über Charlie A F

schäftsmann, und er ist es D Watts und die Stones, sie I V A auch, aber ...“ D spielt 1984 in Amsterdam. Was hätten Sie anders Newcomerband Rolling Stones Mitte der Sechziger*: Blues aus Dartford Jagger und Richards gingen gemacht? gemeinsam einen trinken. „Ich will, zum Beispiel, Richards lieh Jagger ein Ja - keine persönlichen Bezie - ckett, das er bei seiner Hoch - hungen zu den Bossen von zeit getragen hatte, die Plattenfirmen. der ganze nacht war kühl. Als sie um Punkt der Stones ist ein an - fünf Uhr früh wieder im Ho - derer: Wir sind eine ver - tel erschienen, wählte Jagger schworene gemeinschaft, die nummer von Charlie wir sind gefährlich, wir wah - Watts: „Wo bleibt mein ren distanz. es war dassel - Schlagzeuger?“, fragte er in be Problem wie mit Brian die Muschel. Jones. Wenn einer aus der 20 Minuten später klopfte Reihe tanzt, werde ich ziem - Watts an die Tür. Maßanzug lich ungemütlich.“ aus der Savile Row, Krawat - Mitte der achtziger Jahre te, aufpolierte Schuhe, frisch

knallte es richtig. Richards D rasiert. „nenn mich nie wie - P A D fand heraus, dass Jagger im der deinen Schlagzeuger!“, /

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Windschatten eines 20-Mil - C sagte Watts und schlug sofort O K

lionen-dollar-Vertrags der G zu. Mit der Faust. Jagger tau - R E O Rolling Stones einen millio - J melte. Richtung Fenster. nenschweren Solo-deal mit Musiker Jagger, Richards in München 2003: „Halt’s Maul, Keith“ Richtung gracht. Richards CBS platziert hatte. fing Jagger auf. Jagger war auf dem Absprung. die Immer noch. „die Rolling Stones zusam - Später, sagt Richards, habe Watts ge - Plattenfirma sprach davon, er könne so men sind eine sehr, sehr gewaltige Kraft“, fragt: „Warum hast du ihn festgehalten?“ groß werden wie Michael Jackson. es be - sagt Richards an diesem nachmittag in „er hatte mein Hochzeitsjackett an.“ gann das, was Richards den „dritten Welt - new York. Richards drückt die Marlboro aus, er krieg“ der Stones nennt. „Aber getrennt sind sie niemand.“ steht auf, sagt: „Komm, ich zeig dir was.“ „Wenn er statt mit den Stones mit ir - Heute sind sie wieder eine der größten er reißt die Tür auf, es ist das Büro gendeiner Schmock’n’Balls-Band auf Bands der Welt, die immer neue Super - seiner Managerin Jane Rose, die ihn Tour geht, dann schneide ich ihm die gur - lative aufstellt, noch mehr Zuschauer, ende der Siebziger zum entzug zwang, gel durch“, sagte Richards. noch mehr einnahmen. Jaggers Vermö - die tagelang an seinem Bett saß, so lange, „Ich liebe Keith, ich bewundere ihn“, gen wird heute auf 218 Millionen euro ge - bis er das Heroin herausgeschwitzt hatte, konterte Jagger, „aber ich glaube kaum, schätzt, Keith Richards’ auf 201 Millionen. und die Mick Jagger später rauswerfen dass wir je wieder zusammenarbeiten Aber es ist ein merkwürdiger Triumph. wollte. können.“ die Stones der vergangenen 20 Jahre, die nachmittagssonne scheint in das Jahrelang ging das so. Jagger nahm das ist die berühmteste dysfunktionale Zimmer, Jane Rose ist etwas erschrocken, Solo-Platten auf, zelebrierte mit Ballon - Familie des Rock’n’Roll, eingemauert in draußen vor den Fenstern der weite Him - fahrten über seinem Schloss an der Loire das Mausoleum ihres erfolgs, angeführt mel über new York. den, wie Richards schimpft, Lebensstil von zwei Männern im Rentenalter, die „da“, sagt Richards und deutet auf die der „schwachsinnigen oberen Zehntau - sich nur noch begegnen, wenn es sich Wand hinter Rose. ein Foto von Che gue - send“. überhaupt nicht vermeiden lässt. vara ist zu sehen, daneben, gerahmt, eine ende der achtziger Jahre meldete sich Keith Richards zündet sich seine sechs - Aquarellzeichnung. Sie zeigt eine Faust. Jagger wieder bei ihm, die Solo-Karriere te Marlboro an. er wirkt heiter, sanft „das ist die Faust von Charlie“, sagt funktionierte nicht, er fragte, ob man es Richards. „Ich habe sie gemalt.“ nicht noch mal versuchen wolle. Richards * In der Besetzung mit , Brian Jones, Charlie es ist der letzte Akkord, den er spielt willigte ein. Für ihn ist die Band fast alles. Watts, Mick Jagger, Keith Richards. an diesem nachmittag. ◆

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