UNDBRIE R F Forum für Mitglieder und Freunde des Pazifik-Netzwerkes e.V.

Juni 2015 Nr. 100 ~ 2/15

Die Verwandlung des Rundbriefes 100. Ausgabe des Forums Pazifik-Netzwerk e.V.

26 Jahre nach dem ersten Rundbrief im April 1989 halten sie nun die 100. Ausgabe des Rundbriefes in den Händen. Vieles hat sich geändert: Vom Layout angefangen, über die Anschrift, Titel, Drucksatz und Länge (damals hatte der Rundbrief 8 Sei- ten) bis zur Erweiterung der Themen mit der Aufteilung in verschiedene Rubriken – aber in seinem Anliegen, Interessierte und Mitglieder des Netzwerkes über den Pa- zifikraum und pazifikrelevante Themen in Deutschland zu informieren und zu ver- netzen, ist sich der Rundbrief treu geblieben. Dank Ihrer Hilfe, Unterstützung und zahlreicher Artikel – Deshalb: Danke für die 100. Ausgabe!

Rundbrief Juni 2015 Seite 2

EDITORIAL

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des Pazifik-Netzwerkes, am 12. März 2015 ist der tropische Zyklon Pam über die pazifische Inselwelt hin- weggefegt und hat mindestens 15 Menschen in den Tod gerissen. Das sind glückli- cherweise weniger Tote als zunächst von internationalen Medien berichtet, aber dennoch hat „Pam“ (der inzwischen als der zweitstärkste Sturm, der jemals im Südpazifik gemessen wurde, gilt) vor allem in Vanuatu und massive Zerstö- rungen angerichtet (siehe S. 5). Als Pazifik-Netzwerk haben wir zu Spenden für die betroffenen Menschen aufgeru- fen. Neben vielen internationalen Hilfsorganisationen, die Spenden für Vanuatu an- nehmen, haben wir inzwischen auch die Möglichkeit geschaffen, Spenden direkt an das Pazifik-Netzwerk zu richten. Vorstandsmitglied Matthias Kowasch wird diese im Juli bei seiner Pazifik-Reise in Vanuatu übergeben (siehe S. 6). Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, Sie noch einmal ganz herzlich um Spenden für die betroffenen Menschen zu bitten. Der Pazifik gehört ohne Frage zu den Regionen, die am anfälligsten für Naturkata- strophen sind. Dies hat auch der Taifun „Maysak“ gezeigt, der nur wenige Tage nach „Pam“ in Mikronesien gewütet hat. Diese Anfälligkeit wird weiter verschlim- mert durch den Klimawandel, der eine existenzielle Bedrohung für die Menschen im Pazifik, ihre Lebensweise, ihre Entwicklungschancen und ihre einzigartigen Kulturen ist. Es ist höchste Zeit zu handeln: Dies müssen auch die Staaten dieser Welt begrei- fen, die sich im Dezember zu einer wegweisenden Klimakonferenz in Paris treffen werden. Darum sollten wir als Netzwerk, aber auch jede/r einzelne von uns, in die- sem Jahr alle Gelegenheiten nutzen, auf die Auswirkungen des Klimawandels im Pazifik und die Notwendigkeit zu entschlossenem Handeln hinzuweisen. Ich bin mir sicher: Gemeinsam können wir dazu beitragen, den Verantwortlichen deutlich zu machen, dass in Paris ein weitgehendes, neues Klimaabkommen unterzeichnet werden muss. Die vorliegende Ausgabe des Rundbriefs ist die nunmehr 100. Ausgabe dieser Pub- likation. Dies ist sicherlich ein guter Anlass, sich bei all denjenigen zu bedanken, die über die Jahre hinweg mit Beiträgen, Berichten, redaktioneller Arbeit und Rat zum Erscheinen des Rundbriefs beigetragen haben.

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen dieser Ausgabe!

Mit pazifischen Grüßen,

Oliver Hasenkamp Vorsitzender des Pazifik-Netzwerk e.V. [email protected] Rundbrief Juni 2015 Seite 3

INHALTSÜBERSICHT

Liebe Leserinnen und Leser,

100 Ausgaben des Rundbriefes gibt es einen Artikel für den Rundbrief. In die- bereits – dass es auch weitere 100 sem Rundbrief ist dies z.B. ein Artikel Ausgaben geben werde, dafür enga- über „Palmöl“ (S.25), ein Tagebuch- gieren sich sowohl Vorstand des Netz- eintrag eines Seemanns, der 1891 werkes als auch Mitglieder immer wie- nach gereist ist (S.22) oder der dafür. Sei es, indem sie z.B. bei auch ein Bericht über den Besuch ei- Demonstrationen gegen Atomwaffen ner Ausstellung mit Aborigines-Kunst dabei sind (S13) oder sich bei Veran- (S.53). Und so gilt das Dankeschön an staltungen mit dem Thema „Klima- dieser Stelle den vielen Menschen, die wandel und Anpassung daran“ beteili- sich unentgeltlich für den Rundbrief gen (S.18); sei es, dass Mitglieder ihr zur Verfügung stellen. Wissen dem Netzwerk und der Öffent- Ganz besonders hervorheben möchte, lichkeit zur Verfügung stellen und z.B. dass ein Nicht-Netzwerkmitglied das über die eher unbekannte Architektur Netzwerkbuch „Samoa“ rezensiert hat Ozeaniens berichten (S.7) oder über (S.27). aktuelle Geschehnisse im Pazifik be- Und dann gibt es noch diejenigen, die richten, wie über Zyklon „Pam“ (S.5); qua Amt für den Rundbrief tätig sind – sei es, dass sich in vielen deutschen ohne Vorsitzende des Netzwerkes Städten regionale Pazifikgruppen or- (S.45), dem gesamten Vorstand ganisieren und treffen (S.42) oder Bü- (S.46), der Pazifik-Infostelle (S.49) cher mit Pazifikbezug kritisch lesen und auch Mission EineWelt mit der Or- und besprechen (ab S.27) – ohne die ganisationsstruktur des Druckens und Mitglieder des Netzwerkes wäre der Versand sei herzlichst gedankt für die Rundbrief nicht mal halb so voll an stetige und anregende Zusammenar- Neuigkeiten, Informationen und Le- beit und Bereitstellen von Informatio- senswertem. Deshalb an dieser Stelle nen! ein dickes Dankeschön an alle, die sich ehrenamtlich dafür engagieren! In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Aber nicht nur Netzwerk-Mitglieder be- nun viel Freude beim Lesen und freue reichern den Rundbrief – viele Privat- mich auf viele weitere spannende und personen, Ethnologen, Wissenschaft- neue Artikel! ler, Dozenten, Organisationen und Ein- Mit fränkisch-pazifischen Grüßen, richtungen liefern immer wieder mal Steffi Kornder, Redakteurin

URZ NOTIERT K Weltweit größtes Meeres- Insgesamt 834 000 Quadratkilometer bieten Schutz für Korallen, Riffe und schutzgebiet liegt im Pazifik Meereslebewesen. Um das Schutzge- biet kümmern sich die lokale Gemein- Die britische Regierung hat das größte schaft der Einwohner Pitcairns sowie Meeresschutzgebiet der Welt um die der Inselrat des kleinen Staates. Für Pitcairn Inseln inmitten des pazifischen viele Organisationen bedeutet dies ei- Ozeans errichtet, wie die Regierung nen „monumentalen Schritt“ in Rich- von Pitcairn erklärte. Die Meereswelt tung Meeresschutz. um die weit abgelegenen Inseln weist Quelle : Newsletter der eine sehr hohe biologische Vielfalt auf Tourism März – Juni 2015, Melva Evans. und ist damit schützenswert. Homepage: www.visitpitcairn.pn Rundbrief Juni 2015 Seite 4

INHALTSVERZEICHNIS

2 Editorial (Oliver Hasenkamp) 3 Inhaltsübersicht (Steffi Kornder) 3 Kurz Notiert: Weltweit größtes Meeresschutzgebiet liegt im Pazifik Berichte aus dem Pazifik 5 Zyklon Pam verwüstet Vanuatu (Matthias Kowasch) 7 Die traditionelle Architektur Ozeaniens in 3D (Günter Zöhrer) 9 Samoanische in Deutschland? (Tomasi Sulu‘ape) 10 „Waiwai“ – das heilige Wasser (Wolfgang T. Müller) Veranstaltungs- und Tagungsberichte 11 Die South Pacific Fashion Show (Maja Peltzer) 13 „Atomwaffenfrei“: Ostermarsch und Protestaktionen (Ingrid Schilsky) 14 „Climate Justice Dialogue“ (Oliver Hasenkamp) 15 Veranstaltungen der neuseeländischen Botschaft (Oliver Hasenkamp) 16 Konsultationen der International Coalition for Papua (Oliver Hasenkamp) 18 Die Arbeit der GIZ im Pazifik (Oliver Hasenkamp) 20 Die Ausstellung „Paul Gauguin“ in Basel (Ludwig Wälder) 21 Berichte aus anderen Organisationen Endstation für Asylsuchende (Martin Baier) 22 Blick über den Tellerrand Aus dem Tagebuch eines Seemanns: Samoa 1891 (Rüdiger Pabst) 25 Erklärt ! Nachhaltiges Palmöl – alles im grünen Bereich? (Katja Breyer) Rezensionen 27 Samoa: 50 Jahre Unabhängigkeit (Bernd Moritz) 29 Die Südseebibliothek: Eduard Hernsheim 30 Puna Wai Korero (Martin Feldmann) 31 The Politics of Give and Take (Roland Seib) 33 Inseln und Archipele (Andreas G. Kaehler und Kabukii Kaa) 35 Being „Mande“ (Hermann Mückler) 38 Deutsche Kolonien in der Südsee (Ludwig Wälder) 39 Foodmonopoly (Ortrun Alius) 41 „Wo es keinen Arzt gibt“ (Helmut Pantlen) 42 Regionale Treffen von Pazifik-Interessierten Nachrichten aus dem Verein 45 Neues aus dem Verein (Oliver Hasenkamp) 46 Neues Vorstandsmitglied (Andreas G. Kaehler) 48 Kontakterneuerung 49 Neues aus der Infostelle (Julia Ratzmann) 49 Neue Medien in der Präsenzbibliothek und im Handel 50 Internet-Tipps 51 Termine 53 Tipp für den Wochenendausflug Kunst der Gegenwart (Gabriele Weiss) 55 Disclaimer und Impressum 56 Info des Tages: Impressionen vom Kirchentag

Rundbrief Juni 2015 Seite 5

BERICHTE AUS DEM PAZIFIK

Zyklon Pam verwüstet Vanuatu

Nie zuvor hatte eine Naturkatastrophe se mit 425 g Fisch, eine Dose mit 200 den südpazifischen Staat Vanuatu so g Rindfleisch und 2 Packungen Maggi- schwer getroffen – bis zu 90% aller Nudeln zu je 85 g bekommen sollte Gebäude in der Hauptstadt Port Vila (Islands Business, S. 12-13). Die An- wurden beschädigt. Aber auch auf an- kündigung wurde laut der Zeitschrift deren Inseln des Landes gab es „Islands Business“, die in Fidschi er- schwere Verwüstungen. Die Vereinten scheint, von der Bevölkerung des Lan- Nationen berichteten, dass 166.000 des jedoch mit Hohn und Spott aufge- Menschen auf 22 Inseln vom Zyklon nommen. Die Behörden vor Ort hatten Pam, der am Wochenende des 13. Zeit sich auf den Zyklon vorzuberei- März das Archipel mit voller Wucht ten. Auf Efate, wo auch die Hauptstadt traf, betroffen waren. Die Sturmböen Port Vila liegt, hatte die Hilfsorganisa- hatten Windgeschwindigkeiten von tion ProMedical 50.000 Liter sauberes 320 km pro Stunde erreicht. Trinkwasser geliefert, weitere 220. 000 Liter sollten bis Ende März folgen Der Präsident Vanuatus, Baldwin Lons- (Islands Business, S. 13). Dennoch er- dale, machte den Klimawandel mitver- klärten die Behörden, dass die Hilfsor- antwortlich für die Katastrophe. 50% - ganisationen nur unzureichend zu- 90% der Häuser hatten dem Zyklon sammen arbeiten würden (Spiegel on- nicht standgehalten, 65.000 Menschen line, 21.3.2015). Geholfen haben auch wurden obdachlos (Islands Business, mehrere ausländische Familien, die in S. 12). Internationale Katastro- Vanuatu leben. Sie sammelten Geld in phenhilfe kam schnell auf Vanuatu ihren Ursprungsländern und verteilten an, erreichte jedoch erst 8 Tage später es an die nächstgelegenen Dörfer. die abgelegenen Inseln. Premierminis- ter Joe Natuman dankte den 20 Staa- Laut den Statistiken der Meteorologen ten, die mit Soforthilfe zur Seite stan- ist Pam einer der schwersten Zyk- den. Natuman betonte, dass Vanuatu lone , die jemals im Südpazifik regis- noch längere Zeit auf die Hilfe seiner triert worden sind. Neben Vanuatu Freunde angewiesen sein werde. spürten auch andere Länder die Wucht des Sturms. So wurden beispielsweise Ungefähr 90% der ca. 270.000 Ein- in Tuvalu niedrig liegende Inseln über- wohner Vanuatus leben in ländlichen flutet. Pam war im Übrigen nicht der Gebieten. Viele sind Selbstversorger einzige Sturm in der Region. Aus dem und leben vom Ertrag der Felder. Viele Indischen Ozean zog zur gleichen Zeit haben keine Kühlmöglichkeiten, Nah- der Zyklon Olwyn an die australische rungsmittel werden deshalb nicht ge- Westküste (Spiegel online, 21.03.2015). lagert. Der Zyklon hat viele Bananen- stauden und andere Fruchtbäume entwurzelt, was für die Selbstversor- ger problematisch ist. Die Benzin- Zum Autor: Dr. Matthias Kowasch, Ge- preise schnellten nach dem Zyklon in ograph, ist Lektor für Humangeographie die Höhe. Das National Disaster Ma- und Geographiedidaktik am Institut für nagement Office (NDMO) hatte ange- Geographie der Universität Bremen. Er kündigt, dass ab dem 24. März jeder hat zu verschiedenen Themen in Neukale- donien geforscht und dort auch für einige betroffene Haushalt 15 Tage lang je- Zeit gelebt. Seit Februar 2015 ist er im den Tag 5 kg Reis, eine Konservendo- Vorstand des Pazifik-Netzwerkes e.V. Rundbrief Juni 2015 Seite 6

Spendenaufruf Das Pazifik-Netzwerk hat zu Spenden für die Opfer von Zyklon „Pam“ aufgerufen. Spenden können an zahlreiche deutsche und internationale Hilfsorganisationen oder direkt an das Pazifik-Netzwerk gerichtet werden. Das Netzwerk nimmt Spenden mit dem Stichwort „Vanuatu“ auf folgendem Konto entgegen:

Pazifik - Netzwerk e.V. Postbank Nürnberg Kontonummer 40 550 853 Bankleitzahl: 760 100 85 BIC PBNKDEFF IBAN DE84 7601 0085 0040 5508 53

Die eingegangenen Spenden wird Vor- standsmitglied Dr. Matthias Kowasch bei seiner Reise in den Pazifik im Juli 2015 di- Isaac und Mario aus Vanuatu bei einem Stadt- rekt in Vanuatu bzw. Neukaledonien an spaziergang mit Matthias Kowasch und anderen Isaac Sylvain und Mario Muelsul und ihre Pazifik-Netzwerk-Mitgliedern in Hamburg 2014. Foto: Ingrid Schilsky. Familien übergeben.

Isaac und Mario haben im vergangenen Jahr für ein Semester an der Universität Bremen studiert. Durch diesen Aufenthalt sind persönliche Kontakte und Freund- schaften entstanden. Das Pazifik Netzwerk möchte die eingehenden Spenden nun direkt den Familien und Freunden der beiden Studenten auf den Inseln Tanna und Efate zukommen lassen. Rückfragen können an matthias.kowasch@pazifik- netzwerk.org gerichtet werden. Eine Liste mit Hilfsorganisationen (u.a. UNICEF, Deutsches Rotes Kreuz, Caritas In- ternational und Oxfam), die in Vanuatu aktiv sind, ist im Internet unter www.pazifik-infostelle.org/news/6988605.html zu finden.

Ein ganz herzliches Dankeschön gilt all denjenigen, die den Menschen im Pazifik bereits mit einer Spende geholfen haben!

Wetterkapriolen im Pazifik In den vergangenen Wochen gab es einige schlechte Wettermeldungen aus dem Pazifik. Der bisher stärkste Zyklon in Vanuatu hat viel zerstört (siehe vorherigen Bericht). Aber auch in Mikronesien hat ein Sturm gewütet: Der Taifun Maysak hat vor allem auf den schwer erreichbaren Außeninseln Ulithi und Fais schwere Verwüstungen angerichtet. Trinkwasser ist knapp geworden, es können nur unter erschwer- ten Bedingungen die so notwendigen Versorgungs- flüge stattfinden und circa 95% der Ernte ist ver- nichtet. Aber auch schwere Stürme an der Nordwestküste Zerstörungen auf der Insel . Amerikas, Überschwemmungen an der pazifischen Foto: PMA Deutschland. Küste Südamerikas oder schwere Erdbeben in Pa- pua-Neuguinea im April lassen die Menschen in Sorgen leben.

Rundbrief Juni 2015 Seite 7

Renderings eines Versammlungshauses (Bai) aus . Das Gebäude wurde 1908 nach Deutschlan d gebracht und steht heute noch im Ethnologischen Museum in Berlin. Grafiken: Dr. Günter Zöhrer.

Die traditionelle Architektur Ozeaniens in 3D

Das relativ unbekannte Terrain der Steinskulpturen wie die auf der traditionellen Architektur Ozeaniens Osterinsel, die wunderbar dekorierten bietet dem Interessierten einen span- Versammlungshäuser (whare whakairo nenden Kontext zwischen konstrukti- und whare nui ) Neuseelands oder aber ven Meisterleistungen sowie symboli- auch die gewaltigen Bauten am Sepik schen und sozialen Brennpunkten an. in Neuguinea fanden bereits Würdi- Indigene Architektur ist niemals alleine gung in den Medien, im Kino und in nur ein konstruktives Element, viel- Dokumentationsfilmen. Der Rest der mehr ist es ein Gefäß für alle wich- traditionellen Architektur Ozeaniens tigen gesellschaftlichen Vorgänge bleibt aber zum großen Teil uner- in der Gemeinschaft , sei es der Ah- kannt und liegt im verborgen. Auch nenkult, die Versammlung des Dorfra- deshalb, weil es viele Bauten gar nicht tes, die Beherbergung von Leben als mehr gibt. Dies ist eine sehr unerfreu- Frauen- oder Männerhäuser, Aufbe- liche Situation, denn wenn man sich wahrungsort für Nahrung oder Unter- mit dem Thema etwas mehr beschäf- stand für technischen oder kultische tigt, erkennt man rasch, wie unglaub- Gegenstände wie Kanus, Masken oder lich vielfältig und artenreich die Bau- Waffen. Sie repräsentiert aber auch traditionen Ozeaniens sind. Ein Aspekt anhand ihrer exakten Bauweise die muss dabei ganz besonders hervorge- Stärke und Geschlossenheit eines so- hoben werden: Die traditionelle Archi- zialen Systems. tektur Ozeaniens repräsentierte die Rundbrief Juni 2015 Seite 8 zentralen, kulturellen und sozialen aus den digitalen 3D-Modellen ermög- Knotenpunkte in allen Inselstaaten lichten einerseits das genaue Kennen- dieser Region. lernen und Verstehen der konstrukti- ven Aspekte während der Modellie- Alleine schon die Besiedelung Ozeani- rungsarbeiten, andererseits gewähr- ens gleicht einem mehr als 40.000 leistet das Ergebnis dem Betrachter Jahre alten Abenteuer. Die Menschen auch ein besseres Verständnis dar- segelten auf der Suche nach neuem über, wie konstruktive und symboli- Land auf die offene See hinaus, ohne sche Aspekte innerhalb des Gebäudes

Sextant oder anderen technischen in Erscheinung treten. Hilfsmitteln, nur im Vertrauen auf Ihre Kenntnisse über das Element des Was- Das daraus gewonnene Wissen über sers, der Sterne und des Windes. Sie die traditionelle Architektur ermöglich- erreichten Inselreiche nach tausenden te die Beantwortung von Vergleichs- Kilometern und legten den Grundstein fragen, den sogenannten „Cultural für das größte zusammenhängende Connections“. Bei dem Studium der Kulturgebiet der Erde: Die Inselstaa- Bauten erkennt man sehr rasch, dass ten Polynesiens, Melanesiens und Mik- es Affinitäten in Konstruktion, Symbo- ronesien, die sich auf etwa 70 Millio- lik und auch der Namensgebung zwi- nen km² Fläche verteilen. schen den Architekturformen gibt, die über viele tausend Kilometer verfolg- In einer Forschungsarbeit wurde die bar sind. Diese Cultural Connections traditionelle Architektur Ozeaniens in ermöglichen es also, ein besseres Ver- einem umfassenden Kontext zusam- ständnis davon zu bekommen, wie die mengefasst und neu aufgearbeitet. einzelnen Inselstaaten miteinander Ziel war es, neue Erkenntnisse und ein verwoben sind und erlauben es auch in zusammenhängendes Bild über die in- der Theorie, Wege der Besiedelung digene Architektur Ozeaniens zu erhal- nachzuvollziehen. ten. Die Erfassung sowie die Darstel- lung dieser Erkenntnisse wurden an- Zum Autor: Dr. Günter Zöhrer war Vor- hand moderner Vermessungs- und standsmitglied der Österreichisch-Südpa- Präsentationsmethoden vorgenom- zifischen Gesellschaft (OSPG) und ist im men. Vorstand des Instituts für vergleichende Architekturforschung (IVA) an der TU- Wien. Er ist Architekt, Ethnologe und Fo- Die Methodik der Architekturdokumen- tograf. Seine Forschungsschwerpunkte tation wurde einerseits durch traditio- sind die traditionellen Architekturformen nelle Vermessungsmethoden, mit Skiz- der "Non European Architecture" mit zenblock und Maßband, der sogenann- Schwerpunkt Ozeanien, die in einem in- ten „berührenden Aufnahme“, ande- terdisziplinärem Kontext untersucht wer- rerseits aber auch durch den Einsatz den. von Hochtechnologie, wie dem 3D- Laserscanning, der sogenannten „be- rührungslosen Aufnahme“, durchge- führt.

Unumgänglich war aber auch die Aus- arbeitung einer einheitlichen Darstel- lungsform, die in der Methodik der 3D- Modellierung und der 3D-Visuali- sierung ihren Ausdruck fand. Die Mo- dellierung der Bauten als digitales 3D- Modell sowie die darauffolgende Er- stellung von Renderings (Bildsynthese) Rundbrief Juni 2015 Seite 9

Samoanische Tattoos in Deutschland?

Die Philosophie der Tatau Die Familie ist in Samoa sehr wichtig – Die Kunst der Tattoos ist eine ständig je größer die aiga (= erweiterte Fami- sich veränderte Evolution. Mit der lie), desto wichtiger ist sie und desto Entwicklung von Maschinen, Tinte und mehr Einfluss hat sie auf die Gemein- Techniken ist es kein Wunder, dass schaft. Der „samoan way“ weist auf Tattoos heutzutage sehr beliebt sind. die Verpflichtungen hin, die ein Mit- Und gleichzeitig kann man in den letz- glied einer Familie inne hat. ten 100 Jahren beobachten, dass Tat- toos immer mehr zum Tabuthema Das traditionelle samoanische wurden. „Normale Leute“ tragen keine heißt „ malofi “, das am Rücken be- Tattoos, so die gängige Meinung. Im ginnt und am Bauchnabel endet und 21. Jahrhundert angekommen ist der damit den gesamten Körper von den Weg der Tattoos zurück in alle Gesell- Knien bis zur Hüfte ummantelt. Die schaftsschichten wieder zu verzeich- malofi Tattoos sind sehr wichtig und nen. Tattoos aus Broschüren und Ma- ernst zu nehmen. Es dauert viele gazinen sind Alltag geworden. Stunden, bis ein malofi vervollständigt ist. Meist ist es sehr schmerzvoll und kann nur durch traditionelles Werk- zeug durchgeführt werden. Ein malofi kann nur durch einen „tufuga ta tatau“, einen Tattoo-Meister, ausge- führt werden. Assistenten helfen ihm dabei, den Körper und die Haut zu dehnen und überflüssige Tinte weg zu wischen. Auf diese Art wird seit Jahr- hunderten in Samoa tätowiert. Die Ausübung des Tätowierens ist eine Ze- remonie, die eine Brücke zu den Ah- nen schlägt.

Samoanische Tattoos in Freiburg Tomasi Sulu’ape hieß bei seiner Ge- burt noch anders: 1972 wurde er als Thomas im Schwarzwald geboren und Tattoo. Fotorechte: Tomasi Sulu’ape. verbrachte dort seine Kindheit. Nach seiner Ausbildung zum Schreiner In Polynesien dagegen ist die Kultur merkte er, dass etwas in seinem Le- der Tattoos über 3 000 Jahre alt. Das ben fehlt – und er begann zu reisen: sind dreitausend Jahre Wissen, Fähig- Er folgte den Wellen durch Europa, Af- keiten und Kenntnisse, die von einer rika, Südamerika, die Westindischen Generation an die nächste weitergege- Inseln, Asien, Neuseeland und pazifi- ben wurden und bis heute überlebt sche Inseln. haben. Und an diesem Punkt steht Tomasi heute und ist seiner Familie in In Trinidad lernte er den Fischer Elton Samoa dankbar für die Bereicherung kennen, der ihm zeigte, im Meer zu le- seines Lebens. sen und Inspiration von der Natur für Kunst zu erhalten. Ab diesem Zeit- punkt begann er, sich den unter- Rundbrief Juni 2015 Seite 10 schiedlichen Kulturen durch Kunst zu aus Samoa, sondern auch für Klamot- nähern. Er lernte von Schnitzern, In- tendesign, Ausstellungen und Fashion strumentenbauern und Malern welt- Shows bekannt. Heute ist er der einzi- weit – aber erst in der Tatau-Kultur ge Tattoo-Meister, der samoanische in Polynesien fand er seine Bestim- Tataus in Europa anbietet. mung. Zum Autor: Tomasi Sulu’ape. Thomas wurde von Sua Sulu’ape Pe- telo adoptiert und ist seitdem als To- masi Mitglied der samoanischen Fami- lie. Von dieser wurde er in die samoa- nische Kunst des Tätowierens einge- führt und lernte bei seinem Onkel Techniken, Tradition und Geist der samoanischen „Tatau“. Zehn Jahre nach Beginn seiner Reisen kam Tomasi zurück nach Deutschland.

Als Mitglied verschiedener Tattoo- Netzwerke, z.B. Pacific Tattoo Associa- tion of Australia, organisierte Tomasi Sulu’ape verschiedene internationale Tattoo-Konferenzen. Inzwischen ist er nicht nur für die traditionelle Tattoos

„Waiwai" - Das heilige Wasser

Auf hat Wasser eine ganz be- himmlischen Regen nennen die Hawai- sondere Bedeutung und das drückt ianer „ua lani". Bei einer großen Men- sich in sehr vielen unterschiedlichen ge oder um einem Wort besonderen Bezeichnungen für jede Art von Was- Ausdruck zu verleihen, wird die Silbe ser und Regen aus. Die hawaiiani- zumeist verdoppelt. In diesem Falle sche Sprache ist sehr tiefgründig, wird also aus „wai" (Süßwasser) „wai- denn sie kannte seit Urgedenken bis wai", also viel Süßwasser, zum Bei- zum Eintreffen der ersten Missionare spiel sehr viel Regen. um 1820 nur das gesprochene, gesun- gene und getanzte Wort. Die Schrift- Da die hawaiianische Sprache sehr ly- sprache war den Polynesiern fremd. risch, heilend und mehrdeutig ist, Deshalb entwickelte sich eine sehr steht „waiwai" auch für die Fülle im tiefgehende, positive Sprache. Jede Leben in allen Bereichen. Nur an gut Silbe eines Wortes hat eine verborge- gewässerte fruchtbare Felder zu den- ne Bedeutung, die das Wort als Gan- ken würde nur einen kleinen Teil des- zes näher erklärt. sen erfassen, was wirklich mit „Fülle“ gemeint ist. Es geht nicht nur um Nah- Wie bei allen Naturvölkern gibt es spe- rung und Besitztümer, sondern insbe- ziell für Dinge aus der Natur viel mehr sondere um einen harmonischen Fluss Differenzierungen und genauere Be- des Lebens. Fülle nach hawaiianischem zeichnungen als hierzulande. Verständnis zeigt sich in stabiler, kör- perlicher und psychischer Gesundheit Süßwasser heißt „wai“ im Gegen- ebenso wie durch gelebte Spiritualität. satz zu Salzwasser/ Meer „kai“. Den Rundbrief Juni 2015 Seite 11 Waikiki steckt auch die Silbe „wai" drin - und richtig, Waikiki hat ebenso mit Wasser zu tun, genauer: mit spru- delndem Wasser. Bevor es zu einem Urlaubsparadies wurde, war dort frü- her ein Sumpfgebiet, das von Bergbä- chen und Brunnenwasser feucht und schlammig gehalten wurde.

Aber auch in dem Wort „Hawaii" findet sich „wai" wieder. „Ha" ist der „Atem des Lebens". Dies ist die Auf- forderung an uns, stets präsent zu sein und jeden einzelnen Moment be- wusst und mit allen Sinnen zu genie- ßen. „Wai" ist, wie bereits beschrie- ben, die Fülle im Leben und das zweite „i" steht für die Verbindung zum Gött- lichen. So wird „ Hawaii " - frei über- setzt - als „Ort zur Bewahrung des Wissens um den Atem des Lebens" be- zeichnet. Wasserfall auf Hawaii. Foto: Wolfgang T. Müller. Und einer Fülle an Bewusstheit und Zum Autor: Wolfgang T. Müller, Ausbil- Präsenz für jeden einzelnen Moment der in LomiLomi- an der Heilerak- und für harmonische Beziehungen mit ademie Europa, Österreich; landeskundli- Mensch, Tier und Natur. cher Lektor und Kursleiter für Kunst, Kul- tur und Ethnologie, Engagements auf deutschen Kreuzfahrtschiffen im Pazifik, Zu den drei berühmtesten Stränden mehrere Aufenthalte auf Hawaii. Er pro- der Welt gehört neben der Copacaba- duziert CDs mit Hawaii-Musik sowie - na und Acapulco der Waikiki-Strand im Ausbildungs-DVDs und ist Autor des Bu- Ortsteil Honolulu auf Hawaii. Im Wort ches „Hula, Engel, Hawaii.“

VERANSTALTUNGS - UND TAGUNGSBERICHTE

Die South Pacific Fashion Show Ein Lehrstück in kosmopolitischer Mode

Am 6. März 2015 fand zum ersten Mal Eingebettet in das exquisite Programm in Berlin die South Pacific Fashion mit Tanz fehlte zwar hier und da die Show statt. Das abgeschiedene Haus Möglichkeit zur konzentrierten Be- des Sports am Olympiastadion war der trachtung, die gezeigten Kleidungsstü- angemessene Ort für eine Veranstal- cke waren allerdings von ganz beson- tung, an der ein Kreis von Eingeweih- derer Ausdruckskraft und Qualität. ten und das neuseeländische Botschaf- Was zelebriert wurde, war nicht aus- terpaar als Ehrengäste teilnahmen. schließlich die Mode, darüber hinaus Anläßlich der jährlich stattfindenden ging es um die heutigen pazifischen Islands Night der Polynesian Cul- Kulturen, wie sie hier in Europa gelebt tural Society fand eine Modenschau werden. statt, die ohne die sonst üblichen In- szenierungen der Modewelt auskam. Rundbrief Juni 2015 Seite 12 Mit der South Pacific Fashion Show eine hochaktuelle Auseinandersetzung: erzählt die polynesische Community Wie behaupten sich lokale Traditionen von Kosmopoliten, die in vielen Kultu- mit ihren innerkulturellen Konflikten in ren zu Hause und in einigen besonders einer globalisierten Welt? Wie leben verwurzelt sind. Auf den Laufsteg kam sie ihre eigene Geschichte angesichts damit eine Mode, die von der selbst- der Verwirrungen, die durch ver- bewußt-nachdenklichen Auseinander- schiedenste Kulturen, durch Migratio- setzung mit der eigenen Geschichte nen und Sprachbarrieren entstehen? zeugte. Der Modeschöpferin Mele Köhnecke Da war zum Beispiel das traditionelle gelingt die Auseinandersetzung mit Hochzeitsgewand aus geflochtenen diesen Fragen, indem sie das Braut- Pandanuss-Streifen, einem kostbaren kleid, wie es bei einer christlichen aus dem Schraubenbaum (Pandanuss) Hochzeit geschnitten ist, in dem wun- gewonnenem polynesischem Status- derbar sperrigen Tapa fertigt und es symbol, das dem christlichen Hoch- ihrer Community auf einem deutschen zeitskleid, das ebenso aus bedeu- Laufsteg präsentiert. tungsträchtigen Material, nämlich Tapa (Rindenbaststoff), gefertigt wurde, be- Und auch Paula Wiemers visualisiert gegnete. mit dem sexy Absolventinnenge- wandes den Konflikt und Widerspruch zwischen den Religionen und Kulturen. Sie schafft eine Figur, die aus der Zu- sammenstellung von sich widerspre- chenden Auffassungen von Körperlich- keit entstanden ist. Und erzählt damit von der Realität der Mitglieder der Pa- cific Community, denen es mitunter meisterhaft gelingt, scheinbar unauf- lösbare Widersprüche zu thematisie- ren, auszuhalten und an der Gestal- tung einer Zukunft für die Kosmopolis mitzuarbeiten. Mit den Entwürfen der Pacific Fashion Show geben die Desig- nerinnen der Weltgemeinschaft Bilder an die Hand, die einen beispielhaften Weg im Umgang mit Kulturkonflikten Foto: Fashion Show in Berli n, von Maja Peltzer. aufzeigen.

Die Verwendung des traditionellen Zur Autorin: Maja Peltzer ist Kostüm- Tapa-Materials in den Hochzeitsge- schneiderin und -bildnerin und machte ih- wändern der zwei in Polynesien vertre- ren Magister in Spanisch und Kunstge- tenen Religionen öffnet den Blick auf schichte mit dem Schwerpunkt auf post- kolonialer Kulturkritik.

Rundbrief Juni 2015 Seite 13

„atomwaffenfrei“: Ostermarsch und Protestaktionen Pazifik-Netzwerk-Mitglieder aus Hamburg haben sich an Ostern in der Vulkaneifel an den Aktionen gegen die dortige Stationierung von Atombomben beteiligt.

Ingrid Schilsky, Helmut Pantlen und Reingard Pantlen beim Ostermarsch in Büchel (auf dem Foto fehlt Marion Küpker). Foto: Ingrid Schilsky. Der Fliegerhorst in Büchel liegt so ab- en niedergeschlagen, so hat etwa gelegen in der Eifel, dass sich schon „Monitor“ Fotos aus dem Innern des die Anreise mit öffentlichen Verkehrs- Fliegerhorstes mit den Bombendepots mitteln als kaum möglich erweist. Viel- gezeigt. Die gewaltfreien Blockaden leicht ist diese Abgeschiedenheit einer vor den Toren begannen am 26. März, der Gründe, warum öffentlich so wenig genau 5 Jahre nachdem der Deutsche bekannt ist, was dort passiert. Unsere Bundestag mit großer Mehrheit den kleine Aktionsgruppe – und ähnliches Abzug der letzten Atomwaffen von berichten auch die anderen Gruppen – deutschem Boden gefordert hatte. Das hat im Vorfeld der Blockadeaktion und Gegenteil ist seither eingetroffen; Mit danach in zahlreichen privaten Ge- Milliardenaufwand wollen die USA ihre sprächen festgestellt, wie viele Men- Atomwaffen technisch aufrüsten. Ver- schen keine Ahnung davon haben, mutlich haben wir in Deutschland bald dass in Büchel noch etwa 20 US- die modernsten Atomwaffen der Welt. Atomwaffen stationiert sind . Die Die Friedensaktion „büchel65“ war für Leute sind höchst entsetzt, wenn sie eine Laufzeit von 65 Tagen geplant, erfahren, dass die deutsche Luftwaffe bis Ende Mai, dann geht in New York in Büchel Jagdbomberpiloten ausbildet, die Überprüfungskonferenz zum Atom- die im Ernstfall mit ihren Tornados die waffensperrvertrag (NPT) zu Ende. Atombomben zum Einsatz bringen – Deutschland hat keine Verfügungsge- Weder unsere kleine Hamburger Grup- walt über die Bomben, aber es gibt pe noch die anderen teilnehmenden keine amerikanischen Piloten vor Ort. Gruppen konnten die Tore des Flieger- horstes für längere Zeit blockieren, da Der diesjährige Ostermarsch und die die zahlreich aufgebotene Polizei im- Blockadeaktionen zwischen März mer flugs mit „Abräumen“ dabei war. und Mai haben sich auch in den Medi- Dennoch betrachten wir unser Tun Rundbrief Juni 2015 Seite 14 nicht als vergeblich. Neben der Auf- Kampagnen an unterschiedlichen Or- merksamkeit von Medien und im pri- ten geplant, auch im Hinblick auf den vaten Umfeld ist uns auch aufgefallen, 70. Jahrestag der Atombomben- wie angestrengt sich die zahlreichen abwürfe über Hiroshima und Na- vorbeifahrenden Soldaten und Ange- gasaki. stellten bemühten, an uns vorbeizu- Im Sinne der Atomtestüberlebenden schauen – eine gewisse Verunsiche- aus dem Pazifik („Lernen aus dem rung haben wir doch hervorgerufen. Leid“) sollten wir uns, wo immer mög- Immerhin ist der Fliegerhorst (mit et- lich, als Pazifik-Netzwerk-Mitglieder wa 600 zivilen Beschäftigten) einer der diesen Kampagnen anschließen. größten Arbeitgeber der Region. Zur Autorin: Ingrid Schilsky ist Journa- Von verschiedensten Friedensgruppen listin und engagiert sich sehr für die Ham- (u.a. den Ärzten gegen Atomkrieg) burger Pazifik-Gruppe. sind in diesem Jahr „atomwaffenfrei“-

„Climate Justice Dialogue“ der Mary Robinson Foundation

Inhaltlich lieferte die öffentliche Veran- staltung wenig neue Erkenntnisse, au- ßer die klare Botschaft, dass 2015 bei der Klimakonferenz in Paris ein weitreichendes neues Klimaab- kommen verabschiedet werden muss. Dies, so der Tenor der Kurzprä- Am 13. April 2015 hat in Berlin der sentationen der internationalen Gäste, „Climate Justice Dialoge: 2015“ der sei nicht nur eine Frage der globalen Mary Robinson Foundation stattgefun- Notwendigkeit und Dringlichkeit, son- den, an dem unter anderem der frühe- dern auch der internationalen Ge- re Generalsekretär des Pacific Islands rechtigkeit. Denn der Klimawandel Forum (PIF) und frühere Vorsitzende werfe ohne jede Frage Gerechtigkeits- der Allianz der kleinen Inselstaaten fragen auf, da er bestimmte Regionen (AOSIS) Tuiloma Neroni Slade teil- der Welt, darunter an vorderster Stelle die pazifischen Inselstaaten, in beson- nahm. Im Rahmen des Dialogs trat er derer Weise benachteilige und beste- zusammen mit zahlreichen anderen hende Ungleichheiten weiter verschär- internationalen Experten zum Kli- fe. Insgesamt zeichneten viele der mawandel auch bei einer öffentlichen Veranstaltung an der Humboldt- Rednerinnen und Redner einen hoff- Universität in Berlin auf. Unter ande- nungsvollen Ausblick auf die Klimakon- rem nahmen Patricia Espinosa Cantel- ferenz im Dezember, welche zum ers- lano (die heutige mexikanische Bot- ten Mal seit Jahren die Möglichkeit ge- schafterin in Deutschland, die 2010 als be, ein weitreichendes neues Abkom- damalige Außenministerin die Klima- men zu unterzeichnen. konferenz im mexikanischen Cancún leitete), der Direktor des Potsdam- Eingeladen zu der Veranstaltung hatte Instituts für Klimafolgenforschung, die Mary Robinson Foundation gemein- Hans Joachim Schellnhuber, sowie ei- sam mit dem Potsdam-Institut für Kli- ne Vertreterin des karibischen Insel- mafolgenforschung und der Humboldt- staats Grenada, Dessima Williams, Universität Berlin. Die Mary Robinson teil. Foundation für Klimagerechtigkeit wurde 2010 von der früheren irischen Rundbrief Juni 2015 Seite 15 Staatspräsidentin Mary Robinson ge- tung, zu denen auch der Samoaner gründet, die inzwischen auch als Eh- Tuiloma Neroni Slade gehört, statt. renpräsidentin von Oxfam und Son- dergesandte der Vereinten Nationen Zum Autor: Oliver Hasenkamp ist erster für Klimawandel fungiert. Neben der Vorsitzender des Pazifik-Netzwerk e.V. Er öffentlichen Veranstaltung fanden in ist Politikwissenschaftler und beschäftigt Berlin zahlreiche geschlossene Konsul- sich insbesondere mit der Rolle der pazifi- schen Inselstaaten in der internationalen tationen von Klimaexperten und den Politik und mit regionaler Kooperation in Mitgliedern des High Level Advisory Ozeanien. Committees der Mary Robinson Stif-

Veranstaltungen der neuseeländischen Botschaft

neuseeländische und tongaische Sol- daten ums Leben. Der 25. April wird daher von den drei Ländern als Ge- denktag für die gefallenen Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg began- gen.

Am 27. April 2015 hat die neuseelän- dische Botschaft in Kooperation mit der Hertie School of Governance in Berlin einen Vortrag des früheren neuseeländischen Botschafters bei den Vereinten Nationen in New York, Seine Exzellenz Colin Keating, veranstaltet. Neuseeland ist derzeit Rt. Hon. David Carter mit Bundestagspräsi- dent Prof. Dr. Norbert Lammert. © Deutscher zum vierten Mal in seiner Geschichte Bundestag /Achim Melde. für zwei Jahre Mitglied im Sicherheits- rat der Vereinten Nationen. Keating Am 23. April 2015 hat der neuseelän- untestrich den großen Reformbedarf dische Botschafter in Deutschland, des Sicherheitsrats und sprach über Seine Exzellenz Rodney Harris, zu ei- die Veränderung globaler Herausforde- nem Empfang anlässlich des Be- rungen in den vergangenen 20 Jahren. suchs des Sprechers des neusee- ländischen Parlaments (entspricht in etwa dem deutschen Parlaments- präsidenten), Rt. Hon. David Carter, eingeladen. Carter, der seit 1994 Ab- geordneter im neuseeländischen Par- lament ist und in der Vergangenheit verschiedene Ministerämter innehatte, leitete eine Delegation, die neben Deutschland auch weitere europäische Länder besuchte. Dabei nahm sie auch an Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum der Landung des „Australian and New Zealand Army Corps“ Zum Autor: Oliver Hasenkamp . (ANZAC) am 25. April 1915 in Gallipoli (Türkei) teil. Bei der Schlacht um Gal- lipoli kamen zahlreiche australische, Rundbrief Juni 2015 Seite 16

Konsultationen der International Coalition for Papua in Brüssel

Vom 4. bis 6. Mai 2015 konnte ich als Mit Ana Gomez im Europäischen Vorsitzender des Pazifik-Netzwerkes Parlament an den Konsultationen und der Mit- Ein Höhepunkt der Konsultationen war gliederversammlung der International eine Veranstaltung mit der portugiesi- Coalition for Papua (ICP) in Brüssel schen Abgeordneten im EU-Parlament, teilnehmen. Das Pazifik-Netzwerk ist Ana Gomez. Gomez war vor ihrer Kar- seit 2013 Mitglied der ICP, die sich für riere als Politikerin unter anderem Menschenrechte und Frieden in dem Botschafterin Portugals in Indonesien zu Indonesien gehörenden Westpapua, und hat in dieser Funktion maßgeblich dem westlichen Teil der Insel Neugui- beim Prozess zur Unabhängigkeit von nea, einsetzt. Timor-Leste beigetragen. An der Ver- anstaltung nahmen auch Vertreter der Wie viele von Ihnen sicherlich wissen, indonesischen Regierung und der in- ist der Konflikt in Westpapua einer donesischen Botschaft in Brüssel teil. der längsten und bis heute blutigsten in der pazifischen Inselregion. Dies Westpapua und die Melanesian wurde wenige Tage vor den Konsulta- Spearhead Group tionen in Brüssel wieder deutlich, als Immer wieder wurde während der Ta- über 200 Studierende vorübergehend gung und den Konsultationen auf den inhaftiert wurden. Nach Aussage der Antrag Westpapuas auf Mitglied- anwesenden Papua habe es sich dabei schaft in der Melanesian Spear- um die größte offensichtlich koordi- head Group (MSG) hingewiesen. Der nierte Aktion, bei der in zahlreichen MSG (eine subregionale Organisation Städten gleichzeitig Menschen festge- im westlichen (melanesischen) Teil des setzt wurde, in den vergangenen Jah- Pazifiks) gehören derzeit Papua- ren gehandelt. Auch gab es schockie- Neuguinea, Fidschi, Vanuatu, die Sa- rende Berichte darüber, dass Studie- lomonen und die Unabhängigkeitsbe- rende wegen angeblicher politischer wegung „Front de Libération Nationale Aktivitäten während einer Veranstal- Kanak et Socialiste“ (FLNKS) im zu tung, bei der Spenden für die Opfer Frankreich gehörenden Kanaky (Neu- von Zyklon „Pam“ auf Vanuatu ge- kaledonien) an. Schon heute stellt die sammelt wurden, inhaftiert worden MSG als zwischenstaatliche Organisa- sein sollen. Inzwischen gehen die Si- tion mit der Mitgliedschaft der Unab- cherheitskräfte außerdem zunehmend hängigkeitsbewegung FLNKS eine in- nicht nur gegen die Symbole der Un- ternationale Einmaligkeit dar. abhängigkeitsbewegung in Papua vor, sondern auch gegen jene, die auf die Über den Antrag soll – sofern die Ent- melanesische Identität der Papua ver- scheidung nicht vertagt wird – auf weisen. dem MSG-Treffen in Vanuatu im Juli diesen Jahres abgestimmt werden. Rundbrief Juni 2015 Seite 17 Wie indonesische Wissenschaftler und dem Präsidenten Joko Widodo (Jokowi) Experten aus Papua in Brüssel deutlich regiert. In Papua sind viele Hoffnun- gemacht haben, hat der Antrag bereits gen mit der neuen Regierung verbun- jetzt eine neue und nicht mehr um- den gewesen. Der Präsident hat den kehrbare Dynamik in den Konflikt Menschen in Papua immer wieder die gebracht. So bestand die einhellige Einhaltung der Menschenrechte und Meinung, dass dieser – selbst wenn freien Zugang für die Presse verspro- der Antrag nicht angenommen werden chen. Außerdem hat er erstmals indi- sollte – den Fokus der öffentlichen gene Papua in seine Regierung aufge- Auseinandersetzung und Diskussion nommen. Jenseits dieser Symbolpoli- zukünftig von Indonesiens Hauptstadt tik und Rhetorik hat sich aber, so das Jakarta zunehmend in den Pazifik ver- Fazit von Brüssel, wenig zum Positiven lagern wird. Tatsächlich haben sich im verändert. Im Gegenteil, die Zahl der letzten Jahr mehr Politiker aus dem dokumentierten Menschenrechtsver- Pazifik, die den Konflikt in Papua in der letzungen und vorübergehenden In- Vergangenheit meist gemieden hatten, haftierungen hat in den vergangenen aus der Defensive gewagt und Indone- Monaten sogar deutlich zugenommen. sien über den Umgang mit Papua kriti- Dies müsse nicht unbedingt der Politik siert. der Regierung entsprechen, aber es zeige, dass die Regierung wenig Kon- Als Folge des Antrags habe auch In- trolle über die Sicherheitskräfte in Pa- donesien den pazifischen Insel- pua hat, die allerdings zunehmend gut staaten eine nie dagewesene Auf- koordiniert aufzutreten scheinen. merksamkeit zukommen lassen , da es versuche, durch Lobby-Arbeit und Migration & soziale Probleme finanziellen Anreizen möglichst viele Als ein großes Problem ist stets auch der MSG-Mitglieder davon zu überzeu- die Migration von Menschen aus ande- gen, gegen den Antrag Papuas zu ren Teilen Indonesiens nach Papua stimmen. Wie die Abstimmung ausge- angesprochen worden. Diese Migra- hen wird (und ob sie überhaupt statt- tion hat die indigenen Papua in- findet), ist derzeit noch völlig offen – zwischen zur Minderheit in West- aber den Mitgliedern der MSG dürfte papua gemacht. Zwar lässt sich, an- es schwer fallen, eine Ablehnung des ders als in der Vergangenheit, keine Antrages öffentlich zu vermitteln, da direkte Regierungspolitik zur Förde- es in ihren Bevölkerungen große Soli- rung der Migration nach Papua mehr daritätsbekundungen mit den Men- erkennen, doch vor allem die geringe schen in Papua gibt. In jedem Fall ist Geburtsrate unter den indigenen Pa- anzunehmen, dass der Konflikt in Zu- pua, welche als eine Folge jahrzehnte- kunft mehr denn je auch ein „pazifi- langer und anhaltender Diskriminie- sches Thema“ sein wird und die pazifi- rung verstanden werden kann, ver- schen Staaten – vermutlich auch die- stärkt diesen Trend weiterhin. In die- jenigen, die nicht der MSG angehören sem Zusammenhang wurde auch von – in Zukunft einen genaueren Blick auf verschiedenen Teilnehmern deutlich die Vorkommnisse in Papua werfen gemacht, dass von vereinzelten Fort- werden. Ein Vorreiter hierbei ist si- schritten, beispielsweise in der Bil- cherlich Vanuatu, welches den Konflikt dung, vor allem Einwanderer profitie- als einziges Land der Welt seit Jahren ren, da diese sich in der Regel in den bei internationalen Konferenzen the- größeren Ballungszentren ansiedeln. matisiert. In den abgelegenen Dörfern existiert real, trotz anders lautender Statisti- Neue Regierung in Indonesien ken, jedoch quasi kein Bildungs- oder Seit vergangenem Jahr wird Indonesi- Gesundheitssystem, da Lehrerinnen en von einer neuen Regierung unter und Lehrer bzw. Ärztinnen und Ärzte Rundbrief Juni 2015 Seite 18 trotz laufender Verträge nicht vor Ort auch für den gesamten Pazifik wichtige seien. Thema weiter verfolgen und uns, zu- sammen mit unseren Partnern in der Was folgt für uns als Netzwerk? ICP und insbesondere dem Westpa- Der Antrag auf Mitgliedschaft in der pua-Netzwerk in Deutschland, für die MSG und die heftige Diskussion über Rechte der Menschen im westli- diese zeigen, dass Papua ein pazifi- chen Teil der Insel Neuguinea ein- sches Thema ist und in Zukunft wohl setzen! eine noch größere Rolle in der regiona- len Politik des Pazifiks spielen wird. Weitere Informationen gibt es auf der Potenzielle Konflikte innerhalb der Website der International Coalition for Pa- Gruppe der pazifischen Inselstaaten pua, www.humanrightspapua.org, und der sowie in ihrem Verhältnis zu Australien Website des Westpapua-Netzwerks, www.west-papua-netz.de. und Neuseeland sind denkbar. Als

Netzwerk sollten wir, so glaube ich, Zum Autor: Oliver Hasenkamp. dieses für die Menschen in Papua, aber

Inforadio rbb: Die Arbeit der GIZ im Pazifik Kurz vor dem Klimakollaps? - Wie Vanuatu sich über Wasser halten will

Am 6. Mai 2015 haben die Deutsche oder Tonga, und um eine grundlegen- Gesellschaft für Internationale Zu- de Vorstellung der Region, ihrer Men- sammenarbeit (GIZ) und das Inforadio schen und der Kulturen des Pazifiks des Radio Berlin-Brandenburgs (rbb) insgesamt. im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe „Aus der Praxis der GIZ“ zu einem Ge- spräch mit dem Programmleiter der GIZ in der Pazifischen Inselregion, Dr. Wulf Killmann, eingeladen. Geleitet wurde das Gespräch von der rbb- Moderatorin Gabriele Heuser.

Einen besonderen Fokus legte die Ver- anstaltung unter dem Titel „Kurz vor Dr. Killmann beim Interview. Foto: rbb Inforadio. dem Klimakollaps? - Wie Vanuatu sich über Wasser halten will“ auf So erzählte Dr. Killmann zahlreiche den Inselstaat Vanuatu, der wenige Anekdoten aus seinem Alltag und Wochen zuvor durch den Zyklon „Pam“ schilderte persönliche Eindrücke und verwüstet worden war. Doch in dem Erlebnisse auf verschiedenen Inseln, Gespräch ging es immer wieder auch welche die Lebensweise vor Ort und um die Arbeit der GIZ in anderen pazi- die besonderen Herausforderungen der fischen Inselstaaten, beispielsweise in Inseln im Pazifik verdeutlichten. Er un- terstrich, dass der Alltag nicht den in Deutschland verbreiteten Klischeebil- dern entspreche. Er wies auch auf die Rundbrief Juni 2015 Seite 19 große Vielfältigkeit der Region und reicht das Spektrum „von der Bera- damit auch die Vielfältigkeit der Her- tung, wie das Thema den Kindern be- ausforderungen hin. Neben dem Kli- reits in den Schulen nahegebracht mawandel wurden unter anderem die werden kann, bis zur Beratung der Themen Gesundheit (insbesondere Regierungen, wie sie mit ihrer Politik Bekämpfung von Krankheiten wie Dia- Weichen stellen können für die Durch- betes), Bildung, die Ernährungssi- setzung alternative Methoden in Land- cherheit und die große Bedeutung und Fischerei- und Forstwirtschaft.“ des Schutzes von Korallen genannt. Finanziert wird das Programm aus Zu diesen schon grundsätzlich wichti- Geldern des Bundesministeriums für gen Themen komme nun der Klima- wirtschaftliche Zusammenarbeit und wandel, der viele Probleme verstärkt, Entwicklung (BMZ), des Bundesminis- als große Herausforderung hinzu. teriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und der Ebenso stellte er die großen Entfer- Europäische Union. nungen und die schwere Erreich- barkeit einiger Inseln heraus. Um ei- Dr. Killmann machte deutlich, dass die nige GIZ-Projektstandorte zu errei- Arbeit, welche die GIZ nach „Pam“ auf chen, seien oft Flüge zu abgelegenen Vanuatu betreibe, jedoch deutlich Inseln und stundenlange Auto- oder mehr sei als die Durchführung von Bootsfahrten durch abwegiges Gelände Klimawandelanpassungsmaßnahmen. erforderlich. Tatsächlich nutze er etwa Tatsächlich leiste die GIZ dort nun 60% seiner Arbeitszeit für das Reisen Wiederaufbauhilfe , um die Basis für zu unterschiedlichen Projektstandorten zukünftige Klimamaßnahmen zu schaf- im Pazifik. fen. Eine normale Arbeit sei nach dem Sturm schon deshalb schwer, weil ein Die GIZ , die ihren Hauptsitz im Pazifik Großteil der Mitarbeiterinnen und Mit- in der fidschianischen Hauptstadt Suva arbeiter der GIZ vor Ort einheimische hat, ist insgesamt in 15 Staaten und Lokalkräfte sind, deren Familien vom Territorien im Pazifik aktiv . Unter- Sturm betroffen seien, und auch die stützt wird sie von einem internationa- GIZ-Projekte selbst betroffen sind. len Team von 40 Mitarbeiterinnen und Neben den oben genannten Institutio- Mitarbeitern, die auf die unterschiedli- nen hat auch das Auswärtige Amt nach chen Projekte auf verschiedenen In- dem Zyklon Gelder für Hilfsmaßnah- seln verteilt sind. Bei der Suche nach men zur Verfügung gestellt. geeigneten Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern aus der Region seien familiä- Deutschland genieße in der Region ei- re Verbindungen und beispielsweise nen sehr guten Ruf und es gebe sei- das „Wantok“-System in PNG manch- tens der Menschen in der Region ein mal Herausforderungen, sagte Dr. Kill- großes Interesse an einer Zusammen- Killmann auf Nachfrage von Pazifik- arbeit. In diesem Zusammenhang er- Netzwerk-Mitglied Regina Knapp. mutigte Dr. Killmann auch das Pazi- fik-Netzwerk, sich gemeinsam mit Die GIZ-Aktivitäten im Pazifik zielen Partnern wie der GIZ für eine noch insbesondere auf die Anpassung an größere Wahrnehmung des Pazi- den Klimawandel . Wie das rbb Info- fiks in Deutschland und der deut- radio es zusammenfasst, geht es da- schen Politik einzusetzen . rum, „Regierungen und Inselbewohne- rInnen in die Lage zu versetzen, bes- Zum Autor: Oliver Hasenkamp. ser mit den negativen Auswirkungen des Klimawandels umzugehen“. Dabei Rundbrief Juni 2015 Seite 20

„Woher kommen wir?“, Paul Gauguin. Foto: Ludwig Wälder.

Die Ausstellung „Paul Gauguin“ Fondation Beyeler in Riehen (bei Basel)

Die Fondation Beyeler im kleinen nen festen Platz in der Kunstgeschich- Riehen direkt bei Basel ist weithin be- te und eine dauerhafte Popularität als kannt für ungewöhnliche, interessante tragischer „Aussteiger“ gesichert. Auch Ausstellungen weltberühmter Künstler. sein einsamer Tod in Armut am 8. Mai Seit der Eröffnung 1997 waren hier 1903 auf der kleinen Marquesas-Insel immer wieder grossartige Werke be- Hiva Oa ist nur konsequenter Ab- deutender moderner Künstler zu sehen schluss seines Lebens abseits von al- (z.B. Monet, Cézanne, Picasso, Gia- len Konventionen. cometti, Rousseau, Rothko, Matisse, Munch, Degas, Ernst, Courbet u.v.a.) Mit der Präsentation von Gauguins oder interessante thematische Ausstel- Werken ist es der Fondation Beyeler lungen wie die zu den Themen Eros, offensichtlich gelungen, ihr eigenes Wald, Surrealismus, Blumen u.a. hohes Niveau noch einmal zu toppen. Nach einer Vorbereitungszeit von mehr Den Freunden des Pazifiks muss man als sechs Jahren zeigt sie in ihrer bis- den Maler Paul Gauguin (1848 in Pa- her aufwendigsten, noch bis 28. Juni ris geboren, 1903 in Atuona auf Hiva geöffneten Ausstellung über 50 hoch- Oa, Franz. Polynesien) wohl nicht erst karätige Meisterwerke von Paul bekannt machen. Sein schillerndes, Gauguin aus international renom- weltumspannendes Leben (vom mierten Museen und Privatsammlun- Schiffsjungen zum Pariser Bürger, An- gen, darunter kostbare Leihgaben aus lageberater, Versicherungsagent und 13 Ländern (aus Europa, Russland und Sonntagsmaler und mit 35 zum Autor, den Vereinigten Staaten), unter ande- Verleger, Journalist und Maler) und rem aus dem Art Institute of Chicago, seine epochemachenden Gemälde, in der National Gallery of Scotland, der denen er mit „reinen“, oft antinatura- Eremitage in Sankt Petersburg und listischen Farben und flächigen Formen dem Puschkin-Museum in Moskau (die das Leben der exotischen „Primiti- Versicherungssumme beträgt übrigens ven‘“als seine Vision des reinen, wil- stolze 2,5 Mrd. Schweizer Franken.) den Lebens abbildete, haben ihm ei- Eine „Abschieds-Vorstellung“ ist auch Rundbrief Juni 2015 Seite 21 dabei: Das Bild „Nafea faaipoipo?" Die letzte große Schau in Basel mit („Wann heiratest Du?“) aus dem Bas- Gauguins Arbeiten, die mit ihren ler Kunstmuseum ist nämlich vom leuchtenden Farben und den elemen- langjährigen Leihgeber, der Sammlung taren Formen Ende des 19. Jahrhun- Rudolf Staechelin, gerade nach Katar derts die Kunst revolutionierten, liegt verkauft worden (von 300 Millionen mehr als 60 Jahre zurück. Auf der Dollar wird gemunkelt). ganzen Welt gibt es auch kein Muse- um, das ganz Gauguins Werken ge- In Riehen sind nun vielseitige widmet ist. Deshalb ist mein Fazit : Selbstporträts aus unterschiedlichen Die Gauguin-Ausstellung der Fondation Schaffensphasen, visionäre Bilder aus Beyeler ist eine absolut empfehlens- Gauguins Zeit in der Bretagne sowie werte und sehenswerte Veranstal- einige geheimnisvolle Skulpturen zu tung, ein Höhepunkt dieses Kunst- sehen; im Vordergrund stehen jedoch Jahres, der auch eine Anreise von ein die Gemälde, die auf und auf Hi- paar (Hundert) Kilometern lohnt! Bis va Oa (Marquesas) entstanden sind 28. Juni 2015 wird Riehen ein auch und in denen der Künstler auf der den höheren Eintrittspreis lohnendes Jagd nach dem verlorenen Para- Ziel für jeden Südsee-Liebhaber sein. dies sein Ideal einer unversehrten exotischen Welt feiert. Für genauere Zum Autor: Ludwig Wälder aus Freiburg Details der reichhaltigen Schau und ist Biologe und hat in unterschiedlichen weitere Informationen z.B. zu Begleit- Gebieten in der biologischen Forschung Veranstaltungen sei auf die sehr ge- gearbeitet, zuletzt in der Schweizer Agro- chemischen Industrie. Er kam 1999 zum lungene Website www.fondation- ersten Mal in den Pazifik (Fidschi und Sa- beyeler.ch verwiesen, die jeder/m moa) und hat seitdem auf mehreren Rei- nicht nur Lust auf den wundervollen sen, vor allem in Polynesien, viele Insel- Katalog, sondern auch auf einen Aus- staaten besucht, dabei immer auch Sa- flug in die Schweiz machen kann! moa.

BERICHTE AUS ANDEREN ORGANISATIONEN

Endstation für Asylsuchende Die indonesische Außeninsel Sumba

heitsreligion" Islambeschädigt, wenn nicht sogar zerstört worden. Ende 2014 erfuhr ich, dass dies nur ein bescheidener Anfang war und die Zahl der Asylsuchenden mit Rich- tung Australien ständig zunahm . Die Timor-See zwischen Sumba und Nord-Australien wurde zu so etwas wie das Lybische Meer: Tausende Flücht- linge aus arabischen Ländern, Pakis- tan, Afghanistan etc. versuchen, auf Gestrandetes Flüchtlingsboot in Sumba. Foto: Matthias Jungk. maroden Schiffen Australien zu errei- chen. Seit der konservative Premier- 1996 besuchten meine Frau und ich minister Abbott in Australien an der die wohlhabende Insel Lombok, direkt Macht ist, fangen Schiffe Flüchtlinge neben Bali. Fast alle Kirchen waren auf dem Meer ab und schicken diese durch radikale Anhänger der „Mehr- nach Indonesien zurück. Die australi- sche Marine zwingt die Schiffe zur Rundbrief Juni 2015 Seite 22 Umkehr. Das nächstgelegene Ufer wird Aber auch der Einsatz für eine effizi- angesteuert, also die Insel Sumba. ente Wasserversorgung nimmt immer Hunderte der Flüchtlinge ertranken be- mehr zu. Aus diesem Grund reist Mar- reits, Wracks säumen jetzt die Strände tin Baier Ende des Jahres nach Sumba, Ost-Sumbas. Die Insassen werden in um sich vor Ort über Hilfsmöglichkei- Polizei-Gewahrsam genommen und in ten zu erkundigen. Internierungs-Camps vor einer weite- ren Abschiebung untergebracht. Inzwi- Zum Autor: Dr. Martin Baier, Vorsitzen- schen ist die indonesische Regierung des des Vereins Freundeskreis. nicht mehr erfreut über die Flüchtlinge und baut deshalb landesweit immer Weitere Informationen : mehr Internierungscamps auf. Na- Freundeskreis Indonesische Ausseninseln heliegend, dass die Kirchen (Sumba e.V., Wilh.-Fr.-Laur-Weg 6, 72379 Hechingen, Tel.07471-14893. E-mail: kann als christliche Insel gelten) ne- [email protected]. ben der Hilfe für hungernde Dörfer bei Vorsitzender: Martin Baier, Hechingen Dürrekatastrophen vor einer neuen FIA Volksbank Albstadt 30115000, BlZ Herausforderung stehen. 65390120, IBAN DE 77 6539 0120 0030 1150 00.

BLICK ÜBER DEN TELLERRAND

Aus dem Tagebuch eines Seemanns: Samoa 1891

Der junge Seemann Karl Hermann wiedersehe, als er uns verlassen habe. Just, geboren 1871, hielt seine Erin- Fernerhin ermahnte er uns, dass wir nerungen an seine Reise nach Samoa alle des Schwures eingedenk sein sol- im Jahr 1891 in Tagebüchern fest. Ei- len, den wir bei unserem Eintritt ge- ne Nachfahrin hat die in Sütterlin ge- leistet haben. schriebenen Tagebüchern mit der Schreibmaschine abgetippt und damit für die Zukunft bewahrt. Einer seiner Urenkel, Rüdiger Pabst, hat aufgrund der Tagebücher vor einigen Jahren Samoa selbst besucht. Die Familie hat freundlicherweise einem Nachdruck des Tagebuchberichts sowie der Fo- tografien zugestimmt. Hier ein Auszug aus dem Bericht:

„Zur Erinnerung an meine Ausreise von Kiel nach Samoa Nachdem drei „Hurra“ ausgebracht Am 9. Juni 1891 verließen wir, von wurden, setzte sich der Zug in Bewe- Musik und einer großen Menschen- gung, während die Musik „Muß i denn“ menge begleitet, Kiel. Auf dem Bahn- spielte und das Auge so mancher hofe beehrten uns seine Königliche (Scheidende und Zurückbleibende) Hoheit, Prinz Heinrich sowie der Herr musste sich Gewalt antun, um die un- Cte. Admiral Mensing mit ihrer Anwe- willkürlich hervorbrechende Bewegung senheit. Kurz vor Abgang des Zuges zurückzuhalten, denn eine Garnisons- nahm der Prinz mit folgenden Worten stadt wie Kiel bietet doch oft besonde- von uns Abschied: Er hoffe, dass er re Reize und das Scheiden aus dersel- uns alle ebenso gesund und munter ben fällt fast einem jeden schwer, be- Rundbrief Juni 2015 Seite 23 sonders dann, wenn man einem so werden auch einmal zur Feier des Ta- ungewissen Schicksal entgegengeht. ges andere Gerichte aufgetischt. […] Nach nur stündlichem Aufenthalt Kleine, ganz auf heißen Steinen gerös- in Tongatapu traten wir den letzten tete Ferkel, gekochte Bananen, Fische Teil unserer Reise an und gelangten und Brotfrucht, dazu eine Schale glücklicherweise, nachdem wir die getrunken, deren Zubereitung ich euch Fahrt in 2 Monaten und 14 Tagen zu- erklären will, obschon sie nach unse- rückgelegt hatten, den 17. August in ren Sitten nicht appetittlich ist. Das Apia an. schönste Mädchen (Jungfrau) der Fa- milie oder Gesellschaft nimmt, nach- Apia bietet vom Meer aus gesehen ei- dem sie sich den Mund ausgespült hat, nen angenehmen Anblick dar. Im Vor- die Kavawurzel in den Mund und zer- dergrund sieht man die leichten, wei- kaut dieselbe ganz klein. Alsdann wird ßen, fast nur aus Holz gebauten Häu- dasselbe in ein Gefäß von Pockholz ge- ser, welche jedoch fast ausschließlich tan. Hat man genug von dem gekau- von den hier ansässigen Weißen be- ten Kava, so wird Kokosmilch oder wohnt werden. Wasser darauf gegossen und von sel- bigem Mädchen, indem sie sich zuvor Die Hütten der Kanacker sind aus die Hände gewaschen hat, mit einem Bambusrohr und Kokosblättern sehr netzartigen Gewächs die Kavafäden künstlerisch geflochten und befinden wieder auffischt und auswringt, damit sich mehr im Inneren im Busch. An der Saft, welchen die Wurzel enthält, den Seiten sind dieselben meist offen ordentlich ausgedrückt wird. Ist die und mit Matten versehen, welche sich Bowle fertig, so klatschen alle Anwe- jalousieartig bewegen, je nachdem es senden einige Male in die Hände und die Witterung erfordert. Im Inneren das Trinken kann beginnen. Die Bowle sind die Hütten mit feinen Bastmatten ist ein harmloses Getränk und ausgelegt, so dass dieselben sehr schmeckt ganz angenehm. freundlichen aussehen und zum Ein- treten laden, welchem Rufe wir denn auch oft und gerne Folge leisteten. Hausgeräte werden sehr wenige ge- führt: Ein großes Tongefäß für Wasser, einige Kokosnussschalen zum Trinken und mehrere aus Palmblättern gefloch- tene Körbe zum Herbeischaffen von Lebensmitteln, welche zum größten Teil aus Kokosnüssen, Bananen, Oran- gen und Mangos bestehen.

Die Bewohner dieser Hütten sind augenscheinlich freundlich. Man kann ganz ungeniert in die Hütten gehen und sich mit einem einfachem „Talofa“ (Ich liebe dich) hinsetzen. Ein paar Früchte irgendwelcher Art oder etwas Kokosmilch wird einem immer angebo- ten, welche auch sehr gesund und nahrhaft und außerdem ein wohl- schmeckendes erfrischendes Getränk Fotos aus dem Nachlass von Karl Hermann ist. Hat man sich durch irgendein klei- Just. Fotorechte: Rüdiger Pabst. nes Geschenk die Freundschaft dieser Als mir dieses Getränk von schöner braunen Menschenkinder erworben, so Mädchenhand unter dem üblichen Ge- Rundbrief Juni 2015 Seite 24 sang und taktmäßigem Händeklat- stattfanden, erklären, denn bei aller schen zum ersten Male gereicht wur- Tapferkeit und der vorzüglichen Be- de, weigerte ich mich, dasselbe zu waffnung unseres Landungscorps hät- nehmen, wurde jedoch von einem hier te ein Trupp von 30 Mann eine Bande länger anwesenden Deutschen darauf von 2000-3000 Mann dennoch besie- aufmerksam gemacht, dass eine Zu- gen müssen. rückweisung dieses die Freundschaft besiegelnden Nationalgetränkes die Eine der beliebtesten Belustigungen Feindschaft der ganzen Familie für war das Reiten , für 1 ½ Dollar (= 6 mich nachziehen würde und habe das- Mark) erhält man ein Pferd den ganzen selbe seit jener Zeit, ohne an die Zu- Sonntag geliehen und kann mit dem- bereitung zu denken, öfters wieder ge- selben hin wo man Lust hat. Meist be- trunken. suchen wir Gräber unserer sowohl in den Kämpfen als auch im Taifun 1888 Die Kleidung bei den Kanackern be- gebliebenen Kameraden, welche in ei- steht nur aus einem um die Hüften ge- nem Massengrab liegen und welchen schlungenen Stück Zeug oder in Er- hier das Vaterland ein schönes Mar- mangelung desselben aus einem aus mordenkmal, auf welchem die Namen Pflanzenfasern gefertigtem Sturz, ge- mit goldenen Lettern eingehauen sind, nannt Lava Lava . Kleine Kinder von 5 gesetzt hat. […] bis 6 Jahren laufen teilweise nackend umher. Zwei amerikanische Kriegsschiffe , Trenton und Vandalia, welche eben- Eine andere sehr interessante Eigen- falls im Hafen lagen, ereilte dasselbe tümlichkeit ist der Nationaltanz, Siva Schicksal, sie kamen ganzdicht neben- Siva genannt , welcher von jungen einander zu liegen. Das einzige engli- Mädchen aufgeführt wird und je nach- sche Kriegsschiff, was den Hafen noch dem, bei welcher Gelegenheit er auf- verlassen konnte, war das englische geführt wird, verschiedene Bedeutun- Kriegsschiff Galliope, welches zur Zeit, gen hat. Die Anwesenden bilden, wie als der Taifun hereinbrach, Dampf immer mit untergeschlagenen Beinen aufhatte, während alle anderen nicht am Boden sitzend, einen Kreis um die unter Dampf lagen. Außer den 5 ge- in der Mitte befindlichen Mädchen. Die nannten Schiffen strandeten noch 18 letzteren beginnen nun den Tanz nach teils kleinere, teils größere Kauffahr- dem Takt eines Liedes und dem Hän- teischiffe. deklatschen, welches erst langsam an- fängt und bis zur tollsten Ausgelas- Die Samoa-Inseln sind bis jetzt senheit getrieben wird. Zu Bewundern neutral. Die Abgaben werden von den ist, mit welcher Grazie und welchem drei Mächten Deutschland, England Takt alle Bewegungen ausgeführt wer- und Amerika getragen. Welchem von den. den drei Mächten das Land einmal ge- hören wird, kann voraus noch nicht Die Samoaner sind ein schöner Men- gesehen werden, doch wird es wohl schenschlag und sind oft die Weiber kaum unter eine andere Schutzherr- von überraschender Schönheit, fast al- schaft kommen als unter deutsche, da le korpulent, jedoch ohne übermäßig Deutschland wohl die größten Opfer dick zu sein. Geht man auf die Straße, sowohl an Leuten, welche hier im Inte- so wird uns fast immer der Gruß resse des Vaterlandes fochten, als „Talofa !“ zugerufen. Überhaupt hegen auch an Geld gebracht hat. die Eingeborenen eine Art abergläubi- ge Furcht vor den Weißen, daher las- Außerdem besuchten wir sehr oft das sen sich auch die Siege in den Kämp- Schlachtfeld von Vailele oder den Mo- fen, welche vor einigen Jahren hier tootia Garten, welch letzterer einem Rundbrief Juni 2015 Seite 25 Deutschen namens Stellin gehört und rer deutscher Unteroffizier namens von welchem wir stets freundlich auf- Klein ging zu den Kanackern über und genommen wurden. diese ernannten ihn zu ihrem Anfüh- rer. Durch denselben sind uns auch Überhaupt beweisen die hier anwe- große Verluste beigebracht worden, da senden Deutschen noch eine Fülle von derselbe als Soldat einigermaßen mit Patriotismus , von welchen man in den deutschen Kriegsmethoden ver- anderen Ländern kaum etwas merkt. traut war. Einen starken Beweis liefern die Bei- spiele edler Aufopferung in den Kämp- Während wir nun eine Zeitlang unser fen bei Vailele, an welchen sich haupt- alltägliches Leben in Apia weiterführ- sächlich Herr Hufnagel, Verwalter der ten, gingen wir dem Zeitpunkt entge- deutschen Plantagengesellschaft in gen, dass wir Apia verlassen und den Vailele beteiligte. Doch nicht alle Deut- anderen deutschen Besitzungen einen schen dachten dasselbe. So ein frühe- Besuch abstatten sollten. […]“.

ERKLÄRT !

Das letzte Sägeholz wird abtransportiert. Foto: Aidenvironment . Nachhaltiges Palmöl – alles im grünen Bereich?!

Pommes, Margarine, Tiefkühlpizza, Tü- Land vertrieben, um dieses in Palmöl- tensuppe - in vielen Lebensmitteln, Planaten umzuwandeln. Manche finden aber auch Reinigungsmitteln, Kosmeti- Arbeit auf den Plantagen, aber dort ka, Kerzen und Lacken ist Palmöl ent- herrschen meist schlechte Arbeitsbe- halten. Die Nachfrage nach Palmöl dingungen: Geringer Lohn, schlechter wächst rasant. In den letzten 30 Jah- Arbeitsschutz. Auch viele Kinder arbei- ren hat sich die Anbaufläche verzehnt- ten hart auf vielen Plantagen. facht. In Indonesien, Malaysia und zu- nehmend auch in Afrika und Latein- Verbraucherinnen und Verbraucher amerika sind ganze Landstriche mit wissen bislang kaum, dass fast alle Ölpalmen bedeckt. Es sind „grüne Produkte in ihrem Einkaufswagen Wüsten“, da in diesen Plantagen Palmöl enthalten. Auf den Etiketten Orang Utans, Schmetterlinge und Vö- stand bisher nur „Pflanzenöl“ oder gel nicht leben können. Tropische Re- „pflanzliche Fette“. Seit Dezember genwälder werden in großem Maßstab 2014 ist das anders. Die Europäi- abgeholzt. Aber auch die Menschen sche Union hat beschlossen, dass jetzt leiden. Viele kleinbäuerliche Familien auch die Herkunft der pflanzlichen Fet- werden – oft gewaltsam- von ihrem te auf dem Etikett erscheinen muss, Rundbrief Juni 2015 Seite 26 also z.B. Palmöl, Sojaöl oder Kokos- Der RSPO hat einige Verbesserungen fett. Weil das so ist, interessieren sich erreicht, aber zu viele Versprechen immer mehr Lebensmittelhersteller für nicht erfüllt. Es ist leider Tatsache, nachhaltiges Palmöl. dass zertifizierte Unternehmen die Kri- Nachhaltiges terien des RSPO nur unzureichend o- Palmöl ist er- der gar nicht einhalten. Grund dafür kennbar an dem ist, dass die Überwachung große Lü- RSPO-Siegel . cken aufweist und wirksame Sankti- Dieses Siegel will onsmechanismen fehlen. So entfachen den Verbrauche- einzelne Mitglieder nach wie vor groß- rInnen zeigen, flächige Feuer, um neue Plantagen an- dass das Palmöl zulegen. Auch verletzen sie traditio- in diesem Pro- nelle Land- und Besitzrechte von Bäu- dukt nachhaltig ist. Aber wie nachhal- erinnen und Bauern. Zwar kann die lo- tig ist dieses „nachhaltige Palmöl“? kale Bevölkerung bei RSPO Beschwer- de gegen diese Unternehmen einrei- Um die negativen Folgen des Ölpalm- chen, aber in Wirklichkeit liegen die anbaus zu verringern, hat sich 2004 Hürden dafür sehr hoch. Weder ken- der RSPO ( Runder Tisch für Nach- nen die Bauern und Bäuerinnen ihre haltiges Palmöl ) gegründet. Diese Rechte noch die Kriterien von RSPO. Initiative von Wirtschaft und Zivilge- Sie haben kaum Zugang zu den Do- sellschaft möchte eine nachhaltige kumenten und die Sprache stellt ein Bewirtschaftung der Ölpalmplantagen weiteres Hindernis dar. erreichen. Sie einigte sich dafür auf Kriterien, z.B. keine Kinderarbeit in Insgesamt ist es fraglich , ob diese den Plantagen und keine Rodung von riesigen Ölpalmplantagen überhaupt Urwald. Produkte mit Palmöl aus zerti- nachhaltig bewirtschaftet werden kön- fizierten Plantagen tragen das Logo nen. Denn sie verursachen zwangsläu- des RSPO. fig Landnutzungskonflikte, zerstören Lebensräume von Pflanzen- und Tier- Daneben gibt es arten, benötigen viel Dünger und Pes- noch ein anderes tizide und verschmutzen Wasser. Siegel: Das GreenPalm Sie- Es geht auch anders: Die GEPA be- gel. Unterneh- zieht Palmöl für Schokolade und Ge- men können es bäck von einer Kooperative aus Gha- verwenden, na, die sowohl fair als auch ökologisch wenn sie Zertifi- produziert. Bäuerinnen und Bauern kate von RSPO- gewinnen Palmöl auf kleinen Flächen Plantagen kaufen, aber nicht das (zwei ha) gemeinsam mit anderen Palmöl selbst. Das vom Unternehmen Produkten wie Maniok, Kakao oder verwendete Palmöl kommt aus ganz Orangen. Der Ansatz geht somit we- herkömmlicher Produktion. Das bedeu- sentlich weiter als der des RSPO. tet: Ein Produkt wird „grün“ etikettiert, obwohl kein „grünes“ Palmöl drin ist. Außerdem gibt es Produkte mit Palmöl, Es gibt nur die Bestätigung, dass diese die das europäische Bio-Siegel tragen. bestimmte Menge Palmöl auf einer an- Der Einsatz von Pestiziden ist dabei deren Plantage RSPO-zertifiziert pro- untersagt. Dies schützt die biologische duziert wurde. Diese GreenPalm- Vielfalt, das Wasser, den Boden sowie Zertifikate sind sehr billig. Sie bieten die Gesundheit der Arbeiterinnen und Unternehmen gegen einen sehr klei- Arbeiter. nen Aufpreis die Möglichkeit, sich Siegel zeigen, dass Unternehmen sich „nachhaltig“ zu verkaufen. freiwillig zu Standards verpflichten. Rundbrief Juni 2015 Seite 27 Viele Probleme aber gehen deutlich • Verwandte, Freunde und Arbeits- über das Lösungspotenzial von Unter- kollegen über die Problematik des nehmen und auch Verbrauchern hin- Palmölanbaus informieren. aus. Vor allem die Regierungen der Länder sind gefordert, Menschenrechte Zur Autorin: Katja Breyer, Dipl. Ing. für und Umweltschutz durchzusetzen und Forstwissenschaften, Schwerpunkt Tropi- dafür zu sorgen, dass Gesetze von Un- sche Forstwirtschaft; Fachstelle Eine-Welt ternehmen eingehalten werden. und Entwicklungspolitik/ Brot für die Welt im Amt für Mission, Ökumene und kirchli-

che Weltverantwortung der Ev. Kirche von Was können wir tun? Westfalen (MÖWe), Dortmund. • Selbst kochen: Verwenden Sie fri- sche Zutaten und kochen Sie Weitere Infos: www.moewe- selbst. westfalen.de; www.brot-fuer-die-welt.de; • Weniger palmölhaltige Produkte kaufen und verbrauchen: Informie- Quelle und Download: ren Sie sich über die Inhaltsstoffe Brot für die Welt, Vereinte Evangelische von verarbeiteten Produkten Mission: Nachhaltiges Palmöl – Anspruch (www.umweltblick.de). oder Wirklichkeit?; Potenziale und Gren- • Öko-faires Palmöl und alternative zen des Roundtable on Sustainable Palm Oil (RSPO), 2014. Öle wie Kokosöl bevorzugen; • Brot für die Welt, Vereinte Evangelische Organisationen unterstützen, die Mission: Palmöl: Vom Nahrungsmittel zum sich für Menschenrechte und Um- Treibsto ff ?“, 2011. weltschutz im Palmölanbau einset- zen.

REZENSIONEN

Samoa: 50 Jahre Unabhängigkeit. Herausforderungen an einen pazifischen Inselstaat.

Herausgeber: Oliver Hasenkamp, Julika Meinert, Dominik Schieder. Verlag: Pazifik- Netzwerk e.V., Neuendettelsau 2014, 198 Seiten, zahlreiche s/w-Fotos und Abbildungen, 10,00 €. ISBN: 3-928717-09-X.

Samoa steht vor den politischen und ökonomischen Herausforderungen eines pazifischen Insel- Kleinstaates im Überschneidungsbe- reich geopolitisch aktiver Regional- und Großmächte wie Australien, Neu- seeland bzw. China. Ein Teil der Insel- gruppe gehört zu den USA, und auch die EU hält sich nicht gänzlich außen vor. Im Inneren muss ein Ausgleich zwischen den Modernitätsansprüchen einer westlichen Demokratie, den Gel- tungsansprüchen verschiedener kirch- licher Traditionen sowie dem traditio- nellen Matai-(Chief)-System immer wieder neu gefunden werden. Fa‘a Samoa, spezifisch samoanische Tradi- Strömungen, Spannungs-verhältnisse tion und Haltungen, westliche (kirchli- und die Notwendigkeit des Ausgleichs che) Traditionen und globale kulturelle im Wandel betreffen sämtliche Berei- Rundbrief Juni 2015 Seite 28 che samoanischen Lebens, bis hin zur Titelträgern und Pfarrern aus Samoa Frage der Geschlechteridentität. Über- ab. dies leben mittlerweile mehr ethnische Samoaner außerhalb als auf Das folgende Kapitel von Henri Myrtti- den Inseln selbst, mit unterschiedli- nen befasst sich mit den Bereichen, chen, meist lebendigen, aber sich auf denen Samoas Wirtschaft fußt. gleichfalls stetig wandelnden Bezie- Er weist darauf hin, wie fragil deren hungen zu ihrem Herkunftsland und Grundlagen sind und plädiert für eine ihrer Herkunftskultur. In der Globali- ausgewogene Förderung aller Sekto- sierungs- und Migrationsdebatte ren. Myrttinen weist bereits im Titel hilfreiche Begriffe wie Glokalität (die seines Aufsatzes auf die Bedeutung Verbindung einer globalen Erscheinung der Transferleistungen aus der samoa- mit lokalen Ausprägungen) und Trans- nischen Diaspora für das Wirtschafts- nationalität lassen sich kaum besser und Sozialsystem des Archipels hin. als am samoanischen Beispiel einfüh- Genauer werden die damit verbunde- ren, so zumindest mein Eindruck bei nen Fragestellungen in den folgenden der Lektüre dieses Bandes, dem ich Beiträgen von Clunie und La’avasa daher einen breiten Leserkreis wün- Macpherson und Sa’iliemanu Lilomaia- sche. va-Doktor unter die Lupe genommen. Auch diese Beiträge ergänzen sich Zum Inhalt: Im ersten Beitrag referiert sehr gut. Wo die Macphersons einen Livia Loosen die (west-) samoani- ethnographischen und ökonomisch sche Kolonialgeschichte unter deut- orientierten Überblick über die unter- scher und - nach dem Ersten Weltkrieg schiedlichen Gruppen samoani- – unter neuseeländischer Verwaltung. scher Diaspora geben , bietet Deutsche und neuseeländische Koloni- Sa’iliemanu Lilomaiava-Doktor eine alverwaltung waren sehr unterschied- Perspektive aus dem Blickwinkel der lich gestaltet. Der Beitrag zeigt aber Fa’a Samoa. Sie stützt sich dabei auf auf, dass spezifisch samoanische Ele- eigene Studien, die sie im Rahmen ih- mente der Gesellschaftsformation über rer Doktorarbeit am konkreten Beispiel beide Phasen der Kolonialgeschichte, eines samoanischen Dorfs und seiner ihren Bestand bewahrten. Arbeitsmigranten unternommen hat. Dem System der Matai, traditioneller Sie ordnet ihre Ergebnisse aber be- Familienoberhäupter, die in Samoa grifflich in ein Konzept des „Transnati- nach wie vor eine bedeutende soziale onalismus“ ein, und leistet an einem und politische Rolle spielen, widmen konkreten Beispiel einen überzeugen- sich die folgenden drei Beiträge. Zu- den Beitrag zur Überwindung eindi- nächst referiert Arno Pascht den Stand mensionaler Perspektiven auf Globali- der ethnologischen Forschung , sierung und Migration. Beide Artikel führt die zentralen Begriffe ein und be- setzen auch in Schlussfolgerungen un- leuchtet den Wandel des Matai- terschiedliche Akzente; sie sind für Systems und seiner Bedeutung wäh- mich die stärksten des Bandes. rend der Kolonialzeit und nach der Un- abhängigkeit. Paschts Übersicht über Geschlechtsidentität wird in unter- strukturelle und politische Fragestel- schiedlichen kultur-historischen Kon- lungen wird durch den Artikel „Sa- texten auch unterschiedlich konstruiert moa‘s chiefly code of honour“ von Te’o und hat daher nie eine universelle Gül- Unasa Leulu Felise Va’a aus einer In- tigkeit. Martin Japs belegt diese Tat- nenperspektive gut ergänzt. sache mit seinem Beitrag zu den Schließlich rundet Julia Ratzmann die- Fa’afafine, dem samoanischen „Dritten sen Komplex mit ihren Beobachtungen Geschlecht“. Zugleich leuchtet er das über das Verhältnis von Matai- Spannungsverhältnis zwischen spezi- fisch samoanisch geprägter Ge- Rundbrief Juni 2015 Seite 29 schlechtsidentität und europäischen zwischen beiden Samoas ist trotz en- Gender-Sichtweisen aus. ger kultureller und auch vieler ver- wandtschaftlicher Beziehungen zwie- Den Begriff der Glokalität führt Igor spältig, und es trennt die beiden Teil- Eberhard in seinem Beitrag über Tat- archipele zunehmend mehr als die Da- toos zwischen globalem Markt und lo- tumsgrenze. kaler Identität ein. Ein Terrain für Grenzgänger und Grenzgänge. Die Autoren und Herausgeber dieses Prosaisch wird das dann in Andreas Bandes hatten sich das Ziel gesetzt, Holtz‘ vorletztem Beitrag über Samoa die gegenwärtige Situation auf den im internationalen politischen Sys- Samoa-Inseln wissenschaftlich fun- tem . Holtz zeigt auf, wie Samoa gera- diert, dabei aber allgemeinverständlich dezu lehrbuchartig die Kennzeichen zu beleuchten. Das gelingt ihnen nach kleinstaatlichen Verhaltens in interna- meiner Einschätzung durchweg sehr tionalen Systemen aufweist, zwischen gut. Überdies weist der Band über sein dem Streben nach Verrechtlichung in- engeres Thema in exemplarischer Wei- ternationaler Beziehungen und Anpas- se hinaus. Gerade für Nicht-Südsee- sung an Verhältnisse und Strukturen, Kenner ein lesenswertes Buch! auf die es keinen Einfluss hat, zwi- schen Kooperation mit (mächtigen) Zum Autor: Bernd Moritz, Jahrgang Partnern und der Wahrung des Status 1962, ist Vorstandmitglied beim Förder- unter anderen Kleinstaaten in der ei- kreis „Rettet die Elbe“ und beim Dachver- genen Region. band der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre in Köln. Der – mittlerweile lang-

jährige – Kontakt zum Pazifik Netzwerk Zu Begrüßen ist, dass der Band über kam über eine Aktion bei der Norddeut- 50 Jahre samoanische Unabhängigkeit schen Affinerie (heute Aurubis) zustande, am Ende durch einen Artikel von Her- im Zusammenhang mit der Ok-Tedi-Mine mann Mückler über Amerikanisch- in PNG. Samoa ergänzt wird. Das Verhältnis

Die Südsee-Bibliothek: Dritter Band ist erschienen

Anderhandt, Jakob (Hrsg.): Eduard Hernsheim. Südseekaufmann. Ge- missar für den westlichen Stillen Oze- sammelte Schriften. Die Südseebibliothek, anien über Eduard Hernsheim 1887. Band 3. Erschienen 2015. Der dritte Band der Schriftenreihe „Die

Südsee-Bibliothek“ vereint den um- „Dieser Gentleman besitzt eine wahre fangreichen Nachlass des Südsee- Armee von Händlern, weit verteilt über kaufmanns und Kaiserlichen Konsuls den Stillen Ozean… In seinen Geschäf- Eduard Hernsheim (1847 – 1917). Die ten mit Eingeborenen pflegt er, Veröffentlichung umfasst seine Le- obschon hin und wieder etwas streng, benserinnerungen, seine noch erhalte- die genaueste Gerechtigkeit. Eine im- nen Tagebücher, den offiziellen mense Zahl von Erkundungs- und Ent- Schriftverkehr aus der Südsee, die deckungsreisen liegt hinter ihm, deren anonymen Flugschriften und seine Ergebnisse er meistenteils für sich be- publizierten Zeitschriftenbeiträge. Ver- hält. Tatsächlich, er ist der Größte un- sehen mit Anmerkungen und einem ter allen Kaufleuten und Pionieren im Register zeigt dieses Werk wichtige Pazifik.“ Dies schreibt Hugh Hastings Zeitdokumente Ozeaniens im 19. Romilly, Stellvertretender Hochkom- Jahrhundert.

Rundbrief Juni 2015 Seite 30

Puna Wai Kōrero. Whaitiri, Reina / Sullivan, Robert (Hrsg.): An Anthology of Māori Poertry in English. Auckland University Press 2014, 416 Seiten.

Immerhin. Māori-Lyrik in englischer tur. Ihimae- Sprache hat inzwischen eine etwa ra, Te Awe- 120-jährige Tradition. Das erste Māori- kotuku und Gedicht, in Englisch veröffentlicht, soll Morris stehen Sir Apirana Ngata (1874-1950) ge- eher für Prosa schrieben haben. So die Recherchen als für Poesie. von Reina Whaitiri und Robert Sul- Auch nur re- livan, die jetzt in ihrem Buch „Puna gional be- Wai Kōrero“ Werke von fast 80 Auto- kannte Māori- rinnen und Autoren präsentieren. Autoren kom- Apirana Ngata, vor allem bekannt als kommen in bedeutender neuseeländischer Politi- „Puna Wai ker und zeitweilig Minister of Native Kōrero“ zu Affairs, hatte die bisher bedeutendste Wort. Und solche, die in Australien und Sammlung von Liedtexten in Māori zu- sonst wo in Übersee leben. Kurze Bio- sammengetragen. Diese Kollektion er- grafien aller Autoren sowie ein kleines schien komplett erst nach seinem Tod Māori-Wörterverzeichnis komplettieren – in insgesamt vier Teilen. Die Māori den Band, für den die Publishers hatten in ihrer Vergangenheit Ge- Association of New Zealand auf der schichten und Gedichte nur mündlich Frankfurter Buchmesse 2014 gewor- verbreitet und überliefert. ben hat.

Aber nun „Puna Wai Kōrero“: Māori- „Puna Wai Kōrero“? Eine von 1971 Poesie in Englisch – mit Traditionel- bis 1996 ausgestrahlte wöchentliche lem, Modernem, aber auch Experimen- Māori-Kultur-Sendung des Moderators tellem wie Slam Poetry. Klar, dass „A Selwyn Murupaenga in Radio New Ze- Scene from the Past“ von Apirana aland hieß „Te Puna Wai Kōrero“. Puna Ngata den Auftakt bildet. Damit sollen bedeutet so viel wie Quelle oder Ur- seine besonderen Verdienste um die sprung. Wai steht für Wasser und Er- Māori und ihre Kultur gewürdigt wer- innerung – und Kōrero für Sprechen, den. Die weiteren Autoren folgen in Sprache und Geschichten, wie die Her- alphabetischer Folge samt einer Aus- ausgeber erklären. Übrigens: Murupa- wahl ihrer Werke: Zu ihnen gehören enga, einer der ersten professionellen Hinemoana Baker, Arapera Blank Māori-Macher im Radio und TV sowie (1932-2002), Rangi Faith, Keri Hulme, Filmproduzent, gab Reina Whaitiri und Hone Tuwhare (1922-2008) und die Robert Sullivan sein Okay, den Titel 2009 verstorbene J.C. Sturm (Jacque- für diese außergewöhnliche Antholo- line Celila Sturm). Auch die Herausge- gie nehmen zu dürfen. berin Reina Whaitiri (Partnerin des aus Samoa stammenden, mehrfach prämi- Zum Autor: Martin Feldmann, Pazifik- ierten Literaten und Wissenschaftlers Netzwerkmitglied, freier Autor in Frankfurt Albert Wendt), ihr Kollege Robert Sul- am Main. Seit den frühen 1990er Jahren livan („Star “), Witi Ihimaera schrieb er immer wieder Reportagen über („The Whale Rider“), Ngahuia Te Awe- seine Reisen durch Polynesien, Melanesien und Mikronesien, die er als Backpacker kotuku („Mana wahine Māori“) und und „independent“ Reisender durchführte. Paula Morris („Rangatira“) sind „Big Names“ der neuseeländischen Litera- Rundbrief Juni 2015 Seite 31

Nick Schwarz (ed.): The Politics of Give and Take. The 2012 Pa- pua National Election. Point Series No. 37. Goroka: Melanesian Institute, 2013. 221 Seiten.

Der vorliegende Sammelband des kann als Ergebnis der jahrelangen, ökumenischen Melanesian Institute in letztlich gescheiterten Bemühungen Goroka, Papua-Neuguinea (PNG), angesehen werden, für die in der Poli- thematisiert die Mitte des Jahres 2012 tik benachteiligten Frauen Parlaments- abgehaltenen achten nationalen Par- sitze ohne Wahl zu reservieren. Auch lamentswahlen des Landes seit der wurde in der Autonomen Region Bou- Unabhängigkeit 1975. Er basiert auf gainville erstmals wieder in Gebieten der Wahlbeobachtung von fünf der gewählt, die noch immer von Rebel- insgesamt 111 Wahlkreise (89 Dis- lengruppen aus dem früheren Bürger- trikt- und 22 Provinzwahlkreise) in den krieg kontrolliert werden. Provinzen West Sepik, Enga, Eastern Highlands, Morobe und Bougainville. Die Wahlen verliefen weit schlechter Die Autoren sind Franco Zocca, Stan- als die vorangegangenen des Jahres ley Mark, Jack Urame, Nick Schwarz 2007, auch wenn weniger Tote als und Seta Menu. Neben dem Institut damals zu verzeichnen waren. Im waren an weiteren nationalen und in- Zentrum der Kritik steht das durch ternationalen Wahlbeobachtergruppen „ghost names“ künstlich aufgeblähte Transparency International PNG, die Wahlregister. Obwohl der nationale University of PNG, die Commonwealth Zensus von 2011 nur 3,7 Millionen Observer Group, die University of Ha- Wahlberechtigte aufwies, waren in wai´i, die australische Botschaft und dem Verzeichnis 4,8 Millionen Wähler das National Research Institute aktiv, aufgeführt, ein Unterschied von 27,6% das mit der Australian National Univer- (oder über einer Million). Die Diskre- sity in Canberra kooperiert. panz ist aber noch größer, da einem beträchtlichen Teil der Abstimmungs- Die Einführung zu Beginn des Bandes berechtigten die Wahlteilnahme ver- gibt einen umfassenden Überblick der weigert wurde, weil sie nicht im Regis- Ausgangsbedingungen, des Ablaufs ter verzeichnet waren. Verliefen die der Wahlen und der Ergebnisse, die Stimmabgaben in Küsten- und Insel- Anfang August in der Wiederwahl von provinzen trotz Unregelmäßigkeiten Premierminister Peter O´Neill in einer noch einigermaßen korrekt, kann dies von ihm geführten Parteienkoalition für das bevölkerungsreiche Hochland mündeten. Der Verfassungskonflikt um kaum behauptet werden. Statt einer die beanspruchte Suprematie des Par- regelkonformen Wahl waren systema- laments gegenüber dem Supreme tische Fälschungen vorherrschend. Zu Court von August 2011 bis zur Wahl nennen sind Einschüchterungen, Dro- konnte damit beigelegt werden. In hungen, die Mehrfachwahl, die Stimm- diesem Machtkampf standen sich zwei abgabe Minderjähriger, die oktroyierte Regierungen parallel gegenüber, die Hilfe bei Analphabeten, die Blockwahl beide Anspruch auf Legitimität erho- ganzer Clans und „line-up“-Praktiken. ben. Eine Konsequenz war die Diskre- Bei letzteren beiden werden entweder ditierung der staatlichen Gewaltentei- alle Wahlzettel von Vertretern ethni- lung (Judikative) zu Gunsten der Le- scher Gruppen ausgefüllt oder alle gislative. Im Unterschied zu vergange- stellen sich in eine Reihe. Gewählt wird nen Legislaturperioden wurden drei dann ohne Rücksicht auf das Wahlre- Frauen ins Parlament gewählt. Dies gister, bis alle vorhandenen Stimmzet- Rundbrief Juni 2015 Seite 32 tel ausgeschöpft sind. Eine Korrektur Wählerbasis. Zudem bleibt festzuhal- bzw. Sanktionierung dieser Praktiken ten, dass „[t]ribalism still remains a durch anwesende Sicherheitskräfte substantial obstacle to regional and fand selten statt. national unity“ (S. 99).

Wichtigste Charakteristika des Urnen- Im letzten Teil des Buches skizziert gangs waren allerdings die Kommerzi- Philip Gibbs die Ergebnisse einer Eva- alisierung und klientele Korrumpierung luierung der Wahl im Hochland durch des Wahlprozesses. Nach Caritas PNG die Katholische Kirche PNGs. Diese ge- waren es die teuersten Wahlen in der langt zu dem wenig überraschenden Geschichte des Landes. Viele Millionen Ergebnis, dass „the 2012 National Kina wurden von den Kandidaten in Election in the Highlands was generally den Kauf von Stimmen investiert. Al- not free or fair“ (S. 206). Der Audit lein der damalige Vize-Premierminister sieht eine weitverbreitete Unzufrie- und heutige Oppositionsführer Belden denheit mit dem gesamten Wahlpro- Namah, der aus einer vernachlässigten zess, die keineswegs der Durchsetzung Region des Landes stammt, gab an, 30 demokratischer Prinzipien dienlich ist. Millionen Kina (11,4 Mio. Euro) für Mehr noch kollidieren die auf Stam- Kampagnen seiner PNG Party aufzu- messtrukturen und Persönlichkeiten wenden. Wähler, so ein Pastor, „see („big-men“) basierenden gesellschaft- campaigns as taim bilong kaikai („Es- lichen Prämissen mit westlichen kultu- senszeit“ in melanesischem Pidgin), a rellen Werten wie der geheimen Wahl, time of receiving money, food, drink was vor allem Frauen als große Verlie- and entertainment from candidates rer ausweist. Angesichts der Wahlver- and their supporters“ (S. 60). Da zu- sprechen zahlreicher Kandidaten, den meist nur Geschäftsleute und (ehema- Kirchen künftig finanziell mit einem lige) Parlamentarier neben Macht und Zehntel ihrer staatlichen Zuwendun- Einfluss in ihren Gemeinschaften über gen unter die Arme zu greifen, wird ausreichende finanzielle Mittel verfü- die notwendige Beibehaltung der gen, die kriminelle Bereicherung der Trennung von Kirche und Staat betont. Abgeordneten ist gerade das treibende Generell erforderlich sind viel mehr Motiv vieler Bewerber, wird klar, dass Kampagnen der Wahlkommission zur Kandidaten ohne Vermögen kaum Aufklärung und Bewusstseinsbildung, Hoffnung haben, eine Wahl jemals zu die die ländliche Bevölkerung ermäch- gewinnen. Der vielfach rechtswidrige tigen, eine selbstständige Entschei- Verlauf der Wahlen spiegelt sich in ei- dung zu treffen und damit auch Ver- nem Rekord an Wahlklagen wider. Ge- antwortung für das eigene Handeln zu gen 83 der 111 gewählten Parlamenta- übernehmen. rier wurde gerichtlich wegen Betrugs oder Bestechung vorgegangen. Gerade Diese Rezension soll auch Anlass sein, einmal 28 Abgeordnete blieben davon P. Franco Zocca, SVD zu würdigen, der verschont, darunter der Premierminis- als Mitarbeiter des Instituts absehbar ter, der mit der seltenen absoluten in den Ruhestand gehen wird. In dem Mehrheit wiedergewählt wurde. Die vorliegenden Band hat er nicht nur ei- skizzierten Vorgänge stellen die Legi- nen eigenen Beitrag, sondern auch die timität des gesamten Wahlprozesses Einführung verfasst. Der 1943 im itali- massiv in Zweifel, was auch der ver- enischen Verona geborene Priester antwortlichen unabhängigen Wahl- und promovierte Soziologe hat die kommission anzulasten ist. Generell Forschungen und Publikationen des kann von konsolidierten demokrati- Melanesian Institute im Zeitraum 1994 schen Strukturen und Prozeduren bis heute wesentlich geprägt; dies kaum die Rede sein. Die Gewählten nicht nur in theologischer, sondern ge- repräsentieren nur eine Minorität der rade auch in sozialwissenschaftlicher Rundbrief Juni 2015 Seite 33 Perspektive. Er steht damit in einer viele Jahre gestaltet haben. (Erstveröf- Reihe mit P. Hermann Janssen, MSC fentlicht in der Zeitschrift Anthropos und später P. Ennio Mantovani, SVD 109.2014) unter anderen, die das Institut seit seiner Gründung im Jahr 1970 über Zum Autor: Roland Seib, Darmstadt.

Inseln und Archipele. Anna E. Wilkens, Patrick Ramponi, Helge Wendt (Hg.): Inseln und Archipele. Kulturelle Figuren des Insularen zwischen Isolation und Entgrenzung. transcript Verlag, Bielefeld 2011. 319 Seiten, 31,80 Euro.

Eine beeindruckende Vielfalt und Un- Stück Land inmitten des riesigen Mee- terschiedlichkeit begegnet uns in die- res entspricht einer kontinentalen sem Sammelband unter einem Thema, Sicht; meist aus einer eurozentristi- das man auch mit dem kindlichen Aus- schen Perspektive. ruf: „Eine Insel!“ oder: „Viele Inseln!“ beschreiben könnte. Oder man erin- Der Blick auf Literatur, bildende Kunst nert sich gleich – allerdings nicht ohne und Musik verhilft dem Sammelband eine gewisse Mulmigkeit - an den Kin- als Ganzes und seinen Einzelbeiträgen derbuchsatz von Michael Ende über schließlich doch zu einer Entgrenzung „sein“ Lummerland: „Wichtig ist viel- einer bisweilen eingeschränkten und leicht noch, dass man sich sehr vorse- einseitigen Betrachtung von physisch hen musste, die Landesgrenzen nicht realen und (auch) imaginären Inseln. zu überschreiten, weil man dann sofort In Nacharbeitung einer Doktoranden- nasse Füße bekam. Das Land war tagung der Philosophischen Fakultät nämlich eine Insel.“ In der Sprache der Universität Mannheim ist das vor- eines literaturwissenschaftlich domi- liegende Buch entstanden. Der Sam- nierten Blickwinkels sind Inseln hier melband enthält insgesamt vierzehn nicht mehr nur „Sehnsuchtsorte“, son- Beiträge, die hier aus Platzgründen dern sie erscheinen nun als „form- und nicht alle besprochen oder aufgezählt ordnungsstiftende Denkfiguren“ und werden können. So müssen wir uns „epistemologische Analyseinstrumen- auf eine exemplarische Auswahl be- te“. schränken.

Im Vorwort fassen die Herausgeber Katrin Schneider betitelt ihren Beitrag jeweils subjektive Beobachtungen und über Arthur Schnitzlers Novelle „Die Analysen mit dem Fazit zusammen: Frau des Weisen“ von 1897 mit: „Die „Inseln sind auch schon als `Laborato- Insel als Proberaum“ (S. 115-133). rien´ für biogeographische, anthropo- Bei einer Reise nach Dänemark wird logische und soziale Theorien und eine als Ausflugsziel gewählte Insel Phänomene angesehen worden.“ (S. zum „Proberaum“ der von Arthur 8) Diese abstrakte Sprache ist uns Schnitzler geschilderten Liebesbezie- persönlich fremd, denn Inseln sind hung. doch konkrete Orte, Räume von Was- ser umgeben, wo Menschen leben und Der Romanist Ottmar Ette (Insulare zu Hause sind. Inseln sind eben keine ZwischenWelten der Literatur. Inseln, (bloßen) Laboratorien oder Versuchs- Archipele und Atolle aus transarealer anordnungen, sondern Inseln sind im Perspektive. S. 13-56) spannt einen Zusammenspiel mit dem Meer ein Le- weiten Bogen der Betrachtung auf „In- bensraum und Teil der bewohnten Er- sulare ZwischenWelten“ von der Per- de. Die einseitige Fokussierung auf das spektive Lateinamerikanischer Litera- Rundbrief Juni 2015 Seite 34 tur ausgehend über die Philippinen, den Vogelmannkult hinausgeht. Der über Beispiele der Kolonialgeschichte von Anne D. Peiter aufgeworfene Be- und Phänomene von Globalisierung bis griff der Grenzziehung könnte auch hin zu Alexander von Humboldt und diesbezüglich diskutiert werden, ob- die Berliner Museumsinsel. wohl sie andere Beispiele wählt in Rückgriff auf einzelne Passagen aus Regine Zeller („Das Land war nämlich Georg Forsters Reisebericht. eine Insel.“ Die Insel als Begegnungs- raum in ausgewählten Kinderbüchern. Im letzten Beitrag (Michel Del Prete: S. 153-168) lenkt das Interesse an Hierarchie der Insel. Über das Schrei- Hand von drei Beispielen auf die Kin- ben Luigi Nonos und Massimo Caccia- der und Jugendliteratur. ris. S. 303-315) wird einer der wich- tigsten Komponisten des 20. Jahrhun- Von besonderem Interesse für uns ist derts und der Neuen Musik gewürdigt: der Beitrag von: Anne D. Peiter: Inseln Luigi Nono (1924 - 1990). Luigi Nonos auf den Inseln. Grenzziehungen in 1984 uraufgeführtes Werk Prometeo. Georg Forsters Reise um die Welt. Tragedia dell´ascolto wird in der Mu- (ebenda S. 169–185). sikwissenschaft als sein letzter direkter Beitrag zum Musiktheater aufgefasst. Die Autorin versucht eine Analyse der Teile in dem in mehreren Fassungen Begegnung von Europäern und Be- vorliegenden und aufgeführten Werk wohnern pazifischer Inseln aus einer werden als Inseln (Isola I – IV) be- postkolonialen Sicht und bedient sich zeichnet. Nonos „Prometeo“ ist nicht dabei der Reiseerinnerungen Georg nur für die aktuelle Musik , sondern Forsters. Dass Anne D. Peiter in der auch kulturanthropologisch von großer Aufzählung von Reisezielen während Bedeutung. „Und bist. In der Wüste der zweiten Reise Cooks (1772 – des Meers. Unbesiegbar.“ 1775), an welcher der junge Georg Forster teilnehmen konnte, bei der Es ist erfreulich, dass dieser Sammel- Aufzählung von Gesellschaftsinseln, band erscheinen konnte. So ist jedem Freundschaftsinseln und den Marque- die Möglichkeit zur eigenen Lektüre sas, die Osterinsel im Plural nennt, ist und Auseinandersetzung gegeben. ein typischer Fehler respektive eine Auch die Beiträge, die sich auf nicht im „Ungenauigkeit“, die leider in der Se- Pazifik beheimatete Inseln und The- kundärliteratur immer wieder vor- men beziehen, sind trotz der von uns kommt. Die Osterinsel (Rapa Nui) kritisierten Abstraktionen interessant sollte aber immer in der Einzahl ge- und regen zu eigenen Gedanken und nannt werden. Dadurch wird einerseits Fragestellungen an: Über Inseln und der Einzigartigkeit Rapa Nuis entspro- deren Einwohner, die im Meer zu Hau- chen und zum anderen handelt es sich se sind. ja nicht um eine Inselgruppe. Die drei Rapa Nui (Orongo gegenüber ge- Zu den Autoren: Andreas G. Kaehler ist legen) südwestlich begleitenden (un- Mitglied im Pazifik-Netzwerk und im neuen bewohnten) Felsformationen Motu Nui, Vorstand. Motu Iti und Motu Kao Kao sind als Teil Kabukii Kaa ist Bildender Künstler und der „Großen Schaufel“ zu verstehen. Schriftsteller. Er setzt sich in seinen Arbei- ten immer wieder mit Themen und Form- Obgleich diese nur über das Wasser zu sprachen der pazifischen Inselwelt (insbe- erreichen sind, gehören sie unmittel- sondere Polynesien und Mikronesien) aus- bar zum Territorium dazu, was sich einander. auch in ihrer großen kulturellen Be- deutung manifestiert, welche weit über

Rundbrief Juni 2015 Seite 35

Being „Mande“ Meinerzag, Angella: Being „Mande“: Person, Land and Names: Among the Hi- nihon in the Adelbert Range, Papua New Guinea. Heidelberg Studies in Pacific Anthropology, Band 3, Universitätsverlag Winter, Heidelberg 2015, 206 S., Preis: 32,00 Euro.

Das in englischer Sprache verfasste pekte, die einleitend dem Leser und Buch ist die Publikation der 2006 er- der Leserin erlauben, das „Setting“ der folgreich verteidigten Dissertation von eigentlichen Forschung nachzuvollzie- Angella Meinerzag, welche wiederum hen. Dabei kommen auch atmosphäri- das Ergebnis ausgedehnter vierzehn- sche Aspekte nicht zu kurz. So be- monatiger Feldforschung der Autorin in schreibt Angella Meinerzag die Tatsa- den Jahren 2000 und 2004 bei der che, wie geräuschlos und geschickt Gruppe der Hinihon in der Adelberg sich die Einheimischen im Dickicht des Range von Papua New Guinea ist. Die Bergdschungels fortbewegen. genaue Lokalisation des Feldes, in dem sich die Autorin vergleichsweise „Without shoes which could make noi- lange aufhielt, ist gleich zu Beginn des se, with a light tread and scurrying Buches sehr gut nachvollziehbar ange- down the mountains, they are almost führt: Drei aufeinanderfolgende Karten invisible. Their movements are fluid ermöglichen, von einer Übersichtskar- and not abrupt. I noticed that someo- te zu Papua-Neuguinea ausgehend, die ne was close to me only when they regionale Verortung und schließlich die talked. Visually and auditorily I was genaue geographische und topogra- not aware of them“ (S. 7). Bereits hier phische Detaillokalisierung der ein- wird deutlich, was sich auch im restli- zelnen Dörfer in den Tal- und Berg- chen Buch findet: Die Autorin teilt landschaften des Forschungsgebietes. auch ihre eigenen unmittelbaren Emp- findungen mit und enthält sich nicht Solcherart bestens eingeführt, erläu- subjektiver Feststellungen, die sie aber tert Meinerzag die Rahmenbedin- behutsam reflektiert und kontextuali- gungen ihrer Forschung, ihre Wohnsi- siert. Der leicht lesbare und differen- tuation während des ersten Aufenthal- zierte anschauliche Stil machen das tes im Dorf Aton (Hinihon) bei einer Lesen dieses Bandes zum Vergnügen. Familie, deren Gastfreundschaft sie er- In den theoretischen und methodi- leben und an deren Alltagsleben sie schen Erläuterungen zum Buch werden unmittelbar Anteil nehmen durfte, und die Zugänge deutlich, welche die Auto- beim zweiten Aufenthalt im Dorf Abe- rin wählte, um sich der Gruppe der Hi- bete (Aid Post) im Haus von Sprach- nihon zu nähern. Sowohl aus der wissenschaftlern des Summer Institute „Anthropology of Landscape“ als auch of Linguistics (SIL), die gerade abwe- einer „Anthropology of Person“ bedient send waren. Die Hinihon sind eine se- sie sich, um zu einer breitangelegten mi-nomadische Gruppe, die im gebir- Darstellung der Kultur der Hinihon zu gigen Hinterland der Nordküste Neu- gelangen. Dabei spielte auch die Be- guineas rund 80 km von Madang ent- schäftigung mit historischem Material fernt isoliert leben. Es gibt keine Stra- – insbesondere Berichte der australi- ße zu den einzelnen Ansiedlungen, schen Patrols zur Erkundung der Regi- sondern nur Fußpfade. Nahrungsmittel on, Aufzeichnungen deutscher luthera- und Essgewohnheiten sowie die Be- nischer Missionare sowie linguistische deutung des Wanderns („walking“) Erhebungen – eine Rolle. und die Bewertung guter Wanderer (als Indiz für die Bedeutung der Mobili- Bereits im Titel wird das Dreieck der tät in der Gruppe) sind nur einige As- Kernaspekte Person bzw. Persönlich- Rundbrief Juni 2015 Seite 36 keit, Land und Namen deutlich, wel- Die bereits zu Beginn der Feldfor- ches Ausgangspunkt für Beschreibun- schung der Autorin aufgefallene rela- gen und Schlussfolgerungen zu den tive Leere der Dörfer bewegte sie Modi der Orientierung im Raum, dem dazu, diesem Aspekt nachzugehen und Verhältnis der Menschen zueinander zu dem Schluss zu gelangen, dass sich sowie dem Verhältnis zum Land bei je- die Bewohner mehrheitlich und über- dem Einzelnen in der Gruppe der Hi- wiegend in deren zum Teil mehrere nihon ist. Folgerichtig ist das Buch Gehstunden entfernten Gärten bzw. nach einem Einleitungskapitel sowie Weilern aufhalten. Die Mobilität der einer Darlegung des ethnographischen Bewohner zwischen dem Dorf und den Kontexts in drei weitere Kapitel ge- weit verstreut liegenden Anbauflächen gliedert, die sich der Person, dem Land zeigt die Bedeutung der räumlichen und den Namen widmen. Die Kernfra- Dimension, die sowohl in ihrer mobili- ge ist, wie und aus welchen Elementen tätsgenerierenden Dynamik als auch in sich die persönliche Identität des Ein- ihren identitätsstiftenden orientie- zelnen bei den Hinihon konstruiert. rungsgebenden Aspekten beleuchtet wird. Die Persönlichkeit der Hinihon „What does it mean to be a Hi- generiert sich durch die natürliche nihon person?“ (S. 177). Im Mittel- Umwelt, die durch ein komplexes Sys- punkt stehen dabei u.a. Namen, wel- tem von Bezeichnungen, die auch che die (Geburts-)Stellung des Einzel- mehrere Bedeutungen haben können, nen in der Familie definieren, und strukturiert ist. So kann – um ein Bei- weitgehend persönliche Namen erset- spiel herauszugreifen – der Begriff zen. „First-born woman“ und „second- „kokom“ in Pamosu, der lokalen Spra- born man“ sind bei den Hinihon Mar- che, sowohl Mediator, Grenze, als auch ker, die Orientierung geben. Darüber Abgrenzung heißen und damit jeweils hinaus ist das soziale System von ein unterschiedlich kontextualisiertes Kinship-Regeln bestimmt, zu deren Definitions- und Orientierungspotential Besonderheit u.a. die herausragende für jeweils die Person selbst und ande- Stellung der „melek“ genannten Kinder re in der Gruppe entwickeln. Die Sach- der Schwester gehört. Die Methode lage ist im Einzelnen sogar noch deut- der Hinihon, persönliche Namen zu lich komplexer: „kokom“ steht für ei- vermeiden, hat Gründe, die von der nen „in between“-Status, der einer- Autorin in vier Punkten zusammenge- seits auf innere persönlichkeitsbezo- fasst wurden: erstens eine Einzelper- gene Eigenschaften abstellt, die mit son wird weniger als selbstständige Ausgeglichenheit, Ausbalanciertheit autarke Einheit, sondern eher als mit und darauf basierenden Vermittlungs- Geschwistern und Verwandten ver- kapazitäten Bezug nehmen, anderer- knüpftes Wesen gesehen; dabei seits aber auch auf Land seine Anwen- kommt dem Verhältnis von Namens- dung finden kann, um z.B. zwei vonei- geber und -nehmer eine besondere nander abgegrenzte Grundstücke zu Bedeutung zu; zweitens existiert ein definieren; eine „zwischen-existen- dyadisches Verhältnis zum Namens- tielle“ Bedeutung auf mehreren Ebe- vetter; drittens hat der Namenserhal- nen, sozusagen. So komplex diese ter gestalterische Freiheiten, dem Na- Dinge sind und so ungenau sie hier men Inhalte zu geben und viertens vom Rezensenten angerissen werden, haben entpersonalisierte Namen eine so detailliert und gut nachvollziehbar schützende und konfliktreduzierende sind die Ausführungen der Autorin. Distanz-generierende Funktion in der Raum-, Person- und teilweise auch Gemeinschaft (S. 172). Zeitkonzepte werden geschickt mitei- nander verknüpft und dabei eine über- sichtliche Struktur der Annäherung nicht vernachlässigt. Rundbrief Juni 2015 Seite 37 In allen drei Kernkapiteln folgt den ihre Schülerinnen und Schüler weiter- eingangs gemachten theoretischen gegeben und – wie in diesem Fall – in Ausführungen eine Darstellung der er- ausgezeichneter Weise umgesetzt hobenen Daten sowie die Darlegung wurden. Angella Meinerzag ist ein gu- der lokalen Umstände, die dann in ei- tes Beispiel für die Ergebnisse, die sich nem weiteren Schritt einer Interpreta- aus einer solch konsequenten Strate- tion gemäß den theoretischen Vorga- gie ergeben können. Das Buch ist da- ben zugeführt werden. Letztlich bleibt her auch nicht zufälligerweise in der als Kernaussage, dass bei den Hinihon von Wassmann herausgegebenen Rei- Land für die Orientierung und Identität he des Heidelberger Universitätsver- des einzelnen in der Gruppe von her- lags Winter erschienen. Vielmehr reiht ausragender Bedeutung ist und dem sich dieses Buch als dritter Band einer kinship-Verständnis gleichrangig bei- fortlaufenden Serie von ähnlich struk- gestellt ist. „Talking about land always turierten Büchern ein. Das Buch ent- involves talking about the people who hält sieben Abbildungen, vier Karten, live on it, and a garden can be regar- zwei Skizzen und fünf Tabellen. Leider ded as a concentrated form of a peop- sind die Fotos von der Auflösung her le’s network“ (S. 179). Der im Buchti- teilweise ungeeignet und daher Ge- tel angeführte Begriff „mande“ be- sichter und Details darauf manchmal zeichnet, ebenfalls vielschichtig und schwer erkennbar – ein vermeidbarer multiperspektivisch, sowohl die Person Fehler. selbst, als auch die Gruppe sowie die Beziehungen der einzelnen Akteure Am Ende des Werkes findet sich ein zueinander, zum Land und zur Ver- Glossar Pamosu-Englisch und Tok Pi- gangenheit als auch Zukunft. Der Au- sin-Englisch, eine zehnseitige Biblio- torin gelingt es, komplexe indigene graphie sowie ein sechsseitiger Index. Verständnisse für einen Außenstehen- Das vom Verlag umsichtig betreute den verständlich zu machen; dabei Buch weist eine dezente bildlose, aber spielen kosmologische Aspekte der dafür textbasierte Aufmachung im traditionellen Verstehenskategorien ei- Reihendesign aus. Der gut strukturier- ne entscheidende Rolle. te Aufbau und die bereits erwähnte anschauliche Lesbarkeit des Bandes Angella Meinerzag steht in der Traditi- sind ein Mehrwert, der neben den rein on der Feldforschung, wie sie von Jürg inhaltlichen Ergebnissen und Interpre- Wassmann, dem Doktorvater der Au- tationen erwähnenswert ist. Wären nur torin am Institut für Ethnologie der alle ethnologischen Bücher so informa- Universität Heidelberg, und Verena tiv, kompetent und gut lesbar ge- Keck bereits seit Jahrzehnten erfolg- schrieben wie das vorliegende Buch reich propagiert und mit Studierenden von Angella Meinerzag! in Neuguinea und Mikronesien durch- geführt wurde und wird. Die Schwer- Zum Autor: Hermann Mückler ist Pro- punktsetzung liegt auf der klassi- fessor für Kultur- und Sozialanthropologie schen ethnologischen Erhebungs- an der Universität Wien mit dem Regio- methode der längerfristigen stationä- nalschwerpunkt Ozeanien und Australien. ren Feldforschung im Untersuchungs- Jüngst erschienen: Eine vierbändige ein- führende Reihe zur Kulturgeschichte Oze- gebiet. Darüber hinaus sind es vor al- aniens sowie das Buch: „Missionare in der lem Bereiche aus der Kognitionsfor- Südsee. Pioniere, Forscher Märtyrer; ein schung sowie die Beschäftigung mit biographisches Nachschlagewerk“ (Wies- „Space and Place“-Thematiken, die baden 2014). von den beiden Wissenschaftlern an

Rundbrief Juni 2015 Seite 38

Deutsche Kolonien in der Südsee Kurt Hassert: Die deutschen Kolonien in der Südsee: Karolinen, Marianen und Samoa, Auxo Verlag 2014, 111 Seiten. Faksimile der Ausgabe des „Verlag von Dr. Seele & Co.“, Leipzig 1903.

Das kleine Buch gibt eine sehr gute sprünglichen Eigenart und alten Kultur kurze Zusammenfassung der deut- über die Inseln als eine Wirkung der schen Kolonial-Geschichte (bis ca. europäischen Zivilisation, die oft mit 1900). Der Autor ist sehr gut unter- dünkelhafter Überlegenheit und in völ- richtet und (für die Zeit) recht offen, liger Unkenntnis der bestehenden Ver- um eine gerechte Einschätzung der hältnisse die vielfach recht prakti- örtlichen Lebensbedingungen und Kul- schen, als gut erprobten und einen turen und um die Vermeidung von keineswegs niedrigen Bildungsgrad Dünkel bemüht. Er hat oft eine ange- verratenden Einrichtungen der soge- nehm kritische Sicht, wirkt gelegent- nannten Wilden zerstörte, ohne Besse- lich aber doch etwas überheblich und res an ihre Stelle zu setzen.“ rassistisch, wenn er z.B. ganz selbst- verständlich von den „trägen, feigen Das Buch gibt weiterhin interessante Insulaner“ oder der „feigen melanesi- Informationen zur Geschichte der schen Art“ schreibt. Dabei zeigt er Geologie (bevor die Theorie der Plat- aber doch ein gewisses Verständnis für tentektonik formuliert und anerkannt die grundsätzlich von der deutschen war!) oder eine gute Beschreibung des verschiedene Lebenseinstellung der Klimas z.B. der Karolinen. Auch die Insulaner: „Weil Meer und Boden den Botanik der Inseln wird sehr detailliert Eingeborenen alles das, was sie zu ih- und gut dargestellt, aber der Autor rem bescheidenen Lebensunterhalt strebt z.B. für Samoa eine „gewinn- brauchen, freiwillig und ohne sonderli- bringende Ausbeutung der Waldschät- chen Gegendienst in den Schoss wer- ze“ an. Zeugen vor-kolonialer Kultur fen, so sind sie zu anhaltender, an- wie Nan Madol auf Pohnpei/ Ponape strengender Tätigkeit zu faul gewor- werden nur kurz am Rande erwähnt. den und haben die segensvolle Not- Statt dessen werden die Inseln länder- wendigkeit des Arbeitenmüssens nie- kundlich beschrieben nach der Check- mals kennen gelernt.“ Liste: Vulkane? tätig? Korallen? Größe der Inseln, deren Höhe, Wasservor- Um die sich daraus besonders in Sa- kommen, Anzahl Kokos-Plantagen, moa ergebende „Arbeiter-Frage“ zu lö- Kopra-Produktion/ Jahr, Anzahl Arbei- sen, meint er „bleibt nichts übrig, als ter, Anzahl Bewohner, Pacht- die viel angefeindeten Chinesen nach Einnahmen/Jahr. Karten und Fotos, die Samoa zu bringen, die leicht und in die anschaulichen Beschreibungen il- Menge zu haben sind.“ lustrieren würden, fehlen leider völlig. Entsprechendes Material aus der Kolo- Die Eingeborenen beschreibt er oft nialzeit ist jedoch im Internet gut zu insgeheim anerkennend, aber auch finden (z.B. www.bild.bundes- recht herablassend, z.B. als die archiv.de). „leichtlebigen, vergnügungssüchtigen Insulaner“ oder das „sympathische, Leider ist das Buch lediglich in 5 Kapi- bildungsfähige Völkchen der Yaper“. tel gegliedert : 1. Die neuen deut- Dann erkennt und benennt er auch schen Erwerbungen in der Südsee (mit sehr klar die unglückliche, allgemeine gesch. Abriss der außenpolitischen Entwicklung in den pazifischen Kolo- Entwicklungen), 2. Die Marianen, 3. nien: „So schreitet rascher noch als Die Karolinen, 4. Die Samoa-Inseln der Rassentod das Absterben der ur- (3x Länderkunde), 5. Kolonialer Nutz- Rundbrief Juni 2015 Seite 39 wert der neuen deutschen Erwerbun- Ein sehr empfehlenswertes Büchlein gen in der Südsee (gibt einen guten auch für Leser, die (wie ich selbst) sich Einblick in die Kolonialpolitik). Es gibt für die Inseln im Pazifik, aber nicht in zwar ein gutes Literatur-Verzeichnis, erster Linie für deren Kolonial- aber leider kein Register, deshalb ist Vergangenheit interessieren, sondern es kein Buch zum Nachschlagen. diese Phase lediglich als wichtigen Be- standteil ihrer jüngeren Geschichte Mein Fazit : Ein sehr interessanter ansehen! Überblick über die deutsche Kolonial- geschichte in der Südsee; sprachlich Zum Autor: Ludwig Wälder aus Freiburg gut, angenehm zu lesen, guter Einblick ist Biologe und hat in unterschiedlichen in die Denkweise der Europäer und Gebieten in der biologischen Forschung Deutschen um die Wende des 19. ins gearbeitet, zuletzt in der Schweizer Agro- 20. Jahrhundert, gute Einschätzung chemischen Industrie. Er kam 1999 zum ersten Mal in den Pazifik (Fidschi und Sa- und Darstellung der weltpolitischen moa) und hat seitdem auf mehreren Rei- Zusammenhänge. Der Autor ist ein sen, vor allem in Polynesien, viele Insel- recht kritisches Kind seiner Zeit, als staaten besucht, dabei immer auch Sa- solches aber auch nicht frei von eini- moa. Seit 2010 ist er Mitglied im Pazifik- gen damals (und z.T. heute immer Netzwerk e.V. noch) sehr verbreiteten Vorurteilen.

Foodmonopoly - Das riskante Spiel mit billigem Essen Ann-Helen Meyer von Bremen & Gunnar Rundgren, dt. Ausgabe 2014, oe- kom-Verlag München, 237 S., 19,95 Euro.

Zu den Autoren: Die Journalistin Ann- Teil eines weltumspannenden Netzes Helen Meyer von Bremen arbeitet vor ist, in dem alles mit allem zusammen- allem zu den Themen Landwirtschaft, hängt. Eine wirkliche Veränderung be- Ernährung und Umwelt. Ihr besonde- darf einer grundsätzlich anderen wirt- res Interesse gilt dem Weg unserer schaftlichen Sichtweise. „Die Landwirt- Nahrung vom Acker auf den Teller. schaft ist der größte Eingriff des Men- Gunnar Rundgren war Präsident der schen in die Natur, aber zugleich auch internationalen Vereinigung der ökolo- unser wichtigstes Mittel, um sie zu ge- gischen Landbaubewegungen IFOAM. stalten.“ Der ehemalige Landwirt gilt weltweit als einer der renommiertesten Befür- Unter dem Titel „Eine Reise durch worter einer ökologisch orientierten Roundup-Ready-Land“ wird nach Landwirtschaft. einem kurzen Besuch an der Börse in Chicago ein durchschnittlicher land- Das Anliegen des Buches ist es zu ver- wirtschaftlicher Großbetrieb in Illinois anschaulichen, wie die globale Ver- mit den Folgen von Monokultur, Pesti- sorgung mit Nahrungsmitteln in der zid- und Kunstdünger-Einsatz darge- Regel gehandhabt wird, welche Alter- stellt. Dem gegenübergestellt werden nativen dazu bereits „in der Erpro- eine erfolgreiche Bio-Farm, die sich bung“ sind und wie die Zukunft ausse- nicht spezialisiert hat, und der Ver- hen wird. such, Bisons als Landschaftsgestalter Anhand von Beispielen entsteht ein fa- zurückzugewinnen. Das zweite be- cettenreiches Bild über Landwirtschaft suchte Land ist Brasilien, wo in den an vielen Orten der Welt. Einführend letzten 20 Jahren mit Unterstützung wird der Leser darauf eingestimmt, des Staates 40% des Waldes in Acker- dass die Nahrungsmittelversorgung land umgewandelt wurde, unter ande- Rundbrief Juni 2015 Seite 40 rem, um ohne großen Aufwand der Wissen der Autoren. Die Erkenntnisse wachsenden Bevölkerungsanzahl eine sind nicht neu: Kleinbauern können Möglichkeit zu bieten, der schlimmsten kaum am Marktgeschehen partizipie- Armut zu entkommen. Es werden hier ren, Konzerne und Saatgutunterneh- Möglichkeiten und Grenzen von Be- men beherrschen den Markt. Nahrung wirtschaftung angedeutet und gezeigt, ist zu billig, die gestiegenen Produkti- dass das Kosten-Nutzen-Verhältnis onskosten schlagen sich nicht in den von chemischen Erzeugnissen für Preisen nieder. Kleinbauern an der Existenzgrenze dem von Großbetrieben eher entge- Sehr deutlich gemacht wird, dass die gengesetzt ist. Für sie ist eine effizien- Idee der regionalen Selbstversor- te Nutzung natürlicher Ressourcen un- gung scheitern muss . Handel hat umgänglich. Eine Kombination von den Vorteil, dass die Produktion an Tierhaltung mit Pflanzenbau in Frucht- den lokalen Lebensraum angepasst folge wird als eine entscheidende werden kann. Grundform dargestellt. Gemeinsamer Landbesitz, sinnvolle zielgerichtete staatliche Subventionen, In der Folge werden Betriebe oder In- soziale Sicherungssysteme und Öko- stitutionen von vier afrikanischen Län- landbau können Instrumente von Ver- dern vorgestellt. Hier wird besonders besserung sein. Die Autoren plädieren verdeutlicht, dass es keine global für eine marktgesteuerte, wettbe- gültige sinnvolle Art der Boden- werbsoffene Landwirtschaft, die aller- nutzung geben kann. Die Art der dings in bestimmten Bereichen regle- Bewirtschaftung muss von den gege- mentiert wird, zum Beispiel durch Ver- benen Ressourcen abhängen, in Afrika bote im Pestizidbereich, durch Abga- häufig die Wassermenge. Hier ist ein ben für unökologische Landwirtschaft höherer Anteil von Tierhaltung ange- und Entschädigungszahlungen für sagt, da Tiere weniger Wasser benöti- Ökoleistungen. gen als Pflanzen, um dieselbe Menge an Nahrung zu erzeugen. Und durch Das Buch schließt mit einer weltweiten die Wasserknappheit reagiert das vor- Bestandsaufnahme, dem Plädoyer , handene Grundwasser empfindlicher die Produktion und die „Ernährung auf auf den Einsatz von Chemie. diejenigen Nahrungsmittel zu gründen, die sich mit vertretbarem Aufwand und In Indien wird die steigende Milchwirt- ökologischen Methoden lokal produzie- schaft kritisch unter die Lupe genom- ren lassen und das Klima schonen, men. Hier gibt es eine große Knapp- sowie der Vorstellung, wie die Zukunft heit an landwirtschaftlicher Nutz- aussehen könnte.“ fläche, aber der steigende Wohlstand Das Buch ist allgemeinverständlich führt zu mehr Fleisch- und Milchkon- und abwechslungsreich geschrieben. sum. Es geht allerdings nicht allzusehr in die Als letztes Land wird Schweden, das Tiefe und erhebt nicht den Anspruch Heimatland der Autoren, angerissen. eines wissenschaftlichen Buches, ob- Hier wächst die Größe und Spezialisie- wohl einiges durch Zahlen belegt wird. rung der Betriebe, aber es wird insge- Die Beispiele wirken manchmal wie samt weniger Fläche bewirtschaftet. Streiflichter, Zusammenhänge können Auch hier würde eine Kombination von in diesem Rahmen nur angedeutet Tierhaltung und Pflanzenbau zur Erhal- werden. Es bietet aber einen guten tung von biologischer Vielfalt beitra- Einstieg in das Thema Nahrungs- gen. mittelproduktion.

Die letzten Kapitel des Buches ziehen Zur Autorin: Ortrun Alius, Pazifik- ein Fazit aus den Beispielen und dem Netzwerk-Mitglied, Stuttgart. Rundbrief Juni 2015 Seite 41

„Wo es keinen Arzt gibt“ Werner, David: Wo es keinen Arzt gibt. Medizinisches Handbuch zur Hilfe und Selbsthilfe, 12. Auflage 2012, Reise-Know-How-Verlag Peter Rump GmbH.

… ist einem Handbuch von David Wer- nährung gebraucht werden, in großer ner zur Hilfe und Selbsthilfe, das ur- Menge zur Umwandlung in tierische sprünglich nicht für Touristen und Rei- Ernährung verbraucht. Es ist durch ei- sende geschrieben wurde, in Teilen ne solche Ernährung auch keine Zu- entnommen. Werner ist Biologe und nahme der Lebenserwartung gesi- Mitbegründer von Health Wrights, ei- chert. Hilfreich sind aber Hinweise, ner Health Care-Organisation, für die dass z.B. auch die Blätter von Süßkar- er überwiegend in Mexiko arbeitet. toffeln, Bohnen, Erbsen und Kürbis Das Buch ist, in dieser ursprünglich gekocht essbar und sehr nahrhaft noch ausführlicheren Form, in ver- sind. schiedenen Sprachen herausgekom- men, gedacht als Informationsquelle Der Gebrauch von moderner Medi- für Einwohner „unterentwickelter Län- zin wird von David Werner gut erklärt. der“, um das Informationsgefälle zu Dem Stand der modernen Medizin ent- den sogenannten „entwickelten Län- sprechen aber nicht mehr die Gabe dern“ zu veringern. Der Herausgeber von Aspirin an Kinder, die zum Teil mit schlägt es als Gastgeschenk in den dem Reye-Syndrom, einer schweren entsprechenden Landessprachen vor. Nebenwirkung, verbunden ist. Die bakterielle Mandelentzündung sollte in Das vorliegende Buch ist eine etwas schwerer Form mit Antibiotika behan- gekürzte Fassung des ursprünglichen delt werden. Nebenhöhlenentzün- Handbuchs und hat einen Anhang für dungen müssen nicht in jedem Fall mit Fernreisende von Dr.med. Christain Antibiotika behandelt werden. Die Jäck. Aussage, bei Hepatitis dürften keine Antibiotika gegeben werden, trifft nur Das Buch ist für den Zweck, als In- für leberschädigende Antibiotika zu. formationsquelle der lokalen Be- Rollkuren bei Magenbeschwerden sind völkerung zu dienen, gut geeignet. nachgewiesenermaßen unwirksam. Die Schon das erste Kapiel über „ Hygiene Liste der Antibiotika könnte moderni- und die Folgen von Hygienemangel“ ist siert werden. Seine Ausführungen über aber nicht nur für die Einwohner vor moderne Medizin, Heilen ohne Medi- Ort, sondern auch für Reisende in ab- kamente, Aberglauben, schwarze Ma- gelegene Regionen als Einführung in gie, Heilpfanzen sind sehr informativ die wichtigsten Maßnahmen wissens- und können sogar helfen, die westliche wert. esoterische Medizin besser einzuord- nen. Die Erörterung von sinnvoller Ernäh- rung ist nur in einem Punkt zu kritisie- Das Vorgehen bei den verschiedenen, ren: Der Autor schlägt als „bessere“ zum Teil schweren Erkrankungen, Speisen Eier, Milch und Fleisch vor und ist wissenswert. Zu Recht wird bei meint, es sei besser, „wenn man sich diesen Erkrankungen häufig gefordert: zu jeder Mahlzeit ein wenig tierisches „suche ärztliche Hilfe“, „unbedingt ei- Eiweiß gönnt“. Dieser Vorschlag ist nen Arzt zu Hilfe ziehen“, „schwer und medizinisch nicht begründbar. Er ist, oft gar nicht ohne einen Arzt zu be- was die globale Ernährung angeht, handeln, usw. Wenn man sich den Ti- auch nicht sinnvoll, weil er pflanzliche tel des Buchs “wo es keinen Arzt gibt“ Resourcen, die für die menschliche Er- in Erinnerung ruft, wird einem schnell Rundbrief Juni 2015 Seite 42 klar, dass es in den Regionen ohne Es wird zu Recht darauf hingewiesen, schnell zu erreichende Ärzte doch häu- dass Baden in stehenden und langsam fig zu großen medizinischen Problemen fließenden Gewässern in Afrika, Nah- mit den entsprechenden fatalen Folgen ost, Südamerika, Karibik und Asien für die Kranken kommt. Leider fehlen wegen der Gefahr an Bilharziose zu in dem Teil „erste Hilfe“ eindeutige erkranken, unterlassen werden sollte. Angaben zur Wiederbelebung. Wie Dieser Hinweis fehlt im ersten Teil. Es wird sie nach neuesten Gesichtpunk- wird im Anhang darauf hingewiesen, ten durchgeführt? dass bei der Ernährung am sichersten gut gekochte Speisen und schälbares Der Anhang für Fernreisende von Obst sind. Im ersten Teil wird nur Dr. Chrisian Jäck ist jedem Fernrei- empfohlen, das Obst zu waschen. Ich senden ans Herz zu legen. Er behan- erinnere an die alte Tropenregel: delt Reisevorbereitungen wie erfoderli- „Peel it , cook it or forget it“. Diese che Impfungen, Reiseprophylaxe, z.B. Regel hat sich auf unseren Fernreisen gegen Malaria, ausführlich. Er nennt bestens bewährt. Institute, bei denen man sich medizi- nischen Rat holen kann und hilft beim Diese wenigen unabgestimmten De- Zusammenstellen einer Reiseapothe- tails zwischen den beiden Buchteilen ke. Einige überflüssige Medikamente schränken aber den Wert des Buchs könnten aus seiner Liste der mitzu- nicht wesentlich ein. Es ist im ersten nehmenden Tabletten gestrichen wer- Teil für die einheimische Bevölkerung den: Ambroxol wegen seines fragwür- und helfende Laien, im zweiten Teil, digen Effekts oder Tempil, das bei dem Anhang für Fernreisende, für die- Grippe vorgeschlagen wird. Bei se sehr geeignet. Schmerzen ist Paracetamol in ausrei- chend hoher Dosierung Medikamenten Zum Autor: Dr. med. Helmut Pantlen, mit höherem Nebenwirkungspotential Arzt für Innere Medizin, ist Mitglied im wie Ibuprofen oder Diclofenac vorzu- Ausschuss der Pazifik-Infostelle für das ziehen. Pazifik-Netzwerk e.V.

REGIONALE TREFFEN VON PAZIFIK -INTERESSIERTEN

¢ Pazifik-Stammtisch Nürnberg Am Mittwoch, 17. Juni berichtet Igor Eberhard aus Wien von Tattos in Po- lynesien. Unter dem Titel „Den Pazifik auf der Haut tragen?“ erzählt er vom Tätowierungsboom weltweit und welche besonderen Motive aus dem Pazifik immer beliebter werden. Damit stehen sie in einem Spannungsfeld zwischen Globalisierung, Mode, Exotismus, Tradition und Konsumgut. Kann man den Pazifik auf der Haut tragen? Wir treffen uns um 18 Uhr zum gemeinsamen Abendessen im Restaurant Trattoria. Der Vortrag wird um 19.30 Uhr im Katharinensaal in Nürnberg stattfinden.

Den Hiroshima-Tag werden wir gemeinsam mit anderen Organisationen in Nürn- berg am 6. August begehen und an den Abwurf der Atombombe auf die japani- sche Stadt vor genau 70 Jahren sowie die Auswirkungen von Atombombentests im Pazifik hinweisen. Nähere Informationen in der Pazifik-Infostelle.

Von gleich zwei Christmas-Islands wird Martin Feldmann aus Frankfurt am 18. November sprechen. Er erzählt die Geschichte von Kiritimati () in Kiribati im Pazifik und der zweiten Weihnachtsinsel bei Java, einem australischem Rundbrief Juni 2015 Seite 43 Überseeterritorium im Indischen Ozean. Beginn des Vortrages ist um 19.30 Uhr in der Norishalle, Nürnberg.

Kontakt und Information: Peter Birkmann, Tel.: 0911-592329; E-Mail: [email protected].

¢¢¢ Pazifik-Stammtisch Berlin 30. Juni 2015: Veranstaltung anlässlich des Jahrestags zur Versenkung des Green- peace-Schiffes „Rainbow Warrior“ mit Ingrid Schilsky Vor 30 Jahren war das Greenpeace-Schiff Rainbow Warrior auf dem Weg zum Moruroa-Atoll in Französisch-Polynesien, wo Frankreich Atombomben testete. Bei vielen Polynesiern zeigten sich bereits gravierende Gesundheitsschäden. Im Hafen von Auckland/ Neuseeland wurde die Rainbow Warrior am 10.7.1985 vom französi- schen Geheimdienst mittels zweier Haftbomben versenkt, wobei der Fotograf Fernando Pereira starb. Ingrid Schilsky war zu der Zeit in Neuseeland, da sie als freie Journalistin mit der Rainbow Warrior ins französische Testgebiet segeln sollte. Sie berichtet am Dienstag den 30. Juni über das Attentat, seine Hintergründe und seine Folgen.

Kontakt und Information: Der Ort wird rechtzeitig auf www.pazifik-netzwerk.org be- kannt gegeben. Weitere Informationen gibt es bei Oliver Hasenkamp ([email protected]) und Monika Berg ([email protected]).

¢¢¢ Pazifik-Gruppe Hamburg Am Dienstag den 2. Juni wird uns Volker Böge über Herausforderungen und Chancen des Friedensprozesses auf der Insel Bougainville berichten. Von 1989 bis 1998 war Bougainville Schauplatz des längsten und blutigsten Gewaltkon- flikts im Pazifik seit Ende des Zweiten Weltkriegs. In einem Bürgerkrieg bekämpften sich die Streitkräfte der Zentralregierung Papua-Neuguineas und die sezessionisti- sche Bougainville Revolutionary Army (BRA). Seit 1998 läuft auf Bougainville ein bisher recht erfolgreicher Friedensprozess, und seit 2005 ist Bougainville eine auto- nome Region innerhalb Papua-Neuguineas. Soeben wurde auf Bougainville das neue „Autonomous Bougainville Government“ gewählt, dem sowohl hinsichtlich des ge- planten Referendums zur Unabhängigkeit als auch des Streits über eine Wiederer- öffnung der Panguna-Mine eine wichtige Rolle zufallen wird. Wir treffen uns ab 19 Uhr im Restaurant Vesper, Osterstraße 10-12, 20259 Ham- burg.

Am Montag den 15. Juni ab 19.15 Uhr haben wir als Gäste des Hamburg- Samoanischen Clubs nochmals die Möglichkeit, Marion Struck-Garbes Vortrag „Vom Missionskleid zur Pacific Fashion – Geschichte der Kleidung im Pazi- fik“ zu hören. Eine Modenschau mit moderner samoanischer Kleidung ergänzt das Programm; die von der Samoanerin Pein entworfenen Kleidungsstücke kön- nen auch erworben werden. Ort: Raum 3 im Kulturhaus Eppendorf, Julius-Reincke-Stieg 13a, 20251 Hamburg.

Das Attentat des französischen Geheimdienstes auf das Greenpeace-Schiff Rain- bow Warrior, bei dem ein Mensch ums Leben kam, jährt sich im Juli zum 30. Mal. Das Schiff hatte auf seiner Reise durch den Pazifik die Bewohner der stark radioak- tiv verseuchten Insel Rongelap () auf das nicht verstrahlte Eiland Mejato umgesiedelt und befand sich auf dem Weg in das französische Atomtestge- Rundbrief Juni 2015 Seite 44 biet. Ingrid Schilsky, die ab Auckland/Neuseeland, wo das Schiff versenkt wurde, mit nach Moruroa segeln sollte, berichtet am Montag den 22. Juni über die damali- gen Ereignisse.

Am 6. August jährt sich der Atombombenabwurf über Hiroshima zum 70. Mal. Weltweit haben sich Gedenk-Initiativen entschieden, zum Zeitpunkt des Bomben- abwurfs der Opfer zu gedenken; das ist bei uns am Mittwoch 5. August gegen 22 Uhr abends. Die Planungen für eine Beteiligung an einer „Nacht der Lichter“ sind angelaufen.

Am Samstag den 29. August 2015 steigt in der BallinStadt in Hamburg-Veddel das große „Hamburger Südseefest“ des Hamburg-Samoanischen Clubs e.V., mit Südseetänzen einschließlich Feuertanz und Speisen aus dem Umu. Nähere Infos und Kartenreservierungen unter [email protected]

Am Montag den 28. September wird uns Matthias Kowasch über Vanuatu, den Stand des Wiederaufbaus nach dem verheerenden Zyklon „Pam“ und die Verwen- dung der Spenden aus dem Pazifik-Netzwerk berichten.

Kontakt und Information: Ingrid Schilsky, Erich-Kästner-Ring 17, 22175 Hamburg, Tel. 040 / 640 83 93; E-Mail: [email protected].

¢¢¢ Pazifik-Forum Frankfurt am Main Montag, 15. Juni 2015 in der Kanzlei LSV Rechtsanwalts GmbH in der Bockenhei- mer Landstraße 51-53, 18. Stock, um 19 Uhr (U-Bahn: Westend): Frau Dr. Livia Loosen, Historikerin aus Mainz, wird einen Vortrag halten zum Thema „Kulturmis- sion am anderen Ende der Welt - Deutsche Frauen in den Südsee-Kolonien des Kaiserreichs, 1884-1919". Aus welchen Gründen machten sich deutsche Frauen auf die weite Reise vom Kaiserreich in die so genannten „Südsee-Kolonien"? Welche Erfahrungen machten sie dort? Welche soziale Stellung nahmen sie in der kolonialen Gesellschaft ein und wie gestaltete sich ihr Verhältnis zur indigenen Be- völkerung? Diesen Fragen wird im Vortrag nachgegangen, wobei Briefe und Tage- bücher, koloniale Publikationen und Archivakten als Quellen dienen.

Montag, 13. Juli 2015: Das letzte Treffen des Forums vor der Sommerpause findet im Café Albatros, Kiesstr. 27, Ffm-Bockenheim um 19 Uhr statt.

Angesprochen sind Engagierte aus Universitäten, Museen, Schulen, NGOs, Unternehmen oder eben Privatleute, die sich für den Pazifik interessieren. Kontakt und Information : Dr. Roland Seib, Email: [email protected].

¢¢¢ Pazifik-Stammtisch Bremen Kontakt und Information: Gabriele Richter, Tel.: 0179-7756873; E-Mail: [email protected].

LESERFORUM

Leser schreiben für Leser – Kommentare, Kritik, Anregungen, Gedanken, Impulse… Hier ist Platz für ihre Meinung! Rundbrief Juni 2015 Seite 45

NACHRICHTEN AUS DEM VEREIN

Liebe Mitglieder, Freundinnen und Freunde des Pazifik-Netzwerks, auf der Mitgliederversammlung des hat der Vorstand ein auf der Mitglie- Netzwerks im Februar ist ein neuer derversammlung angesprochenes An- Vorstand gewählt worden, der sich liegen aufgegriffen und setzt sich für bereits in der letzten Ausgabe des die Einrichtung einer Deutsch- Rundbriefs vorgestellt hat. Seitdem Pazifischen Parlamentariergruppe hat sich der Vorstand am 15. März in im Deutschen Bundestag ein. Der- Berlin zu einer Vorstandssitzung ge- zeit ist der Pazifik die einzige Weltregi- troffen. Aus persönlichen Gründen on, für welche keine solche fraktions- musste der Termin für die zweite ge- übergreifende Abgeordnetengruppe plante Sitzung am 9. Mai in Hamburg existiert, die den Austausch mit der verschoben werden. Zielregion fördern soll. Zu diesem Zweck hat der Vorstand den Abgeord- Auf der nächsten Sitzung wird sich der neten Egon Jüttner, welcher Deutsch- Vorstand unter anderem mit dem auf land 2012 bei den 50-jährigen Unab- der Mitgliederversammlung angereg- hängigkeitsfeierlichkeiten in Samoa tem Organisationsentwicklungs- vertreten hat, kontaktiert, der unser prozess befassen und mögliche weite- Anliegen dankbarerweise bereits an re Vorgehensweisen beraten. Der Vor- den Bundestagspräsidenten Norbert stand freut sich sehr über Ihr Feed- Lammert herangetragen hat. Weitere back zur Arbeit des Netzwerkes, Ihre öffentlichkeitswirksame Aktionen, un- Erwartungen an das Netzwerk und Ih- ter anderem ein Schreiben an den re Anregungen dazu, wie man die Ar- Bundestagspräsidenten, sind gemein- beit des Netzwerkes noch besser ge- sam geplant. Natürlich halten wir Sie stalten kann, um noch mehr Menschen hierzu auf dem Laufenden. für die Themen des Pazifiks erreichen zu können. Ihre Anmerkungen können Um Lobby-Arbeit ging es auch bei den Sie sehr gerne an Oliver Hasenkamp International Consultations on schicken. Westpapua, an welchen ich als Ver- treter des Pazifik-Netzwerkes, das Mit- Vom 3. bis 7. Juni 2015 findet in glied der International Coalition on Stuttgart der Deutsche Evangeli- Westpapua (ICP) ist, vom 4. bis 6. Mai sche Kirchentag (DEKT) statt, auf 2015 in Brüssel teilnehmen konnte. dem auch das Pazifik-Netzwerk wieder Darüber hinaus haben Vertreterinnen mit einem Stand vertreten ist. Ganz und Vertreter des Vorstands unter an- herzlich danken möchte ich all denen, derem an folgenden Veranstaltun- die bei der Vorbereitung und der Be- gen teilgenommen: treuung des Standes mitwirken. Fotos • Eröffnung der Sepik-Ausstellung vom Kirchentag finden sie auf der letz- „Tanz der Ahnen“ in Berlin am ten Seite! 17. März 2015; • Climate Justice Dialoge der Mary Der Vorstand bemüht sich weiterhin Robinson Foundation an der darum, die Lobby-Arbeit zum Pazi- Humboldt-Universität zu Berlin fik in Deutschland auszubauen. Dazu am 13. April 2015; stehen wir im Kontakt mit Partnerin- • Empfang des neuseeländischen nen und Partnern, um die Möglichkei- Botschafters anlässlich des Be- ten zur Schaffung einer Lobby-Stelle suchs des Speakers des neusee- zum Pazifik zu diskutieren. Außerdem ländischen Parlaments, Rt. Hon. Rundbrief Juni 2015 Seite 46 David Carter, in Berlin am 23. terialien mitwirken wollen, können sich April 2015; gerne unter stefanie.kornder@pazifik- • Vortrag des früheren neuseelän- infostelle.org melden. dischen UN-Botschafters, S.E. Colin Keating, anlässlich der Im April ist ein neues Dossier zur neuseeländischen Sicherheits- „Bildung in Ozeanien“ erschienen, in ratsmitgliedschaft in Berlin am dem sich Volker Schubert mit Grund- 27. April 2015; bildung, Sekundar- und Hochschulen • Veranstaltung der GIZ und des im Pazifik befasst. Außerdem ist ein rbb Inforadios zu „Aus der Praxis Blickpunkt unter dem Titel „Luthera- der GIZ: Vanuatu“ mit Wulf Kill- ner in Australien – so ferne und so mann, Programmleiter der GIZ nah“ von Pfarrer Traugott Farnbacher in der Pazifischen Inselregion, in erschienen. Ebenso wie anderen Publi- Berlin am 6. Mai 2015. kationen können sie in der Infostelle bestellt und auf der Website kostenlos Besonders hinweisen möchte ich noch heruntergeladen werden. auf die Vorbereitungen, die derzeit für die Entwicklung von Schulmateria- Ich bedanke mich ganz herzlich für all lien zum Pazifik laufen. Diese sollen die Hinweise auf Veranstaltungen und in Form einer interaktiven Kiste mit Aktionen, die der Vorstand von Ihnen Materialien für unterschiedliche Alters- erhält. Wir freuen uns sehr über jegli- gruppen herausgegeben werden. Ein che Hinweise und über Ihr Feed- besonderer Dank gilt Steffi Kornder, back, mit welchen Sie sich gerne an die nicht nur als Mitarbeiterin in der oliver.hasenkamp@pazifik- Pazifik-Infostelle, sondern auch ehren- netzwerk.org wenden können. amtlich viel Energie und tolle Ideen in dieses Projekt investiert hat. Mitglieder, Ihr Oliver Hasenkamp die gerne an der Entwicklung der Ma-

Neues Vorstandsmitglied: Andreas G. Kaehler stellt sich vor

1963 bin ich im damaligen West-Berlin klärungen dafür ist das bereits er- geboren. Zwei Jahre vorher war die wähnte Völkerkundemuseum in Berlin- Berliner Mauer gebaut worden. Von Dahlem. Die damalige Präsentation der den Nachbarn meiner Großeltern er- Ausstellungsstücke hat mich geprägt. fuhr ich später, dass viele den einge- Man zeigte nicht nur einzelne High- mauerten Teil ihrer Stadt als Insel be- lights, sondern mehrere (auch ähnli- zeichneten; demnach in einer beson- che Stücke) nebeneinander. Besonders deren Art als „Insellage“ empfanden. deutlich war dies in der Alt- So nannte Günter Neumann sein 1948 Amerikasammlung. „Scherbe neben gegründetes Kabarett, welches für den Scherbe“. So wurde einem durch das Rundfunk (RIAS) produzierte „Die In- bloße Ansehen (mit entsprechender sulaner“ . Als ich ein Jahr alt war, wissenschaftlicher Anleitung) die wurde die Sendung eingestellt. Die Chance gegeben, Unterschiede und Ei- Zeiten hatten sich schon damals ver- gentümlichkeiten selbst kennenzuler- ändert. nen. Die Möglichkeit, schon an der äu- Als besonderen Schatz meiner Heimat- ßeren Gestaltung einen Hinweis auf stadt erlebte ich die Dahlemer Museen. Herkunft und Alter herauslesen zu Eigentlich hatte ich schon als Kind eine können, halte ich für einen wichtigen besondere Beziehung zu der Inselwelt Teil im Verstehen von Kulturzeugnis- des Pazifiks. Eine der möglichen Er Rundbrief Juni 2015 Seite 47 sen, Alltagsgegenständen und Kunst- ßen Moai aus Stein als auch die klei- werken. nen Moai aus Holz) vor Ort sehen und Auch für die Südseeabteilung im Dah- studieren zu dürfen. Ich hatte damals lemer Völkerkundemuseum war dies auch die Möglichkeit, Motu Nui und für mich eine wichtige und eindrückli- Motu Iti betreten und in die Höhlen mit che Erfahrung; auch wenn manche Make-Make-Darstellungen hineinge- sich eher an die Schiffe und Versamm- langen zu dürfen. lungshäuser erinnern. Hier konnte man lernen und erfahren, Gemeinsa- Sieben Jahre später habe ich unter mes und Ähnlichkeiten zu entdecken anderem über eine Mitfahrt im Grup- und dabei zugleich dem Besonderen pensaal auf der alten Aranui als Ver- und Individuellen zu begegnen. sorgungsschiff alle sechs bewohnten Marquesas Inseln und einige der Tua- Nach dem Abitur studierte ich in Berlin motus besucht. Die Gespräche in die- und Münster Evangelische Theologie. ser Zeit mit dem Archäologen Robert Der interdisziplinäre Dialog und Aus- Suggs, der mit auf dem Schiff war, tausch war ein Bestandteil meines waren für mich eine große Bereiche- Studiums. Bildende Kunst, Sprachwis- rung. Im Pazifik und seinen Inseln gibt senschaften, Ethnologie und Literatur es einen wunderbaren Lebens- und bildeten Schwerpunkte. In den ersten Kulturraum zu entdecken, der eine Semestern in Berlin war ich gleichzei- größere Beachtung und Würdigung tig an der FU im Fach Biologie einge- mehr als verdient. schrieben. Nach dem Examen und Vi- kariat wurde ich Pfarrer in Berlin und Über die Arbeit der Pazifik- Brandenburg. Meine jetzige Gemeinde Informationsstelle und des Pazifik- liegt im Berliner Nordosten. Netzwerkes bin ich sehr dankbar und ich freue mich, nun im Vorstand mit- Nachdem ich fast 10 Jahre mit großem arbeiten zu dürfen. Mein Anliegen ist Interesse die Pazifik-Informationen ge- es, dass die Bedeutung und das Ge- lesen hatte, nutzte ich bei der Jahres- meinsame dieses Teils unseres Plane- tagung 2012 (SAMOA: 50 Jahre Unab- ten stärker in der Gesellschaft, Politik hängigkeit - Herausforderungen an ei- und im wissenschaftlichen Diskurs nen pazifischen Inselstaat) in Berlin wahrgenommen wird. Und gleichzeitig die Gelegenheit, endlich Mal selbst bei wünsche ich mir, dass zugleich die Un- einer Tagung teilzunehmen und per- terschiedlichkeit (Diversität) und Be- sönlich Kontakt mit dem Pazifik- sonderheit jeder einzelnen Insel, jeder Netzwerk aufzunehmen. Es war eine einzelnen Inselgruppe, und jedes ein- wunderbare Jahrestagung mit herzli- zelnen Inselteiles stärker wahrge- chen Begegnungen; und so wurde ich nommen und gewürdigt wird. Dazu Mitglied im Pazifik-Netzwerk. möchte ich meinen Beitrag leisten, um von einem stärkeren öffentlichen und 1995 besuchte ich mit meiner Familie wissenschaftlichen Interesse für Papua die Osterinsel/ Rapa Nui. Unser erstes und die Inseln und die Inselstaaten im Kind Rhabanus war damals ein halbes Pazifik her konkrete Probleme und Pro- Jahr alt. Es war ein Traum meiner jekte neu angehen und weiter betrei- Kindheit, die anthropomorphen Skulp- ben zu können. turen der Osterinsel (sowohl die gro-

Rundbrief Juni 2015 Seite 48

„Kein Anschluss unter ren. Damit der Vorstand des Netzwer- dieser Nummer.“ kes noch besser weiß, welche Vorstel- Diesen Satz hört man in manchen Fäl- lungen, Wünsche, Erwartungen und len, wenn man versucht, ein Pazifik- auch Bereitschaften Sie als Mitglieder Netzwerk-Mitglied per Telefon zu er- haben, bitten wir Sie, folgende reichen. Auch bei unseren gelegentli- Fragen zu beantworten: chen Nachrichten über den E-Mail- Verteiler des Netzwerks kommen 1. Was finde ich gut am Pazifik- zahlreiche E-Mails als unzustellbar zu- Netzwerk e.V.? rück. Der Grund dafür ist ganz einfach: 2. Was läuft meiner Meinung bis- Die Rufnummer oder E-Mail-Adresse her nicht so gut? hat sich geändert. Im Trubel des All- 3. Was wünsche ich mir zukünftig tags kommt es dann immer wieder vor, vom Pazifik-Netzwerk e.V.? dass die Änderungen nicht weiterge- 4. Welchen Themen soll sich das geben werden – so auch beim Pazifik- Pazifik-Netzwerk e.V. meiner Netzwerk e.V. Deshalb der Aufruf an Meinung nach zukünftig vor al- alle Mitglieder: Bitte schicken Sie ih- lem annehmen? re aktuellen Kontaktdaten an uns! Ihre Antworten können sie gerne an Adresse, Telefonnummer und Email den Vorstand des Netzwerkes schicken. würden wir gerne auf dem aktuellsten Die Kontaktdaten sind:Oliver Hasen- Stand haben. kamp, Herwarthstraße 9b in 12207 Bitte schicken Sie Ihre Berlin oder per Email: oli- Kontaktdaten, die [email protected]. selbstverständlich ver- Vielen Dank auch hier für ihre Mithilfe! traulich behandelt und nicht an Dritte weiter- gegeben werden, an Brigit- te Das gabs schon mal… Paul. Ihre Kontaktdaten: Brigitte Paul, Stimmt! Die Talenteliste gab es Pulverstr. 20a in 22880 Wedel oder schon einmal. Und trotzdem möchten per Email: [email protected]. wir an dieser Stelle gerne nochmal da- Wir danken Ihnen sehr für Ihre Mithilfe rauf hinweisen. Das Netzwerk ist reich und freuen uns, die Mitglieder des an Mitgliedern, die Wissen, Kenntnisse, Netzwerkes bald wieder komplett er- Informationen, Fähigkeiten, Kontakte, reichen zu können! Bilder, Bücher etc. zum Pazifik vorwei- sen können. All diese „Talente“ möch- Nicht schon wieder eine Um- ten wir nicht verkommen lassen – und haben deshalb vor ein paar Jahren ei- frage… ne sogenannte Talenteliste angelegt. Das werden sich vielleicht einige von Hier sammelt der Vorstand des Netz- ihnen denken, wenn sie den nun fol- werkes Mitglieder und ihre „Talente“, genden Aufruf lesen. Für das Netzwerk um gegebenenfalls diese Personen an- ist es jedoch sehr wichtig zu wissen, zufragen für Informationen, Bilder für was die Mitglieder denken und sich den Kalender oder z.B. Erstellung ei- vom Netzwerk wünschen. Das Netz- nes Artikels. Sollten Sie dem Netzwerk werk ist ein Verein, der von seinen bisher ungeahnte und unbekannte Ta- aktiven Mitgliedern lebt: Mitglieder, lente haben, so würden wir uns sehr die sich engagieren; Mitglieder, die re- freuen, wenn Sie diese an Brigitte Paul cherchieren und informieren und weiterleiten würden! Von Interesse schreiben; Mitglieder, die mitdenken sind dabei folgende Aspekte: Länder und sich weiterbilden wollen; Mitglie- im Pazifik, die sie schon besucht/ dort der, die Projekte umsetzen wollen… gelebt haben; Kontakte; Wissensge- die Liste könnte man noch weiterfüh- biete. Rundbrief Juni 2015 Seite 49 NEUES AUS DER INFOSTELLE

Die Pazifik-Infostelle berichtet

Die Dauerausstellung zu „Pazifischen unserer Öffentlichkeitsarbeit zum Pazi- Produkten in Deutschland“, die es fik natürlich nicht fehlen! bei Mission EineWelt zu besichtigen gibt, wurde aktualisiert und ergänzt. Unsere Kooperation mit der Abtei- lung für Völkerkunde der Naturhis- Außerdem entliehen wir die Ausstel- torischen Gesellschaft läuft nach lung der Südostasien-Infostelle aus wie vor. Hier würden wir uns jedoch Köln zum Thema „Meinungs- und mehr Zulauf wünschen. Oft kommt nur Pressefreiheit in Südostasien“. ein kleiner Kreis von Pazifik- Hier konnten sich Besucher über den Interessierten zu den Vorträgen. Stand der Pressefreiheit auch in Schade, denn es gelingt jedes Mal, Westpapua informieren. Zu diesem neue Themen zu entdecken. Auch un- Land arbeiten wir seit Jahren thema- ser Nürnberger Pazifik-Stammtisch tisch. Über meine Mitgliedschaft im würde sich über Nachwuchs freuen. Beirat des Westpapua-Netzwerkes in Wir treffen uns einmal monatlich zum Wuppertal sind wir auch gut eingebun- Abendessen und thematischen Aus- den in die zivilgesellschaftliche Arbeit tausch und entwickeln dort Ideen über zu dieser indonesischen Provinz. Die lokales Engagement des Pazifik- Menschenrechtssituation ist katastro- Netzwerkes. phal, daran konnte bislang auch der noch jung im Amt befindliche neue Über einen Honorarvertrag können wir Präsident Indonesiens wenig ändern. derzeit einen Studenten beschäftigen, der unsere Pazifik-Bibliothek weiter Im April beteiligte sich die Infostelle bestücken soll. Durch die Zusendung an „Nürnberg ist bunt“, einem Stra- von Rezensionsexemplaren steigt un- ßenfest in der Innenstadt, organisiert ser Bestand an pazifischer Literatur von einem breiten Bündnis von lokalen kontinuierlich an. Die Bibliothek kann Menschenrechtsorganisationen. Gera- übrigens kostenlos werktags genutzt de in den Zeiten von Ausländerfeind- werden, es steht auch ein Arbeitsplatz lichkeit und Pegida wollten die Veran- für Recherchewillige zur Verfügung. stalter aufzeigen, wie viele Organisati- onen aus der Region sich „im Aus- Julia Ratzmann, Neuendettelsau land“ engagieren. Da durften wir mit

NEUE MEDIEN IN DER PRÄSENZ -BIBLIOTHEK UND IM HANDEL

360° Neuseeland: Auckland. Sky To- Teaiwa, Katerina Martina: Consuming wer und mehr, Magazin, Nr. 02/ 2015. Ocean Island. Stories of people and phosphate from Banaba, Indiana Uni- Meinerzag, Angella: Being Mande: versity Press 2015. Person, Land and Names. Among the HInihon in the Adelbert Range, Papua Anderhandt, Jakob (Hrsg.): Eduard New Guinea. Universitätsverlag Herrnsheim. Südseekaufmann . Ge- WINTER Heidelberg, Heidelberg Stu- sammelte Schriften. Die Südseebiblio- dies in Pacific Anthropolgy, Volume 3, thek, Band 3. Erschienen 2015. 2015.

Rundbrief Juni 2015 Seite 50 Peltier, Philippe/ Schindlbeck, Markus/ pectations. Englisch, 111 Minuten, Pa- Kaufmann, Christian (Hrsg.): Tanz ramount Pictures 2014. (Spielfilm) der Ahnen. Kunst vom Sepik in Pa- pua-Neuguinea. Hirmer Verlag 2015. The Pacific History the don’t teach us at school. Blackbirding Productions The Islands of Tahiti 2014 – 2015 . 2014. Travel Planner. Tahiti Tourism 2014. Pressehütte Mutlangen e.V: Unser Gabriel, Tamara: Surf-Fieber auf Mut wird langen – nicht nur in Hawaii. LIT-Verlag 2015. ISBN: 978- Mutlangen. Einblicke in den gewalt- 3-643-50658-0. freien Widerstand der Friedensbewe- gung für eine Welt ohne Atomwaffen. Morriss, Cathryn: Valuing the First Strahlendes Klima e.V: 2015, Deutsch, Voice of Pacific Women. Gender and 30 Minuten. Development in Small Island Develo- ping States. Common Ground Publi- CDs shing 2015, On Sustainability Books. Das NETC (National Evangelical Trai- Englisch, 246 Seiten. ISBN: 978-1- ning Center, Amron, PNG) stellt sich 61229-722-4. vor.

Peltier, Philippe/ Schindlbeck, Markus/ Medien in der Infostelle zu Kaufmann, Christian (Hrsg.): Tanz bestellen: (entweder per Post, der Ahnen. Kunst vom Sepik in Pa- Email oder online im Shop) pua-Neuguinea. Hirmer Verlag 2015.

ISBN: 978-3-77774-2339-5. Wendt, Albert: Die Blätter des Ban-

yanbaumes, Unionsverlag Zürich DVDs 1998. Preis in der Infostelle: 7,00€. E Haku Inoa. To weave a name. A name is just a name. Unless, it ties Duff, Alan: Warriors, Unionsverlag you to the past. Paradocs Productions Zürich 2008. in der Infostelle: 5,00€. LLC 2013. (Spielfilm) Riemenschneider, Dieter (Hrsg.): BANg: Genie in a bottle – un- Neuseeland fürs Handgepäck, Uni- leashed. Die Geschichte des atoma- onsverlag Zürich 2012. in der Infostel- ren Flaschengeistes und der Generati- le: 5,00€. on, die dieses Erbe verweigert. Deutsch, Mutlangen e.V. 2015. Grace, Patricia: Potiki, Unionsverlag Zürich 2012. in der Infostelle: 5,00€. Laurie, Hugh: Mr. Pip. When they needed hope, he gave them great ex-

INTERNET -TIPPS

Stop Sorcery Violence – Eine Initiative in Papua-Neuguinea, die über Gewalt ge- genüber Frauen und Hexenverbrennung aufklärt und sich für die Rechte von Frauen und Verfolgten sowie dem Stop dieser unmenschlichen Aktionen einsetzt: http://www.stopsorceryviolence.org/.

Die Deutsche Gesellschaft der Vereinten Nationen plant eine Ausstellung zum Thema Klimaflucht. Dafür werden lebensgroße Figuren ausgestellt, die von ihren Schicksalen erzählen. Unter ihnen werden auch drei Personen aus dem Pazifikraum ein: www.startnext.de/ausstellung-klimaflucht. Rundbrief Juni 2015 Seite 51 Ein Zeitungsartikel, der die Frage nach der Beziehung Australiens zu PNG stellt: Partnerschaft oder doch nur ein Machtspiel? www.realityofaid.org/wp-content/uploads/2014/12/3.Partnership-or-power- play.pdf.

Pazifische Kirchen werden erstmals auf einer Homepage vorgestellt. Die Uni Göt- tingen hält daneben auch Predigten zu verschiedenen Themen bereit: www.predigten.uni-goettingen.de/bgpredigt.php?id=525&kennung=de.

Freiwillige zurück in Deutschland – RückkehrerInnen haben sich zusammen ge- schlossen im Verein Grenzenlos e.V.: grenzenlos.org/index.php/de/

Ein Jahr im Ausland – und dann? Einige ehemalige Freiwillige agieren nun als Bil- dungsagenten in ganz Deutschland und informieren in Schulen zu entwicklungs- politischen Themen: bildungsagenten.com/

Eine aktuelle Studie (2014) zum Klimawandel in der Pazifik-Region mit Vorstel- lung der einzelnen Inselstaaten und ihrem Umgang mit den Folgen des Klimawan- dels: www.pacificclimatechangescience.org/wp- content/uploads/2014/07/PACCSAP_CountryReports2014_WEB_140710.pdf

TERMINE

Seminare/ Vorträge/ Tagungen

05.06. bis 07.06.2015 Ausstellung kuratiert u.a. von Pazifik- Europe Netzwerk-Mitglied Marion Struck- Ort: Berlin Garbe aus Hamburg. Ein zweitägiges Fest anlässlich des 53. Ort: Projektraum ALTE FEUERWACHE, Unabhängigkeitsjubiläums von Samoa. Marchlewskistr. 6, 10243 Berlin; U- Bahn 5, Station Weberwiese 12.06. bis 14.06.2015 Jahrestagung der Deutschen- 06.07. – 07.07.2015: Pazifischen-Gesellschaft Curotopia: Histories, Theories, Thema: Neuguinea - eine Insel, zwei Practices – Museums and the Fu- Staaten ture of Curatorship Ort: Hamburg, Jugendherberge Horner Konferenz, München Rennbahn Weitere Infos: 13.06.2015 ab 10 Uhr: www.deutschpazifischegesellschaft.de/ Mumu: Feiern wie in PNG termine/t15/150606.htm Ort: Obernbreit bei Würzburg Alle, die Lust haben, ein Mumu selbst 19.06. – 31.07.2015: mit vorzubereiten und mitzuessen, Deutsch 1914/Papua Niugini 2014 sind herzlich eingeladen! Künstlerische Dialoge zu einer (fast Informationen über die Pazifik- vergessenen) gemeinsamen Kulturge- Infostelle schichte

Rundbrief Juni 2015 Seite 52 12. bis 14.06.2015. 31.07. bis 02.08.2015 Endlagersuche. Halbzeit für die Painim Wantok - Freunde und Kommission – Fortschritte im Pro- Wantoks aus Papua Neuguinea zess? Ort: Wertach Ort: Evangelische Akademie Loccum. Kontakt: Phyllis, Bellamy & Michael Weitere Infos: www.loccum.de. Schneider, Pfeiffermuehle 3, 87497 Wertach, wantok.info. 18.06.2015, 18 Uhr: Matariki - Das Neujahrsfest der 31.07. bis 02.08.2015 Maori Pazifikfestival 2015 Ort: Museum für Völkerkunde, Ham- Ort: Riga, Lettland burg Informationen: www.paradise.lv/ Weitere Informationen: www.voelkerkundemuseum.com 9. bis 19.09.2015: 15. Internationales Literaturfesti- 21.06. bis 26.06.2015 val Berlin 9th International Conference on Ort: Haus der Berliner Festspiele. and the Pacific (EIPC Weitere Informationen: 2015) www.literaturfestival.com Ort: Ethnologisches Museum, Berlin- Dahlem 16.09. bis 20.09.2015 Thema: Cultural and environmental 5th Down Under Festival dynamics. Ort: Berlin Weitere Infos: [email protected]. Weitere Informationen: www.downunderberlin.de/ 25.06.2015, 19 Uhr: The Cook Islans Past and Present 19.09.2015, ab 19 Uhr: Vortrag von Ngaa Kitai Taria Pureariki 40. Unabhängigkeitsfeier Papua Ort: Fünf Kontintene Museum Mün- Neuguinea chen. Ort: Die Bude. Hardenbergstraße 23 in Weitere Informationen: 06114 Halle (Saale) Deutschland www.museum-fuenf-kontinente.de Anmeldung erforderlich. Tagsüber von 10 bis 14 Uhr: Verschiedene Kurse wie 29.06. bis 12.07.2015 Südseetanz, Handarbeiten u.a. Expedition Vanuatu Kontaktperson: Paula Wiemers; E- Geführte Fotoreise nach Vanuatu mit Mail: [email protected]; Telefon: Ulla Lohmann 0157 77042537 Weitere Informationen: www.ullalohmann.com 12.12.2015, ab 12.30 Uhr: Tahitianischer Tanzworkshop mit 01.07. bis 04.07.2015 Joelle Berg Empires and Cultures of the Pacific Ort: Berlin Jahrestagung der „New Zealand Stu- Weitere Informationen: dies Association" in Wien. [email protected]. Ort: Wien Weitere Informationen: 20.02. bis 13.03.2016: www.nzsa.co.uk/conferences.htm. Spirituelle Studien-Reise nach HAWAII – Auf den Spuren hawaii- 07.07. bis 10.07.2015 anischer Lehrer und Heiler. Our common future under climate Mit Wolfgang T. Müller change Weitere Informationen: akua-events.at Weitere Informationen: www.commonfuture-paris2015.org/ Rundbrief Juni 2015 Seite 53 Ausstellungen: Ort: Stadtbücherei Rosenheim, Am Salzstadel 15, 83022 Rosenheim. 30.01. bis 16.08.2015 Öffnungszeiten: Di-Fr 10-19 Uhr, Sa Aboriginal Art 10-13 Uhr Ort: ESSL MUSEUM Kunst der Gegen- wart, An der Donau-Au 1, 3400 Klos- 1.05. bis 31.10.2015 terneuburg bei Wien Vanuatu und Timor Leste auf der Expo 2015 in Mailand 08.02. bis 28.06.2015 Gewürze, „Lap lap“, Seafood, Coffee Paul Gauguin Weitere Informationen: Meisterwerke von Paul Gauguin www.expo2015.org/en/participants- Ort: Fondation Beyeler in Basel, countries-vanuatu Schweiz. Weitere Informationen: 13.06. bis 04.07.2015 www.fondationbeyeler.ch Figurativ- Das Figürliche in der Contemporary Aboriginal Art der Tanz der Ahnen Central und Western Deserts Ort: Martin-Gropius-Bau, Niederkirch- Öffnungszeiten: Mi-Fr 11–18 Uhr und nerstraße 7, 10963 Berlin Sa 10-14 Uhr und jederzeit nach Ver- Öffnungszeiten: Mi bis Mi 10–19, DI einbarung geöffnet. geschlossen Ort: ARTKELCH, Günterstalstraße 57, Weitere Informationen: 79102 Freiburg www.berlinerfestspiele.de Weitere Infos: www.artkelch.de

20.03.bis 29.11.2015 26.06. bis 13.03.2016 Regenwald Kinder im Augenblick Ausstellung im Lokschuppen Florence Weiss – Fotografien vom Ort: Rosenheim Sepik Weitere Informationen: Ausstellung im Völkerkundemuseum www.lokschuppen.de/regenwald/regen der Universität Zürich wald-ueber-die-ausstellung.html 1972 - 1974 führte das Ethnologische Seminar der Universität Basel eine Ex- 24.03. bis 30.06.2015: pedition einfach, schwer: Leben in Papua Die Ausstellung eröffnet am 25. Juni Neuguinea am Völkerkundemuseum der Universi- Fotoausstellung von Daniel R. Müller in tät Zürich, Pelikanstrasse 40, 8001. Rosenheim Weitere Infos: [email protected]

TIPP FÜR DEN WOCHENENDAUSFLUG

Kunst der Gegenwart: Australian Aboriginal Art Land und die Anliegen der Ureinwoh- In jeder weltweit bedeutenden Kunst- ner Australiens um Anerkennung und sammlung finden sich heute Kunst- Gleichberechtigung im eigenen Land. werke der Australian Aboriginal Art. Das Essl-Museum in Klosterneuburg Die lebendige Kunst der Tupfen- bei Wien wurde am 5. November 1999 malerei (Dotpainting-Malerei) illustriert eröffnet. Hier wird die Privatsammlung die Hintergründe der schöpferischen (7000 Werke) von Karlheinz Essl und „Traumzeit“, das allgegenwärtige seiner Ehefrau Agnes mit einer 40 spirituelle Wissen, die Beziehungen zur jährigen Sammlungsgeschichte und Umwelt, die Verantwortung für das einem Schätzwert von 100 Mio Euro Rundbrief Juni 2015 Seite 54 verwaltet. Es handelt sich dabei um Pulsierende Oberflächen Gemälde, Fotografien, Skulpturen und Die Malkunst der australischen Abori- Klanginstallationen des 20. und 21. gines vermittelt in ihrer gestalter- Jahrhunderts aus Europa, den USA, ischen und farbigen Intensität grandios Asien und Australien, die laufend in pulsierende Oberflächen, die den exquisiten Ausstellungen präsentiert Betrachter tief berühren und zu einer werden. Im Jahr 2000 reiste Karlheinz intensiven Auseinandersetzung auffor- Essl, Besitzer der Firma Baumax und dern. Die „Contemporary Aboriginal Gründer des Essl-Museums mit seiner Art“ ist etwa 45 Jahre alt. In der Tochter Andrea nach Australien, um zentralaustralischen Siedlung Papunya, die Malkunst der Aborigines vor Ort etwa 200 km westlich von Alice kennenzulernen und Gemälde der Springs gelegen, animierte um 1970 Contemporary Aboriginal Art zu er- der Lehrer Geoffrey Bardon aus Syd- werben. Derzeit werden im Essl- ney die hier lebenden Aborigines die Museum im Rahmen der Sonderaus- Symbole ihrer Sand- und Rindenbilder, stellung „Aboriginal Art“(30. Januar bis Felszeichnungen und Körperbema- 16. August 2015) achtzig Dotpaintings lungen in Erd- und Acrylfarben auf australischer KünstlerInnen gezeigt. Hauswände und Leinen zu malen. Die Sammlung stieß auf großes Punkte, Tupfen, konzentrische Kreise, Interesse des amtierenden Linien, Schleifen, Spiralen, Ornamen- australischen Botschafters in Wien, te, Spuren im Sand, Tier- und Pflan- David Stuart, der selbst begeisterter zendarstellungen symbolisieren Land- Sammler dieser Kunstgattung ist. schaften, Flora und Fauna.

Die Eier der Varan-Eidechse (Perentie oder Tyunpe) werden von den Aborigi- nal-Frauen als Nahrungsmittel gesam- melt. Die Fußabdrücke weisen den Weg zur Echse. Die Tupfen als Hinter- grundmalerei repräsentieren die blü- hende Wüstenvegetation.

Die Gemälde illustrieren vor allem Schöpfungsakte und Zeremonien aus der Traumzeit, die von den Aborigines bis heute an diesen besonderen Plätzen abgehalten werden. Gemein- sam mit dem Rezitieren von Lieder- zyklen rufen die Acrylbilder, ganz ähn- lich wie die Erd- und Höhlenbilder, ein schrittweises Erinnern an die Gege- benheiten des geographischen Terrains

hervor.

Der Tingari-Zyklus ist ein mytholo- gisch-ritueller Komplex religiöser Tra- ditionen, der weit über die Western Desert verbreitet ist. Die Tingari sind eine Gruppe mythischer Traumzeit- Foto: Maggie Nelson (Walpiri-Luritje): „Lizard wesen, die auf ihren weiten Reisen Dreaming“, Dotpainting, Acryl auf Leinwand, Wasserstelle zu Wasserstelle zogen Alice Springs 1997,WMW 176.669 . und inspirierende Lebensräume für die Menschen schufen. Rundbrief Juni 2015 Seite 55 zielen Kunstmarkt für Privatsammler und Galerien erfahren; gerade diese Kommerzialisierung wird von politisch aktiven Künstlern, Schriftstellern und Journalisten oftmals kritisiert. Die sogenannte „Urban Art“ Australiens nutzt zeitgenössische Medien für die Beleuchtung sozialer und politischer Missstände in Vergangenheit und Gegenwart. Gewalt, Vertreibung, Ausrottung, Diskriminierung, Verskla- vung, Landenteignung, Ausbeutung Foto: Mark Atkins (Yamitji): „Wandjina“, Dot- der Bodenschätze, Arbeitslosigkeit, painting, Acryl auf Leinwand, Alice Springs Kriminalität, soziale Isolierung, 1998, WMW 177.287. Drogen- und Alkoholmissbrauch wer- Seit 1997 sammelt auch das Welt- den hier in den Fokus gerückt, um die museum Wien (WMW) Gegenwarts- Aufarbeitung persönlicher und kollek- kunst aus Australien: siebzehn Dot- tiver Tragödien, die Anerkennung indi- paintings aus Papunya, Kintore, Utopia gener und nationaler Landrechte sowie Station, Ernabella, Amoonguna, die Gleichstellung der Aboriginal Yuendumu, Hermannsburg und Alice People im eigenen Kontinent weiter Springs befinden sich im Bildarchiv des voranzutreiben.

Museums. Zur Autorin: Dr. Gabriele Weiss, Die Wandjinas auf den Kimberley-Fels- Weltmuseum Wien, Abt. Ozeanien und galerien stellen übergroße menschen- Australien ähnliche Wesen dar, die ihre Anwesen- heit durch Regen, Blitz und Donner äu- Weitere Infos: Essl Museum - Kunst der Gegenwart, 3400 Klosterneuburg bei ßern. Die Handabdrücke dokumentie- Wien, An der Donau-Au 1; 30.1.2015 – ren, dass die Wanjinas sorgfältig über 16.8.2015; Öffnungszeiten Di–So 10–18 die Einhaltung der Gesetze wachen. Uhr, Mi 10–21 Uhr, Mo geschlossen (ausgenommen Feiertag) Urban Art - Politische Stimmen Weitere Infos: www.essl.museum. Dotpaintings haben längst eine welt- weite Anerkennung auf dem künst- lerischen Sektor sowie am kommer-

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Herausgegeben von der Pazifik-Informationsstelle als Vereinszeitschrift des Pazifik-Netzwerks e.V. Wir bitten um eine Spende für die Arbeit des Pazifik-Netzwerkes. Spen- Postfach 68, 91561 Neuendettelsau. den sind steuerlich absetzbar. Telefon: 09874 / 91220. Fax: 09874 / 93120. Pazifik-Netzwerk e. V., Postbank E-Mail: [email protected] Nürnberg, www.pazifik-infostelle.org IBAN: DE 84 7601 0085 0040 www.facebook.com/pazifiknetzwerk. 550853, BIC: PBNKDEFF.

Redaktion: Steffi Kornder Mitglieder des Pazifik Netzwerkes e.V. E-Mail: [email protected]. erhalten den Rundbrief vierteljährlich. Redaktionsschluss: 28. Mai 2015. Beitrittsanträge für eine Mitgliedschaft Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 20. August 2015. im Pazifik-Netzwerk an [email protected]. Anmerkung der Redaktion: Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht in jedem Fall die Meinung der Redakti- on wieder sowie die Redaktion für den Aufbau eines Artikels nicht verantwortlich ist. Rundbrief Juni 2015 Seite 56

INFO DES TAGES

Flyer, Bücher, Martin Luther in Samoa – Impressionen vom Kirchentag. Fotos: Steffi Kornder.

Impressionen vom Deutschen Evangelischen Kirchentag in Stuttgart 03. – 07. Juni 2015

Das Pazifik-Netzwerk e.V. war mit einem Stand im Markt der Möglichkeiten vertre- ten und konnte sowohl mit dem allseits beliebten „Islands Hoping Game“ als auch der hochwertigen Ausstellung „Bergbau und Ressourcen“ Interessierte anlocken. Mitglieder haben den Stand betreut und die Besucher mit Informationen, Erzählun- gen, Berichten sowie zahlreichen Publikationen, Flyern und Büchern ausgestattet. Vielen Dank an alle Beteiligte!

Pazifik -Netzwerk -Mitglieder am Stand in Stuttgart.