08/2016

Myth-TV, , , OSMC und DVB-Link im Test Software Betreutes Fernsehen Bitparade

46 Fernsehsendungen sehen und aufzeichnen, HD-Videos streamen, Musik hören, Bilder betrachten und noch einige Tricks mehr versprechen freie und kommerzielle Mediacenter-Programme für -PCs, aber auch für

den Raspberry Pi. Die Bitparade holt sich fünf Kandidaten ins heimische Wohnzimmer. Erik Bärwaldt www.linux-magazin.de

Auge gefasste Gerät mitbringt. Als erste Anlaufstelle hierbei dient das Wiki des Linux-TV-Projekts [6], das über eine um- fangreiche Hardwaredatenbank verfügt. Die enthält auch wertvolle Installations- hinweise, da der User mancherorts für DVB- und Analog-TV-Komponenten noch proprietäre Firmware in das Mediacenter integrieren muss. Ein weiterer Stolperstein taucht auf, möchte der User auf einem bereits be- stehenden Linux-System manuell Media- center-Applikationen nachinstallieren. Da die -Software meist als Client- Server-Applikation arbeitet, zieht Linux häufig noch die üblichen Verdächtigen hinterher, etwa Apaches Webserver, PHP 7 oder das MySQL-Datenbank-Back­end. Hierbei treten unter Umständen Probleme auf, die unerfahrene Anwender überfor- © leeavison, 123RF © leeavison, dern und erfahrene nerven. Beiden Gruppen sei geraten, zu dedizier­ Computertechnik und Unterhaltungs- stellt sich für den Interessenten erst ein- ten Mediacenter-Distributionen zu grei- elektronik wachsen immer weiter zusam- mal die Frage, welches Mediacenter sich fen. Die stimmen die einzelnen Kom- men. So nimmt es nicht Wunder, dass es für ihn eignet. Um die Qual der Wahl ab- ponenten optimal aufeinander ab und neben den herkömmlichen multimedialen zukürzen, vergleicht das Linux-Magazin konfigurieren sie vor. Speziell angepasste Computerprogrammen inzwischen ganze mit Myth-TV [1], Kodi [2], Plex Media- Installationsroutinen integrieren oft auch Softwaresuiten gibt, die den Computer im server [3], OSMC [4] und DVB-Link [5] gleich die Netzwerkdienste ins System. Verbund mit einem HDMI-fähigen Fern- fünf führende kommerzielle und freie seher oder gar Beamer sowie einem leis- Mediacenter-Lösungen, die nahezu jeden als Basis tungsfähigen Soundsystem zur Heimkino- Bedarf abdecken. Schaltzentrale umrüsten. Als Basis dieser Distributionen dient Der Anwender sieht damit nicht nur Bil- Grundsätzliches meist Ubuntu. Das ist weit verbreitet und der und Filme an, sondern hört Musik, verfügt dank der zahlreichen Ubuntu- streamt Inhalte aus dem Internet und Will die angehende Couch-Kartoffel ih- und -Entwickler über eine sehr zappt durch das Fernsehprogramm. Auf- ren künftigen Mediacenter-PC auch zum gute Treiberabdeckung. Zugleich pflegen nahme- und Bearbeitungsfunktionen las- Empfang von Fernsehsendungen nutzen, die Entwickler die LTS-Varianten über sen kaum noch Wünsche offen, dagegen braucht sie zunächst einen entsprechen- haben es konventionelle DVD-Player, den TV-Empfänger mit Linux-Support. Heft-DVD Festplattenrekorder oder HI-FI-Anlagen Einige der gängigen DVB-Empfänger Der Quellcode für die aktuel- DELUG-DVD schwer. laufen mangels passender Module nicht len Versionen der quelloffenen Mediacenter- Doch aufgrund der großen Auswahl an unter Linux. Es empfiehlt sich, im Vorfeld Lösungen befindet sich auf der DELUG-DVD. Heimkino-Software im Linux-Bereich zu prüfen, ob Linux Treiber für das ins 08/2016 Software Bitparade

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Abbildung 1: Im Kontrollzentrum von Myth-TV definiert der Anwender verschiedene Funktionsrollen für seinen Mediacenter-PC. einen relativ langen Zeitraum, sodass der load bereit. Andernorts auf der Website lieren im Untermenü »System« oder – je Mediacenter-PC einen langfristig stabilen finden sich auch Anleitungen und wei- nach Desktop – »Systemwerkzeuge« den Unterbau erhält. tere Informationen zur Integration [8] in Eintrag »‑Kontrollzentrum« Aber Obacht: Ubuntus grafischer Ins- die unterschiedlichen Linux-Distributio- auf. Rechts unten stößt er auf den Eintrag tallationsassistent bietet gleich nen. Als Komplettpaket und ausgezeich- »System Roles«, der die Rolle des aktu- zu Beginn die Option an, Drittanbieter- net vorkonfiguriert erhalten Anwender ellen Systems definiert. Soll der Home- Software in das System zu integrieren. Myth-TV zudem über die Distributionen Theatre-PC als alleiniges Mediacenter Dazu zählen das MP3-Plugin oder die Mythbuntu [9] und das auf arbeiten, aktiviert der Admin hier die wegen gravierender Sicherheitsmängel basierende Lin-HES [10]. Rollen »Primary Backend« und »Desktop allmählich aus der Mode kommende Wer Ubuntu und seine Derivate verwen- Frontend« (Abbildung 1). Flash-Technologie von Adobe. Diese det, installiert das Paket in einem Rutsch Nach der Rollendefinition richtet der Be- Möglichkeit sollte nutzen, wer die ver- über den Befehl: treiber im zweiten Schritt das Backend schiedenen proprietären Codecs nicht ein. Auch hierzu bietet Myth-TV eine sudo ‑get install mythbuntu‑control‑centre später umständlich nachinstallieren will. eigene grafische Routine, die sich hinter Er zieht automatisch den benötigten Apa- dem Eintrag »MythTV Backend Setup« im E Myth-TV che-Webserver, PHP 7 und den MySQL- Menü »System« oder »Systemwerkzeuge« Datenbankserver 5.7 nach und legt ent- versteckt. Hier muss der Betreiber vor Myth-TV ist eine der ältesten Media­ sprechende Menü-Einträge an. Einfache allem die Gruppen »TV‑Karten«, »Video- center-Applikationen und bereits seit Dialoge im Terminal erlauben bereits eine quellen«, »Verknüpfungen«, »Sender be- dem Jahr 2002 in steter Entwicklung grobe Grundkonfiguration. arbeiten« und »Speicherplatz« sorgfältig und Pflege. Das unter der GPL stehende konfigurieren. Während Myth-TV die im Programm richtet sich eher an fortge- Rollenspiel System befindlichen oder angeschlosse- schrittene User und hat sich aufgrund sei- nen TV-Karten meist korrekt erkennt und ner ausgereiften modularen Konzeption Myth-TV arbeitet mit von einem reinen Festplattenrekorder für einem Backend-Server Fernsehsendungen zu einem vollwerti- und einem Frontend- gen Mediacenter gemausert. Es kommt Client­. Während das nicht nur mit analogen und digitalen Back­end im Hintergrund TV-Empfängern zurecht, sondern bindet die internen Arbeitsab- auch Webinhalte und lokal gespeicherte läufe koordiniert, dient Daten ein. das Frontend als Benut- Myth-TV ist netzwerkfähig und arbei- zerschnittstelle. Ein PC tet nach dem Client-Server-Modell. Ge- kann dabei mehrere Rol- speicherte Inhalte kann es auf optische len einnehmen. Datenträger brennen. Neben den eigent- Über das Myth-TV-ei- lichen Kernprogrammen von Myth-TV gene Kontrollzentrum bringen viele Linux-Distributionen auch konfiguriert der Nutzer Module mit, die das Mediacenter erwei- das Mediacenter noch tern. Die jeweils aktuelle Version steht am bequemsten. Dazu Abbildung 2: Myth-TV lässt sich über ein Kontrollzentrum konfigurieren, außerdem im Quelltext [7] zum Down- ruft er nach dem Instal- das über eine grafische Oberfläche verfügt. 08/2016 Software Das stellt die aktuelle Version 16.1 „Jar- vis“ bereit. Die Kommandos

sudo apt-get update sudo apt-get install kodi Bitparade sudo apt-get install kodi-pvr-*

aktualisieren die Paketquellen, installie- 48 ren das Mediacenter und ziehen dabei alle nötigen Abhängigkeiten nach. Der dritte Befehl holt die Add-on-Clients nach, die der Anwender braucht, um

www.linux-magazin.de TV-Aufnahmen, die Sendungswieder- gabe und die EPG-Programmanzeige zu nutzen. Als Backend kommt ein entsprechender Server zum Einsatz, wobei Kodi zahlrei- Abbildung 3: Mit wenigen Klicks wählt der Nutzer multimediale Inhalte aus. che Server-Alternativen bereitstellt. Den Server konfiguriert der Anwender gleich anspricht, muss der Anwender die Video- ten Namen XBMC geläufig. Kodi ist wie während der Installation, optional ver- quellen selbst festlegen und dann mit der Myth-TV in vielen Software-Repositories wendet er zusätzlich eine Fernbedienung TV-Karte verknüpfen. großer Linux-Derivate enthalten. Zusätz- (Abbildung 4). Stecken mehrere Karten im System, kann lich erscheint es als Kodibuntu [12] in er dank dieses Konstrukts die Quellen Gestalt einer eigenen 64-Bit-only-Distri- Inbetriebnahme klar voneinander trennen. Der automa- bution, die auf Ubuntu 14.04 basiert. tisierte Senderscan erleichtert die Arbeit, Ist das getan, ruft der Admin die Software zudem muss er Pfade für die Aufnah- Auf die Platte aus dem Menü »Unterhaltungsmedien | mefunktion definieren. Nach Abschluss Kodi media center« auf. Im Mediacenter der teils sehr tiefgehenden Konfiguration Das Mediacenter ist freie Software, auf sind mehrere Mediengruppen voreinge- kann er das Backend starten und die Da- unterschiedlichen Plattformen zu Hause stellt. Wie Myth-TV gibt auch Kodi alle tenbank anlegen (Abbildung 2). und gilt mittlerweile als Quasi-Standard, gängigen Medienformen wieder. Nach Das Frontend startet er über den Eintrag wenn es um Mediacenter-Software geht. dem Erstaufruf wählt der Nutzer zu- »MythTV Frontend« im Menü »Multime- Da das Kodi-Projekt dedizierte Reposi­ nächst die Sprache über das Einstellungs- dia«. Unter der Oberfläche steht nun das tories unterhält, empfiehlt es sich, stets menü. Hängt eine TV-Karte am Rechner komplette multimediale Leistungsspek- die jeweils aktuelle Variante aus diesen und sind die PVR-Back- und -Frontends trum des Mediacenters bereit: Myth-TV zu installieren. Alternativ lässt sich auch installiert, konfiguriert und aktiviert er bietet auch die Optionen, Radiosender an- eine ältere Kodibuntu-Installation auf die danach den PVR-Client über das Menü zuhören, Videos von CD oder DVD oder neueste Version des Mediacenters aktua- »Addons«, um die TV-Karte in Betrieb zu aus dem Dateibaum der Festplatte heraus lisieren, Anleitungen warten auf der Pro- nehmen (Abbildung 5). anzusehen, Audio-CDs abzuspielen oder jektseite [13]. Hierzu ist etwas Handarbeit nötig – nicht Bilder zu betrachten. Die Optionen im Um Kodi unter Ubuntu zu installieren, alle Front- und Backends harmonieren Hauptfenster verzweigen wiederum kon- ergänzt der Nutzer zunächst das entspre- miteinander. Zudem ließen sich im Test textsensitiv in Untermenüs, sodass keine chende Repository: nicht alle PVR-Clients installieren: Unter überladenen Menü-Hierarchien auftreten sudo add‑apt‑repository ppa:team‑xbmc/ppa Ubuntu 16.04 „Xenial Xerus“ ließ sich (Abbildung 3). der -Client Damit der User Myth-TV bequem von wegen fehlender Ab- der Couch aus steuern kann, unterstützt hängigkeiten nicht das Mediacenter verschiedene Fernbedie- auf den Massenspei- nungen. Die greifen auf die Lirc-Routinen cher packen. Fehl- von Linux [11] zurück, die auch ohne funktionen bemerkt zusätzliche Konfiguration bereits viele der Anwender jedoch Infrarot-Fernbedienungen unterstützen. schnell, indem er Kodi nach dem Aktivieren E Kodi eines PVR-Clients be- endet und wieder neu Das im Linux-Universum wohl bekann- startet. teste Mediacenter-Projekt heißt Kodi [2], Da der PVR-Client vielen Anwendern besser unter dem al- Abbildung 4: Auch die Fernbedienung lässt sich bequem installieren. beim Start der Soft- 08/2016 Software ware versucht alle Senderlisten einzu- lesen, erscheint bei Problemen ein Hin- weis. In diesem Fall wählt er eine andere Client-Server-Kombination.

Ist die Konfiguration erfolgreich, erschei- Bitparade nen im Hauptmenü zusätzlich die Ein- träge »TV« und – sofern die TV-Karte es unterstützt – »Radio«. Beide bringen die 49 Untermenüs »Kanäle«, »EPG«, »Aufnah- men«, »Timer« und »Suchen« mit und decken somit alle möglichen Nutzungs-

formen ab. Zusätzlich richtet der Admin www.linux-magazin.de über Kodi IPTV ein, ruft Sender-Media- theken auf und gibt deren Inhalte wieder (Abbildung 6).

Modular Abbildung 5: Das PVR-Frontend muss der Admin in Kodi manuell aktivieren.

Kodi funktioniert streng modular, zusätz- Ereignisanzeige runden die Oberfläche Hardware-Kompatibilitätsliste [15]. Wie liche Funktionen integriert das System ab, wobei der Betreiber auch den Um- Kodi und Myth-TV ist auch der Plex Me- komplett über entsprechende Add-ons, fang festlegt, in dem Kodi Systeminfor­ diaserver jeweils um eine Client-Variante zum Beispiel eine Wetteranzeige, die auf mationen mitschreibt. zu ergänzen, die als Plex Home Theatre Daten eines Wetterdienstes im Internet ebenfalls zum kostenlosen Download be- zugreift. Per Add-on bindet der Nutzer E Plex Mediaserver reitsteht. Zusätzlich erreichen und steu- Multimediacodecs, Online-Mediatheken, ern Nutzer den Server im Intranet über aber auch Streaming-Dienste sowie You- Den Plex Mediaserver gibt es in der Basis­ eine Weboberfläche. tube-Videos in das Mediacenter ein. Für variante zwar kostenlos, doch steht er Die vorkompilierten Pakete lassen sich die Einträge »Bilder«, »Videos« und »Mu- unter einer proprietären Lizenz. Zusatz- problemlos installieren. Dabei legt die sik« existiert im Hauptmenü jeweils ein angebote sind kostenpflichtig. Die Soft- Routine im Untermenü »Unterhaltungs- eigener Untermenü-Eintrag »Addons«, ware, die Anleihen bei Kodi nimmt, steht medien« einen Eintrag »Plex Media Ma- über den er die gewünschten Erweite- als rund 110 MByte großes Paket zum nager« an. Über eine grafische Oberfläche rungen auch kontextsensitiv installiert kostenlosen Download bereit. Dabei gibt für den Webbrowser richtet der Serverbe- oder deaktiviert. es Pakete in 32- und 64-Bit-Varianten für treiber den Server ein, der automatisch Das horizontal mittig über den Bildschirm Ubuntu, Fedora und Centos [14]. startet. Das Dashboard ist sehr übersicht- laufende Hauptmenü passt sich zudem Der Server lässt sich zudem nicht nur für lich aufgebaut und erfordert keinerlei dynamisch auf Basis der vorhandenen weitere Plattformen einsetzen, sondern Einarbeitungsaufwand. Funktionalitäten an: Startet der Nutzer auch für NAS-Systeme. Dazu bietet der Über den Menü-Eintrag »Web | Allgemein eine Audio-CD, läuft diese automatisch Hersteller eine ausgezeichnete Doku- | Sprache« lässt sich das System deutsch an, während im Hauptmenü ein zuge- mentation mit einer sehr ausführlichen lokalisieren. Anschließend nimmt der höriger Abspiel-Eintrag auftaucht. Kodi spielt auch problemlos Blu-ray-Disks auf HD-Bildschirmen ab.

Einstellungssache

Die wichtigsten Grundeinstellungen des Mediacenters verbergen sich im Menü »Optionen«, das im Untermenü »Einstel- lungen« sämtliche Einstellungen bündelt. Über die Menü-Einträge »Dateimanager« und »Profile« erledigt der Admin laufende Verwaltungsaufgaben. Der erste ver- zweigt in ein einfaches Zwei-Panel-Fens- ter, in dem der Admin Pfade für Profile festlegen kann, während der zweite ver- schiedene benutzerspezifische Definitio- nen erlaubt. Eine »Systeminfo«- und eine Abbildung 6: Das TV-Programm lässt sich auch als Vollbild darstellen. 08/2016 Software einpflegt. Dazu kategorisiert er die Da- teien im Vorfeld. Bevor er das System mit Multimediadaten bestückt, sollte er die Inhalte jedoch sorgfältig getrennt in

Bitparade verschiedenen Verzeichnissen abspei- chern: So unterscheidet der Plex-Server bei Videodateien herkömmliche Filme, 50 Serien und private Video-Aufnahmen. Für Musikdateien und Bilder sieht er hingegen jeweils nur eine Kategorie vor (Abbildung 7).

www.linux-magazin.de Sind die multimedialen Inhalte auf dem Server gelandet, braucht dieser bei größe- ren Bibliotheken relativ viel Zeit, um die entsprechenden Thumbnails zu erzeu- gen. Das ist vor allem der Abfrage ver- Abbildung 7: Einfach und selbsterklärend - das Plex-Mediacenter. schiedener Server im Internet geschuldet, die die Metadaten, etwa Inhaltsangaben Admin weitere Anpassungen vor. Einige zu transkodieren. Sie ermöglicht es, Da- und Bilder, beisteuern. Diese integriert Optionen lassen sich jedoch nur verän- teien in andere Formate zu verwandeln. der Plex-Server in seine Bibliotheken, dern, wenn er über ein Benutzerkonto Diese Funktionen hängen jedoch vor al- sodass der Anwender einen schnellen bei Plex verfügt. lem beim Videoschnitt von der Hardware Überblick über seine Multimedia-Daten Auch bestimmte Dienste sind nur über ab und setzen einen Hardware-seitig im- erhält (Abbildung 8). einen kostenpflichtigen »Plex Pass« zu plementierten Encoder voraus. Analog zum Mediaserver steht auch der aktivieren, etwa die Offline-Nutzung des Will der Nutzer HD- oder gar FHD- Client in einer nativen Linux-Variante Plex-Servers mit mobilen Geräten wie Material auf NAS-Systemen mit Atom- bereit. Das rund 37 MByte umfassende Smartphones oder Tablets, der Bilder- Prozessoren oder Celeron-CPUs umwan- vorkompilierte Paket gibt es für Fedora, Upload von Mobilsystemen, die Cloud- deln, ist dies aufgrund des gesteigerten Centos, Ubuntu, Debian und Arch Linux synchronisation oder der Mehrbenutzer- Rechenaufwands nur eingeschränkt oder [16]. Auf der im Test des Linux-Magazins modus. Hierbei fallen Kosten in Höhe gar nicht möglich. Ältere Atom-Prozes- verwendeten Ubuntu-Version 16.04 in- von 5 US-Dollar pro Monat an oder – bei soren taugen teilweise nicht einmal für stalliert der Admin den Client in drei jährlicher Subskription – 40 US-Dollar. das Transkodieren von SD-Videomaterial. Schritten: Ein lebenslanges Abonnement schlägt sudo add‑apt‑repository ppa:plexapp/plexht mit rund 150 US-Dollar zu Buche. Oberflächliches sudo apt‑get update Der Plex-Mediaserver fällt durch einige sudo apt‑get install plexhometheater Funktionen aus dem Rahmen: So kommt Der Plex Mediaserver glänzt mit einer die Applikation mit Cloudsynchronisati- sehr leicht zu bedienenden und schnör- Mit dem ersten Befehl bindet er das onen zurecht. Zusätzlich bringt das Pro- kellosen Oberfläche, in der der Anwen- Repository ein, aktualisiert dann die gramm eine Schnittstelle mit, um Inhalte der Inhalte gruppiert in Bibliotheken Paketquellen und installiert im letzten Schritt die Software. Im Untermenü »Sonstige« findet sich dann der Eintrag »Plex Home Theater«. Nach dem Start des Clients nimmt der Administrator zunächst die wichtigsten Einstellungen vor. Da der Client sich automatisch im Intranet mit dem vor- handenen Server verbindet, stehen die auf dem Server abgelegten Inhalte sofort bereit. Eine ebenfalls sehr intuitiv zu be- dienende Oberfläche bereitet die Inhalte zudem optisch ansprechend auf.

DLNA und ​UPnP

Über den DLNA-Standard greifen viele TV-Geräte ebenfalls auf die Inhalte des Abbildung 8: Einen groben Überblick über die Inhalte liefert die Thumbnail-Listenansicht. Plex-Servers zu, sind jedoch mangels ent- 08/2016 Software Der Installer fragt zu- Alle Einstellungen in OSMC nimmt der nächst die Sprache, Anwender über eine optisch sehr schlicht die Speicherorte, die gehaltene, aber selbsterklärende Ober- Generation des Ziel- fläche vor. Das Anwendungsspektrum

rechners und die Ver- entspricht dem einer herkömmlichen Bitparade sion der gewünschten Kodi-Oberfläche, wobei OSMC auf alle Software ab. Dann lädt Ressourcen-fressenden Gimmicks und er nach Eingabe der Animationen verzichtet (Abbildung 10). 51 Daten zum Netzzu- Da Dialoge und Add-ons denen von Kodi gang das OSMC-Image sehr stark ähneln, finden sich Kodi-Nut- für den Raspberry Pi zer im OSMC sofort zurecht.

aus dem Internet he- Allgemeine Verwaltungsaufgaben nimmt www.linux-magazin.de runter und installiert der Admin auf der Kommandozeile es automatisch auf per SSH-Client auch von einem ande- Abbildung 9: Ungewöhnlich, aber einfach – der OSMC-Installer. der Micro-SD-Karte. ren Computersystem aus wahr. OSMC Im Anschluss lässt aktiviert den SSH-Dienst bereits in der sprechender Hardware-Encoder häufig sich das System auf dem Raspberry-Pi- Grundinstallation, als Nutzername und nicht in der Lage, die Inhalte zu transko- Computer starten. Passwort ist »osmc« voreingestellt. dieren und abzuspielen. Beim ersten Hochfahren bereitet die Rou- tine automatisch das Mediacenter vor. Fernsehen E OSMC Zunächst sucht der Admin daher Spra- che und Zeitzone aus einer Liste aus, Wer OSMC auch als Fernseher nutzen Das OSMC (Open Source Mediacenter, dann konfiguriert er das Netzwerk. Hier will, muss – wie bei Kodi – zunächst [4]) ist aus dem Rasp-BMC-Projekt kann ein Problem auftauchen: Kommt ein PVR-Add-on aktivieren. Dazu eignet hervorgegangen, existiert seit 2014 und ein Raspberry­ Pi Model 2 zum Einsatz, sich das Tvheadend-Backend, das eine bringt das Kodi-Mediacenter auf den muss ein kompatibler WLAN-USB-Stick vorkonfigurierte Installationsroutine in Einplatinen-Computer Raspberry Pi. Es im Computer stecken, damit sich dieser OSMC integriert und das der User be- handelt sich dabei nicht nur um eine Me- mit dem WLAN verbindet. Beim Rasp­ quem über die grafische Oberfläche des diacenter-Applikation, sondern um ein berry Pi Model 3 ist das dank eingebauter Mediacenters in Betrieb nimmt. Anschlie- vollständiges Betriebssystem auf Debian- WLAN-Hardware kein Problem. ßend konfiguriert er den aktivierten Basis. Der Betreiber beginnt die Installa- Richtet der Admin das Mediacenter zum Tvheadend-Server über den Webbrowser tion von OSMC über einen Fremdrechner, ersten Mal ein, dauert das allerdings von seinem entfernten Rechner aus. Um auf dem er das abgespeckte Debian-Deri- auf beiden Modellen aufgrund der an- die im System vorhandene TV-Karte in vat auf eine Micro-SD-Karte transferiert, fallenden Formatier- und Kopierarbeiten das Mediacenter zu integrieren, gibt er in die dem Raspberry Pi abschließend als einige Zeit. Die Speicherkarte und ihre die Adresszeile die IP-Adresse des OSMC- Bootmedium dient. beschränkten sequenziellen Schreib- Systems ein, gefolgt vom Port 9981, und Um das Betriebssystem auf die Speicher- und Lesefähigkeiten bestimmen dabei landet so in einem Konfigurations-GUI karte zu bringen, geht OSMC einen zwar die Arbeitsgeschwindigkeit. Langsame (Abbildung 11). ungewöhnlichen, jedoch für den Nutzer Class-4-Micro-SD-Karten bremsen den Dort aktiviert er das PVR-Frontend, das bequemen Weg über einen grafischen Minirechner spürbar aus. in der Add-on-Liste auftaucht, danach Installer. Um den zu starten, fährt der Anwender zunächst sein Linux-System hoch und lädt den Installer aus einem neu zu integrierenden Repository auf den lokalen Massenspeicher. Unter Ubuntu und seinen Derivaten geschieht dies mit den drei Befehlen: sudo sh ‑ „echo ‚ http://download.U .org/repositories/home:/osmc/U xUbuntu_16.04/ /‘ >> /etc/apt/sources.U list.d/osmc‑installer.list“ sudo apt‑get update sudo apt‑get install osmc‑installer Die Routine legt im Untermenü »Unter- haltungsmedien« den Eintrag »OSMC In- staller« an, der eine schlichte grafische Routine aktiviert (Abbildung 9). Abbildung 10: Schlank und schlicht ist die Oberfläche des Open Source Mediacenter (OSMC). 08/2016 Software horizontal angeordneten Reitern. Nach einer deutschen Lokalisierung im Reiter »Produkte« zeigt sie die aktivierte Lizenz an. Da sie noch keinen EPG-Scanner an

Bitparade Bord hat, muss der Nutzer das Paket »DVBLink TVSource« als Trial-Variante nachinstallieren. Es ist Teil der DVB-Link- 52 Software, die er nach der Testphase für rund 50 Euro erwirbt. Dann bindet er über den Reiter »Quellen« die TV-Hard- ware in das System ein. Ist das passiert,

www.linux-magazin.de startet er einen Senderscan, wobei ihn ein Dialog dazu auffordert, den regiona- len Standort aus einer Liste zu wählen. Je nach Standort dauert der Scan einige Zeit (Abbildung 12). Nach dem Scan wählt der Anwender die Sender aus, die er mit dem Client sehen möchte. Eine Routine leitet ihn dann wei- ter zum Web-basierten Client, mit dem er Sendungen ansieht und aufzeichnet. Der funktioniert im Intranet ganz ohne zu- Abbildung 11: Die TV-Karte konfiguriert der OSMC-Admin bequem über die Weboberfläche von Tvheadend. sätzliche Installation einer Mediacenter- Oberfläche und lässt sich auf entfernten stehen alle Funktionen zum TV-Empfang für alle gängigen Betriebssysteme und Rechnern sowie auf mobilen Endgeräten und des digitalen TV-Rekorders bereit. NAS-Speichergeräte funktioniert. nutzen. Es genügt, die IP-Adresse des Für den DVB-Link-Server gibt es zirka Zielrechners mit Portnummer 8100 aufzu- Weboberfläche 32 MByte große Binärpakete für 32- und rufen. Im Webclient definiert der Anwen- 64-Bit-Systeme zum freien Download der zudem bestimmte Einstellungen wie Während ein Admin OSMC primär über [17], wobei der Anbieter als Plattform die Transferrate des Streaming-Dienstes eine vom Raspberry Pi unterstützte Fern- lediglich Ubuntu aufführt. Im Linux- oder die Fenstergröße (Abbildung 13). steuerung bedient, besteht auch die Op- Magazin-Test lief der DVB-Link-Server tion, das System eingeschränkt von Com- jedoch auch unter 17.3 an- Kooperationswillig putern im Intranet aus zu steuern. Die standslos. Hat der Anwender das Paket ausgewählten Inhalte gibt OSMC auf dem installiert, ruft er in einem Webbrowser Der DVB-Link-Server kooperiert auch mit Fernseher wieder, nicht auf dem Compu- die IP-Adresse des Zielrechners auf, ge- dem Kodi-Mediacenter, das der Nutzer terschirm. Dazu greift der Anwender über folgt von der Portnummer 39876. als alternative Clientsoftware einsetzen den Webbrowser auf das Mediacenter zu Es erscheint eine schlicht und übersicht- kann. Dazu muss er nur den DVB-Link- und gibt neben der IP-Adresse des OSMC- lich gehaltene Oberfläche mit mehreren PVR-Client auf die Platte spielen: Systems die Portnummer 8080 ein. Eine Weboberfläche mit den wichtigsten Me- diengruppen »Filme«, »TV‑Shows« und »Musik« sowie einer virtuellen Fernbedie- nung erscheint. Live-TV oder IPTV lassen sich darüber leider noch nicht steuern.

E DVB-Link

Das niederländische Unternehmen DVB- Logic bietet mit DVB-Link [5] eine kom- merzielle Fernsehlösung für Computer und NAS-Systeme an, die alle gängigen Fernsehstandards unterstützt und auf handelsüblichen Plattformen samt Smart- phones und Tablet-PCs läuft. DVB-Logic liefert mit dem TV-Butler zudem eine DVB-Hardware in Form eines Stick, der Abbildung 12: Der Senderscan kann abhängig vom Standort etwas länger dauern. 08/2016 Software sudo apt‑get install kodi‑pvr‑dvblink

Im Kodi-Mediacenter konfiguriert und aktiviert er dann den PVR-Client, nach

einem Neustart liest Kodi die Sender- und Bitparade EPG-Daten automatisch ein.

Fazit 53

Im Praxistest überzeugten alle Mediacen- ter-Lösungen funktionell. Sie geben ver-

schiedene Formate wieder, streamen ins www.linux-magazin.de Netzwerk, setzen auf benutzerfreundli- che Bedienoberflächen und sind für ganz unterschiedliche Plattformen verfügbar. Beim Verarbeiten multimedialer Inhalte muss sich Linux also nicht verstecken, Abbildung 13: Über den Web-basierten Betrachter schaut der Anwender des DVB-Link-Servers die Sendungen setzt sogar Standards. auch ganz ohne externe Clientsoftware. Deutlich mehr Pflege bräuchten in vie- len Fällen nach wie vor die Dokumen- Derivat OSMC überzeugte bei der Instal- DVB-Link-Server und dem entsprechen- tation und die Installationsroutinen. In lation nicht ganz, da die Tester für den den PVR-Client zugleich als am einfachs- Sachen Installation überzeugte vor allem TV-Empfang in vielen Fällen zunächst ten zu konfigurierende und funktional der kommerzielle DVB-Link-Server, der proprietäre Firmwaredateien manuell stabilste Lösung erwies. (kki) n auch für wenig erfahrene Anwender eine nachinstallieren mussten. So ließen sich brauchbare Lösung darstellt. die TV-Empfänger der Hersteller Sundtek Myth-TV setzt hingegen das Schluss- und Hauppauge im Test nur mit erhebli- Infos licht, weil es bereits profunde Vorkennt- cher manueller Nacharbeit zur Koopera- [1] Myth-TV: [https://​­www.​­mythtv.​­org] nisse bei der Software-Installation vo- tion bewegen. [2] Kodi: [https://​­kodi.​­tv] raussetzt. Zudem wartet es – je nach Als funktionell umfangreichste und op- [3] Plex Mediaserver: [https://​­plex.​­tv] verwendeter Linux-Distribution – auch tisch ansprechendste Lösung ragt nach [4] OSMC: [https://​­osmc.​­tv] mit einigen Problemen wegen fehlender wie vor Kodi aus dem Testfeld heraus, [5] DVB-Link: [http://​­dvblogic.​­com] Abhängigkeiten auf. Auch das Debian- wobei sich die Kombination mit dem [6] Wiki des Linux-TV-Projekts: [https://​­www.​ ­linuxtv.​­org/​­wiki/​­index.​­php/​­Main_Page] Tabelle 1: Funktionsübersicht der Mediacenter [7] Myth-TV-Download: Myth-TV Kodi Plex Mediaserver OSMC DVB-Link [https://​­www.​­mythtv.​­org/​­download] DVB-T/T2​ ja ja ja ja ja [8] Anleitungen zur Myth-TV-Integration: [https://​­www.​­mythtv.​­org/​­wiki/​­External_ DVB-S/​S2 ja ja ja ja ja Links#​­MythTV_Install_Guides_.​­2F_Distros] DVB-C ja ja ja ja ja [9] Mythbuntu: [http://​­www.​­mythbuntu.​­org] Analog-Support ja ja ja ja nein [10] Lin-HES: [http://​­www.​­linhes.​­org] HD-Unterstützung ja ja ja ja ja [11] Lirc: [http://​­www.​­lirc.​­org] Werbung ausblenden ja eingeschränkt eingeschränkt eingeschränkt nein [12] Kodibuntu: Zeitgesteuerte Auf- ja ja ja ja ja [http://​­kodi.​­wiki/​­view/Kodibuntu]​­ nahmen [13] Kodi installieren: [http://​­kodi.​­wiki/​­view/​ EPG-Programmführer ja ja ja ja ja ­HOW‑TO:Install_Kodi_for_Linux#​­Installing_ DVD ansehen und ar- ja ja ja ja nein Kodi_on_Ubuntu‑based_distributions] chivieren [14] Plex-Downloads: Kindersicherung ja ja ja ja nein [https://​­plex.​­tv/​­downloads] Digitale Musiksamm- ja ja ja ja nein lungen [15] Kompatibilitätsliste: [https://​­docs.​­google.​ Bildersammlungen ja ja ja ja nein ­com/​­spreadsheets/​­d/​­1MfYoJkiwSqCXg8cm​ 5‑Ac4oOLPRtCkgUxU0jdj3tmMPc/​­edit?​ Client-Server-Struktur ja ja ja ja ja ­pref=2&pli=1#​­ ​­gid=314388488] Webadministration ja ja ja ja ja [16] Plex-Anleitungen: Erweiterbar durch ja ja ja ja ja Add-ons (Clients) [https://​­forums.plex.​­ ​­tv/​­discussion/​­87253/​ ­plex‑home‑theater‑linux‑builds] Apps für mobile Geräte inoffiziell ja ja ja ja [17] DVB-Logic-Downloads: Fernbedienung nutzbar ja ja ja ja ja [http://​­dvblogic.​­com/​­de/​­downloads/]