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Starke Kommunen – Starkes Deutschland Kongress-kommunal 2017

10. und 11. November 2017 Stadthalle in Braunschweig Programm Brummen ist einfach.

Weil die Sparkassen und die Landesbanken den Motor unserer Wirtschaft am Laufen halten.

Mittelstandsf inanzierer Nr. 1

Wenn’s um Geld geht

sparkasse.de  Finanzgruppe

DSGV_KommunPolBlatter_Brummen.indd 1 16.02.17 14:41 kommunalwelt.de 1|2017

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wir treffen uns in die- darfen gerecht zu werden, benötigen wir unterschiedliche sem Jahr in Niedersach- Verfahrensweisen und Konzepte. Wichtige Maßnahmen sen in der Stadthalle Braun- wurden dafür in dieser Legislatur auf den Weg gebracht, schweig. Sicher muss noch wie Sie dem Beitrag des Bundesgesundheitsministers viel dafür getan werden – Hermann Gröhe MdB ab Seite 20 entnehmen können. aber ich bin ganz zu­ versichtlich, dass wir die Keine, jedenfalls nicht die einzige Antwort auf die demogra- Bundeskanzlerin Angela fischen Veränderungen im ländlichen Raum ist die Fusion

Foto: © Bernhardt Link – KPV Merkel zu Gast haben von Gemeinden. Professor Dr. Martin T.W. Rosenfeld, Leiter werden. Thema dieses des Forschungsfelds Stadtökonomik im Leibniz-Institut für Kongresses wird der Aus- Wirtschaftsforschung Halle (IWH) geht ab Seite 22 ausführ- blick auf die kommende Legislatur sein. Diskutieren und lich der Frage nach, was Gebietsreformen wirklich bringen. Brummen beraten Sie mit uns gemeinsam, was wir in einer neuen Bundesregierung durchsetzen wollen und wie wir die Viele Unternehmen bekennen sich zu der kommunalen kommunalfreundliche Politik fortsetzen können. Selbstverwaltung, die eben aus hauptamtlicher Verwal- tung und kommunalpolitischem Ehrenamt besteht. Wir Mit dem Schwerpunkt „gleichwertige Lebensverhältnisse“ freuen uns über die Mitwirkung und Expertise starker setzt das gemeinsame Regierungsprogramm von CDU Partner aus der „kommunalen Wirtschaft“ in diesem Heft, und CSU jedenfalls bereits heute die richtigen Akzente. die auch den Kongress -kommunal unterstützen. ist einfach. Die wesentlichen Positionen finden Sie ab Seite 4 in die- sem Heft in der Bewertung des KPV-Bundesvorsitzenden Bitte merken Sie sich den 10. und 11. November bereits . heute vor. Braunschweig ist übrigens in vielerlei Hinsicht einen Besuch wert, wie Sie auf den Seiten 30 und 31 fest- Weil unser Bundesvorsitzender eine neue Herausforde- stellen werden. rung angenommen hat – er wurde zum Staatssekretär und Bevollmächtigten des Landes Schleswig-Holstein beim Ich hoffe, wir sehen uns in Braunschweig! Bund ernannt – und das Abgeordnetenmandat niederge- legt hat, gab es bereits einen Wechsel an der Spitze der Ihr AG Kommunalpolitik der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen . Ein Interview mit dem neuen Vorsitzenden Tim-Rainer Bornholt und Mitglied des Bundesvorstandes der KPV, Christian Haase MdB, lesen Sie ab Seite 10.

Weil die Sparkassen und Um die gesundheitliche Versorgung in Ballungsräumen Hauptgeschäftsführer die Landesbanken den und ländlichen Gebieten gleichermaßen zu gewährleisten der Kommunalpolitischen Vereinigung und den regional so unterschiedlichen Versorgungsbe- der CDU und CSU Deutschlands (KPV) Motor unserer Wirtschaft am Laufen halten. Inhaltsverzeichnis

4 Klares Programm: Für gleichwertige Lebensverhältnisse 18 m it PWC in die Zukunft: Wege zur digitalen Energie­ Mittelstandsf inanzierer Nr. 1 wirtschaft 10 ag Kommunalpolitik hat einen neuen Vorsitzenden: Kommunen brauchen im Bund eine starke Stimme 20 Neue Versorgungskonzepte: Die Gesundheit von morgen 12 Sektorkopplung: Kommunale Unternehmen 22 Fusion von Gemeinden: Was bringen Gebietsreformen? für den Klimaschutz 28 Schulen vom Bund: Länder legen Kriterien fest Zuverlässige Partner: Starke Sparkassen – starkes Europa 14 30 Sightseeing: Braunschweig – die Löwenstadt 16 Programm – Kongress-kommunal 2017 Wenn’s um Geld geht sparkasse.de  Finanzgruppe 3

DSGV_KommunPolBlatter_Brummen.indd 1 16.02.17 14:41 M den es damit Ziele, tige milienförderung sind rich Fa nachhaltige frastruktur, In zukunftsfähige tigung, stand für alle“: Vollbeschäf das Versprechen auf „Wohl hervorragende leisten munen Kom die Und gewährt. Unterstützung finanzielle reiche umfang so Kommunen den Bund der hat zuvor nie den, wor entlastet so Kommunen die sind zuvor Nie gestärkt. deutlich Deutschland in Landkreise und Städte meinden, rem rem ih in erneuert Union Die sich. lohnt nen Das Kommu die in Vertrauen können. gelingen gung der Flüchtlinge nicht A die hätte Kommunen die werden. vorangebracht Stadtentwicklung die Personennahverkehr und der Kinderbetreuung, die konnte können. fen für mehr Wachstum, und Beschäftigung Wohlstand schaf die Kommunen die haben onsprogrammen die Wahlperioden vergangenen den in hat Union Die leben. gerne gut und wir dem in Deutschland, ein für ben, beschrie Jahre kommenden die für Projekte wichtigsten die werden CSU und CDU von Regierungsprogramm men sich hat Merkel gemeinsa dem Mit entwickelt. hervorragend Deutschland Angela Dr. Bundeskanzlerin der rung Füh der Unter vorgestellt. 2021 2017 – rungsprogramm Regie ihr Bundestagswahl der vor Tage 83 hat Union Die se mit einer strukturpolitischen O Lebensverhältnis- gleichwertiger Herstellung kommunaler die aus Sicht bildet Schwerpunkt besonderer Ein Offensive Strukturpolitische 4 fam ud Versor und ufnahme en R schen in unserem Land auch in Zukunft gut geht. gut Zukunft in auch Land unserem in ­schen egierungsprogramm egierungsprogramm ­Lebensverhältnisse Für gleichwertige Programm Klares M it den Förderprogrammen des Bundes Bundes des Förderprogrammen den it - ­ - ­ ­ - - - und CSU Deutschlands CSU und CDU der Vereinigung politischen Bund, Vorsitzender der Kommunal beim Schleswig-Holstein Landes des Bevollmächtigter und Staatssekretär Liebing Ingbert A rbeit. rbeit. ffensive und einerffensive Digi M t e Investiti den it G rundlagen rundlagen O hne hne G

- e ------Foto: © ???Laurence – stock.adobe.com Chaperon - - - - wertigen Zugang zu Bildung, Bildung, gleich zu Deutschland Zugang wertigen in überall sein, möglich muss Es delte delte schaffen. allen in Entwicklung gute eine für setzungen Voraus die Jahren vier kommenden den in und stärken gung in ländlichen ländlichen in gung Versor ärztliche ausreichende die werden CSU und CDU das Baurecht. und rung Investitionsförde für auch gilt Dies sind. notwendig seln che der Daseinsvorsorge zu gewährleisten, wel wird geprüft, Leistungen von Verfügbarkeit flächendeckende eine dort ländlichen unserer Bedürfnisse die für Deshalb wird die Union die ländlichen und ist lebenswert bleibt. Deutschland ganz damit zu haben, Daseinsvorsorge der Leistungen zu und frastruktur sein, abgehängt bestimmten einer in sie oder er weil darf Niemand talisierungsstrategie. A bweichungen, Sonderregelungen und Öffnungsklau G ebiete entwickelt wurden, passen oftmals nicht nicht oftmals passen wurden, entwickelt ebiete M aßstäbe und aßstäbe R äumen absichern. Dazu gehören gehören Dazu absichern. äumen R egeln, wie sie für dichter besie A bi, u fetihr In öffentlicher zu rbeit, R R egion zu Hause ist. ist. Hause zu egion äume fördern äume und fördern R äume. Um auch auch Um äume. R egionen egionen ­ - - ­ - - - -

­Lebensverhältnisse Für gleichwertige Programm Klares vertreten vertreten sein sollen. Ziel wird es sein, bis kann und welche Änderungen dafür erforderlich sind. sind. erforderlich dafür Änderungen kann welche und der G Ziel grundgesetzliche das wie vorzulegen, schläge R benachteiligten die auch insbesondere dass begrüßen, Von zu sehr sollen. kommunaleres ist Seite menarbeiten zusam Kommunen und Ländern Bund, von Vertreter der in werden, eingesetzt Lebensverhältnisse“ der wertigkeit „ Kommission eine soll Bundestagswahl der Nach weiterentwickeltmeindeförderung werden. Hierzu soll sie zu einem Instrument der Städte- und und Städte- der Instrument einem zu sie soll Hierzu ländlichen des ge A desländern. ländliche für auch sondere den zu bisher als ker voll CDU und bewiesen. CSU dass wollen, die Dies rument. haben in die Bayern Erfahrungen eindrucks Inst geeignetes ein Fläche der in schungseinrichtungen Errichtung von Behörden, Schulen, Hochschulen und For Zur Erhöhung der der Erhöhung Zur Dezentralisierungsstrategie: bundesweite eine ist Neu werden. dert geför weiter sollen Versorgungszentren“ „Ärztliche ge. der bei auch Hebammen, die Versorgung mit Versorgung die die sern, schnelle Verfügbarkeit von sowie Notfallmedizin auch der Erhalt von Pflegeeinrichtungenund Krankenhäu egionen, Städte und und Städte egionen, uch in der Städtebauförderung sollen künftig die Belan die künftig sollen Städtebauförderung der in uch leichwertigkeit besser und schneller erreicht werden werden erreicht schneller und besser leichwertigkeit R A aums besser berücksichtigt werden. werden. berücksichtigt besser aums A ttraktivität ländlicher ländlicher ttraktivität ngeboten der der ngeboten M enschen kommt. Dies gilt insbe gilt Dies kommt. enschen G emeinden selber angemessen angemessen selber emeinden G eburtsvorsorge und -nachsor und eburtsvorsorge R egionen in den neuen Bun neuen den in egionen G eburtshilfe und mit und eburtshilfe M R itte itte 2019 Vor äume ist die die ist äume A rbeit stär rbeit G leich G e ------Foto:Fotos: © ©Iris ??? – M stock.adobe.comaria Maurer die Dauer von Planungsverfahren durch Entbürokratisie durch Planungsverfahren von Dauer die CDU wo und CSU werden, immer möglich und vertretbar, werden. verstetigt hohen Diese beitslosen abfinden.beitslosen Denn auf, dass wir uns nicht mit der hohen Zahl von Langzeitar rastruktur um 40 Prozent auf auf Prozent 40 um rastruktur Inf die in Investitionen unsere Wahlperiode dieser in ben ha Wir Zukunft. der Verkehrszuwächse die für machen fit und stärken weiter daher Wasserwege und Schienen Straßen, unsere wollen Wir Wohlstand. und Wachstum Lebensqualität, bei Spitzenposition nationalen ist die Infrastruktur kunftsfähige Das Langzeitarbeitslose in Arbeit bringen etcln it etet oziead ü sie Infra Der struktur. seine für Vorzeigeland weltweit ist Deutschland zukunftsfähig Infrastruktur tegration in den den in tegration In und Vermittlung Qualifizierung, ihre werden CSU und CDU Lebensqualität. schafft und Einzelnen des lichung die Flexibilität und und Flexibilität die A Land. unserem in Zusammenhalt den für Beitrag starker ein tatsächlich wäre Das ankommen. Förderung deren und Beschäftigungsinitiativen kommunale auf es wird Hier Tätigkeiten wertige auszuüben. gesellschaftlich werden wir die verstärkt regulären dem auf Umstände besonderen der die aufgrund zeitarbeitslosen, len Teilen Deutschlands Deutschlands Teilen len G werden. werden. betroffenen betroffenen besonders den in Unternehmensansiedlungen von rung Förde Die Energietechnologien. moderne für aktivitäten Breitbandausbau mit Straßenanbindungen, und Schienen- gute gehören Dazu greifen. die für Strukturperspektive neuen einer Schaffung zur men hen. Der Bund wird gemeinsam mit den Ländern ländlichen in auch Strukturpolitik zielten dass erreichen, will Union Die finden können. Heimatortes ihres Nähe der in uf einem modernen, fortschrittlichen fortschrittlichen modernen, einem uf leichzeitig ist es das erklärte Ziel, dass dass Ziel, erklärte das es ist leichzeitig R R goe mt eodrm nwclnseaf er Entwicklungsbedarf besonderem mit egionen egierungsprogramm greift die Forderung der KPV KPV der Forderung die greift egierungsprogramm R G egionen muss europarechtlich abgesichert abgesichert europarechtlich muss egionen M roßteil ist in kommunaler Hand. Eine zu Eine Hand. kommunaler in ist roßteil ittel für Infrastruktur sollen mindestens mindestens sollen Infrastruktur für ittel A kommunalwelt.de rbeitsmarkt deutlich verbessern. Lang verbessern. deutlich rbeitsmarkt M A G obilität von obilität rbeitsmarkt keine Chance haben, haben, Chance keine rbeitsmarkt lasfaser lasfaser und 5 M A rbeit und und rbeit öglichkeit geben, sinnvolle und A rbeit rbeit dient der Selbstverwirk A R rbeitsplätze mit einer ge einer mit rbeitsplätze G ekordniveau gesteigert. gesteigert. ekordniveau A rundlage rundlage unserer inter rbeitskräften wichtig. wichtig. rbeitskräften

A G sowie Forschungs usbildung verstärkt verstärkt usbildung 1 A | 2017 rbeitsmarkt sind sind rbeitsmarkt M R äumen entste äumen enschen in al in enschen M aßnah A rbeit, rbeit, 5 ------­ Foto: © Tobias Koch – CDU

rung verkürzen. Dazu werden wir ein Planungsbeschleuni- landweit einheitlichen digitalen Ticket: Einfach, schnell gungsgesetz verabschieden. Bei Ersatzneubauten sollen und unbürokratisch. Die Union will die Verkehrsverbünde die Verwaltungsgerichtsverfahren auf eine Instanz be- intelligent vernetzen und in einem System zusammenfüh- schränkt werden. Für besonders wichtige Projekte wer- ren. Es soll eine App und ein digitales Ticket geben, mit den wir deshalb einzelfallbezogen die Planungs- und Ge- dem Fahrgäste überall in Deutschland fahren können. Im nehmigungsverfahren verkürzen. Dabei orientieren wir Schienenverkehr sollen innovative Technologien getestet uns an den positiven Erfahrungen, die bei den Verkehr- und die Elektrifizierung auch kleinerer Bahnstrecken vor- sprojekten Deutsche Einheit gemacht wurden. Dies kann angetrieben werden. gerade für kommunale Planungen einen echten Schub erzeugen. Rechtsanspruch Kinderbetreuung

In Zukunft werden integrierte Verkehrssysteme eine Die Wahlfreiheit der Eltern im Hinblick auf Erziehung und überragende Bedeutung haben. Gerade junge Menschen Betreuung ihrer Kinder ist uns wichtig. Das setzt voraus, in Städten und Ballungsräumen setzen zunehmend auf dass Betreuung überall dort, wo sie von Eltern gewünscht verzahnte Konzepte, die individuelle und öffentliche Ver- oder benötigt wird, auch tatsächlich vorhanden ist. In den kehrs- und Kommunikationssysteme miteinander verbin- vergangenen Jahren wurden unter der Regierungsverant- den. Durch die enormen Möglichkeiten der Digitalisierung wortung von CDU und CSU bereits ein Rechtsanspruch wird es künftig zur Entstehung völlig neuer Mobilitätskon- auf einen Kindergartenplatz und ein Rechtsanspruch auf zepte kommen. einen Kita-Platz eingeführt. Viele tausend Betreuungs- plätze sind dadurch neu entstanden. Der Bund hat sich Deutschland soll auch in diesem Bereich führend sein. maßgeblich am Bau und an den Betriebskosten beteiligt. Die Potenziale der Digitalisierung für den Öffentlichen Die Union plant in der kommenden Wahlperiode auch ei- Personennahverkehr sollen stärker genutzt werden – und nen Rechtsanspruch auf Betreuung im Grundschulalter: sollen ihn so noch attraktiver machen: Mit einem deutsch- So wird Betreuung auch in dieser wichtigen Lebensphase

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Digitalisierung der Energiewende Foto: © Tobias Koch – CDU Weil es für smarte Lösungen klare Regeln gibt.

Smarte Systeme sind unverzichtbar für eine ökonomisch erfolgreiche Energiewende. Kommunale Versorger und Netzbetreiber stellen sie jedoch vor ganz neue rechtliche Fragen: Welche Pfl ichten hat der Gesetzgeber verankert? Wie lassen sich Datenschutz und Datensicherheit gewährleisten? Was tun, wenn Nutzer den Maßnahmen widersprechen? Profi tieren Sie jetzt vom vernetzten Wissen unserer Experten!

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© 2017 PricewaterhouseCoopers Legal Aktiengesellschaft Rechtsanwaltsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC Legal“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Legal Aktiengesellschaft Rechtsanwaltsgesellschaft, die zum Netzwerk der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) gehört. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft. 7

PwC_Anz_Kommunalwelt_Energiewende_2017_210x297_RZ.indd 1 01.06.17 10:01 Foto: © highwaystarz – Fotolia.com

sichergestellt. Dabei werden wir auf Flexibilität achten, Strukturwandel leiden und finanziell ausgeblutet sind. Die bedarfsgerecht vorgehen und die Vielfalt der bestehen- Union findet sich nicht damit ab, dass freiwillige Leistun- den Betreuungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel Kinder- gen eingeschränkt werden und die Qualität öffentlicher horte, erhalten. Durch den neuen Rechtsanspruch helfen Einrichtungen wie Schulen und Betreuungseinrichtungen wir jungen Familien, Arbeit und Familie besser miteinan- leidet. Hilfe für diese Städte und Gemeinden ist auch eine der zu verbinden. gesamtstaatliche Aufgabe. Die Bundesregierung hat ei- nen Fonds in Höhe von insgesamt sieben Milliarden Euro Parallel zur Erhöhung der Zahl der Betreuungsplätze soll geschaffen, durch den solche Kommunen insbesondere dafür gesorgt werden, dass die Qualität von Bildung und bei der Instandsetzung von Schulen und Bildungseinrich- Betreuung weiter ausgebaut wird. Eine Schlüsselrolle tungen unterstützt werden können. kommt dabei der Ausstattung von Kindertages- und ­Betreuungseinrichtungen mit ausreichend und gut aus­ Gigabit-Gesellschaft gebildetem Personal zu. Unterstützung vom Bund aber auch von den Ländern können die Kommunen gut gebrau- Die Union will die „Gigabit-Gesellschaft“ schaffen. chen. Deutschland soll das Land sein, in dem Daten in Echtzeit überall und für alle verfügbar sind. In Stadt und Land, in In den vergangenen vier Jahren hat die Bundesregierung Ost und West. Für alle absehbaren Anwendungen: Für die Mittel für Städtebau und Stadtentwicklung erheblich das Internet der Dinge, im Verkehrsbereich, in der Me­ erhöht und damit einen wichtigen Beitrag zu Lebensquali- dizin, in der Kommunikation. Hierzu soll der flächen­ tät auch in städtischen Ballungsräumen geleistet. Die fi- deckenden Ausbau von modernsten Glasfasernetzen vor- nanzielle Lage von Städten und Gemeinden in Ballungs- antreiben und bis 2025 realisiert werden. Damit wird die räumen ist höchst unterschiedlich. Neben boomenden Forderung der KPV aufgegriffen, beim flächendeckenden Städten mit Vollbeschäftigung und guter Finanzlage gibt Breitbandausbau mit Glasfaser schneller voranzukom- es Städte und Kommunen, die unter dem industriellen men.

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3 von 4 Deutschen VERTRAUEN den kommunalen Unternehmen* WIR SAGEN DANKE! Foto: © highwaystarz – Fotolia.com * Forsa-Haushaltskundenbefragung Dezember 2015 Dezember * Forsa-Haushaltskundenbefragung

9 Am 27. Juni 2007 wurde Christian Haase MdB mit überwälti- gender Mehrheit zum kommunalpolitischen Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag gewählt. Haa- se tritt damit die Nachfolge von Ingbert Liebing an, der nach den Landtagswahlen in Schleswig-Holstein sein Bundestags- mandat vor Ablauf der Wahlperiode niedergelegt. Liebing übernimmt als Staatsekretär in der neuen CDU-geführten Landesregierung die Funktion des Bevollmächtigten des Landes Schleswig-Holstein beim Bund. Die KOPO sprach mit Christian Haase über seinen neue Aufgabe.

Kommunalwelt: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl. Was reizt Sie an der Aufgabe des kommunalpoliti- schen Sprechers?

Christian Haase: Danke, Kommunen brauchen auch auf Ingbert Liebing wünscht seinem Nachfolger Christian Haase MdB der Bundesebene eine starke Stimme. In meiner über viel Erfolg und Glück zwölfjährigen Zeit als Beigeordneter und Bürgermeister ha-

AG Kommunalpolitik hat neuen Vorsitzenden Kommunen brauchen auch im Bund eine starke Stimme be ich gelernt, dass viele Regelungen auf Bundesebene von Kommunalwelt: Haben Sie Lieblingsthemen? den Kommunen vor Ort in konkretes Handeln umgesetzt werden. Hier entscheidet sich, wie die Bürgerinnen und Christian Haase: Thematisch bin ich nicht eingeengt. Bürger ihren Staat wahrnehmen. Deshalb möchte ich hel- ­Zuletzt habe ich mich als Leiter des Arbeitskreises In­ fen, dass kommunale Handlungsspielräume erhalten blei- tegration viel mit den Auswirkungen der Flüchtlings- ben und die kommunale Selbstverwaltung gestärkt wird. krise aber auch den Versäumnissen der Vergangenheit beschäftigt. Das wird auch in Zukunft ein wichtiges The- ma bleiben. Als große Herausforderung der nächsten Kommunalwelt: Was können Sie in dieser Legislatur Wahlperiode sehe ich die Gleichwertigkeit der Lebens­ noch bewegen? verhältnisse in Deutschland – auf dem Land und in der Stadt. Christian Haase: Sicherlich sind die Sitzungswochen be- endet, aber auch während des Wahlkampfes braucht die Fraktion einen Verantwortlichen für kommunale Fragen. Kommunalwelt: Und wann kommen Sie in Rage? Dafür werde ich zur Verfügung stehen. Christian Haase: Unzuverlässigkeit und Ungerechtigkeit können mich in Wallung bringen. Kommunalwelt: Wird sich die Arbeit unter Ihrer Füh- rung verändern? Kommunalwelt: Sie kommen eher aus einer ländlich Christian Haase: Ingbert Liebing hat die AG sehr enga- geprägten Region; werden Sie auch die Interessen giert und kooperativ geführt. Hier will ich anknüpfen. der Großstädte vertreten?

10 kommunalwelt.de 1|2017 Foto: © Laurence Chaperon

Christian Haase wurde am 6. Mai 1966 in Höxter geboren. Er ist verheiratet und hat eine Tochter. ersmann

Foto: © M Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaf- ten wurde er 2001 zum Beigeordneten der Stadt Beverungen gewählt. 2004 wurde er Bürgermeis- Christian Haase: Ich bin seit über einem Jahrzehnt im Lan- ter der Stadt und 2009 bei der Bürgermeisterwahl desvorstand der KPV NRW und kenne daher die Problemla- erneut im Amt bestätigt. gen großer Städte genauso wie die besonderen Herausfor- derungen ländlicher Räume. Zudem habe ich mich im Bau- 2013 zog Haase für den Wahlkreis 136 – Höxter/ ausschuss intensiv mit dem Thema Wohnungsbau und Lippe II – bestehend aus den Städten des Kreises Stadtentwicklung auseinandergesetzt. Wir dürfen ländli- Höxter und den Städten Augustdorf, Schlangen, che Räume und urbane Gebiete nicht gegeneinander aus- Detmold, Horn-Bad Meinberg, Schieder-Schwalen- spielen. Menschen finden in beiden Räumen Heimat. berg und Lügde aus dem Kreis Lippe als Abgeord- neter in den Deutschen Bundestag ein.

Kommunalwelt: Heimat ist ein gutes Stichwort; als Ab- Seit 1992 ist Christian Haase Mitglied der CDU. geordneter pendeln Sie zwischen Ihrer Heimat und der Aus­schlaggebend für seinen Parteieintritt waren Hauptstadt; wie halten Sie und Ihre Familie das aus? für ihn auch die Orientierung am christlichen Bild vom Menschen und seiner unantastbaren Würde Christian Haase: Das ist zugegebenermaßen ein Spagat. Die und davon ausgehend an den Grundwerten Frei- Entscheidung Abgeordneter zu werden, habe ich mit meiner heit, Solidarität und Gerechtigkeit. Frau und meiner Tochter lange diskutiert. Man kann aber ler- nen, kurze gemeinsame Zeiten intensiver miteinander zu leben. Neben seinen Aufgaben als Kreisvorsitzender der CDU, vertritt er unter anderem die Interessen des Kreises Höxter als stellv. Bezirksvorsitzender der Kommunalwelt: Sie waren knapp zehn Jahre Bürger- CDU Höxter und im Landes- und Bezirksvorstand meister in Beverungen; vermissen Sie manchmal die- der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU. se unmittelbare Gestaltungsmöglichkeit? Darüber hinaus ist Christian Haase jetzt kommu- Christian Haase: Ehrlich gesagt, gibt es manchmal solcheM o- nalpolischer Sprecher der CDU/CSU-Fraktion im mente. Ich habe meine Aufgabe immer sehr gerne erfüllt. Aber Deut­schen Bundestag und Vorsitzender des Ar- auch in Berlin gibt es diese Möglichkeiten. Die Räder sind nur beitskreises „Einwanderung und Integration“ der größer und drehen sich langsamer. Umso wichtiger ist es ein Kom­mu­nal­politischen Vereinigung der CDU und Netzwerk zu haben, das hilft die Räder in Bewegung zu bringen CSU Deutschlands (KPV) und Mitglied im Bundes- und dabei die Menschen vor Ort immer im Blick zu haben. vorstand der KPV.

Das Gespräch führte Gaby Grabowski

11 Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Um unsere Umwelt zu schützen und unsere Ressourcen für nachfolgende Generationen zu bewahren, bedarf es enormer Anstrengungen.

In der erneuerbaren Stromerzeugung ist Deutschland be- reits Vorreiter. Die Herausforderung besteht nun darin, das Energiesystem an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen: angefangen beim Marktdesign, über die Net- ze bis hin zur Schaffung von Flexibilitäten.

Gelingt das, kann die Industrienation Deutschland der Welt zeigen, dass ein nachhaltiger, bezahlbarer Umbau der Energieversorgung machbar ist.

Doch die Energiewende sollte nicht nur auf den Stromsek- tor beschränkt und nicht nur als Elektrifizierung verstan- den werden. Weitere Sektoren der Wirtschaft müssen fol- gen. Deutschland kann weitere Klimaschutzpotenziale he-

Sektorkopplung: Kommunale Unternehmen für den Klimaschutz ben, wenn die Sektoren sowohl erneuerbar als auch konventionell erzeugte Wär- Strom, Wärme und Ver- me transportieren. Die Möglichkeiten, sie für die Sektor- kehr gekoppelt werden. kopplung einzusetzen, sind zahlreich.

Dazu bedarf es geeigne- Die Stadtwerke Wuppertal etwa ersetzen derzeit ein Koh- ter politischer Rahmen- lekraftwerk durch ein Müllheizkraftwerk. Damit besteht bedingungen und kompe- die Fernwärmeversorgung aus 40 Prozent erneuerbarer

tenter Akteure: System- Foto: © VKU – Laurence Chaperon Energie. manager, die im Umgang mit allen drei Sektoren Die Wuppertaler reduzieren damit den CO2-Ausstoß um und ihren Technologien Hauptgeschäftsführerin des Verbandes 450 000 Tonnen pro Jahr. Das entspricht zwei Dritteln der kommunaler Unternehmen e.V. (VKU) erprobt sind. Emissionen des Wuppertaler Verkehrs. Ein Grund, dass die Stadtwerke das Projekt so gut umsetzen konnten, ist Das sind die kommunalen Unternehmen. Schon heute die Zusammenarbeit im kommunalen Querverbund. verfügen sie über Anlagen, Technologien, Infrastrukturen und Prozesse, die Sektoren miteinander verbinden. Sie Ein anderes Beispiel: Die Kölner Stadtentwässerung nutzt sind Experten für Energieversorgung, Wasserver- und Ab- die Wärme von Abwässern, um damit den Basiswärmebe- fallentsorgung und sie gehören zu den größten Mobili- darf der Stadt zu decken. Auch das ist ein großer Beitrag tätsanbietern Deutschlands. zum Klimaschutz.

Ein Schlüssel für die erfolgreiche Kopplung unterschiedli- Auch im Bereich der Abfallwirtschaft lassen sich Potenzi- cher Sektoren sind die Wärmenetze der Stadtwerke, die ale der Sektorkopplung heben: Die Berliner Stadtreini-

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sen Ziel war es, ein Leitbild zu entwickeln und als Grund- lage für eine Strategie zu dienen. Doch diesem Anspruch wird er leider nicht gerecht.

Daher wird es Aufgabe der Politik in der nächsten Legis­ laturperiode sein, Antworten auf zentrale Fragen zu fin- den.

Zunächst einmal ist es wichtig, das System der Entgelte und Umlagen zu überarbeiten. Das heutige System hemmt sowohl die Flexibilität als auch die Sektorkopplung. Darü- ber hinaus ist es für die Akzeptanz für die Energiewende wenig förderlich.

Nur einzelne Geschäftsmodelle oder wenige Marktakteu- re von Umlagen zu befreien, kann nicht der richtige Weg sein.

Foto: © VKU Alle müssen sich an der Finanzierung der notwendigen Infrastruktur und der Energiewende beteiligen. gung (BSR) etwa hat 2013 eine Biogasanlage in Betrieb genommen. Mit diesem Gas betankt die BSR 150 Abfall- Außerdem wichtig: Technologieoffenheit. Nur wenn Ak- sammelfahrzeuge. Das spart im Jahr 2,5 Millionen Liter teure flexibel nach den besten Lösungen suchen können, Diesel und erspart den Bewohnern von Berlin den dazu- werden wir es verhindern können, dass es zu einer Fixie- gehörigen Dieselruß. rung auf Verfahren mit weniger Potenzial kommt.

Aus den Beispielen wird deutlich: Wir müssen unseren Denn das, was heute eine vielversprechende Technologie Blick mehr auf die Schnittstellen legen und die Vorausset- ist, kann 2030 längst überholt sein. zungen schaffen, um alle technologischen Möglichkeiten auszuschöpfen. Zudem müssen wir den Fokus auf den Aus- und Umbau der Fernwärmeinfrastruktur legen. Das ist kein leichtes Unterfangen. Schon die bestehen- den systemischen Herausforderungen, die die Stromwen- In Zukunft wird die Fernwärme aus vielen verschiedenen de mit sich bringt, sind enorm. Die damit verbundenen Quellen gespeist: aus Müllheizkraftwerken, Biogas- oder Probleme werden seit Jahren diskutiert. Gelöst sind sie Industrieanlagen sowie aus flexibel einsetzbaren Kraft-­ noch nicht. Wärme-Kopplungsanlagen.

Der fehlende Netzausbau, das unbefriedigende Marktde- Die Fernwärmeleitungen müssen so umgerüstet werden, sign, und die Frage der Finanzierungsgerechtigkeit ver- dass sie Wärme unterschiedlicher Temperaturen aus al- langen nach politischen Lösungen. len diesen Quellen aufnehmen können.

Welche Überlegungen müssen darüber Es gibt viel zu tun. Wir sollten die Frage, wie wir uns die ­hinaus für eine erfolgreiche Sektorkopplung Strom- und Wärmeversorgung sowie die Mobilität der Zu- getroffen werden? kunft vorstellen, umfassend diskutieren.

Die Zieltrias ist dieselbe wie bei der Stromwende: Versor- Kommunale Unternehmen können und wollen einen we- gungssicherheit, Kosteneffizienz und Umweltfreundlich- sentlichen Beitrag leisten, das Energiesystem umzubauen keit. Um diese zu erreichen, bedarf es eines übergreifen- und alle Sektoren einzubinden. den, ganzheitlichen Konzeptes. Die kommunalen Unternehmen und der VKU stehen be- Ein erster Schritt dahin sollte der Klimaschutzplan 2050 reit, die hier aufgeworfenen Fragen und Denkansätze zu sein, den das Bundesumweltministerium initiiert hat. Des- diskutieren!

13 Das jüngste Reflexionspapier der Europäischen Kommissi- on zur Entwicklung der Wirtschafts- und Währungsunion bestätigt, dass Europa mehr für seine wirtschaftliche Kraft tun muss. Deshalb ist es auffällig, dass von einem „euro­ päischen Bankenmarkt“ vor allem in Zusammenhängen ge- sprochen wird, in denen es um grenzüberschreitende Bank­ aktivitäten geht, um die Emission europäischer Schuldtitel oder um organisierten Haftungstransfer, etwa im Zuge ei- ner Vergemeinschaftung der Einlagensicherung.

Hier macht sich eine wenig differenzierte Betrachtungs- weise breit, die mit den strukturellen Stärken Europas wenig anzufangen weiß, namentlich mit starken lokalen Akteuren. Dabei leisten die Sparkassen mit der Rücken- deckung ihrer kommunalen Träger einen verlässlichen Beitrag zur Stabilität und zur Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union. Gerade in der anhaltenden und von der EZB „immer lang und länger“ gezogenen Niedrigzins­ phase gibt es für die Sparkassen besonders viel zu tun.

Zuverlässige Partner Starke Sparkassen – starkes Europa

Denn die Geldpolitik ist Jahr mehr als 41 Milliarden Euro zusätzliches Geldvermö- nicht nur deutlich in un- gen gebildet. Der größte Anteil davon entfiel mit 37 Mil­ seren eigenen Bilanzen liarden Euro auf Privatkunden. Das ist ein Plus von fast angekommen, sondern 22 Prozent, der höchste Stand seit 15 Jahren. Und wir hat auch die Mitte der sehen im ersten Quartal 2017 erneut eine steigende Ten-

Gesellschaft und das Be- V denz auf Bundesebene. G wusstsein der Menschen

voll erreicht. Foto: © DS Sparkassen haben besondere Strukturen

58 Prozent unserer Kun- Georg Fahrenschon Gleichzeitig haben die Sparkassen das Unternehmenskre- den sagen, dass die nied- Präsident des Deutschen Sparkassen- ditgeschäft über Markt ausgebaut, trotz des harten Wett- und Giroverbandes (DSGV) rigen Zinsen ihre aktuell bewerbs. Dadurch haben sich die Sparkassen als verlässli- größte Sorge in Sachen cher Partner für den Mittelstand und den privaten Vermö- Finanzen sind. Und die Hälfte derer, die heute vorsorgen, gensaufbau bewährt. Sie arbeiten mit daran, dass sich die ist nicht sicher, ob ihr Einsatz für die Zukunft reicht. Gera- Menschen in unserer europäischen, demokratischen und de wenn Zins und Zinseszins entfallen, müssen die Men- marktwirtschaftlichen Ordnung gut aufgehoben fühlen. schen mehr sparen, früher anfangen, und vielleicht auch Deshalb ist es auch vernünftig, dass Sparkassen in ihrer anders sparen als bisher. Dazu brauchen sie unsere Un- Struktur anders sind. Durch den öffentlichen Auftrag und terstützung. Deshalb ist es richtig und auch vertrauens- die kommunale Trägerschaft sind Sparkassen sehr nah an bildend, dass sich Sparkassen wieder stärker um konkre- der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Realität in ihrer te Lösungsangebote für die private Vorsorge kümmern. Region. Kommunale Vertreter, aber auch sachkundige Bür- Insgesamt haben die Kunden der Sparkassen im letzten ger, Geschäftsleute, Handwerker und Dienstleister bringen

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also nicht nur für Sparkassen – auch für Volksbanken und kleine private Banken europaweit. Bei der europäischen Aufsicht gibt es die Kategorie „small and simple“ sogar schon. Man müsste sie einfach nur auf die Regelsetzung übertragen. Unter dem Eindruck anhaltender Nullzinsen ist der Wunsch der Menschen nach Sicherheit, Vorsorge und regionaler Verankerung ihres Finanzpartners zuletzt wie- der stark gewachsen. Diese direkte Unterstützung muss auch weiterhin ohne Eintrittsgeld möglich sein, also in Form von provisionsbasierter Beratung.

Mittelständische Unternehmen sind der wichtigste Arbeit- geber unserer Volkswirtschaften, weil sie in allen Regionen und allen Branchen Millionen Jobs schaffen. Um in einer globalisierten Weltwirtschaft zu bestehen, brauchen mit- telständische Betriebe kreditwirtschaftliche Beratung und Finanzierung in unmittelbarer Reichweite. Lokale Kreditin-

Foto: © Wolfilser – stock.adobe.com stitute und Kreditinstitute in Verbundgruppen kennen Un- ternehmen aller Größen, aller Branchen, aller Regionen. Sie sind deshalb nah genug am Kunden, um Kreditwürdig- zusätzlich zu ihren beruflichen Kenntnissen auch ihr Wis- keit und Kreditbedarf marktgerecht anzubieten. sen über die örtlichen Strukturen und die regionalen Wirt- schaftskreisläufe in die Arbeit der Verwaltungsräte mit ein. Kommunalfinanzierung nicht erschweren Diese regionale Kompetenz trägt erheblich zur Risikobe- grenzung in den Sparkassen bei und hatte auch Anteil dar- Private Haushalte und Unternehmen investieren am liebs- an, dass Sparkassen eben nicht zu den Verursachern der ten in Städten, Kreisen und Gemeinden mit einem leben- Finanzkrise zählten. Diese Zusammenhänge sind heute digen Gemeinwesen. Wir brauchen diese Impulse! Des- nicht mehr selbstverständlich bekannt, offensichtlich auch halb darf die Kommunalfinanzierung nicht immer weiter nicht bei der Europäischen Bankenaufsicht EBA und der regulatorisch erschwert werden. EZB. Sie blenden in ihren Vorschlägen zur Corporate Go- vernance europäischer Kreditinstitute die Besonderheiten Der technologische Wandel zusammen mit der Globalisie- öffentlich-rechtlicher Kreditinstitute völlig aus. Damit leis- rung wird dazu führen, dass die Nachfrage nach nachhal- ten sie dem Gedanken einer stabilen, wettbewerbsfähigen tigen und lokalen Produkten steigt. Kleine Unternehmen Europäischen Union einen Bärendienst. Sinnvoller wäre ein werden wieder stärker an Bedeutung gewinnen. Wert- anderer Ansatz, der bewährte Strukturen belässt, aber da- schöpfung wird sich auf die lokale und regionale Ebene für eine bessere und zielgenauere Regulierung ermöglicht. verlagern. Länder wie China und Mexiko fördern deshalb Hier sehen wir Handlungsbedarf. gezielt den Aufbau lokaler Kreditinstitute. Sie haben ver- standen, dass solche Institute gerade in Krisenzeiten sta- Unter dem Eindruck der Finanzkrise vor zehn Jahren hat bilisierend wirken, und dass eine Symbiose zwischen Europa ein Regelwerk nach der Methode „one-size-fits-all“ starkem Mittelstand und widerstandsfähiger Kreditwirt- für alle Kreditinstitute erarbeitet. Es sollte signalisieren, schaft Volkswirtschaften „resilient“ macht. dass ohne Unterschied hart durchgegriffen wird, und dass dies dann auch alle Kreditinstitute im gleichen Maße be- Europa hat bereits einen facettenreichen Mittelstand und trifft. Diese Methode hat den Praxistest nicht bestanden. eine vielfältige mittelständische Kreditwirtschaft. Durch Unterschiedliche Geschäftsmodelle einem einheitlichen eine bessere, stärker an der Größe und am Geschäftsmo- Regulierungskanon zu unterwerfen, führt regelmäßig zu ei- dell ausgerichtete Regulatorik können wir diese Stärken ner überproportionalen Belastung kleiner Institute. Diese zum europäischen Markenzeichen machen, denn Europa Unwucht in der Regulierung muss systematisch gelöst wer- verdient einen bürgernahen, widerstandsfähigen und viel- den. Dafür hat der DSGV eine „Small and simple banking fältigen Finanzsektor. Um diesen zu erhalten, muss die box“ vorgeschlagen. Es geht darum, künftig für Kreditinsti- Finanzmarktregulierung aber mit Augenmaß erfolgen und tute mit weniger komplexen Geschäftsmodellen von vorn- den verschiedenen strukturellen Elementen in Europa herein weniger umfangreiche Regulierungen zu erreichen, Rechnung tragen.

15 Freitag, 10. November 2017 Beginn 15.00 Uhr

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Kongress-kommunal 2017 Eröffnung der Ausstellung Wirtschaft-kommunal

Ingbert Liebing Staatssekretär und Bevollmächtigter des Landes ­Schleswig-Holstein beim Bund, Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Starke Kommunen – Starkes Deutschland Starke Kommunen – Starkes Deutschland Kongress-kommunal in Braunschweig

Bundeskanzlerin Dr. MdB (angefragt) Vorsitzende der CDU Deutschlands

Bernd Althusmann Sichern Sie sich schon jetzt Ihren Platz Vorsitzender der CDU in Niedersachsen in der Ausstellung Wirtschaft-kommunal!

|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Detaillierte Informationen über die Ausstellung Parallele Foren – und weitere­ Kooperationsmöglichkeiten erhalten Sie Experten diskutieren bei der Kommunal-Verlag­ GmbH. Rückfragen richten Sie bitte an die: Forum I: Potenziale der Digitalisierung Forum II: Zukunftsfähige Infrastruktur Kommunal-Verlag GmbH Forum III: Mobilität und Logistik Klingelhöferstraße 8 Forum IV: Solide Kommunalfinanzen 10785 Berlin Forum V: Zukunft Strom Telefon: 030 22070471

|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Telefax: 030 22070478 E-Mail: [email protected] Empfang und Abendessen Internet: kommunal-verlag.com Foto: © Bernhardt Link

16 kommunalwelt.de 1|2017

Samstag, 11. November 2017 Beginn 9.00 Uhr

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Bundesvertreterversammlung

Ingbert Liebing Staatssekretär und Bevollmächtigter des Landes ­Schleswig-Holstein beim Bund, Vorsitzender der Kommunalpolitischen Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands

Alexander Dobrindt MdB (angefragt) Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur Starke Kommunen – Starkes Deutschland |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Kongress-kommunal in Braunschweig Präsentation der Arbeitsergebnisse

Foto: © Bernhardt Link aus den Foren

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Diskussion Beschluss

Fordern Sie bereits heute |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| Ihre persönliche Einladung an. Wahlen

Sie erhalten von uns ein detailliertes Programm |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| mit allen Informationen zum Ablauf, der Anreise und den Übernachtungsmöglichkeiten: Schlusswort ca. 14.00 Uhr Kommunalpolitische Vereinigung der CDU und CSU Deutschlands (KPV) Klingelhöferstraße 8 10785 Berlin Telefon: 030 220 70470 Telefax: 030 22070479 Online-Anmeldung: E-Mail: [email protected] kpv.de Internet: kpv.de Foto: © Bernhardt Link Foto: © Bernhardt Link

17 Können erhöhte Kosten des Messstellenbetriebs in einem Stromliefervertrag weiter gegeben werden, ohne ein Son- derkündigungsrecht auszulösen? Das Messstellenbetriebs- gesetz (MsbG) verpflichtet grundzuständige Messstellenbe- treiber dazu, Messstellen innerhalb bestimmter Zeiträume mit modernen Messeinrichtungen und intelligenten Mess- systemen auszustatten. Der Startzeitpunkt für die Verpflich- tungen wird für Herbst 2017/Frühjahr 2018 erwartet.

Für die Ausstattung von Zählpunkten mit modernen Messeinrichtungen darf der Betreiber im Rahmen der ge- setzlichen Grenzen Entgelte berechnen, die in der Regel über den bisherigen eingepreisten Kosten für den konven- tionellen Messstellenbetrieb und Messung liegen. Der Stromlieferant versorgt bislang die Letztverbraucher in der Regel über einen all-inclusive Vertrag, bei dem die Kosten für den (konventionellen) Messstellenbetrieb eingepreist sind. Damit steht der Stromlieferant vor der Frage, ob und wie er zukünftige Kosten des Messstellenbetriebs an den

Mit PWC in die Zukunft Wege zur digitalen ­Energiewirtschaft

Letztverbraucher weiter schaftsteilnehmern (Bietern/Unternehmen) über die Eig- geben kann und will. Die nung und das Nichtvorliegen von Ausschlussgründen. Die Weitergabe solcher Kos- EEE wurde aufgrund der reformierten Vergaberichtlinien ten in einem laufenden in deutsches Recht umgesetzt. Die Aufgabenträger müs- Stromliefervertrag könnte sen die Vorlage einer EEE als vorläufigen Beleg hinsicht- schon an fehlenden geset­ lich der Eignung und des Nichtvorliegens von Ausschluss- zeskonformen Vertrags- gründen akzeptieren. Daraus folgt für die Aufgabenträger

klauseln scheitern und wä­ Foto: © PwC Legal jedoch nicht die Verpflichtung, die EEE grundsätzlich als re auch daneben regelmä- Eignungsnachweis von den Bietern zu verlangen. Es bleibt ßig nur über eine Preis­ Dr. Sven-Joachim Otto weiterhin den Aufgabenträgern überlassen, welche Eig- änderung umzusetzen. Ei- Partner bei der Rechtsanwalts­ nungsnachweise sie in ihren Ausschreibungen fordern. gesellschaft PwC Legal in Düsseldorf ne solche einseitige Ände- und spezialisiert auf die Beratung Den Aufgabenträgern bleibt unbenommen, die Bieter auf- rung muss der Vertrag zu- von Bund, Ländern und Kommunen zufordern, sämtliche oder einen Teil der für die Eignung nächst zulassen. Lässt er geforderten Unterlagen beizubringen, wenn dies zur an- dies zu, führt die einseitige Änderung in der Regel zu einem gemessenen Durchführung des Verfahrens erforderlich Sonderkündigungsrecht des Letztverbrauchers. ist. Letztlich muss der Bieter, der den Zuschlag erhalten soll, ohnehin alle geforderten Belege und Nachweise vor EEE – Die Einheitliche Europäische Zuschlagserteilung dem Aufgabenträger vorlegen, sodass ­Eigenerklärung die EEE die Eignungsnachweise für das erfolgreiche Un- ternehmen eben nicht ersetzt. Die EEE kann elektronisch Bei einer EEE handelt es sich um sich um ein elektroni- – mit Hilfe eines Webdienstes – ausgefüllt werden (htt- sches Standardformular für eine Eigenerklärung von Wirt- ps://ec.europa.eu/growth/tools-databases/espd/fil-

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stellt werden, ob eine Transaktion Validität verdient. Ein Intermediär, der diese Überprüfung übernimmt, zum Bei- spiel eine Bank, wird insofern obsolet.

Will man rechtliche Beziehungen in der Blockchain abbil- den, kann dies über sogenannte Smart Contracts erfolgen. Dabei werden zusätzlich Bedingungen in das Block- chain-Protokoll eingebracht, die gegebenenfalls eine Selbstkontrahierung von codierten Verträgen und eine Set- zung von Rechtsfolgen erlauben. Smart Contracts sind im Wesentlichen code-basierte Verträge, deren Inhalt und Vollzug zum Großteil durch Software abgewickelt wird. Ein Vorteil der Smart Contracts liegt in der Beseitigung von Vertrauensproblemen, die auftreten können bei einer ein- seitigen Vorleistung einer Partei. Zusätzlich können durch eine Automatisierung der Vertragsabwicklung Kosten ein- gespart und Prozesse autonom gesteuert werden. Durch

Foto: © monsitj – stock.adobe.com die Kombination der Blockchain-Technologie mit der Idee der Smart Contracts sind viele Anwendungsfelder in den verschiedensten Branchen denkbar. Darunter fallen etwa ter?lang=de). Es wäre wünschenswert, wenn die EEE zu Echtheitsnachweise jeglicher Art, Register über Eigentums- einer Vereinfachung und Erleichterung für die Beteiligten verhältnisse und Anlagenzustände sowie weitere Bereiche, in der Vergabepraxis führen würde. Jedoch ist gerade im in denen eine exakte chronologische Dokumentation oder Bereich der Ausschreibungen mit Verkehrsbezug fraglich, schnelle Durchführung von Verträgen hilfreich ist. Da der ob die nötigen Nachweise durch die EEE vorab adäquat Messwert ein zentrales Element der energiewirtschaftli- ersetzt werden können. Denn Vergabeverfahren in Bezug chen Wertschöpfung darstellt, ist es von herausgehobener auf Verkehrsleistungen erfordern eine Vielzahl an spezifi- Bedeutung, dass diese Werte exakt und verlässlich erho- schen Anforderungen, der die EEE – als allgemein gülti- ben, übermittelt und genutzt werden können. Ein potenziel- ges Instrument für alle Vergabeverfahren – nicht gerecht ler Nutzen der Blockchain für das Metering liegt in der un- werden kann. Erleichterungen für die Teilnehmenden sind veränderlichen Speicherung von Messwerten in einer de- insoweit nur ansatzweise zu erkennen. Zu diesen und an- zentralen Datenbank, die interoperabel mit der sternförmi- deren Fragen des öffentlichen Wirtschaftsrechts berät gen Datenkommunikation unmittelbar aus dem Smart Me- PwC Legal Sie gerne. ter Gateway, der Kommunikationseinheit des intelligenten Messsystems, nach § 60 Abs. 2 MsbG ist und im Zielmodell Blockchain-Technologie und Smart Contracts der energiewirtschaftlichen Datenkommunikation zur Ver- einfachung von Messwertplausibilisierung und Ersatzwert- Die Blockchain-Technologie ermöglicht in einer bisher bildung sowie Clearing- und Billingprozessen beiträgt. Wei- nicht dagewesenen Art und Weise den Aufbau dezentra- tere Einsatzmöglichkeiten der Blockchain-Technologie er- ler Datenstrukturen, die Verifikation von Transaktionen geben sich im Bereich dezentraler Erzeugung, bei Mieter- und deren irreversible Speicherung. Über eine Einbin- strom-Modellen und Prosumer-Anbindung, Elektromobili- dung rechtlicher Beziehungen in die Software sind zudem tät, Energiehandel, Smart Grid-Management und der Anla- code-basierte, selbst-kontrahierende Verträge – soge- genbewertung. Die konkreten Anwendungen der Block- nannte Smart Contracts – plötzlich in die öffentliche Dis- chain-Technologie und der Smart Contracts stehen inner- kussion gerückt. Die Blockchain ist eine Datenbank, die halb der freien Wirtschaft zumeist noch in der Phase des über die Fähigkeit zur kryptographischen Verifikation von Proof of Concept. In nächster Zukunft werden sie daher Daten und derer unveränderlichen und chronologischen wohl in der Fläche noch keinen maßgeblichen Einfluss auf Speicherung verfügt. Alle Transaktionen werden in nicht die verschiedenen Märkte haben. Zusammenfassend ist löschbarer Form in einer langen Kette von Transaktionen festzuhalten, dass die im Grundkonzept ohne jegliche In- sequentiell in Blöcken gespeichert, daher stammt der Na- termediäre auskommende Blockchain-Technologie vor al- me Blockchain. Durch den Vergleich mit einem bestimm- lem in hochregulierten Sektoren mit zentralen Entitäten ten Wert, dem sogenannten Hashwert, kann im Rahmen wie der Energiewirtschaft größte Einsparpotenziale in der von festgelegten Konsensmechanismen eindeutig festge- Transaktionskostenstruktur generieren kann.

19 Der demografische Wandel macht sich vor allem im ländli- chen Raum bemerkbar. Mit einem Durchschnittsalter von über 44 Jahren hat Deutschland – nach Japan – die zweitäl- teste Bevölkerung weltweit. Um die gesundheit­liche Ver- sorgung zu gewährleisten, werden neue bedarfsgerechte Versorgungskonzepte gebraucht.

Wir verfügen über ein hochwertiges und leistungsfähiges Gesundheitswesen, um das uns viele in der Welt benei- den. Alle Patientinnen und Patienten haben einfachen und schnellen Zugang zu einer modernen medizinischen Versorgung mit einem umfassenden Leistungskatalog. Und: Unser Gesundheitswesen ist nachhaltig finanziert. Das alles ist keine Selbstverständlichkeit. Und dennoch: Wir alle spüren die Veränderungen; wir sehen die Heraus- forderungen, die sich durch eine Gesellschaft des länge- ren Lebens ergeben. Deutschland ist Vorreiter im Bevöl- kerungswandel – laut Bevölkerungswissenschaftlern fin- det in manchen Regionen unseres Landes der einschnei-

Neue Versorgungskonzepte Die Gesundheit von morgen denste Bevölkerungswan­ te und Regionen, die einen großen Zuzug und damit ver- del seit dem 30-jährigen bunden einen kräftigen Anstieg ihrer Bevölkerung erleben. Krieg statt. Mit einem Durch­schnittsalter von über Für diese Herausforderungen gibt es daher nicht die eine, 44 Jahren hat Deutsch- alles umfassende Lösungsstrategie. Die regional unter- land – nach Japan – die schiedlichen Versorgungsbedarfe erfordern unterschied- zweitälteste Bevölkerung liche Verfahrensweisen zwischen Ballungsräumen und

weltweit. Foto: © Steffen Kugle ländlichen Gebieten, zwischen dünn und dichtbesiedel- ten Regionen sowie älteren und jüngeren Stadtteilen. Die Wir werden also älter, Hermann Gröhe MdB Lösungen in der Uckermark werden deshalb anders aus- ­haben – auch dank der Bundesminister für Gesundheit sehen als im dichtbesiedelten Rheinland und diese mögli- guten Gesundheitsversor­ cherweise wiederum anders als an der deutsch-französi- gung – mehr und gute Lebenszeit. Aber wir werden schen Grenze. Wir brauchen deshalb neue bedarfsge- ­weniger. Beide Entwicklungen fordern uns heraus: ­ rechte Versorgungskonzepte – das hilft Jung und Alt glei- Gerade ältere Menschen mit Mehrfacherkrankungen chermaßen. Wir brauchen Versorgungsangebote, die auf und chronischen Krankheiten gehören zu den Bevöl­ guter Zusammenarbeit beispielsweise zwischen nieder- kerungsgruppen, die auf eine gut aufeinander abgestimm- gelassenem Arzt und Krankenhaus aufbauen und dabei te Versorgung angewiesen sind. So werden die Anfor­ auch die Pflege besser mit einbeziehen – das bedeutet derungen für die Gesundheitsversorgung anspruchs­ zugleich einen großen Fortschritt, um die Bedürfnisse der voller. Patienten besser in den Blick zu nehmen.

Nicht zuletzt wanderungsbedingt sind die Alterungsstruk- Wichtige Maßnahmen auf den Weg gebracht turen zudem regional sehr unterschiedlich: Wir haben Re- gionen, in denen sich die Bevölkerungsdichte in den letzten Auf dem Weg dahin haben wir in den letzten Jahren vieles knapp 30 Jahren fast halbiert hat. Daneben gibt es Städ­- bewegt und wichtige gesetzliche Maßnahmen auf den

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um Nachwuchsmediziner dafür zu gewinnen, sich jenseits der Ballungsgebiete niederzulassen. Dazu haben wir un- ter anderem die Möglichkeiten der Kassenärztlichen Ver- einigungen erweitert, mit vielfältigen Maßnahmen – vom Stipendium bis hin zur Niederlassungshilfe – aktiv einer drohenden Unterversorgung in den ländlichen Regionen entgegenzuwirken. Es freut mich, dass viele Kassenärztli- chen Vereinigungen diese erweiterten Möglichkeiten auch bereits aktiv nutzen.

Um passgenaue Lösungen zu finden, müssen wir auch be- reit sein Neues auszuprobieren. Gerade deshalb haben wir in dieser Legislaturperiode den Innovationsfonds ins Leben gerufen. Die ersten Ausschreibungen zeigen, dass es viele gute Ideen gibt, unsere Gesundheitsversorgung zukunftsfest zu machen. Weit über 500 Anträge sind be- ina Sanders – Fotolia.com reits 2016 beim Innovationsfonds eingegangen. Wenn wir

Foto: © G alle Anträge hätten fördern wollen, wären knapp 1,7 Milli- arden Euro notwendig gewesen. Verfügbar sind immerhin 300 Millionen Euro pro Jahr. Damit werden bisher 117 Weg gebracht. Gemeinsam ist diesen Gesetzen ihr Ver- Projekte gefördert. Um viele dieser Projekte dauerhaft netzungsgedanke. Mit ihnen stärken wir die Zusammen- zum Erfolg führen zu können und um die Verzahnung in arbeit im Gesundheitswesen und schaffen Rahmenbedin- unserem Gesundheitswesen grundsätzlich weiter voran- gungen für eine noch bessere Mannschaftsleistung im zubringen, müssen wir die Chancen der Digitalisierung Sinne einer patientengerechten Versorgung. So wurde nutzen. mit dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) der Innovationsfonds eingerichtet, mit dem wir Formen Mit dem E-Health-Gesetz haben wir deshalb in dieser der Zusammenarbeit fördern, die die Versorgung voran- Wahlperiode die Voraussetzungen für den Aufbau einer bringen, indem sie Brücken etwa zwischen niedergelas- vertrauenswürdigen und sicheren Dateninfrastruktur in senen Ärzten und Krankenhäusern schlagen. unserem Gesundheitswesen geschaffen. Wie ein Stra- ßennetz soll diese neue Infrastruktur die Beteiligten im Um qualitätsorientierte Arbeitsteilung geht es in der Gesundheitswesen so miteinander verbinden, dass sie Krankenhausreform. Notwendig ist eine gut erreichbare die für die Behandlung wichtigen medizinischen Informa- Grund- und Regelversorgung. Gute und menschliche Be- tionen schnell, sicher und unbürokratisch austauschen gleitung bis zuletzt – auch bei der Versorgung von können. Und auch beim Einsatz der Telemedizin sind wir schwerstkranken und sterbenden Patienten liegt der zuletzt ein gutes Stück vorangekommen. Anwendungen Schlüssel in der Vernetzung von ambulanten und statio- wie Videosprechstunde und die ersten Telekonsile kön- nären Angeboten. Auch damit bauen wir die palliativmedi- nen künftig dabei unterstützen, eine gute medizinische zinische und hospizliche Versorgung weiter aus. Und zur Versorgung gerade auch in den Regionen zu sichern, die Gesundheitsversorgung der Zukunft gehört, die Chancen besonders vom Bevölkerungswandel betroffen sind. der Digitalisierung zu nutzen. Mit der Telematikinfrastruk- tur vernetzen wir 200 000 Ärzte und Zahnärzte, 2 000 Die Beispiele unterstreichen, wie durch intelligente Lö- Krankenhäuser, 21 000 Apotheken, 2,3 Mil­lionen weitere sungen aus der demografischen Herausforderung eine Beschäftigte im Gesundheitswesen und 70 Mil­lionen ge- große Chance für unsere Gesellschaft werden kann. Das setzlich Versicherte miteinander. Wir machen mit dem zeigen auch die zahlreichen ermutigenden Ansätze, mit E-Health-Gesetz Tempo, damit diese Ver­besserungen denen sich zum Beispiel Kommunen und Landkreise in den Patienten schnell zugutekommen. eigener Initiative darum bemühen, Antworten auf den Be- völkerungswandel zu finden. Sie zeigen, dass Verände- Ein gutes Gesundheitssystem braucht aber nicht nur eine rungen als Chance wahrgenommen werden können. Ge- gut aufeinander abgestimmte, sondern vor allem auch ei- meinsam – und gemeinschaftlich – werden wir die Her- ne wohnortnahe medizinische Versorgung. Mit dem GKV- ausforderungen des demografischen Wandels im Ge- VSG setzen wir deshalb auf vielen Ebenen neue Anreize, sundheitswesen bewältigen.

21 Vorwiegend im Osten Deutschlands – aber auch in einigen der Alten Länder – wird seit einiger Zeit von Seiten der Lan- despolitik versucht, mit Hilfe von Gebietsreformen immer größere und vermeintlich „kostengünstigere“ kommunale Einheiten herzustellen. Mittlerweile nimmt jedoch die Kri- tik an diesen Plänen zu. Es gibt auch andere Möglichkeiten Kosten einzusparen, statt Dörfer zu fusionieren.

Unter der SED-Diktatur waren die ostdeutschen Kommu- nen weitgehend in ihren Vorkriegsgrenzen erhalten ge- blieben, während in den westdeutschen Ländern bereits in den 1970er Jahren eine deutliche Vergrößerung der kommunalen Gebietsstrukturen realisiert wurde.

Allerdings stand seinerzeit weniger das Ziel der Kosten- senkung im Vordergrund als vielmehr das Bestreben, mit größeren kommunalen Einheiten in allen Landesteilen die politisch gewünschten Mindeststandards der kommuna- len Aufgabenerfüllung zu gewährleisten und damit dem

Fusion von Gemeinden Was bringen ­Gebietsreformen?

Grundsatz der „Gleichwer­ Die „Notwendigkeit“ der von den ostdeutschen Landesre- tigkeit der Lebensverhält- gierungen mit den derzeit geplanten sowie den bereits nisse“ zu entsprechen. realisierten kommunalen Neugliederungen angestrebten Kostensenkung wird mit allgemeinen Strukturverände- Seit 1990 gab es dann in rungen und den durch diese hervorgebrachten neuen He- verschiedenen ostdeut- rausforderungen begründet. schen Ländern bereits

eine Reihe von kommuna- Foto: © IWH Grundsätzlich ist die Relevanz dieser Herausforderungen len Gebietsreformen. nicht von der Hand zu weisen, es stellt sich aber die Fra- Prof. Dr. Martin T. W. Rosenfeld ge, ob die Schaffung von Großkommunen wirklich die Hinsichtlich der Gemein- Leiter des Forschungsfelds Stadt- richtige Strategie zu ihrer Bewältigung darstellt. ökonomik im Leibniz-Institut für deebene waren die Refor- Wirtschaftsforschung Halle (IWH), men der Jahre 2009 bis Lehrender an der Martin-Luther- In erster Linie sind folgende Veränderungen zu nennen: Universität Halle-Wittenberg­ (MLU) 2011 in Sachsen-Anhalt Die Anforderungen an Qualität und Niveau kommunaler am radikalsten, während Leistungen sind deutlich gestiegen, sei es aufgrund von es in den anderen ostdeutschen Ländern bis heute noch Vorgaben durch die Gesetzgeber auf der Bundes- und immer kleinteiligere Gemeindestrukturen als im Westen gibt. Landesebene, sei es aufgrund des wachsenden Standort- wettbewerbs unter den Kommunen. Anders auf der Kreisebene: die Schaffung von Großkrei- sen wurde mittlerweile bereits in drei der ostdeutschen Hinzu kommt die zunehmende finanzwirtschaftliche Pola- Flächenländer (Sachsen-Anhalt, Sachsen sowie Mecklen- risierung innerhalb der „kommunalen Familie“ in arme burg-Vorpommern) durchgesetzt. und wohlhabende Gemeinden.

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Aber wenn die Zahl der Nutzer immer weiter steigt und die Kapazitätsgrenze des Schwimmbads erreicht ist, stei- gen die Kosten, weil ein zusätzliches Schwimmbad erfor- derlich wird.

Spezialisierte Mitarbeiter einsetzen

Ein wesentlicher Hebel für die Realisierung von Effizienz- gewinnen ist der Einsatz von spezialisierten Mitarbeitern, die ihre Aufgaben mit weniger Aufwand und in kürzerer Zeit erledigen können als weniger spezialisierte Mitarbei- ter.

Aber zum einen werden für Spezialisten höhere Lohnkos- ten fällig. Zum anderen haben Spezialisten eine Tendenz dazu, neue Aufgaben zu „kreieren“, indem sie zum Bei- spiel bestimmte Sachverhalte noch genauer prüfen, um

Foto: © CrazyCloud – stock.adobe.com mögliche Schlupflöcher auszuschließen.

Im Endeffekt können die Kosten der Kommunen daher Schließlich ist die allgemeine „Landflucht“ anzuführen. steigen.

Aufgrund von Abwanderungstendenzen ist in manchen Hinzu kommt: Kostensenkungen beim Personal sind nur mög- Regionen eine wirtschaftlich vertretbare Auslastung von lich, wenn Mitarbeiterstellen gestrichen werden können. kommunalen Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen, Kitas oder Kläranlagen nicht mehr gegeben. Das funktioniert in der Praxis der Kommunalverwaltun- gen aber vielfach nicht reibungslos oder nur mit größeren zeitlichen Verzögerungen. „Effizienzrendite“ ist eher eine ­„Effizienzillusion“ Auch Gebäude und Anlagen, die nach einer Fusion mehre- rer Gemeinden nicht mehr benötigt werden, können nicht Die ostdeutschen Landesregierungen betonen bei ihren ohne weiteres sofort stillgelegt werden. Bestrebungen, größere kommunale Einheiten zu schaf- fen, immer wieder die gängige Formel „Größer ist billiger“ Die Kosten zahlreicher kommunaler Leistungen werden und die Möglichkeit, durch größere Gemeinden eine „Effi- nicht zuletzt durch die räumliche Struktur der Kommunen zienzrendite“ zu erzielen. beeinflusst.

Dahinter steht die aus der Privatwirtschaft her bekannte Wenn sich mehrere (Alt-)Gemeinden zu einer neuen Groß- Erkenntnis, dass es bei einer Erhöhung des Outputs her- gemeinde zusammenschließen, ändert sich an der räum- gestellter Güter aufgrund von verschiedenen Mechanis- lichen Struktur gar nichts: Die Menschen mit ihren An- men zu sinkenden Stückkosten kommen kann. sprüchen an die Verwaltung leben weiterhin an ihrem Wohnort; die Straßen zur Erschließung der Gemeinde Die Möglichkeit solcher „Economies of Scale“ ist auch bei bleiben unverändert. vielen kommunalen Leistungen grundsätzlich gegeben. Darüber hinaus kommt es durch zunehmende Größe Aber erstens sind Economies of Scale immer nur in ­Grenzen kommunaler Einheiten auch zu steigenden Kosten – ana- möglich, nämlich soweit eine Erhöhung des Output ohne log zur Situation in großen privaten Unternehmen. Erweiterung der Produktionskapazität möglich ist. Größere Verwaltungen werden unübersichtlicher, infor- Beispiel: Die Kosten je Nutzer (oder je Einwohner) für ein melle Kommunikation wird durch kompliziertere Kommu- vorhandenes Schwimmbad sinken, wenn die Zahl der nikationswege ersetzt, wenn es um die Abstimmung zwi- Nutzer zunimmt. schen den Ämtern und Mitarbeitern geht.

23 Foto: © Smileus – stock.adobe.com

Weiterhin: Der Gesamthaushalt einer neuen Großge- Diese Anreize sind denkbar niedrig. Wenn in einem Amt ei- meinden ist natürlich deutlich höher als jeder Einzel- ner Kommune die Kosten gesenkt werden können, wird der haushalt der Altgemeinden vor der Gemeindefusion. zuständige Amtsleiter in der Regel nicht hierfür belohnt.

Ein solchermaßen vergrößertes Budget führt zu Begehr- Die Nutzer der kommunalen Leistungen haben keine An- lichkeiten, die in der Fachwissenschaft unter dem Schlag­ reize, die Verschwendung öffentlicher Mittel zu verhin- wort der „Fiskalillusionen“ diskutiert werden. dern oder sich hierüber Gedanken zu machen, weil sie an der Finanzierung der Kommunen im heutigen System Verwaltungsmitarbeiter, Politiker, private Haushalte ent- der Kommunalfinanzen nur sehr indirekt beteiligt sind. wickeln die Vorstellung, jetzt endlich könnten bestimm- te bislang aufgeschobene Vorhaben finanziert werden Wenn etwa die Kosten der Kitas gesenkt werden, bleibt – mit der Folge, dass die Anforderungen an die Kommu- die Höhe der Grundsteuer – jene kommunale Steuer, die nen noch weiter hochgeschraubt werden. die Bürger noch am ehesten spüren – in der Regel un- verändert.

Effektiver Hebel zur Senkung der Kosten Vermutlich ist deshalb eine grundlegende Reform des kommunalen Finanzsystems in Richtung auf mehr kom- Auch wenn es in Grenzen tatsächlich möglich sein kann, munale Eigenverantwortung ein wesentlich effektiverer Kosten durch zunehmende Größe zu senken, verweisen Hebel zur Senkung der Kosten der Kommunen als jede doch selbst die Befürworter von Gemeindereformen im- noch so gut gemeinte Territorialreform. mer wieder darauf, dass dies eben nur eine Möglichkeit ist – ob sie genutzt wird, ist eine andere Frage! Ihre Beantwor- Empirische Untersuchungen zu den „wirklichen“ Wir- tung hängt von den Anreizen für Kostensenkungen ab. kungen von Gemeindereformen auf die Kosten der kom-

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Anzeige_Kom.Mann_A4_EPS.indd 1 09.09.16 11:00 munalen Aufgabenerfüllung haben das Problem, dass „Größennachteile“ sind zusätzliche Kosten die leider nur begrenzte Verfügbarkeit von relevanten von Gemeindereformen! Daten zumeist keine ganz eindeutigen Aussagen zulässt oder dass ihre Aussagen nur unter bestimmten Bedin- Neben den zuvor diskutierten möglichen Größenvortei- gungen gültig und mithin nur sehr bedingt generalisier- len gibt es auf jeden Fall Größennachteile, die mit der bar sind. Fusion von Gemeinden verbunden sind.

Jüngere Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, Leider ist ihre empirische Ermittlung besonders dass die Kostenvorteile größerer kommunaler Einheiten ­schwierig, weshalb die Größennachteile von den Be­ in der Realität tatsächlich eher gering ausfallen oder gar fürwortern der Großkommunen meistens kleingeredet nicht eintreten dürften. ­werden.

Zu nennen sind zunächst die Wegekosten, die den Bür- Qualitätsverbesserung auch ohne gern, Mandatsträgern und der Verwaltung aufgrund der ­Gebietsneugliederung möglich! vergrößerten Distanzen entstehen.

Es ist durchaus möglich, dass durch die Fusion von be - Hinzu kommen sogenannte Informationskosten, zum nachbarten Gemeinden die Qualität der kommunalen Beispiel entsteht den Bürgern infolge einer Gemeindefu- Aufgabenerfüllung durch Gebietsvergrößerungen ver- sion ein erhöhter Aufwand, weil sie sich jetzt auch über bessert werden kann. die Situation in den benachbarten Ortsteilen – den Alt- gemeinden – informieren müssen, wenn die neue Groß- Um entsprechende Vorteile zu erreichen, reicht es aber gemeinde dort Geld ausgeben will. zumeist aus, wenn sich benachbarte Gemeinden auf ein interkommunales Kooperationsvorhaben (IKV) einigen Weitere „politische Kosten“ entstehen, wenn die Wahl- – eine Fusion ist nicht zwingend erforderlich. beteiligung infolge der Bildung von Großgemeinden ab- nimmt – für entsprechende Wirkungen in Richtung auf Ein gutes Beispiel ist die Bereitstellung von qualitativ eine wachsende „Politikverdrossenheit“ gibt es auch hochwertigen Gewerbeflächen. empirische Belege.

Zahlreichen Gemeinden fehlen entsprechende Möglich- keiten (etwa aufgrund einer ungünstigen Reliefstruktur oder einer ungünstigen Lage zur nächsten Autobahn). Im Allgemeinen sind die Vorteile der Fusion von Kommunen begrenzt, vielfach dürften die Nachtei- Deshalb kann es für diese Gemeinden vorteilhaft sein, le überwiegen. In Einzelfällen kann dies anders mit einer Nachbargemeinde zu kooperieren und auf der sein, zumal dann, wenn einander benachbarte Ge- Gemarkung dieser Nachbargemeinde mit dieser gemein­ meinden wirtschaftlich und siedlungsmäßig sehr sam ein Gewerbegebiet zu schaffen. eng miteinander verflochten sind. Ansonsten soll- ten zur Bewältigung der eingangs genannten Her- Weiterhin kann die Qualität der kommunalen Leis- ausforderungen lieber andere Maßnahmen zur An- tungen erhöht werden, wenn im Rahmen eines IKV ein wendung kommen. Neben der interkommunalen Spezialist für ein bestimmtes Fachgebiet eingestellt Kooperation wird in diesem Kontext zumeist die werden kann, der aufgrund seiner besonderen Vor­ weitere Digitalisierung der Verwaltung angeführt. bildung die betreffenden Aufgaben gründlicher als die Ebenso wichtig kann Deregulierung sein, i.S. des Sachbearbeiter kleiner Gemeinden erfüllen kann, die Abbaus von Standards, welche die Flexibilität der nebenher noch diverse andere Zuständigkeiten ha- Kommunen beschränken. Nicht zuletzt – wie be- ben. reits erwähnt – dürfte eine umfassende kommuna- le Finanzreform erforderlich sein, um die Anreize Beispielhaft für solche IKV sei eine gemeinsame Zen­ der Bürger wie der Kommunen zu erhöhen, die trale Vergabestelle genannt; ein professionelles Ma- Kosten der kommunalen Leistungserstellung nach- nagement in diesem Bereich kann dazu beitragen dass haltig zu begrenzen. die Zahl der Anfechtungen von Vergabeentscheidungen deutlich reduziert wird.

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Strom für die Straße.

Jetzt auch an Auto- bahnen.

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az_210x297_EnBW_E-Mobility_Kommunalwelt.indd 1 27.06.17 13:48 Der Artikel 104c des Grundgesetzes ist geändert und Um ein Gießkannenprinzip zu verhindern wird vorgeschla- nun geht es um die Verwaltungsvereinbarung zwischen gen, dass im Ergebnis höchstens 50 Prozent der Gemein- den Bundesländern und dem Bundesfinanzministerium. den/Gemeindeverbände eines Flächenlandes beziehungs­ Wie werden die Finanzhilfen zur Verbesserung der Schul­ wei­se der Gebiete eines Stadtstaates Investitionsförde- infrastruktur auf finanzschwache Kommunen nach dem rung erhalten. Kommunalinvestitionsförderungsgesetz (KInvFG) verteilt? Zu klären ist, wie überhaupt finanzschwache Kommunen Förderfähig sind Investitionen für die Sanierung, den Um- zu definieren sind. Was kann wo mit dem Geld finan- bau, die Erweiterung und bei Beachtung des Prinzips der ziert werden? Diese Verabredungen legen nun die Minis­ Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit ausnahmsweise den terien fest ohne die Beteiligung des Deutschen Bundes­ Ersatzbau von Schulgebäuden. Die Erweiterung von Schul­ tages. gebäuden ist förderfähig, soweit sie der Erfüllung funktio- naler oder schulfachlicher Anforderungen an bestehen- Der Bund will die Länder und Kommunen auf der Grundla- den Schulstandorten dient und nicht zu einer wesentli- ge des Kommunalinvestitionsförderungsgesetzes befris- chen kapazitätsmäßigen Aufstockung führt. tet mit Finanzhilfen zur Verbesserung der Bildungsinfra- struktur finanzschwacher Kommunen unterstützen: Das Bei der Sanierung, dem Umbau oder der Erweiterung von Sondervermögen „Kommunalinvestitionsförderungsfonds“ Schulgebäuden ist auch die für die Funktionsfähigkeit der gewährt den Ländern – ab 1. Juli 2017 bis Ende Dezember Schulgebäude erforderliche Ausstattung förderfähig, so- 2022 – zusätzlich Finanzhilfen in Höhe von 3,5 Milliarden weit es sich dabei um Gegenstände und Anlagen handelt,

Schulen vom Bund Länder legen Kriterien fest

Euro für Investitionen in die Verbesserung der Schulinfra- die für die Nutzung des Gebäudes als solches erforderlich struktur. Die Finanzhilfen des Bundes sollen die weiterhin und fest mit dem Gebäude verbunden beziehungsweise notwendigen eigenen Anstrengungen der Länder zur Un- nicht beweglich sind, so zum Beispiel sanitäre Anlagen, terstützung kommunaler Investitionen ergänzen und die- Fußbodenbeläge, Leitungen. Ergänzende Infrastruktur- se nicht ersetzen. maßnahmen einschließlich solcher zur Erfüllung der digita- len Anforderungen an Schulgebäude sind förderfähig, so- In der nun vorliegenden Fassung der Verwaltungsverein- weit es sich dabei um fest mit dem Gebäude verbundene, barung (Stand 22. Juni 2017) soll festgelegt werden, dass nicht bewegliche Anlagen wie beispielsweise Datenleitun- die Auswahl förderfähiger Kommunen beziehungsweise gen handelt. Nicht dem Förderzweck des Kommunalinves- Gebiete die Bundesländer im Einvernehmen mit dem titionsförderungsgesetzes entsprechen somit insbesonde- Bund die Auswahl der finanzschwachen Gemeinden und re die Anschaffung digitaler Geräte oder von Möbeln. Maß- Gemeindeverbände treffen. Auch die Auswahl der sach- nahmen zur Herstellung der Barrierefreiheit von Schulge- gerechten Kriterien soll den Ländern obliegen. Als sach- bäuden sind im Rahmen einer Sanierung oder Erweiterung gerechte Kriterien für Finanzschwäche gelten die Teilnah- beziehungsweise als Umbaumaßnahme förderfähig. Im me an einem landesrechtlichen Hilfs- oder Haushaltssi- Rahmen der Sanierung, des Umbaus und der Erweiterung cherungsprogramm, der Empfang von Schlüsselzuwei- einer Schule sind auch entsprechende Maßnahmen an Ein- sungen aus dem kommunalen Finanzausgleich, eine hohe richtungen zur Betreuung von Schülern (zum Beispiel Hor- Verschuldung (insbesondere Höhe der Kassenkreditbe- te) förderfähig, wenn diese der Schule zugeordnet werden stände) sowie sonstige einnahme- oder ausgabeseitige können. Eine Zuordnung einer solchen Einrichtung zu einer Kriterien (zum Beispiel geringe Steuerkraft, Arbeitslosen- Schule ist insbesondere dann gegeben, wenn eine gemein- quoten, Höhe der Sozialausgaben). Bei der Anwendung same Trägerschaft oder eine Kooperationsvereinbarung der Kriterien sollen die Länder Größenklassen von Ge- und eine räumliche Nähe zwischen Schulgebäude und Ge- meinden bilden und zwischen diesen beziehungsweise bäude der Betreuungseinrichtung bestehen. zwischen Gemeinden und Gemeindeverbänden differen- zieren können. Autor: Tim-Rainer Bornholt

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PD2017-Anzeige-Hochspringerin-diverse Formate_V01.indd 1 15.06.17 15:15 Seit der Stadtgründung durch Heinrich den Löwen wurde Braunschweig über die Jahrhunderte durch die Welfen und die Hanse geprägt. Heute ist Braunschweig mit rund 250 000 Einwohnern die größte Stadt zwischen Hannover und Berlin und gehört zur Metropolregion Hannover Braun- schweig Göttingen Wolfsburg, einer der elf vom Bundesmi- nisterium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung anerkann- ten Metropolregionen in Deutschland.

Im Jahre 1031 wurde Braunschweig erstmals urkundlich erwähnt. Herzog Heinrich der Löwe – der Stammvater der Welfen – , wählte den Ort im 12. Jahrhundert als Residenz aus und entwickelte ihn zu einem Machtzentrum und einer mittelalterlichen Großstadt. Der Burgplatz mit Dom, Burg und Löwenstandbild lassen noch heute die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung der einstigen Residenz erahnen.

Braunschweigs Innenstadt wurde im Zweiten Weltkrieg zu 90 Prozent zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte in den 50er

Sightseeing Braunschweig – die Löwenstadt und 60er Jahren durch den akuten Bedarf an Wohnraum ziemlich flott und gemäß des damaligen Verständnisses von einer modernen und vor allem autogerechten Stadt, dem weitere noch bestehende Altbausubstanz zum Opfer fiel. Trotzdem gibt es über die Stadt verteilt fünf sogenann- te Traditionsinseln (Aegidien, Altstadtmarkt, Burgplatz, Magniviertel, Michaelis): Bezirke, die noch mit Baubestand aus dem Mittelalter aufwarten können.

Auch das klassizistische Braunschweiger Residenz- schloss wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und schließlich 1960 vollständig abgetragen. 2006 wurde die mbH Hauptfassade samt Schlossvolumen anhand alter Pläne in ursprünglicher Größe und am historischen Platz wie-

dererrichtet. Die Räume werden vom Stadtarchiv, Stadt- mbH/Steffen + Bach G bibliothek, Kulturinstitut und Kulturverwaltung genutzt. Wie bei dem historischen Schloss, steht auf dem Portikus des Residenzschlosses eine Wagenlenkergruppe, die größte Quadriga Europas, mit der Stadtgöttin Brunonia als Wagenlenkerin. Im benachbarten Einkaufszentrum

„Schloss-Arkaden“ entstanden ca. 150 Geschäfte und Foto: © Braunschweig Stadtmarketing G Restaurants.

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K Besonderer Tipp: Die Braunschweig-App

Die Touristinfo Braunschweig bietet zahlreiche Themen- führungen an. Außerdem gibt es die kostenlose App der Braunschweig Stadtmarketing GmbH. Sie bietet Stadt- und Freizeitinformationen, touristische Angebote, Veran- staltungstipps und Tourenvorschläge für kurze und länge- re Stadtrundgänge auf eigene Faust. In der Touristinfo befindet sich ein WLAN-Hotspot. Dort können Sie sich

mbH/okerland-archiv die App schnell herunterladen. Weitere Informationen fin- den Sie unter www.braunschweig.de/touristinfo.

K Hotels Foto: © Braunschweig Stadtmarketing G Wir haben für die Veranstaltung ein Zimmerkontingent in verschiedenen Häusern für Sie zusammengestellt. Das Formular für Ihre Buchung finden Sie auf www.kpv.de. K Forschung und Wissenschaft ­ - rote

Braunschweig zählt zu den forschungsintensivsten Regionen erald G G in Europa mit einer überdurchschnittlich hohen Wissen- mbH/ schaftlerdichte. Über 20.000 Studentinnen und Studenten

lernen an der Technischen Universität und der Hochschule Foto: © Braunschweig Stadt marketing G für Bildende Künste. Intensiv geforscht wird in 27 Einrichtun- gen und 250 Firmen des Hochtechnologie-Sektors der Regi- on. Dazu gehören unter anderem das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, die Physikalisch-Technische Bundes- Impressum anstalt, das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, der zweitgrößte europäische Forschungsflughafen oder die Herausgeber: Kommunal-Verlag GmbH Salzgitter Mannesmann Forschung GmbH. Geschäftsführer: Tim- Rainer Bornholt Klingelhöferstraße 8 10785 Berlin K So schön grün hier … Telefon: 030 22070471 Telefax: 030 22070478 Internet: kommunal-verlag.com Braunschweig hat einen besonders hohen Anteil an Grün- Redaktion: gaby Grabowski (v. i. S. d. P.) und naturnahen Flächen. Der Wallring, der dem Verlauf Annette Raphael der Okerumflutgräben folgt, umschließt als durchgängi- ger Grünbereich die Braunschweiger Innenstadt. Im „kommunalwelt.de“ ist Eigentum der Bundes-KPV Stadtgebiet befinden sich drei ausgewiesene Natur- und erscheint im Kommunal-Verlag. schutzgebiete. Die größte Grünfläche Braunschweigs stellt das Naturschutzgebiet Riddagshausen dar. Es be- Produktion: Union Betriebs-GmbH heimatet viele seltene Vogelarten, zum Beispiel die Krick­ Egermannstraße 2 ente und den Zwergtaucher. Die ausgedehnte Teichland- 53359 Rheinbach schaft ist auf die Tätigkeit der Zisterziensermönche zu- Internet: ubgnet.de rückzuführen, die die damals sehr sumpfige Gegend ent- wässerten und Fischteiche anlegten.

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