er Wein, offenbar das sich der Weinbau bedeu- edelste Gewächs der DDeerr tend aus. Karls universel- “DErde, stand schon in les, schöpferisches Genie hat den ältesten Zeiten in ho- sich wohl die bemerkens- hem Ansehen, und von den WWeeiinnbbaauu wertesten Verdienste um die bedeutendsten Männern Ausbreitung des Weinbaus wurde er als ein hoher Ge- in erworben, nicht nur durch nuß gerühmt und geprie- in Anlegen eigener Muster- sen; auch verdient er mit wirtschaften, sondern auch Recht eine hohe Wertschät- SScchhwwaaiiggeerrnn durch direkte Anordnung zung, denn überall, wo die von Neuanlagen. Er sorgte Rebe gepflanzt und Wein im Rahmen der auch dafür, daß der Wein erzeugt wird, da wird nicht durch eifrige Ausübung des nur eine höhere Kultur des Landwirtschaft Schankrechtes unter das Bodens verbreitet, sondern Volk kam. Es wurden z. B. auch bei den Bewohnern Eckhard Holderrieth auf jedem seiner Weingü- selbst werden reinere Sit- ter Straußwirtschaften be- ten und edlere Gefühle geweckt und ausge- trieben. Für Württemberg sind Erwähnun- bildet. Außerdem lehrt uns die Geschichte, gen von Weinbau aus karolingischer Zeit daß die tatenreichsten Völker da sind, wo keine Seltenheit. Es galt schon damals als der edle Saft der Reben gewonnen wird”. weinreiches Land. Der Ort ist So sah es Imanuel Dornfeld, ehemals Ka- zwischen 765 und 826 im Schenkungsbuch meralverwalter der Weinbauschule Weins- des Klosters Lorsch, dem sog. Lorscher Co- berg, im Jahre 1868. dex, als “Suegerheim” öfters aufgeführt. Der Weinbau in Schwaigern wird darin erst- Chronik des Weinbaus mals 799 erwähnt. Dabei ist eine Schen- kung unter König Karl und Abt Richbodo Betrachtet man die geschichtliche Entwick- am 16. Juni 799 wie folgt festgehalten:“Wir, lung von nahezu 2000 Jahren Weinbau in Hartung und Huda, meine Ehefrau, über- Deutschland, so hat er im Südwesten eine lassen dem heiligen Märtyrer Nazarius, des- lange Tradition. Es gibt zwar keine schrift- sen Leib im Lorscher Kloster ruht, unsere lichen Überlieferungen, doch hat sich durch Güter. Wir schenken alles, was wir in der archäologische Funde der jüngsten Zeit die Gemarkung Schwaigern an Hofreiten, Wie- Vermutung erhärtet, daß der Weinbau zur sen, Wohnhäusern, Wirtschaftsbauten, Ge- Römerzeit in unserem Raum bereits hei- wässern, Weingärten und Leibeigenen be- misch war. Es handelt sich dabei ursprüng- sitzen”. Auch im Jahre 805 taucht nochmals lich um den gallischen Weinbau, der unab- eine Schenkung auf, die sich auf Schwai- hängig von den Römern entstand, durch gern bezieht. die römische Kultur vervollkommnet und unter ihrer Herrschaft derartig verbreitet Sämtliche Weingärten wurden bis zum Jah- wurde, daß er als Vater des deutschen Wein- re 950 in Talweitungen und sonstigem fla- baus zu betrachten ist. chem oder mäßig steilem Gelände angelegt, und zwar ausschließlich auf Lettenkeuper Zahlreiche Urkunden über Klosterschen- oder Gipskeuper. Die Ursache ist u. a. darin kungen geben von fränkischem Weinbau in zu suchen, daß die Technik des Terrassen- einzelnen Reborten schon vor der Regie- anbaus in jener Zeit noch unbekannt war. rung Karls des Großen, insbesondere auch Aus dieser Zeit rührt vermutlich auch die unter seinem Vater Pippin, Nachricht. Un- Bezeichnung “Weingärten”. Es spricht vie- ter der karolingischen Herrschaft dehnte les dafür, daß wir in der Zeit vom 6. bis zum

507 9. Jh. ein viel günstigeres Klima hatten als Weinorte in Württemberg mit 268 m er- heute. Dieses soll ähnlich dem der Po-Ebe- rechnet wird. Bezogen auf Meereshöhe lagen ne gewesen sein. Als Erziehungsart hatte 80 % der Rebflächen unter 300 m, 13 % in man die sog. Kammerz-Erziehung, die sicher Höhen von 300 bis 400 m, und 7% lagen auf die Römer zurückging. Die ursprüngli- höher. che Kammerz-Erziehung war eine Unter- stützungsvorrichtung mit Hölzern, fast ver- Die Hänge des Heuchelbergs waren zuvor gleichbar unserer heutigen Drahtrahmen- verbuscht oder bewaldet. Ein Teil der Flä- Unterstützung. chen war seinerzeit im Besitz der Grafen von Neipperg und derer von Württemberg, Für die Ausbreitung und Förderung der deshalb der heutige Name Grafenberg. Es Weinkultur zwischen dem 10. und 11. Jh. sei hierbei erwähnt, daß sich das Adelsge- war die Mitwirkung der Kirche von großer schlecht von Neipperg bis ins 12. Jh. zurück- Bedeutung. Ihre Aktivität konzentrierte sich verfolgen läßt. in den Klöstern, die damals als Schenken und Gasthäuser fungierten. Dann wurde der Den Einwohnern wurden Nutzungsrechte Wein natürlich vom rein Sakralen her auch für die erwähnten Flächen überlassen. Die- dringend benötigt. Man brauchte ihn zum se Flächen wurden dann später Eigentum Gottesdienst, und zwar nicht nur für die der Bewirtschafter. Da im Tal ein “Gräffen- Priester, sondern damals auch noch für die brunnen” war, wollte man die trockenen Abendmahlsfeier. Dieser Wein mußte “Na- Südhänge den Interessenten zur Anpflan- turwein” sein, also versuchte man ihn ange- zung anbieten. Erstaunlich ist auch, daß sichts der damaligen Transportprobleme wo- dieser Brunnen - heute Streckbauchbrun- möglich selbst zu produzieren und auszu- nen - zur Gemarkung Schwaigern gehört, bauen. während das umliegende Gebiet ausschließ- lich Nordheimer Gemarkung ist. Vielleicht Auf die Klöster geht vermutlich auch der ist es damit zu begründen, daß die Eigen- Terrassenweinbau zurück. So wurden zwi- tumsrechte demjenigen zugewiesen wurden, schen dem 11. und 12. Jh. die Heuchelberg- der das Wasser ergraben hatte. Die restli- weinberge angelegt. Diese Wanderbewegung che Fläche, die nicht den Grafen gehörte, der Weinberge von der Talebene in den Hang war im Eigentum der Nordheimer. Zu jener könnte durch folgende Kriterien verursacht Zeit wurden aber die Nordheimer häufig worden sein: von Freibeutern überfallen. Die Folge davon ● Durch das Wachstum der Bevölkerung, war, daß sie zur Bewältigung der anstehen- weil man die ackerfähigen Ebenen für die den Arbeiten entweder keine Habe hatten Ernährung der Menschen brauchte; oder kaum noch Leute verfügbar waren. ● durch die langsame Verschlechterung des Darum konnten sich hier die “Weingärtner Klimas, weil die Hänge sicherer waren ge- über dem Heuchelberg”, also die Schwaiger- gen das immer häufigere Auftreten von Früh- ner, einkaufen. und Spätfrösten; ● durch die Tatsache, daß die Technik des Der südliche Abschnitt des Heuchelbergs Terrassenweinbaus inzwischen ausreichend hieß vordem “Egarten”, war also Weideland. bekannt war; Das übrige Gelände bis hinauf zur Höhe war ● durch den wachsenden Weindurst. Wald und wurde “Wildeis” genannt. Die Ro- dung erfolgte bis zum Nordheimer Wald Die allgemeine Verlagerung der Weinberge (der heutige Name “Ruthe” kommt von Ro- in steilere Hänge zeigt sich darin, daß be- dung). Wegen der Arbeitsvereinfachung und reits Ende des 13. Jahrhunderts die durch- Verhinderung der Erosion (Abtragung der schnittliche Höhenlage der feststellbaren Erde) bediente man sich der Quer-Terras-

508 Herbstbetrieb rund um die alte, im Jahr 1659 erbaute Stadtkelter beim Schwaigerner Rathaus. sierung. Die Böschungen an den oberen ben die Weine über Land gefahren, z.T. bis Grenzen des Rebgeländes sind mit einiger zu den Hansestädten. Sie brachten als Ge- Wahrscheinlichkeit entstanden durch die genleistung andere Artikel mit wie Heringe, ständige Talbewegung bei der handarbeitli- Honig und Felle. chen Bodenpflege, insbesondere durch das Rigolen (Umwenden des Bodens vor der Die Klöster waren die Weinbaulehrer der Rebanpflanzung). damaligen Zeit, wozu sie durch ihre jahr- hundertelange Erfahrung von Weinbau und Vom 13. Jh. an schlossen sich die Weingärt- Kellerwirtschaft und durch ihre weitver- ner zur Wahrung ihrer Interessen und zur zweigten Verbindungen qualifiziert waren. Pflege der Geselligkeit zu Zünften und Bru- derschaften zusammen. Im Jahre 1828 wur- Als Folge einer durchgreifenden Klimaver- de die Zünftigkeit aufgehoben. schlechterung im 16. Jh. stieg die Notwen- Um 1300 dürfte die Rebfläche - sowohl in digkeit des Niederlegens der Rebstöcke. In Württemberg als auch in Schwaigern - den dieser Zeit muß es sehr viel kältere und vor selben Umfang wie heute gehabt haben. allen Dingen schneereichere Winter gege- Württemberg war bald eines der weinreich- ben haben. Davon zeugen heute noch vor- sten und weinberühmtesten Länder; setzt handene Geräte aus jener Zeit wie Pferde- doch schon der Chronist Ortlieb im 11. Jh. schlitten usw. Das Niederlegen würde heu- unser Land dem “Land der Verheißung, te, da der Schnee oft fehlt, keinen Schutz vor fruchtbar, reich an Wein” gleich. Schäden durch Winterfröste bieten, wie es damals der Fall war. Die Drei-Schenkel-Er- Die Schwaigerner mußten damals zunächst ziehung ist mit großer Wahrscheinlichkeit ihren Weinzehnten abführen. Der übrige Wein als Schutzmaßnahme oder als Reaktion auf konnte dann verkauft werden. Fuhrleute ha- diese sog. “Kleine Eiszeit” entstanden und

509 hat sich bis nach dem II. Weltkrieg bei uns tenthal”, “Am Hinteren Berg”, “Am Esels- gehalten. Sie ist im Terrassenweinbau meist berg”. Aus diesen Weinbergen kamen jähr- quer verlaufen und nicht von oben nach un- lich 38 Eimer (1 Eimer= 300 l) und 12 Maß ten. (1 Maß =1,83 l) Zinswein an die Herrschaft. Es waren schon viele Rebsorten bekannt wie 1552 erhielten Hartmann und Hans von Tokayer, Muskateller und Traminer. Was Neipperg aus zwei Weingärten im Hagen- sich an Sorten einigermaßen bewährte, wur- büchlein, die 1538 als Erblehen verliehen de auch beibehalten. Qualitätsweine im heu- worden waren, 54 3/4 Eimer. Im Lagerbuch tigen Sinne kannte man jedoch nicht, weil von Junker Philipp von Neipperg von 1575 die Sorten untereinander gemischt ange- kamen als Neuanlagen hinzu: “Am Hasen- pflanzt und zusammen geherbstet wurden. berg” und “An der Zimmerplatten”. Dabei wurde mehr Wert auf die Quantität Im Zinslagerbuch vom gleichen Jahr fällt als auf die Qualität der Weine gelegt, nicht auf, daß fast ein Drittel der Weinberge als zuletzt, um den Zehnten ableisten zu kön- bisherige Äcker oder Egarten aufgeführt nen. Es heißt, daß der 1529er Schwaiger- waren. ner Jahrgang so sauer war, daß ihn nie- mand trinken wollte und er sogar “den Es- Die Zeit vom 30jährigen Krieg (1618-1648) sig verderbte”. bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war Die ganze Kellerwirtschaft wurde damals die Periode nicht nur des äußeren, sondern durch rezeptartige Gebrauchsanweisungen auch des inneren Verfalls der Rebkultur. geregelt, die besonders die Aufdeckung von Durch die Verheerungen des 30jährigen Weinfälschungen ermöglichen sollten. Krieges ging die weinbaulich genutzte Flä- che bis auf 60 % vorherigen Stands zu- Im 16. Jh., der “Hauptzechperiode des deut- rück. 1652 lagen in Württemberg 13000 ha schen Volkes”, in der alljährlich 130 bis 150 Rebland brach. Die ältesten Weinbauorte Liter durch jede landeseigene Gurgel flos- wie Schwaigern hatten dabei den relativ ge- sen, dürfte nach August Lämmle die Reb- ringsten Rückgang zu verzeichnen. Die Aus- fläche in Württemberg 45000 ha (gegen- fuhr fiel ganz aus. Eine Zeitlang war es noch über 10000 ha heute) groß gewesen sein. möglich gewesen, den Wein im Tausch ge- Sie erreichte damit ihre flächenmäßig größ- gen Salz nach Kurbayern zu liefern. Aber te Ausdehnung. Die Gründe hierfür waren: eigene Salzvorkommen in Württemberg wirtschaftliche Blüte, Bevölkerungswachs- machten diese Absatzmöglichkeit zunichte. tum, territoriale Wirtschaftspolitik. Auch hat- Erwähnt werden müssen in diesem Zusam- te der Wein wegen seiner “diätetischen Be- menhang auch die Franzosenkriege, unter deutung und arzneilichen Tugend” einen ho- deren Auswirkungen Württemberg zusätz- hen Stellenwert. Es wird berichtet, daß es lich schwer zu leiden hatte. Die zunehmen- in württembergischen Kanzleien Morgen-, de Herstellung von Obstmost und die Ein- Schlaf- und Untertränke gab. führung von Kaffee und Tee taten ein übri- ges, um eine ernsthafte Absatzkrise herbei- Im Neippergschen Lagerbuch zum Unteren zuführen. Hinzu kam Konkurrenz durch Bil- Schloß in Schwaigern wird 1542 verzeich- ligweine aus dem Mittelmeerraum. net, daß Junker Hans von Neipperg “ein Stück aus seinem Wald Rattenberg gegeben Die Neippergsche Grundherrschaft erstell- hat, um einen Weingarten auszurichten”. An te im Jahre 1659 die Stadtkelter. 1681 wur- weiteren Reblagen um Schwaigern werden de im Eselsberg der bis dahin teuerste Wein- um diese Zeit aufgeführt: “Am Kagelhart”, berg verkauft, der mehrere Morgen (1 Mor- “Am Neuenberg”, “Am Pluelberg”,“Zu Mur- gen=31,51 a) groß gewesen sein soll. genthal”, “An der Alten Burg”, “Auf dem 1684 wird erwähnt, daß alljährlich der Bür- Büchs”, “Am Webhardt”, “Im Hinteren Rot- gerschaft bei Beginn der Weinlese die sog.

510 So wurde noch vor 80 Jahren bei uns der Wein gekeltert (nach einem Gemälde von A. Kappis).

Herbstordnung in einer öffentlichen Pflicht- boten, Wein für Geld zu kaufen oder an sich versammlung durch den Schultheißen vor- zu bringen und in das Land Württemberg gelesen wurde. Die Herrschaft übte großen zu fahren. Schwaigern bittet, daß auch künf- Einfluß auf die Erzeugung qualitativ guten tig württembergische Untertanen und Fuhr- Weines aus. Von ihr wurden z. B. die Reb- leute zu uns fahren, handeln und wandeln sortenanpflanzungen und der Lesebeginn dörften”. bestimmt. Diese Eingabe wurde von Eberhard Wilhelm Wie sagte Hubert Graf von Neipperg: “Die und Friedrich Dietrich von Neipperg unter- heutigen Genossenschaften sind die Funk- stützt: “Die Schwaigerner sind keine Aus- tionsnachfolger der einstigen Grundherren”. länder, sondern Lehensuntertanen”. Hierzu muß gesagt werden, daß die Schwai- gerner Lehensuntertanen der Neipperg- Württembergischer Wein wurde damals hoch schen Grundherrschaft waren und erst im gelobt, er war der wichtigste Exportartikel Jahre 1806 zum Königreich Württemberg und galt lange “als des Landes größtes Ver- kamen. Einwohner, die nicht das Bürger- mögen”. Die Neippergsche Grundherrschaft recht besaßen, durften keine Weinberge am mußte ihre Weine jahrelang nach Wien ver- Heuchelberg erwerben. kaufen, weil das Herzogtum Württemberg ei- Auch Weine aus- und einzuführen, war für ne Einfuhrsperre verhängt hatte. Der Trans- die Schwaigerner nicht immer einfach. port war jedoch sehr beschwerlich, denn die Schultheiß Richter zu Schwaigern schrieb Ware mußte ab Klingenberg auf dem Nek- am 20. Nov. 1653 an Herzog Eberhard: kar bis Esslingen, also gegen den Strom, ge- “Württemberg hat bereits vor etlichen Jah- fahren werden. Der Kahn wurde mit Och- ren allen Fuhrleuten in Württemberg ver- sen oder Pferden auf sog. Treidelpfaden ge-

511 Ein Artikel aus der in erschienenen Tageszeitung “Neckar-Echo” vom 8. November 1920. zogen. Ab Esslingen ging es dann über die 1852 erwarb die Gemeinde für 2000 Gul- rauhe Alb bis Ulm; und auf der Donau mit den die Kelter von der Grundherrschaft. Die demSchiff “Ulmer Schachtel” weiter bis Wien. Presse wurde während des Herbstes von Die Grundherrschaft war in Diensten des Kelterknechten bedient. Dies waren in der Heiligen Römischen Reiches Deutscher Na- Regel Zimmerleute; sie schnitzten jedes tion und hatte ihr Palais in Wien. Hubert Jahr, außer 1797, die jeweiligen Weinpreise Graf von Neipperg meinte: “Der Wein geht ein. Die alten Baumpressen der Kelter wur- immer dahin, wo sein Herr ist”. den nach 1918 nach und nach abgebaut und durch hydraulische Pressen ersetzt. Eine Die Grundherrschaft besaß 1740 aus eige- dieser Baumpressen wurde in Heilbronn vor nen Weinbergen 50 1/4 Morgen zu Schwai- der Stadtkelter zur Schau gestellt, aber lei- gern, Neipperg und Klingenberg. Die spür- der durch den Luftangriff am 4. Dezember bare Konkurrenz gräflich Neippergschen 1944 zerstört. Weins sah man im Herzogtum Württem- berg gar nicht als erfreulich an, und so konn- Johann Phillipp Bronner stellt 1837 fest: ten etwa die Weinausfuhren aus der Graf- “Der Heuchelberg ist die Grenze der in schaft Neipperg durch württembergische Württemberg so ziemlich verbreiteten Er- Lande erst nach einem mehrjährigen Pro- ziehungsart, nämlich der drei- und vier- zeß mit der herzoglichen Verwaltung durch schenkligen Bogenerziehung mit einwärts- den Weinausfuhrvergleich vom 17. Juni 1752 gekrümmten Bögen (in den badischen Or- sichergestellt werden. ten nur 2 Bögen und 2 Pfähle). Auch ist im

512 Diese alte Holzpresse, in die Zimmerleute seit 1793 fast lückenlos die jährlichen Weinpreise einge- schnitzt hatten, mußte 1922 moderneren Hydraulikpressen weichen.

Vergleich zu den badischen Orten der Ver- gen seiner hohen Säure gut geeignet, ihn mit kauf des Mostes an der Kelter noch gänz- weicheren Trauben, d. h. säureärmeren, zu lich aufrecht erhalten. Der Rebsatz ist hier, verschneiden und so den Wein “vor Zerstö- wie in der ganzen Gegend, derselbe: Trol- rung zu bewahren”. linger in den Höhen, Sylvaner (Salviner) und Elbe (Elbes) in den niederen Lagen”. Ende des 18. Jahrhunderts ging der Wein- Der sog. Tokayer wurde wegen schlechter bau rapide zurück. Abgaben an Grundher- Qualität strikt verboten und in Schwaigern ren stiegen enorm (drückende Feudallasten), 1823 gänzlich ausgehauen. Importweine waren billiger, neue Genußmit- tel wie Tabak, Tee, Kaffee kamen als Kon- Bronner bemängelt, daß am Heuchelberg kurrenz hinzu. der Trollinger nicht immer in der richtigen Dornfeld prangert um 1860 das Kaffeetrin- Lage stehe: “Wenn man diese Traube hier ken und das Tabakrauchen an: “Überhaupt auf nördlichen und östlichen Lagen ange- scheint, besonders durch den häufigen Ge- pflanzt sieht, wo sie im Herbste kaum ge- nuß des Kaffees und das viele Tabakrau- färbt und sauer zusammenziehend mit an- chen unser Nervensystem nach und nach deren Trauben zerkleinert wird, dann er- so geschwächt zu werden, daß manche den greift einen ein ordentlicher Frost bei de- regelmäßigen Genuß des Weines gar nicht ren Anblick, und man muß sich über die mehr ertragen können, und durch das vie- Unempfindlichkeit der Gurgeln der guten le nicht aufheiternde, sondern mehr betäu- Leute wundern, die über jede Flüssigkeit, bende Biertrinken will sich auch unser ge- die Wein heißt, den Mund zu Lob und Dank selliger, fröhlicher und heiterer schwäbi- öffnen.” Andererseits war der Trollinger we- scher Charakter verändern”.

513 Zwischen den Jahren 1827 und 1939 erfolg- te dann in Württemberg eine Abnahme der im Ertrag stehenden Rebflächen um 40 % (im sogar 70-80 %) aufgrund des Auftretens von eingeschleppten Rebschäd- lingen und -krankheiten, der Industrialisie- rung, des zunehmenden Bierverbrauchs, der Ausdehnung des Obstbaus und der zu- nehmenden Einfuhr von Weinen aus ande- ren Ländern. Im Gegensatz dazu fand zu je- ner Zeit am Heuchelberg eine Ausweitung der Ertragsrebfläche um 28 % statt. Als Ur- sachen für die abweichende Entwicklung sind die geringen landwirtschaftlich genutz- ten Flächen pro Kopf der in der Landwirt- schaft tätigen Bevölkerung (0,7 ha) und das Fehlen von Erwerbsmöglichkeiten in der Landwirtschaft in diesem Raum zu nennen.

Die Sorten Lemberger (in Österreich Blau- fränkisch genannt) und Portugieser kamen ab 1860 zum Anbau. Es ist sehr wahrschein- lich, daß die Sorte Lemberger seinerzeit von Kleine Weinprobe an der “Quelle”: Friedrich Graf Neipperg aus den Balkanländern ein- Lang sen. (links) mit Herrn Assenheimer aus geführt wurde. Durch die Einfuhr von Re- Heilbronn. ben aus dem Ausland wurden allerdings bei uns 1876 aus Amerika über Portugal und ter ihnen, in dem die vermöglichere Klasse Frankreich die Reblaus und 1881 die Pero- etwa 60 Morgen, die mittlere 30 Morgen und nospora eingeschleppt. die minder bemittelte 1 Morgen Grundeigen- tum besitzt... Der höchste Ertrag eines Mor- Die Versorgung der Böden in den Weinber- gens wird zu 8 Eimern angegeben... Der gen mit Nährstoffen erfolgte damals u. a. Absatz findet hauptsächlich in die benach- durch das Einbringen von Mergel. Es wur- barten badischen Orte statt... Am Heuchel- den dadurch die Grundnährstoffe Phosphor- berg wird ein gegen 20 Morgen großer Mar- säure, Kali und Kalk nachgeliefert. Die alte kungsdistrikt 'Schächerhausen' genannt; Mergelgrube lag an der “Dreckigen Steig”. hier stand früher ein Wohnort gleichen Na- Dort war die alte Zufahrt zu den Weinber- mens. Hungerbrunnen, deren Auftreten un- gen. Mist als Stickstoff-Lieferant war nicht fruchtbare Jahrgänge andeutete, kommen immer ausreichend vorhanden. Er wurde in der Steinhälde vor”. dort verwendet, wo er den größten Nutzen für den Betrieb brachte, mal im Ackerbau, Mit Vertrag vom 27. Januar 1906 wurden mal im Weinbau. die Grundstücke im Gewann “Holderstutz” auf der Gemarkung Neipperg von der Grund- Die Schwaigerner wurden in der Oberamts- herrschaft an Neipperger und Schwaigerner beschreibung aus dem Jahre 1873 als sehr Weingärtner, etwa je zur Hälfte, verkauft. Die freundlich und reinlich beschrieben: “Die Fläche von 4 ha wurde in Abschnitten von Einwohner sind im allgemeinen sparsam, 8 bis 10 a abgegeben. Die Grundstücke dür- ordnungsliebend und außerordentlich flei- fen bis heute nur ungeteilt auf Ehegatten ßig... Es besteht ein guter Mittelstand un- und sonstige Erben übergehen und aus-

514 Die Gründer der Schwaigerner Weingärtner-Genossenschaft im Jahre 1925. schließlich weinbaulich genutzt werden. An- Arbeit. Um diesen Notstand zu beheben, sonsten steht Graf Neipperg ein Wieder- schlossen sich die Weingärtner auf genossen- kaufsrecht zu. schaftlicher Basis zusammen. Als älteste gilt die Weingärtner-Genossenschaft Neckarsulm Die Weingärtner- (1855). Genossenschaft Im Jahre 1925 wurde die Weingärtner-Ge- nossenschaft Schwaigern gegründet. Den er- Um die Mitte des letzten Jahrhunderts ent- sten Keller stellte die Familie Neipperg zur standen in Württemberg die ersten Weingärt- Verfügung. Die neue Kelter im Grat, östlich nergenossenschaften. Wegbereiter waren die des Schloßgartens, wurde 1950 auf einem nach Auflösung der Weingärtnerzünfte ent- ein Hektar großen Gelände eingeweiht. standenen Weingärtnervereine oder Wein- Um die eigenen Mitglieder mit reblauswi- gärtner-Gesellschaften und die nach Aufhe- derstandsfähigen Pfropfreben versorgen zu bung des Kelterbannes und der Ablösung können, begann man bereits 1949 mit ei- des Zehnten entstandenen Keltergemein- ner eigenen Rebveredelung (jährlich etwa schaften. Entscheidend waren jedoch Absatz- 30000 Veredelungen). Sie wurde aber be- schwierigkeiten. Kamen die württembergi- reits im Jahr 1955 u. a. aus wirtschaftlichen schen Weingärtner in die Verlegenheit, bei Gründen wieder eingestellt. Auch wurde am vollen Bütten vergeblich auf Käufer zu war- Gratbuckel ein Unterlagenschnittgarten er- ten, dann wußten sie nicht, wohin mit ih- stellt. rem Wein; denn auf eigene Einlagerung wa- Die Genossenschaften von Schwaigern und ren sie nicht eingerichtet, mußten also um Kleingartach schlossen sich 1968 zusam- jeden Preis absetzen. Durch Notverkäufe men unter der neuen Bezeichnung “Wein- wurden allgemein die Weinpreise gedrückt, gärtner-Genossenschaft Schwaigern eG”. und es kam nicht nur der unmittelbar Be- 1971 fand eine weitere Fusion mit Großgar- troffene, sondern der ganze Weingärtner- tach statt. Seit diesem Zeitpunkt nennt sich stand um den Lohn seiner beschwerlichen die Genossenschaft Heuchelberg-Kellerei eG.

515 Im Keller des “Unteren Schlosses” in der Gemminger Straße. In Eichenfässern wurde dort jahrhun- dertelang der Wein ausgebaut und gelagert.

Die Kelter am Grat wurde nun zu klein und die hervorragende Leistungsfähigkeit der war inzwischen auch technisch veraltet. Mit bisherigen genossenschaftlichen Organisa- dem Neubau der heutigen Kellerei wurde tion. Bemerkenswert ist auch, daß es im 1971 begonnen. Obwohl der Bau 1972 noch Einzugsgebiet der Kellerei nur wenige Be- nicht ganz fertiggestellt war, mußte der 72er senwirtschaften gibt und der private Wein- Jahrgang notgedrungen dort eingelagert handel eine untergeordnete Rolle spielt. Viel- werden. Die Einweihung fand 1973 statt. leicht liegt es an der fehlenden Zeit der Ge- mischtbetriebe, um eine Besenwirtschaft be- Inzwischen mußte die Kellerei verschiede- treiben zu können. ne Male erweitert werden. Sie hat heute eine Lagerkapazität von rund 11 Mio. Liter Tank- Die Rebflur-Bereinigung raum und 1,5 Mio. Liter Flaschenraum. Die Kellerei hat dadurch die Möglichkeit, ca. 2 1/2 Nach anfänglich harten Widerständen und normale Ernten einzulagern. Jährlich wer- Auseinandersetzungen hatten die Beteilig- den zwischen 4,5 und 6 Mio. kg Trauben ten die Eigeninteressen zurückgesteckt und verarbeitet. Dies entspricht einer Weinmen- mit der Neuordnung des Rebgeländes be- ge von ungefähr 4 Mio. Litern. gonnen. Zuerst wurde der “Kagershardt” Das Einzugsgebiet beträgt ca. 345 ha Reb- zwischen 1959 und 1962 mit einer Fläche fläche, bewirtschaftet von 650 Mitgliedern. von 14,9 ha neu geordnet. Von 1967-1970 Etwa 90 % der in den angeschlossenen Ge- wurde der Heuchelberg mit rund 74 ha in markungen erzeugten Trauben werden von Angriff genommen. Es folgten 1972-75 das der Heuchelberg-Kellerei erfaßt, verarbeitet Gewann “Hagenbuch” mit 14,6 ha und von und vermarktet. Dies spricht eindeutig für 1977-80 der “Neue Berg” mit 6,7 ha. Noch

516 Weinberge am Südhang des Heuchelberges vor der Rebflur-Bereinigung. nicht bereinigt sind bis jetzt die weinbaulich tums lag immer in seinen guten Böden. Hin- nicht ganz so bedeutenden Gewanne “Sülz”, zu kamen die Klimagunst und die ausge- “Eselsberg”, “Rotental”, “Webert”, “Schäu- dehnte Gemarkung. Es gab fetteste, beste felsberg” und “Vorderer Berg”. Wiesen, vom Binsich bis zu den heutigen Rö- merhöfen, und vom Leinbach bis hinüber Die Weinberge können nun nach der Berei- nach Massenbach. In der Landwirtschaft hat- nigung im Direktzug bewirtschaftet wer- te man die sog. Dreifelderwirtschaft (Bewirt- den. Durch die neuzeitliche Stammerzie- schaftung einer Flur in dreijährigem Wech- hung mit Drahtrahmenunterstützung ist ei- sel im Interesse der Bodenfruchtbarkeit) mit ne maschinelle Bearbeitung möglich gewor- Winterung, Sommerung und Schwarzbra- den. Die Arbeitskosten konnten dadurch we- che. Die Schwarzbrache war deshalb not- sentlich gesenkt werden. Im Hinblick auf wendig, weil noch kein Hackfruchtanbau be- den in der Zukunft zu erwartenden noch kannt war. Erst um 1870 kam die Zucker- härteren Konkurrenzkampf war die Flurbe- rübe als Intensivkultur auf. Heute ist sie eine reinigung dringend notwendig. Allerdings sehr wichtige Einnahmequelle. Zuvor wur- verlangten die Neuordnungsmaßnahmen de in Schwaigern auch die Kartoffel ange- von den Beteiligten sehr viel Opferbereit- baut, sie spielte aber nie eine große Rolle. schaft. Neben den hohen Kosten (bis 5 DM pro m2 ) hatten sie einen Flächenabzug von Da durch die vielen Quellen immer ausrei- 10-15 % und außerdem Ertragsausfälle von chend Wasser vorhanden war, wurde in der 5 Jahren je Verfahren hinzunehmen. Leinbachniederung zwischen Stadtmauer, Leinbach und dem heutigen Bahnhofsge- Die Landwirtschaft lände Kraut gepflanzt (Krautgärten). Kraut war seinerzeit ein sehr wichtiges Handels- Die hiesige Landwirtschaft hat in den letzten objekt, das bei der Seefahrt als vorbeugen- 150 Jahren eine große Entwicklung durch- des Mittel gegen Skorbut diente. Für den gemacht. Ein Teil des Schwaigerner Reich- Transport der Waren bot sich die Salzstra-

517 ße an, die Schwaigern etwa in Höhe des heu- tigen Bahnhofs durchlief. Die Salzstraße war ein bedeutender Handelsweg, der sich von Kiew über Prag, Schwäbisch Hall und Heil- bronn bis Speyer zog. Schwaigern gewann durch den Handel an Bedeutung.

Neben dem Weinbau spielte der Obstbau frü- her in Schwaigern und Umgebung eine wich- tige Rolle. Die ältesten Nachweise für den Obstbau in Deutschland wurden durch Ap- felpollen bei Grabungen in Böckingen gefun- den. Die sog. Zabergäu-Renette, eine Apfel- sorte (ursprünglich die Renette von Hausen) Von 1950 -73 befand sich die Genossenschafts- spricht ganz eindeutig dafür, daß der Obst- Kelter im “Grat” östlich des Schloßparks. Heute bau hier sehr bedeutend war. ist in diesem Gebäude der städtische Bauhof untergebracht. Es ergab sich eine deutliche Gliederung der Nutzflächen entsprechend Hangrichtung und Die Tatsache, daß es in Schwaigern, wie all- -neigung: Die Ebene wurde ackerbaulich, gemein in der Gegend, immer nur klein- die Nordhänge wurden obstbaulich und die und mittelbäuerliche Betriebe gegeben hat, Südhänge ab dem 11./12. Jh. weinbaulich lag an der früher weitverbreiteten Erbsitte betrieben. Wegen der Risikostreuung hatte der Realteilung. Darunter verstand man die jeder Betrieb von jeder Nutzungsart etwas. Freiteilbarkeit des Bodens (Bodenteilung). Erst heute findet aus betriebswirtschaftli- Gerade in Weinbaugebieten war die Real- cher Sicht eine gewisse Schwerpunktbil- teilung wegen der großen Ertrags- und Ar- dung statt. beitsintensität des Weinbaus häufig anzu- treffen. Am Leinbach standen überall Leinenblei- Die betriebliche Situation hat sich in den chen, da zu damaliger Zeit die Leinpflanze letzten 20 Jahren geändert. Die Einkünfte Flachs sowohl für die Faser- als auch für aus der reinen Landwirtschaft reichten bei die Ölsamengewinnung von großer Bedeu- den Kleinbetrieben nicht mehr aus. Diese tung war. Außerdem hatte Schwaigern Was- Betriebe sahen sich gezwungen, entweder serrechte für Mühlen. Es gab hier die Obe- ganz aufzugeben oder sich einen Nebener- re und die Untere Mühle. Dazwischen lag werb zu suchen. die herrschaftliche Getreidemühle, die spä- tere Ölmühle für Leinölgewinnung (beim frü- Die heutige Situation heren Bachschmied). Diese Ölmühle wurde dann auch als Pumpwerk benutzt: Vom frü- Es sind in Schwaigern ohne Ortsteile noch heren Storchenbrünnle, wo sehr starke Quel- 280 Betriebe (Stand 1993) tätig, davon 45 len vorkamen, wurden Leitungen zur Öl- Haupt- (16%) und 235 Nebenerwerbsbe- mühle gelegt und das Wasser von dort zum triebe (84%). Bei den Haupterwerbsbetrie- Wasserturm im Schloßgarten hochgepumpt. ben handelt es sich bis auf zwei reine Wein- Der Wasserturm versorgte das Schloß, den baubetriebe ausschließlich um Gemischtbe- Park, das Pfarrhaus, den Gutshof, die herr- triebe. Sie bewirtschaften 146 ha Rebfläche schaftliche Gärtnerei und die Kelter mit Was- (Durchschnitt 2,4 ha je Betrieb) und 929 ha ser. Dies war zur Zeit des Grafen Alfred von landwirtschaftliche Nutzfläche (Durchschnitt Neipperg, der mit Prinzessin Marie von Würt- 15,2 ha je Betrieb). Die Nebenerwerbs-Be- temberg verheiratet war, also um 1842. triebe bearbeiten 37,5 ha Rebfläche (Durch-

518 Während der Lese herrscht großer Andrang bei der Traubenannahme in der Heuchelberg-Kellerei. schnitt 0,34 ha je Betrieb) und 27 ha land- ten bis 50 a Rebfläche, 17% 51 bis 99 a und wirtschaftliche Nutzfläche (im Schnitt 0,25 32 % 100 a und mehr. Der Weißweinanteil ha je Betrieb). Dieser hohe Anteil an Neben- beträgt 73,5 % zu nur 26,5 % Rotwein. erwerbsbetrieben hängt sicherlich mit den Als Rebsorten werden in der Reihenfolge guten Erwerbsmöglichkeiten außerhalb der ihrer Bedeutung angebaut: Riesling 54%, Landwirtschaft in diesem Raum zusammen. Schwarzriesling 12%, Kerner 9 %, Müller- Der Betrieb des Grafen von Neipperg bewirt- Thurgau 8 % und Trollinger 8 %. schaftet eine Rebfläche in Schwaigern, Klin- Im Einzugsbereich der Kellerei liegt der Rot- genberg und Neipperg von 30 ha und ver- weinanteil bei 45% und der Weißweinan- marktet selbst. Seine landwirtschaftliche teil bei 55 % (überwiegend Trollinger, Lem- Nutzfläche beträgt rund 100 ha. Außerdem berger, Riesling). hat er Waldbesitz am Heuchelberg sowie Der Ortsteil Stetten a. H. ist Vollablieferer der westlich und nördlich von Schwaigern. Württembergischen Weingärtner-Zentralge- nossenschaft in Möglingen und somit der In Schwaigern mit seinen Ortsteilen sieht Heuchelberg-Kellerei nicht angeschlossen. die betriebliche Situation (einschließlich Ne- benerwerbsbetrieben) heute wie folgt aus: Obstbau Dieser spielt heute nur eine untergeordnete Landwirtschaft Rolle. Es werden nur 29 ha (Ortsteil Schwai- Die 2892 ha landwirtschaftlich genutzte Flä- gern 3,7 ha) bewirtschaftet. Die Anzahl der che wird von 275 Betrieben bewirtschaftet. Haupterwerbsbetriebe ging seit 1954 um Dies entspricht einer durchschnittlichen Be- rund 45% zurück. Es sind bei gleichzeitiger triebsgröße von 10,5 ha. Sie liegt etwa im Zunahme der Anbaufläche trotzdem klein- Landesdurchschnitt. 29% der Betriebe be- strukturierte Besitzverhältnisse kennzeich- wirtschaften unter 1 ha, 22 % zwischen 10 nend. und 20 ha, 13% zwischen 21 und 29 ha, 6,9 % 30 ha und mehr. Ausblick Weinbau Die Landwirtschaft wird es auch in Zukunft Den 349 Betrieben steht eine Gesamt-Reb- bestimmt nicht leichter haben, und eine wei- fläche von 251 ha zur Verfügung. Dies ent- tere Konzentration der Betriebe wird zwangs- spricht einer durchschnittlichen Betriebs- läufig stattfinden. Im Weinbau reicht die größe von 90 a (der Durchschnitt in Würt- derzeitige Rebfläche von 2,4 ha je Haupter- temberg beträgt nur 50 a). 51% bewirtschaf- werbsbetrieb trotz der weit über dem würt-

519 tembergischen Durchschnitt liegenden Be- triebsgröße nicht aus, um bestehen zu kön- nen. Eine betriebliche Aufstockung ist schwer möglich, da eine Ausdehnung der Rebflä- chen künftig nicht mehr zu erwarten ist. Über die Entwicklung der Weinpreise kann auch nur spekuliert werden. Es wird des- halb auch künftig bei Gemischtbetrieben bleiben, um die Einkommen einigermaßen zu sichern.

Die Rebflur-Bereinigungsmaßnahmen sind weitgehend abgeschlossen. Ein kostengün- stigeres Arbeiten in den Weinbergen ist da- durch möglich geworden. Die Heuchelberg- Kellerei als Vermarktungsorganisation ist Quellennachweis (Anm.) neuzeitlich eingerichtet. Die Schwaigerner Allmendinger, G.: Entwicklung des Zabergäus von haben frühzeitig Weichen gestellt, um im 1945 -1973. harten Konkurrenzkampf bestehen zu kön- Bassermann-Jordan: Geschichte des Weinbaus. nen. Da sie schon seit frühester Zeit als spar- Beschreibung des Oberamts -1873. sam und außerordentlich fleißig beschrie- Bronner, Joh. Ph.: Der Weinbau im Königreich Württem- ben worden sind und auch heute noch gel- berg - 1837. ten, werden sie sich weiterhin durchsetzen Das Weinbuch von Baden-Württemberg - 1954. Dornfeld, I.: Die Geschichte des Weinbaus in und der Zukunft zuversichtlich entgegense- Schwaben - 1868. hen können. Fest steht, daß der Wein bei Erbgraf Neipperg: Gespräch. uns heute ein Volksgetränk ist und es wohl Festschrift 1200 Jahre Schwaigern. auch bleiben wird. Graf Adelmann, R.: Geschichte des württembergischen Weinbaus -1963. Auch für Schwaigern gilt in besonderem Ma- Graf Neipperg, H.: Gespräch. ße, was der angesehene Reichstagsabgeord- Haag, O.: Gespräch. nete Hermann Heinrich Meier schon 1880 Klunzinger, K.: Geschichte des Zabergäus und des jetzi- sagte: “Es gehört notwendig zu den Anfor- gen Oberamts Brackenheim. derungen, die ein gesittetes Volk stellen kann, Lorscher Codex daß ihm ein Getränk geboten wird, bei dem Märker, H.: Gespräch. es nach getaner Tagesarbeit in heiteren ver- Neubrand, K.: Gespräch. ständigen Gesprächen sich erholen kann”. Regierungspräsidium Stuttgart: Vorliegende Unterlagen. Schröder K.-H.: Weinbau und Siedlung in Württem- berg -1953. Man kann auch mit dem Dichter Wilhelm Stadt Schwaigern (Frau Baumgärtner): Statistische Hauff schließen: Unterlagen. Stadtarchiv Schwaigern: Unterlagen. “Greift in den Reichtum dieser Erden, Stat. Landesamt Ba-Wü.: Statistische Unterlagen. Erwählt zum Glücke Euch den Wein; Vinothek der deutschen Weinberglagen (Württemberg). Euch wird das Glück beschieden werden, Wagenplast, K.: Nachlaß, Band 13. Des besten Freundes Freund zu sein.” Weinlande Württemberg - 1976.

520 Weinpreise von 1793 bis 1922 nach den Inschriften am Kelterbaum der alten Weinpresse der Stadtkelter

Preise je Eimer (300 l) in Gulden Preise je hl (100 l) in Mark

1793 66 1836 24 1877 90 1897 45 1794 33 1837 19 1878 34 1898 50 1795 96 1838 33 1879 20 1899 50 1796 100 1839 25 1880 0 1900 40 1797 88 1840 16 1881 33 1901 34 1798 44 1841 20 1882 38 1902 44 1799 30 1842 30 1883 33 1903 28 1800 80 1843 22 1884 38 1904 40 1801 36 1844 38 1885 18 1905 38 1802 40 1845 48 1886 44 1906 50 1803 50 1846 55 1887 40 1907 57 1804 75 1847 20 1888 24 1908 35 1805 verfroren 1848 18 1889 50 1909 33 1806 44 1849 17 1890 30 1910 67 1807 33 1850 12 1891 40 1911 74 1808 22 1851 18 1892 60 1912 48 1809 24 1852 25 1893 40 1913 0 1810 80 1853 20 1894 21 1914 67 1811 80 1854 0 1895 60 1915 67 1812 80 1855 46 1896 23 1813 --- 1856 43 1814 --- 1857 44 Preise je Eimer (300 l) in Mark 1815 --- 1858 40 1816 --- 1859 27 1916 160 1920 933 1817 --- 1860 24 1917 260 1921 1000 1818 55 1861 64 1918 340 1922 4500 1819 33 1862 48 1919 367 1820 0 1863 47 1821 0 1864 44 Preis je hl (100 l) in D-Mark 1822 44/48/50 1865 86 1823 15 1866 60 1990 350 1824 12 1867 28 1825 56 1868 35 1826 15 1869 44 1827 20 1870 28 1828 85 1871 46 1829 15 1872 70 1830 36 1873 100 1831 44 1874 70 1832 25 1875 38 1833 18 1876 50 1834 30/34 1835 12

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