Deutscher Drucksache 12/4259 12. Wahlperiode 03. 02. 93

Beschlußempfehlung und Bericht des Ausschusses für Wirtschaft (9. Ausschuß)

zu dem Antrag der Abgeordneten Volker Jung (Düsseldorf), , Holger Bartsch, Hans Berger, Hans Gottfried Bernrath, Norbert Formanski, Monika Ganseforth, Dr. Fritz Gautier, Dr. Hans-Hinrich Knaape, Horst Kubatschka, Dr. Klaus Kübler, Klaus Lennartz, Dr. Dietmar Matterne, Christian Müller (Zittau), Jutta Müller (Völklingen), Peter W. Reuschenbach, Dr. Hermann Scheer, Dietmar Schütz, Dr. Dietrich Sperling, Dr. Peter Struck, Wolfgang Weiermann, Reinhard Weis (Stendal), Hans-Ulrich Klose und der Fraktion der SPD — Drucksache 12/3624 —

Übertragung der örtlichen Energieversorgungseinrichtungen an die ostdeutschen Kommunen

A. Problem Anlaß für den Antrag der Fraktion der SPD war die Verfassungs- beschwerde von 164 ostdeutschen Kommunen gegen Vorschriften des Einigungsvertrages von 1990 zur Energieversorgung in den neuen Ländern. Dabei ging es um die künftige Struktur der ostdeutschen Stromversorgung und die dabei den Kommunen zufallenden Aufgaben. Im Rahmen des Streitverfahrens hatte das Bundesverfassungsgericht einen Vergleichsvorschlag unterbrei- tet: Teile der Energieversorgung sollten an die Kommunen in den neuen Ländern übertragen werden, die ihrerseits auf Kapitalbetei- ligungsansprüche gegen den regionalen Stromversorger verzich- ten sollten. Der Antrag der Fraktion der SPD zielte darauf ab, auf die Bundes- regierung einzuwirken, damit sie ihren Beitrag zu einer gütlichen Beilegung des Konflikts entsprechend dem Vorschlag des Bundes- verfassungsgerichts leiste. Drucksache 12/4259 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

B. Lösung Ablehnung des Antrags.

Erledigung des Streitverfahrens durch einen von allen Beteiligten akzeptierten Kompromiß vor Ablauf der vom Bundesverfassungs- gericht gesetzten Frist.

Mehrheitsentscheidung

C. Alternativen

Keine

D. Kosten wurden nicht spezifiziert. Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode Drucksache 12/4259

Beschlußempfehlung

Der Bundestag wolle beschließen, den Antrag — Drucksache 12/3624 — abzulehnen.

Bonn, den 9. Dezember 1992

Der Ausschuß für Wirtschaft

Friedhelm Ost Heinrich Seesing Vorsitzender Berichterstatter Drucksache 12/4259 Deutscher Bundestag — 12. Wahlperiode

Bericht des Abgeordneten Heinrich Seesing

Der Antrag — Drucksache 12/3624 — wurde in der zu übertragende Vermögen zu bewerten sei. Es sei zu 121. Sitzung des Deutschen Bundestages am 13. No- befürchten, daß am Ende auf die Bundesrepublik vember 1992 an den Ausschuß für Wirtschaft überwie- Deutschland erhebliche Finanzierungslasten zukä- sen. Dieser hat ihn in seiner 44. Sitzung am 9. Dezem- men. Angesichts des Ablaufens der vom Bundesver- ber 1992 beraten. fassungsgericht gesetzten Frist am 20. Dezember 1992 wolle die Fraktion der SPD eine klare Aussage der Im Antrag der Fraktion der SPD werden die Bundes- Bundesregierung über den Inhalt eines von allen regierung und die westdeutschen Energieversor- Seiten akzeptierten Kompromisses herbeiführen, der gungsunternehmen aufgefordert, dem Vergleichsvor- auch die Frage des finanziellen Ausgleichs durch die schlag des Bundesverfassungsgerichts vom 27. Okto- öffentliche Hand einbeziehe. ber 1992 bezüglich der Kommunalverfassungsbe- schwerden gegen Vorschriften des Einigungsvertra- Die Koalitionsfraktionen haben demgegenüber die ges zuzustimmen. Dieser Vorschlag zielt im Ke rn Auffassung vertreten, daß hier weder die rechtlichen darauf ab, den Kommunen Teile der Energieversor- noch die tatsächlichen Voraussetzungen für den gung in den neuen Ländern zu übertragen. Dafür Antrag der Fraktion der SPD gegeben seien. Das sollen diese im Gegenzug auf Kapitalbeteiligungsan- Bundesverfassungsgericht habe einen Verständi- sprüche gegen den regionalen Stromversorger ver- gungsvorschlag nicht an die Bundesregierung, son- zichten. dern an die am Streitverfahren Beteiligten gerichtet. Die bereits erzielten wesentlichen Verhandlungsfort- Die Fraktion der SPD hat dargelegt, sie wolle mit schritte rechtfertigten im übrigen die op timistische ihrem Antrag auf alle Verfahrensbeteiligten einwir- Erwartung, daß man sich über die noch offenen ken, sich mit einem Kompromiß auf der Basis des Streitpunkte verständigen werde. Angesichts der Vergleichsvorschlages des Bundesverfassungsge- aktiven Förderung einer Verständigung durch die richts einverstanden zu erklären. Ungeachtet des Bundesregierung entsprechend den Wünschen der einmütigen Eintretens aller im Deutschen Bundestag Fraktion der SPD sei die Feststellung gerechtfertigt, vertretenen Fraktionen für eine Annahme des Vor- daß man ihren Wünschen bereits weitgehend Rech- schlags des Bundesverfassungsgerichts in der Plenar- nung getragen habe und damit auch der politische debatte vom 13. November 1992 zeichne sich auch Grund für den Antrag entfallen sei. nach mehreren Verhandlungsrunden unter den Betei- ligten noch keine Einigung ab. Besonders kontrovers Der Ausschuß hat mehrheitlich beschlossen, den werde die Frage diskutiert, wie das an die Kommunen Antrag der Fraktion der SPD abzulehnen.

Bonn, den 9. Dezember 1992

Heinrich Seesing Berichterstatter