Deutscher Drucksache 13/9740 13. Wahlperiode 03. 02. 98

Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Gesundheit (14. Ausschuß)

a) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Gerald Häfner, (Köln), Cern Özdemir, Dr. Jürgen Rochlitz, Halo Saibold, Marina Steindor und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/6166 -

Entwurf eines Gesetzes zum Schutz der Nichtraucher in der Öffentlichkeit (Nichtraucherschutzgesetz) b) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Roland Sauer (Stuttgart), Uta Titze-Stecher, Dr. , , Ingrid Becker-Inglau, Wolfgang Behrendt, , Dr. Sabine Bergmann-Pohl, Hans-Werner Bertl, , Lilo Blunck, Dr. Maria Böhmer, Wolfgang Börnsen (Bönstrup), Anni Brandt-Elsweier, Hildebrecht Braun (Augsburg), Dr. , , Wolf-Michael Catenhusen, Peter Conradi, , Christel Deichmann, Albert Deß, Dr. Marliese Dobberthien, Dr. , , Maria Eichhorn, , Heinz Dieter Eßmann, Dr. , Dr. Karl H. Fell, , Hans-Joachim Fuchtel, Arne Fuhrmann, Monika Ganseforth, Günter Gloser, Hermann Gröhe, , Hans-Joachim Hacker, Christel Hanewinckel, , Dr. Renate Hellwig, Dr. Barbara Hendricks, Ingrid Holzhüter, Hubert Hüppe, Barbara Imhof, Brunhilde Irber, Helmut Jawurek, Dr. Uwe Jens, Dr.-Ing. Rainer Jork, Dr. Egon Jüttner, Dr. Harald Kahl, Peter Keller, Dr. Bernd Klaußner, Siegrun Klemmer, Norbert Königshofen, Manfred Kolbe, Nicolette Kressl, Heinz-Jürgen Kronberg, Horst Kubatschka, Dr. Hermann Kues, Dr. Uwe Küster, , Waltraud Lehn, Robert Leidinger, Werner Lensing, Eduard Lintner, Dr. Manfred Lischewski, Christa Lörcher, Sigrun Löwisch, Klaus Lohmann (Witten), Dr. , Dr. Michael Luther, Winfried Mante, Günter Marten, Dorle Marx, Ingrid Matthäus-Maier, , Rudolf Meinl, Herbe rt Meißner, Dr. Jürgen Meyer (Ulm), Rudolf Meyer (Winsen), Christian Müller (Zittau), Gerhard Neumann (Gotha), Kurt Neumann (Berlin), Johannes Nitsch, Günter Oesinghaus, Manfred Opel, Adolf Ostertag, Norbert Otto (Erfurt), Kurt Palis, Dr. Gerhard Päselt, Albrecht Papenroth, Georg Pfannenstein, Dr. Winfried Pinger, , Dieter Pützhofen, Hans Raidel, Rolf Rau, Helmut Rauber, Karin Rehbock-Zureich, Christa Reichard (Dresden), Hans-Peter Repnik, Bernd Reuter, Roland Richwien, Dr. (München), Franz Romer, Ku rt J. Rossmanith, Gerhard Rübenkönig, Ortun Schätzle, Bernd Scheelen, Siegfried Scheffler, Dieter Schloten, Ulrich Schmalz, Horst Schmidbauer (Nürnberg), Dr.-Ing. Joachim Schmidt (Halsbrücke), Heinz Schmitt (Berg), Walter Schöler, Diethard Schütze (Berlin), Reinhard Schultz (Everswinkel), Frederick Schulze (Sangershausen), Ilse Schumann, Dr. R. Werner Schuster, Dr. Angelica Schwall-Düren, Wilhelm Josef Sebastian, , , Wieland Sorge, Dr. Wolfgang Freiherr von Stetten, Dr. Rita Süssmuth, Adelheid Tröscher, Siegfried Vergin, Karsten D. Voigt (Frankfurt), Hans Georg Wagner, Hans Wallow, Dr. Konstanze Wegner, Wolfgang Weiermann, Hildegard Wester, Dr. , Heidemarie Wright - Drucksache 13/6100-

Entwurf eines Gesetzes zum Schutze der Nichtraucher (Nichtraucherschutzgesetz - NRSG) Drucksache 13/9740 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

A. Problem Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, daß Passivrauchen nicht nur belästigend, sondern auch gesundheitsschädlich ist. Nach Studien des Deutschen Krebsforschungszentrums ist das Lungen- krebsrisiko um 30 bis 40 Prozent höher, wenn Nichtraucher und Raucher regelmäßig zusammen sind. Jährlich sterben allein in Deutschland 400 Menschen an Lungenkrebs infolge des Passiv- rauchens. Auch das Bundesverfassungsgericht hat in seinem Urteil vom 22. Januar 1997 dargelegt, daß „nach heutigem medi- zinischen Kenntnisstand gesichert ist, daß Rauchen auch die Gesundheit der nichtrauchenden Mitmenschen gefährdet. " Der Gesetzgeber hat es bisher den Betroffenen alleine überlassen, mit Hilfe oft jahrelanger gerichtlicher Auseinandersetzungen ihre legitimen Rechte in Einzelbereichen durchzusetzen. Nach Auffas- sung der Gesetzesinitiatoren ist der Gesetzgeber nun gefordert, endlich klare gesetzliche Regelungen zu erlassen, die einen aus- reichenden Schutz der Nichtraucher gewährleistet, ohne dabei in die Privatsphäre oder das Recht auf freie Persönlichkeitsentfal- tung der Raucher einzudringen.

B. Lösung Der Ausschuß empfiehlt die Herbeiführung einer Beschlußfas- sung im Plenum des Deutschen Bundestages über die beiden Gesetzentwürfe.

C. Alternativen Keine

Kosten Die beiden Gesetzentwürfe gehen davon aus, daß nur gering- fügige Kosten entstehen, denen beträchtliche volkswirtschaftliche Einsparungen gegenüberstehen. Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/9740

Beschlußempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen, a) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Gerald Häfner, Volker Beck (Köln), Cem Özdemir, weiterer Abgeordneter und der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN - Drucksache 13/6166 - und b) zu dem Gesetzentwurf der Abgeordneten Rol and Sauer (Stutt- gart), Dr. Burkhard Hirsch, Uta Titze-Stecher und weiterer Ab- geordneter - Drucksache 13/6100 - einen Beschluß im Plenum des Deutschen Bundestages herbei- zuführen.

Bonn, den 14. Januar 1998

Der Ausschuß für Gesundheit

Dr. Dieter Thomae Gudrun Schaich-Walch Vorsitzender Berichterstatterin Drucksache 13/9740 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode

Bericht der Abgeordneten Gudrun Schaich-Walch

1. Zum Beratungsverfahren NEN, der Gruppe der PDS und eines Mitglieds der Fraktion der SPD, den Gesetzentwurf auf Druck- Der Deutsche Bundestag hat die beiden Gesetzent sache 13/6166 abzulehnen. würfe in seiner 157. Sitzung am 20. Februar 1997 in erster Lesung beraten und an den Ausschuß für Der Ausschuß für Arbeit und Sozialordnung teilte in Gesundheit zur federführenden Beratung und an seiner Stellungnahme vom 14. Januar 1998 mit, daß den Innenausschuß, den Rechtsausschuß, den Wi rt er sich von der Bundesregierung die bereits gelten- -schaftsausschuß, den Ausschuß für Ernährung, Land- den Schutzvorschriften des Arbeitsrechts habe dar- wirtschaft und Forsten, den Ausschuß für Arbeit und stellen lassen und im übrigen keinen Beschluß gefaßt Sozialordnung, den Ausschuß für Familie, Senioren, habe, um im Plenum eine offene Abstimmung ge- Frauen und Jugend, den Ausschuß für Verkehr und währleisten zu können. den Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus Der Ausschuß für Jugend, Familie, Senioren, Frauen zur Mitberatung überwiesen. Der Ausschuß für Um- und Jugend empfahl in seiner Stellungnahme vom welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat sich gut- 14. Mai 1997 mit der Mehrheit der Stimmen der Mit- achtlich an der Beratung beteiligt. glieder aller Fraktionen und der Gruppe der PDS Der Innenausschuß empfahl in seiner Stellungnahme gegen die Stimmen von 5 Mitgliedern, den Gesetz- vom 14. Januar 1998 einvernehmlich, zu den beiden entwurf auf Drucksache 13/6100 anzunehmen. Ein- Gesetzentwürfen eine Beschlußfassung im Plenum stimmig bei einigen Stimmenthaltungen empfahl er, herbeizuführen. den Gesetzentwurf auf Drucksache 13/6166 abzu- lehnen. Der Rechtsausschuß teilte in seiner Stellungnahme vom 14. Januar 1998 mit, daß er einstimmig keine Der Ausschuß für Verkehr und der Ausschuß für Um- verfassungsrechtlichen Bedenken gegen die beiden welt, Naturschutz und Reaktorsicherheit teilten in Gesetzentwürfe erhebe. Mehrheitlich sah er keine ihren Stellungnahmen vom 14. Januar 1998 mit, daß rechtlichen Bedenken gegen den Gesetzentwurf auf sie die Gesetzentwürfe beraten hätten und daß sie Drucksache 13/6100. Dagegen begegnete der Ge- auf eine Abstimmung verzichtet hätten. setzentwurf auf Drucksache 13/6166 mehrheitlich Der Ausschuß für Fremdenverkehr und Tourismus rechtlichen Bedenken. schlug in seiner Stellungnahme vom 14. Januar 1998 In seiner Stellungnahme vom 14. Januar 1998 emp- einstimmig bei Abwesenheit der Mitglieder der Frak- fahl der Ausschuß für Wirtschaft mit den Stimmen tion der F.D.P. und des Mitglieds der Gruppe der PDS der Mitglieder der Fraktionen der CDU/CSU und vor, dem Deutschen Bundestag zu empfehlen, über F.D.P. sowie einer Stimme aus den Reihen der Frak- die Gesetzentwürfe einen Beschluß zu fassen. tion der SPD gegen die Stimmen der Mitglieder der Der Ausschuß für Gesundheit hat die Beratung der Fraktionen SPD und BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN so- Gesetzentwürfe in seiner 95. Sitzung am 4. Juni 1997 wie der Gruppe der PDS bei Stimmenthaltung eines aufgenommen und in seiner 96. Sitzung am 11. Juni Mitglieds der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, 1997 beschlossen, eine öffentliche Anhörung von den Gesetzentwurf auf Drucksache 13/6100 abzuleh- Sachverständigen durchzuführen. Diese fand in der nen. Weiter empfahl er mit den Stimmen der Mitglie- 103. Sitzung am 8. Oktober 1997 statt. Zu dieser der der Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. sowie Anhörung waren die Arbeitsgemeinschaft Allergie- einer Stimme aus den Reihen der Fraktion der SPD krankes Kind, Herborn; die Arbeitsgemeinschaft der gegen die Stimmen eines Mitglieds der Fraktion Verbraucherverbände e. V., Bonn; der Ärztliche BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie der Gruppe der Arbeitskreis Rauchen und Gesundheit e. V., Berg- PDS bei Stimmenthaltung der Mitglieder der Frak- Hülen; die BAG Kinder- und Jugendschutz, Bonn; tion der SPD und eines Mitglieds der Fraktion der Bund gegen- das Zwangsmitrauchen e. V., Frank- BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, den Gesetzentwurf auf furt a. M.; die Bundesarbeitsgemeinschaft Über- Drucksache 13/6166 abzulehnen. betrieblicher Arbeitsmedizinischer Dienste, Betzdorf; Der Ausschuß für Ernährung, Landwirtschaft und die Bundesärztekammer, Köln; der Bundesverband Forsten empfahl in seiner Stellungnahme vom Automatenunternehmer e. V., Bonn; der Bundesver- 23. April 1997 mit den Stimmen der Mitglieder der band der Betriebskrankenkassen, Essen; der Bundes- Fraktionen der CDU/CSU und F.D.P. und einiger verband der Deutschen Tabakpflanzer, Speyer; der Mitglieder der Fraktion der SPD gegen die Mehrheit Bundesverband der Deutschen Tourismuswirtschaft der Stimmen der Mitglieder der Fraktion der SPD e. V., Bonn; der Bundesverband der Innungskranken- bei Stimmenthaltung der Mitglieder der Fraktion kassen, Bergisch-Gladbach; der Bundesverband der BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, der Gruppe der PDS Ortskrankenkassen, Bonn; der Bundesverband des und eines Mitglieds der Fraktion der SPD, den Ge- Deutschen Lebensmittel-Einzelhandels e. V., Bonn; setzentwurf auf Drucksache 13/6100 abzulehnen. der Bundesverband des Tabakwaren-Einzelhandels Weiter empfahl er einstimmig bei Stimmenthaltung im Hauptverband des Deutschen Einzelhandels e. V., der Mitglieder der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜ Köln; der Bundesverband Deutscher Omnibusunter- Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode Drucksache 13/9740 nehmer e. V., Bonn; der Bundesverband Deutscher Ausschußdrucksachen verteilten Stellungnahmen Tabakwaren-Großhändler und Automatenaufsteller der Sachverständigen und das Wortprotokoll wird e. V., Köln; der Bundesverband Deutscher Zeitungs- Bezug genommen. In der 107. Sitzung am 10. Dezem- verleger e.V., Bonn; die Bundesvereinigung der ber 1997 setzte der Ausschuß die Beratung fo rt und Deutschen Arbeitgeberverbände, Köln; die Bundes- schloß sie in der 110. Sitzung am 14. Januar 1998 ab. vereinigung der Kommunalen Spitzenverbände, Dabei folgte er einvernehmlich den Bleichlautenden Köln; die Bundesvereinigung für Gesundheit e.V., Empfehlungen des Innenausschusses, des Ausschus- Bonn; die Centrale Marketinggesellschaft der Deut- ses für Arbeit und Sozialordnung wie auch des Aus- schen Agrarwirtschaft mbH, Bonn; die Deutsche An- schusses für Fremdenverkehr und Tourismus, keine gestellten-Gewerkschaft, Hamburg; die Deutsche Empfehlung zu geben, um im Plenum eine offene Bahn AG, Frankfurt; die Deutsche Gesellschaft für Abstimmung zu gewährleisten. experimentelle und klinische Pharmakologie und Toxikologie, Sektion Toxikologie, Mainz; die Deutsche Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedi- 2. Zum Inhalt der Gesetzentwürfe zin e. V., Sankt Augustin; die Deutsche Gesellschaft a) Gesetzentwurf auf Drucksache 13/6166 für Pneumologie, Greifenstein; die Deutsche Haupt- stelle gegen die Suchtgefahren e. V., Hamm; die Angesichts der eminenten gesundheitlichen Risiken Deutsche Herzstiftung e.V., Frankfurt; die Deutsche und der außerordentlich unangenehmen Belästigung Krebsgesellschaft e. V., Frankfurt/M.; die Deutsche sind die gesetzlichen Vorschriften zum Schutz gegen Krebshilfe e. V., Bonn; die Deutsche Lufthansa AG, das Passivrauchen zu schwach. Der Gesetzgeber hat Köln; der Deutsche Allergie- und Asthmabund e. V., es bisher den Betroffenen allein überlassen, mit Hilfe Mönchengladbach; der Deutsche Bauernverband oft jahrelanger gerichtlicher Auseinandersetzungen e. V., Bonn; der Deutsche Beamtenbund, Bonn; der ihre legitimen Rechte in Einzelbereichen durchzuset- Deutsche Fremdenverkehrsverband, Bonn; der Deut- zen. Der Gesetzgeber ist nun gefordert, end lich klare sche Gewerkschaftsbund, Düsseldorf; der Deutsche gesetzliche Regelungen zu erlassen, die einen aus- Hotel- und Gaststättenverband e. V., Bonn; der Deut- reichenden Schutz der Nichtraucherinnen und Nicht- sche Industrie- und Handelstag, Bonn; der Deutsche raucher gewährleisten, ohne dabei zu sehr in die Kinderschutzbund e. V., Hannover; das Deutsche Privatsphäre beziehungsweise das Recht auf freie Kinderhilfswerk e. V., Berlin; das Deutsche Krebs- Persönlichkeitsentfaltung der Raucherinnen und forschungszentrum, Heidelberg; der Fachverband Raucher einzudringen. Außenwerbung e. V., Frankfurt am Main; die Ge- werkschaft Nahrung-Genuß-Gaststätten, Frankfurt Es wird ein Gesetzentwurf vorgelegt, der dem An- am Main; das Forschungszentrum für Umwelt und spruch der Nichtraucher auf Schutz ihrer Gesundheit Gesundheit - Institut für Toxikologie - Institut für einen höheren Rang einräumt als dem Recht der Epidemiologie, Oberschleißheim; die Koalition gegen Raucher, überall und jederzeit ihren Neigungen das Rauchen, Frankfurt; die National Coalition zur nachzugehen. Das Gesetz stellt klar, daß Rauchen in Umsetzung der UNO-Kinderkonvention, Bonn; die öffentlichen Räumen und am Arbeitsplatz nur gestat- Nichtraucher-Initiative Deutschland e. V., Unter tet werden kann, wenn und soweit davon keine Be- Raucherclub Deutschland, Bruns--schleißheim; der einträchtigungen für Nichtraucherinnen und Nicht- büttel; das Robert-Koch-Institut, Berlin; terre des raucher ausgehen. Es wird aber darauf verzichtet, hommes e. V., Osnabrück; der Verband der Ange- Beschränkungen über den unmittelbaren Schutz der stelltenkrankenkassen e. V., Siegburg; der Verband Nichtraucher hinaus festzulegen. Ziel des Gesetzes der Cigarettenindustrie e. V., Bonn; der Verband ist weder die Schaffung einer rauchfreien Gesell- Deutscher Verkehrsunternehmen e. V., Köln; der Ver- schaft noch der Versuch, mittels staatlicher Vorschrif- band Deutscher Zeitschriftenverleger e. V., Bonn; der ten ein bestimmtes, gesünderes Verhalten zu erzwin- Verband kommunaler Unternehmen e. V., Köln; der gen. Der Gesetzentwurf respektiert das Rauchen als Zentralverband der Deutschen Werbewirtschaft e. V., Teil der freien Entfaltung der Persönlichkeit. Diese Bonn; der Zentralverband des Deutschen Hand- findet aber da ihre Schranken, wo andere belästigt werks, Bonn, als sachverständige Verbände sowie oder sogar massiven gesundheitlichen Gefährdun- Prof. Dr. F. Adelkofer, München; Prof. Dr. R. Bergler, gen ausgesetzt werden. Der Gesetzentwurf geht Nürnberg; RA Dr. Thomas Bohle, Berlin; Prof. deshalb von einem Anspruch der Nichtraucherinnen Dr. Peter Drings, Frankfurt a. M.; Dr. Ulrich Eicke, und Nichtraucher- auf eine rauchfreie Umwelt aus Lübeck; Prof. Dr. Georges Fülgraff, Berlin; Prof. und stärkt ihren Schutz gegen ungewollte Beein Dr. Jürgen Großer, Birkenheide/Pfalz; Prof. Dr. med. trächtigungen der Gesundheit und des Wohlbefin- Harald zur Hausen, Heidelberg; Prof. Dr. Meinhard dens durch sogenanntes Passivrauchen. Heinzen, Bonn; Norbert Jacobs, Hamburg; Prof. Der Gesetzentwurf ist als Artikelgesetz gefaßt. Er Dr. K.-H. Jöckel, Essen; Prof. Dr. med. Ma rtin Kal- enthält neben dem eigentlichen Nichtraucherschutz- tenbach, Frankfurt; Herr Klempert, Berlin; Dr. Rolf gesetz auch eine Änderung der für den Schutz der Kroker, Köln; Dr. med. H. Letzel, Planegg; RA Gesundheit im Bürgerlichen Gesetzbuch und im Dr. Jochen Leßmann, Berlin; Franz-Josef Möllenberg, Handelsgesetzbuch einschlägigen Vorschriften. Hamburg; Wolfgang Niemann, München; Prof. Dr. Elmar Richter, München; Prof. Dr. H. Rüdiger, b) Gesetzentwurf auf Drucksache 13/6100 Wien; Prof. Dr. Monika Schlachter, Jena; Prof. Dr. Hans Peter Schneider, Hannover; Prof. Dr. med. Die Förderung des Nichtraucherschutzes kann er Friedrich Wiebel, Eching; RA Adolf Wischnath, Biele- folgreich und umfassend nur durch ein wirksames feld, als Einzelsachverständige geladen. Auf die als Gesamtkonzept gegenseitig sich verstärkender Maß- Drucksache 13/9740 Deutscher Bundestag - 13. Wahlperiode nahmen von Bund und Ländern zur Förderung des lichen Gefahren des Passivrauchens ausgesetzt wer- Nichtrauchers erreicht werden. Da das Rauchen als den darf. Der gebotene Nichtraucherschutz wird höchstpersönliches Genußmittelverhalten stark mit durch einen fairen Kompromiß zwischen den Interes- der Freiheitssphäre des Bürgers verknüpft ist, sollte sen der Raucher und der Nichtraucher erreicht. Die- sich der Staat diesbezüglich mit gesetzlichen Ge- ser Kompromiß sieht vor, daß in bestimmten Innen- und Verboten zurückhalten, zumal diese im ripvaten räumen Raucher- und Nichtraucherzonen eingerich- Bereich weitgehend wirkungslos wären. tet werden, das Rauchen also nicht verboten sondern lediglich auf Raucherzonen beschränkt wird. Der Schwerpunkt staatlicher Maßnahmen sollte da- her auf indirekten Steuerungsmaßnahmen im Sinne Das Nichtraucherschutzgesetz befindet sich hiermit von gesundheitsbewußtem Verhalten und Nichtrau- in Übereinstimmung mit dem erklärten Willen: chen liegen, insbesondere auf konsequenter, intensi- - des Rates der Europäischen Gemeinschaft (Ent- ver Gesundheitsaufklärung, auf Anreizen im System schließung vom 16. Mai 1989), der gesetzlichen Krankenversicherung, auf verant- wortungsbewußten Einschränkungen der Tabakwer- - der Bundesregierung (vgl. Konzeption zur Ver- bung sowie der Abgabe von Zigaretten zum Schutze besserung der Luftqualität in Innenräumen vom vor allem der Kinder und Jugendlichen, schließlich 23. September 1992), auf verstärkten Maßnahmen der Raucherberatung - der Länderregierungen (Beschluß des Bundesrates und Entwöhnung. vom 28. Mai 1993) und

Gesetzliche Ge- und Verbote sollen zum Nichtrau- - der überwiegenden Mehrheit der deutschen Be cherschutz nur dort erlassen werden, wo Nichtrau- völkerung, also auch der Mehrheit der Raucher. cher dem Zusammentreffen in öffentlichen Räumen und im öffentlichen Verkehr sowie am Arbeitsplatz 3. Zu den Beratungen im Ausschuß nicht ausweichen können und deswegen zum un- freiwilligen Mitrauchen (Passivrauchen) gezwungen Die in der ersten Lesung im Plenum von den Befür- sind; für den Hotel- und Gaststättenbereich gilt dies wortern und Gegnern der vorliegenden Gesetzent nur bedingt, da der Nichtraucher sich hier - in einem würfe ins Feld geführten Argumente spielten auch bei gewissen Umfang - Nichtrauchergaststätten aus- den Beratungen im Ausschuß eine tragende Rolle. suchen beziehungsweise Raucherlokale meiden kann. Diese wurden auch in der Anhörung bei den Sach- verständigen intensiv hinterfragt. Dabei sahen sich Soweit der Bund auf diesen Gebieten bereits gesetz- sowohl die Befürworter der gesetzlichen Regelungen liche Regelungen erlassen hat, sind diese für einen wie auch deren Gegner durch das Ergebnis der An- wirksamen Nichtraucherschutz nicht ausreichend. hörung bestätigt, da offensichtlich unter den Sach- Ziel des vorliegenden Gesetzentwurfs ist es deshalb, verständigen keine einhellige Meinung vorhanden diesen unerläßlichen gesetzlichen Schutz des Nicht- war. rauchers zu vervollständigen und im Sinne eines transparenten Verbraucherschutzes diese Regelun- Ein als Ausschußdrucksache verteiltes Gutachten mit gen in einem Gesetz zusammenzufassen. dem umstrittenen Inhalt, daß die Wi rtschaft und öffentliche Hand mit Kosten in Milliardenhöhe zu Der Nichtraucherschutz beruht auf dem von der rechnen habe, konnte nicht mehr in die Beratung überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung getra- einfließen, da zuvor schon Einvernehmen über die genen Grundsatz, daß - jedenfalls in der Öffentlich- vorstehend abgedruckte Beschlußempfehlung erzielt keit - niemand gegen seinen Willen den gesundheit worden war.

Bonn, den 14. Januar 1998

Gudrun Schaich-Walch Berichterstatterin -