Der erste Schulmeister von „Bestallung des Godfrid Vey ad regimen Scole in Arburg“ im Jahre 1571

Manfred Luxen

chon lange ist bekannt, dass im ehema- mus unterrichtet werden. Der Katechismus von Sligen Herzogtum Arenberg bereits im 16. Petrus Canisius wurde zugrunde gelegt.3) Natür- Jahrhundert die ersten Dorfschulen gegründet lich entsprach es auch dem damaligen vom Hu- wurden.1) Es war die Fürstin Margaretha von manismus geprägten Zeitgeist für die Bildung Arenberg (1527-1599), die mit der Einrichtung der Untertanen Verantwortung zu zeigen. Auch von Schulen den Bildungsstand der Bevölke- die in diese Richtung weisenden Vorbilder in rung heben, besonders aber das Wissen über evangelischen Territorien haben die Fürstin in die christlich-katholische Religion verbreiten ihrem Handeln sicherlich bestärkt. Heute ist wollte. Sie war davon überzeugt, dass Unwis- die Grundschule in , einem Ort des senheit auf religiösem Gebiet dem Hexenunwe- ehemaligen Herzogtums Arenberg, nach Mar- sen Vorschub leistete.2) Intensiver Unterricht in garetha von Arenberg benannt. den Glaubenswahrheiten sollte den abergläu- In Aremberg wusste man zwar, dass die Fürstin bischen Wahn bei der Bevölkerung verhindern. Margaretha die erste Schule gegründet hatte, Alle Kinder sollten pflichtmäßig in den elemen- doch das Jahr der Einführung des Schulunter- taren Fächern Lesen, Schreiben und Katechis- richtes und der Name des Schulmeisters waren

Heimatjahrbuch Kreis 2012 u 107 terlichen Dienst auf der Burg Arenberg, der so- wohl bei An- als auch bei Abwesenheit der Für- stin zu verrichten sei, wird ihm eine Mahlzeit und eine Wohnung im Tal (Dorf Aremberg) zur Verfügung gestellt - da sol er seine wohnung im Thal haben, daselbst wir ime eine behausung bestallen sollen uf unser kosten. Der zweite Teil der Urkunde befasst sich mit der Anstellung des Geistlichen als Schulmeis- ter. Dieser soll schul halten und alle kinder ... recht und katholisch underrichten und un- terwysen die arme umb Gottes willen mit den reichen. Als Entgelt für seine Lehrtätigkeit be- kam er alle renthen (Zinsen), die der Fundus des wohl vom fürstlichen Haus oder von begüterten Bürgern gestifteten Sankt Katharinenaltars in der Aremberger Pfarrkirche abwarf. Dafür musste er natürlich auch diesen Katharinen- altar bedienen, das heißt, er wurde zum Lesen von Messen verpflichtet, die für diesen Altar gestiftet waren. Hinzu kam noch der zehentgen auf der helten und vom Lommersdorfer Pfarrer Michel Tesch eine Stiftung von 20 Thalern, die Die Aremberger Kirche, Aufnahme vor 1909 dieser zu zweyen terminen nemblich den ers- ten in Christmiß (Weihnachten) dis jar… den nicht nachweisbar. Paul Pellenz gibt für 1673 andern am 1. May folgenden 2ten jars an den Heinrich Böninckhausen als ersten bekannten Aremberger Schulmeister zu entrichten hatte. Lehrer an.4) Zu dieser Verpflichtung hat Tesch sich in einem Die Bestallungsurkunde für den ersten Lehrer von ihm selbst am 19. Oktober 1571 verfassten von Aremberg stammt jedoch aus dem Jahre Schreiben bekannt.6) 1571 und ist von der Fürstin Margaretha von Von Godfrid Vey wird erwartet, dass er alß flei- der Marck und zu Arburg, Freifrau zu Barban- ßig in seynem dienst sei, studiere und pries- çon, Zevenberghen, Veste Neuenburg, Mirvart, terlich lebe. Für niemand solle er Grund zur Egremont und Lannoy für den Geistlichen God- Beschwerde und Schande sein, so dass er nach frid Vey ausgestellt.5) Woher dieser stammte, Jahr und Tag Anlass gebe, für die Obrigkeit in konnte nicht geklärt werden. einem noch besseren Lichte zu stehen, so dass Bei der Urkunde handelt es sich um einen man ihm gunstig und gnedig sein mege. Vertrag zwischen der Regentin und dem Die Urkunde wurde am 28. Oktober 1571 auf Geistlichen. Zunächst wird als Grund für den der Arburg ausgefertigt und es kann angenom- Auftrag die Geschicklichkeit des Priesters her- men werden, dass sich die Fürstin Margaretha vorgehoben. Dieser wird beauftragt, alle Sonn- zu diesem Zeitpunkt auf der Burg Arenberg und Feiertage in der Burgkapelle (capellen zu aufhielt. arburg ...aufm hauss) die Messe zu lesen und Die Arenberger Pfründe zum Unterhalt des zu predigen. Sodann solle er vom 1. November Schulmeisters waren anscheinend sehr knapp des Jahres an bis zum selben Tag des nächsten bemessen. Wohl deshalb wurde eine Unter- Jahres wöchentlich dreimal für die fürstliche stützung durch den Lommersdorfer Pfarrer Familie die Messe zelebrieren, auch wenn diese angeordnet, der sicher über ein größeres Ein- abwesend sei, sowie für den Rentherrn R. T. …. kommen verfügte. Was die Renten anbelangt, und gesinde. Als Gegenleistung für den pries- die der Katharinenaltar einbrachte, scheint das

108 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2012 diesem Altar zugeordnete Kapital nicht allzu akzeptiert zu haben. Denn Protokolle, Gerichts- groß gewesen zu sein. Dennoch spielt es bis zur akten, Testamente und andere Schriftstücke aus Auflösung des Herzogtums Arenberg im Jahr der Zeit nach 1600 zeigen, dass der Anteil der 1794 eine Rolle bei der Kreditverleihung bzw. Analphabeten in Aremberg gering war. So wa- Überlassung von Ländereien an Einwohner ren die 23 in der Zeit von 1689 bis 1745 amtie- des Arenberger Landes. So wurden noch Ende renden Kirchenmeister, die das Kirchenkapital des 18. Jahrhunderts im „Ab- und Zuschrei- mit dem Pfarrer verwalteten, die Gerichts- und bungsprotokoll zum Arenberger Landmaß“ Synodalschöffen und die Landboten keine An- von Aremberger Bürgern Zinsen in Form von alphabeten.10) Haferlieferungen für das vom Katharinenaltar Da in der Bestallungsurkunde für Godfrid Vey herkommende Kapital gefordert.7) die Pfarrkirche genannt wird, ist davon auszu- Sehr häufig scheinen die Aremberger Kinder gehen, dass Aremberg bereits 1571 eine Pfarrei in der Dorfschule von den Burg- oder Schloss- war und nicht erst um 1600, wie Peter Schug kaplänen unterrichtet worden zu sein. Noch vermutet.11) gegen Ende der herzoglichen Zeit und noch Quellen: einige Jahre darüber hinaus war Johann Hein- 1) Neu, Peter: Die Arenberger und das Arenberger Land, Bd.1, S.449 ff., rich Heestermanns (1732-1800) Hofkaplan und Koblenz 1989. Schulmeister. Auch dieser wurde spärlich ent- 2) Vgl.: Arenbergisches Archiv Enghien, Akte D 4312 3) Schug, Peter: Geschichte der zum ehemaligen kölnischen Eifeldekanats lohnt. Deshalb wandte er sich an den Herzog gehörenden Pfarreien der Dekanate, Adenau, Daun, Gerolstein, Hilles- mit der Bitte, sein Gehalt zu erhöhen.8) Hees- heim und Kelberg. Trier 1956, S. 21. 4) Peter Weber in Zusammenarbeit mit Paul Pellenz: 900 Jahre Aremberg/ termanns hatte mit 61 Kindern bestimmt eine . Aremberg 1988. größere Schülerschar zu unterrichten als Schul- 5) Arenbergisches Archiv Enghien, Akte D 3487 meister Vey. Denn Ende des 16. Jahrhunderts 6) Arenbergisches Archiv Enghien, Akte D 3487 7) Arenbergisches Archiv Enghien, Akte D 1653 gab es in Aremberg nur etwa 30 Häuser und 8) Arenbergisches Archiv Enghien, Akte D 3487 schätzungsweise 150 Einwohner.9) 9) Neu, Peter: Die Arenberger und das Arenberger Land, Bd.1, Koblenz 1989, S.349. Die Aremberger Bürger scheinen die Einfüh- 10) Kirchenbuch Aremberg, Pfarrei St. Nikolaus rung der Schulpflicht im Großen und Ganzen 11) Schug, Peter: a.a.O, S. 17

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