Newsletter 02/11 DIGITAL EDITION Nr
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ISSN 1610-2606 ISSN 1610-2606 newsletter 02/11 DIGITAL EDITION Nr. 285 - Februar 2011 Michael J. Fox Christopher Lloyd LASER HOTLINE - Inh. Dipl.-Ing. (FH) Wolfram Hannemann, MBKS - Talstr. 11 - 70825 K o r n t a l Fon: 0711-832188 - Fax: 0711-8380518 - E-Mail: [email protected] - Web: www.laserhotline.de Newsletter 02/11 (Nr. 285) Februar 2011 editorial Hallo Laserdisc- und DVD-Fans, liebe Filmfreunde! Geht es Ihnen auch manchmal so? Da sieht man einen Film und weiß gleich auf Anhieb, wem man den Oscar verlei- hen möchte. So erging es unserem Filmblogger Wolfram Hannemann, als er uns im Dezember über BLACK SWAN berichtete. In seinen Augen einer der besten Filme des vergange- nen Jahres und ganz zweifelsohne eine Oscar-würdige Leistung von Natalie Portman. Grund genug für uns, dieses vermeintliche Meisterwerk anzuschau- en. Das haben wir dann auch gleich am offiziellen Starttermin gemacht. Was für ein Film! Darren Aronovsky hat damit ein großes Stück Kino abgeliefert, das Gänsehaut (oder sollten wir besser Schwanenhaut sagen?) generiert. Und jenes kleine Mädchen, das damals so tapfer Jean Reno in Luc Bessons LEON – DER PROFI zur Seite stand, tanzt sich in der Rolle der Nina Sayers mit schier unglaublicher Wucht an die Spitze von Hollywoods Schauspieler- elite. Das ist so atemberaubend, dass wir uns den Film eine Woche später gleich nochmals angeschaut haben (ja, wir sind Wiederholungstäter!). Dass BLACK SWAN jetzt ganz oben auf unserer DVD- und Blu-ray-Wunschliste steht müssen wir vermutlich nicht er- wähnen, oder? Natalie jedenfalls ist unsere Favoritin bei der diesjährigen Oscar-Verleihung. Und mit ein wenig Glück gibt’s ja auch noch einen Oscar für die faszinierende Kameraarbeit von Matthew Libatique. Als kleinen Wer- mutstropfen werten wir die Entschei- dung der Jury, BLACK SWAN nicht in der Kategorie “Bester Ton” zu nominie- ren. Aber man kann ja nicht alles ha- ben. Trotzdem bleibt es sehr spannend – wir freuen uns auf den 27. Februar 2011. Übrigens wird auch das Cover des neuen Newsletter von einem Film geziert, der ebenfalls für einige Academy Award nominiert ist. Und den gibt’s ab 01. März bereits auf DVD und Blu-ray – zumindest im Ami-Land. Ihr Laser Hotline Team LASER HOTLINE Seite 2 Newsletter 02/11 (Nr. 285) Februar 2011 Kunst und Künstlichkeit Vor kurzem legte ich eines meiner Weihnachtsgeschen- ke endlich in den DVD-Player: Les Chansons d’Amour, ein Musical, das in Frankreich 2007 einen Bombenerfolg hatte. Was ich zu sehen bekam, ließ sich mit nichts vereinbaren, was ich bisher von Musicals, französi- schem Film oder Dreiecksgeschichten kannte. Und es war wunderbar. Der Film erzählt die Geschichte von Ismaël, der in einer Beziehung mit Julie und Alice lebt. Das Trio hat seine Probleme und Eigenheiten, aber Lie- be ist dennoch da. Dann stirbt Julie plötzlich und in Ismaëls Welt ist nichts mehr so, wie es einmal war. Wie in klassischen Musicals führt ein Song nach dem ande- ren die Geschichte weiter, doch hier endet der Ver- gleich. Die Songs sind gut, es sind allerlei Ohrwürmer darunter, aber die Schauspieler sind keine Sänger und so bewegt man sich immer an der Grenze zum Sprech- gesang. Die Story ist sehr ungewöhnlich und extrem durchdacht zusammengesetzt. Trotzdem atmet der gan- ze Film einen herrlichen Realismus, der in Hollywood verlorengegangen ist. Diese Magie des Echten steckt in Les Chansons d’Amour in den ganz kleinen Momenten. Die Art, wie Julies Schwester ihre Zigarette raucht, ein abweisender Blick von Ismaël, die Intonation von Alices Stimme, wenn sie ihren Freund neckt. All das trägt dazu bei, das große Ganze beim Zuschauer direkt im Herzen ankommen zu lassen. Der Film zeigt einem das Leben in neuem Licht. Die realistischen Details, gepaart mit den ausgeklügelten Liedern und Melodien, bewirken, dass man die Poesie der eigenen Existenz viel deutli- cher spürt. Der Teufel steckt im Detail, so heißt es. Hollywood hat das längst vergessen. Das hat der Traumfabrik nicht gut sionalen Figuren: Natürlichkeit, Realismus im Ausdruck getan. Stellt man einen Hollywood-Film, egal ob Indie und ein Fünkchen Charisma wären von solch oder Mainstream, neben französische Filme, dann merkt Hochkarätern wie Depp und Jolie zu erwarten. Davon man, wie alles von einem genormten, einstudierten Lack findet sich in The Tourist nichts. Das bedeutet, dass überzogen ist. Nehmen wir zum Beispiel The Tourist. Im selbst die besten Hollywoodianer so an Künstlichkeit, Dezember 2010 konnte man sich vor Interviews mit An- Poliertheit und Standardfloskeln gewöhnt sind, dass sie, gelina Jolie, Johnny Depp und Florian Henckel von auch wenn man ihnen Improvisationsfreiheit lässt, nicht Donnersmarck kaum retten. Die Hauptdarsteller erzähl- daraus ausbrechen und ihre Figuren mit Realismus fül- ten, wie toll der Arbeitsprozess gewesen sei, wie viel len können. Alle Bewegungen sind einstudiert, nicht für Freiheit zu improvisieren und sich auszudrücken sie ge- den spezifischen Film, sondern allgemein. Jedes Lä- habt hätten. Viele dieser Takes seien auch im Endpro- cheln tausendmal geübt, tausendmal vervielfacht. Jede dukt benutzt worden. Das macht Sorgen. Ganz abgese- Träne, jeder ernste Blick, ob fürs Zelluloid oder die Ka- hen von der langweiligen Geschichte und den eindimen- mera des Klatschreporters – nach Les Chansons LASER HOTLINE Seite 3 Newsletter 02/11 (Nr. 285) Februar 2011 d’Amour wirken sie für mich völlig unecht. Schlimmer ner einzelnen Figur, dann läuft etwas falsch. Was den noch: langweilig, abgedroschen, flach. Doch Hollywood Realismus in der Erzählung betrifft, so sollte Hollywood ist ein Symptom einer nationalen Krankheit. Das Haupt- sich ein Beispiel am modernen französischen Film neh- problem ist kulturell. Amerika ist ein Land, in dem das men. Dann passieren solche peinlichen Malheurs wie Dauerlächeln im Vertrag steht (Disney), öffentliches The Tourist in Zukunft vielleicht weniger. Und wir Zu- Rauchen und Trinken als kriminell gilt (Los Angeles) und schauer können uns wieder stärker in die Geschichten die Art, wie man etwas sagt, wichtiger ist als das, was einbinden. Hollywood: Lass den neuen Captain Kirk mal man sagt. Realitäten aus unseren Breitengraden richtig fluchen! Zeig uns Christina Hendricks Brüste! Leg (schlecht drauf sein als Verkäufer, rauchen, trinken und endlich das Korsett ab! fluchen) sind in den USA verpönt. Hollywood spiegelt auf Anna Rudschies etwas amplifizierte Art und Weise die Kultur wider, aus der es entstanden ist. Hierzulande müssen wir vorsich- tig sein, dass uns das nicht auch passiert. Städte mit Rauchverbot gibt es in Europa mehr und mehr, politi- sche Korrektheit setzt sich immer häufiger durch, an den unsinnigsten Stellen. Frankreich und der französi- sche Film stechen deshalb so heraus, weil sie immer noch unsere echten, nicht ablegbaren Laster thematisieren. Thematisieren, nicht verteufeln! Selbst in Filmen, in denen viel Künstlichkeit vorhanden ist, z.B. in Saint-Jacques … la Mecque mit seinen Traum- sequenzen, reden die Darsteller wie echte Menschen. Sie benutzen Schimpfwörter, Slang und wenn die Mäd- chen baden, dann baden sie nackt und man sieht ihre Brüste. In Hollywood stehen die Medien Kopf wegen je- den Nippels, südlicher gelegene Geschlechtsteile wer- den nicht gezeigt und wenn, dann nur für einen Sekundenbruchteil in Filmen ab 18 Jahren. Die Prüderie und falsch eingesetzte Künstlichkeit verstärken wieder- um die kulturellen Probleme. Wie soll ein jugendliches Mädchen darauf kommen, dass Nacktsein in Ordnung ist, wenn sie es nicht vorgelebt bekommt? Wenn schon nicht zu Hause, dann wenigstens in Filmen und Serien? Die Problematik ist sogar noch teuflischer: In Holly- wood-Filmen rauchen und trinken meist die, die entwe- der reich oder unglaublich cool sind, oft beides. Für jun- ge Menschen wirken diese verbotenen Früchte doppelt anziehend. In Frankreich rauchen die Leute auf der Stra- ße, die ganze Familie trinkt Wein zum Abendessen. Das nimmt diesen vermeintlichen Symbolen des Erfolgs oder der Coolness ihre Kraft. Mehr Lockerheit in jeder Beziehung würde den Amerikanern und dem amerikani- schen Film sehr gut tun. Film ist Kunst und lebt als solcher von Künstlichkeit. Anna freut sich über Ihr Feedback: Aber wenn die Künstlichkeit mir die Identifikations- [email protected] fähigkeit nimmt, sei es mit der Geschichte oder nur ei- LASER HOTLINE Seite 4 Newsletter 02/11 (Nr. 285) Februar 2011 Wolfram Hannemanns Film-Blog Montag, 17. Januar 2011 Streifens) können in ihren klischeehaft Land/Jahr: Frankreich 2010 Nur Sex – sonst nichts? angelegten Rollen punkten. Sie schaf- Regie: Michel Leclerc Extrem langatmiges Mainstream-Kino fen es nicht einmal, dem Zuschauer Darsteller: Jacques Gamblin, Sara mit einer frisch gebackenen Golden Identifikationsfiguren zu liefern. Ein Forestier, Zinedine Soualem Globe Gewinnerin und ein aufrüttelnder langweiliges Armutszeugnis. Kinostart: 14.04.2011 Dokumentarfilm gaben sich heute die Klinke in die Hand. THE GREEN WAVE (1:1.85, Stereo) Zwei Welten prallen aufeinander. Die Verleih: Camino von Arthur Martin, einem für Seuchen FREUNDSCHAFT PLUS (1:2.35, DD Land/Jahr: Deutschland 2010 zuständigen und stets auf absolute 5.1) Regie: Ali Samadi Ahadi Sicherheit bedachten Ornithologen, OT: No Strings Attached Darsteller: Pegah Ferydoni, Navid und jene von Bahia Benmahmoud, einer Verleih: Paramount Akhavan flippigen Aktivistin, die mit Beischlaf Land/Jahr: USA 2010 Kinostart: 24.02.2011 versucht, politisch rechts stehende Regie: Ivan Reitman Männer ideologisch umzudrehen. Ar- Darsteller: Natalie Portman, Ashton Ali Samadi Ahadis Dokumentarfilm wid-