Schauspiel Und Roman Im Zeichen Des Modernen Politischen Zionismus
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Dietmar Goltschnigg (Hg.) WOLFGANG VON WEISL Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus Erlöser Der Anfang der Wandlung Israels Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Dietmar Goltschnigg (Hg.) WOLFGANG VON WEISL Schauspiel und Roman im Zeichen des modernen politischen Zionismus Erlöser Der Anfang der Wandlung Israels Mitarbeiterinnen Patrizia Gruber Niva von Weisl Böhlau Verlag Wien Köln Weimar Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Veröffentlicht mit der Unterstützung des Austrian Science Fund (FWF): PUB 698-G Open Access: Wo nicht anders festgehalten, ist diese Publikation lizenziert unter der Creative-Commons- Lizenz Namensnennung 4.0; siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/ Die Publikation wurde einem anonymen, internationalen Peer-Review-Verfahren unterzogen. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2020 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Kölblgasse 8–10, A-1030 Wien Korrektorat : Vera M. Schirl, Wien Einbandgestaltung : Michael Haderer, Wien Druck und Bindung : CPI buchbücher.de, Birkach Gedruckt auf chlor- und säurefrei gebleichtem Papier Printed in the EU Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-21056-6 Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Inhaltsverzeichnis Vorwort ....................................... 7 Abkürzungen und Zitierweise ............................ 11 A. Kontexte, Aspekte, Kommentare ......................... 13 Erlöser ....................................... 13 Einbürgerung Wolfgang von Weisls in British Palestine ............. 22 Arnold Zweig: De Vriendt kehrt heim … ..................... 23 Der Anfang der Wandlung Israels ......................... 28 B. Wolfgang von Weisl ............................... 51 Erlöser. Ein ernstes Spiel von letzten Dingen ................... 51 C. Wolfgang von Weisl ............................... 143 Der Anfang der Wandlung Israels. Roman .................... 143 D. Anhang ...................................... 335 1. Zeittafel ..................................... 335 2. Biographische Daten ............................... 341 3. Sachen, Begriffe, Orte, Glossar ......................... 346 4. Bibliographie ................................... 353 5. Personenregister ................................. 355 Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Vorwort Zuerst war es die Gestalt des nationalen Heros, der sechzig Jahre nach der Vernichtung des Judenstaates noch Kraft und Mut zu einem verzweifelten und aussichtslosen Krieg gegen Rom aufbrachte. Dann – später – die unbezwingbare Lebenskraft des jüdischen Volkes, die sich in dieser letzten Erhebung offenbarte. Dann – der nie versagende, nie endende Glaube meines Volkes an die Hilfe, die kommen wird, weil sie kommen muss : der Glaube, der sich in der selbstlosen Hingabe an jeden Großen ausspricht, der die »Erlösung« verheißt – von Makkabi bis Herzl (E 51). Der vorliegende, dritte, Band1, der ein vom Österreichischen Wissenschaftsfonds (FWF) großzügig gefördertes Forschungsprojekt über den Wiener Zionisten Wolf- gang von Weisl und seine Familiengeschichte zum Abschluss bringt, präsentiert zwei von ihm verfasste historisch-fiktionale Werke : das SchauspielErlöser und den Roman Der Anfang der Wandlung Israels, deren Zentralfiguren, Simon Bar Kochba und der aus Russland nach Palästina eingewanderte Joseph Trumpeldor, als glorifizierte National- helden und Märtyrer bis heute im kollektiven Gedächtnis Israels gegenwärtig sind. Beide Figuren verkörpern den jahrtausendealten Freiheitskampf der Juden. Das antike Schauspiel stellt den sogenannten »Zweiten Jüdischen Krieg« (132–135 n. Chr.) gegen die heidnischen Römer und die mit den Besatzern kollaborierenden »Judenchristen« dar, während der moderne Roman die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den jüdischen Kolonisten und den arabischen »Eingeborenen« Palästinas in der dritten Alija (1919–1923) schildert. Zu diesem Zeitpunkt betrachten die zionistischen Ein- wanderer den palästinensischen Grund und Boden mit Berufung auf die biblischen Ver- heißungen als ihr ureigenes »Altneuland« im Geiste der rückwärtsgewandten Utopie in Theodor Herzls gleichnamigem Roman (1902). Während Bar Kochba im Drama permanent als Kommandant der jüdischen Rebellen auf der Bühne agiert, besteht die Besonderheit des Romans in der physischen Abwesenheit Trumpeldors, der mit sieben Gefährten und Gefährtinnen unmittelbar vor der erzählten Zeit, dem 1. März 1920, bei der Verteidigung Tel-Chais in Obergaliläa gegen die Übermacht der arabischen An- greifer gefallen ist. Trumpeldors Todestag fällt auf das vieldeutige Datum des 12. Adar, des zwölften Monats im jüdischen Religionskalender. Der getötete Freiheitskämpfer lebt indes als heroischer Pionier im Bewusstsein der Betarim, der ihm ergebenen jungen jüdischen Kolonisten (siehe S. 46), unversehrt weiter. An seine Stelle tritt der fiktive, 1 Siehe die Bände 1 und 2 in der Bibliographie (Anhang, S. 353). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 8 Vorwort ebenfalls aus Russland stammende junge Reiteroffizier Eldad Schu’al, das Alter Ego des Autors Wolfgang von Weisl, der im Ersten Weltkrieg als Artillerieoffizier der k. u. k. Armee an der galizischen und italienischen Front gedient hatte. Das 1919 im Wiener Verlag Viktor Girschner2 als bibliophiler Privatdruck in kleiner Auflage von nur fünfzig Exemplaren erschienene SchauspielErlöser galt lange als ver- schollen. Der Autor scheint alle Exemplare gleich nach der Veröffentlichung verschenkt zu haben, so dass sich auch im Jerusalemer Archiv der Familie Weisl keine einzige Ori- ginalausgabe mehr befindet. Erst vor wenigen Jahren, 2013, wurde ein Exemplar in der Rara-Sammlung der University of Illinois in Urbana aus dem Nachlass der mit den Weisls bekannten, ebenfalls aus Wien stammenden jüdischen Familie Spiegel wieder- entdeckt.3 Ein weiteres Original befindet sich mittlerweile in der Israelischen National- bibliothek in Jerusalem. Genau hundert Jahre nach der Erstveröffentlichung kann nun eine kommentierte Neuausgabe von Weisls Jugenddrama erscheinen. Während eines Sommerurlaubs 1932 in Küb am Semmering, 80 km südlich von Wien, hatte Wolfgang von Weisl im Dienste des antisozialistischen Rechtszionismus mit der Niederschrift eines Romans begonnen, den er als Replik auf Arnold Zweigs kurz zuvor im Berliner Verlag Kiepenheuer erschienenen arbeiter- und gewerkschaftsfreundlichen, linkszionistischen Palästinaroman De Vriendt kehrt heim … konzipierte. Die erste, zwei Jahre später von Weisls revisionistischem Parteigenossen Joshua Yevin (1891–1970) aus dem Deutschen ins Hebräische übersetzte Fassung von Weisls Roman erschien in 46 Die Schlacht) עובלגב ברק Fortsetzungen vom 24. April bis 18. Juni 1934 unter dem Titel am Gilboa)4 im Jerusalemer »Ha Yarden« (»Der Jordan«), der Parteizeitung des 1925 von Wladimir Zeev Jabotinsky gegründeten revisionistisch-zionistischen HaZohar, deren erste Nummer auch gleich das erste Romankapitel enthielt. Das für die radikale national- jüdische Bewegung typische Frontispiz der Zeitung trug den programmatischen Schrift- 2 Ein Wiener Verlag dieses Namens ließ sich nicht ermitteln. Niva von Weisl, die Enkelin des Autors, vermutet dahinter eine kryptische, lautmalerische Anspielung auf die damalige Wohnadresse der Familie Weisl : Kirchengasse 48, 7. Wiener Gemeindebezirk (siehe S. 14). Der annähernde Gleich- klang Girschner – Kirche könnte dann auf einen Selbstverlag des jungen literarischen Debütan- ten hindeuten, wozu auch der Vorname des angeblichen Verlags, »Viktor«, passen würde. Denn der veröffentlichte erste Teil des ursprünglich als Doppeldrama angelegten SchauspielsErlöser erhielt nachträglich den Titel Der Sieger. 3 Marianne Beth (1890–1984), die ältere, nach Amerika geflüchtete Schwester WvWs, war mit der nach Philadelphia ausgewanderten, an der Temple University lehrenden Krebsforscherin und Lei- terin des Instituts für physikalische und Kolloid-Chemie Anna Simona Spiegel, geb. Adolf (1893– 1983), eng befreundet, deren Mann Ernst Adolf Spiegel (1895–1985) als weltberühmter Psychiater, Neurologe und Hirnchirurg ebenfalls an der Temple University tätig war. 4 Gilboa : Höhenzug in Nordisrael an der Grenze zum Westjordanland. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0 Vorwort 9 zug »Israel HaSchlema« : das ungeteilte Großisrael zu beiden Seiten des Jordans, das als Leitmotiv des Romans verstanden werden kann. Vier Jahre nach der Veröffentlichung des Romans in hebräischer Übersetzung ge- reichte es dann am 3. Juni 1938 der zuerst in Wien, dann in Prag erscheinenden revi- sionistischen Wochenschrift »Medina Iwrit« (dt. »Judenstaat«) zur »Ehre, ihren Lesern die erfreuliche Mitteilung zu machen, daß der ROMAN von Dr. Wolfgang v. Weisl ›Er macht sich Sorgen um die Juden‹5 seinen Erstabdruck finden wird. Dr. W. v. Weisl er- freut sich nicht nur als Politiker und Journalist, sondern auch als Schriftsteller und Ori- entkenner hoher Wertschätzung. Der neue Roman spielt in Erez Israel. In seinem Mit- telpunkt steht das Ringen eines begeisterungsfähigen jungen Juden mit seiner Umwelt.« Der Herausgeber der »Medina Iwrit« war Oskar Kwasnik Rabinowicz (1902–1969), ein aus der Umgebung Wiens stammender Freund des Verfassers und enger Mitarbei- ter und Vertrauter Jabotinskys. Schon eine Woche nach der Ankündigung