Magdens Banngrenzen

Autor(en): Rothweiler, Werner

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Vom Jura zum Schwarzwald : Blätter für Heimatkunde und Heimatschutz

Band (Jahr): 75 (2001)

PDF erstellt am: 24.09.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-747150

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http://www.e-periodica.ch Magdens Banngrenzen

Werner Rothweiler

Liebe Leserin, lieber Leser, ten. Wenn möglich wurden die Grenzen wenn Sie gerne eine nicht alltägliche entlang einprägsamer Geländeformen Wanderung machen, wenn Sie Freude an der geführt (Bergkämme, Geländekanten, Gräben, Natur haben und gleichzeitig unseren Wasserläufe) und durch markante Gemeindebann und dessen Geschichte besser Geländepunkte gekennzeichnet (auffallende kennen lernen wollen, lade ich Sie zu einem Bäume, erratische Blöcke, Felsköpfe Bannumgang ein. Mit etwas Glück werden usw.). Auch hölzerne Kreuze oder Sie auf den abgelegeneren Pfaden auch Bildstöcke an Wegkreuzungen und Übergängen Füchsen und Rehen begegnen. Gutes (z.B. Wiek, Helgestöckli auf Dorn) dienten als Schuhwerk und lange Hosen als Schutz vor Grenzmarken. Als Vorgänger der Grenzsteine zerkratzten Beinen sind empfohlen, eine dienten Bäume, die mittels Kerben, Landeskarte 1:25'000 (Blatt 1068, Sissach) Nägeln oder Eisenklammern gekennzeichnet ist ein nützlicher Begleiter. Doch bevor wir waren. Diese sogenannten «Mal-, Scheidoder uns ins Gelände begeben noch einige Lachbäume» (auch «Lochen»1 historische Erläuterungen. genannt) waren streng geschützt. Beliebt Seit die Menschen nicht mehr als Sammler waren auch von Menschenhand angefertigte und Jäger umherziehen, sondern sesshaft Bannhäge oder -gräben. geworden sind und das Land bebauen, sind Der älteste Marchbeschrieb, der Magden sie bestrebt, ihr Eigentum gegenüber jenem betrifft, stammt aus dem Jahr 1363 und ist in der Nachbarn abzugrenzen. Schon die der Beschreibung der Grenzen zwischen der Römer hatten das Land in unserer Gegend Grafschaft Sisgau und der vorderösterreichischen in regelmässige Lose aufgeteilt, die den Herrschaft enthalten: eingesessenen Kelten oder den römischen Kolonisten zugeteilt waren. Die vom 6. bis 8. «Die lantgraffschafft in dem Siszgoew, die da gat, als Jahrhundert einwandernden Alamannen die Birs in den Rin flüszet, den Rin uf als verr rodeten die ausgedehnten Wälder und ur- (soweit), als einer uff einem rosz in den Rin geriten und mit einem Basel-sper in den Rin gereichin mag, untz barisierten das Land, das als Lebensgrundlage (bis) da die Fieline (Violenbach) in den Rin flüsset, für die von ihnen bewohnten und neu und die Fielinen uff so verre die wasserruns gat, hinder gegründeten Siedlungen diente. Sie brachten dem closter Olsperg uff und durch den Oensperg eine Rechtsordnung mit, die vor allem über, untz in den bach zwüschent Maggdan und auf altem Gewohnheitsrecht basierte. Dazu Meysprach, und den bach uff untz gen Busz in Eris- wilstein, und [...]» gehörte, dass sie den Siedlungen und Fluren Namen gaben und die Grenzen zwischen Erste Grenzsteinsetzungen sind im 14. den einzelnen Hofstätten und Dörfern auf Jahrhundert bezeugt. Am Anfang ging es vor einfache Weise regelten und kennzeichne¬ allem darum, die Landnutzung (Weidgang,

127 Holzschlag, Jagd, Fischerei) zu regeln. Es schrieb von 1821 finden wir den Gesamtgemeinderat waren also noch nicht die politischen, (drei Mann) als Marchgericht; in sondern die privaten Grenzen, die mit einfachen den 1830-er/40-er Jahren bestand das Steinen gekennzeichnet wurden, um Marchgericht aus fünf und in den 1850er die Eigentumsrechte sichtbar zu machen. Jahren sogar aus sieben Männern; während Erst in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts der Grenzrevision von 1898 waren es fünf ging man dazu über, die Herrschaftsgrenzen Männer, nämlich Ammann, Vizeammann, systematisch mit gehauenen Steinen ein Gemeinderat, der Gemeindeschreiber zu markieren. Entsprechend finden wir und der Förster. Bei Klagen oder wann entlang der Grenze mit dem Kanton Basel- immer man es für nötig erachtete, machte land in grösseren Abständen sogenannte das Marchgericht einen sogenannten «Landsteine», auch «Herrlichkeitsteine»3 «Grenzuntergang». Gründe dafür waren genannt, zwischen denen die Herrschaftsgrenze etwa: versetzte, zerbrochene, versunkene, verlief - seit 1620 auf Empfehlung verrutschte Steine. In strittigen Angelegenheiten des Basler Geometers Hans Bock geradlinig. wurden die Steine ausgehoben und Dazwischen liegen die «Bannsteine», welche die darunter liegenden Zeichen geprüft. die Gemeindebänne scheiden. Weil Über das Geheimnis dieser «Lohen» (Knochen, diese Gemeindegrenzen auf alten Glasscherben, Ziegelstücke, Kohle Gewohnheitsrechten basierten, deckten sie sich bis usw.) sowie deren Lage und Anordnung zur Grenzrevision von 1893 nicht mit den wussten nur die Gescheidsleute Bescheid. Staatsgrenzen. Wie wichtig für die Landnutzung Half auch das nicht weiter, griff man zum eine genaue Bannscheidung war, geht alten Mittel der «Kundschaft», dem gerichtlichen daraus hervor, dass zwischen den Bannsteinen Zeugenverhör. Ehrbare, erfahrene zahlreiche, meist kleinere, Männer - seltener auch Frauen - jeden Standes «Zwischensteine, Waldsteine oder Flursteine» und Alters wurden unter heiligem Eid, gesetzt wurden. Sowohl Land- wie Bannsteine «niemandem zu Leid und niemandem zu wurden durchgehend nummeriert. Lieb» zu reden, aufgerufen, in Wahrheit Letztere meist von beiden Gemeinden in auszusagen, was sie wussten. entgegengesetzten Richtungen, sodass sich Eine solche Kundschaft wurde 1504 an den Nummern die Vollständigkeit einer abgehalten, um die Ausdehnung der Herrschaft Reihe ablesen lässt. Die wichtigeren Steine Farnsburg gegen Rheinfelden hin sind mit besitzanzeigenden Symbolen festzustellen, zu einer Zeit, als es noch sehr wenige geschmückt. Bei den Landsteinen finden wir je Grenzsteine gab. Die Grenze entlang dem nach deren Alter auf der basellandschaftlichen Magdener Bann wurde dann aufgrund der Seite den «Baselstab» oder den «Land- Aussagen von 16 Zeugen, alle zwischen 60 schäftler Siebendupf»4, auf der aargauischen und 74 Jahre alt, beschrieben anhand Seite das Österreicher Wappen oder das verschiedener auffälliger Geländemerkmale. Rheinfelder Stadtwappen. Auf der ganzen Strecke gab es damals nur Für die Einhaltung der «Banngerechtigkeit»5 vier Grenzsteine. war der Vogt und für den Unterhalt der «Item und da dannen über Melyegk nyder der «Bannmarchen»6 waren die «Gescheidsleute schneeschmelzi nach biss uff erdprust biss in unser frowen hölzli unnd dannen hin den hindern des Marchgerichts» zuständig, dem in graben und demselben graben nach by dem margkstein meistens der Vogt vorstand. Im Bannmarchbe-

128 uff den Lochacker7, der die benn Magten unnd Mey- bis an die Grenzen des Magdener Banns sprach scheidet, und dannethin durch Humelstal ausgeweitet. Dies hatte zur Folge, dass nider in das under marck in den marckstein, der by Höflingen nicht mehr wie etwa Magden der stat, unnd daselbs dannen biss in den stock, - - eych der «Herrschaft sondern der der da stat in Walenmatt, der da heisset die turre Rheinfelden», Eych, unnd uss demselben stock biss in den stein, der «Stadt Rheinfelden» unterstand, was hinder Rytsche stat, von demselben stein Ursendal insbesondere wegen der Gerichtsbarkeit von uff biss uff den Önisperg in den brunnen, da ouch ein Bedeutung war. Darüber und um die Grenzen stein stat der und dannethin über den Önisperg by eych, von Höflingen kam es immer wieder zu hin der schneschmelzi nach biss in Goppen- zwischen der brunnen, der under Yglingen gelegen ist by dem Meinungsverschiedenheiten eschbom. - Item von demselben brunnen den Stadt Rheinfelden und den Pfandinhabern Kullerweg uff biss in den Keckbrunnen und von dem der Herrschaft Rheinfelden. Die als Keckbrunnen den kerweg uss durch Buchmat hin Schiedsgericht angerufene vorderösterreichische und under Sperbom hin dem fuessweg nach biss gen Regierung in Ensisheim («Landvogt, Hersperg in den brunnen.» Regenten und Räte im Obern Elsass») Die ältesten noch erhaltenen Steine finden teilten in ihrem Schiedsspruch vom wir entlang der Rheinfelder Grenze; sie sind 4.3.15589 beiden Parteien mit, wie die von 1561 und wir kennen auch den Grenzen von Höflingen zu ziehen seien. Umstand, dem wir sie verdanken. Die Stadt Das Urteil enthielt zudem eine detaillierte Rheinfelden hatte 1539 der in Geldnöten Instruktion, wie die Grenzsteine zu steckenden Johanniterkommende deren bezeichnen seien. Die vier Grenzsteine mit Anteil am Dorf Höflingen abgekauft und Jahrzahl 1561 sind eine direkte Folge dieses war nun im Besitz des gesamten Höflinger Schiedsspruchs. Banns. Damit war die Gemarkung der Stadt Die Karte vermittelt einen Überblick darüber, wie sich Staats-, Kantons- und Gemeindegrenzen im Verlaufe der Zeit verändert haben. Man beachte den unterschiedlichen Verlauf der Grenze der Rheinfelder Herrschaft zu verschiedenen Zeiten.

Legende:

1 -o-o-o-o-o-o Alte Grenze der Herrschaft Rheinfelden (um 1363) 2 ooooooo Grenze der Herrschaft Rheinfelden um 1400 3 Heutige Kantons-, zugleich Gemeindegrenze 4 Ehemalige Kantonsgrenze 5 ••••••• Heutige Gemeindegrenze 6 Ehemalige Gemeindegrenze [H Wüstung

129 Begeben wir uns nun also auf den Rundgang Grenze Magden-Rheinfelden, 3369 m um den Magdener Bann. Auf der (45/50 Steine) Rheinfelder Strecke werden wir die vier Diese Marchstrecke hatte schon im Mittelalter ältesten Steine von 1561 entdecken, im Übrigen die Bänne Magden und Höflingen werden wir 17 Steine aus dem 17. (später Rheinfelden) innerhalb der Jahrhundert und 16 Steine aus dem 18. Jahrhundert vorderösterreichischen Herrschaft geschieden. antreffen. Tragen wir Sorge zu ihnen. Diese Grenze ist also alt und - von der Ängi abgesehen - während Jahrhunderten Grenze Magden-Möhlin, 1217 m unverändert geblieben. Kein Wunder, dass wir (18/17 Steine)10 hier die ältesten Grenzsteine finden, nämlich Wir beginnen unseren Spaziergang auf der vier mit JZ 1561, sieben aus dem 17. und Westseite des Chlei Sunnenberg11 bei Punkt fünf aus dem 18. Jahrhundert. 448, dort, wo die Dürrberggasse von Magden Vom Dreibännestein folgen wir dem Waldrand kommend mit dem Weg von und treffen vorne in der Neuen Welt, zusammentrifft und durch den Wald nach am zweiten alten Fussweg nach Möhlin, Möhlin führt. An der Wegkreuzung markiert auf einen dreikantigen sogenannten ein neuer Grenzstein von 1947 die Dreibän- «Eckstein» ohne JZ [155 m[. Bei der Waldecke im ne-Ecke Magden-Maisprach-Möhlin. Der Grusilli, ostnordöstlich des Brandhofs, treffen alte Dreieckstein von 1685 stand 100 m weiter wir auf den ersten Stein mit JZ 1561 und östlich, oberhalb des Frauenhölzlis, am Rheinfelder Wappen [287 m (Abb. 2)]. In Weg auf den Sonnenberg. Anlässlich einer der Brandecke betreten wir den Wald und Kantonsgrenzregulierung wurde 1984 die finden nach 314 m einen Stein mit JZ 1605 Gemeinde- bzw. Kantonsgrenze an die und Rheinfelder Wappen [601 m]. Dem Strasse verlegt.12 Grenz-weglein in westnordwestlicher Während die meisten Wanderer Richtung Richtung folgend stossen wir auf den zweiten Sunnenberg weiterziehen, gehen wir in Stein mit JZ 1561 [1049 m (Abb. 3)]. Wir umgekehrter Richtung. Der Waldrand ob Strick, kommen am Bunker «Dreispitz» und zwei zwischen Frauenhölzli und Neuer Welt, versunkenen Steinen vorbei (Dreieckmarke schied von alters her die Banne Magden und am Baum) und treffen auf einen Möhlin. Hier treffen wir einen Stein mit abgebrochenen roten Sandstein mit JZ 1626 und Jahrzahl (JZ) 1606 [455 m vom Ausgangspunkt] Rheinfelder Wappen [1342 m (Abb. 4)], den sowie fünf Steine mit JZ 1749 man eigentlich konservieren müsste. 56 m [182/326/516/725/991 m (Abb. 1)]. Wir erreichen weiter, beim grossen Sandstein mit JZ 1858, das Ende dieser Bannstrecke in der biegt der Weg nach Westen in die Brandhalde Neuen Welt. Dort, wo der alte historische ein. Noch auf der Höhe steht ein zweiter Fussweg nach Möhlin in den Wald Stein aus der gleichen Serie [1430 m (Abb. eintaucht, markiert ein neuer Granitstein mit JZ 5)]. In der steilen Halde treffen wir auf den 1997 die Dreibänne-Ecke Magden-Möhlin- dritten Stein mit JZ 1561 [1464 m[. Er hat Rheinfelden. Dieser ersetzt einen älteren ein kaum mehr erkennbares Rheinfelder Stein, der auf der Rheinfelder Seite einst die Wappen, aber deutlich lesbare Buchstaben Inschrift HE/RF (für Hefflingen/Rheinfel- HE. Bevor wir die Rheinfelder Strasse queren, den) und die JZ 1695 trug. treffen wir auf einen Stein mit der Inschrift HE 1793. Beide Steine erinnern

130 daran, dass einmal die «HEfflinger» und das Junkernholz. 154 m weiter treffen wir im nicht die Rheinfelder unsere direkten Horndlesehölzli auf den sogenannten «langen Nachbarn waren. Marchstein»14 mit Rheinfelder Wappen, Die nächsten Steine befinden sich im Tal der JZ 1777, HEF (Abb. 7) und nur 55 m weiter Ängi. Hier hatte es im 20. Jahrhundert einige auf einen weiteren Stein mit JZ 1695, HE Veränderungen gegeben. 1934 trat Magden (Abb 8). Nach weiteren 125 m steht im den Rheinfeldern Land in der Enge ab. Güeterbüelgraben ein abgebrochener roter Dadurch wurde die Grenze quer durchs Tal Sandstein (HEF, JZ 1777), der neben etwa 135 m gegen Magden zurückverschoben. seinem Sockel im Bächlein liegt. Wir folgen Zudem wurde die westliche Grenze in dem Graben und finden im Abstand von 68 der Ängi vom westlichen Ufer des Stampfi- m bzw. 71 m zwei gleichartige rote Sandsteine kanals13 an das östliche Ufer des Magdener- (HE, JZ 1695) und 35 m weiter baches verlegt. Das führte zur Aufhebung nochmals einen mit den Zeichen HE, JZ und Versetzung von Steinen. Neu ist der von 1694.15 Schliesslich erreichen wir den alt Stadtamman Molinari gestiftete und vom historischen Weg Rheinfelden-Olsberg. Hier Bildhauer Axel Frey geschaffene Schmuckstein steht seit 1982 ein schöner granitener an der Rheinfelder Strasse (kein Dreibännestein mit den Wappen von Magden, Grenzstein im eigentlichen Sinn). Die Grenze Olsberg und Rheinfelden. Sein folgt dem Radweg und erreicht bei einem Vorgänger war ein Dreieckstein aus dem Jahre Stein mit der JZ 1858 den nördlichsten 1600. Punkt des Magdener Banns [1632 m]. Von hier queren wir die Ängi und treffen am Grenze Magden-Olsberg-- Bach auf einen roten Sandstein mit der JZ Olsberg, 5236 m (27/51 Steine) 1694 und den Initialen HE [1724 m]. Dieser Das nächste Teilstück bis in den Haimet Stein stand vor der Grenzkorrektur am wurde, wie an den Jahrzahlen leicht zu Stampfikanal etwa 25 m westlich des Mag- erkennen ist, 1912 neu vermessen und ausgesteint. denerbaches. Die Grenze geht dem Bach Die meisten Steine wurden neu entlang zurück bis zur Tanksperri, auf der wir gesetzt; in wenigen Fällen wurden alte Steine den Bach queren. Am Fussweg, der durch mit dem neuen Datum versehen. Vom Gir- die Mooshalde nach Rheinfelden führt, steht spel bis zum Anfang des Nusshöfer Banns im ein weiterer Stein mit den Buchstaben HEF Tal wurden nach 1821 etliche Zwischensteine aber ohneJZ. gesetzt. Wir folgen der Tanksperri auf ihrer Südseite Wir folgen dem Olsberger Weg. Stein Nr. 2 bis an ihr Ende und kraxeln von da steil die existiert nicht mehr, erst nach 557 m treffen Mühlehalde hinauf. Nach 200 m, am Ende wir auf Stein Nr. 3 (JZ 1912). Nach weiteren der Halde, wo es flacher wird und das 271 m erreichen wir am Binzengraben eine Junkernholz beginnt, grüsst uns ein Stein mit JZ fünffache Weggabelung (LK Pt. 415), früher 1783, der auf der Rheinfelder Seite Dreispitz genannt. Das Waldstück östlich abgebrochen ist. Nach weiteren 185 m folgt der davon trägt heute den Flurnamen Arm, weil vierte Stein mit JZ 1561; er trägt das Rheinfelder von hier aus die Wegverzweigung als Hand Wappen und die Initialen HE [2385 mit fünf Fingern angesehen werden kann. m (Abb. 6)]. Nach weiteren 275 m verlassen Der Stein, der diese westlichste Ecke des wir bei einem unbeschrifteten Granitstein Magdener Banns markiert, steckt halb ver-

131 sunken im Wassergraben. Er ersetzte 1912 oder noch früher gesetzt wurden. 30 m den sogenannten «Eckanguli Stein» aus bevor die Girspelgass in den Wald eintaucht, dem Jahr 1595. Die Grenze macht hier stand einst ein Stein mit JZ 1605. Es gibt ihn einen rechten Winkel nach Osten und folgt nicht mehr. Die Grenze verläuft nun rechts dem Binzengraben bis zu seinem Ursprung neben dem Weg, der durch den Frauenhau im Waldeinschnitt, wo ein weiterer Stein (Wald der Olsberger Klosterfrauen) in den steht. Wir folgen dem Waldrand ob den Binzen Spärgacher führt. Nach fünf Zwischensteinen entlang der ehemaligen Olsberger stossen wir etwa 500 m vom Girspel auf Gemeindmatte Hölzli. Dieser Flurname erinnert den ersten grösseren Stein in diesem uns daran, dass dieses Wiesland einst Abschnitt. Er wurde 1912 neu beschriftet, durch Rodung gewonnen wurde. Entlang stammt aber aus dem Jahr 1699. Nach 164 m dem Waldrand ist streckenweise noch der folgt ein weiterer Stein mit JZ 1699 und der alte Grenzgraben gut erkennbar. Beim Neufeld, Inschrift FAO (für Frauenabtei Olsberg), der einer anderen Rodungsfläche, betreten beim Wegbau verschüttet wurde. Nach wir den Höhenweg und folgen diesem 391 m erreichen wir das Nordende des Spär- zwischen Chatzechopf und Schöneberg bis zum gachers, wo ein älterer Sandstein mit JZ 1728 Scheitel der Strasse Magden-Olsberg hinter steht. Wenige Meter südöstlich steht ein dem Helgestöckli. Früher gehörten auch granitener Kantonsgrenzstein mit JZ 1894 noch 50 Aren Rebland im obersten Teil des und /Baselland-Wappen. Einige Räkholderbergs, gegenüber Schönenbühl, Meter südlich finden wir einen Dreibänne- zu Magden. stein mit JZ 1926, der /Hers- Die Grenze fährt nun Slalom um die Höfe berg/Olsberg scheidet, denn der Spärgacher Schönenbüel und Schönau und zwar so, dass - einst eine Rodung16, jetzt wieder mit Wald der erste zu Magden und der zweite zu bestockt - ist eine Hersberger Exklave, Olsberg gehört. Nach dem Hof Schönau, im umgeben von den Gemeinden Olsberg (Norden), Langacker, schlägt die Grenze noch einmal Magden (Osten), Olsberg (Stifts- bzw. zwei rechte Winkel, die beide mit Grenzsteinen Staatswald im Süden) und Arisdorf markiert sind. Der zweite (JZ 1857) (Westen). steht 70 m westlich des Höhenwegs mitten Wir folgen der Gemeindegrenze, die jetzt im Feld und ist ein Unikum. Es gibt keinen gleichzeitig Kantonsgrenze ist. Nach 240 m anderen Grenzstein mehr im Magdener erreichen wir das Südende des Spärgachers Bann, der mitten im Kulturland steht. Von bzw. den Anfang des Böwalds. Hier steht der hier geht die Grenze parallel zum Höhenweg markante Rote Bannstein, geschmückt mit und hält auf den nördlichsten Waldzipfel Basler und Österreicher Wappen sowie der unter dem Girspel zu. Im Wick (LK Pt. JZ 1727 (Abb 9). Was heute ein «Kantonsstein» 462), wo das Strässchen vom Dornhof auf ist, war früher ein «Hohe-Herrlich- den Höhenweg trifft und von wo ein Fussweg keit-Stein», der die Staatsgrenze zwischen durch die Silbermatt direkt nach Vörderösterreich und der Eidgenossenschaft Olsberg führte, hatte noch im 19. Jahrhundert markierte. ein Wegkreuz gestanden. Ab hier wurde der Diese Staatsgrenze ging früher von hier in gerader Höhenweg früher Girspelgass genannt. Im Linie nach Hersberg und von dort über die Buechmatt unter dem in die Chleematt, sie Wald unter der Girspelgass findet man noch Nwssfro/hindurch wo wieder mit der heutigen Kantonsgrenze zusam- zwei alte Steine sowie Fragmente, die 1820

132 menfiel. Der Böwald war früher Besitz des Klosters Grenze Magden--Olsberg- Olsberg, gehörte aber in den Magdener Gemeindebann. Nusshof, 866 m (6/22 Steine) Heute ist er Aargauer Staatswald und gehört Wir behalten die ursprüngliche Richtung als Exklave zur Gemeinde Olsberg, trotz einer bis vor den Bundesrat gebrachten Einsprache der Nus- bei. Die nächsten 73 m sind sowohl shöfer. Die Gemeindegrenze - identisch mit der Kantons- wie Gemeindegrenze zu Nusshof. heutigen Kantonsgrenze - folgte im Wesentlichen Etwa 5 m jenseits des Talbächlis markiert ein den Konturen des Böwalds, war aber früher nicht Stein den Beginn einer 124 m langen identisch mit der Staatsgrenze. Die Grenzverhältnisse Olsberger Exklave mit etwa 65 Aren Stifts- bzw. waren also in diesem südlichsten Abschnitt des Magdener Banns ziemlich kompliziert und auch Staatswald. Wer beim Überqueren des nicht immer unumstritten. Von dieser Situation Talbächlis keine nassen Füsse riskieren will, profitierten die Bewohner des 1837 entstandenen Bu- benützt den Holzsteg einige Meter weiter «forderte Nusshof ihnen Gemeinde- echmatthoß: von oben bei der Nusshöfer Gemeindematte und oder Armensteuer, so schützten sie vor, der Hof geht auf der dem Bach gehöre zum Bann Olsberg; kam eine Steuerforderung Kantonsgrenze von dieser Gemeinde, so wollten sie zu Nusshof entlang zurück bis zum genannten Grenzstein. gehören». Ähnliche Verhältnisse gab es in Iglin- Ein markanter Felskopf 90 m oberhalb des gen und Buus. Deshalb versuchte man seit 1840 eine Talbächlis am Choirai weist uns den weiteren Lösung zu finden. Aber es sollte 1893 werden, bis ein Weg. Am Fels finden wir die JZ 1820 eingraviert, entsprechender Grenzvertrag17 wurde. genehmigt denn der Fels ist offizielle Grenzmarke. Im äussersten Zipfel des Böwalds stehen übrigens zwei bemerkenswerte Grenzsteine: Ein wunderschöner Am obern Ende der Exklave betreten wir dreieckiger Kalkstein mit zwei Basler und ein den Hang heraufkommendes Österreicher einem Wappen und dreimal der JZ Grenzweglein, auf dem uns ein 1824 gesetzter 1685 (Abb. 10) sowie ein aber stark verwitterter riesiger, Kalkstein mit dem Kennzeichen CA (Canton roter Sandstein mit Basler und Österreicher darauf hinweist, dass wir wieder Wappen und der JZ 1605. Aargau) auf der Kantonsgrenze sind. Vom Roten Bannstein führt das Grenzweglein Wir steigen das Grenzweglein empor und in gerader Linie durch den Jungferngraben treffen nach 32 m auf einen granitenen und das Dickicht von Göltschete ins Tal Kantonsgrenzstein mit JZ 1914 und hinunter. Nach 164 m treffen wir hinder Aargau/Baselland-Wappen [230 m]. Hier schlägt die Spärge, wenige Meter oberhalb des Jungfem- Grenze einen rechten Winkel und verläuft brünnli, auch dürres Brünnli genannt, auf nun in südöstlicher Richtung. Nach zwei einen Stein mit nur noch erahnbarem Sandsteinen mit JZ 1871 treffen wir nahe Olsberger Stiftswappen und JZ 1605 auf der dem Nusshöfer Ackerfeld auf einen gut erhaltenen vom Weg abgekehrten Seite. Nach 250 m grossen Kalkstein mit der Inschrift erinnert uns ein weiterer Stein - er trägt auf A[nn]o 1753 MA[gden] (Abb. 11). Auf der der gegen den Böwald gerichteten Seite die Seite gegenüber trägt er nur die Buchstaben Buchstaben STO (Stift Olsberg)18 - an die AO, die für «Abtei Olsberg» stehen, denn früheren Besitzverhältnisse. Der 1820 an der Nusshof gehörte früher dem Kloster. Etwa Talstrasse gesetzte Stein mit den Kennzeichen dort, wo der Wanderweg vom Nusshof her M/STO ist eingedohlt. Eigentlich kommend in den Wald eintaucht, geht die gehörte ein Dreibännestein hierher, denn es Grenze in den Waldrand über. Wir folgen treffen sich hier die Gemeinden Magden, diesem und entdecken neben dem Nusshof und Olsberg. Bienenhäuschen einen versunkenen Stein. Nach dem Waldeinschnitt treffen wir auf den Weg,

133 Historische Grenzsteine entlang der Magdener Banngrenze

Abb. 1: Im Strick 1749 Abb. 2: Im Grusilli 1561 Abb. 3: Im Brand 1561

Abb. 4: Im Brand 1626 Abb. 5: Im Brand 1858 Abb. 6: Junkemholz 1561

Abb. 7: Horndlesehölzli 1777 Abb.8: Auf Güeterbüel 1695 Abb. 9: Im Spärgelacher 1727 sog. langer Marchstein

134 Abb. 10: Gegen Hersberg 1685 Abb. 11: Gegen Nusshof 1753 Abb. 12: Dreibännestein 1845 Magden/Nusshof/

Abb. 13: Chleematt 1852 Abb. 14: Chleematt 1685 Abb. 15: Chleematt 1753

Abb. 16: Bruderhalde 1853 Abb. 17: Iglingen 1810 Abb. 18: Rütschen 1672

135 der aus dem Widenboden kommend in die Kurve den Bannhag im Steigweg ersetzt. Chleematt führt. Am Ende des Ranks steht Hier könnte der Wanderer spät abends auch der zweite Kantonsstein, wie der erste mit JZ einem der sagenhaften «Bergmännchen auf 1914 versehen [756 m]. Wir behalten, den der Haglestä» begegnen. Weg verlassend, die ursprüngliche Richtung An dieser Stelle trennten sich vor 1893 Staats- und bei und kommen zum Dreieckstein mit JZ Gemeindegrenze. Die Staats- bzw. Kantonsgrenze 1845 (Abb. 12), der die Bünne Magden/Win- führte in gerader Linie zum Groppenbrunnen südlich des da Waldrand ob Schlatt und scheidet. Iglingerhofs, von zum tersingen/Nusshof hinüber auf den Önsberg.20 Die Gemeindegrenze aber folgte dem Grat der Bruderhalde, auch Haglisten- Grenze Magden-Wintersingen, 2847 m hubel genannt, bis an den Wintersingerbach zwischen (21/21 Steine) Iglingen und Weiere und von da zum Chrüzbrunnen, sie wieder auf die traf. Dies führte Nach zwei Steinen mit JZ 1871 stossen wir wo Staatsgrenze für die Bewohner von zur ob dem Chillier auf der Chleematt auf einen Iglingen eigenartigen Situation, dass sie einerseits dem Gemeinderecht von Landstein mit JZ 1852 und den Kantonswappen Wintersingen unterstanden, andererseits sich aber Aargau/Baselland [135 m (Abb. der Staatshoheit Vorderösterreichs bzw. des Kantons 13)]. Nach zwei weiteren Steinen mit JZ Aargau zu fügen hatten, für die die Gemeindebehörden 1871 treffen wir auf Chleematt in den Foren von Magden die nötigen Amtshandlungen ausführten. Diese Situation wurde erst mit dem Grenzvertrag auf einen verwitterten Landstein mit JZ 1685 von 189221 bereinigt, der die Grenzlinien der sowie Basler und Österreicher Wappen [314 Gemeinden und der Kantone zur Deckung brachte. m (Abb. 14)]. Wir passieren zwei unbeschrif- Dabei trat der Kanton Aargau dem Kanton Baselland tete neue Granitsteine und erreichen, immer 23 Hektaren Ackerland im Schlatt ab; dafür wurde Iglingen der Gemeindehoheit von Magden unterstellt. noch auf Chleematt19, ein paar Meter rechts vom Weg, der von Nusshof kommt, einen Vom «Hohen Landstein» gehen wir 58 m in Stein mit JZ 1753 [614 m (Abb. 15)]. Davor gleicher Richtung weiter und stossen auf steckt im Boden ein grosser alter Stumpf, einen Kalkstein mit dachförmigem Kopfteil vermutlich der Vorgängerstein. Nach einem [1005 m]. Er trägt die Inschriften A[nno] bodenebenen Stumpf und einem stark Dfomini] IGLINGEN 1853 sowie Mfagden] verwitterten Stein ob der Chiillerhalde erreichen Oflsberg] 1858 (Abb. 16). Nach 10 m, bei wir den spitzen Rank des Bruder-ZSteigwegs einem unbeschrifteten Granitstein, fällt die zuoberst in der Bruder-ZSteighalde [878 m]. Grenze nach Osten steil hinab durch die Hier steht der erste einer Reihe neuer granitener Bruderhalde. In einer Kehre des Bruderwegs Kantonssteine mit den beiden steht Kantonsstein Nr. 2. Wir gehen in Kantonswappen und der JZ 1900. Nur 51 m weiter südöstlicher Richtung weiter, vorbei an unten steht ein alter, stark verwitterter, Kantonsstein Nr. 3, und stossen im Lam- oben abgebrochener, undatierter sogenannter pertstal auf Kantonsstein Nr. 4. Wir betreten «Hoher Landstein» mit Basler und das Ackerfeld und folgen dem Fussweg nach Österreicher Wappen. Der Kartograf Stähe- Iglingen. Am Ende des Waldes, links vom lin charakterisierte den Standort dieses Weg, steht Kantonsstein Nr. 5 mit JZ 1810 Steins 1738: Aufder Bruder- oder Stighalden ob (Abb. 17) beim Groppenbrunnen [1705m], Er dem Grab, auch Haglisten oder Bärtenschwyl stand ursprünglich am Bach. genannt. Der Kartograf G.F. Meyer sprach Dieser Stein ist in zweierlei Hinsicht interessant. Er 1684 von: Landstein aufdem Küller, im Haglisten ist einer der ersten Steine, die nach der Kantonsgründung und der damit verbundenen Grenzrevisi- beym Gätterli. Ein Gatter hatte bei der

136 on von 1809 geschaffen wurden und die erstmals das Grenze Magden-Maisprach, 2351 m Aargauer Kantonswappen zeigen. Es sind im Mag- (16/14) dener Bann nur noch zwei dieser Steine erhalten. Wir verlassen den und in nördlicher Der andere steht im Chriizbrunne. Andererseits war Weg gehen diese Stelle beim Groppenbrunnen schon seit Richtung auf die nächste Waldecke Jahrhunderten Standort eines Hoheherrlichkeit- oder zu. Ein paar Meter vor dem Waldrand steht Landsteins, der die vorderösterreichische Herrschaft ein Granitstein mit JZ 1910 und den Rheinfelden von Basel, später von der Eidgenossenschaft Kantonswappen Aargau/Baselland. Daneben trennte. Der Stein hat auch dem 200 m südlich die Bruchstücke des Vorgängersteins. gelegenen HofLandstein seinen Namen gegeben. Im liegen Zeininger Dingrodel von 1400 wird im Gebiet Iglin- Die Grenze geht in der gleichen gen die Grenzlinie der Herrschaft Rheinfelden wie Richtung weiter, geradewegs durch die folgt beschrieben22: «den wagen weg in gen Bus in steile Halde, hinauf auf den Önsberg. Weil Eriswilstein die richti uf horütti, den weg uf und über in der Halde selbst keine Grenzsteine ertzmatt enweg über das breitveld hin durch Einach stehen, können wir uns auch einen bequemeren nider, und usser Einach gen Iglingen durch schiben- hus (Haus des Schaub), und usser schibenhus in Weg auf den Önsberg suchen und Goppenbrunnen Lamperstell uf, als die schneweg vielleicht noch einen Abstecher zur Gleichaufshöhle schleif gat; und von Lamperstell in kulre (Chillier) in machen. den weg, und usser kulre den in, in obern buoch weg Hier ist einige Vorsicht geboten, denn der Geist des (.Buechmatt), und usser obern buoch den in, an weg betrügerischen Verwalters des Klosters Olsberg bzw. den steig; in den brunnen, und die steig uf gen Herisperg «grauen Mönchs» von Iglingen, von dem die Höhle in den brunnen [,..]».23 Die «Schneeweg genannte seinen Namen hat, geht auch heute noch um. Schleife» weist auf eine Rutschbahn hin, auf der Seinetwegen er hatte Grenzsteine versetzt, den Richter im Winter Holz zu Tal wurde. Das - geschleift bestochen und sich mit einer Nonne in die Höhle Lampertstal war früher durchgehend gerodet und geflüchtet - soll Magden den Önsberg ans Kloster jahrhundertelang als Weidland benutzt; erst seit den Olsberg verloren haben. Seit seinem Tod durchstreift 1970-er Jahren ist es wieder vollkommen bewaldet24 er nachts, in einen feurigen Doppelfuchs verwandelt, und nur noch der Flurname Weid, Wald, mitten im den Önsberg. Der Wanderer könnte aber auch dem erinnert an die Vergangenheit. Geist des Önsbergjoggelis begegnen, der bis heute nicht zur Ruhe gekommen ist, nachdem Joggeli An der Strasse Magden-Wintersingen jahrelang in der Höhle gelebt und sich da erhängt hatte. finden wir den neuen Kantonsstein Nr. 6 mit Zuoberst auf dem Önsberg steht seit den JZ 1965/1995. Während früher die Jahrhunderten ein Hoheherrlichkeit-Stein, heute Grenze geradeaus weiter den Hang hinauf ein grosser Granitstein mit den beiden bis zum Landstein am Waldrand ob Schlatt Kantonswappen und der JZ 1898 [280 m]. Etwas führte, geht sie jetzt zuerst 80 m der Strasse nördlich davon steht ein zweiter Stein mit JZ entlang und dann 250 m am Iglingerhofvorbei 1859. Wir folgen dem Grenzweglein am rechts den Hang hinauf. Am Weg in den rechten Rand des Ursulagrabens25, der auch Hinteren Chrüzbrunnenhof steht Kantonsstein Scheidgraben26 genannt wird. 121 m weiter Nr. 7 (JZ 1857) und 420 m weiter, am unten, im Scheidboden, steht ein weiterer Weg in den Vorderen Chrüzbrunnenhof, Granitstein mit JZ 1910. Kantonsstein Nr. 8 (JZ 1894). Am Weg in den Wenn wir unseren Blick nach Westen wenden, sehen Chrüzbrunnen treffen wir im Schlattmatteck, wir in etwa 50 m Entfernung, unmittelbar über dem anstelle des alten Landsteins von 1640, den Waldweg, das glitzernde Wasser einer Quelle. Es ist das Hungerbrünnli, das von unsern Vorfahren wie ein zweiten 1810 gesetzten Stein mit Aargauer Orakel über die langfristige Wetterprognose befragt Wappen, den Dreibännestein Magden- wurde. Werner Schneider (*1918) erinnert sich an Maisprach-Wintersingen [2847 m]. Aussagen seiner Grossmutter: «Viele Magdener be-

137 suchten früher jeweils im Herbst den Brunnen und bei der Magden mit Maisprach Land im kontrollierten die Wassermenge. Wenn die Quelle Frauenhölzli gegen Land im Haulet abtauschte, nur noch schwach tropfte, glaubte man darin ein führte zum heutigen Grenzverlauf. Wir untrügliches Zeichen zu sehen, dass ein mageres Jahr bevorstand. Dann wurde noch ein Stück Acker mit umgehen den grossen neuen Baumgarten östlich «Eicheren» (Einkorn) angesät und sehr viel Obst und gelangen auf der Strasse Maisprach- gedörrt als Notvorrat.» Das Hungerbriinnli war angeblich Möhlin zum Dreibännestein Magden-Mai- noch nie selbst den ganz trocken; in Trockenjahren sprach-Möhlin, dem Ausgangspunkt unserer 1947 und 1949 soll es feucht sein. gewesen Marchbereisung [2351 m]. Nach der Begegnung mit zwei weiteren Granitsteinen und einem verfallenen Bruchstück Dank stossen wir 220 m weiter unten im Scheidboden Ich danke Herrn Albrecht Anderegg, Magden, auf einen stark verwitterten Kalkstein mit für die Überlassung seines Grenzsteininventars JZ 1711 [641 m]. Wir treffen noch zwei rote sowie für seine sorgfältige und Sandsteine mit den JZ 1859 bzw. 1852 an und kritische Durchsicht des Entwurfs zu diesem betreten schliesslich den Weg am Waldrand Beitrag. oberhalb Feldmet. Hier steht ein schöner Landstein, geschmückt mit Basler und Österreicher Wappen sowie JZ 1672 (Abb. 18). Der Stein schaut uns etwas traurig an, denn er fühlt sich strafversetzt. Nachdem er seinen Quellen Dienst dreihundert Jahre lang auf der Karten gegenüberliegenden Talseite mitten im sonnigen 1602: von Melchior Heinrich Graber (StABL, Planarchiv A, 0004 a) hintern erfüllte hatte, der Usgländ war er 1620: von (Nikiaus?) Bock (StABL, PlanarchivA, 0039) Landwirtschaft im Weg und wurde hierher 1662: von Jakob Meyer (StABL, Planarchiv A, 0032) versetzt, wo er nun ein Schattendasein fristet. 1680/1684: von Georg Friedrich Meyer (StABL, Planarchiv A, 0058/A, 0005/A, 0031) Von hier verläuft die Grenze nach Norden. genau 1738: von Christoff Stähelin (StABL,Planarchiv A, 0035) Weil in der vor uns liegenden Neumatt 1828: von Hptm. Geigy & Lt. Kym (StABS, Planarchiv D, keine Grenzsteine mehr stehen, gehen wir 6,7-D 6,9) dem Weg entlang zum Maispracherbach Bannmarchbeschreibungen 1821: Beschreibung der Grentzsteine des Bahns Magden hinunter, wo wir zwei weitere «Findelkinder» (GAM, DT 7/150) treffen. Diesseits des Brückleins steht ein 1871: Marchbeschreibung von Geometer P. Basler (GAM, Landstein mit JZ 1931, der noch 1965 an der DT 7/150) Strasse nach Maisprach im Hummelstall 1898: Revision der Banngrenzstrecken (GAM, DT 7/150) 1916: Grundbuchvermessung/Bannmarchbeschrieb von (Humbertsthal) stand, bis er einer Strassen- H. R. Leemann (GAM, DT 7/150) korrektur weichen musste. Der Stein jenseits 1998/2000: Bannmarchbereisungen von Albrecht Anderegg und des Brückleins stand noch 1976 auf der anderen Werner Rothweiler (unveröffentlicht) Seite 50 m weit im Feld der Krummematt, Literatur wo er aber die landwirtschaftlichen Maschinen behinderte. Von den sieben Steinen, die Annaheim, Hans: Zur Geographie des Grundbesitzes der Christoph Merianschen Stiftung, in: Regio Basiliensis, Wiedmatt einst die Strecke von Hummelstall über Hefte für jurassische und oberrheinische Landeskunde, und hinderes Usgländ bis hinauf ins Basel, Bd. III, 1961/62, Iglingen S. 12-25. Frauenhölzli markierten, steht heute keiner Heitz, Arthur: Grenzen und Grenzzeichen der Kantone mehr. Eine Kantonsgrenzkorrektur von 1984, BS und BL, Liestal 1964.

138 Anmerkungen nördlich von hier seine Mannen versammelt, um unter «Ruuschen» die auf dem 1 gewaltigem (Kriegsgeschrei) Loch (Lach oder abgewandelt Lauch) ist in Grenzlagen Kapuzinerberg lagernden Hunnen zu überfallen und in oft als Bestandteil von Flurnamen anzutreffen: vgl. Lachmatt, die Flucht zu schlagen. Lauchflue, oder bei uns der Lochacker auf der Mai- sprachergrenze, s. «Kundschaft von 1504». 16 War noch 1774 Ackerland (Annaheim, S. 18). 2 Urkunde vom 11.3.1363: Der Basler Bischof Johann 17 -Der Grenzvertrag vom 23./28. Dezember 1892 wurde Senn von Münsingen belehnt den Grafen Johannes von im folgenden Jahr von den Kantonsparlamenten genehmigt. Froburg und dessen Onkel Graf Sigmund von Thierstein Buechmatt, Niederfeld und eine Waldparzelle im Tal samt dessen Erben mit der Landgrafschaft Sisgau. Mai- wurden Nusshof zugeschlagen; Bünten, Grossacker, sprach gehörte demnach damals noch zur Herrschaft Hinterzeig und Spärgacher gingen an Hersberg; ferner wurde Rheinfelden (UBBL Nr 387). die Situation in Iglingen bereinigt. 3 Die Herrlichkeit, auch etwa «die hohe Herrlichkeit», war 18 Die Bezeichnung Stift erhielt die zuvor Abtei oder Kloster Ausdruck für die Landeshoheit. genannte Institution erst nach der Umwandlung in ein weltliches Damenstift im Jahre 1782. 3 Linksgewendeter roter Baselstab mit sieben Krabben am Knauf (Siebendupf); basellandschaftliches Standeszeichen " Die weiträumige Verwendung des Flurnamens Chlee- nach der Kantonstrennung von 1833. matt für diese Waldpartie erinnert daran, dass dies einst des 5 eine grossflächige Rodung war, was auf den Karten niedere Gerichtsbarkeit Twing (Zwang) und Bann 17. und 18. Jahrhunderts gut zu erkennen ist. «Gebot und Verbot unter Strafandrohung», vor allem 20 bezogen auf Wald aber auch anderes gebanntes Gebiet, wo Öns ist eine Abwandlung von Ösch/Esch/Äsch, womit gewisses Tun obrigkeitlich geregelt war, wie etwa das einerseits die Ackerflur zwischen Etter und äusserster Schlagen von Holz oder das Weiden, Fischen, Jagen; aber Saatgrenze bezeichnet wurde, andererseits eine Lage auch handwerkliche Tätigkeiten wie Mahlen, Backen, zuäusserst an einer Grenze. Brauen, usw. Bann bezeichnet auch das Gebiet, über das 21 Grundlage dieses Vertrags war eine Botschaft des sich die Banngerechtigkeit erstreckt. aargauischen Regierungsrats an den Kanton Baselland von 6 March (Mark) Grenze, hier im Sinne von Gemeindegrenze. 1889, in dem er folgendes Korrektionsverfahren vorschlug: Die umstrittenen Gebiete sollen zur Hauptsache

7 Baselland zufallen; dem aargauischen Staat wären dagegen Lochacker hat hier die Bedeutung von Grenzacker. jene Parzellen zu unterstellen, «welche in ihrer 8 UBBS 9, Nr. 316. Gesamtheit oder in ihrem grösseren Teile Aargauern gehören, von jeher oder seit langer Zeit ausschliesslich in "AU 3, Nr. 659. Beziehung zu Aargauer Gemeinden stunden und 10 Die Zahlen entsprechen der Anzahl Steine gemäss den zugleich geographisch in günstigen Verhältnissen zum Bannmarchbeschrieben von 1821 bzw. 1916. Kanton Aargau stehen.» Dieser Vorbehalt wurde des Ig- jahrhundertelangen 11 lingerhofs gemacht, der durch seine Die als Standortsbezeichnungen verwendeten, kursiv wegen Beziehungen zum Kloster Olsberg sowie gedruckten Flurnamen entstammen weitestgehend dem engen Magden (Pfarrgenössigkeit) und Rheinfelden stark Bannmarchbeschrieb von 1821. zu mit dem Kanton Aargau verbunden war. 12 Gemeindeversammlung vom 14.12.1984: 22 Maisprach gehörte zur Herrschaft Rheinfelden und Kantonsgrenzregulierung Magdener Zeig Humberstal-Möhlin- kam erst 1461 mit der Herrschaft an Basel. holz. Farnsburg 73 UBBL, S. 582 f. "Der «Stampfikanal» war ein Gewerbekanal zum Betrieb der Rheinfelder Lohstampfi (schon 1621 in einem Rheinfelder 24 Das erklärt auch die Existenz einer Reihe von Bunkern Ratsprotokoll als «lauwstampfin» [Gerberei] oben im Lampertstal, die man nur verstehen kann, wenn bezeugt). Der Kanal wurde bei der sogenannten man weiss, dass im Zweiten Weltkrieg das Gelände noch «Gerberschwelle» (von Roniger/Wüthrich 1874 im Pachtvertrag offen und für Panzer befahrbar war. des Steinbruchs so benannt) im Bereich der Tanksperre in 25 Der Flurname geht, der Sage entsprechend, auf eine der Ängi abgezweigt und westlich des Magdenerbachs in Jungfrau namens Ursula zurück, die dort vor alten Zeiten die Stampfi geführt. ihr uneheliches Kind umgebracht und begraben haben soll. 31 Der «lange Marckstein» ist schon im Schiedsspruch von Nach einer anderenVersion soll sie sich hier in dieser 1558 erwähnt (AU 3, Nr. 659). abgelegenen Gegend vergiftet haben und erscheine zuweilen. 15 Wenn man der «Rüschelensage» Glauben schenkt, hatte 26 mhd. scheiden (ahd. sceidari) im Sinne von trennen, im Jahr 926 der legendäre Graf Hirmiger unmittelbar abgrenzen.

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