. SEITE 20 Lokales NR. 62 . SAMSTAG, 14. MÄRZ 2015 Paten helfen in Familien, die nicht mehr weiter wissen Ehrenamt Ein Dutzend Helfer der Caritas Betzdorf begleitet Menschen in Not als Leih-Oma oder -Opa

Von unserem Redakteur zum Reden und Anpacken.“ Die Peter Seel Familienpatin hilft ein Stück bei der Trauerbewältigung. Wöchent- M Betzdorf. Wenn eine Familie lich unternimmt sie etwas mit dem nicht mehr weiter weiß, weil ein El- Kind. „Mein Mann ist gerade wie- ternteil oder eines der Kinder der mit dem Jungen unterwegs“, schwer krank oder depressiv, wenn erzählt sie beim RZ-Termin, „wir der Vater arbeitslos oder die Mutter haben selber keine Enkelkinder. alkoholkrank ist, wenn das Geld Der Junge ist wie eins für uns.“ vorn und hinten nicht mehr reicht – Gertrud Schlechtriemen, die dann sind es oft die Familienpaten schon vor dem Familienpaten-Pro- der Caritas, die helfen. Zwölf Män- jekt jahrelang für die Caritas aktiv ner und vor allem Frauen sind es in war, begleitete eine junge Frau, die Betzdorf, die diesen Familien dann an Muskelschwund erkrankt war im Alltag helfen, die sie ein-, zwei- und drei Töchter (15, 17, 20) hat. oder auch dreimal pro Woche be- „Sie wurde immer schwächer und suchen – bei Einkäufen helfen, Ba- starb schließlich“, erzählt die 72- bysitter spielen oder einfach nur jährige Niederfischbacherin. „Die zuhören, wenn einer der Betroffe- Mädchen wussten von der Krank- nen über seine Nöte und Ängste heit und waren sehr auf die Mutter sprechen möchte. Seit zweieinhalb fixiert. Die waren oft so mutlos...“ Jahren gibt es das Projekt, bei dem Danach kümmerte sie sich um eine das Mitmenschsein als Kompetenz andere Familie: Vier Kinder, der Engagement, das auch für die Helfer beglückend sein kann: Einige der Familienpaten der Betzdorfer Caritas erzählten der Rhein-Zeitung von ihrer ehren- entdeckt wird. Die RZ traf sich mit Vater arbeitslos, der neunjährige amtliche Tätigkeit. Fachlich begleitet wird das Projekt unter anderem von der Sozialpädagogin Renate Kohl (Mitte). Foto: Peter Seel den ehrenamtlichen Paten. Junge voller Aggressionen. Sie half Gabriele Wellern aus Betzdorf ist ihnen in eine bessere Zukunft, un- sich berappelt. Ähnlich klingen die gagements, junge Mütter gesehen oder eine Postkarte erhält, auf der Gruner die regelmäßigen Hilfsan- seit zwei Jahren Familienpate. Wie terstütze sie bei der Suche nach ei- Geschichten, die Christa Rader- hat, „die einfach überfordert wa- nur steht: „Danke, dass Du da fragen von Schulen, Kitas, Ju- viele ihrer Mitstreiter hat sie seither ner neuen Wohnung, vermittelte macher (64, ) erzählt. Von ren“; sie half bei erzieherischen warst!“ gendamt und Privatleuten sammelt mehreren Familien geholfen. „Bei bei Problemen in der Schule. „Man einer Mutter, „die keinen hatte au- und gesundheitlichen Problemen: Oder Claudia Bernstein (43, und dann zu „Kennenlern-Gesprä- einer davon hatten zwei Kinder Tri- muss auch manchmal die Wahrheit ßer mich“ und deren Söhnchen sie „Wenn Not am Mann ist, lass' ich Steinebach), die einem Flücht- chen“ zwischen der betroffenen somie 21, das Downsyndrom, zu- sagen, wenn was schief läuft“, sagt „Oma“ nennt. Oder die Berichte zu Hause den Löffel fallen und fahr lingsmädchen hilft, es zur Ergothe- Familie und einem Paten im Cari- gleich war auch der Vater schwer die frühere Lehrerin, „ehrliche von Gertrudis Matern (62, Grüne- dahin. Es tut gut, wenn man helfen rapie bringt, in der Schule hilft oder tasgebäude in der Betzdorfer Bis- krank“, erinnert sich die 66-jährige Worte sind in unseren Begegnun- bach), die seit 2010 drei Familien kann.“ Da kommt es schon mal vor, mit ihm in der Weihnachtszeit marckstraße einlädt. „Wenn einer Rentnerin, „da hab' ich mich einen gen wichtig.“ Der Vater hat wieder betreut hat und immer wieder, dass ein Familienpate Blumen be- Plätzchen backt – und von der der Paten sagt, er liebt kleine Kin- Nachmittag pro Woche um die Kin- einen Arbeitsplatz, die Familie hat auch außerhalb ihres Caritas-En- kommt, einen Kuchen gebacken Warmherzigkeit der Familie be- der oder aber, er komme nicht gut der gekümmert, damit das Paar mal richtet: „Man bekommt so viel zu- mit Suchtproblemen zurecht, dann Zeit für sich hatte oder einfach den rück.“ Oder Ulrike Lenz, die in der berücksichtigen wir das natürlich. Haushalt regeln konnte. Es war Caritas sucht weitere Familienpaten –Treffen am Montag in Altersteilzeit „in ein tiefes Loch“ Wir begleiten die Paten in Einzel- manchmal schwierig, sicher. Aber fiel – in der Hilfe für andere fand sie gesprächen, besonders in Krisensi- dafür habe ich gemerkt, wie froh Der Caritasverband Betzdorf sucht werden zu können, hatte der Cari- Qualifizierungsschulung anzubieten. schließlich Stärkung für sich selbst. tuationen. Wenn es brennt, stehen sie waren, dass ihnen jemand seine weitere Familienpaten. Ein erstes tasverband bereits 2013 eine erste Am Montagabend gibt es auch dazu Auch sie berichtet von Menschen wir mit Rat und Tat zur Seite.“ Zeit schenkte.“ Treffen für Frauen und Männer, die Qualifizierungsmaßnahme für Inte- genauere Informationen, es werden ohne Angehörige, von Isolation und Versichert sind alle ehrenamtli- Margret Vogl (61) aus Katzwin- sich unverbindlich darüber infor- ressierte angeboten. Fast alle da- Termine und Inhalte der Schulung Einsamkeit: „Die hatten nun das chen Paten über den Caritasver- kel ist seit Juni 2014 dabei. Sie ist mieren möchten, ist kommenden mals ausgebildeten Familienpaten besprochen und die konkrete Arbeit Gefühl: Da ist jemand, ich stehe band, Fahrtkosten können abge- für eine junge Mutter und deren Montag, 16. März, um 18.30 Uhr im sind derzeit tätig, teilweise über eines Familienpaten durch die be- nicht allein da – ein Freund.“ rechnet werden, Fortbildungen Kleinkind da, deren Mann nach „Kutscherhaus“ in Kirchen (Bahn- lange Zeiträume in ein und derselben reits Tätigen vorgestellt. Anmeldung Koordiniert und fachlich beglei- werden angeboten, und alle drei schwerer Krankheit starb. „Ange- hofstraße 14a). Um der ständig ge- Familie. Da die Nachfrage jedoch beim Caritasverband Betzdorf: Te- tet wird das Projekt von der Sozial- Monate treffen sich die Helfer zu hörige hatten sich an die Caritas stiegenen Nachfrage nach den weiter steigt, hat sich die Caritas lefon 02741/975 89 16, E-Mail pädagogin Renate Kohl, die zu- einem Patenstammtisch, der zum gewandt, und ich war einfach da – „Leih-Omas und -Opas“ gerecht Betzdorf entschlossen, eine zweite [email protected] sel sammen mit Sozialarbeiterin Silvia Austausch und Supervision dient.

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Internet Wallmenroths Ortsbürgermeister Michael Wäschenbach übernimmt H die Rolle des Vorreiters für ein unbegrenztes Internet im AK-Land EUTE Von unserem Redakteur achten“, schaltet sich der Service „Hotspots“ im Ort sind laut Wä- Peter Seel vorläufig noch nach einer Stunde schenbach bereits an der Turnhalle automatisch ab. „Aber“, so der entstanden, bei der Feuerwehr und M . „Wer nicht wagt, CDU-Landtagsabgeordnete, „es am Jugendtreff; die Unterkirche der nicht gewinnt“, so lautet nicht könnte auf Knopfdruck auch rund und der Sportplatz sollen dem- selten das Motto von Michael Wä- um die Uhr laufen. Das können wir nächst folgen. schenbach. Ihn ärgert es zum Bei- ändern, wann wir wollen.“ Damit Für Wanderer und Touristen soll spiel, dass Deutschland in punkto meint er: Sobald der Bundestag in es nach dem Probelauf ein Schild freies WLAN ein Schlusslicht unter Berlin grünes Licht für besagten am Dorfplatz geben, der auf den allen Industrienationen ist, „gera- Gesetzesentwurf gibt. „Hotspot“ hinweist; auf Wander- dezu steinzeitlich“, sagt er. Und Seit März 2011 hat sich der Rat karten soll er ebenfalls eingetragen kaum beschäftigt sich jetzt der Wallmenroth mit dem Thema be- werden. Schon jetzt sieht, wer sich Bundestag mit dem „Telemedien- schäftigt. Und bei verschiedenen am Glockenhaus ins Internet ein- änderungsgesetz“, mit dem es Sitzungen, so der Orts-Chef, sei da- loggt, auf seinem Smartphone bei bundesweit leichter werden soll, ran gearbeitet worden, das Ziel ei- den WLAN-Infos das Wörtchen dieses freies Internet anzubieten – nes Dorf-WLANs zu erreichen. Mit „Dorfplatz“. „Wir leben mitten in da prescht der Ortsbürgermeister hohen Kosten ist das Ganze ohne- einer digitalen Revolution“, sagt von Wallmenroth vor und verkün- hin nicht verbunden, nur Telefon- Wäschenbach, „nur haben das vie- det ein Pilotprojekt: „Hier am Dorf- gebühren sind zu zahlen. Weitere le noch nicht mitgekriegt.“ platz von Wallmenroth, rund ums Glockenhaus, gibt es seit Donners- tagabend einen der ersten 'Hot- spots' der Region – also freies In- ternet für alle.“ Dabei muss das Ge- setz erst noch beschlossen werden. „Ich bin mir der Risiken durch- aus bewusst“, sagt Wäschenbach, „aber der freie Zugang zum Inter- net kommt für mich einem Grund- recht gleich. Damit werden allen Bürgern die gleichen Bildungs- chancen zur Verfügung gestellt. In den Städten gibt es freies Internet bereits an den meisten zentralen Plätzen, an Bahnhöfen, in Restau- rants. Der ländliche Bereich ist da- gegen benachteiligt. Freies Inter- net, das ist als Infrastruktur heute so wichtig wie gute Straßen.“ Wer also am Wallmenrother Dorfplatz sein Smartphone oder Tablet auspackt, hat hier ab sofort besten Empfang. Weil es aber laut Wäschenbach erst mal ein „Probe- Ortsbürgermeister Michael Wäschenbach will's wissen: Am Glockenhaus in betrieb“ sein soll, „den wir beob- Wallmenroth gibt's jetzt das freie Internet. Foto: Peter Seel