5 2018 | 19 April, Mai

DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER

Premiere 1 „Lessons in Love and Violence“ von George Benjamin und Martin Crimp Premiere 2 Uraufführung THÉRÈSE von Philipp Maintz Ballett Ein „Anna Karenina“-Festival 45. +$0%85*(5%$//(77ƿ7$*( 16. bis 30. Juni 2019

16., 18., 28.6. SHAKESPEARE – SONETTE (Uraufführung) 17.6. BERNSTEIN DANCES | 19.6. ANNA KARENINA | 20.6. ALL OUR YESTERDAYS | 21.6. NIJINSKY 22.6. BEETHOVEN-PROJEKT | 23.6. ORPHÉE ET EURYDICE | 25.6., 26.6. HET NATIONALE BALLET 27.6. DON QUIXOTE | 29.6. BRAHMS/BALANCHINE | 30.6. NIJINSKY-GALA XLV (ausverkauft)

Karten: 040 | 35 68 68 www.hamburgballett.de Design & Fotos Kiran West Kiran & Fotos Design Unser Titel: Lessons in Love and Violence. Bühnenfoto der Auf- führung am Royal Opera House Covent Garden London.

Inhalt April, Mai 2019

OPER BALLETT

04 Premiere Lessons in Love and Violence ist eine Koproduktion 8 Repertoire Obwohl erst 2017 uraufgeführt, zählt John Neu- mehrerer internationaler Opernhäuser. Nur im April ist das meiers Anna Karenina bereits heute zu seinen internationalen Werk in Hamburg zu erleben. Am Pult steht Hamburgs GMD Erfolgsproduktionen. Die Aufführungsserie im April/Mai Kent Nagano, es inszeniert Katie Mitchell. macht John Neumeier zu einem „Anna Karenina-Festival“, indem er prominente Gastsolisten der Koproduktionspartner 12 Premiere THÉRÈSE von Philipp Maintz ist eine Koproduktion in Moskau und Toronto nach Hamburg einlädt und das Bal- mit den Salzburger Osterfestspielen. Die Deutsche Erstauffüh- lett in vier verschiedenen Besetzungen des Hauptpaars Anna rung findet in der Hamburger Elbphil har monie statt. Karenina/Alexej Wronski präsentiert. Für die Fans des Ham- burg Ballett eine großartige Gelegenheit, verschiedene Inter- 16 Repertoire Achim Freyers Parsifal-Inszenierung kehrt zurück pretationen der facettenreichen Rollen zu vergleichen! mit den Protagonisten Robert Dean Smith, Kwangchul Youn, Egils Silins und Tanja Ariane Baumgartner. 10 Repertoire Bereits in 160 Vorstellungen war John Neu- meiers gefeierte Schwanensee-Fassung zu erleben. Ab Mitte 20 Repertoire La Fanciulla del West Starsopranistin Anja Kampe Mai zeigt das Hamburg Ballett die opulente Inszenierung des übernimmt in Hamburg erstmals die Rolle der Minnie. Hamburger Ballett-Intendanten in weiteren acht Aufführun- gen auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper. 24 Uraufführung Die Nacht der Seeigel Stipendiaten der „Akade- mie Musiktheater heute“ präsentieren sich in der opera stabile RUBRIKEN mit einem neuen Werk. 26 opera stabile: Oper und Film zu Lessons in Love and Violence 28 Ensemble: Porträt des Künstlerischen Betriebsdirektors und und THÉRÈSE, AfterWork und Legenden der Oper. stellvertretenden Intendanten Tillmann Wiegand. 27 Rätsel 30 jung: Tonangeber, BallettInsider und Philharmonic Slam PHILHARMONISCHES STAATSORCHESTER 36 Spielplan 32 Themenkonzerte: Mit Vorträgen und Musikprogrammen 39 Leute: The World of John Neumeier Premiere Orphée et Eurydice nimmt die Reihe „Musik und Wissenschaft“ den politischen 40 Finale Impressum Kampf um Europa in den Fokus.

TITELBILD: BÜHNENFOTO „LESSONS IN LOVE AND VIOLENCE“ VON STEPHEN CUMMISKEY

5.2018/19 | JOURNAL 1 Oper Momentaufnahme

Orphée et Eurydice Ballettoper von Christoph Willibald Gluck

2 JOURNAL | 5.2018/19 FOTO: KIRAN WEST KIRAN FOTO:

5.2018/19 | JOURNAL 3 Oper Premiere FOTO: © ROH/STEPHEN CUMMISKEY ROH/STEPHEN © FOTO:

4 JOURNAL | 5.2018/19 Premiere A Musikalische Leitung King Evan Hughes Witness 1, Singer 2, Einführungsmatinee 7. April, Kent Nagano Isabel Georgia Jar- Woman 2 mit Mitwirkenden Inszenierung man Emilie Renard der Produktion 18.00 Uhr Katie Mitchell Gaveston, Stranger Witness 3, Madman Moderation: Premiere B Bühnenbild und Gyula Orendt Andri Björn Johannes Blum 10. April, Kostüme Mortimer Peter Hoare Róbertsson Boy, Young King The Girl Ocean 31. März 2019 19.30 Uhr Vicki Mortimer Licht Sam Boden Barrington-Cook um 11.00 Uhr Aufführungen James Farncombe Witness 2, Singer 1, Probebühne 2 13., 18. April, Mitarbeit Regie Woman 1 19.30 Uhr Dan Ayling Hannah Sawle

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper. Die Premiere wird von NDR Kultur im Radio übertragen. „Lessons in Love and Violence“ ist ein Auftragswerk und eine Koproduktion mit dem Royal Opera House Covent Garden, De Nederlandse Opera Amsterdam, Opéra de Lyon, Lyric Opera of Chicago, Gran Teatre del Liceu Barcelona und dem Teatro Real Madrid.

Jenseits des guten Geschmacks – diesseits der Geschichte Über Christopher Marlowes Edward II., der Stückvorlage zu Lessons in Love and Violence

as elisabethanische Theater hatte keine mand durfte sich langweilen, und jeder sollte die Gele- Angst vor Effekten, auch nicht vor denen genheit bekommen, sich selbst oder seinen Hassobjekten der gröberen Sorte. Die Produktionsver- auf der Bühne zu begegnen. Dhältnisse legten das nahe, denn das, was wir Die Theaterkompanien waren als Aktiengesellschaften heute ein „well-made play“ nennen – ein organisiert, Teilhaber waren die Betreiber, Autoren und Genre, das in der deutschen Dramenliteratur eher selten Schauspieler, oft in Personalunion. Knallharte kapitalisti- ist –, war durch das Stahlbad von Verkaufbarkeit und sche Gewinnorientierung war der Motor hocheffektiver Markt gegangen. Auf der bankside, dem südlichen Theaterunterhaltung, bis dem wilden Treiben 1642 Ein- Themseufer, erstreckte sich ein Stadtteil, den wir heute halt geboten wurde und die von den Puritanern domi- den Kiez nennen würden: halbseidene Bars, laute Knei- nierte Regierung sämtliche Theateraufführungen verbot. pen mit handfes ten Umgangsformen, Bärentänze, Ku- Stoff vieler Theaterstücke war die Geschichte Eng- riositätenkabinette, Hahnenkämpfe, Prostituierte – und lands – nicht unbedingt die tagespolitisch aktuelle, aber Theater. Unten im Parkett standen die grölenden und doch die der Erinnerung noch präsente Vergangenheit alles kommentierenden groundlings, in den Rängen da - und deren Protagonisten. Geschult an antiken Dramen rüber bildete sich die aufsteigende soziale Schichtung ab entwickelte sich eine dem neuen Gedankengut des Hu- bis ganz oben: Herren und Damen des Hofadels und des manismus verpflichtete Weltsicht, die das Individuum aufstrebenden Bürgertums, oft inkognito. Der aufre- und seine Verantwortung vor sich und der Welt in den gende Kitzel des Verbotenen, die Rohheit, die Vulgarität Mittelpunkt rückte. Doch die daraus erwachsende trans- und der Stallgeruch der niederen Stände faszinierten die zendentale Obdachlosigkeit des Einzelnen, der nicht Wohlangezogenen und Parfümierten. mehr Spielball des undurchsichtigen Schicksals ist und Ein erfolgreiches Theaterstück musste alle Affekte, sein Leben nun selbst in die Hand nehmen könnte, ge- Vorlieben und Geschmäcker dieses heterogenen Publi- biert den Typus des Melancholikers, wie Shakespeare ihn kums bedienen: rohe Witze der Straße, zarte Liebesge- mit Hamlet schuf. Dem skrupellosen Treiben der nur auf schichten der Höflinge, Machenschaften betrügerischer ihren Vorteil bedachten Mächtigen hat er, der handeln Händler und Skrupellosigkeit korrupter Politiker. Daher müsste, nichts entgegenzusetzen, obwohl er alles durch- die für William Shakespeare, Christopher Marlowe, John schaut. Webster und Thomas Middleton typische wild wu- Das Thema der meisten Stücke war also: Wie stabil chernde und sprunghafte dramaturgische Struktur. Nie- oder gefährdet ist der Machthaber, gelingen ihm die po-

5.2018/19 | JOURNAL 5 Oper Premiere

Die Beziehung zwischen Gaveston und dem König vertreibt Isabel und Mortimer aus dem Land. Sie führen den Gegenschlag, stellen ein Heer gegen Edward auf, ist erstaunlich wichtig und von zentraler Bedeutung, zwingen ihn zu Abdankung und veranlassen seine Er- aber der Text beschäftigt sich auch eingehend mit mordung. Der Sohn besteigt als Edward III. den Thron, Isabel. Die Handlung ist viel einfacher und kompak- lässt Mortimer töten und verstößt seine Mutter. Eine berühmt gewordene Neufassung des Stoffes ter als bei Marlowe. Und hier kommt auch noch der stammt von Bertolt Brecht, dessen Stückbearbeitung von Wahnsinnige vor, während die Auflösung und der 1924 – Brecht und sein Co-Autor Lion Feuchtwanger Tod des Königs ganz unterschiedlich – und sehr ge- sprechen von einer „Nachdichtung“ – nur etwa ein Vier- tel des Marloweschen Textes enthält und die Gewichtung schickt – gehandhabt werden. Martin Crimp lässt stärker personalisiert als Marlowe: letzterer lässt die das Drama auf eine Art enden, die wirklich schwer menschlichen Bindungen vor dem Hintergrund der po- zu ertragen ist – indem nämlich der junge König die litischen Auseinandersetzung König gegen Adel auf- scheinen, während Brecht/Feuchtwanger die persönliche Lehren aus dem Erlebten zieht –, die aber für die Dynamik von Egoismus und Staatsverantwortung be- Struktur des Dramas essenziell ist. tont. Eine formal hochinteressante Filmversion aus dem George Benjamin Jahr 1991 stammt von Derek Jarman, der Brecht noch weitertreibt in einen politisch-postmodernen Dialog litischen Winkelzüge und Intri- von elisabethanischer Tragödie, Kritik am Thatcheris- gen, um sich zu retten, wie geht mus, historischer Männerliebe und queerer Selbstinsze- der unter, dem die strategischen nierung (mit der großartigen Tilda Swinton als Isabella). Mittel fehlen oder der auf die fal- Der Film läuft am 9. und 11. April im Metropolis. schen Berater setzt. Oder weil er Johannes Blum einfach nicht mitmachen will. Die Königsdramen Shakespeares Was ich geschrieben habe, ist eine führen diesen „grässlichen Fata- lismus der Geschichte“ (wie frische, etwas schräge Untersu- Georg Büchner das gut 200 Jahre chung dieses Textes. Wirklich bewe- später formulieren wird) para- gend ist jedoch die Tatsache, dass Lessons in Love and digmatisch vor: Aufstieg, Fall und Nachfolge. Und im Violence (C) Royal nächsten Stück betreiben die gedemütigten Verlierer den es im Kern um einen Mann geht, der Opera House Covent Garden, London, Untergang des als Sieger Hervorgegangenen. To be con- aus Liebe und an der Liebe stirbt. Fotos: Stephen tinued … Ich finde diese Figur außergewöhn- Cummiskey Die Geschichte des realen englischen Königs Edward II. spielte sich 300 Jahre vor der literarischen Verarbei- lich, und ich wollte diese recherchie- tung ab – genug Zeit, um keine direkten Anspielungen ren. Die üblichen Geschlechterrollen auf aktuelle Figuren, Parteiungen oder Vorgänge zu ris- sind hier verkehrt: Normalerweise kieren, aber so nah, das für aufmerksame Beobachter Parallelen erkennbar waren. Wenn dem Stück die Über- stirbt die Frau aus Liebe, aber in fülle von unwahrscheinlichen Wendungen, Grausamkei- diesem Fall ist es ein Mann. (…) Es ten und Intrigengebäuden vorgeworfen wird, genügt ein geht um die Liebe selbst. Es ist nicht kurzer Blick in die Beschreibungen der realen Vorgänge, um zu bemerken, dass Marlowe wohl nicht übertrieben die Liebe zwischen Männern, die in Christopher Marlowe hat. Marlowes konzentrierte Version der Historie erzählt der Oper die Grenzen überschreitet, sich so: Edward II. ist verheiratet mit Isabel, einer adligen sondern die Liebe im politischen Französin und hat mit ihr zwei Kinder. Die parallele ho- mosexuelle Beziehung zu seinem Vertrauten und Günst- Kontext. Liebe bringt Menschen ling Gaveston, ebenfalls aus Frankreich, verursacht Irri- dazu, Entscheidungen zu treffen, die tationen, Instabilitäten und Intrigen am Hof. Mortimer, möglicherweise falsch oder Fehlein- ein hoher Militär, äußert aus durchsichtigem Eigeninter- esse Sorge um das Wohl des Landes, bringt sich selbst zu- schätzungen sind. Darin liegt der sammen mit Isabel, die mittlerweile ein Verhältnis mit- Regelverstoß, das Herzstück der einander haben, in Stellung, um Gaveston zu Oper. eliminieren. Edward beginnt einen erbarmungslosen Rachefeldzug gegen alle, die er für seine Gegner hält und Martin Crimp

6 JOURNAL | 5.2018/19 Lessons in Love and Violence

Biografien Lessons in Love and Violence

George Benjamin Katie Mitchell der Deutschen Erstaufführung von Ronnefelds (Komponist) (Inszenierung) Nachtausgabe sowie in der Neuproduktion von Berlioz’ Les Troyens als Narbal. wurde 1960 geboren und hat ist den Hamburger Theater- bereits im Alter von 7 Jahren freunden wohlbekannt. Am Georgia Jarman begonnen zu komponieren. Schauspielhaus inszenierte (Isabel) 1976 begann er sein Studium sie Alles Weitere kennen Sie bei Olivier Messiaen am Pari- aus dem Kino, 2071, Glückli- ist eine gefragte Sängerin ser Konservatorium. Wichtige Konzertstücke: At che Tage, Reisende auf einem Bein, Psychose 4.48 zeitgenössischer Musik. Sie First Light (aufgeführt von The London Sinfo- und zuletzt 2018 Schlafende Männer. Die mit vie- reüssierte in George Benja- nietta unter Sir Simon Rattle), Antara (kompo- len Preisen und Auszeichnungen bedachte Regis- mins Written on Skin als niert zum 10. Geburtstag des Centre Pompidou seurin studierte in Oxford und war dann Assis - Agnés an wichtigen Konzert- Paris), Palimpsests (The London Symphony Or- tentin und später Hausregisseurin bei der Royal häusern, in Philip Glass’ Orphée und in Karol chestra unter Pierre Boulez), Shadowlines (ge- Shakespeare Company. Seit 1994 inszeniert Mit- Szymanowskis Król Roger. Auch in Partien des spielt von Pierre-Laurent Aimard, Klavier). Kon- chell am Royal National Theatre in London, seit italienischen Repertoires ist die amerikanische zerte seiner Stücke fanden statt in Paris, Luzern, 1996 ist sie auch als Opernregisseurin erfolgreich. Sopranistin erfolgreich. In ihrem Terminkalender San Francisco, Frankfurt, Turin, Aldeburgh, Mi- Ihren internationalen Durchbruch errang sie stehen u. a. Musetta in La Bohème am Opernhaus lano, Toronto, Dortmund und New York. Benja- 2009, als sie bei den Salzburger Festspielen Al Zürich, die Titelpartie in Lucia di Lammermoor mins erste Oper Into the Little Hill (Text: Martin gran sole carico d’Amore von Luigi Nono und am am Opernhaus Bordeaux, Violetta Valéry in La Crimp) hatte 2006 im Festival d'Automne Paris ROH Covent Garden Clemency von James Mac- Traviata an der Dallas Opera, Gilda () Premiere. Das zweite gemeinsame Stück Written Millan in Szene setzte und mit Kroetz’ Wunsch- beim Santa Fe Festival sowie Offenbachs Les Con- on Skin wurde 2012 in Aix-en-Provence uraufge- konzert, inszeniert am Schauspiel Köln, zum Ber- tes d’Hoffmann bei der English National Opera. führt, war in der Folge an 20 internationalen liner Theatertreffen eingeladen wurde. Seither Opernhäusern zu sehen und wurde mit zahlrei- arbeitet sie an den wichtigen Schauspiel- und Gyula Orendt chen Preisen ausgezeichnet. Benjamin dirigierte Opernbühnen. (Gaveston, Stranger) die Aufführungen am Royal Opera House im März 2013, ebenso wie die Uraufführung von Vicki Mortimer studierte an der Musikakade- Lessons in Love and Violence, der dritten gemein- (Bühnenbild und Kostüme) mie „Franz Liszt“ in Budapest. samen Oper von Crimp und Benjamin im Mai Von 2011 bis 2013 war er Mit- 2018. Benjamins Repertoire als Dirigent reicht arbeitet seit geraumer Zeit regelmäßig mit Katie glied im Opernstudio der von Mozart und Schumann bis Rihm, Chin, Gri- Mitchell zusammen, im Bereich Musiktheater u. Staatsoper Unter den Linden sey und Ligeti. Als Gastdirigent leitet er so nam- a. Donizettis Lucia di Lammermoor am ROH in Berlin. Seit 2013 ist er dort Ensemblemitglied. hafte Orchester wie das Mahler Chamber Orche- London und in Athen, George Benjamins Written Gastengagements führten ihn regelmäßig u. a. an stra, das Philharmonia Orchestra, die London on Skin u. a. am ROH London und in Moskau, das ROH London, die Cité de la Musique und die Sinfonietta, das Ensemble Modern und das Royal Footfalls/Neither von Feldman/Beckett an der Salle Pleyel in Paris sowie zum Glyndebourne Fes- Concertgebouw Orchestra. Lindenoper Berlin sowie Vol retour von Joanna tival. Sein Repertoire umfasst Partien wie Papa- Lee an der Pariser Bastille Oper. Weitere Regis- geno (Die Zauberflöte), Il Conte di Almaviva (Le Kent Nagano seure, die mit Vicki Mortimer zusammenarbei- Nozze di Figaro), Figaro (Il Barbiere di Siviglia), (Musikalische Leitung) ten, sind Wayne McGregor, David McVicar und Danilo (Die lustige Witwe) und die Titelpartien in Dominic Cooke. Sie stattet weltweit Schauspiel-, L’Orfeo und Der Kaiser von Atlantis. gilt weltweit als einer der he- Opern- und Tanzproduktionen aus und wurde rausragenden Opern- und mit wichtigen Auszeichnungen bedacht, darunter Peter Hoare Konzertdirigenten. Er war Mu- The Critics’ Circle Theatre Award (2018), Olivier (Mortimer) sikdirektor des Berkeley Sym- Award (2018), International Opera Award (2016). phony Orchestra, der Opéra studierte an der britischen National de Lyon, des Hallé Orchestra und der Los Evan Hughes Huddersfield School of Angeles Opera sowie künstlerischer Leiter und Chef- (King) Music. Seine künstlerische dirigent des Deutschen Symphonieorchesters Berlin. Laufbahn führte ihn an die Von 2006 bis 2013 war er Generalmusikdirektor der ist Absolvent des Lindemann großen Bühnen Europas und Bayerischen Staats oper. Seit 2006 ist Kent Nagano Young Artist Development Übersee, darunter das Londoner ROH Covent zudem Musikdirektor des Orchestre Symphonique Program der Metropolitan Garden, die New York, das de Montréal, seit 2013 auch Erster Gastdirigent der Opera. Engagements führten Teatro alla Scala Milano, die Staatsoper Unter den Göteborger Symphoniker. Er gastiert regelmäßig in ihn an die Metropolitan Linden Berlin, das Opernhaus Zürich, Opéra de allen wichtigen Musikmetropolen. Seit 2015/16 hat Opera New York und an weitere internationale Lyon, De Nationale Opera Amsterdam, La Mon- der aus Kalifornien stammende Dirigent das Amt des Konzert- und Opernbühnen, wo er sich rasch naie Brüssel und die Opéra Bastille Paris. Zu sei- Hambur gischen Generalmusikdirektors inne. Er diri- einen Namen machte, auch als Interpret zeitge- nen wichtigen Partien zählen Sapkin (Aus einem gierte hier u. a. die Premieren von Les Troyens, Stilles nössischer Musik mit Werken von Elliot Carter. Totenhaus), Faust (Fausts Verdammnis), Laca (Je- Meer, , Die Frau ohne Schatten, Parsifal, Fidelio, In George Benjamins Written on Skin gastierte er nufa), Tichon/Boris (Katja Kabanova), Desportes Szenen aus Goethes Faust und Turangalîla (Ballett). u. a. beim Tanglewood Music Festival und in der (Die Soldaten) oder Herodes (). Zu seinen Elbphilharmonie. Von 2015 bis 2018 war er En- künstlerischen Partnern zählen die Dirigenten Sir semblemitglied der Dresdner Semperoper, wo er Simon Rattle, Esa-Pekka Salonen, Sir Mark Elder, u. a. als Mozarts Figaro, Masetto, Don Alfonso, Sir Charles Mackerras oder die Regisseure David Guglielmo und Leporello brillierte, wie auch in Pountney, Calixto Bieito und Peter Sellars.

5.2018/19 | JOURNAL 7 Ballett Repertoire

oben: Svetlana Lunkina und Harrison James; unten: Olga Smirnova und Artem Ovcharenko; rechts: Anna Laudere und Edvin Revazov

8 JOURNAL | 5.2018/19 Anna Karenina

Ein „Anna Karenina“-Festival

ür die Kreation von Anna Karenina hatte John Neumeier es nach der genauen Lektüre des Romans klar, dass sie sich durch ihre ausnahmsweise eine gesamte Saison vorgesehen. Die Er- Kleidung von allen anderen unterscheiden würde. „Selbst in großen wartungen an sein 157. Ballett waren besonders hoch – emotionalen Momenten – etwa, als sie Graf Wronski kennenlernt – Fauch, weil die Koproduktion mit dem Ballett des Bolschoi- beschäftigt sie sich mit ihrer Kleidung. Man weiß auch sehr oft, was Theaters und dem National Ballet of Canada von Publi- sie anhat“, so John Neumeier. Angesichts einer Balletthandlung, die kum und Kritik besonders genau beobachtet werden würde. Diese in unserer Gegenwart spielt, fragte er sich außerdem ganz konkret, wie Phase hat Anna Karenina bereits weit hinter sich gelassen. Anlässlich sie heute ihre Garderobe ausrichten könnte: „Anna Karenina war eine von John Neumeiers 80. Geburtstag zählte die Süddeutsche Zeitung reiche, modebewusste Frau – welche Kleider, welchen Modeschöpfer das Ballett zu den „Stilikonen für die Ballettgalerie der Gegenwart“. hätte sie heutzutage gewählt? Diese Fragestellung brachte mich auf Für die Aufführungsserie im April/Mai lädt John Neumeier pro- Albert Kriemler, denn die Mode von ‚Akris‘ hat etwas eher Modernes, minente Gastsolisten der Partner in Moskau und Toronto nach etwas sehr Reduziertes, das aber zugleich feminin, klar und grafisch Hamburg ein und präsentiert das Ballett in vier verschiedenen Be- ist.“ Nach dem gemeinsamen Erfolg mit dem Ballett Turangalîla setzte setzungen des Hauptpaars Anna Karenina/Alexej Wronski. Für die John Neumeier seine Arbeit mit Albert Kriemler fort und bat ihn, eine Fans des Hamburg Ballett ist dies eine großartige Gelegenheit, ver- Garderobe allein für die Hauptfigur zu entwi ckeln. schiedene Interpretationen der facettenreichen Rollen zu verglei- chen! Neben der Uraufführungsbesetzung mit Anna Laudere Eine Frage der Moral? und Edvin Revazov (29.4.; 4., 5.5.) wird es eine neue Hamburger In Tolstois Roman bekennt sich Anna Karenina offen zu einer au- Besetzung mit Xue Lin und Alexandr Trusch geben (1., 2.5.). Für ßerehelichen Liebesbeziehung – und begeht schließlich Selbstmord, zwei weitere Vorstellungen reisen Olga Smirnova und Artem indem sie sich vor einen Zug wirft. Die nahe liegende Frage, worin Ovcharenko vom Ballett des Bolschoi-Theaters an (8., 9.5.). Den die tiefere Ursache für das tragische Ende liegt und wer daran die Schluss der Aufführungsserie bildet eine Vorstellung mit Svetlana Schuld trägt, lässt der Roman letztlich unbeantwortet: Zu vielschich- Lunkina und Harrison James sowie Félix Paquet als Kons tantin tig sind die einzelnen Figuren, zu komplex das dichte Beziehungsnetz Lewin vom National Ballet of Canada (11.5.). zwischen ihnen. Auch Thomas Mann untersuchte diesen Aspekt in seinem Kommentar zum Roman und stellte „die kalte ausstoßende Anna Karenina Grausamkeit“ der Gesellschaft dem „Liebesfehltritt einer im Grunde Eine der interessantesten Fragen, die schon der Roman von Tolstoi edelsinnigen und stolzen Frau“ gegenüber. aufwirft, ist die Stellung der Titelfigur. Wer sich die Mühe macht und Einen Hinweis zu Tolstois eigener Haltung könnte das Motto des den gesamten Roman liest, stellt fest, dass die Gattin eines Spitzen- Romans geben: „Die Rache ist mein, und Ich will vergelten.“ Dieses beamten, Anna Karenina, über weite Strecken als Person gar nicht Motto steht zunächst seltsam unverbunden vor dem Roman, der sich vorkommt. Eher hat man den Eindruck, ein weitläufiges Gesell- in seinem berühmten Anfangssatz als Roman über Familienverhält- schaftsporträt vor sich zu haben. Anna Kareninas persönliches nisse präsentiert: „Alle glücklichen Familien sind einander ähnlich, Schicksal ist zentral und verknüpft zahlreiche Handlungsfäden. Ihr jede unglückliche Familie ist unglücklich auf ihre Weise.“ Mit Blick Tod bedeutet aber nicht das Ende des Romans, den Tolstoi im Achten auf Anna Kareninas Schicksal könnte das Motto ein prominent plat- Buch eher ins Offene weiterführt. zierter Hinweis darauf sein, dass in Tolstois Sicht allein Gott ein mo- In John Neumeiers Ballettfassung ist Anna Karenina unter ande- ralisches Urteil über das Agieren der Romanfiguren zusteht. Dieser

FOTOS: KIRAN WEST UND VORONOVA (BOLSCHOI) VORONOVA UND WEST KIRAN FOTOS: rem durch ihre Kostüme hervorgehoben. Für den Choreografen war Gedanke entlastet sowohl Anna Karenina selbst als auch die sie um- gebende Gesellschaft. Thomas Mann erklärte das Unergründliche der Schuldfrage übrigens zu einem zentralen Ausdrucksmerkmal großer Erzählkunst: „Aber die Dichtung braucht nicht Fragen zu lösen, sie braucht sie nur dem Gefühl recht nahezubringen, ihnen die höchste, schmerzlichste Kraft der Fragwürdigkeit zu verleihen, um das Ihre geleistet zu haben.“ | Jörn Rieckhoff

Vorstellungen 29. April; 4., 5. Mai: mit Anna Laudere und Edvin Revazov 1., 2. Mai: mit Xue Lin und Alexandr Trusch 8., 9. Mai: mit Olga Smirnova und Artem Ovcharenko (Ballett des Bolschoi-Theaters) 11. Mai: mit Svetlana Lunkina, Harrison James und Félix Paquet (National Ballet of Canada)

5.2018/19 | JOURNAL 9 Ballett RepertoireRepertoire

Traum und Wirklichkeit Illusionen – wie Schwanensee Ballett von John Neumeier

an mag es kaum glauben: Als Peter Tschai- nem Wappen und in seinem berühmten Schlossbau kowsky 1877 für das Moskauer Bolschoi- Neuschwanstein – blieb John Neumeier zunächst skep- Theater seine berühmte Musik zu Schwa- tisch. Erst ganz am Ende einer Reise durch die Schlösser Mnensee schrieb, war das Ballett nur wenig Ludwigs II. fand er den Schlüssel zu seiner Schwanensee- erfolgreich. Die Geschichte von der ver- Inszenierung: Ein unfertiger Schlosstrakt mit unverputz- zauberten Prinzessin, die durch die Liebe eines Prinzen tem Backstein, in dem er durch Zufall auch ein abge- erlöst wird, erschien den Kritikern als Import aus dem hängtes Krönungsbild Ludwigs II. vorfand. Im Rückblick Westen, die Musik wirkte auf sie zu kompliziert für ein beschrieb John Neumeier diese Entdeckung so: „Es Ballett. Lediglich Nikolai Kaschkin sprang seinem herrschte eine eigenartige Stimmung, merkwürdig mor- Freund Tschaikowsky zur Seite und hob öffentlich die bid und gleichzeitig mit einer unglaublichen Kraft gela- besonderen Qualitäten der Komposition hervor: „ … es den, mit der Potenz zu Illusion und Traum.“ gibt so gut wie kein Beispiel, wo ein so mächtiger Kom- ponist sein Talent dieser Art von Komposition gewidmet Visionäre Weltflucht hat, deren ungünstige Bedingungen dem Meister allzu Der Rohbau von Herrenchiemsee wurde im Ballett viele Unbequemlichkeiten verursachen.“ Illusionen – wie Schwanensee zur Kulisse der Wirklichkeit: Immerhin: Das Publikum mochte die Produktion Ein für wahnsinnig erklärter König ist in seinem eigenen und ermöglichte eine Aufführungsserie von 41 Vorstel- Schloss gefangen. In drei Erinnerungssequenzen ver- lungen in sechs Jahren. Danach aber geriet das Ballett in sucht er, die Ursache für den unwürdigen Zustand nach- Vergessenheit und wurde erst durch eine Gedenkveran- zuvollziehen. Beim Richtfest einer seiner Schlossbaupro- staltung nach Tschaikowskys Tod wiederbelebt: zunächst jekte entzieht sich der König zwar dem gesellschaftlichen 1894 durch Lew Iwanows Choreografie des zweiten Akts Treiben, das Visionäre seiner Architekturentwürfe zieht am Mariinsky-Theater St. Petersburg, die ein Jahr später aber alle in ihren Bann. In der zweiten Erinnerung lässt als Gemeinschaftsarbeit von Marius Petipa und Lew Iwa- der König eine Privatvorstellung von Schwanensee tan- now auf das gesamte Werk ausgeweitet wurde. In dieser zen. Er identifiziert sich derart mit dem dargestellten Fassung eroberte Schwanensee nach und nach die Ballett- König Siegfried, dass er zeitweise dessen Rolle im Büh- welt und gilt heutzutage geradezu als Inbegriff des klas- nengeschehen übernimmt. Die dritte Erinnerung führt sisch-akademischen Ballettstils. den König zum Maskenball, auf dem seine Verlobte Natalia ihn im Kostüm der Schwanenprinzessin Odette Ein moderner Zugang zur Tradition überrascht. Ihre kreative Art, sich auf seine Traumwelt Als John Neumeier in seinen ersten Jahren als Ballett- einzustellen, gefällt dem König. Sie erweist sich aber als direktor in Hamburg für eine eigene Fassung recher- Illusion. Ein unbekannter „Mann im Schatten“, von dem chierte, war es ihm wichtig, das Bewahrenswerte der Tra- der König sich abgestoßen und zugleich angezogen fühlt, dition zu erhalten, ohne es nur „nachzuspielen“. Mit treibt ihn in den Wahnsinn, aus dem ihn auch Natalias großem Aufwand suchte er nach einem eigenen, „mo- Besuch in seinem Gefängnis nicht herausreißen kann. dernen“ Standpunkt, von dem aus das Publikum den Das Ballett Illusionen – wie Schwanensee erzählt in Märchenmythos als etwas Eigenes erkennen könnte. opulenten Bildern vom Glück und den unterschwelligen Eine wesentliche Voraussetzung war für John Neumeier, Gefährdungen einer Künstlerexistenz. Indem John Neu- dass der Märchenprinz Siegfried als menschlicher Cha- meier die historische Realität König Ludwigs II. aufgreift, rakter glaubwürdig wäre. Bei einem Gespräch mit Jürgen macht er die Anziehungskraft des historischen Schwa- Rose kam ihm die Idee, diese Figur mit Zügen König nensee-Mythos auf sinnfällige Weise für ein heutiges Pu- Ludwigs II. zu verschmelzen: „Spontan fielen mir eine blikum nachvollziehbar. Seit der Uraufführung 1976 Reihe Parallelen auf zwischen Prinz Siegfrieds Welt- wurde das Ballett, das bis heute nichts von seiner Faszi- flucht, der sich immer mehr von jeder politischen und nation eingebüßt hat, bereits 160 Mal gezeigt. gesellschaftlichen Realität entfernenden Wirklichkeit | Jörn Rieckhoff Ludwigs II. und Tschaikowskys eigenem Leben.“ Trotz der offensichtlichen Parallelen – wie der Insze- Vorstellungen: 16., 18., 22., 23., 25., 28., 29. Mai;

nierung des Schwanen-Mythos durch Ludwig II. in sei- 1. Juni, 19.00 Uhr WEST KIRAN FOTOS:

10 JOURNAL | 5.2018/19 5.2018/19 | JOURNAL 11 Premiere

Raf Vallone und Simone Signoret in Thérèse Raquin, einer Verfilmung des Zola-Romans von Marcel Carnet (Metropolis-Kino 21.5.2019)

12 JOURNAL | 5.2018/19 THÉRÈSE

Premiere Musikalische Leitung Thérèse Nicolas André Marisol Montalvo 18. Mai, Inszenierung Laurent 19.30 Uhr Georges Delnon Otto Katzameier Aufführungen Bühnenbild und Madame Raquin 19. Mai 16.00 Uhr, Kostüme Renate Behle Marie-Thérèse Jossen Camille 21., 22. Mai, 19.30 Uhr Dramaturgie Tim Severloh Elbphilharmonie, Johannes Blum Eine Akkordeonistin Kleiner Saal Silke Lange

Im Rahmen des Internationalen Musikfests Hamburg. Koproduktion mit den Osterfestspielen Salzburg (Urauffü hrung 14. April 2019). In Kooperation mit der Elbphilharmonie Hamburg | Unterstü tzt durch die Commerzbank Hamburg

Laster und Tugend wie Vitriol und Zucker Die Bestie im Menschen lautet der siebzehnte Teil des Rougon-Macquart-Zyklus von Émile Zola. Sein berühmtes Frühwerk Thérèse Raquin wirkt wie dessen Vorläufer und liefert Stoff und Titel für Philipp Maintz’ Uraufführung THÉRÈSE.

as Milieu, in dem der Roman Thérèse Raquin spielt, ist rung folgt: “Enrichissez-vous!“ – „Bereichert Euch!“. Andererseits eine enge Passage in Paris um die Mitte des 19. Jahrhun- aber auch die „Natur“ des Menschen, sich als ökonomisch frei zu de- derts, ein Textilgeschäft unten, eine Wohnung oben, in finieren, aber auch frei von jeder Moral, nur der zerstörerischen Dder Thérèse mit ihrer Tante und ihrem Ehemann Camille Natur seines Egoismus, seinem Trieb, seinem Vorteil ausgeliefert. Ein lebt. Dem, der darin arbeitet, bietet sich kein unmittel- Kritiker des Romans, der mit dieser Lakonie der Verhältnisse, die sich bares Tageslicht, er erlebt kein Wetter, keinen Wind, und die Luft in dem Roman spiegeln, sichtlich nicht einig war, sprach folgerichtig steht. Möglich, dass die Mitte des Jahrhunderts entstandenen Bou- von einer „modrigen, fauligen Literatur“. Zola folgt dabei ganz dem levards, die die Bewegung der Passanten in Richtung Kommerz steu- positivistischen Philosophen Auguste Comte, der „das Tatsächliche ern, diese Passage in den trostlosen Windschatten der Menschen- im Gegensatz zum Eingebildeten” behauptet hat. Die Literaturge- ströme einer neuen Urbanität manövriert haben. Für die Raquins schichte gab dieser Literatur, die im deutschen Sprachraum vor allem war der Umzug ein Minusgeschäft: sie lebten in der Provinz wenig- im Theater sich artikulierte, ähnlich wie in Russland oder eben stens in unmittelbarem Kontakt zur Natur, was Thérèse genoss und Frankreich, den Namen „Naturalismus“. was sie jetzt, nach dem Umzug in die Stadt, umso schmerzlicher als In diesen Jahren wurde etwas geboren, was nie mehr ganz aus der Verlust allen Lebenselans erfahren muss; viel davon war ja nach der Literatur, dem Film, der bildenden Kunst eliminiert werden konnte: erzwungenen Heirat mit Camille ohnehin nicht mehr geblieben. Das ein Bewusstsein davon, dass soziale Realität auf das Denken und Gefühl, als Halbwaise und vom Vater abgeschobenes Kind der Tante Handeln des Menschen größten Einfluss hat. Und so entstand eine dankbar sein zu müssen, überzieht alles in ihrem Leben mit dem Ge- Einspruchshaltung, ganz wie bei Zola, die im europäischen Film der fühl einer trostlosen Ausweglosigkeit. Nachkriegszeit Spuren hinterlassen hat: Ken Loach, Rainer Werner Diese stickige Atmosphäre ist nicht nur das Klima in der Passage: Fassbinder, die Brüder Dardenne, Pier Paolo Pasolini, Vittorio De es ist das Klima ihrer Seele, das Thérèse in tiefe Melancholie stürzt Sica, Luchino Visconti und viele andere. Zola sagt: „Le vice et la vertu und deren Lebenshunger nur mit wachem Instinkt danach lauert, sont de produits come le vitriol et le sucre“ – Das Laster und die Tu- andere Reize aufzufangen. Dieser Moment ist gekommen, als Lau- gend seien Produkte (im Sinne von chemisch analysierbaren Stoffen rent, ein alter Freund von Camille, zu Besuch kommt. Sofort schlägt der Natur) wie Vitriol und Zucker. So verstanden, enthält das Wort bei beiden das blanke sexuelle Verlangen zu, was beide in eine fatale von der „Natur des Menschen“ eine verschärfte, zugespitzte Note. Abhängigkeit voneinander treibt. Die Notwendigkeit, diese zu ver- Zola sagt in seinem Vorwort, Thérèse und Laurent seien „Bestien“, bergen, bricht sich Bahn in der Idee, Camille umzubringen. Doch und es seien keine Charaktere, sondern Temperamente, Menschen nach dem als Unfall getarnten Mord ist alles anders: gegenseitige ohne jede Moral und Gewissensbisse – und wenn, dann wirft man Schuldzuweisungen münden in ständigen Streit, körperliche Gewalt dem anderen vor, für die eigenen verantwortlich zu sein. Zola ist der und schließlich in den gemeinsamen Selbstmord. literarische Experimentator, der zwei Menschen unter schlimmsten Wir sehen: Alles an dem Entwurf hat mit Natur, ihrer Definition Bedingungen aufeinanderhetzt, ein Verfahren des wissenschaftlichen oder ihrem Verlust zu tun – es ist einerseits die Natur einer neuen Ge- Zeitalters. Und der Leser schaut zu. sellschaft, die der Losung eines Ministers der französischen Regie- Johannes Blum

5.2018/19 | JOURNAL 13 Oper RepertoirePremiere

Komponist Philipp Maintz im Gespräch mit dem Dramaturgen Johannes Blum

Wie ist das Projekt THÉRÈSE entstanden? Warum die Bearbei- ein Netz aus Leitmotiven, aus Querbezügen, aus wiedererkennba- tung von Émile Zolas Thérèse Raquin? ren Emblemen haben, die die ganze Situation führen, kommentie- PHILIPP MAINTZ Ich bin durch einen Freund auf den Roman auf- ren, in die ich sie einbetten kann. Otto hat mir ein Libretto ge- merksam geworden. Ich hatte das Gefühl für die Atmosphäre einer schrieben, das diese Geschichte sinnfällig erzählt. Gleichzeitig hat neuen Oper, aber der Stoff fehlte. Und dann hab ich Thérèse Ra- er eine Sprache benutzt, die so offen ist, dass Musik Platz findet. Es quin gelesen. Ich habe dann Otto Katzameier von diesem Plan be- ist in der Zeit, in der das Libretto entstand, eine Art Ping-Pong- richtet. Und aus Otto sprudelte eine Unmenge an unfassbar guter Spiel zwischen uns entstanden – es gab immer wieder Punkte, an Ideen heraus, wie ich das Ganze angehen könnte, wie man da for- denen er nicht weiterkam. Wir haben dann telefoniert, er hat be- mal vorgeht, wie man die vom Personal her recht umfängliche Er- schrieben, wie er sich das vorstellt und wie ich das sehen würde. zählung Thérèse Raquin eindampft auf ein Kammerspiel, das als Und ich berichtete ihm über solche und jene musikalische Assozia- Vorlage zu einer Kammeroper auch taugt. tionen.

Émile Zola schrieb Thérèse Raquin zunächst als Roman, dann als Die Fantasie entspringt dem Komponisten und ergänzt die Struk- Theaterstück - was diente euch als Grundlage? tur des Librettos? PHILIPP MAINTZ Die Grundlage war ganz klar der Roman. Das Thea- PHILIPP MAINTZ Ja, natürlich, es geht bis jetzt in beide Richtungen. Es terstück ist in der Tat ein Lehrstück darüber, wie man einen sol- gibt immer wieder Textstellen, die irgendwie beiläufig zu sein chen Stoff so verschlimmbessern kann, dass er nicht mehr funktio- scheinen, aber dazu einladen oder von vornherein dazu gedacht niert. Und das dürfte auch mit einer der Gründe dafür sein, sind, dass da eine Musik dazu muss, die das in einer gewissen Rich- weshalb der Roman so erfolgreich war damals, das Theaterstück tung kommentiert. Es ist ein sehr organisches Ganzes geworden. aber nur unter größten Umständen aufzutreiben war. Dann gab es die Überlegung, dieses Theaterstück eventuell auch als Steinbruch Haben die strukturellen Veränderungen mit der Schicksalhaftig- für die Sprache nutzen, denn das war uns beiden relativ schnell keit des Scheiterns der beiden Hauptfiguren zu tun? klar: Der Sprachduktus sollte sich an der Zeit, in der der Roman PHILIPP MAINTZ In gewisser Weise ja. Die scheinbare Gleichzeitigkeit entstanden ist, orientieren. Mit etwas allzu Heutigem hätte ich der Ereignisse ist doch eher ein Kniff, um es eindringlicher zu ma- nichts angefangen, das war auch nicht in Otto Katzameiers Sinn. chen. Ich halte es eher für ein erzählerisches Stilmittel: Es ist Indem man eine Sprache findet, die ein bisschen aus der Zeit gefal- immer präsent, wie die ganze Sache ausgehen wird. Auf diesem len ist, kann man der Oper einen Raum lassen, über sich selbst Weg der Parallelität der drei Ebenen wird dieses Scheitern immer hinaus etwas zu sagen. Und so hat Otto sukzessive den Roman ent- im Bewusstsein gehalten. Wenn ich genuin musikalisch denke, kernt, immer wieder Sätze daraus genommen, die auch aus dem glaube ich, dass ein Hörer immer mehr von dem mitkriegt, was Original stammen, die zusammengezogen, wieder verändert, es man im Untergrund anlegt, als ihm im ersten Moment im direkten weiter reduziert. Sinne bewusst wird.

Die Oper THÉRÈSE hat im Vergleich zur Romanvorlage einen Du erzeugst eine Manipulation des Erzähltempos – wie funktio- strukturellen Kunstgriff. Könntest du diesen kurz beschreiben? niert das kompositorisch? PHILIPP MAINTZ Relativ bald war klar, eigentlich ist es am sinnvoll- PHILIPP MAINTZ Die Musik der Oper hat vier Zeitebenen, bestimmte sten, wenn wir diese Geschichte auf drei Ebenen erzählen. Da gibt Räume, Erzählstränge, die Figuren haben jede ihr eigenes Tempo. es zum einen als Erzählung die Chronologie der ganzen Geschichte Diese Tempi passen aber alle proportional zueinander, das heißt, zwischen Thérèse, Camille und Laurent. Dann gibt es als eine man kann sie auch übereinanderschichten. In diesem Zusammen- zweite Schicht den Selbstmord am Schluss, der von Anfang an als hang nutze ich die Möglichkeit, Vorgriffe, Rückgriffe, Kommentare eine Art Fenster immer wieder auftaucht, und dieses Fenster wird übereinanderzulagern, die nicht zusammen gehören und gar nicht sukzessive immer größer. Zunächst irritiert das nur und man weiß zu dem gehören, was gerade gesungen wird. Sie beginnen dann nicht, was das ist. Irgendwann ahnt man dann, worum es geht, bis aber, um das Gesungene herum einer ganz eigenen Gravitation zu ganz am Ende das Geheimnis gelüftet wird. Es ist eine sehr filmi- gehorchen. Diese Oper beginnt mit einem relativ offenen Feld, wo sche Vorgehensweise. Ähnlich sind wir mit der Schlüsselszene um- auch in bits and pieces einfach Dinge erzählt werden, eine Art von gegangen, die die ganze Katastrophe auslöst: Die Kahnfahrt auf der Alltagskonversation stattfindet, unter der aber schon ein Schatten Seine, wo Laurent Camille ins Wasser schmeißt und er ertrinkt. liegt, der immer deutlicher wahrnehmbar wird. Gegen Ende wird Auch diese Szene gibt es in verschiedenen Fenstern über die ganze daraus ein Sog, unter dessen Einfluss wie ein Massekörper sukzes- Oper verteilt. So hat man zwei Klammern und dazwischen die sive alles, was vorher eine gewisse Eigenständigkeit noch hatte, an- Chronologie der eigentlichen Ereignisse. Die Szenen sind zum Teil gesaugt wird. Am Ende steht die Schussfahrt gegen die Wand. sehr kurz, eng hintereinander geschnitten und mosaikartig über die ganze Oper verteilt. Dadurch stellt sich allmählich ein gegensei- Die vollständige Fassung des Gesprächs mit dem Komponisten können JÖRG MICHEL FOTO:HANS tiger Bezug her, und es entsteht ein großes, ganzes Bild. Ich möchte Sie im Programmheft zur Premiere THÉRÈSE nachlesen.

14 JOURNAL | 5.2018/19 THÉRÈSE

Biografien THÉRÈSE

Philipp Maintz des Staatstheaters Mainz und mit der Spielzeit Marisol Montalvo (Komposition) 2006/07 wurde er als Direktor ans Theater Basel (Thérèse) berufen. Zudem war er von 2009 bis 2016 künst- studierte Komposition u. a. lerischer Leiter des Musiktheaters der Schwetzin- zählt zu den vielgebuchten bei Michael Reudenbach, Ro- ger Festspiele, gleich zwei Uraufführungen aus Sängerinnen neuerer Musik bert HP Platz und elektroni- jener Zeit Proserpina 2009 und Koma 2016 wur- und tritt regelmäßig mit füh- sche Musik bei Karlheinz Essl. den in der Kritikerumfrage der Opernwelt als renden zeitgenössischen En- Sein erstes großes Orchester- „Uraufführung des Jahres“ ausgezeichnet. Am sembles wie dem Klangforum werk heftige landschaft mit 16 bäumen wurde Hamburger Haus hat er bisher die Zauberflöten- Wien, dem Ensemble Intercontemporain, dem In- 2005 bei den Salzburger Festspielen uraufgeführt, Adaption Erzittre, feiger Bösewicht! und Beetho- ternational Contemporary Ensemble, dem En- seine jüngste Komposition für Ensemble zeige vens Fidelio inszeniert. semble Remix und dem Ensemble Modern auf. deine wunde 2018 in München. Seine Werke wur- Mit der Titelrolle in Alban Bergs Lulu reüssierte den von wichtigen Ensembles gespielt, u. a. dem Marie-Thérèse Jossen die amerikanische Sopranistin u. a. an der Deut- Arditti String Quartet, dem Minguet Quartett, (Bühne und Kostüme) schen Oper Berlin, am Teatro de la Maestranza dem Ensemble Alternance, dem Ensemble Inter- Sevilla, am Theater an der Wien, an der Komi- contemporain, dem Scharoun-Ensemble der Ber- begann ihre künstlerische schen Oper Berlin und am Theater Basel. Weitere liner Philharmoniker, dem Ensemble Modern, Laufbahn als Kostümdirekto- Engagements führten sie an das Gran Teatro del dem Rundfunksinfonieorchester Stuttgart, dem rin am Luzerner Theater. Es Liceu, an das La Monnaie und die Bregenzer Fest- BBC Symphony Orchestra, dem Sinfonieorchester folgten Gastengagements u. a. spiele. Sie arbeitete mit Komponisten wie Peter Basel, dem Orchestre Philharmonique de Monte- an die Theater in Hannover, Eötvös, Pascal Dusapin und Marco Stroppa zu- Carlo, dem Deutschen Symphonie-Orchester Ber- Dortmund, Deutsche Oper Berlin, Festspielhaus sammen, die eigens für sie Partien komponierten, lin und den Münchner Philharmonikern. Zu den Baden-Baden sowie an verschiedene Schweizer u. a. Sierva Maria in Love and other Demons. Interpreten seiner Musik zählen unter anderem Bühnen, wo sie Kostüme für Opern- und Schau- Yulianna Avdeeva, Claudia Barainsky, Melise Mel- spielproduktionen entwarf. Regelmäßig arbeitet Renate Behle sie mit Georges Delnon zusammen und schuf linger, Marisol Montalvo, Alban Gerhardt und (Madame Raquin) u. a. die Kostüme zu dessen Inszenierungen von Otto Katzameier. Mozarts Don Giovanni am Staatstheater Mainz gastierte seit den 80er Jahren sowie zu der Uraufführung ...22,13... von Mark Nicolas André als Verdis Eboli, Strauss’ Ari- André – einer Koproduktion der Münchener (Musikalische Leitung) adne, Feldmarschallin, Chry- Biennale mit dem Staatstheater Mainz und dem Festival d’automne Paris. In Zusammenarbeit mit sothemis und Klytämnestra, gründete nach Abschluss sei- Martin Schläpfer entwarf sie u. a. die Kos tüme zu Leonore (Fidelio) oder als nes Studiums am Concer- seinen Balletten Frogs and Crows, Reformations- Wagners Brünnhilde (Siegfried), Sieglinde, Elisa- vatoire national supérieur de symphonie und Unleashing the Wolf. Zu den ge- beth, Senta und Ortrud regelmäßig am Haus an musique et de danse in Lyon meinsamen Arbeiten mit Vera Nemirova zählen der Dammtorstraße. Doch auch als Interpretin das Festival d’Arromanches, La Traviata in Mainz und Die Meistersinger von zeitgenössischen Musiktheaters ist sie hier zu dessen künstlerischer und musikalischer Leiter er Nürnberg an den Theatern in Erfurt und Weimar. Ruhm gekommen: Unvergessen sind ihre Lady ist und das mit einem gleichfalls von ihm gegrün- Macbeth von Mzensk, ihr Montezuma in Rihms deten Jugendorchester zusammenarbeitet. Er ist Otto Katzameier Eroberung von Mexico oder ihre Agaue in Henzes seit der Spielzeit 2018/19 musikalischer Assistent (Librettist, Laurent) Bassariden. Gastspiele führten sie an wichtige von Generalmusikdirektor Kent Nagano. Gastdi- Opernhäuser, u. a. an die Berliner und Wiener rigate haben ihn zu renommierten Orchestern zählt auf dem Gebiet des zeit- Staatsoper, Semperoper Dresden, die Mailänder wie dem Orchestre national Bordeaux Aquitaine, genössischen Musiktheaters Scala und die Metropolitan Opera New York. dem Orchestre national de Montpellier, dem Or- zu den höchstgeschätzten In- chestre symphonique et lyrique de Nancy, dem terpreten. Der Bassbariton Tim Severloh Orchestre lyrique de Région Avignon Provence, brillierte in Opern von Lu- (Camille) dem Orchestre de Cannes-Provence-Alpes-Côte ciano Berio, Salvatore Sciarrino, Philipp Maintz d'Azur, dem Brussels Philharmonic und dem oder Georg Friedrich Haas in den wichtigsten ist ein gefragter Interpret bei Royal Liverpool Philharmonic geführt. Musikzentren Europas. Sein breitgefächertes Re- Erst- und Uraufführungen, so pertoire umfasst ebenso das klassische Opern-, als Machiavelli in der Oper Georges Delnon Oratorien- und Liedrepertoire. Er arbeitete mit Der Jude von Malta von André (Regie) Regisseuren wie Achim Freyer, Willy Decker, Werner bei der Münchener Christoph Schlingensief oder Stefan Herheim. Biennale, Radames in Herne sowie Chief Joseph in ist seit 2015/16 Intendant der Zahlreiche CD-Einspielungen der Werke Sciarri- der gleichnamigen Oper von Hans Zender an der Staatsoper Hamburg. Als nos, dem ihm gewidmeten Orchesterliederzyklus Staatsoper Berlin. Hans-Jürgen von Bose kompo- Mitbegründer des „Atelier Quaderno di strada sowie der Oper Luci mie tra- nierte Werke wie Lamento und Dithyrambus und 20“, einer Gruppe für zeitge- ditrici mit dem Klangforum Wien sowie des Mac- Kafka-Zyklus, sowie die Oper Verkehr mit Gespen- nössisches Theater und beth in einem Live-Mitschnitt der Salzburger stern für Tim Severloh. Als erster Countertenor Musik begann er seine Laufbahn in Bern. Seither Festspiele, Wenn Steine sich gen Himmel stauen sang er den Liedzyklus Eingedunkelt, den Aribert ist er auch als Schauspiel- und Opernregisseur in von Philipp Maintz und Feuersbrunst von Joseph Reimann Brigitte Fassbaender zugeeignet hat. Er Deutschland und der Schweiz erfolgreich. 1996 Haydn unter Andreas Spering dokumentieren sang an renommierten Opernhäusern wie dem übernahm er die Intendanz am Theater der Stadt Otto Katzameiers Vielseitigkeit. In Hamburg war Theater an der Wien, der , der Koblenz und war Mitbegründer der Festungs- er bisher als Calchas in Offenbachs La Belle Hé- Deutschen Oper Berlin, dem Nationaltheater spiele Koblenz. Von 1999-2006 war er Intendant lène und als Samiel im Freischütz zu Gast. Mannheim oder den Schwetzinger Festspielen.

5.2018/19 | JOURNAL 15 Oper Repertoire

16 JOURNAL | 5.2018/19 Parsifal

„Freyer hat den Weg in ein hinter- und tiefsinniges Schauspiel gefunden.“ Wagners Parsifal kehrt auf den Spielplan zurück.

Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenprallen und es hohl klingt, Vorgang, kein simpel kognitiver. ... Für Freyer ist Staunen-Können muss es dann allemal im Buch sein? Diese Frage mag auch dann ge- wichtiger als argumentative Exegese.“ Im Nachhinein, beim langen stellt werden, wenn es beim Blick des Betrachters auf eine Inszenie- Nachdenken über eine Aufführung, deren Bilder und Zeichen auf der rung zu einem Clash kommt. Wie es dem Verfasser erging, als er im Festplatte der Erinnerungen gespeichert sind, merkt man, dass der September 2017 Wagners Weltabschiedswerk in der Inszenierung Verzicht auf religiöse Zeichen und eindeutige Bildlösungen, auf pe- von Achim Freyer als „Verrätselung“ erlebte – als Folge von krypti- netrante politische Leitartikelei oder moralische Belehrung vom Re- schen Zeichen, von geheimnisvollen Symbolen, von irrlichternden spekt vor dem Zuschauer zeugt. Bildern, von rituellen Gesten (aus dem Nô-Theater?); als die Wieder- Gleichwohl sei nicht verschwiegen, dass es in Freyers Bilder-Träu- kehr von Figuren aus dem tiefen Brunnen von Mythos und Religion: merei keinen Platz gibt für psychologische Motivationen – gerade für Jesus und Franz von Assisi, Joseph und Petrus, König und Narr, Ge- die Figur der Kundry, wie sie von Thomas Mann psycho-analytisch vatter Tod und eine Gralsfigur auf dürren Beinchen unter einem beschrieben wurde: „In ihrer qualvollen Zweiheit und Zerrissenheit lichtdurchfluteten Röckchen und einem Schwellkopf. Sie alle, so als instrumentum diaboli und heilssüchtige Büßerin ist sie mit einer wurde Freyer im Programmbuch zitiert, spielen ihre Rolle. Da ich auf klinischen Drastik und Wahrheit, einer naturalistischen Kühnheit die Frage: „Welche?“, keine Antwort fand, borgte ich die Antwort, die im Erkunden und Darstellen schauerlich kranken Seelenlebens ge- Gurnemanz auf Parsifals Frage – „Wer ist der Gral?“ – erteilte: „Das malt, die mir immer als etwa Äußerstes an Wissen und Meisterschaft sagt sich nicht.“ erschienen ist.“ Es war Pierre Boulez, der auf den Doppelcharakter Hatten die Besucher ein postmodernes Sinnenspiel ohne tieferen des Werks – „Schauspiel der Religion, Religion des Schauspiels“ – Sinn erlebt? Wieder kam es nach der Freyer-Inszenierung zu den Ir- hingewiesen hat. Freyer hat den Weg in ein hinter- und tiefsinniges ritationen, die 25 Jahre zuvor Robert Wilson mit der „lichten Leere Schauspiel gefunden. und höchsten Rätseltiefe“ mit seiner Parsifal-Inszenierung ausgelöst Jürgen Kesting hatte. Sie war einer Idee des Komponisten, der des „grauenvollen Kost üm- und Schminkewesens“ überdrüssig geworden war, sehr Zum ersten Mal in Achim Freyers Parsifal- nahe gekommen: „Nachdem ich das unsichtbare Orchester geschaf- Inszenierung: Egils Silins, Robert Dean fen, möchte ich auch das unsichtbare Theater erfinden.“ Dass das Smith, Tanja Ariane Baumgartner Werk, wie von Wilson, in einem feierlichen und verfeinert künstli- chen Ritual von aller „Opernschlacke“ befreit, aber auch als theater- buntes und zugleich hintersinniges Spektakel auf die Bühne gebracht werden kann, zeugt von dem oft beschworenen Nachreifen eines Kunstwerks in der Geschichte. Es ist oftmals alles andere als leicht, in der Zeit des so genannten Regie-Theaters (des bisweilen amoklaufenden Regie- Theaters) die Zeichenreihen einer Inszenierung zu dechiffrieren. Das betrifft gerade Inszenierungen, deren Bildersprache sich, wie bei Achim Freyer, sowohl aus dem Arsenal des kulturellen Gedächtnis- ses, als auch aus einem – paradox gesagt – „unbewussten Gedächt- nis“ speist. Aber gerade dieses Gedächtnis hat eine ganz eigene und besondere Kraft, weil in ihm auch verdrängte Vorstellungen gebor- gen sind. Das stellt den Betrachter vor ein Problem der Wahrnehmung oder des Miterlebens, das Wagner in seinem epochalen Aufsatz Über Schauspieler und Sänger deutlich gemacht hat: „Die Kunst hört von da an Kunst zu sein auf, wo sie als Kunst in unser reflektierendes Be- wusstsein tritt.“ Was die Regie-Kunst Freyers angeht, so hat Stephan Mösch, dem die Referenz-Studie über den Parsifal zu danken ist, das Problem, eine performance zugleich als sinnlichen wie als sinnigen Vorgang zu erleben, exakt beschrieben: „Es ist wie immer bei Freyer: Man sieht, was man weiß, aber das Sehen ist ein theatersinnlicher

5.2018/19 | JOURNAL 17 Oper Repertoire

Georges Bizet

Musikalische Leitung Pier Giorgio Morandi Inszenierung Jens-Daniel Herzog Bühnenbild und Kostüme Mathis Neidhardt Licht Stefan Bolliger Dramaturgie Hans-Peter Frings, Kerstin Schüssler-Bach Chor Christian Günther Spiel leitung Heiko Hentschel Don José Martin Muehle/ Jonas Kaufmann (16.4.) Escamillo Alexander Vinogradov Remendado Ziad Nehme Dancaïro Viktor Rud Zuniga Alin Anca Moralès Zak Kariithi Carmen Nadezhda Karyazina/ Clémentine Margaine (16.4.) Micaëla Ruzan Mantashyan Frasquita Katharina Konradi Szenenfoto Fidelio Mercédès Marta Świderska

Giuseppe Verdi Rocco Wilhelm Schwinghammer Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper Un Ballo in Maschera Marzelline Katharina Konradi Jaquino Sascha Emanuel Kramer Aufführungen Musikalische Leitung Stefano Ranzani 1. Gefangener Thomas Gottschalk/ 11., 16. April, 19.00 Uhr Inszenierung Alexander Schulin Dae Young Kwon Bühnenbild Richard Peduzzi 2. Gefangener Christian Bodenburg/ Kostüme Moidele Bickel Doojong Kim Licht Heinrich Brunke Choreografie Catharina Lühr Unterstützt durch die Stiftung zur Chor Eberhard Friedrich Förderung der Hamburgischen Staatsoper Spiel leitung Petra Müller Gustavo III Ramón Vargas Aufführungen Il Conte di Anckarström (Renato) 9., 12., 24. April, 19.30 Uhr, Kartal Karagedik 14. April, 19.00 Uhr, Amelia Carmen Giannattasio 21. April, 18.00 Uhr Ulrica Judit Kutasi Oscar Katharina Konradi Christiano Jóhann Kristinsson Il Conte di Ribbing Denis Velev Il Conte di Horn Bruno Vargas Un Giudice Hiroshi Amako

Aufführungen 24. März, 16.00 Uhr, 28. März, 6. April, 19.00 Uhr, 31. März, 15.00 Uhr

Ludwig van Beethoven Fidelio Jochen Schmeckenbecher Eric Cutler (Florestan) fei- Wilhelm Schwinghammer Musikalische Leitung Kent Nagano (Pizarro) gastiert weltweit erte in Hamburg Erfolge als (Rocco) zählt zu den Ham- Inszenierung Georges Delnon an wichtigen Häusern wie Apollo in Strauss’ Daphne burger Publikumslieblin- Bühnenbild Kaspar Zwimpfer der Staatsoper Berlin,der und als Kaiser in Die Frau gen. Hier gestaltete er u. a. Kostüme Lydia Kirchleitner Opéra National de Paris, ohne Schatten. Der Ameri- Mozarts Leporello, Figaro, Licht Michael Bauer der MET New York oder kaner ist zu Gast in wichti- Osmin, Sarastro sowie Video fettFilm der Mailänder Scala. An gen Opernzentren darunter Wagners Fafner oder Dramaturgie Johannes Blum, der Elbe war er u. a. als die MET New York, die König Heinrich. Er gastiert Klaus-Peter Kehr Wozzeck, Papageno, Bayerische Staatsoper, das in München, Berlin, Wien, Chor Eberhard Friedrich Klingsor, Beckmesser und ROH London, die Lyric Dresden, Mailand, Barce- Spiel leitung Holger Liebig als Dr. Schön in der Neu- Opera in Chicago sowie das lona, Los Angeles und Don Fernando Kartal Karagedik produktion von Alban Glyndebourne Festival und Chicago sowie bei den Don Pizarro Jochen Schmeckenbecher Bergs Lulu zu Gast. die Salzburger Festspiele. Bayreuther Festspielen. Florestan Eric Cutler Leonore Simone Schneider

18 JOURNAL18 JOURNAL| 4.2018/19| 5.2018/19 Richard Wagner Gaetano Donizetti Parsifal L’Elisir d’Amore (Der Liebestrank)

Musikalische Leitung Kent Nagano Musikalische Leitung Inszenierung, Bühne, Kostüme und Licht Nicolas André Achim Freyer Inszenierung und Bühnenbild Mitarbeit Regie Sebastian Bauer nach Jean-Pierre Ponnelle Mitarbeit Bühnenbild Moritz Nitsche Kostüme Pet Halmen Mitarbeit Kostüm Petra Weikert Chor Christian Günther Lichtdesign Sebastian Alphons Spielleitung Birgit Kajtna Video Jakob Klaffs/Hugo Reis Adina Katerina Tretyakova Dramaturgie Klaus-Peter Kehr Nemorino Dovlet Nurgeldiyev Chor Eberhard Friedrich Belcore Alexey Bogdanchikov Spielleitung Petra Müller Dulcamara Alexander Roslavets Amfortas Egils Silins Giannetta Narea Son Titurel Tigran Martirossian Gurnemanz Kwangchul Youn Aufführungen Parsifal Robert Dean Smith 23., 25., 27., 30. April, 3. Mai, 19.30 Uhr Klingsor Vladimir Baykov Kundry Tanja Ariane Baumgartner Jacques Offenbach 1. Gralsritter Jürgen Sacher 2. Gralsritter Shin Yeo La Belle Hélène Knappen Na’ama Shulman, Ruzana Grigo- Musikalische Leitung rian, Dongwon Kang, Sungho Kim Nathan Brock Blumenmädchen (1. Gruppe) Elbenita Kajtazi, Inszenierung und Choreografie Hellen Kwon, Ida Aldrian Renaud Doucet Blumenmädchen (2. Gruppe) Ruzan Bühnenbild und Kostüme Mantashyan, Gabriele Rossmanith, André Barbe Nadezhda Karyazina Licht Guy Simard Stimme aus der Höhe Ida Aldrian Chor Eberhard Friedrich Spielleitung Holger Liebig Aufführungen Pâris Oleksiy Palchykov Ajax premier Sungho Kim 19. und 28. April, 17.00 Uhr, Ménélas Peter Galliard Ajax deuxième Dongwon Kang 22. April, 16.00 Uhr, Hélène Kate Aldrich Calchas Christian Miedl 12. Mai, 15.00 Uhr Agamemnon Viktor Rud Léœna Renate Spingler Oreste Max Emanuel Cencic/ Parthœnis Gabriele Rossmanith Andrew Watts (24.5.) Achille Ziad Nehme Aufführungen Bacchis Na’ama Shulman 14., 17., 21., 24. Mai, 19.30 Uhr

Jonas Kaufmann (Don Martin Muehle (Don José) Clémentine Margaine Kate Aldrich (Hélène) re- José) ist international einer Der deutsch-brasiliani- (Carmen) gilt als Shooting- üssierte in Hamburg in der Topstars der Opern- sche Tenor war von 2013 star im Mezzofach. Sie war der Titelpartie von Hän- welt. Seine Vielseitigkeit ist bis 2015 Ensemblemit- in der Spielzeit 2012/13 dels Giulio Cesare. Weitere auf zahlreichen mit Preisen glied des Nationaltheaters Ensemblemitglied der Engagements führen die bedachten CDs und DVDs Mannheim. Zu seinen jün- Deutschen Oper Berlin und amerikanische Mezzoso- dokumentiert. Er wurde in geren Erfolgen zählen u. a. gastiert inzwischen u. a. pranistin seither an die New York mit dem begehr- Radamès (Aida) bei den am Teatro dell’Opera di New Yorker MET, die Mai- ten „Opera News Award“ Bregenzer Festspielen Roma, an der Opéra na- länder Scala, die Pariser ausgezeichnet und vom 2017, Arrigo in Verdis I Ve- tional de Paris, der Wa- Opéra Bastille, die San französischen Kulturminis- spri Siciliani beim St. Mar- shington National Opera, Francisco Opera, die ter Frédéric Mitterrand zum garethen-Festival und der Metropolitan Opera Deutsche Oper Berlin "Chevalier de l’Ordre des Andrea Chénier an der New York und dem ROH oder zu den Salzburger Arts et Lettres“ ernannt. Deutschen Oper Berlin. Covent Garden. Festspielen.

5.2018/19 | JOURNAL 19 Oper Repertoire

20 JOURNAL | 5.2018/19 La Fanciulla del West

„Eine Geschichte, die von Träumen und Gefühlen erzählt“. Anja Kampe hat mit vielen ihrer Rollenporträts Maßstäbe gesetzt, darunter als Kundry an der Wiener Staatsoper und der Opéra de Paris, als Sieglinde bei den Bayreuther Festspie- len, als Isolde an der Berliner Staatsoper, als Katerina Ismailova an der Bayerischen Staats- oper München oder als Walküre-Brünnhilde bei den Salzburger Osterfestspielen. Im Mai singt sie die Minnie in Puccinis La Fanciulla del West in Hamburg.

einen Seite eine starke Frau, die Durchset- die in die Zukunft weisende Form des zungsvermögen hat und sich zu verteidigen Parlandostils mit sehr interessanten har- weiß, und auf der anderen sehr einfühl- monischen Wandlungen, erschließen sam, empathisch ist und an das Gute im sich erst beim genaueren Hinsehen/- Menschen glaubt. Sie lebt mit all diesen hören. Ich kann nur sagen; es lohnt sich, Männern, die fern von ihren Familien ihr sich intensiver mit dem Stück zu befas- finanzielles Glück suchen, in einer rauen sen. Welt und ist für sie Ersatz für Mutter, Ehe- frau und Schwester; eine Vertrauensperson, Sie genießen den Ruf einer Wagnerin- mit der sie ihre Sorgen teilen und auf die terpretin par excellence, nicht zuletzt, sie sich verlassen können. Ihr persönliches weil dabei die Ausgestaltung extremer Glück steht im Hintergrund, bis ihr dann psychologischer Situationen besonders der Mann begegnet, in den sie sich verliebt. gefragt ist. Gilt das auch für Puccinis Rollen? Zum Beispiel für Tosca oder La Fanciulla del West hat stets die Vor- eben für Minnie? Und detailliert ge- liebe großer Dirigenten und Musiker ge- fragt: Wo liegen die Unterschiede? nossen, doch beim Publikum lange wenig Was müsste eine Puccini-Interpretin Gegenliebe erfahren. Zu wenig einpräg- anders machen? same Arien, lautete der Hauptvorwurf ANJA KAMPE Der Unterschied solche ex- gegenüber dieser vermeintlichen „Wild- trem psychologischen Situationen zu Für die Premiere von Giacomo Puccinis La west-Oper“, die eine Liebesgeschichte im gestalten liegt in der Form und vor Fanciulla del West stecken Sie momentan kalifornischen Goldgräber-Milieu verhan- allem im unterschiedlichen Stil. Wir in intensiven Probenarbeiten an der delt. Kurz gesagt, originelle, facettenrei- reden hier im italienischen Fach von Ve- Bayerischen Staatsoper München mit che Musik und eine banale Geschichte. rismo. Der Text wird sehr sprachnah in dem Filmregisseur Andreas Dresen und Jetzt, wo Sie sich gerade so intensiv mit der Musik umgesetzt und manchmal dem Dirigenten James Gaffigan. Ist das der Oper auseinandersetzen, können Sie werden Emotionen sehr deutlich und Ihr Rollendebüt als Minnie? diese Urteile nachvollziehen? realitätsnah durch Lachen,Weinen oder ANJA KAMPE Das ist richtig und ich freue ANJA KAMPE Ich finde diese Geschichte Schreien dargestellt. Grundsätzlich mich wahnsinnig darauf, da es ein lang ge- nicht banal – im Gegenteil: erzählt sie doch macht man nichts falsch, wenn man hegter Wunsch von mir ist, gerade diese von Gefühlen und Träumen, denen wir alle sich im deutschen wie auch im italieni- Rolle singen zu dürfen. hinterher laufen, egal wie am Ende die schen Fach genau an den Sprachduktus Realität aussieht. Sicherlich wirkt die hält und den Tempo- und Dynamik- Im Mai werden Sie exakt diese Partie auch Musik Puccinis hier auf den ersten Blick Anweisungen des Komponisten folgt. in Hamburg gestalten. Welche Beziehung etwas spröder, im Vergleich zu seinen Kas- Im italienischen kommt dazu eine ge- haben Sie zur Figur der Minnie, einer Frau, senschlagern wie zum Beispiel La Bohème, wisse Tradition, die aus der Auffüh- die in einer Einöde in der Gesellschaft von Madama Butterfly oder Tosca. Die musikali- rungspraxis der Vergangenheit bis heute immerhin 16 Männern lebt. sche Reichhaltigkeit an Themen, die sich herüber reicht, die man nicht gänzlich ANJA KAMPE Minnie ist ein vielschichtiger, im Verlauf der Oper weiterentwickeln, der ignorieren sollte. Der italienische Ge- interessanter Charakter. Sie ist auf der bewusste Einsatz von ethnischen Motiven, sangsstil Puccinis entwickelte sich nun

5.2018/19 | JOURNAL 21 Oper Repertoire

Giacomo Puccini mal auch aus der Belcantotradition, die Sie gehören zu jenen Künstlerinnen, die La Fanciulla del West dem Sänger auch Raum für die eigene Fan- bereit sind, sich auf eine neue Arbeit vor-

Musikalische Leitung tasie lässt. behaltlos und mit Offenheit einzulassen – Josep Caballé-Domenech also das Gegenbild zum Klischee der Diva, Inszenierung Vincent Boussard Sie zählen zur eher kleinen Spitzengruppe dem ja eine gewisse Allüre anhaftet. Nun Bühnenbild Vincent Lemaire der weltweit renommierten Sopranistin- denkt, wer von einer Diva spricht, in der Kostüme Christian Lacroix, Vincent Boussard Licht Guido Levi nen im Wagner-Fach. Wenn man sich Ihre Regel an einen Sopran. Was prädestiniert Chor Eberhard Friedrich Engagements anschaut, fällt auf, dass aus Ihrer Sicht gerade Sopranistinnen für Spielleitung Heiko Hentschel Verdi oder Puccini eine eher untergeord- dieses Rollenbild? Minnie Anja Kampe nete Rolle spielt. Wie kommt’s? ANJA KAMPE Wir leben in einer Gesellschaft, Jack Rance Claudio Sgura Dick Johnson Marco Berti ANJA KAMPE Ja, leider! Einen guten Ruf für in der es inzwischen jede Menge anderer Nick Jürgen Sacher das deutsche Fach zu haben, macht mich ja Diven gibt und der Raum für eine Opern- Ashby Tigran Martirossian nicht unglücklich, aber im heutigen spezia- diva sich auf wenige, von den Medien pro- Sonora Kartal Karagedik lisierten „Schubladendenken“ wird es dem duzierte Figuren reduziert. Eine Diva ist Trin Ziad Nehme Sid Alexey Bogdanchikov Sänger damit schwer gemacht, sein Poten- doch meistens eine Projektion von außen Bello Viktor Rud zial breit gefächert aufzustellen. In der Ver- auf den Künstler. Das Publikum braucht Harry Peter Galliard gangenheit war es selbstverständlich, sich solche Heldenfiguren in einer Traumwelt, Joe Sungho Kim im deutschen wie im italienischen Fach zu fern jeder Realität, und die Medien kreie- Happy Jóhann Kristinsson Larkens Alin Anca betätigen. Ich bin auch davon überzeugt, ren sie ganz in ihrem Sinne. Billy Jackrabbit Ang Du dass es der Stimme extrem gut tut, wenn Das Bild einer widerspenstigen und kapri- Wowkle Ruzana Grigorian man flexibel bleibt, und die unterschiedli- ziösen Diva entspricht heute kaum noch Jake Wallace Shin Yeo José Castro Christoph Rausch chen Stile befruchten sich gegenseitig. der Realität. Es gibt Künstler, die bei gro- Postillon Dongwon Kang ßem Erfolg ein bisschen abheben und sich Berücksichtigen Sie bei der Wahl Ihrer etwas zu ernst nehmen. Es ist dann wohl Unterstützt durch die Stiftung zur Partien bewusst außermusikalische eine Frage des Charakters, wie man mit Förderung der Hamburgischen Staatsoper. Aspekte? Etwa den Charakter einer be- persönlichem Erfolg umgeht. Aufführungen stimmten Figur? Für mich ist es ein Privileg, in meiner Ar- 7., 10., 15. Mai, 19.30 Uhr ANJA KAMPE Auf alle Fälle, aber ausschlagge- beit ständig neuen Menschen mit ihren in- 19. Mai, 19.00 Uhr bend ist natürlich das persönliche Stimm- dividuellen Ideen zu begegnen und mit potenzial. Mit der Erfahrung der Jahre ver- ihnen gemeinsam etwas gestalten zu kön- steht man, wo die Vorzüge und Grenzen nen, das dem Publikum das Anliegen und der eigenen Stimme liegen. So gibt es leider die Vorstellungen des Komponisten und Partien, die mich darstellerisch sehr reizen, des Regisseurs so nah wie möglich bringt. aber mich stimmlich wahrscheinlich über- fordern würden. Die Fragen stellte Annedore Cordes

Der italienische Tenor Marco Berti war in der Hansestadt bisher in der Titelpartie von Otello und als Rada- mès in Aida zu erleben. Nun folgt Dick Johnson in La Fanciulla del West.

22 JOURNAL | 5.2018/19 PresseechoAlcina

„Berauschendes Gesamtkunstwerk“ Ein Blick in die Presserezensionen zu John Neumeiers Inszenierung von Orphée et Eurydice

Mit der Premiere von Christoph Willibald Glucks Orphée et Hamburg Balletts, alle jene in den Bann zu ziehen, die sich gern Eurydice an der Lyric Opera Chicago hatte John Neumeier 2017 da rauf einlassen, dass er aus Sagen und Märchen lebensnahe Ge- erstmals in den USA eine Opernregie in Kombination mit Choreo- schichten macht. […]Die wohl anspruchsvollste Rolle an diesem grafie sowie Bühnenbild, Kostüm- und Lichtdesign übernommen Abend hat Andriana Chuchman. Mit Mühelosigkeit verwandelt sie und ermöglichte so eine faszinierende Verschränkung der Kunst- sich von der erbosten Primaballerina zu Eurydices ätherischem sparten Ballett und Oper. Im Januar 2019 hatte diese Produktion Schatten. Sie beweist dabei viel tänzerische Grazie und auch leicht an der Staatsoper Premiere und erntete bei Publikum und Presse erotische Ausstrahlung, wenn sie ihren Gatten sich räkelnd auffor- Begeisterung. Gernot Gricksch, BILD Hamburg, schrieb: „Bühnen- dert, ,die Freuden der Hochzeit und der Liebe zu erneuern’. Ihr So- bild, Kostüme, Licht – nichts hat Neumeier anderen überlassen. Er pran ist von beseelter Klarheit, sie versteht es durch Ausdruck und ist es, der den Opern-Abend zu einem rauschenden Fest der Sinne Stimmmodulation, alle Höhen und Tiefen der Gefühle auszudrü - macht. […] alles ist höllisch gut! Ein berauschendes Gesamtkunst- cken und so zu berühren.“ Auch die weiteren musikalisch Beteiligten werk“. Dagmar Ellen Fischers Meinung in der Hamburger Mor- wurden gelobt: „Marie-Sophie Pollak leiht dem Amor ihr glo - genpost lautete ähnlich: „Tanz, Chor, Orchester und ein beein- ckenhelles Timbre. Das passt stilistisch gut zu der schlanken, histo- druckendes Bühnenbild sorgen für ein gelungenes risch informierten Spielweise, die Alessandro De Marchi mit dem Gesamtkunstwerk.“ Stimmenkenner Jürgen Kesting notierte in der Philharmonischen Staatsorchester Hamburg erarbeitet hat“, schrieb FAZ: „Denkwürdig wurde die Aufführung durch die Darstellung die dpa. John Neumeier hat sich bei Orphée et Eurydice für die Pari- der Titelpartie durch den russischen Tenor Dmitry Korchak. […] ser Fassung von 1774 entschieden, für die Gluck umfangreiche Tanz- Korchak singt den von der Tessitura, der durchschnittlichen Lage einlagen vorsah. Annette Stiekele vom Hamburger Abendblatt her sehr hoch liegenden Part mit hellem, leuchtendem und doch notierte: „Einen grandiosen Auftritt legen die drei Wächter der Un- reich moduliertem Klang, sowohl mit silbernem Trompetenglanz terwelt hin. Im gepanzerten Dekor des mehrköpfigen Kerberos glän- als auch mit den changierenden Farben der voix mixte. In der Arie zen sprungstark Aleix Martínez, Ricardo Urbina und David Rodri- ,L’Espoir renaît dans mon âme’ brillierte Korchak durch die Verve, guez. Als tänzerische Wiedergänger des noch durch die Ewigkeit – mit der er rasche Koloraturen – überdies auf hellem Vokal E – und den Wahn – getrennten Liebespaares verzaubern der akkurate durcheilte.“ Die online-Kritik in opernmagazin.de lautete: „In Edvin Revazov und die ätherische Anna Laudere mit atemberauben- seiner unverkennbaren Art schafft es der langjährige Chef des der Bewegungsharmonie.“ | Michael Bellgardt

5.2018/19 | JOURNAL 23 Uraufführung Die Nacht der Seeigel

Die Nacht der Seeigel Aufführungen Musikalische Leitung Mann Musik von Huihui Cheng, Premiere Ingmar Beck, Ulrich Stöcker Hiroshi Amako Diana Syrse, Mischa Tangian 2. Mai, 20.00 Uhr Inszenierung Frau Text von Luise Kautz, Martin 4., 7., 9., 11. Mai, 20.00 Uhr Luise Kautz, Martin Mutschler, Na'ama Shulman Mutschler, Christina Pfrötschner, 5. Mai, 17.00 Uhr Christina Pfrötschner Wissenschaftler Evarts Svilpe opera stabile Bühnenbild und Kostüme Gabriele Rossmanith Valentin Mattka, Rebekka Auf der Basis eines gemeinsa- Stange, Thilo Ullrich men Konzepts des Stipendiaten- Dramaturgie jahrgangs Evarts Svilpe Produktionsleitung Martina Elmer

„Die Nacht der Seeigel“ ist die Abschlussproduktion der „Akademie Musiktheater heute" der Deutsche Bank Stiftung.

Einheit durch Verschmelzung: Die Magie des Seeigels Die Uraufführung Die Nacht der Seeigel ist ein Abschlussprojekt der „Akademie Musikthea- ter heute“ (AMH). Der Jahrgang 2016 - 2018 fand die Inspiration für ihre Kammeroper in einem enigmatischen Wesen – Seeigel auf dem Boden der Tiefsee. Durch sie werden in der Geschichte der Oper drei Zeiten und drei Generationen einer Familie verbunden, denn die Seeigel kennen die Geheimnisse der Existenz. Dieses sehr poetische Werk hat eine beruhi- gende Botschaft: Man ist nie alleine in der Welt. Produktionsdramaturg Evarts Svilpe sprach mit mehreren Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Projekts:

Martin Mutschler Libretto und Regie Diana Syrse Komposition Martin, sag mal, wie das Team zum Thema der Wie drückt ihr die Themen des Librettos in eurer Oper kam und warum die Seeigel in der Oper Komposition aus? wichtig sind? Als Komponistinnen und Komponisten haben Der Seeigel kam in größerer Runde auf, das wun- wir viele Informationen über die Kostüme, das derliche Tier hatte es jemandem angetan. Ein an- Bühnenbild und die Organisation der Produk- derer machte daraus eine Philosophie: Was, wenn tion bekommen, anstatt nur die Musik zu schrei- wir Menschen direkt vom Seeigel abstammen, wenn wir vor unse- ben. So konnten wir drei uns von anderen Sparten inspirieren las- rer Geburt und nach unserem Tod Seeigel sind? Und im Kern: Wie sen. Jede Komponistin und jeder Komponist hat sich auf eine jämmerlich ist unsere Existenz, dass wir das nicht wissen?! Die Figur fokussiert. Es gibt verschiedene Themen im Libretto: Angst, skurrile Idee kam nicht ohne ethischen Schleier, und bald waren da Liebe, eine Tendenz zur emotionalen Gebundenheit des Menschen, drei Figuren, die unabhängig voneinander verstrickt sind in das Zeitlosigkeit u. a., die durch die musikalische „Energie“ oder als Wesentliche, das wir von den kleinen stacheligen Tieren lernen Leitmotive in der Partitur präsentiert werden. Da wir an verschie- können: die Verschmelzung anzunehmen, die Grenzen unserer denen Orten arbeiten, war das, was der oder die eine schreibt, Haut zu überwinden, auch gegen die Einsamkeit. immer eine schöne Überraschung für die anderen. Wir haben un- Nur das Musiktheater kann drei Monologe in einer Partitur bün- sere Musik als Midi-Files zum Anhören oder als Partitur einander deln – daher stammte das Vertrauen, die Figuren ‚allein zu lassen‘ zugeschickt, und dann hat jeder etwas von den anderen übernom- in ihren Zellen. Sie wissen zunächst nicht voneinander – doch die men: als Zitat, Leitmotiv oder nur als Inspiration. Musik als der Urgrund, als jene Meereshöhle, in denen die Seeigel ihr unerforschtes Spiel treiben, weiß bereits von den größeren Zu- Wie werden die Stimmen der Seeigel in der Musik ausgedrückt? sammenhängen. Auf diese Idee sollte das Libretto eine Antwort Die Stimmen der Seeigel sind wie Kreaturen aus einem anderen finden – und so schrieben wir Echoräume, in denen die drei Universum, die diese Welt aus der Ferne beobachten und versu- immer wieder aufeinander antworten – doch nur in den Köpfen chen, wie Menschen zu sprechen, um ein Teil ihre Welt zu werden. des Publikums. Soviel Verantwortung muss sein. Diese Stimmen sind live gesungen, gesprochen, geflüstert und wer-

24 JOURNAL | 5.2018/19 den durch dekonstruierte Melodien präsentiert. Manche Teile wer- Thilo Ullrich Bühnenbild den auch vorab aufgenommen und dekonstruiert, um elektroni- Welche Atmosphäre möchtest du auf der Bühne sche Klänge zu erschaffen. mit Die Nacht der Seeigel schaffen? Für die Stimmen der Seeigel haben wir zwei zusätzliche Gesangs- Die Zuschauer erwartet ein Ereignis: Sie werden stimmen, die sich stilistisch vom Belcanto der anderen absetzen. Zeuge, wie sich die drei Figuren der Oper als Teil Wenn wir als Komponistinnen und Komponisten mit verschiede- einer größeren Gruppe exemplarisch beeinflus- nen Farben der Stimmen spielen können, bedeutet das für uns, sen und verändern. Die Idee der Bühne greift die- dass wir mehr Möglichkeiten für unsere Kreation haben. Das öff- ses gemeinsame Erlebnis auf, in dem sie keine eindeutige Grenze net für uns eine Perspektive auf „Oper“ oder „Musiktheater“, die zwischen Publikum und Sängerinnen und Sängern zeigt. Am Ende mehr als die europäische Tradition betrachtet. sollen alle verschmolzen sein: Die Einheit/die Vielfalt – wenn der

5.2018/19 | JOURNAL 25 FOTO:KIRAN WEST FOTO:KIRAN OperUraufführungRepertoireDie Nacht der Seeigel

Zuschauer dieses Gefühl mit aus dem Theater trägt, haben wir alles Oper und Film „Edward II“ erreicht, war wir wollten. Als Bühnenbildner haben wir uns immer wieder mit dem Thema Wasser und der Tiefsee beschäftigt. Mir ist In Derek Jarmans filmischer Version des Marlowe-Dramas Edward es aber nie wichtig gewesen realistische Welten zu bauen, kein Na- II. aus dem Jahr 1991 schießen in postmoderner Manier Stile, Zei- turkundemuseum mit Walskelett im Eingangsbereich. Vielmehr ten und Bilder in einer wüsten, schrillen und suggestiven Mixtur geht es darum, was der Mensch sieht, wenn er die Augen schließt zusammen. Das Geschehen um den Verlust der Königswürde, den und Richtung Sonne guckt. Organische Formen, verlaufende, Edward hinnehmen muss, leitet sich her aus dem fatalen Antago- bunte Farben, Flecken, Punkte und Linien, die sich zusammenfü- nismus von Macht und Liebe und aus dem Skandalon, dass Ed- gen und verschwimmen. Das große Ganze besteht aus vielen klei- ward und Gaveston wegen ihrer Homosexualität ermordet und ab- nen Teilen, Pixel. gesetzt wurden. In einer Szene tauchen als Unterstützer Edwards Mitglieder der schwulen Aktivistentruppe OutRage! auf. Ingmar Beck Dirigent Edward II. Mit: Nigel Terry, Tilda Swinton und Annie Lennox. OmU. Wie siehst du die Zusammenarbeit der drei 9. April 2019, 19.00 Uhr und 11. April 2019, 21.15 Uhr, Metropolis Komponistinnen und Komponisten und wie hat sie den Klang der Musik beeinflusst? Oper und Film „Thérèse Raquin“ Die Besonderheit der Nacht der Seeigel ist, dass drei erfahrene Komponistinnen und Komponis- Marcel Carnet war in den 30er und 40er Jahren neben Jean Renoir ten mit komplett unterschiedlichen Kompositi- der wichtigste Regisseur des französischen Kinos und Schöpfer des onsstilen zusammengearbeitet haben. Nach dem Vorbild des wohl legendären Films Kinder des Olymp. Seine Verfilmung des Émile revolutionärsten deutschen Opernkomponisten aller Zeiten, Ri- Zola-Romans Thérèse Raquin transferiert das Geschehen in die chard Wagner, einigten sie sich auf Leitmotive und -rhythmen, trübe Gegenwart der 50er Jahre. Die fatale Liebesgeschichte zwi- welche die drei Hauptpersonen charakterisieren und sich durch schen Thérèse und Laurent ist in lakonischem Ton erzählt. die gesamte Oper ziehen. Mischa Tangian komponiert beispiels- Thérèse Raquin Mit: Simone Signoret und Raf Vallone weise sehr pragmatisch, legt hohen Wert auf die Struktur eines 21. Mai 2019, 19.00 Uhr, Metropolis Stückes und ist ein Meister der Melodien; Huihui Cheng hingegen experimentiert gerne mit Stimmen und Klängen, teilt diese in ihre AfterWork Grundstrukturen auf (z.B. Wörter in Konsonanten und Vokale) und arbeitet mit Tonbandeinspielungen und computergenerierten Mit dem Achter ins Wochenende! Klängen. Die Mexikanerin Diana Syrse vereint einige Elemente Acht junge Musikerinnen und Musiker des Philharmonischen beider bereits genannten Komponisten, kombiniert lautmalerische Staatsorchesters stimmen in gemischter Streicher- und Bläser-Be- Klänge der Stimme mit komplexen rhythmischen Strukturen und setzung auf einen romantischen Freitagabend ein: mit Melodien orchestriert wunderbar farbig und fantasievoll. Zusammengefasst aus Antonín Dvoˇráks Serenade op. 22 in einer Bearbeitung für können unsere Zuhörer eine äußerst kurzweilige Oper erwarten, in Oktett von Nicholas Ingman und einem weiteren Achter des Iren welcher das Libretto in den verschiedensten Wegen gesungen, ge- Howard Ferguson, der in der 30er Jahren London mit seinen spät- sprochen, gezischt oder verfremdet wird – es wird hochinteressant! romantisch verspielten Klängen eroberte. 17. Mai 2019, 18.00 Uhr, opera stabile Martina Elmer Kulturmanagement Martina, was bedeutet es, ein Projekt mit so un- Legenden der Oper: Renate Behle terschiedlichen internationalen Künstlerinnen und Künstlern zu leiten? Den Werdegang von der Mezzosopranistin hin zu den Gefilden des Es ist ein Gesellschaftsexperiment, denn wir ver- dramatischen Soprans hat die Grazerin sich sukzessive erarbeitet. einen im ungewöhnlich groß besetzten 13-köpfi- Von Rosina in Il Barbiere di Siviglia, über Carmen und Eboli in Don gen Leading Team 6 Berufssparten, 7 Nationalitä- Carlos bis zur Fidelio-Leonore, Chrysothemis in Elektra und zu den ten und mitunter 13 verschiedene leidenschaftliche Ansichten auf großen Wagner-Rollen. Aber auch mit Partien in Werken des zeit- eine künstlerische Fragestellung. Da ist sehr viel Respekt und Sen- genössischen Repertoires hat sie die ganze Welt bereist. sibilität in der Kommunikation gefragt, denn schließlich sollte das Renate Behle im Gespräch mit Hans Jürgen Mende Endergebnis keinen künstlerischen Kompromiss darstellen! Ich 20. Mai 2019, 20.00 Uhr, opera stabile nehme meine Vermittlerrolle zwischen dem Leading Team und dem Opernhaus wahr, indem ich immer erst einmal zuhöre, um Opernwerkstatt: Lessons in Love an Violence im Anschluss dann umso leidenschaftlicher für die Kunst zu kämpfen. Ohne Kompromisse auf beiden Seiten geht es jedoch kei- Die Opernwerkstatt von Volker Wacker ist seit vielen Jahren ein be- nesfalls. Vor allem, wenn der künstlerische Prozess kompatibel mit liebter Ort, an dem an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der einem Opernhaus sein soll, das in seinen Strukturen und Abläufen Form eines Blockseminars alle offenen Fragen beantwortet werden. das Produzieren von Musiktheater bis ins kleinste Detail selbst op- Opernwerkstatt 5. April, 18.00 bis 21.00 Uhr, Fortsetzung 6. April, timiert hat – ebenfalls ein gesellschaftliches Merkmal unserer Zeit. 11.00 bis 17.00 Uhr, Chorsaal

26 JOURNAL | 5.2018/19 Das OpernrätselDie tote Nr. Stadt 5

Traumgedanken der Bourgeoisie

Zur Kunst der Operette dichtete Karl Kraus einst: Mehr Logik will ich, als die Welt kann fassen; Musikalische Höhepunkte Drum leb ich lieber, wo sie fehlt: im Traum. Am Tag jedoch wehrt ihr die Welt den Raum Görlitz und kleine Semperoper Und just den Traum will sie ihr überlassen. Gotische Kirchen, Renaissancebauten, barocke Bürgerpracht und die einzige erhaltene deutsche „Großstadt" der Kaiserzeit. Als musikalischer Den Traum nimmt auch Offenbachs berühmt berüchtigte schöne Helena sehr Höhepunkt erwartet Sie die Operette „Eine ernst und betrügt den gehörnten Ehemann König Menelaos ganz träumerisch Nacht in Venedig" im Görlitzer Theater. und leidenschaftlich mit dem schönen jungen Prinz Paris. 27.04. – 30.04.19 ab € 599,- Die Operette verbindet Antike und Sittenbild des 19. Jahrhunderts und Hubert Opernerlebnis Stettin Stuppner sah Offenbachs Musik „als Ausdruck der manifesten und latenten Erleben Sie die romantischste aber auch Traumgedanken der Bourgeoisie, sie verarbeitet sinnliche Wunschreste, die komischste italienische Oper "Liebestrank" diese in Geld und Geschäftigkeit zu investieren nicht in der Lage waren“. von Gaetano Donizetti in der neu eröffneten Was auch immer diese sinnlichen Wunschreste noch sein können, bei der Stettiner Oper. Uraufführung gehörte sicher die leicht bekleidete Operettendiva Hortense 13.06. – 16.06.19 ab 529,– € Schneider dazu, der Offenbach die Rolle der Helena eigens auf den traumhaf- Schlossfestspiele in Schwerin ten Leib geschneidert hatte und die Vorbild für die sagenumwobene „Nana“ Auch 2019 bilden die Schlossfestspiele Schwerin aus Émile Zolas Feder war. einen kulturellen Höhepunkt in Mecklen- Es ist gleichermaßen heuchlerisch wie wenig verwunderlich, dass ob der „in burg-Vorpommern. Das Staatstheater präsen- verschiedenem Sinne florierenden Nacktheit“ im Stück Fürst Metternich nach tiert die Oper "Anatevka" vor der imposanten der Premiere zu seiner Ehefrau gesagt haben soll: „Wir haben unrecht daran Kulisse des Schlosses. getan, der Premiere beizuwohnen. […] Unser Name wird in allen Zeitungen 19.07. – 21.07.19 ab € 399,- stehen, und es ist nicht angenehm für eine Frau, gewissermaßen offiziell in Lehár Festival in Bad Ischl einem solchen Stück gewesen zu sein.“ Das weltbekannte Festival versprüht den Das werden einige Damen im Publikum sicher anders gesehen haben. Beson- Charme des Operettengenres und begeistert sein ders deutlich ist dies möglicherweise in Bezug auf die deutschsprachige Erst- Publikum mit dem Singspiel "Im Weißen Rössl". aufführung 1865 in Wien geworden. Hier übernahm Marie Geistinger die Ti- 01.08. – 06.08.19 ab € 998,- telrolle und inspirierte Mann und Weib gleichermaßen so wie Zolas Nana Seefestspiele Mörbisch und Bankier Steiner, Graf Muffat oder ihre Freundin Satin. Oper im Steinbruch St. Margarethen Zwei imposante und atemberaubende Bühnen FRAGE im Burgenland werden Sie begeistern. Genießen Sie eine der beliebtesten Opern, "die Zauberflöte", Wer nun komponierte 1877 die Geistinger-Sonate, auch Kla- im eindrucksvollen Steinbruch St. Margarethen und die unvergesslichen Melodien der Operette viersonate Nr. 2 fis-moll aufgrund großer Verliebtheit in die "Das Land des Lächelns" von Franz Lehar bei schöne Sängerin? den Seefestspielen in Mörbisch. Tipp: Sie schrieb 6 Opern, die aktuell darauf warten, nach ca. 13.08. – 19.08.19 ab 1.299,– € 100 Jahren an den großen deutschen Bühnen wieder aufge- führt zu werden. Telefon: 04108 430375 www.globetrotter-reisen.de Senden Sie die Lösung bitte bis zum 25. April 2019 an die Redaktion „Jour nal“, Ham bur gische Staats oper, Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter der Hambur - Katalog und weitere Informationen gratis anfordern! gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sind leider nicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg ist ausgeschlossen.

DAS KÖNNEN SIE GEWINNEN

1. Preis: Zwei Karten für Illusionen- wie Schwanensee (Ballett) am 22. Mai 2. Preis: Zwei Karten für Daphne am 8. Juni 3. Preis: Zwei Karten für Eugen Onegin am 13. Juni

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort: >>> Hans-Werner Henze Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt. 5 Sterne Busse ab 4 Tage Taxi-Abholservice inkl. Globetrotter Reisen & Touristik GmbH Harburger Str. 20 · 21224 Rosengarten Oper Ensemble

28 JOURNAL | 5.2018/19 Ensemble

Tausend Teller gleichzeitig am Drehen halten … Tillmann Wiegand ist seit Beginn der Ära Georges Delnon/Kent Nagano Künstlerischer Betriebsdirektor der Hamburgischen Staatsoper, seit der laufenden Saison auch Stellvertreter des Intendanten.

etriebsdirektor: Das klingt nicht besonders sibilisieren und auf diese Weise Konflikte zu lenken und sexy, sondern nach viel Schreibtischarbeit, zu lösen.“ nach Kosten-Nutzen-Rechnung und Excel- Das alles geschieht an der Staatsoper mit einem Vor- B Tabellen. Dafür muss man schon ein beson- lauf von etwa fünf Jahren, der sich dann Monat für derer Typ sein. Wer sich zu diesem Stellen- Monat immer mehr konkretisiert. Manchmal muss Wie- profil allerdings einen menschlichen Mehlwurm mit gand aber auch blitzschnell reagieren, etwa wenn der Di- grauem Verwaltercharme vorstellt, wird bei Tillmann rigent der Carmen im ICE nach Hamburg fest steckt und Wiegand positiv überrascht. Der Stellvertreter des Inten- für den Abend noch kurzfristig Ersatz gesucht wird. „Sol- danten, der den Besucher im achten Stock der Oper mit che Momente wünscht sich natürlich niemand, aber da schönem Ausblick über die Hamburger Innenstadt emp- offenbart sich dann auch die unglaubliche Kreativität fängt, ist ein lebendiger, zugewandter und unterhaltsa- unseres Teams.“ mer Gesprächspartner. Man hört ihm gerne zu, wenn er Wenn Wiegand mit seinen Kollegen noch etwas aus von seinem Job erzählt. Kurzweilig und charmant. Men- dem Hut zaubern muss, ist er ganz in seinem Element. schenfänger by Nature. Denn nach der Schulzeit, die er an einer Waldorfschule Diese Begabung kann er auch gut gebrauchen, denn: in München absolviert hat, war der passionierte Skifah- „Kommunikation ist das A und O“, betont Wiegand. rer ein Jahr tatsächlich als professioneller Zauberer un- „Meine Hauptaufgabe ist die künstlerische Planung un- terwegs. Doch schon damals war klar, dass er noch an- seres Betriebs, also die Frage, wann findet welches Stück dere berufliche Herausforderungen sucht. Über ein an wie viel Abenden statt, wann darf wer wie lange pro- Praktikum bei den Münchner Philharmonikern und ben. Das ist bei einem Haus mit rund 240 Vorstellungen eine Regiehospitanz an der Bayerischen Staatsoper ge- pro Jahr natürlich eine komplexe Logistik und bedarf langte er ans Landestheater Niederbayern, wo er sich einer ständigen Moderation zwischen verschiedenen Be- selbst eine Stelle als Allrounder geschaffen hatte. „Ich war reichen. Da bin ich regelmäßig mit allen Abteilungen im zuständig für die Disposition, Abendvorstellungen und Austausch, von der Technik über den Bühnenbau und Theaterpädagogik, habe aber während dieser Zeit in so die Kostüme bis zum Orchester und Chor. Ich handle die ziemlich allen Bereichen praktische Erfahrungen gesam- Bedingungen der Regieteams aus und arbeite natürlich melt. Ich bin für einen erkrankten Schauspieler einge- eng mit unserer Casting-Direktorin, dem Intendanten sprungen, habe bei Bühnenbild und Maske ausgeholfen und dem Generalmusikdirektor zusammen.“ und an der Kasse gesessen, das war eine unglaublich gute Bei so vielen starken Persönlichkeiten und berechtig- Schule.“ ten Interessen muss einer den Überblick behalten und Die hat Wiegand danach mit einem Studium der So- dabei auch den Etat, die steuerlichen Regelungen und zialökonomie in Hamburg ergänzt, bevor er über eine eine vernünftige Dienstplangestaltung im Auge haben. Stelle bei der Ruhrtriennale schließlich an die Staatsoper Gar nicht so einfach, aber spannend, sagt der Enddrei- kam und hier tausend Teller gleichzeitig am Drehen hält. ßiger Tillmann Wiegand. „Jeder Künstler und jede Den Papierkram und die Excel-Tabellen beherrscht er Künstlerin kommt mit eigenen Anliegen. Aber natürlich natürlich auch. Aber das, was ihm aus jeder Pore spricht, kann man es nie allen recht machen, auch weil die Res- ist eine unbändige Leidenschaft und Lust am Musikthea- sourcen immer begrenzt sind. Unsere Hauptbühne steht ter. „Das ist die Voraussetzung. Ich könnte den Job nicht maximal 17 Stunden pro Tag zur Verfügung, da muss machen, ohne für die Sache zu brennen.“ man gut abwägen, was gerade Priorität hat. Deshalb bin ich selbst viel in den Proben dabei und versuche ein Ge- spür dafür zu entwickeln, auf welchem Stand die Pro- Marcus Stäbler arbeitet u. a. für den NDR, das duktionen sind. Außerdem ist es meine Aufgabe, die Hamburger Abendblatt, die Neue Zürcher Zeitung

FOTO: JÖRN JÖRN KIPPING FOTO: Künstler für die Wünsche der anderen Bereiche zu sen- und das Fachmagazin Fono Forum.

5.2018/19 | JOURNAL 29 jung

„Dann spielen wir einfach ganz schräg und durcheinander …“

immer am Besten ankommt bei den Kin- wir alle Gesichter sehen, da die Kinder auf dern, da sie die Art und Weise, wie wir den Treppenstufen vor uns sitzen. Sie sind spielen und damit die Musik unmittelbar so nah wie sonst nie. beeinflussen können. Was erwartet uns musikalisch beim nächsten Thomas‘ Lieblings-Emoji ist das lächelnde Mal? Häufchen Das zweite Streichquartett von Alberto Das Emoji hatte ich mir mal gewünscht. Ginastera. Das ist wirklich ein sehr ekstati- Wir spielen einfach ganz schräg und sches, wildes Stück und ich bin gespannt, durcheinander, so dass es ganz hässlich was die Kinder damit machen und verbin- klingt. Das finden die Kinder – und ehrlich den. Ich kann mir vorstellen, dass sie es gesagt auch wir – wahnsinnig komisch. streckenweise auch sehr witzig finden. Es Bratschist Thomas Rühl über seine Erfah- ist wie ein Wirbelsturm, vollgepackt mit rungen in der philharmonischen Reihe „Ton- Am Ende gibt es eine Autogrammstunde. Emotionen und Energie. Wenn wir es ganz angeber“. Beim nächsten Einsatz freut er sich Das ist für die Kinder etwas ganz Besonde- spielen, sind wir danach wirklich körper- auf ungewöhnliche Spieltechniken, Klänge, res und für uns eine schöne Gelegenheit lich am Ende. Mal sehen, ob die Energie die man so noch nie gehört hat und jede mit den Kindern ins Gespräch zu kommen. auf die Kinder überspringt. Wir finden Menge Emojis … Wir erfahren sofort, was gut, spannend viele verrückte Spieltechniken und wilde oder vielleicht auch langweilig für die Kin- Klänge: Im 3. Satz müssen wir beispiels- Ich spiele die Konzerte total gerne, gerade der war. Dieses ungefilterte Feedback ist weise die Saiten mit den Fingernägeln zup- weil unser Publikum im Foyer der Staats- großartig. Ich finde es sehr schön, dass die fen und im 4. Satz beginnt die erste Geige oper ganz nah dran und einfach so Kinder zu uns in das Opernfoyer kommen. mit Vierteltönen, was für viele Ohren ja gnadenlos ehrlich ist. Die Hemmschwelle zur Oper wird über- doch sehr schräg klingt. Ich weiß auch wunden und im Gegensatz zur Konzert- schon, was die Lieblingsstelle sein wird … Der Tonangeber beginnt immer mit einer bühne oder dem Orchestergraben können Das Gespräch führte Anna Kausche Improvisation. Das finde ich super. Wir kommen spielend von allen Seiten. Die Kinder bekommen ganz große Ohren und sind erstaunt, wel- che Töne man aus seinem Instrument rausholen kann. Denn auch wenn viele Klassen sehr gut informiert und vorbereitet sind, sehen und hören manche Schülerin- nen und Schüler die Instrumente zum ersten Mal live. Die vielen offenen Münder der Kinder während man spielt – großar- tig!

Die jungen Zuhörer dürfen sogar experimen- tieren und entscheiden, wie eure Musik klin- gen soll. Wir haben immer eine musikalische Phrase aus den Stücken vorbereitet, die die Kinder Tonangeber magisch und markant durch das Auswählen von Emojis – ob lu- Mit Joanna Kamenarska, Hibiki Oshima Violine Thomas Rühl Viola, stig, traurig, kakophonisch, geisterhaft oder Yuko Noda Violoncello Eva Binkle Konzept und Moderation verliebt – gestalten können. Sie wählen das Fr 29. März 2019, 9.30 und 11 Uhr Gefühl. Und darum geht es ja auch in der Für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 4 bis 6 Musik, um Gefühle. Das ist der Teil, der Karten € 10, Kinder bis 16 Jahre € 5 (inkl. HVV-Ticket)

30 JOURNAL | 5.2018/19 jung

Neues jung-Format: BallettInsider Plié, tendu, relevé klingt für dich spanisch? Du würdest gern Ballett sehen, doch: Womit anfangen? Keine Sorge – wir nehmen dich mit und machen dich zum Insider! Besuche mit uns drei unterschiedli- che Ballette und bekomme spannende Einblicke hinter die Kulis- sen. Wir haben 15 Plätze für Interessierte zwischen 20 und 35 Jahren zu vergeben! BallettInsider sehen drei Vorstellungen inkl. Einführungen zu insgesamt € 105,-/erm. € 45,-. Die erste Runde der BallettInsider startet noch in dieser Spielzeit. Die Termine sind ausgebucht. Neue Termine für die Saison 2019/20 stehen bereits fest: Shakespeare-Sonette 20. September 2019 Der Nussknacker 18. Dezember 2019 Brahms/Balanchine 21. April 2020 Du willst BallettInsider werden? Schreib eine E-Mail an [email protected]. Auch in der Oper kannst du Insider werden. Die Termine werden zeitnah bekannt gegeben.

Philharmonic Slam - „Die Welt ist voller Lügen“

Unter dem Titel Philharmonic Slam gibt es am 15. Juni 2019 ein Konzert der besonderen Art für Slam-Begeisterte, Musik- fans und diejenigen, die die Staatsoper mal ganz anders erleben wollen. Fünf Poetry Slammer schreiben und performen Texte zwischen und über die Musik der beiden Orchestersuiten von Edward Grieg zum Schauspiel Peer Gynt. Slammer: Sebastian 23, Andy Strauß, Sulaiman Masomi, Jan Philipp Zymny, Victoria Helene Bergemann Live-Zeichner: Artur Fast DJ: Gerrit Nicolas Rüter Philharmonisches Staatsorchester Hamburg 15. Juni 2019, 21.00 Uhr, Staatsoper Hamburg, Großes Haus Ticketservice 040 3568 68, Karten € 10,- bis € 28,- (inkl. HVV) Weitere Informationen unter: www.staatsoper-hamburg.de | www.staatsorchester-hamburg.de

5.2018/19 | JOURNAL 31 Philharmonisches Staatsorchester

Wie politisch ist unsere Kunst? Die Reihe „Musik und Wissenschaft“ nimmt den Kampf um Europa in den Fokus

mmanuel Macron startet seinen schem Vorgehen wird zudem vorgeworfen, neben den Musikerinnen und Musikern Wahlkampf mit einem leiden- es versuche eine Tyrannei der Werte zu er- des Philharmonischen Staatsorchesters auf E schaftlichen Plädoyer für richten, Werte einer linksliberalen Ideolo- dem Podium stehen und das Ringen um Europa. Von einem „Neubeginn“ gie. Schwächlich, ratlos, ideologisch, oder die Werte Europas vergegenwärtigen, die schreibt er, für ein geeintes hat Europa doch mehr Biss, Wille, Sub- sich in seinen Augen auch „in der Freiheit Europa. Tageszeitungen aller 28 EU-Länder stanz?“ Der Titel seines Vortrages bringt es des Schaffens“ in Kunst und Kultur aus- veröffentlichten seinen vehementen Aufruf auf den Punkt: „Tyrannei der Werte? – Die drücken. zum Kampf gegen nationalistische Aus- europäische Demokratie und ihre Heraus- Die drei europäischen Oktette des Abends wüchse: „Eine nationalistische Abschot- forderer“. wählte Solohornist Pascal Deuber gemein- tung hat nichts anzubieten, sie bedeutet Der Leibniz-Preisträger von Bogdandy war sam mit seinen jungen Streicher- und Blä- Ablehnung ohne jegliche Perspektive.“ Klar Präsident des OECD-Kernenergiegerichts, ser-Kolleginnen und Kollegen, die sich aus und deutlich fordert er: Wir müssen uns Mitglied des Wissenschaftsrats sowie der den Reihen des Philharmonischen Staats- zur Wehr setzen, die Erfolge der Europäi- Agentur der Europäischen Union für orchesters für dieses Konzert zusammenge- schen Union im Blick behalten und Europa Grundrechte. Er beschreibt die „Situatio- schlossen haben: ein Englisches, ein Deut- als „einzigartiges Projekt für Frieden, nen krasser Ungerechtigkeit und Gewalt“ sches und ein Tschechisches. „Das tolle Wohlstand und Freiheit“ verteidigen. in Lateinamerika ebenso wie die „autoritä- daran ist“, so Deuber, „dass alle drei Werke Ebendiesem aktuellen Thema „Europa – ren Tendenzen in Mittel- und Osteuropa“, kaum bekannt sind.“ Idee und Realität“ widmet sich die Reihe die ihn zur Beschäftigung mit den Men- Mit Wilfried Hillers „Duetti amorosi“ nach „Musik und Wissenschaft“ in dieser Sai- schenrechten führten. Neben der Weltpoli- den Metamorphosen des Ovid hören wir ein son. Prof. Dr. Armin von Bogdandy, Di- tik findet auch die Musik einen Platz in Werk, das inspiriert durch Ovid bereits rektor am Max-Planck-Institut für auslän- seinem Alltag: Dann setzt sich der Wissen - 2000 Jahre unserer Abendländischen Kul- disches öffentliches Recht und Völkerrecht schaftler selbst ans Klavier und spielt Kla- tur in sich trägt; vertont von einem Kom- in Heidelberg, der im 2. Themenkonzert viermusik jedes Genres, am liebsten aus ponisten, dessen Mutter inmitten des Zwei- zu Wort kommen wird, umreißt es wie dem 20. Jahrhundert. Auf die Anfrage für ten Weltkrieges ihr Kind demonstrativ folgt: „Eine Reihe europäischer Staaten bil- unser Konzertformat „Musik und Wissen- „Wilfried“ nannte und ihm damit den den autoritäre Strukturen aus, auch inner- schaft“ reagiert er mit Enthusiasmus – Wunsch nach Frieden im Namen ein- halb der Europäischen Union. In der Öf- „eine ziemliche Herausforderung, aber schrieb. Seine mythologischen Liebesduette fentlichkeit herrscht Ratlosigkeit, ob und damit auch eine schöne“. führen immer zwei Instrumente zusam- wie man dagegen vorgehen sollte. Europäi- Im Themenkonzert wird von Bogdandy men; bis auf das Alphorn, das unser

5. Akademiekonzert 8. Philharmonisches Konzert 1. Themenkonzert

Wolfgang Amadeus Mozart Pierre Boulez Rituel in memoriam Im Rahmen von Musik und Wissenschaft Symphonie Nr. 28 C-Dur KV 200 Bruno Maderna „Die Genetische Geschichte Europas: Wolfgang Amadeus Mozart Wolfgang Amadeus Mozart Migration und biologische Anpassung in der Klavierkonzert Nr. 12 A-Dur KV 414 Große Messe in c-Moll KV 427 Vorgeschichte“ Vortrag von Prof. Dr. Johan- (Fassung für Streichquartett) nes Krause, Direktor am Max-Planck-Institut Wolfgang Amadeus Mozart Dirigent Kent Nagano für Menschheitsgeschichte, Jena Hornkonzert Nr. 3 Es-Dur KV 447 Sopran 1 Lydia Teuscher Wolfgang Amadeus Mozart Sopran 2 Marie-Sophie Pollak Arcangelo Corelli Sonata G-Dur op. 1 Nr. 9 Symphonie Nr. 33 B-Dur KV 319 Tenor Julian Prégardien Arcangelo Corelli Sonata F-Dur op. 1 Nr. 1 Bass Dominik Köninger Jean-Marie Leclair Sonata VIII à 3 Dirigent Kent Nagano Antonio Bertali Ciaconna Horn Pascal Deuber ChorWerk Ruhr François Couperin L'Apothéose de Corelli Klavier Florian Heinisch Choreinstudierung: Alexander Lüken Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Violine Hibiki Oshima, Felix Heckhausen Kammerorchester des Philharmonischen Violoncello Yuko Noda Laute, Theorbe und Staatsorchesters Hamburg 14. April 2019, 11.00 Uhr Barockgitarre Joachim Held Cembalo Michael 15. April 2019, 20.00 Uhr Fuerst 8. April 2019, 19.30 Uhr Elbphilharmonie, Großer Saal Laeiszhalle, Kleiner Saal 3. Mai 2019, 19.30 Uhr Museum für Kunst und Gewerbe, Spiegelsaal

32 JOURNAL | 5.2018/19 OPER MIT ELBBLICK

Schweizer Solohornist als einäugiger Riese ßes Oktett begründete seinen Ruf dauer- Polyphem im „Liebeslied für Galathea“ haft und zeigt in jungen Jahren bereits eine ohne musikalische Erwiderung spielen ganz eigene und doch typisch britische wird. Tonsprache. Zum anderen hören wir Anto- Gerahmt wird das Oktett des deutschen nín Dvoˇráks Serenade op. 22, ursprünglich Tonkünstlers zum einen von einer Kompo- für Streichorchester komponiert. Unsere sition Howard Fergusons, geboren Anfang Musikerinnen und Musiker bringen das des 20. Jahrhunderts im nordirischen Bel- Werk in einer neuen Bearbeitung von Ni- fast, der als „britischer Nachwuchskompo- cholas Ingman für Oktett auf die Bühne, nist“ während seiner Studien in London die die nostalgischen Melodien des böhmi- auf sich aufmerksam machte. Sein bittersü- schen Musikanten in neue Farbe hüllt – Farben, die Dvoˇrák wohl schon zur Entste- hungszeit im Ohr hatte, wie Pascal Deuber in seinen Recherchen zur Programmaus- wahl herausfindet: „In Briefen ist überlie- fert, dass Dvoˇrák bei bestimmten Motiven seiner Serenade an Bläserklänge von Klari- nette, Fagott und Horn dachte.“ DER RING Richard Wagner Aus all den kontrastierenden Oktett-Klän- gen tönt Europa – unsere Geschichte, un- DES NIBELUNGEN sere Kultur, im weiteren Sinne auch unsere europäischen Werte – dessen Bedrohung und Verteidigung von Bogdandy in seinem Vortrag auf den Grund gehen wird. Er plä- diert dafür, eine „rote Linie zu ziehen, um die Identität Europas, wie wir sie kennen, WIEDERAUFNAHME zu bewahren“. | Janina Zell am 6. April 2019

Pascal Deuber WERTHER Jules Massenet

2. Themenkonzert 3. Themenkonzert

Im Rahmen von Musik und Wissenschaft Im Rahmen von Musik und Wissenschaft „Tyrannei der Werte? Die europäische Demo- „Luxemburg – Laeken – London: Krise und kratie und ihre Herausforderer“ Vortrag von Recht in der Geschichte der Europäischen Prof. Dr. Armin von Bogdandy, Direktor am Union“ Vortrag von Prof. Stefan Vogenauer, Max-Planck-Institut für ausländisches öffent- Direktor am Max-Planck-Institut für europäi- PREMIERE liches Recht und Völkerrecht, Heidelberg sche Rechtsgeschichte, Frankfurt a. M. am 29. Mai 2019 Howard Ferguson Oktett op. 4 George Crumb An Idyll For The Misbegotten Wilfried Hiller Duetti amorosi nach den Me- für Flöte und 3 Schlagzeuger tamorphosen des Ovid für Oktett Claude Debussy Syrinx für Flöte solo Ticket-Hotline 018 06 700 733* Antonín Dvoˇrák Oktett E-Dur op. 22 (Urfas- Giacinto Scelsi Ritual March für vier Schlagzeuger * vom Festnetz 0,20 €/Gespräch, vom Mobilfunknetz 0,60 €/Gespräch sung für Streichorchester) Rüdiger Pawassar Sculpture in Wood No. 3 Van-der-Smissen-Straße 4, 22767 Hamburg Nebojša Jovan Živkovic Uraufführung Große Elbstraße ( 111 Klarinette Patrick Hollich, Horn, Alphorn Pas- (Auftragswerk des Philharmonischen Staatsorchesters) cal Deuber, Fagott Fabian Lachenmaier ab Bf. Altona oder Landungsbrücken) Violine Katharina Weiß Violine Josephine No- Flöte Manuela Tyllack, Schlagzeug Brian Bar- Dockland ( 61/62 bach Viola Maria Rallo Muguruza Violoncello ker, Jesper Tjærby Korneliusen, Fabian Otten, ab Landungsbrücken Merlin Schirmer Kontrabass Lukas Lang Matthias Schurr od. Finkenwerder) Klavier Volker Krafft 16. Mai 2019, 19.30 Uhr, opera stabile 9. Mai 2019, 19.30 Uhr, Laeiszhalle, Kleiner Saal Foto: konradbak/Fotolia www.opernloft.de Namen und Nachrichten

Happy Birthday, John Neumeier! Mit einer glanzvollen Benefizgala feierte John Neumeier am 24. Februar seinen 80. Geburtstag in der Hamburgischen Staatsoper

Es dürfte ein weltweit einzigartiges Ereignis sein: Ein Ballettinten- sich nicht nehmen, den Hamburger Ehrenbürger John Neumeier dant setzt an seinem 80. Geburtstag eine vierstündige Gala aufs mit einem Grußwort auf der Bühne zu würdigen. Neben seiner Programm – und moderiert sie auch noch selbst. Die Euphorie in Rolle als Kulturbotschafter hob Bürgermeister Tschentscher die der restlos ausgebuchten Staatsoper war entsprechend groß, als Vielfalt von John Neumeiers Engagement hervor: „Mit dem Bun- John Neumeier die Bühne betrat. Spontan stimmte das Publikum desjugendballett setzt er sich für die Nachwuchsförderung ein. In mit „Happy Birthday“ ein Geburtstagsständchen an. der Stiftung John Neumeier widmet er sich der Tanzwissenschaft, Mit dem Titel The World of John Neumeier war das Galaprogramm der Forschung und Dokumentation.“ John Neumeier selbst ver- überschrieben, das für diese Geburtstagsvorstellung neu zusam- folgt seit Jahren das Ziel, seine bedeutende Sammlung im Rahmen mengestellt wurde. Das Hamburg Ballett zeigte eine eindrucksvolle eines neuen Ballettinstituts auch öffentlich zeigen zu können. Mit Vorstellung, selbstverständlich wurden auch stürmisch bejubelte der Benefizeinnahme in Höhe von 150.000 € ist er diesem Ziel Auftritte der hauseigenen Ballettschule und des Bundesjugendbal- einen großen Schritt nähergekommen. lett integriert. Ebenfalls mit dabei: Gaststars aus aller Welt, die mit Beim Schlussapplaus nach den feierlichen Klängen von Gustav ihrem Auftritt ohne Gage ihre enge Verbundenheit mit John Neu- Mahlers Dritter Sinfonie wurde John Neumeier ein weiteres Mal meier zum Ausdruck brachten, u. a. Christoph Eschenbach, gefeiert: mit Standing Ovations vom Publikum und mit 80 weißen Roberto Bolle, Alessandra Ferri, Laetitia Pujol und Manuel Rosen, die ihm einzeln von den Tänzern und Ballettmeistern über- Legris sowie Principals vom Bolschoi-Theater aus Moskau und reicht wurden. Für John Neumeier, sein Hamburg Ballett und alle dem National Ballet of Canada sowie aus Stuttgart und Kopenha- Mitwirkenden ein unvergessliches Erlebnis mit dem grandiosen gen. Ein Feuerwerk hochkarätiger Ballettkunst! Hamburger Publikum! Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher ließ es Jörn Rieckhoff FOTOS: KIRAN WEST KIRAN FOTOS:

34 JOURNAL | 5.2018/19 Hélène Bouchetin„Orpheus“ Ferri, italienischeStartänzerin, in„Duse“, Roberto Bolle,italienischer Startänzer, mit Karen Azatyan und JacopoAlessandra Bellussi,Carolina Agüero undMatias Oberlin – Laudere undMarc Jubete; rechte Seite:ChristophEschenbach amKlavier mit Xue Lin, Maria John NeumeierTschentscher mitLloyd Riggins, Anna und John Neumeier – linke Seite:Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher mitEhefrau Eva A Adenauerallee 78(ZOB) 20097Hamburg · B E in S fahr A E in S G Dazu: S Mailänder S M 11.08. –13.08. Musikstadt L B S C Br eine O Man aedrRose“ der Name Domstuf 04.08. –10.08. K A 31.07. –07.08. 06.06. –11.06. 10.– 02.05. –12.05. z t F F B Pfingstf S V V Man Unstr ers imG denauer en olgen S rleben S rleben S ie w h ie aufderriesigen onstanz, Pfänder or MariendomundS or MariendomundS asel so enac usflüge: S n r estspiele in oßes K a aden-B ALLEREISENINKL R Reisering Hamburg RRHGmbH tibes  tr aler anderC üdfr üdfr g egenz t tua, tua, eisering Hambur . D a al im4*-Mer ohnen im4*-H w www.reisering-hamburg.de ut undeinB – T o an  l pern- Tel:TTe 040–28039 11 l axiser tr , 13.05. . K ie Highligh ank ank  L wie R w ie denS el: 040–280 33911 onz V V ew aßbur Halbpension ie ie éger unsthist aleggio aleggio 4*-Reisebusse der G t w r T V G andhaus! A c ein amR KULTUR- KUL eich faszinier eich faszinier er homas HampsonunddasS allee 78(Z er ala imber r, ala mitPlacidoD ic vic .r , …dazuMen estspiele in t desr REISEN REISEN dis g fe c er F “. aden eisering-hambur eisering-hambur ar ar , S .M pur enf e ab/bisHaustür r, , I , I esuch imG „R c , / do C orische Reiseleitung:E orische Reiseleitung:E desana alle P ts: ch

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t . . er t - g . , © Theater Erfurt, Foto Lutz Edelhoff Spielplan

März OpernForum „Nabucco“ 13 Sa Musiktheater für Babys ca. 15 Min. nach Ende der Vor- „Träumerle“ stellung│Eintritt frei! 15:00 und 16:30 Uhr│Babys │ 28 Do Un Ballo in Maschera Parkett-Foyer € 5,- Erwachsene € 8,- (maxi- mal 2 Erwachsene pro Giuseppe Verdi │ 19:00-21:45 Uhr│€ 6,– bis 97,– 6 So Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Baby) opera stabile D | Do2 Un Ballo in Maschera Giuseppe Verdi Lessons in Love and Violence 19:00-21:45 Uhr│€ 7,– bis 119,– George Benjamin 29 Fr jung Tonangeber │ │ „magisch und markant“ F Oper gr.2 19:30 Uhr € 7,– bis 119,– │ F│Einführung 18:50 Uhr (Foyer 9:30 und 11:00 Uhr Erwach- │ sene € 10,–, Kinder € 5,–│Ein- 7 So Lessons in Love and Violence II. Rang) Sa1 gangsfoyer George Benjamin 18:00 Uhr│€ 8,– bis 179,– OpernForum „Lessons in Love │ │ Zum letzten Mal in dieser Spielzeit L Premiere A Einführung and Violence“ 17:20 Uhr (Foyer II. Rang)│PrA ca. 15 Min. nach Ende der Vor- Manon Lescaut Giacomo Puccini │ 19:30-22:00 Uhr│€ 7,– bis 119,– stellung Eintritt frei | 8 Mo 5. Akademiekonzert Parkett-Foyer F Einführung 18:50 Uhr (Foyer │ II. Rang )│Fr2 19:30 Uhr € 12,– bis 35,– Laeiszhalle, Kleiner Saal 14 So 8. Philharmonisches Konzert 11:00 Uhr│ausverkauft│Einfüh- 30 Sa Zum letzten Mal │ Il Barbiere di Siviglia 9 Di Musiktheater für Babys rung 10:00 Uhr Elbphilharmo- „Träumerle“ nie, Großer Saal Gioachino Rossini │ 19:00-22:00 Uhr│€ 7,– bis 119,– 10:00 und 11:30 Uhr Babys | € 5,-│Erwachsene € 8,- (maxi- Fidelio Ludwig van Beethoven F Familieneinführung │ 18:15 Uhr (Stifter-Lounge) mal 2 Erwachsene pro 19:00-21:40 Uhr € 6,– bis 109,– Baby)│opera stabile E│Einführung 18:20 Uhr (Foyer │ 31 So Einführungsmatinee „Lessons in II. Rang) So1, Serie 39 Fidelio Ludwig van Beethoven Love and Violence“ │ 11:00 Uhr│€ 7,–│Probebühne 2 19:30-22:10 Uhr € 6,– bis 97,– 15 Mo 8. Philharmonisches Konzert D | Einführung 18:50 Uhr (Foyer 20:00 Uhr│ausverkauft│Ein- │ │ Un Ballo in Maschera II. Rang) Di3 führung 19:00 Uhr Elbphilhar- Giuseppe Verdi monie, Großer Saal 15:00-17:45 Uhr│€ 6,– bis 109,– 10 Mi Musiktheater für Babys E | Nachm „Träumerle“ 16 Di Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 10:00 und 11:30 Uhr│Babys Carmen Georges Bizet April € 5,-│Erwachsene € 8,- (maxi- 19:00-22:00 Uhr│€ 8,– bis mal 2 Erwachsene pro Baby) 207,–│N opera stabile 17 Mi OpernIntro „Fidelio“ 2 Di jung OpernIntro „Nabucco“ │ 10:00 Uhr│Veranstaltung für Lessons in Love and Violence 10:00 Uhr Veranstaltung für George Benjamin Schulklassen (Anmeldung erfor- Schulklassen (Anmeldung erfor- │ │ derlich)│Ballettsaal 19:30 Uhr € 6,– bis 97,– derlich) Probebühne 3 D│Premiere B│Einführung 18:50 Uhr (Foyer II. Rang)│PrB 18 Do OpernIntro „Fidelio“ Nabucco Giuseppe Verdi │ 19:30 Uhr│€ 6,– bis 109,– 10:00 Uhr Veranstaltung für │ 11 Do Musiktheater für Babys Schulklassen (Anmeldung erfor- E Einführung 18:50 Uhr (Foyer │ II. Rang)│Ital1 „Träumerle“ derlich) Probebühne 3 10:00 und 11:30 Uhr│Babys │ 3 Mi jung OpernIntro „Nabucco“ € 5,- Erwachsene € 8,- (maxi- Zum letzten Mal 10:00 Uhr│Veranstaltung für mal 2 Erwachsene pro Lessons in Love and Violence Baby)│opera stabile George Benjamin Schulklassen (Anmeldung erfor- │ derlich)│Ballettsaal 19:30 Uhr € 6,– bis 97,– Carmen Georges Bizet D | Einführung 18:50 Uhr 19:00-22:00 Uhr│€ 6,– bis 97,– (Foyer II. Rang)│Do1 4 Do jung OpernIntro „Nabucco“ │ 10:00 Uhr│Veranstaltung für D Gesch 1, Gesch 2 19 Fr Parsifal Richard Wagner Schulklassen (Anmeldung erfor- │ derlich)│Ballettsaal 12 Fr Musiktheater für Babys 17:00-22:00 Uhr € 6,– bis „Träumerle“ 109,–│E│Einführung 16:20 Uhr 10:00 und 11:30 Uhr│Babys (Foyer II. Rang)│Fr2 5 Fr Opern-Werkstatt: „Lessons in │ Love and Violence“ € 5,- Erwachsene € 8,- (maxi- 18:00-21:00 Uhr│Fortsetzung mal 2 Erwachsene pro 21 So Fidelio Ludwig van Beethoven │ Baby)│opera stabile 18:00-20:40 Uhr│€ 6,– bis 6. April, 11:00-17:00 Uhr € 48,– │ │ Chorsaal 109,– E Einführung 17:20 Uhr Fidelio Ludwig van Beethoven (Foyer II. Rang)│WE gr., Serie │ Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 19:30-22:10 Uhr € 6,– bis 109,– 69 E│Einführung 18:50 Uhr (Foyer Nabucco Giuseppe Verdi │ 19:30 Uhr│€ 7,– bis 119,– II. Rang) VTg1, Oper kl.3 22 Mo Parsifal Richard Wagner │ 16:00-21:00 Uhr│€ 6,– bis 109,– F Einführung 18:50 Uhr (Foyer │ II. Rang) | Fr1 E Einführung 15:20 Uhr (Foyer II. Rang)│Mi1

36 JOURNAL | 5.2018/19 23 Di OpernIntro „Fidelio“ 2 Do Ballett – John Neumeier 9 Do Ballett – John Neumeier 10:00 Uhr│Veranstaltung für Anna Karenina Peter I. Tschai- Anna Karenina Peter I. Tschai- Schulklassen (Anmeldung erfor- kowsky, Alfred Schnittke, Cat Ste- kowsky, Alfred Schnittke, Cat Ste- derlich)│Probebühne 3 vens/Yusuf Islam vens/Yusuf Islam 19:00-22:15 Uhr│€ 6,– bis 97,– 19:00-22:15 Uhr│€ 6,– bis 97,– L'Elisir d'Amore D│Einführung 18:20 Uhr (Foyer D│Do1 Gaetano Donizetti II. Rang)│Kombi 3A, Kombi 3B 19:30-22:00 Uhr│€ 6,– bis 97,– Musik und Wissenschaft D│Symphoniker Hamburg Die Nacht der Seeigel 2. Themenkonzert Di1, Kombi 1 H. Cheng, D. Syrse, M. Tangian 19:30 Uhr│€ 9,– bis 22,– 20:00 Uhr│€ 28,–│Urauffüh- Laeiszhalle, Kleiner Saal 24 Mi OpernIntro „Fidelio“ rung│Einführung 19:20 Uhr 10:00 Uhr│Veranstaltung für (Probebühne 3)│opera stabile Die Nacht der Seeigel Schulklassen (Anmeldung erfor- H. Cheng, D. Syrse, M. Tangian derlich)│Probebühne 3 3 Fr Musik und Wissenschaft 20:00 Uhr│€ 28,–│Einführung 1. Themenkonzert 19:20 Uhr (Probebühne 3) Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 19:30 Uhr | € 22,–; erm. 10,- opera stabile Fidelio Ludwig van Beethoven Spiegelsaal (Museum für Kunst 19:30-22:10 Uhr│€ 6,– bis 97,– und Gewerbe) 10 Fr La Fanciulla del West D | Einführung 18:50 Uhr (Foyer Giacomo Puccini II. Rang)│Mi2 Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 19:30-22:40 Uhr│€ 6,– bis 109,– L'Elisir d'Amore E│Ital1 25 Do L'Elisir d'Amore Gaetano Donizetti Gaetano Donizetti 19:30-22:00 Uhr│€ 6,– bis 109,– 11 Sa Ballett – John Neumeier 19:30-22:00 Uhr│€ 6,– bis 97,– E│Symphoniker Hamburg│Fr1 Anna Karenina Peter I. Tschai- D│Symphoniker Hamburg│Do2 kowsky, Alfred Schnittke, Cat Ste- 4 Sa Ballett – John Neumeier vens/Yusuf Islam 27 Sa L'Elisir d'Amore Anna Karenina Peter I. Tschai- 19:00-22:15 Uhr│€ 7,– bis 119,– | F Gaetano Donizetti kowsky, Alfred Schnittke, Cat 19:30-22:00 Uhr│€ 7,– bis 119,– Stevens/Yusuf Islam Zum letzten Mal F│ Symphoniker Hamburg 19:00-22:15 Uhr│€ 7,– bis 119,– | F Die Nacht der Seeigel Sa3, Serie 29 H. Cheng, D. Syrse, M. Tangian Die Nacht der Seeigel 20:00 Uhr│€ 28,–│Einführung Musikfest Eröffnungskonzert H. Cheng, D. Syrse, M. Tangian 19:20 Uhr (Probebühne 2) 20:00 Uhr│ausverkauft | OBK 20:00 Uhr│€ 28,–│Einführung opera stabile Elbphilharmonie, Großer Saal 19:20 Uhr (Orchesterproben- saal)│opera stabile 12 So Zum letzten Mal in dieser Spielzeit 28 So Einführungsmatinee Parsifal Richard Wagner „Die Nacht der Seeigel“ 5 So Ballett – John Neumeier 15:00-20:00 Uhr│€ 6,– bis 109,– 11:00 Uhr│€ 7,–│Probebühne 3 Anna Karenina Peter I. E│Einführung 14:20 Uhr (Foyer Tschaikowsky, Alfred Schnittke, II. Rang)│Nachm Parsifal Richard Wagner Cat Stevens/Yusuf Islam 17:00-22:00 Uhr│€ 6,– bis 16:00-19:15 Uhr│€ 6,– bis 109,– 14 Di La Belle Hélène 109,–│E│Einführung 16:20 Uhr E│So2, Kombi 2, Serie 48 Jacques Offenbach (Foyer II. Rang)│VTg4, Oper gr.1 19:30-22:20 Uhr│€ 6,– bis 97,– Die Nacht der Seeigel D│VTg1 29 Mo Ballett – John Neumeier H. Cheng, D. Syrse, M. Tangian Anna Karenina Peter I. Tschai- 17:00 Uhr│€ 28,– | Einführung 15 Mi La Fanciulla del West kowsky, Alfred Schnittke, Cat 16:20 Uhr (Probebühne 3) Giacomo Puccini Stevens/Yusuf Islam opera stabile 19:30-22:10 Uhr│€ 6,– bis 97,–D 19:00-22:15 Uhr│€ 6,– bis 97,– Mi2 D│Di2 7 Di La Fanciulla del West Giacomo Puccini 16 Do Ballett – John Neumeier 30 Di L'Elisir d'Amore 19:30-22:00 Uhr│€ 6,– bis 97,– Illusionen - wie Schwanensee Gaetano Donizetti D│Do2 Peter I. Tschaikowsky 19:30-22:00 Uhr│€ 6,– bis 97,– 19:00-21:50 Uhr | € 6,– bis 109,– | E D│Symphoniker Hamburg│Di3 Die Nacht der Seeigel H. Cheng, D. Syrse, M. Tangian Musik und Wissenschaft Mai 20:00 Uhr│geschlossene Vor- 3. Themenkonzert stellung│Einführung 19:20 Uhr 19:30 Uhr│€ 22,–; erm. 10,- 1 Mi Ballett – John Neumeier (Probebühne 3)│opera stabile opera stabile Anna Karenina Peter I. Tschaikowsky, Alfred Schnittke, 8 Mi Ballett – John Neumeier 17 Fr AfterWork Cat Stevens/Yusuf Islam Anna Karenina Peter I. Tschai- 18:00 Uhr│€ 10,– (inkl. Ge- 18:00-21:15 Uhr│€ 6,– bis 97,– kowsky, Alfred Schnittke, Cat Ste- tränk)│opera stabile D│BalKl2 vens/Yusuf Islam 19:00-22:15 Uhr│€ 6,– bis 97,– La Belle Hélène D│Gesch Ball Jacques Offenbach 19:30-22:20 Uhr│€ 6,– bis 109,–│E│Gesch 1, Gesch 2

5.2018/19 | JOURNAL 37 Spielplan

18 Sa Ballett – John Neumeier 22 Mi Ballett – John Neumeier Alle Opernaufführungen in Originalsprache Illusionen - wie Schwanensee Illusionen - wie Schwanensee mit deutschen Übertexten. Peter I. Tschaikowsky Peter I. Tschaikowsky „Nabucco“, „Lessons in Love and Violence“, „Fi- 19:00-21:50 Uhr│€ 7,– bis 129,– 19:00-21:50 Uhr│€ 6,– bis 109,– delio“, „Parsifal“ und THÉRÈSE mit deutschen G│Familien-Einführung 18:15 E│Mi1 und englischen Übertexten. Uhr (Chorsaal)│Sa3, Serie 28 Zum letzten Mal in dieser Spielzeit THÉRÈSE Philipp Maintz THÉRÈSE Philipp Maintz Hauptförderer der Staatsoper Hamburg und 19:30 Uhr│€ 25,– bis 61,–│Ein- 19:30 Uhr│€ 25,– bis 61,– des Philharmonischen Staatsorchesters ist führung 18:30 Uhr│Deutsche Einführung 18:30 Uhr die Kühne-Stiftung. Erstaufführung│Elbphilharmo- Elbphilharmonie, Kleiner Saal Die Produktionen „Lessons in Love and Vio- nie, Kleiner Saal lence“, „Carmen“, „Parsifal“, „La Fanciulla del 23 Do KantinenTalk „Illusionen – wie West“ und „“ werden unterstützt 19 So 9. Philharmonisches Konzert Schwanensee“ durch die Stiftung zur Förderung der Ham- 11:00 Uhr│ausverkauft│Einfüh- 18:00 Uhr | € 15,– | Anmeldung: burgischen Staatsoper. rung 10:00 Uhr│Kinderpro- [email protected] „Nabucco“ wird unterstützt durch die Stiftung gramm in den Kaistudios ab zur Förderung der Hamburgischen Staats- 11:00 Uhr│Fam.│Elbphilharmo- Ballett – John Neumeier oper und die J.J. Ganzer Stiftung. nie, Großer Saal Illusionen - wie Schwanensee „Fidelio“ wird unterstützt durch die Stiftung Peter I. Tschaikowsky zur Förderung der Hamburgischen Staats- THÉRÈSE Philipp Maintz 19:00-21:50 Uhr│€ 6,– bis 109,– oper und ist eine Koproduktion mit dem Teatro 16:00 Uhr│€ 25,– bis 61,–│Ein- E│Gesch Ball Comunale di Bologna. führung 15:00 Uhr│Elbphilhar- „Anna Karenina“ wird unterstützt durch Else monie, Kleiner Saal 24 Fr Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Schnabel und die Stiftung zur Förderung der La Belle Hélène Hamburgischen Staatsoper. Zum letzten Mal in dieser Spielzeit Jacques Offenbach „Die Nacht der Seeigel“ ist die Abschlusspro- La Fanciulla del West 19:30-22:20 Uhr│€ 6,– bis 109,– duktion der „Akademie Musiktheater heute“ Giacomo Puccini E | OBK der Deutsche Bank Stiftung. 19:00-21:40 Uhr│€ 6,– bis 109,– THÉRÈSE ist eine Produktion im Rahmen des E | WE gr., WE kl., Serie 68 25 Sa Ballett – John Neumeier Internationalen Musikfests Hamburg. Illusionen - wie Schwanensee 20 Mo 9. Philharmonisches Konzert Peter I. Tschaikowsky 20:00 Uhr│ausverkauft│Ein- 19:00-21:50 Uhr│€ 7,– bis 129,– führung 19:00 Uhr│Elbphilhar- G | Sa2 monie, Großer Saal Blick hinter die Kulissen der Staatsoper 26 So 6. Kammerkonzert Legenden der Oper 11:00 Uhr│€ 9,– bis 22,– Öffentliche Führungen in deutscher und Renate Behle Elbphilharmonie, Kleiner Saal englischer Sprache 20:00 Uhr│€ 7,–│opera stabile Karten € 8,00 Don Carlos Giuseppe Verdi 21 Di La Belle Hélène 17:00-22:00 Uhr│€ 6,– bis 109,– Führungen für Familien mit Kindern ab 6 Jacques Offenbach E | Einführung 16:20 Uhr (Foyer II. Jahren Karten € 8,00, Kinder bis 16 Jahre 19:30-22:20 Uhr│€ 6,– bis 97,– Rang)│Kombi 3A, Kombi 3B € 4,00 (pro Buchung max. 2 Erwachsene und D | Di3 4 Kinder) Buchung möglich 040 35 68 68 oder www.staatsoper-hamburg.de THÉRÈSE Philipp Maintz 19:30 Uhr│€ 25,– bis 61,–│Ein- Führungen für Schulklassen Karten € 60,00 führung 18:30 Uhr│Elbphilhar- pro Schulklasse (maximal 30 Personen) monie, Kleiner Saal Schulen 040 35 68 222 oder [email protected]

Alle Führungstermine finden Sie auf unse- rer Website. www.staatsoper-hamburg.de Kassenpreise im Bereich „Service“ Platzgruppe 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11* A € 28,– 26,– 23,– 20,–17,–12,–10,– 9,–7,– 3,– 6,– B € 79,–73, – 66,– 58,–45,– 31,– 24,–14,–11,– 5,–11,– C € 87,– 78, – 69,– 61,– 51,–41,– 28,–14,–11,– 5,–11,– D € 97,– 87, – 77,– 68,– 57,–46,– 31,–16,–12,– 6,–11,– E €109,– 97, – 85,– 74,– 63,– 50,– 34,–19,–12,– 6,–11,– rie o F € 119,– 105,– 94,– 83,–71,– 56,– 38,– 21,–13,–7,–11,– eg t

a G €129,– 115, – 103,– 91,–77,– 62,–41,– 23,–15,–7,–11,– k H € 137,– 122,–109,– 96,– 82,– 67,–43,– 24,–15,–7,–11,– reis

P J € 147,– 135,–121,– 109,– 97,–71,–45,– 25,–15,–7,–11,– K € 164,– 151, – 135,– 122,–108,–76,–47,– 26,–15,–7,–11,– L € 179,– 166,–148,–133,–118,– 81,– 50,– 27,–16,– 8,–11,– M €195,– 180,–163,– 143,–119,– 85,– 53,– 29,–16,– 8,–11,– N € 207,– 191, – 174,– 149,–124,– 88,– 55,– 30,–17,– 8,–11,– O € 219,– 202,–184,– 158,–131,– 91,– 57,– 32,–18,– 8,–11,– *Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

38 JOURNAL | 5.2018/19 Leute

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THE WORLD OF JOHN NEUMEIER (linke Spalte) Mit der autobiografisch inspirierten Gala The World of John Neumeier feierte der Ballettintendant und Chefchoreograf am 24. Februar seinen 80. Geburtstag gemeinsam mit seinem Hamburger Publikum und Freunden aus der ganzen Welt. Unter den zahlreichen Gästen fanden sich Klaus-Mi- chael Kühne und Helga Rabl-Stadler (Präsidentin Salzburger Festspiele) (1) Vladimir Urin (General- direktor Bolschoi Theater) mit Ulrike Schmidt und Norio Takahashi (Geschäftsführer Japan 5 Performing Arts Foundation) (2) Prof. Dr. Hermann Reichenspurner mit Ying Feng (Direktorin Na- tional Ballet of China) und Designer Albert Kriemler (Geschäftsführer Akris) (3) Tamas Detrich (In- tendant Stuttgarter Ballett) und Elisabeth Platel (Direktorin Ballettschule der Pariser Oper) (4) Christiane und Ingo C. Peters (Direktor Hotel Vier Jahreszeiten) (5) Mary Ladish Selander (Chief Development Officer, Lyric Opera of Chicago) mit Karen Kain (Direktorin National Ballet of Canada) und Larry Selander (6) Birgit Beckmann, Ines Schamburg-Dickstein, Ivan Liška (Leiter Bayerisches Junior Ballett München und Heinz-Bosl Stiftung) und Karin Martin (Vorsitzende Freunde des Bal- lettzentrums Hamburg e.V.) (7)

PREMIERE ORPHÉE ET EURYDICE 6 „John Neumeier ist es, der den Opern-Abend zu einem rauschenden Fest der Sinne macht. Alles ist höllisch gut!“ schrieb die Hamburger Morgenpost. Viele teilten diese Meinung, so dass die Stim- mung nach der Premiere auch „höllisch gut“ war. Die Künstler fanden sich zu einem Gruppenfoto zusammen (1) Michael Behrend gratulierte John Neumeier auf der Bühne (2) Auf den weiteren Fotos: die Tänzer Aleix Martínez und Ricardo Urbina (3) Opernintendant Georges Delnon, John Neumeier und Kultursenator Dr. Carsten Brosda (4) Edvin Revazov, Dmitry Korchak, John Neu- meier, Andriana Chuchman, Marie-Sophie Pollak, Anna Laudere und Alessandro De Marchi (5) Dietrich Wersich und Christian Schmidtmann (6) Lui Ming und Heribert Diehl (7) Berthold Brink- mann und Christa Brinkmann (8) Sonja Lahnstein und Prof. Manfred Lahnstein (9) Maria und Mar- tin Köttering (Präsident HFBK) (10) Julia Jäkel (Gruner+Jahr) und Ehemann Ulrich Wickert (11) 7 Dr. Brigitta Klapp und Kristina Tröger (Initiatorin und Präsidentin CeU) mit Christa Wünsche (12)

5.2018/19 | JOURNAL 39 Finale

Sieg oder Niederlage? Müller und Becker im Gespräch über Jewgeni Onegin

MÜLLER: Eine traurige Geschichte. Eine sehr traurige. ten hat, diese Frau, die einst so mutig war, lebt nun in einer Ehe, die BECKER: Gewiss. Traurig wie fast alle Geschichten, die, wie man so nichts als reine Konvention … sagt, „das Leben schreibt“. Aber auch wiederum nicht trauriger. Tiefe BECKER unterbricht ihn etwas unwillig: Ich bitte Sie, was soll denn das Krisen, schmerzliche Entscheidungen, schwere Verluste gehören ein- heißen? Sie hat diesem Mann versprochen, zu ihm zu halten, in guten fach dazu. Man kann das beklagenswert finden, ändern kann man es und in schlechten Zeiten bei ihm zu sein, alles mit ihm gemeinsam nicht. Und meistens geht man doch gestärkt aus so traurigen Ge- durchzustehen. Er vertraut ihr und hat sein Leben in ihre Hände ge- schichten hervor. legt. Soll sie ihn enttäuschen? Soll sie ihr Glück auf das Unglück eines MÜLLER: Aber hier scheitern alle. anderen bauen? BECKER: Tatjana doch wohl nicht. MÜLLER: Aber Onegin ist die Liebe ihres Lebens!… Und sie liebt ihn MÜLLER nach einer Pause: Verstehe ich Sie recht? Tatjana nicht? Sie set- doch nach wie vor. Wenn sie ihre Liebe aufgibt, gibt sie sich nicht zen mich in Erstaunen. selbst auf? BECKER: Sie bleibt sich treu und lässt sich von dem Weg, den sie als den BECKER: Was gibt sie denn auf? Sie weiß – und Sie wissen es doch auch richtigen erkannt hat, nicht abbringen. Nennt man das scheitern? –, dass er dem großen Anspruch ihrer Liebe nie gewachsen war. Den MÜLLER: Sie gibt ihren Traum vom Glück auf, verzichtet für immer Onegin, den sie liebt, hat es doch nie gegeben. Es ist die Erinnerung auf den geliebten Mann und entscheidet sich für die Ehe mit dem an den Augenblick der großen Hoffnung, als „Glück so nahe“ schien, ungeliebten. Nennt man das siegen? die ihr für immer bleiben wird. Diese Erinnerung würde sie zerstö- BECKER: Wie man’s nimmt. Sicher wollte Tschaikowsky keine Ge- ren, wenn sie sich auf ein Abenteuer mit Onegin einlassen würde. schichte von Helden und glanzvollen Siegen erzählen; was ihm vor- Und selbst wenn es anders wäre: Kann sie glücklich werden, wenn sie schwebte, war eine ganz alltägliche, wie sie jedem passieren kann, wie ihren Mann unglücklich macht? Wenn sie nie wieder in den Spiegel sie immerzu und überall tausendfach geschieht. In solchen Geschich- schauen kann aus Scham über den Vertrauensbruch? Ich glaube, Tat- ten sind die Siege unspektakulär, und immer sind sie auch Niederlagen. jana weiß sehr genau, warum sie Onegin endgültig abweist und sich MÜLLER: Aber ich bitte Sie, was helfen solche Kalendersprüche der un- für Gremin entscheidet. Es ist eine schwere Entscheidung, eine glücklichen Frau, um die es hier geht? furchtbar schmerzliche, aber es ist keine Unterwerfung unter irgend- BECKER: Was würden Sie ihr denn vorschlagen? Sie hat den Fürsten eine Konvention, sondern geradezu der Sieg über sie: Die starke, Gremin geheiratet, hat ihm Treue geschworen. Soll sie diesen Schwur selbstbewusste Frau folgt nicht dem Mann, der gekommen ist, sie zu einfach brechen, weil der Mann wieder aufgetaucht ist, den sie seit holen. Sie widersetzt sich ihm und bleibt sich treu. Sie wird Onegin ihrer Jugend liebt? nie vergessen, aber sie wird auch nicht vergessen, dass sie der egois - MÜLLER: Aber der Fürst ist viel älter als sie. Der kann sie doch nicht tischen Versuchung widerstanden hat. Glauben Sie nicht, dass auch glücklich machen! das Glück sein kann? BECKER: Woher wissen Sie das? Sie kennen doch seine Arie. Sie wissen Müller will etwas entgegnen, schweigt dann aber, stützt das Kinn in die doch, wie sehr er sie verehrt, wie zärtlich er sie liebt. Sie wissen, dass Hand und starrt versonnen in die Ferne. sie es war, die seinem Leben Licht und Sinn gegeben hat, dass er alles tun wird, um sie glücklich zu machen. Woher wissen Sie, dass es ihm Werner Hintze lebt als freischaffender Theaterwissenschaftler und nicht gelingen kann? Dramaturg in Berlin. Unter der Intendanz von Andreas Homoki MÜLLER: Aber Tatjana, die gewagt hat, diesen Brief zu schreiben, die, war er Chefdramaturg der Komischen Oper Berlin. Eine langjäh- um ihren Glücksanspruch zu verwirklichen, alle Grenzen überschrit- rige Zusammenarbeit verband ihn mit Peter Konwitschny.

IMPRESSUM Herausgeber: Hamburgische Staatsoper GmbH, Große Theaterstr. 25, 20354 Hamburg | Geschäftsführung: Georges Delnon, Opernintendant /John Neumeier, Ballettintendant / Ralf Klöter, Geschäftsführender Direktor | Konzeption und Redaktion: Dramaturgie, Pressestelle, Marketing; Dr. Michael Bellgardt, Eva Binkle, Johannes Blum, Annedore Cordes, Matthias Forster, Dr. Jörn Rieckhoff, Janina Zell | Autoren: Anna Kausche, Werner Hintze, Jürgen Kesting, Frieda Fielers, Marcus Stäbler | Lektorat: Daniela Becker | Opernrätsel: Änne-Marthe Kühn | Mitarbeit: Frieda Fielers, Katerina Kordatou, Nathalia Schmidt | Fotos: Dario Acosta, Lukas Beck, Fadil Berisha, Paavo Blafield, Brinkhoff/Mögenburg, Felix Broede, Stephen Cummiskey, Gianluca Dangerio, Arno Declair, Bertold Fabricius, Artur Fast, Julika Friess, Julian Hargreaves, Niklas Marc Heinecke, Jürgen Joost, Jörn Kipping, Klaus Lefèbvre, Matthew Lloyd, Claire McAdams, Hans Jörg Michel, photopulse, Matthu Placek, Susen Rumposch, Peter Schnetz, Jan Versweyveld, Natalia Voronova, Kiran West Titelfoto: Stephen Cummiskey | Gestaltung: Annedore Cordes | Anzeigenvertretung: Antje Sievert Tel.: 040/450 698 03, [email protected] | Litho: Repro Studio Kroke | Druck: Hartung Druck + Medien GmbH | Tageskasse: Große Theaterstraße 25, 20354 Hamburg, Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr, Sonn- und Feiertags für den Vorverkauf geschlossen. Die Abendkasse öffnet 90 Minuten vor Beginn der Aufführung. Es werden ausschließlich Karten für die jeweilige Vorstellung verkauft. Telefonischer Kartenvorverkauf: Telefon 040/35 68 68, Montags bis Sonnabends: 10.00 bis 18.30 Uhr | Abonnieren Sie unter: Telefon 040/35 68 800

VORVERKAUF Schriftlicher Vorverkauf: Schriftlich und telefonisch be- Gastronomie in der Oper, Karten können Sie außer an der Tageskasse der stellte Karten senden wir Ihnen auf Wunsch gerne zu. Tel.: 040/35019658, Fax: 35019659 Hamburgischen Staatsoper an den bekannten Vorver- Dabei erheben wir je Bestellung eine Bearbeitungs - www.godionline.com kaufsstellen in Hamburg sowie bei der Hamburg Touris- gebühr von € 3,–, die zusammen mit dem Kartenpreis Die Hamburgische Staatsoper ist online: mus GmbH (Hotline 040/300 51777; in Rechnung gestellt wird. www.staatsoper-hamburg.de www.hamburg-tourismus.de) Der Versand erfolgt nach Eingang der Zahlung. www.staatsorchester-hamburg.de erwerben. Fax 040/35 68 610 www.hamburgballett.de Postanschrift: Hamburgische Staatsoper, Postfach, 20308 Hamburg; Das nächste Journal erscheint Mitte Mai

40 JOURNAL | 5.2018/19 Nicht verpassen! Vorverkaufstermine für die Spielzeit 2019/2020

Montag 20. Mai 2019 Vorverkaufsstart für Opern- und Ballettvorstellungen (für Abonnenten schon ab 16. Mai) Donnerstag 20. Juni 2019 Vorverkaufsstart für die Konzerte des Philharmonischen Staatsorchesters Montag 26. August 2019 Vorverkaufsstart für die Ballett-Werkstätten Abonnement-Bestellungen für die Spielzeit 2019/2020 sind jederzeit möglich. Bitte beachten Sie auch die Hinweise über die aktuelle Verfügbarkeit einzelner Abonnementsserien auf unseren Websites.

Für die „Nabucco“-Vorstellungen im September/Oktober 2019 sind bereits Karten erhältlich. Der Vorverkauf für „Saint François d’Assise“ startet am 19. November 2019, für die Kinderoper „Bella und Blaubart“ am 2. Dezember 2019. Eintrittskarten für die Nijinsky-Gala 2020 können vom 23. bis 27. September 2019 ausschließlich postalisch bestellt werden.

Karten: Tel. 040-356868 | Abonnements: 040-35 68 800 www.staatsoper-hamburg.de | www.hamburgballett.de | www.staatsorchester-hamburg.de JAMIE CULLUM SOPHIE HUNGER TOWER OF POWER MICHAEL WOLLNY TRIO MANU KATCHÉ JULIA HÜLSMANN – ARTIST IN RESIDENCE

NDR BIGBAND & RANDY BRECKER KAMAAL WILLIAMS JOJA WENDT ALTIN GÜN ALFA MIST KOKOROKO ANDREAS SCHAERER & A NOVEL OF ANOMALY MILDLIFE JUNGLE BY NIGHT TOYTOY – BAMBULE [REJAZZED] FIEH SHALOSH ADHD ROCKET MEN TERESA BERGMAN HANS LÜDEMANN – PIANO SOLO FREDERIK KÖSTER / DIE VERWANDLUNG

U.V.M.

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