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Aus dem Sanitätsdienst

Nachruf auf a. D. Am 1. Oktober 1996 tritt er schließlich als seine Dr. Peter Fraps (1945 - 2015) Wunschverwendung an und wird für fünf Jahre Kommandeur der Sanitätsakademie. Bestimmt der emotionale Höhepunkt sei- Generalstabsarzt a. D. Dr. Peter Fraps ist tot. Er verstarb am nes dienstlichen Lebens. Er prägt die Akademie wie kaum ein 31. August 2015 im 70. Lebensjahr nach langer, schwerer Krank- anderer, er formt sie, gestaltet sie aus und wird dabei selbst zum heit. Erinnern wir uns an ihn: Kurz nach Kriegsende wird er am Sinnbild dieser Akademie. Mit der Beförderung zum Generalst- 6. September 1945 in Bad Teplitz-Schönau im Sudetenland gebo- absarzt am 1. April 2003 und der Ernennung zum Amtschef des ren. Nach der Vertreibung seiner Familie wächst er südlich von Sanitätsamtes der in München wird seine Karriere München auf. Nach dem Abitur tritt er seinen Wehrdienst in der gekrönt und vollendet. Gebirgstruppe an, macht seine Ausbildung zum Dr. Peter Fraps ist stets ein Mann der Truppe. Reserveoffizier und entschließt sich zum Medi- Ein Mann, der immer einen besonderen Draht zinstudium in München. Ein Studienaufenthalt zum einfachen Soldaten hat, der sich um den in den USA prägt ihn und ist wohl der Aus- Einzelnen kümmert, der das persönliche Ge- gangspunkt für seine beispiellose internationale spräch, das Führen von vorne immer dem Käst- Karriere. Medizinalassistent, Truppenarzt und chen- oder Policy-Denken vorzieht. Im Minis- Hörsaalleiter an der Sanitätsakademie sind seine terium findet sich nie eine Verwendung für ihn. ersten Stationen. Der Weiterbildung zum Chi­ Peter Fraps, ein Arzt und Offizier alter Schule - rurgen folgen die Winterkampfschule in Lutten- aus Überzeugung und Leidenschaft. Ein gerad- see und drei Jahre als Chef der 2. Kompanie des liniger, ein hilfsbereiter und auch kritischer gemischten Sanitätsbataillons 865 in München, Mensch, der untrennbar zum Sanitätsdienst der damaligen Speerspitze des Sanitätsdienstes. gehört. Übungen führen ihn mit seiner Truppe nach In seiner Zeit, der Periode der ersten großen hu- Nordnorwegen, nach Dänemark, in die Türkei manitären Einsätze, ist er wohl der Sanitätsoffi- und ebenso erstmals in einen humanitären Ein- zier der Bundeswehr mit der größten Einsatzer- satz: zur Erdbebenhilfe nach Italien. Im Alter fahrung im Ausland. Sein Credo ist stets das von nur 39 Jahren wird Dr. Fraps zum Peacekeeping, nicht der Kampfeinsatz späterer befördert und dient als Divisionsarzt in Oldenburg, Sigmaringen Jahre. Bis zuletzt ist Peter Fraps ein wacher Begleiter unseres Sa- und schließlich in Garmisch-Partenkirchen. Dort erlebt er seinen nitätsdienstes und vor allem der Sanitätsakademie, der er sich stets zweiten humanitären Einsatz. 1991 führt er als Leitender Sanitäts- eng verbunden fühlt. Bis in die letzte hohe Verwendung bleibt er offizier im Iran den Sanitätsdienst im Rahmen der Kurdenhilfe der sich und seinen Werten immer treu. Im Ruhestand ist er ein Fein- Bundeswehr. Als Korpsarzt des II. Deutsch-Amerikanischen geist, ein Menschenfreund, ein Musikliebhaber, menschlich inte- Korps und Kommandeur des Sanitätskommandos 2 nach Ulm ger und zugewandt, ein Vorbild, ein Förderer, ein Unterstützer und versetzt, wird Dr. Fraps erneut mit einem höchst anspruchsvollen ein zuverlässiger Berater für die, die auf ihn hören wollten. Einsatz konfrontiert, der sein Leben entscheidend beeinflusst und Der Sanitätsdienst der Bundeswehr, wir alle, werden General­ prägt: 18 Monate leitet er als Chief Medical UNTAC im a. D. Dr. Peter Fraps stets ein ehrenvolles Gedenken Hauptquartier der Vereinten Nationen in Phnom Penh / Kambod- bewahren. scha den multinationalen Sanitätsdienst der UN Friedensmission. Der erste Auslandseinsatz der Bundeswehr mit einem UN-Man- Dr. Tempel dat, ein ausschließlich sanitätsdienstlicher Einsatz. Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr

Die „Gesellschaft für Geschichte der stützen. Als Gründungsvorsitzender prägte und lenkte er seit ­Wehrmedizin“ trauert um Generalstabsarzt 2008 die Geschicke dieser wissenschaftlichen Gesellschaft, bis er a. D. Dr. Peter Fraps 2014 angesichts seiner schweren Erkrankung auf eine weitere Amtszeit verzichtete. Aufgrund seiner außerordentlich großen Am 31. August 2015, wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag, Verdienste wurde Generalstabsarzt a. D. Dr. Fraps am 18. No- verstarb Generalstabsarzt a. D. Dr. Peter Fraps – ein Sanitäts­ vember 2014 einstimmig der Ehrenvorsitz der GGWM – die offizier, der sich nicht nur um den Sanitätsdienst der Bundeswehr höchste Auszeichnung der Gesellschaft – angetragen. verdient gemacht hat, sondern auch der Geschichte der Wehrme- Die Mitglieder der „Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedi- dizin in besonderem Maße verbunden gewesen ist. Noch wäh- zin“ trauern nicht nur um ihren Gründer, herausragenden Gestal- rend seiner aktiven Dienstzeit, als Amtschef des Sanitätsamtes ter und Ehrenvorsitzenden, sondern auch um einen hochverdien- der Bundeswehr, brachte er die Konstituierung der „Gesellschaft ten Kameraden und Ratgeber, der aufrecht und geradlinig für für Geschichte der Wehrmedizin e. V.“ (GGWM) auf den Weg, seine Aufgaben und seine Überzeugungen eintrat. Wir werden mit dem Ziel, die Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet Dr. Peter Fraps in ehrendem Andenken behalten. der Geschichte der Wehrmedizin zu fördern und insbesondere die Für die „Gesellschaft für Geschichte der Wehrmedizin e. V.“ „Wehrgeschichtliche Lehrsammlung des Sanitätsdienstes der Generalarzt a. D. Prof. Dr. Dr. Grunwald Bundeswehr“ in der Sanitätsakademie der Bundeswehr zu unter- Prof. Dr. Vollmuth

Wehrmedizinische Monatsschrift 59 (2015), 11/2015