FASCICULI ARCHAEOLOGIAE HISTORICAE FASC. XV, PL ISSN 0860-0007

SVEN EKD AHL

SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS IM KRIEG GEGEN POLEN 1409

Dieser Beitrag widmet sich einem kleinen Kriegserklärungen, an den polnischen König Aspekt des großen Generalthemas unserer Ta- gesandt3. gung über den Kriegszug im Mittelalter, der Das Hauptheer unter dem Befehl des Hoch- Verwendung von Söldnern auf Seiten des Deut- meisters drang am 16. August von Strasburg schen Ordens im Krieg gegen Polen im Jahr (Brodnica) aus über den Fluss Drewenz (Drwę- 1409. Es war der Beginn des sogenannten „Gro- ca) in Dobrin (Dobrzyń), der strategisch wichti- ßen Krieges" zwischen dem Orden einerseits gen polnischen Grenzlandschaft südlich des Kul- und Polen und Litauen andererseits, der mit mer-landes, ein. Innerhalb von zwei Wochen wa- dem Ersten Thorner Frieden am 1. Februar 1411 ren die Städte und Burgen Rippen (Rypno), Lip- endete. Der histo-rische Hintergrund mag hier no, Dobrin, Beberern (Bobrowniki) und Zlotterie beiseite gelassen werden, ich erinnere nur dar- (Złotoria) erobert und das ganze Land so ver- an, dass diplomatische Bemühungen während wüstet, dass es sich, wie es in einer Chronik der Monate Juni und Juli 1409 zu keiner Annä- heißt, „nur langsam erholen wird"4. Die Burgen herung führten1, dass Hoch-meister Ulrich von Beberern und Zlotterie wurden von einem Heer am 6. August eine Kriegserklärung des Hochmeisters erobert. Die Burg Dobrin wur- ausfertigte2, und dass Mitte des Monats Ordens- de von einer anderen Heeresabteilung unter dem heere an verschiedenen Stellen die Grenze nach Befehl des Ordensmarschalls Friedrich von Wal- Polen überschritten. Die Söld-nerführer des Or- lenrode und des Komturs von Balga, Graf Johann dens haben zur gleichen Zeit Absagebriefe, d.h. von Sayn, in Brand gesteckt, wobei viele Men- schen ums Leben kamen5. Ebenfalls am 16. August zogen von Pom- 1 Eine Denkschrift des Deutschen Ordens vom No- vember 1409 schildert aus der Sicht des Ordens die Ereig- merellen aus die Komture von Schlochau (Człu- nisse, die zum Krieg mit Polen-Litauen geführt haben, chów), Gamrath von Pinzenau, und von Tuchel und die Vertragsverhandlungerl bis zum Abschluss des (Tuchola), Heinrich von Schwelborn, mit einem Waffen-stillstandes mit Polen am 8. Oktober 1409. GStA Heer in die nordpolnische Grenzlandschaft Krain PK, XX. HA StA Kbg. (Geheimes Staatsarchiv Preußi- (Krajna), die sie eine Woche lang mit Feuer scher Kulturbesitz, Berlin, XX. Hauptabteilung Histori- sches Staatsarchiv Königsberg), OBA (Ordensbriefarchiv) und Schwert verwüsteten. Auch der Komtur von 1223. Vgl. dazu Codex epistolaris Vitoldi, magni ducis Graudenz (Grudziądz), Wilhelm von Helfenstein, Lithuaniae, 1376-1430. Collectus opera A. Prochaska, und der Vogt von Grebin (Grabiny), Balde win Cracoviae 1882 (Monumenta medii aevi historica res ge- Stal, nahmen an diesem Kriegszug teil. Danach stas Poloniae illustrantia VI, 1 u. 2), hier 1, Anhang IV, S. 976-1000. Eine Darstel-lung der Ereignisse unter Heran- ziehung von ungedruck-ten Quellen im Archiv des Deut- schen Ordens (heute im Geheimen Staatsarchiv in Berlin, 3 Erwähnt in einem Brief des Komturs von Tuchel an damals im Staatlichen Archivlager Göttingen) gibt M. B i- s den Hochmeister vom 10. August; OBA 1108. k u p, Z badań nad „ Wielką Wojną " z Zakonem Krzy- 4 Johann 's von Posilge, Officials von Pomesanien, Chro- żackim, „ Kwartalnik Historyczny", 66,1959, S. 671-715. nik des Landes Preußen, (von 1360 an, fortgesetzt bis 1419) Allgemein zum Jahr 1409: Joannis Dlugossii Annales seu (für das Jahr 1409 im folgenden zitiert: Posilges Fortset- Cronicae incliti Regni Poloniae. Lib. X- XI, hrsg. v. M. zer), hrsg. v. E. Strehlke, [in:] Scriptores rerum Prussi- Plezia, Warszawa 1997, S. 27-46. carum, 3, Leipzig 1866 (Nachdruck Frankfurt am Main 2 Z. H. N owak, Akt rozpoczynający „ Wielką wojnę ". 1965), S. 79-388, hier S. 301. List wypowiedni w. mistrza Ulryka von Jungingen z 6 sier- 5 Franciscani Thorunensis Annales Prussici (941-1410), pnia 1409 roku, „Komunikaty Mazursko-Warmińskie", (im folgenden zitiert: Annalista Thorunensis), hrsg. v. E. 1976, 1, S. 79-85. Strehlke, [in:] ebd., S. 57-316, hier S. 301 f.

47 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL begaben sie sich wieder nach Hause. Etwa am Nicht nur das Kulmerland und Pommerel- 26. August begannen sie mit demselben Heer ei- len dienten als Aufmarschgebiete für die Ordens- nen neuen Kriegszug nach Kujawien (Kujawy), heere im Jahr 1409. Der Vogt der (Nowa der zu der strategisch wichtigen Stadt Bromberg Marchia), Arnd von Baden, unternahm ebenfalls (Bydgoszcz) an der Braa (Brda), einem Neben- am 16. August einen Kriegszug nach Polen, was fluss der Weichsel (Wisła), führte, eroberten am von der zeitlichen Koordinierung der Operatio- 28. August Stadt und Burg und ließen auf der nen zeugt. Er drang mit einem größeren Heer von Burg eine Besatzung von Söldnern zurück, bevor Schievelbein (Świdwin) aus über die Grenze, er- sie sich wieder heimwärts begaben. Dieser Kriegs- oberte kampflos zwei kleinere Städte (Märkisch-) zug ist im Gegensatz zu dem nach Dobrin in der Friedland (Mirosławiec) und Tütz (Tuczno) und Korrespondenz des Ordens durch einige Briefe versuchte am 18. und 19. August, (Deutsch-) Kro- an den Hochmeister recht gut dokumentiert6. ne (Wałcz) zu erstürmen. Da dieses misslang, ver- Vom Feldzug nach Dobrin hingegen brauchten zichtete er auf weitere Angriffe und zog es vor, keine Berichte geschickt zu werden, da Ulrich andere Landstriche zu verwüsten, bevor er wie- der in die Neumark zurückkehrte, um neue Kriegs- von Jungingen selbst oberster Anführer war. Ei- 10 nige Angaben über diesen Kriegszug finden sich züge nach Polen zu planen . im Marienburger Tresslerbuch7 des Deutschen Or- Die Stadt und die (übrigens aus Holz erbau- dens und in anderen Verwaltungs- und Rech- te) Burg Krone waren von so großer strategischer nungsbüchern. Bedeutung, dass am 1. September ein neuer An- Ursprünglich hatte der Hochmeister mit dem griff des Ordens erfolgte, diesmal unter Befehl Hauptheer des Deutschen Ordens einen Angriff des Vogts von Grebin und ohne Hilfe der Kom- auf Masowien (Mazowsze) und nicht gegen ture von Schlochau und Tuchel und des Vogts der Dobrin vorgesehen, war aber durch einen Brief Neumark. Die Stadt wurde nun eingenommen und des Komturs von Thorn, Graf Albrecht von niedergebrannt, die Burg dagegen konnte auch Schwarzburg, vom 6. August auf die damit ver- diesmal trotz wiederholter Sturmangriffe am 2. bundenen Gefahren aufmerksam gemacht wor- bis 4. September nicht erobert werden. Dagegen den8. Der Komtur hatte Bedenken darüber geäu- gewann der Vogt eine Feldschlacht, bei der nach 11 ßert, dass die beiden Ordensheere im Falle eines seiner Aussage 500 Polen erschlagen wurden . Kriegszuges nach Masowien allzu weit vonein- Wohl auch um diese Zeit unternahmen der ander operieren würden, nämlich 6 bis 7 Tages- Komtur von Osterode (Ostróda), Graf Friedrich märsche, und dadurch einander nicht schnell ge- von Zollern, und der Komtur von Brandenburg nug zu Hilfe eilen könnten, wenn sie in eine Not- (Pokarmin), Marquart von Salzbach, einen Krieg- lage geraten sollten. Außerdem würde das da- szug in das Land des Herzogs Johann von Ma- zwischenliegende Kulmerland (Ziemia Cheł- sowien, östlich von Dobrin. Sie blieben drei Näch- mińska) bei einem polnischen Gegenstoß entblößt, te im Feindesland, verursachten großen Scha- 12 da fünf oder mehr Furten über die Drewenz den und raubten viel Vieh . In der Komturei Ost- ohne Bewachung leicht passierbar wären. Der erode leisteten Heeresabteilungen des Ordens Angriffsplan wurde daraufhin geändert und die außerdem wiederholt Landwehr, um eventuelle 13 Aufgebote erhielten vom Hochmeister den Be- Gegenangriffe aufzufangen . Das gelang nicht fehl, sich am 15. August in Strasburg einzufinden9. seyn czu Strosberg myt unsir macht. Der Hochmeister forder- te den Bischof dazu auf, dafür zu sorgen, dass sich auch das 6 Vor allem durch Briefe des Komturs von Tuchel - Aufgebot des Bischofsvogts an jenem Tag in Strasburg ein- OBA 1108 (Aug. 10), OBA 1123 (Aug. 31), OBA 1126 finden würde. Abschrift des Briefes im Schreiben des Bi- (Sept. 1) - und der Komture von Schlochau und Tuchel: schofs an seinen Vogt vom etwa 11. August; OBA 1124. Druck im Urkundenbuch des Bisthums Culm (1243-1774), OBA 1120 (Aug. 29). Siehe auch die oben genannten Chro- bearb. v. C. P Woelky, 1-2, Danzig 1885-1887, Nr. 463. niken. 10 Briefe des Vogts der Neumark an den Hochmeister: 7 Das Marienburger Tresslerbuch der Jahre 1399-1409 OBA 1102 (Aug. 6) und OBA 1115 (Aug. 21). (im folgenden zitiert: TB), hrsg. v. [E.] Joachim, Königs- 11 Dazu zwei Briefe des Vogts von Grebin vom 5. Sep- berg 1896 (Nachdruck G. Knieß, Bremerhaven 1973). Sie- tember an den Hochmeister (OBA 1132) und and den Kom- he ebd., S. 575 (und weitere Seiten): Key se ken Dobryn. 8 tur von Schlochau (OBA 1133). Beide Schreiben sind in OBA 1103. 9 Tütz ausgestellt. In einem am 10. August 1409 in Hammerstein im west- 12 lichsten Teil Pommerellens ausgestellten Brief Ulrich von Posilges Fortsetzer, [in:] Scriptores rerum Prussica- rum, 3, S. 303. Jungingens an den Bischof von Kulmsee, Arnold Stapel, 13 heißt es: Wir syn myt unsern gebitegem. czu rathe wurden, TB, S. 579 f., 589. Vgl. u.a. auch OBA 1139, 1148, das wir uff den tag assumpcionis Marie [Aug. 15] wellen 1149 und 1160.

48 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409 immer, denn Anfang Oktober wurden die Stadt 15. Jahrhunderts schufen politische und religiö- Soldau (Działdowo) und 14 Dörfer bis Rasten- se, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen 18 burg (Kętrzyn) hinauf von einer Heerschaar aus in den betroffenen Ländern . Die Söldner wur- Masowiern, Litauern und Russen verwüstet und den zumeist kurzfristig angeworben und dienten niedergebrannt14. nur einige Monate im akuten Bedarfsfall, um die Im September folgte eine Phase der Kon-so- Kosten für den Auftraggeber so niedrig wie mög- lidierung und des Kräftesammelns auf beiden Sei- lich zu halten. Die einzelnen Etappen dieser Pro- ten. Von den Burgbesatzungen abgesehen, waren zedur waren Werbung im Heimatland der kriegs- die Ordensheere größtenteils nach Preußen zurück- dienstwilligen Leute mit eventueller Zahlung ei- gekehrt, während der polnische König Jagiełło nes Vorschusses zur Deckung der Ausgaben für seine Streitmacht zu einem Gegenschlag sammel- Ausrüstung und Marsch zum Bestimmungsort, te und um den 4. Oktober Bromberg belagerte. Musterung nach der Ankunft dort, Kriegsdienst Nach zunächst heftiger Gegenwehr, die 200 der in irgendeiner Form, Auszahlung des Soldes in angreifenden Polen das Leben gekostet haben soll, einer Höhe, die auch die Unkosten für die Hin- ergaben sich die Söldner auf der Burg am 6. Okto- und Rückreise decken sollte. Geriet der Söldner ber gegen freien Abzug15. Bromberg war nun also in Gefangenschaft, kam ein weiteres Moment wieder in polnischer Hand. dazu: Befreiung durch Gefangenenaustausch oder Etwa zur selben Zeit, am 30. September, zog Freikauf. Schäden im Dienst an Pferd oder Aus- der Hochmeister mit einer ansehnlichen Streit- rüstung wurden grundsätzlich nicht ersetzt, aber macht zum zweiten Mal ins Feld, diesmal auf die häufig erhielt der Geschädigte durch Ent-gegen- „Kujawische Reise" (of dy Koyaw oder Reyse of kommen des Ordens statt dessen ein „Ge-schenk" oder eine „Ehrung", die in der Praxis einem Scha- Michaelis, als derfrede mit den Polan ofgenomen 19 wart), wie sie im Tresslerbuch genannt wird16. Der densersatz gleichkamen . Weitere Details wur- Marsch fährte westlich der Weichsel über Mewe den mündlich oder schriftlich vereinbart. (Gniew), Neuenburg (Nowe) und Schweiz (Świe- Eine besonders wertvolle Quelle zum Söld- cie) bis auf zwei Meilen vor der Grenze, wo sich die ner-wesen am Anfang des 15. Jahrhunderts sind beiden Heere fünf Tage lang gegenüberstanden. die Abrechnungen für die Soldtruppen des Deut- Nach offenbar harten Verhandlungen gelang es schen Ordens von 1410/1411, das Soltbuch des 20 Unterhändlern des böhmischen Königs Wenzel, Ordens, das 1988 ediert wurde . Bereits zwanzig am 8. Oktober einen Waffenstillstand bis zum 24. Juni 1410 auszuhandeln17. Spätestens am 9. Fe- bruar 1410 sollte Wenzel einen Schiedsspruch in 18 Grundlegend für die Geschichte des Soldwesens in den strittigen Fragen fällen. Preußen bis 1411 ist die Arbeit von E. Kutowski, Zur Vor diesem Hintergrund wollen wir uns Geschichte der Söldner in den Heeren des Deutschordens- staates in Preußen bis zum ersten Thorner Frieden ( 1. Febr. nun der Frage zuwenden, welche Rolle die Sold- 1411), „Oberländische Geschichtsblätter", 14,1912, S. 407- truppen in diesem Krieg gespielt haben. Zunächst 522. Für die Zeit danach siehe u.a. die Übersicht von M. ist festzustellen, dass es auf Seiten des Deutschen Biskup, Das Problem der Söldner in den Streitkräften Ordens Solddienst in verschiedener Form gege- des Deutschordensstaates Preußen vom Ende des 14. Jahr- ben hat. hunderts bis 1525, [in:] Das Kriegswesen der Ritter-orden im Mittelalter, hrsg. v. Z. H. Nowak, „Ordines militares - Colloquia Torunensia Historka", 6, Toruń 1991, S. 49-74. Der Solddienst Leider ungedruckt geblieben ist die umfangreiche Untersu- Voraussetzungen für das Aufblühen des chung von W. Rautenberg, Böhmische Söldner im Or- Söldnerwesens in Ostmitteleuropa zu Anfang des densland Preußen. Ein Beitrag zur Söldnergeschichte des 15. Jahrhunderts, vornehmlich des 13jährigen Städte-kriegs, 1454-1466, Teil I II, Phil. Diss. Hamburg 1953 [Masch.- 14 J. V o i g t, Fr. W. S c h u b e r t, Jahrbücher Johan- Schr.]. Ein Exemplar dieses Werkes befindet sich im Gehei- nes Lindenblatts oder Chronik Johannes von der Pusilie, men Staatsarchiv in Berlin. Weitere Literatur-hinweise in Königsberg 1823, S. 197. In einem Brief an den Hochmei- den in Anm. 20 und 21 genannten Arbeiten von S. Ekdahl ster vom 16. Oktober erwähnt der Komtur von Osterode, und in einer Untersuchung von W. Iwańczak, Mercen- Friedrich von Zollern, die herunge, do man nu nehest Sol- ary warriors - an example of the international relations of daw hat vorheert; OBA 1162. Chech lands, „Fasciculi Archaeologiae Historicae", VII, 15 Annalista Thorunensis, [in:] Scriptores rerum Prus- Łódź 1994, S. 21-29. sicarum, 3, S. 304. 19 Siehe die Ausführungen auf S. 26, Anm. 16, in der 16 TB, S. 574, 588. Edition des Soldbuches des Deutschen Ordens von 1410/ 17 Die Staatsverträge des Deutschen Ordens in Preu- 1411 (wie Anm. 20). ßen im 15. Jahrhundert, 1 (1398-1437), 2. verb. Aufl., hrsg. 20 Das Soldbuch des Deutschen Ordens von 1410/1411. v. E. Weise. Marburg 1970, Nr. 74, S. 74 ff. Die Abrechnungen für die Soldtruppen. Mit ergänzenden

49 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL

Jahre zuvor hatte eine Untersuchung dieses Rech- häufig Abweichungen vor. In den Abrechnungen nungsbuches zu wichtigen neuen Beobachtungen des Deutschen Ordens werden auch drei beritte- und Ergebnissen geführt21. Zu ihnen gehört die ne Armbrustschützen als ein Spieß gerechnet, 25 Feststellung, dass der Solddienst nicht erst ab der solche Umrechnungen waren gang und gäbe . Ankunft der Söldner in Schlochau in Pommerel- Die Pferde der Armbrustschützen dienten nur als len, sondern schon ab Crossen (Krosno) an der Transportmittel. Diese Spieße wurden zu Grup- Oder (Odra) berechnet wurde. Die Reise von Cros- pen („Gesellschaften") zusammengestellt, die ih- sen nach Schlochau dauerte zwei Wochen. Die rerseits Bestandteile noch größerer Einheiten Analyse der Zeitangaben im Soldbuch und in an- („Rotten") sein konnten. Der Aufbau war hie- deren Quellen über den Dienstbeginn wirft somit rarchisch mit verschiedenen Schichten von An- neues Licht auf die Ankunftszeit der Soldtruppen führern bis hinauf zu den „Rottmeistern" oder in Preußen und damit auch auf ihre Verwendbar- „obersten Rottmeistern", die manchmal dem Hoch- keit bei Kampfeinsätzen. Das ist vor allem für Fra- adel angehörten, wie z. B. Wenzel von Dohna. gen, die mit der Schlacht bei Tannenberg 1410 Dieser böhmische Herr hielt sich seit einigen Jah- zusam-menhängen, von großer Bedeutung. Es zeigt ren in Preußen auf und fühlte dem Orden 1410 sich bei einer Untersuchung der Ereignisse im Juni eine große Rotte Söldner zu. Im Jahr 1409 waren und Juli 1410, dass rund 2000 der insgesamt etwa er und sein Bruder Benesch als Unterhändler tätig, 5700 Ordenssöldner in Preußen zu spät in Pom- und der Waffenstillstand vom 8. Oktober war teil- 26 merellen angekommen sind, um an der Schlacht weise das Ergebnis ihres diplomatischen Wirkens . bei Tannenberg teilnehmen zu können22. Die Werbung geschah offen oder heimlich Auch im Jahr 1409 gab es einen Zeitunter- je nach den Erfordernissen der politischen und schied von zwei Wochen zwischen Dienstbeginn militärischen Lage. Eine wichtige Voraussetzung und Ankunft der Söldner in Pommerellen, die- war in beiden Fällen, dass der Landesherr in dem smal jedoch ohne feststellbare Folgen für die Land, in dem die Werbung stattfinden sollte, sein Kriegsführung. Einverständnis erklärte, denn er konnte seinem Die Söldner waren entweder voll gerüstete Adel verbieten oder gestatten, in fremden Kriegs- „Spießführer" oder Armbrustschützen. Sie soll- dienst zu treten. Er war somit ein wichtiger Ver- ten alle beritten sein23. Die kleinste Einheit war handlungspartner, der durch Geschenke oder „ein Spieß", der normalerweise aus dem Spieß- Geldzahlungen wohlwollend gestimmt werden führer, einem .Armbrustschützen und einem Knap- konnte. Die Werbung als solche übertrug man pen mit Handpferd (Kriegspferd) für den erste- entweder ausgeschickten Werbern oder aber ei- ren bestehen sollte24. In der Praxis kamen aber nem Vertrauensmann, der im Lande lebte und mit dem man gute Kontakte unterhielt. Außer diesen eigentlichen Söldnern, die Quellen bearbeitet und ediert von S. Ekdahl. Teil I: Text kurzfristig geworben wurden, gab es zumindest mit Anhang und Erläuterungen „Veröffentlichungen aus auf Seiten des Deutschen Ordens eine Gruppe den Archiven Preußischer Kulturbesitz", hrsg. v. F. Ben- ninghoven, Bd. 23/1, Köln, Wien 1988 (im folgenden zi- mit Solddienst zu anderen Bedingungen. Es han- tiert: Soldbuch), - Teil II dieser Edition mit personen-ge- delte sich dabei um Fürsten und Adlige, die mit schichtlichem Kommentar, Verzeichnissen und Registern dem Orden einen längerfristigen Vertrag über ist in Arbeit. Kriegs-dienstleistungen mit einer bestimmten 21 S. Ekdahl, Kilka uwag o księdze żołdu Zakonu Anzahl von Spießen für eine bestimmte Anzahl Krzyżackiego z okresu „ Wielkiej Wojny" 1410-1411, „Za- von Jahren (zumeist etwa 10-15 Jahre) gegen piski Historyczne", 33, 1968, 3, S. 111-130. 22 Ebd., S. 115-123. Siehe auch die Soldbuchedition, Bezahlung in bar geschlossen hatten. Größere u.a. S. 4 (Anm. 28) und S. 12 f. Die wichtigsten Ergebnisse Geldsummen wurden bereits beim Abschluss des sind von M. B i s k u p, Das Problem der Söldner..., S. 52 Vertrages ausgezahlt, und auch später zeigte sich f. verwendet worden. der Orden großzügig. Zwar hatten diese Verträ- 23 Eine Ausnahme in dieser Hinsicht bildeten Matro- ge mehr oder weniger die Form eines Bündnis- sen, sog. Schiffskinder, die nach der Schlacht bei Tannen- berg in den Hafenstädten an der Ostseeküste angeworben ses zwischen dem Orden und dem betreffenden und als Burgbesatzungen verwendet wurden. S. E k d a h 1, Fürsten oder Adelsgeschlecht, aber das vermag „Schiffskinder" im Kriegsdienst des Deutschen Ordens von nicht die Tatsache zu verhüllen, dass es sich in der Schlacht bei Tannenberg bis zum Brester Frieden ( 1410- 1435), [in:] Kultur und Politik im Ostseeraum und im Nor- 25 den 1350-1450, hrsg. v. S. Ekdahl, „Acta Visbyensia IV. E. K u t o w s k i, Zur Geschichte der Söldner..., S. -symposiet för historiska vetenskaper 1971", Visby 518; S. E k d a h 1, Kilka uwag..., S. 114 (besonders Anm. 1973, S. 239-274. 17 ebd.); Soldbuch, S. 26. 24 S. E k d a h 1, Kilka uwag ..., S. 114. 26 Vgl. Staatsverträge, I, S. 75.

50 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409

Wirklichkeit um einen Solddienst spezieller Art also nicht gegen ihren Willen beispielsweise nach handelte27. Preußen beordert werden. Es handelte sich um Die pommerschen Herzöge hatten genau ein Treueverhältnis, die Adligen wurden als „die wie die Polen die wachsende Ausdehnung des Mannen" des Hochmeisters bezeichnet. Ihr Land- Deutschen Ordens nach Westen durch den Kauf wehrdienst war mit der entsprechenden Verpflich- der Neumark von König Sigmund von Ungarn tung des Ordens verknüpft, für entstehende Schä- 1402 aufmerksam verfolgt und sich Polen genä- den aufzukommen. Diese Sachlage versuchte der hert, zumal bereits eine Reihe anderer Reibungs- Orden zu ändern. Da er von beweglichen Heeres- punkte im Verhältnis zum Orden bestand28. Die- abteilungen, die sich auch außerhalb der Grenzen ser Annäherung versuchten die Hochmeister da- der Neumark einsetzen ließen, größeren Nutzen durch zu begegnen, dass sie Soldverträge mit pom- hatte, versuchte er, den Adel dazu zu bewegen, mer-schen Edelleuten schlössen und die Herzöge ein freies Dienstverhältnis zu akzeptieren, das selbst mit Darlehen und wirtschaftlich vorteilhaf- Dienstleistung gegen Sold, aber keine Ent-schä- ten Angeboten lockten. Die Beziehung zu Her- digung umfasste. Ein Teil der neumärkischen Rit- zog Swantibor III. von Stettin (Szczecin) gestal- terschaft ließ sich hierfür gewinnen, wobei Kom- tete sich relativ positiv, während dagegen Bogis- promissformen entstehen konnten. Eine davon sah law VIII. von Stolp (Słupsk), der 1403 einen Sold- halben Sold und Entschädigung im Schadensfall vertrag mit dem polnischen König geschlossen vor. Die große Mehrzahl der Edelleute der Neu- hatte, sich erst 1408 dem Orden näherte, ohne mark verhielt sich jedoch ablehnend und hielt an dabei mit Polen zu brechen. Mit Wartislaw VIII. ihren Privilegien und Rechten fest, weshalb die von Stettin-Wolgast gelang es Ulrich von Jungin- Anzahl der Söldner aus der Neumark, die Kriegs- gen am 28. Juli 1409, einen Dienstvertrag abzu- dienst in Preußen taten, relativ gering blieb. schließen, damit schien das Eis gebrochen. Drei Wochen später (am 20. August) wurden ähnliche Werbungen vor dem Krieg 1409 Bündnisse auch mit Swantibor von Stettin und Der Angriff auf Polen im August 1409 soll- Bogislaw von Stolp eingegangen. In Wirklich- te so lange wie möglich geheimgehalten werden, keit handelte es sich um S old vertrage besonderer um einen Überraschungseffekt zu erzielen. Dies Art, deren Be-stimmungen für den Dienst in den ist einer der wichtigen Gründe, warum der Deut- Vertragstexten sorgfältig festgelegt waren. Die sche Orden auf umfassende Werbungen freiwilli- anfänglich großen Erfolge des Ordensheeres im ger Hilfstruppen verzichtete, ein anderer ist die Krieg von 1409 und die Au ssichten auf Raub und Tat-sache, dass der Krieg nun einem christlichen Beute bildeten zusammen mit den finanziellen Gegner galt und eine Kreuzzugsstimmung unter Vorteilen der Verträge eine Verlockung, der sich der Ritterschaft im Reich und in Westeuropa des- schwer widerstehen ließ. halb nicht erzeugt werden konnte. Einen Waf- Durch die großzügige Aufnahme der jungen fengang mit dem südlichen Nachbarn scheint der Herzöge Kazimir von Stettin und Konrad (der Wei- Hochmeister schon nach den Verhandlungen mit ße) von Oels (Oleśnica) am Hof des Hoch-meisters den polnischen Gesandten in Elbing (Elbląg) am auf der Marienburg (Malbork) 1409 entstand eben- 9. und 10. Juni ins Auge gefasst zu haben, denn falls eine engere Beziehung zu diesen Fürstentü- diese verliefen aus der Sicht des Ordens sehr un- mern. So scheint der Herzog von Oels dem Orden befriedigend. Kurze Zeit darauf wurden zwei klei- gegenüber eine ähnliche Stellung eingenommen zu ne Gruppen von Werbern mit Pferden und Geld haben wie die pommerschen Herzöge. zur Deckung der Reisekosten ausgerüstet und auf Besondere Verhältnisse lagen in der 1402 den Weg gesandt. erworbenen Neumark vor29. Genau wie im Kul- Die erste Gruppe bestand aus Nammyr, ei- mer-land30 war die Ritterschaft dort nur verpflich- nem Diener des Hochmeisters, und Kunze, ei- tet, Kriegsdienst in Form von Landwehr inner- nem Diener des Komturs von Elbing31. Die In- halb der eigenen Grenzen zu leisten und konnte struktion für sie ist erhalten geblieben, deshalb wissen wir Näheres über ihren Auftrag, der sie in

27 Dazu ausführlich E. Kutowski, Zur Geschichte der Söldner. ..,S. 420-444. der Kriegsdienste im Kulmerland 1423/24.), „Preußenland", 2S Hier und zum folgenden vor allem E. Kutowski (ebd). 2,1964, S. 1-14, hier S. 7 ff. Vgl. ders., Das Dienstbuch des 29 Ebd. Kulmerlandes (1423/24), „Jahrbuch der Albertus-Universi- 30 Was das Kulmerland betrifft, siehe S. Ekdahl, Über tät zu Königsberg/Pr.", 16, 1966, S. 85-112, hier beson- die Kriegsdienste der Freien im Kulmerland zu Anfang des ders S. 104. 15. Jahrhunderts. (Mit einer Karte über die Verteilung 31 TB, S. 540, 546, 555, 560.

51 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL

Werbungs-angelegenheiten nach Stettin, Meißen, ähnliche Bestimmungen enthielt, wie die für Nam- Thüringen, Braunschweig und Lüneburg führen myr. Die Wahl des Begleiters sowie der Umstand, 35 sollte (siehe Quellenanhang). Der Orden wünschte dass Krop 200 Gulden Reisegeld erhielt , Nam- 36 den An-schein eines religiösen Kampfes zu wah- myr jedoch nur 100 Gulden , deutet darauf hin, ren, daher beginnt die Instruktion mit einer Schil- dass es sich um eine längere Werbungsreise han- derung des Aufstandes in Samaiten (Żmudź, lit. delte. Sie dürfte etwa am 12. Juni begonnen ha- Žemaitija) im Frühling 1409, der Haltung des li- ben, denn an jenem Tag nahm Barthus Zehrgeld 37 tauischen Großfürsten (Witold) dazu und („Zehrung") entgegen . Übrigens wurden die dem Schaden, der der Christenheit daraus erwach- Ehefrauen der beiden während der Abwesenheit sen würde. Nachdem er dies berichtet hatte, soll- ihrer Männer mit je 10 Mark vom Orden unter- te Nammyr Fürsten und Herren, Ritter und Knech- stützt38. te fragen, ob sie dem Orden Hilfe gegen die Un- gläubigen leisten wollten zur Ehre Gottes und Ankunft der ersten Soldtruppen der Heiligen Jungfrau und zum Trost der Heili- Am 16. Juli 1409 konnte Arnd von Baden, gen Christenheit. Das würde bedeuten, dass sie der Vogt der Neumark, von Schievelbein aus dem selbst die Kosten zu bestreiten hätten. Da aber Hochmeister von der Ankunft Nammyrs mit sei- nunmehr kaum jemand dazu bereit war, und der nen „Gesellen", d.h. Söldnern, berichten39. Sie Orden dieses wusste, enthielt die Instruktion de- seien am Tag zuvor in Dramburg (Drawsko) ange- taillierte Bestimmungen über die Werbung von 200 kommen, und wären vom Vogt nach Schievel- Spießen Söldnern, d.h. etwa 600 Mann: Item sal bein - ca 30 km nördlich von Dramburg - gelei- Nammyr obir al das deme homeister und syme tet worden. Nammyr hätte ihm erzählt, dass Mar- orden czweyhundert spyße off sold czu hulffe bren- tin Krop am 21. Juli mit „Gästen", ebenfalls Söld- gen, von guten rittern und knechten und mit gu- nern, Schlochau erreichen würde. Sie hätten je- tem harnasch wol gereten, und sullen officlichen doch nach der Aussage Nammyrs schlechte Pfer- spys eynen gewopenten und eynen schotczen, ey- de, weshalb der Vogt befürchtete, dass sie die nen jungen und sust eyn ledig pferd habin; und dazwischenliegende Heide nicht an einem Tag sal yo mit flyße dornoch seyn, das her sye mit würden durch-reiten können. Er würde sie des- namen czeychin, und das sie redelichin und wer- halb statt dessen durch das Gebiet des pommer- hafftig syn und wol gereten. Der Sold sollte 24 schen Herzogs ziehen lassen, Nachtlager bestim- (ungarische) Gulden pro Spieß und Monat betra- men, Futter besorgen und sie nicht mehr als vier gen. Unter allen Umständen - es herrsche Krieg oder fünf Meilen täglich reiten lassen. oder Frieden - erklärten sich Hochmeister und Die Söldner sind also nicht in der Neumark Orden bereit, die Söldner ein halbes Jahr lang zu geblieben, sondern weiter nach Osten zur Kom- bezahlen. Nammyr wurde ausdrücklich ermahnt, turei Schlochau gezogen, wie der dortige Komtur den Inhalt der In-struktion geheim zu halten32. am 26. Juli dem Hochmeister berichten konnte40. Die zweite Gruppe leitete Martin Krop, ein Am Tag davor hätten sie sich in Könitz (Chojni- Landesritter aus dem Kulmerland, der dem Or- ce) - etwa 15 km östlich von Schlochau - befun- den bereits verschiedene Dienste geleistet hatte den und in zwei Haufen geteilt, da sie nicht aus und vermutlich der polnischen Sprache mächtig demselben Gebiet stammten: wente sy nicht eyns war33. Sein Werbungsgebiet sollte vor allem Schle- landes seyn. Einer der Haufen sei nach Tuchel - sien (Śląsk) sein. Dies geht zwar nicht direkt rund 30 km südöstlich von Könitz - gezogen. aus den Quellen hervor, ist aber durch verschie- Der Komtur beklagte sich darüber, dass die Bür- dene Umstände ersichtlich. So war sein Begleiter ger von Könitz nicht genug Hafer für die Versor- Herr Barthus von Schmollen, ein Diener des jun- gung der Pferde hatten, so dass er ihnen welchen gen Herzogs von Oels, der sich ebenfalls am Hof leihen musste. des Hochmeisters Ulrich von Jungingen auf- Durch eine Angabe im Tresslerbuch erfah- hielt34. Wir können davon ausgehen, dass die ren wir von einem anderen von Martin Krop und (nicht überlieferte) Instruktion für Martin Krop

35 TB, S. 560: Boten uszusenden: item 200 ung. golden 32 Mertin Krop zerunge, als her us reyt noch den soldenern. Siehe Quellenanhang. 36 TB, S. 555. 33 1405 wurden ihm und anderen Landesrittern aus dem 37 TB, S. 540. Kulmerland Verluste an Pferden während des Gotland-feld- 38 TB, S. 546. zuges im vorangegangenen Jahr ersetzt: Item Mertin Kropp 39 OBA 1097. 12 m. (TB, S. 346). 40 34 OBA 1100. TB, S. 540, 555, 560 f., 563 f.

52 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409

Barthus von Schmollen nach Preußen gebrachten Bemerkungen über die Herkunft Söldnerhaufen, der 20 Spieße und einen Schüt- der Söldner zen (61 Mann) umfasste und unter dem Befehl Einige der im Tresslerbuch (TB) genannten von Herrn Segemunt Bomgart stand41. Am 2. Söldner lassen sich mehr oder weniger zuverläs- August waren die Söldner offenbar in Stargard in sig identifizieren oder jedenfalls landschaftlich der Neumark angekommen, denn an jenem Tag er- zu-ordnen, bei anderen sind weitergehende For- hielten sie dort Sold für 2 Monate. Als Dienstbe- schungen erforderlich46. In der folgenden alpha- ginn wird der 12. Juli angegeben, d.h. drei Wo- betischen Aufstellung der wichtigsten Namen chen zuvor. Dies ist so zu deuten, dass sie drei sind die pommerschen Herzöge und der bereits Wochen unterwegs gewesen sind, bevor sie Star- erwähnte Herzog von Oels mit seinem Diener gard erreichten. Ähnliche Regelungen finden sich Barthus von Schmollen nicht aufgeführt. Ob der im Jahr 141042. Der Name des Anführers ist wohl aus der Schlacht bei Tannenberg bekannte Ritter als Sigmund Baumgart zu lesen. Woher er stamm- Luppold von Köckritz aus Eschdorf bei Pirna in te, ist allerdings nicht bekannt. Sachsen dem Orden bereits 1409 auf eigene Ko- Der genannte Söldnerhaufen kann nicht mit sten gedient hat, ist nicht bekannt, aber doch sehr dem zuerst erwähnten identisch sein, der sich am wahrscheinlich47. 15. Juli in Könitz in zwei Haufen aufspaltete. Segemunt Bomgart (TB 563) gehörte zu den Vermutlich sind Martin Krop und Barthus von Söldnern, die Martin Krop und Herr Barthus von Schmollen ein zweites Mal ausgezogen, um wei- Schmollen angeworben hatten. Er befehligte 20 tere Söldner nach Preußen zu holen. Angaben im Spieße und 1 Schützen. Näheres über ihn wurde Tresslerbuch könnten für eine solche Deutung nicht ermittelt. 43 sprechen . Ritter Heinz von Borsnitz (her Heyncze Während des Krieges 1409 betrug die Soldhö- Borsnicz; TB 569) ist 1407 als Rat des Herzogs he 24 ungarische Gulden (siehe Nammyrs Instruk- Konrad III. von Oels belegt. tion) bzw. 11 Mark (Angaben im Tresslerbuch) Wenczlaw von Czechow (TB 567). Ob iden- pro Spieß und Monat. Im Herbst 1410 wurde die tisch mit dem schlesischen Geschlecht Tschetsch- Summe auf 12 Mark erhöht. Entsprechende Sold- ke („Czeczkaw", „Tczetczke")? berech-nungstabellen finden sich in der Edition Hinze von Czirn (auch Zirn, Tschirne etc.) 44 des Soldbuches von 1410/1411 . Leider ist für (Hincze von Czirn-, TB 563). Altes schlesisches das Jahr 1409 kein solches Rechnungsbuch über- Adelsgeschlecht. Ein Heinrich von Czirn, wohl 45 liefert . Es finden sich nur verstreute Angaben aus dem Weichbild Löwenberg (Lwówek Śląski), im Tresslerbuch über Geld, das den Söldnern bei war 1410 Söldner des Deutschen Ordens. der Einreise vom Vogt der Neumark geliehen Elger von Drolshagen (TB 568) stammte aus worden war, über Vorauszahlungen, Soldzahlun- einem westfälischen Geschlecht und wird als gen, Endabrechnungen, „Ehrungen" und „Ge- „Herr" bezeichnet. Er hat auch nach 1409 dem schenke" etc. bei verschiedenen Gelegenheiten, Orden Kriegsdienste geleistet und später auch oft ohne eine zeitliche Zuordnung. Eine chro-no- gegen diesen prozessiert48. Zusammen mit Wil- logische und zuverlässige Zusammenstellung über iam von Nesselrode hatte er 4 Spieße. Ankunft, Dienstzeit, Zusammensetzung und Ent- Ritter Eydewort aus Schlesien erhielt vom lohnung der verschiedenen Söldnerhaufen ist des- Orden 50 Gulden, um sich für den Kriegszug halb nicht möglich. (nach Dobrin) einzurichten (TB 553). - Dieser Ritter, dessen Name unterschiedlich geschrieben wird (Ey dew art, Eywart, Edewart, Edward etc.),

41 TB, S. 563: Soldener: zum irsten 448 m. und 8 scot den soldenem, dy Merten Krop und Barthus brochten, ge- geben zu Sthargart am fry tage vor Dominici [Aug. 2], of 2 46 Bei den Angaben konnte auf Vorarbeiten für Teil II monden; ir solt trit in in vigilia Margarethe [Juli 12] im der Soldbuchedition zurückgegriffen werden. 1409.jore und haben 20 spy se und 1 obry gen schoczen; her 47 S. E k d a h 1, Ein Brief des Ritters Luppold von Köck- Segemunt Bomgart ist houbtman. ritz an Hochmeister Ulrich von Jungingen vom April 1410, 42 S. E k d a h 1, Kilka uwag ..., S. 115-120; Soldbuch, [in:] Prusy-Polska-Europa. Studia z dziejów średniowiecza S. 25, 29. i czasów wczesnonowożytnych. Prace ofiarowane Profe- 43 TB, S. 540: item 6 m. Barthus s che des herzogen sorowi Zenonowi Hubertowi Nowakowi w sześćdziesiątą dyner zerunge, als in unser homeyster abir vorsante am piątą rocznicę urodzin i czterdziestolecie pracy naukowej, fry tage vor Margarethe [Juli 12]. hrsg. v. A. Radzimiński, J. Tandecki, Toruń 1999, S. 231- 44 Soldbuch, S. 19 ff. 247, hier S. 233. 45 Siehe die Ausführungen im Soldbuch, S. 10 f. 48 Dazu Soldbuch, S. 15, Anm. 77.

53 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL konnte nicht identifiziert werden, obwohl er vom stentum Teschen (Cieszyn) und Glogau (Głogów) Orden hoch angesehen war und in verschiedenen handeln. Quellen erscheint. Als die Verhandlungen des Ein Edelknecht Nostwitz (Nostwicz oder Hochmeisters am 1. August 1409 mit dem Erzbi- Noswicz) stammte aus Schlesien (TB 555). Ein- schof von Gnesen (Gniezno), dem Wojewoden von mal wurden er und her Eydewart vom Orden aus Kaiisch (Kalisz) und dem Hauptmann von Nakel der Herberge „gelöst", d.h. die Kosten wurden (Nakło) auf der Marienburg geführt wurden, wa- vom Orden übernommen (TB 554). Das ist ein ren auf Seiten des Ordens viele Ritter und Edel- Indiz dafür, dass sie etwa in derselben Gegend in knechte anwesend, nämlich her Edwar mit vii Schlesien beheimatet waren. soldenern, wie es in einer Denkschrift heißt49. Hans von Penzig oder Pentzig (Hannos von Ein Mitglied des schle-sischen Geschlechts von Penczk; TB 565) ist von seinem Namensvetter Zedlitz gehörte 1409 zu den von ihm angeführten Herrn Hans von Penzig zu unterscheiden. Das Söldnern: item 110 golden, dy her Eydewort am Geschlecht stammte aus der Oberlausitz, das Gut selben tage enpfing, vortan zu geben Czedelicz Penzig (Pieńsk) lag ca. 15 km nördlich von Gör- und andern synen gesellen (TB 566). Ein Herold litz. Möglicherweise kam Hans von Penzig aus Jäckel Münsterberg - offenbar aus dem gleichna- dem Fürstentum Oels, weil er in einem Gefange- migen schlesischen Fürstentum (Ziernbice) - wird nen-Verzeichnis von 1410 unter „Oels" aufgeführt in diesem Zusam-menhang ebenfalls genannt. ist. Er kam allein (of sich selber) mit 1 Spieß, als Herr Hans von Hackeborn {her Hannos von die anderen nach Hause reiten wollten. Hakborn; TB 564) war Herr von Priebus (Prze- Nickel von Ponickau (Nickel von Ponkow, wóz) in der Niederlausitz (Łużyce Dolne), etwa TB 564) war Untervogt in Bautzen und stammte 40 km nördlich von Görlitz (Zgorzelec). Er brach- also aus der Oberlausitz. Er und Yserstryt führten te dem Orden 13 Spieße. 48 Spieße und 1 Schützen nach Preußen. Ihre Lutulff Irrenberg (TB 567) war Begleiter von Dienstzeit begann am 22. Juli. Zwei Wochen spä- Opitz von Seydiitz und deshalb wohl Schlesien ter, am 6. August, befanden sie sich in Schlochau, Er hatte 1 Spieß. wo ihnen zunächst Sold für zwei Monate gezahlt Nickel von Kottwitz war Marschall des Her- wurde. zogs von Sagan (Żagań) und wird im Tressler- Nickel Poswicz (TB 563) ist wohl als Nickel buch (ohne Nennung des Namens) einfach als von Poschwitz zu lesen. Er dürfte Schlesier gewe- der marschalk (TB 569) oder des herzogen mar- sen sein. schalk vom Sagen (TB 571) bezeichnet. Vor al- Bei Hans von Rohrau (Hannos Roer, TB lem im Jahr 1410 war er einer der bedeutendsten 563) handelt es sich um ein im 18. Jahrhundert Söldnerführer des Deutschen Ordens50. Auch 1409 erloschenes uradliges schlesisches Geschlecht, das kam er mit syner geselschaft nach Preußen (TB 569). mit dem märkischen Geschlecht von Rohr und Opecz Krebelicz (TB 563). Möglicherweise anderen gleichnamigen Geschlechtern nicht zu identisch mit Opitz von Seydiitz, genannt Crebil- verwechseln ist. wicz (d.h. Krieblowitz bei Breslau/Wrocław). Scherweczel (TB 580) stammte vermutlich Ulrich von Landskrone ( Ulrich von Landis- aus dem Schweidnitzschen. Der Name wird in krone\ TB 563) entstammte einem Oberlausitzer anderen Quellen auch Scherwenzel geschrieben. Geschlecht. Schindel (TB 569). Schlesisches Adelsge- der marschalk s. Nickel von Kottwitz. schlecht, vor allem im Fürstentum Schweidnitz Jäckel Münsterberg (Jekel Monsterberg; TB (Świdnica) ansässig. Es kann sich etwa um Hans 566) war ein Herold, der die Söldner des Ritters von Schindel und Nickel von Schindel handeln, Eydewort begleitete. Der Name deutet darauf hin, denn diese beiden dienten im Jahr 1410 (ebenso dass er aus dem Fürstentum Münsterberg stammte. wie Herr Hape von Schindel) als Söldner des Wiliam von Nesselrode (TB 568) war Be- Deutschen Ordens. gleiter von Elger von Drolshagen. Michel von Schmolke (Michel Smolke\ TB Nickel von Niebelschütz (Nickel von Ne- 563) gehörte einem schlesischen Adelsgeschlecht welczicz; TB 564). Es dürfte sich um den 1390 an, das vor allem im Fürstentum Oels begütert geborenen Nickel (IX.) von Niebelschütz im Für- war. Ritter Nikolaus Schrank (her Schrank; TB 569) entstammte einem alten mährischen Adels-

49 geschlecht. Seine Reise nach Preußen Anfang OBA 1223, Blatt 5 recto. 50 S. E k d a h 1, Kilka uwag ..., S. 116, 126-129; Sold- September 1409 ist in den Görlitzer Ratsrech- buch, S. 26-33. nun-gen vermerkt.

54 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409

Opitz von Seydlitz (OpeczZydelicz; TB 567). An den Verhandlungen, die am 8. Oktober Schlesisches Geschlecht. Eine sichere Identifi- zum Waffenstillstand führten, nahmen u.a. auch zierung ist nicht möglich. Es könnte sich um Opitz der aus einem böhmischen uradligen Geschlecht von Seydlitz von Schönfeld oder um Opitz von stammende Janko von Chotienitz/Chotiemicz Seydlitz, genannt Crebilwicz (d.h. Krieblowitz (Chotczemicz), Hauptmann zu Breslau und bei Breslau), handeln. Schweidnitz, und der schlesische Ritter Hans von Bei Caspar von Stenicz (TB 563) ist der Fa- Schweinichen {Hannos vom Sweyne) teil51. Im milienname möglicherweise verschrieben für Jahr 1410 führte Janko Söldner nach Preußen. „Stewicz". Ein Kaspar von Stewicz diente 1410 Hans von Schweinichen wird 1410 nicht erwähnt, als Söldner des Deutschen Ordens und ist wohl wohl aber Ritter Meye aus demselben Geschlecht. identisch mit dem 1435 in einer Glogauer Urkun- Ob sie 1409 lediglich Unterhändler gewesen sind, de vorkommenden Kaspar von Stewitz. oder auch Söldnerführer des Ordens, geht aus Hans von Stewitz (Hannos Stewicz', TB 564) den erhaltenen Quellen nicht hervor. kam aus dem Fürstentum Brieg (Brzeg). Er hatte Von Interesse sind die Angaben in einem 3 Spieße. Brief des Komturs von Schweiz, Heinrich von Otto Supirsdorff {TB 563). Der Name leitet Plauen, an den Hochmeister vom 6. September sich möglicherweise von einem der beiden säch- 1409. Als Anlage des Schreibens fügt er Briefe si-schen Dörfer Saupsdorf (bei Pirna) oder Sau- seiner Verwandten von Plauen bei und bittet pers-dorf (bei Zwickau) ab. um Auskunft, wie er zu verfahren habe52. Mit Heyncze von der Syde (TB 565). Vielleicht ziemlicher Sicherheit handelt es sich um Angebo- ist das Geschlecht Seidel (Meißen und Schlesien) te, Solddienst für den Orden zu leisten. Was dar- gemeint. Da sich Herr Barthus von Schmollen - aus geworden ist, wissen wir allerdings nicht, da Diener des Herzogs Konrad (der Weiße) von Oels weitere Quellen, die hierüber Auskunft geben - für ihn einsetzte, als er verwundet („krank") könnten, nicht bekannt sind. war, mag er in dem Fürstentum Oels beheimatet Unter den Söldnern befinden sich keine gewesen sein. aus Westeuropa, von dem genannten Elger von Niclos Tyrgarte von Lipczen (TB 564). Das Drolshagen und einigen wenigen weiteren Per- Geschlecht Tiergart war nicht nur in Danzig, son- sonen abgesehen. Ein bayerischer Söldner Han- dern auch in Schlesien verbreitet. nus Huczenberger (TB 565) kam zu spät, um an Ritter Hans von Waldau {her Hannos von den Kampfhandlungen teilnehmen zu können. Ein Waldaw; TB 564) auf Königsbrück (bei Kamenz) Edelknecht Heynrich Kossin oder Kossyn (TB und - seit 1405 - auf Mückenberg (bei Lieben- 562 u. 569) war Rheinländer, er stammte aus Köln. werda) gehörte der bereits im 15. Jahrhundert Wer her Conrad Morer oder Murer war, der ei- ausgestorbenen Meißner Linie des Geschlechts an. nen Lautenspieler mit sich führte (TB 578 u. 584), Hans von der Wiese {Hannos von der We- ist nicht ermittelt worden. Ein Graf von Eberstein sen-, TB 566) zog zusammen mit dem jungen Her- befand sich offenbar im Heer des Hochmeisters zog Konrad („der Weiße") von Oels nach Preu- (TB 571), aber es ist ungewiss, ob er als Söldner ßen und diente während eines Monats als Söld- bezeichnet werden kann. Dasselbe gilt für einige ner mit 5 Pferden. Herolde, „Pfeiffer", Trompeter und Trommler Bei dem von Ylenburg eyme fryen herren, {trompe 1er), die gelegentlich erwähnt werden der mit dem borkgrafen von Norenberg her in (TB 577). Zwei Büchsenschützen (Kanoniere) aus qwam und qwam of solt (TB 566), handelt es Braunschweig nahmen neben anderen bochsen- sich vermutlich um Herrn Otto von Eulenburg- schotzen am letzten Kriegszug des Ordens im Sonnewalde (Sonnewalde in der Niederlausitz, September teil und wurden für ihre Dienste ent- etwa 70 km nördlich von Dresden und 40 km lohnt. Einer von ihnen ist namentlich bekannt, er westlich von Cottbus). Er war mit dem Burg- hieß Hermann Hutter (TB 574 u. 589). grafen von Nürnberg, Friedrich von Hohen-zol- lern, nach Preußen gekommen und gehörte zum 51 Staatsverträge, I, S. 75. Hofgesinde bzw. zu den Dienern des Königs von 52 OBA 1135. Es heißt u.a.: Erwirdiger liebir gnediger Ungarn. her homeister, euwern gnaden sende ich disse ingeslossene Yserstryt (TB 563) dürfte ebenso wie sein bryve, di mir myne vettern von Plowen gesant han, die Begleiter Nickel von Ponickau aus der Oberlau- euwir weysheit wol wirt vornemen, und bitte euwir gnade, mich tzu undirrichten, was euwir wirdikeit dorinne beheig- sitz stammen. Die beiden sind am 22. Juli 1409 lich ist; dornoch will ich mich gerne richten und in eyn mit 48 Spießen und einem Schützen in den Sold- antwert wedirschreiben. Und bitte euwir gnade, mir disse dienst des Deutschen Ordens getreten. ingeslossene bryve wedirtzusenden.

55 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL

An den Feldzügen, die von dem weit im geben, was sie ab Verlassen ihres Hofes benötig- Westen liegenden Ordensterritorium, der Neumark, ten, d.h. in erster Linie Unterkunft, Verpflegung ausgingen, beteiligten sich Söldner aus den pom- und Futter. mer sehen Herzogtümern. Der Vogt Arnold von Auch die „Mannen" des Hochmeisters hat- Baden führte in seinem Heer Mitte August vaste ten das gleiche Recht auf Versorgung während vil folkes, unde das meiste teil geste worn, als ihres Dienstes. Außerdem kam bei ihnen noch dy geschlechte umbe mich busessen. Von „den etwas Wesentliches hinzu, denn sie hatten das Mannen" des Hochmeisters (euwirn luthen), den Recht auf Schadenersatz, was ja bei Söldnern prin- neumärkischen Adligen, die in einem besonde- zipiell nicht der Fall war. Es heißt in dem ge- ren Treueverhältnis zu diesem standen, hatte er nannten Brief Arnd von Badens: Unde mus den dagegen bei dieser Gelegenheit nur etwa 100 Ge- allen unde ouch den euwern us der ganezen Mar- wappnete53. ke, wen sy us dem hus rythen, geben als das 55 Woher kamen nun diese vom Vogt genann- budorffen, unde den euwern vor schaden styn . ten geste („Gäste")? In seinem Brief vom 21. Wie bereits erwähnt, konnten die neumär- August werden sie recht ausführlich aufgezählt, kischen Adligen auch auf ihre Privilegien ver- zum Teil unter Angabe, um wie viele Spieße es zich-ten und in den Solddienst des Deutschen sich handelte54. Es stellt sich heraus, dass es Söld- Ordens treten. Dann waren sie auch in Preußen ner aus den pommerschen Herzogtümern waren, verfügbar, was im Interesse des Ordens lag. Für so beispielsweise 20 Gleven (Spieße) aus Kol- die Neu-märker war es keine leichte Entschei- berg (Kołobrzeg) und Köslin (Koszalin) und 10 dung, denn Verluste an Pferd und Ausrüstung Gleven, die Michel von der Elbe in die Neumark mussten sie in dem Fall selbst ersetzen, es sei geholt hatte. Aber auch viele bekannte pommer- denn, der Orden gab ihnen ein „Geschenk" oder sche Adelsgeschlechter mit zum Teil nicht uner- eine „Ehrung". Einige von ihnen haben jedoch heblichen Söldnerscharen werden genannt, so das Angebot angenommen. Bisweilen wurden Mitglieder der Geschlechter Borke, Drewitz, auch Kompro-misse geschlossen, indem nur die Blankenburg, Manteuffel, Podewil, Schorn und Hälfte des Soldes gezahlt, dafür aber Schadens- Monnichow und zwei Brüder Czinekow, Vögte ersatz geleistet wurde. Im Tresslerbuch heißt es von Besenhuse und Arnhuse (aus dem Gebiet des an einer Stelle: Item 1593 m. 21 s cot dem v oythe Herzogs von Stolp) mit ihren Haufen. Von den der Nuwenmarke, dy her den soldenern gegeben vier Mitgliedern des Geschlechts Manteuffel hat- hat, 105 spy se noch syner zedel uswysunge; etli- te allein Wilke 15 Gleven. Und die genannten chen gab man halben solt, den stunt man vor den 56 Adligen waren wahrscheinlich nicht die einzi- schaden . Sowohl 1409 als auch im folgenden gen. Der Vogt spricht von vielen Knechten mit Kriegsjahr 1410 werden „märkische" Söldner in 57 zwei Pferden, die er überall dorthin führen kann, Preußen in den Quellen erwähnt . wo der Hochmeister sie haben möchte: Ouch hatte ich vaste vil armer knechte czu 2 pherden, Der Kriegseinsatz der Söldner dy vorgeschreben geschlechte, unde ouch armer Soldtruppen nahmen 1409 an den meisten knechte ich euwern gnaden genuckfurn will, wo der Kriegszüge des Ordens teil. Die einzigen ir sy haben weit. Hinzu kamen Leute, die keine Ausnahmen finden sich auf den Kriegsschauplät- „Gäste", sondern „Mannen" des Hochmeisters zen im südlichen Teil der Komturei Osterode, in waren, die Aufgebote der Geschlechter Günters- Masowien und an der Grenze zu Litauen. berg und Wedel: Ouch so worn do dy Gonterber- Die Ordensburg Schlochau in Pommerellen geschen unde dy Wedeischen myt aller macht, war für die nach Preußen ziehenden Söldner der das euwer man syn. Genannt wird auch Heinrich wichtigste Sammelpunkt, wo sie gemustert und von der Goltz, der nicht zu den „Mannen" des registriert wurden und meist auch ihre erste Sold- Hochmeisters gehörte und als Hauptmann mit 20 zahlung erhielten. Von Schlochau wurden sie Gleven in Tütz zu-rückgelassen worden war. Es handelte sich also in einigen dieser Fälle um einen besonderen Kriegsdienst, für den nicht 55 Ebd. 56 nochmals Sold bezahlt werden musste. Dagegen TB, S. 565. 57 Was das Jahr 1409 betrifft, siehe TB, S. 569 (item 6 war der Vogt gezwungen, diesen Söldnern das zu m. minus 8 sol. vor her Heynrich von Gontersberg mit an- dern 5 Merkischen us der herberge z.u losen) und TB, S. 580 (item 2 V2 m. vor ochsen, dy dy Merkischen vorzerten. Item 53 OBA 1115. Brief des Vogts vom 21. August. 30 m. dem voithe der Nuenmarke, dy Merkischen us der 54 Ebd. herberge [zu] losen).

56 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409

da-nach je nach Bedarf und Möglichkeit auch Ein geplanter zweiter Kriegzug ab dem 28. auf andere Burgen westlich der Weichsel, wie August, als Herzog Wartislaw von Wolgast myt Könitz, Tuchel, Dirschau (Tczew) und Schwetz, alle syner macht erwartet wurde, wird ebenfalls gebracht. Dabei spielten nicht nur strategische, in dem genannten Brief erwähnt. Er sollte u.a. sondern auch versorgungstechnische Gesichts- über Filehne, Birnbaum und Meseritz (Świebod- punkte eine Rolle. Die Belastungen hierfür mus- zin) erfolgen und bei Landsberg (Gorzów Wiel- sten verteilt werden, um möglichst keine Engpäs- ko-polski) wieder in die Neumark führen. se bei der Versorgung mit Lebensmitteln, Heu Herzog Wartislaw erschien jedoch nicht, wie und Hafer entstehen zu lassen. Sobald die Heere aus einem Brief Baldewin Stalš, des Vogts von bei Kriegszügen die Landesgrenze überschritten Grebin, an den Hochmeister vom 5. September hatten, wurde es leichter, denn im Feindesland wa- hervorgeht61. Der Vogt der Neumark ist wohl aus ren die Heerscharen zum großen Teil „selbstver- diesem Grund zum Herzog geritten, während der sorgend", jedenfalls im Sommer und Herbst. Es ist Vogt von Grebin ohne ihn und ohne die erhoffte also nicht verwunderlich, dass diese Jahreszeiten Hilfe der Komture von Schlochau und Tuchel bei der Kriegführung bevorzugt wurden, so auch einen erneuten Versuch unternahm, (Deutsch-) in Preußen und Polen während des Krieges 1409- Krone zu erobern. Die Holzburg wurde drei Tage 141158. lang gestürmt, konnte aber nicht eingenommen werden. Statt dessen wurde Krone (auch die Die Kriegszüge in das nordwestliche Burg?) in Brand gesteckt. Auf die Nachricht hin, Großpolen von der Neumark aus dass sich die Polen bei Kallies (Kalisz Pomorski) Schon am 6. August hatte der Vogt der Neu- versammelten und drei Dörfer verbrannt hatten, mark in einem Brief an den Hochmeister seine ritt Baldewin Stal mit den besten „Mannen" des Bereitschaft erklärt, zusammen mit den neumär- Hochmeisters (mit euwern guthen luthen) durch kischen Adligen Heinrich von Güntersberg und Tütz und traf auf den Feind etwa anderthalb Mei- Henning von Wedel und einer Söldnerschar in len von Filehne im Königreich Polen. In der Polen einzufallen59. Wie oben erwähnt, erfolgte folgenden Feldschlacht wurden 500 Polen erschla- der Angriff am 16. August. Einige Tage später, gen, während von den Neumärkern nur ein Rit- - am 21. August, sandte der Vogt von Dramburg ter, Hen Janeke Block, das Leben verlor: der blep 62 aus einen Bericht an den Hochmeister von der tot in der spitcze . Dies ist eine kriegs-technisch gewaltlosen Übergabe der kleinen Städte (Mär- wertvolle Auskunft, die eine keilförmige Formie- kisch-) Friedland und Tütz und dem misslunge- nen Versuch, (Deutsch-)Krone zu erstürmen. In

Tütz hatte er 20 Gleven als Besatzung zurückge- 61 lassen. Von Woldenberg (Dobiegniew) aus woll- OBA 1132. Es heißt u.a.: Unde der voith us der Marke do nicht by was, sonder her was gerythen czu dem te er über Driesen (unter Zurücklassung von 20 herczogen von Wolgast, der myr [weder] vor der Crone, Gleven als Besatzung) nach Sieraków und Schwe- n[oc]h czu dem stryte ny czu hulffe qwam. rin (Skwie-rzyna) ziehen und diese beiden klei- 62 Ebd. nen unbefe-stigten Städte verwüsten, so dass die 63 S. E k d a h 1, Die „Banderia Prutenorum" des Jan Polen dort kein Feldlager einrichten konnten. Długosz - eine Quelle zur Schlacht bei Tannenberg 1410. Danach wollte er wieder nach Hause ziehen60. Untersuchungen zu Aufbau, Entstehung und Quellenwert der Handschrift. Mit einem Anhang: Farbige Abbildungen der 56 Banner, Transkription und Erläuterungen des Tex- tes, „Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, Philologisch-Historische Klasse", 3. Folge, Nr. s S. E k d a h 1, Das Pferd und seine Rolle im Kriegs- 104, Göttingen 1976, S. 14, Anm. 30. Im Abschnitt „Zur wesen des Deutschen Ordens, [in:] Das Kriegswesen, S. Funktion der Feldzeichen in mittelalterlichen Heeren" (ebd., -9-47, hier S. 36. Im 14. Jahrhundert hatten kurze und schnel- S. 8-30) werden auch weitere Quellenbelege für die Auf- le sog. Litauerreisen von Preußen aus auch im Winter statt- stellung von mittelalterlicher Kavallerie in Keilform ange- gefunden, als die Gewässer zugefroren waren und Vorräte führt (ebd., S. 12 ff.). Die Ausführungen wurden aufgegrif- auf Schlitten mitgefühlt werden konnten. Siehe dazu S. fen und erörtert von A. N a d o 1 s k i, Grunwald. Proble- E k d a h 1, Horses and Crossbows: Two important warfa- my wybrane, „Rozprawy i materiały ośrodka badań nau- re advantages of the in , [in:] The kowych im. Wojciecha Kętrzyńskiego", 115, Olsztyn 1990, Military Orders, Bd. 2: Welfare and Warfare, hrsg. v. H. hier S. 83-90. Siehe u.a. Anm. 381 auf S. 87. Vgl. dazu M. Nicholson, Aldershot etc. 1998, S. 119-151, hier S. 130 G o 1 i ń s k i, Some remarks on the issue of the tactical f- - Auch im Internet: http://www.deremilitari.org/RE- organization of knight forces (an addition to the recent hi- SOURCES/ARTICLES/ekdahl.htm story of Poland), [in:] Warfare in the Middle Ages, „Acta 59 OBA 1102. Archaeologica Lodziensia", 47, Łódź 2001, S. 67-70, hier 60 OBA 1115. S. 68.

57 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL

rung bei der Attacke der schweren Reiterei be- Die offenbar recht problemlose Einnahme legt63. von Bromberg hing nach der Aussage eines Or- Noch am 29. September schrieb der Vogt denschronisten damit zusammen, dass sich zu die- von Grebin an den Hochmeister, dass er verge- sem Zeitpunkt nur wenige Verteidiger dort be- bens auf eine Antwort des Herzogs von Pom- fanden. Der polnische Hauptmann unternahm mern gewartet hat. Dieser sei zum Markgrafen gerade zu jener Zeit einen Kriegszug in Richtung von Mähren geritten64. Schweiz. Dabei wurde er vom Heer der beiden Komture überrascht, und die Beute, die er ge- Die Kriegszüge von Pommerellen macht hatte (angeblich war auch der Komtur von nach Kuj awien Schwetz, , von ihm gefan- Der größte und wichtigste Kriegseinsatz der gengenommen worden), wurde ihm abgejagt. Die Deutschordenssöldner erfolgte von Pommerellen Ordenstruppen zogen weiter nach Bromberg, stürmten die an Verteidigern entblößte Burg und aus durch die Heere der Komture von Schlochau 68 und Tuchel. Wie anfangs geschildert, fühlte ein nahmen sie ein . Eine Söldnertruppe wurde dort erster Verwüstungskriegszug dieser Komture ab zurückgelassen, worauf das Ordensheer wieder dem 16. August eine Woche lang in die nord- nach Hause zog, um einen neuen Kriegszug ge- gen Nakel zu planen, um auch die dortige Burg polnische Grenzlandschaft Krain, ein zweiter ab 69 dem 26. August nach Kuj awien, wo die strate- zu erobern . Man wird davon ausgehen können, gisch wichtige Stadt und Burg Bromberg am 28. dass es sich bei der Besatzung vor allem um Söld- ner aus dem Herzogtum Oels handelte, denn ihr August erobert wurde. Unterwegs waren zwei 70 Städte des Erzbischofs von Gnesen, Zempelburg Anführer war Ritter Heinz von Borsnitz . Ihre (Sępolno) und Kamin (Kamień Krajeński), nie- Stärke wird in einem Brief Heinrich von Plauens 65 vom 3. September mit insgesamt 40 Mann guter dergebrannt worden . 71 Die Anzahl der Söldner an diesen Unter- werhaftiger manne angegeben . nehmungen wird groß gewesen sein, wie den Nun entzündeten sich aber zwei Konflikte Ausführungen des Thorner Annalisten zu entneh- zwischen dem Deutschen Orden und den Söld- men ist: Eodem tempore in die s. Augustini [Aug. nern, die in mehr als einer Hinsicht von Interesse 28] commendatores de Schlochow et Tucheil cum sind. Deshalb soll etwas näher auf sie eingegan- stipendiariis, quos domini vocaverant, obtinuer- gen werden. unt civitatem et Castrum Bromburg et capitane- um captivarunt cum pluribus nobilibus, et multos 68 Posilges Fortsetzer, [in:] Scriptores rerum Prussicamm, occiderunt, et retinuerunt Castrum populo suf- 3, S. 302. In diesem Zusammenhang sei auf das folgende ficenti et aliis necessariis bene muniendo66. Es soeben im Internet veröffentlichte Werk hingewiesen: M. handelte sich um Soldtruppen, die sich seit Ende Pelech, Heinrich von Plauen. Hochmeister des Deutschen Ordens 1410-1413. Selbstverlag des Autors. Copyright 1993, Juli auf den Burgen in Pommerellen befanden. In 2002 Markian Pelech. „Available at: http://plauen.pelech.org". einem Brief des Glockenmeisters von Marien- - Um die Datei zu öffnen, ist allerdings ein Kennwort erfor- burg vom 27. August findet sich ferner ein Beleg derlich, das dem Verf. (S.E.) noch nicht bekannt ist. dafür, dass schlesische Söldner mit 19 Pferden 69 OBA 1126. Brief des Komturs von Tuchel an den vor wenigen Tagen nach Schlochau gekommen Hochmeister vom 1. September 1409. Der Hochmeister wird und jetzt mit dem Komtur in den Krieg gezogen gebeten, dy Pomerener mit ihren guten Büchsen (Kanonen) 67 zu Hilfe zu senden. Damit sind wohl Soldtruppen aus Pom- waren . mern gemeint. Dieser Kriegszug dürfte jedoch nicht statt- gefunden haben. 70 OBA 1129. Brief des Komturs von Schwetz an den Hochmeister vom 3. September. Darin heißt es u.a.: zo wis- 64 OBA 1154. se euwir wirdige gnade, das der kompthur [von Tuchel] 65 Posilges Fortsetzer, [in:] Scriptores rerum Prus-si- eynen briefftzu mir gesant hat, sprechinde an her Heyntzen carum, 3, S. 302. Borsnitz, dem her das hus als eym howpthmanne bevolen 66 Annalista Thorunensis, [in:] Scriptores rerum Prus- hat, ... . sicarum, 3, S. 302. 71 Ebd.:..., zo will ich den egenanthen hern Heyntzen, 67 Sie hatten einen von ihnen, einen Edelknecht, von der selb 40 guter werhaftiger manne doruffist, uff dem huse Schlochau nach Marienburg geschickt, um den Orden lossen unde eynen bruder tzu im senden, aldo tzu blyben. - um etwas Soldvorschuss zu bitten, weil sie während des Weiter unten im selben Brief erwähnt der Komtur Herrn Marsches nach Preußen etliche Pferde verloren hatten: und Heinz mit syner geselschaft, der do ist 30 mit glevenyen. syrit be gerende, das man in etwas geldes czuvor off dy dy- Der Unterschied in den Zahlenangaben ist wohl so zu erklä- enste gebe, als man andern rittern und. knechten gethon ren, dass 30 Söldner mit Gleven, d.h. Spießen, und 10 Söld- hat, das sy sich do mete usrichten mochten, wend sy mey- ner mit anderen Waffen, vermutlich Armbrüsten, bewaffnet nen, das in etliche pferde off dem wege abgegangen synt. waren.

58 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409

Als die Burg Bromberg erobert wurde, fan- Der Vorfall charakterisiert das Bemühen der den die Ordenstruppen dort 20 Last Salz, das von Söldner um eine selbständige Stellung innerhalb zwei mit Beschlag belegten Thorner Weichsel- des Ordensheeres und ihre Auffassung, Dienst- schiffen stammte72. Vermutlich war die Konfis- mannen nicht des Deutschen Ordens, sondern des kation des Salzes eine Vergeltungsmaßnahme der Gebietigers zu sein, der ihnen den Diensteid ab- Polen für die im Juni 1409 in Ragnit (Ragneta, genommen hatte76. Ob eine solche Einstellung lit. Ragaine, russ. Njeman) erfolgte Beschlagnah- bei allen Söldnern des Ordens vorhanden war oder me von Schiffen mit kujawischem Getreide - ein ob sie durch den vorangegangenen Konflikt um Geschenk Jagiełłos für den litauischen Großfür- das Salz auf der Burg Bromberg verschärft wor- sten Vytautas (Witold) - auf Befehl des Hoch- den war, wissen wir nicht. 73 meisters . Nun forderten die Söldner einen An- Über die Söldner in Bromberg hat sich der teil an diesem Salz, einer Kostbarkeit, aber dies Komtur von Tuchel am 31. August beim Hoch- wurde vom Komtur von Tuchel mit der Begrün- meister beschwert. Es gab zwar redliche Leute unter dung abgelehnt, die polnische Burgbesatzung hät- ihnen, aber viele waren nach seiner Aussage bos- te sich nicht den Söldnern, sondern dem Deut- haft und unehrlich, begingen oft Diebstahl, „als schen Orden ergeben. Er und der Komtur von hätten sie Feuer am Hals", zeigten Unge-horsam Schlochau wollten jedoch dem Hochmeister die und wollten nicht unter dem Banner des Komturs endgültige Entscheidung in dieser Angelegenheit bleiben. Er beabsichtigte, diese aus dem Solddienst 74 überlassen . zu entlassen und sie wegzuschicken, denn der Wie sich Ulrich von Jungingen in der Frage Hochmeister werde wohl genug gute („biedere") äußerte, ist nicht bekannt, jedenfalls taucht die Leute bekommen: den habe ich willen, orlup czu Salzgeschichte in den Quellen nicht wieder auf, gebin und will sye lossen czyen, wenne euwer er- was vielleicht als ein Entgegenkommen zugun- wirdikeit wol bydirwer lute genug obirkumpt11. sten der Söldner gedeutet werden kann. Nun ent- Auf den weiteren Schriftwechsel soll nicht stand aber eine andere Auseinandersetzung, von im Einzelnen eingegangen werden. Die drohen- der Heinrich von Plauen in einem Brief an Ulrich de Auseinandersetzung wurde binnen weniger von Jungingen vom 2. September berichtet. Ihm Tage entschärft, indem beide Seiten Kompro- war vom Hochmeister befohlen worden, mit missbe-reitschaft zeigten. Nachdem der Komtur Kriegsleuten, Arbeitern und Ausrüstung von von Tuchel den Söldnern klar gemacht hatte, dass Schweiz nach Bromberg zu ziehen, um die erober- er dem Komtur von Schwetz unterstellt war, be- te Burg zu befestigen. Als er mit dem Aufgebot ließ dieser Heinz von Borsnitz mit seinen Leuten aus Landadel und Söldnern (mit mynen irbarn auf der Burg, und der Söldnerführer seinerseits luten unde gesten) dort erschien, um den Auftrag gestat-tete, dass ihm ein Ordensbruder als Vertre- zu erfüllen, musste er jedoch feststellen, dass der ter des Ordens zur Seite gestellt wurde78. Am 5. Komtur von Schlochau bereits eine starke Besat- September sprach sich Heinrich von Plauen in zung von Söldnern auf der Burg zurückgelassen einem Brief an den Hochmeister sehr lobend über hatte. Diese weigerten sich nun, die Burg an je- Heinz von Borsnitz aus. Dieser war nach Kö- mand anderen als den Komtur von Schlochau nitz geritten, um seinen dort untergebrachten abzutreten und wollten nur diesem gehorsam sein. (anderen) Söldnern den Befehl zu geben, von Sie lehnten auch ab, Ordensbrüder und -diener Könitz nach Schwetz hinüberzuwechseln79. auf der Burg aufzunehmen75. Diesen Wunsch hatte Heinrich von Plauen wie- derholt geäußert.

72 OBA 1123. Brief des Komturs von Tuchel an den 76 E. K u t o w s k i, Zur Geschichte der Söldner ..., Hochmeister vom 31. August 1409. Vgl. dazu Posilges Fort- S. 459 f. setzer, [in:] Scriptores rerum Prussicarum, 3, S. 302. 77 OBA 1123. Siehe dazu beispielsweise R. Krumbholtz, Sa- 78 OBA 1129. maiten und der Deutsche Orden bis zum Frieden am Mel- 79 See Alt reußische OBA 1134. Auf einem beigefügten Zettel wird die m ' " P Monatsschrift", 27, Heft 1, S. 73 u. Söldnertruppe des Herrn Heinz von Borsnitz wie im Brief »0. Eine eingehende Untersuchung dieses Vorfalls steht noch vom 3. September (OBA 1119) mit 40 Mann, er selbst aus. inbegriffen, angegeben: Ouch wisse uwir gnade, das her 4 OB A 1123. In der Korrespondenz wird zwischen den Heyntze von Borsnitz willig und des vro ist, uff dem huse Komturen von Schlochau und Tuchel nicht immer scharf Bromburg tzu bleyben mit syner gezelschaft zelb 40, den ich unterschieden. Kutowski folgert hieraus mit Recht, dass ouch di koste mus geben. Unde her ist selbir gerytten tzur beide gleichberechtigt waren; ders., Zur Geschichte der Conitz und den andern synen gesellen bevelen will, heer Söldner..., S. 459, Anm. 5 75 tzur Swetz tzu komen und hi tzu liggen; unde her will thun OBA 1128. was her sal.

http://rcin.org.pl 59 SVEN EKDAHL

Über die einen Monat später, am 6. Oktober, dass sich der oben erwähnte Söldnerführer her erfolgte Rückeroberung von Bromberg durch das Edwar oder Eydewort beim Hochmeister aufge- Heer des polnischen Königs weiß der Thorner halten hat, ebenso wie Herr (Otto) von Eulenburg, Annalist zu berichten. Die Verteidiger wehrten sich von dem es im Tresslerbuch heißt, dass er nach zunächst so heftig, dass mehr als 200 der Angrei- Preußen gekommen war, um als Söldner zu dienen fer getötet wurden, als dann aber der Ordensbru- (er qwam ofsoltf3. Der junge Herzog Konrad (der der auf der Burg durch einen Pfeil getötet wurde, Weiße) von Oels war kein Söldner im engeren gaben die Söldner auf und über-ließen dem König Sinn, wohl aber kann man ihn im weiteren Sinn Bromberg gegen freien Abzug mit Waffen und an- als solchen bezeichnen. Für den Kriegzug (of dy deren Zugehörigkeiten: Postea vero infesto s. Mi- reyse) erhielt er vom Orden Geld für verschiedene chaelis [Sept. 29] rex congregata magno exercitu Stoffe für u.a. Hose, Wap-penrock und Joppe84. venit Wladislaviam et circa festum Francisci [um Der ebenfalls junge Herzog Kasimir von Stettin Okt. 4] vallavit Castrum Bromburg. Et in castro bekam 1409 einen kostbaren Mantel, der Zeitpunkt fuit unus de ordine dominorum capitaneus cum ist nicht bekannt85. Weitere Beispiele ließen sich multis stipendiariis advenis, qui valde se defende- anführen86. Wir wissen jedoch so gut wie nichts runt et Castrum, ita quodplures quam 200 de exer- über den Einsatz dieser auswärtigen Kriegsleute citu regis interfecerunt. Sed casu eorum capita- während des Feldzuges in Dobrin. Ansonsten gibt neus ordinis dominorum sagitta est interfectus. Quo es eine Fülle von wertvollen Angaben im Tressler- mortuo stipendiariis amplius se periculis expone- buch und in anderen Quellen, die gerade in diesem re nolentes Castrum régi dederunt, sie quod ipsi Zusammenhang Licht auf die „logistische" Vorbe- cum armis et rebus suis libere ab see sserun t80. reitung und praktische Durchführung eines Kriegs- zuges im Mittelalter werfen87. Das ist ein großes,

Der Kriegszug nach Dobrin 83 Der Hauptstoß des Deutschen Ordens im TB, S. 566. 84 TB, S. 559 (ohne Zeitangabe): Item 8 m. 8 scot vor25 Krieg 1409 richtete sich gegen Dobrin und be- elen [Ellen] gewandes dem jungen herzogen von der Oise gann, wie anfangs erwähnt, am 16. August mit of dy reyse. Item 3V2 m. 2 scot dem selben vor blo lywant dem Überschreiten des Grenzflusses Drewenz bei [blaues Leinentuch] vor bokezin [aus ital.: bocassino; „Dop- Strasburg. Auf die Hauptereignisse ist bereits kurz pelfutterbarchent"] undvorsyde [Seide]. - TB, S. 572: Item eingegangen, sie sollen hier nicht ausführlicher 2V2 m. vor gewant zu hosen und vor tafft zum wopenrocke und vor bokezin und bomwolle zur jope dem herzogen; erörtert werden, denn Söldner dürften bei diesem Barthusch nam das gelt am obende Laurencii [Aug. 9]. - Kriegszug nur in begrenztem Umfang teilgenom- Im Tresslerbuch erfährt man übrigens auch einiges über die men haben. Als der Hochmeister nach der Ein- Ausrüstung des Hochmeisters Ulrich von Jungingen, so nahme von Zlotterie nach Thorn kam, wurden wurde ihm außer Waffen, Wappen, Kleidung, Fahnen etc. ein Flaumfedernbett (pflumfederbette) besorgt; TB, S. 562. Söldner, die sich dort befanden, aus den Herber- 85 gen „gelöst", d.h. die durch sie entstandenen Ko- TB, S. 585: Item 2V2 m. 4 scot vor 8 elen swarz gewant 81 dem jungen herzogen von Stetyn zum rocke [Mantel]. Item 4 sten wurden vom Orden ersetzt . Wahrschein- scot vor schrotlon und schulon. Item 4 m. 1 fird. vor 1 voch- lich hatten sie während des Feldzuges als Rük- synne futer [Fuchspelz-Futter] under den selben rok. kendeckung und Verstärkung in Thorn Dienst 86 Dem Herzog von Wolgast wurde u.a. ein Kriegspferd getan. Die Burg Nessau (Nieszawa) am anderen im Wert von 18 Mark geschenkt; TB, S. 556. 87 Weichselufer gegenüber der Stadt wurde von Söld- Genannt sei hier nur das „Elbinger Kriegsbuch" mit Aufzeichnungen über die Kriegsdienstleistungen der nern verteidigt, wohl insgesamt 33 Spießen und 1 Bevölkerung der Stadt, in den Jahren 1384 bis 1409: Liber Schützen, von denen jedenfalls die meisten zur initiatus anno domini LXXXII1I continens reisas et clamo- 82 „Gesellschaft" des Segemunt Bomgart gehörten . res. Archiwum Państwowe w Gdańsku, 369, l/R 44. Die Sicherlich gab es auf dem Kriegszug nach letzten Seiten (57-67) betreffen den Kriegszug nach Do- Dobrin in der Umgebung Ulrich von Jungingens brin, an dem Aufgebote von zwei „Maien" der Stadt be- hochrangige Begleiter, die nicht aus Preußen ka- teiligt waren. Die Eintragung auf S. 57 lautet: Reyse anno domini XIIIT1X""' do gyng ober dy gantze stat, angehoben men, aber hier muss die Frage gestellt werden, wel- an her Tideman Werkmeister, unde karthe widder an her che von ihnen Söldner waren. Es ist zu vermuten, Tideman Werkmeistere unde gyng us am suntaghe nehest vor assumpeionis Marie [Aug. 11] uff dy Polen, uffDobe- ryn, unde woren usse 4 wochen ane einem tage [d.h. bis 80 Annalista Thorunensis, [in:] Scriptores rerum Prus- Sept. 7], unde dis was dy erste maye: [...]. - Auf S. 62 sicarum, 3, S. 304. beginnt die Eintragung über das Aufgebot aus der zweiten 81 TB, S. 571: Item 19 m. 7 scot vor dy soldener zu „Maie". Was Thorn betrifft, vgl. I. Janosz-Bisku- Thorun us den Herbergen zu losen, als der meyster von der p o w a, Materiały dotyczące udziału Torunia w wyprawie Slotterye qwarn, dy ouch der monezmeyster usgab. krzyżackiej na ziemią dobrzyńską w r. 1409, „Zapiski Hi- 82 TB, S. 568; vgl. dazu S. 563. storyczne", 25, 1960, 2, S. 83-101.

60 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409 eigenes Thema, auf das hier nicht ein-gegangen Segemunt Bomgart - 20 Spieße und 1 Schüt- werden soll. zen (TB 563) Yserstryt und Nickel von Ponickau - 48 Spie- Der letzte Kriegszug (der „Kujawische") ße und 1 Schützen (TB 564) vor dem Waffenstillstand Herr Hans von Hackeborn - 13 Spieße (TB Nach dem Erfolg in Dobrin zog Ulrich von 564) Jungingen am 30. September zum zweiten Mal Hans von Stewitz - 3 Spieße (TB 564) mit einer großen Streitmacht ins Feld, diesmal Elger von Drolshagen und Wiliam von Nes- auf der westlichen Seite der Weichsel in Rich- selrode - 4 Spieße (TB 568) tung Süden88. Zu einer kriegerischen Auseinander- Heinrich von Güntersberg - mit andern 5 setzung kam es jedoch nicht, weil es den Unter- Merkischen (TB 569) händlern König Wenzels von Böhmen nach har- Bei einigen größeren Soldzahlungen wird ten Ver-handlungen an der Grenze nach Polen nur die Truppenstärke angegeben: gelang, am 8. Oktober einen Waffenstillstand bis Soldzahlung am 21. September an 263 Spieße zum 24. Juni des kommenden Jahres auszuhan- und 283 „überzählige Schützen" - d.h umgerechnet deln. insgesamt 357 Spieße und 1 Schützen - in Könitz, Mit Sicherheit befanden sich viele Soldtrup- Friedland, Tuchel und Schwetz (TB 564 f.) pen bei diesem Feldzug im Heer des Deutschen Soldzahlung am 25. September an 202 Spie- Ordens. Der Marsch führte ja durch Pommerel- ße in Dirschau (TB 566) len, wo die meisten der Ordenssöldner auf den Soldzahlung am 18. Oktober an 370 Spieße Burgen und in den Städten untergebracht waren. in Schlochau, Tuchel und Schwetz (TB 565) Es war leicht, sie von dort heranzuziehen, und Soldzahlung ohne Zeitangabe an 105 Spie- vermutlich hat diese Überlegung bei der Kriegs- ße in der Neumark (TB 565) planung des Hochmeisters eine nicht unwesentli- Die (umgerechnet) 357 Spieße und 1 Schüt- che Rolle gespielt. zen, die am 21. September ihren Sold erhielten, werden von Kutowski bei seiner Zusammenzäh- Die Stärke der Soldtruppen lung mit Schweigen übergangen. Falls er sie nicht Wie Ernst Kutowski mit Recht festgestellt übersehen haben sollte, betrachtet er sie vielleicht hat, lässt sich die Zahl aller im Jahr 1409 verwen- als identisch mit den 370 Spießen, die am 18. Okto- deten Söldner „aus den unbestimmten Angaben ber entlohnt wurden und lässt sie deshalb außer Acht. des Tresslerbuches, das unsere sicherste Quelle Die Beispiele zeigen, wie groß die Unsi- hierfür ist, nur schätzungsweise feststellen"89. Bei cherheitsfaktoren sind. Die von Kutowski errech- seinen Berechnungen bedient er sich der einfa- nete Zahl 800 Spieße kann deshalb nur als grober chen Methode, die im Tresslerbuch genannten Richtwert für die Stärke der Soldtruppen des Deut- Spieße zusammenzuzählen, obwohl viele damit schen Ordens 1409 angesehen werden. ver-bundene Probleme ungeklärt sind. Die von ihm errechnete Zahl 761 Spieße und 2 Schützen Bemerkungen über die Soldzahlungen erhöhte er auf 800, „da einzelne kleine Posten Die unter den Söldnern beliebteste Münze und ganz allgemein gehaltene Angaben des Tress- war der ungarische Gulden, er war die am weite- lerbuches nicht berücksichtigt sind"90. sten verbreitete und bekannteste „harte" Währung Über die Zusammensetzung, Stärke und in Ostmitteleuropa zu jener Zeit. Deshalb wird Anführer der Soldtruppen aus den pommerschen der Monatssold in Nammyrs Instruktion in ungari- Herzogtümern und aus der Neumark ist bereits scher und nicht in preußischer Währung angege- oben einiges gesagt worden. Sonst gibt es nur ben und deshalb erwirkte Hochmeister Ulrich von wenige konkrete Angaben, aus denen sowohl die Jungingen im Jahr 1410 von König Sigmund von 92 Namen der Söldnerführer als auch die Anzahl Ungarn die Erlaubnis, Gulden prägen zu dürfen . ihrer Spieße hervorgehen91:

92 Druck der Urkunde bei E. W a s c h i n s k i, Die 88 Der Marschweg lässt sich anhand der Angaben im Münz- und Währungspolitik des Deutschen Ordens in Preu- Tresslerbuch, vor allem auf S. 580, rekonstruieren. ßen, ihre historischen Probleme und seltenen Gepräge, (Der 89 E. K u t o w s k i, Zur Geschichte der Söldner..., S. 460. Göttinger Arbeitskreis, Veröffentlichung Nr. 60), Göttin- 90 Ebd., S. 461. gen 1952, Anhang 3, S. 228 f. Als König Sigmund am 2. 91 Hans von Penzig (TB, S. 565) und Lutulff Irrenberg August 1410 die Urkunde ausstellte, war Hochmeister Ul- (TB, S. 567) hatten jeweils nur 1 Spieß, Hans von der Wiese rich von Jungingen allerdings bereits tot, gefallen in der (TB, S. 566) hatte 5 Pferde. Schlacht bei Tannenberg (15. Juli).

61 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL

Als der Hochmeister den Herzog von Oels ehren der (umgerechnet) 357 Spieße und 1 Schützen, wollte, kaufte der Münzmeister von Thorn aus die am 21. September Sold erhielten, wurden 3024 demselben Grund 1000 Gulden für 516 Mark und Mark mit Herrn Jacob Birkenrode nach Schloch- 16 Scot preußischen Geldes93. (Mark und Scot au gesandt (TB 564 f.). Weitere 1000 Mark ließ waren keine geprägte Münzen, sondern Rech- der Tressler einen Herrn Hartmann dem Herrn nungsmünzen; geprägt wurden Halbscoter, Schil- Jacob Birkenrode nach Schwetz bringen und linge, Vierchen und Pfennige). Gängige Zahlungs- schließlich sandte der Münzmeister von Thorn mittel waren aber auch der böhmische Groschen im Auftrag des Tresslers 1000 Mark in frisch ge- und der preußische Schilling. Von den Schillin- prägten Schillingen nach Schwetz (TB ebd.). Für gen ent-sprachen 60 einer Mark94. die Bezahlung der 202 Spieße in Dirschau am 25. Da der Sold in bar ausgezahlt wurde, mus- September wurden 4444 Mark von der Marien- ste am Zahltag Geld in ausreichender Menge vor burg dorthin transportiert (TB 566); bei der letz- Ort sein. Meistens wurde es aus der Schatzkam- ten Soldzahlung am 20. Oktober erhielten diesel- mer („Tressel") auf der Marienburg oder vom ben Söldner 3333 Gulden (TB ebd.). Die 370 Münz-meister in Thorn in besonders angefertig- Spieße in Schlochau, Tuchel und Schwetz wur- ten Kisten von Fuhrleuten mit Pferd und Wagen den am 18. Oktober mit 9739 Gulden und 4 Scot zu der Burg transportiert, wo die Löhnung statt- entlohnt „und teilweise beschenkt" (TB 565). Für finden sollte95. Die Reise- und Transportkosten die 105 Spieße in der Neumark hat der dortige sind im Tress-lerbuch vermerkt96. Wenn es sich Komtur 1593 Mark und 21 Scot ausgelegt (TB um größere Münzmengen handelte, waren der 565). Tressler, der Münzmeister, der Komtur oder an- Die vielen „Ehrungen" durch den Hochmei- dere Mitglieder des Ordens oder besondere Ver- ster können als eine besondere Art der Soldzah- trauenspersonen sowie Schreiber anwesend, die lung betrachtet werden. Eine solche „Ehrung" für anhand von Zetteln und Verzeichnissen die Sold- den Herzog von Oels betrug 1000 ungarische höhe der verschie-denen Söldnertruppen errech- Gulden (TB 571). Viel Geld erhielten auch die neten, eine sicherlich nicht immer einfache und pommerschen Herzöge. 1000 Schock böhmischer dankbare Aufgabe97. Groschen, d.h. 1500 Mark, wurden als Geschenk Wenn reines („lötiges") Silber für die Entloh- des Hochmeisters nach dem Bündnis vom 28. nung der Söldner verwendet werden sollte, wurde Juli 1409 nach Danzig transportiert, um von dem es zunächst von Marienburg nach Thorn gebracht, Bürgermeister von Stralsund für Herzog Wartis- um dort eingeschmolzen und zu Schillingen ge- law VIII. von Wolgast in Empfang genommen zu münzt zu werden. Wechselkurse und Kosten für werden (TB 566). Dafür und für 2000 weitere die Arbeit sind ebenfalls im Tresslerbuch vermerkt. Schock geliehenen Geldes verpflichtete sich Für das Einschmelzen einer Mark lötigen Silbers Wartislaw u.a., während 10 Jahre dem Hochmei- waren 4 Pfennige (denarii) zu zahlen98. ster gegen den üblichen Sold für seine Ritter und Einige größere Soldzahlungen mögen hier Knechte Kriegshilfe zu leisten99. als Beispiele genannt werden. Für die Entlohnung Mit den Herzögen Swantibor III. von Stettin und Bogislaw VIII. von Stolp schloss Ulrich von 93 TB, S. 571. Jungingen am 20. August 1409 einen Bündnis- 94 Zu den Münzsorten und Währungen siehe Soldbuch, und Pfand vertrag. Darin bestätigten die Herzöge S. 17 ff. 95 Vgl. TB, S. 580: item 8 sol. vor 2 kästen von Dirsaw den Empfang von je 2000 Schock böhmischer ken Marienburg zu füren, dor inne man das gelt den solde- Groschen, die ihnen auf der Burg Schlochau aus- 100 nern fürte. gezahlt worden waren . Dafür gelobten sie 96 Ein paar Beispiele unter vielen: Item 1 m. 16 scot Kriegshilfe 8 Tage und 2 oder 3 darüber auf eige- eyme furmanne, der dy irsten 3024 m. ken der Konicz fürte. ne Kosten (off unsere eigene koste, czerunge und Item 1 m. her Hartman zerunge, als her 1000 m. von der schaden), allerdings gegen Zahlung von 100 Swecze her Jokup Birkenrode brochte. Item 14 scot eyme furmanne, der dy 1000 m. vom monzmeyster von Thorun Schock Groschen für jeden der Teilnehmer am ken der Swecze fürte (TB, S. 565). Kriegszug. Sollte danach jemand bereit sein, für 97 Vgl. Soldbuch, S. 10 ff. den Orden zu reiten, so hätte er Anspruch auf die 98 Item 2 m. 2 scot eyme furmanne, der das irste silber, übliche Entschädigung durch den Hochmeister101. das us dem treszel qwam, ken Thorun fürte. Item 7 m. 3fird. und 20 den., 1400 m. lotigis silbirs ofzuseczen, dy us dem treszel qwomen, yo von der mark 4 den. Item IV2 m. eyme furmanne, der das ander silber ken Thorun fürte. Item 12V2 99 Staatsverträge, I, Nr. 68, S. 70 f. m. 6 sol. vor 2268 m. und lfird. lotigis silbirs of zusetzen, yo 100 Ebd., Nr. 69, S. 71 ff., hier S. 72. von der mark 4 den. (TB, S. 579). 101 Ebd., S. 72.

62 http://rcin.org.pl SOLDTRUPPEN DES DEUTSCHEN ORDENS 1409

Außerdem brachte der Ordens spittler am 30. Sep- sehen groschen, das ouch us dem treszel qwam tember nicht weniger als 6000 Mark nach Schloch- am donrstage vor Michaelis [Sept. 26]; dy gro- au als „Ehrung" für die Herzöge von Stettin und schen worden zu 20 den. gerechent. Stolp - 3000 Mark für jeden von ihnen. Für den [3] Item 7000 m. minus 52 m. enpfangen, dy Transport der schweren Geld-kisten von der ouch us dem tresel qwomen schillinger, am tage Marienburg waren zwei Fuhrleute mit sechs Pfer- Luce ewangeliste [Okt. 18]. den acht Tage unterwegs, die Rückreise mitge- [4] Item 25556 golden, dy ouch us dem tres- rechnet102. zel qwomen am tage Luce ewangeliste [Okt. 18]. Zählt man die Summen zusammen, ergibt Die Kosten für die Soldtruppen das 45996 Mark, wenn man - wie Kutowski - 106 im Krieg 1409 zwei Gulden als eine Mark rechnet . Wahr- Auf dem Titelblatt des Tresslerbuches, ei- scheinlich ist es sogar etwas mehr, denn im Som- nem „Vorstoßblatt" aus Pergament, befindet sich mer 1409 hat der Münzmeister von Thorn beim Ankauf von 1000 Gulden für den Herzog von ein Nachtrag mit Angaben über Gold, Silber und 107 Geld, das während der Amtszeit des Hochmei- Oels 516 Mark und 16 Scot ausgeben müssen . sters Ulrich von Jungingen dem „Großen Tres- Wie zuverlässig ist nun diese Gesamtsum- sel" auf der Marienburg entnommen worden ist103. me? Kutowski bezweifelt sie unter Hinweis dar- Von besonderem Interesse in unserem Zusammen- auf, dass er bei einer Zusammenzählung der ein- 104 zelnen Angaben im Tresslerbuch über Ausgaben hang ist die folgende Eintragung : 108 Soldener im kryge ken Polan für die Söldner nur auf etwa 22 500 Mark kommt . [la, lb] Item 7900 mark s chilling er als man Dabei hat er aber offenbar einiges übersehen, denn der Verfasser dieser Zeilen errechnet rund 10 000 irsten dy soldener offnam und 2469 mark 9 scot 109 lotiges silbers. Mark mehr . Trotzdem bleibt eine größere Dif- [2] Item 3618 mark und 16 scot lotiges sil- ferenz zu der oben angegebenen angeblichen bers und 2500 schok der sweren groschen. Gesamtsumme 45 996 Mark. Auf die Frage, wie [3] Item 7000 mark minus 52 mark schil- sie zu deuten ist, gibt es keine eindeutige Ant- linger ouch off dy soldener. wort. Erinnert sei nur daran, dass sich der Hoch- [4] Item 25556 golden als man dy soldener meister und der Orden in der Instruktion für Nam- off das leczte aberichte am tage Luce ewangeli- myr verpflichtet hatten, die Söldner unter Um- ständen ein halbes Jahr lang zu bezahlen, unab- ste im 1409. jore [1409, Okt. 18]. 110 Diese Zahlen finden eine Bestätigung auf S. hängig davon, ob Frieden herrsche oder nicht . 519 des Tresslerbuches, wo sie als Einnahmen Es steht auch nicht fest, ob die Herren von Plauen 105 1409 zum Kriegsdienst herangezogen worden sind des Hochmeisters aus dem Tressel verbucht sind : 111 [la] Item 7900 m. schillinger haben wir en- oder nicht . Im Jahr 1410 wurden sie es, jedoch ohne deshalb in das Soldbuch des Deutschen Or- pfangen, dy us dem très zel qwomen; is s olden syn 112 gewest 8000 m., sunder 100 m. ging an der wicht dens eingetragen zu werden . Jedenfalls beleuch- abe, das dy aide monze swerer was denne dy nuwe. tet dieses Problem die Schwierigkeiten, sowohl [lb] Item 5761 m. und 21 scot haben wir die Stärke der Soldtruppen als auch die durch sie enpfangen vom monzmeyster vor 2469 m. und 9 entstandenen Kosten im Jahr 1409 zu errechnen. scot lotigis silbirs, das ouch us dem treszel qwam, yo vor 1 m. lotig 1 m. 8 scot prusch. Ausblick auf das Kriegsjahr 1410 [2] Item 12609 m. 2 scot 20 den. vom monz- Im darauffolgenden kriegsentscheidenden meyster enpfangen vor 3618 m. und 16 scot loti- Jahr 1410 konnte der Deutsche Orden bei seinen gis silbers und vor 2500 schok der sweren bemi- Söldnerwerbungen auf dem Netzwerk aufbauen,

106 E. K u t o w s k i, Zur Geschichte der Söldner..., S. 461. 102 TB, S. 567: Item 3000 m. ouch dem selben herzogen m TB, S. 571. von der Stolpe, do mete in unser homeyster erete; das gelt 108 E. K u t o w s k i, Zur Geschichte der Söldner..., S. 461. fürte ouch der spitteler ken Slochaw am montage noch Mi- 109 Vermutlich hat Kutowski die etwas „versteckten" chaelis [Sept. 30]. Item 2 V2m. 4 scot 2 furluten vor dy 6000 Summen 2061 m. (TB, S. 564) und 9750 m. und 5 fird. (TB, m. ken Slochaw zu füren, als 3000 m. dem herzogen von S. 565) übersehen. Stetyn und 3000 m. dem herzogen von der Stolpe; hatten 6 110 Siehe Quellenanhang. pfert und waren 8 tage usen. 111 Vgl. OBA 1135; Brief des Komturs von Schwetz 103 TB, S. 598 f. (Heinrich von Plauen) an den Hochmeister vom 6. Septem- 104 Ebd., S. 599. ber. Siehe dazu oben. 105 Ebd., S. 519. 112 Soldbuch, S. 14 und Anhang 4 auf S. 154 f.

63 http://rcin.org.pl SVEN EKDAHL

das er 1409 geschaffen hatte. Die Anzahl der Sold- uswysunge der brieffe, die herczog Wythawt dem truppen war nun erheblich größer als im Vorjahr, homeister dorobir gegebin hat, umbegethan ha- und entsprechend höher waren auch die Kosten. bin und der cristenheyt großen schadin habin Ein Buch des Tresslers ist für 1410 nicht erhalten gethan an luthen, ynlendischen und uslendischen, geblieben, aber dafür gibt es das Soldbuch von die sie undir gutem frede sundir alles entsagen 1410/1411, einen im Geheimen Staatsarchiv Preu- gemort habin yemerlichin und irslagen. ßischer Kulturbesitz in Berlin aufbewahrten Fo- Item das der homeister nicht weys eygent- lianten, in dem nicht nur die an die Ordens-söld- lichin, wes dy scholt sie, das sich die Samayten ner von Mitte Juni 1410 bis zum Ersten Thorner umbgethan habin, wiewol man offentlichin spricht, Frieden Anfang Februar 1411 ausgegebenen Sum- das is herczoge Wytowt angetragen habe; sundir men in preußischer Mark, ungarischen Gulden sobalde der homeister in den sachin die worheyt und anderen Währungen, sondern auch die Na- erfert, will her sie denselbin forsten und hern ey- men der Anführer, die Stärke der Rotten und die gentlich vorschreybin. Dauer des Dienstes aufgeführt werden113. Das Item sal Nammyr allen forsten und hem, rit- Soldbuch ist somit von hervorragender Bedeu- tern und knechten gutlichin vormanen, ob ymad tung für die Kriegs- und Söldnergeschichte des wer, der durch got und unser frauwen ere und der Ordens zur Zeit der Schlacht bei Tannenberg, für heyligen cristenheyt czu tröste ken Prusßen, dem die Finanz- und Verwaltungsgeschichte und für orden czu hulffe off die ungeloubin, weide reyten. die genealogische und numismatische Forschung114. Item sal Nammyr obir al das deme homei- Abschließend kann man feststellen, dass ster und syme orden czweyhundert spyße off sold der Deutsche Orden nach der Christianisierung czu hulffe brengen, von guten rittern und knech- Litauens, die zu einer erheblichen Schwächung ten und mit gutem harnasch wol gerethen, und des „Kreuzfahrergeistes" unter den Adligen im sullen off iclichen spys eynen gewopenten und Reich und in Westeuropa führte und vor allem eynen schotczen, eynen jungen und sust eyn le- nach dem Ausbruch des Krieges mit dem König- dig pferd habin; und sal yo mit flyße dornoch reich Polen, auf Soldtruppen nicht verzichten seyn, das her sye mit namen czeychin, und das sie konnte. Sie blieben in allen Kriegen bis zum Ende redelichin unde werhafftig syn und wol gerethen. des Ordensstaates im Jahr 1525 seine ständigen Item Nammir sal mechtig syn von des ho- und kostspieligen Begleiter115. mei-sters wegen und des ordens, denselbin hem, rittern und knechten czu vorheissen und geloubin QUELLENANHANG alle monden off iclichin spys 24 goldin in allir Instruktion für Nammyr, Diener des Hoch- weyße, [als] ab her iclichem besundir dorobir des meisters, bei seiner Werbungsreise nach Stettin, homei-sters brieff vorsegelt gebe. Meißen, Thüringen, Braunschweig und Lüneburg Item wer, das sich ritter und knechte be- im Juni 1409 sorgeten, das lichte bynnen korczes eyn frede GStA PK, XX. HA StA Kbg., OBA 1092. - czwuschen dem orden und den heyden offge-no- 1409 [etwa Juni 12. Marienburg] men wurde und das orloy hyngeleget, und dorum- Gedechtnisse Nammyr ken Stetyn, Meyssen, be nicht reyten weiden, so sal Namyr mechtig Doryngen, Brunsberge und Lunenburge umbe 200 syn, sie czu sichern, das sie der homeister und der spyse, mitgegeben im XIIIP und neunden jare. orden, is sey frede adir nicht, eyn halb jar umbe Czum ersten sal Nammyr von des homeisters bynnen landis off sold wellen haldin; das sal her wegen vorbrengin allen forsten und herren, das yn ouch geloubin in gleicher weyze und mit sul- sich die Samayten, die sich dem homeister und chir macht, als ab her iclichem des homei-sters syme orden gancz und gar irgebin hatten, und herc- brieff dorobir gebe; und wen das halbe jar umb- zog Wythawt dieselbin Samayten deme homeister komen ist, und in ir sold beczalt, das sie denn und syme orden mit allem rechte obirgebin noch nicht vorder manunge off den homeister und syn- en orden thun sollen. Item sal Nammyr dese vorgeschreben ar- 113 GStA PK, XX. HA StA Kbg., Ordensfoliant 258. tikel heymlichin haldin und den hern, rittern 114 Soldbuch, S. 1-22 (Einführung zur Edition von S. und knechten, die do reiten wellen, eyn sulchs Ekdahl). 115 ouch befeien, zo lange, bis her sie czu lande S. E k d a h 1, Der Krieg zwischen dem Deutschen brenget. Orden und Polen-Litauen im Jahr 1422, „Zeitschrift für Ostforschung", 13, 1964, 4, S. 614-651, und weitere Lite- ratur, für die Zeit nach dem „Großen Krieg" vor allem M. Biskup, Das Problem der Söldner....

http://rcin.org.pl