27. 4 . – 26.5. 2018 Üb ergänge

27. 4 . – 26.5. 2018 Üb ergänge

1 Inhalt Zum Geleit

Partner & Förderer Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Musikfreunde, die Schwetzinger SWR Festspiele wurden vor 66 Jahren als Radiofestival gegründet. S. 4 Ziel war es, das Publikum in den Räumen des Schwetzinger Schlosses mit Musik zu begeistern. Das zweite, genauso wichtige Ziel bestand darin, hunderttausende ­Hörerinnen und Hörer mit den Konzerten an ihren Radiogeräten zu erreichen. Dies Grußworte ist mittlerweile selbstverständlich: Die Schwetzinger SWR Festspiele prägen im Mai S. 5 mit vielen unterschiedlichen Sendungen fast täglich das Radioprogramm von SWR2.

Volle Konzertsäle und Radioprogramme sind jedoch längst nicht mehr die einzigen Programm 2018 Wege, über die wir das musikbegeisterte Publikum erreichen. Die Nutzung verlagert S. 9 sich zunehmend ins Internet. Mit einem Mausklick wird klassische Musik mittler­ weile auf Plattformen wie YouTube oder Spotify abgerufen. Diese Entwicklung ­gehen wir konsequent mit: Alle Schwetzinger Konzerte stehen bereits einen Tag Magazin nach Ausstrahlung als Audio im Netz. Unter SWRClassic.de, dem Portal für klassische Passerelle. Marseiller Gespräch vom Übergang S. 74 Musik im SWR, finden Sie zu jeder Zeit eine Auswahl an Konzerten und Opern. Viele ARGO – Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú S. 81 ­Konzerte sind außerdem als hochwertige Videostreams auf SWR Classic zu verfolgen. Momente der Hingabe – Die Geigerin Antje Weithaas S. 86 Eintauchen in Gefühle, Geschichten und Abenteuer – Die Cellistin S. 91 Sie merken, es kommen neue Zeiten auf uns zu, auf die wir uns bestens vorbereiten. Venedig für musikalische Touristen: Antonio Salieris La Fiera di Venezia S. 97 Im vergangenen Jahr wurden die Konzerte aus Schwetzingen mehr als 500 mal welt­ Présence – Grenzübergänge von Zeiten und Künsten S. 102 weit im Radio gespielt. Vor dem Hintergrund dieser enormen Beliebtheit möchten wir das Angebot multimedial weiter ausbauen. Doch was wäre ein Internet­angebot ohne die vielen einzigartigen Konzerte? Um all dies möglich zu machen, bedarf es SWR 2 einer großen Unterstützung. Daher gilt auch in diesem Jahr mein ganz besonderer live bei den Festspielen Dank unseren Freunden, Förderern, Sponsoren und Kooperationspartnern. S. 109 Ich wünsche Ihnen tolle Konzerterlebnisse in Schwetzingen und würde mich sehr freuen, wenn Sie nach den Festspielen Ihre ganz persönlichen Highlights noch Service ­einmal in aller Ruhe im Internet genießen. Tickets & Informationen | Vorverkaufsstellen Ihr Spielstätten | Saalpläne S. 125

Gerold Hug LEITER DER SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE PROGRAMMDIREKTOR KULTUR, WISSEN, JUNGE FORMATE DES SÜDWESTRUNDFUNK

2 3 Grußwort

Die Veranstaltungen der Schwetzinger SWR Festspiele werden in SWR2 gesendet. Als im Juli 1763 auf seiner Wunderkindreise mit Eltern und Schwester Nannerl in Schwetzingen Station machte und Kurfürst Carl Theodor vorspielte, berichtete Vater Leopold seinem Freund Hagenauer:

»… gestern ward eigens Accademie wegen uns anbefohlen. Dieß ist erst die zweyte Accademie die seit dem May hier gehalten worden. Sie dauerte von 5 uhr abends Wir danken allen Förderern, Sponsoren und Kooperationspartnern bis nachts 9 uhr. Ich hatte das Vergnügen nebst guten Sängern und Sängerinnen sehr herzlich für die freundliche Unterstützung und Zusammenarbeit. einen bewunderungswürdigen Flutotraversisten Mr. Wendling zu hören, und das orchester ist ohne widerspruch das beste in Teutschland, und lauter junge Leute, FÖRDERER und durchaus Leute von guter Lebensart, weder Säufer, weder Spieler, weder lieder­ liche Lumpen; so, dass so wohl ihre Conduite als ihre production hochzuschätzen ist. Meine Kinder haben ganz Schwetzingen in Bewegung gesetztet: und die Churf. Herr­ schaften hatten ein unbeschreiblich vergnügen, und alles geriet in verwunderung … « Rolf-Hans Müller Stiftung Über 250 Jahre später könnten die Mozarts Schwetzingen immer noch sehr ähnlich erleben. Jahr für Jahr kommen ab April die besten Musiker und Ensembles unserer Zeit in die Stadt. Sie sind zu Gast bei den Schwetzinger SWR Festspielen und be­ SPONSOREN geistern viele tausend Besucher. Zugleich beginnt die Saison im ältesten Spargel­ anbaugebiet Deutschlands. Musik und Kulinarik kommen zusammen und die Besucher strömen in unsere Stadt. Das Ensemble von Schloss, Schlossgarten und barocker Stadt weiß seine Besucher zu empfangen und zu begeistern. Das macht das besondere Flair und die Faszination der Schwetzinger SWR Festspiele aus.

PARTNER 2018 gehen die Festspiele zum zweiten Mal mit Heike Hoffmann als künstlerische Leiterin an den Start. Nach ihrer ersten, sehr gelungenen Saison können wir uns alle wieder auf spannende und abwechslungsreiche Festspielwochen freuen.

Schwetzingen ist überaus gerne Gastgeber der Festspiele. Seien Sie alle uns herzlich willkommen und genießen Sie viele schöne Augenblicke bei den Schwetzinger SWR Festspielen und in unserer besonderen Stadt.

Ihr DIE SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE SIND MITGLIED BEI

Dr. René Pöltl OBERBÜRGERMEISTER DER STADT SCHWETZINGEN

5 Grußwort Grußwort

Liebe Festspielgäste! Liebe Festspielgäste,

Unter dem Motto »Leidenschaft« startete Heike Hoffmann2017 als künstlerische auch 2018 dürfen sich alle Freunde der klassischen Musik auf ein hochkarätiges Leiterin in ihre erste Schwetzinger Saison. Unter ihrer Leitung haben sich die Programm der Schwetzinger SWR Festspiele freuen. Unter dem Motto »Übergänge« Schwetzinger SWR Festspiele nicht nur nachdrücklich an ihr seit Jahrzehnten ver­ hat die künstlerische Leiterin Heike Hoffmann ein facettenreiches Programm folgtes Ziel erinnert, das bedeutendste Radiofestival der Welt zu sein, sie haben konzipiert, das Werke der Klassik und Romantik ebenso präsentiert wie zeitgenössi­ diese Idee auch verwirklicht. Ihr Konzept – Profilierung mit klarer Themensetzung, sche Musik, Musiktheater, Puppenspiel und Tanz. Darauf freuen sich die Mitglieder Öffnung in die Stadt, Nachwuchsförderung und Vorstellung neuer Werke – ist in des Freundeskreises der Schwetzinger SWR Festspiele und ich persönlich sehr. meiner Wahrnehmung bestens aufgegangen. Übergänge sind in der Regel mit Veränderungen und Herausforderungen verbun­ Wie beim Blick auf das Programm der 67. Festspiele sofort deutlich wird, knüpft den – in der Musik und Kultur ebenso wie im gesellschaftlichen und politischen ­Heike Hoffmann unter dem Motto »Übergänge« dramaturgisch an dieses erfolg­ Leben. Diese neuen Herausforderungen gilt es auch für die Schwetzinger SWR reiche Konzept an. So zum Beispiel beim Musiktheater. Ich freue mich auf die Urauf­ Festspiele zu gestalten. Die Kombination aus Altbewährtem und Neuerungen führung ARGO von José M. Sánchez-Verdú, eine Koproduktion mit dem Staats­theater durften wir alle bereits in der vergangenen Festspielsaison erleben: Musikerinnen Mainz; das SWR Symphonieorchester wird gemeinsam mit dem SWR Experimental­ und Musiker der Festspiele zogen durch Schwetzinger Geschäfte, der Schlosspark studio unter der musikalischen Leitung des Komponisten dieses Werk aus der Taufe wurde bespielt und lockte Parkbesucherinnen und -besucher ins musikalische Ge­ heben. Mit Antonio Salieris La Fiera di Venezia wird unter der Leitung von Werner schehen. Die Öffnung der Festspiele in die Stadt hinein fand eine starke Resonanz. Ehrhardt eine Oper aus der Aufführungsgeschichte des kurfürstlichen Hofeswieder­ Gemeinsam mit den Freundinnen und Freunden des Fördervereins, die die Schwet­ entdeckt. Den Schlusspunkt markiert Henry Purcells Semi-opera The Fairy Queen. zinger SWR Festspiele engagiert unterstützen, freue ich mich, dass die Entwicklung »Übergänge« allüberall. Das gilt für die wunderbaren Möglichkeiten, sowohl sehr der Festspiele in diese Richtung weitergehen wird: Renommierte Orchester, Ensem­ erfahrene als auch sehr junge Musiker in einem Streichquartett zu hören und uns bles sowie Solistinnen und Solisten, aber auch viele junge Künstler werden wieder die Ohren zu öffnen für bekannte und gänzlich neue oder unbekannte Werke. Das zur einmaligen Schwetzinger Festspielatmosphäre beitragen. gilt ebenso für herausragende Liederabende ebenso wie für spannende Begegnun­ Den Musikerinnen und Musikern wünsche ich viel Erfolg, dem Publikum einen gen mit hochkarätigen Ensembles. Ich freue mich auch auf die Orchesterakademie, grenzenlosen Musikgenuss und uns allen unvergessliche Tage in Schwetzingen auf das SWR Vokalensemble, auf die Camerata Bern und auf die Hofmusik-­ und der ganzen Region. Akademie. Die begonnene Öffnung in die Stadt wird 2018 ebenso fortgesetzt wie das Gartenkonzert und die Konzerte für Kinder. Ihr

Das Kuratorium wünscht Ihnen viele magische Momente und spannende Begeg­ nungen. Und Musik, die Sie begeistern und verzaubern wird. Stefan Dallinger Ihr VORSITZENDER DES FREUNDESKREISES SCHWETZINGER SWR FESTSPIELE E. V. UND LANDRAT DES RHEIN-NECKAR-KREISES

Michael Sieber, Staatssekretär a. D. VORSITZENDER DES KURATORIUMS 6 7 Programm

8 Zum Programm

»Übergänge « kann und furchtlos ins Meer springt – eine Metapher für die Suche nach dem ­Unbekannten, aber auch für den Übergang vom Leben zum Tod. Um diesen Topos Wir alle spüren es: Wir leben in einer Zeit gravierender Veränderungen, globale kreist auch der von Christoph Prégardien konzipierte Liederabend. Im Programm Umbrüche in vielen Bereichen kündigen sich an, die jeden von uns in der einen der Sopranistin Sarah Wegener, das Werke aus vier Jahrhunderten umfasst, geht oder anderen Weise betreffen werden. Das schafft Verunsicherung, löst Ängste es um Krieg und Frieden. Die Geigerin Antje Weithaas und ihr Orchester Camerata aus, vor allem, weil wir nicht wissen, wohin die Reise geht. Und diejenigen, denen Bern beschreiten mit der Musik von Bártok und Kodály Transitwege zwischen Volks- wir doch bislang zutrauten, das Schiff auch bei rauer See zu steuern, reagieren und Kunstmusik, und das kanadische Ensemble Constantinople führt Werke der eher planlos, als dass sie mit Weitsicht agierten. Es fehlt an Visionen für eine künf­ italienischen Renaissance und des osmanischen Hofes auf, die der polnische Musiker tige Gesellschaft, ja selbst an einer ehrlichen Bestandsaufnahme. Statt Zukunfts­ und Orientalist Albert Bobowski, alias Ali Ufki – ein Mittler zwischen Orient und konzepte zu entwickeln, überlässt man das Feld denen, die uns einreden wollen, es Okzident – im 17. Jahrhundert in einem Manuskript zusammengestellt hat. gäbe einfache Lösungen und diese lägen im Zurück und nicht im Vorwärts. Der Übergänge sind gekennzeichnet durch das Aufgehen des Alten in einem Neuen, die alte Wertekanon scheint kaum mehr zu greifen, ein neuer ist nicht in Sicht. Verän­ Tradition wird »aufgehoben« im Hegelschen Sinne. Unser Programm um Johann derungen bieten Chancen, bringen immer aber auch Verluste mit sich. In Zeiten der ­Sebastian Bach und seine Söhne spiegelt so einen Epochenübergang wider, der Verunsicherung, wenn wir das Wohin noch nicht kennen, kann es nützen, sich des nicht nur ein musikalischer war, sondern auch der Weg in die neue, bürgerliche Woher zu vergewissern und an die identitätsstiftende Rolle von Kunst und Kultur zu Gesellschaft. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hoben die Komponisten der sogenann­ erinnern. ten Zweiten Wiener Schule – Arnold Schönberg und seine Schüler, darunter Anton Auch deshalb habe ich das Thema »Übergänge« als roten Faden für das Programm ­Webern und Alban Berg – in bahnbrechender Weise die Gesetze der Tonalität auf und der Schwetzinger SWR Festspiele 2018 gewählt. Kunst kann die Welt nicht verän­ bewahrten sie gleichermaßen ex negativo in ihren Werken. Der Musiktheoretiker dern, aber sie kann für Fragen sensibilisieren und freie Denkräume schaffen. Künst­ und Philosoph Theodor W. Adorno bezeichnete seinen Lehrer Berg als den »Meister ler waren schon immer Seismographen künftiger Veränderung, das gilt für die des kleinsten Übergangs« und meinte damit dessen meisterlichen Umgang mit der Musik ebenso wie für die Literatur oder die Bildenden Künste. Unter den Kompo­ Chromatik, die erstmals bei Wagner dazu geführt hatte, »dass die Musik insgesamt nisten war Ludwig van Beethoven ein solch Vorausahnender, auch Bernd Alois zum Übergang, zum Übergehenden, bruchlos sich selbst Transzendierenden wurde«. Zimmermann, dem wir in diesem Jahr anlässlich seines 100. Geburtstages einen Neben dem zeitlichen Aspekt impliziert der Begriff des »Übergangs« natürlich Schwerpunkt widmen. auch einen räumlichen, meint den Weg von einem Ort zum anderen. Das führt uns Kunst kann – das bestätigt sich immer wieder – Brücken bauen, zwischen Gestern zum Motiv des »Wanderns«, einem klassischen Topos der europäischen Kultur­ und Heute, zwischen dem Eigenen und dem Fremden. Der Philosoph Andreas geschichte, dem die Tiroler Musicbanda Franui gemeinsam mit dem Puppenspieler Dorschel diskutiert in seinem instruktiven Text, den Sie weiter hinten in diesem Nikolaus Habjan einen großartigen, heiter-melancholischen Theaterabend mit der Heft finden, den Begriff des »Übergangs« auf vielschichtige, durchaus auch über­ Musik von und Texten von Robert Walser widmet. raschende Weise. Es würde die Grenzen dieses Editorials sprengen, alle Aspekte des Phänomens Unser Programm thematisiert Übergänge ganz unterschiedlicher Art. José M. »Übergang«, wie sie sich in unseren Konzertprogrammen spiegeln, darzustellen. ­Sánchez-Verdú bringt in seinem neuen Musiktheaterwerk den Mythos von Butes Seien Sie daher herzlich eingeladen, diesem Leitmotiv hörend und sehend in auf die Bühne, jenes Argonauten, der den Klängen der Sirenen nicht widerstehen ­unseren Konzerten und Musiktheaterabenden selbst nachzuspüren.

10 11 Übergänge im Großen, aber auch im Kleinen: Auch die Schwetzinger SWR Fest­ La Fiera di Venezia mit seinem Ensemble L’arte del mondo und einer hochkarätigen spiele befinden sich in einer Übergangsphase. Im vergangenen Jahr gab es etliche Solistenriege auf die Bühne des Rokokotheaters. Neuerungen, die von unserem Stammpublikum begeistert angenommen wurden Unmöglich, an dieser Stelle alle zu nennen, doch möchte ich noch zwei »Satelliten-­ und zahlreiche Menschen erstmals mit den Festspielen in Kontakt brachten. Konzerte« erwähnen: Gemeinsam mit der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis gibt ­Diesen Weg möchten wir weiter gehen. Die Grenzgänge in der Orangerie bringen es gewissermaßen als Festspielprolog ein Kammerkonzert in der Stiftskirche zu späterer Stunde wieder Begegnungen mit Musikern, die ob ihrer Vielseitigkeit ­Sunnisheim in Sinsheim und erstmals kooperieren wir auch mit unserem unmittel­ in keine Schublade einzuordnen sind, sondern sich souverän und kreativ in un­ baren Festival­nach­barn. Als »Übergang« zwischen den beiden Festivals veranstaltet terschiedlichen musikalischen Welten bewegen. In Zusammenarbeit mit der der Heidelberger­ Frühling ein Konzert, das José M. Sánchez-Verdú gewidmet ist, Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der mit dessen Musiktheater­ ARGO wir eine Woche später die Schwetzinger SWR ­Wissen­schaften bitten wir zu einem musikhistorischen Stadtspaziergang mit Festspiele eröffnen. ­anschließendem Kammerkonzert im Palais Hirsch – und begeben uns damit auf die Spuren der berühmten Mannheimer Hofkapelle. Auch2018 laden wir ein zur Zu einem lebendigen Festival gehört es, Begegnungsmöglichkeiten zwischen ­Musik im Garten und erkunden gemeinsam den Bereich um den Apollo-Tempel – Künstlern und Publikum zu schaffen. Neben den öffentlichen Generalproben, Ein­ bei freiem­ Eintritt. Gleich nebenan, im Lapidarium, erwartet die Besucher die führungen und den Live-Sendungen, die SWR2 in Schwetzingen produziert, machen Klang­installation Heimat; der Komponist Volker Staub transformiert Klänge im wir Ihnen 2018 ein neues, exklusives Angebot. Sie sind sehr herzlich eingeladen, nach Park aufgenommener Naturgeräusche ins Innere und bringt damit die Steine der den Konzerten gemeinsam mit den Künstlern im Ristorante delle Rose bei Pasta originalen Skulpturen zum »Sprechen«. und Wein ins Gespräch zu kommen. Das Angebot, im Programm mit con gusto ­aus­gewiesen, ist limitiert und funktioniert nach dem Prinzip first come, first serve. Neu unter unseren Spielorten sind die Schwetzinger Kirchen St. Maria und ­ St. Pankratius, die eine für Vokalkonzerte besonders geeignete Akustik bieten und Mein Dank gilt allen Künstlern, Förderern und Partnern, den Kollegen im SWR und damit eine willkommene Ergänzung zu den Kirchen in Speyer sind, in denen wir meinem Team für kreatives Mitdenken und -planen, für ideelle und materielle auch 2018 wieder zu Gast sind. Wir freuen uns auf die Konzerte mit dem SWR ­Unterstützung, ohne die ein Festival dieser Größenordnung nicht möglich wäre. Vokalensemble, den legendären King’s Singers, dem belgischen Ensemble grain­ Seien Sie herzlich willkommen zu den Schwetzinger SWR Festspielen 2018! delavoix und dem Tenebrae Choir, die alle gleichermaßen für hohe künstlerische Qualität und eine jeweils spezifische vokale Klangkultur stehen. Überhaupt: Was Ihre wäre ein Festival ohne seine Künstler? Auch in diesem Jahr dürfen wir wieder Heike Hoffmann ­herausragende Solisten und Solistinnen in Schwetzingen begrüßen. Darunter sind viele, die sich längst internationales Renommee erworben haben, wie Dezső Ránki, Dénes Várjon, das GrauSchumacher Piano Duo, Gil Shaham oder Antje Weithaas und Tanja Tetzlaff – die beiden Residenzkünstlerinnen des Festspieljahr­ gangs. Aber auch zahlreiche vielversprechende Künstler der jüngeren Generation, wie Bertrand Chamayou, Kiveli Dörken, Tobias Feldmann oder die Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs sind dabei. Für die Opernfreunde gibt es eine reizvolle Wiederentdeckung: Werner Ehrhardt bringt Antonio Salieris Dramma giocoso ­

12 13 Samstag, 21. April, 19.30 Uhr Stiftskirche Sunnisheim, Sinsheim

Prolog

Isang Enders Violoncello Der Hauptgewinn bei einem Musikwettbewerb – das ist nicht Fabian Müller Klavier unbedingt der erste Preis der Jury, sondern der Publikumspreis! Denn was gibt es Besseres für einen jungen Musiker als die — Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal für sich zu gewinnen, die Johann Sebastian Bach ein untrügliches Gespür für Bühnenpräsenz und natürliche 1685 – 1750 Musikalität haben? Beim Internationalen Musikwettbewerb Suite für Violoncello solo Nr. 2 der ARD 2017 gewann der Pianist Fabian Müller diese heim­ d-Moll BWV 1008 liche Goldmedaille; nebst Silber von der Jury und drei Sonder­ Mieczyslaw Weinberg 1919 – 1996 preisen. Eine Woche vor Beginn der Schwetzinger SWR Fest­ Sonate für Violoncello und spiele lässt er die neue Saison gemeinsam mit dem jungen Klavier Nr. 2 op. 63 Cellisten Isang Enders schon einmal musikalisch vorglühen. Bachs d-Moll-Cellosuite eröffnet das Programm. Daran reihen 1833 – 1897 sich Werke, in denen Lebenslust und spirituelle Tiefe aufs Vier Balladen für Klavier op. 10 Schönste zusammentreffen. Und damit passt dieses Konzert Ludwig van Beethoven ideal in die Stiftskirche Sunnisheim; eine uralte Klosterkirche, 1770 – 1827 die vor ein paar Jahren mit viel Geschmack zu einem Kunst- Sonate für Violoncello und und Kulturzentrum umgebaut wurde. Klavier Nr. 5 D-Dur op. 102 Nr. 2 SWR2 veranstaltet dieses Konzert in Kooperation mit den Schwetzinger SWR Festspielen und der Kulturstiftung Rhein-Neckar-Kreis e. V. Tickets: 15 € Erwachsene / 7 € Kinder bis 12 Jahre erhältlich über Telefon 06221 522 1325 oder per E-Mail: [email protected]

15 27. April bis 26. Mai, Lapidarium Vernissage Freitag, 27. April, 17 Uhr Finissage Samstag, 26. Mai, 15 Uhr

Heimat Klanginstallation

Volker Staub *1954 Im Lapidarium sind die Originale der im Schlossgarten aufge­ stellten Skulpturen zu bewundern. Die Kurfürsten Carl Philipp Nikolaus Heyduck und Carl Theodor stellten das Ensemble im 18. Jahrhundert künstlerisch-technische Mitarbeit zusammen. Wir sehen dramatische Jagdszenen, griechische Zur Vernissage spielt und römische Gottheiten blicken auf uns herab. Wir begegnen Ruben Staub menschlichen Verkörperungen der vier Jahreszeiten und der »Tripa« für Klarinette solo Flüsse Rhein und Donau. Ein Ensemble aus sechs Sphinxen von Volker Staub wacht schweigend über die Szenerie. In welchem Land, in welcher Kultur befinden wir uns hier? Welche Geschichten Finissage siehe S. 71 sind hier in Stein gemeißelt? Götterwettstreit, Krieg, Vertrei­ bung und Flucht; Forscherdrang, Wissenschaft, Liebe, Eros, Musik und Kunst . Volker Staub arbeitet in seiner Klanginstal­ lation mit den Übergängen zwischen Außen und Innen und hat dafür hochsensible Instrumente im Park installiert. Sie werden von Naturkräften und Umweltgeräuschen in kaum wahrnehm­ bare Schwingungen versetzt, die verstärkt und ins Lapidarium übertragen werden. Sobald der Besucher eintritt, beginnen die alten Steine zu klingen und zu sprechen. Sie erinnern sich bruchstückhaft, erzählen von Erlebtem, Gehörtem, fast Verges­ senem. Fremde Musiken, Tierstimmen und Sprachen erklingen. Alles ist vertraut und doch so unbekannt. Heimat?

Montag bis Freitag von 14 bis 18 Uhr | Sonntag und an Feiertagen 13 bis 18 Uhr | Eintritt frei | Ticket zum Park erforderlich

16 17 Freitag, 27. April, 19 Uhr, Rokokotheater Premiere Einführung: 18 Uhr, Kammermusiksaal

Sonntag, 29. April, 18 Uhr, Rokokotheater Einführung: 17 Uhr, Kammermusiksaal ARGO Dramma in musica von José María Sánchez-Verdú (Musik) und Gerhard Falkner (Text)

José María Sánchez-Verdú Der Mythos ist bekannt: Um das Goldene Vlies aus Kolchis zu Musikalische Leitung rauben, sticht das sagenumwobene Schiff Argo unter der Füh­ Sabrina Hölzer Regie rung von Jason in See. An Bord 50 Helden, darunter Orpheus Etienne Pluss und der weniger bekannte Butes. Als die Sirenen die Argo­ Bühnenbild, Kostüme nauten mit ihrem Gesang bezwingen wollen, schützt Orpheus Jeannot Bessière Licht die Männer durch seinen eigenen Gesang. Nur Butes – ma­ Ina Karr Dramaturgie gisch angezogen von den Klängen – stürzt sich ins Meer. Der Sprung ins Wasser als Bild für die Suche nach dem Unbekann­ Jonathan de la Paz Zaens Butes ten, die das Scheitern, ja den eigenen Tod mit einschließt. Für Alin Deleanu Orpheus Sánchez-Verdú sind die Antike und die Geschichte des Mittel­ Brett Carter Odysseus meers als zeitlicher und geographischer Raum immer wieder Stefan Bootz Jason Referenzpunkte seines Komponierens: Mare nostrum, das Maren Schwier Aphrodite Mittelmeer – ein ambivalenter Ort, einerseits Raum der Suche, — des Aufbruchs zu neuen Ufern, andererseits bis in die Gegen­ SWR SYMPHONIEORCHESTER wart ebenso Sinnbild für Katastrophen, Kriege und Tod. Wie CHOR DES STAATSTHEATER häufig in seinen Werken bezieht Sánchez-Verdú den Raum MAINZ kompositorisch ein. Ihm geht es darum, die Bewegung des SWR EXPERIMENTALSTUDIO Reisens, des Meeres in seiner Beweglichkeit in poetischer Joachim Haas Klangregie ­Verdichtung aufzunehmen. Wesentlicher Bestandteil des Constantin Popp Klangregie ­musikalischen und szenischen Konzepts ist die Live-Elektronik, die den Raum klanglich erweitern und die Hörer als auditive Uraufführung | Auftragswerk der Schiffsreisende in Bewegung halten wird. Schwetzinger SWR Festspiele Koproduktion mit Staatstheater Mainz Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan A SWR2 Kulturkarte zur zweiten Vorstellung

18 19 Samstag, 28. April, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Liederabend con gusto Christoph Prégardien Kulinarischer Ausklang

2018 bitten wir Sie zu Tisch mit den Künstlern. Lassen Sie das Konzert gemeinsam bei gutem Essen und interessanten Gesprächen im ­Ristorante Delle Rose in Schwetzingen ausklingen. Die Anzahl der ­Teilnehmer ist limitiert. Solange Plätze vorhanden sind, können Sie ­ Christoph Prégardien Tenor Das ist der Übergang schlechthin, das mythisch-existenzielle con gusto zu ausgewählten Veranstaltungen dazu buchen. Michael Gees Klavier Urbild: der Schritt, der Gang, die Fahrt, der Flug aus dem Leben hin zu dem, was danach kommt, sei es das Nichts, die schiere — Fülle oder das schlechthin Andere. Abschied, letzte Worte, »Zwischen Leben und Tod« DAS ANGEBOT PRO PERSON UMFASST Vermächtnis, Sehnsucht, Hoffnung, Schauder, Rückblick und Werke von verrückte Fantasie – von all dem singen die Lieder von Johann Pasta Johann Sebastian Bach, Sebastian Bach bis Hugo Wolf und Gustav Mahler in diesem ein Viertel Wein Wolfgang Amadeus Mozart, Programm. Ihre Texte sagen darin viel, noch mehr aber sagt Wasser Carl Maria­ von Weber, die Musik, das unmittelbar Menschliche der Stimme und der Dessert Carl Loewe, Franz Schubert, gleichsam nach innen geklappte Farbreichtum des Klavierparts. Bartholdy, Espresso Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV) , Johannes con gusto zzgl. 28 € Brahms, Pjotr Tschaikowsky, Hugo Wolf und Gustav Mahler

In Zusammenarbeit mit Ristorante Delle Rose Hebelstraße 15 | 68723 Schwetzingen

Kosten: 28 € zzgl. zum Veranstaltungsticket

21 Sonntag, 29. April, 11 Uhr, Mozartsaal Sonntag, 29. April, 21.30 Uhr, Orangerie

Streichquartett-Matinee Grenzgänge Minguet Quartett Dalla Porta d’Oriente

Ulrich Isfort Violine Anfänge mit Vorgeschichte: Mozart schrieb vor seinem G-Dur- CONSTANTINOPLE Gesänge der italienischen Renaissance und des osmanischen Annette Reisinger Violine Werk andere Quartette. Mit diesem aber eröffnete er die Stefano Rocco Hofes finden sich in einem Manuskript des 17. Jahrhunderts, Aroa Sorin Viola Gruppe, die im freundschaftlichen Wettstreit mit Joseph Theorbe, Barockgitarre zusammengestellt von Albert Bobowski, einem polnischen Matthias Diener Violoncello Haydn den klassischen Stil der Gattung begründete. Unter Fabio Accurso Laute Musiker und Orientalisten. Bobowski alias Ali Ufki, um 1610 Anton Weberns Kompositionen für Streichquartett sind die Didem Başar Kanun in Polen geboren, wirkte in Konstantinopel am osmanischen — Bagatellen op. 9 nicht die ersten, aber die knappsten, dich­ Pierre-Yves Martel Hof und im Umkreis von europäischen Diplomaten, Geistlichen Wolfgang Amadeus Mozart testen, die »einen Roman durch eine einzige Geste, ein Glück Viola da gamba und Reisenden als Dolmetscher, Übersetzer, Sprachlehrer, 1756 – 1791 durch ein einziges Aufatmen ausdrücken« (A. Schönberg). Miren Zeberio Violine ­Vermittler und Berater. Er vereinigte vielfältige Fähigkeiten Streichquartett G-Dur KV 387 Auch Peter Ruzicka hatte vor seinem Celan-Quartett andere Patrick Graham Perkussion und Kenntnisse aus dem islamisch-osmanischen und dem Anton Webern 1883 – 1945 komponiert, aber »… FRAGMENT .« war entscheidend für seine Kiya Tabassian Setar, Stimme, christlich-europäischen Kulturkreis und wurde damit schon Sechs Bagatellen op. 9 Stilfindung und strahlte auf viele weitere Werke aus. Brahms Leitung zu seinen Lebzeiten ein geschätzter Mittler zwischen beiden soll viele Quartette geschrieben haben, ehe er ein erstes gelten Welten. In seiner Zusammenstellung europäischer und osma­ Peter Ruzicka *1948 Marco Beasley Tenor ließ, das Max Kalbeck »ein vollkommenes Meisterstück der nischer, vokaler und instrumentaler, geistlicher und welt­licher, »… FRAGMENT ...«, fünf Gattung und zugleich ein Seelengemälde« mit Verbindung zu — höfischer und urbaner Musiken wechselt Ali Ufki mit einer Epigramme für Streichquartett »höheren Ideen« nannte. Werke von Sultan Korkut, fantastischen Leichtigkeit und Selbstverständlichkeit von einer Gustav Mahler 1860 – 1911 ­Bartolomeo Tromboncino, Sprache und von einer Musik in die andere. Zusammen mit Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) Ich bin der Welt abhanden con gusto zzgl. 28 € ­Pietro Paolo Borrono, dem italienischen Tenor Marco Beasley macht Constantinople gekommen, aus »Rückert-Lieder« ­Athanasius Kircher, Giulio diese Sammlung mit ebensolcher Leichtigkeit und Selbstver­ ­Caccini, Claudio Monteverdi, ständlichkeit wieder zugänglich. Dabei gelingt den Musikern Johannes Brahms 1833 – 1897 Ali Ufki, Barbara Strozziu. a. ein kongenialer Brückenschlag zwischen den Kulturen Europas Streichquartett c-Moll op. 51 Nr. 1 und des Orients.

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie

22 23 Montag, 30. April, 19.30 Uhr, Mozartsaal Dienstag, 1. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal Einführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal Tag der Arbeit

Klavierabend Streichquartett-Matinee Bertrand Chamayou Rolston String Quartet

Transkriptionen von Nicht nur im religiösen Glauben, auch in der Musik gibt es die Luri Lee Violine Gibt es eine Architektur des Traums? ’ Streich­ Franz Liszt 1811 – 1886 Transsubstantiation, die Verwandlung einer Existenzform in Jeffrey DyrdaVioline quartett gehört zu den Nachtstücken, in denen Klänge und ihr eine andere. Franz Liszt war darin ein Meister. Lieder, Opern­ Hezekiah Leung Viola Nachhallen eine besonders intensive Leuchtkraft gewinnen. Sechs polnische Lieder von arien und -szenen wandelten sich unter seinen Händen zu Jonathan Lo Violoncello Aus einer kleinen Akkordzelle wächst das Werk hervor, traum­ Frédéric Chopin S 480 virtuosen Klavierwerken. Man nannte sie Paraphrasen. In wandlerisch entfaltet es sich in symmetrischen Strukturen, bei — Frühlingsnacht S 568 und Wirklichkeit bedeuteten sie Übersetzung und Reflexion in denen sich Teile entweder als Varianten oder als Kontraste Joseph Haydn 1732 – 1809 Liebeslied (Widmung) von einem: Übersetzung aus einem Genre in ein anderes, Nach­ ­entsprechen. Dutilleux sucht nach einer spezifischen, unver­ Streichquartett B-Dur op. 76 Nr. 4 Robert Schumann S 566 denken über die Möglichkeiten, die in den Originalen gleich­ brauchten Schönheit. Darin gleicht er, um ein Jahrhundert Hob. 3 Nr. 78 »Sonnenaufgang« sam verschlossen liegen. Historischer Vorläufer war das Fan­ versetzt, dem jungen Tschaikowsky, dem Mozart im Streich­ Feierlicher Marsch zum heiligen tasieren über gegebene Themen, mit dem Virtuosen gern Henri Dutilleux 1916 – 2013 quartett op. 11 als (fernes) Ideal diente. Mit Haydns »Sonnen­ Gral, aus Richard Wagners brillierten. Liszt machte es zur Kunstform. Ihre Grenzen zu den »Ainsi la nuit« für Streichquartett aufgangsquartett« beginnt die Reihe mit Werken aus seinem »Parsifal« S 450 Originalkompositionen sind fließend; astronomisch schwere letzten vollendeten und wohl bekanntesten Quartettzyklus. Pjotr Tschaikowsky 1840 – 1893 Isoldens Liebestod, aus Richard Stücke wie die »Études transcendantes« sind ohne die Tran­ Streichquartett Nr. 1 D-Dur op. 11 Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) Wagners »Tristan und Isolde« skriptionen und ihre vulkanische Artistik kaum denkbar. con gusto zzgl. 28 € S 447 Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) 12 Etudes d’exécution transcendante S 139

24 25 Dienstag, 1. Mai, 18 Uhr Tag der Arbeit Kirche St. Maria, Schwetzingen Tenebrae SWR Vokalensemble

SWR VOKALENSEMBLE Die größte Finsternis legte sich über die Erde, als Jesus starb Marcus Creed Leitung und das »Licht der Welt« erlosch: So sagt es der Evangelist ­Matthäus; das Karfreitagsresponsorium Tenebrae führt den Ge­ — danken näher aus. Dem christlichen Passionsglauben erscheint Carlo Gesualdo di Venosa das vorösterliche Dunkel als Passage zum Licht eines neuen 1566 – 1613 ­Lebens. Gesualdo gab sich den Düsternissen dieses spirituellen Responsorien zur Karwoche Übergangs mit all seiner Kunst und dem Hochdruck seiner Ex­ (Auswahl) pressivität hin. Vier Jahrhunderte später antwortete Wolfgang Wolfgang Rihm *1952 Rihm mit seinen Passionsmotetten, die sich hörbar auf Gesu­ Sieben Motetten nach aldo beziehen. Das SWR Vokalensemble bringt die Kompositio­ Passionstexten nen in eine Konstellation, in der sie sich gegenseitig befragen und intensivieren.

Tickets: 42 € (I) / 32 € (II) / 20 € (III) | Freie Platzwahl innerhalb der Reihe

26 27 Donnerstag, 3. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal Einführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Heimatklänge Antje Weithaas & Camerata Bern

CAMERATA BERN Die Transitwege zwischen Kunst- und Volksmusik waren in Antje Weithaas Violine, Leitung der europäischen Geschichte nie ganz geschlossen. Im frühen 20. Jahrhundert aber wurden sie besonders in zwei Regionen — zur kulturell treibenden Kraft. Bei Béla Bartók und Zoltán Frank Bridge 1879 – 1941 ­Kodály wirkten Volksmusikforschungen stilbildend – durch Two Old English Songs, arranged ­direkte Bearbeitung des gesammelten Materials (Maroszéker for string orchestra H. 119 Tänze) oder durch dessen klassizistische Aufbereitung und Benjamin Britten 1913 – 1976 Durchführung (Bartóks Divertimento). Weniger beachtet wur­ Variations on a Theme of de eine vergleichbare Entwicklung in Großbritannien. Für sie Frank Bridge op. 10 stand u. a. Benjamin Brittens Lehrer Frank Bridge. Das Programm der Camerata Bern bringt die beiden, im Anliegen so ähnlichen, Zoltán Kodály 1882 – 1967 im Resultat so verschiedenen Kulturströme zusammen. Marosszéki táncok (bearbeitet von Sándor Veress) Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV)

Béla Bartók 1881 – 1945 Divertimento für Streich­ orchester Sz 113

28 29 Freitag, 4. Mai, 16 Uhr, Palais Hirsch, Schwetzingen Freitag, 4. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Im Paradies der Antje Weithaas Tonkünstler & Freunde Rundgang – Konzert – Führung

Mitglieder der Als der englische Musikgelehrte Charles Burney 1772 durch Antje Weithaas Violine Künstler springen nicht wie die Schönheitsgöttin Aphrodite CAMERATA VILLA MUSICA Schwetzingen spazierte, erschien ihm der Ort »gänzlich von Tobias Feldmann Violine vollendet in die Welt. Sie sind nicht gleich sie selbst. Anton einer Colonie von Musikanten bewohnt«. Tatsächlich war und Danuta Waśkiewicz Viola Webern kostet in seinem einsätzigen Klavierquintett die ist Schwetzingen ein Ort der Musik, ganz besonders natürlich Bruno Philippe Violoncello spätromantische Tonsprache bis an die Leistungsgrenzen aus. im Frühjahr zur Festspielzeit. Ein Rundgang durch die Schwet­ Dénes Várjon Klavier Es fordert den Übergang zu Neuem, noch Unbekanntem. Ähn­ zinger Innenstadt führt zu den Orten, an denen die Hofmusi­ lich Béla Bartóks Opus 3: Die Mittelsätze lassen den rhythmi­ — ker des Kurfürsten Carl Theodor gelebt und gearbeitet haben. schen Drive, die impressionistischen Farbspiele und die struk­ Anton Webern 1883 – 1945 Die Teilnehmer der diesjährigen Hofmusik-Akademie laden turelle Konsequenz als spätere Stilmerkmale ahnen. Aus dem Klavierquintett danach zu einem Kammermusikkonzert in den Konzertsaal Vorbild Brahms komponierten sich beide heraus. Dessen des Palais Hirsch ein. Im Anschluss gewähren die Mitarbeiter Béla Bartók 1881 – 1945 ­Klavierquartette sind Stationen auf dem Weg, auf dem er die der ebenfalls im Palais Hirsch ansässigen Forschungsstelle Klavierquintett Sz 23 klassischen Hauptgenres umkreiste: Symphonie und Streich­ Südwestdeutsche Hofmusik der Heidelberger Akademie der quartett. Die Spannung zwischen den großen Gattungen ist Johannes Brahms 1833 – 1897 Wissenschaften Einblicke in ihre Arbeit. in kammermusikalische Intensität verwandelt. Klavierquartett Nr. 2 A-Dur op. 26 In Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik con gusto zzgl. 28 € Eintritt frei | Anmeldung erforderlich: [email protected] | Telefon 07221 929 24988

30 31 Samstag, 5. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater Einführung: 17 Uhr, Kammermusiksaal

Schwetzinger Hofmusik-Akademie

CAMERATA VILLA MUSICA Eine spannende und aufregende Zeit war die zweite Hälfte des Mayan Goldenfeld Sopran 18. Jahrhunderts, eine Zeit des Übergangs zwischen den musik­ Werner Ehrhardt Leitung historischen Epochen. In dieser Periode entstanden neben dem modernen Orchester auch neue Gattungen, etwa die — Konzertsinfonie. Zudem erfuhr die Oper tiefgreifende Refor­ Georg Joseph Vogler 1749 – 1814 men. Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Neuerungen Ouverture zu dem Trauerspiel agierten auch die Komponisten an den südwestdeutschen »Hamlet« c-Moll ­Residenzen. Am kurpfälzischen Hof in Mannheim und Schwet­ Niccolò Jommelli 1714 – 1774 zingen wurde bahnbrechend auf dem Gebiet der Orchester­ Son Regina, e sono amante und musik gearbeitet, in Stuttgart lag mit dem Engagement des Ah! che dissi, infelice!, aus Starkomponisten Niccolò Jommelli der Fokus auf der Oper. In »Didone abbandonata« Karlsruhe tat Kapellmeister Joseph Aloys Schmittbaur über Jahrzehnte Dienst und blieb noch im weit fortgeschrittenen Johann Evangelist Brandl Alter offen für Neuerungen. An mehreren Residenzen des Süd­ 1760 – 1837 westens war der tüchtige Komponist Johann Evangelist Brandl Sinfonie à grand orchestre op. 12 tätig. Die Wirkung des extravaganten Mannheimer Vizekapell­ Es-Dur meisters Georg Joseph Vogler reichte weit über den Südwes­ Anton Fils 1733 – 1760 ten hinaus und erstreckte sich auf ganz Europa. Sinphonia Toni Dis (Es–Dur) In Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Joseph Aloys Schmittbaur Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik und der Landesstiftung Villa Musica Rheinland-Pfalz 1718 – 1809 Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B Sinfonia »bey Gelegenheit der Höchsten Vermählung« C-Dur

32 33 Samstag, 5. Mai, 21.30 Uhr, Orangerie Sonntag, 6. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal

Streichquartett-Matinee Grenzgänge On the Spot Apollon Musagète Quartett

CALEFAX REED QUINTET Das Konzertrepertoire des Calefax Reed Quintet stammt aus Paweł Zalejski Violine Das polnische Quartett, das sich nach dem Chef der Musen Oliver Boekhoorn Oboe mehreren Jahrhunderten. Zahllose Werke wurden von den Bartosz Zachłod Violine und Gott der Künste nennt, beschreitet einen seltenen Über­ Ivar Berix Klarinette Musikern bearbeitet und für die spezifische Besetzung mit Piotr Szumieł Viola gang: Interpreten werden zu Komponisten, die Erfahrung mit Raaf Hekkema Saxophon fünf Rohrblattinstrumenten arrangiert. Jeder Spieler ist so­ Piotr Skweres Violoncello der Musik wird selbst zur Werkgestalt – und zwar nicht bei Jelte Althuis Bassklarinette wohl ausübender Musiker als auch kreativer Bearbeiter von ­einem einzelnen Virtuosen, sondern bei einer ganzen Gruppe. — Alban Wesly Fagott Musik. Alle sind bestens vertraut mit einer musikalischen Die Hommage an Witold Lutosławski, den Nestor der polni­ Wolfgang Amadeus Mozart Praxis, bei der die Notation noch nicht zwingend war und der schen Moderne, entstand als Kollektivkomposition der vier Eric Vloeimans Trompete 1756 – 1791 Übergang zwischen dem, was vom Komponisten schriftlich Musiker. Sie trägt im Titel, was dessen Schaffen zwischen Streichquartett C-Dur KV 465 — fixiert war und dem, was in der Aufführung im musikalischen Bartók-Nachfolge und Nachkriegsavantgarde auszeichnet: »Dissonanzenquartett« Werke von Sebastián Aguilera Dialog entstand, fließend war. Und so begibt sich das Calefax Vielfalt, Vielschichtigkeit. Gerahmt wird das Gemeinschafts­ de Heredia, Robert de Visée, Reed Quintet immer wieder lustvoll auf das riskante Terrain Apollon Musagète Quartett werk mit einem Streichquartett aus Mozarts Experimental­ Michelangelo Rossi, Miles einer spontan-freien Aufführung. Der fabelhafte Trompeter Multitude – Hommage à Witold studio und aus Edvard Griegs kleinem, aber hochwirksamen ­Davis, Albert van Veenendaal, Eric Vloeimans – in keine musikalische Schublade einzuord­ Lutosławski Kammermusik-Laboratorium. Eric Vloeimans, Remy van nen – ist ihnen dabei ein kongenialer Partner. »Als wenn kei­ Edvard Grieg 1843 – 1907 Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) ­Kesteren, Raaf Hekkema und ne Grenzen zwischen der alten und neuen Musik bestünden, Streichquartett g-Moll op. 27 Kinan Azmeh als ob es keine discografischen Einteilungen gäbe, in denen zwischen Jazz und Klassik unterschieden wird, als wenn ethnische Musikeinflüsse nun endlich, endlich dazugehören würden, so spielt das Bläserquintett mit Vloeimans . «, heißt es in einer Rezension.

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie

34 35 Sonntag, 6. Mai, 15 Uhr, Mozartsaal Sonntag, 6. Mai, 18 Uhr Kirche St. Pankratius, Schwetzingen

Solo-Rezital GOLD 50 Antje Weithaas The King’s Singers

Antje Weithaas Violine Eugène Ysaÿe war einer der großen Geigenvirtuosen an der THE KING’S SINGERS Unglaublich, aber wahr: Die King’s Singers werden 50! Und Schwelle des 19. zum 20. Jahrhundert. Hinter seinen Leistun­ Patrick Dunachie Countertenor gehen zum Goldenen Jubiläum auf große Tournee. Als sich — gen als Interpret stand seine Anerkennung als Komponist lan­ Timothy Wayne-Wright am ­1. Mai 1968 – da waren die Beatles auf dem Höhepunkt Johann Sebastian Bach ge im Hintergrund. Die Einstellung wandelte sich inzwischen. Countertenor ihrer Popularität – sechs Chorstipendiaten des altehrwürdigen 1685 – 1750 Seine sechs Sonaten op. 27 gelten heute neben Bachs Partiten Julian Gregory Tenor King’s College in Cambridge zusammentaten, um fortan als Partita Nr. 1 h-Moll BWV 1002 und Paganinis Capricen als Hauptwerke im Repertoire für Vio­ Christopher Bruerton Bariton Vokalensemble gemeinsam aufzutreten, war natürlich nicht Partita Nr. 2 d-Moll BWV 1004 line allein. Er schrieb sie nach dem Ende seiner Solistenkarriere Christopher Gabbitas Bariton ­vorauszusehen, welch eine Erfolgsgeschichte das werden sollte. György Kurtág *1926 als »Echo auf Bach, aber auch auf alles, was seitdem die musi­ Jonathan Howard Bass Auch wenn es personelle Veränderungen gab, ist die Besetzung Jelek, játékok és üzenetek für kalische und geigerische Sprache veränderte« (M. Stockhem). aus zwei Countertenören, einem Tenor, zwei Baritonen und — Violine solo (Auswahl) György Kurtágs kurze, knappe Stücke, die Virtuosität und ­einem Bass bis heute dieselbe, und was noch wichtiger ist: Das Werke u. a. von Heinrich Isaac, Brillanz gleichsam nach innen kehren, fungieren in diesem Ensemble ist noch immer vom selben Geist beseelt – höchste Juan de Anchieta, Ludwig Senfl, Eugène Ysaÿe 1858 – 1931 Programm wie eine Linse, in der sich Bachs und Ysaÿes Werke musikalische Qualität gepaart mit Leidenschaft, Neugier und Hans Leo Hassler, Johannes Sonaten für Violine solo op. 27 wie Perspektivlinien eines Geschichtsbildes bündeln. Entdeckerfreude. Die besten Komponisten weltweit haben für Brahms, Max Reger, Henry (Auswahl) das Ensemble geschrieben, zahlreiche Werke aus mehreren Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) ­George Ley, Toru Takemitsu, Jahrhunderten Musikgeschichte wurden für die sechs Sänger Bob Chilcott, Steve Martland, arrangiert. Das Jubiläumsprogramm bietet einen Ausschnitt Nico Muhly, beliebte Close-­ aus dem großen Repertoire des Ensembles und scheut auch harmony Klassiker und brand- den Abstecher ins populäre Fach nicht. Britain at its best! neue Überraschungen aus dem leichteren Repertoire der Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) | Freie Platzwahl innerhalb King’s Singers der Reihe | con gusto zzgl. 28 €

36 37 Dienstag, 8. Mai, 19 Uhr, Rokokotheater SWR2 Roundtable zum 100. Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann, 17.05 Uhr, Kammermusiksaal Présence

Anna Neubert Violine, Regie Das Thema dieser Festspiele wird hier von mehreren Seiten Esther Saladin Violoncello beleuchtet: als Übergang zwischen tönender und körperlicher­ Christoph Stober Klavier Bewegung, zwischen Struktur und Elan, zwischen Klangrede Yves Ytier Tanz, Choreographie und musikalischem Selbstgespräch. Thematisiert wird aber Antonia Stäcker Tanz auch ein Übergang, der die schönsten Wirkungen hervor­ Magdalena Öttl Tanz brachte, aber politisch immer wieder verschüttet wurde: der Leonard Spies Sprecher künstlerische Austausch zwischen Frankreich und Deutsch­ land. Der Kölner Bernd Alois Zimmermann, gegen­ Ende des GRAUSCHUMACHER Ersten Weltkriegs geboren, gegen Ende des Zweiten zum Mili­ PIANO DUO tärdienst statt zum Musikstudium eingezogen,­ schlug diese Andreas Grau Brücke nach Frankreich – mit Kompositionen­ wie »Présence«, Götz Schumacher deren szenische Uraufführung in Schwetzingen stattfand, mit — Werken nach französischer Literatur­ und nicht zuletzt durch Bernd Alois Zimmermann seinen Einsatz für die französische Moderne. 1918 – 1970 Tickets: 40 € (I) / 35 € (II) / 25 € (III) / 20 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B »Présence«, Ballet blanc in con gusto zzgl. 28 € | SWR2 Kulturkarte fünf Szenen »Monologe« für zwei Klaviere

Claude Debussy 1862 – 1918 Prélude à l’après-midi d’un faune En blanc et noir Six épigraphes antiques Nocturnes

38 39 Mittwoch, 9. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal Einführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Klavierabend Gilles Vonsattel

George Benjamin *1960 Die kleinen und die großen Formen erscheinen wie Pole, zwi­ »Shadowlines«, Six Canonic schen denen sich die Geschichte der musikalischen Kompositi­ ­Preludes for Piano solo on bewegt: Dem Willen zum knappen, komprimierten Aus­ druck wirkt der Drang in die Weite entgegen. Doch die Anton Webern 1883 – 1945 Übergänge zwischen den konträren Prinzipien sind fließend. Variationen für Klavier op. 27 George Benjamin entwickelt seine sechs Kanonstücke aus ei­ Johannes Brahms 1833 – 1897 nem knappen Anfang und dehnt die Dimensionen sukzessive: Vier Klavierstücke op. 119 Er vergrößert die Form. Webern verwandelt expressionistische Momentaufnahmen in Verläufe von größerer Spannweite. Im Robert Schumann 1810 – 1856 pianistischen Spätwerk kam Brahms auf die Kunst der Charak­ Fantasie C-Dur für Klavier op. 17 terstücke zurück, dehnt diese aber in der Rhapsodie bis an die Grenze zur großen Form. Schumann verwandelt in seiner Fan­ tasie die romantische Gestalt des Wanderers in ein Formkon­ zept: Das imaginäre Ich zieht an unterschiedlichen musikali­ schen Situationen, gleichsam an Stücken im Stück, vorbei, holt sie ins Gedächtnis, besucht sie erneut, um sich dann Anderem zuzuwenden. Die große Form entsteht als Passage zwischen den kleinen.

Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

40 41 Donnerstag, 10. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal Donnerstag, 10. Mai, 19.30 Uhr, Rokokotheater Christi Himmelfahrt Christi Himmelfahrt

Streichquartett-Matinee »... und Söhne« Belcea Quartet LES PASSIONS DE L’AME Bach und seine Söhne – das ist nicht nur ein Kapitel Fami­ Kristian Bezuidenhout lien-, sondern auch Epochengeschichte. Der Eintritt in die Cembalo neue, bürgerliche Ära und ihre künstlerischen Ideale vollzog Meret Lüthi Leitung sich nicht nur im Übergang vom Vater zu den Söhnen, er ­begann bereits im Oeuvre des »alten Bach« selbst, vor allem — in seinen Konzerten. Sie stehen bei ihm nicht als Gattung für Johann Sebastian Bach Corina Belcea Violine Äußere Anlässe und Inspirationen gehen in musikalische sich; Sätze aus ihnen finden sich auch als Ouvertüren und 1685 – 1750 Axel Schacher Violine ­Charaktere über. In seinen Preußischen Quartetten huldigte um Chor erweitert in den Kantaten. Das instrumentale Kon­ Concerto für Cembalo und Krzysztof Chorzelski Viola Mozart dem Widmungsträger Friedrich Wilhelm II., indem zert zieht aus ihnen die Quintessenz. Von diesem Kerngebiet Streicher d-Moll BWV 1052 Antoine Lederlin Violoncello er dessen Instrument, dem Cello, eine ungewöhnlich promi­ des Epochenübergangs entfernen sich die Söhne unterschied­ Concerto für Cembalo und nente Rolle zuwies. Die Hommage wurde zum satztechnischen lich weit: Johann Christian Richtung Opernstil und Früh­ — Streicher D-Dur BWV 1054 Wahrzeichen: Das Cello tritt als Bassinstrument, aber auch klassik, Carl Philipp Emanuel zur Empfindsamkeit und Erfor­ Wolfgang Amadeus Mozart in hoher Lage als führende Oberstimme auf. Die Doppelrolle Carl Philipp Emanuel Bach schung der Formen von innen, Wilhelm Friedemann aber zu 1756 – 1791 macht aus dem Quartett ein virtuelles Quintett. Leoš Janáček 1714 – 1788 einer expressiv durchbrochenen Tonsprache, einer Art klassi­ Streichquartett B-Dur KV 589 fängt in seinem ersten Streichquartett die innere Dramatik Sinfonia in Es-Dur Wq 179 zistischer Romantik en miniature. »Preußisches-Quartett Nr. 2« von Leo Tolstois Novelle »Kreutzer-Sonate« auf, der Geschichte Wilhelm Friedemann Bach Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B Leoš Janáček 1854 – 1928 einer tragischen, musikbefeuerten Liebe, und biegt sie um. 1710 – 1784 SWR2 Kulturkarte Streichquartett Nr. 1 nach Tolstois Mendelssohns Opus 80 steht nicht nur in der Trauertonart Sinfonie F-Dur F 67 »Kreutzer-Sonate« f-Moll, es ist eine Trauermusik auf den Tod seiner Schwester »Dissonanzen-Sinfonie« Fanny, Nachruf und Memento mori. Felix Mendelssohn Bartholdy Johann Christoph Friedrich 1809 – 1847 Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) Bach 1732 – 1795 Streichquartett f-Moll op. 80 Sinfonia in d-Moll WFV I/3

Johann Christian Bach 1735 – 1782 Sinfonie in g-Moll op. 6 Nr. 6

42 43 Freitag, 11. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal Samstag, 12. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater Einführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Übergangszeiten Orchesterakademie SWR Symphonieorchester

Florian Donderer Violine Sind Mystiker weltfern? Weltfremd vielleicht, weil sie sich SWR SYMPHONIEORCHESTER Die vier Werke aus Mozarts Salzburger Zeit – er war noch Klarinette in den erlebten Zuständen nicht heimisch fühlen. Olivier Gil Shaham Violine ­keine 20, als er sie schrieb – dokumentieren nicht nur den Tanja Tetzlaff Violoncello ­Messiaen, ein Mystiker des Glaubens, der Klänge und der Visi­ Nicholas McGegan Dirigent Übergang vom Zeit- zum Personalstil, sondern auch einen Kiveli Dörken Klavier onen, schrieb sein »Quartett auf das Ende der Zeit« in Kriegs­ allmählichen Wechsel der künstlerischen Schwerpunkte. Die — gefangenschaft. Es enthält alles, was diesen Komponisten Symphonie, die klassische Hauptgattung der Instrumental­ — Wolfgang Amadeus Mozart auszeichnet: seine Spiritualität und Systematik, seinen Sinn musik, stand noch nicht im Vordergrund seines Interesses, Alban Berg 1885 – 1935 1756 – 1791 für Farben und Zeitproportionen, seine unendliche Ruhe und doch zeichnet sich im A-Dur-Werk bereits die Bedeutung ab, Adagio aus dem Kammerkonzert Sinfonie Nr. 4 D-Dur KV 19 seine apokalyptische Wildheit, seine rhythmisch gezügelte die er dem Genre wenig später beimaß. Unter Mozarts Solo­ (Fassung für Klarinette, Violine Violinkonzert Nr. 5 A-Dur KV 219 wie entfesselte Sprache und seine klangräumliche Suggestiv­ konzerten wirkten diejenigen für Violine gewiss als Pionier­ und Klavier) Violinkonzert Nr. 1 B-Dur KV 207 kraft. Die unmittelbare Inspiration gewann Messiaen aus dem arbeiten – in der Individualisierung der Form und ihrer Öff­ Sinfonie Nr. 29 A-Dur KV 201 Bernd Alois Zimmermann letzten Buch der Bibel, aus jenem Kapitel, an dem es heißt, nung zum Theater: Die Mittelsätze sind Arien ohne Worte, 1918 – 1970 dass erst mit dem Ende der Zeit eine Ära des ungefährdeten und die Finali nähern sich imaginären Szenen mit wech­ Sonate für Violoncello solo Friedens anbreche. Messiaen sucht die Fährte des Übergangs selnden musikalischen Schauplätzen an. So bereiten sie die ­­ dorthin. – Der erste Programmteil nimmt mit Solo, Duo und Reihe der Klavierkonzerte aus der Wiener Zeit ästhetisch vor. 1862 – 1918 Trio typische Strukturmerkmale, mit einer Nachtmusik des Sonate für Violoncello und Klavier Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B Eingedenkens (Berg), einer Reflexion über die rechte Zeit Anton Webern 1883 – 1945 (Zimmermann) und einem letzten Werk (Debussy) die Ideen­ Drei kleine Stücke für Violoncello welt Messiaens auf. und Klavier op. 11 Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) Olivier Messiaen 1908 – 1992 con gusto zzgl. 28 € Quatuor pour la fin du temps für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier 44 45 Samstag, 12. Mai, 21.30 Uhr, Orangerie

Grenzgänge Conversations

Florian Donderer Violine Ein wilder Mix von Werken aus drei Jahrhunderten. Da stehen Tanja TetzlaffVioloncello etwa die Cellosuiten von Johann Sebastian Bach neben Musik Hans-Kristian Kjos Sørensen von John Cage, oder Le Corps à Corps von Georges Aperghis für Perkussion, Zimbal einen Perkussionisten und seine Zarb neben Corporel von Vinko Globokar, einem hochvirtuosen Stück Musiktheater, das in­ — zwischen schon Kultstatus genießt, weil es nichts braucht als Werke von Johann Sebastian den Körper des Spielers. Das Kunststück, so unterschiedliche Bach, Georges Aperghis, musikalische Sprachen zu einem pausenlosen, packenden Vinko Globokar, John Cage, Programm zu verschmelzen, kann nur Musikern gelingen, die ­Erkki Sven Tüür u. a. einerseits Meister ihres Instruments sind, andererseits keine Berührungsängste kennen und sich voller Experimentier­ freude und Spiellust in eine Situation begeben, wo stilistische Breite ebenso gefordert ist wie die Fähigkeit zur Improvisation und zur intensiven musikalischen Interaktion. Der Titel des Programms ist einem weiteren Stück des Franzosen Georges Aperghis entlehnt: Conversations. Für diese »Gespräche« hat Tanja Tetzlaff, Schwetzinger Residenzkünstlerin 2018, neben ihrem langjährigen Kammermusikpartner Florian Donderer, Hans-Kristian Kjos Sørensen eingeladen, einen fulminanten Schlagzeugvirtuosen aus Norwegen, zuhause gleichermaßen in der klassischen Musik wie im Jazz.

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie

46 47 Sonntag, 13. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal Sonntag, 13. Mai, 15 Uhr, Jagdsaal

Streichquartett-Matinee lachen, scherzen, weinen Pavel Haas Quartett Kinder erleben Musik

Veronika Jarůšková Violine Wenn sich im späten Schaffen eines Künstlers Werke des Tanja Tetzlaff Violoncello Kann Musik lachen, scherzen, weinen? Gefühle wie Liebe, Freu­ Marek Zwiebel Violine Übergangs finden lassen, dann bei Antonín Dvořák. Das As- Kiveli Dörken Klavier de, Wut und Trauer ausdrücken, ganz ohne Worte? Sie kann! Radim Sedmidubský Viola Dur-Quartett war seine letzte Komposition ohne ausdrück­ Hans-Kristian Kjos Sørensen Und wie sie das tut, zeigen uns die Cellistin Tanja Tetzlaff, die Peter Jarůšek Violoncello liches Programm, und »doch scheint es in der rhetorischen Perkussion, Zimbal Pianistin Kiveli Dörken und der Perkussionist Hans-Kristian Haltung und in der eigenwilligen Art seiner Motivik die Hin­ Sørensen an diesem Nachmittag. Alles beginnt mit einem — wendung zur Symphonischen Dichtung vorwegzunehmen« ­musikalischen Wutausbruch und dann erleben die Kinder, Antonín Dvořák 1841 – 1904 (Klaus Döge), die unmittelbar danach sein Oeuvre beherrsch­ wie es Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Robert Streichquartett Nr. 14 As-Dur te. – Mit dem Streichquartett A-Dur op. 68, komponiert Ende ­Schumann gelungen ist, Gefühle, die wir alle von klein auf ken­ op. 105 1944, endet die Reihe von Schostakowitschs »Kriegskomposi­ nen, mit Musik auszudrücken. Besonders spannend dürfte es Dmitri Schostakowitsch tionen« – mit einem Stück des Gedenkens. Das Rezitativ des werden, wenn die jungen Zuhörer zum Mitmachen aufgefor­ 1906 – 1975 zweiten Satzes beschwört vokale Formen der Klage, der dritte dert werden: Sag mir ein Gefühl, und wir improvisieren es für Streichquartett Nr. 2 A-Dur Satz die Tradition des Totentanzes. Die Wiederkehr der Ruhe dich. Oder: Schließ’ die Augen, höre der Musik zu und sag uns, op. 68 nach Phasen heftiger Erregung gibt im Finale vorsichtigen was du fühlst. Hoffnungstönen Raum – an der Schwelle zur Friedenszeit, Empfohlen ab vier Jahren. die ihre eigene Plage hat. Tickets: 10 € Erwachsene / 5 € Kinder | Freie Platzwahl

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

48 49 Sonntag, 13. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater

Musicbanda Franui Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus

MUSICBANDA FRANUI Der meisterhafte Puppenspieler Nikolaus Habjan und die ge­ Nikolaus Habjan feierte Musicbanda mit Osttiroler Wurzeln benötigen wenig, Puppenspiel, Rezitation um einen besonderen Musiktheater-Abend auf die Bühne zu bringen: ein Tisch, ein Koffer, zwei Puppen, sechs Blasinstru­ Nikolaus Habjan, mente, sowie Geige, Kontrabass, Hackbrett und Harfe. Daraus Markus Kraler, entsteht ein Programm mit musikalischer Tiefe und theatra­ Andreas Schett lischer Wucht. Im Zusammenspiel von Musik, Wort und Pup­ Konzept, Dramaturgie penspiel wird dem Motiv des Wanderers nachgespürt, das sich — als Topos durch die europäische Kulturgeschichte zieht: Der Kompositionen nach Franz Wanderer als ein Sinnsuchender, der alles hinter sich lässt, den Schubert, Robert Schumann, Mut hat, sich auf die Suche zu begeben, ohne das Ziel der Johannes Brahms und Gustav Wanderung auch nur zu erahnen. Die eingeschlagene Reise ist Mahler von Markus Kraler und lang, beginnt leichtfüßig im Frühling und versinkt voll Schwer­ Andreas Schett mut im winterlichen Schnee. Es ist eine Wanderung, die als (Lied-)Texte von Robert Walser Metapher für das Leben zu lesen ist, in dem alles seine Zeit und Jürg Amann hat: der fröhliche Aufbruch ebenso wie die tieftraurige Resig­ nation. Und natürlich die Liebe, die bei Schubert genauso wie bei Walser bittersüß, meist aber hoffnungslos ist. Ein großer Theaterabend, heiter und zugleich von dunkler Melancholie.

Tickets: 68 € (I) / 54 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan B

50 51 Dienstag, 15. Mai, 20 Uhr, Dom zu Speyer, Krypta Mittwoch, 16. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal

Krieg und Frieden graindelavoix Sarah Wegener & Ensemble

GRAINDELAVOIX Sie nennen sich nach einem philosophischen Essay: »Grain Sarah Wegener Sopran Krieg und Frieden bekämpfen sich nicht nur um uns, sondern Björn Schmelzer Leitung de la voix«, Körnung, Rauheit der Stimme, überschrieb Roland auch in uns. Die explosiven bis katastrophischen Übergänge ENSEMBLE IL CAPRICCIO Barthes einen Text, in dem er die Körperlichkeit des Gesangs aus der inneren Welt (etwa gekränkter Liebe oder ­Eifersucht) — Friedemann Wezel Leitung als Basis seiner Ästhetik und Wirkung hervorhob. Das bel­ in die äußere (Macht, Geltung, Rache) waren Lieblingsge­gen­ Guillaume de Machaut gische Ensemble macht sich diese Gedanken zu eigen. Nicht — stand barocker Opern. Sie stehen im Zentrum dieses Pro­ ca. 1300 – 1377 glättende Homogenisierung, sondern anregende Interaktion Werke von Henry Purcell, ­ gramms, vertreten durch die beiden großen Briten ihrer Zeit: Messe de Nostre Dame der Ungleichen, nicht Wiederbringen der historischen Klang­ Georg Friedrich Händel, Henry Purcell und Georg Friedrich Händel. Sie werden beleuch­ gestalt, sondern die Entdeckung der Physis, zu der ein Noten­ ­Giovanni Battista Ferrandini, tet durch die Marienkantate Giovannis Battista Ferrandinis, text erweckt werden kann, betrachten sie als ihr Ideal. Aus Elliot Carter, Younghi die lange als Werk Händels galt: Unter dem Kreuz ihres Sohnes dieser Perspektive nähern sie sich dem bahnbrechenden Werk Pagh-Paan u. a. wird die Mutter Gottes zur wütenden Anklägerin Gottes; und moderner Mehrstimmigkeit, die ohne die Schriftgestalt, die durch zwei neuere Werke, in denen die Stimme allein zum »Textualität« der Musik nicht denkbar wäre – einer Musik, die Ausdrucksträger wird – in einer Totenklage in memoriam­ Luigi durch ihre ungeglättete Konsequenz immer wieder aufs Neue Nono, und in einer Hommage an die Poesie, die um die mensch­ besticht. lichen Abgründe auch dann weiß, wenn sie nicht ausdrücklich von ihnen redet: Charles Baudelaires »Les Fleurs du Mal« (Die Tickets: 45 € (I) / 30 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie Krypta nicht beheizt Blumen des Bösen).

Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) | SWR2 Kulturkarte

52 53 Donnerstag, 17. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal Freitag, 18. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal Einführung: 18.30 Uhr, Jagdsaal

Klavierabend Tetzlaff Quartett Dezső Ránki

Joseph Haydn 1732 – 1809 Mit der Wahl der Tonart trafen Komponisten eine wichtige Christian TetzlaffVioline Mit drei Geniestreichen machte der 18-jährige Mendelssohn Sonate B-Dur Hob XVI Nr. 41 Vorentscheidung. Sie umriss – wie ungefähr und wider­ Elisabeth KufferathVioline von sich reden: der »Sommernachtstraum«-Ouvertüre, dem spruchsvoll auch immer – einen emotionalen Raum, in dem Hanna Weinmeister Viola Oktett und dem Streichquartett a-Moll. Er, den Schumann den Johannes Brahms 1833 – 1897 sich das Werk entfalten, den es verlassen und in den es wie­ Tanja TetzlaffVioloncello Mozart seiner Epoche nannte, setzte sich darin mit ­Beethovens Variationen und Fuge über ein der zurückkehren konnte. Dezső Ránki erkundet B-Dur, über spätem a-Moll-Quartett auseinander, diesem radikalen Stück, Thema von Georg Friedrich — das Johann Mattheson 1713 meinte: »sehr unterhaltend und das Themen- zu Tempogegensätzen ausbaut, aufs Prinzip Händel op. 24 Wolfgang Amadeus Mozart prächtig, wahrt es gerne etwas Bescheidenes und kann zu­ geht, mit Choral, Marsch und Tanz drei Grundfiguren der Mu­ 1756 – 1791 Franz Schubert 1797 – 1828 gleich Großartiges und Kleinigkeiten durchgehen; es erhebt sik in eine überwältigende Komplexität lenkt. Mit zahlreichen Streichquartett Es-Dur KV 428 Sonate B-Dur D 960 die Seele zu schweren Sachen«. Ránki zieht klassische Haupt­ Anspielungen schrieb der junge Künstler einen Nachruf und formen heran: Sonate und Variation, dialektisch die eine, Felix Mendelssohn Bartholdy suchte zugleich die Anknüpfung als Ansatz seiner Perspektive. ­linear die andere. Beide Prinzipien gehen in den drei Werken 1809 – 1847 Vielleicht ist das der interessanteste und aufschlussreichste beständig ineinander über und verschmelzen: Brahms lässt Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 Blick auf den Übergang von der klassischen in die romanti­ von Anfang an keinen Zweifel daran, dass er den Weg vom sche Epoche: wie das Portal, das sich zwischen Mozart und Ludwig van Beethoven 1770 – 1827 ariosen Thema zur grandiosen Fuge durch starke Gegensätze Beet­hoven spannt, ins Neuland des künstlerisch Eigenen führt. Streichquartett a-Moll op. 132 gehen wird. Für Schubert wird die Idee der Variation zur Geste Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV) des Verweilens nicht nur im langsamen Satz, und Haydns Finale ist Variation und Rondo in einem.

Tickets: 78 € (I) / 60 € (II) / 35 € (III) / 18 € (IV)

54 55 Samstag, 19. Mai, 15 Uhr Schlossgarten / Westseite Orangerie

Musik im Garten

XASAX Zum zweiten Mal nun laden die Festspiele zum musikali­ Serge Bertocchi Saxophon schen Gartenspaziergang. Gemeinsam mit dem französisch-­ Jean-Michel Goury Saxophon schweizerischen Saxophonquartett XASAX – verstärkt durch Pierre-Stéphane Meugé zwei Posaunisten – erkunden wir den Bereich rund um den Saxophon Apollo-Tempel. Der musikalische Bogen spannt sich von Musik Marcus Weiss Saxophon der Renaissance bis hin zu zeitgenössischen Werken, die spe­ ziell für dieses Ensemble brillanter Musiker entstanden sind. Kevin Austin Posaune Vor etwa 100 Jahren entstanden, ist das Saxophonquartett Jon Roskilly Posaune eine homogene, unglaublich flexible Formation und hat zahl­ reiche Komponisten angeregt, für diese Besetzung zu schrei­ ben. Da man nicht auf Repertoire für dieses Instrument vor der Romantik zurückgreifen kann, wurde auch vielfach arrangiert und bearbeitet. Der Italiener Salvatore Sciarrino – dem Schwet­ zinger Publikum bestens vertraut – hat eine ganze Anthologie von sehr subtilen Werkbearbeitungen beigesteuert. Eigens für das Schwetzinger Gartenkonzert komponiert John Roskilly Fanfaren, die den Übergang von einem Ort zum nächsten markieren werden. Bei schönem Wetter sind die Gäste im ­Anschluss an das Konzert eingeladen, sich an einer großen Tafel niederzulassen und die mitgebrachten Picknickkörbe aus­ ­zupacken. Die Schlossgastronomie bietet Kaffee undKuchen, ­ Eis und Getränke an.

Eintritt frei | Ticket zum Park erforderlich

56 57 Premiere Montag, 21. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater Samstag, 19. Mai, 19 Uhr, Rokokotheater Einführung: 17 Uhr, Kammermusiksaal Einführung: 18 Uhr, Kammermusiksaal Dienstag, 22. Mai, 19 Uhr, Rokokotheater Einführung: 18 Uhr, Kammermusiksaal

La Fiera di Venezia Dramma giocoso

Antonio Salieri 1750 – 1825 Die Skyline von Venedig im Hintergrund und der Blick auf Musik die Rialtobrücke, maskierte, herausgeputzte Herrschaften und Giovanni Gastone Gondolieri, reges Treiben auf dem Marktplatz und im Ballsaal, Boccherini 1742 – 1798 Tanzen, Kartenspielen, Essen und Trinken: Was könnte bunter Libretto sein als eine Oper, die uns mitten hinein in das Herz der Lagu­ nenstadt katapultiert? Mit der Opera buffa La Fiera di Venezia, — diesem höchst unterhaltsamen musikalischen Genrebild über CHOR UND ORCHESTER die traditionsreiche Himmelfahrtsmesse, die schon in frühe­ L'ARTE DEL MONDO ren Jahrhunderten Heerscharen von Touristen nach Venedig Werner Ehrhardt lockte, empfahl sich der junge Antonio Salieri Anfang 1772 Musikalische Leitung dem Wiener Publikum. Noch im selben Jahr wurde La Fiera Deda Cristina Colonna di Venezia in Mannheim gespielt und später in ganz Europa. Halbszenische Einrichtung Knapp 250 Jahre nach der Erstaufführung kehrt Salieris Oper Francesca Lombardi Mazzulli in die Kurpfalz zurück und bringt musikalisch venezianisches Falsirena Flair nach Schwetzingen. Krystian Adam Ostrogoto In Zusammenarbeit mit der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Natalia Rubiś Christalina Forschungsstelle Südwestdeutsche Hofmusik und Bayer Kultur Dilyara Idrisova Calloandra Tickets: 88 € (I) / 68 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan A Furio Zanasi Grifagno Giorgio Coaduro Belfusto Emanuele d’Aguanno Rasoio

58 59 Sonntag, 20. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal Pfingstsonntag

Streichquartett-Matinee Pacifica Quartet

Simin Ganatra Violine »… sonderbar, wie ich fast alles kanonisch erfinde und die Sigurbjörn Bernhardsson nachsingende Stimme immer erst hinterher entdecke«, be­ Violine schrieb Robert Schumann sein Quartettkomponieren – und Masumi Per Rostad Viola nicht nur seines. Haydn stellt im ersten Stück aus Opus 76 Brandon Vamos Violoncello nach drei fordernden Akkorden sein Hauptthema mit einer wahren Kanonkette aus: In seiner Mischung aus Einfachheit — und Raffinement dient es als Motto des Ganzen. Kanonkünste Joseph Haydn 1732 – 1809 durchziehen auch Schnittkes drittes Quartett; stärker noch als Streichquartett G-Dur op. 76 Nr. 1 bei Haydn und Schumann wirken sie als aktiviertes Erbe. Auf Hob. III Nr. 75 »Erdödy-Quartett Geschichte baut alles auf: Drei Anfangszitate von Orlando Nr. 1« di Lasso, Beethoven und Schostakowitsch bilden das Grund­ Alfred Schnittke 1934 – 1998 material, ihnen folgen weitere Anspielungen. Das Werk gleitet Streichquartett Nr. 3 durch die Epochen; die Ansichten, die sich dem Komponisten bieten, nimmt er dabei teils mit Pauschal-, teils mit Detail­ Robert Schumann 1810 – 1856 einstellungen auf. Streichquartett a-Moll op. 41 Nr. 1 Tickets: 58 € (I) / 40 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

60 61 Sonntag, 20. Mai, 15 Uhr, Jagdsaal Sonntag, 20. Mai, 20 Uhr, Kirche St. Joseph, Speyer Pfingstsonntag Pfingstsonntag

Dirigentenduell Lamentationes Musik für die ganze Familie

L’ARTE DEL MONDO Was macht eigentlich der Mann mit dem Stock bei Konzer­ TENEBRAE CHOIR Das Ensemble wählte als Namen einen musikalischen Typus, Werner Ehrhardt Dirigent ten? Warum schwingt er seine Arme wild hin und her? Und Nigel Short Leitung der die kühnsten Kompositionen hervorbrachte: »Tenebrae«, wieso stehen die Musiker auf, wenn er die Bühne betritt? – die Klang-Gedanken über die Leidens- und Todesnacht, in die — Fragen, die Kinder stellen, wenn sie das erste Mal ein klassi­ das Licht der Hoffnung strahlt. Das Programm ergänzt das­ Alonso Lobo 1555 – 1617 sches Konzert oder eine Oper erleben. Und kann das eigent­ jenige vom 1. Mai um die Tonkunst der iberischen Spätrenais­ Versa est in luctum lich jeder? Es sieht ja kinderleicht aus . Wir machen die Probe sance. Alonso Lobo und Tomás Luis de Victoria wirkten am aufs Exempel. Gemeinsam mit dem Orchester L’arte del Tomás Luis de Victoria spanischen Hof; Lobo als Kapellmeister Philipps II., Victoria als ­mondo, einem falschen und dem echten Dirigenten werfen 1548 – 1611 geistlicher Beistand und Musiker bei dessen Schwester, Kaise­ wir einen Blick hinter die Kulissen und erleben, welche Aufga­ Tenebrae factae sunt. rin Maria. Beide orientierten sich am Stil Palestrinas, gaben ben der Dirigent bei den Proben und bei der Aufführung des Responsoria und ihm jedoch eine Wendung, welche die spanische Kunstmusik Konzertes hat. Wir erfahren aber auch, dass die Arbeit bereits Lamentationes für den weit über ihre Epoche hinaus beeinflusste. »Versa in luctum« lange vor den Proben beginnt, wie Dirigenten ausgebildet Karsamstag (Auswahl) gilt als Lobos, die Motetten für die Karwoche gelten als Victo­ werden, welche Voraussetzungen man mitbringen muss, um Officium defunctorum. rias Hauptwerk. Dessen Requiem, auf den Tod seiner Dienst­ diesen Beruf zu erlernen und was es eigentlich mit diesem Missa pro defunctis (1605) herrin geschrieben, war zugleich die letzte Komposition, die kleinen Stöckchen, dem Taktstock, auf sich hat. er selbst an die Öffentlichkeit gab.

Empfohlen ab vier Jahren Tickets: 40 € (I) / 30 € (II) / 20 € (III) | Freie Platzwahl innerhalb der Reihe Tickets: 10 € Erwachsene / 5 € Kinder | Freie Platzwahl SWR2 Kulturkarte

62 63 Montag, 21. Mai, 11 Uhr, Mozartsaal Montag, 21. Mai, 15 Uhr, Mozartsaal Pfingstmontag Pfingstmontag

Einstand I Einstand II Preisträger des Preisträger des ARD-Musikwettbewerbs ARD-Musikwettbewerbs

Andrea Obiso Violine Sie haben die Zukunft für sich: die Preisträger des ARD-Musik­ Friedrich Witt 1770 – 1836 Der Beethoven-Zeitgenosse Friedrich Witt war zu seiner Zeit Katarzyna Budnik-Gałązka wettbewerbs, der sich in den 67 Jahren seines Bestehens als Quartett Es-Dur für Horn, im süddeutschen Raum ein hoch geachteter Komponist, sti­ Viola eine der entscheidenden und höchst angesehenen Talent­ ­Violine, Viola und Violoncello listisch stand er Haydn nahe. Sein Werk für Horn und Streich­ Bruno Philippe Violoncello börsen weltweit bewährte. 2016 wurde er in den Fächern Kon­ trio folgt der Tradition des »Quatuor concertant«, das sich Max Reger 1873 – 1916 Wies de Boevé Kontrabass trabass, Horn, Harfe und Streichquartett ausgetragen. Die­ vor allem in Frankreich großer Beliebtheit erfreute – auch Trio für Violine, Viola und Wataru Hisasue Klavier jenigen, die von der Jury als die Besten in einem dichten und an den deutschen Fürstenhöfen, die sich kulturell am west­ ­Violoncello d-Moll op. 141b Kateřina Javůrkova Horn leistungsstarken Bewerberfeld gesehen wurden, gestalten lichen Nachbarn orientierten. Hermann Goetz gehört zu den nun in Schwetzingen zwei Programme, in denen sie Bekann­ Ludwig van Beethoven tragischen Künstlern des 19. Jahrhunderts, denen in ihrer — tes mit (Wieder-)Entdeckungen beziehungsreich mischen. In 1770 – 1827 kurzen Schaffenszeit neben den Größen der Epoche kein Zoltán Kodály 1882 – 1967 Zoltán Kodálys Schaffen steht das frühe Trio-Intermezzo am Sonate für Horn und Klavier nachhaltiger Durchbruch gelang. Bedauerlich. Wenn man Intermezzo für Streichtrio Übergang zwischen der Brahmstradition, in der er ausgebil­ F-Dur op. 17 seine Kammermusik richtig beurteilen wolle, müsse man Johannes Brahms 1833 – 1897 det wurde, und der Orientierung an alter ungarischer Volks­ Mozarts beste Quartette und Quintette zum Vergleich her­ Hermann Goetz 1840 – 1876 Trio Es-Dur für Horn, Violine musik und ihrer Idiomatik. Im Horntrio, einem bedeutenden anziehen, meinte George Bernard Shaw. Für sein Klavier­ Quintett für Violine, Viola, und Klavier op. 40 Werk in Brahms’ kompositorischer Entwicklung, fand nicht nur quintett op. 16 wählte er dieselbe Besetzung, die Schubert ­Violoncello, Kontrabass und die Liedkunst, sondern auch Autobiographisches Eingang in dem damaligen Auftrag entsprechend für sein »Forellen­ Franz Schubert 1797 – 1828 ­Klavier c-Moll op. 16 die Kammermusik. In der äußerlichen Unbeschwertheit und quintett« verwendete. Mit seinen Streichtrios durchmaß Klavierquintett A-Dur D 667 formalen Klarheit von Schuberts »Forellenquintett« verbirgt Beethoven gleichsam im Zeitraffer die Entwicklung von Sere­ »Die Forelle« sich ein kühner Experimentiergeist. naden- zum anspruchsvollen Kammermusikstil.

Tickets: 40 € (I) / 30 € (II) / 20 € (III) / 18 € (IV) Tickets: 40 € (I) / 30 € (II) / 20 € (III) / 18 € (IV)

64 65 Donnerstag, 24. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal SWR2 Das musikalische Quartett mit Lotte Thaler und Gästen, 17.05 Uhr, Jagdsaal

Streichquartett mal zwei

ARMIDA QUARTETT Zwei Quartettformationen tun sich zusammen und gestalten Martin Funda Violine den Übergang aus ihrem angestammten Gebiet hin zur gro­ Johanna Staemmler Violine ßen Besetzung. »Dieses Oktett muss von allen Instrumenten Teresa Schwamm Violine im Stile eines symphonischen Orchesterwerks gespielt wer­ Julian Steckel Violoncello den«, verlangte Mendelssohn für sein Opus 20. Für Brahms war das Sextett eine wesentliche Station vom Denken in der QUATUOR MODIGLIANI Klangfülle, die seine Klaviersonaten zu »verschleierten Sym­ Amaury Coeytaux Violine phonien« (Robert Schumann) machte, hin zur pointierten Loic Rio Violine ­Konzentration seines Quartettstils. Das Genre, dessen Tradi­ Laurent Marfaing Viola tion er begründete, umfasst das Streichquartett von zwei François KiefferVioloncello ­Seiten: von der Expansion und Reduktion her, denn vom Trio — aus gedacht und doppelt dessen Stimmen – Weite und Ver­ Wolfgang Amadeus Mozart dichtung sind in eins gebracht. Ähnliches gilt für Mozarts 1756 – 1791 Quintette, in denen wie in Brahms’ Sextetten ein persönli­ Streichquintett g-Moll KV 516 ches Bekenntnis mitschwingt.

Johannes Brahms 1833 – 1897 Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV) Streichsextett Nr. 1 B-Dur op. 18 con gusto zzgl. 28 €

Felix Mendelssohn Bartholdy 1809 – 1847 Oktett Es-Dur op. 20 66 67 Freitag, 25. Mai, 19.30 Uhr, Mozartsaal Freitag, 25. Mai, 21.30 Uhr, Orangerie

Klavierabend Grenzgänge Christian Blackshaw Feedback

Wolfgang Amadeus Mozart Übergang? Gefährdung? Zukunftsblick mit Rückversiche­ Nils Mönkemeyer Viola Nils Mönkemeyer gehört zu den herausragenden Bratschisten 1756 – 1791 rung? Mozarts vorletzte F-Dur-Sonate beginnt, als solle sie Andreas Arend unserer Zeit. Er ist vielfach gefragt als Solist des Orchester­ Sonate F-Dur KV 533 eine Fuge werden, erfüllt die Erwartung aber erst spät, dann Theorbe, Jarana repertoires aber auch als sensibler Kammermusiker. Darüber­ jedoch mit kunstvoller Dichte. Zauberflötentöne klingen he­ hinaus sucht er immer wieder nach Wegen, den Mangel an Ludwig van Beethoven — rein, Konzertantes wird eingebaut – die Sonate erscheint Originalliteratur für sein Instrument auszugleichen und ent­ 1770 – 1827 Werke von Johann Hieronymus als offenes System mit vielen Verbindungen zu den Nachbar­ wickelt spannende, oft unkonventionelle Programmideen. Der Sonate Nr. 30 E-Dur op. 109 Kapsberger, John Dowland, gebieten. Zwei Charaktere bestimmen Beethovens letzte Titel seines jüngsten Programms – Feedback – steht für Meta­ Henry Purcell, Johann Franz Schubert 1797 – 1828 E-Dur-Sonate: ein rascher, drängender und ein ruhiger, der morphosen bekannter Werke und Fassungen, fließende Gren­ ­Sebastian Bach, Jimi Hendrix Sonate c-Moll D 958 anfangs zu versonnener Verspieltheit neigt. Sie erfahren viele zen, Altbekanntes in neuen Zusammenhängen. Kombiniert und Andreas Arend Verwandlungen; Gegensätze verschränken sich: die Konzent­ mit Musik von Jimi Hendrix, erscheinen Werke alter Meister ration auf wenige Grundgedanken und die Weitung in einen wie Johann Sebastian Bach, John Dowland, Henry Purcell und Kosmos des musikalisch Möglichen, der aus ihnen entsteht. Johann Hieronymus Kapsberger in neuem Licht. Kongenialer Mit seiner letzten c-Moll-Sonate komponierte sich Schubert Partner bei diesen Grenzgängen ist Andreas Arend, der neben aus dem Kraftfeld Beethovens heraus – durch deutliche Be­ der Theorbe die Jarana, die mexikanische Schwester der Gi­ zugnahmen, aus denen er eigene Wege findet, bis zum Finale, tarre, spielt und eine eigene Komposition beigesteuert hat, die das den Gestus der »Sturmsonate« fast zur Raserei steigert. den Gedanken der Solosuite aufgreift und somit die Musik Bachs in die heutige Zeit spiegelt. Tickets: 64 € (I) / 45 € (II) / 26 € (III) / 18 € (IV)

Tickets: 35 € (I) / 25 € (II) | Freie Platzwahl innerhalb der Kategorie con gusto zzgl. 28 €

68 69 Samstag, 26. Mai, 15 Uhr, Lapidarium

Heimat Finissage-Konzert

Ruben Staub Klarinette Als die Taliban 1996 die Kontrolle über Kabul übernahmen und Ustad Ghulam Hussain Rubab gemäß ihrer Auslegung der Scharia eine extreme Musikzensur Mirweis Neda Tablas einführten, wurde Herstellung, Spiel, ja sogar Besitz von Mu­ Dragan Ribič Akkordeon sikinstrumenten unter Androhung von Verstümmelung und Volker Staub Tod verboten. Allein Gesang wurde zur legitimen Musik erklärt. Perkussion, Leitung Die Rahmentrommel, mit der die Taliban-Lieder begleitet wer­ den, war das einzige erlaubte Instrument. Bis heute werden Musiker in Afghanistan von den Taliban massiv bedroht. 2015 fasste Ustad Ghulam Hussain den Entschluss, seine Heimat zu verlassen und flüchtete nach Deutschland. Ustad ist von Afgha­ nistan bis Nordindien der Ehrentitel für große Meister. Ghulam Hussain ist ein solcher, ein Virtuose auf der Rubab, einem fas­ zinierenden Saiteninstrument, das als Nationalinstrument von Afghanistan gilt. Die zentralen rhythmischen Begleitinst­ rumente der Rubab sind zwei Tablas, Kesseltrommeln mit gro­ ßem Klangspektrum, die aus der Musik Indiens, Pakistans und Bangladeschs bekannt sind. Sowohl das Spiel der Rubab als auch der Tabla erfordert eine ebenso virtuose wie filigrane Technik, um die charakteristische hohe rhythmische und melo­ dische Dichte zu ermöglichen, kaum vergleichbar mit der der westlichen Musik. Dafür verzichtet die Musik dieser Länder auf wesentliche Bausteine der abendländischen Musik: die mehr­ stimmig ausgestaltete Harmonie und die Notenschrift. Ein Di­ alog der Kulturen, entwickelt für die Klanginstallation Heimat.

Tickets: 10 € | Stehplatz

70 71 Samstag, 26. Mai, 18 Uhr, Rokokotheater Kolumnentitel

The Fairy Queen Semi-opera in fünf Akten Magazin

AKADEMIE FÜR ALTE Er ist ein Freund der mutigen Thesen, der kreativen Interpre­ MUSIK BERLIN tationen und einer klaren künstlerischen Urteilskraft: Rinaldo RIAS KAMMERCHOR BERLIN Alessandrini konzentriert sich auf die Musik zwischen Mon­ teverdi und Rossini. »Wir müssen uns in die Zeit etwa eines Rinaldo Alessandrini Leitung Purcell versetzen. Damals spielte man seine Musik und viel­ Richard von Bernuth leicht noch die von zwei, drei anderen Komponisten. Jeder Szenische Einrichtung Musiker hatte ein Gefühl für Tempi, Vokabular, Ausdruck. Wir Ruby Hughes Sopran müssen heute lernen, die Sprache jener Zeit zu verstehen.« Tim Mead Countertenor Musikalische Interpretation ist für ihn Kommunikation – mit Stuart Jackson Tenor dem geschriebenen Werk und mit dem modernen Hörer. Mit Roderick Williams Bass dem RIAS Kammerchor, der Akademie für Alte Musik und ei­ nem hochkarätigen Solistenteam führt er Henry Purcells Fairy — Queen auf, komponiert für ein Maskenspiel nach Shakespea­ Henry Purcell 1659 – 1695 res Sommernachtstraum. Die Interpretation beginnt bereits The Fairy Queen Z 629 bei der Auswahl der Stücke und bei der Frage, wie das Verhält­ Halbszenische Aufführung nis des Schauspiels und seines Textes zu den Musiknummern Purcells gestaltet wird. Alessandrini bringt eine eigene Versi­ on nach Schwetzingen. Im Anschluß an diesen zauberhaften Sommernachtstraum laden die Festspiele zum heiteren Aus­ klang mit Barbecue und Musik in den Schlossgarten.

Tickets: 88 € (I) / 68 € (II) / 40 € (III) / 26 € (IV) / 18 € (V) | Saalplan A Abschlussfest zzgl. 45 € (Barbecue exkl. Getränke)

72 73 Kolumnentitel Wahrscheinlich gibt es keinen Übergang, ohne dass etwas oder jemand über- gangen wird. Auch die besten Brücken tritt man mit Füßen.

VON ANDREAS DORSCHEL

ein Licht gleicht dem der tiefstehenden Sonne, zumal der provenzalischen. Abende beginnen mit dieser Über­ treibung: Bündel oranger Strahlen blitzen in die Gesichter. Dann geht das Orange über in die komplementäre Farbe. K Die sogenannte blaue Stunde, die eintritt, wenn die Sonne unter den Horizont gesunken ist, war damals in Marseille besonders schön. Und um des Schönen willen waren die beiden Frauen in diese Stadt gekommen – entschlossen, es hinter, über oder unter dem bekannteren Hässlichen des Orts zu finden. Sie hatten einander am frühen Nachmittag in der Passerelle Ausstellung Black and Blue: A Mediterranean Dream des Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée kennengelernt. Fast 40 Jahre trennten die Frauen und trennten sie wieder nicht; der Abstand schien unwichtig. Neigung zur Kunst Marseiller Gespräch verband die beiden. In ihr hatten sie einander getroffen wie sonst zwei Fremde mitten auf einer Brücke. Dem Besuch der Ausstellung war ein langer Spaziergang gefolgt, am Wasser entlang, fort vom Ausgangspunkt, dann wieder zu ihm hin. Endlich näherten sich die beiden Frauen der Brücke, die das Fort Saint-Jean mit vom Übergang dem Musée verbindet.

DIE ÄLTERE Das Herz geht mir über, wenn ich die stolze Festung des jungen Son­ nenkönigs sehe. Heute müssen wir die Festung Europa bauen. Hier am Mittelmeer.

DIE JÜNGERE Ein flotter Übergang von damals zu heute. Dass schon Ludwig derXIV. Frankreich vor den Afrikanern zu retten suchte, wollen Sie aber nicht suggerieren? Claudio Monteverdi, Porträt von Bernardo Strozzi, um 1630. 74 75 Passerelle Marseiller Gespräch vom Übergang

Ä: Immerhin: Schon im 17. Jahrhundert äußerte ein feinsinniger Beobachter, die J: Es lebe die Geometrie. War diese oberste Wissenschaft Frankreichs nicht auch Nähe zu Algier habe Marseille barbarisiert. stark genug, Sie hierher zu ziehen? Ich bin an keinem Ort der Welt lieber als an J: Eselsbrücken – Brücken für Esel. Sie wollen mir gerade weismachen, der delikate dieser Brücke. Herr habe vor 300 Jahren Klage geführt über ungezogene Asylbewerber? Ä: Eine Brücke würde ich das Ding kaum nennen. Ein mickriger Steg – Prädikat: Ä: Das nicht. Und mit dem Fort wollte Louis le Grand seinen Untertanen einfach nur béton fibré ultra performant. Freude machen. Seinen Ausspruch habe ich mir gemerkt: »Nous avons remarqué J: Was Sie Mickrigkeit nennen, sollte Ihnen zusagen. Waren Sie nicht eben noch que les Marseillais prisaient fort les jolies bastides. Nous avons voulu avoir la dafür, alle Brücken hinter uns Europäern abzubrechen? Dann gälte: Je mickriger, nôtre à l’entrée de ce grand port.« Falls Ihr Schulfranzösisch eingerostet ist: »Wir desto besser. haben bemerkt, dass die Marseiller hübsche Festungen sehr mögen. Unsere Ä: Leider ist selbst mickriger Beton ziemlich haltbar. Im übrigen stelle ich nur fest: ­eigene wollten wir am Eingang zu diesem großen Hafen haben.« So spricht ein So baut man jetzt ein Idyll. Dem Menschen soll es nicht zu gut gehen, wenn er Souverän. Heute ist Politik Souveränitätsverzicht – Schwäche, gekleidet in mora­ übergeht. Das ist in der Zeit, in der wir es aushalten müssen, vielleicht sogar weise. lische Heuchelei. Wenigstens klug. Oder schlau. J: Ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Kanonen des Bollwerks auf die Stadt ge­ J: Komfort ist schließlich nicht alles. Das Leben tanzt auf der scharfen Klinge eines richtet sind, nicht in Richtung See? Es hatte vorher einen Aufstand in Marseille Rasiermessers – einst beliebt als Waffe im Marseiller Hafenviertel. Statt mich in ei­ gegeben; die Festung war die in Paris formulierte Antwort auf die Rebellion. Von ner breiten Festung einzumauern, balanciere ich lieber auf dem dünnen Betonsteg. Saint-Jean aus hielt die Staatsgewalt die Bewohner in Schach. Die Macht der Kro­ Ä: Ich weiß. Ich weiß sogar warum. Weil Sie ortlos geworden sind. Weil Sie keine ne stand nun stets vor aller Augen. Das »jolie« in Ludwigs Bemerkung ist königlich Wurzeln mehr haben. Weil Sie nicht wissen, wo Sie hingehören. ironisch. Oder königlich sarkastisch. Insofern souverän, das gebe ich zu. Bedroh­ J: Kann ich etwas dafür? lich souverän. Heute ist die Festung hübsch, weil keine Bedrohung mehr von ihr Ä: Ja. Der Jude, den die Nazis verjagten, ihn aus den Wurzeln reißend, konnte nichts ausgeht. Und die Freude, von der Sie sprachen, ist jetzt erst angekommen, dank dafür, dass er im Exil wurzellos war. Stalin siedelte die Kulaken um mit dem Ziel, jener Politiker, die Sie verachten. ›Museum der Zivilisationen Europas und des Mit­ ihre Existenz zu zerstören. Ihr globalen Kinder macht euch selber wurzellos und telmeers.‹ Marseille als Brücke nach Afrika. Als Pforte zum Orient. habt euren Spaß daran. Ihr könnt etwas dafür. Ä: Da wollen Sie hin? J: Sie starren dabei auf Ihre schwarzen Schuhspitzen, als ob Wurzeln von ihnen J: Ich bin so frei, ja. Architektur stellt entweder Macht dar oder schafft Freiheit. ausgingen. Wäre es schlimm, ohne Wurzeln zu sein? Die Geldbesitzer sind besessen davon, ihre Herrschaft der Stadt in senkrechter Ä: Nicht in den Zweigen, in den Wurzeln steckt die Kraft eines Baumes. Form einzuschreiben. Das haben Sie dort drüben: Zaha Hadids CMA CGM Tower, J: Kraft durch Freude? 33 Stockwerke, kein Übergang, kein Zugang, es sei denn mit Plastikkarte dieser Ä: Durch Tiefe. Nur wer Wurzeln hat, kann in die Tiefe reichen. Ohne Wurzeln bleibt Firma. Frei hingegen macht uns die gebaute Waagerechte – als Symbol des man flach. Übergangs zwischen den Kontinenten und Kulturen die Passerelle hier über uns. J: Ach ja – die deutsche Tiefe. Ein Sieb, das nur das Feste hält. Das Flüssige rinnt ­Zugleich ein Übergang zwischen den Zeiten, von alt zu neu. hindurch. It’s all water under the bridge now. Ä: Von besser zu schlechter: Alt, hüben, der souveräne Schwung; neu, drüben, das Ä: Dass der Mensch Wurzeln braucht, ist zeitlos. In diesem Punkt bin ich radikal. eckige Konstrukt des Schwachen, der souveränen Willen durch berechnete Winkel Radikal von ›radix‹, ›die Wurzel‹. ersetzt. J: Aber kann man seine Wurzeln nicht mitnehmen?

76 77 Passerelle

Ä: Dann sind sie ohne Boden. J: Und im neuen Boden? Das Neue im Lichte des Alten zu sehen: Ä: Eichen in der Sahara? Der Boden muss zum Samen passen, sonst schlägt er Dies ist die Bedingung, unter der allein keine Wurzeln. J: Dann bin ich nicht radikal. Denn mich überzeugen diese Bilder nicht. Pflanzen die Welt verständlich wird. haben Wurzeln. Menschen haben Beine. Wir sind die geborenen Übergänger. Andreas Dorschel Transit-Wesen. Unseren Beinen verdanken wir alles; sie bringen uns ins Unbekann­ te. Auf die andere Seite. Deshalb ist das Überschreiten einer Brücke ein Fest für die J: Sondern? Beine. Schwarz kreuzt Blau – das Blau des Wassers, das Blau des Himmels. Wie auf Ä: Manchmal werden die Täter zu Opfern. Haben Sie in Venedig den Ponte dei dem Gemälde von Miró, vorhin in der Ausstellung. Auf der anderen Seite des Sospiri gesehen? Die Seufzerbrücke verbindet den Dogenpalast über den Rio di Steges werden wir anders empfinden. Die Römer hatten Recht, ihren obersten Palazzo hinweg mit den Bleikammern der Prigioni. Ein Übergang von Freiheit und Priester Pontifex zu nennen – Brückenbauer. Leben zu Haft und Tod. Ä: Jetzt fehlt mir von Ihnen nur noch eine erbauliche Ansprache zur Brücke als Ort J: Und unschuldige Opfer? Gibt es die in Ihrem düsteren Schauspiel auch? des Austauschs der Kulturen. Dem fügt sich nicht ganz, dass das deutsche Wort Ä: Kann man etwas für sich tun, das nicht sofort jemandem wehtut? ›Brücke‹, schwedisch ›brygga‹, mit ›Prügel‹ nahe verwandt ist. Armeen, nicht zu­ J: Das heißt? letzt die römischen, überquerten Grenzflüsse gern auf Brücken. Auch eine Art von Ä: Das heißt: Es gibt zu jeder Zeit viele, die sich für unschuldige Opfer halten. Sie Übergang. Soviel zu dieser menschenfreundlichen Philosophie der Begegnung. fühlen sich übergangen. Vom Leben, von den Mitmenschen, vom lieben Gott. Von J: Sie halten Menschen für feindselig von Natur? Paris, wenn man Marseiller ist. Wahrscheinlich gibt es keinen Übergang, ohne dass Ä: Von Natur und Kultur aus für selbstsüchtig, nicht für feindselig; stößt aber die etwas oder jemand übergangen wird. Auch die besten Brücken tritt man mit Füßen. Selbstsucht auf den Widerstand der Selbstsucht anderer – scheint sie auch nur auf J: Ein wenig wundere ich mich schon, dass Sie in Ausstellungen gehen und sich solchen zu stoßen –, dann geht sie in Feindseligkeit über. schöne Dinge anschauen. Wer so schwarz sieht wie Sie, sollte nichts anderes sogar J: Und das ist eine Selbstsucht, die Sie predigen – als Fan imposanter militärischer noch im Goldgrund eines Marienaltars erkennen. Anlagen zum Beispiel? Ä: Ein sattes Anthrazit kann sehr schön sein. In Schwarz gehen alle Farben über, Ä: Zum Predigen fehlt mir der Glaube. Ich konstatiere bloß die Selbstsucht in allen wenn man sie mischt. Das ist ihr letzter Übergang. energetischen Varianten, von lahm bis rasend, und auf allen Seiten, besonders üb­ J: Aber Sie müssen offensichtlich nicht in Museen pilgern, um schwarz zu sehen. rigens beim Übergang von einer Seite zur anderen. Die schnellere Form des Über­ Suchen Sie Trost in der Kunst? gehens ist dann das Überlaufen. Bevorzugtes Ziel des Überläufers ist ein siegender Ä: Fast alles, was uns als Trost angeboten wird, ist Ramsch. Feind. Im Überläufer kommt der Opportunismus des Übergängers zu Tempo. Und J: Auch die Kunst? damit zu sich selbst. Ä: Die nicht. Trost will die Distanz zum Verschwinden bringen. Kunst ist, für den J: Eine Welt voller Täter, die Sie sich ausmalen. Gibt es da nicht auch Opfer? Künstler zunächst und dann für das Publikum, eine Übung im Abstandhalten . Ä: Dem Übergang folgt der Untergang. J: Abstand? J: Des Abendlandes? Ä: Abstand. Wir gehen so leicht über vom Gefallenfinden zum Verschlucken. Ä: Ich baue Ihnen eine Brücke: Es muss nicht gleich das Abendland sein. Große Kunst führt in ihren Werken vor, dass dieser Übergang nicht sein muss, und

78 79 Passerelle

­blockiert ihn beim Betrachter. Sie lehrt uns, wie jemand oder etwas betrachtet und geliebt werden kann, ohne ergriffen, benutzt oder verbraucht, das heißt: dem gierigen Organismus des Selbst einverleibt zu werden. J: Ich fürchte, Sie üben Ihre Liebe an der Kunst, um sie aus der Wirklichkeit heraus­ zuhalten. Ä: Wenn der Liebe ungeeignete Objekte angeboten werden, geht sie auf ein ge­ eignetes über. Der Religionslehrer in der Volksschule sagte mir, Gott liebe mich und ­Jesus sei für mich gestorben; ich müsse beide dafür wiederlieben. Eine Liebe, ­geknüpft an die Bedingung der Gegenliebe, schien mir seltsam. Ich bemühte mich nach Kräften, sie mir auch nur vorzustellen; es gelang mir nicht. Meine Mutter sagte mir, ich solle meinen Nächsten lieben, wie mich selbst. Ihre eigene Leidenschaft war das Schenken. Sie gab mit vollen Händen und zwang den Vater, diese Hände immer wieder zu füllen. Vor dem Haus warteten die Armen darauf, von ihr beschenkt zu werden. Auch den Kindern verlangte sie ab, aus Liebe Opfer zu bringen. Sie verletzte unser eben erst gewachsenes Kindergefühl, es gebe etwas, das nur uns, keinem an­ ARGO deren gehöre. Zwar fügten wir uns der mütterlichen Macht. Aber wir begannen, die Die Schwetzinger Festspiele 2018 eröffnen mit der Premiere eines neuen Musik­ Armen zu hassen, die uns beraubten. Ich verbot mir diesen defensiven Hass, aber er theaterwerks des spanischen Komponisten José Maria­ Sánchez-Verdú, das gemein­ erwies sich als etwas, gegen das Verbote nicht helfen. Die verbleibende Liebe, nach­ sam mit dem Staatstheater­ Mainz produziert wird. Die Dramaturgin Ina Karr sprach dem sie an Gott, Jesus und dem Nächsten abgeglitten war, ging auf die Kunst über. mit dem Komponisten über die Arbeit an diesem Werk. J: Ist es Liebe, was so trennen kann? Dein neues Musiktheater trägt den Titel ARGO, des wohl bekanntesten Schiffes So viele Gespräche die eine wie die andere Frau in ihrem Leben je auch schon der Mythologie. Was war die Ausgangsidee? Ich war fasziniert von der Figur des ­geführt hatte: dieses hier im Alten Hafen von Marseille, der jeden Passanten auf Butes, einem der Argonauten, der mit Orpheus und Jason auf Reisen war. Auf ihn eine Bühne setzt, jeden Zuschauer ungefragt zum Mitspieler macht, führte sie gestoßen bin ich durch die Lektüre des Buchs Butes von Pascal Quignard, eines sich selber und einander vor. Nie verstanden sie besser, dass ein Gespräch zu füh­ französischen Autors, der auch in Spanien seit einigen Jahren sehr bekannt ist. ren eine Rolle – seine Rolle – zu finden bedeutet. Für Redende und, wie sie hoffen, Überredende ist am Ende auch die Sonne nur ein Rampenlicht im Schnürboden Butes nahm zwar an der Argonautenfahrt teil, ist aber viel weniger bekannt. Warum des Planetensystems. Der einen blauen Stunde, die ein solcher Scheinwerfer zu­ gerade diese Randfigur der Argonauten? Die Figur des Butes wird nur kurz erwähnt, stande bringt, folgen immer viele schwarze. In diesen leuchten die vergangenen gerade mal zwei Zeilen sind in der Argonautika von Apollonios von Rhodos über weißen, gelben, orangen, blauen Lichter des Tages nurmehr als schwache Schim­ ihn zu finden. Orpheus dagegen ist eine der bekanntesten Figuren der Mythologie, mer von Gedächtnisbildern nach. Manchmal verwandeln sich diese gewichts­ dessen Geschichte von Künstlern immer wieder aufgegriffen und neu erzählt wird. losen Erscheinungen in schwere Träume. Was mich besonders interessiert hat an der Argonautenfahrt, war die Begegnung mit den Sirenen, die mit ihrem Gesang die Seefahrer betörten, um sie zu töten. Denn hier spielt Butes eine ganz besondere Rolle. Orpheus übertönt mit seiner

80 81 ARGO Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú

Musik die Sirenen, er spielt die Lyra so laut, dass er sich und die anderen Argonau­ erzählt von nur drei Sirenen – drei Ungeheuern, deren Gesang als monströs und ten vor der Gefahr schützen kann. Butes dagegen springt ins Wasser, er setzt sich unmenschlich beschrieben wird. Erst später wurden aus den drei einzelnen viele diesem Gesang aus – und riskiert damit, unterzugehen. Dass Aphrodite ihn retten Sirenen und ihre Gesänge zu Musik stilisiert. Diese Archetypen und Hauptfigu­ wird, weiß er ja nicht. Eine Generation später lässt sich Odysseus am Mast fest­ ren eröffnen für mich ein Drama, das ich in Musik setzen möchte. Dieses Musik­ binden, damit er den Gesang hören, aber sich nicht ins Wasser stürzen kann. Die drama beginnt für mich mit der Auseinandersetzung mit dem Unbekannten Konstellation von Butes (als Anti-Orpheus), Orpheus (der den Gesang der Sirenen und der Frage, wie man sich dazu verhält. meidet) und Odysseus (der sich nur dem Hören hingibt, aber nicht der Gefahr) ist Gerhard Falkner hat den Text für ARGO geschrieben und ge- für mich der Kern dieses »dramma in musica«. Butes ist allerdings derjenige, der meinsam habt ihr die Konzeption dieses Musiktheaters ent- auf der Suche nach diesem faszinierenden Gesang sein eigenes Leben vergisst. wickelt. Das Buch von Quignard, das den ersten Impuls gege­ Abenteuer und Suche kommen bei ihm vor Sicherheit und Schutz. ben hat, ist poetisch, eine Art Essay, aber kein Theatertext. Das Mittelmeer als historischer und geographischer Raum war für dich bereits Gerhard Falkner hat die Reise auf dem Meer in verschiedenen in vorangegangenen Kompositionen ein wichtiges Thema. Welchen besonderen Etappen und Stationen festgehalten. Es war ein langer Pro­ Bezugspunkt bildet in ARGO das Mittelmeer – das Mare Nostrum? Die ganze José Maria Sánchez-Verdú zess, in dem wir kontinuierlich an der Struktur des Stückes ­Dramaturgie dieses Musiktheaters bezieht sich auf das Mittelmeer beziehungs­ ist 1968 in Andalusien geboren, gearbeitet haben. Wichtig war für mich, dass ich mit meiner studierte bei Franco Donati und weise im weitesten Sinne auf das Element Wasser: als Übergang, als das Unbe- Hans Zender. Neben seiner Kom­ Musik, die eher reduziert ist, auf den Text reagieren kann. Mei­ kannte, als Territorium. Seit der Antike – in Griechenland der »Pelagos« oder die positions- und Dirigententätigkeit ne Personen in diesem Werk brauchen nicht viel Text, oft ist er Professor für Komposition in sogenannte »Thalatta« – und bis in die Gegenwart ist das Mare Nostrum nicht nur reicht die Verdichtung in einem Wort, einer kurzen poetischen ­Zaragoza und unterrichtet darüber Natur, sondern vor allem auch eine menschliche Domäne – ein Ort, an dem Macht­ ­hinaus an der Robert-Schumann-­ Textpassage. Deshalb hat Gerhard Falkner sein Libretto im kämpfe ausgetragen wurden, wo erobert wurde, der eine religiöse Rolle spielt und Hoch­schule Düsseldorf. Seine Ar- Laufe der Arbeit immer stärker konzentriert. Die Ausbalancie­ beit wurde mehrfach mit internati- der Schauplatz großer menschlicher Dramen ist. Das Mittelmeer ist deswegen für onalen Preisen ausgezeichnet, u. a. rung von Text und Musik werden wir in Zusammenhang mit mich Ort des Dramatischen (damals und heute) und auch der Auseinandersetzung, mit dem Kompositionspreis Cristó- dem Raum und der Elektronik sicher im Laufe der nächsten sei es auf politischer, sozialer oder ökonomischer Ebene, ebenso wie es ein Ort des bal Halffter, dem Preis der Jungen Monate noch weiter entwickeln. Deutschen Philharmonie, dem För- Austauschs von Kunst und Kenntnissen sein kann. derpreis der Ernst von Siemens Mu- Für jedes deiner Stücke suchst du nach spezifischem musika- sikstiftung, dem Irino Prize (Tokyo). Ausgangspunkt in diesem Kosmos des Mittelmeers war die Begegnung der Argo- Als Komponist arbeitet er mit lischem Material. Worin besteht das bei ARGO? Ich suche nauten mit den Sirenen und insbesondere der Sprung von Butes. Die antiken Stof­ ­bekannten Ensembles, Orchestern nach bestimmten Elementen, Materialien, nach einer Ausei­ und für Festivals. Zu seinen Musik- fe ermöglichen und erfordern stets neue Lesarten, deshalb sind sie per se zeitge­ nandersetzung mit Wahrnehmungsprozessen der Zuschauer theaterwerken mit Licht- und Raum­ nössisch. Darüber hinaus wurden und werden Mythen immer wieder künstlerisch dramaturgien gehören mittlerweile und Raum-Möglichkeiten für die Musik. Jede neue Arbeit im verarbeitet, anders erzählt und interpretiert, wie gerade die Geschichte der Sire­ bereits neun Werke, u. a. ATLAS, Musiktheater ist für mich eine Art Reise durch ein neues Land, GRAMMA, AURA, El viaje a Simorgh nen zeigt. Mythologie ist für mich deshalb auch eine Geschichte der Übergänge. und Libro de las estancias sowie durch neue Abenteuer . Der Autor Gerhard Falkner und ich haben versucht, den Sirenen-Mythos in ver­ Butes, eine Vorstudie zu ARGO. Du hast es gerade erwähnt: Die musikalischen Möglichkei- schiedenen Stadien nachzuvollziehen. Der ursprüngliche Mythos, der viel weniger ten des Raumes sind essentielle Komponenten deiner Arbeiten. Deshalb ha- präsent ist als die Begegnung von Orpheus oder später Odysseus mit den Sirenen, ben wir im Vorfeld mit Musikern und Sängern sowohl die Bühne als auch den

82 83 Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú Gespräch mit José M. Sánchez-Verdú

Zuschauerraum des Rokokotheaters in Schwetzingen akustisch ausgelotet. Wel- Donnerstag, 19. April, 21 Uhr, che Vorstellungen von Raum verfolgst du bei der Arbeit an ARGO? Die Dimen­ Peterskirche, Heidelberg 20.15 Uhr, Gespräch mit dem Komponisten sion des Schiffes ARGO (das Territorium, der Ort dieses Dramas) und das Wasser sind die wichtigsten inneren Aspekte des Stückes, die Basis des Geschehens. Deshalb wird der Zuschauerraum zur Arena der Meer-Wahrnehmung. Ich versu­ che den Raum kompositorisch so einzubeziehen, dass sich das Publikum quasi Scriptura antiqua innerhalb eines Schiffes befindet, in einem räumlichen, aber natürlich auch in einem poetischen Sinne.

Porträtkonzert Du entwickelst in Zusammenarbeit mit Joachim Haas vom SWR Experimental- studio das elektronische Instrument »Aulos« (eine Art Installation). Damit be- José M. Sánchez-Verdú ziehst du dich auf das gleichnamig antike Blasinstrument, das aus zwei Rohren mit Grifflöchern bestand. Was können wir darunter verstehen? Das »Aulos« besteht aus den Instrumenten Oboe und Englisch Horn, die rechts und links SCHOLA HEIDELBERG Die Musiktheaterproduktion ARGO ist Anlass von der Bühne angeordnet sind und durch Live-Elektronik verbunden werden. ENSEMBLE AISTHESIS zur Zusammenarbeit: Vor der Schwetzinger SWR EXPERIMENTALSTUDIO Uraufführung widmet das benachbarte Mu­ Sie sind für mich Hauptelemente, quasi »Figuren« des Dramas. Darüber hinaus Joachim Haas Auraphon sikfestival Heidelberger Frühling dem Kompo­ werden aber auch weitere Instrumentalisten im Zuschauerraum verteilt sein. Walter Nußbaum Leitung nisten José M. Sánchez-Verdú ein Porträtkon­ Eine besondere Rolle spielen drei von Sabrina Hölzer entwickelte Doppelhörner. zert. Der spanische Komponist schreibt Musik, — Live-Elektronik spielt für mich generell eine ebenso wichtige Rolle wie Sänger­ die ihre Inspiration vielfach aus der Musikge­ Werke von José María Sánchez-­ schichte, besonders aus der Alten Musik der ensemble und Orchester, sie gehen einen Dialog ein. Für mich ist es wichtig, dass Verdú, Josquin des Préz, iberischen Halbinsel, bezieht. Auch Architek­ die Zuschauer den Raum, seine Besonderheiten akustisch entdecken und ver­ ­Manuel Cardoso und tur und Raum bestimmen die musikalische schiedene Perspektiven gleichzeitig wahrnehmen können. Ähnlich wie bei einem Tomás Luis de Victoria Textur seiner Kompositionen. Im Konzert des Relief soll man den Raum plastisch, sinnlich erleben können. Bei ARGO geht es Heidelberger Frühling stellt das Klangforum Eine Veranstaltung des Heidelberger Heidelberg, unterstützt vom SWR Experimen­ mir darüber hinaus um musikalisch erzeugte, virtuelle Raumbewegungen in der ­Frühling in Kooperation mit den ­Schwetzinger SWR Festspielen und dem talstudio, der Musik von Sánchez-Verdú Werke Wahrnehmung der Zuhörer. Ich nenne es das »Argo Navigations System«. SWR Experimentalstudio alter Meister aus Spanien und Portugal ge­ Wie können wir uns dieses »Argo Navigations System« vorstellen? Und welche Tickets: 35 € / 25 € genüber. En Gespräch mit dem Komponisten Ticket-Telefon 06221 58 400 44 führt in den Abend ein. Funktion hat es? Durch die Elektronik möchte ich eine Oszillation des Raumes entwickeln und verschiedene Wahrnehmungsprozesse in Gang setzen. Dabei übertragen wir musikalisches Material live und elektronisch bearbeitet in den Raum, in dem überall Lautsprecher positioniert sein werden und wodurch wir eine veränderte Raumdimension erreichen wollen. Die Bühne und der Zuschau­ erraum sollen ihre Stabilität verlieren, vergleichbar mit der Situation auf einem schwankenden Schiff, auf dem man immer wieder aus dem Gleichgewicht gerät.

84 85 VON CLEMENS HAUSTEIN

roße Bekanntheit gehört nicht gerade zu den ersten Quali­ Momente der tätsmerkmalen in der klassischen Musik. Schön, wer sie hat. Auch nicht schlimm, wer sie nicht hat. Antje Weithaas sagte G einmal, dass vor allem die Musiker sie kennen würden. Man darf hinzufügen, dass mit »Kennen« durchweg auch »Schät­ Hingabe zen« gemeint ist, was bei einem Berufszweig nicht wenig heißt, der in hohem Maß und notwendigerweise von Konkurrenzdenken geprägt ist. Die Geigerin sagte das ohne einen Anflug von Bitterkeit. Im November vor einem Jahr feierte Weithaas ihren 50. Geburtstag. Die Chancen sind nicht gering, dass sie weiterhin und viel­ leicht auch für immer der heißeste Geheimtipp bleiben wird, den die Geigenszene Nach wie vor ist Antje Weithaas in Deutschland zu bieten hat. Das ist nicht wenig. In Zeiten, da vermeintliche Stars von den Plattenfirmen immer offensiver ins Spiel gebracht werden, erweist sich der wohl größte Geheimtipp der die Karriere im Verborgenen mehr und mehr als eigentlicher Qualitätsnachweis. ­Geigenszene. Manchem würde das »Selbstvermarktung? Keine Ahnung, was das ist«, kann Antje Weithaas deshalb fröhlich zu Protokoll geben. Sie hat ihren Kreis von Kollegen, mit denen sie immer zu schaffen machen, sie kümmert es wieder zusammenarbeitet, die Pianisten und zum Bei­ spiel, und sie hat, selbstverständlich, ihr Publikum, von dem sie zuverlässig und stets ­wenig. Weil es sie zugleich aufs Neue gefeiert wird. Vielleicht auch aus der Verwunderung heraus, dass man von dieser Geigerin zuvor kaum etwas, möglicherweise auch gar nichts gehört hat.

frei macht. Die Stille, die für viele nach wie vor den Namen Weithaas umgibt, hat natürlich auch mit der Geigerin selbst und ihrer Person zu tun. Sie sagt von sich selbst, dass sie abseits der Bühne eher ungern im gesellschaftlichen Mittelpunkt steht. Was keine gute Voraussetzung ist, wenn es etwa darum geht, die neueste CD von sich selbst anzupreisen. Dass bei ihrem Geburtstagskonzert im Berliner Konzerthaus damals im November vor einem Jahr ihre Kollegen und Studenten am Ende ein Happy Birth- day sangen, war ihr erkennbar peinlich. Dem Außenstehenden zeigte sich dabei ­jedoch eine Wärme der Empfindung ihr gegenüber, die für diesen Berufszweig er­ neut ungewöhnlich ist. Man konnte es als dankbare Reaktion darauf verstehen, dass ­Antje Weithaas zwar Geigen-Solistin ist, sich aber nie im Solisten-Dasein verlor. Sie verstand ihre herausgehobene Rolle immer als eine gemeinschaftsstiftende. Des­ halb spielt sie neben ihren Solo-Auftritten Klaviertrio, deshalb gründete sie mit der

86 87 Antje Weithaas Momente der Hingabe

Bratscherin und dem Cellisten Jean-Guihen Queyras ein bewahren, was heute doch immer stärker zählt: Authentizität. Zum Authentischen Streichquartett, deshalb unterrichtet sie als Professorin an der Berliner Hanns bei ihr gehört auch, dass sich hinter dem Namen Antje Weithaas gar kein so stiller ­Eisler Musikhochschule, deren Studienplätze zu den begehrtesten überhaupt ge­­- Mensch verbirgt. Als Beweis könnte herhalten, dass der Geigerin ein Happy Birth- hören. Eine ihrer Studentinnen, Sarah Christian, gewann beim vergangenen ARD-­ day auf offener Bühne zwar peinlich ist, dass nach einem Konzertauftritt das Feiern Wettbewerb in München einen zweiten Preis, der erste Preis wurde nicht vergeben. bei gutem Rotwein aber unbedingt dazugehört. Man hört es aber auch schon an ihrem Spiel, das sich durch eine ungewöhnliche Sprechfähigkeit und Eindringlich­ Vor acht Jahren übernahm Weithaas außerdem die künstlerische Leitung der keit auszeichnet. Vieles teilt sie mit dem Geiger , mit dem sie – ­Camerata Bern, mit der sie auch bei den Schwetzinger SWR Festspielen gastieren noch etwas Ungewöhnliches unter Geigenvirtuosen – gute Freundschaft verbindet. wird. Vom Konzertmeisterpult aus leitet sie dort Werke für Kammerorchester, aber Beide testen Extreme aus, in der Klangfarbe, in der Lautstärke, auch Sinfonien der Wiener Klassik. In Schwetzingen wird Antje Weithaas mit der im emotionalen Ausdruck. Klangliche Schönheit muss dabei Camerata der Volksmusik nachspüren, wie sie Inspiration war für die Moderne in nicht an erster Stelle stehen, gehört im Spiel von Antje Weit­ der Musik. Frank Bridge, Zoltán Kodály, Béla Bartók: Sie alle griffen auf Volksmelo­ haas aber immer zur Ausgangsposition, von der aus klangliche dien zurück, um »Übergänge« zu schaffen zu einer neuen Musik. Solchen »Über­ Expeditionen unternommen werden und zu der stets auch gängen« spürt das kommende Festival auch im Ganzen nach. wieder zurückgekehrt wird. Ihr Geigenton hat eine kraftvolle Dass es um den Namen Weithaas vergleichsweise still ist, darin liegt zugleich eines Bündelung, woraus wiederum die weiten Möglichkeiten ihres der wertvollsten Pfunde. Weil niemand an der Geigerin zieht und zerrt mit Ansprü­ Mit viereinhalb Jahren begann Spiels erwachsen: Wenn die Bündelung gelockert und der Ton chen und Bedürfnissen und sie dadurch weniger Kraft aufwenden muss, das zu Antje Weithaas mit dem Gei- durchlässig wird für andere Farbwerte. Jeder Komponist hat genspiel und studierte später bei Werner Scholz in Berlin. 1987 ge- seine eigene Sprache und Klangästhetik, die es für die Geigerin wann sie den Kreisler-Wettbewerb zu entdecken gilt. Weithaas spricht deshalb von Interpretation in Graz, 1988 den Bach-Wett­ als einem Prozess des »Verstehens«, der für jeden Komponis­ bewerb in Leipzig und 1991 den Internationalen Joseph-Joachim-­ ten und jedes Werk aufs Neue in Angriff genommen werden Violin-Wettbewerb in Hannover. müsse. Gerade das Unterrichten von Studenten hilft ihr dabei. Einige Jahre lehrte sie als Professo- Es gehe dort ja um das Erklären von Musik, um das Fassen in rin an der Berliner Universität der Künste; 2004 wechselte sie an die Worte und damit um ein Bewusstwerden, von dem sie am Hochschule für Musik Hanns Eis- Ende wieder selbst profitiere. ler. Seitdem ist sie zu einer Violin- pädagogin von Weltrang geworden. Die Bewusstheit darüber, was sie tut, trägt viel zur besonderen Antje Weithaas spielt ein ­Instru­­­ment von Peter Greiner aus dem Jahr Kraft bei, die das Spiel der Geigerin kennzeichnet. Was sie als 2001. richtig und logisch erkannt hat, vertritt sie entschieden, man­ che sagen: vehement, womit zugleich der Zwiespalt aufgeho­ ben ist zwischen kühlem Wissen und emotionalem Fühlen. Der Moment der Wie­ dergabe ist bei Weithaas ein Moment der Hingabe, ihr Wissen als Interpretin geht in diesem Augenblick auf in einer dienenden Haltung dem Komponisten gegenüber.

88 89 Antje Weithaas

Immer wieder betont die Geigerin, wie entscheidend für ihren Weg die ersten Jahre ihrer Karriere waren. Nach einer soliden musikalischen Ausbildung in Dresden und in Berlin konnte sie, die in Guben in der Niederlausitz geboren wurde, »im geschütz­ ten Raum«, wie sie es ausdrückt, erste Auftrittserfahrung sammeln. Die DDR wank­ te zwar ihrem Ende entgegen, die Förderung begabter junger Musiker funktionierte jedoch weiterhin. Ihr boten sich zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten, bei denen sie sich vor kleinerem Publikum ausprobieren konnte und wo sie Fehler machen durfte. Zugleich hatte sie ihren ersten großen Wettbewerbserfolg im Westen beim Joseph- Joachim-­Violin-Wettbewerb in Hannover. Als die Mauer fiel, war Antje Weithaas Eintauchen in 24 Jahre alt und ließ auf sich zukommen, was das neue Leben so bringen würde. »Nichts geplant, aber vieles passiert«, so pflegt die Geigerin ihren Werdegang zu charakterisieren, »Glück gehabt« – und auch Mut bei neuen Herausforderungen. So Gefühle, Geschichten traf sie die Anfrage der Berner Camerata, die Leitung des Ensembles zu überneh­ men, aus heiterem Himmel. Auf den anfänglichen Reflex, dieser Aufgabe bestimmt nicht gewachsen zu sein wegen der geringen Erfahrung als Orchesterleiterin, folgte und Abenteuer die Zusage. Sie sei jemand, der immer viel gezweifelt habe, sagte sie einmal. Das habe sie jedoch immer auch vorangebracht. Auch im Fall der Camerata, wo sich acht fruchtbare Jahre anschlossen. Die Cellistin Tanja Tetzlaff

Gleichwohl gehört zu Antje Weithaas das Bedürfnis nach rechtzeitigem Wechsel, auch aus der Furcht heraus, zu routiniert zu werden. Diese Spielzeit ist ihre letzte VON EGBERT HILLER bei der Camerata Bern, in der kommenden Saison wird Patricia Kopatchinskaja ihre Nachfolge als künstlerische Leiterin antreten. Gut möglich, dass sich Weithaas bei m Sonntagmorgen beim Familienfrühstück Bach-Kantaten den Auftritten danach dem genau entgegengesetzten Ende der Violinliteratur ver­ im Radio hören, diese Erfahrung zählt zu den prägenden stärkt widmen wird: den Werken für Geige solo. Gerade schloss sie ein CD-Projekt Kindheitserinnerungen der Cellistin Tanja Tetzlaff. Ihre musi­ ab, bei dem sie Johann Sebastian Bachs Partiten und Solo-Sonaten denen des belgi­ kalische Sozialisation blieb zwar nicht auf den berühmten schen Violinvirtuosen Eugène Ysaÿe gegenüberstellt. Auch für ihr Solo-Rezital bei A Barockkomponisten beschränkt. Bachs Suiten für Violoncello den Schwetzinger SWR Festspielen greift sie auf diese Programmidee zurück. Ein solo sind aber ein nicht wegzudenkender Teil ihres breiten Abend im Klavierquintett kommt dazu, womit die Vielseitigkeit der Geigerin in brei­ Repertoires. Mit deren innerer Kraft und spiritueller Energie identifiziert sich Tanja tem Umfang zu erleben sein wird. Das Publikum wird sich auf packende Konzerte Tetzlaff in ihrem künstlerischen Wirken. Auch verbindet die weitgereiste Solistin gefasst machen dürfen. »Entweder weinen oder sauer sein«, so wünschte sich und Kammermusikerin mit Bach Heimat- und Geborgenheitsgefühle: »Wenn ich Weithaas einmal die Reaktion ihrer Hörer. schlecht drauf bin, und ich höre zum Beispiel die Goldberg-Variationen an, dann fühle ich ein Aufgehobensein, was ich sonst nicht so kenne«, bemerkte Tanja Tetzlaff kürzlich in einem Interview.

90 91 Tanja Tetzlaff Eintauchen in Gefühle, Geschichten und Abenteuer

Musik und die Freude am Musizieren empfindet sie als eine Form von Heimat. Mit Cello im Adagio aus Alban Bergs Kammerkonzert in der Trio-Fassung gar nicht ­einem klischeebehafteten Heimatbild hat das aber nur wenig zu tun. Heimat, das kön­ ­gefragt. Das herbe Spannungsfeld aus Emotion und Konstruktion, aus subjektivem nen für sie bestimmte Orte, Klänge oder Erinnerungen sein: »Einerseits gibt es die Mu­ Klangrausch und objektiver Architektur im Übergang zur Zwölftontechnik erlebt sik, mit der ich als Kind aufgewachsen bin, in meinem Heimathaus sozusagen, das war Tanja Tetzlaff aber im Geiste mit. neben Bach die Kirchenmusik, Alte Musik, dann aber auch Mozart, Motetten von Hein­ In Bernd Alois Zimmermanns Sonate für Violoncello solo steht sie dafür ganz allein rich Schütz und Ähnliches. Andererseits löst Musik bei mir Erinnerungen aus. Das kann im Rampenlicht, ist sie auf sich selbst zurückgeworfen. Umso entscheidender ist die eine Mahler-Sinfonie sein, die ich irgendwann mal gespielt habe, es kann Musik sein, Kommunikation mit dem Publikum, die sie allerdings nicht nur als Solistin beflügelt, die mich an Natur erinnert. Es gibt ganz unverhofft Situationen, wo ich denke, oh, da sondern die in jeder Konstellation zu einem Geben und Nehmen gerät. Wie kaum ein wird etwas von ganz früher angerührt. Und das ist dann eigentlich ein Heimatgefühl.« anderer Komponist reflektierte Zimmermann über existenzielle Fragen und Über­ Heimat bedeutet für Tanja Tetzlaff aber auch die Nähe zu bestimmten Menschen gänge, was auch in der spieltechnisch sehr anspruchsvollen Solosonate von 1959/60 und – nicht zuletzt – die enge Beziehung zu ihrem Instrument: »Mein Guadagnini zur Geltung kommt. Sie rührt jenseits von Pathos und Plakativität am Kern des Cello begleitet mich ja jetzt schon sehr lange auf allen Reisen und in allen Konzerten, Daseins; vorangestellt hat ihr Zimmermann Bibelworte aus dem Prediger Salomo: das ist natürlich kein Stück Holz mehr oder ein Handwerkszeug, sondern ich liebe es »… et suis spatiis transeunt universa sub caelo« (und alles Vorhaben unter dem und fühle mich auf sehr spezielle Art zuhause damit.« Himmel hat seine Stunde).

Diese Selbstvergewisserung im Kontext eines vielschichtigen Heimatbegriffs geht in Tanja Tetzlaffs Stunde schlägt auch in Claude Debussys Sonate Tanja Tetzlaffs gedanklichem Kosmos Hand in Hand mit einem tiefen Verständnis für Violoncello und Klavier und in Anton Weberns Drei kleinen von stetem Wandel, dem auch ihre eigene (künstlerische) Existenz unterworfen ist. Stücken op. 11, in denen wie unter einem Brennglas lyrische Diese Dimensionen des Lebens und Erlebens zum Ausdruck zu bringen, ist eine zent­ Verinnerlichung und expressive Regungen ineinander über­ rale Triebfeder ihres Musizierens. Musik hat für sie unsagbar viel zu sagen, und auch gehen. Den Abschluss des Konzerts bildet Olivier Messiaens wenn sie die Verknüpfung von Wort und Ton durchaus als beglückend empfindet, ist Quatuor pour la fin du temps (Quartett auf das Ende der Zeit) es doch in erster Linie das mit Worten Unsagbare, worin sie den spezifischen Reiz für Violine, Klarinette, Violoncello und Klavier – geschrieben und die Intensität des Mediums Klang ausmacht. Diese Intensität hat nichts Starres Tanja Tetzlaff studierte in 1940/1941 in deutscher Kriegsgefangenschaft. Inspiriert ist Hamburg bei Bernhard Gmelin und Beharrendes an sich. Es ist vielmehr eine Intensität, die sich in permanentem und in Salzburg bei Heinrich das Quartett von der Offenbarung des Johannes und vom Ge­ Übergang befindet und sich in seelischen Zuständen und Prozessen niederschlägt. Schiff. Ihr Repertoire umfasst sang der Vögel, die der französische Komponist als Mittler einer Schließlich spiegeln sich schon im Er- und Verklingen jedes einzelnen Tons Werden ­sowohl Standardwerke der klassi- geistigen (und geistlichen) Welt ansah, deren Botschaften er schen Solo- und Kammermusik­ und Vergehen wider. literatur als auch Kompositionen sich anverwandelte: Den ersten Satz mit dem Titel Liturgie de des 20. und 21. Jahrhunderts. Sie cristal (Kristallene Liturgie) charakterisierte Messiaen wie folgt: Vor diesem Hintergrund ist es kein Zufall, dass Tanja Tetzlaff bei den Schwetzinger ist Preisträgerin mehrerer interna- »Zwischen drei und vier Uhr morgens erwachen die Vögel; ein SWR Festspielen 2018 besonders im Fokus steht. Das Motto dieser Ausgabe lautet tionaler Wettbewerbe und spielte mit zahlreichen renommierten Solist, eine Drossel oder Nachtigall, improvisiert inmitten einer »Übergänge«, und in ihren Programmen im Rahmen des Festivals zeichnen sich Phä­ ­Orchestern. Tanja Tetzlaff spielt schimmernden Klangfülle und in der Aura von Trillern, die sich nomene des Übergangs eindringlich ab. Jedes einzelne Werk im Konzert vom 11. Mai ein Cello von Giovanni Baptista hoch in den Bäumen verlieren. Auf das Religiöse übertragen im Mozartsaal – zusammen mit Florian Donderer (Violine), Sharon Kam (Klarinette) ­Guada­gnini aus dem Jahre 1776. haben wir hier das harmonische Schweigen des Himmels.« und Kiveli Dörken (Klavier) – abstrahiert von derartigen Phänomenen. Zwar ist das

92 93 Tanja Tetzlaff Eintauchen in Gefühle, Geschichten und Abenteuer

Präsentiert sich Tanja Tetzlaff in diesen Werken der Moderne in verschiedenen zündung und zum Schlüsselerlebnis für den Zugang zur Welt der Musik werden ­Besetzungen, so tritt sie im Konzert vom 18. Mai – ebenfalls im Mozartsaal – als kann. Darin sieht Tanja Tetzlaff eine sehr bereichernde künstlerische Aufgabe; auch festes Mitglied des nach ihr und ihrem Bruder Christian benannten Tetzlaff Quar­ weil sie selbst erfuhr, wie wichtig frühe Anregungen für den eigenen Horizont und tetts auf. Auch Mozarts Streichquartett Es-Dur KV 428 und Mendelssohn Bartholdys die eigene Entwicklung sind. Dabei geht es beileibe nicht nur um die Erziehung des Streichquartett Nr. 2 a-Moll op. 13 weisen über sich hinaus. Am deutlichsten nach­ musikalischen Nachwuchses, sondern vor allem darum, Musik als eine Kunstform zuvollziehen sind Facetten des Übergangs aber in Beethovens Streichquartett zu vermitteln, die auch jenseits professioneller Ansprüche Spaß und Erfüllung bie­ a-Moll op. 132. Beethovens späte Streichquartette beinhalten schon deshalb Signa­ tet, die Kompetenzen in anderen Bereichen stärken kann und ausgleichend auf den le des Übergangs, weil sie in ihrer Zeit Irritationen auslösten und als »wunderliche« emotionalen Haushalt ausstrahlt. Schöpfungen eines längst ertaubten und womöglich wunderlich gewordenen Tanja Tetzlaff selbst schlug sehr schnell den professionellen Weg ein. Nach Unter­ Komponisten galten. In ihrer ganzen Tragweite erfasst und als Projektionen auf die richt im Kindesalter studierte sie an der Musikhochschule Hamburg bei Bernhard Zukunft anerkannt, wurden diese Quartette erst an der Wende zum 20. Jahrhun­ Gmelin und am Salzburger Mozarteum bei Heinrich Schiff. Längst gibt die großartige dert, als etwa der Philosoph Oswald Spengler Beethovens spätes Schaffen in seiner Cellistin ihr profundes Können und Wissen selbst in Meisterkursen weiter. Die vier Schrift Der Untergang des Abendlandes als »Brücke zur Seele« bezeichnete. Im Konzerte bei den Schwetzinger SWR Festspielen unterstreichen ihre ungeheure Streichquartett op. 132 offenbart sich diese »Brücke zur Seele« zumal im Molto Bandbreite, die sich auch in ihren CD-Veröffentlichungen und den vielen weiteren adagio, dem »Heiligen Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit«. Konzertaktivitäten ablesen lässt. Mit dem Tetzlaff Quartett, das auch auf Tournee Innermusikalisch ließ Beethoven in diesem »Dankgesang« subtil Altes in Neues und geht (im November 2017 war es beispielsweise in den USA), spielte sie auf mehreren Neues in Altes übergehen, und auf programmatischer Ebene bedankte er sich dafür, CDs Streichquartette von Joseph Haydn, Franz Schubert, Felix Mendelssohn Bartholdy, dass sein Übergang vom Leben zum Tod noch einmal verhindert wurde. Er erkrankte Jean Sibelius, Arnold Schönberg und Alban Berg ein. Den Klaviertrios von Johannes während der Arbeit an dem Quartett schwer und wurde von seinem Arzt zur Kur nach Baden geschickt. Dort kehrten, zumindest vorübergehend, seine Gesundheit und sein Humor zurück. Dem Arzt sandte er einen Kanon über die Worte: »Doktor sperrt das Tor, dem Tod, Note hilft auch aus der Not«, und in sein Konversationsheft schrieb er: »Mein Arzt half mir, denn ich konnte keine Noten mehr schreiben, nun aber schreibe ich No­ ten, welche mir aus den Nöthen helfen.« Mit besagten »Noten« meinte Beethoven die des »Heiligen Dankgesangs«, der mit seiner spirituellen Intensität und strukturellen Dichte für Tanja Tetzlaff einen Höhepunkt im Konzert des Tetzlaff Quartetts markiert. Jede Musik löst bei mir Noch zwei weitere Konzerte bestreitet Tanja Tetzlaff bei den diesjährigen Schwet­ zinger SWR Festspielen. Mit Florian Donderer (Violine) und Hans-Kristian Kjos ­Erinnerungen aus ... Sørensen (Perkussion) lotet sie am 12. Mai in der Orangerie Grenzgänge zwischen Und das ist dann eigentlich den Genres und Stilen aus. Und im Kinderkonzert mit Kiveli Dörken (Klavier) und Sørensen am 13. Mai im Jagdsaal weckt sie die Klangfantasie der Kleinen und so ein Heimatgefühl. Kleinsten, für die die Berührung mit faszinierenden Tönen und Geräuschen zur Initial­ Tanja Tetzlaff

94 Tanja Tetzlaff Venedig Brahms widmete sie sich zusammen mit ihrem Bruder Christian Tetzlaff und dem Pianisten Lars Vogt. In dieser Besetzung gastierte das Trio in der laufenden Saison in Antwerpen, Luxemburg, Freiburg, Bilbao, Paris und London. für musikalische Dazu kommen Engagements als Solistin mit renommierten Orchestern und Dirigen­ ten weltweit, und dass ihr Repertoire neben den klassisch-romantischen Werken auch solche des 20. und 21. Jahrhunderts umfasst, ist für sie eine Selbstverständlichkeit. Touristen 2011 ist sie die Solistin auf einer CD mit den Cellokonzerten von Wolfgang Rihm und des Österreichers Ernst Toch – ein Komponist, der zu Unrecht weitgehend in Verges­ senheit geriet: In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er verfemt, bereits 1933 emigrierte er zunächst nach Paris und London, 1935 dann in die USA. Begleitet wird Tanja Tetzlaff auf diesen brillanten Aufnahmen von der Deutschen Kammerphil­ harmonie Bremen, zu der sie ein besonderes Verhältnis hat. »Direkt nach meinem Studium bekam ich«, so Tetzlaff , »eine halbe Stelle als Solocellistin bei der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen angeboten – gleichzeitig hatte ich aber auch schon ein paar schöne Preise bei Wettbewerben gewonnen und angefangen solistisch und mit Antonio Salieris La Fiera di Venezia Kammermusik zu konzertieren.« Dirigiert haben bei den Aufnahmen Peter Ruzicka und Florian Donderer, der als Geiger ja auch einer ihrer Kammermusikpartner ist. Mit der norwegischen Pianistin Gunilla Süssmann hat sie zwei CDs mit den Cellosonaten VON SILKE LEOPOLD LEITERIN DER FORSCHUNGSSTELLE SÜDWESTDEUTSCHE HOFMUSIK von Brahms und einem nordisch-russischen Programm eingespielt. DER HEIDELBERGER AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN ine »dumme welsche Kinderey«: Leopold Mozart ließ an An­ Mit ihrem gewaltigen Spektrum bewegt sich Tanja Tetzlaff quer durch Zeiten und Räu­ tonio Salieris Opera buffaLa Fiera di Venezia kein gutes Haar, me – und doch ist es ein wesentlicher Impuls, der sie leitet und ihr höchsten Genuss als er hörte, dass sie im Karneval 1786 in München aufge­ bereitet: »Das Eintauchen in Gefühle, Geschichten, Abenteuer, die zwar im Kopf eines führt werden sollte. Sie sei »voll der ausgepeitschtesten ge­ anderen Menschen entstanden sind, der in einem komplett anderen Leben, oftmals meinsten Gedanken, altvätterisch, gezwungen und sehr Leer in einer anderen Zeit und Welt zuhause war, und dann zu erleben, wie ich durch die E an Harmonie«, schrieb er am 28. November 1785 an seine ­Musik meine eigenen Erlebnisse und Gefühle verschmelzen lassen kann mit denen Tochter Nannerl in St. Gilgen. Mit dieser Meinung stand der alte, verbitterte des Komponisten oder der Menschheit allgemein. Meine Hoffnung und eben auch Grantler aber wohl eher allein da. Seit La Fiera di Venezia am 29. Januar 1772 in manchmal größte Erfüllung ist, dass ich es schaffe, durch mein Spiel auch den Zuhö­ Wien uraufgeführt worden war, gehörte sie zu den erfolgreichsten musikalischen rern ein ähnliches Erlebnis zu ermöglichen.« Auch für die Zukunft hat sich Tanja Tetz­ Komödien ihrer Zeit, wurde in Köln und Kopenhagen, Warschau und Moskau und laff viel vorgenommen, und ihr engster Vertrauter dabei ist ihr Cello selbst, dass sie im an vielen anderen Orten in ganz Europa nachgespielt und verschwand erst in den Spaß Giovanni nennt: »Mein stiller Begleiter im Nebensitz im Flugzeug – und auf der 1820er Jahren aus den Spielplänen. Dem 17-jährigen Wolfgang Mozart gefiel die Bühne, wenn alles gut ist, ist es ein Teil von mir oder eine Verlängerung meiner Seele.« Oper so gut, dass er im Herbst 1773 Klaviervariationen über das Duett »Mio caro Adone« aus dem II. Akt komponierte.

96 97 Antonio Salieri: La Fiera di Venezia Antonio Salieri: La Fiera di Venezia

Als eine »dumme welsche Kinderey« konnte nur derjenige La Fiera di Venezia emp­ finden, der nicht genau hinschaute. Sicher, die Handlung ist schnell erzählt, und sie ist auch nicht besonders originell: Es geht um die Liebeswirren dreier Paare, die nach vielen turbulenten Verwicklungen, Ränkespielen und Täuschungsmanövern schließlich in der richtigen Anordnung zueinander finden – der Herzog Ostrogoto und die Marchesa Calloandra, die ehrgeizige Falsirena (»falsche Sirene«) und ihr Verehrer Belfusto (»schöner Prachtkerl«), schließlich der Wirt Rasojo (»Rasiermes­ ser«) und die Geschäftsfrau Cristallina (»kleiner Kristall«). Was diese Oper aber dennoch interessant und besonders macht, ist der Hintergrund, vor dem sich diese alte Geschichte abspielt. Denn der Schauplatz ist Venedig – ein Venedig, das etwa so pittoresk ist wie in Donna Leons Commissario-Brunetti-Krimis. Ein Marktplatz mit Verkaufsbuden, ein Blick auf die Rialtobrücke, ein Garten auf der Giudecca mit dem Panorama des Markusplatzes im Hintergrund samt Boot auf dem Giudecca-­ Kanal, ein Ballsaal voller maskierter Gäste: Der Librettist Giovanni Gastone ­Boccherini, ein Bruder des Komponisten Luigi Boccherini, legte großen Wert auf umfangreiche Beschreibungen der Schauplätze und bediente dabei alle auch schon im 18. Jahrhundert existierenden Venedig-Klischees. Kein Wunder, dass La Fiera di Venezia auch in Italien häufig gespielt wurde – aber nie in Venedig selbst.

Die Bühnenbilder sind aber vor allem Hintergrund für köstliche Genreszenen aller Art, in denen sich auch eine nicht unbeträchtliche Menge Sozialkritik verbirgt. Die Himmelfahrtsmesse einschließlich jener glanzvollen Vermählung des Dogen mit dem Meer, die seit dem Mittelalter alljährlich gefeiert wurde, gehörte zu den höchs­ Casino, Ölgemälde von Pietro Longhi, Venedig um 1750. ten Feiertagen der Republik Venedig. Die enggedrängten Verkaufsstände auf allen Plätzen der Lagunenstadt dokumentierten den Reichtum und die Weltläufigkeit der Serenissima. In Venedig trafen sich Menschen aus allen Teilen der Welt, trieben Handel miteinander, boten ihre Waren oder ihre Körper feil und versuchten, ihr Glück zu machen. Die Tradition des Maskentragens, das in Venedig auch außerhalb des Karnevals gang und gäbe war, erlaubte es den Adligen aus ganz Europa, den Die Tradition des Maskentragens höfischen Zwängen zu entkommen und unter der Maske des Incognito einmal so richtig über die Stränge schlagen zu können. Und so manches Mädchen aus dem in Venedig erlaubte es den Adligen venezianischen Volk träumte davon, sich einen der reichen Männer, die auf der aus ganz ­Europa, den höfischen Suche nach besonderen Lustbarkeiten zur Himmelfahrtsmesse anreisten, zu ­angeln. Von nichts anderem erzählt La Fiera di Venezia in höchst unterhaltsamen Zwängen zu entkommen …

98 99 Antonio Salieri: La Fiera di Venezia Antonio Salieri: La Fiera di Venezia

Episoden – wie die gewitzte Falsirena versucht, den Herzog Ostrogoto vor den ­begeisterte. Vielleicht waren sich die beiden gemein­ Traualtar zu schleppen und dabei vor keiner Finte und keiner Verkleidung zurück­ sam im Umkreis der Mannheimer Hofkapelle aufge­ schreckt – als italienische Sängerin, als französische Händlerin, als deutsche Baro­ wachsenen jungen Musiker ja in La Fiera di Venezia nesse. Und wenn sich beim Maskenball die Paare verwechseln und der Herzog nähergekommen; denn einer der Höhepunkte die­ seiner eigentlichen Braut, der Marchesa Calloandra, die Kleider vom Leib ziehen ser Oper war »Vi sono sposa e amante«, eine hals­ will, weil er sie für seine Geliebte Falsirena hält, dann dürften solche Szenen nicht brecherisch virtuose Koloraturarie, in der Calloandra nur Heiterkeit, sondern auch Häme bei einem Publikum ausgelöst haben, das in mit einer konzertierenden Flöte und einer konzer­ den gesellschaftlichen Regeln und Zwängen seiner Zeit befangen war. Salieris ­ tierenden Oboe um die Wette singt. La Fiera di Venezia, 1772 in Wien gespielt, gehört zu den Stücken, die so rebelli­ Antonio Salieri war gerade einmal 21 Jahre alt, schen Komödien wie Mozarts Le Nozze di Figaro, 1786 am selben Ort uraufgeführt, als ihm mit La Fiera di Venezia sein zweiter großer überhaupt erst den Weg bereiteten. Anders als Mozart aber lag Salieri wenig an Erfolg auf der Opernbühne gelang. Schon früh zum subversiver Sozialkritik. Seine Musik betonte den Unterhaltungswert der Komödie, Musiker ausgebildet, war er mit 16 Jahren nach illustrierte die witzigen Situationen, schwelgte in schöne Melodien, ohne den Wien gekommen und hatte sich schnell am Hof Kai­ ­Zuschauer mit allzu viel Komplexität im Tonsatz zu überfordern. ser Josephs II., der seit 1765 gemeinsam mit seiner Als Erster, wie so oft, holte Kurfürst Carl Theodor die neue, in Wien so erfolgreiche Mutter, Kaiserin Maria Theresia, regierte, einen Na­ Oper nach Mannheim. Schon am 22. November 1772, nicht einmal zehn Monate men gemacht. Mehr als 40 Opern sollte er zwischen nach der Uraufführung, wurde La Fiera di Venezia im Mannheimer Hoftheater auf­ 1770 und 1800 komponieren, die meisten davon für geführt. Ignaz Holzbauer, Hofkapellmeister des Fürsten, hatte allerbeste Kontakte Wien, die meisten so erfolgreich, dass sie andernorts nachgespielt wurden. Sein nach Wien, und er brachte so manche dort erfolgreiche Oper in die Stadt zwischen väterlicher Freund und Förderer war Christoph Willibald Gluck; von seiner Musik Rhein und Neckar. In der Abschrift der Partitur, die der Mannheimer Aufführung ließ er sich inspirieren. Und wenn Salieri nicht im 19. Jahrhundert als möglicher zugrunde lag, finden sich zahlreiche Eintragungen von der Hand Holzbauers – von Mörder Mozarts denunziert worden wäre, so wäre das Interesse an seiner Musik Korrekturen im Notentext über nachgetragene Generalbassziffern und dynamische wohl unvoreingenommener gewesen. So aber sollte es bis ins späte 20. Jahrhun­ Zeichen bis hin zu Rollenangaben in den Ensembles. Dass Holzbauer sich intensiv dert dauern, bis seine Opern wiederentdeckt wurden, und das Erstaunen war groß, mit der Partitur beschäftigte und auch die Einstudierung und Aufführung über­ dass Salieris Musik weit interessanter war, als es die Überlieferung hatte wahrha­ wachte, machen die von häufigem Umblättern zeugenden Eselsohren am unteren ben wollen. La Fiera di Venezia war bisher nicht dabei; zwar unterlegte die engli­ Rand deutlich. sche Komikertruppe Monty Python 1974 ihren Sketch The Golden Age of Ballooning mit Ausschnitten aus der Ouvertüre; das führte aber nicht dazu, dass sich irgend­ Für die Aufführung in Mannheim standen die besten Sänger zur Verfügung, die jemand den Rest der Oper einmal näher angesehen hätte. Mit unserer Neuedition man sich hätte wünschen können – allen voran die erst 16-jährige Franziska Danzi, kommt die Oper nach 246 Jahren wieder auf die Bühne. die kurz zuvor, im Mai 1772 in Schwetzingen debütiert hatte und nun die atem­ beraubende Partie der Marchesa Calloandra aus der Taufe hob. Sie heiratete später den Mannheimer Oboisten Ludwig August Lebrun, mit dem sie in den folgenden Jahren wie im Triumphzug durch ganz Europa reiste und die musikalische Welt mit der perfekt aufeinander abgestimmten Mischung von Gesang und Oboe

100 101 VON RAINER PETERS

er Schock, der nach Bernd Alois Zimmermanns Freitod am 10. August 1970 in die Musikwelt fuhr, machte gleichzeitig klar, dass ihm »auf Erden nicht zu helfen war« und dass Werk und Biographie existentiell verknüpft waren. Er hatte dieses Ende – nur leicht verschlüsselt – kompositorisch Présence D vorbereitet und angekündigt. Michael Gielen, Urauffüh­ rungsdirigent der Soldaten und des Requiems für einen jungen Dichter, formulierte damals einige Nachrufe, die ebenso kühn wie zutreffend behaupteten, dass »Leben und Werk auf den Tod hin zusammenschießen« und »der Tod sich organisch an das Werk« füge. Schnelle und große Übereinkunft gab es damals bei seiner musik­ geschichtlichen Positionierung als »einer der wichtigsten Repräsentanten der zeitgenössischen Musik« und »einer der Großen in unserem Jahrhundert« – Ein­ schätzungen, die, so lässt sich zu Zimmermanns 100. Geburtstag feststellen, gültig bleiben. Für die Jüngeren wurde er zu einer kunstmoralischen Instanz, weil er auch in Zeiten und Werken strengen kompositorischen Konstruktivismus’ auf der Funktion von Musik als Geheimnisträger, Medium des Unbewussten, Spontanen, Humanen und auf seinen Rechten als Espressivo-Musiker beharrte. Deshalb faszi­ nieren, beunruhigen, bewegen und überdauern seine Kompositionen.

Die treffendste Charakterisierung stammt von ihm selbst und wird entsprechend (zu) oft zitiert: er sei »eine sehr rheinische Mischung von Mönch und Dionysos« hat Zimmermann von sich behauptet und damit die auseinanderklaffenden Aus­ Grenzübergänge von drucks-Eckwerte bezeichnet, zwischen denen sich der Mensch und Komponist be­ wegte. Wobei auch das »sehr rheinisch« seine Bedeutung hat: Zimmermann stammt aus dem Dorf Bliesheim zwischen der Köln-Bonner Bucht und der Voreifel, Zeiten und Künsten wo es ländlich-katholisch zugeht, wo Kirmes, Karneval, Kirchenfeste und der Bau­ ernkalender das Jahr strukturieren und ein rheinisches Platt gesprochen wird, das Zimmermann selbst geläufig war und ihn gleichzeitig amüsierte. Einen parodisti­ schen Reflex solch regionaler Deftigkeiten findet man noch in einigen Frühwerken.

Zum echten rheinischen Künstlertum gehören meist enge Bindungen an die Stadt Köln und den Katholizismus – beides mit skeptischen Untertönen und Verwerfun­ gen. Drei Zeitgenossen mit diesen Koordinaten fallen einem sogleich ein, neben

102 103 Présence – Bernd Alois Zimmermann Présence – Bernd Alois Zimmermann

Zimmermann noch Heinrich Böll und Karlheinz Stockhausen. Mit Böll war Zim­ »Architektur, Skulptur, Malerei, Musiktheater, Sprechtheater, Ballett, Film, Mikro­ mermann befreundet, mit Stockhausen auf komplizierte und irreparable Art ver­ fon, Fernsehen, Band- und Tontechnik, elektronische Musik, Zirkus, Musical und feindet. Aber anders als Stockhausen blieb Zimmermann der Kirche – wenn auch alle Formen des Bewegungstheaters.« nicht all ihren Lehren – treu. Sieben gymnasiale Jahre im Salvatorianerkolleg Klos­ Zimmermann hatte musikalische Pluralität ja auch schon am eigenen Leibe erfah­ ter Steinfeld in der Eifel hatten seine christliche, humanistische und musikalische ren und darunter keineswegs nur gelitten: er hat – als »Brotarbeit« für den (Nord) Bildung fundiert: bis in seine letzten Krisen-Kompositionen hinein hat er seine Westdeutschen Rundfunk – ohne erkennbare Berührungsängste hunderte von Partituren mit der jesuitischen Formel O.A.M.D.G. unterzeichnet – Omnia Ad Stücken für die großen und kleinen Unterhaltungsorchester des Senders arran­ Maiorem Dei Gloria (Alles zur größeren Ehre Gottes). giert, Hörspiel- und Filmmusik komponiert. Auch mit Tango, Walzer, Bolero, Blues Der heidnische Freuden- und Fruchtbarkeitsgott in der Zimmermannschen Selbst­ und Boogie-Woogie hat er seine kompositorischen Sinne geschärft; und er hat charakteristik – Dionysos – ist auch ein »Gott der Finsternis«, wie man bei Nietz­ frühzeitig eine Liebe zum Jazz gefasst, die ihn bis in seine letzten Werke begleitete. sche lesen kann. Angehöriger des Jahrgangs 1918, war Zimmermann als junger Pluralismus im Sinne des Zusammenbringens von Heterogenem findet sich früh: Soldat ins finsterste Kapitel deutscher Geschichte verstrickt, gehörte zu der »lost Das vielgespielte Trompetenkonzert etwa ist ein Choralvorspiel über ein Spiritual generation«, der der Krieg wenn schon nicht das Leben, so doch die wichtigsten (»Nobody knows de trouble I see«), integriert eine Bigband und ist zwölftönig: Jahre gekostet hatte. Den Frühzeugnissen seiner Nachkriegsbiographie kann man unterschiedliche Gattungen, Epochen, Stile werden gekoppelt und geschichtet. neben Aufbruchsstimmung und Aufarbeitung der Versäumnisse auch schon die »Richtig« pluralistisch wurde Zimmermanns Komponieren jedoch erst, nachdem er Disposition zum Leiden an der Welt entnehmen. Als 1952 seine eindrucksvolle Sin­ sich die avantgardistische Satztechnik der Serialität erobert hatte und sein Denken fonie uraufgeführt wurde, musste er deren Klang-Eruptionen und Paukengewitter zunehmend obsessiv um das Thema »Zeit« kreiste. Seine theologisch-philosophisch rechtfertigen: »Ich . kann es nicht als meine Schuld ansehen, dass wir in einer Zeit inspirierte Theorie dazu versuchte er mit der vielzitierten Metapher von der »Kugel­ leben, die vom apokalyptischen Sturm geschüttelt wird …« gestalt der Zeit« zu veranschaulichen. Sie besagt etwa, dass der Mensch in seinem »Man ist im Zustand der vollständigen ›perturbatio‹ angelangt«, notierte er auch »inneren Erlebnisbewusstsein« allen drei Zeitdimensionen – Vergangenheit, Gegen­ und versuchte, aus dieser Verstörung herauszufinden und sich eine »Verfassung« wart, Zukunft – gleich nahe ist und sie in seiner Vorstellung jederzeit abrufen, der zu geben. Worauf die beruhte, deutet die respektvolle Feststellung eines ansons­ Komponist über sie verfügen kann. Eine besonders einleuchtende Chiffre für diese ten kritisch-sarkastischen Beobachters (Konrad Boehmer) der damaligen Kölner »Gegenwärtigkeit aller Zeitalter« sind die Zitat-Collagen, die Zimmermann in seine Musik­szene an, dass nämlich Zimmermann »Bildung im besten Sinne des Wortes Kompositionen einlässt. Beide Zimmermann-Werke unseres Programms sind auf hatte. Von Aristoteles bis Joyce hatte er alles gelesen .« Zimmermann verband besondere Weise »pluralistisch« und verifizieren das Festivalmotto »Übergänge« diesen bildungssatten, enzyklopädischen Blick auf Geistesgeschichte und Kultur­ durch zahlreiche Überschreitungen von Kunst- und Gattungsgrenzen. Présence von erbe (bildende Künste, Ballett und Kino inklusive) mit seiner Überzeugung von der 1961 hat an vielen Künsten Teil, ist von irritierend-inspirierender Vieldeutigkeit und Hauptrolle, die die Musik darin zu spielen habe und entwickelte einen Stil, den er Durchlässigkeit: das Stück ist Klaviertrio und »Ballet blanc« (»weißes«, also hand­ »Pluralismus« nannte. Es war eine Theorie der Vielfalt, die mit ihrem Bewusstsein lungsloses Ballett), die drei Instrumente Violine, Violoncello und Klavier repräsentie­ von der Allgegenwart und ständigen Erfahrbarkeit aller Epochen und Stile eine ren Tänzer ebenso wie die literarischen Gestalten Don Quichotte, Molly Bloom (aus neue Art von Gesamtkunstwerk im Sinn hatte. Zimmermann hat dessen Bestand­ James Joyces Ulysses) und Ubu-Roi (die totalitäre Schreckensgestalt des französi­ teile im Zusammenhang mit seiner Jahrhundert-Oper Die Soldaten aufgezählt: schen Dramatikers Alfred Jarry). Zudem tritt ein (stumm bleibender!) »speaker« in

104 105 Présence – Bernd Alois Zimmermann

Erscheinung, der auf Tafeln notierte »Wortembleme« zu präsentieren hat, Bruch­ Es ist wichtiger, dass Zimmermann ein sehr viel stücke aus surrealen Gedichten des Literaten Paul Pörtner. In die Partitur, für die differenzierteres musikalisches Empfinden und Zimmermann eine eigene Notation entworfen hat, sind Zitate aus Kompositionen von Richard Strauss, Sergej Prokofjew und Karlheinz Stockhausen hineingeheim­ ­Bewusstsein gehabt hat als die meisten Komponisten nist, Walzer und Blues klingen an. Wenn dieses vielschichtige Netzwerk von An- und seiner Zeit … Bedeutungen in Schwetzingen als eine Art »pluralistisch-szenisches Konzert« neu Karlheinz Stockhausen inszeniert wird, dann ist das einerseits die selten zu erlebende, umfassende Realisie­ rung dieses kammermusikalischen Gesamtkunstwerks, andererseits eine bewusste nierten Instrumentation gelernt, und er ließ später seine Studenten an der Kölner Anknüpfung an die Tradition Schwetzinger Premieren: denn seine szenische Urauf­ Musikhochschule die Ballettmusik Jeux analysieren, um anschließend mit ihnen führung erlebte Présence vor genau 50 Jahren, 1968, am selben über die antiformalistischen Freiheiten des Stücks ins Gespräch zu kommen. Ort – im Rokokotheater. Und die Namen der Ausführenden lassen das Herz jedes Ballettomanen höher schlagen: Choreograph war Debussy ist auch der Grund dafür, dass unser Abendprogramm mit seinem drama­ der legendäre John Cranko, neben dem Stuttgarter Corps de ballet turgischen Beziehungsreichtum selbst zu einer Art Kunstwerk wird. Denn wir be­ tanzten die nicht minder berühmten Solisten Marcia Haydée, gehen nicht nur Zimmermanns 100. Geburtstag und den 50. Jahrestag der Schwet­ Richard Cragun und Heinz Clauss. Die ferne Erinnerung an diese zinger Présence-Premiere, sondern auch Debussys 100. Todestag. (Diesen Todestag von Zimmermann wohl als »ideal« angesehene Inszenierung wird und Zimmermanns Geburtstag trennen nur fünf Tage – 25. März bzw. 20. März dem neuen Musiker-Tänzer-Choreographie-Team zweifellos nicht Bernd Alois 1918.) Deshalb wird das GrauSchumacher Piano Duo nicht nur »der spontanen, Hypothek, sondern Ansporn sein. Zimmermann wurde am 20. ja traumhaften Assoziation vergangener und gegenwärtiger Epochen der Musik­ März 1918 in Bliesheim bei Köln geschichte« (Zimmermann) in den Monologen nachspüren, sondern auch deren Die andere Zimmermann-Komposition unseres Konzerts sind die geboren. Nach dem Abitur begann er 1937 zunächst eine Ausbildung Verwandtschaft mit Debussys »harmonies futures«, den pianistischen Nuancen­ Monologe (1964) für zwei Klaviere, eine Reduktion und gleichzei­ zum Volkshochschullehrer, wech- künsten des Franzosen, die die Eindrücke von Wasser, Wolken, Nebel, Wind, Düften, tig gründliche Variante des zweiklavierigen Konzerts Dialoge, die selte jedoch ein Jahr später an die Musikhochschule in Köln. 1939 von mediterranen Landschaften, exotischen Gärten und fernen Festen in erlese­ von den Pianisten nicht nur unerhörte Brillanz sondern eine Art wurde er zum Kriegsdienst einge- nen Klang umwandeln. Nicht weniger als vier vierhändige Debussy-Kompositio­ Telepathie des Zusammenspiels verlangt: die Darstellung der zogen. Drei Jahre später kehrte er nen korrespondieren mit den Monologen: das epochale Prélude à l’après-midi d’un komplexen Tempo- und Metrumschichtungen setzt bei den Mu­ aus Krankheitsgründen von der Front zurück. Seine Hochschul- faune nach Mallarmé, klingendes Abbild eines flöteblasenden Fauns, der sich an sikern eine Art »absolutes« Zeitgefühl voraus. In diesen Schich­ ausbildung schloss er 1947 ab und einem sonnendurchglühten Nachmittag am Ätna erotischen Gedanken an schöne ten erkennt der aufmerksame Hörer Zitate aus Werken von Bach, im Frühsommer 1957 erhielt er als erster Komponist ein Stipendium Nymphen hingibt; die Six épigraphes antiques, melancholische Träume von einer Messiaen, Mozart, Beethoven und Debussy (außerdem Jazz und der Villa Massimo in Rom, wo die bukolischen Welt am Ägäischen Meer; die Nocturnes in der Transkription von Gregorianik). Die Debussy-Zitate gewinnen noch an Bedeutung Arbeit an der Oper Die Soldaten ­Debussys Rivalen , in denen eine mythologisierte Natur den Rahmen angesichts des Umstands, dass Zimmermann ­beide Kompositi­ begann. Von 1957 an leitete er eine Kompositionsklasse sowie das eines ekstatischen Festzuges abgibt; und En blanc et noir, das Spätwerk, in dem onen – Dialoge und Monologe – »Hommage à Claude Debussy« ­Seminar für Film- und Rundfunk­ unversehens Krankheit, Krieg und antideutsche Ressentiments in das l’art pour untertitelt hat. Er hat den Franzosen verehrt, hat in einem frühen musik an der Kölner Musikhoch- schule. Am 10. August 1970 schied l’art der weiß-schwarzen Tasten eindringen . Aufsatz schon dessen »seismographenhafte Empfindlichkeit« und Zimmermann in Groß-Königsdorf »Verabsolutierung des Klanglichen« gepriesen, von seiner raffi­ bei Köln freiwillig aus dem Leben.

106 107 Rhapsody in School ist cool! Live vor Ort Rhapsody in School ist eine ehrenamtliche Ini­ Näheres finden Sie unter Eintritt frei / Ticket zum Park erforderlich tiative von Künstlern für Schüler. Die Schwet­ rhapsody-in-school.de zinger SWR Festspiele sind dabei und ermögli­ chen Besuche von hochkarätigen Musikern in Sie sind eine Schule in Schwetzingen oder der FREITAG, 27. APRIL SAMSTAG, 12. MAI Schulen der Umgebung. In der vertrauten At­ Umgebung und haben Interesse an Rhapsody 15.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL 9.05 UHR, JAGDSAAL mosphäre des Klassenzimmers haben Kinder in School? Dann melden Sie sich gerne unter SWR2 Cluster live SWR2 Musikstunde live und Jugendliche die Gelegenheit, die Künstler Telefon 07221 929 24990 Gespräche und Musik zur Eröffnung »Das Rätsel« mit Katharina Eickhoff kennenzulernen und zu befragen. Oft eröffnet E-Mail [email protected] der Festspiele und musikalischen Gästen eine solche Begegnung den jungen Menschen — eine ganz neue Welt. Das Projekt wurde 2014 SAMSTAG, 28. APRIL FREITAG, 18. MAI mit dem ECHO Klassik für Nachwuchsförde­ 17.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL 15.05 UHR, JAGDSAAL rung ausgezeichnet. SWR2 Lesenswert Gespräch SWR2 Alte Musik live »Wir müssen uns endlich ent/scheitern« – Gespräche und Musik zur Wiederaufführung Gerwig Epkes im Gespräch mit von Antonio Salieris La Fiera di Venezia Gerhard Falkner — — DONNERSTAG, 24. MAI Buch macht Schule – Schule macht Buch DIENSTAG, 8. MAI 17.05 UHR, JAGDSAAL 17.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL SWR2 Musik kommentiert Hat Schwetzingen schon einen Regionalkrimi? ner Bühne zu Tode. Das Notenfragment einer SWR2 Roundtable zum 100. Geburtstag »Das musikalische Quartett« mit »Nein, aber er wird gerade geschrieben ...« frühen Komposition Mozarts, bei seinem Auf­ von Bernd Alois Zimmermann Lotte Thaler und Gästen enthalt in Schwetzingen entstanden, scheint Im September 2017 startete unter der Leitung — Felix Mendelssohn Bartholdy: eine Rolle zu spielen . der Autorin Carola Kupfer das Projekt »Buch FREITAG, 11. MAI Oktett Es-Dur op. 20 macht Schule – Schule macht Buch« am Spannung, sorgfältig recherchierte historische 11 UHR, APOLLO-TEMPEL — ­Hebel-Gymnasium in Schwetzingen. 15 Schü­ Hintergründe und sehr viel Schwetzinger Lokal­ SWR2 Tandem FREITAG, 25. MAI lerinnen und Schüler schreiben gemeinsam kolorit – mit diesem Rezept machen sich die Klappstuhllesung »Verfolgte Autoren« 17.05 UHR, KAMMERMUSIKSAAL einen Regionalkrimi, der in der »Edition Schröck- jungen Autorinnen und Autoren an die Arbeit. Flucht nach Deutschland von Liu Dejuin SWR2 Bestenliste Schmidt« veröffentlicht wird. — Die Bücher des Monats mit Gerwig Epkes Das Buch wird vorgestellt am FREITAG, 11. MAI — Schauplatz sind das Schloss mit seinem Roko­ Donnerstag, 3. Mai 2018, 17 Uhr 15 UHR, MOSCHEE SAMSTAG, 26. MAI kotheater, der Schlossgarten und natürlich die Orangerie Schloss Schwetzingen SWR2 Tandem 9.05 UHR, MOZARTSAAL Festspiele als musikalischer Höhepunkt des Klappstuhllesung »Verfolgte Autoren« SWR2 Musikstunde live Jahres. Ein gefeierter Musiker kommt auf offe­ Weitere Infos unter buch-macht-schule.de Das Land, das sie das Leben nennen und Die Die musikalische Monatsrevue verkrüppelte Frau und das Meer von Asli Erdogan mit Lars Reichow

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126 127 1 2 3 4/5 6 7 8 9 Spielstätten

1 ROKOKOTHEATER Nicolas de Pigage schuf sen erreichten über einen Verbindungsgang 6 ST. MARIA, SCHWETZINGEN Im Ostteil 8 DOM ZU SPEYER Der Kaiserdom zu Speyer mit dem Rokokotheater von 1752 bis 1753 auf schnellem Wege die Tafelgesellschaft. Die von Schwetzingen, unweit des Bahnhofs, be­ ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler sein erstes Meisterstück in Schwetzingen. Die reichen Stuckaturen von Giuseppe Antonio findet sich die zweite katholische Kirche der der Romanik und ist die größte erhaltene roma­ Erstausstattung war vom Rokokostil geprägt. ­Al­bucci zeigen Jagdszenen und allegorische Dar­ Stadt. Das in den Jahren 1956 bis 1958 erbau­ nische Kirche Europas. Seit 1981 gehört er zum Nach 1770 erfolgte eine Farbgebung in zurück­ stellungen der vier Jahreszeiten. Die lindgrüne te Gotteshaus verdankt seine Entstehung vor UNESCO-Weltkulturerbe. Als Grabstätte sali­ haltenden Grautönen im frühklassizistischen Farbe sowie die an Gartenlaternen erinnern­ allem der Beseitigung eines immer drängen­ scher, staufischer und habsburgischer Herrscher Stil. Der original erhaltene Zuschauerraum bie­ den Blütenlaternen aus Eisenblech lassen den der werdenden Platzproblems in der Kirche­ gilt der Dom als Symbol des mittelalterlichen tet mit seiner Bestuhlung von 1937 das authen­ Saal als Gartensaal erscheinen. St. Pankratius. Die Bevölkerung hatte sich seit Kaisertums. Bis heute unverändert erhalten ge­ tische Bild eines intimen Schloss­theaters aus dem Bau der Stadtkirche verzehnfacht. blieben ist die Krypta des Doms. Sie ist Graban­ 4 ORANGERIE Wenn Ende April kein Frost dem 18. Jahrhundert. lage von acht deutschen Kaisern und Königen, mehr droht, verlassen die kälteempfindlichen 7 ST. PANKRATIUS, SCHWETZINGEN vier Königinnen und einer Reihe von Bischöfen. 2 MOZARTSAAL In der Salle de jeu, dem Spiel- Zitruspflanzen in ihren Kübeln ihr Winterquar­ Sichtbar im Zentrum der Stadt gelegen, ist sie und Gesellschaftszimmer, fanden zu Zeiten von tier. Die Orangerie bietet dann Platz für Aus­ die älteste Kirche Schwetzingens. Nach Plänen 9 ST. JOSEPH, SPEYER Die Stadtsilhouette Kurfürst Carl Theodor Glücksspielabende und stellungen und Konzerte. Das langgezogene des Hofbaumeisters Sigismund Zeller erbaut, von Speyer beherrschen drei Kirchenbauten: Der mu­sikalische Akademien statt. Zu den Künstlern Orangeriegebäude wurde erst Ende der 1990er wurde sie 1739 vom Wormser Weihbischof Kaiserdom, die evangelische Gedächtniskirche zählten auch der junge Wolfgang Amadeus Jahre umfassend saniert – unter größtmögli­ Anton von Merle geweiht. Sie steht an gleicher der Protestation und die katholische Pfarrkirche ­Mozart und seine Schwester Nannerl. Zur dama­ cher Schonung der Originalsubstanz aus dem Stelle der Vorgängerkirche, deren urkundliche St. Joseph. St. Joseph wurde Anfang des 20. Jahr­ ligen Zeit war der Saal reich mit Parkettboden, Entstehungsjahr 1767. Erwähnung auf das Jahr 1305 zurückgeht. hunderts im neogotischen Stil erbaut, doch gibt stuckierten Decken und Kronleuchtern aus böh­ 5 LAPIDARIUM Ein Lapidarium ist eine Bald erwies sie sich jedoch als zu klein und so es auch Anklänge an Renaissance und Barock. mischem Glas ausgestattet. 2006 erhielt der Sammlung von Steindenkmälern – davon gibt kam es bereits 1763 zu einer Kirchenerweite­ Festsaal seinen heutigen Namen Mozartsaal. es im Schlossgarten sehr viele. Da die originalen rung. Obwohl die Kirche nie als Schlosskirche 3 JAGDSAAL Große Schauessen und Ban­ Skulpturen in ihrer Substanz stark gefährdet diente, ist doch überall der Einfluss des Fürs­ kette fanden im »Speiß Saal«, dem heutigen sind, benötigten sie einen sicheren Ort. In der tenhauses auf Baustil und Ausstattung unver­ Jagdsaal, statt. Im Küchenbau zubereitete Spei­ lichtdurchfluteten Neuen Orangerie wurde das kennbar. Lapidarium eingerichtet.

128 129 Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 Saalpläne Preisgruppe 4 Preisgruppe 5

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1 ec h 1 1 ec h 2 2 5 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 5 links 5 2 17 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 2 5 rechts 3 3 6 6 6 3 3 6 onloge r 16 15 14 13 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 onloge r k s

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4 4 angloge r 13 13 10 10 10 10 4 4 angloge r

4 4 R 11 11 4 10 11 10 10 11 10 4 R 12 12 12 9 1 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 9 12 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 10 9 9 10 9 9 1 9 9 3 3 10 3 10 L 3 11 11 L 11 oge 3 11 8 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 8 oge 3 9 9 8 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 8 10 2 2 10 9 9 12 8 8 12 10 2 2 10 oge 3 8 12 oge 3 8 12 ts L ts Ba 4 4 L 9 9 10 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 10 9 Ba 4 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 4 11 9 9 9 9 l 11 11 l 11 k ech 1 k ech on link 1 1 7 7 9 on link 1 8 9 8 7 6 5 4 3 2 1 4 8 7 9 8 7 6 5 4 3 2 1 7 8 10 8 8 10 10 15 15 4 10 on r 7 2 2 7 7 8 8 7 on r k 2 12 12 2 k 6 6 l 12 7 8 5 8 8 7 6 6 l 12 9 9 8 5 8 9 7 s 7 L 8 7 6 5 4 3 2 1 9 7 s 1 6 4 6 Ba L 8 7 6 5 4 3 2 oge 2 3 3 6 7 4 3 7 6 Ba 11 5 5 11 11 5 oge 2 3 5 11 8 7 7 8 6 5 Parterre 6 8 7 6 5 Parterre 6 7 8 10 6 4 oge 24 10 oge 2 1 L 10 6 4 L 4 10 6 1 6 7 1 1 5 5 2 2 5 5 6 5 5 5 5 6 7 9 3 3 9 3 2 2 3 3 3 9 3 3 9 4 4 4 4 4 4 4 4 4 4 7 5 2 2 5 5 4 2 4 2 5 L 5 5 7 5 5 3 oge 1 6 6 3 Loge 1 3 1 1 3 6 3 3 1 6 6 1 3 3 6 6 oge 1 6 oge 1 2 2 L 2 6 2 L 2 6 8 5 2 5 8 8 2 2 8 4 1 1 4 5 5 5 5 5 4 1 1 4 5 8 1 1 7 3 7 2 1 3 7 7 3 8 3 7 4 1 6 3 4 1 7 2 1 R 5 4 ts R 4 6 5 4 3 4 ang link 2 8 1 2 ang link 2 2 ts 4 7 2 4 6 8 1 6 3 1 1 3 ech 6 4 7 2 1 3 4 6 4 6 5 4 3 1 3 1 6 5 4 3 ech 3 3 2 3 4 1 5 2 2 5 5 3 2 3 2 2 3 5 s 4 4 1 1 ang r s ang r 2 3 2 2 R 4 4 3 2 1 1 1 3 2 1 2 1 3 2 1 2 R 8 5 1 7 6 1 1 8 7 6 5 1 4 4 4 4 3 3 3 3 10 Balkon Mitte 1 10 Balkon Mitte 1 2 9 2 2 9 2 8 4 3 2 8 3 2 1 7 6 5 1 7 6 5 4 8 1 1 1 1 7 2 8 7 2 6 5 4 3 6 5 4 3 8 1 8 1 7 2 7 2 6 5 4 3 6 5 4 3

Rang Mitte Rang Mitte

130 131 Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 MOZARTSAAL KIRCHE ST. MARIA, SCHWETZINGEN

Bühnenseite links Bühnenseite rechts 1 1

6 6 6 6 5 5 5 5 4 4 4 4 4 4 3 3 3 3 3 3 2 2 2 2 2 2 5 5 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 3 3 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9

9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 4 4 5 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 5 6 6 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 10

9 8 7 6 5 4 3 2 1 5 1 2 3 4 5 6 7 8 9

9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 Fensterseite links Fensterseite rechts

9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8

9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 15 15

7 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 7 8 8 9 9 8 7 6 5 4 3 2 1 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 9

9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9

9 8 7 6 5 4 3 2 1 10 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 11 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 12 12 20 20 9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9

9 8 7 6 5 4 3 2 1 15 1 2 3 4 5 6 7 8 9

9 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8 9 links rechts 8 7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 8

7 6 5 4 3 2 1 1 2 3 4 5 6 7 Parkett links Parkett rechts

132 133 Preisgruppe 1 Preisgruppe 2 Preisgruppe 3 KIRCHE ST. PANKRATIUS, SCHWETZINGEN KIRCHE ST. JOSEPH, SPEYER

1 1 1 1

5 5 5 5

10 10 10 10

15 15

15 15

20 20

20 20 links rechts

25 25

30 30

links rechts

134 135 Mühlenstr. Armbruststr.

Kronenstr. B

Richard-Wagner Str. Bahnhofstr. Uhlandstr. Wildemannstr. Nadlerstr. C 10 D Hebelstr. 6

Wormser Str. 2 8 7 C 3 Kurfürstenstr. Große Greifengasse 9 Untere Langgasse Edith-Stein-Platz B Schillerweg Marstallstr. D Schlosspl. Friedrichstr. 1 Bahnhof Mühlturmstr. Schwetzingen Maximilianstr. A 1 Karmeliterstr. Karlsruher Str. Domplatz E 2

7 4

6

Geibstr.

Industriestr. Bismarckstr. Zeppelinstr. A

Zähringerstr.

F

ANFAHRT UND PARKEN SCHWETZINGEN 1 Schloss und Schlossgarten 8 Kirche St. Pankratius PARKMÖGLICHKEITEN IN SPEYER PARKMÖGLICHKEITEN Schwetzingen Schlossstr. 8 SCHWETZINGEN IN SPEYER 1 Dom zu Speyer Schloss Mittelbau 9 Palais Hirsch A Schlossgarage Domplatz A Parkplatz Festplatz 68723 Schwetzingen Am Schlossplatz Karlsruher Str. 3 67346 Speyer B Tiefgarage Kornmarkt Parkhaus Service-Center 10 Kirche St. Maria B Parkhaus Wildemannstraße Dom-Besucherzentrum Telefon 06221 65 888 0 C Contipark Uhlandstr. 14 Wildemannstr. 21 [email protected] [email protected] Parkplatz Postgalerie dom-zu-speyer.de schloss-schwetzingen.de C Parkplatz Alter Messplatz Untere Langgasse 6 Wildemannstr. 4 2 Kirche St. Joseph Öffnungszeiten ANREISE MIT DEM ÖPNV D Contipark Gilgenstraße 17 26. März bis 28. Oktober 2018 D Parkplatz Kurfürstenstraße Parkplatz Mühlturmstraße 25 Die Anreise mit dem öffentlichen MO – FR von 9 – 20 Uhr Kurfürstenstr. 3 Personennahverkehr wird empfohlen. Eintrittspreise Schlossgarten Vom Bahnhof Schwetzingen erreichen E Tiefgarage Marstallstraße Erwachsene 6 Euro Sie unsere Veranstaltungsorte in Parkhaus Ermäßigte 3 Euro ca. zehn Minuten. Marstallstr. 9 Familien 15 Euro Sie können Ihre Anreise auch F Messplatz Schwetzingen interaktiv planen über Kolpingstr. 1 2 Rokokotheater 3 Kammermusiksaal schloss-schwetzingen.de/ 4 Jagdsaal besucherinformation/anfahrt/ 5 Mozartsaal 6 Orangerie / Lapidarium 7 Apollo-Tempel

GESELLSCHAFTER KolumnentitelIMPRESSUM Südwestrundfunk Rhein-Neckar-Kreis Veranstalter | Herausgeber Stadt Schwetzingen Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH In Verbindung mit dem Südwestrundfunk KURATORIUM Michael Sieber (Vorsitz) Hans-Bredow-Straße Prof. Dr. Dr. Andreas Barner 76530 Baden-Baden Peter Boudgoust Telefon 07221 929 24990 Stefan Dallinger E-Mail [email protected] Dr. Hermann Eicher schwetzinger-swr-festspiele.de Dr. John Feldmann Dr. Manfred Fuchs Dr. Christoph Hauser Norbert Heinen Bernhard Hermann (Ehrenkurator) Redaktion Prof. Dr. Silke Leopold Heike Hoffmann (V. i. S. d. P.) Prof. Dr. Johannes Masing Bianca Duschinger Gottfried Müller Dr. René Pöltl Autoren Dr. Thomas Renner Dr. Doris Blaich, Prof. Dr. Andreas Dorschel, Prof. Michael Roßnagl Clemens Haustein, Dr. Egbert Hiller, Heike Hoffmann, Dr. Bernhard Schareck Ina Karr, Prof. Dr. Silke Leopold, Rainer Peters, Claus Schillmann Dr. Rüdiger Thomsen-Fürst, Habakuk Traber Dr. Simone Schwanitz Hans-Albert Stechl Gestaltung Gerhard Stratthaus Fernkopie, Berlin

TEAM Druck Gerold Hug Blaich Druck GmbH, Straubenhardt-Conweiler Leitung Klaus Rismondo Redaktionsschluss 7. November 2017 Angewandte Kunst Geschäftsführung Änderungen vorbehalten

Heike Hoffmann Bildnachweise Künstlerische Leitung S. 83 José M. Sánchez-Verdú & Design S. 86, 88, 89, 91, 93, 95 Giorga Bertazzi Kornelia Happel S. 102 Mara Eggert Leitung Festspielbüro S. 106 Hannes Kilian zeitgleich zur: Ramona Picenoni Die Fotostrecke von Matthias Wittig ­entstand Referentin der künstlerischen Leitung ­während der Schwetzinger ­Festspiele 2017. Marco Misgaiski Management Musiktheater Urheber, die zum Redaktionsschluss nicht erreicht Gloria Zganjer oder ermittelt werden konnten, werden zur Marketing & Kommunikation 8. - 10. Juni 2018 nachträglichen Rechtsabgeltung um Kontakt­ Bianca Duschinger aufnahme gebeten. Redaktion & Presse Azita Mortazawi-Izadi Messe Karlsruhe Bianca Karaula-Seitz (in Elternzeit) Ticketing & Protokoll Malte Selchow Veranstalter Jens Fischer Jens Rebmann www.eunique.eu Inspizienz 138 KLANGVIELFALT ERLEBEN · JEDERZEIT ONLINE SWR WEB CONCERTS SWRCLASSIC.DE