KULTURGÜTER

Die Kirche von Einigen Die Kirche von Die Kirche von Wimmis Die Kirche von Die Kirche von Scherzligen

Auch sind sie im Kirchenverzeichnis des es sich mit den Kirchen von Wimmis, Spiez, wahrer Kern steckt. Wenn aber Urkunden TAUSENDJÄHRIGE KIRCHEN Bistums Lausanne aus dem Jahr 1228 auf- Amsoldingen und Scherzligen. Auch sie ha- schweigen oder gar gänzlich fehlen, da re- geführt. ben zwar im Verlauf der Zeiten gewisse Ver- den mitunter die Steine. Diese erzählen bei änderungen erfahren; aber im Wesentlichen diesen Bauten aus der Zeit von 950 – 1250. AM THUNERSEE Im Wandel der Zeit. Von diesen Kirchen sind hier doch noch die ursprünglichen An- Damit kommt als Entstehungszeit für die existiert diejenige in heute nicht lagen vorhanden, ja, durch Restaurationen genannten Kirchen eine Epoche von rund mehr; sie ist 1536 durch einen Brand zer- ist in letzter Zeit der alte Bestand erneut 300 Jahren in Frage. Romanisch heisst: rö- stört und seither nicht wieder aufgebaut deutlicher sichtbar gemacht oder gar na- mischer Art folgend, auf römische Tradition Weitherum bekannt sind die zwölf tausendjährigen Kirchen am Thunersee. worden. Von den andern sind die Kirchen hezu völlig wiederhergestellt worden. Wie sich stützend. Und gelegentlich darf man Elogius Kiburger erwähnt sie in seiner «Stretlinger Chronik» aus dem Jahr 1453. von , Äschi Frutigen, , fast alle mittelalterlichen Gotteshäuser, sind das sogar wörtlich nehmen So hatten bei- , und seit dem auch die frühromanischen Kirchen im Ge- spielsweise beim Bau der Amsoldinger Kir- Er war damals Pfarrer in Einigen. Das Einiger-Kirchlein ist denn auch die 15. Jahrhundert entweder durch Neubauten biet der beiden Oberländerseen sogenann- chenkrypta als Stützen des Gewölbes römi- ersetzt oder derart verändert worden, dass te orientierte Kirchen, das heisst Bauten, sche Grabsteine und Säulen Verwendung älteste der zwölf sagenumwobenen Gotteshäuser. vom ursprünglichen Bestand heute kaum die alle in der gleichen Richtung, und zwar gefunden, die aus dem Gebiet der zerfalle- mehr etwas zu erkennen ist. Anders verhält von Osten nach Westen, angelegt sind. Da- nen römischen Stadt Aventicum, dem heu- bei befindet sich der Haupteingang in der tigen Avenches, herbeigeschafft worden Regel im Westen, während das Chor immer waren. Die Gewölbestützen sind aber 1876 TEXT: ???. BILDER: ???. die Ostseite des Gebäudes einnimmt. Die- ausgebaut, ins Schlossmuseum Thun ver- se Gewohnheit geht in die ersten christli- bracht und mit den heutigen Zementsäulen Sagenhaft. Im vierten Kapitel der Strättli- genumwobenen Königin Berta und den Va- teshauses im Paradies, wie Einigen damals chen Jahrhunderte zurück und hatte einen ersetzt worden. ger Chronik berichtet Kiburger, es habe im ter der späteren Kaiserin Adelheid, der Ge- geheissen habe, erbauen lassen. «Darnach», ganz bestimmten, dem Mittelalter vertrau- Jahre 933 ein König Rudolf auf der nahen mahlin des Kaisers Otto des I. König Rudolf so fährt der Chronist fort, «vieng an küng ten Sinn: Das Haupt der Kirche, das Chor mit Einigen, die «Mutterkirche». Neben den Burg Strättligen gelebt, deren Turm noch – so erzählt die Chronik weiter – habe ei- Rudolff zwölff kilchen ze buwen und ze ma- THOUSAND-YEAR-OLD dem Altar, musste nach Osten weisen, nach noch elf Kirchen gibt es am Thunersee das heute auf der Höhe knapp aus dem umlie- nes Nachts einen Traum gehabt Er habe chen allenthalben umb inn in einem kreys.» CHURCHES BY dem Orient, wo die lichtbringende Sonne Kirchlein von Einigen, das nach der Strättli- genden Wald herausragt und über die Ufer- eine grosse Stadt mit zwölf Toren erblickt Alle zwölf Kirchen werden in der «Strättliger The 12 thousand-year-old churches on the aufgeht und wo auch die Sonne des christ- ger Chronik sogar schon im 3. Jahrhundert landschaft hinweg auf den Thunersee blickt. und auf jedem Tor einen Engel die Wache Chronik», die der Einiger Pfarrer Elogius Ky- shores of Lake Thun are known far and wide. lichen Glaubens aufgegangen ist. in der Nähe einer heilsamen Quelle gegrün- Aus andern Angaben des Chronikschreibers halten sehen. Als er einen Priester nach der burger geschrieben hatte erwähnt. Es sind Elogius Kiburger, the priest in Einigen, men- det worden sein soll, was ihm denn auch geht hervor, dass es sich bei diesem König Bedeutung dieses sonderbaren Traumes ge- Frütigen, Leissigen, Äschi, Wimmis, Uttige- tioned them in his «Stretlinger Chronik» in Wenn Steine reden. Die Kirchen in Amsol- den Ruf der ältesten Kirche des ganzen Ber- um Rudolf II. von Hochburgund gehandelt fragt, sei ihm zur Antwort geworden, er sol- ri, Thierachern, Scherzligen, Thun, Hilter- 1453. The church at Einigen is the oldest of dingen und Spiez liefern die Anhaltspunk- nerlandes eintrug. Sicher ist, dass die Urkir- habe, den Gemahl der berühmten und sa- le zwölf Kirchen als Tochterkirchen des Got- fingen, Sigriswil, Amsoldingen und Spiez. these 12 storied places of worship. te dafür, dass in der Strättliger Chronik ein che in Einigen ums Jahr 680 gebaut wurde.

12 BERNER OBERLAND – DAS MAGAZIN 2 / 2018 13