Gottes Wort in der Sprache des Volkes Gottes Wort in der Sprache des Volkes

Luthers Bibel und andere Bibelübersetzungen in Drucken des 15. und 16. Jahrhunderts

bearbeitet von Hans-Joachim Cristea

Katalog der gemeinsamen Ausstellung der Bibliothek der Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium , der Stadtbibliothek Koblenz, der Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars und des Bistumsarchivs Trier

Trier 2017 Mittelrhein-Museum Koblenz, 21. 10. 2017 bis 14. 1. 2018 Inhaltsverzeichnis Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier, 21. 2. bis 28. 3. 2018

Einleitung 9

Katalog

I. Bibelübersetzungen vor 15 (Katalog-Nr. 1 bis 9)

II. Ad fontes (zu den Quellen) 39 (Katalog-Nr. 10 bis 18)

III. Luthers Bibelübersetzung und ihr Umfeld 63 (Katalog-Nr. 19 bis 31)

IV. Bibelübersetzungen neben und nach Luther 105 (Katalog-Nr. 32 bis 40)

Anhang

Bibliographien 133 Literaturverzeichnis 133 Den Druck dieses Katalogs haben ermöglicht: Die Bibel – eine Bibliothek mit 73 Büchern 141 Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz Meilensteine 143 Bistum Trier Zu den Abbildungen 144 Graphik, Satz & Layout: Mathias Krohs Ausstellungstechnik: Johannes A. Frechen Abb. Seite 8: Mittelrhein-Museum Koblenz, alle anderen Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier

© Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars Trier, November 2017 1. Auflage (100 Exemplare) Einleitung

In diesem Jahr 2017 erinnern sich nicht nur hobener Klöster bereichert wurde, wird im die evangelischen Christen an den 500. Jah- Kern immer noch in den Räumen des Gym- restag der Publikation von Luthers 95 Dis- nasiums bewahrt und gepflegt. Heute ist die putationsthesen zum Ablass am Vortag des Stiftungsbibliothek nach den Stadtbibliothe- Allerheiligenfestes, dem 31. Oktober 1517. Kern ken in Trier und in eine der reichsten seiner Kritik war, dass der käufliche Nach- und wertvollsten Sammlungen historischer lass von zeitlichen Sündenstrafen und ein Buchbestände in Rheinland-Pfalz. Die Stadt- vorab durch einen „Beichtbrief“ zu erwer- bibliothek Koblenz ist vor 190 Jahren nach bendes Anrecht auf eine zweimalige Losspre- einem Aufruf des Bürgermeisters Abundius chung von der Sündenschuld den Menschen Mähler aus privaten Schenkungen Koblen- eine falsche Heilssicherheit vorspiegelten zer Bürger aufgebaut worden. Größter Stifter und sie in ihrem Bemühen um ein wahr- war der Pfarrer, Pädagoge und Reiseschrift- haft christliches Leben nachlässig werden steller Joseph Gregor Lang. Er hatte aus den ließen. Dem stellte Luther entgegen, dass Beständen säkularisierter Klöster eine be- nach der Lehre Christi das ganze Leben der deutende Bücher- und Gemäldesammlung Glaubenden Buße zu sein habe, die sich in zusammengetragen, die beide zum größten einer Sinnesänderung (metanoia), lebenslan- Teil in das Eigentum der Stadt Koblenz über- ger Selbstverleugnung und einer beständi- gegangen sind. Sie bilden den Grundstock 8 gen Kreuzesnachfolge erweise. Dass die Ver- der historischen Sammlungen sowohl der 9 öffentlichung dieser Thesen und des damit Stadtbibliothek als auch des Mittelrhein-Mu- verbundenen durchaus ehrerbietigen Briefs seums. Wieder einen anderen Bibliotheks- an den Magdeburger Erzbischof Albrecht von typus stellt die Bibliothek des Bischöflichen der Ausgangspunkt einer Re- Priesterseminars Trier dar. Das Priesterse- formation und später einer Kirchenspaltung minar wurde 1773 vom letzten Trierer Erzbi- werden sollte, hatte ihr Verfasser an jenem schof und Kurfürsten Clemens Wenzeslaus Vigiltag von Allerheiligen weder beabsich- von Sachsen gegründet, die heutige Biblio- tigt noch geahnt. thek aber wurde zusammen mit der Neu- Als ihren Beitrag zum 500. Jahrestag die- gründung des Seminars unter Erzbischof ses epochalen Ereignisses haben vier Ein- Charles Mannay 1802 völlig neu aufgebaut. richtungen in Koblenz und Trier zusammen Dabei bekam sie einen kleinen Teil der Hand- mit dem Mittelrhein-Museum Koblenz eine schriften und frühen Drucke aus ehemali- Ausstellung mit Bibeldrucken konzipiert und gen Trierer Klöstern zugewiesen (der weit- vorbereitet. Allen voran steht die Bibliothek aus größte Teil ging an die Stadtbibliothek der Stiftung Staatliches Görres-Gymnasium. Trier). Im Laufe des 19. Jahrhunderts kamen Das Görres-Gymnasium ist in ungebroche- aus den Nachlässen von Bischöfen, Theo- ner Kontinuität die Nachfolgeeinrichtung logieprofessoren und anderen Geistlichen des 1580 gegründeten und 1582 eröffneten viele alte Drucke aus unterschiedlicher, auch Koblenzer Jesuitenkollegs. Dessen Biblio- entfernterer Provenienz hinzu. Einen Son- thek, die später aus dem Buchbesitz aufge- derbestand bildet die ebenfalls nach 1800 neu aufgebaute Trierer Dombibliothek. Sie breit gefächerte Bibliothek. Daneben behiel- lange nicht mehr vom Volk verstanden und auf die Ursprachen. Dafür mussten erst die wurde 1936 zwischen dem Priesterseminar ten bibliotheksgeschichtlich auch die alten gesprochen wurde, sondern ein Medium der Voraussetzungen geschaffen werden, denn und dem neu errichteten Bistumsarchiv auf- Klöster und Stifte ihre Bedeutung. Für Kob- Gelehrten geworden war. Im Kontext der Aus- der Zugang zur griechischen und hebräischen geteilt. Ein besonderer Schatz darin ist die lenz sind besonders die Franziskaner und stellung darf die lateinische Bibel aus meh- Sprache war im christlichen Abendland prak- Sammlung des Paderborner Domdechanten Dominikaner zu nennen, für Trier die vier reren Gründen nicht fehlen. In Form der auf tisch verschüttet. Pionierarbeit leisteten Jo- Christoph von Kesselstatt, der Handschrif- Benediktinerabteien, vor allem St. Maximin den Kirchenvater Hieronymus zurückgehen- hannes Reuchlin 1506 mit seinem Lehrwerk ten und Drucke aus westfälischen und nord- und St. /Matthias, und das Stift den Vulgata war sie die Bibel des Mittelalters der hebräischen Sprache (Kat.-Nr. 10) und deutschen Klöstern zusammengetragen hat. St. Simeon, für beide Städte die Kartausen, und auch noch die Bibel des jungen Martin mit seiner Unterrichtstätigkeit, sowie Eras- Ihm ist eines der Hauptstücke der Ausstel- St. Alban bei Trier und St. Beatus bei Kob- Luther. Sie stand in Gestalt der Gutenberg- mus von Rotterdam mit seiner Druckaus- lung zu verdanken: die erste Lutherbibel in lenz. Die meisten dieser Einrichtungen be- bibel (Kat.-Nr. 1) am Beginn der abendländi- gabe des griechischen Neuen Testaments ab niederdeutscher Sprache, die zugleich die gegnen auch als Vorbesitzer in den Büchern, schen Druckgeschichte. Und sie war die Vor- 1516 (Kat.-Nr. 13, 14, 16). Luthers und die von erste authentische Lutherbibel überhaupt die für die Ausstellung ausgewählt wurden. lage nahezu aller vorlutherischen deutschen ihm abhängigen Bibelübersetzungen wären darstellt (Kat.-Nr. 24). Ein Hauptereignis der war die Bibelübersetzungen. Von 1466 bis 1522, dem ohne diese Vorarbeiten nicht möglich gewe- In einer kulturgeschichtlich ausgerichte- Neuübersetzung der Bibel aus den Urspra- Jahr, in dem Luthers Übersetzung des Neuen sen. Die Reformatoren, allen voran Luther ten Ausstellung zeigt sich die enge histori- chen Griechisch, Hebräisch und (zu einem Testaments herauskam, wurden vierzehn selbst und Melanchthon, haben die Wich- sche Verbindung von Trier und Koblenz vor kleinen Teil) Aramäisch. Deshalb bot sich hochdeutsche und vier weitere niederdeut- tigkeit des Erlernens der biblischen Spra- allem darin, dass beide Städte die Hauptorte als Thema der Ausstellung die Bibel in der sche Vollbibeln gedruckt. Drei davon wer- chen erkannt und diese im Studiengang der des Erzbistums und vor allem des Erzstifts, Volkssprache an. Der Schwerpunkt liegt auf den in der Ausstellung präsentiert (Kat.-Nr. künftigen evangelischen Pfarrer fest veran- also des weltlichen Herrschaftsgebiets des Bibelübersetzungen aus der - 4–6); von diesen ragt die Schönsperger-Bi- kert (Kat.-Nr. 11 und 12). Dabei waren sie so Erzbischofs von Trier waren: Trier mit dem zeit. Obwohl keine der beteiligten Einrich- bel (Kat.-Nr. 6) durch ihre Illustrationen, die realistisch, nicht von jedem Theologen zu er- 10 Dom als das geistliche und geistige Zent- tungen eine planmäßig aufgebaute Bibel- Zainer-Bibel (Kat.-Nr. 4) durch die Großzügig- warten, dass er die biblischen Urtexte ohne 11 rum, Koblenz bzw. das gegenüberliegende, sammlung besitzt, brachte eine Durchsicht keit des Layouts und die Eleganz des Druck- Hilfsmittel handhaben konnte. Lateinische heute eingemeindete Ehrenbreitstein seit ihrer Bestände eine Auswahl von Objekten bildes heraus. Die sprachliche Form dieser Bibeln blieben als Brücke zu den Originalen dem späten Mittelalter als die bevorzugte zutage, die zwar nicht einen umfassenden, vorlutherischen deutschen Bibeln ist stark weiter wichtig. Latein war weiterhin das in- Residenz der Erzbischöfe und somit der po- aber doch die wichtigsten Aspekte abde- durch das Lateinische geprägt und mehr ternationale Verständigungsmittel der ge- litische Schwerpunkt des Kurstaates. In bei- ckenden Überblick über das gewählte Thema ein Notbehelf als eine wirkliche „Verdeut- lehrten Welt. So erklärt es sich, dass gerade den Städten konnte die Reformation nicht ermöglicht. Diese Aspekte wurden in vier schung“. Weit wichtiger für die Vermittlung im 16. Jahrhundert eine Reihe lateinischer dauerhaft Fuß fassen, in Trier gab es immer- aufeinander aufbauende Sachgebiete grup- der Bibel an die nicht lateinkundigen Laien Neuübersetzungen aus den Kreisen der Alt- hin einen kurzzeitigen Versuch unter Caspar piert, die den Leitfaden durch die Ausstel- waren die biblischen Texte, die Jahr für Jahr gläubigen (, Pagnini: Kat.-Nr. 13, 14, Olevian, der später eine der prägenden Ge- lung bilden. oder in kürzeren Abständen nach einer fes- 18, 39), aber besonders auch der Reforma- stalten der Reformation in und 1) Bibelübersetzungen vor Luther ten Ordnung als Gebete oder Lesungen im toren (Sebastian Münster, / Theo- dann in Herborn wurde. Eine maßgebliche (Kat.-Nr. 1–9) Gottesdienst der Kirche begegneten. Sie dor Bibliander, Sebastian Castellio, Theodor Rolle in der Phase der Konfessionalisierung 2) Ad fontes (zu den Quellen) sind in großer Zahl in Psalterien (Kat.-Nr. 7) Beza, Immanuel Tremellius / Franciscus Ju- und damit eines dezidiert gegenreforma­ (Kat.-Nr. 10–18) oder Perikopenbüchern (Kat.-Nr. 8–9), letz- nius) erschienen. Auch Luther hat für seine torischen katholischen Glaubensverständ- 3) Luthers Bibelübersetzung und ihr Um- tere meist in Verbindung mit Musterpredig- Vorlesungen Teile der Bibel, nämlich die ge- nisses spielten die von den Erzbischöfen in feld (Kat.-Nr. 19–31) ten (Glossen) im Druck erschienen. schichtlichen Bücher des Alten Testaments, Trier (1561) und Koblenz (1580) gegründeten 4) Bibelübersetzungen neben und nach (2) Das Bahnbrechende an Luthers Überset- den Psalter und das Neue Testament in einer Jesuitenkollegien. Sie waren zwei Jahrhun- Luther (Kat.-Nr. 32–40) zung war nicht nur die größere sprachliche revidierten Fassung der Vulgata herausge- derte lang die wichtigsten Bildungseinrich- (1) Eine Übersetzung in der „Sprache des Vol- Freiheit gegenüber der Vorlage und die Ori- geben (VD16 B 2594 und B 3163). tungen im Kurstaat. Dazu gehörte in jedem kes“ war natürlich auch die lateinische Bibel, entierung an der lebendigen Umgangsspra- (3) Luthers Übersetzung des Neuen Testa- Fall eine auf der Höhe der Zeit stehende und auch wenn das Lateinische inzwischen schon che seiner Zeit, sondern auch der Rückgriff ments 1522 war ein gewaltiger publizisti- scher, aber auch kommerzieller Erfolg. Al- chen Repräsentation. Eine 1599 in des Neuen Testaments, die aber so weitge- Die Zürcher Reformatoren druckten zu- lein bis zum Ende des Folgejahres wurden am Main gedruckte Lutherbibel (Kat.-Nr. 30) hend dem Wortlaut Luthers folgt, dass die- nächst das Neue Testament und Teile des abgesehen von den Wittenberger Neuaufla- enthält ein ganzseitiges Kupferstichportrait ser sie zu Recht als Plagiat betrachtete. Em- Alten Testaments mit sprachlichen Anpas- gen 28 Nachdrucke herausgebracht,­ schwer- des Kurfürsten Ludwig VI. von der Pfalz (reg. sers Neues Testament wurde nach dessen sungen an die Schweizer Mundart nach, über- punktmäßig in Süddeutschland. Das gleiche 1576–83). Unter seiner Regierung war die Kur- Tod von dem zeitweise in Koblenz wirkenden arbeiteten diese aber nach und nach und gilt für die nach und nach gedruckten Teile pfalz kurzzeitig vom reformierten Bekennt- Dominikaner (ca. 1475– bauten sie zu einer eigenständigen Bibel und Einzelbücher von Luthers Übersetzung nis zum Luthertum zurückgekehrt, was Lud- 1537) herausgegeben (Kat.-Nr. 22) und 1534 aus, der Zürcher Bibel oder Froschauer-Bi- des Alten Testaments. Der Abschluss der Ar- wig VI. auch durch eine eigene Bibelausgabe zusammen mit dessen eigener Übersetzung bel, benannt nach dem Verleger, der jahr- beiten zog sich aber bis 1534 hin. Erst dann manifestiert hat. des Alten Testaments zu einer vollständigen zehntelang hinter dem Unternehmen stand konnte die erste Vollbibel erscheinen, die in (4) Das Erscheinen von Luthers Neuem Tes- Bibel vereint (Kat.-Nr. 34). Sie wurde als die (Kat.-Nr. 36). Eine vermittelnde Position nahm allen Teilen von Luther selbst bzw. unter sei- tament im September 1522 setzte bei Anhän- Dietenberger-Bibel für Jahrhunderte die er- der aus der Fürstabtei Fulda stammende ner Gesamtverantwortung übersetzt wurde, gern und Gegnern vielfältige Aktivitäten in folgreichste katholische Bibel in deutscher ein. Als anfänglicher Anhänger und zwar zuerst in der niederdeutschen Va- Gang. Während sein Landes- und Dienstherr Sprache. Auch , der schärfste theo- Luthers ist er später wieder zur altgläubigen riante (Kat.-Nr. 24). In der Zwischenzeit waren Kurfürst Friedrich der Weise Luther Schutz logische Gegner Luthers, verwendete Emsers Kirche zurückgekehrt, vertrat aber weiterhin andere auf den Plan getreten, die im Sinne und Unterstützung gewährte, war dessen Vet- Neues Testament für eine eigene deutsche zentrale Anliegen der Reformation wie die Luthers die noch fehlenden Teile aus dem ter Herzog Georg, der regierende Fürst der Ausgabe der Bibel (Kat.-Nr. 35). In das Um- Priesterehe, die Kelchkommunion für Laien Hebräischen übersetzten. Berühmt wurde die anderen (albertinischen) sächsischen Linie, feld der Konkurrenzbibeln lässt sich auch und die Muttersprache im Gottesdienst. Als 1527 anonym in Worms erschienene Prophe- ein strikter Gegner Luthers. Er untersagte be- der lateinisch-deutsche Psalter der Kölner hervorragender Kenner des Hebräischen hat tenübersetzung („Wormser Propheten“) von reits am 7. November 1522 für sein Territo- Kartäuser (Kat.-Nr. 37) ansiedeln. Die Aneig- er große Teile von Luthers Übersetzung des Ludwig Hätzer und Hans Denck, die beide als rium die Verbreitung der Bibelübersetzung nung biblischer Texte in der Volkssprache Alten Testaments einer scharfsinnigen Kri- 12 Täufer und Spiritualisten vom Hauptstrom Luthers, ließ vorhandene Exemplare aufkau- wird zwar gefördert, das Verständnis aber tik unterzogen (Kat.-Nr. 40). Als Vermittlungs- 13 der reformatorischen Bewegung ausgegrenzt fen und beauftragte seinen Kaplan und Se- durch eine Einbettung des biblischen Wort- theologe war Georg Witzel seiner Zeit voraus wurden. Geschäftstüchtige Drucker kombi- kretär Hieronymus Emser (1478–1527) damit, lauts in die Kommentare rechtgläubiger Au- und genießt heute verstärkte Aufmerksam- nierten die Wormser Propheten mit den bis- Luthers Übersetzung kritisch durchzusehen toren in sehr engen Bahnen gelenkt. keit im Zusammenhang mit den ökumeni- her von Luther selbst übersetzten Teilen der und die darin enthaltenen Irrtümer und Ver- schen Bemühungen der Gegenwart. Bibel in einem Band und erweckten so di- fälschungen offenzulegen. Bereits ein Jahr rekt oder indirekt den Eindruck, es handele nach Luthers Septembertestament veröffent- sich um eine vollständige Lutherübersetzung lichte Emser seine kritischen Anmerkungen (Kat.-Nr. 19). Eine besondere Dignität gewann unter dem Titel Auß was gruend vnnd vrsach die letzte Wittenberger Lutherbibel, die vor Luthers dolmatschung vber das nawe Testa­ Luthers Tod (18. Februar 1546) herauskam ment dem gemeine(n) man billich vorbotten und an der er noch mitgewirkt hatte, die so- worden sey. 1524/25 brachte er im eigenen genannte Ausgabe letzter Hand (Kat.-Nr. 26). Verlag eine im wesentlichen unveränderte Ihre Sprachform galt für Jahrhunderte – zu- Neuausgabe heraus: Annotationes Hieronymi mindest in der Theorie – als unantastbar. Ein Emser vber Luthers naw Testament gebes­ Beispiel für die Weiterarbeit am Luthertext sert vnd emendirt (Kat.-Nr. 32). Seine Haupt- ist die Stader Bibel von 1703 (Kat.-Nr. 31), die vorwürfe betreffen die fehlende Autorisie- als einziges Objekt die der Ausstellung ge- rung durch die Kirche, das Abgehen von der setzte zeitliche Grenze (1600) überschreitet. als verbindlich geltenden Vulgata und zahl- Ausgaben der Lutherbibel waren auch Mit- reiche Fehler im einzelnen. 1527 veröffent- tel der Kirchenpolitik und der landesfürstli- lichte Emser eine eigene korrigierte Version I. Bibelübersetzungen vor Luther 1 Bibel, lateinisch, um 1454/55 (Fragment der Gutenbergbibel)

[Mainz: Drucker der 42zeiligen Bibel (Johann Gutenberg), um 1454/55, nicht nach August 1456]. 2° Bischöfliches Priesterseminar Trier, Inc 93 Blattmaße ca. B 28, 5 x H 39, 6 cm Bibliographien: GW 4201 • Reichert 16 • Bibelsammlung WLB D 1

Diese lateinische Bibel ist das erste grö- ren selbst die heute allgemein akzeptierte ßere, möglicherweise überhaupt das erste These, dass die B 42 zwischen 1452 und 1455 europäische Buch, das mit beweglichen, aus in Mainz unter maßgeblicher Beteiligung Gu- Metall gegossenen Lettern gedruckt wurde. tenbergs entstanden ist. „Beweglich“ bedeutet, dass die Drucktypen Was die Druckauflage betrifft, gehen die aus einzelnen Buchstaben und anderen Zei- meisten Forscher, wenn auch nicht unbestrit- chen bestanden, die zusammengesetzt und ten, von etwa 150 auf Papier und 30 weiteren nach dem Druck einer Seite wieder ausein­ auf Pergament gedruckten Exemplaren aus. andergenommen, abgelegt und neu ver- In allen bekannten Fällen wurde die Bibel auf wendet wurden. Die Erfindung dieser neuen zwei Bände aufgeteilt, von denen der erste 16 Technik (ältere Anwendungen in Asien waren die Bücher Genesis bis Psalmen (324 Blät- 17 in Europa damals nicht bekannt) und die ter) und der zweite Sprichwörter bis Offen- Herstellung der ersten gedruckten Bibel barung des Johannes (319 Blätter) enthält. werden heute allgemein Johannes Guten- Die handschriftliche Vorlage ist nicht genau berg zugeschrieben. Jedoch enthält die Bibel bekannt; wahrscheinlich wurde der betref- selbst an keiner Stelle einen Hinweis auf den fende Kodex für den Satz zerlegt und ging Ort und die Zeit ihrer Entstehung oder auf danach verloren. Der Text entspricht im we- den Namen des Druckers. Erst 1763 brachte sentlichen einer Fassung der Vulgata, wie Guillaume-François de Bure eines ihrer Ex- sie im 13. Jahrhundert für den Pariser Uni- emplare, die in Paris verwahrte Bibel aus dem versitätsbetrieb geschaffen wurde und sehr Besitz des Kardinals Mazarin (1602–1661), mit weite Verbreitung fand („Pariser Bibel“). Weil dem Namen Gutenbergs in Verbindung. Seit- diese Textfassung viele zweifelhafte Stellen dem spricht man von der Gutenberg-Bibel aufwies, die zur ursprünglichen Fassung der oder aufgrund der Eigenart, dass der größte Vulgata oder zu deren griechischen bzw. he- Teil der Druckspalten 42 Zeilen umfasst, von bräischen Vorlagen im Widerspruch standen, der zweiundvierzigzeiligen Bibel (B 42). Ob- wurden sogenannte Bibelkorrektorien nötig, wohl von den spärlichen zeitgenössischen in denen abweichende Lesarten aus besse- Dokumenten keines eindeutig beweist, dass ren Handschriften und Korrekturen gesam- Johannes Gutenberg die B 42 hergestellt hat, melt wurden. Trotz ihrer textlichen Mängel erlauben diese in Verbindung mit minutiö- bedeutete die erste gedruckte Bibel natur- sen Beobachtungen an den Druckexempla- gemäß einen wichtigen Schritt hin zur Revi- sion und Vereinheitlichung des lateinischen statt der früheren Partner bzw. Mitarbeiter Bibeltextes, wie sie schließlich 1590/1592 in Gutenbergs Johann Fust und Peter Schöffer der von den Päpsten Sixtus V. und Clemens stammt: Papst Bonifaz VIII.: Liber sextus Decre­ VIII. verantworteten (Sixto-)Clementina ihren talium. Mit der Glosse des Johannes Andreae. Abschluss fanden. Johannes Andreae: Super arboribus con­ Angesichts der relativ geringen Auflage sanguinitatis et affinitatis, Mainz, 17. 12. 1465 und des hohen Preises der B 42 ist es be- (= GW 4848 = Reichert 29). Dieser gelangte in merkenswert, dass mindestens zwei der die Bibliothek des Trierer Priesterseminars. Trierer Klöster und Stifte ein Exemplar an- Dort wurden die Blätter Anfang der 1890er geschafft haben: Eines besaß wahrschein- Jahre von dem Göttinger Bibliotheksdirektor lich die Abtei St. Maximin; dessen zweiter, in Karl Dziatzko als Fragment der Gutenberg- Trier verbliebener Band wurde 1936 von der bibel identifiziert und danach aus dem Trä- Stadt verkauft und später in Teile aufgelöst gerband herausgelöst, zusammengefügt und und zerstreut. Von einem zweiten Exemp- in einen braunen Ledereinband eingebun- lar, das vielleicht dem Stift St. Simeon ge- den. Makulaturfragmente der Gutenbergbi- hörte, ist nur der erste Band vorhanden, der bel, also Einzelblätter, die nachweislich nie heute zu den Glanzstücken der Trierer Stadt- Bestandteil eines vollständigen Exemplars bibliothek zählt (Signatur: Inc 1924 2°). Für waren, sind äußerst selten. Bekannt ist nur Koblenz ist der Besitz einer Gutenberg-Bi- ein weiteres Beispiel in der Bibliothek des bel nicht bezeugt. Görres-Gymnasiums in Koblenz. 18 Bei dem Fragment Inc 93 handelt es sich Die ästhetische Qualität der Drucktype 19 um zwei Blätter, die ursprünglich zusam- und die unübertreffliche Ausgewogenheit menhingen und ein Doppelblatt bildeten, des Satzes und des Layouts lässt auch das dann getrennt und später wieder zusam- verworfene und durch die buchbinderische mengefügt wurden. Sie entsprechen Bl. 152 Verarbeitung beeinträchtigte Doppelblatt un- und Bl. 155 aus dem ersten Band; die Rück- vermindert erkennen. seite von Bl. 152 enthält einige Druckvarian- ten. Dieses Doppelblatt wurde während des Literatur: Franz 1988 • Franz 1993, 33–44 Druckvorgangs ausgesondert, weil es über- • Kat. Mainz 2000, 158–189 (E.-M. Hane- butt-Benz) • Meckelnborg 1991, 90–96 • zählig war oder einen Probedruck darstellte. Powitz 1990, 12–17 • Stummer 1928, 149– Später wurde es zerschnitten und vom Buch- 158. 181–205 • Zweiundvierzigzeilige Bibel binder zur Verstärkung des Einbandes eines 1979, 33–67 (S. Corsten) anderen Drucks verwendet, der aus der Werk- 2 Bibel, lateinisch, mit Glossa ordinaria

[Straßburg: Adolf Rusch mit den Typen Johann Amerbachs für Anton Koberger, nicht nach 1480 für Anton Koberger in Nürnberg] [1211] Bl., 2° (a) Stadtbibliothek Koblenz, Rara 112 / (b) Bischöfliches Priesterseminar Trier, Inc 75 Blattmaße (a) ca. B 31, 5 x H 47 cm, (b) ca. B 31, 8 x H 45, 6 cm Vorbesitzer: (a) Abtei St. Maximin Trier / (b) Bischof Michael Felix Korum (1840–1921) Bibliographien: GW 4282 • Reichert 24 • Bibelsammlung WLB D 75–78

Diese Bibel, deren erster Teil (Gen–Rut) hier Seit der gegenreformatorisch ausgerichteten gezeigt wird, stellt das wohl aufwendigste und Pariser Neuausgabe von 1590 wird Strabo als kostspieligste Druckprojekt der Inkunabel- Autor der Glossa auf den Titelblättern ge- zeit dar. Sie enthält den Text der Vulgata in nannt und bis heute in vielen Inkunabelka- der Pariser Rezension, beruht aber nicht wie talogen auch mit der anonymen Erstausgabe die allermeisten Bibeldrucke auf der ersten in Verbindung gebracht, obwohl die Zuwei- gedruckten Bibel, der B 42 (Kat.-Nr. 1), son- sung des Trithemius lange schon bezweifelt dern auf einer oder mehreren bisher unbe- und 1949 von Jacques de Blic als unhaltbar 20 kannten Handschriften. Der Bibeltext selbst erwiesen wurde. Zwischen die Zeilen des Bi- 21 steht in größerer Drucktype in der Mitte der beltextes sind weitere Erklärungen gesetzt, Seite. Er ist umrahmt von der „Glossa ordi- die „Glossa interlinearis“. Sie gilt als Werk naria“, einer nach und nach gewachsenen des Anselm von Laon (Anselmus Laudunen- Sammlung von Erklärungen einzelner Bi- sis, † 1117), in dessen Umfeld auf jeden Fall belstellen, die in dieser Form erstmals im die Redaktion des Gesamtwerks erfolgt ist. 12. Jahrhundert in der Kathedralschule von Der Druck selbst bietet keinerlei Angabe Laon zusammengestellt wurden. Darin ein- zum Ort und zum Datum der Herstellung gegangen sind Zitate unter anderem von Au- oder zur Person des Druckers. Die Schriftty- gustinus, Ambrosius, Beda Venerabilis und pen deuten auf den Baseler Drucker Johann Rhabanus Maurus. Wer die Glosse in dieser Amerbach, aber ein Kaufbeleg des Baseler Form zusammengestellt und ihr damit dauer- Münsters für eine Bibelausgabe, mit der hafte Autorität für die Auslegung der heiligen keine andere als die vorliegende gemeint Schrift verliehen hat, ist unbekannt. Jedoch sein kann, besagt, dass diese aus Straßburg hat der Benediktinerabt Johannes Trithemius bezogen wurde. Weiter ergibt sich aus dieser in seinem erstmals 1494 gedruckten Buch De Quelle sowie aus Erwerbungsdaten in vor- scriptoribus ecclesiasticis, das für Jahrhun- handenen Exemplaren, dass der Druck in derte zum Standardwerk der christlichen Li- dem Zeitraum von Ende 1480 bis zum Früh- teraturgeschichte werden sollte, die Redak- jahr 1481 abgeschlossen wurde. Die Person tion der Glossa ordinaria dem Reichenauer des Druckers verbürgt der Münsteraner Hu- Abt Walahfrid Strabo († 848) zugeschrieben. manist und Dompropst Rudolf von Langen († 1519), der den Straßburger Meister Adolf kritische Edition ersetzt worden und des- neun in Trierer und Koblenzer Bibliotheken. der Bibliothek des Trierer Bischofs Michael Rusch zu seinem „gewaltigen Werk der Bibel halb nach wie vor für die wissenschaftliche Der in Koblenz gezeigte erste Teil gehört zum Felix Korum (1840–1921). Bei einer komplet- mit der Glossa ordinaria“ in einem nach an- Erforschung der mittelalterlichen Bibelaus- Exemplar der Trierer Abtei St. Maximin, die ten Neubindung gingen nicht nur der alte tikem Muster gestalteten Lobgedicht be- legung unentbehrlich. Deshalb wurde 1992 sich eine aufwendige Rubrizierung und Illu- Einband, sondern auch alle sonstigen mög- glückwünscht (Carmen V). Aus einer anderen auf der Grundlage eines Exemplars des Trie- minierung leisten konnte. Der zweite der bei- licherweise vorhandenen Hinweise auf Vor- Quelle wissen wir, dass Rusch für den Ver- rer Priesterseminars vom Verlag Brepols in den handschriftlichen Besitzeinträge (Bl. a5r) besitzer verloren. trieb des Werks mit dem Nürnberger Groß- Turnhout ein Reprint veröffentlicht. stammt von Nikolaus Petreius aus Nancy, unternehmer Anton Koberger zusammen- Die Bibel, deren Layout eine große Heraus- der Ende des 16. Jahrhunderts als Archivar Literatur: De Blic 1949 • Froehlich 1992 • gearbeitet hat. forderung für die Setzer darstellte, umfasst und Bibliothekar in St. Maximin tätig war: Froehlich 1999 • Geldner 1968 Bd. 1, 82f. (überholt) • Gibson 1992 • Kat. Koblenz Die Editio princeps der Glossa ordinaria mehr als 1200 Blätter, die in den meisten Ex libris imperialis monasterij S. Maximinj – 1992, 57f. (W. Gose) • Knoblich 1996, 15f. • wurde von späteren Ausgaben nicht über- Exemplaren auf vier Bände aufgeteilt sind. „Aus dem Buchbestand der Reichsabtei St. Kuhn 2000 • Nolden 2009, 199 • Parmet troffen und bietet als einzige den mittelal- Die Auflage und der Verkaufserfolg müssen Maximin“. Das Exemplar des Trierer Priester- 1869, 61f. und 187f. • Smith 2012 terlichen Bestand der beiden Glossen ohne hoch gewesen sein, denn heute sind welt- seminars (Inc 75) stammt laut Reichert aus Zusätze. Sie ist bis heute nicht durch eine weit etwa 250 Exemplare nachweisbar, davon

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Kat.-Nr. 2 (a), Beginn des Buches Exodus Kat.-Nr. 2 (a), Beginn des Buches Numeri abschließt und so als in sich geschlossenes wurde. Angesichts der Seltenheit dieser Aus- 3 Altes Testament, niederländisch, 1477 (Delfter Bibel) Ganzes erscheint. Wahrscheinlich gehörte gabe in Deutschland (in deutschen Biblio- zu dem Koblenzer Exemplar nie ein zweiter theken sind nur sechs Exemplare nachge- Testamentum vetus. Band. Darauf deutet auch der aus dem 18. wiesen), der Provenienz aus Ehrenbreitstein Delft: Jacob Jacobszoon van der Meer und Mauricius Yemantszoon, 10. Januar 1477 Jahrhundert stammende Einband: Er trägt sowie der zeitlichen Koinzidenz des Todes 1. Prolog, Gen–4 Kön; 2. Dan; 3. 1–2 Makk, Kolophon das Rückenschild „Biblia Sacra“, aber keine von Seiz und der Übergabe an das Gymna- Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, Inc. 110 Bandnumerierung. sium (1842) kann mit hoher Wahrscheinlich- Blattmaße ca. B 19, 5 x H 28, 1 cm Die Übersetzung geht im Kern auf eine so- keit davon ausgegangen werden, dass das Vorbesitzer: Carl Caspar Seiz (1763–1842) • Bernard Kaspar Franz Neumann (1785–1852) genannte Historienbibel zurück, in der nur Exemplar im Görres-Gymnasium aus dem die erzählenden Bücher, also die Geschichts- Besitz von Carl Caspar Seiz stammt. Es bleibt Bibliographien: GW M45710 • Meckelnborg 470 bücher des Alten Testaments, die Evangelien die Frage, warum dies im Jahresbericht der in Form einer Zusammenfassung (Harmonie) Schule nicht erwähnt wurde. Vielleicht hatte Dieses Buch ist kulturhistorisch von beson- Könige. So verhält es sich in der Mehrzahl und die Apostelgeschichte enthalten waren. Neumann das Buch schon zu dessen Leb- derer Bedeutung, weil es nicht nur den ältes- (etwa zwei Drittel) der insgesamt 61 heute Sie wurde um 1360 abgeschlossen, der Über- zeiten von Seiz erworben. ten Druck der niederländischen Bibelüber- bekannten Exemplare. Dies geht nicht etwa setzer war ein namentlich nicht bekannter setzung, sondern wahrscheinlich überhaupt auf Fehler beim Einbinden zurück. Vielmehr Mönch, wahrscheinlich im Kartäuserkloster Literatur: Kat. Biblia Sacra, 79–83 (Nr. 10) • das erste gedruckte Buch in niederländischer wurde schon der Druck so geplant, dass fünf Herne in der Nähe von Brüssel. de Bruin 1977 • van Duijn 2014, insbes. 167–177. 344f. • Fachbach 2017, Bd. 1, 277– Sprache darstellt. Anders als der geläufige kodikologisch voneinander getrennte Kom- Der Band selbst enthält keinen Besitzver- 280. 579; Bd. 2, 446–451 • Wagner 1923, 179 Name „Delfter Bibel“ vermuten lässt, war positionseinheiten entstanden, die einzeln merk. Im Schulprogramm von 1842 (S. 41) wird diese Ausgabe nie als Vollbibel konzipiert. verkauft und vom Käufer individuell zusam- mitgeteilt, dass er dem Königlichen Gymna- 24 Die erste vollständige Bibel in niederländi- mengestellt werden konnten. Diese fünf Ein- sium zu Koblenz von einem gewissen „Jus- 25 scher Sprache wurde erst 1526 in Antwerpen heiten sind: I. Prolog, Gen–4 Kön, II. 1–2 Makk, tiz-Amtmann Neumann in Ehrenbreitsein“ gedruckt, wenn man von der niederrheini- Kolophon, III. 1–2 Chr–Ez (ohne Ps), IV. Dan, V. geschenkt („verehrt“) wurde. Bei diesem schen „Kölner Bibel“ (um 1478, GW 4308) ab- 12 kleine Propheten, Kolophon. Die beiden handelt es sich offenbar um Bernard Kas- sieht, deren Idiom dem Niederländischen Kolophone (Schlussschriften) sind identisch, par Franz Neumann (1785–1852), verheiratet sehr nahekommt. Bei der Delfter Bibel han- abgesehen vom Wappen der Stadt Delft, das mit der aus vermögender Familie stammen- delt es sich nicht einmal um ein vollstän- nur in Verbindung mit dem auf 2 Makk fol- den Margaretha Breitbach. Er hatte 1821 in diges Altes Testament. Denn das Buch der genden Kolophon vorhanden ist. Auffällig der Ehrenbreitsteiner Hofstraße ein Haus ge- Psalmen (das gewöhnlich zwischen Ijob und ist, dass das Buch Daniel für sich eine Ein- kauft, in dem zeitweise die Witwe des Ma- den Sprichwörtern steht) wurde nicht auf- heit bildet und somit variabel einsetzbar lers Januarius Zick (*1730 in München, †1797 genommen. Der Grund liegt darin, dass von war. Es konnte wie üblich als prophetisches in Ehrenbreitstein) gewohnt hatte. Im Biblio- diesem vielfach in der Liturgie verwendeten Buch hinter das Buch Ezechiel gebunden theksnachlass des ebenfalls in Ehrenbreit­ Gebetbuch genügend volkssprachige Ausga- werden, ließ sich aber auch wegen seines stein ansässigen Carl Caspar Seiz (1763–1842), ben in Umlauf gewesen sein dürften, und so historischen Gehalts in die Reihe der Ge- der als Offizier und Architekt in kurtrieri- für die vorliegende Ausgabe Material und Ar- schichtsbücher, zwischen 4 Kön und 1 Makk schen, nassauischen und schließlich preu- beitskraft eingespart werden konnten. Öko- einfügen. So war es möglich, neben der Ge- ßischen Diensten gestanden hat, befand nomische Motive waren es auch, die zu einer samtausgabe (mit verschiedenen Varianten sich „Eine Holländische Bibel – Delft 1477“. merkwürdigen Anordnung der biblischen Bü- der Anordnung) auch eine Kurzausgabe an- So lautet der Eintrag im Inventar von Seiz’ cher geführt haben. Im Koblenzer Exemplar zubieten, die (einschließlich Daniel) nur aus Bibliothek, das im Stadtarchiv Koblenz ver- folgt das Buch Daniel abweichend von der historischen Büchern besteht (nämlich den wahrt wird und 2017 von J. Fachbach ediert Kat.-Nr. 3, Ri 16, 1–3 (zum Text vgl. u. S. 83) üblichen Reihenfolge auf das vierte Buch der Einheiten I + IV + II), aber mit einem Kolophon baum Jesu, mit denen das Evangelium be- 4 Bibel, deutsch, um 1475/76 (Zainer-Bibel) ginnt; bei Markus die Auferstehung Jesu und Simson mit den Torflügeln von Gaza, dem da- Biblia, deutsch. : [Günther Zainer, um 1475/76] zugehörigen alttestamentlichen Typos; bei [1], 421 Bl. (AT), 110 Bl. (NT), 2° Lukas drei Episoden aus dem Weihnachts- Stadtbibliothek Koblenz, Rara 52 geschehen; und bei Johannes eine Darstel- Blattmaße ca. B 28, 9 x H 40, 6 cm lung der Dreifaltigkeit mit Gottvater, Jesus Vorbesitzer: Kartause St. Beatus bei Koblenz • Joseph Gregor Lang (1755–1834) und der Taube des heiligen Geistes. Zainers Bibel ist unter allen Aspekten von Bibliographien: GW 4298 • Bibelsammlung WLB E 7–10 höchster Qualität. Das betrifft auch die Mai- blumen-Initialen am Beginn der Vorreden Zehn Jahre nach dem Erscheinen der Guten- Christi“ (GW 4739) den ersten Augsburger zu den einzelnen Büchern und die beson- berg-Bibel druckte Johann Mentelin, ein frü- Druck überhaupt heraus, womit Augsburg die dere Drucktype, die Merkmale der gotischen herer Mitarbeiter Gutenbergs, 1466 in Straß- fünfte deutsche Stadt wurde, in der Bücher Schrift und der modernen Antiqua mitein- burg zum ersten Mal die Bibel in deutscher gedruckt wurden. Der Text der Bibel wurde, ander verbindet. Schließlich ist die Ausge- Sprache und schuf damit zugleich die erste wahrscheinlich von Zainer selbst, gegenüber wogenheit der Abmessungen des zweispal- gedruckte Bibel in einer Volkssprache. Der den beiden vorausgehenden Straßburger tigen Satzspiegels zu nennen, wozu auch Kat.-Nr. 4, Bl. LIIIIr: Initiale am Beginn des Bu- Name des Druckers sowie das Jahr und der Drucken gründlich überarbeitet, worauf das ches Numeri das außergewöhnlich großzügige Blattfor- Ort der Herstellung sind im Buch nicht ge- Kolophon (die Schlussschrift) werbend hin- mat beiträgt. nannt und konnten nur aus äußeren Zeug- weist: Diß durchleuchtigost werck der gantzen teutsch dann vorgedrucket, hat hie ein Ende. In einem zeitgenössischen Rheinreise- 26 nissen erschlossen werden. Als Vorlage ver- heyligen geschrifft, genandt die Bibel für all Innovativ war Zainer auch darin, dass er führer (Willibald Rheineck: Rheinreise von 27 wendete Mentelin eine sprachlich veraltete ander vorgedrucket teutsch biblen, lauterer, die mit roter Farbe hervorgehobenen Über- Mainz bis Düsseldorf, 2., verb. Aufl., Mainz Übersetzung, die etwa hundert Jahre zuvor klärer, vnnd warer, nach rechter gemeinen schriften und Anfangsbuchstaben mitdruckte. 1826, S. 293f.) werden die Gemäldesamm- im Nürnberger Raum entstanden war. Dieser Sie wurden sonst üblicherweise in einem ei- lung und die Bibliothek des Pfarrers Lang Erstausgabe folgten bis 1518 dreizehn wei- genen Arbeitsgang in jedem einzelnen Ex- in seiner bescheidenen Wohnung in Neuen- tere deutsche Bibeldrucke im oberdeutschen emplar von Hand nachgetragen. Epochale dorf bei Koblenz als Sehenswürdigkeit be- Idiom, deren Text nach und nach sprachlich Bedeutung hat seine Bibel vor allem als die handelt, die offenbar für auswärtige Besu- modernisiert und verbessert wurde. Sie wer- erste Bibelausgabe, in der die Illustrationen cher zugänglich war. Unter den Büchern wird den in einer festen Reihenfolge gezählt. Die drucktechnisch von Holzstöcken vervielfäl- unter anderem genannt: die erste deutsche dritte (nach anderen vierte) in dieser Reihe tigt wurden – nach dem Druck des Textes in Bibel, zwischen den Jahren 1460 und 1470 zu ist das Werk von Günther Zainer in Augs- einem eigenen Arbeitsgang, aber für alle Ex- Augsburg in Regalfolio gedruckt. Dies kann burg. Augsburg ragt als Druckort nicht nur emplare gleich. Die 73 Holzschnitt-Initialen sich nur auf die jetzt in der Koblenzer Stadt- dadurch heraus, dass dort neun von den akzentuieren den Anfang jedes biblischen bibliothek befindliche Zainer-Bibel bezie- vierzehn vorlutherischen oberdeutschen Buchs; 45 enthalten Szenen aus dem jewei- hen, auch wenn die Einordnung als erste Vollbibeln entstanden sind, sondern nimmt ligen Buch, die übrigen bieten Autorenpor- deutsche Bibel nicht dem heutigen Kennt- auch insofern eine Ausnahmestellung ein, traits oder Briefübergabeszenen. Die Initia- nisstand entspricht. als in dieser Stadt der Druck volkssprachiger len zu den vier Evangelien zeigen jeweils eine Werke gegenüber lateinischen überwog. Gün- Kombination aus dem Bild des Evangelisten Literatur: Eichenberger/Wendland 1983, ther Zainer (vor 1443–1478), der bei Mentelin mit seiner Symbolfigur und einem für das 29–38 • Kat. Alltag und Frömmigkeit 2013, 247–254 • Kat. Augsburg 2017, 180f. • Kat. in Straßburg sein Handwerk gelernt hatte, Evangelium zentralen Thema: bei Matthäus Koblenz 1992, 53–55 (W. Gose) • Spies von brachte 1468 mit den „Meditationes vitae Kat.-Nr. 4, Bl. Ir: Initiale am Beginn des Briefs die königlichen Vorfahren aus dem Stamm- Büllesheim 2004 • Volz 1978, 21 des Hieronymus an Paulinus von Nola nach heutigem Kenntnisstand nicht selten. Frage, warum das Stift St. Simeon statt die- 5 Bibel, deutsch, 1476/78 (Sensenschmidt-Bibel) Der Gesamtkatalog der Wiegendrucke weist ser längst veralteten Version nicht eine der 64 mehr oder weniger vollständige Exemp- moderneren, auf Luthers Übersetzung ba- Biblia, deutsch. lare nach, 35 davon befinden sich in deut- sierenden katholischen deutschen Bibel- [Nürnberg: Johann Sensenschmidt und Andreas Frisner, nicht vor 1476, nicht nach 1478] schen Bibliotheken. ausgaben, etwa die Dietenberger-Bibel (vgl. (Blattzählung äußerst fehlerhaft, insgesamt = 514 Bl.), 2° Verständlich ist, dass man im 18. Jahrhun- Kat.-Nr. 34) erworben hat. Bischöfl iches Priesterseminar Trier, Inc 3 dert in dem lange schon zu Frankreich gehö- Blattmaße ca. B 27, 5 x H 38 cm rigen Metz keine Verwendung mehr für eine Literatur: Eichenberger/Wendland 1983, 45–52 Vorbesitzer: ein Kloster in Metz • Stift St. Simeon Trier 1766 deutsche Bibel hatte. Es stellt sich aber die Bibliographien: GW 4299 • Bibelsammlung WLB E 11 • Reichert 26

In der zeitlichen Folge der hochdeutschen Gut lesbar sind hingegen die Eintragungen Vollbibeln nimmt diese Ausgabe den fünf- des Bibliothekars des Trierer Simeonsstifts, ten oder sechsten Platz ein. Sowohl die Text- des berühmten Kirchenrechtsgelehrten Georg fassung als auch die Gestaltung entspre- Christoph Neller (1709–1783). Er notierte auf chen der Zainer-Bibel (Kat.-Nr. 4). Ebenso der ersten Textseite: Permutatione erga bib­ wie bei den früher erschienenen deutsch- lia vetera antiqua latina sunt acquisita haec sprachigen Bibeln handelt es sich um einen germanica vel nobis utiliora, bibliothecae unfirmierten Druck, d. h. der Erscheinungs- sancti Simeonis an. 1766 mense Februarii G. 28 ort, die Namen der Drucker und das Jahr C. Neller bibliothecarius („Diese deutsche 29 des Drucks sind im Buch nicht angegeben Bibel wurde durch Tausch gegen eine alte und konnten nur durch buchgeschichtliche lateinische erworben, weil sie für uns wohl Forschungen mehr oder weniger genau er- nützlicher ist, zur Bibliothek von St. Simeon schlossen werden. Der Druck ist mit einem im Februar 1766, G. C. Neller, Bibliothekar“). großen Holzschnitt zu Gen 1 und 73 Holz- Auf dem Vorsatzblatt hat Neller außerdem schnitten in Spaltenbreite als Bildinitialen geschrieben: Edition tres­rare. Voyez David am Beginn der einzelnen Bücher illustriert. Clement / Tome 3. pag. 313 / Sic notavit ad ta­ An den Kapitelanfängen sind Freiräume für bulam dexteram hujus Compacturae Biblio­ Lombarden gelassen, die im vorliegenden thecarius Metensis („Sehr seltene Ausgabe, Exemplar vom Rubrikator handschriftlich siehe […] So hat es der Metzer Bibliothekar ausgeführt wurden. Die figürlichen Initia- auf dem rechten Deckel des Einbands hier len sind nicht koloriert worden, wie über- vermerkt“). Der erwähnte Eintrag des Met- haupt das Buch nur wenige Benutzungs- zer Bibliothekars ist nicht erhalten. Er be- spuren aufweist. zieht sich auf folgendes Werk des in Hofgeis- Der Band stammt gemäß einem hand- mar, Braunschweig und Hannover wirkenden schriftlichen Eintrag aus einem Kloster in Theologen und Bibliographen David Clement Metz, möglicherweise gehörte es vorher schon (1701–1760): Bibliotheque curieuse historique Kat.-Nr. 5, Bl. CXXXIr: Initiale am Beginn des Buches 1 (= 3) Könige – einem anderen Kloster. Die früheren Einträge et critique, Ou Catalogue raisonné de liv­ Das weise Urteil Salomos (1 Kön 3, 16–28) sind jedoch u. a. wegen Durchstreichungen res dificiles a trouver (9 Bände, 1750–1760). nur teilweise zu entziffern, so dass eine ge- Der hier genannte dritte Band des Werks ist nauere Zuordnung noch nicht gelungen ist. 1752 erschienen. Tatsächlich ist die Ausgabe 6 Bibel, deutsch, 1487 (Schönsperger-Bibel)

Biblia, deutsch. Mit deutschen Tituli psalmorum. Augsburg: Johann Schönsperger, 25. Mai 1487 801 Bl., 2°, nur Teil 2 vorhanden: Bl. CCCC–CCCCCCCXCIX [300–799] (Spr–Offb) Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, Inc. 109 Blattmaße ca. B 21 x H 30, 5 cm Vorbesitzer: Franziskanerkloster Mainz • Karmelitenkloster Beilstein • Im Einband eingeklebt ist ein Exlibris mit dem Stammwappen der Grafen von Metternich (drei Jakobsmuscheln) mit Grafenkrone (das 1636 gegründete Karmelitenkloster in Beil- stein an der Mittelmosel gehörte zur Herrschaft Metternich-Beilstein-Winneburg). Bibliographien: GW 4305 • Meckelnborg 123 • Bibelsammlung WLB E 26

Mit dieser elften hochdeutschen Bibelaus- und apokalyptischen (Dan, Offb) Büchern. gabe hatte der Augsburger Drucker Johann Dagegen enthalten die Weisheits-, die Pro- Schönsperger d. Ä. (tätig 1481 bis 1520) eine phetenbücher und die beiden Makkabäer- weniger zahlungskräftige Käuferschicht im bücher weder Textholzschnitte noch Auto- Auge. So ist es wohl kein Zufall, dass die renbilder. In allen Büchern jedoch sind die Kat.-Nr. 6, Bl. 663v: Illustration zum Markusevangelium (Auferstehung Jesu) 30 Vorbesitzer des Koblenzer Exemplars Klös- Kapitelanfänge durch kleinere schwarzgrun- 31 ter von Bettelorden gewesen sind. Das For- dige florale Zierinitialen hervorgehoben, die mat ist gegenüber zum Beispiel der Zai- Anfänge der Bücher und der Vorreden durch ner-Bibel (Kat.-Nr. 4) wesentlich kleiner, das größere quadratische Maiblumen-Initialen Papier von geringerer Qualität. Vorlage war im Ausmaß von etwa acht Druckzeilen. Bei die besonders prachtvolle Koberger-Bibel den Evangelien findet sich am Anfang je- (1483, GW 4303), deren Text auf der Zainer-Bi- weils ein Portrait des Evangelisten zusam- bel beruht. Schönsperger ließ die Illustrati- men mit seinem Symbol (Engel, Löwe, Stier, onen der Koberger-Bibel (bei der die Holz- Adler) und der Illustration eines zentra- stöcke der Kölner Bibeln wiederverwendet len Themas des Buches: bei Matthäus der wurden) in kleinerem Format nachschneiden. Stammbaum Jesu, bei Markus die Auferste- 1490 druckte er eine zweite Auflage in noch- hung Jesu (mit Simson im Hintergrund), bei mals verkleinertem Format (GW 4306). Da- Lukas das Weihnachtsgeschehen (Geburt im nach dauerte es fast zwei Jahrzehnte bis die Stall, Darstellung im Tempel, Anbetung der nächste, die 13. und vorletzte der hochdeut- Könige) und bei Johannes die Dreifaltigkeit. schen Bibeln vor Luther, erschien, gedruckt Die Briefe der Apostel (einschließlich des von Joh. Ottmar, Augsburg 1507 (VD16 B 2675). apokryphen Laodizenerbriefs zwischen Gal Die 109 Illustrationen (im jeweils letz- und Eph) und die Apostelgeschichte sind ten Bild jedes der beiden Teile signiert vom ganz ohne bildliche Zugaben. Monogrammisten HB) sind nicht gleichmä- ßig über die biblischen Bücher verteilt, son- Literatur: Eichenberger/Wendland 1983, Kat.-Nr. 6, Bl. 578r: Illustration zu Dan 8 (Vision vom Widder und Ziegenbock) dern konzentrieren sich in den historischen 110–118 7 Psalmen und Cantica, lateinisch-deutsch, 1503 Lk 1, 46–48 in: Lateinisch Psalter, 1503 Lk 1, 46–48 nach Luther, Wittenberg, Sept. 1522 (Bl. CXXIIa/b) Psalterium cum apparatu vulgari fi rmiter appresso / Lateinisch Psalter mit dem teut- Mein sele großmechtigt den herren. Unnd Meyne seel erhebt den herrn vnd meyn schen nutzbarlichen da bey getruckt. meyn gaist hat gefrolocket in gott meynem geyst frewet sich ynn Gott meynem heyland. Basel: Michael Furter, 1503 hayl. [8], CXXX [tatsächlich 128] Bl., 8° Wann er hat angeschawet die demuetigkait Denn er hat die nydrickeyt seyner magd an- (a) Bistumsarchiv Trier, Abt. 97 Nr. 20 (restauriert von Peter Runkel 2017) seyner dienerin / gesehen / (b) Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 6129 nymwar [„nimm wahr“ für latein. ecce] Sihe / von nu an werden mich selig preyssen Blattmaße (a) ca. B 14, 7 x H 20, 9 cm, (b) ca. B 14, 5 x H 20 cm davon werden mich selig sprechen alle ge- alle kinds kind. schlecht. Vorbesitzer: Lk 1, 46–48 nach Luther, Wittenberg, 1544/45 (a) getilgter Besitzereintrag • Conradus Grovenius Hayererhauianus (??) haereditario MEine Seele erhebt den HERRN. Vnd mein Jure me Possidet Anno Salutis 1603 • Christoph Reichsgraf von Kesselstatt (1757–1814) Geist frewet sich Gottes meines Heilandes. 1802 • Edmund Reichsgraf von Kesselstatt (1765–1840) • Dombibliothek Trier Denn er hat seine elende Magd angesehen / (b) Frater Joannes Constantius Carmelitanus et Bopardiensis hunc habet et a Sihe / von nu an werden mich selig preisen nepote suo Joanne a Kirchbergh [Kirchberg im Hunsrück] pio pastore in Kestelaun alle Kinds kind. [Kastellaun im Hunsrück] Orate pro utroque (Bl. a8v) • Karmelitenkloster Boppard

Bibliographien: VD16 ZV 1738 • USTC 688477 • Bibelsammlung WLB D 203 (vgl. auch Die Unterschiede erklären sich einerseits schrift des 16. (?) Jahrhunderts in rot und D 202) durch Luthers Rückgriff auf den griechischen schwarz mit einer Reihe von Hymnen; wohl 32 Originaltext, wo im Gegensatz zur Vulgata von derselben Hand finden sich an den Rän- 33 7. Dan 3, 37–88; 8. Lk 1, 68–79; 9. Lk 1, 46–55; der konkrete Begriff ‚Retter, Heiland‘ steht, dern des gedruckten Texts zahlreiche Margi- 10. Lk 2, 29–32; 11. Das apostolische Glau- andererseits durch eine größere Freiheit in nalien, ebenfalls in rot und schwarz. bensbekenntnis; 12. Das Te Deum; 13. Das der Wortwahl. So gibt Luther die griechische Athanasi anische Glaubensbekenntnis; 14. Die Verbform megalu,nei, die wörtlich tatsäch- Literatur: Meckelnborg (Bibliographie), Allerheiligenlitanei; 15. Sieben Orationen und lich ‚macht groß‘ bedeutet, mit der sinnge- zu Nr. 167 zwei Kollekten (Tagesgebete der Messe). Bei mäßen Entsprechung ‚erhebt‘ wieder. Wie er den Texten Nr. 1–10 handelt es sich um so- seine Übersetzung im Hinblick auf Wohlklang genannte Cantica, das sind psalmenähnli- und Idiomatik in der Zielsprache weiterent- che Lieder aus verschiedenen Büchern des wickelt hat, zeigt die Fassung in der letzten Alten und Neuen Testaments, die in der Li- von ihm verantworteten Ausgabe, die 1545 turgie des Stundengebets nach fester Ord- erschienen ist (Kat.-Nr. 26). Das allzu eng der nung neben den Psalmen verwendet werden. Vorlage folgende Abstraktum nydrickeyt sey­ Das bekannteste Canticum ist das „Magni- ner magd hat Luther hier zu dem konkre- ficat“ (Lk 1, 46–55), das im kirchlichen Stun- ten Ausdruck seine elende Magd verbessert. Kat.-Nr. 7 (a), Bl. k5r: Initiale zu Psalm 97 dengebet jeden Abend zur Vesper gesungen Die 13 figürlichen und eine (Bl. CXXVb) orna- Außer den 150 alttestamentlichen Psalmen oder gebetet wird. Dessen Anfang lautet in mentale Initiale sind im Exemplar des Trierer in der biblischen Reihenfolge enthält diese der hier vorliegenden oberdeutschen Über- Bistumsarchivs (a) alle von alter Hand ko- zweisprachige Ausgabe im Anschluss daran: setzung folgendermaßen (zum Vergleich sind loriert. Im Anschluss an den Druck (begin- 1. Jes 12, 1–6; 2. Jes 38, 10–20; 3. 1 Sam 2, 1–10; die Fassungen Luthers von 1522 und 1544/45 nend auf der unbedruckten Rückseite von 4. Ex 15, 1–19; 5. Hab 3, 2–19; 6. Dtn 32, 1–43; danebengestellt): Bl. CXXX) folgen dort 22 Seiten einer Hand- Kat.-Nr. 7 (a), Bl. a1r: Initiale zu Psalm 1 8 Plenarium, deutsch, Straßburg 1491

Alle Ewangelien vnd epistelen mit der glos durch dz gancz ior. Straßburg: Martin Schott, 27. August 1491 [2], CCXIII Bl., 2° Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, Inc 223 Beigebunden: Johannes Nider, Die vier vnd zwenzig gulden harpfen, Straßburg: Mar- tin Schott, 3. August 1493 (Inc 365 = GW M26863 = Meckelnborg 375) Blattmaße ca. B 19, 3 x H 27, 4 cm Vorbesitzer: Franz Ludwig Graf von Hatzfeld (1756–1827, kurmainzischer und später preußischer General) • Franziskanerkloster Geisenheim (durch Schenkung von Hatz- felds) Bibliographien: GW M34139 • Meckelnborg 405

Als ‚Plenar(ium)‘ wird allgemein ein liturgi- anfang (Initium) und die Fundstelle in der sches Buch bezeichnet, das die in der Messe Bibel (Buch und Kapitel) angegeben ist. Das gelesenen biblischen Texte vollständig wie- Werk soll offensichtlich dem in der prakti- dergibt und nicht bloß die Textanfänge. Im schen Seelsorge tätigen Priester als Hilfs- 34 engeren Sinn versteht man darunter – wie mittel zur Vorbereitung und Durchführung 35 im vorliegenden Fall – ein Buch, das Episteln der Messe dienen. und Evangelien (für die es auch getrennte Bücher gibt, nämlich Epistolare und Evan- Literatur: Pietsch 1927, 21 (E3) gelistare) gemeinsam enthält. Die Anord- nung der Texte folgt der traditionellen Lese- ordnung, die mit regionalen Abweichungen und Besonderheiten in der abendländischen Kirche grundsätzlich einheitlich ist. Für die Sonn- und Feiertage, für den Mittwoch und Freitag jeder Woche, für Kirchweih und für die Feste der Heiligen ist jeweils die Epistel (meistens ein Abschnitt aus den Apostelbrie- fen) und das Evangelium (eine Perikope aus einem der vier Evangelien) abgedruckt. Zu den Evangelien der Sonntage und bestimm- ter Feste ist außerdem eine Art Musterpre- digt hinzugefügt, die Glos (von latein. glossa – Erklärung) genannt wird. Der Herausgeber hebt in der kurzen Einleitung hervor, dass aus Kat.-Nr. 8 zu den Lesungen auch der lateinische Text-

aus Kat.-Nr. 8 (Auferstehung Christi) 9 Plenarium, deutsch, Straßburg 1513

EVangelia mit der glosz vnd Epistlen Tütsch vber das gantz iar. allenthalben darbey der anfang der Psalm. vnd die Collect. einer yedlichen mesz. nach ordnung der christenlichen kirchen. Straßburg: Matthias Hüpfuff, 1513 CXXIX, [1] Bl., 2° Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 7622 Blattmaße ca. B 20, 6 x H 30, 2 cm Keine Besitzereinträge erhalten (Vorsatzblätter erneuert) Bibliographien: VD16 E 4456 • USTC 654802

Gegenüber der früheren Ausgabe des Plena- Das Buch ist reich ausgestattet mit 60 an- rium (GW M34139 = Kat.-Nr. 8) sind die For- nähernd quadratischen Holzschnittillustra- mulare der Sonntagsmessen erweitert um tionen in der Breite einer Druckspalte, die den Introitus (Gesang zum Einzug) mit dem Szenen aus dem Leben Jesu darstellen. Die dazugehörigen Psalmvers und die Collecta, Abbildungen entsprechen mit ganz wenigen das vor der Epistel vom Priester gespro- Ausnahmen denen in GW M34139 (Kat.-Nr. 8), 36 chene oder gesungene Tagesgebet, das den d. h. sie sind für diese Ausgabe wieder ver- 37 Inhalt des Festes bzw. des Sonntags kurz zu- wendet worden, wahrscheinlich von densel- sammenfasst. ben Holzstöcken gedruckt. Die Übersetzungen in den beiden Ausga- ben sind dagegen nicht identisch, die Un- terschiede beschränken sich auch nicht auf phonetische und orthographische Abwei- chungen, sondern betreffen auch Wortwahl und Wortstellung.

Literatur: Pietsch 1927, 41 (S2)

aus Kat.-Nr. 9

Kat.-Nr. 9, Titelseite II. Ad fontes (zu den Quellen) 10 Johannes Reuchlin: Lehrwerk der hebräischen Sprache, 1506

Johannes Reuchlin: PRINCIPIVM LIBRI (DE RVDIMENTIS HEBRAICIS). Pforzheim: Thomas Anshelm, 27. März 1506 [1], 620, [1] S., [2] Bl., 2° Bischöfliches Priesterseminar Trier, Ci 331u Blattmaße ca. B 18, 0 x H 28, 7 cm Vorbesitzer: Abtei St. Maximin Trier (der Einband trägt vorne und hinten das gold- geprägte Wappensupralibros von Alexander Henn, Abt von St. Maximin 1680–1698) • 1808 in die Bibliothek des Priesterseminars Trier Bibliographien: VD16 R 1252 • USTC 686605

Johannes Reuchlin (1455–1522), der größte melte in Tübingen, wo er (bis 1513) als Richter Sohn des badischen Pforzheim, war nicht des Schwäbischen Bundes amtierte, einen nur in seiner Zeit und darüber hinaus der kleinen Kreis von Humanisten um sich. 1518 bedeutendste Hebraist, sondern nach Hie- lehnte er einen Ruf nach Wittenberg auf die 40 ronymus (um 347–419) neben Herbert von Professur für Griechisch und Hebräisch ab 41 Bosham (um 1120 – um 1194), dem Sekretär und lehrte stattdessen beide Sprachen zu- Thomas Becketts, einer der wenigen nennens- erst in , wo Johannes Eck zu seinen werten Kenner des Hebräischen der abend- Hörern zählte (vgl. Kat.-Nr. 35), und zuletzt in ländischen Christenheit. Er war ein beson- Tübingen. Daneben entfaltete Reuchlin, der ders gründlich ausgebildeter Jurist, der in seinen Namen auch in der Form ‚Capnion‘ Freiburg, Basel, Paris, Orléans, Poitiers und (von griechisch ka,pnoj „Rauch“) gräzisierte, Tübingen studiert hatte, wo er 1484/85 zum in poetischen, philologischen und theolo- Doktor des Zivilrechts promoviert wurde. gischen Werken eine reiche literarische Tä- Bereits seit 1482 wirkte er in verschiede- tigkeit. Während seines Studiums hatte er nen wichtigen Positionen und Missionen für Griechisch gelernt und auch schon mit dem seinen Landesherrn, den Grafen bzw. Her- Unterrichten begonnen. Später waren pro- zog Eberhard im Bart (1445–1496), und war minente Gelehrte seine Schüler. Selbstbe- daneben als Anwalt tätig. Seine Verdienste wusst sagt er von sich selbst, er habe „als wurden 1492 von Kaiser Friedrich III. durch allererster das Studium des Griechischen in die Erhebung in den Adelsstand honoriert. Deutschland wieder eingeführt“. Zu Unter- Nach dem Tod des Herzogs trat er vorüber- richtszwecken verfasste er ein (nicht erhal- gehend in pfälzische Dienste und fand Auf- tenes) Lehrbuch und Schülergespräche in nahme in die humanistische Sodalitas lit- griechischer Sprache und edierte Textausga- teraria Rhenana in Heidelberg. 1499 kehrte ben griechischer Klassiker. Außerdem über- er nach Württemberg zurück und versam- setzte er eine Reihe griechischer und lateini- Kat.-Nr. 10, S. 582 scher Werke ins Lateinische bzw. Deutsche. Lexikon umfassende Lehrwerk Mikhlôl des Weit schwieriger war die Aneignung und Ver- Rabbi David Kimhi. (1160–1235) sowie insbe- mittlung des Hebräischen, des Gebiets, auf sondere die Kurzgrammatik dessen älteren dem Reuchlin Pionierarbeit geleistet hat. Bruders Mose Kimhi. († 1190) Mahalakh še­ Bücher, aus denen man die Sprache ler- vîlê had­da‘at („Kurs der Pfade des Wissens“), nen konnte, gab es nicht. 1504 war – wahr- die Reuchlin in einer hebräisch-deutschen scheinlich ohne Wissen des Verfassers – eine Handschrift zur Verfügung stand. kleine Schrift des Schweizer Franziskaners Für den Schulbetrieb und zum Selbststu- Konrad Pellikan, des späteren Mitarbeiters dium ist sein Werk deshalb nur bedingt ge- an der Zürcher Bibel (vgl. Kat.-Nr. 36), über eignet, weil es gelehrte sprachwissenschaft- „Das Lesen und Verstehen des Hebräischen“ liche Erklärungen enthält, die dem primären gedruckt worden, die als Lehrbuch untaug- Ziel, die hebräische Bibel im Original lesen, lich ist, aber einen Eindruck davon vermit- verstehen und übersetzen zu können, eher telt, unter welchen Schwierigkeiten Pellikan hinderlich sind. Entsprechend gering war selbst sich diese Sprache anzueignen ver- auch der Verkaufserfolg des in 1500 Exemp- sucht hat. Reuchlin erschloss sich das Heb- laren gedruckten Buchs. Und Reuchlin selbst räische über einen langen Zeitraum neben verwendete für seine eigenen Hebräisch- seiner Haupttätigkeit; noch 1498 nahm er in kurse in Ingolstadt und Tübingen die hand- Rom Unterricht bei dem Juden Obadja Sforno liche Kurzgrammatik von Mose Kimhi,. die aus Cesena. Seit 1501 arbeitete er an den „Ru- 1519 von Th. Anshelm in Hagenau gedruckt 42 dimenta Hebraica“ (Anfangsgründe des Heb- worden war. Dennoch hat Reuchlin mit sei- 43 räischen). 1506 druckte der um den Huma- nen Rudimenta nicht nur das epochale Werk nismus hochverdiente Thomas Ans helm (vgl. der hebräischen Sprachwissenschaft vor- Kat.-Nr. 16) in Pforzheim das Werk auf Reuch- gelegt, sondern zugleich die Grundlage für lins Kosten. Es ist das erste brauchbare Lehr- die Übersetzung des Alten Testaments aus werk des Hebräischen im abendländischen der Ursprache geschaffen. Nicht nur Luther Sprachraum und vereinigt Grammatik und und seine Mitarbeiter, sondern auch Eck und Lexikon. Das erste Buch bietet die Einführung Erasmus haben das Buch nachweislich be- in die Schrift- und Lautlehre (S. 5–31) und nutzt. Damit gehört Reuchlin zu den über- den ersten Teil (Alef bis Kaf) des alphabeti- ragenden Gestalten in der Geschichte der schen, nach Wurzeln geordneten Verzeich- deutschsprachigen Bibelübersetzung. Auch nisses der wichtigsten alttestamentlichen mit seiner mutigen Stellungnahme gegen die Wörter mit den lateinischen Entsprechun- Vernichtung der jüdischen Bücher und sei- gen, Textbelegen und Erläuterungen (S. 32– ner vergleichsweise moderaten Haltung ge- 259), das zweite Buch den Rest des Wörter- genüber den Juden ragt Reuchlin weit über buchs (S. 260–545), das dritte Buch fährt mit das geistige Niveau seiner Zeit hinaus. der Grammatik fort: Behandelt werden die Formen und der Gebrauch des Nomens, des Literatur: Deutscher Humanismus 2, 579– Verbs sowie die unveränderlichen Wortarten 633 (G. Dörner) • Greive 1978 • Kat. Stutt- gart 1983, 37 (S. Strohm) • Kluge 1931 • (Consignificativum) (S. 546–621). Vorlagen und Stotz 2012, 31f. Kat.-Nr. 10, Einband mit Wappen von Alexander Henn, Abt der Benediktinerabtei St. Maximin in Quellen waren das ebenfalls Grammatik und Trier 1680–1698 Die hochkomplexe Druckermarke auf der ten, dass in einem gesunden Körper auch ein 11 Philipp Melanchthon: Griechische Grammatik, 1529 Rückseite des letzten Blatts spielt mit dem gesunder Geist wohnt“. Mit der vorgeblichen Familiennamen des Druckers, der eigentlich Kenntnis von vier alten Sprachen überbie- INTEGRAE GRAECAE GRAMMATICES INSTITVTIOnes, à Philippo Melanchthone con- Heil (oder Heyl) hieß und seinem Namen tet er das humanistische Ideal des „vir tri- scriptae, atque pluribus in locis auctae. nach humanistischer Manier eine griechi- linguis“, der außer Latein die beiden bibli- Köln: Johannes Soter, September 1529 sche Form gegeben hat (Soter = griech. swth,r schen Sprachen Griechisch und Hebräisch [82] Bl., 8° „Retter, Heiler“). In den Bereich der antiken beherrscht. Lehrbücher für diese Sprachen Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 4425 Heilkunde gehört das Pentagramm mit Zei- sowie griechische und lateinische Textaus- Blattmaße ca. B 9, 7 x H 15, 2 cm chen in den fünf Winkeln, die bisher nicht gaben bildeten einen Schwerpunkt im Ver- Vorbesitzer: Rombertus gedeutet sind. Besonders ambitioniert zeigt lagsprogramm Soters. sich Soter mit verschiedenen Devisen in den Bibliographien: VD16 M 3497 • USTC 666908 vier alten Sprachen Lateinisch, Griechisch, Literatur: Katalog Karlsruhe 1997, 39–61 Hebräisch, Altäthiopisch, die alle mit Ge- (R. Pohlke). 63–74 (S. Rhein) • Leonhardt 1998, 34–37 • Luther-Handbuch 2017, 193– Philipp Schwartzerdt (1497–1560) gebrauchte und hebräischen Sprache für das Studium sundheit und Heilung zu tun haben, unter 200 (Ch. Peters) • Scheible 2016, insbes. seit 1509, angestoßen durch seinen ent- der Philosophie und Theologie. Er war aber anderem der bekannte Vers des römischen 17 • Wolkenhauer 2002, 235–243 fernten älteren Verwandten Reuchlin (vgl. zugleich realistisch und stellte keine über- Satirikers Juvenal, man müsse „darum bit- Kat.-Nr. 10), seinen Familiennamen nur noch zogenen Anforderungen an die künftigen in der griechischen Version ‚Melanchthon‘ Pfarrer. Die Mühe, die er selbst in die Vor- (mela,ncqwn). Schon in seiner Heidelber- bereitung seines Unterrichts investiert habe, ger Zeit 1509–1512 und danach in Tübingen solle den Studierenden das Lernen leichter 44 unterrichtete er neben dem Studium Grie- machen und sie vor Frustration bewahren. 45 chisch. Diese Erfahrungen brachte er in sein In Wittenberg wurde Melanchthon zum griechisches Lehrbuch ein, das methodisch engsten Mitarbeiter Luthers und blieb diesem und didaktisch neue Maßstäbe setzte. Es trotz mancher Meinungsverschiedenheiten erschien erstmals im Mai 1518 in Hagenau, über den Tod hinaus in treuer Freundschaft gedruckt von Thomas Anshelm, für den Me- verbunden. Die starke Verbindung der bei- lanchthon schon in Tübingen als Korrektor den wichtigsten Persönlichkeiten der frühen und Herausgeber gearbeitet hatte. Das Buch Reformation kam auch darin zum Ausdruck, wurde ein großer Erfolg und erschien allein dass Melanchthon an der Seite Luthers in der bis 1544 in 19 verschiedenen Ausgaben, seit Wittenberger Schlosskirche begraben wurde. 1522 auch in Köln bei Johannes Soter. Im Auf dem Titelblatt ist seit der Ausgabe Sommer 1518 wurde Melanchthon dank der Hagenau 1525 (= VD16 M 3496) als Werbe- Fürsprache Reuchlins mit 21 Jahren auf den spruch ein Distichon des Straßburger Re- neueingerichteten Lehrstuhl für Griechisch formators und Humanisten Nikolaus Ger- an die 1502 eröffnete Reformuniversität Wit- bel (vgl. Kat.-Nr. 16) abgedruckt: Hoc credo tenberg berufen (Luther hätte damals den quondam, ut callerent Graeca, libello Calli­ aus Bruttig an der Mosel gebürtigen Petrus open comites erudijsse suas – „Mit diesem Mosellanus bevorzugt). In seiner program- Büchlein, glaube ich, hat einst (die Muse) Kal- matischen Antrittsvorlesung am 29. August liope ihre Gefährtinnen unterrichtet, damit 1518 betonte Melanchthon die Bedeutung sie richtig Griechisch können“. gründlicher Kenntnisse der griechischen

Kat.-Nr. 11, Druckermarke von Johannes Soter Person benutzt und annotiert. Dies zeigen u. tik von hinten nach vorne läuft, stoßen die 12 Matthaeus Aurogallus, Hebräische und aramäische a. umfangreiche handschriftliche Einträge, die jeweils letzten Blätter aufeinander. von der letzten Seite der griechischen Gram- Kurzgrammatik, 1525 matik auf das letzte unbedruckte Blatt der Literatur: Eißfeldt 1966 • Miletto/Veltri 2003, 102–103 COMPENDIVM HEBREAE CHALDEAEQVAE GRAMMATICES PER MATTHAEVM AVRIGALLVM. hebräischen Grammatik übergreifen. Weil Wittenberg: Josef Klug, 11. April 1525 die Leserichtung der hebräischen Gramma- [88] Bl., 8° Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 4425 Blattmaße und Vorbesitzer wie bei Kat.-Nr. 11 Bibliographien: VD16 G 2552 • USTC 623805

Matthäus Aurogallus (Goldhahn), geb. um Schulbuch doch seinen Zweck und lässt das 1490 in Komotau (Böhmen), gest. 10. 11. 1543 didaktische Geschick des Verfassers erken- in Wittenberg, stand seit 1519 in Verbin- nen, das er in seiner Unterrichtstätigkeit er- dung zu Melanchthon und wurde 1521 nach worben hat. Zwei Jahre später erschien die den nur kurz amtierenden Vorgängern Jo- hier vorgestellte Neuausgabe mit bedeu- hannes Böschenstein, Bernardus aus Göp- tenden Neuerungen. Aurogallus erweiterte pingen und Matthäus Adriani Professor für die Grammatik um eine kurze Einführung Hebräisch in Wittenberg, ein Amt, das er bis in das biblische Aramäisch (= in damaliger 46 zu seinem Tod ausübte. Er war Mitarbeiter Nomenklatur ‚Chaldäisch‘) im Vergleich mit 47 Luthers bei der Übersetzung des Alten Tes- dem Hebräischen. Schließlich folgt auf 69 taments. Zuerst erstellte Aurogallus eine auf Seiten (Bl. G4r–L6r) ein Abdruck des gesam- das Hebräische beschränkte Kurzgramma- ten Buchs des Propheten Daniel, eingeleitet tik, die mit Datum vom 28. September 1523 durch ein lateinisches Widmungsschreiben in Wittenberg herauskam (= VD16 G 2550). an Petrus Wellerus (Bl. G2v–G3v). Das Buch Kat.-Nr. 12, Widmungsgedicht auf der Rückseite des Titelblatts (Übersetzung s. u.) Im Gegensatz zu Reuchlins monumentalem Daniel bietet den didaktischen Vorteil, dass Werk (Kat.-Nr. 10) bietet sie eine für die Be- es zwischen den auf hebräisch verfassten dürfnisse des Anfängerunterrichts brauch- Teilen auch eine längere auf Aramäisch ge- Matthaeus Aurogallus an Caspar Glatz [Pfarrer in Orlamünde, † 1551] bare Einführung. Dem steht nicht entgegen, schriebene Partie enthält (Dan 2, 4b–7, 28, dass Aurogallus hier die dem Semitischen hier beginnend Bl. G6r Zeile 2 und endend Wenn du begehrst die himmlischen Buchstaben der hebräischen Sprache, eigentlich fremden Kategorien der lateini- auf. Bl. k2r Zeile 13), so dass es als Übungs- Wenn du wünschst, die heiligen Worte mit den Zeichen aus Jerusalem zu malen, schen Grammatik verwendet. So nimmt er text für das Erlernen beider Sprachen dienen Wenn du genau zu wissen begehrst, was die (Bücher der) gottgesandten Propheten zum Beispiel wie im Lateinischen sechs Fälle kann. Damit einher geht – anders als bei der enthalten, an und presst das hebräische Substantiv, ersten Ausgabe – die Abfolge der Seiten von Wenn du die fromme Herde in den wahren Schriften unterweisen willst, das keine Kasusflexion kennt, in Verbin- hinten nach vorne entsprechend der hebrä- Dann schöpfe nicht Wasser aus schlammigem Tümpel, dung mit Präpositionen in dieses System. ischen und aramäischen Leserichtung von Sondern trinke, wenn du klug bist, lieber aus der klaren Quelle Auch wenn er viele Eigenheiten des hebräi- rechts nach links. Und lies das Büchlein, das wir über solche Kunst geschrieben haben, schen Sprachbaus missverstanden hat, weil Beide Lehrbücher (Kat.-Nr. 11+12) waren in So wirst du, lieber Caspar, einen kurzen Weg kennenlernen. in seiner Zeit die Voraussetzungen für ein einem nicht mehr erhaltenen Einband zu- richtiges Verständnis fehlten, so erfüllt sein sammengefasst und wurden von derselben Es ist aus heutiger Sicht schwer verständlich, Januar 1514 gedruckt, stellte also den Erst- 13 Neues Testament, griechisch und lateinisch, 1516 dass die erste Druckausgabe des Neuen Tes- druck des griechischen Neuen Testaments taments in der Ursprache erst mehr als 60 dar, nicht jedoch die Erstausgabe (Editio prin- NOVVM INstrumentum omne, diligenter ab ERASMO ROTERODAMO recognitum et Jahre nach den Anfängen des Buchdrucks er- ceps). Denn ehe das Werk ausgeliefert wer- emendatum, non solum ad graecam ueritatem, uerum etiam ad multorum utrius- schienen ist (nur kleine Teile waren vorher den konnte, musste die päpstliche Geneh- que linguae codicum, eorumque ueterum simul et emendatorum fidem […]. schon gedruckt worden). Auch der Druck des migung abgewartet werden, die bis zum 22. Basel: Johannes Froben, Februar 1516 (so im Kolophon; dagegen 1. März 1516 am ersten ganz in griechischen Lettern gedruck- März 1520 auf sich warten ließ. Ende des Nachworts zu den Annotationes) ten Buchs (den Erotemata, einer Gramma- Unterdessen hatte der Wettlauf um die [14] Bl. (Teil 1: Vorwort des Druckers, Widmungsbrief an Papst Leo X., Paraclesis, Me- tik des Constantinus Lascaris, Mailand: Di- Editio Princeps des griechischen Neuen Tes- thodus, Apologia), 324 S. (Teil 2a: NT Mt–Apg), 672 [= richtig 626] S., [2] Bl. (Teil 2b: NT onysius Paravisinus, 30. 1. 1476 = GW M17102) taments begonnen. Erasmus von Rotterdam Röm–Offb [S. 1–224], Teil 3: Annotationes [S. 225–625], Nachwort des Oekolampadius, lag 40 Jahre zurück, und bereits 1488 war in (1466/69–1536) beschäftigte sich seit länge- Korrekturen, Kolophon [S. 672 = richtig 626]) [Zahllose grobe Fehler in der Paginie- Venedig die erste gedruckte Gesamtausgabe rem mit verschiedenen Vorarbeiten, doch rung, die tatsächliche Zahl der paginierten Seiten ist 622.], 2° der hebräischen Bibel erschienen (GW 4198). erst im Herbst 1514, nachdem er von Eng- Stadtbibliothek Koblenz, Fo 107 Für diese Verspätung sind neben kulturge- land nach Basel gekommen war, nahm das Blattmaße ca. B 21, 2 x H 31 cm schichtlichen auch ökonomische Gründe Vorhaben konkrete Formen an. Erst jetzt be- Bibliographien: VD16 B 4196 • USTC 678727 anzunehmen. Weil die frühen Drucker, die gann er auch mit der Neuübersetzung ins oft zugleich Verleger waren, in der Regel Lateinische, die abgesehen von notwen- das unternehmerische Risiko selbst trugen, digen Korrekturen gegenüber der Vulgata mussten sie sich nach den Bedürfnissen des auch stilistisch gehobenen Ansprüchen ge- Marktes richten. Für eine griechische Bibel­ nügen sollte. Im Sommer 1515 (Erasmus war 48 14 Neues Testament, griechisch und lateinisch, 1519 ausgabe waren zunächst nicht genügend zwischenzeitlich für vier Monate in England 49 Käufer zu erwarten. Das erste Projekt dieser und danach in Straßburg gewesen) begann NOVVM TESTAMENTVM OMNE, MVLTO QUÀM ANTEHAC DIligentius ab ERASMO RO- Art ist dem Einfluss und der Finanzkraft des der Druck. Gleichzeitig verfasste Erasmus die TERODAMO recognitum, emendatum ac translatum, non solum ad Graecam ueri- Erzbischofs von Toledo, Kardinal Francisco „Annotationes“ (Anmerkungen), die separat tatem, uerum etiam ad multorum utriusque linguae codicum, eorumque ueterum Jiménez de Cisneros (1436–1517), zu verdan- gedruckt wurden und nicht viel weniger Sei- simul et emendatorum fidem […]. ken. Er initiierte eine großangelegte mehr- ten umfassten als der Text mit der Überset- Basel: Johannes Froben, März 1519 (so im Nachwort des Druckers und im Kolophon sprachige (polyglotte) Ausgabe, die in fünf zung, musste die griechischen Handschriften zu den Annotationes, im Kolophon zum Text des NT: 1518) Bänden den gesamten Text der Bibel in he- zum Druck vorbereiten und die Korrekturen 120 S. (Teil 1: Grußwort Papst Leos X., Widmungsbrief an Leo X., Paraclesis, Ratio, bräischer, griechischer, aramäischer und des Satzes überwachen. Bei den Korrekturen Apologia), 566 S., [1] Bl. (Teil 2: NT), [4] Bl., 579, [1] S. (Teil 3: Annotationes), 2° lateinischer Sprache darbietet. Sie wurde halfen in großem Umfang Johannes Oeko- Bischöfliches Priesterseminar Trier, (a) G 91 (Teile 1–2) + (b) DM 10 (Teil 3, nicht aus- zwischen 1514 und 1517 in Alcalá de Hena- lampad und Nikolaus Gerbel. Trotzdem verlief gestellt) res bei Madrid gedruckt. Dort hatte Kardi- die Arbeit unter höchstem Druck und größter Blattmaße (a) ca. B 21, 5 x H 32, 1 cm / (b) ca. B 21, 3 x H 31, 5 cm nal Cisneros 1499/1508 eine Universität ge- Anspannung aller Kräfte. Denn schon zum Vorbesitzer: (a) getilgter Besitzereintrag • Hubert Gobelius (Göbel) / (b) Bischof Jo- gründet, die dem humanistischen Ideal der 1. März 1516 war das Werk fertiggestellt. Es seph von Hommer (1760–1836) • Dombibliothek Trier Nähe zu den Quellen besonders verpflich- konnte nicht ausbleiben, dass der Text nicht tet war. Nach dem lateinischen Namen der nur viele Satzfehler, sondern auch inhaltli- Bibliographien: VD16 B 4197 • USTC 678736 • Bibelsammlung WLB C 8 Stadt Alcalá (Complutum) wird diese Bibel­ che Irrtümer und Inkonsequenzen aufwies. ausgabe als Biblia polyglotta Complutensis Erasmus war sich dessen nur allzusehr be- bezeichnet. Band 5 enthält das Neue Testa- wusst und bereitete sofort eine verbesserte ment im griechischen Original zusammen Neuauflage vor, allerdings zunächst heimlich, mit der Vulgata. Der Band war bereits am 10. um den Verkauf der Erstauflage, die wie die späteren Auflagen trotz mancher fachlicher nur in wenigen Fällen die Substanz der bib- Kritik ein großer Publikumserfolg war, nicht lischen Botschaft. Die Schwächen der Aus- zu gefährden. Für Jahrhunderte sollte diese gabe schmälern weder deren epochale Be- Fassung des griechischen Textes die Druck- deutung noch das Verdienst des Erasmus für ausgaben bestimmen. Leider hatte Erasmus die Freilegung der Quellen eines auf die hei- notgedrungen solche Handschriften als Vor- lige Schrift gründenden Glaubens. lage verwendet, die nach späterer Erkennt- Die Titel der beiden Ausgaben stellen zu- nis in vielen Einzelheiten von den ältesten gleich eine Werbeanzeige und einen Appell und besten (das heißt dem mutmaßlichen an den Leser dar. Sie sind im folgenden voll- Urtext am nächsten stehenden) Handschrif- ständig in deutscher Übersetzung abgedruckt ten abwichen. Dies war für die wissenschaft- (die wesentlichen Änderungen und Erweite- liche Textkritik unbefriedigend, tangiert aber rungen im Titel von 1519 sind unterstrichen).

Novum Instrumentum 1516 Novum Testamentum 1519

Das ganze Neue Instrument, sorgfältig Das ganze Neue Testament, weit sorgfäl- durchgesehen und von Fehlern bereinigt tiger als früher, durchgesehen, von Feh- von Erasmus aus Rotterdam, nicht nur an- lern bereinigt und übersetzt von Eras- hand des griechischen Urtextes, sondern mus aus Rotterdam, nicht nur anhand des auch auf der Grundlage vieler Handschrif- griechischen Urtextes, sondern auch auf 50 ten beider Sprachen, und zwar alter und der Grundlage vieler Handschriften bei- 51 zugleich von Fehlern bereinigter, schließ- der Sprachen, und zwar alter und zugleich lich aufgrund der Zitate, Verbesserungen von Fehlern bereinigter, schließlich auf- und Auslegungen der bewährtesten Au- grund der Zitate, Verbesserungen und Aus- toren, vor allem des Origenes, Chrysosto- legungen der bewährtesten Autoren, vor mus, Cyrill, Vulgarius*, Hieronymus, Cyp- allem des Origenes, Athanasius, (Gregor) rian, Ambrosius, Hilarius und Augustinus, von Nazianz, Chrysostomus, Cyrill, Theo- zusammen mit den Anmerkungen, die dem phylakt, Hieronymus, , Ambrosius, Leser zeigen sollen, was aus welchem Grund Hilarius und Augustinus, zusammen mit geändert wurde. Wer auch immer du (bist den Anmerkungen, die durchgesehen und und) wahre Gotteserkenntnis liebst, lies, beträchtlich erweitert wurden. Sie sollen erkenne und urteile dann. Und nimm nicht dem Leser zeigen, was aus welchem Grund sofort Anstoß, wenn du auf eine Änderung geändert wurde. Wer auch immer du (bist stößt, sondern wäge ab, ob die Verände- und) wahre Gotteserkenntnis liebst, lies, rung eine Verbesserung darstellt. erkenne und urteile dann. Und nimm nicht sofort Anstoß, wenn du auf eine Änderung stößt, sondern wäge ab, ob die Verände- * „Vulgarii“ ist aufgrund eines Missverständnisses rung eine Verbesserung darstellt. Denn es aus Boulgari,aj (Bulgarias) entstanden, dem Bei­ namen des Theophylakt von Ohrid. Einen Kirchen­ bedeutet Krankheit, nicht Urteil, etwas zu vater namens Vulgarius hat es nie gegeben. verdammen, das du nicht untersucht hast.

Kat.-Nr. 14 (a), Titelseite mit Titeleinfassung von Ambrosius Holbein Über den Text und die Übersetzung hinaus fundiertes Verständnis der Bibel unerläss- enthält die Ausgabe eine Reihe von Beiga- lich seien. Diesen Teil der Einleitung hat Eras- 15 a Index der verbotenen Bücher, 1559 (Index Paulinus) ben. Neben päpstlichen und kaiserlichen mus für die zweite Auflage des NT zu einer Schutzbriefen, Widmungen, Lebensbildern umfangreichen „Theologischen Methoden- INDEX AVTORVM, ET LIBRORVM, QVI AB OFFICIO SANCTAE ROM. et Vniuersalis Inquisi- der Evangelisten u. a. sind dies vor allem: (1) lehre“ (Ratio seu compendium verae Theo- tionis caueri ab omnibus et singulis in vniuersa Christiana Republica mandantur […]. Der „Aufruf an den frommen Leser“ (Paracle- logiae) ausgearbeitet, die bereits 1518 als Rom: Antonio Blado, Januar 1559 sis ad lectorem pium) ist eine Ermahnung selbständiger Druck erschien. (3) Die „Apo- [88] Bl., 8° [Bl. B4 und B5 beim Druck vertauscht] zur „Christlichen Philosophie“, das heißt, zu logia“ gibt Rechenschaft über einzelne Fra- Bischöfliches Priesterseminar Trier, 1941 G 473 einem planmäßig und bewusst gestalteten gen der Edition und Übersetzung. Blattmaße ca. B 9, 3 x H 15, 7 cm christlichen Leben auf der Grundlage der Vorbesitzer: Jesuitenkolleg (Trier?) • Pfarrei St. Gangolf Trier heiligen Schrift, insbesondere der Evange- Literatur: Aland 1982, S. 13–16 • Bludau Bibliographien: nicht in USTC lien. (2) Die „Methodus“ hat das gleiche Ziel 1902 • Delville 2008, 84–86 • Fritzsche/ Nestle 1897 I, 57 • García Pinilla 2016, ins- im Auge, richtet sich aber eher an die Theo- angebunden: bes. 61 • Kat. Basel 2016, 67–97 (U. Dill) logen und Philologen. Ausführlich begrün- • Kat. Karlsruhe 1997, 44 (R. Pohlke) • 15 b Index der verbotenen Bücher, 1564 (Index Tridentinus) det Erasmus darin, warum eine gründliche Luther-Handbuch 2017, 173–183 (Th. Kauf- Kenntnis der drei Sprachen Hebräisch, Grie- mann) • Winkler 1967 INDEX LIBRORVM PROHIBITORVM, CVM REGVLIS CONFECTIS PER Patres à Tridentina chisch und Latein für ein wissenschaftlich Synodo delectos, auctoritate Sanctiss. D. N. Pij IIII. Pont. Max. comprobatus. Köln: Maternus Cholin, 1564, [36] Bl., 8° Bibliographien: VD16 K 179 • USTC 665528

52 53 Die Verbreitung von Büchern, die als schäd- chung bestimmte Liste mit dem Titel Index lich für den Glauben oder die Moral angese- au(c)torum et librorum, die bis 1948 unzäh- hen wurden, durch kirchenamtliche Verbote lige Male aktualisiert und neuaufgelegt und zu verhindern, wurde erst nach der Erfin- erst 1965 durch Papst Paul VI. außer Kraft dung des Buchdrucks, der die massenhafte gesetzt wurde. In dem vorangestellten De- Reproduktion unerwünschter Schriften er- kret der (publiziert am 30. 12. 1558 möglichte, als Notwendigkeit gesehen. Zu- [sic]) werden jede Art der Verbreitung, des nächst waren theologische Fakultäten, ins- Erwerbs und des Besitzes der indizierten besondere die der Sorbonne in Paris und die Schriften bei Strafe der Exkommunikation der Universität Löwen, für die Reinerhaltung verboten (die Lektüre ist übrigens dabei der kirchlichen Lehre zuständig und brach- nicht ausdrücklich genannt, aber natürlich ten seit 1544 Verzeichnisse mit gefährlichen eingeschlossen). Die Liste ist alphabetisch Büchern heraus. Nach Antritt seines Pontifi- nach Verfassern bzw. anonymen Werktiteln kats zog Papst Paul IV. (1555–1559), der zuvor geordnet. Unter jedem Buchstaben stehen schon an der Spitze der römischen Inquisi- zuerst die Autoren, deren sämtliche (auch tion den Protestantismus auf das schärfste künftige) Werke indiziert sind, dann Verfas- bekämpft hatte, diese Aufgabe an sich. Im ser mit einzelnen verbotenen Werken und Todesjahr des Papstes 1559 erschien (nach drittens die Titel von Werken, deren Verfas- einer nicht approbierten Fassung im No- ser nicht feststeht. In einem Anhang sind 30 vember 1557) erstmals eine zur Veröffentli- Druckausgaben der lateinischen Gesamtbi-

Kat.-Nr. 14 (a), S. 98: Trinität, Holzschnitt von Hans Franck bel (teilweise in mehreren Auflagen) und elf worden war, erarbeitete sehr differenzierte, Ausgaben des Neuen Testaments erfasst, in zehn Paragraphen untergliederte Regeln außerdem summarisch alle Ausgaben der und unterzog die Liste der verbotenen Bü- Bibel bzw. des Neuen Testaments in einer cher einer gründlichen Revision. Dieser neue Volkssprache (uulgari idiomate). Sie dürfen Index wurde am 24. März 1564 vom Papst mit ohne schriftliche Erlaubnis des heiligen Of- dem Approbationsbreve Dominici gregis in fiziums der Römischen Inquisition weder ge- Kraft gesetzt und im April 1564 von Paolo druckt noch gelesen noch aufbewahrt wer- Manuzio in Rom erstmals gedruckt. Das Ver- den. Unter den Namen der ersten Kategorie bot der Schriften des Erasmus wurde gelo- finden sich nicht nur erwartungsgemäß Au- ckert. Nur noch einige Schriften waren expli- toren wie Luther, Melanchthon, Calvin und zit verboten (so z. B. das satirische „Lob der Zwingli, sondern auch Desiderius Erasmus. Torheit“), die meisten seiner theologischen Es liegt eine gewisse Tragik darin, dass aus- Werke waren unter der Bedingung zugelassen, gerechnet Erasmus, der sich nach anfäng- dass sie von den theologischen Fakultäten licher Sympathie für von der in Paris oder Löwen „bereinigt“ (expurgata) Reformation klar abgesetzt hat und immer worden waren. Auch das Verbot von Bibeln ein treuer Sohn der römischen Kirche ge- in der Volkssprache wurde gegenüber dem blieben ist, in dieser Weise diskriminiert und Index Pauls IV. gemildert. für lange Zeit der katholischen Kirche ent- Frühe Ausgaben der Indizes von 1559 und fremdet wurde. 1564, wie sie hier in einem Band aus dem 54 Dieses scharfe Disziplinierungsinstrument (Trierer ?) Jesuitenkolleg zusammengefasst 55 bedeutete für alle, die auf Bücher angewie- sind, finden sich in deutschen Bibliotheken sen waren, eine einschneidende Behinderung relativ selten. Für die hier vorliegende Aus- ihrer Arbeit und stieß auf entsprechende Ab- gabe des Index Tridentinus (mit der Schreib- lehnung. Noch in der Amtszeit Pauls IV. ver- weise AVTORVM statt AVCTORVM auf dem Ti- öffentlichte das Sanctum Officium Verbes- telblatt und mit 44 Blättern Umfang) hat sich serungen und relativierende Ergänzungen, bisher außer dem Exemplar des Trierer Pries- eine Tendenz zur Mäßigung, die vom neuen terseminars nur ein weiterer Nachweis (in Papst Pius IV. (1559–1565) weiterverfolgt wurde. der Universitätsbibliothek Basel) gefunden. Eine Deputation des Konzils von Trient, das zum 18. Januar 1562 nach zehnjähriger Un- Literatur: Bujanda 1990 • Hasecker 2017, terbrechung von Pius IV. wieder einberufen 39–54. 174–195 • Wolf 2007, 24–34

Kat.-Nr. 15a, Titelseite den Ort oder das Umfeld der Maßnahme zu 16 Neues Testament, griechisch, 1521 sehen ist, sei dahingestellt. Jedenfalls scheint das Blatt mit der Vorrede nicht zufällig ver- NOVUM TESTAMENTUM GRAECE. loren gegangen, sondern einem bewussten Hagenau: Thomas Anshelm, März 1521 Akt der Zensur zum Opfer gefallen zu sein, [4], 279 [= 275], [1] Bl., 4° denn Gerbel gehörte auch im Tridentinischen Bischöfliches Priesterseminar Trier, G 53 Index noch zu den mit allen seinen Werken Blattmaße ca. B 12, 2 x H 18, 3 cm verbotenen Autoren (vgl. Kat.-Nr. 15). Das Vorbesitzer: Gerardus Stenopius aus Süchteln 1547 • Jesuitenkolleg Emmerich aus dem Trierer Jesuitenkolleg stammende (gegr. 1592) 1606 Exemplar (Stadtbibliothek Trier, Sign.: A III 2 8°) zeigt hingegen keinen derartigen Ein- Bibliographien: VD16 B 4177 • Bibelsammlung WLB C 10 griff; der Band scheint ebenso wie der aus Emmerich erst aus zweiter Hand in den Be- Nach den beiden großformatigen und auf- wäre, sondern betont den Gegensatz zu den sitz der Jesuiten gelangt zu sein. wendig ausgestatteten, zweisprachigen und weniger handlichen und kostspieligen Aus- kommentierten Editionen des Erasmus bringt gaben des Erasmus. Es handelt sich hier um Literatur: Deutscher Humanismus 1, 904– Thomas Anshelm hier eine Ausgabe in klei- den frühesten separaten Druck des griechi- 924 (M. Dall’Asta) • Duhr 1907, 155–162 • Kat. Basel 2016, 77. 139 • Kat. Stuttgart 1983, nerem Format mit dem reinen griechischen schen Neuen Testaments (also ohne lateini- 16 (S. Strohm) • Luther-Handbuch 2017, Text heraus. Herausgeber ist der Straßbur- sche Übersetzung), dessen Text mit wenigen 300 (H. Blanke) • http://www.dr-bern- ger Humanist und Reformator Nikolaus Ger- Änderungen dem des Erasmus folgt. Luther hard-peter.de (6.9.2017) 56 bel (ca. 1485–1560), der schon zusammen mit erhielt diese Ausgabe von Gerbel als Ge- 57 Johannes Oekolampadius (1482–1531) als schenk und verwendete sie neben der des Korrektor an der Baseler Erstausgabe mit- Erasmus für seine Übersetzung des Neuen gearbeitet hatte. In seinem Vorwort (das im Testaments. Exemplar des Priesterseminars fehlt) schreibt Im Exemplar des Priesterseminars Trier er, Christus habe keinen Menschen von sei- fehlt nach dem Titelblatt das zweite Blatt ner göttlichen Lehre ausgeschlossen und sei der ersten Lage, das auf beiden Seiten den den Ungebildeten wie auch den Sündern Text der Vorrede Nikolaus Gerbels enthält. mit besonderer Freundlichkeit begegnet. Das Blatt ist so geschickt herausgetrennt, Nach diesem Vorbild Christi glaubten wir, dass man sein Fehlen nicht bemerkt. Außer- das Neue Testament in der Sprache, in der dem sind die sieben Zeilen mit dem Ende es von den Aposteln geschrieben wurde, den der Vorrede auf der folgenden Seite sorg- Studierenden zugänglich machen zu sollen, fältig mit dem Fragment eines Kupferstichs Kat.-Nr. 16, Bl. 37r: Initiale am Beginn des Mar- kusevangeliums damit jeder von dort wie aus einer hochhei­ überklebt, in dessen Mitte sich zwischen ligen Quelle die Worte des lebendigen Geis­ zwei Säulenpostamenten ein Wappen be- tes und das Muster eines tugendhaften Le­ findet. Der Herzschild enthält zwei schräg- bens schöpfen könne. Dafür bedarf es einer gestellte Kurschwerter, das Zeichen des Erz- Kurzfassung (compendio), weil er (dann je­ marschallamtes, die Felder des Hauptschilds derzeit) zur Hand hat, was er sucht. ‚Com- das Wappen des Herzogtums Sachsen und pendium‘ bedeutet hier nicht, dass der Text drei weitere Komponenten, die für sächsische als solcher gekürzt oder zusammengefasst Territorien stehen. Ob darin ein Hinweis auf 17 Bibel, griechisch, 1526

TĒS THEIAS GRAPHĒS PALAIAS DĒLADĒ KAI NEAS HAPANTA. Straßburg: Wolfgang Köpfel (Cephalaeus) d. Ä., 1526 3 Bände: [4], 275, [1] Bl. (Gen–Rut) + 344 Bl. (1 Sam–Ps) + [1], 455 Bl. (Spr–3 Makk + Josephus) Bischöfliches Priesterseminar Trier, G 33 (ausgestellt ist nur Band 1) Blattmaße ca. B 9, 7 x H 14, 9 cm Vorbesitzer: Johannes Hartmann • (Einband von Buchbinder D. Herrmann, Trier, 19. Jh.) Bibliographien: VD16 B 2575 • USTC 696163 • Bibelsammlung WLB C 18

Diese griechische Bibel wurde herausgege- WLB C 5). Die hier vorliegende ist die zweite ben von Johannes Lonicerus (1497–1569), der Gesamtausgabe des griechischen Alten Tes- im Vorwort erwähnt, dass Johann Herwagen taments. Nach dem oben wiedergegebe- sich an der Finanzierung beteiligt habe. Für nen Titel des ersten Bandes („Vollständige die Reihenfolge der biblischen Bücher und Ausgabe der heiligen Schrift, nämlich der die Aufteilung der Bände beruft Lonicerus alten und der neuen“) und dem Gesamt­ 58 sich auf Martin Luther, jenen einzigartigen inhaltsverzeichnis im ersten Band müsste 59 und vortrefflichen Phoenix der heiligen Schrif­ auch ein Neues Testament dazugehören. Die ten, der in seiner deutschen Bibelübersetzung drei vorhandenen Bände enthalten jedoch die Reihenfolge, die du hier siehst, befolgt nur das Alte Testament. Das hier fehlende hat. Dies betrifft besonders die Ausgliede- Neue Testament ist in derselben Offizin be- rung der Bücher Judith, Weisheit Salomos, reits im Juni 1524 gedruckt worden (= Bibel- Tobit etc. (vgl. u. S. 141) als eigener Gruppe sammlung WLB C 14). Dessen Titel (Novum am Ende des Alten Testaments. Diese Schrif- Testamentum Graece) lässt bibliographisch ten gehören nicht zum hebräischen Grund- keine Zusammengehörigkeit mit den drei bestand des Alten Testaments und wurden Bänden des Alten Testaments erkennen, je- von Luther gegenüber diesem ihrem theo- doch konvergiert der Beginn der einzelnen logischen Rang nach deutlich abgestuft und neutestamentlichen Bücher genau mit den als „Apokryphen“ bezeichnet. Über Luther Blattzahlen des Gesamtinhaltsverzeichnisses hinaus enthält diese Ausgabe das – auch im ersten Band des Alten Testaments (ab- aus katholischer Sicht apokryphe – 3. Buch gesehen von einem offensichtlichen Druck- der Makkabäer und einen Auszug aus Fla- fehler im Inhaltsverzeichnis). Dieser Druck vius Josephus zur Geschichte der Makkabäer. des Neuen Testaments von 1524 kann also Das Alte Testament in griechischer Über- als der fehlende neutestamentliche Teil der setzung (Septuaginta) erschien erstmals 1518 als Gesamtbibel angelegten Ausgabe gelten bei Aldo Manuzio in Venedig zusammen mit und wird deshalb im VD16 als T. IV der Aus- dem Neuen Testament als zugleich erste gabe von 1526 mitgezählt und unter dersel- griechische Gesamtbibel (= Bibelsammlung ben VD16-Nummer wie diese geführt. Kat.-Nr. 17, Bl. 1r: Beginn des Buches Genesis Der Titel ist unscharf gefasst. Der Zusatz iuxta Betlehem in Juda geboren wurde, siehe, da 18 Bibel, lateinisch (aus dem Hebr. und Griech. von Sante germanam Hebraici idiomatis proprietatem kamen Magier aus dem Osten nach Jerusa- („getreu nach dem hebräischen Wortlaut“) lem und sagten“). Trotzdem wurde Pagninis Pagnini), 1541 bezieht sich nur auf das Alte Testament (zu Version wegen ihrer strengen Wörtlichkeit BIBLIA SACRA IVXTA GERMANAM HEBRAICI idiomatis proprietatem, nunc primum dem kleinere Teile auf Aramäisch gehören), gegenüber den Vorlagen oft nachgedruckt adiectis in singula capita perbreuibus argumentis, atque locorum scripturarum con- aber auch das Neue Testament hat Pagnini und für viele Übersetzungen in moderne cordantijs, summa fi de, et non aestimandis laboribus impensisque excusa, Interpre- aus der Ursprache, in diesem Fall dem Grie- Sprachen herangezogen. te Xante Pagnino Lucense. chischen, übersetzt. Eine Eigenart seiner Der Drucker Melchior von Neuß stand Acceßit praeterea Liber interpretationum Hebraicorum, Arabicorum, Graecorumque Übersetzung, die schon von Zeitgenossen dem antireformatorischen Kreis der Kölner nominum quae in arcanis sacrisque literis reperiuntur, ordine alphabetico in usum kritisiert wurde, besteht darin, dass er die Kartause St. Barbara nahe (vgl. Kat.-Nr. 37). studiosorum digestus, eodem authore. Personen- und Ortsnamen, soweit die latei- Das Jahr des Drucks 1541 fällt in die späte Köln: Melchior von Neuß [für Arnold Birckmann d. Ä.], 1541 nische Phonetik dies zulässt, in ihrer hebrä- Amtszeit des Kölner Erzbischofs Hermann [6], CCCLXIIII Bl. (AT), [104] Bl. (NT), [66] Bl. (Liber interpretationum) (= insges. 540 Bl.), ischen bzw. aramäischen Form wiedergibt, von Wied (reg. 1515–1547), der wenig später 6° [i. e. 2°] z. B. Moseh (statt Moses), Iehosuah (Josue), ohne nachhaltigen Erfolg versuchte, eine ge- Sedom (Sodoma), Ischac (Isaac), Iesahiahu mäßigte Reformation einzuführen, und dazu Bistumsarchiv Trier, Abt. 97 Nr. 61 (restauriert von Peter Runkel 2017) (Isaias). Im Neuen Testament widerspricht als Prediger verpflichtete. Der Blattmaße ca. B 20, 7 x H 28, 5 cm. dies nicht nur der Tradition abendländischer dreiseitige Widmungsbrief des Druckers ist Vorbesitzer: Bischof Wilhelm Arnoldi (1798–1864) 1821 • Dombibliothek Trier Bibelübersetzungen, sondern auch den For- gerichtet an den Kölner Domherrn Dr. Hie- Bibliographien: VD 16 B 2616 • USTC 616563 • Bibelsammlung WLB D 497 • Stark Nr. 114 men der Eigennamen im griechischen Origi- ronymus Einhorn, Dekan des Andreasstifts nal. Mt 2, 1 etwa lautet bei Pagnini: Qvm autem und Generalvikar des Erzbischofs von Köln. 60 natus esset Iesuah in Bethlechem Iehudah in 61 Auch nachdem mit Luthers Übersetzung und terseminar Trier (Sign.: DM 16). Wenig be- diebus Herodis regis, ecce magi ab oriente Literatur: Delville 2008, insbes. 87 • Fritz- den konkurrierenden Unternehmungen auf kannt ist auch die lateinische Bibel von Se- aduenerunt Ierusalaim, dicentes („Als aber sche/Nestle 1897 I, 51f. • Stark 2003, 10– 18. 33 altgläubiger Seite die Vorherrschaft der la- bastian Castellio (1515–1563), dem Anhänger Jesus in den Tagen des Königs Herodes zu teinischen Bibelübersetzung gebrochen war, Calvins, der sich mit diesem endgültig wegen wurden weiterhin nicht nur Bearbeitungen der Verbrennung Michel Servets als Ketzer der Vulgata, sondern auch völlig neue latei- (1553) entzweite und durch seine der religi- nische Übersetzungen publiziert. Auch in den ösen Toleranz verpflichtete Schrift „De hae- reformatorischen Kirchen bestand ein hoher reticis“ bleibende Bedeutung erlangte. Seine Bedarf an lateinischen Bibelausgaben: So Übersetzung der Gesamtbibel, die erstmals veröffentlichte 1543 Christoph Froschauer in 1551 in Basel erschien (= VD16 B 2627), wurde Zürich eine lateinische Übersetzung (= VD16 noch im 18. Jahrhundert wiederaufgelegt. B 2619). Das Alte Testament wurde größten- Die hier gezeigte lateinische Bibel altgläu- teils von Leo Jud (1482–1542) übersetzt und biger Herkunft ist, was das Alte Testament nach dessen Tod von Theodor Bibliander betrifft, die erste komplette Neuübersetzung (1504–1564) fertiggestellt; die Apokryphen aus dem Hebräischen ins Lateinische. Sie stammen von Pierre Cholin († 1542). Ein Ex- stammt von dem in Lucca geborenen Do- emplar davon, das der Überlieferung nach minikaner Sante Pagnini (Santes oder Xan- dem gegenreformatorischen Trierer Erzbi- tes Pagninus, 1470–1541), der von Papst Leo schof Jakob von Eltz (reg. 1567–1581) gehörte, X. (1513–1521) als Lehrer für Griechisch und befindet sich in der Dombibliothek im Pries- Hebräisch nach Rom berufen worden war. Kat.-Nr. 18, Druckermarke, gestaltet von Anton Woensam, mit der Devise „Eile mit Ausdauer!“ III. Luthers Bibelübersetzung und ihr Umfeld 19 Altes Testament, deutsch, 1524–1526–1525–1528

DAs Alte Testament Deutsch nach vrspringlicher Hebreischer warheit. Mit schöner der schwersten örter außlegung. M. Luther. Straßburg: Johannes Knobloch d. Ä., November 1524 [6], CLI Bl., [1] Bl. [leer]: Gen–Dtn Bibliographien: VD16 B 2906 • USTC 626794 • Bibelsammlung WLB E 124 • Pietsch 1524 B 49 • Benzing/Claus 1524.34 DAs Annder teyl des alten Testaments. Straßburg: Johannes Knobloch d. Ä., 28. Juni 1526 [1], 190 Bl.: Jos–Est Bibliographien: VD16 B 2921 • USTC 626880 • Bibelsammlung WLB E 169 • Pietsch 1526 B 101 • Benzing/Claus 1526.17 Weitgehend identischer Nachdruck der Ausgabe desselben Druckers, Straßburg 1. Juli 1524 (Bibelsammlung WLB E 125, Pietsch 1524 B 50, Benzing/Claus 1524.35). Das Dritte tayl des Alten Testaments. Augsburg: Silvan Otmar 1525 94 Bl.: Ijob–Hld 64 Bibliographien: VD16 B 2912 • USTC 627139 • Pietsch 1525 B 62 • Benzing/Claus 1525.5 65 Die Titeleinfassung ist eine Nachbildung derjenigen des Erstdrucks, Wittenberg: 1524 (Bibelsammlung WLB E 99, Pietsch 1524 A 13, VD16 B 2911), ebenfalls die ganzseitige Illustration zu Ijob Kap. 1–2 am Beginn des Buches Ijob. Alle Propheten nach Hebraischer sprach verteutscht Hagenau: Wilhelm Seltz, 12. Februar 1528 CLXI, [1] Bl.: Jes–Mal Bibliographien: VD16 B 3726 • USTC 610831 • Bibelsammlung WLB E 200 Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 7711 Blattmaße ca. B 20, 2 x H 29, 8 cm

Nach dem Erscheinen der in Rekordzeit fer- im Herbst desselben Jahres den dritten Teil tiggestellten Übersetzung des Neuen Testa- des Alten Testaments (Ijob–Hld) zum Druck. ments im September und erneut im Dezember Doch dann stockte das Unternehmen wegen 1522 fuhr Luther zügig mit der Übertragung widriger äußerer Umstände, aber auch auf- des Alten Testaments fort. Mit der Unterstüt- grund von Schwierigkeiten, die in der Sache zung seiner Berater und Mitarbeiter brachte lagen. Luther scheute keine Mühen, um er Mitte 1523 den ersten Teil (mit Gen–Dtn), schwierige Textstellen zu klären. Nach und Anfang 1524 den zweiten Teil (mit Jos–Est) und nach erschienen einzelne Bücher der Pro- Kat.-Nr. 19, Titelseite zu den Propheten pheten und aus den Apokryphen, im März schien am 13. April 1527 bei Peter Schöffer 1532 die erste Gesamtausgabe der Propheten d. J. in Worms (= VD16 B 3720) und ist daher und erst im September 1534 eine Gesamtbi- unter dem Namen „Wormser Propheten“ be- bel mit dem ganzen Alten und dem Neuen kannt geworden. Die Version wurde in kur- Testament. Darin sind die Apokryphen zum zer Zeit von Peter Schöffer selbst und von größeren Teil nicht von Luther selbst über- anderen nachgedruckt. Luther in Witten- setzt. Seine wichtigsten Mitarbeiter in Witten- berg und Zwingli in Zürich wurden durch berg waren Philipp Melanchthon, Matthäus dieses Konkurrenzunternehmen beunru- Aurogallus, Caspar Cruciger d. Ä., Johannes higt und zur Intensivierung ihrer Arbeit an Bugenhagen, und sein Sekre- den eigenen Übersetzungen angespornt. In tär Georg Rörer. beiden Übersetzerteams wurde die Arbeit Von allen Teilausgaben, die Luther selbst Hätzers und Dencks zumindest zu Rate ge- in Wittenberg herausgab, erschienen rasend zogen. Im Hagenauer Nachdruck sind die schnell unautorisierte Nachdrucke an an- Namen der Übersetzer nicht genannt, im deren Orten. Darüber hinaus entstand aber Vorwort schreibt der Drucker Wilhelm Seltz auch das Bedürfnis, vollständige Lutherbi- etwas kryptisch von der besten verdolmet­ beln zur Verfügung zu haben, bevor Luther schung, so man yetzund hatt / Welche auch selbst mit seiner Übersetzungsarbeit fer- von den hochberuempten / beyde in goett­ tig war. So entstanden Ausgaben, in denen licher schrifft vnd Hebreyscher sprachen / Nachdrucke der bis dahin von Luther selbst gelobt ist. So konnte dieser Druck leicht für 66 bearbeiteten Teile mit Übersetzungen ande- ein Konvolut verwendet werden, das auf der 67 rer zu einer mehr oder weniger vollständi- Titelseite des ersten Teils den Eindruck einer gen Bibel künstlich zusammengefügt wurden, vollständigen Luther-Übersetzung des Alten sogenannte kombinierte Bibeln. Bei der hier Testaments erweckt. vorliegenden Kombination aus zwei Straß- Die Zusammenstellung des Koblenzer Ban- burger, einem Augsburger und einem Hage- des ist bibliographisch genau so in keiner nauer Druck stammen die drei ersten Teile anderen Bibliothek nachweisbar. Ausdrückli- des Alten Testaments von Martin Luther. Als che Hinweise auf Vorbesitzer bietet der Band Übersetzung der Prophetenbücher, von denen nicht (die Vorsatzblätter sind erneuert). Der Luther bis Januar 1528 erst die drei Kleinen Name Luthers ist an den Stellen, wo er vor- Propheten Jona, Habakuk und Sacharja ver- kommt (auf der Titelseite und auf Bl. [2]r öffentlicht hatte, wurde die Prophetenüber- des ersten Teils) geschwärzt, so dass eine setzung der beiden Täufer und Spiritualisten altgläubige bzw. katholische Einrichtung als Ludwig Hätzer (auch: Hetzer, † 1529) und Hans Eigentümerin angenommen werden muss. Denck († 1527) übernommen. Diesen beiden von der reformatorischen Bewegung ausge- Literatur: Bibelsammlung WLB Bd. 2, 1, grenzten Sektierern kommt das Verdienst zu, 108f. (E 180) • Himmighöfer 1995, 296– 302. 322–331 • Kat. Frankfurt 2015, 32–39 die erste reformatorische Übersetzung der (U. Oelschläger) • Reinitzer 1983, 114–125 Prophetenbücher vorgelegt zu haben. Sie er-

Kat.-Nr. 19, Teil 3: Holzschnitt zum Buch Ijob, Lucas Cranach d. Ä. zugeschrieben Bugenhagen auch über die Umstände der Mainz, Nürnberg, Straßburg und Wittenberg 20 Johannes Bugenhagen: Auslegung der Psalmen, 1524 Entstehung des Werks berichtet. Der Erfolg (= VD16 B 3137, 3138, 3140–3143), von denen lässt sich daran ablesen, dass allein im Jahr jeweils zahlreiche Exemplare erhalten sind. IO POMERANI BVGENHAGII IN LIBRVM PSALMORVM INTERpretatio, Vuittembergae 1524 mindestens sechs Ausgaben erschie- publice lecta. nen sind, zwei in Basel und jeweils eine in Literatur: Holfelder 1981 Nürnberg: Johann Petreius, August 1524 [14], 352 Bl., 8° Bischöfl iches Priesterseminar Trier, G 1942 Blattmaße ca. B 11, 1 x H 16, 9 cm Vorbesitzer: Jacob Ecker (1851–1912) Bibliographien: VD16 B 3141 • USTC 667086 • Geisenhof Nr. 6

Johannes Bugenhagen wurde 1485 in Wollin verfasste eine Reihe von Kirchenordnungen, (heute Wolin in Polen) geboren und erhielt unter anderem in Braunschweig, Hamburg wegen seiner Herkunft aus Pommern – wahr- und Lübeck. In den Zeiten seiner Abwesen- scheinlich von Melanchthon – den Bei na- heit wurde er in Wittenberg von Luther per- men Pomeranus. Nach einem kurzen Stu- sönlich als Stadtpfarrer vertreten. dium in Greifswald, der Priesterweihe 1509 Das hier vorgestellte Werk ging aus pri- sowie Tätigkeiten als Schulrektor in Treptow vaten Vorlesungen in lateinischer Sprache 68 (Trzebiatów) und als Lektor im nahegelege- hervor, die Bugenhagen gleich nach seiner 69 nen Kloster Belbuck zog er 1521 zum weiteren Ankunft in Wittenberg in seiner Privatwoh- Studium nach Wittenberg. Dort gewann er nung im Hause Melanchthons zu halten be- sehr bald die Wertschätzung und Förderung gann. Die nötigen Kenntnisse hatte er sich Melanchthons und Luthers, dessen Beicht- überwiegend im Selbststudium angeeignet; vater er später wurde. 1522 heiratete er und erst viel später, 1533, wurde er in Wittenberg wurde im Jahr darauf Stadtpfarrer, ein Amt, zum Doktor der Theologie promoviert. Das das er neben einer später damit verbunde- Interesse an den geistlichen Auslegungen nen Professur bis ins hohe Alter ausübte. der Psalmen war so groß, dass Bugenhagen Ernennungen zum Bischof und andere aus- seine Vorlesungen auf Bitten Melanchthons wärtige Berufungen lehnte er ab und blieb in die Universität verlegen musste. Auf drän- Wittenberg zeitlebens treu. Eine seiner be- genden Wunsch seiner Zuhörer und Geheiß sonderen Begabungen lag auf dem Gebiet Luthers fand er sich bereit, seine Psalmen-Er- der Kirchenorganisation, die er mit großem klärungen in großer Eile schriftlich auszuar- Geschick und Sensibilität gegenüber traditio- beiten und zum Druck zu geben. Die erste nellen Strukturen durchführte. Hinzu kamen Ausgabe erschien im März 1524 bei Adam seine plattdeutschen Sprachkenntnisse. So Petri in Basel (= VD16 B 3137). Dem Text vor- wirkte er auf zahlreichen Reisen im Auftrag angestellt sind Vorreden Melanchthons und der städtischen Obrigkeit oder der Landes- Luthers und ein Widmungsbrief des Verfas- herren als Reformator in Niederdeutschland sers an den Landesherrn, Kurfürst Fried- und Dänemark (einschließlich Norwegen) und rich III. (den Weisen) von Sachsen, in dem

Kat. Nr. 20, Bl. a1v: Vorrede Martin Luthers Nachreder haben, sondern Nachfolger und gesicht im Spiegel gesehen, nicht ein wahr­ 21 Martin Luther, Predigten, 1528 Täter, die das Wort bewahren, die sich in dem haftiges Angesicht ist, sondern nur ein Schein Glauben üben, der durch die Liebe kräftig ist. des Angesichts (Bl. XIIr). Außlegung der Euangelien vom Aduent biß auff Osteren; sampt vil andern predigen. Denn der Glaube ohne die Liebe ist nichts [Augsburg: Heinrich Steiner], 1528 wert, ja er ist nicht ein Glaube, sondern nur Literatur: Kaufmann 2016, 380–392 • [4], CCLXXXVIII, [10] Bl., 4° ein Schein des Glaubens, gleich wie ein An­ Luther-Handbuch 2017, 111. 358–365 (H. Zschoch) Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 6087 Blattmaße ca. B 14, 7 x H 20 cm Keine Besitzvermerke (Vorsatzblätter erneuert) Bibliographien: VD16 L 3998 • USTC 614422 • Benzing/Claus 1092

Neben seinen Vorlesungen, seinen publi- und einfältigem Volk, die zur Predigt selten zistischen und seinen kirchenorganisatori- kommen, damit diene. (Bl. [2]v) schen Aufgaben war das Predigen eine der Im Anschluss an die Predigt zum Evan- Haupttätigkeiten Martin Luthers, beson- gelium des ersten Fastensonntags (Mt 4, 1– ders dann, wenn er den Stadtpfarrer Jo- 11) sind nach einer eigenen Einleitung von hannes Bugenhagen vertreten musste (vgl. Stephan Rodt die acht sogenannten Invoca- Kat.-Nr. 20). Die meisten der über 2000 von vit-Predigten abgedruckt, die Luther am ers- ihm überlieferten Predigten liegen in Mit- ten Fastensonntag 1522 und an den folgen- 70 und Nachschriften seines Sekretärs Georg den Tagen in der Wittenberger Stadtkirche 71 Rörer vor, der seit 1525 Diakon an der Wit- gehalten hat, um die in seiner Abwesenheit tenberger Stadtkirche war. Gemäß Luthers ausgebrochenen Unruhen und Provokatio- Vorwort kursierten die in diesem Band ver- nen, besonders von seiten Karlstadts, einzu- einigten Predigten schon in unautorisier- dämmen (Bl. XCv–CXIv). Dafür hatte er gegen ten Drucken, mit denen er sich nicht iden- den Rat des Landesherrn seinen Zufluchtsort tifizieren konnte. Sein Freund Stephan Rodt auf der Wartburg (von Rodt hier als „Path- (1493–1546) habe sie für die vorliegende Aus- mos“ bezeichnet) verlassen. Zwei Textproben gabe verbessert. In der Regel steht vor der aus der ersten Predigt vom Sonntag Invoca- Predigt (vgl. die Plenarien) der Evangelien- vit zeigen unabhängig vom Kontext Luthers text und dazu jeweils eine „Summa“ (eine Sprachkraft und Lebensnähe: kurze Anleitung zum Verständnis), die von Wir sind alle zum Tode gefordert, und wird Johannes Bugenhagen stammt. Das Anlie- keiner für den andern sterben, sondern ein gen der Veröffentlichung ist einerseits, wie jeglicher in eigner Person muss geharnischt der Herausgeber Rodt schreibt, die Bewah- und gerüstet sein, für sich selbst mit dem Teu­ rung der Lehre Luthers vor Verfälschungen. fel und Tod zu kämpfen. […] Ich werde dann Andererseits verfolgt er damit den prakti- nicht bei dir sein, noch du bei mir. Derhal­ schen Zweck, daß ich den armen Dorfpfar­ ben so muss ein jederman die Hauptstücke, rern, die sonst in Gotteserkenntnis und mit die einen Christenmenschen belangen, wohl Büchern der heiligen Schrifft übel versehen wissen (Bl. XCIr). und bewahrt (sind), auch den Hausvätern Denn Gott will nicht alleine Zuhörer und Kat.-Nr. 21, Titelseite 22 Neues Testament; alttestamentliche Perikopen, deutsch, 1529 *

bearbeitet von Hieronymus Emser, herausgegeben von Johann Dietenberger Das gantz : So durch den Hochgelerten L[icentiatum] Hieronymum Emser verteütscht / mitt sampt seinen zůgefügten Summarien vnd Annotationen vber yeglichen capitel angezeigt / wie Martinus Lutther dem rechten Text (dem Hu- schischen exemplar nach) seins gefallens, ab vnd tzůgethan / vnd verendert hab. Köln: Hero Fuchs (Druck) / Peter Quentel (Verlag), 23. August 1529 [6], CCIIII Bl., S. CCV–CCXXVII [= insges. 443 Seiten], 2° Stadtbibliothek Koblenz, Fo 867 (in einem Band zusammen mit Kat.-Nr. 23) Blattmaße ca. B 20, 7 x H 28, 5 cm Vorbesitzer: Joseph Gregor Lang (1755–1834) Bibliographien: VD16 B 4391 • USTC 627160 • Bibelsammlung WLB E 211

Diese Teilausgabe der Bibel enthält schon den lewten dester baß beybringen vnd au­ im Titel eine Kampfansage an Martin Luther, thorisirn moechte. So habe er als christlicher 72 nämlich den Vorwurf, er habe die heilige Fürst aus berechtigten Gründen Luthers Bi- 73 Schrift willkürlich verändert. In seiner Vor- belübersetzung und seine anderen Schriften rede, die aus der Erstausgabe (Dresden 1527 in seinem Territorium verboten. Er habe dann = VD16 B 4374) übernommen wurde, schil- Hieronymus Emser, der schon die kritischen dert der sächsische Herzog Georg der Bär- Annotationen zu Luthers Neuem Testament tige (reg. 1500–1539), wie verheerend die Ak- (s. Kat.-Nr. 32) verfasst hat, damit beauftragt, tivitäten Luthers und seiner Anhänger sich das ganze Neue Testament anhand der be- auf die Lebensordnung der Kirche und das währten Versionen von Fehlern zu bereini- Seelenheil der Gläubigen ausgewirkt hätten. gen, wiederherzustellen und neu herauszu- Ein Instrument seiner Verführung zum Ab- geben. Der Herzog spricht nicht von einer fall sei auch sein vermessen Dolmatschung eigenständigen Neuübersetzung Emsers, über das gantze newe Testament / woelchs er und dies behauptet auch nicht der Titel der wider die ordnung vnnd inhalt / der heyligen Erstausgabe (Das naw testament nach lawt Christlichen kirchen bewerten Textes / gar an der Christlichen kirchen bewerten text / corri­ viel oerttern [ver]kert / tzů vnd abgethan / mit girt / vnd widerumb zu recht gebracht). Dage- vergifften vnnd kertzerischen gloßen beran­ gen erweckt der Titel der hier vorliegenden, det / etzliche gantze bücher daraus verworf­ von Dietenberger (vgl. Kat.-Nr. 34) bearbei- fen / vnd die canonischen schrifften der hey­ teten Neuausgabe (So durch den Hochge­ ligen Aposteln […] verschumpfirt vnd getadelt lerten L. Hieronymum Emser ver­teütscht) hat / da mit er alleyn seyn fürnehmen vnnd genau diesen Eindruck. Emser selbst hat Kat.-Nr. 22, Titelseite mit Titelholzschnitt (Wappen von Köln), Anton Woensam zugeschrieben gotlose lehr / vnder dem scheyn des Euan­ sich das Verdienst einer eigenen Überset- gelions vnd wort Gottes bemaenteln / vnd zung nicht angemaßt, sondern bekennt sich im Nachwort dazu, diese Übersetzung auß gen umso leichter erkennen und gegen sie der alten vnd newen Dolmatschung … vleys­ gewappnet sein. sig tzůsamen getragen zu haben. Zu Recht Illustrationen sind in dieser Ausgabe spar- trifft ihn aber der Vorwurf, Luthers Verdeut- sam eingesetzt. Sie beschränken sich auf Por- schung auf weite Strecken gefolgt zu sein, traits der Evangelisten und einiger anderer ohne das eingestanden zu haben. Zugleich Autoren (Paulus, Jakobus, Johannes, Judas) hat er damit die Qualität der von Luther und 21 szenische Darstellungen zur Offen- neugeprägten sprachlichen Fassung, der barung des Johannes. Die Holzschnitte wer- auch seine eigene ebenso wie Dietenber- den Anton Woensam zugeschrieben. Nach gers Konkurrenzbibel ihren Erfolg verdank- der Offenbarung sind eine Danksagung und ten, unfreiwillig bestätigt. Die Berechtigung eine Schlusswort Emsers eingefügt, dabei einer für alle Christen zugänglichen Bibel- ein Portrait Emsers, wie er vor dem gegei- übersetzung stellt der Herzog übrigens nicht ßelten Heiland kniet. in Frage. Niemand solle sich beklagen dür- fen, dass ihm das Wort Gottes vorenthalten Literatur: Musseleck 1981, 23–28 • Quack werde, und jeder fromme Christ solle sich 1975, 29–32 daran erfreuen und so Luthers Verfälschun-

* Dieser Titel gehört inhaltlich in die Gruppe IV (s. unten S. 105ff.). Das Werk ist aber an dieser Stelle behandelt, weil es eine buchbinderische Einheit mit Kat.-Nr. 23 bildet, die buchgeschichtlich bedeutsam ist. 74 75

Kat.-Nr. 22, Bl. CXCVv: Illustration zu Offb 10, Anton Woensam zugeschrieben Kat.-Nr. 22, Bl. CCIIIv: Portrait des Hieronymus Emser vor dem gegeißelten Heiland kniend 23 Jakob Beringer, Evangelienharmonie + Apg–Offb, deutsch, 1526

Das nüw Testament kurtz vnd grüntlich in ein ordnung vnd text / die vier Euangelis- ten / mit schoenen figuren durch auß gefürt Sampt den anderen Apostolen. Vnd in der keiserlichen stat speier volendet durch Jacobum Beringer Leuiten. Jn dem iar deß heiligen reichtags. 1526. Straßburg: Johann Grüninger (Druck) / Jakob Beringer (Verlag), 24. 12. 1526 227 [= richtig 217] Bl., 2° Stadtbibliothek Koblenz, Fo 867 (in einem Band zusammen mit Kat.-Nr. 22) Blattmaße und Vorbesitzer wie bei Kat.-Nr. 22 Bibliographien: VD16 B 4378 • USTC 627926 • Bibelsammlung WLB E 167

Jakob Beringer, der sich im Titel des Werks sen und musste (auch später für die zweite selbst als Levit bezeichnet, war Priester und und dritte Auflage) in das tolerantere Straß- als Vikar Inhaber einer Viertelpfründe am burg ausweichen, wo er den Druck bei Jo- Speyerer Dom. Er wurde mehrfach wegen hannes Grüninger († um 1532) aus eigenen 76 undisziplinierten Verhaltens (Störung des Mitteln finanzierte. 77 Gottesdienstes, Überziehung des Urlaubs) Eine „Evangelienharmonie“ stellt den Ver- und Vernachlässigung seiner Amtspflich- such dar, die mehr oder weniger stark von- ten gerügt. Im Juli 1526 wollte das Domkapi- einander abweichenden Darstellungen des tel ihn aus den Reihen der Stiftsgeistlichen Lebens und der Verkündigung Jesu bei Mat- entfernen, weil er ein „luterisch Buch“ veröf- thäus, Markus, Lukas und Johannes zu einer fentlicht habe. Ob es sich dabei um die hier fortlaufenden und einheitlichen Erzählung vorliegende Ausgabe des Neuen Testaments zu kombinieren. Besonders einflussreich handelte, ist unklar. Gemäß Kolophon (das war das „Diatessaron“ (griechisch für „durch in dieser und den späteren Ausgaben von vier“) genannte Werk des Syrers Tatian (ca. 1529 und 1532 immer gleich lautet) wurde 120 – ca. 180 n. Chr.), dessen Übersetzung ins das Buch in herr Jacob Beringers kosten / zů Althochdeutsche am Beginn der deutschen Straßburg / von Johannis Grienigern vff den Literaturgeschichte steht. Beringer hat in Christ abent / an dem. M. D. vnd. xxvij. Jar [= 24. Anlehnung an mittelalterliche Vorbilder, z. Dezember 1526!] gedruckt. 1526 war insofern B. das „Monotessaron“ des Johannes Ger- für die Reformation ein bedeutsames Jahr, son, jeweils mit Kürzeln (M für Matthäus, R als der Reichstag den Fürsten und Städten für Markus, L für Lukas, J/Jo für Johannes) eine gewisse Handlungsfreiheit im Umgang die Herkunft einzelner Sätze markiert (ein mit dem gegen Luther gerichteten Wormser sehr fehlerträchtiges Vorgehen). Seine Ge- Edikt von 1521 zugestand. In Speyer konnte wissenhaftigkeit ging so weit, dass er gele- Kat.-Nr. 23, Bl. CVr: Illustration zu Apg Kap. 6–8 (Figur 4), aus der Werkstatt Heinrich Vogtherrs d. Ä. Beringer sein Werk noch nicht drucken las- gentlich Einzelzüge der Erzählung, die bei den 24 Lutherbibel, niederdeutsch, 1534

De Biblie vth der vthlegginge Doctoris Martini Luthers yn dyth duedesche vlitich vthgesettet / mit sundergen vnderrichtingen / alse men seen mach. Lübeck: Ludwig Dietz, 1. April 1534 [1], 94 Bl. (Teil 1: Gen–Dtn), 127 Bl. (Teil 2: Jos–Est), 75 Bl. (Teil 3: Ijob–Hld), [5], 112 Bl. (Teil 4: Jes–Mal), 70 Bl. (Teil 5: Apokryphen), 139 Bl. (Teil 6: NT), 2° Bistumsarchiv Trier, Abt. 97 Nr. 70 (restauriert von Peter Runkel 2017) Blattmaße ca. B 23, 8 x H 33, 7 cm Vorbesitzer: Christoph Reichsgraf von Kesselstatt (1757–1814) 1785 • Edmund Reichs- graf von Kesselstatt (1765–1840) • Dombibliothek Trier (1823) Bibliographien: VD16 B 2840 • USTC 629067 • Benzing/Claus 1534.9

Dies ist die erste vollständige Bibel in nieder- wie sie erstmals in seiner ersten Teilausgabe­ deutscher (plattdeutscher) Sprache auf der des Alten Testaments mit den fünf Büchern Kat.-Nr. 23, Ausschnitt aus der Titelseite Grundlage der Übersetzung Martin Luthers Mose 1523 (= VD16 B 2894 = Pietsch A 4) er- und seiner Wittenberger Mitarbeiter. Ihr waren schien und bis 1533 wiederholt unverändert Evangelisten voneinander abweichen, addi- ßend im Text dargeboten werden, ins Bild seit 1523 mehrere, jeweils überarbeitete Aus- nachgedruckt wurde. 78 tiv hintereinander gestellt hat, was nicht nur gesetzt. Teilweise spielen sich die Episoden gaben von Luthers Neuem Testament und Auch wenn die niederdeutsche Sprach- 79 dem Prinzip der „Harmonie“ widerspricht, im Freien innerhalb einer Landschaft ab, die von Teilen seines Alten Testaments auf Nie- fassung nicht von Luther selbst stammt, sondern den Text an den betreffenden Stel- einen gemeinsamen Hintergrund bildet, teil- derdeutsch vorausgegangen. Johannes Bu- kann diese Lübecker Bibel doch mit vollem len ungenießbar macht, wie das folgende weise öffnen sich Gebäude zu einer Innen- genhagen schreibt hier in seinem kurzen Recht als Lutherbibel bezeichnet werden. (sprachlich modernisierte) Beispiel zeigt: ansicht. Sie sollen, wie Beringer in der Vor- Vorwort (Bl. *5v), dass die Übersetzung (vth­ Denn es handelt sich nicht um eine eigen- L. und er sprach zu ihnen / ich muss auch rede (Bl. A3r) erklärt, dabei helfen, die Taten leggynge) Martin Luthers in dessen Auftrag ständige Übersetzung aus den Ursprachen, andren Städten das Evangelium predigen Jesu und der Apostel ins Gedächtnis einzu- (beuele) aus dem Hochdeutschen ins Nie- sondern um eine wortgetreue Umsetzung der vom Reich Gottes / denn darzu bin ich ge­ prägen und darüber nachzudenken. Die Holz- derdeutsche (Sassesche duedesch) übertra- Lutherübersetzung in eine andere Varietät sandt. R. und sprach zu ihnen (verstand schnitte, die zumindest teilweise auf Hein- gen (vthgesettet) worden sei. Wer diese Be- des Deutschen. Die Wortwahl und der Satz- [= das heißt] zu seinen Jüngern): lasst uns rich Vogtherr d. Ä. (1490–1556) zurückgehen arbeitung vorgenommen hat, sagt er nicht bau sind völlig gleich, die Unterschiede be- in die nächsten Städte gehen / dass ich da­ (Monogramm auf dem Titelbild), ergeben und ist auch aus anderer Quelle nicht be- schränken sich weitestgehend auf den Laut- selbs auch predige / denn darzu bin ich kom­ so in gedrängter Form für die erzählenden kannt, wohl aber ist anzunehmen, dass Bu- stand und die Orthographie. Selten zeigen men R. L. und er predigte in ihren Schulen Teile des Neuen Testaments eine vollstän- genhagen dabei mit seinem Rat geholfen sich auch morphologische Abweichungen [= Synagogen] / in ganz Galiläa R. und trieb dige Bilderbibel. Die Übersetzung entspricht hat. Er selbst habe, so teilt er im Vorwort (so etwa unten in Dtn 6, 6 ndt. gegen- die Teufel aus (Bl. XXVIIr, Kombination aus – von dialektalen Eigenheiten abgesehen – mit, zu vielen Stellen vnderrichtingen ver- über hdt. gebiete). Dies zeigt die folgende Lk 4, 43–44 und Mk 1, 38–39). weitgehend der von Martin Luther, nur in der fasst. Damit sind die Erläuterungen auf den Gegenüberstellung der hochdeutschen und Didaktisch besser gelungen sind die ein- Evangelienharmonie weicht Beringer häufi- Seitenrändern gemeint. Am Anfang steht die der niederdeutschen Fassung eines bekann- schließlich der Titelseite insgesamt 65 na- ger davon ab. theologische Vorrede Luthers in der Gestalt, ten Textabschnitts aus dem 5. Buch Mose: hezu ganzseitigen Holzschnitte, 29 davon in der Evangelienharmonie. In ihnen ist je- Literatur: Hörner 2010 weils eine Reihe von Szenen, die anschlie- Dtn 6, 4–7 Luther hochdt. Wittenberg 1534 Dtn 6, 4–7 Luther niederdt. Lübeck 1533/34 4 Höre Israel, der HERR vnser Gott ist ein 4 Hoere Israel, de HERE vnse Godt ys eyn einiger HERR, 5 vnd solt den HERRN deinen enich HERE, 5 vnd schalt den HEREN dynen Gott lieb haben, von gantzem hertzen, von Got leff hebben, van gantzem herten, van gantzer seele, von allem vermuegen. 6 Vnd gantzer seele, van allem vormoege. 6 Vnde diese wort, die ich dir heute gebiete, soltu desse wort de ick dy hueten bede, schaltu zu hertzen nemen, 7 vnd solt sie deinen tho herten nemen, 7 vnde schalt se dynen kindern scherffen, vnd dauon reden, kindern scharpen, vnde dar van reden, wenn du jnn deinem hause sitzest oder wen du jn dynem huse syttest, edder auff dem wege gehest, wenn du dich nider vp dem wege geyst, wenn du dy nedder legest oder auff stehest. lechst edder vpsteyst.

Die enge Zusammengehörigkeit beider Fas- niederdeutsche Fassung beruht, nämlich die sungen zeigt sich noch deutlicher, wenn man erste Gesamtausgabe der Lutherbibel, die in denselben Text in einer erst 1522 in Hal- fast allen Teilen von Luther selbst übersetzt berstadt gedruckten niederdeutschen Ver- und von ihm verantwortet wurde (= VD16 sion, der letzten vorlutherischen deutschen B 2694 = Pietsch A 50). Dieser Ausgabe ist Bibel (noch aus dem Lateinischen übersetzt), ein Privileg des sächsischen Kurfürsten Jo- 80 daneben betrachtet: O hoere Israhel dyn here hann Friedrich vorangestellt, das datiert ist 81 god ys eyn here god. Du schalt leeff hebben Donnerstags nach Petri Ketenfeier, Anno 1534 den heren dynen god van gantzen dynem (= 6. August 1534). Die Merkwürdigkeit, dass herten, vnd van dyner gantzen sele, vnd van die niederdeutsche Umsetzung vor der hoch- alle dyner sterke. Vnd werden duesse wort de deutschen Vorlage herausgekommen ist, hat ik dy huede ghebede yn den herten geues­ der Hamburger Hauptpastor und berühmte tet. Vnd schalt se verkuendigen dynen kyn­ Bibelsammler Johann Melchior Goeze (1717– deren, vnd schalt se betrachte(n) sittende yn 1786) treffend so kommentiert, dass hier die de(m) hues, vnd wanderen an den wege. Du Henne vor dem Ei (gallina ante ovum) in Er- schlapest edder staest vp (Biblia dudesch, scheinung getreten sei. Halberstadt 1522 = VD16 B 2839). Anders als der Text sind die bildlichen Dar- Bugenhagen hat sein Vorwort auf den stellungen gegenüber denen der hochdeut- Dienstag der zweiten Osterwoche 1532 da- schen Erstausgabe von Luthers Gesamtbibel tiert. Zwei der Titelblätter zeigen als Erschei- völlig eigenständig. Die repräsentativen und nungsjahr 1533 an, der Druck zog sich aber ausdrucksstarken Holzschnitt-Illustrationen noch bis zum 1. April 1534 hin, denn dieses stammen von Erhard Altdorfer, der an zwei Datum steht in der Schlussschrift (dem Ko- Stellen sein Monogramm eingearbeitet hat: lophon) des Druckers nach dem Ende des im Hintergrund des Räucheraltars (Teil I, Bl. Neuen Testaments. Erst ungefähr ein halbes XXXVII v) und auf dem in Holz geschnittenen Jahr danach erschien in Wittenberg bei Hans Titelblatt zum vierten Teil des AT („De pro- Lufft das eigentliche Original, auf dem die phetenn alle Dudesch“). Erhard war der jün-

Kat.-Nr. 24, Titelseite zum Neuen Testament, Titeleinfassung von Erhard Altdorfer gere Bruder und Schüler des berühmteren In der Offb lehnt er sich eng an den Mono- lage, darunter Hagar und Ismael einerseits stehen, der nicht mit beweglichen Lettern, Albrecht Altdorfer und hat eine Zeitlang auch grammisten A W an, dessen Holzschnittfolge und Sara und Isaak andererseits, hat Altdor- sondern von einem Holzdruckstock (xylogra- in der Werkstatt Lucas Cranachs in Witten- auch in der Wittenberger Oktavausgabe des fer wahrscheinlich aus Platzgründen wegge- phisch) hergestellt wurden. In dem Titel zu berg gearbeitet. Seit 1512 stand er als Hof- NT von 1530 erscheint (= VD16 B 4398 = Pietsch lassen. Dafür hat er ein aufschlussreiches den Propheten (dem vierten Teil des Alten maler und wahrscheinlich auch Baumeis- A 331). Für die Evangelien- und Apostelbil- Detail hinzugefügt: Der alttestamentliche Testaments) hat Altdorfer eines seiner bei- ter in den Diensten der mecklenburgischen der im Neuen Testament sind keine direk- Prophet trägt hier in der rechten Hand ein den Monogramme versteckt. Die szenischen Herzöge Heinrich V. (des Friedfertigen, 1479– ten Vorbilder bekannt. Buch, das vielleicht die Bibel repräsentiert, Darstellungen, die den Text selbst illustrie- 1552) und Johann Albrecht I. (1525–1576). Als Einzigartig steht die Paradies-Szene da, die den Grund zum rechten Glauben und ren sind nicht gleichmäßig über die gesamte Vorlagen dienten ihm für die Bücher Gen, Ex, die in dem vorliegenden Exemplar als Fron- damit zur Erlösung darstellt. Sinnvollerweise Bibel verteilt. Die Weisheitsbücher und Psal- Jos, Ri, 1/2 Sam, 3 Kön die entsprechenden tispiz neben dem Titelblatt eingebunden ist. ist derselbe Holzschnitt, der die Ereignisse men sind ganz davon ausgenommen, die Darstellungen von Lucas Cranach d. Ä. und Die Titeleinfassung (s. o. S. 81) geht auf einen des Alten Testaments im Lichte des Neuen Prophetenbücher haben insgesamt nur drei anderen, die erstmals in den Wittenberger Holzschnitt von Geoffroy Tory (1480–1533) Bundes zeigt, von dem aus sie in christlicher Illustrationen. Von den übrigen Schriften Ausgaben von 1523 (Gen–Dtn = VD16 B 2894 = zurück (Abb. bei Hirth/Muther 1893), den Sichtweise erst verständlich werden, für die sind nur die Bücher Genesis, Exodus, Josua, Pietsch A 4) und 1524 (Jos–Est = VD16 B 2907 Altdorfer den Gegebenheiten eines Buch- Titelseite des Neuen Testaments noch ein- Richter, die beiden Samuelbücher und das = Pietsch A 11c) verwendet wurden. Altdorfer titels angepasst hat. Tory hat den Figuren mal verwendet worden. erste Buch der Könige mit Bildern ausge- entwickelte diese Vorbilder im Hinblick auf und Szenen Beischriften mit Namen und stattet, ohne dass ein durchgehendes Kon- die Genauigkeit der perspektivischen Dar- Erklärungen gegeben, die bei Altdorfer feh- zept zu erkennen wäre. Einen vollständigen stellung und in manchen Details selbstbe- len. Das Thema ist eine typologische Ge- Zyklus enthält nur die Offenbarung des Jo- wusst weiter und steigerte so ihre Wirkung. genüberstellung des Alten und des Neuen hannes, deren 26 Holzschnitte fast ein Drit- Bundes. In der Mitte trennt ein Baum die bei- tel des gesamten Bildmaterials ausmachen. 82 den Bereiche, dessen Äste auf der Seite des Der Grund, warum eine bestimmte Episode 83 Alten Bundes kahl sind und auf der ande- durch eine figürliche Darstellung hervorge- ren Seite frisches Laub tragen. Am Fuß des hoben ist, erschließt sich nicht immer auf Baums hockt der Mensch zwischen einem den ersten Blick. Ein Beispiel ist Ri 16, 1–3: Propheten des Alten Bundes und Johan- Simson (Samson), der gottgeweihte (Nasi- nes dem Täufer, die beide auf Christus am räer) und daher mit übermenschlichen Kräf- Kreuz hinweisen. Außer den zentralen Sze- ten begabte Kriegsheld, kam nach Gaza und nen, dem Sündenfall Adams und Evas und verbrachte dort die Nacht bei einer Dirne. dem Erlösungsopfer Christi am Kreuz mit Seine Feinde wollten die Situation nutzen, dem Lamm als Symbol der Unschuld, sind um ihn am nächsten Morgen zu überfallen weitere Orte, Personen und Allegorien ty- und zu töten. Simson aber lag bis Mitter­ pologisch bzw. antithetisch aufeinander be- nacht. Da stand er auf um Mitternacht und zogen: Mose, der die Gesetzestafeln emp- ergriff beide Torflügel am Stadttor samt den fängt, gegenüber einer Personifikation der beiden Pfosten, hob sie heraus mit dem Rie­ Gnade in Gestalt eines knienden Mädchens; gel und legte sie auf seine Schultern und die Erhebung der ehernen Schlange in der trug sie hinauf auf die Höhe des Berges vor Wüste (Num 21, 6–9) gegenüber der Verkün- Kat.-Nr. 24, Briefübergabeszene am Beginn Hebron. (Ri 16, 3 nach der Lutherbibel 2017). des Römerbriefs von Erhard Altdorfer digung der Geburt Jesu an die Hirten; links Diese zwar spektakuläre, aber wenig erbauli- ein verwesender Leichnam auf einem Sar- Zu den – einschließlich einiger Wiederho- che Geschichte erhielt ihr theologisches Ge- kophag, rechts der sich aus dem Grab erhe- lungen – insgesamt 86 Holzschnitten zählen wicht erst dadurch, dass sie in Beziehung ge- Kat.-Nr. 24, Bild des Evangelisten Markus von bende Christus. Weitere Elemente der Vor- auch zwei Titelblätter, die nur aus Text be- bracht wurde zu dem zentralen Ereignis der Erhard Altdorfer 84 85

Kat.-Nr. 24, Illustration zu Ri 16, 3 (Simson trägt die Torflügel von Gaza weg) von Erhard Altdorfer Kat.-Nr. 24, Illustration zu Ri 16, 19 (Delila schneidet Simson die Locken ab) von Erhard Altdorfer

christlichen Heilsgeschichte, der nächtlichen erhalten sind, davon 16 in Deutschland, ist Das Trierer Domkapitel verdankt die sym- Melanchthons (auf dem Hinterdeckel) und Auferstehung Jesu Christi aus dem Grab, die in Süd- und Westdeutschland naturgemäß bolträchtige Erstausgabe der Lutherbibel dem ist datiert auf 1633. Die ursprüngliche Auf- als solche in den Evangelien nicht geschildert selten. In Rheinland-Pfalz ist nur ein weite- Paderborner Domdechanten Christoph von schrift auf dem Vorderdeckel ist unkenntlich wird. In den spätmittelalterlichen Armenbi- res Exemplar im Landesbibliothekszentrum Kesselstatt, der seine herausragende Samm- gemacht, vielleicht um den Namen Luthers beln und Heilsspiegeln werden regelmäßig Speyer nachgewiesen. Es stammt aus dem lung von Handschriften und frühen Drucken zu tilgen, der aber auf dem Titelblatt unan- Simson und der Prophet Jona, wie er nach Besitz des Grafen Christian Ernst zu Stol- vor und nach der Säkularisation im westfä- getastet blieb. drei Tagen aus dem Bauch des Fisches be- berg-Wernigerode (1691–1771), der in seinem lischen und norddeutschen Raum erworben freit wird, als Typoi in einer Bildkomposition Residenzschloss in Wernigerode eine der um- hat. Wer die früheren Besitzer seines Exemp- Literatur: Embach 1999, 176–181 • Förste- zusammen mit dem aus dem Grab steigen- fassendsten und bedeutendsten Sammlun- lars waren, ist nicht überliefert. Der Einband mann 1866 • Kruse 1958, insbes. 77f. und 135 • Luthers Vorreden, 41–59 • Reinitzer den Christus als Antitypos dargestellt (vgl. gen früher deutschsprachiger Bibelausgaben trägt Plattenstempel mit einem ganzfigurigen 1983, Nr. 96 • Kat. Stuttgart 1983, 68–70 • auch o. S. 31). zusammengetragen hat, die im 20. Jahrhun- Portrait Luthers (auf dem Vorderdeckel) und Hirth/Muther 1893, Nr. 163 • Jürgens 1931 Die Bibelausgabe, von der weltweit circa dert durch Verkäufe und Verschleppung als 30 Exemplare in öffentlichen Sammlungen Kriegsbeute zerstreut wurde. seine eigenen Predigten, die als ein wichti- ses Wortes als Buchtitel stellte Luther sich 25 Postill Oder außlegunge der Epistlen vnd Euangelien / ges Medium zur Vermittlung der reformato- in die Tradition der großen mittelalterlichen rischen Lehren dienten. Das zeigt auch der Bibelerklärer wie z. B. Stephan Langton oder nach der zeyt vnnd von den heyligen durchs gantz Jar Begriff ‚Postille‘ oder ‚Postilla‘. Er ist gebil- Nikolaus von Lyra. anderwert Corrigiert durch Martinum Lutherum det aus der lateinischen Wendung post illa verba textus („nach jenen Worten des Tex- Literatur: Kat. Stuttgart 1983, 19f. • Lu ther- Das erste teyl vom Ersten Sontag an im Aduent / biß auff den nehesten Sontag tes“). Der Ausdruck bezeichnet also eigent- Handbuch 2017, 358–361 (H. Zschoch) • nach Epiphanie. Mit eyner Christlichen Vorrede / vnnd vnderricht diß Bůchs, sampt Pietsch 1927, XIII • Reinitzer 1983, 276f. lich die auf den biblischen Text folgende seinem Register. (Nr. 172) • Zapf 2011 Auslegung oder Predigt. Mit der Wahl die- Straßburg: Wolfgang Köpfel d. Ä., Februar 1537 (Titelblatt) / 1529 (Kolophon) [11], CCXL Bl., 2° VD16 ZV 31575 Das ander teyle der Postillen: oder Außlegung der Episteln vnd Euangelien: Von dem ersten Sontag nach Epiphanie an / biß auff den ersten Sontag im Aduent / mit seinem Register. D. Martini Luthers. Straßburg: Wolfgang Köpfel d. Ä., 1537, [12], CCLXI, [1] Bl., 2° VD16 L 5600 • USTC 626866 Das dritte teyl der Postillen oder außlegung der Euangelien an den fürnemisten Festen im gantzen Jar / geprediget durch Doctor Martinum Luther. Straßburg: Wolfgang Köpfel d. Ä., 1537, [8|, CLIII Bl., 2° 86 87 VD16 ZV 31576 Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 7862 Blattmaße ca. B 19, 3 x H 30, 2 cm Vorbesitzer: R. B. H. 1621 • Metternich-Winneburg (Exlibris, vgl. Kat.-Nr. 6)

Die Gattung der Postille beruht auf den die Wirkungsgeschichte der Bibel auch des- deutschsprachigen Plenarien, also den Samm- halb wichtig, weil sie – anders als die teuren lungen der in der Messe vorgetragenen bib- und schwer zugänglichen Vollbibeln – das lischen Lesungen, teilweise erweitert durch Medium repräsentierten, das am ehesten Orationen und andere wechselnde Teile der den Laien biblische Texte in der Volksspra- Messe. Vielfach war zu den Sonntagen und che zugänglich machte. Dementsprechend bestimmten Feiertagen jeweils eine Muster- waren sie in den Jahrzehnten vor der Refor- predigt (die sogenannte Glos) beigegeben, mation sehr weit verbreitet. Zwischen 1473 so dass das Werk auch als häusliches Erbau- und 1523 erschienen 64 hochdeutsche und ungsbuch dienen konnte (vgl. Kat.-Nr. 8 und 15 niederdeutsche Ausgaben. Obwohl inzwi- 9). Schon das älteste gedruckte Plenar (Augs- schen dank Luthers Übersetzung die Bibel burg: Zainer 1473 = GW M34114) enthielt Glos- als ganze auf dem Weg war, ein Volksbuch zu sen, es handelte sich bei diesen also nicht werden, hat Luther diesen Buchtypus wie- um eine spätere Neuerung. Plenarien sind für der aufgegriffen. Im Mittelpunkt stehen jetzt

Kat.-Nr. 25, Titelseite, Titeleinfassung von Hans Weiditz 26 Lutherbibel 1545/1544

Biblia: Das ist: Die gantze Heilige Schrifft / Deudsch / Auffs new zugericht. D. Mart. Luth. Begnadet mit Kurfürstlicher zu Sachsen Freiheit. Wittenberg: Hans Lufft, 1545 / 1544 [8], CCCL Bl. (Teil 1: Gen–Hld); CCCCXI, [1] Bl. (Teil 2: Propheten, Apokryphen und NT), 2° (Median) Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 7705 Blattmaße ca. B 25, 2 x H 38 cm Bibliographien: VD16 B 2719 • Bibelsammlung WLB E 351 • Pietsch A 79 Variante 2 • Benzing/Claus 1545.2

Diese Ausgabe trägt auf dem Titelblatt des Gegenüberstellung von Gesetz und Gnade Teils I und im Kolophon (der Schlussschrift) mit einem links dürren und rechts grünen des hier nicht vorhandenen Teils II die Jah- Baum in der Mitte. Die andere Variante hat resangabe 1545 (M.D.XLV), dagegen auf dem eine Holzschnitteinfassung mit den vierzehn Titelblatt zu den Propheten, mit denen Teil Schilden des kursächsischen Wappens (vgl. II beginnt, die Jahreszahl 1544 (M.D.XLIIII), Kat.-Nr. 28). Exemplare mit dieser Titelvari- 88 ebenso im Kolophon des Teils I, dort aber ante wurden möglicherweise vom kursächsi- 89 in der fehlerhaften Form D.M.XLIIII. Es han- schen Hof als repräsentative Geschenke ver- delt sich um die letzte zu Luthers Lebzeiten wendet. Letztere Fassung findet sich auch im (er starb am 18. Februar 1546) gedruckte Ge- Exemplar des Görres-Gymnasiums. samtausgabe seiner Bibel, die gegenüber Die Bibel ist sehr reich ausgestattet mit 120 der Wittenberger Ausgabe von 1543 (Pietsch Textholzschnitten. Es sind (nachdem Luther A 74 und 75) nur wenige Verbesserungen auf- zwischenzeitlich andere Illustrationen ein- weist. Zwar erschien kurz nach Luthers Tod gesetzt hatte) weitgehend wieder diesel- 1546 noch einmal eine Gesamtausgabe, die ben wie im Erstdruck der Gesamtbibel von von ihm gewünschte Korrekturen enthält 1534 (Pietsch A 50 = Bibelsammlung WLB (Pietsch A 82). Doch hatte die Textfassung E 266). Der unbekannte, wohl der Cranach- der hier vorliegenden Edition von 1545, der Schule entstammende Künstler ist nur greif- Ausgabe „letzter Hand“, für die protestan- bar durch sein Monogramm M S, das sich in tische Tradition ultimative Verbindlichkeit einigen Holzschnitten findet, so zum Beispiel und blieb jahrhundertelang unangetastet – zusammen mit der Jahreszahl 1532 – in der (vgl. Kat.-Nr. 29). Darstellung der Szene, in der Delila Simson Die Haupttitelseite, also der Titel des ers- die Locken abschneidet (Ri 16, 19). ten Teils, existiert in zwei Varianten (bei gleichem, aber unterschiedlich umgebro- Literatur: Kat. Biblia Sacra, 137–141 chenem Text): Die eine Variante zeigt in der (Nr. 27) • Reinitzer 1983, 178–188 • Schmidt 1977, 222f. Titeleinfassung eine komplexe allegorische

Kat.-Nr. 26, Titelseite Bemerkenswert sind die in unterschied- von 1529/30, die sich heute in der Stadtbib- 27 Lutherbibel 1551/1547 licher Dichte über die erzählenden Bücher liothek Trier befindet. Die spätere Ausgabe verstreuten Holzschnitte. Durch ihre drasti- wurde vermutlich als vermeintliche Dublette Biblia, Das ist: die gantz Heylige Schrifft Alten vnd Neüwen Testaments. Verteütscht sche Darstellung und die Auswahl ungewöhn- verkauft und kam in den Besitz von Dr. Her- durch D. M. Luther […] Mit Zweyhundert Figuren mehr dann vorhien nie/ jm Truck licher Motive stehen sie in der Geschichte mann Mosler (1838–1891), seit 1863 Professor außgangen seindt. der Bibelillustration einzigartig da. Ein Bild der neutestamentlichen Exegese am Pries- Straßburg: Wolfgang Köpfel d. Ä., 1551 (Titelblatt) / 31. August 1547 (Kolophon) zeigt, wie ein Mann seine in Gibea geschän- terseminar in Trier. 6 Teile: [6], CXII, CLIIII, LXVIII, CXLIX, LXXXIIII, CLXI Bl., 2° dete Ehefrau mit einem Fleischerbeil in Stü- Bischöfl iches Priesterseminar Trier, G 205u cke haut (Ri 19, 29), eine sonst in keiner Bibel Literatur: Diekamp 1996, 21f. • Franz 1993, 75 (Nr. 42) • Kat. Stuttgart 1983, 63–65 Blattmaße ca. B 20, 1 x H 30, 5 cm ins Bild umgesetzte Szene. Die Holzschnitte (Zwink) • Langenfeld 1976 • Kat. Frankfurt stammen vermutlich von Heinrich Vogtherr Vorbesitzer: Jesuitenkolleg Trier • Hermann Josef Mosler (1838–1891) 2015, 32–39 (U. Oelschläger) • Muller 1990, d. Ä. (1490–1556), der für kurze Zeit selbst in Bibliographien: VD 16 ZV 31486 192f.. • Pietsch 490–500 (Nr. 146). 518–521 Straßburg als Drucker tätig war. (Nr. 162). 583–586 (Nr. 190). 593–595 (Nr. Das Jesuitenkolleg Trier besaß außer die- 192). 725 (Nr. 229) • Reske 2015, 188. 957f. Die Bibelausgabe des Straßburger Druckers Luthers. So wurde zur Förderung des Ver- ser Ausgabe auch die erste Köpfel-Bibel 965f. • Schmidt 1977, 163–173 Wolfgang Köpfel (Koephel) d. Ä. († 1554) ge- kaufs wahrheitswidrig der Eindruck erweckt, hört zu den sogenannten kombinierten Bi- es handle sich bei den betreffenden Exemp- beln (vgl. Kat.-Nr. 19). Sie erschien erstmals laren um vollständige Lutherbibeln. 1529–1530 (= VD16 B 2680). Damals ließ Köp- Für die hier vorgestellte Ausgabe hat Köpfel fel – wahrscheinlich weil seine eigene Presse alle Teile aus der Lutherbibel übernommen, 90 überlastet war – Teile von Valentin Kobian allerdings nicht buchstabengetreu und mit 91 († 1543) in Durlach herstellen. Das Neue Tes- gelegentlichen Abweichungen bei einzelnen tament und die bis zum jeweiligen Zeitpunkt Wörtern, wie Stichproben gezeigt haben. Die von Luther und seinen Mitarbeitern übersetz- merkwürdige Diskrepanz des auf dem Titel- ten Teile des Alten Testaments wurden – ohne blatt genannten Druckjahrs (1551) von der Einverständnis des Urhebers – in der Über- Angabe im Kolophon (1547) lässt sich da- setzung Luthers nachgedruckt. Von Luther durch erklären, dass Köpfel eine noch nicht noch nicht vorliegende Teile wurden durch ausverkaufte ältere Auflage durch ein neues die Arbeiten anderer Autoren ersetzt. Für die Titelblatt scheinbar „aktualisiert“ hat. Diese fehlenden Propheten (von Luther konnten Praxis (eine sogenannte Titelauflage) hat Köp- 1529 erst Jes, Jon, Hab und Sach übernom- fel auch bei einer früheren Ausgabe ange- men werden) griff Köpfel auf die Version von wendet. Bei Pietsch (S. 725) ist eine Ausgabe Ludwig Hätzer und Hans Denck zurück (vgl. beschrieben, deren Kolophon mit dem im Kat.-Nr. 19), für die Apokryphen auf die des Exemplar des Priesterseminars exakt über- Zürcher Reformators Leo Jud (1482–1542). einstimmt, das aber auf dem (auch in an- Auch nachdem die Lutherübersetzung voll- deren Details abweichenden) Titelblatt die ständig publiziert war, hat Köpfel weiterhin Jahreszahl 1544 aufweist. Eine andere Aus- kombinierte Bibeln gedruckt. Die Titelblät- gabe mit demselben Kolophon und der Jah- ter der ersten Ausgaben sind in zwei Vari- reszahl 1547 auf dem Titel ist im Bestand des anten gestaltet, nämlich ohne oder mit An- Germanischen Nationalmuseums in Nürn- gabe des Namens bzw. der Initialen Martin berg nachgewiesen. Kat.-Nr. 27, Titelseite zum Neuen Testament, Titeleinfassung (Kriegs- und Musikinstrumente) von Hans Weiditz 28 Lutherbibel 1576

Biblia Das ist / Die gantze heilige Schrifft / Deudsch. D. Mart. Luth. Wittenberg: Hans Krafft, 1576 [20], 391, 447 Bl., 6° [i.e. 2°] Teil II mit eigenem Titelblatt: Propheten alle Deudsch. D. Mart. Luth. Bischöfliches Priesterseminar Trier, Ci 23u (nur Teil II) Blattmaße ca. B 25 x H 38, 2 cm Bibliographien: VD16 B 2785 • Bibelsammlung WLB E 499 (nur Teil I)

Diese ausgesprochene Prachtbibel ist ein Von der in zwei Bände aufgeteilten Bibel Nachdruck der von Hans Krafft (Johann Crato) besitzt das Trierer Priesterseminar nur den d. Ä. 1572 gedruckten Bibel in der gleichen zweiten Teil. Dieser hat ein eigenes Titel­ Ausstattung. Die (mit Wiederholungen) über blatt, das die „Propheten alle Deudsch“ an- 220 Holzschnitte werden zum größeren Teil kündigt, enthält aber – ohne weitere Titel- Johann Teufel zugeschrieben, mit dem das seiten – auch die Apokryphen und das Neue Monogramm I. T. identifiziert wird; einige we- Testament, also alle weiteren Teile der Bibel. nige stammen von Hans Brosamer und an- 92 deren. Teufels Illustrationen zeichnen sich aus durch ihre Freude am Detail und teils sehr originelle Motive, die (nach Ph. Schmidt) in keiner anderen Bibel bildlich dargestellt sind, zum Beispiel die Verspottung Ismaels durch Isaak (Gen 21, 9). Teufel hat in die bi- blischen Szenen auch Personen der Zeitge- schichte integriert: In der Illustration zu 1 Kön 15, 12–13 (König Asa von Juda lässt Götzenbil- der zerstören) sind Luther und (in anachro- nistischer Zusammenstellung) die Kurfürs- ten Friedrich der Weise (reg. 1486–1525) und August (reg. 1553–1586) dargestellt. August ist außerdem am Beginn der Ausgabe von 1576 – vor einem von ihm erteilten Druck- und Verkaufsprivileg für die Schriften Luthers – in einem Brustportrait abgebildet und an- hand dessen auf dem Holzschnitt zu 1 Kön 15, 12-13 eindeutig zu identifizieren.

Kat.-Nr. 28, Plattenstempel auf dem hinteren Deckel des Einbands Das Titelblatt zeigt (mit einer Ausnahme: ein einem punzierten und farbig gefassten Gold- Noch bedeutungsreicher sind die Plat- gen oder die Streitkräfte des Krieges, son­ Schild ist leer) die gleichen Wappenschilde schnitt versehen. Der Einband selbst ist in tenstempel auf dem hinteren Deckel. Unter dern zu Recht ist die Frömmigkeit den Völ­ wie das der Ausgabe letzter Hand von 1545 jüngerer Zeit erneuert worden, wobei auch dem Portrait Melanchthons sind in zwei Rei- kern der stärkste Turm. Im unteren Teil der (Kat.-Nr. 26). Das ist politisch bedeutsam. die Vorsatzblätter und mögliche Hinweise hen die vier Evangelisten angebracht. Dar- Turmfassade sind wieder die beiden Wappen Die Kurwürde und das Kurland waren nach auf die Vorbesitzer verloren gingen. Auf dem unter links eine weibliche Figur als Personi- des kurfürstlichen Hauses Sachsen abgebil- der vernichtenden Niederlage im Schmal- neuen Einband wurden die kolorierten Plat- fikation der Religion mit einem (elegischen) det. Die prächtige Ausstattung des Bandes kaldischen Krieg (Schlacht bei Mühlberg am tenstempel des Originaleinbands angebracht. Distichon als Beischrift: QVAE DEA . RELIGIO . verweist an sich schon auf einen fürstlichen 24. April 1547) von der ernestinischen Linie Auf der Vorderseite ein Portrait Luthers und QVAENAM DVO LVMINA . VERBVM . QVI MVRI . Besitzer; die auf dem Einband abgebildeten der Wettiner (Kurfürst Johann Friedrich der vier Platten mit Szenen aus der christlichen ANGELICI SVNT GREGIS EXCVBIE – Wer ist die Wappen zusammen mit der durch Bild und Großmütige, † 1554) auf die siegreiche alber- Heilsgeschichte. Eine davon stellt die Drei- Göttin? . Die Religion . Wer sind denn die bei­ Text vermittelten religiös-politischen Aus- tinische Linie (Herzog, dann Kurfürst Moritz, faltigkeit (Gnadenstuhl) dar, darunter zwei den Fackeln? . Das Wort. . Wer sind die Mau­ sage lassen zusätzlich vermuten, dass das † 1553) übergegangen. Moritz’ Nachfolger war Wappenschilde mit den Hoheitszeichen des ern? . Die Wachen der Engelschar. Das Feld da- Trierer Exemplar ein Geschenk des sächsi- sein Bruder August, unter dessen Patronat Herzogtums Sachsen (heute das des Frei- neben (s. Abb. o. S. 92) zeigt eine zweitürmige schen Kurfürsten darstellte – an wen, lässt diese Bibelausgabe stand. staats Sachsen) und des mit der Kurwürde Fassade, darüber schwebend einen Engel mit sich leider nicht mehr feststellen. Der repräsentative Wert des Bandes wird verbundenen Erzmarschallamtes (zwei ge- einem Schriftband; darunter stehen ebenfalls gesteigert durch die exemplarspezifische Aus- kreuzte Schwerter). Die gleichen Wappen be- erklärende Verse, diesmal zwei (epische) He- Literatur: Kat. Biblia Sacra 187–191 (Nr. 41) • stattung. Alle Initialen und Textholzschnitte finden sich auch auf dem Portrait des Kur- xameter: NIL VALIDAE IVVARE ARCES AVT RO- Franz 2017, 48f. (Nr. 8) • Reinitzer 1983, 259f. (Nr. 158) • Schmidt 1977, 274–296, sind im sogenannten Fürstenkolorit ausge- fürsten August. BO(R)A BELLI • SED MERITO PIETAS POPVLIS insbes. 281 malt. Der Buchblock ist auf drei Seiten mit FORTISSIMA TVRRIS – Nichts helfen feste Bur­

94 95 29 Lutherbibel 1585

Biblia / Das ist: Die gantze heylige Schrifft Teutsch / Durch D. Mart. Luther. Jetzund in gewisse Verß abgetheilet / vnnd mit gantzem fl eiß nach der Biblia / die Anno 1545. zu Wittemberg gedruckt / corrigiert. Frankfurt am Main: Johann Feyerabendt, 1585 (Titelseite) / 1582 (Kolophon) 3 Teile in einem Band [11] Bl., Bl. 12–385 (Teil 1: Gen–Hld), 232 Bl. (Teil 2: Jes–OrMan), 167, [3] Bl. (Teil 3: NT), 8° Bischöfl iches Priesterseminar Trier, 1941 G 352 Blattmaße ca. B 10, 2 x H 16, 5 cm Vorbesitzer: Johann Peter Kirst (?) aus Forchtenberg 1620 • Pfarrei St. Gangolf, Trier (?) Bibliographien: VD16 ZV 1515 • Bibelsammlung WLB E 526

Diese Bibel aus der bedeutenden Frankfur- Feyerabendt auf eine bei geringer Größe gut ter Buchdruckerei Feyerabendt unterschei- lesbare Drucktype und ein übersichtliches det sich von den bisher gezeigten durch ihr Layout geachtet. Die Ausgabe sei für diejeni- kompaktes Format und ihre schlichte Aus- gen bestimmt, schreibt er im Vorwort, denen stattung. Bis auf drei Titeleinfassungen ist großformatige Bibeln zu teuer oder zu un- sie ohne jegliche Illustration. Trotzdem hat bequem zu transportieren seien, insbeson- Kat.-Nr. 28, Illustration zu Dan 2 (Der Traum des Nebukadnezzar) plex Psalterium, Paris 1509. Sante Pagnini (vgl. Kat.-Nr. 18) hat 1528 erstmals in einer Vollbibel eine durchgehende Versnumerie- rung vorgenommen. Nachhaltige Wirkung er- reichte damit aber erst der Buchdrucker und Philologe Robert Estienne (Stephanus, 1503– 1559), der 1551 das erste (griechisch-lateini- sche) Neue Testament, 1553 die erste franzö- sische und 1555 die erste lateinische Vollbibel mit Versnumerierung druckte. Deutsche Dru- cker übernahmen diese Einrichtung erst seit 1568, die Druckerei Feyerabendt war dabei führend. In Wittenberg zögerte man länger mit der Einführung der Verszahlen, weil dies eine Neuerung gegenüber der als unantast- bar geltenden Bibel in der von Luther über- nommenen Gestalt darstellte. Das hier präsentierte Exemplar weist viele handschriftliche Randnotizen aus alter Zeit auf, teilweise in deutscher, teilweise in latei- 96 nischer Sprache. Meistens handelt es sich um 97 stichwortartige Hinweise auf den Inhalt oder

Kat.-Nr. 29, Titelseite, Titeleinfassung von Jost die Botschaft der betreffenden Passage, z. B. Amman zu Dtn 21, 18–20 Straff Eines Eygwillig Sohns. Die Notizen finden sich – in unterschiedli- dere Pfarrer und Lehrer auf dem Land, Schü- cher Dichte – in allen Büchern, deuten also ler, Handwerker und andere Reisende. Der darauf hin, dass der Besitzer die Bibel ganz praktische Nutzen dieser Ausgabe ist da- durchgearbeitet hat. Auf der Titelseite steht durch erhöht, dass die Kapitel in Verse ein- mit der Jahreszahl 1620 der Name eines spä- geteilt sind, bestimmte Stellen also durch teren Eigentümers, eines gewissen Johann entsprechende Verweise sehr viel leichter Peter Kirst (?) aus Forchtenberg in der Graf- gefunden werden können. Anfänglich wurde schaft Hohenlohe, die 1556 endgültig zur Re- diese heute selbstverständliche Praxis nur formation übergegangen war. auf die poetischen Bücher des Alten Testa- ments (bei denen man im eigentlichen Sinn Literatur: Franz 1999, 360–362 • Stummer von Versen sprechen kann) angewendet, zu- 1928, 162f. • Zwink 2011 erst auf die Psalmen im Druck des Quincu-

Kat.-Nr. 30, Portrait des Kurfürsten Ludwig VI. von der Pfalz 30 Lutherbibel 1599

Biblia. Das ist / Die gantze heilige Schrifft Teutsch D. Mart. Luth. Jetzo von neuwem mit der letzten von D. Martin Luther seliger selbst vor seinem End vberlesenen Edi- tion / mit sonder grossem Fleiß von H. Sebastiano Figulo seliger / Dienern am Wort Gottes zu Franckfurt / collationirt / vbersehen vnd corrigirt. Mit nuetzlichen Sum- marien vber alle Capitel durch den Ehrwuerdigen H. Petrum Patienten D. vnd der Churfuerst. Pfaltz / etc. general Superintendenten zugericht […]. Frankfurt am Main: Johann Saur (Druck) / Peter Fischers Erben (Verlag), 1599 (1598 auf dem Titelblatt zu Teil 2) [24], 280 Bl. (Teil 1: Gen–Hld); 191 [1 leer] Bl. (Teil 2: Jes–Man); 134, [2] Bl. (Teil 3: NT) Bischöfl iches Priesterseminar Trier, G 205/1u Blattmaße ca. B 22, 2 x H 34, 5 cm Vorbesitzer: Peter Schott (Pierre Chotte) 4. Januar 1613 • Prof. Heun, Luxemburg, ehem. Gymnasiallehrer in Trier • Johann Gertz (1744–1824) 1778 (als Geschenk von Prof. Heun) Bibliographien: VD16 ZV 21559 • USTC 616476 • nicht in Bibelsammlung WLB (vgl. aber E 580) 98 99 Auch Bibelausgaben sind Werkzeuge der Kir- zwar im biblischen Text genau der Luther- chenpolitik gewesen. In diesem Fall bildet die bibel folgte, in der aber Luthers Vorreden von mehrfachen Konfessionswechseln be- und Glossen fast ausnahmslos weggelas- stimmte kurpfälzische Geschichte den Hin- sen wurden. Sie erschien 1568/69, gedruckt tergrund. In der Kurpfalz mit ihrer Hauptre- von Johann Mayer in Heidelberg (= VD16 sidenz Heidelberg wurde die Reformation B 2770), als die erste Lutherbibel der Refor- nach längerer Zeit der Tolerierung und In- mierten. differenz erst relativ spät, nämlich 1556, vom Friedrichs Sohn Ludwig VI. (1539–1583) hatte Kurfürsten Ottheinrich offiziell eingeführt. den auf innerer Überzeugung beruhenden 1561 vollzog dessen Nachfolger Friedrich III. Richtungswechsel seines Vaters nicht mit- (1515–1576) aus der Linie Pfalz-Simmern, ge- vollzogen und machte dessen Änderungen nannt der Fromme, den Wechsel vom Luther- im Sinne des Luthertums rückgängig, wovon tum oberdeutscher Prägung hin zur refor- insbesondere die Heidelberger Universität mierten Konfession. Damit war die Kurpfalz betroffen war. Auch er ließ eine mit eigenen das erste deutsche Fürstentum, das sich zur Akzenten versehene Lutherbibel drucken. reformierten Richtung bekannte, und wurde So beauftragte er den neu als Superinten- so dem Calvinismus zugerechnet, was unge- denten eingesetzten Lutheraner Petrus Pa- nau und nicht im Sinne Friedrichs III. gewe- tiens (Peter Gedultig, † 1580), bekannt durch sen ist. Ausdruck dieser neuen Kirchenpoli- eine der ersten deutschen Bibelkonkordan- tik war auch eine eigene Bibelausgabe, die zen (Reinitzer 1983, Nr. 175), damit, für diese

Kat.-Nr. 30, Titelseite zum Neuen Testament, Titeleinfassung von Jost Amman Ausgabe neue Summarien anzufertigen. Das Heidelberger Theologen David Pareus (Wäng- Summarien zu Psalm 1 sind kurze inhaltliche Zusammenfassungen ler, 1548–1622) Summarien und andere Bei- der Kapitel biblischer Bücher (im Psalter der gaben verfassen. Diese Bibel wurde 1587/88 Bibel des Kurfürsten Ludwig VI. Bibel des Pfalzgrafen Johann Casimir einzelnen Psalmen), in denen der Verfasser von Matthias Harnisch in Neustadt gedruckt Frankfurt am Main, ab 1583 Neustadt an der Haardt, ab 1587/88 auch eine theologische Tendenz zum Aus- und stellt die erste reformierte Bibel­ ausgabe­ Summarium von Petrus Patiens (lutherisch) Summarium von David Pareus (reformiert) druck bringen kann. Das hervorstechendste in Deutschland dar (= VD16 ZV 1517 = Bibel- Wer der Gottlosen Lehre und Wesen Ein Lehrpsalm: was ein Gottseliger Merkmal dieser Bibel ist aber das in ihr ent- sammlung WLB E 537). Die „Neustadter Bibel“ meidet / und das Wort Gottes liebet / Mensch meiden / und wessen er sich haltene ganzseitige Kupferstich-Portrait, das wurde bis 1607 noch fünfmal in Neustadt solle glueck und heyl haben / da herge- befleissen solle / Dagegen was der Gott- Ludwig VI. in einem Renaissancerahmen zeigt wieder aufgelegt; der zweiten Auflage von gen die Gottlosen wie Sprew vom Winde losen Standt und Außgang sey. (s. Abb. o. S. 97). Sie erschien 1583 in Frank- 1590/91 wurde sogar – erstmals zusammen verstreuwet werden / und vergehen. Lehr: Bringt der Psalm selbst mit sich: furt am Main (= VD16 B 2798 = Bibelsamm- mit Luthers Bibelübersetzung – der Heidel- (zit. nach Bibelsammlung WLB, Bd. 2, 1, von der waren Gottseligkeit, was ihre Ei- lung WLB E 519), das Vorwort des Druckers berger Katechismus beigegeben. S. 445) genschafften, Kennzeichen und Beloh- Johann Feyerabend (1550–1599) ist datiert Zurück zur Bibel Ludwigs VI. Mit dessen nung sey: Auch was für unterschied zwi- auf den 2. September 1583. überraschendem Tod war seine kurz zuvor schen Gottseligen und Gottlosen in Kurz danach starb der Kurfürst am 22. Ok- erschienene Bibelausgabe in der Kurpfalz diesem Leben sey, und ewig seyn werde. tober 1583. Die Administration für den un- obsolet geworden. Johann Casimir ersetzte (zit. nach Bibelsammlung WLB, Bd. 2, 1, mündigen Kurprinzen Friedrich IV. (1574–1610) sie ab 1587/88 durch seine Neustadter Bibel. S. 453) übernahm Ludwigs Bruder Johann Casimir Erstaunlicherweise wurde die Bibel mit den (1543–1592), der schon vorher in der Teilherr- Summarien des Petrus Patiens und dem schaft Pfalz-Lautern ein Refugium für die Portrait Ludwigs VI. noch über etliche Jahre Erwähnenswert ist der frühere Besitzer der 700 Bände, dazu knapp 200 Dissertationen 100 aus Heidelberg ausgewichenen reformier- mehrfach nachgedruckt. Die hier vorlie- Bibel. Johann Gertz (1744–1824) hatte nach und Schulschriften umfassende Privatbib- 101 ten Professoren und Studenten geschaffen gende, von Johann Saur hergestellte Aus- seiner Priesterweihe (1768) an der protes- liothek mit vielen Werken nichtkatholischer hatte, das Casimirianum in Neustadt an der gabe enthält überdies immer noch (leicht tantischen Universität Göttingen, dem Zen- Autoren vermachte er wenige Tage vor sei- Haardt (heute Neustadt an der Weinstraße). gekürzt und anonym) das Vorwort, das Jo- trum des aufgeklärten Gelehrtentums, stu- nem Tod (3. Juni 1824) dem Bischöflichen Se- Jetzt konnte er in der gesamten Kurpfalz die hann Feyerabend für die Erstausgabe 1583 diert und wurde 1774 von Erzbischof Clemens minar in Trier, wo sie bis heute in ihrem we- Verhältnisse im Sinne des reformierten Pro- geschrieben hat. Saur druckte die Bibel noch Wenzeslaus von Sachsen (reg. 1768–1802) zum sentlichen Bestand erhalten ist. testantismus wiederherstellen. Auch Johann einmal im Jahre 1606 (= VD17 14:675427C). So Professor für die heilige Schrift an der Uni- Casimir ließ die Lutherbibel entsprechend war die Patiens-Bibel auch außerhalb des versität Trier ernannt. Dort führte er gegen Literatur: Bibelsammlung WLB, Bd. 2, 1, seiner konfessionellen Ausrichtung bear- kirchenpolitischen Kontextes, für den sie be- Widerstände in der eigenen Fakultät die his- S. 445–452 (Petrus Patiens, Summarien) und 453–462 (David Pareus, Summarien) • beiten und ging dabei noch weiter als sein stimmt war, ein erfolgreiches Unternehmen. torisch-kritische Methode in die Bibelwis- Himmighöfer 1986 • Kat. Stuttgart 2009, Vater Friedrich III. mit der Heidelberger Bibel Alle drei Kurpfälzer Bibeln sind übrigens mit senschaft ein. Außerdem war er zusammen 185 • Landgraf 2009 • Reichert 1966 • Rei- von 1568/69. In eine Neuauflage der Heidel- der damals neuen Versnumerierung ausge- mit Fuldaer Benediktinern an einer Initiative nitzer 1983, 261f. (Nr. 160) • Reske 2015, berger Bibel, die 1579 in Neustadt erschien, stattet (vgl. Kat.-Nr. 29). beteiligt, die eine Wiedervereinigung der ge- 704–706 • Schaab 1992, 50–60 • Wenne- ließ Johann Casimir – wie zuvor Ludwig VI. – Die unterschiedliche Ausrichtung der Sum- trennten Konfessionen anstrebte. Seine etwa muth 1999 ein ganzseitiges Portrait von sich einfügen marien des Petrus Patiens und des David Pa- (= VD16 B 2790). Später ließ er den berühmten reus zeigt das folgende Beispiel zu Psalm 1: Interessant ist das Buch auch wegen sei- Bischofs Charles Mannay. Das Buch gelangte 31 Lutherbibel 1703 (Stader Bibel) ner Provenienz. Es stammt aus dem Besitz 1808 an das Priesterseminar in Trier. von Peter Josef von Hontheim (1739–1807), BIBLIA, Das ist: Die gantze Heil. Schrifft Altes und Neues Testaments / Verdeutscht einem Neffen des Trierer Weihbischofs Jo- Literatur: Aschoff 1991 • Burdach 1924, durch Doct. Martin Luther / […] Nebst Einer neuen Vorrede H. Johannis Dieckmans / hann Nikolaus von Hontheim (1701–1790). 108-117 • Fritzsche/Nestle 1897 II, 75f. • Köster 1984, 32–35. 200–205 (Anm.) • Kös- D. Der Hertzogthuemer Bremen und Verden General-Superintend. Samt angeheng- Peter Josef wurde 1785 Offizial beim Konsis- tem kurtzen Gebet- und Gesang-Buche. Gedruckt nach dem Exemplar zu Staade. ter/Welte 1989, 23f. 157 (Nr. 65) • Stein- torium und Generalvikariat in Trier und 1803 metz 1907, 45–57 Stade: Caspar Holwein, 1703, [5], 463, 131, [1] Bl., 62 S., [1] Bl., 8° Domkapitular und Generalvikar des Trierer Bischöfl iches Priesterseminar Trier, G 248 Blattmaße ca. B 7, 8 x H 15, 4 cm Vorbesitzer: Peter Josef von Hontheim (1739–1807)

Die einstige Hansestadt Stade an der Unter- ab 1713 für die Canstein-Bibeln als Vorlage elbe gehörte 1648 bis 1712 zusammen mit den herangezogen. Der Pietist Carl Hildebrand säkularisierten Territorien des Erzbistums von Canstein (1667–1719) verfolgte das An- Bremen und des Bistums Verden zu Schwe- liegen, die Bibel möglichst allen Christen zu- den und war Hauptort des daraus gebildeten gänglich zu machen. Dafür wurde zum ers- Herzogtums Bremen-Verden und Sitz eines ten Mal für die gesamte Bibel ein stehender lutherischen Konsistoriums. Johann Diec(k) Satz hergestellt, was zunächst eine hohe In- 102 mann (1647–1720) war seit 1674 Rektor des vestition erforderte, weil eine große Menge 103 Gymnasiums und seit 1683 Generalsuperin- an Drucktypen ausschließlich für die Bibel tendent in Stade. Er revidierte den Text der zur Verfügung gehalten werden musste. Auf Übersetzung anhand früher, aber auch zeit- die Dauer zahlte sich dieses Vorgehen aber genössischer Ausgaben der Lutherbibel, dar- aus, so dass allein bis zum Tod Cansteins unter die älteste niederdeutsche Lutherbibel 100.000 Bibeln gedruckt und zu einem sehr von 1534 (s. Kat.-Nr. 24). In Zweifelsfällen zog geringen Preis verkauft werden konnten. Für er auch den hebräischen bzw. griechischen ein solches Unternehmen kam es darauf an, Urtext heran und scheute sich nicht, Luther von Anfang an einen möglichst fehlerfreien zu korrigieren, wo er seiner Meinung nach Text zu haben, wozu sich Dieckmanns Vor- der Vorlage nicht entsprochen habe. Beson- arbeiten als besonders geeignet erwiesen. dere Sorgfalt verwendete Dieckmann außer- dem auf die Anpassung sprachlicher Einzel- heiten an den Gebrauch seiner Zeit und auf eine Vereinheitlichung der Orthographie. So gab er von 1690 bis 1703 die Lutherbibel in verschiedenen Formaten neu heraus. Wegen ihrer sprachlichen Korrektheit wurde die „Stader Bibel“ in ihrer letzten Fassung, der hier vorliegenden Oktavausgabe von 1703,

Kat.-Nr. 31, Detail der Titelseite Kat.-Nr. 31, Titelseite IV. Bibelübersetzungen neben und nach Luther 32 Hieronymus Emser 1524/1525

Annotationes Hieronymi Emser vber Luthers naw Testament gebessert vnd emen- dirt. Dresden: [Emserpresse], 1524/1525 [226] Bl., 8° Bischöfliches Priesterseminar Trier, Ci 327 Beigebunden: 1. Johann Fabri, Summarium Underricht auß was Christenlichen ursachen Doctor Johan Fabri bißher der Lutherischen lere nit anhängig, Mainz 1526 (= VD16 F 238), 2. Johannes Cochlaeus, Von Christglaubigen Selen im fegfewr, Köln 1526 (= VD16 C 4414), 3. Johann Dietenberger, Grundt unnd vrsach: auß der heiligen schrifft, wie unbillich und unredlich, das heylig lobsangk Marie Salve regina, Ge- weicht saltz und wasser, Metten und Complet, in etlichen Stetten wirt underlassen, verspott und abgestellt, Köln 1526 (= VD16 D 1484) Blattmaße ca. B 9, 8 x H 15, 4 cm Vorbesitzer: Zwei getilgte Besitzereinträge auf der Titelseite • Fr. Joachimus Moringer Sacerdos 1538 • Joseph Gregor Lang (1755–1834) • Jakob Antoine (1807–1864) 1839 Bibliographien: VD16 E 1090 • USTC 611741 106 107 Der Verlauf der Reformation war in einer tik, die 1523 in gedruckt wurde: Auß heute schwer vorstellbaren Weise von poli- was ­gruend vnnd vrsach Luthers dolmat­ tischen und dynastischen Zufälligkeiten mit- schung vber das nawe Testament dem ge­ bestimmt. 1485 wurde das Herzogtum Sach- meine(n) man billich vorbotten worden sey sen zwischen den Brüdern Ernst († 1486) (VD16 E 1089). Wenig später wurde Emser und Albrecht († 1500) geteilt, wodurch die von Herzog Georg mit der Erstellung einer ernestinische und die albertinische Linie neuen Übersetzung beauftragt, die 1527 er- der Wettiner begründet wurden. Der größere schien (VD16 B 4374). Deren Zweck bestand Landesteil, an dem auch der Kurfürstentitel vor allem darin, die vielen in Luthers Ver- hing, wurde bis 1547 (Schlacht bei Mühlberg) sion enthaltenen Irrtümer und Abweichun- von Ernst und seinen Nachfolgern regiert, gen von der Lehre der Kirche aus der Sicht zu denen Luthers Förderer, Kurfürst Fried- seiner Kritiker richtigzustellen. Emser lehnte rich der Weise (reg. 1486–1525), gehörte. Des- sich dabei sehr eng an Luthers Übersetzung sen in Dresden residierender Vetter, Herzog an, plagiierte sie geradezu, was Luther im Georg (reg. 1500–1539), war ein strikter Geg- „Sendbrief vom Dolmetschen“ mit deutli- ner der Reformation. Er ließ die Verbreitung chen Worten kritisiert, aber auch mit Selbst- von Luthers Bibelübersetzung unverzüglich bewusstsein und Ironie hinnimmt: Ich bin verbieten und beauftragte seinen langjäh- froh, dass meine Arbeit (wie auch Paulus rigen Sekretär und Hofkaplan Hieronymus rühmt) auch durch meine Feinde gefördert Emser (1478–1527) mit einer öffentlichen Kri- und des Luthers Buch ohne Luthers Namen

Kat.-Nr. 32, Bl. J2v unter seiner Feinde Namen gelesen wer­ oben genannten Schrift (Auß was gruend den muss: Wie könnte ich mich besser rä­ vnnd vrsach …) dar, in neuem Satz und mit 33 Johannes Eck: Handbuch gegen die Lutheraner, 1529 chen? (Sendbrief vom Dolmetschen, 1530). anderen Holzschnittinitialen. Außerdem fehlt Allerdings hatte Emser selbst nicht den An- gegenüber der früheren Ausgabe das ganz­ ENCHIRIDION LOCORVM communium aduersus Lutheranos, Ioanne Eckio authore. spruch erhoben, eine eigenständige Über- figurige Portrait des Apostels Paulus zwi- AB AVTHORE IAM SExto recognitum: et prioribus locis abunde locupletatis, sex locis setzung zu erarbeiten, sondern nur behaup- schen Apostelgeschichte und Römerbrief. auctus prodit. tet, die vorhandenen zu verbessern (vgl. o. Als Beispiel sei hier Apg 2, 4 in Luthers und Ingolstadt: [Georg und Peter Apian], 1529 zu Kat.-Nr. 22). in Emsers verbesserter Version gegenüber- [6], 149, [1] Bl., 12° Das hier gezeigte Werk stellt eine im we- gestellt (vgl. Kat.-Nr. 34). Bischöfliches Priesterseminar Trier, D 158a sentlichen unveränderte Neuausgabe der Blattmaße ca. B 7, 3 x H 12, 8 cm Apostelgeschichte 2, 4 Vorbesitzer: Wolf(gang) Hall, Nürnberg • Witwe von Wolf(gang) Hall, Nürnberg • Se- bastian H?, Nürnberg 1573 • Missionsstation der Jesuiten in Schleiden 1650 (existierte Luther September 1522 Emser 1527 1642–1654) vnd wurden alle voll des heyligen geysts / Vnd sie wurden alle vol des heyligen geys- Bibliographien: VD16 E 343 • USTC 650133 • Fraenkel H (S. 74*–75*) vnnd fiengen an zu predigen mit andern tis / vn(d) fiengen an zu reden mit man- zungen / nach dem der geyst yhn gab auß cherley zungen / nach dem der geyst yn zu sprechen. gab aus zusprechen. Johannes Maier, geboren 1486 in Egg an der seinen Freund bezeichnete. Nachdem kriti- Günz im unteren Allgäu, der sich nach sei- sche Anmerkungen zu Luthers Ablassthesen vgl. Luther 2017 vgl. Josef Kürzinger 1970 nem Geburtsort Eck(ius) nannte, war der pro- (Obelisci), die intern für den Eichstätter Bi- und sie wurden alle erfüllt von dem Hei- und alle wurden erfüllt von Heiligem Geist filierteste und einflussreichste theologische schof Gabriel von Eyb bestimmt waren, durch ligen Geist und fingen an zu predigen in und fingen an, in anderen Zungen zu reden, 108 Gegner Luthers auf altgläubiger Seite. Seit gezielte Indiskretion auch Luther zu Ohren ge- 109 anderen Sprachen, wie der Geist ihnen zu so wie der Geist ihnen zu sprechen verlieh. 1510 war er Theologieprofessor an der Uni- kommen waren, antwortete dieser mit einer reden eingab. versität Ingolstadt und über viele Jahre zu- ‚Asterisci‘ betitelten Replik, die zusammen gleich Pfarrer von St. Moritz und später Unser mit den ‚Obelisci‘ erst 1545, also nach Ecks Emser kritisiert in dem vorliegenden Werk Joseph Gregor Lang gehörte, nämlich Inc 80 lieben Frauen und wirkte dabei als eifriger Tod (1543), von Luther zum Druck gegeben – mit Recht –, dass Luther das allgemeine (Viola sanctorum 1499 = GW M21488, zusam- Prediger nach dem Vorbild Geilers von Kay- wurden. Nach der Leipziger im Wort des Sagens (lalei/n, loqui = reden) mit men mit Trithemius, De laudibus S. Annae sersberg. Seine deutschen Predigten veröf- Sommer 1519 war der Bruch unübersehbar. dem spezielleren Begriff ‚predigen‘ wieder- 1494 = GW M47550). Inc 80 trägt den hand- fentlichte er in fünf Bänden im Druck – auf Eck war im April 1520 Mitglied der Kommis- gegeben hat, und sieht – weniger überzeu- schriftlichen Besitzeintrag der Kartause St. Wunsch der bayerischen Herzöge, die damit sion, die in Rom die Bannandrohungsbulle gend – dahinter die Absicht, dass er das Beatus bei Koblenz. Schon die Provenienz die Verbreitung protestantischer Predigtbü- „“ vorbereitete und maßgeb- Predigeramt gern jedermann frei machen von Pfarrer Lang macht es wahrscheinlich, cher unter den Pfarrern verhindern wollten. lich an deren Formulierung beteiligt. Zusam- wollte, so wie unter den Pikarden [d. h. den dass auch Ci 327 aus einem der Klöster im In seiner Theologie und Philosophie war Eck men mit Hieronymus Aleander, dem päpst- Böhmischen Brüdern] auch die Handwerks­ Raum Koblenz stammt; weiteren Aufschluss ein Vertreter des Nominalismus, demgemäß lichen Nuntius am Kaiserhof in Wien, wurde leute predigen (Bl. M3r). Bis heute ist diese könnte – im Vergleich mit anderen bekannten den Allgemeinbegriffen (Universalien) keine er zudem mit der Bekanntgabe der Bulle in freie Wortwahl eine Besonderheit der Luther- Einbänden – der Einband des Buchs liefern. ontologische Realität zukommt, und zudem Deutschland beauftragt. bibel, die Zürcher Bibel dagegen ist später ein Anhänger des humanistischen Bildungs­ Das kontroverstheologische Handbüch- davon abgerückt. Literatur: Gelhaus 1989, 23–56 • Käßmann/ ideals mit den entsprechenden Sprachkennt- lein (Enchiridion) der zwischen Rom und Im Bestand der Bibliothek des Priester- Rösel 2016, 74f. (A. Beutel) • Kat. Koblenz nissen. Über einen der mit ihm befreundeten den Lutheranern strittigen Lehrmeinungen 2002, 73–76 (B. Schmeißer) • Musseleck seminars ist ein weiterer Band bekannt, der Humanisten, den Nürnberger Juristen Chris- („Loci communes”) erschien erstmals 1525 1981, 23–28 • Quack 1975, 29–32 • Reinit- über Jakob Antoine (1832–35 Kaplan in Kob- zer 1983, 195–199 • Schildt 1983, 42f. 81f. • toph Scheuerl (1481–1542), kam er in Verbin- in sechs verschiedenen Drucken in Lands- lenz St. Kastor, danach Pfarrer in Saarwellin- Zschoch 2016, 797 dung mit Martin Luther, den er 1518 noch als hut, Krakau, Rom und Köln. Die Editio Prin- gen) in die Bibliothek gelangte und vorher ceps (Urform) ist die im April 1525 von Jo- clesiarum), Grundfragen des Glaubens, z. B. hann Weißenburger in Landshut gedruckte die Notwendigkeit von Glauben und guten Ausgabe (= VD16 E 331). Sie ist dem engli- Werken (De fide et operibus), auch aktuelle schen König Heinrich VIII. gewidmet, dem Fragen wie den Krieg gegen die Türken. Von Eck das Büchlein im August 1525 bei einem besonderer kirchenpolitischer Brisanz sind Empfang persönlich überreichen durfte. Seit die beiden Kapitel, die in der ersten Auflage der Augsburger Ausgabe vom Januar 1529 den Abschluss bildeten: 26: „Darüber dass (= VD16 E 341), und so auch in der vorliegen- Häretiker zu verbrennen sind“ (De haereticis den (Ingolstadt 1529) ist die Epistola dedi- comburendis), und 27: „Mit Häretikern darf catoria an Heinrich VIII. (dessen Bemühun- man nicht diskutieren“ (Non disputandum gen um die Scheidung seiner ersten Ehe cum haereticis). Die These des 26. Kapitels inzwischen bekannt geworden waren) weg- war grausame Realität, wie für das Rhein- gefallen und ersetzt durch eine Widmung land das Beispiel Adolf Clarenbachs und an Konrad von Thüngen, Bischof von Würz- Peter Fliestedens zeigt, die am 28. Septem- burg 1519–1540. Dieser kämpfte konsequent, ber 1529 in Köln als Ketzer verbrannt wurden. aber nicht überall erfolgreich gegen refor- Eck schreckt nicht davor zurück, sich dafür in matorische Bestrebungen in seinem Bistum. einer langen Reihe von Schriftbeweisen auch Auch andere Kontroverstheologen wie Coch- auf Jesus zu berufen, wie er die Händler und laeus und Fabri (vgl. Kat.-Nr. 32) haben ihre Geldwechsler gewaltsam aus dem Tempel Werke durch Widmungen der Autorität von vertrieben hat (Joh 2, 13–16), und verschärft 110 Thüngens unterstellt. Die Einfassung der Ti- seine Argumentation mit der rhetorischen 111 telseite zeigt unten eine Schlachtszene aus Frage: Wenn er dies mit den Geldwechslern der griechischen Antike; auf der Rückseite gemacht hat, was würde er dann [ab 1541: des letzten Blatts ist das Wappen Johannes jetzt] mit Häretikern machen? Ecks abgebildet: ein in den Wappenschild eingepasstes gleichseitiges Dreieck, das sei- Literatur: Gatz 1996, 694f. (H. Flachen- nerseits in drei unterschiedlich schraffierte ecker) • Fraenkel 1979, insbes. 32*–33*. 273 • Goeters 2002, 46–63 • Hofmann 2014 • Dreiecke geteilt ist und so dreidimensional Iserloh 1981 erscheint, der sogenannte Eckstein. Die zuerst 27, bis 1529 nach und nach um weitere sechs vermehrten und in der Endstufe 39 Kapitel behandeln jeweils ein bestimm- tes Thema, das die sakramentale Verfassung und äußere Ordnung der Kirche betrifft, z. B. den Primat des apostolischen Stuhls von Rom, die heilige Schrift, die einzelnen Sa- kramente, die Verehrung der Heiligen, die Ehelosigkeit der Priester, die Überordnung der geistlichen über die weltliche Macht und die daraus folgende Unantastbarkeit des Kir- chenbesitzes (De immunitate et divitiis ec-

Kat.-Nr. 33, Titelseite Kat.-Nr. 33, Wappen des Johannes Eck Luther noch einen anderen der reformato- 34 Bibel, deutsch, 1534 (von Johann Dietenberger) rischen Bibelübersetzer beim Namen. Be- merkenswert ist auch, dass Dietenberger Biblia / beider Allt vnnd Newen Testamenten / fl eissig / treülich vnd Christlich / nach zwar die alte lateinische Übersetzung als alter / inn Christlicher kirchen gehabter Translation / mit außlegunng etlicher dun- den unentbehrlichen Maßstab für die Glau- ckeler ort / vnnd besserung viler verrueckter wort vnd spruech / so biß anhere inn benswahrheit ansieht, aber im Unterschied andernn kurtz außgangnen theutschen Bibeln gespuert vnd gesehen Durch D. Johan zu Eck (s. Kat.-Nr. 35) nicht die Existenz von Dietenberger / new verdeutscht. volkssprachigen Bibeln als solche kritisiert Köln: Peter Quentel (Verlag) / Mainz: Peter Jordan (Druck), 27. Juni 1534 oder als notwendiges Übel betrachtet. Ob- [4], CCCCCLXXVIII, [4] Bl., 4° (2°) wohl dies eigentlich seine Kräfte und Fähig- Bischöfl iches Priesterseminar Trier, G 206u keiten überfordere, habe er endlich den Bit- Blattmaße ca. B 21, 4 x H 30, 2 cm ten vieler frommer Christen unterschiedlichen Bibliographien: VD16 B 2693 • USTC 616663 • Bibelsammlung WLB E 273 Standes nachgegeben und für eine zuver- lässige und gut lesbare Verdeutschung der Kat.-Nr. 34, Initiale D (zu Ex 14 21-22) Bibel gesorgt. Er erhebt nicht den Anspruch, Johann Dietenberger (geboren ca. 1475) war tet wurde. 1530 weilte er im Gefolge des Jo- eine eigene Übersetzung erstellt zu haben. seit 1500 Dominikaner in Frankfurt am Main, hann von Metzenhausen, der den erkrankten den war der darin enthaltene Traktat über Er habe vielmehr möglichst viele der neuen studierte in Köln, Heidelberg und Mainz und Trierer Erzbischof Richard von Greiffenklau den Kanon der heiligen Schriften. Dieten- Übersetzungen durchgelesen, mit dem be- wurde 1515 in Mainz zum Doktor der Theo- vertrat, auf dem Reichstag in Augsburg und berger widmete ihn dem gelehrten Prior währten lateinischen Text und mit älteren logie promoviert. 1519/20 und wieder 1526 wirkte zusammen mit Johannes Eck und an- der Koblenzer Kartause St. Beatus Lamber- deutschen Übersetzungen verglichen, Fehler 112 bis 1532 war er Prior des Koblenzer Domi- deren altkirchlichen Theologen an der Ab- tus Pascualis, den er in der Vorrede als sei- bereinigt und ungenau, unklar oder schlecht 113 nikanerklosters und Inquisitor in den Erz- fassung der Confutatio (Widerlegung der nen Lehrer und als Schirmherrn des kleinen übersetzte Stellen verbessert. Er hatte – so bistümern Mainz und Köln, danach Profes- Augsburger Konfession) mit. Johann von Met- Werkes anspricht. schreibt er im Vorwort an den Leser – die Ab- sor und Stiftsherr an St. Maria ad Gradus zenhausen, der inzwischen die Nachfolge Nach dem Tod Hieronymus Emsers (1478– sicht, in Anmerkungen auf alle Verfälschun- in Mainz, wo er am 4. September 1537 starb Greiffenklaus als Erzbischof von Trier ange- 1527) gab Dietenberger seit 1529 dessen Über- gen und Irrtümer der reformatorischen Über- und im Chor der Dominikanerkirche bestat- treten hatte, widmete er 1532 seine Schrift setzung des Neuen Testaments in revidier- Phimostomus scripturariorum („Maulkorb ter Fassung heraus. Im Juni 1534 – kurz vor für die Schriftlinge“), ein dem Enchiridion Luthers erster hochdeutscher Vollbibel – er- von Johannes Eck (Kat.-Nr. 33) vergleichbares schien seine Gesamtausgabe der deutschen kontroverstheologisches Kompendium. Die Bibel. In der an Kardinal Albrecht von Bran- in dieser Sammlung vereinigten Traktate, die denburg, seinen Bischof und Landesherrn, zum größten Teil während des Augsburger gerichteten Vorrede begründet er das Un- Reichstags geschrieben wurden, richten sich ternehmen allgemein mit der seit 1517/18 in in der Hauptsache gegen die Verabsolutie- Deutschland herrschenden religiösen Spal- rung des Schriftprinzips. Die heilige Schrift tung und Glaubensunsicherheit, die er mit der sei – nach dem Buchstaben verstanden – an biblischen Sintflut vergleicht, insbesondere vielen Stellen mehrdeutig und könne des- mit den im Umlauf befindlichen schlechten halb nicht nur aus sich selbst heraus aus- und verfälschten deutschen Bibelüberset- gelegt werden, sondern bedürfe dazu einer zungen, die dem einfachen Christen den Zu- anderen Instanz, nämlich der vom heiligen gang zu Gottes Wort und zum wahren Glau- Geist geleiteten Kirche. Bereits 1527 entstan- ben verstellt hätten. Dabei nennt er weder Kat.-Nr. 34, Initiale N Kat.-Nr. 34, Initiale V (vgl. Lev 6, 12-16) er – wie später Eck – mit nur geringen Ver- änderungen von Emser übernommen, ohne diesen an irgendeiner Stelle mit Namen zu nennen. Dietenbergers Bibel war außeror- dentlich erfolgreich, sie wurde die am wei- testen verbreitete katholische deutsche Bibel und bis ins 18. Jahrhundert vielfach nachge- druckt. Weil Emsers Neues Testament sehr eng an Luthers Version angelehnt war, fand dessen Verdeutschung auf diesem Weg auch in katholischen Kreisen weite Verbreitung.

Literatur: Caspar 1966, 162–165 • Diekamp 1996, 29f. • Iserloh/Fabisch 1985 • Mus- Kat.-Nr. 34, Initiale N (zu Num 13, 23) seleck 1981, 28–30 • Quack 1975, 32f. • Rei- nitzer 1983, 203–205 (Nr. 117) • Schmidt setzungen hinzuweisen, musste sich aber 1977, 175–178. • Zimmermann 1973, 173f. aus Mangel an Zeit auf einige wenige Stel- len beschränken. Das Neue Testament hat

114 115

Kat.-Nr. 34, Illustration zu Ri 16, 3 (Simson trägt die Torflügel von Gaza weg) von Hans Kat.-Nr. 34, Titelseite, oben in der Mitte Kardinal Albrecht von Brandenburg Sebald Beham 35 Bibel, deutsch, 1537 (von Johann Eck und Hieronymus Emser)

BJbel, Alt vnd new Testament / nach dem Text in der hailigen kirchen gebraucht / durch doctor Johann Ecken / mit fl eiß / auf hohteutsch / verdolmetscht. [Augsburg: Alexander Weißenhorn (Druck)] / Ingolstadt: Georg Krapf (Verlag), 2. Juni 1537 [6], CCLXXXII (1. Teil: Gen–Ijob), CCXVI (2. Teil: Ps–2Makk), CXXIX (3. Teil: NT) Bl., 2° 3 Teile in einem Bd. Blatt XII im 3. Teil ist verloren; an der Stelle sind zwei leere Blätter eingebunden, wahrscheinlich in der Absicht, den fehlenden Text handschriftlich nachzutragen, was aber nicht ausgeführt wurde. Bischöfl iches Priesterseminar Trier, DM 32 Blattmaße ca. B 19, 2 x H 28, 3 cm Vorbesitzer: Dombibliothek Trier Bibliographien: VD16 B 2702 • USTC 616841 • Bibelsammlung WLB E 296

116 Das Vorwort ist gerichtet an den Erzbischof bis vor 25 oder 30 Jahren auch eingehalten 117 von Salzburg, Kardinal Matthäus Lang von worden sei. Da aber schlechte und ver- Wellenburg (* um 1468 † 1540). Er war ein fälschte Übersetzungen der Bibel im Umlauf hochqualifizierter Jurist und auch als Huma- seien und ihre schädliche Wirkung entfalte- nist anerkannt, agierte erfolgreich als Dip- ten, habe Eck dem Wunsch der beiden bay- lomat und Landesherr, entsprach aber mit erischen Herzöge Wilhelm IV. und Ludwig X. einer Vielzahl von Pfründen und aufgrund entsprochen und das Alte Testament neu ins seines ungeistlichen Lebenswandels in keiner Deutsche übersetzt mit fleissigen anschaw­ Weise dem Ideal eines Bischofs. Bibelüber- en vnd collationieren viler wol corrigierter setzungen in eine Volkssprache (ain gmaine büecher: auch in mangerlai sprachen. Ohne landleüfige sprach) – schreibt Eck einleitend Dietenbergers Namen zu nennen, kritisiert – seien nicht nur unnütz und dem Seelen- er dessen Praxis, die biblischen Eigennamen heil nicht förderlich, sondern auch gefähr- gegen die kirchliche Tradition in ihrer heb- lich, weil ungebildete Laien dann glaubten, räischen Lautform zu übernehmen, weshalb die heilige Schrift eigenmächtig auslegen zu zum Beispiel aus ‚Eva‘ eine ‚Chava‘ geworden können, und in Hochmut, Irrtum und Ketze- ist. Dagegen habe er für das Neue Testament rei verfallen könnten. Zu Recht habe daher die vortreffliche Übersetzung Hieronymus Papst Innozenz (III.) ein entsprechendes Ver- Emsers übernommen und nur an solchen bot erlassen (Denzinger/Hünermann Nr. 770f.). Stellen Änderungen vorgenommen, wo die- In England bestehe ein königliches Verbot, ser Wörter gebrauche, die im Oberdeutschen die Bibel ins Englische zu übersetzen, das nicht geläufig seien, oder Lesarten des Eras- Kat.-Nr. 35, Titelseite mus gefolgt sei, dar von vnser hailig Christ­ entsprechende Bücher als Hilfsmittel nicht Die 23 Textholzschnitte zu Jos–Est, zu denen lich kirch nichte waißt. Eck geht dann auf zur Verfügung gestanden hätten. Was Eck hier die hier gezeigte Illustration auf Bl. CXXIv die naheliegende Frage ein, warum er nicht hellsichtig und ohne Polemik feststellt, ist (Ri 16, 3) gehört, sind die gleichen wie in der auch für das Alte Testament auf eine ältere genau die Schwäche, die auch aus heutiger Ausgabe Nürnberg: Friedrich Peypus 1524 (Bi- Übersetzung zurückgegriffen habe, nämlich Sicht die vorlutherischen deutschen Über- belsammlung WLB E 122) und werden über- die der (vorlutherischen) Augsburger oder setzungen kennzeichnet. Auf diesem Hinter- wiegend dem Nürnberger Formschneider und Nürnberger Ausgabe. Daran habe er auch ge- grund ist der überragende Erfolg der Über- Zeichner Erhard Schön (ca. 1491–1542) zuge- dacht und er hätte sich die Mühe einer eige- tragung Luthers zu verstehen, die dem Sinn schrieben (vgl. Bibelsammlung WLB 2, 1, S. 80). nen Übersetzung gerne erspart. Aber diese verpflichtet und an der Zielsprache orientiert ältere Fassung habe den Nachteil, dass der war. Eck hat klar gesehen, dass er die Luther- Literatur: Musseleck 1981, 34–38 • Quack Übersetzer sich zu eng an den Wortlaut des bibel in altgläubigen Kreisen nicht verdrän- 1975, 33–37 • Reinitzer 1983, 205–207 (Nr. 118) Lateinischen gehalten habe (das er verteüt­ gen konnte, wenn er die alte deutsche Ver- sche von wort zů wort), so dass der Text oft sion, die niemals weite Verbreitung erfahren unverständlich sei und der nicht vorgebil- hat, einfach nachgedruckt hätte. Dennoch – Kat.-Nr. 35, Portrait des Evangelisten Markus dete Leser den Sinn nicht erkennen könne. das zeigt auch das folgende Textbeispiel – Außerdem habe er an ungefähr dreitausend konnte und kann die Ecksche Übertragung Obwohl Eck als Professor in Ingolstadt he- Stellen Fehler gefunden, die damit zu erklä- mit ihrer sprachlichen Qualität nicht über- braistische Vorlesungen Johannes Reuchlins ren seien, dass die Kenntnisse des Lateini- zeugen und erfuhr im Gegensatz zu der Die- besucht hat, dürften seine Sprachkenntnisse schen in Deutschland seinerzeit nicht auf tenbergers nur wenige Neuauflagen (Ingol- für eine Übersetzung aus dem Hebräischen dem heutigen Niveau gewesen seien und stadt 1550, 1558, 1602; Köln 1611, 1619). nicht ausgereicht haben. Grundlage seiner 118 Version ist die Vulgata, er nennt ausdrück- 119 lich die Ausgaben der Complutensischen Textbeispiel Ri 16, 1–3 Polyglotte (vgl. Kat.-Nr. 13 + 14) und die Ant- werpener Bibel (vermutlich: Biblia, Merten Johannes Eck 1537 Martin Luther 1534 de Keyser / Govaert van der Haeghen, 1534) 1 VNd er gieng hin in Gazam vnd er sahe da 1 SJmson gieng hin gen Gasa / vnd sahe da- als seine Vorlagen. Die sachlichen Unter- ain gmain weib: vnd gieng zů ihr: 2 welchs selbs eine hure vnd lag bey jr. 2 Da ward schiede der Versionen Ecks und Luthers (s. o. do erhoerten die Philisteer / vnd ward laut- den Gasitern gesagt / Simson ist herein die Unterstreichungen) erklären sich durch maer bei jn / Samson waere in die stat gan- komen / Vnd sie vmbgaben jn / vnd lies- die Benutzung der unterschiedlichen Vorla- gen: haben sie ihn vmgeben / vnd wachter sen auff jn lauren die gantze nacht jnn der gen (Vulgata bzw. hebräischer Text), die ge- gesetzt an die pforten der stat / sie warte- stadt thor / vnd waren die gantze nacht rade in dieser Passage auffällig voneinan- ten die gantze nacht / in der still / auf das stille vnd sprachen / Harr / morgens wens der abweichen. sie / wan es morgen wurd / toedten / so er liecht wird / wollen wir jn erwuergen / 3 Sim- herauß gieng: 3 Aber Samson schlief biß son aber lag bis zu mitternacht / da stund zů miternacht: vnd von dannen stund er er auff zur mitternacht / vnd ergreiff beide Kat.-Nr. 35, Illustration zu Ri 16, 3 auf / vnd hat begrifen baide laden der pfor- thuer an der stad thor / sampt den bei- ten / mit jhren beistueln vnd schloß vnd den pfosten / vnd hub sie aus mit den ri- legts auf sein achsel / vnd trůg die auf die geln / vnd legt sie auff seine schuldern / vnd hoehe des bergs / der sicht gegen Hebron. truge sie hinauff auff die hoehe des bergs fur Hebron. 36 Bibel, deutsch, Zürich 1548 (Froschauer-Bibel)

Bibel Teütsch das ist alle buecher Alts und Neüws Testaments, den vrsprünglichen spraachen nach auffs aller treüwlichest verteütschet. Zürich: Christoph Froschauer d. Ä. 1548 [24], 288 (1. Teil: Gen–3Makk), 271 (2. Teil: Ijob–Mal, NT), [1] Bl., 4° Die ersten acht Blätter (mit Vorreden) und das letzte Blatt (mit der Fortsetzung des Inhaltsverzeichnisses und dem Kolophon) fehlen in dem Koblenzer Exemplar. Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 8202 Blattmaße ca. B 15, 7 x H 24, 2 cm Vorbesitzer: Antonius Ludovici Bibliographien: VD16 B 2724 • Bibelsammlung WLB E 364 • Himmighöfer ZH 48

Der Begriff ‚Froschauer-Bibel‘ ist in einem Verses Phil 3, 10 in Luthers Übersetzung vom Kat.-Nr. 36, Illustration zu Ijob Kap. 1–2 ganz anderen Sinne zu verstehen, als wenn September 1522 und in der Zürcher Adaption und theologisch revidiert und zu einer ei- ten theologischen Lehranstalt) erarbeitet man von der Lutherbibel spricht. Christoph von 1524 (VD16 B 4352) zeigt, dass nicht nur genständigen Bibelübersetzung weiterentwi- (erstmals veröffentlicht am 1. 3. 1529), die als Froschauer d. Ä. (ca. 1480–1564, tätig seit 1518) phonetische, sondern auch lexikalische Än- ckelt. Nach Zwinglis Tod hatte dessen Nach- weniger bedeutsam eingestuften Apokry- hat keine akademische Ausbildung durch- derungen (hier: ‚ähnlich‘ gegenüber ‚gleich- folger als Leiter der Zürcher Kirche Heinrich phen wurden von Leo Jud (1482–1542) allein 120 laufen (er konnte nicht einmal Latein) und förmig‘) nötig waren. Bullinger (1504–1575) maßgeblichen Einfluss übersetzt und erschienen unmittelbar nach 121 unterscheidet sich darin von gelehrten Dru- auf die Übersetzung und Kommentierung der den Propheten am 6. 3. 1529. Am 12. Mai 1531 ckern wie etwa Günther Zainer in Augsburg, Phil 3, 10 Bibel. Luthers eigenwillige Anordnung der bi- brachte Froschauer die Zürcher Bibel zum Johann Froben in Basel oder Thomas Ans- zu erkennen yhn vnd die krafft seyner auf- blischen Bücher (s. u. S. 141f.) wurde lange ersten Mal in einer Folioausgabe heraus, helm in Pforzheim, Tübingen und Hagenau. ferstehung/ vnd die gemeynschafft sey- Zeit beibehalten, erst in der Ausgabe von die reich mit Textholzschnitten ausgestattet An der Übersetzung selbst war er also nicht ner leyden/ das ich seynem todt ehnlich 1536 wurden die Apokryphen (über Luther ist (VD16 B 2690). In der hier gezeigten Aus- beteiligt. Mit seinem Enthusiasmus und Ge- werde. (Luther, September 1522) und die meisten Vulgata-Ausgaben hinaus gabe von 1548 sind nur jeweils der Beginn schäftssinn aber bildete er über Jahrzehnte zeerkennen jn vnd die krafft siner vffer- einschließlich 3 und 4 Esra sowie 3 Makk) des ersten und des zweiten Teils der Bibel die treibende Kraft hinter der Zürcher Bibel, steung/ vnd die gmeinschafft sines lydens/ hinter das Buch Ester und der Hebräerbrief durch eine Holzschnitt-Illustration ausge- die ohne ihn nicht möglich gewesen wäre. das ich sinem tod glychfoermig werde. hinter das Ende der Paulusbriefe gestellt. zeichnet. Sie zeigen vor Gen 1 (Teil 1, Bl. 1r) Am Anfang stand die Übernahme des Luther- (Zürcher NT 1524) Die erste Zürcher Gesamtbibel und damit die Erschaffung Evas aus der Rippe Adams schen Neuen Testaments (1524 in drei ver- Ihn möchte ich erkennen und die Kraft sei- die „erste in der Schweiz gedruckte Bibel der (Gen 2, 21–22) und vor Ijob 1 (Teil 2, Bl. 2r) schiedenen Formaten = VD16 B 4352–4354) ner Auferstehung und die Gemeinschaft Reformationszeit“ (Himmighöfer) erschien den von Geschwüren bedeckten Ijob im Ge- und von Teilen des Alten Testaments (1525), seiner Leiden und so seinem Tode gleich bei Froschauer 1530 im Oktavformat (VD16 spräch mit seiner Frau. Der Holzschnitt zu die aber – wie schon in wesentlich geringe- gestaltet werden. B 2689). Die ersten drei Teile des AT (Gen– Ijob ist derselbe wie der entsprechende in rem Umfang Adam Petris Baseler Nachdru- (Lutherbibel in der Revision von 2017) Hld) und das NT beruhten auf Luthers Über- der Erstausgabe von 1531, die Schöpfungs- cke – sprachlich der in der Schweiz und am setzung, waren aber von Zwingli bearbeitet darstellung folgt der von 1531 in freier und deutschen Oberrhein gesprochenen Mund- Nach und nach wurde die Zürcher Bibel und revidiert worden. Die Übersetzung der vereinfachter Weise. art angepasst werden mussten. So war zum von dem Zürcher Reformator Propheten wurde eigenständig von Zwingli Beispiel in Zürich wie in Basel das Wort ‚hei- (1484–1531) selbst sowie von dessen philolo- und seinen Mitarbeitern in der Zürcher „Pro- Literatur: Diekamp 1996, 27f. • Gordon raten‘ nicht verständlich und musste erklärt gisch versierten Mitarbeitern Leo Jud, Konrad phezei“ (der am Großmünster angesiedel- 2016, 263–272 • Himmighöfer 1995 • La- vater-Briner 2011 • Leu 2011 bzw. ersetzt werden. Auch der Vergleich des Pellikan und Theodor Bibliander sprachlich 37 Psalmen und Cantica, lateinisch-deutsch, 1535

Der Psalter latein vnd teutsch / trewlich verdolmetscht vnt grüntlich außgelecht / mit Christlicher erklerung / auß Dionysio Carthusiano / vnd vil andern heilgen lerern. Dar bey des Alten vnd Neuwen testamentz Cantica oder geseng versamlet Durch die Carthaůser in Coellen. Köln: Peter Quentel (Verlag) / [Jaspar von Gennep (Druck)], 1535 [8] Bl., 905, [1] S., [2] Bl., 8° Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 6835 Blattmaße ca. B 9, 3 x H 15, 2 cm Keine Besitzereinträge Bibliographien: VD16 B 3270 • USTC 634270 • [Bibelsammlung WLB D 425 (= VD16 B 3269)]

Die Kartäuser, ein auf eine Gründung Bru- wegen der Zahl ihrer Mönche, die mit 21 im nos von Köln im Jahre 1084 zurückgehen- Jahre 1515 für eine Kartause außergewöhn- der benediktinischer Reformorden, wur- lich hoch war, sondern mehr noch durch ihr den niemals reformiert, weil sie niemals Ansehen bei den Gläubigen aller Stände und 122 von ihrer strengen Lebensordnung abgewi- durch ihre umfangreiche und lange nachwir- 123 chen sind (Cartusia numquam reformata, kende Publikationstätigkeit, besonders auf quia numquam deformata) – so sagt es zu dem Gebiet der Aszetik und Mystik. Prägend Recht ein im 17. Jahrhundert aufgekomme- wirkten die beiden Prioren Peter Blomevenna nes Schlagwort. Charakteristisch für diesen aus Leiden und Gerhard Kalckbrenner aus Orden waren nicht nur die strenge Askese Hamont, in deren langen Amtszeiten (1507– und das sehr weitgehende Schweigegebot, 1536 bzw. 1536–1566) das von ihnen geleitete wodurch ungeeignete Bewerber ferngehal- Kloster ein Zentrum der kirchlichen Erneue- ten wurden, sondern auch eine außerordent- rung und Gegenreformation war. Zu erwäh- lich hochstehende Schrift- und Buchkultur. nen sind weiter die Vikare Johannes Jus- Trotz ihrer Abgeschiedenheit von der Welt tus Landsberg († 1539) und Dietrich Loher und dem Verzicht auf praktische Seelsorge (Dirk Loerius, † 1554), der vor allem edito- waren die Kartäuser aufmerksam für die Er- risch wirksam war, sowie Laurentius Surius fordernisse ihrer Zeit und aufgeschlossen († 1578), ein Freund des Petrus Canisius. Ein für neue Formen der Frömmigkeit. Dazu ge- herausragendes und besonders aufwendi- hörte auch die Mitarbeit an geistlichen Wer- ges Projekt – auch im Sinne der Abwehr der ken und Bibelübersetzungen in der Volks- Reformation – war zwischen 1530 und 1540 sprache (vgl. Kat.-Nr. 3). die Edition der Schriften des Denijs van Rij- Den ersten Rang unter den deutschen kel (1402–1471, bekannt als Dionysius Carthu- Kartäuserklöstern hatte die 1334 gegründete sianus) auf Veranlassung des Generalkapi- Kartause St. Barbara in Köln inne, nicht nur tels und des Kölner Blomevenna. Mit

Kat.-Nr. 37, Titelseite der Herausgabe war Dietrich Loher beauf- scheinlich ebenfalls von Loher stammt, be- tragt, einer der Mitarbeiter war der Koblen- tont der Autor nochmals die Kirchlichkeit zer Kartäuserprior Lambertus Pascualis (vgl. dieses Psalters gegenüber den seiner Mei- Kat.-Nr. 34). Dionysius, der mit Nikolaus Cu- nung nach willkürlichen und uneinheitli- sanus befreundet war, gilt mit seinem enzy- chen Fassungen der Reformatoren. Es folgt klopädischen theologischen Werk und sei- eine pastoraltheologisch ausgerichtete Wür- nen mystisch ausgerichteten Kommentaren digung der Psalmen, der man die spiritu- zu allen Büchern des Alten und Neuen Tes- elle Tiefgründigkeit der Kartäuser anmerkt, taments – für manche bis heute – als Inbe- und abschließend eine Erklärung des vier- griff katholischer Rechtgläubigkeit und Boll- fachen Schriftsinns. werk gegen die Reformation. Das folgende Textbeispiel (Ps 1, 3) zeigt, In der auf den 14. August 1535 datierten wie Übersetzung (hier fett gesetzt) und Er- ersten Vorrede richtet sich der Herausgeber klärung in eigentümlicher Weise miteinander Dietrich Loher an Hildegard von Rheineck verwoben sind und – gegen das reformato- († nach 1535), die Äbtissin des Zisterzien- ri sche Prinzip – dem Laien keinen unver- serinnenklosters Schweinheim (bei Euskir- stellten Zugang zum Wort Gottes erlauben. chen-Kirchheim). Sie war eine Schwester Christophs von Rheineck († 15. November Psalm 1, 3 1535), des einflussreichen Trierer Domdechan- Vnd er sol sein als ain boum geplant- ten und Vertreters des rheinischen Huma- zet by den louffenden wasseren] Das 124 nismus, dem Loher besonders verbunden ist Er ist gwurtzelt in der liebe gottes als 125 war und den er auch hier lobend erwähnt. ein boem in den erdrich durch volheit Er will mit dieser Ausgabe den weitverbreite- der gotlicher genaden, welche genaden ten Übersetzungen und Auslegungen Luthers leschent alle suntlichen begirde [der etwas entgegensetzen und zur Stärkung der sein frucht] der tugendten vnd gůten Menschen im rechten Glauben und in der wercken [sol bringen in seiner zit] Das Liebe beitragen. Grundlage sei eine Über- ist alle ding thut er ordenlich, vnd ver- setzung und Kommentierung des Psalters, sumpt die gaben vnnd gnaden gotz nit, die „vorzeiten“ ein Mönch seines Klosters gebrůcht ouch syn zytt nit vnnutzlich. angefertigt habe, die aber an vielen Stel- len unverständlich sei. Er habe diese durch einen seiner gegenwärtigen Mitbrüder revi- Literatur: Caspar 1966, 162–165 • Finger dieren und verbessern lassen. In einer zwei- 1996, 19 • Gläser/Schmid 2000, 145–149. 159 • Molitor 2008, 553–560 • Schmid 2000, ten Vorrede (zu dem Christlichenn leser), die 236–238 • Stark 2003, 10–18 nicht namentlich gezeichnet ist, aber wahr-

Kat.-Nr. 37, Beginn von Psalm 1 Psalm 30 (31), 1-4

38 Joachim Aberlin: Reimpsalter, deutsch, 1537 Aberlin, in: Der gantz Psalter, 1537 Luther, Biblia, Wittenberg 1534 Der gantz Psalter, das ist alle Psalmen Dauids, an der zal 150. So vormals biß ins ICh traw auff dich Herr Bhuet vor Schand / HERR auff dich traw ich / las mich nimer halb tail zur kirchenuebung in gsangweiß gestelt, jetz erst mit hoechstem fl eiß in dein ghrechte mich erloese: / mehr zu schanden werden / Errette mich ordnung, wie sie nach ein ander gehen. Auß Hieronimo, Felice, Campensi, Munstero, durch deine gerechtigkeit. Pagnino, Luthero, Zwinglio, Bucero, volendt, vnd mit sein gebundnen silben vnd Naig dich zuo mir erloeß mich bhend / Neige deine ohren zu mir / eilend hilff mir / reimen, aigentlich zů Teütsch Gsangpsalmen, durchvil berruempter fürbündiger biß mir ain schloß vnd felse / Sey mir ein starcker fels / vnd eine burg Dichter vnd Poeten, hienach benamsat, biß ans end bracht, mit verzaichnus, in was für mich von wegen deiner ehr das du mir helffest. Don oder Melodey ein yeder soll vnd maeg gsungen werden […] Zuo letst angehen- ckt vil wolgesetzte künstliche gaistliche lieder, viler Gotgelerter künstreicher maen- Denn du bist mein fels vnd meine burg / ner, alles erst zuosamen bracht. Vnd vmb deines namens willen woltestn Ulm: Sebastian Franck / Augsburg: Philipp Ulhart d. Ä., 1537 mich leiten vnd fueren. [8], CLXXVI, [11] Bl., 8° Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 6017 Blattmaße ca. B 9, 7 x H 15, 5 cm Bibliographien: VD16 A 32 • USTC 633364

Dieses geistliche Liederbuch enthält die 150 das Alte Testament (ohne den Psalter) mit 126 Psalmen des Alten Testaments und andere bi- 132 Strophen, das zweite den Psalter mit 49 127 blische und außerbiblische Lieder und Hym- Strophen und das dritte das Neue Testament nen in Reimform und für den gottesdienstli- mit 45 Strophen; jede Strophe besteht aus chen Gesang eingerichtet. Sie stammen zum neun Versen. Aberlin hatte eine solide hu- größeren Teil von dem Herausgeber Joachim manistische Ausbildung, verfolgte aber mit Aberlin († nach 1554), aber auch von vielen jenem Büchlein ebenso wie mit dem hier vor- anderen Autoren unterschiedlicher Richtun- liegenden Reimpsalter von 1537, dem ersten gen, darunter Martin Luther, Justus Jonas, der Reformationszeit, vor allem didaktische Huldrych Zwingli, Leo Jud, Wolfgang Capito und seelsorgerische Zwecke. Um einen Ein- und Ludwig Hätzer. Aberlin war Schulmeis- druck von dieser Art der Vermittlung des Bi- ter in Lauingen an der Donau (Fürstentum beltextes zu ermöglichen, ist auf der folgen- Pfalz-Neuburg), schloss sich der Reforma- den Seite der Beginn des 31. Psalms in der tion oberdeutscher Prägung an und verließ Nachdichtung Aberlins der Fassung Luthers das damals noch katholische Lauingen, um von 1534 gegenübergestellt. Lehrer und Pfarrer im Herzogtum Württem- Dieser Druck ist äußerst selten, weltweit berg zu werden. Schon vorher hatte er – aus sind nur vier Exemplare nachgewiesen, zwei heutiger Sicht ein Kuriosum – eine Kurzfas- davon in Deutschland, eines im Görres-Gym- sung der gesamten Bibel in Reimform erstellt: nasium Koblenz und eines in der Ratsschul- Ain kurtzer begriff vnd innhalt der gantzen bibliothek in Zwickau. Bibel in drew Lieder zů singen (Augsburg 1534, [48] Bl. = VD16 A 34). Das erste Lied umfasst Literatur: Bächtold 1999 Kat.-Nr. 27 (s. o. S. 90f.) 39 Neues Testament, lateinisch-deutsch, 1556 (von Heinrich Pantaleon)

NOVVM TESTAMENTVM LATINO GERMANICVM, IN usus studiosorum, nunc primum ordinatum et editum. Das gantz Neüw Testament Latin vnnd Teütsch neüwlich zum gůtem den studierenden geordnet / vnd außgangen. Basel: Nikolaus Brylinger, 1556 [1] Bl. 726 [= richtig 724] S., 8° Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 6812 Blattmaße ca. B 9, 4 x H 15, 6 cm Vorbesitzer: Karmelitenkloster Boppard • Christoph Maser, Karmelit in Boppard 163(?)9 • Jakob Mudell (?) Bibliographien: VD16 B 4312 • USTC 678711 • Bibelsammlung WLB D 643

Diese zweisprachige Ausgabe bietet den la- Ir habent gehoert, das zů den alten desagt teinischen Text in der Fassung des Erasmus, ist. Du solt nitt toeden. wer aber toedet, der der das Neue Testament aufgrund von grie- sol deß gerichts schuldig sein. Ich aber sag 128 chischen Handschriften neu übersetzt und zu- euch: Waer mitt sinem brůder freuentlich zür­ 129 sammen mit der Erstedition des griechischen net, der ist des gerichts schuldig. Das Um- Urtextes veröffentlicht hat (s. Kat.-Nr. 13 und standswort ‚freuentlich‘ (also ‚zu Unrecht‘) ist 14). Die oberdeutsche Übersetzung stammt die Wiedergabe von griechisch eivkh/| (eikē). von dem Baseler Mediziner und Humanis- Das Wort steht an dieser Stelle in späten Kat.-Nr. 39, Titelseite und Verbotsvermerk im Innendeckel ten Heinrich Pantaleon (1522–1595). In einem griechischen Handschriften, die Erasmus kurzen Vorwort, das an Guillaume de Beau- vorlagen, wird aber von der heutigen Text- gilt für die Zürcher Übersetzung: Waer mit entsprechend hat einer der Besitzer dieses mont, Kanoniker in St. Urcize und Montbéli- forschung mehrheitlich nicht als ursprüng- seinem brůder zürnet / der ist deß gerichts Buchs auf dem vorderen Innendeckel ver- ard, gerichtet ist, schreibt er, dass er die Ver- lich angesehen und war auch schon zu Zei- schuldig (s. Kat.-Nr. 36). merkt: Liber prohibitus est („das Buch ist sion des Erasmus für die beste lateinische ten des Erasmus umstritten. Die Radikalität Heinrich Pantaleon stand auf dem rö- verboten“). Übersetzung halte. Er habe Wert darauf ge- der Aussage Jesu: ‚Wer seinem Bruder zürnt, mischen Index der verbotenen Bücher legt, dass seine deutsche Übersetzung genau ist ebenso schuldig wie der, der ihn tötet‘ (s. Kat.-Nr.­ 15) in der Reihe der Autoren, deren Literatur: Black 1988 • Leu 2011, 41f. • der lateinischen Fassung des Erasmus ent- wird durch diesen Zusatz relativiert. Es gäbe sämtliche Werke verboten waren. Das galt Wolbert 1988 spreche. Ein zusätzlicher Vorteil dieser Aus- demnach aus der Sicht Jesu auch einen ge- gemäß dem Index außerdem pauschal für gabe liege darin, dass Ausländer, die sich rechten Zorn. Luther jedenfalls ist in diesem alle Bibelübersetzungen in einer Volksspra- in Deutschland aufhielten, mit deren Hilfe Punkt, obwohl er dessen griechischen Text che, die nicht vom Heiligen Officium der rö- leichter der (muttersprachlichen) Schriftle- benutzte, nicht dem Erasmus gefolgt, son- mischen Inquisition genehmigt waren. Dem- sung im Gottesdienst folgen und ihre deut- dern dem traditionellen Wortlaut der Vul- schen Sprachkenntnisse erweitern könnten. gata: wer mit seynem bruder zurnet / der ist Ein Beispiel für die Treue Pantaleons ge- des gerichts schuldig (nach der Ausgabe genüber Erasmus findet sich in Mt 5, 21–22a: Wittenberg, September 1522). Das gleiche 40 Georg Witzel: Kritische Anmerkungen zu Luthers Bibelübersetzung, 1536

Das Erste Teil. Annotationes / das sind kurtze verzeichnus / inn die Wittembergischen newen Dolmetschung der gantzen Heiligen Bibel / aller Christenheit zu lesen vnd hoeren sehr nott vnnd nuetz. Durch Georgium Vuicelium. Leipzig: Melchior Lotter, 1536, [16], CLIII, [1] Bl. (Teil I: Gen–Neh) Das Ander Teil. Annotationes / das sind kurtze verzeichnus / in die Wittenbergischen Newen Dolmedtschung aller heiligen Propheten / ytzt am ersten aussgangen. Durch Georgium Wicelium. Leipzig: Melchior Lotter, 1536, CCLXXXIIII Bl. (Teil II: Jes–Mich) Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Koblenz, 6588 Blattmaße ca. B 14, 8 x H 19, 7 cm Vorbesitzer: Franziskaner Koblenz Bibliographien: VD16 W 3846 + W 3847 • USTC 627275 + 626853 • Henze 4, 1-1 und 4, 1-2

Georg Witzel (1501–1573) war in mehrfacher nach Vacha zurück und vollzog offiziell die 130 Hinsicht ein Grenzgänger: zwischen fünf Lan- Reversion zur alten Kirche, erregte aber jetzt 131 desherrschaften, zwischen den entstehen- auf beiden Seiten Anstoß. 1533 wurde er von den Konfessionen, als Priester und zugleich Graf Hoyer IV. von Mansfeld als Kaplan an Ehemann. Auf einem zeitgenössischen Por- die St. Andreas-Kirche nach Eisleben beru- trait wird er als „theologischer Brückenbauer“ fen. Dort vollendete Witzel 1536 das vorlie- (Theologus Pontificius) bezeichnet, was man gende Werk, das er im ersten Teil mit einer freilich auch mit „päpstlicher Theologe“ über- langen Einleitung dem Grafen Hoyer IV. als setzen könnte. Er stammte aus Vacha, das seinem Genedigen Herren vnd Mecenat wid- zu dem geistlichen Kleinstaat der Fürstab- mete. Seit 1538 war er für den sächsischen tei Fulda gehörte, durchlief ein gründliches Herzog Georg in Dresden (vgl. zu Kat.-Nr. 22 Studium, unter anderem in , wo er mit und 32) als theologischer Berater und Gut- dem dortigen Humanistenkreis in Kontakt achter tätig, insbesondere beim Religionsge- kam, und kurzzeitig in Wittenberg, und ließ spräch Anfang Januar 1539 in Leipzig. Seine sich schließlich auf Wunsch seines Vaters Prinzipien bei der Entwicklung reformorien- zum Priester weihen. Er predigte zunächst tierter Kirchenordnungen waren einerseits im Sinne Luthers, stellte sich aber im Streit das Festhalten am alten Glauben, anderer- um die Willensfreiheit auf die Seite des Eras- seits eine Öffnung gegenüber reformatori- mus. 1524 heiratete er und musste darauf- schen Anliegen, vor allem dem Gebrauch der Kat.-Nr. 40, Einband hin das Stift Fulda verlassen. Nach Stationen Muttersprache im Gottesdienst, der Kommu- in Wenigenlupnitz und Niemegk im Fläming, nion (Abendmahl) unter beiden Gestalten kehrte er vorübergehend ohne Anstellung und der Priesterehe. Dieses Konzept konnte er ab 1541 unter dem neuen Fürstabt Phil- diskutiert aber auch einzelne Stellen, ohne Bibliographien ipp Schenck zu Schweinsberg (reg. 1541–1550) Luthers Übersetzung zu kritisieren, so zum als einen dritten Weg zwischen den strikten Beispiel Gen 3, 15b, wo Gott zu der Schlange Benzing/Claus Himmighöfer Anhängern des alten Glaubens und denen spricht: Derselb sol dir den koppf zertreten / Benzing, Josef / Claus, Helmut: Lutherbibliographie. = Himmighöfer 1995 (s. Literaturverzeichnis) Verzeichnis der gedruckten Schriften Martin Luthers der Reformation in Fulda verwirklichen. Die vnd du wirst jhn jnn die versen stechen. Witzel Meckelnborg bis zu dessen Tod, 2 Bde. (Bibliotheca bibliographica Meckelnborg, Christina: Katalog der Inkunabeln der Bi- letzten 20 Jahre seines Lebens verbrachte gibt dazu auf vier Seiten einen ausführlichen 2 Aureliana; 10/143), Baden-Baden 1989/1994, Anhang: bliothek der Stiftung Staatl. Görres-Gymnasium Kob- Witzel in Mainz, von wo aus er weiterhin als textkritischen Kommentar (Teil 1, Bl. IVr–Vv). Bibel und Bibelteile in Luthers Übersetzung 1522–1546 lenz, Datei in Bearbeitung [Stand: 29.06.2015] (Bd. 2, S. 293–339) Experte an Reichstagen und Religionsgesprä- Dabei beweist er hervorragende Kenntnisse Pietsch chen teilnahm. Nach dem Ende des Konzils des Hebräischen, einen guten Überblick über Bibelsammlung WLB = Pietsch 1909 (s. Literaturverzeichnis) Die Bibelsammlung der Württembergischen Landes- Reichert von Trient (1563) und mit der anlaufenden die Erklärungen der Kirchenväter und ein fei- bibliothek Stuttgart (s. Literaturverzeichnis) Gegenreformation hatte das auf Vermittlung nes Gespür für die Bedeutungsnuancen der Reichert, Franz Rudolf: Incunabula der Bibliothek des Fraenkel Bischöflichen Priesterseminars Trier, hrsg. von Mi- ausgerichtete Programm Witzels keine Zu- deutschen Sprache. = Fraenkel 1979 (s. Literaturverzeichnis) chael Embach und Lucas Brinkhoff, Wiesbaden 1991 kunft mehr. Witzel wurde von katholischer Der Titel des ersten Teils gibt vor, dass in Geisenhof Stark Seite in die Nähe des Luthertums gerückt dem Werk alle Bücher der Bibel einschließ- Geisenhof, Georg: Bibliotheca Bugenhagiana. Bib- = Stark 2003 (s. Literaturverzeichnis) liographie der Druckschriften des D. Joh. Bugenha- und überwiegend negativ bewertet. Dies än- lich des Neuen Testaments behandelt wür- USTC gen (Quellen und Darstellungen aus der Geschichte Universal Short Title Catalogue (Online: http://ustc. derte sich seit dem Beginn des 20. Jahrhun- den. Auf der Rückseite des Titelblatts kün- des Reformationsjahrhunderts; 6 – Bugenhagia­na; 1), ac.uk/index.php/search) derts. Seitdem findet Georg Witzel mit sei- digt der Verfasser das baldige Erscheinen der Leipzig 1908 VD16 nem umfangreichen kirchengeschichtlichen Anmerkungen zu den Propheten, zum Psal- GW Verzeichnis der im deutschen Sprachbereich erschie- Gesamtkatalog der Wiegendrucke, hrsg. von der Kom- und theologischen Œuvre als einer der we- ter und zu den salomonischen Weisheits- nenen Drucke des XVI. Jahrhunderts, hrsg. von der mission für den Gesamtkatalog der Wiegendrucke Bayerischen Staatsbibliothek in München, Bd. 1–25, nigen bedeutenden „Vermittlungstheologen“ büchern an. Tatsächlich enthält der zweite [Bd. I–VII] / hrsg. von der (Deutschen) Staatsbiblio- Stuttgart 1983–2000 (Online: http://gateway-bayern. seiner Zeit vermehrtes Interesse. („ander“) Teil nur die Propheten, wobei von thek zu Berlin [ab Bd. VIII], Bd. 1–11, Leipzig, später 132 bib-bvb.de/aleph-cgi/bvb_suche?sid=VD16) 133 In dem vorliegenden Werk geht Witzel die den zwölf Kleinen Propheten die zweite Hälfte Stuttgart 1925ff. (Online: http://www.gesamtkatalo- seiner Meinung nach von Luther falsch oder (Nah–Mal) fehlt. In einer späteren, verkürz- gderwiegendrucke.de) unglücklich übersetzten Stellen Punkt für ten Ausgabe des Werks (Mainz 1557 = VD16 Literaturverzeichnis Punkt durch, macht kritische Anmerkungen W 3848) finden sich zusätzlich Ausführun- und schlägt Verbesserungen vor. Grundlage gen zu Nah, Hab und Zef, mehr aber nicht. Aland 1982 1, 3: Griechische Bibeldrucke, beschr. von Stefan Strohm ist der hebräische Urtext, daneben zieht Wit- Aland, Kurt / Aland, Barbara: Der Text des Neuen Tes- unter Mitarbeit von Peter Amelung, Irmgard Schauff- zel meist die lateinische und gelegentlich Literatur: Gelhaus 1989, 57–97 • Henze taments. Einführung in die wissenschaftlichen Ausga- ler und Eberhard Zwink, Stuttgart-Bad Cannstatt 1984 auch die griechische Übersetzung heran. Er 1995 • Jäger 2016, 145–178 ben sowie in Theorie und Praxis der modernen Text- [Kat.-Nr. C 1 bis C 856], kritik, Stuttgart 1982 1, 4: Lateinische Bibeldrucke 1454–2001, beschr. von Aschoff 1991 Christian Heitzmann und Manuel Santos Noya unter Aschoff, Hans-Georg: Bremen. Erzstift und Stadt, in: Mitarbeit von Irmgard Schauffler und Eberhard Zwink, Die Territorien des Reichs im Zeitalter der Reforma- Teil 1: 1454–1564 [Kat.-Nr. D 1 bis D 717], Teil 2: 1565–1738 tion und Konfessionalisierung. Land und Konfes- [Kat.-Nr. D 718 bis D 1512a], Teil 3: 1740–2001 [Kat.-Nr. sion 1500–1650, 3: Der Nordwesten, hrsg. von Anton D 1513 bis D 2049], Stuttgart-Bad Cannstatt 2002, Schindling und Walter Ziegler, Münster 1991, S. 44–57 2, 1: Deutsche Bibeldrucke 1466–1600, beschr. von Ste- fan Strohm unter Mitarbeit von Peter Amelung, Irm- Bächtold 1999 gard Schauffler und Eberhard Zwink, Stuttgart-Bad Bächtold, Hans Ulrich: Aberlin, Joachim, in: Biogra- Cannstatt 1987 [Kat.-Nr. E 1 bis E 606], phisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bd. 15 (1999), Sp. 1–3 2, 2: Deutsche Bibeldrucke 1601–1800, beschr. von Ste- fan Strohm unter Mitarbeit von Peter Amelung, Irm- Bibelsammlung WLB gard Schauffler und Eberhard Zwink, Teil 1: 1601–1700 Die Bibelsammlung der Württembergischen Landes- [Kat.-Nr. 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Der Vatikan und die verbotenen Muller 1990 (Ausstellungskataloge der Herzog August Bibliothek; Beiträge aus dem Deutschen Bucharchiv München; Bücher (Beck’sche Reihe), München 2007 40), Hamburg 1983 70), Wiesbaden 2003 Muller, Frank: Heinrich Vogtherr der Ältere (1490– Wolkenhauer 2002 1556). Aspekte seines Lebens und Werkes, in: Jahr- Reske 2015 Steinmetz 1907 Wolkenhauer, Anja: Zu schwer für Apoll. Die Antike in buch des historischen Vereins Dillingen an der Donau Reske, Christoph: Die Buchdrucker des 16. und 17. Steinmetz, Rudolf: Die General­super­inten­den­ten humanistischen Druckerzeichen des 16. Jahrhunderts 92, 1990, S. 173–274 Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, auf der in den Herzogtümern Bremen-Verden, Stade 1907 (Wolfenbütteler Schriften zur Geschichte des Buch- Musseleck 1981 Grundlage des gleichnamigen Werkes von Josef Ben- [digitalisiert in archive.org] wesens; 35), Wiesbaden 2002 zing (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen; 51), Musseleck, Karl-Heinz: Untersuchungen zur Sprache Stotz 2012 Zapf 2011 Wiesbaden 2015 katholischer Bibelübersetzungen der Reformations- Stotz, Peter: Die Bibel auf Latein – unantastbar? (Me- Zapf, Volker: Plenarien, in: Deutsches Literatur-Lexi- zeit (Studien zum Frühneuhochdeutschen; 6), Hei- Schaab 1992 diävistische Perspektiven; 3), Zürich, 2. Aufl. 2012 kon. Das Mittelalter, hrsg. von Wolfgang Achnitz, Band delberg 1981 Schaab, Meinrad: Geschichte der Kurpfalz, Band 2: Stummer 1928 2: Das geistliche Schrifttum des Spätmittelalters, Ber- Nolden 2009 Neuzeit, Stuttgart – Berlin – Köln 1992 Stummer, Friedrich: Einführung in die lateinische lin – Boston 2011, Sp. 407–412 Nolden, Reiner: Nachlese zum Inkunabelkatalog der Scheible 2016 Bibel. Ein Handbuch für Vorlesungen und Selbstun- Bibliothek des Bischöflichen Priesterseminars, in: Kur- Scheible, Heinz: Melanchthon, Vermittler der Refor- terricht, Paderborn 1928 trierisches Jahrbuch 49, 2009, S. 193–228 mation. Eine Biographie, München 2016 Die Bibel - eine Bibliothek mit 73 Büchern

Zimmermann 1973 Zweiundvierzigzeilige Bibel 1979 Zimmermann, Hildegard: Beiträge zur Buchillustration­ Schmidt, Wieland / Schmidt-Künsemüller, Adolf (Hrsg.): des 16. Jahrhunderts. Illustrationen und Illustratoren Johannes Gutenbergs zweiundvierzigzeilige Bibel. Fak- Altes Testament des ersten Luther-Testaments und der Oktav-Ausga- simile-Ausgabe nach dem Exemplar der Staatsbib- ben des Neuen Testaments in Mittel-, Nord und West- liothek Preußischer Kulturbesitz Berlin, Kommentar- Die fünf Bücher Mose (Tora) 1 Genesis (1 Mose) Gen deutschland (Studien zur deutschen Kunstgeschichte; band, München 1979 (I. Teil des AT) 2 Exodus (2 Mose) Ex 226); Baden-Baden 1973 (Nachdruck der 1. Aufl. 1924) Zwink 2011 3 Levitikus (3 Mose) Lev Zschoch 2016 Zwink, Eberhard: Erste Versnummerierungen in ge- 4 Numeri (4 Mose) Num Zschoch, Hellmut (Hrsg.): Martin Luther, Deutsch­- druckten Bibelausgaben des 16. Jahrhunderts, Würt- 5 Deuteronomium (5 Mose) Dtn Deutsche Studienausgabe, Band 3: Christ und Welt, tembergische Landesbibliothek Stuttgart, 16. Februar Leipzig 2016 2011, http://www.wlb-stuttgart.de/fileadmin/user_ 6 Josua Jos upload/sammlungen/bibeln/Versnummerierung/ Die Geschichtsbücher 7 Richter Ri versnum_text.pdf (Zugriff: 05.10.2017) (II. Teil des AT) 8 Rut Rut 9–10 1 und 2 Samuel 1/2 Sam 11–12 1 und 2 Könige 1/2 Kön 13–14 1 und 2 Chronik 1/2 Chron 15 Esra (1 Ezras) Esra 16 Nehemia (2 Ezras) Neh 17 Ester Est

Lehrbücher und Psalmen 18 Ijob (Hiob) Ijob (III. Teil des AT) 19 Psalmen Ps 20 Sprichwörter (Sprüche Salomos) Spr 21 Kohelet (Ecclesiastes, Prediger) Koh 140 22 Hohelied Salomos Hld 141

Die (vier „großen“ und zwölf 23 Jesaja Jes „kleinen“) Propheten 24 Jeremia Jer 25 Klagelieder Jeremias Klgl 26 Ezechiel (Hesekiel) Ez (Hes) 27 Daniel Dan 28–39 Hosea, Joël, Amos, Hos, Joël, Am, Obadja, Jona, Micha, Obd, Jona, Mi, Nahum, Habakuk, Zefanja, Nah, Hab, Zef, Haggai, Sacharja, Maleachi Hag, Sach, Mal

Die Apokryphen 40 Judit Jdt 41 Weisheit Weish 42 Tobit (Tobias) Tob 43 Jesus Sirach (Ecclesiasticus) Sir 44 Baruch Bar 45–46 1 und 2 Makkabäer 1/2 Makk Zusätze zu Ester Zusätze zu Daniel Gebet des Manasse Die Bibel - eine Bibliothek mit 73 Büchern Gottes Wort - auf dem Weg zu den Menschen

Neues Testament Meilensteine

Die Evangelien 1 Matthäus Mt ab ca. 1000 v. Chr. Entstehung u. Zusammenwachsen der Hebräischen­ Bibel, bestehend aus „Gesetz“ 2 Markus Mk (Tora), „Prophe­ten“ u. „Schriften“ (Teile von Esr u. Dan in Aramäisch): Grundbestand des christlichen Alten Testaments 3 Lukas Lk 300 v. Chr. Beginn der Übersetzung der Hebräischen Bibel ins Griechische (Septuaginta) 4 Johannes Joh 5 Apostelgeschichte Apg ca. 50—120 n. Chr. Entstehung der Schriften des Neuen Testaments in griechischer Sprache Die Briefe des Apostels 6 Römer Röm vor 200 Anfänge lateinischer Bibelübersetzungen aus dem Griechischen in der Umgangssprache des Volkes (Vetus Latina) Paulus 7–8 1 und 2 Korinther 1/2 Kor 9 Galater Gal um 400 Lateinische Neuübersetzung der hebräischen Bibel aus dem Urtext durch Hieronymus und Bearbeitung vorhandener Übersetzungen des Neuen Testaments durch Hieronymus 10 Epheser Eph und andere (Vulgata)

11 Philipper Phil um 700 Codex Amiatinus, die älteste erhaltene lateinische Vollbibel (Pandekt), 12 Kolosser Kol geschrieben in Northumbrien 13–14 1 und 2 Thessalonicher 1/2 Thess um 800 Bemühungen Karls des Großen um die Verbesserung und Vereinheitlichung des lateinischen Bibeltextes 15–16 1 und 2 Timotheus 1/2 Tim 17 Titus Tit um 800/830 Teilübersetzungen der Bibel aus dem Lateinischen ins Althochdeutsche (Mt-Ev aus Kloster Mondsee, Evangelienharmonie des Tatian) 18 Philemon Phlm 13. Jh. Pariser Bibel als wichtiger Schritt zur Vereinheitlichung des lateinischen Bibeltextes, 19–20 1 und 2 Petrus 1/2 Petr 142 Briefe anderer Apostel bis heute gültige Kapiteleinteilung durch Stephan Langton († 1228) 143 („katholische“ Briefe) 21–23 1, 2 und 3 Johannes 1/2/3 Joh 1455 Abschluss des Drucks der 42-zeiligen lateinischen Bibel (Gutenbergbibel): das erste 24 Brief an die Hebräer Hebr mit beweglichen Lettern gedruckte Buch 25 Jakobus Jak Briefe anderer Apostel 1466 Erstdruck einer Gesamtbibel in deutscher Sprache durch Johann Mentelin in Straßburg („katholische“ Briefe) 26 Judas Jud (Verwendung einer älteren Übersetzung aus der Zeit um 1350) 27 Offenbarung des Johannes Offb 1475/76 Erste mit druckgraphischen Mitteln bebilderte Bibel durch Günther Zainer in Augsburg

1516 Erstdruck des griechischen Neuen Testaments in Basel, herausgegeben von Erasmus von Rotterdam Die Reihenfolge der Bücher in den ver- und Sir am Ende der Weisheitsbücher, Bar 1522 (September) Erstausgabe des Neuen Testaments auf Deutsch von Martin Luther (Septembertes- schiedenen kirchlichen Traditionen nach den Schriften des Propheten Jere- tament) mia (dessen Schreiber Baruch war), 1 und Luther setzte eigene Akzente durch die Rei- 1534 und 1545 Erste und letzte von Martin Luther verantwortete Ausgabe der Gesamtbibel in henfolge der biblischen Bücher. Im Alten 2 Makk am Ende des geschichtlichen Teils deutscher Übersetzung Testament stellte er die nur in griechischer oder ganz am Schluss. Den Hebräer- und 1546 (8. April) Endgültige Bestimmung der zum biblischen Kanon gehörigen Bücher durch das Sprache überlieferten Spätschriften (Apo- den Jakobusbrief verschob Luther auf den Konzil von Trient kryphen) in einem Block an den Schluss. viert- und drittletzten Platz. Der Hebräer- 1590/1592 Kirchenamtliche Textfassung der lateinischen Bibel (Vulgata) durch die Päpste Sixtus V. und Clemens VIII. (Editio Sixto-Clementina) In der katholischen, auf Hieronymus zu- brief gehörte jedoch, obwohl der Schreiber rückgehenden Tradition sind diese Bücher anonym ist, immer zum Corpus der Pau- 1980 Abschluss der katholischen Einheitsübersetzung für den deutschen Sprachraum (revidiert 2016) auf die thematischen Gruppen verteilt: Tob lusbriefe, der Jakobusbrief stand wegen und Jdt bei den Geschichtsbüchern, Weish seines Umfangs an der Spitze der katho- lischen Briefe. Legende zum Umschlagdeckel

Kat.-Nr. 2 Kat.-Nr. 4 Kat.-Nr. 23 Bibel mit Glossa ordinaria Bibel [1475/76] Evangelienharmonie 1526

Kat.-Nr. 4 Bibel [1475/76]

Kat.-Nr. 7 Kat.-Nr. 34 Kat.-Nr. 24 Psalmen und Bibel 1534 Bibel 1534 Cantica 1503 Kat.-Nr. 16 NT griech. 1521

Kat.-Nr. 14 Kat.-Nr. 23 NT griechisch 1519 Kat.-Nr. 11 Evangelienharmonie Griech. Gramm. 1526 144 1529

Kat.-Nr. 27 Bibel 1547/51

Legende zu den ganzseitigen Abbildungen

Vorsatzblatt: Kat.-Nr. 18, Druckermarke, gestaltet von Anton Woensam, mit der Devise Festina lente („Eile mit Ausdauer!“) Seite 8 Pastor Joseph Gregor Lang (1755–1834) Portrait 1826 von Jakob Ignaz Verfl assen (1797–1868), Mittelrhein-Museum Koblenz Seite 14 Kat.-Nr. 2, Brief des Hieronymus an Paulinus von Nola Seite 17 Kat.-Nr. 1, Blatt 152r: 2 Sam [= 2 Kön] 11, 15b–12, 12a Seite 18 Kat.-Nr. 1, Blatt 152v: 2 Sam [= 2 Kön] 12, 12b–13, 5a Seite 21 Kat.-Nr. 2, Gen Kap. 19/20 Seite 38 Kat.-Nr. 12, Titelseite Seite 62 Kat.-Nr. 24, Titelseite zum Neuen Testament Seite 93 Kat.-Nr. 28, Titelseite zum zweiten Teil Seite 104 Kat.-Nr. 35, Titelseite