215

5. Kurzüberblick: Die Metropolregion Nürnberg nach dem erweiterten In- dikatorenmodell

In diesem Kapitel soll das entwickelte Indikatorenmodell an der Metropolregion Nürnberg ge- prüft werden. Hierzu reicht die Prüfung einiger beispielhafter Indikatoren zur Evidenz des Mo- dells und Nürnbergs als MR ohne Anspruch auf Vollständigkeit aus, da nur ein Hinweis auf das operationelle Verfahren, eine mögliche Stoßrichtung gegeben werden soll.

5.1 Kurzdarstellung der Metropolregion Nürnberg

„Die Region weist eine hohe wirtschaftliche, technologische, wissenschaftliche und kulturelle Kompetenz auf und ist eine internationale Verkehrsdrehscheibe mit ausgezeichneter Infra- struktur und hohen Anbindungsqualitäten.“ 507

Nach dem Fall des Eisernen Vorhangs verbesserte sich die geopolitische Lage Nürnbergs: Mit- telfranken geriet auch im Hinblick auf die EU-Osterweiterung „[…] von einer künstlichen Randlage in eine europäische Mittelpunktlage […]“.508 Im Zuge der EU-Osterweiterung erhielt die Wirtschaftsregion Nürnberg das Prädikat „Gateway to Eastern Europe“.509 Hinzu kommt die internationale Orientierung „Gateway to China“ in der Partnerschaft mit der Region Shenzhen. Die Stadt Nürnberg weist eine hoch über dem Bundesdurchschnitt liegende Einkaufszentralität auf (vgl. nachfolgende Abb.), was als Indikator für die Z.O.-Funktion als Einzelhandels- und Versorgungsstandort für sein weiteres Umland bzw. seinen Verflechtungsbereich dienen kann. Mit ca. 500.000 Einwohnern510 ist Nürnberg wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Mittel- punkt für 3,5 Mio. Menschen in einer MR, deren internationale Orientierung511, gute Infrastruk- tur, hohe Innovationskraft und Lebensqualität als wichtige Faktoren zur Attrahierung von Hu- mankapital langfristig hohe Wachstumsimpulse versprechen sollen - will man den Standort- prospekten glauben. Mit dem Slogan „Mehr als Sie erwarten“ versucht die MR ihr Image von Lebkuchen, Christkindlesmarkt, Bratwürsten und Albrecht Dürer um den Punkt zu erweitern, dass der wirtschaftliche Motor Frankens mit über 150.000 Unternehmen, einer Fläche von 20.000 km² und einem BIP von über 103 Mrd. Euro zu den zehn größten Wirtschaftsregionen Deutschlands und den Top 30 Europas gehöre.512 Besondere Betonung findet in jenen Werbe- flyern die Infrastruktur, der internationale Flughafen, Autobahnknotenpunkte und das Güterha- fenzentrum, welche für schnelle Verbindungen und Erreichbarkeit aller europäischen Zentren

507 Braune, T. (2004). 508 Haussmann, H., Bundeswirtschaftsminister a.D. (1990), S. 10. 509 Die wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zu MOE werden sich mit fortschreitender Erweiterung der EU intensivieren. Um näher an den neuen Absatzmärkten in MOE zu sein, werden Unternehmen ihre Zentren von Frankreich oder den Benelux-Staaten gen Osten verlagern, wobei Nürnberg hierfür auf der einen Seite Nähe zu den Absatzmärkten, auf der anderen Seite die Sicherheit des deutschen Rechtssystems bietet. 510 Seit Einführung der Zweitwohnungssteuer Anfang 2005 stieg die Einwohnerzahl Nürnbergs deutlich an. 511 Dies kommt auch durch die hohe Exportquote von 41% (damit über dem bayerischen und deutschen Durch- schnitt) zum Ausdruck. Jeder dritte Arbeitnehmer ist im Exportbereich beschäftigt. IHK Nürnberg (Hrsg.)(2007). 512 Vgl. Standortbeschreibung des Wirtschaftsreferates der Stadt Nürnberg (2009), Wirtschaftswoche (2002).

216 für Mensch und Gut sorgen sollen. Nürnberg sei seit jeher die deutsche Stadt der Printme- dien513, in der Region Nürnberg ist weiter z.B. die Siemens AG oder Lucent Technologies mit dem Bell Lab ansässig. In der MR wurden die Astrolabien von Regiomontanus entwickelt, Bau- teile der Ariane-Raketen, der ICEs und für nahezu jedes Auto weltweit gefertigt.514 Die Nürn- berger Messe sei eines der größten Handelszentren Europas. Universitäten, Hochschulen und über 20 Forschungseinrichtungen sollen in Bildung und Forschung Maßstäbe setzen. Die hohe Ingenieurs- und Forscherdichte wird in der MR Nürnberg als Basis für Innovationen gesehen. Einen wesentlichen Beitrag hierzu sollen die „Centers of Excellence” in der Clusterung von Wissenschaft und Forschung mit Unternehmen liefern: Hochschulen, Forschungsinstitute und Anwenderzentren kooperieren hier mit nationalen und internationalen Unternehmen unter- schiedlicher Branchen in Sachen Innovation, Spin Off und Entrepreneurship. Fast 100 Kliniken garantierten medizinische Versorgung in allen Fachbereichen, hier versucht sich die Region international als „Medical Valley“ für Medizin, Pharma und Gesundheit zu profilieren.

Düsseldorf 152,0 Abb. 44: Einzelhandels- zentralität im Vergleich München 152,0 zum Bundesdurchschnitt Nürnberg 146,0 (=100%). Eigene Dar- Stuttgart 137,6 stellung nach Stadt Köln 136,1 Nürnberg (Hrsg.) 124,4 (2008). Hamburg 123,2 Frankfurt 122,1 Essen 119,7 Hannover(Region) 116,2 Dortmund 107,8 Dresden 104,5 102,2 Leipzig 94,4

0,0 20,0 40,0 60,0 80,0 100,0 120,0 140,0 160,0

In einem Standortvergleich europäischer Regionen wird der Großraum Nürnberg515 in der Ge- samtbewertung des wirtschaftlichen Potenzials unter allen deutschen Wirtschaftsräumen mit Platz vier (nur von München, Stuttgart und Karlsruhe übertroffen) bewertet.516 Mit Platz 28 von europaweit 214 untersuchten Regionen belegt Nürnberg einen guten Platz unter den Wirt- schaftszentren Europas.517 Eine weitere große Stärke der Region sei neben ihrer historisch ge- wachsenen Vielfalt die regionale Identität, eine corporate identity auf 20.000 km2: Der „Marke-

513 Dies wird damit begründet, dass Nikolaus Kopernikus seine Werke hier drucken ließ. 514 In der MR sind über 250 Automobilzulieferer ansässig. 40% deutscher Stadt- und Regionalbahnen fahren mit Technik aus der MR. 515 Der Umfang des Großraum Nürnbergs ist nicht gleich dem der MR Nürnberg, deren Umgriff ist weitaus grö- ßer und schließt überwiegend ländliche Gebiete mit ein. 516 Wirtschaftswoche (2002) und IHK Nürnberg (Hrsg.)(2007). 517 Wirtschaftswoche (2002). Weitere Statistiken siehe Anhang.

217 tingverein MetropolRegion Nürnberg e.V.“518 setzt sich als Zusammenschluss von sechs Städ- ten, neun Landkreisen, Kammern, Verbänden, Gewerkschaften, Unternehmen und Einzelperso- nen das Ziel, die Stärken der Region sowohl nach innen als auch nach außen, z.B. durch zahl- reiche Imagekampagnen, zu kommunizieren. Ökonomische Potenziale stünden nicht konträr, sondern im Einklang mit Lebensqualität und Freizeitwert der Region: vielfältige Sport- und Freizeitmöglichkeiten, ein attraktives Kulturangebot sowie die Verknüpfung von Geschichte und Moderne prägten die Region und machten sie auch für den Tourismus interessant. Im Jahr 1999 titelte die Nürnberger Lokalpresse, dass „[…] Nürnberg neben München, Frank- furt und Stuttgart die vierte dynamische Metropole in Süddeutschland mit weitem Einzugsbe- reich ist […]“, wobei die sozio-ökonomische Entwicklung und Verflechtung im Großraum Nürnberg bereits so fortgeschritten sei, dass den Kriterien einer MR schon damals entsprochen worden wäre.519 Mit der Ernennung zur MR würden sich der Region Nürnberg auf internationa- ler Ebene zahlreiche Möglichkeiten eröffnen, da die Ernennung als eine Art Qualitätssiegel für die großen und zukunftsträchtigen Wirtschaftsräume in Europa gelte.

5.1.1 Die räumliche Dimension der Metropolregion Nürnberg

Seit dem Landesentwicklungsprogramm von 1973 gliedert sich Bayern in 18 Planungsregionen. Mittelfranken ist hierbei in die Planungsregionen 7 (Nürnberg) und 8 (Ansbach) aufgeteilt. Im Hinblick auf die vielfältigen regionalen Vernetzungen lässt sich das Gebiet der MR Nürnberg unter Betracht auf die oben genannte Begriffsbestimmung „Region“ einerseits mehr oder weni- ger deutlich bestimmen, andererseits ist durch die expandierenden Kooperationen520 eine kilo- metergenaue Abgrenzung der Fläche weder möglich, noch von den Initiatoren gewollt: „Re- gion“ sei insoweit dynamisch zu verstehen.521 Um die MR zu definieren, betrachtet man die Verflechtungen Nürnbergs mit den umliegenden Gebietskörperschaften.522 Frommer untersuch-

518 Im Sommer 1996 gründeten Nürnberg, Fürth, Erlangen und Schwabach, die IHK Nürnberg, die HWK Nürn- berg, die Nürnberger Versicherungsgruppe, die Quelle GmbH, die Siemens AG und die Kongreß- und Touris- muszentrale Nürnberg den „Marketingverein Region Nürnberg“ e.V. mit dem Ziel, eine möglichst breit getrage- ne Marketinginitiative in Sachen Innovation, Direktinvestitionen, Regional- und Standortmarketing anzustoßen, die Kompetenzfelder der Region zu vermarkten und die Region mit ihren Kernkompetenzen auf internationalem Parkett darzustellen. Der Verein umfaßt auf 16 Gebietskörperschaften eine Fläche von 11.300 km2 und 346 Mitglieder (Stand 12/2004, darunter über 250 Unternehmen). Damit ist der Marketingverein die größte Initiative ihrer Art in Deutschland. Die ersten Kampagnen des Vereins zielten noch darauf ab, eine Aufbruchstimmung in der Region und eine Identität nach innen zu wecken, mittlerweile hat sich der Arbeitsschwerpunkt dahingehend verschoben, das internationale Ansehen und Image der neuen MR zu stärken. Mit der Anerkennung Nürnbergs als Metropolregion firmiert der Verein unter „Marketingverein MetropolRegion Nürnberg“ e.V. 519 Mehr als ein Drittel der Arbeitsplätze in der Städteachse werden von Einpendlern aus der weiteren nordbayer- ischen Region und aus Thüringen und Sachsen wahrgenommen, was die Region zu einem bedeutenden Beruf- seinpendlerzentren in Deutschland macht. Vgl. Beck, H. (1999), S. 13. 520 Z.B. die anstehenden Erweiterungen des VGN oder die Erweiterungen des metropolitanen Kerns um das met- ropolitane Netz. 521 Vgl. Frommer, H. (2002), S. 3. 522 Die Zusammenschlüsse der drei fränkischen Regierungsbezirke (Ober-, Mittel- und Unterfranken: 4,12 Mio. EW, 23.007 km²) ist umfangreicher als der Funktionalraum, erfüllt aber die Definitionskriterien von „Region“ (s. Kap.2) nicht und kann demzufolge dem Großraum Nürnberg in seiner Gesamtheit nicht zugeordnet werden. Z.B. ist Unterfranken eher zur Rhein-Main-Region orientiert als zum Nürnberger Raum. Vgl. in diesem Zusammen-

218 te 1998 die Vielzahl der regionalen Zusammenschlüsse im Großraum Nürnberg und differen- zierte dabei vier Ebenen von Kooperationsbereichen verschiedener räumlicher Dimension.523 Betrachtet man die Grundfunktionen Arbeiten, Bildung, Einkaufen und öffentlicher Verkehr, ist der Bereich des VGN als größter Kooperationsbereich IV524 im Vergleich mit den Netzen der Berufspendler Nürnbergs sowie dem Einzelhandelseinzugsbereich mit einer Reichweite von 3,5 Mio. Einwohnern auf 20.544 km² Fläche am ehesten mit der regionalplanerischen Vorstellung der MR Nürnberg im Einklang. Eine MR wird durch verkehrliche, wirtschaftliche und strukturelle Zusammengehörigkeit, auch ausgedrückt in einem gemeinsamen Tarif- und Verkehrsverbund und das unkomplizierte, zeit- nahe Erreichen verschiedener Punkte innerhalb der MR (Ausbau der S-Bahn Nürnberg- Erlangen-Forchheim, Verbundraumerweiterungen z.B. Stadt und Lkr. ) am einfachsten erfahrbar und ein „Zusammenwachsen“ sinnbildlich. Hier mangelt es der MR Nürnberg noch deutlich, so weist z.B. das S-Bahn Netz noch erheblich Lücken auf (z.B. bislang keine Anbin- dung Neumarkts, einer der Haupteinpendlerstädte, Stand Frühjahr 2009). Das großflächige Netz des Verkehrsverbundes VGN stellt gleichsam das Nervensystem der MR dar. Es definiert Frei- zeit- und Berufsverkehr und bildet so als eine der ersten Kohäsionsinstanzen die Landkarte der MR. Kooperationsbereich IV erfüllt aufgrund der engen Interdependenzen die Kriterien des Be- griffs „Region“.525 Als ein „[…] Gebiet unterhalb der Ebene eines Staates […]“526, ist eine „[…] gewisse eigenständige Organisation […]“527 besonders beim öffentlichen Personennah- verkehr528 nicht übersehbar: so ist der Großraum Nürnberg 2002 mit der Abgrenzung des VGN- Bereiches als regionalem Nahverkehrsraum gem. Art. 6 Abs. 1 BayÖPNVG erstmalig offiziell in die Strukturen der Landesentwicklung einbezogen worden.529 Dadurch wird deutlich, dass die Grenzen der nichtadministrativen/-staatlichen Region offener als die des Territorialstaates und somit einer dynamischen Entwicklung fähig sind. Die Städteachse Nürnberg-Fürth- hang Bundesverfassungsgericht (1997) (betr. Beschwerden gegen die Nichtzulassung eines Volksbegehrens auf Herstellung eines Landes Franken). Neben der Fränkischen Arbeitsgemeinschaft und dem Frankenbund gibt es allerdings weitere Kooperationen, die sich auch auf alle drei fränkischen Regierungsbezirke als Ganzes er- strecken, so z. B. die u. a. von mehreren staatlichen, kommunalen und privaten Trägern unterhaltene Verwal- tungs- und Wirtschaftsakademie Nürnberg e. V., die Arbeitsgemeinschaft der fränkischen Oberbürgermeister oder der Regionalverkehr Franken der DB mit der regionalen Busgesellschaft OVF. 523 Ausführliche Darstellung siehe Anhang. Vgl. Frommer, H. (2002), S. 3ff. 524 Der Verkehrsverbund (VGN) ist als einer der größten Verbundnetze in Deutschland der Kooperationsbereich im Großraum Nürnberg, der dem Bürger am nächsten erlebbar ist. Die Region ist einem Streckennetz von derzeit 8600 Kilometern gut erschlossen. Im Jahr 2002 nutzten rund 184 Mio. Fahrgäste die VGN-Angebote. Der VGN umfasst den Regierungsbezirk Mittelfranken, den westlichen und südlichen Teil der Regierungsbezirke Ober- pfalz bzw. Oberfranken sowie einzelne Gemeinden aus den Regierungsbezirken Oberbayern, Schwaben und Un- terfranken. EMN (2008). 525 Vgl.: Diefenbacher, M.; Endres, R. (Hrsg.) (2000), S. 870 (Stichwort: „Region Nürnberg“). 526 Vgl. Berg, W. (2001), S. 257; Creifelds (2007), S. 1038 (Stichwort „Region“); Kotzur, M. (2002), S. 257ff. 527 Vgl. Berg, W. (2001), S. 257; Häberle, P. (1993), S. 2ff. (zu den verfassungsstaatlichen Anforderungen an die Struktur einer Region); Kotzur, M. (2002), S. 257ff. 528 Welchem der Gesetzgeber bei der Frage der Schaffung einer regionalen Identität eine herausragende Stellung eingeräumt hat (Vgl. Bundesministerium für Justiz: Raumordnungsgesetz (2008): § 2 Abs. 2 Nr. 5Satz 3 und Nr. 13 Satz 1 ROG). 529 Vgl. Frommer, H. (2002), S. 3ff. Das Verkehrsgebiet des VGN berührt alle sieben bayerischen Regierungsbe- zirke.

219

Erlangen-Schwabach mit vierteljährlich stattfindenden Konferenzen der vier Oberbürgermeis- ter, ihrer Referenten und privater/ öffentlicher Initiativen530 ist als integriertester und zugleich kleinster Kooperationsbereich (Kooperationsbereich I) zu sehen.531 Die genaue Abgrenzung der MR Nürnberg gestaltet sich schwierig, dennoch seien die Koopera- tionen nicht rein aus Zweckmäßigkeit erfolgt, sondern auch identitätsstiftend. Insofern wären dieser räumliche Umgriff und der weite Einbezug von Jurisdiktionen unterblieben, wenn der Beitritt als gegen das regionale Selbstverständnis der Bevölkerung empfunden worden wäre. Im Kern besteht die MR aus den acht kreisfreien Städten Ansbach, Amberg, Bamberg, Bayreuth, Erlangen, Fürth, Nürnberg und Schwabach, wobei der Ballungsraum Nürnberg-Fürth-Erlangen- Schwabach hinsichtlich Verkehrsanbindung und Wirtschaftskraft das Zentrum bildet. Hinzu tre- ten die zwölf Landkreise Ansbach, Amberg-Sulzbach, Bamberg, Bayreuth, Erlangen-Höchstadt, Forchheim, Fürth, Neustadt a.d. Aisch/Bad Windsheim, Neumarkt i. d. Opf., Nürnberger Land, Roth und Weißenburg-Gunzenhausen. Zu diesem metropolitanen Kern wird noch das metropo- litane Netz hinzugerechnet, das aus weiteren drei kreisfreien Städten und acht Landkreisen be- steht, die an individuellen Projekten mitarbeiten. Das metropolitane Netz formen die Städte Co- burg, Schweinfurt, Hof und Würzburg und die Landkreise , Haßberge, Kronach, Kulm- bach, Lichtenfels, Tirschenreuth und Wunsiedel i. Fichtelgebirge (vgl. Abb. 42). Bezüglich der Fläche verfügt die polyzentrische MR Nürnberg mit ca. 20.500 km2 über eine verhältnismäßig große Ausdehnung.532 In der gesamten Region leben etwa 3,5 Mio. Menschen und es wird ein Bruttoinlandsprodukt von 103 Mrd. Euro erwirtschaftet. Nürnberg gehört damit zu den größe- ren Ballungs- und Wirtschaftsräumen Deutschlands.533 Der Bereich unterscheidet sich von den im Landesentwicklungsplan (LEP) beschriebenen Grenzen des Verdichtungsraums Nürnberg-Fürth-Erlangen, da sich die MR Nürnberg als Koo- peration der kommunalen Gebietskörperschaften mit Unternehmen, Einrichtungen der Wissen- schaft, Verwaltung, Kultur und Sport konstituiert. Diese variiert als solche mit der Zeit und Wechsel der Anforderungen ihre räumliche Ausdehnung, wohingegen der rechtsverbindliche LEP mit seinen Definitionen auf Fortdauer ausgelegt ist: „Die Metropolregionen tendieren zur räumlichen Ausdehnung bzw. Überdehnung, weil sich immer mehr benachbarte ländliche Re- gionen anschließen wollen. […] Die Metropolregion Nürnberg umfasste 2005 zunächst das Gebiet des Nürnberger Verkehrsverbunds, inzwischen fast das gesamte nördliche Bayern.“ 534

530 Z. B. die Wirtschaftsreferentenkonferenz der Städteachse, das Wirtschaftsforum Region Nürnberg oder die Cluster-/ Kompetenzinitiativen im wirtschaftlichen Bereich. 531 Ausführliche Darstellung siehe Anhang. In der Städteachse und den umliegenden Landkreisen Erlangen- Höchstadt, Nürnberger Land, Fürth, Roth und Neumarkt sind die wirtschaftlichen Funktionen administrative Grenzen übergreifend vernetzt, wobei sich aber jede Administration ihr eigenes wirtschaftliches und technologi- sches Profil erhalten möchte. Regional Governance als Netzwerk privater, öffentlicher und gemischter Koopera- tionen wie auch das Regionalmanagement als Ausprägung der regionalen Selbststeuerung und interkommunaler Kooperation sind aus den jeweiligen Aufgabenstellungen und strategischen Vereinbarungen heraus flexibel. 532 Vgl. Tabelle Vergleich deutscher Metropolegionen, Kapitel Funktionentheorie. 533 Vgl. Stadt Nürnberg (Hrsg.) (2008), S. 3; Liebel, C. (2005), S. 160. 534 Blotevogel, H. (2007b).

220

Abb. 45: Die Metropolregion Nürnberg. IHK Nürnberg (Hrsg.) (2008b).

5.1.2 Konzeptionierung und Organisation der Metropolregion Nürnberg - ein Modell der Regional Governance

Im Spannungsfeld zwischen Globalisierung, räumlicher Nähe und effektiven Problemlösungs- strategien beschreibt Regional Governance kein klar definiertes Organisationsmodell, sondern eine mögliche Rollenverteilung zwischen regionalen Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirt- schaft und Einzelpersonen in Netzwerken und zielt auf die Förderung des endogenen Potentials einer Region ab. Durch Entwicklungskonzepte, rechtliche Rahmensetzung, Mittelsubvention oder strategische Konzepte fördert die Raumordnungspolitik des Bundes/ der Länder regionale Handlungspotenziale. Regionale Herausforderungen und interkommunale Probleme sollen in einem Wandel vom interventionistischen zu einem kooperativen Staat gemeinsam und vor al- lem regional angegangen werden.535 In Ermangelung einer klaren Definition und im Gegensatz zu einem Verein oder Zweckverband existieren keine Kriterien, die Regional Governance ein- deutig definieren: „Regional Governance bezeichnet schwach institutionalisierte, eher netz- werkartige Kooperationsformen [intra] regionaler Akteure für Aufgaben der Regionalentwick- lung.“536 Es sei eher als „[…] Konzept für die Analyse von Regionalpolitik in Agglomerations-

535 Bei regionalen Entscheidungen wird eine höhere Effektivität vermutet. Greif, M. (2000), S. 52ff. Fürst, D. (2001), S. 370ff. 536Fürst, D. (2001), S. 370.

221 räumen […]“ zu verstehen.537 „Regional Governance beschreibt [..] eine geregelte, dennoch fle- xible Form kooperativer Politik, welche von den beteiligten Akteuren eine dauerhafte Anpas- sungs- und Lernfähigkeit verlangt.“538 Gleichberechtigung, Kooperation und Konsens sind die Maximen der Binnenstruktur und damit der regionalen Zusammenarbeit auf einem egalitären Level. Regional Governance stellt ein Novum in der administrativ geprägten Organisation der Städte dar, indem es netzwerkartig Akteuren aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft ermög- licht, integrativ an der Steuerung der Region teilzuhaben. Durch die Komplexität des Wirtschafts- und Gesellschaftslebens sind unterschiedliche Interes- sen und Kontroversen nicht ausgeschlossen, häufig machen sie aber erst gemeinsame, produkti- ve Lösungen möglich. Ein breiter Nutzen gelingt nur in Kooperation, Vertrauen, Vernetzung und projektorientiertem Handeln. Innerhalb der MR können sich horizontal (d.h. zwischen ver- schiedenen themen-/ aufgabenspezifischen Funktionen oder zwischen verschiedenen Teilräu- men einer Ebene, die um Unternehmensansiedlungen oder Einwohner konkurrieren), vertikal (d.h. in der hierarchischen, politisch mehrteiligen Ebene zwischen subregionaler [lokal, kom- munal] und supraregionaler [Bundesland, Staat] Ebene) oder akteursspezifisch Zieldifferenzen und -konflikte bilden, deren Lösung maßgeblich von der organisatorischen Struktur und dem ideellen Rückhalt (Stichwort „Regional Corporate Identity“) abhängt. Traditionelle Hierarchien und Zuständigkeitsgrenzen werden von den Akteuren aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Wis- senschaft, Kultur und Sport verlassen, um sich problemorientiert zu verständigen. Das Schlag- wort „governance without government” drückt diese Gedanken treffend aus, setzt anstelle der Administration von oben die Initiative von unten. Wie am Beginn der Arbeit festgestellt, sind MR nicht an politisch/ administrative Gebietskörperschaften gebunden, manchmal sogar trans- national regionalisiert.539 Die Regional Governance mit Gremien und Akteuren zur Leitung/ Vertretung der Region sieht sich in diesem Sinne neuen Herausforderungen und Aufgaben ge- genüber. Besonders die deutschen MR sind (mit Ausnahmen wie Stuttgart und Hannover, wel- che durch einen Regionalverband vertreten werden) institutionell schwach aufgestellt.540 Durch das Fehlen einer politisch legitimierten, grenzüberschreitenden Regionsvertretung erscheint in diesem Sinne regionale „Außenpolitik“ schwer möglich.541 1998 wurde von einem Konsortium aus den beiden mittelfränkischen regionalen Planungsver- bänden, dem Regierungspräsidenten, der IHK, der Handwerkskammer sowie dem DGB das „Entwicklungsleitbild der WirtschaftsRegion Nürnberg“ mit dem strategischen Gesamtkonzept aufgestellt.542 Basis war der Gedanke einer „Konsensregion“ mit der freiwilligen Kooperation aller Beteiligten und einer möglichst breit getragenen Außenvertretung.543 Deutlich wird dies

537 Benz, A. (2001), S. 55. 538 Ebd., S. 58. 539 Z.B. Randstand Holland. 540 Vgl. Kujath, H., v.Schlippenbach (2002), S. 381f. 541 Vgl. Kunzmann, K. (2002), S. 341f. 542 Vgl. Frommer, H. (2002), S. 3ff. 543 Vgl. Frommer, H. (2002), S. 3f. Ausführliche Darstellung siehe Anhang. Die Legitimationsfunktion könnte dann bei den Oberbürgermeistern und Landräten sowie den beiden Planungsverbänden liegen. In jedem der mit-

222 durch die Regional Governance in METREX, in welchem die MR Nürnberg von den beiden mittelfränkischen Planungsverbänden als Körperschaften des öffentlichen Rechts544 zusammen mit dem Verein „Die MetropolRegion Nürnberg e. V.“ vertreten wird. Die Kooperation von kommunalen Gebietskörperschaften, Unternehmen, öffentlichen Institu- tionen, privaten Zusammenschlüssen mit staatlichen und nichtstaatlichen Einrichtungen aus Wissenschaft, Verwaltung, Kultur und Sport stellt in der MR Nürnberg einen Grundpfeiler der Regional Governance dar, der sich weniger abschließend und starr, sondern vielmehr flexibel und allen Institutionen und Interessenten offen gibt. Laut Geschäftsordnung der MR Nürnberg ergibt sich folgendes Organisationsmo- dell: Sechs Foren mit unter- schiedlichen Themenfeldern stellen die Arbeitsebene der MR dar (vgl. nachfolgende Abb.). Ihnen zugeordnet sind jeweils ein politischer Sprecher, ein nichtpoliti- scher Sprecher und ein Ge- Abb. 46: Das Organisationsmodell der MR Nürnberg. EMN (2008b). schäftsführer. Der Rat der MR setzt sich aus den Ober- bürgermeistern der Städte, den Landräten der Landkreise und den Bürgermeistern der jeweils größten Stadt im Landkreis zusammen. Die Hauptaufgabe des Rates besteht darin, für die interne Willensbildung und die Außenvertretung der MR Sorge zu tragen. Der Ratsvorsitzende leitet mit zwei Stellvertretern und der koordinierenden Geschäftsstelle der MR Nürnberg die Organisation. In den fünf Arbeitsforen Wirtschaft/ Infrastruktur, Kultur/ Sport, Wissenschaft, Verkehr/ Planung sowie Tourismus soll eine Umsetzung von Ideen in konkrete Projekte durch Zusammenarbeit al- ler Beteiligten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Kultur und Administration gewähr- leistet werden. Das Forum Marketing erhält unter der Leitung des „Marketingverein Metropol- Region Nürnberg“ e.V. eine Querschnittsfunktion zu allen Arbeitsforen. Der Etat der MR, der durch Mitgliedsbeiträge finanziert wird, ist mit etwa 80.000 Euro pro Jahr vergleichsweise nie- drig.545 Die jurisdiktionellen Mitglieder der MR Nürnberg entrichten eine Umlage in Höhe von

telfränkischen regionalen Planungsverbänden sind alle Gemeinden und Landkreise der Planungsregion in der Verbandsversammlung (Vgl. Art. 8 Abs. 8 BayLPlG) vertreten (Vgl. Art. 6 Abs. 1 BayLPlG). Eine gemeinsame Konferenz aller in der Region wesentlichen sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Institutionen zur Schaffung einer möglichst breiten konsensualen Basis bietet sich an. 544 Vgl. Art. 6 Abs. 4 Satz 1 BayLPlG i. V. m. Art. 2 Abs. 3Satz 1 BayKommZG. 545 Vgl. Thierstein, A.; Goebel, V.; Förster, A. (2006), S. 129

223

7 Cent pro Einwohner. Über das Budgetrecht verfügt der Rat der MR, der auch die interne Koordination und die Außenvertretung der MR übernimmt.546

5.1.3 Das strategische Gesamtkonzept der Metropolregion Nürnberg

Die Region Nürnberg ist von den Herausforderungen des globalen Standortwettbewerbs betrof- fen. Es ist notwendig, dass sich die Region strategisch zukunftsweisend positioniert, um im internationalen Wettbewerb um Direktinvestitionen nicht an den Rand gedrängt zu werden. Mit dem auf der Regionalkonferenz am 24. Juni 2004 verabschiedeten strategischen Gesamt- konzept soll die MR in die Lage versetzt werden, auf diese Herausforderungen adäquat zu rea- gieren.547 Das Konzept besteht im Wesentlichen aus drei aufeinander aufbauenden Einheiten mit jeweils unterschiedlichen Zeithorizonten und Konkretisierungsgraden. Die regionalen Ent- scheidungsträger aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Gewerkschaft und Wissenschaft einigten sich, dass das Dach ein relativ abstraktes, langfristig strategisches, und dennoch Veränderungen gegenüber flexibles Gesamtentwicklungskonzept bildet. Dieses setzt sich aus sieben strategi- schen Kompetenzfeldern zusammen, von denen sich die Akteure ein hohes globales Wach- stumspotenzial, technologische Dynamik und internationale Wettbewerbsfähigkeit versprechen:

Das Kompetenzfeld „Neue Materialien“ Der z.B. im Automobilbau eingesetzte leichte wie steife Metallschaum ist ein Beispiel für die Querschnittstechno- logie „Neue Materialien“ (Materialbearbeitung, Verfahrensentwicklung), die mehrere 10.000 Arbeitsplätze in Un- ternehmen aller Branchen in der MR stellt. Drei Universitäten, ein Kompetenzzentrum in Fürth (z.B. die Fraunho- fer Gruppe mit dem Ultrafeinfokus-Röntgenzentrum), das Zentrum für Werkstoffanalytik Lauf GmbH (ZWL), das Zentralinstitut für Neue Materialien und Prozesstechnik (ZMP), die Kompetenzinitiative Neue Materialien Metro- polregion Nürnberg (KINEMA), die IHK-Anwenderclubs (AWC) „Neue Materialien“ und „Zerstörungsfreie Ma- terialprüfung“, das Kompetenz-Netzwerk Kunststoff Ansbach und die Neue Materialien Fürth GmbH forschen in diesem Bereich. Die Neue Materialien Fürth GmbH fungiert hier als Schnittstelle zwischen Forschung und Wirt- schaft, indem universitäre Ergebnisse in kleinen Mengen produziert und auf Serienreife getestet werden.

Das Kompetenzfeld „Medizin, Pharma und Gesundheit“ Vor über 250 Jahren begann mit der Gründung der medizinischen Fakultät in Erlangen die Geschichte der mittel- fränkischen Medizintechnik. 1896 wurde hier das erste Röntgengerät entwickelt, 1969 die Astronautenkost für die NASA. 1982 wurde hier das weltweit erste „Retortenbaby" geboren. Heute wird in 17 Instituten, 24 Kliniken, Sonderforschungsbereichen, Graduiertenkollegs, Forschungsverbänden, dem IZMP Innovations-und Gründerzen- trum Medizintechnik und Pharma, der Kompetenzinitiative Medizin-Pharma-Gesundheit Region Nürnberg, dem MedicalValley Bayern e.V., dem IHK-Anwender Club Medizintechnik, dem AtemCenter Erlangen und dem Na- tionalen Genomforschungsnetzwerk „Krebs“ zu Themen wie Life Sciences, Medizintechnik, Bioinformatik, In- fektions- und Entzündungsforschung, Immunologie, Transplantationsmedizin, Genetik, Genomik und Public Health geforscht. Die Konzentration von Herstellern, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, Kliniken und Dienst-leistern ist deutschlandweit einzigartig. 70.000 Menschen sind in über 150 Unternehmen wie Siemens Me- dizintechnik, Novartis oder Pharmacia beschäftigt. Die Präsenz verschiedener Innovations- und Gründerzentren ermöglicht Wissenstransfer und das Setzen neuer Standards: z.B. die elastische Intraokularlinse der Human Optics AG, welche Patienten mit Grauem Star ihr volles Sehvermögen zurückgibt oder das mit dem Bayerischen Innova- tionspreis prämierte Lasersystem der Firma WaveLight zur Fehlsichtigkeitenkorrektur.

Das Kompetenzfeld „Verkehr und Logistik“ Im Jahr 1835 fuhr in der MR Deutschlands erste Eisenbahn und legte damit den Grundstein für die beginnende Industriealisierung. Noch heute arbeiten im Bereich Verkehr und Logistik 75.000 Menschen in 770 Unternehmen in der MR, entwickeln und produzieren Autobauteile, Elemente für Ariane-Raketen, ICE, U- und Straßenbahnen.

546 Ausführliche Darstellung siehe Anhang. 547 Ausführliche Darstellung siehe Anhang.

224

Geforscht und entwickelt wird z.B. am Fraunhofer Anwendungszentrum für Verkehrslogistik und Kommunika- tionstechnik, der ÖPNV-Akademie oder der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Technologien der Logistik- Dienstleistungswirtschaft zu den Schwerpunkten Antriebstechnik, Automotive, Logistik, Bahntechnik und Tele- matik. Eine vollautomatische U-Bahn („RUBIN“) wurde in Betrieb genommen. Der Verkehrsverbund (VGN) ist einer der größten Verbundnetze in Deutschland. Im Jahr 2002 nutzten rund 184 Mio. Fahrgäste die VGN- Angebote.

Das Kompetenzfeld „Energie und Umwelt“ Der metropolitane Energiesektor mit 50.000 Arbeitskräften in 300 Betrieben erwirtschaftet relativ gesehen über die Hälfte des Exportumsatzes der Industrie in der MR. Im wachsenden Umweltsektor sind 18.000 Arbeitskräfte in 700 Unternehmen tätig. Das unterstreicht Nürnbergs Rolle in Energie- und Umwelttechnik mit Schwerpunkten wie Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Energieverteilung, Turbinen- und Kraftwerksbau oder der Erforschung re- generativer Energien. Vier Hochschulen, die Energieregion Nürnberg e.V., das etz Energie-Technologisches Zen- trum Nürnberg, die Initiative „Umweltkompetenz Nordbayern“ und das Fraunhofer-Institut (IIS-B) forschen im Bereich Energie und Umwelt zu den Schwerpunkten Energieverteilung (Netze, Schalter, elektrische Antriebe, Leistungselektronik), Turbinen- und Kraftwerksbau, Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Entwicklung und Einsatz effizienter und regenerativer Energietechnologie sowie Abfall- und Abwassertechnik.

Das Kompetenzfeld „Informations- und Kommunikationstechnologie“ Schlüsseltechnologien wie die Optoelektronik im gleichnamigen europäischen Anwendungszentrum, Mobilfunk-, Übertragungs- und Netzzugangstechniken (Lucent Technologies), oder der am Fraunhofer-Institut in Erlangen entwickelte MP3-Standard festigen die MR als Standort der Informations- und Kommunikationstechnologiebran- che. In den Schwerpunkten E-Finance und E-Services etablierte sich Cortal Consors in Nürnberg; die GfK- Gruppe ermittelt und interpretiert Daten bzgl. Märkten und Käuferverhalten. Das europaweit in Sachen IT- Dienstleistungen für Steuerberater und Wirtschaftsprüfer führende Unternehmen Datev hat hier seinen Sitz. Im Kompetenzfeld eingebunden sind die Verlage und Druckereien, wie die Schlott-Sebaldus-Gruppe, der Maul Bel- ser Medienverbund und zahlreiche mittelständische Medienbetriebe. 10.000 Beschäftigte im Call-Center-Bereich arbeiten internetgestützt. SuSE Linux und Caldera entwickeln alternative Betriebssysteme. Eine kooperative Zu- sammenarbeit mit Universitäten, Fachhochschulen und zahlreichen weiteren Forschungseinrichtungen (etwa dem Bayerischen Laserzentrum) ermöglichen im Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie über 11 Mill. Euro Umsatz. Bundesweit weist die MR die höchste Zahl an Ingenieuren prozentual zur Gesamtbevölkerung auf, u.a. mit dem weltweit zweitgrößten Siemens- Standort mit sieben geschäftsführenden Bereichen und insges. 36.000 Mitarbeitern.

Das Kompetenzfeld „Automation und Produktionstechnik“ Ca. 40.000 Arbeitsplätze bestehen in 300 Unternehmen, dies entspricht einem Drittel aller bayerischen und 10% der deutschen Arbeitsplätze in der elektrischen Automatisierungstechnik. In Forschungseinrichtungen der FAU Erlangen-Nürnberg, der FH Nürnberg, den Fraunhofer-Institute IIS und wird zu den Schwerpunkten elektrische Antriebstechnik, Mess-, Steuer- und Regeltechnik, Automatisierung, Produktionstechnologien und Systemintegra- tion geforscht.

Das Kompetenzfeld „Innovative Dienstleistungen“ Die MR Nürnberg zeichnet sich bzgl. dem Kompetenzfeld „Innovative Dienstleistungen“ als Europäisches Zen- trum der Marktforschung (GFK) und CallCenter, Pilotregion E-Commerce, Financial Broking, Personaldienst- leistungen oder FacilityManagement (Dt. Institut für Facility Management) aus. Im administrativen Bereich wurde die MR in Sachen E-government und Online-Lösungen für eine bürgerfreundliche Verwaltung 2005 Sieger im MEDIA@Komm Wettbewerb des Bundeswirtschaftsministeriums.

Die zweite Ebene stellt das wachstumsorientierte Clusterkonzept dar, welches dazu beitragen soll, Wertschöpfung, Einkommen und Arbeitsplätze in der Region zu sichern, auf dieser Grund- lage die Lebensqualität nachhaltig zu steigern und die MR für die Herausforderungen der Zu- kunft vorzubereiten. Nach diesem Konzept sollen strategische Leitkooperationen und Allianzen in Clustern aus Global Playern bis zu den kleinen Unternehmen, innovativen Dienstleistern und anwendungsnahen Forschungseinrichtungen entwickelt und etabliert werden (z.B. in den Berei- chen Mechatronik, Leistungselektronik, Optik-Laser-Photonik, Nanotechnologie und Biotech- nologie). In diesen Clustern werden Wissenschaft und Forschung mit Unternehmensknowhow

225 durch Arbeitsprojekte, Aktionsfelder und Leitprogramme vernetzt, um die regionalen Potenzia- le und Ressourcen im Sinne einer Steigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit besser nutzbar zu machen. Beispiel für diese Cluster ist die „Kompetenzinitiative Neue Materialien Metropolregion Nürnberg“ (KINEMA), die als Verbund von Hochschulen, regionalen Institu- tionen, Unternehmen und Privatpersonen Marketing in Sachen „Neue Materialien“ betreibt. Auch die „Lernende Region Nürnberg- Fürth- Erlangen", die sich die Förderung der Human Ressources zum Ziel setzt, oder die regionalen Netzwerke und Entwicklungspartnerschaften, wie z.B. „FAIR" im Kontext der Europäischen Gemeinschaftsinitiative „EQUAL", sind Bei- spiele für intersektorale Kooperation. Da sich die Cluster maßgeblich um die sieben regionalen Kernkompetenzen konzentrieren, sind bereits in mittelfristiger Sicht als dritte Ebene operationa- le Ziele und Handlungsweisen zu formulieren, welche, nachdem der Rahmen durch das Leitbild abgesteckt wurde, nun konkretisieren, wie und mit welchen Mitteln diese Perspektiven realisiert werden sollen. In dieser Ebene geht es vorrangig um die Infrastruktur und Technologie der MR mit dem Ziel, konkrete Initiativen und Projekte zu entwickeln, die kurzfristig in regionale Ak- tionsprogramme umformuliert und damit initiiert werden können.

5.2. Die Metropolregion Nürnberg nach dem Indikatorenmodell

5.2.1 Die Entscheidungs- und Kontrollfunktion der Metropolregion Nürnberg

5.2.1.1 Entscheidungs- und Kontrollfunktion, politische Ebene

„Bei der politischen Entscheidungs- und Kontrollfunktion führt die föderale Struktur Deutsch- lands zu einer Dekonzentration dieser Funktion im Bundesgebiet. Neben Berlin nimmt die Stadt Bonn als ehemalige Bundeshauptstadt und jetzige Bundesstadt mit dem Erst- bzw. Zweitsitz vie- ler Bundesministerien eine Sonderrolle ein. Landeshauptstädte und Bezirksregierungen tragen überdies zu einer relativ großen Streuung über das gesamte Bundesgebiet bei. Mit der Europä- ischen Zentralbank in Frankfurt, dem Internationalen Seegerichtshof in Hamburg, dem Euro- päischen Patentamt in München und zahlreichen UN-Vertretungen in Bonn sind [...] deutsche Städte auch Sitz bedeutender europäischer bzw. internationaler Einrichtungen.“548

In der Metropolregion Nürnberg wird die Entscheidungs- und Kontrollfunktion der politischen Ebene nach dem Indikatorenmodell lediglich durch zwölf konsularische Vertretungen und die drei Bezirksregierungen repräsentiert. Dies verdeutlicht die stark unterdurchschnittlich ausgep- rägte politische Entscheidungs- und Kontrollfunktion in der MR.

Entscheidungs- und Kontrollfunktion, politische Ebene # Merkmalsausprä- Indikator Anmerkung gung 1 Anzahl global agierender Institutionen Institutionen der Vereinten Nationen u.ä. Keine549

2 Anzahl kontinental agierender Institutionen Institutionen der EU Keine

548 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 179 ff. 549 Im Gegensatz zu Bonn: 17, Berlin: 4, Frankfurt: 1, Hamburg: 2. In der MR befindet sich zurzeit ein Regional Centre of Expertise (RCE) der Vereinten Nationen im Aufbau (Nürnberg).

226

3 Anzahl national agierender Institutionen

3a Regierungssitz Bund ansässig Ja/ Nein Nein 3b Anzahl der konsularischen Vertretungen - Generalkonsulat der Republik Türkei (Nürn- 12 berg) - Konsulat Italien (Nürnberg) - Honorarkonsul Österreich (Fürth) - Honorarkonsul Brasilien (Stein) - Honorarkonsul Tschechische Republik (Nürnberg) - Honorarkonsul Dänemark (Nürnberg) - Honorarkonsul Griechenland (Nürnberg) - Honorarkonsul Ungarn (Nürnberg) - Honorarkonsul Niederlande (Zirndorf) - Honorarkonsulat der Russischen Föderation (Nürnberg) - Honorarkonsul des Ver. Königreichs Großbri- tannien und Nordirland (Nürnberg) - Honorarkonsulat Frankreich (Nürnberg) 4 Auf Länderebene agierende Institutionen

4a Regierungssitz Land ansässig Ja/ Nein Nein 4b Anzahl ansässiger Bezirksregierungen Ansbach, Regierung von Mittelfranken 3 Würzburg, Regierung von Unterfranken Bayreuth, Regierung von Oberfranken

5.2.1.2 Entscheidungs- und Kontrollfunktion, administrative Ebene

Abb. 47: Bundesbeschäftigte im Kern- haushalt des Bundes ohne militärisches Personal 2003. Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 300.

In der MR Nürnberg ist bzgl. der maßgeblichen administrativen Entscheidungs- und Kontroll- funktionen des öffentlichen Sek- tors von den oberen Bundesbe- hörden nur die Bundesagentur für Arbeit (Nürnberg) sowie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Nürnberg) beheima- tet. Durch die Umstrukturierung der Arbeitsagentur, die Einfüh- rung des Sozialgesetzbuches II und die Zusammenlegung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe ab

227 dem 01.01.2005 ergab sich für Nürnberg eine Reduzierung von Stellen, die zum Teil durch Ausgliederung von Personal und Aufgaben in andere Dienststellen erfolgte. Ebenfalls zum 01.01.2005 wurden dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit Inkrafttreten des neuen Zuwanderungsgesetzes neue Aufgaben im Bereich Integration übertragen. Nürnberg ist weiter- hin Sitz der Bundesfinanzdirektion Südost. Auch hier kam es 2005 zu Umstrukturierungsmaß- nahmen, die eine teilweise Verlager-ung von Abteilungen und damit einen Zentralitätsverlust für Nürnberg zur Folge hatten. Daneben findet man in Nürnberg durch den traditionellen baye- rischen Zentralismus bedingt nur wenige Landeszentralstellen (die höchste Konzentration öf- fentlicher Institutionen befindet sich auf Bayernebene in München). Nürnberg ist darüber hinaus Sitz des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit, des Wasser- und Schifffahrtsamtes Nürnberg, der Handwerkskam- mer für Mittelfranken, der IHK Nürnberg und der Zahnärztekammer. In der Region Nürnberg ansässig sind weiter die Landesgewerbeanstalt Bayern, das Landesamt für Gesundheit und Le- bensmittelsicherheit, die Landesagentur für Arbeit, die Wasserschutzpolizeidirektion Bayern, das Polizeipräsidium Mittelfranken, das Amt für Versorgung und Familienförderung, das Ge- werbeaufsichtsamt und das Luftamt Nordbayern. Im Bereich der Judikative sind neben den Se- naten des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs, dem Verwaltungsgericht und dem Finanz- gericht außerdem eines der drei bayerischen Oberlandesgerichte, eines der zwei bayerischen Landesarbeitsgerichte und eine Vielzahl von Land- und Amtsgerichten in der Region ansässig.

Entscheidungs- und Kontrollfunktion, administrative Ebene # Merkmalsausprä- Indikator Anmerkung gung 5 Anzahl national agierender Institutionen 5a Anzahl der Stammsitze - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Nürnberg) 4 von Bundesbehörden - Bundesagentur für Arbeit (Nürnberg) - Vorprüfungsamt der Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Nürnberg) 5b Anzahl der Außenstellen - Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Nürnberg) 16 von Bundesbehörden - Bundeskasse Nürnberg (Nürnberg) - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (Nürnberg) - Bundeseisenbahnvermögen (Nürnberg) - Bundespolizeiabteilung Bayreuth (Bayreuth) - Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Amberg (Amberg) - Deutsche Rentenversicherung Ober- und Mittelfranken (Bayreuth) - Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg (Nürnberg) - Hauptzollamt Nürnberg (Nürnberg) - Landwirtschaftliche Alterskasse Franken und Oberbayern (Bay- reuth) - Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (Nürn- berg) - Bundesfinanzdirektion Südost (Nürnberg) - Geschäftsstelle der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (Nürn- berg/ Breitengüßbach) - Deutsche Bundesbank Eurosystem (Nürnberg/Bayreuth) 6 Anzahl auf Landesebene agierender Institutionen 6a Anzahl der Außenstellen - Landesamt für Finanzen (Ansbach / Bayreuth) 8 von Landesbehörden - Staatliches Rechnungsprüfungsamt (Ansbach / Bayreuth) - Landesanwaltschaft Bayern Dienstelle (Ansbach) - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Nürnberg) - Landesagentur für Arbeit - Wasserschutzpolizeidirektion Bayern

228

6b Anzahl der kirchlichen - Diakonisches Werk Bayern (Nürnberg) 2 Einrichtungen überre- - Erzbistum Bamberg gionaler Bedeutung 6c Anzahl der militärischen Mind. 1000 Soldaten stationiert: 6 Einrichtungen - Bundeswehr (Roth, Pfreimd) - US-Streitkräfte (Grafenwöhr, Bamberg, Katterbach, Illesheim) 6d Anzahl der sonstigen - Oberlandesgerichte (Bamberg / Nürnberg) 29 Institutionen überregio- - Sozialgerichte (Bayreuth / Nürnberg) 550 - Landesarbeitsgericht (Nürnberg) naler Bedeutung - Landesgewerbeanstalt Bayern (Nürnberg) - Gewerbeaufsichtsamt - Bayern Innovativ GmbH (Nürnberg) - Bay. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Er- langen) - Polizeipräsidium Mittelfranken - Amt für Versorgung und Familienförderung - Luftamt Nordbayern (Nürnberg) - Landesfinanzschule Bayern (Ansbach) - Zentrum Bayern Familie und Soziales (Bayreuth) - Staatsinstitut für Familienforschung, Universität Bamberg (ifb) (Bamberg) - Bayer. Datenschutzaufsichtsbehörde für den nichtöffentlichen Be- reich (Ansbach) - Bayerische Justizschule Pegnitz (Pegnitz) - Verwaltungsgerichte (Ansbach / Bayreuth) - Arbeitsgerichte (Bamberg/ Bayreuth/ Nürnberg/ Weiden) - Finanzgericht Nürnberg (Nürnberg) - Landesstiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ (Bayreuth) - Lyzeumsstiftung Bamberg (Bamberg) - Handwerkskammer Mittelfranken - IHK Nürnberg - Zahnärztekammer

Die stark unterdurchschnittlich ausgeprägte politische Entscheidungs- und Kontrollfunktion in der Metropolregion Nürnberg lässt sich aggregiert in einer Maßziffer551 in einem Benchmarking mit den anderen MR wie folgt darstellen:

Abb. 48: Metropol- Rhein-Ruhr 81,05 funktionsindex der po- Brandenburg 49,89 litischen Entschei- Frankfurt/Rhein-Main 45,43 dungs- und Kontroll- Hamburg 33,39 funktion. Eigene Dar- München 31,22 stellung nach Initiativ- Halle/Leipzig-Sachsendreieck 25,69 kreis Europäische Metropolregionen in Hann.-Braunschw.-Gött. 24,81 Deutschland (Hrsg.) Bremen- 20,72 (2006), S. 12 und Hel- Nürnberg 12,01 ling, N. (2007). Stuttgart 11,46 Rhein-Neckar 2,78

0 102030405060708090

550 Ohne Krankenhaus Grundversorgung, Krankenhaus Maximalversorgung, Ambulante-Hilfe-Zentren (AHZ) und Stationäre Pflegeplätze (Daueraufenthalt). 551 Vgl. Kapitel Z-Standardisierung.

229

5.2.1.3 Entscheidungs- und Kontrollfunktion, unternehmerische Ebene

Entscheidungs- und Kontrollfunktion heißt auch, dass eine Region Sitz wichtiger Institutionen der Privatwirtschaft ist. Headquarter großer (inter-) nationaler Unternehmen und unternehmens- orientierter (Finanz-) Dienstleister sind neben dem Sitz exponierter staatlicher und nichtstaatli- cher Institutionen für dieses Kriterium charakteristisch. Die MR Nürnberg selbst sieht sich von der privatwirtschaftlichen Warte aus als Zentrum der Sparten Verkehrs-, Kommunikations-, Energie-, Mess-, Regel-, Automatisierungs-, Fertigungs- und Unterhaltungstechnik (vgl. Kom- petenzfelder und nachfolgende Abb.).

Glasgewerbe, Keramik, verarb.Steine und Erden 3 0,3 Kunststoff- und Gummiwaren 6 1 Metallerzeugung u. -bearbeitung 4 2 Herst. v. Möbeln, Schmuck, Schreibger., Spielwaren 3 3 Metallerzeugnisse 10 4 Chemie 8 5 4 Bund Medizin-, Mess-, Steuer-Regelungstechnik, Optik 5 Nürnberg Ernährungsgewerbe 9 8 3 Rundfunk-, Fernseh- u. Nachrichtentechnik 9 7 Druckgewerbe, Vervielfältigung 10 Herstellung von Kfz 16 13 Maschinenbau 16 16 7 Elektrotechnik 20

0 5 10 15 20 25

Abb. 49: Industriestruktur in Nürnberg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt. Beschäftigte in Betrieben des verar- beitenden Gewerbes mit 20 oder mehr Beschäftigten in %. Ausgewählte Branchen, Stand 12.2006. Eigene Darstel- lung nach Stadt Nürnberg (Hrsg.) (2007).

Nahrungs- und Genussmittelindustrie552, Einzelhandel, Spielwaren- und Schreibgeräteprodukti- on sowie Tiefdruck553 mit über 150 Druck- und Medienbetrieben sind in Nürnberg vertreten. Dennoch finden sich nur sehr wenige Headquarter der 2000 international bedeutendsten Unter-

552 Die „Nürnberger Lebkuchen“ und die „Nürnberger (Rost-) Bratwürste“ sind von der Europäischen Kommis- sion „geschützte geographische Angaben“, mit globalem Markenwert. „Nürnberger Rostbratwurst“ wird durch die Verordnung (EG) Nr.1257/2003 der Kommission vom 15. Juli 2003, Amtsblatt der EG L 177/3 vom 16.07.2003 geschützt. 553 Im Bereich der Printmedien z.B. die Nürnberger Nachrichten inkl. zahlreicher Lokalausgaben als eine der größten Regionalzeitungen Deutschlands. Hinzu kommen die Nürnberger Zeitung sowie die Nürnberger Ausga- ben von AZ und Bild. Im Bereich Rundfunk und Fernsehen sind neben dem StudioFranken des Bayerischen Rundfunks das regionale Frankenlive TV, das Funkhaus Nürnberg, Radio Energy als europaweite Radiomarke und weitere private Sender in Nürnberg, Erlangen und Ansbach zu nennen.

230 nehmen in der MR Nürnberg. Auch belegt die Metropolregion Nürnberg diesbezüglich nur hin- tere Ränge (vgl. nachfolgende Tab., ausführliche Darstellung siehe auch Anhang).

In der MR - Nürnberg ansässige Unternehmen aus den Global 2000 des Forbes Unternehmens Rankings 2007 (nach Umsatz, Vermögen, Marktkapitalisierung und Gewinn)

896 Adidas AG

(989) (Karstadt-Quelle AG; Anm.: nicht mehr aktuell, nunmehr: Arcandor, Sitz in Essen)

1357 Nürnberger Beteiligungs - AG

1595 Puma AG

Tab. 60: In der MR-Nürnberg ansässige Unternehmen aus den Global 2000 des Forbes Unternehmens Rankings 2007 (nach Umsatz, Vermögen, Marktkapitalisierung und Gewinn). Nicht berücksichtigt wurde in diesem Ranking die INA Schaeffler AG in Herzogenaurach. Eigene Darstellung nach eigenen Recherchen und Forbes (2007).

Ein ähnlich schwaches Bild der MR Nürnberg ergibt sich bei der Betrachtung der auf einer Kar- te veranschaulichten Hauptsitze der 100 umsatzstärksten Unternehmen Deutschlands:

Umsatz (Mrd. €) (Deutschland gesamt: 1.829 Mrd. €)

Anteil der Branchen (Deutschland gesamt)

Auto Nahrungs- und Ge- nussmittel Versicherungen Pharmachemie Chemie Textil und Kunst Medien Maschinen und An- lagen Energie Automotive Handel Feinmech., Optik

Touristik Elektronik, Softw. Mineralöl Bekleidung Elektro Bau, Baustoffe

Stahl Kreditinstitute

Bergbau Verkehr, Telekom- munikation 0 100 km

Abb. 50: Sitze der 100 umsatzstärksten Unterneh- men in Deutschland 2000. Eigene Darstellung nach Liedtke, R.(2001), Bearbeitung: H. H. Blotevogel,

Kartographie: H. Krähe

Weiterhin haben lediglich acht der 160 deutschen DAX, MDAX, SDAX und TecDAX Unter- nehmen ihre Hauptsitze in der MR. Dieser äußerst geringe Anteil von lediglich 5% spricht ge-

231 gen die Eigenschaft der MR Nürnberg als Wachstumspol und Gravitationszentrum für Unter- nehmen und Kapital: Adidas (Dax, Herzogenaurach) GfK (SDax, Nürnberg) Grammer (SDax, Amberg) Koenig & Bauer (SDax, Würzburg) Loewe (SDax. Kronach) Leoni (MDax, Nürnberg) Pfleiderer (MDax, Neumarkt) Puma (MDax, Herzogenaurach)

Hinsichtlich des Indikators der Beschäftigungskonzentration, d.h. der Anzahl der Unternehmen mit Beschäftigtenzahlen über 1.000 Mitarbeiter in der MR, ist die Metropolregion Nürnberg gleichfalls relativ schwach ausgeprägt, wie die Übersicht der 75 beschäftigungsstärksten Unter- nehmen in der MR Nürnberg und ihr Rang in den Top 500 der beschäftigungsstärksten Unter- nehmen Deutschlands zeigt (vgl. nachfolgende Tab.). Dies spricht deutlich gegen eine Wach- stumspolfunktion der MR Nürnberg.

Firmenstamm- Mitarbeiter Rang in Unternehmen sitz MR Nbg. Deutschl. weltweit Top-500 1 SIEMENS AG Berlin / München 33.627 145.000 445.000 2 INA – Holding Schaeffler KG Herzogenaurach 9.000 28.200 63.000 85 3 Sparkassen-Bezirksverband Mfr. 1) Mittelfranken 7.039 257.022 257.022 4 QUELLE GmbH 2) Fürth 6.000 22.900 29.000 50 5 Nürnberger Versicherungsgruppe Nürnberg 5.406 32.165 32.439 6 Robert BOSCH GmbH Stuttgart 5.000 110.500 261.300 7 Städtische Werke Nürnberg GmbH Nürnberg 4.902 4.902 4.902 346 8 DATEV Nürnberg 4.794 5.511 5.511 9 HUK-COBURG Versicherungsgruppe Coburg 4.100 8676 8676 10 MAN AG München 4.015 20.672 34.546 11 Volks- u Raiffeisenbanken in Mfr. 3) Mittelfranken 3.172 161.200 161.200 12 Brose Fahrzeugteile GmbH & Co. KG Coburg 3.000 k.A. 14.500 261 13 adidas Group Herzogenaurach 2.933 3.081 27.480 73 14 DIEHL Stiftung & Co. KG Nürnberg 2.925 7.462 10.444 313 15 N-ERGIE AG Nürnberg 2.770 2.770 2.770 368 16 Rehau AG & Co. Rehau 2.560 7.300 15.000 17 Fürst Nürnberg 2.450 4.210 4.210 18 AREVA 2.400 6.500 61.100 19 Electrolux Deutschland GmbH Nürnberg 1.967 2.307 2.307 449 20 VAG Nürnberg 1.875 1.875 1.875 21 Hofmann –Personal Leasing Nürnberg 1.800 9.600 11.000 22 Schwan - STABILO Heroldsberg 1.797 1.815 3.273 23 GfK Nürnberg 1.561 1.779 9.116 498 24 KarstadtQuelle Versicherungen Nürnberg 1.494 1.688 1.712 25 Bay. Hypo-Vereinsbank AG (Unicredit Group) München / Genua 1.482 23.000 142.000 26 Geobra Brandstätter GmbH & Co. KG Zirndorf 1.473 1.495 2.814 27 Verlag Nürnberg Presse GmbH & Co. Nürnberg 1.420 1.440 1.440 28 Semikron International GmbH Nürnberg 1.363 1.363 2.884 29 Continental Autom.Syst./Conti Temic microel. GmbH Nürnberg / Hannover 1.300 2.500 30.200 401 30 Alcatel-Lucent Deutschland AG Nürnberg/ Paris 1.250 1.400 79.000

232

31 Eckart GmbH & Co. KG Fürth 1.201 1.329 1.850 32 Oechsler AG Ansbach 1.200 1.200 1.300 33 Der Beck GmbH Erlangen 1.179 1.179 1.179 34 Leonhard Kurz GmbH & Co. KG Fürth 1.134 1.908 3.000 35 Prinovis Nürnberg Hamburg 1.081 1.115 1.115 36 BU Holding AG & Co. KG Nürnberg 1.062 1.062 1.062 37 Plastal GmbH Weißenburg 1.050 2.200 6.000 38 Mekra Lang GmbH & Co. KG Fürth 1.038 1.038 1.038 39 Baumüller Holding GmbH & Co. KG Nürnberg 1.036 1.311 1.883 40 Richard Bergner GmbH & Co. KG Schwabach 1.036 1.100 1.513 41 Leoni AG Nürnberg 1.034 3.914 34.155 292 42 Emuge-Werk R.Glimpel GmbH&Co. KG Lauf 1.030 1.110 1.320 43 Staedtler Mars GmbH & Co. KG Nürnberg 1.025 1.303 2.588 44 Federal-Mogul Nürnberg GmbH Southfield (USA) 1.013 7.400 45.000 45 Flughafen Nürnberg GmbH Nürnberg 999 999 999 46 R.Wöhrl Markenkleid. GmbH & Co. KG Nürnberg 988 2.899 2.899 47 Leistritz Aktiengesellschaft Nürnberg 968 1.811 2.057 48 IMO Holding GmbH Gremsdorf 940 940 943 49 Sellbytel Group GmbH Nürnberg 890 2.000 3.200 50 Schüller Möbelwerk KG Herrieden 873 877 877 51 Schlott Gruppe Aktiengesellschaft Freudenst./ Nürnberg 846 3.047 4.138 52 Puma AG Rudolf Dassler Sport Herzogenaurach 835 1.020 7.800 256 53 Feser, Graf &Co. Autom. Hold. GmbH Nürnberg 793 793 793 54 Uvex Winter Hold. GmbH & Co. KG Fürth 790 1.470 2.093 55 Daimler-Chrysler AG, Mercedes-Benz NL Nürnberg Stuttgart 781 165.779 356.749 56 Arndt - Sicherheit u. Service GmbH & Co.KG Fürth 780 1.210 1.219 57 E-T-A Elektrotechnische Apparate GmbH Altdorf b. Nürnberg 776 994 1.400 58 ING-DiBa AG Frankfurt a.M. 774 2.504 2.636 59 MB-Holding GmbH & Co. KG Vestenbergsgreuth 750 1.150 2.200 60 Cortal Consors S.A. Nürnberg / Paris 750 750 750 60 Nbg. Wach-Schließgesellschaft mbH Nürnberg 750 750 750 60 servicelogiQ GmbH logist. Dienstl. Nürnberg 750 750 750 61 defacto gruppe Erlangen 730 730 830 62 uniVersa Versicherungsgruppe Nürnberg 701 4.944 4.944 63 Schafft Ansbach Unilever Dtl. GmbH & CoOHG Ansbach / Hamburg 700 8.000 206.000 64 O2 () GmbH & Co. OHG München 700 4.800 4.800 65 Rödl & Partner Nürnberg 700 1.520 2.550 66 Lorenz Personal GmbH & Co. KG Nürnberg 700 700 700 67 Schwarzkopf & Henkel Prod. EU GmbH&Co. KG Düsseldorf 690 10.458 52.292 68 Commerzbank AG Frankfurt 680 31.368 35.975 69 Faber - Castell AG Stein 657 863 6.500 70 Euwe Eugen Wexler GmbH Lauf a.d. Pegnitz 650 650 1.580 71 Aufzugswerke M. Schmitt & Sohn Nürnberg 650 880 1.300 72 TeamBank AG Nürnberg 648 1.229 1.229 73 Metz-Werke GmbH & Co. KG Zirndorf 645 677 677 74 Demag Ergotech GmbH Schwaig b. Nürnberg 610 850 1.500 75 Novartis Pharma GmbH Nürnberg / Basel CH) 608 1.898 100.000 - NORMA GmbH & Co. KG Nürnberg k.A. k.A. k.A. 226 - Pfleiderer AG Neumarkt i.d.Opf. k.A. k.A. 6.000 415 - A.T.U Handels GmbH & Co. KG Weiden i.d.Opf. k.A. k.A. 15.000 424

Tab. 61: Die 75 beschäftigungsstärksten Unternehmen in der MR Nürnberg und ihr Rang in den deutschen Top 500 des Welt Unternehmens Rankings 2006 (nach Umsatz, Stand Sommer 2007). Dargestellt sind Betriebe mit mehr als 500 Mitarbeitern. Die Mitarbeiterzahlen umfassen Beschäftigte in Vollzeit, Teilzeit über 50 Prozent sowie Auszu-

233

bildende. Anmerkungen: 1) Im Regierungsbezirk Mittelfranken sind zehn Sparkassen aktiv. 2) Quelle GmbH plus Tochter- und Servicegesellschaften der Primondo-Gruppe (Versandhandelssparte der Arcandor AG), Stand 31.12.2006. 3). Dem Bezirksverband Mittelfranken im Genossenschaftsverband Bayern gehören 35 Volksbanken und Raiffeisenbanken an. Eigene Darstellung nach eigenen Recherchen und IHK Nürnberg (Hrsg.) (2007).

Aggregiert ergeben die oben genannten Indikatoren der unternehmerischen Entscheidungs- und Kontrollfunktion die nachfolgende Tabelle. Von einer Agglomerationswirkung für die unter- nehmerische Entscheidungs- und Kontrollfunktion, de facto Ansiedlungen von Headquartern, Dax-Unternehmen oder Firmen mit hoher Beschäftigungskonzentration kann in der MR Nürn- berg bislang keine Rede sein (vgl. auch Anhang.).

Entscheidungs- und Kontrollfunktion, unternehmerische Ebene

# Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung

Anzahl global agierender Unter- Forbes: 2000 umsatzstärkste Unternehmen 7 nehmen: Hauptsitze nach Umsatz weltweit 3 Anzahl der Dax-notierten Unter- 8 Hauptsitze der DAX-Unternehmen nehmen 8 Anzahl der Unternehmen mit Beschäftig- 9 Beschäftigungskonzentration tenzahlen über 1.000 Mitarbeiter in der 44 MR

5.2.1.4 Entscheidungs- und Kontrollfunktion, Ebene der unternehmensnahen Dienstleis- tungen

„Betrachtet man [...] den sekundären Sektor, so zeigen sich die Schattenseiten der wirtschaftli- chen Entwicklung der Kernstädte. Die westdeutschen Kernstädte verlieren unaufhaltsam ihre industrielle Basis. Warenproduktion findet in Städten immer seltener statt. Ein zukünftiges städ- tisches Beschäftigungswachstum ist somit nur bei fortgesetzter Tertiarisierung der Wirtschaft zu erwarten. [...] Dieses raumstrukturelle Verteilungsmuster wiederholt sich, wenn man die Vertei- lung der Niederlassungen im Bereich des Advanced Producer Sektors und der Großbanken be- trachtet. Hier zeigt sich deutlich die führende Rolle von Frankfurt a.M. Von den untersuchten 26 Unternehmen des Advanced Producer Sektors, die allesamt zu den weltweit führenden ihrer jeweiligen Branche zählen, haben 23 ihren Sitz in Frankfurt. Es folgen Hamburg mit 16 Nieder- lassungen München mit 15, Berlin 14 mit und Düsseldorf mit 13.“554

In der MR Nürnberg finden sich neben dem produzierenden Gewerbe international orientierte Dienstleistungsunternehmen. Die MR konnte ihre Bruttowertschöpfung in den letzten zehn Jah- ren im produzierenden Sektor um 10%, im tertiären Sektor sogar um 50% steigern.555 Die Dienstleistungsquote beträgt in der MR Nürnberg 62,9% (vgl. nachfolgende Abb., ausführliche Darstellung siehe auch Anhang). Dienstleistungsunternehmen wie die Gesellschaft für Konsum-, Markt- und Absatzforschung (GFK: 100 Tochterunternehmen und Beteiligungen auf vier Kontinenten, ein Drittel aller Marktforscher in Deutschland sind in Nürnberg beschäftigt - u.a. bei der GfK Gruppe), das Pi- lotprojekt im Bereich E-Commerce (z.B. Quelle GmbH), Financial Broking (z.B. Cortal Con-

554 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 198f. 555 IHK Nürnberg (Hrsg.)(2007).

234 sors) oder Deutschlands größter Anbieter steuerberatender Dienste (Datev, in 30 Städten in Eu- ropa: Datenverarbeitung, Service und Software für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechts- anwälte) spielen dabei eine wichtige Rolle. Nach einer Phase der Stagnation ist die Zahl der Be- schäftigten im Dienstleistungsgewerbe wieder angestiegen: ihre Zahl wuchs innerhalb von zwei Jahren um ca. 10.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse. Insgesamt steigt in Nürnberg der Anteil von Arbeitsplätzen mit höheren Qualifikationsanforder-ungen (ausführliche Darstellung siehe auch Anhang).

Abb. 51: Beschäftigungs- 120 entwicklung in Mittelfran- 100 ken: Dienstleistungsquote in %. Eigene Darstellung 80 nach IHK Nürnberg (Hrsg.) (2007). 60 62,9 Abb. 52: Entwicklung des

40 49,8 Beschäftigungsvolumens der sozialversicherungs- 38,2 20 pflichtigen Beschäftigten im Dienstleistungssektor 0 1998-2004 in dt. Großs- 1974 1990 2006 tädten über 300.000 EW. Eigene Darst. nach Stadt

Nürnberg (Hrsg.) (2005).

Zuwachs in der BRD 4,9

-5,8 Dresden -1,4 Berlin 0,1 Bonn 1,4 Leipzig 1,9 Mannheim 2,7 Essen 2,8 Düsseldorf 4,5 Bremen 5 Hamburg 5,4 Bochum 5,4 Region Hannover 5,8 Nürnberg 5,8 Bielefeld 6,7 Frankfurt a.M. 6,9 Duisburg 8,3 Köln 8,6 München 10 Stuttgart 10,4 Dortmund 13,9

-6 -1 4 9 14 19

235

Insbesondere die unternehmensbezogenen Dienstleistungen, die Planungs-, Beratungs- und Ser- vicefunktionen für den produzierenden Sektor übernehmen (Marktforschung, Forschung und Entwicklung sowie Rechts- und Wirtschaftsberatung), entwickeln sich in der MR relativ gut (vgl. nachfolgende Abb., ausführliche Darstellung siehe auch Anhang). Die Ansiedlung dieser höherwertigen Dienstleistungen ist ein wichtiger Indikator für die Entscheidungs- und Kontroll- funktion einer Region. 556 Abb. 53: Entwick- 240 lung unternehmens- 220 orientierter Dienst- leistungen im Ver- 200 gleich zu den restli- 180 Index der chen Dienstleistun- unternehmensorientierten gen. Berechnungs- 160 Dienstleistungen 1987=100 Index der restlichen grundlage: soziaver- 140 Dienstleistungen 1987=100 sicherungspflichtige Beschäftigte in 120 Nürnberg; jeweils 100 am 30.06. Eigene Darstellung nach 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Stadt Nürnberg (Hrsg.) (2007).

Beispiele für höherwertige Dienstleistungen sind unter anderem Managementberatungsunter- nehmen, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Werbeagenturen, sowie Marktforschung und Versicherung. Weiter ist Nürnberg mit über 10.000 Beschäftigten zum bedeutendsten Call- Center-Standort in Bayern avanciert. Nürnberg ist hinsichtlich Anzahl und Bedeutung der an- sässigen Unternehmen ein Standort für Marktforschung in Deutschland (GfK etc.). Auch im Versicherungs- und Consultingbereich sind mit der Nürnberger Versicherungsgruppe (32.000 Mitarbeiter in Deutschland), Rödl & Partner (Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer etc., 60 Standorte in 26 Ländern, 2.000 Beschäftigte) und der KPMG (Wirtschaftsprüfer etc.) Zentralen des Dienstleistungssektors in der MR vertreten. Bezüglich der Hauptindikatoren Ma- nagementberatungsunternehmen, Wirtschaftsprüfungsgesellschaften und Werbeagenturen be- steht in der MR Nürnberg jedoch deutliches Verbesserungspotential (vgl. nachfolgende Tab.).

Anzahl der ansässigen Managementberatungsunternehmen in der MR Nürnberg Mitarbei- Gesamtumsatz in Umsatz in D. Unternehmen ter-zahl in Mio. Euro in Mio. Euro D. (Hauptsitz in D.) 1 McKinsey & Company Inc. Deutschland, Düsseldorf 600,0 1.900 2 Roland Berger Strategy Consultants, München *) 1) 330,0 710 555,0 3 The Boston Consulting Group GmbH, München *) 305,0 1.200 4 Oliver Wyman Group, München 2) 239,0 560 5 Booz Allen Hamilton GmbH, Düsseldorf 229,0 525 6 BearingPoint GmbH, Frankfurt am Main *) 3) 209,0 1.516 7 Capgemini Consulting Deutschland GmbH, Berlin 4) 208,0 948 8 Steria Mummert Consulting AG, Hamburg 198,0 1.423

556 Krätke, S. (1995) betont die herausragende Bedeutung bzgl. Reichweite und Qualität unternehmerischer Ent- scheidungen (Headquarter- oder Leitungsfunktionen) und das Vorhandensein von Finanz- und Dienstleistungs- institutionen für das europäische Städtesystem.

236

9 Deloitte Consulting GmbH, Hannover 197,0 890 10 A.T. Kearney GmbH, Düsseldorf 174,0 488 11 Bain & Company Germany Inc., München 158,0 370 12 Droege & Comp. GmbH, Düsseldorf *) 5) 84,7 215 119,5 13 Arthur D. Little GmbH, Wiesbaden 77,5 270 14 zeb/rolfes.schierenbeck.associates gmbh, Münster 69,5 456 87,6 15 MC Marketing Corporation AG, Bad Homburg *) 54,6 241 67,7 16 Towers Perrin Inc., Frankfurt am Main 52,0 290 16 Simon, Kucher & Partners GmbH, Bonn *) 52,0 190 64,0 18 Management Engineers GmbH & Co.KG, Düsseldorf 48,6 131 55,0 19 Horváth AG (Horváth & Partners-Gruppe), Stuttgart 48,0 190 63,8 20 Kienbaum Management Consultants GmbH, Düsseldorf *) 40,0 170 44,0 21 The Information Management Group IMG GmbH, Mün- 30,8 210 chen 22 Dornier Consulting GmbH, Friedrichshafen 30,5 140 38,0 23 Monitor Group, München 30,0 95 23 d-fine GmbH, Frankfurt am Main 30,0 144 33,0 25 Kurt Salmon Associates GmbH, Düsseldorf 29,0 137 In der MR Nürnberg ansässig: Keine 1) 2006 ohne Umsatz des Marktforschungs- und der Personalberatungsbereichs; 2) bis Mai 2007: Mercer Consulting Group; 3) Umsatzrückgang durch Änderung des Konsolidierungskreises; 4) ohne IT-Beratung und Systemintegration; 5) inkl. Erfolgshono- raransprüche; * Umsatz- und/oder Mitarbeiterzahlen teilweise geschätzt

Tab. 62: Top 25 der Managementberatungs-Unternehmen in Deutschland 2006. Eigene Darstellung nach Financial Times Deutschland (2006).

Anzahl der ansässigen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in der MR Nürnberg Umsatz in Mio. Mitarbeiter in Euro (2005) Deutschland Rang Unternehmen in D. gesamt 2005 1 PWC AG, Frankfurt a. M. 1.150,6 1.150,6 8.014 2 KPMG AG, Berlin 1.041,1 1.041,1 6.741 3 Ernst&Young AG, Stuttgart 927,0 927,0 6.164 4 Deloitte&Touch GmbH, München 488,0 488,0 3.366 5 BDO Deutsche Warentreuhand AG, Hamburg*) 171,6 171,6 1.724 6 Rödl&Partner GbR, Nürnberg 108,4 163,5 1.500 7 RSM Haarmann Hemmelrath GmbH, München*) 60,0 60,0 495 8 Rölfs Partner Gruppe, Düsseldorf 58,6 58,6 404 9 Dr. Ebner, Stolz & Partner GmbH, Stuttgart*) 45,0 45,0 400 10 Warth&Klein GmbH, Düsseldorf*) 33,5 33,5 400 11 Susat&Partner OHG, Hamburg*) 31,0 31,0 300 12 BTR Beratung u. Treuhand Ring GmbH, Berlin*) 28,7 28,7 359 13 DHPG Dr. Harzem&Partner KG, Bonn*) 28,0 28,0 350 14 ESC Esche Schümann Commichau GmbH, Hambgurg 22,0 22,0 160 15 Bansbach Schübel Brösztl&Partner GmbH,Stuttgart*) 21,0 21,0 200 15 BSB GmbH-Landwirtschaftliche Buchstelle, Münster*) 21,0 21,0 420 17 Dr. Dombach&Partner GmbH, Koblenz 20,5 20,5 211 18 FIDES Treuhandgesellschaft KG, Bremen *) 20,0 20,0 250 19 Verhülsdonk&Partner GmbH, Düsseldorf*) 18,5 18,5 230 20 Falk&Co GmbH, Heidelberg*) 17,5 17,5 180 In der MR Nürnberg ansässig: 1

Tab. 63: Führende Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland 2005. *) Daten teilweise geschätzt. Aufnah- mekriterien: Mehr als 60% des Umsatzes resultieren aus Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Rechtsbera- tungstätigkeiten. Nur selbstständig organisierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaften (keine Netzwerkgesellschaften).

Eigene Darstellung nach Lünendonk GmbH (2006).

237

Anzahl der ansässigen Werbeagenturen in der MR Nürnberg Rang Agentur Pkt. Wichtige Kunden/Kampagnen 1 Springer&Jacoby Hamburg 574 Mercedes, Siemens, Coca-Cola, DaimlerChrysler 2 Jung von Matt Hamburg 392 BMW, Bosch, Tui, Deutsche Post, Danone, Ebay 3 Scholz&Friends Berlin/Hambg. 305 Tchibo, Siemens, Deutsche Bank, AOL, FAZ, Nike 4 DDB Berlin 367 VW, Henkel, Nestlé, Bayer, Vattenfall 5 Ogilvy Gruppe Frankfurt 180 IBM, Dove, WWF, Deutsche Bahn, Cisco Systems 6 Nordpol Hamburg 138 Renault, Asics, Beiersdorf, Lufthansa 7 BBDO Gruppe Düsseldorf 132 Deutsche Post, Allianz, Amnesty International, Bayer 8 Neue Digitale Frankfurt 122 Adidas, T-Mobile International, Olympus Europa, 9 Grabarz&Partner Hamburg 121 VW, Jet-Tankstellen, DEVK, Brigitte, IKEA, Edeka 10 Kolle Rebbe Hamburg 118 Geo, Bahlsen, Schiesser, Deka Investment, Musicload 11 TBWA Deutschland Düsseldorf 71 Absolut Vodka, Sony, Whiskas, Apple 12 Heimat Berlin 62 Hornbach Baumärkte, Siemens, Adidas, Audi 13 Miami Ad School Europe 56 k.A. 14 KNSK Hamburg 48 Chrysler, E-Plus, Lucky Strike, Men's Health 15 Kemper Trautmann Hamburg 41 Media Markt, Audi, Ferrero, Bauer, Axel Springer 16 Heye Gruppe Unterhaching 37 McDonald's, Dallmayr, Quelle, Wagner, Ritter Sport 17 Atelier Markgraph Frankfurt 36 Mercedes, Stuttgarter Zeitung, Tourismus Frankfurt 17 Heine, Lenz, Zizka Frankfurt 36 Gebr. Thonet, Leica, Messe Berlin, Messe Frankfurt 19 Foote Cone & Belding Hambg. 34 Arcor, Beiersdorf, 8x4, Eucerin, Cebit 20 Aimaq Rapp Stolle Berlin 27 Nutella, Heineken, Smart, Powerade, Simyo 20 Grey Düsseldorf 27 Eon, Nokia, Boss, Action Medeor, Deichmann, O2 22 Philipp & Keuntje Hamburg 21 Tetra Pack, Jägermeister, Lamborghini, Astra, RWE 23 C-Feld Hamburg 18 Advance Bank, Closed, Ipuri 24 Büro Uebele Stuttgart 16 k.A. 24 He Said She Said Hamburg 16 k.A. 24 Mutabor Hamburg 16 Adidas, Audi, Comma, VW 24 Studio Funk Hamburg 16 k.A. 28 Deep Blue Networks Hamburg 9 Burger King, FC St. Pauli, Peek & Cloppenburg 29 The Event Company München 8 Europa Fachmesse, BMW 1er-Launch-Event 29 Largoland Berlin 8 Banamex, Blockbuster, Häagen-Dazs 30 Economia Hamburg 5 Anuga, Aspirin, Diebels In der MR Nürnberg ansässig: Keine

Tab. 64: Kreativindex der Werbeagenturen 2005. Manager-Magazin Kreativindex 2005 der Werbeagenturen. Eige- ne Darstellung nach Manager-Magazin Online (24.10.2005).

238

Zusammengefasst ergibt sich für die MR Nürnberg bzgl. der Entscheidungs- und Kontrollfunk- tion der unternehmensnahen Dienstleistungen nachfolgende Tabelle. Auch in diesem Sektor be- steht für die MR Nürnberg Verbesserungspotential, da z.B. kein Börsenplatz, keine wesentli- chen Managementberatungsunternehmen, lediglich eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und ebenfalls keine relevanten Werbeagenturen in maßgeblichen Ausmaß in der MR angesiedelt sind (vgl. auch Anhang).

Entscheidungs- und Kontrollfunktion, Ebene der unternehmensnahen Dienstleistungen

# Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung

10 Börsenplatz ansässig Keiner

10a Umschlag In Mill. Euro/ Tag 0 10b Umschlagsanteil Weltweit in % 0 - 11 Bilanzsumme der ansässigen Banken In Mill. Euro (Zu wenig Daten für die gesamte MR verfügbar) 12 Höhe der sektoriellen Dienstleistungsquote Min. 50% 62,9% Entwicklung des Beschäftigungsvolumens Positiver Zuwachs, 13 über nationalem +0,9% im Dienstleistungssektor Durchschnitt (über nationalem Durchschnitt) Positiver Zuwachs: Entwicklung der unternehmensorientierten Berechnungsgrundla- 14 Dienstleistungen zu den restlichen Dienst- ge: sozialversiche- positiv leistungen rungspflichtige Be- schäftigte Top 25 der Manage- Anzahl der ansässigen Managementbera- mentberatungs- 15 Keine tungsunternehmen Unternehmen in Deutschland 2006 Führende Wirt- Anzahl der ansässigen Wirtschaftsprüfungs- schaftsprüfungsgesell- 16 1 gesellschaften schaften in Deutsch- land 2005 Kreativindex der 17 Anzahl der ansässigen Werbeagenturen Werbeagenturen 2005 Keine

Wirtschaftsleistung 18 Erwerbstätige insgesamt IKM Monitoring 2008 1,8 Mio. In Mio. Euro, IKM 19 Bruttoinlandsprodukt Monitoring 2008 103 In Euro, IKM Monito- 20 BIP je Erwerbstätigen ring 2008 58.321 In %; IKM Monito- 21 Entwicklung/ Wachstumsrate des BIP ring 2008 22,0 22 Bruttowertschöpfung im sekundären Sektor je In Euro; IKM Monito- Erwerbstätigen ring 2008 53.607 23 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im se- In %; IKM Monito- kundären Sektor je Erwerbstätigen ring 2008 9,0 24 Bruttowertschöpfung im tertiären Sektor je In Euro; IKM Monito- Erwerbstätigen ring 2008 53.620 25 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im ter- In %; IKM Monito- tiären Sektor je Erwerbstätigen ring 2008 28,9 Finanzen und Fördermittel Verfügbares Einkommen privater Haushalte In Euro je Einwohner; 26 (Haushaltseinkommen) IKM Monitoring 2008 15.451 In %; IKM Monito- 27 Entwicklung des Haushaltseinkommens ring 2008 17,61

239

In Euro je Einwohner; 28 Kommunale Steuereinnahmen IKM Monitoring 2008 801 Entwicklung der kommunalen Steuereinnah- In %; IKM Monito- 29 men ring 2008 27,7 - In Mill. Euro 30 Kommunale Schulden (Zu wenig Daten für die gesamte MR verfügbar) In Euro je Einwohner; 31 Raumwirksame Bundesmittel IKM Monitoring 2008 1431 In Euro je Einwohner; 31a Arbeitsmarktpolitische Hilfen IKM Monitoring 2008 620 31b Städtebauförderung: Bundesfinanzhil- In Euro je Einwohner; fen. IKM Monitoring 2008 30 31c KfW –Fördermittel: Kreditzusagen zur In Euro je Einwohner; Förderung kleiner und mittlerer Unter- IKM Monitoring 2008 756 nehmen 31d In Euro je Einwohner; GRW -gewerbl. Wirtschaft: Zuschüsse IKM Monitoring 2008 25

Ähnliche Untersuchungen kommen zu einem vergleichbaren Ergebnis, so ergibt sich nach einer Studie Blotevogels für den privatwirtschaftlichen Sektor und Dienstleistungsbereich allein für die Stadt Nürnberg folgendes Bild:

München Düsseldorf Berlin Frankfurt a.M. Bonn Stuttgart Hamburg Köln Region Hannover Landkreis München Essen Karlsruhe Dresden Wiesbaden Koblenz Bremen Mühlheim an der Ruhr Saarbrücken Nürnberg Leipzig

024681012

Abb.54: Entscheidungs- und Kontrollfunktion deutscher Großstädte anhand eines Indexes nach Blotevogel. Eigene Darstellung nach Blotevogel, H. (2007b).

240

Auch Sinning stellte ähnliche Untersuchungen an. Die einzelnen Indices in einer Deutschland- karte aggregiert ergibt nach Sinning folgendes Bild der unternehmerischen und kapitalmarkt- orientierten Entscheidungs- und Kontrollfunktionen in Deutschland:

Umsatz insg. der 1 000 umsatzstärksten Unter- nehmen der Welt am Ort 2000 in Mio. US-Dollar

Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätig. 2002 in Euro

bis unter 40 000 40 000 bis unter 45 000 45 000 bis unter 50 000 50 000 bis unter 55 000 55 000 und mehr

Anzahl der Niederlassungen höherwertiger, unter- nehmensnaher Dienstleister am Ort 2002/2003

1 bis unter 3 3 bis unter 10 10 bis unter 20 20 und mehr

Anzahl der Hauptsitze der 20 größten Banken am Ort 2003

1 2 9

Politische Entscheidungs- und Kontrollfunktion

Berlin Regierungsfunktion: Bundeshaupt- stadt Wiesbaden Regierungsfunktion: Landeshaupt- stadt

Abb. 55: Unternehmerische und kapitalmarktorientierte Entscheidungs- und Kontrollfunktion in Deutschland. Bun- desamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 180.

Die Ergebnisse dieser Untersuchung zur unternehmerischen und dienstleistungsbasierten Ent- scheidungs- und Kontrollfunktionen in der Metropolregion Nürnberg decken sich demzufolge mit den Ergebnissen Blotevogels und Sinnings.

5.2.2 Die Innovations- und Wettbewerbsfunktion der Metropolregion Nürnberg

Mit weltwirtschaftlich integrierten Unternehmen, Forschungsinstituten und Kultureinrich- tungen, Wissen, Ideen und Produkten möchte sich die MR Nürnberg der Erfüllung der Innova- tions- und Wettbewerbsfunktion verschreiben. Nicht nur Ludwig Erhard als Schöpfer der sozia- len Marktwirtschaft, Bundeswirtschaftsminister und Bundeskanzler a.D., stammt aus der MR Nürnberg, auch Wöhrl, Quelle, Adidas oder Grundig begründeten hier ihren Erfolg. In Nürn- berg wurde der erste Globus, die erste Taschenuhr („Nürnberger Ei”) erfunden und mit dem „Adler“ die erste Eisenbahn in Deutschland gebaut.

241

Ein unter der Federführung der IHK Nürnberg erstelltes Entwicklungsleitbild beschreibt die technologische Kompetenz (insbesondere in ihren Kernkompetenzfeldern) und innovative Dienstleistungen als Stärken der Region (vgl. auch Anhang). Im Bereich der technologischen Leistungsfähigkeit belegt die Planungsregion Nürnberg den vierten Rang unter den 97 Rau- mordnungsregionen Deutschlands (vgl. nachfolgende Abb.). In Sachen Wirtschaftskraft und Entwicklungsdynamik rangiert sie in verschiedenen Städterankings jeweils auf den vorderen Plätzen, laut IHK-Benchmark von 2003 erreicht sie Rang sechs unter den deutschen Großstadt- regionen, in der IHK-Benchmark 2006 hat die Region sich sogar um einen Platz auf Rang fünf verbessert.557 Abb. 56: Die Top Regensburg Ten der 97 Raum- Düsseldorf ordnungsregionen. Oben steht jeweils Hamburg jeweils der Index- Köln wert für die techno- Frankfurt a.M. logische Leistungs- fähigkeit, unten der Karlsruhe Indexwert für die Nürnberg Nutzung des vor- Darmstadt handenen Techno- logie-Potenzials. Ei- Stuttgart gene Darstellung München nach: IHK Nürnberg (Hrsg.) (2007), Folie -10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 68.

5.2.2.1 Forschung und Entwicklung in der Metropolregion Nürnberg

Für ein rohstoffarmes Land wie Deutschland sind Investitionen in Bildung und Forschung Grundvoraussetzung für technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt. Der erste Globus, die erste Taschenuhr, die erste deutsche Eisenbahn und die erste Klarinette- Beispiele für die Inno- vationskraft der Region finden sich einige; ebenso wie innovative Köpfe: z.B. Henry Kissinger, Peter Henlein, Friedrich Wilhelm Hegel, Hermann Kesten, Willibald Pirckheimer und Philipp Melanchthon. Martin Luther nannte Nürnberg einst sogar Auge und Ohr Deutschlands.558 Heute prägen primär Universitäten, Fach- und Kunsthochschulen mit insgesamt rund 85.000 Studier- enden in der MR Nürnberg sowie verschiedene außeruniversitäre Forschungsinstitute die Wis- senslandschaft.559 Dies entspricht 25,3 Studierenden auf 1000 Einwohner in der MR, bayernweit beträgt diese Relation nur 20 Studierende pro 1000 Einwohner.560 Die Hochschulen arbeiten in- sbesondere in ihren technischen und naturwissenschaftlichen Schwerpunktbereichen Life

557 IHK Nürnberg (Hrsg.)(2006). 558 Diefenbacher, M. (o.J.), S. 14. 559 Z.B. das Innovationszentrum Medizin und Pharma (IZMP) in Erlangen. Die Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (WTT) der Friedrich - Alexander Universität betreut zur Zeit ca. 200 Projekte mit einem Gesamtvolumen von ca. 3 Mio. Euro. In der Region Nürnberg wird jährlich der Businessplan Wettbewerb Nord- bayern ausgeschrieben, in dem Unternehmer und Wissenschaftler mit innovativen Konzepten und Businessplä- nen in Wettbewerb treten. 560 Stadt Nürnberg, Bürgermeisteramt Geschäftsstelle Europäische Metropolregion Nürnberg (2007).

242

Sciences, Materialwissenschaften, Mechatronik, Optikforschung, Modellierung und Simulation, ökosystemare Forschung und Umwelttechnik, IuK-Forschung sowie in der rechts-, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Forschung eng mit der regionalen Industrie zusammen. Hochschu- len, Forschungseinrichtungen und Entwicklungslabors (z.B. Neue Materialien GmbH561 in Fürth oder das europaweit einzigartige Anwenderzentrum für Polymere Optische Fasern an der Georg-Simon-Ohm Fachhochschule) generieren Innovationen.

Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg562

Die 1743 gegründete Universität bietet rund 30.000 Studierenden das breiteste Fächerspektrum in Deutschland. Die FAU hat fünf Fakultäten: Philosophische Fakultät und Fachbereich Theologie, Rechts- und Wirtschaftswis- senschaftliche Fakultät, Medizinische Fakultät, Naturwissenschaftliche Fakultät und Technische Fakultät mit ak- tuell 539 Professoren. Das dazugehörige Universitätsklinikum beschäftigt mehr als 11.000 Mitarbeiter. Auch als Wirtschaftsfaktor ist die FAU für die Region von Bedeutung (ihr Ausgabenvolumen letztes Jahr: über 500 Mio. Euro, sie ist führend hinsichtlich Drittmitteleinwerbung in Deutschland).

Georg-Simon-Ohm Fachhochschule Nürnberg

Die Georg-Simon-Ohm-Fachhochschule ist mit ca. 8000 Studierenden, 260 Professoren, einem breiten Studienan- gebot, Forschungsinstituten und rund 90 weltweiten Hochschulpartnerschaften Bayerns zweitgrößte Fachhoch- schule. Die FH hat zwölf Fakultäten: Allgemeinwissenschaften, Angewandte Chemie, Architektur, Bauinge- nieurwesen, Betriebswirtschaft, Design, Elektrotechnik, Feinwerktechnik und Informationstechnik, Informatik, Maschinenbau und Versorgungstechnik, Sozialwissenschaften, Verfahrenstechnik und Werkstofftechnik.

Fachhochschule Ansbach

Die 1996 gegründete Fachhochschule verzeichnet durch ihre Praxisnähe von Lehre und Forschung, die individuel- le Betreuung in kleinen Arbeits-/ Lerngruppen und das berufsorientierte Fächerangebot die zweithöchsten Wachs- tumsraten an Studentinnen und Studenten unter den bay. Fachhochschulen.

weitere sind:

- Evangelische Fachhochschule Nürnberg - Fraunhofer Projektgruppe Prozessinnovation, Bay- - Akademie der Bildenden Künste reuth - Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg - Fraunhofer-Projektgruppe für Netzzugangstechnik, - Otto-Friedrich-Universität Bamberg Optische Kommunikationstechnik, Interoperative - Julius-Maximilian-Universität Würzburg Systeme - Katholische Universität Eichstätt- - Neue Materialien Fürth NM - Fachhochschule Amberg-Weiden - Die Fraunhofer Arbeitsgruppe für Technologien - Fachhochschule Ansbach der Logistik-Dienstleistungswirtschaft ATL - Fachhochschule Coburg - Max-Planck-Forschungsgruppe für Optik, Informa- - Fachhochschule Hof tion und Photonik - Fachhochschule Weihenstephan, Abt. Triesdorf - Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Le- - Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt bensmittel, Standort Kulmbach - Universität Bayreuth - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Le- - Augustana-Hochschule Neuendettelsau bensmittelsicherheit, Erlangen - Fachhochschule für angewandtes Management, - BLZ Bayerisches Laserzentrum, Erlangen Campus Neumarkt - Kompetenzzentrum Neue Materialien Nordbayern - Akademie für Absatzwirtschaft - Das Zentrum für Werkstoffanalytik der FAU - Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie - Projektgruppe Mechatronik des Lehrstuhls für Fer- - Das Europäische Anwendungszentrum für Po- tigungsautomatisierung und Produktionssystematik lymere Optische Fasern POFAC der FAU - Das Bayerische Laserzentrum blz - Bayerischer Forschungsverbund für Wirtschaftsin- - Forschungsfabrik Nürnberg formatik - Fraunhofer-Institut für Silicatforschung ISC, - IAB Institut für Arbeitsmarkt-und Berufsfor- Würzburg schung, Nürnberg

561 Hier werden drei Forschungseinrichtungen zum Bereich „Neue Materialien und Werkstoffe“ vereint. 562 Die hier verwendeten Daten wurden den jeweiligen Homepages der Universitäten und Fachhochschulen ent- nommen und aufbereitet.

243

- Fraunhofer-Projektgruppe Keramische Ver- - ATZ Entwicklungszentrum, Sulzbach-Rosenberg bundstrukturen, Bayreuth - FES Sondertechnologien, Rednitzhembach - Fraunhofer Institut für Integrierte Schaltungen - Automobiltechnikum Bayern GmbH, Hof IIS (Erlangen) - Universitätsklinikum Erlangen - Fraunhofer-Gesellschaft Kompetenzzentrum - Forschungsmuseum Germanisches Nationalmu- Kfz-Leistungselektronik seum Nürnberg - Fraunhofer Institut für Integrierte Systeme und - Nordbayerns einzige internationale Schule, die Bauelementetechnologie IISB (Erlangen) Franconian International School (FIS)

Studierende in der Metropolregion Nürnberg

Studierende in der MR insgesamt (WS 2005/2006) 85.454 Anteil Ausländer in % 9,5% Studierende je 1.000 Einwohner 25,3 zum Vergleich: je 1.000 Einwohner in Bayern 20,0 je 1.000 Einwohner in Deutschland 23,8 an Universitäten 61.482 an Hochschulen 1.455 an Fachhochschulen 22.517 Studierende in der MR nach Fächergruppen (Auswahl, einschl. Studierender an Abteilungen mit Standort außerhalb des MR-Gebietes) Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften 31.300 Sprach- und Kulturwissenschaften 19.684 Mathematik, Naturwissenschaften 16.801 Ingenieurwissenschaften 12.282 Bestandene Abschlüsse (Prüfungsjahr 2004) 10.294 Anteil Ausländer in % 7,2% an Universitäten 5.756 an Hochschulen 300 an Fachhochschulen 4.238

Tab. 65: Studierende in der Metropolregion Nürnberg. Eigene Darstellung nach Stadt Nürnberg, Bürgermeisteramt Geschäftsstelle Europäische Metropolregion Nürnberg (2006).

Über 20 Forschungsinstitute und Anwenderzentren, zehn Sonderforschungsbereiche, fünf DFG- Forschergruppen und interdisziplinäre Zentren und Graduiertenkollegs ermöglichen eine enge Zusammenarbeit zwischen Forschung und Wirtschaft in der MR Nürnberg. Eine besondere Stellung nehmen die außeruniversitären Großforschungs- und Entwicklungseinrichtungen ein (z.B. die Fraunhofer Institute). Weitere wichtige Indikatoren sind die Zahl der F&E Beschäftig- ten, der Medieneinheiten und der Patentanmeldungen (vgl. Abb., ausführliche Darstellung siehe auch Anhang).

Metropolregion Medieneinh. in wiss. Univ. Sonderfor- F&E-Beschäf- Großforschungs- Bibliotheken 2002 schungsbereiche 2004 tigte 2003 einricht. 2004 Berlin-Brandenbg. 40.121.955 22 17.241 34 Bremen 7.559.368 5 2.111 5 Rhein-Main 27.659.742 20 17.128 14 Sachsendreieck 35.746.164 17 8.734 25 Hamburg 11.276.519 6 6.150 10 Hannov.-Brschw.-Gött. 20.442.421 18 8.142 16 München 24.290.472 20 15.490 22 Nürnberg 8.783.434 10 2.844 3

244

Rhein-Neckar 8.621.421 10 6.160 8 Rhein-Ruhr 33.222.144 29 16.871 29 Stuttgart 15.722.999 15 5.097 12 MR in Deutschland 222.758.213 172 105.824 173 Deutschland 316.907.723 248 146.887 229

Tab. 66: Wissen und Innovation in deutschen Metropolregionen. Eigene Darstellung nach IKM (Hrsg.) (2006).

Technisch-wissenschaftliche Innovations- und Wettbewerbsfunktionen

Anteil der Beschäftigten in wissensorientierten Universitäten und Gesamthochschulen mit mehr Dienstleistungsberufen an allen Beschäftigten als 10 000 Studierenden im WS 2002/2003 2001 in %

darunter mit mehr als 5 Sonderforschungsberei- bis unter 4 chen 4 bis unter 6 Sozio-kulturelle Funktionen 6 bis unter 8 Olympische Spiele

8 bis unter 10 Austragungsort olympischer Sommerspiele

10 und mehr Kandidatur für die Austragung olympischer Sommerspiele Anzahl der Stammsitze von Forschungseinrich- Nationale Kandidatur für die Austragung olym- tungen 2003 am Ort pischer Sommerspiele

bedeutende Theaterstädte mit mehr als 10 000 7 Max-Planck-Gesellschaft Theaterplätzen

Fraunhofer-Gesellschaft 1

Helmholtz-Gemeinschaft

Abb. 57: Anteil der Beschäftigten in wissenschaftlichen Dienstleistungsberufen in % (2001) und Lehr- und For- schungspersonal in den deutschen Metropolregionen (2005). Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 182; Sinning, H. (2005), S. 6 und Brandt, A. (2006), S. 4.

245

5.2.2.2 Patentanmeldungen in der Metropolregion Nürnberg

„Ein Indikator für die Innovationstätigkeit der Unternehmen sind die Patentanmeldungen. So entfielen im Jahr 2000 fast ein Fünftel aller Patentanmeldungen auf die drei Regionen Stutt- gart, München und Mittelfranken, wobei auf die Einwohner bezogen Baden-Württemberg die höchste Patentdichte aufweist.“563

Die Zahl der Patentanmeldungen ist entscheidend für die Erweiterung des naturwissenschaftli- chen und technologischen Potenzials und damit für die wirtschaftliche und technische Leis- tungsfähigkeit einer Volkswirtschaft. Innovation, technologische Potenziale und Wissen stellen wichtige Produktions- und Standortfaktoren dar und werden auch in Zukunft noch stärker an Bedeutung gewinnen. 5 von 97 Raumordnungsregionen (Stuttgart, München, Düsseldorf, Rhein-Main und Mittelfranken) stellen 30% aller deutschen Patentanmeldungen (ausführliche Darstellung siehe Anhang). Die Region Mittelfranken wird mit 100,1 Patentanmeldungen/ 100.000 EW hierbei nur von der Region Stuttgart (141,5 PA/ 100.000 EW) und der Region

Abb. 58: Europäische Noord-Brabant (NL) 1122 Patentanmeldungen Oberbayern (DE) 537 in Informations- und Kommunikations- Mittelfranken (DE) 390 technologie je 1 Mio. Etelä-Suomi (FI) 370 Arbeitskräfte und Rang in Europa. Ei- Sydsverige (SE) 358 gene Darstellung Pohjois-Suomi (FI) 346 nach IHK Nürnberg East Anglia (UK) 327 (Hrsg.) (2007), Folie 71. Stuttgart (DE) 326 Länsi (FI) 325 Karlsruhe (DE) 302

0 200 400 600 800 1000 1200

München (129,3 PA/ 100.000 EW) auf den dritten Platz unter den 97 deutschen Raumord- nungsregionen verdrängt.564 Die MR Stuttgart verzeichnet nach dem Sachsendreieck auch den zweithöchsten Zuwachs an Patentanmeldungen im Jahr, knapp vor Hamburg, München und Nürnberg. Während die bayerischen MR München und Nürnberg neben Stuttgart zu den inno- vationsstarken MR gehören, ist die Patentanmeldedichte in Berlin-Brandenburg oder dem Ruhrgebiet verhältnismäßig gering. Bei der Betrachtung der Patentanmeldedichte zeigt sich au- ßerdem, dass auch ländliche Gebiete wie Bodensee-Oberschwaben und Ostwürttemberg zu den innovationsstarken Regionen gehören können.565 Im Zeitraum 1995-2000 wurde ein deutlicher

563 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005). 564 Greif, S. (2001), S. 320 – 329, Greif, S. (2000), S. 15ff., Statistisches Amt der Landeshauptstadt Stuttgart (2001), S.320ff. 565 Blotevogel, H. (2007b), S. 17.

246

Sachsendreieck 41,1 Abb. 59: Rang der Metropolregionen Stuttgart 38,2 nach Höhe der Zu- Hamburg 32,9 wachsraten der Ge- samtzahl der Patente München (Kerngebiet) 31,3 in %. Eigene Darstel- Nürnberg (Kerngebiet) 30,7 lung nach Patentatlas Rhein-Neckar 21,3 Deutschland 2006. Hann.-Braunschw.-Gött. 14,1 Bremen-Oldenburg (Kerngebiet) 11,7 Metropole Ruhr 9,2 Frankfurt/Rhein-Main 5 Berlin-Brandenburg 2,3

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

Zuwachs an Patentanmeldungen erzielt, wobei im Nürnberger Raum besonders die Schwer- punkte Elektronik, Elektrotechnik, Mess- und Prüftechnik sowie Medizintechnik ausschlagge- bend sind (vgl. Anhang). Der insbesondere für die Erfüllung der Innovations- und Wettbe- werbsfunktion wichtige Sektor der wissensintensiven Dienstleistungen entwickelt sich relativ gut, hierfür liegen allerdings nur Daten für einen Teilausschnitt der MR (Mittelfranken und Nürnberg) vor.

80 68,1 70 63 62,8 59,9 Wissensintensive 57,1 56 60 Dienstleistungen 50

40 35,7 Hochtechn., finanz-/ 32,5 31,1 betriebswirtschaftl. 28 29,3 27,5 30 Dienstleistungen 17,9 20 15 15 15,2 13,5 13,5 Dienstleistungen 10 gesamt

0 1996 1998 2000 2002 2004 2006

Abb. 60: Anteil wissensintensiver Dienstleistungen an der Gesamtbeschäftigtenzahl im Mittelfranken in %. Eigene Darstellung nach IHK Nürnberg (Hrsg.) (2007), Folie 64.

Der Arbeitsamtbezirk Nürnberg verzeichnete 2006 für diesen Bereich zwar nur einen Anteil von 35,7% aller Dienstleistungen. Hinsichtlich des Anteils von Ingenieuren an der Gesamtbe- schäftigung liegt Nürnberg im bundesweiten Vergleich vor München und Stuttgart jedoch an erster Stelle.566

566 Vgl. Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik (Hrsg.)(2004), S. 21, Frommer, H.; Bomba, W. (2004), S. 17 und Stadt Nürnberg (Hrsg.)(2007).

247

60 53,7

50 46,0 41,6

40 34,8

30

20

10

0 Deutschland Durchschnitt der 20 Stadt Nürnberg Mittelfranken größten deutschen Städte

Abb. 61: Vergleich der Beschäftigten in den Hochtechnologie-Branchen. Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den Hoch- und Spitzentechnologiebranchen an den gesamten Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe im Dezember 2004 in %; Abgrenzung der Hoch- und Spitzentechnologiebranchen nach NIW/ISI-Listen (Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung/ Frauenhofer-Institut System- und Innovationsforschung) „Wissensintensive Industrie“ 2000. Eigene Darstellung nach IAB Bayern und Stadt Nürnberg (Hrsg.) (2007).

Bestimmt man die Innovations- und Wettbewerbsfunktion deutscher Kreise und kreisfreier Städte anhand eines mehrere Kennzahlen umfassenden Gesamtindexes567 ergibt sich folgendes

Bild (vgl. Abb. 62): Berlin und Mün- chen sind mit großem Vorsprung die dominierenden Forschungs-, Entwick- lungs- und Innovationsregionen. In Westdeutschland gibt es zahlreiche kleinere Innovations- und Wettbewerbs- zentren. Im Osten Deutschlands ist die Innovations- und Wettbewerbsfunktion schwach ausgeprägt, es gibt jedoch Ausnahmen wie beispielsweise Dresden und Leipzig.

0 – 0,5

0,5 – 1

1 – 3

3 – 6

Abb. 62: Innovations- und Wettbewerbsfunktion von Kreisen und kreisfreien Städten in Deutsch- 6 – 11,51 land. Blotevogel, H. (2007b), S. 54.

567 Siehe Kapitel Z-Standardisierung.

248

Zusammengefasst ergibt sich für die MR Nürnberg bzgl. der Innovations- und Wettbewerbs- funktion nachfolgende Tabelle. Auch in diesem Sektor besteht für die MR Nürnberg Verbes- serungspotential, da die MR z.B. mit lediglich drei Großforschungseinrichtungen unter allen MR Deutschlands, die für sich im internationalem Vergleich schon schlechter abschneiden, nur unterdurchschnittlich ausgeprägt ist. Auch steht die MR Nürnberg bzgl. der Anzahl der F & E Beschäftigte lediglich an vorletzter Stelle, bei den anderen Indikatoren dieses Sektors werden von der MR Nürnberg im nationalen Benchmark außer bei den Patentanmeldungen ebenfalls die hinteren Ränge belegt.

Innovations- und Wettbewerbsfunktion # Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung Universitäten Universität Würz- burg (101-151); Anzahl der ansässigen TOP-500 Universitäten (Shanghei In- FAU Erlangen- 32 Nürnberg (201- 3 568 dex) 302); Universität Bayreuth (303- 401) Universitäten und 33 Hochschulen: Anzahl der Studierenden insgesamt Fachhochschulen 85.454 Universitäten und 34 Hochschulen: Anteil ausländischer Studierender Fachhochschulen 9,5% Studierende pro 35 Studierendendichte in der MR 1000 Einwohner 25,3 Studierende pro 36 Studierendendichte, Wert über Landesdurchschnitt 1000 Einwohner +5,3 Studierende pro 37 Studierendendichte, Wert über Bundesdurchschnitt 1000 Einwohner +1,5 Anzahl der Medieneinheiten in wissenschaftlichen Bibliothe- Universitäten und 38 ken Fachhochschulen 8.783.434 39 Anzahl der universitären Sonderforschungsbereiche 2004 10 Wissen und Innovation 40 Anzahl der Großforschungseinrichtungen 3 41 Patentanmeldungen gesamt 3500569

In %) Zeitraum 42 Anteil der MR an der Gesamtzahl der Patente 2000 – 2005 5,8 43 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner 100570 44 Veränderung der Patentanmeldungen In % +27571 45 Zahl der F & E Beschäftigten 2.844 IKM Monitoring 46 F & E-Personal je 1.000 Erwerbstätigen 2008 7,3 IKM Monitoring 47 Ausgaben für F & E je 1.000 Erwerbstätigen 2008 1.494.084 Beschäftigung

568 Quelle: Jiao Tong University (2009). 569 Patentanmeldungen je 100.000 EW multipliziert mit der Einwohnerzahl der gesamten MR (3,5 Mio.). 570 IHK Nürnberg (Hrsg.)(2007). 571 Stadt Nürnberg (Hrsg.)(2003).

249

IKM Monitoring 48 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte insgesamt 2008 1.233.558 In %; IKM Moni- 49 Entwicklung der Zahl der SV-Beschäftigten toring 2008 - 1,1 In %; IKM Moni- 50 Anteil der Frauen an den SV-pflichtig Beschäftigten toring 2008 45,3 In %; IKM Moni- 51 Anteil der SV-pflichtig Beschäftigten im primären Sektor toring 2008 0,7 In %; IKM Moni- 52 Anteil der SV-pflichtig Beschäftigten im sekundären Sektor toring 2008 38,4 In %; IKM Moni- 53 Anteil der SV-pflichtig Beschäftigten im tertiären Sektor toring 2008 61,1 Ausbildung und Qualifikation Grund-, Haupt-, 54 Anzahl der allgemeinbildenden, priv. und öffentlichen Schulen Real-, Berufsschu- - le, FOS, Gymna- (Keine Daten) sium etc. Grund-, Haupt-, Anzahl der Schüler an allgemeinbildenden, privaten und öf- Real-, Berufsschu- 55 49 651 fentlichen Schulen le, FOS, Gymna- (nur Nürnberg)572 sium etc. In %; IKM Moni- 56 Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss toring 2008 8,1 In %; IKM Moni- 57 Anteil der Schulabgänger mit allgem. Hochschulreife toring 2008 21,4 Je 100 Bewerber; 58 Ausbildungsplätze IKM Monitoring 97,93 2008 59 Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul-/ Hochschulab- In %; IKM Moni- schluss an den Beschäftigten insgesamt 2006 toring 2008 8,0 60 Veränderung des Anteils der Beschäftigten mit FH-/ Hoch- In %; IKM Moni- schulabschluss an allen Beschäftigten 1997-2006 toring 2008 26,6 61 Anzahl der allgemeinbildenden Bibliotheken In % 6

5.2.2.3 Der kulturelle Bereich in der Metropolregion Nürnberg

Im kulturellen Sektor ist Nürnberg zum Einen mit dem Germanischen Nationalmuseum, dem Neuen Museum Nürnberg (Staatliches Museum für Kunst und Design) und dem Dokumenta- tionszentrum Reichsparteitagsgelände573, sowie zum Anderen mit den Städtischen Bühnen Nürnberg574 einschließlich der drei Sparten Oper, Schauspiel und Ballett vertreten. Künstler wie Albrecht Dürer und Veit Stoß stammen aus der Region. Kulturelle, jährlich stattfindende, für Metropolen charakteristische Großveranstaltungen gibt es in einer Vielzahl in Nürnberg, so z.B. das Liedermacherfestival Bardentreffen, die dreitägige Open-Air Veranstaltung Rock im Park, die Internationale Orgelwoche Nürnberg, die Bayreuther Wagnerfestspiele oder die ansBACH- woche. Christkindlesmarkt und Erlanger Bergkirchweih sind Veranstaltungen mit hohem Besu- cheraufkommen. Kulturangebote zählen zu den Standortfaktoren, doch besteht die Gefahr im-

572 Quelle: http://www.statistik.nuernberg.de/JB/2007/JB2007.pdf, aufgerufen am 21.09.2008. 573 Nürnbergs vergangene Bedeutung als „Stadt der Reichsparteitage" wird in Informationszentren wie dem neu- en Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände oder der „Straße der Menschenrechte" und Veranstaltungen wie dem Internationalen Menschenrechtspreis aufgearbeitet. Nürnberg wurde als erste Stadt weltweit der UNESCO-Preis für Menschenrechtserziehung verliehen. Wegen der Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse be- sitzt Nürnberg eine wichtige internationale Reputation, heute „Stadt des Friedens und der Menschenrechte“ (Nürnberger Menschenrechtspreises im zweijährigen Turnus). 574 Das Staatstheater Nürnberg ist neben München das einzige bayerische Staatstheater und wird von Stadt und Freistaat gemeinsam betrieben.

250 menser Kostenbelastung, Imageproblemen und vor allem Kannabilisierungseffekten bei zu vie- len konkurrierenden, interkommunal nicht abgestimmten Angeboten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten in Nürnberg

Das Staatstheater Nürnberg, Spielzeit 2006/2007 Opernhaus Kammerspiele Vorstellungen insgesamt 178 Vorstellungen 157 Besucher insgesamt 116.197 Besucher 24.837 Platzausnutzung in % 66 Platzausnutzung in % 83,3 Schauspielhaus Sonstige Spielstätten (Blue Box, Probebühnen Foyer) Vorstellungen 211 Vorstellungen 198 Besucher 90.555 Besucher 24.779 Platzausnutzung in % 80,7 Platzausnutzung in % 67,8

Summe der Besucher gesamt 256.368 Summe der Vorstellungen gesamt 744 Weitere (Auswahl): Theater Kinos

Gostner Hoftheater Cinecittà Nürnberg (größter Kinokomplex Deutschlands) Nürnberger Burgtheater Kinopalast Admiral Tassilotheater Filmhaus Nürnberg Stadttheater Fürth Fremdsprachenkino Roxy Erlanger Markgrafentheater Museen

Albrecht-Dürer-Haus Museum Industriekultur Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände Neues Museum für Kunst und Design Nürnberg Germanisches Nationalmuseum Spielzeugmuseum Kaiserburg-Museum Stadtmuseum Fembohaus Historische Lochgefängnisse DB Verkehrsmuseum Nürnberg, Historisches Straßenbahndepot St. Peter Museum für Kommunikation

Musik Orchester:

Konzert- und Veranstaltungshallen: Nürnberger Philharmoniker, Nürnberger Symphoniker, Nürnberger Jugendorchester Arena Nürnberger Versicherung, Frankenhalle, Hirsch, Löwensaal Nürnberg, Serenadenhof, Ta- Chöre: felhalle Nürnberg, Meistersingerhalle, Ruine des Egidienchor Nürnberg, Windsbacher Knabenchor, Nürnber- Katharinenklosters ger Gospelchor, Philharmonischer Chor Nürnberg, Bachchor St. Lorenz, Sebalder Kantorei

Kulturelle Veranstaltungen

Klassik Open Air Nürnberger Friedensmahl Internationale Orgelwoche Rock im Park Blaue Nacht Filmfestival Türkei-Deutschland Lange Nacht der Wissenschaften Internationales Filmfestival der Menschenrechte Klassik Open Air Christkindlesmarkt Bardentreffen Volksfest Nürnberg

Tab. 67: Kultur und Sehenswürdigkeiten in Nürnberg. Eigene Darstellung nach eigene Recherchen und Stadt Nürnberg, Amt für Stadtforschung und Statistik (Hrsg.)(2007).

Mediale und gesellschaftliche Aufmerksamkeit sowie Image und Außendarstellung sind in der Medien- und Informationsgesellschaft bedeutende ökonomische Ressourcen. Bedeutende Cluster der Kulturindustrie sind aufgrund ihrer oben genannten positiven Auswirkungen ein Merkmal von

251

Nürnberg Rhein-Neckar Hann.-Braunschw.-Gött. Rhein-Main Stuttgart Halle/Leipzig-Sachsendreieck München Hamburg Berlin

0 50 100 150

Abb. 63: Überregional bedeutsame Kulturveranstaltungen, dargestellt werden zuerst Ausstellungen, danach Theater, Pop/Jazz und abschließend Klassik-Angebote. Eigene Darstellung nach Der Spiegel (2003, 2004) und Landeshaupt- stadt Dresden – Stadtplanungsamt für die AG Halle/Leipzig-Sachsendreieck (2005), S. 36.

wirtschaftlich erfolgreichen MR. Neben den genannten kulturellen Veranstaltungen tragen auch die für den Tourismus bedeutenden Altstädte von Nürnberg, Bamberg, Weißenburg und Rothen- burg o.d. Tauber zu einem hohem Fremdenverkehrsaufkommen in der Region bei. Die Naherho-

lungsgebiete Fränkische Schweiz, das Neue Fränkische Seenland, der Naturpark Altmühltal,

Kultursparten Stadt Kulturelle Einrichtung/Veranstaltung

Kassel documenta Bildende Kunst Köln art cologne Worpswede Künstlerbund, Künstlerdorf Recklinghausen Ruhrfestspiele Darstellende Kunst Worms Nibelungen-Festspiele Wuppertal Tanztheater Pina Bausch Bayreuth Wagner-Festspiele Donaueschingen Musiktage Musik Halle a.d. Saale Händel-Festspiele Meinigen Opernhaus Moers Jazzfestival Leipzig Buchmesse, Leipzig liest Literatur Weimar Klassik Mühlbeck-Friedersdorf Buchdorf Berlin Filmfestspiele (Berlinale) Film, TV Hof Filmtage Oberhausen Kurzfilmtage Aachen Dom Baukultur Quedlinburg Weltkulturerbe Herford (MARTa) Neu errichtetes Museum

Tab. 68: Bekanntheit ausgewählter Städte durch Kultur bzw. Kulturwirtschaft. Eigene Darstellung nach ICG cul- turplan Unternehmensberatung GmbH (2006), S.160.

252

Frankens Burgen, das römisch- stämmige Weißenburg und zahlreiche Freizeit- und Sportmög- lichkeiten sind einige Beispiele für die touristische Attraktivität der Region, was sich auch an den Übernachtungszahlen zeigt. Das DTM - Rennen am Norisring, das Radrennen um die Nürnber- ger Altstadt, Rock im Park, Bergkirchweih, Nürnberg-Nite- Skate, die Quelle Challenge Euro- pe, das Bardentreffen oder der Christkindlesmarkt sind Großveranstaltungen, die jährlich Besu- cher anziehen. Trotz der großen Zerstörungen Nürnbergs im Zweiten Weltkrieg ist die Stadt

Grau Die Stadt gehört in der betref- schraffiert: fenden Sparte zu den 10 größten Zentren Kreisgrenzen Bundesländer- u. Staatsgrenze

F = Film/TV Rundfunk K = Theater/Künste W = Werbung V = Verlage

unter 10.000 Beschäftigte

über 10.000 Beschäftigte

Frankfurt M.: einschließlich Hochtaunuskreis (Werbung) München: einschließlich Landkreis Mün- chen (Film/TV)

Abb. 64: Cluster der Kulturindustrie im Städtesystem nach ihrem sektoralen Profil (2000). ICG culturplan Unter- nehmensberatung GmbH (2006), S. 155 und Krätke, S. (2002), S. 201.

Beispiel einer im Grundriss komplett erhaltenen mittelalterlichen Stadt. Nürnberg verdeutlicht mit der Historischen Meile seine wechselvolle Geschichte. Eines der größten deutschen Kom- munalarchive ist das Stadtarchiv Nürnberg. Ebenfalls hier ansässig ist das zweitgrößte Bayeri- sche Staatsarchiv und das Landeskirchliche Archiv. In der Stadt Nürnberg selbst wurde 2006 erstmals die 2 Mio.-Grenze bezüglich der Übernachtungszahlen überschritten, die Stadt belegt diesbzgl. im Städtevergleich dennoch einen hinterer Rang.

253

Übernachtungen in Millionen Entwicklung in % Stadt 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 1997-2004 2003-2004 Berlin 8,0 8,3 9,5 11,4 11,3 11,02 11,33 13,26 66 % 17 % München 6,4 6,9 7,3 7,8 7,6 6,95 7,06 7,70 20 % 9 % Hamburg 4,3 4,5 4,7 4,8 4,8 5,08 5,41 5,95 38 % 10 % Frankfurt/ Main 3,4 3,6 3,8 4,2 4,2 3,99 3,93 4,33 27 % 10 % Köln 2,7 2,8 3,0 3,1 3,3 3,30 3,43 3,85 43 % 12 % Dresden 1,8 2,0 2,1 2,4 2,5 2,10 2,35 2,64 47 % 12 % Düsseldorf 2,2 2,3 3,0 2,4 2,4 2,46 2,30 2,53 15 % 10 % Stuttgart 1,7 1,9 2,0 2,0 2,2 2,13 2,16 2,18 28 % 1 % Nürnberg 1,5 1,8 1,8 2,0 1,9 1,81 1,82 1,88 25 % 3 % Leipzig 1,2 1,1 1,3 1,5 1,4 1,49 1,61 1,80 50 % 12 % Hannover 1,1 1,1 1,1 2,0 1,2 1,22 1,26 k. A. k. A. k. A.

Tab. 69: Städtevergleich – Fremdenverkehrsentwicklung. Gewerbliche Beherbergung (inkl. Jugendherberge und Erholungsheimen). Eigene Darstellung nach Stadt Nürnberg (Hrsg.)(2007).

Im sportlichen Sektor ist zunächst das als eines von zwölf bundesweiten Austragungsorten der Fifa Fußballweltmeisterschaft 2006 (vier Vorrunden-, eine Achtelfinalbegegnung) umgebaute Easy Credit Stadion und der dort residierende Fußball-Zweitligaverein 1.FC Nürnberg zu nen- nen. Weiter in der MR Nürnberg ansässig ist der Fußball-Zweitligist Greuther Fürth, der Eisho- ckey-Erstligist Ice Tigers, die Basketball-Zweitligisten BBC Bayreuth, TSV Tröster Breitengüß- bach und die Franken Hexer. Schwimmsport (Hannah Stockbauer vom Erlanger SC) und das Norisring-Tourenwagen-Rennen etc. sind weitere Merkmal der MR Nürnberg. Im Vergleich zu Sportvereinen anderer Metropolregionen wie den 1.FC Bayern München, Manchester United, Real Madrid etc. ist diese Merkmalsausprägung in der MR Nürnberg aber deutlich unterdurch- schnittlich. Ein weiteres Merkmal ist die Ausstattung mit Stadien über 50.000 Sitz-plätze. In der MR Nürnberg befindet sich keines dieser Art.

Nutzer Stadt Stadionname Kapazität 1.FC Nürnberg Nürnberg easyCredit-Stadion 44 968 FC Bayern Hof Hof Stadion Grüne Au 22 000 SpVgg 1921 Bayreuth Bayreuth Hans Walter Wild Stadion 20 000 VfB Coburg Coburg Dr. E. Stocke Stadion 18 000 SpVgg Greuther Fürth Fürth Playmobil Stadion 15 500 1.FC 1901 Bamberg Bamberg Hauptkampfbahn Stadion 10 000 Sinupret Icetigers Nürnberg ARENA Nürnberger Versicherung 8 200 ASV Neumarkt Neumarkt ASV Sportzentrum 8 000 1.FC Amberg Amberg Stadion Am Schanzl 8 000 SG Quelle Fürth Fürth Schickedanz Sportfeld 7 000 SC 04 Schwabach Schwabach SC 04 Stadion 6 500 Brose Baskets Bamberg Jako-Arena 6 075 SpVgg G. Fürth Am. Fürth Stadion Schwalbenberg 6 000 SpVgg Ansbach Ansbach Sportpark Ansbach 5 000 1.SC Feucht Feucht Waldstadion 5 000 FT Schweinfurt Bamberg Maibacher Höhe Stadion 5 000 TSV Neustadt/Aisch Neustadt An der weißen Marter 5 000

Tab. 70: Stadien und Sportstätten in der MR Nürnberg. Eigene Darstellung nach World Stadiums (2006).

254

Zusammengefasst ergibt sich für die MR Nürnberg bzgl. der Innovations- und Wettbewerbs- funktion (Kultur und Sport) nachfolgende Tabelle. Auch in diesem Sektor besteht für die MR Nürnberg Verbesserungspotential, da die MR über nur wenige überregional bedeutsame Kul- turveranstaltungen verfügt, die Gesamtanzahl der Vorstellungen an den Hauptveranstaltungs- stätten gering ist und sie z.B. im sportlichen Sektor nur einen Erstligaverein aufweist.

Innovations- und Wettbewerbsfunktion # Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung Kultur und Tourismus Residenz Würzburg, 62 Anzahl UNESCO Weltkulturerbe Stätten vor Ort Altstadt Bamberg, Alt- 4575 stadt Regensburg, Limes 63 Anzahl überregional bedeutsamer Kulturveranstaltungen Mind. 20 6576 Staatstheater Nürnberg, Spielzeit 2006/2007: 64 Anzahl der Besucher der Hauptveranstaltungsstätten Sparten Oper, Operette 256.368 und Theater. Staatstheater Nürnberg, Gesamtanzahl der Vorstellungen an den Hauptveranstal- Spielzeit 2006/2007: 65 tungsstätten Sparten Oper, Operette 744 und Theater In Städten über 500.000 66 Städtetourismus: Anzahl der Übernachtungen Einwohnern 1,88 Mio. Städtetourismus: Entwicklung der Anzahl der Übernach- Mind. positiv. Zeitraum: 67 tungen 1997-2005 +25% 68 Anzahl angebotener Gästebetten IKM Monitoring 2008 105000 In %; IKM Monitoring 69 Entwicklung der angebotenen Gästebetten 2008 1,7 Sport 1. Deutsche Fußballbun- 70 Anzahl der Erstligavereine Fußball desliga Keine 1. Deutsche Eishockey- 71 Anzahl der Erstligavereine Eishockey bundesliga 1 1. Deutsche Basketball- 72 Anzahl der Erstligavereine Basketball bundesliga Keine 73 Anzahl der Sportstadien über 50.000 Sitzplätze World Stadiums (2006) Keine

5.2.3 Die Gateway - Funktion der Metropolregion Nürnberg

„Durch seine zentrale Lage ist die Region Nürnberg geradezu prädestiniert als Dreh- und An- gelpunkt zwischen Mittel- und Osteuropa.“577 „Gateway-Funktion“ bezeichnet den Charakter der Region als Knotenpunkt internationaler Verkehrswege. Für die interkontinentale Erreichbarkeit einer Region sind dabei Flug-, Schie- nen- und Straßennetzanbindungen von Bedeutung (vgl. auch Anhang). Innerhalb Europas spielt darüber hinaus die geographische Lage eine wichtige Rolle. Die Region Nürnberg liegt geogra- phisch im Herzen Europas. Aufgrund der geographischen Nähe ist die Vernetzung der Regio- nen Nürnberg und Prag z.B. durch die traditionellen alten Handelswege Goldene Straße bzw. Via Carolina seit jeher eng.578 Die MR Nürnberg möchte hier als internationaler Knotenpunkt

575 Quelle: http://www.unesco.de/welterbe-deutschland.html?&L=0, aufgerufen am 30.11.2008. 576 Vgl. Abb. 63. 577 Braune, T. (2004). 578 So erinnert z. B. ein Bildstock an der B 14 am östlichen Nürnberger Stadtende daran, dass sich die (neu-) böhmischen Ländereien Kaiser Karls IV. im ausgehenden Mittelalter bis vor die Tore Nürnbergs erstreckten; die

255 für Menschen, Gut und Wissen fungieren und dabei vor allem den mittel- und osteuropäischen Staaten im Zuge der EU Osterweiterung als Plattform für den Zugang zum EU Markt dienen. Wie oben bereits erwähnt, wurden Dresden und Nürnberg als einzige deutsche MR im Zuge der EU Osterweiterung das Prädikat „EU Gateway to Eastern Europe“ verliehen. In Nürnberg sind eine Anzahl zentraler (General-) Konsulate ansässig, was den Anspruch Nürnbergs als interna- tional und weltoffen ebenso wie die zahlreichen Städte- und Regionalpartnerschaften in aller Welt widerspiegeln soll. Auch verbinden Partnerschaften den Bezirk Mittelfranken mit der MR Danzig/Pommern sowie die Stadt Nürnberg mit den Metropolen Venedig, Prag, Krakau, Mon- tenegro, Wladimir, Skopje und Glasgow sozio-kulturell u.a. mit den MOE-Staaten. Nürnberg ist weiter Mitglied im Eurocities Netzwerk 117 europäischer Großstädte und in der Vereinigung METREX. Als „Netz der europäischen Großstadtregionen und Großräume“ steht sie -wie der Name METREX andeutet- für „Metropolitan Exchange“- und hat die Aufgabe, als Medium und Netzwerkstelle Schwerpunkte, Fragen und Lösungen zur metropolitanen Raum- planung zu entwickeln und an die Mitglieder weiterzugeben.579 Die MR ist auf weiteren interna- tionalen Konferenzen und Tagungen wie z.B. die der Projektgruppe PolyMETREXPlus vertre- ten. PolyMETREXPlus setzt sich zur Aufgabe, das polyzentrale Europa der MR in konkreten Projekten zu verwirklichen. Auf dieser Konferenz wurden die Pläne zur europaweiten Zusam- menarbeit konkretisiert. So werden in sogenannten RINAs (Representative Interregional Net- work Activities), in klar definierten und abgegrenzten Bereichen Projekte verwirklicht. In der- zeit 17 RINAs werden Themen wie etwa „Klimawandel“ oder Zukunftstechnologien (z.B. opti- sche Fasern) behandelt, sowie bestimmte europäische Regionen, u.a. der baltische Raum oder das westliche Mittelmeer, in konkreten Projekten in ihrer Entwicklung unterstützt. Das „International Communication Network“, kurz „icom-net“ arbeitet mit Global Playern an dem Auftritt und Image der Region weltweit und hilft so, die Stärken der Region als moderner Wirtschaftsstandort mit ausgeprägter ökonomischer und wissenschaftlicher Kompetenz sowie gleichzeitig hoher Lebensqualität zu vermitteln. Icom-net hat sich zum Ziel gesetzt, das Image der Region neben Christkindlesmarkt und Dürer um ihre modernen Aspekte -wie eben die ge- nannten Kompetenzfelder-zu erweitern. Beim Marketingverein Metropolregion Nürnberg e.V. laufen alle Fäden in Sachen Internationa- lisierungskampagne und internationaler P&R zusammen. Ein eigenständiger Internetauftritt, Plakate, Direktmarketing, wie auch die 2002 begonnene Testimonialkampagne mit z.B. And- reas Köpke, Hannah Stockbauer, Oleg Popov oder Heinrich von Pierer sollen international für eine größere Wahrnehmung sorgen und für die Qualität der Region werben. Die Initiative re- gionaler Wirtschaftskreisläufe „Original Regional“, bei der es um die Vermarktung regional damals geschaffene Straße von Prag nach Nürnberg lebt noch heute als „Goldene Straße“ bzw. „Via Carolina“ fort. Mit der „Euregio Egrensis“ besteht heute eine Brückenverbindung zwischen den beiden MR Nürnberg und Prag. 579 Momentan sind 38 Großregionen im METREX-Verband vertreten, viele durch eine oder zwei Körperschaften bzw. Behörden: So die Region London durch die Greater London Authority, die Region Rom durch die Regione Lazio und die Provincia di Roma; München und Stuttgart mit dem regionalen Planungsverband München bzw. dem Verband Region Stuttgart (Stand März 2008).

256

hergestellter Güter geht, ist in der Form eines der ältesten regionalen Projekte bundesweit. Pres- searbeit, Internetinformationsdienst, das halbjährlich erscheinende Standortmagazin, das monat- liche „RegioPress“ sowie die zahlreichen Newsletter stärken den Netzwerkcharakter, die inter- disziplinäre Kommunikation und unterstützen die Außenpräsentation der Region. Der Standort Nürnberg ist auf internationalen Messen, wie z.B. der MIPIM in Cannes, der ARAB Health in Dubai, oder auf den internationalen Kulturwochen in Shenzhen, China präsent.

Fahrleistungsdichte auf Durchschnittliche tägliche Verkehrsstär- Passagieraufkommen auf Verflechtungen im innerdeutschen Bundesfernstraßen aus- ke auf Bundesautobahnen (Kfz/24h) 2005 internationalen Verkehrs- Luftverkehr nach Passagieraufkommen serorts in Mio. Fahr- flughäfen 2007 2007 zeugkilometer je km2 20 000 100 000 500 000 2005 20 000 40 000 100 000 40 000 60 000 1 000 000 500 000 1 000 000 0,5 60 000 80 000 1 000 000 1 500 000 0,5 1,5 80 000 100 000 1 500 000 + 100 000 120 000 50 000 000 1,5 3,0 120 000 + keine 3,0 6,0 Daten 6,0 +

Abb. 65: Verkehrsanbindungen der Metropolregionen in Deutschland. Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (Hrsg.)(2008), S. 21.

Aber auch ökonomisch gesehen ist die Region Nürnberg mit einer Exportquote von 41%580, 2.500 Außenhandelsbetrieben mit 8.000 Vertretungen weltweit orientiert. Insbesondere die

580 Die Exportquote der heimischen Wirtschaft konnte innerhalb der letzten zehn Jahre von 33% auf 41% gestei- gert werden, wobei der Schwerpunkt auf den mittelständischen Unternehmen mit Geschäftsverbindungen beson- ders in die MOE-Staaten liegt. Vgl. Stadt Nürnberg (Hrsg.)(2008).

257

Technologieunternehmen der Bereiche Maschinenbau, Elektro- und Kommunikationstechnik tragen zur hohen Exportquote und Präsenz auf den internationalen Märkten bei. Durch die Re- gionalpartnerschaft mit der chinesischen Region Shenzhen, dem Sitz des „European Office“ von Shenzhen (VR China) sowie des Deutschland-Büros von CCTA581 in der MR wurde die internationale Orientierung der Region weiter ausgedehnt („Gateway to China“). Nürnberg ge- winnt als Personen- und Güterdrehkreuz des nationalen und internationalen Flug- und Bahnver- kehrs582, als „Knotenpunkt“ der europäischen Fernstraßen (der Autobahnen Paris-Prag, London- Brüssel-Wien-Budapest und Warschau-Berlin-Rom: A 3, A 6, A7, A 9 und A 73)583 und Stre- cken des transeuropäischen Eisenbahnnetzes zunehmend an Bedeutung.

Abb. 66: Verkehrsverbindungen: Straßen und Wasserwege (links) sowie Transeuropäische Netze und Paneuropä- ische Korridore (rechts). IHK Nürnberg (Hrsg.)(2007), S. 39ff.

„Sowohl hinsichtlich des Verkehrsaufkommens (Passagiere, Fracht) als auch hinsichtlich der Anzahl der internationalen Flugverbindung nimmt der Frankfurter Flughafen eine Spitzenstel- lung in Deutschland ein. Weitere Schwerpunkte mit guter internationaler Anbindung bilden die Flughäfen München und Düsseldorf.“584 Der Flughafen Nürnberg ist der einzige internationale Flughafen Nordbayerns und bietet Non-Stop-Flugverbindungen zu 70 Zielen in 21 Ländern mit jährlich ca. 4 Mio. Passagieren. Die Zahl der Flugbewegungen soll bis zum Jahr 2020 von

581 Die CCTA ist die oberste chinesische Planungsbehörde für Verkehr und Logistik. Profitiert wird hier vor al- lem durch die Kooperationen im Bereich Verkehr (Transpapid etc.). 582 1835 fuhr die erste deutsche Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth, heute kreuzen sich hier die transeuropä- ischen Hochgeschwindigkeitsstrecken von ICE, IC und EC (z.B. die ICE-Strecke Rom-München-Nürnberg- Berlin) sowie die regionalen Zugstrecken im runderneuerten Nürnberger Hauptbahnhof. 583 Es ist davon auszugehen das im Zuge der EU-Ostweiterung diese Verkehrswege an Bedeutung gewinnen werden (eine Verlängerung der A 6 nach Prag ist bereits in Planung, aber auch die A 9 München-Berlin als Nord-Süd Achse dürfte im Zuge der Etablierung Deutschlands als Transitland an Bedeutung gewinnen). 584 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 181.

258

76.000 auf 105.000 jährlich steigen. Damit zählt er zu den kleineren deutschen Verkehrsflughä- fen, der jedoch seinen Einzugsbereich seit der Wiedervereinigung über Nordbayern, Thüringen und Sachsen ausbauen konnte. Der Internationale Nürnberger Flughafen ist bislang der einzige deutsche Verkehrsflughafen mit direktem U-Bahnanschluss in die Innenstadt (Stand 2008).

Verkehrsentwicklung deutschen Flughä- Fluggäste Luftfracht in t Metropolregion fen 2007 an internat. Flughäfen Fluggäste % Berlin - Brandenburg 20.039.113 20.596 Frankfurt 54.161.856 + 2, 6 Bremen - Oldenburg 2.232.018 893 München 33.959.422 + 10, 4 Rhein - Main 54.161.856 2.095.292 Düsseldorf 17.831.248 + 7, 5 Sachsendreieck 4.884.861 106.191 Berlin-Tegel 13.357.741 + 13, 1 Hamburg 12.780.631 37.449 Hamburg 12.780.631 + 6, 9 Han. - Braunschw. - Gött. 5.644.582 6.912 Köln/Bonn 10.471.657 + 5, 7 München 33.959.422 257.873 Stuttgart 10.321.438 + 2, 1 Rhein - Neckar 0 0 Berlin- Rhein - Ruhr 6.331.191 + 4, 5 30.457.962 777.452 Schönefeld Stuttgart 10.321.438 20.101 Hannover 5.644.582 - 1, 0 Nürnberg 4.2.38.275 15.084 Nürnberg 4.244.115 + 7, 0 MR in Deutschland 168.748.673 3.317.758 Hahn 4.014.898 + 8,4 Deutschland 184.691.434 3.463.031 Leipzig/ Halle 2.719.256 + 16, 2 Tab. 71: Luftverkehr 2007 und Rangliste deutscher Ver- Bremen 2.232.018 + 31, 5 kehrsflughäfen 2008. Eigene Darstellung nach Initiativkreis Dortmund 2.155.057 + 6,7 Europäische Metropolregionen in Deutschland Dresden 1.849.836 + 0,7 (Hrsg.)(2008), S. 21 und Airport Nürnberg (Hrsg.)(2008). Münster/ Osnabr. 1.606.425 + 3,6 Berlin-Tempelhof 350.181 - 44, 8 Saarbrücken 349.953 - 16, 7 Erfurt 315.769 - 11, 4

Positiv für die Infrastruktur in der MR ist neben dem Flughafen der öffentliche Personennah- verkehr (Nürnberg ist Zentrum des drittgrößten Nahverkehrsverbundes Deutschlands) mit gut ausgebauten Netzen. Der 1987 gegründete Verkehrsverbund Großraum Nürnberg befördert jährlich etwa 189 Mio. Personen und deckt fast das gesamte Kerngebiet der MR ab.585 Die Ga- teway-Funktion der MR wird durch den Ausbau des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN- V), welches einen flüssigeren Waren- und Personenverkehr sicherstellen soll, eine weitere Ver- stärkung erfahren. Bis zum Jahr 2020 sollen 30 Achsen und Projekte fertiggestellt werden, von denen drei durch die MR führen: die Nord-Süd-Eisenbahnachse Berlin-Nürnberg-Bologna- Rom-Palermo, die West-Ost-Eisenbahnachse Dresden-Nürnberg-Prag-Wien-Budapest-Sofia- Athen bzw. die Achse über Bukarest nach Constana am Schwarzen Meer sowie der Ausbau der Binnenwasserstraße Rhein/Maas-Main-Donau (vgl. TEN 1, 18 und 22). Verkehrswegeanbin- dungen sind wesentlich für die globale, kontinentale und interregionale Erreichbarkeit der MR.

585 EMN (2008).

259

Anzahl der Flugverbindungen des Flughafens zwischen dem 3.11.2003 und dem 9.11.2003 nach Zielgebieten 100 25

National Europ. Ausland Interkontinental weitere Gateway-Funktionen Interkontinentaler Seehafen Fährhafen mit über- regionaler Be- deutung Seehafen mit überreg. Bedeu- tung

bedeutender Bin- nenhafen Autobahn

IC-/ICE Knoten- punkt Schienen- Personenfern- verkehr Messestandort

Erreichbarkeit von 39 ausgew. eu- ropäischen Metropolen im Aus- land im Pkw-/Luftverkehr 2004

sehr gut gut mittelmäßig Abb. 67: Ausprägung der Gatewayfunktion in Deutschland. Quelle: Bun- desamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 183. schlecht sehr schlecht

260

Praha Dublin Madrid Stockholm Liestal Lyon Berlin Basel Glasgow Mailand Wien Aarau München Kopenhagen New York City Zürich Brüssel Stuttgart Köln Paris London Amsterdam Frankfurt

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

Abb. 68: Kontinentale (oberer Balken) und globale (unterer Balken) Erreichbarkeit 2006, internationaler Vergleich. Indexiert, 100 = Mittel aller einbezogenen Ursprungsregionen im Jahr 2002 (für New York liegt nur ein globaler Wert vor). Eigene Darstellung nach BAK Basel Economics (2004-2008) (Hrsg.).

120

115

110

105

100

95

Abb. 69: Interkontinentale Erreichbarkeit (geographische Lage innerhalb Europas weniger wichtig, vielmehr: Über- seehäfen/ Meereszugang, Flughäfen mit transkontinentaler Anbindung, TEN, direkte Anbindung an europäische Schienen- und Straßennetze). Index, Durchschnitt aller Regionen 2002 = 100. Zuerst angegeben ist jeweils der Durchschnitt für 1990-2004, danach jeweils die Angaben für 2004, für Nürnberg liegt nur der Wert für 2004 vor. Eigene Darstellung nach BAK Basel Economics (Hrsg.) (2004-2008).

261

155

145

135

125

115

105

95

85

Abb. 70: Interregionale Erreichbarkeit (geographische Lage innerhalb Europas: peripher/ zentral; verschiedene Verkehrsträger: Luftfahrt, direkte Anbindung an europäische Schienen- und Straßennetze). Index, Durchschnitt al- ler Regionen 2002 = 100. Zuerst angegeben ist der Durchschnitt von 1990-2004, danach die Daten des Jahres 2004. Eigene Darstellung nach BAK Basel Economics (Hrsg.) (2004-2008).

In der MR Nürnberg ist weiterhin ein Binnenhafen, das multimodale, 337 Hektar große Güter- verkehrszentrum (GVZ) am Main-Donau-Kanal angesiedelt.586 Über Seehäfen verfügt die MR nicht.

13305011 9779518 2007 3045411 480082

11306321 8911834 2006 1844035 550452 Gesamt LKW 10242764 7952531 Bahn 2005 1664152 626081 Schiff

9790238 7523037 2004 1683588 583613

0 2000000 4000000 6000000 8000000 10000000 12000000 14000000

Abb. 71: Verkehrsträgeranteil am Güteraufkommen in Tonnen im GVZ Nürnberg. Eigene Darstellung nach Bayern- hafen Nürnberg (2008).

Die Gateway-Funktion umschließt auch die metropolitane Eigenschaft des Austausches von Wissen, Knowhow, Produkten und Technik. In Nürnberg geschieht dies über die Universitäten

586 Die Idee eines Nordsee und Rotes Meer verbindenden Kanals zwischen Main und Donau hatte schon Karl der Große. König Ludwig I. ließ später den alten Kanal errichten. 1992 wurde schließlich der Main-Donau-Kanal als transkontinentale Wasserstraße realisiert. In der größten u. modernsten Logistik-Drehscheibe Deutschlands wer- den derzeit jährlich 9 Mio. t Fracht umgeschlagen. 2007 wurde der DB Container - Bahnhof Nürnberg in das GVZ verlegt, wo dann jährlich in einem der größten transkontinentalen Umschlagbahnhöfe Deutschlands bis zu 120.000 Container zwischen Schiff, Schiene und Straße verladen werden (trimodal goods handling facility).

262 oder Forschungseinrichtungen, aber auch auf der Nürnberger Messe als Gastgeber für nationale und internationale Fachmessen: „Neun Städte in Deutschland halten Hallenkapazitäten mit mehr als 100000 m2 Fläche vor. Damit erreicht Deutschland im internationalen Vergleich eine einmalige Dichte an Messestandorten.“587Als Messestandort zählt Nürnberg neben Hannover, Frankfurt, Köln, Düsseldorf, München und Berlin jedoch zu den eher kleineren deutschen Großmessen.

Nürnberger Messezentrum588:

12 Hallen; 160.000 m² Ausstellungsfläche; 75.000 m² Freigelände Congress- und Tagungszentrum mit einer Kongresskapazität von 11.000 Plätzen Durchschnittlich 23.000 Aussteller, 1,3 Millionen Besucher aus dem In- und Ausland pro Jahr 75 Fachmessen und Kongresse, fünf Endverbraucher-Themen, 50 weitere Veranstaltungen (Ausstellungen, Tagungen etc.) Veranstaltungssegmente: Konsumgüter, Technologie, Pharma, Food, Packaging, Bau, Ausbau, technische Gebäudeausrüstung, Bildung, Healthcare, Pflege und Soziales, Endverbraucher-Messen und Ausstellungen Neben verbraucherorientierten Messen (z.B. Consumenta, Garten + Freizeit) richtet Nürnberg auch Interna- tionaler Leitmessen aus (BioFach, embedded world, EUROPEAN COATINGS SHOW, fensterbau/frontale, GaLaBau, Interzoo, ISGATEC, IWA & Outdoor Classics, Spielwarenmesse International Toy Fair Nürn- berg, SENSOR+TEST etc.)

Abb. 72: Bedeutung der Rhein-Neckar 3 MR Nürnberg als interna- Hamburg 5 tionaler Messestandort. Anzahl der überregiona- Stuttgart 10 len und internationalen Berlin 13 bedeutsamen Messen. Nürnberg 21 Eigene Darstellung nach AUMA - Ausstellungs- Halle/Leizig-Sachsendreieck 21 und Messeausschuss der Hann.-Braunschw.-Gött. 23 Deutschen Wirtschaft e.V. (Hrsg.) (2004) und Rhein-Main 27 Landeshauptstadt Dres- München 27 den- Stadtplanungsamt Rhein-Ruhr 71 für die AG Halle/ Leip- zig-Sachsendreieck 0 1020304050607080(2005), S. 47.

Als Veranstaltungsorte überregionaler Kongresse ist neben Nürnberg auch Erlangen wegen sei- ner Lage, Verkehrsanbindung und dem Kongresszentrum zu einem Standort für internationale Kongresse geworden. Ein weiteres Merkmal der Gateway-Funktion ist der Wissenszugang für Menschen, hier sind beispielsweise die Anzahl der Bibliotheken und Verlage oder die in einer Region ansässigen Radio- und Fernsehsender sowie Zeitungen wichtige Voraussetzungen. Bei der Anzahl der Bib- liotheken schneidet die MR Nürnberg im Vergleich zu anderen MR eher schwach ab (vgl. nach- folgende Abb.). Auch über Sendezentralen von öffentlichen bzw. privaten Radio- oder Fernseh- sendern mit überregionaler Bedeutung verfügt Nürnberg nicht.

587 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 181. 588 GCB German Convention Bureau (2009).

263

Halle/ Leipzig-Sachsendreieck 40

Hann.-Braunschw.-Gött. 20

Nürnberg 6

Rhein-Neckar 15

0 5 10 15 20 25 30 35 40 45

Abb. 73: Zahl der Bibliotheken in der MR Nürnberg. Eigene Darstellung nach BSZ- Bibliothkesservice-Zentrum Ba- den Württemberg (2004); BVB-BibliotheksVerbund Bayern (2004); HeBIS- Verbundzentrale (Hrsg.) (2004); TU DD- Technische Universität Dresden (2004) und Landeshauptstadt Dresden – Stadtplanungsamt für die AG Halle/Leipzig- Sachsendreieck (2005), S. 44.

Ein weiterer guter Indikator für den Zugang zu Wissen kann die Anzahl der allgemeinbilden- den, privaten und öffentlichen Schulen in der MR (d.h. Grund-, Haupt-, Real-, Berufsschulen, FOS, Gymnasien etc.) zusammen mit den dortigen Schülerzahlen sein. Leider liegen hier für die MR Nürnberg insgesamt zu wenige Daten vor, so dass bzgl. dieser Indikatoren keine Aussagen getroffen werden können.Zusammengefasst ergibt sich für die MR Nürnberg bzgl. der Gate- way-Funktion nachfolgende Tabelle. Auch in diesem Sektor besteht für die MR Nürnberg Ver- besserungspotential, da die MR im Vergleich mit den anderen deutschen MR z.B. nur über ein geringes Passagier- und Frachtaufkommen an dem einzigen internationalen Flughafen verfügt (Passagiere: drittletzte Stelle, Fracht: viertletzte Stelle). Auch die weiteren Indikatoren sind im Regionenvergleich schwach ausgeprägt (vgl. auch Anhang).

Gateway-Funktion # Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung Verkehrsanschluss Anzahl der Starts und Landungen an internationa- Nur Nürnberger Flughafen; IKM 74 len Flughäfen Monitoring 2008 78.043 75 Frachtaufkommen an internationalen Flughäfen In Tonnen 15.084 76 Passagieraufkommen an internationalen Flughäfen Anzahl der Passagiere 2008 4.2.38.275 2004. Mind. Indexwert von 110 77 Interkontinentale Erreichbarkeit Punkten 107 2004. Mind. Indexwert von 120 78 Interregionale Erreichbarkeit Punkten 119

79 Anzahl angeschlossener TEN Routen TEN: Trans-Europäische Netze 3 (TEN 1, 18, 22) 80 Güterumschlag an Seehäfen In 1.000 Tonnen 0 81 Güterumschlag an Binnenhäfen In Tonnen 13.305011 82 Entwicklung des Passagieraufkommens interna- In %; IKM Monitoring 2008 tionaler Verkehrsflughäfen 32,1 In Mio. Fahrten/Jahr; IKM Mo- 83 Personenverkehrsaufkommen insgesamt nitoring 2008 34140 84 Entwicklung des Personenverkehrsaufkommen In %; IKM Monitoring 2008 10,9 In Mio. Tonnen/Jahr; IKM Mo- 85 Güterverkehrsaufkommen insgesamt nitoring 2008 1507,2 86 Entwicklung des Güterverkehrsaufkommen In %; IKM Monitoring 2008 27,2 87 Fahrleistungen auf Bundesfernstraßen In km; IKM Monitoring 2008 905

264

Bedeutung als internationaler Messestandort Anzahl der überregionalen und internat. bedeut- 88 samen Messen. Mind. Messe mit überregionaler 21 oder internationaler Bedeutung 89 Messeplätze: Ausstellungskapazitäten in m² und Hallenkapazitäten über 235.000 100.000 m² 90 Messeplätze: Messebesucher in Mio. 1,3

5.3. Die Metropolregion Nürnberg nach dem erweiterten Indikatorenmodell

Da hier häufig nur Daten für die Stadt Nürnberg, nicht aber für die Metropolregion Nürnberg verfügbar sind, ist eine diesbezügliche Untersuchung der MR als Ganzes mit Datenstand bis März 2009 noch nicht möglich. Zum Einen werden in bestimmten Teilräumen Daten nicht er- hoben. So finden meist in ländlichen Gebieten keinerlei Erhebungen über Lärm- oder Luftbe- lastungen statt, die eine sinnvolle Aggregierung mit den Werten der Kernstädte erlauben wür- den (z.B. Schaffung von MR- weiten Maßzahlen bzgl. dieser Kennziffern). Zum Anderen wer- den von überörtlichen Institutionen wie dem bay. Landesamt für Umwelt oder dem Bay. StmUG noch keine Messwerte diesbzgl. erhoben, die eine regionsweite (wenn auch auf Bayern beschränkte) Datenauswertung ermöglichen könnte, um so im Anschluss MR kohärenter abzu- bilden -jenseits der häufig in Standortprospekten angepriesenen Agglomerationsvorteilen. Demzufolge kann hier durch Betrachtung der recht dürftigen Datenlage der Stadt Nürnberg nur eine kurze Momentaufnahme, eine mögliche Stoßrichtung aufgezeigt werden, die in nachfol- genden Studien weiter vertieft werden sollte.

5.3.1 Flächenversiegelung

Nutzung der Stadtgebietsfläche 186,5 km² Tab. 72: Nürnberg: Nutzung Siedlungs- und Verkehrsfläche insgesamt 57,3 % der Stadtgebietsfläche. Eige- ne Darstellung nach Nürn- - Gebäude- und Freifläche 35,0 % berg in Zahlen 2004, Amt für - Erholungsfläche insgesamt 3,8 % Stadtforschung und Statistik, Sportplätze, Freibäder etc. 1,0 % Stadt Nürnberg 2004, S. 5.

Parks, Grünanlagen 2,8 % - Verkehrsfläche insgesamt 17,1 % Straßen, Wege, Plätze 12,5 % Bahn, Flughafen etc. 4,7 % Landwirtschaft 23,5 % Wald 16,6 % Wasser 2,1 % Sonstige Nutzung 0,3 %

265

Nürnberg 1. Gebäude-und Freiflächen

München 2. Verkehrsflächen Berlin

Hannover 3. Betriebsflächen

Köln 4. Erholungsflächen Frankfurt 5. Landwirtschaftsflächen Hamburg

Dresden 6. Waldflächen

Potsdam 7. Wasserflächen Schwerin

Erfurt 8. Flächen anderer Nutzung

0 102030405060708090100

Abb.74: Flächennutzung ausgewählter deutscher Städte nach Nutzungsart in %-Anteilen. 1,2,3 = Summe der ver- siegelte Flächen. Stuttgart: Gebäude- und Freiflächen inkl. Betriebsflächen. Eigene Darstellung nach Statistisches Amt München 2002, Stadt Nürnberg, Statistisches Jahrbuch 2007 (Daten vom 31.12.2004) und Senat für Stadtent- wicklung Berlin (2009).

5.3.2 Boden-, Immobilien- und Mietpreise

In Nürnberg liegen die Mieten für Büroflächen im unteren Feld, so erreichen nur exponierte, und moderne Standorte einen Quadratmeterpreis von 8 bis 12€, Bestandsobjekte älteren Stan- dards in ähnlicher Lage erreichen nur 6 bis 7,5€ pro m2 (vgl. nachfolgende Abb.).589 Aufgrund des günstigen Mietpreises erklärt sich auch die relativ geringe Leerstandsquote von lediglich 4,5%. Das bedeutet, dass von ca. 3,34 Mio. m² Büroflächengesamtbestand nur ca. 150.000 m² leer stehen.590 Auch der hohe Büroflächenumsatz zwischen 54.000m² und 79.000 m² ist ein In- diz für die relative Attraktivität des Standorts Nürnberg im Vergleich zu wesentlich teureren Lagen in München, Düsseldorf oder Hamburg.591

Stadt Nürnberg Mietpreis in Euro je m2 Grundstückspreis Euro je m2 Büro 4,0 - 10,0 250 - 1250 Produktion 3,0 - 5,0 80 - 260 Logistik 1,50 - 4,50 80 - 260 Wohnen 5,80 - 8,35 270 - 600

Tab. 73: Mietpreise und Kaufpreise für Gewerbeflächen und Gewerbeobjekte in Nürnberg. Quelle: Nürnberg In- vestition Zukunft, Kerndaten für Investoren, Wirtschaftsreferat Nürnberg 2007, Folie 8.

589 Interessant ist hier noch das Bodenpreisniveau, das in den meisten deutschen Metropolen sehr hoch ist: Mün- chen, Stuttgart und Frankfurt stellen die teuersten Lagen, Nürnberg liegt gemäßigt im Mittelfeld. Vgl. Adam, B. Göddecke-Stellmann, J. (2002), S. 513ff. 590 Quelle: Amt für Wirtschaft, Stand 2005. 591 Stadt Nürnberg, Amt für Wirtschaft (Hrsg.) (2009), S. 8ff.

266

Nürnberg 8,7 Sao Paulo 33,41 Shanghai 35,03 München 37,03 Rio de Janeiro 37,08 Brüssel 37,58 Frankfurt/Main 40,97 Zürich 45,64 Singapur 45,8 New York Midtown 46,79 Seoul 49,49 Madrid 52,82 Edinburgh 59,8 Dubai 60,37 Hongkong 65,5 Dublin 71,75 Paris 75,27 New Delhi 78,29 Moskau 81,23 Mumbai (Bombay) 93,26 Tokio 109,22 London 162,54

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

Abb. 75: Büroimmobilienmärkte im globalen Vergleich. In Euro/ m²/Monat, Stand Mai 2007. Quelle: Eigene Dar- stellung nach Daten: CBRE Research und IVD Süd e.V. 2008.

Straße Monatsmiete 2007 je m²

Hauptgeschäftskern (Breite Gasse, Karolinenstraße, Hefnersplatz) - über 100 € Spitzenmieten Hauptgeschäftskern (Breite Gasse, Karolinenstraße, Hefnersplatz) - 30 - 80 € andere - Geschäftskern (Königstraße, Kaiserstraße, Lorenzer Platz, Ploben- 20 - 45 € hofstraße, Hauptmarkt) Geschäftskern - Randbereich (Vordere Sterngasse, Luitpoldstraße, Dr.-Kurt-Schumacher-Straße, Färberstraße-Süd, Ludwigstraße, 10 - 20 € Obstmarkt, Trödelmarkt) Nebenzentren (z.B. Aufseßplatz, Leipziger Platz, Plärrer etc.) 8 - 20 €

Tab. 74: Ladenmieten in der Innenstadt von Nürnberg. Quelle: Bay. Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung und Nürnberg Investition Zukunft, Kerndaten für Investoren, Wirtschaftsreferat Nürnberg 2007, Folie 22.

267

5.3.3 Pendlerströme, Verkehr und Infrastrukturausbau

In Nürnberg stieg die Gesamtlänge der Straßen im Stadtgebiet von 1108,36 km (1995) auf 1142,91 km (2006) an. Zudem wurden im Zeitraum von 1990 bis 2004 13,8% mehr Kraftfahr- zeuge zugelassen, demzufolge erhöht sich auch der Zuwachs des Kfz Bestandes pro 1000 Ein- wohner (12,8%), was zum Einen auf eine steigende Motorisierung, zum Anderen aber auf eine höhere Mobilität der Verkehrsteilnehmer schließen lässt (vgl. nachfolgende Abb.).592 Doch nicht nur der motorisierte Individualverkehr nahm zu, auch der ÖPNV (VAG, DB Regio) in Nürnberg konnte im gleichen Zeitraum 15% Zuwachsrate der Verkehrsleistung (Personenkilo- meter) erzielen und so den Anteil am gesamten Personenverkehr von 22% auf 25% steigern.593 Hand in Hand mit dem erhöhten Verkehrsaufkommen steigt auch das durch den Verkehr verur- sachte Emissionsvolumen. 2004 lag der Verkehrssektor mit 22% bereits an dritter Stelle der Haupt CO2-Verursacher (nach Strom und Heizöl). Hierbei ist festzustellen, dass der ÖPNV bei einem Viertel der Verkehrsleistung lediglich 1/9 des CO2-Emissionsvolumens des MIV aus- macht. Der MIV verursacht bei ca. 75% der Verkehrsleistung im Stadtgebiet Nürnbergs ca. 90% des verkehrsbedingten CO2 Ausstoßes.594

Starts und Landungen insgesamt 8,79 -49,5 Ankunft Schiffe 72,08 Frachtumschlag in t insgesamt Gesamtlänge der Straßen in km insgesamt 3,12

-60 -40 -20 0 20 40 60 80

Abb. 76: Entwicklung der Verkehrsanteile in der MR Nürnberg. Veränderungen in Prozent. Eigene Darstellung nach Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2007.

Flughafen Nürnberg 2004 2005 2006 2007 Flugbewegungen 71.818 76.111 78.043 81.082 Fluggastaufkommen 3.653.569 3.847.646 3.965.357 4.244.115 Luftfrachtumschlag in Tonnen 71.030 80.664 98.264 106.982 Luftpostumschlag in Tonnen 548 1 0 1 Beschäftigte am Flughafen 3.958 4.070 4.131 k. A. Umsatz Flughafen Nürnberg GmbH inkl. Töchter (in 82,185 85,930 88,600 k. A. 1000 EUR) Mitarbeiter Flughafen Nürnberg GmbH (ohne Ge- 817 938 1.003 k. A. schäftsführ., Auszubild. u. Aushilfen)

Tab. 75: Entwicklung des Flughafens Nürnberg im Überblick. Eigene Darstellung nach Airport Nürnberg (Hrsg.) (2008).

592 Quellen: Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2007. 593 Quellen: Statistisches Jahrbuch der Stadt Nürnberg 2007, Klimaschutzbericht Stadt Nürnberg 2006, etz Stadt Nürnberg, BMU Stadt Nürnberg 2006. 594Ebd.

268

5.3.4 Lärmbelastung

Zu dem vorgenannten Punkt Hand in Hand gehen erhöhte Lärmbelastungen.

* Von Pegeln LDEN betroffene Einwohner >55 – 60 >60 – 65 >65 – 70 >70 – 75 Gemeinde >75 dB(A) dB(A) dB(A) dB(A) dB(A) Fürth 4900 900 0 0 0 Nürnberg 2700 600 200 0 0 Schwaig b. 1400 0 0 0 0 Nbg. * Tab. 76: Messwerte des Von Pegeln LNight betroffene Einwohner Großflughafens Nürnberg. >50 – 55 >55 – 60 >60 – 65 >65 – 70 Gemeinde >70 dB(A) Ausschnitt. Rundung gemäß dB(A) dB(A) dB(A) dB(A) § 4 Abs. 5 der 34. BlmSchV. Fürth 2600 0 0 0 0 Eigene Darstellung nach Nürnberg 900 300 0 0 0 Landesamt für Umwelt Schwaig b.Nbg. 0 0 0 0 0 (2008) (Hrsg.).

Gemeinde > 55 - > 60 - > 65 - > 70 - > 75 60 65 70 75 dB(A)

dB(A) dB(A) dB(A) dB(A) Tab. 77: Messwerte der Bayreuth 3600 1700 1100 700 200 bayerischen Hauptverkehrs- Forchheim 4800 1600 900 600 200 straßen außerhalb der Bal- Aschaffenburg 3900 1200 900 500 100 lungsräume mit einer durch- Schweinfurt 1100 800 700 400 100 schnittlichen täglichen Ver- Kirchseeon 800 400 300 300 100 kehrsstärke (DTV) von mehr Peißenberg 400 200 200 200 100 als 16.400 Kfz (Verkehrs- Trostberg 300 200 100 0 100 zählung 2005). Von Pegeln Landshut 1100 600 500 400 0 LDEN betroffene Einwohner Landsberg a. Lech 1400 500 400 300 0 (Rundung gemäß § 4 Abs. 5 Bamberg 1900 800 800 200 0 der 34. BImSchV) nach VBEB (Vorläufige Berech- Dachau 400 200 300 200 0 nungsmethode zur Ermitt- Manching 3300 1600 500 100 0 lung der Belastetenzahlen Schwaig b. Nürn- 2100 1000 300 100 0 durch Umgebungslärm). Ei- berg gene Darstellung nach Lan- Eching 2700 900 200 100 0 desamt für Umwelt (2008) Schwabach 4400 1800 400 0 0 (Hrsg.). Offenberg 100 0 0 0 0

269

5.3.5 Luftverschmutzung

Zusätzlich zu den Verkehrs- und Lärmbelastungen ist in Metropolregionen mit einer erhöhten Luftverschmutzung zu rechen.

Abb. 77: Durch- Nürnberg schnittliche jährliche Rio de Janeiro Feinstaubbelastung (PM10) in ausge- Shanghai wählten Städten in Buenos Aires μg / m³. Stand: 2000-2003, Nbg. Kathmandu 2005. Eigene Dar- stellung nach Uni- Lima versidad Catolica de Chile, CAI-Asia net- work, Stadtentwäs- Montevideo serung und Umwelt- Neu Delhi analytik Nürnberg.

0 20 40 60 80 100 120 140 160 180

In Nürnberg wurde der Jahresgrenzwert für verkehrsbedingten Stickstoffdioxid (NO2) von 40 g/m³ nicht überschritten, Stickstoffmonoxid (NO) erreichte als Vorläufersubstanz des Stick- stoffdioxids in der zweiten Septemberhälfte 2006 bei schwachem Wind und einer austauschar- men Wetterlage an allen Messstationen einen Anstieg der Spitzenwerte. Nur am 16. Juli 2006 wurde der Informationsschwellenwert von 180 g/m³ mit dem maximalen Ozon-Stundenmittel von 217 g/m³ am Jakobsplatz bzw. 201 g/m³ am Flugfeld überschritten. Der Grenzwert von 120 g/m³ zum Schutz der menschlichen Gesundheit vor bodennahem Ozon wurde in der In- nenstadt (Jakobsplatz) an sieben Tagen, am Flugfeld an 15 Tagen überschritten. In Nürnberg konnten die CO2 Emissionen im Zeitraum 1990 bis 2004 um 705.000t bzw. um 13,4% gesenkt werden (bei einer Berücksichtigung des neuen Heizkraftwerks Sandreuth um weitere 443.000t bzw. zusammen dann 1.148.000t oder 22%).595

Theresienstraße Ziegelsteinstraße Olgastraße Muggenhof Münchner Straße W.v.Siemensstraße Bahnhofstraße Langwasser

Immissionskonzen- trationen für PM10 ER N N N N N N JMW **) 29 34 28 38 34 33 33 1999 98 %-Wert 60 67 57 79 70 66 69 *) HTMW **) 77 163 85 100 192 184 120 Überschreitungen nur TSP nur TSP nur TSP nur TSP nur TSP nur TSP nur TSP Messung, Messung, Messung, Messung, Messung, Messung, Messung, des TMW+Tol kein PM10 kein PM10 kein PM10 kein PM10 kein PM10 kein PM10 kein PM10 2000 JMW **) 28 31 31 33 28 32 33

595 Klimaschutzbericht 2006 Stadt Nürnberg, BMU/ etz Nürnberg 2006.

270

98 %-Wert 57 60 64 66 60 62 62 HTMW **) 64 69 81 84 65 74 73 Überschreitungen 0 0 1 3 0 0 0 des TMW+Tol JMW **) 26 30 36 33 28 32 30 98 %-Wert 66 58 73 68 61 65 62 2001 HTMW **) 87 94 103 86 109 90 83 Überschreitungen 3 3 9 6 3 6 2 des TMW+Tol JMW **) 29 32 39 34 33 28 32 2002 98 %-Wert 70 69 84 74 74 70 68 HTMW **) 123 119 116 139 129 115 105 Überschreitungen 12 9 30 15 12 11 des TMW+Tol 7 JMW **) - 39 46 35 - 31 - 98 %-Wert - 96 94 72 - 76 - 2003 HTMW **) - 129 145 117 - 118 - Überschreitungen - 45 73 20 - 15 - des TMW+Tol

Tab. 78: Kenngrößen der PM10-Luftbelastung in g/m³ an den LÜB-Messstationen im Ballungsraum Nürnberg- Fürth-Erlangen. *) 1999 Staubwerte in g/m³; ab 2000 PM10; **) JMW = Jahresmittelwert; HTMW = Höchster Tagesmittelwert; ***) TMW+Tol = Tagesmittelwert + Toleranzmarge (für das Jahr 2003: > 60 g / m³). Eigene Darstellung nach Landesamt für Umwelt (2008b) (Hrsg.), S. 31ff.

Von einer Gesamtstraßenlänge allein im Ballungsraum Nürnberg - Fürth - Erlangen von 1845,7 km (Stand 2001)596 werden für die einzelnen Städte folgende Belastungen geschätzt:

Belastung Nürnberg Fürth Erlangen Länge der Straßenabschnitte mit PM10 41-45 μg/m³ 18.229 m 2.192 m 2.659 m Länge der Straßenabschnitte mit PM10 > 45 μg/m³ 25.731 m 5.537 m 3.272 m Gesamtlänge der belasteten Straßenabschnitte 43.960 m 7.829 m 5.931 m Fläche der belasteten Straßenabschnitte 879.200 m² 156.580 m² 118.620 m² Belastete Anwohner an den Straßenabschnitten ca. 49.000 ca. 17.900 ca. 8.000 Belasteter Bevölkerungsanteil/Stadt ca. 10 % ca. 16 % ca. 7,8 %

Tab. 79: Luftbelastung im Ballungsraum Nürnberg – Fürth – Erlangen. Eigene Darstellung nach Luftreinhalteplan Ballungsraum Nürnberg – Fürth – Erlangen und Landesamt für Umwelt (2008b) (Hrsg.), S. 29

5.3.6 Migration

Die MR Nürnberg weist als Zuwanderungsregion ein stetes Bevölkerungswachstum auf, was die Attraktivität Nürnbergs als Arbeits- und Lebensraum verdeutlicht. So stieg die Zahl der so- zialversichungspflichtig Beschäftigten in den letzten 25 Jahren sehr stark an (vgl. nachfolgende Tabellen und Abbildungen, vgl. auch Anhang).

596Luftreinhalteplan Ballungsraum Nürnberg- Fürth- Erlangen. Quelle: http://www.stmugv.bayern.de/umwelt/ luftreinhaltung/luftreinhalteplaene/doc/n_fue_erl.pdf, S.14, aufgerufen am 25.05.2008.

271

Bevölker- Bevöl- Jugend- Senioren- Entwicklung Entwick- Haushalte: ungsentwick- kerungs- quote quote Jugendlicher lung Senio- Anzahl Perso- lung 2004 - entwicklung 2004 2004 2004 - 2020 ren 2004 - nen je Haus- 2020 absolut 2004 - 2020 in % in % 2020 halt 2003 in % Summe 70.927 2,8 23,0 27,3 -3,4 4,5 2,2 MR-Kern Summe -964 -0,1 22,1 30,3 -3,1 3,1 2,2 MR-Netz Summe 69.963 2,1 22,7 28,0 -3,3 4,1 2,2 MR

Tab. 80: Bevölkerungsentwicklung in der Metropolregion Nürnberg. Eigene Darstellung nach Europäische Metro- polregion Nürnberg (Hrsg.)(2006).

103

102,5

102

101,5

101

100,5

100

1. Gesamt 2. Kern 3. Netz 4. Landkreis 5. Städte 99,5 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019

Abb. 78: Bevölkerungsentwicklung in der Metropolregion Nürnberg bis 2020. Basisjahr 2004 = 100%. Eigene Dar- stellung nach Europäische Metropolregion Nürnberg (Hrsg.)(2006).

115

110

105

100

1. Gesamt 2. Kern 3. Landkreis 4. Netz 5. Städte 95 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004

Abb. 79: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort. Basisjahr 1987=100. Eigene Darstellung nach Europäische Metropolregion Nürnberg (Hrsg.)(2006).

272

Gebiet Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte Anteil an der Gesamtzahl Sozialver- Pendler- am 30. Juni 2006 1) der sozialversicherungs- sicherungs- saldo 4) insgesamt Ver- davon in den Wirt- pflichtig Beschäftigten pflichtig änd. schaftsbereichen in % 2) Beschäftigte in % Produzier- Dienst- Produzier- Dienst- am Wohnort 2006/ endes Ge- leistungen endes Ge- leistungen 2005 werbe 3) insgesamt werbe Kreisfreie Städte: Ansbach 23.500 3,1 7.142 16.178 30,4 68,8 13.404 10096 Erlangen 74.019 3,2 35.032 38.835 47,3 52,5 37.379 36640 Fürth 38.863 -4,3 11.836 26.764 30,5 68,9 41.193 -2330 Nürnberg 258.039 2,2 66.191 190.558 25,7 73,8 161.345 96694 Schwabach 12.230 0,2 4.976 7.142 40,7 58,4 13.096 -866 Landkreise: Ansbach 48.930 0,6 24.538 23.860 50,1 48,6 64.629 -15699 Erlangen- 36.177 2,3 20.027 15.865 55,4 43,9 46.815 -12638 Höchstadt Fürth 19.348 -0,9 8.060 11.082 41,7 57,3 40.735 -21387 Nürnberger 44.284 0,1 19.410 24.682 43,8 55,7 58.606 -14322 Land Neustadt a.d. 24.774 2,3 9.867 14.419 39,8 58,2 35.110 -10336 Aisch- Bad Windsheim Roth 28.826 0,5 12.039 16.479 41,8 57,2 43.647 -14821 Weißenburg - 26.368 0,4 12.074 14.045 45,8 53,3 31.701 -5333 Gunzenhausen

Mittelfranken 635.358 1,4 231.192 399.909 36,4 62,9 589.660 45698 Bayern 4.319.703 1,1 1.594.222 2.690.835 36,9 62,3 4252.399 67304 Deutschland 2.6354.000 0,7 8.481.000 17.562.00 32,2 66,6 - - 0 1) Die Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erfasst alle Arbeitnehmer einschließlich der zu ihrer Ausbildung Beschäftigten, die krankenversicherungspflichtig, rentenversicherungspflichtig oder beitragspflichtig nach dem Arbeitsförderungsgesetz (AFG) sind oder für die Beitragsanteile zu den gesetzlichen Rentenversicher- ungen zu entrichten sind. Zu dem genannten Personenkreis gehören etwa 75 Prozent aller Erwerbstätigen; nicht enthalten sind grundsätzlich Selbstständige, mithelfende Familienangehörige, Beamte und Teilzeitbeschäftigte, soweit sie nicht der Sozialversicherungspflicht unterliegen. Die regionale Zuordnung erfolgt nach dem Arbeitsort. Bei unterschiedlichen Aufgabengebieten oder Tätigkeiten eines Betriebes ist der wirtschaftsfachliche Schwerpunkt für die systematische Zuordnung maßgebend. Ferner haben alle Ergebnisse der Beschäftigtenstatistik bis drei Jahre nach dem Stichtag vorläufigen Charakter. 2) Einschließlich Energiewirtschaft, Wasserversorgung, Produzierendes Handwerk. 3) Die errechneten Prozentsätze ergänzen sich nicht auf 100; die Differenz ergibt den Anteil der sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft. 4) Überschuss der Einpendler (+) bzw. der Auspendler (-). – Darstellung nach Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung, München und Statistisches Bundesamt, Wiesbaden. Veränderung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in % 30.06.2006 : 30.06.2005 30.06.2006 : 30.06.1974 Beschäftigte Produzierendes Dienst- Beschäftigte Produzierendes Dienst- insgesamt Gewerbe leistungen insgesamt Gewerbe leistung Mittelfranken 1,4 -0,1 2,3 9,9 -34,4 80,8 Bayern 1,1 -0,1 1,9 23,3 -21,7 88,5 Deutschland 0,7 -0,8 1,4 26,6 -26,2 92,5

Tab. 81: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der MR Nürnberg. Eigene Darstellung nach IHK Nürnberg (Hrsg.)(2007): Wirtschaft in Zahlen 2006/07.

273

Deutschland 0,5 MR in Deutschland 0,8

Sachsendreieck -4,2 Berlin-Brandenburg -0,7 Rhein-Ruhr -0,5 Hann.-Braunschw.-Gött. 0,0 Rhein-Neckar 1,5 Rhein-Main 2,0 Nürnberg 2,1 Bremen 2,2 Stuttgart 3,0 Hamburg 3,5 München 5,9

-6,0 -4,0 -2,0 0,0 2,0 4,0 6,0

Abb. 80: Veränderung der Einwohnerzahlen in den deutschen Metropolregionen (in %, 1997-2004). Eigene Dar- stellung nach Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (Hrsg.) (2006).

274

5.3.7 Segregation

Im Rahmen des Projekts „Zuwanderer in der Stadt“ der Schader-Stiftung und des Deutschen Städtetags untersuchte Zdrojewski die Segregationsräume der Stadt Nürnberg anhand der Kri- terien Beschaffenheit der Wohngegend, Wohnverhältnisse, Bevölkerungsdynamik und Sozial- struktur. 597 In einer Clusteranalyse wurden für das Stadtgebiet Nürnbergs anhand charakteristi- scher Phänomene sechs typische Sozialräume auf das Wohnverhalten der dort ansässigen türki- schen Bevölkerung hin untersucht, mit dem Ergebnis einer signifikante Konzentration der tür- kischstämmigen Bevölkerung in Raum 3 (dichte innenstadtnahe Bebauung, hoher Ausländeran- teil, sozial schwach,vgl. nachfolgende Abb.).

Dichte Bebauung, hoher Ausländeranteil, sozial schwach

Verdichtete Mischstruktur, Singles

Stadtnah, aufgelockerte Bebauung, ausgewogen Türken

Deutsche Gute Ra ndla ge, EZH, Fa milien

Ältere Randlage, EZH, Senioren

Neuba ugebiete, jüngere Fa milien

0 10203040506070

Abb. 81: Verteilung von Türken und Deutschen auf Sozialräume in Nürnberg im Jahr 2002. Eigene Darstellung nach Zdrojewski, S.; Schirmer, H. (2005).

Ähnliche Ergebnisse bzgl. sozialer Segregation liefert die Untersuchung der Wohnstandortwahl verschiedener Altersgruppen, bei dem ebenfalls sehr hohe Segregationswerte auftreten (vgl. nachfolgende Tab.). Hierbei sind die Älteren ab 65 Jahre mit Werten von 32,2 und 29,9 am stärksten segregiert. Man kann sagen, dass je jünger die jeweils betrachteten Vergleichsalters- gruppen sind, desto stärker diese von den über 65jährigen räumlich getrennt und ältere Men- schen in besonderem Maße von Familien mit Kinder seperiert leben. Relativ stark sind ca. 5% der über 65jährigen betroffen, diese Personen leben in einer Umgebung, in der min. jeder zweite

597 Zdrojewski und Schirmer 2005.

275

älter als 65 ist (Altenheime, Wohngebiete mit Altbau am Rand der Innenstadt und im Zentrum ehemaliger Vorstädte, aber auch Einfamilienhäuser in attraktiven Lagen).

Dortmund (1977) Altersgruppen Altersgruppen 0-15 J. 16-30 J. 34-50 J. 51-64 J. (1) 16-30 J. 16,3 - - - (2) 31-50 J. 13,6 12,6 - - (3) 51-64 J. 27,4 20,3 20,1 - (4) 65 J. u. älter 32,2 26,4 25,9 18,8 Nürnberg (1977) (5) 16-30 J. 17,7 - - - (6) 31-50 J. 12,3 13,8 - - (7) 51-64 J. 24,4 20,2 18,9 - (8) 65 J. u. älter 29,9 26,0 25,1 18,7

Tab. 82: Dissimilaritätsindices verschiedener Altersgruppen für Dortmund und Nürnberg. Eigene Darstellung nach Franz, P.; Vaskowics, L. (1982), S. 283.

5.3.8 Arbeitslosigkeit

Die MR Nürnberg verzeichnet im Bundesschnitt und unter den Metropolregionen eine moderate Arbeitslosigkeit und ist bzgl. dieses Indikators leicht überdurchschnittlich positiv ausgeprägt.

Durchschnitt MR in Deutschland 13,4 Durchschnitt Bundesgebiet 13,0 Durchschnitt Ostdeutschland 20,6 Berlin-Brandenburg 20,8 Sachsendreieck 19,8 Rhein-Ruhr 14,2 Hann.-Braunschw.-Gött. 14,1 Bremen-Oldenburg 13,7 Hamburg 12,1 Durchschnitt Westdeutschland 11,0 Rhein-Main 10,2 Nürnberg 10,1 Rhein-Neckar 9,8 München 7,9 Stuttgart 7,7

0,0 5,0 10,0 15,0 20,0 25,0

Abb. 82: Arbeitslosenquote in den deutschen MR in % im Vergleich zu deren Durchschnitt und Deutschland. Jah- resdurchschnitt 2005. Eigene Darstellung nach Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (Hrsg.) (2006).

5.3.9 Kriminalität

Unter den deutschen Großstädten ab 100.000 EW wird das besondere Ausmaß der Kriminalität in Bezug auf den Anteil der Straftaten zu der Einwohnerzahl der Metropole und dem Anteil der Bevölkerung an der Gesamtbevölkerung Deutschlands besonders deutlich. Die Metropole Ber- lin weist 2007 mit weitem Abstand insgesamt die meisten Straftaten auf, bleibt jedoch prozen-

276 tual auf die Einwohnerzahl bezogen hinter Frankfurt am Main und Köln zurück. Nürnberg be- legt hier einen relativ guten Platz und gilt somit als eine der sicheren Städte Deutschlands (vgl. nachfolgende Tab.).

Anteil Bevölkerung Straftaten Veränd. Stadt Bevölker. Fläche in Anteil Straftaten/ an insgesamt zu 2005 1.1.2007 km2 Einwohnerzahl Gesamtbevölkerung 2007 in % Frankfurt a.M. 652 610 0,8 % 248 107 078 0,3 16,4 % Köln 989 766 1,2 % 405 146 143 6,2 14,8 % Bremen 547 934 0,67 % 325 80 327 -0,2 14,7 % Berlin 3 404 037 4,1 % 891 496 163 -0,1 14,6 % Hamburg 1 754 182 2,1 % 755 237 048 0,2 13,5 % Düsseldorf 577 505 0,7 % 217 74 456 -14,6 12,9 % Oberhausen 218 181 0,27 % 77 22 758 -1,9 10,4 % Herne 169 991 0,2 % 51 17 243 0,1 10,1 % Stuttgart 593 923 0,7 % 207 60 154 9,3 10,1 % Bochum 383 743 0,47 % 145 37 371 -10,7 9,7 % Essen 583 198 0,7 % 210 55 628 2,9 9,5 % Nürnberg 500 855 0,6 % 186 42 870 -8,0 8,6 % München 1 294 608 1,6 % 310 110 677 -0,8 8,5 %

Tab. 83: Kriminalität unter den deutschen Großstädten ab 100.000 EW. Eigene Darstellung nach Daten: Polizeili- che Kriminalstatistik 2007, Bundesministerium des Inneren.

Weitere Indikatoren sind hier aufgrund der eingangs erwähnten Datenknappheit nicht möglich. Auch aus Gründen der Übersichtlichkeit wird auf eine tiefergehende Darstellung verzichtet, da das Indikatorenmodell an sich Thema dieser Arbeit ist. Insofern soll hier in diesem Rahmen nur eine mögliche Stoßrichtugn aufgezeigt werden.

5.3.10 Zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse der Metropolregion Nürnberg nach dem Indikatorenmodell und dem erweiterten Indikatorenmodell

Zusammengefasst ergibt sich für die MR Nürnberg nach dem Indikatorenmodell und dem er- weiterten Indikatorenmodell folgende Auswertung. Bei dem erweiterten Indikatorenmodell muss berücksichtigt werden, dass für die Metropolregion Nürnberg zum Großteil kaum Daten vorlagen, die herangezogen hätten werden können. Für diese Untersuchung als Erste ihrer Art wird daher nur ein möglicher, gangbarer Weg aufgezeigt. Im Sektor der Belastungsfunktionen schneidet die Region sehr gut ab: metropolitane congestion costs sind in der MR Nürnberg nur in geringem Ausmaß evident.

Entscheidungs- und Kontrollfunktion, politische Ebene # Merkmalsaus- Indikator Anmerkung prägung 1 Anzahl global agierender Institutionen Institutionen der Vereinten Nationen Keine

2 Anzahl kontinental agierender Institutionen Institutionen der EU Keine

277

3 Anzahl national agierender Institutionen

3a Regierungssitz Bund ansässig Ja/ Nein Nein 3b Anzahl der konsularischen Vertretungen - Generalkonsulat der Republik Türkei (Nürn- 12 berg) - Konsulat Italien (Nürnberg) - Honorarkonsul Österreich (Fürth) - Honorarkonsul Brasilien (Stein) - Honorarkonsul Tschechische Republik (Nürnberg) - Honorarkonsul Dänemark (Nürnberg) - Honorarkonsul Griechenland (Nürnberg) - Honorarkonsul Ungarn (Nürnberg) - Honorarkonsul Niederlande (Zirndorf) - Honorarkonsulat der Russischen Föderation (Nürnberg) - Honorarkonsul des Ver. Königreichs Großbri- tannien und Nordirland (Nürnberg) - Honorarkonsulat Frankreich (Nürnberg) 4 Auf Länderebene agierende Institutionen

4a Regierungssitz Land ansässig Ja/ Nein Nein 4b Anzahl ansässiger Bezirksregierungen Ansbach, Regierung von Mittelfranken 3 Würzburg, Regierung von Unterfranken Bayreuth, Regierung von Oberfranken

Entscheidungs- und Kontrollfunktion, administrative Ebene # Merkmalsaus- Indikator Anmerkung prägung 5 Anzahl national agierender Institutionen 5a Anzahl der Stammsitze - Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Nürnberg) 4 von Bundesbehörden - Bundesagentur für Arbeit (Nürnberg) - Vorprüfungsamt der Bundesanstalt für Arbeit (Nürnberg) - Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Nürnberg) 5b Anzahl der Außenstellen - Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Nürnberg) 16 von Bundesbehörden - Bundeskasse Nürnberg (Nürnberg) - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH (Nürnberg) - Bundeseisenbahnvermögen (Nürnberg) - Bundespolizeiabteilung Bayreuth (Bayreuth) - Bundeswehr-Dienstleistungszentrum Amberg (Amberg) - Deutsche Rentenversicherung Ober- und Mittelfranken (Bayreuth) - Wasser- und Schifffahrtsamt Nürnberg (Nürnberg) - Hauptzollamt Nürnberg (Nürnberg) - Landwirtschaftliche Alterskasse Franken und Oberbayern (Bay- reuth) - Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit (Nürn- berg) - Bundesfinanzdirektion Südost (Nürnberg) - Geschäftsstelle der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (Nürn- berg/Breitengüßbach) - Deutsche Bundesbank Eurosystem (Nürnberg/Bayreuth) 6 Anzahl auf Landesebene agierender Institutionen

6a Anzahl der Außenstellen - Landesamt für Finanzen (Ansbach / Bayreuth) 8 von Landesbehörden - Staatliches Rechnungsprüfungsamt (Ansbach / Bayreuth) - Landesanwaltschaft Bayern Dienstelle (Ansbach) - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (Nürnberg) - Landesagentur für Arbeit - Wasserschutzpolizeidirektion Bayern 6b Anzahl der kirchlichen - Diakonisches Werk Bayern (Nürnberg) 2 Einrichtungen überre- - Erzbistum Bamberg gionaler Bedeutung

278

6c Anzahl der militärischen Mind. 1000 Soldaten stationiert: 6 Einrichtungen - Bundeswehr (Roth, Pfreimd) - US-Streitkräfte (Grafenwöhr, Bamberg, Katterbach, Illesheim) 6d Anzahl der sonstigen In- - Oberlandesgerichte (Bamberg / Nürnberg) 29 stitutionen überregiona- - Sozialgerichte (Bayreuth / Nürnberg) - Landesarbeitsgericht (Nürnberg) ler Bedeutung - Landesgewerbeanstalt Bayern (Nürnberg) - Gewerbeaufsichtsamt - Bayern Innovativ GmbH (Nürnberg) - Bay. Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (Er- langen) - Polizeipräsidium Mittelfranken - Amt für Versorgung und Familienförderung - Luftamt Nordbayern (Nürnberg) - Landesfinanzschule Bayern (Ansbach) - Zentrum Bayern Familie und Soziales (Bayreuth) - Staatsinstitut für Familienforschung, Universität Bamberg (ifb) (Bamberg) - Bayer. Datenschutzaufsichtsbehörde für den nicht-öffentlichen Bereich (Ansbach) - Bayerische Justizschule Pegnitz (Pegnitz) - Verwaltungsgerichte (Ansbach / Bayreuth) - Arbeitsgerichte (Bamberg / Bayreuth / Nürnberg / Weiden) - Finanzgericht Nürnberg (Nürnberg) - Landesstiftung „Hilfe für Mutter und Kind“ (Bayreuth) - Lyzeumsstiftung Bamberg (Bamberg) - Handwerkskammer Mittelfranken - IHK Nürnberg - Zahnärztekammer

Entscheidungs- und Kontrollfunktion, unternehmerische Ebene

# Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung Anzahl global agierender Unternehmen: Forbes: 2000 umsatz- 7 stärkste Unternehmen 3 Hauptsitze nach Umsatz weltweit Hauptsitze der DAX- 8 Anzahl der Dax-notierten Unternehmen Unternehmen 8 Anzahl der Unter- nehmen mit Beschäf- 9 Beschäftigungskonzentration tigtenzahlen über 44 1.000 Mitarbeiter in der MR Entscheidungs- und Kontrollfunktion, Ebene der unternehmensnahen Dienstleistungen

# Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung

10 Börsenplatz ansässig Keiner

10a Umschlag In Mill. Euro/ Tag 0 10b Umschlagsanteil Weltweit in % 0 - In Mill. Euro 11 Bilanzsumme der ansässigen Banken (Zu wenig Daten für die gesamte MR verfügbar) 12 Höhe der sektoriellen Dienstleistungsquote Min. 50% 62,9% Entwicklung des Beschäftigungsvolumens Positiver Zuwachs, 13 über nationalem +0,9% im Dienstleistungssektor Durchschnitt (über nationalem Durchschnitt) Positiver Zuwachs: Entwicklung der unternehmensorientierten Berechnungsgrundla- 14 Dienstleistungen zu den restlichen Dienst- ge: sozialversiche- positiv leistungen rungspflichtige Be- schäftigte

279

Top 25 der Manage- Anzahl der ansässigen Managementbera- mentberatungs- 15 Keine tungsunternehmen Unternehmen in Deutschland 2006 Führende Wirt- Anzahl der ansässigen Wirtschaftsprüfungs- schaftsprüfungsgesell- 16 1 gesellschaften schaften in Deutsch- land 2005 Kreativindex der 17 Anzahl der ansässigen Werbeagenturen Werbeagenturen 2005 Keine Wirtschaftsleistung 18 Erwerbstätige insgesamt IKM Monitoring 2008 1,8 Mio. In Mio. Euro, IKM 19 Bruttoinlandsprodukt Monitoring 2008 105 In Euro, IKM Monito- 20 BIP je Erwerbstätigen ring 2008 58.321 In %; IKM Monito- 21 Entwicklung/ Wachstumsrate des BIP ring 2008 22,0 22 Bruttowertschöpfung im sekundären Sektor In Euro; IKM Monito- je Erwerbstätigen ring 2008 53.607 23 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im Iin %; IKM Monito- sekundären Sektor je Erwerbstätigen ring 2008 9,0 24 Bruttowertschöpfung im tertiären Sektor je In Euro; IKM Monito- Erwerbstätigen ring 2008 53.620 25 Entwicklung der Bruttowertschöpfung im In %; IKM Monito- tertiären Sektor je Erwerbstätigen ring 2008 28,9

Finanzen und Fördermittel Verfügbares Einkommen privater Haushalte In Euro je Einwohner; 26 (Haushaltseinkommen) IKM Monitoring 2008 15.451 In %; IKM Monito- 27 Entwicklung des Haushaltseinkommen ring 2008 17,61 In Euro je Einwohner; 28 Kommunale Steuereinnahmen IKM Monitoring 2008 801 Entwicklung der kommunalen Steuereinnah- In %; IKM Monito- 29 men ring 2008 27,7 In Euro je Einwohner; - 30 Kommunale Schulden IKM Monitoring 2008 (Zu wenig Daten für die gesamte MR verfügbar) 31 Raumwirksame Bundesmittel 1431 In Euro je Einwohner; 31a Arbeitsmarktpolitische Hilfen IKM Monitoring 2008 620 31b Städtebauförderung: Bundesfinanzhil- In Euro je Einwohner; fen. IKM Monitoring 2008 30 31c KfW –Fördermittel: Kreditzusagen zur In Euro je Einwohner; Förderung kleiner und mittlerer Unter- IKM Monitoring 2008 756 nehmen 31d In Euro je Einwohner; GRW -gewerbl. Wirtschaft: Zuschüsse IKM Monitoring 2008 25

Innovations- und Wettbewerbsfunktion # Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung Universitäten Universität Würz- burg (101-151); Anzahl der ansässigen TOP-500 Universitäten (Shanghei FAU Erlangen- 32 Nürnberg (201- 3 Index) 302); Universität Bayreuth (303- 401) Universitäten und 33 Hochschulen: Anzahl der Studierenden insgesamt Fachhochschulen 85.454

280

Universitäten und 34 Hochschulen: Anteil ausländischer Studierender Fachhochschulen 9,5% Studierende pro 35 Studierendendichte in der MR 1000 Einwohner 25,3 Studierende pro 36 Studierendendichte, Wert über Landesdurchschnitt 1000 Einwohner +5,3 Studierende pro 37 Studierendendichte, Wert über Bundesdurchschnitt 1000 Einwohner +1,5 Anzahl der Medieneinheiten in wissenschaftlichen Bibliothe- Universitäten und 38 ken Fachhochschulen 8.783.434 39 Anzahl der universitären Sonderforschungsbereiche 2004 10 Wissen und Innovation 40 Anzahl der Großforschungseinrichtungen 3 41 Patentanmeldungen gesamt 3500

In %) im Zeitraum 42 Anteil der MR an der Gesamtzahl der Patente 2000 – 2005 5,8

43 Patentanmeldungen je 100.000 Einwohner 100 44 Veränderung der Patentanmeldungen In % +27 45 Zahl der F & E Beschäftigten 2.844 46 F & E-Personal je 1.000 Erwerbstätigen IKM Monitoring 2008 7,3 47 Ausgaben für F & E je 1.000 Erwerbstätigen IKM Monitoring 2008 1.494.084 Beschäftigung IKM Monitoring 48 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte insgesamt 2008 1.233.558 In %; IKM Moni- 49 Entwicklung der Zahl der SV-Beschäftigten toring 2008 - 1,1 In %; IKM Moni- 50 Anteil der Frauen an den SV-pflichtig Beschäftigten toring 2008 45,3 In %; IKM Moni- 51 Anteil der SV-pflichtig Beschäftigten im primären Sektor toring 2008 0,7 In %; IKM Moni- 52 Anteil der SV-pflichtig Beschäftigten im sekundären Sektor toring 2008 38,4 In %; IKM Moni- 53 Anteil der SV-pflichtig Beschäftigten im tertiären Sektor toring 2008 61,1 Ausbildung und Qualifikation Grund-, Haupt-, 54 Anzahl der allgemeinbildenden, priv. und öffentlichen Schulen Real-, Berufsschu- - le, FOS, Gymna- (Keine Daten) sium etc. Grund-, Haupt-, Anzahl der Schüler an allgemeinbildenden, privaten und öf- Real-, Berufsschu- 55 49 651 fentlichen Schulen le, FOS, Gymna- (nur Nürnberg) sium etc. In %; IKM Moni- 56 Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss toring 2008 8,1 In %; IKM Moni- 57 Anteil der Schulabgänger mit allgem. Hochschulreife toring 2008 21,4 Je 100 Bewerber; 58 Ausbildungsplätze IKM Monitoring 97,93 2008 59 Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul/ Hochschulab- In %; IKM Moni- schluss an den Beschäftigten insgesamt 2006 toring 2008 8,0 60 Veränderung des Anteils der Beschäftigten mit FH/ Hoch- In %; IKM Moni- schulabschluss an allen Beschäftigten 1997-2006 toring 2008 26,6 61 Anzahl der allgemeinbildenden Bibliotheken In % 6

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Innovations- und Wettbewerbsfunktion # Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung Kultur und Tourismus Residenz Würzburg, 62 Anzahl UNESCO Weltkulturerbe Stätten vor Ort Altstadt Bamberg, Alt- 4 stadt Regensburg, Limes 63 Anzahl überregional bedeutsamer Kulturveranstaltungen Mind. 20 6 Staatstheater Nürnberg, Spielzeit 2006/2007: 64 Anzahl der Besucher der Hauptveranstaltungsstätten Sparten Oper, Operette 256.368 und Theater. Staatstheater Nürnberg, Gesamtanzahl der Vorstellungen an den Hauptveranstal- Spielzeit 2006/2007: 65 tungsstätten Sparten Oper, Operette 744 und Theater In Städten über 500.000 66 Städtetourismus: Anzahl der Übernachtungen Einwohnern 1,88 Mio. Städtetourismus: Entwicklung der Anzahl der Übernach- Mind. positiv. Zeitraum: 67 tungen 1997-2005 +25% 68 Anzahl angebotener Gästebetten IKM Monitoring 2008 105000 In %; IKM Monitoring 69 Entwicklung der angebotenen Gästebetten 2008 1,7 Sport 1. Deutsche Fußballbun- 70 Anzahl der Erstligavereine Fußball desliga Keine 1. Deutsche Eishockey- 71 Anzahl der Erstligavereine Eishockey bundesliga 1 1. Deutsche Basketball- 72 Anzahl der Erstligavereine Basketball bundesliga Keine 73 Anzahl der Sportstadien über 50.000 Sitzplätze World Stadiums (2006) Keine

Gateway-Funktion # Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung Verkehrsanschluss Anzahl der Starts und Landungen an internationa- Nur Nürnberger Flughafen; IKM 74 len Flughäfen Monitoring 2008 78.043 75 Frachtaufkommen an internationalen Flughäfen In Tonnen 15.084 76 Passagieraufkommen an internationalen Flughäfen Anzahl der Passagiere 2008 4.2.38.275 2004. Mind. Indexwert von 110 77 Interkontinentale Erreichbarkeit Punkten 107 2004. Mind. Indexwert von 120 78 Interregionale Erreichbarkeit Punkten 119 79 Anzahl angeschlossener TEN Routen TEN: Trans-Europäische Netze 3 (TEN 1, 18, 22) 80 Güterumschlag an Seehäfen in 1.000 Tonnen 0 81 Güterumschlag an Binnenhäfen in Tonnen 13.305011 82 Entwicklung des Passagieraufkommens interna- In %; IKM Monitoring 2008 tionaler Verkehrsflughäfen 32,1 in Mio. Fahrten/Jahr; IKM Mo- 83 Personenverkehrsaufkommen insgesamt nitoring 2008 34140 84 Entwicklung des Personenverkehrsaufkommen In %; IKM Monitoring 2008 10,9 in Mio. Tonnen/Jahr; IKM Mo- 85 Güterverkehrsaufkommen insgesamt nitoring 2008 1507,2 86 Entwicklung des Güterverkehrsaufkommen In %; IKM Monitoring 2008 27,2 87 Fahrleistungen auf Bundesfernstraßen In km; IKM Monitoring 2008 905 Bedeutung als internationaler Messestandort Anzahl der überregionalen und internat. bedeut- Mind. Messe mit überregionaler 88 samen Messen. oder internationaler Bedeutung 21

282

89 Messeplätze: Ausstellungskapazitäten in m² und Hallenkapazitäten über 100.000 m² 235.000 90 Messeplätze: Messebesucher 1,3

Das Erweiterte Indikatorenmodell Raumbezogene Indikatoren # Indikator Anmerkung Merkmalsausprägung 91 Flächenversiegelung 91a Durchschnittliche Siedlungs- und In % . Nur Daten für die Stadt Nürn- Verkehrsflächenanteile in der MR berg verfügbar 57,3% Siedlungs- und Verkehrsflächen- 91b In %; IKM Monitoring 2008 zuwachs in der MR 3,3 Siedlungs- und Verkehrsflächen- 91c In %; IKM Monitoring 2008 anteile pro Einwohner in der MR 25,4 Anteil ungeteilter Räume an der 91d In %; IKM Monitoring 2008 Gesamtfläche 22,13 Anteil Natur- und Landschaft- 91e sschutzgebiete an der Gesamtflä- In %; IKM Monitoring 2008 37,20 che 92 Wohnungsmarkt; Boden-, Immobilien- und Mietpreise - 92a Durchschnittliche Bodenpreise In Euro/ qm (Keine Daten) Durchschnittliche Immobilienprei- - 92b In Euro/ qm se Wohnfläche (Keine Daten) In Euro/ qm .Durchschnitt der Büro- 92c Durchschnittliche Mietpreise mieten. Nur Daten für die Stadt Nürn- 8,7 Euro berg verfügbar In %. Nur Daten für die Stadt Nürn- 92d Durchschnittliche Leerstandsquote berg verfügbar 4,5% Je Einwohner in m²; IKM Monitoring 92e Pro-Kopf-Wohnfläche 2008 43,0 Entwicklung der Pro-Kopf- 92f In %; IKM Monitoring 2008 Wohnfläche 9,6 92g Wohnungsbestand IKM Monitoring 2008 88,4 92h Wohnungsbestandsentwicklung In %; IKM Monitoring 2008 8,2 Anteil Ein- und Zweifamilienhäu- 92i In %; IKM Monitoring 2008 ser 55,1 92j Fertiggestellte Wohnungen je 1.000 Baufertigstellungen Einwohner; IKM Monitoring 2008 2,7 92k Entwicklung Baufertigstellungen In %; IKM Monitoring 2008 -45,8

92l Durchschnittlicher Baulandpreis In Euro je m² - (Zu wenig Daten verfügbar) 93 Metropolenentwicklung und Suburbanisierungsprozesse Flächenmäßiges Städtewachstum 93a - (Zu wenig Daten verfügbar) Fläche insgesamt 93b In km²; IKM Monitoring 2008 20.544 Bevölkerungsdichte 93c IKM Monitoring 2008 171,02 93d Anteil der Bevölkerung in Großs- tädten (>500.000 Einwohner) In %; IKM Monitoring 2008 14,3

93e Anteil der Bevölkerung in zentra- len, städtisch geprägten Räumen In %; IKM Monitoring 2008 39,7

93f Anteil der Bevölkerung in periphe- In %; IKM Monitoring 2008 22,3

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ren, ländlich geprägten Räumen Umweltbezogene Indikatoren

94 Pendlerströme, Verkehr und Infrastrukturausbau Zuwachs der Kraftfahrzeugzulas- In %. 1990 bis 2004. Nur Daten für 94a sungen in der MR die Stadt Nürnberg verfügbar + 13,8% Zuwachs des Kfz-Bestandes in der 1990 bis 2004, pro 1000 Einwohner. 94b Nur Daten für die Stadt Nürnberg ver- +12,8% MR fügbar Gesamtlänge der Straßen in der Nur Daten für die Stadt Nürnberg ver- 94c fügbar. Straßenlänge in km im Stadt- 1 142,906 MR gebiet Nürnberg Zuwachsrate der Verkehrsleistung In Personenkilometer. 1990 bis 2004. 94d Nur Daten für die Stadt Nürnberg ver- 15% des ÖPNV in der MR fügbar Anteil des ÖPNV am gesamten In %. 1990 bis 2004. Nur Daten für 94e Personenverkehr in der MR die Stadt Nürnberg verfügbar 25% 94f Anteil der Bevölkerung die inner- In %; IKM Monitoring 2008 halb 30 Minuten Pkw-Fahrzeit den 96,6 nächsten BAB-Anschluß erreichen 94g Anteil der Bevölkerung die inner- In %; IKM Monitoring 2008 halb 45 Minuten Pkw-Fahrzeit den 55,1 nächsten IC-Halt erreichen 94h Anteil der Bevölkerung die inner- In %; IKM Monitoring 2008 halb 60 Minuten Pkw-Fahrzeit den nächsten Internationalen Verkehrs- 62,9 flughafen erreichen 94i Anteil der Bevölkerung die inner- In %; IKM Monitoring 2008 halb 60 Minuten Pkw-Fahrzeit ei- 64,9 nen Metropolkern erreichen 94j Anteil der Binnenpendler in der In %; IKM Monitoring 2008 Region an allen Beschäftigten 88,4 2006 94k Anteil der Einpendler in der Regi- In %; IKM Monitoring 2008 on an allen Beschäftigten 11,6 94l Anteil der Auspendler in der Regi- In %; IKM Monitoring 2008 on an allen Beschäftigten 7,9 94m Durchschnittlicher Pendelradius In km; IKM Monitoring 2008 15,24 95 Lärmbelastung 95a Anzahl der von Lärm betroffenen Über best. Lärmschwellen LEQ max. - Bürger in städtischen Gebieten (Zu wenig Daten verfügbar) 95b Anzahl der von Lärm betroffenen Über best. Lärmschwellen LEQ max. - Bürger in ländlichen Gebieten (Zu wenig Daten verfügbar) 95c Straßenkilometer Straßenlänge in km in der MR - (Zu wenig Daten verfügbar) 95d Anzahl Starts und Landungen Von stadtnahen Flughäfen in der MR - (Zu wenig Daten verfügbar)

95e Schienenkilometer Schienenlänge in km in der MR - (Zu wenig Daten verfügbar) Patienten mit symptomatischen Statistiken der Krankenhäuser in der 95f - Ohrerkrankungen MR (Zu wenig Daten verfügbar) Patienten mit symptomatischen Statistiken der Krankenhäuser in der 95g - Kreislauferkrankungen MR (Zu wenig Daten verfügbar) Patienten mit symptomatischen Statistiken der Krankenhäuser in der 95h - Herzerkrankungen MR (Zu wenig Daten verfügbar) 96 Luftverschmutzung 96a Straßenkilometer Straßenlänge in km in der MR - (Zu wenig Daten verfügbar)

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96b Anzahl Starts und Landungen Von stadtnahen Flughäfen in der MR - (Zu wenig Daten verfügbar) 96c Schienenkilometer Schienenlänge in km in der MR - (Zu wenig Daten verfügbar) Messwerte bei Feinstaub (PM10) in 96d Durchschnittswert in der MR - μg/m³ (Zu wenig Daten verfügbar) Messwerte bei Schwefeldioxid - 96e 2 Durchschnittswert in der MR (SO ) (Zu wenig Daten verfügbar) Messwerte bei Stickstoffoxide (NO - 96f 2 Durchschnittswert in der MR und NO ) (Zu wenig Daten verfügbar) 96g Messwerte bei Ammoniak (NH3) Durchschnittswert in der MR - (Zu wenig Daten verfügbar) 96h Messwerte bei flüchtigen organi- Durchschnittswert in der MR - schen Verbindungen (NMVOC) (Zu wenig Daten verfügbar) Patienten mit symptomatischen Statistiken der Krankenhäuser in der 96i - Lungenerkrankungen MR (Zu wenig Daten verfügbar) Anthropogene Indikatoren 97 Migration 97a Bevölkerungszahl insgesamt IKM Monitoring 2008 3.513.575 Bevölkerungsentwicklung 2006 – Summe Metropolregion; IKM Moni- 97b 2025, absolut toring 2008 -82.703 Bevölkerungsentwicklung 2006 – Summe Metropolregion; IKM Moni- 97c 2025 in % toring 2008 -2,35 Summe Metropolregion; IKM Moni- 97d Jugendquote 2006 in % toring 2008 17,9 Summe Metropolregion; IKM Moni- 97e Seniorenquote 2006 in % toring 2008 19,6 Entwicklung Jugendlicher 2006 - Summe Metropolregion; IKM Moni- 97f 2025 toring 2008 -20,1 Summe Metropolregion; IKM Moni- 97g Entwicklung Senioren 2006 - 2025 toring 2008 21,5 Haushalte: Anzahl Personen je 97h Summe Metropolregion Haushalt 2003 2,2 Natürlicher Saldo je 1.000 Einwoh- Geburten/ Sterbefälle; IKM Monito- 97i ner ring 2008 -2,43 Wanderungssaldo je 1.000 Einwoh- 97j IKM Monitoring 2008 ner im JD 5,9 97k Wanderungssaldo der 18 bis unter IKM Monitoring 2008 25-Jährigen Frauen je 1.000 im JD 1 41,9 97l Anteil der Kinder und Jugendlichen (unter 18-Jährige) an der Gesamt- In %; IKM Monitoring 2008 17,9 bevölkerung 97m Anteil der Bevölkerung im erwerbs- In %; IKM Monitoring 2008 fähigen Alter (18 - 65-Jährige) an 62,5 der Gesamtbevölkerung 97n Anteil der über 65-Jährigen an der In %; IKM Monitoring 2008 Gesamtbevölkerung in % Entwicklung der Zahl der unter 18- 19,6 Jährigen Entwicklung der Zahl der 65- In %; IKM Monitoring 2008 97o Jährigen und älter 21,5 Anteil der Frauen an der Gesamt- In %; IKM Monitoring 2008 97p bevölkerung 51,3 97q Veränderung des Anteils der Frauen In %; IKM Monitoring 2008 - 0,47 Anteil der Ausländer an der Ge- In %; IKM Monitoring 2008 97r samtbevölkerung 7,8

285

Veränderung des Anteils der Aus- In %; IKM Monitoring 2008 -10,81, 97s länder 98 Segregation - Durchschnittswert in der MR 98a Residenzielle Segregationsindices (Zu wenig Daten verfügbar) - Durchschnittswert in der MR 98b Dissimilaritätsindices (Zu wenig Daten verfügbar) 99 Arbeitslosigkeit 99a Arbeitslosenquote in der Metropol- In %, 2006 9,3 region Entwicklung der Arbeitslosenquote 99b 1997-2006; in %-Punkten in der Metropolregion -7,3 Anteil Langzeitarbeitslose in der 99c In % Metropolregion 36 100 Soziale Spannungen, Kriminalität 100a Kriminalitätsrate In %. PKS 2007 8,6% - PKS 2007 100b Häufigkeitsverteilung bei Delikten (Zu wenig Daten verfügbar) - PKS 2007 100c Anzahl der verurteilten Straftäter (Zu wenig Daten verfügbar) - Nicht in PKS 2007 ersichtlich 100d Herkunft der verurteilten Straftäter (Zu wenig Daten verfügbar) 100e Ehem. räumlicher Tätigkeitsbereich - Nicht in PKS 2007 ersichtlich der verurteilten Straftäter (Zu wenig Daten verfügbar) 101 Natural hazards und Man made hazards in Metropolen Anzahl der Terroranschläge 101a Keine

Tote bei Terroranschlägen 101b Keine

Verletzte bei Terroranschlägen 101c Keine

Anzahl der erst-aufgetretenen Seu- Keine 101d chen/ Pandemien

Todesopfer erst-aufgetretener Seu- Keine 101e chen/ Pandemien

Eine ähnliche empirische Auswertung für die elf deutschen MR erfolgte 2006 im Regional- monitor des Initiativkreises Europäische Metropolregionen in Deutschland .598 Hierbei wurden die verschiedenen Merkmale der MR z-standardisiert, gewichtet und zu Summenzahlen aggre- giert. Auf die Methode und deren damit verbundene Problematik wird im Anschluss an die Ta- bellen eingegangen. Hier zunächst die Ergebnisse, die ein ähnliches Ranking der MR wie in der vorhergehenden Untersuchung erkennen lassen:

Metropolfunktionsindex nach Teilfunktionen (TF)

Metropolregion TF 1 TF 2 TF 3 TF 4 TF 5 TF 6 TF 7 TF 8 TF 9 Berlin-Brandenburg 22,08 40,27 5,10 49,89 74,32 62,64 19,29 66,82 27,73 Bremen-Oldenburg 2,28 10,74 0,57 20,72 15,99 14,72 25,39 10,70 2,75 Rhein- Main 49,57 83,23 65,32 45,43 55,83 47,58 68,60 54,26 57,35

598 Die „Group for European Metropolitan Areas Comparative Analysis“ (GEMACA) lieferte eine zwar wesent- lich kürzere, aber auf den europäischen Rahmen bezogene Untersuchung europäischer Metropolregionen. Deren Ergebnisse sind im Anhang kurz dargestellt.

286

Sachsendreieck 2,09 32,22 1,03 25,69 48,55 40,02 8,72 40,21 15,46 Hamburg 33,36 42,96 9,48 33,39 25,80 40,12 32,41 29,74 8,60 Hannover-Braunschw.-Gött. 30,84 13,42 17,10 24,81 41,92 28,29 26,03 26,14 57,87 München 61,07 42,96 70,15 31,22 48,88 39,40 22,24 57,68 28,60 Nürnberg 6,00 16,11 1,34 12,01 17,45 17,99 8,65 11,16 16,64 Rhein-Neckar 23,71 13,42 0,00 2,78 24,97 16,15 15,03 12,02 3,62 Rhein-Ruhr 189,54 83,23 34,96 81,05 102,82 103,98 102,27 76,84 100,81 Stuttgart 62,21 24,16 14,11 11,46 36,21 33,86 14,97 32,75 6,79

Metropolfunktionsindex nach Funktionsbereichen Teilfunktionen (TF)

TF 1: Unternehmerische Entschei- Metropol- Entschei- Gateway- dungs- und Kontrollfunktion Innovations- Metropolre- funktions- dungs- und Funktion Rang und Wettbe- TF 2: Unternehmensnahe Entschei- index ins- Kontroll- gion werbsfunktion dungs- und Kontrollfunktion gesamt funktion TF 3: Kapitalmarktorientierte Ent- 1. Rhein-Ruhr 877,49 388,77 208,80 279,92 scheidungs- und Kontrollfunktion

2. Rhein- Main 527,18 243,55 103,42 180,21 TF 4: Politische Entscheidungs- und Kontrollfunktion 3. München 402,19 205,39 88,27 108,52 TF 5: Generierung technisch-wissen- 4. Berlin- 368,14 117,34 136,97 113,84 schaftlicher Innovation Brandenburg TF 6: Generierung sozialer und kul- 5. Han.-Braun. – 266,42 86,17 70,20 110,04 tureller Innovation Gött. TF 7: Zugang zu Menschen 6. Hamburg 255,85 119,19 65,92 70,75 TF 8: Zugang zu Wissen 7. Stuttgart 236,52 111,94 70,07 54,51 TF 9: Zugang zu Märkten 8. Sachsendreieck 214,07 61,03 88,57 64,47 9. Rhein-Neckar 111,70 39,91 41,12 30,67 10. Nürnberg 107,35 35,46 35,44 36,45 11. Bremen- 103,86 34,31 30,71 38,84 Oldenburg

Tab. 84: Metropolfunktionsindex nach Funktionsbereichen I. Die Indikatorenwerte sind z-standardisiert. Additive Verknüpfung der Indikatoren zu Teilfunktionen- Indizes und schließlich zum Gesamtwert einer MR (= über alle Teilfunktionen kumulierte Standardabweichungen). Je höher der Gesamtwert, desto größere Abweichung vom Mit- telwert. Eigene Darstellung nach Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (Hrsg.) (2006).

Auch die Studien Blotevogels 2007 zu dem Thema ergeben eine ähnliche Abstufung der elf deutschen MR:

Index nach der Hauptkomponentenanalyse

Rang Metropolregion Entscheidungs- und Innovations- u. Wett- Gateway- Gesamt- Kontrollfunktion bewerbsfunktion funktion index 1. Rhein-Ruhr 22,40 12,29 12,97 14,80 2. München 14,38 13,16 10,15 12,46 3. Berlin 8,06 12,03 11,57 11,80 4. Frankfurt/Rhein- 8,74 8,50 11,32 10,00 Main 5. Stuttgart 5,76 8,69 2,45 5,71 6. Hamburg 4,59 5,05 5,66 5,43 7. Hannover-Br.-Gö. 4,71 5,99 4,52 5,26 8. Sachsendreieck 2,80 4,72 2,92 3,77 9. Nürnberg 0,98 2,99 1,85 2,17

287

10. Rhein-Neckar 0,98 3,51 1,18 2,11

11. Bremen-Oldenbg. 1,75 2,36 1,16 1,84

Tab. 85: Metropolfunktionsindex nach Funktionsbereichen II. Eigene Darstellung nach Blotevogel, H.(2007b).

Naturgemäß sieht man dies in Nürnberg etwas anders. In einem Benchmark der IHK Nürnberg unter den deutschen Metropolregionen belegt die Metropolregion Nürnberg den 6. Platz. Aller- dings wurden hier nur drei Indikatoren zur Wirtschaftskraft (sozialversicherungspflichtig Be- schäftigte, Bruttowertschöpfung und Bruttowertschöpfung je Beschäftigten) und vier Indikato- ren zur Entwicklungsdynamik (im zehn Jahresvergleich je: Wachstum der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten, der Bruttowertschöpfung, der Produktivität und der Bevölkerung) ge- messen.

Berlin-Brandenburg 21,1 Hann.-Braunschw.-Gött. 24,5 Sachsendreieck 25,5 Bremen-Oldenburg 26,6 Rhein-Neckar 34,2 Nürnberg 40,5 Hamburg 44,4 Rhein-Ruhr 46,1 Stuttgart 50,3 Rhein-Main 50,7 München 70,3

0 1530456075

Abb. 83: IHK-Benchmark der Metropolregionen 2006 Gesamtergebnis. IHK Nürnberg (Hrsg.) (2007), S.25.

Die Werte der obigen Tabellen des Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland und Blotevogels wurden mit Hilfe der Hauptkomponenten- und Faktorenanalyse ermittelt und anschließend z-standardisiert. In dieser Arbeit wurde für die Darstellung des Indikatorenmodells dieses Verfahren explizit nicht angewandt. Hierfür sprechen einige gewichtige Gründe, wie z.B. die mangelnde Praktikabilität der tabellisierten, hochaggregierten Ziffern, da es für die Verant- wortlichen vor Ort nur sehr schwer ersichtlich ist, wo und vor allem wie Schwächen bestehen. In einem Exkurs soll kurz auf das Verfahren der Hauptkomponenten- und Faktorenanalyse so- wie der z- Standardisierung eingegangen werden, auch um die obig bereits angedeutete Proble- matik aufzuzeigen und die Vorteile der Darstellung des Indikatorenmodells hervorzuheben.

- Exkurs: Hauptkomponenten- und Faktorenanalyse, z- Standardisierung -

Die Hauptkomponenten- und Faktorenanalyse nutzt Informationen über die Korrelation von Variablen zu deren Bündelung, in dem die Anzahl von Variablen in einer Untersuchung redu- ziert wird. Ein Beispiel ist die Wettervorhersage, deren Informationsgehalt sich aus mehreren

288 korrelierenden Variablen zusammensetzt (Temperatur, Windrichtung/ -geschwindigkeit, Wol- kendichte, Niederschlagsmenge, Luftfeuchtigkeit, Sonnenscheindauer). Das sukzessive Entfer- nen bestimmter Variablen verkleinert den Informationsgehalt nur marginal, d.h. mit ca. der Hälfte der Variablen kann häufig noch 80% der Gesamtvarianz erklärt werden. Um die Haupt- komponenten- und Faktorenanalyse anwenden zu können, muss eine Studie anhand mehrerer Merkmale durchgeführt werden, deren Variablen annähernd normalverteilt, metrisch mess- /skalierbar und nicht alle paarweise unkorreliert sind. Mit Hilfe von Standardisierungsverfahren werden die Merkmale in ein gleiches Größenverhältnis transformiert, unabhängig von der Messeinheit. Hierfür verwendet man häufig die z - Standardisierung bzw. z- Transformation.

Z-Standardisierung, z- Transformation: Definition und Anwendungsbereiche

Unter z- Standardisierung versteht man in der Inferenz- und der Deskriptivstatistik die Trans- formation von Merkmalsvariablen.599 Diese z- Transformation ermöglicht den Vergleich von unterschiedlich skalierten Daten aus verschiedenen Verteilungen, in dem durch die Standardi- sierung die relative Lage der Variablen in deren Referenzgruppe angegeben wird.600 Eine Kom- bination von Skalenwerten, die auf unterschiedliche Weise gemessen wurden (z.B. auf Skalen mit 5, 26 und 12 Ausprägungen) wird durch die Anwendung der z-Standardisierung ermöglicht. Erhält man gleiche z-Werte, so ist dies ein Zeichen für ebenfalls gleichwertige Merkmalsaus- prägungen in der jeweiligen Ausgangsverteilung. Die z-Standardisierung wird im Wesentlichen durchgeführt, um dimensionslose Standardwerte zu gewinnen und so unterschiedlich verteilte Zufallsvariablen bzw. verschieden gemessene Va- riablen miteinander vergleichbar zu machen. D.h. durch die Standardisierung werden Standard- einheiten geschaffen. Die z-Transformation ermöglicht es so, Merkmale mit anderen, z- transformierten Merkmalen zu vergleichen. Durch die z-Transformation wird die ursprüngliche Form der Verteilung aber nicht verändert. Die z- Standardisierung ermöglicht mit Hilfe von arithmetischem Mittel und Standardabwei- chung die Positionsbestimmung eines Merkmalswertes relativ zu seiner Vergleichsgruppe durch die Angabe, wie viele Standardabweichungen und in welcher Richtung (Vorzeichen) ein Mess- wert Xi in einer Stichprobe vom Mittelwert abweicht. 601 Hierbei wird zunächst die Abweichung zum Durchschnitt der jeweiligen Stichprobe betrachtet und dieser an der Varianz der jeweiligen Stichprobe relativiert.

599 Vgl. Rasch, B., Friese, M., Hofmann, W., und Naumann, E. (2004); Bortz, J. (2005); Falk, M. et al. (2002); Ben-Shakhar G. (1985), S. 292ff. und Stemmler G. (1987), S. 243ff. 600 Beispiel: Ein Apfel für 8 Euro ist wesentlich billiger als ein PKW für 2000 Euro. Aber im Referenzkollektiv der Äpfel ist der Apfel extrem teuer, der PKW in seinem Referenzkollektiv günstig. 601 Hierbei weist der überwiegende Teil der standardisierten Werte Beträge zwischen -2 bis 2 auf. Statistische Ausreißer kennzeichnen sich durch Beträge > 2 .

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Berechnung

Einzelwerte und Merkmalsausprägungen müssen zuerst an dem Mittelwert und der Streuung ih- res Kollektivs relativiert und damit auf ein einheitliches Format zurückgeführt werden. Ist Xi ei- ne Zufallsvariable (bzw. eine Merkmalsausprägung X im Fall i) mit Erwartungswert E (X) =  (also das arithmetische Mittel von X) und der Varianz Var (X) = 2 (und dementsprechend die empirische Standardabweichung der Verteilung ), so erhält man die zugehörige standardisierte Zufallsvariable, indem man von jeder vorliegenden Ausprägung das arithmetische Mittel (der Variablen X) subtrahiert und diese Differenz durch die Standardabweichung des jeweiligen Kollektivs teilt: Xi   Z 

Für die so erhaltene Zufallsvariable Z gilt dann:

F   V E(Z) = E X = 1 [E(X) – E(  )] = 0 HG XW

ein arithmetisches Mittel von 0

F   V Var (Z) = Var X = 1 [Var (X) – Var (  )] = 1 HG XW 2

eine Standardabweichung von 1

Anwendungsbereich „Metropolregionen“ des IKM

Die Berechnungen des Metropolfunktionsindex so wie er im ROB 2005 und im Regionalen Monitoring 2006 (in geringfügig erweiterter Form) dargestellt bzw. verwendet wurde, basiert auf einem Indikatorensatz der standortscharf bzw. auf der Gemeindeebene erhoben und be- rechnet wurde.602 Alle 25 bzw. 28 Indikatoren (gemeindeweise erfasst) wurden zunächst z- standardisiert, d.h. es wurde eine Relativierung aller einzelnen Ausprägungen eines Indikators am jeweiligen Mittelwert in Abhängigkeit von der Standardabweichung vorgenommen. Die so berechneten z-standardisierten Indikatorwerte wurden unter verschiedenen Gewich- tungen (von 0,05; 0,1; 0,2 bis zu 1) zunächst zu den einzelnen Teilfunktionen additiv verknüpft. Der Gesamtindex ergab sich wiederum aus der Addition der Teilfunktionsindizes (gleichge- wichtet).

602 Blotevogel verwendet dieses Verfahren ähnlich.

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Diese Indizes wurden für alle Standorte bzw. Gemeinden mit metropolitanen Funktionen gebil- det. Im Regionalen Monitoring 2006 wurde ein kumulierter Metropolfunktionsindex für die Metropolregionen gebildet, d.h. die Indexwerte aller Standorte und Gemeinden innerhalb einer Metropolregion wurden auf der Grundlage der Abgrenzungen der Metropolregionen des IKM aufsummiert.

Kritik: Nachteile der z-Standardisierung, Vorzug des Indikatorenmodells

Die Kritik läßt in zwei Teile aufspalten: Kritik an dem Verfahren an sich und Kritik an der An- wendung bzgl. der Untersuchung der Metropolregionen. Zum Verfahren der Hauptkomponentenanalayse ist kritisch anzumerken, dass es die Realität nur verkürzt darstellen kann. Ein kohärentes, abschließendes Bild kann durch diese Methode nicht bereitgestellt werden. Der Anspruch, durch eine verkürzte Darstellung der Realität auf wenige gemessene Variablen eine Art Vergleichbarkeit zu ermöglichen wird zwar durch die Hauptkomponentenanalyse erfüllt. Dennoch muss man sich als objektiver Betrachter die Frage nach dem Wert einer solchen Statistik stellen, die bestimmte Merkmalsausprägungen mit einbe- zieht, andere aber ausklammert. Hier beginnt auch die Kritik an „standorteigenen“ Selbstein- schätzungen, da diese häufig von einer Inklusion besonders positiv ausgeprägter Variablen und einer Exklusion der Schwachstellen geprägt sind. So trifft man häufig auch auf vermeintlich ob- jektiv und überparteilich zustande gekommene Gutachten verschiedener Regionen, in denen merkwürdigerweise meist die herausgebende Region in einem positiveren Lichte scheint als die jeweiligen Wettbewerber. Dies stellt auch den Übergang zu dem nächsten Punkt dar, der Kritik an der Anwendung der z- Standardisierung auf die Untersuchung der Metropolregionen. In den Studien des IKM, Blote- vogels und des BBR werden Merkmale aus unterschiedlichen Wertebereichen, Skalierungen und Dimensionen der verwendeten Teilindikatoren (BIP, Arbeitslosenzahl, Produktivitätskenn- ziffern, Studierende, Anzahl Großforschungseinrichtungen usw.) zusammengefaßt. Aber auch Werte gleicher Dimension (z.B. Euro, %-Werte) variieren sehr stark, was an dem Beispielmerkmalen „Höhe des jeweiligen BIPs“ und „Durchschnittseinkommen der Einwoh- ner“ deutlich wird. Zudem weisen einige Merkmale natürliche oder definierte Minimal- und Maximalwerte auf (z.B. Segregationskennziffern zwischen 0-1), andere, z.B. das BIP oder die durchschnittliche Produktivität hingegen nicht (jene sind in ihrem Wertebereich anders oder gar nicht beschränkt). Durch die Transformation besteht weiterhin die Möglichkeit, dass ursprünglich nicht-negative Variablen negative Werte aufweisen können, was zu einer zusätzlichen Verwirrung beiträgt. Durch die Orientierung am Mittelwert sind jene negative Werte möglich, die die Darstellung durch die Aggregation zusätzlich verzerren und eine transparente Nachvollziehbarkeit der ent- standenen Kennziffern erheblich erschweren. Es stellt sich demnach die Frage nach der Validität einer solch starken, durch unterschiedliche Skalierungen und Dimensionen verzerrend wirkenden Aggregation der Daten. Hierdurch wird

291 die Aussagekraft des Indikators stark herabgesetzt, dazumal die Ausprägungen der Merkmale nach der z- Standardisierung dimensionslos sind. Weiterhin ist die theoretische Begründung der unterschiedlichen Gewichtungen nicht ersich- tlich, eine Erklärung warum manche Variablen mit Werten von 0,05; andere mit 0,1; 0,2 oder gar 1 gewichtet wurden bleibt völlig aus, eine Begründung dürfte hier auch einigermaßen schwer fallen. Dies hinterläßt beim Betrachter, wie auch den Anwendern vor Ort, einigermaßen Verwirrung. Ein weiteres Problem besteht in der Auswahl der relevanten Indikatoren, während sich das hier in dieser Arbeit entwickelte Indikatorenmodell auf ein Set von 189 Indikatoren stützt, verwen- det das BBR und damit der IKM lediglich 24. Dies schmälert zum einen die Aussagekraft, zum Anderen aber erneut und in wesentlich größerem Ausmaß die Praktikabilität und Anwendbar- keit für die Verantwortlichen vor Ort. Mit einem wesentlich diffizileren Set an Indikatoren kann genau aufgezeigt werden, wo Schwachstellen und Ansatzpunkte bestehen. Ebenso ist eine um- fassende Transformation in eine SWOT Analysis möglich, was einen weiteren Vorteil für das umfassendere und mit klaren Dimensionen und Werten versehene Indikatorenmodell bedeutet. Als weiteres Problem kommt hinzu, dass viele Merkmalsausprägungen existieren, die nicht normalverteilt sind (z.B. bei der Erhebung und Interpretation weicher Standortfaktoren) und so eine valide Anwendung der z- Standardisierung ausschließen.

Jene genannten Punkte führen zu dem einleitend angesprochenen Hauptkritikpunkt zurück: der mangelnden Praktikabilität und fehlender Transparenz. Nach Meinung des Verfassers nützen Kennzahlen und Rankings vor Ort wenig, will man verstehen wo Schwächen und Ansatzpunkte liegen. Eben jene sind aber aus der tabellierten Darstellung von auf komplizierten, intransparen- ten Rechenwegen entstandenen, entdimensionalisierten und somit ihrem ursprünglichem Kon- text beraubten Kennziffern nicht ersichtlich. Anders hingegen bei dem - zugegebenermaßen umfangreicheren - Indikatorenmodell. Durch die zusätzliche Aufnahme von 165 Indikatoren und die Ausführlichkeit der Darstellung ist es dem Betrachter sofort möglich, Schwachstellen zu erkennen und entsprechenden Handlungsbedarf abzuleiten. Um zudem auch aus dem Indikatorenmodell auf den ersten Blick eine Übersicht zu liefern, werden beispielhaft einige der Hauptindikatoren grafisch abgetragen und in Bezug zum Durch- schnitt der deutschen Metropolregionen und der jeweilgen Benchmark gestellt. Dies ist auch Thema der Arbeit, nicht nur in Studiencharakter theoretisch die Merkmale zu untersuchen, son- dern der Praxis vor Ort konkrete, transparente Handlungsempfehlungen zu geben. Um diese leicht nachvollziehbar und verständlich zu halten, wird die graphische Abtragung des Indikato- renmodells eingeführt. Aus dieser Grafik heraus lassen sich leicht die Handlungserfordernisse ableiten. Da diese Darstellung nur einen Hinweis auf eine mögliche Stoßrichtung geben soll, wird sie im Rahmen dieser Arbeit mittels einiger Indikatoren nur umrissen. Für die graphische Darstellung wurde ein Set von 18 positiven und 10 negativen Beispielsindi- katoren ausgewählt. Hierbei ist es für die Verantwortlichen vor Ort wichtig, die positiven Werte

292 möglichst hoch (BIP etc.), die negativen hingegen möglichst niedrig zu halten (Arbeitslosen- quote etc.). Um eine relative Positionsbestimmung in beiden Grafiken zu erhalten, wird zusätz- lich der Durchschnittswert der Metropolregionen pro Merkmal und die jeweilige Benchmark abgetragen.603 Die Werte der einzelnen Merkmale wurden hierzu an den auf 100% normierten Werten des Durchschnitts der deutschen Metropolregionen pro Merkmal bezogen (vgl. nachfol- gende Tabellen). Aus den in Tabellenform abgetragenen Werten ergeben sich die nachfolgen- den Grafiken. Hierbei wird der normierte Durchschnittswert (jeweils bei 100%) schwarz einge- färbt dargestellt. Jene Bereiche, die über bzw. unter diesem Wert liegen, weisen eine dunkel- graue Einfärbung auf. Somit ist auf den ersten Blick erkennbar, wo die zu prüfende Metropolre- gion eine besonders gute Ausprägung - oder eben Schwachstellen- aufweist. Diese Orientierung wird zudem durch die relative Lage zum jeweiligen Benchmark (hellgrau) unterstützt. So sehen die Verantwortlichen vor Ort direkt ihre Lage zum Durchschnittswert- aber auch, was möglich sein kann (Benchmark).

603 Eine weitere sinnvolle Relation kann der Schwellenwert sein (entspricht dem bundesdeutschen Flächendurch- schnitt des Merkmals, dieser Wert sollte von der potentiellen Metropolregion überschritten werden, wenn es sich überhaupt um eine Metropolregion, deren Hauptmerkmal ja das der Agglomerationseffekte ist, handelt). Auf die Darstellung dieser Relation wurde aus Gründen der grafischen Übersichtlichkeit verzichtet.

MR in Deutschland MR Nürn- MR in Deutsch- MR Nürnberg Benchmark # Merkmal Benchmark (Durchschnittswerte) berg land (normiert) (gewichtet) (gewichtet) 1. Patentanmeldungen 2000-2005 je 100.000 Ew. 336,3 431,7 100,00% 128,37% 729,7 216,98% 2. Anteil Landschafts- u. Naturschutzgebiete an Gesamtfläche in % 32,70% 37,20% 100,00% 113,76% 52,49% 160,52% 3. Passagieraufkommen internationaler Verkehrsflughäfen 15.340.778 4.238.275 100,00% 27,63% 54.161.856 353,06% 4. Anzahl Großforschungseinrichtungen 2008 19,9 4 100,00% 20,62% 42 211,06% 5. Entwicklung des Haushaltseinkommens in % 17,40% 17,61% 100,00% 101,21% 20,52% 117,93% 6. Bevölkerungsentwicklung 2006 -2025 (Rückgang) -1,53% -2,35% 100,00% 99,17% 7,29% 476,47% 7. Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (18 j. -65j.) in % 63,20% 62,50% 100,00% 98,89% 66,4% 105,06% 8. BIP je Erwerbstätigen in Euro 2006 60.953 € 58.321 € 100,00% 95,68% 72.163€ 118,39% 9. Bevölkerungszahl insgesamt 2006 5.270.974 3.513.575 100,00% 66,66% 11.471.732 217,64% 10. Anteil der Schulabgänger mit allgem. Hochschulreife 2006 in % 26,20% 21,40% 100,00% 81,68% 33,8% 129% 11. Bevölkerungsdichte 2006 268,98 171,02 100,00% 63,58% 1.060,37 394,22% 12. Anteil der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insg. 2006 1.721.053 1.233.558 100,00% 71,67% 3.595.272 208,90% 13. Bruttoinlandsprodukt 2006 in Mio. Euro 154.384 € 105.142 € 100,00% 68,10% 338.207 € 219,07% 14. Anteil der SV-pflichtig Beschäftigten im tertiären Sektor in % 68,30% 61,10% 100,00% 89,46% 77,7% 113,76% 15. Studierende an Hochschulen 2006 135.033 89.504 100,00% 66,28% 319.154 236,35% 16. Entwicklung der kommunalen Steuereinnahmen in % 36,7 27,7 100,00% 75,48% 79,3 216,08% 17. Entwicklung des BIP 1997-2006 in % 21,00% 22,00% 100,00% 104,76% 34,6% 164,76% 18. Haushaltseinkommen - Verfügbares Einkommen priv. HH 15.234 € 15.451 € 100,00% 101,24% 17.082€ 112,13%

Tab. 86: Vergleich der Durchschnittswerte der Metropolregionen in Deutschland (gewichtet) mit der Ausprägung der Merkmale deretropolregion M Nürnberg und der jeweilgen Benchmark (gewichtet, Positivbetrachtung).

293 294

Abb. 84 : Positivbetrachtung: Ausprägung der Merkmale der MR Nürnberg im Vergleich zu den Durchschnittswerten der MR in Deutschland und der jeweiligen Benchmark.

(Durchschnitt) MR MR Nürn- MR in Deutsch- MR Nürnberg Bench- Benchmark # Merkmal in Deutschland berg land (normiert) (gewichtet) mark (gewichtet) Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss 1. 8,00% 8,10% 100,00% 101,25% 6,20% 77,50% 2006 in %

2. Baulandpreis 2006 in Euro je m² 90,8 88,4 100,00% 97,36% 24,7 27,20%

3. durchschnittliche Pendeldistanz 2006 in km 16,08 15,24 100,00% 94,78% 14,27 88,74%

4. Siedlungs- und Verkehrsfläche 2004 in km² 2658,21 2.350,00 100,00% 88,41% 972,80 36,60%

5. Anteil Langzeitarbeitslose 2006 in % 41,40% 36% 100,00% 83,21% 35,50% 85,75%

6. Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche 2004 in % 13,70% 11,40% 100,00% 78,83% 10,40% 75,91%

7. Arbeitslosenquote JD 2006 12,5 9,3 100,00% 74,40% 7 56,00%

Raumwirksame Bundesmittel - Arbeitsmarktpolitische 1.123 620 100,00% 62,00% 410 36,51% 8. Hilfen je 1.000 Ew.

Bruttowertschöpfung im Tertiären Sektor je Erwerbstä- 53.010 53.620 100,00% 101,15% 40906 77,17% 9. tigem 2006 in €

Raumwirksame Bundesmittel - Städtebauförderung je 56 30 100,00% 53,57% 12 21,43% 10. Ew.

Tab. 87: Vergleich der Durchschnittswerte der Metropolregionen in Deutschland (gewichtet) mit der Ausprägung der Merkmale deretropolregion M Nürnberg und der jeweilgen Benchmark (gewichtet, Negativbetrachtung). 295 296

Abb. 85: Negativbetrachtung: Ausprägung der Merkmale der MR Nürnberg im Vergleich zu den Durchschnittswerten der MR in Deutschland und der jeweiligen Benchmark. 297

5.4 Fazit: Die Metropolregion Nürnberg

„Eine eindeutige Definition von nachhaltiger Raumentwicklung ist heute noch nicht möglich. Es fehlt weitgehend an wissenschaftlich begründeten Sollwerten oder Grenzwerten dafür, was als nachhaltige Entwicklung anzusehen ist. 604 [...] Nicht jede Abweichung vom Durchschnitt, jede Disparität ist schon ein Problem oder ein Defizit, das den ausgleichenden Eingriff der Politik erfordert. Dies gilt umso mehr, wenn man die vielfachen Kompensationsmöglichkeiten mit in Rechnung stellt, die regionale Unterschiede in den Lebensbedingungen quasi nivellieren. So werden z. B. regionale Einkommensunterschiede von bis zu 20 % durch entsprechende regiona- le Unterschiede in den Lebenshaltungskosten ausgeglichen. Schon allein die ausgeprägte groß- räumige funktionale Arbeitsteilung und unterschiedliche regionale Potenziale bedingen zwang- släufig regionale Unterschiede. [...] Die Beantwortung der Frage, welche Raumentwicklung als weniger oder mehr nachhaltig anzusehen ist, muss daher Spannweiten von hinzunehmenden oder aber bedenklichen Unterschieden zulassen.“605

Die für die Regionen vorgeschlagenen Indikatoren implizieren durch die Durchschnittswerte (und im weiteren Sinne auch durch das Benchmarking) Mindestanforderungen im Sinne einer interregional vergleichenden Betrachtung. Werden diese relativen Mindestziele nicht erreicht, so kann man daraus auf Defizite in der Entwicklung einer Region schließen. Je mehr die durch- schnittlichen Werte der jeweiligen Merkmale unterschritten werden und je höher der Abstand der Region von diesen Durchschnitts- bzw. Benchmarkwerten ist, desto höher fällt das gesamte Entwicklungsdefizit der untersuchten Region aus. Hierzu sind jedoch einige Anmerkungen notwendig: Orientiert man sich an den Durchschnittswerten der MR in Deutschland, so wird un- terstellt, dass der Bundeswert eine geeignete Bezugsgröße für eine prosperiernde Entwicklung im Sinne eines Wachstumspols darstellt. Hierbei wird es dann problematisch, wenn jener durch- schnittliche Bundeswert selbst den Anforderungen eines Wachstumspols bzw. eines Gravita- tionszentrums für Kapital, Unternehmen und Menschen nicht gerecht wird und vergleichsweise anderenorts wesentlich höhere Maßstäbe gelten (z.B. im direkten Vergleich der MR Deutsch- lands mit denen Chinas). Auch Regionen, die bei einem Indikator/ Merkmal besser als der Durchschnittswert abschneiden, müssen deshalb nicht unbedingt einen positiven Beitrag zur Entwicklung leisten. Es wird hier dann lediglich konstatiert, dass sie im Vergleich zu dem Gro der anderen Regionen bzgl. jenes Merkmals etwas besser ausgeprägt sind. Diesbezüglich ist ein valider Vergleich nur weltweit sinnvoll, indem er zugleich aber die besonderen Umstände vor Ort explizit berücksichtigt. Ausschlaggebend können hier siedlungsstrukturelle Ausgangsbe- dingungen oder vor allem der Fakt der Rechtssicherheit bei Investitionen in Deutschland vergli- chen mit jenen in China sein: „Neben harten und weichen Standortfaktoren, wie die Infrastruk- turausstattung oder das Image einer Region, beeinflussen die wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Rahmenbedingungen eines Landes die Position einer Region im internationalen Ver- gleich entscheidend mit.“606

604 Quelle: www.raum-energie.de/suk/SEK_Pinneberg.pdf, S.14, aufgerufen am 23.09.2008. 605 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 95. 606 Ebd., S. 186.

298

Die Formulierung bestimmter Norm- und kritischer Schwellenwerte ist ein weiterer Punkt. In dieser Arbeit werden, da keine expliziten politisch gesetzten Zielwerte vorlagen und -liegen, Durchschnittswerte und Benchmarks als Vergleichsmaßstäbe herangezogen und hiervon ausge- hend prozentuale Abweichungen definiert. Deren Über- bzw. Unterschreiten gilt dann als Erfül- lung oder Verletzung des Entwicklungsziels. Jene Festlegungen sind notwendig, wenn man in der entwicklungsorientierten Metropolregionsdiskussion von unverbindlichen Absichtserklä- rungen weg und hin zu einer indikatorengestützten Erfolgskontrolle kommen will. Die in die- sem Bericht benutzten Einzelindikatoren werden an ihren jeweiligen Durchschnittswerten nor- miert. Die Normierung entspricht daher einer Transformation der Indikatorausprägungen in re- lative Werte, die dimensionslos und damit zwischen den Indikatoren vergleichbar sind. Anhand der grafischen Darstellung lassen sich in Folge dann Stärken und Schwächen leicht ablesen. Zusätzlich ist es möglich, die unterschieldichen Dimensionen getrennt zu betrachten (Entschei- dung-Kontrolle/ Innovation-Wettbewerb/ Gateway/ Belastungsfaktoren-congestion costs usw.). So erhält man jeweils ein durchschnittliches Defizit für die jeweilige Dimension. Auch eine Trendexploration aus vergangenen Werten ist so entweder für einzelne Dimensionen oder den aggregierten Wert möglich, z.B. aktuell für das Jahr 2009 als Grundlage für eine Erfolgskontrol- le fünf Jahre später, 2014. Das hier angewandte Indikatorenkonzept versucht diesen Anforderungen Rechnung zu tragen, ohne die methodischen Probleme zu verschweigen, die bei der Bewertung verschiedener Merkmale anhand von Indikatoren auftreten können. Der hier gewählte Ansatz ist von daher ein erster Versuch, um das Monitoring einer entwicklungsorientierten Metropolregion voranzutrei- ben. Hinsichtlich der Beurteilung der Umsetzung des Konzepts der MR in der Region Nürnberg muss beachtet werden, dass es sich hier um eine noch junge Entwicklung handelt. Die Auswir- kungen können daher nur in begrenztem Umfang beurteilt werden. Bislang gib es nur wenige kritische Aussagen zu dem Konzept. Bezüglich der flächenmäßigen Ausbreitung kann eine zu starke Ausweitung des als Metropol- raum benannten Gebiets kritisiert werden. Nürnberg mit einer durchschnittlichen Einwohner- dichte von nur 170 Einwohnern je km² sowohl unter dem gesamtdeutschen Durchschnitt mit 230 Einwohnern je km² 607, als auch erheblich unter dem Durchschnitt der Metropolregionen mit 269 Einwohnern je km² zurückbleibt. Bei der Auswahl der beteiligten Städte und Gemein- den wurden keine wissenschaftlichen Kriterien zur Beurteilung der Metropolfunktionen und Verflechtungen der Teilbereiche herangezogen, sondern es entwickelte sich eine gewisse „Ei- gendynamik“.608 Mit dem Status „Metropolregion“ erhoffen sich viele Städte und Landkreise wirtschaftliche Vorteile bzw. befürchten „[…] den Anschluss an zukünftige Entwicklungen zu verpassen […]“.609 Sie streben eine Einbindung an, auch wenn sie wesentliche Merkmale der

607 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) (Hrsg.) (2005), S. 15. 608 Thierstein, A.; Goebel, V.; Förster, A. (2006), S. 127. 609 Liebel, C. (2005), S. 87.

299

Zugehörigkeit zu einer Metropolfunktion nicht oder nur teilweise erfüllen. Im Fall der MR Nürnberg hat dies zu der bereits erwähnten großen Ausdehnung über nahezu das gesamte nörd- liche Bayern mit erheblich unter dem Durchschnitt liegenden Einwohnerdichten geführt (vgl. Tab. 27). Insbesondere in den „[…] ländlichen Teilen der Metropolregion sind so gut wie keine metropolitanen Funktionen zu finden […]“.610 Dadurch wird der an sich durchaus vorhandene Metropolcharakter der MR Nürnberg stark abgeschwächt.

Rhein-Neckar 5637 Rhein-Ruhr 11500 Bremen/Oldenburg 11623 Halle/Leipzig/Sachsendreieck 12130 Frankfurt/Rhein-Main 14800 Stuttgart 15400 Hann.-Braunschw.-Gött. 18577 Hamburg 19801 Nürnberg 20544 München 21500 Berlin-Brandenburg 30370

0 5000 10000 15000 20000 25000 30000 35000

Abb. 86: Vergleich der Fläche der deutschen MR. Eigene Darstellung nach Initiativkreis Europäische Metropolre- gionen (2006).

Hinsichtlich der von Blotevogel formulierten Funktionen von MR schneidet Nürnberg vergli- chen mit den anderen deutschen MR noch eher schwach ab.611 Die Mängel im Bereich der Ent- scheidungs- und Kontrollfunktion sind hauptsächlich durch das Fehlen von Institutionen des öf- fentlichen Sektors begründet. Im privatwirtschaftlichen Sektor sind hingegen einige namhafte Unternehmen wie beispielsweise Siemens, Adidas, INA Schaeffler und GfK in der MR ansäs- sig. Der MR Nürnberg wird deshalb in diesem Sektor in anderen Rankings hohe Wettbewerbs- fähigkeit und Wirtschaftskraft bescheinigt.612 2002 untersuchte das Empirica Institut die attrak- tivsten Standorte Europas. Demnach verbesserte sich Nürnberg/ Mittelfranken bzgl. der vier Jahre zurückliegenden Vorgängerstudie vom 28. auf den vierten Platz innerhalb deutscher Großstadtregionen.613 Einer 2002er Studie der Basler Prognos AG zufolge verbesserte sich Nürnberg bzgl. der technologischen Leistungsfähigkeit innerhalb von zwei Jahren vom siebten auf den vierten Platz unter 97 deutschen Regionen.614 Der aktuelle Deutschlandbericht des „Global Entrepreneurship Monitor“ weist die Region Nürnberg mit ihrem Regierungsbezirk Mittelfranken als den deutschen Regierungsbezirk mit der stärksten Gründungsdynamik aus.615

610 Ebd., S. 92. 611 Vgl. Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (Hrsg.) (2006), S. 11f. 612 Vgl. IHK Nürnberg (Hrsg.) (2008), S. 1f. 613 München, Karlsruhe und Stuttgart belegten die ersten drei Plätze. Vgl. Kamp, M. etal. (2002), S. 18ff. 614 Vgl. Dürand, D. (2002), S. 102ff. 615 Hier wird von internationalen Startup-Experten in Jahresabstand die Gründerszene in 30 Staaten untersucht. Vgl. Katzensteiner, Th.; Losse, B. u.a. (2003), S. 97ff.

300

Auch in einer aktuellen Studie der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Yo- ung, die zwanzig deutsche Großstädte bezüglich ihrer Rahmenbedingungen für Unternehmens- standorte vergleicht, schneidet Nürnberg hinsichtlich der meisten Faktoren überdurchschnittlich gut ab.616 Allerdings haben nur wenige große Unternehmen ihren Hauptsitz in der MR.617 Dies ist neben dem Fehlen von wichtigen Institutionen des öffentlichen Sektors ein weiterer Grund für den ge- ringen Indikatorwert bezüglich der Entscheidungs- und Kontrollfunktion (vgl. z.B. Tab. 61). Auch bei der Innovations- und Wettbewerbsfunktion nimmt Nürnberg unter den deutschen MR die hinteren Plätze ein. Nur der metropolitane Kern der Region, insbesondere Erlangen, trägt mit einer größeren Anzahl von Forschungs- und Bildungseinrichtungen zur Erfüllung der Inno- vations- und Wettbewerbsfunktion bei. Aufgrund des geringen Beitrags des metropolitanen Netzes erfüllt die MR diese Funktion vergleichsweise schlecht.618 Die Gateway-Funktion wird oft als die wichtigste Funktion der MR dargestellt. Noch vor ihrer Benennung als MR wurde im Entwurf des Europäischen Raumentwicklungskonzeptes von 1997 die Funktion Nürnbergs als Gateway-Stadt gewürdigt.619 Die Funktion wird auch auf- grund des Flughafens, der Einbindung in das transnationale Schienen- und Straßennetz und der Bedeutung als Messestandort sicherlich in gewissem Maße erfüllt, jedoch weisen auch in die- sem Fall andere deutsche MR einen höheren Grad der Funktionserfüllung auf. Auch ein Alleinstellungsmerkmal, dass die Kompetenzen der Region Nürnberg von denen der anderen deutschen MR abgrenzt, fehlt bisher.620 Zahlreiche Akteure der MR Nürnberg sehen neben dem Ausbau der Gateway-Funktion durch stärkere Einbindung in das transeuropäische Verkehrsnetz621 einen wichtigen Aufgabenbereich in Marketing und Außendarstellung der Re- gion.622 Zu diesem Zweck wurde eigens ein Marketingverein der Region Nürnberg gegründet. Auch hier bestehen jedoch noch gewisse Defizite, da sich das Image der Region im Wesentli- chen „[…] auf den Christkindlesmarkt und die Altstadt [beschränkt], was der Region einen eher gemütlichen und behäbigen Charakter verleiht. Die Innovationskraft und Dynamik der Region ist entsprechend nicht bekannt […]“.623 Als Mitglied in zahlreichen europäischen und internationalen Kommunikations- und Koopera- tionsnetzwerken profitiert die MR Nürnberg nachhaltig von dem Austausch von Wissen und Knowhow mit deutschen und europäischen MR und ist in der Lage, ihren Interessen im Ver- bund mit deutschen und europäischen MR bundes- und europapolitisch mehr Nachdruck zu ver- leihen und sich so effektiver durchsetzen. Die MR Nürnberg verfügt über vergleichsweise we-

616 Vgl. Ernst & Young (Hrsg.) (2008), o.S. 617 Vgl. Liebel (2005), S. 122f. 618 Vgl. Schüpferling (2005), S. 55. 619 Ebd., S. 7 620 Vgl. Thierstein, A.; Goebel, V.; Förster, A. (2006), S. 129. 621 Vgl. Initiativkreis Europäische Metropolregionen in Deutschland (Hrsg.) (2006), S. 9. 622 Vgl. Liebel (2005), S. 136. 623 Vgl. Schüpferling (2005), S. 71. Kommen.Staunen.Bleiben lautet der Titel, unter dem sich die MR Nürnberg weltweit als Marke profilieren möchte.

301 nige Zentralen größerer Unternehmen, und auch als Sitz von Wirtschaftsverbänden spielt sie ei- ne untergeordnete Rolle. Jene Schwächen bei der unternehmerischen und unternehmensnahen Entscheidungs- und Kontrollfunktion können in Ermangelung staatlicher Einflussmöglichkeiten bei der Ansiedlung von Unternehmen nur sehr schwer abgebaut werden. Dies kann nur teilwei- se durch Kooperationen, koordiniertes Auftreten der Region, Netzwerkaufbau und Stärkung der Wissenschaftslandschaft und Unternehmensinnovationen abgefangen werden. Eine realistische Umsetzung, der eine nüchterne Betrachtung vorweg geht, ist hierzu ein erster Schritt. Im Zuge der Anerkennung Nürnbergs als MR wurden Erwartungen geweckt, Chancen, Heraus- forderungen und auch Risiken gesehen. Mit der Konstituierung Nürnbergs als MR wurde kein Abschluss, sondern erst ein Anfang getan, das größte Stück des Weges, die eigentliche Bewäh- rungsprobe, muss erst noch begangen werden. Vordringliche Aufgabe der kreisfreien Städte, Gemeinden, Landkreise, Planungsregionen, der Industrie- und Handelskammer, der Hand- werkskammer, der Gewerkschaften, der Hochschulen, der Vertreter aus Wirtschaft, Kultur, Sport und des „Die MetropolRegion Nürnberg e.V." im Nexus des neuen Status ist, den Ans- pruch des Titels mit Leben zu füllen: „Das Konzept der Metropolregionen ist eine raumord- nungspolitische Erfolgsgeschichte. […] Eine ganze Reihe deutscher Großstadtregionen hat er- kannt, dass es notwendig ist, sich im europäischen Wettbewerb zu positionieren und die regio- nalen Kräfte über die kommunalen Grenzen hinweg zu bündeln.“624

624 Sinz, M. (2005), Einführung (S. I).