„denkmal aktiv“-Projekt: Schüler stellen Schülern das Kloster Thierhaupten vor

Paul-Klee-Gymnasium Schuljahr 2017/18

Projekt während des Schuljahres und in der Woche vom 17.07.2018 – 20.07.2018

mit der Grundschule Thierhaupten

Dokumentation (Leitung: Christine Schmid-Mägele, Mitarbeit: Franziska Grotz)

In Kooperation mit Archäologin Isabella Engelien-Schmidt, M.A., Königsbrunn und dem Bauarchiv Thierhaupten, Bayerisches Fortbildungs- und Beratungszentrum für Denkmalpflege (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), Referatsleiterin Dipl.-Ing. Julia Ludwar, Mitarbeit von Susanne Nitschel M.A.

Schüler stellen Schülern das Kloster Thierhaupten vor

Ehemaliges Kloster Thierhaupten, heute im Besitz des Marktes Thierhaupten

Quelle: Von Neitram - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=40513766

Das Benediktinerkloster Thierhaupten, im Nordosten von am Rande des Lechrains gelegen, wurde 1803 säkularisiert und ging in Privatbesitz über. Ob die Gründung durch den Bayernherzog Tassilo III. erfolgt, ist nicht unumstritten.

Die heute erhaltenen Gebäudeteile des Klosterkomplexes lassen die Bedeutsamkeit der Benediktiner an diesem Ort erahnen. Die Klosterkirche wurde um 1170 erbaut, das barocke „Überarbeitung“ erfolgte (zusammen mit den Konvent- und Ökonomiegebäuden) im 18. Jahrhundert „nach Plänen von Joh. Jakob Herkomer“ (https://www.kloster- thierhaupten.de/index.php/home/)

Heute haben das Bayerisches Bauarchiv (Bayerisches Fortbildungs- und Beratungszentrum für Denkmalpflege (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), die Außenstelle Schwaben der Abteilung für Vor- und Frühgeschichte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, die Schule der Dorf- und Landentwicklung, ein Kindergarten und Vereine und nicht zuletzt der Freundeskreis Kloster Thierhaupten dort Platz gefunden.

Das Paul-Klee-Gymnasium liegt rund 20 Kilometer vom ehemaligen Kloster entfernt. Viele Gymnasiasten kommen aus dem Markt Thierhaupten. Aus der räumlichen Nähe bot sich eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Kloster und besonders eine Kooperation mit dem Bayerischen Bauarchiv an im Rahmen von „denkmal aktiv“.

Schülerinnen und Schüler der Ganztagsklasse in der 7. Jahrgangsstufe bauten unter der Leitung von ihrer Lehrerin Franziska Grotz verschiedene Modelle des Klosters und informierten sich über verschieden Baustoffe und die verschiedenen Bauformen.

Man entschied sich letztendlich für ein „idealtypisches“ Modell, da der Klosterkomplex immer wieder verschiedene Änderungen erfuhr.

Modelle der 7. Jahrgangsstufe

Schülerinnen und Schüler der 8. Jahrgangsstufe beschäftigten sich im Geschichtsunterricht mit dem Kloster Thierhaupten. Insbesondere die Säkularisation konnte am regionalen Beispiel dargestellt werden.

Höhepunkt der historischen Forschung war die Arbeit vor Ort. Zusammen mit Julia Ludwar und Susanne Nitschel vom Bayerischen Bauarchiv „erforschten“ die Schülerinnen und Schüler das Kloster Thierhaupten und erarbeiteten eine Führung für eine Grundschulklasse.

Unterstützt wurden die Schülerinnen und Schüler von Isabella Engelien- Schmidt M.A., Bauforscherin und Archäologin aus Königsbrunn und ihrer Geschichtslehrerin Christine Schmid-Mägele.

Referatsleiterin Dipl.-Ing. Julia Ludwar vor den Modellen.

„Schüler führen Schüler“

Die Gymnasiasten erarbeiteten vier verschiedene Stationen, an denen die Grundschüler Informationen über das Kloster erfahren sollten:

• Einen Überblick über das Kloster bzw. dessen Geschichte • Die Bauteilesammlung des Bauarchivs • Keller und Brauerei als besondere Orte des Klosterkomplexes • Klosterleben

Daneben gab es sogenannte „Gästeführer“, die die Grundschüler zu den einzelnen Stationen brachten. Ebenso kümmerten sie sich darum, dass die vereinbarte Zeit (15 – 20 Minuten pro Station) und die Pausen eingehalten wurden. Auch für Informationen (Toiletten etc.) waren sie Ansprechpartner. Diese Gymnasiasten begrüßten die Grundschüler, informierten sie über den Ablauf des Tages und teilten die Klasse in Gruppen ein. (Dazu hatten sie sich verschiedenfarbige Bonbons besorgt.)

Exemplarische Darstellung des „Klosterlebens“

Im Eingang zur Schule zur Dorfentwicklung findet sich am Boden ein Fund aus Thierhaupten: ein Bodenplatte, vermutlich als Bestandteil einer Grabplatte. Man geht davon aus, dass es die Grabplatte für den Thierhauptener Abt Peter Wagner, auch dargestellt von dessen Freund Hans Holbein dem Älteren.

Quelle: Fassl, Peter: Geschichte, Sanierung und heutige Nutzung des Kloster Thierhaupten. Augsburg, 2000; S. 63

Anhand der Platte wurde den Grundschülern der Abt Peter Wagner vorgestellt. Er wurde am 13.2.1455 in Augsburg geboren und trat am 23.6.1470 in das Augsburger Benediktinerkloster St. Ulrich und Afra ein. Für Grundschüler ist es ein kein Problem, das Eintrittsalter auszurechnen (70 – 55 = 15) und für die Gymnasiasten sorgte das früher Eintrittsalter für Überraschung. Peter Wagner war sehr gebildet, verfasste viele Bücher und wurde am 14.2.1502 Abt in Thierhaupten. Aufgrund der Wirren des Landshuter Erbfolgekrieges musste Abt Peter Wagner aus dem Kloster fliehen. Er fand

Unterschlupf bei seinem Bruder: einem Schuster in Augsburg. Sein „Mutterkloster“ St. Ulrich und Afra nahm ihn in dieser Zeit nicht auf. 1506 konnte der Abt wieder nach Thierhaupten zurückkehren, wo er 1511 verstarb. (Vgl. dazu Quelle: Fassl, Peter: Geschichte, Sanierung und heutige Nutzung des Kloster Thierhaupten. Augsburg, 2000; S. 62f.)

Am dargestellten Holzmodell in der Dauerausstellung erklärten die Gymnasiasten die verschiedenen Ökonomie- und Klostergebäude. Ebenso wurde ein benediktinischer Tagesablauf vorgestellt und anhand von diesem Ablauf die Regel „ora et labora“ erarbeitet.

Im Kloster wurde selbstverständlich unterrichtet. Bildung spielte eine bedeutende Rolle. Dies wird im Klosterkomplex durch die Schule für Dorfentwicklung und Bildungsangebot des Bayerischen Bauarchivs bis heute fortgeführt.

Weitere Impressionen von allen Stationen:

Für ihr Projekt erhielten die Beteiligten im Juli 2018 den Bayerischen Jugenddenkmalpreis:

Die Begrüßungsrede der Schülerinnen und Schüler des Paul-Klee-Gymnasiums Gersthofen:

Guten Morgen

Wir sind aus der Geschichtsklasse 8b/e und stellen Ihnen vor, was unsere Klasse und die Ganztagsklasse 7a des Paul-Klee Gymnasiums Gersthofen, im Rahmen des Projekts „denkmal aktiv“ gemacht hat.

7a:

Die Klasse 7a hat im Projektunterricht ein Modell des Klosters aus Gips und anderen Materialien gefertigt. Hier handelt es sich um ein Idealmodell. Denn im 15. und 16. Jahrhundert hatte das Kloster eine wechselvolle Geschichte. Abt Peter Wagner gelang es, das durch Kriegswirren zerstörte Kloster wieder aufzubauen. Auch der 30jährige Krieg hinterließ seine Spuren. Das Ideal und damit die Annäherung an den heutigen Grundriss ist also hier im Modell zu sehen.

8b/e:

Die Klasse 8b/e hat sich dagegen im Geschichtsunterricht mit der Geschichte des Klosters befasst oder besser gesagt eher mit dem Ende des Benediktinerklosters.

Wir hatten eine Führung von Frau Ludwar, der Leiterin des Bauarchivs, und Frau Nitschel von der Abteilung Holzkonstruktion, durch das Kloster und das Bauarchiv. Wir haben viele interessante und informative Dinge über das Kloster und die damalige Zeit erfahren haben, wie z.B. das Bauen eines Fachwerkshauses. Wir haben vieles gesehen – leider sind die Fledermäuse vor uns geflüchtet - die haben wir nicht gesehen.

Vor allem möchten wir Ihnen nun auch unsere Stationen vorstellen, die wir ausgearbeitet haben. Im Anschluss an die Preisverleihung laden wir Sie ein zu einer Station zu kommen und sich von uns – und mittlerweile auch von den Grundschülern – informieren zu lassen. Falls Sie tiefergehende Fragen haben, die wir Ihnen nicht so ganz schnell beantworten können, fragen Sie bitte Herrn Hölzl und Frau Ludwar – die kennen sich wirklich aus mit dem Kloster!

Die Schülerinnen und Schüler haben sich sehr gefreut, auch beim Teilnehmertreffen 2018/2019 in bei Augsburg ihre Führung vorzustellen. Hier sind Eindrücke der Führung durch das Kloster, die ebenfalls an den vier genannten Stationen stattfand:

Die Schülerinnen und Schüler gewannen Einblicke in die (regionale) Bedeutung und den kulturellen Wert von Denkmälern. Sie gehen sicherlich nicht mehr achtlos am Klosterkomplex vorbei. Gerade durch die Vermittlungsarbeit und die persönlichen Beziehungen prägt sich Wissen tief ein. Dass eine solche Vermittlung Spaß macht ist den Bildern deutlich zu entnehmen.

Der Kontakt mit dem Bayerischen Bauarchiv stellt eine große Bereicherung für die Schule an sich her. So mag zu hoffen bleiben, dass die gute Zusammenarbeit fortgesetzt wird. (Leider ließ sich eine Zusammenarbeit mit der Bayerischen Museumsakademie aus schulorganisatorischen Gründen nicht realisieren – aber vielleicht lässt sich auch das in Zukunft umsetzten.)

Vielen Dank an alle beteiligten Schülerinnen und Schüler, den Kolleginnen und Kollegen und allen beteiligten Partnern!