Erfahrungsbericht Erasmus

Zeitraum: August 2012 – Dezember 2012

Studiengang: Internationale Betriebswirtschaft

Gastuniversität: Handelshøyskolen BI

Stadt: Oslo

Land: Norwegen

Einleitung:

Oslo ist bekanntlich eine teure Stadt in mitten von nicht so kommunikationsfreudigen Personen – ja Oslo ist teurer als der EU-Durchschnitt, aber dem zweiten Punkt muss ich wiedersprechen.

Die Sprache ist in Oslo und generell in ganz Norwegen kein Hindernis, denn so gut wie jeder spricht hier problemlos Englisch, egal ob jung oder alt. Englisch würde sogar als zweite Nationalsprache durchgehen. Die Norweger, die ich aufgefunden habe, waren alle offen und hilfsbereit, es war sogar problemlos Beziehungen und neue Freundschaften mit Norwegern zu knüpfen. In und rund um Oslo leben ca. 4,2 Mio. Menschen, und das ist viel, abgesehen davon, dass Norwegen gerade mal aus 5 Mio. Einwohnern besteht. Oslo gehörte vor langer Zeit zu Dänemark, dann zu Schweden und seit 1905 ist Norwegen unabhängig und wird als konstitutionelle Monarchie geführt. Die Sprache ähnelt daher sehr dem Dänischen, aber der amerikanische Einfluss ist deutlich sichtbar.

Vorbereitung:

Das „herauspicken“ von den richtigen Lehrveranstaltungen war eigentlich gar nicht so einfach, aber wenn der Inhalt der Kurse mit dem Studienfach an der Universität Wien irgendwie übereinstimmt, dann war die erste Hürde bereits geschafft. Nach der Nominierung an der Universität Wien musste ich mich an der Handelshøyskolen BI bewerben. Wenn man alle Unterlagen termingerecht einsendet, ist dies auch kein Problem. Anschließend erhält man einen „Letter of Admission“ und einen Survival Guide mit allen wichtigen Facts über die BI, Oslo und Norwegen. Ich rate diesen sehr genau durchzulesen – denn hier sind alle wichtigen Fakten und Daten festgehalten. Zudem ist in Norwegen alles über Facebook vernetzt. Hilfreich ist es, wenn man sich vorab bereits in einige Gruppen einträgt um erste Kontakte knüpfen zu können. Selbst die Universität postet oft auf Facebook – so der IT Service und das International Office. Ist man erstmals in Oslo und an der BI hat man alles Wichtige geschafft und ist vorbereitet für ein traumhaftes Semester.

Wohnen:

Die Wohnungssuche wurde komplett über die Gastinstitution BI abgewickelt. Bei der Bewerbung ist einfach anzugeben, ob man ein Zimmer in einem Studentenheim haben möchte oder ob man es sich lieber selbst suchen möchte. Ich und die meisten anderen Austauschstudenten haben diesen Service beansprucht. Es gibt SiO und BSN als Studentenheimvereinigungen. BSN hat den großen Vorteil, dass es in 5 Minuten Fußmarsch von der Handelshøyskolen BI erreichbar ist, dafür ist es aber mit ca. 500-600€ ein wenig teurer. SiO hat eine große Auswahl von verschiedenen Häusern in allen Preislagen. Die meisten Austauschstudenten gehen – aus Kostengründen – in das Heim in Kringså für rund 300€ monatlich, alles inkludiert. Das zweite „günstige“ Studentenheim für rund 360 € mtl. ist Sogn und befindet sich in der Nähe vom Ullevål Stadion. Ich selbst war im Heim Vestgrensa untergebracht und war bis auf verschiedene kleine technische Gebrechen sehr zufrieden. Das Heim war sauber und in unserem Gebäude war Waschmaschine und Trockner vorhanden.

Alle Schritte bezüglich Bewerbung und weiterer Ablauf sind sehr genau im Folder beschrieben, welches man vor Abreise gemeinsam mit dem „Letter of Admission“ erhält. Auch Aufgrund der Platzsituation in Heimen in Oslo rate ich jedem früh genug nach Oslo zu kommen, denn ich habe bereits von anderen Studenten gehört, dass diese einfach in ein Doppelzimmer gesteckt wurden, obwohl diese ein Einzelzimmer gebucht hatten. Daher mein Tipp: Früher kommen.

Handelshøyskolen BI:

Das Gebäude der Universität ist einfach in der Nähe der T-Bane Station Nydalen aufzufinden und sticht sofort durch die moderne Bauweise ins Auge. Im Inneren ist das Gebäude extrem hell durch riesige Glasfassaden. Zudem gibt es alles, was man braucht: StudentServiceCenter, Studentenvereinigungen, Mensa, Kantine, Buchhandlung (Akademika), Kiosk (Amigo), Bibliothek, Bankomat, Fitnesscenter, verschiedene Cafeteria's und natürlich auch Seminarräume und Vorlesungsräume. Während des Semesters wird auch ein Norwegisch Kurs mit anschließender Prüfung (Norskprøve 1 = A1) abgehalten. Gemeinsam kommen Kursgebühr und Unterlagen auf ca. 300€. Wenn man die Möglichkeit hat, sollte man aber probieren einen Kurs an der UiO (Universitet i Oslo) besuchen zu können, denn diese haben keine Kursgebühr.

Die Anmeldung zu meinen gewünschten Kursen erfolgte einfach über eine Webseite, aber Exchange Students haben eigentlich (fast) immer Platz in den Kursen. Die Kurse sind meistens so aufgebaut, dass es eine Vorlesung gibt mit verpflichtenden Homework assignments, welche gemacht werden müssen, damit man zur Endklausur antreten darf. In einigen Kursen wird aber einfach ein Term Paper von mehreren Seiten verlangt. Meine Kurse waren alle auf Englisch – Kurse auf Norwegisch waren für mich nicht zugänglich. In den Kursen ist man mit Studenten aus Norwegen und internationalen Studenten gemischt. Bei einigen Klausuren wurde ein Taschenrechner benötigt – jedoch wird leider nur ein einziges Modell von BI zugelassen. Diesen sollte man deshalb entweder vorab in Europa bestellen oder vor Ort im SSC für 24 Stunden ausborgen. Die Klausuren wurden, nicht so wie an den meisten europäischen Universitäten, über mehrere Stunden angeboten, d.h. eine Klausur konnte bis zu 6 Stunden Arbeitszeit haben. Man konnte jedoch bis zu einer Stunde nach Start ankommen, Essen und Trinken war erlaubt und das Aufsuchen der Toilette war mit Begleitung ebenfalls gestattet.

Wenn man weitere Fragen bezüglich Universität und Studium hat, kann man sich immer an das International Office wenden.

Leben:

Mir wurde der Einstieg in das Leben in Norwegen sehr geholfen. Die Einreise nach Norwegen erfolgt einfach über den Flughafen Gardermoen oder über die Autobahn aus Schweden. Der Flughafen Gardermoen ist mit einem Schnellzug an Oslo Sentral/Jernbanetorget angebunden. An manchen Tagen warten Studenten der Universität am Zugbahnhof um neue Incomes zu begrüßen und diese eventuell an das Studentenheim weiterzubegleiten. Das Beste ist jedoch früh genug (ca. 2 Wochen vorher) in Oslo einzutreffen, denn somit hat man genügend Vorlaufzeit. Bevor die eigentlichen Vorlesungen beginnen, startet die Introduction Week (Fadderullan) mit einigen verpflichtenden Veranstaltungen für Exchange Students. Sofort am ersten Tag der Introduction Week werden alle Studenten an Buddies zugewiesen, welche meist aus den höheren Semestern kamen. Meistens kommt man mit anderen Studenten aus derselben Nation in eine kleine Gruppe um den Einstieg zu erleichtern. Bereits in den nächsten Tagen werden der kleinen Gruppe die Erstsemestrigen norwegischen Studenten zugeteilt. Nun waren alle Gruppen mit ca. 4 Buddys und 20 Studenten zusammengestellt. Diese Gruppe war nun gemeinsam auf allen weiteren Events (verschiedene Bands am Abend, gemeinsames Hunting, etc.). Ein weiteres sehr beliebtes Event waren die BI-nner. Der Priester der Universität und das International Office haben monatlich ein gemeinsames Dinner für die International Students ausgerichtet, welches von allen Studenten mit riesen Freude angenommen wurde.

Leider ist an sich das Leben und Reisen in Oslo nicht sehr billig und daher sollte man einige Tipps und Tricks kennen um sich günstig Zugang zu Lebensmitteln zu beschaffen. Z.B. in Grønland gibt es einen Supermarket, welcher Obst, Gemüse und weitere nützliche Sachen zu europäischen Preisen anbietet – der Laden hat sogar am Sonntag geöffnet. Gut zu wissen ist auch, dass Produkte welche am folgenden Tag ablaufen in der Supermarktkette KIWI kostenlos erhältlich sind. Benötigt man indes günstige Dinge wie Küchenutensilien, kleine Elektrogeräte oder Kleidung kann man den wöchentlichen Flohmarkt im Stadtteil Grønland an Samstagen aufsuchen. Des Weiteren sollte man Angebote vergleichen und Werbeprospekte „analysieren“.

Freizeit/Alltag

Um sich in Oslo fortzubewegen braucht man ein Ticket für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Das Unternehmen ist die Verkaufsstelle für alle Tickets in Oslo. Leider gibt es kein Semesterticket, sondern nur ein Monatsticket, welches für Studenten für NOK380 (~52€) erhältlich ist. Damit kann man aber rund um die Uhr mit allen Verkehrsmitteln fahren (auch mit den Boten zu den Inseln vor der Stadt). Ich würde jedem raten ein Ticket zu lösen, denn ansonsten riskiert man eine Strafe von NOK900 (~115€). Die Nachtbusse fahren leider nur am Wochenende und Taxis empfehle ich nicht, da diese enorm teuer sind.

In der Freizeit sollte man unbedingt die Altstadt von Oslo besichtigen. Von der Oper bis zum Nationaltheater erstreckt sich die Haupteinkaufsstraße und der Hafen von Aker Brygge lädt zum Flanieren ein. Dabei vergessen sollte man nicht auf den Turm des Rathauses zu gelangen, denn dort hat man einen wunderschönen Ausblick über die Stadt.

Vergessen darf man zudem auch nicht die wunderschönen Inseln vor der Stadt. In den warmen Sommermonaten kann man dort sogar schwimmen und am Abend gemütliche Grillabende verbringen. Weiter sollte man auch die Seen hinter der Hauptstadt Oslo besichtigen. Am einfachsten zu erreichen ist mit der T-Bane Linie 6. Von dort aus kann man eine kleine Runde oder gar einen ganzen Tagestripp wagen. Die Aussichtskanzel vom und sollte bestiegen werden.

In den Wintermonaten und bei genügend Schnee lädt die Rodelbahn Kolkreteretten zu viel Spaß ein. Rodeln können an der Endstation der Linie 1 ausgeborgt werden, mit diesen gelangt man ins Tal und fährt bequem wieder mit der T-Bane hoch.

Für meinen Aufenthalt in Oslo hat mir die Webseite visitoslo.com immer wieder geholfen, das Richtige für jede Jahreszeit zu finden.

Reisen:

Für Reisen in Norwegen wird fast immer ein Fahrzeug oder die Bahn benötigt. Die Bahn verbindet aber nur Städte und ist nur im Süden des Landes vollständig ausgebaut. Wenn man aber gerne mal die eine oder andere Wandertour unternehmen möchte, ist man auf ein Fahrzeug angewiesen. Ich habe für jede meiner Reisen ein Fahrzeug angemietet. Die Top-Wanderziele in Norwegen sind auf visitnorway.com aufgelistet und ich habe die Wanderungen nach Trolltunga, Preikestolen und Kjeragbolten unternommen. Ein klassisches Ausflugsziel ist zudem Bergen und Tromsø. Tromsø ist eine kleine Stadt im Norden, welche als eine von wenigen Städten der Welt nördlich des Polarkreises liegt. Die Lofoten und das Nordkap sind ungefähr 4-8 Stunden Fahrzeit von Tromsø entfernt. In Tromsø hat man zudem die besten Chancen die wunderschönen Nordlichter zu sehen. Manchmal, wenn die Aktivität hoch ist, können Nordlichter sogar in Oslo bestaunt werden. Die Studentenorganisationen INSA (BI) und ESN (Universitet i Oslo) bieten viele tolle Ausflüge an und bei diesen muss man unbedingt teilnehmen. Die beste Plattform um eine möglichst genaue Vorhersage zu erhalten lautet www.gi.alaska.edu/Auroraforecast. Tagesreisen können nach Drobak und nach Lillehammer unternommen werden. Auch hier gilt: Früh buchen kann einige Euros sparen! Ebenso sind Stockholm und Kopenhagen einfach erreichbar.

Fazit:

Ich war mit meinem Erasmus-Aufenthalt in Norwegen sehr zufrieden und ich würde, hätte ich die Möglichkeit, sofort wieder zu gehen. Leider war der Aufenthalt zu kurz und der Erasmus-Zuschuss hat nicht alle meiner erhöhten Ausgaben abgedeckt. Durch den Austausch habe ich zudem viele neue Studenten aus aller Welt kennen gelernt und neue Freundschaften geknüpft.

Abschlusswort: Wenn man viel erleben will, dann ist man in Oslo genau richtig. Zu Beginn sind einige Hürden zu überwinden, aber anschließend kann man seinen Aufenthalt voll genießen und es steht eine wunderbare Zeit bevor. :)