Institut Film Museum 3 2009 1

70 mm Bigger than Life

AUSSTELLUNGEN H.R. Giger | Lost Media: FOUND | KINO goEast Klassiker & Raritäten | Werbe- Dokumentarfilme| Gérard Depardieu Sinn und Suche | Film des Jahres 2008 | Kino und Couch | Kinderkino ARCHIVE DIF übernimmt Firmenarchiv von X Filme | Archivführung MUSEUMSPÄDAGOGIK | BIBLIOTHEK 2 Inhalt

3 Editorial 24 filmportal.de empfiehlt Impressum Filmkultur auf DVD 4 H.R. GIGER Kunst · Design · Film Programmheft März 2009 Sonderausstellung und Katalog 26 Gérard Depardieu zum 60. Geburtstag Deutsches Filminstitut / Deutsches Filmmuseum Filmreihe vom 3. bis 29. März 6 Deutsches Filminstitut übernimmt Herausgeber: Deutsches Filminstitut – DIF e.V. Firmenarchiv von X Filme Creative Pool 28 Kino und Couch Schaumainkai 41, 60596 Frankfurt am Main Direktorin: Claudia Dillmann (V.i.S.d.P.) Film und Gespräch am 5. und 19. März 10 Nahaufnahme: Tom Tykwer Stellvertretender Direktor: Hans-Peter Reichmann 28 Sinn und Suche Redaktion: Horst Martin, Lisa Dressler (Mitarbeit) 12 Rückblick: Berlinale 2009 Lektorat und Schlussredaktion: Katja Thorwarth Br o k e n Sil e n c e am 24. März 13 Führungen durch die Archive Mitarbeit: Beate Dannhorn, Daniela Dietrich, Georg 29 Film des Jahres 2008 Eckes, Felix Fischl, Natascha Gikas, Vanessa Grothaus, Schätze des Gerätearchivs Wal t z wi t h Bas h i r mit Gästen am Winfried Günther, Monika Haas, Tim Heptner, Jürgen 13 lost Media: FOUND 27. und 29. März Kindlmann, Tina Klotz, Peter Kropp, Nadja Rademacher, Galerieausstellung und Filme Karin Schyle, Ulrike Stiefelmayer, Gary Vanisian, 30 Frauen gegen den Krieg Thomas Worschech 14 70 MM – Bigger than Life Filmreihe vom 1. bis 8. März Grafik: conceptdesign, Offenbach Filmreihe vom 13. bis 18. März 31 Dokumentarfilm & Gespräch Druck: Central-Druck Trost GmbH & Co. KG, Heusenstamm 18 Alle Kinotermine im Überblick Fr e s k o (2002) am 31. März Papier: Gedruckt auf Sorte Profisilk matt in 100 g 20 Klassiker & Raritäten 32 Angebote für Groß und Klein Anzeigen (Preise auf Anfrage): Presse- und Dienstags, mittwochs, Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: 069 - 961 220 222 32 3. SchulKinoWochen Hessen [email protected] donnerstags und samstags 33 Kinderkino Abbildungsverzeichnis: Alle Abbildungen stammen 23 Deutsche Werbefilmraritäten Vier Filme im März aus dem Fotoarchiv des Deutschen Filminstituts – DIF aus 40 Jahren am 19. und 20. März e.V. sofern nicht anders verzeichnet. 34 Kurz notiert Matthias Belz (S. 4, 5), Horst Martin (S. 12, 34), 24 goEast präsentiert: Jim Rakete (S. 6-9, 10), Harald Schröder (S. 4, 5), Wi l d a t He a r t in Bayern Lj u b a v I Dr u g i Zlo c i n i am 4. März X Filme Creative Pool (S. 6-11) Lichter – Filmtage Neues Filmarchiv eröffnet Verbreitung: ECCO! Agentur für Kulturmedien, Frank­ furt. Das monatlich erscheinende Pro­grammheft liegt Filmbibliothek und Textarchiv aus im Deutschen Filmmuseum sowie an aus­gewähl­ Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi 10.00 - 19.00 Uhr oder nach ten Orten in Frankfurt und der Region. Mitglieder des Anfahrt mit Öffentlichen Verkehrsmitteln Vereinbarung, Tel.: 069 - 961 220 430 (Filmbibliothek) Deutschen Filminstituts – DIF e.V., der Freunde des U1, U2, U3 (Schweizer Platz) · Straßenbahn 16 ­(Schweizer-/ Tel.: 069 - 961 220 410 (Textarchiv) Deutschen Filminstituts e.V., der freunde des deut­schen Gartenstraße) · U4, U5 (Willy-Brandt-Platz) N1, N8 (Willy- filmmuseums e.V. (Bezugspreis im Mitglieds­beitrag Eintrittspreise der Ausstellungen Brandt-Platz) · N7 (Schweizer-/Gartenstraße)­ · Buslinie 46 enthalten) sowie Inhaber der Kinocard erhalten das (Museumsuferlinie 46) Dauerausstellung und Galerieaustellung: € 2,50 / 1,30 (erm.) Monats­pro­gramm frei Haus. Sonderausstellung H.R. Giger: € 6,- / 4,50 (ermäßigt) Öffnungszeiten der Ausstellungen: Škoda-FahrerInnen haben freien Eintritt zu Ausstellungen. Alle Programme und Veranstaltungen – sofern nicht Dauerausstellung, Sonderausstellung anders angegeben – finden statt im: H.R. Giger, Kunst · Design · Film (bis 17.5.) Öffentliche Führungen am Wochenende Deutschen Filmmuseum Galerieausstellung Lost Media: Found (bis 5. April) Sonderausstellung: Sa 15 Uhr | Dauerausstellung: So 15 Uhr Schaumainkai 41 · 60596 Frankfurt am Main Di, Do, Fr 10.00 - 17.00 Uhr, Mi, So 10.00 - 19.00 Uhr, Gruppenführungen nach Anmeldung möglich! Information & Ticketreservierung: Sa 14.00 - 19.00 Uhr · Mo geschlos­ sen­ (Änderungen vorbehalten) Tel.: 069 - 961 220 220 Schule des Sehens Führung / Workshop / Filmanalyse Besuchen Sie unseren Online-Shop im Internet: E-Mail: [email protected] für angemeldete Gruppen täglich ab 9.00 Uhr www.deutsches-filmmuseum.de/shop Unser wöchentlicher Newsletter informiert Sie per E-Mail Kulturpartner des kinderatelier am Wochenende Trick- und Knetfilme donnerstags über Kino- und Ausstellungs-Programme. Deutschen Filminstituts drehen im Museumsfoyer: Sa, So 14.00 - 18.00 Uhr Anmeldung unter www.deutsches-filmmuseum.de

Titelbild: 2001: A Sp a c e Od y ss e y (GB 1968) Editorial Liebe Leserinnen und Leser, 3

wieder einmal ist es dem Deutschen anderen Veranstaltern in Deutschland, Österreich und der deutsch- Filminstitut gelungen, seine Sammlungen sprachigen Schweiz die Arbeit zu erleichtern, werden wir demnächst zu erweitern: mit dem Firmenarchiv der Auszüge aus den Listen im Internet veröffentlichen. Wer sich einen Berliner Produktionsfirma X Filme Crea- Überblick über das Filmarchiv und den angeschlossenen Verleih in tive Pool, eben jener kreativen Gemein- den neuen Räumen in Wiesbaden-Biebrich verschaffen möchte, in schaft der Regisseure Wolfgang Becker, dem nun 20.000 Filmkopien zusammengeführt sind, ist herzlich ein­ Dani Levy, Tom Tykwer und des Produ- geladen, an einer der Archivführungen teilzunehmen. Jeden Monat zenten Stefan Arndt, welcher der künstle- bieten wir erläuternde Rundgänge durch unsere Sammlungen an. rische Rang und die internationale Aner- kennung des jüngsten deutschen Films Auch in unseren Kinos gibt es vieles wieder zu sehen oder neu zu ent- maßgeblich zu verdanken ist. Die wissenschaftliche Auswertung der decken. Lehrerinnen und Lehrer sind zusammen mit ihren Schüle- nun in Frankfurt konzentrierten Materialien ermöglicht einen auf- rinnen und Schülern eingeladen, bei den dritten SchulKinoWochen in schlussreichen Blick nicht allein hinter die Kulissen von Filmen wie ganz Hessen erneut das Klassenzimmer mit dem Kinosaal zu tauschen. Lo l a r e n n t , Go o d By e , Le n i n ! oder Me i n Fü h r e r , sondern vor allem einen Insgesamt finden hessenweit 800 Filmvorführungen in 83 Kinos statt, Einblick in die Produktionszusammenhänge und die Geschichte dieses die um 21 Fortbildungsangebote für Pädagogen ergänzt sind. „Echt- so folgenreichen „kreativen Pools“. Damit steht diese besondere zeit: Dokumentarfilm im Focus der SchulKinoWochen Hessen“ heißt Sammlungserweiterung mit ihrer immensen Materialfülle in der der diesjährige Schwerpunkt. Dank der Kooperation mit den hes- Tradition unserer Arbeit. Seit 1988 haben Ausstellungen des sischen Medienprojektzentren Offener Kanal erhalten Schülerinnen Deutschen Filmmuseums und dessen Publikationen regelmäßig nicht und Schüler zudem erstmals die Möglichkeit, eigene Filmbeiträge zu allein die ästhetischen Aspekte von Filmen analysiert, sondern vor produzieren. Vielleicht entstehen daraus ja neue „kreative Pools“. allem die ökonomischen, produktionstechnischen, politischen Faktoren ihrer Entstehung, Verbreitung und Akzeptanz. Wir freuen Seien Sie uns also herzlich willkommen zu den Veranstaltungen in uns, diese Tradition fortsetzen zu können und danken den X Filme- unserem Haus und in den Kinos landesweit! Produzenten wie den Regisseuren für ihr Vertrauen und die hervor­ Wir freuen uns auf Ihren Besuch. ragende Zusammenarbeit.

Eine andere wichtige Ergänzung wertet den DIF-Filmverleih auf. Kirch- Media hat das Institut mit der Kino-Auswertung weiterer 1100 Titel aus ihrem Rechtestock betraut, sodass wir nunmehr für insgesamt 4600 deutsche und internationale Filme die Aufführungsrechte in Kinos des Claudia Dillmann, deutschsprachigen Raums erteilen können. Um Festivals, Kinos und Direktorin

Mitglieder und Institutionelle Förderer 4 H.R. GIGER Kunst · Design · Film

Das Alien schuf H.R. Giger bereits Jahre bevor Regisseur Ridley Scott ihn für den gleichnamigen Science-Fiction- Klassiker verpflichtete. Über seine Arbeit sprach der Schweizer Künstler bei der Eröffnung, seine beeindrucken- den Werke sind in der aktuellen Sonderausstellung zu sehen.

1 2 Für die bisher „schönste und liebevollste Inszenierung“ dankte H.R. Giger zum Abschied mit einem Eintrag ins Gästebuch. Mit seinem Besuch machte der Künstler die Eröffnung für uns und das Publikum zu einem besonderen Ereignis. Seine Bedeutung für das Production- Design führte DIF-Direktorin Claudia Dillmann in der Eröffnungsrede aus, Ausstellungsleiter Hans-Peter Reichmann berichtete, wie vor vier Jahren mit einem Besuch in der Schweiz die Zusammenarbeit begann.

Dass nicht nur H.R. Gigers fantastische Welten, sondern auch innova- 3 4 tive Weltraumtechnologien zu den erfolgreichen Exportgütern der Alpenrepublik gehören, unterstrich Generalkonsul Julius F. Anderegg. So seien Schweizer daran, die Chip-Technologie für eine Mars- Landung zu entwickeln. H.R. Gigers eindrucksvolle Arbeiten erlebten auch unsere Freundeskreise bei der Preview-Führung, an der neben Ehefrau Carmen Giger-Scheifele auch Gigers Wegbegleiter Urban Gwerder und Cornelius de Fries teilnahmen.

Zur Ausstellung Erstmals vereint unsere Sonderausstellung die bedeutenden Film­ designs zu einer umfassenden Schau. Neben zahlreichen Entwürfen und Original-Gemälden bietet sie auch Skulpturen und Design- Objekte. Ausgestellt sind ebenso beeindruckende dreidimensionale Filmtrick-Requisiten und Kostümteile wie Schädel und Modelle der Alien-Kreatur sowie eine transparente Büste von Sil aus Sp e c i e s .

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H.R Giger bei der Ausstellungseröffnung im Kinosaal (1), mit seinen Wegbeglei- tern Urban Gwerder und Cornelius de Fries (2), dem Schweizer Generalkonsul Julius F. Anderegg (3) und Galerist Stephan Stucki (4)

H.R. Gigers Ehefrau Carmen Giger-Scheifele bei der Führung mit Claudia Dillmann (M.) und Hans-Peter Reichmann (r.) Ausstellung und Filmreihe bis 17. Mai

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Liebe Besucherinnen und Besucher,

der rote Teppich vor dem Berlinale-Palast ist zusammengerollt, Kritiker und Publikum dis- kutierten die Filme des Festivalprogramms, die Stars sind abgereist. Wir sind gespannt, welche der vielen Produktionen uns im Lau- fe des Jahres im Kino begegnen werden.

Gelegenheit zur Begegnung der ganz besonderen Art hatten die Gäste der Eröffnung unserer aktuellen Ausstellung H.R. Giger. Kunst · Design · Film. Der Meister war persönlich anwesend und sprach über seine Arbeiten. Einige davon sind nun erstmals im Original zu sehen. Über den enormen Zuspruch, den die Ausstel- lung bislang erfahren hat, freuen wir uns sehr. Für alle, die sich für H.R. Gigers erste Arbeit für den Film entstand 1968 in einer Zusammen- das Genre begeistern, ist ein Besuch quasi Pflicht. Allen anderen arbeit mit dem befreundeten Filmemacher Fredi M. Murer bei Sw i ss - empfehle ich die Schau und die sie begleitende Filmreihe als m a d e 2069, einem sarkastisch-visionären Science-Fiction-Märchen, Annäherung an H.R. Gigers fantastisches Universum. das – im Jahre 2069 angesiedelt – die Schweiz zu einem durchorgani- sierten Überwachungsstaat macht. Die Nonkonformisten leben ge- Übergänge vom/zum/im Film bieten die Installationen der Studie- sellschaftlich ausgegrenzt und zusammengepfercht in Reservaten. In renden der HfG Offenbach in unserer Galerie. Lost Media: FOUND diese Welt begibt sich ein außerirdischer Humanoid, um das Leben ist auch die Einladung, sich im Kontext unserer Dauerausstellung der Menschen zu dokumentieren. auf neue/alte Einsichten und Motive der Filmgeschichte einzulas- Für diesen Film kreierte H.R. Giger den Außerirdischen und dessen sen. Schauen und staunen Sie! Hund. Er fertigte Kostümpanzer aus Polyester-Vinyl an und baute dem außerirdischen „Reporter“ eine Kamera und ein Tonband in den Kopf- Kinematographische Apparaturen, die die Bilder scheinbar zum und Brustbereich ein. Außerdem musste dem Hund der Polyester- Laufen bringen, Geräte, die zur Illusion der Bewegung führen – in Panzer maßgeschneidert werden. Für Sw i ssm a d e 2069 verwirklichte unserer Sammlung können Sie historische Bildermaschinen ent- Giger im Tessin seine ersten extraterrestrischen Wesen. decken. Im März findet wieder eine Archivführung statt, diesmal zur Entwicklung der Filmtechnik. Sehenswert! Informationen Zur Ausstellung ist ein 84-seitiger Katalog (Hardcover) mit 100 Abbildungen erschienen, der für 14,90 Euro an der Museumskasse sowie im Online-Shop unter www.deutsches-filmmuseum.de/shop erhältlich ist. ISBN: 978-3-9805865-6-6 Hans-Peter Reichmann, Stellvertretender Direktor Mit freundlicher Unterstützung von

links: Blick in die Ausstellung rechts: Humanoid aus Swiss m a d e 2069 6 Aus den Archiven Deutsches Filminstitut übernimmt 7 Firmenarchiv von X Filme Creative Pool

Als Produktionsfirma prägt X Filme Creative Pool seit 1994 Filmreife Firmengeschichte das deutsche Kino. Unsere Sammlungen führen das mit jeder Die Materialien erzählen die neuen Produktion wachsende Firmenarchiv von X Filme. Firmengeschichte von X Filme, die Eine umfangreiche Sonderausstellung und eine Publikation selbst filmreif ist: Sie beginnt mit sind geplant, die archivarischen und wissenschaftlichen der Gründung im Jahr 1994 mit Arbeiten laufen bereits. mehr oder weniger produktiven Gesprächskreisen in Berliner Im Rödelheimer Magazin füllen die Bestände der Produktionsfirma Gaststätten und nimmt Fahrt auf, X Filme Creative Pool GmbH einen ganzen Archivraum. Bisher wurden als die Protagonisten zusammen- 462 Kisten mit Schriftgut, Film- und Tonmaterial angeliefert, weitere finden: drei Regisseure und „Wir sind nicht auf der deut- 30 bis 50 folgen in der bereits geplanten nächsten Lieferung. Schritt- ein Filmwirtschaftler, Wolfgang schen Komödienwelle mitge- weise und detailliert werden Geschäftsunterlagen wie Korrespon- Becker, Dani Levy, Tom Tykwer und schwommen oder haben Re- makes von deutschen Filmen denzen, Belege und Verträge, Drehbücher und Requisiten aus Produk- Stefan Arndt. hergestellt. Wir suchen authen- tionen, Werbemittel und Presseausschnitte ebenso wie Fotos und tische Stoffe, die in Deutsch- Plakate zu den X-Filmen und Regisseuren erfasst. Sie wollen eine „Familie“ gründen, land spielen oder mit Deutsch- zu der die Produzentinnen Maria land zu tun haben, aber Wegen ihrer umfangreichen Bestände sowie filmgeschichtlichen und Köpf und Manuela Stehr hinzu- international funktionieren.“ wissenschaftlichen Bedeutung lässt sich die Sammlung X Filme nur kommen, um die Isolation von Stefan Arndt mit dem Artur-Brauner-Archiv und der Sammlung Bioskop unseres Regisseuren, Autoren und Produ- Hauses vergleichen. „Neben der beeindruckenden Materialfülle und zenten zu überwinden. „Think big“ ist von der ersten Stunde an das der Vielfalt an Dokumenten ist das Archiv Selbstverständnis, als Vorbild diente das legendäre Independent- ein filmhistorisches Bergwerk, in dem zur Label Hollywoods: „An die Vereinigten United Künstler Artisten“ Geschichte des jungen deutschen Kinos lautet die humorvoll ambitionierte Anrede eines Rundschreibens aus etliche Schätze lagern. Was diese Samm- dem Gründungsjahr. lung für uns so attraktiv macht, ist ihre Aktualität: Die Archivalien der X Filme Creative Pool GmbH atmen sozusagen weiter, ihre Ur­heber und die Akteure wer- den das Kino auch in den kommenden Jah- ren prägen“, so Hans-Peter Reichmann, Leiter der DIF-Sammlungen. „Die Idee war, eine Lobbying- Plattform zu schaffen, um uns aus der Position der Einzel- kämpfer zu befreien, um uns mehr Mitsprache und Macht im Produktionsprozess zu ge- ben. Gemeinsam haben un- serer Projekte viel bessere Chancen als alleine.“ 10-jähriges Firmenjubiläum 2004, v.l.n.r.: Dani Levy Anatol Nitschke, Maria Köpf, Wolfgang Becker, Tom Tykwer, Stefan Arndt, Dani Levy, Manuela Stehr 8

Ihr kreatives Kino schreibt meist Das Firmenarchiv wächst ständig schwarze und gelegentlich rote Nach Abschluss der Kinoauswertung kommen die Materialien von Zahlen, doch Kassenerfolge wie nach Frankfurt und werden dort wissenschaftlich erschlossen. Lo l a r e n n t (1997/98), Go o d By e , Le n i n ! „Man blickt detailliert und hintergründig in Produktionsprozesse und (2003) oder Al l e s a u f Zu c k e r ! (2004/05) -weisen“, berichtet Filmwissenschaftlerin Eleonore Emsbach, die lassen X Filme aus jeder Krise ge- seit vergangenem Jahr das Firmenarchiv X Filme betreut. Archivalien stärkt hervorgehen. Die Konsequenz, wie der ausklappbare Steckdrehplan zu Da s Le b e n i s t e i n e Ba u s t e l l e mit der der organisch wachsende (1995-97), Aufzeichnungen und Continuity-Polaroids von Wi n t e r s c h l ä f e r Creative Pool seine Vision verfolgt, (1996/97), Standfotos aus Me s c h u gg e (1997/98), Korrespondenz mit der „Wir setzen auf Stoffe, an die beeindruckt: X Filme produziert­ mit Bundesanstalt für Arbeit wegen einer Arbeitserlaubnis für Cate wir glauben und die wir auch Regisseuren wie Oskar Roehler oder Blanchet bei He a v e n (2000-02), verschiedene Arbeitsdrehbücher mit gegen Widerstände beharrlich Sebastian Schipper und bringt als handschriftlichen Anmerkungen von Dani Levy zu Al l e s a u f Zu c k e r ! oder weiterverfolgen möchten. Gute Verleiher seit 2000 auch Indepen- Bildmaterial von Helge Schneiders Hitler-Maske aus Me i n Fü h r e r Geschichten wie bei Go o d By e , dent-Filme auf die Leinwand, wie (2006/07) lassen hinter die Kulissen der Produktionen blicken. „Es ist Le n i n ! oder Al l e s a u f Zu c k e r ! Am o r e s Pe r r o s (2000) oder Ir i n a Pa l m schon etwas Besonderes, Requisiten wie eine der roten Perücken von müssen letztlich ‚in der Luft lie- gen’, damit die Menschen Lust (2007). Heute, 15 Jahre nach der Franka Potente aus Lo l a r e n n t , Briefe aus De r Kr i e g e r u n d d i e Ka i s e r i n , die darauf haben und sagen: Die- Gründung, steht X Filme national und Lenin-Büste und Jans Motorradhelm aus Go o d By e , Le n i n !, das se Geschichte will ich jetzt er- international für ein neues, sinn- Paillettenkleid und die Krokostiefel zählt bekommen.“ liches Kino, seine Gesellschafter aus Ag n e s u n d s e i n e Br ü d e r oder den Manuela Stehr sind national und international ge- Roller aus De r Ro t e Ka k a d u aus den schätzte Größen der Branche. Die Lieferungen auszupacken“, so Erfolgsstory kann weitergehen. Hans-Peter Reichmann.

Bisher sind etwa 30 Prozent des Materials erfasst, für die Vorberei- tung des umfangreichen Ausstel- lungs- und Publikationsprojekts sind zwei weitere Jahre geplant – „1994 war der absolute Tief- in dieser Zeit wachsen die Bestän- punkt des deutschen Films, so- wohl was den Marktanteil als de natürlich stetig weiter. auch die Inhalte betraf. Da haben sich etliche Berliner Regisseure regelmäßig getrof- fen, um über die Problematik zu reden – das war teilweise konstruktiv, teilweise auch eine Jammerbude. Es war auch eine Zeit der Verzette- lung, die mit der Gründung von X-Filme ihr Ende fand.“ Dominik Graf De r Ro t e Ka k a d u Wolfgang Becker (D 2006) Aus den Archiven

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oben: Regisseur Wolfgang Becker mit den Darstellern von Das Le b e n is t e i n e Ba u s t e ll e , dem Produzenten Stefan Arndt und dem Co-Autor Tom Tykwer am Tag der Berlinale-Premiere 1997 vor dem Zoopalast mitte links: Teamfoto All e s a u f Zu c k e r ! (D 2004/05); Foto: Nadja Klier mitte rechts: Requisiten-Brief aus De r Kr i e g e r u n d d i e Kais e r i n (D 1999/2000) Max unten links: Maria Schrader und Dani Levy am Rande der Dreharbeiten zu Riemelt und Ronald Zehrfeld in Dominik Grafs De r Ro t e Ka k a d u St ill e Na c h t (D/CH 1995/96); Foto: Christine Fenzl (2004-2006) u. rechts: Franka Potente auf dem Titelblatt von Time Out New York, Nr. 195, 1999 Nahaufnahme 10 Tom Tykwer

In Nahaufnahme stellen wir die Köpfe von X Filme vor. es als Einschränkung empfindet, nur noch 100 Filme pro Jahr sehen zu Mit Regisseur Tom Tykwer, der die Berlinale mit seinem können. Als Kind drehte er erste Super-8-Filme, bereits als Fünfzehnjäh- aktuellen Spielfilm Th e In t e r n a t io n al eröffnete, beginnt riger jobbte er in Programmkinos, später programmierte er in den unsere Reihe. Als Gast stellt er seinen hochkarätig besetz- Berliner Moviemento-Kinos. Dass er von den Filmhochschulen abge- ten Thriller im März in unserem Haus vor. lehnt wurde, hinderte den Cineasten nicht, seinen Traum, eine eigene kinematographische Welt auf der Leinwand zu erschaffen, konsequent Wirklich großes Kino machen, auch das Kino 1 in Multiplexen füllen – weiterzuverfolgen. Seine Karriere ist eine beeindruckende Erfolgs­ ohne dabei Kompromisse auf der inhaltlichen Schiene einzugehen. geschichte, sie begann mit Drehbuch-Lektoraten und TV-Porträts ver- Mit diesem Anspruch ist Tom Tykwer als Regisseur, schiedener Regisseure, auf die Kurzfilme Be c a u s e Produzent und Autor angetreten, wie nur wenigen (1990) und Ep i l o g (1992) folgte das gefeierte Spielfilm- anderen deutschen Filmemachern gelingt ihm das. debüt Die t ö d l i c h e Ma r i a (1993). „Nachdenklich fantasieren, abschweifen, fokussie- Tykwer lernt man als freundlichen und aufmerk- ren. Analytisch träumen. Im Kino, fürs Kino”, so lau- samen Menschen kennen, für Memorabilien wie das tet sein Selbstverständnis, das sich auf der Kino­ Gozilla-Plakat in seinem Büro interessiert sich der leinwand manifestiert. Seine Arbeit wird geprägt Filmfreak, dessen Leidenschaft mit Horrorfilmen und durch ein Gespür für das Magische im Alltag, wie B-Movies begann, und in der Filmgeschichte sowie das Herab­fallen eines Glaskristalls aus dem den aktuell laufenden Produktionen kennt er sich Kronleuchter als Hoffnungsschimmer in Die t ö d l i c h e ausgezeichnet aus. Ma r i a , den bedingungslosen Glauben an die hei- Als Autorenfilmer neuenT ypus, der zugleich Gesell- lende (He a v e n ), rettende (Lo l a r e n n t ) und neu er- schafter der Produktions- und Verleihfirma X Filme schaffende (He a v e n ) Kraft der Liebe, das tragische ist, widerlegt er die oft beschworene Unvereinbar- (Wi n t e r s c h l ä f e r ) oder glückliche, in einem neuen Le- keit von künstlerischem und kommerziell erfolg- ben endende (De r Kr i e g e r u n d d i e Ka i s e r i n ) Moment reichem Kino. Welterfolge wie Lo l a r e n n t (1997/98) des Fallens und Fallenlassens ebenso wie die Faszi- und Da s Pa r f u m – Die Ge s c h i c h t e e i n e s Mö r d e r s (2005/06) geben ihm die nation für weibliche Stärke, die sich in seinen Frauenfiguren findet. Möglichkeit, Stoffe selbstbewusst aufzugreifen und mit hohen Bud- Sein Kino versteht er als „hemmungslos persönlich, nicht privat”, das gets zu verfilmen. für ein Publikum gemacht ist, nicht für einen selbst: Es folgt individu- Im Gegensatz zu vielen Filmschaffenden der jüngeren und mittleren Ge- eller Weltwahrnehmung, bietet ein Klima eigener Träume und lebt von neration ist Tykwer ein Autodidakt, der keine Filmschule besucht hat. der Gestalt der Gedanken. „Tom Tykwer ist süchtig nach Kino. Das war schon immer so”, schreibt Biografin Sandra Schuppbach über den passionierten Kinogänger, der KINOTERMIN

Th e In t e r n a t io n al USA/Deutschland 2008, R: Tom Tykwer Da: Clive Owen, Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl, Brian F. O‘Byrne, 118 min

„Denn nur der Film, der mich einlädt, mich geradezu zwingt, wieder Ursprünglich hatten wir Tom Tykwer bereits am 22. Februar erwartet, dieser Termin musste unmittelbar nach der Berlinale leider verschoben werden. gesehen zu werden, beweist uns, dass das Kino mehr ist als akustisch Der neue Kinotermin stand bei Redaktionsschluss­ leider nicht fest und wird über untermalte Lichtspiele auf der Netzhaut, dass es mehr sein kann als www.deutsches-filmmuseum.de, unseren Newsletter oder die Tagespresse eine nette Ablenkung vom Leben.“ Tom Tykwer angekündigt. Nach der Vorstellung spricht Tom Tykwer mit einem Kritiker von epd Film In Kooperation mit 11

Wir unterstützen Wissenschaft, Kunst und Kultur und fördern unter anderem das Deutsche Filminstitut / Deutsche Filmmuseum. Engagieren auch Sie sich bei den Freunden des Deutschen Filminstituts.

Bögner Hensel & Partner Rechtsanwälte Notare Steuerberater Zeppelinallee 47 D-60487 Frankfurt am Main Tel.: ++49 (0)69 79405-0 Fax: ++49 (0)69 79405-110 www.bhp-anwaelte.de | [email protected]

Kontakt: Freunde des Deutschen Filminstituts e.V. Schaumainkai 41 60596 Frankfurt am Main Telefon: 069 - 961 220 303 www.deutsches-filminstitut.de Rückblick 12 Berlinale 2009

Als Branchentreff bieten die Internationalen Filmfestspiele Berlin traditionell ein Forum zur Präsentation und Kontakt- pflege für unsere Festivals und filmportal.de. 1 2

Wie gewohnt lud goEast zum Empfang in die Victoriabar in der Pots- damer Straße. Filmschaffende, Medienvertreter, Kultureinrichtungen und Partner nutzten dabei die Gelegenheit, sich in freundschaftlicher Atmosphäre auf das Festival des mittel- und osteuropäischen Films 4 vom 22. bis 28. April einzustimmen. Die neue Festivalleiterin Nadja Rademacher erlebte dabei zum ersten Mal das besondere goEast-Flair und stellte angesichts der Vielsprachigkeit fest: „In der Filmbranche ist der kulturelle Dialog längst kein Ziel mehr, sondern Praxis.“ Erstmals veranstaltete das Internationale Kinderfilmfestival UL CAS einen Berlinale-Empfang. Gerade der Kinderfilm erfreut sich wach- 3 5 sender Bedeutung bei der Berlinale, so begrüßten Petra Kappler und ihr Team zahlreiche Gäste aus der Branche – die natürlich vom 6. bis 13. September in Frankfurt erwartet werden.

Seit Jahren pflegt filmportal.de eine erfolgreiche Partnerschaft mit der Deutschen Welle. Auf der zentralen Plattform des deutschen Films im Internet kann auch hierzulande KINO, das monatliche TV-Magazin des Auslandssenders, gesehen werden. Bei der Berlinale wurden neue Projekte besprochen, auf die man später beim Empfang von DW TV 6 7 anstoßen konnte.

Beim Empfang der Hessischen Landesregierung lobte Günter Schmitteckert, Abteilungsleiter Kultur und Kunst im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst, die Bedeutung unserer inter- nationalen Festivals für das Filmland Hessen. Einen wichtigen Beitrag für Filmkultur und Medienkompetenz leisten außerdem die SchulKino- Wochen, die in diesem Monat zum 3. Mal statt­finden, hob er hervor. 8 9

10 1. Gute Stimmung beim goEast-Empfang 2. Produzent Michael von Wolkenstein (l.) im Gespräch mit goEast-Festivalleiterin Nadja Rademacher 3. Regisseurin Anne Walther, Bundestagsabgeordnete Angelika Krüger-Leißner und Reiner Schöler (HMWK) im Gespräch 4. Regisseurin Iris Elezi und Filmkritiker Daniel Kothenschulte 5. Swetlana Sikora (goEast) mit Maciej Karpinski (Polnisches Filminstitut) 6. Verena Metze-Mangold (HR) und Joachim von Harbou 7. Besucher im Roten Salon beim LUCAS-Empfang 8. Katrin Willmann (Bundeszentrale für politische Bildung) mit LUCAS-Festivalleiterin Petra Kappler 9. Das Interfilm-Allstar-DJ-Team legte auf 10. Günter Schmitteckert beim Empfang der Hessischen Landesregierung Führungen/Archive Galerieausstellung und Filme Schätze des Lost Media: Found 13 Gerätearchivs Übergänge vom / zum / im Film

Über 2500 Objekte im Gerätearchiv Gemeinsam mit der Filmklasse der der Leinwand in den Raum hinein. Im Kontext dokumentieren die Technikgeschichte Hochschule für Gestaltung Offenbach der Dauerausstellung unseres Hauses gibt es jede Menge Aha-Effekte und Motive, die sich des Films und seiner Vorläufer: von präsentiert unsere Galerieausstellung quer durch die Filmgeschichte ziehen. der Laterna magica aus dem 18. Jahr- Lost Media: FOUND, die von einer hundert über die Stummfilmkameras Filmreihe begleitet wird. Die begleitende Filmreihe wird mit einem wei- aus den Anfangsjahren des Films bis teren Block an Kurz­filmen fortgesetzt, die einen zu kompletten Produktionsreihen von Besucherinnen und Besucher erhalten einen vertiefenden Einblick in das rein lineare Film- Projektorenherstellern. lebhaften Einblick, wie die Studierenden von schaffen der angehenden Filmemacher gibt. Die Professorin Rotraut Pape speziell im Lehr­gebiet Arbeiten aus den vergangenen fünf Jahren so- Auf über 600 Quadratmeter archiviert die Film/Video arbeiten und forschen. Dabei ermög- wie aus allen Genres und Gattungen fanden in- kinematographische Sammlung ausgewählte licht der modularisierte Studienaufbau an der ternationale Aufmerksamkeit, liefen auf renom- Objekte aller technischen Bereiche, die für die Offenbacher Kunsthochschule es, das Studium mierten Festivals und wurden mit Preisen Herstellung und Vorführung eines Films von nach eigenen Interessen, Talenten und hand- bedacht. Unterhaltsames, Findiges, Nachdenk- Bedeutung sind, und zeigt deren historische werklichen Fähigkeiten zusammenzustellen. liches – Inspiration auf allen Ebenen. Mit dem Entwicklung. Dazu gehören Kameras mit Außerdem bietet diese zeitgemäße Filmaus­ genau durchdachten Einsatz der analogen wie ihrem Zubehör, Kamerawagen, Beleuchtungs- bildung die Chance, sich Know-how auch aus digitalen filmischen Mittel, mit bewusst gestal- technik, Tonaufnahmegeräte, tricktechnische den anderen Lehr­gebieten anzueignen – daraus teten Hörräumen und Kamerabildern in einer Anlagen und Geräte, Kopiermaschinen, ergeben sich für das Arbeiten der Studierenden nicht auf Zeitgeist schielenden Montage wird Schneidetische und Filmprojektoren. Der vielseitige Ansätze und Möglichkeiten, die ganz letztlich Poesie freigesetzt. Amateurbereich ist ebenso vertreten wie die neue Felder eröffnen. professionelle Technik. Die Ausstellung spiegelt diese gegenseitige Be- Kinotermin und Informationen Mit einem Rundgang durch die Sammlung ge- fruchtung und Zusammenarbeit wider: Elektro- Di 10.3. 20.30 Uhr währt die Führung einen Blick auf die Objekte, nische Medienkunst wird versetzt mit Frag- 5 Jahre HfG-Filmklasse Prof. Rotraut Pape die nicht in der Dauerausstellung unseres menten aus der Filmgeschichte, interaktive Kurzfilmprogramm: Hauses zu sehen sind und zeigt Wechsel­ Möglichkeiten geben dem Film und seiner Mon- Filme von Sebastian Simon, Ivi Roberg, Claire wirkungen zwischen Film- und Technikge- tage ein partizipatives Moment; grafisch lässt Walka, Astrid Rieger, Eva Becker, Milica Milinov, schichte auf. sich filmische Stefan Ringelschwandtner, Matthias Winckel- Zeit in die Flä- mann, Henning Christiansen, Jochen Epple, Jos Diesel, Nicole Winter, 2004-2008 che umsetzen; Informationen immersive Bild- Im Rahmen der Ausstellung wird ein Material- Do 26.3. 15.00 Uhr welten erlauben Film-Workshop von Jos Diegel angeboten. Informationen: Führung durch das Gerätearchiv von den Sprung von Daniela Dietrich, Tel.: 069 - 961 220 223 - oder 522 Thomas Worschech museumspä[email protected] Dauer: ca. 60 Minuten, Teilnahmegebühr: € 7,- / 5,- (ermäßigt), Mit Dank an Prof. Bernd Kracke, Bernd Zimmer- Shuttle-Service zum Archiv (Frankfurt-Riederwald) mann, Prof. Klaus Hesse, Prof. Ulrike Gabriel, im Preis enthalten, Abfahrt um 14.30 Uhr am Stephan Blanché, Claus Wihopf, Katja Kupfer, Deutschen Filmmuseum (Treffpunkt im Foyer), Peter Müller (HFG) und Anja Henningsmeyer Tickets an der Kasse erhältlich. (HFMA) Anmeldung unter: 069-961 220 220 In Kooperation mit Mit freundlicher Unterstützung von

Ivi Roberg Na c h t so n n e (2004) 14 70 MM – BIGGER THAN LIFE

Bei der Berlinale begeisterte die Retrospektive 70 mm – Bigger than Life Fachwelt und Publikum. In einer Filmreihe zeigen wir daraus eine Auswahl der Leinwandepen, Abenteuer- und Science-Fiction-Filme sowie Musicals im Breitfilm-Format. Unser Kino gehört zu den wenigen in Deutschland, die noch 70-mm-Kopien vorführen können – diese Gelegenheit sollte man nutzen.

Obwohl seit den Zeiten der Filmpioniere wie onslöchern – im Unterschied zu den vier des Thomas Alva Edison die Breite von 35 Millime- 35-mm-Films. Die Vorführkopien wurden auf tern der Standard für Kinoauswertung ist, wur- 70-mm-Film hergestellt, wobei man die zusätz- de bereits in der Frühzeit des Films mit größeren lichen 5 mm auf dem Steifen für Magnetton- Formaten experimentiert. Das erste 70-mm-Film- spuren nutzte. Das 70-mm-Format bietet ein et- material wurde in den 1920er Jahren in den USA wa drei Mal so großes Bild wie das entwickelt, und die Versuche mit diesem Format 35-mm-Format und kann bis zu sechs Tonspuren fanden einen ersten Höhepunkt um 1930. Aber aufnehmen. Bei der Projektion muss das Filmbild aufgrund der Weltwirtschaftskrise und der Be- weniger stark vergrößert werden und wirkt ent- lastung der Kinos durch die Umstellung auf den sprechend schärfer und brillanter. rungen und Umkopierungen sind durchaus in Tonfilm konnte sich das Format nicht durchset- unterschiedlichem Maße gelungen; in jedem zen. Erst in den 1950er Jahren, angesichts der Bis Anfang der 1970er Jahre war 70 mm das Fall sind aber kleine Abstriche gegenüber der zunehmenden Konkurrenz durch das Fernsehen, Format für aufwendige Großproduktionen. Da- ursprünglichen Brillanz der Schärfe und Farben wurden die Versuche mit 70 mm und Mehrka- nach kamen noch einige herkömmliche 35-mm- zu machen. nalstereoton reaktiviert, um den Zuschauern Filme als Blowups auf 70mm ins Kino, deren neue sinnliche Reize zu bieten. Das erste kom- Bildqualität sich nicht mit originalen 70-mm- 70 mm heute merziell erfolgreiche Verfahren Todd-AO hatte Filmen messen kann – teilweise nicht einmal Durch die Berlinale-Retrospektive können nun die American Optical Co. im Auftrag des Produ- mit den 35-mm-Fassungen. Einer der letzten ech- seltene Kopien aus dem Ausland in Deutsch- zenten Michael Todd entwickelt, der kurz zuvor ten 70-mm-Spielfilme war Kenneth Branaghs land gezeigt werden, die einzelne Kinos wegen bereits zu den Initiatoren von (bei wel- Ha m l e t (1996). der enormen Transport- und Versicherungsko- chem drei Filmstreifen synchron nebeneinander sten nicht alleine importieren könnten. Daher liefen) gehört hatte. Als erster nach dem neuen Die meisten Erstaufführungskopien vom Kame- nutzen wir die Gelegenheit, diese Kopien vor- Verfahrenen entstandener Spielfilm kam das ranegativ sind im Laufe der Zeit farblich ausge- zuführen – auch wenn unser Kinosaal nicht den Musical Oklahoma! (1955) in die Kinos. bleicht, verlorengegangen oder zerstört wor- Kinopalästen entspricht, für die sie geschaffen den. Einige Filme wurden in den vergangenen wurden. Die kleinere Leinwand bietet aber ei- Gedreht wurde auf 65 Millimeter breitem Film- zwei Jahrzehnten aufwendig restauriert, nun mit nen beindruckenden Gewinn an Schärfe und material mit einer Bildhöhe von fünf Perforati- dts- statt Magnetton versehen. Diese Restaurie- visueller Brillanz. Viele 70-mm-Filme enthalten

Im Größenvergleich 70 mm Breitfilm, 35 mm Normalformat, 35 mm

oben: David Lean Law r e n c e of Ar a b ia (GB 1962) Filmreihe

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alleine wegen ihrer aus dem Rahmen fallenden Längen Ouvertüren und Pausen. Solche Ouver- türen wurden von den Filmemachern und den Komponisten zur Einstimmung auf den Film ge- plant und sind also integraler Teil desselben. Wir bitten, diese Musik auch entsprechend zu goutieren: Sie läuft bei geschlossenem Vor- hang und gedämpftem Saallicht. Alle Kinolieb- haber, denen es noch nicht egal ist, ob sie ei- nen Film aus dem Netz heruntergeladen auf ihrem Rechner zu Hause oder so, wie er ge- dacht war, im Kino sehen, sollten sich diese seltene Gelegenheit nicht entgehen lassen. Unser besonderer Dank gilt Connie Betz von der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen, Berlin. j o r d (Super 70, 1991) zeigt in einer schien. Die restaurierte Fassung von 1988, an Zum Programm einzigen Fahrtaufnahme im Norden in der Regisseur David Lean selbst mitgearbeitet Das Kurzfilmprogramm gibt einenE inblick in die 50.000-facher Geschwindigkeit das Vergehen hat, kann damit nicht mehr hundertprozentig vielfältigen Möglichkeiten des 70-mm-Formats. des arktischen Jahres. Veit Helmers To u r Eiff e l aufwarten. Dennoch ist der Film, welcher den Th e Mi r a c l e of To d d -AO (1956) demonstriert die (Arri 765, 1994) ist ein Kurzspielfilm, in dem ein Einsatz des Abenteurers T. E. Lawrence in der technischen Qualitäten des Todd-AO-Verfah- Mann vom Eiffelturm aus mit ansehen muss, wie arabischen Wüste schildert – dieser sollte für rens mittels Aufnahmen einer Achterbahnfahrt, sein neues Kabrio gestohlen wird. Le Ma r ia g e d e die Briten während des ersten Weltkriegs den von Flug- und Skiaufnahmen und einer Verfol- Fa n n y (Superpanorama MCS 70, 1999) setzt die Aufstand der Araber gegen die Osmanen orga- gungsjagd in San Francisco. Die Kopie ist dem Erinnerungen einer Frau in einen experimentel- nisieren –, immer noch eines der visuell beein- Academy Film Archive, Los Angeles zu verdan- len filmischen Diskurs um und mixt dabei 70-mm druckendsten Werke der Filmgeschichte. ken. Sh e lla r a m a (Super Technirama, 1965), ein mit aufgeblasenen Aufnahmen. im Auftrag der Shell Co. entstandener Industrie- West Side Story mit der Musik von Leonard film, zeichnet den Weg des Petroleums nach von Kein 70-mm-Film konnte jemals mit grandio- Bernstein war Ende der 1950er Jahre eines der der ersten Bohrung in den Sümpfen Nigerias seren Landschaftsaufnahmen aufwarten als erfolgreichsten Musicals am Broadway. Für über seinen Transport per Pipeline und Tanker Law r e n c e of Ar a b ia (1962, Super Panavision 70): seine Kinoadaption von 1961 (Super Panavision bis zum Verbrauch. In Sk y Ov e r Holla n d (Super- Wer eine der Erstaufführungskopien der 1960er 70) versicherte sich Robert Wise der Mitarbeit panorama MCS 70, 1967) führt John Ferno die Jahre gesehen hat, weiß, dass beinahe jedes des Choreographen Jerome Robbins, welchem Niederlande aus der Luft vor. År e t g j e n n o m Bø r f - Sandkorn in der Wüste gestochen scharf er- einige der beeindruckendsten Tanzszenen der

oben: Stanley Kubrick 2001: A Sp a c e Od y ss e y (GB 1968) unten: Morten Skallerud Ar e t Gj e n n o m Bo r f j o r d (Kurzfilm, 1991) 16

Spekulation und psychedelischer Trip, beein- durch grandiose Panorama-Einstellungen he- flusste2001 mit seiner revolutionären Tricktech- roisiert und in eine mythische Vergangenheit nik nachhaltig die weitere Entwicklung des Sci- gerückt; als Kontrast gibt es zwischendurch ence-Fiction. eine komische Einlage in Dodge City. Ein sehr Als eine der kommerziell erfolgreichsten Pro- persönliches Werk von einem der Meister des duktionen aller Zeiten gilt Be n -Hu r (1959, MGM amerikanischen Kinos. Camera 65) von William Wyler; das von Andrew Als Cl e o p a t r a (Todd-AO) 1963 herauskam, konn- Marton und Yakima Canutt spektakulär insze- te er auf eine lange und komplizierte Produkti- nierte Wagenrennen schrieb Filmgeschichte. onsgeschichte zurückblicken. In der Planung Charlton Heston spielt in dem monumentalen Hi- seit 1958, begannen die Dreharbeiten 1960 unter storienfilm den jüdischen Prinzen Judah Ben- der Regie von Rouben Mamoulian. Es gab kein Hur, der zum Galeerensklaven abstürzt, sein fertiges Drehbuch und die Kosten explodierten. Schicksal wendet und schließlich zum Anhän- Joseph L. Mankiewicz rettete schließlich als ger Christi konvertiert. Gedreht wurde in Italien, Autor und Regisseur das Projekt und ihm gelang die grandiose Musik stammt von Miklos Rozsa. es, mit intelligenten, teilweise an Shaw orien- tierten Dialogen den Figuren Leben einzuhau- Fl y i n g Cli p p e r . Tr a u m r e is e u n t e r w e iss e n Se g e l n chen – insbesondere Cäsar, aber auch der ägyp- (1962, MCS-70) von Hermann Leitner und Rudolf tischen Königin, die nacheinander zwei der Filmgeschichte zu verdanken sind, etwa „Jet Nußgruber war der erste lange deutsche mächtigsten Männer des römischen Weltreichs Song“, „America“ oder „Cool“. We s t Si d e 70-mm-Film. Zu einer Zeit, als eine Urlaubsreise bezauberte. Cl e o p a t r a war seinerzeit einer der St o r y ist eine moderne Romeo-und-Julia-Varia- ins Ausland noch kein Massenphänomen war, teuersten, längsten und spektakulärsten Filme tion, angesiedelt im Milieu der Jugendbanden zeigte er die Fahrt eines schwedischen Segel- der Filmgeschichte. der West Side von Manhattan, und gewann zehn schiffes mit internationaler Besatzung durchs „Baraka“ ist in der Sprache der Sufis der Atem Oscars. Mittelmeer mit wunderschönen Aufnahmen von des Lebens, und Ba r a k a (Todd-AO, 1992) heißt Das andere überwältigende Meisterwerk des den Stationen der Reise. auch der Film von Ron Fricke, einem der Mitar- 70-mm-Films ist ohne Frage Stanley Kubricks John Fords letzter Western Ch e y e n n e Au t u m n beiter von Koyaanisqatsi. Dessen Konzept, eine Weltraumoper 2001: A Sp a c e Od y ss e y (1968, Super (1964, Super Panavision 70) behandelt den Zug Aussage über das Verhältnis des Menschen zu Panavision 70). Es handelt von einem rätsel- der Cheyenne-Indianer 1878 von ihrer unfrucht- seiner Umwelt mit rein visuellen und klanglichen haften Monolithen und eine Expedition zum Ju- baren Reservation in Oklahoma über 1800 Mitteln zu treffen, wird weiterentwickelt: Fricke piter, deren Erfolg vom eigenwilligen Bordcom- Meilen in ihre Heimat Dakota, verfolgt von der hat in 24 Ländern der Erde gedreht und seine puter HAL sabotiert wird. Nie zuvor im Kavallerie. Hunger und Krankheiten hatten ihre atemberaubenden Bilder ohne sprachlichen Science-Fiction-Genre gab es derart glaubwür- Zahl von über 1000 auf 286 reduziert, und auf Kommentar zu einem großen epischen Poem dige Aktionen im Weltraum zu sehen. Gleichzei- ihrer Flucht müssen sie weitere Opfer bringen. über die Entwicklung unseres Planeten und des tig technische Utopie, kulturphilosophische Das tragische Schicksal des Stammes wird Menschen montiert.

oben: Robert Wise We s t Si d e St o r y (USA 1960/61) unten: William Wyler Be n -Hur (USA 1959)

Rechts Seite: Jaques Tati Pla y Time (F 1967) Filmreihe

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Nicht der erhoffte Erfolg war bei seinem Er- scheinen auch Pla y Ti m e (1967, 70 mm Wide- screen), sodass der Regisseur Jacques Tati den Film nach der Premiere um eine knappe halbe Stunde kürzte. Tatsächlich – und auch längst anerkannt – handelt es sich um Tatis be- sten Film, sein Meisterwerk. Nie zuvor und nie mehr danach hat er eine Komödie in allen ihren Einzelheiten so präzise ausgetüftelt. Die Hand- lung ist minimal und zeigt Monsieur Hulot, kon- frontiert mit einer Gruppe amerikanischer Tou- risten, in einem modernen Paris aus Glas und Ausführliche Informationen zu den Filmen des Stahl. Pl a y Ti m e wird als einer der wenigen Programms sind ab Anfang März unserer Home- wirklich durch und durch perfekten Filme der page www.deutsches-filmmuseum.de zu ent- Filmgeschichte bezeichnet. nehmen.

Kinotermine

Fr 13.3. 18.00 Uhr So 15.3. 12.00 Uhr | Matinee

Kurzfilmprogramm: Be n -Hu r USA 1959 Th e Mi r a c l e of To d d -AO R: William Wyler, Da: Charlton Heston, Jack USA 1956, R: Juan C. Hutchison 11 min OF Hawkins, Stephen Boyd, Haya Harareet, 215 min OF Print courtesy of the Academy Film Archive So 15.3. 17.30 Uhr Sh e lla r a m a GB 1965, R: Richard Cawston, 14 min OF Sk y Ov e r Holla n d NL 1967, R: John Ferno, 22 min OF Fl y i n g Cli p p e r . Tr a u m r e is e u n t e r w e iss e n Se g e l n År e t Gj e n n o m Bø´r f j o r d BRD 1962, R: Hermann Leitner, Rudolf Nußgruber A Year Along the Abandoned Road Dokumentarfilm, 154 min OF, Neue Kopie Norwegen 1991, R: Morten Sakallerud, 12 min So 15.3. 20.30 Uhr To u r Eiff e l D 1993, R: Veit Helmer, 10 min Le Ma r ia g e d e Fa n n y F 1999, R: Olivier Brunet, 18 min OF Ch e y e n n e Au t u m n USA 1964, R: John Ford Fr 13.3. 20.00 Uhr Da: Richard Widmark, Carroll Baker, Karl Malden, Law r e n c e of Ar a b ia Dolores Del Rio, 154 min OF Großbritannien 1962, R: David Lean Mo 16.3. 19.00 Uhr | Mi 18.3. 19.00 Uhr Da: Peter O’Toole, Alec Guinness, Anthony Quinn, Jack Hawkins, Omar Sharif Cl e o p a t r a USA 1963, R: J.L. Mankiewicz 216 min OF, restaurierte Fassung von 1989 Da: E. Taylor, R. Burton, Rex Harrison, 248 min OF Restaurierte Fassung von 2006 Sa 14.3. 17.30 Uhr Di 17.3. 18.00 Uhr We s t Si d e St o r y USA 1960/61 R: Robert Wise, Jerome Robbins, Da: Natalie Wood, Ba r a k a Ron Fricke, Richard Beymer, Russ Tamblyn, 153 min OF USA 1992, 96 min OF, Dokumentarfilm

Sa 14.3. 20.30 Uhr Di 17.3. 20.30 Uhr

2001: A Sp a c e Od y ss e y Pla y Ti m e F 1967, R: J. Tati, Da: J. Tati, B. Dennek, Großbritannien 1968, R: Stanley Kubrick J. Lecomte, 126 min OF, Restaurierte Fassung von 2002 Da: Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester Es gelten besondere Eintrittspreise: 141 min OF 11 Euro / 9 Euro ermässigt / 8 Euro mit Kinocard 18

Das Tabellarium ist in einem gesonderten Dokument 19

Das Tabellarium ist in einem gesonderten Dokument 20 Klassiker & Raritäten

Geschichtlich und künstlerisch Begleitend zur Ausstellung Liselotte Strelow im bedeutende­ Filme zeigt diese feste Historischen Museum Frankfurt präsentiert Programmreihe: Dienstags, mittwochs, unser Kino Fa u s t (1960), Peter Gorskis filmische Adaption von Gustaf Gründgens’ klassischer donnerstags, in einer Wiederholungs­ Inszenierung des Faust am Deutschen Schau- vor­stellung samstags sowie einer spielhaus Hamburg. Der Regisseur versuchte, monatlichen Stummfilmvorführung gezielt filmische Stilmittel (Wechsel der freitags lassen sich bekannte Meister- Perspektive, assoziative Zwischenschnitte) ein- werke oder fast vergessene Raritäten zusetzen, um sich von einer reinen Abfilmung und Schätze (wieder)entdecken – mit der Inszenierung zu lösen. Der alternde Wissen- Einführungen unserer Mitarbeiterinnen schaftler Faust ist verzweifelt auf der Suche und Mitarbeiter. nach Wissen und Erkenntnis, jedoch ohne Er- folg. Um dieser Unwissenheit zu entkommen, wagt er das Äußerste: Er verbündet sich mit dem Teufel. Mephisto, verkörpert von Gustaf Gründ- gens, bietet ihm zunächst ewige Jugend an, die Faust in vollen Zügen genießt, vor allem, um das reine Gretchen zu verführen. Im viktorianischen England sieht der Arzt Frederick Treves (Anthony Hopkins) während einer Freak-Show den jungen John Merrick. Wegen einer unheilbaren Nervenkrankheit war Merricks Gesicht schon seit dessen Kindheit durch Geschwülste verunstaltet, weshalb er auch Th e El e p h a n t Ma n (Der Elefantenmensch, 1980) genannt wird. Treves nimmt sich seiner an und entdeckt in dem Erniedrigten einen gebil- deten, lebenshungrigen Menschen. David Lynch gestaltete die Geschichte einer wahren Bege- benheit zu einer Studie der Humanität und Hilfs- bereitschaft, die ihr visuelles Gruselpotenzial nie zum Selbstzweck einsetzt. Produziert wurde der brillant fotografierte Film von Mel Brooks, der aber aus Vermarktungsgründen anonym blieb.

Peter Gorski Fa u s t (BRD 1960)

Rechte Seite: links: David Lynch Th e El e p h a n t Ma n (GB/USA 1980) mitte: Fred Zinnemann Th e Se v e n t h Cr oss (USA 1944) rechts: Alfred Hitchcock Fr e n z y (USA 1972) o: Volker Schlöndorff De r j u n g e Tö r l e ss (BRD/F 1966) Filmreihe

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Mit Le Plaisir (1950) verfilmte Max Ophüls drei Volker Schlöndorff zum 70sten Heranwachsende Novellen von Guy de Maupassant, die alle die Am 31. März präsentieren wir zum 70. Geburtstag aus wohlhabenden Lust zum Gegenstand haben. In der ersten Ge- von Volker Schlön­dorff seinen Debütfilm De r Familien unterge- schichte versteckt ein Mann sein wahres Alter j u n g e Tö r l e ss (1966), der mit zahlreichen Preisen bracht sind. Lange- hinter einer Maske, der nächste längste Teil ver- ausgezeichnet wurde und den ersten auch inter- weile und pubertär- folgt liebevoll und mit Humor die Fahrt der Bor- nationalen Erfolg für den jungen deutschen Film sexuelle Antriebe dellbesitzerin Tellier und ihrer Mädchen zu einer bedeutete. Die Adaption einer Erzählung von sowie Macht- und Beerdigung, während in der dritten Episode ein Robert Musil spielt in einem Jungeninternat an Abhängigkeitsverhältnisse führen zur Misshand- Modell auf fatale Weise versucht, einen Maler der österreichisch-ungarischen Grenze, in dem lung eines Außenseiters, während der zwischen für sich zu gewinnen. Der Film, eines der Lieb- Neugier und Ablehnung der Taten hin- und her- lingswerke von Stanley Kubrick, beweist gerissene Törless (Mathieu Carrière) zum Mit­ eindrucksvoll das Ophüls’sche Gespür für Präzi- täter wird. Genau, sorgfältig und handwerklich sion, Gesten und subtile Dialoge und besticht gekonnt werden die klaustrophobische Atmo- durch die grandiose Inszenierung. sphäre des Internats und die Psychologie der Charaktere wiedergegeben. Nur zwei Jahre nach dem Erscheinen von Anna Im April und Mai folgt neben einer Volker Seghers berühmtem Roman drehte Fred Zinne- Schlöndorff gewidmeten Werkschau eine Carte mann mit Th e Se v e n t h Cr oss (Das Siebte Kreuz, Blanche, in der er für ihn wichtige Filme präsen- 1944) eine sehr werkgetreue Verfilmung der tiert. literarischen Vorlage. Dank seiner genauen Figurenzeichnung und der authentischen Wie- dergabe des Milieus unterscheidet sich Th e zehn Jahren wieder in seiner Heimat England George Roy Hills Bu t c h Cassi d y a n d t h e Su n d a n c e Se v e n t h Cr o ss deutlich von anderen amerika- drehte. Wie in kaum einem seiner Filme zuvor, Kid (1969) schildert die Flucht der Banditen Cassi- nischen antifaschistischen Filmen der Zeit. prägen angelsächsische Ironie und makabere dy (Paul Newman) und Sundance (Robert Red- Sieben Häftlingen gelingt 1936 die Flucht aus Härte die gesamte Handlung. In London treibt ford), die nach einem Eisenbahnüberfall gejagt einem Konzentrationslager. Der Kommandant ein Serienmörder sein Unwesen, der Frauen werden. Mit einer Freundin (Katharine Ross) kön- des Lagers schwört, jeden einzelnen der Entflo- mit einer Krawatte erwürgt. Als nächstes Opfer nen sie nach Bolivien entkommen, wo sie aber- henen zu fangen und sie an sieben aufgestellte sucht er sich die Ex-Frau seines besten mals das Gesetz brechen und Banken überfallen. Kreuze zu binden. Im Mittelpunkt der Handlung Freundes aus, der daraufhin verhaftet wird und Höhepunkt von Hills humorvoll inszeniertem und steht die Flucht des politischen Aktivisten Georg ins Gefängnis kommt. Als er durch einen Trick hervorragend fotografiertem Film ist eine fast Heisler (Spencer Tracy), die durch die Mensch- entfliehen kann, will er den wahren Mörder halbstündige Verfolgungsjagd. Burt Bacharachs lichkeit einiger weniger ermöglicht wird. entlarven. Hitchcocks legendärer Cameo- inzwischen legendäre Komposition Raindrops Fr e n z y (1971) war die erste Produktion, die Mei- Auftritt findet ganz zu Beginn in einer Massen- Keep Falling On My Head wurde mit einem von sterregisseur Alfred Hitchcock nach über fünf- szene statt. insgesamt vier Oscars ausgezeichnet. 22

Memoiren erinnerte sich Brooks, der Marlene seine inszenatorische Meisterschaft, indem er Dietrich fast die Rolle der Lulu weggeschnappt höchste Spannung mit teils feinem, teils skur- hätte, an die Dreharbeiten: „Ich verehrte Pabst, rilem Humor durchsetzte. Ein renommierter An- weil sein wahrheitsgetreues Bild dieser Welt walt (Charles Laughton) verteidigt einen des der Lust es mir erlaubte, die Lulu natürlich zu Mordes An­geklagten (Tyrone Power). Dessen spielen.” einziges Alibi ist die Aussage seiner Frau (Marlene Dietrich), die sich aber im Verlauf des Alfred Hitchcock sagte einmal: „Oft haben mir Prozesses von ihm abzuwenden scheint. Leute erzählt, wie sehr sie Wi t n e ss Fo r Th e Pr os e c u t io n (Zeugin der Anklage, 1957) genossen Aus unserer Gérard-Depardieu-Reihe zeigt hätten. Sie dachten, das sei mein Film und nicht Klassiker & Raritäten Alain Resnais’ Mo n o n c l e der von Billy Wilder.” Tatsächlich bewies der d‘Am é r i q u e (1980). Drei gegensätzliche Schick- aus Deutschland nach Hollywood emigrierte sale werden filmisch zu einem fantasievollen Wilder mit diesem courtroom drama nach einem Ganzen verknüpft. Bühnenstück von Agatha Christie abermals Nähere Beschreibung siehe Seite 26.

Kinotermine

Di 3.3. 18.00 Uhr Fr 20.3. 20.30 Uhr

Fa u s t BRD 1960, R: Peter Gorski Die Bü c h s e d e r Pa n d o r a Da: Gustaf Gründgens, D 1929, R: G.W. Pabst Will Quadflieg, Da: Louise Brooks, Fritz Kortner, 133 min Elisabeth Flickenschildt, 128 min ital. ZT mit dt. Ü, restaurierte Fassung Einführung: Marius Hartung Klavierbegleitung: Uwe Oberg Mi 4.3. 18.00 Uhr | Sa 21.3. 17.30 Uhr Di 24.3. 18.00 Uhr | Gérard Depardieu Mit Die Bü c h s e d e r Pa n d o r a (1929) zeigen wir nach Th e El e p h a n t Ma n Der Elefantenmensch Mo n o n c l e d’Am é r i q u e De r Sc h a t z einen weiteren Stummfilmklassiker GB/USA 1980, R: David Lynch, Da: John Hurt, Mein Onkel aus Amerika Georg Wilhelm Pabsts. In dieser freien Bearbei- Anthony Hopkins, Anne Bancroft, 124 min DF F 1980, R: Alain Resnais, Da: Gérard Depardieu, tung der Lulu-Stücke Frank Wedekinds verführt Einführung am 4.3.: Tim Heptner Nicole Garcia, 125 min OmeU die wunderschöne, dämonisch-verführerische Do 5.3. 18.00 Uhr Mi 25.3. 18.00 Uhr | Sa 28.3. 18.00 Uhr Lulu (Louise Brooks) nacheinander mehrere, Le Plaisi r Frankreich 1952, R: Max Ophüls Wi t n e ss fo r t h e Pr os e c u t io n gutsituierte Männer und wird ihnen zum Ver- Da: Claude Dauphin, Jean Galland, 97 min OmeU Zeugin der Anklage hängnis. Pabsts Werk besticht durch die psy- USA 1957, R: Billy Wilder, Da: Marlene Dietrich, Sa 7.3. 18.00 Uhr | Di 10.3.18.00 Uhr chologische Nuancierung der Charaktere und Tyrone Power, Charles Laughton, 116 min DF das intensive Spiel der Darsteller. In ihren Ko r c za k Polen/D/GB 1990, R: Andrzej Wajda Einführung am 25.3.: Petra Kappler Da: Wojciech Pszoniak, Ewa Dalkowska, 115 min DF Do 26.3. 18.00 Uhr Bu t c h Cassi d y a n d t h e Su n d a n c e Kid USA 1969 Mi 11.3. 18.00 Uhr R: George Roy Hill, Da: Paul Newman, Robert Redford Th e Se v e n t h Cr oss Das Siebte Kreuz, USA 1944 110 min DF, Einführung: Felix Fischl R: Fred Zinnemann, Da: Spencer Tracy Signe Hasso 110 min OF Di 31.3. 18.00 Uhr De r j u n g e Tö r l e ss BRD/Frankreich 1966 Do 12.3. 18.00 Uhr R: Volker Schlöndorff Fr e n z y USA 1972, R: Alfred Hitchcock Da: Mathieu Carrière, Marian Seidowsky, 87 min Da: Jon Finch, Barry Foster, 116 min Einführung: Beate Dannhorn Einführung: Martin Urban G.W. Pabst Die Bü c h s e d e r Pa n d o r a (D 1929) Filmreihe Film und Vortrag Deutsche Werbefilm­raritäten 23 aus 40 Jahren

In Kooperation mit der Deutsch-Polnischen Werbefilme dienen als interessante und aufschlussreiche Zeitdokumente über Gesellschaft zeigt unser Kino Ko r c za k (1990) Diktaturen. Filmwissenschaftler und Sammler Ralf Forster stellt in zwei Program- von Andrzej Wajda, der darin den Leidensweg men Produktionen aus der Zeit des Nationalsozialismus und aus der DDR vor. des polnisch-jüdischen Kinderarztes, Schrift- stellers und Pädagogen Janusz Korczak Der Werbefilm ist so alt wie das Kino, der erste schildert. Korczak eröffnet ein jüdisches stammt aus dem Jahre 1896. Über die 1920er Jah- Waisenhaus, in dem er die Kinder zu Gerech- re mit Akteuren wie Julius Pinschewer, Hans tigkeit, Brüderlichkeit und Toleranz erzieht. Fischerkoesen, Oskar Fischinger und der UFA Auch während der Besetzung Warschaus führte der Weg des deutschen Werbefilms in den durch die Nationalsozialisten findet er Kraft zur Nationalsozialismus, wo er unter den Bedin- literarischen Tätigkeit und hält seine Eindrücke gungen einer Diktatur bei gleichzeitigem wirt- in einem Tagebuch fest. Als die Deportation der schaftlichem Aufschwung eine bemerkenswerte über 200 Kinder angeordnet wird, besteht er Entwicklung nahm. Die Popularität des Mediums darauf, sie bis zum Schluss zu begleiten. machte es für die NS-Propaganda interessant, sodass Durchhalteappelle im Zweiten Weltkrieg Die dokumentarisch anmutenden Bilder wurden vorzugsweise über Werbefilme – und mit abneh- werbefreies Land. Besonders in den 1960er und mit realen Aufnahmen aus der Schreckenszeit menden materiellen Ressourcen über Dias – ver- frühen 1970er Jahren unterstützten Anzeigen, der Besetzung unterlegt – Wajda gelang es so, breitet wurden. Das von Dr. Ralf Forster vorge- Plakate und auch Filme die Profilierung der DDR ein umfassendes und authentisches Bild der stellte Kurzfilmprogramm „Licht an, Licht aus“ als modernen Industriestaat. Die Inhalte dieser Person Korczak zu vermitteln. – der Werbefilm im Nationalsozialismus ist an Werbemedien schwankten stets zwischen Wa- dieser Schnittstelle zwischen Produktreklame renpräsentation und politischer Agitation. Durch und Propaganda verortet und stellt unterschied- seine Multifunktionalität zeichnet sich der DDR- liche Ästhetiken und die sich differenzierenden Werbefilm als wertvolle historische Quelle aus, Werbeformate im Nationalsozialismus vor: Dias die Auskünfte zu kulturellen Prozessen gibt. und Kurzfilme im Kino, Werbefilme fürs Vorpro- Überaus kreativ haben ostdeutsche Reklamege- gramm und für Sonderveranstaltungen sowie stalter internationale Trends aufgegriffen und Filmschleifen für die Schaufensterprojektion. Das verfeinert, den Spots durch Zeichen- und Foto- Programm wird ergänzt mit Filmen aus dem Be- animationen ein modernes Aussehen verliehen. stand unseres Filmarchivs. Mit Reklame aus dem flotten Osten. Kino- und Trotz staatlicher Preiskontrolle und nie über- TV-Werbung in der DDR stellt Dr. Ralf Forster ein wundener Mangelwirtschaft war die DDR kein Programm mit durch Privatinitiative geretteten Filmen und -dias vor, die die Bandbreite der KINOTERMINe Werbung im Kinovorprogramm von der Regional­ information bis zum Markenspot zeigen. Do 19.3. 18.00 Uhr „Licht an, Licht aus“ – der Werbefilm im Nationalsozialismus Filme von O. Fischinger, G. Woelz und andere, D 1928-1944, 105 min Vorgestellt von Dr. Ralf Forster Fr 20.3. 18.00 Uhr Reklame aus dem flotten Osten. Kino- und TV- Werbung in der DDR Filme von W. Baensch, E. Hirsch und andere DDR 1953-1985, 100 min Vorgestellt von Dr. Ralf Forster Andrzej Wajda Ko r c za k (Polen/D/GB 1990) Filmreihe Filmportal.de empfiehlt 24 goEast präsentiert Filmkultur auf dvd

Stefan Arsenijevics preisgekrönter Spielfilm Lj u b a v i Dr u g i Zlo c i n i (Liebe und Das Kollektiv der Kreativen andere Verbrechen, 2008) setzt die goEast-Filmreihe mit ausgewählten ost- und „Für die jungen Münchner Autoren und Filme- mitteleuropäischen Produktionen fort. macher gab es am Ende der 1960er Jahre prak- tisch keine Industrie oder überhaupt eine Struk- Bevor du ein neues Leben anfängst, musst du darunter einen Goldenen Bären und eine Oscar- tur, die uns hätten freundlich empfangen oder dein altes beenden. So, oder so ähnlich, könnte Nominierung. Mit Lj u b a v i Dr u g i Zl o c i n i gewann gar auffangen können. Die mickrige Filmwirt- die Handlung von Stefan Arsenijevics aktuellem der serbische Ausnahmeregisseur beim goEast- schaft, die es gab, stand uns feindlich gegenü- Film umschrieben werden. Anica, die junge Festival im vergangenen Jahr den Preis für die ber und nannte uns beim Schimpfnamen ‚Jung- Geliebte des Bandenchefs Milutin, hat ihr Leben beste Regie der Stadt Wiesbaden. Auch bei an- filmer’. Und unser Schimpfname für sie war an der Seite des Schutzgelderpressers in der deren Festivals erhielt der nachdenkliche Film ‚Opas Kino’! Und das war mausetot, in unseren tristen Belgrader Plattenbausiedlung satt. Sie Auszeichnungen, unter anderem den Publikum- Augen. Ein neues Modell war weit und breit beschließt, ihrer Einsamkeit ein Ende zu setzen spreis des Internationalen Filmfestivals in Linz, nicht in Sicht. Oder doch?“ und heimlich das Land für immer zu verlassen. den Preis für die beste Regie des Internati­ So beginnt sein Vorwort zum auf- Dabei ahnt sie nicht, wie sehr sie insgeheim von onalen Filmfestivals in Sofia sowie den wändig gestalteten, 160 Seiten starken Begleit- Stanislaw, dem Erfüllungsgehilfe Milutins, ver- Goldenen Prometheus für den besten Film des band der „Filmverlag der Autoren Edition“. ehrt wird. Als sich Anica nach und nach von 9. International Festivals in Tiflis. Wenders’ Frage nach einem alternativen Modell ihrem Leben und ihren Freunden in der Siedlung der Filmproduktion ist selbstverständlich rheto- verabschiedet, gesteht er ihr seine Gefühle, KINOTERMIN risch, denn die Antwort gaben er und die ande- und die beiden kommen einander näher – und ren Gründungsgesellschafter Anfang der 1970er spüren bereits, dass es schließlich auf eine Mi 4.3. 20.30 Uhr Jahre: Mit dem Filmverlag der Autoren schufen Entscheidung hinauslaufen wird: zwischen Lj u b a v I Dr u g i Zlo c i n i Liebe und andere Verbrechen sie eine Keimzelle und zugleich eine langjährige einem neuen und dem alten Leben. Serbien/D/AU/Slowenien 2008 Heimat des Neuen Deutschen Films. Das illustre R: Stefan Arsenijevic Kollektiv der Kreativen schrieb internationale Da: Anica Dobra, Vuk Kostic, Fedja Stojanociv, Der 1977 in Belgrad geborene Arsenijevic erhielt Milena Dravic, Hanna Schwamborn Kinogeschichte, die nun dank der außerge- in der Vergangenheit bereits mehrere Preise für 106 Min Omdt. UT wöhnlichen Veröffentlichung des Arthaus- seinen Kurzfilm (A)t o r z i j a ((A)torison, 2003), Einführung: Swetlana Sikora Labels neu entdeckt werden kann: 50 Filme um- fasst diese ebenso luxuriöse wie filmhistorisch essentielle Edition, in der neben vertrauten, aber nicht minder paradigmatischen Werken wie Werner Herzogs Ag u i r r e , d e r Zo r n Go t t e s (1972) oder An gs t e ss e n Se e l e a u f (1974) von allein 22 DVD-Weltpremie- ren zu finden sind.

Stefan Arsenijevic Lj u b a v I Dr u g i Zlo c i n i (Serbien/D/AU/Slowenien 2008) Vorhang auf: DER OSTEN GLÄNZT! Filmkultur 25 auf dvd

Zu den Neuerscheinungen zählen Peter Lilien­ thals bewegender Da v i d (1979), die unverges- WEITERE HIGHLIGHTS DES GEGENWÄRTIGEN sene Li n a Br a a k e (1975) von Bernhard Sinkel und Hark Bohms immergrünes Jugendpoem No r d s e e UND KLASSISCHEN OSTEUROPÄISCHEN KINOS i s t Mo r d s e e (1976) ebenso wie Ein g r o ss e r g r a u b l a u e r Vo g e l (1969) von Thomas Schamoni, der bei diesem Filmprojekt die Idee einer solida- AUF DVD AB APRIL 2009 rischen Filmemacher-Genossenschaft entwi- ckelte. Es scheint fast etwas müßig, noch mehr VERKAUF der in diesem beeindruckenden Repertoire ver- AN DER MUSEUMSKASSE IM DIF SOWIE tretenen Filme zu nennen – diese Edition ist ein IM BUCH- UND FACHHANDEL schillernder Monolith deutschen Filmschaffens, dessen Facettenreichtum unverändert über- rascht und begeistert. Soviel Glanz bei gleichzeitiger Substanz hat denn auch ihren Preis: Knapp 374 Euro kostet die kinemtographische Schatztruhe, die entspre- chend in streng limitierter Auflage erscheint. Doch lohnt sich die Investition nicht nur aus der Perspektive der Sammler und Komplettisten, sondern schlicht aufgrund der inhaltlichen Qua- litäten. Ganz entsprechend dem legendären Motto des Filmverlags der Autoren: „Unsere Stärke ist unsere Schwäche für starke Filme.“

Weitere Informationen zu allen Filmen und Künstlern der Filmverlag der Autoren Edition auf www.filmportal.de

www.fi lmfestival-goEast.de • www.fr-online.de/shop Dominik Wessely www.absolutmedien.de • +49(0)30 285 39 87 0 • [email protected] Ge g e n s c h u ss – Au f b r u c h d e r Fil m e m a c h e r (2008) 26 Gérard depardieu zum 60. geburtstag

Seit über 30 Jahren zählt Gérard Depardieu zur ersten Riege von Frankreichs Eine weitere bedeutende Etappe in seiner Filmschauspielern und steht auch im europäischen Ausland stellvertretend für Karriere war die Zusammenarbeit mit François die Vitalität und Wandlungsfähigkeit des französischen Kinos. Unsere Hommage Truffaut bei Le d e r n i e r m é t r o (Die letzte Metro, stellt mit zehn Filmen eine Auswahl aus dem großen Schaffen des passionierten 1980). Im Theater „Montmartre” wird während der deutschen Besatzung von Paris ein neues Winzers und Feinschmeckers vor. Stück einstudiert, der jüdische Regisseur muss 1948 als Sohn eines Blechbearbeiters geboren, In den Siebzigern lernte Depardieu die Schrift- sich aber im Keller versteckt halten. Seine Frau verließ Gérard Depardieu früh die Schule und stellerin und Regisseurin Marguerite Duras ken- (Catherine Deneuve) übernimmt die Leitung der begann mit 13 Jahren eine Ausbildung zum Dru- nen, mit der er bei insgesamt vier Filmen zusam- Proben und engagiert einen bekannten Schau- cker. Ein Freund überredete ihn, nach Paris zu menarbeitete. Duras sagte einmal: „Ich gehe mit spieler und Frauenhelden (Gérard Depardieu) ziehen, wo er nach dem Besuch eines Molière- der Ambition an den Film heran, ihn zu ermor- für die Hauptrolle, in den sie sich bald verliebt. Stückes beschloss, Schauspieler zu werden und den.“ So erweist sich auch Le Ca m io n (1977) als Das über das Verhältnis von Kunst und Leben Unterricht beim bedeutenden Schauspiellehrer eine Absage an das herkömmliche Kino: Eine reflektierende Meisterwerk erhielt zehn Césars. Jean-Laurent Cochet zu nehmen. Es folgten er- Anhalterin steigt in einen LKW und teilt dem Depardieu wurde zum ersten Mal mit diesem ste Auftritte im Theater, Film und Fernsehen. Fahrer ihre Gedanken und Ansichten mit. Dabei Preis ausgezeichnet. Seinen Durchbruch feierte Depardieu mit zeigt die Kamera den ganzen Film über weder Alain Resnais’ Mo n o n c l e d‘Am é r i q u e (1980) ver- Bertrand Bliers Le s Vals e u s e s (Die Ausgebufften, sie noch den Mann. Ausschließlich mit Bildern knüpft drei Schicksale zu einem kunstvollen, 1974), mit dem der Regisseur seine eigene Roman­ des Lastwagens, der nächtlichen Straße und fantasievollen Ganzen. Jeder Charakter stellt ein vorlage verfilmte.E rzählt werden die ausschwei- Landschaft konfrontiert, wird der Zuschauer in bestimmtes Muster aus der Verhaltensforschung fenden Abenteuer zweier junger Männer (Gérard seiner Fantasie und Kreativität gefordert. dar und wird dem jeweils anderen dialektisch Depardieu und Patrick Dewaere), die einen neu- gegenübergestellt. Ein Nachrichtenredakteur en Heldentyp im französischen Kino etablierten. Lo u lo u (1980) von Maurice Pialat handelt von der verliert seinen Posten und versucht sich als Die beiden halten sich mit Diebstählen über Was- jungen, gelangweilten Nelly (), Schriftsteller und Medienpolitiker; seine Geliebte ser und vergnügen sich mit verschiedenen die seit Jahren mit einem Werbeberater zusam- arbeitet als Schauspielerin; der ehrgeizige Sohn Frauen, darunter einer Friseurin (Miou-Miou). menlebt, ihn aber verlässt, als sie dem arbeits- einer Bauernfamilie (Gérard Depardieu) droht als Das frohe Leben hat ein Ende, als sie von der losen Hilfsarbeiter und ehemaligen Häftling Leiter einer Fabrik zu scheitern. Das Drehbuch er- Polizei als vermeintliche Mörder gejagt werden. Loulou (Gérard Depardieu) begegnet und ihm hielt eine Oscar-Nominierung, während der Film verfällt. Subtil und feinfühlig-psychologisch wird unter anderem mit dem Großen Preis der Jury in ein schwieriges Beziehungsdreieck beobach- Cannes ausgezeichnet wurde. tet, das sich bei näherer Betrachtung als In der Rolle des wortgewandten, charmanten Konflikt zweier gegensätzlicher sozialer Um- Poeten Cyrano de Bergerac soll Depardieu felder erweist. Depardieu spielt einmal mehr aufgegangen sein und deshalb noch lange nach seine Paraderolle: den nonkonformistischen, Drehschluss den prägnanten Schnurrbart impulsiven, körperlich präsenten „Misfit“. behalten haben. Cy r a n o d e Be r g e r a c (1990) von

links: Gérard Depardieu rechts: Maurice Pialat Lo u lo u (F 1980)

Rechte Seite unten: Peter Weir Gr e e n Ca r d (AU/F/USA 1990) oben li.: Bertrand Blier Le s Vals e u s e s (F 1974) oben re.: J.-P. Rappeneau Cy r a n o d e Be r g e r a c (F 1990) Filmreihe

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Jean-Paul Rappeneau brachte ihm eine Oscar- Nominierung und den Darstellerpreis bei den Filmfestspielen in Cannes. Nach dem Theater- stück von Edmond Rostand erzählt der üppig ausgestattete Film von der Liebe des Dichters Cyrano zu seiner schönen Cousine. Wegen sei- ner missgestalteten Nase wagt er es nicht, Dorfes brechen will, spaltet ein Betrüger die Dorf- nähern sich wieder an, jedoch ohne wirkliche seine Liebe zu gestehen und um ihr nahe zu sein, gemeinschaft – sogar die Freunde Asterix (Chri- Hoffnung auf eine neue Beziehung. hilft er einem unbeholfenen Konkurrenten, das stian Clavier) und Obelix (Gérard Depardieu). Ein in die Jahre gekommener Chansonsänger Herz der Angebeteten zu erobern. 30 Jahre nach ihrer Zusammenarbeit in Truf- verdient seinen Unterhalt mit Auftritten in der Mit Gr e e n Ca r d (Scheinehe mit Hindernissen, fauts Die l e t z t e Me t r o brachte André Téchiné die französischen Provinz. Er verliebt sich in eine 1990) drehte Depardieu seinen ersten englisch- beiden großen französischen Mimen Gérard junge, verschlossene Immobilienmaklerin und sprachigen Film und erhielt für die großartige Depardieu und Catherine Deneuve für die versucht, ihr Herz mit gefühlvollen Liedern zu Darstellung einen Golden Globe. Peter Weirs R­eflexion über verpasstes LebensglückL e s t e m p s erobern. Nachdem sie ihm anfangs ausweicht, Screwball-artige Komödie thematisiert amüsant q u i c h a n g e n t (2004) zusammen. Drei Jahrzehnte kommen sie sich langsam immer näher. Qu a n d das Aufeinanderprallen der Kulturen. Der franzö- haben sich ein französischer Ingenieur und j‘é t ais c h a n t e u r (Chanson d’amour, 2006) von sische Kellner George (Gérard Depardieu) seine Jugendfreundin nicht mehr gesehen. Er Xavier Giannoli beeindruckt sowohl durch seine braucht eine Aufenthaltserlaubnis für die USA, übernimmt den Auftrag, den Bau eines Darstellerleistungen als auch die zur Schau ge- während die junge Amerikanerin Bronte (Andie Mediencenters in Marokko zu überwachen, stellten Gesangsfähigkeiten und zeigt bei aller MacDowelI) von einem Apartment in New York vornehmlich da er weiß, dass sie dort lebt. Sie Lebensfreude auch Gespür für bittere Momente. träumt, das aber nur an Eheleute vermietet wird. So beschließen sie, eine Zweckehe einzugehen, Kinotermine ohne die Folgen zu bedenken. Mit Claude Zidis As t é r i x e t Ob é li x c o n t r e Cé sa r Di 3.3. 20.30 Uhr Di 24.3. 18.00 Uhr | Klassiker & Raritäten (Asterix und Obelix gegen Caesar, 1999) entstand Qu a n d j’é t ais c h a n t e u r Chanson d’amour, F 2006 Mo n o n c l e d’Am é r i q u e Mein Onkel aus Amerika, F 1980 der erste Realfilm nach dem berühmten Comic R: Xavier Giannoli, Da: Gérard Depardieu, Mathieu R: A. Resnais, Da: G. Depardieu, N. Garcia, 125 min OmeU Amalric, Cécile de France, 112 min OmU von René Goscinny und Albert Uderzo. Dem Mi 25.3. 20.30 Uhr | Sa 28.3. 16.00 Uhr

Berühmtheitsgrad der Vorlage entsprechend Mi 11.3. 20.30 Uhr | Do 12.3. 20.30 Uhr As t é r i x e t Ob é li x c o n t r e Cé sa r Asterix und Obelix wurden einige der bekanntesten Schauspieler Le s t e m p s q u i c h a n g e n t F 2004, R: André Téchiné gegen Caesar, F/D/I 1999, R: Claude Zidi, Da: Christian Frankreichs verpflichtet und keine Kosten ge- Da: Gérard Depardieu, Catherine Deneuve, Clavier, G. Depardieu, Roberto Benigni, 109 min OmU Gilbert Melki, Malik Zidi, 110 min OmeU scheut, was dem Film seinerzeit den Rang als teu- Do 26.3. 20.30 Uhr | Fr 27.3. 17.30 Uhr erste europäische Produktion überhaupt ein- Fr 20.3. 22.30 Uhr | Sa 21.3. 20.00 Uhr Le d e r n i e r m é t r o Die letzte Metro, F 1980, R: François brachte. Während Imperator Caesar (Gottfried Cy r a n o d e Be r g e r a c F 1990, R: Jean-Paul Rappeneau Truffaut, Da: G. Depardieu, C. Deneuve, 131 min OmeU John) den Widerstand des kleinen gallischen Da: Gérard Depardieu, Vincent Perez, Anne Brochet, Sa 28.3. 20.30 Uhr Jacques Weber ,137 min OmU Le s Vals e u s e s Die Ausgebufften, F 1974, R: Bertrand Sa 21.3. 22.30 Uhr | So 22.3. 18.00 Uhr Blier, Da: G. Depardieu, Patrick Dewaere, Miou- Lo u lo u F 1980, R: Maurice Pialat Miou, Jeanne Moreau, I. Huppert, 116 min OmeU Da: Gérard Depardieu, Isabelle Huppert, So 29.3. 20.30 Uhr Guy Marchand, Humbert Balsan, 110 min OmeU Le Ca m io n F 1977, R: Marguerite Duras, Da: Gérard So 22.3. 20.30 Uhr | Sa 28.3. 22.30 Uhr Depardieu, Marguerite Duras, 80 min OmeU Gr e e n Ca r d Scheinehe mit Hindernissen In Zusammenarbeit mit dem Bureau du cinéma, AU/F/USA 1990, R: Peter Weir, Da: G. Depardieu, Berlin. Dank an Birgit Kohler Andie Mac Dowell, Bebe Neuwirth, 108 min OmU für die Realisierung. Film und Gespräch 28 Kino und couch Sinn und Suche

„Vaterbilder” lautet das Thema der Mit der Schweizer Produktion Br o k e n Film- und Gesprächsreihe. Um das Sil e n c e (1996) endet die Film- und schwierige Verhältnis von Väter und Gesprächsreihe zum Thema „Glaube in Söhnen geht es in zwei Filmen in der Projektion”. diesem Monat. Der Schweizer Kartäusermönch Fried Adelphi, In Wim Wenders Do n ’t Co m e Kn o c k i n g (2005) vom Schweigegelübde entbunden, beichtet sucht der alternde Hauptdarsteller Howard einem Geistlichen in New York die Geschichte Spence während der Dreharbeiten eines zweit- seiner Odyssee durch Indien: Im Auftrag seines klassigen Westerns plötzlich das Weite – ganz Abtes reiste er nach Indonesien, um bei der Be- klassisch auf dem Rücken eines Pferdes. In ei- sitzerin der Klosteranlage den Pachtvertrag zu ner öden Kleinstadt besucht er nach 30 Jahren Zur Film- und Gesprächsreihe verlängern. Eine junge afroamerikanische erstmals wieder seine Mutter und erfährt neben- Die in Zusammenarbeit mit dem Frankfurter Musikerin, die er im Flugzeug kennen gelernt bei, dass er Vater eines erwachsenen Sohnes ist. Psychoanalytischen Institut entstandene Reihe hatte, begleitete ihn auf seiner immer turbu- Howard beginnt einen Road-Trip in die Vergan- setzt sich bis April mit Vaterbildern im neueren lenter werdenden Mission. „Ein erzähltechnisch genheit, zu seinen Kindern von verschiedenen Film auseinander. Nach dem patriarchalen, wie inhaltlich außergewöhnlicher Film um kultu- Frauen und der einstigen Geliebten. Sein Sohn übermächtigen Vater, gefolgt von der Vorstel- relle wie spirituelle Daseinserfahrungen, der und seine Tochter reagieren dabei in höchst un- lung einer „vaterlosen Gesellschaft“, zeichnen zahlreiche geistige und weltliche (Existenz-) terschiedlicher Weise auf ihn als Vater. sich derzeit die „neuen Väter“ durch Engage- Fragen anspricht“, schrieb der film-dienst. ment in der Kindererziehung, Emotionalität und Wolfgang Panzers Low-Budget-Produktion wur- Ein Vater (Marcello Mastroianni) und sein er- Beziehungsfähigkeit aus. Auch im aktuellen Film de ein überraschender Publikumserfolg und un- wachsener Sohn verbringen miteinander in erlebt das Thema „Vater und Sohn“ eine Hoch- ter anderem beim Bayrischen Filmpreis ausge- Ettore Scolas Ch e h o r a è (Wie spät ist es, 1989) konjunktur. An die Filmvorführungen schließt zeichnet. einen halben Nachmittag und eine halbe Nacht. sich jeweils ein Dialog aus psychoanalytischer Ihre Beziehung reicht von zärtlicher Nähe bis zu und filmwissenschaftlicher Perspektive sowie demonstrativer Abgrenzung. Beide erkennen ein Gespräch mit dem Publikum an. die Bilder, die sie voneinander haben, und rea- gieren immer wieder so, als würden sie sich und KINOTERMINe ihre gegensätzlichen Einstellungen zum Leben Do 5.3. 20.00 Uhr gerade erst kennen lernen. Die Versuche des Vaters, den Sohn für die „andere Welt“, seine Do n ‘t Co m e Kn o c k i n g D/USA/F 2005, R: W. Wenders, Da: Sam Shephard, Welt, zu gewinnen, scheitern, und eröffnen so James Roday, Jessica Lange, 118 min OmU die Möglichkeit zum Dialog. Psychoanalytischer Kommentar: Helga Kraus Filmwissenschaftlicher Kommentar: Christiane von Wahlert

Do 19.3. 20.00 Uhr KINOTERMIN

Ch e h o r a è Wie spät ist es? Di 24.3. 20.00 Uhr I/F 1989, R: Ettore Scola, Da: Marcello Mastroianni, Massimo Troisi, 97 min OmU Br o k e n Sil e n c e Schweiz 1996, R: Wolfgang Panzer Psychoanalytischer Kommentar: Jörg Scharff Da: Martin Huber, Ameenah Kaplan, Michael Filmwissenschaftl. Kommentar: Karsten Visarius Moriarty, 106 min OmU. Referent: Prof. Dr. Norbert Grob (Mainz)

links: Wim Wenders Do n ‘t Co m e Kn o c k i n g (D/USA/F 2005) Stiftung Johanniter Komturei Nieder-Weisel oben: Ettore Scola Ch e h o r a è (I/F 1989) Film und Gespräch Film und Gespräch Film des Jahres 2008 29

Intelligent und künstlerisch beeindruckend verbindet Wal t z wi t h Bas h i r (2008) politisches Kino mit Dokumentar- und Animationsfilm. Das von der Jury der Evangelischen Filmarbeit als „Film des Jahres 2008” gekürte Meisterwerk beschließt unsere Reihe der Kinohighlights 2008 – ob es für einen Oscar als bester ausländischer Film gereicht hat, stand bei Redaktionsschluss nicht fest.

In Wal t z wi t h Bas h i r (2008) bearbeitet der 1962 Dabei wählte der Regisseur die für dokumenta- in Haifa geborene Regisseur Ari Folman ein hi- rische Themen widersprüchlich erscheinende storisches Geschehen, das für Israel genauso Gattung des Animationsfilms. Anstatt dieS puren- traumatisch ist wie für ihn selbst. Thematisiert suche mit realen Bildern zu zeigen, wurden nur werden die Massaker von Sabra und Shatila in die Tonaufnahmen der Gespräche verwendet. den Wirren des Libanon-Krieges, die christliche Die Erzählung ist auf experimentelle und beein- Als Referent wird der Wissenschaftler, Autor Phalangisten im Jahr 1982 an palästinensischen druckende Weise mit Zeichen- und Animations- und Essayist Norbert Grob erwartet, der als Flüchtlingen begingen – unter den Augen der technik bebildert. Doch genau dadurch gelingt es, Professor für Mediendramaturgie und Filmwis- israelischen Armee. Bilder von Ereignissen und Situationen zu finden, senschaft in Mainz lehrt. Mit filmhistorischen für die es eigentlich keine Bilder gibt. Büchern als Autor und Herausgeber über Regis- Jahre später begibt sich Folman, damals selbst „Wa l t z w i t h Ba sh i r zeigt auf radikale, höchst seure wie Samuel Fuller, Nicholas Ray, Wim einer der jungen Wehrpflichtigen, auf den Weg originelle Weise, wie Terror, Angst und Verdrän- Wenders, Otto Preminger, William Wyler und in die verdrängte Vergangenheit und sucht ehe- gung zusammenwirken. Und: wie sich die Moral Erich von Stroheim sowie Themen wie Das Jahr malige Kameraden auf. Es geht nicht nur um die und das Gedächtnis wieder einsetzen lassen“, 45 und das Kino, Die Macht der Filmkritik, Nou- bekannten historischen Fakten, sondern um die schrieb die Jury der Evangelischen Filmarbeit. velle Vague sowie Road Movies, Western und zwiespältigen Verhältnisse von persönlichem Über den Film und seine politische Kraft dreht es Film noir gehört er zu den renommiertesten und kollektivem Gedächtnis sowie von individu- sich auch im anschließenden Gespräch zwi- Publizisten des Genres. eller und gemeinschaftlicher Schuld. schen Produzent Roman Paul, Anat Schwartz und Dr. Margrit Frölich.

Kinotermine

Fr 27.3. 20.00 Uhr | So 29.3. 18.00 Uhr

Wal t z wi t h Bas h i r Israel/F/D 2008 R: Ari Folman, 87 min OmU Im Gespräch am 27.3.: Roman Paul mit Anat Schwartz (Bridget Folman Film Gang) und Margrit Frölich (Evangelische Akademie Arnoldshain). Eine Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Jury und der Evangelische Akademie Arnoldshain. 30 Frauen gegen den krieg

„Krieg ist immer Gewalt gegen Frauen“, prangert die anerkannte Frauenrechts‑ organisation medica mondiale an. Zum Internationalen Frauentag zeigt unsere Dokumentarfilmreihe das oft ausgeblendete Leid der weiblichen Zivilbevölkerung und stellt ihr Engagement für den Frieden in den Mittelpunkt. Als Gäste werden die italienische Aufbauhelferin Simona Toretta, die 2004 im Irak entführt wurde, und die Regisseurin Barbara Cupisti erwartet.

An dem Programm zum Internationalen Frauen- widmet, die sich gegen den russischen Tschet- Beendigung des 16 Jahre währenden Bürger- tag (8. März) beteiligen sich alle in Frankfurt an- schenien-Krieg einsetzte und am 7. Oktober 2006 kriegs im Libanon hinter der trügerisch fried- sässigen auswärtigen Kulturinstitute – das (dem 54. Geburtstag des russischen Präsidenten lichen Fassade des Alltags manifestiert hat und Instituto Italiano di Cultura, das Institut Français Putin) erschossen wurde. Die von Ci n e m a f o r das Leben der Menschen vergiftet. Frankfurt und das unlängst eröffnete Instituto Pe a c e koproduzierte Dokumentation zeigt zahl- In der mehrfach ausgezeichneten Dokumen­ Cervantes – mit Beiträgen aus ihren Ländern. reiche bisher unveröffentlichte Aufnahmen. tation As u r o t (Eingeschlossen, 2001) zeigen die Te x as Ka b u l – Fr a u e n g e g e n Kr i e g (2004) porträ- israelischen Filmemacherinnen Anat Even und Um den Kampf von Frauen gegen die Sinnlosig- tiert vier Frauen: die indische Schriftstellerin Ada Ushpiz die absurde Situation von drei palä- keit des Krieges geht es in zwei Filmen am er- Arundhati Roy, die nach dem Welterfolg ihres stinensischen Witwen und ihren elf Kindern: sten Abend. Ein Ar t i k e l z u v i e l – An n a Poli t k ows - Romanes Der Gott der kleinen Dinge aufgehört Weil sich ihr Haus im Stadtzentrum von Hebron k a j a u n d d as Sy s t e m P u t i n (2007) ist der russischen hat, zu schreiben, um sich gegen Krieg und genau auf der israelisch-palästinensischen Journalistin und Menschenrechtsaktivistin ge- Globalisierung zu engagieren; Stascha Zajovic, Grenzlinie befindet, ist es täglich von Soldaten die in Serbien während der Milosevic-Diktatur umstellt. Ein Jahr wurden die Familien von einem die Gruppe „Frauen in Schwarz“ gründete; Kamerateam begleitet. die amerikanische Jura-Professorin Sissy Farenthold, die ihre parteipolitische Karriere Um sexuelle Gewalt geht es am Samstagabend. nach dem Vietnam-Krieg beendete und sich Susanne Babilas aufwühlende, mit dem Deut- seitdem für Menschenrechte engagiert sowie schen Menschenrechts-Filmpreis ausgezeich- Jamila Mujahed, die als Herausgeberin der ein- nete Dokumentation Im Sc h a t t e n d e s Bö s e n – De r zigen Frauenzeitschrift Afghanistans über den Kr i e g g e g e n d i e Fr a u e n im Ko n g o (2007) löste eine Horror der vergangenen Jahre berichtet. europaweite Diskussion über die Misshand- lungen tausender von Frauen im kongolesischen Der zweite Filmabend wendet sich den Krisen- Bürgerkrieg aus. Gezeigt werden Krankenhäu- gebieten im Nahen Osten zu. Danielle Arbid fragt ser, in denen sie zwar medizinische Versorgung in Se u l e a v e c la g u e r r e (Allein mit dem Krieg, erhalten – ohne, dass ihre seelischen Leiden 2000), wie sich die erlittene Gewalt auch nach jedoch gelindert werden könnten.

li.: Gianluca Arcopinto An g e li Dis t r a t t i (Italien 2007) o.: Alejandra Sánchez und José Antonio Ba j o Ju á r e z . La Ci u d a d d e v o r a n d o a s u s h i j as (Mexiko 2006)

Rechte Seite: Barbara Cupisti Ma d r i (Italien 2007) Filmreihe Film und Gespräch Dokumentarfilm 31 & Gespräch

„Trafficking“ und seiner Bekämpfung, erhielt Unsere mit Naxos – Kino im Theater unter anderem den FIPRESCI-Preis bei der ver­anstaltete Reihe präsentiert beglei- Berlinale. tend zur Ausstellung Armenien – Bilder des Orients im Museum der Weltkultu- Im September 2004 wurde Simona Toretta zu- ren die deutsch-russische Koproduktion sammen mit ihrer Kollegin Sinoma Pari, Mitar- beiterinnen der seit 1991 im Irak agierenden Fr e s k o (2002) von Alexander Gutmann. Hilfs­organisation „Un Ponte“, in Bagdad ent- Der aufrüttelnde mexikanische Film Ba j o J u á r e z . führt und 15 Tage festgehalten. Ihre Erfahrungen In filmischen Fresken fängt der Dokumentarfilm La Ci u d a d d e v o r a n d o a s u s h i j as (Bajo Juárez. Die flossen in das von Gianluca Arcopinto verfilmte Fr e s k o (2002) das Leben ein, schafft Bezüge Stadt, die ihre Töchter verschlingt, 2007) kreist Drehbuch ein. Die Doku-Fiction An g e li d is t r a t t i zwischen Vergangenheit und Gegenwart und um die Ermordungen von mehr als 400 Frauen in (2007), eine Collage aus Filmausschnitten, Fotos, zeichnet ein facettenreiches Bild mit menschen- Ciudad Juárez, einer an der US-Grenze gele- Interviews und nachgestellten Szenen, spielt leeren, ungeteerten Straßen, den Tauben, dem genen Stadt. Eine Journalistin, eine Mutter, die 2004 in Falludja und erzählt in rauen Bildern von Markt und dem Himmel über Armenien. Haupt­ ihre Tochter verlor, und eine ausgebeutete Ar- Waisenkindern, zerstörten Familien und von figur ist der dreizehnjährige Warusch, der in beiterin geben dem Leid eine Stimme. durch chemische Waffen verunstalteten Kör- Gurmi bei seiner Großmutter lebt. Seine Heimat- Aus armen osteuropäischen Gegenden ver- pern in einer Geisterstadt. stadt blutet seit Jahrzehnten aus: Zum einen schleppte junge Frauen werden als Arbeitsskla- Ma d r i (Mütter, 2007) von Barbara Cupisti, mit tötete ein schweres Erdbeben, dessen Folgen vinnen oder Prostituierte im Kosovo, Bosnien- dem „David di Donatello“ als Bester Dokumen- heute noch sichtbar sind, im Jahr 1998 mehrere Herzegowina und anderen Ländern missbraucht. tarfilm ausgezeichnet, zeigt mit dem Auge einer Tausend Menschen, zum anderen haben seit Internationale Truppen und Hilfsorganisationen, weiblichen Beobachterin bewegende Schick- dem Fall des Eisernen Vorhangs und der Unab- die für Demokratie und Menschenrechte sorgen sale der Mütter von Attentätern und deren un- hängigkeit von der Sowjetunion mehr als eine sollen, gehören zur finanzkräftigen Kundschaft. schuldigen Opfern. In ihrem verbindenden halbe Million Einwohner das kaukasische Land Die He lf e r d e r Fr a u e n (2003), eine eindringliche Schmerz liegt Hoffnung auf eine Aussöhnung verlassen. Auseinandersetzung mit dem sogenannten von Israelis und Palästinensern. So lebt Warusch in einer Stadt, für die nicht mehr das Leben auf den Straßen, sondern Tod Kinotermine und Friedhof zum Symbol geworden sind. An- So 1.3. 18.00 Uhr Sa 7.3. 20.00 Uhr statt in die Schule zu gehen, verbringt er seine Tage beim Friedhofsgärtner Garnik und beim Ein Ar t i k e l z u v i e l – An n a Poli t k ows k a j a u n d d as Ba j o Ju á r e z . La Ci u d a d d e v o r a n d o a s u s h i j as Sy s t e m Pu t i n D/CH 2007, R: Eric Bergkraut, Thérèse Bajo Juárez. Die Stadt, die ihre Töchter verschlingt Steinmetz Arut. Dadurch werden die Wärter der Obrecht, 83 min OmU, Video Mexiko 2006, R: Alejandra Sánchez und José Antonio Toten seine Lehrer fürs Leben. In den fotogra- Cordero, 96 min OmU fischen Fresken, die Arut inS teine meißelt, kann Mo 2.3. 20.30 Uhr Sa 7.3. 22.30 Uhr Warusch die vergangene Gemeinschaft der Te x as – Ka b u l – Fr a u e n g e g e n d e n Kr i e g D 2004 Stadt erahnen. R: Helga Reidemeister, 93 min Dt. Overvoice, Video Die He lf e r u n d d i e Fr a u e n D 2003 R: Karin Jurschik , 80 min Video Fr 6.3. 18.30 Uhr So 8.3. 18.00 Uhr Se u l e a v e c la g u e r r e Allein mit dem Krieg F/BE 2000, R: Danielle Arbid, 52 min OmeU, Video Ma d r i Mütter, Italien 2007, R: Barbara Cupisti, 90 min KINOTERMIN OmeU, Video, zu Gast: Barbara Cupisti Fr 6.3. 20.30 Uhr So 8.3. 20.30 Uhr Di 31.3. 20.00 Uhr As u r o t Eingeschlossen, Israel 2001, R: Anat Even, Ada Ushpiz, 73 min engl. OF m. ital.UT, Video An g e li d is t r a t t i Italien 2007, R: Gianluca Arcopinto Fr e s k o D/Russland 2002 Doku. Fiction, 75 min engl.OF ital.UT, zu Gast: Dreh- R: Alexander Gutmann Sa 7.3. 16.00 Uhr buchautorin Simona Torretta Dokumentarfilm, 96 min armenische OmU Im Sc h a t t e n d e s Bö s e n – De r Kr i e g g e g e n d i e Fr a u e n im Im Gespräch: Wolf Reifenrath (Katastrophenhelfer Ko n g o D 2007, R: Susanne Babila, 59 min DF, Video des DRK) u.a. Museumspädagogik 32 Angebote für 3. SchulKinoWochen Hessen Gross und Klein

Führungen durch die Ausstellungen Den Kinosaal zum Klassenzimmer machen die 3. SchulKinoWochen Hessen und Trickfilm-Drehen im kinderatelier landesweit in 83 Kinos – natürlich auch in unserem Haus. Sechs Filme laufen in machen den Museumsbesuch zum Vormittagsvorstellungen zwischen dem 9. und 13. März für Schulklassen. Erlebnis. Vom 9. bis 20. März sehen in 64 Städten und 22 Er ist acht Zentimeter groß, trägt einen Landkreisen hessische Schülerinnen und Schü- königlichen roten Umhang und eine ler ausgewählte Filme aus aller Welt, das Pro- knallige gelbe Admiralsmütze. Mit die- gramm ist speziell für den Unterricht konzipiert. sen Voraussetzungen kann man durch- Das Projektbüro des Deutschen Filminstituts, aus die Hauptrolle in einem spannenden das die SchulKinoWochen Hessen in Zusam- Film spielen, so wie diese Knetfigur aus menarbeit mit dem Film- und Kinobüro Hessen unserem kinderatelier. Von Kinder- organisiert, nimmt für Schulklassen aller Schul- händen geformt wurde sie für eine der formen und Altersgruppen die Anmeldungen zahlreichen Sequenzen, die samstags entgegen. Die SchulKinoWochen, ein bundes- und sonntags in unserem Haus entstehen, herge- weites Projekt von VISION KINO, tragen seit stellt. Jungen und Mädchen modellieren und ani- Jahren erfolgreich dazu bei, Film im Unterricht Traditionell stellt ein Filmschaffender als Gast mieren dabei unter museumspädagogischer An- zu etablieren. einen Film vor, in diesem Jahr wird Regisseur leitung kleine Filme. Dass bereits hinter wenigen Die Vermittlung von Filmkultur und Medienkom- Hannes Stöhr erwartet. Der Spielfilm Be r l i n Sekunden Laufzeit ganz schön viel Fleiß steckt, petenz gehört zu den programmatischen Ca l l i n g (Deutschland 2007), mit dem bekannten erfahren sie dabei, wenn sie Bild für Bild filmen. Schwerpunkten unseres Instituts. Das Schul­ DJ Paul Kalbrenner in der Hauptrolle, spielt in Die meisten Kinder nehmen anschließend nicht KinoWochen-Programm in unserem Haus bietet der Tekkno-Szene. nur ihre kurzen Sequenzen, sondern auch ihre dabei einen Einblick in die Facetten der Im Zentrum der SchulKinoWochen steht das Darsteller mit. Nur manchmal lassen sie Knet­ Arbeiten, Projekte und Festivals. So läuft der im zweiwöchige Programm im März mit rund 800 figuren als Museumsstück da – über den blauge- filmpädagogischen Modellprojekt Jugend- Vorstellungen (93 Filmen) in ganz Hessen. Die sichtigen König haben wir uns natürlich gefreut. Film-Jury von Schülerinnen und Schülern aus- Angebote für Lehrkräfte in der Fortbildungs­reihe gewählte Klassiker Ni gh t o n Ea r t h (USA 1991) FILMSEHEN – FILMVERSTEHEN werden bis INFORMATIONEN im Programm. Ebenso erleben Schulklassen die Juni 2009 fortgesetzt. Lehrerinnen und Lehrer dänische Produktion Fr o d e u n d s e i n e Ba n d e können sich auch noch für die filmpäda­ kinderatelier (Dänemark 2008), die beim letztjährigen Interna- gogischen Workshops PRAXIS FILMVERMITT- Unter museumspädagogischer Betreuung einen tionalen Kinderfilmfestival LUCAS ihre Premiere LUNG anmelden, bei denen sie für die Filmver- eigenen Trickfilm drehen und als Daumenkino mit feierte. Nach den Vorführungen erfahren die mittlung einen Referenten buchen und nach Hause nehmen: Sa und So von 14 bis 18 Uhr Schulklassen in den anschließenden Ge- filmtheoretische und praxisorientierte Bau- FÜHRUNGEN sprächen mehr über Filmschaffen und Ästhetik. steine auswählen können. Kostenfreie öffentliche Führungen durch die Sonder-­ ausstellung Sa (15 Uhr) und die Dauerausstellung So (15 Uhr), Anmeldung nicht erforderlich! 3. SCHULKINOWOCHEN HESSEN Möchten Sie eine Gruppenführung durch die Programm und Informationen: Förderer und Partner: Hessisches Ausstellungen buchen? Planen Sie einen Kinder- www.schulkinowochen-hessen.de Ministerium für Wissenschaft und geburtstag? Wünschen Sie Informationen zu Anmeldung im Projektbüro – Deutschen Filminstitut / Kunst, Hessisches Kultusministerium, Hessische Ferienveranstaltungen, der „Schule des Sehens“ DIF, Telefon 069 - 961 220 681 Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien (LPR Hessen), Bundeszentrale für politische oder museumspädagogischen Begleitprogrammen? Veranstalter: VISION KINO – Netzwerk für Film- und Bildung, Medienzentren Hessen und Medienprojekt- Bitte wenden Sie sich an: Daniela Dietrich Medienkompetenz zentren Offener Kanal der LPR Hessen Tel.: 069 - 961 220 223 oder – 522, Kooperationspartner der SchulKinoWochen Hessen: Medienpartner: hr2/Domino, Frankfurter Rundschau, Fax: 069 - 961 220 579 Deutsches Filminstitut – DIF e.V. in Zusammenarbeit Hessisch-Niedersächsische Allgemeine [email protected] mit dem Film- und Kinobüro Hessen e.V. Filmprogramm Kinderkino 33

Beeindruckend, witzig und skurril präsentiert sich das Kinderkino im März. In der schaurig-schöne Geschichte, die mit Motiven der Animationskomödie Op e n Se aso n tanzen ein Grizzlybär und ein Hirsch den Waid­ Vampir-Mythologie arbeitet. männern auf der Nase herum, Li t t l e Miss Su n s h i n e erzählt von einer Familie auf dem Das friedliche Leben des Grizzlybären Boog, der Weg nach Kalifornien und in Th e Li t t l e Va m p i r e freundet sich Tony mit Rüdiger von in der Garage einer Wildhüterin lebt, ändert sich Schlotterstein an. schlagartig, als er dem überdrehten Elch Elliot be- Eines Tages taucht Karlsson vom Dach mit einem und Valerie Faris von einer schrulligen amerika- gegnet. Wegen dessen chaotischen Verhaltens Propeller auf dem Rücken vor dem Fenster des nischen Familie, die in einem klapprigen VW-Bus werden beide im Nationalpark ausgesetzt – und achtjährigen Svante auf. Die beiden werden durch Amerika reist. Dabei kommen allmählich das wenige Tage vor Beginn der Jagdsaison. Das Freunde, doch immer wieder muss Svante für die Komplexe und Probleme jedes einzelnen zum ungleiche Paar muss sich gegen aggressive Tiere Karlssons Streiche gerade stehen. Vä r l d e n s b ä s t a Vorschein. und insbesondere den Jäger Shaw zur Wehr Ka r lsso n (Karlsson vom Dach, 1974) bietet wun- setzen. Op e n Se aso n (Jagdfieber, 2006) war der er- derbare Unterhaltung ebenso wie schon Astrid Seitdem er mit seiner Familie in ein schottisches ste Animationsfilm aus denS ony Studios und bie- Lindgrens Vorlage, die in Millionen von Kinder- Dorf gezogen ist, wird der neunjährige Tony von tet den Zuschauern, in der Tradition bekannter zimmern nach wie vor gelesen wird. Alpträumen von einer Vampirversammlung ge- Vorbilder wie Sh r e k , , eine pointenreiche Ge- plagt. Eines Abends taucht Rüdiger von Schlotter- schichte über Freundschaft und Vertrauen. Li t t l e Miss Su n s h i n e (2006) war einer der großen stein auf, der vor 300 Jahren als kleiner Junge Überraschungserfolge der vergangenen Jahre zum Vampir wurde. Gemeinsam entschlüsseln sie KINOTERMINe und gewann unter anderem einen Oscar für das Tonys Traum und trotzen einem martialischen So 1.3. 16.00 Uhr beste Originaldrehbuch. Ideenreich und mit iro- Vampirjäger. Nach dem berühmten Kinderbuch nischen Verweisen auf das klassische Road- von Angela Sommer-Bodenburg erzählt Uli Edel Vä r l d e n s b ä s t a Ka r lsso n Karlsson vom Dach Schweden 1974, R: Olle Hellbom Movie erzählen die Regisseure Jonathan Dayton in Th e Li t t l e Va m p i r e (Der kleine Vampir, 2000) eine Da: Mats Wikström, Lars Söderdahl, 96 min FSK: empfohlen ab 6 Jahre, DF Fr 6.3. 14.30 Uhr | So 8.3. 16.00 Uhr

Li t t l e Miss Su n s h i n e USA 2006 R: Jonathan Dayton, Valerie Faris Da: Abigail Breslin, Toni Collette, 99 min FSK: ab 6, empfohlen ab 12 Jahre, DF Fr 20.3. 14.30 Uhr | So 22.3. 16.00 Uhr

Th e Li t t l e Va m p i r e Der kleine Vampir D/Schottland/USA 2000, R: Uli Edel Da: Jonathan Lipnicki, Rollo Weeks, 94 min FSK: ab 6, empfohlen ab 8 Jahre, DF Fr 27.3. 14.30 Uhr | So 29.3. 16.00 Uhr

Op e n Se aso n Jagdfieber, USA 2006 R: Jill Culton, Roger Allers Animationsfilm, 86 min FSK: empfohlen ab 6 Jahre, DF

Linke Seite: Hannes Stöhr Be r li n Calli n g (D 2007)

Jonathan Dayton Li t t l e Miss Su n s h i n e (USA 2006) kurz notiert

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Wild at heart in Bayern LICHTER – FILMTAGE Neues Filmarchiv eröffnet „Ich wollte einen Film über eine bedingungs- Vom 19. bis 22. März zeigen die LICHTER – Gäste aus Filmbranche und Politik nutzten die lose, große Liebe machen, bei dem ich aus dem FILMTAGE wieder eine Werkschau mit Produk- Gelegenheit, um bei der Eröffnung unser neues Vollen schöpfen und alle Register ziehen kann“, tionen aus der Rhein-Main-Region. Wie im Filmarchiv in Wiesbaden-Biberich kennen zu erzählte Oskar Roehler als Gast der Veranstal- Vorjahr bietet das atelierfrankfurt (Hohenstau- lernen. Auf mehr als 2000 Quadratmetern Fläche tungsreihe Was tut sich – im deutschen Film? im fenstraße 13-25) den Mittelpunkt des Film- lagern nun über 20.000 Filmkopien bei sehr gu- Gespräch mit Heike Melba-Fendel von epd Film. festes. Das Spektrum reicht von Kurz- und ten konservatorischen Bedingungen. Direktorin Nach psychologisch kom- Spielfilmen über Dokumentationen bis zu Claudia Dillmann dankte der Wiesbadener plexen Filmen wie Die Animations- und Experimentalfilmen. Das Kulturdezernentin Rita Thies für die zusätzliche Un b e r ü h r b a r e (2000), De r Programm stand bei Redaktionsschluss dieses Förderung der Landeshauptstadt bei der dafür a l t e Aff e An gs t (2003) und Heftes noch nicht fest. benötigten Klimaanlage. Ag n e s u n d s e i n e Br ü d e r (2004) www.filmtage-frankfurt.de Das neue Filmarchiv bietet das gesamte film- sowie der Adaption von archivarische Leistungs- und Arbeitsspektrum: Michel Houellebecques von der Konservierung, Restaurierung und Um- El e m e n t a r t e i l c h e n (2006) Ein Freund, ein guter kopierung bis hin zum Filmverleih, der in- und überraschte Roehler aufs Freund … P der das ausländische Titel von der Stummfilmzeit bis Neue. Deutsche Filmmuseum in heute für Kinos, Festivals und Kulturveranstalter seinen vielfältigen Aufgaben verfügbar macht. Das Programm umfasst unter Natürlich polarisiert er Kritiker auch dieses Mal, anderem zahlreiche deutsche Klassiker aus unterstützt, hat’s gut bei uns. das Publikum im Kinosaal zeigte sich von Lu l u & P P dem Rechtestock der Friedrich-Wilhelm-Murn- Er wird zu Eröffnungen eingeladen, hat Ji mm y (D 2007-09) begeistert und diskutierte P au-Stiftung sowie in- und ausländische Titel von fachkundig mit dem Gast. Dabei berichtete der freien Eintritt zu allen Ausstellungen, Perhält der KirchMedia GmbH & Co. KGaA i.In. Auch für das monatliche Programmheft frei Haus und gerade 50 Jahre alt gewordene Regisseur da- in anderen Archiven lagernde Kopien aus dem von, persönliche Themen in seinem bisherigen Pund Pund Pwir freuen uns auf Sie! KirchMedia-Rechtestock vergibt unser Verleih Tel. 069 - 961 220 225 Werk nun weitgehend abgearbeitet zu haben. P PPPP P die Aufführungsrechte, mittlerweile umfasst das freunde@deutsches-filmmuseum.de „Mit Lu l u & Ji m i wollte ich in die unbekannten P P Kirch-Vertriebsmandat 4600 Titel. Insgesamt www.deutsches-filmmuseum.de/freunde 1950er Jahre, das goldene Zeitalter des Kinos, sind 3200 Kopien im 16mm- oder 35mm-Format eintauchen“, erzählte er – und natürlich den von direkt in Wiesbaden ausleihbar. ihm verehrten David Lynch würdigen, dessen Kontakt: Deutsches Filminstitut – DIF / Filmarchiv Meisterwerk Wi l d a t He a r t (1990) Roehler in die Friedrich-Bergius-Straße, 5 65203 Wiesbaden bayrische Provinz der 1950er Jahre verlegte. [email protected] freunde Und wie nach der Premiere beim Sundance Film des deutschen Festival gab es viel Applaus dafür. filmmuseums Schaumainkai 41 60596 Frankfurt

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oben: Heike Melba-Fendel DIF-Direktorin Claudia Dillmann und unten: Oskar Roehler Kulturdezernentin Rita Thies Kunstvoll. Kulturreich. Zürich. 25% Weekend Special. Zürich, kulturelles Zentrum der Schweiz. Kunst in über 50 Museen und mehr als 100 Galerien. Sich inspirieren lassen im Kunsthaus mit Werken vom 15. Jahrhundert bis heute. Sich berühren lassen im Opernhaus und beim Spoerli-Ballett von Weltruf. Die Augen weit öffnen in der Galerien- hochburg im Löwenbräu-Areal. Und sie wieder schließen beim klassischen Konzert in der Tonhalle mit der bewegenden Akustik. Zurücklehnen in einem der bedeutendsten deutschsprachigen Theaterhäuser – dem Schauspielhaus mit der Schiffsbauhalle im Industrie-Schick. Ausgewählte Hotels offerieren Ihnen 25% Rabatt pro Übernachtung. Mehr unter www.zuerich.com/hotelaktion.

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