2 14. Oktober 2015 Kreisbote Kempten Persönliches Exemplar für

Kaltes, klaresWasser Woher kommt dasTrinkwasser fürs Oberallgäu?

VonSABINE STODAL schwer abbaubaren Verunreini- sind durch eine „Inselversor- größenund meistauch ver- gungen, zumBeispiel durch gung“ aus dem Gewinnungs- schiedene Druckstufen.Dazu Wasser –unser Lebenselixier. Chemikalien, im großräumigen gebiet Seebach auch an die kommendie unzähligenHaus- DieGrundlageallen Lebens. Umfeldder Wassergewinnungs- fwoa angeschlossen. Die Ge- anschlüsse. Hier erfolgen viel Köstlich klar strömt es aus un- anlage. Da sichimUmfeld des meinden -Heising, Wig- öfter Schäden als bei uns.“ serenLeitungen,jederzeit neuenOrtwangerBrunnens gensbach,Haldenwang, Wasser und selbstverständlich. Doch Viehweiden befinden, die künf- sowie die Markt- haben Sie sich schon einmal tig nicht mehr genutztwerden gemeindeAltusried verfügen sparen? gefragt,woher unserTrink- dürfen, mussten Verhandlun- jeweils über eigene Quellen, „Deutschland ist Weltmeister wasser hier im Oberallgäu ei- gen mit den Landwirten ge- deren Ausschüttungen ausrei- im Wassersparen und die Dis- gentlich kommt?Markus führt werden. Erst nach der chen, um die Bevölkerung zu kussionumdie Liberalisierung Spetlak, der Geschäftsführer Festsetzung des Schutzgebie- versorgen. Gleichesgilt für Bet- des Wassermarktes hat die desZweckverbandesfür Fern- tes, die voraussichtlich 2016er- wasserversorgung im Oberen folgt sein wird, kann auch der Allgäu,kurzfwoa, weißdie neue Brunnen in Betrieb ge- Antwort… nommen werden. In Zeiten globaler Klimaer- Klimawandel und wärmung, in denen große Teile derWeltbevölkerungvon Was- Zukunftsvorsorge serknappheit bedroht sind, „FürGemeinden, dienochEi- wächst bei vielen Menschen genwasser haben, wird es im- auchhierzulande das Bewusst- merschwieriger,ihreSchutzge- sein, welch ein Luxus es ist, je- bieteaufrecht zu erhalten, weil derzeit Trinkwasser in höchster dieAuflagendeutlichhöher ge- Qualität zurVerfügung zu ha- worden sind“, weiß Markus ben. Wirhier im Oberallgäu Spetlak. „Den damit verbunde- sindinder glücklichenLage, im nenfinanziellen Aufwand kön- wahrsten Sinne auf einem neneinige kaummehr schul- schier unerschöpflichen Reser- tern.“ Andere müssen ange- voir besten Trinkwassers zu sit- sichts der Klimaveränderung zen.Für die Bereitstellung, die mitProblemen rechnen. In den nachhaltige Bewirtschaftung immer länger werdenden Tro- unddie Verteilung des kühlen ckenphasen fällt der Wasser- Nass´ ist in weiten Teilen des spiegel ab undQuellen Landkreises seit mehr als 40 trocknen plötzlich aus.„Wir Jahren der Zweckverband für sind zwardafür,dass Gemein- Fernwasserversorgung im Obe- den mit Eigenwasser so lang ren Allgäu (fwoa) verant- wie möglich autark bleiben, wortlich. aber wir sind in der Lage, im Rückblickindie Notfall einzuspringen. Derzeit haben wir noch eine Kapazität Gründungszeit von einerMillion Kubikmetern In den sechziger Jahren des pro Jahr als Reserve“, so Spet- vorigen Jahrhunderts hatten lak. „Mit der Inbetriebnahme vieleAllgäuer Gemeinden Pro- des neuen Brunnen IV in Ort- blememit der Beschaffung aus- wang erhöhenwir den Puffer reichender Mengeneinwand- für die Zukunft auf gesamt4,5 freien Trinkwassers. Davon war Mio. m³ proJahr. Damitsind auch die Stadt Kempten betrof- wir für die nächsten Jahrzehnte fen, die sich, wie einige andere gerüstet.“ Der diesjährige heiße auch, auf dieSuche nachgrö- Der HochbehälterinBurgbergvon Innen. Fotos: Stodal Sommer hat dem Wasservor- ßerenGrundwasservorkommen kommen im südlichen Oberall- machte undschließlich im - Kempten im Norden, Unterzoll- geholt wird, liegt in Altstädten. liegen dieAnrainer strengen gäu übrigens nichts anhaben tal bei Ortwang auf das einzige haus im Osten und Stiefenho- Hier befinden sich drei Brun- Auflagen, für die sie unter Um- können.„Die Pegel sind nur großeVorkommeninder Re- fen im Westen Mitglied des nen, dietagtäglich ausfünfzig ständen auch entschädigt wer- marginal zurückgegangen. gion stieß.Gemeinsam mit fwoa, vondem sie gegen Ge- Metern Tiefe16-26.000 Kubik- denmüssen“, erklärtSpetlak. Schließlich haben wir im dem Bayerischen Landesamt für bühr das Trinkwasser fürihre meterTrinkwasserinbester Jeder Brunnen ist durch drei Schutzgebiet Altstädten –was Die unterirdischen Trinkwasservorkommen werden durch Wasserwirtschaft wurdeinder Ortsnetze beziehen. AlleEnt- Qualität (das Wasser wird un- Schutzzonen vorVerunreini- dasHauptgewinnungsgebiet ist Wasserschutzgebiete vorVerunreinigungen geschützt. Folgezeit einKonzept erarbei- scheidungen, wie etwa über In- unterbrochen auf bakterielle gungen geschützt. Zone Ium- –eine Wassermächtigkeit von tet, mit dem eine zukunftssi- vestitionen oder ähnliches, Verunreinigungen untersucht) fasst den relativ kleinen und über40Metern.“ zigau, welches aber für den Menschen weiter für das chereund wirtschaftlicheTrink- werden von den Mitgliedern fördern. Im Jahresdurchschnitt meist eingezäunten Fassungs- Autarke Versorgung Notfall an den Zweckverband Themasensibilisiert. Mittler- wasserversorgung nicht nur der des Zweckverbands gemein- sind das sieben Millionen Ku- bereich. Zone II muss so groß angeschlossen ist. weileist allen klar,dass Wasser im Altlandkreis Stadt Kempten, sondern aller sam gefällt. DenVerbandsvor- bikmeter,alsosiebenMilliarden sein, dass das Grundwasser von Woher kommen ein kostbares Gut ist, mit dem an derTrasseBurgberg-Kemp- sitz hat derzeit der frühere Liter. Diese werden zunächst in derAußengrenze bis zu den ZahlreicheGemeindeimSü- wir sorgsam umgehen müs- tengelegenen Gemeinden,so- Duracher Bürgermeister Her- den 9000 Kubikmeter fassen- Brunnen mindestens 50 Tage den des Landkreises sowie ein die Preise? sen“, sagt Spetlak. „Trotzdem: wie weiter Teile der Landkreise bert Seger inne, sein Stellvertre- den Hochbehälter am alten im Untergrund unterwegs ist, Großteil derStadtKempten Die Trinkwasserpreise in den Wirhier im Allgäu müssten Oberallgäu undLindaugesi- ter ist KemptensOberbürger- Weinberg in Burgberg ge- Gemeinden schwanken zum theoretisch nicht einmal Wasser chertwerden konnte.Dies meister Thomas Kiechle. Die pumpt und von hier aus über Teil ganz erheblich. Lauben- sparen.“Denn ironischerweise mündete1969 in der Grün- Betriebszentrale des fwoaliegt ein rund 150 Kilometer langes Heisingliegt mit 61 ct/m³ am führteine geringere Wasserent- dung desZweckverbands, der bis heute in Ortwang auf der Leitungsnetzmit elf Hochbehäl- unteren Rand(dafürmüssen nahme durch die Verbraucher in den folgenden zehnJahren grünen Wiese. Vondem hüb- tern und zehn Pumpwerkenan dieBürgerpro Monat eine Zäh- letztlichzueiner Erhöhungdes mit finanzieller Unterstützung schenGebäudekomplex aus dieAbnehmerinallen Him- ler-Grundgebühr von 2,50 Euro Wasserpreises, weil ja die Anla- des Freistaates Bayern den Bau kontrollieren, verwalten und melsrichtungen und somit an berappen). Haldenwang (93 gen kostendeckend instandge- unddie Inbetriebnahme der schalten insgesamtacht Mitar- 200.000 Menscheninder Re- ct/m³), und halten werden müssen. „Wich- Anlagen zurGewinnung,Spei- beiter das gesamte Netz. gion verteilt. Insgesamt betreibt (beide 96 ct/m³)teilen sich das tiger wäre ein Umdenken beim cherungund zum Transport Sieben Milliarden Liter Wasser der fwoa acht Brunnen. Eine Mittelfeld währenddie Wig- Konsum:Wer z.B.imWinter des Wassers aus den Fluren von Brunnengaleriemit einerTiefe gensbacher Bürger mit 1,39 ct Erdbeerenoder Tomatenaus Altstädten und Ortwang um- für200.000 Menschen von 25 bis30Meternist in Ort- bruttoschon vergleichsweise Spanien, Marokko oder derglei- setzte. Mittlerweile sind 21 Das Hauptgewinnungsgebiet, wangangesiedelt. Sie dient tief in dieTasche greifen müs- chen kauft, sorgt indirekt mit Städte undGemeinden zwi- also derOrt,andem der Groß- derzeit rein zurNotversorgung sen. Spitzenreiter ist Wildpolds- dafür,dass in diesen Regionen, schenSonthofen im Süden, teil des Wassersaus derTiefe und kambeim Augusthochwas- ried miteinem Trinkwasserpreis in denenohnehin Wasser- ser 2005 zumEinsatz,als in Fi- von knapp 1,82 Euro pro Kubik- knappheit herrscht, das kost- DieEntstehungdes GrundwassersimIllertal schender Damm brach und meter.InHaldenwangund Bör- bare Gut fürunser Gemüse Altstädten und über- wang gibt es übrigens eine fast ver(sch)wendet wird, das noch Die Entstehung derGrundwasservorkommenimsüdlichen flutet wurden. „Damals musste einzigartige Sonderregelung: dazu meist nach nichts Oberallgäu reicht überhunderttausendJahre bis in die letzte das Gewinnungsgebiet Altstäd- Hierexistiert seit mehr als hun- schmeckt“, mahntSpetlak. „In- Eiszeit zurück. Damalswar das Alpenvorland mit riesigen Glet- ten außer Betrieb gehen“, erin- dert Jahren eine Wassergenos- sofern wäre ein Verzicht auf schern bedeckt, die das heutige Illertal stellenweise bis zu 150 nert sich Markus Spetlak, der senschaft bzw.ein Wasserver- derartige Importgüter weit Meter tief unterden heutigen Talboden ausschürften und da- Geschäftsführerdes fwoa. sorgungsverein, die in den al- nachhaltiger.“ bei in den unterschiedlich harten Gesteinsschichten ein Relief „Aber wir konnten innerhalb ten Ortskernen ehrenamtlich, mittiefen Becken underhöhten Felsschwellen schufen. Als das weniger Minutenauf Ortwang aber unter strenger Beachtung Klima milderwurdeund dieGletscher zu schmelzen begannen, umschalten und so nahtlos alle aller Auflagen, eineigenes Netz Zahlen,Daten, Fakten bildete sich zwischen undImmenstadt ein zirka Haushalte weiterversorgen.“Im betreiben. Die je ca.100 Haus- zwanzigKilometer langer und bis zu 100Meter tiefer See, der Lauf der vergangenen zwei halte erhalten ihr Trinkwasser Versorgungsfläche des fwoa: vonSchmelzwasserflüssen gespeist wurde. Sie transportierten Jahre wurde hier ein weiterer zu einem Preis, der weit unter ca. 1.100 km² Schlammund Kies mit sich, die den See allmählich auffüllten. 23 Meter tief reichenderBrun- demder Gemeinde liegt. Die Endverbraucher: ca. 200.000 Dabei entstand im Illertal ein Wechsel von Schichten aus dich- nen mit ca. 3,5 MillionenKu- unterschiedlichen Preise,die Tagesförderung: ca. 20.000 ten, gering durchlässigen Lehmen und Seetonen mitdazwi- bikmetern Förderleistungpro die Gemeindenselbstfestlegen, m³ schenliegenden sehr gut durchlässigen, sandigen Kiesen. Diese Jahr fertiggestellt, was nicht nur begründen sich zumGroßteil jährliche Wasserabgabe an biszu100 Metermächtige Kiese enthalten bis heute eines der technisch eindiffiziles Unterfan- darin, dass bei den Gemeinden die Mitglieder: 7Mio.m³ ergiebigsten Grundwasservorkommen am Alpenrand, in dem gen war. derInstandhaltungsaufwand Anlagen: 8Brunnen, 11 dieGrundwasserströmeder Iller undOstrach zusammentref- Hohe Auflagen für MarkusSpetlak, Geschäftsführerdes fwoa. im Bereich des Ortsnetzes und Hochbehälter,10Pump- fen. Hier sammelnsich alleAbflüsse ausdem Raum um Oberst- den vielen Hausanschlüssen um werke dorf und ausden Talgebieten westlich der Iller undwerden die Schutzzonen da es in dieser Zeit von Krank- vom Gewinnungsgebiet Alt- ein Vielfaches größer ist als Länge des Leitungsnetzes: nördlich von Burgberg durcheineundurchlässigeunterirdische „Wir müssen immer in enger heitserregern ausreichend ge- städtenher versorgt werden, beim fwoa. „Wir vom fwoa ha- ca. 150 km Felsschwelle zwischen Grünten undMittagaufgestaut. Das in Absprache mitdem Wasserwirt- reinigt wird. In diesem Bereich regeln die Gemeindendes Alt- benein sehr statisches uns Baukostenseitder Gründung den tiefliegenden Schichten von Süden nach Nordenströ- schaftsamt und den Gemein- dürfen beispielsweisekeine landkreises im Norden ihre übersichtliches Leitungsnetz 1969: 60 Mio.Euro mendeGrundwasser wird dabei durchdie geschlossenen, me- denagieren. Denn wo ein Kühe ausgetrieben, keine Gülle Wasserversorgung zumeistei- mit drei großen Hauptsträn- Jahresumsatz: ca. 1,2 Mio. terdicken Lehm- und Tonschichten vor dem Einsickern von Brunnen ist, muss dasWasser in ausgebracht und keine bauli- genständig. Ausgenommen da- gen“, erklärt MarkusSpetlak. Eruo, keine Schulden Schadstoffen geschützt. seiner natürlichen Reinheit er- chen Anlagen erstellt werden. von sind Teile von „Ein Ortsnetz hingegen hat Mitarbeiter: 8 halten bleiben.Deshalb unter- Zone III bietet Schutz vor Dietmannsriedund Seebach, viele unterschiedliche Leitungs-