BÜRGERSCHAFT DER FREIEN UND HANSESTADT Drucksache 19/6906 19. Wahlperiode 10.08.10

Schriftliche Kleine Anfrage

der Abgeordneten Anne Krischok und Martina Koeppen (SPD) vom 03.08.10

und Antwort des Senats

Betr.: Einsturzbeben im Hamburger Westen – Weitere Nachfragen zu den hier- durch verursachten Schäden, der Betroffenheit des XFEL-Projekts so- wie den entsprechenden Prüfungen von BSU und dem Bezirksamt Alto- na in der Bebauungsplanung

Im Nordwesten befindet sich der langgestreckte Salzstock - Langenfelde, der sich über und Quickborn über den Bezirk Altona bis an den Elbstrand erstreckt. Der langgezogene Salzstock ist über 11 Kilo- meter lang und 4 Kilometer breit – und birgt vereinzelt die Gefahr von Ein- sturzbeben.

Der Senat berichtete auf unsere diesbezügliche Anfrage (vergleiche Drs. 19/6773), dass es im vergangenen Jahr im Bezirk Altona zu zwei Einsturz- beben gekommen ist. Weiterhin liegen den zuständigen Behörden keine de- taillierten Kenntnisse über die Salzstrukturen im Untergrund vor, da diese nur durch aufwendige Erkundungsmaßnahmen (Tiefbohrungen, tiefenseismische Untersuchungen) gewonnen werden könnten. Dennoch prüft die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt mit dem Bezirksamt Altona die Frage, ob und inwieweit künftig Bereiche von Erdsenken in der Bebauungsplanung pla- nungsrechtlich im Sinne des Schutzes der Bevölkerung behandelt werden sollten. Diese und andere Antworten ergeben Grund für Nachfragen.

Daher fragen wir den Senat:

1.) In welcher Tiefe liegt der Salzstock in den Bereichen Schnelsen, Eidel- stedt, Stellingen und Langenfelde? Bitte ausführen sowie nach Möglich- keit kartografisch darstellen. Die Oberfläche des Salzstocks Othmarschen-Langenfelde liegt in unterschiedlicher Tiefe. In wenigen Gebieten ist das Salz höher als bis in etwa 200 Meter unter Gelände aufgedrungen. In der ehemaligen Ziegeleitongrube in Langenfelde (heute: Ziegelteich) wurde Gips wenige Meter unter der Geländeoberfläche angetroffen. Im Bereich des Krankenhauses Altona liegt er gut 50 Meter unter Gelände. Im Einzelnen siehe nach- folgende Karte. Drucksache 19/6906 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 19. Wahlperiode

Die Karte zeigt, dass der Salzstock nur in dem Bereich Klein-Flottbek – – Othmarschen – Langenfelde bis dicht unter die Geländeoberfläche reicht. In allen anderen Gebieten liegt der Salzstock so tief, dass Auswirkungen auf die Geländeober- fläche (Erdfälle) nicht zu erwarten sind. Die Lage der bekannten Erdfälle ist auch auf der nachfolgenden Karte verzeichnet. Keiner dieser Erdfälle liegt im Bezirk Eimsbüttel. Eine zweite Hochlage dieses Salzstockzugs befindet sich außerhalb Hamburgs in Quickborn.

2 Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg – 19. Wahlperiode Drucksache 19/6906

2.) In welcher Tiefe liegt der Salzstock in den Bereichen Altona, Blankene- se, Groß Flottbek, , , Osdorf, Othmarschen, , und Sülldorf? Bitte ausführen sowie nach Möglichkeit kartogra- fisch darstellen. Die Tiefenlage des Salzstocks und die Verteilung der bekannten Erdfälle sind in der Antwort zu 1.) dargestellt; Nienstedten, Osdorf, , Rissen und Sülldorf sind nicht betroffen. 3.) Haben die zuständigen Behörden Kenntnisse über Schäden an Häusern, Straßen und Leitungen, welche in den vergangenen Jahren durch Erd- senkungen verursacht wurden? Wenn ja, welche und wo? Bitte darstellen. Nein. Es wurden in den vergangenen Jahren in keinem Fall Schäden gemeldet. Auch gab es keine schriftlichen Nachfragen oder Dokumentationen zu eventuellen Schä- den. 4.) In der Drs. 19/6773 antwortete der Senat auf die Frage, ob die in den betreffenden Stadtteilen angesiedelte Industrie durch die Erdbebenge- fahr betroffen ist, dass dem Geologischen Landesamt große Schadens- fälle durch Erdfallereignisse nicht bekannt seien und durch geologische oder geophysikalische Methoden in der Regel keine Aussagen zur Ein- trittswahrscheinlichkeit von Erdfällen getroffen werden können. Die Frage bezog sich jedoch auf die konkrete Betroffenheit von Indust- riebetrieben sowie dem XFEL-Projekt, welches demnächst mit einer Tunnelbohrung von Bahrenfeld über Osdorf bis nach Schenefeld im Kreis beginnen wird. Daher die konkrete Nachfrage: Wie ist das XFEL-Vorhaben von einer möglichen Gefahr von Einsturzbeben betroffen? Welche diesbezüglichen Sicherungsmaßnahmen werden vorgenommen, um zu verhindern, dass es durch die Tunnelbohrung nicht zu Einsturzbeben kommen kann? Bitte darstellen. Nein. Erdfälle gab es bisher nur in einem eng begrenzten Gebiet im Bereich der Hoch- lage des Salzstocks. Das in der Frage angesprochene Gelände liegt außerhalb dieses Gebiets. 5.) Der Senat führt in der Drs. 19/6773 aus, dass derzeit das Bezirksamt Altona sowie die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt die Frage prüfen, ob und inwieweit Bereiche von Erdsenken mit den formalen Mit- teln der Bebauungsplanung planungsrechtlich im Sinne des Schutzes der Bevölkerung behandelt werden können. a) Welche Abteilungen sind in diese Prüfungen involviert? In die Prüfungen sind die Dienststellen des zuständigen Bezirksamts sowie die fach- lich zuständigen Ämter der Fachbehörde involviert. b) Welche Behörde ist bei diesen Prüfungen federführend? Die Prüfungen werden einvernehmlich vom zuständigen Bezirksamt und der zuständi- gen Behörde durchgeführt. c) Wann sind die Prüfungen begonnen worden? Vor mehreren Jahren. d) Wird bei diesen Prüfungen externer Sachverstand eingebunden? Wenn ja, wie und durch wen? Bitte ausführen. Wenn nein, warum nicht? Ja, das zuständige Bezirksamt hat das Geologisch-Paläontologische Institut der Uni- versität Hamburg und die Stadtplanungsabteilung der Stadt Lüneburg eingebunden.

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e) Wann sollen die Prüfungen voraussichtlich beendet werden? Ein Zeitpunkt kann bislang nicht benannt werden. f) Warum ist an diesen Prüfungen neben der Behörde für Stadtent- wicklung und Umwelt nur das Altonaer Bezirksamt eingebunden und nicht alle Bezirksämter, in deren Untergrund sich die besagten Salz- stockvorkommen befinden? Der hoch aufragende Salzstock erstreckt sich randlich in den Bereich des Bezirks Eimsbüttel. Von dort sind bisher keine Erdfälle bekannt. Alle anderen Bezirke sind nicht betroffen. 6.) Welche Bebauungspläne im Bezirk Altona wären von diesen Änderun- gen konkret betroffen? Bitte benennen. Der Senat beantwortet hypothetische Fragen grundsätzlich nicht. 7.) Wie ist das Thema „Erdbebensicherheit“ beziehungsweise „Gefahr von Einsturzbeben“ im Bezirk Altona bislang in den Bebauungsplänen des Bezirks Altona berücksichtigt worden? Bitte darlegen. Im Bebauungsplanentwurf Groß-Flottbek 10 wurde dem Thema dadurch Rechnung getragen, dass im Fall des Baus eines Verbrauchermarkts am Flottbeker Markt Aufla- gen zur Sondierung gemacht wurden. Außerdem wurde auf die Lage im Randbereich eines Erdfalltrichters hingewiesen. Daraufhin wurde die Statik des Bauvorhabens neu bestimmt. 8.) Welche Bebauungspläne im Bezirk Eimsbüttel wären von diesen Ände- rungen konkret betroffen? Bitte benennen. Keine. Im Übrigen siehe Antworten zu 1.) und zu 5.) f). 9.) Wie ist das Thema „Erdbebensicherheit“ beziehungsweise „Gefahr von Einsturzbeben“ im Bezirk Eimsbüttel bislang in den Bebauungsplänen des Bezirks Eimsbüttel berücksichtigt worden? Bitte darlegen. Das Thema ist nicht berücksichtigt worden. Im Übrigen siehe Antwort zu 8.).

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