Denkmalpflege im Kreis Bewahren des kulturellen Erbes

Raymund Pfennig

enkmalpflege ist das Engagement öffent- Denkmalbewegung im 19. Jahrhundert Dlicher Institutionen und privater Initiativen 1815 verfasste der preußische Baumeister Karl zum Erhalt unseres kulturellen Erbes. Seit Friedrich Schinkel (1781-1841) ein Memoran- rund 200 Jahren gibt es Bestrebungen, Kul- dum, das zum Ausgangspunkt der Denkmal- turdenkmäler, die Zeugnisse des geistigen oder pflege in Preußen wurde, zu dem die Rheinlan- künstlerischen Schaffens, des handwerklichen de seit 1815 gehörten. Schinkel war bemüht, oder technischen Wirkens, die kennzeichnen- dem preußischen König klarzumachen, welche de Merkmale der Städte und Gemeinden sind, Bedeutung die „Erhaltung aller Denkmäler zu erhalten und zu pflegen, wissenschaftlich und Altertümer“ im Land habe. Nur zwei Mo- zu dokumentieren und zu erforschen. Im Jahr nate nach dem Memorandum verfügte König 1978 wurde das rheinland-pfälzische Denkmal- Friedrich Wilhelm III., dass „bei jeder wesent- schutz- und -pflegegesetz erlassen, das 2008 als lichen Veränderung an öffentlichen Gebäuden Denkmalschutzgesetz neu gefasst wurde. Neu oder Denkmälern“ die Oberbaudeputation, die ist: alle Einzeldenkmäler und Denkmalzonen, Schinkel leitete, um Zustimmung angefragt wie bauliche Gesamtanlagen, kennzeichnende werden müsse.1) Straßen-, Platz-, Ortsbilder und Ortsgrundrisse, Auch in unserer Region gab es hierzu Bestre- historische Park-, Garten- und Friedhofsanla- bungen zur Rettung und zum Erhalt bedeu- gen sowie Kulturstätten, werden im Nachricht- tender Kulturdenkmäler. Das hat aber nicht lichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler des verhindern können, dass aus heutiger Sicht Landes gelistet und haben rechtlichen Denk- wertvolle Baudenkmäler abgerissen wurden. malstatus. Es bedarf keines Unterschutzstel- An ihre Stelle traten neue Bauwerke, so z.B. lungsverfahrens mehr. bei der Burg Rheineck mit der Burgkapelle, oder

Das Freiligrath- Denkmal am Fuße des Rolandsbogens

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 u 165 auch bei der Apollinariskirche in Remagen, de- Der Kunsthistoriker Georg Dehio (1850-1932) ren Vorgängerbau beseitigt und durch die heu- favorisierte in der Denkmalpflege das Konser- tige Wallfahrtskirche ersetzt wurde. Inzwischen vieren statt des Restaurierens. Konservieren ist sind diese Bauten ihrerseits als geschützte Bau- das Erhalten denkmalwerter Bausubstanz in denkmäler eingestuft. ihrem originalen Zustand. Restaurieren ist die Der Dichter Ferdinand Freiligrath (1810-1876) Wiederherstellung auch verloren gegangener hat sich durch seinen Spendenaufruf in Ge- Bausubstanz, um das ursprüngliche Denkmal dichtform entscheidend für den Wiederauf- wieder erlebbar zu machen. Dehio forderte, bei bau des 1839 eingestürzten Rolandsbogens Um- und Anbauten alter Baudenkmäler sollte bei Rolandseck eingesetzt, aber auch um die Alt und Neu erkennbar unterschieden sein. Bis Denkmalpflege insgesamt verdient gemacht.2) heute ist der Name Dehio mit der Inventarisie- Josef Ruland sieht in ihm deshalb gar einen rung der Deutschen Kulturdenkmäler verbun- „Ahnherrn“ der deutschen Denkmalpflege. den, die ab 1905 erschienen und immer wieder Freiligrath unterstützte dadurch maßgeblich in Bearbeitung aufgelegt wurden. So ist für den die amtliche Denkmalpflege.3) Band Rheinland-Pfalz, Saarland eine Neubear- beitung in Vorbereitung.4) Dehio und Clemen In seiner Festrede zum Geburtstag des Kaisers Im Laufe der Zeit hat sich der Denkmalbegriff am 27. Januar 1905 an der Kaiser-Wilhelms- gewandelt. Jede Epoche hat ihn aus ihrer Sicht Universität zu Straßburg setzte Dehio sich neu definiert. Was früher als nicht denkmalwert mit „Denkmalschutz und Denkmalpflege im angesehen wurde, wird heute als erhaltenswür- Neunzehnten Jahrhundert“ auseinander.5) Im dig bewertet, so z.B. auch industrielle Anlagen Sprachgebrauch habe man unter Denkmälern (s. Weltkulturerbe Völklinger Hütte) und tech- Werke verstanden, die Erinnerung an Personen nische Denkmäler (s. Alter Moselkran Trier, s. festhalten. In Wissenschaft und Verwaltungen auch Tenderlokomotive 11sm der Brohltalbahn ging der Begriff des Denkmals weiter und um- von 1906). Jugendstil- und Gründerzeitbauten fasste alles, was man mit „Kunst und Altertum“ wurden erst nach dem Krieg als Baudenkmäler zu bezeichnen pflegte. entdeckt. Die breite Diskussion darüber kann Paul Clemen (1866-1947) hat als Kunsthis- hier nicht dargestellt werden. toriker in Bonn auch den Grundstein für die

Ein „fahrendes Denkmal“ (2015): Die Dampflok 11sm der Brohltalbahn aus dem Jahre 1906

166 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 heutige Denkmalpflege im Rheinland gelegt. Sein Denkmalbegriff schließt das Stadtbild und die Landschaft mit ein, ebenso die Indus- trie- und Gartendenkmalpflege. Dabei vertritt er aber eine kritische Position zur Rekons- truktion von Denkmälern. Er wurde 1897 der erste Provinzialkonservator der Rheinprovinz und zeichnete ab 1891 für die Inventarisierung der Kunstdenkmäler der Rheinprovinz auch als Herausgeber beim Verlag Schwann verantwort- lich. Der 1938 erschienene Band „Die Kunst- denkmäler des Kreises Ahrweiler“ ist bis heute ein Standardwerk. Aufgrund der Gebietsreform 1969/1970 ist für unser heutiges Kreisgebiet er- gänzend der 1941 erschienene I. Halbband „Die Kunstdenkmäler des Kreises Mayen“ wichtig, in dem u.a. die Abtei Maria Laach und Teile des Brohltals inventarisiert wurden.6) Aktualisie- rungen bzw. neue Inventarisierungen sind für unsere Region nicht erschienen. Freilich gibt es Einzelwerke, so z.B. die Hefte der Rheinischen Kunststätten, sowie Aufsätze und Monographi- en zu bedeutenden Bauwerken und Orten, so z. B. zur Benediktinerabtei Maria Laach und zur Apollinariskirche.7) Der Rolandsbogen nach seiner Restaurierung Beide Handbücher der Kunstdenkmäler, der „Clemen“ und der „Dehio“, sind Hauptwerke Im Dritten Reich wurde der Rheinische Verein der deutschen Kunstgeschichte. Clemen wurde 1933 zusammen mit allen Vereinen vergleich- 1906 auf Einladung des Oberpräsidenten der barer Zielsetzung dem „Reichsbund Volkstum Rheinprovinz einer der Gründerväter des Rhei- und Heimat“ eingegliedert. Das Reichsfachamt nischen Vereins für Denkmalpflege und Land- Denkmalpflege im RVH wollte die Überlieferung schaftsschutz, zu dessen Vorsitzendem er 1924 des Tages für Denkmalpflege und Heimatschutz gewählt wurde. fortführen und erweitern mit dem Bemühen, „al- le Volksgenossen wieder zur inneren Verbun- Denkmalpflege nach der denheit mit den Denkmalen deutscher Kultur Jahrhundertwende und Geschichte zurückzuführen, da von ihnen Zielsetzung des Rheinischen Vereins war, „den eine einigende und veredelnde Wirkung im Sin- Schutz, die Sicherung und Erhaltung der in ne der Volkstums- und Heimatarbeit ausgeht“.9) der Rheinprovinz vorhandenen Denkmäler der Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Deutschland Geschichte und der Kunst“ anzuregen, „zur in Trümmern. Ein Viertel aller Häuser war zer- Erforschung der Geschichte dieser Denkmäler stört, in Städten oft mehr als die Hälfte. Mitte beizutragen“ und „die Verunstaltung und Schä- der 50er-Jahre war es gelungen, die zu mehr digung der hervorragenden Landschaftsbilder als zwei Drittel zerstörte Wirtschaft wieder- zu verhüten, für die Erhaltung der historischen herzustellen und Wohnraum für die Bevölke- Ortsbilder einzutreten und für eine Weiterbil- rung und für Millionen von Heimkehrern und dung der rheinischen Bauweise zu wirken“.8) Flüchtlingen bereitzustellen. Der Focus der Ein Schwerpunkt richtete sich auf die Erhal- Denkmalschützer richtete sich auf die Erhal- tung und Pflege der rheinischen Burgen und tung einzelner Kulturdenkmäler, um sie mög- Schlösser. lichst originalgetreu zu bewahren.

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 u 167 Denkmalpflege als gesellschaftliche im Rahmen des Zumutbaren zu erhalten und zu Aufgabe pflegen“. „Das Land, der Bund, die Gemeinden Ende des Zweiten Weltkriegs bis Mitte der und Gemeindeverbände und alle Körperschaf- 1960er-Jahre befand sich die Denkmalpflege ten, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen in einer schweren Krise. Für den Erhalt denk- Rechts haben bei ihren Maßnahmen und Pla- malwerter Bauten gab es wenig öffentliches nungen, insbesondere bei der Bauleitplanung, Interesse. In Ahrweiler wurde aber das durch die Belange des Denkmalschutzes und der Bomben zerstörte Ahrtor wieder aufgebaut Denkmalpflege zu berücksichtigen“ (§ 2 Abs. und 1957 eingeweiht. Bürgermeister Christian 1, 3 DSchG). Ulrich setzte sich hierfür, aber auch für den Wiederaufbau von zerstörten Fachwerkbauten Die Kreisverwaltung Ahrweiler in der Ahrhutstraße ein: „Wer wieder Fachwerk ist Denkmalschutzbehörde baut, bekommt das Holz aus dem Stadtwald Der Vollzug des Denkmalschutzgesetzes obliegt umsonst.“10) in Rheinland-Pfalz den Kreisen und Städten Dennoch kam es aber auch damals an Rhein als untere Denkmalschutzbehörden sowie der und Ahr zum Abriss vieler Villen, alter Ho- Generaldirektion Kulturelles Erbe als Denk- tels sowie von Fachwerkhäusern in Dörfern. malfachbehörde des Landes. Bei allen Fra- Beinahe wäre sogar der Sinziger Zehnthof der gen, die Denkmalschutz und Denkmalpflege Abrissbirne zum Opfer gefallen, wenn er nicht betreffen, ist die Kreisverwaltung Ahrweiler aufgrund privater Initiative gerettet worden primärer Ansprechpartner der Eigentümer und wäre.11) Bürger, die den Kontakt zur Landesdenkmal- Noch in den 60er-Jahren wurden vielfach his- pflege herstellt. Sie berät bei Baumaßnahmen torische Ruinen aber auch noch unversehr- und Veränderungen an denkmalgeschützten te historische Bauten abgerissen oder dem Gebäuden und Anlagen und in der Umgebung Verfall überlassen. Die Kritik am Städtebau von Kulturdenkmälern und erteilt nach Her- der Nachkriegszeit erhob sich 1965 mit Ale- stellung des Benehmens mit der Denkmalfach- xander Mitscherlichs Streitschrift gegen „die behörde die denkmalrechtliche Genehmigung. Unwirtlichkeit unserer Städte“. Mit dem Euro- Ein geschütztes Kulturdenkmal darf nur mit päischen Denkmalschutzjahr 1975 entwickelte Genehmigung der unteren Denkmalschutz- sich in ganz Europa eine große Initiative für behörde „zerstört, abgebrochen, zerlegt oder den Denkmalschutz. In Deutschland wurde das beseitigt; umgestaltet oder sonst in seinem Be- Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz stand verändert; in seinem Erscheinungsbild gegründet, das heute noch tätig ist. Bundes- nicht nur vorübergehend beeinträchtigt oder weit setzten sich viele Bürgerinitiativen für den von seinem Standort entfernt werden“ (§ 13 Erhalt und die Rettung gefährdeter Gründer- Abs. 1 DSchG). Anliegen der Denkmalpflege ist zeitbauten ein, wobei zunächst mehr das Inte- es, möglichst viel der originalen Denkmalsub- resse im Vordergrund stand, innerstädtischen stanz zu erhalten. Veränderungen sind mög- Wohnraum als denkmalwerte Bausubstanz zu lich, sollten allerdings zum Denkmal passen erhalten. und ihm „gut tun“. Daher empfiehlt es sich, In Rheinland-Pfalz galten bis zum Erlass des bei Instandsetzungs- oder Sanierungsarbeiten Denkmalschutz- und Pflegegesetzes von 1978 die Denkmalschutzbehörde bereits im Früh- uneinheitliche und nur für einzelne Landes- stadium der Planung mit einzubeziehen und teile geltende Schutzverordnungen. Mit dem deren kostenfreie fachliche Beratung für eine neuen Gesetz waren in Rheinland-Pfalz die denkmalgerechte Sanierung zu nutzen. Für gesetzlichen Grundlagen für die Tätigkeit der denkmalpflegerisch begründete Aufwendungen Denkmalpflege geschaffen. Ein Kernpunkt ist zur Erhaltung von Kulturdenkmälern können die Pflicht zur Erhaltung und Pflege: „Eigen- Zuschussmittel oder Steuervergünstigungen bei tümer, sonstige Verfügungsberechtigte und der Landesdenkmalpflege beantragt werden. Besitzer sind verpflichtet, die Kulturdenkmäler Auch dies setzt eine rechtzeitige Abstimmung

168 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 vor Beginn der Bau- oder Erhaltungsmaßnahme mit der Landesdenkmalpflege voraus. Aller- dings besteht kein Rechtsanspruch auf die nur begrenzten Zuschussmittel des Landes. Der Erhalt von Bau- und Kunstdenkmälern ist heute dank der Arbeit der Denkmalpflege auf allen Ebenen fest als gesellschaftliche Aufgabe und kulturelle Pflicht verankert. Reicher Kulturdenkmalbestand im Kreis Ahrweiler Der Landkreis Ahrweiler hat einen reichen Bestand historischer Bauten, kirchlicher und profaner Denkmäler jedweder Art, an Burgen, Schlössern und Kirchen, an Fachwerkbauten, Das romanische Pfarrhoftor Remagen Wegekreuzen und Bildstöcken. Im Nachricht- lichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler des wiesen; zudem stehen u.a. das klassizistische Landes Rheinland-Pfalz, das ständig aktuali- Rathaus, die neugotische Friedenskirche und siert wird und im Internet einsehbar ist, sind historische Fachwerkhäuser in der Kirchstra- für den Kreis Ahrweiler insgesamt 1.157 als ße als Baudenkmäler unter Schutz. Aber auch Denkmal geschützte Objekte gelistet.12) In ei- die Wallfahrtskirche St. Apollinaris, historische nem Streifzug vom Rhein entlang der Ahr und Stadtmauerreste der Stadtbefestigung, die ehe- bis in die Eifel sollen hier beispielhaft besonders malige Kirche des St. Anna-Klosters, die Anwe- sehenswerte Kulturgüter und Denkmäler kurz sen Schloss Marienfels, Haus Herresberg, Haus vorgestellt werden. Ernich, Jagdschloss Calmuth und der Bahnhof Die Römer haben insbesondere im Gebiet der Rolandseck mit dem Arp Museum sind heraus- Stadt Remagen (Kastell Rigomagus) starke ragende Kulturgüter des Kreises. Denkmalsta- Spuren hinterlassen. Die Innenstadt im Be- tus haben auch die Insel Nonnenwerth mit der reich der Kirchstraße zwischen Rathaus und barocken Klosteranlage St. Clemens und das der Pfarrkirche St. Peter und Paul ist als ar- nördliche Highlight der Rheinromantik, der chäologisches Grabungsschutzgebiet ausge- Rolandsbogen mit der Burgruine Rolandseck.

Der Sinziger Zehnthof und die spätromanische Pfarrkirche St. Peter

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 u 169 Die Stadt Sinzig besitzt als herausragende Kul- turgüter die spätromanische Basilika St. Peter, das Sinziger Schloss mit Park von Lenné, das ehemalige Minoritenkloster Helenenberg, die Villa und Vierflügelhofanlage Haus Schönberg sowie den barocken Zehnthof mit Orangerie und Lenné-Garten. Auch das Bad Breisiger „Ländchen“ hat be- deutsame Kulturdenkmäler vorzuweisen. Die privat bewohnte Burg Rheineck mit der von Ed- vard von Steinle ausgemalten Burgkapelle und dem Bergfried des 12. Jh., zum Rhein hin neu- romanisch durch von Lassaulx ausgebaut, so- wie das späthistoristische Schloss Augustaburg in Brohl-Lützing prägen das Landschaftsbild. Kirchliche Bauten, wie die Pfarrkirche St. Maria Himmelfahrt mit ihrer Orgel mit barockem Pro- St. Viktor Oberbreisig spekt, die neugotische Evangelische Christus- Kirche, beide in Niederbreisig, sowie die spätro- manische Kirche St. Viktor in Oberbreisig, sind markante Kulturstätten. Der Stadtteil Bad Neuenahr verfügt über ei- ne Vielzahl an kulturhistorischen Bauten und Parks, großenteils in seiner Funktion als Kur- und Badestadt begründet. Bestandteile der Denkmalzone Kurgartenstraße und Kurpark sind insbesondere der repräsentative Hotel- komplex des Steigenberger Kurhotels, das Ther- malbadehaus und das Kurhaus, die Konzerthal- le mit drehbarer Orchestermuschel sowie der Kurpark im Stil einer Englischen Parkanlage. Im Zentrum Bad Neuenahrs sind zudem statt- liche Jugendstilvillen, Backstein- und Putzbau- Das Kurhaus von Bad Neuenahr ten der Gründerzeit zu bewundern. Kirchliche Bauten wie die Rosenkranzkirche, die Evange- lische Christuskirche und die Willibrorduskir- che sowie die neugotische Wegekapelle an der Hauptstraße/Ecke Jesuitenstraße sind Zeugnis- se kirchlicher Baukunst. Der Stadtteil Ahrweiler mit seiner historischen Stadtbefestigung eines ovalen Berings mit vier achsialen Tortürmen, der dreischiffigen Hal- lenkirche St. Laurentius und den historischen Fachwerkbauten ist ein Highlight für jeden Be- sucher. Dazu zählen auch das gotische Turm- haus „Weißer Turm“, die ehemalige Synagoge, der Blankartshof und die Burg Adenbach, als Jugendstil in Ahrweiler: Haus Busch in der Kleinod auch die kürzlich restaurierte Deo- Niederhutstraße (Ausschnitt) Kapelle am Walporzheimer Kreisel. Publi-

170 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 Die gotische Hallenkirche St. Laurentius in Ahrweiler

kums-magnete sind die Roemervilla aus dem bildprägend sind viele Hofanlagen in Bölingen, 2. Jh. und das Bunkermuseum am Ahrweiler Gelsdorf und Ringen, Fachwerkhäuser in Esch, Silberberg. Landschafts- und ortsbildprägend Lantershofen und Nierendorf, der Ortskern von wirken das Ursulinenkloster Calvarienberg und Oeverich, sowie die zahlreichen Kapellen. die historischen Weinbergsterrassen nordwest- Das Brohltal besticht von der Autobahn A 61 lich von Walporzheim mit stark terrassierten aus bereits mit seinem Wahrzeichen, der Burg- Trockenmauern. ruine Olbrück und ist zudem Heimat der viel Die Gemeinde Grafschaft hat mit dem Schloss besuchten Abtei Maria Laach mit ihrer mehr- Vettelhoven der Neurenaissance, der Burg türmigen, doppelchörigen und dreischiffigen Vettelhoven aus dem 15. Jh. und der ehema- Gewölbebasilika. In können die ligen Wasserburg Gelsdorf von 1766 ebenfalls Kath. Pfarrkirche St. Germanus aus dem 12. hochwertige Kulturgüter vorzuweisen. Orts- Jh. und die ehemalige Synagoge bewundert

Burg Gelsdorf

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 u 171 der Ahrschleifen - sowie eine idyllisch gelegene intakte und bewohnte Burg - Burg Kreuzberg - als wertvolle Denkmäler heraus. Besondere Kleinodien sind die barocke Pützfelder Wall- fahrtskapelle St. Marien und das ehemalige Kesselinger Alte Pfarrhaus, das derzeit aufwen- dig saniert wird und kurz vor dem Bauabschluss steht. Idyllisch vor Weinbergsterrassen liegt die Klosterruine des ehemaligen Augustinerklos- ters mit Hauptgebäude und Äbtissinnenhaus in Marienthal. Das Anwesen ist geteilt; die Klos- terruine steht im Eigentum der Winzergenos- senschaft Mayschoss-Altenahr; Hauptgebäude und Äbtissinnenhaus mit Nebengebäuden sind St.. Potentinus Wehr weist eine barocke Innen- in Privatbesitz. ausstattung auf. In der Verbandsgemeinde Adenau hat die Stadt Adenau mit ortsbildprägenden Fachwerk- werden. Letztere wurde sehr aufwendig mit bauten an Markt und Hauptstraße, der ehema- großem Einsatz saniert und als Begegnungs- ligen Johanniterkomturei und dem Amtsge- stätte hergerichtet. Im weiteren Brohltal, von richt, heute Teil des Rathauskomplexes, der Richtung Rhein fahrend, kann Kath. Kirche St. Johannes der Täufer und der man das Renaissance-Schloss der Schweppen- frisch renovierten St.-Josefs-Kapelle wertvolle burg mit zugehöriger in Betrieb befindlicher Denkmäler aufzuweisen. Sehr sehenswert ist Schweppenburger Mühle sowie Trasssteinbrü- zudem der Kreuzweg mit seinen Stationen und che bewundern. wartet mit dem ba- Lavasteingrotten, in parkähnlicher Landschaft rocken Schloss mit Vorburg und dazugehöriger oberhalb von Adenau gelegen. Weiterhin zu Denkmalzone sowie der Kaiserhalle auf, einem nennen sind die Burgruine Schloss Aremberg Rundbau in Schalenbauweise von 1896. auf einem Vulkankegel, das barocke Burgman- Im Bereich der Verbandsgemeinde Altenahr nenhaus in Aremberg sowie die Denkmalzone ragen prominent die Reste einiger Ruinen - in Wirft-Kirmutscheid mit der spätgotischen Burgruine Are und Saffenburg auf Hochfelsen Pfarrkirche St. Wendelinus, dem ehemaligen

Die ehemalige Synagoge Niederzissen aus dem Jahre 1841 wurde umfassend saniert. Sie beherbergt eine Dauerausstellung zur jüdischen Geschichte.

172 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 Klosterruine Marienthal

Pfarrhaus, der alten Schule und Fachwerkge- reiche lokale Denkmal- und Heimatvereine bäuden, einer denkmalwerten Gesamtanlage, verpflichtet. Denkmalpflege ist ein Teil der idyllisch auf einem Hügel nahe der Bundes- gelebten Geschichte, aber auch der reichhal- straße 258 gelegen. tigen Kultur unseres Landes. Geschichtlich hat sich die Denkmalpflege von der vergan- Denkmalpflege als Zukunftsaufgabe genheitsorientierten Erhaltung der Altertümer Der Kreis Ahrweiler verfügt über einen rei- und Bewahrung historischer Kulturzeugnisse chen Schatz an Kulturdenkmälern von hoher hin entwickelt zu einer Wertschätzung der Qualität. Dem Erhalt und der Pflege unseres vielgestaltigen Baukultur und ihrer unser Le- kulturellen Erbes sehen sich nicht nur Lieb- ben bereichernden Vielfalt. Wir erkennen und haber und Eigentümer, sondern auch zahl- wertschätzen zunehmend, dass in der Bau- und

Der Markplatz Adenau mit ortsbildprägenden Fachwerkbauten

Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016 u 173 Handwerkskunst mit heimischen und nachhal- Kaiser-Wilhelm-Universität Straßburg am 27. Januar 1905, Straßburg, 1905 (Kunsthistorische Aufsätze, 1914, S. 261-82; Georg Dehio - Alois tigen Materialien eine zukunftsweisende Al- Riegl, Konservieren, nicht restaurieren. Streitschriften zur Denkmal- ternative für die industrialisierte Bautechnik pflege um 1900, Braunschweig 1988, S. 88-103). 6) Clemen, Paul (Hg.), Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Verlag Sch- mit Material-, Flächen- und Energieverbrauch wann, Düsseldorf, Band 17,1: Kreis Ahrweiler, 1938, bearb. v. Joachim besteht. Eine aktive Denkmalpflege hat auch Gerhardt; Band 17,2 Abt. 1 u. 2 Kreis Mayen, 1941, bearb. v. Hanna damit zu tun, dass wir das, was wir ästhetisch Adenauer. 7) Literaturhinweise: Dethard von Winterfeld: Die Abteikirche Maria schön und kostbar finden, erhalten und pfle- Laach. Geschichte - Kunst - Bedeutung. Köln 2004. Landesamt für gen, da es unser Leben bereichert. Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hrsg.): Die Apollinariskirche in Rema- gen. Forschungsberichte Band 7. Worms 2005.; Walter Müller: Kirchen, Kapellen, Kreuze in der Verbandsgemeinde Brohltal und Nachbarorten. Anmerkungen/Literatur: Neuwied 2013. 1) Der Tagesspiegel vom 08.01.2015, Das Lebenswerk des Karl Friedrich 8) Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., in: Schinkel, Der erste Denkmalschützer, in: http://www.bhu.de/bhu/content/de/verband/mitglieder/ http://www.tagesspiegel.de/kultur/das-lebenswerk-des-karl-friedrich- pages/1207920173.xml schinkel-der-erste-denkmalschuetzer/11198260.html 9) Prof. Dr. Hans Rudolf Meier, TU Dresden, Geschichte und Theorie der 2) Julius Schwering, Freiligraths Werke in sechs Teilen, Deutsches Ver- Denkmalpflege, Materialien zur Vorlesung WS06/07 lagshaus Bong & Co, S. 172 ff. 10) Der Bombenangriff auf Ahrweiler am 29. Januar 1945, in: 3) S. Josef Ruland, Ferdinand Freiligrath und die deutsche Denkmalpfle- http://www.aw-wiki.de/index.php/Der Bombenangriff auf Ahrweiler ge, in: Josef Ruland/Peter Schoenwaldt (Hrsg.): Ferdinand Freiligrath am 29. Januar 1945 1876/1976, Remagen-Rolandseck 1976, S. 46-73, bes. S. 72 f. 11) Matthias Röcke, 30 Jahre Verein zur Förderung der Denkmalpflege und 4) Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Rheinland- des Heimatmuseums in Sinzig, in: Heimatjahrbuch 2008. Pfalz, Saarland, Deutscher Kunstverlag, München/Berlin. 12) Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Nachrichtlich Ver- 5) Denkmalschutz und Denkmalpflege im 19. Jahrhundert. Rede zur Fei- zeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Ahrweiler, in: http://denkmallisten. er des Geburtstags Sr. Majestät des Kaisers gehalten in der Aula der gdke-rlp.de/Ahrweiler.pdf

174 u Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 2016