Zukunft SenStadtUm

Der Flächennutzungsplan steuert seit über zwanzig Jahren die räum- liche Entwicklung der Stadt. Der vorliegende FNP-Bericht 2015 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Entwicklung der planungsrelevan- ten Rahmenbedingungen, die Schwerpunkte der übergeordneten räum- lichen Planung sowie die wichtigsten Neuplanungen in diesem Zeitraum. Während die strategischen Ziele der Planung weiterhin aktuell sind, waren Teilaspekte der Planung in einem kontinuierlichen Prozess durch punktuel- le Änderungsverfahren fortzuschreiben, damit der Flächennutzungsplan weiterhin seine Funktion als gesamtstädtisches Steuerungsinstrument erfüllen kann. Der FNP-Bericht 2015 stellt diese Änderungen im Gesamt- zusammenhang der räumlichen Entwicklung seit 1994 dar, reflek- tiert die FNP-Berichte und FNP-Neubekanntmachungen der Jahre 1999, 2004 und 2009 und gibt einen Ausblick auf zukünftige Planungs aufgaben. Mit seinen Darstellungen und strategischen Zielsetzungen bietet der Flächennutzungsplan weiterhin eine Entwicklungsperspektive für die Anfor- de rungen der wachsenden Stadt und ist ein wichtiges gesamtstädtisches Instrument zur Investitionsvorbereitung. Planen

Flächennutzungsplanung für Berlin FNP-Bericht 2015

FNP-Bericht 2015 Der Bericht zur Flächennutzungsplanung wurde am 02.12.2014 vom Senat beschlossen; das Abgeordnetenhaus hat Kenntnis genommen (Drucksache Nr. 17/2000).

Herausgeber Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Württembergische Str. 6 10707 Berlin www.stadtentwicklung.berlin.de/planen

Konzeption Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Referat I B Flächennutzungsplanung und stadtplanerische Konzepte

Koordination Dr. Roland Heicke, Silke Stockum, Frank Wolter

Bearbeitung Spath+Nagel, Berlin

Layout Petra Dreßler, Berlin

Druck Druckteam, Berlin Die in dieser Broschüre verwendeten Papiere stammen alle aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern.

Berlin, Januar 2015 Inhalt

1. Kurzfassung 5 Summary 8

2. Perspektiven für die räumliche Entwicklung Berlins 11 2.1 Hauptstadt und Metropole 12 2.2 Lebenswerte Stadt 14 2.3 Orientierung auf die Innenentwicklung und auf strategische Räume 18

3. Flächennutzungsplanung als gesamtstädtische Planungsaufgabe 19 3.1 Aufgaben der Flächennutzungsplanung 20 3.2 Veränderte Rahmenbedingungen, neue Anforderungen 21 3.3 Die Integrationsfunktion der Flächennutzungsplanung 23 3.4 Erläuterung und Begründung des Flächennutzungsplans 24 3.5 Stufen der Entwicklung und der Flächeninanspruchnahme 29 3.6 Planung als kooperativer Prozess 30

4. Flächennutzungsplanung und Umweltschutz 31 4.1 Landschaftsplanerische Grundlagen der Flächennutzungsplanung 32 4.2 Umweltatlas 37 4.3 Einzelaspekte des Umweltschutzes 38 4.4 Die Umweltprüfung im FNP 46

5. Grundlagen für die laufende Fortschreibung des Flächennutzungsplans 47 5.1 Entwicklung grundlegender Parameter 48 5.2 Stadtentwicklungspolitik auf europäischer und nationaler Ebene 55 5.3 Weiterentwicklung des Rechtsrahmens 58 5.4 Gemeinsame Landesplanung für die Hauptstadtregion 59 5.5 Regionalplanung und kommunale Zusammenarbeit 62 5.6 Gesamtstädtische Stadtentwicklungsplanung 65 5.7 Programme und Konzepte für eine soziale Stadt 73 5.8 Teilräumliche Planungen und Konzepte 76

6. Schwerpunktthemen der räumlichen Planung 85 6.1 Wohnen 86 6.2 Arbeitsstätten 102 6.3 Zentren und Einzelhandel 114 6.4 Freiflächen 126 6.5 Öffentliche Einrichtungen 136 6.6 Ver- und Entsorgung 146 6.7 Verkehr 154

7. Aktualisierung des Flächennutzungsplans durch Änderungsverfahren 167 7.1 Kontinuierliche Überprüfung der FNP-Darstellungen 168 7.2 FNP-Änderungsverfahren 170 7.3 Information und Beteiligung 173 7.4 Umsetzung der Planungsziele durch Bebauungspläne 176 7.5 Änderungsverfahren 1994 –2014 178

8. Anlagen 188

FNP-Bericht 2015 — Kurzfassung

1. Kurzfassung

Flächennutzungsplanung für Berlin – Rückschau und Ausblick

Der Flächennutzungsplan Berlin wurde am 23. Juni 1994 durch zess durch punktuelle Änderungsverfahren fortzuschreiben, das Abgeordnetenhaus beschlossen und steuert seit über damit der Flächennutzungsplan weiterhin seine Funktion als zwanzig Jahren die räumliche Entwicklung der Stadt. Der FNP- gesamtstädtisches Steuerungsinstrument erfüllen kann. Der Bericht 2015 gibt einen zusammenfassenden Überblick über FNP-Bericht 2015 stellt diese Änderungen im Gesamt- die Entwicklung der planungsrelevanten Rahmenbedingungen, zusammenhang der räumlichen Entwicklung Berlins seit 1994 die Schwerpunkte der übergeordneten räumlichen Planung so- dar, reflektiert die FNP-Berichte und FNP-Neubekanntmachun- wie die wichtigsten Neuplanungen in diesem Zeitraum. Wäh- gen der Jahre 1999, 2004 und 2009 und gibt einen Ausblick auf rend die strategischen Ziele der Planung weiterhin aktuell sind, zukünftige Planungsaufgaben. Er aktualisiert damit zugleich waren Teilaspekte der Planung in einem kontinuierlichen Pro- einzelne Inhalte des geltenden Erläuterungsberichts.

Aufgaben der Flächennutzungsplanung und strategische Planungsziele

Die Flächennutzungsplanung ist als bundesrechtlich geregelte Die laufende Überprüfung und Aktualisierung des Flächennut- Planungsaufgabe ein zentrales Instrument der kommunalen zungsplans erfolgt über Einzeländerungen. Seit dem Beschluss Selbstverwaltung. Sie bereitet die Rechtssetzung zur zukünfti- des Flächennutzungsplans im Juni 1994 wurden 199 FNP- gen Art der Bodennutzung für das gesamte Berliner Stadt- Änderungen und -Berichtigungen abgeschlossen. Dies zeugt gebiet vor. Dabei geht sie von den jeweils aktuellen Rahmen- von der räumlichen Dynamik der Stadt, die einen anhaltenden bedingungen und den auf verschiedenen Ebenen fortgeschrie- Aktualisierungsbedarf mit sich bringt. Im Sinne eines offenen benen sektoralen und teilräumlichen Planungen aus. und transparenten Planungsprozesses werden die Öffentlich- keit sowie die Planungsträger an den Änderungsverfahren um- Als strategisches Planungsinstrument für Berlin bündelt der fassend beteiligt. Flächennutzungsplan diese Planungen und bindet sie über Senats- und Abgeordnetenhausbeschlüsse in ein Gesamtkon- Die strategischen Grundzüge der Flächennutzungsplanung zept ein. Dabei geht es u.a. um die Absicherung von Investitio- gelten fort: nen – auch öffentlicher Mittel – in erheblicher Größenordnung, 1. Stärkung der Innenentwicklung, urbane Mischung, beispielsweise in den großen Planungsprojekte der letzten Jah- Qualifizierung des Bestandes. re wie der Nachnutzung des Flughafens Tegel, im Bereich Johannisthal-Adlershof, im Spreeraum zwischen Ostbahnhof 2. Ausgewogene Nutzungsstrukturen in allen Teilräumen und Warschauer Brücke sowie im Stadtraum nördlich des der Stadt. Hauptbahnhofs. Investoren und Planungsträger erhalten da- 3. Sicherung und verträgliche Ergänzung bestehender mit planerische Sicherheit und können langfristig disponieren. Wohnnutzungen im bebauten Stadtgebiet. Während die örtlichen Bebauungspläne in der Regel durch die 4. Förderung von Arbeitsplätzen, insbesondere in Bereichen Gremien der zwölf Berliner Bezirke beschlossen werden, ist der mit guter öffentlicher Verkehrserschließung. Flächennutzungsplan das zentrale gesamtstädtische Planungs- instrument von Senat und Abgeordnetenhaus. Er erfüllt seine 5. Stärkung des polyzentralen Gefüges der Stadt durch räumliche Steuerungsfunktion insbesondere über das Ent wick- integrierte Entwicklung bestehender Zentren. lungs gebot für Bebauungspläne. 6. Freiraumschutz, Sicherung von Grünflächen, Der Flächennutzungsplan dient der langfristigen Daseinsvor- Funktionsfähigkeit des Naturhaushaltes. sorge. Die Umsetzung seiner Darstellungen ist nicht mit einem 7. Sicherung von übergeordneten Gemeinbedarfsstandorten. konkreten Zeithorizont verknüpft, bedarf jedoch einer zeit- lichen Steuerung in Anpassung an sich verändernde Rahmen- 8. Stadt der kurzen Wege; Stärkung der öffentlichen bedingungen und Planungsziele. Diese entwickeln sich stetig Verkehrsmittel, stadtverträgliche Integration des weiter. Die gesamtstädtische Stadtentwicklungs- und Flächen- Wirtschaftsverkehrs. nutzungsplanung muss deshalb als Prozess begriffen werden, der fortlaufend der Nachsteuerung bedarf. 5 Veränderte Rahmenbedingungen, neue Planungsanforderungen

In den letzten Jahren haben sich mit dem wieder einsetzenden Ein neuer Aufgabenschwerpunkt liegt in der Bereitstellung von Wachstum der Stadtbevölkerung und dem wirtschaftlichen ausreichendem Wohnraum für eine wachsende Bevölkerung in Aufschwung, dem demografischen Wandel, den sozialräum- den unterschiedlichen Teilräumen und Nachfragesegmenten, lichen Veränderungen und den Umstrukturierungen der tech- vor allem auch für Haushalte mit geringen und mittleren Ein- nischen Infra struktur neue Herausforderungen für die räum- kommen. Eine älter und auch internationaler werdende Stadt- liche Planung gestellt. In der Konkurrenz im nationalen und gesellschaft erfordert Anpassungen im Bereich des Wohnraum- internationalen Wettbewerb der Metropolen gilt es, die Stärken und Infrastrukturangebots. Zugleich müssen weiterhin auch von Stadt und Region für eine zukunftsfähige und nachhaltige jüngere Menschen für die Stadt gewonnen und durch attraktive Entwicklung zu nutzen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Wohn- und Arbeitsplatzangebote gehalten werden. Außerdem Länder Berlin und Brandenburg bei der Steuerung der räum- ist dem Bedarf nach Anpassung an die Folgen des Klimawandels lichen Planung spielt dabei eine wichtige Rolle. und der Ausrichtung der Versorgungsinfrastruktur auf einen effizienten KlimaschutzRechnung zu tragen.

Leitprojekte der Stadtentwicklung

Vor dem Hintergrund der aktuellen Aufgaben der Stadtent- Arbeitsplätze und Wohnungen bereitzustellen und mit der Te- wicklungsplanung sind einige Leitprojekte von besonderer Be- geler Stadtheide einen bedeutsamen Freiraum wiederzugewin- deutung. Als Motoren der wirtschaftlichen und stadtstruktu- nen. Durch Einbindung in den städtischen Zusammenhang rellen Entwicklung werden sie das Stadtbild sichtbar verändern. sollen gleichzeitig angrenzende Stadtquartiere aufgewertet Durch Änderung der Nutzungsdarstellungen hat die Flächen- werden. nutzungsplanung dazu beigetragen, die notwendigen Planungs- Ein weiterer Entwicklungsschwerpunkt ist der Stadtraum um entscheidungen stadtpolitisch vorzubereiten und verbindlich den Hauptbahnhof. In zentraler verkehrsgünstiger Innenstadt- zu machen. lage und in unmittelbarer Nähe zu Standorten von Bundes- Ein strukturprägendes Schlüsselprojekt für die Entwicklung der regierung und Parlament soll in den neuen Stadtquartieren der Hauptstadtregion ist der Großflughafen BER am Standort Europacity beiderseits der Heidestraße sowie am Humboldt- Schönefeld, der die Fernerreichbarkeit der Region sicherstellt hafen stufenweise ein breites Nutzungsspektrum von Büros und einen weiteren Entwicklungsschub nicht nur für den Berli- über urbanes Wohnen bis hin zu kulturellen Einrichtungen um ner Süd osten mit sich bringen wird. Die damit verbundenen das Museum für Gegenwart im Hamburger Bahnhof verwirk- Impulse sollen auf den planvollen Ausbau einer „Flughafen- licht werden. city“ und auf die Entwicklungsachse entlang der Spree mit dem Ein weiteres wichtiges Leitprojekt ist die Entwicklung der Ufer Business Park BER, dem Entwicklungsbereich Adlershof und der Stadtspree zwischen Jannowitzbrücke und weiteren Flächenpotenzialen im Südostraum bis in die Innen- zu einem zentralen imageprägenden Stadtraum. Aufgegebene stadt gelenkt werden. Gewerbe- und Infrastrukturstandorte bieten hier günstige Die flächenmäßig größte Entwicklungsaufgabe der kommen- Standortbedingungen für Investitionsvorhaben im Bereich der den Jahre ist die Nachnutzung der ausgedehnten Flächen des Büro- und Dienstleistungsnutzungen, der Medien- und Kom- Flughafens Tegel nach Inbetriebnahme des neuen Großflug- munikationswirtschaft, des innenstadtnahen Wohnens sowie hafens. Dort bietet sich die Chance, neue Bauflächen für für Projekte der Kultur und der Freizeitgestaltung.

6 FNP-Bericht 2015 — Kurzfassung

Schwerpunktthemen der Flächennutzungsplanung

Bei der Aufstellung des Flächennutzungsplans wurden für die kommen, inwiefern hat sich dies auf das planerische Leitbild Schwerpunktthemen der räumlichen Planung jeweils die ausgewirkt, welche Entwicklungstendenzen sind heute zu be- damalige Ausgangslage und die Entwicklungsannahmen, die obachten und welche Zukunftsaufgaben stellen sich für die Planungsziele und die daraus abgeleiteten Darstellungen des Flächennutzungsplanung? Damit erfolgt eine thematisch fokus- Flächennutzungsplans im Erläuterungsbericht dargelegt. Seit sierte Aktualisierung der Aussagen zu den Schwerpunktthemen 1994 haben sich jedoch sowohl einige Rahmenbedingungen des Erläuterungsberichts. der Planung als auch die verfügbaren Planungsinstrumente Das Leitbild und die strategischen Grundzüge des Flächennut- sowie viele konkrete Planungen für Teilbereiche der Stadt weiter- zungsplans von 1994 haben weiterhin Bestand. Einzelne entwickelt. Anderseits hat sich die Grundstruktur der Stadt als Bestandteile dieses Leitbildes, die auf seinerzeit noch ausge- robust und aufnahmefähig erwiesen, viele grundlegende An- prägte teilungsbedingte Probleme Bezug nahmen, konnten in- nahmen und Zielsetzungen sind daher weiterhin gültig. zwischen weitgehend umgesetzt werden. In anderen Bereichen Nach über zwanzig Jahren Flächennutzungsplanung für ein sind aufgrund der zwischenzeitlichen Entwicklungen neue Ak- wiedervereinigtes Berlin zieht der vorliegende vierte Bericht zente hinzugetreten, z.B im Hinblick auf die Wohnraum- zur Flächennutzungsplanung Bilanz: Wie war die Ausgangssi- versorgung und den Umweltschutz. Mit FNP-Änderungsverfah- tuation in den einzelnen Bedarfssektoren 1994, wie hat sich ren und zahlreichen weiteren teilräumlichen und thematischen diese Ausgangssituation seitdem verändert, welche neuen Er- Planungen wird Berlin weiterhin den gesamtstädtischen Pla- kenntnisse und auch Steuerungsmöglichkeiten sind hinzuge- nungsaufgaben gerecht.

FNP-Änderungsverfahren zur Umsetzung stadtentwicklungsplanerischer Ziele

Die seit dem Beschluss über den Flächennutzungsplan im Juni erforderlicher Infrastrukturflächen, der Schaffung von Freizeit- 1994 wirksam gewordenen FNP-Änderungen und Berichtigun- und Erholungsangeboten, der Anpassung an Ver änderungs- gen bezogen sich in der Summe auf etwa 5 % des Stadtgebie- prozesse im Einzelhandel und der Vorbereitung wichtiger In- tes. Das Grundgerüst der Planung blieb dabei stabil, punktuell vestitionsvorhaben. wurde die Planung jedoch – orientiert an den strategischen In der Bilanz bisheriger Änderungen ergaben sich Gewinne vor Planungszielen – an aktuelle Entwicklungen angepasst. Ände- allem bei den Wohnbauflächen und den Grünflächen, während rungsanlässe waren vor allem die Weiterentwicklung von Zie- bei Gemeinbedarfsflächen, Flächen für Ver- und Entsorgungs- len der Stadtentwicklungsplanung und von teilräumlichen anlagen und Bahnflächen im Saldo Flächendarstellungen zu- Planungskonzepten, die Nachnutzung aufgegebener Stand orte rückgenommen wurden. Eine hohe Umnutzungsdynamik bei sowie die Notwendigkeit, Planungsrecht für gesamtstädtisch den gemischten Bauflächen führte im Ergebnis zu einem wichtige Investitionen zu schaffen. Viele Änderungen des Flä- Flächenzuwachs in dieser Darstellungskategorie. Der erhebli- chennutzungsplans erfolgten parallel zur Aufstellung eines che Zuwachs im Bereich der gewerblich nutzbaren Flächen Bebauungsplans für ein konkretes Planungsvorhaben. resultiert aus einzelnen Großprojekten wie dem Nachnutzungs- Schwerpunkte der seit 1994 abgeschlossenen FNP-Änderungen konzept für den Flughafen Tegel und dem geplanten Gewerbe- waren vor allem die Bereitstellung von Flächen für attraktiven gebiet am künftigen Flughafen BER. Im Rahmen der Nach- und vielfältigen Wohnungsbau in innerstädtischen Lagen so- nutzung des Flughafens Tegel ergeben sich große Zugewinne wie die Aktivierung von Einfamilienhausgebieten. Einge peri- an nutzbarer Freifläche. Aber auch durch Ausgleichs- und Er- phere Bauflächen konnten zurückgenommen werden. Weitere satzmaßnahmen konnten neue Freiflächen gesichert und vor- Änderungen dienten der Stärkung der Wirtschaftsstruktur und handene qualifiziert werden, wie z.B. der Park am Gleis- der Sicherung von Arbeitsplätzen, der Umnutzung nicht mehr dreieck.

7 Summary

Land Use Planning for Berlin – past and future

The Berlin Land Use Plan was adopted by the City Council on role as a control mechanism for the spatial development of the June 23rd, 1994. For more than twenty years it has guided the city as a whole. The report outlines these changes within the spatial development of the city. The current progress report context of the overall spatial development of Berlin since 1994. „FNP-Bericht 2015“ summarises the development of general It reflects on the progress reports and the revised editions of circumstances relevant to the plan during this period, as well the Land Use Plan published in 1999, 2004 und 2009 and con- as the major issues of citywide spatial planning and of impor- tains a perspective on future planning tasks. It also serves as tant planning concepts and projects. While the strategic objec- an update for issues dealt with in the Explanatory Document to tives remain valid, the Land Use Plan had to be kept up to date the Land Use Plan. continuously with modifications in detail in order to fulfil its

Purposes of the Land Use Plan, strategic planning objectives

Land use planning is a core function of local government under The Land Use Plan is kept up to date by modifications in parts. federal planning legislation. It regulates in general terms the Since 1994, 199 modifications have been adopted. This proves proposed distribution of land uses for the whole area of the that the dynamics of spatial development in Berlin requires a city. Its policies are based on up to date information and on the continuous effort to keep the plan up to date. In the interests contents of various thematic or local planning schemes rele- of an open and transparent planning process, the general vant to the use of land. As a strategic planning instrument, the public and public bodies likely to be affected have the opportu- Land Use Plan brings these strands together and integrates nity to comment on the planning proposals during two inten- them into an overall land use strategy. It is backed by a politi- sive participation phases. cal decision of the Senate and the City Council of Berlin. The Even if the emphasis may be changing in certain respects, the plan prepares for investments (including public funds) of sub- strategic objectives of land use planning continue to be valid: stantial dimensions, e.g. in the large recent development areas of Tegel airport, Johannisthal/Adlershof, along the river Spree 1. Priority of internal development, urban diversity, and north of the Central Station. This gives private investors improved usage of existing built-up areas. and other public bodies a secure background for their long 2. Balanced mix of urban land uses in all parts of the city. term commitments. 3. Improvements and well-planned additions to the Whereas Local Development Plans, which are legally binding, existing housing stock in built-up areas. are usually enacted by the Councils of the twelve Berlin Bo- roughs, responsibility for the Land Use Plan as the only formal 4. Provision of additional employment, particularly in planning instrument relating to the whole area of the city lies areas well served by public transport. with the Senate and the City Council. Local Plans are legally 5. Strengthening of the polycentric structure of the city required to follow the policies outlined in the Land Use Plan, through integrated development of existing centres. which leaves a margin for interpretation. 6. Protection of open spaces, provision of recreational areas The Land Use Plan provides for the long term needs of the and a well-balanced urban ecology. community. The zoning allocations of the plan are not to be implemented within a specified period, but it is necessary to 7. Provision of adequate locations for public services of control the rate of implementation and to initiate changes to city-wide importance. the plan as appropriate. Because of the need to adapt the plan 8. City of short distances, efficient public transport, continuously to changing circumstances and requirements, intelligent solutions for commercial traffic. land use planning for the city as a whole is an ongoing process to be monitored continuously.

8 FNP-Bericht 2015 — Summary

Changing circumstances and new challenges

During the past few years, the newly resumed growth of the New planning tasks relate to the provision of sufficient housing city population, coupled with demographic changes, improving for a growing population, in different parts of the city and for economic prospects, social segregation processes and new different housing requirements, including affordable housing infrastructural requirements have presented new challenges for low and medium income households. An ageing and in- to city planning. In an increasingly globalised world the specific creasingly international population requires adaptations to advantages of the city and the region need to be communi- the supply of housing and infrastructure. At the same time, cated and utilised as stimuli for sustainable development to younger people need to be attracted to the city and induced to make the capital fit for the future. The successful planning co- stay by attractive housing and employment prospects. The operation between the federal states of Berlin and Branden- adaptation of the city to climatic changes poses additional burg plays an important role. challenges, especially with regard to climate-friendly systems of power supply, water supply and waste disposal.

Lead projects for city development

Within the context of current planning issues a number of lead spaces. This will contribute to the improvement of adjoining projects are given priority because of their particular impor- city districts. tance for the future of Berlin. They will change the structure The new central station also serves as a focus for new develop- and the appearance of the city and are expected to act as a ment. An area with superb accessibility from all directions is driving force for its economic and spatial development. Making available here for a broad range of new uses, including offices the necessary adaptations to the internally binding zoning close to the centres of government, attractive new forms of framework, the Land Use Plan has contributed to the realisation housing, and cultural uses benefiting from the proximity of the of these projects. modern art museum in the building of the former Hamburger A key project for the capital region is the construction of the Bahnhof. New urban quarters along Heidestrasse and around new airport Berlin-Brandenburg (BER). This will improve the an old canal port (Humboldthafen) offer unique development international accessibility of the region and stimulate develop- opportunities in a prominent inner city location for a mixture ment even beyond the south-eastern parts of the city. The im- of housing, offices, culture and businesses (Europacity). petus will be directed primarily to areas of high development Another important lead project is the development of water- potential such as the future ‚Airport City‘ and ‚Business Park front locations along the river Spree between Jannowitzbrücke BER‘ and to the ‚Science City Adlershof‘, as well as to other and Treptower Park. The location close to the city centre and parts of a development corridor following the river Spree to the the availability of large tracts of land abandoned by former city centre. industrial, commercial and dockland uses offer favourable To find new uses for the redundant airport in Tegel constitutes conditions for investment. The river corridor is attractive for a major planning challenge for the on coming period. The ex- offices, services and media-related, cultural and leisure uses, tensive airfield provides opportunities for new housing, com- as well a for inner city housing. mercial and industrial development and for new large open

9 Focal issues for Land Use Planning

When the Land Use Plan was originally prepared in 1994, major findings, which current trends have to be taken into account? planning issues such as housing, employment, commerce, What are the planning instruments available now? Are the industry, transportation and open space were dealt with in guiding principles of land use planning still valid? What will be depth in an Explanatory Document, describing the starting the major planning tasks of the near future? In these respects, points and the basic assumptions relevant at that time, and the current report serves to bring the Explanatory Document of explaining the policies and zoning proposals relating to these 1994 up to date, focussing on the different sectors of demand. issues. Since 1994, however, general circumstances and avail- As has been pointed out before, the guiding principles and the able planning instruments have changed as well as many general objectives of the 1994 Land Use Plan are still projects and proposals for local areas. On the other hand, the applicable today. Certain constituent elements, however, e.g. structure of the city has proved robust and suited for the referring to the problems of re-unification predominant at that accommodation of changes. In consequence, most of the basic time, have been implemented in the intervening period. In assumptions and objectives of the plan remain valid. other fields of planning such as housing and the environment, After twenty years of land use planning for a re-united Berlin, new challenges have to be met. Through modifications to the the current Fourth Report on Land Use Planning takes stock: Land Use Plan in detail and numerous other planning tools What was the situation in 1994 concerning different sectors of relating to specific areas or subject matters, the city of Berlin is demand, what changes have taken place since then, which new dealing with these citywide planning issues.

Modifications to the Land Use Plan

Modifications to the Land Use Plan since 1994 were usually required, to create new opportunities for recreation and leisure, confined to relatively small areas. In total, some 5 % of the ter- to react to rapid changes in the retail sector or to enable the ritory of the city has been affected. Although this has left the implementation of important investment projects. general policy framework unchanged, details of the plan had In total, modifications to the Land Use Plan have resulted in an to be adapted to current needs and circumstances, always increase of areas zoned for housing and for open space. On the taking account of relevant strategic objectives. Modifications other hand, the area of land zoned for public services and for were occasioned by the continuous development of citywide railway uses has been reduced. Substantial changes affected and local planning concepts, by the need to establish new uses areas zoned for mixed uses, leading to an overall increase in for abandoned sites, or to enable investment projects of citywi- this category. Increases of industrial land were largely due to a de importance to go ahead. Many of these modifications were few large scale projects such as the expected redevelopment of processed in parallel to the preparation of Local Develop ment the Tegel airport site and the prospective commercial develop- Plans for the projects in question. ment of areas in the vicinity of the future BER airport. The clo- A major subject of modifications since 1994 was the develop- sure of Tegel airport will also provide the opportunity to make ment of areas for quality housing in inner city locations. At the large open spaces accessible to the public. In addition, further same time, the amount of land zoned for new development on open spaces (such as the new Gleisdreieck Park) were secured the outskirts of the city has been reduced. Other modifications or upgraded in order to compensate for adverse effects or served to strengthen the local economy and to secure employ- damages to the natural environment in other areas. ment, to find new uses for infrastructure sites no longer

10 FNP-Bericht 2015 — Perspektiven

2. Perspektiven für die räumliche Entwicklung Berlins

Strukturbild Berlin Räumliche Entwicklung Innenstadt mit City-Bereich

Siedlungsflächen unterschiedlicher Dichten

Landschaftsräume

Als wachsende und vielfältige Metropole, als Stadt des Wandels Die Lage Berlins inmitten der Europäischen Union, im politi- und der Transformation weist Berlin gute Voraussetzungen schen Entscheidungszentrum Deutschlands, als Kern der auf, sich auch unter veränderten Rahmenbedingungen positiv Metropolregion Berlin-Brandenburg ist ein wichtiger Standort- zu entwickeln. Die damit verbundenen Perspektiven nachhal- faktor. Die Internationalität und Weltoffenheit der Stadt, das tig, umwelt- und ressourcenschonend zu nutzen und zu erwei- vielfältige Kultur- und Freizeitangebot und nicht zuletzt die tern ist wesentliches Ziel der vorbereitenden Bauleitplanung Qualitäten einer grünen Stadt in einer attraktiven Region tra- zur Steuerung der räumlichen Entwicklung der Stadt. gen dazu bei, nicht nur Touristen, sondern auch qualifizierte Zuwandernde aus vielen Ländern für Berlin zu gewinnen. Die Flächennutzungsplanung leistet durch ihre gesamtstädti- sche Integrationsfunktion und Konzentration auf strategische Berlin bietet innerhalb der Bauflächenkulisse des Flächennut- Räume der Innenentwicklung dazu einen wichtigen, langfristig zungsplans umfangreiche Flächenpotenziale für Innenentwick- orientierten Beitrag. Durch Darstellung vielfältiger Flächenpo- lungen und Umstrukturierungen, die durch ein hervorragendes tenziale zeigt der FNP verlässliche Handlungsoptionen auf, die öffentliches Verkehrsnetz erschlossen sind. Dazu gehören ins- eingebunden sind in ein gesamtstädtisches Planungskonzept. besondere auch Flächen für ein breites Angebot an Wohnraum Seit Aufstellung des Flächennutzungsplans 1994 verfolgt die in allen Marktsegmenten und in allen Teilen der Stadt sowie Stadtplanung damit konsequent das Leitbild der kompakten Flächen für die weitere Konsolidierung des Wirtschafts- und europäischen Stadt und ihrer städtebaulichen Qualifizierung. Wissenschaftsstandorts Berlin. 11 2.1 Hauptstadt und Metropole

2.1.1 International vernetzt

Im Rahmen der Globalisierung füllt Berlin Berlin bietet als Stadt im Wandel vielfäl- fizierte Menschen aus allen Teilen der seine Rolle als internationale Metropole tige Räume, in denen sich Kreativität Welt ist eine Chance, die es zu nutzen gilt. aus. Im Wettbewerb der Metropol regionen und neue Ideen entfalten können, und In der globalen Perspektive bilden Berlin muss sich die Stadt weiterhin behaupten. ist damit gut aufgestellt in einer globali- und Brandenburg eine einheitliche Entscheidend dabei ist es, sich auf strategi- sierten Welt. Die im internationalen Ver- Metro polregion. In diesem Sinne sind die sche Kompetenzfelder zu konzentrieren, gleich hohe Lebensqualität der Stadt ist Stärken des Gesamtraums zu themati- diese herauszuarbeiten und überzeugend ein zunehmend wichtiger Standortfaktor. sieren und zu kommunizieren, dessen zu kommunizieren. Ein weiterer Ansatzpunkt ist Berlins inter- Bestandteile einander ergänzen. Eine in- Wichtige Anknüpfungspunkte sind das nationale Vernetzung. Hier setzen der tensive Zusammenarbeit auf Länder- wie historische Erbe der Stadt, die besonde- moderne Hauptbahnhof und künftig auch auf kommunaler Ebene trägt dazu bei, re Ausstrahlung der Berliner Mitte, die der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) Standortqualitäten über die Stadtgren- kulturelle Vielfalt, die ausgezeichnete wichtige Impulse. Aber auch Messen, Kon- zen hinweg zu sichern und zu entwickeln. Forschungs- und Wissenslandschaft, gresse und große Sportereignisse ver- Unter dem Leitbild „Stärken stärken“ ist eine flexible und innovative Wirtschaft mitteln die Rolle Berlins als Ort des in- Berlin als Kern der Hauptstadtregion sowie nicht zuletzt die Hauptstadtfunk- ternationalen Austauschs. Die Attraktivität Motor für die aufholende Entwicklung im tion als Alleinstellungsmerkmal. der Stadt für kreative und für gut quali- Wettbewerb der Metropolenräume. 12 FNP-Bericht 2015 — Perspektiven

Ausländische Business Communities in Berlin Ausländische Studenten in Berlin, 2007-2012 (braun: Universitäten; rot: Kunsthochschulen; gelb: Fachhochschulen

2.1.2 Weltoffen und sozial

Offenheit und kultureller Austausch sind gen Großsiedlungen der äußeren Stadt Flankierend sollen baulich-investive Maß- das Grundkapital einer internationalen gibt es soziale Problemlagen. Diese Teil- nahmen zur Gebietsaufwertung bei- Metropole. Die Gewinnung von Zuwan- räume stehen als „Gebiete mit besonde- tragen. Innovative Projekte und Modell- dernden unterschiedlicher Herkunft ist rem Aufmerksamkeitsbedarf“ im Fokus vorhaben wie die Entwicklung eines deshalb eine wichtige Aufgabe, denn der Stadtentwicklungspolitik. Mit dem integrierten Bildungsangebotes im Neu- Berlin steht im Wettbewerb um junge Quartiersmanagement, dem Berliner köllner „Campus Rütli“ oder das Förder- und um qualifizierte Menschen. Im Instrument zur Umsetzung des Bund- programm „Aktive Stadtzentren“ zur Image einer kreativen und innovativen, Länder-Programms Soziale Stadt, hat Stärkung von städtischen Zentren und weltoffenen und toleranten, sozialen und Berlin auf diese Herausforderung früh- Geschäftsstraßen sowie die Programme integrativen Stadt liegt eine besondere zeitig reagiert. Ziel ist die Verbesserung Stadtumbau Ost und Stadtumbau West Chance. Ein bedeutender Aspekt ist da- der Lebenschancen in benachteiligten erweitern den Maßnahmenkatalog. bei die Akzeptanz von Menschen ver- Quartieren durch Maßnahmen vor allem schiedener Nationen und Konfessionen in den Bereichen Integration, Bildung und mit unterschiedlichen Lebensweisen. und Erwerbsarbeit. Die City West ist eine der Attraktionen der Stadt für In zunehmendem Maße tragen Besucher ihre Besucher aus aller Welt und wird mit dem Förder- programm „Aktive Stadtzentren“ weiter aufgewertet. der Stadt aus allen Teilen der Welt zum positiven Image Berlins bei. Der Touris- mus ist zugleich ein wichtiger Wirt- schaftsfaktor. Die Profilierung als Kul- tur- und Einkaufsstadt trägt dazu bei, Berlins Anziehungskraft weiter zu stär- ken. Neben dem Ausbau vorhandener Standorte wie der Museumsinsel und des Kulturforums werden neue kulturelle Attraktionen und alternative Angebote für den Tourismus erschlossen.

Eine weitere wichtige Aufgabe der Stadt- entwicklung liegt in der Auseinanderset- zung mit sozialen Problemlagen und stadträumlichen Segregationsprozessen. In einigen gründerzeitlichen Quartieren der inneren westlichen Stadt und in eini- 13 2.2 Lebenswerte Stadt

FNP-Änderungen mit Aktivierung von Wohnbauflächen (2009 – 2014)

seit Neubekanntmachung 2009 beschlossen

im Verfahren

in Vorbereitung

unterschieden in Größen-Kategorien: unter 500, 500-1.000, mehr als 1.000 WE

2.2.1 Urbanes Wohnen Im Vergleich zu anderen europäischen für kreative Menschen jeden Alters, die ein in allen Stadträumen Großstädten verfügt Berlin über große urbanes Umfeld suchen. Dafür sind familien- Baulandreserven innerhalb der Siedlungs- gerechte, für verschiedene Lebensphasen Bei einem zunehmend nachgefragten Woh- flächen. Durch Stadterneuerung, Ausbau geeignete, städtisch geprägte Wohnange- nungsangebot hat die Bereitstellung von der Infrastruktur, Gestaltung der öffent- bote notwendig. Gefragt sind insbesondere Wohnraum für alle Einkommensgruppen ein lichen Räume, Schaffung neuer Park anlagen kleinteilige Vorhaben der Bestandsent- hohes Gewicht. Dabei haben kleinteilige Vor- sowie durch Maßnahmen der Umwelt- wicklung und des Wohnungsneubaus, die haben in innerstädtischen Lagen weiterhin entlastung haben auch innerstädtische La- sich in ein kompaktes und nutzungs ge- Vorrang vor der Entwicklung großflächiger gen eine hohe Wohnqualität gewonnen; mischtes Umfeld einfügen. Durch Nutzung Neubausiedlungen. Der Flächennutzungsplan das Wohnen in der Innenstadt erlebt eine von Baulücken sowie von Umnutzungs- bietet dafür ein langfristig tragfähiges Renaissance. und Stadtumbauflächen in attraktiven räumliches Gerüst. Einzelne Bauflächen am Lagen tragen diese zur Stabilisierung ihrer Stadtrand werden vor allem als Handlungs- Dieser Trend soll durch nachfragegerechte Quartiere bei. Um räumliche Disparitäten reserve für weiter steigenden Bedarf und Wohnungsangebote unterstützt werden, für abzubauen, sind Maßnahmen zur Schaffung künftige Entwicklungen vorgehalten. Familien, für ältere Menschen, aber auch neuen Wohnraums und zur Verbesserung 14 FNP-Bericht 2015 — Perspektiven

der Wohnqualität in be nach teiligten und altersgerechte Wohnkonzepte nach- stand gegenüber dem Bundesgebiet Quartieren erforder lich. Baugruppen gefragt. Jedoch sind auch für das Wohnen weit gehend aufholen konnte. Dennoch können bei der Inte gra tion solcher Flä- in traditionellen Fami lien- und zuneh- besteht weiter Entwicklungs- und Hand- chen in denQuartierszusammenhang mend nachgefragten Gemeinschafts- lungs bedarf. eine wichtige Rolle über neh men. strukturen geeignete Wohn formen zu Wichtige Bausteine im wirtschaftlichen berücksichtigen. Die Darstellungen des Andererseits kann sich die Stadtentwick- Fundament der Stadt sind Wissenschaft Flächennutzungsplans bieten dafür aus- lung nicht der anhaltenden Nachfrage und Forschung. Die zahlreichen Univer- reichenden Spielraum. nach aufgelockerten Wohnformen ver- sitäten, Hochschulen und Forschungs- schließen. Durch Nutzung entsprechen- einrichtungen bieten einen Standortvor- der Baupotenziale in Bestandsgebieten 2.2.2 Zukunftsfähige teil, den es zu nutzen gilt. Der Ausbau offener Bauweise und auf anderen Flä- Arbeitsplätze von Wissenschafts- und Forschungs- chen der Innenentwicklung konnte in standorten in Adlershof und Buch, aber den letzen Jahren die Abwanderung von Die Zukunft Berlins, die sozialen Per- auch in Oberschöneweide, Charlotten- Haushalten in das Berliner Umland deut- spektiven und fiskalischen Spielräume burg und Dahlem, deren Vernetzung mit lich reduziert werden. der Stadt hängen entscheidend von ih- der Wirtschaft und die gezielte Förderung rer wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit urbaner Technologien sollen zu einem Das künftige Wohnungsangebot muss ab. Berlin hat seit 1990 die Folgen der nachhaltigen Wachstum beitragen. die Anforderungen berücksichtigen, die Teilung und den Strukturwandel von der sich aus dem demografischen Wandel Kompetenzfelder, in denen durch natio- traditionellen Industriestadt zum Tech- ergeben. Bedingt durch eine höhere nale und internationale Profilierung nologiestandort und Dienstleistungs- Lebenserwartung und die anhaltende mehr Wachstum und Beschäftigung er- zentrum bewältigen müssen. Günstige Zuwanderung wird die Gesellschaft älter reicht werden soll, sind Biotechnologie, Standortbedingungen, moderne Kom- und internationaler. Parallel dazu nimmt Biomedizin und Medizintechnik, Verkehr munikationsnetze und ein hochwertiges die Anzahl der Einpersonenhaushalte zu. und Mobilität, optische Technologien Bildungs- und Forschungsumfeld haben Zunehmend werden kleinere Wohnungen sowie die Gesundheitswirtschaft. Berlin dabei geholfen, dass Berlin seinen Rück- kann hier gerade bei der Ausgründung von jungen Unternehmen eine sehr po- sitive Entwicklung verzeichnen. Baulücken bieten noch vielfältige Möglichkeiten für urbanes Wohnen in attraktiven Bestandsgebieten (Engeldamm). Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor für Berlin ist die Kreativwirtschaft mit den Schwerpunkten Medien, Informa- tionstechnologie, Kommunikation und Kultur. Die Bedingungen für die Entwick- lung kreativer Dienstleistungen zu ver- bessern, moderne und vielfältige Unternehmens standorte zu entwickeln und für diese Nutzer attraktive urbane Milieus wie den Spreeraum in Kreuz- berg-Friedrichshain zu entwickeln und zu stärken bleibt eine wichtige Aufgabe. Mit ihren gemischten Strukturen und unterschiedlichen städtischen Milieus bietet die Stadt gute Chancen für neue Formen der Verbindung von urbanem Wohnen und Arbeiten.

15 Der Erholungspark Marzahn mit den „Gärten der Welt“ wird Standort der Internationalen Gartenausstellung IGA 2017.

2.2.3 Berlin – nachhaltig und grün

Ausgedehnte Wald- und Wasserflächen Neben der Gestaltung großmaßstäb- Darüber hinaus wird im gesamten Stadt- sowie öffentliche Grünanlagen, Grün züge licher Parkanlagen, z.B. am früheren gebiet die Zugänglichkeit und Nutzbar- und Stadtplätze unterschiedlicher Größe Gleis dreieck, und der Aufwertung und keit von Freiräumen verbessert. Dies gilt und Gestalt prägen das grüne Berlin und Ergänzung von bestehenden Grün- für die Ufer der Berliner Gewässer und bieten vielfältige Erholungsmöglichkei- flächen wie dem Er holungspark Mar- die großen Kleingartenareale, aber auch ten. Auch Kleingärten und Friedhöfe und zahn, der als Ort der Internationalen für große Teilflächen des aufzugeben- nicht zuletzt mehr als 430.000 Straßen- Gartenausstellung IGA 2017 vorgesehen den Flughafens Tegel sowie für die Land- bäume tragen zum grünen Erscheinungs- ist, haben kleinere Grünflächen für die schaft des Berliner Barnim, die als bild bei. Damit verbindet sich eine ver- Lebensqualität besonders in dicht be- Naherholungsgebiet aufgewertet und gleichsweise große biologische Vielfalt. bauten Stadtquartieren eine große erschlossen wird. Als ein wichtiges Frei- Diese Qualitäten zu schützen und auszu- Bedeutung. Beispiele für aktuelle Pla- raumelement und Referenzprojekt der bauen ist gerade unter den Anforderun- nungen sind die Parkanlagen in neuen Strategie Stadtlandschaft wird die Park- gen einer wachsenden Stadt eine wichti- Baugebieten wie der Europacity nördlich landschaft Gatow beispielhaft urbane ge Aufgabe – um die Lebensräume und des Hauptbahnhofs, sowie eine Vielzahl Landbewirtschaftung mit naturnaher Ökosysteme der Stadt zu bewahren und von Quartiersplätzen und -parks in den Erholung verbinden. die Lebensqualität der Bevölkerung zu Stadt erneuerungs- und Stadt umbau - Wo langfristig eine Entwicklung als Bau- sichern, aber auch als Standortfaktor, gebieten. land offen gehalten werden soll, werden der die Stadt attraktiv für Zu wanderung „grüne Zwischennutzungen“ geprüft, mit und Tourismus sowie für neue Unter- Strukturen, die auch zur Aufwertung ei- nehmens ansiedlungen macht. ner möglichen Folgenutzung beitragen.

16 Sport- und Erholungsangebote wie der Golfplatz in Pankow, die Wassersport- standorte an Dahme und Spree und die Sportfelder am Gleisdreieck und am Nordbahnhof ergänzen bestehende An- lagen und werden einer wachsenden Nachfrage gerecht.

Aktuelle Aufgabe ist derzeit (gemäß ThF- Gesetz) die Klärung der weiteren Ent- wicklung und Pflege der großen Frei- fläche des Tempelhofer Feldes in einem umfassenden öffentlichen Beteiligungs- prozess.

Orientalischer Garten im Erholungspark Marzahn

2.2.4 Stadtverträgliche Mobilität

Berlin verfügt über ein hervorragendes Schwerpunkt der Planung ist die Förde- Die Qualifizierung der vorhandenen Ver- Nahverkehrsnetz, das Regionalzüge, S- rung der öffentlichen Verkehrsmittel kehrsnetze hat Vorrang vor Netz erweite- und U-Bahnen, Straßenbahnen und Bus- sowie des Fuß- und Radverkehrs, für die rungen. Dennoch sind einzelne zusätz- se optimal miteinander verknüpft. Die entsprechende Strategien beschlossen liche Trassen notwendig, um Berlin noch kleinräumige Zuordnung einander er- wurden, um so zu einer stadtverträg- besser in die nationalen und internatio- gänzender Nutzungen, die Orientierung lichen und sozial gerechten Mobilität nalen Verkehrsnetze einzubinden und neuer Bauflächen und verkehrserzeu- beizutragen. Durch Maßnahmen der Ver- Erschließungs- und Verbindungsdefizite gender Nutzungen auf die Haltestellen kehrslenkung und des Parkraum manage- abzubauen. Weitere Handlungsfelder des Schienenverkehrs sowie die Stärkung ments sowie durch Förderung von Car- sind die Ausnutzung von Kapazitätsre- der städtischen Zentren tragen dazu bei, sharing und neuen Technologien der serven durch moderne Verkehrslenkung, unnötige Wege zu vermeiden, die Wege- Elektromobilität werden die Belastungen die Erhöhung der Verkehrssicherheit so- längen zu verringern und die Verkehrs- durch den motorisierten Verkehr be- wie die effiziente und stadtverträgliche netze gleichmäßiger auszulasten. grenzt. Abwicklung des Wirtschaftsverkehrs.

Berlin verfügt mit Bussen und Straßenbahnen, U-Bahnen, S-Bahnen und Regionalbahnen über ein sehr gut ausgebautes Nahverkehrsnetz.

17 2.3 Orientierung auf die Innenentwicklung und auf strategische Räume

Nachhaltige Stadtentwicklung bedeutet schaft, Forschung, Technologie, Medien Museumsstandorts Hamburger Bahnhof vor allem Innenentwicklung. In Berlin und Kultur – besonders eignen und für verwirklicht. Ein anderes Leitprojekt der hat weiterhin die Aufwertung der Innen- die Außendarstellung Berlins, für Wirt- Innenentwicklung ist die Aufwertung der stadt als Wohn- und Lebensort in einer schaftsunternehmen oder für den Touris- Spreeufer zwischen Jannowitzbrücke urbanen Funktionsmischung Vorrang. mus eine besondere Bedeutung haben. und Treptower Park, die in attraktiver Aber nicht nur in der Innenstadt bietet Die Stadtentwicklung orientiert sich da- Wasserlage Raum für vielfältige städti- Berlin flexible Spielräume für die Ent- bei an dem Leitbild der Europäischen sche Nutzungen bieten. wicklung einer nachhaltigen, zukunfts- Stadt, das auch der nationalen Städte- Wichtige Strategieräume sind auch die orienterten Stadt mit einem gleichwer- baupolitik zugrunde liegt. Wissenschafts- und Wirtschaftsstand- tigen Nebeneinander von Wohnen, Während in den 1990er Jahren das his- orte Adlershof und Buch sowie das Um- Arbeiten, Kultur und Erholung. torische Zentrum und die Bereiche von feld des künftigen Großflughafens BER. Ungenutzte und untergenutzte Flächen Parlament und Regierung im Mittel- Mit seiner Eröffnung wird ein Entwick- in stadtintegrierten Lagen mit Platz für punkt der Aufmerksamkeit standen, ge- lungsschub für den Berliner Südosten neue Ideen und innovative Konzepte winnen seitdem andere Bereiche der erwartet, der auf den planvollen Ausbau sind ein Standortvorteil, den keine ande- Innenstadt an stadtentwicklungspoliti- einer „Flughafencity“ und auf die Ent- re europäische Metropole in diesem Um- scher Bedeutung. Große Potenzialflächen wicklungsachse entlang der Spree bis fang zu bieten hat. in unterschiedlichen Lagen bieten stra- zur Innenstadt gelenkt werden soll. Zu- tegische Chancen für eine räumliche und sätzlich stellt die Nachnutzung der aus- Bei begrenzten finanziellen Spielräumen funktionale Ergänzung der umliegenden gedehnten Flächen des Flughafens Tegel muss die Stadtentwicklungspolitik Prio- Quartiere und zugleich für eine Aufwer- und ihre Integration in den Stadtzusam- ritäten setzen. Dies bedeutet Konzen- tung und Stärkung Berlins insgesamt. menhang eine große Herausforderung tration auf stadtstrukturell bedeutsame dar. Transformationsräume und Leitprojekte, Ein Entwicklungsareal in prominenter, wo aufbauend auf vorhandenen Poten- hervorragend erreichbarer Innenstadt- Die traditionsreichen städtischen Zentren zialen eine sich selbst tragende Gebiets- lage ist das Quartier um den Haupt- wie der Kurfürstendamm, der Alexander- entwicklung erreicht werden soll. Der bahnhof. Dort wird ein breites Nutzungs- platz, der Potsdamer Platz, die Fried- Schwerpunkt liegt bei Stadträumen, die spektrum von Bürogebäuden über neues richstraße und die Schloßstraße werden sich für zukunftsfähige Nutzungen – Wohnen bis hin zu kulturellen Einrich- in ihrer stadtweiten, nationalen und in- vorrangig aus den Bereichen Wissen- tungen um den Kristallisationspunkt des ternationalen Ausstrahlung weiterent- wickelt. Daneben ist die Stärkung ört licher Zentren – vor allem bei Funktionsdefizi- ten und in weniger prosperierenden Quartieren – ein aktueller Schwerpunkt der Städtebauförderung. Diese Zentren tragen wesentlich zur Versorgung und zur Qualität ihrer Stadtquartiere bei und stiften als Orte der Begegnung und der Kommunikation lokale Identität.

Auch in der Innenstadt hat Berlin noch attraktive Flächenpotenziale der Innenentwicklung (Heidestraße).

18 FNP-Bericht 2015 — Aufgaben

3. Flächennutzungsplanung als gesamtstädtische Planungsaufgabe

Der Flächennutzungsplan für das wiedervereinigte Berlin wur- plan weiterhin seine Funktion als Steuerungsinstrument im de am 23. Juni 1994 durch das Abgeordnetenhaus beschlossen Sinne einer langfristig orientierten Flächenvorsorge für die Ge- und steuert seit über zwanzig Jahren die räumliche Entwick- samtstadt erfüllen kann. Die gesamtstädtische Stadtentwick- lung der Stadt. Als gesamtstädtisches Planungsinstrument zur lungs- und Flächennutzungsplanung ist insofern ein Prozess, Bündelung vielfältiger Einzelplanungen und -entscheidungen bei dem es immer wieder einer Nachjustierung bedarf. bindet die Flächennutzungsplanung übergreifend alle privaten Der vorliegende vierte FNP-Bericht gibt einen zusammenfas- und öffentlichen Belange ein und wägt unterschiedliche Inter- senden Überblick über die vorbereitende Bauleitplanung der essen gegeneinander und untereinander ab. letzten zwanzig Jahre, die Entwicklung der planungsrelevanten Mit dem Flächennutzungsplan werden stadtplanerische Ziele Rahmenbedingungen und der übergeordneten räumlichen Pla- und Leitbilder fixiert und zur Grundlage für die Aufstellung der nungen sowie über die aktuellen Aufgabenfelder und den Stand verbindlichen Bebauungspläne. Während sich Rahmenbedin- der Flächennutzungsplanung. Er erläutert die wichtigsten Neu- gungen der Stadtentwicklung laufend verändern, sind die städ- planungen seit 1994, stellt die seitdem durchgeführten Ände- tischen Grundstrukturen langfristig weitgehend stabil. Die rungsverfahren im Gesamtzusammenhang der räumlichen darauf aufbauenden strategischen Ziele der Flächennutzungs- Entwicklung Berlins dar und gibt einen Ausblick auf zukünftige planung sind daher auch weiterhin aktuell. Einzelaspekte der Planungsaufgaben. Dabei greift der Bericht die Inhalte des Planung waren dagegen durch örtliche oder teilräumliche Än- FNP-Erläuterungsberichts von 1994 auf und überprüft sie auf derungsverfahren fortzuschreiben, damit der Flächennutzungs- ihre Aktualität.

19 3.1 Aufgaben der Flächennutzungsplanung

Neudarstellungen bzw. Neuplanungen im Flächennutzungsplan In der Farbe der geplanten Nutzungsart (Erläuterung s. S. 194). Hervorgehoben sind Flächen, deren Darstellung im aktuellen FNP sich von der heute vorhandenen Nutzungsart unterscheidet. Einzelflächen sind mit Sternchen * gekennzeichnet: Hier wird die Planungskonzeption überarbeitet, eine FNP-Änderung ist im Verfahren.

Das Grundgesetz garantiert die kommu- auf teilräumlicher Ebene die Planwerke gewogene Zuordnung und Mischung nale Selbstverwaltung. Zentrales Instru- sowie Einzelplanungen und Projekte von von Nutzungen im gesamten Stadt- ment zur Steuerung der räumlichen Ent- gesamtstädtischer Bedeutung. gebiet. Seine Darstellungen sind auf ei- wicklung ist die im Baugesetzbuch ver- nen langfristigen Zeithorizont bezogen, Als strategisches Planungsinstrument ankerte Flächennutzungsplanung. Sie ihre Umsetzung ist nicht mit einem kon- für Berlin bündelt der Flächennutzungs- bereitet mit Darstellungen zur künftigen kreten Zeitrahmen verknüpft und bedarf plan die unterschiedlichen Anforderun- Art, Verteilung und Dichte der Bodennut- häufig eines langen Atems. Aufgrund gen an die Bodennutzung und bindet sie zungen die städtebauliche Entwicklung von Änderungen der Rahmenbedingun- über Senats- und Abgeordnetenhaus- vor und bildet die zukünftige Stadtstruk- gen, der Bedarfslage und der Planungs- beschlüsse in ein planerisches Gesamt- tur in Ihren Grundzügen ab. Dabei geht ziele können im Zeitablauf dennoch An- konzept ein. Dabei geht es u.a. um die sie von aktuellen Rahmen bedingungen passungen der Planung erforderlich Absicherung von Investitionen – auch und längerfristigen Entwicklungsprog- werden, jeweils eingebunden in den ge- öffentlicher Mittel – in erheblicher Größen- nosen sowie von den auf verschiedenen samtstädtischen Kontext. Seit dem Be- ordnung. Investoren und Planungsträger Ebenen fortgeschriebenen thematischen schluss des Flächennutzungsplans im erhalten dadurch planerische Sicher heit und teilräumlichen Planun gen aus. Dies Juni 1994 wurden 199 FNP-Änderungen und können langfristig disponieren. sind länderübergreifend die Programme und -Berichtigungen abgeschlossen. Dies und Pläne der gemeinsamen Landespla- Der Flächennutzungsplan dient der zeugt von der räumlichen Dynamik der nung, auf gesamt städtischer Ebene ins- langfristigen Daseinsvorsorge. Er setzt Stadt, die einen anhaltenden Aktualisie- besondere die Stadtentwicklungspläne, den planerischen Rahmen für eine aus- rungsbedarf mit sich bringt. 20 FNP-Bericht 2015 — Aufgaben

3.2 Veränderte Rahmenbedingungen, neue Anforderungen

Stadthälften zusammenführen Zur Zeit der Aufstellung des Flächennut- zungsplans war Berlin noch durch die Auswirkungen der langjährigen Teilung geprägt. Zu den planerischen Herausfor- derungen, die sich auch der Flächennut- zungsplanung stellten, gehörten u.a. der Abbau von Nachholbedarfen bei der Woh- nungsversorgung und den Einzel han- delsangeboten, eine bessere Zuordnung von Wohngebieten und Arbeitsstätten, die Konversion von aufgegebenen Militär- und Altindustrie flächen, die Zusammen- führung von Bildungs-, Kultur- und Verwaltungseinrichtungen sowie die Wiederverknüpfung und Neuordnung der Verkehrsnetze und der technischen Infra- struktur, die sich in beiden Teilen der Stadt unterschiedlich entwickelt hatten.

Durch diese Prozesse wurden einerseits in erheb lichem Umfang Flächen für neue 1990 lagen für die geteilte Stadt unterschiedliche, jeweils auf die westliche bzw. die östliche Stadthälfte bezogene Nutzungen freigesetzt, andererseits Planungskonzepte vor (Zusammenschnitt FNP 1984 und Generalbebauungsplan 1989). war zur Unterbringung des erwarteten, quantitativ aber nur schwer abschätz- baren Wachstums der Stadt ein erheb- Am „Checkpoint Charlie“ erinnern ein Pflasterstreifen und ein Foto an den Verlauf der Berliner Mauer; inzwischen sind die Stadthälften wieder zusammengewachsen. licher Flächen bedarf zu berücksichtigen.

Seit 1994 haben sich viele dieser Pro- blemstellungen abgeschwächt oder ge- löst, neue Aufgabenfelder sind hinzuge- kommen, die äußeren Rahmenbedingungen der Planung haben sich weiterent- wickelt. Die Dynamik der Stadtentwick- lung machte deshalb immer wieder eine Feinjustierung der Planung erforderlich.

Internationaler Wettbewerb Mit dem wieder einsetzenden Wachstum der Stadtbevölkerung und dem demo- grafischen Wandel, mit der wirtschaft- lichen Konsolidierung, mit Umstruktu- rierungen der technischen Infrastruktur und sozialräumlichen Veränderungen sowie mit der notwendigen Haushalts- konsolidierung und der Konkurrenz im nationalen und internationalen Wett-

21 bewerb haben sich Akzentverschiebun- pflichtet. Innenentwicklung hat weiter- gen ergeben, die in der Planung zu be- hin Vorrang vor Stadterweiterung, die rücksichtigen sind. Stärkung der Innenstadt als Wohn- und Lebensort mit der für Berlin typischen Weiterentwickelte Anforderungen und Funktionsmischung und dem gleich- Erkenntnisse des Umweltschutzes, auch wertigen Nebeneinander von Wohnen, im Hinblick auf den Klimawandel, erfor- Arbeiten, Kultur und Erholung bleibt ein dern eine stärkere Aufmerksamkeit für hochrangiges Ziel. Neubauflächen am nachhaltiges Agieren in allen planeri- Stadtrand werden eher als Handlungs- schen Aktions feldern. reserve für langfristige bzw. unvorher- Wachsende Stadt sehbare Entwicklungen vorgehalten. Vor diesem Hintergrund gilt es, die Stär- Kontinuierliche Weiterentwicklung ken von Stadt und Region, die ausgezeich- Die Überprüfung der Planungsannah- nete Forschungs- und Wissenslandschaft, men und die kontinuierliche Aktualisie- die Flexibilität und Innovationsfähigkeit rung des Flächennutzungsplans erfolgen der Wirtschaft, die Vielfalt der kulturellen im Rahmen von Einzeländerungen. In Angebote, die landschaftlichen Qualitä- einem offenen und transparenten Pla- ten, die Attraktivität Berlins für Touristen nungsprozess werden die Öffentlichkeit und Zuwanderer und das Alleinstellungs- sowie die Planungsträger an ihrer Auf- merkmal Bundeshauptstadt als Impulse stellung umfassend beteiligt. Durch ein für eine zukunftsfähige und nachhaltige straffes Verfahrensmanagement liegt die Entwicklung zu nutzen. Die erfolgreiche durchschnittliche Verfahrensdauer für und in Deutschland einmalige Zusam- eine FNP-Änderung bei weniger als zwei menarbeit der Länder Berlin und Bran- Jahren, ohne dabei die öffentlichen Be- denburg spielt dabei eine wesentliche Der Berliner Flächennutzungsplan wurde teiligungsmöglichkeiten einzuschränken. 2011/2012 durch das Deutsche Institut für Urbanistik Rolle, denn die Qualitäten beider Länder evaluiert. ergänzen sich. Das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) hat die Berliner Flächennutzungs- Ein wieder aktueller Aufgabenschwer- planung mit Fokus auf die Steuerungs- punkt liegt in der Bereitstellung von funktion dieses Instruments evaluiert Wohnraum für eine wachsende Bevölke- („Die Flächennutzungsplanung, Räumli- rung. Dabei müssen die unterschied- cher Ordnungsrahmen der Stadt- lichen Nachfragesegmente bedarfs- entwicklung, Reichweite und Aktualität gerecht bedient werden. Um einer am Beispiel Berlin“ – 2012). In dieser Un- sozialen Segregation entgegenzuwirken, tersuchung werden die Grundannahmen sollen auch Bezieher geringer und mitt- und strategischen Ziele des Plans, das lerer Einkommen in allen Teilräumen Ineinandergreifen informeller Planwerke der Stadt ein bezahlbares Wohnungs- und formeller Bauleitplanung und die angebot vorfinden. Eine älter und auch Veränderungen der inhaltlichen und internationaler werdende Stadtgesell- recht lichen Rahmenbedingungen über- schaft erfordert Anpassungen im Be- prüft und bewertet. Zudem wurden die reich des Wohnraum- und Infrastruktur- FNP-Änderungen der letzten Jahre aus- angebots. Zugleich müssen gerade auch gewertet. Der Bericht zeigt auf, wie durch jüngere Menschen nicht nur für die Stadt sukzessive Fortschreibung die Aktualität gewonnen, sondern hier auch dauerhaft des Plans sowie die Funktion als Steue- gebunden werden. rungsinstrument gewährleistet werden. Mit entsprechend aktualisierten Akzen- Durch die fortlaufende Orientierung auf tuierungen bildet der Flächennutzungs- ein Grundgerüst von strategischen Pla- plan weiterhin das stabile Grundgerüst nungszielen wurde sichergestellt, dass für die räumliche Entwicklung der Stadt. der Flächennutzungsplan in der Substanz Er bleibt dem Ziel einer nachhaltigen weiterhin Bestand hat und den planeri- Stadtentwicklung und dem Leitbild der schen Herausforderungen in Berlin kompakten europäischen Stadt ver- zukunftsfähig gerecht wird. 22 FNP-Bericht 2015 — Aufgaben

3.3 Die Integrationsfunktion der Flächennutzungsplanung

Der Flächennutzungsplan von 1994 und Aufgabe der Flächennutzungsplanung Um ihre Integrationsfunktion voraus- die seitdem beschlossenen Einzelände- ist es deshalb, diese sektoralen bzw. teil- schauend wahrnehmen zu können, be- rungen wirken im Sinne eines integrierten räumlichen Sichten zu einem gesamt- nötigen FNP-Änderungen einen Vorlauf, gesamtstädtischen Konzepts zusam- städtischen Ausgleich zu bringen. Dabei der Zeit lässt für oftmals komplexe und men. Den Hintergrund für die Fortschrei- sind unter Einbeziehung der Stellung- langwierige Planungs- und Entschei- bung des Plans über Änderungsverfah- nahmen der Planungsträger und der Er- dungsprozesse auf den Ebenen der kon- ren bilden aktualisierte sektorale gebnisse der Beteiligung der Öffentlich- kretisierenden Planung und der umset- Konzepte, insbesondere die Stadt- keit die unterschiedlichen Ansprüche an zungsorientierten Projektentwicklung. entwicklungspläne, teilräumliche Vertie- den Raum gegeneinander und unterein- So liefen die rahmensetzenden FNP- fungen wie die Planwerke sowie stadt- ander abzuwägen. Durch Senats- und Änderun gen etwa für die Entwicklung entwicklungsplanerisch befürwortete Abgeordnetenhausbeschlüsse über die des Spreeraums zwischen Jannowitz- Projekte. Diese konzentrieren sich in FNP-Änderungen erhält das Ergebnis die- brücke und Treptower Park der erst all- ihren Zielvorstellungen und in ihrem Be- ser Abwägung unterschiedlicher Belan- mählich einsetzenden, sich in jüngster gründungszusammenhang naturgemäß ge und Anforderungen an die begrenzte Zeit beschleunigenden baulichen Ent- auf den jeweiligen Themenbereich, Teil- Stadtfläche ihre politische Legitimation. wicklung um einige Jahre voraus. Auch raum oder Projektbereich. Ein Abgleich Durch das Gebot der Entwicklung von für die Nachnutzung der Flächen des mit anderen gesamtstädtischen Aspek- Bebauungsplänen wird die Integrations- Flughafens Tegel stellt der Flächen- ten und Anforderungen an den Stadt- funktion des Flächennutzungsplans nutzungsplan frühzeitig die Weichen für raum kann dabei allenfalls ansatzweise dann auf der Ebene der verbindlichen eine integrierte Entwicklung im ge- geleistet werden. Bauleitplanung umgesetzt. samtstädtischen Interesse, deren Um- setzung sich über einen längeren Zeit- raum erstrecken wird.

Gemeinsame Landesplanung Berlin / Brandenburg Regionalplanung (LEPro, LEP B-B; Regionalpläne / FNP Berlin)

Der Flächennutzungsplan setzt den Entwicklungs- Stadtentwicklungs- rahmen für Bebauungspläne. Er ist seinerseits einge- konzept Berlin 2030 bunden in ein System der räumlichen Planung, das Flächen- Landschafts- auch die informellen Planungsebenen der Stadtent- nutzungsplan programm wicklungsplanung, der Bereichsentwicklungsplanung (FNP Berlin) sowie städtebauliche Konzepte und Rahmenpläne Stadtentwicklungs- (LaPro) umfasst. pläne (StEP) M 1:50.000 M 1:25.000 M 1:25.000 M 1:50.000 Bereichsentwick- M 1:50.000 lungspläne (BEP) und Planwerke M 1:10.000 / M 1:5.000 Bebauungspläne Landschaftspläne Städtebauliche Konzepte, Masterpläne,

M 1:1.000 Rahmenpläne M 1:1.000 M 1:5.000 / M 1:1.000

23 3.4 Erläuterung und Begründung des Flächennutzungsplans

Das Stadtquartier um den Potsdamer Platz an der Nahtstellle von Ost- und West-Berlin wurde bereits in den 1990er Jahren konzipiert und realisiert.

3.4.1 Erläuterungsbericht Dem Flächennutzungsplan von 1994 ist Ausführungen zur Berücksichtigung des und Begründungen ein Erläuterungsbericht beigefügt, der Umweltschutzes und eine detaillierte zu Einzeländerungen die wesentlichen Aussagen und Ziele des Darstellung des Rechtsrahmens, des Auf- Plans nachvollziehbar macht. Er begrün- stellungsverfahrens und der Darstellungs- det zunächst die Notwendigkeit der systematik. räumlichen Planung vor dem Hinter- In sieben thematischen Kapiteln – Um- grund der Herausforderungen nach der welt, Wohnen, Arbeitsstätten, Freiflächen, politischen Wende 1989/90 und erläu- Zentren und Einzelhandel, öffentliche tert die Einbettung in die erst im Aufbau Einrichtungen, Ver- und Entsorgung, befindliche gemeinsame Landes- und Verkehr – werden jeweils die raumrele- regionale Planung. Es folgt eine kurze vanten Ausgangsbedingungen nach der Zusammenfassung der Grundzüge des Wiedervereinigung Berlins, die zu die- Flächennutzungsplans, eingeleitet durch sem Zeitpunkt erkennbaren Entwick- zehn strategische Grundsätze zur Ent- lungstendenzen und die auf dieser wicklung der Stadtstruktur. Den thema- Grundlage getroffenen Annahmen zum tischen Kapiteln vorangestellt sind Flächenbedarf erläutert. Auf der Grund- 24 FNP-Bericht 2015 — Aufgaben

lage von thematisch fokussierenden dem Senat und dem Abgeordnetenhaus passt wird, und der Erläuterungsbericht, Planungsleitsätzen werden anschließend vorgelegten Berichte zur Flächennut- der sich auf den Ursprungsplan und die die für das jeweilige Thema relevanten zungsplanung, in denen die Änderungen damaligen Rahmenbedingungen be- Zielsetzungen und die entsprechenden der jeweiligen Berichtsperiode in ihrer zieht, jedoch in einigen Aussagen aus- Darstellungen des Plans begründet. Gesamtheit betrachtet und in den Kon- ein anderentwickelt. text der sich weiter entwickelnden Ziele Seit seiner Aufstellung wurde der Flä- Auch wenn das ursprüngliche Grund- und Rahmenbedingungen gestellt wer- chennutzungsplan regelmäßig durch gerüst des Flächennutzungsplans wei- den. Parallel dazu werden im Rahmen Einzeländerungen zur Klärung örtlicher terhin zukunftsfähig ist, so sind doch des Flächenmonitoring die Inanspruch- Planungsaufgaben aktualisiert, jeweils einzelne Planungsaufgaben inzwischen nahme von Flächen für unterschiedliche unter Berücksichtigung seiner Grund- gelöst und es haben sich Rahmenbedin- Nutzungen und die jeweils aktuellen Flä- struktur und strategischen Zielsetzun- gungen und Anforderungen verändert, chenpotenziale überprüft. gen. Zum aktuellen Flächennutzungs- so dass partielle Aktualisierungen und plan gehören somit neben dem Unabhängig von zwischenzeitlichen Ein- Anpassungen erforderlich sind. Mit dem Erläuterungsbericht auch die Begrün- zeländerungen des Plans sind große Tei- vorliegenden Bericht zur Flächennut- dungen aller seit 1994 beschlossenen le des Erläuterungsberichts weiterhin zungsplanung werden einzelne Inhalte Einzeländerungen. Aufgrund der unter- relevant, sowohl für das Verständnis der des Erläuterungsberichts deshalb the- schiedlichen Flächenbezüge ergänzen ursprünglichen Planung, die für 95 % menbezogen aktualisiert. Dies erfolgt sich die beiden Erläuterungsebenen: des Stadtgebiets unverändert Bestand insbesondere mit Bezug auf die aktuelle Während der Erläuterungsbericht die hat, als auch für das Verständnis der Integration des Umweltschutzes (Kap. 4), generellen Zielsetzungen aus der ge- grundlegenden Planungsziele, der Dar- auf die Weiterentwicklung wichtiger samtstädtischen Perspektive formuliert, stellungssystematik und der Einbindung Rahmenbedingungen der Bevölkerungs- wird zu den Einzeländerungen jeweils in das Gesamtsystem der räumlichen und Flächenentwicklung sowie der Ziel- die örtliche Konkretisierung begründet. Planung. Nach Ablauf von zwanzig Jah- setzungen der Stadtentwicklungspla- ren haben sich die Planzeichnung des nung und anderer relevanter Planungen Eine integrierende und bilanzierende Flächennutzungsplans, die durch Ände- (Kap. 5) und schließlich zu den thema- Funktion über die Einzeländerungen hin- rungsverfahren an sich verändernde tischen Aussagen des Erläuterungs- aus haben die in jeder Legislaturperiode Ziele und Rahmenbedingungen ange- berichts (Kap. 6).

25 Im Übergangsbereich von Mitte und Kreuzberg wurden die Brachen beiderseits der innerstädtischen Grenze wieder geschlossen – durch Wohnungsneubau und Wiederherstellung des historischen Engelbeckens.

3.4.2 Grundsätze und Leitlinien Zentraler Bestandteil des Erläuterungs- Auch die den thematischen Kapiteln des der Flächennutzungsplanung berichts von 1994 sind die darin formu- Erläuterungsberichts jeweils vorange- lierten Grundsätze zur Entwicklung der stellten Leitsätze sind als Basis für die Stadtstruktur. Diese leiten seitdem die Fortschreibung des Flächennutzungs- Flächennutzungsplanung und bilden als plans durch Änderungsverfahren im strategische Planungsziele weiterhin Grundsatz weiterhin gültig. In manchen den programmatischen Hintergrund für Fällen ist ihre Bezugnahme auf eine sei- die Abwägung und Begründung von nerzeit aktuelle Problemlage, z.B. auf FNP-Änderungen. Unterschiede zwischen dem Westteil und dem Ostteil der Stadt, jedoch nicht Die Evaluation des Flächennutzungs- mehr relevant, in einigen Punkten erfor- plans durch das Deutsche Institut für dern veränderte Rahmenbedingungen Urbanistik (2011/2012) gibt diese fort- und neue Erkenntnisse der Stadtent- laufende Orientierung auf die strategi- wicklungsplanung eine Ergänzung oder schen Planungsziele als entscheiden- Akzentverschiebung. den Grund dafür an, dass der Plan weiterhin zukunftsfähig ist und den Kapitel 6 dieses Berichts enthält deshalb planerischen Herausforderungen ge- auf Basis der ursprünglichen Leitsätze recht wird. zusammenfassende Darstellungen der aktuellen thematischen Schwerpunkte.

26 FNP-Bericht 2015 — Aufgaben

3.4.3 Erläuterungen Die Bedarfsannahmen, die den Darstel- Bezirke. Auf diesen Grundlagen werden zur Ausgangslage und zum lungen des Flächennutzungsplans zu- auch die entsprechenden Aussagen des Flächenbedarf grunde liegen (s. Abb. Mengengerüst), Erläuterungsberichts im vorliegenden sind seit 1994 auf einen Zuwachs um FNP-Bericht aktualisiert. rund 300.000 Einwohner orientiert. Der Wachstumsannahmen Die Planzeichnung des Flächennutzungs- tatsächliche Einwohnerzuwachs liegt Die Beschreibungen der Ausgangslage plans von 1994 bildet im Wesentlichen nach zwischenzeitlichen leichten Rück- im Erläuterungsbericht sowie die Ent- die in großen Teilen weiterhin unverän- gängen zwar niedriger, wird aber ange- wicklungsannahmen geben die Sachlage derte Stadtstruktur ab. Neuplanungen sichts der aktuellen Einwohnerentwick- bzw. den Erkenntnisstand zu Anfang der betreffen nur einen kleinen Teil des Stadt- lung für den Zeitraum bis 2030 ähnlich 1990er Jahre wieder. Sie begründen die gebiets. In die Begründung der Notwen- prognostiziert. In einigen Sektoren, ins- damalige Planung und sind in dieser digkeit dieser Neuplanungen sind neben besondere bei den Wohnflächen und den Funktion weiterhin von Bedeutung für Annahmen zum Flächenbedarf auch Er- Verkaufsflächen im Einzelhandel, war das Verständnis des Flächennutzungs- kenntnisse zu den seinerzeit ermittelten die Zunahme der Flächeninanspruch- plans, insbesondere zur Erläuterung der Flächenpotenzialen der Innenentwicklung nahme je Einwohner erheblich größer, Plandarstellungen für die Teile des eingegangen. In der Zwischenzeit wur- als ursprünglich angenommen, in ande- Stadtgebiets, die in ihrer Nutzungsstruk- den einige dieser Potenziale in Anspruch ren Bereichen sind die 1994 kalkulierten tur stabil sind und nicht Gegenstand ei- genommen, andererseits sind in erheb- Bedarfsannahmen jedoch noch nicht ner FNP-Änderung waren. lichem Umfang weitere Flächen für die erreicht. Insgesamt haben sich die Innenentwicklung hinzugekommen, z.B. raum relevanten Flächenannahmen und durch Aufgabe oder Umstrukturierung Nutzungsdarstellungen bestätigt und und Verkleinerung von Verkehrsflächen, bietet die Flächenkulisse weiterhin Hand- von Standorten öffentlicher Einrichtun- lungsspielräume für absehbare Anforde- gen sowie von Ver- und Entsorgungs- rungen. anlagen. Im Rahmen von Änderungs- Die fortlaufende Überprüfung und Aktu - verfahren wurden für diese Flächen neue FNP_27_Tabelle_Mengengerüst-des-FNP #15_Layout 1 20.11.14 18:03 Seite 1 alisierung des gesamtstädtischen Planungs- Nutzungen ermöglicht. hintergrundes erfolgt durch verschiedene Flächenpotenziale mit einer Größe von aufeinander bezogene Planungsinstru- mehr als einem Hektar werden im Flä- mente. Dazu gehören die regelmäßig fort- Die 1994 ermittelten Flächenpotenziale der Innen- chenmonitoring erfasst und in Monito- entwicklung wurden seitdem durch FNP-Änderungen geschriebenen Bevölkerungsprognosen, ring-Berichten (zuletzt 2011) zusam- noch ergänzt (Wohnungsneubau am ehemaligen die thematisch orientierten Stadtent- Kraftwerk Charlottenburg). menfassend dargestellt. Außerdem weist wicklungs- und Fachpläne, die teilräum- Berlin unterhalb dieser Größenschwelle lich-integralen Planwerke, das Flächen- viele kleinteilige Flächenpotenziale in- monitoring sowie Bebauungspläne und nerhalb der Siedlungsflächen auf. thematische und örtliche Konzepte der

Mengengerüst des Flächennutzungsplans

Bestand 1990 Annahmen des FNP 1994 Realentwicklung 1991–2014 Eigenentwicklung Wachstumsannahme (ohne Bevölkerungszuwachs) (mit Bevölkerungszuwachs) Bestand 2014 Bevölkerung 3,4 Mio 3,4 Mio 3,7 Mio 3,4 Mio

Wohnungen 1,7 Mio 1,9 Mio 2,0 Mio 1,9 Mio davon neue Wohnungen ab 1990 250.000 ab 1990 400.000 1990–2014 230.000 Arbeitsplätze 1,70 Mio 1,65 Mio 1,80 Mio 1,74 Mio davon verarbeit. Gewerbe 0,33 Mio 0,27 Mio 0,30 Mio 0,14 Mio Dienstleistungen 1,24 Mio 1,25 Mio 1,35 Mio 1,51 Mio Gewerbliche Bauflächen 3.750 ha 4.000 ha 4.300 ha 4.450 ha

Büroflächen 12 Mio m2 19,5 Mio m2 zusätzlich + 8,2 Mio m2 + 11,0 Mio m2 Verkaufsflächen Einzelhandel 2,3 Mio m2 4,3 Mio m2 (2009) zusätzlich + 1,1 Mio m2 + 1,4 Mio m2 Öffentliche Grünanlagen 4.900 ha keine gesonderten Angaben keine gesonderten Angaben 6.800 ha Parks, Spielplätze, Zoos, , …)

Quellen: FNP 1994 Erläuterungsbericht, div. Stadtentwicklungskonzepte, -pläne, und -berichte, Statistische Jahrbücher Berlin, Grünflächenkataster, Business Location Center, eigene Berechnungen

27 3.4.4 Erläuterungen zur 3.4.5 Erläuterungen Berücksichtigung zur Darstellungsystematik des Umweltschutzes und zur Entwicklung von Bebauungsplänen

Auf Grundlage der Ergebnisse des Nachhaltige Entwicklung Grundlage für Bebauungspläne Flächenmonitoring lässt sich feststellen, Die Darstellungen des Flächennutzungs- Der Flächennutzungsplan formuliert die dass die im Flächennutzungsplan aktu- plans von 1994 gründen u.a. auf einer Grundzüge der Bauleitplanung für das ell dargestellte Flächenkulisse weiterhin umfassenden Ermittlung und Abwägung gesamte Stadtgebiet. Aus seinen Dar- und bis über das Jahr 2025 hinaus für der Belange des Umweltschutzes, die im stellungen sind die verbindlichen Be- die Abdeckung des zu erwartenden Flä- Erläuterungsbericht dokumentiert ist. bauungspläne zu entwickeln. Die Aus- chenbedarfs für unterschiedliche Nut- Der Rechtsrahmen zur Berücksichtigung führungen des Erläuterungsberichts zur zungen ausreicht. des Umweltschutzes in seinen unter- Entwicklung von Bebauungsplänen und schiedlichen Aspekten hat sich seit 1994 die zusammengefassten Entwicklungs- Soweit die im Erläuterungsbericht von jedoch ebenso weiterentwickelt wie der grundsätze (2001 durch Senatsbeschluss 1994 begründeten Neudarstellungen Erkenntnisstand und das umweltbezo- aktualisiert, auf der Planzeichnung ab- von Flächen und Trassen bereits umge- gene Zielsystem, z.B. mit Bezug auf den gedruckt) sind weiterhin zutreffend und setzt wurden, sind Aussagen dazu im Klimaschutz. Die Flächennutzungspla- zum Verständnis des Flächennutzungs- Erläuterungsbericht nicht mehr rele- nung ist seit 2004 gehalten, bei Plan- plans notwendig. vant. Wo die Darstellung von Flächen im änderungen, soweit es sich nicht um Rahmen von Änderungsverfahren modi- Ergänzende und vertiefende Aussagen vereinfachte Verfahren handelt, eine fiziert wurde (Abgrenzung, Nutzungsart, dazu enthalten die Ausführungsvor- Umweltprüfung durchzuführen. Die ak- Dichte), sind die entsprechenden Ände- schriften zur Flächennutzungsplanung tuellen umweltbezogenen Anforderungen rungsbegründungen heranzuziehen. (2006, verlängert 2011). Diese geben an die Planung werden deshalb in Kap. 4 einen Überblick über die einzelnen Dar- Zum Erläuterungsbericht gehören sie- neu erläutert. Grundlagen sind die fort- stellungen des Flächennutzungsplans, ben thematische Erläuterungspläne, die laufende Bearbeitung der Freiraum- und verbunden mit Hinweisen zu den Ent- auf der Flächenkulisse mit Stand 1994 Umweltthematik auf gesamtstädtischer wicklungsspielräumen für die verbind- aufbauen. Die aktuelle Planung wird in Ebene im Rahmen des Landschaftspro- liche Bauleitplanung. den Themenkarten in Kap. 6 des vorlie- gramms sowie Fachplanungen zu einzel- genden FNP-Berichts räumlich veran- nen Umweltaspekten wie Lärmschutz, Auch die Ausführungen des Erläuterungs- schaulicht. Luftreinhaltung und Klimaschutz. berichts zur Darstellungssystematik sind weiterhin gültig und zum Verständnis des Flächennutzungsplans notwendig. Aus der Planungspraxis hat sich jedoch in einzelnen Punkten die Notwendigkeit von ergänzenden und vertiefenden Aus- sagen dazu ergeben, die ebenfalls Ge- genstand der o.g. Ausführungsvorschrif- ten sind. Die wesentlichen Punkte zur

§30-Biotope Darstellungssystematik sind in einer nicht geschützte Biotope Broschüre „Erläuterung der Darstellun- versiegelte Flächen Grünflächen gen“ zusammengefasst, die auch im Internet verfügbar ist.

Bei Änderungsverfahren zum Flächennutzungsplan ist seit 2004 ein Umweltbericht zu erarbeiten. Darin ist auch zu überprüfen, ob Belange des Artenschutzes berührt sein können. (Beispiel: FNP-Änderung Flughafen Tegel)

28 FNP-Bericht 2015 — Aufgaben

3.5 Stufen der Entwicklung und der Flächeninanspruchnahme

Um das Ziel der Innenentwicklung nach lungsstrukturell begründet und sichern dem Leitbild der kompakten europäi- die Handlungsfähigkeit der Stadtentwick- schen Stadt zu stärken, wurde mit dem lung bei dringenden Bedarfssitua tionen. Beschluss zum Flächennutzungsplan Im Rahmen der Stadtentwicklungspläne eine Stufenplanung festgelegt, mit der und der teilräumlichen Planwerke er- Verpflichtung auf eine nachrangige Ent- folgt jeweils auch eine Auseinander- wicklung für eine Reihe von dargestell- setzung mit den Prioritäten der Bau- ten Flächen der Neuinanspruchnahme. flächenentwicklung. Daraus lassen sich Die im Erläuterungsbericht zum Flächen- eventuelle Handlungserfordernisse zum In Buchholz-Nord stellt der Flächennutzungsplan nutzungsplan dazu enthaltene Über- Umgang mit der Stufenplanung ablei- langfristige Entwicklungsreserven für unterschiedliche sichtskarte „Stufen der Inanspruchnah- ten. Bei FNP-Änderungsverfahren, die bauliche Nutzungen dar. me“ wurde durch einen Senatsbeschluss Flächen der Stufenplanung betreffen, ist von 2004 aktualisiert. Die darin benann- jeweils eine Prüfung der Bedarfslage ten Flächen sollen erst dann entwickelt durchzuführen. werden, wenn andere Potenziale nicht Angesichts der gegenwärtigen Einwoh- mehr verfügbar sind oder besondere An- nerzunahme und der Entwicklung Ber- forderungen anders nicht erfüllt werden lins im Sinne einer „Wachsenden Stadt“ können. Dafür bedarf es einer erneuten werden einige Flächen und Trassen ak- parlamentarischen Befassung. tuell neu bewertet und stadträumlich Die wachstumsabhängigen Darstellun- detaillierter untersucht (u.a. Flächen im gen einschließlich der Flächen der stra- Nordost raum und in Lichterfelde Süd, tegischen Bauflächenreserve sind sied- Trasse der Tangentialen Verbindung Ost).

Prüfkulisse wachstumsabhängiger FNP-Darstellungen (Senatsbeschluss 2/2004)

hellblau: ohne Einstufung dunkelblau: langfristige Entwicklung violett: strategische Bauflächenreserve rot: Trassenfreihaltung

29 3.6 Planung als kooperativer Prozess

Beispiele wie die seit 2005 jährlich er- neuerte Zentreninitiative „MittendrIn Berlin!“ zur Stärkung traditioneller Ber- liner Einkaufsstraßen zeigen dafür er- folgreiche Wege auf. Partizipation an der Planung bedeutet Transparenz der Planungsprozesse für Bürgerinnen und Bürger und die Gelegenheit zur Beteili- gung an diesen Prozessen. Die Stadtpla- nung realisiert diesen Anspruch durch umfangreiche Beteiligungsverfahren, wie sie für Änderungen des Flächennutzungs- plans auch gesetzlich geregelt sind (s. Kap. 7.3). Am Ende dieser Planungspro- Bürgerwerkstatt Lichterfelde Süd (2013) im Vorfeld der Fortführung der entsprechenden FNP-Änderung

Stadtplanung ist eine Querschnitts- und Kooperationsaufgabe, deren Erfolg we- sentlich von einem zeitgemäßen und effektiven Zusammenspiel vieler Akteu- re auf unterschiedlichen Planungs- und Ent schei dungs ebenen abhängt. Ihre Einbeziehung erfolgt in Abhängigkeit von der Bedeutung und Komplexität der jeweiligen Planungsaufgabe nicht nur 5.Standortkonferenze Europacity – Heidestraße (2011) Stadtforum 2030 (2014) im Rahmen der formalen Beteiligungs- verfahren, sondern auch in vorberei- mit Akteuren aus dem Wirtschafts-, zesse steht im Fall des Flächennutzungs- tenden Partizi pations- und Beteili- Sozial- und Umweltbereich gefragt, so- plans jeweils eine abgewogene, durch gungsprozessen, Standortkonferenzen, wie auch das bürgerschaftliche Engage- Senats- und ggf. Abgeordnetenhausbe- Workshop- oder Masterplan-Verfahren. ment Einzelner und die Aktivierung lo- schluss politisch legitimierte verbind- kaler Netzwerke, um wirksame Prozesse liche Entscheidung. Sie schafft Planungs- Ergänzend zu den Instrumenten der anzustoßen und umzusetzen. sicherheit für nachfolgende Planungen Bauleitplanung sind Partnerschaften und Projekte sowie für die Öffentlichkeit der Stadt.

Zeitbalken zum Planungs- und Beteiligungsprozess Zukunftsraum Tegel (TXL)

30 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

4. Flächennutzungsplanung und Umweltschutz

Auch unter den Bedingungen einer wachsenden Stadt ist die funktion von durchgrünten Siedlungsgebieten wird durch die Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts zur ökologischen und Darstellung einer „landschaftlichen Prägung von Bauflächen“ klimatischen Entlastung, zur Sicherung von Erholungsflächen, Rechnung getragen. zum Gesundheitsschutz und für Versorgungsfunktionen wie Ökologische Bezugsebene der Flächennutzungsplanung ist das die Trinkwassergewinnung zu gewährleisten. Eine abwägende Landschaftsprogramm (einschließlich Artenschutzprogramm), Flächennutzungsplanung trägt zum Schutz und zur Entwick- das viele gesamtstädtische Umweltbelange bündelt. Darüber lung der natürlichen Lebensgrundlagen bei. hinausgehend wurde seit der Aufstellung des Flächennut- Für die Lebensqualität in der Stadt spielt die Erhaltung der na- zungsplans eine Vielzahl weiterer Pläne, Programme und Kon- türlichen Grundlagen eine wichtige Rolle. Bei der Aufstellung zepte erarbeitet und beschlossen, die neue Themen wie die des 1994 beschlossenen Flächennutzungsplans wurden die Herausforderungen des Klimaschutzes und die nachhaltige Belange des Umweltschutzes umfassend ermittelt und abge- Energieverwendung aufgreifen oder Einzelaspekte des Um- wogen. Der Plan wird den Ansprüchen des Umweltschutzes weltschutzes vertiefen und präzisieren und dabei neu gewon- unter anderem dadurch gerecht, dass er dem Grundsatz nene Erkenntnisse einbinden. Sie bilden den fachlichen Hinter- „Innenentwicklung vor Stadterweiterung“ folgend durch bes- grund für die Abwägung über Planungen und Projekte sowohl sere Ausnutzung und verträgliche Verdichtung der bereits be- der vorbereitenden als auch der verbindlichen Bauleitplanung. bauten Stadt die Inanspruchnahme von Grün- und Freiflächen Sie gehen damit auch in die seit 2004 gesetzlich verpflichtende für bauliche Nutzungen minimiert und das Verkehrsaufkom- Umweltprüfung als Regelbestandteil der FNP-Änderungsver- men begrenzt. fahren ein.

Die Neuplanung baulicher Nutzungen auf bisherigen Freiflä- In den folgenden Abschnitten werden die wichtigsten umwelt- chen wurde einer ökologischen Konfliktanalyse unterworfen. bezogenen Informationsinstrumente, Planungen und Pro- Belange des Immissionsschutzes werden u.a. durch eine textli- gramme für Berlin kurz erläutert und dargelegt, welche Bedeu- che Darstellung und durch Darstellung eines Vorranggebietes tung ihnen für die Umweltprüfung zukommt. für Luftreinhaltung berücksichtigt. Der ökologischen Ausgleichs-

31 4.1 Landschaftsplanerische Grundlagen der Flächennutzungsplanung

Landschaftspark Rudow-Altglienicke – eine Ausgleichsmaßnahme im Zusammenhang mit dem Autobahnbau

4.1.1 Das Landschaftsprogramm Das parallel zum Flächennutzungsplan Anforderungen sind bei allen räumlichen als ökologische Bezugsebene 1994 für ganz Berlin aufgestellte Land- Planungen in die Abwägung einzubezie- schaftsprogramm einschließlich Arten- hen. schutzprogramm (LaPro) ist das strategi- Das LaPro integriert in vier thematischen sche Planungsinstrument der Landschafts- Programmplänen die gesamtstädtischen planung auf gesamtstädtischer Ebene. Entwicklungsziele und Maßnahmen in Es regelt und begründet die Erfordernis- den Handlungsfeldern Naturhaushalt / se und Maßnahmen des Naturschutzes Umweltschutz, Biotop- und Artenschutz, und der Landschaftspflege und stellt Landschaftsbild sowie Erholung und diese in einem flächendeckenden Plan- Freiraumnutzung. Es enthält bestands- werk dar. Damit verfügt die Gesamtstadt bezogene Aussagen zu den einzelnen über ein Programm, das wichtige Beiträ- Schutzgütern, mit den Zielen der Ver- ge zur vorsorgenden Umweltplanung besserung der innerstädtischen Frei- auf allen Ebenen der räumlichen Pla- raumversorgung und ihrer Qualifizie- nung enthält. Seine Vorgaben, Ziele und rung, der Entwicklung der vielfältigen 32 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

LaPro-Fortschreibung 2014/15 – Erholung und Freiraumnutzung Aktualisierung des realen Zustandes von Natur und Landschaft Die Teilpläne des Landschaftsprogramms (Ausschnitt Bereich Chaussestraße)

Erscheinungsformen der Natur, der Er- Änderungen des Landschaftsprogramms schlossen werden. Entsprechende Aktua- höhung der Lebensqualität in den Quar- Die naturschutzfachlichen Entwicklungs- lisierungen des Landschaftsprogramms tieren und der Sicherung eines typischen ziele und Maßnahmen des Landschafts- einschließlich Artenschutzprogramm er- Stadt- und Landschaftsbildes; es wird programms beziehen sich auf die im folgten in den Jahren 2004 und 2006. Ein ergänzt durch die gesamtstädtische Flächennutzungsplan dargestellten Bo- Änderungsverfahren zur Nachnutzung Ausgleichskonzeption. den nutzungen. Wird aufgrund geänder- des Flughafens Tegel wurde 2011 abge- ter Planungsziele oder Rahmenbedin- schlossen. Landschaftsprogramm und Flächennut- gungen die dargestellte Bodennutzung zungsplan sind aufeinander bezogen Eine flächendeckende, auf ausgewählte in Teilbereichen geändert, erfordert dies und ergänzen einander. Das LaPro bil- thematische Schwerpunkte bezogene regelmäßig eine Überprüfung, inwieweit det die ökologische Bezugsbasis für den Aktualisierung und Fortschreibung des sich auch für das Landschaftsprogramm Flächennutzungsplan. Bei Änderungen Landschaftsprogramms ist zurzeit in ein Änderungsbedarf ergibt. Sofern die des Flächennutzungsplans werden die Bearbeitung. Sie überprüft die Aussagen Änderung der Nutzungsart oder der Be- Aussagen des Landschaftsprogramms zum vorhandenen und zu erwartenden bauungsdichte einer Fläche im Flächen- mit hohem Gewicht in die Abwägung Zustand von Natur und Landschaft und nutzungsplan eine Anpassung der der umweltschützenden Belange ein- integriert die Veränderungsprozesse der Aussagen des Landschaftsprogramms er- schließlich Naturschutz und Landschafts- letzten Jahre. Auf dieser Grundlage fordert, werden entsprechend seiner pflege gemäß § 1/1a BauGB eingestellt, ergibt sich ein Aktualisierungs- und Darstellungssystematik die naturschutz- so dass der inhaltliche Abstimmungs- Fortschreibungsbedarf für die auf den fachliche Ziele und Maßnahmen auf die prozess zwischen Landschafts- und Bau- Bestandsdaten aufbauenden Entwick- geänderte Bodennutzung ausgerichtet. leitplanung kontinuierlich weitergeführt lungsziele sowie für die Erfordernisse wird. Änderungen des Landschaftsprogramms und Maßnahmen des Naturschutzes und sind gemäß § 15 Abs. 2 des Berliner der Landschaftspflege. So werden u.a. Naturschutzgesetzes (NatSchG Bln) im Ziele des Klimaschutzes, des Biotopver- vereinfachten Verfahren möglich, sofern bundes und der Dringlichkeit von Hand- sie kleinere Gebiete auf lokaler Ebene lungsbedarfen für die Freiraumversor- betreffen und keine erheblichen Um- gung fortgeschrieben. Ergänzend erfolgt weltauswirkungen zu erwarten sind. auch die Anpassung an die abgeschlos- Verfahrensvereinfachend können diese senen Änderungen des Flächennut- Änderungen gebündelt durchgeführt zungsplans seit den letzten LaPro-Ände- und mit einem Senatsbeschluss abge- rungsbeschlüssen 2006 und 2011. 33 4.1.2 Gesamtstädtische Ausgleichskonzeption

Als Ausgleich für Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch bau- liche Inanspruchnahme von Flächen sind – soweit es sich nicht um Flächen der In- nenentwicklung handelt – nach Maßga- be der naturschutzrechtlichen Eingriffs- regelung Maßnahmen vorzusehen, die den Verlust von Funktionen des Natur- haushalts und die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes kompensieren. Nicht immer kann und soll der Ausgleich dabei am Ort des Eingriffs erfolgen.

Um die Suche nach geeigneten Ausgleichs- flächen und -maßnahmen stadtweit zu koordinieren und Ausgleichserfordernisse gebündelt auf dafür geeignete Flächen zu lenken, wurde eine gesamtstädtische Gesamtstädtische Ausgleichskonzeption Ausgleichskonzeption erarbeitet und vom städtischer Sicht besonders geeignet rot: Ausgleichssuchraum Innenstadt und andere Abgeordnetenhaus beschlossen (2004). sind oder für die ein besonderes Hand- Ausgleichsflächen 1. Priorität Als thematischer Plan ergänzt sie die lungserfordernis besteht, und auf die orange: Ausgleichssuchraum Berliner Barnim und vier Programmpläne des Landschafts- andere Ausgleichsflächen 2. Priorität deshalb Ausgleichsmaßnahmen kon- programms und wird in Verbindung mit zentriert werden sollen. Priorität haben gelb: weitere Ausgleichsflächen im der anstehenden Aktualisierung des Berliner Freiraumsystem. dabei Flächen und Maßnahmen, die LaPro ebenfalls überprüft und fortge- die Elemente des Berliner Freiflächen- schrieben. systems qualifizieren und ergänzen. Die Ausgleichskonzeption benennt Such- Eine besondere Aufmerksamkeit kommt räume und gibt Hinweise auf Flächen für qualitätsverbessernden Maßnahmen in Ausgleichmaßnahmen, die aus gesamt- der Berliner Innenstadt zu.

Teilflächen im Naturpark Barnim nördlich von Falkenberg sind Suchräume der gesamtstädtischen Ausgleichskonzeption.

34 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

4.1.3 Weitere landschafts-

planerische Grundlagen

Die Ausgleichskonzeption ist für die ge- Biotopverbund unterschieden. Der Biotopverbund stellt neralisierende Ebene der Flächennut- Für den im Programmplan Biotop- und Ar- somit eine Überlagerung der Flächenan- zungsplanung ein wesentlicher Baustein tenschutz des LaPro dargestellten Biotop- sprüche aller 34 Zielarten dar. Im Rah- bei der Bewältigung von Eingriffen in verbund wurden 2009 die Grundlagen men der laufenden Fortschreibung des Natur und Landschaft. überarbeitet. Der Biotopverbund soll LaPro werden die Ziele und Maßnahmen durch Bewahrung, Wiederherstellung und für den Biotopverbund in den Programm- Für die Bewertung und Bilanzierung von Entwicklung ökologischer Wechselbezie- plan Biotop- und Artenschutz integriert. Eingriffen hat die Senatsverwaltung für hungen den genetischen Austausch Der überwiegende Teil der Biotopver- Stadtentwicklung und Umwelt eine zwei- zwischen den in Berlin vorkommenden bundflächen liegt am Stadtrand. Von teilige Methodik entwickelt ("Auhagen- Tier- und Pflanzenpopulationen sowie besonderer Bedeutung ist darüber hin- Verfahren"), die in einem Leitfaden zur natürliche Ausbreitungs- und Wieder- aus auch die Vernetzung in die innere Bewertung und Bilanzierung von Eingrif- besiedlungsprozesse gewährleisten. Zur Stadt. Bestehende Freiflächen sollten fen im Land Berlin ausführlich und an- Prüfung geeigneter Flächen wurden 34 deshalb soweit möglich erhalten, unter- hand von Beispielen erläutert wird. Zielarten iden tifiziert, die in besonderem einander und mit den Stadträndern ver- Um neben der räumlichen Konzentration Maße auf räumliche und funktionale bunden und für die Funktionsfähigkeit von Kompensationsmaßnahmen in be- Verknüpfungen angewiesen sind und des Biotopverbundes gesichert bzw. wei- stimmten Fällen auch eine zeitliche Ent- von deren Schutz weitere Arten profitie- terentwickelt werden. Aber auch in den koppelung zu ermöglichen und über die ren können. Auf der Basis von Steckbrie- Stadtrandbereichen ist die Vernetzung verstärkte Bündelung von Maßnahmen fen dieser Zielarten wurden für die im der Biotope sowie ihre Verbindung mit eine größere Wirksamkeit in der Gesamt- LaPro benannten Lebensraumkomplexe Biotopflächen des Umlandes von großer bilanz für Natur und Landschaft zu erzie- Entwicklungsziele und Maßnahmen für Bedeutung. len, kann ein Ökokonto aufgebaut wer- den Biotopverbund erarbeitet. Die Flächennutzungsplanung bezieht den. Damit soll die Möglichkeit eröffnet Um ein Gesamtbild der Flächenkulisse über das Landschaftsprogramm die werden, durch vorgezogene Maßnahmen des Biotopverbundes in Berlin zu gewin- Überlegungen zur Ausgestaltung des einen Ausgleich für Eingriffe, die erst spä- nen wurden die Verbreitungsflächen al- Biotopverbundes in die Abwägung der ter erfolgen, vorwegzunehmen und so ler Zielarten überlagert. Dabei wird zwi- Planungsziele ein. Mit der Sicherung von kompakte Grünvorhaben an wichtigen schen aktuell genutzten und potenziellen Freiflächen und Grünzügen trägt der Stellen zügig zu realisieren. Kernflächen und Verbindungsflächen Flächennutzungsplan auch zur Siche- rung des Biotopverbundes bei.

Die Ruderalflur am Berliner Nordbahnhof ist mit ihrer Artenvielfalt Teil des Berliner Biotopverbundsystems. Strategie zur biologischen Vielfalt Ergänzend zum Landschaftsprogramm zeigt die im März 2012 durch den Senat beschlossene „Berliner Strategie zur biologischen Vielfalt“ beispielhaft Wege auf, wie biologische Vielfalt in einer mo- dernen Metropole erhalten und geför- dert werden kann. Der Begriff der bio- logischen Vielfalt umfasst dabei die Artenvielfalt, die genetische Vielfalt in- nerhalb der Arten und die Vielfalt der Lebensräume und Ökosysteme.

Die Strategie formuliert 38 strategische Ziele zum Erhalt und zur Entwicklung der biologischen Vielfalt in den vier The- menfeldern „Arten und Lebensräume“, „Genetische Vielfalt“, „Urbane Vielfalt“

35 und „Gesellschaft“. Damit bekennt sich Berlin ausdrücklich zu den in der „Berli- ner Strategie zur Biologischen Vielfalt“ dargelegten strategischen Zielen und verfolgt nachdrücklich deren Erreichung durch Entwicklung und Umsetzung ge- eigneter Maßnahmen. Das Land Berlin trägt damit auch seiner Verantwortung für die globale Erhaltung der biologi- Das Grüne Band von der Innenstadt zum Barnim umfasst Teile des ehemaligen Mauerstreifens mit schen Vielfalt Rechnung. unterschiedlicher landschaftlicher Ausprägung. Es ist zugleich Bestandteil des Netzes der 20 Grünen Hauptwege®.

Die Berliner Strategie bezieht sich aus- drücklich auch auf anthropogen gepräg- Strategie Stadtlandschaft Grünes Band Berlin te Kulturlandschaften und urbane Le- Die 2012 durch den Berliner Senat be- Das „Grüne Band Berlin“ zeichnet auf bensräume. Sie ergänzt die bereits schlossene „Strategie Stadtlandschaft 15 km Länge den ehemaligen Mauer- vorhandenen Instrumente des Biotop- Berlin – natürlich urban produktiv“ ent- streifen von der Innenstadt bis zum Nah- und Artenschutzes und des Landschafts- wickelt ein Leitbild für die klima- und erholungsgebiet Berliner Barnim nach. programms um neue Elemente, die auf sozialgerechte Profilierung und Weiter- Spuren der Stadtgeschichte sind hier die Förderung biologischer Vielfalt im entwicklung der vorhandenen grünen noch erlebbar, jedoch unterliegen die Einklang mit den vielfältigen urbanen Räume der Stadt, um die Lebensqualität Flächen einem stetigen Veränderungs- Flächennutzungen abzielen und die Ein- langfristig zu sichern und das Image der druck. Auch erobert sich die Natur mit bindung möglichst vieler Akteure der Stadt zu stärken und schärfer zu kontu- mehr oder weniger dichten Gehölzen die Stadtgesellschaft anstreben. rieren. Offenlandschaft des ehemaligen Grenz- streifens zurück. Dabei geht es um das Bewahren wert- In diesem Sinne nutzt die Strategie vor- voller Reste ursprünglicher kulturland- handene Ressourcen und baut auf Um die vielfältigen Nutzungsansprüche schaftlicher Natur und um größere, bestehenden Programmen auf. Modell- an das Gebiet steuern zu können, wurde dynamische Spielräume für die Natur- hafte Referenzprojekte sollen das Leit- im Jahr 2010 das Landschaftsschutz- entwicklung innerhalb aller Flächennut- bild mit Leben füllen, es anschaulich gebiet „Ehemaliger Mauerstreifen, zungen Berlins. Eine vorausschauende machen und als gute Beispiele den Weg Schönholzer Heide und Bürgerpark“ Stadtentwicklung soll gewährleisten, in Berlins grüne Zukunft weisen. ausgewiesen. Weitere Abschnitte sollen dass Natur nicht nur erhalten wird, son- in das Schutzgebiet integriert werden. Wesentliche Elemente des Leitbildes sind dern sich auch an neue Umwelt- und Ziele sind der Erhalt der natürlichen die durch Pflege des gartenkulturellen Klimabedingungen anpassen kann. Vielfalt aus Offen-, Halboffen- und Wald- Erbes „schöne Stadt“, die sozial, klima- landschaften sowie die Förderung der Im Themenfeld „urbane Vielfalt“ formu- tisch und ökonomisch „produktive Erholungseignung des Gebiets. Zur Um- liert die Strategie u.a. das Ziel der Erhal- (Stadt-) Landschaft“ sowie die „urbane setzung dieser Ziele wird ein Pflege- und tung und Entwicklung des Berliner Stra- Natur“, die durch enge Verflechtung von Entwicklungsplan aufgestellt. ßenbaumbestandes, der neben seinen Natur- und Landschaftsräumen mit den ökologischen und stadtklimatischen Siedlungsquartieren ein Naturerleben in 20 Grüne Hauptwege® Funktionen auch Lebensraum für viele der Stadt ermöglicht. Diese drei Themen Auf Grundlage des im Landschaftspro- Arten bietet und zum Wohlbefinden der beziehen sich grundsätzlich auf alle gramm dargestellten Freiraumsystems Stadtbevölkerung und zum Image Ber- Grün- und Freiräume der Stadt. Sie ver- wurde ein stadtweites Wegenetz entwi- lins als „grüne Metropole“ beiträgt. Die dichten sich im „grünen Netz“ der schö- ckelt, das die Wohngebiete untereinan- Berliner Stadtbaumkampagne zur Pflan- nen Stadt, in den „dynamischen Sphä- der und mit den vielfältigen Erholungs- zung von 10.000 Bäumen ist ein wichti- ren“ der produktiven Landschaft und im möglichkeiten in den Parkanlagen und ger Schritt zur Zielerreichung. „blauen T“ der urbanen Natur. Naherholungsgebieten von Berlin und Brandenburg verknüpft.

36 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

4.2 Umweltatlas

Wesentliche Informationsgrundlage für Umwelt. Für die Bereiche Boden, Wasser, den detailliert erläutert. Für die Umwelt- die Stadtentwicklungs- und Bauleitpla- Luft, Klima, Flächennutzung, Verkehr, medien Boden und Stadtklima wurden nung ist der Berliner Umweltatlas, der Lärm und Energie werden Belastungs- über die reine Bestandsbeschreibung die natürlichen Lebensgrundlagen und schwerpunkte, vorhandene Qualitäten und -bewertung hinaus Planungshin- die aktuelle Umweltqualität des Bal- und Entwicklungspotenziale dargestellt. weiskarten entwickelt. Der Umweltatlas lungsraums differenziert darstellt. Er Dabei werden Belastungen, deren Verur- wird in unregelmäßigen Abständen ak- bietet für das gesamte Stadtgebiet und sacher und deren Wirkungen, sowie Po- tualisiert und fortgeschrieben. Seine ak- für über 80 Themen mit einem umfang- tenziale und Qualitäten, Empfindlichkei- tuellen Inhalte sind im Geodateninfor- reichen Karten-, Abbildungs- und Sach- ten und Gefährdungen, Nutzungen und mationssystem der Senatsverwaltung datenmaterial eine differenzierte Be- Nutzungsintensitäten verortet und be- für Stadtentwicklung und Umwelt (FIS- schreibung und Bewertung der städtischen wertet. Die Bewertungsmethoden wer- Broker) im Internet abrufbar.

Die mit dem digitalen Umweltatlas ge- gebene rasche Verfügbarkeit grund- legender ökologischer Planungsdaten zum Wert, zur Schutzwürdigkeit, zur Empfindlichkeit und zur Belastbarkeit einzelner Flächen, größerer Quartiere oder ganzer Stadtgebiete unterstützt die Planungsprozesse, erleichtert die Begründung von Planungen und macht sie besser nachvollziehbar.

Die Daten bilden eine wesentliche Infor- Umweltatlas Berlin – Karte der Biotoptypen (Ausschnitt) und Systematik (unten) mationsbasis für die Flächennutzungs- planung, insbesondere für die Ermitt- lung und Bewertung der in die Abwägung einzustellenden möglichen Auswirkun- gen einer Planung auf die Umwelt im Rahmen der gesetzlich vorgeschriebe- nen Umweltprüfung zu Änderungen des Flächennutzungsplans (s. Kap. 4.4).

37 4.3 Einzelaspekte des Umweltschutzes

Der Aktionsplan des Stadtentwicklungsplans Klima zeigt Stadträume mit prioritärem Handlungsbedarf sowie Aktionsprojekte als gute Beispiele (Symbole) (gelb: Handlungsfeld Bioklima; grün: Handlungsfeld Grün- und Freiflächen; rot: Handlungsfeld Gewässer/Starkregen: Mischsystem).

4.3.1 Klimaschutz Um einen signifikanten Beitrag zur Er- nen bis 2030 verpflichtet. Als langfristi- reichung der nationalen Klimaschutz- ges Ziel hat die Regierungskoalition die Der fortschreitende Klimawandel bringt ziele zu leisten, hat sich der Senat von Entwicklung Berlins zu einer klimaneut- wachsende Anforderungen für die Städte Berlin ehrgeizige Ziele gesetzt. Im klima- ralen Stadt bis zum Jahr 2050 in Angriff und insbesondere für große Metropolen politischen Arbeitsprogramm vom Juli genommen. Eine Machbarkeitsstudie wie Berlin mit sich. Mit Aufnahme der 2008 hat sich das Land Berlin verpflich- „Klimaneutrales Berlin 2050“ wird zurzeit

Förderung des Klimaschutzes und der tet, den CO2 Ausstoß bis zum Jahr 2020 bearbeitet. 2012 wurde der Klimaschutz- Klimaanpassung als Grundsatz der Bau- (im Vergleich zu 1990) um mehr als 40 % rat wieder berufen, der den Berliner leitplanung in das Baugesetzbuch wurde zu reduzieren. Als Mitglied des Klima- Senat dazu unabhängig berät. die Bedeutung dieses Handlungsfeldes Bündnisses hat sich Berlin außerdem zu formell im Städtebaurecht verankert. einer Halbierung der Pro-Kopf Emissio-

38 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

Berlins Klimaschutzpolitik zielt wesent- Neben die Aufgabe des Klimaschutzes punkten richtig dimensionierte und an- lich darauf ab, Treibhausgasemissionen tritt deshalb die Anpassung an den geordnete Bebauung. zu reduzieren. Durch den Erhalt und die Klimawandel. Als Steuerungsinstrument Um einen langfristig klimagerechten Entwicklung verkehrsarmer Stadtstruk- für diese Querschnittsaufgabe wurde im Stadtumbau einzuleiten sind verstärkt turen, die Förderung der öffentlichen Jahr 2011 der Stadtentwicklungsplan und ressortübergreifend stadtklimatisch Verkehrsmittel und eine nachhaltige Klima durch den Berliner Senat beschlos- relevante Aspekte bei der Planung und Aus- Energieverwendung sollen die CO2-Emis- sen. Er widmet sich den räumlichen und führung von Baugebieten und Gebäuden sionen weiter verringert werden. Diesen stadtplanerischen Aspekten des Klimas umzusetzen. Klimaschutzorientierte Ent- Zielen sind auch die Stadtentwicklungs- in Berlin. In einem prozessorientierten wurfsgrundsätze für den Neubau (Gebäu- planung und die Bauleitplanung ver- und ressortübergreifenden Ansatz wer- deausrichtung, Durchlüftung, Bodenent- pflichtet. Der Flächennutzungsplan ver- den u.a. die Ziele verfolgt, gesundheitliche siegelung, Begrünung von Dächern und folgt in diesem Sinne konsequent das Beeinträchtigungen durch Hitzebelastun- Fassaden, Beschaffenheit von Baumate- Leitbild der durchgrünten und kompak- gen im bebauten und unbebauten Be- rialien, Gestaltung von hellen, reflektie- ten Stadt. Unter der Prämisse „Innen- reich zu verhindern, Schäden durch kli- renden Oberflächen) sind um Strategien entwicklung vor Außenentwicklung“ mawandelbedingte Extrem ereignisse zu für Bestandsgebiete zu erweitern. sollen unter weitgehendem Erhalt stadt- minimieren und die Infrastrukturen des klimatisch wertvoller Flächen Bebau- Verkehrs sowie der Ver- und Entsorgung Der Biotopflächenfaktor, der als Ver- ungspotenziale vorrangig im bestehen- langfristig funktionstüchtig zu halten. hältnis naturhaushaltswirksamer Teilflä- den Siedlungszusammenhang aktiviert chen zur Gesamtfläche eines Grundstücks Wichtige Handlungsansätze sind die werden. in einem Landschaftsplan festgesetzt wer- Erhaltung, Sicherung und Weiterent- den kann, soll als Instrument einer not- Doch selbst bei engagierter Umsetzung wicklung von Verdunstungs- und Kalt- wendigen Anpassungsstrategie weiter- von Maßnahmen des Klimaschutzes, die luftentstehungsgebieten und die Ver- entwickelt und konsequent angewendet weltweit greifen müssen, wird Berlin mit besserung der Bedingungen für den werden. neuen klimatischen Herausforderungen Kaltluftzustrom in die bioklimatischen konfrontiert sein. So wird ein Anstieg der Belastungsgebiete über entsprechende Auch die in den folgenden Abschnitten durchschnittlichen Jahrestemperaturen örtlich wirksame Durchlüftungsbahnen, erläuterten Konzepte zur Luftreinhal- bis 2050 um bis zu 2,5 Grad prognosti- um der urbanen Klimaerwärmung ent- tung, zur Lärmminderung, zum Boden- ziert. In diesem Fall werden Hitzeperio- gegenzuwirken. Daraus ergeben sich für schutz und zur nachhal tigen Energiever- den häufiger auftreten und extreme Wet- städtische Nutzungen neue Anforderun- wendung tragen zu einer klimagerechten terereignisse wie Starkregen zunehmen. gen an eine unter klimatischen Gesichts- Stadtentwicklung bei.

Die Begrünung von Höfen, Fassaden und Dächern gehört zu den im StEP Klima vorgeschlagenen Handlungsfeldern zum Klimaschutz und zur Anpas- sung an den Klimawandel.

Die oberflächennahe Lufttemperatur in einer aus- tauscharmen Sommernacht liegt über dem und anderen großen Grün- und Waldflächen sowie im Bereich der Flugfelder Tegel und Tempelhof deutlich niedriger als in den umliegenden Stadtgebieten.

39 Um die Nutzung erneuerbarer Energien Konzept benennt raumordnerische Hand- 4.3.2 Nachhaltige in der städtebaulichen Planung zu ver- lungsfelder zum Ausbau erneuerbarer Energieverwendung ankern, wurde ein „Solarer Rahmen- Energien. Es greift die Ziele beider Län- plan“ erarbeitet, der für das gesamte der zur Sicherung einer klimaverträg- Die energiepolitischen Ziele des Landes Stadtgebiet die langfristigen Potenziale lichen Energieversorgung und zur Senkung

Berlin stehen in einem engen sachlichen der Sonnenenergienutzung darstellt. der CO2-Emissionen durch Erhöhung der Zusammenhang mit den Zielen zum Seine Aussagen sollen auch in planungs- Energieeffizienz und Ausbau erneuerba- Klimaschutz und zur Luftreinhaltung. rechtlichen Verfahren berücksichtigt rer Energien auf. Im Rahmen einer Be- Außerdem geht es um die Gewährleis- werden. Eine Solardachbörse und ein standsanalyse wurden u.a. die Energie- tung einer sicheren, bezahlbaren und Solaranlagenkataster unterstützen bei bilanzen beider Länder erfasst und ihre umweltverträglichen Energieversorgung. der Entwicklung von Projekten zur Nut- energiepolitischen Strategien im Hinblick Das im Auftrag der Senatsverwaltung zung dieser nachhaltigen Energiequelle. auf raumrelevante Auswirkungen aus- für Wirtschaft beauftragte Energiekon- Voraussetzung für die Integration der gewertet. Dabei zeigt sich, dass bei den zept 2020 formuliert Strategien und Sonnenenergie und anderer erneuer- Zielsetzungen zum Ausbau der erneuer- Maßnahmen, um diese Ziele zu errei- barerer Energien wie der Windenergie, baren Energien sich beide Länder gut chen. Ein Energiewendegesetz ist in Vor- die vor allem in Brandenburg eine wich- ergänzen können; die diesbezügliche bereitung. tige Rolle spielt, ist ein effizientes und Zusammenarbeit soll deshalb verstärkt intelligentes Stromnetz. Zur Umsetzung werden. Das Landesenergieprogramm (2006) be- der Energiesparziele wurden Abkommen nennt konkrete Maßnahmen zur Redu- Das Konzept macht deutlich, dass Berlin zwischen dem Land Berlin und Unter- zierung des Energieverbrauchs, für eine und Brandenburg gemeinsam den Aus- nehmen der Wohnungswirtschaft ver- höhere Energieeffizienz, den Ausbau der bau erneuerbarer Energien bis 2020 (ge- einbart (2011). Fernwärmeversorgung und der Kraft- genüber 2008) um 60 % erhöhen müs- Wärme-Kopplung sowie die nachhaltige Im „Gemeinsamen Raumordnungskon- sen, um die jeweiligen energiepolitischen Energieerzeugung unter Erhöhung des zept Energie und Klima“ (2010) der Län- Zielzahlen zu erreichen. Während in Ber- Anteils erneuerbarer Energien. Mit mehr der Berlin und Brandenburg werden die lin der größte Beitrag von der Biomasse als 1.600 km Länge verfügt Berlin be- Aspekte Energie und Klima gemeinsam erwartet wird, wird in Brandenburg stark reits über eines der größten Fernwärme- betrachtet und es werden raumrelevan- auf Wind- und Solarenergie gesetzt. Im netze Europas und geht auch im Bereich te Maßnahmen zum Klimaschutz und dritten Teil des Konzepts werden die der Kraft-Wärme-Kopplung mit gutem zur Anpassung an den Klimawandel für Auswirkungen eines entsprechenden Beispiel voran. die Hauptstadtregion untersucht. Das Ausbaus erneuerbarer Energien auf die Kulturlandschaft untersucht, u.a. am Beispiel des grenzübergreifenden Land- Das Integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept Berlin (IEKK) setzt sich u.a. mit den Potenzialen der Windenergie, schaftsraums Barnim. der Sonnenenergie und der Nutzung von Biomasse für die Energieversorgung Berlins auseinander (Foto: Biomasse- Heizkraftwerk Märkisches Viertel). Zur Umsetzung der energiepolitischen Ziele des Landes Berlin auf der Ebene der Flächennutzungsplanung werden zusätz liche Flächen und Standorte nach gegenwärtigem Erkenntnisstand nicht erforderlich. Blockheiz kraft werke kön- nen oft auf der Grundlage von Einzelfall- prüfungen nach Immissionschutzrecht innerhalb der Bauflächen des Flächen- nutzungsplans genehmigt werden. Windkraftanlagen bedürfen aufgrund der spezifischen Siedlungs- und Frei- raumstruktur des Landes Berlin eben- falls einer Einzelfallprüfung und können bei Verträglichkeit innerhalb der Flä- chendarstellungen des FNP genehmigt werden.

40 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

4.3.3 Luftreinhaltung

Der 2005 verabschiedete Luftreinhalte- und Aktionsplan für den Zeitraum 2005 bis 2010 wird durch den Luftreinhalteplan 2011 – 2017 fortgeschrieben, der nach Be- teiligung der Öffentlichkeit 2013 durch den Senat beschlossen wurde. Die Fort- schreibung war erforderlich, weil weiterhin Überschreitungen der EU-weiten Grenz- werte (EU-Luftqualitätsricht linie, 22. Bun- des-Immissionsschutzverordnung) für Fein- staub und für Stickstoffdioxid sowie auch des kommenden Zielwerts für Benzo[a]- pyren auftraten, so dass geeignete Maß- nahmen zur Abhilfe zu treffen sind.

Aufbauend auf umfangreichen Analysen der Ursachen von hohen Luftbelastungen enthält der Luftreinhalteplan 2011 – 2017 Maßnahmen, um die Luftqualität weiter zu verbessern und den Zeitraum und das Ausmaß der Überschreitung der Grenz- Auch Wohngebiete, die nicht direkt an Der Luftreinhalteplan benennt deshalb werte – so weit wie dies durch Maßnah- verkehrsreichen Straßen liegen, werden weitere Maßnahmen, die dazu beitragen men im Land Berlin möglich ist – zu redu- entlastet. Eine Verschärfung der Fahr- können, die Grenzwerte dauerhaft ein- zieren. Die vorgeschlagenen Maßnahmen zeugkriterien für die Umweltzone oder zuhalten. Im Handlungsfeld der Stadt- betreffen die Handlungsfelder Stadt- eine Ausdehnung der Umweltzone auf und Landschaftsplanung sind dies der planung, Verkehr, Wärmeversorgung, das ganze Stadtgebiet Berlins ist im neu- Erhalt und die Schaffung Bau stellen, Industrie und Gewerbe. en Luftreinhalteplan nicht vorgesehen. • einer guten Frischluftversorgung für Ein wichtiger Schritt zur Verringerung Wie Trendprognosen gezeigt haben, die dicht bebauten innerstädtischen der Luftbelastung und zum Gesundheits- können die Grenzwerte für die Luftquali- Gebiete, schutz der Bevölkerung war die Einfüh- tät ohne zusätzliche Maßnahmen bis • guter Ausbreitungsbedingungen rung der Umweltzone. Seit Anfang 2008 2015 noch nicht eingehalten werden. besonders für verkehrsbedingte dürfen in der Innenstadt innerhalb des Luftschadstoffe, S-Bahn-Rings nur Fahrzeuge fahren, die • verkehrsarmer Stadtstrukturen, bestimmte Abgasstandards einhalten. • sowie die Pflanzung von Diese wurden 2010 weiter erhöht, Aus- Straßenbäumen. nahmeregelungen laufen Ende 2014 aus. Weitere Maßnahmen zur Verkehrsver- Mit der Umweltzone konnte der Ausstoß meidung, Verkehrsverlagerung oder gesundheitsgefährdender Schadstoffe Verbesserung von Verkehrsabläufen sol- erheblich reduziert werden: Im Straßen- len zur Verringerung von Luftschadstof- verkehr werden pro Jahr fast 60 % oder fen aus dem Verkehr beitragen, ebenso 173 Tonnen weniger Dieselruß und etwa die Ausnutzung von technischen Minde- 20 % oder 1.517 Tonnen weniger Stick- rungspotenzialen bei den Kraftfahr- oxide ausgestoßen. Die Zahl der von Grenz- zeugen. Der Luftreinhalteplan baut wertüberschreitungen betroffenen An- diesbezüglich auf die im Stadtentwick- wohner von Hauptverkehrsstraßen konnte lungsplan Verkehr 2025 formulierten damit deutlich reduziert werden. Maßnahmen auf.

Grüne Straßen mit Tempo 30 können zur Luftreinhaltung beitragen.

41 4.3.4 Lärmminderung

Zur Verringerung von Lärmemissionen im Berliner Stadtgebiet dient die Ent- wicklung und Umsetzung einer ge- samtstädtischen Lärmminderungspla- nung. Hintergrund ist die 2002 von der EU erlassene Umgebungslärmrichtlinie, die 2005 in nationales Recht umgesetzt wurde. Das Hauptaugenmerk dieser Richtlinie liegt auf den verkehrsbeding- ten Lärmbelastungen, also Kraftfahr- Durch bauliche Maßnahmen wie Wintergärten und zeug-, Schienen- und Fluglärm. Die be- Grundrissausrichtung zum ruhigen Innenhof können stehenden Lärmbelastungen sollen in auch manche lärmbelasteten Standorte für eine Bebauung genutzt werden (Seesener Straße, Wilmers- strategischen Lärmkarten erfasst und dorf). bewertet werden. Lärmaktionspläne sol- Der Ausschnitt aus der strategischen Lärmkarte für len auf dieser Basis Maßnahmen fest- diesen Bereich zeigt die Fassadenpegel Gesamtlärm legen, mit denen Lärmprobleme schritt- nachts auf der belasteten Seite (rot: >65 dB(A)) und im wenig belasteten Blockinnebereich (grün: <45 dB(A)). weise reduziert werden können.

Vor diesem Hintergrund hat der Senat im Januar 2009 den Lärmaktionsplan für Berlin beschlossen. Darin werden einer definierten Größe von mehr als baulicher Strukturen gerichtet, die die Maßnahmen zur Reduzierung der Belas- 100 ha bzw. 30 ha als ‚Ruhige Gebiete‘ Anforderungen der „Lärmrobustheit“ tungen durch Verkehrslärm vorgestellt. festgelegt, mit dem Ziel, diese vor einer einbeziehen. Eine städtebauliche Bewäl- Neben gesamtstädtischen Strategien Zunahme des Lärms zu schützen. tigung bestehender bzw. zu erwartender enthält der Plan detaillierte Handlungs- Lärmbelastungen umfasst darüber hin- konzepte für zwölf Gebiete und acht Potenziale und Maßnahmen aus auch bauliche Maßnahmen des pas- Strecken, die hohe Verkehrslärm belas- Lärmminderungspotenziale werden u.a. siven Lärmschutzes (z.B. Schallschutz- tungen aufweisen. Anhand dieser Gebie- in der Beeinflussung der Verkehrsmittel- fenster oder -fassaden). te werden auch Lösungsansätze für wahl zu Gunsten des Fuß- und Radver- typische Problemlagen aufgezeigt. Im kehrs sowie der öffentlichen Verkehrs- Strategische Lärmkarten liegen für das Aktionsplan werden für die Dringlichkeit mittel und in der Bündelung von gesamte Stadtgebiet vor und sind als von Maßnahmen zwei Schwellenwerte Be lastungen dort, wo nur wenige Men- Bestandteil des Umweltatlas im Geoda- definiert: schen betroffen sind, gesehen. Weitere teninformationssystem der Senatsver- Lärmminderungen können durch eine waltung für Stadtentwicklung und Um- • Stufe 1: stadtverträgliche Abwicklung des Kfz- welt (FIS-Broker) im Internet abrufbar. 70 dB(A) tags und 60 dB(A) nachts. Verkehrs erreicht werden, z.B. durch Sie zeigen, dass der Kfz-Verkehr eindeu- • Stufe 2: verbesserte Straßenbeläge, Verstetigung tig der Hauptlärmverursacher ist, ge- 65 dB(A) tags und 55 dB(A) nachts. von Geschwindigkeiten und Vergröße- folgt von Eisenbahn und Flugverkehr. Bei Überschreitung dieser Werte sollen rung der Abstände zu Wohngebäuden. Industrielärm ist dagegen von ver- vorrangig und möglichst kurzfristig Maß- gleichsweise geringer Bedeutung. Die Konkrete Maßnahmevorschläge bezie- nahmen zur Verringerung der Gesundheits- aktuelle Weiterentwicklung des Lärmak- hen sich auf die Förderung der Verkehrs- gefährdung ergriffen werden. tionsplans (2013-18) war Gegenstand mittel des Umweltverbundes, die einer umfassenden Beteiligung der Diese Werte wurden von der Lärm- Weiterentwicklung der Parkraumbewirt- Öffentlichkeit, die u.a. über die Beteili- wirkungsforschung als gesundheits- schaftung, die Optimierung der Ver- gungsplattform „Berlin wird leiser“ relevante Schwellenwerte ermittelt und kehrsorganisation und der Straßen- (2013) über 3.000 Vorschläge zur Lärm- dienen im Rahmen der Vorsorge als Ziel- raumgestaltung sowie die Verlagerung minderung erbrachte. werte für die Lärmminderungsplanung. von Verkehrsströmen, im Einzelfall auch Zudem hat der Aktionsplan zusammen- durch gezielte Netzergänzungen. Lärm- Mit dem Ziel, keine neuen empfindlichen hängende Landschaftsräume sowie in- minderungsplanung ist ganz wesentlich Nutzungen im Lärmeinzugsbereich des nerstädtische Grün- und Freiflächen mit auf die Entwicklung geeigneter städte- Flughafens BER anzusiedeln, hat der 42 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

4.3.5 Umweltgerechtigkeit

Flächennutzungsplan die Planungszone Stadträume unterscheiden sich in ihrer sundheitlich gewichtet und mit Aussagen Siedlungsbeschränkung des Landesent- Sozialstruktur und weisen unterschiedli- zur Sozialraumstruktur (Statusindex Mo- wicklungsplans Flughafen Schönefeld che Umweltbelastungen auf. Als neues nitoring Soziale Stadtentwicklung) so- (LEP FS, Z 5) übernommen. Im Übrigen Steuerungsinstrument hat die Senats- wie weiteren gesundheitsstatistischen wird durch die Schließung der innerstäd- verwaltung für Stadtentwicklung und Aussagen verschnitten. Ergänzend wur- tischen Flughäfen eine deutliche Minde- Umwelt ressortübergreifend das Themen- den kleinräumige Analysen zu weiteren rung der Fluglärmbelastung für große feld „Umweltgerechtigkeit“ ent wickelt. Themenfeldern wie Stadtstruktur, Wohn- Teile der Berliner Bevölkerung erreicht. lage und Lichtverschmutzung in den Als Grundlage für integrierte Strategien Umweltgerechtigkeitsansatz inte griert. Die Ziele der Lärmminderungsplanung und Maßnahmen an der Schnittstelle der und die Inhalte der strategischen Lärm- gesundheitsrelevanten Bereiche Stadt- Hinweise für die Planung karten sind Gegenstand der Umweltprü- entwicklung, Städtebau und Umwelt Im Ergebnis liegt ein handlungsorientier- fung und gehen in die Abwägung über wurde zunächst eine sozialräumliche tes Stadtbeobachtungssystem vor, das FNP-Änderungen ein, insbesondere im Umweltbelastungsanalyse erarbeitet. Im bundesweit erstmalig einen Gesamt- Umfeld lärmintensiver Verkehrstrassen Rahmen der Analyse wurden auf der überblick über die ungleiche Verteilung und Gewerbegebiete. In Abhängigkeit Ebene der 447 Planungsräume Berlins der Umweltbelastungen und somit der von der jeweils gegebenen Problemlage die gesundheitsrelevanten Kernindika- Umweltqualität in den Quartieren er- erfolgt die konkrete Konfliktbewältigung toren Lärm, Luftgüte, bioklimatische Be- möglicht. Durch die Identifizierung von auf den nachfolgenden Planungsebenen. lastung und Grünflächenversorgung ge- Mehrfachbelastungen wird die Betrof- fenheit der Quartiersbewohner darge- stellt. Die Mehrfachbelastungskarte ver- deutlicht, dass sich der größte Teil der drei-, vier- und fünffach belasteten Pla- nungsräume im Bereich der verdichteten Innenstadt befindet und dass viele der Gebiete mit einer hohen sozialen Pro- Die Aufwertung von öffentlichen Räumen in Gebieten blemdichte auch von hohen gesundheits- mit Mehrfachbelastungen kann zur Verbesserung der relevanten Umweltbelastungen betroffen Lebensqualität im Sinne von mehr Umweltgerechtig- keit beitragen (Spandau, Földerichplatz). sind. Die in weiten Teilen des Berliner Nordens und Westens dargestellten Mehr- fachbelastungen werden mit der Schlie- Die Karte „Umweltgerechtigkeit“ 2014 ßung des Flughafens Tegel abnehmen. zeigt, wo sich Umweltbelastungen und Gebiete besonderer Durch die kleinräumige Umweltgerech- sozialer Problematik überlagern. tigkeitsanalyse werden die etablierten Stadtbeobachtungssysteme durch die zusammenfassende Betrachtung der Umweltsituation fachlich-inhaltlich er- gänzt. Dies gilt vor allem für Bereiche mit einer hohen sozialen Problemdichte. Die Aussagen zur Umweltgerechtigkeit sind eine wichtige Datenbasis für die gezielte Entwicklung integrierter Strategien und Maßnahmen zur Verbesserung der Le- bens- und Umweltqualität vor allem in Quartieren mit Mehrfachbelastungen. Sie sind gleichzeitig eine Grundlage für die Entwicklung verbesserter Partizipa- tionsformen, um die Betroffenen in die Ver änderungsprozesse einbinden zu können. 43 Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt erfasst in einer Datenbank Flächen, die in absehbarer Zeit dauerhaft entsiegelt werden können.

4.3.6 Bodenschutz

Böden sind als Basis und Bestandteil Der Flächennutzungsplan trägt dieser nahme muss geprüft werden, inwieweit aller Ökosysteme in eine Vielzahl von Anforderung im Sinne einer nachhaltigen dadurch eine Mobilisierung möglicher Wechselbeziehungen zwischen Lebe- Stadtentwicklung u.a. mit den strategi- Schadstoffe in Gang gesetzt und damit wesen und ihrer Umwelt eingebunden. schen Planungszielen „Stärkung der In- unter Umständen ein Grundwasser- Der Schutz der Böden ist deshalb ein nenentwicklung“ und „Freiraumschutz, schaden hervorgerufen werden kann. wichtiges Anliegen aller städtebaulichen Sicherung von Grünflächen, Funktions- Die Senatsverwaltung für Stadtentwick- Planungen. Maßgeblich ist dabei ein fähigkeit des Naturhaushaltes“ Rech- lung und Umwelt baut dazu eine Daten- möglichst weitgehender Erhalt des Bo- nung, die auch und gerade unter den bank auf, die Flächen erfasst, die dauer- dens in seinen unterschiedlichen Funkti- Bedingungen einer wachsenden Stadt haft nicht mehr für eine bauliche onen, insbesondere sein Schutz vor Gültigkeit haben. Nutzung erforderlich sind und insofern Überbauung und Versiegelung. für Entsiegelungsmaßnahmen in Frage Zur Reduzierung der Flächeninanspruch- kommen. Das Ziel, den Flächenverbrauch für Sied- nahme und Neuversiegelung sollen vor- lungs- und Infrastrukturzwecke und die rangig ungenutzte und untergenutzte Ein wichtiger Gesichtspunkt für die Be- Versiegelung zu begrenzen, hat in ver- Flächen im Siedlungszusammenhang wertung der Umweltsituation einer schiedene Fachgesetze, darunter die nutzbar gemacht werden. Dazu kommen Fläche im Sinne des Bodenschutzes ist Bodenschutzgesetze des Bundes und neben der Bauleitplanung verschiedene die Kennzeichnung schadstoffbelasteter des Landes Berlin, sowie in das Bau- weitere Instrumente zum Einsatz. So Böden im Flächennutzungsplan. Sie gesetzbuch Eingang gefunden. Auch in wird das Flächenrecycling in bestimm- dient dem Schutz der bestehenden oder Planungsinstrumenten wie dem Land- ten Bereichen durch Fördermittel der EU geplanten Nutzung und erfüllt damit schaftsprogramm und der lokalen Agen- und der Bundesregierung unterstützt, eine wichtige Hinweis- bzw. Warnfunkti- da 21 sind diese Ziele verankert. Boden- u.a. durch Projekte im Rahmen des on. Im Flächennutzungsplan werden für schutz ist ein wichtiger Belang, der in Stadtumbaus. Zur Förderung von Bau- bauliche Nutzungen vorgesehene Flä- der Flächennutzungs- und Bebauungs- vorhaben auf innerstädtischen Baugrund- chen sowie für intensive Nutzungen vor- planung in der Abwägung zu berücksich- stücken informiert die Senatsverwaltung gesehene Grünflächen >3 ha gekenn- tigen ist. für Stadtentwicklung und Umwelt im zeichnet, deren Böden erheblich mit Rahmen ihres Baulückenmanagements. umweltgefährdenden Stoffen belastet Im Baulandkataster können Innenent- sind oder für die ein begründeter Ver- wicklungsstandorte aufgeführt werden, dacht dazu besteht. Die Kennzeichnung die aus öffentlich-rechtlicher Sicht so- beruht auf den Informationen des bei fort bzw. in absehbarer Zeit bebaubar der Senatsverwaltung für Stadtentwick- sind. lung und Umwelt geführten Bodenbe- lastungskatasters sowie den Unterlagen Eine Renaturierung von Böden und Wie- der bezirklichen Umweltämter. Die Art derherstellung biologischer Lebens- der Kennzeichnung erfolgt flächenhaft räume kann durch Entsiegelung von bis- (Nachweis liegt vor) oder durch ein Sym- her überbauten oder befestigten Flächen bol (begründeter Verdacht). erreicht werden. Vor einer solchen Maß-

44 FNP-Bericht 2015 — Umwelt

4.3.7 Hochwasserschutz

Die Länder sind verpflichtet, Maßnah- Für diese Gebiete werden Risikokarten men zum vorbeugenden und techni- sowie bis 2015 Risikomanagementpläne schen Hochwasserschutz umzusetzen, erstellt. wenn diese wirtschaftlich geboten bzw. Neben den Risikogebieten sind nach §§ vertretbar und räumlich integrierbar 76 bis 78 Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sind. Einem Hochwasser kann u.a. durch Gebiete, in denen statistisch einmal in Wasserrückhalt in den Auenbereichen 100 Jahren ein Hochwasserereignis zu er- vorgebeugt werden. Geeignete größere warten ist, durch Rechtsverordnung als Auen sind jedoch im urbanen Raum häu- Überschwemmungsgebiete festzusetzen. fig überformt bzw. werden intensiv ge- Auch Flächen, die der Hochwasserent- nutzt. Deshalb ist es wichtig, den Was- lastung und der Hochwasserrückhaltung serrückhalt in den verbliebenen Flächen dienen, sind als Überschwemmungs- zu verbessern und vorhandene Rückhalte- gebiete festzusetzen. In Berlin wurden räume optimal zu nutzen. Auch zentrales Überschwemmungsgebiete durch Verfü- und dezentrales Regenwassermanage- gung vom 11.1.2013 vorläufig gesichert. ment sowie verbesserte Prognose- und Durch ihre Bekanntmachung soll das Be- Frühwarnsysteme sind wichtige Baustei- wusstsein für mögliche Hochwasser- ne. Wo es wirtschaftlich geboten und gefahren gefördert werden. räumlich umsetzbar ist, können techni- sche Maßnahmen zum Hochwasser- Um Schäden zu minimieren, sind in den schutz einen Beitrag zur Minimierung vorläufig gesicherten Überschwemmungs- von Hochwasserschäden leisten. gebieten die in der Verfügung genannten baulichen Restriktionen zu beachten. Im

Eine vorläufige Hochwasserrisikobewer- Flächennutzungsplan dargestellte Bau- Die Ausweisung von Überschwemmungsgebieten ist tung hat ergeben, dass für rund 6 % flächen sind davon nur in sehr geringem ein wichtiges Instrument der Hochwasservorsorge (Beispiel: Rahnsdorf – Neu Venedig). (bzw. 26 km) der Gesamtlänge der Fließ- Umfang betroffen, z.B. in Rahnsdorf. gewässer in Berlin ein potenziell signifi- Detaillierte Karten der betroffenen Ge- kantes Hochwasserrisiko besteht. Dies biete sind im Internet verfügbar, aus betrifft Teilabschnitte von Erpe, Panke darstellungssystematischen Gründen und Tegeler Fließ sowie die Spree zwi- können die Informationen jedoch nicht schen Dämeritzsee und Köpenick, die in den Flächennutzungsplan übernom- Gosener Gewässer und die Unterhavel. men werden.

45 4.4 Die Umweltprüfung im FNP

Nach den Vorschriften des Baugesetz- planten Maßnahmen zur Vermeidung, Umweltbericht buches (BauGB) ist für alle FNP-Ände- zur Verringerung und zum Ausgleich der Die Ergebnisse der FNP-Umweltprüfung rungen, die nicht im vereinfachten Ver- nachteiligen Auswirkungen in den Um- werden im Umweltbericht zusammen- fahren durchgeführt werden (s. Kap. 7.2), weltbericht aufzunehmen, außerdem gestellt, der folgende Punkte umfasst: eine Umweltprüfung durchzuführen, in eine Beschreibung der Maßnahmen zur 1. Rechtsgrundlage und Ziel des der die voraussichtlichen erheblichen Überwachung der Umweltauswirkungen. Umweltberichts Umweltauswirkungen ermittelt und in Als vorbereitender Bauleitplan enthält 2. Inhalt und Ziele der FNP-Änderung einem Umweltbericht beschrieben und der Flächennutzungsplan keine parzel- 3. Ziele des Umweltschutzes für das bewertet werden. Die Umweltprüfung lenscharfen Festlegungen. Es bleibt der Plangebiet nach den einschlägigen auf der Ebene der Flächennutzungs- verbindlichen Bauleitplanung vorbehal- Fachgesetzen und Fachplänen planung soll gewährleisten, dass die ten, die genaue Lage von Baufeldern, 4. Bestandsaufnahme des derzeitigen Umweltauswirkungen zu einem frühen Erschließungsanlagen und Grünflächen Umweltzustandes Zeitpunkt im Planungsprozess ermittelt festzulegen. Detaillierte Aussagen zur 5. Prognose über die Entwicklung des werden, bevor die Weichen für die Ge- Art und zur Intensität der Auswirkungen Umweltzustandes nehmigung konkreter Vorhaben gestellt auf die Umwelt und damit auch zum 6. Maßnahmen zur Vermeidung, werden. Ziel ist eine qualifizierte Bewer- Umfang möglicher Eingriffe lassen sich Verringerung und zum Ausgleich von tung der Umweltbelange und ihre Stär- deshalb i.d.R. erst auf der Ebene der ver- nachteiligen Auswirkungen kung bei der planerischen Abwägung. bindlichen Bauleitplanung treffen. Im 7. Darstellung von Alternativen Im Rahmen der Änderungsverfahren zum Rahmen der Umweltprüfung von FNP- 8. Verfahren der Umweltprüfung Flächennutzungsplan erfolgt die Umwelt- Änderungen kann daher nur geprüft 9. Maßnahmen zur Überwachung. prüfung mit Hilfe von ausgewählten, der werden, welche Umweltauswirkungen Als Teil der Begründung ist der Umwelt- FNP-Darstellungssystematik angepassten die Planänderung generell zur Folge ha- bericht zusammen mit dem Entwurf der Indikatoren. Wichtigste Informations- ben könnte, verbunden mit dem Hin- FNP-Änderung Gegenstand der Beteili- grundlage ist das Landschafts programm weis, dass je nach Ausformung durch die gung der Öffentlichkeit und der Behör- als wesentliche ökologische Bezugsbasis konkretisierende Planung Umweltaus- den. Dazu kann die „Akte Umwelt- des Flächennutzungsplans. Des Weiteren wirkungen ganz oder teilweise vermie- prüfung“ eingesehen werden, die mit dem werden Daten des Umweltatlas Berlin, den oder ausgeglichen werden können. Entwurf der FNP-Änderung, dem Um- des Lärmaktionsplans, des Altlastenver- Artenschutz weltbericht und den wesentlichen um- dachtsflächenkatasters sowie anderer Auch ein möglicher Konflikt mit Verbots- weltbezogenen Stellungnahmen öffent- umweltbezogener Pläne und Konzepte normen des Artenschutzrechts ist auf der lich ausgelegt wird. genutzt. Im Einzelfall werden vertiefen- Ebene des Flächennutzungsplans früh- de Untersuchungen zur Prüfung hinzu- Die Auseinandersetzung mit den im zeitig zu bedenken. Sollten dabei im Ein- gezogen. Auch in Stellungnahmen zu Rahmen der öffentlichen Auslegung und zelfall artenschutz rechtliche Bedenken den FNP-Änderungen sind oft umwelt- der Behördenbeteiligung eingegange- auftreten, lassen sich entsprechende Er- relevante Informationen enthalten, die bei nen Stellungnahmen zum Umwelt- fordernisse in den meisten Fällen auf der der Abwägung zu berücksichtigen sind. bericht erfolgt in der Begründung zur nachfolgenden Ebene der verbindlichen abschließenden Abwägung, die dem Prognose und Alternativen Bauleitplanung sachgerecht lösen, z. B. Senat und dem Abgeordnetenhaus zur Neben einer Prognose der voraussichtli- durch Schutz von relevanten Teilflächen Beschlussfassung vorgelegt wird. Bei chen Auswirkungen auf die Umwelt bei oder durch Schaffung von Ersatzlebens- vereinfachten Änderungen des Flächen- Durchführung der Änderungsplanung räumen im räumlich-funktionalen Zu- nutzungsplans bedarf es keines geson- ist auch zu prüfen, welche anderweiti- sammenhang. Nur wenn im Einzelfall derten Umweltberichts; dennoch sind gen Möglichkeiten zur Umsetzung der eine artenschutzkonforme Umsetzung die umweltrelevanten Belange in der Planungsziele des FNP in Betracht kom- der Planung in keiner denkbaren Umset- Planung zu berücksichtigen und fließen men und welche Umweltauswirkungen zungsvariante möglich wäre, würde dies in die Abwägung ein. bei Verzicht auf die Planänderung zu er- auf die Erforderlichkeit und Realisierbar- warten wären. Weiterhin sind die ge- keit der Planung durchschlagen. 46 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

5. Grundlagen für die laufende Fortschreibung des Flächennutzungsplans

Stadtentwicklung ist ein dynamischer Prozess. Ihre gesamtstäd- erläutert. Dazu gehören die regelmäßig fortgeschriebenen tische räumliche Steuerung durch die Flächennutzungsplanung Bevölkerungsprognosen, ein ebenfalls in regelmäßigen Abstän- bedarf einer kontinuierlichen Beobachtung der relevanten den durchgeführtes Flächenmonitoring, die weiter entwickelten Rahmenbedingungen als Grundlage für die Fortschreibung der Konzepte der gesamtstädtischen Stadtentwicklungsplanung mit Planung. ihren sektoral orientierten Stadtentwicklungsplänen sowie wich- tige teilräumliche und örtliche Planungen mit gesamtstädtischer Zur Zeit der Aufstellung des Flächennutzungsplans Anfang der Relevanz. 1990er Jahre befand sich die Stadt in einer grundlegenden Um- bruchssituation, die nahezu sämtliche für die Flächenplanung Auch der Rechtsrahmen sowie die rahmensetzenden Konzepte relevanten Bereiche (Bevölkerungsentwicklung, Flächenver- der Stadtentwicklungspolitik auf europäischer und nationaler fügbarkeit, Wohnungsbedarf, Arbeitplatzentwicklung, Gemein- Ebene sowie der Landes- und Regionalplanung haben sich ge- bedarfseinrichtungen, Einzelhandelsversorgung, Verkehrs- ändert. Nicht zuletzt bildet die in Kapitel 4 erläuterte Weiter- ströme...) erfasste. Die dem Plan zugrunde gelegten Annahmen entwicklung des Landschaftsprogramms sowie wesentlicher konnten daher nicht auf langjährige Analysen überwiegend umweltbezogener Informationsinstrumente und Planungskon- kontinuierlicher Entwicklungsverläufe gestützt werden. Um zepte einen wichtigen Aspekt für die Fortschreibung des einen gesamtstädtischen Rahmen für die anstehenden Pla- Flächennutzungsplans. nungs aufgaben zu schaffen, wurden vielmehr Szenarien ent- Im Rahmen der Flächennutzungsplanung werden diese Ent- wickelt und plausible Annahmen getroffen und stadtentwick- wicklungen kontinuierlich beobachtet und aus gesamtstädti- lungspolitisch abgestimmt. scher Sicht im Hinblick auf ihre möglichen Konsequenzen für Seit 1994 haben sich sowohl die Rahmenbedingungen der Pla- die einzelnen Plandarstellungen überprüft. Ausgangspunkt nung als auch die verfügbaren Planungs- und Informations- sind dabei stets die grundlegenden strategischen Planungs- grundlagen und nicht zuletzt viele konkrete Planungen für ein- ziele. Aufgrund seiner methodischen Konzentration auf die zelne Teilbereiche der Stadt weiterentwickelt. Im folgenden Grundzüge der Planung bildet der Flächennutzungsplan einen Kapitel werden die unterschiedlichen Planungs- und Informati- flexiblen Rahmen, in dem auch neue Entwicklungen berück- onsgrundlagen, die in ihrem komplexen Zusammenwirken den sichtigt werden können. Im Einzelfall kann sich dabei die Not- aktuellen gesamtstädtischen Planungshintergrund der wendigkeit einer Änderung von Darstellungen in Teil bereichen Flächen nutzungsplanung bilden, in zusammengefasster Form ergeben.

47 5.1 Entwicklung grundlegender Parameter

5.1.1 Bevölkerungsentwicklung Bevölkerungsentwicklung 1994 – 2014 allem von Familien, die durch günstige Ein bereits vor der Wiedervereinigung in Bauflächenangebote in den Umland- beiden Teilen der Stadt beobachteter gemeinden angezogen wurden, erreich- Für die Entwicklung der Stadt und ihrer Wachstumstrend setzte sich noch bis te 1998 mit über 41.000 Fortzügen (bei räumlichen Strukturen, insbesondere auch etwa 1993 fort. In diesem Jahr war mit 11.500 Zuzügen) ihren Höhepunkt. In für die zeitgerechte Bereitstellung von 3,48 Mio. Einwohnern ein zwischenzeit- den Folgejahren schwächte sich dieser Flächen für unterschiedliche Nutzungen liches Maximum erreicht. Nach der Be- Suburbanisierungsprozess allmählich ab, ist das Wissen um Veränderungen der schlussfassung über den Flächennut- auch als Folge der Entwicklung von Flä- Größe und der Zusammensetzung der zungsplan (1994) kam es dann – entgegen chen für Einfamilienhäuser im Berliner Bevölkerung von wesentlicher Bedeu- den seinerzeitigen Erwartungen – zu Stadtgebiet. Die Zahl der Fortzüge ging tung. Der Senat hat deshalb 1997 eine einem leichten, aber anhaltenden Bevöl- wieder zurück, während die Zuzüge wei- regelmäßige Fortschreibung der Bevöl- kerungsrückgang. Ursächlich dafür war ter anstiegen, so dass im Jahr 2000 ein kerungsprognose beschlossen. Deren neben einer negativen natürlichen Be- insgesamt ausgeglichener Wanderungs- Ergebnisse fließen in die laufende Aktua- völkerungsentwicklung (mehr Sterbefäl- saldo erreicht wurde. In der Gesamt- lisierung des Flächennutzungsplans ein. le als Geburten) vor allem die hohe Zahl bilanz verlor Berlin durch Wanderungs- der Fortzüge aus Berlin in das stadtnahe verlust und Sterbeüberschuss zwischen Umland, die durch Zuzüge nicht ausge- 1994 und Ende 2000 ca. 95.000 Einwoh- glichen wurden. Die Abwanderung, vor ner. Dagegen hatte die Metropolregion 48 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen Bevölkerungsbewegungen in Berlin 1991–2013

Bevölkerungsveränderung pro Jahr, 1991 bis 2013 Bevölkerungsvorausschätzungen in Tausend Personen in Tsd. Personen seit 1994 50 Der Flächennutzungsplan von 1994 konn- Bevölkerungsveränderung te nicht auf eine belastbare Bevölke- 40 gesamt Natürliches Saldo rungsprognose aufbauen, da sich in der (Geburten minus Gestorbene) 30 Wanderungssaldo Umbruchphase nach der Wende noch (Zuzüge minus Wegzüge) keine stabilen Trends abzeichneten. Der 20 Plan ging von der Annahme aus, dass bei einem Zusammenwirken verschiede- 10 ner wachstumsfördernder Bedingungen -0 maximal 1 Mio. zusätzliche Einwohner in der Region insgesamt zu erwarten –10 wären, davon rund 300.000 in Berlin.

–20 Die in den Folgejahren in regelmäßigen Abständen erarbeiteten Bevölkerungs- –30 prognosen (mit den Basisjahren 1995, 1991 949392 1995 99989796 2000 04030201 2005 06 07 08 092010 11 12 13 1998, 2002 und 2007) bildeten jeweils den Hintergrund für die Überprüfung insgesamt, d.h. unter Einbeziehung des gut 180.000 Personen zu, die Zahl der der Darstellungen des Flächennutzungs- engeren Verflechtungsraums, in diesem Kinder und Jugendlichen (<18 Jahre) ging plans, der Ziele der Stadtentwicklungs- Zeitraum rund 60.000 Einwohner ge- um rund 130.000 zurück. Während sich planung sowie für die FNP-Berichte von wonnen. der Rückgang in den jüngeren Alters- 1999, 2004 und 2009. Während sich in gruppen ab 2006 stark abschwächte und der ersten dieser Prognosen noch die Seit der Jahrtausendwende verlief die Be- bei den jungen Erwachsenen zwischen Entwicklungstrends der unmittelbaren völkerungsentwicklung Berlins (bis 2009 20 und 30 Jahren steigende Wande- Vor- und Nachwendejahre und eine hohe entgegen dem Bundestrend) wieder po- rungsgewinne von zuletzt über 30.000 Zahl von Wohnungsfertigstellungen sitiv. Die Fortzüge in das Berliner Um- Personen pro Jahr zu verzeichnen waren, widerspiegelten, kamen die darauf fol- land gingen weiter zurück, die Zahl der hielt der Zuwachs bei den älteren Jahr- genden Prognosen bis 2007 zu wesent- Zuzüge stieg an, so dass sich der Wan- gängen unvermindert an und hat sich bei lich zurückhaltenderen Vorausschätzun- derungsverlust Berlins gegenüber dem den über 80jährigen noch beschleunigt. gen einer weitgehend stabilen Bevölke- Umland bis 2010 stetig verringerte. Seit- rungsentwicklung. dem erhöhte er sich wieder leicht, von 4.000 auf 7.200 Personen im Jahr 2013. Bevölkerung der Berliner Bezirke 2012

Parallel dazu gab es positive Tendenzen bei der Bilanz der übrigen Außenwande- rungen und ab 2007 auch bei der natür- lichen Bevölkerungsentwicklung. In der Summe dieser Entwicklungen nahm die Einwohnerzahl Berlins zwischen 2005 und Ende 2013 um rd. 200.000 Personen zu, davon allein in den drei Jahren von 2011 bis 2013 um knapp 130.000. Die amtliche Fortschreibung auf Basis des Zensus von 2011 wies einen Bevölke- rungsbestand per 31.12.2013 von 3,42 Mio. Personen aus.

Die Entwicklung der vergangenen Jahre war weiterhin gekennzeichnet durch erhebliche Veränderungen der alters- mäßigen Zusammensetzung der Bevöl- kerung. Die Altersgruppe der über 65jäh- rigen nahm zwischen 1993 und 2011 um 49 Allen Prognosen gemeinsam war dage- Bevölkerungsprognose bis 2030 Aufgrund demografischer Veränderun- gen die Einschätzung der altersstruktu- Die aktuelle Bevölkerungsprognose der gen in den Herkunftsregionen der Zu- rellen Veränderung der Bevölkerung, mit Senatsverwaltung für Stadtentwicklung wandernden flacht die Zuwachsrate im Rückgängen in den Altersgruppen der und Umwelt für den Zeitraum 2011 bis Laufe des betrachteten Zeitraums ab. Kinder und Jugendlichen, einer stabilen 2030 unterscheidet sich von ihren Vor- Die höchsten Einwohnergewinne werden bis leicht rückläufigen Entwicklung in gängern vor allem durch veränderte An- in den ersten fünf Jahren des Prognose- den erwerbstätigen Jahrgängen und ei- nahmen zur Entwicklung der Zu- und zeitraums erwartet; die tatsächliche Be- nem starken Zuwachs bei den älteren, Fortzüge und damit des Wanderungssal- völkerungsentwicklung der Jahre 2012 insbesondere bei den hochbetagten Ein- dos. Nach den Erfahrungen der letzten und 2013 lag noch über der oberen Vari- wohnern. Dies war Anlass für die Auf- Jahre geht die Prognose davon aus, dass ante der Bevölkerungsprognose. stellung eines ressortübergreifen Demo- aufgrund der gestiegenen Attraktivität Eine hohe Zuwanderungsrate wirkt sich grafiekonzeptes (2009), das u.a. die Berlins als Wohn-, Arbeits- und Ausbil- auch auf die Altersstruktur der Bevölke- kinder- und jugendfreundliche Stadt, die dungsort auch weiterhin mehr Men- rung aus. Entgegen dem bis vor wenigen weltoffene und soziale Stadt und das schen nach Berlin zuziehen werden als Jahren vorherrschenden Trend eines lange Leben in der Stadt thematisiert die Stadt verlassen. Rückgangs bei Kindern und Jugendlichen und dazu Maßnahmen benennt. Bei einem annähernden Ausgleich von wird für die Altersgruppe der unter Im Hinblick auf die räumliche Verteilung Geburten und Sterbefällen ergibt sich 18jährigen insgesamt ein Zuwachs er- der Bevölkerungsgewinne und -verluste für den Zeitraum 2011 bis 2030 ein pro- wartet (+65.000 bis 2030). In der Alters- wichen die Prognoseergebnisse nur punk- gnostizierter Bevölkerungszuwachs um gruppe der 6 bis unter 18jährigen kon- tuell voneinander ab. Gewinne wurden 254.000 Einwohner in der mittleren Va- zentriert sich der Zuwachs auf den vor allem in den Altbezirken Pankow, riante (+404.000 in der oberen, +92.000 Zeitraum bis 2025, danach wird für die- Weißensee, Treptow, Köpenick und Span- in der unteren Variante). Die mittlere se Gruppe mit einer stabilen Entwicklung dau sowie in den südlichen Einfamilien- Variante wurde zum Zeitpunkt der Ver- gerechnet. Während die Zahlen in den hausgebieten von Marzahn und Hellers- öffentlichung als die Wahrscheinlichste erwerbsfähigen Jahrgängen insgesamt dorf erwartet, Verluste besonders in den angesehen und durch Senatsbeschluss leicht zurückgehen werden (-5.000 bis Großsiedlungen von Hohenschönhausen, vom 4.12.2012 als Orientierungshilfe 2030), wird bei den 65- bis unter 80jäh- Marzahn und Hellersdorf. Die anfänglich und Arbeitsgrundlage für die Fachver- rigen der Zuwachs bis 2025 geringer erwarteten Einwohnerverluste auch in waltungen des Senats und für die Bezir- ausfallen (+14.000) als im anschließen- Mitte, Friedrichshain und Prenzlauer ke ausgewiesen; sie liegt auch den fol- den Zeitraum bis 2030 (+74.000). Die Berg wurden in den späteren Prognosen genden Ausführungen zugrunde. Zahl der über 80jährigen nimmt bis 2030 entsprechend den sich verändernden um 80 % bzw. knapp 120.000 Personen Entwicklungstrends dagegen relativiert. zu.

Die Veränderung der Personenzahl und Realentwicklung 1991 bis 2011 (schwarze Linie) und Bevölkerungsprognosen der Senatverwaltung für Stadtent- wicklung und Umwelt, 1995 bis 2030 (jeweils mittlere Variante, 2011–2030 zusätzlich obere und untere Variante; der Altersstruktur wird teilräumlich auch die Angaben beruhen auf Zahlen vor dem Zensus von 2011) weiterhin unterschiedlich verlaufen, zu- mal hier Binnenwanderungen innerhalb Berlins eine wesentliche Rolle spielen. Die höchsten Zuwächse mit über 15 % gibt es in Pankow, gefolgt von Friedrichs- hain-Kreuzberg, Mitte und Treptow- Köpenick mit ca. 8 % ; die geringsten weisen mit unter 3 % Tempelhof-Schöneberg und Reinickendorf auf. Dabei gibt es inner- bezirklich teilweise erhebliche Differen- zen, z.B. in Marzahn-Hellersdorf mit Abnahmen im Großsiedlungsbereich und einer Zunahme von über 20 % in den süd- lichen Einfamilienhausgebieten.

50 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

Veränderung der Gesamtbevölkerung 2011 bis 2030 in den Prognoseräumen, in Prozent > = 25 20 bis unter 25 15 bis unter 20 10 bis unter 15 5 bis unter 10 0 bis unter 5 –5 bis unter 0

Mehr Kinder und Jugendliche im Schul- hin noch zunehmende Gesamtbevölke- alter (6-18 Jahre) wird es vor allem im rung der Hauptstadtregion Berlin-Bran- östlichen Innenstadt- und Innenstadt- denburg wieder zurückgeht. Bedingt randbereich geben, aber auch in der durch den Bevölkerungsrückgang in den histo rischen Mitte und in den Einfami- peripheren Landesteilen Brandenburgs lienhausgebieten der östlichen Bezirke, wird die Bedeutung des Stadt-Umland- jeweils mit Zunahmen von über 30 %. Raumes somit weiter zunehmen. Bereits Die Zahl der Personen im Rentenalter heute leben über 75 % der Gesamtbevöl- nimmt am stärksten in den Stadtrand- kerung beider Länder in diesem Kern- bereichen zu, in vielen Prognoseräumen raum der Metropolregion. werden 2030 mehr als doppelt so viele Auch wenn der Entwicklungsrahmen, über 80jährige leben, wie 2011, z.B. in der dem Flächennutzungsplan 1994 zu- Marzahn und Hellersdorf, in Karow und grunde gelegt wurde, nicht überschrit- Buch, im Süden von Neukölln, in Lichten- ten wird, haben das prognostizierte rade und in Zehlendorf. Wachstum Berlins und die zu erwarten- Im Berliner Umland (gemäß Festlegung den demografischen und teilräumlichen Bevölkerungsentwicklung und -prognose nach im LEP B-B) wird nach der Bevölkerungs- Veränderungen Konsequenzen für den Haupt altersgruppen, 2000 bis 2030 (in Tsd. Einwohner) prognose des Landes Brandenburg nur Flächenbedarf – auch auf der örtlichen noch mit einem relativ geringen, im Ebene – in unterschiedlichen Bedarfssek- Zeitverlauf weiter abnehmenden Bevöl- toren, z.B. für die Wohnungsversorgung kerungszuwachs (+47.000 bis 2025) und einer wachsenden und älter werdenden danach bis 2030 mit einer leichten Be- Bevölkerung und für die Schulversor- völkerungsabnahme (-7.000) gerechnet. gung einer zunehmenden Zahl von Kin- Ab etwa 2020 wird das Wachstum des dern und Jugendlichen. In den themati- Agglomerationsraums Berlin die Bevöl- schen Kapiteln dieses FNP-Berichts (Kap. kerungsabnahme in den übrigen Teilen 6.1 bis 6.7) wird darauf jeweils näher des Landes Brandenburg nicht mehr eingegangen. ausgleichen können, so dass die bis da-

51 Realisierung baulicher Nutzungen 1991 bis 2013 (Flächenmonitoring 2014)

Wohnen

BestandsentwicklungBestandsentwicklung

Gemeinbedarf

Dienstleistung / Büro

großflächiger Einzelhandel

Gewerbe

Gewerbe, dienstleistungsgeprägt

Parlament, Regierung

Fläche Innere Stadt

5.1.2 Flächeninanspruchnahme Monitoring Eine wesentliche Grundlage für die lau- Mit dieser Zielsetzung wurde in der fende Aktualisierung des Flächennut- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zungsplans sind Informationen zur Ent- und Umwelt ein geografisches Informa- wicklung des Flächenbedarfs und der tionssystem aufgebaut, das auf ge- tatsächlichen Flächeninanspruchnahme samtstädtischer Ebene alle Flächen mit in den unterschiedlichen Bedarfssekto- einem bedeutsamen Veränderungs- ren. Bereits mit der Zustimmung zum potenzial erfasst (Flächen größer 1 ha Flächennutzungsplan 1994 erteilte das oder mit einem Potenzial für mehr als Abgeordnetenhaus deshalb den Auftrag, 100 Wohnungen in Mehrfamilienhäusern die Rahmenbedingungen und Voraus- bzw. 25 Wohnungen in Einfamilienhäu- setzungen der Planung regelmäßig zu sern oder für mehr als 5.000 m2 Verkaufs- überprüfen, auf Änderungen entsprechend fläche). Auf der Grundlage dieses Flä- zu reagieren und in angemessenen Ab- chenmonitorings lassen sich die bereits ständen einen Flächenbericht vorzu- ausgeschöpften und die im Stadtgebiet legen. noch vorhandenen Entwicklungspoten- ziale für unterschiedliche Nutzungsarten den ebenfalls fortgeschriebenen Annah- men zur Bedarfsentwicklung gegenüber- stellen.

52 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

Flächenpotenziale ab 2014 nach Nutzungsart (Flächenmonitoring 2014)

Wohnen

Gemeinbedarf

Dienstleistung / Büro

großflächiger Einzelhandel

Gewerbe

Gewerbe, dienstleistungsgeprägt

Parlament, Regierung

Fläche Innere Stadt

Erster Bericht 2000 Zweiter Bericht 2006 In den Bereichen Lichterfelde Süd und Späthsfelde Ein erster Bericht zur Flächenentwicklung Ein zweiter Bericht für den Zeitraum von basiert die Karte auf aktuellen Planungskonzepten – die entsprechenden FNP-Änderungen befinden sich im von 1990 bis 2000 stellte fest, dass das 2001 bis 2005 zeigte, dass die Flächen- Verfahren. Planungsziel des Vorrangs der Innenent- inanspruchnahme gegenüber der zwei- wicklung im Wesentlichen erreicht worden ten Hälfte der 90er Jahre um mehr als war. So waren fast 90 % des in dieser Pe- 40 % zurückgegangen war. Dies betraf riode umfangreichen Wohnungsbaus in- insbesondere die Wohnbau- und die Ge- nerhalb des vorhandenen Siedlungsraums werbeflächen. Rund 90 % des Flächen- realisiert worden. Die noch vorhandenen verbrauchs in dieser Periode entfiel auf Flächen potenziale würden – so der Bericht Flächen der Innenentwicklung. Da durch – noch über lange Zeit einen Verzicht auf Aufgabe bisheriger Gemeinbedarfs-, Infra- Stadterweiterungen in den Freiraum hin- struktur- und Gewerbenutzungen viele ein ermöglichen. In keinem der betrachte- neue Flächen auf den Markt gekommen ten Teilmärkte wurde ein Flächen engpass waren, hatte sich der Gesamtumfang festgestellt. Da jedoch ein großer Teil der der Potenzialflächen in diesem Zeitraum einfach umsetzbaren Flächen „ver- nur wenig reduziert und lag Ende 2005 braucht“ sei, gewinne künftig die Aufbe- bei etwa 7.000 ha, davon 5.000 ha für reitung von bereits vorgenutzten Flächen bauliche Nutzungen. für eine Nachnutzung im Sinne der Pla- nungsziele zunehmend an Bedeutung.

53 Dritter Bericht 2011 • Flächen für den Wohnungsbau: Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung Der jüngste Bericht zur Flächenentwick- Anpassung an die Marktentwicklung, erfasst der Bericht knapp 5.000 ha nach lung in Berlin blickt auf den Gesamtzeit- Flächenumwidmungen für den Eigen- 2011 noch verfügbare Potenzialflächen raum 1991 bis 2010 zurück und bestä- heimbau, Kompensation von Flächen- mit einer Größe von jeweils mehr als ei- tigt im Wesentlichen die Aussagen der rücknahmen im nordöstlichen Außen- nem Hektar. Davon sind zzt. rund die vorherigen Berichte. Insbesondere hat- raum, neu hinzugekommene Innen- Hälfte für bauliche Entwicklungen un- ten sich die deutliche Reduzierung der entwicklungsflächen. mittelbar innerhalb des Siedlungsraums, Flächeninanspruchnahme seit Ende der ein Viertel für langfristige bauliche • Gewerbliche Bauflächen: 1990er Jahre und die noch stärkere Kon- Entwicklungen als Ergänzungen des be- Zuwachs durch neue Angebote auf ehe- zentration auf die Innenentwicklung stehenden Siedlungskörpers und ein maligen Ver- und Entsorgungsflächen auch in der zweiten Hälfte der 2000er weiteres Viertel für Freiraumnutzungen und Verkehrsflächen sowie durch verän- Jahre fortgesetzt. Für einzelne Bedarfs- vorgesehen. derte Planungsziele für bisherige Wohn- sektoren stellt der Bericht die Entwick- oder Mischbau flächen. Die Flächenpotenziale für eine bauliche lung zusammengefasst wie folgt dar: Innenentwicklung umfassen ein breites • Dienstleistungsflächen: Angebot für sämtliche Nutzungsarten. Konzentration auf die Innenstadt, gerin- Sie würden bei unveränderter Fort- ge Inanspruchnahme und teilweise Neu- schreibung der Flächeninanspruchnah- bewertung von Entlastungsflächen am me in der Dekade 2001 bis 2010 rein Innenstadtrand, da an attraktiven In- rechnerisch für weitere 25 Jahre ausrei- nenstadtstandorten noch umfangreiche chen. Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden sind. Aber auch für den zunehmenden Flächen- bedarf einer wachsenden Stadt bietet • Großflächiger Einzelhandel: die Bauflächenkulisse des Flächennut- hoher Zuwachs in allen Segmenten, Ver- zungsplans ausreichende, siedlungsstruk- doppelung der erfassten Flächen seit turell begründete Entwicklungsspielräu- dem Jahr 2000, Lenkung von Betrieben me. Im Rahmen der Innenentwicklung mit zentrenrelevanten Sortimenten sind dabei auch die Verdichtungs- und überwiegend auf Standorte in den städ- kleineren Entwicklungsflächen zu be- tischen Zentren. rücksichtigen, die im Monitoringsystem • Grün- und Freiflächen: nicht erfasst werden. Außerdem ist auch Flächengewinn durch neue und geplante künftig mit Umnutzungen auf vorhan- Parkanlagen auf anhaltend hohem denen Siedlungsflächen zu rechnen. Niveau. Zentrales Thema der Stadtentwicklung Inanspruchnahme von Bauflächen wird daher weiterhin die vorrangige Ak- nach Nutzungsarten 1991 bis 2010 tivierung vorgenutzter Flächen inner- (Bericht zur Flächenentwicklung 2010) halb des Siedlungsraums und die Steue- 14% Großflächiger Einzelhandel rung von Entwicklungen auf die jeweils am besten geeigneten Standorte sein. 1% Parlament und Regierung 17% Gewerbe Auf Grund der vielfältigen Umnutzungs- potenziale weist Berlin eine vergleichs- 6% Verkehr, Techn. Infrastruktur 10% Dienst- weise sehr geringe Flächenneuinan- leistungen spruchnahme auf und ist in der Lage, 9% Gemeinbedarf nach Aufgabe von Flughafen- und Bahn- Summe: 2.544 ha nutzungen erhebliche Flächen für eine öffentlich nutzbare Freiraumentwick- lung zurückzugewinnen (u.a. Tempelho- 43% Wohnen fer Feld, Teilflächen des Flughafens Tegel, Park am Gleisdreieck).

54 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

5.2 Stadtentwicklungspolitik auf europäischer und nationaler Ebene

5.2.1 Berlin-Brandenburg in Europa

In den letzten Jahren hat die Stadtent- tische Entwicklung sowie die Berücksich- durch bessere und innovative Nutzung der wicklungspolitik auf europäischer Ebene tigung der „städtischen Dimension“ in räumlichen Vielfalt die Wettbewerbs- erhöhte Aufmerksamkeit erfahren. Das den Förderprogrammen. fähigkeit Europas in der Welt stärken. von den Mitgliedstaaten der EU aufge- Die Metropolregionen als dynamische Europäische Raumentwicklung stellte Europäische Raumentwicklungs- Zonen weltwirtschaftlicher Integration Das europäische Raumentwicklungs- konzept (EUREK), die von den Staaten des spielen dabei eine Schlüsselrolle. Unter- konzept von 1999 formuliert das Leitbild Europarates verabschiedeten allgemei- suchungen im Rahmen der Beobachtun- eines ausgewogenen polyzentrischen ne Leitlinien für eine nachhaltige räum- gen zur europäischen Raumentwicklung Städtesystems. Eine Stärkung des wirt- liche Entwicklung auf dem europäischen (ESPON – European Observation Net- schaftlichen und sozialen Zusammen- Kontinent (CEMAT) sowie die Territoriale work for Territorial Development and halts und eine integrierte Raumentwick- Agenda der EU 2020 geben einen Orien- Cohesion) bestätigen die Rolle der Met- lungspolitik sollen die Potenziale der tierungsrahmen für die Entwicklung des ropolen für die wirtschaftliche, soziale Regionen und Städte Europas für ein europäischen Territoriums, auch über und kulturelle Entwicklung. Hier kon- nachhaltiges Wirtschaftswachstum und die EU-Grenzen hinaus. Im Fokus stehen zentrieren sich politische und private mehr Beschäftigung mobilisieren und dabei immer auch die nachhaltige städ- Steuerungsfunktionen, Forschungs-, Bil- 55 Leipzig-Charta zur Vernetzung zentraleuropäischer nachhaltigen europäischen Stadt Metropolregionen Die für Stadtentwicklung zuständigen Eine stärkere Vernetzung der zentral- Minister der Europäischen Union haben europäischen Metropolregionen soll Ent- auf ihrem Treffen am 24.5.2007 in der wicklungsimpulse auch für Berlin und so genannten „Leipzig-Charta“ gemein- Brandenburg auslösen. Einen Schwerpunkt same Grundsätze für eine nachhaltige bildet die Vernetzung Skandinaviens mit Stadtentwicklung aufgestellt. Ausgehend Mitteleuropa und dem Adriaraum zu ei- von den Qualitäten der gewachsenen ner leistungsfähigen zentraleuropäischen europäischen Städte und unter den Zie- Entwicklungsachse. Nach Abschluss der len der wirtschaftlichen Prosperität, des EU-geförderten Projekte SoNorA (South- sozialen Ausgleichs und einer gesunden North-Axis), Scandria® (Scandinavian Adri- Umwelt wird den Mitgliedsländern emp- atic Corridor) und Transitects (Transalpine fohlen, die Ansätze einer integrierten Transport Architects) wird die dafür ge- Stadtentwicklungspolitik stärker zu nut- schaffene Initiative der Länder Berlin zen und den benachteiligten Stadtquar- und Brandenburg, mit den ostdeutschen Europäische Metropolregionen in Deutschland 2012 (BBSR) tieren im gesamtstädtischen Kontext Bundesländern in einem gemeinsamen besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Wachstumsbündnis die Potenziale des Dabei werden folgende Handlungsfelder transnationalen Nord-Süd-Entwicklungs- dungs- und Innovationskapazitäten und besonders hervorgehoben: korridors zu entwickeln, schrittweise fort- Agglomerationseffekte. Metropolen sind geführt. Zu den Zielsetzungen gehören Zentren internationaler Kontakte und • Sicherung bzw. Entwicklung u.a. eine Verbesserung der Schienen- Informations- und Wissensnetzwerke. Ihre qualitätvoller öffentlicher Räume, infrastruktur und eine Verlagerung des Zukunft ist eng mit der globalen Vernet- • Modernisierung der Infrastrukturnetze Güterverkehrs auf die Schiene. zung verknüpft. Diesen Anforderungen und Steigerung der Energieeffizienz, muss Berlin mit einer vorsorgenden Die ostdeutschen Infrastrukturminister Stadtplanung und Flächenvorsorge für • aktive Innovationspolitik, hatten in der „Berliner Erklärung zur die wachsende Stadt gerecht werden. Raumentwicklung im Ostsee-Adria-Ent- • Verstetigung von städtebaulichen wicklungskorridor“ vom November 2007 Mit zunehmender wirtschaftlicher und Aufwertungsstrategien, sozialer Integration verlieren die Binnen- • Stärkung der lokalen Wirtschaft und grenzen der Europäischen Union ihren der lokalen Arbeitsmärkte, Ziele des VASAB-Projekts: trennenden Charakter. Förderprogram- Städtische Netzwerke und Stadt-Land-Kooperationen me und Modellprojekte (z.B. URBAN, UR- • aktive Bildungs- und Ausbildungs - unterstützen. (VASAB CSD/BSR) BACT, INTERREG) zielen auf eine inten- politik für Kinder und Jugendliche, sive transnationale Zusammenarbeit, um sowie die Herausforderungen einer nachhalti- • Förderung eines leistungsstarken und gen Raumentwicklung in Europa effek- preisgünstigen Stadtverkehrs. tiver anzugehen. Darüber hinaus werden nationale Förderprogramme wie Stadt- Abschließend wird ein umfassender Er- umbau Ost und Stadtumbau West durch fahrungs- und Wissensaustausch im Be- Mittel des Europäischen Fonds für regio- reich der nachhaltigen Stadtentwicklung nale Entwicklung (EFRE) unterstützt. angeregt.

Die Region Berlin-Brandenburg ist zudem in transnationalen Netzwerken vertre- ten, u.a. im Netzwerk der europäischen Metropolregionen METREX (Metropolitan Exchange), in dem der Erfahrungsaus- tausch zu Themen der städtischen Entwicklung ebenso erfolgt wie die Inter- essenvertretung der Agglomerations- räume.

56 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

ein Raumentwicklungs- und Wachstums- 5.2.2 Berlin-Brandenburg bündnis verabredet, um ihre Länder als im nationalen Kontext Teil dieses Korridors im europäischen Kon- text wirtschaftlich und sozial zu stärken. Leitbilder Dies soll u.a. durch Verbesserungen des Die für Raumordnung zuständigen Mi- Stadtentwicklung soll die Herausforde- Verkehrsangebots, schnellere multi- nister von Bund und Ländern haben rungen der demografischen Entwicklung modale Logistikketten, eine Aufwertung 2006 eine Entwicklungsstrategie für aufgreifen, für alten- und familien- der Standortqualitäten für Industrie und Städte und Regionen verabschiedet, in gerechte Wohnquartiere mit guter Nah- Dienstleistungen sowie durch Ansiedlung der Aufgabenschwerpunkte für die versorgung und sozialer Infrastruktur innovativer Wirtschaftszweige erreicht Raumordnung von Bund und Ländern sorgen und den bedarfsgerechten Wei- werden. Die Metropolregion Berlin-Bran- festgehalten sind. Drei Leitbilder terbau der Stadt betreiben, bei Vorrang denburg wird sich weiterhin mit ihren „Wachstum und Innovation“, „Daseins- der Innenentwicklung und unter Beach- besonderen Standortvorteilen und Stär- vorsorge sichern“ und „Ressourcen be- tung des Klimaschutzes und der Nach- ken in diesen Prozess einbringen. wahren, Kulturlandschaften gestalten“ haltigkeit. Zugleich ist Berlin auch Teil des 2009 stecken den Rahmen der wirtschaftli- Die Nationale Stadtentwicklungspolitik von den Raumordnungsministern be- chen, sozialen und ökologischen Ziele wird u.a. durch Forschungen und Kon- schlossenen Raumentwicklungskonzepts ab. gresse sowie durch Auszeichnung bei- VASAB (Vision and Strategies around the Sie zielen zugleich auf die Stärkung der spielhafter Projekte inhaltlich weiter Baltic Sea). Dieses Konzept soll die Zu- Städte und Metropolregionen als Moto- profiliert. Dabei werden folgende aktuel- sammenarbeit im erweiterten Ostsee- ren von Wachstum und Innovation, die le Handlungsfelder aufgegriffen: raum stärken und hat insbesondere die Entwicklung gleichwertiger Lebensver- Städte- und Verkehrsnetze im Fokus. • Bürger für ihre Stadt aktivieren: hältnisse, die Bewältigung der Auswir- Zivilgesellschaft kungen des demografischen Wandels, das Miteinander der Regionen sowie von • Chancen schaffen und Zusammen halt Stadt und Land sowie auf die Vereinbar- bewahren: Soziale Stadt keit von Schutz, Nutzung und Gestal- • Innovative Stadt: Motor der tung vielfältiger Landschaften. In jüng- wirtschaftlichen Entwicklung ster Zeit konzentriert sich die Leit - bilddiskussion auf nationaler Ebene auf • Die Stadt von morgen bauen: bedeutsame Einzelthemen wie die klima- Klimaschutz und Logo der Grenzüberschreitenden Metropolregion Stettin gerechte Stadtentwicklung, die Reduzie- globale Verantwortung rung der Flächeninanspruchnahme und • Städte besser gestalten: Baukultur Um grenzüberschreitend europäische die Stärkung der Zentren. Entwicklungschancen und -potenziale • Die Zukunft der Stadt ist die Region: im Wettbewerb der Regionen herauszu- Regionalisierung. finden und aktiv wahrzunehmen, wird in Nationale Stadtentwicklungspolitik Mit dem Vorrang der Innenentwicklung, Zusammenarbeit mit Berlin/ Branden- Die Bauministerkonferenz der Bundes- der Bereitstellung von innerstädtischen burg sowie Mecklenburg-Vorpommern länder hat im September 2007 eine Natio- Flächen für alten- und familiengerechtes und der Wojwodschaft Westpommern nale Stadtentwicklungspolitik auf den Wohnen, der Stärkung der städtischen ein gemeinsames raumordnerisches Weg gebracht, die als Plattform für den Zentren, der Stabilisierung sozial ge- „Konzept zur Entwicklung einer grenz- Austausch von Ideen aktuelle stadtge- fährdeter Quartiere, den Initiativen für überschreitenden Metropolregion Stet- sellschaftliche und städtebauliche Trends eine klimagerechte Stadtentwicklung tin“ erarbeitet. Themen der Leitbilder thematisiert und beispielhafte Hand- und mit der kommunalen Zusammen- sind u.a. eine gemeinsame Positionie- lungs- und Lösungsansätze aufgreift. arbeit über die Landesgrenzen hinweg rung als Region in Europa, Verbesserun- Die dazu beschlossenen Eckpunkte zie- trägt die Berliner Stadtentwicklungs- gen der Verkehrsanbindung und Ausbau len u.a. darauf, dem Funktionsverlust und Flächennutzungsplanung mit ihren der erneuerbaren Energien, Entwicklung der Innenstädte entgegenzuwirken und strategischen Planungszielen den Inhalten der Metropolfunktion Stettins für den die Bedeutung der Städte als Motoren der Nationalen Stadtentwicklungspolitik Verflechtungsraum beiderseits der Gren- der gesellschaftlichen und wirtschaft- in vielen Punkten bereits Rechnung. ze, Freiraum entwicklung sowie Daseins- lichen Entwicklung stärker als bisher in vorsorge. das öffentliche Bewusstsein zu rücken.

57 5.3 Weiterentwicklung des Rechtsrahmens

Seit dem Beschluss des Flächennut- Immissionsschutz jedoch auch in diesen Fällen Gegenstand zungsplans 1994 gab es eine Reihe von Die Umsetzung der so genannten Seve- der Prüfung und Abwägung. Änderungen der Rechtsvorschriften, die so-II-Richtlinie des Rates der Europä- Inhaltlich wurden der Bodenschutz und für die Aufstellung und Änderung von ischen Gemeinschaft im § 50 des Bun- der Schutz zentraler Versorgungs- Flächennutzungsplänen von Bedeutung desimmissionsschutzgesetzes verlangt, be reiche (d.h. städtischer Zentren) neu sind. Diese betrafen sowohl verfahrens- dass bei raumbedeutsamen Planungen als bei der Abwägung zu berücksichti- rechtliche als auch inhaltliche Aspekte, ein angemessener Abstand zwischen gende Belange in § 1 BauGB aufgenom- insbesondere im Bereich des euro - Störfallbetrieben und schutzbedürfti- men. Durch die Darstellung von „Einzel- päischen und nationalen Umweltschutz- gen Nutzungen zu wahren ist oder handelskonzentrationen“ wird die ge- rechts. Soweit sich der Rechtsrahmen effektive Schutzvorkehrungen getroffen samtstädtische Zentrenstruktur des seit 1994 geändert hat, sind die im Er- werden. Dies ist auch auf der Ebene der Flächennutzungsplans abgebildet. Auf- läuterungsbericht enthaltenen Aussagen Flächennutzungsplanung zu beachten; gabe der bezirklichen Zentrenkonzepte dazu noch relevant als Hintergrund für die bisherige Erfahrung in Berlin hat ist deren Präzisierung und die Abgren- die seinerzeitige Erstaufstellung des Flä- aber gezeigt, dass die Probleme i.d.R. zung zentraler Versorgungsbereiche. chennutzungsplans. durch Festsetzung von Schutzvorkeh- rungen in Bebauungsplänen zu lösen Landesrecht Europäische Vorgaben sind. Durch Änderung des Berliner Aus- Im Jahr 2004 wurde mit dem Europa- führungsgesetzes zum Baugesetzbuch rechtsanpassungsgesetz Bau die Pflicht Seit 1994 wurde das europäische und (AGBauGB) wurden Informationspflich- zur Durchführung einer förmlichen Um- nationale Immissionsschutzrecht in meh- ten der Bezirke bei bestimmten Vor- weltprüfung eingeführt, die vorschreibt, reren Schritten weiterentwickelt. Die Ge- haben eingeführt, die von den Darstel- die voraussichtlich erheblichen Umwelt- meinden werden damit unter bestimm- lungen des Flächennutzungsplans auswirkungen der Planung zu ermitteln ten Voraussetzungen auf die Aufstellung abweichen (u.a. bei Einzelhandelsvor- und in einem Umweltbericht zu beschrei- von Lärmminderungs- und Luftreinhalte- haben). Bei Vorhaben, die die Zentren- ben und zu bewerten. Dies gilt auch für plänen verpflichtet. Die darin festgeleg- struktur des Flächennutzungsplans be- Änderungen des Flächennutzungsplans, ten Maßnahmen sind auch in der Bau- rühren, kann seit 1999 ein „dringendes soweit sie nicht im vereinfachten Ver- leitplanung zu beachten. Erfordernisse Gesamtinteresse Berlins“ an einem Be- fahren erfolgen können (s. Kap. 7.2). für die Flächennutzungsplanung lassen bauungsplan geltend gemacht werden, Rückwirkende Anforderungen für den sich daraus jedoch nach gegenwärtigem mit den in § 7 AGBauGB bestimmten Flächennutzungsplan von 1994 oder für Erkenntnisstand nicht ableiten. Rechtsfolgen. die bis 2004 wirksam gewordenen Ände- Baugesetzbuch rungen ergaben sich daraus nicht. Weiterhin regelt das Gesetz jetzt die Mehrere Novellierungen des Baugesetz- Möglichkeit, im Flächennutzungsplan Naturschutzrecht buchs (BauGB) hatten mit Bezug auf die regionalplanerische Festlegungen zu tref- Mit der Novellierung des Bundesnatur- Flächennutzungsplanung vor allem ver- fen. Damit erlangten die FNP-Darstel- schutzgesetzes 2008 wurde das Habitat- fahrensrechtliche Auswirkungen. So wur- lungen in der besonderen Berliner Situa- und Artenschutzrecht erweitert. Für die den die Bedingungen für die Zulässigkeit tion ein verstärktes Gewicht. Flächennutzungsplanung verbindet sich eines vereinfachten Aufstellungsverfah- damit die Verpflichtung zu prüfen, ob rens und der Planänderung im Wege der durch eine Planung Verbotstatbestände Berichtigung verändert und die Aufstel- des Artenschutzrechts so berührt wer- lung von Plänen der Innenentwicklung den können, dass eine Konfliktlösung erleichtert, bei denen u.a. auf eine Um- auf den nachfolgenden Ebenen der weltprüfung verzichtet werden kann. Von Bebauungsplanung und der Vorhaben- dieser Möglichkeit wird auch bei FNP- genehmigung nicht mehr möglich ist Änderungen in geeigneten Fällen Ge- (s. Kap. 4.4). brauch gemacht (s. Kap. 7.2). Die Um- weltauswirkungen einer Planung sind

58 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

5.4 Gemeinsame Landesplanung für die Hauptstadtregion

Stadtrandbereich Schönefeld – Rudow, Blickrichtung Berlin Mitte; im Vordergrund der zukünftige Flughafen BER

Gemeinsame Hauptstadtregion Auf diesem Leitbild basieren sowohl die Berlin und Brandenburg sind auf vielfäl- formellen Regelungen des Landesent- tige Weise miteinander verflochten. Des- wicklungsprogramms und der Landes- halb wurde 1996 eine gemeinsame Lan- entwicklungspläne als auch gemeinsa- desplanungsabteilung geschaffen. Als me informelle Aktivitäten wie die Grundlage für die gemeinsame Entwick- Erarbeitung einer Innovationsstrategie lung haben die Länder ein gemeinsames Berlin-Brandenburg und der Masterpläne Leitbild für die Hauptstadtregion Berlin- „Gesundheitsregion“ und „Energietech- Brandenburg beschlossen (2006), das nik“. unter dem Planungsgrundsatz „Stärken stärken“ einen Orientierungsrahmen für die Landesplanung setzt. Die Hauptstadtregion Berlin-Brendenburg und ihre Strukturräume: Metropole Berlin, Berliner Umland und weiterer Metropolenraum (Raumordnungsbericht 2013)

59 5.4.1 Gemeinsames Landesentwicklungsplan Landesentwicklungsprogramm Berlin-Brandenburg – Strukturschema

Mit dem Ziel einer ausgewogenen Ent- wicklung betreiben Berlin und Branden- burg auf der Grundlage des 1995 be- schlossenen Landesplanungsvertrages eine gemeinsame Raumordnung und Landesplanung. Das gemeinsame Lan- desentwicklungsprogramm (LEPro), das am 1. Februar 2008 als Gesetz in Kraft getreten ist, legt dafür Grundsätze und Ziele fest und bildet als übergeordneter Rahmen die Grundlage für alle nachfol- genden Planungsebenen.

In Grundsätzen der Raumordnung wer- den die polyzentrale, nachhaltige Ent- wicklung des Gesamtraums unter Nut- zung der besonderen Potenziale der Metropole Berlin sowie die Stärkung der Teilräume durch Konzentration der Ent- wicklung in leistungsfähigen Wachs- tumskernen verankert. Wachstum soll vor allem in räumlichen und sektoralen 5.4.2 Landesentwicklungspläne Schwerpunkten gefördert werden. Die- sem Leitbild folgt auch die Wirtschafts- und Strukturpolitik beider Länder. Landesentwicklungsplan Dazu legt der Plan neben der Metropole Berlin – Brandenburg (LEP B-B) Berlin die Ober- und Mittelzentren des Weitere Grundsätze des LEPro beziehen Der gemeinsame Landesentwicklungs- Gesamtraums fest. Die Siedlungsent- sich auf die Festlegung leistungsfähiger plan Berlin-Brandenburg, der das wicklung soll auf diese Zentren sowie zentraler Orte, den Schutz der Kultur- Landesentwicklungsprogramm räumlich auf einen „Gestaltungsraum Siedlung“ landschaft, die Konzentration der Sied- konkretisiert, trat in beiden Ländern orientiert werden, der vom Berliner Kern- lungsentwicklung auf mit öffentlichen zeitgleich am 15. Mai 2009 in Kraft und raum ausgehend entlang der Achsen der Verkehrsmitteln gut erreichbare Stand- löste damit den zuvor geltenden Lan- Schienenverkehrsmittel die Städte und orte der Innenentwicklung, insbesonde- desentwicklungsplan für den engeren Gemeinden des Umlandes erfasst. re in den zentralen Orten, auf den Frei- Verflechtungsraum (LEP eV) ab. Die nun- raumschutz und auf eine leistungsfähige Zwischen den Achsen soll bis weit in das mehr im LEP B-B formulierten Ziele und und umweltverträgliche Verkehrsinfra- Berliner Stadtgebiet hineingreifend ein Grundsätze der Raumordnung sollen struktur. Freiraumverbund möglichst unzerschnit- Entwicklungen insbesondere dort er- ten erhalten und entwickelt werden. Die möglichen, wo Verkehrsgunst, wirt- Kulturlandschaften der Hauptstadtregion schaftliche Dynamik und Bevölkerungs- sind dabei in ihrer Vielfalt zu bewahren konzentration gute Voraussetzungen und zu entwickeln. bieten. Sie sind von den nachfolgenden Ebenen der räumlichen Planung, ein- Die Ansiedlung von großflächigem Ein- schließlich der Flächennutzungs planung, zelhandel soll auf die zentralen Orte so- sowie von Fachplanungen bei allen wie innerhalb des Gestaltungsraums raumbedeutsamen Planungen und Vor- Siedlung auf festgelegte „städtische haben, durch die Raum in Anspruch ge- Kernbereiche“ konzentriert werden. In nommen oder die räumliche Entwick- Berlin sind dies vorrangig die im Flä- lung eines Gebietes beeinflusst werden, chennutzungsplan ausgewiesenen Haupt- zu beachten (Ziele) bzw. zu berücksichti- und Stadtteilzentren sowie die Zent- gen (Grundsätze). rumsbereiche in der Innenstadt. 60 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

LEP B-B und FNP Berlin sind aufeinander 5.4.3 Gemeinsames 5.4.4 Gemeinsamer abgestimmt und verfolgen die Zielset- Raumordnungskonzept Raumordnungsbericht zungen einer integrierten, flächenspa- Energie und Klima 2013 renden und nachhaltigen Siedlungs- und Freiraumentwicklung. Mit der Orientie- Berlin und Brandenburg verfolgen hin- Planerisches Handeln erfordert detail- rung auf die bestehende Siedlungsstruk- sichtlich des Ausbaus erneuerbarer Ener - lierte Kenntnisse über gegenwärtige tur und die darin vorhandenen Potenziale gien und der Reduktion von Treibhaus- räumliche Strukturen und zukünftige Ent- tragen beide Planungsinstrumente zum gasemissionen gleichgerichtete Ziele. Es wicklungen. Umfassende Informationen deutschlandweiten Ziel einer Reduzierung bestehen viele gemeinsame Interessen zu allen raumbedeutsamen Politikfeldern der Inanspruchnahme von Freiflächen und Verflechtungen. Mit dem Ziel einer werden durch die laufende Raum- für Siedlungs- und Verkehrszwecke we- verstärkten Zusammenarbeit in diesem beobachtung im gemeinsamen Pla- sentlich bei. Änderungen des Flächennut- Bereich werden in einem Gemeinsamen nungsraum Berlin-Brandenburg frühzei- zungsplans und aufzustellende Bebauungs- Raumordnungskonzept Energie und Kli- tig bereitgestellt und in den 2004, 2008 pläne werden frühzeitig hinsichtlich der ma (seit 2010) die räumlichen Auswir- und zuletzt 2013 vorgelegten Raum- Vereinbarkeit mit den Rahmen setzungen kungen, die sich aus den energie- und ordnungsberichten aufbereitet. der Landesplanung abgestimmt. klimapolitischen Zielen beider Länder Der Raumordnungsbericht 2013 doku- Im Land Brandenburg ist ein Gerichts- ergeben, sowie raumrelevante Maßnah- mentiert die räumliche Entwicklung in verfahren gegen die Regelungen des LEP men zur Anpassung an den Klimawandel allen Teilen der Hauptstadtregion Berlin- B-B anhängig. für die Hauptstadtregion aufgezeigt und Brandenburg. Dabei wird nach neu de- Lösungsvorschläge entwickelt. Auf Basis Landesentwicklungsplan finierten „Strukturräumen“ unterschie- einer Bestandsanalyse werden in dem Flughafen standortentwicklung (LEP FS) den: Metropole Berlin, Berliner Umland, Konzept raumordnerische Handlungs- Der Landesentwicklungsplan Flughafen- weiterer Metropolenraum. Die Abgren- felder zum Klimaschutz, zum Ausbau standortentwicklung (2006) sichert den zung des Berliner Umlandes wurde ge- erneuerbarer Energien und zur Klima- Ausbau des Flughafens BER am Standort genüber dem zuvor verwendeten Begriff anpassung benannt und diesbezügliche Schönefeld landesplanerisch ab. Er ent- des „engeren Verflechtungsraums“ um Synergien sowie mögliche Raumnut- hält Fest legungen zur Sicherung der einige entfernter gelegene Gemeinden zungskonflikte dargestellt. Flughafenfläche, zu Trassen und Korri- reduziert. doren der Verkehrsanbindung sowie Pla- nungszonen zur Siedlungs- und zur Bau- höhenbeschränkung. Die Bauleitplanung ist an diese Ziele der Raumordnung ge- bunden.

Die Planungszone Siedlungsbeschrän- kung, die auch Teile des Berliner Bezirks Treptow-Köpenick umfasst, wurde nach- richtlich in den Flächennutzungsplan über- nommen. Innerhalb dieser Zone ist die Planung von lärmempfindlichen Einrich- tungen nur dann zulässig, wenn ein Be- darf nicht außerhalb der Planungszone gedeckt werden kann und ausreichende Lärmschutzmaßnahmen getroffen wer- den. Die FNP-Darstellung von neuen Wohnbauflächen in Müggelheim wurde deshalb z.T. in Grünfläche geändert. In der Planungszone Bauhöhenbeschrän- Berliner Umland gemäß Raumordnungsbericht 2013 kung dürfen keine Vorhaben geplant Der LEP FS sichert u.a. Korridore zur werden, die die Flug sicherheit beein- Verkehrs anbindung des Flughafens BER. trächtigen können; auf Berliner Stadtge- biet ergeben sich dadurch keine nen- nenswerten Einschränkungen.

61 Wesentliche Inhalte des Berichts bezie- hen sich auf die räumlich differenziert verlaufende Entwicklung der Bevölke- rung und ihre Prognose, die dynamische Entwicklung von Wirtschaft, Arbeits- markt und Einzelhandel sowie die Sied- lungs- und Freiraumentwicklung. Sie verdeutlichen auch die zunehmende Verflechtung zwischen beiden Ländern.

Der Raumordnungsbericht informiert weiterhin über den Stand der gemeinsa- men Landesplanung und der Regional- planung sowie die Arbeit der Gemeinsa- men Landesplanungsabteilung, u.a. zur landesplanerischen Bewertung von Bau- leitplänen und sonstigen raumbedeut- samen Planungen und Maßnahmen der Kommunen und Vorhabenträger. Er gibt zugleich einen Ausblick auf die Her- ausforderungen des demografischen Wan dels, der Energiewende und des Klimaschutzes, der Steuerung der Einzel- handelsentwicklung sowie der Entwick- lung des Flughafenumfeldes BER. Einen breiten Raum nimmt schließlich die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in Deutschland und Europa ein. Der Berliner Mauerweg an der Stadtgrenze zwischen Steglitz-Zehlendorf und Teltow ist Teil des von der kommunalen Arbeitsgemeinschaft Süd entwickelten Radroutenkonzepts.

5.5 Regionalplanung und kommunale Zusammenarbeit

Berlin als Stadtstaat ist Stadt und Land der Gemeinden stellen in Brandenburg zugleich. Unterhalb des Rahmens der fünf an Berlin angrenzende Regionale gemeinsamen Landesplanung ersetzen Planungsgemeinschaften Regionalpläne die Darstellungen des FNP eine geson- auf. derte Regionalplanung für Berlin. Der Der als koordinierendes Gremium nach Berliner Flächennutzungsplan nimmt Landesplanungsvertrag konstituierte damit die Funktion eines Raumord- Regionalplanungsrat setzt sich aus den nungsplans wahr und ist gemäß Artikel fünf Regionen sowie aus Berlin und Ver- 11 Landesplanungsvertag mit seinen re- tretern der Landesplanung zusammen. gionalplanerisch bedeutsamen Darstel- Im Mittelpunkt stehen Perspektiven der lungen die Bezugsebene zu den Regio- Zusammenarbeit in der Hauptstadtregi- Die vier Arbeitsgruppen nalplänen in Brandenburg. im Kommunalen Nachbarschaftsforum on Berlin-Brandenburg. Dazu gehören Innerhalb der landesplanerischen Rah- beispielsweise die Themenfelder Energie mensetzungen und unter Berücksich- und Klima, Umgang mit den Folgen des tigung der Entwicklungsvorstellungen demografischen Wandels, Siedlungs-

62 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

und Verkehrsentwicklung sowie die Ein- nachbarten Gemeinden und Kreise und bindung der Hauptstadtregion in den nimmt umgekehrt Stellung bei der Auf- europäischen Kontext. Berlin und Bran- stellung oder Änderung von Plänen der denburg wollen damit ihre Zusammen- Nachbargemeinden. arbeit weiter verstetigen und die regio- Zusätzlich zu dieser formellen Ebene der nale Entwicklung der Hauptstadtregion Zusammenarbeit kooperieren Berlin und gemeinsam voranbringen. die umliegenden Gemeinden und Land- kreise informell zu Fragen der räum- lichen Entwicklung. Grundvoraussetzung Regionalplanerische Inhalte gemeinsamen Planens und Handelns des Flächennutzungsplans ist dabei eine frühzeitige gegenseitige Die textliche Darstellung Nr. 1 des Flächen- Information. Seit 1996 arbeiten vier nutzungsplans Berlin bestimmt, welche kommunale Arbeitsgemeinschaften aus seiner Darstellungen zugleich regional- Berliner Bezirken und Brandenburger Um- planerische Festlegungen sind. Danach landkommunen auf freiwilliger Grund- sind die FNP-Darstellungen der städti- lage unter dem Dach des Kommunalen schen Zentren (Haupt- und Stadtteilzen- Nachbarschaftsforums (KNF) zusammen. tren), Autobahnen und übergeordneten Diese Arbeitsgemeinschaften (AG Nord, Hauptverkehrsstraßen, Bahnflächen und AG Ost, AG Süd und AG West) führen seit- Häfen durch alle öffentlichen Stellen dem einen stetigen Dialog über Entwick- und Personen des Privatrechts im Sinne lungsaufgaben und -perspektiven, die des § 4 Abs. 3 Raumordnungsgesetz als sich aus den engen nachbarräumlichen Ziele der Raumordnung zu beachten. Abhängigkeiten ergeben, z.B. im Bereich Von regionalplanerisch bedeutsamen der Einzelhandels- und der Verkehrsent- FNP-Änderungen wird der Regionalpla- wicklung. nungsrat unterrichtet. In den Jahren 2009 und 2010 wurde ein „Moderierter Dialog zur Stadt-Umland- Kommunale Zusammenarbeit Kooperation“ als Pilotprojekt der natio- Aus § 2 Abs. 2 Baugesetzbuch ergibt sich nalen Stadtentwicklungspolitik durchge- die Verpflichtung zur Abstimmung der führt, in dessen Ergebnis weiterentwickelte Bauleitplanung auf kommunaler Ebene. Formen der Zusammenarbeit vereinbart Berlin beteiligt daher bei FNP-Änderun- wurden. Seitdem werden in gemeinsamen gen und bei Bebauungsplänen die be- Jahreskonferenzen aller vier Arbeitsge- meinschaften aktuelle Planungsthemen von übergreifendem Interesse diskutiert, Profilbildung für den Raum der AG Ost wie die Nutzung erneuerbarer Energien oder die Steuerung des Einzelhandels.

Regionale Strukturkonzepte setzen sich mit Chancen, Problemen und Hand- lungsfeldern in den jeweiligen Teilräu- men auseinander. Der Fokus des Regio- nalen Strukturkonzepts für die AG Ost (2010) lag bei den Ausstrahlungseffek- ten der Flughafenentwicklung BER und dem planerischen Umgang mit den sich daraus ergebenden Herausforderungen. Durch Profilierungen für einzelne Teil- räume und eine verbesserte verkehrliche Anbindung soll es in interkommunaler Kooperation künftig gelingen, die Teil- habe an den zu erwartenden Effekten

63 des Flughafen BER zu erhöhen, Synergie- effekte auszulösen und die Anbindung attraktiver Gewerbe- und Wohnstandor- te zu verbessern. In einer gemeinsamen Erklärung „Weichenstellung Nordost!“ (2013) formulierten die Mitglieder der AG ihre Anforderungen an eine bessere Bahn-Erreichbarkeit des Flughafens BER aus den nordöstlichen Stadtteilen Ber- lins und aus dem östlichen und nordöst- lichen Umland.

Entwicklung des Flughafenumfeldes BER Gemeinsames Strukturkonzept Flughafenumfeld BBI, 2008 Um rechtzeitig vor Eröffnung des Flug- hafens die mit der Flughafenentwick- lung verbundenen Anforderungen an die strukturausbau, inte grierte Verkehrs- Zusammenarbeit der Stadt Berlin und umliegenden Gemeinden abzuschätzen, und Stadtentwicklung, kommunale der Gemeinde Schönefeld gemeinsam die erwarteten wirtschaftlichen Impulse Planungen in Brandenburg und inter- mit der Flughafengesellschaft und wei- für eine geordnete Umfeldentwicklung kommunale Planungen (Entwicklungs- teren am Flughafenbau beteiligten Insti- zu nutzen und eine Abstimmung für den konzeptionen, Ausgleichs- und Ersatz- tutionen der „Masterplan Gateway BBI“ Umgang mit weiteren Auswirkungen, maßnahmen, Erholung und Tourismus). erarbeitet und beschlossen (2008/2009). z.B. auf die Wohnungsnachfrage, zu er- Als informelle städtebauliche Planung In der Folge wurde eine kontinuierliche reichen, haben die Landesregierungen formuliert er ein Konzept für die Ent- Zusammenarbeit der Umlandgemeinden von Berlin und Brandenburg zusammen wicklung des Flughafenumfeldes und und der angrenzenden Berliner Bezirke mit den betroffenen Kommunen, Land- zur städtebaulichen und landschafts- vereinbart. Die Arbeit wird in einem Dia- kreisen, Berliner Bezirken und der Flug- räumlichen Einbindung des Terminal- logforum mit mehreren Arbeitsgruppen hafengesellschaft ein „Gemeinsames Bereichs. Er gleicht die unterschiedlichen fortgesetzt, mit dem Ziel, die Interessen Strukturkonzept Flughafenumfeld BBI“ Raumansprüche mit den Konzepten zur der Länder und der Kommunen, der erarbeitet (2009), das mit den Darstel- verkehrlichen Erschließung des Flug- Wirtschaft und des Flughafens transpa- lungen des Berliner Flächennutzungs- hafens ab und zeigt in einem funktional, rent abzuwägen und einvernehmliche plans abgestimmt ist. Sie haben sich wirtschaftlich und gestalterisch an- Lösungen zu finden. Schwerpunkte der darin auf ein Leitbild für die Flughafen- spruchsvollen Gesamtbild einen Rahmen Arbeit sind die räumlichen Entwicklun- region und ihre Teilräume, eine Flächen- für die geordnete städtebauliche und gen im Flughafenumfeld. kulisse für die weitere Siedlungsentwick- landschaftsplanerische Entwicklung über lung sowie auf ein Maßnahmeprogramm Für die großen Entwicklungsflächen im Gemeindegrenzen hinweg auf. verständigt. Dieses umfasst Handlungs- östlichen Flughafenumfeld beiderseits Im Flughafenumfeld sollen sich überwie- schwerpunkte in den Bereichen Infra- der Landesgrenze wurde in kommunaler gend gewerbliche Nutzungen, insbeson- dere flughafenaffine Unternehmen an- siedeln. Der Masterplan sieht eine Entwicklungsraum zwischen dem Berliner Stadtrand und dem Flughafen BER schrittweise Erschließung und Realisie- rung vor, die von drei Entwicklungspolen ausgeht, davon einer im Bereich Bohns- dorf West auf Berliner Stadtgebiet.

Die Flächennutzungsplanungen der Stadt Berlin und der Gemeinde Schöne- feld basieren auf diesem Masterplan. Mit dem Bebauungsplan für den Busi- ness Park Berlin (Bezirk Treptow- Köpenick) wurden auf Berliner Seite die Planungen konkretisiert und rechtsver- bindlich festgesetzt.

64 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

5.6 Gesamtstädtische Stadtentwicklungsplanung

5.6.1 Die BerlinStrategie – Stadtentwicklungs konzept Berlin 2030

Mit dem Stadtentwicklungskonzept Ber- Dieser Prozess wird mit dem Stadtent- und lebenswerte Stadt zu profilieren. Die lin 2020 (2004) wurde eine integrierte wicklungskonzept Berlin 2030 (StEK 2030) Erarbeitung des Konzepts war Gegen- Leitvorstellung für die langfristige räum- weitergeführt. Dem Wandel der komplexen stand eines breit angelegten Informa- liche Entwicklung der Stadt erarbeitet, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kultu- tions- und Diskussions prozesses in öffent- die veränderte Rahmenbedingungen rellen und räumlichen Rahmenbedingun- lichen Stadtforen, mit dem Ziel, und Zielsetzungen einbezog. Vor dem gen und den daraus resultierenden Ent- Identifika tionsmöglich kei ten zu schaffen Hintergrund neuer Chancen und Her- wicklungen auf lokaler und globaler Ebene für ein langfristiges Engagement aller ausforderungen zielte das Stadtentwick- soll mit vorausschauenden Strategien, Beteiligten zur Umsetzung einer gemein- lungskonzept auf die Steigerung der Planungen und Konzepten für die ge- sam getragenen Vision für Berlin. Be- Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähig- samtstädtische Entwicklung begegnet stehende Planungen und Programme keit Berlins, den Erhalt einer sozial und werden. Das Konzept dient als Grund- werden aufgegriffen; dazu gehören regio- funktional gemischten Stadt, die Ent- lage für eine langfristig ausgerichtete, nale Planungen ebenso wie gesamtstäd- wicklung als grüne und ökologische ressortübergreifende Steuerung, um Ber- tische und teilräumliche Konzepte, die Stadt und die Konstituierung einer ge- lin im Wettbewerb mit anderen Metro- aktuelle Bevölkerungsprognose und das meinsamen Metropolregion. polen als attraktiven Wirtschaftsstandort Demografiekonzept.

65 5.6.2 Sektorale Stadtentwicklungsplanung

Die Stadtentwicklungsplanung vermittelt zwischen den formellen Planungsebe- nen der Landes- und Regionalplanung und der Flächennutzungsplanung einer- seits und der verbindlichen Bauleitpla- nung sowie konkreten Projektentwick- lungen andererseits. Sie entwirft für die gesamte Stadt sektoral und fachlich be- gründete Entwicklungs-, Ordnungs- und Gestaltungskonzepte, die die Darstel- lungen des Flächennutzungsplans aus unterschiedlichen thematischen Blick- winkeln ergänzen und differenzieren.

Stadtentwicklungspläne (StEP) sind als StEK 2030 – Berlin morgen: Transformationsräume Instrumente der informellen städtebau- lichen Planung im Berliner Ausführungs- Das Stadtentwicklungskonzept 2030 be- Transformationsräume sind Gebiete, die gesetz zum Baugesetzbuch (AGBauGB) steht aus einem Statusbericht und der starken Veränderungen unterliegen, einer ausdrücklich vorgesehen. Sie sollen die BerlinStrategie. Der Statusbericht be- Intervention der öffentlichen Hand be- Ziele des Flächennutzungsplans konkre- schreibt die Situation ausgewählter dürfen, sich für eine Standortprofilierung tisieren und in Verbindung mit diesen stadtentwicklungsrelevanter Themen. eignen oder im Stadtgefüge eine beson- die Maßgaben für die bezirklichen Pla- Darauf aufbauend nehmen die Strate- dere Rolle einnehmen. Der Stadtentwick- nungen herausarbeiten. Ihre Ergebnisse gien für Berlin 2030 die Entwicklungs- lungsplanung bieten diese Räume die sind als städtebauliche Entwicklungs- ziele der Stadt, Handlungsansätze und Möglichkeit, Entwicklungsimpulse an die konzepte bzw. Planungen gemäß § 1 ausgewählte Räume zur beispielhaften richtigen Stellen zu lenken und Prioritä- Abs. 6 Nr. 11 BauGB bei der Aufstellung Umsetzung in den Fokus. Folgende Stra- ten zu setzen. Öffentliche und private von Bauleitplänen zu berücksichtigen. tegien bilden den Kern des StEK 2030: Akteure können so gemeinsam und ab- gestimmt handeln und gestalten. Damit werden den Stadtentwicklungs- • Wirtschaft mit smartem Wissen stärken plänen die Aufgaben einer Qualifizierung Durch ihre fachübergreifenden, strate- • Mit Kreativität Kräfte freisetzen der gesamtstädtischen Planung und gischen und gesamtstädtischen Ansätze einer Rahmensetzung für die nachge- • Bildung und Qualifizierung bildet die BerlinStrategie einen wesentli- ordneten Planungsebenen zugewiesen. sichern Arbeit chen Baustein einer integrativen Ge- Sie definieren räumliche, sachliche und samtkonzeption für Berlin. • Die Vielfalt der Quartiere stärken zeitliche Prioritäten für die Entwicklung Diese Gesamtkonzeption ist geeignet, ge- von Flächen und Standorten und zeigen • Wo Stadt und Grün gemeinsam wachsen meinsam mit dem vorliegenden FNP-Be- erforderliche Maßnahmen auf. Darüber • Die Weichen zur klimagerechten richt die grundsätzlichen Planungsziele hinaus leisten sie fachlich fundierte Bei- Metropole stellen des Flächennutzungsplans aktuell zu träge zum effektiven Einsatz der knap- bewerten. Derzeit lässt sich erkennen, pen öffentlichen Finanzen und ent- • Erreichbarkeit und stadtverträgliche dass Berlin mit den einzelnen FNP-Ände- wickeln auch Vorschläge für Änderungen Mobilität ausbauen rungsverfahren und den zahlreichen wei- des Flächennutzungsplans. Stadtentwick- • Gemeinsam Zukunft gestalten. teren teilräumlichen und thematischen lungsplanung ist dabei ein fortlaufender Planungen den gesamtstädtischen Pla- Prozess, der mit sich verändernden Rah- Die gesamtstädtischen Perspektiven wer- nungsaufgaben gerecht wird. menbedingungen und Planungszielen auf den räumlich weiter konkretisiert. Für den unterschiedlichen Entscheidungs- diese „Transformationsräume“ beschreibt ebenen rückgekoppelt wird. Die Stadt- das StEK 2030 die angestrebte Entwick- entwicklungspläne werden deshalb re- lungsrichtung, definiert Zielzustände und gelmäßig auf ihre Aktualität überprüft zeigt Handlungsansätze zu deren Errei- und bei Erfordernis fortgeschrieben. chung auf. 66 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

Die Stadtentwicklungsplanung greift als Stadtentwicklungsplan Wohnen 2025 umfassende Querschnittsaufgabe in zu- nehmendem Maße auch ökologische Der erste Stadtentwicklungsplan Woh- und soziale Entwicklungsfragen auf. nen (1999) reagierte auf eine wenig Diese Themenstellungen werden u.a. in dynamische Nachfragesituation, die dem 2011 beschlossenen Stadtentwick- geprägt war durch einen leichten Bevöl- lungsplan Klima und mit dem Aufgaben- kerungsrückgang, das Auslaufen der schwerpunkt „Soziale Stadt“ bearbeitet. Wohnungsbauförderung, Wohnungs- leerstände in Teilbereichen sowie die In den letzten Jahren wurden Stadtent- Abwanderung von Familien in das Berli- wicklungspläne für die Themen Wohnen, ner Umland. Da sich diese Rahmen- Industrie und Gewerbe, Zentren, Verkehr bedingungen in den letzten Jahren und Klima erarbeitet. Sie liegen sämtlich grundlegend verändert haben, wurde in aktuellen (Neu-) Fassungen der Jahre der Stadtentwicklungsplan vollständig 2011-2014 vor. Im Folgenden werden neu bearbeitet. diese Pläne kurz charakterisiert, auf ihre Inhalte wird auch bei der Erläuterung Die 2014 beschlossene Neufassung des der Steuerungsinstrumente zu den ein- Stadtentwicklungsplans Wohnen formu- zelnen Schwerpunktthemen der räumli- liert in sieben Leitlinien zentrale stadt- chen Planung in Kapitel 6 eingegangen. und wohnungspolitische Ziele und be- nennt Handlungsbedarfe und Aufgaben sowie Mittel und Wege zu deren Umset- zung. Die Bedarfsabschätzung des Plans beruht auf der Bevölkerungsprognose für Berlin und die Bezirke 2011 bis 2030, die einen starken Wiederanstieg der Wohnungsnachfrage erwarten lässt. Bis 2025 leitet sich daraus gegenwärtig ein Neubaubedarf von mindestens 137.000 Wohneinheiten (das sind etwa 10.000 pro Jahr) ab, der sich auf die kommen- den fünf Jahre konzentriert und danach allmählich abflacht.

Zur Abdeckung des Bedarfs identifiziert der Stadtentwicklungsplan Neubau- potenziale mit einer rechnerischen Kapazität für rund 215.000 Wohnein- heiten, davon knapp 43.000 Wohnun- gen in den 24 „Großen Wohnungsneu- baustandorten“ (s. Karte auf Seite 68). Diese folgen durchweg dem stadtplane- rischen Leitbild der kompakten, ge- mischten, sozialen und klimagerechten Stadt und liegen im Wesentlichen inner- halb der im Flächennutzungsplan dar- gestellten Kulisse von Wohn- und ge- mischten Bauflächen.

Es wird jedoch erheblicher Anstrengun- gen bedürfen, um diese Flächen zeit- und nachfragegerecht verfügbar zu machen und das notwendige Wohnungsbau volu- men tatsächlich zu erreichen.

67 StEP Wohnen 2025: Große Wohnungsneubaustandorte – Realisierungseinschätzung

Die Wohnungen im Stadtquartier Friesenstraße in Kreuzberg wurden durch eine Baugruppe realisiert.

68 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

Stadtentwicklungsplan entwicklung und dient als Orientierungs- Industrie und Gewerbe (2011) rahmen für private Investoren und für die öffentliche Verwaltung bei Wirt- Der Stadtentwicklungsplan Industrie schaftsansiedlungen und Gewerbe- und Gewerbe von 2011 ersetzt den planungen. Planungsziel ist es, den Stadtentwicklungsplan Gewerbe aus Industriestandort Berlin im Wettbewerb dem Jahr 2000 und integriert das Ent- mit anderen europäischen Metropolen wicklungskonzept für den produktions- zu stärken, vorhandene Gewerbeflächen geprägten Bereich von 2004. Er definiert aktiv zu sichern – auch gegenüber der Leitlinien zur Berliner Gewerbeflächen- Flächenkonkurrenz durch produktions- ferne Wirtschaftszweige – und eine teil-

StEP Industrie und Gewerbe räumlich ausgewogene Vorsorge für den Modell der räumlichen Entwicklung des gewerblichen Bereichs zukünftigen Bedarf in unterschiedlichen Standorttypen sicherzustellen.

Als Basis für ein solides wirtschaftliches Wachstum Berlins müssen neben Dienst- leistungsflächen auch Standorte für In- dustrie und produzierendes Gewerbe gesichert und entwickelt werden. Das in den Stadtentwicklungsplan eingebunde- ne Entwicklungskonzept für den produk- tionsgeprägten Bereich benennt die Flä- chen, die dafür vorgehalten werden sollen.

Räumliche Bezugsbasis ist die Gesamt- heit der gewerblichen Bauflächen des Flächennutzungsplans. Auf Grundlage einer Flächenbedarfsprognose mit Zeit- horizont 2020 wird dieses Flächenange- bot als insgesamt angemessen einge- schätzt. Teilräumliche Flächenengpässe im Nordwesten können durch die ge- plante gewerbliche Nachnutzung von Teilen des Flughafens Tegel ausgegli- chen werden, die bereits durch ein FNP- Änderungsverfahren planerisch abgesi- chert wurde. Im Übrigen benennt der Stadtentwicklungsplan eine Reihe von kleineren isolierten Gewerbeflächen, die für andere Zwecke umgenutzt werden können; auch dazu wurden bereits FNP- Änderungsverfahren abgeschlossen bzw. eingeleitet.

Die Siemensstadt – einer der traditionellen Industrie standorte Berlins im Wandel

69 Stadtentwicklungsplan Zentren StEP Zentren 3 – Städte- Einzel- baulich handel (2011/2013) Handlungsbedarf in den Zentren Aufgrund der anhaltenden Entwick- lungsdynamik im Einzelhandel, die eine Zentrumsbereich / Modifizierung und Ergänzung der stadt- Hauptzentrum entwicklungsplanerischen Grundlagen Stadtteilzentrum erforderte, wurde der Stadtentwick- Ortsteilzentrum lungsplan Zentren im Jahr 2011 bereits Hoch zum dritten Mal (nach 1999 und 2005) Mittel fortgeschrieben. Gering

Der Stadtentwicklungsplan Zentren 3 formuliert – in Übereinstimmung mit dem Flächennutzungsplan – als übergeordne- te Ziele die Stärkung Berlins als Metro- pole, die Stabilisierung des polyzentra- len Zentrensystems, die Funktions- mischung in den Zentren, die Sicherung einer flächen deckenden und wohnungs- nahen Grundversorgung sowie die stadt- und zentrenverträgliche Integration groß- flächigerEinzelhandelseinrichtungen. Mitte und City West fort. In Einzelfällen Nahversorgungszentren bestimmen, die Zur Umsetzung dieser Ziele werden Leit- werden FNP-Änderungen angeregt; für Abgrenzung der Zentren fest legen und linien und Grundsätze für die künftige das Zentrum Lichtenrade wurde eine den Handlungsbedarf in den einzelnen Steuerung der Einzelhandelsentwick- solche 2014 beschlossen. Für die festge- Zentren konkretisieren. lung und die Beurteilung von konkreten legten Zentren wird im Stadtentwick- Projekten formuliert. Weiterhin schreibt Der Stadtentwicklungsplan Zentren 3 lungsplan der jeweilige Handlungsbedarf der Stadtentwicklungsplan das bereits wurde 2013 durch ein Fachmarktkon- zu ihrer Stabilisierung und Weiterent- in den vorangegangenen Plänen enthal- zept ergänzt, das die Standortanforde- wicklung eingeschätzt. tene Zentrenkonzept mit seiner hierar- rungen und den stadtplanerischen chischen Struktur von Ortsteilzentren, Die Inhalte des Stadtentwicklungsplans Handlungsbedarf insbesondere für Stadtteilzentren und Hauptzentren so- Zentren werden durch bezirkliche Zentren- Möbelhäuser sowie Bau- und Garten- wie den Zentrumsbereichen Historische konzepte ergänzt und vertieft, die u.a. märkte in den Blick nimmt. Das Konzept weist achtzehn gesamtstädtisch rele-

Das Hautpzentrum Pankow ist eines der Zentren, für die der StEP Zentren 3 Handlungsbedarf benennt. Ziel der vante Fachmarktagglomerationen sowie Planung ist es, diese Zentren aufzuwerten und in ihrer Funktion für die wohnungsnahe Versorgung zu stärken. einen Prüfstandort aus.

Die dem Fachmarktkonzept zugrunde liegende Analyse zeigt, dass für flächen- intensive Fachmärkte weiterhin Ansied- lungsbedarf und auch Ansiedlungsinter- esse besteht. Da solche Einzelhandels- Großvorhaben stadtstrukturell nachteilige Auswirkungen z.B. auf das Einzelhan- delsangebot in den städtischen Zentren, den Verkehr und die Stadtgestalt haben können, enthält das Fachmarktkonzept Empfehlungen insbesondere für die Bauleitplanung, u.a. zum Umfang der zentrentypischen Randsortimente, zur Erreichbarkeit der Standorte mit öffent- lichen Verkehrsmitteln und zu ihrer Ein- bindung in die städtische Umgebung.

70 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

stadtverträglichen Wirtschaftsverkehr, zur Vermeidung von gesundheitlichen Belastungen und zur Erhöhung der Ver- kehrssicherheit. Es enthält dazu jeweils raumstrukturelle, preis- und ordnungs- rechtliche, ordnungspolitische, organi- satorische, informations- und motivati- onsbezogene sowie infrastrukturelle Maßnahmen. Relevant für den Flächen- nutzungsplan sind die Aussagen zum Bau der Schnellbahnlinien U 5 und S 21, der Verlängerung der Autobahn A 100 sowie der tangentialen Verbindung Ost (TVO) und der Südostverbindung über die Spree. Die entsprechenden Trassen sind im Flächennutzungsplan bereits seit 1994 dargestellt.

Die Interessen der Wirtschaft sind u.a. durch eine stadtverträgliche und effizi- ente Organisation des Wirtschaftsver- kehrs und Sicherung einer guten Ferner- reichbarkeit Berlins zu berücksichtigen. Weitere Aussagen dazu enthält das Inte- Die Schloßstraße in Steglitz wurde umgestaltet, um den Bedürfnissen unterschiedlicher Verkehrsteilnehmer aus- gewogen Rechnung zu tragen und damit dem Rad- und Fußverkehr mehr Raum zu geben. grierte Wirtschaftsverkehrskonzept (2006) mit einem umfangreichen, mit den maß- geblichen Akteuren abgestimmten Maß- Stadtentwicklungsplan Verkehr (2011) Auf Grundlage dieses Zielkatalogs um- nahmenkatalog für den Güter- und Per- Der Stadtentwicklungsplan Verkehr wurde fasst der Stadtentwicklungsplan Verkehr sonenwirtschaftsverkehr. Ergänzend zu erstmals 2003 aufgestellt und 2011 um- ein Handlungskonzept für den Zeitraum den umsetzungsorientierten Inhalten fassend fortgeschrieben. Er formuliert bis 2025. Das Konzept gliedert sich in des StEP Verkehr enthält der Flächen- ein Leitbild für eine gesellschaftlich ge- Teilstrategien unter anderem zur Förde- nutzungsplan strukturell wichtige Dar- rechte, sichere, effiziente und umwelt- rung des Umweltverbundes (öffent liche stellungen zum Verkehrsnetz, die über verträgliche Mobilität. Dieses soll durch Verkehrsmittel, Rad- und Fußverkehr), den Zeithorizont des StEP hinausgehen. barrierefreie sowie sozial- und bedürf- zur Entlastung der Innenstadt, für einen nisgerechte Mobilitätsangebote sowie eine kompakte und verkehrssparsame, StEP Verkehr: ÖPNV-Netzbelastung 2025 polyzentrale Stadtstruktur umgesetzt S-Bahn werden. Um die Qualität des Verkehrs- U-Bahn geschehens abzusichern, wird der Be- Tram standssicherung und Qualifizierung der Bus vorhandenen Verkehrsinfrastruktur ho- Fern- und Regionalbahnen hes Gewicht zugemessen (Instandhal- tung vor Neubau).

Aus stadtstrukturellen Gründen und zur Anpassung an Nachfrageveränderungen sind einige gezielte Netzergänzungen vorgesehen. Durch gute Angebote im öf- fentlichen Verkehr, Stärkung des Fuß- und Radverkehrs, Umgestaltung von Straßenräumen und Förderung von neu- en Verkehrstechnologien soll die Stadt- und Lebensqualität verbessert werden. 71 Stadtentwicklungsplan Klima (2011) Im Hinblick auf mögliche Strategien der schlagen. Daraus abgeleitet wurde das Der 2011 vom Senat beschlossene Stadt- Anpassung an diese Herausforderungen Konzept „Strategie Stadtlandschaft Ber- entwicklungsplan Klima gibt eine Orien- konzentriert sich der Plan auf die vier lin: natürlich – urban – produktiv“, das tierung für die gesamtstädtische räum- Handlungsfelder Bioklima, Grün- und konkrete Maßnahmen zur Weiterent- liche Planung mit dem Ziel, Stadträume Freiflächen, Gewässerqualität und Stark- wicklung des Stadtgrüns und der öffent- und Infrastrukturen gegenüber den Aus- regen sowie Klimaschutz. lichen Räume aufzeigt. Ein Baustein ist wirkungen des Klimawandels wider- die Stadtbauminitiative zur Pflanzung In diesen Handlungsfeldern zeigt er standsfähiger zu machen. Die Tempera- von 10.000 neuen Stadtbäumen bis Ende Entwicklungs perspektiven auf, stellt turen in Berlin und damit die Zahl heißer 2017. Abwägungsmaterialien zusammen und Tage und Nächte werden zunehmen, benennt Steuerungsaufgaben und mög- Der Flächennutzungsplan trägt mit sei- Hitzeperioden werden häufiger, heißer liche Maßnahmen. Dazu gehören u.a. nen Grünflächendarstellungen dazu bei, und dauern länger, die Winter werden die Entsiegelung von Flächen, die Be- die bioklimatische Qualität in den Sied- feuchter, die Sommer trockener, extreme grünung von Dächern und Fassaden, die lungsbereichen zu erhalten und zu ver- Wetterereignisse wie Starkregen neh- Erhöhung der Rückstrahlwirkung von bessern sowie Freiflächen als Kohlen- men zu. Gebäuden sowie der Erhalt und die Neu- stoffspeicher zu erhalten. Aspekte des pflanzung von Stadtbäumen. Darüber Klimaschutzes und der Anpassung an hinaus beschreibt ein Aktionsplan Pro- den Klimawandel sind bei allen FNP- jekte mit Vorbildwirkung, die beispiel- Änderungsverfahren zu berücksichtigen. StEP Klima – Maßnahmenplan Bioklima – Prioritäre Handlungsräume haft für die Vielfalt der Handlungsmög- Entscheidend für den Erfolg sind jedoch gelb: Wohngebiete mit aktuell prioritärem lichkeiten stehen. die konkreten Umsetzungsmaßnahmen Handlungsbedarf auf der örtlichen Ebene. rot: Wohngebiete mit perspektivisch prioritärem Weiterhin werden Maßnahmen zum Handlungsbedarf naturgemäßen Waldumbau sowie zur violett: Siedlungsräume mit überwiegender Arbeitsplatznutzung und aktuell prioritärem Hand- Qualifizierung des Stadtgrüns vorge- lungsbedarf

72 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

5.7 Programme und Konzepte für eine soziale Stadt

Der Leopoldplatz im Wedding wurde im Rahmen des Programms Soziale Stadt als Aufenthaltsbereich und 5.7.1 Monitoring Fläche für den Wochenmarkt umgebaut. Soziale Stadtentwicklung

Ein weiterer Aufgabenschwerpunkt der Eine wesentliche Grundlage für die Berliner Planungsräume durchgeführt: Stadtentwicklung widmet sich unter dem Identifizierung sozial problematischer Mittels einer Überlagerung von vier Grup- Stichwort „Soziale Stadt“ der Ausein- Gebiete ist das Monitoring Soziale pen des Statusindex mit drei Gruppen andersetzung mit sozialen Problemen in Stadtentwicklung (MSS), das seit 1998 des Dynamikindex wird im Ergebnis der Teilbereichen Berlins. Damit sollen auch als kontinuierliches Stadtbeobach- Gesamtindex Soziale Ungleichheit in mögliche Spannun gen abgefedert wer- tungssystem für die Analyse sozial- insgesamt zwölf Ausprägungen darge- den, die sich aus einer verstärkten Innen- räumlicher Entwicklung auf kleinräu- stellt. Die auf dieser Grundlage ermittel- entwicklung ergeben können. Mit Unter- miger Ebene eingesetzt wird. Mit dem ten Planungsräume mit kumulierten so- stützung mehrerer Förderprogramme MSS als Hinweis- und Frühwarnsystem zialen Problemlagen sind als „Gebiete werden sozial benachteiligte Quartiere in für auffällige sozialräumliche Entwick- mit besonderem Aufmerksamkeits- ihrer Entwicklung besonders gefördert. lungen werden sowohl empirische In- bedarf“ ausgewiesen und in der stadt- In Gebieten, in denen sich eine problema- formationen über die soziale Struktur entwicklungspolitischen Planung beson- tische Entwicklung abzeichnet, wird zur in den Gebieten als auch deren Verän- ders zu berücksichtigen. Vorbeugung sozialer Missstände ein Auf- derungen ermittelt. Das Monitoring wertungsprozess unterstützt. wird auf der räumlichen Ebene der 447 73 Die Ergebnisse des MSS sind eine wichti- ge Grundlage bei der Festlegung von Ge- bieten für das Bund-Länder-Programm „Soziale Stadt“ (Quartiers management), werden aber auch bei der Auswahl von Programmgebieten weiterer Städtebau- förderprogramme herangezogen. Basie- rend auf den Ergebnissen des MSS kön- nen durch vertiefende Betrachtungen (weitere Fachdaten, aber auch lokale Strukturen und Netzwerke) konkrete stadtentwicklungspolitische Handlungs- bedarfe abgeleitet und erforderliche Hand lungsstrategien ent wickelt werden.

5.7.2 Zukunftsinitiative Stadtteil Mit dem Programm „Zukunftsinitiative Stadtteil“ verfolgt Berlin das Ziel, die

Grundlage für das Monitoring Soziale Stadtentwicklung und Un gleichheit innerstädtischer Lebens- viele andere raumbezogene Informationen sind die „Lebensweltlich orientierten Räume“ (LOR) bedin gungen weiter abzubauen und ge- mit ihren 447 Planungsräumen, 138 Bezirksregionen und 60 Prognoseräumen. zielt lokale Potenziale zu aktivieren. Gefördert werden insbesondere Maß- Monitoring Soziale Stadtentwicklung Berlin 2013: Gesamtindex Soziale Ungleichheit auf Ebene der Planungsräume nahmen in folgenden Bereichen: • Anpassung der sozialen Infrastruktur an lokale Erfordernisse – mit Fokus auf die Bereiche Bildung, Integration, Nach- barschaft und Armutsbekämpfung,

• Qualifizierung des öffentlichen Stadt- raums und Aufwertung von Freiflächen,

• quartiersbezogener Klimaschutz und Maßnahmen zur Klimaanpassung,

• Stärkung des sozialen Zusammen- halts; Förderung der Selbsthilfe und des bürgerschaftlichen Engagements,

• Durchführung integrierter Beteiligungs- verfahren,

• Unterstützung von Armut betroffener Personen, insbesondere in den Berei- chen Bildung und Qualifizierung,

Zwölf Gruppen des Gesamtindex Soziale Ungleichheit • Herstellung nachhaltiger städtebauli- als Überlagerung von Status- und Dynamikindex: cher Strukturen in Gebieten, die von Status: hoch mittel niedrig sehr niedrig Funktionsverlusten betroffen sind, 1 2 3 4 Dynamik: Stärkung der Nutzungsvielfalt und positiv (+) 1 + 2 + 3 + 4 + • der Standortattraktivität. stabil ( –+) 1 +– 2 +– 3 +– 4 +–

negativ (–) 1 – 2 – 3 – 4 – Die Umsetzung erfolgt in den Teilpro- grammen: „Soziale Stadt“, „Bildung und (1. Stelle: Status; 2. Stelle: Dynamik) Integration im Quartier“ sowie „Stadt- umbau“. 74 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

5.7.3 Quartiersmanagement Fördergebiete im 2002 gestarteten Bun- Ein wichtiges Interventions- und Präven- desprogramm Stadtumbau Ost sind tionsinstrument ist das Quartiersmanage- Groß siedlungen in Marzahn-Hellersdorf, ment, das auf die Verbesserung der Le- Lichtenberg und Pankow sowie inner- benschancen in derzeit 34 Quartieren städtische Quartiere in Friedrichshain, durch gezielte Maßnahmen in den Berei- Mitte und Prenzlauer Berg. Durch Auf- chen Integration, Bildung und Arbeit wertung der sozialen Infrastruktur so- ausgerichtet ist. Bauliche Maßnahmen wie von Plätzen, Wegen und Grünanla- tragen flankierend zur Aufwertung bei. Quartiersmanagementgebiete gen soll die Wohnqualität in den Fördergebieten verbessert werden. Das Quartiersmanagement ist ein um- fassender Strategieansatz, der neue 5.7.5 Stadterneuerung und Beim Stadtumbau West (seit 2006/2007) Impulse schafft, die durch vielfältige Stadtumbau stehen unter Wert genutzte Flächen im Problemüberlagerungen im sozialen, Maßnahmen der komplexen Stadterneu- Fokus. Fördergebiete sind das Kreuzber- stadträum lichen, öko nomischen und erung haben wesentlich zur Aufwertung ger Spree ufer, Schöneberg-Südkreuz, ethnischen Bereich gekennzeichneten des Wohnungsbestandes, der Infrastruk- Neukölln-Südring und Tiergarten-Nor- besonders benachteiligten Bevölkerungs- tur und der öffentlichen Räume und zur dring/Heide straße. Gezielte öffentliche gruppen und Stadtgebiete schrittweise Rückgewinnung urbaner Qualitäten und Investitionen sollen dort Anstöße für wieder an den gesamtgesellschaftlichen des sozialen Zusammenhalts in Problem- eine umfassende Gebietsentwicklung Prozess heranzuführen. Eine stärkere quartieren beigetragen. Dies spiegelt geben und private Initiativen und Inves- Kommunikation zwischen den lokal rele- sich in einem zunehmenden Zuzugsinter- toren gewinnen, um hochwertige inner- vanten Akteuren und neue Kooperations- esse in der Mehrzahl der inzwischen auf- städtische Wirtschaftsstandorte mit beziehungen im Stadtteil werden durch gehobenen Sanierungsgebiete wider. zukunftsfähigen Arbeitsplätzen zu ent- das Quartiersmanagement befördert. Neue Maßnahmen wurden u.a. im Pro- wickeln.

Im Programm Stadtumbau West wurde das Ufer des Eines der Handlungsfelder im Programm Soziale Stadt ist die Aufwertung öffentlicher Räume. Neuköllner Schifffahrtskanals neu gestaltet. (Reuterplatz im Quartiersmanagementgebiet Reuterkiez, Neukölln).

5.7.4 Bildung und Integration im Quartier Das Programm „Bildung und Integration im Quartier“ hat zum Ziel, mit Hilfe von bildungsnahen Angeboten zu einer nach haltigen Stabilisierung von Stadt- teilen beizutragen. Gefördert werden Projekte in Quartieren, in denen die Über- lagerung von ökonomischen, sozialen, gramm „Aktive Zentren“ zur Stabilisie- Für das Falkenhagener Feld in Spandau städtebaulichen und infrastrukturellen rung von durch Abwertungs tendenzen und für das Märkische Viertel in Reini- Defiziten die Lebens- und Arbeitsbedin- gefährdeten Geschäftsstraßen eingelei- ckendorf wird nach beispielhaften Lö- gungen der dort lebenden Menschen, tet, die zugleich Mittelpunkte ihrer sungen gesucht, wie in Großsiedlungen ihre Wettbewerbsfähigkeit und ihre Stadtteile sind. Dies sind in Neukölln die der 1960er und 70er Jahre auf die Folgen Chancen zur Teilhabe am wirtschaft- Karl-Marx-Straße, in Wedding die Mül- des demografischen Wandels reagiert lichen, gesellschaftlichen und politischen lerstraße, in Moabit die Turmstraße und werden kann. Leben stark beeinträchtigen. in Spandau die Wilhelmstadt. 75 5.8 Teilräumliche Planungen und Konzepte

Die Entwicklungspotenziale beiderseits der oberen Stadtspree sind Gegenstand der Planwerke für den Südostraum und für die Innere Stadt.

5.8.1 Planwerke ergänzen die Planwerke das System der gesamtstädtischen Planung. Wie beim Flächennutzungsplan werden dabei Stadt- Während die Stadtentwicklungspläne und Landschaftsplanung integriert. überwiegend gesamtstädtisch orientiert sind, haben die vier bisher erarbeiteten Die für vier Teilräume von Berlin vorlie- Planwerke die teilräumliche Überprüfung, genden Planwerke haben sich als Arbeits- Fortschreibung und Konkretisierung über- grundlage für die Koordination aktueller geordneter Planungsziele in Schwerpunkt- Entwicklungen bewährt. Sie formulieren räumen der Stadtentwicklung zum Ge- ein übergeordnetes Leitbild für den jewei- genstand. Dies sind Stadträume, die einer ligen Raum und vermitteln eine Gesamt- starken Entwicklungsdynamik unterlie- schau seiner mittel- bis langfristigen gen, in denen neue Großvorhaben integ- Entwicklungsperspektiven. In den Plan- riert werden müssen oder in erheblichem werken werden dabei bezirksübergrei- Umfang Flächen für neue Nutzungen vor- fende Aussagen zur Stadtstruktur und gesehen sind. Als informelle Planungen zum Landschaftsraum getroffen, u.a.

76 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

zur verkehrlichen und sozialen Infra- wicklungspotenziale für Wohnen und • der Raum Schöneberg-Südkreuz als struktur und zur Entwicklung von struk- Arbeiten, Verlagerung von Durchgangs- hervorragend erschlossener Standort turell bedeutsamen Flächen. Nach er- verkehr und stadtverträgliche Einbin- für Dienstleistungs- und Gewerbenut- folgtem Beschluss sind die Planwerke dung des übrigen Straßenverkehrs, Qua- zungen, sowie für die Verwaltung bindend und bei der lifizierung der öffentlichen Räume und • die obere Stadtspree als Kreativ- und Bauleitplanung zu berücksichtigen. der innerstädtischen Freiflächen und Kulturstandort am Wasser. Aktivierung von Grundstücken für Bau- Mit den Planwerken können Vorschläge herrengemeinschaften sollen urbane für punktuelle Änderungen des Flächen- Qualitäten bewahrt und zurückgewon- nutzungsplans ermittelt werden, die Planwerk Südostraum nen werden. Ziel ist es, die Innenstadt sich in das Grundgerüst des Plans einfü- Das im Jahr 2000 veröffentlichte Plan- als Wohn- und Arbeitsort für sozial un- gen müssen. werk für den Südostraum, der sich beider- terschiedliche Bevölkerungsgruppen und seits von Dahme und Spree vom Innen- als Identifikationsort der Metropole Ber- stadtrand bis zum Flughafen Schönefeld lin weiter zu stärken. Planwerk Innere Stadt erstreckt, wurde 2009 für einen räum- Das Planwerk Innere Stadt (2011) baut Schwerpunkträume des Planwerks, auf lich erweiterten Bereich fortgeschrieben auf dem Planwerk Innenstadt (1999) auf, denen der stadtplanerische Fokus in den und an veränderte Entwicklungsbedin- ist aber räumlich und methodisch weiter kommenden Jahren liegen wird, sind gungen angepasst. gefasst. Da für die innerstädtische Ent- • die historische Mitte als politisches Ziel der Planung ist es, die Impulse, die wicklung bedeutende Entwicklungspo- Zentrum und Ort der Hochkultur und vom Wirtschafts-, Wissenschafts- und tenziale außerhalb der Kernbereiche der des Tourismus, Medienstandort Adlershof und vom Flug- Innenstadt liegen, bezieht das Planwerk hafen BER ausgehen, zu nutzen, die jetzt das gesamte Stadtgebiet innerhalb • die nördlich und südlich des Haupt- landschaftlichen Potenziale als tragen- des S-Bahnrings in die Betrachtung ein. bahnhofs gelegenen Entwicklungs- des Element der Gebietsentwicklung und Es bindet dort bereits laufende Planun- bereiche um die Heidestraße und den der Wohnqualität im Südosten zu ent- gen und Projekte ein und stellt sie in Humboldthafen als neue Adressen für wickeln, das Ungleichgewicht zwischen einen überbezirklichen städtebaulich- hochwertige Wohnformen und Arbeits- Wohnen und Arbeiten im Sinne einer gestalterischen Gesamtzusammenhang. plätze, urbanen Nutzungsmischung abzubauen, Das Planwerk dient als Hintergrund und • die City West als traditionsreiches Industriebrachen – vor allem in Ober- und Beurteilungsgrundlage für Planungen Zentrum von Tourismus, Konsum und Niederschöneweide – innovativ umzu- und Projekte im Innenstadtbereich. Kultur, mit dem für die Gesamtentwick- nutzen und die Erschließung zu verbes- Durch Aktivierung innerstädtischer Ent- lung Berlins wichtigen Messe standort, sern.

Um die Strukturveränderungen im Berli- Der Ausschnitt aus dem Planwerk Innere Stadt zeigt abgestimmte Planungen (rot) ner Südosten besser zu erfassen, wurde und weitere Entwicklungspotenziale (gelb). der Bearbeitungsraum nach Westen er- weitert und bezieht jetzt die im Rahmen des Programms Stadtumbau-West erar- beiteten Planungen für die Bereiche Südkreuz und Neukölln-Südring sowie das Tempelhofer Feld mit ein.

Hintergrund der Überarbeitung waren u.a. Investitionsprojekte im Bereich der Verkehrsinfrastruktur wie die Verlänge- rung des Autobahn-Stadtrings und der Tangentialen Verbindung Ost (TVO) ent- lang des Eisenbahn-Außenrings, der Neubau einer Südostverbindung über die Spree sowie die Erschließung des neuen Flughafens BER.

77 Handlungsräume und Handlungsschwerpunkte im Planwerk Südostraum

Die Weiterführung begonnener Siedlungsentwicklungen ist eines der Themen im Planwerk Nordostraum

Planwerk Nordostraum Im Planwerk Nordostraum (2006) wur- den die im nordöstlichen Entwicklungs- raum Berlins zwischen dem Pankower Zentrum und der Stadtgrenze bei Buch nach 1990 eingeleiteten Planungen für umfangreiche neue Baugebiete überprüft. Diese hatten im Flächennutzungsplan von 1994 ihren Niederschlag gefunden und waren mit den „neuen Vorstädten“ in Karow-Nord und Buchholz-West in Teilen umgesetzt worden. Nachdem ver- änderte Nachfragebedingungen eine Fortführung dieser Planungen in Frage gestellt hatten und die dargestellten Flä- chenpotenziale daraufhin teils durch „Neukölln am Wasser“ ist ein Handlungsschwerpunkt im Planwerk Südostraum. FNP-Änderungen reduziert wurden, teils durch Senatsbeschluss einer langfristigen Inanspruchnahme vorbehalten bleiben Im Rahmen der Überarbeitung wurden rogene Raum an der Bezirksgrenze von sollen, stellte das Planwerk ein aktuali- vertiefende Konzepte u.a. für „Neukölln Neukölln und Treptow-Köpenick weist siertes Leitbild für die städtebauliche am Wasser“, für die Entwicklung der einen umfassenden strukturellen Neu- und landschaftliche Entwicklung dieses Stadtquartiere am Teltowkanal und zur ordnungsbedarf auf. Wesentliche Ele- Raumes vor. Weiterentwicklung der Wirtschafts-, Wis- mente sind die Neuplanung für die wich- senschafts- und Medienstadt Adlershof tige Südost-Straßenverbindung, die Lage In einem Planbild für den Gesamtraum sowie die Ergebnisse des Masterplans am Rand der Innenstadt sowie der direk- und einer vertiefenden Betrachtung ein- „Gateway BBI“ in das Planwerk aufge- te Anschluss an die Autobahn zum Flug- zelner Teilräume wird gezeigt, wie die nommen. hafen BER. Ziele einer Qualifizierung dieser vielfäl- tigen Stadtlandschaft als attraktiver Überprüft wurden auch die Ziele des Wohn- und Arbeitsort umgesetzt werden Flächennutzungsplans für den Raum können. Dazu gehören der Ausbau des südöstlich des Autobahndreiecks Neu- gesamtstädtisch bedeutsamen Gesund- kölln, wo die ursprüngliche Hafenpla- heits- und Forschungsstandortes Buch, nung nicht mehr aktuell ist. Dieser hete- 78 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

der geordnete Abschluss begonnener Entwicklungen in Karow-Nord und Buch- holz-West, die Nutzung der Gewerbeflä- chenpotenziale, die Aufwertung und Vernetzung der dörflichen Strukturen sowie die behutsame Weiterentwicklung des Verkehrsnetzes, z.B. im Raum Hei- nersdorf. Die durch weiträumige Felder, Wiesen und Wälder geprägte Landschaft des Berliner Barnim soll erhalten und schrittweise als Naherholungsraum ent- wickelt werden. Für die strategischen Bauflächenreserven werden Vorschläge zur temporären Einbindung in den Land- schaftsraum dargestellt.

Die aktuelle Bevölkerungsprognose macht deutlich, dass im Bezirk Pankow weiter- hin und mit Abstand die stärkste relative und absolute Bevölkerungszunahme der Das Planwerk Westraum von 2004 entwickelte u.a. Vorschläge für den Mündungsbereich der Spree in die Havel Gesamtstadt zu erwarten ist. Insofern gegenüber der Spandauer Altstadt. war es gut begründet, Prioritäten für die Inanspruchnahme der im Flächennut- zungsplan dargestellten neuen Bauflä- Planwerk Westraum stellen. Zu den aktuellen Themen des chen zu benennen, diese in ihrer Bedeu- Das Planwerk Westraum (2000, über- Planwerks zählen die Weiterentwicklung tung für die Zukunftsentwicklung Berlins arbeitet 2004, aktualisierte Grundlagen- von Spandau und Reinickendorf als jedoch nicht grundsätzlich in Frage zu ermittlung 2014) umfasst neben Span dau Wohnstandorte und die Stärkung ihrer stellen sondern als Option offen zu hal- als Kernbereich Teile von Reinickendorf Zentren, der Umgang mit den im Spree- ten. Eine Überarbeitung des Planwerks und Charlottenburg. Künftig wird es raum entstandenen Industriebrachen Nordostraum wird derzeit vorbereitet. stärker auch den Bezug nach Mitte her- und die Etablierung neuer Arbeitsorte. Aber auch die Nutzung und Erschließung der vielfältigen Wasserlagen und die Weiterentwicklung der landschafts- räumlichen und topografischen Quali- täten des eiszeitlich geformten Natur- raums sind aktuelle Themen bei der Planwerksbearbeitung.

Nach den inzwischen weitergeführten Planungen für die Nachnutzung des Flughafens Tegel, den Weiterbau der Wasserstadt Oberhavel, den Gewerbe- standort Siemensstadt und die ehemali- gen Kasernenstandorte des Westraums steht das Planwerk aktuell zur Fort- schreibung an.

Das Planwerk Westraum enthielt auch erste Ideen für die Nachnutzung des Flughafens Tegel. Das Konzept wurde zwischenzeitlich durch ein Masterplanverfah- ren mit umfangreicher öffentlicher Beteiligung den gegenwärtigen Anforderungen an die Stadtentwick- lung angepasst.

79 Das Gelände des Flughafens Tegel soll nach Einstellung des Flugbetriebs für einen Forschungs- und Industriepark sowie für Mischnutzungen, Wohnungsbau und Grünflächen nachgenutzt werden. (Stand 2013)

5.8.2 Planungsverfahren von strategischer Bedeutung

Für verschiedene Teilbereiche der Stadt, Nachnutzung Flughafen Tegel trägt es der Bedeutung der ausgedehn- die aufgrund ihrer Größe und Komplexi- Sechs Monate nach Inbetriebnahme des ten unbebauten und unversiegelten tät stadtstrukturell von übergeordneter Flughafens BER am Standort Schönefeld Freiflächen als Teil der Offenlandschaft Bedeutung sind, wurden durch Master- wird der Flughafen Tegel geschlossen. Da- der Tegeler Stadtheide Rechnung. Im planverfahren oder größere Rahmen- mit steht das über 400 ha große, bislang nordöstlichen Bereich sieht es ein neues planungen Konzepte entwickelt, die zu- nicht öffentlich zugängliche Areal als Wohnquartier in enger Vernetzung mit kunftsweisend ganze Stadträume gut erschlossene und innenstadtnah ge- der bestehenden Stadtstruktur um den prägen werden. Mit dem Instrument des legene Fläche für städtische und land- Kurt-Schumacher-Platz vor. Änderungsverfahrens trägt die Flächen- schaftsorientierte Nutzungen zur Ver- nutzungsplanung zur Lösung von sol- fügung. Wesentlicher Bestandteil des Nachnut- chen teilräumlichen Entwicklungsaufga- zungskonzepts ist die „UrbanTechRepu- Ausgehend von einer Grundlagenermitt- ben bei und schafft – nach Prüfung der blic“, ein Forschungs- und Industriepark, lung und den Ergebnissen eines koope- Vereinbarkeit mit der Grundkonzeption in dem bis 2030 über 20.000 Arbeits- rativen Werkstattverfahrens, die in des Flächennutzungsplans – die recht- plätze in den Bereichen Gewerbe, For- mehreren Standortkonferenzen zur Dis- liche Basis für die Umsetzung auf den schung und Lehre angesiedelt werden kussion standen, wurden zunächst ein nachfolgenden Planungsebenen. sollen. Strukturkonzept als planerische Vorga- be für die Standortentwicklung und ein Wirtschaftspolitisches Ziel dieses zentra- Standortprofil erarbeitet. len Projekts im Masterplan Industrie- stadt Berlin 2010 – 2020 ist es, industriel- Das Strukturkonzept greift die Lagequa- les Wachstum zu fördern und die litäten der Bereiche um den Identifikati- Bereitstellung von zusätzlichen Industrie- onskern des vorhandenen Terminals als arbeitsplätzen in Berlin zu unterstützen. ideale Voraussetzung für die Ansiedlung Forschung, Entwicklung, Produktion und von Wissenschafts- und Forschungsein- innovative Lösungen an einem Standort richtungen sowie technologieorientierte sollen eine Vernetzung von Unterneh- Industrieunternehmen auf. Andererseits 80 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

men und Forschungseinrichtungen er- hohen Anteil an sozialem Wohnungsbau Der Einsatz solcher „Urbaner Technolo- möglichen und zum Erfolg des Industrie- entwickelt. gien“ aus den Bereichen Wasser, Ener- standorts Berlin beitragen. gie, Werkstoffe, Recycling, Mobilität und Eine breite Grünfuge soll das Quartier IKT schafft ein Modellprojekt der Smart Das 2011 durch den Senat beschlossene mit dem Forschungs- und Industrie- City, das auf die gesamte Stadt aus- Standortprofil für Tegel umfasst unter standort verbinden und zugleich gegen- strahlt und Impulse für benachbarte der Leitidee „Technologien für die Stadt seitige Beeinträchtigungen verhindern. Quartiere setzt. Alle Gebäude sollen der Zukunft“ vier Themenfelder: Ener- Im Osten verbindet sich das neue Bau- ressourcenschonend ausgestattet und giewelten neu entdecken, Mobilität neu gebiet mit den bestehenden Siedlungs- energetisch optimiert werden. Ihre Be- erfahren, Experimentierraum schaffen bereichen entlang der Scharnweberstraße standteile sollen in einem geschlossenen und Werkstoffe neu erfinden. Für eine und um den Kurt-Schumacher-Platz, die Kreislauf ohne den Verlust von natürli- Nachnutzung des Terminals wurde die so eine neue Zentralität gewinnen. Als chen Ressourcen wiedergenutzt oder Beuth Hochschule für Technik mit einem Bindeglied wird ein Versorgungs- und unter ökologischen Gesichtspunkten bipolaren Standortkonzept gewonnen, Dienstleistungsstandort entwickelt, der wiederverwertet werden können. Diese um das geplante Nutzungsprofil in idea- gut mit der U-Bahn erreichbar ist. Kriterien des nachhaltigen Bauens wer- ler Weise zu ergänzen. Das Kurt-Schumacher-Quartier wird als den durch ein unabhängiges Institut be- Im Zusammenhang mit der Interessen- Modell für das Leben in den Städten von gleitet und zertifiziert werden. bekundung Berlins für die Ausrichtung morgen konzipiert. Bei der Planung wer- Im Westen und Süden wird der Standort olympischer Spiele wurde das Struktur- den alle Aspekte einer ökologisch, sozial mit den Freiflächen der Tegeler Stadt- konzept aktuell auf eine Erhöhung der und ökonomisch nachhaltigen Stadtent- heide vernetzt und in die Strukturen des Zahl der Wohneinheiten hin untersucht, wicklung berücksichtigt. Zukunftswei- Berliner Stadtgrüns integriert. Der Erhalt ohne dabei die Entwicklung des For- sende Technologien, wie sie in der nahe dieser Freiräume und ihre Fortführung schungs- und Industrie standortes zu ge- gelegenen UrbanTechRepublic ent wickelt in das Quartier hinein berücksichtigen fährden. Im Ergebnis wurde die Konzep- werden, sollen hier zum Einsatz kom- die klimatischen Rahmen bedingungen. tion für das „Kurt-Schumacher-Quartier“ men, mit dem Ziel einer vollständigen So entsteht ein Stadtgebiet, das auf die als Olympisches Dorf und späteres ge- CO -Neutralität und Energiesuffi zienz. 2 Herausforderungen des Klimawandels mischt genutztes Quartier mit einem vorbereitet ist.

Direkte Wege zu den angrenzenden Quartieren folgen dem Leitbild einer „Stadt der kurzen Wege“. Die bestehen- de Infrastruktur am Kurt-Schumacher- Platz kann mit genutzt werden, neue Einrichtungen im Quartier dienen auch dem bestehenden Stadtteil. Damit wird eine gegenseitige Integration und Auf- wertung der vorhandenen und neuen Siedlungsbereiche gewährleistet.

Die Fläche des Kurt-Schumacher-Quar- tiers liegt größtenteils im Eigentum des Landes Berlin. Flächen in den nördlichen und westlichen Randbereichen sind Ei- gentum der Bundesrepublik Deutschland (BIMA), die das Konzept unterstützt.

Das Strukturkonzept für die Nachnut- zung des Flughafens Tegel von 2010 war Grundlage für eine Änderung des Flächennutzungsplans, die 2011 durch Die Visualisierung zeigt im Vordergrund das Senat und Abgeordnetenhaus beschlos- Kurt-Schumacher-Quartier, dahinter – getrennt sen wurde. Anstelle der Flughafenfläche durch eine breite Grünfuge – den geplanten Forschungs- und Industriepark. werden jetzt rund 210 ha Sonderbau-

81 fläche „Forschungs- und Industriepark Zukunftstechnologie“ dargestellt, über- wiegend als Sonderbaufläche mit ge- werb lichem Charakter, ein kleinerer Teil als Sonderbaufläche mit hohem Grün- anteil, die den Übergang zum Land- schaftsraum herstellen soll. Weitere 220 ha bleiben als Grünfläche mit der Zweck- bestimmung „Feld, Flur, Wiese“, kleinere Randbereiche auch als Wald erhalten.

Den Anschluss an die vorhandene Stadt bilden drei gemischte Bauflächen, dar- unter der für das Kurt-Schumacher- Quartier vorgesehene Bereich.

Die FNP-Änderung war Grundlage für die Aufstellung von Bebauungsplänen für den gewerblich industriellen Kern- bereich, die noch 2011 eingeleitet wur- den. Seitdem wurde das Strukturkon- zept in einem Masterplan, der mögliche Baufelder und Erschließungskorridore zeigt, weiter ausdifferenziert. Dieser wurde vom Senat am 30.4.2013 als Grundlage für weitere Planungen be- schlossen.

Neben dem Hochschul- und Industrie- standort im Bereich des Terminals soll auch das Kurt-Schumacher-Quartier auf den landeseigenen Flächen zügig ent- wickelt werden.

Nördlich des Hauptbahnhofs entsteht auf ehemaligen Urbanisierung des Bahnflächen ein neues Stadtquartier für Wohnen, Arbeiten und Kultur. Hauptbahnhofs-Umfeldes Das Gebiet nördlich des Hauptbahnhofs Mit dem Beschluss des „Masterplans zwischen Nordhafen, Heidestraße und Heidestraße“ durch den Senat von Ber- Humboldthafen – jahrzehntelang ein lin und das Bezirksamt Mitte (2009) „Niemandsland“ zwischen Ost und West, wurde der Orientierungsrahmen für die geprägt durch Berliner Mauer, Container- weitere Planung und Realisierung eines bahnhof und Lagerhallen – ist eines der kompakten und urbanen Stadtquartiers Zukunftsgebiete der inneren Stadt. Hier in hocherschlossener zentraler Lage ge- Südlich des Hauptbahnhofs sind vor allem Hotels und Bürogebäude geplant. entsteht ein lebendiges Stadtquartier, schaffen. Das inzwischen als „Europa- das mit einer Mischung von Arbeiten city“ bekannte Gebiet soll besser in den und Wohnen, Einkaufen, Kunst, Kultur Stadtzusammenhang eingebunden und und Freizeit Impulse für die gesamte in berlintypisch durchmischter Nut- Innenstadt setzt. Traditionsstandorte zungsstruktur mit stadtstrukturellen des Gesundheitswesens in der Nachbar- und freiräumlichen Qualitäten und Iden- schaft (Charité, Bundeswehrkranken- titäten nachhaltig und umweltgerecht haus, Bayer Pharma) lassen weitere Ent- entwickelt werden. Die Heidestraße wird wicklungen erwarten. unter Beibehaltung der Verkehrsfunk- 82 FNP-Bericht 2015 — Grundlagen

tion zu einem baumbestandenen städti- begonnen, die Gestaltung des Platzes und Wasserlagenentwicklung schen Boulevard mit breiten Seitenräu- seiner Rand bebauung ist jedoch abhän- Obere Stadtspree men ausgebaut. gig vom Abschluss der Baumaßnahmen Die innerstädtischen Gewässer Berlins für die S-Bahnlinie S 21, durch die sich bieten große Qualitäten, die es zu nut- Der Masterplan wurde durch mehrere die Verkehrsgunst des Bereichs weiter zen gilt. In einem gesamtstädtischen Wettbewerbsverfahren weiterentwickelt, verbessern wird. Zudem wird mit dem Wasserlagenentwicklungsplan (2002) die sich mit Wohnungsbautypologien Lückenschluss der U-Bahn zwischen Bran- wurden Leitlinien für eine Profilierung auseinandersetzten, die bei urbaner denburger Tor und Alexanderplatz die Berlins als Stadt am Wasser formuliert. Dichte eine hohe Wohn qualität unter Anbindung an den Zentrumsbereich Mitte Der Strukturwandel der Wirtschaft, die Berücksichtigung auch anderer städti- noch attraktiver. Fokussierung auf hochwertiges Wohnen scher Nutzungen wie Einzelhandel, Gas- und neue Freizeitanforderungen sind tronomie, Kultur und Kinderbetreuung Die städtebauliche Konzeption für den günstige Voraussetzungen für die ange- gewährleisten. Entlang des Berlin-Span- Bereich südlich des Hauptbahnhofs, un- strebte Aufwertung und Nutzung der dauer Schifffahrtskanals soll eine Ufer- mittelbar gegenüber dem Parlaments- Wasserlagen. promenade entstehen. Weitere Grünver- und Regierungsviertel, sieht einen weit- netzungen sind in Ost-West-Richtung räumigen Vorplatz vor, der sich zur Spree Ein wichtiges Leitprojekt in diesem Zu- vorgesehen. hin öffnet, durch Hotels, Büros, Läden sammenhang ist die Entwicklung der und Restaurants gerahmt wird und in Ufer der Stadtspree zwischen Jannowitz- Der Ausbau der Heidestraße in ihrer ge- seinem Zentrum einen Solitärbaukörper brücke und Treptower Park zu einem genwärtigen Lage und die Entwicklung aufnimmt. Die Umsetzung dieses Kon- zentralen imageprägenden Stadtraum. zusätzlicher Kerngebietsflächen nörd- zepts ist bereits weit fortgeschritten, lich des Hauptbahnhofs waren Gegen- Das für den Spreeraum Friedrichshain- weitere Baumaßnahmen stehen unmit- stand der FNP-Änderung „Heidestraße“ Kreuzberg erarbeitete Leitbild (2002) telbar bevor. (2011). Auf dieser Grundlage werden die wurde städtebaulich weiter entwickelt Planungen in mehreren, teils vorhaben- Der Humboldthafen soll durch eine Um- und auf Grundlage einer FNP-Änderung bezogenen Bebauungsplänen umgesetzt, bauung mit kulturellen Einrichtungen (2003) in verbindliches Planungsrecht um einen zeitnahen Realisierungsbe- und Wohnungen in einer städtischen Mi- umgesetzt. Wesentliche Ziele für die ginn für Wohn- und Büronutzungen zu schung eingefasst werden. Sichtbezie- Entwicklung dieses Schwerpunktraumes ermöglichen. hungen zum Wasser werden durch sind Unterbrechungen der Baukörper, groß- Der neu zu gestaltende Europaplatz ver- • die Erschließung der Entwicklungs- zügige Tore und Arkaden gewährleistet. bindet den Hauptbahnhof mit der Europa- potenziale auf ungenutzten und unter- Am Hafenbecken sind Aufenthaltsberei- city. Mit einem rund 70m hohen Büro- genutzten Flächen, che vorgesehen, eine Promenade wird turm hat hier die Umsetzung bereits für die Öffentlichkeit nutzbar sein. • die räumliche und funktionale Ver- knüpfung der Stadträume beiderseits des Flusses, Entlang der oberen Stadtspree mit der East Side Gallery entwickelt sich ein innenstadtnahes Quartier für Wohnen, Büros und kulturelle Nutzungen. • die Neudefinition des Flussraums als öffentlicher Raum durch Stärkung der Uferbereiche,

• die Ansiedlung überbezirklich bedeut- samer Nutzungen,

• die Stärkung des Wohnens und Förde- rung von gemischten Nutzungsstruk- turen,

• die Schaffung neuer Grünflächen, Grünvernetzungen und Ufergrünzüge, sowie

• die Aufwertung der Bahnhofs umfelder.

83 Für den Bereich der „Schöneberger Linse“ mit dem Fernbahnhof Südkreuz wurde in einem Werkstatt- verfahren ein Konsensplan erarbeitet.

Vielfältige kreative Nutzungen der Kultur-, Entwicklung der Bahnhofsumfelder Wichtige Aussagen des in diesem Ver- Medien-, Mode- und Clubszene haben Südkreuz und Schöneberg fahren erarbeiteten „Konsensplans“ be- sich – teilweise als Zwischennutzung – Das Stadtquartier zwischen dem Fern- ziehen sich auf hier bereits etabliert und verleihen dem bahnhof Berlin-Südkreuz und dem S- • Leitnutzungen für einzelne Teilberei- Raum ein positives Image. Ein wichtiger Bahnhof Schöneberg ist Teil des Stadt- che bzw. Baublöcke (Hotels und Dienst- Entwicklungsimpuls war die Eröffnung umbaugebiets Schöneberg-Südkreuz. leistungen am Bahnhof Südkreuz, Woh- der Veranstaltungshalle O -World im Das innenstadtnah gelegene Gebiet ist 2 nen und Gewerbe im mittleren Teil des Jahr 2008. Weitere Projekte sind im Bau hervorragend an das Fernbahn-, S-Bahn- Quartiers, Büros und Dienstleistungen oder in der Planung. Die Einbindung der und Stadtautobahnnetz, künftig auch am Bahnhof Schöneberg), hier auf größerer Länge noch vorhande- an den neuen Flughafen BER angebun- nen Reste der Berliner Mauer, die Her- den und hat das Potenzial, sich als be- • die Entwicklung des zwischen den stellung einer durchgängigen und at- deutsamer Standort mit eigenständigem Bahnhöfen Südkreuz und Schöneberg traktiven Zugänglichkeit der Spreeufer Nutzungsprofil zu positionieren. gelegenen Tempelhofer Wegs zu einer und die Überwindung der Barrieren des attraktiven Stadtstraße und Quartiers- Die aktuellen Planungsziele für den Be- Flusslaufs, der Ausfallstraße und der achse mit begrünten Stadtplätzen und reich beruhen auf den Ergebnissen eines nördlich angrenzenden Bahnanlagen hoher Aufenthaltsqualität, sowie städtebaulichen Werkstattverfahrens bleiben wichtige Zukunftsaufgaben. (2010) im Rahmen des Programms Stadt- • die Schaffung von Grünzügen entlang umbau West. Ziel ist die Ansiedlung von der Ringbahn. Dienstleistungs- und Gewerbenutzungen, Wesentliche Elemente des Konzepts sind die von der guten Verkehrsanbindung Inhalt der FNP-Änderung „Schöneberger profitieren können. Die vorhandene Wohn- Linse“, die bereits wirksam geworden ist. nutzung soll erhalten bleiben, ihr städte- bauliches Umfeld aufgewertet werden. 84 FNP­Bericht 2015 — Schwerpunktthemen 6. Schwerpunktthemen der räumlichen Planung Thematische Aktualisierungen zum FNP-Erläuterungsbericht

Mit dem Instrument der Flächennutzungsplanung werden für Berichts Bilanz gezogen: Wie war die Ausgangssituation in dem das gesamte Stadtgebiet die räumlichen Entwicklungsvorstel- jeweiligen Bedarfssektor 1994, wie hat sich diese Ausgangs­ lungen und die Art der Bodennutzung in ihren Grundzügen dar- situation seitdem verändert, welche neuen Erkenntnisse und gestellt. Die Planung ist dabei gehalten, für ein breites Spekt- auch Steuerungsmöglichkeiten sind hinzugekommen, inwie­ rum von unterschiedlichen Bedarfssektoren die jeweiligen fern hat sich dies auf das planerische Leitbild ausgewirkt, wel­ Anforderungen an die begrenzte Fläche der Stadt zu ermitteln, che Entwicklungstendenzen sind aktuell zu beobachten und abzuwägen und in einem integrierten räumlichen Konzept zum welche Zukunftsaufgaben können sich daraus für die Flächen­ Ausgleich zu bringen. Im folgenden Kapitel werden die aktuel- nutzungsplanung ergeben. Damit erfolgt eine thematisch len Schwerpunkte der Flächennutzungsplanung für die einzel- fokussierte Überprüfung und Aktualisierung der Aussagen zu nen Nutzungen erläutert. den sieben sektoralen Schwerpunktthemen des Erläuterungs­ berichts. Bei der Aufstellung des 1994 beschlossenen Flächennutzungs­ plans wurden im Erläuterungsbericht zu sieben Schwerpunkt­ Dem Flächennutzungsplan lag die Annahme einer Entwicklung themen der räumlichen Planung jeweils die damalige Aus­ Berlins auf 3,7 Mio. Einwohner zu Grunde. Grundsätzlich ist gangslage, die Entwicklungsannahmen, die Planungsziele und festzustellen, dass diese Annahme, das Leitbild, die strategi­ die daraus abgeleiteten Darstellungen des Flächennutzungs­ schen Grundzüge und die Kernthemen des Flächennutzungs­ plans zusammengefasst dargelegt. plans von 1994 im Wesentlichen weiterhin Bestand haben. Dies wird u.a. durch eine Studie des Deutschen Instituts für Seitdem haben sich in den einzelnen Schwerpunktbereichen Urbanistik (2011/2012) bestätigt. die Rahmenbedingungen, die verfügbaren Informationen und Steuerungsinstrumente sowie viele konkrete Planungen weiter­ Die Leitsätze des FNP basieren auf den strategischen Grund­ entwickelt. In den zwischenzeitlich veröffentlichen Berichten zügen zur Entwicklung der Stadtstruktur (s. Kurzfassung S. 5). zur Flächennutzungsplanung (1999, 2004 und 2009) wurden Einige Elemente der im Erläuterungsbericht formulierten Leit­ diese Veränderungen beschrieben und im Hinblick auf ihre pla­ sätze sind heute weitgehend umgesetzt. Dies betrifft insbeson­ nerischen Konsequenzen bewertet. Die Berichte gaben darüber dere die seinerzeit noch ausgeprägten Trennungen und Ver­ hinaus Rechenschaft, in welchen Fällen und mit welchen Inhalten sorgungsunterschiede zwischen dem Ost­ und Westteil der daraufhin teilräumliche FNP­Änderungen erforderlich wurden. Stadt. In einigen Bereichen haben sich auch größere Verände­ rungen ergeben als zunächst angenommen, wie bei der dyna­ Aktuell stellen sich mit dem wieder einsetzenden Wachstum mischen Entwicklung des Einzelhandels oder bei den Umstruk­ der Stadtbevölkerung und dem demografischen Wandel, der turierungen von Einrichtungen der technischen und sozialen wirtschaftlichen Konsolidierung und den Veränderungen des Infrastruktur. Wohnungsmarktes neue Herausforderungen für die räumliche Planung. Das Ende 2014 vom Senat beschlossene Stadtent­ Im Kern formulieren die Leitsätze nach wie vor gültige Ziel­ wicklungskonzept Berlin 2030 greift diese auf und formuliert in setzungen für die Steuerung der gesamtstädtischen Planung. acht Strategien für wesentliche Politikfelder ressortübergrei­ Am Ende der nachfolgenden thematischen Kapitel wird deshalb fende Ziele und Handlungsempfehlungen. jeweils ein Überblick über die Schwerpunkte gegeben und auf­ gezeigt, welche Veränderungen es gab und durch welche aktu­ Nach über zwanzig Jahren Flächennutzungsplanung für ellen Planungsinstrumente die Grundzüge des Flächen­ Gesamt­Berlin wird in den folgenden Abschnitten dieses FNP­ nutzungsplans maßnahmeorientiert ergänzt werden.

85 6.1 Wohnen

Vielfältige Angebote ermöglichen

Im ehemaligen Grenzbereich zwischem Mitte und Kreuzberg entstanden am Engelbecken neue Geschoss wohnungen mit hoher Wohnqualität. 6.1.1 nem kurzfristigen Fehlbedarf von 57.000 Entwicklungen 1994 bis 2014 Wohnungen. Ein langfristig wirksamer Trend zu kleineren Haushalten und stei­ Die Ausgangslage 1994 gender Wohnflächeninanspruchnahme, Vier Jahre nach der Wiedervereinigung einschließlich eines erheblichen „Nach­ waren deutliche Mängel und Ungleich­ holbedarfs“ im Ostteil der Stadt, ließen gewichte bei der Wohnraumversorgung weitere Nachfrage erwarten. der Berliner Bevölkerung festzustellen. In den Großwohnsiedlungen, insbeson­ Der Wohnungsneubau hatte mit dem Be­ dere im Ostteil der Stadt bestanden er­ völkerungszuwachs nicht schrittgehal­ hebliche Mängel in der baulichen Qua­ ten, insbesondere einkommensschwä­ lität der Wohnanlagen, der Gestaltung chere Teile der Bevölkerung hatten des Wohnumfeldes sowie teilweise auch Schwierigkeiten, ihre Wohnbedürfnisse in der Ausstattung der Wohnungen. auf dem Wohnungsmarkt zu realisie­ Aufgrund der geringen Zahl von Eigen­ ren. heimen und familiengerechten, großen Geschätzte 15.000 „Bruchbuden“ sowie Wohnungen mit Gartenanteil hatte eine 42.000 „verborgene Haushalte“ ohne Abwanderung einkommensstärkerer Fa­ eigene Wohnung summierten sich zu ei­ milien ins Umland eingesetzt. 86 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

Mit der Planung einer „Wasserstadt“ auf früheren Gewerbeflächen an der Oberhavel war bereits vor 1989 begonnen worden.

Ein ähnliches Projekt für die Rummelsburger Bucht wurde 1991 auf den Weg gebracht.

Ausreichender Entwicklungsrahmen die Annahme, würden zur Realisierung an der Rummelsburger Bucht und an der Die Bedingungen für eine Erweiterung des der Planung zugrunde gelegten Ent­ Dahme in Köpenick sowie beispielhafte des Wohnungsangebots im Rahmen wicklungsrahmens von bis zu 300.000 zu­ Untersuchungen von Verdichtungsmög­ normaler marktwirtschaftlicher Prozes­ sätzlichen Einwohnern in Berlin gebaut lichkeiten im Bestand. se wurden kurz­ bis mittelfristig relativ werden müssen. Unter Einbeziehung dieser Vorüberle­ ungünstig eingeschätzt. Angesichts der Planungen zur Schaffung neuen Wohn­ gungen war zur Aufstellung des Flächen­ angespannten Lage auf dem Wohnungs­ raums waren 1994 bereits weit fortge­ nutzungsplans eine umfassende Poten­ markt war eine Beeinträchtigung der schritten und erste Maßnahmen einge­ zialanalyse durchgeführt worden, die zu weiteren wirtschaftlichen Entwicklung leitet. Dazu gehörten u.a. das Projekt dem Ergebnis kam, dass im Grundsatz der Stadt zu befürchten. einer „Wasserstadt Oberhavel“, das be­ rund 90 % der bestehenden bzw. zu er­ Insgesamt gingen die dem Flächennut­ reits vor der Wiedervereinigung konzi­ wartenden Nachfrage im vorhandenen zungsplan zugrunde gelegten Prognosen piert worden war, Untersuchungen zu Siedlungsraum abgedeckt werden kann. 1994 davon aus, dass für die Versorgung Wohnungsbaupotenzialen im Nordost­ Lediglich zur Abdeckung eines eher lang­ der bereits vorhandenen Bevölkerung raum, in Weststaaken, ­Süd und fristig zu erwartenden Restbedarfs wür­ Berlins bis 2010 mindestens 250.000 zu­ Mahlsdorf, Planungen für „neue Vor­ den Stadterweiterungen – weitgehend sätzliche Wohnungen benötigt würden. städte“ in Karow, Buchholz und Rudow­ angrenzend an die bestehende Sied­ Bis zu 150.000 weitere Wohnungen, so war Süd, Konzepte für weitere „Wasserstädte“ lungsstruktur – erforderlich werden.

87 Innenentwicklungspotenziale der ge­ nannten Kategorien (>500 WE) einzeln auf.

Große Bedeutung wurde der Wohnungs­ fürsorge für Bundesbedienstete zuge­ messen. Durch die Darstellung von Wohnbauflächen überwiegend auf bun­ deseigenen Grundstücken, insbesondere auf ehemals militärisch genutzten Liegen­ schaften, sollte der Bund die notwendige planerische Sicherheit zur Entwicklung der benötigten Wohnungsbaupotentiale erhalten. Die zunächst für den Wohnungsbedarf des Bundes vorgesehene Neubebauung auf dem Moabiter Werder wurde bei relativ entspanntem Wohnungsmarkt auch für andere Wohnungssuchende verfügbar. Im Nordostraum der Stadt sah der Flä­ chennutzungsplan – überwiegend auf stadteigenen Flächen – zwei große Ziele des Flächennutzungsplans 1994 • die Entwicklung von Konzepten für Schwerpunkte der Stadterweiterung für Der Flächennutzungsplan konzentrierte eine – teilweise auch großzügige – Ab­ zusammen rund 40.000 Wohnungen sich folgerichtig auf eine Aktivierung rundung vorhandener Baugebiete, z.B. vor: In Französisch Buchholz und in ei­ der festgestellten Potenziale der Innen­ in Karow, Staaken, Lichterfelde­Süd und ner „Parkstadt“ östlich von Blanken­ entwicklung. Diese sollten Vorrang ge­ Rudow. burg. Dort sollten eigenständige Stadt­ genüber der Inanspruchnahme von Frei­ • die Schaffung der rechtlichen und er­ teile entstehen, mit ausgewogenen flächen am Stadtrand erhalten. Das schließungstechnischen Grundlagen für Nutzungsstrukturen, Schnellbahnanbin­ Wohnbauflächenkonzept verfolgt seit­ die Verdichtung der ausgedehnten Ein­ dung, eigenen Stadtteilzentren und dem folgende Zielsetzungen: familienhausgebiete und wohngenutz­ wohnungsnahen Arbeitsstätten. Der • den Erhalt, die langfristige Sicherung ten Kleingartensiedlungen (insbesonde­ größte Teil der betroffenen Flächen wur­ und behutsame Aufwertung des vorhan­ re im Ostteil der Stadt) als langfristig de im Erläuterungsbericht einer nach­ denen Wohnraums, auch in sanierungs­ anzugehender Prozess. rangigen Stufe der Inanspruchnahme bedürftiger Bausubstanz und in ge­ zugeordnet, eine Bebauung sollte dort Vorrang der Innenentwicklung mischt genutzten Gebieten, erst längerfristig bei tatsächlich ein­ Weitere Innenentwicklungsflächen soll­ tretender Bedarfsentwicklung realisiert • den Ausbau von Dachgeschossen, ten durch Maßnahmen des Stadtum­ werden. baus für den Wohnungsbau mobilisiert • die Schließung von Baulücken und werden, durch Umnutzung von bereits Insgesamt sollte durch die Darstellungen die Bebauung von Siedlungsbrachen, besiedelten und gut erschlossenen, je­ des Flächennutzungsplans ein Neubau­ z.B. im ehemaligen Grenzbereich, doch in Anbetracht ihrer Lagegunst und volumen von rund 400.000 Wohneinhei­ • die Fertigstellung und Ergänzung von ihrer möglichen Wohnqualitäten als ten ermöglicht werden, ausgehend von ei­ Siedlungsanlagen, z.B. in Altglienicke unter­ oder fehlgenutzt anzusehenden ner angenommenen Zahl von etwa 3,7 und Hellersdorf, auch mit dem Ziel einer Teilbereichen der Stadt. Mio. Einwohnern. Um dieses Ziel zu er­ Diversifizierung von einseitigen Woh­ reichen und ausgewogene Sozialstruk­ Dazu wurden u.a. Industrie­ und Ver­ nungsbeständen, turen zu schaffen, wurde die öffentliche kehrsbrachen, ausgedehnte Lagerflä­ Förderung eines gewichtigen Anteils des chen, aufgegebene oder wenig genutzte Wohnungsneubaus als notwendig er­ Infrastruktur standorte und nicht länger achtet. Parallel dazu sollten Eigentums­ benötigte Militärflächen gerechnet. Ent­ maßnahmen wesentlich verstärkt wer­ sprechende bereits vorhandene Planun­ den. gen wurden aufgegriffen, z.B. für die „Wasserstädte“ Oberhavel, Rummels­ burger Bucht und Dahmestadt, das Tem­ pelhofer Feld und den ehemaligen Schlachthof an der Eldenaer Straße. Der Erläuterungsbericht führt größere

88 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

Entwicklungen seit 1994 Auf Grundlage der bereits vorbereiteten Planungen und der gegebenen Förder­ möglichkeiten stieg die Anzahl der jähr­ lich neu gebauten Wohneinheiten bis 1997 auf einen Spitzenwert von 33.000 Fertigstellungen an, um bis zum Jahr 2000 wieder auf das Niveau von 1993 mit rund 10.000 Fertigstellungen pro Jahr zurückzufallen.

Insgesamt wurden zwischen 1993 und 2000 rund 150.000 Wohneinheiten reali­ siert, u.a. in den „Neuen Vorstädten“ in Angelehnt an die Dorflage Karow entstand in den 1990er Jahren eine neue Wohnsiedlung, Karow und Buchholz und in Wohnsied­ überwiegend im geförderten Wohnungsbau, nach dem Leitbild der „Neuen Vorstädte“ ergänzt durch Infrastruktur­ lungen auf den Rudower und Staakener einrichtungen und ein Nahversorgungszentrum. Feldern, in Altglienicke und an der Eise­ nacher Straße in Marzahn. Im Rahmen Wachstumsdelle und die Randbereiche von Parkanlagen von städtebaulichen Entwicklungsmaß­ Mit dem zwischenzeitlichen Ausbleiben und Grünräumen. Neben privaten Pro­ nahmen war mit dem Wohnungsbau in des 1994 erwarteten Bevölkerungs­ jektentwicklern traten auch Baugruppen den „Wasserstädten“ Oberhavel und wachstums und dem schrittweisen Aus­ verstärkt als Akteure auf. Rummelsburger Bucht und auf dem laufen der Wohnungsbauförderung für Stadtregionaler Wohnungsmarkt Gelände des alten Schlachthofs an der Mietwohnungen in der zweiten Hälfte Parallel dazu entwickelte sich ein neuer Eldenaer Straße sowie mit dem Einfami­ der 1990er Jahre entfielen wesentliche stadtregionaler Wohnungsmarkt. Die lienhausbau in Biesdorf Süd begonnen Voraussetzungen für große Projekte im einfache Verfügbarkeit von kostengüns­ worden. Die meisten Wohnungen in die­ Geschosswohnungsbau. tigen Flächen für den Eigenheimbau ver­ ser Periode wurden im Geschosswoh­ Die Schaffung zusätzlichen Wohnraums, anlassten vor allem Familien mit guten nungsbau realisiert, aber auch die Zahl einschließlich der Fortführung begonne­ und mittleren Einkommen zum Umzug der Einfamilienhäuser nahm langsam zu. ner Planungen, musste sich kurzfristig in das Umland, dessen Bevölkerung in­ auf die Bedingungen des Marktes für nerhalb kurzer Zeit von 0,8 auf 1,1 Mio. frei finanzierte Wohnungen umstellen. Einwohner zunahm. Die hohen Wande­ Nachgefragt waren hier vor allem klei­ rungsverluste Berlins gaben ab Mitte der nere Projekte in attraktiven Lagen, ins­ 1990er Jahre zunehmend Anlass zur Ge­ besondere für Eigentumswohnungen. gensteuerung. Auch auf Berliner Seite Die Aufmerksamkeit richtete sich ver­ wurde jetzt nach Möglichkeiten gesucht, stärkt auf beliebte Innenstadtquartiere den Eigenheimbau zu fördern. Zunächst und den bürgerlichen Südwesten der für Geschosswohnungen vorgesehene Entwicklung der Wohnungsbau­Fertigstellungen in Berlin, 1991 bis 2013 Stadt sowie auf die Wasserlagen Berlins Bauflächen wurden vermehrt für den Bau von Reihen­, Doppel­ und Einzel­ 35.000 Anzahl der Wohneinheiten häusern genutzt (z.B. am Elsterwerdaer

30.000 Platz in Marzahn), vorhandene Bau­ Baumaßnahmen im Bestand gebiete entsprechend arrondiert und 25.000 und in neuen Nichtwohnbebäuden vereinzelt auch größere Neubaugebiete Mehrfamilienhäuser erschlossen. Das Freiwerden von Kon­ 20.000 Ein- und Zweifamilienhäuser versionsstandorten leistete hier einen

15.000 wichtigen Beitrag. Nach Klärung der Ei­ gentumsverhältnisse war auch die Nut­ 10.000 zung der umfangreichen Verdichtungs­ möglichkeiten in den Einzelhausgebieten 5.000 der östlichen Stadthälfte angelaufen, die 0 durch eine „Eigenheiminitiative Berlin“ 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 beschleunigt werden sollten.

89 Für den frei finanzierten Wohnungsbau waren vor allem Flächen in attraktiven Grün­ oder Wasserlagen von Interesse (südlicher Tiergartenrand, unten, Halbinsel Stralau, rechts).

ren wieder verstärkt auf den Wohnungs­ markt gerichtet, allerdings immer noch mit dem Schwerpunkt auf Eigentums­ projekte für einen zahlungskräftigen Kundenkreis. Zunehmend liegt der Fo­ kus jedoch auch auf der Realisierung Im Schweizer Viertel in Lichterfelde wurden zwischen Im städtebaulichen Entwicklungsbereich Biesdorf­Süd 2002 und 2013 auf ehemaligen Miltärflächen rund wurden zunächst für eine höhere Verdichtung vorge­ von Mietwohnungen, die für breite Be­ 800 Wohneinheiten realisiert, überwiegend in Form sehene Bauflächen für den individuellen Einfamilien­ völkerungsgruppen bezahlbar sind. von Doppel­ und Reihenhäusern. hausbau zur Verfügung gestellt. Parallel dazu hat sich in den letzten Jah­ ren die Aktivität von Baugruppen zur Wachsende Stadt Bereits um die Mitte der 2000er Jahre Schaffung selbstgenutzten Wohnraums Obwohl der Wohnungsneubau noch bis gab es erste Anzeichen einer Trendwen­ verstärkt, zuletzt auch mit Projekten des 2003 weiter zurückging und dann bis de. Die Bevölkerungsverluste durch Wohnungsneubaus, die mehrere Grund­ 2009 auf dem niedrigen Niveau von we­ Stadt­Umland­Wanderungen gingen all­ stücke oder ganze Blockteile umfassen. niger als 5.000 Fertigstellungen pro Jahr mählich zurück, die Zuwanderung aus Aktuelle Zahlen lassen für 2014 etwa stagnierte, und obwohl die Zahl der dem übrigen Deutschland und aus dem 10.000 fertig gestellte Wohnungen, für Haushalte trotz gleichbleibender Ein­ Ausland, insbesondere von jungen Er­ die folgenden Jahre eine noch größere wohnerzahl stetig zunahm, blieb die Si­ wachsenen, nahm weiter zu und auch Zahl von Fertigstellungen erwarten. tuation auf dem Wohnungsmarkt bis die natürliche Bevölkerungsentwicklung über die Mitte des Jahrzehnts hinaus zeigte eine positive Entwicklung. Dieser insgesamt relativ entspannt. Dies spie­ Aufwärtstrend hat sich seit 2009 noch gelte sich auch in der Leerstandsrate beschleunigt; allein in den drei Jahren wider, die deutlich über der für das Funk­ 2011 bis 2013 wuchs Berlin um fast tionieren des Wohnungsmarktes erfor­ 130.000 Einwohner. Zwar nahm ab 2009 derlichen Fluktuationsreserve von rund auch die Zahl der Wohnungsfertigstel­ 3 % lag. lungen langsam wieder zu, konnte aber mit der Nachfrage nicht Schritt halten. Mit insgesamt fast 200.000 neuen Woh­ Die verfügbaren Leerstandsreserven nungen bis 2010 war der FNP­Ansatz für sind in wenigen Jahren aufgebraucht, den Eigenbedarf einer gleichbleibenden die aktuelle Entwicklung der Miet­ und Die Schließung von Baulücken war auch Ziel der in Bevölkerung fast, wenn auch nicht voll­ Kaufpreise weist auf eine erneute An­ den 1990er Jahren eingeleiteten Stadterneuerungs­ ständig erreicht worden, die durchschnitt­ prozesse (Altstadt Köpenick). spannung des Wohnungsmarktes hin. liche Wohnfläche je Einwohner hatte sich auf 38 m2 erhöht und damit die FNP­ In der Folge dieser Bedarfsentwicklung Annahme von 36 m2 leicht übertroffen. hat sich auch das Interesse der Investo­ 90 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

lagen bei der Bestands entwicklung, dem Eigenheimbau und der Entwicklung von attraktiven, frei finanzierbaren Wohn­ lagen unter Nutzung vorhandener Infra­ struktur und Mini mierung des Flächen­ verbrauchs. Der Plan identifizierte Neubaupotenziale für 340.000 Wohnun­ gen, die nach den damaligen Prognosen bis weit über das Jahr 2010 hinaus aus­ reichen würden, und definierte inner­ halb der Flächenkulisse des Flächennut­ zungsplans prioritäre und nachrangige Räume sowie Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf.

Bei anziehender Nachfrage haben in den letzten Jahren Innenstadtstandorte Konjunktur • In dem 1999 beschlossenen Planwerk (Kommandantenstraße links, Pappelallee rechts). Innenstadt wurden zusätzliche Potenzi­ ale für die Innenentwicklung identifiziert und räumlich konkret benannt. Durch Weiterentwicklung In mehrfachen Fortschreibungen wurde über 20.000 meist eigentumsfähige der Steuerungsinstrumente diese Zahl unter Berück sichtigung der Wohnungen sollte die Innenstadt als Die auf die Wohnflächenentwicklung be­ Marktentwicklung und der Finanzie­ Wohnort gestärkt und zugleich ein Bei­ zogenen Ziele des Flächennutzungs­ rungsmöglichkeiten bis zur zwischen trag zur Aufwertung öffentlicher Räume plans von 1994 wurden durch sektorale 2004 und 2008 erfolgten Entlassung aus geleistet werden. Die Fortschreibung als und teilräumliche Konzepte fortlaufend dem Entwicklungsrecht um etwa die Planwerk Innere Stadt (2010) kam zu weiterentwickelt und konkretisiert: Hälfte reduziert, u.a. durch Verringerung einer ähnlichen Abschätzung, allerdings der Bebauungsdichte. • Zwischen 1992 und 1994 wurden fünf für einen erheblich größeren Untersu­ städtebauliche Entwicklungsbereiche • Der erste Stadtentwicklungsplan Woh­ chungsraum. festgesetzt und damit der Planung ein nen von 1999 zog Konsequenzen aus • Auch die Planwerke für den Südost­ wichtiges Instrument für den Stadtum­ den fortgeschriebenen Bevölkerungs­ raum (2000, fortgeschrieben 2009) und bau in Gebieten mit besonderer Bedeu­ prognosen, der Einstellung der Wohnungs­ für den Westraum (2004) schlugen In­ tung für die städtebauliche Ordnung bauförderung, der Entwicklung eines nenentwicklungsflächen für den Woh­ und Entwicklung an die Hand gegeben. stadtregionalen Wohnungsmarktes, der nungsneubau vor, die etwas über die im In den für diese Bereiche erarbeiteten Abwanderung von Familien in das Ber­ Flächennutzungsplan bereits enthaltenen Entwicklungskonzepten war zunächst liner Umland sowie aus anderen Darstellungen hinausgingen. Das Plan­ der Bau von insgesamt 31.200 Wohnun­ zwischen zeitlichen Entwicklungen im werk Nordostraum (2006) setzte seine gen vorgesehen (ohne Hauptstadtbereich). Wohnungssektor. Seine Schwerpunkte

Baugruppenprojekte bieten die Möglichkeit, individuelle Wohnvorstellungen gemeinschaftlich umzusetzen. Links: Schwiebusser Straße, oben: Müggelhof

91 Schwerpunkte dagegen bei der Überprü­ Das Planwerk Innenstadt zeigte vielfältige Verdich­ fung und zeitlichen Einordnung der im tungsmöglichkeiten zur Stärkung der Innenstadt als Wohnort auf (Bereich Spittelmarkt, Stand 1999). Flächennutzungsplan für Wohnungsbau dargestellten Abrundungs­, Stadterwei­ terungs­ und Kleingartenflächen.

• Zur Unterstützung der Innenentwick­ lungsziele wurde auf der Grundlage einer umfassenden Baulückenerhebung (1997) für die Innenstadtbezirke ein internet­ basiertes Baulückenmanagement einge­ richtet, das Auskunft über ungenutzte oder untergenutzte Baulücken und Brachflächen gibt.

• Im Senatsbeschluss zur Überprüfung wachstumsabhängiger Darstellungen politische Anforderungen formuliert: die Umsetzung in der im Flächennutzungsplan (2004) wurden Attraktivität der Innenstadt steigern und Flächennutzungsplanung mehrere im FNP dargestellte Bauflächen als Wohnstandort für Familien und Kin­ auf bisherigen Freiflächen, insbesondere Die großen Wohnungsbauprojekte der der verbessern, das selbstbestimmte im Nordostraum der Stadt, als langfris­ 1990er Jahre waren im Flächennut­ Wohnen und Leben im Alter ermög­ tige bzw. strategische Reserve gekenn­ zungsplan von 1994 im Wesentlichen lichen. zeichnet, die erst bei nachgewiesenem bereits berücksichtigt. In Einzelfällen Bedarf in Anspruch genommen werden • Die 2014 beschlossene Neufassung waren aufgrund weiterentwickelter teil­ sollen. Im Flächennutzungsplan sind des Stadtentwicklungsplans Wohnen räumlicher Planungen Änderungen er­ diese strukturell wichtigen Entwick­ zieht aus dem erneuten Bevölkerungs­ forderlich, so auch in den fest gesetzten lungspotenziale weiterhin als Bauflä­ zuwachs und aus der stark gestiegenen Entwicklungsbereichen. chen dargestellt, um die langfristigen Wohnungsnachfrage Folgerungen für Aktivierung neuer Wohnbaupotenziale Chancen für eine ausgewogene räum­ die zukünftige Wohnungsbaupolitik. Er Entsprechend der Entwicklung der Nach­ liche Entwicklung der Stadt offen zu formuliert sieben wohnungspolitische frage und als Reaktion auf die Abwande­ halten. Leitlinien, die sich auf die Notwendigkeit rung von Familien in die Umlandgemein­ von zusätzlichem Wohnungsbau, die Be­ • Auf Grundlage eines regelmäßigen den wurden seit Mitte der 1990er Jahre rücksichtigung von unterschiedlichen Monitorings der sozialen Stadtentwick­ zusätzliche Flächen für Einfamilien­ Nachfragesegmenten und insbesondere lung ab Ende der 1990er Jahre wurden häuser und andere gartenbezogene auf den Handlungsbedarf und die Inst­ neue Schwerpunktaufgaben der Stadt­ Wohn formen aktiviert. Im Vordergrund rumente zur Flächenaktivierung und zur entwicklung definiert, die sich auf die stand jedoch die Nutzung von Potenzia­ Steigerung des Neubauvolumens bezie­ Stabilisierung gefährdeter Quartiere in len der Innenentwicklung. Durch Aufga­ hen. In 24 großen Neubaubereichen und Innenstadtrandlagen und in Großsied­ be von nicht mehr benötigten vorhande­ einer Vielzahl weiterer Einzelstandorte lungen bezogen und es wurden dafür nen oder geplanten Gemeinbedarfs­, und Nachverdichtungsflächen identifi­ neue Instrumente wie das Quartiers­ Infrastruktur­ und Militärflächen erga­ ziert der Plan ein Neubaupotenzial von management entwickelt. Auch die Pro­ ben sich hierfür an vielen Stellen der rund 215.000 Wohneinheiten, vorrangig gramme Stadtumbau Ost und West (seit Stadt neue Möglichkeiten, die durch auf Innenentwicklungsflächen. Der ge­ 2002/2006) dienen der Stabilisierung Änderungen des Flächennutzungsplans genwärtig absehbare Neubaubedarf von vorhandener Quartiere als Entwick­ planerisch erschlossen werden konnten. 137.000 Wohnungen bis 2025 kann da­ lungsziel. Dazu gehörten u.a. mit ganz überwiegend innerhalb der • Das Demografiekonzept für Berlin Bauflächendarstellungen des Flächen­ • Bahnflächen (2009) fokussiert auf die Gestaltungs­ nutzungsplans abgedeckt werden. (z.B. Güterbahnhof ), chancen, die sich durch die demografi­ sche Veränderung der Bevölkerung er­ • Schul­ und Sportstandorte öffnen. Unter den Zielsetzungen einer (z.B. Trabrennbahnen Karlshorst und kinder­, jugend­ und familienfreund­ Mariendorf, Schulstandorte an der lichen Stadt und eines langen Lebens in Zossener und an der Chemnitzer der Stadt werden auch wohnungs­ Straße), 92 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

Die Umnutzung von gering genutzten Teilflächen für den Wohnungsbau war Voraussetzung für eine Fortsetzung des Sportbetriebs auf der Trabrennbahn Karlshorst.

Der Bau einer Lärmschutzanlage entlang der Bahntrasse ermöglichte die Umnutzung von Teilen des Güterbahn­ hofs Grunewald für den Einfamilienhausbau.

• Jugendeinrichtungen Arrondierungen Veränderte Dichteeinstufungen (Rummelsburger Bucht, Hinzu kamen kleinere Arrondierungen Ein weiteres Handlungsfeld war die parti­ Don­Bosco­Heim, Insel von Wohnbauflächen geringer Dichte, oft elle He rabstufung von ursprünglich für Schwanenwerder, Dämeritzsee), mit landschaftlicher Prägung, gegenüber eine verdichtete Bebauung vorgesehe­ angrenzenden Grünflächen (z.B. Orts­ nen Flächen (W1 und W2, M1) zu Bauflä­ • Verwaltungsstandorte kern Wartenberg, südlich Mohriner Allee, chen geringerer Dichte (W3, W4, M2) (z.B. Flächen an der Waldowallee in Tegeler Hafen, Mahlsdorfer Grünzug, (z.B. ehem. Andrews Barracks, Wasser­ Karlshorst und des Deutschen Dörferblick Rudow). Auch durch die be­ stadt Oberhavel Ost). Entwicklungsdienstes in Kladow), standsorientierte Änderung der Darstel­ Im städtebaulichen Entwicklungsbereich lung von Kleingartenflächen, die bereits • Krankenhäuser Johannisthal­Adlershof wurde durch durch Dauerwohnen geprägt und ent­ (Mariendorfer Weg; FNP­Änderungen parallel zur Fortschrei­ sprechend baulich verdichtetet waren, Oskar­Helene­Heim, Nervenklinik bung des Entwicklungsplans das Ziel wurden zusätzliche Möglichkeiten für Spandau / Griesingerstraße [im einer Wohnbebauung im Kernbereich den Einfamilienhausbau eröffnet (z.B. Verfahren]), zugunsten von gewerblichen Nutzungs­ Neuhofer Straße Rudow, Biesdorf Süd/ möglichkeiten reduziert. Zugleich er­ • Bezirksgärtnerei und Biesenhorst, Kolonien an der Rennbahn, möglichte eine Dichtereduzierung und landwirtschaftliches Versuchsgelände Kolonie Schildow­Waldeck, Neu­Venedig, Umnutzung gewerblicher Bauflächen im (Königin­Luise­Straße) Lübars/Alter Bernauer Heerweg). westlichen Randbereich ein umfangrei­ • Militärflächen ches Einfamilienhausgebiet, das inzwi­ (McNair­Barracks, Flughafen Gatow). schen realisiert ist.

Im Osten der Wasserstadt Oberhavel Vornutzung bzw. vorheriges Planungsziel der 1991­2010 realisierten Wohnbauflächen >1ha wurden gemischte Bauflächen neu als Wohnbauflächen dargestellt und für

19% Umnutzung von 2% Wiederaufbau von Townhouses und Reihenhauszeilen vor­ Gewerbeflächen Stadtbrache und Grenzstreifen bereitet. Auch auf einigen isolierten oder wenig genutzten Gewerbeflächen in für 9% Umnutzung von 21% Siedlungs- Wohneigentum attraktiven Lagen wurde Militärflächen erweiterung auf landwirtschaftlichen eine Umnutzung für aufgelockerten Flächen Wohnungsbau ermöglicht (z.B. Frohnau Summe: 1.088 ha 13% Auffüllung von – Gollanczstraße, am Bahnhof Heiligen­ Freiraum-Inseln: Grün- u. Freiraumflächen see).

3% Auffüllung von 13% Umnutzung Freiraum-Inseln: Kleingärten sonst. Baufläche

9% Verdichtung und 11% Bebauung Umstrukturierung auf Wohnbauflächen von Gärtnereiflächen

93 hier oft um entbehrlich gewordene Ge­ meinbedarfsstandorte (z.B. Gerichts­ garten an der Rummelsburger Bucht, Krankenhaus Blaschkoallee).

Auch wo in integrierten Lagen isolierte Gewerbe­ oder Verkehrsflächen für eine Nachnutzung oder für eine Um­ nutzung und Ergänzung des vorhande­ nen Gebäudebestandes frei wurden, wurde in einigen Fällen durch FNP­Än­ derungen Wohnungsbau in mit dem städtischen Umfeld korrespondieren­ der Dichte neu ermöglicht, z.B. auf den vormaligen Gewerbeflächen der Schult­ heiss­Brauerei am Kreuzberg und der Kindl­Brauerei in Neukölln sowie zwi­ schen Friedrichshagener Straße und Spree in Köpenick.

Vereinzelt war auch die Arrondierung Zwischen 1994 und Ende 2014 durchgeführte FNP­Änderungen mit relevanten Änderungen der Wohnbauflächenkulisse von Wohnbauflächen höherer Dichte rot: Vergrößerung der dargestellten Wohnbaufläche (103 Änderungen) gegenüber angrenzend dargestellten blau: Verringerung der dargestellten Wohnbaufläche (25 Änderungen) Grünflächen Gegenstand von Ände­ rungsverfahren (Anton­Saefkow­Platz, Weitere FNP­Änderungen betrafen die Der Geschosswohnungsbau konzen­ Lentzeallee, westlich Emmauskirchhof). Stadterweiterungsflächen im Nordost­ trierte sich ab Mitte der 1990er Jahre Orientierung auf U­ und S­Bahnstationen raum (Buchholz­Nord, Elisabethaue, auf für frei finanzierten Wohnungsbau Das Ziel einer Verdichtung und Stär­ Blankenburg), die als Entwicklungs­ attraktive Lagen. Entsprechende Pro­ kung der Wohnfunktion im Umfeld der reserven im Flächennutzungsplan vor­ jekte konnten überwiegend innerhalb Schnellbahnstationen, das bereits die gehalten werden. der im Flächennutzungsplan bereits Darstellungen des Flächennutzungs­ dargestellten Wohn­ bzw. gemischten plans von 1994 bestimmt hatte, wurde Bauflächen realisiert werden. Bei Neu­ weiterverfolgt, wo sich dazu neue darstellungen handelte es sich auch

An der Lentzeallee wurden entbehrlich gewordene Universitätsflächen für den Wohnungsbau aktiviert.

Auf Teilflächen des Urban­Krankenhauses wurden nach FNP­Änderung die denkmalgeschützten Bestandsgebäude zum innerstädtischen Wohnen umgenutzt und baulich ergänzt.

94 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

Ge legenheiten ergaben. So wurden im So wurden in Buchholz­Nord die zu­ Am Blankenburger Pflasterweg ermög­ Umfeld des U­Bahnhofs Oskar­Helene­ nächst für eine komplexe Stadterweite­ lichte eine FNP­Änderung für knapp 70 Heim in Steglitz­Zehlendorf verschie­ rung geplanten Wohn­ und Mischbau­ ha zunächst vorgesehener Wohnbauflä­ dene Areale als Wohnbaufläche W2 und flächen nördlich des Eisenbahn­ und che eine Freiraumnutzung (Golfplatz) W3 dargestellt, die z.T. vorher von den Autobahn­Außenrings zugunsten der und für weitere 95 ha eine Herabstufung Alliierten genutzt wurden, wie die Tru­ Möglichkeit einer groß flächigen Ge­ der baulichen Dichte. man­Plaza und das ehemalige ameri­ werbeentwicklung auf gegeben und kanische Hauptquartier. Im Bereich des südlich davon teils in ihrer Dichte redu­ S­Bahnhofs Spindlersfeld kann eine ziert, teils in die angrenzenden Freiflä­ aufgegebene Gewerbefläche mit at­ chendarstellungen einbezogen. Die traktiven Wohnbauflächen nachge­ Wohnbaufläche Elisabethaue wurde auf­ nutzt werden. grund damaliger städtebaulicher Kon­ zepte in ihrer Ausdehnung und Dichte­ Auf Grundlage des Planwerks Innen­ stufe reduziert. stadt wurde das Ziel einer Stärkung der Innenstadt als Wohnort in mehreren FNP­Änderungen umgesetzt, u.a. durch Neudarstellung von gemischten Bau­ flächen M1 oder von Sonderbauflächen für Hauptstadtfunktionen als gemisch­ te Bauflächen M2 bzw. als Wohnbau­ flächen (An der Urania, Alexanderstra­ ße, Friedrichswerder).

Rücknahme einzelner Bauflächen Ohne die langfristige Flächenvorsorge durch den Flächennutzungsplan grund­ sätzlich in Frage zu stellen, konnten einige großflächige Änderungsverfah­ ren zur Reduzierung von peripheren Wohnungsbaupotenzialen im nordöst­ lichen Landschaftsraum der Stadt durchgeführt werden.

Auf zunächst für Hauptstadtnutzungen vorgesehenen Flächen zwischen Kurstraße und Hausvogteiplatz wurden auf Grundlage des Planwerks Innenstadt nach FNP­Änderung Stadthäuser und Geschosswohnungs­ bauten errichtet.

95 FNP-Themenkarte Wohnen Bestehende und geplante Flächenkulisse

Wohnbaufläche, W1 (GFZ über 1,5) Neubaupotenziale Die Themenkarte zeigt die für Wohnfunktionen einschI. Flächenvorsorge vorgesehenen Wohnbauflächen und gemischten Bauflächen des FNP, ergänzt um Wohnbaufläche, W2 (GFZ bis 1,5) > 2000 Wohneinheiten Größendarstellungen der Neubaupotenziale 1000 bis < 2000 Wohneinheiten (auf Basis StEP Wohnen 2025). Wohnbaufläche, W3 (GFZ bis 0,8) 500 bis < 1000 Wohneinheiten Wohnbaufläche, W4 (GFZ bis 0,4)

Innenstadt Landschaftliche Prägung („Hundekopf“ / S­Bahn­Ring) von Wohnbauflächen Hauptverkehrsstraßennetz Gemischte Baufläche, M 1

Gemischte Baufiäche, M2

96 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

6.1.2 Entwicklungstrends und Zukunftsaufgaben

Deckung des Wohnungsbedarfs Die Entwicklungsdynamik weist jedoch Teilräumliche Alterungsprozesse, 2011 – 2030 Der zukünftige Wohnungsbedarf ist erhebliche teilräumliche und zeitliche Prognoseräume mit >25 % über 65­jährigen Einwohnern und wesentlich abhängig von der Bevölke­ Unterschiede auf. Während der prognos­ Zunahme dieser Altersgruppe um 20­30 % (helles Rot), rungs­, Wirtschafts­ und Haushaltsent­ tizierte Wohnungsbedarf in den Bezir­ 30­40 %, 40­50 % und wicklung. Nach der aktuellen Bevölke­ ken Pankow, Mitte, Charlottenburg­Wil­ über 50 % (dunkelstes Rot). rungsprognose (s. Kap. 5.1.1) wird die mersdorf und Friedrichshain­Kreuzberg Einwohnerzahl Berlins bis 2025 (gegen­ um mehr als 15 % zunimmt, liegt der Zu­ über 2011) um etwa 240.000 Personen wachs in Marzahn­Hellersdorf und Rei­ zunehmen. Der Zuwachs ist in den Jah­ nickendorf unter 4 %. Der Gesamt bedarf ren bis 2020 am größten. Der Stadtent­ entsteht auch nicht geradlinig, sondern wicklungsplan (StEP) Wohnen 2025 geht parallel zur prognostizierten Bevölke­ davon aus, dass die durchschnittliche rungsentwicklung ist der Neubaubedarf Haushaltsgröße nicht weiter abnimmt in den Jahren bis 2020 fast doppelt so und die Zahl der Haushalte somit etwa groß, wie im darauf folgenden Zeit­ proportional zur Bevölkerungsentwick­ raum. lung ansteigt. Unter dieser Annahme Die Art der nachgefragten Wohnungen werden bis zum Jahr 2025 etwa 139.000 hängt u.a. von der demografischen Ent­ zusätzliche Haushalte eine Wohnung wicklung ab. So wird die Nachfrage nach nachfragen. altersgerechtem Wohnraum infolge der Berücksichtigt man den Ersatzbedarf für Alterung der Bevölkerung mit einem Wohnungsverluste durch Abriss, Umnut­ Anstieg bei den über 65­Jährigen um zung oder Zusammenlegungen und den 125.000 Personen bis 2025 stark zuneh­ Wohnungszuwachs durch Aktivierung von men. Der Alterungsprozess betrifft ins­ leer stehenden Wohnungen, ergibt sich besondere die äußeren Stadtteile, vor allem nach StEP Wohnen ein Wohnungsneubau­ im Nordosten und im Süden der Stadt. bedarf von 137.000 Wohnungen bis 2025. Mit einer überproportionalen Zunahme der Altersgruppe der unter 18­Jährigen um 60.000 Personen bis 2025 wird aber Veränderung der Zahl der Privathaushalte In Wohnsiedlungen der Nachkriegszeit sind häufig noch auch ein erhöhter Bedarf an familien­ 2011- 2025 Verdichtungsmöglichkeiten durch Lückenschließung <0 % rot, und Aufstockung gegeben (Taylorstraße, Zehlendorf). geeigneten Wohnungen einhergehen. 0­5 % hellgrau, Die Zunahme der Kinderzahlen konzen­ 5­10 %, 10­15 %, triert sich voraussichtlich in einem brei­ über 15 % (dunkelstes grau) ten Gürtel in den östlichen Stadtteilen, von Pankow über Lichtenberg bis Trep­ tow.

Der Neubaubedarf bezieht sich zu knapp einem Drittel auf Ein­ und Zweifamilien­ häuser und familiengerechte einfamilien­ hausähnliche Wohnformen. Aufgrund von Veränderungen in der Altersstruktur der Bevölkerung wird der Anteil der Nachfrage nach solchen Wohnformen von etwa einem Viertel im Zeitraum bis 2015 auf über 40 % im Zeitraum 2021 bis 2025 ansteigen.

97 Aktivierung von Flächen In der Äußeren Stadt ermittelt der StEP fünf Jahren am höchsten sein wird, gilt für den Wohnungsneubau Wohnen Nachverdichtungsmöglichkei­ dies besonders im Hinblick auf die kurz­ Um den wachsenden Wohnungsbedarf ten für rund 100.000 Wohnungen, vor und mittelfristig erforder liche Aktivie­ der Bevölkerung in seinen unterschiedli­ allem in den locker bebauten Gebieten rung von Wohnbauflächen. chen Ausprägungen abdecken zu kön­ der offenen Bauweise im Südosten und Der Handlungsbedarf richtet sich somit nen, muss – neben anderen Vorausset­ im Norden. Der größte Teil davon ist in vor allem auf die rechtzeitige Verfügbar­ zungen – ein entsprechendes Angebot Einfamilienhausgebieten zu finden, der keit und teilräumliche Ausgewogenheit an Wohnbauflächen zeitgerecht zur Ver­ zweitgrößte Anteil in Gebieten mit Zei­ der identifizierten Potenziale, aber auch fügung stehen. Das Flächenmonitoring lenbebauung seit den 1950er Jahren auf deren sozial verträgliche Realisie­ der Senatsverwaltung für Stadtentwick­ und der drittgrößte Anteil in Gebieten rung zur Befriedigung einer Vielfalt lung und Umwelt umfasst Flächen mit mit Blockrand­ und Zeilenbebauung aus unterschiedlicher Wohn bedürfnisse. einer Größe von mindestens einem Hek­ den 1920er und 1930er Jahren. Die Rea­ tar für ein langfristiges Neubauvolumen lisierung dieses Nachverdichtungspo­ Zur Umsetzung der wohnungspolitischen von knapp 100.000 Wohnungen in allen tenzials wird sich über mehrere Jahr­ Ziele benennt der Stadtentwicklungs­ Teilen der Stadt. zehnte erstrecken. plan Wohnen 2025 verschiedene Hand­ lungsfelder, darunter die Flächen­ und Hinzu kommen die Wohnungsbaupoten­ Dem gegenwärtig prognostizierten Baulandaktivierung unter Einbindung ziale auf Flächen, die kleiner als 1 ha Wohnungsbedarf in Höhe von 137.000 der wesentlichen Marktakteure (Bünd­ sind. In der Inneren Stadt sind dies rund neu zu bauenden Wohnungen im Zeit­ nisse mit dem Verband Berlin­Branden­ 20.000 Wohneinheiten auf Flächen, die raum 2012 bis 2025 steht in der Gesamt­ burgischer Wohnungsunternehmen und im Planwerk Innere Stadt sowie im betrach tung des StEP Wohnen ein dem Bundesverband Freier Immobilien­ Baulückenmanagement erfasst sind. Zu Flächen potenzial auf Basis des Flächen­ und Wohnungsunternehmen LV Berlin­ ihrer Umsetzung werden – insbesonde­ nutzungsplans für rund 215.000 Woh­ Brandenburg) und der Bezirke. Ein re bei den Flächen des Planwerks Innere nungen gegenüber. Der Neubaubedarf weiteres Handlungsfeld ist die Bereit­ Stadt – teilweise noch erhebliche Vor­ kann damit innerhalb der vorhandenen stellung von Flächen auch für besondere leistungen erforderlich, z.B. für den Siedlungskulisse abgedeckt werden. Wohnformen, z.B. für Baugruppen, Rückbau von Verkehrs flächen. Es kann Allerdings bedarf es erheblicher Anstren­ alters­, familien­ und behinderten­ jedoch angenommen werden, dass bei gun gen, um ausreichende Wohnungs­ gerechtes Wohnen oder studentisches zunehmender Wohnungsnachfrage man­ bau poten ziale zeit­ und bedarfs gerecht Wohnen und nicht zuletzt für auf preis­ che Vorleistungen eher wirtschaftlich zu aktivieren. Da der Bevölkerungs­ werten Wohnraum angewiesene Bevöl­ realisierbar sein werden, als dies bisher zuwachs und damit der zusätz liche kerungsgruppen. der Fall war. Wohnungsbedarf in den kommenden

Die gegenüber der Köpenicker Altstadt unmittelbar an der Spree gelegene Fläche der früheren Rewatex­Werke bietet Raum für rund 760 Wohnungen. Eine FNP­Änderung zur Darstellung einer Wohnbaufläche wurde im Jahr 2012 abgeschlossen.

Eine für die Schulentwicklung nicht mehr erforderliche Fläche an der Allee der Kosmonauten in Marzahn steht nach FNP­Änderung 2012 als Potenzial für eine Diversifizierung des Wohnungsangebots in der Großsiedlung zur Verfügung.

98 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

Um dieses breite Wohnungsangebot zu ermöglichen, sind vielfältige Instrumen­ te entwickelt worden, u.a. das „Berliner Modell zur kooperativen Baulandent­ wicklung“: Bei neuen Bebauungsplänen kann durch städtebauliche Verträge ein Anteil an preisgünstigen Wohnungen gesichert werden und Investoren können an den Wohnfolgekosten (z.B. Grundstückserschließung, Herrichtung öffentlicher Grünflächen, Kitas und Grundschulen) beteiligt werden.

Liegenschaftspolitik und Wohnungsneu­ baufonds (ca. 1.000 geförderte Wohnun­ gen pro Jahr) ergänzen diese neuen Ins­ trumente.

Zur Verbesserung der Transparenz auf dem Berliner Wohnungsmarkt wird das auf die Berliner Innenstadt begrenzte Baulückenmanagement auf die gesamte Stadt ausgeweitet und zu einem Wohn­ bauflächen­Informationssystem (WoFIS) weiterentwickelt.

Auch im Wohnungsbestand gilt es preis­ günstige Wohnungen zu sichern, u.a. mittels der Kappungsgrenzen­Verord­ nung, durch Kündigungsschutz bei Um­ wandlung, Verbot der Zweckentfrem­ dung von Wohnraum und Festsetzung bezirklicher sozialer Erhaltungs gebiete.

Die letzten Jahre haben gezeigt, dass in integrierten innerstädtischen Lagen noch vielfältige Potenziale für den Wohnungsbau genutzt werden können: Auf größeren Brachflächen (Flottwellstraße am Gleis­ dreieckpark, ganz oben), in Baulücken (Pappelallee, oben links) und durch Umnutzung (Alte Mälzerei, Neue Schönhauser Straße, oben rechts).

In der „Europacity“ beiderseits der Heidestraße nördlich des Hauptbahnhofs sollen ab 2015 auf früheren Bahnflächen rund 2.600 Wohnungen realisiert werden.

99 Flächenvorsorge Bei der Inanspruchnahme von Wohn­ bauflächen ist regelmäßig die Eignung für ein breites Spektrum an Wohnungs­ angeboten im Blick zu behalten. Dazu gehören sowohl Angebote für kosten­ günstigen Mietwohnungsbau und in familienfreundlichen Wohnformen als auch für studentisches und für altenge­ rechtes Wohnen, für die ein zunehmen­ der Bedarf erkennbar ist.

Dabei ist es Aufgabe vor allem der nachfolgenden Planungsebenen, für eine aus gewogene Versorgung der durch Auf dem Gelände des ehemaligen Rangierbahnhofs Pankow ist eine Erweiterung des Kissingenviertels um 750 bis 1.000 Wohnungen möglich. Woh nungsneubau ergänzten oder ver­ dich te ten Stadtquartiere mit Grün­ und Freiflächen und mit Einrichtungen des Weiterentwicklung der Konzeptentwicklung örtlichen Gemeinbedarfs Sorge zu tra­ Flächennutzungsplanung Die Inanspruchnahme von Potenzialflä­ gen. Der dafür erforderliche Flächen­ Für die Umsetzung der wohnungsbau­ chen wird angesichts komplexer stadt­ bedarf ist zu ermitteln und bei der Kon­ politischen Ziele sind die flächen mäßigen planerischer Fragestellungen wie Er­ zeptentwicklung zu berücksichtigen. Voraussetzungen auf Ebene der vorbe­ schließung, Infrastruktur, Lärmbelastung Trotz der vielfältigen stadträumlich inte­ reitenden Bauleitplanung sicherzustel­ oder Akzeptanz im Quartier zunehmend grierten Wohnungsbaupotenziale zeich­ len. Der weitaus größte Teil der im Stadt­ von stadtplanerischen Verfahren und net sich ab, dass in Abhängigkeit vom entwicklungsplan Wohnen benannten Konzeptentwicklungen begleitet sein. weiteren Umfang der Wachstumsdyna­ Potenzialflächen für den Wohnungsneu­ Dies umfasst auch die breite Beteiligung mik eine Inanspruchnahme der im bau bezieht sich auf Flächen, die nach der Öffentlichkeit. Flächennutzungsplan dargestellten Stadt­ den derzeitigen Darstellungen des Flä­ Bei Umwidmungs flächen, die im Stadt­ erweiterungsflächen im nordöstlichen chennutzungsplans bereits planungs­ entwicklungsplan Wohnen für eine kurz­ Land schaftsraum zumindest teilweise rechtlich entwickelbar sind. oder mittelfristige Inanspruchnahme früher erforderlich sein dürfte, als bisher Für eine Reihe von Flächen wurden ent­ vorgesehen sind, wie z.B. für die Nach­ erwartet. sprechende Änderungsverfahren schon nutzung des ehemaligen Rangierbahn­ Mit einer dem Flächennutzungsplan zu­ im Berichtszeitraum 2009 bis 2014 ab­ hofs Pankow, schafft die Konzeptent­ grunde liegenden Wachstumsannahme geschlossen. In einigen weiteren Fällen wicklung die Grundlage, ein notwendiges auf 3,7 Millionen Einwohner und der sind Verfahren zur Änderung des Flä­ FNP­Änderungsverfahren sachgerecht Darstellung entsprechender Potenzial­ chennutzungsplans bereits eingeleitet, durchzuführen. Ein wichtiges Instru­ flächen in der Stufenplanung ist Berlin u.a. für den Wohnungsneubauschwer­ ment zur Vorbereitung solcher Änderun­ auf ein stärkeres Wachstum vorbereitet. punkt Lichterfelde Süd, für Wohnungs­ gen sind die Planwerke für zusammen­ Diese Flächen können bei gegebener Be­ bau im Bereich der ehemaligen Nerven­ hängende Teilräume der Stadt sowie darfslage und nach konzeptioneller Vor­ klinik Spandau, auf Flächen westlich des stadtplanerische Konzepte zur Konkreti­ planung, die auch die infrastrukturellen Hultschiner Damms, am Blockdammweg sierung der planerischen Zielsetzungen und verkehrlichen Voraussetzungen um­ in Karlshorst West und für Teile des ehe­ für die Inanspruchnahme von Potenzial­ fassen muss, aktiviert werden. maligen Humboldt­Krankenhauses in flächen. Reinickendorf. In Anbetracht des drin­ Dafür ist eine vorherige Befassung im genden Bedarfs an schnell aktivierbaren Senat und ggf. im Abgeordnetenhaus er­ Wohnbauflächen sollen diese Verfahren forderlich. Sollten diese Potenziale nicht in Übereinstimmung mit den Anforderun­ ausreichend sein, ist zu prüfen, ob wei­ gen des StEP Wohnen zügig zum Ab­ tere Flächen aktiviert werden können. schluss gebracht werden.

100 FNP­Bericht 2015 — Wohnen

6.1.3 Aktuelle Schwerpunkte im Überblick

Die integrierte Grundkonzeption des Auch die Zielsetzungen einer sozialen Die Grundzüge und Leitsätze des Flä­ Flächennutzungsplans sowie die Leit­ und funktionalen Mischung sowie einer chennutzungsplans werden durch die sätze des Erläuterungsberichts von 1994 Nachhaltigkeit der Entwicklung sind Leitlinien des Stadtentwicklungsplans werden auch den aktuellen Anforderun­ nach wie vor aktuell. Eine Stadt der kur­ Wohnen 2025 aufgegriffen, maßnahme­ gen der wachsenden Stadt gerecht. Dem zen Wege, die Vereinbarkeit von Wohnen orientiert differenziert und erweitert. Flächennutzungsplan liegt eine prog­ und Arbeiten, flächensparende, kom­ Leitlinien des 2014 beschlossenen StEP nostizierte Einwohnerzahl von 3,7 Mio. pakte urbane Dichten und klimagerech­ Wohnen 2025 sind: Einwohnern zugrunde und der Plan stellt te Strukturen sowie eine abgestimmte • Berlin braucht Wohnungsneubau entsprechende Wohnbaupotenziale dar. Grün­ und Freiflächenentwicklung sind weiterhin von hoher Bedeutung. • Berlin sichert die soziale und Berlin ist eine der größten Städte Euro­ funktionale Mischung pas. Mit der Weiterentwicklung des Be­ Neue Aspekte wie der demografische standes und stadtstrukturell sinnvollen Wandel mit sich verändernden Alters­ • Berlin braucht Wohnungsneubau Erweiterungen bietet der Flächennut­ und Haushaltsstrukturen und die zuneh­ für alle zungsplan auch für die wachsende Stadt mende Differenzierung der Wohnformen • Berlin gestaltet die Vielfalt ausreichende Flächenpotenziale für den lassen sich auf der Grundlage der Leit­ der Wohnquartiere Wohnungsbau. sätze in die Entwicklung inte grieren. • Berlin gestaltet den Die Leitsätze einer vorrangigen Innen­ Einzelne Leitsätze des Flächennutzungs­ demografischen Wandel entwicklung, einer Orientierung an der plans haben sich seit 1994 in ihrer Be­ Erschließung mit öffentlichen Verkehrs­ deutung jedoch relativiert. So existiert • Berlin gestaltet den mitteln sowie einer mit der Landschafts­ das Versorgungsgefälle zwischen dem energetischen Wandel und Freiraumentwicklung abgestimm­ West­ und dem Ostteil Berlins heute • Berlin entwickelt sich baulich und ten Planung werden den aktuellen nicht mehr. Der sehr hohe Umfang der ökologisch im Gleichgewicht. stadtentwicklungsplanerischen Anfor­ öffentlichen Förderung hat sich gegen­ derungen weiterhin gerecht. über den 1990er­Jahren reduziert, das Die dazu gehörenden Handlungsbedarfe Instrument gewinnt aber heute wieder und Maßnahmen sind im StEP Wohnen an Bedeutung. 2025 weiter ausformuliert.

In der Innenstadt finden sich noch vielfältige Potenziale für den Wohnungsbau, wie hier in einer Kombination von Alt­ und Neubau in der Scharnhorststraße.

101 6.2 Arbeitsstätten

Flächensicherung für Dienstleistungen und verarbeitendes Gewerbe

Am Osthafen siedelten sich in den und zwischen den denkmalgeschützten Speichern neue Nutzungen aus den Bereichen Medien und Mode an. 6.2.1 Entwicklungen 1994 bis 2014

Die Ausgangslage 1994 Das verarbeitende Gewerbe wies eine 1994 waren die wiedergewonnenen vergleichsweise geringe Produktivität Funktionen Berlins als Hauptstadt, Regie­ auf. Unternehmensbezogene Dienstleis­ rungssitz und Zentrum eines ausgedehn­ tungen waren weniger vertreten, als in ten Einzugsbereichs und die Lagegunst anderen westlichen Großstädten. Der am Schnittpunkt zwischen West­ und Bereich der öffentlichen Verwaltungen Osteuropa noch kaum wirksam gewor­ war dagegen sehr ausgeprägt. den. Die Struktur der Berliner Wirtschaft Die Arbeitslosenquote lag mit knapp war durch die politischen Rahmenbedin­ 13 % erheblich höher als im Bundes­ gungen der geteilten Stadt und die durchschnitt. In der räumlichen Vertei lung grundlegenden Umwälzungen seit der von Arbeitsplätzen und Bevölkerung be­ Wiedervereinigung geprägt. Es fehlten standen deutliche Ungleichgewichte, die Unternehmenszentralen und quali fizierte besonders für die Bewohner der östli­ Unternehmensteile, insbesondere in den chen Bezirke zu langen Pendlerwegen Bereichen Forschung und Entwicklung. führten. 102 FNP­Bericht 2015 — Arbeitsstätten

Das verarbeitende Gewerbe im Ostteil Ziele des Flächennutzungsplans 1994 Auf den vorhandenen Gewerbeflächen Berlins war gekennzeichnet durch die Das Arbeitsstättenkonzept des Flächen­ sollte eine Sanierung und Aufwertung dramatische Umstrukturierungskrise nutzungsplans von 1994 beruhte auf die Konkurrenzfähigkeit mit kosten­ nach Schaffung der Wirtschafts­ und den folgenden Komponenten: günstigen Flächenangeboten im Umland Währungsunion und durch den Zusam­ sicherstellen. Durch Intensivierung der • Erhalt der vorhandenen gewerblich menbruch der Handelsbeziehungen mit Nutzung in den ausgedehnten Gewerbe­ genutzten Flächen, auch in Mischgebie­ Osteuropa. Viele Betriebe wiesen Mo­ gebieten im Ostteil der Stadt sollten Ar­ ten, Streulagen und innerstädtischen dernisierungsrückstände auf oder waren beitsplatzdefizite in den benachbarten Gemengelagen, aus anderen Gründen nicht wettbe­ Großsiedlungen abgebaut werden. werbsfähig. In West­Berlin waren große • Aktivierung innerer Reserven durch Flächen für neue Produktionsstandorte Teile des ohnehin nur schwach ent­ Wiederaufbereitung, Nutzungsintensivie­ waren vor allem im äußeren Stadtraum wickelten industriellen Sektors durch rung und Aufwertung vorhandener Ge­ vorgesehen, im Nordosten im Zusam­ das Auslaufen der Berlinförderung in werbegebiete, menhang mit den geplanten Stadterwei­ eine Existenzkrise geraten. Von knapp • Sicherung einer stufenweise verfüg­ terungsgebieten, im Osten in Marzahn, 400.000 Erwerbstätigen im verarbeiten­ bar zu machenden gewerblichen Wachs­ im Westen in Staaken und im Süden in den Gewerbe vor der Wende waren 1994 tumsreserve von 500 ha, Marienfelde und flughafenorientiert in noch etwa 200.000 übrig geblieben. Bohnsdorf. • Aufwertung und Ergänzung der bei­ In den staatswirtschaftlichen Strukturen den Kernbereiche der Innenstadt, insbe­ Ein frühes Leitprojekt war die Entwick­ des früheren Ost­Berlin hatte sich ein sondere der historischen Mitte, lung vorhandener Ansätze in Adlershof moderner Dienstleistungssektor kaum zu einem „Technologiepark“ mit wissen­ entwickeln können. Das Banken­ und • Stärkung und Ergänzung der poly­ schafts­ und forschungsorientierten Versicherungswesen war ebenso wenig zentralen Struktur der Stadt durch Produktionsbetrieben, Einrichtungen der ausgeprägt wie eine mittelständische zu sätzliche Flächen für Handel und Wissenschaft und Forschung, anwen­ Struktur von unternehmensorientierten Dienst leistungen in den Bezirks­ und dungsorientierten universitären Einrich­ Dienstleistungen. Stadtteilzentren, tungen sowie Wohnungen und großzü­ In den Zentralen der Kombinate, bei • Ausweisung von neuen Dienstleistungs­ gigen Erholungs­ und Freiräumen für staatlichen Organisationen, im Sicher­ schwerpunkten, insbesondere ent lang 20.000 –30.000 Erwerbstätige. heitsbereich und bei den Gebietskörper­ des S­Bahnrings, zur Entlastung der In­ schaften hatte sich die Zahl der Erwerbs­ nenstadt. tätigen dramatisch verringert. Auch in West­Berlin waren zentrale Funktionen wie Banken, Versicherungen und un­ ternehmensbezogene Dienstleistungen Die bereits vor der Grenzöffnung konzipierte Der Baukomplex der Schering AG im Wedding, heute schwach entwickelt. Insgesamt waren in Entwicklung am Potsdamer Platz wurde in der ersten Teil des Bayer­Konzerns, ist einer der größten Hälfte der 1990er Jahre realisiert. Industriestandorte Berlins in innerstädtischer Lage. Berlin 800.000 Personen im Dienst­ leistungssektor (ohne Handel) tätig. Der Büroflächenbestand und auch die durch­ schnittliche Flächenausstattung der Bü­ roarbeitsplätze lagen weit unter den Werten anderer westlicher Großstädte. Durch zwei Innenstadtkerne, starke Be­ zirkszentren im Westteil der Stadt und Integration kleinerer Dienstleistungen in die dicht bebauten Wohn­ und Misch­ gebiete war die Citybildung mit einer Konzentration von Büros, Banken und Versicherungen wenig ausgeprägt.

103 Der Nachfrage nach zusätzlichen Dienst­ Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.06.2006 bis 30.06.2013 (2006 = 100) leistungsarbeitsplätzen mit hohen Anforderungen an Erreichbarkeit und 120 Repräsentation sollte im innersten Stadtbereich angemessen Raum gege­ ben werden, ebenso den Flächenansprü­ 115 chen von Parlament und Regierung. In der übrigen Innenstadt sollten ergän­ 110 zende Dienstleistungsstandorte in der Mischung mit Einzelhandel und Woh­ 105 nungen „polyfunktional“ entwickelt werden. Berlin 100 Brandenburg Da aufgrund der erwarteten Flächen­ Hauptstadtregion nachfrage eine übermäßige Verdichtung Deutschland 95 durch City­Arbeitsplätze befürchtet wur­ 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 de, sah der Flächennutzungsplan eine Reihe von neuen Dienstleistungsschwer­ punkten an den Schnittpunkten von ra­ Entwicklungen seit 1994 tumsannahme des Flächennutzungs­ dialen S­, U­ und Straßenbahnlinien mit Während zwischen 1993 und 2003 ein plans von 1,85 Mio. Erwerbstätigen wäre dem S­Bahnring vor. Ziel war hier eine Rückgang um über 120.000 Erwerbstäti­ damit in einigen Jahren erreicht. Mischung von publikums­ und kom­ ge, vor allem im verarbeitenden Gewer­ munikationsintensiven Dienstleistungen Im produzierenden Gewerbe (einschließ­ be und in der öffentlichen Verwaltung zu und Verwaltungen mit Wohnungen und lich Baugewerbe) setzte sich, im Gegen­ verzeichnen war, stieg ihre Zahl seitdem Einzelhandel. Im Außenraum der Stadt satz zum 1994 noch erhofften und an­ kontinuierlich an – um mehr als 240.000 sollten Dienstleistungsarbeitsplätze die genommenen leichten Anstieg der auf heute 1,79 Mio. – und wächst inzwi­ polyzentrale Zentrenstruktur stärken Beschäftigung, der starke Arbeitsplatz­ schen schneller als der Bundesdurch­ und das wohnungsnahe Beschäftigungs­ abbau bis weit nach der Jahrtausend­ schnitt. Die 1994 auf der Grundlage noch angebot ergänzen. wende fort – bis 2007 hatte sich die An­ sehr instabiler Trends getroffene Wachs­ zahl der Erwerbstätigen nochmals um fast die Hälfte auf rund 210.000 redu­ ziert, davon 110.000 im verarbeitenden Gewerbe im engeren Sinne. Seitdem ist EntwicklungEntwicklung derder Erwerbstätigkeit Erwerbstätigkeit in in Industrie Industrie und und Dienstleist Dienstleisungsbereichentungsbereichen, in Berlin seit 1925 wieder ein leichter Anstieg der Beschäf­ Berlin 1925–2012 tigung zu verzeichnen.

1925 1991 1995 2000 2013 Die Schrumpfung der industriellen Basis 1,80 1,70 1,65 1,60 1,79 war begleitet von einem starken Moder­ 1,75 nisierungsschub. Die Betriebe sind in

1,5 den vergangenen Jahren kleiner, jünger 0,72 1,24 1,28 1,31 1,57 und auch innovativer geworden, Ferti­ 1,25 gungsstrukturen und Produktpaletten wurden an die Erfordernisse einer glo­ 1,0 balisierten Wirtschaft angepasst. Neben den traditionellen Großstandorten der 0,75 Berliner Industrie haben dabei auch klei­ nere Insel­ und Gemengelagen mit guter 0,5 Erreichbarkeit ihre Bedeutung gehalten. 1,08 0,32 0,22 0,25 Standortkombinationen mit Einrichtun­ 0,17 0,14 gen von Wissenschaft und Forschung 0 0,14 0,15 0,12 0,08 (Adlershof, Oberschöneweide, Buch, Mio. Erwerbstätige Sonstige Industrie = produzierendes Dienst- Campus Charlottenburg) wurden mit Gewerbe (ohne Bau) leistungen steigender Tendenz nachgefragt. Datengrundlage: Amt für Statistik Berlin Brandenburg

104 FNP­Bericht 2015 — Arbeitsstätten

Die ehemaligen Kabelwerke Oberspree mussten nach der Wiedervereinigung schließen. Seitdem haben sich neue gewerbliche Nutzungen so­ wie die Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) dort angesiedelt. Raum für weitere Entwicklungen ist noch vorhanden.

Mit dem Rückgang der traditionellen Industrien Das Zentrum für Photonik und optische Technologie Büroentwickler interessierten sich vor allem im Ostteil der Stadt entstanden in den 1990er Jahren war einer der Pioniernutzer am Wissenschaftsstand­ für Innenstadtstandorte in attraktiven Lagen umfangreiche Gewerbebrachen (Schöneweide). ort Adlershof. (Holzmarktstraße).

Anhaltender Strukturwandel Unternehmensdienste, Immobilienwirt­ ortsansässigen Unternehmen gestiegen. Durch die genannten Anpassungspro­ schaft, Gastgewerbe, Erziehung und Wachsende Ansprüche an Flächenaus­ zesse sind vor allem im ersten Jahrzehnt Unterricht sowie Gesundheit haben ihre stattung und ­qualitäten generieren zu­ nach der Wiedervereinigung umfangrei­ Beschäftigung ausgeweitet. Besondere sätzlichen Büroflächenbedarf. Das Inter­ che innere Reserven für eine Nachnut­ Entwicklungsdynamik wies in den letz­ esse richtete sich dabei vor allem auf zung freigeworden. Die im Flächen­ ten Jahren die Kreativwirtschaft (Design, gute Innenstadtlagen. Flächenreserven nutzungsplan dargestellten Standorte Software, Werbung, Medien, Kultur) auf. im äußeren Stadtraum und an den Ring­ der Wachstumsreserve und insbesonde­ Mittlerweile arbeitet jeder zehnte Er­ standorten werden dagegen nur zurück­ re die als „nachrangig“ eingestuften Flä­ werbstätige in diesem Bereich – rund haltend in Anspruch genommen. Auch chenpotenziale mussten daher erst in 180.000 Personen mit einem hohen An­ die in den ersten Nachwendejahren reali­ sehr geringen Anteilen für gewerbliche teil an Selbständigen. sierten oder projektierten Standorte an Nutzungen in Anspruch genommen weniger attraktiven Innenstadtstand­ Als Bürostandort hat Berlin im nationa­ werden. orten stießen nur auf verhaltenes Inter­ len wie im internationalen Vergleich an esse, zumal über einen längeren Zeit­ Die Zahl der Erwerbstätigen im Dienst­ Bedeutung gewonnen. Zunehmend wer­ raum eine erhebliche Angebotsreserve leistungssektor nahm seit 1993 um den Flächen von ausländischen Investo­ bestand, die erst in den letzten Jahren mehr als 20 % auf 1,57 Mio. zu, die Ent­ ren, Großunternehmen, Verwaltungs­ langsam abgebaut wurde. wicklungsannahme des Flächennut­ zentralen und Verbänden nachgefragt. zungsplans wurde damit deutlich über­ Durch die positive Konjunkturentwick­ troffen. Insbesondere die Branchen lung ist auch die Nachfrage von kleineren 105 Der Berlintourismus, der 1994 noch eine 135.000 Betten ausgebaut, weitere Ho­ untergeordnete Rolle spielte, hat sich tels aller Kategorien befinden sich im seitdem zu einem wichtigen Wirtschafts­ Planungsstadium. Der tourismusbeding­ faktor entwickelt, mit weiter steigender te Brutto­Umsatz aus Einzelhandel, Tendenz. Über 11 Mio. Gäste übernach­ Dienstleistung und Gastgewerbe betrug teten 2013 in Berliner Beherbergungs­ 2013 rd. 11,5 Mrd. €. Dies entspricht ei­ betrieben. Die Zahl der Übernachtungen nem Vollzeit­Beschäftigungsäquivalent hat sich gegenüber 1993 auf rund 27 von rund 275.000 Personen (Wirt­ Mio. mehr als verdreifacht, die Über­ schaftsfaktor Tourismus, Berlin 2012, nachtungskapazitäten wurden auf rund aktualisiert).

Hotelstandorte 2012 Innere Stadt: 498 Hotels

Äußere Stadt: 167 Hotels

Zahl der Zimmer

mehr als 500

201 – 500

101 – 200

51 – 100

21 – 50

0 – 20

Weiterentwicklung der Steuerungsinstrumente

Produzierendes Gewerbe

Die Ziele des Flächennutzungsplans für • 2004 mit der Aktualisierung des EpB, das produzierende Gewerbe wurden • 2010 mit dem Masterplan Industrie­ weiterentwickelt: stadt Berlin 2010­2020 und • 1992 und 1997 mit dem Industrie­ flächensicherungskonzept, • 2011 mit dem aktualisierten Stadtent­ wicklungsplan Industrie und Gewerbe, in • 1999 mit dem Stadtentwicklungsplan den auch das EpB integriert wurde. Gewerbe und dem Entwicklungskonzept für den produktiongeprägten Bereich (EpB),

106 FNP­Bericht 2015 — Arbeitsstätten

Das Industrieflächensicherungskonzept, rechtlichen Sicherung, Erschließung, Bürodienstleistungen fortgeschrieben als Entwicklungskon­ Aufwertung und besseren Ausnutzung Nach vier im Zweijahresabstand erschie­ zept für den produzierenden Bereich, der vorhandenen Gewerbestandorte. nenen Büroflächenberichten zog der Be­ ergänzte den Flächennutzungsplan in­ Der Stadtentwicklungsplan Industrie richt „Bürostandort Berlin“ im Jahr 2001 sofern, als es innerhalb der dargestell­ und Gewerbe von 2011 ermittelte ein eine Zwischenbilanz und entwickelte auf ten Kulisse der gewerblichen Bauflächen Potenzial von 790 ha freien, davon 420 dieser Grundlage modifizierte Zielvor­ diejenigen größeren zusammenhängen­ ha kurzfristig verfügbaren Gewerbeflä­ stellungen für die weitere Entwicklung. den Standorte benannte, denen eine her­ chen innerhalb der Flächenkulisse des ausgehobene Bedeutung für die gewerb­ Über das gesamte Stadtgebiet gesehen Flächennutzungsplans. Dieses Angebot lich­industrielle Entwicklung zukommt, wurde ein deutlicher Überhang an für wurde auf Grundlage einer teilräumlich mit dem Ziel ihrer Sicherung für produk­ die Entwicklung von Bürovorhaben ge­ und sektoral differenzierten Bedarfspro­ tionsgeprägte Nutzungen zu angemesse­ eigneten Flächen konstatiert. Der Be­ gnose als ausreichend und angemessen nen Preisen. richt empfahl deshalb eine Strategie der eingeschätzt. Konzentration auf besonders nachge­ Damit wurden u.a. die Möglichkeiten der Einem möglichen teilräumlichen Eng­ fragte Standorte, vor allem auf die beiden Entwicklung von Flächen für andere pass an gewerblichen Bauflächen im Kernbereiche der Berliner Innenstadt, wo Nutzungen in Bebauungsplänen einge­ Nordwestraum kann durch die Entwick­ umfangreiche Entwicklungspotenziale schränkt. In der Fassung von 2011 um­ lung des Flughafengeländes Tegel be­ identifiziert wurden, ohne das Ziel einer fasst das EpB mit rund 3.000 ha fast gegnet werden. „urbanen Mischung“ in Frage zu stellen. zwei Drittel aller gewerblichen Bauflä­ chen des Flächennutzungsplans. Das räumliche Modell des Stadtentwick­ Darüber hinaus könne auf Ergänzungs­ lungsplans zeigt die künftigen Schwer­ flächen innerhalb der Innenstadt wie Der StEP Gewerbe von 1999 setzte ge­ punkte der gewerblichen Entwicklung. den Charlottenburger Spreebogen, das genüber dem Flächennutzungsplan von Der Konzeptplan beschreibt Qualitäten Umfeld des Hauptbahnhofs und den 1994 zurückhaltend neue Akzente. Er und Potenziale der Industrie­ und Ge­ Raum Ostbahnhof/Oberspree zurückge­ bestätigte den Umfang der Wachstums­ werbeflächen, formuliert Maßnahmen griffen werden. Die im Flächennutzungs­ reserve, betonte aber angesichts der zur Standortentwicklung und benennt plan dargestellten Kerngebietsflächen noch rückläufigen Gewerbeentwicklung Prioritäten der Inanspruchnahme neuer am S­Bahnring und an wichtigen Radia­ die Notwendigkeit einer zeitlichen und Standorte sowie infrastruktureller Vor­ len wurden als für eine Büroflächenent­ räumlichen Steuerung der Inanspruch­ leistungen. wicklung geeignet eingeschätzt, ohne nahme. Die Schwerpunkte des Konzepts dass jedoch in absehbarer Zeit eine ent­ lagen jedoch weiterhin bei der planungs­ sprechende Nachfrage zu erwarten sei. Grundsätzlich könnten dort auch Flä­ chen für andere Nutzungen entwickelt Die Flächen des Entwicklungskonzepts für den produzierenden Bereich (EpB) sollen dem verarbeitenden Gewerbe vorbehalten bleiben (Neukölln Südring). werden, jedoch sollten vielfältige Ent­ wicklungsoptionen offen gehalten wer­ den. Für die 2001 noch projektierten Büro­ entwicklungen im äußeren Stadtraum wurde nur eine begrenzte Nachfrage ge­ sehen.

Büroleerstände, die zwischenzeitlich An­ lass zu Besorgnis gegeben hatten, sind in den letzten Jahren wieder auf ein marktübliches Niveau zurückgegangen, ohne dass es zu Überlastungserschei­ nungen gekommen ist.

107 Umsetzung in der Diese Flächen im Nordostraum repräsen­ Im Entwicklungsgebiet Adlershof wurden Flächennutzungsplanung tieren den einzigen „Vorsorgestandort die weiterentwickelten teilräumlichen Veränderte wirtschaftliche Rahmenbe­ für großflächige gewerblich­industrielle Planungen in mehreren Änderungsver­ dingungen sowie modifizierte Ziele der Vorhaben“ innerhalb Berlins im Rahmen fahren in den Flächennutzungsplan inte­ Stadtentwicklungsplanung und der Wirt­ der gemeinsamen Landesplanung. griert. Der Flächenanteil für gewerbliche schaftsförderung schlugen sich auch in Nutzungen (einschließlich erweiterter Aufgrund von reduzierten Flächenanfor­ der Weiterentwicklung des Flächennut­ gemischter Bauflächen sowie einer Son­ derungen von Einrichtungen der Ver­ und zungsplans nieder. derbaufläche Forschung und Medien) Entsorgung wurde es an verschiedenen hat sich dabei in seinen Abgrenzungen Flächen für verarbeitendes Gewerbe Standorten möglich, im Sinne der Innen­ verändert und zugunsten weiterer Fir­ Die Flächen beiderseits der Schöner­ entwicklung eine Nachnutzung als Gewer­ menansiedlungen deutlich erhöht. Das linder Straße in Buchholz­Nord sind Teil begebiete vorzubereiten. So kann auf ent­ bereits 1994 formulierte Planungsziel der Wachstumsreserve des Flächennut­ behrlich gewordenen Teilflächen des der Entwicklung eines „Technologie­ zungsplans in hervorragend erschlosse­ Klärwerks Falkenberg zwischen Marzahn parks“ blieb unverändert. ner Lage zwischen Autobahn­ und Eisen­ und Hohenschönhausen jetzt ein rund 90 bahn­Außenring. Eine ursprünglich für ha großes neues Gewerbegebiet unter der einen Abfallbeseitigungsstandort vorge­ Dachmarke „CleanTech Business Park“ sehene Fläche nördlich davon wurde zu­ speziell für produzierende Unternehmen gunsten des Freiraumzusammenhangs aus dem Bereich der erneuerbaren Energi­ aufgegeben, während eine zunächst für en entwickelt werden. Auch für die frühe­ ein Stadterweiterungsprojekt vorgese­ ren Gaswerke Mariendorf und Charlotten­ hene Fläche als Angebot für eine groß­ burg wurde durch FNP­Änderungen eine flächige Industrieansiedlung umgewid­ gewerbliche Nachnutzung ermöglicht. met wurde.

Ehemaliges Gaswerk Mariendorf (Änderung 09/00)

Auf den ausgedehnten Flächen des früheren Gaswerks Mariendorf bleibt lediglich ein Gasverteilzentrum be­ stehen. Straßen­, Bahn­ und Wasseranschluss bieten gute Voraussetzungen für eine gewerbliche Nachnut­ zung, die durch die FNP­Änderung ermöglicht wurde. Auf einer Teilfläche entstand ein Logistik­Zentrum. Zugleich soll die Gelegenheit genutzt werden, durch Verlängerung des Grünzugs am Teltowkanal und Sicherung weiterer Grünflächen die Grünversorgung im Stadtteil zu verbessern. Der Hafen soll als solcher nutzbar bleiben.

FNP Stand 1998: FNP Stand 2014: Gaswerkstandort Gewerbliche Baufläche und Grün

108 FNP­Bericht 2015 — Arbeitsstätten

Zunächst für Wohnen geplante Flächen in Adlershof wurden durch FNP­Änderung für Gewerbe verfügbar gemacht.

Mit der städtebaulichen Vorqualifizierung wird die im Flächennutzungsplan dargestellte Sonderbaufläche Um den Bundesnachrichtendienst regierungsnah „Forschungs­ und Industriepark Zukunftstechnologie“ weiter präzisiert. unterbringen zu können, musste der Flächen­ nutzungsplan geändert werden.

Weitere großflächige FNP­Änderungen delt. Weitere Neudarstellungen erfolgten Flächen für Bürodienstleistungen standen im Zusammenhang mit der Flug­ aufgrund von Lärmemissionen und Bo­ Die im Flächennutzungsplan von 1994 hafenentwicklung. Auf dem Gelände des denbelastungen, die einer zunächst ge­ dargestellten, für Bürodienstleistungen aufzugebenden Flughafens Tegel wurde planten Wohnnutzung entgegen stan­ geeigneten Flächen (insbesondere die ge­ auf Grundlage eines kooperativen Werk­ den, oder um anstehende Investitionen mischten Bauflächen M1 und M2) konn­ stattverfahrens eine 200 ha große Son­ zu ermöglichen. Einige isoliert gelegene ten den Bedarf gut abdecken, zumal derbaufläche mit gewerblichem Charakter Gewerbeflächen wurden nach Aufgabe Büros in fast allen Flächenkategorien ent­ für einen „Forschungs­ und Industrie­ der bisherigen Nutzung für andere Zwe­ wickelbar sind. Nur in Einzelfällen war es park Zukunftstechnologien“ neu darge­ cke dargestellt. erforderlich, für konkrete arbeitsplatzsi­ stellt. Der Terminal soll zum Kern einer chernde Vorhaben zusätzliche gemischte Im Saldo sind durch Änderungsverfahren forschungsintensiven Entwicklung wer­ oder Sonderbauflächen auszuweisen. seit 1994 rund 100 ha gewerbliche Bau­ den (siehe dazu auch Seite 80/81). fläche sowie – vor allem durch die bevor­ Trotz geringer Nachfrage nach Büroflä­ Am neuen Flughafen BER wurde ein Teil stehende Aufgabe des Flughafens Tegel chen auf „Entlastungsstandorten“ ent­ des alten Flughafengeländes in gewerb­ – 160 ha Sonderbauflächen mit gewerb­ lang der Ringbahn wurden die dort im liche Baufläche zur Realisierung des licher Prägung hinzugekommen. Zu­ Flächennutzungsplan dargestellten ge­ „Business Park Berlin“ umgewidmet. Auf sammen mit der Aktivierung von Flä­ mischten Bauflächen M1 nicht grund­ über 100 ha sollen hier Bürogebäude, chenreserven innerhalb der dargestellten sätzlich in Frage gestellt, um langfristige Dienstleistungs­, Logistik­ und Gewer­ Gewerbegebiete hat dies ausgereicht, bauliche Entwicklungsoptionen offen zu bebetriebe Platz finden. um die Inanspruchnahme von rund halten. Auf konkrete Vorhaben, die mit 530 ha Gewerbefläche (seit 1990) für dieser Darstellung nicht vereinbar sind, Hinzu kam eine Reihe kleinerer Änderun­ andere Nutzungen auszugleichen, so konnte durch FNP­Änderungsverfahren gen von eher lokaler Bedeutung: Zur Ver­ dass innerhalb der im FNP dargestellten reagiert werden, z.B. im Bereich der deutlichung des Ziels einer gewerblichen Flächenkulisse weiterhin quantitativ Bahnhöfe Südkreuz und Schöneberg zur Entwicklung wurde in einigen Bereichen und qualitativ angemessene Flächenpo­ Sicherung bzw. Ergänzung angrenzen­ die Darstellung von gemischter Bauflä­ tenziale für in absehbarer Zeit zu erwar­ der Gewerbestandorte. che in gewerbliche Baufläche umgewan­ tende Entwicklungen gegeben sind. 109 FNP-Themenkarte Arbeitsstätten Bestehende und geplante Flächenkulisse

Gewerbliche Baufläche Innenstadt (incl. Flächen mit besonderer Zweckbestim­ („Hundekopf / S­Bahn­Ring) Die Themenkarte zeigt die gewerblichen Bau­ mung wie Kraftwerke, Kläranlagen u.a.) flächen und sonstige arbeitsbezogene Bauflächen * Entwicklungsstandort für großflächige Bestand / Planung Autobahn des FNP und ihre infrastrukturelle Einbindung. Ansiedlungen mit Anschlussstelle Laufende FNP­Änderungen sind inhaltlich zum Teil bereits berücksichtigt. Gemischte Baufläche, M 1 Hauptverkehrsstraßennetz

Gemischte Baufläche, M2 Flughafen BER

Gemeinbedarfs­ oder Sonderbauflächen Schienennetz Güterverkehr (Auswahl wie Krankenhäuser, Universitäten u.a.) Wasserstraßen

Zentrenstrukturen (Symbol Einzelhandelskonzentration) Häfen, GVZ

Standort / Stadtraum

110 FNP­Bericht 2015 — Arbeitsstätten

6.2.2 Entwicklungstrends und Zukunftsaufgaben

Stabilisierung der wirtschaftlichen Die Trends der letzten Jahre weisen auf Weiterentwicklung der Entwicklung ein auch über gelegentliche Wirtschafts­ Flächennutzungsplanung Berlin bietet günstige Voraussetzungen, krisen hinweg stabiles Wachstum des Die Stärkung der Berliner Wirtschafts­ um sich als konkurrenzfähiger Wirt­ Dienstleistungssektors hin. Ein wichtiger kraft erfordert eine langfristig angelegte schaftsstandort weiter zu behaupten. Wachstumsbereich sind überregionale Flächenvorsorge. Die Konzentration auf Die Funktion als Bundeshauptstadt und Dienstleistungen, in denen Berlin beson­ Zukunftsindustrien mit hohem Entwick­ Metropole, das qualifizierte Arbeitskräf­ dere Stärken geltend machen kann, ins­ lungspotenzial setzt die Bereitstellung tepotenzial, die exzellente Bildungs­ und besondere die Kreativwirtschaft sowie von Flächen mit hohen Standortqualitä­ Forschungslandschaft, der große Regio­ der Tourismus. Die Flächennachfrage in ten voraus. Der Stadtentwicklungsplan nalmarkt, die gut ausgebaute Infra­ diesen Sektoren wird sich weiterhin auf Industrie und Gewerbe bildet hierfür struktur und nicht zuletzt die Kultur­, die Kernbereiche der Innenstadt sowie eine wesentliche Grundlage. Freizeit­ und Erholungsangebote sind auf attraktive Nischen standorte richten. Der absehbare Flächenbedarf für produ­ begünstigende Standortfaktoren. Bedingt Bis zum Jahr 2020 wird eine Nachfrage zierendes bzw. produktionsnahes Ge­ durch die geografische Lage, gute Ver­ nach neuen Büroflächen in der Größen­ werbe kann im Rahmen der Darstellun­ kehrsverbindungen und das spezialisier­ ordnung von 5 Mio. m2 erwartet. Bei gen des Flächennutzungsplans abgedeckt te Hochschulangebot kann die Haupt­ weiterhin positiver Wirtschaftsentwick­ werden, wenn es gelingt, die Ansiedlung stadtregion von der zunehmenden lung werden neben kleinflächigen Ersatz­ von „Fremdnutzungen“ zu begrenzen. Verflechtung mit Mittel­ und Osteuropa angeboten auch Flächen für nationale Die gewerblichen Bauflächenpotenziale profitieren. und internationale Dienstleistungs­ umfassen zusammen rund 1.000 ha, da­ Die industriell­gewerbliche Basis der unternehmen sowie Standortverlagerun­ von über die Hälfte auf Innenentwick­ Wirtschaftsregion gilt als gefestigt. Für gen von Verwaltungszentralen und Bun­ lungsflächen. die kommenden Jahre ist von einer wei­ desinstitutionen benötigt. Die Attraktivität von Gewerbegebieten teren Stabilisierung und einer Zunahme Die Nachfrage wird sich auf Top­Lagen für spezialisierte Zukunftsindustrien muss der Erwerbstätigenzahl auszugehen. in der historischen Mitte und in der City durch eine entsprechende Profilierung Auf der Grundlage der Gemeinsamen West sowie auf besonders attraktive unterstützt werden. Dies gilt insbesonde­ Innovationsstrategie Berlin Brandenburg Innenstadtstandorte konzentrieren. Mit re für die strategischen Flächenreserven ­ innoBB ­ bieten innerhalb der länder­ Fertigstellung des neuen Großflughafens in Marzahn (erneuerbare Energien), auf übergreifenden Cluster die etablierten BER gewinnen auch Flächen im Südost­ dem Flug hafen Tegel (Forschungs­ und Schwerpunktbereiche Gesundheitswirt­ raum an Bedeutung. Randlagen und Industrie park Zukunftstechnologien), in schaft, Energietechnik, Verkehr, Mobi­ veraltete Büroimmobilien sind dagegen Adlershof (Wirtschaft und Wissenschaft, lität und Logistik, Informations­ und schwerer zu vermarkten. Medien) und in Buch (Biotechnologie). Kommunikationswirtschaft/Medien/ Kreativwirtschaft und optische Techno­ logien gute Wachstumschancen.

Hinzu kommen die Querschnitts themen Werkstoffe/Materialien, Produktions­ und Automatisierungstechnik, Clean Techno­ logies und Sicherheit. Auf der Basis von innoBB sollen die länderübergreifenden Cluster ausgebaut und in einen breiteren Kontext regionaler Wertschöpfung einge­ bettet werden. Unter nehmensnahe Dienst­ leistungen zur Ergänzung des Gewerbes gewinnen zunehmend an Bedeutung.

Zukunfts­ und Kompetenzfelder der Berliner Wirtschaft: Medien (Studio Berlin Adlershof, links oben), Mobilität und Logistik (StadlerPankow, links unten), Gesundheitswirtschaft (MDC­Campus Buch, rechts)

111 Das Spreedreieck an der Friedrichstraße und die Europa­City am Hauptbahnhof sind nachgefragte innerstädtische Bürostandorte.

Die aufgegebenen Bahnflächen des Betriebsbahnhofs Schöneweide stehen für eine gewerbliche Nachnut­ zung zur Verfügung.

In Marzahn wurden Flächen des Klärwerks Falkenberg für den CleanTech Business Park geräumt.

Auch die Gewerbeflächen am Rand des flächen für Gewerbe und/oder Dienst­ Großflughafens BER, die vor allem für leistungen bleibt eine Daueraufgabe flughafenaffines Gewerbe vorgesehen der Flächennutzungsplanung, ebenso sind, eröffnen neue Perspektiven für die die längerfristigen gewerblichen Per­ Wirtschaftsregion. Die anspruchsvollen spektiven der „Ringstandorte“ und von Ziele für diese im Flächennutzungsplan in Wohnlagen eingestreuten Gewerbe­ bereits dargestellten Gewerbeflächen nutzungen. müssen schrittweise mit Leben gefüllt Die Aufbereitung von Gewerbeflächen werden. erfordert erhebliche Investitionen. Bei Ergänzend werden weiterhin auch knappen öffentlichen Mitteln sind des­ Flächen für potenziell störendes Gewer­ halb Prioritäten zu setzen. Die im 2004 be benötigt, die sich in diese Standort­ durch den Senat beschlossenen Konzept profile nur schwer einordnen lassen. Die zur „Einstufung wachstumsabhängiger Gewerbeflächen in Buchholz­Nord sollen FNP­Darstellungen“ als langfristige bzw. weiterhin als Ansiedlungsreserve für strategische Reserven eingestuften ge­ Großbetriebe vorgehalten werden. werblichen Bauflächen sollen deshalb zeit­ und bedarfsgerecht stufenweise Die Prüfung der Nachnutzungsmög­ verfügbar gemacht werden. lichkeiten von aufgegebenen Bahn­

112 FNP­Bericht 2015 — Arbeitsstätten

6.2.3 Aktuelle Schwerpunkte im Überblick

Basierend auf einer prognostizierten Die Zielsetzungen einer vorrangigen In­ Die Grundzüge und Leitsätze des Flä­ Einwohnerzahl von 3,7 Millionen stellt nenentwicklung bei der Ansiedlung von chennutzungsplans werden durch die der Flächennutzungsplan eine daran Dienstleistungsnutzungen bei gleichzei­ Leitlinien des Stadtentwicklungsplans orientierte gewerbliche Bauflächen­ tiger Vermeidung räumlicher Mono­ Industrie und Gewerbe aufgegriffen, kulisse in allen Teilen des Stadtgebiets strukturen sind nach wie vor aktuell. maßnahmeorientiert differenziert und dar. Auch bei einer wachsenden Stadt Auch das Ziel der Ansiedlung von dienst­ erweitert. Leitlinien des 2011 beschlos­ können durch ein integriertes Flächen­ leistungsorientierten Arbeitsstätten in senen StEP Industrie und Gewerbe sind: angebot die Anforderungen der Wirt­ den städtischen Zentren ist weiterhin zu • Industriestandort Berlin stärken schaft erfüllt und die gute Erreichbarkeit beachten. für die Beschäftigten sichergestellt wer­ • Flächen aktiv sichern Neue Aspekte wie der besondere Schutz den. der Flächen des Entwicklungskonzepts • Differenzierte Flächenvorsorge Die wirtschaftliche Basis Berlins hat sich für den produktionsgeprägten Bereich, treffen nach dem teilungsbedingten Struktur­ der räumlichen Nähe von Wissenschafts­ • Flexibilität gewährleisten wandel gefestigt. Die Standortregion ist und Produktionsstandorten sowie der international konkurrenzfähig. Neue weiteren Förderung von Existenzgrün­ • Eingestreute Gewerbelagen erhalten Zukunfts­ und Kompetenzfelder haben dungen und Start­ups lassen sich auf und entwickeln sich herausgebildet. Die im Flächennut­ der Grundlage der Leitsätze in die Ent­ • Konflikte vermeiden zungsplan dargestellte Flächenkulisse wicklung integrieren. hat sich bestätigt. Weitere Schwerpunk­ • Äußere Erschließung verbessern te für zukunftsweisende Arbeitsstätten • Standorte profilieren und Netzwerke sind bei der Nachnutzungskonzeption entwickeln für den Flughafen Tegel und in der Süd­ ostachse zwischen dem Flughafen BER • Wissenschaft und Wirtschaft und der Innenstadt hinzugekommen. zusammenbringen

Mit der Sicherung und Aufwertung des • Berliner Gewerbestandorte aktiv Bestandes und mit stadtstrukturell sinn­ vermarkten. vollen Erweiterungen bietet der FNP Die dazu gehörenden Handlungsbedarfe auch für die wachsende Stadt ausrei­ und Maßnahmen sind im StEP Industrie chende Flächenpotenziale. und Gewerbe weiter ausformuliert. Dafür gelten die Leitsätze einer weiteren Profilierung, differenzierten Flächen­ vorsorge und Nutzung der Handlungs­ spielräume fort. Die teilräumliche Aus­ gewogenheit der Flächenangebote soll Ungleichgewichte vermeiden und die räumlichen Qualitäten der Stadt räume stärken.

Flächenrecycling: Business Park am Standort des früheren Fernsehgerätewerks in Oberschöneweide

113 6.3 Zentren und Einzelhandel

Urbane Zentren und verbrauchernahe Versorgung

Hautpzentrum Altstadt Spandau

6.3.1 Die Ausgangslage 1994 Auch die Versorgung der beiden Stadt­ Entwicklungen 1994 bis 2014 Berlin hat viele Zentren. Allerdings war hälften mit Einzelhandelsflächen wies die Ausgangslage 1994 noch gekenn­ noch große Unterschiede auf, mit 0,45 m2 zeichnet durch erhebliche Unterschiede Verkaufsfläche je Einwohner im Ostteil zwischen dem Ostteil und dem Westteil gegenüber 0,95 m2 im Westen. Im Ver­ der Stadt. Der Westteil wies eine deut­ gleich mit anderen Metropolen und west­ lich polyzentrale Struktur auf, mit star­ deutschen Großstädten lagen beide Teile ken Hauptzentren und Stadtteilzentren Berlins mit diesen Zahlen weit zurück. in den Bezirken und einer vergleichswei­ Die vorhandenen Zentren wiesen großen­ se wenig dominanten City West um den teils Qualitätsmängel auf. Kennzeich­ Zoo. In den Ostbezirken hatte sich die nend für den Westteil war ein Rückstand Cityentwicklung auf den Bereich um den bei der Entwicklung innovativer, auch Alexanderplatz konzentriert, die Zentren großflächiger Einzelhandelsformate, die der Bezirke waren dagegen nur schwach sich anderenorts bereits durchgesetzt aufgestellt, in den Großsiedlungen waren hatten; ausgedehnte straßenbegleiten­ geplante Zentren zum Teil erst ansatz­ de Zentren ohne ausgeprägten Schwer­ weise oder noch gar nicht realisiert. 114 FNP­Bericht 2015 — Zentren

punkt boten schon aufgrund der Ver­ Ziele des Flächennutzungsplans 1994 Um eine wohnungsnahe Versorgung der kehrsbelastung nur geringe Umfeld­ und Übergeordnetes Leitbild der Flächen­ Bevölkerung zu sichern und die geplante Aufenthaltsqualitäten. Die meisten Zen­ nutzungsplanung war bereits 1994 das Zentrenstruktur nicht zu gefährden, tren des Ostteils waren bei einer gerin­ der polyzentralen Stadt. Berlins Zentren sollte außerhalb der Zentren der Anteil gen Breite des Angebots, insbesondere sollten als Kristallisationskerne städti­ großflächiger Einzelhandelsstand orte auch an zentrenergänzenden Dienstleis­ scher Aktivität und des örtlichen Lebens, am Zuwachs der Verkaufsflächen be­ tungen, sowie wegen mangelnder städte­ als attraktive Einzelhandels­ und Dienst­ grenzt werden. baulicher Qualitäten kaum konkurrenz­ leistungsstandorte und als Identifikati­ Schließlich setzte der Flächennutzungs­ fähig. onsorte der Bewohner gestärkt werden. plan 1994 einen Schwerpunkt beim Ab­ Die Stadtplanung war mit einer Vielzahl Gleichwertig daneben stand das Ziel, bau des damaligen Nachholbedarfs der von Ansiedlungswünschen an den un­ durch eine vielseitige und attraktive Ent­ Ostbezirke durch Weiterentwicklung der terschiedlichsten Standorten konfron­ wicklung der überregional ausstrahlen­ dort vorhandenen Zentren und Zentren­ tiert, häufig auf einfach verfügbaren, den Zentren, insbesondere der beiden ansätze. Dieser Nachholbedarf ist heute aber schlecht integrierten Standorten in Citybereiche, der Funktion Berlins als nicht mehr gegeben. Gewerbegebieten und auf Brachflächen Hauptstadt und Metropole zu entspre­ abseits der Zentren. Einige wenige sol­ chen. che Einkaufsstandorte waren in der ers­ Für die städtischen Zentren wurde eine ten „Nachhol­Euphorie“ bereits neu ent­ vielfältige, der jeweiligen Zentrenstufe standen. Damit bestand die Gefahr von angemessene Nutzungsmischung ange­ Überangeboten an falschen Standorten strebt. Dabei bildet Einzelhandel einen auf Kosten der Entwicklungschancen be­ Kern der zentrenbildenden Funktionen, stehender Zentren. aber auch private Dienstleistungen, öf­ Nicht zuletzt musste der Flächennutzungs­ fentliche Einrichtungen, Freizeit­ und plan von 1994 auch auf die Konkurrenz kulturelle Angebote gehören unabding­ durch „auf der grünen Wiese“ im Um­ bar dazu. land entstandene Einrichtungen des großflächigen Einzelhandels reagieren.

Das Stadtteilzentrum „Helle Mitte” (links) wurde als urbanes Gegenmodell zu den Anfang der 1990er Jahre entstandenen Einkaufszentren „auf der grünen Wiese” entwickelt (Beispiel Kaufpark Eiche, rechts oben). Zugleich wurden dadurch Versorgungslücken geschlossen, die diurch Aufgabe nicht mehr zeitge­ mäßer Standorte entstanden waren (Kastanienallee Hellersdorf, rechts unten).

115 Stabilisierung des Zentrengefüges durch Aufwertung und Ergänzung (Hauptzentrum Köpenick, Einen wesentlichen Anteil am Zuwachs Stadtteilzentrum Tempelhof, Ortsteilzentrum Buch) der Verkaufsflächen hatten die neuen Einkaufszentren (Shopping Center), die in den letzten 20 Jahren in allen Haupt­ zentren, in vielen Stadtteilzentren und einigen Ortsteilzentren Berlins entstan­ den. Gut 20 % der Gesamtverkaufsfläche Berlins liegen inzwischen in solchen Centern, Malls und Passagen, im Ostteil der Stadt übernehmen sie teilweise die Dynamische Entwicklung Die Verkaufsfläche je Einwohner hat mit Funktion gewachsener Einkaufsbereiche. des Einzelhandels seit 1994 1,3–1,4 m2 trotz eines geringeren Kauf­ Dabei ist es im Sinne der Flächennut­ Die Zentrenentwicklung seit 1994 war kraftniveaus den Stand vergleichbarer zungsplanung fast durchweg gelungen, gekennzeichnet durch eine hohe Dyna­ Städte erreicht oder sogar überschritten. diese Entwicklungen auf integrierte La­ mik und Flächenexpansion des Einzel­ Innerhalb der Stadt ist das Kaufkraft­ gen zu lenken. Sie konnten insbesondere handels, die sich damals bereits andeu­ niveau heute eher durch die Wohnlage dort zur Stärkung der Zentrenstruktur tete, in ihrem Umfang jedoch nicht als durch ein West­Ost­Gefälle bestimmt. beitragen, wo sie städtebaulich gut ein­ vorhersehbar war. So wurden die An­ Die quantitativen Aussagen des Erläute­ gebunden sind und auch soziale und kul­ gaben im Erläuterungsbericht zur mög­ rungsberichts zur Einzelhandelsentwick­ turelle Einrichtungen aufnehmen, etwa lichen Zunahme der Verkaufsfläche bis lung sind durch das tatsächliche Wachs­ Filialen der Stadtbibliothek, Kinozentren 2010 (+1,4 Mio. m2) bereits 2001 über­ tum überholt. Im Stadtentwicklungsplan oder Jobcenter. schritten; bis Anfang 2010 hat sich die Zentren 3 wird inzwischen auf Quantifi­ Verkaufsfläche gegenüber dem Stand Der Strukturwandel im Einzelhandel ist zierungen für einzelne Zentren verzichtet. des Flächennutzungsplans von 1994 auf durch einen Trend zu Großflächen gekenn­ 2 4,3 Mio m verdoppelt. Durch Entwicklung neuer Zentren, z. B. zeichnet. Etwa 70 % der Einzelhandels­ am Elsterwerdaer Platz und in der Was­ flächen in Zentren und Fachmarkt ­ Die Zuwachsrate ist allerdings in den serstadt Oberhavel, vor allem aber durch agglomerationen befinden sich heute in letzten Jahren von Jahr zu Jahr zurück­ Aufwertung und Ergänzung bereits vor­ Einheiten mit mehr als 5.000m 2 Verkaufs­ gegangen, so dass von einer allmäh­ handener zentraler Lagen wurden 1994 fläche, zu Beginn der 90er Jahre waren lichen Marktsättigung auszugehen ist. noch vorhandene Lücken im Zentren­ es noch weniger als 40 %. Daneben gibt gefüge inzwischen geschlossen. es aber weiterhin eine Vielzahl von Ein­ zelhandelslagen mit differenzierten und kleinteiligen Handelsformaten.

116 FNP­Bericht 2015 — Zentren

Ebenfalls stark zugenommen haben die Berliner Flächenmonitoring (1991­2010) Zentren kam es zu Ausdünnungen in Anzahl und die Verkaufsfläche von Be­ erfassten neuen Einzelhandelsflächen den Randbereichen. Der Stadtentwick­ trieben des Lebensmittel­Einzelhandels mit insgesamt 666.000 m2 Verkaufsflä­ lungsplan Zentren 3 benennt 16 Zentren knapp unterhalb, aber auch oberhalb che war diesem Betriebstyp (Verkaufs­ mit hohem städtebaulichem oder ein­ der Grenze der Großflächigkeit, insbe­ fläche > 5.000 m2, Sortiment nicht zent­ zelhandelsrelevantem Handlungsbedarf. sondere der so genannten Discounter. renrelevant) zuzuordnen. Weitere kommen auf der bezirklichen Ebe­ Ihre Standortwahl – häufig auf brach ne der Nahversorgungszentren hinzu. Der Anteil der Berlinbesucher am Einzel­ gefallenen Gewerbe­ oder Bahnflächen handelsumsatz in Berlin stieg stetig auf Insgesamt ist es gelungen, die Mehrzahl – war mit den Instrumenten der Flächen­ heute mehr als 12 % an. Er konzentriert der 1994 erst schwach ausgeprägten nutzungsplanung kaum steuerbar. In sich insbesondere auf die beiden Zent­ Zentren entsprechend den stadtentwick­ wohngebietsbezogenen Lagen schließen rumsbereiche Berlins und hier auf einige lungsplanerischen Zielsetzungen so sie oft Versorgungslücken und tragen typische Branchen. auszubauen und aufzuwerten, dass sie heute wesentlich zur wohnungsnahen der ihnen durch den Flächennutzungs­ Versorgung der Bevölkerung bei. Die Konkurrenz der Einkaufszentren und plan zugewiesenen Funktion heute ge­ Fachmärkte, der Trend zu großflächigen Nicht zuletzt geht die Expansion der Ein­ recht werden. Betriebsformen, der Verlust wichtiger zelhandelsflächen auf die Entwicklung Ankernutzer (insbesondere von Kauf­ Hinter den Erwartungen zurück blieb die von großflächigen Fachmärkten wie häusern) sowie das Vordringen der Dis­ Entwicklung der meisten „Ringstand­ Bau­ und Gartencentern, Möbelhäusern counter in nicht zentrenintegrierten La­ orte“, die im Flächennutzungsplan von u.ä. zurück, die wegen ihrer Größe nur gen haben dazu beigetragen, dass einige 1994 an den Knotenpunkten des S­Bahn­ schwer in gewachsene Zentrenstruktu­ der weniger attraktiven oder bereits rings mit wichtigen radialen Verkehrs­ ren integrierbar sind und diese bei Be­ vorgeschädigten traditionellen Zentren trassen für kerngebiets typische Nutzun­ grenzung der zentrenrelevanten Sorti­ weiter geschwächt wurden. Besonders in gen, wenn auch nicht primär für Einzel­ mentsanteile i.d.R. auch nicht beein­ den langgestreckten straßenbegleitenden handel vorgesehen waren. trächtigen. Etwa die Hälfte der im

117 Weiterentwicklung Die Novellierungen des Baugesetz­ Mit dem Landesentwicklungsplan Berlin­ der Steuerungsinstrumente buches von 2004 und 2007 haben neue Brandenburg (LEP B­B, 2009) wurden auf Der Dynamik der Einzelhandelsentwick­ Steuerungsmöglichkeiten zum Schutz der Ebene der gemeinsamen Landes­ lung wurde durch die Fortschreibung der zentraler Versorgungsbereiche und zur planung verbindliche Ziele und in der Stadtentwicklungsplanung Rechnung ge­ Sicherung der wohnungsnahen Versor­ Abwägung zu berücksichtigende Grund­ tragen: gung der Bevölkerung eröffnet. Die Dar­ sätze zur Steuerung der Einzelhandels­ • 1999 Stadtentwicklungsplan stellung der städtischen Zentren im Flä­ entwicklung präzisiert. Sie verfolgen das „Zentren und Einzelhandel“ chennutzungsplan durch das Symbol Ziel einer Konzentration auf „städtische • 2005 Erweiterung durch den „Einzelhandelskonzentration“ hat da­ Kernbereiche“, die in Berlin weitgehend „Stadtentwicklungsplan Zentren 2020“ durch zusätzliche Bedeutung erlangt. identisch sind mit den im Flächennut­ • 2011 Fortschreibung durch den zungsplan dargestellten Haupt­ und Ergänzend erfolgt in bezirklichen Zent­ „Stadtentwicklungsplan Zentren 3“ Stadt teilzentren. renkonzepten die Festlegung von Nah­ • 2013 Ergänzung durch das versorgungszentren sowie die genaue Die 2014 neu gefassten „Ausführungs­ Fachmarktkonzept. Abgrenzung der zentralen Versorgungs­ vorschriften über großflächige Einzel­ Damit wurden die stadtentwicklungs­ bereiche. Um dabei eine stadtweit ver­ handelseinrichtungen“ (AV Einzelhan­ planerischen Leitlinien und Steuerungs­ gleichbare Herangehensweise sicherzu­ del) formulieren Anforderungen an die grundsätze zur Einzelhandelsentwick­ stellen, wurde gemeinsam mit den Bauleitplanung und die Genehmigung lung regelmäßig aktualisiert, der Bezirken zunächst ein „Orientierungs­ von Vorhaben. Handlungsbedarf in den einzelnen Zent­ rahmen für bezirkliche Zentrenkonzep­ Diese formalen Steuerungsinstrumente ren benannt, Anforderungen an die te“ erarbeitet, der 2009 durch die „Aus­ werden ergänzt durch eine Vielzahl von städtebauliche Integration von Ein­ führungsvorschriften zum Aufbau und Aktivitäten zur Aufwertung und Profilie­ kaufszentren und großflächigen Einzel­ Inhalt bezirklicher Einzelhandels­ und rung einzelner Zentren. Dazu gehören handelsbetrieben formuliert und Kriteri­ Zentrenkonzepte“ (AV Zentrenkonzepte) Initiativen zur Förderung der Geschäfts­ en für ihre Ansiedlung an den richtigen ersetzt wurde. straßen, u.a. im Rahmen des seit 2005 Standorten in der Stadt aufgestellt.

Stadtentwicklungsplan Zentren 3 Zentrentragende Stadträume

Zentrentragender Stadtraum mit höchster / hoher Urbanität

Zentrentragender Stadtraum mit ausgeprägter Urbanität

Zentrumsbereichskern

Hauptzentrum

Stadtteilzentrum

Ortsteilzentrum

Fachmarktagglomeration

118 FNP­Bericht 2015 — Zentren

Die Karl­Marx­Straße in Neukölln ist eines der För­ dergebiete im Programm "Aktive Zentren"

Die Turmstraße war Preisträger im Wettbewerb "MittendrIn Berlin!" 2012/2013

durchgeführten Wettbewerbs „Mitten­ Umsetzung in der Um die planungsrechtlichen Vorausset­ drIn Berlin!“. Diese haben dazu beigetra­ Flächennutzungsplanung zungen für die Stärkung von Zentren gen, dass Zentreninitiativen sich profes­ Um angesichts der hohen Entwicklungs­ durch Einordnung ergänzender Nutzun­ sionell organisieren und interessante dynamik im Einzelhandel die Steue­ gen, insbesondere von Einkaufszentren, Ansätze zur Profilierung des örtlichen rungsfunktion des Flächennutzungs­ zu schaffen und entsprechende Investi­ Einzelhandels entwickeln konnten. plans zielgenau einsetzen zu können, tionen zu ermöglichen, wurde der Flä­ wurden die einzelhandelsrelevanten chennutzungsplan in einigen Teilberei­ Im Rahmen des Schwerpunkts „Aktive Darstellungen des FNP in mehrmals neu chen geändert: durch Erweiterung der Zentren“ im Städtebauförderungspro­ gefassten Richtlinien bzw. Ausführungs­ Einzelhandelssignatur und/oder durch gramm des Bundes werden seit 2009 vorschriften (AV FNP) näher erläutert. Darstellung zusätzlicher gemischter acht Berliner Zentren durch gezielte Darin werden die Entwicklungsmöglich­ Bauflächen (u.a. Tegel, Schöneweide). In Fördermaßnahmen aufgewertet und in keiten von Sondergebieten für groß­ drei Fällen (Tegel, Johannisthaler Chaus­ ihrer Funktion gestärkt. In der Turm­ flächigen Einzelhandel aus gemischten see, Lichtenrade) war damit eine Her­ straße, der Marzahner Promenade, der Bauflächen M1 und im Bereich von Ein­ aufstufung in der Zentrenhierarchie ver­ City­West, der Müllerstraße und der zelhandelskonzentrationen präzisiert und bunden. Karl­Marx­Straße werden die Aufwer­ klargestellt, dass die Entwicklung sol­ tung des öffentlichen Raums, die Wie­ In einigen Haupt­ und Stadtteilzentren cher Sondergebiete in anderen Fällen dernutzung von Brachflächen und leer mit großer Längenausdehnung erfolgte ausgeschlossen bzw. auf begründete Aus­ stehenden Gebäuden sowie ein aktives eine Reduzierung der Einzelhandelskon­ nahmen begrenzt ist. Die Terminologie Stadtmarketing unterstützt. Durch ge­ zentrationen (z.B. in der Karl­Marx­Stra­ des Erläuterungsberichts zur Zentren­ zielte Einbindung lokaler Akteure und ße), um eine Lenkung von Ansiedlungen hierarche (Mittel­ und Unterzentren) Kooperationen mit Kultur­, Bildungs­ auf die Zentrenschwerpunkte und damit wurde durch die heute üblichen Begriff­ und Wissenschaftseinrichtungen konn­ eine Stabilisierung der Zentrumsfunk­ lichkeiten (Stadtteil­ und Ortsteilzentren) te eine standortspezifische Profilierung tion zu unterstützen. Die konkrete Ab­ ersetzt. Die Ausführungsvorschriften in Gang gesetzt und ein Beitrag zur grenzung der entsprechenden zentralen vertiefen insofern die Ausführungen Stabilisierung dieser Zentren geleistet Versorgungsbereiche obliegt den bezirk­ zum Einzelhandel im Erläuterungsbericht. werden. lichen Zentrenkonzepten. 119 Borsig-Hafen / Zentrum Tegel (Änderung 24/98)

Das Zentrum von Tegel hat sich zum Hauptzentrum FNP Stand 1998: FNP Stand 2014: entwickelt und wird im FNP deshalb jetzt als gemischte Stadtteilzenrum mit Mischbauflächen M2 Hauptzentrum mit Mischbauflächen M1 Baufläche M1 dargestellt. Sichtbares Zeichen dieser Entwicklung sind die "Hallen am Borsigturm", ein Shop­ ping Center mit 22.000 m² Verkaufsfläche, als neue Nutzung für aufgegebene Fabrikhallen am südlichen Ende des Einkaufbereichs. Rund um den markanten Borsigturm entstand ein modernes Bürozentrum.

Durch eine neu eingefügte textliche Dar­ net (Wilhelmstadt, Wasserstadt Oberha­ haltene Innenstadtentlastungsbereich stellung (2001) wurde die bis dahin nur vel, Hermannstraße, Weitlingstraße). ist nicht mehr Planungsziel. im Erläuterungsbericht erfolgte Diffe­ Mit der Rücknahme bzw. Dichtereduzie­ Die 1994 im Flächennutzungsplan dar­ renzierung von Ortsteilzentren und von rung von Siedlungserweiterungen im gestellte Zentrenstruktur wurde durch die Stadtteil­ und Hauptzentren, die zu­ Nordostraum konnte die Darstellung beschriebenen Änderungen weiterent­ gleich Gegenstand regionalplanerischer neu zu entwickelnder Zen tren in Buch­ wickelt. Die aktuelle Zentrenstruktur des Festlegungen sind, in den Flächennut­ holz­Nord und Weißensee/Malchow auf­ Flächennutzungsplans ist in der neben­ zungsplan selbst aufgenommen. Dazu gegeben werden. stehenden Themenkarte dargestellt, er­ war die Darstellung der Ortsteilzentren An verschiedenen Stellen des Innen­ gänzt um die Fachmarktagglomeratio­ in der Planzeichnung zu überprüfen und stadtrings erfolgte entsprechend der nen des Fachmarktkonzepts. zu vereinheitlichen. veränderten Bedarfslage eine Reduzie­ Zur Anpassung an die fortgeschriebene rung von M1­Flächen mit theoretisch Stadtentwicklungsplanung wurden eini­ vorhandenen Einzelhandelspotenzialen ge im Erläuterungsbericht als „sonstige zugunsten anderer Nutzungen (z.B. am Mittelzentren“ aufgeführte Zentren der Südkreuz und am Ostkreuz). Der im Er­ Kategorie der Ortsteilzentren zugeord­ läuterungsplan Zentren von 1994 ent­

120 FNP­Bericht 2015 — Zentren

FNP-Themenkarte Zentren und Fachmärkte Bestand und Planung

Hauptzentrum (HZ) Gemischte Baufläche, M1 Die Themenkarte zeigt die Zentrenstruktur des FNP (Symbol Einzelhandelskonzentration) ergänzt Stadtteilzentrum (STZ) Gemischte Baufläche, M2 um Fachmarktagglomerationen (entspr. Fach­ marktkonzept). Laufende FNP­Änderungen sind inhaltlich zum Teil bereits berücksichtigt. Ortsteilzentrum (OTZ) Sonderbaufläche mit Hauptstadtfunktion Fachmarktagglomeration (FMA) gem. Fachmarktkonzept Einzelhandelskonzentration

Fachmarktagglomeration Innenstadt Prüfstandort FMA gem. Fachmarktkonzept („Hundekopf“ / S­Bahn­Ring)

ergänzende Zentrendarstellung entspr. StEP Zentren 3

121

6.3.2 Entwicklungstrends und Zukunftsaufgaben

Entwicklungen auf der Nachfrageseite Entwicklungen auf der Angebotsseite Konsequenzen für die Stadtentwicklung Die Flächennutzungsplanung wird sich • Die Unternehmenskonzentration mit Diese Trends werden sich auch auf die auch zukünftig mit aktuellen Entwick­ einem steigenden Anteil großer Unter­ Berliner Zentrenentwicklung auswirken. lungstrends und sich verändernden nehmen am Umsatz schreitet fort, die Allgemein wird sich der Rückgang der Rahmenbedingungen auseinandersetzen Konkurrenz zwischen Betrieben und Betriebszahlen negativ auf die Ange­ müssen: Branchen nimmt zu. Die Anzahl der Ein­ botsbreite und ­qualität in kleineren und zelhandelsbetriebe wird daher weiter relativ schwach aufgestellten Zentren • Das für Berlin erwartete Bevölke­ zurückgehen. auswirken. rungswachstum wird sich auf bestimm­ te Stadträume konzentrieren und dort • Betriebsformen und ­konzepte sind Die aus den strukturellen Veränderun­ auch zusätzliche Nachfrage generieren, zunehmend großflächig und discount­ gen im Einzelhandelssektor erwachsen­ während in anderen Teilen der Stadt von orientiert, betriebsspezifische Standort­ den Flächenansprüche des Einzelhandels einem leichten Bevölkerungs­ und Nach­ präferenzen verändern sich entspre­ führen zu veränderten Standortpräfe­ fragerückgang auszugehen ist. Auf­ chend. In der Folge steigt der Druck auf renzen. Die Nachfrage nach Standorten grund der stark zunehmenden Zahl älte­ kleinteilige ältere Zentren mit geringen außerhalb der Zentren, insbesondere rer Menschen wird es immer wichtiger, Flächenreserven. auf attraktiv gelegenen Gewerbe­, Ge­ wohnungsnahe, auch ohne Auto gut meinbedarfs­ oder Bahnflächen, wird • In bestimmten Branchen und Betriebs­ erreichbare Versorgungsangebote zu daher weiter anhalten. Wenn dort zen­ formen, z.B. bei Lebensmitteldiscoun­ sichern. tren­ bzw. nahversorgungsrelevante tern und Möbelmärkten, nimmt die Be­ Sortimente angeboten werden, sei es als • Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft deutung von Randsortimenten, die Kernsortiment, z.B. von Discountern, sei steigt zwar voraussichtlich noch an, ein traditionell in den Zentren gehandelt es als großflächiges Randsortiment, z.B. stetig zunehmender Anteil fließt jedoch wurden, weiter zu. an den Zentren vorbei in neue Absatz­ • Mit diesen Entwicklungen eng ver­ wege wie den Versandhandel über Inter­ bunden ist eine Abflachung des Ver­ net­Plattformen. Andererseits strömt kaufsflächenwachstums. der Stadt zusätzliche Kaufkraft durch den Tourismus zu.

• Versorgungs­ und Erlebniseinkäufe werden immer häufiger getrennt. Kenn­ zeichnend für den Versorgungseinkauf sind ein breites Angebot an einem Ort, Versorgungseinkauf im Nahversorgungszentrum, gute Erreichbarkeit (auch mit dem Auto) Erlebniseinkauf im „Szeneviertel“ Friedrichshain sowie eine ausgeprägte Preis­ bzw. Dis­ count­Orientierung.

Wichtige Faktoren für den Erlebnisein­ kauf, der als Freizeitgestaltung weiter an Bedeutung gewinnt, sind Qualität, Status und Atmosphäre. Gewinner die­ ser Entwicklungen werden Einkaufs­ standorte sein, die sich durch Multifunk­ tionalität, touristische Attraktivität und besondere Angebote auszeichnen; ten­ denzielle Verlierer sind die schwächer aufgestellten Ortsteil­ und Nahversor­ gungszentren.

122 FNP­Bericht 2015 — Zentren

eines Möbelmarktes, kann dies die Funk­ Mögliche Konsequenz sind Betriebsauf­ Hauptaufgaben sind einerseits die Ab­ tionsfähigkeit nahe gelegener Zentren gaben und konkurrierende Neuansied­ wehr unverträglicher Einzelhandels­ beeinträchtigen. Zudem entfallen diese lungen auf Flächen mit geringeren ansiedlungen, andererseits die Stabili­ Flächen dann für andere Nutzungsmög­ Restriktionen. Verstärkt wird dieser sierung und Profilierung des bestehenden lichkeiten, z.B. für die Ansiedlung von Trend durch Konzentrationsprozesse im Zentrengefüges. Dazu gehört die Veror­ Gewerbe. Postwesen, im Filialnetz der Geldinstitu­ tung und verträgliche Einordnung nicht te und bei öffentlichen Einrichtungen. nur von Einzelhandelsprojekten, son­ Eine Aushöhlung der Zentrenstruktur Damit können für die Funktionsfähigkeit dern auch von anderen zentrenbilden­ kann aber auch durch Einzelhandelsbe­ der Zen tren wichtige Ankernutzungen den Funktionen in den städtischen Zen­ triebe innerhalb von Zen tren verstärkt entfallen und eine Abwärtsspirale aus tren. werden, wenn sie aufgrund ihrer Ver­ reduzierter Angebotsbreite, sinkenden kaufsflächengröße nicht mit der Versor­ Weiterhin gehört dazu die Steuerung der Umsätzen und sich verschlechterndem gungsfunktion und den absatzwirt­ Standortsuche von nicht­zentrenrele­ Standortimage eingeleitet werden. schaftlichen Spielräumen des jeweiligen vanten Fachmärkten und die Begren­ Zentrums vereinbar sind und daher be­ zung der dort angebotenen zentrenrele­ nachbarte Zentren beeinträchtigen. vanten Randsortimente. Gesamtstädtische Steuerung der Einzelhandelseinrichtungen mit Flächen­ Einzelhandels- und Zentrenentwicklung Nicht zuletzt besteht die Steuerungs­ ansprüchen, die schwer in kleinteilige Angesichts der absehbaren Entwicklun­ aufgabe auch darin, der Zunahme des Siedlungs­ und Bebauungsstrukturen in­ gen im Einzelhandel ist weiterhin plane­ Verkehrsaufkommens durch immer tegrierbar sind, nehmen zu. Dies gilt risches Handeln erforderlich. Es gilt, mit weitere Einkaufswege, die mit dem Ziel auch für den Bereich der Nahversorgung. den Instrumenten der Stadtentwicklungs­ einer verkehrssparsamen Stadtstruktur Neuansiedlungen oder Erweiterungen planung negative Folgen einer Ausdün­ nicht vereinbar ist, entgegenzuwirken. mit besonders großen Verkaufsflächen nung des Zentren netzes zu verhindern. sind in bestehenden Einzelhandelslagen Auch weniger mobile Personen, deren nicht immer leicht realisierbar. Zahl mit dem demografischen Wandel noch zunehmen wird, sollen weiterhin zu Fuß und mit öffentlichen Verkehrs­ mitteln gut erreichbare Einzelhandels­ angebote der unterschiedlichen Versor­ gungsstufen vorfinden.

Nicht nur Fachmärkte bevorzugen großflächige Standorte außerhalb der Zentren (Friedrichshagener Straße).

123 Weiterentwicklung Bei Differenzen zwischen den unter­ Zur Steuerung der anhaltend hohen der Flächennutzungsplanung schiedlichen Planungsebenen oder Ver­ Nachfrage nach Einzelhandelsstand­ Die notwendige Steuerungsfunktion änderung der Rahmenbedingungen wer­ orten sowie zur Harmonisierung mit den wird durch ein Zusammenwirken unter­ den die Einstufung bestimmter Zentren Zielen des Stadtentwicklungsplans Zen­ schiedlicher Planungsinstrumente auf oder die Ausdehnung von dargestellten tren (einschließlich Fachmarktkonzept) den Ebenen der gemeinsamen Landes­ Einzelhandelskonzentrationen im Flä­ und den regionalplanerischen Grundsät­ planung, der Gesamtstadt und der Be­ chennutzungsplan zu überprüfen sein. zen und Zielen zur Einzelhandelssteue­ zirke gewährleistet. rung im Landesentwicklungsplan Berlin Zu beobachten ist auch die Darstellung – Brandenburg ist eine Anpassung der Der Flächennutzungsplanung kommt der gemischten Bauflächen M1 im Be­ textlichen Darstellungen des Flächen­ hier vor allem die Aufgabe zu, den ver­ reich des S­Bahnrings, die als Ringstand­ nutzungsplans sowie der Ausführungs­ bindlichen Rahmen für die Entwicklung orte für Büro­ und Dienstleistungsnut­ vorschriften zum Flächennutzungsplan von Bebauungsplänen aktuell zu halten zungen der Entlastung der Innenstadt (AV FNP) vorgesehen. Ziel ist eine Klar­ und auf dieser Grundlage die Steuerung dienen sollten. Dafür besteht jedoch stellung der Aufgabenteilung zwischen von Projektplanungen zu gewährleisten. zurzeit kein Bedarf. Hinsichtlich der Ver­ den unterschiedlichen Planungsebenen sowie der Voraussetzungen, unter de­ nen eine Entwicklung von Flächen für großflächigen Einzelhandel aus den Dar­ stellungen des Flächennutzungsplans möglich sein soll.

Zukunftsaufgabe: städtebauliche Einordnung neuer Einzelhandelsbetriebe in bestehende Zentren (Greifswalder Straße)

Zukunftsaufgabe: Stabilisierung der städtischen Zentren (Marzahner Promenade)

Dies geschieht einerseits durch Schaf­ einbarkeit mit der Zentrenstruktur sind fung der planungsrechtlichen Voraus­ hier Korrekturen vorzusehen, die die setzungen für eine Weiterentwicklung Entwickelbarkeit von Einzelhandel be­ der Zentrenstruktur bei stadtentwick­ schränken. lungsplanerisch sinnvollen Projekten Nicht zuletzt liegt der Beitrag der oder durch Begrenzung bzw. Umsteue­ Flächennutzungsplanung darin, in ei­ rung von Projekten an unverträglichen Zukunftsaufgabe: Steuerung der Fachmarktentwick­ nem geordneten Planungsprozess mög­ lung (Fachmarktagglomeration Paulsternstraße) Standorten. liche Nachnutzungen für Brachflächen Andererseits wird das Zentrenkonzept und aufgegebene Nutzungen festzule­ des Flächennutzungsplans bei Erforder­ gen; dies kann im Einzelfall auch Einzel­ nis im Einzelfall unter Berücksichtigung handel einschließen, z.B. in der Form der Rahmensetzungen der gemeinsa­ von Fachmärkten (unter Berücksichti­ men Landesplanung sowie der Ergebnis­ gung der im Fachmarktkonzept festge­ se der Stadtentwicklungsplanung und legten Kriterien). Großflächiger zentren­ der bezirklichen Zentrenkonzepte zu relevanter Einzelhandel auf Flächen aktualisieren sein. außerhalb von Zentren ist dagegen i.d.R. auszuschließen.

124 FNP­Bericht 2015 — Zentren

6.3.3 Aktuelle Schwerpunkte im Überblick

Berlin besitzt eine vielschichtige urbane Neue Aspekte wie die stark gewachsene • Metropole Berlin profilieren Zentrenstruktur und nimmt insbesonde­ Rolle des Tourismus, die Steuerung von • Polyzentralität sichern und re durch die City mit ihren beiden Kern­ Einzelhandelssortimenten sowie die qualifizieren bereichen auch regionale, nationale und stadtverträgliche Lenkung und Dimen­ internationale Aufgaben wahr. Der auf sionierung des nicht­zentrenrelevanten • Tourismus als Faktor der eine Einwohnerzahl von 3,7 Millionen Einzelhandels lassen sich auf der Grund­ Zentrenentwicklung berücksichtigen ausgelegte Flächennutzungsplan berück­ lage der Leitsätze in die Entwicklung in­ • Großflächigen Einzelhandel in die sichtigt mit seinen integrierten Zentren­ tegrieren. Zentren lenken darstellungen die aktuellen Anforderun­ Einzelne Leitsätze des Flächennutzungs­ gen der Metropole ebenso wie die • Nahversorgung sichern plans haben sich seit 1994 in ihrer Be­ wohnungsnahe Versorgung. deutung jedoch relativiert. So gibt es • Städtebauliche und architektonische Die weitere Sicherung der Polyzentrali­ grundsätzlich keine Lücken mehr im Qualitäten von Zentren und tät sowie eine stadtverträgliche Integra­ Zentrengefüge und ein Bedarf an zu­ Einzelhandelsstandorten sichern tion von neuen Einzelhandelsvorhaben sätzlichen Einzelhandelsflächen besteht • Grundsätze zur bieten auch für die wachsende Stadt ein heute nicht mehr. Seinen Platz unter Einzelhandels steuerung definieren ausreichendes Strukturgerüst. den europäischen Metropolen hat Berlin mittlerweile gut gefestigt. • Das bauplanungsrechtliche Die Leitsätze zur Einzelhandels­ und Instrumentarium konsequent Zentrenentwicklung, zur funktionalen Die Grundzüge und Leitsätze des FNP anwenden Ergänzung der Zentren durch weitere werden durch die Leitlinien des Stadt­ Dienstleistungsangebote sowie zur Si­ entwicklungsplans Zentren 3 einschließ­ • Investitions­ und Planungssicherheit cherung einer wohnungsnahen Versor­ lich des Fachmarktkonzepts aufgegrif­ gewährleisten gung gelten inhaltlich fort. Die entspre­ fen, maßnahmeorientiert differenziert • Kommunikation und Kooperation der chenden Zielsetzungen sind nach wie und erweitert. Leitlinien des 2011 be­ Berliner Bezirke intensivieren. vor aktuell. schlossenen StEP Zentren 3 sind: Die dazu gehörenden Handlungsbedarfe und Maßnahmen sowie Steuerungs­ grundsätze sind im StEP Zentren 3 wei­ Die beiden Zentrumsbereiche Berlins sind Hauptanziehungspunkte auch für Berlinbesucher (Alexanderplatz, Tauentzienstraße). ter ausformuliert. Im Fachmarktkonzept werden zudem Standort­ und Steue­ rungsanforderungen für Fachmarkt­ ansiedlungen bestimmt.

125 6.4 Freiflächen

Das grüne Berlin

Die neue Parkanlage am Gleisdreieck ist Teil der übergeordneten Grünverbindung vom südlichen Stadtrand bis in die Innenstadt und 6.4.1 Grünanteil sowie durch einen äußeren wertvolles Erholungsangebot nicht nur für die umliegenden Stadtquartiere. Entwicklungen 1994 bis 2014 Ring von Wäldern und offenen Land­ schaftsräumen. Diese großen grünen Die Ausgangslage 1994 Räume waren und sind teilweise mitein­ Freiflächen prägen ganz wesentlich das ander und mit inselartig eingestreuten Gesicht Berlins als grüne Metropole. Die­ kleineren Grünflächen durch Grünzüge se Qualität zu erhalten und weiterzuent­ vernetzt. Zudem stehen viele der Berli­ wickeln war ein grundlegender Ausgangs­ ner Freiräume in einem direkten Ver­ punkt für den Flächennutzungsplan. bund mit angrenzenden Landschafts­ räumen im Umland. Ein Strukturmerkmal Berlins ist die na­ turräumlich und siedlungsgeschichtlich Die Ausstattung mit wohnungs­ und bedingte Verteilung der Freiflächen über siedlungsnahen Freiflächen sowie mit das Stadtgebiet. Sie ist gekennzeichnet wohnungsnahen Sportfreiflächen wies durch radial von der Kernstadt ins Um­ in den verschiedenen Teilräumen der land verlaufende Grünkeile, durch einen Stadt erhebliche Unterschiede auf. Gro­ lockeren inneren Ring aus Parkanlagen, ße Defizite bestanden vor allem in den Kleingärten, Friedhöfen, Sportflächen hochverdichteten Innenstadtbezirken, wo und Gemeinbedarfsflächen mit hohem auch ein Ausgleich durch gut erreich­ 126 FNP­Bericht 2015 — Freiflächen

Zum Berliner Freiflächensystem gehören städtische Parkanlagen ebenso wie übergeordnete Grünzüge und Landschaftsräume am Stadtrand (Rudolf­Wilde­Park, Hans­Baluschek­Park, Blankenburger Feldmark).

In der Mieterstadt Berlin mit ihrem ho­ Ziele des Flächennutzungsplans 1994 hen Anteil an verdichtetem Geschoss­ Übergeordnetes Ziel des Flächen nut­ wohnungsbau haben Kleingärten eine zungs plans war es, durch Aufwertung besondere Bedeutung. Mit 82.000 Par­ unter­ oder fehlgenutzter Siedlungs­ zellen auf 3.500 ha Fläche wies Berlin flächen und verträgliche Verdichtung die Anfang der 1990er Jahre eine im Ver­ Inanspruchnahme wertvoller Frei flächen gleich mit anderen Großstädten sehr für Siedlungszwecke und die Belastung gute Versorgung auf. von Natur und Umwelt durch flächen­ fressende Zersiedlung zu minimieren. bare größere Parkanlagen oder Land­ Aufgrund des erwarteten Bevölkerungs­ Auch in der Innenstadt sollte ein ausge­ schaftsräume meist nicht gegeben war. zuwachses, zunehmender Freizeit und wogeneres Verhältnis zwischen bebau­ Aber auch in einigen Großsiedlungen am veränderter Freizeitgewohnheiten wur­ ter Fläche und wohnungsnahen Frei­ Stadtrand hatte das Freiflächenangebot de 1994 mit einem erhöhten Nutzungs­ räumen erreicht werden. mit der Bevölkerungsentwicklung nicht druck auf die Freiflächen gerechnet. Schritt gehalten; private und halb­ Nach den gängigen Richtwerten war al­ Das Freiflächenkonzept des Flächen­ öffentliche Grünflächen waren dort oft lein aufgrund der Bevölkerungszunah­ nutzungsplans orientiert sich seit 1994 schlecht ausgestattet und schwer nutz­ me ein zusätzlicher Freiflächenbedarf einerseits am Bestand an Freiflächen, bar, größere Parkanlagen fehlten, die Ver­ von bis zu 550 ha, zugleich aber eine In­ ihren jeweiligen naturräumlichen Bedin­ bindung mit angrenzenden Erholungs­ anspruchnahme vorhandener Freiflä­ gungen und Potenzialen und ihrer Eig­ gebieten war häufig unzureichend. chen für die Siedlungsentwicklung anzu­ nung für verschiedene Erholungsnut­ nehmen. zungen, andererseits an der Dringlichkeit des Bedarfs, wie er sich aus der Analyse Dazu mussten in der Folgezeit basierend von Versorgungsdefiziten und aus den auf den Darstellungen des Flächen­ Planungen für die Verdichtung, den Um­ nutzungsplans und in Verbindung mit bau und die Erweiterung der Stadt er­ den Zielen des Landschaftsprogramms gab. bei örtlichen Planungskonzepten Lösun­ gen gefunden werden. Als Grundgerüst der zukünftigen Frei­ raumentwicklung sollten im Flächennut­ zungsplan die radialen Grünkeile, der in­ nere Parkring sowie die äußeren Wälder und Landwirtschaftsflächen gesichert und durch Entwicklung, Ergänzung und Ver­ Grenznahe innerstädtische Freiräume wie der Schlesische Busch wurden nach 1989 wieder für die netzung in ihren erholungsfunktionellen, Erholung nutzbar. ökologischen, klima tischen und stadtge­ 127 Diese großen Erholungsflächen sollten durch eine Vielzahl linearer Grünverbin­ dungen miteinander vernetzt werden, um die Erreichbarkeit der Erholungs­ gebiete von den großen Wohngebieten aus zu verbessern, Biotopverbindungen herzustellen und den Zugang zu den Berliner Gewässern zu ermöglichen. Da­ bei stellte der Plan auch noch nicht oder erst ansatzweise vorhandene Grünver­ bindungen und Ufergrünzüge dar, die ergänzt, weiterentwickelt und in ihrer Qualität aufgewertet werden sollten.

Der „Natur­Park Schöneberger Südgelände“ verbindet ökologische mit Erholungsfunktionen; er ist zugleich Teil Die Anzahl der Kleingärten sollte lang­ eines Grünkeils mit ortsbezogener stadtklimatischer Wirkung, der den Stadtrand mit der Innenstadt verbindet. fristig erhalten, die in beschränktem Umfang vorgesehene Inanspruchnahme für andere Nutzungen durch Ersatz­ stalterischen Qualitäten aufgewertet An der Peripherie der Stadt sollte durch flächen und Parzellenteilungen ausge­ werden. Im Stadtrandbereich und inner­ Ausweisung neuer großer Erholungsge­ glichen werden. Die dauerhaft gesicher­ halb von Großgrünräumen waren ökolo­ biete in Verbindung mit vorhandenen ten Kleingärten sollten deutlicher in das gisch bedeutsame Ausgleichsflächen zu Wäldern und Parks ein „äußerer Berliner Gefüge der öffentlichen Grünflächen sichern. Parkring“ entstehen. Mit diesem Ziel eingeordnet werden und verstärkt Er­ stellte der Plan insbesondere in einem Besondere Bedeutung wurde der Ent­ holungsfunktionen für die Allgemeinheit östlichen Halbring vom Berliner Barnim wicklung der verbleibenden Landwirt­ wahrnehmen. über das Wuhletal bis hin zum ehema­ schaftsflächen zu Feldfluren mit land­ ligen Flugfeld Johannisthal eine Kette Im Übrigen verwies der FNP­Erläute­ schaftlichem Charakter sowie der neuer oder umzugestaltender Frei flächen­ rungsbericht auf ergänzende und vertie­ landschaftlichen Einbindung der noch areale dar. Zur besseren Versorgung fende Aussagen zu den Berliner Frei­ vorhandenen alten Dorfkerne beigemes­ dicht bebauter innerstädtischer Quartie­ flächen in den vier Teilplänen des sen. Soweit auf Berliner Stadtgebiet re waren neue Parkanlagen im Mauer­ Land schaftsprogramms, das auf Grund­ möglich, wurden am äußeren Rand der streifen, auf ehemaligen Bahnflächen lage des Zustands von Natur und Land­ Siedlungsgebiete Freiräume offen gehal­ wie dem Gleisdreieck und dem ehemali­ schaft über den Darstellungsumfang des ten, um einen harmonischen Übergang gen Güterbahnhof der Nordbahn an der Flächennutzungsplans hinausgehende von der bebauten Stadt zur offenen Eberswalder Straße sowie auf dem Flug­ Entwicklungsziele für Freiräume, den Landschaft herstellen zu können. hafen Tempelhof geplant. Biotop­ und Artenschutz sowie den Na­ turhaushalt formuliert.

Südlich von Blankenburg wurde auf 1994 als Wohn­ und Mischgebiete dargestellten Stadt­ erweiterungsflächen durch FNP­Änderung die Anlage eines Golfplatzes ermöglicht, der in Der neue Park auf dem Gleisdreieck integriert vielfältige Spiel­ und hoher landschaftlicher Qualität gestaltet wurde. Sportangebote.

128 FNP­Bericht 2015 — Freiflächen

Neue Ufergrünzüge setzen Ziele des Flächenutzungsplans um und ermöglichen an vielen Stellen den Zugang zu den Berliner Gewässern: am Kanzleramt und entlang der Wuhle (Fotos oben), in Verbindung mit neuen Bauvorhaben (Krusenick) und selbst bei eingeschränkter Flächenverfügbarkeit (Altstadt Köpenick) (Fotos unten).

Entwicklungen seit 1994 der Landschaftspark Rudow­Altglienicke Neue Sport­ und Erholungsangebote wie Seit 1994 wurden viele der geplanten begleitet die neue Autobahn im Bereich der Golfplatz in Blankenburg sowie die neuen bzw. für neue Nutzungen vorge­ des früheren Grenzstreifens. Sportfelder auf dem Gleisdreieck und sehenen Freiflächen den Planungszielen am Nordbahnhof ergänzen traditionelle Innerstädtisch wurden auf ehemaligen entsprechend realisiert. U.a. entstanden Anlagen wie die Wassersportstandorte Bahnflächen, teils auch im Mauerstrei­ im Landschaftsraum des Berliner Bar­ an Dahme und Spree. Sie bedienen die fen, der Park am Nordbahnhof, der Mau­ nim auf Grundlage freiraumplanerischer wachsende Nachfrage der modernen erpark, der Park auf dem Gleisdreieck Wettbewerbe und Gutachterverfahren Freizeitgesellschaft. sowie der Natur­Park Schöneberger Süd­ großflächige Landschaftsparks als „Neue gelände realisiert. Diese stadtintegrier­ Viele der im Flächennutzungsplan dar­ Wiesen“ in Karow sowie in der Warten­ ten Park­ und Naturlandschaften schaf­ gestellten Grünverbindungen wurden berger und der Falkenberger Feldmark. fen für die dicht bebauten Nachbarquar­ inzwischen realisiert, z.B. das „Grüne Zwischen Marzahn und Hellersdorf wird quartiere wohnungsnahe Erholungs­ Band zum Barnim“ vom bis das Wuhletal schrittweise als Naherho­ möglichkeiten. Nicht zuletzt gelang mit ins nördliche Umland, der Ufergrünzug lungslandschaft weiterentwickelt, in die der Öffnung des ehmaligen Flughafen­ um die Rummelsburger Bucht, der Pan­ ergänzend zu den östlichen Großsied­ geländes Tempelhof für die Bevölkerung kegrünzug im Norden, der Spektegrün­ lungen die heutigen „Gärten der Welt“ die Erschließung einer einzigartigen in­ zug im Westen sowie eine große Zahl eingebettet sind. Ein großräumiger nerstädtischen Freiraumreserve. örtlich bedeutsamer Grünverbindungen. Landschaftspark auf dem ehemaligen In den Freiraumverbund eingebettet sind Flugfeld Johannisthal ergänzt den städ­ auch Konzepte wie die 20 grünen Haupt­ tischen Entwicklungsbereich Adlershof, wege® und das Fahrradroutennetz.

129 rung von Schutzgebieten, seit Ende der 1990er Jahre auch von nach Europarecht geschützten Flora­Fauna­Habitat­Gebie­ ten und Natura­2000­Gebieten, durch die Neufassungen des Bundes natur­ schutzgesetzes (2009) und des Berliner Naturschutzgesetzes (2013) sowie des Berliner Grünanlagengesetzes (1997) und des Landeswaldgesetzes (2004) haben sich für die Nutzungs­ und Ge­ staltungsmöglichkeiten der Freiflächen teilweise neue Rahmenbedingungen er geben. Die Planung ist darauf ausge­ richtet, die daraus folgenden Anforde­ rungen mit den freiraumbezogenen Ziel­ setzungen des Flächennutzungsplans zu harmonisieren.

Im Jahr 2004 hat der Berliner Senat einen Kleingartenentwicklungsplan be­ Auf Grundlage des Berliner Freiraumsystems (oben) schlossen, der 2010 fortgeschrieben und benennt die gesamtstädtische Ausgleichskonzeption 2014 ergänzt wurde. Durch ihn werden Flächen für prioritäre Maßnahmen. Ein Umsetzungsbeispiel ist der 2010 realisierte Park mehr als 80 % der Kleingartenflächen auf dem Nordbahnhofsgelände. Berlins dauerhaft als bedeutsamer Be­ standteil des Stadtgrüns erhalten blei­ ben. Keine andere vergleichbare Metro­ Weiterentwicklung wenn sie die Elemente des Berliner Frei­ pole verfügt über solche Quali täten. der Steuerungsinstrumente flächensystems qualifizieren und ergän­ Das Berliner Freiraumkonzept wird u.a. zen. Eine besondere Dringlichkeit kommt auf den Ebenen des Landschafts­ und dabei qualitätsverbessernden Maß nah­ Viele Grünflächen sind zugleich Gartendenkmale, ihre Artenschutzprogramms und der Land­ men in der Berliner Innenstadt zu. Gestaltung unterliegt besonderen Auflagen (Engel­ schaftsplanung fortlaufend weiterent­ becken, oben). Die Ausgleichsflächen der zweiten Priori­ wickelt. Dies geschieht sowohl parallel Parkanlagen in der dicht bebauten Innenstadt wie der tät befinden sich im Ausgleichssuchraum Boxhagener Platz (unten) verzeichnen einen hohen zu Änderungen des Flächennutzungs­ Naherholungsgebiet Berliner Barnim. Ein Nutzungsdruck mit entsprechendem Pflegebedarf. plans, die von freiraumplanerischer Be­ „grünes Achsenkreuz“ sowie ein innerer deutung sind, als auch unabhängig da­ und ein äußerer Parkring sind als weite­ von zur Umsetzung fachlicher Ziele der re Grund elemente des Berliner Freiraum­ Landschaftsplanung, die in den gegen­ systems benannt, die die Ausgleichs­ wärtigen Fortschreibungsprozess zum flächen der dritten Priorität enthalten. Landschaftsprogramm einfließen. Die Ausgleichskonzeption ist insofern Mit der 2004 beschlossenen Gesamtstäd­ eine Weiterentwicklung des im Erläute­ tischen Ausgleichskonzeption wurde ein rungsbericht zum Flächennutzungsplan Instrument entwickelt, das die natur­ beschriebenen Konzepts der FNP­Räume schutz rechtlichen Erfordernisse zum für Ausgleichs­ und Ersatzmaßnahmen. Ausgleich von Beeinträchtigungen des Mit dem Biotopflächenfaktor wurde Naturhaushalts und des Landschafts­ durch die Landschaftsplanung ein Kenn­ bildes für eine gezielte Aufwertung von wert entwickelt, der ökologische Min­ Freiflächen nutzbar macht. Das Konzept deststandards für Neubauvorhaben und bestimmt Suchräume und Flächen, de­ bauliche Änderungen formuliert. Er wird nen bei der Verortung solcher Ausgleichs­ durch Landschaftspläne vorrangig in der maßnahmen Priorität zukommen soll. Innenstadt verbindlich und im Rahmen Aus gesamtstädtischer Per spektive sind von Baugenehmigungen umgesetzt. Flächen und Maßnahmen vorrangig, Durch Neuausweisung bzw. Verände­ 130 Um trotz des Rückgangs der Bestattun­ gen die einzigartige Friedhofslandschaft Berlins mit ihrer Vielzahl von Friedhöfen zu erhalten, hat der Berliner Senat 2006 einen Friedhofsentwicklungsplan be­ schlos sen. Mit einer Fläche von 1.125 ha sind die Friedhöfe oft Teil übergeordneter Grün­ und Landschaftsräume mit wich ti­ ger ökologischer Vernetzungsfunktion.

Der Stadtentwicklungsplan Klima (2011) zeigt Grün­ und Freiflächen mit prioritä­ rem Handlungsbedarf, der sich u.a. auf den Erhalt, die Gestaltung und Vernet­ zung von stadtklimatisch bedeutsamen Der UNESCO­Weltkulturerbebereich „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ mit den Freiflächen des Grünflächen sowie auf Maßnahmen der Volksparks Glienicke und der wurde nachrichtlich in den Flächennutzungsplan übernommen. Waldbewirtschaftung und des Wald­ umbaus bezieht. Er benennt weiterhin Maßnahmen für den Klimaschutz und und zur Entwicklung der biologischen Umsetzung in der die Anpassung der Freiflächen an den Vielfalt in den spezifisch urbanen Kul­ Flächennutzungsplanung Klimawandel. turlandschaften Berlins formuliert, so­ Das auf Ebene der Landschaftsplanung wie die „Strategie Stadtlandschaft Ber­ und des Landschafts­ und Artenschutz­ Ausführungen zu weiteren seit 1994 lin“ (2012) mit einem Leitbild für die programms weiterentwickelte Freiraum­ erarbeiteten und beschlossenen land­ Profilierung der vorhandenen grünen konzept erforderte nur wenige Darstel­ schaftsplanerischen Grundlagen, die im Räume der Stadt. lungsanpassungen im Flächen nutzungs­ Rahmen der Abwägung über die Flächen­ plan, da die vorbereitende planungs­ nutzungsplanung zu berücksichtigen sind, Der Berliner Biotopverbund (2009) wird rechtliche Sicherung der entsprechenden finden sich in Kapitel 4. Dazu gehören in die Überarbeitung des Programm­ Flächen bereits erfolgt war. Lediglich in die „Strategie zur biologischen Vielfalt“ plans „Biotop­ und Artenschutz“ des Randbereichen, z.B. für den Park auf (2012), die strategische Ziele zum Erhalt Landschaftsprogramms integriert. dem Gleisdreieck, waren Grenzkorrektu­ ren erforderlich.

In einigen Fällen wurde der Weiterent­ Strategie Stadtlandschaft: Profilierungsraum „Schöne Stadt“ – Flächenkulisse wicklung des Freiraumkonzepts auch durch Änderung einer Landwirtschafts­ fläche in Grünfläche mit der Zweck­ bestimmung „Feld, Flur, Wiese“ Rech­ nung getragen, um die Erholungs­ und Ausgleichsfunktion dieser Flächen deut­ licher zu machen, z.B. im Bereich des Landschafts parks Rudow­Altglienicke.

Größere zusätzliche Freiflächen konnten durch FNP­Änderungsverfahren auf ur­ sprünglich vorgesehenen Stadterweite­ rungsflächen und nicht mehr benötigten Flächen von Ver­ und Entsorgungsanla­ gen gesichert werden, u.a. nördlich des Autobahnrings an der Schönerlinder Straße, nordwestlich und westlich von Französisch Buchholz, auf ehemaligen Klärwerksflächen in Falkenberg und Marienfelde, für einen Golfplatz südlich von Blankenburg und für einen Land­

131 Bisherige Landwirtschaftsflächen zwischen Rudow und Altglienicke sind in der gesamtstädtischen Ausgleichs­ konzeption des Landschaftsprogramms enthalten und z.T. als Ausgleichsflächen für den Auto bahnbau fest­ gesetzt. Um die Bedeutung für die Erholungsnutzung deutlich zu machen wurde die Darstellung im Flächen­ nutzungsplan entsprechend geändert.

schaftspark auf Teilen des früheren den mussten. In Einzelfällen wurde dem FNP­Änderung zur Neudarstellung funk­ Flug platzes Gatow. durch FNP­Änderungsverfahren Rech­ tional wirk samer, aber bislang stadt­ nung getragen, z.B. für die Anlage Schil­ räumlich nicht nutzbarer Freiflächen auf Eine weitere Aufgabe bestand darin, die dow­Waldeck. dem Gelände des Flughafens Tegel ist Darstellungen des Flächennutzungs­ die Bilanz positiv. plans partiell an weiter entwickelte teil­ Klammert man die bestandsorientierte räumliche Ziele und an tatsächliche Neubewertung einzelner Kleingarten­ Bestandssituationen anzupassen. Dies flächen als Wohnbauflächen aus, hat betraf u.a. Teile der über 300 ha Klein­ der Gesamtumfang der im Flächen­ gartenfläche im Ostteil der Stadt, die nutzungsplan dargestellten Freiflächen aufgrund von Gerichtsurteilen oder des durch die seit 1994 durchgeführten Än­ Sachenrechtsbereinigungsgesetzes aus derungsverfahren um rund 500 ha zuge­ dem Kleingartenstatus entlassen wer­ nommen. Auch ohne Einbeziehung der

132 FNP­Bericht 2015 — Freiflächen

FNP-Themenkarte Freiflächen Bestehende und geplante Flächenkulisse

Grünfläche und Grünzüge Innenstadt Die Themenkarte zeigt das Netz der übergeordne­ („Hundekopf“ / S­Bahn­Ring) ten Freiflächen des FNP. (Bau­) Fläche mit hohem Grünanteil Für das Tempelhofer Feld gelten die Regelungen Hauptverkehrsstraßennetz des ThF­Gesetzes. Landschaftliche Prägung von Wohnbauflächen

Wald

Landwirtschaft I Gatower Rieselfelder

Wasserfläche

133 6.4.2 Entwicklungstrends und Zukunftsaufgaben

Steigende Anforderungen Kaltluftentstehungsgebiete einer sommer­ Sicherung der Kleingärten im Freiraum- an das grüne Berlin lichen Überwärmung dicht bebauter verbund Die Qualität Berlins als durchgrünte Stadt Quar tiere in ihrer Umgebung entgegen. Die rund 73.400 Kleingärten auf einer zu sichern und zu entwickeln ist weiter­ Die Bedeutung von Grünverbindungen Fläche von etwa 3.000 ha sind wesent­ hin zentrale Aufgabe der Freiaumplanung und landschaftlich geprägten Siedlungs­ licher Bestandteil des Berliner Grün­ – um die Lebensqualität einer wachsen­ gebieten wird mit dem Klimawandel zu­ flächensystems. Ihre wichtigen städtebau­ den Stadtbevölkerung zu sichern und den nehmen. Zum Schutz vor den Folgen von lichen, gesundheits­ und sozialpolitischen Herausforderungen des Klimawandels zu Starkregenereignissen ist die Retentions­ Aufgaben sollen auch in Zukunft erhalten begegnen, aber auch als Standortfaktor, fähigkeit von Waldgebieten und anderen und ausgebaut weden. Es ist erklärtes Ziel der neue Einwohner, Unternehmen und Vegetationsflächen verstärkt gefordert. des Senats von Berlin, Kleingärten dauer­ Touristen für die Stadt gewinnen hilft. haft im Stadtgebiet zu sichern. Im Zuge der Realisierung großer Zukunfts­ Mit der steigenden Zahl älterer Menschen projekte wie der Umnutzung des Flug­ Weiterentwicklung und als Angebot, um Familien in der Stadt hafens Tegel sollen die vorhandenen der Flächennutzungsplanung zu halten, werden Freiflächen und Erho­ Natur­ und Freiraumpotenziale gesichert, Durch Konzentration auf die Innenent­ lungsräume in Wohnortnähe weiter an aufgewertet und in den Stadtraum inte­ wicklung leistet der Flächennutzungs­ Be deutung gewinnen. Um die Qualität des griert werden. Angesichts knapper Res­ plan in enger Abstimmung mit der Fort­ Angebots dauerhaft sicherzustellen, be­ sourcen stellt dies eine Herausforderung entwicklung des Land schaftsprogramms darf es neben ausreichender Pflege und dar, aber auch eine Chance für die Stär­ weiterhin einen wesentlichen Beitrag zur Instandhaltung auch geeigneter Finan­ kung der Stadt als attrativer Lebensraum. Umsetzung des Freiflächenkonzepts. Auf zierungsmodelle unter Einbeziehung viel­ der Ebene der vorbereitenden wie der Ein weiterer Schwerpunkt der Freiraum­ fältiger Formen bürgerschaft lichen Enga­ verbindlichen Bauleit planung ist dabei planung ist die Weiterentwicklung der gements. Dabei müssen die teilweise ein ausgewogenes Ver hältnis zwischen „Gärten der Welt“ in Marzahn­Hellers­ schwer vereinbaren Ansprüche nach Be­ einer angemessenen städtischen Dichte dorf für die Internationale Gartenaus­ wegung, Erlebnis und neuen sportlichen in den Gebieten der Innenentwicklung stellung IGA 2017. Unmittelbar im Ein­ und Freizeitaktivitäten, aber auch nach und ihrer Begrünung und Ausstattung zugsbereich der östlichen Großsiedlungen ruhiger Erholung, mit ökologischen und mit Freiflächen zu beachten. Planungs­ erfolgt eine Aufwertung und Erweite­ stadtklimatischen Funktionen der Frei­ ziel ist es, das erwartete Bevölkerungs­ rung des Erholungsparks mit überregio­ flächen zum Ausgleich gebracht werden. und Wirtschaftswachstum soweit wie naler Ausstrahlung. Auch unter den Anforderungen der wach­ möglich innerhalb des bebauten Sied­ senden Stadt sind die klimatischen Funk­ Daneben sind auch kleinere Grünflächen lungskörpers aufzunehmen, andererseits tionen der Freiflächen zu berücksichtigen. für die Lebensqualität in der Stadt von den stadtklimatischen und ökologischen Die Landschaftsräume am Stadtrand und großer Bedeutung. Ihr Potenzial für die Anforderungen sowie den heutigen Er­ größere Freiflächen im bebauten Sied­ Erholung und die bioklimatische Entlas­ wartungen an die wohnungsnahe Erho­ lungskörper wie der Tiergarten und das tung muss optimal genutzt und ihre Ver­ lung ausreichend Rechnung zu tragen. Tempelhofer Feld wirken als nächtliche netzung weiter gefördert werden.

Das Tempelhofer Feld hat neben seiner Erholungsfunktion eine besondere Bedeutung für den Biotop­ und Artenschutz.

134 FNP­Bericht 2015 — Freiflächen

Ein Ziel des Flächennutzungsplans ist der Erhalt der guten Versorgung mit Kleingärten als berlintypische Form Entwicklung eines grünen Bandes vom städtischer Erholungsflächen (Kleingartenanlage Togo in Mitte). Spreebogenpark über das Gleisdreieck bis zum Schöneberger Südgelände

6.4.3 Aktuelle Schwerpunkte Neue, stärker maßnahmenbezogene As­ im Überblick pekte wie der Biotopverbund und die Strategien zur biologischen Vielfalt und Berlin ist eine grüne Stadt. Mit der um­ zur Stadtlandschaft lassen sich auf der fangreichen Darstellung von Grünflächen, Grundlage der Leitsätze in die Entwick­ Waldarealen und grünen Netzstrukturen lung integrieren. bietet der Flächennutzungsplan auch Die Grundzüge und Leitsätze des Flä­ für die wachsende Stadt die erforder­ chennutzungsplans werden durch die lichen Angebote zum Freiraumschutz, Ziele des Landschaftsprogramms und zum Erhalt der Funktionsfähigkeit des dessen derzeitige Aktualisierung und Naturhaushalts sowie zur Sicherung von Fortschreibung aufgegriffen, maßnahme­ Erholungsflächen. orientiert differenziert und erweitert. Dafür gelten die Leitsätze des FNP­ Entsprechend diesen Zielen sind Natur Erläuterungsberichts von 1994 für den und Landschaft aufgrund ihres eigenen Schutz der großen Landschafts­, Erho­ Wertes und als Lebensgrundlagen für lungs­ und Kulturräume, für die ange­ den Menschen auch in Verantwortung messene Versorgung mit Freiflächen, für künftige Generationen so zu schützen, für die Berücksichtigung des Biotop­ und zu pflegen, zu entwickeln und soweit er­ Artenschutzes sowie für den Erhalt der forderlich wiederherzustellen, dass: Kleingärten fort. • die Leistungsfähigkeit des Die Zielsetzungen einer Minimierung Naturhaushalts der Inanspruchnahme von Freiflächen • die Regenerationsfähigkeit und sowie der Aufwertung von Parkanlagen, nachhaltige Nutzungsfähigkeit der Plätzen, Straßenräumen und Höfen sind Naturgüter nach wie vor aktuell. Freiflächenange­ bote im wohnungs­ und siedlungsnahen • die Tier­ und Pflanzenwelt Bereich sind zu erhalten, aufzuwerten einschließlich ihrer Lebensstätten und bedarfsgerecht zu ergänzen. und Lebensräume sowie

Die Gültigkeit der freiflächenbezogenen • die Vielfalt, Eigenart und Schönheit Leitsätze und grundlegenden Zielset­ und der Erholungswert von Natur und zungen des Flächennutzungsplans hat Landschaft sich seit 1994 nicht verändert. Allerdings auf Dauer gesichert sind. wurden einige der damals noch geplan­ ten Parkanlagen und Grünverbindungen Die dazu gehörenden Handlungsfelder mittlerweile realisiert. und Maßnahmen sind im Landschafts­ programm weiter ausformuliert.

135 6.5 Öffentliche Einrichtungen

Hauptstadtfunktionen – Gemeinbedarf – Daseinsvorsorge

Das Spektrum der öffentlichen Einrichtungen reicht von der Kindertagesstätte bis zum Bundesminsterium. 6.5.1 von Parlament und Regierung erfolgt. Entwicklungen 1994 bis 2014 Berlin stand damit in der Verpflichtung, Standorte u.a. für den Deutschen Die Ausgangslage 1994 Bundestag, das Bundeskanzleramt, das 1994 lag der Hauptstadtbeschluss des Bundespresse­ und Informa tions amt, Deutschen Bundestages vom Juni 1991 zehn Ministerien, acht zweite Dienst­ bereits drei Jahre zurück. Mit der Unter­ sitze für in Bonn verbleibende Ministeri­ zeichnung des Hauptstadtvertrages im en sowie für den Bundespräsidenten August 1992, der förmlichen Festlegung planungsrechtlich zu sichern. Auch der der städtebaulichen Entwicklungsmaß­ Flächenbedarf für ergänzende und nach­ nahme „Hauptstadt Berlin – Parlaments­ folgende Einrichtungen wie Botschaften und Regierungsviertel“ im Juni 1993 und war zu berücksichtigen. dem Konzept vom „Band des Bundes" Der herausragenden Bedeutung der Uni­ als Ergebnis des städtebaulichen Ideen­ versitäten, Hochschulen und sonstigen wettbewerbs Spreebogen waren zum Einrichtungen von Wissenschaft und Zeitpunkt der Beschlussfassung über Forschung für die weitere Entwicklung den Flächennutzungsplan wesentliche Berlins war ebenfalls Rechnung zu tra­ Weichenstellungen für die Unterbringung gen, die Hochschul­ und Forschungs­ 136 FNP­Bericht 2015 — Öffentliche Einrichtungen

Ziele des Flächennutzungsplans 1994 Ziel der Flächennutzungsplanung war es, die neuen Hauptstadtfunktionen neben Einrichtungen von Kultur, Wissenschaft und Wirtschaft in der Mitte Berlins unter möglichst geringer Inanspruchnahme von Freiflächen in die Stadtstruktur zu integrieren. Da die Erfordernisse der Hauptstadtentwicklung noch nicht ab­ schließend bestimmt werden konnten, wurden der verbindlichen Bauleitpla­ Mit dem Bau des Velodroms und der Schwimmhalle an der Landsberger Allee war bereits 1992 im Vorgriff auf die nung ausreichende Spielräume bei der Olympia­Bewerbung Berlins für das Jahr 2000 begonnen worden. weiteren Präzisierung der Hauptstadt­ planungen gelassen. In den als „Sonder­ bauflächen – Hauptstadtfunktionen“ landschaft Berlins befand sich jedoch Einige zentrale Einrichtungen waren darge stellten Bereichen im Umfeld des noch im Umbruch. doppelt vorhanden und insofern in ihrem Spreebogens, der Wilhelmstraße und der Weiterbestehen in Frage gestellt. Auch Spreeinsel sowie am Tiergartenrand Mit der sich ausweitenden Rolle Berlins durch den Abzug der alliierten Streit­ sollten deshalb im Einvernehmen mit als Metropole und Zentrum für eine aus­ kräfte, die Aufgabe von zentralen staat­ dem Bund auch Wohn­ und Misch­ gedehnte Region waren auch Erwartun­ lichen Einrichtungen der ehemaligen DDR nutzungen entwickelt werden können. gen an die Ausstattung der Stadt mit und die im Zusammenhang mit dem kulturellen Einrichtungen wie Theatern Weitere Standorte für Einrichtungen des Hauptstadtbeschluss festgelegte Ver­ und Museen sowie mit großen Sport­ Bundes wurden auf früheren Militärflä­ lagerung von Bundesbehörden aus dem stätten verbunden. Vor der Vereinigung chen ausgewiesen, die in ihrer Mehrzahl Westteil der Stadt wurden Flächen frei. waren beide Teile Berlins mit solchen jedoch für andere Nutzungen freigege­ Einrichtungen des übergeordneten Ge­ Bei Einrichtungen des wohnungsbezo­ ben werden konnten. In allen anderen meinbedarfs, d.h. von öffentlichen Ein­ genen Gemeinbedarfs wie Sporthallen, Teilen der Stadt sollten sich die Haupt­ richtungen, deren Bedeutung über den Sportplätzen und Schulfreiflächen be­ stadtfunktionen kleinteilig in das vor­ unmittelbaren Wohnbereich hinausgreift, standen erhebliche Defizite, insbeson­ handene Nutzungsgefüge einordnen. im Wesentlichen ausreichend versorgt. dere in den Innenstadtbezirken.

Der Neubau des Bundesministeriums an der Taubenstraße (links im Bild) fügt sich in das kerngebietstypische Bebauungs­ und Nutzungsgefüge der Friedrichstadt ein.

Die Flächen für die Botschaften am südlichen Tiergartenrand waren Bestandteil der mit dem Bund vereinbarten und bereits im FNP von 1994 darge­ stellten Flächenkulisse für Hauptstadtfunktionen (Botschaftskomplex der skandinavischen Länder).

137 Bei den Einrichtungen des übergeordne­ Der Flächenbedarf für Schulstandorte an der Landsberger Allee vorgesehen, ten Gemeinbedarfs setzte der Flächen­ mit übergeordneter Bedeutung war deren Bau bereits im Rahmen der (1993 nutzungsplan die Priorität auf die Siche­ 1994 nur bedingt abschätzbar. Während abschlägig entschiedenen) Bewerbung rung, Aufwertung und Neustrukturierung in den westlichen Bezirken noch ein An­ Berlins für die Olympischen Spiele 2000 der vorhandenen Standorte. Weitere stieg der Schülerzahlen erwartet wurde, beschlossen und begonnen worden war. Standorte, z.B. für Hochschuleinrichtun­ waren im Ostteil Flächenfreisetzungen Darüber hinaus stellte der Flächennut­ gen und für kulturelle Einrichtungen wie aufgrund der stark rückläufigen Gebur­ zungsplan im Sinne einer bedarfsorien­ Theater und Museen sollten in den dar­ tenrate zu erwarten. Abhängig von der tierten Flächensicherung eine Vielzahl gestellten gemischten Bauflächen vom weiteren Entwicklung der Geburtenrate weiterer Sportstandorte dar, insbeson­ Typ M1 entwickelt werden können, wo und vom Eintreten des mit dem Flächen­ dere in Räumen des Stadtumbaus und auf eine gesonderte Darstellung von Ge­ nutzungsplan ermöglichten Bevölke­ der Stadterweiterung sowie im Zusam­ meinbedarfsflächen verzichtet wurde. rungszuwachses war andererseits ein menhang mit neuen Parkanlagen am erheblicher Zusatzbedarf zu berücksich­ Innenstadtrand und am Stadtrand. Zu den wenigen Darstellungen, die über tigen, vor allem in Bereichen des Stadt­ die vorhandene Flächen­ und Standort­ Soweit eine genaue Lokalisierung von umbaus, der Verdichtung und der Stadt­ kulisse hinausgingen, gehörten neue Schul­ und Sportstandorten noch nicht erweiterung. Standorte für Hochschule und Forschung möglich war, sollten die dargestellten in Hellersdorf, Lichtenberg und Adlershof Im Hinblick auf die Versorgung mit Standorte vorerst den grundsätzlichen sowie für Krankenhäuser in Marzahn Sportanlagen verfolgte der Flächennut­ Bedarf verdeutlichen und im Rahmen und Lichtenberg. Im Übrigen wurde auf zungsplan die Ziele des Defizitabbaus der relevanten sektoralen und teilräum­ die parallel erarbeitete Hochschulstruk­ und der bedarfsgerechten Weiterent­ lichen Planungen weiter konkretisiert turplanung und Krankenhausrahmen­ wicklung unter Berücksichtigung der Zu­ werden. Im Übrigen wurde auf die Ent­ planung verwiesen. nahme der Sport treibenden Bevölke­ wickelbarkeit von Schul­ und Sportflä­ rung. Neben dem Breitensport wurde chen – auch aus Bauflächen des Flächen­ dabei auch ein Ausbau der Infrastruktur nutzungsplans – auf den nachfolgenden für sportliche Großveranstaltungen an­ Planungsebenen verwiesen. gestrebt. Wo immer möglich, sollten Die Darstellungen des Flächennutzungs­ vorhandene Anlagen intensiver genutzt plans konzentrieren sich dem gesetzli­ und weiter ausgebaut werden, z.B. im chen Auftrag entsprechend auf die Bereich des Olympiaparks. Als Neu­ Grundzüge der Planung. Einrichtungen bauschwerpunkte waren u.a. die Max­ zur örtlichen Versorgung eines enger Schmeling Halle in Prenzlauer Berg so­ gefassten Wohnbereiches wie Grund­ wie das Velodrom und die Schwimmhalle schulen, Kindertagesstätten, Kinder­ spielplätze und Jugendfreizeiteinrich­ tungen wurden deshalb im Plan nicht Die Erweiterung der Kunsthochschule in Weissensee war im FNP bereits berücksichtigt. dargestellt. Im Erläuterungsbericht ist das Ziel formuliert, die Versorgung mit solchen Einrichtungen auf den nachfol­ genden Planungsebenen mit Priorität zu verfolgen. Ergänzende Angaben zum Rechtsrahmen, zur Bedarfsberechnung sowie zu Versorgungsdefiziten gaben die Situation 1994 wieder und wurden inzwischen durch die sektoralen Fach­ planungen fortgeschrieben.

138 Die Neubauten des Deutschen Bundestages bilden zusammen mit dem Kanzleramt das Band des Bundes.

Entwicklungen seit 1994 schulverträge der Jahre 2006 und 2010 gang des Flächenbedarfs. Andererseits und Weiterentwicklung der und die Planungen der Stiftung Preußi­ hat sich Berlin als Teil der „Gesundheits­ Steuerungsinstrumente scher Kulturbesitz für die Neustrukturie­ region Berlin­Brandenburg“ mit heraus­ Der Flächenbedarf der unterschiedlichen rung der Berliner Museumslandschaft. ragenden medizinischen, medizintechni­ Hauptstadtfunktionen und ihre konkre­ schen und wissenschaftlichen Angeboten Viele Einrichtungen des Gesundheits­ te Verortung wurden – u.a. im Rahmen weiter profiliert. Der periodisch fortge­ wesens, darunter einige der vormals öf­ der Entwicklungsmaßnahme „Haupt­ schriebene Krankenhausplan des Landes fentlichen Krankenhäuser, wurden in stadt Berlin“ – gemeinsam von Berlin Berlin (zuletzt 2010) und der „Master­ den vergangenen zwanzig Jahren priva­ und dem Bund kontinuierlich fortge­ plan Gesundheitsregion Berlin­Branden­ tisiert. Die Anzahl der Krankenbetten in schrieben. Die Realisierung der Bauten burg“ (2007) tragen diesen Entwicklun­ Plankrankenhäusern und die Zahl der für Parlament und Regierung ist inzwi­ gen Rechnung. Krankenhausstandorte hat sich in dieser schen weitgehend abgeschlossen. Die Periode um mehr als die Hälfte redu­ Konkretisierung der Planungen, die ver­ ziert, mit einem entsprechenden Rück­ stärkte Nutzung von Bestandsgebäuden und der gegenüber den ursprünglichen Annahmen geringere Bedarf an Woh­ Der Neubau des Helios­Klinikums in Buch ist Teil des medizinisch orientierten Schwerpunktbereichs nungsneubau für Bundesbedienstete „Campus Buch“. führten dabei zu einer Reduzierung des entsprechenden Flächenbedarfs. Neue Anforderungen entstanden aufgrund der Entscheidung für den Umzug großer Teile des Bundesnachrichtendienstes nach Berlin, dessen Neubau an der Chausseestraße inzwischen weitgehend fertiggestellt ist.

Der Bedarf an Standorten für öffentliche Einrichtungen der Bildung und der Kul­ tur mit übergeordneter Bedeutung wur­ de in Fachplanungen fortlaufend weiter präzisiert und aktualisiert, u.a. durch den 2007 aufgelegten Masterplan „Wis­ sen schafft Berlins Zukunft!“, die Hoch­

139 Umsetzung im Flächennutzungsplan Für den 1994 noch nicht absehbaren Umzug des Bundesrates nach Berlin wurde der bereits für Hauptstadtfunkti­ onen vorgesehene Standort des frühe­ ren Preußischen Herrenhauses genutzt. Auch für die Neubauten der zunächst in Mietflächen untergebrachten Ministeri­ en für Arbeit und Soziales am Kapelleu­ fer und für Inneres auf dem Moabiter Werder sowie für die Botschaften am Tiergartenrand waren die Vorausset­ Seit den 1990er Jahren wird ein Programm zur Realisierung von Oberstufenzentren baulich umgesetzt (OSZ Körperpflege an der Charlottenburger Schlüterstraße). zungen auf FNP­Ebene bereits geschaf­ fen. Für die Verlagerung großer Teile des Bundesnachrichtendienstes nach Berlin Geänderte Bedarfsprognosen aufgrund bezogenen Gemeinbedarfseinrichtungen mussten dagegen die zunächst für ge­ teilräumlicher Bevölkerungsveränderun­ Bedarfsschwerpunkte und Dringlich­ mischte Nutzungen vorgesehenen Flä­ gen, erheblicher demografischer Ver­ keitsstufen fest und machten struktu­ chen an der Chausseestraße durch ein schiebungen sowie von Veränderungen relle Aussagen zur Bedarfsdeckung. Der Änderungsverfahren gesichert werden. des Nutzerverhaltens und der Bedarfs­ Bedarf wurde im Rahmen der bezirk­ In den meisten Fällen, in denen nach deckungskonzepte, aber auch die not­ lichen Bereichsentwicklungsplanung und Konkretisierung der Planungen Flächen wendige Haushaltskonsolidierung erfor­ in anderen teilräumlichen Planungen für Nutzungen des Bundes nicht mehr derten eine regelmäßige Überprüfung sowie insbesondere in sektoralen Fach­ benötigt wurden, ließ der für Sonderbau­ der langfristig durch die öffentliche planungen fortlaufend aktualisiert und flächen – Hauptstadtfunktionen defi­ Hand zu haltenden Flächen auch bei den räumlich konkretisiert, auf gesamtstäd­ nierte Entwicklungsspielraum die neu Schul­ und Sportflächen. tischer Ebene zuletzt durch den Schul­ geplanten Nutzungen ohne weiteres zu, entwicklungsplan „Bildung für Berlin“ Bereits 1995 legten erste Stadtentwick­ z.B. auf der Spreeinsel, wo mit dem Hum­ (2006) und das „Leitbild für die Sport­ lungspläne zur Versorgung mit Schulen boldtforum, der Musikhochschule und metropole Berlin“ (2009), außerdem in und Sportflächen, mit sozialen und kul­ dem Archäologischen Besucherzentrum den entsprechenden Plänen und Pro­ turellen Einrichtungen auf Bezirks­ und am Petriplatz auch zentrale öffentliche grammen der Bezirke. Stadtteilebene sowie mit wohnungs­ Einrichtungen sowie Wohnen und ande­ re städtische Nutzungen Platz finden.

Gegenüber dem Neubau des Auswärtigen Amtes Die multifunktionale Veranstaltungshalle des Tempo­ konnte nach FNP­Änderung anstelle von Hauptstadt­ droms wurde aus dem Hautpstadtbereich in einen funktionen mehrgeschossiger Wohnungsbau realisiert Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Anhalter werden. Bahnhofs verlagert.

140 FNP­Bericht 2015 — Öffentliche Einrichtungen

In anderen Fällen hat der Flächennut­ verfahren im Südostraum dargestellt. zungsplan den Weg für eine Nachnut­ Die Ansiedlung von naturwissenschaft­ zung von zunächst für den Bund „reser­ lichen Fakul täten der Humboldt­Univer­ vierten“ Flächen frei gemacht, z.B. für sität und anderen For schungs einrichtun­ Stadthäuser auf dem Friedrichswerder gen in Adlershof sowie der Hochschule und für die Verwaltung der Wasserbe­ für Technik und Wirtschaft in Ober­ triebe am Molkenmarkt. Auch einige der schöneweide, jeweils in enger Verknüp­ zunächst für Bundeszwecke dargestellten fung von Wissenschaft und Wirtschaft, ehemaligen Kasernenareale wurden im gibt Entwicklungsimpulse für diese be­ Flächennutzungsplan für andere Nutzun­ sonderen Standorte. Im Rahmen des gen vorgesehen – die McNair­Kaserne in Nachnutzungskonzepts für den Flug­ Steglitz für Wohnungsbau und einen hafen Tegel wird die Beuth Hochschule Schulstandort, große Teile des ehemali­ für Technik als Kern des geplanten gen Flughafens Gatow für Wohnungs­ Standortes für Wissenschaft und urbane bau, Freiflächen und Sportanlagen. Technologien neben ihrem Zentral­ Chausseestraße West (Änderung 08/03) campus im Wedding einen zweiten Zusätzliche Flächen für Wissenschaft und Auf den Brachflächen des früheren „Stadions der Welt­ Standort erhalten (bipolares Konzept). jugend“ waren zunächst gemischte, dann Wohnbau­ Forschung wurden durch FNP­Änderungs­ flächen vorgesehen. Nach der Entscheidung des Bundesnachrichtendienstes (BND), seinen Standort nach Berlin zu verlegen, wurde ein erneutes FNP­Ände­ rungsverfahren durchgeführt, um dieses wichtige Pro­ jekt durch Darstellung einer Sonderbaufläche „Haupt­ stadtfunktionen“ planerisch vorzubereiten. Die Planung einer Öffnung des Wasserlaufs der Panke mit begleitenden Grünzügen wurde durch alle Planungsphasen beibehalten.

„Stadion der Weltjugend“, 1966

FNP Stand 1994: FNP Stand 2004: FNP Stand 2014: Sonderbaufläche"Hauptstadt­ Gemischte Baufläche M2, Gemeinbedarf, Grünzug Wohnbaufläche. Gemeinbedarf, Grünzug funktionen" (H), Mischbaufläche M2, Grünzug

141 In Adlershof entstand ein neuer Campus für die naturwissenschaftlichen Fakultäten der Humboldt­Universität.

Die O2­World als mulifunktionale Veranstaltungshalle bildet den Kern eines geplanten neuen Stadtquartiers an der Spree.

Mit der Ansiedlung der Hochschule für Technik und Wirtschaft wurde ein wichtiger Impuls für die Zukunftsentwicklung des Standorts Oberschöneweide gegeben.

Für die O2­World als Sport­ und Ver­ Für im Zuge der Privatisierung von Kran­ dargestellt, z.B. im Schweizer Viertel in anstaltungsstandort wurde im Rahmen kenhäusern unter Berücksichtigung der Lichterfelde, in der Zossener Straße in einer umfangreichen FNP­Änderung für Krankenhausentwicklungsplanung frei­ Hellersdorf und an der Allee der Kosmo­ den Spreeraum beiderseits der War­ gesetzte Flächen ermöglichte der Flächen­ nauten in Marzahn. Soweit im Einzelfall schauer Brücke eine M1­Fläche neu nutzungsplan geeignete Nachnutzun­ neue Standortflächen erforderlich wur­ dargestellt, um die stadträumliche Inte­ gen, z.B. für die Krankenhausstandorte den, boten die im Flächennutzungsplan gration dieser größten Berliner Multi­ Mariendorfer Weg , Blaschkoallee und Am angelegten Entwicklungsmöglichkeiten funktionshalle zu befördern. Urban. Soweit die Funktion in privater i.d.R. ausreichenden Spielraum für eine Verantwortung am Standort fort geführt Standortsicherung. Im Übrigen konnten die Standortent­ wurde, war dagegen keine Änderung der wicklungen für übergeordnete Einrich­ Einige Großstandorte von Sportanlagen FNP­Darstellung erforderlich. tungen der Wissenschaft und der Kultur wurden in ihrer Flächenausdehnung redu­ sowie für große Sportveranstaltungen in Im Zusammenhang mit zwischenzeitli­ ziert, u.a. mit dem Ziel, durch Abgabe von den für diese Zwecke vorgesehenen Son­ chen Einwohnerrückgängen insbeson­ Teilflächen für den Wohnungsbau oder derbauflächen sowie in den gemischten dere in den östlichen Großsiedlungen, für gewerbliche Entwicklungen den Fort­ Bauflächen M1 realisiert werden, in de­ mit der Modifizierung geplanter Woh­ bestand der Nutzung überhaupt zu sichern nen solche Standorte ohne gesonderte nungsbauvorhaben, fehlenden langfris­ (Trabrennbahnen Mariendorf und Karls­ Darstellung entwickelbar sind. Die bereits tigen Finanzierungsperspektiven oder horst, Sportforum Hohenschönhausen). als Sonderbaufläche mit der Zweckbe­ teilräumlichen Planungen und sektora­ Auch einige sonstige größere Gemein­ stimmung „Kultur“ dargestellte Muse­ len Analysen sind im Ergebnis solcher bedarfsflächen wurden nach Überprü­ umsinsel wurde nachrichtlich als Welt­ Überprüfungen einige vorhandene und fung der Bedarfslage für den ursprüng­ kulturerbe gekennzeichnet. geplante Schul­ und Sportstandorte lich vorgesehenen Zweck nicht mehr ganz oder teilweise entfallen. Sie wur­ benötigt (u.a. Insel Schwanenwerder den im Flächennutzungsplan für andere und ehemaliges Don­Bosco­Heim in Nutzungen, meist für den Wohnungsbau 142 FNP­Bericht 2015 — Öffentliche Einrichtungen

Zehlendorf, Erholungsheim Dämeritzsee fragt, um einem Fachkräftemangel ent­ Zukunftsprojekte in Köpenick). Die frei werdenden Flächen gegenzuwirken. Um das Profil Berlins als Forschungs­ waren Gegenstand von FNP­Änderungs­ hauptstadt zu schärfen, sollen die vor­ Insbesondere für die Krankenhaus­ und verfahren zugunsten einer Darstellung handenen Kompetenzen ausgebaut und Pflegebereichsplanung ist der Anstieg als Wohnbaufläche. die Synergien zwischen Wissenschaft und der Zahl der über 80jährigen von Bedeu­ Wirtschaft verbessert werden, auch durch Die Erläuterungen zu den entsprechen­ tung, die sich bis 2030 mehr als verdop­ gute räumliche Zuordnung und enge Ver­ den FNP­Änderungen aktualisieren inso­ pelt. In der Krankenhausplanung wird zahnung von Bildungs­ und Forschungs­ weit die im Erläuterungsbericht von ein weiterer, wenn auch moderater einrichtungen mit Flächen für innovati­ 1994 enthaltenen Standortlisten und Rückgang der stationären zugunsten ves Gewerbe. In Adlershof stehen dafür Angaben zu Einzelstandorten. der ambulanten Versorgung angestrebt. geeignete Flächen zur Verfügung. Sport und Bewegung haben im Alltag Mit der Schließung des Flughafens Tegel der Bevölkerung erheblich an Bedeutung und der Umnutzung des Terminals für 6.5.2 Entwicklungstrends gewonnen, die Anzahl der im Lan­ die Verlagerung der Beuth Hochschule und Zukunftsaufgaben dessportbund vertretenen Vereinsmit­ bietet sich die Chance, auch dort einen glieder ist in den letzten Jahren stetig Zukunftsort für Wissenschaft und For­ gestiegen. Mit einer Fortsetzung dieser Bevölkerungswachstum schung zu entwickeln. Die Neudarstel­ Trends wird gerechnet. und demografischer Wandel lung großer Teile des Flughafengeländes Der Bedarf für öffentliche Einrichtun­ Bildung ist ein wichtiger Standortfaktor. als „Forschungs­ und Industriepark“ be­ gen ist abhängig von der Anzahl der Die Flächennutzungsplanung hat bisher reitet eine entsprechende Entwicklung potenziellen Nutzer und damit auch vorausschauend auf die Standortanfor­ auf der Ebene der Flächennutzungs­ von der Größe und Zusammensetzung derungen aus diesem Bereich reagiert, planung planerisch vor. der Berliner Bevölkerung. Nach der ak­ so dass der Flächenbedarf auf absehbare Für eine Weiterentwicklung des erfolg­ tuellen Bevölkerungsprognose (s. Kap. Zeit im Wesentlichen gedeckt ist. Die reichen Standortes Buch als Campus für 5.1.1) werden bis 2030 rund 250.000 weitere Bedarfsentwicklung ist zu beob­ „Wissenschaft und Biotechnologie“ wur­ zusätzliche Einwohner erwartet, für die achten. Neben den Universitäten ist da­ de ebenfalls ein FNP­Änderungsverfah­ ein bedarfsgerechtes Angebot an öf­ bei auch der in den letzten Jahren stark ren durchgeführt. fentlichen Einrichtungen aller Art be­ zunehmende Fachhochschulsektor zu reitstehen muss. berücksichtigen. Vor dem Hintergrund Spezialisierte Bildungs­ und Forschungs­ des demografischen Wandels gewinnt einrichtungen stellen hohe Anforderun­ Die zukünftige Bedarfsentwicklung wird die Sicherung von Fachkräften immer gen an Lage und Qualität ihrer Standorte. in starkem Maße auch durch Verände­ mehr an Bedeutung. Dies setzt entspre­ Vielfach können sie jedoch kleinteilig in be­ rungen der Altersstruktur der Bevölke­ chende Bildungs­ und Weiterbildungs­ stehende städtische Strukturen inte griert rung bestimmt. So kommt die Prognose angebote voraus, für die geeignete werden. So kann im Umfeld der Techni­ zu dem Ergebnis einer Zunahme von über Stand orte zur Verfügung stehen müssen schen Universität der „Campus Charlot­ 50.000 Kindern zwischen 6 und 18 Jah­ ren, für die Schulflächen bereitgestellt werden müssen. Der zusätzliche Bedarf Die FNP­Änderung zur Nachnutzung von Teilen des Flughafens Tegel für einen Forschungs­ und Industriepark richtet sich dabei überwiegend auf Stadt­ wurde bereits 2011 beschlossen. Das denkmalgeschützte Abfertigungsgebäude soll nach Aufgabe des Flugbetriebs teile im erweiterten Innenstadtraum als Standort der Beuth Hochschule für Technik genutzt werden. ohne entsprechende Kapazitäts reserven.

In der Altersgruppe der 18 – 30jährigen wird der bisher erwartete Rückgang durch die starke Zuwanderung relativiert, je­ doch nicht ausgeglichen. Die Hochschul­ entwicklungsplanung geht dennoch von einer steigenden Nachfrage nach Stu­ dienplätzen in Berlin aus. Da sich aus dieser Altersgruppe der Nachwuchs an gut ausgebildeten Fachkräften rekru­ tiert, sind auch Ausbildungsangebote in der beruflichen Bildung verstärkt ge­

143 tenburg“ im Rahmen der gegenwärtigen Weiterentwicklung ehemalige Humboldt­Krankenhaus in FNP­Darstellungen entwickelt werden. der Flächennutzungsplanung Reinickendorf (Teichstraße) zu bestim­ Die Bereitstellung der erforderlichen men sein. FNP­Änderungen mit dem Zu den herausragenden Zukunftspro­ Flächen für unterschiedliche Schultypen, Planungsziel Wohnen sind hierzu bereits jekten im Kulturbereich gehören das Sportanlagen, Kinderbetreuungseinrich­ im Verfahren. Humboldtforum im wieder aufgebauten tungen und andere öffentliche Angebote Stadtschloss unter Einbeziehung von Im Grundsatz kann davon ausgegangen der Daseinsvorsorge unter Berücksichti­ Teilen der Zentral­ und Landesbiblio­ werden, dass die im Flächennutzungs­ gung der voraussichtlichen Bedarfsent­ thek. Im Übrigen bedarf es zur Weiter­ plan dargestellte Flächenkulisse, die 1994 wicklung in den unterschiedlichen Teil­ entwicklung der berlintypischen Vielfalt auf einen Zuwachs um bis zu 300.000 räumen der Stadt bleibt eine Dauerauf ­ kultureller Aktivitäten i.d.R. nicht der Einwohner ausgelegt war, trotz zwi­ gabe für alle Ebenen der räumlichen Flächensicherung durch die Flächennut­ schenzeitlicher Anpassungen an die Be­ Planung. Im Hinblick auf die Sicherung zungsplanung. Neue Standorte können darfsentwicklung auf absehbare Zeit von Standorten mit übergeordneter Be­ vielmehr in den vorhandenen urbanen zur Deckung des Standortbedarfs deutung muss die Flächennutzungspla­ Kontext integriert werden, u.a. durch öffent licher Einrichtungen ausreichen nung dazu ihren Beitrag leisten. Umnutzung oder Zwischennutzung his­ wird, zumal weitere Standorte aus den torischer Gebäudesubstanz. Dabei wird auch der Abbau sozialräum­ dargestellten Bauflächen entwickelt licher Benachteiligungen in bestimmten werden können. Auch die Erschließung Auch das Potenzial Berlins als Sportstadt Stadtquartieren bei der Verfügbarkeit von innerer Reserven an bestehenden Stand­ ist ein wichtiger Standortfaktor und Im­ Bildungs­, Kultur­ und Sportangeboten orten kann zur Bedarfsdeckung bei­ pulsgeber für die wirtschaftliche Ent­ zu berücksichtigen sein. Bei der Planung tragen. wicklung. Die Durchführung von Sport­ von neuen Anlagen der sozialen Infra­ veranstaltungen mit großer nationaler Angesichts der aktuell erwarteten Zu­ struktur kann es zu Lärmkonflikten kom­ und internationaler Aufmerksamkeit nahme der Nachfrage, die sich noch men (z.B. beim Neubau von Sportanla­ wird ein Beitrag des Sports zur Attrakti­ nicht in allen sektoralen Bedarfsplanun­ gen), die planerisch zu bewältigen sind. vität Berlins bleiben. Berlin ist dafür mit gen widerspiegelt, werden die Konse­ Stadien und Arenen vergleichsweise Im Bereich des Gesundheitswesens ist quenzen für die Flächennutzungspla­ gut ausgestattet. Die Probleme liegen der Konzentrationsprozess auf weniger nung und insbesondere für die Frage, ob hier eher bei der Sanierung und Aufwer­ und kleinere Flächen noch nicht abge­ bei zzt. (noch) fehlender Auslastung tung vorhandener Standorte als bei der schlossen. Nachnutzungen werden u.a. weitere Standortdarstellungen entfallen Neuausweisung von Flächen. für die Flächen des Vivantes Klinikums können, jedoch sorgfältig zu prüfen am Westrand von Spandau und für das sein.

Die Weiterentwicklung bzw. Neukonzeption von öffentlichen Einrichtungen bleibt eine Daueraufgabe der räumlichen Planung.

Beispiele dafür sind die Ergänzung der Beuth Hoch­ schule im Wedding (links), das im Bau befindliche Humboldt­Forum mit Flächen für die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, die Humboldt­Universität und die Zentral­ und Landesbliothek (unten) sowie der neue Standort der Clay­Oberschule (Bebauungsplan, rechts).

144 FNP­Bericht 2015 — Öffentliche Einrichtungen

6.5.3 Aktuelle Schwerpunkte im Überblick

Als europäische Metropole und Groß­ stadt besitzt Berlin eine große Bandbrei­ te öffentlicher Einrichtungen – von Par­ laments­ und Regierungsbauten bis zur wohnungsnahen Kinder­ und Altenbe­ treuung. Mit einer bedarfsgerechten Be­ standsentwicklung und strukturell sinn­ vollen Erweiterungen in Bereichen wie Wissenschaft und Forschung bietet der Flächennutzunsplan auch für die wach­ sende Stadt ausreichende Standorte und Flächenpotenziale.

Die integrierte Grundkonzeption des Flächennutzungsplans basiert auf einer Moderne Einrichtungen der Wissenschaft und der Kultur sind wichtige Standortfaktoren für Berlin prognostizierten Bevölkerungszahl von (Jakob­ und Wilhelm­Grimm­Zentrum der Humboldt­Universität, Jüdisches Museum). 3,7 Mio. Einwohnern. Die Leitsätze einer vorrangigen Orientierung auf bestehen­ Einzelne Leitsätze des FNP haben sich de Standorte und deren Qualifizierung seit 1994 in ihrer Bedeutung jedoch rela­ sowie der Integration neuer Standorte in tiviert. So sind die wesentlichen Stand­ die Stadtstruktur gewährleisten auch orte von Parlament und Regierung die plane rische Steuerung aktueller An­ bereits in die Stadtstruktur integriert forderungen. worden, und viele der Anlagen für die Die Zielsetzungen einer Verbesserung „Sportstadt Berlin 2000“ sind realisiert. der Versorgung mit wohnungsbezoge­ Ergänzt und differenziert werden die nen Gemeinbedarfseinrichtungen sind Grundzüge und Leitsätze des Flächen­ nach wie vor aktuell. Auch die Standort­ nutzungsplans durch verschiedene über­ sicherung und Standortvorsorge für Ein­ geordnete Konzepte, Programme und richtungen der sozialen Infrastruktur Pläne für die unterschiedlichen Infra­ sind gerade bei der erwarteten Bevölke­ strukturbereiche und durch die dort for­ rungsentwicklung Berlins erforderlich. mulierten Ziele, Leitlinien und Maßnah­ Neue Aspekte wie die für Berlin heraus­ men. Dazu gehören u.a.: ragende Bedeutung von Einrichtungen • der Masterplan Wissenschaft, des Hochschulbereichs, der Forschung und der Kultur lassen sich auf Grundlage • der Masterplan Gesundheitsregion der Leitsätze in die Entwicklung inte­ Berlin­Brandenburg und die grieren. Kranken haus planung,

• der Schulentwicklungsplan,

• die Sportentwicklungsplanung und das Leitbild Sportmetropole, sowie

• die Ziele der Berliner Familien­, Bildungs­, Jugend­ und Kulturpolitik.

145 6.6 Ver­ und Entsorgung

Nachhaltige und flächensparende Standortentwicklung

Die Anlagen zur Klärschlammverbrennung und Rauchgasreinigung des Klärwerks Ruhleben fanden auf dem vorhandenen Werksgelände Platz. 6.3.1 Entwicklungen 1994 bis 2014

Die Ausgangslage 1994 das osteuropäische Verbundnetz der Berlins Ver­ und Entsorgungsnetze hat­ Strom­ und Erdgasversorgung integriert. ten sich in den beiden Teilstädten unter­ Jedoch gab es erhebliche Modernisie­ schiedlich entwickelt. In der westlichen rungsdefizite und auch Kapazitätseng­ Stadthälfte waren Netze und Anlagen pässe bei Netzen und Anlagen. notgedrungen auf einen Inselbetrieb Bis zum Beschluss des Flächennutzungs­ umgestellt worden. Strom, Gas und plans 1994 waren bereits wesentliche Wasser wurden in eigenen Werken er­ Schritte zur Zusammenführung der Syste­ zeugt bzw. aufbereitet, lediglich bei der me, z.B. zur Einbindung West­Berlins in Abwasser­ und Abfallentsorgung gab es den Strom­ und Erdgasverbund getan eine eingeschränkte Kooperation über oder eingeleitet. Welche Standorte da­ die Grenzen der Teilstadt hinweg. Die durch entbehrlich oder auch zusätzlich historisch gewachsenen Anlagen und benötigt würden, war jedoch erst in An­ Netze im Ostteil der Stadt waren da­ sätzen absehbar. gegen mit dem Umland verknüpft und in

146 FNP­Bericht 2015 — Ver- und Entsorgung

Ziele des Flächennutzungsplans 1994 halten werden. Bei der Energieversor­ Entwicklungen seit 1994 Ziel der Planung war zunächst die Zu­ gung, Baustoffanfuhr und Abfallentsor­ Die Einbindung Berlins in die europäi­ sammenführung, Vereinheitlichung und gung sollten dem umweltschonenden schen Verbundnetze für Strom und Erd­ technische Modernisierung der getrenn­ und energiesparenden Bahn­ und gas wurde in den 1990er Jahren abge­ ten Systeme. Dies betraf einerseits das Schiffstransport der Vorrang gegenüber schlossen. Die Gaswerke Charlottenburg Leitungsnetz, andererseits aber auch die der Lkw­Bedienung eingeräumt und und Mariendorf konnten damit aufgege­ großen Standorte von Kraftwerken und dazu geeignete Umschlagstandorte vor­ ben bzw. auf das Maß von Verteilerstati­ Umspannanlagen, Gaswerken, Kläranla­ gehalten werden. onen reduziert werden. Auch die Strom­ gen, Abfallbehandlungsanlagen und De­ erzeugung zur Abdeckung der Grundlast Soweit der langfristige Flächenbedarf ponien sowie der Post und der Telekom­ innerhalb der Stadtgrenzen verlor rela­ für die genannten Funktionen 1994 noch munikation. Der Flächennutzungsplan tiv an Gewicht; so dass die Kraftwerke nicht absehbar war, stellte der Flächen­ sollte diesbezüglich die für eine langfris­ Oberhavel, Steglitz und Rudow außer nutzungsplan zunächst die vorhande­ tige Versorgungssicherheit erforderli­ Betrieb genommen und große Teilflä­ nen Standorte und Flächen dar. Neu hin­ chen Standorte sichern, auch im Hinblick chen des Kraftwerks Charlottenburg zu kamen neben Erweiterungsflächen auf eine steigende Nachfrage aufgrund entbehrlich wurden. Dagegen wurden

Die Phosphateliminierungsanlage am Nordgraben zur Filterung des Wassers aus dem Klärwerk Schönerlinde vor Einleitung in den Tegeler See wurde am vorhandenen Standort grundlegend modernisiert.

von Nachholbedarfen und durch das für die Klärwerke Marienfelde und Fal­ erwartete Bevölkerungs­ und Wirt­ kenberg mehrere erweiterte bzw. neue Am Standort des alten Kraftwerks Mitte wurde 1997 schaftswachstum. Dabei waren die zu­ Standorte für die Abfallbehandlung, de­ ein neues Heizkraftwerk in Betrieb genommen. sätzlichen Flächenanforderungen für ren Flächenanforderungen aufgrund ei­ Es versorgt große Teile der Innenstadt mit Fernwärme. Maßnahmen des Umweltschutzes (z.B. ner noch neuen Gesetzeslage nur schwer Rauchgasreinigung, Abfallbehandlung), eingeschätzt werden konnten (u.a. auf die Kapazitäten zur Abdeckung der Spit­ aber auch die möglichen Flächeneinspa­ dem Gelände der Gaswerke Mariendorf zenlast sowie für die Kraft­Wärme­Kop­ rungen durch neue Techniken und Aus­ und Lichtenberg, an der Rhinstraße in pelung erhalten oder erweitert – Berlin bau der Verbundsysteme zu berücksich­ Marzahn und an der Schönerlinder verfügt mit mehr als 1.600 km Länge tigen. Weiterhin wurde ein Flächenbedarf Staße in Buchholz). über eines der größten Fernwärmenetze für die Baulogistik der wachsenden Standorte von lediglich örtlicher Bedeu­ Europas. Aufgrund technologischer Ent­ Hauptstadt angenommen. tung sollten ohne Darstellung im Flä­ wicklungen kam es an einigen Stand­ Durch Ausnutzung von Flächenreserven chennutzungsplan innerhalb der Bauflä­ orten zu Umrüstungen oder Kraftwerks­ auf bestehenden Standorten sollte der chen entwickelt werden können. neubauten, z.B. in Mitte und aktuell in Flächenverbrauch möglichst gering ge­ Lichterfelde und Marzahn. In den letzten

147 Jahren hat die thermische Verwertung Teilaufgaben der Berliner Abwasserent­ Weiterentwicklung von Biomasse an Bedeutung gewonnen, sorgung wurden an Klärwerke im stadt­ der Steuerungs instrumente u.a. in Heizkraftwerksneubauten in Ru­ nahen Umland abgegeben, u.a. an die Seit der Aufstellung des Gesamtberliner dow und im Märkischen Viertel. Einen seit den 1990er Jahren grundlegend er­ Flächennutzungsplans haben sich die steigenden Anteil an der Wärme­ und neuerten und erweiterten Klärwerke Anforderungen der Ver­ und Entsor­ Energieversorgung haben dezentrale Waßmannsdorf und Schönerlinde. Die gungsunternehmen an die vorbereiten­ Blockheizkraftwerke übernommen, die Berliner Klärwerke in Adlershof, Marien­ de Bauleitplanung nicht grundlegend i.d.R. in vorhandene Bebauungsstruktu­ felde und Falkenberg wurden daraufhin gewandelt, auch wenn die fachplaneri­ ren integrierbar sind. Zudem gewinnen mit Ausnahme verbleibender Pumpsta­ schen Rahmenbedingungen modifiziert innovative Technologien wie Solaranla­ tionen und Nebenfunktionen stillgelegt. wurden. gen und die Wärmerückgewinnung aus Mit Aufgabe der Teilnutzung des Gato­ Mit dem Energiekonzept wurde seit 1994 Abwasser an Bedeutung. Diese Anlagen wer Rieselfeldes zur Klarwasserversicke­ der Ausbau von Kraft­Wärme­Koppelung lassen sich gut in die Siedlungsstruktur rung ging 2010 das letzte Berliner Rie­ und die Erhöhung des Anteils erneuer­ integrieren und erfordern keine groß­ selfeld außer Betrieb. barer Energien auf den Weg gebracht. In flächige Standortsicherung. der Folge konnten einige Standortsiche­ rungen im Flächennutzungsplan entfal­ len und Konzepte zur Nachnutzung der Flächen erarbeitet werden.

In den Jahren 1999 bis 2007 wurde als Vorarbeit für einen Stadtentwicklungs­ plan Ver­ und Entsorgung in Zusammen­ arbeit mit den betreffenden Unterneh­ men für das gesamte Stadtgebiet eine interne Übersicht über die Standorte, Leitungsnetze und Versorgungsbereiche der Elektroenergie­, Gas­, Wärme­ und Wasserversorgung, der Abwasserentsor­ gung sowie der Regenwasserableitung und ­behandlung erstellt. Zusätzliche Standortanforderungen haben sich daraus nicht ergeben.

Wesentlich für die Standortsicherung sind die jeweiligen Fachkonzepte. Das Wasserversorgungskonzept der Berliner Der Flächennutzungsplan stellt die Standorte der Berliner Wasserbetriebe als Flächen für die Ver­ und Entsorgung Wasserbetriebe (2008) hat den zukünfti­ dar (Wasserwerk Beellitzhof). Die jeweiligen Wasserschutzgebiete werden nachrichtlilch in die Planzeichnung gen Wasserbedarf bis 2040 prognosti­ übernommen. ziert und auf dieser Grundlage Aussagen zu den Standorten abgeleitet. Danach Der Wasserverbrauch in Berlin ging in Bei der Entsorgung von Abfällen ent­ können die vorhandenen Wasserwerke den 1990er Jahren um fast 40 % und wickelte sich eine intensive Zusammen­ den Bedarf abdecken, die aufgegebenen seitdem langsam weiter zurück. Die arbeit mit dem Land Brandenburg, u.a. Wasserwerke , Alt glienicke Wasserwerke Jungfernheide, Buch, Alt­ bei der thermischen Verwertung in und Buch werden auch langfristig nicht glienicke und Johannisthal wurden Kraftwerken und Zementfabriken sowie mehr benötigt. stillgelegt bzw. dienen nur noch dem der Nutzung von Bauschuttdeponien. Weiterhin wurde eine Abwasserbeseiti­ Grundwassermanagement und anderen Aber auch in Berlin wurden durch Moder­ gungsplanung (2001) durchgeführt. Da­ Aufgaben der Wasserbetriebe. Die lau­ nisierung und Ergänzung vorhandener nach sind insbesondere Maßnahmen fende Modernisierung der acht verblie­ Anlagen zusätzliche Kapazitäten ge­ zur Entlastung der Berliner Gewässer, benen Wasserwerke auf Berliner Stadt­ schaffen, z.B. in der Müllverbrennungs­ sowohl an den Klärwerken als auch bei gebiet fand innerhalb der vorhandenen anlage Ruhleben. der Regenwasserbewirtschaftung und Standorte statt.

148 FNP­Bericht 2015 — Ver- und Entsorgung

bei der Sanierung des Mischsystems von Klärschläm men überprüft. Unter Umsetzung in der vorgesehen. Neue Standortanforderun­ Berücksichtigung des Ziels einer wei­ Flächennutzungsplanung gen ergeben sich auch daraus nicht. testgehenden stofflichen oder thermi­ In den Jahren nach 1994 wurde nach Vielmehr können einige Standorte auf schen Verwertung von Abfällen und der und nach Klarheit über den Fortbestand Grund des Einsatzes moderner Techno­ Beendigung der Deponierung von Sied­ bzw. den langfristig zu sichernden Flä­ logien zurückgebaut und für andere lungsabfällen bis 2015 kommt das Kon­ chenbedarf einzelner Standorte gewon­ städtische Nutzungen vorgesehen wer­ zept zu dem Ergebnis, dass bis 2020 nen. Nach Aufgabe der Gaswerke Char­ den. ausreichende Kapazitäten zur Gewähr­ lottenburg und Mariendorf und des leistung der Entsorgungssicherheit zur Kraftwerks Rudow sowie einer Flächen­ Der Stadtentwicklungsplan Klima hat Verfügung stehen. In Berlin sind derzeit reduzierung der Kraftwerke Charlotten­ diese Themen aufgegriffen und u.a. keine weiteren Abfallbehandlungsanla­ burg und Buch konnte die Darstellung Empfehlungen zur dezentralen Regen­ gen geplant. dieser Standorte im Flächennutzungs­ wasserbewirtschaftung durch Ausschöp­ plan aufgegeben bzw. im Umfang redu­ fung von Versickerungspotenzialen for­ ziert werden. Ähnliches gilt für die Klär­ muliert. Die Empfehlungen richten sich werke Falkenberg und Marienfelde und das Wasserwerk Buch.

Auf diesen großflächigen Standorten wurden durch FNP­Änderungen neue Nutzungen dargestellt, ihrer Vorprä­ gung entsprechend überwiegend als ge­ werbliche oder gemischte Bauflächen (Charlottenburg, Mariendorf, Falken­ berg), in attraktiven Lagen auch als Wohnbauflächen (Rudow; Oberhavel [im Verfahren]) oder als Grünflächen (Mari­ enfelde, Buch).

Am Standort verbleibenden übergeord­ neten Ver­ und Entsorgungsfunktionen wurde durch eine reduzierte Flächen­ darstellung oder – bei einer Größe unter 3 ha – durch Darstellung als Symbol Rechnung getragen. Für einige kleinere Ver­ und Entsorgungsanlagen ist eine Flächen sicherung im Rahmen der vorbe­ reitenden Bauleitplanung nicht mehr Das Gemeinsame Raumordnungskonzept Energie und Klima für Berlin und Brandenburg (s. Kap. 5.3) setzt u.a. Ziele für die Nutzung erneuerbarer Energien. Die Karte zeigt dazu den Ist­Zustand 2010. erforder lich. Die nachrichtliche Über­ nahme einiger Wasserschutzgebiete im Flächennutzungsplan konnte nach Schlie­ ßung der Wasserwerke Buch, Altglienicke insbesondere an die örtliche Ebene und und Jungfernheide und Auf hebung der sollen nach Möglichkeit bei der Aufstel­ entsprechenden Schutzgebietsverord­ lung von Bebauungsplänen berücksich­ nungen (2009) entfallen. tigt werden. Die durch Weiterentwicklung der rechtli­ Das 2011 fortgeschriebene Abfallwirt­ chen Rahmenbedingungen zusätzlich schaftskonzept des Landes Berlin setzt benötigten Kapazitäten, z.B. bei der verbindliche Rahmenbedingungen für Rauchgasreinigung und der Abfall­ und die Vermeidung und Entsorgung von Abwasserbehandlung konnten durch­ Abfällen bis 2020. Darin werden u.a. die weg durch Investitionen auf bereits vor­ in der Region vorhandenen und geplan­ Der aufgegebene Standort des Gaswerks Charlotten­ handenen Betriebsstandorten geschaf­ ten Anlagenkapazitäten zur Verwertung burg wurde durch eine FNP­Änderung als gewerbliche Baufläche dargestellt. Der alte Wasserturm erinnert fen werden. von Siedlungs­ und Bauabfällen sowie noch an die frühere Nutzung.

149 Das alte Kraftwerk Rudow wurde 2007 gesprengt, die Fläche wurde nach einer FNP­Änderung für den Einfamilienhausbau genutzt. Ein neues Biomasseheizkraftwerk (Abb. rechts) entstand im nahe gelegenen Gewerbegebiet.

Für Betriebshöfe des Nahverkehrs in Die seit 1994 ganz oder teilweise privati­ Zehlendorf und in Charlottenburg er­ sierten Ver­ und Entsorgungsstandorte möglichte der Flächennutzungsplan eine werden weiterhin im Flächennutzungs­ Nachnutzung für Wohnen bzw. Gewer­ plan dargestellt, wenn sie ihre ursprüng­ be. Ein zusätzlicher Betriebshof der BVG liche Funktion beibehalten haben. Dies wurde an der Rummelsburger Straße in gilt auch für Standorte des Post­ und Te­ Lichtenberg dargestellt. Mit dieser Aus­ lekommunikationswesens mit überge­ nahme wurden seit 1994 keine Ver­ und ordneter Bedeutung (i.d.R. durch Symbol Entsorgungsflächen und nur wenige dargestellt). Bei Standorten, die eine Standorte neu in den Flächennutzungs­ vollständig neue Nachnutzung gefunden plan aufgenommen. haben oder finden sollen, ist diese Dar­ stellung dagegen entfallen. Eine textliche Festsetzung zum Aus­ schluss von Windenergie, für die sich in Neue Standorte von privaten Logistik­ der Metropole Berlin kaum geeignete unternehmen und Betreibern von Kom­ Standorte finden, wurde in einem Ände­ munikationsnetzen mit vergleichbaren rungsverfahren 2007 wieder aufgege­ Aufgaben können innerhalb der Bau­ ben, so dass es diesbezüglich bei der flächen des Flächennutzungsplans ent­ Einzelfallprüfung im Rahmen des wickelt werden. immissionsschutzrechtlichen Genehmi­ gungsverfah rens für Anlagen über 50 m Höhe bleibt. Auf dieser Grundlage ging 2008 die erste Berliner Windkraftanlage in Betrieb.

150 FNP­Bericht 2015 — Ver- und Entsorgung

6.6.2 Entwicklungstrends und Zukunftsaufgaben

Insgesamt hat die Freisetzung von bis­ Bevölkerungswachstum und jedoch in der Regel in bestehende Sied­ her für Anlagen der Ver­ oder Entsor­ Einsparanstrengungen lungsstrukturen, z.T. auch in Freiräume gung dargestellten Flächen für andere Die Zukunftsaufgaben im Bereich der verträglich integriert werden müssen. Nutzungen dazu beigetragen, dass dem Ver­ und Entsorgung liegen insbeson­ Aufgrund des erwarteten Bevölkerungs­ Bedarf für Wohn­ und Gewerbeflächen dere in den Bereichen der Energie­ zuwachses ist auch bei erhöhten Einspar­ überwiegend im Rahmen der Innenent­ einsparung, der verstärkten Nutzung anstrengungen, z.B. beim Energie­ und wicklung Rechnung getragen werden erneuerbarer Energien, der Modernisie­ Wasserverbrauch und beim Abfallauf­ konnte. rung der Netze, der Luftreinhaltung, der kommen, ein Anstieg der Nachfrage Anpassung an den Klimawandel, der Ab­ nicht auszuschließen. fallvermeidung und nachhaltigen Abfall­ bewirtschaftung, der Reinhaltung des Berlin hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 Grundwassers und der Entlastung der klimaneutral zu werden. Auf Grundlage Abwasserkanalisation und der Ober­ der 2014 erstellten Machbarkeitsstudie flächengewässer. „Klimaneutrales Berlin 2050“ wird ein Berliner Energie­ und Klimaschutzpro­ Diesbezügliche Zielkonzepte liegen durch­ gramm entwickelt, das die notwendigen weg bereits vor. Bei erfolgreicher Um­ Strategien und Maßnahmen festlegen setzung dieser Konzepte können sich soll. auch Auswirkungen auf die Standort­ Teilflächen des früheren Kraftwerks Charlottenburg struktur und den Flächenbedarf der wurden nach einer FNP­Änderung für innerstädti sches Energiewirtschaft, der Wasserversor­ Gewerbe (im Bild vorne) und Wohnen verfügbar. Weiterentwicklung der Das Gaskraftwerk für die Spitzenlast bleibt bestehen. gung und Abwasserentsorgung sowie Flächennutzungsplanung der Abfallwirtschaft ergeben. Für die Flächennutzungsplanung sind die So ist im Bereich der Energieversorgung genannten Aufgabenfelder vor allem verstärkt mit kleineren Erzeugereinhei­ dann von Bedeutung, wenn zusätzliche ten in dezentralen Strukturen, bis hin gesamtstädtisch relevante Flächen oder zur Selbstversorgung einzelner Quartie­ Standorte benötigt oder vorhandene ent­ re und Gebäude, und einer noch stärke­ behrlich werden. Nach gegenwärtigem ren funktionalen und räumlichen Kop­ Erkenntnisstand ist von einem zusätz­ pelung von Strom­ und Wärmeerzeugung lichen FNP­relevanten Flächenbedarf zu rechnen. Zur Nutzung regenerativer nicht auszugehen. Die im Flächennut­ Potenziale werden neue Standorte, z.B. zungsplan von 1994 bereits dargestellte für die Nutzung von Biomasse, Wind­ Standortkulisse, die auf einen Zuwachs kraft oder Solarenergie entstehen, die um bis zu 300.000 Einwohner ausgelegt

Betriebshöfe von Straßenbahn und Bus sind im Flächennutzungsplan als Ver­ und Entsorgungsanlage dargestellt. Ein zusätzlicher Flächenbedarf ist zzt. nicht erkennbar.

151 war, wird auch unter Berücksichtigung Die Zukunftsaufgabe der Begrenzung der zwischenzeitlicher Flächenaufgaben vor­ Versiegelung und Orientierung auf ener­ aussichtlich auf absehbare Zeit zur giesparende und abflussarme Bauweisen Deckung des Bedarfs ausreichen. – kein zusätzliches Einleiten von Regen­ wasser in bestehende Kanäle, Versicke­ Die Erschließung von Flächenreserven an rung vor Ort – wird im Rahmen der bestehenden Standorten und die Ent­ be stehenden rechtlichen Regelungen, wicklung von örtlichen Standorten inner­ insbe sondere des Berliner Wassergeset­ halb der Bauflächen des Flächennutzungs­ zes, auf der Ebene der Bebauungspla­ plans, z.B. für Blockheizwerke, Umspann­ nung zu lösen sein. stationen oder Regenrückhaltebecken, werden zur Bedarfsdeckung beitragen. Der Flächennutzungsplan leistet durch Konzentration auf die Innenentwicklung Bei der Prüfung, ob weitere Flächen aus weiterhin einen wesentlichen Beitrag zu der „Standortbindung“ für die Ver­ und einer stadtweiten Begrenzung der Neu­ Entsorgung entlassen werden können, versiegelung und zum sparsamen Um­ wird allerdings regelmäßig abzuwägen gang mit Grund und Boden. sein, ob zurzeit nicht benötigte Flächen­ reserven dennoch langfristig vorgehalten werden sollten. Dies kann notwendig sein, Entlastung der Kanalisation und der Gewässer durch Muldenentwässerung am Straßenrand (Stralau) um auf eine zunehmende Nachfrage auf­ grund der erwarteten Bevölkerungs­ und Wirtschaftsentwicklung oder auf neue rechtliche und technische Anforderungen wie bisher flexibel reagierenzu können.

In Gewerbegebieten sind i.d.R. große Blockheizkraft­ werke erforderlich. Kleinere lassen sich in vorhandene Siedlungsstrukturen einfügen (beide Adlershof).

152 FNP­Bericht 2015 — Ver- und Entsorgung

Die Anforderungen an moderne Entwäs­ serungssysteme sowie eine umwelt­ schonende Abfallverwertung gelten ebenfalls fort. Bei der Entwicklung von Bauflächen ist die Versiegelung zu be­ grenzen, die vollständige Kanalisation ist zum Abschluss zu bringen. Dadurch können Potenziale der Innenentwick­ lung nachhaltig gesichert werden. Vorrangige Anforderungen wie Abfall­ reduzierung, Rohstoffrückgewinnung, Energieeinsparung und Minimierung von Transportwegen gelten weiterhin.

Neue bzw. veränderte Aspekte bei den Themen Energieeinsparung, Nutzung erneuerbarer Energien, Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel, Luft­

Für eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung sind ausreichende Flächen vorzusehen reinhaltung sowie nachhaltige Abfallbe­ (Bodenretentionsfilter Halensee). wirtschaftung lassen sich auf Grundlage der Leitsätze in die Entwicklung integrie­ ren. Einzelne Leitsätze des FNP haben sich seit 1994 in ihrer Bedeutung jedoch relativiert. So sind die ehemals getrenn­ ten Ver­ und Entsorgungssysteme der Stadt wieder zusammengeführt und technisch modernisiert worden. Die für die Umsetzung des Hauptstadtbeschlus­ ses erforderliche Bau­ und Recycling­ logistik ist im damals vorgesehenen Um­ fang heute nicht mehr not wendig.

Ergänzt und differenziert werden die Die Nutzung von erneuerbaren Energien wird künftig weiter an Bedeutung gewinnen Grundzüge und Leitsätze des Flächen­ (Solaranlagen im „Gelben Viertel“ in Hellersdorf). nutzungsplans durch verschiedene Kon­ zepte, Programme und Pläne und die dort formulierten Ziele und Maßnah­ 6.6.3 Aktuelle Schwerpunkte Die FNP­Leitsätze des Erläuterungs­ men. Dazu gehören u.a.: im Überblick berichts von 1994 zur Vorhaltung be­ darfsgerechter Kapazitäten sowie zur • der Stadtentwicklungsplan Klima, Sicherung von Flächenreserven auf be­ Dem Flächennutzungsplan liegt eine • das Energiekonzept, stehenden Standorten für Ver­ und Ent­ prognostizierte Einwohnerzahl von 3,7 sorgungsnutzungen werden auch den • das Energie­ und Mio. Einwohnern zugrunde. Mit der dar­ derzeitigen und absehbaren Anforde­ Klimaschutz programm (in gestellten Standortkulisse des FNP, die rungen gerecht. Die Zielsetzung, zusätz­ Erarbeitung), auf die infrastrukturellen Anforderungen liche Flächen anforderungen für Maß­ der wachsenden Stadt und auf einen An­ • das Gemeinsame nahmen des Umweltschutzes und zur stieg bzw. auf weitere Veränderungen Raumordnungskonzept Energie und Er hö hung der Kapazitäten soweit wie der Nachfrage ausgelegt ist, wird die Klima für Berlin und Brandenburg, möglich durch Umstrukturierungen auf Deckung des Bedarfs an Ver­ und Ent­ den vorhandenen Flächen zu sichern, ist • das Wasserversorgungskonzept, sorgungsflächen und ­standorten sicher­ nach wie vor aktuell. Um den Flächen­ gestellt – trotz einiger Flächenaufgaben • die Abwasserbeseitigungsplanung, verbrauch gering zu halten, sind weiter­ und betrieblicher Umstrukturierungen sowie hin neue Techniken anzuwenden und der zurückliegenden Jahre. die Verbundsysteme auszubauen. • das Abfallwirtschaftskonzept.

153 6.7 Verkehr

Stadt der kurzen Wege – stadtverträgliche Mobilität

An der Jannowitzbrücke kreuzen sich Fern­, Regional­, S­ und U­Bahn, vielbefahrene Straßen und der Ausflugsverkehr auf der Spree. 6.7.1 Entwicklungen 1994 bis 2014

Die Ausgangslage 1994 nem zentralen Hauptbahnhof und wei­ 1994 war die Verknüpfung der bis 1990 teren dezentralen Bahnhöfen entschie­ getrennten Verkehrsnetze der beiden den, die Umsetzung stand jedoch noch Stadthälften sowie zwischen West­Berlin aus. Aufgrund dieser Probleme lag der und dem Umland noch lange nicht abge­ Anteil der Eisenbahn am Fern­ und Regio­ schlossen. nalverkehr deutlich niedriger als in an­ deren Großstädten. Fehlende Verbindun­ Die historischen Trassen des Regional­ gen und Kapazitäten behinderten auch und Fernbahnverkehrs waren teils seit das Zusammenwachsen der Region zu dem Krieg nicht mehr funktionsfähig, einem einheitlichen Verflechtungsraum. teils durch die Mauer getrennt worden, so dass weite Umwege gefahren werden Der Luftverkehr wurde dezentral über die mussten und Regionalverbindungen häu­ Flughäfen Tegel, Tempelhof und Schöne­ fig nicht in die Innenstadt durchgebunden feld abgewickelt. Damit verbunden werden konnten. Im Fernverkehr hatte waren erhebliche Umweltbelastungen, man sich für das „Pilzkonzept“ mit ei­ Kapazitätsengpässe wurden erwartet. 154 FNP­Bericht 2015 — Verkehr

Die Bornholmer Brücke war einer der Schauplätze des 9. November 1989 – heute fährt dort wieder die Straßenbahn. Am Bahnhof unter der Brücke waren das östliche und das westliche S­Bahnnetz wieder zu verknüpfen.

Die meisten durch die Grenze unterbro­ Ziele des Flächennutzungsplans 1994 chenen Straßen waren zwar wieder Aufgabe der Planung war es zunächst, nutzbar, aber noch nicht in einem Aus­ durch Verknüpfung und Modernisierung bauzustand, der der bereits eingetrete­ der Verkehrsnetze die Folgen der Teilung nen bzw. erwarteten Verkehrszunahme zu bewältigen, die wieder gewonnene gerecht wurde. Das Netz der Hauptver­ Rolle Berlins durch Einbindung in die kehrsstraßen hatte sich in den beiden übergeordneten und regionalen Ver­ Stadthälften unterschiedlich entwickelt: kehrsnetze zu stärken und die verkehr­ Im Ostteil Berlins war es geprägt durch lichen Voraussetzungen für die ange­ Viele Bahnverbindungen waren 1994 noch unter­ das überkommene System von Radial­ strebten Funktionen als Hauptstadt, brochen; die Potsdamer Stammbahn ist es bis heute. straßen, das Durchgangsverkehr in die Metropole und bedeutender Wirtschafts­ innere Stadt zog und an die Grenzen standort zu gewährleisten. seiner Leistungsfähigkeit kam. Im West­ Dabei war es von Anfang an das Ziel, teil war das historische Muster zu einem Der Güterverkehr hatte sich nach der durch kleinräumige Zuordnung einan­ rasterartigen Netz ergänzt worden, die Wende zu erheblichen Anteilen auf die der ergänzender Nutzungen und Stär­ Stadtautobahn schirmte die westliche Straße verlagert. Gleiserschlossene Ge­ kung der polyzentralen Stadtstruktur Innenstadt vom Durchgangsverkehr ab. werbeflächen unterlagen einem Ver­ unnötigen Verkehr zu vermeiden und Im Norden und im Südosten Berlins wa­ drängungsdruck. Für die Nutzung der die Aufteilung des Verkehrsaufkommens ren die beiden Stadthälften nur unzurei­ Wasserstraßen ergaben sich durch den zugunsten der öffentlichen Verkehrs­ chend miteinander verknüpft. Wegfall von grenzbedingten Einschrän­ mittel zu verbessern. Im Flächennut­ kungen neue Perspektiven. Die rasche Zunahme des Pkw­Besitzes zungsplan wurden neue Entwicklungs­ im Ostteil der Stadt, die Angleichung der schwerpunkte den Einzugsbereichen Das Schnellbahnnetz, insbesondere der Fahrzeugausstattung von Wirtschafts­ vorhandener und geplanter Schienen­ S­Bahn wies noch viele Lücken auf. Das betrieben, die allmähliche Herausbil­ verkehrsmittel zugeordnet und ein voll­ westliche und das östliche Teilnetz wa­ dung von „normalen“ Stadt­Umland­ ständig wiederhergestelltes und in Teil­ ren nur über die Stadtbahn miteinander Beziehungen und erste Ansätze einer bereichen ergänztes Liniennetz der verbunden, der Innenring war noch nicht „Suburbanisierung“ ließen ein starkes öffentlichen Verkehrsmittel dargestellt. wieder geschlossen. Die Straßenbahn Wachstum des Kfz­Verkehrs erwarten. In den zentralen Bereichen der Innen­ verkehrte nur in den östlichen Stadtteilen. 155 Die Autobahn A 113 stellt die Verknüpfung mit dem Entwicklungsraum um den neuen Flughafen BER her. Sie wurde durch Tunnel und Einschnitte in einen als Ausgleichsmaßnahme neu geschaffenen Landschafts­ park integriert. Die neue Brücke über den Teltowkanal berücksichtigt auch den Fuß­ und den Radverkehr.

Entwicklungen seit 1994 Die Motorisierung der Bevölkerung hat nicht in dem Maße zugenommen, wie 1994 noch erwartet. Mit 342 Pkw pro 1.000 Einwohner (anstatt der erwarte­ ten 440) weist Berlin weiterhin eine der niedrigsten Motorisierungsraten in Euro­ pa auf. Nach wie vor verfügen fast 50 % der Haushalte nicht über einen Pkw.

Der Kfz­Verkehr ging nach einer anfäng­ lichen Zunahme seit 2003 trotz leicht steigender Pkw­Zahl wieder zurück (um 8–10 % auf Hauptstraßen), insbeson­ stadt sollte ein Anteil des öffentlichen Im Güterverkehr sollte der Flächennut­ dere in der Innenstadt. Die Verkehrs arten Verkehrs am Personenverkehr von 80 % zungsplan die flächenmäßigen Voraus­ des „Umweltverbundes“ haben dagegen erreicht werden. setzungen für eine möglichst weitge­ zugelegt; zwei von drei Wegen in der hende Verlagerung auf Eisenbahn und Mit dem Ziel, Mängel der Netzstruktur Stadt werden inzwischen zu Fuß, mit Wasserstraßen sichern. Mit diesem Ziel auszugleichen und dicht besiedelte Stadt­ dem Rad oder mit öffentlichen Verkehrs­ wurde u.a. eine Fläche für einen zusätz­ gebiete zu entlasten, sah der Flächen­ mitteln unternommen. lichen Hafen am Britzer Zweigkanal dar­ nutzungsplan ergänzende tangentiale gestellt. Mit umfangreichen Investitionen wurde Hauptverkehrsstraßen vor, insbesondere schrittweise eine hochwertige und leis­ im östlichen Stadtraum, wo Siedlungs­ Nicht zuletzt setzte sich die Flächennut­ tungsfähige Verkehrsinfrastruktur wie­ verdichtungen und ­erweiterungen ge­ zungsplanung schon 1994 intensiv mit derhergestellt. Die Schwerpunkte lagen plant waren (u.a. Nordtangente, Tangen­ den Belangen des Umweltschutzes aus­ auf der Verknüpfung der Netze in den tialverbindung Ost, Südostverbindung). einander, mit den Zielen der Verkehrs­ beiden Stadthälften. Der Entwicklungsraum im Süden sollte vermeidung, der optimalen Nutzung durch radiale Straßenkorridore besser vorhandener Trassen und Anlagen so­ mit der Stadt verbunden werden. In den wie des Vorrangs für die umweltverträg­ Kernbereichen der Innenstadt sollten lichen Verkehrsmittel. der notwendige Wirtschaftsverkehr und ansonsten die öffentlichen Verkehrsmit­ EEntwicklung der Motorisierung 1996 1998 2000 2004 2008 2012 tel Vorrang haben; folgerichtig entfiel EEinwohner in Berlin insg. (1,2) 3.466.524 3.414.293 3.384.146 3.387.545 3.424.638 3.348.189 die Darstellung von Straßentrassen in­ Kfz im Verkehr insg. (3) 1.277.847 1.265.630 1.289.919 1.272.151 1.287.740 1.349.562 nerhalb des „kleinen Innenstadtrings“. xPkw 1.095.185 1.120.592 1.113.999 1.091.437 1.097.201 1.145.616 xPkw pro 1.000 Einwohner 322 320 329 322 320 342

1) Durchschnittliche Bevölkerung in Berlin (für 2012 nach Korrektur des Zensus) 2) Die Bevölkerung für die Jahre 1996 bis 2010 basiert auf der alten Bevölkerungsfortschreibung. Die Angaben für 2012 basieren auf der Bevölkerungsfortsschreibung auf Grundlage des Zensus vom 9. Mai 2011. Es handelt sich um vorläufige Daten. 3) Anzahl Kfz im Verkehr im Jahresdurchschnitt Quelle: Mobilität der Stadt – Berliner Verkehr in Zahlen 2013

156 FNP­Bericht 2015 — Verkehr

Hinzu kamen Erweiterungen bei der U­ Weiterentwicklung Eines der zentralen Ziele des Stadtent­ Bahn und der Straßenbahn sowie im der Steuerungsinstrumente wicklungsplans Verkehr ist die Stärkung Straßennetz, darunter die erste Teilstre­ Die Planungen im Verkehrsbereich wur­ der Verkehrsarten des Umweltverbun­ cke der zwischen Brandenburger Tor den 2003 mit dem Stadtentwicklungs­ des, durch Förderung des Rad­ und Fuß­ und Hauptbahnhof, die Straßenbahnver­ plan (StEP) Verkehr und erneut 2011 mit verkehrs und bessere Verknüpfung und längerung in den Wedding und ein Teil­ dessen Fortschreibung grundlegend Integration öffentlicher Verkehrsange­ stück der Tangentialen Verbindung Ost überprüft, an die zwischenzeitlichen bote. Der Plan bezieht dabei fachlich in Köpenick. Entwicklungen angepasst und weiter vertiefende Konzepte wie den Nahver­ ausdifferenziert. kehrsplan, das Busbeschleunigungspro­ Bei der Regional­ und Fernbahn standen gramm, die Radverkehrsstrategie und die Wiederinbetriebnahme und Moder­ Unter zunehmend engen finanziellen die Fußverkehrsstrategie ein. nisierung vorhandener Strecken und Bahn­ Rahmenbedingungen bei zuletzt rück­ höfe im Vordergrund, ergänzt durch den läufiger Verkehrsentwicklung trat dabei Öffentlichkeitsarbeit, Mobilitätsmanage­ Nord­Süd­Tunnel, den Hauptbahnhof und der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ment, Anreize zum Mobilitätslernen drei weitere neue Fernbahnhöfe. gegenüber „weichen“ Maßnahmen ohne sowie Beratung und Information sind unmittelbaren Flächenbezug in den Hin­ weitere Maßnahmen, die diesem Ziel Auch die Güterverkehrsinfrastruktur tergrund. Unter dem Leitbild einer ge­ dienen sollen. Möglichen Netzerweite­ (Straße, Schiene, Wasserstraßen, West­ rechten, sicheren, effizienten und um­ rungen wird dagegen im Stadtentwick­ hafen) wur de in Teilbereichen moder­ weltverträglichen Mobilität erhielt die lungsplan für die Zielerreichung eine nisiert. Durch Konzentration auf Qualifizierung der vorhandenen Ver­ relativ geringe Bedeutung zugemessen, wenige Standorte und Arbeitsteilung mit kehrsnetze Vorrang vor Erweiterungen. die Priorität liegt hier bei der Moderni­ Güterverkehrszentren in Brandenburg Durch verkehrssparsame Siedlungsstruk­ sierung im Bestand. wurden dabei große Flächenareale für turen soll das Verkehrsaufkommen, ins­ neue Nutzungen frei. besondere des Kfz­Verkehrs, begrenzt Die rechtlichen Grenzwerte für verkehrs­ werden. bedingte Lärm­ und Luftbelastungen wurden mehrfach verschärft. Die Bereit­ schaft der Bevölkerung, hohe Verkehrs­ belastungen als „stadttypisch“ hinzu­ nehmen, ging weiter zurück, neue Verkehrsprojekte wurden auch unter finanziellen Aspekten immer häufiger kritisch betrachtet.

Regional­ und Fernbahn waren in die Neuordnung des „Nordkreuzes“ einzubeziehen.

Der Bahnhof Gesundbrunnen wurde zu einem modernen S­ und Fernbahnhof ausgebaut, der zugleich Ausgangspunkt für die Zentrenentwicklung in der Badstraße war. Auch das Empfangs gebäude ist inzwischen fast fertiggestellt.

157 Ziel des Stadtentwicklungsplans Verkehr ist weiterhin, die Lärm­ und Schadstoff­ emissionen und die Zahl der davon Be­ troffenen deutlich zu reduzieren. Auch unter dieser Prämisse sind die Verkehrs­ vermeidung und die Stärkung der Ver­ kehrsarten des Umweltverbundes vor­ dringlich. Die Teilstrategie „Stadt­, Umwelt­ und Lebensqualität“ benennt dazu unter Verweis auf Fachpläne wie den Luftreinhalteplan und den Lärm­ aktionsplan die notwendigen Maßnah­ men.

Dem Wirtschaftsverkehr ist im Stadtent­ wicklungsplan Verkehr wegen seiner Be­ deutung für die Funktionalität und Wett­ bewerbsfähigkeit der Stadt, aber auch wegen der damit verbundenen Belas­ Am Bahnhof Pankow entstand durch Verlängerung tungen für Verkehrsinfrastruktur und der U­Bahn und Beschleunigung der Straßenbahn ein attraktiver ÖPNV­Verknüpfungspunkt. Umwelt eine eigene Teilstrategie gewid­ Der Bau des Schwedter Stegs über den Ringbahn­ met. Als Maßnahmen werden u.a. eine graben am Nordkreuz war eine wichtige Maßnahme enge Verzahnung von Flächennutzungs­ zur Förderung des Rad­ und Fußverkehrs. planung, Gewerbeentwicklung und Verkehrsinfrastrukturplanung bei der Ansiedlung von verkehrsintensiven Un­ ternehmen sowie einige gezielte Investi­ tionen in die Straßen­ und Schienen­ infrastruktur benannt.

Das 2006 beschlossene Integrierte Wirt­ schaftsverkehrskonzept enthält ergän­ zende Aussagen insbesondere zu „wei­ chen“ Maßnahmen, die die Zielerreichung Umsetzung in der Die seit 1994 realisierten und die im unterstützen sollen. Flächennutzungsplanung Stadtentwicklungsplan Verkehr noch vor­ Nur wenige Maßnahmevorschläge der gesehenen übergeordneten Neuplanun­ Mit dem Verkehrsprojekt Deutsche Ein­ Verkehrsentwicklungs planung sind un­ gen, z.B. der Verlängerung des Auto­ heit Nr. 17 konkretisierten sich die Planun­ mittelbar flächenbezogen und somit rele­ bahn­Stadtrings im Südosten, der gen für den Ausbau der Wasserstraßen. vant für die Ebene der Flächennutzungs­ Tangentialverbindung Ost zwischen Durch Konzentration auf die Nordtrasse planung. Hinsichtlich des Ziels einer Marzahn und Köpenick, der Südostver­ und damit auf den Westhafen und den verkehrssparsamen Stadtstruktur ist bindung über die Spree sowie der Neu­ Südhafen Spandau entfiel der Bedarf für Übereinstimmung mit dem grundlegen­ baustrecken der S 21 und der U 5 sind den im Flächennutzungsplan dargestell­ den Leitbild und den konkreten Darstel­ als Teile des stadtplanerischen Gesamt­ ten zusätzlichen Hafen standort Späths­ lungen des Flächennutzungsplans von konzeptes bereits im Flächennutzungs­ felde; der Osthafen wurde aufgegeben. 1994 gegeben. Dieses Ziel war auch für plan von 1994 enthalten. Nach der Standortentscheidung für den die zwischenzeitlichen Änderungen des Bei der Prüfung einer Rücknahme ehe­ neuen Großflughafen BER und dem Kon­ Flächennutzungsplans maßgeblich, mit mals geplanter, in der Stadtentwick­ sensbeschluss über die Aufgabe der denen zusätzliche Flächen der Innenent­ lungsplanung jedoch nicht mehr vorge­ Flughäfen Tempelhof und Tegel (1996) wicklung für eine bauliche Nachnutzung sehener Verkehrstrassen waren die konnten die Planungsziele für die auf­ planungsrechtlich vorbereitet und weni­ unterschiedlichen Zielhorizonte der bei­ zugebenden Flughäfen konkretisiert ger verkehrsgünstig gelegene periphere den Planungsebenen zu berücksichtigen: werden. Ent wicklungs potenziale für andere Nut­ Während der Stadtentwicklungsplan zungen dargestellt wurden. Aussagen dazu trifft, welche Verkehrs­

158 FNP­Bericht 2015 — Verkehr

trassen unter den erwarteten finanziel­ des Schichauwegs bis zur B 101 in Marien­ den Flächennutzungsplan aufgenom­ len Rahmenbedingungen bis 2025 mit felde. Da hier der mögliche verkehrliche men. Sie soll deutlich machen, dass die Priorität realisiert werden sollen, stellt Nutzen in einem deutlichen Missverhält­ Trasse in nachgeordneten Planungen der Flächennutzungsplan Trassen dar, nis zu den Kosten und negativen Folge­ weiterhin zu berücksichtigen ist, vor einer die für die langfristige räumliche Ent­ wirkungen des Vorhabens stand, wurde baulichen Realisierung jedoch eine sorg­ wicklung der Stadt voraussichtlich be­ durch FNP­Änderungen Planungssicher­ fältige Prüfung und Abwägung sowie ein nötigt werden. Als vorbereitender Bau­ heit für andere Vorhaben in den betrof­ politischer Beschluss erfolgen müssen. leitplan hat er sicherzustellen, dass diese fenen Bereichen geschaffen. Trassen von Nutzungen freigehalten wer­ Aus ähnlichen Gründen wurde die Kate­ den, die einem eventuellen Ausbau des gorie einer „Trassenfreihaltung“ (für die entsprechenden Straßen­ oder Schienen­ Tangentiale Verbindung Nord) neu in weges entgegenstehen würden. Insofern

Die Brücke über die Spree in Köpenick ist ein erstes Teilstück der im FNP dargestellten Tangentialverbindung Ost.

Bundesstraße B 101 (Änderung 17/98)

Der prognostizierte Nord­Süd­Verkehr im Süden Ber­ lins kann im vorhandenen Netz bewältigt werden. Bei einem Neubau der Bundesstraße B 101 durch Lankwitz wären Entlastungseffekte (Verkehr, Luft, Lärm) durch unerwünschte Verkehrszunahmen an anderer Stelle aufgehoben worden, so dass die Konflikte verlagert, aber kaum gemindert würden. Durch Verzicht auf die Trasse entfielen auch die erheblichen Eingriffe in vor­ handene städtebauliche Strukturen (Wohnsiedlungen, Klein gärten).

FNP Stand 1998: FNP Stand 2014: Neutrassierung der B 101, teilweise in Tunnellage Verkehrsführung über vorhandene Straßen greift das im Flächennutzungsplan dar­ gestellte übergeordnete Verkehrsnetz über die Zielnetze der Verkehrsentwick­ lungsplanung hinaus. Beispiele dafür sind u.a. Straßen­ und Bahntrassen im Nordostraum, die bei einer dynamischen Entwicklung dieses Raums notwendig werden können.

Wo auch in der langfristigen Betrach­ tung die Notwendigkeit einer Trassen­ freihaltung nicht mehr gegeben war, hat der Flächennutzungsplan die Erkennt­ nisse der Verkehrsentwicklungsplanung umgesetzt. Beispiele dafür waren die Aufgabe einer U­Bahnlinie in das redu­ zierte Stadterweiterungsgebiet östlich von Blankenburg sowie von Neutrassie­ rungen der Autobahn am Kurt­Schuma­ cher­Platz und der Bundesstraße B 101 durch Lankwitz und die Verlängerung

159 Neu in den Flächennutzungsplan aufge­ Auch die Heidestraße nördlich des öffnet, z.B. auf Teilflächen des ehema­ nommen wurde die Nord­Süd­Verbin­ Hauptbahnhofs soll nicht mehr an die ligen Abstellbahnhofs Grunewald für dung der S­Bahnlinie S 21 über den Haupt­ Gleisanlagen verlegt sondern als zen­ Wohnen, des Güterbahnhofs Moabit für bahnhof. trale Achse eines neuen Stadtquartiers Gewerbe, Grün und eine Entlastungs­ in ihrer gegenwärtigen Lage boulevard­ straße und des Güterbahnhofs Neukölln In einer ganzen Reihe von FNP­Ände­ ähnlich ausgebaut werden. Das grund­ für Mischnutzungen. rungsverfahren wurden Empfehlungen sätzliche Ziel der Trassendarstellungen aus vertiefenden Untersuchungen oder Für den Flughafen Tegel wurde das in wurde durch diese Änderungen nicht be­ teilräumlichen Konzepten zur Verände­ einem intensiven Arbeitsprozess ent­ rührt. rung der Trassenlage von übergeordne­ wickelte Nachnutzungskonzept in die ten Hauptverkehrsstraßen geprüft und Viele der 1994 im Flächennutzungsplan Zielsetzungen und Darstellungen des übernommen. Häufig konnte dabei eine enthaltenen Bahnflächen sind zwischen­ Flächennutzungsplans aufgenommen. zunächst dargestellte Neutrassierung zeitlich für Bahnzwecke entbehrlich ge­ Das aktuelle langfristige Verkehrskon­ entfallen, wie sie z.B. für die Mühlen­ worden. Auf Grundlage teilräumlicher zept des Flächennutzungsplans ist in straße in Friedrichshain oder die nörd­ Konzepte hat der Flächennutzungsplan den umseitigen Themenkarten darge­ liche Berliner Allee in Weißensee vorge­ hier Möglichkeiten der Innenentwick­ stellt. sehen war. lung für neue städtische Nutzungen er­

Auf dem Areal des früheren Güterbahnhofs Moabit ermöglicht der Flächen­ nutzungsplan jetzt zusätzliche gewerbliche Nutzungen. Sie werden durch eine neue Hauptverkehrsstraße erschlossen, die zugleich die Siemensstraße und die Quitzow­ straße vom Durchgangsverkehr entlastet.

Flächen des ehemaligen Güterbahnhofs Neukölln wurden für eine Ergänzung des Nahversorungszentrums Hermannstraße genutzt – gut erschlossen durch U­Bahn, S­Bahn und Busse.

160 FNP­Bericht 2015 — Verkehr

FNP-Themenkarte Schienennetz Bestehendes und geplantes Netz

Bestand / Planung Regionalbahn Bestand / Planung Umsteigebahnhof Die Themenkarte zeigt die Struktur der im FNP enthaltenen bestehenden und geplanten Bestand / Planung Umsteigeknoten Schienen infrastruktur; ergänzt um die weiteren Bahnhof der Regionalbahn Verläufe der Trassen im Berliner Umland gemäß StEP Verkehr. Bestand / Planung S­Bahn Innenstadt („Hundekopf“ / S­Bahn­Ring) Bestand / Planung Bahnhof der S­Bahn

Bestand / Planung U­Bahn

Bestand / Planung Bahnhof der U­Bahn

161 FNP-Themenkarte Straßennetz Bestehendes und geplantes Netz

Bestand / Planung Autobahn Innenstadt Die Themenkarte zeigt die Darstellungen der mit Anschlussstelle („Hundekopf“ / S­Bahn­Ring) übergeordneten Hauptverkehrsstraßen des FNP; ergänzt um die nachrichtliche Übernahme von Bestand / Planung vorhandenen Landes­ und Bundesstraßen aus dem Übergeordnete Hauptverkehrsstraße Umland (Quelle: Netzknotenkarte der Straßen­ informationsbank des Landes Brandenburg) sowie Umlandverbindungen Verbindungsstraßen in Berlin, die im FNP nicht als überörtliche Hauptverkehrsstraßen dargestellt sind.

162 FNP­Bericht 2015 — Verkehr

6.7.2 Entwicklungstrends und Zukunftsaufgaben

Entwicklung der Verkehrsnachfrage im Kfz­Personenverkehr bis 2025 aus. Nach der aktuellen Bevölkerungsprog­ Nach den aktuellen Bevölkerungs­ und nose wird die Bevölkerung Berlins bis Verkehrsprognosen ist wieder mit einer 2030 um gut 250.00 Einwohner zuneh­ leichten Zunahme der Verkehrsnachfra­ men. Mehr Menschen erzeugen mehr ge zu rechnen, die insbesondere die Ver­

Mit dem erwarteten Bevölkerungszuwachs wachsen Verkehr. Zu berücksichtigen sind außer­ kehrsarten des Umweltverbunds betrifft. auch die Anforderungen an das System der öffentli­ dem demografische Veränderungen. Die chen Verkehrsmittel. Die Verkehrsentwicklung wird sich in Ab­ Anzahl der besonders (auto­)mobilen hängigkeit von der Siedlungsentwick­ Personen im erwerbsfähigen Alter (18­ lung teilräumlich differenziert vollzie­ 65 Jahre) bleibt nahezu unverändert. hen. Auf die Innenstadt, die Haupt­ und Das Grundgerüst der im Flächen­ Die Zahl der Kinder im Schulalter mit ih­ Stadtteilzentren sowie auf nicht inte­ nutzungsplan dargestellten Verkehrs­ ren besonderen Mobilitätsbedürfnissen grierte verkehrserzeugende Nutzungen wege ist mit der Siedlungsstruktur und nimmt dagegen zu, ebenso die der über orien tierte Verkehrsbeziehungen können der Siedlungsentwicklung eng verzahnt. 80jährigen mit altersspezifisch geringe­ über durchschnittlich zunehmen; ebenso Es enthält die übergeordneten Netze un­ rer Mobilität. tangentiale Beziehungen im äußeren ter Berücksichtigung langfristiger Ent­ Es wird damit gerechnet, dass sich die Stadtraum, die sich mit öffentlichen Ver­ wicklungsoptionen. Der Plan bietet da­ Sub urbanisierung auf niedrigem Niveau kehrsmitteln nur schwer abdecken lassen. mit unabhängig vom Zeitpunkt der stabilisieren und die Berliner Innenstadt Realisierung, die von der konkreten Be­ Absehbar steigende Energiepreise bei als Standort für Arbeiten und Wohnen darfsentwicklung abhängig ist, Orientie­ gleichzeitigem Rückgang der für Ver­ ihre Anziehungskraft behalten wird. rung für die nachfolgenden Planungs­ kehrsausgaben zur Verfügung stehen­ Ausreichende Flächenpotenziale werden ebenen und Planungssicherheit für die den Mittel bei privaten und öffentlichen auch in Zukunft eine Konzentration auf zukünftige Stadtentwicklung. Haushalten erfordern preisgünstige, die Innenentwicklung ermöglichen. Dies effektive und nachfragegerechte Mobili­ Der Flächennutzungsplan als integrale wirkt sich verkehrsbegrenzend aus. tätsangebote. Im Rad­ und Fußverkehr räumliche Planung und der Stadtent­ Weiterhin zeichnen sich Veränderungen wird mit weiteren Zunahmen gerechnet, wicklungsplan Verkehr als Instrument bei der Verkehrsmittelwahl ab. Viele ein Trend, der durch das Land Berlin ak­ der maßnahmeorientierten Umsetzung junge Menschen verzichten bewusst auf tiv unterstützt wird. ergänzen einander in diesem Sinne. ein eigenes Auto. Das engmaschige Auch der Fernverkehr nimmt weiter zu: ÖPNV­Netz Berlins, stetig verbesserte Vor allem der Flugverkehr, aber auch der Bedingungen für den Radverkehr sowie Eisenbahn­ und Kfz­Fernverkehr. Die neue Angebote, die intermodales Ver­ Liberalisierung des Fernbusverkehrs führt kehrsverhalten unterstützen, erleichtern zu einer erhöhten Nachfrage nach Bus­ den Umstieg auf umweltfreundliche reisen, für die entsprechende Kapazitäten Alternativen. benötigt werden. Andererseits werden die funktionalen Im Güterfernverkehr, besonders mit Lkw, Verflechtungen in der Hauptstadtregion aber auch auf der Bahn und den Wasser­ immer enger. Auch bestimmte Konzen­ straßen wird das Transport aufkommen trationsprozesse, z.B. bei Krankenhäu­ voraussichtlich noch zunehmen. Im regio­ sern und Bildungseinrichtungen sowie na len Güterverkehr ist eher ein leichter im Einzelhandel, bleiben weiterhin wirk­ Rückgang zu erwarten. Der Personen­ sam und werden zu weiteren Wegen und wirtschaftsverkehr wird bei zuneh men­ damit zu mehr Verkehr führen. der Dienstleistungsorientiertheit ei ner Straßenbahnnetz – Bestand und Planung Im Zusammenwirken dieser Entwick­ alternden Stadtgesellschaft weiter anstei­ lungstrends ging der Stadtentwicklungs­ gen. Welche Anteile hier auf den Um­ plan Verkehr auf Grundlage der Bevölke­ weltverbund verlagert werden können, rungsvorausschätzung von 2008 von lässt sich nur bedingt einschätzen. einem Rückgang der Verkehrsnachfrage

163 Zukunftsaufgabe: Nachnutzung von aufgegebenen Verkehrsflächen (Güterbahnhof Wilmersdorf)

Aktuelle Handlungsfelder Im Einzelfall sollen zusätzliche Bahn­ Weiterentwicklung Weitere aktuelle Handlungsfelder der höfe und Haltestellen die Erschlie­ der Flächennutzungsplanung Verkehrspolitik sind in ihren Auswirkungen ßungswirkung des Bestandsnetzes er­ Der Erhalt und die Entwicklung verkehrs­ in der Flächennutzungsplanung zu reflek­ höhen, z.B. der geplante S­Bahnhof in der sparsamer, insbesondere autoverkehrs­ tieren, selbst jedoch nicht Gegenstand Europacity an der Perleberger Brücke reduzierender Stadtstrukturen bleibt Her­ dieser Planungsebene. Dazu gehören die und der Regionalbahnhof in Köpenick. ausforderung und Daueraufgabe für alle Verkehrssicherheit, die stadtverträgliche Im Hinblick auf die Belastung durch Ebenen der räumlichen Planung. Die zen­ Abwicklung des Wirtschafts verkehrs, die Lärm und Luftschadstoffe bleibt ein trale Aufgabe der Flächennutzungsplanung Förderung des Rad­ und Fußverkehrs, erheb licher Handlungsbedarf, zumal in diesem Handlungsfeld besteht weiter­ die Attraktivitätssteigerung des öffent­ sich die um welt seitigen und rechtlichen hin darin, durch Konzentration auf die lichen Verkehrs, die Verbesserung der Anforde run gen absehbar weiter ver­ Innenentwicklung, Schutz und Entwicklung internationalen Erreichbarkeit Berlins, schärfen werden. der städtischen Zentren, Stabilisierung Parkraum manage ment und Verkehrs­ innerstädtischer Wohn­ und Arbeitsstät­ Eine Zukunftsaufgabe bleibt auch die lenkung sowie Maßnahmen zur bes­ tengebiete, Förderung der Mischnutzung bessere Verknüpfung des Hauptbahn­ seren Integration der Verkehrsträger und kleinräumliche Zuordnung einander hofs mit dem Norden, Süden und im Umweltverbund und zur Einbettung ergänzender Nutzungen Verkehr nach Osten der Stadt durch Realisierung der alternativer Konzepte wie CarSharing. Möglichkeit zu vermeiden. S­Bahnlinie S 21 und Verlängerung der Bei der Entwicklung der Verkehrs­ U­Bahnlinie U 5. Auch diese Vorhaben In einer „Stadt der kurzen Wege“ kön­ angebote im öffentlichen Verkehr wie im sind im Flächennutzungsplan bereits nen viele Ziele zu Fuß oder mit dem motorisierten Individualverkehr werden enthalten. Fahrrad erreicht werden. Durch Nutzung künftig die Instandhaltung und Moder­ der immer noch umfangreichen Flächen­ Die steigende Zahl älterer Menschen nisierung der bestehenden Infrastruktur potenziale mit guter Anbindung an das stellt besondere Anforderungen an die und die bessere Ausnutzung von Kapazi­ öffentliche Verkehrsnetz wird der Flä­ Barrierefreiheit von Verkehrsangeboten, tätsreserven durch moderne Verkehrs­ chennutzungsplan weiter dazu beitra­ an die Sicherung von Mobilität im Sinne lenkung grundsätzlich Vorrang vor gen, dass längere Wege mit Bahn oder der Daseinsvorsorge und an die Ver­ Netz erweiterungen haben. Bus statt mit dem Pkw zurückgelegt kehrssicherheit. werden. Deshalb wird planerisch eine stadtverträgliche Dichte in gut erschlos­ senen Stadtgebieten, insbesondere im Umfeld der Haltestellen, angestrebt. 164 FNP­Bericht 2015 — Verkehr

Zukunftsaufgabe: Ergänzung fehlender Netzverknüpfungen (geplante Spreebrücke im Zuge der Südostverbindung zwischen Neukölln und Treptow­Köpenick)

Zukunftsaufgabe: Zukunftsaufgabe: im Verlauf des östlichen Eisen bahn­ Bessere Nahverkehrsanbindung des Hauptbahnhofs Entlastung sensibler Stadträume vom Durchgangs­ (Baustelle S 21 und Straßenbahn) verkehr (Verkehrslösung Heinersdorf) Außenrings (TVO) stehen deshalb wei­ terhin auf der Agenda, ebenso Netz­ ergänzungen im Raum Pankow (tangentiale Verbindung Nord – TVN, Verkehrslösung Heinersdorf). Dabei sind die Belange der Umweltverträglichkeit (u.a. Lärmschutz, Luftreinhaltung) in der Gesamtabwägung zu berücksichtigen.

Im Gegenzug ist die Notwendigkeit einer Inanspruchnahme peripherer Siedlungs­ flächen, die im Flächennutzungsplan als Wachstumsreserve vorgehalten werden, in jedem Einzelfall auch im Hinblick auf Teil dieses Aufgabenspektrums ist die Eine weitere Zukunftsaufgabe ist die ihre verkehrlichen Auswirkungen zu planerische Vorbereitung einer städti­ Einordnung der im Flächennutzungsplan prüfen, einschließlich einer planerischen schen Nachnutzung von verkehrs günstig bereits enthaltenen Netzergänzungen in Sicherung der darauf bezogenen Stra­ gelegenen Flächen, deren frühere Nut­ die Stadt­ und Frei raumentwick lung. ßen­ und Schienenverkehrs trassen. zung durch Industriebetriebe, Verkehrs­ Nach wie vor weisen die Verkehrsnetze Darüber hinaus ist es Aufgabe der Flä­ anlagen oder Gemeinbedarfseinrich­ Spuren einer über 50 Jahre hinweg ge­ chennutzungsplanung, das langfristig tungen aufgegeben wurde oder in trennten Entwicklung auf. Insbesondere angestrebte Verkehrsnetz in seiner ab sehbarer Zukunft aufgegeben wird. fehlen im Ostteil der Stadt noch tangen­ übergeordneten Funktion und Bedeu­ Dazu gehören insbesondere auch Ver­ tiale Verknüpfungen. Der Weiterbau des tung aufzuzeigen und bei Bedarf partiell kehrsflächen wie die ausgedehnten Autobahn­Stadtrings und die Reali sierung zu überprüfen. Mit den für Änderungs­ frühe ren Bahnanlagen in Wilmersdorf, der Südostver bindung über die frühere verfahren vorgesehenen Planungsver­ Pankow und Schöneweide und der Flug­ Grenze hinweg zwischen Neukölln und fahren werden die Anforderungen an hafen Tegel. Treptow­Köpenick sowie einer tangenti­ Transparenz und Öffentlichkeitsbeteili­ alen Verbindung (Straße und Schiene) gung sichergestellt.

Zukunftsaufgabe: Weiterbau des Autobahn­Stadtrings im Südosten zur besseren Erschließung des Südostraums und des Flughafens BER sowie zur Entlastung von umliegen­ den Stadtstraßen.

165 6.7.3 Aktuelle Schwerpunkte im Überblick

Dem Flächennutzungsplan liegt eine Einige der Ziele zur Verkehrsentwicklung Berlin bietet … prognostizierte Bevölkerungszunahme von 1994 sind zwischenzeitlich umge­ • zukunftsfähige Mobilität für alle auf 3,7 Mio. Einwohner zugrunde und setzt. So ist die teilungsbedingte Tren­ der Plan stellt dafür ein an der Sied­ nung der Verkehrsnetze überwunden, • eine Großstadt mit hoher lungsentwicklung orientiertes, integrier­ die Schließung der innerstädtischen Lebensqualität tes Verkehrsnetz dar. Dies wird auch den Flughäfen vollzogen bzw. vorbereitet. • eine attraktive Innenstadt aktuellen Anforderungen der wachsen­ Im Verbund mit Brandenburg wurden den Stadt gerecht. Standorte für die Güterlogistik ent­ • eine effiziente, effektive und wickelt. umweltbewusste Organisation des Die Großstadt Berlin verfügt über eines Wirtschaftsverkehrs der leistungsfähigsten Verkehrsnetze. Die Grundzüge und Leitsätze des Flä­ Eine besondere Bedeutung dabei haben chennutzungsplans werden durch den • die Erfüllung einer Vision: die Angebote des öffentlichen Verkehrs. 2011 beschlossenen Stadtentwicklungs­ sauber, leise und postfossil Das enge Netz von S­ und U­Bahn ist plan Verkehr 2025 aufgegriffen und • Verkehrsinnovationen, Rückgrat der großstädtischen Mobilität. maßnahmeorientiert ergänzt und erwei­ die die Mobilität und Wirtschaft Daran ist die im Flächennutzungsplan tert. Der StEP Verkehr ist Baustein einer stärken dargestellte Siedlungsentwicklung ori­ Vision für die künftige Verkehrsentwick­ entiert. Der Plan berücksichtigt ebenso lung und formuliert für einen Planungs­ • eine gut vernetzte Metropolregion die Anforderungen des Indivi dual­ und horizont bis zum Jahr 2040 das folgende und eine des Wirtschaftsverkehrs. Leitbild: • international hervorragende Angesichts der Komplexität der Groß­ Erreichbarkeit. stadt verfolgen der Flächennutzungsplan Handlungsbedarfe und Maßnahmen zur und der Stadtentwicklungsplan Verkehr Umsetzung dieses Leitbildes sind in den das Ziel, die Stärken jedes Verkehrs­ Teilstrategien des StEP Verkehr 2025 trägers optimal zur Geltung zu bringen konkreter ausformuliert. und so gleichwertige Mobilitätschancen für alle Bevölkerungsgruppen sicher­ Die Verknüpfung von Radverkehr und öffentlichen Verkehrsmitteln gewinnt weiter an Bedeutung. zustellen. In der wachsenden Stadt ge­ winnt dabei der öffent liche Nahverkehr stetig an Bedeutung. Über die Rege­ lungsebene des Flächennutzungsplan hinausgehend, nimmt auch die Bedeu­ tung des Rad verkehrs zu, für den Berlin hervorragende strukturelle und topogra­ fische Voraussetzungen bietet.

Insofern haben die Ziele und Leitsätze des FNP mit ihrem Fokus auf die „Stadt der kurzen Wege“ und auf verkehrsspar­ same Stadtstrukturen nach wie vor volle Gültigkeit. Gleiches gilt für die Leitsätze, die sich auf den Vorrang für die öffentli­ chen Verkehrsmittel, einen Straßen bau mit Augenmaß, die Entlastung der Innenstadt, die Reduzierung verkehrs­ bedingter Immissionen sowie die Einbin­ dung in übergeordnete Verkehrsnetze und einen stadtverträglichen Wirtschafts­ verkehr beziehen.

166 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

7. Aktualisierung des Flächennutzungsplans durch Änderungsverfahren

Veränderungen der Nutzungsdarstellungen durch FNP-Änderungen 1994 bis 2014

Bereiche mit veränderten Nutzungsdarstellungen (generalisiert, ohne Symbole)

Planungsabsicht für BAB / ÜHVSt durch FNP­Änderung aufgehoben

Darstellung unverändert

Einzelflächen sind mit Sternchen * gekennzeichnet: Hier wird die Planungskonzeption geändert, eine FNP­Änderung ist im Verfahren.

Durch Konzentration auf die Grundzüge der Planung und mo- entwicklungspläne und Planwerke sowie die Planungsabsich­ derate Entwicklungsannahmen hat sich der Flächennutzungs- ten der Bezirke (vermittelt über Bebauungspläne oder Anträge plan seit 1994 als stabiler Rahmen für die räumliche Entwick- auf FNP­Änderung). Nicht zuletzt können konkrete Investiti­ lung Berlins bewährt und ist weiterhin zunkunftsfähig. onsprojekte, wenn sie sich in das gesamtstädtische Konzept Gleichwohl ist Flächennutzungsplanung eine dynamische Pla- einfügen, Anlass geben, einzelne Darstellungen zu über­ nungsaufgabe, die aktuelle Entwicklungen in das langfristig prüfen. angelegte Leitbild einbindet und kontinuierlich weiterent- Das folgende Kapitel gibt einen zusammenfassenden Überblick, wickelt wird. wie der Flächennutzungsplan Berlin seit 1994 durch Änderun­ Die Darstellungen des Flächennutzungsplans werden regel­ gen in Teilbereichen weiterentwickelt und aktualisiert wurde, mäßig überprüft und – soweit erforderlich – in einem förm­ welche Gründe dafür maßgeblich waren, welche Verfahren für lichen Verfahren unter Beteiligung der Öffentlichkeit und unter FNP­Änderungen vorgesehen sind, wo die räumlichen und the­ parlamentarischer Kontrolle partiell aktualisiert. Grundlagen matischen Schwerpunkte der bisherigen Änderungen lagen und dafür sind die laufende Beobachtung des Flächenbedarfs, die welche Auswirkungen auf die geplante Stadtstruktur sich dar­ Bewertung sich verändernder Rahmenbedingungen, die Ergeb­ aus ergeben haben. nisse aktueller informeller Planungen, insbesondere der Stadt­ 167 7.1 Kontinuierliche Überprüfung der FNP­Darstellungen

Die flächenmäßig größte FNP­Änderung des Berichtszeitraums bezog sich auf die Nachnutzung des Flughafens Tegel für einen „Forschungs­ und Industriepark Zukunftstech­ nologie“ und ergänzende Wohn­ und Mischnutzungen. Außerdem werden umfangreiche bisher nicht öffentlich zugängliche Freiflächen der Tegeler Stadtheide gesichert.

Zentrale Aufgabe der Flächennutzungs­ nutzungsplanung – Räumlicher Ord ­ planung ist die ständige Überprüfung nungs rahmen der Stadtentwicklung – der für die räumliche Entwicklung Berlins Reichweite und Aktualität am Beispiel maßgeb lichen Rahmenbedingungen. Da­ Berlin“). Die laufende Beobachtung der durch, dass der Plan alle relevanten Bedarfs entwicklung sowie teilräumliche Informa tionen und Anforderungen ein­ und sektorale Entwicklungsplanungen bezieht, mit der gesamtstädtischen Kon­ zeigen Schwerpunktbereiche auf, in de­ zeption abgleicht und bei Erfordernis nen hinsichtlich der geplanten Art der durch Änderungen in Teilbereichen dar­ Flächennutzung, der Prioritäten der Flä­ auf reagiert, bleibt er aktuell und wird cheninanspruchnahme oder des Einsat­ dem Anspruch eines gesamtstädtischen zes von Instrumenten der Planverwirkli­ Steue rungsinstruments weiterhin ge­ chung eine Überprüfung erfolgen sollte. recht. Dies hat die 2011/2012 durchge­ Zurzeit lassen sich dabei die folgenden führte Studie des Deutschen Instituts für für die Flächen nutzungsplanung rele­ Urbanistik bestätigt (Difu: „Die Flächen­ vanten Aufgabenfelder bestimmen: 168 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

• Der anhaltende Bevölkerungszuwachs • Die Entwicklung im Einzelhandel ist men sektoraler und teilräumlicher bedingt eine Steigerung der Wohnungs­ durch ein weiterhin starkes Flächen­ Planungen regelmäßig überprüft. Auch nachfrage, die teilräumlich bereits zu wachstum, einen dynamischen Wandel beabsichtigte Aufgaben von Flächen für Spannungen auf dem Wohnungsmarkt der Betriebsformen, eine Zunahme des Einrichtungen der Ver­ und Entsorgung geführt hat. Andererseits berücksichtigt Online­Handels sowie eine anhaltende müssen nach den langfristigen ge­ der Flächennutzungsplan seit 1994 Nachfrage nach verkehrs­ und kosten­ samtstädtischen Anforderungen beur­ Wohnbaureserven für einen Zuwachs günstigen Standorten gekennzeichnet. teilt werden. um bis zu 300.000 Einwohner. Neben Daher bleiben die Sicherung der Funkti­ • In einzelnen größeren Neuplanungs­ der Mobilisierung der umfangreichen onsfähigkeit der städtischen Zentren bereichen der Stadt wird sich weiterer Potenziale der Innenentwicklung ist im und ihre Stärkung und Entwicklung Dau­ konzeptioneller Planungsbedarf erge­ Abgleich mit dem Stadtentwicklungs­ eraufgaben, zu deren Bewältigung die ben. Dabei ist die Vereinbarkeit mit den plan Wohnen 2025 und den bezirklichen Flächennutzungsplanung ihren Beitrag Grundzügen und den strategischen Pla­ Wohnungsbaukonzepten zu prüfen, in leistet. Dazu gehören die Gewährleis­ nungszielen des Flächennutzungsplans welchem Umfang und in welchem zeit­ tung der wohnungsnahen Versorgung zu berücksichtigen und zu überprüfen, lichen Rahmen zusätzliche Wohnbau­ und die städtebauliche Integration von ob ein örtlich­teilräumlicher FNP­Ände­ flächen aktiviert werden oder Nutzungs­ großflächigen Einzelhandelsvorhaben so­ rungsbedarf entsteht. änderungen erfolgen sollen. wie die Steuerung der nicht­zentrenrele­ vanten Fachmarktentwicklung. • Der Umnutzungsdruck auf aufge­ gebene, untergenutzte oder noch nicht • Als Folge demografischer Veränderun­ Es besteht kein direkter flächenmäßiger in Anspruch genommene gewerbliche gen bei zunehmender Einwohnerzahl Zusammenhang zwischen bestimmten Bauflächen, insbesondere in verkehrs­ wird sich der Bedarf an Flächen für den bedarfsauslösenden Faktoren (z.B. der günstigen Lagen, ist weiterhin hoch. So­ Gemeinbedarf voraussichtlich wieder er­ Einwohnerentwicklung) und „korrespon­ weit diese Flächen nicht Bestandteil des höhen und auch inhaltlich verändern. So dierenden“ Darstellungen im Flächen­ Entwicklungskonzepts für den produkti­ werden aufgrund des erwarteten An­ nutzungsplan (z.B. von Wohnbauflächen). onsgeprägten Bereich sind, verbindet stiegs der Schülerzahlen vermehrt Vielmehr ist in jedem Bedarfssektor von sich damit die Frage, ob, wo und unter Schulstandorte benötigt oder zu reakti­ einer großen Spannbreite möglicher welchen Voraussetzungen eine Nut­ vieren sein. Die Darstellung von Gemein­ Flächeninanspruchnahme auszugehen. zungsänderung mit den Grundzügen bedarfsstandorten wird deshalb im Rah­ Darüber hinaus unterliegt die Flächennach­ des Flächennutzungsplans vereinbar ist. frage kurzzeitigen und konjunktu rellen Wichtige Kriterien für die Beurteilung Schwankungen, die keinen Rückschluss Die Steuerung der Einzelhandelsentwicklung bleibt liefern die Stadtentwicklungspläne, z.B. eine Daueraufgabe der räumlichen Planung. auf die für den Flächen nut zungsplan für Einzelhandelsvorhaben der StEP maßgeblichen „voraussehbaren Bedürf­ Zentren in Verbindung mit dem Fach­ nisse der Gemeinde“ erlauben. marktkonzept, für gewerbliche Bauflä­ Die Überprüfung der Flächendarstellun­ chen der StEP Industrie und Gewerbe. gen ist insofern Gegenstand eines viel­ • Die ursprünglich zur Entlastung der schichtigen Planungs­, Abwägungs­ und Innenstadt vorgesehenen gemischten Bau­ Entscheidungsprozesses, in dem neben flächen M1 im Bereich des S­Bahnrings der Bedarfsentwicklung auch andere werden für diesen Zweck kaum nachge­ Gesichtspunkte wie die Eignung von Flä­ fragt. Um Konflikte mit den Zielen der chen für unterschiedliche Siedlungs­ und Einzelhandels­ und Zentrenentwicklung Freiraumfunktionen und die im Bau­ zu vermeiden, wurden in einigen Fällen gesetzbuch aufgeführten abwägungs­ bereits Verfahren zur Änderung dieser erheblichen Belange zu berücksichtigen Darstellungen durchgeführt oder einge­ sind. Änderungen der Rahmenbedingun­ leitet. In anderen Bereichen bedarf es noch gen führen daher nicht automatisch zu einer konzeptionellen Überprüfung. Änderungen des Flächennutzungsplans. 169 7.2 FNP­Änderungsverfahren

7.2.1 Unterschiedliche Flächennutzungsplan - Änderung Änderungserfordernisse

Blatt 1/3 Standardänderung § 1 Abs. 8 BauGB Die Überprüfung der Flächennutzungs­ Berlin-Buch / an der Karower Chaussee Einleitungsbeschluss ...... 17.11.11 planung erfolgt in der Berliner Praxis bei (Pankow) Beteiligung Öffentlichkeit/ Behörden (§ 3 und 4 BauGB) Lfd. Nr. 06/11 - frühzeitige Beteiligung ...... 21.05. - 22.06.12 städtebaulichem Erfordernis im Rahmen - öffentliche Auslegung ...... 07.01. - 11.02.13 Senatsbeschluss ...... 30.07.13 von FNP­Änderungsverfahren, durch die Zustimmung Abgeordnetenhaus ...... 26.09.13 SenStadtUm I B 2 (Tel.: 9025 - 1354) Bekanntmachung im Amtsblatt ...... 11.10.13 der Plan regelmäßig aktualisiert wird. Dadurch werden fortlaufend die ge­ samtstädtische Steuerungsfunktion des Flächennutzungsplans und ein planungs­ rechtlich abgesicherter Rahmen für Pla­ nungs­ und Investitionsentscheidungen gewährleistet.

Im Verlauf der Änderungsverfahren wird die Integrationsfähigkeit von geänder­ Lage im Stadtgebiet Topographische Karte 1:50.000 FNP Berlin (Stand März 2013) 1:50.000 ten Planungszielen in das räumliche und 1. Begründung strukturelle Gefüge der Gesamtstadt Ziele, Zwecke und wesentliche Auswirkungen überprüft, abgewogen und – bei bedeu­ Die Entwicklung des Ortsteils Berlin-Buch als Gesundheits-, tenderen Änderungen – parlamentarisch Wissen schafts- und Technologie- standort ist für Berlin von beson- durch das Abgeordnetenhaus bestätigt. derer Bedeutung. Mit der funktionalen Aufgabe der Für ein Änderungserfordernis können Brunnengalerie Buch besteht die Chance, für den Biotechnologie- unterschiedliche Gründe – allein oder ge­ Campus benötigte Erweiterungs- flächen in Nachbarschaft zur Ver- meinsam – vorliegen: fügung zu stellen und ein städti- sches Entré axial zum Campus zu entwickeln. • Weiterentwicklung gesamtstädtischer Entsprechend der räumlichen Pla- nungsziele wird der FNP im Be- Planungsziele, z.B. bei Fortschreibung reich des Campus in Sonderbau- fläche mit gewerblichem Charak- der Stadtentwicklungsplanung, ter (SG) sowie in dessen Lage- gunst in gemischte Baufläche M2 Notwendigkeit, Planungsrecht für an­ geändert. Mit der komplexen Dar- • stellung wird die Integration for- stehende größere, aus gesamtstädtischer schungsnaher gewerblicher Nut- zungen vorbereitet. Sicht erwünschte Investitionen zu schaf­ Die ehemalige Bahntrasse in ihrer FNP-Änderung (wirksam mit Bekanntmachung im Amtsblatt) 1:25.000 historischen Spur wird im Bereich fen, des Wohnens als Grünfläche dar- Diese Änderung wird bei der nächsten Neubekanntmachung des Flächen- gestellt. nutzungsplans in die Planzeichnung übernommen. • Weiterentwicklung der Planungskon­ zepte für städtische Teilbereiche, z.B. durch Planwerke, Bereichsentwicklungs­ Für jede FNP­Änderung wird ein Änderungsblatt angelegt. Anlass für die FNP­Änderung 06/11 „Berlin Buch / planungen, Wettbewerbsverfahren oder An der Karower Chaussee“ war die Sicherung von Entwicklungsmöglichkeiten für diesen Forschungs­ und Medizin­ Masterpläne, standort von gesamtstädtischer Bedeutung auf der Grundlage eines Masterplans. • Konkretisierung oder Änderung der Bedarfs­ und Standortplanungen für Einrichtungen des Gemeinbedarfs oder der Ver­ und Entsorgung.

170 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

Neben den Ergebnissen des Monitoring­ Konzeptioneller Verlauf 7.2.2 Der Aufgabenstellung prozesses und aktuellen Bedarfsanaly­ angemessene Verfahrenswege sen bilden Stadtentwicklungspläne, Planwerke und Strukturkonzepte von Einleitungsbeschluss Für die Durchführung von Änderungs­ übergeordneter Bedeutung als Elemente verfahren kommen entsprechend den der vorbereitenden Bauleitplanung auf Regelungen des Baugesetzbuches und Bekanntmachung im Amtsblatt der Ebene der Hauptverwaltung den in Abhängigkeit von Umfang und Kom­ (Einleitungsbeschluss) Hintergrund für aus gesamtstädtischer plexität der Planungsaufgabe unter­ Sicht erforderliche Einzeländerungen schiedliche Verfahrenstypen in Frage: des Flächennutzungsplans. Verwaltungsinterne Vorabstimmung – Erörterungsgespräch – Rückkoppelungen aus der bezirklichen • Die Standardänderung, Planung erfolgen im Gegenstromprinzip • die vereinfachte Änderung, wenn die z.B. über teilräumliche Konzepte der Be­ Bekanntmachung im Amtsblatt (Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung) Grundzüge der Planung nicht berührt zirke (wie Bereichsentwicklungsplanun­ werden, eine umfassende Umweltver­ gen, bezirkliche Zentrenkonzepte oder träglichkeitsprüfung nicht erforderlich Wohnungsbaupotenzialanalysen), über Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung ist und Schutzgüter des Naturschutz­ Bebauungspläne und im Einzelfall über (parallel) frühzeitige Beteiligung der Behörden und sonstigen TöB rechts nicht beeinträchtigt werden, die Berücksichtigung besonderer Vor­ haben. • die Standardänderung im Parallelver­ Prüfung und Abwägung der fahren zur Aufstellung eines Bebau­ Eingebunden in das Gesamtsystem der Stellungnahmen – Planungssitzung – ungsplans, Berliner Planung vermittelt das FNP­ Verfahren dabei zwischen örtlichen und • die vereinfachte Änderung im Paral­ fachlichen Einzelinteressen und gewähr­ Bekanntmachung im Amtsblatt lelverfahren zur Aufstellung eines Be­ (Öffentliche Auslegung) leistet eine sachgerechte Abwägung der bauungsplans. öffentlichen und privaten Belange. Es Standardänderungen umfassen sämt liche dient damit dem Gesamtausgleich zwi­ Öffentliche Auslegung (parallel) im Baugesetzbuch für die Aufstellung schen den unterschiedlichen Ansprü­ Beteiligung der Behörden und sonstigen TöB eines Flächennutzungsplans vorge­ chen an den Stadtraum und einer aus­ sehenen Verfahrensschritte. Bei verein­ gewogenen räumlichen Entwicklung der Prüfung und Abwägung der fachten Änderungen kann für weniger Metropole Berlin. Stellungnahmen komplexe Planungsaufgaben eine Ver­ kürzung der Verfahrensdauer erreicht werden. Im Parallelverfahren erfolgen Senatsbeschluss die Verfahrensschritte der vorbereiten­ den und der verbindlichen Bauleitpla­ nung zeitnah und aufeinander bezogen. Zustimmung des Abgeordnetenhauses Weitere Erläuterungen zu den einzelnen Verfahrenstypen und die jeweils erfor­ derlichen Verfahrensschritte enthalten Bekanntmachung im Amtsblatt die „Ausführungsvorschriften zum Dar­ (Beschluss über die FNP­Änderung) stellungsumfang, zum Entwicklungsrah­ men sowie zu Änderungen des Flächen­ nutzungsplans Berlin (AV FNP)“. Mitteilung Beschlussergebnis Ablauf des Standardverfahrens für eine FNP­Änderung

171 Das Baugesetzbuch und das Berliner 7.2.3 Zügiges Ausführungsgesetz zum Baugesetzbuch Verfahrensmanagement bieten unterschiedliche Möglichkeiten für eine effektive Verfahrensdurchfüh­ Durch ein effektives Verfahrensmanage­ eine effektive stadtentwicklungsplaneri­ rung. Dabei wird jeweils ein Verfahren ment mit Bündelung von Einzeländerun­ sche Steuerung und Unterstützung auch gewählt, das die gesetzlichen Voraus­ gen und Verfahrensschritten wurde in dringlicher Vorhaben und Investitionen setzungen erfüllt und der Komplexität Berlin ein zügiger Planungs­ und Ent­ über die Bauleitplanung erreicht. der Thematik angemessen ist, ohne die scheidungsprozess mit einer durchschnitt­ inhaltlichen Beteiligungsmöglichkeiten Die Erfahrungen aus der FNP­Verfahrens­ lichen Bearbeitungszeit von unter zwei der Öffentlichkeit einzuschränken. So­ praxis haben gezeigt, dass durch Bünde­ Jahren pro FNP­Änderung erreicht. Im fern die Möglichkeit besteht, wird eine lung von Änderungsverfahren und über­ Vergleich mit anderen deutschen Groß­ Änderung im Parallelverfahren ange­ sichtlich aufbereitete Materialien für die städten ist dies ein guter Wert. strebt. Öffentlichkeit und die beteiligten Pla­ Bei FNP­Änderungen im vereinfachten nungsträger auch bei zügiger Verfah­ Mit der Novellierung des Baugesetz­ Verfahren, bei denen aufgrund der ge­ rensführung eine hohe Transparenz der buches von 2007 wurde ergänzend die ringeren Komplexität der Planung auf Planungsprozesse erreicht werden Möglichkeit der Berichtigung des Flä­ eine frühzeitige Bürgerbeteiligung und kann. chennutzungsplans bei Bebauungs­ auf eine abschließende parlamentari­ plänen der Innenentwicklung eingeführt. Die Arbeit mit standardisierten Unterla­ sche Beratung verzichtet werden kann, Solche Bebauungspläne können auch gen erleichtert sowohl die Öffentlich­ liegt die Bearbeitungszeit bei etwa ei­ dann im beschleunigten Verfahren auf­ keitsbeteiligung als auch die effektive nem Jahr. gestellt werden, wenn sie vom Flächen­ Abstimmung innerhalb der Verwaltun­ nutzungsplan abweichen (§ 13a Abs. 2 Durch Erklärung einer FNP­Planreife gen. Auch die in Vorbereitung jeder Be­ BauGB). Der Flächennutzungsplan ist können Vorhaben bereits ermöglicht teiligungsphase gebündelt durchgeführ­ nach Festsetzung des Bebauungsplans werden, wenn das Änderungsverfahren ten Sitzungen mit den Planungsträgern, im Wege der Berichtigung anzupassen. noch nicht abgeschlossen ist, die Pla­ auf denen abschließende Entscheidun­ nungsziele für das betreffende Vorha­ gen getroffen werden, haben sich zur Um die Vereinbarkeit der i.d.R. von den ben jedoch abgeklärt sind. Damit wurde Verfahrensbeschleunigung bewährt. Bezirken aufgestellten Bebauungspläne mit den Zielen der gesamtstädtischen Flächennutzungsplanung zu gewähr­ Bündelung von Einzeländerungen und Verfahrensschritten leisten, bedarf es in Berlin vor Festset­ In beiden Beteiligungsphasen haben sowohl die Öffentlichkeit als auch die Behörden und sonstigen Träger zung solcher Bebauungspläne einer Be­ öffentlicher Belange Gelegenheit zur Stellungnahme. schlussfassung des Senats und – wenn Grundzüge der Planung betroffen sind – der Zustimmung des Abgeordnetenhau­ ses zu der beabsichtigten Berichtigung des Flächennutzungsplans. Ein „Unter­ laufen“ des Flächennutzungsplans als gesamtstädtisches Steuerungsinstru­ ment ist damit ausgeschlossen.

61 % der seit 1994 abgeschlossenen FNP­Änderungen (einschließlich ­Be rich­ tigungen) wurden im Standardverfahren durchgeführt, 32 % im vereinfachten Verfahren und 7 % im Wege der Berich­ tigung. Rund 40 % der 199 abgeschlos­ senen Änderungsverfahren wurden pa rallel zur Aufstellung von Bebau ungs­ plänen durchgeführt.

172 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

7.3 Information und Beteiligung

Ausstellung im Haus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt zu Änderungen des Flächennutzungsplans

7.3.1 Partizipation in der Die Mitwirkung der Öffentlichkeit an der Einflussmöglichkeiten eröffnet werden Flächennutzungsplanung Planung verbessert die Kommunikation können. zwischen den Beteiligten, nutzt lokales Insbesondere bei örtlich begrenzten Information und Beteiligung an Pla­ Wissen und hilft dabei, bisher nicht be­ FNP­Änderungen erfolgt die Öffentlich­ nungsverfahren gewinnen immer mehr kannte Planungsaspekte oder Konflikt­ keitsbeteiligung nicht nur zum FNP­Ver­ an Gewicht. Nur wenn die Öffentlichkeit potenziale frühzeitig zu erkennen. Eine fahren, sondern auch im Rahmen zeit­ in die Planungsprozesse eingebunden umfassende Einbindung der Öffentlich­ lich paralleler Bebauungsplanverfahren. wird, entsteht Dialog und Akzeptanz. keit steigert darüber hinaus die Legiti­ Wichtige Hinweise, die auf der generellen Die FNP­Änderungsverfahren bieten mation und Akzeptanz der Planung. Ebene des Flächennutzungsplans nicht die Chance für eine breite öffentliche Voraussetzungen dafür sind die trans­ relevant sind, können dann auf der Ebene Diskussion nicht nur der jeweiligen parente Gestaltung des Beteiligungspro­ der konkreten Bebauungsplanung be­ Einzeländerung, sondern auch der dafür zesses und die vollständige und ver­ rücksichtigt werden. maßgeblichen und in die Abwägung ein­ ständliche Verfügbarkeit der relevanten zustellenden übergeordneten Planungs­ Bei weitreichenden, komplexen oder po­ Informationen. Wichtig ist zudem ein ziele. tenziell kontroversen Planungsentschei­ Beteiligungszeitraum, der so frühzeitig dungen wird die Öffentlichkeit in der beginnt, dass noch Entscheidungsspiel­ Regel bereits im Vorfeld der FNP­Ände­ räume vorhanden sind und konkrete

173 Begleitend zur FNP­Änderung für den Flughafen Tegel wurden mehrere Standortkonferenzen unter reger Beteiligung der Öffentlichkeit durchgeführt.

rungsverfahren am Planungsprozess Grundsätzlich umfasst die Öffentlich­ be teiligt, z.B. in der Form von Gesprächs­ keitsbeteiligung bei FNP­Änderungen reihen, Standortkonferenzen, Planungs­ folgende Bestandteile: workshops oder Informationsveran­ • eine rechtzeitige Ankündigung durch staltungen, die häufig im Rahmen der Anzeigen in großen Berliner Tageszei­ Information und Beteiligung zu parallel tungen sowie eine Bekanntmachung im erarbeiteten Konzepten, Masterplänen Amtsblatt, oder Bebauungsplänen erfolgen. • eine Ausstellung im Haus der Senats­ Das förmliche Bauleitplanverfahren mit verwaltung für Stadtentwicklung und seiner zweistufigen Öffentlichkeitsbetei­ Um welt mit ergänzendem Info­Termi­ Um die Entscheidungstransparenz zu ligung bietet dann die Grundlage für ein nal, erhöhen, hat die Senatsverwaltung für breites, offenes und ergebnisorientiertes Stadtentwicklung und Umwelt in den Beteiligungsverfahren zu den geplanten • eine umfangreiche Mappe mit Beteili­ letzten Jahren ihre Informationsange­ FNP­Änderungen selbst. Die transparen­ gungsunterlagen, bote zu FNP­Änderungen im Rahmen te Ausgestaltung dieser Beteiligungs­ • die Möglichkeit einer persönlichen Be­ der Öffentlichkeitsarbeit erweitert. Seit schritte hat für die Senatsverwaltung ei­ ratung durch Fachleute der Senatsver­ 2010 werden die unterschiedlichen Pla­ nen hohen Stellenwert. waltung für Stadtentwicklung und Um­ nungsstände (Vorentwurf und Entwurf) Mit dem Beschluss des Senats und der welt, mit Erläuterung der Änderungen einan­ Zustimmung des Abgeordnetenhauses der gegenübergestellt. Seit 2013 werden • Informationsangebote in den Bezirks­ über die jeweilige FNP­Änderung ent­ in der FNP­Ausstellung und im Internet­ ämtern während der Öffentlichkeits­ steht eine hohe Verlässlichkeit der Angebot ergänzende Materialien und beteiligungen Planung und wird die Grundlage für die Informationen zum gesamtstädtischen Entwicklung der rechtsverbindlichen Be­ • sowie die Bereitstellung des Informa­ Hintergrund der jeweiligen Einzelände­ bauungspläne geschaffen. tionsmaterials im Internet. rung bereitgestellt.

Stellungnahmen können schriftlich oder In der Ankündigung der Öffentlichkeits­ auf elektronischem Weg abgegeben beteiligung wird zukünftig noch aus­ werden. führlicher auf die vorhandenen Umwelt­ informationen hingewiesen.

174 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren 8 Änderung des 7 5 Flächennutzungsplans 6 13 2 Beteiligung der Öffentlichkeit 10 1 Der Erläuterungsbericht in der Fassung Seit 2009 bilden das bundeseinheitliche 9 4 12 vom 10.11. - 12.12.2014 3 11 vom 1. Juli 1994 wurde durch die Erläu­ „Amtlich Topographisch­Kartographische

Veränderte Rahmenbedingungen und Planungsziele er- Auslegung. Danach beschließt der Senat die Änderungen terungen bzw. Begründungen der seit­ Informationssystem“ (ATKIS) und das für fordern eine örtliche Aktualisierung des Berliner Flächen- und legt die bedeutsameren Änderungen dem Abgeord- nutzungsplans (FNP). Die Öffentlichkeitsbeteiligung zu netenhaus zur Zustimmung vor. Die Lage der beabsich- den Änderungen des FNP in Teilbe reichen erfolgt in zwei tigten FNP-Änderungen und den jeweiligen Beteiligungs- Phasen, der frühzeitigen Beteiligung und der öffentlichen schritt können Sie der Abbildung entnehmen. dem wirksam gewordenen Einzelände­ Europa einheitliche Koordinatensystem Frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung Frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit In der frühzeitigen Öffentlichkeitsbeteiligung befinden (Teilbereich, Planungsziele) rungen kontinuierlich ergänzt. Weitere ETRS89 (Europäisches Terrestrisches Refe­ sich zwei FNP-Änderungen. In dieser ersten Phase der Be- Lichtenberg teiligung haben Sie Gelegen heit, sich frühzeitig über die 1 - Karlshorst West / Blockdammweg (03/14), beabsichtigten Änderungen des Flächennutzungsplans, Vorbereitung der städtebaulichen Neuordnung mit Aktivie- die allgemeinen Ziele und Zwecke der Planung, sich we- rung von Wohnbaupotenzialen thematische Aktualisierungen zum FNP­ renzsystem 1989) die Bezugsgrund lagen sentlich unterscheidende Lösungen und die voraussichtli- Marzahn-Hellersdorf chen Auswirkungen der Planung zu informieren. 2 - Elsenstraße / Parlerstraße (06/14), Erweiterungsflächen für Neben ersten Ergebnissen zur Umweltprüfung liegen Wohnungsbau nach Aufgabe von Gemeinbedarfsflächen Erläuterungsbericht enthält Kapitel 6 für die Planzeichnung des Flächen ­ weitere umweltbezogene Informationen u. a. aus Land- schaftsprogramm und Umweltatlas zur Einsicht vor. Sie Öffentliche Auslegung sind eingeladen, die beabsichtigten FNP-Änderungen (Teilbereich, Planungsziele) zu prüfen und eigene Vorschläge/ Stellungnahmen vor- des vorliegenden FNP­Berichts. nutzungsplans. Für das bundesweite Steglitz-Zehlendorf zubringen, die in die Überarbeitung der Planungen ein- 3 - Sundgauer Straße / Schlettstadter Straße (04/14)*, fließen. Aktivierung eines Wohnbaustandortes im nachgefragten Öffentliche Auslegung attraktiven Berliner Südwesten E­Government­Projekt XPlanung wurde In der öffentlichen Auslegung befinden sich fünf FNP-Än- 4 - Nachnutzung ehem. US-Hospital Fabeckstraße (05/14)*, derungen. In dieser Phase der Öffentlichkeitsbeteiligung Stärkung des Berliner Südwesten als Wirtschafts- und Wissen- In der Neubekanntmachung des Flä­ schaftsstandort durch Integration eines Technologie- und liegen die Entwürfe der FNP-Änderungen einschl. Be- Gründerzentrums eine Datenschnittstelle im XPlan GML­ gründungen öffentlich aus. Die FNP-Änderungen werden Lichtenberg gemäß § 13 Baugesetzbuch im vereinfachten Verfahren chennutzungsplans vom Januar 2015 5 - Ortsteilzentrum Alt-Hohenschönhausen (07/14)*, durchgeführt. Während der Auslegungsfrist können Stel- Stärkung der polyzentralen Stadtstruktur durch Qualifizierung Format vorgesehen. Mit dem Projekt lungnahmen abgegeben werden. Diese sind in die ab- des Ortsteilzentrums Hauptstraße schließende Abwägung der öffentlichen und privaten Be- 6 - Fachmarktagglomeration (08/14)*, werden neben der Aufnahme von seit lange gegeneinander und untereinander einzubeziehen. Fachmarktentwicklung an der Landsberger Allee Nicht fristgerecht abgegebene Stellungnahmen können Reinickendorf XPlanung wird der verlustfreie Aus­ unberücksichtigt bleiben. 7 - Teichstraße / Ehem. Humboldt-Krankenhaus (09/14)*, November 2009 wirksam gewordenen Mitteilung der Beschlussergebnisse Umnutzung für ergänzende Wohnnutzungen Sechs FNP-Änderungen wurden abgeschlossen. Die FNP- tausch, die internetgestützte Bereitstel­ Änderungen wurden nach dem Beschluss des Senats bzw. Mitteilung der Beschlussergebnisse der Zustimmung des Abgeordnetenhauses mit Ihrer Be- (Teilbereich, Planungsziele) FNP­Änderungen und Anpassungen im kanntmachung wirksam. Alle fristgemäß vorgebrachten Pankow lung sowie die planübergreifende Aus­ Stellungnahmen wurden zuvor geprüft. Das Ergebnis der 8 - Bereich „Dr. Heim Buch“ (06/07)*, Prüfung wird schriftlich mitgeteilt. Haben jedoch mehr Nachnutzung eines ehemaligen Krankenhausstandortes Wege der Berichtigung auch die Abgren­ als 50 Personen gleichartige Inhalte vorgebracht, ersetzt Steglitz-Zehlendorf diese Anzeige die Einzelmitteilung. wertung und Visualisierung von 9 - Clayallee / Oskar-Helene-Heim (30/98)*, Informationen zum FNP, zu den FNP-Änderungen sowie Einbindung ehem. Gemeinbedarfs-/ Sonderbauflächen in die umgebenden Wohnstrukturen; Sicherung des bestehenden zungen der Schutzgebiete nach Natur­ zu den wirksamen Änderungen können Sie unter der ge- Landschaftsschutzgebietes nannten Adresse erhalten. raumbezogenen Planwerken wie Bau­ Tempelhof-Schöneberg Vom 10. November bis 12. Dezember 2014 erfolgt die 10 - Nachnutzung ehem. Güterbahnhof Wilmersdorf (03/05)*, schutz­ und Wasserrecht als nachrichtli­ Öffentlichkeitsbeteiligung für nebenstehende FNP-Ände- Umnutzung zur Wohnbaufläche rungen. 11 - Stadtteilzentrum Bahnhofstraße (Lichtenrade) (02/13)*, leitplänen, Regionalplänen oder Land­ Bei Gesprächsbedarf bitten wir um vorherige Terminver- Heraufstufung zum Stadtteilzentrum entsprechend Stadtent- wicklungsplan Zentren 3 che Übernahmen aktualisiert. einbarung. Eine Beteiligung zu den Änderungsverfahren ist auch über das Internet möglich. Treptow-Köpenick schaftsplänen unterstützt. Perspekti­ 12 - Ehemaliges Kinderheim Königsheide (03/13)*, Planungsrecht- Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt liche Vorbereitung für Wohnnutzung in attraktiver Lage Am Köllnischen Park 3 Mo. bis Fr. 8.00 - 16.00 Uhr, 10179 Berlin Lichtenberg Do. bis 18.00 Uhr In Verbindung mit der Neubekannt­ visch soll der Flächennutzungsplan Tel.: 9025-1377 / 1383 13 - Herzberge / Lindenhof (04/13)*, Nachnutzung des ehem. Krankenhauses für Wohnnutzung Informationen erhalten Sie auch zu den üblichen Dienststunden und Sicherung des Landschaftsparks Herzberge in den Bezirksämtern (Stadtentwicklungsamt / Fachbereich Stadt- planung) machung wird dem Abgeordnetenhaus damit auch in das europäische Projekt * vereinfachtes Verfahren gem. § 13 BauGB Internet: www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/fnp (keine gesonderte Umweltprüfung/ kein Umweltbericht) dieser FNP­Bericht 2015 vorgelegt, der INSPIRE (Infrastructure for Spatial Infor­ die Weiterentwicklung der Flächen­ mation in Europe) eingebunden werden, Beteiligungstermine zu FNP­Änderungen werden im Amtsblatt und in nutzungs planung vor dem Hintergrund das im Rahmen der Geodateninfrastruk­ mehreren Tageszeitungen angekündigt. der Stadtentwicklungsplanung, der zwi­ tur GDI Berlin­Brandenburg umgesetzt schenzeitlichen teilräumlichen Planun­ wird und die grenzübergreifende Online­ gen und der sich verändernden äußeren Suche und ­Visualisierung sowie den ge­ Rahmenbedingungen zusammengefasst nerellen Download von Daten ermögli­ darstellt. Der aktuelle FNP­Bericht setzt chen soll. damit die Reihe der Veröffentlichungen 7.3.2 Neubekanntmachungen der letzten Jahre fort (1999, 2004, 2009). des Flächennutzungsplans

Internet­Angebot zur Beteiligung der Öffentlichkeit Einmal pro Legislaturperiode des Abge­ an FNP­Änderungsverfahren ordnetenhauses wird der Flächennut­ zungsplan neu bekannt gemacht (bisher 1998, 2004 und 2009). Dazu erfolgt ein Neudruck der Planzeichnung, der den ak­ tuellen Stand der Flächennutzungspla­ nung wiedergibt. Die Neudrucke berück­ sichtigen jeweils alle zwischenzeitlich abgeschlossenen FNP­Änderungen und Anpassungen im Wege der Berichtigung und aktualisieren die nachrichtlichen Übernahmen und Kennzeichnungen.

Nach der letzten Neubekanntmachung vom November 2009 wurde nach Ab­ schluss des Änderungsverfahrens für die Nachnutzung des Flughafens Tegel eine Arbeitskarte mit Stand Januar 2012 als gesonderter Druck herausgegeben.

175 7.3.3 Der Flächennutzungsplan Weiterhin besteht die Möglichkeit, sich rungsvorschriften zum FNP über die im Internet im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteili­ Handlungsspielräume, die die FNP­Dar­ gung zu Änderungen des Flächennut­ stellungen bei der Entwicklung von Be­ Im Rahmen des Internetauftritts der Se­ zungsplans im Internet zu informieren bauungsplänen bieten und geben Hilfe­ natsverwaltung für Stadtentwicklung und sich dazu zu äußern. Dazu steht das stellungen zur Interpretation des Plans. und Umwelt wird der Flächennutzungs­ gleiche Informationsmaterial wie in der Zudem werden die Verfahrensabläufe plan seit Ende 1999 im Netz präsentiert: zeitgleich stattfindenden Ausstellung bei Änderungsverfahren erläutert. Als www.stadtentwicklung.berlin.de/planen/fnp zur Verfügung. Zusätzlich sind die Plan­ zusätzliche Information wird neben dem fassungen des Flächennutzungsplans Stand der letzten Neubekanntmachung Das Informationsangebot umfasst um­ von 1994 und der zwischenzeitlichen eine aktuelle Arbeitskarte im Internet fangreiche Erläuterungen zur Aufgabe Neubekanntmachungen sowie alle seit angeboten, die auch alle danach wirk­ der Flächennutzungsplanung, zur Öf­ 1994 wirksam gewordenen FNP­Ände­ sam gewordenen FNP­Änderungen ent­ fentlichkeitsbeteiligung, zu den text­ rungen in Form von Änderungsblättern hält und laufend aktuell gehalten wird. lichen Darstellungen, zum Verhältnis im Netz einsehbar und können bei Be­ Weiterhin ist eine ausführliche Erläute­ zwischen Flächennutzungsplan und darf ausgedruckt werden. Die FNP­Be­ rung der Darstellungssystematik und Landschaftsprogramm sowie zu den richte von 1999, 2004 und 2009, die in der Legende des Flächennutzungsplans Grundsätzen für die Entwicklung von Verbindung mit der jeweiligen Neu­ im Netz verfügbar und kann als Bro­ Bebauungsplänen. Die Informationen bekanntmachung (Neudruck der Plan­ schüre heruntergeladen werden. Mit stehen auch in englischer Sprache zur zeichnung) erstellt wurden und einen diesen Angeboten erhalten Bürgerinnen Verfügung, um dem zunehmenden in­ zusammenfassenden Überblick über den und Bürger, Investoren und die von den ternationalen Interesse an Berliner Pla­ zu diesen Zeitpunkten aktuellen Stand Planungen betroffenen Verwaltungen nungsthemen Rechnung zu tragen. der Flächennutzungsplanung geben, eine umfassende und stets aktuelle In­ stehen ebenfalls zum Download bereit. formation über den Stand der vorberei­ Ergänzend dazu informieren die Ausfüh­ tenden Bauleitplanung.

7.4 Umsetzung der Planungsziele durch Bebauungspläne

Die Umsetzung der gesamtstädtischen Der Bebauungsplan für die Qualifizierung der Rütlischule zum „Campus Rütli“ wurde aus dem Flächennutzungs­ Planungsziele des Flächennutzungs­ plan entwickelt (s. folgende Seite). Mit dem Ausbau des Standorts wurde begonnen. plans erfolgt auf teilräumlicher Ebene vor allem durch Bebauungspläne. Be­ bauungspläne sind aus dem Flächennut­ zungsplan zu entwickeln. Die in Berlin für die Bebauungsplanung zuständigen Bezirke – in besonderen Fällen auch der Senat – sind durch das Entwicklungs­ gebot des Baugesetzbuchs an den Flä­ chennutzungsplan gebunden.

Die überwiegende Zahl der etwa 50 fest­ gesetzten Bebauungspläne pro Jahr ist unmittelbar aus dem Flächennutzungs­ plan entwickelt. Bei weniger als 5 % der Bebauungspläne war eine parallele Ände­ rung des Flächennutzungsplans erfor­ derlich; dabei ist stets die Vereinbarkeit der beabsichtigten Festsetzungen des 176 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

Entwicklungsrahmen des FNP (Übersicht) Bebauungsplans mit den gesamtstädti­ schen Planungszielen des Flächennut­ zungsplans sicherzustellen.

Die maßgeblichen Entwicklungsgrund­ sätze, der Entwicklungsrahmen und der Darstellungsumfang des Flächennut­ zungsplans werden in den Ausführungs­ vorschriften zum Flächennutzungsplan (AV – FNP) näher erläutert. Diese sind ein wichtiges Hilfsmittel für Bezirke und Planungsträger bei der Interpretation der FNP­Darstellungen. Sie sollen die Anwendungssicherheit und Transparenz bei der Entwicklung von Bebauungs­ plänen aus dem Flächennutzungsplan erhöhen. Die Ausführungsvorschriften ergänzen insofern die entsprechenden Darlegungen im Erläuterungsbericht, die grundsätzlich weiterhin Gültigkeit haben.

Die erste Fassung der Ausführungsvor­ schriften vom Januar 2001 wurde mit den „Ausführungsvorschriften zum Dar­ stellungsumfang, zum Entwicklungsrah­ men sowie zu Änderungen des Flächen­ nutzungsplans Berlin (AV – FNP) vom 8. September 2006“ (ABl. 49, S. 3673) fortgeschrieben, deren unveränderte Gültigkeit durch Bekanntmachung vom 11.6. 2011 um weitere fünf Jahre verlän­ gert wurde (ABl. 30, S. 1482).

Ausschnitt aus dem Flächennutzungsplan, mit dem Standort der Rütlischule im Zentrum Aus dem FNP entwickelter Bebauungsplan zum "Campus Rütli"

177 7.5 Änderungsverfahren 1994 – 2014

Auf Flächen beiderseits der Stadtspree bereitetete eine FNP­Änderung Investitionen in Entertainment, Büronutzungen und Wohnungsbau in erheblicher Größenordnung vor. Am Spreeufer wurde eine Grünfläche mit einem durchgehenden Uferweg gesichert, die Eastside Gallery ist ein touristischer Anziehungspunkt.

Seit dem Beschluss über den Flächen­ Mehr als die Hälfte dieser Verfahren be­ doch haben die Anforderungen an den nutzungsplan vom Juni 1994 wurden zogen sich auf mehr als eine Teilfläche jeweiligen Untersuchungsumfang und 199 Verfahren zur Änderung bzw. Be­ oder Nutzung. Die Zahl der Verfahren ist an die Abwägung erheblich zugenom­ richtigung des Flächennutzungsplans Zeichen der kontinuierlichen Überprü­ men. Knapp ein Viertel der seit Novem­ abgeschlossen. fung und Anpassung an sich ändernde ber 2009 abgeschlossenen Änderungs­ teilräumliche und strukturelle Rahmen­ verfahren umfasste Flächen in einem

Anzahl der FNP-Änderungen und -Be richtigungen bedingungen. Mit – rechnerisch – weni­ Umfang von mehr als 20 ha, zwei Ände­ je FNP-Berichtsperiode (Neubekanntmachung) ger als einer FNP­Änderung pro Bezirk rungsverfahren bezogen sich auf Flä­ pro Jahr war der Änderungsbedarf je­ chen > 50 ha. („Flughafen Tegel“ und doch im Vergleich mit anderen Groß­ „Adlershof – Nachnutzung Betriebsbahn­ städten eher gering. hof Schöneweide“). Trotz der Vielzahl teilräumlicher Darstellungsänderungen Das Erfordernis größerer Umstrukturie­ hat sich die grundsätzliche Stabilität der rungen geht zurück. Die Zahl der pro gesamtstädtischen räumlichen Struktu­ 42 71 59 27 Jahr eingeleiteten Änderungsverfahren ren, die sich im Flächennutzungsplan ist seit 1998 tendenziell rückläufig. Je­ 1994–1998 1998–2004 2004–2009 2009–2014 abbilden, bestätigt. 178 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

Die seit Inkrafttreten des Flächennut­ 7.5.1 Räumliche und Grundsätzlich neue Flächenzuordnun­ zungsplans im Juni 1994 abgeschlosse­ thematische Schwerpunkte gen – meist veranlasst durch Aufgabe nen FNP­Änderungen und ­Berichtigun­ einer vorhandenen Nutzung oder durch ge bezogen sich auf eine Fläche von Inhaltliche Schwerpunkte der seit 1994 ein Investitionsvorhaben – waren in der zusammen 4.390 ha (davon 845 ha seit abgeschlossenen Änderungen des Flä­ Minderzahl, betrafen aber teilweise aus­ der Neubekanntmachung 2009); das chennutzungsplans waren die Stärkung gedehnte Flächenareale wie die Flug­ entspricht etwa 5 % des Stadtgebiets. der Innenentwicklung, die Vorbereitung häfen Tegel und Schönefeld (Teilfläche), Häufig handelte es sich dabei um Ver­ attraktiver Wohnstandorte, die Förde­ die Stadterweiterungsgebiete in Buch­ schiebungen innerhalb einer Flächenka­ rung von Arbeitsplätzen, die Weiter­ holz­Nord und Blankenburg, das Spree­ tegorie (z.B. zwischen unterschiedlichen entwicklung des Zentrenkonzeptes, die ufer in Schöneweide, das Klärwerk Typen von Wohnbauflächen oder zwi­ Sicherung von Grün­ und Freiflächen, Falkenberg oder die Nachnutzung des schen Landwirtschaft und Grünfläche). die Umnutzung nicht mehr erforder­ Betriebsbahnhofs Schöneweide. Nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der licher Infrastrukturflächen sowie die Häufiger waren Fälle, in denen die Kon­ Änderungen hatte eine über das örtliche Förderung eines nachhaltigen Verkehrs­ kretisierung von teilräumlichen Nut­ Umfeld hinausgehende stadtstrukturel­ systems. Unmittelbar veranlasst wurden zungskonzepten eine Neuabgrenzung le Relevanz, wie es bei dem – mit rd. 470 die Änderungsverfahren häufig durch der einzelnen Nutzungen gegeneinan­ ha flächenmäßig weitaus umfangreich­ eine Weiterentwicklung der Stadtent­ der erforderte, oder in denen sich die sten – Änderungsverfahren zur Nachnut­ wicklungsplanung, durch neue teilräum­ Ausprägung des Nutzungszwecks inner­ zung des Flughafens Tegel der Fall war. liche Planungskonzepte oder durch ge­ halb einer Gebietskategorie änderte, z.B. samtstädtisch erwünschte und mit den 23 Änderungen und Berichtiungen be­ von verdichtetem zu weniger verdichte­ Grundsätzen des FNP vereinbare Inves­ finden sich dezeit im Verfahren. Aus den tem Wohnen (z.B. in Blankenburg), von titionen, für die Planungsrecht geschaf­ unterschiedlichsten Gründen – Klärungs­ gemischten Bauflächen M2 zu gemisch­ fen werden sollte. bedarf hinsichtlich der Planungsziele, ten Bauflächen M1 (z.B. Spreeraum – veränderter Bedarf, Rückzug eines Inves­ Die meisten Änderungsverfahren bezo­ Warschauer Brücke) bzw. umgekehrt tors – konnten einige schon seit längerem gen sich auf Flächen der Innenentwick­ (z.B. An der Urania) oder von Landwirt­ anhängige Verfahren noch nicht zum lung, mit dem Ziel einer Optimierung der schaftsfläche zu Grünfläche (z.B. Gerlin­ Abschluss gebracht werden. Einzelne Nutzung bereits besiedelter Flächen. Die ger Straße in Buckow). Verfahren wurden auch eingestellt, weil Aktivierung von Innenentwicklungs flächen Im Folgenden werden Schwerpunkt­ ein Planerfordernis nicht mehr besteht. für neue Nutzungen und die Lenkung themen der seit 1994 abgeschlossenen von Entwicklungen auf die am besten FNP­Änderungen aufgeführt, ergänzt je­ geeigneten Standorte bleiben zentrale weils beispielhaft durch entsprechende Aufgaben der Stadtentwicklung und da­ Änderungsverfahren. mit auch der Flächennutzungsplanung.

Stadtgebiet Berlin 89.175 ha =100 % Gegenstand von FNP­Änderungen 4,9 % FNP­Planungsziele unverändert 95,1 %

Andrews Barracks in Lichterfelde: früher Kaserne, nach FNP­Änderung Wohnungsbau

179 • Verkehrsflächen (BVG­Betriebshof Win­ friedstraße, Betriebsbahnhof Schöne­ weide (tlw.), Güterbahnhof Wilmersdorf) , sowie

• Verwaltungsnutzungen (Karlshorst – Waldowallee)

Auch einige isolierte Gewerbeflächen in attraktiven Innenstadt­ oder Wasserlagen wurden als Wohnbauflächen dargestellt (Kindl­Areal, Spindlersfeld). Vereinzelt war auch die Arrondierung von Wohn­ bauflächen höherer Dichte gegenüber Anstelle aufgegebener Gemeinbedarfsflächen ermög­ angrenzend dargestellten Grünflächen lichte die FNP­Änderung 03/06 eine Wohnbebauung Gegenstand von Änderungsverfahren (Wannsee). (Anton­Saefkow­Platz, Gutschmidtstraße, westlich Emmauskirchhof).

Einige großflächige Änderungsverfahren • vorhandene oder geplante Schul­ und bezogen sich auf die Reduzierung von Sportstandorte (u.a. mehrere Standorte peripheren Wohnungsbaupotenzialen im in Marzahn­Hellersdorf, Trabrennbahnen nordöstlichen Landschaftsraum der Karlshorst und Mariendorf), Stadt: sowie ehemalige • In Buchholz­Nord wurden die für eine • Jugendeinrichtungen (Don­Bosco­Heim, komplexe Stadterweiterung geplanten Insel Schwanenwerder, Kinderheim Königs­ Wohn­ und Mischbauflächen nördlich heide), des Autobahnrings zugunsten der Mög­ • Krankenhäuser (Oskar­Helene­Heim, lichkeit einer großflächigen Gewerbe­ Ergänzung und Differenzierung Nervenklinik Spandau), entwicklung aufgegeben und südlich des Angebots an Wohnbauflächen davon teils in ihrer Dichte reduziert, teils Eine größere Zahl von FNP­Änderungen • Bahnflächen (Grunewald, Karlshorst) in angrenzende Freiflächendarstellun­ diente der planerischen Sicherung von und gen einbezogen. Wohnbauflächen. Im Vordergrund stand • Militärflächen (McNair Barracks, An­ dabei über einen längeren Zeitraum die • Am Blankenburger Pflasterweg wurde drews Barracks, Flughafen Gatow). Aktivierung von Einfamilienhausgebie­ für eine knapp 70 ha große Wohnbau­ ten. Damit wurde der anhaltenden Nach­ Auch die Erschließung neuer Wohnbau­ fläche eine Freiraumnutzung (Golfplatz) frage in diesem Marktsegment Rech­ flächen für den Geschosswohnungsbau ermöglicht und für weitere 95 ha eine nung getragen und es gelang, Familien war Gegenstand einer größeren Zahl Herabstufung der baulichen Dichte vor­ innerhalb des Landes Berlin zu halten. von Änderungsverfahren. Überwiegend gesehen. handelte es sich dabei um kleinteilige Neben Arrondierungen von Wohnbau­ • Auch das langfristig geplante Wohn­ Gebietsergänzungen in ausgewählten flächen geringer Dichte gegenüber an­ gebiet Elisabethaue westlich von Fran­ Lagen. Eine besondere Rolle spielte auch grenzenden Grünflächen (südlich Mohri­ zösisch Buchholz wurde in der Dichte die Neudarstellung von ursprünglich für ner Allee, Rudower Höhe, Mahlsdorfer herabgestuft. Gemeinbedarfs­, Infrastruktur­ oder Grünzug, Dörferblick) wurden vielfach verkehrliche Nutzungen vorgesehene Ein Sonderfall war die Neudarstellung aufgegebene bzw. nicht länger benötig­ Flächen, darunter ehemalige von einigen bereits überwiegend zum te Infrastruktur­ und Gemeinbedarfs­ Dauerwohnen genutzten und entspre­ standorte für die Realisierung neuer • Krankenhausstandorte (Mariendorfer chend baulich verdichteten Kleingarten­ Wohnbauprojekte relativ geringer bauli­ Weg, Blaschkoallee, Herzberge/Linden­ anlagen als Wohnbauflächen entspre­ cher Dichte verfügbar gemacht, darunter hof), chend der Bestandssituation (Kolonien an der Rennbahn, Kolonie Schildow­ Waldeck, Neu­Venedig).

180 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

Stärkung der Wirtschafts struktur • Für die Nachnutzung des Flughafens Durch großflächige Neudarstellungen und Sicherung von Arbeitsplätzen Tegel wurde in einem Workshopverfah­ von gewerblichen Bauflächen erfolgte Eine ganze Reihe von FNP­Änderungen ren das Konzept eines „Forschungs­ und eine erhebliche Erhöhung und qualitati­ diente den Zielen einer Stärkung der Industrieparks Zukunftstechnologie“ ve Verbesserung der Flächenangebote Wirtschaftsstruktur und der Sicherung entwickelt und anschließend durch eine für den Wirtschaftsstandort Berlin. Auf von Arbeitsplätzen. Im Vordergrund FNP­Änderung planerisch umgesetzt. der Fläche des Flughafens Tegel sind für standen dabei Änderungsverfahren für die Ansiedlung eines Forschungs­ und • Im Entwicklungsbereich Johannisthal/ konkret anstehende Investitionen, die Industrieparks für Zukunftstechnologien Adlershof wurde das ursprüngliche Ent­ Ergänzung des Angebots an gewerblich rund 200 ha vorgesehen. wicklungskonzept mit einem hohen An­ nutzbaren Bauflächen – auch für größe­ teil an Geschosswohnungsbau im Sinne Im Nordosten Berlins wird mit einer Flä­ re Ansiedlungsvorhaben – und die Akti­ der geplanten Standortprofilierung als che in Buchholz­Nord am Autobahnring vierung innerstädtischer Baulandreser­ Wissenschafts­, Technologie­ und Me­ ein etwa ebenso großer Standort für ven für Büros und Dienstleistungen. dienstandort zugunsten weiterer Firmen­ industrielle Großansiedlungen vorge­ Die besondere Rolle von hochspeziali­ ansiedlungen geändert. Es erfolgte eine halten. Im Südosten konnte in unmittel­ sierten forschungsintensiven Zukunfts­ Neudarstellung von Sonderbauflächen barer Nähe zum Flughafen BER eine industrien für die Berliner Wirtschafts­ mit gewerblichem Charakter und der FNP­Änderung für eine gewerbliche struktur spiegelt sich auch in mehreren Zweckbestimmung „Forschung und Me­ Baufläche von über 100 ha für den Busi­ großflächigen FNP­Änderungen wider: dien“ im Süden sowie von gewerblichen ness Park Berlin abgeschlossen werden. und gemischten Bauflächen im zunächst Auf Grundlage eines gemeinsam mit der für Wohnen vorgesehenen nördlichen Gemeinde Schönefeld erarbeiteten Kon­ Teilbereich. Eine Wohnnutzung bleibt in zeptes können sich dort Büronutzun­ den gemischten Bauflächen auch wei­ gen, Dienstleistungs­, Logistik­ und Ge­ terhin möglich. werbebetriebe ansiedeln, insbesondere solche mit flughafenbezogener Ausrich­ • Eine Änderung für den Bereich östlich tung. der Karower Chaussee in Buch zur Dar­ stellung einer Sonderbaufläche mit der Zur Verdeutlichung des Ziels einer ge­ Zweckbestimmung „Wissenschaft / Bio­ werblichen Entwicklung wurde in eini­ technologie“ dient der Stärkung dieses gen Bereichen die Darstellung von ge­ international etablierten Forschungs­ mischten Bauflächen in eine Darstellung campus. von gewerblichen Bauflächen umge­ wandelt (z.B. mehrere Änderungen im Bereich Südkreuz/ Schöneberger Linse). Weitere Darstellungsänderungen zuguns­ ten gewerblicher Bauflächen erfolgten Die FNP­Änderung 10/03 ermöglichte durch Darstellung als Mischgebiet außer der zunächst vor­ aufgrund von Umweltfaktoren wie Lärm­ gesehenen reinen Wohnbebauung auch die emissionen oder Bodenbelastungen, die Ansiedlung von verträglichem Gewerbe (Adlershof). der Umsetzung einer bisherigen Wohn­ bauflächendarstellung entgegenstan­ den (Grünauer Straße am Teltowkanal, Segelflieger Damm/ Agastraße).

Das langjährige Wachstum des Dienst­ leistungssektors spiegelte sich in der Neudarstellung von gemischten Bau­ flächen M1 wider, insbesondere in ver­ kehrsgünstigen Lagen der Innenstadt (z.B. Spreeraum – Warschauer Brücke, Heidestraße). Häufiger war allerdings der Fall, dass durch Änderung von M1­ in M2­Flächen das Element des Wohnens in gemischten Bauflächen gestärkt wer­ den sollte.

181 Bei den Flächen für den Gemeinbedarf wurden mehrere Krankenhausstandorte aufgegeben oder in der Fläche reduziert sowie größere Jugendeinrichtungen ge­ schlossen und für eine Wohnnutzung zur Verfügung gestellt (s.o.). Weiterhin ist eine größere Anzahl vorhandener und geplanter Schul­ und Sportstand­ orte im Zusammenhang mit zwischen­ zeitlich rückläufigen Einwohnerzahlen, insbesondere in den östlichen Großsied­ lungen, mit der Modifizierung geplanter Wohnungsbauvorhaben und als Ergeb­ nis weiterer teilräumlicher und sektora­ Die FNP­Änderung 07/02 trug der Erweiterung des ler Analysen entfallen (An der Wuhlheide, Zentrums Johannisthaler Chaussee Rechnung. Der Warener Straße/Blumberger Damm, übergeordnete Grünzug entlang der U­Bahn konnte dabei gesichert werden (Gropiusstadt). südlich Zossener Straße, Schragenfeld­ straße/Allee der Kosmonauten).

Im Bereich der verkehrlichen und techni­ Umnutzung nicht mehr benötigter schen Infrastruktur stand die Umnut­ Infrastrukturflächen zung nicht mehr benötigter Bahnflächen Einen deutlichen Schwerpunkt bei den und Betriebshöfe (ehemalige Bahn­ Änderungsverfahren der letzten zwanzig Jahre bildeten die Überprüfung der lang­ fristigen Flächenvorsorge und die Redu­ Anstelle des BVG­Betriebshofs entstand an der zierung der im Flächennutzungsplan Winfriedstraße in Zehlendorf eine Seniorenresidenz entsprechend für Standorte der sozialen, (Änderung 07/05). technischen und Verkehrsinfrastruktur Stärkung integrierter Zentren und für sonstige öffentliche Nutzungen Zur Steuerung der dynamischen Ent­ dargestellten Flächen. Gründe hierfür wicklung im Einzelhandel erfolgte im waren neben einer effektiveren Ausnut­ Zusammenhang mit den Fortschreibun­ zung der vorhandenen Standorte und gen des Stadtentwicklungsplans Zentren Prozessen der Flächenkonsolidierung, eine Neubewertung mehrerer städti­ z.B. im Rahmen von Privatisierungen, scher Zentren, die eine veränderte Lage auch reduzierte Bedarfsprognosen (u.a. oder Ausdehnung der Darstellung von Rückgang der Alters gruppen im Schul­ Einzelhandelskonzentrationen im Flä­ alter) sowie die notwendige Haushalts­ chennutzungsplan erforderte (Kurt­ konsolidierung. Schumacher­Platz, Grunerstraße/ Alex­ anderstraße, Mahlsdorf, Frankfurter Allee, Karl­Marx­Straße).

In einigen Fällen wurde die Einstufung innerhalb der städtischen Zentren­ hierarchie geändert (Hochstufung der Zen tren Johannisthaler Chaussee und Lichten rade zum Stadtteilzentrum, Her­ abstufung der Zentren Spandau Wilhelm­ stadt und Altstadt Köpenick zum Orts­ teilzentrum).

182 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

gelände in Grunewald, Moabit, Schöne­ Durch die FNP­Änderung für den Flug­ Für den ehemaligen Spreepark sollte die weide und Wilmersdorf, BVG­Betriebs­ hafen Tegel wurden umfangreiche Frei­ Erweiterung der dargestellten Sonderbau­ höfe Königin­Elisabeth­Straße und flächen, die zurzeit nicht öffentlich zu­ fläche mit hohem Grünanteil Perspekti­ Winfriedstraße) sowie aufgegebener gänglich oder nutzbar sind, langfristig ven zur Entwicklung eines hochwertigen Flächen für die Ver­ und Entsorgung im gesichert. Meist im Zusammenhang mit und umweltverträglichen Kultur­ und Vordergrund (Teile des Kraftwerks Char­ anderen Planungszielen dienten weitere Freizeitparks eröffnen. Am Blankenburger lottenburg, Aufgabe und Rückbau der FNP­ Än derungen der Sicherung bzw. Pflasterweg in Pankow wurde auf Teil­ Klärwerke Falkenberg und Marienfelde, Neustrukturierung von Freiraumzusam­ flächen der in den 1990er Jahren hier Aufgabe des Heizkraftwerks Rudow). menhängen und übergeordneten Grün­ geplanten „Parkstadt Weißensee“ eine verbindungen (z.B. Grünzüge am Teltow­ Sonderbaufläche mit hohem Grünanteil Insgesamt hat sich die Freisetzung von kanal im Bereich des ehemaligen für einen Golfplatz dargestellt. bisher für oft flächenextensive öffent­ Kraftwerks Rudow und der ehemaligen liche Zwecke dargestellten Flächen für Teltowwerft, Mauergrünzug Schönholz, andere Nutzungen als wichtiger Aspekt Landschaftspark Rudow, Grünergänzung Umsetzung der Innenentwicklung herausgestellt. im Bereich Klärwerk Marienfelde) und verkehrsplanerischer Ziele tragen somit zur Weiterentwicklung des Das im Flächennutzungsplan von 1994 Weiterentwicklung gesamtstädtischen Freiraumkonzeptes dargestellte Verkehrsnetz hat sich in der Freiraumstrukturen bei. Auch auf kleinräumiger Ebene wur­ seinen Grundzügen bewährt, zahlreiche Mit dem Landschaftsprogramm und den Grün vernetzungen durch die Modi­ Neuplanungen konnten realisiert wer­ weiteren landschaftsplanerischen Strate­ fizierung von dargestellten Grünzügen den. Einige Netzelemente wurden unter gien und Konzepten (s. Kap. 4) wurden verbessert (Panke­Grünzug im Bereich Berücksichtigung des Stadtentwick­ die konzeptionellen Grundlagen geschaf­ Chausseestraße, Mahlsdorfer Grünzug, lungsplans Verkehr ergänzt oder in Teil­ fen, um die Berliner Freiflächen struk tur zu ehemalige Bahntrasse in Buch). abschnitten modifiziert. Dazu gehörten sichern und weiterzuentwickeln. die Ergänzung einer Nord­Süd­Linie der Weitere FNP­Änderungen spiegelten die S­Bahn (S 21) sowie einer Verbindungs­ zunehmende Bedeutung von Freizeit kurve zum Südring, die Darstellungs­ Mit der FNP­Änderung 08/03 wurde der Pankegrünzug und Erholung wider. So sollen unter in Mitte gesichert und erweitert. änderung der Tangentialen Verbindung Beachtung von Natur­ und Landschafts­ Nord (TVN) als Trassenfreihaltung unter schutz vorhandene Freizeit­ und Erho­ Veränderung ihrer Trassenlage, der Ver­ lungsstandorte in attraktiven Wasser­ zicht auf einen Neubau der B 101 durch lagen reaktiviert bzw. aufgewertet Lankwitz und auf die Anbindung des werden. Die ungenutzten bzw. unterge­ Schichauwegs an die B 101 sowie über­ nutzten Standorte „Krampenburg“ und arbeitete Verkehrslösungen um den „Rübezahl“ im Bezirk Treptow­Köpenick Kurt­Schumacher­Platz. erhielten deshalb eine eigenständige Darstellung als Grünfläche mit der Weiterhin waren Änderungen bei der Zweckbestimmung „Wassersport und Trassierung insbesondere neu darge­ Camping“ bzw. „Wassersport“. stellter übergeordneter Hauptverkehrs­ straßen nach Konkretisierung in teilräu­ mlichen Planungen Gegenstand von FNP­Änderungsverfahren, u.a. in folgen­ den Straßenzügen: Mühlendamm – Stralauer Straße, Blockdammweg, Schönerlinder Straße, Sickingenstraße, Mahlsdorfer Straße/Stellingdamm und Heidestraße.

183 Vorbereitung wichtiger Projekte Viele der seit 1994 durchgeführten Ände rungsverfahren stehen im Zusam­ menhang mit Investitionsvorhaben von gesamtstädtischer Bedeutung, für die auf Ebene der vorbereitenden Bauleitplanung die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen wurden. Häufig erfolgt paral­ lel die Erarbeitung von Masterplänen und städtebaulichen Rahmenverträgen.

Für die Realisierung solcher Investitions­ vorhaben ist die zügige Schaffung von Planungsrecht von besonderer Bedeu­ tung. Der Flächennutzungsplan hat hier Bebauungsplänen erfolgt. Unter ande­ ganz wesentlich zur Planungs sicherheit ren sind die folgenden durch Änderung beigetragen und eine gesamtstädtische des Flächennutzungsplans ermöglichten Bewertung und Einordnung der Vorhaben Projekte bereits realisiert bzw. in der ermöglicht. In vielen Fällen ist dies im Umsetzung weit fortgeschritten: Parallelverfah ren zur Aufstellung von • Neubau der Zentrale des Bundesnach­ richtendienstes an der Chausseestraße,

• Ansiedlung der Hochschule für Technik Im Rahmen der planerischen Neuordnung im Umfeld des Bahnhofs Südkreuz ermöglichte die FNP­Änderung und Wirtschaft in Oberschöneweide, 02/04 u.a. den Bau eines integrierten Fachmarktes in guter ÖPNV­Lage. • Fortgesetzte Realisierung der Wasser­ Die Änderung der FNP­Darstellung von „Gemeinbe­ städte Oberhavel und Rummelsburger darf“ in „Mischgebiet“ (21/98) ermöglichte eine zeit­ gemäße Umnutzung der früheren JVA Rummelsburg. Bucht,

• Ergänzung des Entwicklungsbereichs Adlershof um Gewerbe, Forschungs­ und • zentrenergänzender Einzelhandel, u.a. Medienstandorte, am Alexanderplatz und in den Zentren­ lagen Tegel, Johannisthaler Chaussee, • Weiterentwicklung des Medizin­ und Frankfurter Allee und Marzahner Prome­ Forschungscampus Buch, nade, Nahversorgungszentrum am S­

• Bau der Veranstaltungshalle „O2­World” Bahnhof Hermannstraße, großflächiger und Flächenneuordnung im nördlichen Möbel­Einzelhandel am Sachsendamm, Spreeraum • Wohnungsbauvorhaben im Einfamili­ enhausbau am Flughafen Gatow, an der Trabrennbahn Karlshorst, im Schweizer Viertel und auf den ehemaligen McNair­ Barracks in Lichterfelde, in den Berei­ chen Lentzealle und Habelschwerdter Allee in Dahlem, am Bahnhof Grunewald und an vielen kleineren Standorten,

• innerstädtischer Wohnungsbau im Bereich Friedrichswerder in Mitte und Am Urban in Kreuzberg; der große In­ nenstadtstandort EuropaCity steht ge­ rade am Anfang seiner Realisierung.

184 FNP­Bericht 2015 — Änderungsverfahren

Flächenbilanz abgeschlossener FNP­Änderungen 1994 bis Ende 2014 nach Zeitabschnitten (in ha) (einschließlich abgeschlossener FNP­Berichtigungen)

Geplanter Wohnungsneubau in der Europacity

Stärkung der Wohnfunktionen Weiteren kleinteiligen Flächenreduzie­ rungen im gesamten Stadtgebiet stan­ Der Stärkung und weiteren Ausdifferen­ den Flächenzuwächse ähnlicher Größen­ zierung der Wohnungsangebote ist be­ ordnung gegenüber. Dabei handelte es reits in den letzten Jahren eine hohe Be­ sich oft um Verschiebungen zwischen deutung zugekommen. Der Umfang der Wohnbauflächen und gemischten Bau­ im Flächennutzungsplan insgesamt dar­ flächen. So vollzog sich im innerstädti­ gestellten Wohnbauflächen hat sich um schen Bereich eine Trendwende hin zum rund 360 ha erhöht. urbanen Wohnen – in ausgewählten Bei den Wohnbauflächen geringer Dichte Lagen wurden durch Umnutzung ehe­ (W3 und W4, auch mit landschaftlicher maliger gemischter Bauflächen sowie Prägung) ergab sich durch FNP­Ände­ von Gemeinbedarfs­ oder isolierten rungen ein deutlicher Flächenzuwachs Gewerbe standorten zusätzliche Wohn­ (rund 520 ha). Dies ist u.a. auf Dichte­ bauflächen höherer Dichte entwickelt. 7.5.2 Auswirkungen reduzierungen im Bereich von für eine auf die Nutzungsstruktur langfristige Inanspruchnahme vorge­ Hohe Änderungsdynamik bei den sehenen Stadterweiterungsflächen im Die gesamtstädtische Nutzungsstruktur gemischten Bauflächen Nord ostraum zurückzuführen. Daneben des Flächennutzungsplans ist trotz der Bei den gemischten Bauflächen M2 er­ dominierten eher kleinteilige Arrondie­ Zahl der Einzeländerungen seit 1994 im gab sich ein Flächengewinn von rund rungen von Einfamilienhausgebieten, Wesentlichen stabil geblieben. Flächen­ 230 ha. Flächenverluste durch Über­ vorwiegend auf bisher für öffentliche zuwächse zeigen sich in der Bilanz der planung bisheriger Stadterweiterungs­ Nutzungen vorgesehenen Flächen in der FNP­Änderungen vor allem bei den Wohn­ flächen wurden durch Flächenzuwächse äußeren Stadt. bauflächen und den Freiflächen, in gerin­ aufgrund einer Neudarstellung von gerem Umfang auch bei den Sonderbau­ Dem stehen Flächenreduzierungen bei M1­Flächen, vor allem in der Innenstadt flächen, den gemischten Bauflächen und den Wohnbauflächen höherer Dichte und im Bereich des S­Bahnrings, mehr den gewerblichen Bauflächen. Die größten (W1 und W2) im Umfang von etwa 150 als ausgeglichen. Dort sollte in größe­ Rückgänge gab es bei Verkehrsflächen ha gegenüber. Diese ergaben sich vor rem Umfang in städtischer Mischung (Bahnanlagen, Flughafen Tegel). Aber auch allem aus der Überprüfung großer Neu­ auch Wohnungsbau ermöglicht werden. auf bisherigen Gemeinbedarfsflächen baustandorte, u.a. im Nordostraum, im Hinzu kamen aufgegebene oder in ihrer und Flächen für die Ver­ und Entsorgung Hinblick auf die dort zu realisierenden Fläche reduzierte Gemeinbedarfs­, Infra­ wurden neue Nutzungen dargestellt. Bebauungsdichten. struktur­ sowie einige nicht integrierte

185 Berliner Innenstadt Juli 2013

Gewerbestandorte, die künftig ebenfalls nutzung der Gaswerke Mariendorf und für gemischte Nutzungen unter Ein­ Charlottenburg, des Klärwerks Falken­ schluss von Wohnen entwickelt werden berg und des Rangierbahnhofs Schöne­ sollen. Die Umwidmung von Wohnbau­ weide zurückzuführen. Auch Teilflächen flächen in gemischte Bauflächen betraf des Flughafens Tegel und im Norden des vorrangig Stadtlagen entlang von Ver­ Flug hafens Schönefeld wurden durch kehrstrassen oder in Bereichen mit be­ FNP­Änderungen für gewerbliche Nut­ lasteten Böden, die stärker für Büro­, zungen verfügbar gemacht. Hinzu kom­ Handels­ und Dienst leistungsnutzungen men die neu dargestellten Sonderbau­ geöffnet werden sollten. Weitere Gründe flächen mit den Zweckbestimmungen waren geänderte Nutzungsziele im Ent­ „Wissenschaft/ Biotechnologie“ bzw. „For­ wicklungsbereich Adlershof und in der schungs­ und Industriepark Zukunfts­ Wasserstadt Spandau sowie in einigen technologie“ in Buch und vor allem in städtischen Zentren. Tegel, mit zusammen rund 225 ha (da­ von 35 ha mit hohem Grünanteil), die Mit der FNP­Änderung zur Nachnutzung des Flughafens Umgekehrt folgte aus der Überprüfung Tegel wurde der bedeutendste gewerbliche Zukunfs­ ebenfalls zu großen Teilen für gewerb­ standort Berlins planungsrechtlich vorbereitet. der Nutzungsziele für Teile der Innen­ liche Nutzungen zur Verfügung stehen. stadt sowie für einige „Ringstandorte“ und Randlagen städtischer Zentren ein Im übrigen Stadtraum hielten sich chen, ...) in allen Stadtteilen, die nach Rückgang von rund 80 ha bei den ge­ Flächenaufgaben und neue Gewerbe­ Überprüfung der Bedarfs­ und Finanzie­ mischten Bauflächen hoher Nutzungsin­ flächendarstellungen in etwa die Waage rungssituation nicht mehr benötigt wur­ tensität und ­dichte (M1­Flächen). und waren auf wenige kleinteilige Ände­ den oder in ihrer Größe reduziert werden rungsbereiche begrenzt. konnten (380 ha). Aber auch bisherige Zusätzliche gewerbliche Bauflächen Ver­ und Entsorgungsflächen (160 ha) und Sonderbauflächen mit gewerblichem Überprüfung des Flächenbedarfs für und Verkehrsflächen (Flug hafen Tegel Charakter öffentliche Zwecke und Teilflächen Flughafen Schönefeld, Der Flächenzuwachs von rund 100 ha Von den 1994 für öffentliche Zwecke Bahn flächen, 550 ha), deren frühere Nut­ bei den gewerblichen Bauflächen ist u.a. dargestellten Flächen wurden fast 1.100 zung aufgegeben wurde oder in abseh­ auf die Neudarstellung von Flächen für ha durch FNP­Änderungen für andere barer Zeit aufgegeben wird, wurden um­ industrielle Neuansiedlungen in Buch­ Nutzungszwecke verfügbar. Es handelte genutzt. Mit der Aufgabe und Umnutzung holz Nord, neue Entwicklungsziele für sich dabei sowohl um eine Vielzahl von ehemals öffentlicher Flächen wurde ein Teile des Entwicklungs gebiets Johan­ Gemeinbedarfsflächen (Kasernen, Kran­ wesentlicher Beitrag zur Konsolidierung nisthal/Adlers hof sowie die Nach­ kenhäuser, Heime, Schulen, Sportflä­ der Berliner Finanzsituation geleistet.

186 Einzelne großflächige Änderungen bei lungs aspekten. Der Umfang der dar­ aus, hat sich der Umfang der im den Sonderbauflächen gestellten Landwirtschaftsflächen ging Flächennutzungsplan insgesamt darge­ Der Zuwachs von rund 180 ha bei den entsprechend – vor allem durch Neudar­ stellten Freiflächen seit 1994 sogar um Sonderbauflächen geht vor allem auf die stellung als Grünflächen – um fast 150 ha über 400 ha erhöht. bereits genannten Neudarstellungen zurück. In der Zusammenschau dieser Bilanzen von Sonderbauflächen mit gewerblichen FNP­Änderungen zur Darstellung von ist festzustellen, dass die Nutzungsstruk­ Zweckbestimmungen zurück, außerdem Bauflächen zu Lasten von Freiflächen tur des Flächennutzungsplans trotz des auf die Neudarstellung bisheriger Wohn­ bezogen sich neben kleineren Arrondie­ Umfangs der seit 1994 beschlossenen bauflächen am Blankenburger Pflaster­ rungen vor allem auf eine Neubewer­ Änderungen in den Grundzügen stabil weg für einen Golfplatz und von Teilflä­ tung von Kleingartenflächen, die bereits geblieben ist. Die Auswirkungen auf das chen des früheren Militärflughafens 1994 überwiegend zum Wohnen ge­ Nutzungsgefüge sind angesichts der Gatow für Wohnungsbau und Grün. Der nutzt wurden und deshalb jetzt als Gesamtfläche der Stadt und der ins­ Umfang der Sonderbauflächen – Haupt­ Wohnbauflächen dargestellt werden. gesamt für die einzelnen städtischen stadtfunktionen (H) hat sich mit ver­ Klammert man diese bestandsorien­ Nutzungen dargestellten Flächen ver­ schiedenen Änderungen in Teilberei­ tierten FNP­Änderungen aus der Bilanz gleichsweise gering. chen, u.a. im Diplomatenviertel und im Bereich Chausseestraße West, im Saldo geringfügig erhöht.

Sicherung zusätzlicher Freiflächen Der Umfang der im Flächennutzungs­ plan dargestellten Freiflächen (Grünflä­ che, Wald, Landwirtschaft) hat sich seit 1994 um rund 310 ha vergrößert. Der Zuwachs bei den Grün­ und Waldflächen geht einerseits auf die Neudarstellung von umfangreichen Teilflächen der Flug­ hafenstandorte Gatow und Tegel sowie vieler kleinerer Freiflächen im Stadt­ gebiet zurück, andererseits auf die Wohnen am Wasser: Nach einer Änderung des Flächennutzungsplans kann die Wohnbebauung am Tegeler Hafen Neubewertung einiger Landwirtschafts­ durch ergänzenden Wohnungsbau vervollständigt werden. Direkt angrenzend an das Hauptzentrum Tegel und in flächen unter ökologischen und Erho­ unmittelbarer Nähe zum Tegeler See entstehen attraktive Wohnungen.

Flächenbilanz abgeschlossener FNP-Änderungen und -Berichtigungen 1994 bis 2014 (in ha) (bereinigt um bestandsorientierte Neubewertungen von Kleingartenflächen als Wohnbauflächen)

187 8. Anlagen

Abgeschlossene FNP-Änderungen und Berichtigungen ______Für die gesamte Stadt (Änderungen der textlichen Darstellung): Januar 1994 bis September 1998 (42)

Oktober 1998 bis Dezember 2003 (71) Textliche Darstellungen Nr. 1 und Nr. 5,

Januar 2004 bis November 2009 (59) Aufhebung Textliche Darstellung Nr. 5

Dezember 2009 bis Dezember 2014 (27) ______

1994 bis Dezember 2014 (insg.) (199)

188 FNP­Bericht 2015 — Anlagen

FNP­Änderungen und ­Berichtigungen 1994 bis einschließlich Dezember 2014

Änderungsblätter einsehbar bei der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt bzw. im Internet unter: Stadtentwicklung.berlin.de/planen/fnp * Anpassungen des FNP im Wege der Berichtigung

Wirksame Änderungen und Berichtigungen bis zur Neubekannt machung 1998 (seit 1994)

Mitte • Elisabethaue (25/95) Steglitz-Zehlendorf • Neu­Venedig (20/95) • Güterbahnhof Moabit; nördlich • Bucher Straße / Schönerlinder Straße • Königin­Luise­Str. (15/96) • Gaststätte Plänterwald (19/96) Quitzowstr. / Siemensstraße. (01/95) (26/95) • Truman Plaza (16/96) Marzahn-Hellersdorf • Mühlendamm / südlich Münze (01/96) • Schönerlinder Straße (nördlich der Bahn) Tempelhof-Schöneberg • Östlich Rhinstr. (31/95) Mitte / Friedrichshain-Kreuzberg (28/95) • Bessemerstr. / südlich Bahnhof Papestr. • Marzahner Promenade (11/96) • S­Bahn S 21 – Lehrter Bahnhof bis • Kastanienallee (10/96) (12/95) • Kläranlage Falkenberg (12/96) Gleisdreieck (02/95) Pankow / Lichtenberg • Nördlich Bahnhof Papestr. / Südkreuz Lichtenberg Friedrichshain-Kreuzberg • Perler Str. und Darßer Str. (24/95) (13/95) • Nordöstlich Fischerstr. (21/95) • Südlich Revaler Str. (04/95) Charlottenburg-Wilmersdorf • Klärwerk Marienfelde (17/96) • Blockdammweg / Sangeallee (22/95) • Rüdersdorfer Str. / Nähe Hauptbahnhof • Murellenschlucht (07/95) Neukölln • Gehrenseesiedlung (33/95) (01/97)* • Teufelsberg (14/97)* • Hermannstr. Nord (14/95) • Südlich Seehausener Str. / östlich Friedrichshain-Kreuzberg/ Tempelhof-Schöneberg • Königin­Elisabeth­Str. (01/98) • Östlich Waltersdorfer Chaussee (15/95) Ferdinand­Schultze­Str. (34/95) • Ehem. Anhalter und Potsdamer Spandau • Gerlinger Str. (05/96) • Südlich Bornitzstr. (08/96) Güterbahnhof (06/95) • Wasserstadt Oberhavel (West) (08/95) • Rhodeländer Weg (06/96) Reinickendorf Pankow • Nennhauser Damm (03/96) Treptow-Köpenick • Borsiggelände Tegel (30/95) • Eldenaer Str., ehem. Zentralviehhof (03/95) • Flugplatz Gatow (04/96) • Altglienicke / Siedlung Spreetal (17/95) • Buschower Weg (18/96) • Rummelsburger Landstr. / Grenzweg (18/95) • Nalepastr. (19/95)

Wirksame Änderungen und Berichtigungen bis zur Neubekannt machung 2004 (seit 1998)

Mitte • Hellebergeweg (15/99) Treptow-Köpenick Lichtenberg • Chausseestraße (02/97) • Burgwall (12/00) • Adlershof / Johannisthal (Entwicklungs • Margaretenhöhe­Süd (10/97) • Friedrichswerder / Wallstraße (01/99) • Gutspark Neukladow (13/00) bereich) (16/95) • Östlich Kriemhildstraße (04/98) • Parochialstraße / Alexanderstraße (02/99) • Ehemaliger Flugplatz Staaken (02/01) • Uhlenhorst (03/98) • Wartenberg Ortskern (06/98) • Klingelhöferstraße / An der Urania / • Seeburger Weg (12/01) • Späthsfelde (20/98) • Rummelsburger Bucht, Gerichtsgarten Lietzenburger Straße (03/99) Steglitz-Zehlendorf / Charlottenburg-Wilmersdorf • Spreeufer Schöneweide (27/98) / Östlich (21/98) • Müllerstraße (Hauptzentrum) (01/00) • Lentzeallee (05/97) Rathenaustraße (29/98) • Östlich Rhinstraße / Landsberger Allee Friedrichshain-Kreuzberg Steglitz-Zehlendorf • Altglienicke / Standorte (06/99) (23/98) • Ehemalige Schultheiss­Brauerei (15/98) • Düppel (07/97) • Müggelturm (07/99) • Detlevstraße / Wartenberger Straße • Spreeraum – Warschauer Brücke (10/01) • B 101 (17/98) • Müggelheim / Odernheimer Straße (28/98) Pankow • Ostpreußendamm / Giesensdorf (18/98) (13/99) • Sportforum Hohenschönhausen (14/01) • Nördlich Heinersdorf­Ortskern (23/95) • Ehem. Andrew­Barracks (10/99) • Feldblumenweg (05/00) Reinickendorf • Buchholz Nord (27/95) • Ehem. McNair­Barracks (11/99) Marzahn-Hellersdorf • Gollanczstraße (09/97) • Ehemalige Nordtangente (29/95) • Dessauer Straße (03/01) • Landsberger Straße / Stralsunder Straße • Nordgraben / Roedernallee (12/98) • Stener Berg / Buch (08/97) Tempelhof-Schöneberg (07/98) • Borsig – Hafen / Zentrum Tegel (24/98) • Pasewalker Straße (11/98) • Cheruskerkurve (37/95) • Biesdorf­Süd, Biesenhorst (22/98) • S­Bf. Wittenau (Ortsteilzentrum) (06/00) • Technologiepark Buch (01/01) • Schöneberger Straße / Ringbahnstraße (02/98) • Ortsteilzentrum Mahlsdorf / Pilgramer • Quickborner Straße (10/02) • Nasses Dreieck (11/01) • Trabrennbahn Mariendorf (08/00) Straße (25/98) • Südlich Bahnhof Heiligensee (11/02) Charlottenburg-Wilmersdorf / Mitte • Ehem. Gaswerk Mariendorf (09/00) • Kirchendreieck (19/99) Berlin • Hertzallee (16/98) Neukölln / Friedrichshain-Kreuzberg • Am Feldrain / Pfarrhufenweg (09/99) • Textliche Darstellung Nr. 1 – regionalpla­ • Gaußstraße (ehem. Gaswerk) (16/99) • Karl­Marx­Straße / Hermannplatz / • Chemnitzer Straße (06/01) nerische Festlegungen (08/98) Charlottenburg-Wilmersdorf Kottbusser Tor (04/00) • Alt­Biesdorf / Blumberger Damm (08/01) • Textliche Darstellung Nr. 5 – • Waldschulallee (17/99) Neukölln • Am Lupinenfeld (08/02) Windkraftanlagen (09/98) Spandau • Siedlung Asterngrund (05/99) Lichtenberg / Treptow-Köpenick • Kolonie Gartenbauverein (08/99) • Sonnenallee, BAB 100 / Anschlüsse (05/01) • Trabrennbahn Karlshorst (14/00) • Zentrum Maselake (14/99) • Neuhofer Straße (13/01)

189189 Wirksame Änderungen und Berichtigungen bis zur Neubekannt machung 2009 (seit 2004)

Mitte Spandau Neukölln • Mahlsdorfer Straße / Stellingdamm (08/04) • S­Bahnhof Werftstraße (14/96)* • Wasserstadt Oberhavel (Ost) (09/95) • Radarstation Rudower Höhe (07/96)* • Südl. Friedrichshagener Straße (06/06) • Ministergärten (11/97)* • Telegrafenweg (39/95) • Zentrum Johannisthaler Chaussee (07/02) • Gewerbeflächenentwicklung • Grunerstraße / Alexanderstraße (04/03)* • Aalemannufer / Rustweg (13/96)* • Südlich Mohriner Allee (05/05) Gateway BBI (07/06) • Chausseestraße West (08/03) • Wasserstadt Oberhavel West / Maselake • Gutschmidtstraße (08/05) • Fürstenwalder Allee / Dämeritzsee • Diplomatenviertel West (09/03) (01/05) • Minzeweg – ehem. Kraftwerk (07/08) • Ehem. Güterbhf. Moabit (01/07) • Eiswerder (02/06) Rudow (07/07) Lichtenberg Friedrichshain-Kreuzberg / Lichtenberg • Amalienhof (02/08) • Isar­/ Rollbergstraße – ehem. Kindl­Areal • Entwicklungsbereich Rummelsburger • Frankfurter Allee – Zentrum (05/04) Steglitz-Zehlendorf / Charlottenburg-Wilmersdorf (08/07) Bucht (09/96)* Pankow • Lentzeallee (05/02) • Nachnutzung ehem. Krankenhaus­ • Landsberger Allee (Zentrum) (07/00) • Kolonien an der Rennbahn / Rennbahn­ Steglitz-Zehlendorf standorte (Mariendorfer Weg und • Gotlindestraße (04/06) straße (01/02) • Habelschwerdter Allee / Freie Universität Blaschkoallee) (12/07) • Anton­Saefkow­Platz (08/06) • Kolonie Schildow­Waldeck (02/02) (26/98) Treptow-Köpenick • Gehrenseestraße (10/07) • Südlich S­Bhf. Storkower Straße (03/03) • Winfriedstraße (07/05) • Fürstenwalder Allee (14/98)* Reinickendorf / Pankow • Am Blankenburger Pflasterweg (01/04) • Ehem. Don­Bosco­Heim (03/06) • Genossenschaftsstraße (07/01) • Senftenberger Ring, ehem. Kolonie Charlottenburg-Wilmersdorf Tempelhof-Schöneberg • Spreepark (12/02) Rathenow und Rosenthal West (04/05) • Prager Platz (36/95)* • Schichauweg (02/03) • Südlich Charlottenstraße (05/03) Reinickendorf • Güterbahnhof Grunewald (18/99) • Sachsendamm / Priesterweg (02/04) • Grünauer Straße / Teltowkanal (06/03) • Spießweg (13/98)* • Am Spreebord (04/02) Neukölln / Tempelhof-Schöneberg • Segelfliegerdamm / Agastraße (07/03) • Kurt­Schumacher­Platz (01/06) • Teufelsberg (06/04) • Bahnflächenentwicklung Neukölln/ • Groß­Berliner Damm / Rudower • Tegeler Hafen (11/07) • Forckenbeckstraße (03/08) Tempelhof (02/05) Chaussee (10/03) Berlin • Krampenburg (03/04) • Aufhebung textliche Darstellung Nr. 5 • Rübezahl (04/04) (06/05)

Wirksame Änderungen und Berichtigungen bis zur Neubekanntmachung 2015 (seit 2009)

Mitte Steglitz-Zehlendorf Neukölln Marzahn-Hellersdorf

• Heidestraße (06/08) • Clayallee / Oskar­Helene­Heim (30/98) • Dörferblick (04/10) • Mahlsdorfer Grünzug (03/07) • Sportanlage Nordbahnhof (02/11)* • Insel Schwanenwerder (07/04) • Westlich Emmauskirchhof (04/11) • Warener Str. / Blumberger Damm (09/07) Friedrichshain-Kreuzberg • Ehem. Hafen Sachtlebenstr. Treptow-Köpenick • Südl. Zossener Straße (09/08) • Am Urban (91/08)* (Teltowwerft) (01/09) • Spindlersfeld (09/04) • Schragenfeldstraße / Allee der Pankow Tempelhof-Schöneberg • Adlershof – Nachnutzung Betriebsbhf. Kosmonauten (01/10) • Bereich „Dr. Heim“ Buch (06/07) • Nachnutzung ehem. Güterbahnhof Schöneweide (08/08) Lichtenberg • Berlin­Buch / an der Karower Chaussee Wilmersdorf (03/05) • Hessenwinkel – Hubertusstr. / Waldstr. • Arendsweg (02/09) (06/11) • Blohmstraße (01/11)* (02/10) • Karlshorst – Waldowallee (03/10) Spandau • Schöneberger Linse (05/11) • Ehemaliges Kinderheim Königsheide • Herzberge / Lindenhof (04/13) • Kladower Damm / Neukladower Allee • Stadtteilzentrum Bahnhofstraße (03/13) Reinickendorf (05/10) (Lichtenrade) (02/13) • Nachnutzung Flughafen Tegel (04/09)

190 FNP­Bericht 2015 — Anlagen

In die FNP­Neubekanntmachung aufgenommene aktualisierte nachrichtliche Übernahmen und redaktionelle Korrekturen (2009­2015)

1. Nachrichtliche Übernahmen

• Flora­Fauna­Habitat­Gebiete einschl. Vogelschutzgebiete,

Natur­ Landschafts­ und Wasserschutzgebiete: diverse Korrekturen und Neuübernahmen

• nachrichtliche Übernahme Geltungsbereich ThF­Gesetz (einschl. entsprechender Ergänzung der Legende)

2. Redaktionelle Korrekturen

• Lagekorrekturen von Darstellungen entsprechend aktualisierter ATKIS­Topographie

• Ergänzung Bahnhofssymbol Sellheimbrücke (Fehlerkorrektur)

3. Korrekturen Plantexte und ­layout

• Textkorrektur im Abschnitt „Verhältnis des Flächennutzungsplans zum Landschaftsprogramm“:

„Landschaftsprogramm“ statt „Entwicklungsprogramm“

• Konkretisierende Kennzeichnungen im Abschnitt „Nutzungsbeschränkungen zum Schutz der Umwelt“ in der Legende

• Legendensymbol Flughafen entfällt

• Ergänzung der Legende um Geltungsbereich ThF­Gesetz und Umsortierung der Legendenpunkte unter

„Nutzungsbeschränkungen zum Schutz der Umwelt“

191 Abkürzungen

• AGBauGB Ausführungsgesetz zum Baugesetzbuch

• AV Ausführungsvorschrift

• BauGB Baugesetzbuch

• BER Flughafen Berlin­Brandenburg

• B­Plan Bebauungsplan

• Difu Deutsches Institut für Urbanistik

• EpB Entwicklungskonzept für den produktionsgeprägten Bereich

• FNP Flächennutzungsplan

• GVZ Güterverkehrszentrum

• IGA Internationale Gartenausstellung (2017)

• innoBB Gemeinsame Innovationsstrategie Berlin Brandenburg

• KNF Kommunales Nachbarschaftsforum (bestehend aus vier Arbeitsgruppen)

• LaPro Landschaftsprogramm

• LEP B­B Landesentwicklungsplan Berlin – Brandenburg

• LEPro Landesentwicklungsprogramm

• LOR Lebensweltlich orientierte Räume

• MSS Monitoring Soziale Stadtentwicklung

• NatSchG Naturschutzgesetz

• ÖV Öffentlicher Verkehr

• NatSchG Naturschutzgesetz

• StEK Stadtentwicklungskonzept

• StEP Stadtentwicklungsplan

• ThF­Gesetz Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes

• TÖB Träger öffentlicher Belange

• TVN tangentiale Verbindung Nord

• TV0 tangentiale Verbindung Ost

• WHG Wasserhaushaltsgesetz

• WoFIS Wohnbauflächen­Informationssystem

192 FNP­Bericht 2015 — Anhang

Abbildungsnachweis

Abbildungen, soweit nicht anders vermerkt: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt; im Übrigen, z.T. im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt:

• Titel: Visualisierung Tegel (Tegel Projekt GmbH, Andreas Schiebel) • Titel: Visualisierung Europacity (CA Immo, ASTOC) • Titel: Rummelsburger Bucht (urbanPR; Foto: Tom Peschel, 2010) • 11 Grafik:Machleidt + Partner • 13 Ausländische Business Communities, ausländische Studenten (Orte der Internationalität, TU Berlin 2012) • 24 Potsdamer Platz (Foto: Helmut Burlager) • 26 Übergangsbereich von Mitte und Kreuzberg (SenStadtUm; Foto: Roland Heicke) • 28 Feldlerche (Foto: Frank Slotosch) • 30 Bürgerwerkstatt Lichterfelde Süd 2013 (Foto: Seebauer-Wefers-und-Partner) • 34 Gut Falkenberg, (Foto: Odor) • 35 Ruderalflur am Berliner Nordbahnhof SenStadtUm;( Foto: Bernd Machatzi) • 36 „Das Grüne Band“ (SenStadtUm; Foto: Fugmann Janotta) • 39 Karte Lufttemperaturen (GEO-NET Umweltconsulting GmbH) • 40 Biomassekraftwerk Märkisches Viertel (Foto: Vattenfall) • 49 Bevölkerungsveränderung, Bevölkerung der Bezirke (Datengrundlage: Amt für Statistik Berlin-Brandenburg) • 50 Realentwicklung und Prognosen (Datengrundlagen: SenStadtUm, Grafik:Spath + Nagel) • 59 Flughafen Berlin Brandenburg (Flughafen Berlin Brandenburg GmbH; Foto: Günter Wicker) • 63 Profilbildung für den Raum der AG Ost Jahn( Mack und Partner) • 65 Westliche Innenstadt (SenStadtUm, Foto: Markus Breithaupt) • 68 Baugruppe Friesenstraße (Jan Dilling – Claudia Euler architekten gmbh) • 69 Siemensstadt Luftbild (Foto: FTB Werbefotografie) • 76 Obere Stadtspree Luftbild (SenStadtUm; Foto: Dirk Laubner, 2010) • 80 und 81 (Visualisierungen Tegel: Tegel Projekt GmbH, Andreas Schiebel) • 82 Stadtquartier für Wohnen, Arbeiten und Kultur. (Plan: ASTOC) • 87 Wasserstadt Spandau Luftbild (SenStadtUm; Foto: Dirk Laubner, 2010) • 87 Rummelsburger Bucht Luftbild (urbanPR; Foto: Tom Peschel, 2010) • 91 Müggelhof (SenStadtUm; Foto Christian Muhrbeck) • 94 Am Urban (Graetz Architekten; Foto: Jörg Frank) • 99 „Europacity“ Heidestraße (Entwurf und Visualisierung: Baumschlager Hutter) • 103 Bayer­Schering (Foto: Bayer Konzern) • 104 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Hauptstadtregion Berlin – Brandenburg – Raumordnungsbericht 2013) • 106 Hotelstandorte (Berlin – Orte der Internationalität, TU Berlin 2012) • 107 Neuköllne Südring Luftbild (SenStadtUm; Foto: Dirk Laubner, 2010) • 111 MDC Campus­Buch Luftbild (Foto: MDC) • 112 Klärwerk Falkenberg (CleanTech Business Park) • 119 MittendrIn Berlin! (Grafiken:Okamo ) • 124 Marzahner Promenade (SenStadtUm; Foto: Roland Heicke) • 130 Umsetzungsplan Nordbahnhof (Fugmann Janotta) • 135 Kolonie Togo (SenStadtUm; Foto: Marcel Böhme) • 137 Velodrom (Dominique Perrault Architecture) • 142 Campus Adlershof (Adlershof Projekt GmbH, Foto: Tina Merkau) • 143 Flughafen Tegel (SenStadtUm; Foto: Rainer Nagel) • 139 HeliosBuch (Foto: Helios-Kliniken) • 150 Kraftwerk Rudow, Sprengung 2007 (www.neukoelln-online.de) • 152 Blockheizkraftwerk Adlershof (Freitag Hartmann Sinz Architekten) • 153 Solaranlagen Hellersdorf (Foto: pv-b AG) • 154 An der Jannowitzbrücke (SenStadtUm; Foto: Roland Heicke) • 160 Nahversorgungszentrum Hermannstraße (SenStadtUm; Foto: Roland Heicke) • 165 Spreebrücke (Ingenieurbüro Grassl / SenStadtUm) • 165 Entlastung von umliegenden Stadtstraßen (SenStadtUm; Foto: Roland Heicke) • 168 Flughafen Tegel (SenStadtUm; Foto: Dirk Laubner) • 182 Zentrum Johannisthaler Chaussee (SenStadtUm; Foto: Roland Heicke) • 185 Europacity (Visualisierung: LÉON WOHLHAGE WERNIK Architekten) • 186 Berliner Innenstadt (SenStadtUm; Foto: Philipp Meuser) • 187 Tegeler Hafen (SenStadtUm; Foto: Frank Wolter)

Weitere Fotos: Spath+Nagel, Berlin

193 Erläuterung zu den Darstellungen im Flächennutzungsplan Seite 1 Flächennutzungsplan-Legende Abkürzungen auf den Änderungsblättern / Kurzerläuterung

Bauflächen Bauflächen Wohnbaufläche, W1 Überwiegend traditionelle Block- und Block randbe bauung, fünf (GFZ über 1,5) W1 und mehr Geschosse Wohnbaufläche, W2 Überwiegend Zeilenbau, Blöcke der 20er Jahre, Groß bau formen, (GFZ bis 1,5) W2 3-5 Geschosse (auch Hoch häuser in Groß siedlungen) Wohnbaufläche, W3 Überwiegend verdichtete einfamilienhausähnliche Wohnformen, (GFZ bis 0,8) W3 wie Stadtvillen, Reihenhäuser und Hausgruppen 2-3 geschossig Wohnbaufläche, W4 Überwiegend Einzel- und Doppelhäuser mit 1-2 Geschos sen in (GFZ bis 0,4) W4 offener Bauweise und hohem Grünanteil Bereiche mit hoher Nutzungsintensität und -dichte sowie mit vor- Gemischte Baufläche, M1 M1 wiegendem Kerngebiets charakter Bereiche mit mittlerer Nutzungsintensität und -dichte sowie Gemischte Baufläche, M2 M2 überwiegendem Mischgebiets charakter Gewerblichen Nutzungen vorbehalten; die Zulässigkeit anderer Gewerbliche Baufläche G Nutzungen ist begrenzt Zentren struktur des FNP in Verbindung mit der zugehörigen Einzelhandelskonzentration EHK Baufläche

Sonderbaufläche Einrichtungen von Parlament und Regierung sowie anderen Hauptstadtfunktionen (H) SH Hauptstadtfunktionen Sonderbaufläche Beispielsweise großflächige Forschungseinrichtungen, mit gewerblichem Charakter S G Medienstandorte und Häfen Sonderbaufläche Spezielle Nutzungen, die sich von den anderen Bauflächen- entspr. Zweckbestimmung S kategorien unterscheiden (z. B. Messegelände) Sonderbaufläche Mehr als die Hälfte der Gesamtfläche (über 60 %) soll unversiegelt mit hohem Grünanteil S Grün bleiben

Gemeinbedarfsflächen Gemeinbedarfsflächen Flächen für übergeordnete öffentliche Einrichtungen wie Gemeinbedarfsfläche GB Hochschulen, Krankenhäuser und Verwaltungen Gemeinbedarfsfläche mit Mehr als die Hälfte der Gesamt fläche (über 60 %) soll unversiegelt hohem Grünanteil GB Grün bleiben Hochschule und Forschung Kultur Schule Verwaltung Zweckbestimmung für übergeordnete gesamtstädtisch bedeut- same Standorte (keine Grundschulen oder Kitas); konkrete Krankenhaus Post Lagebestimmung ist Aufgabe nachfolgender Planungsebenen Sicherheit und Sport Ordnung

Ver- und Entsorgungsanlagen Ver- und Entsorgungsanlagen Fläche mit gewerblichen Charakter VE G z. B. Wasserwerke, Abfallstandorte oder Kraftwerke Fläche mit Mischnutzungs- charakter VE M z. B. Betriebsbahnhöfe der BVG Anlagen wie oben, aber überwiegend grün, Fläche mit hohem Grünanteil VEGrün z. B. Wasserwerke Fläche mit landwirtschaftlicher z. B. ehemalige Rieselfelder, die heute der Nutzung VELawi Grundwasseranreicherung dienen

Wasser Energie Zweckbestimmung für übergeordnete gesamtstädtisch bedeutsame Betriebshof Standorte Abfall, Abwasser (Bahn und Bus)

194 Erläuterung zu den Darstellungen im Flächennutzungsplan Seite 2 Flächennutzungsplan-Legende Abkürzungen auf den Änderungsblättern / Kurzerläuterung

Verkehr Verkehr

Autobahn mit Anschlussstelle BAB

Übergeordnete Hauptverkehrsstraße ÜHVSt Bei der Darstellung von Verkehrstrassen beschränkt sich der FNP auf die Grundzüge (Autobahnen, Trassenfreihaltung Hauptverkehrsstraßen und übergeordnete Neuplanungen)

Tunnellage

Bahnfläche Bahn z. B. großflächige Gleisanlagen und Güterbahnhöfe

U-, S-, R-Bahn; Bahnhof ober-/unterirdisch Schienennetz der U- und S-Bahn sowie der Regional- und Fernbahnhof (ICE/IC/RE) Fernbahn, einschließlich Bahnhöfe ober-/unterirdisch

Kleinbahn

Freiflächen, Wasserflächen Freiflächen, Wasserflächen

Grünfläche Grün Grünflächen wie Parkanlagen, Friedhöfe, Kleingärten

Wald Wald größere Waldflächen

Landwirtschaftsfläche Lawi Flächen, bei denen die Landwirtschaftsnutzung Vorrang haben soll

Wasser Wasser

Parkanlage Sport Friedhof Wassersport Zweckbestimmung der Grünflächen, als Symbol im Schwerpunkt Kleingarten Camping der jeweiligen Nutzung Feld, Flur und Wiese

Nutzungsbeschränkungen zum Schutz Nutzungsbeschränkungen zum Schutz der Umwelt der Umwelt Darstellungen (D), nachrichtliche Übernahmen (N) und Darstellungen (D), nachrichtliche Übernahmen (N) und Kennzeichnungen (K) Kennzeichnungen (K)

Wohnbauflächen W3/W4 mit gebietsprägender Vegetationsstruktur Landschaftliche Prägung von LP Wohnbauflächen (D) und reduzierter Überbaubarkeit Vorranggebiet für Luftreinhaltung (D) Planungszone Siedlungs- * Landesentwicklungsplan Flughafenstandortentwicklung beschränkung gem. LEP FS* (N)

Weltkulturerbe (N)

Wasserschutzgebiet (N)

FFH- **/Landschaftsschutz-/ ** Flora, Fauna, Habitat einschließlich Vogelschutz Naturschutzgebiet (N) Nutzung entspr. Gesetz zum Erhalt des Tempelhofer Feldes Geltungsbereich ThF-Gesetz (N) (ThF-Gesetz)

Schadstoffbelastete Böden (K) Kennzeichnung von Altlastenflächen

195 196 Maßstab ca. 1 : 135.000 im Original 1 : 50.000 und 1 : 25.000

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Der Flächennutzungsplan Berlin steuert seit über zwanzig Jahren die räum- liche Entwicklung der Stadt. Der vorliegende FNP-Bericht 2015 gibt einen zusammenfassenden Überblick über die Entwicklung der planungsrelevan- ten Rahmenbedingungen, die Schwerpunkte der übergeordneten räum- lichen Planung sowie die wichtigsten Neuplanungen in diesem Zeitraum. Während die strategischen Ziele der Planung weiterhin aktuell sind, waren Teilaspekte der Planung in einem kontinuierlichen Prozess durch punktuel- le Änderungsverfahren fortzuschreiben, damit der Flächennutzungsplan weiterhin seine Funktion als gesamtstädtisches Steuerungsinstrument erfüllen kann. Der FNP-Bericht 2015 stellt diese Änderungen im Gesamt- zusammenhang der räumlichen Entwicklung Berlins seit 1994 dar, reflek- tiert die FNP-Berichte und FNP-Neubekanntmachungen der Jahre 1999, 2004 und 2009 und gibt einen Ausblick auf zukünftige Planungs aufgaben. Mit seinen Darstellungen und strategischen Zielsetzungen bietet der Flächennutzungsplan weiterhin eine Entwicklungsperspektive für die Anfor- de rungen der wachsenden Stadt und ist ein wichtiges gesamtstädtisches Instrument zur Investitionsvorbereitung. Planen

Flächennutzungsplanung für Berlin FNP-Bericht 2015

FNP-Bericht 2015