Güstrow

Chronik 20 Jahre Diakonie Güstrow

Menschen für Menschen „Im Laufe der Geschichte war die Kirche immer genötigt, ihre Dienste neu zu ordnen, um den Herausforderungen einer geänderten Situation gerecht zu werden… Das galt auch für die diakonische Arbeit.“ (Landessuperintendent i. R. Axel Walter) Vorwort 1

Dankbar bin ich dafür, dass es insbesondere Anfang und Mitte der 90er Jahre viele Menschen gab, die mutige Entscheidungen trafen. Ich denke an die Entscheidungen, bestimmte Arbeitsbereiche aufzubauen und neue Einrichtungen und Angebote zu etablieren. Und ich denke an die Entschei- dungen der Mitarbeiter in den Ministerien und Verwaltungsbehörden zur Finanzierung von neuen Pflegeheimen und dem Neubau oder Sehr geehrte Leserinnen und Leser, der Sanierung von Einrichtungen für Men- schen mit einer geistigen Behinderung bzw. am 10.12.1990 wurde der Diakonieverein psychischen Erkrankung. Nur durch das Güstrow e. V. durch Vertreter von Kirchge- Handeln dieser vielen Menschen - einschließ- meinden und weiteren Einzelpersonen lich der ehrenamtlichen Gremien - ist es gegründet. Damals wie heute steht in der möglich, dass der Diakonieverein zeitgemäße Satzung, dass der Diakonieverein eine Dienstleistungsangebote anbieten kann und kirchlich-diakonische Einrichtung ist, die sich ein wirtschaftlich solides Unternehmen ist. für die Zusammengehörigkeit von Verkündi- gung und Diakonie als Lebens- und Wesens- Den größten Anteil an dieser Entwicklung äußerung der Evangelischen Kirche einsetzt. haben die Mitarbeiter. Ohne Ihr Engagement Wie diese in der Satzung formulierte wäre der Diakonieverein nicht das, was er Aufgabe in den letzten 20 Jahren umgesetzt heute ist. Deshalb danke ich Ihnen herzlich für wurde, können Sie in dieser Chronik lesen. Ihre geleistete Arbeit.

Die Feier zum 20-jährigen Bestehen des Lassen Sie uns gemeinsam den Weg in die Diakonievereins steht unter dem Motto „20 Zukunft gehen und den Diakonieverein Jahre Diakonie Güstrow – Gott sei Dank“. Ein weiterentwickeln, um Diakonie in zeitgemäßer anderer Slogan, der in der Vorbereitungsgrup- Form zu leben. pe besprochen wurde, lautete: „Gott sei Dank – 20 Jahre Diakonie Güstrow“. Auch er ist Dazu segne uns Gott und die Arbeit, die wir richtig, könnte aber als überheblich verstan- tun. den werden. Beide Sätze drücken unsere Dankbarkeit gegenüber Gott aus, dass im Diakonieverein seit 20 Jahren Menschen für Menschen arbeiten. Christoph Kupke, Vorstand 2 Inhaltsverzeichnis

Diakonische Wurzeln in Güstrow 4

Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V. 6

Leben im Alter Pflege und Betreuung Feierabendhäuser in Güstrow 8 Domaltersheim 8 Haus Abendfrieden 10 Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten 11 Feierabendheim Frauenmark 13 Diakonie-Pflegeheim Röbel 13 Mühlenbruchsche Schenkung in Warin 15 Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee 16 Ludwig-Danneel-Haus in Ludwigslust 18 Diakonie-Pflegeheim Malchin 18

Schwestern auf Achse Diakonie-Sozialstation Güstrow 21 Diakonie-Sozialstation Schwaan 22 Diakonie-Sozialstation Teterow 24 Diakonie-Sozialstation Bützow 26 Diakonie-Sozialstation Röbel 28 Betreutes Wohnen Bad Sülze 29 Ambulanter Hospizdienst Christophorus 29

Sicherheit und Service Haus-Service-Ruf 30

Gemeinsam statt einsam Seniorenclubs Miteinander und Zuversicht 31 C@fe InterNet(t) 31 Inhaltsverzeichnis 3

Die Behindertenhilfe Wichernhof Dehmen 33 im Aufbau und Gründung der Behindertenhilfe im Wandel Kirchenkreis Güstrow e.V. 35 Wohnheim Kastanienstraße 37 Elisabeth-Haus in Werle 38 „Das Nest“ in Boitin 39 Perspektivwechsel in der Behindertenhilfe 40

Psychiatrieerfahrene Psychosoziale Einrichtungen Schloss Matgendorf 44 fordern uns heraus Psychosoziales Wohnheim Clara-Dieckhoff-Haus 46

Mut zur Veränderung Nachsorgeeinrichtung Haus Kastanienhof 49 Psychologische Beratungsstelle Bützow 52 Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung 53 Sucht- und Drogenberatung 55 Tages- und Begegnungsstätte Güstrow/Bützow 60

Gemeinsam Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) 62 schaffen wir‘s

Unsere Kinder sind Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Regenbogen 64 unsere Zukunft Frühförderstelle 66 AST – Das andere Jugendprojekt und Phönix e.V. 67 Jugendhilfestation 69 Jugendprojekt „Chance“ 69 Schulsozialarbeit 70 Beratungs- und Vermittlungsstelle für Mutter-Kind-Kuren und Mütterkuren 70 Logopädische Praxis 70 Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Um die Welt 70

Versorgung und Integra Güstrow GmbH 72 Leistung aus DSG Diakonie Service Gesellschaft mbH 75 nächster Nähe 4 Diakonische Wurzeln in Güstrow

Diakonische Wurzeln in Güstrow

Diakonische Arbeit lässt sich in seiner Siechenhaus an der Schnoienmauer als Geschichte bis zu den Anfängen des Chris- Zufluchtsstätte für Menschen erbaut, die für tentums zurückverfolgen. In Deutschland ihren Lebensunterhalt nicht allein sorgen gehen die Anfänge der Diakonie vor allem auf konnten. Im Hospital zum Heiligen Geist in der den Theologen und Erzieher Johann Hinrich Gleviner Straße wurden im vergangenen Wichern zurück. Ausschlaggebend war seine Jahrhundert Kranke, Schwache und Reisende Rede auf dem Kirchentag in Wittenberg im versorgt. In den christlichen Feierabendhäu- Jahre 1848. Er rief dazu auf, sich verstärkt der sern in der Burgstraße lebten von 1928 bis sozialen Not der Menschen in dieser Zeit zu 1997 ältere Menschen. Und in der Herberge widmen. Es wurde der Zentralausschuss zur Heimat – dem späteren Haus Abend- der Inneren Mission gegründet. Dies war die frieden – in der Schloßstraße gab es über Geburtsstunde der modernen Diakonie. So 60 Jahre lang eine kirchliche Pflegeeinrich- nahmen auch in zur Mitte des tung. Auch das Clara-Dieckhoff-Haus hat 19. Jahrhunderts die ersten diakonischen eine lange diakonische Tradition. Die Jugend- Einrichtungen ihre Arbeit auf. In Güstrow fürsorgerin der Stadt war damals die Diako- wurde 1887 das städtische Armen- und nisse Clara Dieckhoff (1864-1946), die ein Heim für die Versorgung von Kindern 1913 in Armen- und Siechenhaus der Schützenstraße eröffnete. 1917 zog das an der Schnoienmauer Kostkinderheim in die Grüne Straße um und erhielt 1958 den Namen der Gründerin: Clara-Dieckhoff-Haus.

Eine Wiederbelebung der diakonischen Arbeit, die in der Zeit des „Dritten Reiches“ einen massiven Einschnitt erfuhr, bot die Notsituati- on in Deutschland unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg. Im Oktober 1945 gründete sich unter Leitung des späteren Bundestags- präsidenten Eugen Gerstenmaier das Hilfswerk der evangelischen Kirche in Deutschland, um einen schnellen Wiederauf- bau arbeitsfähiger Strukturen zu erreichen. Dadurch kamen mit Ende des Zweiten Weltkrieges im September 1945 Diakonie- schwestern des Evangelischen Diakonie- vereins Berlin Zehlendorf e.V. nach Güstrow, Diakonische Wurzeln in Güstrow 5

Diakonieschwestern leisteten von 1945-1960 Aufbauarbeit im Güstrower von Menschen wehrte sich die Diakonie mit Krankenhaus. ihren Diensten. um unter Leitung der Oberin Martha Wilkens Vor 1989 wurden in Mecklenburg alle Einrich- Aufbauarbeit im örtlichen Krankenhaus zu tungen der Diakonie zentral von der Ge- leisten. Bis 1960 war die Schwesternschaft schäftsstelle des Diakonischen Werkes - Inne- dort tätig. re Mission und Hilfswerk - der Evangelischen Kirchen in der DDR in Schwerin geleitet. Auch zu DDR-Zeiten gab es zahlreiche Mit dem Fall der Mauer und dem Zusammen- diakonische Aktivitäten und Einrichtungen. bruch alter Strukturen war es notwendig Die Diakonie in der DDR hatte es nicht immer geworden, die diakonische Arbeit neu zu leicht. Dennoch konnte Sie ihre Arbeit organisieren. Durch die Wiedervereinigung erhalten, entwickeln und in einigen Bereichen Deutschlands im Oktober 1990 wurde die sogar ausbauen. Ein Schwerpunkt lag in der Struktur der Freien Wohlfahrtspflege auch auf Betreuung und Förderung von Menschen mit die neuen Bundesländer übertragen. Die Behinderungen. Im Bereich der Behinderten- Leitungsstruktur des Diakonischen Werkes hilfe baute die Diakonie ihr größtes Arbeits- wurde dezentralisiert, damit begann die gebiet auf, denn gegen die Ausgrenzung „heiße Phase“ des diakonischen Neuaufbaus. 6 Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V.

Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V.

Auch im Kirchenkreis Güstrow trafen sich Vorstandsvorsitzender und Peter Ellermann Vertreter der Kirchgemeinden, die Leiter der aus Osnabrück als Geschäftsführer. Um diakonischen Einrichtungen und viele arbeitsfähig zu werden, musste eine Ge- Gemeindemitglieder am 10. Dezember 1990 schäftsstelle eingerichtet werden. Büroräume zu einer Gründungsversammlung im Gemein- wurden am Franz-Parr-Platz 9 gemietet. Am deraum des Domes. „Ein kleiner Vorberei- 19. April 1991 wurde der Diakonieverein des tungskreis hatte bereits in der Nacht zum 10. Kirchenkreises Güstrow e.V. in das Vereinsre- Dezember im Domaltersheim in der Kastani- gister beim Amtsgericht Güstrow unter der enstraße mit Herrn Seehase vom Diako- Nummer 157 eingetragen. Peter Ellermann nischen Werk Schleswig-Holsteins zusam- wurde schon vor der Gründung des Diakonie- mengesessen, um eine Satzung herauszu- vereins Güstrow e.V. vom Landesverband arbeiten“, erinnert sich Landessuperintendent eingesetzt, um landesweit Einrichtungen für i. R. Axel Walter. „Unser Hauptanliegen war die Diakonie zu gewinnen bzw. aufzubauen. es, Kirche, Gemeinde und Diakonie zusam- Dieses setzte er nun als Geschäftsführer für menzubringen.“ Zu DDR-Zeiten war das den Diakonieverein um. Kreisdiakonische Amt in Güstrow nur ein Zweig des Diakonischen Werkes – Innere Der Diakonieverein expandierte schnell. Auch Mission und Hilfswerk – der Evangelischen über den Kirchenkreis Güstrow hinaus wurden Kirchen gewesen. Eine enge Bindung zu den Einrichtungen durch die Aktivität Peter Eller- Kirchgemeinden gab es nicht. „Dass Kirche manns gewonnen. So wurden das Senioren- und Diakonie von nun an eng zusammenar- heim Dobbertin, das Alten- und Pflegeheim beiten sollten, hielten einige Pastoren für Neu Poserin, das Pflegeheim Zachow und das unangemessen“, erzählt Axel Walter. „Es Psychiatrische Pflegeheim Neu Damerow aus wurde die Frage gestellt, ob diakonische dem Landkreis Parchim übernommen. Auf- Arbeit wirklich eine Aufgabe der Kirche sei. grund des Kirchengesetzes wurden diese vier Viele hatten auch Bedenken, weil wir es bis Einrichtungen zum 31. Dezember 1994 an den dahin nicht gewohnt , im Vereinsdenken Diakonieverein des Kirchenkreises Parchim zu handeln. Es war ein hin und her. Doch trotz e.V. übergeben. mancher Skepsis entschied sich die Mehrheit für eine Gründung.“ Im September 1991 trat Kurt Voigt aus Hamburg, der zuvor für Rechtsfragen beim Damit war der Diakonieverein des Kirchen- Diakonischen Werk in Schwerin zuständig kreises Güstrow e.V. als der erste Diakonie- war, an die Stelle von Peter Ellermann. verein in Mecklenburg gegründet worden. Den Vorsitz hatten der damalige Landessuperin- Die Übernahme der Geschäftsführung durch tendent Axel Walter als ehrenamtlicher Dieter Merz, seit August 1993 als Leiter der Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V. 7

Dieter Merz (3.v.l.) bei seiner Verabschie- dung im Februar 2009. Christoph Kupke trat am 1. Januar 2000 die Stelle des zweiten Vorstands an. Dieter Merz stationären Altenhilfe tätig, war der Beginn wurde nach seinem 16-jährigen Engagement einer andauernden Kontinuität in der Leitung im Diakonieverein Güstrow e.V. im Februar des Diakonievereins Güstrow e.V. Vier Jahre 2009 offiziell als Vorstand verabschiedet. nachdem Dieter Merz zum Geschäftsführer Nach zahlreichen Anläufen, seine Position neu ernannt wurde, berief ihn der Verwaltungsrat zu besetzen, entschied sich der Verwaltungs- zum Vorstand. „Die ersten Jahre des Diako- rat im März 2010, nach der über einjährigen nievereins waren eine steinige Wegstrecke“, Erfahrung mit Christoph Kupke als alleinigen sagt der damalige Landessuperintendent Axel Vorstand, dazu, auf einen doppelt besetzten Walter. „Ich kann nur dankbar feststellen, dass Vorstand zu verzichten. der Diakonieverein nicht auf der Strecke geblieben und in ein tiefes finanzielles Loch gefallen ist. Dies ist auch der Leitungstätigkeit zu verdanken. Dieter Merz hat nicht nur das getan, was sich rechnet, sondern was Menschen gut tut“, fügt er hinzu. 8 Pflege und Betreuung Leben im Alter

Leben im Alter Pflege und Betreuung

Feierabendhäuser in Güstrow

Das älteste kirchliche Altersheim in Güstrow wurde 1928 als Feierabendhaus in der Burgstraße gegründet. Dem damaligen Propst Koch ist es zu verdanken, dass er einen offenen Blick für die Not und Einsamkeit vieler älterer Menschen hatte. Auf seine Initiative hin konnte zunächst ein Haus erworben und als Altersheim eingerichtet werden. Das Haus war damals bereits 250 Jahre alt und viel musste getan werden, bis am 1. September 1928 die ersten 14 Heimbewohner einziehen konnten. Die Leitung des Hauses wurde Emilie Lodders Die Mitarbeiterinnen der Feierabendhäuser übertragen, die als Malche-Schwester aus der im Jahr 1997. Frauenmissionsschule Bad Freienwalde dorthin gekommen war. Fünf Jahre später, im vier Häusern in der Burgstraße waren nur die Jahr 1933, konnte das zweite Haus dazu Nummern 15 und 17 als Feierabendhäuser in gekauft werden. So konnten 30 alte Men- Betrieb. Auch die Häuser 16 und 18 sollten schen dort ihren Lebensabend verbringen. Am umgebaut werden. Es gab bereits Entwürfe, 15. Oktober 1933 kam als zweite Betreuerin die jedoch nicht durchgeführt werden die Malche-Schwester Lina de Vries hinzu, konnten, weil die Gebäude unter Denkmal- und kurze Zeit später übernahm sie die schutz standen“, erzählt Lydia Bahr. Wegen Leitung. Insgesamt wurden die Feierabend- der schlechten baulichen Substanz zogen die häuser 42 Jahre lang von Malche-Schwestern 23 Bewohner aus den Feierabendhäusern im geleitet. Als Lina de Vries 1970 in den November 1997 in das Diakonie-Pflegeheim Ruhestand verabschiedet worden war, wurde Am Rosengarten um. Grete Möller, eine Mitarbeiterin der Feier- abendhäuser, die neue Leiterin. Ihr folgten Domaltersheim Diakon Kloth und Diakon Beyer. Ab Oktober 1982 leitete Lydia Bahr die Feierabendhäuser. Mit fünf Bewohnern in zwei Wohnungen 1985 kam das Haus Nummer 16 durch einen begann am 23. Juni 1950 der Betrieb des Tausch mit der Pfarrgemeinde zu den Feier- Pflegeheimes Domaltersheim. Gestiftet hatte abendhäusern hinzu. Die Burgstraße 18 wurde es der Güstrower Sattlermeister Reisener der 1988 durch die Eigentümer an die Feier- Güstrower Domgemeinde. Erbaut wurde das abendhäuser geschenkt. „Von den insgesamt Haus 1936. Die Gründung des Pflegeheimes Leben im Alter Pflege und Betreuung 9

war das Ergebnis zahlreicher kirchlicher Aktivitäten, die insbesondere vom Dompredi- ger und Landessuperintendenten Sibrand Siegert ausgingen. Das Domaltersheim entwickelte sich zunächst nur zögerlich. Das lag daran, dass das Wohnungsamt Güstrow die Wohnungen in dem ehemaligen Wohnhaus für die kirchliche Nutzung nicht freigeben wollte. 1952 gab es erst zehn Heimbewohner. Ein Jahr später waren es bereits 21 Bewohner. 1967 wurde das Nebenhaus fertig gestellt und die Zahl der Plätze konnte auf 36 erhöht werden. Domaltersheim Seit dem 1. Juni 1991 führte der Diakonie- verein Güstrow e.V. die Einrichtung. Schnell wurde klar, dass das Domaltersheim auf anderthalbjährige Vorbereitungsphase mit Dauer nicht als Pflegeheim genutzt werden Bauanfragen, Finanzierungskonzepten bis konnte. Es entsprach nicht der Heimmindest- hin zu Ausschreibungen gegeben hatte. Die bauverordnung. Bausubstanz und technische eigentliche Planung sah zunächst vor, dass Voraussetzungen, die an die moderne zuerst der Neubau fertig gestellt werden Altenpflege gestellt werden, waren unzuläng- sollte, damit der Umzug der Bewohner lich. Und auch der Altenpflegeplan des erfolgen konnte. Dieses wurde jedoch vom Landkreises Güstrow sah die Schließung des Sozialministerium nicht genehmigt. Ab Beginn Hauses vor. Deshalb wurde das Domalters- des Jahres 1999 sollte die Baufreiheit heim dem Fachbereich der Behindertenhilfe gewährleistet sein, so dass man gezwungen zugeordnet, mit dem Ziel, das Gebäude zu war, die Einrichtung bis Mitte November zu einem Wohnheim für Menschen mit einer räumen. Für die Bewohner, die zum Teil schon geistigen Behinderung umzubauen. Dabei 15 Jahre lang im Domaltersheim gelebt wurde eine Konzeption entwickelt, die für die hatten, war dies nur schwer zu verkraften. Bewohnerinnen aus dem Elisabeth-Haus in Werle die Integration in die städtische Anfang März 2000 war das neue Wohnheim Gemeinde Güstrow vorsah. Am 1. Juli 1997 von den Bewohnerinnen aus dem Elisabeth- übergab die Leiterin des Pflegeheimes, Haus in Werle und den Bewohnern aus den Gudrun Schlack, die Leitung an Klaus Güstrower Feierabendhäusern bezogen wor- Weckwerth, dem Fachbereichsleiter der den. Behindertenhilfe. Bei der Wiedereinweihung am 23. Juni 2000 Der Um- und Neubau des Hauses konnte im erhielt die Einrichtung den Namen „Wohnheim Januar 1999 beginnen, nachdem es eine fast Kastanienstraße“. 10 Pflege und Betreuung Leben im Alter

Haus Abendfrieden „Alte Menschen sollen ihren Lebensabend behütet verbringen“, sagt er und seine Augen Eine wechselvolle Geschichte hat das Haus leuchten noch immer bei den Gedanken an Abendfrieden in der Güstrower Schloßstraße. sein „Haus Abendfrieden“. „Feierabend gab 1590 wurde es als Wohnhaus für das es nicht.“ Herr Wintzer kannte in diesem Haus Güstrower Schloss erbaut. Um 1880 wurde jeden Stein und jeden Balken. „Ich bin ein das Gebäude zu einer Gaststätte und Wein- Handwerker und fasse lieber einen Hammer großhandlung umgewandelt. Ab 1912 hörte an als einen Stift.“ Als Hauseltern hatte das Haus auf, Gaststätte zu sein und diente Familie Wintzer eine Wohnung im Haus und als Mädchenmittelschule. Der Verein „Herber- sie waren rund um die Uhr zu erreichen. ge zur Heimat“ erwarb 1932 das Gebäude, „Wenn ich nicht im Dienst war, dann trug ich das somit in den Besitz der Kirche überging. keinen Kittel“, sagt Frau Wintzer und ergänzt: 1956 wurde es zum Altersheim „Abendfrie- „Ich war überall im Einsatz. Bei der Pflege der den“ umgestaltet. Diakon Dietrich Wintzer Heimbewohner war ich präsent, genau wie wurde 1964 der Heimleiter. beim Abwaschen in der Küche (Geschirrspüler gab es ja noch nicht). Da lernte ich die Mit- „Bruder Wintzer“, habe Landespastor arbeiter kennen und auch ihre Sorgen und Helmuth Kuessner seinerzeit gesagt: „Du Nöte.“ Die Wintzers waren die letzten Haus- gehst nach Güstrow und übernimmst das eltern bis zum Jahr 2000. „Wir waren keine Haus Abendfrieden.“ Da war der gelernte Heimleiter im herkömmlichen Sinne“, erläutert Tischler und Diakon gerade 28 Jahre alt, aber Dietrich Wintzer. „Wir waren die Hauseltern. es war selbstverständlich, dass er dorthin Jeder sollte sich bei uns geborgen, gut ging, wohin man ihn rief. So übernahm behütet, eben wie in einer großen Familie Dietrich Wintzer die Heimleitung für 35 Jahre. fühlen. Dies ist nur in kleinen Häusern möglich.“ Haus Abendfrieden Der neu gegründete Diakonieverein Güstrow e.V. übernahm am 1. Januar 1991 die Trägerschaft. Nach 35 Jahren Heimleitung verabschiedete sich Diakon Dietrich Wintzer in den Ruhestand. Am 1. Januar 2000 wurde Gudrun Schlack die Heimleiterin.

So wie viele andere Einrichtungen, die zu DDR-Zeiten aus der Notlage heraus in ehemaligen Schlössern und Gutshäusern entstanden waren, entsprach auch das Haus Abendfrieden nicht der Heimmindestbauver- ordnung. Da ein Umbau nicht möglich war, entstand im Diakonieverein der Gedanke, für Leben im Alter Pflege und Betreuung 11

das Haus Abendfrieden einen entsprechenden so groß. 1931 wurde die Schnoienmauer in Ersatzbau zu errichten. Doch durch die Ände- Schnoienstraße umbenannt und sechs Jahre rungen des Landespflegegesetzes im Jahr später das Armenhaus Schnoienstraße 2004 wurde eine entsprechende Förderung 20 a an die Stadt verkauft. Der „Hülfsverein“ ausgeschlossen. Daraufhin wurden Verhand- löste sich auf. 1945 nahm man Flüchtlinge auf lungen mit dem Krankenhaus Güstrow ge- und von 1947 bis 1948 mussten alle Bewoh- führt. Ziel war es gewesen, im Krankenhaus ner in das Güstrower Schloss umsiedeln, da eine Pflegestation unter anderem als Ersatz das Haus durch die sowjetische Armee für das Haus Abendfrieden zu nutzen. besetzt worden war. Zu DDR-Zeiten wurde Kurz vor Abschluss der Verträge wurde das das Pflegeheim Schnoienstraße 20 a eine Krankenhaus an die KMG-Gruppe verkauft. Außenstelle des Altenheimes Magdalenen- Da die KMG plante, im Güstrower Kranken- lusterweg. haus selbst eine Pflegeeinrichtung zu betreiben, konnte kein Mietvertrag abge- Am 1. März 1991 übernahm der neu gegrün- schlossen werden. Den Bewohnern des dete Diakonieverein Güstrow e.V. die Träger- Hauses Abendfrieden wurde angeboten, in schaft. 44 Pflegeplätze gab es damals in der die neue Einrichtung der KMG umzuziehen. Einrichtung, die von Gerda Herold geführt Im Mai 2005 erfolgte der Umzug in das neu wurde. Am 1. Juni 1992 übernahm Gudrun errichtete Seniorenheim Güstrow im KMG Schlack die Leitung. „Wetten, dass …? mit Klinikum. Das Gebäude in der Schloßstraße Thomas Gottschalk im März 1994 war der wurde verkauft. Auftakt zum Bau eines neuen Pflegeheimes.

Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten

Die Geschichte des Diakonie-Pflegeheimes Am Rosengarten begann im letzten Jahrhun- dert. Laut Stadtanzeiger vom 23. Juni 1887 stand das neu erbaute städtische Armenhaus an der Schnoienmauer in Güstrow zu jener Zeit kurz vor seiner Fertigstellung. Vor allem für Kranke, Alte und Schwache sollte das Armenhaus zu einer Zufluchtsstätte werden. In dem Haus gab es 19 Wohnungen für insgesamt 50 Personen, kleine Küchen auf den Etagen und Vorratskammern. Erster Träger des Hauses war der am 5. Mai 1887 neu gegründete „Hülfsverein“. Das Armen- haus wurde 1896 durch einen Anbau doppelt 12 Pflege und Betreuung Leben im Alter

Diakonie-Pflegeheim Am Rosengarten und die soziale Betreuung neue Räume. Außerdem entstanden ein Frisörsalon, ein Acht Lehrlinge vom Zentralverband des Andachtsraum und ein großer Saal für deutschen Baugewerbes sollten einen Tor- Veranstaltungen. Im Ober- und Untergeschoss bogen schneller mauern können als acht wurden zwei neue Wohnbereiche geschaffen. Promis. Unabhängig vom Ausgang der Wette, die die Lehrlinge gewannen, war dies der Eine wesentliche Veränderung war die Ein- Startschuss für einen Neubau, den die führung eines Leitungsteams – Einrichtungs- Stiftung „Daheim in Heim“ initiiert hatte. Die leitung und Pflegedienstleitung – zum Grundsteinlegung fand am 24. Mai 1994 statt. 1. Januar 2004. Gudrun Schlack verließ zum Anschließend errichteten Lehrlinge aus ganz 31. März 2004 die Einrichtung. Daraufhin Deutschland den Rohbau des Gebäudes. Im wurde die Heimleitung von Henry Weber und Januar 1996 konnten die Bewohner aus dem Hanka Semler wahrgenommen. Gleichzeitig alten Gebäude in das neue Evangelische hatte Henry Weber diese Position im Diako- Altenpflegeheim „Am Rosengarten“ ziehen. nie-Pflegeheim Malchin inne. Zum 1. August Entstanden waren drei Wohnbereiche mit 2005 übernahm Bernd Lippert die Einrich- 81 Pflegeplätzen. Der leer gezogene Altbau tungsleitung. Er führt das Haus seitdem wurde im Anschluss daran komplett rekon- zusammen mit Pflegedienstleiterin Hanka struiert. Hier fand die Verwaltung, die Küche Semler. Leben im Alter Pflege und Betreuung 13

Am 26. April 2007 erhielt die Einrichtung als Privatbesitz und wurde vollkommen restau- erstes Pflegeheim in der Region die Zertifi- riert. Es beherbergt heute ein Hotel. zierung nach DIN ISO EN 9001:2000. „Wir haben systematisch den Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems begonnen. Diakonie-Pflegeheim Röbel Jeder Arbeitsablauf und jede Dienstleistung wurde überprüft, beschrieben und verbes- Das Diakonie-Pflegeheim Röbel wurde 1957 sert“, sagt Hanka Semler. „Damit haben wir als Feierabendheim Tramnitz unter der ein hohes Maß an Transparenz und eine Trägerschaft des ehemaligen Landkreises bessere Struktur unserer Arbeit gewonnen“, Röbel mit 112 Plätzen erbaut. Der Vorgänger- ergänzt Bernd Lippert. bau war das Gutshaus Tramnitz, das als Außenstelle des Krankenhauses diente, Der Name Diakonie-Pflegeheim Am Rosen- jedoch im Oktober 1952 abgebrannt war. garten ist in Anlehnung an den etwa 100 Meter entfernten Rosengarten entstan- Ende der siebziger Jahre wurden zunehmend den. Jedoch war es für viele Bewohner nicht Suchtkranke in die Einrichtung eingewiesen. möglich, in diesen städtischen Garten zu Auch junge Menschen mit geistigen Behinde- gelangen. Deshalb entstand die Idee, direkt rungen nahm man seit Beginn der achtziger am Pflegeheim einen Rosengarten zu errich- Jahre im Haus auf. Sie kamen direkt aus den ten. Im Jahr 2008 wurde mit der Garten- Kinderkrankenhäusern. In den ersten Jahren planung begonnen. Ein Jahr später wurde das lebten sie mit den älteren Bewohnern in einem Gartenhaus aufgestellt und mit der ersten Wohnbereich zusammen. 1982 richteten die Bepflanzung Zeichen gesetzt. Am 25. Juni Verantwortlichen dann einen separaten Wohn- 2010 konnte der Rosengarten feierlich bereich mit individueller Tagesstruktur für die eröffnet werden. Bewohner mit Behinderungen ein.

Am 1. Dezember 1990 begann Anka Schaeper Feierabendheim Frauenmark ihre Tätigkeit als Heimleiterin. Sie löste den langjährigen Heimleiter Franz Wendt ab, der in Das Feierabendheim Frauenmark im Land- den Ruhestand ging. kreis Parchim wurde 1860 als Gutshaus im Stil des Spätklassizismus errichtet und wurde Bald darauf wurden durch die Gründung der zu DDR-Zeiten als Altersheim genutzt. Werkstätten für Menschen mit Behinderungen die sogenannten förderfähigen Bewohner in Am 1. Januar 1991 kam die Einrichtung in die anderen Einrichtungen untergebracht. Von Trägerschaft des Diakonievereins Güstrow e.V. ursprünglich 17 Bewohnern blieben 13 im Da das Pflegeheim nicht mehr im Altenpflege- Pflegeheim. „Diese Strukturänderung erleich- plan des Landkreises vorgesehen war, wurde terte die Arbeit jedoch nicht. Im Gegenteil, es am 2. Dezember 1994 geschlossen. denn halfen die Bewohner sich bis dahin Seit 1996 befindet sich das Gebäude in auch gegenseitig, fehlte nun Personal. Diese 14 Pflege und Betreuung Leben im Alter

Situation wurde zum Teil durch den Einsatz Voraussetzungen für das Bauvorhaben gege- von ABM-Kräften gemeistert“, berichtet Anka ben. Schnell wurden die Planungsunterlagen Schaeper. vom Architektenbüro Schneekloth erarbeitet, so dass schon Ende April 1996 die Vergabe Am 1. Oktober 1991 erfolgte die Übernahme der Bauleistungen erfolgen konnte. Bereits des Kreispflegeheimes Tramnitz durch den im September 1997 war der Neubau mit 82 Diakonieverein Güstrow e.V. Plätzen bezugsfertig. Im Altbau wurde der Umbau der Küche, des Saales und des Erste Pläne für einen Neubau des Pflege- Verwaltungstraktes weitergeführt. Zudem heimes entstanden 1992, da die Größe der wurden 27 Wohnungen für das Betreute Zimmer und die sanitären Anlagen nicht der Wohnen im alten Baukörper errichtet, die im Heimmindestbauverordnung entsprachen. Jahr 2000 bezogen wurden. Neu- und Altbau Auch ein Fahrstuhl war nicht vorhanden. Ende sind durch einen Glasbau miteinander 1995 lag der Zuwendungsbescheid des verbunden. Sozialministeriums vor und auch der Land- kreis ermöglichte Investitionen im Sinne des Der Umzug der suchtkranken Bewohner Investitionsvorranggesetzes. Damit waren die erfolgte kurz vor Vollendung des Neubaus im September 1997. Zur Freude dieser Gruppe Diakonie-Pflegeheim Röbel konnten alle zusammen in das neu eröffnete Leben im Alter Pflege und Betreuung 15

„Heim für depravierte Alkoholiker“ in Neu Mühlenbruchsche Schenkung in Warin Stieten ziehen. Die Behindertengruppe zog mit in den Neubau. „Doch ein Mehr an Betreu- „Es ist für den Diakonieverein bedauerlich, ung konnte nicht realisiert werden“, sagt Anka dass es uns nicht gelungen ist, das Pflege- Schaeper. Erst im Jahr 2004, nach über 20 heim Mühlenbruchsche Schenkung in Warin Jahren Behindertenarbeit im Diakonie-Pflege- den heutigen Anforderungen anzupassen und heim Röbel, wurden zusätzliche Mittel zur zu erhalten“, sagt Christoph Kupke. „Doch Eingliederungshilfe genehmigt. „Es konnten von Anfang an wurde im Sozialministerium zwei zusätzliche Mitarbeiterinnen eingestellt darüber gesprochen, neben dem neu werden, was eine große Entlastung darstellte. erbauten Pflegeheim in der Burgstraße kein Inzwischen war aber bereits die Entscheidung zweites Haus in Warin bestehen zu lassen“, zur Schließung dieses Wohnbereiches ergänzt Dieter Merz. Die plötzliche Schließung gefallen“, ergänzt Anka Schaeper. Schon im des Heimes am 31. August 2002 hing mit Januar 2005 begann der Auszug der Bewoh- einer erneuten Überprüfung durch das ner mit Behinderungen. „Die Entscheidung Bauordnungsamt sowie mit Bränden in war richtig, denn die Mitarbeiterinnen konnten Alteneinrichtungen in Deutschland zusam- sich von nun an ausschließlich auf die men. Das Haus in der Mühlenbruchstraße, Altenpflege konzentrieren“, erklärt sie. das sich seit dem 1. Januar 1993 in Träger- schaft des Diakonievereins Güstrow e.V. Am 6. Februar 2009 wurde Anka Schaeper befand, konnte die Auflagen des Bauord- offiziell als Heimleiterin in die Freistellungs- nungsamtes nicht mehr erfüllen. Außerdem phase der Altersteilzeit verabschiedet. Ihr entsprach die Einrichtung auch nicht der seit Nachfolger wurde am 1. Februar 2009 Uwe 1990 gültigen Heimmindestbauverordnung. Hildebrandt. Andrea Meyer ist seit dem 1. Januar 2010 als Pflegedienstleiterin im Mühlenbruchsche Schenkung Einrichtungsleitungsteam. Sie löste Heinz Peter Laatsch ab.

In den Jahren 2009 und 2010 wurde die Fas- sade des Diakonie-Pflegeheimes neu gestal- tet. Mit frischen Farben hat die DSG Diakonie Service Gesellschaft mbH Akzente gesetzt. Die Gestaltung des Altbaus und des Betreuten Wohnens ist in Planung, um das Gesamtbild des Gebäudekomplexes abzurunden.

Am 1. Januar 2011 wird eine Dementenwohn- gruppe eingerichtet. 16 Pflege und Betreuung Leben im Alter

Dieser Tatsachen war sich der Diakonieverein für die Mitarbeiter nicht einfach zu verkraften. Güstrow e.V. schon Jahre vor der Auflösung Die alten Wariner lebten gern in dem gemüt- der Mühlenbruchschen Schenkung bewusst lichen Haus. Sie fühlten sich dort wohl und und versuchte, eine Lösung zu finden. „So wollten ihr bisheriges Zuhause nicht mit entstanden mehrere Pläne. Die Zukunft des einem modern ausgestatteten Pflegeheim Hauses als Altenpflegeheim, als Altenheim, tauschen. als Wohngemeinschaft für Demente, als Betreutes Wohnen wurden untersucht“, berichtet Dieter Merz. Doch bei den meisten Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee Versuchen bereitete die Nichtfinanzierbarkeit schon vorzeitig ein Ende. Als schwierig stellte Das Haus in der Wariner Burgstraße wurde sich auch dar, dass das Haus unter Denkmal- unmittelbar nach der Wende geplant und schutz stand. gebaut. Im Kreis Sternberg existierten zuvor ein Pflegeheim in Kaarz, eines in Klein Labenz Erbaut wurde die Mühlenbruchsche Schen- und ein weiteres, nämlich das in Warin, in der kung in den Jahren von 1907 bis 1909 von Mühlenbruchstraße. Die Pflegeheime in Kaarz Johannes Mühlenbruch. In der linken Hälfte und Klein Labenz befanden sich damals in des Hauses richtete er ein Wohnhaus für baufälligen Schlössern. Das Schloss in Kaarz seine Familie ein, in der rechten Hälfte war bereits so marode, dass die Bewohner eröffnete er ein Armenhaus, in dem die 1990 zunächst in ein Kinderferienlager in Klein Ärmsten der Stadt Warin eine Unterkunft und Labenz und später in ein Ferienlager in Essen bekamen. Nach Ende des Zweiten Hasenwinkel umquartiert werden mussten. Weltkrieges wurde das Armenhaus zu einem So wurde das Gebäude in der Burgstraße als Auffanglager für Flüchtlinge. Nach 1945 Ersatzbau der Heime in Kaarz und Klein überschrieb Johannes Mühlenbruch sein Labenz durch den damaligen Landkreis Haus der Stadt. Dort wurde dann ein Feier- Sternberg nach einer Neukonzeption der abendheim unter der Leitung des Ehepaares Altenarbeit geplant. Die Grundsteinlegung Frehse eingerichtet. 1972 wurde Edda Janker erfolgte im Mai 1991 und das Richtfest wurde die Leiterin des Hauses. „Die Anzahl der am 15. November 1991 gefeiert. Es war das Pflegebedürftigen hatte so stark zugenom- erste Pflegeheim in ganz Mecklenburg-Vor- men, dass in den achtziger Jahren in dem pommern, das in der Nachwendezeit erbaut Feierabendheim eine Pflegestation einge- worden war. Im Dezember 1991 übernahm richtet werden musste. Später strukturierte der Diakonieverein Güstrow e.V. die Träger- man die Einrichtung dann ganz zum Pflege- schaft des Rohbaus. heim um“, erzählt Edda Janker. Bis zu 52 Bewohner lebten in der Mühlenbruchschen Die offizielle Übergabe des Neubaus durch Schenkung. den Landkreis an den Diakonieverein Güstrow e.V. fand am 3. Oktober 1992 statt. Zu diesem Die plötzliche Räumung des Hauses im Jahr Zeitpunkt lebten die Bewohner aus Kaarz 2002 war sowohl für die Bewohner als auch bereits im Haus. Sie waren schon am 28. Sep- Leben im Alter Pflege und Betreuung 17

Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee der Belegung auf 116 Plätze reduziert, damit mehr Bewohner in Einzelzimmern leben tember 1992 eingezogen. Der Umzug der können. Durch die Schließung des Pflege- Bewohner aus Klein Labenz erfolgte am heimes in der Mühlenbruchstraße wurde die 5. Oktober 1992. Das Pflegeheim war mit Belegung der Betten auf 127 erhöht. Heute diesen Bewohnern jedoch noch nicht voll leben 122 Frauen und Männer im Diakonie- ausgelastet gewesen, so dass nach und nach Pflegeheim Am Glammsee. noch mehr Pflegebedürftige aufgenommen werden konnten. Sehr viel später, nämlich Die Leitung der Einrichtung übernahm nach Ende August 2002, kamen die Bewohner aus der Eröffnung zunächst Reinhard Renn. Am der Mühlenbruchstraße in Warin dazu. In 1. Juni 1993 folgte ihm Heinz Kordelle als ihrem Haus konnten die Auflagen des Heimleiter, der 10 Jahre lang die Einrichtung Bauordnungsamtes nicht mehr erfüllt werden. führte. Danach gab es Änderungen in der Auch ein Teil der Mitarbeiter konnte übernom- Leitungsstruktur. „Nach der Novelle des men werden. Heimgesetzes 2001 hatten sich die Anfor- derungen an eine Pflegeeinrichtung deutlich „Die Bewohner aus den alten Pflegeheimen verändert, so dass die bisherige Organisa- erlebten zum ersten Mal einen Komfort an tionsform den neuen Anforderungen ange- Ausstattung, der ihnen bis dahin nicht passt werden musste“, erklärt Markus bekannt war“, sagt Hauswirtschaftsleiterin Schaub, Bereichsleiter der Altenhilfe. „Die Waltraud Stürmer. „Bisher mussten sie mit klassische Heimleitung und die Pflegedienst- großen Schlafsälen und Vierbettzimmern leitung arbeiten deshalb nicht mehr in einem vorlieb nehmen. Bei uns konnten sie von nun Unterstellungsverhältnis, sondern im Team“, an in Einzel- oder Zweibettzimmern leben. ergänzt er noch. Dementsprechend wurde die Auch die Sanitärausstattung war kein Konzeption des Pflegeheimes im Jahr 2003 Vergleich.“ Ursprünglich wurde das Haus für überarbeitet und ein Einrichtungsleiterteam 124 Bewohner gebaut, doch kurze Zeit nach berufen, das sich aus der Hauswirtschaftslei- 18 Pflege und Betreuung Leben im Alter

terin, Waltraud Stürmer, der Pflegedienst- Viele Jahre blieb die Einrichtung ohne Namen. leiterin, Vera Gätcke, und der stellvertretenden 1992 gab es den Vorschlag „Haus Seefrie- Pflegedienstleiterin, Antje Weidemann, den“, der jedoch nicht umgesetzt wurde. Elf zusammensetzt. Jahre später kamen noch einmal Vorschläge von den Bewohnern und Mitarbeitern, so dass „Im Laufe der Jahre mussten wir feststellen, am 6. Juni 2003 die Einrichtung den Namen dass das neue Gebäude doch auch einige Diakonie-Pflegeheim Am Glammsee erhielt. bauliche Defizite aufzuweisen hat“, erzählt Waltraud Stürmer weiter: „Es fehlte immer wieder an Räumlichkeiten, zum Beispiel für Ludwig-Danneel-Haus in Ludwigslust die Ergotherapie oder ein Personalraum“, fügt Vera Gätcke hinzu. „So wurde in den ver- Der Grundstein zur Errichtung eines Alten- gangenen Jahren hier und da der eine oder und Pflegeheimes in der Kaplungerstraße in andere Raum abgeschlagen und dadurch Ludwigslust wurde am 18. Dezember 1992 neuer Stauraum gewonnen.“ Zudem wurde durch den Diakonieverein Güstrow e.V. gelegt. das neue Pflegeheim auch ohne eine Küche Im Herbst 1993 fand das Richtfest und am gebaut, da die Einrichtung ursprünglich durch 1. Juli 1994 die Übergabe des Hauses statt. die Küche des örtlichen Krankenhauses Auf drei Etagen stehen den 88 Bewohnern versorgt werden sollte. Aber der Diakonie- 28 Einzel- und 30 Doppelzimmer zur Verfü- verein Güstrow e.V. entschloss sich, aus gung. Benannt wurde die Einrichtung nach eigenen finanziellen Mitteln eine Küche zu dem Prediger und Seelsorger Ludwig errichten. Diese wurde 1993 nachgerüstet. Danneel, der bereits 1869 eine „Herberge zur Die eigene kleine Wäscherei im Haus musste Heimat“ für wandernde Gesellen in Ludwigs- 2005 geschlossen werden, da sie den ge- lust gegründet hatte. Nachdem der Diakonie- forderten Standards nicht mehr entsprochen verein Güstrow e.V. einige Jahre Träger des hatte. 2004 wurden Zimmer für MRSA-Be- Ludwig-Danneel-Hauses war, übergab er das wohner eingerichtet. Auch im Rahmen der Heim im Februar 1999 an das Stift Bethlehem Dementenbetreuung erfolgten einige bauliche in Ludwigslust. Veränderungen.

Seit 2007 gibt es im Haus ein Gesundheits- Diakonie-Pflegeheim Malchin managementsystem zur Mitarbeiterpflege und 2010 wurden Mitarbeiter für die Betreuung Als am 7. April 1993 der damalige Superinten- von Bewohnern mit eingeschränkter Alltags- dent Rüdiger Timm den Grundstein für das kompetenz eingestellt. Ein wichtiges Quali- geplante Seniorenzentrum in Malchin legte, tätsmerkmal des Diakonie-Pflegeheimes Am hofften die anwesenden Gäste, darunter Glammsee ist die aktive Einbindung der An- Initiator und damaliger Bürgermeister Werner gehörigen in den Heimalltag. Es finden regel- Neumann, auf einen baldigen Baubeginn. mäßig Veranstaltungen, zu denen Angehörige Doch eine Baugenehmigung durch die eingeladen werden, statt. Malchiner Kreisverwaltung lag bis dahin Leben im Alter Pflege und Betreuung 19

noch nicht vor. Bereits im Vorfeld gab es erstmals der Bevölkerung vor. Und drei Tage Diskussionen um den geplanten Standort des später bezogen die ersten Bewohner das Seniorenzentrums, dem ein Teil des Stadt- Diakonie-Pflegeheim Malchin unter der parks geopfert werden musste. Ende August Leitung von Heimleiter Henry Weber und 1993 lagen schließlich die erforderlichen Pflegedienstleiterin Ute Hudemann. Die neu Genehmigungen für den Bau vor. Und in einer errichtete Küche innerhalb des Hauses wurde Bauzeit von 18 Monaten wurde das Projekt zuvor schon mit einem Probekochen am umgesetzt. Nach Fertigstellung des Gebäudes 25. Juli 1995 eingeweiht. übernahm der Diakonieverein Malchin e.V. den Betrieb der Einrichtung, obwohl der Diakonie- Die ursprünglichen Planungen des Husumer verein Güstrow e.V. der eigentliche Bauherr Architekten Ulrich Neuendorff gingen von gewesen war. einem sogenannten Pflegeheim der dritten Generation mit einem Pflegebereich, dem Mit einem Tag der offenen Tür am 29. Juli Betreuten Wohnen und einer Kurzzeitpflege 1995 stellte sich die neu erbaute Einrichtung aus. „Geplant war eine Einrichtung mit 60 20 Pflege und Betreuung Leben im Alter

Pflegeplätzen und 12 Kurzzeitpflegeplätzen“, käuflich zu erwerben. Am 1. Januar 2002 berichtet Henry Weber. „Doch die Nachfrage übernahm der Diakonieverein Güstrow e.V. nach Dauerpflegeplätzen war größer als der für beide Einrichtungen die Trägerschaft und Bedarf an Kurzzeitpflege, so dass wir mit auch das Personal. insgesamt 72 vollstationären Pflegeplätzen eröffnet haben.“ Zum 1. August begannen die „Bisher gab es zwei große Umstrukturierun- ersten Pflegekräfte ihre Arbeit. Die offizielle gen innerhalb des Hauses“, erinnert sich Einweihung des Hauses fand aber erst am Dagmar Pieper, die seit 1998 Pflegedienstlei- 22. November 1995 statt. terin ist. So bildeten wir 1996 Wohnbereiche. „Unsere Mitarbeiter, die vorher für das ge- „Ende 1996 war das Diakonie-Pflegeheim samte Haus zuständig waren, teilten wir in Malchin erstmals mit 72 Bewohnern voll drei Teams ein.“ Eine zweite Veränderung trat belegt und ist seitdem ständig ausgebucht“, 2001 auf, als wir einen Bereich für Demenz- freut sich Henry Weber. „Die zwölf Woh- erkrankte eröffneten. Zuvor waren Bewohner nungen des Betreuten Wohnens waren vom mit Demenz integrativ in jedem Wohnbereich ersten Tag an sehr begehrt und stets ausgela- untergebracht. Da dies zu zahlreichen stet“, fügt er hinzu. Hier waren die ersten Schwierigkeiten im Zusammenleben der Bewohner bereits im Juli 1995 eingezogen. Bewohner führte, war es der nächste Schritt, Aufgrund der hohen Nachfrage nach Pflege- einen sogenannten segregativen Bereich für plätzen entschloss man sich 1998, das Haus schwer- und schwerstdemente Bewohner zu um weitere drei Plätze aufzustocken. So schaffen. Ein weiterer Einschnitt für alle schufen die Mitarbeiter aus Materialräumen Mitarbeiter war die Einführung der EDV-ge- und Teilen von Pflegebädern zwei Einzelzim- stützten Pflegedokumentation im Jahr 2002. mer und ein Kriseninterventionszimmer. Die Beratungsstelle „Leben im Alter“ gibt es Die Diakonie-Sozialstation Malchin war drei seit Juli 2009 im Diakonie-Pflegeheim Malchin Jahre lang – bis zum Sommer 2001 – in und ist eine Anlaufstelle für alle Fragen rund der Einrichtung untergebracht. Bis zum ums Alter und bietet Informationen, Beratung 31. Dezember 2001 betrieb und verwaltete und Unterstützung. der Diakonieverein Malchin e.V. das Diakonie- Pflegeheim und das Betreute Wohnen. Da der Weitere Umbaumaßnahmen am Gebäude sind Diakonieverein Güstrow e.V. die Kosten für bereits in Planung. So sollen der Beschäfti- den Bau und die Erstausstattung trug, sollten gungsbereich mit einem Wintergarten diese zunächst durch Vermietung zurückge- erweitert und eine separate Eingangshalle zur zahlt werden. Es gab umfangreiche Verhand- Stadtparkseite gebaut werden. lungen zunächst zu Miet- und später auch zu Kaufverträgen. Im November 2000 teilte dann der Diakonieverein Malchin e.V. überraschend mit, dass er sich nicht in Lage sähe, das Pflegeheim und die Betreuten Wohnungen Leben im Alter Schwestern auf Achse 21

Schwestern auf Achse

Diakonie-Sozialstation Güstrow nie-Sozialstation Mitte in Trägerschaft des Diakonischen Werkes gegründet. Die Arbeit Die Gründung und der Aufbau von Diakonie- begann unter Leitung von Horst Affeld mit drei Sozialstationen sind eng verbunden mit der ehemaligen Gemeindeschwestern aus dem politischen Wende und dem Umbau des Güstrower Krankenhaus und drei Zivildienst- Sozialstaates seit der Wiedervereinigung leistenden. Die Station hatte ihr Domizil in Deutschlands. Damals hörte das ambulante einem Haus der Pfarrkirchgemeinde im Gesundheitswesen in seiner bisherigen Form Grünen Winkel 37. Zum Einzugsbereich auf zu existieren. Das betraf auch die Gemein- gehörten damals die Stadtmitte von Güstrow, dekrankenpflege. Diese hatte in den mecklen- der Dom- und Pfarrkirchengemeindebereich burgischen Kirchgemeinden eine lange und sowie einige Dörfer der näheren Umgebung. gute Tradition. Bereits im 19. Jahrhundert Die Wege zu den Patienten bewältigten die waren Diakonissen im Einsatz, um Alte, Mitarbeiter mit einem Auto und zwei Fahr- Kranke und Menschen mit Behinderungen zu rädern. Am 1. Juli 1992 ging die Trägerschaft betreuen und pflegen. zum Diakonieverein Güstrow e.V. über. Die erste Blutspendeaktion in den Räumlichkeiten Als erste Sozialstation in Güstrow wurde der Diakonie-Sozialstation Mitte wurde am durch das Engagement von Ernst-Hinrich 5. August 1993 durchgeführt. Schaede und Bernd Lippert vom Kreisdiako- nischen Amt am 1. Oktober 1990 die Diako- Diakonie-Sozialstation Güstrow 22 Schwestern auf Achse Leben im Alter

Mit der Einführung der Pflegeversicherung ersten Mieter ein. Die offizielle Einweihung im April 1995 ergaben sich die ersten großen fand am 29. Januar 1999 statt. „Eine deutliche Veränderungen für die Arbeit der Sozialsta- Verbesserung für das Betreute Wohnen bot tionen. Seitdem ist neben der Krankenkasse die Errichtung eines Neubaus im Dezember auch die Pflegekasse der Kostenträger. „Mit 2004“, so Ilona Schallge, Pflegedienstleiterin dieser neuen gesetzlichen Grundlage wurden der Diakonie-Sozialstation Güstrow seit dem die Ausgaben zum ersten Mal gedeckelt, das 1. Januar 2003. Der Diakonieverein Güstrow heißt Staat und Bund haben nicht mehr alles e.V. errichtete in der Schnoienstraße 16 auf bezahlt, sondern es bestand nur noch ein einem ehemaligen Garagengelände elf bestimmter Betrag zur Verfügung“, erklärt betreute Wohnungen. Der Bau wurde als einer Frauke Conradi, Bereichsleiterin der ambu- der letzten altengerechten Neubauwohnungen lanten Dienste. Leistungen mussten von nun durch das Land Mecklenburg-Vorpommern an genau geplant werden und die Arbeit in gefördert. Die Grundsteinlegung fand am den Sozialstationen wurde vom Medizinischen 18. März 2004 statt. Bereits am 15. Dezember Dienst der Krankenkassen (MDK) kontrolliert. 2004 zogen die ersten Bewohner ein. Mit dem Damit wurde im Bereich der häuslichen Neubau zog auch die Diakonie-Sozialstation Krankenpflege auch das Wettbewerbsprinzip Güstrow in das Haus. eingeführt. Eine Dementen-Tagesbetreuung wurde am Zur Diakonie-Sozialstation Mitte kam 1998 25. Januar 2008 in der Philipp-Brandin-Straße das Angebot des Betreuten Wohnens in der 3 in Güstrow eröffnet. Schnoienstraße 11/12 dazu. Nach dem Umbau und der Sanierung eines ehemaligen Güstrower Armenhauses entstanden 17 Diakonie-Sozialstation Schwaan Wohnungen. Im Dezember 1998 zogen die Im Schwaaner Pfarrhaus in der Schulstraße Grundsteinlegung zum Neubau des 12 hatte vor zwanzig Jahren alles angefangen. Betreuten Wohnens am 18. März 2004. Dort hatte am 1. Januar 1991 Pastorin Anna-Luise Zimdahl der evangelischen Kirchgemeinde Schwaan eine Sozialstation mit vier ehemaligen Gemeindeschwestern eröffnet. Fünf Jahre später übernahm der Diakonieverein Güstrow e.V. die Trägerschaft.

Damals begannen bereits die Planungen für das Betreute Wohnen. Pflegedienstleiterin Heidi Nowack und Schwester Elfriede Jährig hatten die Idee von einem solchen Haus im Pfarrgarten von Schwaan. Die Leitung des Projektes lag bei Dieter Merz als einer der Leben im Alter Schwestern auf Achse 23

Vorstände des Diakonievereins Güstrow e.V. nen mit den 21 Wohnungen und den Räumen Doch ein Start mit Hindernissen waren der der Diakonie-Sozialstation eingeweiht. Bau und die Eröffnung des Hauses. Schon in Nach elf Jahren als Pflegedienstleiterin ver- der Vorbereitungsphase verzögerten sich die abschiedete der Diakonieverein Heidi Nowack Planungen verzögert, da das Bauland im im Februar 2002 in den Ruhestand und Pfarrgarten kleiner ausfiel, als es im Grund- übergab die Leitung an Sigrid Mohsakowski. buch verzeichnet war, so dass die Wohnanla- ge noch einmal vollständig überplant werden Heute sind 13 Mitarbeiter in der Diakonie- musste. Und schließlich ließen die erhofften Sozialstation beschäftigt. Es werden ca. 160 Fördermittel auf sich warten. Der zunächst Kunden betreut. Seit Mai 2009 gibt es das angestrebte Fertigstellungstermin war bereits Angebot einer Tagesbetreuung und seit einem verstrichen, noch ehe die Arbeiten aufgenom- Jahr wird die Diabetes-Behandlungspflege bei men werden konnten. Im Frühjahr 1999 Kindern durchgeführt. begannen die Bauarbeiten. Nur wenige Monate später – im Sommer 1999 – fand das „Ein großer Traum wäre die Eröffnung einer Richtfest und schon im Dezember der Einzug Tagespflege in unserer Einrichtung“, sagt der Bewohner statt, obwohl noch nicht alle Sigrid Mohsakowski. „Doch bisher konnten Bauarbeiten abgeschlossen waren. Am dafür keine geeigneten Räumlichkeiten 21. Januar 2000 wurde das Betreute Woh- gefunden werden.“

Diakonie-Sozialstation Schwaan 24 Schwestern auf Achse Leben im Alter

Diakonie-Sozialstation Teterow Schwestern zu Hospitationen nach Schles- wig-Holstein ein“, erzählt Dörte Bennke. „Aber Mit der Wende übernahmen viele Kirchge- auch das Land Mecklenburg-Vorpommern, meinden mit großem Engagement Verantwor- der Landkreis und die Kommunen unter- tung für den Aufbau neuer ambulanter stützten die Arbeit der Sozialstation mit Pflegeeinrichtungen. In den alten Bundeslän- finanziellen Zuschüssen.“ Nach einem Jahr dern hatte sich das Modell der häuslichen ABM übernahm die Kirchgemeinde dann Krankenpflege durch die Sozialstationen sieben Gemeindeschwestern in eine Festan- bewährt und wurde in die neuen Bundeslän- stellung. 1994 wurde Pastor Dr. Martin Kuske der eingeführt. Dabei wurde im Einigungsver- zum Landespastor für Diakonie nach trag auch der Vorrang der freien Träger festge- Schwerin berufen, so dass Pastor Burkhardt schrieben. „Dass Kirchgemeinden die Träger- Ebel die Geschäftsführung übernahm. schaft übernehmen konnten, war für uns etwas Neues“, sagt Dörte Bennke. „Damals Dörte Bennke löste im April 1996 Gudrun informierte ich mich mit Gemeindeschwester Poppe, die in den Ruhestand verabschiedet Gudrun Poppe und Pastor Dr. Martin Kuske worden war, als Pflegedienstleiterin ab. Das über die Handhabung von ambulanten Team der Diakonie-Sozialstation Teterow war Diensten in den alten Bundesländern“, fügt inzwischen auf 16 Mitarbeiterinnen ange- sie hinzu. Bereits am 6. Januar 1991 konnte wachsen. Allmählich wurden die Stationsräu- die Diakonie-Sozialstation Teterow in Träger- me zu eng, so dass im September 1998 ein schaft der evangelischen Kirchgemeinde Umbau des ehemaligen Pfarrhauses erfolgte. Teterow eröffnet werden. Ein mutiger Schritt Seitdem sind alle Räume sowie der Eingang auf bisher unbekanntem Terrain. Im ehema- zur Station behindertengerecht gestaltet. Im ligen Pfarrhaus, in der Predigerstraße 2, Jahr 2001 eröffnete die AWO das Betreute wurden die Räume bezogen. Sechs Gemein- Wohnen in Teterow. Auch dort ist die Diako- deschwestern und drei Krankenschwestern nie-Sozialstation Teterow in die Pflege der übernahm der Träger und stellte diese Bewohner integriert. zunächst über Arbeitsbeschaffungsmaß- nahmen (ABM) an. Die Leitung übernahm Das Jahr 2004 begann für die Diakonie-So- Gudrun Poppe. Geschäftsführer war Pastor zialstation Teterow mit einem Trägerwechsel Dr. Martin Kuske. zum Diakonieverein Güstrow e.V. 25 Mitarbei- terinnen waren zu dem Zeitpunkt in der Nicht einfach gestalteten sich die Bedin- Station beschäftigt. Die Sozialstation befand gungen für die neu errichtete Diakonie-Sozial- sich im Wachstum und weitere Bereiche station. Angefangen bei dem noch fehlenden sollten erschlossen werden. Doch die Kirch- Dienstfahrzeug bis hin zu finanziellen Eng- gemeinde konnte dieses auf die Dauer nicht pässen. „Große Unterstützung erhielten wir mehr leisten. „Professionelles Management vom Diakonischen Werk Rendsburg sowohl in war gefragt, denn für Pastor Ebel war es nicht materieller als auch arbeitsorganisatorischer mehr möglich, die Geschäfte nebenbei zu Hinsicht. So luden die Rendsburger fast alle führen“, erzählt Dörte Bennke. Die evange- Leben im Alter Schwestern auf Achse 25

lische Kirchgemeinde musste sich von der Verantwortlichen die Aufgaben der Leitung Sozialstation trennen. neu, führten das Controlling ein und erschlos- sen neue Geschäftsfelder. Seit dem 1. August 2005 steht den fünf Dia- konie-Sozialstationen in Teterow, Güstrow, Am 8. Juni 2006 eröffnete die Diakonie-So- Bützow, Schwaan und Röbel zur Organisation zialstation Teterow eine Tagesbetreuung von und Koordination der Arbeit Frauke Conradi Demenz-Kranken in der Goethestraße. Das zur Seite. „Es zeigte sich, dass es den Team der Sozialstation wuchs weiter auf 35 Sozialstationen seit dem Rückzug des Landes Mitarbeiter an. Wieder wurden die Räumlich- und der Kommunen aus den Förderungen keiten in der Predigerstraße zu eng. Ein Um- wirtschaftlich nicht mehr gut ging. Sie zug war dringend notwendig. „Lange hatten mussten neu strukturiert werden, um den wir nach neuen Räumen Ausschau gehalten. Forderungen des Marktes gewachsen zu sein, Letztendlich fiel die Entscheidung auf einen aber gleichzeitig auch ihrem Anspruch an „Seitenwechsel“. Im September 2008 tausch- soziale-diakonische Arbeit treu zu bleiben“, ten die Diakonie-Sozialstation und die sagt Frauke Conradi. Deshalb beschrieben die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe (KISS) ihre Räume. Somit konnte der Standort Diakonie-Sozialstation Teterow erhalten bleiben“, berichtet Dörte Bennke. 26 Schwestern auf Achse Leben im Alter

Diakonie-Sozialstation Bützow

Mit der Wende war die pflegerische Versor- gung der Bevölkerung in der Stadt Bützow und den umliegenden Gemeinden nicht ge- sichert. Die Verantwortung für diese Versor- gung lag nun bei den Kommunen. Es gab eine Ausschreibung. Das Deutsche Rote Kreuz, die Kirchgemeinde und die Volkssolidarität hatten sich beworben. Die neu gegründete Sozialsta- tion Bützow wurde von der evangelischen Kirchgemeinde der Stadt Bützow getragen. Ehemalige Gemeindeschwestern begannen 1991 mit der Versorgung von alten und kranken Menschen. „In der Anfangsphase waren manche Schwierigkeiten zu meistern“, erinnert sich Heidi Thoben.

Am 7. April 1991 wurde die Sozialstation im Ellernbruch 25 in Bützow unter der Leitung von Heidi Thoben offiziell eröffnet. Die Arbeit Derzeit beschäftigt die Diakonie-Sozialstation begann mit sechs ehemaligen Gemeinde- Teterow 60 Mitarbeiter und Pflegedienstleite- krankenschwestern. Die Geschäftsführung rin Dörte Bennke war wieder auf der Suche übernahm Pastor Friedemann Preuss. nach geeigneten Räumen. Ein alter Speicher „Von Anfang an war die Sozialstation in die direkt neben dem Haus der Sozialstation Kirchgemeinde Bützow mit eingebunden“, konnte gefunden werden Die Sanierung des erzählt Heidi Thoben. „Die Seniorenarbeit Speichers durch eine Investorengemeinschaft wurde dabei intensiv gestaltet. Der enge aus Rostock, in dem die Diakonie-Sozial- Kontakt zur Kirchgemeinde ist über die Jahre station dann in der unteren Etage Mieter ist, gewachsen und bis heute aufrechterhalten begann schon Ende Oktober 2010. „Wir worden.“ hoffen, dass wir im Juli 2011 umziehen können“, sagt Dörte Bennke. „Auch ein 1996 zog die Sozialstation in neue Räume größeres Projekt für die Tagespflege in in der Bahnhofstraße 12 in Bützow. Im Jahr Teterow ist gerade in Arbeit. Wir sind optimi- 2000 erfolgte der Umzug in das Hospital am stisch und schauen hoffnungsvoll in die Pferdemarkt 5. In diesem Haus fühlen sich die Zukunft“, fügt sie hinzu. Mitarbeiterinnen wohl.

Wegen des zunehmenden Aufgabenspek- trums des ambulanten Dienstes, entschied Leben im Alter Schwestern auf Achse 27

Diakonie-Sozialstation Bützow 2004 die Tagesbetreuung für Menschen mit Demenz entwickelte. Dieses Modell diente als sich die Kirchgemeinde Mitte der neunziger Vorbild für die anderen Diakonie-Sozialstati- Jahre dafür, einen anderen Träger für die onen. Die Diakonie-Tagespflege wurde im Sozialstation zu suchen. „Die Aufgaben April 2010 in der Warnowklinik unter der wurden immer mehr und waren vom Pastor Leitung von Simone Piske eröffnet. allein nicht mehr zu bewältigen, so dass mit Beginn des Jahres 1995 der Diakonieverein „Wir sind immer auf der Suche nach neuen Güstrow e.V. die Trägerschaft übernahm“, Leistungsangeboten, um den Bedarf, der in berichtet Heidi Thoben. Bützow und Umgebung vorhanden ist, zu decken“, so Heidi Thoben. „Geplant ist unter Im Jahr 2001 kam es zur Übernahme des anderem, eine zweite Diakonie-Tagespflege zu Pflegedienstes Lindner, wodurch die Anzahl errichten.“ Derzeit sind 42 Mitarbeiterinnen der Patienten, aber auch der Mitarbeiter und Mitarbeiter täglich für Menschen im deutlich anstieg. Einsatz.

Auch die Arbeit entwickelte sich weiter und es entstand die Idee, Demenzkranke zu be- treuen. Zunächst wurden kleine Betreuungs- gruppen eingerichtet, aus denen sich im Jahr 28 Schwestern auf Achse Leben im Alter

Diakonie-Sozialstation Röbel hatte die Station ihr Domizil im Verbund des Betreuten Wohnens und des Diakonie-Pflege- Die Diakonie-Sozialstationen wurden nach heimes Röbel in der Seebadstraße 40. Neben dem Zusammenbruch der DDR neu gegrün- der Pflege und Betreuung der Bewohner det bzw. gingen aus den Gemeindeschwe- konnten aber zunehmend Kunden in Röbel sternstationen hervor. Die Sozialstationen und im Umland der Stadt gewonnen werden. schossen damals wie Pilze aus dem Boden. Seit 2003 ist die Sozialstation stets gewach- Ein Jahrzehnt nach dieser Gründungswelle sen, immer mehr Kunden kamen hinzu und entschied sich der Diakonieverein Güstrow neue Mitarbeiter wurden eingestellt. Melanie e.V., eine weitere Diakonie-Sozialstation in Sudbrock aus der Diakonie-Sozialstation Röbel zu eröffnen. Ziel war es, auch in der Teterow übernahm im Oktober 2005 die Region Röbel ein vernetztes Dienstleistungs- Pflegedienstleitung und begleitete die angebot im sozialen Bereich anzubieten. Umstrukturierung sehr erfolgreich. Am 1. Eröffnet wurde die Diakonie-Sozialstation am Oktober 2007 übergab sie die Leitung an Grit 1. Oktober 2001 mit drei Mitarbeiterinnen Mense, die neue Pflegedienstleiterin, und unter der Leitung von Gisela Buchholz. Zuerst kehrte nach Teterow zurück. Zehn Mitarbeiter waren zu der Zeit in der Diakonie-Sozialsta- Diakonie-Sozialstation Röbel tion angestellt. Leben im Alter Schwestern auf Achse 29

Im Februar 2008 fand der Umzug in die Stadt, in die Straße des Friedens 39, statt. „Durch die neuen Räumlichkeiten in der Stadt, woll- ten wir für die Einwohner besser erreichbar sein. Außerdem dachten viele, dass wir zum Pflegeheim dazu gehören würden und haben uns nicht als selbstständige Einrichtung gesehen“, erklärt Grit Mense, Leiterin der Diakonie-Sozialstation und Tagespflege in Röbel.

Am 1. Mai 2010 eröffnete die Diakonie-Sozial- station eine Tagespflege im Gebäude des Diakonie-Pflegeheimes Röbel. „Damit wird eine Betreuungslücke zwischen der häus- lichen und der Pflege in einem Heim ge- schlossen”, erklärt Frauke Conradi, Leiterin der Ambulanten Dienste. „In dieser Vernet- Grundsteinlegung zum Neubau des zung der Angebote sehe ich eine Chance Betreuten Wohnens in Bad Sülze. sowohl für die Diakonie-Sozialstation als auch für das Diakonie-Pflegeheim“, fügt Vorstand Ambulanter Hospizdienst Christoph Kupke hinzu. Christophorus

Der ambulante Hospizdienst Christophorus Betreutes Wohnen Bad Sülze der Caritas in Güstrow wurde im Februar 2002 von Wilhelm Reichel ins Leben gerufen. Nach Am 25. Oktober 2003 übergab das Architek- seiner Verabschiedung in den Ruhestand turbüro Strüwing das Betreute Wohnen in Bad übergab am 1. März 2006 Wilhelm Reichel die Sülze offiziell an den Bauherrn, den Diakonie- Leitung an Heidi Hahnemann. Im Verlaufe der verein Güstrow e.V. Es bietet insgesamt Jahre wurde das Angebot der ambulanten 29 Wohnungen für ältere Menschen. Sterbebegleitung immer stärker in Anspruch genommen. Deshalb schlossen die Caritas „Bereits im August 2003 wurde unsere Ein- Mecklenburg e.V. und der Diakonieverein richtung im Scheunenviertel bezogen. Alle Güstrow e.V. einen Kooperationsvertrag zur Mieter hatten schon sehnsüchtig auf diesen personellen Zusammenarbeit und unterzeich- 15. August gewartet“, erzählt Gertrud neten diesen am 1. Oktober 2007. Schon Lohrmann. „Durch den Neubau ist ein Haus vorher hatten beide Organisationen an diesem entstanden, in dem sich die Bewohner wohl ökumenischen Projekt unter dem Leitsatz fühlen und in Geborgenheit leben können“, „Das Sterben gehört zum Leben dazu“ fügt sie hinzu. zusammengearbeitet. 30 Sicherheit und Service Leben im Alter

Sicherheit und Service

Haus-Service-Ruf

Der Diakonieverein Güstrow e.V. bietet für Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Schleswig-Holstein und Berlin den Haus- Service-Ruf an. In einer Notsituation vermittelt dieser zu Hause und unterwegs schnelle Hilfe – ganz einfach per Knopfdruck.

Angefangen hatte alles ganz klein am 2. Juni 1998 im Gästezimmer des Diakonie-Pflege- heimes Am Rosengarten in Güstrow mit vier Mitarbeitern, die zunächst über Strukturan- passungsmaßnahmen (SAM) angestellt waren. Leiterin war damals Marita Koch. Bereits 1999 investierte der Diakonieverein in neue Haus-Service-Ruf Kommunikationstechnik. Alle Mitarbeiter absolvierten einen 10-monatigen Software- lehrgang, um die Rufzentrale fachgerecht verbuchen. Heute haben wir ca. 2.700 bedienen zu können. Kunden.“

Im Juli 1999 zog der Haus-Service-Ruf in den Seit dem 1. März 2010 gehört der Haus-Ser- Buchenweg 1/2 um. Fünf Jahre später wurde vice-Ruf neben den Diakonie-Sozialstation die Notrufzentrale in das Betreute Wohnen in und dem Betreuten Wohnen zum Bereich der Schnoienstraße 11/12 verlegt und seit der ambulanten Dienste und wird von Frauke dem 18. November ist sie am Platz der Conradi geleitet. Einrichtungsleiter ist seit Freundschaft 14 a zu finden. dem 8. März 2010 Florian Zeddies.

Am 1. Juni 2001 übernahm Margit Haack die Leitung. Vier Jahre später besetzte Sabine Heinrich diese Position. „Im Laufe der Jahre konnte sich unser Angebot immer weiter aus- breiten“, berichtet Sabine Heinrich. „Es hatte jedoch einige Zeit gekostet, bis der Haus- Service-Ruf bekannt wurde. Im ersten halben Jahr konnten wir zunächst nur 20 Anschlüsse Leben im Alter Gemeinsam statt einsam 31

Gemeinsam statt einsam

Seniorenclubs Miteinander der AWG untergebracht. Doch die Räumlich- und Zuversicht keiten erwiesen sich als nicht altengerecht. Viele Clubmitglieder konnten die hohe Treppe In Zeiten, in denen die Menschen immer älter nicht ohne Hilfe benutzen. Nach langer Suche werden, wird auch die Arbeit für und mit trifft sich der Seniorenclub Zuversicht seit Senioren immer wichtiger. Am 1. September Dezember 2008 in neuen Räumen am Platz 1999 richteten die Wohnungsgesellschaft der Freundschaft 14 a. Auch dieser Senioren- Güstrow (WGG) und der Diakonieverein club bietet Gemeinsamkeit, Unterhaltung und Güstrow e.V. im Stadtteil Distelberg, wo viele Anregung. Um den „Club-Charakter“ zu ältere Menschen zu Hause sind, eine Woh- fördern können die Teilnehmer auch eigen- nung als Treffpunkt ein. Ziel des Senioren- ständig Veranstaltungen planen und durchfüh- clubs Miteinander ist es, ältere Menschen aus ren. ihrer Vereinsamung herauszuholen, ihnen eine Abwechslung zu bieten. „Die Zusammenarbeit mit der WGG stellt ein sehr gutes Modell dar, C@fé InterNet(t) wie man in Zukunft die Aufgaben im sozialen Bereich bewältigen kann. Firmen mit unter- Die Idee, eine Begegnungs- sowie Bildungs- schiedlichen Professionen bündeln ihre stätte im EDV-Bereich, insbesondere für ältere Kompetenzen zum Wohle Dritter“, sagt Menschen zu schaffen, entstand bereits im Christoph Kupke. Im Laufe der Jahre hat sich Jahr 2000 im Diakonieverein Güstrow e.V. der Seniorenclub zu einer wichtigen Anlauf- Inhaltlich sollte die Seniorenarbeit entwickelt stelle für die ältere Generation entwickelt. werden. Andreas Hammermeister wurde im Fünfmal die Woche gibt es hier die Möglich- September 2001 eingestellt, um dieses keit der gemeinsamen Freizeitgestaltung. Für Projekt voranzubringen, es zu konzipieren und reiselustige Senioren entstand am 22. Juli schließlich zu leiten. 2003 ein Reise-Treff, der Tagesfahrten anbietet. Der erste Ausflug führte zur Interna- Als möglicher Standort für das geplante tionalen Gartenbauausstellung (IGA) nach Internetcafé fiel die Entscheidung schnell auf Rostock. die Südstadt. Dort gab es zum damaligen Zeitpunkt noch keine Begegnungs- und Der Seniorenclub Zuversicht in der Güstrower Beratungsstellen des Diakonievereins. Südstadt existiert seit dem 21. Januar 2005. Auch in diesem Wohngebiet lebt ein großer Passende Räumlichkeiten wurden im Januar Anteil von Menschen in höherem Lebensalter. 2002 bei der Wohnungsgesellschaft Güstrow In den ersten Jahren war der Seniorenclub in (WGG) gefunden. Nach dem Abschluss eines der Friedrich-Engels-Straße in den Räumen Mietvertrages konnte der Umbau der ehe- 32 Gemeinsam statt einsam Leben im Alter

Geschäftsstelle maligen Filiale der Ostseesparkasse in der Friedrich-Engels-Straße beginnen. Mit zweimonatiger Verzögerung öffnete das C@fé gegangen. Nicht gelungen ist es, Ehrenamt- InterNet(t) am 1. Oktober 2002 seine Türen liche zu finden.“ „Nach zwei Jahren des und bot vor allem Senioren Hilfestellungen Betriebes der Einrichtung mussten wir leider im Umgang mit Computer und Internet sowie feststellen, dass wir nicht genügend Kunden Schulungen an. Außerdem konnten Bera- für den Bildungsbereich bzw. ausreichend tungsangebote unter anderem zu den Themen Fördermittel für den Begegnungsbereich Sucht und Drogen, Schuldenregulierung, gewinnen konnten“, sagt Christoph Kupke. Jugendgerichtshilfe und Betreutes Wohnen Das Internetcafé wurde am 31. März 2005 durch Mitarbeiter des Diakonievereins geschlossen. Güstrow e.V. unterbreitet werden.

„Mit großer Euphorie sind wir damals an die Planung des Internetcafés herangegangen“, berichtet Dieter Merz. „Doch wir sind mit unseren Erwartungen wohl zu hoch heran- Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel 33

Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel

Wichernhof Dehmen kaum staatliche Heime, noch Förderpro- gramme bzw. Tagesförderstätten. Der Wichernhof in Dehmen ist eine diakoni- sche Einrichtung, die im Rahmen des ersten „Der behinderte Mensch, besonders Men- Sonderbauprogrammes des Diakonischen schen mit einer geistigen Behinderung waren Werkes der Evangelischen Kirchen in der DDR zu DDR-Zeiten überhaupt nicht im Blick der gebaut wurde. Grund des Baus dieser und sozialistischen Gesellschaft“, erklärt Klaus sieben ähnlicher Behinderteneinrichtungen Weckwerth, der den Wichernhof von 1972 bis von 1970 bis 1975 war der enorme Bedarf an 2001 leitete. „So gab es allein im Bezirk Heimplätzen und die damit verbundene Schwerin Anfang der siebziger Jahre eine Versorgung und Betreuung von Menschen mit Aufnahmeliste von ca. 500 Kindern mit einer schwerer geistiger Behinderung, die damals geistigen Behinderung, die alle noch im nicht gegeben war. Nur ein kleiner Teil wurde Elternhaus lebten, nur sehr unzureichend in den Bezirksnervenkliniken betreut. Es gab betreut wurden und dringend auf einen Heimplatz warteten. Wichernhof Dehmen 34 Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel

Aus dieser Not heraus wurde das Sonderbau- programm in Gang gesetzt. Der Bau des Wichernhofes musste von der Partnerkirche in Bayern finanziert werden, da staatliche Mittel nicht zur Verfügung standen.“

Auf dem Gelände des Wichernhofes wurden im ehemaligen Schulgebäude Menschen mit geistiger Behinderung schon bereits seit 1966 durch den Diakon Otto Manns und dessen Frau betreut. Mit den wenigen Plätzen wurde dem Versorgungsbedarf natürlich in keinster Weise entsprochen. Am 30. April 1973 konnte der Neubau in Dehmen sowie ein Wirtschafts- gebäude durch den damaligen Landesbischof Dr. Heinrich Radtke feierlich übergeben und die Gesamteinrichtung unter dem Namen ‚Wichernhof’ eingeweiht werden. „54 Kinder mit schwerer geistiger Behinderung konnten nun direkt aus ihren Elternhäusern auf dem Wichernhof aufgenommen werden“, erinnert sich Klaus Weckwerth. „Sie lebten von nun an mit einem Familienleiter oder einer Familien- leiterin nach dem Wichernprinzip in soge- nannten Familien.“ Dabei hatte das Diako- nische Werk von Anfang an eine Reha- bilitationskette geplant. „Der Wichernhof war als Nachfolgeeinrichtung für das Clara-Dieck- hoff-Haus in Güstrow vorgesehen, wo seit 1966 Kinder und Jugendliche mit einer schweren geistigen und Mehrfachbehinde- rung aufgenommen und betreut wurden“, erzählt Klaus Weckwerth. „Wir waren damit die Nachfolgeeinrichtung, die Kinder und Jugendliche mit Behinderungen aufnehmen konnte.“

In der DDR war die Betreuung von Menschen mit Behinderungen fachlich dem Ministerium für Gesundheitswesen unterstellt. So stand Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel 35

Gründung der Behindertenhilfe im Kirchenkreis Güstrow e.V.

Mit der Gründung des Diakonievereins des Kirchenkreises Güstrow e.V. wurden der Wichernhof Dehmen, das Elisabeth-Haus in Werle und das Clara-Dieckhoff-Haus in Güstrow am 1. Januar 1991 in dessen Trägerschaft übernommen. Aber die leitenden Mitarbeiter der Einrichtungen für Menschen mit einer geistigen Behinderung drängten darauf, für die bestehenden Einrichtungen der Behindertenhilfe einen eigenen Verein zu gründen. Damit sollte die Eigengewichtigkeit dieser diakonischen Arbeit stärker ins Blickfeld gerückt werden und das eigene Profil jeder Einrichtung bewahrt werden.

So wurde am 27. September 1991 unter der Leitung des damaligen Landespastors Gerhard Kayatz der Verein der Behindertenhil- fe im Kirchenkreis Güstrow e.V. gegründet, Wichernhoftaufe von Gerd Koslowski durch dessen ehrenamtlicher Vorstand Pastor Folker Pastor Folker Hachtmann 1987. Hachtmann wurde. Am 9. November 1992 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister. eigentlich nur die Pflege und Versorgung im „Eine Beratergruppe – die Wirtschaftsbera- Vordergrund. „Der Slogan ,Sauber, satt und tungsgesellschaft für soziale Unternehmen still‘ war eine traurige Tatsache und zeigte, und Einrichtungen mbH – reiste Ende 1992 dass der Staat für dieses Klientel eigentlich aus Stuttgart an und empfahl, dass ein nicht mehr zu tun gedachte. Erst ab 1976 Geschäftsführer notwendig sei“, erinnert sich wurde darauf hingewiesen, dass die Betreu- Pastor i. R. Folker Hachtmann. „Aber es fehlte ung von Menschen mit geistiger Behinderung an Kenntnissen, es fehlte an Erfahrungen, es immer und zuerst eine pädagogische Arbeit fehlte an Geld“, fügt er hinzu. ist, eine Bildungsarbeit mit dem Ziel, diese Menschen zu einem relativ selbständigen Zum Jahresende 1993 löste der Diakonie- Leben zu befähigen. Diesen pädagogischen verein den Vertrag mit dem Geschäftsführer Ansatz haben alle diakonischen Einrichtungen Kurt Voigt auf. „Damals wurde der Gedanke in der DDR im Gegensatz zu den staatlichen ausgesprochen, ob es nicht einen Weg gebe, Einrichtungen von Anfang an konsequent dass die Aufgabe eines Geschäftsführers im verfolgt“, so Klaus Weckwerth. Diakonieverein und in der Behindertenhilfe 36 Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel

von einer Person wahrgenommen werden dadurch, dass der Diakonieverein die Behin- könnte“, erzählt Pastor i. R. Folker Hacht- dertenhilfe aufnimmt.“ Zum 1. Januar 1996 mann. Doch als die Bitte an einen neu wurde die Verschmelzung der Behindertenhil- gewählten Geschäftsführer herangetragen fe im Kirchenkreis Güstrow e.V. mit dem wurde, zog dieser kurzfristig seine Zusage Diakonieverein des Kirchenkreises Güstrow zurück. Schließlich erklärte sich Dieter Merz e.V. wirksam. bereit, die Geschäftsführung sowohl für den Diakonieverein als auch für die Behinderten- Mit der Wende hat sich für den Bereich der hilfe zu übernehmen. Christoph Kupke, der zu Behindertenhilfe vieles grundlegend verän- diesem Zeitpunkt der Verwaltungsleiter der dert. Die Behindertenhilfe stand vor der Behindertenhilfe war, übernahm die Verwal- Aufgabe eines Neubeginns im Hinblick auf tungsaufgaben für beide Vereine. Schon bald Konzepte und Finanzierung. Das Bundesso- beschlossen die Vereine, eine Vereinbarung zialhilfegesetz wurde verbindlich und damit über die Zusammenarbeit zu erstellen. Am 22. der Eingliederungshilfeauftrag. Menschen August 1995 lag der Entwurf eines Verschmel- haben damit einen Rechtsanspruch auf die zungsvertrages vor. Die Präambel lautet: „Mit Eingliederung in die Gesellschaft. Unter diesem Vertrag wird der Diakonieverein mit anderem wurde eine klare Trennung von der Behindertenhilfe verschmolzen, und zwar Wohn- und Arbeitsbereich angestrebt, um eine möglichst weitgehende Normalisierung Ambulant begleitetes Wohnen der der Lebensverhältnisse zu schaffen. Behindertenhilfe Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel 37

Bis Anfang der neunziger Jahre war die Werk- bäudes, das sich bisher aus betreuten statt/Arbeitstherapie auf dem Wichernhof. Die Männern des Domgutes zusammensetzte, Bewohner wurden auf dem Domgut und im und der Umbau und die Rekonstruktion des hauswirtschaftlichen Bereich eingesetzt. 1992 Hauptgebäudes, in dem sechs in sich abge- folgte die Gründung der Güstrower Werkstät- schlossene Wohneinheiten mit 54 Plätzen für ten GmbH. Seitdem ist der Wichernhof nur geistig behinderte Erwachsene entstanden. ausschließlich eine Wohneinrichtung für Das Clara-Dieckhoff-Haus wurde, nachdem Menschen mit einer geistigen Behinderung im es von August 1995 bis November 1997 leer Erwachsenenalter. „Nach der Wende hat sich stand, umgebaut und modernisiert und wird die Qualität der fachlich-inhaltlichen Arbeit um seit Herbst 1998 als psychosoziales Wohn- eine Vielfaches erhöht“, sagt Klaus Weck- heim genutzt. Die ehemaligen Bewohner des werth. „In der DDR war das Fachpersonal Clara-Dieckhoff-Hauses zogen 1995 in das sehr begrenzt und wir mussten vor allem mit neu gebaute Haus Jericho auf den Wichern- Hilfskräften arbeiten. Doch mit der Schließung hof um. vieler Kindergärten Anfang der neunziger Jahre kamen viele Erzieher zu uns, die eine Mit Einführung der Pflegeversicherung 1995 gute pädagogische Grundausbildung hatten wurde auf Landesebene der Anspruch auf und die bei uns eine heilpädagogische Eingliederungshilfe für Menschen mit einer Zusatzqualifikation erhielten.“ schweren geistigen Behinderung angefragt. Da für diesen Personenkreis angeblich wieder Auch im technischen Bereich nahm die die Pflege im Vordergrund stehen sollte, Behindertenhilfe neue Herausforderungen an. wurden landesweit Versorgungsverträge mit Der Wichernhof war die erste Einrichtung in den Pflegekassen abgeschlossen. Das betraf Mecklenburg-Vorpommern, die bereits 1994 auch 60 Bewohner auf dem Wichernhof. komplett mit Computern ausgerüstet war. Die Personell und finanziell sind die Einrichtungen Planung und Dokumentation der Betreuungs- damit besser ausgestattet worden. Nur und Pflegeleistungen wurde schrittweise auf bedeutete dieser Schritt ein Rückschritt in den PC umgestellt. Richtung pflegerischer Versorgung. Seither werden auf dem Wichernhof ein Wohnheim In den neunziger Jahren erfolgten auf dem und eine Wohnpflegeeinrichtung mit insge- Gelände des Wichernhofes auch zahlreiche samt 121 Plätzen betrieben. Neben dem bauliche Veränderungen. So wurde unter Pflegebereich konnte ein Tagesförderbereich anderem ein Neubau für 16 Menschen mit aufgebaut werden. schwersten mehrfachen Behinderungen schon in der Wendezeit fertig gestellt, das so genannte Haus Nazareth. Der Wohnstandard Wohnheim Kastanienstraße konnte damit deutlich aufgewertet werden, obwohl die Heimmindestbauverordnung keine Das Wohnheim Kastanienstraße diente jahr- Berücksichtigung fand. Des Weiteren erfolg- zehntelang unter dem Namen Domaltersheim ten die Sanierung des ehemaligen Schulge- als Altenpflegeheim. Gebaut wurde es 1936 38 Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel

Wohnheim Kastanienstraße Güstrow fiel ihnen sehr schwer“, berichtet Andreas Zobel, Bereichsleiter der Behinder- und 14 Jahre später der Domgemeinde tenhilfe und Sozialpsychiatrie. „Doch von der gestiftet. Da das Haus als Pflegeeinrichtung deutlich besseren Wohnqualität und den tollen jedoch nicht weitergeführt werden konnte, Angeboten in Güstrow waren die Damen dann ordnete man es 1997 dem Fachbereich der sehr schnell überzeugt“, fügt er hinzu. Die Behindertenhilfe zu und baute es zu einem Männer lebten zuvor in einer Wohngruppe in Wohnheim um. Für den Bereich der Behinder- den Feierabendhäusern in der Güstrower tenhilfe erfüllte sich damit ein großer Wunsch, Burgstraße. „Ihre Wohnbedingungen in dem denn endlich konnten Menschen mit Behinde- alten Fachwerkhaus waren äußerst beschei- rungen aus dem ländlichen Werle im Jahr den gewesen“, so Andreas Zobel. 2000 in die städtische Gemeinde integriert werden und deren Wohnstandard deutlich verbessert werden. Elisabeth-Haus in Werle

Derzeit leben 45 Frauen und Männer im Das Elisabeth-Haus in Werle war ursprünglich Wohnheim Kastanienstraße. „Die Frauen, die dafür gedacht, junge Mädchen durch hier nun wohnen, lebten über viele Jahre im Schwestern aus dem Bibelhaus-Malche – Elisabeth-Haus in Werle. Der Umzug nach einem freien Werk innerhalb der Evangeli- Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel 39

schen Kirche – in diakonischen Arbeitskursen die letzten beiden Malche-Schwestern Helga auszubilden. Die meisten Mädchen kamen Blumenstengel und Esta-Maria Zimmermann nach Beendigung der achten Klasse und ihren Dienst im Elisabeth-Haus in Werle. nutzen die sogenannte Vordiakonie als Über- gangszeit zwischen Schul- und Berufsausbil- dung. Doch mit Einführung der 10-jährigen „Das Nest“ in Boitin Schulpflicht in der DDR nahmen immer weni- ger Mädchen an den diakonischen Kursen Die Lebens- und Wohngemeinschaft „Das teil. Der letzte Kurs fand 1969 statt. Neben Nest“ entstand im Sommer 1987 in Träger- der Vordiakonie wurden auch Mädchen mit schaft des Diakonischen Werkes im ehema- geistigen Behinderungen im Elisabeth-Haus ligen Pfarrhaus zu Boitin. Ziel war es gewe- betreut. Diese Arbeit ging auch nach Auflö- sen, ein Förderheim für Menschen mit Behin- sung der diakonischen Kurse weiter. Insge- derungen zu errichten, um ein zusätzliches samt hatten die Malche-Schwestern 40 Mäd- Angebot zur Entlastung des Clara-Dieckhoff- chen und Frauen mit geistigen Behinderungen Hauses in Güstrow und des Wichernhofes in im Elisabeth-Haus aufgenommen. Dehmen zu schaffen. Leiter des Hauses war Martin Killat. Nach dem sogenannten 1992 übernahm der Wichernhof in Dehmen Arche-Prinzip lebten Menschen mit einer den Heimbereich des Elisabeth-Hauses in Trägerschaft. Vier Jahre später beendeten Elisabeth-Haus in Werle 40 Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel

geistigen Behinderung gemeinsam mit Dieter Merz. Nach langer Suche trat Andreas Menschen ohne Behinderung, die diese Zobel am 1. April 2001 die Nachfolge an. betreuend begleiteten, in einer Hausgemein- schaft zusammen. Finanziert wurde die Ein- Inzwischen ist die Entwicklung der Behinder- richtung über einen Pflegekostensatz der tenhilfe weiter gegangen. Die inhaltliche Behindertenhilfe im Kirchenkreis Güstrow e.V. Ausrichtung hat sich geändert. „Jeder Mensch – auch jeder Mensch mit einer Seit Bestehen der Behindertenhilfe im Behinderung – hat das Recht auf Selbstbe- Kirchenkreis Güstrow e.V. legte „Das Nest“ stimmung und gesellschaftliche Teilhabe. großen Wert darauf, seine Eigenständigkeit zu Ziel sind die Herstellung gleichwertiger erhalten. Dazu gehörte auch die Unabhängig- Lebensverhältnisse und die Einbindung von keit von jeglicher kirchlicher und konfessio- Menschen mit Behinderung in die Gemeinde. neller Bindung. Durch die Initiative von Martin Das von Professionellen dominierende soziale Killat entstand am 20. März 1993 der Verein Netzwerk soll ersetzt werden durch ein Netz- Großes Leben e.V., Verein zur Förderung des werk sozialer Beziehungen. Selbst bestimmt kulturellen Lebens auf dem Lande. Daraufhin Leben bedeutet für Menschen mit einer wurde ein Antrag auf die Entlassung aus der Behinderung, dass sie selbst entscheiden, wo Trägerschaft der Behindertenhilfe im Kirchen- und wie sie leben und dies mit mehr oder kreis Güstrow e.V. gestellt. Mit dem 1. Januar weniger Unterstützung auch können“, sagt 1995 begann in der Lebens- und Wohnge- Andreas Zobel. meinschaft dann die langersehnte Selbstver- waltung. „Damit“, so Martin Killat damals in Im Jahr 2005 hat die Behindertenhilfe ihr einem Zeitungsinterview, „sind wir – zumin- eigenes Einrichtungsleitbild erstellt. In diesem dest in Mecklenburg – die ersten, die Ganz- Leitbild wird die Grundhaltung verdeutlicht, tagsbetreuung für Menschen mit einer geis- nach der sich die Einrichtungen der Behinder- tigen Behinderung außerhalb der Wohl- tenhilfe in allen Tätigkeiten nach Außen und fahrtsverbände praktizieren.“ nach Innen orientieren. Die biblische Aufforde- rung „Dienet einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat“ (1. Petrus 4,11) ist Perspektivwechsel in der zum Leitsatz für das Zusammenleben und Behindertenhilfe -arbeiten von Menschen mit und ohne Be- hinderungen gewählt worden. „Dieser bibli- Am 1. September 2000 trat Klaus Weckwerth sche Auftrag bedeutet für uns einen Haltungs- nach 28 Dienstjahren offiziell den Ruhestand wechsel: Es ist unser Ziel, Hilfe als eine an. Zugleich erfolgte die Einführung einer Assistenz zu verstehen, die jedem Menschen Nachfolgerin, von der sich der Diakonieverein Selbstbestimmung und Handlungsmöglich- aber bereits nach einem Monat trennte. keiten zutraut und ermöglicht und sich damit „Dankenswerterweise hatte Herr Weckwerth von dem alten Muster der Bevormundung und sich bereit erklärt, noch einmal aus seinem Bemächtigung (Ich weiß doch, was gut für Ruhestand zurückzukommen“, erinnert sich dich ist!) löst“, erklärt Andreas Zobel. Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel 41

Assistenz bedeutet für die helfende Bezie- men einer MDK-Prüfung (2003) eine strikte hung, dass der Helfende den Hilfebedürftigen Trennung zwischen den beiden Bereichen dabei unterstützt, seine selbstgewählten Ziele (räumlich und personell). Weiterhin gab es zu verwirklichen. Ausgangspunkt der Assis- keine Einigkeit über das Qualifikationsprofil tenzleistungen ist die von dem behinderten der Mitarbeiter. In der Folge hatte der Menschen gewünschte Form der Alltags- Diakonieverein Güstrow gegen die Landesver- begleitung. Die professionelle Haltung im bände der Pflegekassen geklagt, um eine Umgang mit Menschen mit einer Behinderung räumliche Trennung von Menschen in der hat sich dahingehend geändert, dass der Pflege und Eingliederung zu vermeiden. Im Focus auf die Förderung von Potentialen der Einigungsverfahren konnte sich der Diakonie- Selbstorganisation und des gemeinschaft- verein Güstrow im Jahr 2009 mit den Pflege- liches Handelns gelegt wird. kassen dazu abstimmen, dass eine buchhal- terische Trennung ausreicht. Das Hilfeplansystem wurde entsprechend dieser professionellen Ausrichtung umgestellt. Heilerziehungspfleger wurden als Fachkräfte Die Nutzer übernehmen damit eine aktive in der Pflege anerkannt. Der „Erzieher“ erhält Rolle als Experten in eigener Sache in der weiterhin in der Pflege, trotz Zusatzqualifikati- Hilfeplanung. Mit der Einführung eines on, keinen Fachkraftstatus. Case-Managements wird die Hilfeplanung vernetzt und evaluiert. In der Behindertenhilfe ist ein multiprofessio- nelles Team von Bedeutung geworden. Heil- „Mit Menschen mit einer Behinderung aus erziehungspfleger, Altenpfleger, Krankenpfle- dem Bereich Behindertenhilfe wurden ger, Sozialpädagogen und Heilpädagogen Zukunftswerkstätten durchgeführt, in der sie wurden schrittweise eingestellt“, sagt Andreas sich übten, eine aktive Rolle für ihre zu- Zobel. künftige Lebensgestaltung zu übernehmen“, so Andreas Zobel. „Dieser Haltungswechsel In den zurückliegenenden Jahren wurde der konnte und kann von den Mitarbeitern nur Wohnstandard in Richtung Individualisierung, schrittweise vollzogen werden. In Fort- und Privatsphäre, Privateigentum, Ausstattung, Weiterbildungen wurden die Mitarbeiter darin Wahlmöglichkeiten und der Aspekt der gesell- geschult“, fügt er hinzu. Das gesamte schaftliche Teilhabe ins Zentrum der Planung Qualitätsmanagementsystem konnte auf die und Umsetzung gestellt. Der Freizeitbereich Neuausrichtung der inhaltlichen Arbeit hin wurde dahingehend geändert, dass seit 2007 umgestellt werden. ein Erwachsenenbildungskursprogramm in Kooperation mit Bildungsträgern der Region Das zweigegliederte Einrichtungssystem im angeboten wird. Weiterhin wurde ein Reise- Wichernhof Dehmen (Pflege und Eingliede- service in Zusammenarbeit mit anderen rung) hatte der Behindertenhilfe einige Sorgen Trägern aufgebaut, durch den Menschen mit mit den Landesverbänden der Pflegekassen Behinderungen zwischen verschiedenen bereitet. „Die Pflegekassen forderten im Rah- Angeboten selbstbestimmt wählen können. 42 Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel

Menschen mit einer schweren Behinderung nären zur ambulanten Begleitung. Im Jahre wurden in Projekte zur Gestaltung der Außen- 2002 zogen die ersten acht Menschen mit anlagen mit eingebunden, um an ihre Ent- einer Behinderung in die eigene Wohnung um wicklungspotentiale anzuknüpfen. und wurden ambulant betreut. Schrittweise wurden mehr und mehr Bewohner auf eine Gemeinsam mit den CAP-Märkten wurde eine ambulante Betreuung vorbereitet. In der Verkaufsstelle und Cafeteria im Wichernhof Mitarbeiterschaft gab es in der Startphase eingerichtet, damit Bewohner selbständig viele Widerstände, weil zunächst an Familien- einkaufen gehen können. Zusätzlich wird mit strukturen und am Fürsorgegedanken sehr einem internen Taxidienst den Bewohnern das festgehalten wurde. Heute leben ca. 30 Men- Einkaufen in der Stadt ermöglicht. Die Selbst- schen mit einer Behinderung in ihrer eigenen versorgung und damit die Selbstverpflegung Wohnung in Güstrow. Außerdem plant die ist sowohl im Wichernhof als auch im Wohn- Behindertenhilfe für Menschen mit Behinde- heim der Kastanienstraße eine Alternative zur rungen gemeindenahe Wohnangebote, wie Vollversorgung geworden. zum Beispiel in der Güstrower Südstadt. So werden mit der Schaffung und dem Ausbau Wie die älter werdende Bevölkerung altern wohnortnaher Angebote bedarfsgerechte und auch die Bewohner. Zunächst strebte der vernetzte Hilfsangebote entwickelt. Sozialhilfeträger an, dass die Senioren des Wohnheimes Kastanienstraße in eine Alten- Mit der Fusion der Behindertenhilfe und der pflegeeinrichtung umziehen sollten. Doch der Sozialpsychiatrie am 1. Juli 2009 wurde für Diakonieverein Güstrow e.V. konnte für die den Wichernhof ein neues Leitungsteam Senioren im Wohnheim einen separaten eingesetzt: Mathias Thoms als Einrichtungs- Kostensatz nach dem Landesrahmenvertrag leiter und Norbert Wichert als Pflegedienstlei- aushandeln, um ihnen eine angemessene ter. Renaldo H. A. Karsten wurde im April Betreuung und Tagesbegleitung zu gewähr- 2010 in den Vorruhestand verabschiedet. leisten. Über viele Jahre hatte er die Leitung des Wichernhofes als Pflegedienstleiter vertreten. Die baulichen Standards sind in fast allen Als Bereichsleiter ist Andreas Zobel für die Häusern der Behindertenhilfe nach wie vor ein Bereiche Behindertenhilfe und Sozialpsychiat- Problem, trotz der Sanierung in den neunziger rie verantwortlich. Gleichzeitig sind ihm das Jahren. Dem heutigen Wohnstandard kann Wohnheim Kastanienstraße und das Ambulant damit noch nicht entsprochen werden. begleitete Wohnen direkt unterstellt.

Die Ambulantisierung von Wohnangeboten ist Wichtig ist der Behindertenhilfe die Teilhabe sozialpolitisch aber auch trägerbezogen von Menschen mit Behinderungen an allen gewollt gewesen. Im Jahr 2000 wurde mit gesellschaftlichen Bereichen, denn Menschen zwei Trainingswohneinheiten in der Stadt mit Behinderungen benötigen ein Netzwerk Güstrow für acht Bewohner gestartet. Diese von privaten Beziehungen. Die Behinderten- Wohnform ist ein Übergang von der statio- hilfe kooperiert unter anderem mit der Die Behindertenhilfe im Aufbau und Wandel 43

Volkshochschule, der Musikschule, dem und der Gemeinwesenorientierung haben der Kinder- und Jugendkunsthaus und mit Behindertenhilfe eine Neuausrichtung gege- freischaffenden Künstlern. So können die ben. Mit dem Aufbruch der Behindertenhilfe in Bewohner zwischen verschiedenen Kursen das Gemeinwesen vom „Ort zum Leben“ zu der Erwachsenenbildung wählen. Zudem einem „Leben im Ort“ verändern sich die werden Zukunftswerkstätten gemeinsam mit Konzepte und Methoden. Menschen mit Behinderungen durchgeführt.

Aspekte der Selbst- und Mitbestimmung, der persönlichen Assistenz, der Ambulantisierung 44 Psychiatrieerfahrene fordern uns heraus

Psychiatrieerfahrene fordern uns heraus

Psychosoziale Einrichtungen rinnen und Bewohner unter der Leitung von Schloss Matgendorf Gerlinde Synnbold den ersten fertig gestellten Bauabschnitt des Psychiatrischen Pflege- Die langjährige Geschichte des Hauses heimes Schloss Matgendorf. Im September Schloss Matgendorf in Groß Wüstenfelde ist 1994 wurde Diakon Achim Dugge der Ein- geprägt durch zahlreiche Eigentümerwechsel, richtungsleiter und ab März 1996 übernahm Zerstörungen und Wiederaufbauten. Erbaut Frank Lehmann als Bereichsleiter der Sozial- wurde Schloss Matgendorf in den Jahren psychiatrie die Leitung des Hauses. 1852 bis 1856 vom Gutsbesitzer Cuno August Peter von der Kettenburg. Es wurde im Stil Der geschlossene Wohnbereich ist seit April der Neurenaissance errichtet und mit einem 1996 in Betrieb. 19 Menschen mit zeitweili- englischen Garten und einem kleinen See gem Unterbringungsbeschluss leben hier. Um umgeben. Zuvor war das alte barocke den Bedarf an Tagesstrukturierung für diesen Schloss im Jahr 1851 vollständig niederge- Personenkreis abzudecken, wurde die brannt. Die Adelsfamilie von der Kettenburg Psychosoziale Ergotherapie seit 1997 in einer lebte bis zum Jahr 1929 in Matgendorf. Der ehemaligen Tuberkulose-Liegehalle auf dem letzte Graf musste das Schloss und den Park Gelände der Einrichtung durchgeführt. wegen hoher Verschuldung verkaufen. Neue Allerdings war das Gebäude desolat und die Besitzerin wurde die Mecklenburgische Psychosoziale Ergotherapie nur auf sehr Landgesellschaft mbH, die beschloss, dass engem Raum untergebracht. Eine Sanierung fortan katholische Bauern auf dem Land der ehemaligen Liegehalle hätte sich wegen siedeln sollten. Zwischen 1936 und 1944 war des hohen finanziellen Aufwandes nicht im Schloss ein Arbeitslager für junge Frauen, gelohnt. Mehrere Förderanträge für einen die den Bauern im Stall und auf dem Feld Neubau wurden abgelehnt. Da keine öffent- helfen sollten, eingerichtet. Nachdem Schloss liche Finanzierung für einen Neubau realisiert Matgendorf von 1946 bis 1969 als Tuberkulo- werden konnte, wurde über Eigenmittel ein se-Krankenhaus diente, wurde es ein Kinder- Neubau durch die DSG Diakonie Service krankenhaus für körperbehinderte Kinder mit Gesellschaft mbH errichtet. Am 19. Mai 2006 einer angeschlossenen Schule. Nach der wurde das neu erbaute Haus für die Psycho- Schließung im Jahr 1992 übernahm das soziale Ergotherapie eingeweiht. Die Qualität Diakonische Werk das Haus und baute es zu der Arbeit vrbesserte sich dadurch enorm. einem Psychiatrischen Pflegeheim um. 1998 schloss der Diakonieverein einen Ver- Am 1. Juli 1994 übernahm der Diakonieverein sorgungsvertrag mit den Pflegekassen für Güstrow e.V. die Trägerschaft und bereits drei zunächst 28 Plätze ab. Zuvor wurde diese Tage später bezogen die ersten Bewohne- Einrichtung als Eingliederungshilfeeinrichtung Psychiatrieerfahrene fordern uns heraus 45

Psychosoziale Einrichtungen Schloss Matgendorf In den letzten Jahren hat sich die Arbeit im Haus weiter verändert. Im geschlossenen betrieben. Die Bewohner wurden im Rahmen Wohnbereich haben sich die Krankheitsbilder der Begutachtung als „pflegebedürftig“ bzw. die Diagnosen geändert. Es werden eingestuft. Deshalb wurde für den sogenann- mehr und mehr jüngere Menschen mit einer ten Pflegebereich ein Versorgungvertrag mit psychotischen Erkrankung und Doppeldia- den Pflegekassen, mit ergänzendem Einglie- gnose betreut. Die therapeutische Hilfepla- derungshilfeanteil, abgeschlossen. Dadurch nung wurde in Zusammenarbeit mit der konnte der ergotherapeutische Bereich Psychosozialen Ergotherapie erarbeitet. ausgebaut werden. Von da an versteht sich die Einrichtung als Psychiatrisches Pflege- Frank Lehmann verließ am 30. Juni 2009 die wohnheim Schloss Matgendorf. Einrichtung. Die Bereiche der Sozialpsychiat- Seit dem 1. September 2004 gibt es im rie und der Behindertenhilfe des Diakonie- Dachgeschoss der Einrichtung eine selbstän- vereins Güstrow e.V. wurden daraufhin dige psychosoziale Wohngruppe namens fusioniert. Bereichsleiter ist seitdem Andreas Sperlingslust, in der vier Bewohner intensiv Zobel. Maria-Theresia Schmidt, die vorher in auf den Auszug aus dem Pflegewohnheim der Verwaltungs- und Wirtschaftsleitung tätig vorbereitet werden. Die Platzzahl im Pflegebe- war, wurde Einrichtungsleiterin. Gemeinsam reich konnte dadurch von 28 auf 24 Plätze mit Pflegedienstleiter Norbert Wichert bilden reduziert werden. sie ein Leitungsteam. 46 Psychiatrieerfahrene fordern uns heraus

Seit 2010 trägt die Einrichtung den Namen „Psychosoziale Einrichtungen Schloss Mat- gendorf“. „Mit der neuen Bezeichnung wollen wir zeigen, dass wir mehrere Einrichtungen, nämlich ein psychiatrisches Pflegewohnheim, eine psychosoziale Wohngruppe, ein ge- schlossener Wohnbereich sowie eine Ergo- therapie unter einem Dach vorhalten“, erklärt Maria-Theresia Schmidt. „Auch den Namen der psychosozialen Wohngruppe „Sperlings- lust“ hielten wir nicht mehr für angemessen und haben diesen gestrichen“, ergänzt Andreas Zobel. Schloss Matgendorf

Die Organisationsstrukturen sind im letzten Jahr ebenfalls umgestellt worden, um die geschlossene Unterbringung erscheint die Fachlichkeit und die Vernetzung der Hilfepla- Aufenthaltsdauer viel zu lang“, sagt Andreas nung hervorzuheben. Die Teams erhielten ein Zobel. „Für die gegenwärtigen Bewohner, Coaching, um sich mit einem ressourcenori- aber auch für neue Zielgruppen wäre der entierten fachlichen Ansatz in der Kriseninter- Aufbau einer therapeutischen ausgerichteten vention auseinandersetzen. Weitere Zusatz- Rehabilitationskette (von stationär, teilstatio- qualifikationen im Bereich der Sozialpsychia- när bis ambulant) in einer gemeindenahen trie sind erforderlich, um eine qualitätsgerech- Perspektive sinnvoll. Der psychiatrische te Arbeit auch weiterhin leisten zu können. Die Pflegewohnbereich könnte angesichts seiner Wohnbereiche können seit letztem Jahr über Altersstruktur in einen auf die Bedürfnisse für ein eigenes Budget verfügen. Es wurde mit Senioren zugeschnittenen Wohnbereich mit der malermäßigen Instandsetzung der Wohn- pflegerischer und therapeutischer Versorgung bereiche und der Neuanschaffung von weiterhin von Bedeutung sein.“ Mobiliar begonnen. Psychosoziales Wohnheim Unter Begleitung der Hochschule für ange- Clara-Dieckhoff-Haus wandte Wissenschaften in Hamburg wird seit Anfang 2010 die gegenwärtige Angebots- Das Clara-Dieckhoff-Haus wurde 1913 durch struktur der Einrichtung analysiert und eine die Diakonisse Clara Dieckhoff als Kostkinder- konzeptionelle Weiterentwicklung in Erwägung heim in der Schützenstraße in Güstrow ge- gezogen. gründet. Vor dem ersten Weltkrieg waren es vor allem elternlose Kinder, die von den „Die Bewohner der Psychosozialen Einrich- Behörden „in Kost“ in andere Familien tungen Schloss Matgendorf leben zum Teil gegeben wurden. Heime sollten an dieser schon sehr lange hier. Gerade für eine Stelle nur ein Notbehelf sein. Doch aufgrund Psychiatrieerfahrene fordern uns heraus 47

der wirtschaftlichen Nöte in dieser Zeit, Ab 1966 wurden Kinder und Jugendliche mit wurden Kinder in den Heimen zumeist besser einer geistigen Behinderung in das Clara- versorgt als in Familien, da diese das für die Dieckhoff-Haus aufgenommen. Die gesunden vermittelten Kinder gezahlte Kostgeld oft zur Kinder mussten in staatliche Heime gegeben Bestreitung des eigenen Lebensunterhaltes werden, denn die Volksbildung der DDR ver- nutzten. Als Jugendfürsorgerin der Stadt bot der Kirche die Erziehungsarbeit. Das Heim machte Clara Dieckhoff Besuche bei den wurde mit seiner neuen Bestimmung vom „Kosteltern“ und dabei die Erfahrung, dass Diakonischen Werk in Trägerschaft genom- die Kinder nur dürftig versorgt wurden. Am men. Diakon Eckhard Sturz und seine Frau 13. April 1913 zogen die ersten Kinder in das Karin übernahmen die Betreuung und Leitung Haus. Da das Haus in der Schützenstraße der Einrichtung, in der bis zu 45 Kinder und jedoch zu klein wurde, erfolgte 1917 der junge Erwachsene mit schwerer körperlicher Umzug in die Grüne Straße. Nach dem Tod und geistiger Behinderung lebten. von Clara Dieckhoff im Jahr 1946 leitete Schwester Maria Stein die Einrichtung weiter. Ende August 1996 wurde das Haus in der Unter ihrer Führung entwickelte sich das Haus Grünen Straße leergezogen. Nachdem es bis im Laufe der fünfziger Jahre zu einem Säuglings- und Kinderheim. Das Clara-Dieckhoff-Haus im Jahr 1987. 48 Psychiatrieerfahrene fordern uns heraus

Psychosoziales Wohnheim Clara-Dieck- hoff-Haus am gesellschaftlichen Leben“, erklärt Andreas Schmidt. Um diese Unterstützungsleistungen November 1997 leer stand, wurde es anzubieten und durchführen zu können, steht umgebaut und wird seit dem 1. August 1998 ein Team von derzeit 10 Mitarbeitern bereit. als Psychosoziales Wohnheim Clara-Dieck- hoff-Haus genutzt. Seitdem haben 22 Men- Im Juni 2003 erweiterte der Diakonieverein schen mit einer Psychiatrieerfahrung die Güstrow e.V. sein Angebot, um Menschen mit Möglichkeit, vorübergehend oder längerfristig einer Psychiatrieerfahrung ihren Wünschen hier ihren festen Wohnsitz zu nehmen. Frank und Bedürfnissen nach unterstützende Lehmann übernahm die Leitung des Hauses Leistungen anzubieten. So können seitdem und in Personalunion die des Bereichsleiters die Bewohner unabhängig vom Standort des der Sozialpsychiatrie. An seine Stelle traten Clara-Dieckhoff-Hauses in der Grünen Straße am 1. Juli 2009 Andreas Schmidt als Einrich- auch in ihrer eigenen Häuslichkeit über das tungsleiter und Andreas Zobel als Bereichslei- Ambulant begleitete Wohnen unterstützt ter der Sozialpsychiatrie. werden. Dieses erweiterte Angebot wird auch von den Mitarbeitern des Clara-Dieckhoff- „Jedem Bewohner stehen umfangreiche Hauses realisiert und koordiniert. „Es individuell notwendige und gewünschte Hilfen bedeutete den ersten Schritt in die gesell- rund um die Bereiche Wohnen, Selbstversor- schaftlich und fachlich geforderte Richtung gung, Tages- und Kontaktgestaltung, Freizeit, der Überwindung der Heimunterbringung zu Arbeit und Ausbildung zur Verfügung. Ziel ist einer Unterstützungsleistung für Psychiatrie- dabei immer die Unterstützung bei der indi- erfahrene in ihrem gewohnten Lebensumfeld“, viduell gewünschten Teilhabe des Einzelnen sagt Andreas Schmidt. Mut zur Veränderung 49

Mut zur Veränderung

Nachsorgeeinrichtung untergebrachten Familien nach und nach Haus Kastanienhof Wohnraum erhielten, wurde unter Verantwor- tung des damaligen Kreisrates Böhm das Das Gutshaus in Massow wurde durch die Haus zu einem Altersheim umgewandelt, in Familie von Lücken 1860 erbaut, nachdem dem Senioren, Menschen mit Behinderungen der Vorgängerbau ein Opfer der Flammen und Suchtkranke ein Zuhause fanden. Am 12. wurde, und nur den Fledermauskeller als September 1950 zogen die ersten Bewohner Beweis seiner Existenz hinterließ. Die Familie mit ihrer Pflegerin Olga Wohlt ein. Das von Lücken war bis 1930 im Ort ansässig. Altenheim hatte damals eine Kapazität von 1938 wurde Max Baginski Eigentümer des 110 Plätzen. Am 10. August 1953 übernahm Landgutes, bis er von der sowjetischen Werner Flemming die Leitung des Hauses. Militäradministration enteignet wurde. Wie fast Nach seinem Tod am 24. Juni 1967 führte alle Gutshäuser diente auch das Massower seine Frau die Einrichtung weiter. 1973 wurde 1945 zunächst als Unterkunft für Umsiedler. Karl Ewert der neue Heimleiter. Auch die Gemeindeverwaltung hatte im großen Saal ihren Sitz. Als die im Gutshaus Nachsorgeeinrichtung Haus Kastanienhof 50 Mut zur Veränderung

Im Feierabendheim Massow lebten damals das Altenheim dann endgültig zu einem 92 Heimbewohner, die von 14 Mitarbeitern Pflegeheim mit 80 Plätzen und 24 Mitarbeitern betreut wurden. „Als ich das erste Mal die umstrukturiert. Sechs Jahre später wurde eine Einrichtung in Massow sah, war der Schreck Station für zehn Kinder mit psychischen und groß“, erinnert sich Karl Ewert. „Die grün schweren körperlichen Behinderungen gestrichenen Türen und die grünen Ölsockel eingerichtet. im ganzen Haus und dazu noch die 25-Watt- Birne auf jedem Flur waren schon sehr „Mit der Wende kam die Freude, dass endlich gewöhnungsbedürftig. Doch die Parole war alles besser werden sollte. Die Einrichtung eben immer nur sparen und mit wenigen wirtschaftete selbständig und eigenverant- Mitteln möglichst viel für die Heimbewohner wortlich und die Betreuung der Bewohner zu tun.“ Nachtdienst hatte immer das Heim- konnte zielgerichtet verbessert werden“, leiterehepaar, das auch mit im Haus lebte. betont Karl Ewert. Das Haus wurde nun als „Die Heimbewohner mussten sich bemerkbar kommunales Altenpflegeheim des Land- machen, wenn sie Hilfe brauchten. Es wurde kreises Röbel geführt, bis der Kreistag geschrien, geklopft oder auf dem Klavier in entschieden hatte, dass der Diakonieverein der Eingangshalle gespielt“, berichtet Karl Güstrow e.V. die Trägerschaft zum 1. August Ewert. Diese Dinge mussten verändert 1991 übernehmen sollte. „Eigentlich wollten werden, so dass 1975 zunächst 16 und ein wir zum DRK, weil wir dort in den Jahren Jahr später bereits 30 Pflegeplätze sowie ein zuvor unsere gesellschaftliche Arbeit investiert Nachtdienst eingerichtet wurden. 1980 wurde hatten. Unsere Zugehörigkeit zur Diakonie war Mut zur Veränderung 51

so geheim, dass nicht einmal unser Pastor bewältigt. Nach einem Jahr vollständiger Sa- etwas davon mitbekam. So waren sie halt, nierung nahmen die Bewohner am 3. Okto- diese Zeiten des gesellschaftlichen Um- ber 2001 ihr neues, altes Heim wieder in Be- bruchs“, erzählt Karl Ewert. sitz. Nach dem Umbau stehen jetzt 28 Ein- und Zweibettzimmer zur Verfügung. Die Wie- Seit 1992 wurde die Umstrukturierung des dereinweihung fand am 14. November 2001 Pflegeheimes und der Einrichtung für statt. Menschen mit Behinderungen zu einer Einrichtung für chronisch mehrfach beein- Am 31. Januar 2007 ging Karl Ewert nach 34 trächtigte Suchtkranke geplant. „Damit folgten Jahren der Einrichtungsleitung in den Ruhe- die schwersten Jahre unserer Heimgeschich- stand. Burghardt Mix führt seitdem als Ein- te. Nämlich sechs Jahre des Umbruchs und richtungsleiter und Bereichsleiter der Gefähr- des Zweifels und der Fragen unserer Heimbe- detenhilfe das Haus. Zusätzlich wurde eine wohner, warum sie hier ausziehen müssen Stelle der Assistenzleitung geschaffen. Anja und wo sie in Zukunft leben werden“, erinnert Hillner besetzte diese Position vom 1. Januar sich Karl Ewert. 1996 zogen die Kinder und 2007 bis zum 31. Juli 2009. Seit dem 13. Juli Jugendlichen mit Behinderungen nach Weitin 2009 ist Christin Watzke die Assistentin der und Röbel. Die Senioren zogen in Pflegeheime Einrichtungsleitung. nach Röbel und Plau. In der Pflegestation der Einrichtung blieben zwölf Bewohner mit Das Betreute Einzelwohnen für chronisch Behinderungen, die schon im Rentenalter mehrfach beeinträchtigte alkohol- und medi- waren, da für sie keine andere Unterbrin- kamentenabhängige Menschen existiert seit gungsmöglichkeit in Mecklenburg-Vorpom- dem 1. Juni 2008 in Massow. Der Diakonie- mern gefunden werden konnte. verein Güstrow e.V. entwickelte ein Konzept der Beheimatung, um Wohnraum nahe der Im September 1996 begann schließlich die Nachsorgeeinrichtung zu schaffen. Doch die Geschichte der Nachsorgeeinrichtung Haus Umsetzung des Konzeptes verlief nicht immer Kastanienhof. Zunächst wurde aus insgesamt geradlinig. Gern hätte der Diakonieverein das zehn Suchtkranken die erste Wohngruppe Beheimatungsprojekt im gegenüberliegenden geformt. Ein Jahr später kamen bereits Sucht- Wohngebäude errichtet. Damit hätte sich kranke von außerhalb hinzu, so dass eine auch das Umfeld der Nachsorgeeinrichtung zweite Wohngruppe aufgebaut werden verbessert. Aber aus wirtschaftlichen Gründen konnte. Seit dem 1. Januar 1998 führt das konnte das Projekt nicht umgesetzt werden. Haus die offizielle Bezeichnung Nachsorge- Das Wohnhaus zur Beheimatung mit voll einrichtung Haus Kastanienhof. ausgestatteten Einraumwohnungen wurde auf dem Nachbargrundstück gebaut. Die Grund- Nach der Umstrukturierung begannen die steinlegung fand am 12. Oktober 2007 statt. Planungen für einen Umbau des Gebäudes. Am 7. Mai 2008 wurde das Haus eingeweiht. Mit hohem Aufwand wurde der Umzug der 50 Nun leben dort sechs abstinent lebende Heimbewohner in das Schlosshotel Suchtkranke in ihrer eigenen Wohnung. 52 Mut zur Veränderung

Psychologische Beratungsstelle In nur kurzer Zeit entstand ein Netz von neu Bützow aufgebauten diakonischen Beratungsstellen. Hans-Dieter Paetow knüpfte Kontakt zu einer Die zu DDR-Zeiten im staatlichen Gesund- evangelischen Beratungsstelle in Bad heitsdienst angesiedelte psychologische Schwartau, die er 1990 besuchte und von der Beratung war nach der Wende nicht mehr er viele Anregungen erhielt. arbeitsfähig. „Die örtlichen Polikliniken wurden geschlossen. Die Ärzte hatten nun die Am 1. Januar 1991 gründete das Diakonische Möglichkeit sich niederzulassen, doch für uns Werk die Psychologische Beratungsstelle in Psychologen entstand die Nachfrage nach Bützow, in der Hans-Dieter Paetow zunächst neuen Arbeitsmöglichkeiten und gleichzeitig allein Beratungen durchführte. „Der Aufbau musste die psychologische Betreuung der der Beratungsstelle war nur denkbar durch Bevölkerung vor Ort sichergestellt werden“, die Unterstützung des Diakonischen Werkes berichtet Hans-Dieter Paetow. Diese Nachfra- Bayern sowohl in finanzieller als auch inhalt- ge traf sich mit dem Vorhaben der Diakonie, licher Hinsicht“, erzählt Hans-Dieter Paetow. die bisherige Beratungstätigkeit auszubauen. Zuerst befand sich die Beratungsstelle im Ärztehaus, Am Ausfall. Im Juni 1991 erfolgte Psychologische Beratungsstelle der Umzug in die Räume der ehemaligen GST (Gesellschaft für Sport und Technik) in der Neuen Bahnhofstraße 15. Seitdem nimmt die Zahl der Beratungen beständig zu. 1992 kam es mit Ulrike Paetow zu einer personellen Erweiterung. Die Räumlichkeiten in der Neuen Bahnhofstraße wurden bald zu eng. Im Februar 1992 wurde die Beratungsstelle dort umgebaut und es entstanden ein dringend benötigtes zweites Beratungszimmer sowie ein Aufenthaltsraum. Auch das Angebot der Psychologischen Beratungsstelle wurde mit Einführung des „Hilfsfonds für schwangere Frauen“ erweitert. Der Hilfsfond war von 1990-1993 ein zeitlich begrenztes Sofortpro- gramm ausschließlich für die neuen Bundes- länder. Mit der Ausweitung der Stiftung „Mutter und Kind – Schutz des ungeborenen Lebens“ ab1993 auf das gesamte Bundesge- biet wurde der „Hilfsfond“ eingestellt. Die Vermittlung und Beratung dazu ist ein Bestandteil der Schwangeren- und Schwan- gerschaftskonfliktberatung. Mut zur Veränderung 53

Als neues Aufgabengebiet zur Erziehungs-, Psychotherapeut in Bützow niedergelassen Familien- und Lebensberatung kam 1992 die hatte. Seitdem steht er der Psychologischen Schwangerschaftskonfliktberatung dazu. Da- Beratungsstelle als freier Mitarbeiter auf mals wurde für Gesamtdeutschland die Honorarbasis zur Verfügung. Fristenregelung mit Beratungspflicht einge- führt. Für die neuen Bundesländer existierte Um nicht nur in Bützow, sondern auch in bis dahin das DDR-Abbruchrecht, das heißt, Schwaan ein ortsnahes Angebot machen zu es bestand die Möglichkeit eines Schwanger- können, unterhält die Psychologische Bera- schaftsabbruchs auf Antrag bis zur 12. tungsstelle dort für den Bereich der Schwan- Schwangerschaftswoche. In den alten Bun- geren- und Schwangerschaftskonfliktberatung desländern galt das Indikationsmodell. Mit der seit April 2002 eine Außenstelle. Diese befin- Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts det sich im Gebäude der Diakonie-Sozialstati- vom 28.Mai 1993 über das neue Abtreibungs- on und des Betreuten Wohnens in der recht von 1992 und der Einführung der Bera- Schillerstraße 15. tungspflicht auch in den neuen Bundeslän- dern kam den Beratungsstellen besondere Im Sommer 2005 erfolgte der Umzug der Bedeutung und Verantwortung zu. Diese Er- Beratungsstelle in Bützow in die Schloßstra- weiterung des Aufgabenbereiches erforderte ße 16. „Damit konnten wir die Erreichbarkeit fachlich spezifische Aus- und Fortbildungen. für die Ratsuchenden weiter verbessern und die Räumlichkeiten dem Beratungsbedarf „Mit der Erweiterung und zunehmenden anpassen“, sagt Ulrike Paetow. Spezialisierung des Aufgabenspektrums mussten die Beratungsfachkräfte von Tele- fondienst und Verwaltungsaufgaben entlastet Schuldner- und werden, so dass 1995 eine zusätzliche Teil- Verbraucherinsolvenzberatung zeitstelle für das Sekretariat geschaffen wurde“, erzählt Ulrike Paetow. Am 22. Februar 1993 nahm die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung in Güstrow Am 1. Januar 1996 übernahm der Diakonie- als Wohnungslosenhilfe ihre Arbeit auf. „Nach verein Güstrow e.V. die Trägerschaft der der Wende zeichnete sich ab, dass zuneh- Psychologischen Beratungsstelle. Ein weiterer mend mehr Menschen wohnungslos wurden“, Umzug wurde notwendig, um die steigende erklärt Bernd Lippert. Als Bereichsleiter der Klientenzahl besser betreuen zu können. ambulanten Dienste engagierte er sich für den Im April 1997 zog die Beratungsstelle in die Aufbau einer allgemeinen sozialen Beratungs- Pfaffenstraße 16 um und hatte damit einen stelle für Menschen, die von Obdachlosigkeit Raum mehr zur Verfügung. betroffen oder bedroht waren, und führte zusammen mit Karin Zimmermann Beratun- Ulrike Paetow übernahm am 1. April 2000 die gen in der Gleviner Straße 10 durch. Die Leitung der Beratungsstelle, nachdem sich Arbeit der Wohnungslosenhilfe war zunächst Hans-Dieter Paetow als Psychologischer eng mit der Tages- und Begegnungsstätte 54 Mut zur Veränderung

verbunden. Ziel war es, Wohnungslosigkeit zu Schnell entwickelte sich das Beratungsange- verhindern bzw. zu beenden. So wurde mit bot bedarfsorientiert weiter. Die zunehmende den Wohnungsgesellschaften verhandelt, Überschuldung der Bevölkerung, die vor allem Wohnungen wurden gesucht, Möbel organi- durch steigende Arbeitslosigkeit sowie eine siert. Zusätzlich übernahm die Beratungsstelle Überforderung durch stark veränderte gesell- in vielen Fällen die Geldverwaltung für die schaftliche Rahmenbedingungen ausgelöst Mietschuldner, um zukünftige Zahlungen vor wurde, breitete sich auf verschiedene allem für Miete und Strom sicherzustellen. Lebens- und Konsumbereiche aus. So baten z. B. vermehrt Klienten mit Bank- und Ver- Da die Klienten in der Regel nicht nur mit sandhausschulden um Hilfe. Aus der Woh- ihren Mietzahlungen, sondern auch mit nungslosenhilfe war inzwischen eine Schuld- anderen finanziellen Verbindlichkeiten in nerberatungsstelle geworden. Rückstand geraten waren, hat sich die Beratung von Anfang an nicht nur auf reine In der Stadt Güstrow gab es bis Ende 1997 Wohnungslosenhilfe beschränkt. Vielmehr insgesamt drei Schuldnerberatungsstellen, die wurde für die Betroffenen Unterstützung bei vom Deutschen Roten Kreuz, der Volkssolida- ihrer gesamten Überschuldungsproblematik rität und dem Diakonieverein Güstrow e.V. angeboten, so dass die Schuldnerberatung letztlich seit Gründung der Beratungsstelle in das Hilfsangebot integriert war. Schuldner- und Verbraucherinsolvenz- beratung Mut zur Veränderung 55

betrieben wurden. Daneben unterhielt der Anerkennung dürfen die Beratungsfachkräfte Arbeitslosenverband Deutschland eine auch zum Thema Verbraucherinsolvenz Beratungsstelle mit Sprechzeiten in Teterow beraten und diese gemeinsam mit den und Bützow. Mit der Ankündigung neuer Schuldnern vorbereiten. Ohne diese Anerken- Förderrichtlinien für die Schuldner- und nung bliebe den Klienten diese Möglichkeit Verbraucherinsolvenzberatung zeichnete sich der Schuldenregulierung im Rahmen der schon im Jahre 1997 ab, dass von diesen vier Beratung verschlossen. Schuldnerberatungsstellen nur noch zwei gefördert werden würden. Die damit notwen- Karin Zimmermann wurde am 31. Dezember dige Umstrukturierung führte zum 1. Januar 2007 in die Altersteilzeit verabschiedet. Am 1998 zur Schließung der Beratungsstelle der 1. Januar 2008 übernahm Annett Riemer die Volkssolidarität sowie zur Gründung eines Leitung der Schuldner- und Verbraucherinsol- Kooperationsverbundes zwischen Diakonie- venzberatung. „In den vergangenen Jahren verein Güstrow e.V. und DRK. hat sich unsere Arbeit verändert. Die Insol- venzberatungen nehmen zu und die Beratung Seither kooperieren beide Träger auf dem wird immer langwieriger. Mehr und mehr Kli- Gebiet der Hilfe für Überschuldete mit einer enten haben psychische Probleme wie z.B. gemeinsamen Beratungsstelle, an zwei Depressionen. Diese Beratungen fordern uns selbständigen Standorten. Nach der Nieder- auf verschiedenen Ebenen und sind auch für lassung in Räumen in der Gleviner Straße 10, uns besonders schwierig“, sagt Annett wo die Mitarbeiter noch selbst den Ofen Riemer. „Außerdem ist vor allem bei den jün- anheizen mussten, fand die Beratungsstelle geren Leuten ein fehlendes finanzielles Allge- am Franz-Parr-Platz 5 ihr vorübergehendes meinwissen zu beobachten. Dieses Problem Domizil. Seit 2004 befindet sie sich in der wird uns in Zukunft noch herausfordern.“ Eisenbahnstraße 18, wo seitdem die Hilfesu- chenden empfangen werden. Sucht- und Drogenberatung Um eine bedarfsgerechte Beratung sicherzu- stellen, verlangen die Förderrichtlinien für Als Anlaufpunkt für Menschen, die von einer Schuldner- und Verbraucherinsolvenz in Suchtkrankheit betroffen sind, wurde am Mecklenburg-Vorpommern eine Anerkennung 15. März 1994 die Beratungsstelle für Sucht- als „geeignete Stelle“ im Sinne des Para- gefahren des Kirchenkreises Güstrow e.V. in graphen 305 der Insolvenzordnung. Nur für Bützow gegründet. „Zu DDR-Zeiten gab es für eine anerkannte Beratungsstelle wird Menschen mit Suchtproblemen kaum entsprechend des Versorgungsschlüssels (1 Beratungsangebote. Die Alkoholsucht wurde Vollzeitberater pro 25.000 Einwohner) eine vom Staat einfach wegdefiniert“, berichtet Förderung gewährt. Diese Anerkennung hat Bernd Lippert, der die Beratungsstelle ge- die Beratungsstelle seit 1999. Sie darf sich meinsam mit Dietlind Artelt aufgebaut hatte. daher Schuldner- und Verbraucherinsolvenz- Zunächst arbeitete Dietlind Artelt ein Jahr lang beratungsstelle nennen. Nur dank dieser allein in der Suchtberatungsstelle, die ihr 56 Mut zur Veränderung

Domizil zunächst in der ehemaligen Kreisver- Im Januar 1997 verließ Dietlind Artelt die waltung und seit März 1995 in der Bahnhofs- Suchtberatungsstelle Bützow und Carsten straße hatte. Am 1. Juni 1995 kam Heidelore Heinemann übernahm die Leitung zum Fiebig hinzu. Die Beratungsstelle für Suchtge- 1. März 1997. Ende März 1997 fand der fahren vermittelte Klienten in Therapie- bzw. Umzug der Beratungszimmer aus dem Nachsorgeeinrichtungen, betreute Betroffene Untergeschoss des Objektes Bahnhofstraße und Angehörige und stellte Verbindungen zu 12 in das Obergeschoss statt. Von nun an Ämtern und Behörden her. Außerdem wurde befanden sich der Beratungsbereich und die mit der Durchführung von Einzel- und Begegnungsstätte „StöWchen“ auf gleicher Gruppengesprächen in der Justizvollzugsan- Etage. Die Klienten mussten jetzt nicht mehr stalt (JVA) Bützow Hilfe zur Wiedereingliede- zwei verschiedene Eingänge wählen und rung angeboten. Ein großer Teil der Arbeit war konnten innerhalb des Hauses problemlos auch auf die Bewältigung sozialer Probleme zwischen den Bereichen wechseln. gerichtet, wie z. B. die Beschaffung von Wohnungen und die Erstellung von Anträgen Ab 1997 wurde die Zusammenarbeit zwischen auf finanzielle Hilfe. Die Prozentzahl der der Beratungsstelle und der JVA Bützow Menschen, die sich an die Beratungsstelle ausgeweitet. „Es war damals das erste Mal, gewandt hatten, lag 1995 zu 98 Prozent im dass ein externer Dienst im Bereich der Bereich der Alkoholabhängigkeit und zu Suchtberatung in den Knast gegangen ist“, 2 Prozent in der Medikamentensucht. erzählt Carsten Heinemann. Die Nachfrage war groß. Neben der Aufbauarbeit in der JVA Am 4. Dezember 1995 wurde die Beratungs- war auch die Prävention, insbesondere unter stelle durch das Angebot der Begegnungs- Jugendlichen ein weiterer Tätigkeitsschwer- stätte „StöWchen“ unter der Leitung von punkt. „Ecstasy war ein großes Problem, mit Heidelore Fiebig erweitert. Als Treff- und dem die Schulen einfach total überfordert Anlaufpunkt vermittelte diese Einrichtung waren.“ In Zusammenarbeit mit den Schulen unter dem Motto „Die Tür ist geöffnet, hin- versuchte Carsten Heinemann, im direkten durchgehen musst du nur selber“ Hilfe zur Kontakt mit Kindern und Jugendlichen etwas Selbsthilfe. Das „W“ im Namen „StöWchen“ zu bewirken. stand für Wärme. Zuhören, Betreuen, Beraten war das Motto der Mitarbeiter. Von diesem Als eigenständiger Verein, aber unter einem Angebot machten Familien, Jugendliche, Dach mit der Sucht- und Drogenberatung und Arbeitslose, Rentner und Menschen, denen zu dem „StöWchen“, wurde 1997 der Straffäl- Hause die Decke auf den Kopf fiel, Gebrauch. ligenverein gegründet. Es begann eine gute Eine enge Zusammenarbeit bestand auch Zusammenarbeit. Die drei Einrichtungen zwischen dem „StöWchen“ und der JVA wurden unter dem Namen „Haus der Gefähr- Bützow. „Viele Freigänger kamen zu uns, detenhilfe“ geführt. denn sechs bis acht Stunden Ausgang in der Freiheit in einer kleinen und fremden Stadt Zur Koordinierung der Aktivitäten im Bereich werden rasch lang“, erzählt Heidelore Fiebig. der Suchtvorbeugung bildete sich am Mut zur Veränderung 57

Sucht- und Drogenberatung wir separate Räume für die Beratungstätigkeit hatten“, sagt Carsten Heinemann. Auch der 29. Januar 1998 mit anderen Verbänden und Aufgabenbereich erweiterte sich. Als Antwort Einrichtungen ein „Arbeitskreis Sucht“, der auf den immer größer werdenden Bedarf später in „Arbeitskreis Prävention“ umbenannt wurde die Drogenberatung eingeführt. wurde. Unter Federführung der Sucht- Außerdem wurden auch Treffs von Führer- beratungsstelle Bützow kamen hier viele scheingruppen zur Vorbereitung auf die Multiplikatoren zusammen, um regionale Medizinisch-Psychologische Untersuchung Präventionsveranstaltungen zu planen und (MPU), die für Klienten zur Wiedererlangung umzusetzen. Verstärkte Anfragen nach Bera- eines entzogenen Führerscheins wegen tungen bewogen den Diakonieverein Güstrow Fahrens unter Alkoholeinfluss verordnet e.V., im September 1998 eine Nebenstelle der wurde, angeboten. „In diesen Kursen wurde Suchtberatung in Güstrow zu eröffnen. zum Nachdenken über die eigenen Konsum- Doch nach der Eröffnung hatte man schnell gewohnheiten angeregt“, erklärt Carsten gemerkt, dass die Räume in der Gleviner Heinemann. Auch gemeinsame Aktionen wie Straße zu klein waren. Ein Umzug war Sommer- und Herbstfeste, Spielnachmittage dringend nötig. Erweiterte Räumlichkeiten oder Weihnachtsfeiern gehörten damals zur wurden in den ehemaligen Feierabendhäusern Suchttherapie. „Gemeinsame Veranstaltungen in der Burgstraße gefunden. Ein Umzug sollten mit dazu beitragen, über die eigene erfolgte im Juni 1999. „Von nun an konnten Sucht nachzudenken, Erfahrungen bei der wir besser die Vertraulichkeit bewahren, weil Therapie auszutauschen und einfach ins 58 Mut zur Veränderung

Gespräch zu kommen. Aufgrund solcher Am 12. Juli 1999 wurde Hannelore Kretsch- Aktionen kamen auch Betroffenen zu uns, die mar die Leiterin der Haupt- und Nebenstelle sonst nicht gekommen wären“, berichtet der Sucht- und Drogenberatung. Sie löste Carsten Heinemann. Dabei profitierte die Carsten Heinemann ab, der nach Schwerin Arbeit der Sucht- und Drogenberatung und wechselte, um die Öffentlichkeitsarbeit des des „StöWchens“ vor allem durch das des Diakonischen Werkes zu übernehmen. Engagement vieler freiwilliger Helfer. So hätten die vielen Veranstaltungen nicht ohne Ein Kontaktcafé nahm in November 1999 in die Unterstützung durch Ehrenamtliche der Güstrower Burgstraße die Arbeit auf. ausgerichtet werden können. Unter dem Motto „Einsamkeit? Bei uns nicht!“ Mut zur Veränderung 59

konnten sich dort Betroffene begegnen, die bewilligt wurden und die Finanzierung nicht abstinent lebten und soziale Kontakte mehr ausreichend gesichert werden konnte. knüpfen wollten. Aber auch Suchtkranke, die noch nicht in der Lage waren, verbindliche Schwerpunkt der Beratungsstelle ist die Angebote der Sucht- und Drogenberatungs- Beratung von Menschen, die von Abhängig- stelle wahrzunehmen, waren herzlich willkom- keit betroffen oder bedroht sind, sowie die men. Beratung der Angehörigen. Ziel der Beratung ist es, die Betroffenen zur Konsumreduktion Andreas Schröter übernahm am 1. Juli 2000 oder Abstinenz zu befähigen. Dies geschieht die Leitung. Im selben Jahr kam es zu einer einerseits durch Vermittlung in andere Hilfs- Neustrukturierung der Beratungsstelle. Die angebote, wie z. B. Therapie oder Selbst- Sucht- und Drogenberatung in Güstrow ist hilfegruppe, aber auch durch unterstützende seitdem die Hauptstelle und in Bützow wird Gespräche vor Ort. die Beratungsstelle von da an als Nebenstelle geführt. Zum 1. Januar 2001 wurde die Sucht- „Ca. 70 bis 80 Prozent der Hilfesuchenden beratung des DRK übernommen, weil diese sind alkoholabhängig. Andere Klienten sind geschlossen worden war. cannabis- oder medikamentenabhängig, spielsüchtig oder haben Essstörungen. Einige Ein weiterer Umzug der Sucht- und Drogen- Einzelfälle sind von Heroinabhängigkeit be- beratung Güstrow erfolgte im März 2004. Nun troffen und werden zum Teil mit Ersatzdrogen befindet sich die Beratungsstelle im Ärztehaus wie z. B. Methadon oder Subutex substitu- in der Eisenbahnstraße 18 und ist in unmittel- iert“, erzählt Katrin Moritz. „Medienabhängig- barer Nähe zum Bahnhof im Stadtzentrum gut keit ist ein Problem, dem wir uns immer mehr zu erreichen. Auch das Kontaktcafé zog mit in stellen müssen. Hier ist, insbesondere bei die Eisenbahnstraße. „Doch die neuen Räum- Jugendlichen und jungen Erwachsenen, seit lichkeiten waren nicht geeignet, um Beratun- einigen Jahren ein Anstieg zu spüren. Auch gen und den Betrieb des Cafés gleichzeitig die Präventionsarbeit ist uns ein Anliegen. durchzuführen“, sagt Katrin Moritz, die die So führen wir auf Anfrage in Schulen und Sucht- und Drogenberatung seit dem 1. Okto- Betrieben Präventionsveranstaltungen durch“, ber 2006 leitet. Das Kontaktcafé wurde zum fügt sie hinzu. 30. April 2005 geschlossen und es wurde nach neuen Räumlichkeiten gesucht. Bereits In Zukunft sollen die Angebote der Sucht- und am 18. Juli 2005 wurde es im Grünen Winkel Drogenberatung erweitern werden. Beispiels- wiedereröffnet. weise soll die ambulante Betreuung in der eigenen Häuslichkeit weiter ausgebaut und Zum 31. März 2008 musste das Kontaktcafé ab Januar 2011 ein Informationskurs zur seine Pforten aufgrund der geringen Nutzung Vorbereitung auf die Medizinisch-Psycholo- schließen. Auch das „StöWchen“ musste im gische Untersuchung (MPU) angeboten Sommer 2007 endgültig schließen, da kaum werden. Zudem wurde beantragt, ambulante noch Leistungen durch den Kostenträger Therapie durchführen zu dürfen. 60 Mut zur Veränderung

„Die Sucht- und Drogenberatung hat sich seit die Struktur der Tagesstätte. Seit 1999 war die ihrem Entstehen immer weiter entwickelt. sogenannte Schlafstätte nur noch zwischen Neue Angebote sind hinzugekommen, andere 16:00 und 9:00 Uhr für die Bedürftigen da. fielen weg. Wir dürfen gespannt sein, wie Tagsüber mussten sie aus ihren Zimmern, diese Entwicklung sich weiterhin gestaltet und konnten aber in das vom Diakonieverein wie die Beratungsstelle in weiteren 15 Jahren Güstrow e.V. betriebene „StöWchen“ gehen. aussehen wird“, sagt Katrin Moritz. Im Juli 1999 musste die Tageswohnung das Haus in der Langenstraße räumen und wurde geschlossen. Von da an wurde das „StöW- Tages- und Begegnungsstätte chen“ zu einer Tages- und Begegnungsstätte Güstrow/Bützow umgewandelt.

Am 1. Oktober 1993 wurde eine Tageswoh- Die erste Tageswohnung in Güstrow wurde im nung mit Übernachtungsplätzen unter der Clara-Dieckhoff-Haus unter Marita Koch Leitung von Günther Krohn im Forsthof in eingerichtet. Sie diente wie auch die Tages- Bützow eingerichtet. Später zog die Einrich- wohnung in Bützow als Anlaufstelle für tung für bis zu acht Obdachlose in die Obdachlose. Da das Clara-Dieckhoff-Haus in Langestraße um. Mit der Zeit veränderte sich ein Psychosoziales Wohnheim umgebaut werden sollte, wurde nach anderen Räumlich- Tages- und Begegnungsstätte Am Berge keiten für die Tageswohnung gesucht. in Güstrow Mut zur Veränderung 61

Am 1. Januar 1996 wurde das Haus Am Berge rung des Landkreises Güstrow gestützt. 6 a, das zu DDR-Zeiten eine Räucherei und „Zu diesem Zeitpunkt wurde das „Versor- später ein Wohnhaus gewesen war, durch den gungskonzept“ verändert. Hilfe zur Selbsthilfe Diakonieverein Güstrow e.V. gemietet und rückte immer mehr in den Vordergrund. Die später gekauft. Im März 1996 begannen Tagesstättenbesucher sollten in die Lage Klienten aus der Tageswohnung mit den versetzt werden, eigenverantwortlich und Umbauarbeiten. Am 13. September 1996 selbstständig Behördengänge durchzuführen wurde die Tageswohnung Am Berge eröffnet. und Ihre Interessen zu vertreten“, erklärt Ein Jahr später kam ein Anbau hinzu, der Burghardt Mix. Dazu wurde die Einzelfallhilfe zunächst als Sport- und Freizeitraum diente, optimiert. Interne Hilfeplanungen und Fallbe- später aber zu einem Essenraum umgewan- sprechungen wurden durchgeführt und mit delt worden war. „Der alte Essenraum wurde den Betroffenen Ziele vereinbart, die es zu zu eng, denn täglich kamen 20 bis 30 Leute erreichen galt. zum Mittagessen“, erinnert sich Uwe Kuhl- mann, der die Tageswohnung mit aufgebaut Mit Einführung von Arbeitslosengeld II und der hat. damit verbundenen Übernahme von direkten Mietzahlungen an die Vermieter nahm die Am 1. November 1996 übernahm Achim Wohnungslosigkeit ab. „Dieses nahm der Dugge die Leitung der Tageswohnung Landkreis Güstrow als Begründung, um Bützow/Güstrow. Die Arbeit entwickelte sich Kosten zu sparen. Er signalisierte dem weiter. Zunehmend wurden die Klienten Diakonieverein Güstrow e.V., dass es für von den Mitarbeitern auch zu Ämtern- und Hilfen nach BSHG § 72 (heute SGB XII § 67) Behördengängen begleitet. Am 1. Juli 2000 keinen nennenswerten Bedarf mehr gäbe. übernahm dann Ingmar Schmücker die Daraufhin wurden Anträge von Bedürftigen Leitung. Nachdem er zwei Jahre später auf dieser Grundlage abgelehnt. Damit wurde die Einrichtung verließ, ist nun seit dem dem „StöWchen“ in Bützow die Grundlage 1. Oktober 2002 Burghardt Mix für diese entzogen. 2007 musste das „StöWchen“ aus Einrichtung verantwortlich. wirtschaftlichen Gründen schließen“, berichtet Burghardt Mix. Im Jahr 2002 wurde die Tageswohnung Güstrow/Bützow in Tages- und Begegnungs- Die wirtschaftliche Situation in der Tages- und stätte Güstrow/ Bützow umbenannt. Hinter- Begegnungsstätte Güstrow verschärfte sich grund war, dass die teilstationären Leistungen ebenfalls in den letzten Jahren. Die Begeg- auf der Grundlage des Landesrahmenver- nungsstätte wurde bisher weiter mit einer trages in Mecklenburg-Vorpommern dem Pauschalfinanzierung gestützt. Für den teil- Leistungsangebot der Tagesstätten entspra- stationären Bereich erhalten die Hilfesuchen- chen. Die Begegnungsstätte als Erstkontakt den keine finanziellen Leistungen mehr. für Menschen, deren besonderen Lebensver- Bisher hat der Diakonieverein Güstrow e.V. hältnisse durch soziale Schwierigkeiten das Angebot mit eigenen finanziellen Mitteln geprägt sind, wird mit einer Pauschalfinanzie- aufrecht erhalten. 62 Gemeinsam schaffen wir‘s

Gemeinsam schaffen wir‘s

Kontakt- und Informationsstelle Fürsorgerinnen des Landratsamtes wurden für Selbsthilfe (KISS) wir im Sommer 1990 auf eine Ausschreibung des Bundesministeriums für Familie und Auf Initiative des damaligen Landrates Dr. Senioren aufmerksam gemacht“, berichtet Christian Zöllner, des Teterower Bürgermei- Ruth Kuske. In einem Modellprogramm für sters Dr. Reinhard Dettmann sowie Pastor Dr. Selbsthilfe-Arbeit in den neuen Bundeslän- Martin Kuske und seiner Frau Ruth wurde die dern sollten zehn Kontaktstellen mehrere Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe Jahre lang gefördert werden. „In unserer (KISS) im Dezember 1991 als Bundesmodell- Bewerbung stellten wir besonders heraus, projekt unter der Leitung von Ruth Kuske in dass diese neue Arbeit in Anbindung an die Teterow gestartet. Träger war die Evange- Sozialstation in einer Kleinstadt und einem lische Kirchgemeinde Teterow. „Durch ländlichen Raum geschehen soll“, erzählt sie weiter. „Anfang November 1991 kam die Kontakt- und Informationsstelle für Nachricht, dass wir in das Modellprogramm Selbsthilfe (KISS) Gemeinsam schaffen wir‘s 63

,Förderung der sozialen Selbsthilfe in den Mittel aus seinem Haushalt für die Fortführung neuen Bundesländern‘ aufgenommen worden der Arbeit der KISS beizusteuern. Und auch sind.“ Insgesamt hatten sich 156 Stellen die Kirchgemeinde Teterow sah sich daher beworben. 17 erhielten den Zuschlag. In nicht mehr in der Lage, die Arbeit fortzufüh- Mecklenburg-Vorpommern waren es außer ren“, berichtet Dieter Merz. „Der Diakonie- Teterow noch Stellen in Schwerin und verein Güstrow e.V. hat die Trägerschaft Stralsund. übernommen, weil die Arbeit der KISS auch den Auftrag des Vereins erfüllt, nämlich für Die Teterower Arbeit begann mit dem Aufbau hilfesuchende Menschen da zu sein“, einer Selbsthilfegruppe für Krebskranke. Ruth resümiert er. Die Leiterin in neuer Trägerschaft Kuske führte Gruppen und Einzelpersonen wurde Regine Diening, die bis Juli 2007 als zusammen, die dann von der KISS betreut Ansprechpartnerin tätig war. wurden. Dabei ging es vor allem um die Vermittlung von Ansprechpartnern im „Heute im Oktober 2010, existieren 55 Selbst- medizinischen, juristischen und sozialen hilfegruppen, die über die KISS betreut wer- Bereich. Großen Wert wurde von Anfang an den. Dahinter verbergen sich ca. 25 unter- darauf gelegt, dass die Selbsthilfegruppen schiedliche Krankheitsbilder. Im Durchschnitt selbständig arbeiten. Die Nachfrage nach den besteht jede Selbsthilfegruppe aus acht bis Kontaktstellen war groß. So eröffnete die zehn Mitgliedern. Einen Schwerpunkt stellen KISS am 1. Mai 1994 eine Außenstelle bei der die Suchtgruppen dar, gefolgt von psychi- Evangelischen Erwachsenen- und Familienbil- schen Erkrankungen und Krebs“, betont Dr. dung in Güstrow und ein Jahr später auch in Sabine Dobslaw, Leiterin der KISS seit August Bützow eine weitere Anlaufstelle für Selbsthil- 2007. feinteressierte. 1994 übernahm Beate Thoma die Leitung. Bis 1996 lief die Finanzierung durch den Bund. Von da an änderte sich die Finanzierung und neue Partner wurden: das Land Mecklenburg-Vorpommern, verschie- dene Krankenkassen, die Deutsche Renten- versicherung Nord, die Stadt Teterow, der Landkreis Güstrow bis 2002, die Städte Güstrow und Bützow, Eigenmittel des Trägers und Einnahmen aus verschiedenen Aktivitäten der KISS sowie die Agentur für Arbeit Güstrow.

Elf Jahre nach Gründung der KISS erfolgte zum 1. Juli 2002 ein Trägerwechsel zum Diakonieverein Güstrow e.V. „Der Landkreis Güstrow sah sich nicht mehr in der Lage, 64 Unsere Kinder sind unsere Zukunft

Unsere Kinder sind unsere Zukunft

Evangelisch-integrative Güstrows und das Ehepaar Hachtmann Kindertagesstätte Regenbogen erneut den Versuch, einen evangelischen Kindergarten zu eröffnen. Im August 1990 Von einem Kindergarten hatten die evange- gründete sich mit viel Engagement auf Basis lischen Kirchgemeinden auch schon zu einer Elterninitiative der Verein Arbeitskreis DDR-Zeiten geträumt. Bereits am 21. April evangelischer Kindergarten Güstrow e.V. „Es 1980 gab es einen Beschluss beider evange- kam zu Verhandlungen mit der Stadt Güstrow lischer Kirchgemeinderäte in Güstrow, dass in und der Option, einen staatlichen Kindergar- der Baracke in der Walkmühlenstraße ein ten zu übernehmen“, erzählt Bernd Lippert. evangelischer Kindergarten errichtet werden „Doch dieses erwies sich als schwierig, da wir sollte. Doch leider schlugen alle Bemühungen ausschließlich Mitarbeiter beschäftigen fehl, da der sozialistische Staat den Einfluss wollten, die auch Mitglied in der Kirche der Kirche auf die Erziehung und Bildung waren.“ Nach längerer Suche wurde schließ- junger Menschen verhindern wollte. Ermutigt lich ein geeignetes Gebäude im Pfahlweg durch die Veränderungen im sozialen Bereich gefunden. Dieses war zuvor ein Betriebskin- durch die politische Wende 1989 ergriffen engagierte Eltern der Kirchgemeinden Evangelisch-integrative Kindertagesstätte Regenbogen Unsere Kinder sind unsere Zukunft 65

dergarten einer Gärtnerei gewesen, der 1990 Gewissen zu leisten war“, erzählt Esther geschlossen worden war. Francke, die seit dem Jahr 2000 die Leiterin ist. „Die schon lange bestehende enge und Am 5. Oktober 1991 konnten acht Kinder partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem unter der Leitung von Magdalena Schröter Diakonieverein wurde gerade durch diese von dem neuen Kindergarten – dem ersten Übertragung fortgesetzt.“ freien evangelischen Kindergarten im Land- kreis Güstrow - Besitz ergreifen. Er erhielt den Im Herbst 2005 wurde der Startschuss Namen Regenbogen in Anlehnung an den gegeben, den Kindergarten umzubauen und Regenbogen über der Arche Noah als Zeichen zu erweitern. 60 Kinder sollten betreut der Verbundenheit Gottes mit den Menschen. werden, 12 davon in der Krippe. Außerdem Natürlich stellte sich die Frage, wie sich der sollte die Möglichkeit des integrativen Kindergarten weiterentwickeln würde und ob Arbeitens geschaffen werden. Doch Probleme es mehr Kinder werden würden. Doch schon traten auf. „Schnell zeigte sich, dass das bis zum Ende des Jahres stiegen die Kinder- vorhandene Grundstück – eingezwängt zahlen und 1993 war der Kindergarten mit zwischen einem Wohnblock und dem 36 Kindern voll belegt. 1995 übernahm Ärztehaus – nicht ausreichen würde“, erinnert Christian Georgi die Leitung. sich Dieter Hartung vom Architekturbüro Hartung & Partner in Schwerin. „Die Lösung Im Laufe der Jahre wurde mit viel Engage- fand sich im Erwerb eines Teiles des hinter ment des Vereins und der Familien der Regen- dem Wohnblock liegenden Grundstücks“, bogen-Kinder das Außengelände gestaltet erzählt er weiter. „Aber der Erwerb erwies sich und eine Eingangshalle an das bereits trotz des Wohlwollens der Stadt Güstrow vorhandene Gebäude angebaut. Doch das aufgrund der Eigentumsverhältnisse als Gebäude in der Güstrower Südstadt war in schwierig und zog sich bis zum Herbst 2006 die Jahre gekommen. Es wuchs der Wunsch hin. Dann lag die Baugenehmigung endlich nach einem Neubau, möglichst barrierefrei, vor und der Bau konnte durch die DSG denn auch Kinder mit einer Behinderung Diakonie Service Gesellschaft mbH begin- sollten im Regenbogen betreut werden. „Dazu nen.“ Die Grundsteinlegung zum Neubau des trat der Vorstand des Arbeitskreises an den Kindergartens fand am 29. November 2006 Diakonieverein Güstrow heran, mit dem es statt. Mit einem Festgottesdienst wurde am schon eine intensive Zusammenarbeit 2. September 2007 die neu erbaute Kinder- gegeben hatte, um eine Lösung für dieses tagesstätte eingeweiht und das 15-jährige Problem zu finden“, erinnert sich Dieter Merz. Jubiläum mit einer anschließenden Festwoche Am 1. Januar 2005 wurde der Kindergarten in unter dem Motto „15+1“ nachgefeiert. die Trägerschaft des Diakonievereins Güstrow e.V. übernommen. „Mit den Jahren zeichnete Der Verein Arbeitskreis evangelischer Kinder- sich immer mehr ab, dass die rein ehrenamt- garten Güstrow e.V. ist jetzt ein Förderverein, liche Wahrnehmung der Aufgaben eines der die Arbeit des Kindergartens unterstützt. Kindergarten-Trägers nicht mehr mit gutem Durch ihn wird z. B. das Spiel-Café angebo- 66 Unsere Kinder sind unsere Zukunft

ten, das interessierten Familien die Möglich- Von Güstrow aus erfolgte der Aufbau der keit gibt, z. B. einmal im Monat am Nachmit- Frühförderung in den Landkreisen Güstrow, tagsgeschehen der Kita teilzuhaben, sich mit Teterow, Malchin, Sternberg und kurzzeitig anderen Familien auszutauschen, zu spielen sogar in . Im Dezember 1993 zog und einen Kaffee zu trinken. Kindern und die Frühförderstelle in den Eschenwinkel 25 Eltern wird das „Ankommen“ im Regenbogen und befindet sich seitdem in den Räumlich- so sehr erleichtert. keiten einer Kindertagesstätte. Die Frühförder- stelle in Malchin wurde bereits am 1. Januar 1993 an das damalige Diakonische Werk in Frühförderstelle der Pommerschen Evangelischen Kirche e.V. übertragen. Seit dem Frühjahr 1991 gab es Bemühungen des Diakonischen Werkes, eine Frühförder- Zum 1. Januar 1995 wurde die Frühförder- stelle in Güstrow zu etablieren. Eröffnet wurde stelle mit ihrer Außenstelle in Teterow vom die Einrichtung Ende August 1991 mit zu- Diakonischen Werk an den Diakonieverein nächst zwei Mitarbeitern, einem Heilerzieher Güstrow e.V. übergeben. Die Leitung über- und einer Physiotherapeutin, in der Schwe- nahm Frank Lehmann. Zeitgleich erfolgte die riner Straße. Übergabe der Frühförderstelle Sternberg an das Diakoniewerk Neues Ufer gGmbH. Sechs Jahre später wurde die Außenstelle in Teterow Frühförderstelle und Logopädische Praxis geschlossen. Unsere Kinder sind unsere Zukunft 67

Frank Lehmann verließ die Einrichtung am Die kirchliche Jugendarbeit war Teil der 30. Juni 2009 und übergab die Leitung an kirchlichen Arbeit. Die Kirchen hatten sogar Lona Pell. ihre eigenen gemeindepädagogischen Ausbildungen aufgebaut. Nach der Wende begann sich die Jugendarbeit in den neuen AST – Das andere Jugendprojekt und Bundesländern neu zu organisieren. Unter- Phönix e.V. stützt wurde dieses durch eine großzügige ABM-Regelung und weiterer Arbeitsförder- Zu DDR-Zeiten durchzog das politische programme. Verständnis der SED-Regierung das gesamte gesellschaftliche Leben. Besonders in den In Güstrow schob in der Nachwendezeit die Bereichen der Arbeit mit Kindern und Stadtjugendpflegerin Thora Nacke verschie- Jugendlichen, denn diese galt es „formen“. dene Initiativen zur Jugendarbeit an, darunter Die Freizeitarbeit, die von Pionierleitern und auch das Projekt im denkmalgeschützten FDJ-Funktionären organisiert wurde, sollte Armsündertum, der als „Haus Arche“ vollständig unter staatlicher Kontrolle stehen. orientierungslosen Menschen als Anlaufpunkt Die kirchliche Jugendarbeit sollte sich bereits zur Bildung von Selbsthilfegruppen dienen in den fünfziger Jahren als „Arbeitsgemein- sollte. Im Juni 1991 wurde das „Haus Arche“ schaft Religion“ eingliedern. Doch die Kirchen zum Jugendprojekt AST – Das andere bestanden auf ihre Eigenständigkeit. Was Jugendprojekt im Diakonieverein Güstrow e.V. folgte, war ein Konflikt mit der DDR-Regie- unter der Leitung von Frank Hoffmann. rung, der bis zur Wende 1989 anhalten sollte. Unterschieden hat sich der Club vor allem inhaltlich von anderen Jugendeinrichtungen. Jugendclub Phönix Kreative Clubarbeit stand im Mittelpunkt. Im AST entwickelte sich eine kontinuierliche Projektarbeit. Angebote wie Graffiti und Videodreh wurden durch Workshops und Projektfahrten ergänzt. Außerdem gab es einen offenen Cafétreff, in dem sich vorrangig Punks und Alternative einfanden. Zudem erhielten die Kinder und Jugendlichen Unterstützung durch sozialpädagogische Begleitung. Seit Anfang 1994 veränderte sich der AST aufgrund der Umstrukturierung der Angebote im kreativen Bereich. Der AST fand in Graffitifreaks eine neue Zielgruppe und wurde außerdem zur Kreativwerkstatt für Film und Airbrush, die auch als Firmenaufträge umgesetzt wurden. So ließ die Stadt für die Umwelttage in Güstrow 1996 ein Trafohaus 68 Unsere Kinder sind unsere Zukunft

gestalten. Weiterhin wurden die Tunnelge- Kontakt zu den Lehrern und diese kamen bald staltung des Güstrower Bahnhofs und die auf unser Angebot zurück.“ Im Juni 1997 Gestaltung von Fußgängertunnel in der wurde es dann offiziell: Es wurde ein Vertrag Güstrower Südstadt und in Rostock zur Zusammenarbeit zwischen dem John- Lütten Klein durchgeführt. Brinckman-Gymnasium und dem Phönix geschlossen. „Unsere Angebote wurden so Eine weitere Jugendfreizeiteinrichtung, ausgerichtet, dass sich der Phönix als nämlich der Phönix e.V. – ein Schülerclub wichtiger Bestandteil des Schulalltags im Keller des John-Brinckman-Gymnasi- etablierte“, berichtet Heike Mittelstädt. „Somit ums am Güstrower Domplatz – übernahm wurde der Phönix nicht zum Ausweichplatz, der Diakonieverein am 1. April 1993 als um dem Schulsystem zu entfliehen, sondern freier Träger der Jugendhilfe. Dort bot ergänzend zur Schule in den Pausen und organisierten Kinder und Jugendliche mit nach dem Unterricht Möglichkeiten zur Hilfe von Jugendarbeitern ihre Freizeit. Erholung, Vorbereitung auf den Unterricht und Das Angebot war groß und reichte von der praktischen Unterrichtsergänzung; mit Töpfern über Zeichnen bis hin zu Konzer- dem Unterschied, dass dieses nicht vom ten und Segeltouren. Schülerbands stan- Lehrer, sondern vom Schüler selbst bestimmt den ein Probenraum und die notwendige und gestaltet wurde.“ Technik zur eigenen CD-Produktion zur Verfügung. Und in den Büro- und Arbeits- 1998 wurde das Projekt AST aufgelöst, weil räumen des Phönix war es möglich, die finanzielle Förderung durch die Stadt und Plakate und Grafiken zu entwerfen und den Kreis Güstrow entfiel und die Besucher- nicht zuletzt Bewerbungen zu schreiben. zahlen abnahmen. Die Projekte Grafitti, Film Durch die zentrale Lage war die Jugend- und Airbrush fanden seitdem im Phönix statt. arbeit im Phönix nicht in erster Linie Frank Hoffmann verließ 1999 das Jugend- stadtteilbezogen, sondern für alle offen. projekt Mitte. Heike Mittelstädt und Ingo Franke führten die Leitung der Projektarbeit Nach der gewollten Entscheidung, nur weiter. einen Jugendclub in der Altstadt zu betreiben, fanden sich die beiden Zum 31. Dezember 2005 beendete der Einrichtungen AST und Phönix e.V.1996 Diakonieverein Güstrow e.V. sein Engagement zusammen und wurden von nun an unter in der Jugendarbeit aufgrund der schwierigen dem Namen Jugendarbeit Mitte gemein- Finanzierungslage. Der Filmklub Güstrow e.V., sam verwaltet und finanziert. mit dem es zuvor bereits gemeinsame Projekte gegeben hatte, bot sich als neuer Im Januar 1997 öffnete der Phönix ein Träger an. Schülercafé zur Pausenversorgung und als Schülertreff. „Damit öffneten sich auch für uns Mitarbeiter die Tore zur Schule“, sagt Heike Mittelstädt. „Wir suchten den Unsere Kinder sind unsere Zukunft 69

Jugendhilfestation tung und Unterstützung vor, während und auch nach Verhandlungen bei den Jugendge- Als Kontakt- und Beratungsstelle für Familien, richten an. „Hauptaufgabe der Betreuungs- Kinder und Jugendliche wurde die Familienhil- weisung war es, den Jugendlichen bei einer fe am 1. Oktober 1991 in der Gleviner Straße Lebensführung zu unterstützen, bei der er 10 mit Annegret Schnapp eröffnet. Auf der keine weiteren Straftaten begeht. Wichtig war Basis des neuen Kinder- und Jugendhilfege- es, den Jugendlichen als Gesprächspartner setzes (KJHG) wurde die Familienhilfe zur zur Verfügung zu stehen, der sie annimmt, Jugendhilfestation umstrukturiert. „Damit ent- unterstützt, sie aber auch konfrontiert und stand ein Modell, das Hilfen aus einer Hand bestimmte Verhaltensweisen missbilligt“, sagt heraus entwickelte“, sagt Andreas Schröter, Bernd Tolander, der die Beratungsstelle der die Leitung der Beratungsstelle am 1. geleitet hatte. Januar 1993 übernahm. Angeboten wurden soziale Gruppenarbeit, Erziehungsbeistand- Im Mittelpunkt der Arbeit standen neben der schaft und sozialpädagogische Familienhilfe. Persönlichkeit des straffälligen Jugendlichen und dessen zukünftiger Entwicklung auch 1994 kam es zu einer neuen Ausschreibung immer die Belange des Opfers. „So wurden durch den Landkreis. Nach den neuen Förder- beim Täter-Opfer-Ausgleich sowohl der junge richtlinien sollte es von den fünf Jugendhilfe- Täter als auch der Geschädigte an einen Tisch stationen, die nach der Wende von den Wohl- geholt, um eine menschliche Begegnung zu fahrtsverbänden gegründet worden waren, ermöglichen“, berichtet Bernd Tolander. Dabei nur noch eine in Güstrow geben. Diese Maß- sollte eine individuelle Lösung zur Wiedergut- nahme führte zu einem Kooperationsverbund machung des Konflikts gefunden werden. mit der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Von da an Wenn der Beschuldigte die Vereinbarung arbeiteten beide Träger gemeinsam an zwei erfüllt hatte, konnte in den meisten Fällen das Standorten in Güstrow. strafrechtliche Verfahren eingestellt werden. 1997 kam der Täter-Opfer-Ausgleich im Zum 30. Juni 2000 wurde die Jugendhilfe- Erwachsenenstrafrecht zur Arbeit des station wegen der Kündigung des Vertrages Jugendprojektes „Chance“ hinzu. durch den Landkreis geschlossen. „Das war das endgültige Aus für die Arbeit von Aufgrund zahlreicher Sparmaßnahmen war in Jugendhilfestationen im Landkreis“, betont allen Arbeitsbereichen der Beratungsstelle ein Andreas Schröter. deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Das Jugendamt hatte kaum noch Fälle für die Betreuungsweisung und den Täter-Opfer- Jugendprojekt „Chance“ Ausgleich überwiesen. Die sozialen Trainings- kurse waren bereits den Sparmaßnahmen Das Jugendprojekt „Chance“ wurde am 1. Juli geopfert worden. Zum Jahresende 2001 1994 gegründet. Die Beratungsstelle bot schied Bernd Tolander aus dem Arbeitsfeld Jugendlichen ab 14 Jahren Beratung, Beglei- der Jugendgerichtshilfe aus. 70 Unsere Kinder sind unsere Zukunft

Schulsozialarbeit Lebenslagen aufzufangen und konkrete Hilfe anzubieten“, berichtet Lona Pell, die die Mit der Schulsozialarbeit entstand ein neues Beratungsstelle geleitet hatte. Tätigkeitsfeld der Sozialarbeit bzw. Sozialpä- dagogik innerhalb verschiedener Schulen in Am 1. August wurde die Einrichtung in die Güstrow und Bützow. Unter dem Motto Burgstraße verlegt. Zwei Jahre später musste „Zwischen den Stühlen für die Schüler da die Beratungsstelle aus finanziellen Gründen sein“ begannen Schulsozialarbeiter ihre Arbeit geschlossen werden. „Die Arbeit wurde an die am 1. Juli 1994 an der Wossidlo-Schule, der Psychologische Beratungsstelle Bützow ab- Thomas-Müntzer-Schule und der Comenius- gegeben, damit sie nicht ganz verloren geht“, schule in Güstrow. Hauptschwerpunkt war die erklärt Lona Pell. sozialpädagogische Beratung und Begleitung von Schülern, Schülergruppen, Lehrern und Eltern. Durch die Situationsnähe waren die Logopädische Praxis Schulsozialarbeiter in der Lage, Problema- tiken verschiedenster Art in den Anfängen zu Die Logopädische Praxis im Güstrower erkennen und konnten dementsprechend Eschenwinkel 25 wurde am 15. September schnell mit Maßnahmen reagieren. Aufgrund 2003 eröffnet. „Seit Herbst 2002 hatte ich des hohen Bedarfs wurde dieser Arbeitsbe- bereits als Logopäde in der Frühförderstelle reich auch in Bützow etabliert. Dort leisteten des Diakonievereins Güstrow e.V. gearbeitet“, Schulsozialarbeiter an der Kopernikus-Schule berichtet Michael Schwenkler. „Da sich der und der Käthe-Kollwitz-Schule Hilfe. Am Bedarf an Sprachtherapie im näheren Umfeld, 31. Dezember 2007 kam es zur Beendigung dem Güstrower Stadtteil Distelberg, als hoch der Schulsozialarbeit, da dieser Arbeitsbe- erwies, hatten wir uns entschlossen, das reich wirtschaftlich nicht mehr betrieben Angebotsspektrum des Diakonievereins um werden konnte. die Logopädische Praxis zu erweitern.“ Die Praxis befindet sich seitdem in räumlicher Nachbarschaft zur Frühförderstelle in der Beratungs- und Vermittlungsstelle für besagten Kindertagesstätte und hilft mit ihrem Mutter-Kind-Kuren und Mütterkuren Angebot vor allem Kindern im Vorschulalter mit verschiedensten Sprachproblemen, aber Am 1. Oktober 1994 begann die Arbeit der auch Schulkindern sowie erwachsenen Beratungs- und Vermittlungsstelle für Patienten. Mutter-Kind-Kuren und Mütterkuren in der Gleviner Straße 10. Die Beratungsstelle bot Beratung und Unterstützung beim Antragsver- Evangelisch-integrative fahren und bei der Auswahl einer geeigneten Kindertagesstätte Um die Welt Klinik in Zusammenarbeit mit dem Mütterge- nesungswerk an. „Die Beratungsarbeit war In dem Dorf Jürgenshagen wurden zur Zeit eine Möglichkeit, Frauen in angespannten der Ernte die Kinder der Bauern und landwirt- Unsere Kinder unsere Zukunft 71

schaftlichen Mitarbeiter im so genannten Im Jahr 2008 kam noch die Bezeichnung „Ernte-Kindergarten“ betreut. Daraus wuchs „integrativ“ hinzu. im Laufe der Jahre ein kommunaler Kindergar- ten. In den Jahren 2005 und 2006 errichtete Die Leitung übernahm zunächst die langjähri- die Gemeinde ein neues Kindergartengebäu- ge Leiterin Margrit Freitag kommissarisch und de, dass am 1. Juni 2006 eröffnet wurde. ab 1. Mai 2008 für ein Jahr Maren Schüler. Am 1. Mai 2009 übernahm Lona Pell als Abtei- Da sich die Gemeindevertretung entschied, lungsleiterin der Kindertagesstätten und die Trägerschaft der Einrichtung an einen Frühförderstelle anteilig die Leitung der Kita. freien Träger abzugeben, setzte sich der Am 1. Juni 2010 wurde Jana Malarz-Schles- Pastor der Gemeinde Neukirchen Karl-Chri- ner als leitende Erzieherin eingestellt und wird stian Lange dafür ein, dass der Diakonieverein nun eingearbeitet, um in naher Zukunft die Güstrow e.V. in die nähere Auswahl kam. Mit Leitung zu übernehmen. nur einer Stimme Mehrheit erhielt der Diako- nieverein bei der Abstimmung der Gemeinde- Seit der Übernahme durch den Diakonieverein vertretung schließlich den Zuschlag für die wird schrittweise der religionspädagogische Übernahme der Trägerschaft. Seit dem 1. Juni Ansatz in die Arbeit eingeführt. Der Kita-Alltag 2007 trägt der Kindergarten den Namen richtet sich zunehmend nach dem Ablauf des evangelische Kindertagesstätte Um die Welt. Kirchenjahres. Großen Wert wird auch auf die Zusammenarbeit mit der kommunalen und Evangelisch-integrative Kindertagesstätte der kirchlichen Gemeinde gelegt. Um die Welt 72 Versorgung und Leistung aus nächster Nähe

Versorgung und Leistung aus nächster Nähe

Integra Güstrow GmbH Der erste Baustein der Integra Güstrow GmbH zur Beschäftigung von Menschen mit Handi- Die Arbeitslosigkeit von Menschen mit caps war das Projekt „Eiszauberei“. Es wurde Behinderungen ist überdurchschnittlich hoch. Eis im C@fe InterNet(t), aber auch bei Feier- Zwar gibt es die Werkstätten für Behinderte, lichkeiten verkauft. Dabei wurden zwei doch kann dort nicht allen Menschen mit Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderun- Behinderungen ein angemessener Arbeits- gen geschaffen. platz angeboten werden. Jahrelang suchte der Diakonieverein Güstrow e.V. nach Am 16. Dezember 2003 wurde der Gesell- Möglichkeiten, diese Lücke zu schließen. schaftervertrag der Tochterfirma des Diako- Schließlich entstand im Jahr 2002 innerhalb nievereins Güstrow e.V. unterschrieben, damit des Diakonievereins die Idee, ein Integrations- war die Integra Güstrow GmbH gegründet. unternehmen zu gründen. Es sollten Beschäf- Die Geschäftsführung übernahm Christoph tigungsprojekte entwickelt und verwirklicht Kupke. Zwei Jahre später kam Bernd Tolander werden, in denen Menschen mit Handicaps als zweiter Geschäftsführer hinzu. eine Anstellung finden konnten. CAP-Markt Elisabethstraße Versorgung und Leistung aus nächster Nähe 73

Am 1. Juli 2004 eröffnete die Integra Güstrow schließen wollte. Nach ersten Gesprächen mit GmbH den ersten CAP-Markt in der Elisa- dem Betreiber und der GDW schien dieser bethstraße in Güstrow. „Wir haben uns das Markt für unsere Zwecke geeignet“, sagt Konzept eines CAP-Marktes nicht selbst Bernd Tolander. Der Aufsichtsrat der Integra ausgedacht, sondern dafür einen starken Güstrow GmbH stimmte dem Projekt zu. Der Partner an unserer Seite, die Genossenschaft SPAR-Markt wurde zum 31. Mai 2004 ge- der Werkstätten (GDW) in Sindelfingen“, schlossen. Nach einem Umbau konnte der berichtet Bernd Tolander. „Inhalt dieses erste CAP-Markt in Güstrow unter der Markt- Konzeptes ist es, Lebensmittelmärkte in leitung von Brigitte Pschribülla eröffnet Wohngebieten zu betreiben, um dort Men- werden. schen mit Behinderungen einen Arbeitsplatz anbieten zu können. Der CAP-Markt als Ein Jahr später, am 17. November 2005, Lebensmittelpunkt – dieses Projekt hatte mich folgte ein Standort Am Markt in Güstrow überzeugt“, erklärt Bernd Tolander. mit Marktleiterin Janet Burmeister. Und am 26. Februar 2009 öffnete der CAP-Markt Es begann die Suche nach einem geeigneten Reutershagen in Rostock seine Türen für die Objekt. „Ende 2002 erhielt ich die Information, Kunden. Hier leitet Gordon Wagner den dass der Betreiber des SPAR-Marktes in der Lebensmittelmarkt. Zusätzlich gibt es auch Elisabethstraße den Markt aus Altersgründen Verkaufsstellen auf dem Wichernhof in Dehmen und im Diakonie-Pflegeheim Am CAP-Markt Mitte Rosengarten. Am 1. Juni 2010 übernahm 74 Versorgung und Leistung aus nächster Nähe

CAP-Markt Rostock-Reutershagen einem Handicap, die durch ihre Anstellung am normalen Leben teilhaben und ihren eigenen Jens Ohde die Leitung des CAP-Marktes in Lebensunterhalt verdienen können. der Elisabethstraße. Seit dem 1. September 2010 stellt sich die Neben dem Einzelhandel wurden weitere Integra Güstrow GmbH einer neuen Heraus- Arbeitsplätze für Menschen mit Behinde- forderung. Zum ersten Mal werden benachtei- rungen seit dem 1. April 2004 in der Gebäu- ligte Jugendliche zum Verkäufer bzw. Ver- dereinigung geschaffen. „50 Mitarbeiter, kaufshelfer in den CAP-Märkten ausgebildet. davon 12 mit einem Handicap, reinigen die „Damit möchten wir jungen Menschen, die rund 30 Einrichtungen des Diakonievereins wegen mangelnder Schulleistungen oder Güstrow e.V. sowie private und öffentliche anderer Defizite woanders keinen Ausbil- Gebäude in der Region zwischen Güstrow, dungsbetrieb gefunden hätten, eine Chance Malchin, Röbel und Warin“, sagt Joachim geben“, sagt Bernd Tolander. Rausch, Leiter des Gebäudemanagements. Zusätzlich wurden zum 1. Juli 2008 zwei Im nächsten Jahr soll der CAP-Markt in der Mitarbeiter mit einem Handicap im Bereich Elisabethstraße umgebaut und durch einen der Landschaftspflege integriert. Bäcker mit Imbiss, dem CAP-pucchino, erweitert werden. Insgesamt hat die Integra Güstrow GmbH feste Arbeitsplätze für rund 85 Mitarbeiter geschaffen. Darunter sind 27 Menschen mit Versorgung und Leistung aus nächster Nähe 75

DSG Diakonie Service Gesellschaft mbH

Bereits im Jahr 2002 plante der Diakonie- verein Güstrow e.V. zusammen mit einem Unternehmen aus der Dienstleistungsbranche die Gründung einer gemeinsamen Servicege- sellschaft. Nachdem diese Bemühungen gescheitert waren, verfolgte der Diakonie- verein dieses Ziel allein weiter.

Am 24. Februar 2004 fasste der Verwaltungs- rat den Beschluss, eine zweite Tochterfirma zu gründen. Die Eintragung in das Handelsre- gister erfolgte am 28. Dezember 2004 mit dem Namen DSG Diakonie Service Gesell- schaft mbH. Geschäftsführer wurden Reinigungsdienst Christoph Kupke und Dieter Merz. Ziel war es, dass Gebäudemanagement und den Küchen- bereich in den Einrichtungen des Diakonie- vereins neu zu strukturieren, damit der Diakonieverein sich mehr auf seine Kernauf- Landschaftspflege gaben, nämlich die Pflege, Begleitung und Beratung von hilfsbedürftigen Menschen konzentrieren kann. Die anderen Dienstleis- tungen wie Verpflegung, Reinigung und Gebäudetechnik, die bisher in Verantwortung der Einrichtungsleitungen standen, übernahm von nun an die DSG Diakonie Service Gesell- schaft mbH.

„Der Bereich des Gebäudemanagements umfasst die Planung und Durchführung der Instandhaltung der Gebäudesubstanz, die regelmäßige Wartung der Gebäudetechnik und die Vorbereitung und Realisierung von Bauvorhaben“, so Gerd Klötzer, Leiter des Gebäudemanagements. Zu den größten Projekten gehörten in den vergangenen Jahren der Neubau des Ergotherapie-Gebäu- 76 Versorgung und Leistung aus nächster Nähe

des der Psychosozialen Einrichtungen in der Nachsorgeeinrichtung Haus Kastanien- Schloss Matgendorf und der Neubau der hof in Massow und die technische Erschlie- evangelisch-integrativen Kindertagesstätte ßung des Wichernhofes in Dehmen im Regenbogen in Güstrow durch die Eigenlei- Zusammenhang mit dem Neubau der stung der DSG Diakonie Service Gesellschaft Zentralküche sind derzeit in Arbeit“, sagt mbH. In Verantwortung der DSG wurde durch Gerd Klötzer. Ausschreibungsverfahren und Koordination der Bauleistungen mit vertraglich gebundenen „Zu den ersten Aufgaben des Küchenma- Firmen unter anderem nachfolgende Baumaß- nagements gehörte die Zusammenführung nahmen begleitet und realisiert: das Wohn- der bis dahin dezentral geführten Küchen, die haus zur Beheimatung in der Nachsorgeein- Organisation eines zentralen Einkaufs und die richtung Haus Kastanienhof in Massow und Vereinheitlichung des Hygienekonzepts“, das Blockheizkraftwerk in Malchin. berichtet Volker Wöstenberg, Leiter des Küchenmanagements. „Um uns nach außen „Umfangreiche Planungen zur Erweiterung bekannt zu machen, mussten wir in die des Diakonie-Pflegeheimes Am Glammsee in Offensive gehen. Der Verein, „Frühstückstref- Warin, zum Neubau eines Therapiegebäudes fen für Frauen in Deutschland e.V.“, erteilte uns den ersten großen Auftrag. Viele Veran- DSG Gebäudemanagement staltungen folgten wie die Eröffnungsveran- Versorgung und Leistung aus nächster Nähe 77

staltung der AWG Güstrow eG und der Tag der Begegnung auf dem Wichernhof in Dehmen“, erzählt er weiter.

Im März 2005 wurde die Küche der Psycho- sozialen Einrichtungen Schloss Matgendorf innerhalb von vier Wochen umgebaut. Anschließend übernahm sie unter der Küchenleitung von Doreen Lyska-Stilling die Versorgung des Wichernhofes und der Psychosozialen Einrichtungen Schloss Matgendorf in Eigenregie. Im Januar 2006 kamen die Küchen des Diakonie-Pflege- heimes Am Rosengarten in Güstrow mit Küchenleiterin Ursel Große und die Küche des Diakonie-Pflegeheimes Malchin unter der Leitung von Wolfhard Hornburg zur DSG Küche Matgendorf Diakonie Service Gesellschaft mbH hinzu. Ein Jahr später folgten die Küchen des Diakonie- Pflegeheimes Röbel, geführt von Gundula und einer Tagesproduktion von ca. 480 Essen. Schulz, und die Küche des Diakonie-Pflege- Heute kochen jeden Tag 49 Mitarbeiter heimes Am Glammsee in Warin mit Küchenlei- frisches Essen für Kinder, Senioren und terin Erika Pooch. Am 1. März 2009 übernahm Pflegebedürftige und produzieren dabei etwa Ronny Patzlaff die Leitung der Küche in 1.600 Essen, die an 1.200 Menschen in Warin. privaten und öffentlichen Einrichtungen geliefert werden. Um die Arbeit in den fünf Küchen effizienter zu gestalten und das Abrechnungssystem zu Für die nahe Zukunft ist es geplant, eine erleichtern, entschloss sich die DSG Diakonie Zentralküche auf dem Gelände des Wichern- Service Gesellschaft mbH für den Umstieg auf hofes in Dehmen zur Versorgung der Einrich- das Software-System CookPro. Eingeführt tungen der Diakonie Güstrow zu errichten. wurde es 2008 zunächst in der Küche in Durch die Zentralküche soll unter anderem die Matgendorf. Seitdem haben Scanner und Auswahl des angebotenen Essens deutlich Software die Datenerfassung übernommen erweitert werden. Die Küchen in Warin, und tagelange Routinearbeiten wie das Malchin und Röbel werden dann nur noch als Eintippen von Essenbestellungen gehören der Ausgabeküchen geführt. In Güstrow und Vergangenheit an. Matgendorf wird es zur Schließung der Küchen kommen. Die Räumlichkeiten können Der Bereich des Küchenmanagements dann für andere Aufgaben in der jeweiligen begann mit 31 Mitarbeitern in den Küchen Einrichtung genutzt werden. 78 Versorgung und Leistung aus nächster Nähe

Küche Rosengarten Küche Röbel Versorgung und Leistung aus nächster Nähe 79

Küche Warin Küche Malchin Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter. Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer. Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht. (Lothar Zenetti) Impressum:

Herausgeber: Diakonieverein Güstrow e.V. Platz der Freundschaft 14c 18273 Güstrow Telefon (03843) 6931-0 Telefax (03843) 6931-17 E-Mail [email protected]

Text: Doreen Blask

Layout: Daniele Regge, Gneven

Fotos: Diakonieverein Güstrow e.V. Titelfoto Alexander Maier, fotolia

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