Band 3, Ausgabe 1 Volume 12 | Dezember 2015 Just For Swing Gazette

Swing is the Thing! - Mitteilungsblatt für Freunde swingender Musik in und um

THEMEN

 „die zweitschlechteste kapelle der welt“ oder Thiele hängt... 3. Teil von Klaus Schneider über die Jenaer Oldtimers

 Oldtime Memory Band

 Jazzdiscograph Horst H. Lange leidenschaftlich und polemisch von Peter M. Colev

 Bebop aus Sachsen Erik Leuthäuser und sein CD-Debüt

 Jutta Hipp - von Leipzig nach NYC Hommage an eine außergewöhnliche Frau

 Die 39. Leipziger Jazztage

 Auf der Suche nach Louis Armstrong

 In Memoriam - Pianist Christoph Zeitz

 Abschied von Thomas Buhé

 Collegium musicale

 Just For Swing - Interna

 Jazztitel und ihre Bedeutung

 CD Empfehlung

Foto: D. Ott S e i t e 2 Just For Swing Gazette

us traurigem Anlass hatten wir im Sep- tember ein gesondertes Mitteilungsblatt veröffentlicht, in dem wir unseres Freund A Tom Buhé gedachten. Er verstarb kurz vor seinem 95. Geburtstag. Über die bewegende Trauer- feier berichten wir in dieser Ausgabe und kommen der Bitte einiger Freunde nach, ihre Wertschätzung unserem Jazzfreund gegenüber nachträglich in dieser Ausgabe zu veröffentlichen.

Michael Oettel schreibt über das jährliche Treffen von „Alt-Jazzern“ und der Würdigung Toms in die- sem Zusammenhang. Leider konnte Tom auch nicht mehr die großartige Publikation über die Leipziger EDITORIAL Pianistin Jutta Hipp erleben, mit der er 1945/46 erste Swingaufnahmen in Leipzig machte. Die Saxopho- nistin Ilona Haberkamp und Jazzfreund Gerhard E- vertz aus Hannover haben eine unbeschreiblich schö- ne Hommage an Jutta Hipp zusammengestellt. Sie standen dazu im engen Kontakt mit Thomas Buhé, aus dessen Archiv auch Material in diese Dokumen- tation geflossen ist.

Eine andere Leipziger Jazzmusikerin sorgt posthum in Abständen ebenso immer wieder für Aufmerksamkeit. Bear Family Records publizierte in diesem Jahr eine CD der Sängerin Inge Brandenburg

mit unveröffentlichtem Mate- rial aus dem Archiv des Hessi- schen Rundfunks. Auch diese würdi- Nachdem wir in der letzten Ausgabe gen wir in der Rubrik für CD Empfeh- über die Schenkung der Sammlung lungen. Den überwiegenden Teil des des Armstrong-Freundes Winfried Mitteilungsblattes haben wir wie ein Maier aus Berlin an das Louis Arm- One thing I like about Jazz is, that Weihnachtspaket geschnürt. Eine bun- strong House in New York berichte- I don‘t know what‘s going to te Mischung unterschiedlichster The- ten, kam uns noch eine seltsame In- happen next. Do you? men. formation zu Gehör. Maier stiftete vor einigen Jahren dem Fried- Bix Beiderbecke Gerhard Klußmeier beginnt eine Se- richstadtpalast eine Plakette für die rie im Swinging Hamburg Journal, die Aktion „Berliner Pflaster“, die an die sich der Zweideutigkeit mancher Titel- legendären Auftritte Satchmos in bezeichnungen von Jazzstandards wid- Berlin erinnerte. Zufällig erfuhren met. Mit seiner freundlichen Genehmi- wir, dass diese Plakette verschwun- Cartoon stammt aus Zeitschriftder Melody Maker vom 9. Dezember 1950 gung dürfen wir den Text für unser den ist. Der Geschichte dieser und Blatt verwenden und werden diese Se- dem Rätsel um das Verschwinden rie auch in der JFSG publizieren. Wer sind wir nachgegangen. an den Themen der Hamburger Jazz- freunde Interesse hat, kann sich auch Ansonsten bleibt zu wünschen, dass das Mitteilungsblatt der Hamburger unsere Leser auch zukünftig mit eige- Swingfreunde abonnieren. nen Beiträgen das Blättchen beleben und unsere Musik eine Oase der Kul- Klaus Kirst setzt die Serie um die tur bleibt, ganz besonders während Jenaer Jazzszene fort, während unser unvorhergesehener Turbulenzen an- Mitarbeiter Peter Colev den Discogra- gesichts der politischen Großwetterla- phen, Sammler und Jazzenthusiasten ge. HHL würdigt. Horst H. Lange war mit manchen Auffassungen zum Jazz um- Wir wünschen allen Lesern einen stritten, hat jedoch für die Reputation beswingten Jahresausklang, Friede in des Jazz und die akribische Aufarbei- den Hütten, gute Jazzplatten auf dem tung diskografischer Bezüge für den Gabenteller und ein sorgenfreies Jazz in Deutschland eine unschätzbare Neues Jahr mit begeisterndem Jazz! Arbeit geleistet. keep swingin‘ Detlef A. Ott Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 3

Jazz der wilden 50er und 60er in Jena Teil 2 von Klaus Kirst n dieser Ausgabe erscheint der drit- ganz aktuellen Sound im Sinne des West fen. Zum Glück hat sich das gewandelt te Teil von Klaus Schneiders musi- Coast Jazz à la Gerry Mulligan. Dann und heutzutage geht es in den Kirchen kalischer Reminiszenz, diesmal konnte man auch das Orchester von René wesentlich entspannter zu. über die „Jena Oldtimers“ . Götz Dubianski hören, gerade sehr bekannt I durch den Lipsi Nr.1. Eine interessante Nun also: Viel Spaß mit dem nun fol- Methfessel schreibt über die Gründung Facette bot das Duo der Brüder Hoff- genden letzten Teil von Klaus Schnei- der mit verändertem Personal noch im- ders jazzigen Erinnerungen. mer aktiven „Old Time Memory Jazz- mann, welches fast bei jedem Ball auf band“. In der Märzausgabe der JFSG einem Treppenabsatz der Mensa spielte. berichten dann Wolfgang Drilltzsch und Man musste auf dem Weg zur Toilette an Jürgen Hercher über die Entstehung der ihnen vorbei. Der Ältere blies Tenorsaxo- „Jenaer Dixieland Stompers“. phon und der Jüngere, auffällig mit sei- nem weißblonden Haarschopf und einer Neben dem örtlichen Jazzspektrum war starken Hornbrille, bediente unermüdlich in Jena damals musikalisch viel los. Im die Schlaggitarre. Folgenden möchte ich eine kleine Aus- wahl anbieten. Anderen werden weite- Ich denke auch gern an ein Kon- re Aktivitäten einfallen, welche viel- zert der „Easy Beat leicht meine persönlichen Erinnerungen Jazz Band“ aus Berlin ergänzen. im Stadttheater zu- rück. Hanjo Pape hatte Etwa 1958 gastierte im Kino Capitol lässig sein Banjo fast in das Spiritual Quintett Düsseldorf ge- Kniehöhe hängen und meinsam mit einer Combo, in der Horst sang auf seine originelle Geldmacher Blockflöte spielte. Geldma- schnoddrige Art zur gro- cher wurde bekannt als Illustrator des ßen Freude des Publi- mit Günter Grass gemeinsam gestalteten kums. Übrigens hatte am Jazz-Bilderbuchs „O Susanna“. Ich habe gleichen Nachmittag eine von ihm auch phantasievolle Plakate für Fußballmannschaft meines die Alex Welsh Band gesehen. Auf Studienjahres gegen eine www.windkanal.de kann man ihn sogar Ärzteauswahl des Uniklini- in Aktion erleben. In seinem autobiogra- kums mit dem Internisten phisch gefärbten Roman „Beim Häuten Prof. Dr. Remde gespielt. Als der Zwiebel“ berichtet Grass sehr aus- ich ins Theater sprintete, er- führlich über Geldmacher. klangen schon die ersten Töne von „South“. Im Volkshaus fanden neben den philharmoni- schen auch Jazzkonzerte statt. Besonders kurios war eins der “College Minstrels“ aus Dresden, bei dem Klaus Schumanns Klari- nettenmundstück den Abflug machte und Ulrich „Benny“ Richter von den „JAZZ ba- bies“ aushelfen konnte. In der Band spielte übrigens Wilfried Matthäus Banjo, der später jahrelang Bassist bei den „Elb Meadow Ramblers“ war und leider viel Bei der Vielzahl von Bällen verschiede- zu früh verstorben ist. Die Minstrels ga- ner Fachrichtungen (u.a. Physik, Che- ben auch ein Konzert in der kleinen Kir- mie, Medizin), die im Allgemeinen in che zu Cospeda, organisiert vom Bruder der Mensa stattfanden, gab es auch aller- des bekannten Theo Lehmann. Dieser hand zu hören. Neben Dixielandgruppen Pfarrer verbot vor dem Konzert strengs- wie z. B. „Klaus Schneiders New Or- tens jegliche Beifallsäußerung als nicht leans Band“ oder „Berolina Jazzband“ dem kirchlichen Raum angemessen. Wer spielten auch Tanzorchester. Die Combo damals dabei war, hat sicherlich wie ich „Roxy“ aus Altenburg unter Leitung von den Frust empfunden, zu dieser heiteren JFSG Mitarbeiter Klaus Kirst (links) und Klaus Klaus Fischer, der auf einem gefederten und die Bewegung herausfordernden Schneider (Jenaer Oldtimers) Motorradsitz hinter seinem Schlagzeug Musik nicht klatschen und jubeln zu dür- kramen in Erinnerungen. thronte, erregte Aufmerksamkeit durch Berlin, Restaurant „Nussbaum“ 2012 . S e i t e 4 Just For Swing Gazette Klaus Schneider „die zweitschlechteste kapelle der welt“ oder Thiele hängt… (Bericht Teil III – 1960-1971) Transkription vom handschriftlichen Original: Klaus Kirst

...im „Haus der Geschichte der Bun- im Theater Gera mit Günter Hörig, den desrepublik Deutschland“ in Bonn, Jena Oldtimers, Christel Schulze und jedenfalls als Foto mit der Bildunter- Reiner Schöne wird in der in Gera er- schrift „JENA OLDTIMERS. Die scheinenden VOLKSWACHT begeis- Beatband spielt während des Deutsch- tert rezensiert. landtreffens im Mai 1964 auf dem Alexanderplatz in Ostberlin.“ Wie 1962 Saalfeld erlebt seine ersten Oldtimer und Beatband zusammenge- Jazzkonzerte, im Juni „Jazz und Panto- dacht werden müssen, bleibt ein Bon- mime“ mit Harald Seime und im Sep- ner Geheimnis! tember J. O. und Manfred Schmitz Trio Weimar, im Heimatmuseum.

Nicht aber, daß die Musik einer klei- Eilbrief vom Rat der Stadt Stadtroda, nen JENAER Jazzkapelle nunmehr Abt. Kultur >>>>>>>>>>>>>>>>>> auch in der Hauptstadt angekommen war. Zum Beispiel im von K.H. Drechsel fürs Pfingsttreffen organi- sierten „Repräsentativen Jazzkonzert“ im Babylon.

Und 3 Tage lang mittels offenem, mit den Jena Oldtimers besetzten Lastauto des Rundfunk-Fuhrparks, geschmückt mit einem Spruchband rund um die 1965 titelt am 6. Nov. Die Wochen- Ladefläche: „die zweitschlechteste post“: Der Funkwagen mußte nicht kapelle der welt“, gemalt vom Zei- kommen. Gemeint war nicht der Ü- chenlehrer und mittlerweile Posaune Wagen des Rundfunks! Anlaß war die blasenden Rudi Thiele. Eröffnung eines Jazzkellers im Guten- berg- Keller zur 800-Jahr-Feier Stationiert im heutigen ZDF- Leipzig Morgenmagazin-Studio, das damals ein Hof des Zentralrats der FDJ Unter den Linden war, blusen wir im Auf- trag des sich gerade gründenden DT64 stundenlang Dixieländliches in die Berliner Luft zwischen Brandenburger Tor und Alex mit dem Sonderstudio 1965 vom ersten Jugendsender (dessen erste Am Tag der Republik spielten die J. O. Hauskapelle wir waren). Der Jugend- neben der Rundfunk-Bigband Gollasch funk des Deutschlandsenders zeichne- vor 10 000 jungen Leuten (!!) in der te uns neben der Günter Fischer- Karl-Marx-Allee in Berlin. Am Piano: Combo als bestes Laienjazzorchester Uli Gumpert. aus und - kaum zu glauben – das Fest- komitee bzw. der Zentralrat, unter- Amateurjazz-Treffen in Merseburg J. O. schrieben von Horst Schumann, mit 1. Platz bei den tradit. Gruppen(2 Punk- einer Urkunde für die Aktivitäten der te von 59 vor der Old Time Memory Weiter auf der Habenseite der Aktivi- „zweitschlechtesten kapelle der welt“! Jazzband) täten der J. O., bestehend über ein Jahrzehnt aus Musikanten aus Unter- So war das eben: verboten und geför- loquitz, Rudolstadt, Pößneck, Stadtro- dert, wie Josh Sellhorn später so tref- da, Jena, Leipzig und Berlin, was ohne fend bemerkt. Wobei das von Stadt zu absolute Freude am Jazzen nicht denk- bar gewesen wäre: Stadt, von Bezirk zu Bezirk völlig unterschiedlich sein konnte. Und von Mehrere Dutzend Rundfunk- und Jahr zu Jahr. Beispiele: Fernsehproduktionen, Konzerte auf 1959 steht „die Kapelle Schneider großen Freilichtbühnen (Sommer-Film in Verdacht, eine Untergrundtätigkeit -Festival in Bad Blankenburg) gegen unsere Republik“ durchzufüh- ren“ (s. Teil II). 1962 Bad Blankenburg mit Manfred Krug und in kleinen Kneipen (mit Mi- 1962: die „Jazzgroßveranstaltung“ lo Barus), Konzerte an den Hochschu- Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 5

Wie kam’s zum Namen JENA Oldti- mers? Die Band entstand, als Schneider Klaus von Jena zog ins Land hinaus. Nicht von mir, das Lied, aber richtig, denn nicht in Jena, sondern in Stadtroda wurde nach nicht wenigen Bieren befunden: Stadtro- da kennt kein (Jazz-) Schwein, Jena schon. Das war im Gasthaus „Zum Bä- ren“, wo in der Nacht vom 4. zum 5. Juni 1813 Freiherr von Lützow und sein Ad- jutant Theodeor Körner übernachtet hat- ten. Sicher auch nach einigen Bieren und sicher nicht, um den Namen für eine Ka- len in Weimar, Ilmenau, Freiberg, Riverboat- pelle zu finden. Der taucht erstmals Shuffles (mit Jo Kühn im Nacken) u. u. u. (belegt) auf zu den ersten Eisenacher Jazztagen im Januar 1960. REINHARD Lorenz schreibt in Rainer Bratfischs „Freie Töne“, „daß sich die Down Beat Stompers in der Bahnhofshalle postiert hatten und den Jena Oldtimers fulminan- ten New Orleans Jazz entgegenbliesen“. Nicht weniger fulminant muß unser Bei- trag gewesen sein mit immerhin 9 Man- nen. Hier nicht im Bild Trompeter Jörn Lüder Vogel, dafür einer, der’s nicht las- sen konnte, sich ans Klavier zu setzen: der hervorragende Eisenacher Pianist Ralf Butscher. Er und Pitt Kroneberger spielen heute noch.

Nicht zu vergessen:

und spielten in folgender Besetzung:

Klaus Weinhardt tp, Rudolf Thile tb; Klaus v. l. n. rechts: Ralf Butscher p, Rolf Litzek bj, Harald Seime bj, Pitt Kroneberger dr, Rudolf Thiele Schneider cl, ld; Jürgen „Bertchen“ Hercher p; helikon, Wolfgang Hütter cl, Hanns Immo Friel tb, Klaus Schneider cl, Fritz Seimert tp, Jörn Rolf Litzek bj; Heinz Pietschmann b, sous; Pe- Lüder Vogel tp (nicht im Bild). ter „Pitt“ Kroneberger dr. 1990, zum 20. DLF in Dresden, war dann die Gründung einer ag jazz im Alfred-Brehm- der endgültige Schluß—übrigens mit dem Klub des Kulturbundes Stadtroda 1961 Leipziger Pianisten Addi Horndt. und die Produktion zweier AMIGA-LP 1969 Das letzte Mal in die Es-Klarinette gebla- sen hab ich 2010 zum 75. Geburtstag und 1970 in der Brunnenstraße in Berlin, wo es meines Kinderfreundes Klaus „Wirtser“ im Covertext heißt: Weinhardt aus Unterloquitz, er war unser Trompeter seit 1961. S e i t e 6 Just For Swing Gazette

Wie ich zur OLDTIME MEMORY JAZZ BAND kam Persönliche Aufzeichnungen des Gründungsmitgliedes Götz Methfessel

ährend meiner Schulzeit an der Oberschule am Anger in Jena spielte ich im Schulorchester Bratsche. Zu Hause stach mir aber schon lange eine etwas reparaturbedürftige Klarinette meines im Kriege gefallenen Vaters ins Au- W ge. Da ich auch Blockflöte bei meinem Klavierlehrer Heinrich Funk gelernt hatte, dachte ich: , Klarinette spielen wird wohl so ähnlich sein', ließ die Klarinette wieder reparieren und nach kurzer Zeit konnte ich schon ein paar Stücke darauf spielen. Das führte zu einem Auftritt bei einer Gartenparty im Sommer 1962.

In einer Spielpause wurde ich von gut an und fand in der ,,Thüringer einem jungen Mann angesprochen, Landeszeitung“ ein positives Echo. den meine Spielweise interessierte. Im Mai hatte sich zum Konzert in der Einige Zeit später, ich war inzwischen student, Bernhard Hüber, Kontrabas- Erweiterten Oberschule(Gymnasium) Student der Zahnmedizin an der Jena- sist und Günter Köbrich, Banjo, beide Naumburg der Medizinstudent Ge- er Universität und bemühte mich ge- Physikstudenten. Man stellte mir Klaus rald Seifert hinzugesellt und führte rade im Studentenlabor, einen Gips- Schneider vor, den Gründer und Klari- kenntnisreich durch das Programm. zahn zu schnitzen, wurde ich von nettist der ,,Jenaer Oldtimer", der unse- Es folgten weitere Auftritte in Thü- zwei Studenten angesprochen, dass rer zukünftigen Band auf die Beine ringen, in Leipzig bei ,,Iazz und Ly- ich doch Klarinette spiele, man wolle helfen sollte. Ein Name war rik", in Rostock oder zu Studenten- eine Jazzband gründen und brauche auch schon gefunden und legte auch bällen an der Jenaer Uni. Eine Ost- einen Klarinettisten. Ich hatte keine gleich den Stil fest und so wurde im seetournee während der Semesterfe- Ahnung vom Jazz, war voll auf Klas- November 1962 die ,,Old Time Memo- rien im Sommer wurde durch den sik eingestellt, hatte jedoch davon ry Jazz Band“ der Universität Jena Sänger Gernot Kreische ergänzt, der gehört, dass man dabei improvisieren offiziell gegründet. in Erfurt Zahnmedizinstudierte. muss und das reizte mich. Also ging Klaus Schneider gab uns viele gute Noch 1963 fand in Merseburg das ich zur ersten Probe in einen Keller- Anregungen zur Stilistik, Abläufen, (inoffizielle) DDR-Jazzfestival für raum des Universitätshauptgebäudes. Soli usw. und nachdem wir unsere Amateur-Jazzbands statt, an dem Es begrüßten mich die beiden Studen- Band mit Dr. Hans Meffert, Pianist, auch die OTMJB erstmalig teilnahm ten, die mich geworben hatten: Gunter Chemiestudent und Arzt, vervollstän- und einen beachtlichen 5. Platz er- Mlynski und Hubert Borkowski, der digt und viel geübt hatten, wagten wir reichte. Das Festival wurde vom eine Posaunist und Bandchef, der Anfang April 1963 den ersten öffentli- Rundfunk der DDR aufgezeichnet andere Trompeter, beide Medizinstu- chen Aufritt in der Internatsoberschule und gesendet. Dadurch wurden die denten. Dazu gesellten sich Wilhelm Schulpforta, heute Landesschule Pfor- Oldtime-Jazz-Szene und auch die Schmidt, Schlagzeuger und Medizin- ta. Dieser kam bei den Zuhörern sehr Band bekannter. Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 7

Zwischen Auftritten und Proben, die mit seiner ,,Blechklarinette“ den Klari- sich mittlerweile in die Mensa der Uni nettenpart, ich sattelte aufs Sousaphon verlagert hatten gab es vor allem an den um, hatte aber noch meine Klarinetten- Sonnabenden im Kasseturm Weimar soli (u.a. Blues for Jimmy). Die Um- Jazzer-Treffen. Zu diesen Jazzern gehör- stellung gelang mir recht leicht, da ich te auch der Pianist Ulrich Gumpert, der mich früher schon auf der Trompete damals ein ausgezeichnetes Ragtime- versucht hatte und die Grifftechnik nur Piano spielte und an der Hochschule für übernehmen, den Ansatz aber neu er- Musik in Weimar studierte, bis er wegen lernen musste. ungenügender Leistungen im Fach Mar- Bereits seit einiger Zeit hatte sich die xismus- Leninismus exmatrikuliert wur- Jenaer Studentenschaft für den Ausbau de. Zwei Jahre später ging er nach Ber- des Kellers der ,,Rose" stark gemacht. lin und führte sein Studium fort. Heute Natürlich waren viele Einsätze (Schutt zählt er zu den bedeutendsten Jazzpia- beräumen, Wände verputzen, Ausbau- nisten unserer Zeit. Ich habe seine Spiel- ten usw.) gefragt und so konnte ich freude in guter Erinnerung und es mach- noch die Einweihung dieses Studenten- te mir viel Spaß, mit ihm zusammen zu kellers mit Jazz durch die OTM- musizieren. Jazzband erleben, bevor ich von der Am 14. März 1964 hatten die „jazz ba- Jenaer Universität zur Humboldt- Cartoon stammt aus der Zeitschrift bies" zum 1. Jenaer Jazz-Meeting in die Universität nach Berlin wechselte. Melody Maker vom 9. Dezember 1950 Wagnergasse eingeladen, an dem alle Ein Ereignis werde ich nicht verges- der Jenaer Jazzbands teilnahmen. Da- sen: Als unser Anatomiedozent zum mals hatte ich noch keine Ahnung, dass Professor berufen wurde, brachten wir, einem Tischler ausgeliehen hatten. Auf ich 1979 Mitglied dieser 1973 als,,hot die Medizinstudenten der ersten beiden dem Tafelwagen saß Wilhelm Schmidt and blue jazz band" neu gegründeten Studienjahre, einen Fackelzug. Wir an seinem Schlagzeug, neben dem Wa- Jazzband werden würde. zogen durch die Stadt Jena. Die Polizei gen lief die Old Time Memory Jazz Im Frühsommer des gleichen Jahres hatte die Innenstadt für uns gesperrt. Band und spielte fröhlichen Jazz. wurde die Band personell verändert. Der Vornweg wurde ein Tafelwagen von Physiklaborant Klaus Niedner übernahm Studenten gezogen, den wir uns bei S e i t e 8 Just For Swing Gazette Horst H. Lange 1924-2001 Jazzdiscograph - leidenschaftlich und polemisch von Peter Colev

orst H. Lange wurde am Olympischen Spiele stattfanden und Besonders hatte es ihm außer der 13.12.1924 in Berlin gebo- wo auch immer internationales Publi- anglo-amerikanischer Musik auch ren. Hier, am Olivaer Platz kum verkehrte, gab es trotzdem immer deutsche Tanz-/ Hot-Jazz-Band, H 11, einer der großbürgerli- noch genügend Freiräume für Indivi- meist sogar aus Berlin, angetan. chen Gegenden Berlins zu jener Zeit, dualinteressen. wo sehr viel Prominenz residierte, Sowohl Live-Musik als auch die Bei einem Onkel, der mehrere Kondi- führte seine Mutter ein gut frequen- Tonkonserven bedeutender deut- toreien besaß und diese mit einem tiertes größeres Blumen- bzw. Floris- scher Tanzorchester hatten zwar Loewe-Opta-Radio nebst Plattenspie- überwiegend englisch/ amerikani- tikgeschäft. ler ausstattete und zum Teil beschallte, sches Repertoire, aber es war kein Viele gut situierte Prominente von hörte Horst Lange die ersten Hot-Jazz- „reiner“ Jazz. Dennoch gab es her- Film, Bühne, Oper, Operette gehörten Platten, dessen Interpreten er zu die- vorragende Solisten, die die Hot- damals zu ihrer Stammkundschaft. Sie sem Zeitpunkt noch nicht kannte. Stilistik und später den Swing exzel- kauften nur hier ihre Pflanzen- und Wichtig und nennenswert war aber da- lent beherrschten. Blumenarrangements. Horst H. Lange erlebte Horst Heinz Lange be- als junger Mann die suchte als Schüler das ganze Vielfalt der Fichte-Gymnasium, ei- „neuen Medien“, wie ner humanistisch und Kino, Schallplatte, damals schon kosmopo- Kunst- und Literatur in litisch untersetzten Bil- den 1920er/ Anfang dungsstätte, die u. a. 1930er Jahre (hier galt auch einige Klassen hö- besonders Berlin ne- her, der Literaturpapst“, ben Paris als eine der der kürzlich verstorbene weltweit führenden Reich-Ranitzky, besuch- und wahrnehmbaren te. Zentren urbaner Unter- H. Lange, ein überaus haltungskunst. Zudem aufgeweckter Schüler, wurden aus dem Vox- der übrigens gut zeich- Haus, unweit des Pots- nete und damals durch- damer Platzes, begin- aus musische Interessen nend ab 1923, die ers- zeigte, hatte auch eine ge- ten Rundfunksendungen wisse Prädisposition für Sprachen, be- ausgestrahlt. Die Gesamtheit sonders für Englisch, Französisch und bei, dass dieses spezielle Hörerlebnis medialer Erscheinungsformen prägte Latein, was ihm später sehr zugute bei ihm den sogenannten AHA-Effekt somit den sehr interessierten jungen kam. auslöste. Mann und seine gleichgesinnten Schallplatten-Freunde. Mittlerweile Sein Interesse war breitgefächert und Er identifizierte diese 78er Schallplat- ten später nachträglich als Hot-Jazz- war er auch „Stammgast“ in den füh- galt sehr früh der illustrierten Kinder- renden Schallplattenläden Berlins, und Jugendliteratur, später auch Co- Aufnahmen von Harry Roy, Louis Armstrong, Nat Gonella und Max wie „Alberti“, „Tele-Vox“, „Radio mics genannt, sowie in jungen Jahren Luchtmann“ u.a. vielfach Kinoaufführungen allen Cou- Rumpf. leurs in den unzähligen Kinos der Hier ging es ihm, wie vielen von uns: Man kann es hier auf einen Nenner Weltstadt Berlin (damals 1930 – 3,8 Die Jazzmusik (das gilt im Übrigen bringen: Sammeln, Sammeln und Mio. Einwohner) auch für alle Genres der Musik) bedarf nochmals Sammeln, gelegentlich a priori keiner „theoretischen“ Erklä- auch Tauschen, das war sein Credo. Als Jugendlicher hat er nach dem Bald entwickelte sich sodann auch Ausklingen der „goldenen Zwanzi- rung, sondern man erlebt die Faszina- tion einer Musik immer spontan und sein großes Interesse für die Spezifik ger“, der Hoch-Zeit des Amüsierbe- der verschiedenen 78er Schallplatten triebes, der Kabarettbühnen, Etablis- vordergründig emotional. (Zuhören und gefallen oder aber nicht gefallen!) -Aufnahmen, so zum Beispiel der sements, Cafés und den vielen Tanz- Name der Schallplattenmarke palästen mit Konzert- und Tanzveran- Nach dem Hörerlebnis der ersten Hot- (Etikettierung), der genauen Anga- staltungen Anfang der 1930er den Jazzplatten sammelte Horst Lange von ben der beteiligten Musiker mit Na- Übergang in die Zeit des Nationalso- nun an 78er Platten des oben bezeich- mensnennung sowie der Zuordnung zialismus erlebt. In der Groß- und neten Repertoires in jedweder Form der verwendeten Instrumente, nicht Weltstadt Berlin, in der 1936 die und alles, was für ihn erreichbar war. zuletzt auch die Aufnahmedaten und Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 9

Orte sowie, wenn möglich, auch die ver- Man kann mit Fug und Recht sagen, dass chen, dass die bisherige Entwicklung des wendete Matritzennummern. (Vorgaben die Hot-Jazz-Dance-Discographie von Jazz durch farbige Musiker zwar einen zur Pressung der 78er Schellacks) Horst Lange durchaus im Mittelpunkt großen Anteil hatte, dass aber die weite- Bei der Erlangung dieses extensiven seines Schaffens stand, ohne dabei seine re Entwicklung dieser Musik aus NO Wissens aufgrund seiner mittlerweile weiteren Veröffentlichungen, wie „Jazz durch weiße Bands musikalisch kulti- stattlichen Sammlung und ihrer bedeut- in Deutschland“, “Comics-Jazz und irre viert, verfeinert und wesentlich besser samen Interpreten reifte schon sehr früh- Zeiten“ sowie seine Betrachtungen über synkopiert wurde. Trotzdem wird aber zeitig die Überlegung, das von ihm gelis- die Rolle Nick La Roccas und der Origi- nicht verschwiegen, dass der musikali- tete Schallplatten-Material bzw. die Be- nal-Dixieland-Jazzband zu vernachlässi- stände der Sammlung zu katalogisieren. gen. Es sollte aber noch Dezennien dauern, Sein Wissen nutzte er u. a. auch, um in bis er nach seinem absolvierten Wehr- den 1950er,1960er Jahren und danach dienst als Marinesoldat in Dänemark und unzählige Rundfunk-Sendungen in nach seiner Entlassung 1946, sowie sei- Deutschland, vornehmlich aber in Ber- ner Rückkehr nach Berlin die ersten dis- lin, zu gestalten. Darüber hinaus war er cographischen Kataloge und Aufstellun- ein gefragter Fachmann, um für Platten- gen fertigte, die er auch Fachzeitungen, firmen Klappen- und Erläuterungstexte Rundfunkanstalten, Schallplattenfirmen für Hot-Jazz-Aufnahmen zu schreiben. auf Anfrage zur Verfügung stellte. So hat er z. B. besonders für die Firma

Die zum Teil sehr umfang- Odeon, aber auch für andere Firmen, reichen Informationen zur Jazz-Repertoire sowie komplexen Erfassung von Cover-Beschriftungen 78er Schellackplatten zusammengestellt und dienten ihm später als diese mit außeror- Grundlage für die Erstel- dentlichem Fachwissen lung der ersten deutschen kommentiert. Discographie der Hot- Wie bereits angedeu- Dance und Jazz- tet, hatte Horst H. Lan- Geschichte von 1903 – ge auch eine besondere

1958 in Deutschland. Sie Vorliebe für den Oldti- Geyer immer sehr individuell beschriftet. sehr individuell immer Geyer erschien in drei Auflagen: me-Jazz. In diesem Zu- -

1955, 1966 und 1991. Die sammenhang nahm er von Hot von vorgenannte letzte veröf- einen brieflichen wurden Fotos der Rückseiten die P. Colev; Archiv fentlichte und erweiterte Kontakt mit Discographie (3. Auflage, Nick Panther-Verlag Berlin hat LaRocca, 1.054 Seiten und hat ein Bandleader Gewicht von ca. 3 kg) der Original Die vorgenannte 78er Dis- –Dixieland- cographie von 1903–1958 war für Jazzband aus Horst Lange eine Fleiß-Arbeit par New Orleans excellence. Es mussten Tausende auf. Die ODJB, von Daten aufgearbeitet, zusam- eine weiße Band mengestellt und geordnet wer- mit dem Kornet- den (und dies ohne Computer!). tisten LaRocca Die über 50 Jahre in Deutsch- meinte nämlich den land erschienenen, verkauften, New Orleans-Jazz sowie in wenigen Exemplaren vorhande- „erfunden“ zu haben nen und auch seltensten Einspielungen (siehe Langes Buch: sche Beitrag der Afro-Amerikaner eben- sind in seiner Discographie festgehalten „Als der Jazz begann“, 1916- so wichtig war (siehe auch Buch über und sie ist dabei ein unbedingtes „Muss“ 1923, Colloquium-Verlag Berlin). Lange Jazz von Alfons M. Dauer). widmete sich dieser Problematik und für jeden Liebhaber von Jazz- Schwarze und weiße Elemente der Jazz- schloss sich der These von LaRocca teil- Schellackplatten. Musik haben letztlich gemeinsam ein weise an. Es würde hier den Rahmen Konglomerat entstehen lassen, was in Besonders erfreulich ist dabei, dass die sprengen, die im Buch genannten Argu- der späteren Folge schließlich als Jazz deutsche Jazz- und Tanzmusik umfas- mente an dieser Stelle wiederzugeben. deklariert wurde. Die ODJB als aus- send Berücksichtigung gefunden hat. Es wird im wesentlichen davon gespro- S e i t e 10 Just For Swing Gazette

“Our music is a secret order” (Louis Armstrong) schließlich „weiße“ Band, machte in die- schichte der ODJB sowie persönliche das mit einem stilisierten Grabstein in ser Zeit erheblich Furore, zog in Rich- Erinnerungsstücke von Nick La Rocca Form einer Schallplatte mit Namenseti- tung Norden der USA und spielte u.a. in kett versehen ist. New York. Bereits 1919 gastierten sie Nach einer aktuellen Information ist das Gesamtarchiv von H.H. Lange nach län- auch erfolgreich in London. In einem seiner Bücher zitiert Horst gerer Deponierung in einem Container Lange einen Spruch von Jean Paul. Er Mit der ODJB wurden sehr früh einige durch einen Kunst-Spezialtransport mit lautet: Schallplatten produziert. Ihre erste Auf- ca. 6 Tonnen Gesamtgewicht in nahme überhaupt war der „Livery-Stable Deutschland verkauft worden. Näheres „Die Erinnerung ist das einzige -Blues“. Die ODJB war auch für andere ist mir dazu bisher nicht bekannt. Durch Paradies, aus dem wir nicht weiße Bands ein Vorbild und es gab meinen Freund Hot-Geyer angeregt vertrieben werden können“ Nachahmer. (gest. 2014) hatte ich mehrmalig Brief- In diesem Sinne behalten wir Horst H. H. Lange widmete sich intensiv der Lange in guter Jazz-Erinnerung. Musik und dem Stil der Band unter der Leitung Nick LaRoccas, der u. a. den Welt-Jazz-Hit „Tiger Rag“ kom- ponierte. Später dann reiste Horst

Lange mehrmals nach New Orleans und erhielt nach dem Tode LaRoc- Bücher: cas durch seine Witwe einige wert- Jazz in Deutschland – die deutsche Jazzchronik volle Dokumente zur Geschichte der 1900-1960, Berlin, Colloquium 1966, 2. Verbes- Band. Seine Erinnerungen hat er, wie serte Auflage, Olms 1996, ISBN 3-487-08375-2 bereits angedeutet, in dem Buch „Als Die deutsche 78er Discographie der Hot-Dance der Jazz begann“, 1916 – 1923“ im und Jazzmusik 1903 – 1958, Berlin, Panther Jahre 1991 veröffentlicht. Diese Nie- 1992, (zuerst 1966, Colloquium Verlag) derschrift ist für Jazzer sehr lesens- Die deutsche Jazz-Discographie. Eine Geschich- und empfehlenswert. te des Jazz auf Schallplatten von 1902 bis 1955 / Horst H. Lange. Berlin, Wiesbaden: Bote & Bock Dass H. Lange zu Lebzeiten oder 1955 auch postum von offizieller Seite für Als der Jazz begann 1916-1923 - von der Origi- seine Jazz-historisch wertvollen Ar- nal Dixieland Jass Band zu King Olivers Creole beiten sowie seine wissenschaftlich- Jazz Band, Berlin, Colloquium Verlag, 1991, dokumentarische Tätigkeit z.T. un- ISBN 3-7678-0779-3 genügende Anerkennung fand, ist zu Als der Jazz begann 1916-1923. Die Anfänge des bedauern. Er war und ist ein Pionier instrumentalen Jazz von der Original Dixieland Jass Band bis Louis Armstrong, Hildesheim, Olms deutscher Jazz-Frühkultur Presse 1996, ISBN 3-487-08417-1 und man wird sich Comics, Jazz und irre Zeiten – aus dem Leben seiner immer Foto mit freundlicher Genehmigung: eines unangepaßten Berliners 1930- 1960, Geln- Dorina Damerius erinnern. hausen, Triga Verlag, ISBN 978-3-89774-118-8 Loring „Red“ Nichols – ein Porträt, Wetzlar, und Telefonkontakt zu Horst Jazz-Bücherei, Pegasus Verlag 1960 Horst H. Lan- Lange. Er hatte für mich, Nick LaRocca – ein Porträt, Wetzlar, Jazz- ge starb am auf meinen Wunsch hin, ei- Bücherei, Pegasus Verlag 1960 04.02.2001 im nige seltene Schellackplat- Alter von 77 Jah- Stan Kenton-eine Bio-Discographie, Berlin 1959 ten auf Kassette über- (Mitautor) ren. In einem se- spielt. Mir ist in Erinne- paraten Teil seines rung geblieben, dass er Testamentes ver- seine Telefonate immer fügt er u.a. über die sehr kurz fasste (Time is weitere Verwendung Money!). seines kompletten Jazz -Archives: Durch seinen relativ unerwarteten Tod hatte ich leider keine Möglichkeit mehr, Auszug aus der Auflistung: ihn persönlich kennen zu lernen. Horst - ca. 20.000 Schellackplatten Lange ist auf dem Berliner Wald- bzw. Park-Friedhof Heerstraße (unweit des - ca. 500 Kataloge, Schallplatten deutsch Olympia-Stadions), wo auch viele Pro- und international 1919–1958 minente, z.B. Joachim Ringelnatz, Lori- - ca. 500 Musikbücher ot u.a. ihre Ruhe gefunden haben, beer- digt. Seine Tochter, Dorina Damerius - ca. 1.000 Vinyl-LP’s (geb. Lange) hat dafür gesorgt, dass der - ca. 3.000 internationale Musikzeit- „unangepasste Berliner“ (so hat er sich schriften in seinem Buch „Comics-Jazz und irre Zeiten“ selbst genannt), ein ihm adäqua- - diverse Originalunterlagen zur Ge- tes und ehrenvolles Grab erhalten hat, Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 11

Gerhard Klußmeier, Rosengarten Was ist damit eigentlich gemeint? Von „Geheimnissen“ hinter Jazz-Titeln

um Benny-Goodman- „Geheimnisse“ hinter Musik-Titeln: Original Jelly Roll Blues Klassiker Seven Come Ele- (Morton) ven (komponiert 1939 von I Wish I Could Shimmy Like My Jelly Roll Mortonʻs Red Hot Peppers, Charlie Christian und Good- Sister Kate 1926. „Jelly Roll“ ist eigentlich ein geroll- Z ter, lockerer Kuchen (sponge cake), wie er man) schrieben wir im Journal Nr. 54 (Piron). Okeh Syncopators (Harry Reser (Seite 12), dass der Titel sich auf das Group), 1922. Der Shimmy war ein po- auch in Deutschland bekannt ist („Zitronen Würfelspiel Craps, bzw. Craps shoo- pulärer Tanz der 1920er Jahre – der Titel -Rolle“) – im Jazz und Blues hat es jedoch ting oder Seven Eleven bezieht, wel- ist hergeleitet von dem Ausdruck überwiegend die Bedeutung von Sex. Ein ches in New Orleans im Jahre 1813 „wackeln wie Sülze auf dem Tel- Begriff, der seit 1875 nachweisbar ist. entstanden sein soll, wobei „sieben“ ler“ (shaking like a jelly on a plate) – und „elf“ die besten „Augen“ sind. was bezogen auf Frauen beim Tanzen Milenberg Joys Das war Anstoß, weitere Titel im auch eine sexuelle Anspielung ist – die (Rapollo-Mares-Morton). New Orleans Swinging Hamburg Journal“ zu erläu- „Sister Kate“ ist rein fiktiv. Es ist im üb- Rhythm Kings, 1923. Milenberg tern, und zwar neben den populären rigens ein Song des jungen Louis Arm- (eigentlich Milneburg) Joys, komponiert Standards, mit den Komponisten und strong und hieß ursprünglich Keep Off 1915, wurde benannt nach dem Ferienort Aufnahmen, über die Freddy Schau- Katieʼs Head oder mit noch obszönerem Milneburg am See Pontchartrain bei New wecker, in seiner Reihe „Der Jazztitel Text Take Your Finger Outta Katieʼs Orleans (Louisiana). Heute ist Milneburg und seine Geschichte“ berichtet. Denn Ass. Louis Armstrong hat nie Tantiemen Teil der Stadt New Orleans. es gibt auch eine Vielzahl weiterer für das Lied bekommen, dessen Text Musiktitel, die keine besondere Ge- Clarence Williams und Armand Piron St. James Infirmary schichte haben – wie z.B. das o. e. Se- entschärften und mit neuem Titel unter (Primrose). Louis Armstrong & His Savoy ven Come Eleven – obwohl Pirons Namen auf den Markt Ballroom Five, 1928. Der Titel bezieht sie durchaus auch be- brachten. sich auf das einstige St. James Hospital kannt sind, viel ge- (Infirmary) in London, später St. James spielt werden sowie Big Butter and Egg Palace genannt. Die Gebäude, errichtet in in vielen Jazz- Man der Zeit von 1532 bis 1540, sind heute die Sammlungen der (Clare-Friend offizielle Londoner Residenz (nicht der Musikfreunde Santly). Louis Buckingham Palace). Hier werden die aus- vorhanden sind Armstrong & His ländischen Botschafter im Vereinigten Kö- – doch deren Hot Five, 1926. nigreich akkreditiert, auch die Proklamati- Bedeutungsich Als „Big Butter on eines neuen Monarchen findet hier statt. kaum, bzw. and Egg Man“ be- überhaupt nicht zeichnete man im Little Orphan Annie von selbst er- Chicago der 1920er (Kahn-Sanders) schließt, auch dann Jahre die reichen Coon-Sanders Original Nighthawk Or- nicht, wenn man die Farmer aus dem Mitt- chestra, 1928. Gewidmet ist dieser Hit der Wörter korrekt über- leren Westen der USA, Comic Figur „Little Orphan Annie“ von setzt. Denn wer wüsste die sich nach getätigten Harold Gray (1894-1968), deren Abenteu- zu sagen wer oder was Bob Verkäufen in der Stadt amüsier- er als Waise (Orphan) seit 1924 u.a. in der White (Benny Goodman) ist, was sich ten, großzügig waren, hier viel Geld lie- „Chicago Tribune“ erschienen, später auch hinter W.P.A. (Louis Armstrong) ver- ßen, und so verfilmt wurden und inzwischen in zahlrei- birgt oder weshalb ein Musikstück auch das Interesse der Frauen weckten. chen Nachdrucken wieder veröffentlicht The Dipsy Doodle (Tommy Dorsey) sind. genannt wurde?????????? Deshalb East St. Louis Toodle-oo quasi als Ergänzung zu Freddy Schau- (Ellington). Duke Ellington & His (Fortsetzung folgt) weckers Beiträgen, auch in Fortset- Washingtonians, 1927. Der nicht immer zungen einige erläuternde Hinweise zu im gleichen Wortlaut geschriebene Titel bekannten und auch weniger bekann- Duke Ellingtons, war eine Zeitlang seine ten Stücken aus dem Jazzbereich. Erkennungsmelodie. Ellington hat immer Dadurch dürften sich dem Jazzfreund wieder betont, der Titel solle „toddle-oo“ unterhaltsam manche heiteren, viel- geschrieben werden, weil er bezogen ist leicht ja auch gänzlich neuen Erkennt- auf einen populären langsamen Tanz der nisse erschließen Die Auswahl erfolgt 1920er Jahre, den „Toddle“. aus den Erfolgssongs aus den von mir einst zusammengestellten 2.211 Titeln der CD-Edition „Jazz in the Struttinʼ With Some Barbecue (Armstrong). Louis Armstrong & His Charts“ (Membran) – chronologisch, Hot Five,1927. Der Titel – freigedeutet – teilweise ergänzt und wenn möglich il- heißt „Tanzen mit einem sexuell anzie- lustriert. hendem Mädchen”. Ein zeitloser Klassi- Nun von hier an für die Leser vom „Swinging Hamburg Journal“ gelüftet: ker, geschrieben von Louis Armstrong, und bis heute im Repertoire nahezu jeder >>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>>> Jazzband. Sponge Cake oder Jelly Roll (Jelly = Gelee) S e i t e 12 Just For Swing Gazette

Raritäten für den Jazzconnoisseur aus den Tiefen von Archiven

Düsseldorf und jüngere der WDR Big nur vermutet werden, da es keine Band mit Jim McNeely, Marc John- Besetzungslisten gibt. Da der Kreis son, John Scofield und Adam Nuss- derer, die in jenen Jahren Jazz spiel- baum zu finden sind, statt weiterer ten, relativ klein war, konnte von den von organi- Schwab die solistischen Kunstwerke sierten Konzerten, bleibt das Geheim- den damals beteiligten zuordnen. nis der Produzenten. Ein weiterer Ne- ist neben Po- beneffekt der Tour war die Begeg- saune auch als Gitarrist zu hören, nung Leonard Feathers mit der Pia- sein Bruder Emil als Saxophonist, nistin Jutta Hipp, die in diesem Jahr Hartwig Bartz am Schlagzeug, der durch eine unglaublich schön gestal- junge aus Jugoslawien kommende tete Jubiläums-Box gewürdigt wurde. Trompeter Dusko Goykovich, Te- (siehe Besprechung der Jutta Hipp Box) (DO) norsaxophonist Joki Freund.

BILLIE HOLIDAY Schwab vergleicht Inge Branden- Buddy DeFranco Quartet burg als zwischen Billie Holiday Live in Cologne 1954 und Sarah Vaughan pendelnd. Es ist JAZZLINE N78 015 aber DIE vom rauen Leben gezeich- nete Stimme DER Inge Branden- Der amerikanische Impresario Le- burg, die mit viel Verve, Tiefgang onard Feather stellte wie auch Nor- und unglaublichem Rhythmusgefühl man Granz mit dessen Tourneezirkus Standards wie „Angle Eyes“, „Love „Jazz at the Philharmonic“ kleinere for sale“, „Skylark“, „That old black Tourneen mit bekannten amerikani- magic“ usw. singt. Alles scheint aus schen Jazzmusikern allerdings unter ihrem Innersten zu fließen, die Jahre dem Namen „Jazz Club USA“ zu- verwirrender Erfahrungen als Kind, sammen, die er in den 1950er Jahren das den Tod des Vaters im Konzent- rationslager überwinden musste, in Europa präsentierte. Im Rahmen INGE BRANDENBURG einer solchen kam Billie Holiday später auch den der Mutter, die nach Easy Street Dachau verschickt wurde, weil sie 1954 das erste Mal auch nach (Bear Family Records/Delta Deutschland. Ihre, nach mehreren polnischen Zwangsarbeitern in 7383394) Leipzig eine Extraportion Essen zu- Lebenskrisen bedingte Unberechen- barkeit brachte es mit sich, dass sich teilte. Der jungen Inge Brandenburg Inge Brandenburg bekam von ameri- wurde in einem Waisenhaus die un- für die charismatische Sängerin im- kanischen GI’s in Anlehnung an den mer schwerer Musiker fanden, die terste Stufe des Lebens zugewiesen. damals beliebten Crooner Frank Sie durfte das Klavierspielen nicht die Künstlerin begleiten wollten. Ne- Sinatra den Spitznamen „Frankie’s ben ihrem Pianisten Carl Drinkard erlernen, weil es nur für höhere Little Sister“ verpasst. Ihr Leben Töchter vorbestimmt sei. Später, als wurden für ihre Auftritte Red Mit- glich einer Achterbahnfahrt. Als die chell am Bass und Elaine Leighton die Spuren des Krieges noch sicht- 1929 in Leipzig geborene Sängerin bar, aber der freiheitliche Geist einer am Schlagzeug verpflichtet. Das aus 1999 in München verstarb, war ihr mehreren Teilen bestehende Konzert neuen Ära schon spürbar war, unter- Name fast vergessen. Nur wenige er- nahm sie die ersten Gehversuche in am 22.01.1954 in Köln wurde mitge- innerten sich an Inge Brandenburg als schnitten und liegt jetzt erstmals auf amerikanischen GI Klubs als beglei- Jazzsängerin, die sie ihr Leben lang tende Sängerin. einer Doppel-LP vor. Sechs Stücke sein wollte. Auf dem Label Bear Fa- mit Billie Holiday füllen die erste mily Records erschien eine CD mit Jürgen Schwab zeichnet ein kurz- Seite, zwei weitere das enorm swin- 20 Aufnahmen (15 unveröffentlich- gende Buddy DeFranco Quartet, mit weiliges bewegendes Portrait der ten) aus den 1960er Jahren, die im Sängerin auf 41 Seiten mit seltenen dem Klarinettisten selbst in Höchst- Archiv des Hessischen Rundfunks form, Sonny Clark am Piano und den Fotos illustriert und einer Diskogra- schlummerten. Jürgen Schwab hat sie fie ihrer Aufnahmen. Dabei bemüht mit einem fulminanten Bass-Solo entdeckt, als er anlässlich des Projek- brillierenden Gene Wright sowie er sich um ein sehr differenziertes tes „70 Jahre Jazz im Hessischen Bild der 1950er und 1960er Jahre, Bobby White am Schlagzeug, der Rundfunk“ über die Sängerin recher- nach einem langanhaltenden Solo bei dem die männlichen Protagonis- chierte. ten des Jazz in Deutschland nicht den Saal zu Kochen bringt. Karsten Mützelfeldt schreibt mit viel interes- immer eine gute Figur gegenüber Die Stücke wurden mit dem Jazzen- Frauen im Jazz machten. santen Fakten über die Hintergründe semble des Hessischen Rundfunks der Tournee im Covertext. Warum aufgenommen und für die Ausstrah- Eine wichtige Entdeckung und Ver- allerdings auf der vierten Seite noch lung im Rundfunk verwendet. Um es als Bonustracks schon veröffentlichte öffentlichung der außergewöhnli- vorwegzunehmen: sie sind sensatio- chen Sängerin Inge Brandenburg. Aufnahmen Coltranes von 1960 in nell. Die beteiligten Musiker können Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 13

sion von “Lil‘ Darlin‘“ auf, heute noch dieses Konzertes gering war, ist kaum DAS Referenzbeispiel für swingende nachzuvollziehen. Für Freunde swingen- Qualitätsmusik ohne zusätzliche tech- der „one more time“ Klänge ein großar- nische Hilfsmittel. Den Weg dahin tiges Geschenk zum bevorstehenden illustrieren zwei sensationelle, zufällig Weihnachtsfest (aber nicht nur). zeitgleiche und sich ergänzende CD- Erstveröffentlichungen der holländi- schen Doctor Jazz Stiftung und des Niederländischen Jazzarchivs, denen bebilderte Booklets in Englisch beilie- gen, die mit sehr spezifischen Informa- tionen die jeweiligen Konzerte in ihren historischen Kontext einordnen. Wäh- rend Doctor Jazz den ersten Auftritt Count Basies in Holland vom 27. März 1954 im Kurhaus von Scheveningen aus dem privaten Nachlass des Ton- technikers, der dieses Konzert mitge- schnitten hat, auf CD bannt (Basie war vom 13. März bis 10. April 1954 auf Europatournee und stellte da seine neuformatierte Band vor), unterstreicht Blues Backstage aus der Dutch Jazz Archive Series, welches Potential in dieser Band schlummerte und warum sie bis 1980 eine der erfolgreichsten blieb. Den Mitschnitt des Mitternachts- konzertes im Concertgebouw vom 22. September 1956 hätte es bald nicht gegeben, da der Bürgermeister der Stadt drei Tage vor dem Konzert dieses wegen befürchteter Ausschreitungen THE COUNT IN HOLLAND euphorisierter, jugendlicher Fans ver- bieten wollte. Nur dem Engagement Count Basie and his Orchestra – des Impresarios und Organisators der Kurhaus Concert 1954 –Doctor Jazz Konzerte Lou van Rees ist es zu ver- DJ 015 (www.doctorjazz.nl) danken, dass es stattfand und der pri- vate Mitschnitt für van Rees nachträg- Count Basie Orchestra – Blues Back- lich eine Lücke im publizierten Nach- OSCAR PETTIFORD & FRIENDS stage – NJA 1502 – lass Basies füllt. Die Qualität der Mu- (www.jazzarchief.nl) BLUES IN MY MIND sik ist unbestritten zeitlos. Eine feurige Recorded December 22, 1958 in Ham- Band mit Ausnahmesolisten wie Frank Kein anderer als William James Basie, burg at Studio 10, produced by Hans Wess, der mit der in jener Zeit im Jazz Gertberg The Count, ist zum Inbegriff des Swing selten gespielten Querflöte zu solisti- geworden. Seine Bigbands, besonders die CD & LP: Sonorama C-92/ L-92 schen Höhenflügen ansetzt, dem Trom- erste nach wenigen Lehrjahren bei Bennie peter Thad Jones mit grandiosen Soli Moten von 1936 bis 1950, genannt die OSCAR PETTIFORD QUARTET besonders in „April in Paris“, dem da- WE GET THE MESSAGE „Old Testament“, galten als die energe- maligen Hit Count Basies schlechthin tischsten und präzisesten Zusammen- Live In Hamburg, November 14, 1958. und einem herausragenden Frank Fos- (Sonorama-90) schlüsse talentiertester Musiker, deren ter am Tenorsaxophon. Sie verantwor- Aufzählung ein Lexikon der Superstars ten wie Neal Hefti - der Hauptarran- Der Bassist Oscar Pettiford starb am 8. des swingenden Jazz ergeben würde. Ne- geur der Basie-Band - die meisten als ben Duke Ellington, Head-Arrangements konzipierten Ab- September 1960 Im Alter von 38 Jahren. oder Benny Goodman war ‚The Count‘ läufe der Stücke mit viel Freiraum für Er gehörte zu den Jazzern, die im Zuge der Handwerker, dessen Lässigkeit schon die Solisten. Leider hat nicht der kom- einer Reihe von unterschiedlichen Tour- nach zwei Anschlägen seiner linken Hand plette Mitschnitt die Zeiten überdauert, neen nach dem 2. Weltkrieg nach Euro- nicht nur die Band zum Swingen brachte. sodass die Titel mit der sonoren Stim- pa kamen, um für ihre Musik die ihnen Mit urgewaltig fetten und dynamischen me Joe Williams nicht erhalten sind. Bläsersätzen, sowie einer eingefahrenen vom europäischen Publikum gewährte Im Zusammenhang mit diesem akusti- Anerkennung zu erhalten, die ihnen in Rhythmusgruppe trieb er diese zu schen Highlight ist die Ausgrabung des Höchstleistungen an. 1957 nahm seine Schatzes der Stiftung Doctor Jazz eine den Staaten teilweise vorenthalten wur- zweite, 1950 ins Leben gerufene Big- kongeniale Ergänzung, die den Werte- de. („Jazz from Carnegie Hall“ CDs di- band, auch als ‚The New Testament‘ in gang der Band aus Sicht des Frühstadi- verser Konzerte wurden in den letzten die Jazzliteratur eingegangen, das weg- ums aufzeigt, als Basie nach der For- Jahren vom Niederländischen Jazz Ar- weisende und mit einem provozierenden mel „keep it simple“ mit neuen Musi- Cover versehene Album „The Atomic chives http://www.jazzarchief.nl/ veröf- kern begann, die Jazzwelt zu berei- fentlicht) Wie andere namenhafte US Mr. Basie“ mit einer unschlagbaren Ver- chern. Das die öffentliche Rezeption S e i t e 14 Just For Swing Gazette

Musiker ließ er sich in Europa nieder, Die Beteiligten spielen vorwiegend von Susanne Schapowalow Fotos, de- erst in Baden-Baden, dann in Kopen- stimmungsvolle Eigenkompositio- ren stimmungsvolle Atmosphäre inti- hagen, wo er eine Dänin heiratete. Das nen. Die zweite Veröffentlichung me Augenblicke der Musiker und ih- musikalische Oeuvre dieser Zeit ist „Blues in mind“ als Doppel-LP lässt rer Umgebung einfangen. enorm. Immer wieder finden sich ver- auch mit der von ihm borgene Tonschätze in den Archiven, nicht oft gespielten Klarinette zu Im Covertext wird Hans Koller zitiert, derer sich mittlerweile verschiedene Gehör kommen, enthält wunderbare der über Oscar Pettiford sagte: „It was Plattenfirmen bedienen, um diese zu Duette der Trompeter Roger Guérin Oscar who made me understand what publizieren. Sonorama - das Label aus und Dusko Goykovich, der 1955 aus it means when American musicians Berlin stellten wir in einer der Ausga- Jugoslawien gen Westen kam. Am keep saying: ‚When you play your in- ben 8/Dezember 2014 vor - veröffent- Schlagzeug ist diesmal Jimmy Pratt, strument, you’re telling a story‘“. lichte zwei grandiose Aufnahmen des Gitarre wieder , ver- Das machen beide Veröffentlichungen Bassisten, die wiederum ein Mosaik- stärkt durch Armin Rusch am Piano auf eindrucksvolle Weise, sie erzählen berührende Geschichten.

(www.sonorama.de) enige Musiker, Fans oder Kritiker werden leugnen, dass Pettiford einer der zwei oder drei besten Bassisten in der gesamten Geschichte W des Jazz ist. Geboren in einem Indianerreser- vat in Okmulgee, Oklahoma im Jahre 1922, machte Pettiford seine ersten musikalischen Erfahrungen in einer Bands sei- nes Vater und seiner Mutter , in der zehn weitere Pettiford Kinder einbezogen gewesen sind. Die Familie zog nach Min- neapolis, wo Pettiford eine musikalische Ausbildung - zu- nächst am Klavier, dann am Bass- begann. Seinen ersten Job hatte er in der Bigband von Charlie Barnet, danach spielte er bei Roy Eldridge, Dizzy Gillespie, Boyd Raeburn und Co- leman Hawkins. Im Jahr 1945 ging er zu Duke Ellington, mit dem er kontinuierlich bis 1948 zusammen auftrat. Frei nach Leonard Feathers „Encyclopedia of Jazz“ zitiert, spielte Pet- tiford "den melodisch einfallsreichsten und technisch agils- ten Bass seit Jimmy Blanton."

(Auszug in deutscher Übersetzung von den Linernotes der LP „The Fabulous Lionel Hampton and his All-Stars, Jazztone GB-665)

stein nicht nur des Schaffens des Bas- und Michel Hausser am Vibrapho- sisten sondern auch der partizipieren- ne. den Musiker im Gesamtbild der Ent- wicklung des Jazz Ende der 1950er in Zum Gesamtbild der Veröffentli- Europa ist. Beim Hören der beiden un- chung gehören bei Sonorama wie terschiedlichen Formationen geht ei- schon gewohnt ausführliche und nem das Herz auf. Swingender fundierte Linernotes mit interessan- Mainstream mit Ausblick auf die Mo- ten Background Informationen und derne könnte man sie benennen. „We get the message“ ist ein Konzertmit- schnitt vom 14.11.1958 in Hamburg mit dem Tenorsaxophonisten Hans Koller, Gitarristen Attila Zoller, Ken- ny Clarke am Schlagzeug, Gerd Dudek ebenso am Tenorsaxophone, Werner Giertz am Piano, und Willi Sanner mit Baritonsaxophone. Oscar Pettiford ist auch mit seinem geliebten Cello, ein im Jazz seltenes Instrument, zu hören. Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 15

Ilona Haberkamp & Gerhard Evertz The Life and Art of Jutta Hipp * 4. Februar 1925 in Leipzig – † 7. April 2003 in New York City Eine Hommage an die Pianistin, Malerin, Komponistin, Fotografin und Poetin

n diesem Jahr wäre Jutta Hipp 90 Jahre sehr langes Gespräch geführt haben.“ alt geworden. Die in Leipzig geborene Über die Auswahl des Materials für die Do- und nicht nur auf musikalischem Ter- kumentation sagt Evertz:“Jutta Hipp hat I rain talentierte Hipp studierte zunächst beispielsweise Unmengen an Briefen ge- Grafik und Buchkunst bei Professor Walter schrieben. Es sind ja bei weitem nicht alle im Buhe, dem Vater des Gitarristen Thomas Buch. Das wäre zu viel gewesen. Die Aus- Buhé. Nachdem sich die politische Entwick- wahl war schwierig. Wenn man 1000 Seiten lung im Osten Deutschlands nach dem 2. hat und man findet alles toll, sagt der Verle- Weltkrieg zu erkennen gab, nach dreimonati- ger, da musst Du streichen. Das ist dann das ger Anwesenheit der amerikanischen Trup- Schwierigste, die Lebensabschnitte so darzu- pen und des AFN in Leipzig die Russen im stellen, dass sie verständlich sind.“ August 1945 mit ihren Pferdekutschen und Nun liegt das Ergebnis als wunderbar gestal- ihrer Folklore in Leipzig Einzug hielten, tete Box vor, mit 6 CDs des musikalischen fasste sie gemeinsam mit ihrem damaligen Schaffens der Hipp und einer DVD mit einem Lebensgefährten Teddy Neubert und dem in kurzen, in Baden-Baden gedrehten Clip, der jungen Jahren noch Klarinette spielenden den Zeitgeist der 1950er Jahre auch in Gestalt Thomas Buhé baldigst den Entschluss, gen der Fernsehbeiträge reflektiert. Das Kern- Westen abzuhauen. Im Gegensatz zu Neu- stück der Erinnerungsarbeit ist ein im LP- bert und Buhé kehrte sie nie mehr nach Format und im Hochglanzdruck zusammen- Leipzig zurück. Sie fand Zugang zum Frank- gestelltes Album mit persönlichen Geschich- furter Jazzkreis um die Brüder Emil und ten über und von Jutta Hipp. In der Gesamt- Albert Mangelsdorff. heit entstand ein berührendes und fesselndes Eines Tages kamen amerikanische Musiker zeitgeschichtliches Bild, das die Schwierig- im Schlepptau des Impresarios keiten einer Frau in einer von Leonard Feather in einen Club, D as wohl begabteste Mitglied der frühen New Jazz Stars Hans Kollers war zwischen Männern dominierten Welt des in dem Jutta spielte und waren 1951 und 1953 die Pianistin Jutta Hipp, die ursprünglich als Amateurin zur Jazzmusik Jazz der 1950er Jahre schildert überrascht, diesen vorwärtswei- gekommen war. 1945/1946 hatte sie im heimatlichen Leipzig bereits bei den diversen „Jam- und wie unbarmherzig verkrustete Sessions" mitgewirkt, die der Hot Club Leipzig veranstaltete. Dann war sie jedoch mit ihrer senden, schon fast modernen Stil Familie nach Westdeutschland gegangen und in München Berufsmusikerin geworden — ein Lebensauffassungen ein selbstbe- des Jazz gerade hier in Deutsch- Entschluß, den sie nicht zu bereuen brauchte. da sie ihr Können als Pianistin schon bald als stimmtes Leben in diesen Jahren land zu hören, wo jahrelang überragende Solistin unter Beweis stellen konnte. Um 1949 spielte sie unter anderem auch verhinderten. Am Beispiel Jutta Swing und Jazz bei den herr- bei Charlie Tabor und Jack Martin, und es kann sein, daß sie hier ihre Vorliebe für den Hipps werden die Auswirkungen modernen Jazz, und zwar zunächst für den sogenannten Cool-Jazz á la schenden Nazis unerwünscht entdeckte. Als sie dann in das Hans-Koller-Quartett eintrat, fanden sich hier vier gleichge- der Wirren des Krieges und damit und teilweise verboten war. sinnte Musiker zusammen, die sich hervorragend ergänzten. Bereits Mitte 1953 bildete die einhergehender Brüche vieler Leonard Feather holte Jutta Hipp eigenwillige Jutta Hipp dann eine eigene Combo, die German Jazzmen, der neben dem Lebensläufe nachvollziehbar, alten Koller-Drummer Karl Sanner, Joki Freund (ts), Emil Mangelsdorff (as) und Hans nach New York und der Rest ist Kresse (b) angehörten —— alle begabte Modemisten. In Joki Freund hatte sie als gute besonders tragisch, als ihr das Geschichte, die in einer fulmi- Arrangeurin eine feste Stütze, da auch dieser ein eigenwilliger Arrangeur war und der Hipp unehelich geborene Kind eines nanten Sammelbox „The LIFE - Combo schnell über die üblichen ersten Schwierigkeiten hinweghalf. Als Leonard Feather amerikanischen GI’s weggenom- and ART of Jutta Hipp“ ausführ- die Combo Anfang 1954 in Frankfurt/Main hörte, war er als Modernist davon so angetan, men wurde, um ihm nie wieder zu daß er sofort einige Schallplatten für den amerikanischen Markt aufnehmen ließ und Jutta lich erzählt wird und die auch Hipp zuredete, nach den USA zu kommen, wozu sie sich 1955 dann auch entschloß. Den begegnen. Neben biografischen beschreibt, dass Jutta Hipp sich ersten Aufnahmen aus dem Jahre 1954 für die US—Firmen MGM und Blue Note waren bis Skizzen und Geschichten enthält nach anfänglichen Erfolgen den dahin nur drei Titel von den Frankfurter Jazz—Festivals 1954 und 1955 auf Brunswick und das Buch Grafiken, Plattencover, vier Titel für Gigi Campis Amateur-Jazzfirma Mod (Mod/Old) gefolgt; damit hatte sich Eigenarten des amerikanischen Jutta Hipps deutsche Aufnahmetätigkeit erschöpft. Zwischendurch war sie in Schweden, Fotos von und Zeitungsauschnitte Business nicht anpassen wollte dem „Cool-Paradies' Europas, gewesen und hatte dort zusammen mit einige über Hipp, aber auch Reportagen und die Musikszene als aktive Titel für die Marke Karussel aufgenommen. ln Amerika erhoffte sie sich mehr Erfolg. Kurz aus der Neuen Welt, die sie für Musikerin verließ, ohne sich von nach ihrer Ankunft in den USA leitete sie im New Yorker Hickory House Club ein eigenes verschiedene Zeitschriften in Trio, mit dem sie bereits im April und Juli 1956 einige Schallplattenaufnahmen für die ihr abzuwenden. Sie arbeitete bis Firma Blue Note machte. Aber auch für sie wurde der amerikanische Konkurrenzkampf zu Deutschland verfasst hat. Nie hat 1995 als Näherin in einer Textil- hart, und so gab sie nach einiger Zeit ihren Musikerberuf auf. Sie blieb jedoch in den USA. sie den Kontakt nach Deutschland fabrik auf Long Island und ver- wo sie eine andere geregelte Tätigkeit fand und sich eine neue Existenz aufbaute. abgebrochen. Musiker und Freun- starb 2003 fast vergessen. (aus Horst H. Lange | „Jazz in Deutschland“ | Colloquium Verlag Berlin 1966) de besuchten sie in ihrer Wahlhei- Wie viele Menschen wissen mat. Ilona Haberkamp berichtet heute noch um die begnadete Pianistin Jutta um Zeitzeugen zu besuchen und befragen. über ihre Begegnung mit Jutta Hipp 1986 in Hipp, geschweige denn wissen, welch wun- Gerhard Evertz: „Über Ilona Haberkamp New York und schildert sie als eine sympa- derbare Grafiken, Zeichnungen und auch kam auch der Kontakt zum Musikverleger thische, einfache Frau, deren Lebensansichten Gedichte sie hinterlassen hat? 2012 hat der Michael Gottschalk zustande. Ursprünglich von unterschiedlichsten guten wie schlechten Hannoveraner Jazzfreund und ehemalige wollten wir ja nur ein Buch machen. Am Erfahrungen geprägt sind und welche sie Schlagzeuger Gerhard Evertz ein erstes Ende ist nun diese Box herausgekommen.“ bereitwillig mit den jungen Besuchern aus Büchlein zusammengestellt, auf das wir Gerhard Evertz ist selbst ein passionierter Deutschland teilte. Sie erklärt, warum sie sich schon in der JFSG 8/April 2014 hingewiesen Sammler, der jahrelang Material über Jutta ganz bewusst vom Musikgeschäft zurückge- haben und in dem er das Leben und Schaffen Hipp erworben hat: „Ich habe 20 Jahre Mu- zogen hat und dass u.a. der Schlagzeuger Art der Jutta Hipp dem Vergessen entrissen hat. sik gemacht. Jutta war in Hannover wohn- Blakey dabei keine gute Rolle spielte. Das im Selbstdruck und in ganz geringer haft. Über den Jazzclub Hannover und Dr. Gerhard Evertz: “Sie war ja immer irgendwie Stückzahl hergestellte Sammlerstück, wel- Schulz-Köhn sind wir auf sie aufmerksam auch zwiegespalten. Sie hatte nicht die Ellen- ches Evertz nur an Freunde verschickt hatte, gemacht wurden. Er hat sie dann eingeladen. bogen, sich durchzusetzen. Ich hatte mit dem war die Basis der gemeinsamen Arbeit mit Sie gab im August 1955 ein Konzert hier in Trompeter Dusko Goykovich ein Gespräch: der Saxofonistin Ilona Haberkamp, die er Hannover Da habe ich sie getroffen. Im No- ‘Wenn du in Amerika nicht top bist und die nach Erscheinen ihrer CD „Cool is Hipp is vember ist sie ja dann schon nach Amerika Ellenbogen ausbreitest, kannst du Amerika Cool“ kennenlernte. Beide haben Material gegangen. Nach dem Konzert haben wir uns vergessen.‘ Aufgrund ihrer Zurückhaltung gesammelt, sind durch die Republik gereist, im TABU in Hannover getroffen, wo wir ein und Schüchternheit konnte sie sich nicht S e i t e 16 Just For Swing Gazette durchsetzen, Leonard Feather gegenüber sowieso nicht. Bildnachweise: Das war ihr Problem. Da hatte sie alles hingeschmis- sen. Da sind Stories gelaufen, die kann man gar nicht Abbildungen auf Seite 17/18 alle erzählen. Wir haben uns auf die wesentlichen Dinge mit Genehmigung von beschränkt. Wir wollten ihr Lebenswerk würdigen als Gerhard Evertz, Hannover. Musikerin, als Malerin und als Literatin.“ Links: Jutta Hipp mit Zoot Ausgewählte Gedichte über Jazzmusiker, von ihr il- Sims lustrierte Briefe an Jazzfreunde mit interessanten Details Mit ihrem zeichnerischen und diskografische Angaben der mitgelieferten CDs Talent schuf Jutta Hipp nicht runden die zweisprachige Ausgabe ab. nur Zeichnungen von Musi- kern (Lester Young) sondern Allen Beteiligten an diesem Gesamtkunstwerk ist nicht gestaltete auch LP Hüllen. nur eine zu Herzen gehende Hommage an eine Künstle- rin gelungen, die keine mehr sein wollte, aber ihre viel- Foto einer herzlichen Begeg- seitigen Begabungen nutzte, um in der Summe ein er- nung mit Hot Geyer, der Jutta Hipp in New York besuchte, fülltes Leben gelebt zu haben. Ganz nebenbei ist ein als sie sich kurz zuvor den vielschichtiges Almanach der Sozialgeschichte des Jazz Unterarm gebrochen hatte: am Einzelschicksal der Jutta Hipp geglückt. Archiv Thomas Buhé

CD Collage: D. Ott (Zitate aus Telefongespräch mit G. Evertz am 1.12.2015)

„Für das Lehren eigne ich mich nicht, genauso wenig wie als Schüler, ich finde lieber meinen eigenen Weg.“ Jutta Hipp Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 17

Auf der Suche nach Louis Armstrong Was wurde aus der für Armstrong gestifteten Plakette am Friedrichstadtpalast Berlin?

erhielten wir nach mehreren Wochen am A m 10. August 2003 titelte der Berli- 26.8.2015 per E-Mail folgende Antwort, ner Tagesspiegel: die ein Hohn auf den Stiftungswillen und das private Engagement interessier- ter Kulturbürger sein dürfte:

Betreff: WG: Anfrage Plakette Louis Arm- Eine Kommission entschied, dem ge- strong planten „Walk of Fame“ den Namen Datum: Wed, 26 Aug 2015 13:05:33

„Berliner Pflaster“ zu geben, um Stars <…> und Persönlichkeiten zu verewigen, die anderen Plaketten. Der Stadtteilbürger- vielen Dank für Ihre Geduld zum Thema 100 Jahre Geschichte des Revuetheaters meister Joachim Zeller und Intendant „Louis Armstrongs Plakette“, ich habe „Friedrichstadtpalast“ mitgeschrieben Alexander Ilinskij des Friedrichstadtpa- nun einige Informationen von meinen haben. Winfried Maier schrieb am sel- lastes waren anwesend, hielten honorige Kollegen aus der Technischen Abteilung ben Tag an den damaligen Intendanten Reden und betonten die zeitlose Ehrung bekommen: Iljinski und bot an, seinem Freund Louis der Künstler. Für sein Engagement zu Die Platte von Louis Armstrong liegt mit Armstrong, der 1965 im damaligen Ost- Ehren Satchmos wurde Maier vielfach relativ großer Wahrscheinlichkeit in un- teil der Stadt Berlin legendäre Konzerte gedankt. Die nicht unbeträchtliche Sum- serem Lager in Spandau. Hier liegen 14 spielte, eine Plakette stiften zu wollen. me Geld war es ihm wert, seinem schwere Platten und die von Louis Arm- Er machte sogar Vorschläge zur Gestal- Freund ein Denkmal in Berlin zu setzen, strong ist wahrscheinlich ebenfalls da- tung der Plakette, die neben einem Auto- wo er viele gemeinsame Stunden mit runter. Derzeit sieht das Außenkonzept gramm Satchmos, seine Trompete und ihm verbracht hat. Auch das Louis Arm- des Friedrichstadt-Palastes keine Nut- die Lebensdaten abbilden sollte. Prompt strong House in New York schrieb an zung der Platten vor, allerdings kann erhielt Maier eine Einladung zur Einwei- ich Ihnen nicht mit Sicherheit hung des „Berliner Pflaster“ (Platz der sagen, wie es sich damit in Zu- Stars) vor dem Friedrichstadtpalast am kunft verhalten wird, hierfür 31. August 2003. Maier knüpfte die not- bitte ich um Ihr Verständnis. In wendigen Kontakte und machte sich an jedem Fall sind die Platten der- die Organisation seiner Plakette, die er zeit sicher in unserem Lager ausschließlich privat finanzierte. Am verstaut. Tag nach der Einweihungszeremonie Ich hoffe, wir konnten Ihnen ei- schrieb die oben erwähnte Tageszeitung: nigermaßen weiterhelfen <…> Mit schönen Grüßen von der Friedrichstraße,

Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Maier Dankesworte: Press and Public Relations Officer Nachdem der Journalist Stephan Schulz in seinem Buch „What a wonderful world – als Louis Armstrong durch den Alle Fotos: Archiv Maier, Berlin Osten tourte“ einem breiten Publi- kum die Geschichte der Plakette aufgeschrieben hatte, wollten Jazz- freunde, die nach Berlin kamen, Inspiriert durch den Erfolg dieser Aktion auch diese sehen. Eines Tages im gab Maier seine Jahr 2014 bekam Maier einen An- Plakette dem ruf eines Jazzfreundes aus Bad Künstler Peter Schwalbach, der am Friedrichstadt- Unsicker von der palast die Plakate vergeblich such- „Wallstreet Galle- te. Maier aufgeschreckt, begab sich rie“ (Foto rechts) an den Ort und musste feststellen, in Auftrag, die am dass alle Plaketten entfernt wurden 2. April 2004 auf waren, ohne dass man ihm einen dem Platz der Benachrichtigung darüber zukom- Stars verlegt wur- men ließ. Eine Erklärung dafür hat de. Am 4. April er bis heute nicht erhalten. Gerüch- 2004 erfolgte die ten zufolge waren sie durch den Einweihung zu- Frost des Winters beschädigt. Auf sammen mit drei Anfrage an den Friedrichstadtpalast S e i t e 18 Just For Swing Gazette Erik Leuthäuser Bebop aus dem Land von Oo -Bla-Dee iele junge Sängerinnen und Das hat mich schon immer sehr beeindruckt <…> Auf die Frage über seine Zukunft, Sänger bemühen sich in einer und ich wollte auch solche Texte schreiben. sagt er: „Ich würd mich freuen, wenn ich Welt des musikalischen Über- Vor ca. drei Jahren fing ich damit an. Mein irgendwann davon leben kann. Aber ich V angebotes darum, wahrge- Englisch ist zwar gut, reichte aber nicht bin auch nicht abgeneigt, später zu unter- nommen zu werden. Eine Nische zu fin- aus. So habe ich also auf Deutsch geschrie- richten. Ich bin gerade so in der Phase, wo den, ist nicht einfach. Einer, der in letz- ben. Das erste Stück war „Moose the Moo- alles recht gut läuft. Es gibt wenig männli- ter Zeit große Aufmerksamkeit auf sich che“ von Charlie Parker. Die deutsche che Jazzsänger. Ich glaube, das ist gut für ziehen konnte, ist der junge Sänger Erik Sprache muss genau zur Komposition pas- mich. Ich bin offen für alle Arten von Mu- Leuthäuser aus Freital in Sachsen. Seine sen. Das Lied habe ich mehrfach überarbei- sik, Improvisation und Jazz im Besonde- Debüt-CD „In the Land of Oo-Bla-Dee“ tet, bis es dann so einigermaßen hinhaute ren. Wir reisen viel. Nächstes Jahr bin ich liegt nun bei Mons Records vor. Die Art und mir gefallen hat. Das hat zwar eine mit meinem Trio auf einem Jazzfestival in des Gesangs, Stimmumfang und die sehr lange Zeit gedauert, aber es war ein Moldau. Momentan habe ich das Gefühl, Wahrhaftigkeit, die man den ich will technisch und musikalisch Stücken anmerkt, wirken erfri- noch weiterkommen, mich aus- schend, auch weil sie mit sehr probieren.“ Der erste größere guten Begleitmusikern einge- Schritt ist mit vorliegender Debüt- spielt wurden. Er gehört zur CD vollbracht. Mit befreundeten seltenen Spezies derer, die sich Musikern entstand diese für Leut- in jungen Jahren schon indivi- häuser wichtige Standortbestim- duell ausdrücken können, ohne mung. <...> ihr Alter zu leugnen und le- Bestärkt haben ihn auch die posi- benserfahren klingen zu wollen. tiven Erfahrungen, die der junge Er singt nicht über Dinge, die Sänger während unterschiedlichs- er nicht erlebt hat. <...> Sein ter Auftritte gemacht hat und wo Background ist die Schulzeit, er auf Zuhörer traf, für die diese das Studium. Seinen Texten, als Art Gesang nicht zu den Hörge- Vocalesen auf komplizierte wohnheiten zählt. „Ich stelle fest, Kompositionen von Parker, dass die Leute mehr zuhören, Monk, Rollins u.a. gesetzt und wenn man deutsche Texte singt, in leichter Weise interpretiert, weil man im Stück erklärt, worum merkt man dennoch die Mühen es geht und dabei verständlich ist. der Talsohle an. Er singt über Man nimmt die Leute quasi an die die Erfahrungswelt junger Hand und dann bleiben sie dabei. Menschen und bezieht sie in Es passiert quasi nie, dass die seinen Themen mit ein. Die Leute beim Konzert reden. Wir Liebe zum Jazz wird leiden- haben auch in Klubs gespielt, wo schaftlich artikuliert. Sie war ich sonst nie erlebt habe, dass die im Falle Leuthäusers Motivati- Leute nicht gequatscht hätten. on, dem schulischen Alltag und oft sinn- großer Spaß, sich mit den Stücken zu be- Selbst da haben sie zugehört. Auch in Po- entleerten Anforderungen gerecht zu schäftigen.“ Die Texte enthalten kleine Sto- len war das so. Sie haben zwar den Text werden und dabei eigentlich etwas ganz ries über die Jazzmusiker und ihre Eigenhei- nicht verstanden, aber sie fanden es außer- anderes machen zu wollen. Wer träumt ten. Manchmal klingt dies auch etwas be- gewöhnlich, wie man mit der Sprache um- nicht davon? Geboren 1996, erste früh- lehrend, wenn Leuthäuser den Alkoholge- gehen kann. Ich habe nur positive Erfah- kindliche musikalische Erziehung im Al- nuss hinterfragt oder auf die Drogenproble- rungen gemacht. Ich trat auch schon in ter von vier Jahren in Gestalt des Block- matik aufmerksam macht. „Auf der CD sind Schulen vor Schülern der 8. und 9. Klassen flötenunterrichts, später Sänger einer viele deutsche Bebop Stücke. Es gab kein auf, denen ich die Besonderheiten des Schulband, Gewinner eines Talentewett- Konzept. Ich hab die Stücke gesungen, die Jazzgesangs erklärt habe. Da kamen mir bewerbs, Klavierunterricht und seit 2011 mir am besten gefallen haben, auch wo mir die deutschen Texte sehr zu Hilfe.“ Gesangsunterricht. So könnte man die die Soli der Instrumentalisten am besten ge- <…> Bleibt zu hoffen, dass die CD nicht wichtigsten Stationen des sehr jungen fallen, wo ich die Texte auch am reifsten nur ein Gelegenheitswunder ist und auf of- Lebens zusammenfassen. Ein wichtiger hielt. Wir haben mehr Stücke aufgenommen, fene Ohren stößt. Sie ist es wert. Man soll- Einfluss war die musikalische Erziehung als schließlich auf der CD sind.“ Auch Stü- te sich den Namen auf jeden Fall merken. im Elternhaus. Die weiteren vielfältigen cke der großen Sängerin Billie Holiday fin- Aktivitäten vom eigenen Trio über die den sich in seinem Repertoire, haben es aber CD-Tipp: Dresden Big Band bis hin zum Bundes- nicht in die engere Auswahl für die CD ge- Erik Leuthäuser jazzorchester (BuJazzO) kann man auf schafft. Ein alter Gassenhauer wie „Sweet In the Land of Oo-Bla-Dee der ausführlichen Webseite von Erik Sue“ mit einem erfrischenden Arrangement Mons Records MR874582 Leuthäuser nachlesen (http://erik- hingegen schon. In manchen hört man An- leuthaeuser.de/). Nur, wie kommt ein klänge an den frühen Manfred Krug oder an (gekürzter Beitrag, der in voller Länge im junger Mensch dazu, Vocalesen-Texte den jungen Mark Murphy. <…> Jazz Podium November 2015 erschien, auf Stücke von z.B. Charlie Parker zu Zurzeit arbeitet Leuthäuser mit unterschied- www.jazzpodium.de) schreiben, zumal die deutsche Sprache lichen Formationen. Eine davon ist das Bu- dafür knifflig, wenn nicht sogar ungeeig- JazzO. Aber auch mit seinem eigenen Trio Zitate: net erscheint? „Mich hat gereizt, dass es ist er viel unterwegs. telefonisches Interview mit Erik Leuthäu- das auf Deutsch nicht gab, Instrumental- <…> Nicht nur die praktische Auftrittser- ser am 27.08.2015) stücke oder Improvisationen zu betexten. fahrung formt den Sänger. Ebenso legt er Das gab es bisher nur auf Englisch von großen Wert auf die Hochschulausbildung. Detlef A. Ott z.B. Eddie Jefferson oder Jon Hendricks. Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 19

Die 39. Leipziger Jazztage im Spiegel des Zeitgeistes

m Ende gab es schen Sound-Tüftelein, das in viel Beifall. klassischer Tradition daher- Die 39. Leipziger kommende Klaviertrio um A Jazztage haben den Pianisten Omar Klein mit mit ihrem konzeptionellen Haggai Cohen-Milo am Bass Programm „Cinematic Jazz“ und Amir Bresler am Schlag- die Messlatte bezüglich eines zeug, Filmmusik von Fellini anspruchsvollen Festival- bis Bond in subtiler Manier Programms wieder etwas an- der Band ‚Sex Mob‘ aus New gehoben. In diesem Jahr wur- York oder die nah am popmu- den Augen UND Ohren der sikalischen Genre agierende Zuhörer/Zuschauer in unter- singende Pianistin Johanna schiedlichsten Spielstätten der Johanna Borchert und Band © Susann Jehnichen JAZZCLUB LEIPZIG Borchert setzten u.a. den Stadt Leipzig in der Wahrneh- schehen gruselten, über humor- und Schwerpunkt des Festivals. mung visualisierter Klänge gefordert. anspruchsvoll Improvisiertes zu Dem Saxophonisten Evgeny Ring Den vorherrschenden Zeitgeist, der Trickfilmen für den Nachwuchs bis wurde der „Leipziger Jazznach- von einer immer stärker den Augen- hin zu vielschichtigen Klangfarben wuchspreis der Marion-Ermer- sinn attackierenden Bilderflut geprägt im kirchlichen Raum, wo sich Bas- Stiftung 2015“ verliehen, womit ihm und zunehmend kritisch hinterfragt sist Renaud Garcia-Fons mit be- eine überfällige Würdigung zuteil- wird, abzubilden und Musik mit visu- freundeten Musikern musikalisch wurde. Dessen Konzert kristallisierte ellen Ausdrucksmöglichkeiten im mit dem ältesten Animationsfilm sich wie zum Beweis als Höhepunkt Klangraum zu verbinden und dabei auseinandersetzte oder Brad Mehl- des Abends heraus. Zehn, mit ab- die Vielfalt der Fusion beider Genres dau solistisch auf den Spuren wechslungsreichen Inhalten ausge- aufzuzeigen, schien erklärte Absicht. Bach‘scher Improvisationskunst der füllte Tage mit ca. 70 Musikern aus Der Bogen spannte sich vom Verto- kniffligen Akustik der Thomaskirche 9 Ländern zeigten, dass die Pro- nen eines alten Stummfilmklassikers unvergleichliche Tonkaskaden am grammgestalter besonders mit Eigen- „Nosferatu“ durch Tastenwunder Mi- Piano entlockte. Die Hauptkonzerte produktionen nuancierte Farbtupfer chael Wollny und Schlagzeuger Eric des Festivals trafen im Schauspiel- zu gestalten in der Lage sind. Mit der Schaefer, die sich mit subtilen Klän- haus auf offene Ohren gut besuchter Zusammenstellung des Programms gen und Det Norske Blåseensemble Konzerte. Der norwegische Trompe- ziehen sie junges Publikum an, dem (1734 in Norwegen gegründet!) ter Nils Petter Molvaer mit sphäri- die Tradition des Jazz zwar nicht im- durch das historische Leinwandge- mer bewusst ist, aber vielleicht ne- benbei spürt, dass auch hin und wie- der ein Blick zurück nicht schaden kann, um neue Entwicklungen ein- ordnen zu können. Die 40. Leipziger Jazztage finden vom 28.9. bis 8.10.2016 wieder in der Oper statt. Die Vorbereitung der Jubiläumsaus- gabe dieses renommierten Festivals im Osten des Landes dürfte den Or- ganisatoren betreffs möglicher Stei- gerung einiges Kopfzerbrechen be- reiten. Aber das Wesen des Jazz oder improvisierter Musik ist bekanntlich, stetig für Überraschungen zu sorgen. Detlef A. Ott

(Beitrag für JAZZTHETIK 01/02 , 2016) Jazz für Kinder © Susann Jehnichen JAZZCLUB LEIPZIG S e i t e 20 Just For Swing Gazette Bewegender Abschied von Thomas Buhé

m 9. Oktober 2015 begleiteten Verwandte und Freunde den Gitarristen Thomas Buhé auf seinem letzten irdischen Weg. Eine bewegende Trauerfeier auf dem Südfriedhof in Leipzig brachte aus vie- len Teilen der Republik Weggefährten des Gitarristen noch einmal zusammen. Unser Bandmitglied A Pfarrer Gerd Mucke fand bewegende Worte. Er zeichnete in einer nachdenklichen und humorvollen Rede den Lebensrhythmus von Thomas als außergewöhnlichen Menschen und Musiker einfühlsam nach und schilderte Tom als Persönlichkeit mit Vorbildwirkung für viele Menschen. Immer wieder zitierte er ihn und seine Auffassung vom Leben wie mit folgenden, zu seinen alljährlichen Treffen im „Altherren-Jazzer-Kreis“ geäußerten Erfahrungen: „Wir demonstrieren, dass ein Leben ohne Musik unvollständig ist“; oder, um es in Abwandlung eines Loriot-Zitates zu sagen: „Ein Leben ohne Jazz ist möglich, aber sinnlos“. Zum Abschluss drückte Mucke die Hoffnung aus: <…>, und wenn Thomas noch bis vor kurzem auf seinem „Rentnerplatz de luxe“, sitzen konnte, so sitzt er jetzt wohl – um im Bild zu bleiben - ein paar Etagen höher und hat einen noch viel besseren Überblick. Wir glauben, dass jedes zu Ende gegangene Leben nicht im Vergessen verschwindet, sondern jenseits aller menschlichen Erinnerung aufgehoben bleiben wird bei Gott bis in alle Ewigkeit, auch wenn das unsere Vorstellungskraft übersteigt. <..>

Anekdote zu erzählen. Der Nachmit- Im Anschluss erklang Django Rein- tag verging wie im Flug angesichts hardts “Nuage”, gefühlvoll im Gitar- dieses interessanten Menschen und ren Duo von Eberhard Struch und seiner Erzählungen. Lieber Thomas Werner Assmann vorgetragen. Mar- Buhé, ich habe Sie als sehr freundli- tin Hoepfner, ein ehemaliger Schüler chen, aufmerksamen und herzlichen Toms, würdigte den Lebensweg sei- Menschen kennengelernt. Wir wer- nes Lehrers mit dem Lied “Die den Sie in guter Erinnerung behal- Zeit”, gemeinsam mit dem großarti- ten. gen Kammersänger Martin Petzold. Den künstlerischen Nachlass ihres Prof. Christiane Spannhof von der Vaters Walter Buhe und sein Anden- Hochschule für Musik in Weimar, ken werden wir in Aschersleben wo Thomas als Dozent tätig war, weiterhin in Ehren halten und be- interpretierte zärtlich “Farewell”, Foto: Lothar Gebhardt wahren. eine Komposition, die

Thomas’ seinen Schülern Prediger Salomo 3, 1-22 in Auswahl: „Ein jeg- Ebenso schrieb ein Mos- gern zu spielen gab. Sein liches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter kauer Freund Valery: letzte Ruhestätte befindet dem Himmel hat seine Stunde: geboren werden sich im Teil des Südfried- hat seine Zeit, sterben hat seine Zeit; weinen hat Ich bin aus Moskau hofes, der berühmten seine Zeit, lachen hat seine Zeit; suchen hat seine (Russland) Mit tiefempfun- Künstlerpersönlichkeiten dener Anteilnahme habe der Stadt Leipzig vorbehal- Zeit, verlieren hat seine Zeit; aufbauen hat seine ich über den Tod von ten ist. Zeit und abbrechen, behalten und wegwerfen; Thomas Buhe erfahren. Im Nachdem unser Sonderma- schweigen und reden; Streit hat seine Zeit, Frie- Jahr 1968 hat mir meine gazin erschienen war, mel- den hat seine Zeit. Alles Vorhaben und alles Tun deten sich noch viele Men- Mutter aus Österreich sei- hat seine Zeit. So sah ich denn, dass nichts Besse- ne Schule für Plektrumgi- schen, die Thomas Buhé res ist, als dass ein Mensch fröhlich sei in seiner tarre mitgebracht. Bei uns auf seinem langen Lebens- Arbeit; denn das ist sein Teil.“ waren solche Noten damals weg kennenlernten. Luisa Töpel, Leiterin Städtisches sehr selten und Gitarre wurde weit verbreitet gespielt. Mit Museum Aschersleben, schrieb: großem Interesse habe ich mich in

Es war mir eine Freude, ihn im Jahr diese Noten vertieft und erinnere 2014 kennenlernen zu dürfen. Er mich an Thomas Buhe mit tiefer Dankbarkeit. Im Jahr 2013 habe ich besuchte damals das Aschersleber Thomas Buhe in Leipzig besucht. Er Museum, weil er gern den künstleri- und seine Frau Ruth haben mir schen Nachlass seines Vaters, Wal- ter Buhe, in guten Händen gewusst herzlichste Gastfreundschaft erwie- haben wollte. Wir redeten damals sen, wofür ich Ihnen sehr danken möchte. Schade, dass er nicht mehr lange über seine Erinnerungen an lebt. seinen Vater. Ich zeigte ihm die ver- schiedenen Gemälde, Grafiken und Zeichnungen des Vaters, darunter Ich werde ihn in meinem Gedächtnis eine Erinnerung bewahren. Schlafe auch einige persönliche Malutensi- ruhig lieber Thomas Buhe! lien und (Familien-)Fotos. Zu vielen Fotos wusste er so manch amüsante Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 21

Eine Dauer-Geschichte

aus der Leipziger Amateur-Jazzszene

nter der Überschrift abenteuerlichem Weg in die DDR ge- Angehörige mit ganz wenigen Ausnah- „Freunde treffen sich beim langten und von Eberhard Geiger und men einmal jährlich. Jazz“ hat im Dezemberheft Ronald Mooshammer uneigennützig Nun kurz zu unserem Treffen 2015, das U 2014 dieser Gazette Volker verteilt wurden. Chapeau für Kayser’s vom 22. bis 25. September in Kain’s Hof/ Stiehler u.a. über das colle- Engagement und für Eberhards und Uhlstädt bei Rudolstadt stattfand. Leider gium musicale mit Eberhard Geiger Ronalds persönlichen Mut in der wurde das Treffen durch den Tod des (leader,p), Franz Winkler (b,†), Lutz „Konspiration“! Heute ist Ronald als großen Gitarristen, Lehrers und herzens- Lippold (dr, †) und Michael Oettel (as, Nachfolger von Lutz Lippold der guten Menschen Thomas Buhé über- cl) berichtet. Drummer im collegium musicale und schattet. Er hatte sich noch zu unserem Karlheinz Drechsel schrieb 1964 in Bernhard Krüger ersetzt heute die Bas- Treffen angemeldet, starb aber wenige Melodie und Rhythmus, Heft 22, über sisten Franz Winkler und Eberhard Tage davor im betagten Alter. An ande- das collegium: „ … Es ist erfreulich, Stiehl. ren Stellen ist sehr ausführlich über hier keiner Mode-„Masche“ zu begeg- À propos Lutz Lippold: Unser Freund, Thomas berichtet worden. Daher möchte nen, wie sie ja leider gerade bei Ama- Jazzer, Theologe und Kunstwissen- ich hier nicht länger darüber schreiben. teuren oftmals anzutreffen ist. Das schaftler wurde von Außenstehenden Aber wir hatten das Gefühl, dass jeder 1959 gegründete Quartett (damals gute Titel, jeder gelungene Chorus unser noch sämtlich Studenten) tendiert besonderer Gruß und Dank an zu einem betont kühlen Stil, wobei Thomas war. barocke und kammermusikalische Elemente organisch einflies- An den drei Abend-Sessions war sen….“. Eine wichtige Säule waren diesmal eine Vielzahl von Gästen und sind die Kompositionen des beteiligt, die neue musikalische Far- Bandleaders Eberhard Geiger. Er- ben und Einfälle einbrachten. Hier in innert sei an Auftritte in der alphabetischer Reihenfolge: Martin Thomas- und Nikolaikirche, live- Färber (tp); Tim Helbig (dr), Peter Filmbespielung bei der DEFA in „Pit“ Kroneberger (dr), Kerstin Lin- Babelsberg, Theatermusik unter de (voc), Klaus Wegener (as,ss), der Leitung von Siegfried Tiefen- Bruno Wildemann (tp), Siggi Zech see und natürlich jede Menge Tanz (ss) und als Überraschungsgast der -Muggen. Ein Höhepunkt bleibt in manch- Holländer Peter Melgert (tp). meiner Erinnerung die Aufführung mal als Bohemi- einer Jazz-Motette von Eberhard Gei- an eingeordnet - ich weiß aber Die treuen Fans des collegium waren ger in der Leipziger Nikolaikirche (mit nicht, ob das ein Lob oder eine Kritik wieder verlässlich erschienen (35 Perso- Mitgliedern des Günter-Oppenheimer- wäre. Was ich aber berichten möchte: nen), spendeten viel Beifall und waren Chors) im November 1962. Von uns fast unbemerkt schrieb er ein Garanten für sehr interessante Gespräche Natürlich haben manche Mitstreiter knapp 400-seitiges Buch mit dem Titel und strittige Diskussionen am Tage und Ihren Lebenskreis inzwischen vollen- „Macht des Bildes – Bilder der Macht. in der Nacht. Neben der guten Musik det und wurden durch neue Musikan- Kunst zwischen Verehrung und Zerstö- wurden wir mit der gastronomischen ten ersetzt. Dies kann man alles im rung“ (Edition Leipzig, 1993). Dieses Qualität in Kains Hof, der wundervollen o.g. Beitrag von Volker Stiehler nach- Buch wird heute noch an den Universi- Umgebung (Rudolstadt, Heidecksburg, lesen. Ein wichtiger Punkt ist aber täten empfohlen! Schillerhaus, Großkochberg) einschließ- bisher nie erwähnt worden, der aber Schließlich haben die späteren Jazz- lich des schönen Wetters belohnt und für die Jazzer in der DDR einige Be- Profis Joachim Kühn (p) und Manfred freuen uns jetzt schon auf das Treffen deutung hatte: In den 60er Jahren Hering (as,bs) ihre frühen musikali- 2016, das diesmal von Claus Biedermann besorgte der damalige Theologie- schen Meriten u.a. auch im „collegium“ vorbereitet wird. Student und heutige Pfarrer Erhard verdient. Text: Michael Oettel Kayser aus Münster eine Vielzahl Seit 1973 treffen sich das collegium, westlicher Jazz-Schallplatten, die auf befreundete Jazzer, Jazzfreunde und Fotos: Gisela Oettel S e i t e 22 Just For Swing Gazette IN MEMORIAM CHRISTOPH ZEITZ (26.11.1948 – 28.11.2015)

m 28. November 2015 starb nach schwerer Krank- heit der Pfarrer im Ruhe- A stand Christoph Zeitz, ein liebenswerter Mensch und ein furio- ser Pianist. Seit vielen Jahren sorgte er jeden Mittwoch zur „Piano-Boogie -Night“ im Leipziger Jazzkeller SPIZZ für Stimmung und begeisterte durch sein fulminantes Klavierspiel das Publikum. Wenn das Tempera- ment mit ihm durchging und wenn er seine Lieblingsstücke wie „Honky Tonk Woman“ oder „Swanee River“ spielte, machte er schon mal mit sei- nen Füßen dem Drummer Konkur- renz. Typisch auch seine Haltung beim Klavierspiel: mit dem Rücken zum Publikum sitzend, wandte er sei- nen Kopf den Leuten zu und freute sich über deren anfeuernde Reaktio- nen. Wenn Christoph sich ans Instru- ment setzte, wusste man sofort: Da geht die Post ab! Mitunter wurde er angekündigt als das „Tier am Kla- vier“. Jeden Titel machte er zum mit- reißenden Erlebnis. Wenn er nicht spielte, saß er mit Freunden und Be- kannten am Tisch und führte Gesprä- che über Gott und die Welt. Auch au- ßerhalb des SPIZZ war er mit oder ohne Begleitmusikanten auf Tour und war gern gesehener und gehörter Gast in vielen Jazzklubs und Szenekneipen in ganz Deutschland. Nun hat er den Kampf gegen die Krankheit verloren und eine große Lücke hinterlassen, auch und besonders im Kreise der Boogie-Night-Musikanten.

Mach‘s gut, Christoph, warst ein fei- ner Kerl, und danke, dass wir mit dir spielen durften. Im Himmel findet sich bestimmt ein Klavier für dich.

Gerd Mucke

Die Trauerfeier für Christoph Zeitz findet am Mittwoch, den 9. Dezem- ber 2015 um 13 Uhr in der Taborkir- che in Leipzig-Kleinzschocher statt.

Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 23 Jazz in Leipzig im Internet

http://www.leipjazzig.de/

http://www.jazzclub-leipzig.de

http://www.kidsjazz.de/

Men have died for this music. You can‘t get more serious than that.

Dizzy Gillespie

http://www.mediencampus-villa-ida.de/ S e i t e 24 Just For Swing Gazette

Just For Swing - Interna

ach einer schöpferischen Ruhepause beginnt unsere kleine Gemeinschaft wieder N in der Öffentlichkeit zu spie- len. Am Bass verstärkt uns seit Sep- tember Stefan Theßenvitz. Der Neu- Leipziger lebt seit 2011 in unserer schönen Stadt und ist von Anfang an mitten drin in der hiesigen Jazz-Szene, als Bassist und Konzertbesucher. Die Leidenschaft für den Jazz brachte Ste- fan aus München mit in seine Wahl- heimat. Stefan fühlt sich immer wohl, wenn es groovt und swingt. Er treibt sich gerne auf Sessions rum und seit Herbst 2015 gibt er bei JfS seinen Bass dazu. Seine Worte nach einer der ersten mu- sikalischen Zusammenkünfte: Am Bass: Stefan Theßenvitz. An der Gitarre: Adrian Theßenvitz. Foto von Marius Theßenvitz Konzert im Nikolaikirchhof im Rahmen 1.000 Jahre Leipzig „Besonders stark spürte ich die freundliche Aufnahme durch euch meine Synapsen kitzelt und wenn das Publi- Lehrer? In München war das Henning Sie- kum mitgeht - mit wippt, -wackelt und tanzt. verts und in Leipzig ist das Hendrik Ber- und die entspannte Konzentration Jazz ist für mich eine musikalische Reise um tram. Bei Henning lernte ich den Harmonie- beim Spielen. Die Musik von JfS ist die Welt und durch die Zeit mit unendlichen kosmos des Jazz kennen und Hendrik lehrt mehr als Töne produzieren, hier lebt Anknüpfungs- und Verbindungspunkten. mich solides Handwerk. Er ist mein Held in der Swing als Lebensgefühl.“ Sachen Groove, Funk, Swing, Achtsamkeit, Hast Du musikalische Vorbilder? Präzision, Tonbildung und singbarer Linien. Was führte Dich 2011 nach Klein-Paris? Was gefällt Dir an der Stadt? Ja klar. Da fallen mir so viele Namen ein, Wie kam es dazu, den Bass als Instrument dass ich mich auf die Bassisten beschränken zu wählen? Leipzig ist unsere Wahlheimat. Mein Beruf als Unternehmensberater führt Weil ich die größten Hände hatte, mich seit 20 Jahren in jede Ecke weil meine Freunde alle Gitarre oder Deutschlands und Leipzig ist die Schlagzeug oder Klavier spielten oder schönste Stadt in Deutschland. Und Der Meister aller Meister ist für sangen und weil ich mitspielen woll- es liegt zentral, ist gut angebunden te. Mein erster Bass ist mir sprich- und es hat eine sehr lebendige Musik- mich Johann Sebastian Bach. Das wörtlich begegnet in einem Abriss- und Kulturszene. haus. Der Bass lag da so rum, völlig ist für mich auch der erste Jazzer verstaubt und vereinsamt und da Was fasziniert Dich am Jazz? wusste ich, der will zu mir. Ich habe und ich bin mir sicher, im Herzen erst Jahre später begriffen, was das Das Jazzfieber packte mich sehr früh. war er Basser. Er soll mal gesagt für ein feines Teil ist, ein Ibanez 2376 Für mich war es ein Wunder, wie da Jazzbass aus dem Jahr 1972. Den ha- Musiker auf der Bühne oder im Stu- haben: „Höre ich keinen Bass, be ich später – als ich ein wenig Geld dio zusammenwirkten und ich spürte übrig hatte – generalüberholen und die Energie, die zwischen ihnen war scheiß ich auf den Rest.“ ein paar Leckereien (u.a. Bartolini- und wie sie großartige Momente PickUps) einbauen lassen. Das Teil schufen. Dieses Wunder wollte ich spiele ich täglich. Der Bass ist wirk- ergründen und begann selbst, den lich ein Begleiter für mich geworden. Weg des Jazz zu gehen. möchte: Jack Bruce, Jaco Pastorius, Stanley Clarke, Marcus Miller, Charlie Haden und Du spielst wie wir als Amateur (also leiden- Hast Du spezielle Vorlieben bezüglich be- Eberhard Weber haben Großes geleistet, das schaftlich) Jazz. Was ist für Dich das Wich- stimmter Stilrichtungen? Bass-Spiel weiterzuentwickeln. Und hör Dir tigste im Zusammenspiel in einer Band, da- mal die aktuelle Generation an, z.B. Hadrian mit diese funktioniert? Nein, ich habe eher so Phasen, in denen ich Feraud, Federico Malaman oder John Patituc- mich auf bestimmte Musiker oder Stilrichtun- ci. Das ist einfach nur der Hammer, was diese Ganz wichtig ist mir das Gefühl einer leben- gen konzentriere. So hörte ich ein Jahr lang Musiker auf dem Bass für Klangwelten schaf- digen Gemeinschaft, die gemeinsame Freude fast ausschließlich Miles Davis, dann alles, fen. Der Meister aller Meister ist für mich Jo- am Musizieren und an der Musik. Natürlich was Pat Metheny mit Charlie Haden aufge- hann Sebastian Bach. Das ist für mich auch gehört auch technisches Können dazu, um nommen hat und nach meinem Cuba-Besuch der erste Jazzer und ich bin mir sicher, im die anderen verlässlich unterstützen zu kön- stand lange Zeit Salsa, Rumba, Son und Herzen war er Basser. Er soll mal gesagt ha- nen, das gilt insbesondere für den Bass. Eine ChaChaCha auf dem Speiseplan. Zur Zeit ben: „Höre ich keinen Bass, scheiße ich auf gute Band ist für mich wie eine Jagdgemein- versenke ich mich in die Aufnahmen von den Rest.“ Das ist zwar ein bisschen saftig, schaft, die auf die Pirsch geht und erfolg- Louis Armstrong, einfach weil es Freude trifft aber den Punkt. Im Rahmen meiner Bass reich Beute macht. Ein guter Freund von mir macht und auch, weil ich so vielleicht besser -Übungen spiele ich auch täglich eine kleine sagte einmal: „Jazz ist wie Gruppensex, nur in die Band Just For Swing reinfinde. Ich lie- Auswahl aus seinen Cellosuiten am Bass, das besser.“ Mir gefällt auch die Rolle, den La- be Jazz immer dann, wenn die Funken sprü- trainiert die Finger und die Ohren und ist den zusammenzuhalten und das Fundament hen, wenn es mein Herz berührt, wenn es überhaupt ein Hochgenuss. Meine wichtigsten zu legen und meistens im Hintergrund zu agieren. Band 3, Ausgabe 1 S e i t e 25

(Credo, Lebensmotto?) Du bist ja in unter- schiedlichsten Konstellationen umtriebig JAZZNOTES FROM EVERYWHERE und hast unterschiedlichste Erfahrung ge- macht. Ihr Beitrag im JAZZ PODIUM über und mit L. Armstrongs Tochter ist hochinte- Stille Trommeln Ich halte es mit Goethe, der erkannte, dass es Die New York Daily News hatte in ihrer keine allgemeingültige Weisheit gibt, die im- ressant und spannend. Das "große mer für alles passt. Es kommt immer auf die Schweigen" beruhte gewiss auf Ausgabe vom 5. Juli 2015 eine Reporta- Situation an, auf den Moment, und das ist ja der Befehlsgewalt von Joe Glaser, wie ich ge von Louis Armstrongs Beerdigung auch die Seele live gespielter Musik. Der Mo- es mir gut vorstellen kann. LA sprach von aus den Archiven abgedruckt. Anthony ment entscheidet und es geht immer nur nach ihm als "Vater", als "Lebensretter" (der er Burton berichtete am 10. Juli 1971, dass vorne. Beim Jazz ist es wie im richtigen Le- 1936 ja wirklich im Wortsinn war), als nach der Zeremonie massiv Blumen von ben. Du schmeißt Dich da rein und dann im- Beschützer und Lebenshalt. Nicht einmal der Bahre und den Kränze gestohlen provisierst Du. Na gut, einen Satz gibt es wurden. Täter waren meist Nachbars- schon, der mich trägt: kümmere Dich um die gedanklich, im vertrauten Gespräch (mit mir), wagte er es, Joe Glaser zu wider- kinder aus Queens. Ein Fünfzehn Jahre Musik, dann kümmert sich die Musik um alte Laurie Beck erklärte: "Ich habe ihn Dich. Klaus Doldingers Motto gefällt mir sprechen. Ich sprach mit ihm über Glasers sehr gut: Jazz ist ein Lebensstil. sehr einseitige, "steife" Programmpolitik noch nie live gesehen, aber im Fernse- (Glaser segnete JEDES Konzertpro- hen und dachte, dass er großartig war. Du hast Deine Begeisterung für die Musik gramm ab), aber LA ließ nichts auf ihn Ich wollte etwas als Andenken und ha- an Deinen Sohn Adrian weitergegeben. Er kommen. Ja, irgendwie war Joe Glaser ben diese Blume genommen. " Neben studiert Jazz-Gitarre in Köln. Glaubst Du, für ihn ein "Gott". Ihm verdanke er alles! Familie und Freunden waren auch Poli- dass der Beruf des Musikers in der heutigen tiker und Persönlichkeiten des Showbu- Zeit noch anstrebenswert ist? Herzliche jazzige Grüße siness zur Beisetzung gekommen. Trotz der Anwesenheit von Musikern wie Es kommt drauf an, was Du mit der Musik Ihr Karlheinz Drechsel beruflich erreichen willst. Willst Du reich Dizzy Gillespie, Benny Goodman, Guy werden? Da empfehle ich eine Karriere als Lombardo, Ella Fitzgerald, Peggy Lee Investmentbanker, das geht schneller. Willst und Al Hibbler war die Musik auf An- Du bekannt werden? Dann stopf Dir eine So- weisung der Witwe Lucille während der cke in den Mund und lauf über den Augustus- What we play is life. Beerdigung begrenzt. Lee und Hibbler platz. Es kommt also auf die Ziele an und für sangen a cappella, wurden aber nicht die meisten Ziele brauchst Du keine Musik. Louis Armstrong verstärkt, sodass die meisten Kirchgän- Wenn Du allerdings spürst, dass die Musik Sharon Preston-Folta, die Autorin des ger wenig davon zu hören bekamen. Die in Dir wohnt, dass die raus will, dass Du eine Prozession der Corona Congregational Geschichte zu erzählen hast, dass in Dir ein Buches "Little Satchmo Living in the Funke lebt, den Du in ein strahlendes Licht Shadow of my Father Louis Daniel Arm- Church zum Friedhof in Flushing wur- verwandeln willst, wenn Du Menschen errei- strong" veröffentlichte auf YOUTUBE de von Tausenden begleitet, die sich an chen willst, ihnen glückliche Stunden schen- ein überfälliges Interview mit ihrer Mut- der Straße, den Fenstern und auf den ken willst und wenn Du der Musik dienen ter Lucille Sweets Preston in dem sie über Dächern versammelt hatten. willst, dann ist der Beruf des Musikers erstre- ihren Vater, Louis Armstrong und die benswert. Und da braucht man sich nichts wichtigsten Erinnerungen an ihn spricht: Foto unten: vormachen. Musiker zu sein ist ein hochpro- Louis Armstrong während eines seiner fessioneller Beruf und da hilft auch Zähig- https://www.youtube.com/watch? letzten Auftritte, im Waldorf Astoria, keit, Frustrationstoleranz, Fleiß, Verlässlich- New York, New York. keit und Disziplin und vor allem, dass Du gut v=yzIEl8OTQPA mit verschiedensten Menschen klarkommst und ein guter Typ bist, mit dem man gerne ar- (Foto und ins Deutsche übersetzter Artikel mit beitet. Genehmigung durch Eddy Determeyer vom Doctor Jazz Magazine aus Holland; www.doctorjazz.nl) Besondere Konzerterlebnisse: It bugs me when people Hach, da gibt es so viele. Nur eine kleine Ge- schichte: in den späten 70ern gab es ja noch try to analyze jazz as an richtige Jazzclubs in München. Im Babalu in intellectual theorem. It‘s Schwabing wurde der Jazz so richtig gefeiert und Bier getrunken und geraucht und getanzt not. It‘s feeling. wurde da auch. Und eines Abends stand der Klaus Doldinger auf der Bühne und fackelte Bill Evans mit seiner Band Passport den Laden ab. Das war pure Energie. Irgendwann stieg dann Passport mit Klaus voran von der Bühne auf die Tische und marschierte wie eine Mar- ching Band auf den Tischen durch das Lokal. Da gab es kein Halten mehr … am Bass war Wolfgang Schmid, den ich sehr verehre und ich glaube, das war der Abend wo mir klar wurde: Jazz ist the Thing.

www.loco-de-jazz.de www.facebook.com/Macht.Jazz www.bass.thessenvitz.de SIE FINDEN UNS AUCH IM WEB! WWW.JUST-FOR-SWING.DE.VU

DIVERSE AUFTRITTSTERMINE

JUST FOR SWING (Leipzig) http://www.jazzfan24.de/JFS/Aktuell.htm

HOT & BLUE JAZZ BAND (Meerane) http://hot-and-blue-jazz-band-meerane.de/

UNIBIGBAND LEIPZIG IMPRESSUM www.ubbleipzig.blogspot.de.

Herausgeber SPIELVEREINIGUNG SÜD http://www.spielvereinigungsued.de JUST FOR SWING Just For Swing ist eine Non-Profit Organisation zur JAZZ IM HOPFENSPEICHER http://www.hopfenspeicher.de/Veranstaltung.html Verbreitung des Swing Virus JamSession im kultur-Café Rumpelkammer Redaktion: Detlef A. Ott (Herausgeber) Jeden 2. Freitag im Monat, Dresdner Straße 25, 04103 Leipzig

Mitarbeit an dieser Ausgabe: Peter M. Colev, Klaus Kirst, Klaus Schneider, Gerd Mucke, Michael und Gi- sela Oettel, Marion Kranz, Kerstin Ott, Volker Stiehler, Götz Methfessel, Stefan Theßenvitz, Winfried Maier

Telefon: +49 (0)341 5 61 43 62 E-Mail: [email protected] Web: www.jazzfan24.de/JFS/ kostenloser Download

Die Gazette erscheint einmal vierteljährlich und wird durch ehrenamtliche Mitarbeiter gestaltet. Für unaufgefordert eingesandtes Material besteht keine Rückgabepflicht. Alle Beiträge so- wie das Bildmaterial sind urheber- rechtlich geschützt. Namentlich ge- kennzeichnete Beiträge geben die Die nächsteder JFSG Ausgabe Meinung des jeweiligen Autors und nicht immer die Meinung der Re- 2016 daktion wieder. erscheint Ende März

Allen Jazzfreunden einen beswingten Jahresausklang und ein friedliches und harmonisches Jahr 2016