Plenarprotokoll 14/48

Deutscher

Stenographischer Bericht

48. Sitzung

Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

I n h a l t :

Glückwünsche zum Geburtstag der Abgeord- Barthel (), Hans-Werner Bertl, neten Gerhard Neumann (Gotha) und Dr. weiterer Abgeordneter der Fraktion Ernst Ulrich von Weizsäcker ...... 4085 A SPD, der Abgeordneten Dr. Rita Süss- muth, der Abgeordneten Tagesordnungspunkt 17: (Köln), Gila Altmann (Aurich), Marie- luise Beck (Bremen), weiterer Abge- Debatte zur Errichtung eines Holo- ordneter der Fraktion BÜNDNIS 90/ caust-Mahnmals DIE GRÜNEN sowie der Abgeordne- Beschlußempfehlung und Bericht des ten Sabine Leutheusser-Schnarrenber- Ausschusses für Kultur und Medien ger Errichtung eines Denkmals für die – zu dem Antrag der Abgeordneten Re- ermordeten Juden Europas nate Jäger, Dr. Mathias Schubert, , weiterer Abgeordneter der Frak- tion SPD, der Abgeordneten Nor- – zu dem Antrag der Abgeordneten Mi- bert Barthle, Dr. Sabine Bergmann- chael Roth (Heringen), Karin Kort- Pohl, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer mann, Nina Hauer, weiterer Abgeord- Abgeordneter der Fraktion CDU/ neter der Fraktion SPD sowie der Ab- CSU sowie der Abgeordneten Ulrich geordneten Dr. , Cem Heinrich und Dr. Edzard Schmidt- Özdemir, Dr. Uschi Eid, weiterer Ab- Jortzig geordneter der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Errichtung eines Mahnmals für die ermordeten Juden Europas Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas und eines – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. „Hauses der Erinnerung“ Elke Leonhard, , Dr. Eckhart Pick, weiterer Abgeordneter – zu dem Antrag der Abgeordneten der Fraktion SPD, der Abgeordne- Annette Widmann-Mauz, Dr. Martina ten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Krogmann, Ursula Heinen und weite- Dr. , Dr. Hermann rer Abgeordneter der Fraktion CDU/ Otto Solms, weiterer Abgeordneter der CSU Fraktion der F.D.P. sowie der Abge- ordneten Dr. , Petra Bläss, Errichtung eines Mahnmals für Dr. , weiterer Abgeord- die Opfer der nationalsozialistischen neter der Fraktion PDS Verbrechen gegen die Menschlich- Errichtung eines Denkmals für die keit ermordeten Juden Europas – zu dem Antrag der Abgeordneten Wil- – zu dem Antrag der Abgeordneten Gert helm-Josef Sebastian, Hans-Otto Wil- Weisskirchen (Wiesloch), Eckhardt helm (Mainz), Dr. Gerd Müller und II Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

weiterer Abgeordneter der Fraktion Namentliche Abstimmung über den Ände- CDU/CSU rungsantrag der Abgeordneten Wilhelm-Josef Sebastian, Hans-Otto Wilhelm und Dr. Gerd Errichtung eines zentralen Mahn- mals Müller (Drucksache 14/1255)...... 4123 D (Drucksachen 14/941, 14/942, 14/943, Namentliche Abstimmung über den Ände- 14/944, 14/965, 14/981, 14/1238) ...... 4085 A rungsantrag der Abgeordneten Annette Wid- mann-Mauz, Ursula Heinen, Dr. Martina SPD ...... 4086 A Krogmann, Sylvia Bonitz und weiterer Abge- Dr. CDU/CSU...... 4088 A ordneter (Drucksache 14/1267) ...... 4126 D Dr. Antje Vollmer BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Namentliche Abstimmung über den Ände- NEN...... 4090 B rungsantrag der Abgeordneten , Dirk Fischer (Hamburg), Dr. Ed- Dr. Wolfgang Gerhardt F.D.P...... 4091 B zard Schmidt-Jortzig, Jörg van Essen und Dr. Gregor Gysi PDS...... 4092 D weiterer Abgeordneter (Drucksache 14/1269). 4130 A

Dr. Michael Naumann, Staatsminister BK...... 4094 A Namentliche Abstimmung über den Ände- Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermei- rungsantrag der Abgeordneten Hans-Joachim ster (Berlin)...... 4095 B Otto (Frankfurt), Dr. Rita Süssmuth, Dr. Wolfgang Gerhardt, Dr. Gregor Gysi und Michael Roth (Heringen) SPD...... 4097 C weiterer Abgeordneter (Drucksache 14/1261). 4132 D

Wilhelm-Josef Sebastian CDU/CSU ...... 4099 B Namentliche Abstimmung über die Be- Volker Beck (Köln) BÜNDNIS 90/DIE schlußempfehlung des Ausschusses für Kultur GRÜNEN...... 4100 B und Medien (Drucksache 14/1238) ...... 4135 D

Hans-Joachim Otto (Frankfurt) F.D.P...... 4102 D Nächste Sitzung ...... 4138 C PDS...... 4104 A Dr. Annette Fugmann-Heesing, Senatorin Anlage 1 (Berlin)...... 4104 D Liste der entschuldigten Abgeordneten ...... 4139 A Dr. Rita Süssmuth CDU/CSU...... 4106 A Christian Simmert BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Anlage 2 NEN...... 4107 C Erklärungen nach § 31 GO zur Abstim- Hildebrecht Braun (Augsburg) F.D.P...... 4108 B mung über die Beschlußempfehlung des Ausschusses für Kultur und Medien Dr. Heinrich Fink PDS...... 4109 A (Drucksache 14/1238) Dr. Elke Leonhard SPD ...... 4109 C – zu dem Antrag der Abgeordneten Re- Annette Widmann-Mauz CDU/CSU ...... 4110 D nate Jäger, Dr. Mathias Schubert, Ernst Bahr, weiterer Abgeordneter der Frak- Dr. Edzard Schmidt Jortzig F.D.P...... 4111 C tion SPD, der Abgeordneten Norbert Renate Jäger SPD...... 4112 B Barthle, Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Dirk Fischer (Hamburg), weiterer Ab- Hartmut Koschyk CDU/CSU...... 4113 B geordneter der Fraktion CDU/CSU so- Gisela Schröter SPD ...... 4114 B wie der Abgeordneten Ulrich Heinrich und Dr. Edzard Schmidt-Jortzig CDU/CSU...... 4115 A Errichtung eines Mahnmals für die Wolfgang Schulhoff CDU/CSU ...... 4115 C ermordeten Juden Europas(Druck- sache 14/941) Eckhardt Barthel (Berlin) SPD ...... 4116 C Dr. Gerd Müller CDU/CSU ...... 4117 D – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Elke Leonhard, Andrea Nahles, Sylvia Bonitz CDU/CSU ...... 4118 D Dr. Eckhart Pick, weiterer Abgeord- (Wiesloch) SPD...... 4119 C neter der Fraktion SPD, der Abgeord- neten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Günter Nooke CDU/CSU ...... 4120 D Dr. Wolfgang Gerhardt, Dr. Hermann CDU/CSU...... 4121 D Otto Solms, weiterer Abgeordneter der Fraktion CDU/CSU sowie der Abge- CDU/CSU ...... 4122 C ordneten Dr. Gregor Gysi, Petra Bläss, Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 III

Dr. Heinrich Fink, weiterer Abgeord- Krogmann, Ursula Heinen und weiterer neter der Fraktion PDS Abgeordneter der Fraktion CDU/CSU Errichtung eines Denkmals für die Errichtung eines Mahnmals für die ermordeten Juden Europas(Druck- Opfer der nationalsozialistischen sache 14/942) Verbrechen gegen die Menschlich- keit (Drucksache 14/965) – zu dem Antrag der Abgeordneten Gert Weisskirchen (Wiesloch), Eckhardt – zu dem Antrag der Abgeordneten Wil- Barthel (Berlin), Hans-Werner Bertl, helm-Josef Sebastian, Hans-Otto Wil- weiterer Abgeordneter der Fraktion helm (Mainz), Dr. Gerd Müller und SPD, der Abgeordneten Dr. Rita Süss- weiterer Abgeordneter der Fraktion muth, der Abgeordneten Volker Beck CDU/CSU (Köln), Gila Altmann (Aurich), Marie- Errichtung eines zentralen Mahn- luise Beck (Bremen), weiterer Abge- mals (Drucksache 14/981) ordneter der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Abgeord- CDU/CSU...... 4140 B neten Sabine Leutheusser-Schnarren- Dr.-Ing. Dietmar Kansy CDU/CSU...... 4141 B berger CDU/CSU ...... 4141 C Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas(Druck- Rainer Fornahl SPD...... 4142 A sache 14/943) Dr. SPD ...... 4142 C – zu dem Antrag der Abgeordneten Mi- Thomas Dörflinger CDU/CSU ...... 4142 D chael Roth (Heringen), Karin Kort- mann, Nina Hauer, weiterer Abgeord- Gudrun Roos SPD ...... 4143 A neter der Fraktion SPD sowie der Ab- und Birgit Roth (Speyer) SPD 4143 B geordneten Dr. Antje Vollmer, Cem Özdemir, Dr. Uschi Eid, weiterer Ab- Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten CDU/CSU.. 4143 C geordneter der Fraktion BÜNDNIS 90/ Dr. Reinhard Göhner CDU/CSU...... 4144 B DIE GRÜNEN Dr. Friedbert Pflüger CDU/CSU...... 4144 D Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Juden Europas und eines und Eckhart von Klaeden „Hauses der Erinnerung“ (Drucksa- CDU/CSU...... 4146 B che 14/944) Anlage 3 – zu dem Antrag der Abgeordneten An- nette Widmann-Mauz, Dr. Martina Amtliche Mitteilungen...... 4146 D Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4085

(A) (C)

48. Sitzung

Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Beginn: 9.00 Uhr

Vizepräsident Dr. : Guten ordneter der Fraktion der SPD, der Abgeord- Morgen, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Sitzung neten Dr. Rita Süssmuth, der Abgeordneten ist eröffnet. Volker Beck (Köln), Gila Altmann (Aurich), (Bremen), weiterer Abge- Heute feiern zwei Kollegen ihren 60. Geburtstag. Ich ordneter der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE gratuliere dem KollegenGerhard Neumann (Gotha ) GRÜNEN, sowie der Abgeordneten Sabine und dem Kollegen Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker Leutheusser-Schnarrenberger im Namen des Hauses sehr herzlich zum Geburtstag. (Beifall) Errichtung eines Denkmals für die ermorde- ten Juden Europas Ich rufe den Tagesordnungspunkt 17 auf: – zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Roth (Heringen), Karin Kortmann, Nina Hau- Debatte zur Errichtung eines Holocaust- er, weiterer Abgeordneter der SPD sowie der Mahnmals (B) Abgeordneten Dr. Antje Vollmer, Cem Öz-(D) Beratung der Beschlußempfehlung und des Be- demir, Dr. Uschi Eid, weiterer Abgeordneter richts des Ausschusses für Kultur und Medien der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (23. Ausschuß) Errichtung eines Denkmals für die ermorde- – zu dem Antrag der Abgeordneten Renate Jä- ten Juden Europas und eines „Hauses der ger, Dr. Mathias Schubert, Ernst Bahr, weite- Erinnerung“ rer Abgeordneter der Fraktion der SPD, der – zu dem Antrag der Abgeordneten Annette Abgeordneten , Dr. Sabine Widmann-Mauz, Dr. Martina Krogmann, Ur- Bergmann-Pohl, Dirk Fischer (Hamburg), sula Heinen und weiterer Abgeordneter der weiterer Abgeordneter der Fraktion der Fraktion der CDU/CSU CDU/CSU, sowie der Abgeordneten Ulrich Heinrich und Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Errichtung eines Mahnmals für die Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen gegen die Errichtung eines Mahnmals für die ermorde- Menschlichkeit ten Juden Europas – zu dem Antrag der Abgeordneten Wilhelm- – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Elke Josef Sebastian, Hans-Otto Wilhelm (Mainz), Leonhard, Andrea Nahles, Dr. Eckhart Pick, Dr. Gerd Müller und weiterer Abgeordneter weiterer Abgeordneter der Fraktion der SPD, der Fraktion der CDU/CSU der Abgeordneten Hans-Joachim Otto (Frank- furt), Dr. Wolfgang Gerhardt, Dr. Hermann Errichtung eines zentralen Mahnmals Otto Solms, weiterer Abgeordneter der Frak- – Drucksachen 14/941, 14/942, 14/943, 14/944, tion der F.D.P., sowie der Abgeordneten Dr. 14/965, 14/981, 14/1238 – Gregor Gysi, Petra Bläss, Heinrich Fink, weiterer Abgeordneter der Fraktion der PDS Berichterstattung: Abgeordnete Gert Weisskirchen (Wiesloch) Errichtung eines Denkmals für die ermorde- Dr. Norbert Lammert ten Juden Europas Dr. Antje Vollmer Hans-Joachim Otto (Frankfurt) – zu dem Antrag der Abgeordneten Gert Dr. Heinrich Fink Weisskirchen (Wiesloch), Eckhardt Barthel (Berlin), Hans-Werner Bertl, weiterer Abge- Es liegen mehrere Änderungsanträge vor. 4086 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms (A) Ich weise darauf hin, daß wir nach der Ausspracheschen Juden Ignatz Bubis gilt, das kann und darf für uns, (C) eine Reihe namentlicher Abstimmungen durchführendie Nachkommen der Täter, nicht in gleichem Maße werden. gelten; denn nicht für die Juden – ob deutsche oder an- dere – bauen wir dieses Denkmal, sondern für uns, als Nach einer interfraktionellen Vereinbarung sind für unser ureigenes Bekenntnis zu einem politischen Selbst- die Aussprache drei Stunden vorgesehen. Außerdem ist verständnis, vereinbart, daß Erklärungen zur Abstimmung nach § 31 der Geschäftsordnung nicht länger als drei Minuten dau- … in das die Tat – das im Nationalsozialismus be- ern sollen. – Ich höre keinen Widerspruch. Dann ist das gangene und geduldete Menschheitsverbrechen – so beschlossen. und damit die Erschütterung über das Unsagbare, das den Opfern angetan worden ist, als persistie- Ich eröffne die Aussprache. Als erster Redner hat das rende Beunruhigung und Mahnung eingebrannt Wort unser Kollege Wolfgang Thierse. ist … wie es Jürgen Habermas ausgedrückt hat. Vor diesem Wolfgang Thierse (SPD): Herr Präsident! Meine Denkmal dürfen Wegsehen und Gleichgültigkeit keinen Damen und Herren! Wir müssen heute über die FrageBestand haben. entscheiden: Wollen wir nach zehnjähriger Debatte ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas errichten? (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord- Immer wieder höre ich, alle Argumente seien ausge- neten der CDU/CSU und der F.D.P.) tauscht. Aber ich höre auch, wir, die Deutschen, und wir, der Deutsche Bundestag, seien gar nicht mehr frei Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen heute in unserer Entscheidung. Der öffentliche und auch der entscheiden: Wollen wir dieses Denkmal den ermorde- internationale Erwartungsdruck sei so hoch, daß die Ent- ten europäischen Juden oder allen vom Nationalsozia- scheidung letztlich präjudiziert sei. Dennoch sage ich: lismus verfolgten und ermordeten Opfern widmen? Die- Dies ist unsere ureigene Entscheidung, die wir aus eige- se Entscheidung fällt mir nicht leicht. Reinhard Kosel- ner Verantwortung mit Blick auf unsere Geschichte und leks eindringlicher Appell, wir dürften uns als Täter die Bedingungen ihres Erinnerns zu treffen haben. nicht anmaßen, eineHierarchie der Opferfestzu- schreiben, ist von Gewicht. Schärfer noch fügt er hinzu: (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der Wer dies tut, bedient sich weiterhin jener Kategori- F.D.P. und der PDS) en, mit denen die SS ihre Opfer definiert hat, um sie zu vernichten. Aber schon das Wie unserer heutigen Entscheidungsfin- (B) dung – diese Debatte eingeschlossen – und die Würde, Wenn ich dennoch vehement für die Eingrenzung der (D) mit der wir uns des Themas annehmen, wird Auskunft Widmung auf die ermordeten europäischen Juden plä- darüber geben, ob wir Deutsche uns mit Anstand ausdiere, dann geschieht das vor dem Hintergrund der Zen- diesem schlimmen Jahrhundert verabschieden. Es gibt tralität des organisierten Massenmordes an der jüdischen Stimmen, die gerne einen Schlußstrich unter das düster- Bevölkerung für den nationalsozialistischen Rassen- ste Kapitel der deutschen Vergangenheit ziehen möch- wahn. Auschwitz symbolisiert den „Höhepunkt des ten. Ich glaube, daß wir das mit Ernst und Leidenschaft jahrtausendealten Judenhasses“. Vor diesem Hinter- abzulehnen haben. grund sollen und müssen wir unsere heutige Entschei- dung treffen, die keinerlei Geringschätzung der anderen (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Opfergruppen – der Sinti und Roma, der politisch Ver- GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord- folgten, der Homosexuellen und der geistig Behinderten neten der CDU/CSU und der F.D.P.) – darstellt. Wir bleiben in der Pflicht, für ein würdiges Es gibt aber auch sehr achtenswerte Argumente auf Gedenken ihrer jeweiligen Schicksale zu sorgen. der Seite derjenigen, die einem solchen Denkmal grund- (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE sätzlich skeptisch gegenüberstehen. Immerhin berührt GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS sowie bei der Holocaust die „Grenze unseres Verstehens“, wie es Abgeordneten der CDU/CSU) Hanno Loewy treffend ausgedrückt hat. Die mehrfachen Auslobungsverfahren bezeugen ja die Schwierigkeit, Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen heute einen künstlerischen Ausdruck für das Unfaßbare, fürentscheiden: Wollen wir dieses Denkmal in der Form die Monstrosität der nationalsozialistischen Gewaltver- des von Peter Eisenman entworfenen Stelenfeldes oder brechen und für den Genozid an den europäischen Ju- als biblische Mahnung „Du sollst nicht morden“? Der den zu finden. Kann deshalb die Antwort heißen, heute von Richard Schröder wieder aufgegriffene Vorschlag auf die Entscheidung zugunsten eines Denkmals zu ver- eines früheren Wettbewerbsentwurfs hat etwas beste- zichten? Ich sage ganz entschieden: Nein! chend Einfaches und Einleuchtendes: Er stellt das (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Denkmal in den Zusammenhang der jüdisch-christlichen GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord- Geistestradition und erinnert uns an die Ursprungsidee neten der CDU/CSU und der F.D.P.) der universellen Menschenpflichten. Zudem entgeht er den vielfach vorgetragenen Vorwürfen der Monumenta- Natürlich stimmt es, wenn Ignatz Bubis sagt, er brau- lität auf der einen und der unvermittelten Sprachlosig- che ein solches Denkmal eigentlich nicht; das wahrekeit auf der anderen Seite. Denn auch darin liegt eines Denkmal sei in seinem Herzen. Aber was für den deut- der Probleme unserer Entscheidung: Viele befürchten, Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4087

Wolfgang Thierse (A) daß der Monstrosität der Verbrechen durch eine Monu- bringen. Aber Trauer um die Toten, Empathie mit den(C) mentalität des Gedenkortes begegnet werden soll. Opfern stellt sich dadurch noch nicht von selbst ein. Orte des Gedenkens hingegen zielen auf Empathie. Sie Die Gründe, warum ich gleichwohlRichard Schrö- entwickeln, so sie gelungen sind, eine begriffslose Aus- ders Vorschlag nicht folge, hat der jüdisch-druckskraft, eine geradezu sinnliche Wucht. Auf diese amerikanische Holocaustforscher Raul Hilberg auf eine Weise stellt sich Erkenntnis ein – aber nicht durch Lern- fast erschreckend einfache Weise zum Ausdruck ge-erfahrung, sondern durch Evokation. bracht. Er sagt: Ich frage diejenigen, die das Denkmal in seiner rei- Der Satz „Du sollst nicht morden“ ist … einer über nen, durch nichts ergänzten Form verwirklichen wollen: die deutsche Vergangenheit. Heutzutage fürchtetKönnen wir uns für die nachfolgenden Generationen si- keiner, daß die Deutschen wieder ein Volk ermor- cher sein hinsichtlich der vorausgesetzten geschichtli- den werden. Die Mahnung ist also überflüssig.chen Erinnerung, die evoziert werden soll und werden Wenn ich einen Satz für das geplante Denkmalkann? Nur das leiseste Nein drängt uns zu einer Ant- formulieren müßte, so lautete er: Du sollst nicht zu- wort, die wenigstens in der allervorsichtigsten Form schauen. nach einer Kombination von Erinnern und Gedenken su- Das ist richtig: Gemordet hat nicht die Mehrzahl derchen lassen sollte. Das meint ausdrücklich nicht den Deutschen. Aber allzu viele haben – sei es aus Angst, sei Vorschlag eines „Denkmals plus Volkshochschule“, wie es aus Desinteresse, sei es aus heimlicher oder offener es ein Kollege kürzlich bewußt überspitzt ausdrückte. Sympathie – zugeschaut, als ihre jüdischen NachbarnAber es meint den Versuch, das historisch bestimmte abgeholt und auf Todesmärsche und Todesfahrten ge-Erinnern immer neu als Movens des Gedenkens mit ein- schickt wurden. zubeziehen. Dies ist noch aus einem anderen Grunde notwendig. Aber auch wenn gute Gründe gegen diesen Vorschlag Feinfühligkeit und Empfindsamkeit sind nicht dauerhaft sprechen: Erfüllt das von Peter Eisenman konzipierte verfügbare Ressourcen. Tut das Hinsehen weh, wendet Stelenfeld schon unsere komplexen Erwartungen, das sich der Blick ab. Ein Denkmal, das im positiven Sinne künstlerisch auszudrücken, was in unserer Vorstellungs- anstößig ist, das weh tut, braucht die kommunikative kraft in die Kategorie des Unvorstellbaren fällt? Sicher Hinführung und die Auseinandersetzungsmöglichkeit. werden Zweifel bleiben. Sie treiben mich im übrigen bis heute um. Denn ein solches Mahnmal darf nicht zu einer Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen heute ins Abstrakte tendierenden Pathosformel werden, son- entscheiden: Wollen wir die Entscheidung über die kon- dern muß zur emotionalen und intellektuellen Erinne-kreten ästhetisch-künstlerischen Gestaltungsfragen, über rungsarbeit herausfordern. Harry Pross hat recht, wenn die Ausgestaltung des Ortes der Information einerStif- (B) er sagt: tung übertragen, oder soll die Bundesregierung diesen(D) Auftrag bekommen? Die Initiative für ein nationales Ob das Hinsehen erschüttert, ob es erinnert, wasDenkmal für die ermordeten Juden Europas ist im besten erinnert werden soll, hängt vom Betrachter ab.Sinne des Wortes als bürgergesellschaftliche Initiative Verordnet werden kann es nicht, auch nicht, daßentstanden. Ich möchte dafür – ich hoffe in Ihrer aller das Hinsehen weh tun sollte. Namen – dem Förderkreis und stellvertretend für ihn Ich setzte darauf, daß sich bei diesem Mahnmal das Leah Rosh und Eberhard Jäckel meinen herzlichen einstellt, was sich sein Gestalter selbst davon erhofft,Dank aussprechen. nämlich daß es einen – wie er drastisch sagt – „Terror (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE der Einsamkeit“ entfaltet. Ein Nebeneinanderlaufen zwi- GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS sowie bei schen den Stelen gibt es nicht; es gibt keinen Eingang, Abgeordneten der CDU/CSU) keinen Ausgang, kein Zentrum. So widersprüchlich es klingen mag: Auf diese Weise wird es denkbar, daß sich Ohne ihr unermüdliches Engagement wären wir heute bei dem Besucher ein Verständnis des Unvorstellbaren nicht in der Lage, unsere Entscheidungen zu treffen. einstellt. Auf diese Weise kommt es am ehesten demWeil dem so ist, halte ich die Stiftungslösung für alter- nahe, was Jürgen Habermas die „geeignete Sprache“nativlos. einer kompromißlosen Kunst für ein solches Denkmal Das Denkmal, über das wir heute entscheiden, richtet genannt hat, ausgedrückt in einem „unaufdringlichensich an die zukünftigen Generationen mit der Botschaft: Pathos des Negativen“. Scham ist ein Moment unserer menschlichen Würde. Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir müssen heute Aus dem politisch-praktischen Gedenken unserer mit entscheiden: Wollen wir es bei einem reinen Denkmal unfaßbarem Unrecht verknüpften Geschichte erwächst ohne jeden Zusatz belassen oder es durch einenOrt der moralische Gegenwartsverpflichtung und Zukunftsfä- Information ergänzen? Ich gestehe ein, daß meinehigkeit. Darum geht es. langgehegten Zweifel gerade damit zu tun hatten, daß (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE ich die Formensprache eines reinen Denkmals für nicht GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord- ausreichend hielt, gerade mit Blick auf die nachgebore- neten der CDU/CSU und der F.D.P.) nen Generationen. Denn Erinnern und Gedenken sind beides sehr komplexe Vorgänge – sie sind aber nicht identisch. Historische Aufklärung kann politisches Be- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das wußtsein schaffen und das Geschehene in ErinnerungWort hat jetzt der Kollege Dr. Norbert Lammert. 4088 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

(A) Dr. Norbert Lammert (CDU/CSU): Herr Präsident! getragenen Einwänden des Regierenden Bürgermeisters (C) Liebe Kolleginnen und Kollegen! Je länger die Debatte von Berlin gegen den favorisierten Entwurf und seine über die Errichtung eines Mahnmals in Berlin dauertschwierige städtebauliche Einfügung auf einem riesigen und je ungewisser ihr Ergebnis scheint, desto häufiger Gelände insbesondere die mitten im Wahlkampf vom wird die Vermutung vorgetragen, das eigentlichedamals designierten Kulturbeauftragten der SPD öf- Mahnmal sei diese Debatte. Darin kommt eine richtige fentlich vorgetragene kategorische Ablehnung dieses Einsicht und eine verborgene Resignation zum Aus-Konzepts bei, mit der der angestrebte breite Konsens druck. Tatsächlich muß sich niemand dafür entschuldi- gänzlich torpediert war. Die Geschmacklosigkeit, den gen, daß wir Deutschen uns mit diesem Thema außeror- Entwurf Peter Eisenmans mit der monumentalen Archi- dentlich schwer tun und es trotzdem und gerade deswe- tektur Albert Speers für Hitlers Berliner Renommier- gen immer wieder neu behandeln. Eben weil diese not- bauten zu vergleichen, disqualifiziert freilich nicht den wendige Auseinandersetzung nicht ein und für allemal amerikanischen Architekten, sondern das eigene ästheti- ein Ende haben kann und soll, ist sie auch durch einsche Urteilsvermögen. Mahnmal nicht zu ersetzen. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- Die heutige Debatte des Bundestages muß wohl mit wie bei Abgeordneten der PDS) der Einsicht beginnen, daß es kaum noch etwas Neues zu sagen gibt, wohl aber Notwendiges entschieden wer- Ich will über Ihre Motivationen, Herr Staatsminister, den muß. Die geplante Entscheidung des Deutschenkeine Vermutungen anstellen. Aber was die Wirkung Ih- Bundestages über ein zentrales Mahnmal in der deut-rer verschiedenartigen und widersprüchlichen Interven- schen Hauptstadt Berlin ist eine der anspruchsvollsten tionen zur Mahnmal-Debatte und zugleich schwierigsten Entscheidungen dieser Le- (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: Das ist wohl gislaturperiode. Der Bundestag hat sich um diese Ent- wahr!) scheidung nicht beworben, aber sehr bemüht. Deshalb wäre als Grundlage der heutigen Beratung auch eine an- in den letzten Monaten betrifft, läßt sich nicht überse- dere Beschlußempfehlung zu wünschen gewesen, die hen, daß sie für den angestrebten breiten Konsens ver- den Eindruck einer durch Partei- oder Koalitionsinteres- heerend gewesen sind. sen geprägten Entscheidung sorgfältiger vermieden hät- te. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- Die von Bundesregierung, Berliner Senat und Abge- wie bei Abgeordneten der SPD und der PDS) ordnetenhaus nun vom Bundestag erwartete Entschei- dung ist ganz gewiß mehr als eine Verlegenheitslösung. Eine solche Beschlußempfehlung wäre auch möglichSie gehört hierhin, ganz besonders zu einem Zeitpunkt, (B) (D) gewesen, wenn das Interesse an einem möglichst breiten da sich Parlament wie Regierung in der alten und neuen Konsens nicht weniger stark gewesen wäre als die ver- Hauptstadt gewissermaßen neu konstituieren. Es gibt ständliche Sorge einer Mehrheit um das mögliche Er-gute, wenn nicht zwingende Gründe, die Entscheidung gebnis einer nicht gesteuerten, völlig offenen Abstim- über dieses nationale Mahnmal wegen ihrer besonderen mung über die eingebrachten Alternativvorschläge. Bedeutung und Wirkung nach innen wie nach außen im (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) deutschen Parlament zu treffen. Dabei muß allerdings sorgfältig der Eindruck vermieden werden, als wolle Der Deutsche Bundestag nimmt heute die Initiative sich der Deutsche Bundestag zur obersten Kunst- und einer Gruppe von Publizisten und Wissenschaftlern zur Kulturkommission der Bundesrepublik Deutschland er- Errichtung eines Denkmals in Berlin auf, die noch vor klären. dem Fall der Mauer gegründet wurde und kurz danach ihren entscheidenden politischen Impuls durch die Zu- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- sage des damaligen Bundeskanzlers er- wie des Abg. Jürgen Koppelin [F.D.P.]) halten hatte, an zentraler Stelle in Berlin ein Mahnmal Er darf sich auch nicht in eine solche Situation hinein- für die ermordeten Juden Europas alsnationale Stätte manövrieren lassen. Der Deutsche Bundestag hat viel- der Erinnerung zu errichten. Über viele Jahre hinweg mehr politisch zu entscheiden, ob und wo ein Mahnmal haben sich viele Bürgerinnen und Bürger – Künstler,und gegebenenfalls – falls überhaupt – mit welcher Er- Wissenschaftler, Historiker, Politiker und Publizisten – gänzung errichtet werden soll. Dabei ist der Bundestag – in einer außergewöhnlich engagierten Weise um dieses darauf hat der Präsident zu Recht hingewiesen – in sei- Projekt bemüht, denen ich für ihre Vorschläge wie für ner Entscheidung souverän und muß sich durch nieman- ihre Einwände im Namen meiner Fraktion unseren Re- den präjudizieren lassen. spekt und Dank aussprechen möchte. (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- Es ist ein Gebot intellektueller Redlichkeit und politi- schen Anstandes, einzuräumen, daß alle drei Grundsatz- wie bei Abgeordneten der SPD, des BÜND- fragen – ob überhaupt und wo und in welcher Form ein NISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) solches Mahnmal errichtet werden soll – mit jeweils be- Leider ist es nach aufwendigem Wettbewerbsverfah- achtlichen Argumenten sehr unterschiedlich beantwortet ren und gründlicher fachlicher und politischer Diskussi- werden können. Deshalb sollten die Befürworter eines on nicht mehr zu einer endgültigen Entscheidung vorMahnmals, zu denen ich gehöre, für ihre Position auch Ablauf der letzten Legislaturperiode des Deutschenkeine höhere moralische Legitimation in Anspruch Bundestages gekommen. Dazu trug neben den früh vor- nehmen. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4089

Dr. Norbert Lammert (A) Mich hat im übrigen ganz persönlich die Selbstsi-Zwischen dem wiederaufgebautenReichstag mit der (C) cherheit irritiert, mit der manche das Ergebnis ihres ei- glänzenden Kuppel als Symbol einer wiederaufgebauten genen Nachdenkens gelegentlich als die vermeintlichselbstbewußten Demokratie und demPotsdamer Platz einzig mögliche Lösung ausgegeben haben. als neugestaltetem Zentrum pulsierenden städtischen Lebens – ein irritierender Platz, ein Ort der Irritation: (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- Das hat für mich einen tiefen Sinn als Ausdruck der wie bei Abgeordneten der SPD und des Brüche und Verirrungen in der Geschichte dieser Stadt BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) und dieses Landes. Es gibt nicht die einzige richtige Lösung, und nach mei- Allerdings gewinnt das zu errichtende Mahnmal we- ner Überzeugung gibt es auch kein Denkmal, das einder an Wirkung noch an öffentlicher Akzeptanz, wenn beispielloses Verbrechen und ein unvorstellbares Ge-es durch seine heute zu beschließende Widmung nur schehen der deutschen Geschichte in einer angemesse- einer – zweifellos zu Recht herausgehobenen – Opfer- nen Form zum Ausdruck bringen könnte. Deshalb ist für gruppe zugeeignet wird. Deshalb trete ich mit Nach- mich die grundsätzliche Entscheidung, daß ein solches druck dafür ein, dieses Mahnmal den ermordeten Juden Denkmal gebaut wird, mit Abstand wichtiger als dieEuropas und allen Opfern der nationalsozialistischen Festlegung, welche Gestaltungsform es haben soll. Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu widmen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Auf diese Weise können Zusammenhänge verdeut- Etwas zu tun, was nicht wirklich gelingen kann: das licht werden, ohne auf angemessene Differenzierungen ist die ungeheure Zumutung, vor der die Bundes- zu verzichten. Zugleich wird durch eine solche Wid- tagsabgeordneten stehen. mung für ein zentrales Mahnmal in Berlin vermieden, daß die heutige Debatte und Entscheidung der Beginn In diesem Kommentar einer großen Berliner Tageszei- einer Serie von Folgeentscheidungen für die Errichtung tung habe ich meine eigenen Empfindungen über dieweiterer Denkmäler für andere Opfergruppen und damit von mir erwartete Entscheidung sehr zutreffend be-verbundenen unvermeidlichen Auseinandersetzungen schrieben gefunden. über Ort, Größe und Gestaltung wird. Unter den grundsätzlichen Einwendungen verdienen Im Kern, liebe Kolleginnen und Kollegen, geht es zwei Aspekte besondere Abwägung: zum einen dieheute um die Entscheidung des Deutschen Bundestages, Zweifel an der Möglichkeit eines angemessenen künstle- im Jahre des Umzuges von Parlament und Regierung rischen Ausdrucks zur Erinnerung an einenstaatlich von Bonn in die alte und neue Hauptstadt ein unüber- (B) organisierten Massenmord und zum anderen das Miß- sehbares Zeichen der Entschlossenheit des wiederverei- (D) verständnis, es solle ein Denkmal für die Verbrechen der nigten Deutschlands zu setzen, sich seiner eigenen Ge- eigenen Nation errichtet werden. schichte in diesem Jahrhundert bewußt zu sein und die Auch die Einwände gegen die Größe und Eignungbesondere Verantwortung wahrzunehmen, die sich dar- des Grundstücks in exponierter städtebaulicher Lageaus für die Zukunft ergibt. zwischen Brandenburger Tor und Potsdamer Platz müs- Es hat in diesem 20. Jahrhundert, das in wenigen sen ernst genommen werden. Aber „ein Platz, zu demMonaten zu Ende geht, gerade in Deutschland viele be- man gerne geht“, wie Sie, Herr Bundeskanzler, das inmerkenswerte Ereignisse gegeben, großartige und nie- einem Interview einmal öffentlich eingefordert haben, derschmetternde. Manche davon haben in Denkmälern muß diese Erinnerungsstätte ganz gewiß nicht sein. ihren Ausdruck der Erinnerung gefunden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Robert Musil verdanken wir den Hinweis, die beson- der F.D.P.) dere Eigenschaft von Denkmälern bestehe darin, daß sie das, woran sie gedenken sollen, vergessen machen. Die- Dieses Mahnmal muß stören; sonst ist es überflüssig. ses Ereignis, der Holocaust, ist beispiellos. Er ist in dem (Dr. Wolfgang Gerhardt [F.D.P.]: So ist es! – monströsen Verbrechen industrieller Massenvernichtung Zuruf von der CDU/CSU: Richtig!) von Mitbürgern mitten in Deutschland und Europa nicht anders zu bezeichnen als ein Zivilisationsbruch. Dieses Wenn überhaupt, gehört dieses Mahnmal gerade des- Ereignis darf nie vergessen werden. Ein solches Verbre- halb in die Mitte von Berlin, weil dort deutsche und jü- chen darf sich nie wiederholen. dische Mitbürger über Jahrzehnte zusammengelebt und zusammengearbeitet haben, bevor das Unvorstellbare (Beifall im ganzen Hause) Wirklichkeit geworden ist. Deshalb muß sich Die das Deutschen haben mehr als jedes andere Volk in der Denkmal nach meiner persönlichen Überzeugung auch Welt diese Erinnerung zu wahren und diese Entschlos- nicht organisch in das Stadtbild einfügen, so wenig, wie senheit zu verdeutlichen. die Ereignisse, an die es erinnern soll, sich in die deut- sche Geschichte einfügen. Herr Präsident, meine lieben Kolleginnen und Kolle- gen, ich will eine sehr persönliche Bemerkung zum (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Schluß machen. Ich bin 1948 geboren und damit fast ordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- genauso alt wie diese zweite deutsche Republik. Ich bin NEN, der F.D.P. und der PDS) stolz auf das Land, in dem ich lebe – nicht, weil es die 4090 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Dr. Norbert Lammert (A) beste aller Welten ist, aber weil es sich im Vergleich zu ben mit einer regelrechten Bürgerinitiative von künstle- (C) seiner Vergangenheit und im übrigen auch zu den ge-rischen Vorschlägen, daß wir nach vielen Kontroversen genwärtigen Verhältnissen in vielen anderen Ländernheute eine hoffentlich gültige Entscheidung treffen, das dieser Welt durch ein hohes Maß an Freiheit, an Tole- läßt die Republik in ihrem Selbstverständnis und auch in ranz, an Demokratie und Rechtsstaatlichkeit auszeich- ihrer historischen Verortung nicht unverändert. Auch ich net. finde, es ist kein Zufall, daß dieser Prozeß die Phase der politischen Einigung unseres Landes, der Debatten um Für mich als einen Angehörigen der Generation nach die neue Rolle Deutschlands in einem sich verändernden diesem schrecklichen Krieg gehört der Holocaust zu den Europa immer begleitet haben. Die Debatte über Form Gründungsdaten dieser Republik, die in ihrer Verfas-und Bedeutung dieses Mahnmals hat deswegen immer sung, in ihrem Selbstverständnis und in ihrer gesell-zu tun mit der Debatte über Form, Maß, Rolle, histori- schaftlichen Entwicklung anders wäre, als sie es ist,sche Wurzeln und historische Verantwortung dieser wenn es dieses Geschehen nicht gegeben hätte. Diesem ganzen Republik. Verständnis unseres Landes und seiner Geschichte soll- ten wir in unserer Hauptstadt ein Denkmal setzen, min- Warum bauen wir dieses Mahnmal und für wen? destens so sehr für uns selbst und für künftige Genera- György Konrad hat uns gesagt: „Wir Juden brauchen tionen wie für die Opfer, an die wir erinnern wollen. dieses Mahnmal nicht.“ Und noch deutlicher: „Es wäre komisch, sollten die Juden den Wunsch hegen, dies, das Gerade deshalb ist die Debatte ganz sicher ein wich- Ereignis der Vernichtung, in einem sich an die ganze tiger und unverzichtbarer Bestandteil der selbstbewußten Welt richtenden Monument zu verewigen.“ Er hat recht. und selbstkritischen Auseinandersetzung Deutschlands Wir Deutschen bauen das Mahnmal an diesem zentralen mit seiner Geschichte in diesem Jahrhundert. Ort, Ein um uns etwas in Erinnerung zu rufen, vor allem ei- Mahnmal allein ersetzt diese Verständigung nicht. Aber nen unwiederbringlichen, schmerzlichen Verlust. die Verständigung ersetzt auch nicht das Mahnmal. Zu der Bedeutung dieses Mahnmals und der ganzen (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- Debatte habe ich ein wunderbares Zitat aus dem Talmud wie bei Abgeordneten der SPD, des BÜND- gefunden, das ich Ihnen vorlesen möchte: NISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Zweieinhalb Jahre – nur zweieinhalb Jahre! – dis- kutierten die Schule der Shammai und die Schule Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als des Hillel miteinander. Die erste sagte, es wäre bes- nächste Rednerin hat jetzt die Kollegin Dr. Antje Voll- ser, der Mensch wäre nicht erschaffen worden. Die mer das Wort. letztere sagte, es ist besser, daß der Mensch er- schaffen ist, als er wäre nicht erschaffen worden. (B) Sie schlossen mit dem gemeinsamen Satz: Es wäre (D) Dr. Antje Vollmer (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Herr besser, der Mensch wäre nicht erschaffen worden, Kollege Lammert, wir, die wir heute über dieses Mahn- jetzt, wo er erschaffen ist, laß ihn seine vergange- mal zu entscheiden haben, teilen vermutlich alle das Ge- nen Taten bedenken. Einige aber sagen: Laß ihn fühl, daß wir etwas tun, was nicht wirklich im vollen seine zukünftigen Taten bedenken. Wortsinn gelingen kann. Das ist ja gerade das Irritieren- Wir bauen das Mahnmal im Land der Täter, der Mit- de, und das bringt auch den Ernst in diese Debatte. läufer und der Zuseher, von denen man wünschen wür- de, es hätte sie nie gegeben. Das unterscheidet dieses Das Bewußtsein, vor einer Gestaltungsaufgabe versa- Mahnmal in diesem Land deutlich zum Beispiel von der gen zu müssen, ist diesem Mahnmal seinem Wesen nach Tradition der großen Memorials in Washington. In jener immanent, und trotzdem – das spüren wir auch – ist dies amerikanischen Avenue der Mahnmale ist vorherr- eine der wichtigsten Debatten dieser Legislaturperiode. schend das stolze Moment der großen Tradition des ei- Nicht nur wir wissen, auch alle erwarten von uns: Es genen Landes, seiner historischen Mission und Aufgabe, muß heute eine Entscheidung fallen, die auch wirklich seines Patriotismus. Unser Mahnmal hat auch mit der gilt. Identität der Deutschen zu tun, vor allen Dingen mit ih- Diesen Auftrag haben wir uns nicht selbst gesucht,rer historischen Verantwortung. Diese Tradition läßt sondern er ist uns in einem langen Prozeß aus der Ge-sich nur begreifen – und so wird es immer wieder aus- sellschaft selbst zugewachsen. hätte sogedrückt – als ein abgrundtiefer barbarischer Bruch mit etwas eine „soziale Skulptur“ genannt. Da sucht eineallen Regeln der Zivilisation und mit jenen Werten der ganze Gesellschaft eine Form, um ihre eigene Identität Humanität, Mitmenschlichkeit und Nächstenliebe, die und ihr Verhältnis zu ihrer Vergangenheit zu klären, und einmal an der Wiege Europas gestanden haben. arbeitet damit doch auch an sich selbst und an ihrem ei- Wir leben mit dieser Geschichte des Holocaust in genen Wesen. dem Wissen, es wäre besser, es hätte sie nicht gegeben. Es beginnt mit der Überzeugung und mit der Arbeit Aber es hat sie gegeben. Und jetzt, wo es sie gegeben einer kleinen Gruppe, der auch ich meinen Respekt aus- hat, müssen wir dieser vergangenen Taten gedenken, um drücken möchte. Daß das Thema längst vom Feuilleton- wirklich besser auf die Zukunft vorbereitet zu sein. Wir Teil der Zeitungen in die politischen Spalten gerückt ist, müssen wissen, woher wir kommen und wohin wir daß sich so viele wichtige Stimmen aus unserer Gesell- wollen. In dieser unauslöschbaren Spannung befindet schaft mit einer solchen Leidenschaft am Pro und Kon- sich dieses Mahnmal. Das – das spüren wir hier alle – tra beteiligt haben, und dies nach diversen Wettbewer- übersteigt das, was Ästhetik allein leisten kann. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4091

Dr. Antje Vollmer (A) Auschwitz, das nicht vergehen will, paßt in kein Ge- zu werden. Viele haben sich daran nach Kräften betei-(C) dicht und in keine Skulptur, und seien sie noch so schön ligt. Zu gewissen Zeiten wurden nahezu täglich Varian- wie die Gedichte von Paul Celan oder die Skulpturenten zu Protokoll gegeben. von Peter Eisenman. „Mein Mahnmal ist ein Ort des Nichts“, so hat Eisenman es ausgedrückt. Wenn ich sei- Wir, der Deutsche Bundestag, müssen es heute auf nen Entwurf sehe, spüre ich etwas von dieser trostlosen den Punkt bringen. All das, worüber diskutiert worden Verlorenheit. Aber gerade in diesem grandiosen, faszi- ist – Institute, Bibliotheken, Forschungs- und Ausstel- nierenden, ästhetischen Entwurf liegt doch auch einelungsmöglichkeiten –, gibt es an vielen Stellen der Bun- Gefahr der Selbstbezogenheit, ja des Selbstmitleids. desrepublik Deutschland. Dazu gibt es überall Plätze. Das ist eine ständige Aufgabe. Da muß geforscht, da Deswegen bin ich für jenen Entwurf, der neben dieser muß durchdrungen, da muß sich auseinandergesetzt stillen Steinwüste des Stelenfeldes einen anderen Ortwerden. Aber auf dem vorgesehenen Platz in Berlin be- stellt, an dem die Besucher zu den wirklichen Quellen steht nun wirklich nicht die Aufgabe, ein Institut, eine und zu den wirklichen Zeugen vorstoßen können. WirBibliothek, eine Forschungsstätte oder eine Ausstel- haben uns in vielen Gesprächen im Kulturausschuß fest- lungsmöglichkeit zu schaffen, auch nicht in verkleinerter gelegt. Dieser Ort der Informationen wird das Kon- Form. zept, den Rahmen und auch die Kosten des Eisenman- Entwurfes nicht verlassen. Er wird klein, und er kann Auf diesem Platz geht es um etwas ganz anderes. Auf auch bescheiden sein. Aber er ist eine Ergänzung, eine diesem Platz geht es – es ist richtig, daß wir das heute Brücke zu den historischen Quellen. Wir diskutierenvor unserer Rückkehr nach Berlin und dem wirklichen darüber ja zu einer Zeit, in der die einzig zureichenden Beginn der Arbeiten des Parlaments und der Regierung Quellen des Wissens, die Stimmen der überlebendenentscheiden – um die gestalterische und künstlerische Zeitzeugen, sehr leise und sehr selten werden. Es gehört Bewältigung dieses dunklen Abschnitts deutscher mit zu unserer Schuld, daß wir sie früher so wenig haben Geschichte. Gefragt ist nicht ein Institut, eine Ausstel- hören wollen. lungshalle oder irgendeine volkspädagogische Ergän- zung. Gefragt ist im Kern die Kunst des Hervorbringens Als ich 1964 das erste Mal in Auschwitz war, wurde dieses Dramas in der deutschen Geschichte in künstleri- ich von einem Überlebenden des Lagers Birkenau ge-scher Gestalt – nichts anderes, nicht mehr, aber auch führt. Ich habe das mein ganzes Leben lang nicht ver-nicht weniger. gessen. Unsere Kinder werden solche Begleiter und Zeugen nicht mehr haben. Sie werden ohne solche Be- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- gleitung im Stelenfeld von Eisenman sehr allein sein. ten der CDU/CSU) Wir sollten ihnen wenigstens an einer Stelle die Chance Auf diesem Platz ist also eine Gestaltung gefordert, (B) geben, für ihre fassungslosen Fragen ein Wissen überdie sich in der Tiefe ihrer Symbolik ausweist. Selbstver- (D) das vorzufinden, was wirklich geschehen ist. ständlich kann jeder über Geschmack und Ästhetik Deswegen spreche ich mich für den Kompromißent- streiten. Es gibt keine Deutungsmonopole, und es dürfen wurf aus. Er kommt dem Versuch am nächsten, im Ge- sich nicht nur die zu dem Mahnmal äußern, die ein denken an das unfaßbar Vergangene die authentischen kunsthistorisches Studium hinter sich gebracht haben. Stimmen der Opfer und Zeugen sowie die authentischen Niemand kann seine persönliche ästhetische Empfin- Stätten ihres Leidens mitten in Deutschland und mitten dung leugnen. Die Bemerkung des Bundeskanzlers, die in Europa gerade noch wahrnehmbar zu machen. vorhin schon zitiert worden ist – „ein Mahnmal, zu dem man gerne hingeht“ –, fordert heraus, zu sagen: Die Äs- Am Schluß meiner Rede habe ich an Sie, Herr Regie- thetik dieses Mahnmals kann nicht die des Angenehmen render Bürgermeister, eine herzliche Bitte: Was immer sein, sie muß die des Angemessenen sein. Darauf wir heute entscheiden, bitte übernehmen Sie das in Ber- kommt es an. lin. Ich glaube, die letzten Schritte dieser Entscheidung müssen die demokratischen Institutionen dieses Landes (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- gemeinsam in Akzeptanz tun. ten der CDU/CSU) Danke schön. Jeder Besucher wird seine ganz eigene Anstrengung unternehmen müssen. Gestatten Sie mir die Bemerkung: (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Wenn dort ein Informationshaus aufgestellt würde – bei der SPD sowie bei Abgeordneten der auch für zukünftige Generationen –, würde das einen CDU/CSU und der PDS) Fehler verdeutlichen, den sich die Gesellschaft zudiktie- ren müßte; denn es würde zeigen, daß sie vorher nicht das bearbeitet hat, was Besucher wissen müssen, wenn Als Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: sie da stehen. nächster Redner hat das Wort der Kollege Dr. Wolfgang Gerhardt. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- ten der CDU/CSU) Dr. Wolfgang Gerhardt (F.D.P.): Herr Präsident! Wenn man die individuelle Annäherung an denEi- Meine Damen und Herren! Wir alle haben eine langjäh- senman-Entwurf wirklich für zu schwierig hält, wenn rige Debatte mit vielen Varianten und dem Austauschman gar glaubt, für künftige Generationen werde das zahlreicher Argumente erlebt. Manchmal geriet sie innoch schwieriger und es bedürfe begleitender Maßnah- die Gefahr, eine verlegensheitspolitische Endlosdebatte men, wenn man also der persönlichen Überzeugung ist, 4092 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Dr. Wolfgang Gerhardt (A) die Besucher würden mit diesem Mahnmal wirklichBürger der Stadt selbst sollten ihm ausweichen. Ich(C) nicht fertig, dann darf man es nicht auf diesen Platz set- glaube sogar, daß dieser Entwurf, wenn wir ihn realisie- zen; dann muß man es unterlassen. Es gehört schon ein ren, ein gutes Zeichen eines notwendigen, aber zugleich Zutrauen dazu, diesen Platz so zu gestalten. Er muß ei- auch klaren und damit im wahrsten Sinne des Wortes nen gestalterischen Fingerzeig haben, der gelingt undsouveränen Umgangs mit der deutschen Geschichte wä- der Wirkweise entfaltet, oder wir können das Projektre, diese Dramatik dort in künstlerischer Form hervor- nicht machen. Wir kommen um die Kernpunkte sehrzubringen. persönlicher Entscheidungen nicht herum. Denn es ist ja die Kunst des Hervorbringens, um die Der Vorschlag von Richard Schröder, das biblische es geht. Das ist kein Ausweichen, sondern das zeigt die Gebot „Du sollst nicht morden“ auf einen einfachen Ge- Fähigkeit des Deutschen Bundestages, sich diesem Teil denkstein zu bringen, ist ein respektabler Vorschlag. Er der Geschichte so zu stellen und diese schwierige Ent- stammt von einem respektablen Mann. Man muß sichscheidung im wahrsten Sinne des Wortes zu riskieren. mit diesem Vorschlag auseinandersetzen. Manchmal al- lerdings – die Bemerkung darf ich mir gestatten – er- Wir sollten – das ist meine Überzeugung – dieses scheint es mir, als würde er in einem Teil der öffentli-Mahnmal den ermordeten Juden widmen. Das ist eben- chen Diskussion im Vergleich zu dem Entwurf Eisen- falls ganz klar. Wir wissen, daß viele ermordet worden man II, der so anstößig ist, als etwas bequemlicher emp- sind, aber gerade bei dieser Klarheit kann uns niemand funden. Das kann aber nicht die Entscheidungsgrundlage vorwerfen, daß wir andere übersehen; denn die Dimen- sein. Wenn es ein respektables Argument gegen dension spricht für sich. respektablen Vorschlag von Richard Schröder gibt, dann Es gibt, verehrte Kolleginnen und Kollegen, in sol- muß man ihm sagen, daß sein Vorschlag das dramati-chen Fragen keine Entscheidungen ohne Risiko und oh- sche Ereignis des Zivilisationsbruchs in der deutschen ne kritische Einwände. Diese werden uns auch weiterhin Geschichte nicht ausreichend in künstlerischer Form be- begleiten, wenn entschieden worden ist. Aber ich glau- arbeitet. Er knüpft an ein Stück Geschichte an, das imbe, wir können nicht nur in Eisenmans Werk vertrauen, Dritten Reich dramatisch unterbrochen worden ist. Dar- sondern auch auf die Wirkungsweise des Werks auf die- um geht es auf diesem Platz: die Diskontinuität, densem Platz setzen. Diese wird am Ende darüber Auskunft Bruch und die Dramatik auszudrücken. Ohne diesengeben, ob unsere Entscheidung gelungen ist. wirklichen Anstoß in seiner vielfältigen Bedeutung kommen wir auf diesem Platz nicht weiter und um den Ich meine, das Wagnis lohnt sich. Die Sache muß Platz auch nicht herum. aber heute endlich auf den Punkt gebracht werden, sonst gerät sie nicht. Der zweite Entwurf von Peter Eisenman verleiht nach (B) meiner Überzeugung diesem Gedanken die besondere Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. (D) künstlerische Form. Er bringt ihn auf den Punkt. Des- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- halb gebe ich persönlich ihm den Vorzug vor dem Vor- ten der CDU/CSU und der PDS) schlag von Richard Schröder. Das ist der Kern der Ge- staltung auf diesem Platz. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) Wort hat jetzt der Kollege Dr. Gregor Gysi. Die Überarbeitung des ersten Entwurfs von Eisen- man, die Rücknahme der Mächtigkeit, der Zahl der Ste- Dr. Gregor Gysi (PDS): Herr Präsident! Liebe Kol- len, die Einpassung in die Topographie, zeigt doch auch leginnen und Kollegen! Seit 11 Jahren findet die Dis- die Einsicht, daß das Drama nicht allein monumental kussion über die Notwendigkeit oder Nichtnotwendig- bewältigt werden kann. Das Stelenfeld berührt aber nach keit dieses Mahnmals für die ermordeten Juden Europas meiner Überzeugung jeden, der sich berühren lassen statt. Das verdanken wir Frau Rosh, Herrn Jäckel und will. Es zwingt zur Auseinandersetzung. Es bringt an anderen. Ich glaube, es war eine wichtige Diskussion, manchen Stellen Einsamkeit mit sich, es gibt aber auch und sie wird das auch bleiben. bemerkenswerte Blicke frei, wenn man sie suchen will. Der Eisenman-Entwurf ist aus meiner Sicht ein Entwurf, (Zustimmung bei der PDS) der für sich spricht, indem er alle, die sich ihm nähern wollen, die dieses Risiko eingehen wollen, durch die Ei- Es gab und gibt rechte Gegner und linke Bedenken- genheit seiner Gestaltung mahnt und erinnert. Man muß träger. Auch ich hatte meine Bedenken. Käme ein sol- dieses Erlebnis wollen. Ich hoffe, daß man sich ihm,ches Mahnmal nicht vielleicht 50 Jahre zu spät, fragte wenn man den Platz betritt, auch nicht mehr verweigern ich mich. Immer wieder wurde gefragt: Wie kann man kann, weil nichts arrondiert, weil es da steht, weil man ein Mahnmal im Land der Täter, Schweigenden und Zu- ihm nicht ausweichen kann: ohne jede Zugabe. Ich bin sehenden gestalten? Schon diese Charakterisierung finde für diesen Entwurf, solitär und klar, auf diesem Platz im ich falsch; denn in diesem Land gab es auch Opfer, vie- Zentrum der Hauptstadt Berlin. le, zu viele. Auf die Frauen und Männer, die gegen Hit- ler Widerstand leisteten, sollten wir stolz sein und sie (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- bei der Charakterisierung des Landes und seiner Ge- ten der CDU/CSU) schichte nicht regelmäßig ausblenden. Ich sage auch: Weder wir als Besucher , die (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten wir in Zukunft öfter in Berlin sein werden, noch die der SPD) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4093

Dr. Gregor Gysi (A) Die jahrelangen Diskussionen, die zum Teil sehr hef- über Kunst zu entscheiden. Allein schon diese Vorsicht (C) tig geführt wurden, und der verstärkt aufkommendegebietet, das Ergebnis eines Wettbewerbs so, wie es Rechtsextremismus in einem Teil unserer Jugend haben vorliegt, zu akzeptieren und sich jetzt nicht von seiten mich überzeugt: Wir brauchen das Mahnmal für uns und der Politik selbst Ergänzungen und alles mögliche aus- für kommende Generationen. Ich kann mir eine günsti- zudenken. Wir haben uns in die Gestaltung eines archi- gere Entscheidung des Bundestages im Zusammenhang tektonischen Kunstwerks genausowenig einzumischen mit dem Umzug von Bonn nach Berlin als die, die wir wie in die eines Bildes oder eines Musikstückes, und heute treffen, gar nicht vorstellen. Wenn es denn Sym- zwar auch nicht durch die Vornahme von Ergänzungen. bolik gibt, dann macht genau diese Symbolik Sinn. (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU und der F.D.P.) der SPD und der F.D.P.) Deshalb bin ich froh, daß es die beiden Wettbewerbe Es ist völlig legitim, die Frage aufzuwerfen, ob man gab und daß es ein Ergebnis gibt, auf das wir uns hier ein solches Mahnmal auf die ermordeten Juden be-bei unserer Entscheidung stützen können. Wir sollten schränken soll oder ob man nicht zugleich auch der an- davon nicht abweichen. deren Opfer des Naziterrors gedenken muß. Aber der Gestatten Sie mir eine Bemerkung zu dem Vorschlag Vorschlag, der hier unterbreitet worden ist, ist meines des Theologen Professor Dr. Schröder: Morde gab es Erachtens nicht akzeptabel; denn er würde bedeuten, die vor der NS-Zeit, Morde gab und gibt es nach der NS- anderen Opfer in ihrer Verschiedenheit praktisch unter Zeit, Morde gab und gibt es in jeder Gesellschaft. Das, der Rubrik „und andere“ zu erfassen. Das wird ihnen was gemäß diesem Vorschlag auf dem Mahnmal stehen nicht gerecht. Ich bin für das, was in der Beschlußemp- soll, wird dem, um das es hier geht, nicht gerecht. Die fehlung steht, nämlich dafür, daß wir den anderen Op- systematische Ausrottung eines 2000 Jahre verfolgten fern eigene Stätten des Gedenkens widmen. Diese Ver- Volkes durch ein Regime in ganz Europa, wo auch im- pflichtung aber müssen wir auch erfüllen. mer man der Jüdinnen und Juden habhaft werden konn- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten te, ist viel mehr als das, was man unter dem Begriff der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE Mord versteht. Deshalb reicht das einfach nicht aus, um GRÜNEN) dem Rechnung zu tragen, worum es uns gehen sollte. Dabei meine ich wirklich alle. Ich denke an die Ho- (Beifall bei Abgeordneten der PDS, der SPD, mosexuellen, ich denke an die Zeugen Jehovas, ich den- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der ke an die Sinti und Roma, ich denke an die Frauen und F.D.P.) Männer des bürgerlichen Widerstands, ich denke an So- Gestatten Sie mir, Frau Dr. Vollmer, noch eine Be- (B) zialdemokratinnen und Sozialdemokraten, ich denke an (D) merkung: Ich verstehe alles, was Sie zur Frage derIn- Kommunistinnen und Kommunisten, ich denke an formation und Dokumentation gesagt haben. Man darf Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus allen Län- aber doch das Mahnmal nicht gesondert sehen. Es liegt dern Europas, an Kriegsgefangene und all jene, die der in einer Stadt mit vielen Gedenkstätten, mit vielen Do- Mordmaschine zum Opfer fielen. Ihnen allen steht eine kumentations- und Informationszentren. Sie gibt es in würdige Form des Gedenkens zu. Sie gehören nicht in ganz Deutschland und soll es auch in ganz Deutschland die Rubrik „und andere“. geben. Wir dürfen nicht versuchen, aus diesem Mahn- (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten mal ein Zentrum zu machen, wo wir all das wiederfin- der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- den, was es auch sonstwo in diesem Lande gibt. Es tut NEN und der F.D.P.) mir leid, aber das ist mir eine Idee zu pädagogisch. Die viel kompliziertere Frage ist die der Gestaltung, (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P.) und zwar schon allein deshalb, weil sie dasVerhältnis Es ist ein bißchen zu sehr deutsch, zu sagen: Man von Politik und Kunst berührt. Sie wissen, daß ich aus kann nicht einfach etwas hinstellen, bei dem sich die einem Land komme, in dem sich Politik ständig in Menschen etwas denken sollen, sondern man muß ihnen Kunst eingemischt hat. Das war übrigens nicht nur ver- noch erklären, was sie sich denken sollen. Verzichten heerend für die Kunst, sondern auch für die Politik. wir doch einfach einmal darauf! (Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frank- (Beifall bei Abgeordneten der PDS, der furt] [F.D.P.]) CDU/CSU und der F.D.P.) Es handelte sich um eine Anmaßung, die die Kultur- Deshalb spreche ich mich – Sie haben das aus dem geschichte in extremer Form negativ beeinflußt hat. Das Änderungsantrag ersehen können – für das Ergebnis des ändert übrigens nichts daran, daß dennoch beachtens- Wettbewerbs aus, nämlich für Eisenman II pur. Es wäre werte Kunst und Kultur in der DDR entstanden ist. eine sehr wichtige politische Entscheidung, wenn wir (Zustimmung bei der PDS) sagen, wir wollen das Mahnmal, und gleichzeitig sagen, wir mischen uns so wenig wie irgend möglich in Kunst Durch dieses Verhältnis sind wir in besonderer Weise ein, und deshalb die Zurückhaltung üben, die der Politik geprägt. in einer solchen Frage gebührt. Wir bleiben in der Ver- Deshalb mahne ich zur Vorsicht, wenn Politik pflichtung, – aller Opfer des Holocaust zu gedenken. Ich durch welche Umstände auch immer – gezwungen ist, habe leider noch viele vergessen; ich denke etwa an die 4094 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Dr. Gregor Gysi (A) Opfer der Euthanasie, die einer eigenen Würdigung be- Geschichtslosigkeit wird unserem Land niemand mehr(C) dürften, und an viele andere mehr. Es fällt so schwer,vorwerfen können. alle zu nennen. Das NS-Regime hatte so viele Opfer, Ein Staat kann historische Erinnerung aber nicht ver- daß man gar nicht in der Lage ist, sie alle auf einmal ordnen. Sie ist geistige Voraussetzung seiner Verfas- aufzuzählen. Deshalb, glaube ich, bleiben wir hier in sung. Mit der Niederschrift der Grundrechte haben die einer großen Verpflichtung. Verfassungsväter unser Land vor 50 Jahren in den Kreis Lassen Sie uns den politischen Start in Berlin mit die- der zivilisierten Nationen zurückgeführt. Sie stießen sich sem Mahnmal beginnen! Es ist ein Bekenntnis zur Ge- ab von der Barbarei, deren Mordgeruch vier Jahre nach schichte und zugleich eine Auseinandersetzung mit der Kriegsende noch immer über ganz Europa lag. Geschichte. Lassen Sie uns dabei immer daran denken, Wenn wir heute über ein Mahnmal für die ermordeten daß wir in diesem Land alles hatten: Wir hatten Täter, Juden Europas debattieren, erneuern wir gleichzeitig wir hatten Zuschauende, wir hatten Wegsehende, aber einmal mehr die ethische Grundsatzdebatte, die unsere wir hatten auch Opfer. Auch die gehören zu unserer Ge- Staatsgründung begleitete und die seitdem niemals völ- schichte. Auch daran sollten wir mit diesem Mahnmal lig abgerissen ist. zumindest indirekt erinnern. Daß die schwarze Folie des Nationalsozialismus und Vielen Dank. des schier namenlosen Mordes an 6 Millionen Juden, an (Beifall bei der PDS und der F.D.P. sowie bei Sinti und Roma, an Slawen, an den oft vergessenen Mil- Abgeordneten der SPD und des BÜNDNIS- lionen russischen Kriegsgefangenen, an religiösen Min- SES 90/DIE GRÜNEN) derheiten und politischen Gegnern der Nazis mitbe- stimmend sein soll für das Selbstverständnis unseres Rechtsstaates, ist schwer zu ertragen. Wer will das be- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als streiten? Und doch ist es das Vermächtnis der Opfer und nächster Redner hat der Staatsminister Dr. Michaeldas Vermächtnis des deutschen Widerstandes. Naumann das Wort. Der Staat selbst erinnert sich nicht. Doch mit reprä- sentativer, symbolischer Geste kann er den Prozeß des gesellschaftlichen Erinnerns akzentuieren. Wir diskutie- Dr. Michael Naumann, Staatsminister beim Bun- ren heute Form und Inhalt dieses Akzents. deskanzler: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Jeder Mensch lebt kraft seiner Fähigkeit, sich zu erin- Meine ursprünglichen Einwände gegen den Mahn- nern. Das Leben in reiner Gegenwart gibt es nicht. Eine mal-Entwurf des Architekten Peter Eisenman sind be- Gesellschaft, die sich ihrer eigenen Geschichte verwei- kannt. In der europäischen Geschichte der Denkmals- (B) gert, vergißt sich selbst. Sie schließt vor der Welt diearchitektur gibt es keinen mir bekannten Gestus, der die (D) Augen, sie wird blind. Vergangenheitslos blieben ihr als Einmaligkeit des Verbrechens, von dem hier die Rede Trost nur die Heilsversprechungen einer strahlendenist, angemessen repräsentiert. Und immer drohen im Zukunft. Aber solche haltlosen Entwürfe haben unsersymbolischen Gedenken die Erinnerung an das einzelne ideologisches Jahrhundert geprägt und blutig enttäuscht. Opfer wie aber auch die Erinnerung an den einzelnen Täter zu verschwinden. Weil das so ist, hatte ich zu- Zukunftsmythen von der rassischen Reinheit dessammen mit Peter Eisenman eine neue Konzeption ent- Volkes, Fiktionen von unbegrenzter Weltherrschaft im wickelt, die Gegenstand einer ausführlichen Debatte global gewordenen deutschen Lebensraum wurden mit wurde. Beide mußten wir unsere Vorstellungen revidie- polizeilicher und militärischer Gewalt gegen die deut- ren. sche Demokratietradition durchgesetzt. Es war, als wollte Deutschland nach 1933 mit bislang unvorstellba- Lassen Sie mich bei dieser Gelegenheit auf folgendes ren Mitteln von verstaatlichtem Mord aus der Zivilisati- hinweisen. Es bleibt dabei: Ob es ein Mahnmal oder ein onsgeschichte der Menschheit austreten. Ort des Erinnerns ist – wenn Menschen nicht gern dort hingehen wollen, dann gehen sie nicht hin. Das ist eine Das 20. Jahrhundert liegt hinter uns. Wir alle, aucheinfache Einsicht, so daß die semantischen Auslegungen die Mitglieder dieses Hohen Hauses, sind immer wieder dieses Satzes des Bundeskanzlers mir noch heute absolut der Versuchung ausgeliefert, uns zurückzuziehen insunbegreiflich bleiben. Vergessen; denn das Vergangene – das wissen wir – ist nicht mehr zu ändern. Es ist selten eine Quelle von Zu- (Zustimmung bei der SPD – Unruhe bei der friedenheit. Ist nationale Geschichte gar, wie in unserem CDU/CSU) Falle, mit schwerster Schuld beladen, führt Erinnerung Heute bitte ich Sie ausdrücklich, der Beschlußemp- allemal in schmerzhafte Diskussionen um historischefehlung des Ausschusses zuzustimmen, die den Bau des Verantwortung, um angemessene Strafe, um Gerechtig- Stelenfeldes von Eisenman, ergänzt um einen Ort der In- keit. formation, fordert. Die Umsetzung bleibt einer Bun- desstiftung überlassen, deren Entscheidungen die Bun- Nach anfänglichem, teilweise skandalösem Zögern in desregierung respektieren wird. Eine solche Ergänzung den 50er Jahren hat sich der Deutsche Bundestag wiewird die Arbeit an den authentischen Gedenkstätten im auch das ganze Land der Wahrheit unserer Geschichte Lande nicht behindern. geöffnet. Von den Verjährungsdebatten in den 60er Jah- ren bis zur befreienden Ansprache Richard von Weiz- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ säckers vor dem Parlament 40 Jahre nach Kriegsende – DIE GRÜNEN) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4095

Staatsminister Dr. Michael Naumann (A) Meine Damen und Herren, der Mord an den Judenvorhandenen Gedenkorte, und es soll nicht als steinerner (C) Europas folgte einem Schema des Wahnsinns. In seinem Schlußstrich errichtet werden, sondern als Bekenntnis zu Kern zielte er nicht nur auf die Realisierung eines bizar- unserer historischen Verantwortung im Moment der ren rassistischen Weltbildes. Hinter dem genozidalenRückkehr von Parlament und Regierung an diesen histo- Morden verbarg sich vielmehr die Absicht, mit demrischen Ort. Berliner Senat und Abgeordnetenhaus ha- Volk der Bibel zugleich jene Religion auszurotten, die ben diese Entscheidung mehrfach bekräftigt. dem Menschenbild des Nationalsozialismus im Wege stand. Darüber hinaus muß festgehalten werden: Die authentischen Stätten des Terrors dürfen nicht in Ver- Die Heiligkeit des Lebens vor einem Gott, also den gessenheit geraten. Ich bin dankbar, daß dieses Anliegen monotheistischen Kern der jüdischen Überlieferungin der vorliegenden Beschlußempfehlung deutlich zum Europas zu beseitigen, das war das innerste Ziel desAusdruck kommt. Völkermords. Deshalb übersteigt seine Ungeheuerlich- Daß der Deutsche Bundestag sich in der heutigen De- keit weiterhin unser Fassungsvermögen. batte intensiv mit dieser Frage beschäftigt, begrüße ich (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des ausdrücklich, auch wenn er kaum als Forum für die Ent- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) scheidung über alle gestalterischen Einzelheiten dienen kann. Dies gilt um so mehr, als die beabsichtigte Ergän- Ein wirklich angemessenes Symbol des Holocaust wird zung des Eisenman-Entwurfs in Form und Umfang es darum niemals geben. Der Millionenmord wird fürnicht bekannt ist. Die notwendige Abgrenzung zu den immer unbegreiflich bleiben, auch wenn wir seine histo- zahlreichen in Berlin vorhandenen, dort seit Jahrzehnten rischen Bedingungen, seine organisatorischen Perver-zum Teil auch wissenschaftlich arbeitenden Institutionen sionen erforscht, seine Täter alle beim Namen genannt ist bisher nicht geklärt. Der heutige Beschluß soll daher, haben. so verstehe ich ihn, eine Entscheidung im Grundsatz Die Erinnerung aber wohnt in Wort und Bild. Doch sein. auch das Wort versagt, wenn die Seelen verschlossen Eine Entscheidung des Deutschen Bundestages hat bleiben. Die heutige Debatte ist ein Beleg dafür, daß un- das Berliner Abgeordnetenhaus ausdrücklich erbeten. sere Vergangenheit nicht vergessen, das Schicksal der Damit hat der Berliner Senat – das versteht sich von Opfer nicht verdrängt worden ist. Das Mahnmal in der selbst – aber nicht auf jedes Mitspracherecht bei der Mitte unserer Hauptstadt soll ein Zeichen unserer Trauer Einzelausformung, sei es der Gestaltung der Stiftung, sei sein. Es ist auch ein Zeichen unserer Geschichte. Vores der Einzelausgestaltung über ergänzende Formen, allem aber signalisiert es Erinnerung an die Toten, ge- verzichtet. Insofern ist es gut, daß die Umsetzung des nauer: an die Ermordung von Millionen Menschen. Vor Bundestagsbeschlusses auch im Rahmen der vorgesehe- (B) ihnen verneigen wir uns heute im deutschen Parlament nen Stiftung mit dem Land abgestimmt werden soll. (D) auch über die Grenzen der Parteien hinweg. Nichts, meine Damen und Herren, ist für ein Mahn- Ich danke Ihnen. mal so entscheidend wie seine Akzeptanz. Erst wenn es (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ die Menschen erreicht – das ist jedenfalls meine Position DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der – , hat es seine Aufgabe erfüllt. Das Mahnmal ist nicht PDS) Selbstzweck; die gute Absicht muß sich vielmehr an der Wirkung messen lassen, die es erzielt. Die Kernfragen lauten: Ist die Botschaft, über die hier bereits sehr ein- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Das drucksvoll diskutiert wurde und die beschrieben worden Wort hat jetzt der Regierende Bürgermeister von Berlin, ist, verständlich? Wie wird sie heute, wie wird sie mor- Eberhard Diepgen. gen aufgenommen werden? Wird der kolossale Aus- druck, den beispielsweise der Eisenman-Entwurf für das Eberhard Diepgen, Regierender Bürgermeisterkolossale Verbrechen findet, auch noch übermorgen als (Berlin): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen ein Zeichen der Scham und der Reue entziffert werden? und Herren! Der Deutsche Bundestag hat heute eine Von qualifizierter Seite ist auf den Trugschluß hin- schwerwiegende Entscheidung zu treffen. Es geht nicht gewiesen worden, daß Masse und Größe nicht zwangs- um eine Regelung, die in zwei oder drei Monaten revi- läufig die Wirkung steigern, sondern eher zu einer Blok- dierbar ist. Das nationale Denkmal zur Erinnerung an kade der Empfindung führen, eher abstumpfen als sensi- die Millionen Opfer deutscher Täterschaft wird nur ein- bilisieren. Die Gestaltung des Denkmals, so hat Hartmut mal und, wie wir meinen, für alle Zeit errichtet. von Hentig in den Kolloquien gewarnt, darf sich nicht Ich möchte meine Ausführungen in dieser Debatte im von dem Übermaß der Aufgabe überwältigen lassen. wesentlichen auf die beiden Mahnmalvarianten be- Darüber hinaus haben viele, so auch der Ratsvorsit- schränken, die, wenn ich die Debatte richtig verfolgt ha- zende der Evangelischen Kirche in Deutschland, auf ein be, in die engere Wahl gezogen werden: die Alternative zusätzliches Mißverständnis aufmerksam gemacht: Gin- Eisenman – mit Ergänzung – und den Vorschlag von Ri- ge es primär um die große Zahl der Opfer, wäre ein un- chard Schröder. ermeßliches, mit Grabsteinen bedecktes Feld am Platze. Um eines gleich zu Anfang unmißverständlich klar- Wenn es aber in erster Linie um ein Bekenntnis der Tä- zustellen: Es soll in Berlin ein zentrales nationalester geht – und das ist der Gedanke des Mahnmals –, ist Denkmal geben, und zwar jenseits der bereits in Berlin diese Lösung – ich zitiere den Ratsvorsitzenden – dop- 4096 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (Berlin) (A) pelt verfehlt: Dieses Bekenntnis ist nicht auf Ausdeh-zung und Entrechtung nach Auschwitz führte. Der Vor- (C) nung angewiesen. Selbst die große Ausdehnung einesschlag hebt die jüdischen Opfer hervor, aber andere Op- Gräberfeldes bleibt unendlich weit hinter dem Wirkli- fer schließt er nicht aus. chen zurück. Das ist ebenfalls herausgestellt worden. Ich habe hier mit Interesse die Vorschläge vernom- Doch es gehört offensichtlich zu den Absonderlich- men, welche ergänzenden, zusätzlichen Mahnmale – je- keiten der Debatte um das Mahnmal, daß auf diesedenfalls nach dem Willen einiger Redner – gegebenen- „Falle der Monumentalität“, wie sie meines Erachtens falls in Berlin errichtet werden sollten. zu Recht genannt worden ist, immer wieder – sei es von Experten wie von Hentig, von György Konrad oder Ich möchte auch noch folgenden Hinweis geben: Der Günter de Bruyn, sei es von zahlreichen engagiertenVorschlag von Richard Schröder geht auf eine Idee zu- Bürgern – hingewiesen wird, daß daraufhin allerortenrück, die Erich Mendelsohn – ein großer Berliner Ar- Problembewußtsein und auch Verständnis signalisiertchitekt; auch er mußte emigrieren – für einen New Yor- wird – so auch von Ihnen, Herr Staatsminister, und dies ker Mahnmalentwurf, der übrigens dort ausgezeichnet nicht nur in der Vergangenheit –, mit dem Ergebnis, daß wurde, entwickelt hat. das als zu groß erkannte Denkmal durch ein noch größe- Der häufig zu hörende Einwand, eine Mahnung in res oder ebenso großes Denkmal ersetzt werden soll. Er- hebräischer Sprache könnte als eine an die Opfer ge- gänzungen stehen hier zur Debatte. Schon erkennt-richtete Botschaft mißverstanden werden, scheint mir, nistheoretisch scheint mir das ein Phänomen zu sein.pardon, etwas vordergründig zu sein. Er verkennt vor Zum Teil ist es wohl der allmählichen Ermattung undallem, daß es sich um ein Zitat handelt, das als Reverenz Resignation zuzuschreiben. Aber Entscheidungsdruck an die Kulturleistung des Judentums zu verstehen ist. aus Überdruß darf es auch nicht geben. Ich weise auch darauf hin, daß die Zielsetzung des Auch die praktischen Probleme des Eisenman-Faschismus darin bestand, nicht nur die Menschen um- Entwurfs, auf die ich mir immer erlaubt habe hinzuwei- zubringen, sondern auch die Religion und die kulturellen sen – wie es übrigens und andere auch Hintergründe mit umzubringen. Genau das findet seinen getan haben –, wurden bislang in staunenswerter Konse- Ausdruck in der Form, die vorgeschlagen worden ist. quenz ignoriert. Aber wer die Gefahr derVerschande- lung durch Schmierereien und Vandalismus nicht sehen Auch die Tatsache, daß die Gestaltung im einzelnen will, nimmt wissentlich in Kauf, daß dieses in guter Ab- noch nicht feststeht, wird von manchen als Problem an- sicht gesetzte Mahnmal seine Wirkung ins Gegenteilgesehen, weil dies zu einer Verlängerung der Debatte verkehren kann. Das ist die Gefahr. führe. Sehr schnell wird meist hinzugefügt, eine Verzö- gerung der Entscheidung könnten wir uns gegenüber (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (B) dem Ausland nicht leisten. (D) Ich sehe meine Verantwortung auch darin, mit Nach- Ich halte den Druck, der damit erzeugt wird, für druck vor dieser Gefahr zu warnen. ebenso unbegründet wie falsch. Zunächst einmal ent- Es ist unsinnig, das Mahnmal zu einem Lackmustest wickelte sich in den letzten zehn Jahren gerade auch in für den Reifegrad unserer Gesellschaft zu machen, zu- der Stadt Berlin eine ganze Kultur des Erinnerns. Viel mal wir alle genau wissen, daß ein Fanatiker genügt, um wichtiger ist es aber, zu erkennen, daß diese Debatte den Test zum Scheitern zu bringen. keinen Makel darstellt. Sie ist der Beweis eines redli- chen Bemühens und eines ehrlichen Ringens; und so Es sollte auch nachdenklich stimmen, daß sich viele wird sie auch im Ausland registriert. Vertreter aus den einzelnen Bundesländern – ich denke an die Kollegen Stolpe, Biedenkopf und Stoiber – par- Noch vor kurzem stand in der „New York Times“ – teiübergreifend für den Vorschlag von Richard Schrö- ich darf das zitieren –, keine Gesellschaft habe sich der einsetzen. Sein Gegenvorschlag ist der Eisenman- gründlicher und systematischer von ihrer Vergangenheit schen Betonlandschaft genau diametral entgegengesetzt. losgesagt und bemüht, ihrer Opfer zu gedenken, als die An die Stelle von Masse setzt er das Wort. Er simuliert deutsche. Gerade dieses Selbstverständnis habe dazu ge- nicht den Schrecken, sondern erinnert an die gemeinsa- führt, daß das Berliner Holocaustmahnmal gleichzeitig me Grundlage jüdischer und christlicher Kultur. so Er wichtig und seine Errichtung so unmöglich zu sein schüchtert nicht ein, sondern setzt auf die Erkenntnisfä- scheine. higkeit des Menschen. Er beschränkt sich auf das We- Man muß all die Schlußfolgerungen, die international sentliche. Er verzichtet auf alles Beiwerk, das vielleicht gezogen werden, nicht im einzelnen teilen. Doch das ist doch eher ein Zeichen der Hilflosigkeit wäre. Jedenfalls eine Lesart jenseits der bei uns gängigen Bezichtigun- mich überzeugt dieser Entwurf – für ihn möchte ich hier gen. Es ist eine Analyse von außen, die der Wahrheit, werben – durch Bescheidenheit, Würde und Prägnanz. der wirklichen Auseinandersetzung mit Geschichte, sehr (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und nahe kommt. der SPD) Ich glaube, das ausgeprägte Verantwortungsbewußt- Die mahnende Botschaft steht im Vordergrund. Sie sein zeigt sich in der Vielzahl der Gedenkstätten – ich konzentriert sich hier auf die brutalste Form der Men-nehme Bezug auf Berlin, wo dieses Mahnmal in eine schenverachtung, das systematische Ermorden von Mil- Landschaft des Gedenkens einbezogen werden muß –, lionen von Menschen, das mit der Demütigung des deut- Denkmale und die Vergangenheit auch wissenschaftlich schen Nachbarn begann und über schrittweise Ausgren- aufarbeitenden Einrichtungen in der Stadt. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4097

Regierender Bürgermeister Eberhard Diepgen (Berlin) (A) Ich behaupte: Der Wert der Debatte liegt auch in der Schröder. Er würde, wie mir scheint, von den Menschen (C) Anteilnahme der Bevölkerung. Zehntausende von Bür- verstanden und akzeptiert werden. gern haben sich in den letzten Jahren aufgerufen gefühlt, zu schreiben und ihre eigenen Entwürfe zu unterbreiten. Ich behaupte – das ist gleichzeitig meine Bitte an Frau Vollmer hat darauf hingewiesen. Ich nutze heuteSie –: Ein Mahnmal zu wollen bedeutet auch, seine Ak- diese Debatte, mich bei den vielen tausend Bürgern in zeptanz zu wünschen. Dabei geht es nicht darum, Herr ganz Deutschland zu bedanken, die in den letzten Jahren Staatsminister, daß man gerne zu diesem Mahnmal geht. auch mir persönlich eigene Vorschläge geschickt haben. Ein Mahnmal, das an diese schrecklichen Verbrechen Die unmittelbare Beteiligung an der Debatte war in der erinnert, wird immer ein Stück Herausforderung sein. Tat überwältigend. Das muß es auch sein; das ist kein Ort der Freude. Doch es muß verständlich sein. Deswegen, glaube ich – darum (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- bitte ich Sie –, müssen wir uns für ein Mahnmal ent- wie bei Abgeordneten der SPD) scheiden, das von den Menschen wirklich akzeptiert und verstanden wird. Die enorme Resonanz zeigt – übrigens mehr noch als die Diskussion in den Medien –, wie sehr dieses Thema die Vielen Dank. Menschen in unserem Land bewegt. Aber sie zeigt auch, daß sich viele Bürger mit den bisherigen Ergebnissen (Beifall bei der CDU/CSU) nicht zufriedengeben wollen.

Meine Damen und Herren, sicherlich ist man nie ge- Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als gen Beifall aus falscher Ecke gefeit. Um so nachdenkli- nächster Redner hat das Wort der Kollege Michael Roth. cher sollte uns jedoch die Kritik von wohlmeinender Seite stimmen, zum Beispiel von Emigranten wie Isaac Stern oder Heinz Berggruen. Letzterer hat noch vor we- Michael Roth (Heringen) (SPD): Herr Präsident! nigen Tagen – übrigens, wie er es selbst formuliert hat, Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Bei meinem Einzug auch auf die Gefahr hin, nicht gehört werden zu wollen in den Deutschen Bundestag vor wenigen Monaten war – in eindringlichen Worten darauf hingewiesen, daß die noch nicht daran zu denken, daß mich die Auseinander- verzweifelte Suche nach einer überzeugenden Gestaltsetzung um ein Denkmal für die ermordeten Juden Eu- für das Mahnmal aus seiner Sicht müßig sei. Er hat auf ropas derart intensiv beschäftigen würde. Daniel Libeskind und das jüdische Museum hingewie- sen. Dem muß man nicht folgen. Ich teile auch nicht die 54 lange Jahre mußten vergehen, bis unser Land die Auffassung, daß dieses jüdische Museum selbst einKraft finden konnte, sich auf eine gemeinsame Form des Mahnmal sein kann. Aber das ist doch eine Gedenkens sehr an die ermordeten Juden Europas zu ver- (B) ernstzunehmende Warnung vor einer Fehlentscheidung. ständigen. Warum erst jetzt? Warum muß ich(D) als Das ist das, was ich hervorheben möchte. Ich möchte28jähriger Abgeordneter am Ende dieses Jahrhunderts zugleich an die Worte von György Konrad vor demhierüber mitentscheiden? Schließlich gehöre ich – wie Kulturausschuß des Bundestages erinnern. Er sagte: nicht wenige Kolleginnen und Kollegen dieses Hohen Hauses – zur dritten Generation nach der Shoa. Wir sind Die Entscheidungsträger haben kein Recht, die zu die Generation, die überwiegend durch die Schule, durch erwartenden Antipathien Bücher und Filme über ein in seiner Dimension bei- – ich weise auf meine Sorgen hin, die auch Helmutspielloses Verbrechen gegen die Menschlichkeit infor- Schmidt formuliert hat – miert wurde. außer acht zu lassen. Daß der Deutsche Bundestag heute über einen zen- tralen Ort des Gedenkens in Berlin entscheiden kann, ist Ich nutze heute die Gelegenheit, noch einmal für den auch das Ergebnis eines jahrzehntelangen Bemühens um Vorschlag von Richard Schröder zu werben, ein würdi- die wahrhaftige Vermittlung der deutschen faschisti- ges, schlichtes Mahnmal inmitten der Hauptstadt zu er- schen Vergangenheit. Es ist das Verdienst der Versöh- richten. Ich glaube, dieser Vorschlag bietet die Chance, nungs- und Erinnerungsarbeit. Die regionalen Gedenk- ein allgemein verständliches Mahnmal zu schaffen.stätten übernehmen in diesem Prozeß eine herausragen- Mahnmale müssen verständlich sein. Mahnmale dürfen de Rolle. Ohne ihre Bemühungen als offene Lernorte nicht nur nach einer längeren Beteiligung an wissen-wäre es heute nicht möglich, über das Denkmal zu ent- schaftlichen oder künstlerischen Kolloquien verständlich scheiden. sein. Sie müssen für junge Menschen verständlich sein; sie müssen auch noch in 20 Jahren für die Mädchen und (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Jungen, die dann an dieses Mahnmal herantreten, ver- DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der ständlich sein; die müssen wissen, worum es geht. Das CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS) Mahnmal muß die richtigen Fragen provozieren. Darum Dafür möchte ich den Verantwortlichen und vor allem geht es! den vielen ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitar- (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- beitern in den Gedenkstätten herzlich danken. ordneten der SPD) (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Es geht also um ein allgemein verständliches Mahn- GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS sowie bei mal. Und genau das ist der Grundvorschlag von Richard Abgeordneten der CDU/CSU) 4098 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Michael Roth (Heringen) (A) Ich bitte sie um ihre fachkundige Mithilfe in der zu Ich stelle eine weitere Frage: Wollen wir die Fragen (C) gründenden Stiftung und wünsche mir mit ihnen ge-zwischen den Stelen verhallen lassen? Oder wollen wir meinsam eine enge Partnerschaft. eine Brücke bauen zwischen dem Ort des Gedenkens und einem Ort der Information? Das Denkmal wird doch Liebe Kolleginnen und Kollegen, doch wo waren, wo nicht nur für die Gegenwart und Vergangenheit gebaut. sind die jungen Menschen, die sich zu Wort melden?Es dient in seinem Gedenken an die ermordeten Juden Nicht nur Bundespräsident Roman Herzog fragte nach zukünftigen Generationen, denen der Anlaß für ein dem Beitrag, den die jüngere Generation zu leisten be- Denkmal bewußtgemacht werden soll. Doch die Erzeu- reit ist. Ich habe diese Frage nicht nur des Bundespräsi- gung von Emotionen kann dies nicht allein erreichen. denten stets als aufmunternde Kritik verstanden. Jedoch Wir brauchen die Ergänzung um Dokumentation und In- muß ich ebenso kritisch zurückfragen, ob es überhaupt formation. ein Interesse an den Beiträgen der jungen Menschen ge- geben hat. (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der Ich möchte hier noch einmal klarstellen: Wir wollen CDU/CSU und der PDS) nicht belehren. Aber wir wollen ein Angebot unterbrei- Liegt es vielleicht daran, daß sie nicht zum Mitredenten, die vom Denkmal ausgehenden Zeichen zu dechif- und Mittun eingeladen worden sind? Oder wollten sich frieren – unmittelbar im Angesicht des Erinnerns. die Jungen gar nicht einladen lassen, weil das alles sie Als wir im Kreis der „Youngsters“, der jungen Abge- nur bedingt berührt, gar interessiert? ordneten meiner Fraktion, beschlossen, unsere Überle- Ich bin davon überzeugt, daß es am Interesse nichtgungen in einen Antragsentwurf einfließen zu lassen, mangelt. Vielerorts in unserem Land sind junge Men-griffen wir die interessante Idee Michael Naumanns von schen aktiv in der Erinnerungsarbeit engagiert – un-einem „Haus der Erinnerung“ dankbar auf und ent- spektakulär zwar, nicht im Blickpunkt der Öffentlich-wickelten sie weiter. Wir wollen mit unserem Einsatz keit, aber trotzdem beeindruckend. Zahllose Schulklas- ein Zeichen setzen: Die junge Generation, die in politi- sen, Jugend- und Kirchengruppen suchen die Auseinan- scher Verantwortung steht, stellt sich der Vergangenheit, dersetzung mit dem Faschismus und dem Holocaust. An übernimmt Verantwortung und sucht nach zukunftswei- diese wertvolle Arbeit knüpfen wir jungen Parlamenta- senden Wegen des Erinnerns, des Gedenkens, aber auch rierinnen und Parlamentarier an – nicht, weil wir müs- der Scham gegenüber dem Holocaust. Dabei erheben sen, nein, weil wir wollen. wir den Anspruch, unsere eigene Form des Erinnerns zu entwickeln. Wir können und wir wollen nicht unsere (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE (B) Eltern oder unsere Großeltern kopieren. Es ist unser(D) GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS sowie bei Weg. Abgeordneten der CDU/CSU) Der Weg ist – das wird sicherlich auch die heutige Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich spreche sicher- Debatte zeigen – nicht frei von Mißverständnissen. Er ist lich für viele von uns: Die Debatte um das Denkmalnicht frei von Fehlern, er ist schwierig, er ist mühevoll, machte uns bisweilen ratlos. Beim Gedenken an die Op- aber er ist auch spannend und lehrreich. Das haben unse- fer beziehen sich viele von uns weniger auf ein Denkmal re ersten Begegnungen im Rahmen unseres Projektes als auf Besuche der authentischen Orte des Terrors. Uns Erinnerungsarbeit gezeigt. Ich hoffe, daß diesen Begeg- berühren Filme wie „Holocaust“ oder „Schindlers Liste“, nungen noch viele weitere folgen werden. Ich möchte uns fasziniert Steven Spielbergs Idee der „Shoa Founda- herzlich die jungen Kolleginnen und Kollegen aller tion“. Fraktionen dazu einladen. Ich bin dankbar für die Ge- Salomon Korn, der Gedenkstättenbeauftragte desspräche mit Ulla Heinen, mit Eckart von Klaeden, mit Zentralrates der Juden in Deutschland, sieht die mah-, mit Angela Marquardt und mit vielen nende Funktion eines Denkmals nur dann erfüllt, wenn anderen. es dialogisch wirkt. Ich zitiere ihn: Mut gemacht haben uns der Besuch des Holocaust Es muß im Betrachter etwas ansprechen, was inMemorial Museums in Washington, die Gespräche mit ihm ansatzweise bereits vorhanden ist und sich an- Holocaust-Überlebenden in Israel, der Gang durch die sprechen läßt. Gelingt dies nicht, dann hat es seinen Gedenkstätte Sachsenhausen, die unterstützenden Ap- Zweck verfehlt. pelle des Deutschen Bundesjugendrings und anderer Ju- gendverbände. Für uns ist die Debatte um das Denkmal Zweifelsohne ist das von mir unterstützteStelenfeld kein Schlußpunkt. Mit unserer aktiven Beteiligung wol- Peter Eisenmans nicht ohne Ausdruckskraft. Es provo- len wir auch weiterhin dazu beitragen, daß der Holo- ziert Widerspruch und stellt Fragen. Wir sollten diesecaust mit dem Jahrhundert- und Jahrtausendwechsel Fragen jedoch nicht zu einer Frage der Verunreinigung nicht in den Geschichtsbüchern versinkt. machen. Das ist, Herr Diepgen, in dieser wichtigen De- batte nachrangig. (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE F.D.P. und der PDS) GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord- neten der F.D.P. und der Abg. Annette Wid- Liebe Kolleginnen und Kollegen, noch einmal mann-Mauz [CDU/CSU]) möchte ich die Grundlinien der von mir unterstützten Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4099

Michael Roth (Heringen) (A) Beschlußempfehlung des Ausschusses klarstellen: Der Meine Damen und Herren, das Gedenken, Erinnern (C) Ort der Information wird die ästhetische Wirkung desund Mahnen haben für uns heute und in Zukunft eine Stelenfeldes nicht schmälern. Wir wollen die Besuche- herausgehobene Bedeutung. Ein monumentales, groß- rinnen und Besucher des Denkmals auf die vielen Ge- flächiges, auf zirka 20 000 Quadratmeter Fläche gebau- denkstätten, die authentischen Orte des Verbrechens und tes Denkmal erfüllt nach unserer Meinung diese Aufga- der Schande aufmerksam machen. Die ergänzendenbe nicht. Bauten werden auch vor dem Hintergrund der ange- spannten finanziellen Lage bescheiden sein müssen. Es (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) bleibt aber – und das ist für mich wesentlich – ein An- In über 1 400 Dörfern, Gemeinden und Städten allein gebot des Erinnerns und Gedenkens, der Informationin den alten Bundesländern und ohne Berlin gibt es Ge- und der Dokumentation. denkstätten, vom Straßennamen über die Gedenktafel bis hin zum ehemaligen KZ, die an die Opfer des Natio- Die Unterstützerinnen und Unterstützer eines Hauses nalsozialismus erinnern und ihrer gedenken. Ich glaube, der Erinnerung sind den Befürwortern eines reinen in keiner Stadt in der Bundesrepublik gibt es mehr Ge- Denkmals entgegengekommen. Vielen von uns fiel das denkstätten als in Berlin, die in würdiger Weise die äu- sicherlich nicht leicht. Trotzdem bitte ich aus voller ßeren Voraussetzungen für ein ehrendes Gedenken und Überzeugung um Zustimmung zu dem in der Be- Erinnern an alle Opfer der nationalsozialistischen Ge- schlußempfehlung formulierten Kompromißvorschlag, waltherrschaft erfüllen. und ich möchte allen danken, die dazu beigetragen ha- ben. In diesen Tagen erhielt ich einSchreiben einer Jü- din, und ich möchte aus diesem Brief einige wenige (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Passagen zitieren. Sie schreibt: des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der PDS) Anstatt den Juden zu ermöglichen, endlich ein normales Volk zu werden, wird das Mahnmal uns Liebe Kolleginnen und Kollegen, wenn das viele Jah- als sonderbares Volk verewigen. Die Juden haben re währende Ringen um die Form des Gedenkens an die in ihrer ganzen Geschichte enorm gelitten, weil sie ermordeten Juden deutlich gemacht haben sollte, daß nicht wie die anderen Menschen betrachtet wurden. sich nicht ausschließlich die Kriegsgeneration und die Denken Sie, daß ein Jude, für dessen ermordete Nachkriegsgeneration, sondern vielmehr auch junge Landsleute so ein Mausoleum in der Mitte Berlins Menschen in Deutschland am Wachhalten, am Erinnern errichtet wird, sich jemals in Berlin und in ganz und am Gedenken verantwortungsbewußt beteiligen und Deutschland wie ein jeder andere Mensch fühlen neue Wege suchen, so wäre dies ein großer Erfolg der wird? (B) Debatten dieses Hohen Hauses. (D) Und weiter heißt es in dem Schreiben: Lassen Sie uns heute ein mutmachendes Zeichen für die Zukunft setzen. Reue und Verständnis müssen und können nur freiwillig sein, aber das geplante Mahnmal ist zu- (Anhaltender Beifall bei der SPD – Beifall gleich Zumutung, Provokation und Demütigung für beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei das deutsche Volk, die echte und freiwillige Ge- Abgeordneten der CDU/CSU und der PDS) fühle unmöglich machen. Man kann den Menschen zwingen, korrekt zu sein, aber man kann ihn nicht zwingen, etwas zu fühlen. Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als nächster Redner hat der Kollege Wilhelm-Josef Sebasti- Weiter heißt es: an das Wort. Das Geld für das Mahnmal sollte besser in die Er- ziehung von Verständnis und Toleranz bei den jün- geren Generationen investiert werden. Jeder Junge Wilhelm-Josef Sebastian (CDU/CSU): Herr Präsi- mit neonazistischen Sympathien, der durch diese dent! Meine sehr verehrten Damen und Herren! In der Erziehung kein Rassist mehr sein wird, ist ein viel Geschichte der Bundesrepublik gibt es wenige Fragen, höherer Gewinn für die Zukunft als das höchste die so lange und so intensiv in den verschiedensten Mahnmal. Gremien beraten und diskutiert wurden und auf die eine Antwort gesucht wurde. In diesen Tagen ist eine Doku- Soweit das Schreiben. mentation erschienen, die über die bisherigen Beratun- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) gen Aufschluß gibt, und sie umfaßt allein 1 298 Seiten. Wer diese Dokumentation liest, stellt fest, wie vielfältig Nur wenige hundert Meter von dem jetzt vorgesehe- die Meinungen und Vorschläge zu dieser Frage sind. nen Standort des neuen Mahnmals entsteht auf dem Ge- lände der „Topographie des Terrors“ ein neues Zen- Wir haben uns wie viele andere Gruppen intensiv ge- trum, das die kommenden Generationen über die einzel- fragt: Brauchen wir in Berlin ein neues, ein zentralesnen Aspekte der nationalsozialistischen Gewaltherr- Mahnmal? Bei unseren Überlegungen standen der Sinn schaft und die Gesamtheit der NS-Verbrechen aufklärt und die Aufgabe des Denkmals im Mittelpunkt. Es soll und damit eine wichtige pädagogische Aufgabe für alle Menschen, Besucher und Betrachter, anhalten zu geden- kommenden Generationen übernimmt. Dies halten wir ken, sich zu erinnern, und es soll sie mahnen. für einen guten, einen besseren Weg. 4100 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Wilhelm-Josef Sebastian (A) Wir lehnen mit unserem Antrag die Errichtung eines immer weniger. Wir Nachgeborenen müssen die Ver-(C) weiteren, neuen Mahnmals ab. Wir möchten vielmehr, antwortung für das Erinnern und Gedenken übernehmen. daß die gesamte vorhandene deutscheErinnerungs- und Gedenkstättenlandschaft gestärkt sowie finanziell Ein Denkmal muß das Nein zu einem Schlußstrich und personell hinreichend ausgestattet wird. Die Erhal- zum Ausdruck bringen. Der Umzug von Regierung und tung und Pflege aller vorhandenen Orte und Gedenk-Parlament nach Berlin wirft auch die Frage auf, woran stätten sind uns wichtiger als ein neues, großes, monu- die Berliner Republik politisch anknüpft. Mit dem mentales Mahnmal, das nach unserer Meinung die zu lö- Denkmal im Zentrum des neuen vereinigten Deutsch- sende Aufgabe nicht erfüllt und vor allem aber den not- lands bekennen wir uns zu unserer besonderen Verant- wendigen gesellschaftlichen Konsens nicht herstellt. wortung, die uns aus unserer Geschichte erwächst. Dieses Bekenntnis ist nur mit einem Denkmal in Ber- Es wäre überlegenswert und nach unserer Meinung lin zu leisten, dieses Bekenntnis können wir nicht mit sicherlich sinnvoller, zu überlegen, ob nicht die vorge- den zahllosen wichtigen Gedenkstätten und auch Denk- sehenen finanziellen Mittel und der mögliche Erlös aus mälern leisten, die wir im ganzen Lande haben. Wir dem 20 000 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem müssen zeigen, daß es auch eine Frage unserer nationa- dieses monumentale Werk entstehen soll, für die Schaf- len Identität ist, uns unserer Verantwortung zu stellen. fung eines deutsch-israelischen Jugendwerkes verwandt werden könnten. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) F.D.P.) Dies wäre für uns ein besserer Beitrag, daß sichGegen ein Mahnmal für die ermordeten Juden Euro- kommende Generationen der Vergangenheit erinnern, pas ist eingewandt worden, man sollte ein Denkmal für aber auch gemeinsam die Zukunft in einem friedlichen alle Opfer errichten. Dieser Einwand wiegt schwer. Oh- Miteinander gestalten. ne jeden Zweifel sollte es ein Denkmal geben für die (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) Sinti und Roma, die dem hunderttausendfachen Völker- mord zum Opfer fielen. Ohne jeden Zweifel sollte der Millionen Opfer gedacht werden, die von Deutschen in Präsident Wolfgang Thierse: Als nächster Redner den Ländern Osteuropas hingemordet wurden, nachdem hat der Kollege Volker Beck das Wort. sie von der Nazipropaganda als „slawische Untermen- schen“ zum Abschlachten freigegeben worden waren. Ebenso selbstverständlich braucht es Gedenkorte für die Euthanasieopfer und Zwangssterilisierten, für die De- (B) Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): (D) Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Für Europa serteure, für die Homosexuellen und für die politisch ist der Holocaust das Menschheitsverbrechen schlecht- Verfolgten. hin. Heute werden wir über den Bau einesDenkmals Dennoch ist es richtig, daß wir hier heute zuerst über für die ermordeten Juden Europas entscheiden. Über ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas spre- zehn Jahre hat die Debatte gedauert. Selten wurde einchen. Der Nationalsozialismus hat über ganze Völker Parlamentsbeschluß so aufwendig und gründlich vorbe- und viele gesellschaftliche Gruppen unsagbares Leid reitet. Das ist gut so. Jetzt muß aber auch wirklich eine gebracht, Folter, Tod und Vernichtung. Aber es gibt bei verbindliche Entscheidung fallen. jeder Gruppe der NS-Opfer auch ganz spezifische Aspekte in der Verfolgungsgeschichte. Ich meine, die Wir entscheiden heute über den Bau und den Stand- Erinnerungsarbeit wird den Opfern viel eher gerecht, ort, die Widmung und die konzeptionelle und künstleri- wenn man diese spezifischen Aspekte nicht mit einer sche Gestalt des Denkmals. Wie auch immer die Ab- allgemeinen Formel „Für alle Opfer“ verwischt, sondern stimmung zum Mahnmal ausgehen mag, ich sage vorab: sie herausarbeitet und damit überhaupt erst eine Ausein- Der Grundstein für würdiges Gedenken ist die Sorge für andersetzung mit dieser Geschichte ermöglicht. die heute noch lebenden Opfer. Deshalb bleibt es unsere Aufgabe, möglichst schnell eine gute und umfassende (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Lösung für die Zwangsarbeiterfrage zu finden. Wir müs- und bei der SPD) sen die vergessenen Opfer ins Licht rücken und auch of- fene Entschädigungsfragen hier klären. Wir müssen im Ebenso ist zu bedenken, daß der Antisemitismus das NS-Unrechtsaufhebungsgesetz die Mängel beheben, die entscheidende Bindemittel des Nationalsozialismus dar- bislang Homosexuelle und Deserteure ausgrenzen. stellte. An keinem Punkt waren sich die Granden wie die Fußtruppen des NS-Regimes so einig wie in dem Ver- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN nichtungswillen gegenüber den Juden. An keinem Punkt sowie bei Abgeordneten der SPD und der war die Politik von Nazi-Deutschland so tödlich konse- PDS) quent wie in der Vernichtung der europäischen Juden. Meine Damen und Herren, das Denkmal ist ein not- Wenn wir heute über ein Denkmal für die ermordeten wendiges Zeichen gegen das Vergessen. Jetzt ist derJuden entscheiden, dann heißt das aber auch ganz richtige Zeitpunkt für den Baubeginn. Die Zeitzeugen, klar: Damit ist die Diskussion über Gedenken und Erin- die in der deutschen Erinnerungsarbeit eine besonders nern keineswegs beendet. Wir sind nun in der Pflicht, wichtige Rolle gespielt haben, werden immer stiller,ein Konzept zu erarbeiten, wie der anderen Opfer wür- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4101

Volker Beck (Köln) (A) dig gedacht werden kann. Das sind wir allen Opfern Besonders problematisch am Vorschlag von Schröder (C) schuldig. scheint mir, daß ein kategorischer Imperativ auch in den Sprachen der Opfer auf dem Mahnmal erscheinen soll. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Das kann nur Anlaß zu unendlichen Mißverständnissen und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der geben. An wen richtet sich diese Aufforderung in Rus- F.D.P. und der PDS) sisch, Polnisch und Hebräisch? Viele werden mutmaßen: Noch ein Weiteres: Für das Gedenken an die Opfer Hier hebt Deutschland den moralischen Zeigefinger, des Nationalsozialismus spielen gerade dieOrte des deutet damit aber auf andere. Das wäre ein fataler Ein- Verbrechens eine wichtige Rolle. Sie dürfen über die druck. Debatte über das Mahnmal nicht in Vergessenheit gera- (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- ten. Es ist eine gemeinsame Aufgabe von uns allen, von SES 90/DIE GRÜNEN, der SPD und der Bund wie Ländern, sie vor dem Verfall zu bewahren, PDS) und ich bin sehr dankbar, daß der Kulturminister diese Aufgabe auch ganz besonders ins Zentrum seiner Arbeit Ich befürchte, mit diesem Satz würden wir zudem den gestellt hat. notorischen Relativierern nationalsozialistischer Verbre- chen unbeabsichtigt ein gefundenes Fressen liefern. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD) Zwischen dem Alltagsverständnis des Begriffs „Mord“ und dessen juristischer Definition klafft nämlich Meine Damen und Herren, auch nach zehn Jahrenhäufig eine große Lücke. Ich erinnere daran: Mit absolut Debatte gibt es in diesem Haus sehr unterschiedlichehanebüchenen Begründungen hat die bundesdeutsche Vorstellungen über die Ausgestaltung des Mahnmals.Justiz manche NS-Schlächter nur der Beihilfe zum Mord Deshalb einige Worte an dieser Stelle zum Vorschlagfür schuldig befunden, da ihnen angeblich der eigent- von Richard Schröder. „Morde nicht!“ – dieser Satz liche Täterwille zum Mord gefehlt habe. So verrückt das ist natürlich richtig. Aber er reicht meines Erachtensklingen mag: Auch NS-Schergen, die nachweislich hun- nicht aus. Er wird den Dimensionen des Völkermor-dert- und tausendfach getötet haben, wurde rechtskräftig des nicht wirklich gerecht. Zudem behandelt der Schrö- bescheinigt, sie seien gar keine Mörder. Schon auf der-Satz nur einen Teil, nämlich den grausigen Gipfel- Grund dieser unseligen Justizgeschichte ist Richard und Endpunkt der Verfolgungsgeschichte. Dem Mas-Schröders Vorschlag leider nicht tauglich; denn das an- senmord ging eine sich immer weiter steigernde syste- scheinend so eindeutige Wort kann ganz schnell zwei- matische Entrechtung der Juden voraus: die Nürnberger deutig werden. Gesetze, die Reichspogromnacht, die Deportation in Ghettos und Lager. Es ist wichtig, daß wir diese Eska- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, (B) lationsgeschichte des Unrechts immer wieder vor Augen bei der SPD und der PDS sowie bei Abgeord- (D) führen, denn gerade sie liefert aktuelle Bezüge zum neten der CDU/CSU) Heute. Meine Damen und Herren, auch aus solchen Gründen (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, bin ich seit langem ein Befürworter desKonzepts Ei- bei der SPD, der F.D.P. und der PDS sowie senman II. Dieses Konzept wagt es, Kunst an Stelle des bei Abgeordneten der CDU/CSU) Wortes zu setzen. Genau das scheint mir bei diesem Mahnmal richtig und angemessen. Große Kunst kann Ein jüngstes Beispiel, wo diese Fragen alle sehr aktuell ein angemessenes Erinnern und Gedenken ermöglichen. wurden, war der Balkan. Große Kunst geht in den kulturellen Kanon einer Ge- Deshalb haben wir auch in unserem Antrag formu-meinschaft ein, prägt und inspiriert sie. Sie kann dabei liert: Das Denkmal mahnt, nie wieder die Würde desdie Menschen auf eine Art erreichen, wie es Pädagogik Menschen anzutasten. Es mahnt, die Gleichheit allerüberhaupt nicht vermag. Menschen vor dem Gesetz zu gewährleisten. Es fordert Das wogende Stelenfeld von Peter Eisenman will dazu auf, jedweder Diktatur zu widerstehen. Es ruft auf dem Besucher die Möglichkeit der individuellen Erfah- zur Wachsamkeit gegen Verletzungen der Menschen-rung eröffnen. „In unserem Denkmal gibt es kein Ziel, rechte. Das sind die Lehren, die wir mit diesem Denk- kein Ende, keinen Weg, sich hinein- oder hinauszubah- mal zu ziehen haben. nen“, beschreiben Peter Eisenman und Richard Serra (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN den Grundgedanken ihres ursprünglichen Entwurfes. und bei der SPD) Mit dem Erleben des Denkmals, der individuellen Erfah- rung steht die lebendige Erinnerung im Vordergrund. Der Imperativ „Mordet nicht!“ ist zu minimalistisch. Das Denkmal gibt nicht Antwort auf das Warum des Die Lehre, die wir aus der Geschichte ziehen müssen,Holocaust. Es begründet nicht politische Legitimation. lautet: Auch du sollst nicht diskriminieren, du sollstEs fordert den Betrachter zur Auseinandersetzung. Es nicht schikanieren, und du sollst Menschen nicht quälen. läßt ihn seinen eigenen Weg der Erinnerung gehen, Denn Menschen systematisch für minderwertig zu erklä- schreibt ihm weder Ausgangspunkt noch Weg oder Ziel ren, das kann zum Morden führen. vor. Damit ist es ein echtes Denkmal der Demokratie. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS) F.D.P. und der PDS) 4102 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Volker Beck (Köln) (A) Der Betrachter, der durch die Durchgänge des engen Leider gab es in den letzten Tagen wieder Irritatio-(C) Stelenfelds geht, wird eintauchen in das Stelenfeld. Die nen, was mit der vom Kulturausschuß vorgeschlage- wogenden Pfeiler werden den Besucher bedrängen und nen Beschlußempfehlung nun tatsächlich gemeint sei. verunsichern. An anderer Stelle kann er den BlickIch kann nur alle Seiten warnen, nach der heutigen über das Stelenfeld schweifen lassen. Der BetrachterBeschlußfassung in eine Auseinandersetzung um die entscheidet selbst, wie weit er sich in dieses Feld, inBeschlußexegese einzutreten. Wir sagen mit der diese Erinnerung hineinbegibt. Auf schwankendemBeschlußempfehlung: Eisenman II wird realisiert. Ei- Grund, eingetaucht in das Feld der Stelen, wird der Be- senman II ist ein Feld mit 2 700 Stelen. Eisenman II sucher nur einen kleinen Teil der Pfeiler sehen. Er weiß enthält keine weiteren architektonischen Elemente, kein um die Größe des Geländes, kennt vielleicht sogar die Haus, keinen Bau, kein Gebäude. Wer trotz dieses Tex- Zahl der Stelen, kann aber das gesamte Feld nicht er-tes etwas anderes will, muß es hier sagen; denn dann fassen. muß das in die Beschlußfassung einfließen. Ansonsten gilt das. Ist dies nicht auch Metapher für das Unfaßbare des millionenfachen Mordes? Verschließt sich nicht auch (Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNIS- die gewußte Zahl der 6 Millionen dem Begreifen? Ver- SES 90/DIE GRÜNEN und der SPD) sagt nicht auch unsere Vorstellungskraft, wenn sich das Die ergänzende Information muß sich auf den Hinweis Gedenken jenseits des Erinnerns um das Schicksal ein- auf vorhandene Einrichtungen beziehen und auf die Er- zelner konkreter Menschen oder Familien bewegt? Das läuterung der zentralen historischen Fakten beschränken. Durchschreiten des Denkmals wird selbst zum Bestand- Alles andere wäre nicht mehr Eisenman II. teil der individuellen Geschichtserfahrung werden. Das Mahnmal wird auch Zeugnis ablegen, in wel- Ich sage noch einmal: Der Holocaust ist für uns das chem Ausmaß unsere Kultur auf die Wirkung des beleh- Menschheitsverbrechen schlechthin. Auch deswegen ist renden Wortes fixiert ist und wieviel wir der Kunst es wichtig, eine Denkmalsform zu finden, die Menschen tatsächlich zutrauen. Das Denkmal für die ermordeten verschiedenster Herkunft einen Zugang zum Gedenken Juden Europas wird den Versuch unserer Zeit dokumen- ermöglicht. Mit seinen Stelensetzungen greift Eisenman tieren, sich dem Vergessen entgegenzustellen. Ange- ein Ausdrucksmittel auf, das seit der Frühzeit des Men- sichts dieses Zieles kann jede Anstrengung nur unvoll- schengeschlechts vertraut ist. Das Errichten von steiner- ständig und Versuch sein. Dennoch meine ich: Mit dem nen Stelen ist ein universell verstandener Archetypus der Konzept Eisenman II treffen wir eine sehr gute Wahl. Erinnerung. Wir finden Stelenfelder in der europäischen Vorgeschichte genauso wie im alten Orient und in vielen Herr Diepgen, wenn sich das Hohe Haus hierfür ent- anderen Kulturen. Die steingewordene Erinnerung trägt scheidet, erwarte ich, daß sich das Land Berlin kon- (B) die Verheißung der Dauer in sich. struktiv gegenüber den Beschlüssen des Deutschen(D) Bundestages verhält und wir keinen kleinlichen Streit Unsere Zeit hat allerdings Angst vor Kunst, Ästhetik um Verfahren und Institutionen haben, sondern diesen und tiefer Emotion. Wir mißtrauen der Ausdrucksfähig- Beschluß gemeinsam konstruktiv umsetzen; denn alles keit der Kunst, setzen auf rein kognitive Prozesse. Die andere wird weder in der Gesellschaft noch im Ausland Debatte um die unterschiedlichen Konzepte des Eisen- verstanden werden. manschen Stelenfelds kreiste um die Frage: Was kann Kunst überhaupt zum Gedenken, zum Erinnern und (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Mahnen an vergangene Schuld beitragen? Darf man die und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der Menschen mit der Kunst allein lassen? Braucht Kunst PDS) immer ein erklärendes Beiwerk, den pädagogischen Rahmen? Ich bin froh, daß sich die verschiedenen An- sätze innerhalb der sogenannten Eisenman-FamilieVizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als angenähert haben. Im wesentlichen standen sich zweinächster Redner hat das Wort der Kollege Hans-Joachim Positionen gegenüber: diejenigen, die ein rein künst-Otto. lerisches Denkmal wollten und für ausreichend hielten, und diejenigen, die Forschung, Wissensvermittlung und Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (F.D.P.): Herr Dokumentation in den Mittelpunkt stellen wollten. Kollege Beck, Sie haben eine wirklich gute Rede gehal- Der Antrag, der vom Kulturausschuß nun zur Grund- ten. Ich verstehe nur nach Ihrer Rede noch weniger, lage der Beschlußfassung genommen wurde, versuchte warum Sie nicht konsequent an dem Entwurf Peter von Anfang an, zwischen den Polen dieser Debatte zu Eisenmans ohne jede Ergänzung festgehalten haben. vermitteln. Die Beschlußgrundlage lautet nun: Wir (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- wollen Eisenman II realisieren und im Rahmen dieses ten der CDU/CSU und der PDS) Konzepts ergänzend einen Ort der Information möglich machen. Uns ging es darum, daß das ästhetische Kon- Meine Damen und Herren, dieses eindrucksvolle zept nicht beeinträchtigt wird. Innerhalb des Konzepts Stelenfeld Peter Eisenmans ohne Ergänzung ist die von Eisenman II kann es ein erklärendes, aber keinauthentische Entscheidungsalternative, weil es aus architektonisches Element der Ergänzung geben. Daseinem zehnjährigen intensiven öffentlichen Disput her- wogende Stelenfeld, das nach allen Seiten mit demvorgegangen und klarer Sieger eines zweistufigen Wett- Stadtraum kommuniziert, darf sich nicht gleichsam an bewerbsverfahrens ist. Selten zuvor hat es ein Votum einem Baufremdkörper am Rande brechen. eines Wissenschaftlers gegeben, das sich so eindeutig Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4103

Hans-Joachim Otto (Frankfurt) (A) für einen künstlerischen Entwurf ausspricht wie das des Hier besteht die Gefahr, daß das Stelenfeld zum An-(C) Vorsitzenden der Findungskommission, des weltweithängsel eines Ausstellungshauses wird. anerkannten Professors James Young. Zitat: „Ich befür- (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P. und der worte enthusiastisch diesen Vorschlag Peter Eisenmans CDU/CSU) …“ Ich füge hinzu: Professor Young hat mehrfach dar- auf hingewiesen, daß er den Entwurf Peter Eisenmans Zweifellos handelt es sich bei Eisenmans Entwurf um ohne jede Modifikation befürwortet. ein Kunstwerk. Jede Ergänzung eines Kunstwerks führt zu einer Manipulation der künstlerischen Aussage. Wir Nicht nur von den Wissenschaftlern in der Findungs- wollen ein Mahnmal, nicht eine „Mehrzweckhalle der kommission, sondern auch von der Kulturkritik ist die- Betroffenheit“, wie es Peter Iden bissig formulierte. ser Entwurf begeistert aufgenommen worden. So schrieb etwa Heinrich Wefing in der „FAZ“: Das Stelenfeld Eisenmans spricht für sich. Es verleiht in besonders ausdrucksstarker Art dem Gedenken und Den reduzierten Entwurf Eisenman II weiterhinMahnen eine ästhetische Form, die nicht durch beliebig oder monumental zu nennen, wie Diepgen volkspädagogische Zusatzbauten, gleich welcher Art, er- es tut, schlagen werden darf. – auch heute wieder – Die Vorstellung, ohne eine Informationsstätte seien ist nachgerade fahrlässig. Im Gegenteil. Eisenmans die künftigen Besucher alleingelassen, ist ein Mißtrau- Monument ist nach seiner Überarbeitung – vonensvotum, ein ungerechtfertigtes zumal. Jeder Besucher Eisenman I zu Eisenman II – von noch größererwird seine eigene Annäherung zu diesem Denkmal, aber Kraft. Es ist raffiniert in den urbanen Kontext ver- vor allem zum Thema Holocaust suchen müssen. Das woben. Es verunsichert, ohne zu verstören, und es können wir ihm nicht abnehmen, das wollen wir ihm spricht vernehmlich, ohne zu belehren. nicht abnehmen, aber das müssen wir ihm auch nicht abnehmen. (Beifall bei Abgeordneten der PDS) (Beifall des Abg. [F.D.P.]) Verehrte Kolleginnen und Kollegen, es ist schon be- merkenswert, welchen Verlauf die Debatte zum Mahn- Wer beispielsweise das Vietnam-Memorial in Wa- mal trotz dieser glasklaren Empfehlung genommen hat. shington besucht, ist gerade deshalb ergriffen, weil man Der Vorschlag vonRichard Schröder beispielsweise dort auf jede Belehrung verzichtet hat. Wer die Fähig- war ein Bestandteil des Wettbewerbsverfahrens. Diekeit der Besucher zu einer solchen individuellen Form Juroren haben ihn verworfen. Ich hielte es nicht nurdes Gedenkens in Zweifel zieht, der stellt das Denkmal aus formalen Gründen für sehr problematisch, wenn wir als solches in Frage. (B) (D) das Wettbewerbsergebnis mit schlanker Hand beiseite Zur Information und didaktischen Vertiefung hin- schöben. sichtlich des Holocausts gibt es gerade in Berlin an (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- authentischen Orten ausreichend Gelegenheit. Viele ten der SPD, der CDU/CSU und der PDS) Kollegen haben bereits darauf hingewiesen. Wer die so- litäre Wirkung des Denkmalentwurfs bezweifelt und Ich frage mich im übrigen: Wie soll denn diesesnach ergänzender Belehrung ruft, der mißtraut im übri- Schrödersche Mahnmal später aussehen? Es ist zwargen nicht nur der Fähigkeit der Menschen zum Geden- durchaus legitim, eine Mahnung in Form des Mordver- ken, sondern auch der Kraft der Ästhetik. Wir sollten botes zu fordern; als einzige Gestaltungsvorgabe für ein das nicht tun. Wir sollten vielmehr auf die Wirkungs- nationales Denkmal erscheint mir das aber mehr alskraft dieses großartigen Konzepts von Eisenman setzen. dürftig. Heinrich Wefing hat völlig recht: Ich lehne aber auch die Forderung ab, das Stelenfeld Eisenmans Entwurf straft alle Reden Lügen, Kunst von Peter Eisenman um einen „Ort der Information“ und Kultur seien außerstande, dem Gedächtnis oder, wie Michael Naumann es vor einigen Tagen Gestalt zu geben. Eisenmans Mahnmal ist der formulierte, um ein „Ausstellungshaus der Erinnerung“ Triumph der Kunst über den Kleinmut. zu ergänzen. Was konkret und wo soll dort ergänzt wer- den? Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben es nun in der Hand, heute diesen Triumph der Kunst über den Lieber Volker Beck, das ist kein Kompromiß. Das ist Kleinmut zu besiegeln. Haben Sie den Mut, setzen Sie eine Blankovollmacht. All das, was Sie gerade gesagtein Zeichen für die Zukunft, stimmen Sie für Eisenman haben – keine Beeinträchtigung des architektonischenpur! Konzepts –, steht nicht in der Beschlußvorlage des Vielen Dank. Kulturausschusses. (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- ten der CDU/CSU und der PDS) ten der CDU/CSU und der PDS) Herr Kollege Beck, nach den eigenen Angaben von Herrn Dr. Naumann erzwingt die von Ihnen geforderte Vizepräsident Dr. Hermann Otto Solms: Als Ergänzung eine Beschneidung des Mahnmals um fast nächste Rednerin hat die Kollegin Petra Pau das Wort. 1 000 Stelen. Deutlicher kann es doch nicht werden: (V o r s i t z : Vizepräsident ) 4104 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

(A) Petra Pau (PDS): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen Die Gefahr, Herr Diepgen, daß dieses Mahnmal be- (C) und Kollegen! Postberge können sich ja manchmal soschmiert wird, zeigt mir zumindest in besonderer Weise, hoch auftürmen, daß sie zur Mühsal werden. In diesem wie notwendig es gerade heute und jetzt ist. Fall waren mir die vielen Argumente mit allem Für und (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten Wider, die vielen Modelle und alles, was uns ansonsten der SPD, der CDU/CSU, des BÜNDNIS- zu diesem Thema in den letzten Tagen, ja sogar Stunden SES 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) noch erreichte, ein Gewinn. HunderteBriefe zeigten mir, wie sehr diese Debatte in der Gesellschaft verankert Ich hätte mir gewünscht, der Bundestag entscheidet ist. Auch wenn sie nicht repräsentativ sind, so bezeugen heute grundsätzlich und findet die Größe, Fragen der sie doch ein breites Engagement für ein Holocaust-künstlerisch-ästhetischen Ausgestaltung jenen zu Denkmal, gerade auch die aus Berlin, Herr Regierender überlassen, die dazu berufener sind. Aber wenn wir uns Bürgermeister. schon damit befassen, dann bitte mit der notwendigen Sensibilität und nicht mit oberflächlicher Denunziation. Meine Fürsprache verstehe ich nicht nur als Werbung für ein Holocaust-Denkmal, ich werbe hier für die Ver- Ich verstehe die zum Teil grobklötzige Verdammung vollständigung eines Netzwerkes des Erinnerns und des Eisenman-Entwurfs beim besten Willen nicht. Er des Mahnens. Dazu gehören die authentischen Orte des ist für mich weder die Betonisierung der Schande noch Verbrechens wie Sachsenhausen oder Auschwitz ebenso monumental und schon gar nicht beliebig. Das wird wie Museen, die Ausstellung „Topographie des Terrors“ spätestens dann erfahrbar, und zwar ganz individuell, oder das Haus der Wannsee-Konferenz in Berlin. Siewenn sich Mann oder Frau in das Mahnmal hineinbege- alle dürfen nicht gegeneinandergestellt werden, sie alle ben. Nicht vordergründige Symbolik ist das Entschei- haben ihre spezifische Aufgabe, sie müssen und können dende des Eisenman-Entwurfs, sondern der künstleri- sich ergänzen. Zu diesem Netzwerk gehört auch, endlich sche Versuch, alle, die sich auf ihn einlassen, aus dem die Opfer und Zwangsarbeiter zu entschädigen. gewohnt gefährlichen Gleichgewicht zu entlassen und den Fragen an sich selbst zu überlassen. (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten der SPD) Es gibt viele gute Gründe, heute zu entscheiden, nicht nur den, daß die Argumente ausgetauscht sind. Es gibt Das Holocaust-Denkmal hat eine spezifische Auf- nicht d a s Konzept und d e n Konsens; denn dann wä- gabe, solange wir an einem Grundgedanken festhalten. re es kein Denkmal und kein Mahnmal. Lassen Sie uns Es geht um ein deutsches Mahnmal für die ermordeten heute entscheiden. Lassen Sie uns noch in diesem Jahr- Jüdinnen und Juden Europas. hundert den Grundstein legen. Der 27. Januar des Jahres Ich, liebe Kolleginnen und Kollegen, gehöre einer2000 wäre ein denkwürdiges Datum. (B) Generation an, die weder das sogenannte Dritte Reich (D) (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten noch den zweiten Weltkrieg, noch den Holocaust erle- der SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- ben mußte. Aber es gehört auch zu meinem Lebenssinn, NEN und der F.D.P.) zu tun, was ich vermag, damit sich derartige Verbrechen nie wiederholen. Gerade deshalb habe ich wenig Ver- ständnis für alle, die meinen, man müßte uns oder nach- Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich gebe nunmehr folgenden Generationen mitpädagogischem Beiwerk Frau Senatorin Annette Fugmann-Heesing das Wort. klarmachen, welchen Sinn und Hintergrund ein Holo- caust-Denkmal habe. Das hat eher den Beigeschmack, prophylaktisch Unmündigkeit beseitigen zu wollen. Dr. Annette Fugmann-Heesing, Senatorin (Ber- lin): Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der (Beifall bei der PDS und der F.D.P.) heutigen Debatte dieses Hohen Hauses über das Denk- Wer in diesen Tagen nach Berlin kommt, kann dasmal für die ermordeten Juden Europas ist die politisch vorgesehene Areal besichtigen. Es ist umzäunt, und an angemessene Ebene für die notwendigen Entscheidun- der Bretterwand finden sich mahnende Plakate, zahlrei- gen erreicht worden. Das Projekt sprengt die kommunal- che Zeitungsartikel und inzwischen auch Briefe zurund die landespolitische Dimension. Mahnmal-Debatte. Wer dort nur ein wenig verweilt, Das Abgeordnetenhaus von Berlin hatte sich dafür wird vielleicht dann aus eigener Anschauung meinerausgesprochen, daß im Zentrum Berlins ein solches Meinung zustimmen können: Die elfjährige Debatte ist Denkmal errichtet wird. Es sollte Ort des Gedenkens Bestandteil des Denkmals, aber sie ersetzt es nicht. und der Mahnung sein. Das Abgeordnetenhaus hat den (Beifall bei der PDS sowie bei Abgeordneten Deutschen Bundestag zu einer Entscheidung aufgefor- der F.D.P.) dert. Der Senat von Berlin selbst hat im vorausgegan- genen Wettbewerbsverfahren kein Votum für einen Auch ein anderer Vorschlag, den ich dieser Tage las, Entwurf abgegeben. ist für mich nicht akzeptabel: die derzeitige Brache zum Mahnmal zu erklären. Das würde von einer Brache in Es gibt in Berlin einen breiten Konsens für die Ab- uns, den Nachgeborenen, zeugen, nicht aber davon, daß sicht, ein Mahnmal zu errichten. Das ist das Ergebnis ei- wir unsere Lehren aus einem in der Geschichte einzig- ner mehr als zehnjährigen Diskussion, die unüberseh- artigen Verbrechen gezogen haben. bar nicht nur in Berlin geführt worden ist. Es gibt aller- dings weiterhin eine Kluft, die nicht zu überwinden war, (Zustimmung bei der PDS) die aber auch die Vergangenheitsbewältigung der ge- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4105

Senatorin Dr. Annette Fugmann-Heesing (Berlin) (A) samten Bundesrepublik Deutschland geprägt hat: SeitDer Vorschlag von Richard Schröder ist da mißver- (C) Ende des Krieges mußte ein offenlegender Umgang mit ständlich. Gerade Ihr Wunsch nach einfacher Verständ- den Verbrechen der Vergangenheit gegen die durchaus lichkeit, Herr Diepgen, ist mit einem solchen Vorschlag nachvollziehbare Absicht durchgesetzt werden, Wunden nicht erfüllt. Richard Schröders Vorschlag läuft Gefahr, zu heilen, Provokationen zu vermeiden. Letztlich war in mit der Erinnerung an die gemeinsame religiöse Wurzel Berlin nicht zu klären: Verweisen wir in der Gestalt des von Christen und Juden den Opfern zu nahe zu treten. Denkmals auf die offene Wunde unserer Vergangenheit, Sie muß man weder erinnern noch ermahnen, schon gar um sie produktiv zu verarbeiten, oder setzen wir nachnicht im Land der Täter. 50 Jahren einen Schlußstein, der sich mit größtmögli- cher Akzeptanz in die Stadt integriert? (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS) Nicht die Akzeptanz des Bauwerks ist das Entschei- dende, sondern der politische Wille der Bürgerinnen und Auch unterschlägt der moralische Satz in seiner Allge- Bürger der Bundesrepublik, einZeichen der Trauer, meinheit die politische Dimension der speziellen Täter- der Scham und der Mahnung an künftige Generatio- schaft. nen zu setzen. Der Entwurf von Peter Eisenman hat die Radikalität (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten eines großen Kunstwerkes. Es verzichtet auf jeden An- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der schein falscher Versöhnlichkeit. Das Bauwerk ist groß PDS) und unüberschaubar, es wirkt auf den Betrachter ent- grenzend und läßt ihn mit sich allein in der Gleichzeitig- Diesem Willen der Nachfahren der Täter Ausdruck zu keit von Gegenwart und Erinnerung. Es gibt keine ge- geben, dafür haben wir ein demokratisches Mehrheits- genständliche Repräsentanz des Holocaust, die uns ge- prinzip. Ich hoffe, daß hier ein Konsens jenseits derhört. Deshalb müssen wir auf Gegenstände verzichten traditionellen Parteigrenzen erreichbar ist. und ein reines Zeichen setzen. Peter Eisenman hat ein solches entworfen. In Berlin wird der Vergangenheit auf vielfältige Wei- se gedacht. Es gibt das Haus derWannsee-Konferenz; Ich kann den Vorwurf der Monumentalität, der auch es gibt das Jüdische Museum von Daniel Libeskind; es hier wieder erhoben wurde, nicht nachvollziehen. Er ist gibt die Stiftung „Topographie des Terrors“,die im diffamierend und relativiert sich auch in der konkreten Zentrum Berlins dokumentiert, informiert, Erinnerung Umgebung. Mitglieder dieses Hauses hatten kürzlich wachhält. Besonders eindrucksvoll sind auch in meinem selbst Gelegenheit, von den Hochhäusern des Potsdamer Wohnviertel in Schöneberg die„Orte des Erinnerns“ Platzes auf das vorgesehene Gelände zu schauen. Ist es von Renata Stich und Frieder Schmock, die, über viele nicht gerade die Ausdehnung an zentralem Ort, die das (B) Straßenzüge verteilt, den durch die Nürnberger Rassege- Denkmal unübersehbar und unumgehbar und die damit(D) setze in den Alltag eingeführten Naziterror vor Augendie Auseinandersetzung unausweichlich macht? führen. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des Doch was es in Berlin, der Hauptstadt der Bundesre- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der publik, bisher nicht gibt, ist ein Denkmal, das die Nach- F.D.P.) fahren der Täter den ermordeten Juden Europas setzen: Das Denkmal wird auch provozieren. Aber die Sorge ein Denkmal, das unsere Trauer, Scham und Verzweif- vor Schmierereien darf nicht die demokratische Ent- lung ausdrückt und auslöst, das wir bewußt am Ort von scheidung in dieser Frage beeinflussen. Regierung und Parlament als Mahnmal und als Zeichen der friedlichen Absicht errichten. Kein Zeitpunkt ist da- (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ für günstiger als der der vollen Aufnahme der Haupt- DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der stadtfunktion durch Berlin. Deshalb ist es richtig, die CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS) Entscheidung jetzt zu treffen und sie ohne Verzögerung umzusetzen. Es ist die Aufgabe unserer demokratischen Gesellschaft, sich dieser möglichen Angriffe zu erwehren und sie (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ nicht aus Sorge zu Entscheidungsgründen zu machen. DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der F.D.P. und der PDS) (Zuruf von der PDS: Sehr richtig!) Aus dieser Zielsetzung ergeben sich Schlußfolgerun- Zum Schluß möchte ich ein Dankeschön aussprechen: gen für die Gestaltung des Denkmals. Es geht nicht um Ohne die Zähigkeit von FrauLea Rosh ständen wir einen authentischen Ort des Verbrechens, der heute das nicht vor dieser Entscheidung. Denkmal zusätzlich legitimiert. Es wäre fehl am Platze (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE an einem einzelnen Ort der Verbrecher. Deshalb wurde GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS sowie bei der Standort „Topographie des Terrors“ verworfen. Wir, Abgeordneten der CDU/CSU) die Nachfahren der Täter, sind der Absender. Deshalb verbietet sich eine Botschaft in hebräischer Sprache:Ihre Courage hat manche politische Unentschiedenheit „Du sollst nicht morden.“ erträglich gemacht. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Meine Damen und Herren, Berlin wird die Entschei- GRÜNEN und der F.D.P.) dung des Deutschen Bundestages für dieses Projekt in 4106 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Senatorin Dr. Annette Fugmann-Heesing (Berlin) (A) der Hauptstadt akzeptieren und mit ihm in Würde beigedacht werden; sie sollen geehrt werden. Es geht um(C) der Realisierung zusammenarbeiten. die Wiederherstellung der Würde – soweit man das überhaupt kann –, die den Opfern zu nehmen versucht (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE wurde. Es ist wichtig, diesen Aspekt in das Erinnern und GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS) Gedenken einzubinden. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU – Vizepräsident Rudolf Seiters: Als nächste Redne- Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten rin spricht nunmehr Frau Kollegin Professor Dr. Rita des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) Süssmuth. Die Würde dieser Menschen muß in dem Maße, wie es uns möglich ist, wiederhergestellt werden. Dr. Rita Süssmuth (CDU/CSU): Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Entscheidung, die Zweitens. Wenn wir an den Völkermord erinnern und wir heute im Deutschen Bundestag treffen, ist Teil eines dieses Erinnern im Rahmen unserer Möglichkeiten für Erinnerungs- und Gedenkprozesses. Sie ist aber auchdie Zukunft sichern wollen, dann müssen wir uns doch Teil eines Entwicklungsprozesses, der heute mit der die Frage stellen lassen – diese hat uns in allen Kollo- Entscheidung in bezug auf das Denkmal beendet wird; quien beschäftigt –: Wie haltet ihr es mit denanderen dies trifft jedoch nicht auf den Erinnerungsprozeß zu. Opfern? Niemand bestreitet die Singularität des Völ- kermordes an den Juden, und nicht nur des Mordens, An den Anfang meiner Rede möchte ich stellen, daß sondern auch der damit einhergehenden Verfolgung. die Aufarbeitung der Erinnerung in Deutschland unsDas gilt auch für alle anderen Opfer, ob religiös, poli- Deutschen weit mehr Chancen gebracht hat, stark statt tisch, homosexuell oder behindert. Wir alle schließen sie schwach zu werden. Daß wir nach mehr als 50 Jahrenin unser Gedenken ein. diese Entscheidung treffen, hat natürlich mit demErin- nerungsprozeß zu tun. Ich verweise aber darauf, daß Angesichts der Briefe, die wir immer wieder von viele Denkmäler schon entstanden sind, bevor über ein Sinti und Roma – zu Recht – erhalten, möchte ich mit Denkmal in Berlin nachgedacht wurde. Es ist zwar nur Simon Wiesenthal sagen: Sie sind genauso ein Opfer des ein Versuch, das fast nicht Ausdrückbare auszudrücken. Völkermordes. Das kann nicht mit all dem, was in der Aber es waren viele Menschen in vielen Gemeinden, an Vergangenheit versucht worden ist, relativiert werden. vielen Orten, die diese Anstrengung dennoch gewagt (Beifall im ganzen Hause) und ihr Ausdruck verliehen haben. Auch wenn wir uns heute nicht darauf einigen kön- (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und der nen, dem Anliegen dieser Gruppen zu entsprechen – so F.D.P.) (B) scheint es nach dem Verlauf der bisherigen Debatte zu(D) Deshalb sollten wir uns in Berlin nicht dieser Anstren- sein –, möchte ich sagen: Wir haben die Verantwortung, gung verschließen. unser Versprechen einzulösen, ihnen gerecht zu werden. Ich bin – diesen Standpunkt habe ich auch in allen Kol- (Beifall bei Abgeordneten der SPD) loquien vertreten – gegen eine Hierarchisierung der Op- Hier geht es nie um Perfektion. Es wird oft gefragt: fer. Die heutige Entscheidung ist keine Aussage über ei- Ist das angemessen? Angemessen ist vielmehr die Frage: ne Hierarchisierung. Daran müssen wir denken. In welchem Maße werden wir dieser Aufgabe gerecht? (Beifall bei der F.D.P. sowie bei Abgeordne- Die Wortwahl ist hier ganz wichtig. ten der SPD und der PDS) Ich möchte all denen danken, die vor uns in diesem Lassen Sie mich kurz begründen, warum ich mit den Bereich jahrelang Arbeit geleistet haben. Es war diese Antragstellern für den Eisenman-Entwurf bin. Die Ent- Initiative, der das Land Berlin und auch der Bund bei- scheidung für den Eisenman-Entwurf, der unter anderen getreten sind. ausgewählt wurde, macht für mich deutlich, daß der Daß wir über dieNeue Wache nicht im Parlament Deutsche Bundestag nicht über Kunst entscheidet. Er entschieden haben, war keine schlechte Entscheidung. kann zwar über Kunst streiten, aber nicht über sie ent- Aber ich sage heute: Es hat keine Einigung gegeben. Ich scheiden. Das gilt auch für die Zukunft. Wenn wir das empfinde es aber als große Chance, daß wir als Deut-nicht beherzigen, könnten wir uns sehr schnell der Ver- scher Bundestag heute diese Entscheidung treffen kön- fahrensweise in Diktaturen annähern. nen. Ich wehre mich entschieden gegen den Vorwurf, daß (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- das Eisenman-Denkmal monumentalistisch sei. Die NIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) künstlerische Gestaltung ist Sache Eisenmans. Es geht um Eindringlichkeit und um Zukunftsoffenheit. Wir ent- Es ist kein Mahnmal der Schande. Es geht heute um scheiden nicht darüber, wie nachfolgende Generationen eine Entscheidung der Vertreter und Vertreterinnen der gedenken wollen. Deutschen, ein Mahnmal an zentraler Stelle – die Grün- de sind eben schon genannt worden – zu errichten. Dies Ich möchte Herrn Roth, der gerade nicht da ist, für die erfolgt im übrigen nicht nur auf Grund der Erinnerung. Art und Weise danken, in der er als Vertreter der jungen Generation zu dieser Frage Stellung genommen hat. Ich nenne hier, was die Initiative bewirken will, näm- lich ein Zweifaches: Erstens. Der Opfer soll in Würde (Beifall im ganzen Hause) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4107

Dr. Rita Süssmuth (A) Angesichts der Tatsache, daß uns im Kulturausschuß Vizepräsident Rudolf Seiters: Als nächster Redner (C) – leider – manches nicht gelungen ist, wiederhole ich:spricht der Kollege Christian Simmert. Wer meint, daß die Kunst keine eigene Formsprache sei, der muß sich fragen, was dann Musik, die bildenden Künste und die Sprache für sich allein genommen über- Christian Simmert (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): haupt noch aussagen können, ob sie dann nicht ständig Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und einer Ergänzung bedürfen. Man muß diePluralität der Kollegen! Für einige junge Kolleginnen und Kollegen, Ausdrucksformen anerkennen. so auch für mich, war und ist – wie der Kollege Roth das vorhin beschrieben hat – klar: Es steht in unserer Ver- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und antwortung, die Perspektive junger Menschen in die De- der PDS) batte einzubringen. Deshalb haben sich Andrea Nahles, Eisenman möchte mit seinem Entwurf das Ausmaß Simone Violka, Michael Roth, und ich uns im letzten Monat auf den Weg nachIsrael gemacht. des Verbrechens den Menschen deutlich machen. Auch Dort ging es uns nicht nur um Gespräche über das wenn die Frage der Einfachheit, Verständlichkeit und Schlichtheit eines Mahnmals wichtig ist, muß ich fest- Mahnmal, sondern um mehr. Es ging und geht darum, wie wir als Teil der jungen Generation unseren Umgang stellen, daß auch für Schröder – wir würden ihm unrecht mit der deutschen Verantwortung und Vergangenheit tun, wenn wir ihm das absprechen würden; er hat seinen Standpunkt gegenüber unserer Fraktion dargelegt – die gestalten werden. Frage im Vordergrund steht, wie die Einzigartigkeit des Wir, die junge Generation, haben keine eigenen Erin- Mordens, des Verbrechens und der Verfolgung doku-nerungen an den Nationalsozialismus; wir haben aber mentiert werden soll. Diese Frage ist völlig offen. Esnoch die Möglichkeit, mit Zeitzeuginnen und Zeitzeu- müßte eine neue Ausschreibung geben. gen zu sprechen. Das wird für die nachfolgenden Gene- rationen ganz anders sein. Vor diesem Hintergrund be- Herr Beck hat recht, wenn er darauf hinweist, daß es nicht nur um das Gedenken an das Morden, sondernkommen das Mahnmal, aber auch der Erhalt aller ande- ren Gedenkstätten eine wertvolle Bedeutung. Deshalb ist auch um die Verfolgung gehe, daß für ihn die Aussage es wichtig, die Erinnerungsarbeit auf ganz andere Füße des Mahnmals zu mißverständlich sei und daß sie zuwe- nig der Ungeheuerlichkeit desZivilisationsbruchs an- zu stellen. Denn jede Generation muß für sich den Um- gang mit dem Holocaust neu klären. Sie muß Fragen gemessen sei. stellen dürfen; sie muß ihre eigene Form des Umgangs (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der mit dem Holocaust finden. Während sich die 68er- SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, Generation an der Generation ihrer Väter, die direkt der F.D.P. und der PDS) Schuld am Holocaust trug, abgearbeitet hat, stellen sich (B) meiner Generation neue Aufgaben. Entscheidend dafür(D) Ich sage abschließend: Wir hätten uns im Kulturaus- ist, daß das Mahnmal, über das wir heute entscheiden schuß einigen können, wenn die Debatte nicht weiter um werden, nicht das letzte Kapitel der Auseinandersetzung die Frage gegangen wäre – heute morgen ist das klarge- mit dem Holocaust, sondern ein neuer Anfang ist. stellt worden –, was man eigentlich will. Herr Staatsmi- nister, wenn Sie nach wie vor an Ihrer Aussage gegen- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN über unserer Fraktion festhalten, nämlich daß Sie eine sowie bei Abgeordneten der SPD) Archivstelle, ein Dokumentationszentrum für die Shoa und ein Völkermordfrühwarnsystem wollen, dann Auf unserer Reise haben wir die Erfahrung gemacht, daß in Israel viele Shoa-Überlebende sehr offen dafür muß ich Ihnen sagen, daß das nicht der Absicht derjeni- waren, mit jungen Deutschen der dritten Generation ins gen entspricht, die von uns ein Mahnmal gefordert ha- ben, das seine eigene Ausdrucksform hat. Gespräch zu kommen. Wir haben von ihnen viel gelernt. Ich möchte mich dafür – auch im Namen meiner Kolle- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- ginnen und Kollegen – heute bedanken. Wir haben ler- wie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/ nen müssen, daß es uns sehr schwerfällt, das auszudrük- DIE GRÜNEN und der PDS) ken, was wir angesichts des Holocausts und der Begeg- nung mit Überlebenden empfinden. Begriffe wie Wir wissen sehr wohl, daß ein Denkmal nicht ge- „Schuld“ und „Verantwortung“ alleine können unsere schichtliche Aufklärung und das Gedenken ersetzenGefühle nicht fassen. Eine Sprache ist aber wichtig, um kann. Aber Berlin ist wie seine Umgebung wirklich voll unseren Teil der Verantwortung leisten zu können. Die von Orten, an denen dies geleistet wird. Deswegen muß Menschen, die wir getroffen haben, haben uns aufgefor- es auch in der Inschrift des Mahnmals Hinweise auf die- dert, die Verantwortung dafür zu übernehmen, den Ho- se Orte, auf die „Topographie des Terrors“ bis hin auf locaust endlich als einen festen Teil unsererdeutschen die Konzentrationslager Bergen-Belsen und Sachsen- Identität zu begreifen. Auch dazu muß das Mahnmal hausen geben. beitragen. Dafür ist ein Durchbrechen unserer Sprachun- Wir brauchen die Stiftung, damit das, was noch im- fähigkeit notwendig. Das ist vor allen Dingen eine Auf- mer unklar ist, dort geklärt werden kann. Ich sage imgabe der jungen Generation. Namen aller: Dies ist der richtige Zeitpunkt, um ein po- Meine Generation muß sich in die Auseinanderset- litisches Zeichen in der Mitte Berlins zu setzen, das den zungen einmischen. Meine Generation muß ihre Form Opfern gerecht wird. Daran muß man denken. des Ausdrucks finden und in denDialog eintreten: den (Beifall im ganzen Hause) Dialog mit jüdischen Gemeinden in Deutschland und Is- 4108 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Christian Simmert (A) rael, mit jungen Migrantinnen und Migranten, mit jun- Natürlich brauchen wir solche Mahnmale. Die Frage (C) gen Menschen aus Polen, Rußland und Tschechien so- aber ist: Brauchen wir ein zentrales, neues, künstlerisch wie mit jungen Sinti und Roma. gestaltetes Mahnmal? Ich meine, daß wir viele Mahn- male haben, deren Aussagekraft, deren Authentizität, de- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN ren Eindringlichkeit nie von einem künstlerisch gestal- und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der teten modernen Mahnmal erreicht werden können – ich F.D.P. und der PDS) meine die Originalstätten des Naziterrors, besonders die „Nie wieder Auschwitz“ ist auch für uns Auftrag undKonzentrationslager mit ihren vielen Außenstellen. Herausforderung. „Nie wieder Auschwitz“ muß Teil Unmittelbar nach dem Beginn des Dritten Reiches deutscher Identität werden und sein. wurde mit dem Bau des ersten KZs in Dachau begon- Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, viele Men- nen. Seither gehören die Konzentrationslager zu unse- schen in Israel haben uns gesagt, daß ihnen die Debatte rem Land, zu unserer oft schrecklichen nationalen Ge- um das Mahnmal und damit auch die Auseinanderset- schichte, zu unserem nationalen Erbe. Die KZs führen in zung der Deutschen mit ihrer Geschichtedas Aller- unserem Land allerdings ein Schattendasein. Ich glaube, wichtigste sind. Unter den fünf Abgeordneten unsereres soll sogar Politiker geben, die noch nie in einem KZ Reise waren die Befürworter drei verschiedener Anträge waren. Franz Josef Strauß weigerte sich gar, mit dem vertreten. Ich selbst habe den Antrag von Volker Beck italienischen Staatspräsidenten Sandro Pertini das KZ und anderen unterstützt, da Gedenken und Mahnen für Flossenbürg zu besuchen, in dem Pertini gelitten hatte. mich im Herzen Berlins am deutlichsten mit anderen Orten des Erinnerns verbunden werden können. Ich Warum dann jetzt ein zentrales Mahnmal, welches in spreche mich heute für die veränderte Vorlage des Kul- seiner künstlerischen Sprache nur einen Teil der Bevöl- turausschusses aus. Trotzdem steht und stand für unskerung erreicht? Ein Besuch in einem KZ dagegen läßt alle fest: Wir wollen ein Mahnmal, und wir wollen, daß keinen Menschen unbeeindruckt, mag er nun eher ein- das Mahnmal im Herzen Berlins nicht nur steht, sondern fach strukturiert oder von großem Abstraktionsvermö- auch lebt. Das bedeutet, den Jugendaustausch mit Isra- gen sein. Wird nicht ein neues Mahnmal die Bedeutung el und mit anderen Ländern zu fördern, wie zum Bei-anderer Stätten des Erinnerns – wie zum Beispiel die spiel die Freiwilligenarbeit der Aktion Sühnezeichen. „Topographie des Terrors“ oder auch das Jüdische Mu- seum von Daniel Libeskind in Berlin – relativieren? Ich Liebe Kolleginnen und Kollegen, als einer der Jünge- plädiere nachdrücklich dafür, daß wir die originären ren hier im Hause sage ich zum Schluß all denen, dieMahnmale des Terrors, also die Konzentrationslager, mit dem Mahnmal das Buch der Geschichte schließen mehr in das Bewußtsein der Menschen rücken und dafür wollen: Für uns ist das Mahnmal erst der Anfang, dassorgen, daß unsere Schülerinnen und Schüler ab dem (B) erste Kapitel einer neuen jungen Erinnerungsarbeit und Alter, ab dem sie die Dimension des Terrors ermessen(D) bestimmt kein Schlußstrich. können, nach entsprechender Vorbereitung die Konzen- trationslager besuchen, dort von exzellenten Mitarbei- (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN tern geführt und in ihrem Erleben der Dokumente der und bei der SPD sowie bei Abgeordneten der Unmenschlichkeit begleitet werden. Hierzu muß nicht F.D.P.) nur Geld zur Verfügung gestellt werden, auch die Lehr- pläne müsse darauf ausgerichtet werden. Ich gebe das Wort Vizepräsident Rudolf Seiters: Besonders wichtig erscheint es mir aber, daß wir den dem Kollegen Hildebrecht Braun. 50. Jahrestag unserer Republik zum Anlaß nehmen, eine Investition in die Zukunft zu beschließen, die nicht nur Hildebrecht Braun (Augsburg) (F.D.P.): Liebeder Verbindung mit Israel und allen Menschen jüdischen Kolleginnen und Kollegen! Ich will Ihnen heute meine Glaubens dienen, sondern zugleich von größter Bedeu- Zweifel darüber ausdrücken, ob der von vielen Rednern tung für das Geistesleben in unserem eigenen Land wer- empfohlene Weg eines neuen zentralen Mahnmals der den wird. Über Jahrhunderte – speziell im 19. Jahrhun- richtige ist. Zugleich will ich meinen Ihnen vorliegenden dert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts – haben jüdi- Antrag begründen. sche Gelehrte nicht nur Wissenschaft und Forschung, sondern insbesondere auch Philosophie und Kunst, also Ein Mahnmal soll nachdenklich machen; es soll bei sehr zentrale Bereiche der deutschen Kultur, maßgeblich vielen einzelnen MenschenDenkprozesse auslösen. mitgestaltet und geprägt. Der Holocaust hat Millionen Einerseits soll es an das unsägliche Leid von Millionen Menschen den Tod gebracht, aber auch das Geistesleben geschundener und ermordeter Opfer der Nazidiktaturin unserem Land schwer beschädigt. erinnern, insbesondere an das von Juden. Andererseits soll es Menschen dazu auffordern, darüber nachzuden- Laßt uns daran gehen, eineinternationale jüdische ken, wo in unserer Zeit Menschen wegen ihrer Haut-Universität in Berlin zu gründen, die jüdische Kreati- farbe, wegen ihrer Religion, wegen ihrer ethnischen Zu- vität in Deutschland wieder fördert und zu einer Quelle gehörigkeit, wegen ihrer sexuellen Orientierung oder aus lebendiger Entwicklung in unserem Land machen wird. anderen Gründen ausgegrenzt werden und gefährdetSo können wir nicht nur ein großes Zeichen unserer sind. Und gewiß soll ein Mahnmal das Denken darüber Verbundenheit mit den Opfern des Naziterrors setzen, anregen, wie sichergestellt werden kann, daß sich Völ- sondern zugleich den Juden eine neue geistige Heimat kermord und Rassenwahn nicht wiederholen. in Deutschland schaffen und unserem Land ein Ge- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4109

Hildebrecht Braun (Augsburg) (A) schenk machen, dessen Nutznießer noch unsere Enkel Vizepräsident Rudolf Seiters: Als nächste Redne- (C) sein werden. rin spricht nun die Kollegin Dr. Leonhard. Vielen Dank. Dr. Elke Leonhard (SPD): Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen!, Bundes- Vizepräsident Rudolf Seiters: Es spricht nun der kanzler, Friedensnobelpreisträger, Vorsitzender der So- Kollege Heinrich Fink. zialdemokratischen Partei Deutschlands, der einst selbst in einer unvergessenen Geste ein Zeichen gegen das Dr. Heinrich Fink (PDS): Sehr verehrter Herr Präsi- Vergessen setzte, forderte als Alterspräsident der ersten dent! Kolleginnen und Kollegen! Die Lyrikerin NellySitzung des 12. Deutschen Bundestages im Jahre 1990, Sachs und der Lyriker Paul Celan haben als Überleben- der Erinnerung an die ermordeten Juden Europas müsse de ihre Gedichte den Wolkenmassengräbern als Grab- ein unübersehbarer Ausdruck gegeben werden. Und er steine gesetzt. Nelly Sachs: fügte hinzu, dies gebiete unsere eigene Würde. Die Schornsteine auf den sinnreich erdachten Woh- Verehrte Kolleginnen und Kollegen, heute treffen wir nungen des Todes, die Entscheidung darüber, ob ein Denkmal für die er- mordeten Juden Europas in unserer Hauptstadt errichtet als Israels Leib zog aufgelöst in Rauch durch diewerden soll und welche Gestalt es haben wird. Es ist mir Luft, zunächst ein aufrichtiges Bedürfnis, all jenen zu danken, wer erdachte euch und baute Stein auf Stein dendie den Anstoß gaben, die Bewußtsein weckten und die Weg für Flüchtlinge in Rauch? – heftigen Angriffen widerstehend – die Erinnerung an die Ermordeten wachhielten. Es ist wohl einfacher, überlebende Dichter mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels und dem No- Mein Dank richtet sich an die Mitglieder desFör- belpreis zu ehren, als den Millionen im Wolkenmassen- derkreises, und ich nenne stellvertretend für viele die grab ein Denkmal auf deutscher Erde zu setzen. streitbare Publizistin Lea Rosh. Die Logistik der technisch perfekten „Endlösung“ der (Beifall im ganzen Hause) Judenfrage bleibt wohl das dunkelste Kapitel der deut- Zu danken ist aber auch den Wissenschaftlern, den schen Geschichte. Deshalb brauchen wir in unsererExperten, die in Kolloquien die historische Begründung Hauptstadt einen Ort ehrenden Gedenkens für die Juden, und ästhetische Ausgestaltung des Denkmals erörtert denen das Lebensrecht in juristischer Akribie zuerst ein- und damit das Fundament für die heutige Entscheidung geschränkt und dann überhaupt bestritten wurde. (B) gelegt haben. Stellvertretend nenne ich hier Professor(D) In der Beschlußerklärung des Ausschusses für Kultur Young. und Medien sind drei Vorschläge genannt. Einer davon Ich danke den Künstlerinnen und Künstlern, die in ist seit 1993 von der jeweiligen Jury schon zweimal mit zwei Wettbewerben Konzeptionen für ein Denkmal er- absoluter Mehrheit abgelehnt worden. Es geht um dasarbeitet und präsentiert haben, aber auch – das ist heute Zitat aus dem fünften Gebot „Du sollst nicht morden!“ oft angesprochen worden – jenen Hunderten von Bürge- auf Hebräisch. Er ist nun zum drittenmal in die Diskus- rinnen und Bürgern, die bis in die letzten Tage, ja in die sion gebracht worden. Ich sehe in diesem Vorschlagletzten Stunden hinein sehr wach und sensibel ihre Vor- einen fatalen Denkfehler. Wenn schon, dann müßte „Du stellungen, Modelle und Skizzen für ein Denkmal mir, sollst nicht morden!“, wenn auch verspätet, an alle Kir- aber auch, wie ich höre, vielen Kolleginnen und Kolle- chentüren geschrieben werden. Denn in Deutschlandgen des Deutschen Bundestages übergeben haben. hatte das fünfte Gebot weder in Friedens- noch in Kriegszeiten eine verbindliche biblische Autorität. Das Es ist mir nach den „Vergiftungserscheinungen“ der bald beendete zweite Jahrtausend war im christlichenletzten Woche, wenn Sie mich das so salopp sagen las- Abendland Jahrhundert für Jahrhundert blutig gezeich- sen, ein besonderes Bedürfnis, stellvertretend für die ge- net: durch Judenhaß, durch Judenvertreibung, angezet- samte Opposition Altbundeskanzler Kohl zu danken, telte Pogrome. Und schon im 19. Jahrhundert gab es an- der die Realisierung des Denkmals mit großem Enga- tisemitische Lehrer an meiner Berliner Universität. Der gement forderte. verheerend folgenschwere Satz „Die Juden sind unser (Beifall im ganzen Hause) Unglück!“ stammt von dem prominenten Historiker Heinrich von Treitschke. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Dauer, die Intensität, die Heftigkeit, mit denen die Debatte geführt Darum bitte ich Sie, demEntwurf Eisenman II – wurde, sind ein Indiz, daß das Denkmal errichtet werden ohne Ergänzung – zuzustimmen. Dieser Entwurf ist für muß. Willy Brandt, sensibel in der Wahrnehmung und mich eine stumme, starke Herausforderung zum ehren- treffend in der Formulierung, sagte: den Gedenken an die ermordeten Juden Europas. Dieses Kunstwerk wirkt durch sich selbst, durch seine eigene In der Kraft der Erinnerung drückt sich der Le- Art des Ausdrucks – ohne zusätzliche Verbalisierung. benswille der Demokratie aus. Danke. Mit Entschiedenheit sage ich: Es ist erlaubt, leise oder gemäßigt für oder gegen ein Denkmal zu sein. Aber (Beifall bei der PDS) ich verwahre mich gegen Begriffe wie „Schandmal“, 4110 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Dr. Elke Leonhard (A) „Kranzabwurfstelle“, „Moralkeule“, „fußballfeldgroßer Nur wenn wir uns erinnern oder vorstellen können,(C) Alptraum“ und „in Beton gegossenes Schuldeingeständ- wie im alltäglichen Umgang Menschen ausgegrenzt, nis“. verhöhnt, mißachtet, ihrer Existenz beraubt wurden, wie ihre Menschenwürde zunächst allmählich ausgehöhlt, (Beifall im ganzen Hause) dann völlig vernichtet wurde, nur wenn wir uns konkret Das Denkmal ist – integriert in die Gesamtkonzeption bewußt machen, wie Millionen Juden erniedrigt, gefol- gegen das Vergessen, um die es geht – zusammen mittert und ermordet wurden, dann können wir erahnen, wie den authentischen Stätten, die Leidensstätten waren und unsere Verantwortung für die Zukunft auszusehen hat. Friedhöfe sind, ein Zeichen, daß die Deutschen, daß wir Verehrte Kolleginnen und Kollegen, wissend – ich an der Schwelle zum nächsten Jahrtausend nicht nur in unterstreiche: wissend –, daß der Holocaust mit künstle- die Rechte unseres großen kulturellen Erbes, in die Tra- rischen Mitteln nicht erfaßt werden kann, will das dition – lassen Sie es mich überhöht sagen – der Dichter Denkmal den Genozid an den europäischen Juden nicht und Denker eintreten, sondern auch die Pflichten aner- abbilden oder nachempfinden. Es will vielmehr jene ent- kennen und die Verantwortung übernehmen, die sich aus setzliche Leere symbolisieren, die mit derAuslöschung den finstersten Seiten und Zeiten unserer Geschichte er- der jüdischen Kultur entstanden ist. geben, aus den Ursachen und Verbrechen der national- sozialistischen Diktatur. Das Denkmalkonzept, das Peter Eisenman entwor- fen hat und für dessen Realisierung ich werbe, ist in sei- Es ist – das betone ich immer wieder – integriert in ner provozierenden Unverständlichkeit klarer Ausdruck die Gesamtkonzeption gegen das Vergessenein Zei- dafür. Das Denkmal will den Verlust, die Selbstver- chen, daß wir den Willen und die Kraft haben, uns der stümmelung verbildlichen, die Deutschland sich durch Verantwortung zu stellen, daß die Demokratie nicht nur die Entwürdigung und Vernichtung jüdischer Mitbürger staatlicher Rahmen ist, sondern in den Herzen verankert selbst zufügte und unter der es noch heute leidet. wird. Es will mitten in Berlin das Wegsehen verhindern, Das Nicht-Vergessen, das Nicht-verdrängen-Wollen, indem es zum Hinsehen zwingt. Dieses Hinsehen, ver- das Sich-Stellen und das Verantwortung-Übernehmen, ehrte Kolleginnen und Kollegen, muß provozieren. Die Mut und Zivilcourage sind Grundsteine für das „NieWürde des vernunftbetonten Menschen liegt darin, daß wieder“. er eingesteht, daß er versteht, was geschehen ist. Jede (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Generation trägt eigene Verantwortung. Es ist an uns, zu F.D.P.) verhindern, daß Vergleichbares sich je wiederholt. Es ist an uns, ein sichtbares Zeichen zu setzen. Dieses, verehrte Kolleginnen und Kollegen, und ein (B) starkes Parlament sind Garant für das „Nie wieder“. Und Ich danke Ihnen. (D) „Nie wieder“ heißt auch – das füge ich hinzu –, nie wie- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der vom Träger nationaler Souveränität zum verachteten der CDU/CSU, des BÜNDNISSES 90/DIE und erbärmlichen Jasager menschenverachtender Sy- GRÜNEN, der F.D.P. und der PDS) steme zu werden. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS) Vizepräsident Rudolf Seiters: Es spricht nun die Kollegin Annette Widmann-Mauz. „Nur jenes Erinnern ist fruchtbar, das zugleich an das erinnert, was noch zu tun ist“ – diese Worte Ernst Blochs im Zusammenhang mit der heutigen Entschei- Annette Widmann-Mauz (CDU/CSU): Herr Präsi- dung verstehend, sage ich: Es ist noch viel zu tun, zum dent! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Welche Form Beispiel die Erfassung der autoritären Charakterstruktur, soll das Gedenken haben? Wessen soll gedacht werden? die Fähigkeit zu trauern, die Übernahme der Verant-In diesen schwierigen Fragen sind wir uns offenkundig wortung. nicht einig. Aber das ist kein Verlust; darin drückt sich die Vielschichtigkeit unserer Gesellschaft aus. Verehrte Kolleginnen und Kollegen, ein kurzes Wort zur Widmung: Das Denkmal wird ganz bewußt jenen Ausgehend von der Diskussion in der jungen Gruppe gewidmet, deren Vernichtung der Kern der menschen- der Unionsabgeordneten, habe ich zusammen mit ande- verachtenden Ziele des nationalsozialistischen Terror- ren zwei Änderungsanträge eingebracht, und dafür regimes war. DerAntisemitismus früher Zeit ebnete möchte ich heute werben. später Hitler den Weg zur Macht. In der gemeinsten Weise wurde Haß gesät. Antisemitismus, der zur All- Als junge Abgeordnete habe ich lange gezögert, mich täglichkeit geworden war und jede Sensibilität abge-in die Diskussion einzubringen. Doch der Versuch, das stumpft hatte, konnte sich ab 1933 zu jenem Zivilisa-Leid und den Schmerz nachzuempfinden, bewegt mich tionsbruch entwickeln, der uns noch heute unbegreiflich so, daß ich mich einbringen will, daß ich etwas beitragen erscheint und der das Bild der Kulturnation Deutsch-will – nicht allein zur Annäherung an die Opfer, mehr land, das lange so strahlend war, für lange Zeit verdun- noch für unser Selbstverständnis. kelte. Die alltägliche Verletzung der Menschenwürde „Auschwitz“ ist ein zentraler Gründungsmythos der stumpfte zugleich gegenüber Angriffen auf die Men-Bundesrepublik Deutschland. Die Arbeit an diesem schenwürde anderer ab. Mythos bewegt jede Generation aufs neue. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4111

Annette Widmann-Mauz (A) Ich weiß, meine Generation ist nicht schuld an De-einziges Opfer in unserer Erinnerung an das Verbrechen (C) portation, Mord und Vernichtung, aber wir fühlen unsere und in der Mahnung für die Menschenwürde ausschlie- Verantwortung. Deshalb bin ich – als junge Deutscheßen. und als Abgeordnete des Deutschen Bundestages – ge- (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P. so- rade jetzt, da wir zurück nach Berlin in den Reichstag wie bei Abgeordneten der SPD) kommen, für ein Mahnmal in der Mitte Berlins – dort, wo alles begonnen hat, mitten in unserem Land, mitten Lassen Sie uns ein Mahnmal für alle Opfer der national- in unserer Gesellschaft. sozialistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit er- richten! Es ist die absolute Sinnlosigkeit, die den Holocaust uns so unbegreiflich und so unerträglich macht. Ein (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- Mahnmal macht dieses nicht erträglicher. Aber bei ordneten der SPD) dem Mahnmal, über das wir heute diskutieren, geht es nicht um Außenwirkung oder gar um eine „Entsorgung“ der Vergangenheit. Nein, wir haben mit diesem Mahn- Vizepräsident Rudolf Seiters: Es spricht nun der mal die Chance, die Auseinandersetzung und den Pro- Kollege Professor Dr. Edzard Schmidt-Jortzig. zeß der Aneignung für künftige Generationen offen zu halten. Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (F.D.P.): Herr Präsi- In seiner Unerträglichkeit hat der Holocaust uns den- dent! Meine sehr verehrten, lieben Kolleginnen und noch zu dem tragenden Fundament unserer Demokratie Kollegen! Über ein halbes Jahrhundert nach dem Zu- geführt: der Unantastbarkeit der Menschenwürde. sammenbruch des NS-Terrors noch mit einem neuen Und genau darum geht es bei diesem Mahnmal. Monument, mit einem neuen Mahnmal, mit einem neuen Denkmal hervorzutreten bedeutet für ein längst wieder (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD, dem BÜND- in Selbstbewußtsein gekommenes Deutschland eine NIS 90/DIE GRÜNEN und der F.D.P.) ganz spezifische, eine ganz besondere Konfiguration. Über zehn Jahre lang wurde diskutiert. Erst auf den Deshalb muß und soll dieses Mahnmal neben all dem letzten Metern dieser langen Wegstrecke ist der Bun-schon Vorhandenen, namentlich den authentischen Or- destag ins Spiel gebracht worden. Herausgekommen ten des Grauens, etwas ganz Besonderes sein, einen sind Streitereien, kein breiter Konsens. Lassen Sie uns ganz besonderen Sinn haben. Einfach nur eine weitere Bun- den begonnenen Weg weitergehen und nicht den Aktivität auf dem Feld der Vergangenheitsbewältigung destag über die künstlerische Ausgestaltung entschei- zu entwickeln, lediglich gewissermaßen „l'art pour l'art“, den! Denn der Bundestag ist keine Kunstkommission, er das kann nicht die Aufgabe sein. (B) ist ein politisches Gremium. (D) Deshalb sollten wir hier und heute – das möchte ich (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) für mich ausdrücklich erklären – eine Entscheidung tref- Zudem: Warum wollen wir das Mahnmal nicht allen fen. Wegen des Standortes in Berlin sollte diese Ent- Opfern der nationalsozialistischen Verbrechen widmen? scheidung unbedingt vor der Rückkehr des deutschen Die Beschlußempfehlung sieht ein „Denkmal für dieParlamentes in seine Geschichte, nach Berlin, in dieses ermordeten Juden Europas“ vor. Das ist richtig, abergroßartige Haus mit der Aufschrift „Dem Deutschen nicht hinreichend. Volke“ erfolgen. Ein Auf-die-lange-Bank-Schieben wä- re für mein Empfinden ebenso unerträglich wie ein Der Massenmord stand am Ende. Begonnen hat alles halbherziges, konzepteverwässerndes, auf alle mögli- viel früher: mit Ausgrenzung und Intoleranz. Und eschen Kompromisse eingehendes Entscheiden. gibt, wie wir alle wissen, zahlreiche weitere Opfergrup- pen. Ich will nicht aufzählen, sondern nur beispielhaft Ich spreche – das möchte ich wegen der Kürze der nennen: die Juden, die nicht ermordet, aber deportiertmir noch zugemessenen Redezeit gleich am Anfang un- und geschändet wurden oder die KZs überlebt haben, die mißverständlich sagen – für die Option Richard Schrö- Zwangsarbeiter, die Euthanasie-Opfer, Sinti und Roma, der. Ich tue das als Mitantragsteller. – Im übrigen ist homosexuelle Männer und Frauen – oder etwa die zahl- dieser Antrag schon längst eingereicht, aber noch nicht reichen politisch-religiösen Opfer. verteilt worden. Denken wir zum Beispiel an dieReichstagsabge- (Zurufe von der SPD: Doch, er ist verteilt ordneten: Franziska Kessel, KPD, Verkäuferin, umge- worden!) kommen im Zuchthaus Mainz; Ernst Heilmann, SPD, Redakteur, mißhandelt und ermordet im KZ Buchen-– Wunderbar. – Ich setze mich für diese Option ein, weil wald; Eduard Hamm, DDP, Bayerischer Handelsmi-es, so glaube ich, bei der Frage eines Mahnmals zur Er- nister, Tod nach Verhör im Gefängnis Berlin, Lehrterinnerung an die Ermordung der Juden in Europa nach Straße; Otto Gerig, Zentrum, Kaufmann, umgekommen 1933 durch den Nationalsozialismus konkret in im KZ Buchenwald; Eugen Bolz, Zentrum, Württem-Deutschland nicht um irgendeine postmoderne Abstrak- bergischer Staatspräsident, hingerichtet im Zuchthaustion und reine Ästhetik geht, sondern um ein affektives Berlin-Plötzensee. Ansprechen der Betrachter. Es kommt darauf an, ein ganz konkretes Gewissen wachzuhalten, und es kommt Keine Opfergruppe hat einen Alleinanspruch für die- auf eine wirkliche Botschaft an, die aus dem Holocaust ses Denkmal erhoben. Wir sollten daher auch nicht ein erwachsen kann. 4112 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Dr. Edzard Schmidt-Jortzig (A) Liebe Kolleginnen und Kollegen, es geht um einethentischen Stätten der Vernichtung, des Jüdischen Mu- (C) Mahnung von Menschen an Menschen. Man muß also seums oder der Shoa-Stiftung empfunden wird. auf deren Empfindungen, Gefühle und Einstellungen ab- Auch ein Mahnmal, das durch ein Stelenfeld an einen stellen. Es geht nicht um eine künstlerische Demonstra- Friedhof erinnert, geht fehl, weil die Opfer nicht begra- tion per se oder gar um ein Dokument der bleibenden ben, sondern verbrannt, entsorgt worden sind. Es ver- Größe des deutschen Bedauerns und Bereuens. Deshalb harmlost die unermeßlichen Verbrechen. Nicht ein ist alles Auftragende, alles Monumentale fehl am Platz. Friedhofsersatz ist geboten, sondern eine Mahnung an Auch unkonturierte Verunsicherung oder aufgezwunge- die gegenwärtigen und nachgeborenen Deutschen. ne Beeindruckung sind falsch. Steine sprechen nicht von selbst. Das sehen auch die Angemessen erscheint mir allein ein schlichter Aus- Kollegen, die einen Ergänzungsbau, welcher Art auch weis, ein schlichter Obelisk zu sein mit dem ausdrückli- immer, vorgesehen haben. Ebenso kann Monumentali- chen Gebot: „Du sollst nicht töten!“ oder, authentischer, tät, wie gewaltig sie auch sein mag, niemals die Unge- aus dem Hebräischen übertragen: „Du sollst nicht mor- heuerlichkeit dieser Naziverbrechen fassen. Monumen- den!“ bzw. „Morde nicht!“ Wir wollen doch etwas be- talität, wie gewaltig sie auch sein mag, bewirkt nicht wirken. Wir wollen für die Zukunft eine Aussage ver- automatisch größere Anstöße zu Verantwortung. mitteln. Aus der Gemeinsamkeit christlich-jüdischer Wurzeln sollte das durchaus sehr selbstbewußt ethisch- Ein rein opferbezogenes Denkmal im Land der Opfer normativ angelegt sein. und der Täter ist nicht angebracht. Das Gedenken im Land der Täter muß anderer Art sein als das Gedenken Deshalb sollten Sie Mut zum Konkreten, zum Nicht- in den Ländern der Geflohenen und Überlebenden. Wir aufmacherischen, zum Offenen, zum Auf-die-Men- tun deshalb nicht gut daran, uns hierbei an Gedenkstät- schen-Zugehenden und vor allem zum wirklich Mah- ten in Ländern wie Israel oder den USA zu orientieren. nenden haben. Nicht das Spektakuläre, möglichst Auf- Ein Mahnmal hier bei uns, das gleichermaßen in Lon- wendige kann heute richtig sein, sondern das Unmittel- don, Warschau oder auch in Israel stehen könnte, würde bare, das Werthafte, das Schlichte. Das alles erfüllt die sein Anliegen verfehlen. Schröder-Alternative: „Du sollst nicht morden!“ Ich plädiere deshalb für ein Denkmal nach dem Vor- Vielen Dank. schlag von Richard Schröder mit einer deutlich ausge- (Beifall bei Abgeordneten der F.D.P., der sprochenen Mahnung durch einMordverbot. Das SPD, der CDU/CSU und der PDS) Mordverbot ist erstens deshalb besonders geeignet, weil es sich nicht nur in allen großen Religionen wiederfin- det, sondern gleichsam in allen humanistischen Gesell- (B) Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich gebe das Wort schaftstraditionen verinnerlicht ist. Es ist die Grundbe- (D) der Kollegin Renate Jäger. dingung menschlichen Zusammenlebens überhaupt und hat für Christen und alle humanistischen Atheisten Renate Jäger (SPD): Herr Präsident! Meine sehrgleich hohe Wertigkeit. Der Vorsitzende der Katholi- verehrten Damen und Herren! Mehrfach ist der langeschen Bischofskonferenz, der Vorsitzende des Rates der und bewegte Weg bis zur heutigen Entscheidung be-Evangelischen Kirche in Deutschland, Altbundeskanzler schrieben und gewürdigt worden. Ich möchte das des-Helmut Schmidt und auch Altbundespräsident Richard halb an dieser Stelle nicht wiederholen. von Weizsäcker haben sich dafür ausgesprochen. Die Begriffe „Mahnmal“ und „Denkmal“, „Mahnen“ Zum zweiten haben die Nazis die Mordgesinnung und „Gedenken“ wurden in der Debatte und auch in der hoffähig gemacht, ehe sie mit dem Morden begannen. Beschlußempfehlung wechselweise gebraucht. IhreIndem sie zunächst von lebensunwertem Leben und Verwendung wurde oftmals nicht bewußt unterschieden, schädlichen Rassen sprachen, haben sie Menschen in obwohl sie Unterschiedliches beinhalten. Ein Denkmal nützliche und schädliche eingeteilt, um dann die sagt: Abel wurde erschlagen. Denkt in Würde an ihn!„Schädlinge“ zu vernichten. Zyklon B, das Gift der Ein Mahnmal sagt: Kain erschlug seinen Bruder Abel. Gaskammern, ist als Schädlingsbekämpfungsmittel ent- Vergeßt das nicht; das ist eine schlimme Tat. Strebt da- wickelt worden, ehe es gegen Menschen eingesetzt wur- nach, daß Menschen so etwas nicht mehr tun. Handeltde. verantwortungsvoll. Herr Gysi, es ist wahr: Morden hat es immer gege- Beide Wirkungen in ihrer Einheit sollen zum Entste- ben. Aber das staatlich organisierte Morden, das im Na- hen lebendiger, engagierter und auch mutiger Verant-ziregime stattgefunden hat, ist gleichsam der Höhepunkt wortung beitragen, die jedem Ansatz einer Ideologie wi- eines Prozesses und schließt den gesamten Prozeß mit dersteht, die Naziverbrechen oder Verbrechen ähnlicher ein. Den Staat, der seit Menschengedenken seine Bürger Art erneut zulassen könnte. Leider ist sie in rechtsextre- zu schützen hat, haben die Nazis zum Mörder gemacht. men Taten in der Realität vorhanden. Sie haben staatlich geplant, bürokratisch organisiert und Menschen in industrieller Form gemordet. Sie haben, Ich bin der Überzeugung, daß ein reinopferbezoge- wie jeder Mörder, ihre Opfer getäuscht, um ihre Verbre- nes Denkmal nicht genügt, um hinreichend Anstöße zu chen geheimzuhalten. Sie haben dem staatlichen Morden tätiger Verantwortung zu geben. Ob es nun eine Aus-auch kulturell systematisch den Boden bereitet, indem stellungshalle, eine Bibliothek oder etwas anderes ist: Es sie zunächst die Grundrechte der Weimarer Verfassung besteht immer die Gefahr, daß es als Dublette der au-außer Kraft setzten, indem sie mit der Tradition der Er- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4113

Renate Jäger (A) klärung der Menschen- und Bürgerrechte von 1789 bra- In der Anhörung des Kulturausschusses zu dem zu(C) chen und indem sie die jüdisch-christliche Moral in viel- schaffenden Mahnmal führte Oscar Schneider aus: facher Form bekämpften und auszumerzen versuchten. Der Dekalog ist ein zeitloses Dokument der Religi- Ein Mahnmal, das eine unmißverständlicheMah- onsgeschichte – für Juden und Christen ein Wort nung formuliert, vermeidet auch die „Hierarchisierung der Offenbarung. Das Gebot „Du sollst nicht mor- der Opfer“. Es gilt den ermordeten Juden Europas und den“ begründet ein Lebensrecht für alle Menschen schließt andere Opfergruppen nicht aus. – Übrigens, ohne Rücksicht auf Rassen, Hautfarben, Kulturen Frau Fugmann-Heesing, in der Beschlußempfehlung und und Religionen. Dieses Gebot ist ein Grundrecht, im Änderungsantrag ist nicht mehr die Rede von hebräi- ein Schutzrecht gegen alle Massenideologien des schen Lettern. – Eine klare Mahnung löst eher produkti- 19. und 20. Jahrhunderts. Es entspricht auch den ve Gedanken aus als ein wortloses Mahnmal. Sie spricht Rechtsprinzipien des Naturrechts. Wer sein Denk- alle Besucher an, auch diejenigen, die sich mit dem mal mit diesem Gebot verbindet, baut es auf dem Thema nicht theoretisch beschäftigen, die nicht erst härtesten Felsengestein der Geschichte. Biographien lesen wollen, die sie auch anderswo finden, Zum Stelenentwurf des amerikanischen Architekten oder Symposien besuchen wollen, die in vielen anderen Eisenman bemerkte Oscar Schneider kritisch: geeigneten Räumen stattfinden könnten. Gigantische Betonstelen aber, die in meinem Sinne Ich plädiere für ein Mahnmal, das nicht vorrangig Ausdruck von Sprachlosigkeit und Sinnentleerung Schuldgefühle weckt, sondern immer wieder Betroffen- sind, geben keine Antwort auf die Frage, welchen heit und Empörung über die Verbrechen der Nazizeit. Schluß künftige Generationen aus dem Holocaust Wir haben heute sehr schöne philosophische und mora- zu ziehen haben. lisch-ethisch wertvolle Ausführungen gehört. Es muß uns aber auf die tief menschliche und einfache Empfin- Ich möchte unserem früheren Kollegen Oscar dung ankommen, die in den Worten „So etwas kannSchneider Dank für seine Tätigkeit in der Jury sagen und man doch nicht mit Menschen tun! So kann man dochfür seine Mitwirkung in den zum Teil äußerst kontrover- mit Menschen nicht umgehen!“ gipfelt. sen Debatten im Rahmen der Kolloquien über Standort und Gestaltung des geplanten Denkmals. Er hat hierbei Wenn dann, wie der Vorsitzende der Jüdischen Ge- jederzeit große Kompetenz und Augenmaß, aber auch meinde, Andreas Nachama, es vorgeschlagen hat, neben ein beträchtliches Engagement und innere Anteilnahme der Mahnung auch noch die authentischen Orte des Ver- gezeigt. brechens angeführt werden, kann nach dem Vorschlag von Richard Schröder ein Denkmal entstehen, bei dem (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Gedenken und Mahnen, Verstand und Gefühl eine Ein- der F.D.P.) (B) heit bilden und bei dem keine Opfergruppe ausgeschlos- (D) sen bleibt. Seine Idee wurde vom Theologen und ehemaligen Vorsitzenden der SPD-Volkskammerfraktion, Professor Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit. Richard Schröder, aufgegriffen. AuchRichard Schrö- der befürwortet ein sinnstiftendes, sozusagen sprechen- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des Mahnmal, für das er sich die Anbringung des bibli- der CDU/CSU und der F.D.P.) schen Postulates „Nicht morden“ in hebräischen Lettern, aber auch in anderen Sprachen vorstellt. Lassen Sie Vizepräsident Rudolf Seiters: Es spricht der Kol- mich noch einmal zu den immer wieder erfolgten An- lege Hartmut Koschyk. würfen, daß sich eine solche Mahnung in hebräischer Sprache an die Opfer und nicht an die Täter wenden Hartmut Koschyk (CDU/CSU): Herr Präsident!würde, sagen: Althebräisch ist die Ursprache der Zehn Werte Kolleginnen und Kollegen! Im seinerzeitigen er- Gebote, die Sprache der heiligen Schriften des Juden- sten Wettbewerbsverfahren für das Denkmal für die tums und eine der drei Kulturquellensprachen Europas, ermordeten Juden Europas befand sich auch ein Ent-neben Altgriechisch und Latein. Die Opfer des National- wurf, der den Leitspruch „Du sollst nicht töten“ für das sozialismus haben zumeist Deutsch, Polnisch, Jiddisch Denkmal vorsah. Dieser Vorschlag wurde im erstenoder andere mittel- und osteuropäische Sprachen, aber Wertungsrundgang von der Wettbewerbsjury vom wei- nicht Althebräisch gesprochen. teren Verfahren ausgeschlossen. Wie bei derartigen Im übrigen darf nicht verkannt werden – auch darauf Wettbewerben üblich, hatten die Preisrichter das Recht, sollte man das Augenmerk richten–, daß es dieses bibli- in einem folgenden Wertungsrundgang einen Rückhol- sche Postulat ist, das sich der perversenWeltanschau- antrag für einen ausgeschlossenen Entwurf zu stellen.ung der Nationalsozialisten am überzeugendsten ent- Davon machte unser früherer Bundestagskollege undgegenstellt. In der Literatur ist eine Unterredung wie- ehemaliger Bundesminister Dr. Oscar Schneider Ge-dergegeben, in der Adolf Hitler in Gegenwart seines brauch. Als Jurymitglied befürwortete Oscar Schneider Propagandachefs Goebbels gegen die Zehn Gebote wie diesen Entwurf und beantragte, ihn wieder in das Ver- folgt polemisiert: fahren aufzunehmen. Dafür fand sich unter den Preis- richtern keine Mehrheit. Oscar Schneider hat sein Vo- Dieses teuflische „Du sollst, du sollst!“ Und dann tum damit begründet, daß von dem zu schaffenden dieses törichte „Du sollst nicht“! Das muß endlich Denkmal eine Botschaft an die Menschheit ausgehen aus unserem Blut verschwinden, dieser Fluch vom müsse. Berg Sinai. 4114 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Hartmut Koschyk (A) Die beiden christlichen Kirchen in Deutschland haben Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Präferenz ist (C) ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus ganz völlig klar: Im Laufe einer mich sehr bewegenden De- wesentlich auf das fünfte Gebot „Du sollst nicht mor-batte habe ich mich entschieden für dasStelenfeld von den“ gegründet, als ihnen der Massenmord an den Juden Peter Eisenman, ergänzt um einen Ort der Information und die Tötung des sogenannten unwerten Lebens, also über die zu ehrenden Opfer und die authentischen Stät- die Ermordung von Behinderten und unheilbar Kranken, ten des Gedenkens. Das hat mein Kollege Michael Roth, bekannt wurden. denke ich, hier sehr überzeugend dargestellt. Die Aufforderung „Morde nicht!“ ist für mich die (Beifall bei Abgeordneten der SPD) Konsequenz aus dem organisierten Massenmord der Lange habe ich darüber nachgedacht – so ging es Nationalsozialisten an den europäischen Juden und den vielen meiner Kollegen –: Wir haben doch sehr viele zahlreichen anderen Opfergruppen. Auch die zentrale Gedenkstätten. Warum brauchen wir dann noch ein Norm unseres Grundgesetzes „Die Würde des Menschen solch ungewöhnliches Mahnmal? Ich bin mir inzwi- ist unantastbar.“ ist letztlich Ausfluß des alttestamentari- schen ganz klar darüber: Das Stelenfeld bringt eine an- schen Mordverbotes, das vom unantastbaren Existenz- dere Qualität in die Erinnerung. Es durchkreuzt die Ge- recht eines jeden Menschen ausgeht. Diese klare Mah- denkroutine. So tritt es nicht in Konkurrenz zu den be- nung vom Berge Sinai, die die Nationalsozialisten fun- stehenden Orten des Gedenkens, sondern es ergänzt sie. damental bekämpft haben, verleiht einem Mahnmal für die ermordeten Juden Europas und die anderen Opfer (Beifall bei Abgeordneten der SPD) der nationalsozialistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit die richtige Sinngebung. Dieses Mahnmal wird der dezentralen Erinnerungs- kultur nicht im Wege stehen. Im Gegenteil: Es wird in (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und das Gesamtkonzept der Gedenkstätten eingebunden. der SPD) Diese Einbindung ist durch den Ort der Information ga- rantiert, der den direkten Bezug und Verweis auf die authentischen Plätze des Terrors herstellt. Die Einbin- Vizepräsident Rudolf Seiters: Ich gebe das Wort dung ist auch dadurch garantiert, daß die Gedenkstätten der Kollegin Gisela Schröter. selber in der geplanten Stiftung vertreten sein werden. Liebe Kolleginnen und Kollegen, noch einmal zur Erinnerung: Eisenman war durch den gesamten Verlauf Gisela Schröter (SPD): Herr Präsident! Liebe Kol- unserer heutigen Entscheidung mehrfach legitimiert. Ich leginnen und Kollegen! Eine lange Debatte wird heute will das jetzt nicht im einzelnen nachzeichnen; das ha- hier, so hoffen wir alle, ein würdiges Ende finden. Wir ben meine Vorredner schon getan. Aber auf Grund pro- (B) (D) alle wissen, wie aufmerksam die Diskussion um dasminenter Fürsprache gelang es dem Entwurf von Oscar Mahnmal im In- und Ausland verfolgt wird. Heute wird Schneider und Richard Schröder als weiterer Alternati- mit ganz besonders großem Interesse auf uns geschaut. ve, erneut in die Diskussion zu kommen. Es wurde heute Dazu die „Zeit“ von gestern: bereits mehrfach darauf hingewiesen, daß dieser Vor- Wie stellen sich die Deutschen ihrer Vergangen-schlag im Laufe des Verfahrens schon abgewiesen wor- heit? Das nationale Selbstbewußtsein ist ... gestärkt den war. worden: Verflüchtigt sich nun die Erinnerung an Ich möchte hier noch einmal auf all die Vorschläge Auschwitz zur wohlfeilen Mahnung? Oder ist die ... verweisen, die wir im Laufe der Zeit noch bekommen Republik so souverän, sich in Zeiten der Normali- haben; auch das wurde schon gesagt. Bis heute haben sierung für ein aufstörendes Mahnmal zu entschei- sich Künstler, Bürgerinnen und Bürger beworben und den? ihre Ideen und Gedanken eingebracht. Allen habe ich mitgeteilt, daß das Verfahren abgeschlossen ist und daß Darüber muß heute klar und eindeutig entschieden wer- weitere Vorschläge nicht mehr berücksichtigt werden den. können. Darunter waren nicht wenige Vorschläge, die (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wies- mich sehr bewegt haben, die mich überzeugt haben. loch] [SPD]) Aber wir dürfen nicht verkennen: Die Art und Weise, Über drei Fragen muß heute klar und eindeutig ent- wie wir mit diesen Künstlern umgehen, hat, denke ich, schieden werden: Erstens. Wollen wir ein zentralesauch eine ganze Menge damit zu tun, welche Akzeptanz Mahnmal? Zweitens. Wem wollen wir es widmen?das Mahnmal in der Öffentlichkeit und in der Bevölke- Drittens. Wie soll dieses Denkmal aussehen? Dabei geht rung haben wird. Unterschätzen wir nicht: Auch die es im Grunde um drei Alternativen: erstens um dasKünstler, die sich noch im nachhinein um die Gestaltung Mahnmal von Oscar Schneider und Richard Schröderdieses Mahnmals beworben haben, sind wichtige Multi- mit der Aufschrift „Morde nicht!“; zweitens um Eisen- plikatoren und tragen in der öffentlichen Diskussion zur man II, also um ein Stelenfeld ohne jede Ergänzung, Akzeptanz dieses Denkmals bei. (Hans-Joachim Otto [Frankfurt] [F.D.P.]: Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich möchte beto- Nicht ganz!) nen: Das Stelenfeld wird nicht in Konkurrenz zu den Gedenkstätten in Ost und West treten. Die organische und drittens um ein Stelenfeld, das um einen Ort der In- Einbindung des zentralen Mahnmals in die bereits be- formation ergänzt wird. stehende Gedenkstättenlandschaft ist garantiert. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4115

Gisela Schröter (A) All denen, die sich vor einer vermeintlichen „Mon- Als Politiker müssen wir dabei unserer Erwartung, wie(C) strosität“ – der Begriff ist heute schon gefallen – des Ei- der Bürger auf dieses Mahnmal reagieren wird, eine senman-Entwurfs fürchten, möchte ich abschließend sa- größere Autorität als dem Rat einer Jury zubilligen, die gen: Eine große Fläche voller Stelen im Herzen unserer möglicherweise nicht dem allgemeinen Durchschnitt des Hauptstadt, neben dem Ort, wo der Souverän tagt, inEmpfindens entspricht, mit dem der Bürger diesem unmittelbarer Nähe zum ehemaligen Machtzentrum des Mahnmal entgegentritt. Dritten Reiches – diese Stelenlandschaft vermag dem, (Widerspruch bei der PDS) der sich erinnern will, eine Ahnung von der Monstrosität des Verbrechens der Deutschen an den europäischen Ju- Wir haben mit der Reaktion des Bürgers zu rechnen; das den zu vermitteln. Es ist eine ganz besondere Herausfor- ist unser Auftrag. derung für die deutsche Erinnerungskultur. Meine Damen und Herren, demzufolge plädiere ich Liebe Kolleginnen und Kollegen, lassen wir den Ste- dafür: Bitte treten Sie dem Gedanken noch einmal näher, lenwald wachsen, ertragen wir die offene Erinnerung an dem Mahnmal, das Richard Schröder vorgeschlagen hat, das Vergangene! Ihre Stimme zu geben. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der CDU/ wie der Abg. Renate Jäger [SPD]) CSU und der PDS)

Vizepräsident Rudolf Seiters: Das Wort hat Herr Kollege Professor Wolfgang Schulhoff. Vizepräsident Rudolf Seiters: Es spricht der Kol- lege Arnold Vaatz. Wolfgang Schulhoff (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Die national- Arnold Vaatz (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine sozialistischen Verbrechen waren in ihrem Ausmaß so Damen und Herren! Wir alle wissen, daß wir den Opfern unfaßbar, so unmenschlich, daß man sie auch ein halbes des sogenannten Dritten Reiches das Leben nicht zu-Jahrhundert danach nicht begreifen kann. Mir – erlauben rückgeben können. Was wir aber können, ist, sie zu uns Sie mir als jemandem, der selbst aus einer betroffenen sprechen zu lassen. Nichts eignet sich dafür besser als Familie stammt, das persönliche Wort – geht es jeden- das alttestamentliche Mordverbot. falls so. Ich kann die Geschehnisse nicht vergessen, ob- wohl viele in unserem Lande – das sollten wir auch be- Meine Damen und Herren, der Eisenman-Entwurfrücksichtigen – der Meinung sind, das alles sei ein abge- (B) verweist auf sich selbst, egal, ob mit oder ohne „Hausschlossener Teil unserer Geschichte. Ich vertrete diese(D) der Erinnerung“. Aber ein wirkliches Mahnmal muß mit Meinung nicht. Abgeschlossen darf dieser Teil der Ge- dem Wissen um die Vergangenheit für die Zukunftschichte nie sein. Ich bin unserem Präsidenten Thierse mahnen. Welche Mahnung soll es denn ausdrücken? Es dankbar, daß er das in so hervorragender Weise darge- soll uns sagen, daß die Ignoranz, die systematische Miß- legt hat, und insbesondere den jüngeren Kollegen aller achtung des Mordverbotes der Anfang einer der größ- Fraktionen. Das macht große Hoffnung. ten Katastrophen in der Menschheitsgeschichte war. Wir können, wie ich glaube, uns und der Welt nicht deutli- (Beifall bei der CDU/CSU, der SPD und dem cher demonstrieren, daß wir wirklich gewillt sind, Lehre BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) anzunehmen, als dadurch, daß wir an einer zentralen Die Versöhnung mit den Betroffenen und mit uns Stelle ein solches Mahnmal errichten, wie es Richard selbst gebietet, daß wir uns immer daran erinnern, was Schröder vorgeschlagen hat. Menschen Menschen antun können. Nur das versöhnt Nach meiner Auffassung ist zu widersprechen, Herr auf Dauer und hält uns wach, allen Anfängen zu wehren, Gerhardt, wenn Sie sagen, der Ausbruch aus der Zivili- die Würde eines Menschen anzutasten. Nicht zuletzt der sation werde durch dieses Mahnmal nicht deutlich. Der Jugoslawien-Konflikt hat den Ungeist der Intoleranz und Ausbruch aus der Zivilisation, die Überschreitung derMenschenverachtung deutlich gemacht, der sich bis in Grenze von Zivilisation zur Barbarei, besteht ja gerade einen monströsen Vernichtungswillen steigern läßt. darin, daß man das Mordverbot nicht mehr akzeptiert. Deshalb müssen wir ständig mahnen. Das ist meiner An- sicht nach ein Auftrag, der sich auch aus unserer Ge- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- schichte ergibt. wie der Abg. Renate Jäger [SPD]) (Beifall des Abg. [CDU/CSU]) Herr Gysi, Sie haben recht, wenn Sie sagen, es sei falsch, wenn wir uns wieder in die Nähe vonZensur Seit geraumer Zeit treibt uns zu Recht die Frage um, begäben. Aber ich glaube, daß Herr Gysi an dieser Stelle wie wir eine mahnende Erinnerung an die Barbarei des Zensur mit der Freiheit eines Auftraggebers verwechselt Nationalsozialismus in einem wiedervereinigten hat, eine künstlerische Lösung seiner Wahl zu bestim- Deutschland zentral und angemessen artikulieren kön- men. Von dieser Freiheit müssen wir hier Gebrauch ma- nen. Ich denke dabei an alle Opfer. Zunächst tendierte chen. ich zu einem großen Mahnmal in Form des ersten Ent- wurfes von Peter Eisenman. Er beeindruckte mich in (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- seiner ursprünglichen Form zutiefst. Ich kann all das wie der Abg. Renate Jäger [SPD]) nachvollziehen, was Frau Vollmer und Frau Süssmuth in 4116 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Wolfgang Schulhoff (A) diesem Zusammenhang gesagt haben. Je intensiver ich Eckhardt Barthel (Berlin) (SPD): Herr Präsident! (C) jedoch nachdachte und diesen Entwurf auf mich einwir- Meine Damen und Herren! In einer großen Berliner Ta- ken ließ, desto mehr habe ich mich von einem solchen geszeitung war vor kurzem in einem Kommentar der Mahnmal entfernt. In seiner monumentalen Abstraktion Satz zu lesen: wird es von vielen Menschen nicht begriffen, ja kann Wer noch etwas zum Thema Holocaust-Denkmal gar nicht begriffen werden. In seiner Monumentalität zu sagen hat, trete hervor und schweige. drückt es zwar in gewisser Weise die Unbegreiflichkeit des Holocaust aus, negiert aber zugleich seinen an sich Damit ist keine Kritik an der fruchtbaren Diskussion löblichen Zweck, weil die zentrale Botschaft des gutge- gemeint. Dies ist vielmehr die Aufforderung an uns, nun meinten Eisenman-Entwurfes von den Adressaten über- eine Entscheidung zu treffen. haupt nicht verstanden wird. Ein solches Mahnmal wür- de ziemlich genau das Gegenteil seiner ursprünglichen (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der Intention provozieren. Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]) Dabei spielt für mich die immer wieder angesproche- ne Kostenfrage überhaupt keine Rolle. Sie darf auch Die Diskussion um das Denkmal für die ermordeten keine Rolle spielen; denn wir alle tragen Verantwortung Juden ist nicht, wie einige sagen, schon das Denkmal. für den Umgang mit den Verbrechen des Nationalsozia- Aber ich glaube, daß diese Diskussion ein Teil des lismus. Denkmals ist und auch sein und bleiben sollte. Daß die Bundesrepublik Deutschland 50 Jahre alt werden mußte, (Beifall bei Abgeordneten der SPD sowie der ehe eine derartige Diskussion um ein solches Denkmal Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜNDNIS 90/DIE geführt werden konnte, ist die traurige Seite der Realität. GRÜNEN]) Aber die Diskussion selbst hat – auch wenn es um äs- thetische Gestaltungsfragen ging – einen wesentlichen Der Verweis auf finanzielle Belastungen indes schränkte Beitrag gegen das Vergessen und gegen die Schluß- eben diese Verantwortung in unzulässiger Weise ein, ja strichmentalität geleistet. nähme ihr sogar einen Teil ihres moralischen An- spruchs. Die Diskussion verlief allerdings auch nicht immer oh- ne Verletzung. Vielleicht sollte auch dies erwähnt wer- (Beifall der Abg. Uta Titze-Stecher [SPD]) den. Ich habe es immer bedauert, daß sich Menschen, die Wenn man also in Deutschland zentral mahnen will – ein gleiches Bewußtsein bezüglich des Holocaust, der ich befürworte dies ausdrücklich, obwohl es natürlichSingularität des Verbrechens und der Notwendigkeit von auch andere Möglichkeiten des Mahnens gibt, wie diese Erinnerung und Ermahnung haben, bei der Frage der Ge- staltung des Denkmals manchmal feindlich gegenüber- (B) Debatte gezeigt hat –, dann sollte dies in so einfacher, (D) schlichter und angemessener Form geschehen wie eben standen. Dies habe ich sehr bedauert. möglich. (Beifall der Abgeordneten Gert Weisskirchen Tiefen Eindruck macht auf mich in diesem Zusam- [Wiesloch] [SPD], Dr. Antje Vollmer [BÜND- menhang die Idee des früheren Bundesbauministers NIS 90/DIE GRÜNEN] und Rolf Kutzmutz Schneider – auch ihn sollte man hier einmal nennen – [PDS]) und des TheologenRichard Schröder. Sie sprechen Ich würde es sehr begrüßen, wenn wir uns – ich hoffe sich für ein bescheidenesDenkmal aus, versehen mit das – nicht nur für das Eisenman-II-Modell, sondern der alttestamentarischen, aus dem Juden und Christengleichzeitig auch für einenOrt der Information ent- gemeinsamen kulturellen und religiös-moralischen Erbe scheiden, an dem auch die über zehn Jahre dauernde stammenden Mahnung: Du sollst nicht morden! MirDebatte dokumentiert wird, also nicht nur in der vorlie- würde das genügen. Lassen Sie mich allerdings anmer- genden schönen Buchform. Ich bin für diese Art der zu- ken: Der Text – Erinnerung und bleibende Mahnung zu- sätzlichen Dokumentation, weil die Debatte ein Teil des gleich – gehört in der Sprache der Täter und nicht inDenkmals ist. derjenigen der Opfer angebracht. (Beifall des Abg. Gert Weisskirchen [Wies- Ich weiß, meine sehr verehrten Damen und Herren: loch] [SPD]) All das, was wir tun, wird als Mahnung dem damaligen Geschehen nie gerecht werden können. Wie könnte es Ich bin sehr froh, daß die große Mehrheit der Abge- auch? Es gibt keinen Königsweg. Aber wir müssen den ordneten – das hat sich heute gezeigt – von der Notwen- Versuch des Mahnens jetzt wagen. Das Wichtigste je- digkeit eines Denkmals für die ermordeten Juden über- doch ist, daß wir immer darüber reden – wie heute. zeugt ist. Wenn es eine Bedeutungshierarchie in der Diskussion gibt, dann steht für mich – auch andere Ab- Ich danke Ihnen. geordnete sind dieser Meinung – die Frage des Ob an er- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- ster Stelle. Was wäre das für ein Signal – ich denke da- wie der Abg. Dr. Antje Vollmer [BÜND- bei nicht nur an seine Wirkung nach außen, sondern NIS 90/DIE GRÜNEN]) auch nach innen –, wenn wir uns heute nicht für dieses Denkmal entscheiden würden? Wir alle brauchen dieses Denkmal, übrigens auch wir Parlamentarier. Wenn wir Vizepräsident Rudolf Seiters: Es spricht nun der Parlamentarier uns für ein Denkmal entscheiden, bieten Kollege Eckhardt Barthel. wir nicht nur etwas zur Mahnung an; vielmehr sind wir Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4117

Eckhardt Barthel (A) Parlamentarier die Adressaten der Mahnung, die von Meine Damen und Herren, für die Alternative „Du(C) dem Denkmal ausgehen soll. sollst nicht morden“ – ich weiß nicht, welche Version, also ob in hebräischer Sprache oder nicht, gültig ist – (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ gibt es viele Begründungen. Diese Forderung kann man DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der auch nicht verneinen. Meine Sorge ist aber folgende: PDS) Gerade weil die Forderung so richtig ist und gerade weil Zur Frage des Ortes. Auch hier scheint erfreulicher- sie so allgemeingültig ist, besteht die Gefahr der Belie- weise eine große Mehrheit für die Ministergärten in der bigkeit. Diese aber darf von diesem Denkmal nicht aus- Nähe des Brandenburger Tores vorhanden zu sein. Das gehen. ist der richtige Ort für die Funktion, die dieses Denkmal (Beifall bei Abgeordneten der SPD) erfüllen soll. Das ist ein zentraler Ort für Erinnerung und Mahnung, in Verbindung mit anderen Gedenkstätten. Es Wenn wir heute eine Entscheidung treffen, dann darf soll kein authentischer Ort sein. Das sind die Gedenk- sie kritisiert werden; aber sie sollte akzeptiert werden. stätten, etwa die „Topographie des Terrors“ als Ort Das sage ich – auch wenn er nicht mehr da ist – insbe- der Täter, der nur etwa 700 Meter von dem Denkmal,sondere in Richtung des Regierenden Bürgermeisters das wir errichten wollen, entfernt ist. von Berlin. Ich hoffe, daß dieses Filibustern mit dem Ziele der Verhinderung des Denkmals aufhört. Ich bin übrigens, gerade auch im Rahmen unserer Diskussion, sehr froh – das möchte ich auch erwähnen –, (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE daß Minister Naumann sein Gedenkstättenkonzept vor- GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord- gelegt hat. neten der F.D.P.) (Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/ Die lange Debatte um das Denkmal und die bisherige DIE GRÜNEN) Unfähigkeit – so muß man das nennen –, zu einer Ent- scheidung zu kommen, haben die Schwere der Aufgabe Es nimmt die häufig geäußerte Sorge, die Errichtung ei- gezeigt. Ich bin sicher, daß wir heute zu einer positiven nes Denkmals für die ermordeten Juden könne zu Lasten und abschließenden Entscheidung kommen. Wir brau- der Gedenkstätten gehen. Sein Konzept zeigt auch diechen ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Bedeutung, die wir diesen Gedenkstätten beimessen. Wir brauchen es für uns. Der vorgesehene Ort ist auch deshalb der richtige, Ich danke Ihnen. weil er in räumlicher Nähe zu anderen bedeutsamen Be- reichen liegt, also zur Politik, zu dem naheliegenden (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Reichstag, aber auch zum Kommerz und zum städti- GRÜNEN und der F.D.P. sowie des Abg. Dr. (B) schen Leben, zum naheliegenden Potsdamer Platz. Han- Norbert Lammert [CDU/CSU]) (D) no Rauterberg hat in der „Zeit“ geschrieben, daß dieser Ort ein „Feld der Irritation zwischen Reichstagskuppel und Potsdamer Platz“ sei. Vizepräsident Rudolf Seiters: Das Wort hat der Kollege Dr. Gerd Müller. Meine Damen und Herren, unabhängig davon, welche Entscheidung zur Gestaltung des Denkmals wir heute auch immer treffen werden, sie wird umstritten sein. Sie Dr. Gerd Müller (CDU/CSU): Herr Präsident! Meine wird nicht nur im Parlament, sondern auch außerhalbsehr verehrten Damen und Herren! Es steht außer Zwei- des Parlaments umstritten sein. Aber ist das denn bei der fel, daß auch wir als jüngere Generation in Deutschland Schwere dieses Vorhabens verwunderlich? Müssen wir in besonderer Weise Verantwortung dafür tragen, die das denn beklagen? Wir müssen es nicht beklagen, viel- Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten und uns leicht gehört es dazu; denn es soll ein Stein des Ansto- auch in Zukunft damit auseinanderzusetzen. Heinz Ga- ßes sein, der auch weiterhin Diskussionen auslösen soll. linski hat in diesem Zusammenhang vor einigen Jahren zu Recht gesagt: (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und des Das Vergessen zu verhindern ist auch ein wichtiges Abg. Dr. Norbert Lammert [CDU/CSU]) Mittel, um den Menschen zu Bewußtsein zu brin- gen, was sie an der Demokratie haben. Dieses Wissen entläßt uns natürlich nicht aus der Verantwortung, uns heute für ein Gestaltungskonzept zu (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und entscheiden, durch das Form und Inhalt soweit wie der SPD) möglich in Übereinstimmung gebracht werden. Ein „an- Die Aufarbeitung der deutschen Geschichte und der gemessenes“ Denkmal kann es angesichts der Unfaß- Verbrechen des Nationalsozialismus und die Auseinan- barkeit des Verbrechens nicht geben. dersetzung damit werden bei uns in Deutschland in viel- Das Eisenman-II-Konzept – auch mit einer Ergän-fältiger Weise geleistet. Wir beginnen nicht erst heute zung – scheint mir von den möglichen Lösungen die be- damit, zu erinnern, zu gedenken oder zu mahnen. ste zu sein. Allerdings – darauf möchte ich hinweisen – (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) darf die Ergänzung nicht – ich gehe davon aus, daß dar- über Konsens besteht – die Ästhetik des StelenfeldesIn der jüngsten Vergangenheit wurden neue Studien, verletzten und Aufgaben übernehmen, die von den Ge- Dokumentationszentren, Forschungsstätten, Lehrstühle denkstätten an den authentischen Orten geleistet werden. und Institute geschaffen. All diese betreiben die geistige 4118 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Dr. Gerd Müller (A) Auseinandersetzung und Aufarbeitung. In der Zusam- Wenn wir zu dem Entschluß kommen, kein zusätzli- (C) menarbeit der über 50 Gedenkstätten in Deutschland ches Museum zu errichten, bleibt von der ganzen Idee wurde ein gelungenes und insbesondere von der jungen das Stelenfeld von 2 700 Betonstelen, ein Vorschlag, Generation akzeptiertes pädagogisches Konzept umge- ein Wettbewerbsergebnis, das sowohl Herr Naumann setzt. Es gibt – das haben Vorredner immer wieder ge- wie auch Herr Bundeskanzler Schröder und viele andere sagt – kaum eine Gemeinde oder eine Stadt in Deutsch- in den vergangenen Jahren abgelehnt haben. Deshalb land, wo nicht an die Opfer des Nationalsozialismus er- frage ich: Ist der geplante Betonbau ein Signal an die so innert wird. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust oft beschworene Zukunft, an die junge Generation? Es spielt insbesondere an unseren Schulen eine hervorge- geht nicht um das Mahnen der 60- und 70jährigen, die ja hobene Rolle. Eine unvergeßliche Wirkung haben stets zur Erlebnisgeneration gehören, sondern um die junge die Begegnung mit den und das Erfühlen der unvorstell- Generation, um die Jugend von heute und morgen. Wie baren Verbrechen des Holocaust an den authentischen ist eigentlich die Wirkung eines solchen Projektes auf Orten des Verbrechens. Das ist auch meine Erfahrung junge Menschen? Wer hat diese Frage gestellt? Müssen von Besuchen mit Jugendgruppen in Auschwitz, wir in nicht auch die Meinung der Bevölkerung und insbe- Buchenwald und in Dachau. Die Botschaft „Nie wie-sondere die Meinung der Berliner mit einbeziehen und der!“ kann nirgendwo tiefer vermittelt werden als an den akzeptieren? Wer baut, wer finanziert und wer unterhält authentischen Stätten. das Monument? – Das alles sind offene Fragen, Herr Minister Naumann, die ungelöst im Raum stehen. Wir (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- werden aber heute eine Entscheidung treffen. ordneten der F.D.P.) Ich komme zum Schluß. Unser Vorschlag ist: Wir Das Land Berlin hat sich in den vergangenen Jahren sollten die gewachsene Arbeit an den bestehenden und bei der Aufarbeitung unserer Geschichte ganz besonders neuen Gedenkstätten verstärken und für die junge Gene- engagiert. Derzeit wird – auch das wurde schon gesagt – ration ein Zeichen in die Zukunft setzen. Ein solches nur 700 Meter vom geplanten Mahnmal entfernt die so- Zeichen könnte in der Tat eindeutsch-israelisches Ju- genannte „Topographie des Terrors“ errichtet. Das istgendwerk sein; denn gerade die junge Generation ein 50-Millionen-DM-Projekt mit Dauerausstellungen, braucht andere, aktive Formen der Auseinandersetzung Enzyklopädien, EDV-Programmen, Seminarräumen,mit der Geschichte. Die Begegnung, das Gespräch be- pädagogischem Konzept usw. Nur wenig weiter entsteht wegt in den Köpfen und Herzen der jungen Menschen das großartige Museum für die jüdische Geschichte in viel mehr als ein neues Monument aus Beton. Deutschland und Europa. Das ist ein konzeptionell wie architektonisch gelungenes Werk. 1991 wurde in Herzlichen Dank. der Wannseevilla das eindrucksvolle Holocaust- (Beifall bei der CDU/CSU) (B) Dokumentationsmuseum geschaffen. – In Berlin haben (D) wir in der Tat keinen Nachholbedarf an Gedenk- und Mahnstätten. Vizepräsident Rudolf Seiters: Bevor ich das Wort (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) weitergebe, darf ich darauf hinweisen, daß die namentli- chen Abstimmungen in zirka 30 Minuten beginnen wer- Es stellt sich geradezu die Frage, ob wir bei dem von den, da eine Reihe von Erklärungen zu Protokoll vorlie- Herrn Naumann vorgeschlagenen „Haus der Erinne-gen. rung“ – was auch immer er damit meint – nicht etwas planen, was es längst gibt. Dieser Meinung sind auch der Nun hat das Wort die Kollegin Sylvia Bonitz. Leiter der Gedenkstätten, Professor Rürop, und andere, die sagen, die Entscheidung für ein Museum oder ein Sylvia Bonitz (CDU/CSU): Sehr geehrter Herr Prä- Haus der Erinnerung sei eine Entscheidung gegen diesident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich gewachsene Museumskultur in Deutschland und gegen melde mich zu Wort als jüngere Abgeordnete, die die bisherige Politik, dezentral an den konkreten Orten 21 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkrieges gebo- zu gedenken. ren ist. Ich habe – wie auch viele jüngere in der Union – Darüber hinaus muß darauf hingewiesen werden, daß mit meinen 32 Jahren Fragen an all diejenigen, die älter die Vorstellungen von Herrn Minister Naumann bissind als ich und die die Verbrechen der Nationalsoziali- heute weder konzeptionell noch architektonisch, nochsten gegen die Menschlichkeit teilweise noch selbst di- finanziell bewertbar sind. Es handelt sich um eine er-rekt oder indirekt erlebt haben. Welches Mahnmal kann gebnisoffene Idee, Herr Minister Naumann; keiner weiß, in seiner Ausgestaltung dem unbeschreiblichen Leid von was Sie konkret wollen. – Wir werden aber trotzdemMillionen Juden und der vielen anderen Opfer des Na- darüber abstimmen. tionalsozialismus auch nur annähernd gerecht werden? Welches Mahnmal kann der Erinnerung hieran, dem (Widerspruch bei der SPD) Schmerz und dem Entsetzen überhaupt ein Gesicht ge- ben? Welches Mahnmal kann den kommenden Genera- So ist die Situation. Angesichts von zehn Jahren Vorbe- tionen, die in zehn oder 15 Jahren nicht mehr – so wie reitung dieser Debatte und dieser Schlußentscheidung ist wir – Gelegenheit haben werden, Zeitzeugen persönlich die Vorarbeit durch die Bundesregierung ausgesprochen nach ihrem Schicksal zu fragen, eindrucksvoller Zeugnis unbefriedigend. geben als die authentischen Orte des Verbrechens (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) selbst? Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4119

Sylvia Bonitz (A) Fest steht, daß ein Mahnmal im Herzen unsererunserer deutschen Vergangenheit sind. Nichts, auch kein (C) Hauptstadt Berlin ein überzeugendes, gewolltes Be-Mahnmal, wird uns die Verantwortung nehmen, daß die kenntnis des deutschen Volkes nur sein kann, wenn es Versöhnung mit den Opfern und ihren Nachkommen auch vor Ort auf Akzeptanz stößt. Denn kein Mahnmal Teil unserer Gegenwart und Zukunft ist. kann bei einer Realisierung gegen den erklärten Wider- Ich danke Ihnen. stand seiner Umgebung mehr sein als lediglich ein mo- ralisches Feigenblatt. (Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abge- ordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜ- Und doch frage ich als Mitglied der jüngeren Gene- NEN und der SPD) ration, die ja von diesem Mahnmal besonders angespro- chen werden soll: Brauchen wir nicht doch dieses Mahnmal, in welcher Ausgestaltung auch immer, um Vizepräsident Rudolf Seiters: Als nächster Redner neben der stillen Betroffenheit und Scham, die jeder ein- spricht der Kollege Gert Weisskirchen. zelne empfindet, unserem aufrichtigen Respekt vor dem unvorstellbaren Leid der Opfer Raum zu geben? Brau- chen wir nicht dieses Mahnmal, gleichsam einen Stachel Gert Weisskirchen (Wiesloch) (SPD): Herr Präsi- im Fleisch, der schmerzt, der die Wunde in einem im-dent! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Ich fin- merwährenden Heilungs- und Reinigungsprozeß offen- de, daß dies eine Debatte ist, die bestehen kann, daß dies hält und der jenes dunkelste Kapitel deutscher Ge-eine Debatte ist, die in der Geschichte unseres Parla- schichte nicht vergessen läßt, das wir lieber übersprin- mentes einen historischen Rang einnehmen wird. Das ist gen möchten, da wir es schon nicht ungeschehen ma-auch gut so. Denn heute werden wir entscheiden, ob wir chen können? Brauchen wir nicht dieses Mahnmal als ein Denkmal für die ermordeten Juden Europas wollen. sichtbares Angebot der Versöhnung, das Kenntnis gibt Hier, im Deutschen Bundestag, ist der Ort, wo das zu von der tiefen Einsicht unserer Generationen und dasentscheiden sein wird. Weisen Sie, liebe Kolleginnen Mahnung ist an künftige Generationen, daß sich men-und Kollegen, diese Chance, heute zu entscheiden, bitte schenverachtende Greueltaten wie diese niemals, auch nicht zurück! nicht unter anderen Rahmenbedingungen oder im Klei- nen, wiederholen dürfen? – Die Beantwortung dieser (Beifall des Abg. Jörg Tauss [SPD]) Fragen ist so bedeutsam, daß die heutige Grundsatzent- Wir haben den Mut dazu, Ihnen vorzuschlagen, dies zu scheidung unabdingbar frei bleiben muß von parteipoli- tun. tischen Überlegungen und Fraktionszwängen. Alles an- dere wäre beschämend für dieses Parlament. Die Körpersprache der Politik sollte aufrecht sein und Ebenso bedarf die künstlerische Ausgestaltung desselbstbewußt. Das haben wir Parlamentarier in einem (B) halben Jahrhundert in dieser Stadt, in Bonn, gelernt.(D) Mahnmales nicht einer Kunstkommission aus 669 Ab- Konrad Adenauer, um einen zu nennen, Thomas Dehler, geordneten des Deutschen Bundestages. Ein Gestal- tungskonzept, das die Bundesregierung im Einverneh- um einen anderen zu nennen, Willy Brandt – dies sind die großen Persönlichkeiten dieser Demokratie, und ich men mit dem Berliner Senat und unter Beteiligung des bin ganz gewiß, daß sie, wenn sie heute mitentscheiden Initiativkreises erstellt und uns dann in dieser abge- stimmten Form vorstellt, wäre hingegen der richtigekönnten, den Mut hätten, mit uns gemeinsam zu ent- scheiden, ein Ja zu sagen für ein Denkmal für die er- Weg. Auch bliebe uns auf diese Weise die Peinlichkeit mordeten Juden Europas. erspart, über Lösungsvorschläge abstimmen zu müssen, deren Konzeption – insbesondere beim Ort der Informa- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten tion – nebulös bleibt und deren Kosten einschließlich des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, der Folgeaufwendungen selbst vom zuständigen Minister CDU/CSU, der F.D.P. und der PDS) nicht annähernd beziffert werden können. Liebe Kolleginnen und Kollegen, warum ist es so Wenn heute die Welt auf uns schaut, dann werden wir wichtig, daß wir das heute entscheiden? – Nicht nur, Deutsche nicht daran gemessen, ob wir aus unserer Ge- weil die Debatte schon lange geht, sondern auch deswe- schichte gelernt haben, pflichtschuldig Gedenkstätten zu gen, weil es eine wunderbare Geste wäre, wenn in Bonn besuchen und Mahnmale zu errichten; damit werdenentschieden würde, was dann in Berlin vervollständigt letztlich nur äußere Zeichen des Gedenkens gesetzt.und gebaut wird. Nein, wir Deutschen werden heute daran gemessen, ob wir uns unserer Vergangenheit stellen wollen, ob wir Hier, am Rhein hat die Demokratie in Deutschland uns ihrer Opfer erinnern wollen und ob wir mit demfeste Wurzeln geschlagen, und diese symbolische Geste Kopf und mit dem Herzen verstanden haben, wie wich- nach Berlin macht deutlich, daß es nicht um so etwas tig dieses Zeichen, gleichsam einer ausgestrecktenwie eine Berliner Republik geht, sondern um die Bun- Hand, auf dem Wege zur Versöhnung ist. desrepublik Deutschland mit dem starken Pfeiler in Bonn und dem gleich starken Pfeiler in Berlin. Das ist Und so bitte ich Sie, heute unsere Hände auszustrek- die symbolhafte Geste, die wir heute hier festlegen, in- ken als ein positives Signal an die Opfer, unter ihnendem wir den Grundstein dafür legen, daß dieses Denk- viele Juden, aber nicht nur Juden. Aber seien wir uns in mal in Berlin gebaut werden wird. dieser Stunde gewiß: Nichts, auch kein Mahnmal – das ich ausdrücklich befürworte –, wird uns die Last neh- (Beifall bei Abgeordneten der SPD und des men, daß die Verbrechen der Nationalsozialisten Teil BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) 4120 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Gert Weisskirchen (A) Ich bitte Sie um Ihr Ja dazu. Aber ich bitte Sie zu-Darum geht es. Deswegen bitte ich Sie herzlich, den(C) gleich auch um ein Ja zu der vorgeschlagenen Form im zusätzlichen Satz unter Ziffer II zu akzeptieren. zweiten Entwurf von Peter Eisenman, allerdings mit der Ich möchte noch auf einen weiteren Vorschlag einge- Ergänzung. Ich will das auch begründen. hen, der zunächst vonOscar Schneider gekommen ist Es geht in erster Linie um die Opfer. Es geht darum, und von Richard Schröder aufgenommen wurde. Liebe daß denen, die ermordet worden sind, ein Denkmal ge- Kolleginnen und Kollegen, denken Sie bitte darüber setzt wird – für sie und für uns. Romani Rose ist hier,nach, was es bedeuten kann, wenn die Botschaft, die mit und ich bin ihm dankbar. Lieber Romani, es ist gut sodieser Idee verknüpft ist, gerichtet an die Opfer, mißver- und richtig, daß du uns immer wieder nachdrücklichständlich lauten würde: Morde nicht! Es wäre geradezu darauf hinweist, daß die Sinti und Roma ebenfalls ver- eine Sinnverkehrung dessen, worum es bei diesem folgt worden sind, wie viele andere Gruppen auch. Denkmal geht. Aber es geht zuallererst um diesen ungeheuren Riß Es geht darum, symbolhaft deutlich zu machen, daß durch die Zivilisation und den Riß durch die Zeit, dendie Vernichtung der Juden nicht zu einem Universalkon- Genozid, den Völkermord an den Juden. Das Lebenzept führen kann, bei dem das Nein gegenüber dem uni- sprach man ihnen ab. Sie sollten aus der Geschichte ver- versellen Morden mit diesem konkreten Verdrängen der drängt werden; sie sollten keine Chance mehr auf einJuden aus der Geschichte in Zusammenhang gebracht künftiges Leben haben. Und alles setzte Hitler ein, die werden kann. Das ist der Denkfehler, der bei Richard Diktatur und die, die ihm zu Willen waren, das Todes- Schröder durchschlägt. Der Denkfehler ist, daß nicht im urteil zu vollstrecken. Darum geht es, liebe Kolleginnen konkreten Akt des Mordens das Konzept liegt; denn der und Kollegen. Weil die Sinti und Roma das gleicheMord hat längst zuvor schon begonnen, nämlich dort, Schicksal traf, hatte die Regierung Helmut Kohl – dafür wo er ausgedacht worden ist, wo das Konzept entwickelt bin ich dankbar – ihnen fest zugesagt, daß auch ihre Er- worden ist, zum Beispiel bei den Nürnberger Rassege- mordeten ebenfalls mit einem Denkmal geehrt werden setzen. dürfen. Ich finde, die zu gründende Stiftung sollte diesen (Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Gedanken aufnehmen und versuchen, ihn zu realisieren. PDS) Dann wird der Satz, den wir Ihnen in der Fassung des Ausschusses vorschlagen, auch realisiert werden. Darum Es geht darum, deutlich zu machen – ich bitte diejeni- bitte ich. gen, die Richard Schröders Vorschlag akzeptieren möchten, sich darüber klar zu werden –: Dieser Mord Die letzten Zeugen der Shoa verlassen die Gegen- hatte längst zuvor historisch begonnen und kann nicht an wart. Wer sie aus dem Gedächtnis verliert, der überläßt die universelle Forderung geknüpft werden. Es geht sie noch einmal dem Schicksal, nämlich denen, die sie vielmehr um das konkrete Ereignis, dieses konkrete Ge- (B) ermorden wollten und ermordet haben. Das Zeugnis der (D) schehen, dem Genozid an den europäischen Juden ein Opfer wirft ein Licht auf die Gegenwart und hellt den Denkmal zu setzen. Peter Eisenman wird, wie ich finde, Horizont auf, der in die Zukunft weist. mit dieser Ergänzung für unsere Generation und für alle Liebe Kolleginnen und Kollegen, das, was wir heute Generationen, die nach uns kommen, klar und deutlich hier beschließen, hat eine Tragfähigkeit für die Zukunft, machen: Nie wieder darf dies geschehen! weil es darum gehen wird, mit der Formulierung unter (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten Ziffer II dafür zu sorgen, daß dieses Denkmal auch des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der durch einen Ort der Information ergänzt werden kann. PDS) Weil das hier häufig mißverständlich angesprochen worden ist: Es geht nicht darum, daß ein zusätzliches architektonisches Werk geschaffen werden soll, das den Vizepräsident Rudolf Seiters: Das Wort hat nun- Charakter und die Kraft des Stelenfeldes von Eisenman mehr der Kollege Günter Nooke. bedrängen soll, sondern es geht darum, daß hier ein Ort der Information geschaffen werden soll, der auf die zu Günter Nooke (CDU/CSU): Herr Präsident! Sehr ehrenden Opfer verweist und der die Gedenkstättengeehrte Damen und Herren! Ich werde für den überar- miteinander und mit eben jenem Denkmal verbindet.beiteten Entwurf von Peter Eisenman ohne zusätzliche Diese Information brauchen wir alle, denn diese Infor- Gebäude und „Orte“ stimmen. Es gibt in Berlin an ande- mation bildet die Brücke zwischen den Orten des Ge-ren Orten genügend Raum für alle von Staatsminister denkens, den authentischen Orten, und jenem Denkmal, Naumann genannten Zwecke – an authentischen Orten, um das es geht. Diese Gedächtnislandschaft verbindet in Museen und Gebäuden, die eine solche Nutzung zu- jene Elemente alle miteinander. Alle diese Orte sindlassen. Gewichtiger aber ist: Mich überzeugt der künst- miteinander verbunden, und sie sind so etwas wie Pfeiler lerische Entwurf. Es ist der einzige konkrete, der zur im Strombett des Vergessens. Das Denkmal ragt ausAbstimmung steht. diesen Pfeilern hervor. Aber es kann nur leben und Sinn gewinnen, wenn es mit den anderen Orten verbunden ist. Wer Denkmäler nur mit Erklärungen und Ergänzun- An diesem Denkmal wird die Information damit ver-gen erträgt, muß sich die Frage stellen, ob er überhaupt bunden. für ein Denkmal und eine solche Form des Gedenkens an den Holocaust ist. Mir scheint, Staatsminister Nau- (Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten mann geht es nicht um den ergänzenden „Ort der Infor- des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN) mation“, sondern um die Ablehnung von Denkmälern. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4121

Günter Nooke (A) In seinem ersten Affekt hat er das ehrlicherweise wissen daß ein Regierender Bürgermeister die damit verbunde- (C) lassen. Es ist absurd, bei einer so gewichtigen Entschei- nen wirklichen Probleme deutlicher anspricht. Ich bin dung und angesichts der historischen Tragweite hier auf deshalb um so mehr für klare Verantwortlichkeiten – ein persönliches Problem des Ministers Rücksicht zuauch des Bundes –, wenn ein Mahnmal errichtet wird, nehmen, und zwar mit Steuermitteln in zweistelligerund gegen diffuse Stiftungskonstruktionen. Millionenhöhe, Eines aber sollten wir gemeinsam vermeiden: dieses (Wolfgang Thierse [SPD]: Herr Nooke, das ist Mahnmal, bevor es gebaut ist, und diesen zentralen Ort schäbig!) in der Stadt zu entwerten durch Ausgestaltung aller möglichen Formen der Entwürdigung. auf Kosten der vielen anderen, allesamt unterfinanzier- ten Gedenkstätten und zu Lasten des künstlerischen Ich habe in meiner Rede bewußt eine Erweiterung des Entwurfs. Opferkreises bei der Widmung benutzt. Die jüdischen Menschen werden explizit genannt, aber sie waren nicht (Beifall des Abg. Hans-Joachim Otto [Frank- die einzigen Opfer dieser staatlich organisierten Mas- furt] [F.D.P.]) senvernichtung. Jeder einzelne Mensch muß uns gleich Ein Denkmal spricht auch und zuerst Emotionen an. viel Gedenken und Erinnerung wert sein. Aber wir soll- Der „gute“, sprich: intellektuelle, Deutsche meint, Emo- ten nicht allen separate Mahnmale setzen. Wir gedenken tionen ablehnen zu müssen. Doch wer heute Denkmäler im Land der Täter aller Opfer. bauen will, der muß sagen: Kunst kann nicht auf die Ra- tio politischer Bildung angewiesen sein, gerade Kunst (V o r s i t z: Vizepräsidentin Dr. Antje im öffentlichen Raum, also im politischen Raum. Vollmer) Wer dagegen meint, die Deutschen seien nicht reif für Ich bin zutiefst überzeugt, daß eine quälende weitere dieses Mahnmal, der plädiere für Wiedervorlage Diskussion in über Mahnmale für andere Opfergruppen 50 Jahren! Wer Denkmäler nicht will, soll es offen sa- wenig helfen und kaum verstanden werden wird. gen – wie im Antrag von Sebastian, den ich für die ehr- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU so- lichste Alternative zu Eisenman II halte. wie bei Abgeordneten der SPD) In Gesprächen über ein Mahnmal mit demMordver- Ich bin überzeugt, daß die Errichtung eines Mahn- bot als Mahnung mußte ich dagegen oft feststellen: Die mals für alle Opfer nationalsozialistischer Gewaltherr- meisten Befürworter dachten an eine unauffällige Lö-schaft uns den Blick öffnet auf die positiven Seiten deut- sung, versteckt im Park, gut begehbar, nicht störend. Ein scher Geschichte. Wir sollten lernen, zu trauern und uns wirkliches Mahnmal für die ermordeten Juden Europas zu freuen. Beides kann man am besten ganz oder gar (B) und alle anderen Opfer der nationalsozialistischen Ver- nicht. (D) brechen gegen die Menschlichkeit stört. Es muß stören. Der staatlich organisierte industrielle Massenmord an Danke. Millionen von Menschen ist die tiefste Wunde in unserer (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und Geschichte. Es ist keine offene Wunde mehr. Sie be- der F.D.P.) ginnt zu vernarben. Das ist gut und hilfreich. Wir sollten diese Wunde nicht ständig reizen, denn das fördert die Entartung. Verbergen aber, meine Damen und Herren, Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat können und dürfen wir diese Wunde nicht. jetzt der Abgeordnete Martin Hohmann. Das ist meine persönliche Meinung als Berliner. Wie Sie gehört haben, gibt es hierzu keine einheitliche Berli- Martin Hohmann (CDU/CSU): Frau Präsidentin! ner Meinung. Ich bin allerdings der Auffassung: Berlin Meine sehr verehrten Kolleginnen und Kollegen! Zwei kann nicht auf der einen Seite die Vorteile des Umzugs kartenspielende uniformierte Wächter streiten um die von Regierung und Parlament in Anspruch nehmen und Frage, wer das nächste Getränk zu besorgen hat. Statt auf der anderen Seite immer dort, wo es Unannehmlich- eine Münze zu werfen, ergreifen sie eine hochschwange- keiten mit sich bringt, die Übernahme der Haupt-re Gefangene. Statt Schrift oder Zahl Junge oder Mäd- stadtfunktion ablehnen. chen. Nach wenigen Messerschnitten herrscht Klarheit. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der Das Kartenspiel wird ungerührt fortgesetzt. Dieser Dop- F.D.P. und der SPD) pelmord ereignete sich nicht vor etwa 55 Jahren in ei- nem KZ, sondern vor etwa 55 Tagen im Kosovo. Das trifft auch auf ein nationales Mahnmal zu. „Ein Mahnmal nach Eisenman entwertet wertvollstes Bauland Warum berichte ich das? Nun, seit zehn Jahren füh- in der Mitte der Bundeshauptstadt. Es schafft eine sicht- ren wir die Diskussion um das Holocaust-Mahnmal, und bare große Narbe, auf der nichts anderes wachsen kann“. seit zehn Jahren bestehen mehr Gedenkstätten und – Ich halte dies für einen wertvollen Beitrag, den die-tafeln. Gerade in diesen zehn Jahren wütet ein kommu- Menschen in Berlin dem ganzen Land erbringen. Denn nistischer und nationalistischer Diktator gegen seine sie haben diese, auch städtebauliche, Narbe täglich vor Völkerschaften, zuerst in Bosnien und dann im Kosovo. Augen. Bedenkt man die Zeitgleichheit, dann darf gefragt So wie ich dafür plädiere, den Mut zu haben, gerade werden: Was hat die hiesige Aufarbeitung der zwölf- diesen Weg zu gehen, bitte ich auch um Verständnis,jährigen NS-Zeit, was haben die Trauerarbeit, das 4122 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Martin Hohmann (A) Mahnen, das Erinnern den Bosniern und den Kosovaren Eckart von Klaeden (CDU/CSU): Frau Präsidentin! (C) gebracht? Hätten wir, hätte die NATO bei einem RestLiebe Kolleginnen und Kollegen! Die nationalsozialisti- moralischer Selbstachtung etwa noch später eingrei-sche Schreckensherrschaft hat nicht nur durch den Krieg fen dürfen? Wenn also die Hilfe für die Opfer von Mord das Bild unserer Innenstädte wesentlich verändert. Denn und Vertreibung direkt vor unserer Haustür fast dort, zu wo früher Synagogen standen, befinden sich heute spät kam und wenn die Hilfe nur dem beherzten Voran- allenfalls Gedenksteine oder Gedenktafeln. Diese Tafeln gehen der Amerikaner zu danken war, erhebt sich dann mahnen uns, daß die Deportation aus der Mitte unserer nicht die Frage: Hätte das fertige Holocaust-Mahnmal Gesellschaft stattgefunden hat. Deswegen müssen wir die Situation der Bosnier und der Kosovo-Albaner ge- heute in der Mitte unserer Städte die Mahnmale errich- ändert? ten. Nirgends ist ein Mahnmal so notwendig wie in Ber- lin, wo in diesem Jahr auch der Bundestag seinen Sitz Wenn wir diese Frage mit Nein beantworten müssen, im Reichstag genommen hat. stellt sich die nächste – kritische – Frage: Ist unsere Vergegenwärtigung der zwölf NS-Jahre nicht ein (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der Stück weit folgenloses Moralisieren gewesen? Haben SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN wir zu vordergründig auf die Wirkung von Mahnreden und der PDS) und Mahnmalen vertraut? Hat das Grauen über dieKonrad Schuller hat in der „Frankfurter Allgemei- Schrecken der NS-Verbrechen die nüchterne Analyse zu nen Zeitung“ zu Recht darauf hingewiesen, daß sich kurz kommen lassen? Wie wirkt ein Unterdrückungs-durch die Veränderung des Entscheidungsprozesses apparat in einer Diktatur? Ist in der Breite klar, daß da- auch der Debattengegenstand wesentlich verändert hat. mals die Gewissensentscheidung mehr als nur Zivil-Ich will deshalb, da jetzt das Mahnmal durch einen courage erforderte, nämlich den Einsatz des eigenen Le- Beschluß des Bundestages umgesetzt werden soll, noch bens? einmal eindringlich für dieerweiterte Widmung wer- Meine Damen und Herren, viele Menschen fordern ben. uns als Deutsche auf, langsam den Mut zu fassen, unse- Als Argument dagegen ist vorgetragen worden, man ren Freunden zu sagen: Mehr als zwei Generationenhabe die Sorge, daß durch die vorgeschlagene erweiterte nach diesem riesigen Verbrechen fühlen wir uns sozusa- Widmung eine Hierarchisierung der Opfer eintrete. Ich gen resozialisiert. Warum? Kein Land hat Verbrechen in meine, daß man diese Sorge gerade dann erfüllt, wenn seiner Geschichte aufgearbeitet und bereut, Entschädi- man glaubt, in Berlin in angemessener Form weitere gung und Wiedergutmachung geleistet wie wir. NachMahnmale für die anderen Opfergruppen errichten zu christlichen Maßstäben folgt auf Sünde, Reue und Wie- können. dergutmachung das Verzeihen. Freilich, das Verzeihen (B) kann man nicht erzwingen. Aber von Freunden darf man (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und (D) es erwarten. der F.D.P.) Fast drei Generationen Bußzeit bis heute. Es sollten Ich glaube, daß man der Angemessenheit, der Vermei- nicht sechs oder sieben werden. Insofern wäre dung das der Opferhierarchie nur dadurch nachkommen Mahnmal auch monumentaler Ausdruck der Unfähig-kann, daß man sagt, dieses zentrale Mahnmal ist allen keit, uns selbst zu verzeihen. Opfergruppen gewidmet, wie es die erweiterte Widmung und der Änderungsantrag vorsehen. Meine Damen und Herren, wir als das deutsche Par- Ich werde – das ist kein Geheimnis – für Eisenman II lament sollen über das Mahnmal mitentscheiden. Was stimmen. Zu demVorschlag Schröder/Schneider ist sagen unsere Auftraggeber, unsere Wähler? Viele reden viel Gutes gesagt worden. Ich finde bloß, daß der ent- darüber nur hinter vorgehaltener Hand. Das ist in derscheidende Mangel dieses Vorschlags ist, daß sich das Demokratie kein gutes Zeichen. Ganz überwiegend wird Gute, das zu seiner Begründung gesagt worden ist, in das Holocaust-Mahnmal abgelehnt, übrigens auch von der Idee nicht widerspiegelt. Der Vorschlag ist eindeu- vielen Intellektuellen, auch von vielen jüdischen Mit-tig, aber vor dem Hintergrund der Singularität des Holo- bürgerinnen und Mitbürgern. Nicht wenige empfinden causts ungenügend. das geplante Mahnmal als ein Kainsmal, als Ausdruck der Selbstächtung. Tut die Politik, tut die Medienöffent- (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der lichkeit gut daran, über diese schweigende Mehrheit SPD und der F.D.P.) hinwegzugehen? Der Vorschlag von Eisenman ist faszinierend, weil er Ich bin nicht für Eisenman II oder III. Mit der großen nicht gigantisch, sondern minimalistisch und deswegen Mehrheit meiner Wählerschaft sehe ich in der Neuenvon besonderer Eindringlichkeit ist. Ich habe die Sorge, Wache eine hervorragende Mahn- und Erinnerungsstätte daß diese Eindringlichkeit durch Zubauten eher gestört auch für die jüdischen Opfer. denn unterstützt wird. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU) (Beifall bei der CDU/CSU und der F.D.P.) Wenn bei der sich abzeichnenden Mehrheit tatsächlich die Ansicht vorherrscht, daß man dem Mahnmal weitere Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Das Wort hat Informationen hinzufügen muß, möchte ich doch bitten, jetzt der Abgeordnete Eckart von Klaeden. über den Vorschlag von Young nachzudenken, der vor- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4123

Eckart von Klaeden (A) sieht, entsprechende Informationen auf Bodenplatten Der Ausschuß empfiehlt, den Antrag der Abgeord-(C) unterzubringen. neten Gert Weisskirchen, Eckhardt Barthel, Hans- Werner Bertl und weiterer Abgeordneter der Fraktion Ich will zum Schluß aber noch etwas zu den angeb- der SPD, der Abgeordneten Dr. Rita Süssmuth, der Ab- lich praktischen Bedenken sagen, die gegen ein Mahn- geordneten Volker Beck, Gila Altmann und weiterer mal sprechen, wie Verschmutzung usw. Dieses Argu- Abgeordneter der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- ment spricht letztlich gegen nahezu jede religiöse oder NEN sowie der Abgeordneten Sabine Leutheusser- erinnernde Stätte. Dieses Argument spricht gegen offene Schnarrenberger auf der Drucksache 14/943 in der Aus- Kirchen, gegen begehbare Friedhöfe und letztlich auch schußfassung anzunehmen. gegen den Bau von Synagogen in Deutschland. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der Es liegt ein Änderungsantrag des Abgeordneten Wil- SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, helm-Josef Sebastian und weiterer Abgeordneter auf der F.D.P. und der PDS) Drucksache 14/1255 vor. Damit wird beantragt – ich er- kläre Ihnen das noch einmal –, auf ein neues weiteres Ich will sogar so weit gehen, zu sagen, daß diesesMahnmal in Berlin zu verzichten und die vom Bund Mahnmal, das in Berlin gebaut wird, so zugänglich und vorgesehenen Mittel für die bestehenden Gedenkstätten so provokativ sein muß, daß man Verschmutzungenzur Verfügung zu stellen. Das ist der erste Antrag, über oder Verunreinigungen nicht ganz ausschließen kann.den wir namentlich abstimmen. Ich glaube auch, daß wir es, wenn tatsächlich irgendein Journalist über einen solchen Vorfall berichten sollte, Da jeder für sich seine Abstimmungen vornehmen ertragen können; denn im Verhältnis zu dem, was den muß, bitte ich Sie, jetzt weiterhin sehr ruhig zu sein, Opfern geschehen ist, ist das nichts. damit ich Ihnen das entsprechend erklären kann.

Ich halte die Sorge aber insgesamt für unbegründet. Zunächst geht es also um den Antrag, mit dem vorge- In Hannover, meiner Geburtsstadt, ist vor einiger Zeitschlagen wird, auf ein weiteres neues Mahnmal in Berlin ein Mahnmal in der Nähe des Opernhauses errichtetzu verzichten und die vom Bund vorgesehenen Mittel worden. Auch das geht im wesentlichen auf die Initiati- für die bestehenden Gedenkstätten zur Verfügung zu ve von Frau Rosh zurück. Gegen dieses Mahnmal sind stellen. Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich exakt dieselben Argumente vorgetragen worden, wie sie bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorge- jetzt gegen das zentrale Mahnmal in Berlin vorgetragen sehenen Plätze einzunehmen. werden. Der Charakter dieses Mahnmals vor dem Opernhaus in Hannover ist eben nicht so, daß es ver- Sind alle Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröff- schmutzt wird, weil die Menschen dort ohne Würde hin- ne die Abstimmung. – (B) gehen, sondern es ist so, daß an diesem Mahnmal nahe- (D) zu täglich frische Blumen liegen. Es wird als Stätte des Ist noch ein Mitglied des Hauses anwesend, das seine Mahnens und der Erinnerung angenommen. Ich finde, Stimme nicht abgegeben hat? – Das scheint nicht der dieses gute Beispiel sollte uns zum Bau des Mahnmals Fall zu sein. Dann schließe ich die Abstimmung. Ich in Berlin ermutigen. bitte die Schriftführerinnen und Schriftführer, mit der Vielen Dank. Auszählung zu beginnen. (Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU, der Bis zum Vorliegen des Ergebnisses der nament- SPD, des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN, lichen Abstimmung muß ich die Sitzung unterbre- der F.D.P. und der PDS) chen. Wir müssen jetzt jedesmal so verfahren, damit wir wissen, auf welcher Basis wir weiter abstimmen können. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Ich schließe damit die Aussprache. Die Sitzung ist unterbrochen.

Bevor wir zu den Abstimmungen kommen, stelle ich (Unterbrechung von 13.22 bis 13.30 Uhr) fest, daß Einvernehmen besteht, auf der Grundlage Buchstabe B der Beschlußempfehlung des Ausschusses Die unterbrochene Sitzung ist wieder eröffnet. Ich für Kultur und Medien auf Drucksache 14/1238 abzu- bitte um Ruhe. stimmen. Das ist der Fall. Dann verfahren wir so. Ich gebe Ihnen das von den Schriftführerinnen und Es liegen eine Reihe von schriftlichen Erklärungen Schriftführern ermittelte Ergebnis der namentlichen zur Abstimmung vor, und zwar von den Kolleginnen Abstimmung über den Änderungsantrag des Abge- und Kollegen Philipp, Kansy, Dehnel, Fornahl, Brecht, ordneten Wilhelm-Josef Sebastian und weiterer Ab- Dörflinger, Roos, Herzog, Roth, von Stetten, Göhner, geordneter bekannt: Abgegebene Stimmen 559. Mit Ja Pflüger, Polenz und von Klaeden.*) Sind Sie damit ein- haben gestimmt 115, mit Nein haben gestimmt 439, verstanden, daß wir sie zu Protokoll nehmen? – Das ist Enthaltungen 5. Der Änderungsantrag ist damit abge- der Fall. lehnt worden.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der *) Anlage 2 F.D.P.) 4124 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

(A) Endgültiges Ergebnis Bartholomäus Kalb F.D.P. Karl Hermann Haack (C) Steffen Kampeter (Extertal) Abgegebene Stimmen: 557; Hildebrecht Braun Dr. Dietmar Kansy Hans-Joachim Hacker davon: (Augsburg) Klaus Hagemann ja: 113 Jürgen Koppelin Manfred Kolbe Manfred Hampel nein: 439 Günther Friedrich Nolting Christel Hanewinckel Norbert Königshofen Marita Sehn enthalten: 5 Thomas Kossendey Alfred Hartenbach Rudolf Kraus Klaus Hasenfratz Ja Dr. Karl A. Lamers Nein Nina Hauer () SPD Karl-Josef Laumann SPD Reinhold Hemker Rolf Hempelmann Dr. Barbara Hendricks Peter Letzgus Iris Follak Dr. Manfred Lischewski Monika Heubaum Gustav Herzog Uwe Hiksch Wolfgang Lohmann Hermann Bachmaier Stephan Hilsberg (Lüdenscheid) Reinhold Hiller (Lübeck) Winfried Mante Ernst Bahr Gerd Höfer Julius Louven Dr. Hans-Peter Bartels Dirk Manzewski Jelena Hoffmann (Chemnitz) Albrecht Papenroth Eckhardt Barthel (Berlin) Walter Hoffmann Dr. (Starnberg) Birgit Roth (Speyer) (Darmstadt) Ingrid Becker-Inglau (Wismar) Meinolf Michels Dr. CDU/CSU Dr. Gerd Müller Frank Hofmann (Volkach) Hans-Werner Bertl Ingrid Holzhüter Bernward Müller (Jena) Friedhelm Julius Beucher Christel Humme Franz Obermeier (Heidelberg) Barbara Imhof Friedhelm Ost Günter Baumann Brunhilde Irber Klaus Brandner Gabriele Iwersen Norbert Otto (Erfurt) Anni Brandt-Elsweier Renate Jäger Beatrix Philipp Jann-Peter Janssen Marlies Pretzlaff Dr. Eberhard Brecht Ilse Janz Wolfgang Börnsen Helmut Rauber Rainer Brinkmann (Detmold) Dr. Uwe Jens (Bönstrup) Christa Reichard (Dresden) Volker Jung (Düsseldorf) Klaus Brähmig Erika Reinhardt (Hildesheim) Johannes Kahrs Franz Romer Hans-Günter Bruckmann Sabine Kaspereit Hartmut Büttner Kurt Rossmanith Ursula Burchardt Susanne Kastner (B) (Schönebeck) Adolf Roth (Gießen) Dr. Michael Bürsch Hans-Peter Kemper (D) Cajus Caesar Dr. Christian Ruck Hans Martin Bury Klaus Kirschner (Emstek) Anita Schäfer Hans Büttner (Ingolstadt) Marianne Klappert Wolfgang Dehnel Hartmut Schauerte Marion Caspers-Merk Siegrun Klemmer Gerhard Scheu Wolf-Michael Catenhusen Hans-Ulrich Klose Norbert Schindler Albert Deß Dr. Peter Wilhelm Danckert Fritz Rudolf Körper Thomas Dörflinger Dr. Herta Däubler-Gmelin Karin Kortmann Dr. Erika Schuchardt Maria Eichhorn Christel Deichmann Clemens Schwalbe Nicolette Kressl Wilhelm-Josef Sebastian Axel E. Fischer (Karlsruhe- Rudolf Dreßler Volker Kröning Detlef Dzembritzki Land) Angelika Krüger-Leißner Heinz Seiffert Dieter Dzewas Horst Kubatschka Ernst Küchler Erich G. Fritz Carl-Dieter Spranger Ludwig Eich Helga Kühn-Mengel Jochen-Konrad Fromme Wolfgang Steiger Marga Elser Ute Kumpf Hans-Joachim Fuchtel Dr. Wolfgang Freiherr von Peter Enders Konrad Kunick Stetten Annette Faße Werner Labsch Georg Girisch Lothar Fischer (Homburg) Peter Götz Matthäus Strebl Brigitte Lange Dr. Wolfgang Götzer Dr. Hans-Peter Uhl Rainer Fornahl Christian Lange (Backnang) Carl-Detlev Freiherr von Hans Forster Detlev von Larcher Hammerstein Lilo Friedrich (Mettmann) Christine Lehder Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Harald Friese Waltraud Lehn Hansgeorg Hauser Klaus-Peter Willsch (Köln) Robert Leidinger (Rednitzhembach) Werner Wittlich Arne Fuhrmann Dr. Elke Leonhard Klaus-Jürgen Hedrich Dagmar Wöhrl Monika Ganseforth Götz-Peter Lohmann Hans Jochen Henke Wolfgang Zeitlmann Konrad Gilges (Neubrandenburg) Ernst Hinsken Wolfgang Zöller Iris Gleicke Erika Lotz Klaus Hofbauer Uwe Göllner Dr. Martin Hohmann Renate Gradistanac Dieter Maaß (Herne) BÜNDNIS 90/ Klaus Holetschek Angelika Graf (Rosenheim) Tobias Marhold DIE GRÜNEN Josef Hollerith Dieter Grasedieck Lothar Mark Georg Janovsky Antje Hermenau Ulrike Mascher Dr.-Ing. Rainer Jork Sylvia Ingeborg Voß Wolfgang Grotthaus Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4125

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Ingrid Matthäus-Maier Bodo Seidenthal Peter H. Carstensen Reinhard Freiherr von (C) Heide Mattischeck Erika Simm (Nordstrand) Schorlemer Ulrike Mehl Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Wolfgang Schulhoff Ulrike Merten Dr. Cornelie Sonntag- Diethard W. Schütze (Berlin) Wolgast Dr. Christian Schwarz- Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Wieland Sorge Dr. Hans Georg Faust Schilling Ursula Mogg Wolfgang Spanier Rudolf Seiters Christoph Moosbauer Dr. Margrit Spielmann Ingrid Fischbach Werner Siemann Siegmar Mosdorf Jörg-Otto Spiller Dirk Fischer (Hamburg) Bärbel Sothmann Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Ditmar Staffelt Dr. Gerhard Friedrich Margarete Späte Jutta Müller (Völklingen) (Erlangen) Andreas Storm Christian Müller (Zittau) Rolf Stöckel Dr. Heiner Geißler Dorothea Störr-Ritter Andrea Maria Nahles Rita Streb-Hesse Michael Glos Volker Neumann (Bramsche) Dr. Peter Struck Dr. Reinhard Göhner Michael Stübgen Dr. Edith Niehuis Joachim Stünker Kurt-Dieter Grill Dr. Rita Süssmuth Dr. Rolf Niese Joachim Tappe Hermann Gröhe Dr. Susanne Tiemann Dietmar Nietan Jörg Tauss Edeltraut Töpfer Günter Oesinghaus Jella Teuchner Arnold Vaatz Eckhard Ohl Wolfgang Thierse (Großhennersdorf) Andrea Voßhoff Leyla Onur Franz Thönnes Norbert Hauser (Bonn) Dr. Theodor Waigel Holger Ortel Uta Titze-Stecher Ursula Heinen Peter Weiß (Emmendingen) Adolf Ostertag Adelheid Tröscher Siegfried Helias Gerald Weiß (Groß-Gerau) Kurt Palis Hans-Eberhard Urbaniak Joachim Hörster Annette Widmann-Mauz Dr. Willfried Penner Rüdiger Veit Hubert Hüppe Heinz Wiese (Ehingen) Dr. Simone Violka Peter Jacoby Aribert Wolf Georg Pfannenstein (Pforzheim) Irmgard Karwatzki Elke Wülfing Johannes Pflug Hans Georg Wagner Eckart von Klaeden Joachim Poß Hedi Wegener Ulrich Klinkert BÜNDNIS 90/ Karin Rehbock-Zureich Dr. Konstanze Wegner Dr. Helmut Kohl DIE GRÜNEN Margot von Renesse Wolfgang Weiermann Hartmut Koschyk Renate Rennebach Reinhard Weis (Stendal) Dr. Martina Krogmann Marieluise Beck (Bremen) Bernd Reuter Matthias Weisheit Dr. Hermann Kues Volker Beck (Köln) Reinhold Robbe Gert Weisskirchen René Röspel (Wiesloch) Dr. Norbert Lammert Dr. Dr. Ernst Ulrich von Dr. Paul Laufs Annelie Buntenbach (B) Michael Roth (Heringen) Weizsäcker Ursula Lietz Dr. Thea Dückert (D) Thomas Sauer Dr. Walter Link (Diepholz) Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Hansjörg Schäfer Hildegard Wester Dr. Martin Mayer Dr. Uschi Eid Gudrun Schaich-Walch Lydia Westrich (Siegertsbrunn) Hans-Josef Fell Dr. Wolfgang Meckelburg (Berlin) Bernd Scheelen Dr. Norbert Wieczorek Dr. Rita Grießhaber Siegfried Scheffler Helmut Wieczorek Horst Schild (Duisburg) Kristin Heyne Jürgen Wieczorek (Leipzig) Günter Nooke Michaele Hustedt Horst Schmidbauer Dieter Wiefelspütz Dr. Peter Paziorek Monika Knoche (Nürnberg) Heino Wiese (Hannover) Dr. Angelika Köster-Loßack (Aachen) Klaus Wiesehügel Dr. Friedbert Pflüger Silvia Schmidt (Eisleben) Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Dr. Helmut Lippelt (Meschede) Engelbert Wistuba Ruprecht Polenz Dr. Reinhard Loske Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Barbara Wittig Dr. Bernd Protzner Klaus Wolfgang Müller Regina Schmidt-Zadel Verena Wohlleben (Kiel) Heinz Schmitt (Berg) Hanna Wolf (München) Dr. Kerstin Müller (Köln) Waltraud Wolff (Zielitz) Hans-Peter Repnik Dr. Emil Schnell Heidemarie Wright Klaus Riegert Christa Nickels Walter Schöler Peter Zumkley Dr. Cem Özdemir Hannelore Rönsch Simone Probst Fritz Schösser CDU/CSU Gerhard Schröder (Wiesbaden) (Augsburg) Gisela Schröter Peter Altmaier Norbert Röttgen Christine Scheel Dr. Mathias Schubert Norbert Barthle Volker Rühe Irmingard Schewe-Gerigk Brigitte Schulte (Hameln) Dr. Jürgen Rüttgers Rezzo Schlauch Reinhard Schultz Dr. Sabine Bergmann-Pohl Dr. Wolfgang Schäuble Albert Schmidt (Hitzhofen) (Everswinkel) Dr. Heinz Schemken (Leipzig) Volkmar Schultz (Köln) Dr. Norbert Blüm Dietmar Schlee Christian Simmert Ilse Schumann Sylvia Bonitz Christian Schmidt (Fürth) Christian Sterzing Andreas Schmidt (Mühlheim) Hans-Christian Ströbele Dr. R. Werner Schuster Hans Peter Schmitz Dr. Antje Vollmer Dietmar Schütz (Oldenburg) Dr. Wolfgang Bötsch (Baesweiler) Ludger Volmer Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Dr. Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Margareta Wolf (Frankfurt) 4126 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) F.D.P. Sabine Leutheusser- Christine Ostrowski (C) Schnarrenberger Heidemarie Ehlert Petra Pau Dirk Niebel Dr. Heinrich Fink Dr. Uwe-Jens Rössel Jörg van Essen Hans-Joachim Otto Dr. Christina Schenk Gisela Frick (Frankfurt) Wolfgang Gehrcke-Reymann Gustav-Adolf Schur Paul K. Friedhoff Dr. Günter Rexrodt Dr. Klaus Grehn Dr. Ilja Seifert Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Dr. Gregor Gysi (Bayreuth) Gerhard Schüßler Dr. Barbara Höll Dr. Carsten Hübner Enthalten Dr. Wolfgang Gerhardt Dr. Hermann Otto Solms Hans-Michael Goldmann Dr. Sabine Jünger SPD Dr. Carl-Ludwig Thiele Gerhard Jüttemann Gudrun Roos Ulrich Heinrich Dr. Dieter Thomae Dr. Evelyn Kenzler Walter Hirche Jürgen Türk Dr. Heidi Knake-Werner CDU/CSU Birgit Homburger Dr. Rolf Kutzmutz Dr. Heidi Lippmann-Kasten Dr. Ulrich Irmer PDS Ursula Lötzer Dr. Michael Luther Dr. Dr. Elmar Müller Dr. Heinrich Kolb Petra Bläss Heidemarie Lüth (Kirchheim) Gudrun Kopp Maritta Böttcher Kersten Naumann Dr.-Ing. Joachim Schmidt Ina Lenke Eva Bulling-Schröter Rosel Neuhäuser (Halsbrücke)

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der NAV, der OSZE oder der IPU Abgeordnete(r) Behrendt, Wolfgang, SPD Bindig, Rudolf, SPD Bühler (Bruchsal), Klaus, Dr. Hornhues, Karl-Heinz, CDU/CSU CDU/CSU Hornung, Siegfried, Lörcher, Christa, SPD Maaß (Wilhelmshaven), Müller (Berlin), Manfred, CDU/CSU Erich, CDU/CSU PDS Neumann (Gotha), Gerhard, Schloten, Dieter, SPD von Schmude, Michael, Dr. Wodarg, Wolfgang, SPD SPD CDU/CSU Zierer, Benno, CDU/CSU

(B) (D)

Wir kommen jetzt zu einem Antrag, über den nicht Ist ein Mitglied anwesend, das seine Stimme noch namentlich abgestimmt wird, nämlich zu dem Ände-nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Dann rungsantrag des Abgeordneten Hildebrecht Braun aufschließe ich die Abstimmung und bitte die Schriftführe- Drucksache 14/1241, mit dem beantragt wird, von der rinnen und Schriftführer, mit der Auszählung zu begin- Errichtung eines Denkmals abzusehen und statt dessen nen. eine jüdische Universität in Berlin zu errichten. Bis zum Vorliegen des Ergebnisses muß ich die Sit- Wer stimmt für diesen Änderungsantrag? – Werzung wieder unterbrechen. stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Der Änderungsan- trag ist mit der großen Mehrheit des Hauses gegen drei (Unterbrechung von 13.36 bis 13.43 Uhr) Stimmen aus der F.D.P. und von Bündnis 90/Die Grü- nen bei zwei Enthaltungen abgelehnt. Wir kommen jetzt zur Abstimmung über den Ände- Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Die unterbro- rungsantrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz chene Sitzung ist wieder eröffnet. und weiterer Abgeordneter, mit dem beantragt wird, in die Widmung in Abschnitt I Nr. 1 neben den ermordeten Ich gebe Ihnen das von den Schriftführern und Juden Europas auch „alle Opfer der nationalsozialisti- Schriftführerinnen ermittelte Ergebnis der namentli- schen Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ einzube- chen Abstimmung über den Änderungsantrag der ziehen. Das ist Drucksache 14/1267. Abgeordneten Annette Widmann-Mauz und weiterer Abgeordneter betreffend die Erweiterung der Wid- Wieder ist namentliche Abstimmung verlangt. Sind mung um den Zusatz: „… und alle Opfer der nationalso- die Urnen jeweils mit zwei Schriftführerinnen bzw.zialistischen Verbrechen gegen die Menschlichkeit …“ Schriftführern besetzt? – Das ist der Fall. Ich eröffne die bekannt. Abgegebene Stimmen 551. Mit Ja haben ge- Abstimmung und bitte aus gegebenem Anlaß alle Abge- stimmt 218, mit Nein haben gestimmt 325, Enthal- ordneten, zu überprüfen, ob sie die Stimmkarte gegriffen tungen 8. Der Änderungsantrag ist damit abgelehnt haben, die ihren eigenen Namen trägt. – worden. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4127

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

(A) Endgültiges Ergebnis Anke Eymer Erwin Marschewski Dr. Wolfgang Freiherr von (C) Abgegebene Stimmen: 550; Ilse Falk Dr. Martin Mayer Stetten davon: Dr. Hans Georg Faust (Siegertsbrunn) Andreas Storm ja: 217 Ulf Fink Wolfgang Meckelburg Dorothea Störr-Ritter Ingrid Fischbach Dr. Angela Merkel Max Straubinger nein: 324 Dirk Fischer (Hamburg) Friedrich Merz Matthäus Strebl enthalten: 8 Axel E. Fischer (Karlsruhe- Hans Michelbach Thomas Strobl ungültig: 1 Land) Meinolf Michels Michael Stübgen Herbert Frankenhauser Dr. Gerd Müller Dr. Rita Süssmuth Dr. Gerhard Friedrich Bernward Müller (Jena) Dr. Susanne Tiemann Ja (Erlangen) Günter Nooke Edeltraut Töpfer Erich G. Fritz Friedhelm Ost Dr. Hans-Peter Uhl SPD Jochen-Konrad Fromme Eduard Oswald Gunnar Uldall Ernst Bahr Hans-Joachim Fuchtel Norbert Otto (Erfurt) Arnold Vaatz Klaus Brandner Norbert Geis Dr. Peter Paziorek Andrea Voßhoff Dr. Peter Wilhelm Danckert Dr. Heiner Geißler Anton Pfeifer Dr. Theodor Waigel Karl Diller Michael Glos Dr. Friedbert Pflüger Peter Weiß (Emmendingen) Peter Enders Dr. Reinhard Göhner Beatrix Philipp Gerald Weiß (Groß-Gerau) Lothar Fischer (Homburg) Peter Götz Ronald Pofalla Annette Widmann-Mauz Hans Forster Dr. Wolfgang Götzer Ruprecht Polenz Heinz Wiese (Ehingen) Stephan Hilsberg Kurt-Dieter Grill Marlies Pretzlaff Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Jelena Hoffmann (Chemnitz) Hermann Gröhe Dr. Bernd Protzner Klaus-Peter Willsch Iris Hoffmann (Wismar) Carl-Detlev Freiherr von Thomas Rachel Dagmar Wöhrl Dr. Uwe Jens Hammerstein Dr. Peter Ramsauer Aribert Wolf Volker Jung (Düsseldorf) Gottfried Haschke Christa Reichard (Dresden) Elke Wülfing Johannes Kahrs (Großhennersdorf) Hans-Peter Repnik Wolfgang Zeitlmann Robert Leidinger Gerda Hasselfeldt Klaus Riegert Wolfgang Zöller Winfried Mante Norbert Hauser (Bonn) Dr. Heinz Riesenhuber Dirk Manzewski Hansgeorg Hauser Franz Romer BÜNDNIS 90/ Christian Müller (Zittau) (Rednitzhembach) Hannelore Rönsch DIE GRÜNEN Eckhard Ohl Klaus-Jürgen Hedrich (Wiesbaden) Werner Schulz (Leipzig) Adolf Ostertag Ursula Heinen Kurt Rossmanith Ewald Schurer Siegfried Helias Adolf Roth (Gießen) F.D.P. Adelheid Tröscher Hans Jochen Henke Norbert Röttgen Helmut Wieczorek Ernst Hinsken Dr. Christian Ruck Hildebrecht Braun (B) (Duisburg) Klaus Hofbauer Volker Rühe (Augsburg) (D) Klaus Holetschek Dr. Jürgen Rüttgers Ernst Burgbacher CDU/CSU Josef Hollerith Anita Schäfer Jörg van Essen Gisela Frick Ilse Aigner Joachim Hörster Dr. Wolfgang Schäuble Hubert Hüppe Hartmut Schauerte Rainer Funke Peter Altmaier Birgit Homburger Dietrich Austermann Peter Jacoby Heinz Schemken Georg Janovsky Gerhard Scheu Dr. Klaus Kinkel Norbert Barthle Dr. Heinrich Leonhard Kolb Günter Baumann Dr.-Ing. Rainer Jork Dietmar Schlee Steffen Kampeter Bernd Schmidbauer Jürgen Koppelin Brigitte Baumeister Günter Friedrich Nolting Meinrad Belle Dr. Dietmar Kansy Christian Schmidt (Fürth) Irmgard Karwatzki Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Günter Rexrodt Dr. Sabine Bergmann-Pohl Marita Sehn Otto Bernhardt Eckart von Klaeden (Halsbrücke) Ulrich Klinkert Andreas Schmidt (Mühlheim) Jürgen Türk Dr. Heribert Blens Dr. Guido Westerwelle Peter Bleser Dr. Helmut Kohl Hans Peter Schmitz Dr. Norbert Blüm Manfred Kolbe (Baesweiler) Norbert Königshofen Dr. Andreas Schockenhoff Sylvia Bonitz Nein Jochen Borchert Hartmut Koschyk Dr. Rupert Scholz Thomas Kossendey Reinhard Freiherr von Wolfgang Börnsen SPD (Bönstrup) Rudolf Kraus Schorlemer Wolfgang Bosbach Dr. Martina Krogmann Dr. Erika Schuchardt Brigitte Adler Dr. Wolfgang Bötsch Karl Lamers Wolfgang Schulhoff Gerd Andres Klaus Brähmig Dr. Karl A. Lamers Diethard W. Schütze (Berlin) Rainer Arnold Dr. Ralf Brauksiepe (Heidelberg) Clemens Schwalbe Hermann Bachmaier Paul Breuer Dr. Norbert Lammert Dr. Christian Schwarz- Dr. Hans-Peter Bartels Hartmut Büttner Dr. Paul Laufs Schilling Eckhardt Barthel (Berlin) (Schönebeck) Karl-Josef Laumann Wilhelm-Josef Sebastian Klaus Barthel (Starnberg) Dankward Buwitt Vera Lengsfeld Horst Seehofer Ingrid Becker-Inglau Cajus Caesar Ursula Lietz Rudolf Seiters Hans-Werner Bertl Manfred Carstens (Emstek) Walter Link (Diepholz) Werner Siemann Friedhelm Julius Beucher Dr. Manfred Lischewski Johannes Singhammer Petra Bierwirth Albert Deß Wolfgang Lohmann Bärbel Sothmann Lothar Binding (Heidelberg) Renate Diemers (Lüdenscheid) Margarete Späte Anni Brandt-Elsweier Maria Eichhorn Julius Louven Carl-Dieter Spranger Willi Brase Rainer Eppelmann Dr. Michael Luther Wolfgang Steiger Dr. Eberhard Brecht 4128 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Rainer Brinkmann (Detmold) Nicolette Kressl Dagmar Schmidt (Meschede) Heidemarie Wright (C) Bernhard Brinkmann Volker Kröning Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Peter Zumkley (Hildesheim) Angelika Krüger-Leißner Regina Schmidt-Zadel Hans-Günter Bruckmann Horst Kubatschka Heinz Schmitt (Berg) CDU/CSU Ursula Burchardt Ernst Küchler Carsten Schneider Hubert Deittert Dr. Michael Bürsch Helga Kühn-Mengel Dr. Emil Schnell Thomas Dörflinger Hans Martin Bury Ute Kumpf Walter Schöler Georg Girisch Hans Büttner (Ingolstadt) Konrad Kunick Olaf Scholz Manfred Grund Marion Caspers-Merk Werner Labsch Fritz Schösser Martin Hohmann Wolf-Michael Catenhusen Christine Lambrecht Gerhard Schröder Bartholomäus Kalb Christel Deichmann Brigitte Lange Gisela Schröter Volker Kauder Rudolf Dreßler Christian Lange (Backnang) Dr. Mathias Schubert Dr. Hermann Kues Detlef Dzembritzki Detlev von Larcher Brigitte Schulte (Hameln) Dieter Dzewas Christine Lehder Peter Letzgus Volkmar Schultz (Köln) Dr. Michael Meister Sebastian Edathy Waltraud Lehn Ilse Schumann Ludwig Eich Dr. Elke Leonhard Claudia Nolte Dr. R. Werner Schuster Franz Obermeier Marga Elser Götz-Peter Lohmann Dietmar Schütz (Oldenburg) Annette Faße (Neubrandenburg) Helmut Rauber Dr. Angelica Schwall-Düren Erika Reinhardt Gabriele Fograscher Erika Lotz Rolf Schwanitz Iris Follak Dr. Christine Lucyga Heinz Seiffert Bodo Seidenthal Angelika Volquartz Rainer Fornahl Dieter Maaß (Herne) Erika Simm Lilo Friedrich (Mettmann) Werner Wittlich Tobias Marhold Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Harald Friese Lothar Mark Dr. Cornelie Sonntag- Anke Fuchs (Köln) Ulrike Mascher BÜNDNIS 90/ Wolgast Arne Fuhrmann Christoph Matschie DIE GRÜNEN Wieland Sorge Monika Ganseforth Ingrid Matthäus-Maier Marieluise Beck (Bremen) Konrad Gilges Heide Mattischeck Wolfgang Spanier Dr. Margrit Spielmann Volker Beck (Köln) Iris Gleicke Ulrike Mehl Angelika Beer Uwe Göllner Ulrike Merten Jörg-Otto Spiller Dr. Ditmar Staffelt Matthias Berninger Renate Gradistanac Angelika Mertens Annelie Buntenbach Angelika Graf (Rosenheim) Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Ludwig Stiegler Rolf Stöckel Dr. Thea Dückert Dieter Grasedieck Ursula Mogg Franziska Eichstädt-Bohlig Monika Griefahn Christoph Moosbauer Rita Streb-Hesse Dr. Peter Struck Dr. Uschi Eid Wolfgang Grotthaus Siegmar Mosdorf Hans-Josef Fell Joachim Stünker Hans-Joachim Hacker Jutta Müller (Völklingen) Andrea Fischer (Berlin) Joachim Tappe Klaus Hagemann Andrea Maria Nahles Rita Grießhaber (B) Jörg Tauss (D) Manfred Hampel Volker Neumann (Bramsche) Winfried Hermann Christel Hanewinckel Dr. Edith Niehuis Jella Teuchner Antje Hermenau Alfred Hartenbach Dr. Rolf Niese Wolfgang Thierse Kristin Heyne Klaus Hasenfratz Dietmar Nietan Franz Thönnes Michaele Hustedt Nina Hauer Günter Oesinghaus Uta Titze-Stecher Monika Knoche Hubertus Heil Leyla Onur Hans-Eberhard Urbaniak Dr. Angelika Köster-Loßack Reinhold Hemker Holger Ortel Rüdiger Veit Steffi Lemke Rolf Hempelmann Kurt Palis Simone Violka Dr. Helmut Lippelt Dr. Barbara Hendricks Albrecht Papenroth Ute Vogt (Pforzheim) Dr. Reinhard Loske Gustav Herzog Dr. Willfried Penner Hans Georg Wagner Klaus Wolfgang Müller Monika Heubaum Dr. Martin Pfaff Hedi Wegener (Kiel) Uwe Hiksch Georg Pfannenstein Dr. Konstanze Wegner Kerstin Müller (Köln) Reinhold Hiller (Lübeck) Johannes Pflug Wolfgang Weiermann Winfried Nachtwei Gerd Höfer Joachim Poß Reinhard Weis (Stendal) Christa Nickels Walter Hoffmann Karin Rehbock-Zureich Matthias Weisheit Cem Özdemir (Darmstadt) Margot von Renesse Gert Weisskirchen Simone Probst Frank Hofmann (Volkach) Renate Rennebach (Wiesloch) Claudia Roth (Augsburg) Ingrid Holzhüter Bernd Reuter Dr. Ernst Ulrich von Christine Scheel Christel Humme Reinhold Robbe Weizsäcker Irmingard Schewe-Gerigk Barbara Imhof René Röspel Dr. Rainer Wend Rezzo Schlauch Brunhilde Irber Dr. Ernst Dieter Rossmann Hildegard Wester Albert Schmidt (Hitzhofen) Gabriele Iwersen Michael Roth (Heringen) Lydia Westrich Christian Simmert Jann-Peter Janssen Thomas Sauer Dr. Margrit Wetzel Christian Sterzing Ilse Janz Dr. Hansjörg Schäfer Jürgen Wieczorek (Leipzig) Hans-Christian Ströbele Sabine Kaspereit Gudrun Schaich-Walch Dieter Wiefelspütz Dr. Antje Vollmer Susanne Kastner Rudolf Scharping Ludger Volmer Hans-Peter Kemper Bernd Scheelen Heino Wiese (Hannover) Klaus Wiesehügel Helmut Wilhelm (Amberg) Klaus Kirschner Siegfried Scheffler Margareta Wolf (Frankfurt) Marianne Klappert Horst Schild Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Engelbert Wistuba Siegrun Klemmer Otto Schily F.D.P. Hans-Ulrich Klose Horst Schmidbauer Barbara Wittig Fritz Rudolf Körper (Nürnberg) Verena Wohlleben Paul K. Friedhoff Karin Kortmann Ulla Schmidt (Aachen) Hanna Wolf (München) Horst Friedrich (Bayreuth) Anette Kramme Silvia Schmidt (Eisleben) Waltraud Wolff (Zielitz) Dr. Wolfgang Gerhardt Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4129

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Hans-Michael Goldmann PDS Rolf Kutzmutz Heidi Renate Jäger (C) Dr. Karlheinz Guttmacher Lippmann-Kasten Dr. Norbert Wieczorek Petra Bläss Ulrich Heinrich Ursula Lötzer Maritta Böttcher Walter Hirche Dr. Christa Luft Eva Bulling-Schröter CDU/CSU Dr. Werner Hoyer Heidemarie Lüth Ulrich Irmer Roland Claus Kersten Naumann Dr. Wolf Bauer Gudrun Kopp Heidemarie Ehlert Rosel Neuhäuser Renate Blank Ina Lenke Dr. Heinrich Fink Christine Ostrowski Elmar Müller (Kirchheim) Sabine Leutheusser- Dr. Ruth Fuchs Petra Pau Schnarrenberger Wolfgang Gehrcke- Dr. Uwe-Jens Rössel Reymann BÜNDNIS 90/ Dirk Niebel Christina Schenk DIE GRÜNEN Hans-Joachim Otto Dr. Klaus Grehn Gustav-Adolf Schur (Frankfurt) Dr. Gregor Gysi Dr. Ilja Seifert Sylvia Voß Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Dr. Barbara Höll Gerhard Schüßler Carsten Hübner Ulla Jelpke Enthalten Dr. Irmgard Schwaetzer Ungültig Dr. Hermann Otto Solms Sabine Jünger SPD Gerhard Jüttemann Dr. Max Stadler SPD Carl-Ludwig Thiele Dr. Evelyn Kenzler Dr. Axel Berg Dr. Dieter Thomae Dr. Heidi Knake-Werner Kurt Bodewig Dr. Herta Däubler-Gmelin

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der NAV, der OSZE oder der IPU Abgeordnete(r)

Behrendt, Wolfgang, SPD Bindig, Rudolf, SPD Bühler (Bruchsal), Klaus, Dr. Hornhues, Karl-Heinz, CDU/CSU CDU/CSU Hornung, Siegfried, Lörcher, Christa, SPD Maaß (Wilhelmshaven), Müller (Berlin), Manfred, CDU/CSU Erich, CDU/CSU PDS Neumann (Gotha), Gerhard, Schloten, Dieter, SPD von Schmude, Michael, Dr. Wodarg, Wolfgang, SPD SPD CDU/CSU Zierer, Benno, CDU/CSU

Wir stimmen jetzt nicht namentlich über Abschnitt I Wir kommen zu Abschnitt II der Beschlußempfeh- (B) Nr. 1 der Beschlußempfehlung auf Drucksache 14/1238 lung – das betrifft die Gestaltung des Mahnmals – und(D) ab. Damit schließen wir den Abstimmungsvorgang über stimmen zunächst über den Änderungsantrag der Abge- diese Passage ab. Wer stimmt dafür? – Gegenstimmen? ordneten Wolfgang Schulhoff, Renate Jäger und weite- – Enthaltungen? – Abschnitt I Nr. 1 der Beschlußemp- rer Abgeordneter auf Drucksache 14/1269 ab. Dieser fehlung ist mit großer Mehrheit angenommen worden. Antrag ist unter der Bezeichnung „Schröder-Entwurf“ bekannt. In dem Änderungsantrag wird gewünscht, Ab- Damit kommen wir nun zur Abstimmung über Ab-schnitt II wie folgt zu fassen: schnitt I Nrn. 2 bis 5 der Beschlußempfehlung auf Drucksache 14/1238. Darüber wird nicht namentlich ab- Das Mahnmal soll ausdrücklich eine Mahnung gestimmt. Das war in der Debatte auch nicht strittig. formulieren. Dafür wird das Mordverbot vorge- Wer stimmt dafür? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltun- schlagen. gen? – Abschnitt I Nrn. 2 bis 5 ist mit großer Mehrheit bei wenigen Gegenstimmen angenommen worden. Da- Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte die mit hat der Deutsche Bundestag entschieden, Schriftführerinnen ein und Schriftführer, die Plätze einzu- Mahnmal zu errichten. nehmen. – Sind die Urnen besetzt? – Das ist der Fall. Dann eröffne ich die Abstimmung. – (Beifall im ganzen Hause) Ist jemand anwesend, der seine Stimmkarte noch Bevor wir nun zu den Abstimmungen über die Ge-nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Damit staltung des Mahnmals entsprechend der verschiedenen schließe ich die Abstimmung. Entwürfe kommen, stimmen wir über den Änderungs- antrag der Abgeordneten Annette Widmann-Mauz und Die Schriftführerinnen und Schriftführer beginnen weiterer Abgeordneter auf Drucksache 14/1268 ab, mit mit der Auszählung. Bis zur Bekanntgabe des Ergebnis- dem die Bundesregierung aufgefordert werden soll, im ses ist die Sitzung unterbrochen. Einvernehmen mit dem Berliner Senat und unter Betei- ligung des Initiativkreises ein Gestaltungskonzept für (Unterbrechung von 13.50 Uhr bis 13.56 Uhr) das Mahnmal vorzulegen. Wer stimmt für diesen Ände- rungsantrag? – Wer stimmt dagegen? – Enthaltungen? – Dieser Änderungsantrag ist mit der Mehrheit des Hauses Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Die unterbro- bei Gegenstimmen und Enthaltungen abgelehnt worden. chene Sitzung ist wieder eröffnet. 4130 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Ich gebe das von den Schriftführern und Schriftführe- gegebene Stimmen 548. Mit Ja haben gestimmt 188, mit (C) rinnen ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim- Nein haben gestimmt 354. Es gab 6 Enthaltungen. Der mung über den Änderungsantrag der AbgeordnetenÄnderungsantrag ist damit abgelehnt worden. Wolfgang Schulhoff, Renate Jäger und anderer bekannt. (Beifall bei Abgeordneten der SPD, des Darin ging es – entgegen der Beschlußempfehlung – um BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der den Gestaltungsvorschlag: Du sollst nicht morden! Ab- F.D.P.)

Endgültiges Ergebnis Wolfgang Börnsen Dr. Karl A. Lamers Bärbel Sothmann Abgegebene Stimmen: 547; (Bönstrup) (Heidelberg) Carl-Dieter Spranger davon: Wolfgang Bosbach Dr. Paul Laufs Wolfgang Steiger ja: 187 Dr. Wolfgang Bötsch Karl-Josef Laumann Dr. Wolfgang Freiherr von Paul Breuer Vera Lengsfeld Stetten nein: 354 Hartmut Büttner Dr. Manfred Lischewski Andreas Storm enthalten: 6 (Schönebeck) Wolfgang Lohmann Dorothea Störr-Ritter Dankwart Buwitt (Lüdenscheid) Max Straubinger Cajus Caesar Julius Louven Matthäus Strebl Ja Manfred Carstens (Emstek) Dr. Michael Luther Thomas Strobl Leo Dautzenberg Erwin Marschewski Michael Stübgen SPD Albert Deß Dr. Martin Mayer Dr. Susanne Tiemann Ernst Bahr Renate Diemers (Siegertsbrunn) Edeltraut Töpfer Hans Büttner (Ingolstadt) Thomas Dörflinger Wolfgang Meckelburg Dr. Hans-Peter Uhl Dr. Peter Wilhelm Danckert Maria Eichhorn Dr. Angela Merkel Gunnar Uldall Karl Diller Anke Eymer Friedrich Merz Arnold Vaatz Rainer Fornal Ilse Falk Hans Michelbach Dr. Theodor Waigel Dieter Grasedieck Ulf Fink Meinolf Michels Gerald Weiß (Groß-Gerau) Hans-Joachim Hacker Ingrid Fischbach Dr. Gerd Müller Klaus-Peter Willsch Manfred Hampel Dirk Fischer (Hamburg) Bernward Müller (Jena) Werner Wittlich Stephan Hilsberg (Karlsruhe- Franz Obermeier Dagmar Wöhrl Jelena Hoffmann (Chemnitz) Land) Friedhelm Ost Aribert Wolf Renate Jäger Herbert Frankenhauser Eduard Oswald Wolfgang Zeitlmann Johannes Kahrs Dr. Gerhard Friedrich Norbert Otto (Erfurt) Wolfgang Zöller Hans-Peter Kemper Erich G. Fritz Dr. Peter Paziorek Werner Labsch Jochen-Konrad Fromme Ronald Pofalla BÜNDNIS 90/ Winfried Mante Hans-Joachim Fuchtel Thomas Rachel DIE GRÜNEN Norbert Geis Dr. Peter Ramsauer (B) Dirk Manzewski Sylvia Voß (D) Manfred Müller (Zittau) Michael Glos Christa Reichard (Dresden) Dr. Reinhard Göhner Klaus Riegert Dr. Rolf Niese F.D.P. Dr. Wilfried Penner Peter Götz Dr. Heinz Riesenhuber Georg Pfannenstein Dr. Wolfgang Götzer Franz Romer Jörg van Essen Reinhold Robbe Kurt-Dieter Grill Hannelore Rönsch Rainer Funke Horst Schild Hermann Gröhe (Wiesbaden) Ulrich Heinrich Silvia Schmidt (Eisleben) Carl-Detlev Freiherr von Kurt Rossmanith Birgit Homburger Regina Schmidt-Zadel Hammerstein Adolf Roth (Gießen) Dr. Heinrich Kolb Dr. Emil Schnell Gottfried Haschke Dr. Christian Ruck Jürgen Koppelin Dr. Mathias Schubert (Großhennersdorf) Volker Rühe Dr. Günter Rexrodt Ilse Schumann Gerda Hasselfeldt Hartmut Schauerte Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Joachim Tappe Norbert Hauser (Bonn) Gerhard Scheu Marita Sehn Hans-Eberhard Urbaniak Hansgeorg Hauser Dietmar Schlee Dr. Guido Westerwelle Helmut Wieczorek (Rednitzhembach) Bernd Schmidbauer Klaus-Jürgen Hedrich Christian Schmidt (Fürth) (Duisburg) Nein Engelbert Wistuba Siegfried Helias Dr.-Ing. Joachim Schmidt Ernst Hinsken (Halsbrücke) Verena Wohlleben SPD Peter Zumkley Klaus Hofbauer Andreas Schmit (Mühlheim) Klaus Holetschek Hans Peter Schmitz Brigitte Adler CDU/CSU Josef Hollerith (Baesweiler) Gerd Andres Joachim Hörster Dr. Rupert Scholz Rainer Arnold Ilse Aigner Hubert Hüppe Reinhard Freiherr von Hermann Bachmaier Dietrich Austermann Georg Janovsky Schorlemer Dr. Hans-Peter Bartels Norbert Barthle Dr.-Ing. Rainer Jork Dr. Erika Schuchardt Eckhardt Barthel (Berlin) Günter Baumann Bartholomäus Kalb Wolfgang Schulhoff Klaus Barthel (Starnberg) Brigitte Baumeister Steffen Kampeter Diethard W. Schütze (Berlin) Ingrid Becker-Inglau Meinrad Belle Dr. Dietmar Kansy Clemens Schwalbe Dr. Axel Berg Dr. Sabine Bergmann-Pohl Irmgard Karwatzki Dr. Christian Schwarz- Hans-Werner Bertl Otto Bernhardt Ulrich Klinkert Schilling Friedhelm Julius Beucher Dr. Heribert Blens Manfred Kolbe Horst Seehofer Petra Bierwirth Norbert Blüm Norbert Königshofen Heinz Seiffert Lothar Binding (Heidelberg) Sylvia Bonitz Rudolf Kraus Werner Siemann Kurt Bodewig Jochen Borchert Dr. Hermann Kues Johannes Singhammer Klaus Brandner Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4131

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Anni Brandt-Elsweier Klaus Kirschner Otto Schily CDU/CSU (C) Willi Brase Marianne Klappert Horst Schmidbauer Peter Altmaier Dr. Eberhard Brecht Siegrun Klemmer (Nürnberg) Renate Blank Rainer Brinkmann (Detmold) Hans-Ulrich Klose Ulla Schmidt (Aachen) Peter Bleser Bernhard Brinkmann Fritz Rudolf Körper Dagmar Schmidt (Meschede) Dr. Ralf Brauksiepe (Hildesheim) Karin Kortmann Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Heinz Schmitt (Berg) Hubert Deittert Hans-Günter Bruckmann Anette Kramme Rainer Eppelmann Ursula Burchardt Nicolette Kressl Carsten Schneider Walter Schöler Dr. Hans Georg Faust Dr. Michael Bürsch Volker Kröning Dr. Heiner Geißler Hans Martin Bury Angelika Krüger-Leißner Olaf Scholz Fritz Schösser Georg Girisch Marion Caspers-Merk Horst Kubatschka Manfred Grund Wolf-Michael Catenhusen Ernst Küchler Gerhard Schröder Gisela Schröter Ursula Heinen Dr. Herta Däubler-Gmelin Helga Kühn-Mengel Hans Jochen Henke Christel Deichmann Ute Kumpf Brigitte Schulte (Hameln) Reinhard Schultz Martin Hohmann Rudolf Dreßler Konrad Kunick Peter Jacoby Detlef Dzembritzki Christine Lambrecht (Everswinkel) Volkmar Schultz (Köln) Volker Kauder Dieter Dzewas Brigitte Lange Eckart von Klaeden Sebastian Edathy Christian Lange (Backnang) Dr. R. Werner Schuster Dietmar Schütz (Oldenburg) Dr. Helmut Kohl Ludwig Eich Detlev von Larcher Thomas Kossendey Marga Elser Christine Lehder Dr. Angelica Schwall-Düren Rolf Schwanitz Dr. Martina Krogmann Peter Enders Waltraud Lehn Karl Lamers Annette Faße Dr. Elke Leonhard Bodo Seidenthal Erika Simm Dr. Norbert Lammert Lothar Fischer (Homburg) Götz-Peter Lohmann Peter Letzgus Gabriele Fograscher (Neubrandenburg) Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Dr. Cornelie Sonntag- Ursula Lietz Iris Follak Erika Lotz Wolgast Walter Link (Diepholz) Hans Forster Dr. Christine Lucyga Wieland Sorge Dr. Michael Meister Lilo Friedrich (Mettmann) Dieter Maaß (Herne) Wolfgang Spanier Claudia Nolte Harald Friese Tobias Marhold Dr. Margrit Spielmann Günter Nooke Anke Fuchs (Köln) Lothar Mark Jörg-Otto Spiller Anton Pfeifer Arne Fuhrmann Ulrike Mascher Dr. Ditmar Staffelt Dr. Friedbert Pflüger Monika Ganseforth Christoph Matschie Ludwig Stiegler Beatrix Phillip Konrad Gilges Ingrid Matthäus-Maier Rolf Stöckel Ruprecht Polenz Iris Gleicke Heide Mattischeck Rita Streb-Hesse Marlies Pretzlaff Uwe Göllner Ulrike Mehl Dr. Peter Struck Dr. Bernd Protzner Renate Gradistanac Ulrike Merten Helmut Rauber (B) Joachim Stünker (D) Angelika Graf (Rosenheim) Angelika Mertens Jörg Tauss Erika Reinhardt Monika Griefahn Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Jella Teuchner Norbert Röttgen Wolfgang Grotthaus Ursula Mogg Wolfgang Thierse Dr. Jürgen Rüttgers Anita Schäfer Karl Hermann Haack Christoph Moosbauer Franz Thönnes Heinz Schemken (Extertal) Michael Müller (Düsseldorf) Uta Titze-Stecher Dr. Andreas Schockenhoff Klaus Hagemann Jutta Müller (Völklingen) Adelheid Tröscher Wilhelm-Josef Sebastian Christel Hanewinckel Andrea Maria Nahles Rüdiger Veit Rudolf Seiters Alfred Hartenbach Volker Neumann (Bramsche) Simone Violka Margarete Späte Klaus Hasenfratz Dr. Edith Niehuis Ute Vogt (Pforzheim) Dr. Rita Süssmuth Nina Hauer Dietmar Nietan Hans Georg Wagner Angelika Volquartz Hubertus Heil Günter Oesinghaus Hedi Wegener Andrea Voßhoff Reinhold Hemker Eckhard Ohl Dr. Konstanze Wegner Peter Weiß (Emmendingen) Rolf Hempelmann Leyla Onur Wolfgang Weiermann Annette Widmann-Mauz Dr. Barbara Hendricks Holger Ortel Reinhard Weis (Stendal) Heinz Wiese (Ehingen) Gustav Herzog Adolf Ostertag Matthias Weisheit Monika Heubaum Kurt Palis Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Gert Weisskirchen Elke Wülfing Uwe Hiksch Albrecht Papenroth (Wiesloch) Reinhold Hiller (Lübeck) Dr. Martin Pfaff Dr. Ernst Ulrich von Gerd Höfer Johannes Pflug Weizsäcker BÜNDNIS 90/ Walter Hoffmann Joachim Poß Dr. Rainer Wend DIE GRÜNEN (Darmstadt) Karin Rehbock-Zureich Hildegard Wester Marieluise Beck (Bremen) Iris Hoffmann (Wismar) Margot von Renesse Lydia Westrich Volker Beck (Köln) Frank Hofmann (Volkach) Renate Rennebach Dr. Margrit Wetzel Angelika Beer Ingrid Holzhüter Bernd Reuter Dr. Norbert Wieczorek Matthias Berninger Christel Humme René Röspel Jürgen Wieczorek (Leipzig) Annelie Buntenbach Barbara Imhof Dr. Ernst Dieter Rossmann Dieter Wiefelspütz Dr. Thea Dückert Gabriele Iwersen Michael Roth (Heringen) Heino Wiese (Hannover) Franziska Eichstädt-Bohlig Jann-Peter Janssen Thomas Sauer Klaus Wiesehügel Dr. Uschi Eid Ilse Janz Dr. Hansjörg Schäfer Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Hans-Josef Fell Dr. Uwe Jens Gudrun Schaich-Walch Barbara Wittig Andrea Fischer (Berlin) Volker Jung (Düsseldorf) Rudolf Scharping Hanna Wolf (München) Rita Grießhaber Sabine Kaspereit Bernd Scheelen Waltraud Wolff (Zielitz) Winfried Hermann Susanne Kastner Siegfried Scheffler Heidemarie Wright Kristin Heyne 4132 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Michaele Hustedt F.D.P. Carl-Ludwig Thiele Dr. Christa Luft (C) Monika Knoche Dr. Dieter Thomae Heidemarie Lüth Hildebrecht Braun Dr. Angelika Köster-Loßack Jürgen Türk Kersten Naumann Steffi Lemke (Augsburg) Rosel Neuhäuser Dr. Helmut Lippelt Ernst Burgbacher PDS Christine Ostrowski Dr. Reinhard Loske Gisela Frick Petra Pau Klaus Wolfgang Müller Paul K. Friedhoff Petra Bläss Dr. Uwe-Jens Rössel (Kiel) Dr. Wolfgang Gerhardt Maritta Böttcher Christina Schenk Kerstin Müller (Köln) Hans-Michael Goldmann Eva Bulling-Schröter Gustav-Adolf Schur Winfried Nachtwei Dr. Karlheinz Guttmacher Roland Claus Dr. Ilja Seifert Christa Nickels Walter Hirche Heidemarie Ehlert Cem Özdemir Dr. Werner Hoyer Dr. Heinrich Fink Simone Probst Ulrich Irmer Dr. Ruth Fuchs Enthalten Claudia Roth (Augsburg) Dr. Klaus Kinkel Wolfgang Gehrcke-Reymann Christine Scheel Gudrun Kopp Dr. Klaus Grehn CDU/CSU Ina Lenke Dr. Gregor Gysi Irmingard Schewe-Gerigk Dr. Wolf Bauer Sabine Leutheusser- Dr. Barbara Höll Rezzo Schlauch Klaus Brähmig Schnarrenberger Carsten Hübner Albert Schmidt (Hitzhofen) Elmar Müller Dirk Niebel Ulla Jelpke Werner Schulz (Leipzig) (Kirchheim) Günther Friedrich Nolting Sabine Jünger Christian Simmert Hans-Peter Repnik Hans-Joachim Otto Gerhard Jüttemann Christian Sterzing Dr. Wolfgang Schäuble Hans-Christian Ströbele (Frankfurt) Dr. Evelyn Kenzler Dr. Heidi Knake-Werner Dr. Antje Vollmer Gerhard Schüßler BÜNDNIS 90/ Rolf Kutzmutz Ludger Volmer Dr. Irmgard Schwaetzer DIE GRÜNEN Helmut Wilhelm (Amberg) Dr. Hermann Otto Solms Heidi Lippmann-Kasten Margareta Wolf (Frankfurt) Dr. Max Stadler Ursula Lötzer Antje Hermenau

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der NAV, der OSZE oder der IPU Abgeordnete(r) Behrendt, Wolfgang, SPD Bindig, Rudolf, SPD Bühler (Bruchsal), Klaus, Dr. Hornhues, Karl-Heinz, CDU/CSU CDU/CSU Hornung, Siegfried, Lörcher, Christa, SPD Maaß (Wilhelmshaven), Müller (Berlin), Manfred (B) CDU/CSU Erich, CDU/CSU Walter, PDS (D) Neumann (Gotha), Gerhard, Schloten, Dieter, SPD von Schmude, Michael, Dr. Wodarg, Wolfgang, SPD SPD CDU/CSU Zierer, Benno, CDU/CSU

Wir stimmen jetzt erneut namentlich ab. DabeiIst noch jemand anwesend, der seine Stimme in die- möchte ich Sie noch einmal bitten, auf Ihre Stimmkarten sem Wahlgang nicht abgegeben hat? – Das ist nicht der zu schauen und darauf zu achten – manch einer greift in Fall. Dann schließe ich jetzt die Abstimmung. das Fach daneben –, daß Sie die eigene Stimmkarte ein- werfen. Ich bitte wieder, mit der Auszählung zu beginnen, und unterbreche die Sitzung bis zur Bekanntgabe des Wir stimmen jetzt ab über den Änderungsantrag des Ergebnisses. Abgeordneten Hans-Joachim Otto und weiterer Abge- ordneter auf Drucksache 14/1261. Damit wird beantragt, (Unterbrechung von 14.02 bis 14.06 Uhr) den Abschnitt II der Beschlußempfehlung wie folgt zu fassen: Der Entwurf eines Stelenfeldes von Peter Eisenman Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Die unterbro- (Eisenman II) wird realisiert. chene Sitzung ist wieder eröffnet. Die Alternative hier ist also, daß nur Satz 1 der Be- Ich gebe das von den Schriftführern und Schriftführe- schlußempfehlung aufrechterhalten bleibt und der Satz 2 rinnen ermittelte Ergebnis der namentlichen Abstim- – Ort der Information – gestrichen wird. mung über den Änderungsantrag des Abgeordneten Hans-Joachim Otto und weiterer Abgeordneter auf Es ist namentliche Abstimmung verlangt. Ich bitte die Drucksache 14/1261 bekannt: Abgegebene Stimmen Schriftführerinnen und Schriftführer, die vorgesehenen 544. Mit Ja haben gestimmt 161, mit Nein haben ge- Plätze einzunehmen. – Sind die Urnen besetzt? – Dann stimmt 373. Es gab 10 Enthaltungen. Dieser Änderungs- eröffne ich die Abstimmung. antrag ist damit abgelehnt worden. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4133

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer

(A) Endgültiges Ergebnis Wolfgang Lohmann Dr. Wolfgang Gerhardt Hans-Werner Bertl (C) Abgegebene Stimmen: 544; (Lüdenscheid) Hans-Michael Goldmann Friedhelm Julius Beucher davon: Julius Louven Dr. Karlheinz Guttmacher Petra Bierwirth ja: 161 Dr. Michael Luther Walter Hirche Lothar Binding (Heidelberg) Dr. Martin Mayer Dr. Werner Hoyer Kurt Bodewig nein: 373 (Siegertsbrunn) Ulrich Irmer Klaus Brandner enthalten: 10 Wolfgang Meckelburg Dr. Klaus Kinkel Anni Brandt-Elsweier Meinolf Michels Dr. Heinrich L. Kolb Willi Brase Claudia Nolte Gudrun Kopp Dr. Eberhard Brecht Ja Günter Nooke Ina Lenke Rainer Brinkmann (Detmold) Franz Obermeier Sabine Leutheusser- Bernhard Brinkmann SPD Anton Pfeifer Schnarrenberger (Hildesheim) Ernst Bahr Dr. Friedbert Pflüger Dirk Niebel Ursula Burchardt Hans-Günter Bruckmann Ruprecht Polenz Hans-Joachim Otto Dr. Michael Bürsch Hans Büttner (Ingolstadt) Marlies Pretzlaff (Frankfurt) Hans Martin Bury Dr. Peter Wilhelm Danckert Dr. Bernd Protzner Dr. Günter Rexrodt Marion Caspers-Merk Manfred Hampel Thomas Rachel Dr. Edzard Schmidt-Jortzig Wolf-Michael Catenhusen Rolf Hempelmann Hans-Peter Repnik Gerhard Schüßler Dr. Herta Däubler-Gmelin Uwe Hiksch Dr. Heinz Riesenhuber Dr. Irmgard Schwaetzer Christel Deichmann Jann-Peter Janssen Volker Rühe Marita Sehn Karl Diller Konrad Kunick Dr. Jürgen Rüttgers Dr. Hermann Otto Solms Rudolf Dreßler Waltraud Lehn Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Max Stadler Detlef Dzembritzki Dr. Christine Lucyga Heinz Schemken Carl-Ludwig Thiele Dieter Dzewas Winfried Mante Andreas Schmidt (Mühlheim) Dr. Dieter Thomae Sebastian Edathy Jutta Müller (Völklingen) Reinhard Freiherr von Jürgen Türk Ludwig Eich Christian Müller (Zittau) Schorlemer Dr. Guido Westerwelle Marga Elser Renate Rennebach Clemens Schwalbe Peter Enders Thomas Sauer Dr. Christian Schwarz- PDS Annette Faße Siegfried Scheffler Schilling Lothar Fischer (Homburg) Rudolf Seiters Petra Bläss Dr. Konstanze Wegner Maritta Böttcher Gabriele Fograscher Reinhard Weis (Stendal) Werner Siemann Iris Follak Margarete Späte Roland Claus Dr. Rainer Wend Heidemarie Ehlert Rainer Fornahl Lydia Westrich Andreas Storm Hans Forster Dorothea Störr-Ritter Dr. Heinrich Fink Dr. Ruth Fuchs Lilo Friedrich (Mettmann) CDU/CSU Matthäus Strebl Harald Friese Dr. Rita Süssmuth Wolfgang Gehrcke-Reymann (B) Dr. Klaus Grehn Anke Fuchs (Köln) (D) Peter Altmaier Gunnar Uldall Dr. Gregor Gysi Arne Fuhrmann Dietrich Austermann Andrea Voßhoff Dr. Barbara Höll Monika Ganseforth Norbert Barthle Dr. Theodor Waigel Ulla Jelpke Konrad Gilges Dr. Heribert Blens Peter Weiß (Emmendingen) Sabine Jünger Iris Gleicke Dr. Norbert Blüm Gerald Weiß (Groß-Gerau) Uwe Göllner Annette Widmann-Mauz Gerhard Jüttemann Jochen Borchert Dr. Evelyn Kenzler Renate Gradistanac Dr. Wolfgang Bötsch Heinz Wiese (Ehingen) Angelika Graf (Rosenheim) Elke Wülfing Dr. Heidi Knake-Werner Dr. Ralf Brauksiepe Rolf Kutzmutz Dieter Grasedieck Paul Breuer Ursula Lötzer Monika Griefahn Dr. Hans Georg Faust BÜNDNIS 90/ Dr. Christa Luft Wolfgang Grotthaus Ulf Fink DIE GRÜNEN Heidemarie Lüth Karl-Hermann Haack Dr. Heiner Geißler (Extertal) Matthias Berninger Kersten Naumann Michael Glos Hans-Joachim Hacker Andrea Fischer (Berlin) Rosel Neuhäuser Hermann Gröhe Klaus Hagemann Monika Knoche Christine Ostrowski Manfred Grund Christel Hanewinckel Steffi Lemke Petra Pau Gottfried Haschke Alfred Hartenbach Klaus Wolfgang Müller Dr. Uwe-Jens Rössel (Großhennersdorf) Klaus Hasenfratz (Kiel) Christina Schenk Norbert Hauser (Bonn) Nina Hauer Christa Nickels Gustav-Adolf Schur Ursula Heinen Hubertus Heil Simone Probst Dr. Ilja Seifert Joachim Hörster Claudia Roth (Augsburg) Reinhold Hemker Hubert Hüppe Dr. Barbara Hendricks Irmingard Schewe-Gerigk Nein Peter Jacoby Christian Sterzing Gustav Herzog Dr.-Ing. Rainer Jork Hans-Christian Ströbele Monika Heubaum Steffen Kampeter SPD Reinhold Hiller (Lübeck) Dr. Dietmar Kansy Brigitte Adler Gerd Höfer F.D.P. Eckart von Klaeden Gerd Andres Jelena Hoffmann (Chemnitz) Dr. Helmut Kohl Hildebrecht Braun Rainer Arnold Walter Hoffmann Dr. Martina Krogmann (Augsburg) Hermann Bachmaier (Darmstadt) Dr. Hermann Kues Ernst Burgbacher Dr. Hans-Peter Bartels Iris Hoffmann (Wismar) Karl Lamers Jörg van Essen Eckhardt Barthel (Berlin) Frank Hofmann (Volkach) Dr. Norbert Lammert Gisela Frick Klaus Barthel (Starnberg) Ingrid Holzhüter Karl-Josef Laumann Paul K. Friedhoff Ingrid Becker-Inglau Christel Humme Ursula Lietz Rainer Funke Dr. Axel Berg Barbara Imhof 4134 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Gabriele Iwersen Dr. Hansjörg Schäfer Heino Wiese (Hannover) Ulrich Klinkert (C) Renate Jäger Gudrun Schaich-Walch Klaus Wiesehügel Manfred Kolbe Ilse Janz Rudolf Scharping Brigitte Wimmer (Karlsruhe) Norbert Königshofen Dr. Uwe Jens Bernd Scheelen Engelbert Wistuba Hartmut Koschyk Volker Jung (Düsseldorf) Otto Schily Barbara Wittig Thomas Kossendey Johannes Kahrs Horst Schmidbauer Verena Wohlleben Rudolf Kraus Sabine Kaspereit (Nürnberg) Hanna Wolf (München) Dr. Karl A. Lamers Susanne Kastner Ulla Schmidt (Aachen) Waltraud Wolff (Zielitz) (Heidelberg) Hans-Peter Kemper Silvia Schmidt (Eisleben) Heidemarie Wright Dr. Paul Laufs Klaus Kirschner Dagmar Schmidt (Meschede) Peter Zumkley Vera Lengsfeld Marianne Klappert Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Peter Letzgus Siegrun Klemmer Regina Schmidt-Zadel CDU/CSU Walter Link (Diepholz) Hans-Ulrich Klose Heinz Schmitt (Berg) Dr. Manfred Lischewski Fritz Rudolf Körper Carsten Schneider Ilse Aigner Erwin Marschewski Karin Kortmann Dr. Emil Schnell Günter Baumann Dr. Michael Meister Anette Kramme Walter Schöler Brigitte Baumeister Dr. Angela Merkel Nicolette Kressl Olaf Scholz Meinrad Belle Hans Michelbach Volker Kröning Fritz Schösser Dr. Sabine Bergmann-Pohl Dr. Gerd Müller Angelika Krüger-Leißner Gerhard Schröder Otto Bernhardt Bernward Müller (Jena) Horst Kubatschka Gisela Schröter Renate Blank Friedhelm Ost Ernst Küchler Dr. Mathias Schubert Peter Bleser Eduard Oswald Helga Kühn-Mengel Brigitte Schulte (Hameln) Sylvia Bonitz Norbert Otto (Erfurt) Ute Kumpf Reinhard Schultz Wolfgang Börnsen Dr. Peter Paziorek Werner Labsch (Everswinkel) (Bönstrup) Beatrix Philipp Christine Lambrecht Volkmar Schultz (Köln) Wolfgang Bosbach Ronald Pofalla Brigitte Lange Ilse Schumann Klaus Brähmig Dr. Peter Ramsauer Christian Lange (Backnang) Dr. R. Werner Schuster Hartmut Büttner Helmut Rauber Detlev von Larcher Dietmar Schütz (Oldenburg) (Schönebeck) Christa Reichard (Dresden) Christine Lehder Dr. Angelica Schwall-Düren Dankward Buwitt Erika Reinhardt Dr. Elke Leonhard Rolf Schwanitz Cajus Caesar Klaus Riegert Götz-Peter Lohmann Bodo Seidenthal Manfred Carstens (Emstek) Franz Romer (Neubrandenburg) Erika Simm Leo Dautzenberg Hannelore Rönsch Erika Lotz Dr. Sigrid Skarpelis-Sperk Hubert Deittert (Wiesbaden) Dieter Maaß (Herne) Dr. Cornelie Sonntag- Albert Deß Kurt Rossmanith Tobias Marhold Wolgast Renate Diemers Adolf Roth (Gießen) Lothar Mark Wieland Sorge Thomas Dörflinger Norbert Röttgen Ulrike Mascher Wolfgang Spanier (B) Maria Eichhorn Dr. Christian Ruck (D) Christoph Matschie Dr. Margrit Spielmann Rainer Eppelmann Anita Schäfer Ingrid Matthäus-Maier Jörg-Otto Spiller Anke Eymer Hartmut Schauerte Heide Mattischeck Dr. Ditmar Staffelt Ilse Falk Gerhard Scheu Ulrike Mehl Ludwig Stiegler Ingrid Fischbach Dietmar Schlee Ulrike Merten Rolf Stöckel Dirk Fischer (Hamburg) Bernd Schmidbauer Angelika Mertens Rita Streb-Hesse Axel E. Fischer (Karlsruhe- Christian Schmidt (Fürth) Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Dr. Peter Struck Land) Dr.-Ing. Joachim Schmidt Ursula Mogg Joachim Stünker Herbert Frankenhauser (Halsbrücke) Christoph Moosbauer Joachim Tappe Dr. Gerhard Friedrich Hans Peter Schmitz Michael Müller (Düsseldorf) Jörg Tauss (Erlangen) Andrea Maria Nahles Jella Teuchner Erich G. Fritz (Baesweiler) Volker Neumann (Bramsche) Wolfgang Thierse Jochen-Konrad Fromme Dr. Andreas Schockenhoff Dr. Edith Niehuis Franz Thönnes Hans-Joachim Fuchtel Dr. Rupert Scholz Dr. Rolf Niese Uta Titze-Stecher Norbert Geis Dr. Erika Schuchardt Dietmar Nietan Adelheid Tröscher Georg Girisch Diethard W. Schütze (Berlin) Günter Oesinghaus Hans-Eberhard Urbaniak Dr. Reinhard Göhner Wilhelm-Josef Sebastian Eckhard Ohl Rüdiger Veit Peter Götz Horst Seehofer Leyla Onur Simone Violka Dr. Wolfgang Götzer Heinz Seiffert Holger Ortel Ute Vogt (Pforzheim) Kurt-Dieter Grill Johannes Singhammer Adolf Ostertag Hans Georg Wagner Carl-Detlev Freiherr von Bärbel Sothmann Kurt Palis Hedi Wegener Hammerstein Carl-Dieter Spranger Albrecht Papenroth Wolfgang Weiermann Gerda Hasselfeldt Wolfgang Steiger Dr. Willfried Penner Gert Weisskirchen Hansgeorg Hauser Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Martin Pfaff (Wiesloch) (Rednitzhembach) Stetten Georg Pfannenstein Dr. Ernst Ulrich von Siegfried Helias Max Straubinger Johannes Pflug Weizsäcker Hans Jochen Henke Thomas Strobl Joachim Poß Hans-Joachim Welt Ernst Hinsken Michael Stübgen Karin Rehbock-Zureich Hildegard Wester Klaus Hofbauer Dr. Susanne Tiemann Margot von Renesse Dr. Margrit Wetzel Martin Hohmann Edeltraut Töpfer Bernd Reuter Dr. Norbert Wieczorek Klaus Holetschek Dr. Hans-Peter Uhl Reinhold Robbe Helmut Wieczorek Josef Hollerith Arnold Vaatz René Röspel (Duisburg) Georg Janovsky Angelika Volquartz Dr. Ernst Dieter Rossmann Jürgen Wieczorek (Leipzig) Irmgard Karwatzki Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Michael Roth (Heringen) Dieter Wiefelspütz Volker Kauder Klaus-Peter Willsch Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4135

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Werner Wittlich Rita Grießhaber Helmut Wilhelm (Amberg) CDU/CSU (C) Dagmar Wöhrl Winfried Hermann Margareta Wolf (Frankfurt) Aribert Wolf Kristin Heyne Dr. Wolf Bauer Wolfgang Zeitlmann Michaele Hustedt F.D.P. Elmar Müller Wolfgang Zöller Dr. Angelika Köster-Loßack (Kirchheim) Dr. Helmut Lippelt Ulrich Heinrich Wolfgang Schulhoff BÜNDNIS 90/ Dr. Reinhard Loske Birgit Homburger Jürgen Koppelin DIE GRÜNEN Kerstin Müller (Köln) BÜNDNIS 90/ Günter Friedrich Nolting Winfried Nachtwei DIE GRÜNEN Marieluise Beck (Bremen) Cem Özdemir Volker Beck (Köln) Antje Hermenau Christine Scheel Enthalten Angelika Beer Rezzo Schlauch Annelie Buntenbach Werner Schulz (Leipzig) SPD PDS Dr. Thea Dückert Christian Simmert Franziska Eichstädt-Bohlig Dr. Antje Vollmer Stephan Hilsberg Eva Bulling-Schröter Dr. Uschi Eid Ludger Volmer Dirk Manzewski Carsten Hübner Hans-Josef Fell Sylvia Ingeborg Voß Horst Schild Heidi Lippmann-Kasten

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der NAV, der OSZE oder der IPU Abgeordnete(r) Behrendt, Wolfgang, SPD Bindig, Rudolf, SPD Bühler (Bruchsal), Klaus, Dr. Hornhues, Karl-Heinz, CDU/CSU CDU/CSU Hornung, Siegfried, Lörcher, Christa, SPD Maaß (Wilhelmshaven), Müller (Berlin), Manfred, CDU/CSU Erich, CDU/CSU PDS Neumann (Gotha), Gerhard, Schloten, Dieter, SPD von Schmude, Michael, Dr. Wodarg, Wolfgang, SPD SPD CDU/CSU Zierer, Benno, CDU/CSU

Wir stimmen jetzt noch einmal namentlich ab, undmit wir dann gemeinsam das Gesamtergebnis hören zwar über Abschnitt II der Beschlußempfehlung deskönnen. Ausschusses für Kultur und Medien auf Drucksache (Unterbrechung von 14.11 Uhr bis 14.16 Uhr) 14/1238, Gestaltung des Mahnmals nach dem Entwurf (B) eines Stelenfeldes von Peter Eisenman mit einem Ort (D) der Information. Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer: Die unterbro- chene Sitzung ist wieder eröffnet. Das ist jetzt die Schlußabstimmung über den Gestal- Ich gebe Ihnen das von den Schriftführern und tungsentwurf II. Es war namentliche Abstimmung Schriftführerinnen ermittelte Ergebnis der namentlichen verlangt. Sind die vorgesehenen Plätze besetzt? – Dann Abstimmung über den Gestaltungsvorschlag bekannt: eröffne ich die Abstimmung. Abgegebene Stimmen 537. Mit Ja haben gestimmt314, Ist noch jemand anwesend, der seine Stimme nichtmit Nein haben gestimmt 209, Enthaltungen gab es 14. abgegeben hat? – Das ist nicht der Fall. Damit ist die Entscheidung über die Gestaltung des Mahnmals gefallen. Der Deutsche Bundestag hat sich Ich schließe damit die Abstimmung und bitte, mit der für den Entwurf eines Stelenfeldes von Peter Eisenman, Auszählung zu beginnen. Das Ergebnis wird Ihnen dann verbunden mit einem Ort der Information, entschieden. mitgeteilt werden. (Beifall bei der SPD, dem BÜNDNIS 90/DIE Bis dahin unterbreche ich noch einmal die Sitzung. GRÜNEN und der PDS sowie bei Abgeord- Es wäre aber schön, wenn Sie hierbleiben könnten, da- neten der F.D.P.)

Endgültiges Ergebnis Rainer Arnold Dr. Eberhard Brecht Rudolf Dreßler Abgegebene Stimmen: 534; Hermann Bachmaier Rainer Brinkmann (Detmold) Detlef Dzembritzki davon: Ernst Bahr Bernhard Brinkmann Dieter Dzewas ja: 312 Dr. Hans-Peter Bartels (Hildesheim) Sebastian Edathy nein: 207 Eckhardt Barthel (Berlin) Hans-Günter Bruckmann Ludwig Eich enthalten: 13 Klaus Barthel (Starnberg) Ursula Burchardt Marga Elser ungültig: 2 Ingrid Becker-Inglau Dr. Michael Bürsch Peter Enders Hans-Werner Bertl Hans Martin Bury Annette Faße Friedhelm Julius Beucher Marion Caspers-Merk Lothar Fischer (Homburg) Ja Petra Bierwirth Wolf-Michael Catenhusen Gabriele Fograscher SPD Lothar Binding (Heidelberg) Dr. Peter Wilhelm Danckert Rainer Fornahl Klaus Brandner Dr. Herta Däubler-Gmelin Hans Forster Brigitte Adler Anni Brandt-Elsweier Christel Deichmann Lilo Friedrich (Mettmann) Gerd Andres Willi Brase Karl Diller Harald Friese 4136 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Anke Fuchs (Köln) Dr. Christine Lucyga Dr. Angelica Schwall-Düren Dr. Christian Schwarz- (C) Arne Fuhrmann Dieter Maaß (Herne) Rolf Schwanitz Schilling Monika Ganseforth Tobias Marhold Bodo Seidenthal Dr. Rita Süssmuth Konrad Gilges Lothar Mark Erika Simm Iris Gleicke Ulrike Mascher Dr. Cornelie Sonntag- BÜNDNIS 90/ Uwe Göllner Christoph Matschie Wolgast DIE GRÜNEN Renate Gradistanac Ingrid Matthäus-Maier Wieland Sorge Marieluise Beck (Bremen) Angelika Graf (Rosenheim) Heide Mattischeck Wolfgang Spanier Volker Beck (Köln) Dieter Grasedieck Ulrike Mehl Dr. Margrit Spielmann Angelika Beer Monika Griefahn Ulrike Merten Jörg-Otto Spiller Matthias Berninger Wolfgang Grotthaus Angelika Mertens Dr. Ditmar Staffelt Annelie Buntenbach Karl-Hermann Haack Dr. Jürgen Meyer (Ulm) Ludwig Stiegler Dr. Thea Dückert (Extertal) Ursula Mogg Rolf Stöckel Franziska Eichstädt-Bohlig Hans-Joachim Hacker Christoph Moosbauer Rita Streb-Hesse Dr. Uschi Eid Klaus Hagemann Michael Müller (Düsseldorf) Dr. Peter Struck Hans-Josef Fell Manfred Hampel Jutta Müller (Völklingen) Joachim Stünker Andrea Fischer (Berlin) Christel Hanewinckel Andrea Nahles Joachim Tappe Rita Grießhaber Alfred Hartenbach Volker Neumann (Bramsche) Jörg Tauss Winfried Hermann Klaus Hasenfratz Dr. Edith Niehuis Jella Teuchner Kristin Heyne Nina Hauer Dr. Rolf Niese Wolfgang Thierse Michaele Hustedt Hubertus Heil Dietmar Nietan Franz Thönnes Monika Knoche Reinhold Hemker Günter Oesinghaus Uta Titze-Stecher Dr. Angelika Köster-Loßack Rolf Hempelmann Eckhard Ohl Adelheid Tröscher Steffi Lemke Dr. Barbara Hendricks Leyla Onur Hans-Eberhard Urbaniak Dr. Helmut Lippelt Gustav Herzog Holger Ortel Rüdiger Veit Dr. Reinhard Loske Monika Heubaum Adolf Ostertag Simone Violka Klaus Wolfgang Müller Uwe Hiksch Kurt Palis Ute Vogt (Pforzheim) (Kiel) Reinhold Hiller (Lübeck) Albrecht Papenroth Hans Georg Wagner Kerstin Müller (Köln) Gerd Höfer Georg Pfannenstein Hedi Wegener Winfried Nachtwei Walter Hoffmann Johannes Pflug Dr. Konstanze Wegner Christa Nickels (Darmstadt) Joachim Poß Wolfgang Weiermann Cem Özdemir Iris Hoffmann (Wismar) Karin Rehbock-Zureich Gert Weisskirchen Simone Probst Frank Hofmann (Volkach) Margot von Renesse (Wiesloch) Claudia Roth (Augsburg) Ingrid Holzhüter Renate Rennebach Dr. Ernst Ulrich von Christine Scheel Christel Humme Bernd Reuter Weizsäcker (B) Irmingard Schewe-Gerigk (D) Barbara Imhof Reinhold Robbe Hans-Joachim Welt Rezzo Schlauch Gabriele Iwersen René Röspel Dr. Rainer Wend Albert Schmidt (Hitzhofen) Jann-Peter Janssen Dr. Ernst Dieter Rossmann Hildegard Wester Werner Schulz (Leipzig) Ilse Janz Michael Roth (Heringen) Lydia Westrich Christian Simmert Dr. Uwe Jens Thomas Sauer Dr. Margrit Wetzel Christian Sterzing Volker Jung (Düsseldorf) Dr. Hansjörg Schäfer Dr. Norbert Wieczorek Hans-Christian Ströbele Sabine Kaspereit Gudrun Schaich-Walch Helmut Wieczorek Dr. Antje Vollmer Susanne Kastner Rudolf Scharping (Duisburg) Ludger Volmer Hans-Peter Kemper Bernd Scheelen Jürgen Wieczorek (Leipzig) Helmut Wilhelm (Amberg) Klaus Kirschner Siegfried Scheffler Dieter Wiefelspütz Margareta Wolf (Frankfurt) Marianne Klappert Otto Schily Heino Wiese (Hannover) Siegrun Klemmer Horst Schmidbauer Klaus Wiesehügel Hans-Ulrich Klose (Nürnberg) Brigitte Wimmer (Karlsruhe) F.D.P. Fritz Rudolf Körper Ulla Schmidt (Aachen) Engelbert Wistuba Hans-Michael Goldmann Karin Kortmann Silvia Schmidt (Eisleben) Barbara Wittig Ulrich Irmer Anette Kramme Dagmar Schmidt (Meschede) Verena Wohlleben Ina Lenke Nicolette Kressl Wilhelm Schmidt (Salzgitter) Hanna Wolf (München) Sabine Leutheusser- Volker Kröning Regina Schmidt-Zadel Waltraud Wolff (Zielitz) Schnarrenberger Angelika Krüger-Leißner Heinz Schmitt (Berg) Heidemarie Wright Dr. Irmgard Schwaetzer Horst Kubatschka Carsten Schneider Peter Zumkley Dr. Max Stadler Ernst Küchler Walter Schöler Olaf Scholz CDU/CSU Helga Kühn-Mengel PDS Ute Kumpf Fritz Schösser Peter Altmaier Konrad Kunick Gerhard Schröder Rainer Eppelmann Petra Bläss Christine Lambrecht Gisela Schröter Dr. Heiner Geißler Maritta Böttcher Brigitte Lange Dr. Mathias Schubert Ursula Heinen Eva Bulling-Schröter Christian Lange (Backnang) Brigitte Schulte (Hameln) Hans Jochen Henke Roland Claus Detlev von Larcher Reinhard Schultz Eckart von Klaeden Heidemarie Ehlert Christine Lehder (Everswinkel) Dr. Martina Krogmann Dr. Heinrich Fink Dr. Elke Leonhard Volkmar Schultz (Köln) Dr. Friedbert Pflüger Dr. Ruth Fuchs Götz-Peter Lohmann Ilse Schumann Ruprecht Polenz Wolfgang Gehrcke (Neubrandenburg) Dr. R. Werner Schuster Hans-Peter Repnik Dr. Klaus Grehn Erika Lotz Dietmar Schütz (Oldenburg) Dr. Wolfgang Schäuble Dr. Gregor Gysi Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4137

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Dr. Barbara Höll Thomas Dörflinger Dr. Michael Luther Andreas Storm (C) Carsten Hübner Maria Eichhorn Erwin Marschewski Dorothea Störr-Ritter Ulla Jelpke Anke Eymer Dr. Martin Mayer Max Straubinger Sabine Jünger Ilse Falk (Siegertsbrunn) Matthäus Strebl Gerhard Jüttemann Dr. Hans Georg Faust Dr. Michael Meister Thomas Strobl Dr. Evelyn Kenzler Ulf Fink Dr. Angela Merkel Michael Stübgen Dr. Heidi Knake-Werner Ingrid Fischbach Hans Michelbach Dr. Susanne Tiemann Rolf Kutzmutz Dirk Fischer (Hamburg) Meinolf Michels Edeltraut Töpfer Heidi Lippmann Axel E. Fischer (Karlsruhe- Dr. Gerd Müller Dr. Hans-Peter Uhl Ursula Lötzer Land) Bernward Müller (Jena) Gunnar Uldall Dr. Christa Luft Herbert Frankenhauser Claudia Nolte Arnold Vaatz Heidemarie Lüth Dr. Gerhard Friedrich Franz Obermeier Andrea Voßhoff Kersten Naumann (Erlangen) Friedhelm Ost Dr. Theodor Waigel Rosel Neuhäuser Erich G. Fritz Eduard Oswald Gerald Weiß (Groß-Gerau) Christine Ostrowski Jochen-Konrad Fromme Norbert Otto (Erfurt) Annette Widmann-Mauz Petra Pau Hans-Joachim Fuchtel Dr. Peter Paziorek Heinz Wiese (Ehingen) Dr. Uwe-Jens Rössel Norbert Geis Anton Pfeifer Hans-Otto Wilhelm (Mainz) Christina Schenk Georg Girisch Beatrix Philipp Klaus-Peter Willsch Gustav-Adolf Schur Michael Glos Ronald Pofalla Werner Wittlich Dr. Ilja Seifert Dr. Reinhard Göhner Marlies Pretzlaff Dagmar Wöhrl Peter Götz Dr. Bernd Protzner Aribert Wolf Dr. Wolfgang Götzer Thomas Rachel Elke Wülfing Nein Kurt-Dieter Grill Dr. Peter Ramsauer Wolfgang Zeitlmann Helmut Rauber Wolfgang Zöller SPD Hermann Gröhe Manfred Grund Christa Reichard (Dresden) Dr. Axel Berg Carl-Detlev Freiherr von Erika Reinhardt BÜNDNIS 90/ Hans Büttner (Ingolstadt) Hammerstein Klaus Riegert DIE GRÜNEN Iris Follak Gottfried Haschke Dr. Heinz Riesenhuber Jelena Hoffmann (Chemnitz) (Großhennersdorf) Franz Romer Sylvia Ingeborg Voß Renate Jäger Gerda Hasselfeldt Hannelore Rönsch Johannes Kahrs Norbert Hauser (Bonn) (Wiesbaden) F.D.P. Werner Labsch Hansgeorg Hauser Kurt Rossmanith Waltraud Lehn (Rednitzhembach) Adolf Roth (Gießen) Hildebrecht Braun Winfried Mante Siegfried Helias Norbert Röttgen (Augsburg) Christian Müller (Zittau) Ernst Hinsken Dr. Christian Ruck Ernst Burgbacher (B) Horst Schild Klaus Hofbauer Dr. Jürgen Rüttgers Jörg van Essen (D) Dr. Emil Schnell Martin Hohmann Anita Schäfer Gisela Frick Klaus Holetschek Hartmut Schauerte Paul K. Friedhoff CDU/CSU Josef Hollerith Heinz Schemken Rainer Funke Joachim Hörster Gerhard Scheu Dr. Wolfgang Gerhardt Ilse Aigner Peter Jacoby Dietmar Schlee Dr. Karlheinz Guttmacher Dietrich Austermann Georg Janovsky Bernd Schmidbauer Birgit Homburger Norbert Barthle Dr.-Ing. Rainer Jork Christian Schmidt (Fürth) Dr. Klaus Kinkel Günter Baumann Steffen Kampeter Dr.-Ing. Joachim Schmidt Dr. Heinrich L. Kolb Brigitte Baumeister Dr. Dietmar Kansy (Halsbrücke) Gudrun Kopp Meinrad Belle Irmgard Karwatzki Andreas Schmidt (Mühlheim) Jürgen Koppelin Dr. Sabine Bergmann-Pohl Volker Kauder Hans Peter Schmitz Dirk Niebel Otto Bernhardt Ulrich Klinkert (Baesweiler) Günther Friedrich Nolting Renate Blank Dr. Helmut Kohl Dr. Andreas Schockenhoff Hans-Joachim Otto Peter Bleser Manfred Kolbe Dr. Rupert Scholz (Frankfurt) Dr. Norbert Blüm Norbert Königshofen Reinhard Freiherr von Dr. Günter Rexrodt Sylvia Bonitz Hartmut Koschyk Schorlemer Marita Sehn Jochen Borchert Thomas Kossendey Dr. Erika Schuchardt Carl-Ludwig Thiele Wolfgang Börnsen Rudolf Kraus Wolfgang Schulhoff Dr. Dieter Thomae (Bönstrup) Dr. Hermann Kues Diethard W. Schütze (Berlin) Jürgen Türk Dr. Wolfgang Bötsch Karl Lamers Clemens Schwalbe Klaus Brähmig Dr. Karl A. Lamers Wilhelm-Josef Sebastian Dr. Ralf Brauksiepe (Heidelberg) Horst Seehofer Enthalten Paul Breuer Dr. Paul Laufs Heinz Seiffert Hartmut Büttner Karl-Josef Laumann Rudolf Seiters SPD (Schönebeck) Vera Lengsfeld Werner Siemann Dankward Buwitt Peter Letzgus Johannes Singhammer Stephan Hilsberg Cajus Caesar Ursula Lietz Bärbel Sothmann Dirk Manzewski Manfred Carstens (Emstek) Walter Link (Diepholz) Margarete Späte Leo Dautzenberg Dr. Manfred Lischewski Carl-Dieter Spranger CDU/CSU Hubert Deittert Wolfgang Lohmann Wolfgang Steiger Albert Deß (Lüdenscheid) Dr. Wolfgang Freiherr von Dr. Wolf Bauer Renate Diemers Julius Louven Stetten Dr. Heribert Blens 4138 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

Vizepräsidentin Dr. Antje Vollmer (A) Hubert Hüppe F.D.P. Ungültig BÜNDNIS 90/ (C) Dr. Norbert Lammert Dr. Werner Hoyer DIE GRÜNEN Wolfgang Meckelburg Gerhard Schüßler SPD Antje Hermenau Elmar Müller (Kirchheim) Dr. Hermann Otto Solms Günter Nooke Dr. Guido Westerwelle Dr. Willfried Penner

Entschuldigt wegen Übernahme einer Verpflichtung im Rahmen ihrer Mitgliedschaft in den Parlamentarischen Versammlungen des Europarates und der WEU, der NAV, der OSZE oder der IPU Abgeordnete(r) Behrendt, Wolfgang, SPD Bindig, Rudolf, SPD Bühler (Bruchsal), Klaus, Dr. Hornhues, Karl-Heinz, CDU/CSU CDU/CSU Hornung, Siegfried, Lörcher, Christa, SPD Maaß (Wilhelmshaven), Müller (Berlin), Manfred CDU/CSU Erich, CDU/CSU Walter, PDS Neumann (Gotha), Gerhard, Schloten, Dieter, SPD von Schmude, Michael, Dr. Wodarg, Wolfgang, SPD SPD CDU/CSU Zierer, Benno, CDU/CSU

Wir kommen jetzt zur Abstimmung über Ab-Wir sind damit am Schluß unserer Tagesordnung. schnitt III der Beschlußempfehlung. Da geht es um die Gründung einer Stiftung. Wer stimmt dafür? – Gegen- Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bun- stimmen? – Enthaltungen? – Abschnitt III ist mit Mehr- destages auf Mittwoch, den 30. Juni 1999, 9 Uhr ein. heit des Hauses bei einigen Gegenstimmen und auch Enthaltungen angenommen worden. Ich wünsche allen Kolleginnen und Kollegen eine Wir kommen jetzt zum Buchstaben C der gute Be- Heimkehr. schlußempfehlung. Ich gehe davon aus, daß die Anträge Die Sitzung ist geschlossen. auf den Drucksachen 14/941, 14/942, 14/944, 14/965 und 14/981 entsprechend der Beschlußempfehlung für erledigt erklärt werden. – Das ist der Fall. (Schluß: 14.18 Uhr)

(B) (D) Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4139

(A) Anlagen zum Stenographischen Bericht (C)

Anlage 1 entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Liste der entschuldigten Abgeordneten Neumann (Gotha), SPD 25.6.99 * entschuldigt bis Gerhard Abgeordnete(r) einschließlich Opel, Manfred SPD 25.6.99 Dr. Pick, Eckhart SPD 25.6.99 Altmann (Aurich), Gila BÜNDNIS 90/ 25.6.99 DIE GRÜNEN Raidel, Hans CDU/CSU 25.6.99 Balt, Monika PDS 25.6.99 Reiche, Katherina CDU/CSU 25.6.99 Behrendt, Wolfgang SPD 25.6.99 * Ronsöhr, CDU/CSU 25.6.99 Heinrich-Wilhelm Bindig, Rudolf SPD 25.6.99 * Rübenkönig, Gerhard SPD 25.6.99 Dr. Böhmer, Maria CDU/CSU 25.6.99 Schloten, Dieter SPD 25.6.99 * Brüderle, Rainer F.D.P. 25.6.99 von Schmude, Michael CDU/CSU 25.6.99 * Brunnhuber, Georg CDU/CSU 25.6.99 Schönfeld, Karsten SPD 25.6.99 Bühler (Bruchsal), Klaus CDU/CSU 25.6.99 * Schreiner, Ottmar SPD 25.6.99 Bulmahn, Edelgard SPD 25.6.99 Schuhmann (Delitzsch), SPD 25.6.99 Deligöz, Ekin BÜNDNIS 90/ 25.6.99 Richard DIE GRÜNEN Spranger, Carl-Dieter CDU/CSU 25.6.99 Ernstberger, Petra SPD 25.6.99 Dr. Thalheim, Gerald SPD 25.6.99 Fischer (Frankfurt), BÜNDNIS 90/ 25.6.99 Joseph DIE GRÜNEN Trittin, Jürgen BÜNDNIS 90/ 25.6.99 DIE GRÜNEN Formanski, Norbert SPD 25.6.99 Weisheit, Matthias SPD 25.6.99 Friedrich (Altenburg), SPD 25.6.99 Peter Weißgerber, Gunter SPD 25.6.99 Gebhardt, Fred PDS 25.6.99 Wettig-Danielmeier, SPD 25.6.99 Inge (B) Göring-Eckhardt, BÜNDNIS 90/ 25.6.99 (D) Katrin DIE GRÜNEN Wissmann, Matthias CDU/CSU 25.6.99 Graf (Friesoythe), Günter SPD 25.6.99 Dr. Wodarg, Wolfgang SPD 25.6.99 * Großmann, Achim SPD 25.6.99 Würzbach, Peter Kurt CDU/CSU 25.6.99 Hempel, Frank SPD 25.6.99 Zierer, Benno CDU/CSU 25.6.99 * Hintze, Peter CDU/CSU 25.6.99 Dr. Zöpel, Christoph SPD 25.6.99 Höfken, Ulrike BÜNDNIS 90/ 25.6.99 DIE GRÜNEN * für die Teilnahme an Sitzungen der Parlamentarischen Versamm- lung des Europarates Dr. Hornhues, CDU/CSU 25.6.99 * Karl-Heinz Hornung, Siegfried CDU/CSU 25.6.99 * Ibrügger, Lothar SPD 25.6.99 Anlage 2 Kanther, Manfred CDU/CSU 25.6.99 Kolbow, Walter SPD 25.6.99 Erklärungen nach § 31 GO Dr. Küster, Uwe SPD 25.6.99 zur Abstimmung über die Beschlußempfehlung Lensing, Werner CDU/CSU 25.6.99 des Ausschusses für Kultur und Medien (Drucksache 14/1238) Lörcher, Christa SPD 25.6.99 * Maaß (Wilhelmshaven), CDU/CSU 25.6.99 * – zu dem Antrag der Abgeordneten Renate Jäger, Erich Dr. Mathias Schubert, Ernst Bahr, weiterer Abge- ordneter der Fraktion der SPD, der Abgeordneten Marquardt, Angela PDS 25.6.99 Norbert Barthle, Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Dirk Metzger, Oswald BÜNDNIS 90/ 25.6.99 Fischer (Hamburg), weiterer Abgeordneter der DIE GRÜNEN Fraktion der CDU/CSU, sowie der Abgeordne- Möllemann, Jürgen W. F.D.P. 25.6.99 ten Ulrich Heinrich und Dr. Edzard Schmidt- Müller (Berlin), PDS 25.6.99 * Jortzig Manfred Errichtung eines Mahnmals für die ermorde- Müntefering, Franz SPD 25.6.99 ten Juden Europas (Drucksache 14/941) 4140 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

(A) – zu dem Antrag der Abgeordneten Dr. Elke Leon- land kommend, empfindet! Uns muß interessieren, was (C) hard, Andrea Nahles, Dr. Eckhart Pick, weiterer Menschen nach vielen Jahren der Existenz eines solchen Abgeordneter der Fraktion der SPD, der Ab-Mahnmals denken und empfinden. geordneten Hans-Joachim Otto (Frankfurt), Dr. Wolfgang Gerhardt, Dr. Hermann Otto Solms, „Eisenman“ wird das Gegenteil von dem erreichen, weiterer Abgeordneter der Fraktion der F.D.P.,was allen gemeinsames Anliegen ist. Das Monumentale, sowie der Abgeordneten Dr. Gregor Gysi, Petra das von ihm gewollt ist, wird das genaue Gegenteil be- Bläss, Heinrich Fink, weiterer Abgeordneter der wirken: Es wird den Menschen „erdrücken“, nicht sen- Fraktion der PDS sibilisieren, wenn er sich denn überhaupt der „Begeg- nung“ aussetzt und sie nicht bewußt meidet. Den wir Errichtung eines Denkmals für die ermordeten vielleicht in erster Linie erreichen wollen, den jungen Juden Europas (Drucksache 14/942) Menschen, der wird sich der Konfrontation möglicher- weise entziehen; Tendenzen dazu gibt es heute schon, – zu dem Antrag der Abgeordneten Gert Weisskir- leider! chen (Wiesloch), Eckhardt Barthel (Berlin), Hans- Werner Bertl, weiterer Abgeordneter der Fraktion Damit wird aber auch das grundsätzliche Ziel, der der SPD, der Abgeordneten Dr. Rita Süssmuth der von mir erwähnte Mindestanspruch, nicht erreicht, näm- Abgeordneten Volker Beck (Köln), Gila Altmann lich im Betrachter, im Besucher etwas zu bewegen und (Aurich), Marieluise Beck (Bremen), weitererihn zu sensibilisieren. Im Gegenteil, wer ein wenig von Abgeordneter der Fraktion BÜNDNIS 90/DIEPsychologie weiß, wird nicht bestreiten, daß das Mahn- GRÜNEN, sowie der Abgeordneten Sabinemal „à la Eisenman“ aggressiv macht bzw. machen Leutheusser-Schnarrenberger wird. Gegen wen sich diese Aggression dann richten wird, kann ich nur vermuten. Aber der Gedanke daran, Errichtung eines Denkmals für die ermordeten beunruhigt mich sehr; er macht mir fast angst. Juden Europas (Drucksache 14/943) Wenn die Zielgruppe, an die sich das Mahnmal in er- – zu dem Antrag der Abgeordneten Michael Roth ster Linie richtet, die Jugend ist, dann – so meine ich – (Heringen), Karin Kortmann, Nina Hauer, weite- muß es etwas geben, das die junge Generation – und rer Abgeordneter der SPD sowie der Abgeordne- zwar viele junge zukünftige Generationen – ermutigt, sie ten Dr. Antje Vollmer, Cem Özdemir, Dr. Uschi „mitnimmt“, sie anspricht, das ihr aber auch das Gefühl Eid, weiterer Abgeordneter der Fraktion BÜND- gibt, durch das Erfahrene, etwa durch „Mittun“ etwas NIS 90/DIE GRÜNEN bewirken, verändern oder auch verhindern zu können. Errichtung eines Denkmals für die ermordeten Wir spüren alle – so hoffe ich – die Verpflichtung, unse- (B) Juden Europas und eines „Hauses der Erinne- re Jugendlichen vom zunehmenden bloßen Konsumieren (D) rung“ (Drucksache 14/944) weg zum Handeln, das heißt, zum Mittun, anzuregen. Nutzt es ihnen oder auch uns, nur zu erinnern? Ich mei- – zu dem Antrag der Abgeordneten Annette Wid- ne; erinnern reicht nicht aus! Es muß mit und in den mann-Mauz, Dr. Martina Korgmann, Usula Hei- Menschen etwas bewegt werden, etwas „emotionali- nen und weiterer Abgeordneter der Fraktion der siert“ werden, im besten Sinne des Wortes, etwa im Sin- CDU/CSU ne von erschrecken, aufwühlen, erschüttern, schaudern. Dieses geschieht am besten – und das wird niemand be- Errichtung eines Mahnmals für die Opfer der streiten können – an authentischen Orten. Und daß das nationalsozialistischen Verbrechen gegen die in hervorragender Weise an und in den mehr als 40 Ber- Menschlichkeit (Drucksache 14/965) liner Gedenkstätten in besonders bemerkenswerter Wei- se geschieht, bestreitet eigentlich niemand. – zu dem Antrag der Abgeordeten Wilhelm-Josef Sebastian, Hans-Otto Wilhelm (Mainz), Dr. Gerd Bei den vielen Besuchen Berlins – vor und nach dem Müller und weiterer Abgeordeter der Fraktion der Bau und auch dem Fall der Mauer – gab es für mich, CDU/CSU aber auch für viele, mit denen ich gemeinsam in Berlin war, etwas, das weit über Berlins und Deutschlands Errichtung eines zentralen Mahnmals(Druck- Grenzen hinaus wegweisend und beispielhaft war und sache 14/981) ist, nämlich die Konzeption, die den Berliner Gedenk- stätten zugrunde liegt. Sie zeichnet sich aus durch Viel- Beatrix Philipp (CDU/CSU): Wenn Denkmäler und falt, Authentizität, durch Sensibilität auch in der Aus- Mahnmale in unserer Zeit überhaupt eine Berechtigung wahl der Mittel und dadurch, daß sie bei den Menschen haben, dann, so meine ich, müssen sie etwas bewirken, tatsächlich etwas bewirkt. für sich selbst sprechen. Sie müssen für das Inhaltliche, an das erinnert oder/und gemahnt werden soll, sensibili- Ich glaube, daß beim Besucher entstehende Fragen an sieren. Das ist der mindeste Anspruch, den ich stelle.diesen Gedenkstätten sich recht einfach beantworten las- Und „Eisenman“, mit und ohne Ergänzung, die im übri- sen. Sie geben individuelle Antworten zum Beispiel auf gen selbst von Befürwortern für unabdingbar gehalten die Soziologenfrage: Was macht das mit mir? Nämlich wird, wird diesem Anspruch nicht gerecht. Wir können das Gefühl des „Nie wieder“ entstehen zu lassen, das noch zehn Jahre länger darüber akademisch diskutieren durch Erschüttern bewußt gemachte Erkennen des Un- – uns muß interessieren, was der Mensch auf der Straße, glaublichen, durch Gedenken und Erinnern hervorgeru- der, der Berlin besucht, möglicherweise aus dem Aus- fene Aufmerksamkeit und auch das Entstehen von Ver- Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4141

(A) antwortungsbewußtsein. Schließlich bewirken sie einBundesregierung halte ich das gesamte Abstimmungs-(C) Gefühl der Demut und Scham und ein „Nach-Denken“, verfahren im Deutschen Bundestag für nicht akzeptabel, auch die Bereitschaft, „Anfängen zu wehren“. Mit die- da der Deutsche Bundestag erst zu einem Zeitpunkt zu sen Gefühlen und Empfindungen sollte man die Men-einer Entscheidung aufgerufen wurde, als wesentliche schen – und gerade die jungen – nicht alleinlassen. Weichenstellungen bereits erfolgt waren. Ich hätte es hingenommen, wenn die bisherigen Auslober die Ver- Wenn überhaupt: Am nächsten käme dem von mir antwortung bis zum Schluß behalten hätten. eingangs erwähnten Anspruch der „Schröder-Entwurf“, der aber meines Erachtens keine Chance hat, eine Mehr- Eine nunmehr erbetene Mitwirkung an der Entschei- heit in diesem Hause zu bekommen. dung als Mitglied des Deutschen Bundestages wäre nach meiner Auffassung nur verantwortbar, wenn eine maß- Nachdem ich diversen Pressemitteilungen entnehmen gebliche Mitwirkung des Deutschen Bundestages bereits konnte, daß der Zentralrat der Sinti und Roma die Zusa- bei der Erstellung der Auslobungsunterlagen und später ge der Bundesregierung auf ein „eigenes“ Mahnmal vor im Beurteilungsgremium erfolgt wäre. Allein zu diesem dem Südeingang des Reichstages einfordert – und das Zeitpunkt wäre eine echte Mitwirkung an grundsätzli- zeitgleich –, zeichnet sich für mich eine unerträgliche chen Weichenstellungen möglich gewesen. Dies läßt Entwicklung ab. Ich bin deshalb gegen jedes Mahnmal. sich nach meiner Auffassung auch nicht durch die heuti- Vielmehr setze ich mich für eine Ausstattung der vor- ge Abstimmungskette nachholen. handenen Gedenkstätten mit ausreichenden Mitteln ein. Ich meine, es muß etwas geben, das in die Zukunft ge- Da aber weder ständige Stimmenthaltung noch stän- richtet ist und zum aktiven Mitmachen einlädt. Wer die diges Nein-Stimmen meinem Anliegen gerecht würden Anfänge des deutsch-französischen Jugendwerkes kennt, und Nichtbeteiligung an den Abstimmungen nur Ver- wer heute sieht, was daraus hat werden können, wer die zicht auf nachträgliche Einflußnahme bedeutet hätte, Anfänge des deutsch-polnischen Jugendwerkes kenntwerde ich entsprechend dem Verlauf der Debatte und und zur Kenntnis nimmt, daß wir uns damit wirklich auf der Abstimmungen an den Abstimmungen teilnehmen. einem guten Weg befinden, der, so meine ich, würde ein wirkliches Zeichen setzen, wenn er auf ein monumenta- Wolfgang Dehnel (CDU/CSU): Ich lehne die vorlie- les, „erschlagendes“, aggressiv machendes Mahnmal mit genden Entwürfe ab und fordere dagegen von der Bun- unbekannten Baukosten und auch noch unbekanntendesregierung: Erstens. Die Bundesregierung wird aufge- Folgekosten verzichtet und das Geld in ein gut ausge-fordert, sich für den Bau eines punktuellen Holocaust- stattetes Jugendwerk investierte. Denkmals und somit gegen ein Flächendenkmal, wie es Und noch eins: Ein so monumentales Bauwerk, wie die bisherigen Entwürfe darstellen, einzusetzen. Der Bau das geplante, ist in höchstem Maße auf Akzeptanz an- eines solchen Holocaust-Denkmals bedarf einer neuen (B) gewiesen. Daß schon im Vorfeld, nicht nur durch dieAusschreibung. (D) Dauer der Diskussion – diese hielt und halte ich für gut Zweitens. Es sollte alles dafür getan werden, die be- –, sondern auch durch Verfahrensfragen, durch unter-reits bestehenden Gedenkstätten zu erhalten. Dazu zäh- schiedliche Interpretationen, durch „Ein- und Ausstieg“ len auch das Jüdische Museum sowie das Dokumenta- von Beteiligten usw. deutlich wurde, daß das, was man tions- und Begegnungszentrum der Stiftung Topogra- ursprünglich beabsichtigte, künstlerisch und ästhetisch phie des Terrors. nicht zu verwirklichen ist, sollte uns zum Umdenken veranlassen. Begegnungsaufenthalte von Schülern und Studenten sollten mit den Mitteln finanziert werden, die für den Es gibt einen wahren Satz: „Wer A sagt, muß nicht B Bau und den Unterhalt eines kostenintensiven Flächen- sagen, wenn er erkennt, daß A falsch war.“ Ich meine, denkmals vorgesehen sind. wir sollten heute mutig genug sein, nein zu sagen. Wir wenden uns heute besser in dieser zentralen Frage der Die Bundesregierung wird aufgefordert, für die Rea- Zukunft zu, nehmen das Geld, das aus dem Grund-lisierung der genannten Vorhaben angemessene Mittel stücksverkauf, das für Bau- und Unterhaltungs- bzw.aus dem Bundeshaushalt bereitzustellen. Folgekosten aufzubringen ist und gründen ein deutsch- Begründung: israelisches Jugendwerk. Ich wünschte mir, daß das, was Bartoszewski einmal Zu 1. Wie die Mehrheit der Bürger unseres Landes als Traum bezeichnete, bezogen auf das Verhältnis von erachten wir die intensive Auseinandersetzung mit dem Polen und Deutschen, auch von uns geträumt wird. Er Holocaust als notwendig. Unsere Schamgefühle werden träumte von einer Zeit, in der sie nur dies füreinanderauch über die nächsten Generationen hinweg durch kein wären „ganz normale Menschen“. Dem würde ein groß- Denkmal aus der Welt zu schaffen sein, schon gar nicht zügig ausgestattetes deutsch-israelisches Jugendwerkdurch monumentale Betonanhäufungen, wie sie die dienen, von den Menschen – und gerade den jungen – Entwürfe von Eisenman/Serra vorsehen. Vielmehr wir- auch als Auftrag begriffen. Dieses würde überdies dieken diese künstlich, aufgesetzt und verkrampft. Konzeption der authentischen über 1 000 Gedenkstätten Ein Denkmal für die Holocaust-Opfer sollte die in der Bundesrepublik sinnvoll ergänzen. Überlebenden anrühren und somit den Seelen der Er- mordeten gerecht werden. Ebenso wenig geeignet für Dr.-Ing. Dietmar Kansy (CDU/CSU): In Respekt vor solch ein riesiges Flächendenkmal ist der Platz, der sich dem Anliegen der Initiatoren und der bisher geleisteten neben und damit in Konkurrenz zu dem Brandenburger Arbeit des Förderkreises des Landes Berlin und derTor befindet, da in diesem Fall die Betrachter hinter den 4142 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

(A) vorgesehenen Betonwänden isoliert würden. Deshalb Millionenfacher Mord, ethnische Vertreibungen,(C) sollte der Ort offen gestaltet werden, damit dieser auch schlimmste Menschenrechtsverletzungen in jüngster für Veranstaltungen des Gedenkens und der Begegnung Vergangenheit und Gegenwart auf unserer Erde, aber genutzt werden kann. Für das Denkmal und die Platzge- auch Fremdenfeindlichkeit und Ansätze von Rassenhaß staltung sollten des weiteren nur Materialien verwendet in unserer Gesellschaft führen mit aller Deutlichkeit vor werden, die an die Zeit des Holocaust erinnern. Das wä- Augen, daß der Kampf um „Nie wieder“, um Toleranz ren zum Beispiel für das Denkmal Stacheldraht oder ge- und Verständnis, Aufklärung und Bereitschaft zu Frie- brochener Granit sowie für den Platz graues oder bzw. den und Humanität allergrößte Bedeutung hat. Daran und rotes Pflaster. mitzutun sind Politiker und Bürgerschaft des ganzen Landes aufgerufen. Diesem, meiner tiefen inneren Über- Zu 2. Die bereits bestehenden Gedenkstätten und Mu- zeugung entsprechenden Anliegen entspricht grundsätz- seen machen der jüngeren Generation, die nicht mehrlich die heute zur Abstimmung vorliegende Be- unmittelbar von diesem furchtbaren Geschehen betrof- schlußempfehlung des Ausschusses für Kultur und Me- fen ist, das Grauen nachvollziehbarer. Durch intensive dien (Drucksache 14/1238). Forschung und Pflege dieser Mahnmale wird gleichsam ein aktives – und nicht nur plakatives – Erinnern ermög- Bezüglich der Ausgestaltung eines Mahnmals für die licht. ermordeten Juden Europas kann ich zu dem Entwurf von Eisenman weder emotional noch rational einen Zugang Rainer Fornahl (SPD): Seit über zehn Jahren wird in finden. Monstrosität der Taten und Monumentalität des der Bundesrepublik Deutschland über die ErrichtungMahnmales begegnen sich in einer für mich nicht er- eines zentralen Denkmals für die ermordeten Juden Eu- schließbaren Weise. ropas diskutiert, ja gestritten. Das war und ist vor dem Hintergrund des Umgangs der Deutschen mit der Zeit Deshalb werde ich die Alternative 2, ein Mahnmal des Nationalsozialismus auch notwendig. mit der Formulierung einer Mahnung in hebräischer Sprache, unterstützen. Hier wird ganz direkt und klar Als ein im Osten Deutschlands geborener und in der dem Grundanliegen entsprochen. ehemaligen DDR aufgewachsener Deutscher habe ich sehr bewußt und schmerzlich die Erfahrung eines ge- Dr. Eberhard Brecht (SPD): Der Bundestag ist keine spaltenen Umgangs der Deutschen mit ihrer Hauptver- Jury. Er ist nicht das kompetente Gremium, das über die antwortung für ungeheuerliche Verbrechen an den Völ- künstlerische Umsetzung eines politischen Auftrages zur kern Europas und ganz besonders an den europäischen Erinnerung und Mahnung an die ermordeten Juden Juden miterlebt. Deshalb habe ich nach der Wiederver- Europas entscheiden sollte. einigung Deutschlands ausgesprochene Genugtuung (B) darüber empfunden, daß sich das wieder zusammenge- Es gab leider keine Mehrheit im Deutschen Bundes- (D) fundene deutsche Volk auch auf einen gemeinsamentag für einen Beschlußvorschlag, der sich auf die grund- Weg der Verantwortung für die Verbrechen des natio- sätzliche Entscheidung über die Errichtung eines nalsozialistischen Deutschlands an den europäischen Ju- Mahnmals beschränkte. In einer solchen Entscheidung den, aber auch für ungezählte weitere Verbrechen anhätten die Randbedingungen wie der genaue Ort, der politischen, religiösen und behinderten Opfern, an sozial Kostenrahmen, der Baubeginn, die Zusammensetzung Verfemten, an sowjetischen Kriegsgefangenen und an der Jury und die Prozedur des Verfahrens festgelegt ungezählten Angehörigen der slawischen Völker ge-werden können. macht hat. Nach der heftigen Diskussion über die Qualität der Das Deutschland von heute gedenkt und erinnert mit Modelle, die durch die erste Ausschreibung favorisiert einem Mahnmal in der Hauptstadt der Bundesrepublik wurden, wäre es ratsam gewesen, ein zweites Wettbe- Deutschland, in der Mitte von Berlin, der Opfer, derwerbsverfahren zu eröffnen. Taten und des unwiederbringlichen Verlustes von Mil- lionen Menschen. Thomas Dörflinger (CDU/CSU): Im 50. Jahr des Be- stehens der Bundesrepublik Deutschland findet die Ver- Daneben stehen aber mit großer Bedeutung für daspflichtung von Staat und Gesellschaft, der während der dauerhafte Erinnern die authentischen Stätten des Grau- Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen ens und der Entwicklung und Vorbereitung des Terrors. insbesondere gegen das jüdische Volk im Sinne einer Der derzeitige Zustand dieser Mahn- und Gedenkstätten zukunftsweisenden Mahnung dauerhaft zu gedenken, erfordert heute und zukünftig erhebliche Anstrengungen meine uneingeschränkte Zustimmung. für die würdige Sicherung und Fortführung der Stätten des Erinnerns an die Opfer des nationalsozialistischen Diesem Auftrag werden wir durch den Bau eines Deutschlands. Dies muß als eine nationale Aufgabe ver- Mahnmals nicht gerecht. Ich teile die Auffassung Mi- standen werden. chael Wolfssohns, daß man an den vorhandenen histori- schen Stätten der Opfer gedenken sollte. Es gibt eine Zum Dritten steht die Aufgabe der immerwährenden ganze Reihe von Facetten, die diesen Auftrag zusätzlich Auseinandersetzung und Aufklärung zu Ursachen, Vor- in der Weise mit Leben erfüllen können, daß er sich bedingungen und Strukturen, die zu Rassenhaß undnicht nur in der punktuellen Betrachtung eines Bauwerks Völkermord führen, insbesondere mit Blick auf die jet- erschöpft, sondern zur nachhaltigen Auseinandersetzung zige junge und künftige Generationen. mit dem Holocaust provoziert. Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4143

(A) In diesem Zusammenhang wäre über eine im Lehr-stitutionen der Erinnerungskultur und sollten mit – ihrer (C) plan erhaltene Verpflichtung zum Besuch eines Kon-Bedeutung und Würde angemessen – finanziellen Mit- zentrationslagers ebenso nachzudenken wie an die ver- teln erhalten und bewahrt werden. Sie bedürfen keiner stärkte Erforschung der lokalen Vergangenheit begleitet Einrichtung, die zu ihnen in Konkurrenz treten würde. etwa durch Stipendienförderung seitens der Kommunen. Teile des nationalsozialistischen Gesellschaftssystems Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten(CDU/CSU): Es warten noch heute auf eine durchgreifende wissen-ist sicher nicht sinnvoll, darüber zu streiten, ob es in schaftliche Aufarbeitung. Dies gilt etwa für die Rolle der Deutschland unter eintausend oder weit über tausend Justiz in der NS-Zeit. Gedenkstätten, Mahnmale, Gedenktafeln u.ä. gibt, weil dies kein vergleichbares Thema ist. Zum Vergleich kön- Geschichtswissenschaft, die ihren Auftrag richtiger- nen höchstens in Betracht kommen die über 60 Stätten weise darin begreift, aus den Erkenntnissen über die in Deutschland, die von hauptamtlichen Leitern betreut Vergangenheit die notwendigen Schlüsse für die Ge- werden und damit geschichtlich geleitet sind. Sie bieten staltung der Zukunft zu ziehen, ist letztlich nie abge- für Menschen neben dem Visuellen auch das geschrie- schlossen. Ihr wohnt der systemimmanente Auftrag in- bene oder gesprochene Wort zur Erklärung, und ich ne, nachhaltig über Themen zu arbeiten. Der Auftrag der halte das für wichtig. Geschichte heißt Wissen, Forschen und Lernen. Diesem Auftrag wird der Bau eines Mahnmals nicht gerecht. In Berlin haben wir u.a. vier herausragende Beispiele: die „Neue Wache“, die „Topographie des Terrors“, eine Aus den genannten Gründen kann ich dem Bau eines außergewöhnliche Gedenkstätte, die noch erweitert Holocaust-Mahnmals in Berlin meine Zustimmung nicht wird, das Jüdische Museum, das der „geistige“ Erbauer, geben. Herr Daniel Libeskind, auch als Holocaust-Denkmal verstanden haben will, das noch mit Leben erfüllt wer- Gudrun Roos (SPD): An die während der Naziherr- den muß und bei dem bereits über zwei Dutzend Beton- schaft verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeitstelen stehen, und die Wannsee-Villa, eine ungewöhnli- und den Völkermord muß immer wieder erinnert wer- che Dokumentation. Eine hübsche Villa von außen, in den. Wir müssen auch meines Erachtens der nachfol-der vor fast 60 Jahren der Vernichtungsbefehl gefertigt genden Generation Gelegenheit geben, sich mit diesem wurde. Teil unserer Geschichte auseinanderzusetzen. Ich bin wegen der 60 Gedenkstätten und der vier Do- Die bestehenden Gedenkstätten können dies leisten kumentationen in Berlin vom Grundsatz her der Mei- bzw. anstoßen. nung, daß wir dort kein weiteres Mahnmal benötigen, Wegen fehlender finanzieller Mittel sind jedoch viele auch deswegen, weil die bisherigen Gedenkstätten, al- (B) dieser Gedenkstätten kaum in der Lage, die Gebäude,lein die 12 großen Konzentrations- und Vernichtungsla- (D) Einrichtungen etc. zu pflegen, zu renovieren und damit ger in Europa jährlich von 3,3 Millionen Menschen zu erhalten. besucht werden, unabhängig von Yad Vashem mit 1,5 Millionen Besuchern, dem Holocaust Memorial Solange dies so ist, sehe ich mich außerstande, derMuseum in Washington mit 1 Million Besuchern, dem Bereitstellung von Mitteln für ein neues Denkmal zuzu- Anne Frank-Haus mit über einer halben Million Besu- stimmen. chern und der „Neuen Wache“ mit fast 3 Millionen Be- suchern. Von Interesselosigkeit und Gleichgültigkeit Gustav Herzog und Birgit Roth(Speyer) (SPD): kann bei einer solchen Besucherzahl keine Rede sein. Anläßlich der Abstimmung des Deutschen Bundestages über die Errichtung eines Holocaust-Mahnmales Ich kann auch der Argumentation nicht folgen, in Deutschland seien das alles Gedenkstätten, wo nur ein Ich erkläre, daß ich dem Antrag der Gruppe von Ab- Teil der schrecklichen Taten durchgeführt worden sei, geordneten zustimmen werde, die auf die Errichtung ei- deswegen benötige man ein zentrales Denkmal in nes weiteren Holocaust-Mahnmales in Berlin verzichten Deutschland. Und dabei wurde u.a. das schreckliche wollen. Wort gebraucht, man brauche dieses Denkmal für „das Ich bin davon überzeugt, daß es keine eindrucksvolle- Volk der Täter“. Damit könnte leicht versucht werden, re Erfahrung und Begegnung mit dem Grauen der Ver- die Deutschen pauschal zu Mördern zu stempeln, weil es nichtung der Juden geben kann als einen Besuch der tat- einige zehntausend waren. Selbst wenn es einige hun- sächlichen Stätten des Schreckens während der national- derttausend gewesen wären, wäre es immer noch weni- sozialistischen Herrschaft. Bei all meinen Besuchen in ger als 1% der deutschen Bevölkerung. ehemaligen Konzentrationslagern war es das Wissen Wer – und ich wiederhole: Millionen Menschen tun darum, an einem Ort zu sein, dem von der Geschichtees jährlich – ein Konzentrationslager wie Dachau, Bu- ein derart furchtbarer Platz zugewiesen wurde, der mich chenwald, Sachsenhausen, Auschwitz oder jetzt auch die tief beeindruckt hat. Ich meine, daß kein wie auch im- „Topographie des Terrors“ besucht hat oder besuchen mer gestaltetes, neu zu errichtendes Mahnmal eine ähn- wird, wird das Grauen und die Unmenschlichkeit, die liche Wirkung haben könnte. Kein künstlich geschaffe- geschehen ist, nie vergessen. Dies können 2 700 Beton- nes Werk – auch kein Kunstwerk – kann dem unsagba- stelen nicht vermitteln und auch nicht ergänzen. ren Leid der Vielen eine Gestalt geben. Michel Friedman und Ignatz Bubis haben sinngemäß Die in Berlin und an anderen authentischen Orten der gesagt: „Juden brauchen dieses Denkmal nicht, die Verbrechen errichteten Gedenkstätten sind geeignete In- Deutschen brauchen es.“ Dr. Friedman fügte hinzu: 4144 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

(A) „Wer stark ist, muß für das Denkmal sein.“ Ich habe ihm Ausdrucksform wäre die Ablehnung eines Mahnmals(C) in einem Brief widersprochen und behaupte das Gegen- durch den Bundestag ein falsches Signal in die deutsche teil: „Wer stark ist, wendet sich gegen den Gigantismus, und die internationale Öffentlichkeit. Eine solche Ent- selbst wenn er dadurch in Gefahr gerät, in die Ecke des scheidung würde als Verweigerung des Gedenkens an Antisemitismus gestellt zu werden.“ die Opfer des Nationalsozialismus aufgenommen wer- den; das kann nicht unser politischer Wille sein. Es ist nicht nur meine persönliche tiefe Überzeugung, daß dieses Mahnmal spaltet und nicht versöhnt, sondern Es kann dabei nicht Sache des Bundestages sein, über die Überzeugung sehr vieler. Ich will nur Sie, Herr Mi- die konkrete künstlerische Ausgestaltung eines solchen nister Naumann, nennen, als Sie vor der Wahl lautMahnmals zu befinden. Das politische Votum des Bun- WELT sogar Parallelen zogen zu den Bauten von Albert destags muß der Errichtung des Mahnmals als solchem Speer und gesagt haben: „Soll das Super-Mahnmal imgelten. Sich mit einzelnen Entwürfen zu beschäftigen, Zentrum der Hauptstadt Zweifel an der deutschen Iden- sie zu begutachten und positiv oder negativ zu bewerten, tität buchstäblich ins Monumentale steigern?“ Und dann ist dagegen nicht die Aufgabe des Parlaments. Die Ver- haben Sie nach der Wahl mit einem Kurswechsel umantwortung für die Durchführung des Bundestagsbe- 180 Grad dem noch eins draufgesetzt mit der hundertschlusses sollte bei der Bundesregierung liegen, nicht Meter langen, als Klagemauer stilisierten Bibliothek. beim Gesetzgeber. Ich will auch nur eine von vielen jüdischen Stimmen, Über ganz Deutschland verstreut liegen die Stätten die gegen das Mahnmal sind, die des großen Geigersdes nationalsozialistischen Terrors; zahlreiche For- Isaak Stern, zitieren. Er hatte sich 1945 geschworen, nie schungsstätten, Bibliotheken und Ausstellungen – eben- wieder nach Deutschland zu kommen, und besuchte nun falls im ganzen Bundesgebiet – befassen sich in aufklä- als 78jähriger Berlin. Er antwortete am 10. April 1999 render Absicht mit den Verbrechen des Nationalsozia- im „Tagesspiegel“ Berlin auf die Frage: „Sie haben in lismus. Was wir deshalb nicht benötigen, ist ein groß Berlin das zukünftige jüdische Museum und die ‚Topo- angelegtes „Haus des Erinnerns“ als Teil des Mahnmals. graphie‘ des Terrors“ besichtigt. Wie haben Sie dieseEs wäre mangels Beständen entweder halb leer – und Orte empfunden?“ Stern: „Ich habe viele Holocaust-deshalb eine Peinlichkeit –, oder es müßte sich Großteile Gedenkstätten besichtigt und kann nur sagen, daß derder bestehenden Einrichtungen gleicher Art einverlei- Besuch der ‚Topographie des Terrors‘ eine der erschrek- ben; das stünde in krassem Widerspruch zum Fördera- kendsten Erfahrungen war, die ich gemacht habe: kein lismus. Es darf kein hauptstädtisches Monopol in der einziges Bild, kein Klangdokument, nur der Raum, kal- Aufarbeitung der deutschen NS-Geschichte geben. Es ter, grauer Granit, ohne Zentrum. Daß nur ein paar hun- geht bei der Errichtung eines zentralen Mahnmals nicht dert Kilometer entfernt gerade Hunderttausende vertrie- um Volkspädagogik, nicht um Information und Aufklä- (B) ben werden, machte mich für die Sache besonders bitter. rung. Es geht um das ,,Mahnen“, um das Erinnern und(D) Und denken Sie an Sachsenhausen – nur eine halbeGedenken in eins mit dem Bekenntnis zu den ethischen Stunde von Berlin entfernt –, das sind authentische Orte, und politischen Konsequenzen, die wir aus diesem Erin- an denen Erinnerung stattfinden sollte, weil hier dienern ziehen. Ein solches Mahnmal ist ein Symbol unse- schrecklichen Dinge wirklich passiert sind. Deutschland res Bekenntnisses zur Verantwortung für Vergangenheit zu zwingen, ein weiteres Mahnmal im Herzen Berlins zu und Gegenwart. Es wird die kollektive Erinnerung der bauen, ist – wie sag ich’s höflich? – geschmacklos. Ich Deutschen an die Zeit des Nationalsozialismus symboli- bin nicht sicher, ob das nicht auf lange Sicht den ange- sieren. Jede Ummantelung durch didaktische Verpak- strebten Zweck zunichte machen würde.“ kungen in einem „Haus des Erinnerns“ oder völlig un- Dem habe ich nichts hinzuzufügen, außer dem: Wenn klar definierten „Orten der Information“ relativiert sei- wir aus inneren und äußeren Zwängen aus einer Ver-nen spezifischen Charakter als Denkmal. wirklichung eines Mahnmals nicht mehr herauskommen, Entscheidet der Bundestag im Lauf der Debatte doch dann lassen Sie uns mit Würde Abschied nehmen von über die konkrete Gestalt des Mahnmals, stimme ich der Monumentalität. Pflegen wir die vorhandenen hilfsweise dem Antrag 14/941 zu, nach dem das Mord- Mahn- und Denkmale, unterstützen wir die Museen und verbot in den Mittelpunkt zu stellen ist. Dieser Vor- lassen Sie uns gemeinsam entweder die Schrö- schlag nach einer Idee von Richard Schröder macht am der/Schneider-Variante anpacken, umrahmt von Hun- besten den Sinn und Zweck des Mahnmals deutlich und derten von europäischen Bäumen aus allen betroffenen faßt die politisch-moralische Botschaft zusammen. Das europäischen Ländern, oder auch den Plantanenhain, mit Mordverbot ist der entscheidende humane Kern, auf den der Sandplatte von Eberhard Fiebig. Auf diese Variante es ankommt und ankommen muß. hat Ekkehart Krippendorf mit sehr guten Argumenten gestern in der „Süddeutschen Zeitung“ hingewiesen. Dr. Friedbert Pflüger (CDU/CSU): Zunächst möchte Bäume symbolisieren Hoffnung und Zukunft, sie sind ich meinem Kollegen Norbert Lammert herzlich für sei- lebendig und nicht tot und nüchtern und kalt wie 2 700 ne bewegende Rede, die beste in unserer heutigen De- Betonstelen. Wir sollten bei unserer Entscheidung an die batte, danken. Er hat eindrucksvolle Gedanken vorgetra- Zukunft denken. gen, denen ich mich anschließe. Dr. Reinhard Göhner (CDU/CSU): Nach der lang- Erlauben Sie mir, einige wenige Gedanken vorzutra- jährigen intensiven Debatte um Sinn und Zweck desgen, die mich in den letzten Jahren der Debatte um das Mahnmals, um seine politische Botschaft und ihre beste Holocaust-Mahnmal bewegt haben: Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4145

(A) Wichtig für mich war eine Freundin in Hannover, riker Christian Meier zuzustimmen, daß Terror und Ver- (C) Jüdin. Sie starb vor wenigen Tagen im Alter von 35 Jah- nichtung sich neben den Juden auch auf Roma und Sinti, ren an einer tödlichen Krankheit. Einige Wochen zuvor auf Geisteskranke, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, die haben meine Frau und ich sie das letzte Mal gesehen.polnische Elite, Millionen russischer Kriegsgefangener, Von der Krankheit bereits schwer gezeichnet hatte sie Sozialisten und Kommunisten und andere Gruppen be- doch noch ihren wachen Verstand und ihr großes Herz. zog. Deshalb werde ich für die Erweiterung der Wid- Sie beschwor mich wiederholt, mich im Deutschenmung für die Einbeziehung anderer Opfergruppen stim- Bundestag für das Mahnmal Eisenmans einzusetzen:men. „Wir brauchen ein Mahnmal mitten in der Stadt, denn Sosehr Richard Schröder zuzustimmen ist, wenn er mitten aus den Städten sind die Juden verschleppt wor- für ein Mahnmal wirbt, so sehr verfehlt sein eigener den.“ Vorschlag das selbstgesteckte Ziel. Was hat die Mah- In der Tat, wir wollen die bestehenden Gedenkstätten, nung „Du sollst nicht morden“ mit dem spezifischen Museen und Denkmäler, die uns an das grauenhafte Ge- Massenmord der Nationalsozialisten zu tun? Die Mah- schehen der Shoah erinnern, ehren und weiter unterstüt- nung gilt für jeden Mord. Aber wir wollen nicht z. B. zen, aber wir brauchen außerdem – 50 Jahre nach Grün- Raubmördern gedenken, sondern eben des Holocaust. dung der Bundesrepublik Deutschland, 10 Jahre nachMeine Kollegen von Klaeden und Polenz haben zu dem Fall der Mauer und im Moment, wo der Deutsche Recht gezeigt, daß die Beschränkung auf das 5. Gebot Bundestag nach Berlin zurückkehrt – auch ein zentrales dem Holocaust auch seine metaphysische Dimension Denkmal mitten in unserer Hauptstadt, einen Ort würdi- nimmt, die gerade für die gläubigen Opfer und ihre An- gen Gedenkens an das Unvorstellbare. gehörigen so wichtig war. Dem Vorschlag Richard Schröders fehlt auch jeder Bezug auf die deutsche Ge- Normalerweise versuchen Völker, ihre Missetatenschichte. Es geht nicht um die Massenmorde in Ruanda, und Verfehlungen zu beschönigen, zu verschweigenes geht um die Shoah in Deutschland. oder zu verdrängen. Ich weiß von keinem einzigen Fall, wo ein Volk bisher bereit war, nach langjähriger quälen- Schwer erträglich waren in den letzten Monaten ver- der Diskussion aufgrund eines Beschlusses der Volks- schiedene Äußerungen der neuen Regierung. Gerhard vertretung den Verbrechen des eigenen Volkes Schröders ein „Da muß man gerne hingehen“ und Michael Mahnmal zu setzen. Beschwert uns das nun? Laufen wir Naumanns Vergleich des Eisenman-Entwurfs mit der gebückt mit Asche auf dem Haupt durch die Welt, ohne Architektur Speers sind schon erwähnt worden. Nach Stolz, auf ewig mit einem Makel behaftet, den wir zudiesen Entgleisungen fällt es schwer, den Vorschlag allem Überfluß noch selbst durch ein vermeintlich mo- Naumanns, der hier zur Abstimmung steht, ernst zu numentales Mahnmal verstärken? Belasten wir kom-nehmen. Wenn Eisenmans Stelenfeld wirklich monu- (B) mende Generationen durch ein ewiges „mea culpa“, ob- mentale Speer-Architektur ist, wieso wird diese dann(D) wohl doch die Jungen gar nichts mehr damit zu tun ha- durch Hinzufügung eines „Kognitiven Zentrums“, wie ben? immer das im einzelnen aussehen soll, erträglicher? Das Mahnmal zeigt im Gegenteil, daß wir heute ein Ich bin Mitglied des Vorstands des Vereins „Gegen demokratisches, selbstbewußtes Land sind, das die Kraft Vergessen, für Demokratie“. Dessen Vorsitzender, und die Reife hat, sich seiner Geschichte zu stellen. Das Hans-Jochen Vogel, hat meines Erachtens völlig zutref- Mahnmal ist keine Last. Ich empfinde es als Befreiung fend ausgeführt, daß die furchtbare Dimension des Ho- und nicht zuletzt auch als eine Art Kompaß für den Weg locaust es verbietet, das Mahnmal mit einem herkömm- in eine freiheitliche Zukunft, in der sich so etwas wie der lichen Denkmal zu verbinden und dadurch in seiner Holocaust nicht mehr wiederholt. Der neue ReichstagAussagekraft zu relativieren. mit der großartigen Kuppel, die bald zum Sinnbild unse- In diesem Vorschlag Naumanns sehe ich auch eine res Parlamentarismus werden wird, das Brandenburger Zumutung gegenüber dem Künstler. Der hat in einem Tor, die Neue Wache und nun das Holocaust-Denkmal – Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ am 21. März zusammen sind dies die Symbole, auf denen wir unsere 1999 seinem Ärger über die Einmischungen Naumanns neue Hauptstadt bauen, eine gute Verbindung aus Ge- Ausdruck verliehen: „Naumanns Initiativen waren nur schichte, Gegenwart und Blick in die Zukunft. Ich freue das Deckmäntelchen für den Protest von Schröder oder mich auf das neue Berlin. sonstwem. Die wollten das Projekt nicht.“ – Eisenman Reicht es denn nicht, so wird eingewandt, daß wir in gefällt der Anbau Naumanns nicht, aber zähneknir- der Neuen Wache unter den Linden der Opfer „vonschend deutet er an, daß die „Grundidee“ ja die eigene Krieg und Gewaltherrschaft“ gedenken? Richard Schrö- bleibe: „Im schlimmsten Fall muß ich halt noch irgend- der hat in einer offenen Fraktionssitzung der CDU/CSU- einen Kiosk einbauen.“ Bundestagsfraktion diesem Argument zu Recht entgeg- Es ist traurig, daß hier heute die Gefahr besteht, daß net, daß wir die Verfolgungsverbrechen nicht hinter den der Naumann-Zusatz eine Mehrheit findet. Nach meiner Kriegsopfern verstecken sollten. festen Überzeugung ist das keine echte Mehrheit. Einige Es geht darum, die Opfer zu ehren, die Juden an er- Kollegen der SPD stimmten nur deshalb zu, weil sie ster Stelle, nicht nur, weil sie die stärkste Gruppe unter dem Staatsminister nach seinen ursprünglichen bomba- den Verfolgten darstellten, sondern weil hier ein ganzes stischen Erweiterungsvorschlägen nun wenigstens einen Volk ausgerottet werden sollte – mit einer alles andere etwas verkleinerten Zusatz, einen Ort der Information übertreffenden Radikalität. Und dennoch ist dem Histo- und des Gedenkens, zugestehen wollen. Es geht um Ge- 4146 Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999

(A) sichtswahrung für Kanzler Schröders Kulturbeauftrag- der/Schneider-Vorschlag der spezifische Bezug auf un- (C) ten. Das ist parteipolitisch nachvollziehbar. Aber darfsere eigene Geschichte. Es geht bei diesem Mahnmal das der Maßstab für unsere Entscheidung sein? eben gerade nicht darum, auch an die Massenmorde in Ruanda oder Kambodscha zu erinnern. Der Eisenman-Entwurf läßt für jeden alles offen, was er beim Betrachten dieses „Kunstwerks“ empfindet. Das Das Stelenfeld von Peter Eisenman („Eisenman II“) Mahnmal kann damit die enorme Leistung vollbringen, ist zu Recht aus einem mehrstufigen und mit großer sowohl der Opfer zu gedenken als auch auf die Täter zu Sorgfalt durchgeführten Wettbewerb von einer interna- verweisen. Der Pfeilerwald schreibt den Besuchern kei- tionalen Fachjury als bester Vorschlag ausgewählt wor- nen Weg und keine Empfindungen vor (so Sprecher der den. Gerade in seiner Abstraktheit wird es der gestellten Findungskommission, der amerikanische Judaist undAufgabe gerecht. „Symbole, die leicht zu verstehen sind, Anglist James E. Young). Auch deshalb verbieten sich reduzieren das Mahnmal zu einem Konsumprodukt. Das erklärende Zusätze und Belehrungen. Mahnmal soll keine Katharsis ermöglichen, es öffnet der Gegenwart das Bewußtsein über die Bedeutung des Eisenman II fordert alle, die es sehen, immer aufs Holocaust in einer anderen Zeit. Es steht dem leicht Er- neue zur Erinnerung auf. Das „Nie wieder“ bleibt leben- faßbaren gleichgültig gegenüber, und wenn es eine Bot- dig. Daneben stehen auch Trauer, Betroffenheit, Mitge- schaft gibt, dann die, daß Symbole nicht möglich sind.“ fühl mit den Opfern und Verachtung für die Täter. Der (Peter Eisenman) Einwand, das Mahnmal provoziere neuen Antisemitis- mus, ja sogar Anschläge, kann nicht der Maßstab für die Deshalb wirken auch alle noch so gut gemeinten er- Entscheidung über das Mahnmal sein. Wollen wir wirk- klärenden und ergänzenden Zusätze oder Zubauten, wie lich unser Gedenken an den Holocaust von den ver-Staatsminister Naumann sie vorgeschlagen hat, eingren- meintlichen Anschlägen derjenigen abhängig machen, zend und einschränkend, eben als „pädagogische Gelän- die von neuem einen gewalttätigen Antisemitismusder“. Der Deutsche Bundestag ist daher gut beraten, das praktizieren? Würden wir nicht grade dann, wenn wirWettbewerbsergebnis nicht zu verändern. Wir stimmen aus Angst vor Anschlägen rechtsradikaler Gruppen das deshalb für „Eisenman II“. Mahnmal nicht bauten – würden wir nicht dann den Falls dieser Entwurf nicht die Mehrheit des Deut- schrecklichen Fehler der Weimarer Republik wiederho- schen Bundestages findet, stimmen wir, nicht ohne Be- len und uns einmal mehr gegenüber der Gewalt ducken? denken, für die Beschlußempfehlung des Kulturaus- schusses, das heißt damit auch für den ergänzenden Ort Ruprecht Polenz und Eckart von Klaedender Information. Die Bedenken dagegen bestehen auch (CDU/CSU): In dieser Woche soll der Deutsche Bun-in der zum Zeitpunkt der Abstimmung nicht ausge- destag über die Errichtung eines zentralen Holocaust-räumten Unklarheit darüber, in welcher räumlichen Ver- (B) Mahnmals in Berlin entscheiden und damit eine überbindung dieser Ort mit dem Stelenfeld stehen wird, wie (D) zehn Jahre dauernde Diskussion zum Abschluß bringen. er sich auf die Größe und Gestaltung des Stelenfeldes Der Zeitpunkt macht Sinn: 50 Jahre Grundgesetz,letztlich auswirkt und mit welcher inhaltlichen Konzep- zehn Jahre Fall der Mauer, der Bundestag nimmt seinen tion die Informationsarbeit in diesem Ort letztlich be- Sitz im Reichstag in Berlin – die Nachkriegszeit ist zu trieben werden soll. Eine Ablehnung dieses Konzepts Ende. Damit darf aber kein Schlußstrich oder der Ver- wäre aber, trotz aller Bedenken dagegen, nicht zu vertre- such eines geschichtsvergessenen Neuanfangs verbun- ten, da sonst im Ergebnis kein Mahnmal realisiert würde. den sein. Die ganze deutsche Geschichte, auch die Jahre von 1933 bis 1945, gehören fortwirkend zur deutschen Identität. Deshalb brauchen wir Deutsche ein zentrales Anlage 3 Holocaust-Denkmal in der Mitte unserer Hauptstadt – zum Gedenken, Erinnern, Mahnen. Amtliche Mitteilungen Das zentrale Holocaust-Denkmal soll und kann die Der Vorsitzende des folgenden Ausschusses hat mit- zahlreichen Mahnmale und Gedenkstätten in Deutsch- geteilt, daß der Ausschuß gemäß § 80 Abs. 3 Satz 2 der land sowie die authentischen Stätten des Gedenkens und Geschäftsordnung von einer Berichterstattung zu der Erinnerns in den ehemaligen Konzentrationslagern nicht nachstehenden Vorlage absieht: ersetzen. Dies gilt allerdings auch umgekehrt. Denn jetzt Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit geht es darum, an einem zentralen Ort der deutschen Hauptstadt eine würdige Auseinandersetzung mit dem – Unterrichtung durch die Bundesregierung unfaßbaren Kapitel der deutschen Geschichte zu ermög- Abschlußbericht zur Hochwasserkatastrophe an der lichen und dafür ein Mahnmal zu setzen. Oder – Drucksachen 13/9571, 14/272 Nr. 159 – Der Einzigartigkeit dieser Verbrechen wird jedoch ein Mahnmal nicht gerecht, das sich auf das allgemein – Unterrichtung durch die Bundesregierung gültige 5. Gebot „Du sollst nicht morden“ beschränkt, Bericht der Bundesregierung an den Deutschen Bun- wie es Richard Schröder und Oscar Schneider vorge- destag über die Erfahrungen mit dem Vollzug des Umweltauditgesetzes (UAG) schlagen haben. Holocaust war mehr als Mord, mehr als Massenmord. Die Beschränkung auf das 5. Gebot nimmt – Drucksachen 13/11127, 14/69 Nr. 1.2 – dem Holocaust seine metaphysische Dimension, die ge- Die Vorsitzenden der folgenden Ausschüsse haben rade für die gläubigen Opfer und ihre Angehörigen somitgeteilt, daß der Ausschuß die nachstehenden EU- entsetzlich war und ist. Außerdem fehlt dem Schrö-Vorlagen bzw. Unterrichtungen durch das Europäische Deutscher Bundestag – 14. Wahlperiode – 48. Sitzung. Bonn, Freitag, den 25. Juni 1999 4147

(A) Parlament zur Kenntnis genommen oder von einer Be- Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung (C) ratung abgesehen hat. Drucksache 14/309 Nr. 2.15 Drucksache 14/309 Nr. 3.1 Auswärtiger Ausschuß Drucksache 14/342 Nr. 1.2 Drucksache 14/342 Nr. 1.3 Drucksache 13/11409 Nr. 2.46 Drucksache 14/342 Nr. 2.40 Drucksache 13/11409 Nr. 2.53 Drucksache 14/488 Nr. 2.48 Drucksache 14/74 Nr. 1.21, 14/189 Nr. 2.1 Drucksache 14/488 Nr. 2.55 Ausschuß für Gesundheit Innenausschuß Drucksache 14/272 Nr. 136 Drucksache 14/309 Nr. 1.1 Drucksache 14/342 Nr. 2.23 Drucksache 14/309 Nr. 2.40 Drucksache 14/342 Nr. 2.50 Ausschuß für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Drucksache 14/671 Nr. 2.30 Drucksache 14/488 Nr. 2.29 Finanzausschuß Drucksache 14/488 Nr. 2.50 Drucksache 12/272 Nr. 60 Drucksache 14/488 Nr. 2.66 Drucksache 14/272 Nr. 61 Drucksache 14/595 Nr. 2.2 Drucksache 14/272 Nr. 63 Drucksache 14/671 Nr. 1.2 Drucksache 14/272 Nr. 64 Drucksache 14/272 Nr. 65 Ausschuß für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit Ausschuß für Wirtschaft und Technologie Drucksache 14/272 Nr. 165 Drucksache 14/272 Nr. 166 Drucksache 14/431 Nr. 1.19 Drucksache 14/272 Nr. 167 Drucksache 14/431 Nr. 2.26 Drucksache 14/309 Nr. 1.10 Drucksache 14/488 Nr. 2.54 Drucksache 14/488 Nr. 2.27 Drucksache 14/488 Nr. 2.57 Drucksache 14/671 Nr. 2.2 Drucksache 14/488 Nr. 2.59 Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ausschuß für Bildung, Forschung Drucksache 14/488 Nr. 2.1 und Technikfolgenabschätzung Drucksache 14/488 Nr. 2.2 Drucksache 14/671 Nr. 2.19 Drucksache 14/488 Nr. 2.26 Drucksache 14/671 Nr. 2.21

(B) (D)