Eva Hintermeier Geschichte der Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland

Titelbild: George Grosz, Stützen der Gesellschaft, 1926

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland

Die Annabergfeiern damals und heute ···································· 5

Die Freikorps in der Zwischenkriegszeit ································· 6

Die Entstehungsgeschichte: Die „Münchner Räterepublik“1919 ········································ 7

Die Rolle der „Thule-Gesellschaft“ ········································ 8

Der Einsatz im Ruhrgebiet 1920 ··········································· 10

Die Schlacht am Annaberg 1921 und ihre Bedeutung für die nationalsozialistische Geschichtsmythologie ······················································· 12

Die führende Rolle des „Bundes Oberland“ beim Hitlerputsch 1923 ······················································ 18

Die Auflösung des Bundes 1930 und die Wieder- belebung der „Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland“ nach dem II. Weltkrieg ································ 20

Herausgegeben vom Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland in Zusammenarbeit mit dem Jugendbildungszentrum der IG Metall am Schliersee

V.i.S.d.P.: Werner Hartl, IG Metall Jugendbildungszentrum Unterleiten 28 83727 Schliersee

Geschichte der Kameradschaft 3 Freikorps und Bund Oberland

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 4 Die Annabergfeiern damals und heute

Seit 1951 richten die „Kameradschaft [1] Später hat sich herausgestellt, Freikorps und Bund Oberland“ und die dass die Anzahl der Gefallenen Oberschlesische Landsmannschaft alljähr- nicht ganz richtig war. In Wirk- lichkeit handelte es sich um 54 lich am 20. Mai auf dem idyllischen Tote. Siehe hierzu: Kameradschaft Weinberg am Schliersee eine Gedenkver- Freikorps und Bund Oberland anstaltung aus. Die im Schnitt etwa 100 (Hg.): Für das stolze Edelweiß. Teilnehmer tragen überwiegend Tracht Bildband zur Geschichte von Frei- und schwenken Fahnen. Eine Musikkapel- korps- und Bund Oberland. Mün- chen 1996, S. 94. le begleitet sie. Die Gruppe versammelt sich vor einer Tafel, die in die Seitenwand [2] Barbara Hardinghaus: Weinberg, Weinberg über alles. der Kapelle eingefasst ist. Sie trägt die Warum ein Totengedenken in Inschrift: Bayern die rechte Szene anlockt. Gudrun Burwitz mit ihrem Vater In: Der Spiegel 22 (2007), S. 120. http://www.history.ucsb.edu/faculty/ [3] Oliver Schröm/Andreas Röpke: marcuse/classes/33d/projects/children/ für braune Kameraden, himmlerHeiniGudrun.jpg, einges. am 1. Aufl., 2001, S. 180. 12.10.2011 [4]An ihren alljährlichen „Bogenhausener Gesprächen“ zu ist die Tochter des ehemaligen Reichsfüh- Themen wie 2005 „Droht der rer SS und hat es sich Volkstod? Zur demographischen zur Lebensaufgabe gemacht, das angeb- Lage der Deutschen.“ haben lich falsche Bild ihres Vaters in der Öf- Redner teilgenommen, die rechtem fentlichkeit zurechtzurücken. 6 Ihr größtes Gedankengut nahe stehen. Zu ihnen gehörte u.a. , Engagement widmete sie der „Stillen Hil- der auf der Homepage als SDS- fe für Kriegsgefangene und Internierte Aktivist deklariert wird. Siehe e.V.“, die sich finanziell und juristisch für hierzu: http://www.danubia- NS-Kriegsverbrecher einsetzt. 7 muenchen.de/archiv.html#, einges. am 12.03.2012. Die „Danubia“ wird auch aufgrund ihrer Kontakte Jahrzehntelang störte sich niemand im Ort zum Münchner Neonazi-Milieu im daran. Erst 2007 wurde eine Demonstrati- Verfassungsschutzbericht 2011 on des „Bündnisses gegen rechtsextreme aufgeführt. Siehe hierzu: Umtriebe im Oberland“ organisiert. 8 Die Bayerisches Staatsministerium des Inneren: Verfassungsschutzbericht Gedenkfeier fand zum ersten Mal nicht 2011. München 2011, S. 155f. statt. 9 Ein Jahr später wurde sie jedoch „Freikorps Oberland. Dem Gedenken sei- [5] Seit 2010 ist Edda Schmidt bereits wieder fortgeführt. ner 52 im Freiheitskampf um Oberschlesi- Vorsitzende des RFN, dem „Ring Doch warum reisen überhaupt rechte Ge- en anno 1921 gefallenen Kameraden. Sie Nationaler Frauen“. Er ist eine sinnungsgenossen bis nach Schliersee? Unterorganisation der NPD, die werden wieder auferstehen.“ 1 Was zieht sie an? Der folkloristische das Ziel verfolgt, die NPD für

Charme der Veranstaltung in einer maleri- weibliche Wähler attraktiver ma- Nach einem Feldgottesdienst zu Ehren der chen. Siehe hierzu: Andreas Speit/ schen Landschaft wird es wohl kaum sein. Toten und einer Kranzniederlegung kehrt Andreas Röpke: Mädelssache: Das findet sich an vielen Orten in Bayern. Frauen in der Neonazi-Szene. die Gesellschaft in eines der örtlichen 2 Aufschlussreicher könnte in dem Fall eine Bonn 2011, S. 52 f. Wirtshäuser ein. Soweit so gut, möchte Analyse der Gedenktafelinschrift sein. man zunächst meinen. Wirft man aber [6] Reinhold Friedrich: Spuren des Doch da tun sich ebenfalls Rätsel auf. Nationalsozialismus im einen aufmerksamen Blick auf das Ganze, Was hat es mit dem ominösen bayerischen Oberland. Schliersee fallen einige problematische Aspekte auf. „Freiheitskampf um Oberschlesien anno und Hausham zwischen 1933 und Zum einem wird die erste Strophe des 1945. München 2011, S. 103. 1921“ auf sich? Wo liegt Oberschlesien Deutschlandliedes gesungen, die aufgrund eigentlich und in welchen Kontext ist es in [7] Schröm/Röpke: Stille Hilfe, S. der Zeile "Deutschland, Deutschland, über 12. das Jahr 1921 einzuordnen. Das ist dem alles in der Welt" bei keiner offiziellen heutigen Zeitgenossen kaum mehr be- [8]Zum „Bündnis“ gehören Zeremonie verwendet wird. Darüber hin- kannt. Auch nicht, was das „Freikorps Gruppen wie die SPD, die IG aus befinden sich unter den Teilnehmern Metall Jugendbildungsstätte Oberland“ ist, das hier seine Gefallenen bekannte Größen und Gruppierungen aus Schliersee, Bündnis 90/ Die ehrt. Wenn man die Antworten auf diese Grünen. Sie betreiben eine eigene der rechten Szene wie die Studentenver- Fragen finden möchte, ist es hilfreich sich Internetseite mit aktuellen bindung "Danubia" 3,4 oder Edda Schmidt mit der Geschichte der „Kameradschaft“ Nachrichten rund um die von der NPD. 5 „Annabergfeiern“. Siehe hierzu: auseinanderzusetzen, die als Freikorps In der Vergangenheit gehörte auch die URL: http:// begann. sogenannte "Nazi-Prinzessin" Gudrun www.annaberg.blogsport.de/.

Burwitz zu den regelmäßigen Gästen. Sie [9]Friedrich: Spuren S. 99.

Geschichte der Kameradschaft 5 Freikorps und Bund Oberland Die Freikorps in der Zwischenkriegszeit

Die Bezeichnung „Freikorps“ für einen Entmilitarisierungsbestimmungen des paramilitärischen Truppenverband hat „Versailler Vertrages“. Sie ordneten die seinen Ursprung im 18. Jahrhundert. Die Schrumpfung des Reichsheeres auf ersten „Freikorps“ waren im Zuge der Be- 100.000 Mann zum Stichtag am 1. Januar freiungskriege auf Initiative einzelner 1921 an. 16 Führer zusammengestellt worden. Ihre Vermutlich waren am Ende des Krieges Mitglieder waren zum Großteil Freiwilli- etwa 250.000 bis 400.000 Männer in ins- ge. In ihrer Struktur und Organisation wa- gesamt 120 Freikorps organisiert. Ein gro- ren sie militärisch aufgebaut. So gab es ßer Teil ihrer Mitglieder war noch sehr Rangabfolgen wie etwa den Offizier und jung. Nicht selten waren die Freikorpssol- Unteroffizier und es herrschte eine strenge daten erst 16 oder 18 Jahre alt, als sie zum Disziplin. Uniformen, Pferde und z. T. Kriegsdienst einberufen worden waren auch Waffen mussten von den Freiwilli- oder sich freiwillig gemeldet hatten. Das gen selbst gestellt werden. 10 Die Art von Kriegsende erlebten sie als Schock. Sie Freikorps wie das „Freikorps Oberland“, waren arbeitslos und hatten oft auch noch waren in den Umbruchjahren zwischen keine berufliche Ausbildung abgeschlos- 1918 und 1919 infolge des Ersten Welt- sen. In der überwiegenden Mehrheit wa- krieges entstanden. Die sich abzeichnende ren sie noch immer treue Anhänger der Kriegsniederlage und die Versorgungs- Monarchie. Drei Auffassungen waren für engpässe im vierten Kriegsjahr hatten zu diese Kreise prägend. Erstens waren sie enormer Unzufriedenheit unter den Solda- überzeugt, dass Deutschland schuldlos in ten und der Bevölkerung geführt. Im No- den Krieg gedrängt worden sei. 17 Zwei- [10] Lexikon-Institut Bertelsmann vember 1918 überschlugen sich die Ereig- tens sahen sie die Ursache des verhassten (Hg.): Bertelsmann Lexikon in 15 Bänden, Bd. 5: Fau-Ghal. Güters- nisse. Aufstände und Streiks im ganzen Regimewechsels gemäß der loh 1991, S. 201. Reich führten am 9. November 1918 mit „Dolchstoßlegende“ in Reichsfeinden im der Ausrufung der Republik zum Zusam- Innern. Diese seien als die vermeintlich [11] Ingo Korzetz: Die Freikorps menbruch des Kaiserreichs. 11 Die provi- wahren Urheber der Streiks und Massen- in der Weimarer Republik: sorische Regierung des „Rates der Volks- demonstrationen während der November- Freiheitskämpfer oder Landsknechthaufen? Aufstellung, beauftragten“ verfügte über keine zuver- revolution den Kämpfern an der Front in Einsatz und Wesen bayerischer lässigen Truppen zur Wiederherstellung den Rücken gefallen. Drittens war der Freikorps 1918-1920. Marburg der inneren Ordnung und dem Schutz der „Versailler Vertrag“ von 1919 in ihren 2009, S. 17. Ostgrenzen. Angesichts der angespannten Augen nichts weiter als ein

[12] Siehe hierzu: Artikel über Lage wurden in vielen Fällen dafür seit „Diktatfrieden“, der einzig und allein das Freikorps auf der Homepage des Ende 1918 in Absprache mit der Obersten Ziel verfolgte, das deutsche Volk zu de- Deutschen Historischen Museums Heeresleitung (OHL) Freikorpseinheiten mütigen. 18 (DHM). URL: http://www.dhm.de/ in Dienst genommen. 12 Die ersten Frei- Die Rolle von Freikorps in der Anfangs- lemo/html/weimar/gewalt/ korpsverbände waren von einem starken phase der Weimarer Republik ist nicht so freikorps/index.html, einges. am 4.10.2011. antirepublikanischen Klima geprägt. Um einfach in die Kategorien von Gut oder die Ursachen dafür besser verstehen zu Böse einzuteilen Die junge Demokratie [13] Friedrich: Spuren, S. 79f können, ist es hilfreich, sich näher mit war auf ihre Unterstützung in Ermange- deren Mitgliederstruktur zu beschäftigen. lung anderer Alternativen angewiesen. In [14] Korzetz: Die Freikorps, S. 48. Im Ersten Weltkrieg hatten etwa 11 Milli- einigen Fällen handelten die Freikorps im [15] Ebd., S. 43 onen Soldaten auf deutscher Seite ge- Sinne und Dienste der Regierung wie bei kämpft. 13 In der letzten Phase des Krieges der Zerschlagung des Spartakusaufstandes [16] Friedrich: Spuren, S. 79f. war das Heer immer mehr in Auflösung oder der Münchner Räterepublik, auf die begriffen. Viele ehemalige Soldaten sam- im Folgenden noch näher eingegangen [17] Eberhard Kolb: Deutschland 1918-1933. Eine Geschichte der melten sich in den chaotischen Zuständen wird. In anderen Fällen bildeten Freikorps Weimarer Republik. München der November-Revolution um militärische jedoch die Ursache der Bedrohung. 2010. Führer, die oft nicht mal selbst wussten, Als sich die Freikorps gemäß den Bestim- gegen wen sie sich richten sollten. Häufig mungen des Versailler Vertrages im Früh- [18] Aus: Bernhard Sauer: Frei- 19 korps und Antisemitismus in der verfolgten sie lediglich die Absicht, einen jahr 1920 offiziell aufzulösen hatten, Frühzeit der Weimarer Republik. Kern von Ordnung und Disziplin aufrecht wurden einige ehemalige Freikorpsmit- URL: http://www.bernhard-sauer- zu erhalten. 14 Den meisten Freikorps war glieder später von der Reichswehr über- historiker.de/ nur eine kurze Lebensdauer beschieden. nommen. Viele andere Freikorpsmitglie- sauer_heft1_2008.pdf, einges. am Die überwiegende Mehrheit von ihnen der hingegen fanden Unterschlupf in der 05.10.2011, S. 1. bestanden nicht mehr als zwei bis vier geheimen „Organisation Consul“ (O.C.), 15 [19] Artikel über Freikorps auf der Monate. Das endgültige aus für die offi- die später für die Ermordung führender Homepage des DHM. ziell agierenden Freikorps brachten die republikanischer Politiker wie den ehema-

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 6 Die Entstehungsgeschichte: Die „Münchner Räterepublik“ 1919 ligen Finanzminister Matthias Erzberger „Deutschen Republik“ in Berlin, 24 war es oder den amtierenden Außenminister am 7. November 1918 in München einer Walther Rathenau verantwortlich war. kleinen Schar von Linksoppositionellen [20] Der „Stahlhelm/Bund der Auch der „Stahlhelm“ 20 und die National- um den unabhängigen Sozialdemokraten 25 Frontsoldaten“ war 1918 sozialistische Deutsche Arbeiterpartei Kurt Eisner gelungen, den bayerischen entstanden und gehörte mit seinen 400.000 Mitgliedern zum stärksten (NSDAP) rekrutierten Mitglieder aus König Ludwig III. zu stürzen. Die Folge 21 Wehrverband in der Weimarer Freikorpsverbänden. war die Ausrufung des „Freistaates Bay- Republik. Offiziell überparteilich, ern“. Die Revolution breitete sich in den stand er dem konservativ- Die Entstehungsgeschichte: kommenden Tagen rasch auf die übrigen nationalistischem Lager nahe. Seit industriellen Zentren in Bayern aus. Zu- Juni 1935 wurde er zum Teil in die Die „Münchner Räterepublik“ SA überführt. Siehe hierzu: nächst verlief die Bewegung vollkommen 1919 Lexikon-Institut Bertelsmann unblutig. In den nächsten Monaten kam es (Hg.): Bertelsmann-Lexikon in 15 jedoch zu einer zunehmenden Radikalisie- Bänden, Bd. 13: Schad-Stich. rung unter den unterschiedlichen Revolu- Gütersloh 1992, S. 365.

tionsträgern, die nach der Ermordung Kurt 26 [21] Artikel über Freikorps auf der Eisners am 21. Februar 1919 durch den Homepage des DHM. 21-jährigen Leutnant und Jurastudenten Anton Graf von Arco-Valley offen zu Ta- [22] Prof. Dr. Karl Diebitsch (1899 ge trat. 27 Das Fehlen der Führungsfigur -1985) war Berater Heinrich Himmlers in künstlerischen Eisner führte zu einem Machtvakuum, das Fragen. 1936 war er Mitbegründer eine Dynamisierung der Ereignisse be- und künstlerischer Leiter der günstigte. Anfangs konnte noch vom Porzellanmanufaktur Allach, in der Landtag der Sozialdemokrat Johannes KZ-Häftlinge ausgebeutet wurden. Siehe hierzu: Gabriele Huber: Die Hoffmann zum neuen Ministerpräsidenten Porzellan-Manufaktur Allach- Kundgebung auf der Münchner There- gewählt werden. Die neue Regierung stieß sienwiese am 7. November 1918 . Baye- München GmbH. Eine allerdings auf starke Ablehnung seitens „Wirtschaftsunternehmung“ der SS rische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoff- zum Schutz der „deutschen Seele“. mann. URL: http://www.historisches- der Befürworter eines Rätemodells nach dem Vorbild der Russischen Revolution. Marburg 1992, S. 44. lexikon-bayerns.de/artikel/ artikel_44332#24, Der Widerstand mündete am 7. April in [23] Kameradschaft: Edelweiß, S. einges. am 27.10.2011. der Proklamation der "Baierischen" Räte- 168. republik und am 13. April zu einer erneu- Auf der Titelseite des vereinsinternen Mit- ten Proklamation der „Zweiten Räterepub- [24] Andreas Wirsching: Die Weimarer Republik. München teilungsblattes „Der Oberländer“ sind drei lik“. Infolge dessen musste die Regierung 28 2000, S. 3. Daten zu sehen: 1919, 1920 und 1921. Die Hoffmann nach Bamberg fliehen. Das Jahreszahlen beziehen sich auf die drei Räteexperiment dauerte nicht mehr als [25] Bei der USPD handelte es militärischen Einsätze des Freikorps, 1919 einen Monat. Am 1. Mai rückte die sich um eine Partei vom linken, Reichswehr und Freikorps in München pazifistischen Flügel der SPD, der auf den ersten zur Zeit der „Münchner sich bei der Abstimmung um Räterepublik“, 1920 auf den zweiten zur ein. Die Kampfhandlungen dauerten bis Kriegsanleihen 1917 abgespalten 29 Zeit des „Ruhrkampfes“ und auf den drit- zum 8. Mai. Unter den daran beteiligten und verselbstständigt hatte. Siehe ten und letzten bei den Abstimmungs- Freikorpseinheiten befand sich das Frei- hierzu: Wirsching: Weimarer kämpfen in Oberschlesien 1921. Eigent- korps Oberland. Republik, S. 4. lich fehlt in der Auflistung noch eine ent- [26] Bernhard Grau: Revolution, scheidende Jahreszahl, nämlich das Jahr 1918/19. URL: http:// 1923, als das Freikorps unter seinem neu- www.historisches-lexikon- en Namen „Bund Oberland“ als stärkstes bayerns.de/artikel/ artikel_44332#24, einges. am Truppenkontingent auf Seiten der Natio- 27.10.2011. nalsozialisten am Hitlerputsch teilnahm. Dafür spricht, dass das Oberland- [27] Peter März: Zur Geschichte Bewährungsabzeichen (BZ), das von Prof. Bayerns. In: Werner Künzel/ Dr. Karl Diebietsch entworfen worden Werner Rellecke (Hg.): Geschichte 22 der deutschen Länder. war, zwischen 1921-1929 auch denjeni- Entwicklungen und Traditionen gen Kampfveteranen verliehen wurde, die vom Mittelalter bis zur Gegenwart. zur Feldherrnhalle mitmarschiert waren. 23 Münster 2008, S. 59-98, hier S. 78.

[28]Grau: Revolution. 1919 war das Jahr, an dem sich das Frei- korps an der Zerschlagung der „Münchner [29] Revolution! Bayern 1918/19. Räterepublik“ beteiligt hatte. Hefte zur Bayerischen Geschichte Bereits zwei Tage vor der Ausrufung der und Kultur 37 (2008), S. 42.

Geschichte der Kameradschaft 7 Freikorps und Bund Oberland Die Rolle der „Thule-Gesellschaft“

Das Freikorps Oberland, während einer Feier Anfang Mai 1919 nach der Nieder- schlagung der Räterepublik . (Bayerische Staatsbibliothek, Fotoarchiv Hoffmann. URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/document/artikel_44349_bilder_value_1_bund- oberland2.jpg, einges. am 27.10.2011. )

Die Gründung des „Freikorps Oberland“ nachher im nationalsozialistischen Staat im Klima der Münchner Revolution steht wichtige Funktionen inne hatten, waren im engen Zusammenhang mit der radikal neben Rudolf Hess, Hitlers Privatsekretär antisemitischen „Thule-Gesellschaft“. und Stellvertreter, Hitlers Chefideologe Diese Gesellschaft übte eine Art Geburts- Alfred Rosenberg und Hans Frank, 32 der helferfunktion für die „Deutsche Arbeiter- in seiner Funktion als Generalgouverneur [30] Martin Broszat/Norbert partei“ (DAP) des Thule-Aktivisten und von Polen für die Ermordung hunder- Frei (Hg.): Das Dritte Reich. Sportjournalisten Karl Harrer aus, die sich tausender Juden und Polen verantwortlich Chronik-Ereignisse- wenig später in die NSDAP umbenann- war. 33 Die Gesellschaft publizierte zahl- Zusammenhänge, 2. Aufl., 30 München 1990, S. 178. te. reiche anti-semitische und antikommunis- Im August 1918 war die „Thule- tische Schriften im eigenen Verlag. Zu [31] Hermann Gilbhard: Thule- Gesellschaft“ von Rudolf von Sebotten- ihren bekanntesten Werken zählt die Zei- Gesellschaft, 1918-1933. URL: dorff, der mit bürgerlichem Namen Ru- tung „Münchner Beobachter“, der von der http://www.historisches- dolf Glauer hieß, gegründet worden. Die NSDAP in Form des „Völkischen Be- lexikon-bayerns.de/artikel/ „Thule-Gesellschaft“ zeichnete sich durch obachters“ übernommen wurde. 34 Ihre artikel_44318, einges. am einen starken geheimnisbündnerischen- radikal antidemokratischen und antisemi- 27.10.1982. okkultistischen Charakter aus. tischen ideologischen Grundlagen fasste Welche maßgebliche Rolle der Geheim- Sebottendorff einmal folgendermaßen zu- [32] Friedrich: Spuren, S. 80. bund für die „nationale Bewegung“ spiel- sammen: [33] Michael Burleigh: Die te, lässt sich anhand zahlreicher Elemente Zeit des Nationalsozialismus. erkennen, die für die NSDAP kennzeich- „Wir hassen das Schlagwort von der Eine Gesamtdarstellung. Frank- nend werden sollte. Ihr Erkennungssym- Gleichheit. Der Kampf ist der Vater furt a. M. 2000, S. 499f. bol war ein Haken-kreuz hinter einem aller Dinge, Gleichheit ist der Tod senkrecht stehenden, blanken Schwert, ihr (…).Wir sind keine Demokraten, wir [34] Friedrich: Spuren, S. 79. Gruß "Sieg und Heil" 31 und als Vorausset- lehnen Demokratie durchaus ab. De- zung für die Mitgliedschaft war ein mokratie ist jüdisch, alle Revolution [35] Zit. nach Hermann Gilbhard: Arienachweis zu erbringen. Hier bildete der Demokratie ist jüdisch.“ 35 Die Thule-Gesellschaft. Vom ok- kulten Mummenschatz zum Ha- sich auch das Netzwerk, aus dem das kenkreuz, 1. Aufl., München 1994, „Dritte Reich“ einen Teil seine Führungs- Nach dem Sturz der Monarchie im No- S. 50. persönlichkeiten bezog. Mitglieder, die vember 1918 wurde die „Thule-

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 8 Gesellschaft“ zum wichtigsten gegenrevo- ligt. 41 Insgesamt waren 68 Tote auf der lutionären Zentrum in München. Seite der „Weißen“ zu verzeichnen. Dem Bereits einen Tag nach der Absetzung des gegenüber standen 500-1.200 Tote auf der bayerischen Königs wurde am 8. Novem- Seite der „Roten“. 42 Die meisten von ber 1918 der militärische Arm der Gesell- ihnen starben infolge von „Säuberungs- schaft in Form des "Kampfbundes Thule" aktionen“ und nicht infolge der Kämpfe, mit dem langfristigen Ziel ins Leben geru- was auf eine unangemessene Härte der fen, eine Diktatur auf rassistischer Grund- „Weißarmisten“ hindeutet. 43 lage zu errichten. Während der „Münchner Räterepublik“ Zur Sicherung vor erneuten Aufständen organisierte er ein ausgetüfteltes Nach- blieb vorerst das Freikorps in München. 44 richten- und Spitzel-System. Seine Akti- Es wurde schließlich organisatorisch der visten fälschten Stempel der Räteorgane Reichswehrschützenbrigade 21, dem bay- oder schlichen sich als Informanten in die erischen Teil der Reichswehr, unterstellt.45 bayerische Rote Armee und in die KPD In einer „Reserve-Kompanie Oberland“ ein. Die dabei gesammelten Informationen wurden unter der Führung des Haupt- wurden an die Regierung in Bamberg wei- manns Ernst Horadam Reservisten zusam- tergeleitet. 36 mengefasst, die in und um München Dieser „Kampfbund Thule“ war die Vor- wohnhaft waren und bei erneuten Einsät- gängerorganisation des „Freikorps Ober- zen wieder zusammen kämpfen sollten. land“. Vorgesehen war, dass bei „spartakisti- schen“ Aufständen in Bayern wie auch an Der Gründung vorausgegangen war eine anderen Orten der Republik, das Freikorps Reise Sebottendorffs nach Bamberg, wo abermals zu reaktivieren sei und dass es sich die legitime bayerische Regierung zu diesem Zweck auch neue Mitglieder unter der Führung Hofmanns zurückgezo- durch Presse und Plakatierungen anwer- gen hatte. Sebottendorff fuhr in der Ab- ben könne. 46 So kam es zum Einsatz von sicht, eine Genehmigung zur Aufstellung drei Kompanien aus dem ehemaligen eines Freiwilligenverbandes zu erhalten. „Freikorps Oberland“ bei den Erhebungen [36]Gilbhard: Thule- Die Bewilligung dazu wurde ihm am 19. im Ruhrgebiet 1920, obwohl dies eigent- Gesellschaft. April 1919 erteilt. 37 Das sich daraufhin lich gegen die Entmilitarisierungsbestim- formierende „Freikorps Oberland“ setzte mungen des Versailler Vertrages ver- [37] Hans- Jürgen Kuron: 47 Freikorps und Bund Oberland. sich aus dem „Kampfbund Thule“ und aus stieß. Erlangen 1960, S. 17. neu angeworbenen Freiwilligen, vornehm- lich aus dem Raum Oberland um Mies- [38] Korzetz: Die Freikorps, S. 38 bach, zusammen. Die Zusammenstel- 95. lung der Truppen fand in Treuchtlingen und Eichstätt unter der militärischen Füh- [39] Friedrich: Spuren, S. 80. rung des Majors Ritter von Beckh statt. Das Edelweiß auf Fahnen und Uniform- [40] Kuron: Freikorps, S. 22. mützen wurde damals zum äußeren Er- kennungsmerkmal des nunmehr auf eine [41] Ebd., S. 27.

Stärke von 350 Mann angewachsenen [42] Friedrich: Spuren, S. 80. Freikorps. Nach dem Zusammenschluss der unterschiedlichen Truppen der Reichs- [43] Heinrich Hillmayr: Roter wehr und anderer Freikorps aus Württem- und Weißer Terror in Bayern berg, Hessen und Preußen entstand die nach 1918. München 1973, S. „Weiße Armee“ mit ihren etwa 35.000 120. Soldaten. 39 Am 29. April begann sie mit dem Auf- [44] Kuron: Freikorps, S. 34. 40 marsch gegen München. [45] Ebd., S. 47. Anfänglich hatte das „Freikorps Ober- land“ lediglich die Aufgabe, die [46] Oswald Bindrich/Susanne „Rotarmisten“ daran zu hindern, die be- Römer: Beppo Römer: Ein Leben reits eroberten Straßenzüge zu passieren, zwischen Revolution und Nation. Berlin 1991, S. 29. so dass diese zunehmend eingeschlossen wurden. Erst in den letzten Tagen war das [47] Friedrich: Spuren des Natio- Freikorps an den Kampfhandlungen betei- nalsozialismus, S. 82.

Geschichte der Kameradschaft 9 Freikorps und Bund Oberland Der Einsatz im Ruhrgebiet 1920

[48] Kolb: Die Weimarer April 1920: Angehörige des Freikorps Oberland bei Dortmund . Republik, S. 37. Für das stolze Edelweiß - Bild und Textband zur Geschichte von Freikorps Oberland und Bund Oberland, 2. Auflage, S. 42 [49] Der Offizier Erich Friedrich-Wilhelm Ludendorff Der Zeitraum von 1919 -1923 gilt als erste se sich am 17. März gezwungen sahen, zu (1865-1937) war einer der politische Krisenphase der Weimarer Re- fliehen. 51 prominentesten Heerführer des publik, in der die neue staatliche Ordnung Der erfolgreiche Generalstreik führte al- Ersten Weltkrieges. Für die mehr als ein Mal in Frage gestellt wurde. 48 lerdings nicht zur Stabilisierung der Ver- Erstürmung Lüttichs wurde er In diese Zeit fällt der Kapp-Lüttwitz- hältnisse im Land. Einer der Gründe dafür 1914 mit dem Orden „Pour le mérite“ ausgezeichnet. 1916 Putsch von 1920. Er stellt den ersten Ver- war, dass die nach Berlin zurückgekehrte wurde er in die Oberste Heeres- such militanter Rechtskreise dar, die Re- Regierung nicht der Forderung der Strei- leitung mit Paul von gierungsgewalt gewaltsam an sich zu rei- kenden nachging, entschieden gegen die Hindenburg berufen. Er gilt als ßen. Zwar scheiterte er bereits nach weni- militanten Gegner im Behörden- und Mili- einer der „Erfinder“ der Dolch- gen Tagen, seine Folgen stellen sich aller- tärapparat durchzugreifen. Der Streik wur- stoßlegende. Siehe hierzu: dings langfristig gesehen als gravierender de erst am 22. März für beendet erklärt. Walther Killy/Rudolf Vierhaus heraus als das Ereignis selbst. Als Bedingung für seine Beendigung wur- (Hg.): Deutsche Biographische Seit Juli 1919 waren die Vorbereitungen den neben der Bestrafung der Putschisten, Enzyklopädie. Bd. 6: Kogel- für den Umsturzversuch in den republik- auch die Auflösung der Freikorps und die Maxsein. München 1997, S. feindlichen Kreisen um den ehemaligen Sozialisierung bestimmter Industriezwei- 494. „Ersten Generalquartiermeister“ Erich ge gefordert. Erst nach zähen Verhandlun- 49 [50] Der promovierte Jurist Ludendorff und den Politiker der gen und der Entlassung des unbeliebten Wolfgang Kapp (1858-1922) „Deutschnationalen Volkspartei“ (DNVP) Reichswehrministers Gustav Noske kam 50 war in der Kaiserzeit Geheimer Wolfgang Kapp im Gange. Der Zeit- ein Kompromiss zustande. Einige gaben Oberregierungsrat und punkt dafür schien ideal, als die von der sich allerdings nicht mit dem Ergebnis Generaldirektor der Ost- Reichsregierung besoldeten militärischen zufrieden. In der Folge weitete sich der preußischen Landschaft. 1918 Verbände im Rahmen der Entmilitarisie- Konflikt aus. Anhänger radikalerer Strö- wurde er Reichstagsabge- rungsbestimmungen des „Versailler Ver- mungen unter der Arbeiterschaft gewan- ordneter seiner von ihm trages“ aufgelöst werden sollten. Die Un- nen die Überhand im Ruhrgebiet, wo mitbegründeten Partei zufriedenheit der betroffenen Einheiten kaum Reichswehrtruppen stationiert wa- „Nationalen Vereinigung“, die eine Militärdiktatur anstrebte. wussten die Putschisten für sich zu nut- ren, da diese Zone zu den Gebieten gehör- 1919 gehörte er dem Partei- zen. Unter der Führung von General von ten, die gemäß des „Versailler Vertrages“ vorstand der „Deutsch- Lüttwitz marschierten sie am Morgen des bis zum April vom deutschen Militär hatte 52 nationalen Volkspartei“ DNVP 13. März 1920 in das Berliner Regierungs geräumt werden sollen. Die „Rote Ruhr- an. Nach dem gescheiterten -viertel ein und riefen Wolfgang Kapp armee“ nutze die für sie günstige Lage Putschversuch floh er nach zum neuen Reichskanzler aus. Die und besetzte das nordrhein-westfälische Schweden, kehrte aber nach Reichswehr und Reichsregierung sah sich Industriegebiet mit ihren 80.000 Solda- zwei Jahren zurück nach gezwungen nach Stuttgart zu fliehen. Vier ten, 53 und lieferte sich mit den von der Deutschland. Dort starb er am Tage später galt der Putsch als gescheitert, Regierung eingesetzten Freikorpssoldaten 12. Juli 1922 in Unter- als die Gewerkschaften zu einem General- erbitterte Kämpfe. 54 suchungshaft. Siehe hierzu: Wolfgang Kapp auf der streik aufriefen, dem sich nahezu die ge- Homepage des DHM: http:// samte Arbeiterschaft anschloss. Die Die Oberländer waren darin nicht direkt www.dhm.de/lemo/html/ Reichs- und Landesbürokratie, die Zivil- involviert gewesen, obwohl die Reichs- biografien/KappWolfgang/, wie auch die Militärbehörden schlossen wehrschützenbrigade 21 an der Nieder- einges. am 12.4.2012. sich ihnen an und verweigerten den Ver- schlagung des Kapp-Putsches beteiligt ➨ schwörern ihre Unterstützung, sodass die- war. Als der Aufstand im Ruhrgebiet aus-

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 10 April 1920: Fahnengruppe des Freikorps Oberland in Dortmund. Bei den Abgebilde- ten handelt es sich um Angehörige der Kompanie Oestreicher. Für das stolze Edelweiß - Bild und Textband zur Geschichte von Freikorps Oberland und Bund Oberland, 2. Auflage, S. 43 brach, trafen erst am 8. April 420 Ober- Sie erkannte, dass jedes Putschvorhaben landmitglieder im Ruhrgebiet ein. Zu die- zum Scheitern verurteilt war, solange die sem Zeitpunkt war aber bereits jeder Reichswehr sich „neutral“ verhielt. Daher ernstzunehmende Widerstand der verlagerte sie ihre Aktivitäten in den Un- [51] Hendrik Thoß: Demokra- „Ruhrarmee“ gebrochen worden. So blieb tergrund in Form von politischer Geheim- tie ohne Demokraten? Die In- dem Freikorps aus Bayern lediglich die bündelei und Attentaten, 57 denen Politiker nenpolitik der Weimarer Re- Aufgabe übrig, sich an der Entwaffnung wie der USPD-Abgeordnete Karl Gareis publik. Berlin 2008, S. 44f. der Dortmunder Bevölkerung zu beteili- in München, der ehemalige Reichsfinanz- gen. 55 Die Rolle des „Freikorps Oberlan- minister Matthias Erzberger 58 und der [52] Ursula Büttner: Weimar. des“ bei dem Sieg gegen die „Ruhrarmee“ Reichsaußenminister Walter Rathenau Die überforderte Republik. 59 Leistung und Versagen in ist insofern eher als gering einzustufen. zum Opfer fielen. Der Grundstein dafür Staat, Gesellschaft und Kultur. Das „Freikorps Oberland“ wie auch die wurde nach Ansicht des Historikers Bernd Stuttgart 2008, S. 142f. anderen zunehmend konservativ- Sauer durch die ersten Fememorde wäh- nationalistisch gesinnten Freikorps waren rend des sog. „Volkstumkampfes“ in [53] Hendrik Thoß: aber dennoch von den langfristigen Fol- Oberschlesien 1921 gelegt, an denen auch Demokratie ohne Demokraten? gen rund um den Kapp-Lüttwitz-Putsch der Freikorps Oberland beteiligt war. Die Innenpolitik der Weimarer unmittelbar betroffen. Denn: Die parla- Republik, Berlin 2008, S. 45. mentarische Demokratie war in zweierlei Hinsicht geschwächt worden. [54] Kolb: Weimarer Re- Zum einen hatten die Putschisten wie publik, S. 41. auch ihre Widersacher die von der Wei- marer Verfassung gestatteten Regelungs- [55] Kuron: Freikorps, S. 57. mechanismen missachtet. Die Regierung [56] Büttner: Weimar. Die befand sich in einer Zwickmühle. Sie war überforderte Republik, S. 145. auf die Hilfe gerade derjenigen Truppen angewiesen, die selbst ebenso wenig ver- [57] Andreas Wirsching: Die fassungskonforme Ziele verfolgten wie Weimarer Republik, S. 13. die Streikenden. 56 Das Selbstbewusstsein der Freikorps und ihrer Führer wuchs [58] Kolb: Die Weimarer durch ihre Unentbehrlichkeit. Republik, S. 39. Die extreme Rechte wiederum zog ihre eigenen Schlüsse aus dieser Erfahrung. [59] Ebd., S. 50.

Geschichte der Kameradschaft 11 Freikorps und Bund Oberland Die Schlacht am Annaberg 1921 und ihre Bedeutung für die nationalsozialistische [60] Kuron: Freikorps, S. 57. Geschichtsmythologie

[61] Ebd., S. 62. Nach der Rückführung des Freikorps aus ten nach dem Entweder- Oder-Prinzip 60 67 [62] Ebd., S. 67. dem Ruhrgebiet nach München wurde möglich waren. seine Auflösung am 30. April 1920 um- Oberschlesien war davon in besonderem [63] Der einstige Oberlandführer gesetzt. Das bedeutet allerdings nicht das Maße betroffen. Seit Jahrhunderten war Joseph, „Beppo“ Römer (1892- Ende des Kampfverbandes, denn die die dort ansässige Bevölkerung sowohl 1944), der bei an allen Einsätzen Freikorpskämpfer blieben im Rahmen von vermeintlich „deutschen“ als auch außer dem Hitlerputsch beteiligt war, der „Organisation Escherich“ (kurz: „Or- „polnischen“ Einflüssen geprägt gewe- trat 1932 in die KPD ein. Als aktiver gesch“) inoffiziell miteinander verbun- sen. Im Zuge der Nationalstaatsbildung Regimegegner wurde er 1944 vom 61 „Volksgerichtshof“ zum Tode den. im Verlauf des 19. Jahrhunderts war al- verurteilt. Siehe hierzu: Oswald Die „Orgesch“ wurde zu Tarnzwecken lerdings das bisher überwiegend friedli- Bindrich/Susanne Römer: Beppo im Mai 1920 als Verein eingetragen. In che Zusammenleben zunehmend gefähr- Römer - Ein Leben zwischen Revo- Wirklichkeit hatte sie mit Billigung der det. Erschwerend kam hinzu, dass Ober- lution und Nation. Berlin 1991. bayerischen Regierung die Leitung aller schlesien reich an Rohstoffen und dem- 62 [64] Der Weltkriegsveteran, Offizier Einwohnerwehren Bayerns inne. Etwa entsprechend an ergiebigen Industrie- und NSDAP-Politiker Ernst Röhm zu diesem Zeitpunkt begann das Frei- komplexen war, was bei beiden Staaten (1887-1933) war seit 1931 Stabschef korps seine Aktivitäten gegen die Begehrlichkeiten weckte. Auch die sozi- der SA. Da Hitler in ihm und seinem „Weimarer Republik“ zu koordinieren. alen und religiösen Gegensätze waren mächtigen Wehrverband einen Um den Oberlandführer Joseph Römer, nicht unerheblich. Während die Deut- Rivalen sah, ließ er Röhm und die genannt „Beppo“ Römer, 63 und späteren schen vorwiegend dem protestantischen Oberste SA-Führung in der Nacht Stabschef der SA (Sturmabteilung), Glauben anhingen, war die überwiegen- vom 30. Juni auf den 1. Juli 1934 64 ermorden. Die SA wurde damit Ernst Röhm, begann sich eine Gruppe de Mehrheit der Polen katholisch. Zu- bedeutungslos. Die Reichswehr galt von antirepublikanischen, nationalisti- dem lagen mehr als 50 Prozent des fortan als alleiniger Waffenträger der schen Kräften unter dem Namen Landbesitzes in deutscher Hand und die Nation. Nun begann der Aufstieg der „Schwarz-Weiss-Rot“ bzw. „Eiserne deutsche bzw. deutschsprachige Bevöl- SS. Siehe hierzu: Walther Killy/ Faust“ zu formieren. Hier wurden wahr- kerung dominierte in den qualifizierten Rudolf Vierhaus (Hg.) Deutsche Bio scheinlich die ersten Verbindungen ge- Berufen, der Verwaltung und der Indust- -graphische Enzyklopädie. Bd. 8: Plett-Schmidser. München 1998, S. knüpft, die zur Gründung des rie. Die Polen hingegen waren eher in 350f. „Deutschen Kampfbundes“ aus der SA der Landwirtschaft und in den gering Adolf Hitlers, dem „Freikorps Oberland“ geschätzten, niederen industriellen Beru- [65] März: Geschichte Bayerns, S. und der „Reichsflagge“ auf Initiative fen beschäftigt. 68 Diese sozialen, konfes- 79. Ernst Röhms führte 65 und hier ist auch sionellen und auch sprachlichen Krisen- der Grund dafür zu sehen, weshalb die felder wussten beide Länder für ihre je- [66] Kuron: Freikorps, S. 62. Oberländer am Hitlerputsch von 1923 weils eigenen Zwecke propagandistisch 66 [67] Peter Karger: Schlesische beteiligt waren. zu nutzen. Aufstände und der Plebiszit. In: Ursprünglich hatten die Richtlinien des Wolfgang Dachsel (Hg.): Die po- Die „Abstimmungskämpfe“ „Versailler Vertrages“ die Abtrennung litische Entwicklung der Deu-tschen ganz Oberschlesiens an Polen vorgese- im Oppelner Schlesien. Beiträge 1921 erreichten die „Abstimmungs- hen. Nach Protesten auf deutscher und zum Symposium 2001, S. 25- 33, britischer Seite wurde aber entschieden, hier S. 25. kämpfe“ in Oberschlesien ihren Höhe- punkt. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte eine Volksabstimmung durchzuführen. [68] Bernhard Sauer: „Auf nach sich das alte europäische Staatensystem Dagegen lehnte sich die polnische Seite Oberschlesien“. Die Kämpfe der mit dem Zusammenbruch der deutschen durch einen Aufstand am 16. August 69 deutschen Freikorps 1921 in Ober- und österreichischen Monarchien grund- 1919 auf, um die Staatenwelt vor voll- schlesien und den anderen legend verändert. Unter Berufung auf endete Tatsachen zu stellen, der jedoch ehemaligen deutschen Ostpro- ergebnislos verlief. Um angesichts der vinzen. URL: http://www.bernhard- das Selbstbestimmungsrecht der Völker sauer-historiker.de/ im 14-Punkte-Plan des amerikanischen Unruhen einen korrekten Verlauf des sauer_oberschlesien.pdf, einges. am Präsidenten Woodrow Wilson waren Plebiszits zu gewährleisten, wurden inte- 05.10.2011, S. 298. neue Staaten entstanden oder hatten sich ralliierte Truppen in der Region statio- im Falle Polens wieder restituiert. Die niert und die Regierungsgewalt an eine [69] Der erste Aufstand wurde einige Neuordnung hatte jedoch einen entschei- „Interalliierte Kommission“ übertra- Tage später zerschlagen. Siehe gen. 70 hierzu: Ralph Schattkowsky: denden Nachteil: sie führte unbeabsich- Deutschland und Polen von 1918/19 tigt zur Bildung neuer Konfliktherde Die Abstimmung vom 20. März 1921 bis 1925. Deutsch-polnische insbesondere in ethnisch heterogenen ergab schließlich einen Stimmenanteil Beziehungen zwischen Versailles Grenzregionen, in denen keine eindeuti- von 40,4% für den Anschluss an Polen und Locarno. Frankfurt a.M. [u.a.] gen nationalen Zuordnungsmöglichkei- und 59,6% für den Verbleib im Reich.

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 12 Auf den ersten Blick fällt das Ergebnis Lage und Höhe von 385 m eine enorme eindeutig aus, es muss aber angemerkt strategische Bedeutung. 75 werden, dass der Abstimmungsprozess Der Sturm der Oberländer auf den Anna- nicht ganz ohne Irregularitäten abliefen. berg erfolgte in der Nacht vom 20. auf den So wurden ca. 180.000 nicht mehr im 21. Mai 1921. 76 Die Kämpfe dauerten bis Land lebende Schlesier zum Plebiszit her zur Mittagszeit an. Um 12:40 Uhr wurde transportiert, wohingegen andere im Land als Zeichen des Sieges die Schwarz-Weiss lebende Schlesier nicht zur Abstimmung -Rote Fahne der Kaiserzeit auf dem Klos- zugelassen wurden. In einigen Regionen terturm des Annaberges gehisst und nicht fielen die Ergebnisse zum Teil äußerst etwa die Schwarz-Rot-Goldene der Wei- knapp aus: 597 Gemeinden hatten eine marer Republik. 77 mehrheitlich polnische Bevölkerung, 664 Die polnischen Aufständischen erlitten mehrheitlich eine deutsche. Im Wahlkreis durch den Verlust des Annaberges eine Groß Strehlitz, in dem auch der Annaberg herbe Niederlage. Stück für Stück wurden lag, stimmten 23.046 für den Anschluss sie aus den eroberten Gebieten zurückge- an Polen, 22.412 für Deutschland, 128 drängt. Stimmen waren ungültig. 71 Es ist aber falsch anzunehmen, dass das Nach deutscher Interpretation hatte das „Freikorps Oberland“ damit ganz Ober- gesamte Gebiet im Reich zu verbleiben. schlesien zurück erobert hätte. Die geplan- Die polnische Seite fürchtete sich vor ei- te Befreiung Oberschlesiens misslang so- ner derartigen Entscheidung des Völker- gar u.a. durch die Oberländer. Denn: eine bundes und wagte am 3. Mai 1921 mitt- groß angelegte Gegen-offensive der [71] Friedrich: Spuren, S. 82. lerweile zum dritten Mal einen Auf- S.S.O.S. ins schlesische Industrierevier stand. 72 Der polnischen Aufstandsarmee wurde am 13. Juni verhindert, da die [72] Der zweite Aufstand war gelang es diesmal einen Großteil Ober- Oberländer einen befohlenen Eisenbahn- in der Nacht vom 19. auf den schlesiens zu besetzen. transport nicht ordnungsgemäß durchge- 20. August ausgebrochen. Am Der sogenannte „Selbstschutz Oberschle- führt hatten. Ursächlich dafür waren Strei- 28. August wurde er beendet. sien“ (S.S.O.S.) bat in seiner Not Frei- tigkeiten innerhalb der Führung und die Siehe hierzu: Waldemar Grosch: Deutsche und korps aus der gesamten Republik um Hil- berüchtigte Disziplinlosigkeit des Frei- 78 polnische Propaganda fe. Die Unterstützung aus Bayern war da- korps. während der bei besonders stark. Aus München kam Bis Anfang Juli verharrten beide Seiten in Volksabstimmung in die Einwohnerwehrorganisation E- einer Art Stellungskrieg, bevor die alliier- Oberschlesien 1919-1921. scherich, in die, wie bereits erwähnt wor- ten Truppen die Parteien trennten und die Dortmund 2002, S. 30f. den ist, ehemalige Mitglieder des aufge- Kampfeinheiten das Gebiet verlassen lösten „Freikorps Oberland“ integriert mussten. 79 [73] Friedrich: Spuren, S. 83 worden waren. Die ersten Oberländer tra- Am 20. Oktober 1921 wurde schließlich fen am 12. Mai in Oberschlesien ein. Eini- die Teilung Oberschlesiens beschlossen. [73] Kuron: Freikorps, S. 83. ge Tage später stellten sie bereits drei Ba- Das Industriegebiet um Kattowitz fiel an [74] Brockhaus taillone mit insgesamt 1.000 Mann, 73 wo- Polen. Der stärker agrarisch geprägte Rest Enzyklopedia. Erster Band: A mit sie das stärkste Einzelkontingent bil- verblieb im Reich. In Deutschland 74 -APT, 19. völl. neu bearb. deten. herrschte allgemeine Empörung ange- Aufl., Mannheim 1986, S. sichts des Dekrets. Vergessen war, dass 601. Die Erstürmung des die Alliierten ursprünglich bei den Frie- Annaberges densverhandlungen ganz Oberschlesien an [75] Kuron: Freikorps, S. 91. Polen hatten abtreten wollen. Im

„Versailler Vertrag“ war schließlich zu- [76] Ebd., S. 99. Die erste und erfolgreichste Unterneh- dem auch die Möglichkeit einer Teilung mung des Freikorps bei den Abstim- der Provinz ausdrücklich vorgesehen ge- [77] Friedrich: Spuren des mungskämpfen blieb die Erstürmung des Nationalsozialismus, S. 83. wesen. 80 Annaberges. Beim St. Annaberg (poln.=

Góra Świ ętej Anny) handelt es sich um [78] Rüdiger Ritter: Die die größte Erhebung im südlichen Teil Geschichtsschreibung über

Oberschlesiens. Damals wie heute waren die Abstimmungskämpfe und seine barocke Wallfahrtskirche, die 40 Volksabstimmung in Oberschlesien (1918-1921). Kalvarienkapellen und das Franziskaner- Eine Auswahlbibliographie. kloster aus dem 18. Jahrhundert ein be- Frankfurt a.M. 2009, S. 14. deutsamer Pilgerort für die Katholiken in der Region. 1921 hatte er aufgrund seiner [79] Büttner: Weimar, S. 160

Geschichte der Kameradschaft 13 Freikorps und Bund Oberland Die „Fememorde“ 81 und ihre Folgen

ren große Teile der O. C. und anderer [81] „Fememorden“ Bis zur endgültigen Entscheidung im Freikorps, die in die Kämpfe in Ober- bezeichnen bestimmte Akte der Herbst 1921 waren die Truppen der Ober- schlesien involviert gewesen waren, in der Selbstjustiz, bei denen länder in Oberschlesien geblieben. 82 Nach NSDAP und SA auf. 88 Angehörige vaterländischer Ansicht von Hans-Jürgen Kuron, der sich Während des Oberschlesieneinsatzes wur- Organisationen vermeintliche Verräter von internen bereits in den 60er Jahren intensiv mit der den außerdem die Instrumentarien der an- Geheimnissen umbrachten. Geschichte des „Freikorps Oberland“ aus- tijüdischen Propaganda erprobt. Gegen Siehe hierzu: Claudia Hof- einandergesetzt hat, besteht kein Zweifel das sogenannte „Ostjudentum“ wurde mit mann: Fememorde. URL: daran, dass Oberländer in der zu dieser extremen Hetzkampanien Stimmung ge- http://www.historisches- Zeit verübten „Fememorde“ verwickelt macht. Juden in aller Welt wurden als die lexikon-bayerns.de/artikel/ waren. 83 wahren Provokateure und Profiteure der artikel_44326, einges. am Schon vor der Abstimmung herrschte in Kämpfe hingestellt. Hakenkreuzfahnen 29.11.2011. Oberschlesien eine Atmosphäre von Ter- und antisemitische Parolen waren überall 000000 [82] Kuron: Freikorps, S. 126. ror und Angst. Schlägertrupps und Ban- zu sehen und zu hören. Eine bekannte Pa- 000000 den waren verantwortlich für zahlreiche role lautete „Haut immer feste auf den [83] Ebd., S. 127. 89 000000 Plünderungen, Unruhen und Zerstörungen Wirth!/ Haut seinen Schädel, daß es [84] Ritter: Die an Häusern, öffentlichen Gebäuden und klirrt!/ Knallt ab den Walther Rathenau/ Geschichtsschreibung, S. 13. 000000 Brücken. Zu einem Novum der politi- Die gottverfluchte Judensau!“. Eben in [85] Sauer: Freikorps und Anti- schen Auseinandersetzung wurden geziel- dieser Gewaltpropaganda gegen die ver- semitismus, S. 10. 000000 te politische Morde, um den äußeren wie meintlich „jüdische Demokratie“ sind [86] Der „Deutschvölkische notfalls auch den nicht linientreuen Geg- nach Ansicht Sauers die Attentate auf den Schutz- und ner in den eigenen Reihen einzuschüch- Reichsfinanzminister Matthias Erzberger Trutzbund“ (DVSTB) wurde tern. 84 (26. August 1921), das gescheiterte Blau- 1918 gegründet. Er wurde zur Der Historiker Bernd Sauer sieht in den säure-Attentat auf den früheren Reichs- größten völkisch- „Fememorden“ der Abstimmungszeit das kanzler und damaligen Oberbürgermeister antisemitischen Massenorganisation in der Vorbild für die späteren Morde an führen- von Kassel Philipp Scheidemann (4. Juni den Politikern der Weimarer Republik. 1922), und der Mord am Außenminister Weimarer Republik. Unter den ca. 180.000 Mitgliedern Außerdem ist er der Auffassung, dass in Walther Rathenau (24. Juni 1922) zu se- befanden sich der spätere Chef den Ereignissen um das Plebiszit herum hen, die kurze Zeit danach die Republik des SS- Hauptamtes und des auch der Kern für den radikal propagierten erschüttern sollten. Die Vernetzung, Ideo- Sicherheitsdienstes (SD) Antisemitismus des NS-Regimes zu sehen logisierung und die Fememorde unter den und Julius ist. rechten Kreisen während der Abstim- Streicher, der Herausgeber des Seine Beweisführung beginnt mit dem mungskämpfe hatten den Nährboden da- antisemitischen Hetzblattes Argument, dass sich alle größeren und für gelegt. Die Scheidemann-Attentäter „Der Stürmer“. Vereinszeichen durchaus in ihrer politischen Programma- Hans Hustert und Karl Oehlschläger hat- war das Hakenkreuz. Nachdem Mord an Walther Rathenau tik noch recht vagen Freikorps aus der ten sich schließlich bei Kämpfen in Ober- gesamten Republik in Oberschlesien wie- schlesien kennengelernt. Der zweite 1922 wurde er in fast allen 85 Ländern bis auf Bayern der zusammenfanden. Das Zusam- Haupttäter bei der Ermordung Walther verboten. Ein Großteil der mentreffen habe dazu geführt, dass sich Rathenaus, Hermann Fischer, hatte eben- Mitglieder trat daraufhin zur die „ideellen, personellen und organisato- falls in Oberschlesien gekämpft. 90 Die NSDAP über. Siehe hierzu: rischen Verbindungen zwischen dem beiden Mörder von Matthias Erzberger Walter Jung: „Deutsch-völkischen Schutz- und Trutz- waren sogar zeitweise Mitglieder des Deutschvölkischer Schutz- und bund“ 86 und der rechtsradikalen „Freikorps Oberland“. 91 Trutzbund (DVSTB), 1919- „Organisation Consul“ erst richtig haben 1924/35. URL: http:// ausbilden können. Die völkisch- www.historisches-lexikon- bayerns.de/artikel/ nationalistischen Einflüsse begannen artikel_44476#11, einges. am dadurch schnell zu fruchten, besonders im 26.11.2011. Zu Julius Fall des „Freikorps Oberlandes“. Mehrere Streicher: Lexikon-Institut Mitglieder des Freikorps waren ja bereits Bertelsmann (Hg.): vorher im Mitgliederverzeichnis der jun- Bertelsmann-Lexikon in 15 gen bayerischen NSDAP eingetragen ge- Bänden, Bd. 14: Stick-Venn. wesen wie der spätere Kommandeur der Gütersloh 1992, S. 33. SS-Leibstandarte , Sepp Diet- [87]Sauer: Freikorps und Anti- rich. Ein Großteil der Angehörigen von semitismus. Siehe hierzu: Oberland trat aber nachweislich erst nach Fußnote Nr. 79, S. 21. dem Einsatz in Oberschlesien der NSDAP [88] Ebd., S. 17. bei. 87 Damit stellten sie keinen Einzelfall → dar. Generell gingen in den folgenden Jah-

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 14 Der „Mythos Oberschlesien“ in der NS-Ideologie

Reichsregierung und die von ihr geführten Verhandlungen dafür verantwortlich, dass Teile Oberschlesiens Deutschland zufie- len, sondern allein die militärischen Eins- ätze der Freiwilligeneinheiten. Die An- [89] Karl Joseph Wirth (1879- nabergschlacht bot den Stoff für eine 1956) war Politiker der zweite „Dolchstoßlegende“, in der ein „Deutsche Zentrumspartei“ und vom 10. Mai 1921 bis zum 14. erneutes Mal die demokratischen Parteien November 1922 Reichskanzler als „Verräter“ hingestellt wurden. Denn: der Weimarer Republik. Siehe ohne den von der Reichsregierung ange- hierzu: Ulrike Hörster-Philipps: ordneten Truppenrückzugs wäre ganz Joseph Wirth 1879-1956 ; eine

Das „Reichsehrenmal für die Frei- Oberschlesien dank der Freiheitskämpfer politische Biographie. korpskämpfer“ und die Thing stätte. in deutscher Hand verblieben. Der München (u.a.) 1998. URL: http://www.odertaler.de/annaberg/ „Heilige Annaberg“ wurde somit zu ei- 000000 anna-berg/afotos/schutzdenkmal.jpg, [90] Sauer: Freikorps und Anti- einges. am 24.10.2011. semitismus, S.11ff. 000000 Es lässt sich durchaus darüber streiten, [91] Dominique Venner: Söld- ner ohne Sold. Die deutschen welche Rolle die Abstimmungskämpfe Freikorps 1918-1923. Wien, nun in Wirklichkeit für den Aufstieg des Berlin 1974, S. 288. 000000 Nationalsozialismus gespielt haben mö- gen. Ein anderer Aspekt erscheint dabei [92] Ritter: Die aber noch weitaus bedeutsamer, denn inte- Geschichtsschreibung, S. 19. ressant ist, welcher Geschichtsmythos im 000000 „Dritten Reich“ um die Annabergschlacht [93] Ebd., S. 25. konstruiert wurde. Der Konflikt um die 000000 Abstimmung hatte im Bewusstsein der [94] Einen hohen deutschen wie der polnischen Öffentlich- Bekanntheitsgrad erreichte der Propagandafilm „Land unterm keit einen herausragenden Platz einge- Kreuz“ von 1926. Der nommen. Die intensive Abstimmungspro- Dreiteiler war angereichert mit paganda und die Anwerbung aktiver Teil- Original- und nehmer an den Kampfverbänden aus ganz Trickfilmaufnahmen hebt Deutschland hatten einen lokalen Grenz- einseitig die angebliche „uralte konflikt ins Zentrum der politischen Aus- deutsche Kultur“ der Region einandersetzung zweier Länder gerückt. 92 hervor und stellt sie dem Der Einsatz der Freiwilligen erfuhr in der nem Symbol nationaler Stärke gegen die räuberisch-brutalen Vorgehen deutschen Gesellschaft eine breite Unter- Polen wie auch gegen die Republik. So der Polen während und nach stützung. Wahrscheinlich deshalb wurde den „Abstimmungskämpfen“ wurden auch gegenüber. Juliane Haubold- bereits früh und sehr erfolgreich mit der Skulptur des „erwachenden Kriegers“. Stolle: Mythos Oberschlesien. Instrumentalisierung der Kämpfe begon- URL: http://www.thule-society.com/assets/ Der Kampf um die Erinnerung nen. Von Anfang an wurden sie in der images/annaberg_ehrenmal.jpg, einges. in Deutschland und Polen 1919 deutschen Historiographie und Memoiren- am 24.10.2011. -1956. Osnabrück 2008, S. literatur führender Teilnehmer als Beweis 109ff. für das Deutschtum in der Region ver- die dabei Gefallenen zu den ersten Kämp- 000000 klärt. 93 Das Leid Oberschlesiens wurde in fern der NS-Bewegung verklärt. Den Hel- [95] Juliane Haubold-Stolle: der populären Metapher von der den des ewigen „Volkstumkampfes“ mit Der heilige Berg „blutenden Wunde“ im deutschen Volks- dem Osten wurde in der NS-Zeit eine be- Oberschlesiens - der Sank körper versinnbildlicht. 94 Die Nationalso- sondere Ehre zuteil. Der Bau eines Annaberg als Erinnerungsort. In: Marek Czaplinski/Hans- zialisten bemächtigten sich des emotional „Reichsehrenmals für die Freikorpskämp- fer“ und einer Thingstätte auf dem Anna- Joachim Hahn, Tobias Weger so aufgeladenen Themas, indem sie es zu (Hg.): Schlesische einem integralen Bestandteil ihrer Ideolo- berg wurde 1938 fertiggestellt und versinn -bildlichte die nationalsozialistische Deu- Erinnerungsorte. Gedächtnis gie ausbauten. und Identität einer tung der Ereignisse auf monumentale In der NS-Legendenbildung wurde die 95 mitteleuropäischen Region. Eroberung des Annaberges als Rettung Weise. Damit sollte der Annaberg von Görlitz 2005, S.201-220, hier eines deutschen Oberschlesiens und seiner einem katholischen zu einem nationalen S. 213ff. Wallfahrtsort für die ersten Opfer der Na- deutschen Bewohner verklärt. So waren 96 nicht etwa die verhasste Weimarer tionalen Bewegung werden. [96] Haubold-Stolle: Mythos In der Architektonik war das „Ehrenmal“ Oberschlesien, S. 274. 000000

Geschichte der Kameradschaft 15 Freikorps und Bund Oberland Das Annabergdenkmal in Schliersee von 1923-1945

Ankunft am Bahnhof Schliersee: General Ludendorff, rechts daneben mit Stock Hermann Göring, 30. September 1923 Bundesarchiv, Bild 183-R99470 (URL: http://studiengruppe.blogspot.de/2012/01/das-oberlanddenkmal-in-schliersee- und.html, einges. am 16.07.2012)

den Grabstätten gotischer Könige nach- lich in Vergessenheit geraten. 99 empfunden. Wie die Könige einer als glorreich empfundenen Vergangenheit ruhten die umgebetteten Körper von fünf- zig gefallenen Kämpfern des „Selbst- schutzes Oberschlesien“ im Inneren. Dort befand sich auch ein Weiheraum, zu dem man auf Treppen herabsteigen musste. In dessen Mitte stand eine überlebensgroße Skulptur des „erwachenden Kriegers“, der das durch Hitler „erwachte“ deutsche Volk verkörperte. 97 Mit der Grenzziehung entlang der Oder- Neiße-Linie infolge der Ereignisse im Zweiten Weltkrieg fiel Oberschlesien, wie Pommern und Ostpreußen an die „Volksrepublik Polen“. 98 1945 wurde das „Ehrenmal“ von den neuen Machthabern gesprengt. Am Annaberg kam es zu einer Das alte Annabergdenkmal. erneuten Instrumentalisierung der Ge- URL: Aus Ludwig Müller (Hrsg.): Am schichte im Sinne der sozialistischen Schliersee. Führer durch Schliersee, Staatsdoktrin. Ein neues Denkmal wurde Neuhaus und Umgebung, 10. Aufl., Mün- errichtet. Darin rückte der Dritte Polnische chen 1936, S. 18. (Auch unter: URL: Aufstand in den Vordergrund, der zu ei- http://www.historisches-lexikon-bay- erns.de/artikel/artikel_44349#9, einges. nem Kampf der polnischen Arbeiter und am 25.11.2011.) Bauern gegen die deutschen Kapitalisten [97] Haubold-Stolle: Der und Grundbesitzer stilisiert wurde. In Po- heilige Berg, S. 213ff. len blieb die Geschichte um das Plebiszit- verfahren v.a. bis 1989 ein bedeutsamer [98] Manfred Alexander: Teil der allgemeinen nationalen Erinne- Kleine Geschichte Polens. rung. Der Sankt Annaberg ist als deut- Bonn 2005, S. 320f. scher Erinnerungsort dagegen mit Aus-

nahme der Vertriebenenmilieus und spezi- [99] Ebd., S. 219f. eller historischer Fachkreise nahezu gänz-

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 16 Das Annabergdenkmal in Schliersee von 1923-1945

Die Gefallenen galten schließlich als Hel- den gegen den Versailler „Schandfrieden“ Unter den gefallenen „Volkstum- und die verachtete Weimarer Republik. kämpfern“ befanden sich auch Mitglieder Vor diesem Hintergrund wird verständ- des „Freikorps Oberland“. Das Freikorps lich, warum Göring an den Grundsteinle- 103 hatte schon vorher einen zweiten Gedenk- gungsfeierlichkeiten 1921 teilnahm und ort für seine Kameraden erhalten. 1923 warum Hitler 1927 der Gefallenenehrung 104 hatte der „Bund Oberland“ auf dem Wein- beiwohnte. berg in Schliersee dank der Einladung des Unter dem Bild vom Annabergdenkmal in dortigen Bürgermeisters Hans Miederer einem Reiseführer über Schliersee aus ein weitaus bescheideneres Gefallenen- dem Jahr 1936 wird abermals deutlich, denkmal eingeweiht. 100 Es bestand in welche Bedeutung den Toten in den 30er Form eines schlichten Steinquaders, den Jahren beigemessen wurde: auf dem oberen Teil ein Soldatenhelm mit dem Edelweißemblem zierte. Auf der Sei- „Zum Gedenken an seine 52 im Frühjahr te stand: „Oberland seinen 52 in Ober- 1921 bei den Abwehrkämpfen in Ober- schlesien gefallenen Kameraden“. 102 schlesien gefallenen Kameraden hat Ober- Jedes Jahr im Mai wurden vom Bund Ge- land in den schwersten Monaten des Jah- denkveranstaltungen abgehalten. Darauf res 1923 diesen Gedenkstein auf dem bezieht sich die heutige Gedenktradition Weinberg in Schliersee errichtet. Der Op- in Schliersee. Der Steinquader existiert fertod dieser und seiner anderen Toten in aber nicht mehr. Er wurde wie sein größe- München, an der Ruhr und in der Pfalz hat res Pendant im Osten 1945 aufgrund sei- seine Erfüllung im Nationalsozialismus ner national-völkischen Konnotation als durch die Schaffung des Dritten Reiches 105 „Weihestätte“ gesprengt, da die Gedenk- gefunden.“ feiern immer eine bestimmte politische Dimension hatten. Sie wurden nie allein Wie das „Ehrenmal“ am Annaberg in im Rahmen einer bloßen und sicherlich Oberschlesien gedenkt das Schlierseer durchaus legitimen Würdigung der Toten Denkmal einer Schlacht, durch den dem abgehalten. Nationalsozialismus der Weg geebnet wurde. Dort wie hier gelten die Toten als

[100] Kameradschaft : Edelweiß, S. 112.

[101] Ebd., S. 115.

[102] Friedrich: Spuren, S. 75.

[103] Ebd., S. 74.

[104] Ebd., S. 19.

Schliersee, Juli 1927: Adolf Hitler am Oberlanddenkmal, rechts neben ihm Franz [105] Am Schliersee. Führer Danninger, Kreisleiter der NSDAP in Miesbach, links im Bild Mathias Kahlen, Oarts- durch Schliersee, Neuhaus und gruppenleiter der NSDAP Schliersee Umgebung, 10. Aufl., Für das stolze Edelweiß - Bild und Textband zur Geschichte von Freikorps Oberland und München 1936, S. 18. Bund Oberland, 2. Auflage, S. 121

Geschichte der Kameradschaft 17 Freikorps und Bund Oberland Die führende Rolle des „Bundes Oberland“ beim Hitlerputsch 1923 eine Art „Blutzoll“. Man kann davon aus- 1923 kam es zu einer weiteren Eskalation. gehen, dass einigen Teilnehmern aus dem Französische und belgische Truppen be- rechten Spektrum dieses NS-Interpretation setzten das Ruhrgebiet unter dem Vor- des Abstimmungskampfes bekannt ist. wand, Deutschland wolle seinen Reparati- Den Meisten von ihnen ist aber sicher der onsverpflichtungen nicht nachkommen. Einsatz des Freikorps und seine beiden Die Aufforderung an die Bevölkerung gefallenen Kämpfer auf Seiten der „passiven Widerstand“ zu leisten trieb den NSDAP beim Hitler-Ludendorff-Putsch Staat nahezu an den Staatsbankrott, da er 1923 noch weitaus präsenter. u.a. den Beamten und Angestellten weiter- Nach der Rückkehr aus Oberschlesien war hin ihre Löhne auszahlte. 108 das „Freikorps Oberland“ vom staatlichen In Bayern hatten sich seit dem Ende der Auflösungsbefehl gegen alle Einwohner- „Räterepublik“ rechts-extremistische und wehren vom Juni 1921 unmittelbar betrof- bayerisch-partikularistische Tendenzen fen. Zur Ersatz- und Auffangorganisation aus-breiten können. Das Hauptproblem [106] Kuron: Freikorps, S. 131. wurde der am 31. Oktober 1921 zu diesem war das Verhältnis Bayerns zum neuen Zweck gegründete Verein „Bund Ober- Reich. Das neue System gebärdete sich [107] Friedrich: Spuren, S. 87. land“. 106 weitaus zentralistischer als das Bismarck- Im folgenden Jahr übernahm der Veteri- Reich. Die alte Eigenständigkeit der Bay- [108] Horst Möller: Warum die närarzt und glühende Anhänger Hitlers, erischen Post, Bahn und des Militärs war Weimarer Republik scheiterte. Dr. Friedrich Weber, den Vorsitz des abgeschafft worden. Die Angst vor einer In: Volker Dahm/Albert A. Feiber/Hartmut Mehringer/ „Bundes“. „Verpreußung“ des Landes und einem zu Horst Möller (Hg.): Die großen Einfluss der als „sozialistisch“ tödliche Utopie. Bilder, Texte, „Die Führung des Bundes durch Weber verpönten Hauptstadt Berlin bot antide- Dokumente, Daten zum Dritten währte vom Dezember 1922 bis Novem- mokratischen Bewegungen den idealen Reich, München 2008, S. 28- ber 1929, also 7 von rund 11 Jahren des Nährboden. Die Lage in Bayern und im 47, hier S. 33f. Bestehens von Freikorps und Bund Ober- gesamten Reich schien nun für den Auf- land, was sich durchaus als Ära Weber stieg Hitlers günstig. Schon 1922 kursier- [109] Walter Ziegler: Hitler- bezeichnen ließe: Ära Weber als die Zeit ten Gerüchte über einen geplanten Putsch- putsch, 8./9. November. Abruf- der Konsolidierung unter Führung des versuchs Hitlers. Sie verdichteten sich, als bar unter: URL: http:// pronationalsozialistischen Flügels.“ 107 er die von ihm gegründete SA und die www.historisches-lexikon- bayerns.de/artikel/ radikal-völkisch gesinnten Freikorpsgrup- Unter seiner Führung wurde der Bund pen stärker als zuvor miteinander zu ver- artikel_44511, einges. am 109 21.11.1011. eine der treibenden Kräfte des Hitlerput- binden begann. Die Vorlaufzeit streckte sches am 9. November 1923. sich über mehrere Monate hinweg. [110] Der militärische Einer der ersten Schritte in diese Richtung Wehrverband war 1919 in Die Vorgeschichte wurde mit dem Beitritt der Oberländer zur Nürnberg gegründet worden. "Arbeitsgemeinschaft der Vaterländischen Sein Schwerpunkt erstreckte 1923 war das schwerste Jahr der Weima- Kampfverbände" im Februar 1923 vollzo- sich über ganz Franken. In rer Republik. Es war das Jahr der Hyper- gen. Die „Arbeitsgemeinschaft“ zählte zu seiner Höchstphase hatte er bis inflation, die zur Verarmung breiter Teile einem der wichtigsten rechtsradikalen zu 20.000 Mitglieder. 1927 trat der Verband geschlossen dem der Mittelschichten führte. In der deut- Dachverbände jener Tage. Ihm gehörten "Stahlhelm. Bund der schen Bevölkerung war die Vorstellung die SA Hermann Görings, die Vaterländi- Frontsoldaten" bei. Siehe verbreitet, die finanzielle Katastrophe sei schen Bezirksvereine Münchens, die 110 hierzu: Christoph Hübner: das Resultat der Reparationen und des Reichsflagge, der „Bund Unterland“ Reichsflagge, 1919-1927.URL: Versagens des demokratischen Regie- und zeitweise auch das Zeitfreiwilligen- http://www.historisches- rungssystems. Tatsächlich war sie eine korps München an. 111 lexikon-bayerns.de/artikel/ Folge der steigenden Kriegskosten zwi- Im Mai 1923 stellte der „Bund“ unter Be- artikel_44794#10, einges. am schen 1914 und 1918, die über Kredite weis, dass seine Loyalität zu den Natio- 20.11.2011. bzw. Anleihen finanziert worden waren. nalsozialisten stärker war als zur bayeri-

Erst mit einer Währungsreform Ende 1923 schen Regie-rung, obwohl er ursprünglich [111] Siegfried Zelnhefer: Deutscher Kampfbund, 1923. konnte die galoppierende Geldentwertung zu ihrem Schutz in den Kasernen der gestoppt werden. Unterdessen war aus der Reichswehr und der Landespolizei militä- URL: http://www.historisches- 112 lexikon-bayerns.de/artikel/ sozialen Verzweiflung soziale Aggression risch ausgebildet worden war. artikel_44471, einges. am geworden. Die Landesregierungen in Bei dem traditionellen Umzug der Ge- 20.11.2011. Sachsen und Thüringen, an denen die werkschaften und der KPD am 1. Mai KPD beteiligt waren, handelten nicht 1923 zur Münchner Theresienwiese wur- [112] Kuron: Freikorps, S. 170. mehr verfassungskonform. Am 11. Januar den die Demonstranten von 800 National-

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 18 sozialisten und Gruppen der vaterländi- zu werden. Er entschloss sich sie zu über- scher Verbände, zu denen auch die Ober- rumpeln und auf seine Seite zu ziehen. länder zählten, auf dem Oberwiesenfeld erwartet. Als die Reichswehr und die Lan- Der Hitlerputsch vom [113] Ebd., S. 163f. despolizei vor dem Zusammentreffen ein- 8./9. November 1923 griffen, stellte sie ein Sammelsurium aus [114] Ebd., S. 166. 15 LKWs und 20-25 Maschinengewehren Am Abend des 8. November 1923 drang sicher. Die Bundesleitung schob zur Ver- [115] Beim „Deutschen Tag“ er mit zahlreichen Bewaffneten des teidigung ihrer Teilnahme vor, als eine handelte es sich um eine „Kampfbundes“ in eine Versammlung Art Notpolizei provisorisch gegen kom- Erinnerungsfeier an die Kahrs und seiner Minister im Bürgerbräu- munistische Umtriebe fungiert gewollt zu Schlachten von Sedan (1./2. keller am Gasteig ein. Unter Druck willig- September 1870) und haben. 113 Damit hatte sich der „Bund“ ten die Eingeschlossenen ein, mit Hitler Tannenberg (17. August.-2. erneut in den Augen der Nationalsozialis- und Erich Ludendorff eine neue September 1914). Der 4. ten bewährt. Der „Bund“ und die NSDAP 119 „nationale Regierung“ zu bilden. In der "Deutsche Tag" 1923 in hatten daraufhin einen rasanten Mitglie- Nacht widerriefen sie jedoch wieder ihre Nürnberg wurde zu einer derzuwachs zu verzeichnen. 114 Zustimmung. "Heerschau" und Die Entwicklung erreichte ihren Höhe- Großkundgebung mit 100.000 Man beschloss, am Vormittag des 9. No- punkt am „Deutschen Tag“ 115 zwischen Teilnehmern vaterländischer vember durch einen Demonstrationszug dem 1. und 2. September in Nürnberg, als 120 und völkischer Verbände. Die das Blatt zu wenden. sich die SA, „Bund Oberland“ und Veranstaltung übte in Teilen Die „Bundsoldaten“ hatten sich als Hand- „Reichsflagge“ noch einmal neu zum eine Vorbildfunktion für die langer Hitlers schon am Abend des 8. No- späteren Reichsparteitage der „Deutschen Kampfbund“ zusammen- vember am Bürgerbräukeller und in der NSDAP in Nürnberg aus. Siehe schloss. 116 Da der „Kampfbund“ offiziell Münchner Innenstadt aufgehalten. 121 Mit hierzu: Siegfried Zelnhefer: als eine rein paramilitärische Organisation seinen 2.000 Mann stellte der „Bund Deutscher Tag, Nürnberg, 1./2. erscheinen sollte, gehörte die NSDAP of- Oberland“ den Großteil der Putschisten. September. URL: http:// fiziell nicht dazu. In Wirklichkeit war sie Sein Vorsitzender Weber hielt sich in der www.historisches-lexikon- aber der militärische Arm der Partei, was bayerns.de/artikel/ unmittelbaren Umgebung Hitlers auf und offenkundig wurde, als Adolf Hitler am artikel_44473, einges. am war an dessen "Marsch zur Feldherrnhal- 25. September 1923 die politische Füh- 18.11.2011. le" beteiligt. Fast am Ziel angekommen rung übernahm. 117 stieß der von Hitler und Ludendorff ange- Schon einen Tag später, am 26. Septem- [116] Kuron: Freikorps, S. 172. führte, mehrere tausend Personen umfas- ber, überschlugen sich in Bayern die Er- sende Zug auf eine Absperrung der baye- [117] Zelnhefer: Deutscher eignisse. Der Ausnahmezustand wurde rischen Landespolizei. Vier Polizisten und Kampfbund. ausgerufen und den Regierungspräsiden- sechzehn „Kampfbündler“ kamen beim ten von Oberbayern und früheren Minis- darauf folgenden Schusswechsel ums Le- [118] Reinhard Sturm: Der terpräsidenten Gustav von Kahr von der 122 ben. Zwei von ihnen waren Oberländer. Kampf um die Republik. In: Landesregierung zum Generalstaatskom- Informationen zur politischen Das Scheitern des Putsches bewirkte einen missar mit diktatorischen Vollmachten Bildung:, 261 (2003). URL: radikalen und letztendlich erfolgreichen erhoben. Zur Sicherung seiner Macht http://www.bpb.de/ Strategiewechsel Hitlers. Die Machtüber- schloss er sich mit General Otto von Los- publikatio- nahme sollte fortan auf formal legalen sow, dem bayerischen Landeskomman- nen/4E0XFC,10,0,Kampf_um_ Weg erfolgen. Hitler begann auch seinen die_Republik_19191923.html# deur der Reichswehr und dem Komman- Wirkungskreis verstärkt auf Gebiete aus- art10, einges. am 21.10.2011. deur der bayerischen Polizei, Oberst Hans zubreiten, die außerhalb Bayerns lagen. [119] Wolfgang Zorn: Bayerns von Seißer zu einem „Triumvirat“ (Drei- Das Resultat war seine Ernennung zum Geschichte im 20. Jahrhundert. Männer-Bündnis) zusammen. In den fol- Reichskanzler am 30. Januar 1933. Seither Von der Monarchie zum Bun- genden Wochen wurde deutlich, dass sie wurde der Putschversuch zum alljährli- desland. München 1986, S. auf eine nationale Diktatur, zuerst in Bay- 280f. chen Kult-Ereignis stilisiert. ern und dann nach dem Marsch auf Berlin Anlässlich des 10. Jubiläums, am 9. No- in Deutschland hinarbeiteten. Sie erließen [120] Ziegler: Hitlerputsch. vember 1933, wurde auf dem Königsplatz ein Verbot sozialdemokratischer Selbst- in München eine feierliche Zeremonie schutzorganisationen und linker Zeitun- [121] Christoph Hübner: Bund vollzogen. Abordnungen der ehemaligen Oberland, 1921-1923/1925- gen. Mehrere hundert jüdische Familien, Freikorps übergaben dabei ihre Fahnen 1930. Siehe: http:// die vor Jahrzehnten aus Osteuropa einge- der SA, die durch ihren Stabschef Ernst www.historisches-lexikon- wandert waren, wurden aus Bayern ausge- Röhm vertreten wurde. Die beiden Fahnen bayerns.de/artikel/ wiesen. 118 Mit dem stetigen Machtzu- des „Freikorps“ bzw. „Bundes Oberland“ artikel_44349, einges. am wachs der Kahr-Gruppe musste Hitler be- wurden im neu gebauten „Braunen Haus“, 07.10.2011. fürchten, seiner führenden Rolle entledigt der Parteizentrale der NSDAP, aufgestellt. [122] Friedrich: Spuren, S. 88f.

Geschichte der Kameradschaft 19 Freikorps und Bund Oberland Die Auflösung des Bundes 1930 und die Wiederbe- lebung der „Kameradschaft Freikorps und Bund Oberland“ nach dem II. Weltkrieg

Symbolhaft wurde damit das Erreichen entlassen wurde. Seine offizielle Neugrün- des eigentlichen Zieles ihrer Einsätze, dung fand in einem großen Festakt im nämlich die „Nationale Revolution“, de- Münchner Hofbräuhaus am 13. März monstriert. 123 Der Königsplatz wurde zu 1925 statt. 130 einer Weihestätte des Nationalsozialismus Mit herausragenden militärischen Aktio- ausgebaut. 1935 wurden die 16 Särge der nen trat der Bund aber nicht mehr hervor. gefallenen Putschisten in zwei Er konzentrierte sein Aufgabenspektrum „Ehrentempel“ aufgebahrt. Dieser Tag auf die Pflege des „Deutschtums“ in den nahm im NS-Kalender einen besonderen Grenzgebieten und in den vom deutschen Platz ein. Jedes Jahr zogen „die alten Reich abgetretenen Gebieten. 131 Als Kämpfer“ und die Hitlerjugend in einer Sprachrohr nach außen fungierte die großen Prozession vom Bürgerbräukeller Oberlandzeitschrift „Drittes Reich- bis zur Feldherrnhalle, um dort 16 Kränze Eckartbriefe“. Sie wurden später unter niederzulegen. Von dort ging es weiter zu dem Titel „Drittes Reich“ herausgegeben. den „Märtyrern der Bewegung“ am Kö- Welcher Weltanschauung der „Bund“ im- nigsplatz, wo Hitler eine Rede hielt. 124 mer noch nachhing, spiegelt sich in den Texten der Zeitschrift wieder: Die Auflösung des Bundes 1930 und die Wiederbelebung „Am Endes dieses Weges leuchtet das Ziel (…), das größere, das Dritte Reich der „Kameradschaft Freikorps des deutschen Volkes; Schirm und Schutz, und Bund Oberland“ nach dem Heimat und Staat des gesamten, im ge- II. Weltkrieg schlossenen Siedlungsgebiet Mitteleuropa lebenden deutschen Volkstums, das beru- Noch in der Nacht zum 9. November 1923 fen und allein fähig ist, das mittlere Euro- hatte Kahr die am Putschversuch beteilig- pa- soll es nicht zermalmt werden und ten Bünde und Organisationen, darunter untergehen zwischen West und Ost in ausdrücklich den „Bund Oberland“, für neuer Ordnung und unter seiner Führung aufgelöst erklärt. 125 Weber wurde von der zusammenzuschließen.“ 132 [123] Ebd., S. 90f. Bayerischen Landespolizei noch am sel- ben Tag verhaftet und erlitt einen Nerven- Am Weltbild entbrannten unter den [124] Christoph Tesch: Die zusammenbruch. 126 Der anschließende „Bundanhängern“ in den nächsten Jahren Neukonzeption des Königsplat- Prozess wegen Hochverrats verkam zu heftige interne Richtungsstreitigkeiten, die zes. In: Christoph Kuchler/ einer Farce. Hitler und Weber erhielten letzten Endes zu Auflösung des „Bundes“ Johannes Kandler (Hg.): Ge- fünf Jahre komfortable „Festungshaft“ mit führten. schichte lernen am Münchner der Aussicht auf Begnadigung nach sechs Der kleinste gemeinsame Nenner der Königsplatz. Schüler erkunden Monaten. Ludendorff wurde sogar freige- Bundmitglieder war die einhellige Ableh- urbane Räume, München 2009, 127 nung des “Diktates von Versailles“, die S. 55f. sprochen. Der „Bund“ wurde ebenso milde abge- Aufhebung der Klassengegensätze und 133 [125] Kuron: Freikorps, S. 182. straft. Ernstzunehmende Konsequenzen der Einsatz für ein Großdeutschland. hatte er nicht zu befürchten. Ein weiteres Auf welchem Weg diese Forderungen um- [126] Hübner: Bund Oberland.. Mal stand eine Auffangorganisation be- gesetzt werden sollten, daran schieden reit, um die "Oberland-Arbeit" fortzufüh- sich die Geister. Zum Teil sind die diver- [127] Sturm: Der Kampf. ren. Es handelte sich um den am 20. Juli gierenden politischen Ansichten für den 1923 gegründeten „Deutschen Schützen- heutigen Zeitgenossen kaum mehr nach- [128] Kuron: Freikorps, S. 185. und Wanderbund“, der eine Art Dachver- vollziehen. Grob lässt sich jedoch von

band der deutschvölkischen Schützen- einer Abspaltung in einen eher als „links“ [129] Ebd., S. 188ff. 128 und einen eher als „rechts“ zu bezeichnen- und Wandervereine war. In seinem [130] Hübner: Bund Oberland. Rahmen wurden auch fortan Wehrübun- den Flügel sprechen. gen, nunmehr getarnt als "Wanderungen", Die „linke“, „nationalbolschewistische“ [131] Kuron: Freikorps, S. 197. durchgeführt. 129 Bereits am 14. Februar Seite gruppierte sich um den Oberlandfüh- 1925 wurde das Verbot des „Bundes“ auf- rer Joseph, genannt „Beppo“ Römer. Die [132] Ebd., S.203f. gehoben, als Weber im Rahmen einer all- Idee vom „Nationalbolschewismus“ ver- gemeinen Amnestie vorzeitig aus der Haft band radikal sozialistische und radikal [133] Ebd., S. 191.

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 20 Dr. Friedrich Weber im Kreis führender Figuren des Hitler-Putsches URL: http://www.flieger-album.de/fotos/Blog/Pernet_Heinz.jpg, einges. am 10.10.2011. nationalistische Zielvorstellungen mitei- Ausbruch des Krieges zurückgegriffen nander. In der Zusammenarbeit des werden. 138 „proletarischen“ Deutschland mit dem proletarischen Russland versprach sie eine Befreiung Deutschlands vom „kapitalistischen“ Westen und seinem „Diktat von Versailles“. 134 Der Kreis um den Vorsitzenden Dr. Weber, der auf Sei- ten Hitlers zur Feldherrnhalle marschiert war, neigte eher zur nationalsozialisti- schen Seite. Im Dezember 1929 wurde auf der Jahreshauptversammlung der Antrag gestellt, den „Bund“ aufzulösen und in die NSDAP zu überführen. Der Antrag schei- terte aber am Widerstand in den eigenen Reihen. 135 Infolge der Uneinigkeiten ent- schieden sich viele, auszutreten und sich entweder den Nationalsozialisten oder den Kommunisten anzuschließen. 136 Im De- zember 1930 kam es zum endgültigen Bruch, als keine Einigkeit bei der Wahl um den Vorsitzenden erzielt werden konn- te. 137 Die Geschichte des „Freikorps und Bundes Oberland“ war vorläufig beendet. Zahlreiche ehemalige Bundmitglieder machten als treue Kameraden Karrieren in der nationalsozialistischen Diktatur. Zu ihnen gehörte beispielsweise der ehemali- [134] Ebd., S. 191f. ge Oberlandvorsitzende Dr. Friedrich We- [135] Ebd., S. 217. ber. Er stieg zum „Reichstierärzteführer“ auf. , betrieb den Aufbau der [136] Ebd., S. 204. Waffen-SS, wurde SS-Obergruppenführer und Oberbefehlshaber einer Panzerarmee. [137] Ebd., S. 218. Vor allem auf das militärisches „know- how“ der Bundveteranen konnte nach [138] Friedrich: Spuren, S. 91f.

Geschichte der Kameradschaft 21 Freikorps und Bund Oberland nierter Träger dieses Gedankenguts.

Die Neugründung nach dem [139] Edelweiß, S.183. Zweiten Weltkrieg

[140] Ebd., S. 189. Nach 1945 lebten die alten Verbindungen

unter den ehemaligen Oberländern aus [141] Ebd., S. 187f. Deutschland und aus Österreich durch den

Einsatz des ehemaligen Freikorpsführers [142] Siehe hierzu: Kamerad- schaft Freikorps und Bund Ernst Horadam wieder auf. Sie sammelten

Oberland (Hg.)Für das stolze sich in dem Traditionsverein

Edelweiss. Bildband zur Ge- „Kameradschaft und Freikorps Oberland“. schichte von Freikorps- und 1951 traten sie zum ersten Mal bei einer Bund Oberland. München Gedenkfeier zur 30-Jahrfeier der An- 1996. Kameradschaft Freikorps abergerstürmung wieder öffentlich in Er- und Bund Oberland (Hg.): „… 139 um das stolze Edelweiß“. scheinung. Aschau i. Ch. 1994. Kamerad- Am Pfingstmontag 1956 wurde die Ge- schaft Freikorps und Bund denktafel an der Weinberg-Kapelle in Oberland (Hg.): Bildchronik Schliersee von Pfarrer Josef Wiedholz zur Geschichte des Freikorps eingeweiht, dessen Bruder als Oberland- und Bundes Oberland. Mün- mitglied in Oberschlesien mitgekämpft chen 1974. hatte. 140 Finanziert worden ist sie durch eine Spendenaktion des ehemaligen Re- [143] So habe beispielsweise dakteurs des „Miesbacher Merkur“ Dr. Polen mit seiner Bieling in Gemeinden des Landkreises Generalmobilmachung, seinem Miesbach und der verschiedenen örtlichen Nationalismus und 141 Kriegsbereitschaft den Landsmannschaften. Neben den Feier- Ausbruch des Zweiten lichkeiten zu dem Annaberggedenken, tritt Weltkrieges verursacht. Siehe die „Kameradschaft“ in der Öffentlichkeit hierzu: Der Oberländer. nicht in Erscheinung. Drei Bild- Mitteilungen der bandchroniken sind bisher in seinem Auf- Kameradschaft Freikorps trag, einer in den 70er und zwei neuere in Oberland- Bund Oberland 54 den 90er Jahren, veröffentlicht worden. 142 (2010), S. 35. Darin distanziert er sich nicht von seiner [144] Der Oberländer. nationalsozialistischen Vergangenheit. Mitteilungen der Kameradschaft Freikorps Damit allein könnte man ihm aber noch Oberland- Bund Oberland 53 nicht unbedingt unterstellen, rechtem Ge- (2009), S. 9. In derselben dankengut nahe zu stehen. Erst wenn man Ausgabe wird auf dem sich die vereinsinternen Mitteilungsblätter Titelblatt über das Julfest „Der Oberländer“ der letzten Jahre an- geschrieben: „ Wir feiern die sieht, findet ein derartiger Verdacht seine Feste unseres Volkes“. Begründung. Krude rechte Theorien wer- den darin geäußert, 143 gespickt mit Sym- [145] Ebd., S. 5f. bolen aus der rechten Szene wie Geburts- oder Todesrunen. 144 Ebenso wird auf die [146] Im Nationalsozialismus gemeinsam begangenen Julfeste hinge- wurde das germanische Fest 145 zur Wintersonnenwende als wiesen, die die Nationalsozialisten auf- „artgerechte“ propagiert. Das grund ihres germanischen Ursprungs an- Christentum galt mit seinen stelle des christlichen Weihnachtsfestes „orientalischen“ bzw. durchsetzten wollten. 146 „mosaischen“ Wurzel als Die „Kameradschaft“ kann sich demnach „artfremd“. Siehe hierzu: Alle nicht herausreden mit der Begründung, Jahre wieder: Julkugeln und nicht für ihre Gäste aus dem neonazisti- „White X-Mas“. In: URL: schen Spektrum bei den Annabergge- http://www.redok.de/content/ denkfeiern verantwortlich zu sein. Sie ist view/507/40/, einges. am 28.11.2011. vielmehr selbst damals wie heute expo-

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April 1920: Fahnengruppe des Freikorps Oberland in Dortmund. Bei den Abgebildeten handelt es sich um Angehörige der Kompanie Oestreicher. Für das stolze Edelweiß - Bild und Textband zur Geschichte von Freikorps Ober- land und Bund Oberland, 2. Auflage, S. 43, einges. am 27.10.2011.

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Das alte Annabergdenkmal. URL: Aus Ludwig Müller (Hrsg.): Am Schliersee. Führer durch Schliersee, Neuhaus und Umgebung, 10. Aufl., München 1936, S. 18. (Auch unter: URL: http://www.historisches-lexikon-bayerns.de/artikel/ artikel_44349#9, einges. am 25.11.2011.) Schliersee, Juli 1927: Adolf Hitler am Oberlanddenkmal, rechts neben ihm Franz Danninger, Kreisleiter der NSDAP in Miesbach, links im Bild Ma- thias Kahlen, Oartsgruppenleiter der NSDAP Schliersee Für das stolze Edelweiß - Bild und Textband zur Geschichte von Freikorps Ober- land und Bund Oberland, 2. Auflage, S. 121

Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland 26

Herausgegeben vom Bündnis gegen rechtsextreme Umtriebe im Oberland

Zusammen mit dem Jugendbildungszentrum der IG Metall am Schliersee http://www.annaberg.blogsport.de

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Am Bündnis sind und waren folgende Gruppen beteiligt:

Antifa Miesbach Oberland [AMOB]

Bündnis 90/ Grüne, Kreisverband Miesbach: http://www.gruene-miesbach.de/

DGB-Jugend Südost Oberbayern: http://www.dgb-jugend-bayern.de/

GEW Kreisverband Bad Tölz-Wolfratshausen

GEW Oberbayern: http://www.bayern.gew.de/

GEW, Rosenheim: http://www.gew-rosenheim.de/

Grüne Jugend Bayern: http://www.gj-bayern.de

Grüne Jugend Miesbach http://miesbach.gj-bayern.de/

Grüne Jugend Rosenheim: http://www.gruene-jugend-rosenheim.de/

Friedensinitiative Bad Tölz Wolfratshausen: http://www.friedensini.de

IG Metal Jugendbildungsstätte Schliersee: http://www.igm-schliersee.de/

Infogruppe Rosenheim: http://www.infogrupperosenheim.tk/

Linkspartei, Bayern: http://www.linkspartei-bayern.de/

SPD, Schliersee: http://www.spd-schliersee.de/ ver.di Jugend, Rosenheim: http://www.verdi-jugend-rosenheim.de/