Goodbye wittgensTein On the trail in LINZ AND Birmingham

Projektbeschreibung inkl. Zeit- und Finanzplan qujOchÖ POD Projects www.qujOchOE.org www.podprojects.org linz, austria birmingham, inhalt

idee ...... 4 umsetzung ...... 6 zeitplan ...... 8 finanzplan...... 9 biografien...... 10 idee

Ludwig Josef Johann Wittgenstein (26. April 1889 Es war übrigens Russell selbst, der Pinsent Wittgen- – 29. April 1951) war ein österreichisch-britischer stein im Sommer 1912 vorstellte. Beide arbeiteten Philosoph, der bedeutende Beiträge zur Philosophie im Psychologielabor der Universität zusammen an der Logik, der Sprache und des Bewusstseins liefer- Experimenten zur Bestimmung der Rolle von Rhyth- te. Zu Lebzeiten veröffentlichte er nur ein dünnes men bei der Anerkennung von Musik und wurden Buch, den 75-seitigen Tractatus Logico-Philosophi- rasch engste Freunde. Wittgenstein schickte in die- cus (1921), einen Artikel, eine Buchkritik und ein sem Jahr auch einen Beitrag zu diesem Thema an die Wörterbuch für Kinder. Seine „Philosophischen Un- „British Psychological Association“ in Cambridge. tersuchungen“ kamen erst posthum 1953 heraus, nur kurze Zeit später wurden sie als wichtiges Werk der Die beiden Freunde unternahmen mehrere Reisen, modernen Philosophie wahrgenommen. Der Philo- u. a. nach Island im September 1912 und kurze Zeit soph, Mathematiker und Literatur-Nobelpreisträger später nach Norwegen. Pinsents Tagebücher liefern beschrieb Wittgenstein einmal mit hier wertvolle Einblicke in die Persönlichkeit von folgenden Worten: Wittgenstein. So beschreibt er etwa eine gemeinsa- me Einkaufstour in Cambridge, da Wittgenstein eine „[Wittgenstein war] ... eines der erregendsten intel- neue Wohnung in Trinity bezog. Die meisten Möbel, lektuellen Abenteuer [meines Lebens]. [Er hatte] die sie in den Läden fanden, waren jedoch nicht mi- Feuer und Eindringlichkeit und eine intellektuel- nimalistisch genug für Wittgenstein: le Reinheit in einem ganz außerordentlichen Aus- maß. ... Nach kurzer Zeit wusste [er] alles, was ich „I went and helped him interview a lot of furniture at beizubringen hatte. Seine Verfassung ist die eines various shops ... It was rather amusing: he is terribly Künstlers, intuitiv und stimmungshaft. Er sagt von fastidious and we led the shopman a frightful dance, sich, dass er jeden Morgen voller Hoffnung be- Vittgenstein [sic] ejaculating ‚No—Beastly!‘ to 90 ginne, aber jeden Abend in Verzweiflung ende.“ percent of what he shewed [archaic spelling] us!“

Von 1903 bis 1906 besuchte Wittgenstein die tech- Das letzte Mal sahen sich beide am 8. Oktober 1913 nisch orientierte „K.u.k. Realschule“ in Linz, eine auf einem Bahnhof in Birmingham, um sich Lebe- kleine öffentliche Schule mit 300 Schüler*innen. wohl zu sagen, da Wittgenstein nach Norwegen zog. Danach begann er an der Technischen Hochschule in Charlottenburg zu studieren, zog weiter zur Vic- GOODBYE WITTGENSTEIN nimmt diese kleine toria University of Manchester und landete schluss- Liebesgeschichte als Ausgangspunkt für eine künst- endlich an der University of Cambridge, um dort lerische Untersuchung in Birmingham und Linz. Die von 1911 bis 1913 bei Russell zu studieren. Es wird grundlegende Idee ist es dabei, in diese Geschichte gemeinhin angenommen, dass sich Wittgenstein zu einzutauchen und reale oder fiktive Verbindungen dieser Zeit in Pinsent verliebte. Dieser zwischen den beiden Städten zu (er)finden, die auf entstammte einer angesehenen Familie aus Birming- dem Leben von Wittgenstein basieren. Das Haupt- ham und war ein direkter Nachfahre des berühmten ziel liegt darin, einem der wichtigsten Philosophen britischen Philosophen David Hume. Die Fami- des 20. Jahrhunderts eine Hommage zu erweisen und lie Pinsent wohnte zu dieser Zeit im so genannten ihn in Birmingham und Linz „wiederzubeleben“. „Lordswood House“, Davids junger Freund war ein Aus diesem Grund haben sich das in Linz ansässi- gern gesehener Gast. ge Kunstkollektiv qujOchÖ, die in Birmingham be- findliche KünstlerInnenplattform POD Projects und Wittgenstein hatte Zeit seines Lebens romantische mit ihnen verbundene Kulturwissenschafter*innen Liebesbeziehungen mit Männern und Frauen. Die zusammengeschlossen, um das vorliegende Konzept gut dokumentierte, platonische Liebe zu Pinsent be- zu entwickeln. gab sich zu einer für Wittgenstein aus philosophi- scher Sicht sehr prägenden Periode.

4 (1889 - 1951)

David Pinsent (1891 - 1918)

Grenzmauer des Lordswood House 2010

5 umsetzung

Der künstlerisch-wissenschaftliche methodische Das Leben von Wittgenstein und Pinsent dient hier Ansatz von GOODBYE WITTGENSTEIN unter- als narrativer Rahmen für die Arbeiten, wird jedoch teilt sich in drei Phasen. mittels experimenteller Methoden dekonstruiert. qu- jOchÖ wird dazu insbesondere verschiedene Street- Zuerst werden die in das Projekt involvierten Art- und Guerilla-Art-Techniken anwenden, etwa Künstler*innen und Wissenschafter*innen in eine Lock-On-Installationen, Adbusting, temporäre Vi- Phase der kunstbasierten Forschung eintreten. Ver- deoprojektionen oder Guerilla Knitting. Alle Arbei- schiedene Recherche- und Erhebungsmethoden ten werden für die dritte Phase auf Foto und Video werden angewendet, um möglichst viele Informati- dokumentiert. onen über das Leben von Wittgenstein in Linz und seiner gemeinsamen Zeit mit Pinsent in Birming- Diese dritte Phase besteht aus einer Präsentation der ham zu gewinnen. Zum Einsatz kommen dabei u. Arbeiten vor Ort. qujOchÖ wird dazu eine Ausstel- a. Methoden wie Desk Research, Erkundungen vor lung in den Räumlichkeiten von Birmingham Open Ort (über die in Birmingham ansässigen Personen), Media produzieren. Dazu wird zum einen auf in der Feldnotizen, visuelle Mappings und qualitative In- ersten Phase erhobenes Material aus dem ArcK.uhiv terviews mit Expert*innen und Menschen, die in zurückgegriffen (z. B. Texttafeln mit Daten zu Witt- irgendeiner Art und Weise mit Wittgensteins Zeit genstein und Pinsent, Notizzettel mit kurzen Ge- in Birmingham in Verbindung stehen (z. B. Philoso- schichten, eine kleine Galerie mit Fotos, Screens mit phie-Professor*innen an Universitäten, Nachfahren Interviews, ...), zum anderen werden die Arbeiten der Pinsent-Familie oder einfach Menschen, die an bzw. die Dokumentation der Arbeiten gezeigt. Die Plätzen wohnen oder arbeiten, die damals eine Be- Ausstellung wird mit einem künstlerisch-wissen- deutung für Wittgenstein hatten). Die Projektpartner schaftlichen Gespräch begleitet. nutzen dabei eine eigene Wissenschafts-Plattform (proofhub.com), um so ein gemeinsames Archiv aus Unmittelbar nach Ausstellungsende sollen die zwei- Texten, Bildern, Audio- und Videodateien aufzubau- te und dritte Phase wiederholt werden, nun aller- en, das in der folgenden Phase seine Verwendung dings mit Künstler*innen und Wissenschafter*innen finden soll. aus Birmingham, die nach Linz eingeladen werden und sich hier auf die Spuren von Wittgenstein ma- In dieser Phase wird qujOchÖ nach Birmingham chen: Wer waren in dieser Stadt seine engsten Freun- reisen. Innerhalb von zwei Wochen werden die be- de? Wo hielt sich Wittgenstein auf? Und wie nahm teiligten Künstler*innen und Wissenschafter*innen er Abschied von Linz? Für GOODBYE WITTGEN- fünf bis sieben verschiedene Arbeiten im öffentli- STEIN ist die Durchführung im Rahmen eines Aus- chen Raum umsetzen, wobei jede von diesen drei tauschprogramms aus mehreren Gründen essentiell. Bedingungen erfüllen wird: Neben pragmatischen Gründen (z. B. Zugang zu lo- kalen Ressourcen in der ersten Phase) ist dies vor al- (1) es wird eine Verbindung zu „Notes on Logic“ be- lem der Glaube daran, dass der Blick von außen auf stehen, jenem Werk, das die Grundlage für den Trac- die Stadt und die involvierten Orte, Räume und Sze- tatus bildete und 1913 größtenteils in Birmingham nen eine vollkommen andere Perspektive eröffnet. verfasst wurde, In der Phase der Postproduktion wird eine künstle- (2) die Arbeiten werden in unmittelbarer Nähe zu risch-wissenschaftliche Publikation in Form eines Plätzen realisiert, die in der ersten Phase ausfindig Notizbuches veröffentlicht, die neben dem Kon- gemacht wurden und text des Projektes auch bebilderte Beschreibungen der Arbeiten und die Biografien der beteiligten (3) es wird eine lose Beziehung zur Biografie Witt- Künstler*innen enthält. Die Foto- und Videodoku- gensteins und Pinsents hergestellt, wobei die Erhe- mentation wird für Webseiten und Social-Media- bungen der ersten Phase eine wichtige Rolle spielen Plattformen genutzt. werden.

6 K.u.K. Realschule in Linz, ehem. Standort in der Steingasse

Originalseite aus „Notes on Logic“ 1913

7 zeitplan

JÄNNER - FEBRUAR 2016

planung Vorbereitung der Recherchephase, Einrichtung der Kommunikationsplattform

MÄRZ - JUNI 2016

Vertiefende Recherche zum Leben von Wittgenstein in Linz und Birmingham, Kontaktaufnahme mit Expert*innen, Durchführung von Gesprächen, Archivierung und Aufbereitung des Materials, Behördenkontakte, Vorbereitung der Interventionen, phase 1 Planung der Ausstellungen, Vorbereitung der Öffentlichkeitsarbeit

JULI 2016

Durchführung der Interventionen in Birmingham, Dokumentation Foto, Dokumentation phase 2 und 3 (Birmingham) Video, Ausstellung in Birmingham, Öffentlichkeitsarbeit

AUGUST - OKTOBER 2016

postproduktion Produktion Notizbuch, Veröffentlichung der Dokumentation, Öffentlichkeitsarbeit

NOVEMBER 2016

Durchführung der Interventionen in Linz Dokumentation Foto, Dokumentation Video, phase 2 und 3 (Linz) Ausstellung in Linz, Öffentlichkeitsarbeit

DEZEMBER 2016 - FEBRUAR 2017

Produktion Notizbuch, Präsentation Notizbuch, Veröffentlichung der Dokumentation, postproduktion Öffentlichkeitsarbeit

8 finanzplan

AUSGABEN IN EURO

MATERIAL Produktionsmaterial Literatur, Material für Interventionen, Ausstellungsmaterial 2.500,00 Transport und Versicherung Linz - Birmingham, Birmingham - Linz 500,00 Infrastruktur Miete für Raum und Technik 1.000,00 Publikation 200 Stk., DIN A5, 48 Seiten, 4/4-farbig 3.000,00 Öffentlichkeitsarbeit 200 Plakate, 5.000 Flyer, Inserate 500,00 MATERIAL GESAMT 7.500,00

PERSONAL Konzeption, Organisation und Durchführung 3 Personen Linz, 5 Personen Birmingham, inkl. Kuratierung 5.000,00 Redaktion und Layout Plakate, Flugblätter, Website, Publikation 2.000,00 Dokumentation Foto, Video 500,00 PERSONAL GESAMT 7.500,00

SONSTIGE Reisekosten I 3 Flüge Wien - London - Wien, Zug- und Bustransport, Reisekosten vor Ort 550,00 Reisekosten II 5 Flüge London - Wien - London, An- und Abreise zum Flughafen, Reisekosten vor Ort 850,00 Unterkunft und Verpflegung I 3 Personen á 14 Tage in Birmingham, Appartement 3.500,00 Unterkunft und Verpflegung II 5 Personen á 14 Tage in Linz, Appartement 4.500,00 SONSTIGE GESAMT 9.400,00

AUSGABEN GESAMT 24.400,00

EINNAHMEN

Sponsoring 500,00 Sonderförderprogramme (LinzEXPOrt 2015), fix 4.400,00 Kooperationsbeteiligungen (Atelierhaus Salzamt), fix 4.000,00 Zuschuss für Reise- und Aufenthaltskosten Austrian Cultural Forum London, geplant 2.000,00 Zuschuss für Reise- und Aufenthaltskosten Österreichische Botschaft London, geplant 2.000,00 Zuschuss für Reise- und Aufenthaltskosten BKA Kunst, geplant 3.000,00 Zuschuss für Reise- und Aufenthaltskosten Land Oberösterreich, geplant 3.000,00 Publikationskostenzuschuss Stadt Linz, geplant 2.500,00 Sonstige Einnahmen 500,00

EINNAHMEN GESAMT 21.900,00

EIGENLEISTUNGEN 2.500,00

EINNAHMEN GESAMT INKL. EIGENLEISTUNGEN 24.400,00

SALDO 0,00

9 biografien

qujOchÖ

qujOchÖ agiert an den Schnittstellen von Kunst, Politik, Gesellschaft und Wissenschaft. qujOchÖ ist mannigfaltig, heterogen, untaggable und gänzlich undiszipliniert. qujOchÖ verwendet Alles und Nichts, zeigt, installiert, interveniert, lärmt, baut, diskutiert und verbindet. qujOchÖ macht alles aus Liebe und Überzeugung. qujOchÖ (* 2001 in Linz, Österreich)

Arbeiten (Auswahl): # Miss Magnetiq. Crossing Europe Film Festival. 2015 # Summerhit Research Lab. 2012-14 # Imperium qujOchÖum. 2012-13 # Konzeptgenerator 3.0. 2013 # Tonnuzzi. Architekturzentrum Wien. 2013 # Triviale LINZ 1.0 - 3.12. 2011-2014 # Stuttgart intim: Vier Hochzeiten und ein Todesfall. Arttours Stuttgart. 2011 # Das große Manöver. steirischer herbst. Graz. 2010 # Dobuschido - Der Film. Crossing Europe Filmfestival. 2009 # Leben im Strafraum. Lentos Kunstmuseum Linz. 2008

Für GOODBYE WITTGENSTEIN werden folgende drei Mitglieder von qujOchÖ arbeiten:

Verena*Henetmayr, * 1984, Künstlerin, Mitglied des KünstlerInnenkollektivs qujOchÖ, Mitglied der Thea- tergruppe theater*nyx, Leiterin der KuKi Kiste an der Kunstuniversität Linz, lebt und arbeitet in Linz

Thomas Philipp, * 1975, Künstler, Sozial- und Kulturwissenschaftler, Mitglied des KünstlerInnenkollektivs qujOchÖ, Leiter des Forschungsinstituts LIquA - Linzer Institut für qualitative Analysen, Lehrbeauftragter an der Kunstuniversität Linz und an der Johannes Kepler Universität Linz, Wissenschaftlicher Projektmitar- beiter an der Universität Mozarteum Salzburg, lebt und arbeitet in Linz

Andre Zogholy, * 1975, Künstler, Sozial- und Kulturwissenschaftler, Mitglied des KünstlerInnenkollektivs qujOchÖ, Leiter der Abteilung Kunst.Forschung, QM und PE an der Kunstuniversität Linz, Lehrbeauftrag- ter an der Johannes Kepler Universität Linz, lebt und arbeitet in Linz

qujOchÖ

10 POD Projects

POD Projects ist eine Plattform für kollaborative Unternehmungen von in Birmingham lebenden Künstler*innen, Kurator*innen und Wissenschafter*innen, die sich vor allem Projekten im öffentlichen Raum widmen. Die Arbeiten entstehen aus dem sozialen und kulturellen Kontext der Produktionsumgebung, wobei eine Reihe von kollaborativen Strategien und Methoden zur Untersuchung übernommen werden. Die Arbeitsweisen spielen dabei oftmals mit der Reaktion auf soziale oder räumliche Kontexte, um bestehende Situationen zu hinterfragen.

Kooperationen (Auswahl): # mac birmingham: „The Open Project“ 2015, ein fortlaufendes Projekt, das im Rahmen einer biennalen offenen Ausstellung in Birmingham demokratische und kollaborative Ansätze des Kuratierens untersucht. # Birmingham Hippodrome, Warwick Bar and mac birmingham: „Bicycle Basket Bazaar“, eine Serie von künstlerischen Arbeiten im Sommer 2014. # Craftspace: über die Entwicklung einer neuen Yarning-Performance (Premiere 2015). # eine Kollaboration mit dem Klangkünstler Brian Duffy als Teil des „This Is Your Tomorrow“-Projektes.

Für GOODBYE WITTGENSTEIN wird POD Projects ein lokales Netzwerk an Künstler*Innen und Wissenschafter*innen in Birmingham und Umgebung mit einbinden, insbesondere A3 Project Space (a3pro- jectspace.org), ein 2012 gegründeter Ausstellungs- und Projektraum in einer alten Fabrikhalle in Digbeth/ Birmingham, Birmingham Open Media, ein 2014 eröffneter, kreativer und kollaborativer Arbeitsraum für Kunst, Technologie und Wissenschaft (www.bom.org.uk), und Mike Johnston, besser bekannt unter seinem Pseudonym „mike in mono“, der u. a. die international bekannte Band „Plone“ mit begründet hat. Johnston hat außerdem Philosophie und Politik studiert und eine Reihe von Beiträgen über Wittgensteins Leben in Birmingham veröffentlicht.

A3 Project Space

Birmingham Open Media

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