4.2. FACHKONZEPT WIRTSCHAFT; ARBEITSMARKT UND HANDEL

4.2.1. ENTWICKLUNGSGESCHICHTE VON INDUSTRIE UND GEWERBE ...... 2

4.2.2. ARBEITSMARKTDATEN UND PENDLERSTRÖME ...... 3

4.2.2.1. Arbeitsmarktdaten ...... 3 4.2.2.2. Pendlerströme ...... 9

4.2.3. ENTWICKLUNG DER GEWERBLICHEN STRUKTUR ...... 10

4.2.3.1. Gewerbestatistik der Stadt Reichenbach ...... 10 4.2.3.2. Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen ...... 10

4.2.4. BRACHGEFALLENE INDUSTRIE- UND GEWERBEFLÄCHEN ...... 14

4.2.5. ENTWICKLUNG DER KAUFKRAFT ...... 17

4.2.6. AUFSTELLUNG ZU GROßFLÄCHIGEM EINZELHANDEL ...... 19

Anhang Karten Karte 1 Gewerbe- und Industriestandorte sowie Entwicklungs- Flächen Karte 2 Industriebrachen und andere gewerbliche Brachen Karte 3 Handelseinrichtungen

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im 1 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

4.2.1. ENTWICKLUNGSGESCHICHTE VON INDUSTRIE UND GEWERBE

• Seit dem 15. Jahrhundert bis ins 19. Jahrhundert trugen die Tuchmacherei und der Tuchhandel wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung Reichenbachs bei.

• Die in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts beginnende Industrialisierung erhielt in Rei- chenbach durch den Eisenbahnanschluss 1846 und den Einsatz der ersten Dampfma- schinen bedeutenden Aufschwung und förderte die Entstehung der Reichenbacher Tex- tilindustrie mit Spinnereien, Webereien, Tuchfabriken, Färbereien und Appreturanstalten. Die Textilindustrie wurde zum bedeutendsten Wirtschaftszweig Reichenbachs.

• Ende des 19. Jahrhunderts kamen einige Betriebe der eisenverarbeitenden Industrie mit Gießerei hinzu.

• Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich dann die Polygraphische Industrie und nach 1945 auch die Metall- und Elektroindustrie.

• Hauptindustriezweig blieb jedoch bis zur politischen Wende 1989 die Textilindustrie.

• Mit dem Übergang zur Marktwirtschaft 1990 folgte der Wegbruch fast aller bedeutenden Industriebetriebe Reichenbachs. Es entwickelte sich nun eine mittelständische Wirt- schaftsstruktur.

Heutige Wirtschaftsstruktur

Heute dominieren in Reichenbach klein- und mittelständische Unternehmen. Diese setzen auf Spezialisierung, profilieren sich als Zulieferer für die Fahrzeugindustrie oder konzentrie- ren sich auf Produktnischen.

Auf dem industriellen Sektor haben sich Maschinenbau, Metallverarbeitung und Metallbau in den letzten Jahren zu den wichtigsten Branchen entwickelt. Auch die meisten, der neu an- gesiedelten Unternehmen sind in diesen Bereichen tätig.

Unternehmen der Textilindustrie ist es gelungen, durch Umorientierung zu Heimtextilien und technischen Textilien neue Absatzmärkte zu erschließen.

Außerdem werden in Reichenbach Wärmetauscher und Kältesysteme für verschiedene Ein- satzgebiete hergestellt. In der Elektrotechnik/Elektronik können meist kleinere, innovative Betriebe, in erster Linie Neugründungen, auf eine stabile erfolgreiche Entwicklung verwei- sen. Druck- und Verpackungsmittelproduzenten verweisen, nach erheblichen Investitionen in Maschinen und Betriebstätten, auf eine positive Wirtschaftslage.

Nach dem Konjunkturverlauf der 90er Jahre gelang es den leistungsfähigsten Unternehmen der Baubranche, sich erfolgreich am Markt zu behaupten. Innerhalb der Gewerbebetriebe des Handwerks, der Dienstleistungen sowie des Handels ist der Branchenmix weitestgehend ausgewogen.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - 2 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

4.2.2. ARBEITSMARKTDATEN UND PENDLERSTRÖME

4.2.2.1. Arbeitsmarktdaten

Geschäftsstellenbereich Reichenbach Die Arbeitsmarktdaten werden durch die Agentur für Arbeit grundsätzlich nach Ge- schäftsstellen erhoben, die den ehemaligen Kreisen entsprechen. Zum Geschäftsstellenbe- reich Reichenbach gehören neben der Stadt Reichenbach die Städte Mylau, und Neumark sowie weitere 7 Gemeinden mit insgesamt ca. 44.000 Einwohnern.

Arbeitslose des Geschäftsstellenbereiches Reichenbach (Jahresdurchschnittswerte)

5.000 Personen insgesamt 4.500 4.000 3.500 3.000 2.500 2.000 1.500 1.000 500 0 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Abbildung : graph. Darstellung AL GS RC

Entwicklung der Arbeitslosenstruktur (Jahresdurchschnittswerte) Geschäftsstelle Reichenbach :

Reichenbach 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Personen 3.928 3.815 3.399 3.896 4.571 3.968 3.863 3.702 3.916 insgesamt Davon über 205 376 481 685 899 863 885 771 746 55 Jahre Darunter 74 56 49 57 75 80 77 86 89 Jugendliche unter 20 Jahre Darunter 54 35 30 30 31 34 36 44 41 Ausländer

Reichenbach 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Personen 4.190 4023 3856 4036 3659 3110 2715 2783 2507 insgesamt Davon über 614 499 383 488 540 503 495 565 588 55 Jahre Darunter 82 75 67 79 63 60 42 30 28 Jugendliche unter 20 Jahre Darunter 49 56 62 79 87 89 91 77 76 Ausländer Tabelle : AL- Struktur GS RC Quelle: Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit Plauen

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 3 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Arbeitslosenstruktur des Geschäftsstellenbereiches Reichenbach (Jahresdurchschnittswerte)

1000 Davon über 55 Jahre Darunter Jugendliche unter 20 Jahre 900 Darunter Ausländer

800

700

600

500

400

300

200

100

0 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

Abbildung : graph. Darstellung AL- Struktur GS RC

Quelle: Arbeitsmarktbericht der Agentur für Arbeit Plauen

Arbeitsmarktdaten der Stadt Reichenbach Diese kleinteiligen Daten für das Stadtgebiet Reichenbach (inkl. der Ortsteile) wurden durch die Agentur für Arbeit Plauen zur Verfügung gestellt und stehen ab dem Jahr 2006 zur Ver- fügung.

Die Anzahl der Arbeitslosen der Stadt Reichenbach ist in den letzten Jahren spürbar gesun- ken.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 4 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Bei Betrachtung der Arbeitslosenstruktur der Stadt Reichenbach wird deutlich, dass der Rückgang der Arbeitslosenzahl insbesondere auf den Rückgang der Frauen und der Lang- zeitarbeitslosen zurück zu führen ist. Es gibt weniger Arbeitslose Jugendliche (unter 25 J.), jedoch steigt die Zahl der älteren Arbeitslosen (55 J. und älter).

Die sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse der Stadt Reichenbach sind bei knapp über 6.000 konstant.

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Arbeitslosenquoten des Geschäftsstellenbereichs Reichenbach Die Arbeitslosenquoten im Vergleich zu den anderen Geschäftsstellen des Vogtlandkreises.

Arbeitslose in % aller zivilen Erwerbspersonen :

Geschäftsstelle JD JD Veränderung Arbeitslosen Arbeitslosen zum Vorjahr in quote % quote % % (absolut)

2009 2010 Plauen ges. 12,80 11,70 -1,10 Männer 12,90 11,80 -1,10 Frauen 12,60 11,60 -1,00 Auerbach ges. 12,10 10,50 -1,60 Männer 11,90 10,40 -1,50 Frauen 12,20 10,70 -1,50 ges. 10,60 9,30 -1,30 Männer 10,90 9,30 -1,60 Frauen 10,30 9,30 -1,00 Oelsnitz ges. 10,30 9,40 -0,90 Männer 10,40 9,40 -1,00 Frauen 10,00 9,40 -0,60 Reichenbach ges. 13,00 11,80 -1,20 Männer 12,50 11,00 -1,50 Frauen 13,50 12,70 -0,80 Durchschnitt aller Gst. ges. 11,76 10,54 -1,22 Männer 11,72 10,38 -1,34 Frauen -0,98 11,72 10,74 Tabelle: AL- Quoten im JD 2009/2010 Quelle: Arbeitsmarktberichte der Agentur für Arbeit Plauen

Innerhalb der Geschäftsstellen des Vogtlandes hat Reichenbach die höchste Arbeitslosen- quote. Im Vergleich zum Jahre 2009 ist zu erkennen, dass sich die Arbeitslosenquote der Geschäftsstellenbereich Reichenbach entsprechend der Entwicklung der anderen Ge- schäftsstellen abgesenkt hat. Die Arbeitslosenquote der Männer fiel stärker als der Durchschnitt, die der Frauen konnte nur leicht gesenkt werden. Die aktuelle Arbeitslosenquote vom April 2011, berechnet auf Basis aller zivilen Erwerbsper- sonen, ist jedoch mit 10,7 % (Vorjahr 12,8 %) deutlich niedriger. D.h. die sich bessernde konjunkturelle Lage hat den Arbeitsmarkt bereits erreicht.

Einschätzung der grundsätzlichen Arbeitsmarktsituation Grundsätzlich verdeutlichen die vorangestellten Grafiken, dass der Arbeitsmarkt der Stadt Reichenbach keine anderen Entwicklungen als der Geschäftsstellenbereich Reichenbach zeigt. Dies ermöglicht u.a. eine tiefere Prüfung der einzelnen Berufsgruppen im Bereich der Geschäftsstelle Reichenbach. Bei dieser Prüfung werden den Beschäftigten die Arbeitslosen (nach den jeweiligen Berufs- gruppen) gegenübergestellt. Diese Betrachtung ermöglicht eine Aussage, welche Berufs- gruppen im Geschäftsstellenbereich Reichenbach ausgelastet sind und welche einen Über- hang an Arbeitskräften haben.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 6 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 7 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Die vorangehende Grafik verdeutlicht die immensen Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen.

Das Verhältnis Arbeitslosen zu Beschäftigten (nach den einzelnen Berufsgruppen) ist bei folgenden Berufsgruppen sehr hoch: • Tierzüchter und Gartenbauer (über 100%) • Hauswirtschaftliche Berufe, Dienst- und Wachberufe, Reinigungsberufe, Speisenbereiter und Lager- und Transportarbeiter (über 59%) • Hilfsarbeiter, Holzaufbereiter, Landwirtschaftliche Arbeitskräfte u. Tierpfleger, Bauhilfsar- beiter, Gästebetreuer, Drucker, Textilverarbeiter (über 25%)

Die Arbeitslosen nur dieser Berufsgruppen stellen fast die Hälfte aller Arbeitslosen. Über 100% Quote bedeutet, dass es in dieser Berufsgruppe mehr Arbeitslose als Beschäftigte gibt.

In folgenden Berufsgruppen besteht faktisch Vollbeschäftigung: Landwirte ; Verwalter, Berater in der Landwirtschaft und Tierzucht; Forst-, Jagdberufe; Mine- ral-, Erdöl-, Erdgasgewinner; Mineralaufbereiter ; Glasmacher; Chemiearbeiter; Kunst- stoffverarbeiter; Metallerzeuger, Walzer; Former, Formgießer; Metallverformer (span- los); Metalloberflächenbearbeiter, -vergüter, - beschichter; Schmiede; Werkzeugma- cher; Spinnberufe; Textilveredler ; Lederhersteller, Leder- und Fellverarbeiter; Getränke-, Genußmittelhersteller; Übrige Ernährungsberufe ; Raumausstatter, Polsterer; Berufe des Wasser- und Luftverkehrs; Abgeordnete, administrativ entscheidende Berufstätige ; Rechtswahrer, -berater; Ärzte, Apotheker ; Seelsorger

Die aufgeführten Berufsgruppen werden jedoch in unterschiedlicher Anzahl von Beschäftig- ten repräsentiert. D.h. in einigen Berufsgruppen sind nur wenige Beschäftigte vorhanden. Demzufolge ist trotz Vollbeschäftigung keine hohe Nachfrage nach Fachkräften zu erwarten. Die fett markierten Berufsgruppen werden durch viele Beschäftigte repräsentiert. D.h. es ist davon auszugehen, dass hier eine große Nachfrage nach Fachkräften besteht.

Weiterhin ist aus der Gegenüberstellung nach Berufsgruppen zu erkennen, dass bei vielen Bereichen mit niedrigem Qualifikationsgrad eine viel höhere Arbeitslosigkeit vorliegt als bei qualifizierten Berufsgruppen.

Lage auf dem Ausbildungsstellenmar kt (Quelle: Arbeitsmarktberichte der Agentur für Arbeit Plauen)

Der Berichtszeitraum eines Berufsberatungsjahres ist der 1. Oktober bis Ende September des Folgejahres. Der Bericht 2009/2010 vom September 2010 weist 1.298 Bewerber und 1.412 gemeldete Berufsausbildungsstellen aus. D.h. es stehen im Agenturbereich mehr Be- rufsausbildungsstellen als Bewerber zur Verfügung.

Die nachstehende Grafik verdeutlicht den Trend der letzten Jahre. Die Anzahl betrieblicher Berufsausbildungsstellen ist annähernd konstant. Auf Grund der stark rückläufigen Bewer- berzahlen gibt es deshalb mehr Berufsausbildungsstellen als Bewerber. Fast Jedem steht eine betriebliche Ausbildungsstätte zur Verfügung.

0,9 Bewerber je gemeldeter Berufsausbildungsstätte. 1,1 Bewerber je betrieblicher Berufsausbildungsstelle.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 8 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

3,5 3,3 3,2 2,9 3,0 2,8 2,4 2,5 2,0 1,9 2,0 1,5 1,3 1,4 1,5 1,2 1,0 1,1 1,0 0,9 0,5 0,0 2003/2004 2004/2005 2005/2006 2006/2007 2007/2008 2008/2009 2009/2010

Bewerber je gemeldete Berufsausbildungsstelle Bewerber je betriebliche Berufsausbildungsstelle

Die relativ große Abnahme der Ausbildungsstellennachfrage führt zu einer zeitweisen Ent- spannung des Ausbildungsmarktes. Generell spiegeln diese Entwicklungen jedoch den de- mographischen Wandel in der Bevölkerung wieder.

Die Fachkräftesicherung für die Unternehmen wird die Herausforderung der nächsten Jahre.

4.2.2.2. Pendlerströme

Die Zahl der Ein- bzw. Auspendler in Reichenbach hat in den letzten Jahren nur leicht geschwankt. Seit 2008 ist die Zahl der Auspendler wieder leicht rückläufig und die Zahl der Einpendler leicht positiv. Im Durchschnitt gibt es ca. 3.100 Einpendler (arbeiten nur in Reichenbach, wohnen außer- halb) und ca. 4.200 Auspendler (wohnen in Reichenbach, arbeiten außerhalb).

Ein- und Auspendler der Stadt Reichenbach 5.000 4.500

4.000

3.500

3.000

2.500 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Einpendler Auspendler Quelle: Informationsangebot der Statistik der Bundesagentur für Arbeit (BA)

Ziele Arbeits- und Ausbildungsmarkt In der Region sollen für die Entwicklung des Arbeits- und Ausbildungsmarktes die räumli- chen Voraussetzungen zur Sicherung / Weiterentwicklung eines vielfältigen Arbeits- und Ausbildungsplatzangebotes zur Erhöhung des Beschäftigungsgrades geschaffen werden, so dass den Fernpendlerströmen entgegengewirkt wird und der zukünftige Fachkräftebedarf gesichert werden kann. Dabei ist auf die Integration aller Bevölkerungsgruppen und -schichten in den Arbeitsmarkt hinzuwirken. Frauen und über 55 Jährige sollten besondere Beachtung finden. Die Verknüpfung von Bildung und Wirtschaft sollte im Hinblick auf die Fachkräftesicherung intensiviert und unterstützt werden, um frühzeitig Schülern und Absolventen die vielfältigen Möglichkeiten und Perspektiven in den Unternehmen der Region, insbesondere in den ge- fragten Berufsgruppen, zu verdeutlichen. Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 9 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Auf die Schaffung eines strukturell vielseitigen und räumlich ausgewogenen Angebotes an Arbeits- und Ausbildungsplätzen insbesondere in klein- und mittelständischen Unternehmen sowie von qualitativ hochwertigen und dem Bedarf entsprechenden Ausbildungs-, Umschu- lungs- und Fortbildungskapazitäten sollte großer Wert gelegt werden. Reichenbach muss auf eine zunehmende innovative Entwicklung der mittelständigen Wirtschaft hinzielen.

4.2.3. ENTWICKLUNG DER GEWERBLICHEN STRUKTUR

4.2.3.1. Gewerbestatistik der Stadt Reichenbach

Aus dem Stand der Gewerbemeldedatei der Stadt Reichenbach ergibt sich folgende Gewerbestruktur:

Stand Jahr 2007 Jahr 2008 Jahr 2009 Jahr 2010 Jahr 2011 Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Anzahl Industrie 35 2,4% 38 2,7% 30 2,1% 31 2,2% 30 2,1% Handwerk 323 22,4% 317 22,1% 330 23,2% 318 22,7% 321 22,5% Handel 337 23,3% 322 22,5% 323 22,7% 303 21,6% 320 22,4% Dienstleistung 750 51,9% 755 52,7% 737 51,9% 748 53,4% 757 53,0% (und Sonstiges) Tabelle 19: Gewerbestruktur RC Quelle: Gewerbeamt Reichenbach

Die Daten verdeutlichen, dass der frühere Industriestandort Reichenbach verloren ging. In den Jahren nach 1990 hat sich eine mittelständische Wirtschaftsstruktur (Handwerk, Handel, Dienstleistung) herausgebildet.

4.2.3.2. Entwicklung von Gewerbe- und Industrieflächen

Die Stadt Reichenbach unternahm seit 1990 große Anstrengungen neue gewerbliche Bau- flächen an der Peripherie der Stadt auszuweisen, um die vorhandenen Nutzungskonflikte (Gewerbe/Industrie/Wohnen) abzubauen.

Im Osten der Stadt, direkt an der B 173 gelegen und nur 1 km von der Staatsstraße S 289 und ca. 4 km von der BAB 72 entfernt, entstand das „Gewerbegebiet Ost - B 173“ mit 19,2 ha Gesamtfläche. Das gegenüberliegende Gewerbegebiet „Am Windmühlenweg“ umfasst eine Fläche von 6,1 ha Gesamtfläche.

Den Forderungen aus der Wirtschaft folgend entstand in Zusammenarbeit mit der Gemeinde außerhalb der geschlossenen Ortslage das „Industrie- und Gewerbegebiet Autobahnanschlußstelle Reichenbach /Vogtl.“ (PIA I), das sich auf einer Fläche von 39,8 ha (davon 22,8 ha Nettobaufläche) erstreckt und das Industriegebiet Autobahnanschlußstelle Reichenbach/Vogtl. II (PIA II), das sich auf einer Fläche von 44,6 ha (davon 26,1 ha Netto- baufläche) erstreckt.

Die Entwicklung und Vermarktung der Industrie- und Gewerbegebiete an der Autobahnan- schlussstelle verlief in den letzten Jahren sehr gut. Aufgrund der stetigen Belegung der Ge- biete stehen gegenwärtig noch wenige Flächen zur Verfügung. Derzeit werden in diesen Gebieten insgesamt ca. 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon ca. 800 in den PIA Gebieten.

Auch das Gewerbegebiet Reichenbach Ost – B 173 ist zu über 85 % ausgelastet. Es stehen hier nur noch wenige kleinflächige Grundstücke zur Verfügung.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 10 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Die Hauptvoraussetzung für diese positive Entwicklung ist die günstige Verkehrsanbindung des Standortes sowie die schnelle und unbürokratische Unterstützung der Investoren.

Industrie- und Gewerbestandorte

Gewerbegebiet Ost - B 173

Industrie- und Gewerbegebiete PIA I und II Abbildungen: Gewerbe- und Industriegebiete Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 11 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Wirtschaftliche Ziele:

Reichenbach verfügt über günstige Standortvoraussetzungen für gewerbliche Investitionen.

Das ist insbesondere • die hervorragende Verkehrsanbindung an die A 72, die S 289 sowie die B 94/ B 173 und das überregionale Schienennetz, • eine hohe Förderpriorität im Freistaat Sachsen, • neue attraktive Gewerbe- und Industriegebiete und • der Hochschulteil Reichenbach der Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH) und die Kältefachschule im Hinblick auf die Ausbildung von Nachwuchs- u. Führungskräf- ten und die zur Verfügungstellung von Forschungskapazitäten. • Regionale Vorsorgestandorte für Industrie und produzierendes Gewerbe lt. Regio- nalplan Südwestsachsen V18, V7, V8

Der bisherigen Entwicklung Rechnung tragend, ist es auch künftig unerlässlich, Industrieflä- chen in Autobahnnähe bereitzuhalten. Von besonderer Bedeutung ist dabei die Ausweisung eines Gebietes, das großflächige Ansiedlungen ermöglicht. Auf Grund der verbesserten verkehrlichen Anbindung durch die Ortsumgehung Reichenbach S 289, die zukünftig auch die Verbindung der A 72 und der A 4 darstellt, werden die Gewer- beflächen im Norden und Osten der Stadt erheblich aufgewertet. Unter Beachtung der noch zur Verfügung stehenden Flächen direkt an der Autobahnanschlussstelle Reichenbach (A 72) sollten diese Potentiale im Fokus der zukünftigen gewerblichen Entwicklung stehen.

Unternehmen, die hier keine optimalen Bedingungen vorfinden, werden sich nicht mit schlechteren Angeboten begnügen, sondern einen geeigneteren Standort in einer anderen Region wählen.

Aus diesem Grund genießen die Belange der Wirtschaft oberste Priorität: • Unterstützung der Wirtschaft durch eine unternehmerfreundliche Verwaltung • Vorausschauende Flächenbevorratung, um schnell auf den Ansiedlungs-, Erweite- rungs- oder Umstrukturierungsbedarf von Unternehmen reagieren zu können • Optimierung der wirtschaftsnahen Infrastruktur • Sicherung der mittelständigen Wirtschaftsstruktur mit einem vielseitigen Branchenmix mittels Bestandspflege und Gründerförderung

Die Stadt Reichenbach konzentriert ihre Ansiedlungsbemühungen auf folgende Branchen: • die Automobilzulieferindustrie, aufgrund der günstigen Verkehrslage zwischen Leipzig und Nürnberg, • Kälte- und Klimatechnik • sonstige Metallbe- und -verarbeitung, um die in der Region bereits vorhandenen Ka- pazitäten, wie Kooperationsmöglichkeiten und ausgebildete Arbeitnehmer, zu nutzen • die Textil- und Lederindustrie, speziell für techn. Textilien, um Synergieeffekte für den Reichenbacher Hochschulteil der WHZ Zwickau zu ermöglichen sowie • die Druckindustrie, ebenfalls auf Grund der Verfügbarkeit von Fachkräften und kaum vorhandenen Wettbewerbern im Vogtland.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 12 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Leitziele der räumlichen Entwicklung für Industrie und Gewerbe

Höchste Priorität bei der räumlichen Entwicklung von Gewerbe und Industrie besitzt die be- darfsgerechte Bereitstellung von Industrie- und Gewerbeflächen, vorrangig in Autobahnnä- he. So hat sich die Zusammenarbeit der Stadt Reichenbach mit der Nachbargemeinde Heinsdorfergrund im Planungszweckverband Industrie- und Gewerbegebiet Autobahnan- schlußstelle Reichenbach/Vogtl. seit 1996 bewährt. Mit dem Beitritt der Stadt am 03. Juli 2009 ist es gelungen diese Potenziale auch für zukünftige Entwicklungen nutzen zu können. Grundsätzlich soll das Wirtschaftspotential des Standortes Reichenbach intensiv gestärkt und weiterentwickelt werden.

Die Sicherung der mittelständischen Wirtschaftsstruktur soll durch die Entwicklung eines Branchenmix durch Bestandspflege, Gründer- und Ansiedlungsförderung erfolgen.

Um den mit der Ausweisung neuer Gewerbestandorte einhergehenden Flächenverbrauch zu minimieren, wird zur Kompensation des Eingriffs in Natur und Landschaft eine Renaturie- rung altindustrieller Flächen angestrebt. Zu diesem Zweck erfolgte die Einrichtung eines Ökokontos, welches die zeitliche und räumliche Trennung der Maßnahmen ermöglicht.

Hauptsächlich die Erhöhung des wirtschaftlichen Potentials kann die Kaufkraft heben, den Standort verbessern, die Bevölkerungsstruktur verjüngen und nicht zuletzt Impulse gegen die Abwanderung setzen.

Karte Nr. 1: „Gewerbestandorte und Entwicklungsflächen“

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 13 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

4.2.4. BRACHGEFALLENE INDUSTRIE- UND GEWERBEFLÄCHEN

Bedingt durch den wirtschaftlichen Strukturwandel wurden zahlreiche Industrieimmobilien der Stadt Reichenbach nach der Wende nicht mehr für Produktionszwecke benötigt. Zweifel- los stellen dabei die Brachen der Textilindustrie den größten Anteil dar.

Eine Vielzahl der altindustriellen Objekte wurde in den ersten Jahren nach der Wende – zumeist nach aufwendigen Sanierungsarbeiten, später auch nach Abriss der Gebäudesub- stanz – durch Firmen anderer Wirtschaftsbereiche nachgenutzt.

Trotz verstärkter Bemühungen bei der Standortvermittlung von Industriebrachen, ist es je- doch bei weitem nicht gelungen, alle Altindustrieimmobilien einer neuen Nutzung zuzufüh- ren. Obwohl sich die Industriebrachen ausnahmslos in Privat- und Firmeneigentum befinden, ist die Kommune vor allem aus städtebaulichen Gründen gefordert, weiterhin an der Beseiti- gung dieser Missstände mitzuwirken bzw. auch selbst aktiv zu werden, wie es beispielge- bend beim Abriss der Industriebrachen Textilveredlungswerk (TVW) Altstadt 1 und der ehe- maligen Stark’schen Fabrik am Mühlgraben (Flur-Nr.1047, 1043 Gem. RC) oder Obere Dun- kelgasse 7, erfolgte. Derzeit befindet sich keine Brache im städtischen Eigentum.

Als gelungene Beispiele für Brachenrevitalisierung sind zwei Industriebrachen zu nennen, die zum symbolischen Kaufpreis von 1,00 DM von der Stadt erworben wurden. Dabei handelt es sich zum einen um die Brache der ehemaligen Plauener Gardine, Eisen- bahnstraße 28 in Oberreichenbach. Durch die Nutzung von Fördermöglichkeiten der VwV Stadtentwicklung wurde hier ein vollständiger Rückbau der vorhandenen Bausubstanz vor- genommen und anschließend eine Renaturierung vorgenommen (siehe Fachkonzept Um- welt/Gewässer/Forst/Landwirtschaft). Zum anderen handelt es sich um das Objekt Kneippstraße 1 im OT Cunsdorf. Hier ist nach dem Teilabriss eine gewerbliche Neubelegung (Fa. Grimm) sowie die Nutzung als ABM- Stützpunkt erfolgt. Im Bereich der 5. Sächsischen Landesgartenschau in Reichenbach wurden Zahlreiche Rückbaumaßnahmen mit staatlicher Unterstützung durchgeführt. Durch diese Investitionen wurde der betroffene Altstadtbereich erheblich aufgewertet.

Jedoch wird die Stadt – auf Grund der Vielzahl und der Größe der Objekte – diese Probleme auch langfristig nicht ohne erhebliche finanzielle Unterstützung von staatlicher Seite (EU/Bund/Länder) bewältigen können.

Leitziel 1

Langfristig ist die schrittweise Beseitigung der übrigen Industriebrachen durch die Unterstüt- zung privater Initiativen bzw. durch die Stadt unter Ausnutzung staatlicher Fördermöglichkei- ten als Reserveflächen für verschiedene Nutzungen vorzusehen.

Mit der Errichtung eines Ökokontos sollen durch die Renaturierung altindustrieller Flächen künftige Ausgleichsmaßnahmen - vorwiegend für neue industrielle Baugebiete im Außenbe- reich angespart werden.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 14 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Beispiel: Abbruch Industriebrache Eisenbahnstraße 28, ehem. Plauener Gardine

Industriebrache vor Rückbau (Stand 2001) Industriebrache nach Rückbau (Stand 2006) Abbildungen: Brachgefallene Industrie- und Gewerbeflächen

Beispiel: Neubau Zentrale Feuerwache auf dem Gelände der ehemaligen Fleischwarenfabrik Löblein zwischen Cunsdorfer Straße und Schlachthofstraße

Abbildung: Brachengelände Löblein 2007

Abbildung: Neubau Zentrale Feuerwache (Fertigstellung 2011)

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 15 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Leitziel 2

Industriebrachen in eine neue Nutzung bringen.

Abbildung: Industriebrache Burgstraße 42 ehem. Trafowerk, heute durch Spezialfahrzeugbau Tunger belegt

Eine Belebung der Brachen ist grundsätzlich Ziel, jedoch nicht an allen Standorten umsetz- bar, da verschiedene Faktoren (z.B. Lärmbeeinträchtigungen auf umliegende Wohnbebau- ung) berücksichtigt werden müssen. Weiterhin ist bei Wiederbelegungen meist nicht das gesamte Objekt nutzbar. Aus diesem Grund sind Teilabrisse erforderlich, die meist nicht durch den Investor geleistet werden kön- nen.

Karte Nr. 2: „Industriebrachen und andere gewerbliche Brachen“

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 16 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

4.2.5. ENTWICKLUNG DER KAUFKRAFT

Einzelhandelsrelevante Kaufkraft 2006/ 2010 (Prognose)

absolut in Mio. EUR pro Kopf in EUR * Gesamt dar. Food Gesamt dar. Food Reichenbach im Vogtland 2006 100,8 34,7 4.505,8 1.551,1 2010 99,0 37,9 4.770,9 1.824,9 2006 884,1 304,6 4.563,4 1.572,2 2010 1.199,4 458,5 4.792,2 1.832,3 Freistaat Sachsen 2006 19.714,2 6.786,7 4.588,7 1.579,7 2010 20.309,1 7.757,7 4.843,8 1.850,3

Bundesrepublik Deutschland 2006 421.387,1 143.415,0 5.107,7 1.738,4 2010 442.700,0 167.500,0 5.398,5 1.850,3 Quelle: BBE-Unternehmensberatung GmbH * Berechnungsbasis: Bevölkerungsstand 31.12.2004 bzw. 31.12.2008

Vergleich der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft 2006/ 2010 (Prognose)

Niveau der einzelhandelsrelevanten Kaufkraft der Stadt Reichenbach im Vogtland in % 2006 2010 Vogtlandkreis = 100 98,74 99,6 Freistaat Sachsen = 100 98,2 98,5 Bundesrepublik Deutschland = 100 88,2 88,4 Berechnungsgrundlage: BBE-Unternehmensberatung GmbH

Einzelhandelsrelevante Kaufkraft nach Branchen 2006/ 2010 (Prognose)

absolut in Mio. pro Kopf in EUR * Branche EUR 2006 2010 2006 2010

Nahrungs- und Genussmittel/Bäckerei/Metzgerei 34,7 37,9 1551,1 1824,9 Gartenbedarf/Blumen/Zoo 3,2 3,5 143,0 170,2 Drogerie/Parfümerie/Apotheke/Sanitätshaus 14,2 14,7 634,8 708,2 PBS/Zeitungen/Zeitschriften/Bücher 3,7 3,3 165,4 158,6 überwiegend kurzfristiger Bedarf 55,8 59,4 2494,3 2861,9 Bekleidung/Wäsche 8,5 7,4 380,0 358,5 Schuhe (ohne Sportschuhe) 1,5 1,5 67,1 70,2 Lederwaren 0,5 0,4 22,4 20,6 Tape- ten/Farben/Lacke/Eisenw./Heimw./Autozubehör 10,1 8,9 451,5 426,6 GPK/Hausrat/Geschenkartikel 1,4 1,1 62,6 54,5 Spielwaren/Hobby/Basteln/Musikinstrumente 1,8 1,9 80,5 89,5 Sportartikel/Fahrräder/Camping 1,5 1,4 67,1 66,3 überwiegend mittelfristiger Bedarf 25,3 22,6 1130,9 1086,2

Teppiche/Gardinen/Deko/Sicht- und Sonnenschutz 1,2 1,1 53,6 50,6 Bettwaren/Haus-, Tisch- und Bettwäsche 1,1 0,9 49,2 44,8 Möbel (inkl. Bad-, Garten-, Büromöbel) 5,3 4,6 236,9 223,9

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 17 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Elektro/Leuchten/sonst. hochwertige Haushaltgeräte 2,4 2,3 107,3 110,8 UE/Musik/Video/PC/Drucker/Kommunikation 5,8 5,0 259,3 239,9 Photo/Optik/Akustik 2,0 1,7 89,4 84,3 Uhren/Schmuck 0,9 0,8 40,2 37,6 Sonstiges 1,0 0,6 44,7 30,9 überwiegend langfristiger Bedarf 19,7 17,0 880,6 822,8 Verkaufsfläche des Einzelhandels gesamt 100,8 99,0 4505,8 4770,9 Quelle: BBE-Unternehmensberatung GmbH * Berechnungsbasis: Bevölkerungsstand 31.12.2008

Verkaufsfläche des Einzelhandels gesamt

Entwicklung in % 1997 zu 2006 zu Verkaufsfläche 1997 2001 2006 2010 2010 2010 absolut: in m² 50.413 39.420 39.045 37.285 -26,0% -4,5% in m² pro Kopf 2,07 1,68 1,77 1,82 -12,1% 2,8%

Niveau Stadt Reichenbach im Vogtland in % : Vogtlandkreis = 100 123,2 100,0 99,4 97,8 -20,6% -1,6% Freistaat Sachsen = 100 146,8 105,7 109,3 108,3 -26,2% -0,9% Quelle: IHK Chemnitz

Die Gesamtverkaufsfläche von Reichenbach betrug im Jahr 2010 ca. 37.285 m2. Dies be- deutet einen Rückgang von 26 % der Verkaufsfläche im Vergleich zum Jahr 1997. In den letzten Jahren sank die Verkaufsfläche um ca. 4,5 %. Auf Grund der sinkenden Bevölke- rungszahlen stieg jedoch die Verkaufsfläche pro Kopf leicht an (ca. 2,8 %).

Die durchschnittliche Gesamtverkaufsfläche pro Kopf liegt aktuell leicht unter dem Durch- schnitt des Vogtlandkreises, jedoch noch deutlich über dem Durchschnitt des Freistaates Sachsen.

Verkaufsfläche des Einzelhandels gesamt nach Branchen 2006/ 2010

absolut in m² pro Kopf in m² Branche 2006 2010 2006 2010

Nahrungs- und Genussmittel/Bäckerei/Metzgerei 13.365 10.655 0,61 0,52 Gartenbedarf/Blumen/Zoo 1.330 2.035 0,06 0,1

Drogerie/Parfümerie/Apotheke/Sanitätshaus 1.445 2.245 0,07 0,11 PBS/Zeitungen/Zeitschriften/Bücher 270 715 0,01 0,03 überwiegend kurzfristiger Bedarf 16.410 15.650 0,74 0,77 Bekleidung/Wäsche 5.700 4.555 0,26 0,22 Schuhe (ohne Sportschuhe) 1.040 515 0,05 0,03 Lederwaren - 170 - 0,01

Tapeten/Farben/Lacke/Eisenw./Heimw./Autozubehör 8.790 8.085 0,4 0,4 GPK/Hausrat/Geschenkartikel 470 1015 0,02 0,05

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Spielwaren/Hobby/Basteln/Musikinstrumente 40 205 0 0,01 Sportartikel/Fahrräder/Camping 435 740 0,02 0,04 überwiegend mittelfristiger Bedarf 16.475 15.285 0,75 0,75

Teppiche/Gardinen/Deko/Sicht- und Sonnenschutz 820 760 0,04 0,04

Bettwaren/Haus-, Tisch- und Bettwäsche 300 525 0,01 0,03 Möbel (inkl. Bad-, Garten-, Büromöbel) 2.250 2.350 0,1 0,11

Elektro/Leuchten/sonst. hochwertige Haushaltgeräte 1.095 1.495 0,05 0,07

UE/Musik/Video/PC/Drucker/Kommunikation 525 460 0,02 0,02 Photo/Optik/Akustik 500 580 0,02 0,03 Uhren/Schmuck 160 100 0,01 0 Sonstiges 510 80 0,02 0 überwiegend langfristiger Bedarf 6.160 6.350 0,28 0,31

Verkaufsfläche des Einzelhandels gesamt 39.045 37.285 1,77 1,82 Quelle: IHK Chemnitz

4.2.6. AUFSTELLUNG ZU GROßFLÄCHIGEM EINZELHANDEL

Frühzeitig, d.h. im April 1991 wurde durch die damalige Stadtverordnetenversammlung ein Beschluss zur Regulierung der Ansiedlung großflächigen Einzelhandels für das Gesamt- stadtgebiet gefasst, um die wohngebietsbezogene Nahversorgung sicherzustellen und das ungeordnete Wachstum auf der „grünen Wiese“ zu verhindern. Obwohl dieser Beschluss bis heute konsequent umgesetzt wurde, liegt im Erlebniswert Rei- chenbachs als Einkaufsstadt noch ein erhebliches Defizit. Zusätzlich schöpfen die Märkte, die in den benachbarten Städten und Gemeinden in den vergangenen Jahren ungehindert auf der „Grünen Wiese“ entstanden, noch die Kaufkraft Reichenbachs ab. Die Einkaufsattraktivität der Stadt Reichenbach birgt trotz privater und öffentlicher Maßnah- men noch erhebliche Entwicklungspotenziale. Die Ursachen liegen vor allem im unausgewo- genen Branchenmix, in der deutlichen Zunahme von Billiganbietern, den uneinheitlichen Öff- nungszeiten, einer zu geringen Zielgruppenorientierung der Händler, aber auch im Fehlen von Einkaufshighlights. Durch die Ansiedlung eines großflächigen Einzelhandels in diesem Bereich könnte die Kaufkraftbindung der Innenstadt gesteigert werden. Das prognostizierte Kaufkraftpotential Reichenbachs für 2010 liegt etwa im Bereich der Städte vergleichbarer Größe (Werdau, Auerbach, Crimmitschau, Annaberg). Ursache der geringen Kaufkraftbindung der Innenstadt ist das Fehlen der wohngebietsnahen Versorgung der Einwohner. Im großflächigen Einzelhandel ist in der Warengruppe Nahrungs- und Genussmittel ein massives Überangebot vorhanden, das sich vor allem im Bereich der Zwickauer Straße kon- zentriert. Mit ca. 42,5 % der Gesamtverkaufsfläche ist der Anteil des großflächigen Einzel- handels verhältnismäßig hoch. Nach wie vor fließt einzelhandelsrelevante Kaufkraft insbe- sondere in die benachbarten Oberzentren Plauen und Zwickau ab. Die Steuerungsfunktion, die durch die Novellierung des BauGB mit dem Einzelhandelszentrumskonzept möglich ist, soll zukünftig genutzt werden, um negativen Entwicklungen entgegenwirken zu können. Ein entsprechendes Gutachten wird, nach Sicherstellung der gesicherten Finanzierung, beauf- tragt.

Gesamtstädtisches Integriertes Stadtentwicklungskonzept (INSEK) - Reichenbach im Vogtland 19 Fachkonzept: Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Handel

Verkaufsfläche des großflächigen Einzelhandels gesamt

Verkaufsfläche* 1997 2001 2006 2010 absolut: in m² 27.787 19.920 15.840 15.840 in m² pro Kopf 1,14 0,85 0,72 0,77 Niveau Stadt Reichenbach im Vogtland in % : Vogtlandkreis = 100 134,1 139,3 118,03 71,30 Freistaat Sachsen = 100 126,7 84,2 75,0 77,00 Flächenanteil in Stadt Reichenbach im Vogtland in % : großflächiger EH in % 55,12 50,53 40,57 42,50 Quelle: IHK Chemnitz

Die durchschnittliche Verkaufsfläche beim großflächigen Einzelhandel je Einwohner liegt deutlich unter dem Durchschnitt des Vogtlandkreises und des Freistaates Sachsen. Der An- teil des großflächigen Einzelhandels beträgt ca. 42,5 %.

Verkaufsfläche des großflächigen Einzelhandels gesamt nach Branchen für 2006/ 2010

pro Kopf in Branche absolut in m²* m²* 2006 2010 2006 2010 Nahrungs- und Genussmittel/Bäckerei/Metzgerei 4.500 3.580 0,2 0,18 Gartenbedarf/Blumen/Zoo 20 660 0 0,03 Drogerie/Parfümerie/Apotheke/Sanitätshaus - 530 - 0,03 PBS/Zeitungen/Zeitschriften/Bücher 20 370 0 0,02 überwiegend kurzfristiger Bedarf 4.540 5.140 0,21 0,25 Bekleidung/Wäsche 2.360 1.525 0,11 0,07 Schuhe (ohne Sportschuhe) 120 155 0,01 0,01 Lederwaren - 60 - 0

Tapeten/Farben/Lacke/Eisenw./Heimw./Autozubehör 7.700 6.740 0,35 0,33 GPK/Hausrat/Geschenkartikel - 425 - 0,02 Spielwaren/Hobby/Basteln/Musikinstrumente - 20 - 0 Sportartikel/Fahrräder/Camping - - - - überwiegend mittelfristiger Bedarf 10.180 8.925 0,46 0,44

Teppiche/Gardinen/Deko/Sicht- und Sonnenschutz - - - - Bettwaren/Haus-, Tisch- und Bettwäsche - 220 - 0,01 Möbel (inkl. Bad-, Garten-, Büromöbel) 1.100 1.120 0,05 0,05

Elektro/Leuchten/sonst. hochwertige Haushaltgeräte - 365 - 0,02 UE/Musik/Video/PC/Drucker/Kommunikation - 50 - 0 Photo/Optik/Akustik 20 20 0 0 Uhren/Schmuck - - - - Sonstiges - - - - überwiegend langfristiger Bedarf 1.120 1.775 0,05 0,09 Verkaufsfläche des großflächigen Einzelhandels gesamt 15.840 15.840 0,72 0,77 Quelle: IHK Chemnitz

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Standorte des großflächigen Einzelhandels in Reichenbach Verkaufsfläche in m² Einkaufszentrum Kaufland Reichenbach Zwickauer Straße 128 3.080 Gesamtverkaufsfläche darunter: Kaufland 2.800 Einzelobjekt Fachmarkt OBI Baumarkt mit Gartencenter Obere Lindenstraße 26 7.700 Möbel-AS Friedensstraße 48 1.100 Supermarkt/Discounter[1] Lidl Zwickauer Straße 97 850 Rewe (im EKZ am Annenplatz) Lengenfelder Straße 5 810 Warenhaus/(Textil-)Kaufhaus WEKA Markt 3 2.300

[1] Die Aufstellung beinhaltet nur die Märkte mit einer Verkaufsfläche von mind. 800 m².

Bis 2001 gab es in Reichenbach einen starken Zuwachs an großflächiger Einzelhandelsver- kaufsfläche. Seit 2006 gab es keine weitere Zuwachsentwicklung. Auf Grund dieser Stagna- tion und der sinkenden Einwohnerzahlen stieg deshalb die Verkaufsfläche pro Kopf leicht an. Der Anteil des großflächigen Einzelhandels liegt bei ca. 42,5 %.

Die neuen Steuerungsfunktionen des BauGB ermöglichen, nach Erstellung eines Einzelhan- delsgutachtens, die Ausweisung neuer Einzelhandelsflächen besser zu steuern. Ziel sollte dabei die Stärkung des Einzelhandels der Innenstadt und die wohngebietsnahe Versorgung sein.

Trotz des Überangebotes im Lebensmittelbereich sind Nahversorgungseinrichtungen nicht flächendeckend vorhanden. Insbesondere in der Innenstadt sind Defizite und somit noch Entwicklungspotentiale vorhanden. Wichtig ist dabei, dass der Bereich der Innenstadt auf seinen Kernbereich (Postplatz, Markt, Zwickauer Str. bis Albertistraße, Bahnhofstraße bis Weinholdstraße) definiert wird.

Der aus der Entstehung großflächiger Einzelhandelseinrichtungen, insbesondere in den an- grenzenden Oberzentren und dem geänderten Kaufverhalten resultierenden Kaufkraftab- fluss hat auch in Reichenbach zum Ende der 90-iger Jahre zu einer sinkenden Nachfrage der Innenstadt geführt. Durch kommunale und private Initiativen und Investitionen - wie den Bau des Parkhauses, die Sanierung von Gebäuden, Plätzen und Straßen, eine optimierte Verkehrsführung und die Einrichtung eines Parkleitsystems - ist es in den vergangenen Jahren gelungen, die Rei- chenbacher Innenstadt schrittweise aufzuwerten. Dennoch weist die „Einkaufsstadt Reichenbach“ weiterhin die genannten Funktionalitätsdefi- zite (z.B. Branchenmix) auf.

Leitziele der Entwicklung im Handel Die Festigung der Einkaufsfunktion der Stadt Reichenbach als Mittelzentrum soll durch die Steigerung der Attraktivität der Innenstadt (z.B. Ansiedlung eines Lebensmittelmarktes im Zentrum oder in Innenstadtnähe) und einer verbesserten wohngebietsnahen Versorgung erfolgen.

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Entwicklungsschwerpunkte sind: • Dem Konkurrenzdruck aus den Oberzentren Zwickau und Plauen durch stärkere Ausschöpfung des im Verflechtungsbereich verfügbaren Kaufkraftpotenzials begeg- nen. • Mit Hilfe von Politik, Verwaltung und innerstädtischer Gewerbetreibender die Ein- kaufsfunktion der Reichenbacher Innenstadt verbessern. • Attraktive Wochenmärkte, ein funktionierendes Weihnachtsmarktkonzept und Stadt- feste erhöhen die Erlebniswelt in der Reichenbacher Innenstadt. • Sicherung der Nahversorgung in den Ortsteilen • Verbesserung der Identifikation der Bürger mit der Stadt.

Karte Nr. 3: „Handelseinrichtungen“

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