INA SIEDLACZEK Wolfgang Katschner

HÄNDELHANDEL NEUN DEUTSCHE ARIEN BROCKES PASSION HÄNDEL Sopran: NEUN DEUTSCHE ARIEN BROCKES-PASSION (Auszüge) Traversflöte: recording: Barockvioline: June 20 - 22, 2016 recording location: Jesus-Christus-Kirche, Berlin-Dahlem equipment: Brüel & Kjær 4006 Barockoboe: Gefell M 930 Neumann KM 130, KM 140 Sennheiser MKH 20, MKH 40 Schoeps MK 4, BLM 3 Barockvioloncello & RME Micstasy, ADI8QS Viola da gamba: ME Geithain RL 901K, RL 906 recording format: pcm, 96 kHz / 24bit recording producer: Cembalo & Orgel: Dipl.-Tonmeister Ludger Böckenhoff editing: Dipl.-Tonmeister Justus Beyer photos: Laute: cover + page 24: Juliane Befeld pages 3, 9, 11, 19, 21 + DPac: Britta Leuermann page 17: AB•Design art direction and design: AB•Design Barockharfe: INA SIEDLACZEK Lautten Compagney e-mail: [email protected] • www.audite.de Barockfagott: Wolfgang Katschner P 2017 + © 2017 Ludger Böckenhoff audite 97.729 Ein irdisches Vergnügen in GOTT Ausgabe ist also schon eine Interpreta- waren von Brockes sicher als Vorlage zur der Zeit zwischen 1702 und 1706 muss Georg Friedrich Händels Arien tion des fragmentarisch Vorgefundenen. Vertonung gedacht. er also Brockes kennengelernt haben und nach Texten von Angesichts dieser Ausgangslage ist es Erst in der 1724 veröffentlichten zwei- das war aus heutiger Sicht die Basis für Barthold Heinrich Brockes beeindruckend, welchen festgefügten ten Auflage des ersten Bands ist die von eine zweimalige Zusammenarbeit der Repertoirewert die Arien in der heutigen Händel vertonte Arie Künft’ger Zeiten beiden. Im Jahr 1716 vertonte Händel Die in dieser Einspielung vorliegenden Musikwelt haben. eitler Kummer enthalten. Im Jahr 1727 das Passions­oratorium Der für die Sünde Neun Deutschen Arien von Georg Friedrich Anhand der biographischen Daten erschien der zweite Band des Irdischen der Welt gemarterte und sterbende Jesus, Händel gibt es erst seit dem Jahr 1921, Georg Friedrich Händels (1685-1759) Vergnügens, in dem nochmals zehn Arien das 1719 in Hamburg aufgeführt wurde. dem Zeitpunkt ihrer ersten gedruckten und des Textdichters Barthold Heinrich des ersten Bandes gedruckt wurden. Möglicherweise hat Brockes Jahre später Ausgabe. Seitdem tragen die Arien ihren Brockes (1680-1747) lässt sich vieles in Dazu kam der Hinweis, dass „der Welt bei Händel die Komposition der deut- zusammenfassenden Titel und suggerie- der Entstehungsgeschichte der Neun berühmte Virtuose, Herr Hendel, die­ schen Arien bestellt oder angeregt, was ren dem Publikum, dass es sich um einen Deutschen Arien rekonstruieren. Neben selben auf eine gantz besondere Art in die jedoch eine Vermutung bleiben muss. Im geschlossenen Zyklus handle. Tatsächlich den beiden Autoren spielen hier die Music gesetzet“ habe. Weitere Anhalts- Ergebnis sehen wir die beiden einzigen ist nicht bekannt, wann und aus welchem Städte Halle und Hamburg sowie der punkte ergeben sich aus den von Händel Gelegen­heiten, bei denen sich Händel Anlass die Musik entstand, wie die Arien Hallesche Pietismus eine wichtige Rolle. für seine Opern der Jahre 1724 und 1725 mit der Vertonung von Texten in deut- zu besetzen sind und ob sie für eine Wie- Brockes studierte zwischen 1702 und verwendeten Papiersorten. Und so lässt scher Sprache, seiner Muttersprache, dergabe als Zyklus konzipiert wurden. 1704 an der Universität in Halle und sich ziemlich sicher sagen, dass er seine für Stimme und obligates Soloinstru- Demzufolge existiert auch keine vorge- kehrte anschließend in seine Heimatstadt Arien ab 1724 komponierte, damit spä- ment beschäftigt hat . Aus dem sprach- gebene Reihenfolge für eine Aufführung Hamburg zurück. Sowohl in Halle als auch testens 1727 fertig war und dass diese lichen Idiom resultieren die stilistischen der Arien. Die einzige Quelle ist ein in in Hamburg veranstaltete er Konzerte in Arbeit in London erfolgte. Besonderheiten der beiden Werke, da der British Library verwahrtes Arbeits- seiner Wohnung. Im Jahre 1721 veröffent- Ebenfalls wie Brockes hatte sich Georg die Texte viel an Charakter und Klang manuskript ohne genaue Besetzungsan- lichte Brockes erstmals seine Gedicht- Friedrich Händel 1702 an der Univer- vorgeben. gaben, Phrasierungen, Verzierungen oder sammlung Irdisches Vergnügen in GOTT, sität Halle eingeschrieben und ging im Diese Nähe hat mich dazu bewogen, Generalbassziffern, das darüber hinaus bestehend in Physicalisch- und Moralischen folgenden Jahr nach Hamburg, um dort die deutschen Arien um Arien aus der durch Umarbeitungen und Korrekturen Gedichten. Die in Form von Kantaten mit als Musiker zu arbeiten. 1706 verließ Brockes-Passion zu ergänzen und damit ein nicht gut lesbar ist. Jede neue gedruckte Rezitativen und Arien gestalteten Texte Händel Hamburg in Richtung Italien. In Programm zu gestalten. Für den inhalt- 4 5 lichen Hintergrund der Arien erscheint Spirituali­tät des Halleschen Pietismus continuo ist auf Orgel, Cembalo, Harfe, Planeten Gröss’ allein; / Ein Stäubchen, ist mir darüber hinaus der Bezug zum Hal- nachspüren, erschließt sich uns auch ein Laute, Theorbe, Fagott und Cello verteilt bewunderns wehrt.“ leschen Pietismus von Bedeutung zu sein. Teil der Gefühls- und Gedankenwelt der und liefert damit ein üppiges klangliches (aus der 2. Auflage von Brockes’Irdischem Den Pietismus hier darstellen zu wollen, deutschen Arien. Bett für die Texte und Melodien der Vergnügen in Gott) würde zu weit führen. Extrem verkürzt Für Händels Neun Deutsche Arien gibt Solo­stimmen. kann man ihn als Reformation der Refor- es, wie erwähnt, keine Besetzungsan­ Ob nun als Zyklus gedacht oder nicht, Wolfgang Katschner mation bezeichnen. In Halle existierte gaben. Die Arien der Brockes-Passion für welche Gelegenheit auch immer um Philipp Jacob Spener (1635-1705) und sind für Streicher, Oboen und Basso komponiert – auch heute, nach fast August Hermann Francke (1663-1727) continuo instrumentiert. Die Minimal­­ 300 Jahren, faszinieren uns die geistlichen ein einflussreiches Zentrum dieser Bewe- variante, um alle Neun Deutschen Arien Betrachtungen der Herren Brockes und gung. Die Musik als Vermittlung des Glau­ als intime Hausmusik aufführen zu kön- Händel aus dem beginnenden 18. Jahr­ bens spielte hier eine zentrale Rolle. nen, wären eine Sängerin, eine Violine hundert mit ihrer klingenden und zeitlo- Auch Händel und Brockes werden sich und ein Cembalo. sen Botschaft. mit den Gedanken des Pietismus beschäf- Wir haben uns für ein farbiges Klang- „Ihr Menschen, mögt’ euch doch tigt haben, Brockes’ Texte wirken davon bild unter Einbeziehung aller denkbaren dieß Buch zu zeigen taugen, / Wie leicht stark beeinflusst. Möglichkeiten entschieden. Die obligate der schöne Bau der Erden, / Den ihr Schaut man sich die Lieder aus dem Instrumentalstimme wird abwechselnd anitzt durch Geiz, durch Neid, durch Gesangbuch des Johann Anastasius und zusammen von Flöte, Oboe und Stolz und Pracht / Euch leider! selbst Freylinghausen (1670-1739) an, das in Violine gespielt. Mit diesen Instrumen- zur Hölle macht, / Euch allen könn’ ein den Franckeschen Stiftungen zu Halle ten werden auch die Instrumentalparts Himmel werden. // Ach HERR! eröffne entstand, findet man vieles von der aus der Brockes-Passion dargestellt. In mein Verständniß! / Ach gieb mir Weis- Innigkeit, die auch Händels deutsche der Arie Brich mein Herz, zerfließ in Trä- heit und Erkäntniß, / Der Dinge Wesen Arien auszeichnet. Natürlich hat Händel nen (Track 3) wird der Violinpart von zu betrachten, / Und in denselben Dich keine Entlehnungen in Freylinghausens einer Viola da Gamba übernommen, zu achten, / Weil alles, Dich zu ehren, Gesangbuch vorgenommen, das hatte was diesem Stück einen besonders per- lehrt. / Nicht nur der Himmel Raum, er nicht nötig. Wenn wir aber heute der sönlichen Charakter verleiht. Der Basso nicht nur der Sonnen Schein, / Nicht der 6 7 INA SIEDLACZEK

Ina Siedlaczek hat sich durch Konzerte das Boston Early Music Festival Ensemble, Luxemburg, Österreich, in die USA und produktionen dokumentieren ihren und Aufnahmen einen hervor­ragenden die Hamburger Ratsmusik und die Laut- durch die Niederlande. künstlerischen Rang. Ihr Solo-Debüt bei Ruf im In- und Ausland erworben. Neben ten Compagney Berlin. Neben Gesangsstudien in Heidelberg audite Fortuna scherzosa wurde von der der klassischen oratorischen Literatur Ina Siedlaczek folgt regelmäßig Kon- und Mannheim sowie Meisterkursen bei Fachpresse begeistert aufgenommen und widmet sie sich insbesondere der stil- zerteinladungen zu renommierten Festi- und Barbara Schlick war die 2015 für die International Classical Music gerechten Interpretation von Vokalmu- vals wie dem , den Stipendiatin der Studienstiftung Cusanus- Awards nominiert. sik der Zeit vor Johann Sebastian Bach. Thüringer Bachwochen, den Barocktagen werk Teilnehmerin des Exzellenz-Studien­ Intensive Zusammenarbeit verbindet sie Melk, den Landshuter Hofmusiktagen, gangs „Barock vocal“ der Musikhoch- daher sowohl als vielgefragte Solistin als den Händel-Festspiele Halle, den Kas- schule Mainz, wo sie bei Andreas Scholl auch als Mitglied oder Gast mit Ensem- seler Musiktagen und dem Boston Early und Ton Koopman weitere Impulse für bles, die sich ebenfalls auf diese Epoche Music Festival. Sie arbeitet mit Dirigenten ihre sängerische Tätigkeit erhielt. spezialisiert haben. Darunter finden sich wie Ton Koopman, Wolfgang Katschner 2013 ernannte die Kulturstiftung Marien­ herausragende Ensembles wie das Ensem- und Ralf Otto. Konzertreisen führten sie münster Ina Siedlaczek zum Artist in Resi- ble , die New York Polyphony, nach Polen, Italien, Frankreich, Belgien, dence. Zahlreiche CD- und Rundfunk­ 8 9 LAUTTEN COMPAGNEY

Die Lautten Compagney ist eines der anderen Künsten. Für seine aufregenden Händel-Festspielen Halle, beim Mosel gelang ein frischer Blick auf Bachs Choräle. renommiertesten und kreativsten deut- musikalischen Brückenschläge wurde Musikfestival, Boswiler Sommer, Lucerne Zahlreiche weitere CD-Veröffentlichun- schen Barockensembles. Seit drei Jahr- das Ensemble mehrfach ausgezeich- Festival, Oude Muziek Festival in Utrecht gen dokumentieren ebenfalls den außer- zehnten faszinieren die Konzerte unter net (z.B. Echo Klassik 2010, Rheingau und bei den Tagen Alter Musik in Herne. ordentlichen Rang und die Vielfalt des der künstlerischen Leitung von Wolfgang Musik Preis 2012). Große Werke der geistlichen Vokalmusik künstlerischen Schaffens der Lautten Katschner ihre Zuhörer. Mit anstecken- Die Lautten Compagney ist regelmä- erarbeitet die Lautten Compag­ney mit inter- Compagney. der Spielfreude und innovativen Kon- ßig zu Gast auf bedeutenden nationalen national renommierten Vokal­ensembles, Zweimal jährlich laden Wolfgang zepten übersetzen die „Alten Musiker” und internationalen Konzertpodien und die ihre musikalische Entdeckungsfreude Katsch­ner und die Lautten Compagney die Musiksprache des Barocks immer Festivals, so u. a. im Konzerthaus und im teilen. Zusammen mit amarcord entstand zu ihrem Festival AEQUINOX ein, den wieder mühelos ins Heute. Ganz gleich, Radial­system V Berlin, im Gewandhaus zuletzt eine von der Kritik gefeierte Inter- Musiktagen zur Tag- und Nachtgleiche im ob als solistisches Kammerensemble oder Leipzig, der Frauenkirche Dresden, dem pretation von Monte­verdis Marienvesper brandenburgischen Neuruppin. Seit 2014 als Opernorchester, stets überwindet Concertgebouw Amsterdam, dem Wiener sowie eine Einspielung der Bach-Motetten sind die Barockmusiker zudem Ensemble das Ensemble dabei Grenzen und sucht Musikverein, der Warschauer Philhar­ in einem ungewöhnlich farbigen Klang- in Residence beim Festival Alte Musik die Begegnung mit neuen Klängen und monie, beim Rheingau Musik Festival, den bild. Mit dem Calmus Ensemble Leipzig Bernau. 10 11 Singe Seele, Gott zum Preise, Meine Laster sind die Stricke, Das zitternde Glänzen der spielenden Flammende Rose, Zierde der Erden, Der auf solche weise Weise Seine Ketten meine Tücke, Wellen Glänzender Gärten bezaubernde Pracht! Alle Welt so herrlich schmückt. Meine Sünden binden ihn. Versilbert das Ufer, beperlet den Strand. Augen, die deine Vortrefflichkeit sehen, Der uns durchs Gehör erquickt, Diese trägt er, mich zu retten, Die rauschenden Flüsse, die sprudelnden Müssen vor Anmut erstaunet, gestehen, Der uns durchs Gesicht entzückt, Damit ich der Höllen Ketten Quellen Dass dich ein göttlicher Finger gemacht. Wenn er Bäum’ und Feld beblühmet, Mög’ entfliehen. Bereichern, befruchten, erfrischen das Land, Sei gepreiset, sei gerühmet! Und machen in tausend vergnügenden Fällen Jesu! Jesu, dich mit unsern Seelen zu Wisch ab der Tränen scharfe Lauge Die Güte des herrlichen Schöpfers bekannt. vermählen, Süßer Blumen Ambraflocken, Steh, sel’ge Seele, nun in Ruh’! Schmilzt dein liebend Herz vor Liebe; Euer Silber soll mich locken Sein ausgesperrter Arm und sein geschlossen Auge Die ihr aus dunklen Grüften Ja, du gießest in die Glut Dem zum Ruhm, der euch gemacht, Sperrt dir den Himmel auf Den eitlen Mammon grabt, Statt des Öls für heiße Triebe Da ihr fall’t; will ich mich schwingen Und schließt die Höllen zu. Seht, was ihr hier in Lüften Dein vor Liebe wallend Blut. Himmelwärts, und den besingen, Für reiche Schätze habt. Der die Welt hervorgebracht. Meine Seele hört im Sehen, Sprecht nicht, es ist nur Farb’ und Schein, Künftger Zeiten eitler Kummer Wie, den Schöpfer zu erhöhen, Man zählt und schließt es nicht im Kasten ein. Stört nicht unsern sanften Schlummer; Brich mein Herz, zerfließ in Tränen, Alles jauchzet, alles lacht. Ehrgeiz hat uns nie besiegt. Jesus’ Leib zerfließt in Blut. Höret nur, des erblühnden Sünder, schaut mit Furcht und zagen Mit dem unbesorgten Leben, Hör sein jämmerliches Ächzen, Frühlings Pracht Eurer Sünden Scheusal an, Das der Schöpfer uns gegeben, Schau, wie Zung’ und Lippen lechzen, Ist die Sprache der Natur, Da derselben Straf’ und Plagen Sind wir ruhig und vergnügt. Hör sein Wimmern, Seufzen, Sehnen, Die uns deutlich durchs Gesicht, Gottes Sohn kaum tragen kann. Schau, wie ängstlich er tut. Allenthalben mit uns spricht. Was Bärentatzen, Löwenklauen Süße Stille, sanfte Quelle In den angenehmen Büschen, Trotz ihrer Wut sich nicht getrauen, Ruhiger Gelassenheit! Wo sich Licht und Schatten mischen, Tust du, verruchte Menschenhand! Selbst die Seele wird erfreut, Suchet sich in stiller Lust Was Wunder, dass in höchster Eile Wenn ich mir nach dieser Zeit, Aug’ und Herze zu erfrischen; Der wilden Wetter Blitz und Keile Arbeitsamer Eitelkeit, Dann erheb’t sich in der Brust Dich Teufelswerkzeug nicht verbrannt? Jene Ruh vor Augen stelle, Mein zufriedenes Gemüte, Die uns ewig ist bereit. Und lobsingt des Schöpfers Güte.

12 13 An earthly delight in God With the aid of biographical informa- volume two of Irdisches Vergnügen was point we can only speculate. These two George Frideric Handel’s arias to tion relating to George Frideric Han- published, also containing ten arias from projects are the only surviving examples texts by Barthold Heinrich Brockes del (1685-1759) and the poet Barthold volume one, as well as the comment that of Handel setting texts in his native Ger- Heinrich Brockes (1680-1747), the gen- the “world-famous virtuoso, Mr Hendel, man tongue for voice and an obbligato George Frideric Handel’s cycle of the Nine esis of the Nine German Arias can largely has set the same to music in a most spe- solo instrument. The linguistic idiom German Arias, as recorded here, has only be reconstructed. Alongside the two cial manner”. Further clues are provided results in particular stylistic features of been in existence since 1921, when they authors, the cities of Halle and Hamburg, by the types of paper Handel used for his the two works as, to a large extent, the were first published. Since that time, they as well as Pietism as practised in Halle, operas written in 1724 and 1725, indicat- texts predetermine character and sound. have been subsumed under a title which played an important role. Brockes studied ing that Handel would most probably have The proximity of these works induced seems to suggest to the public a closed at the University of Halle between 1702 composed his arias from 1724, complet- me to create a programme which com- cycle of works. In fact, it is not known when and 1704 and subsequently returned to ing them no later than 1727, and that they bined the German arias with arias from and for which occasion this music was writ- his home city of Hamburg. He arranged were written in London. Like Brockes, the Brockes Passion. The textual content ten, how the arias should be scored and concerts in his home both in Halle and in Handel had also enrolled at the University of the arias seems to be influenced by whether they were conceived as a cycle. As Hamburg. In 1721, Brockes first published of Halle in 1702, moving to Hamburg in Pietism. To depict Pietism here would a result, a prescribed performing sequence his collection of poems Irdisches Vergnü- the following year in order to find work go well beyond the scope of this note does not exist. The only source is a work- gen in GOTT, bestehend in Physicalisch- und as a musician. In 1706 Handel left Ham- but, in the briefest possible description, ing manuscript in the British Library which Moralischen Gedichten [An earthly delight burg for Italy. He must therefore have met it could be defined as a reformation of does not contain specific information in God, consisting of physical and moral Brockes between 1702 and 1706, which the reformation. In Halle, Philipp Jacob regarding scoring, phrasing, ornaments or poems]. It is probably safe to assume that was later to result in two collaborations Spener (1635-1705) and August Hermann figured bass; furthermore, revisions and Brockes intended his texts, written in between them. In 1716, Handel set the Francke (1663-1727) were at the centre corrections have rendered it difficult to the form of cantatas with recitatives and passion oratorio Der für die Sünde der Welt of this influential movement, accord- read. Each new published edition therefore arias, to be set to music. gemarterte und sterbende Jesus which was ing to which music played a vital role in represents an interpretation of the surviv- The aria Künft’ger Zeiten eitler Kum- premiered in Hamburg in 1719. Brockes conveying faith. Handel and Brockes must ing fragments. Given this point of departure, mer, which was set by Handel, was only presumably commissioned Handel to also have studied the ideas of Pietism; it is impressive how well established these included in the second edition of the first write the German arias at a later stage, Brockes’ texts appear strongly influenced arias are in today’s concert repertoire. volume which appeared in 1724. In 1727, or provided inspiration for them – at this by this school of thought. 14 15 If one examines the songs of Johann Brich mein Herz, zerfließ in Tränen (track 3), Not only heaven’s space, and the sun’s light, Anastasius Freylinghausen’s (1670-1739) the violin part is played by a viola da gamba, not the planets’ size alone; Spiritual Songbook, written at the Francke giving this piece an especially personal char- also a speck of dust is worth admiring. Foundations in Halle, one encounters the acter. The continuo is shared by organ, (from the second edition of Brockes’ intimate, ardent manner which is also harpsichord, harp, lute, theorbo, bassoon Irdisches Vergnügen in Gott) characteristic of Handel’s German arias. and cello, providing a richly sonorous base Handel, of course, did not need to bor- for the texts and melodies of the solo parts. Wolfgang Katschner row from Freylinghausen’s songbook. Whether they were conceived as a Translation: Viola Scheffel However, if we today look into the spirit- cycle and for whatever occasion they uality of the Halle Pietism, the intellectual may have been written – today, nearly and spiritual background of the German three hundred years later, Brockes’ and arias also begins to open up. Handel’s spiritual reflections of the early As mentioned above, there are no indi- eighteenth century continue to fascinate cations concerning the scoring of Handel’s us with their timeless musical message. Nine German Arias. The arias in the Brockes Oh people, may this book show you, Passion are written for strings, oboe and how easily the beautiful construction of the world, basso continuo. The smallest possible com- which you now, through avarice, jealousy, bination to perform the Nine German Arias pride and splendour in an intimate domestic setting would con- sadly turn into hell yourselves, sist of a singer, a violin and a harpsichord. could become a heaven for you all. We have opted for colourful sonori- Oh Lord! Open my understanding! ties, including all conceivable possibilities. The obbligato instrumental part is taken in Grant me wisdom and insight, turn by a flute, oboe and violin, also play- to look upon the essence of things, ing together. These instruments are also and to venerate you in them, featured in the Brockes Passion. In the aria as everything teaches us to honour you. 16 17 INA SIEDLACZEK

Ina Siedlaczek has gained an outstanding Ina Siedlaczek regularly appears at heim by attending masterclasses given acclaim and received a nomination reputation in Germany and internatio- renowned festivals including the Rhein- by Emma Kirkby and Barbara Schlick; for the International Classical Music nally, both on the concert platform and gau Musik Festival, Thüringer Bachwo- she was also a Cusanuswerk scho- Awards. as a recording artist. Alongside classi- chen, Barocktage Melk, Landshuter lar and took part in the excellence cal oratorio repertoire she has become Hofmusiktage, Händel-Festspiele Halle, course “Barock vocal” at the Mainz a specialist in the vocal music of the Kasseler Musiktage and the Boston Early Musikhochschule where she received period before Johann Sebastian Bach. Music Festival. She works with conduc- coaching from Andreas Scholl and Ton She appears as a sought-after soloist, tors such as Ton Koopman, Wolfgang Koopman. as well a member or guest of ensemb- Katschner and Ralf Otto. She has tou- In 2013 the culture foundation at les who have also specialised in this era. red in Poland, Italy, France, Belgium, Marienmünster named her “artist in These include groups such as amarcord, Luxembourg, Austria, the Netherlands residence”. Numerous CD and radio New York Polyphony, the Boston Early and the USA. recordings document her artistic pedi- Music Festival Ensemble, Hamburger Ina Siedlaczek complemented her gree. In 2015, her solo debut at audite, Ratsmusik and the Lautten Compagney. vocal studies in Heidelberg and Mann- Fortuna scherzosa, met with much 18 19 LAUTTEN COMPAGNEY

The Lautten Compagney is one of Ger- ters with new sounds and different art Musik­festival, Boswiler Sommer, Lucerne a fresh reading of Bach chorales. Numer- many’s most renowned and creative forms. The ensemble has been awarded Festival, Oude Muziek Festival in Utrecht ous further CD releases also document baroque ensembles. For nearly three several prizes for its exciting musical and the Tage Alter Musik in Herne. the extraordinary quality and diversity of decades, the ensemble’s concerts under bridge building (e.g. Echo Klassik 2010, For masterpieces of the sacred vocal the Lautten Compagney’s artistic output. Wolfgang Katschner’s artistic direction Rheingau Musik Preis 2012). repertoire, the Lautten Compagney joins Twice each year, Wolfgang Katschner have fascinated its audiences. These The Lautten Compagney regularly forces with international renowned vocal and the Lautten Compagney invite audi- “early musicians” consistently and effort- performs at major national and interna- ensembles who share their enthusiasm for ences to their music festival AEQUINOX lessly translate the musical language of tional concert halls and festivals, includ- discovering music. Most recently, together in the Brandenburg town of Neurup- the baroque era for today’s listeners ing the Konzerthaus and Radialsystem V with amarcord, the Lautten Compagney pin. In 2014, they were made “ensemble with an infectious enthusiasm as well as in Berlin, Leipzig Gewandhaus, Dresden have released a critically acclaimed inter- in residence” at the Festival Alte Musik innovative concepts. Whether perform- Frauen­kirche, Amsterdam Concert- pretation of the Monte­verdi Vespers as Bernau. ing as a soloistic chamber ensemble or as gebouw, Vienna Musikverein, Warsaw well as a recording of the Bach Motets with an opera orchestra, the ensemble always Philharmonic Hall, Rheingau Musik Fes- unusually colourful sonorities. Along­side overcomes boundaries and seeks encoun- tival, Händel-Festspiele Halle, Mosel the Calmus Ensemble Leipzig they realised 20 21 Singe Seele Industrious vanity, In den angenehmen Büschen Was Bärentatzen, Löwenklauen Sing, my soul, in praise of God, I contemplate the peace In these pleasant bushes, What a bear’s paw and a lion’s claw Who, so wisely, Which awaits us for eternity. Where light and shade blend, Dare not despite their rage, Adorns the world so gloriously. Eye and heart seek Is committed by you, O wicked hand of man! He, who revives our ears, Meine Laster sind die Stricke To refresh themselves in quiet joy. Is it not a miracle that, in greatest haste, He, who delights our eyes, My vices are his ropes, My contented soul The wild weather’s lightning and rage When he makes trees and fields come into His chains my deceits, Is then uplifted in my bosom, Has not burnt you, O devil’s work? bloom, My sins have bound him. Praising the creator’s graciousness. Let him be lauded and praised! He wears them to save me, Flammende Rose So I may escape the chains Das zitternde Glänzen Flaming rose, ornament of the world, Süßer Blumen Ambraflocken Of hell. The glistening sheen of the dancing waves Enchanting splendour of radiant gardens! Sweet flowers’ perfumed petals, Silvers the shore and bepearls the beach. Eyes which behold your glory Your riches shall attract me Wisch ab der Tränen scharfe Lauge Rushing rivers and bubbling springs Must, astonished at such grace, confess, To the glory of him who has created you. Wipe away the acid tears, Enrich, fertilise and refresh the land, That you were made by a divine finger. As you fall, I shall soar Rest, blessed soul, at last. Announcing in a thousand delightful ways Heavenwards, praising him His locked arms and his closed eyes The goodliness of our glorious creator. Jesu! Jesu, dich mit unsern Seelen Who has created the world. Open the gates of heaven for you Jesus! Jesus, to marry our souls, And close hell shut. Die ihr aus dunklen Grüften Your loving heart melts with love; Brich mein Herz You, who from dark vaults Yes, you pour into the embers Break, my heart, dissolve in tears; Meine Seele hört im Sehen Dig out futile mammon, Not oil for hot desire Jesus’ body dissolves in blood. My soul hears through seeing Behold the rich treasures But your blood, boiling with love. Hear his pitiful moaning, How all creatures rejoice and cheer Of the open air. See how his tongue and lips are thirsting, To magnify the creator. Do not say it’s merely colour and light: Künftger Zeiten eitler Kummer Hear his wailing, sighing, longing, Hear, the blossoming It cannot be counted and locked up in Vain sorrows for future times See how he is afraid. Splendour of spring coffers. Do not disturb our gentle slumber, Is the language of nature Ambition has never vanquished us. Süße Stille, sanfte Quelle Which, through sight, speaks Sünder, schaut mit Furcht und Zagen With the carefree life Sweet peace, gentle source Clearly to us everywhere. Sinners, look upon the beast of your sins That the creator has given us Of quiet serenity. With fear and worry, We are quietly content. Even my soul rejoices For their punishments and torments When, after all this time of Can hardly be borne by the son of God.

22 23 GEORG FRIEDRICH HÄNDEL NEUN DEUTSCHE ARIEN, HWV 202-210 BROCKES-PASSION, HWV 48 Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus

① Singe Seele, Gott zum Preise, HWV 206 [4:33] ② Süßer Blumen Ambraflocken, HWV 204 [5:45] ③ Brich mein Herz, zerfließ in Tränen, HWV 48 [5:13] ④ Süße Stille, sanfte Quelle, HWV 205 [4:07] ⑤ Meine Laster sind die Stricke, HWV 48 [2:36] ⑥ Wisch ab der Thränen scharfe Lauge, HWV 48 [4:35] ⑦ Meine Seele hört im Sehen, HWV 207 [6:11] ⑧ In den angenehmen Büschen, HWV 209 [3:13] ⑨ Das zitternde Glänzen der spielenden Wellen, HWV 203 [5:28] ⑩ Die ihr aus dunklen Grüften, HWV 208 [4:51] ⑪ Sünder, schaut mit Furcht und Zagen, HWV 48 [1:55] ⑫ Was Bärentatzen, Löwenklauen trotz ihrer Wut sich nicht getrauen, HWV 48 [3:28] ⑬ Flammende Rose, Zierde der Erden, HWV 210 [5:24] ⑭ Jesu! Jesu, dich mit unsern Seelen zu vermählen, HWV 48 [1:50] ⑮ Künft’ger Zeiten eitler Kummer, HWV 202 [5:13]

Gesamtspielzeit: 64:30