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Impressum: Verein für Gewaltprävention, Opferhilfe und Opferschutz Oberösterreich 4020 Linz, Scharitzerstraße 6-8/V Tel.: 0732/60 77 60, Fax: DW 10 Internet: www.gewaltschutzzentrum.at E-Mail: [email protected]

F .d. I. v.: DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

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Das Gewaltschutzzentrum zieht um Die neue Adresse ab Juli 2008 lautet:

Gewaltschutzzentrum OÖ Stockhofstraße 40 (Eingang Wachreinergasse 2), 4020 Linz Tel.: 0732/60 77 60, Fax: DW 10 Internet: http://www.gewaltschutzzentrum.at/ooe/ E-Mail: [email protected]

3 Inhaltsverzeichnis

Vorwort 6

1. Organisation 7

1.1. Vorstand 1.2. Team 1.3. Erreichbarkeit

2. Aufgabenbereiche und Zielsetzung 11

2.1. Intervention 2.2. Vernetzung 2.3. Weitere Aufgabenbereiche 2.4. Zielsetzung

3. Betreuungsarbeit 13

3.1. Grundsätze 3.2. Beratungsverlauf 3.3. Was ist Beratung? 3.4. Statistik 3.5. Fallbeispiel

4. Kooperation mit Behörden und Gerichten 24

4.1. Exekutive 4.1.1. PräventionsbeamtInnen 4.1.2. Polizeischulung 4.1.3. Statistik zur Vollziehung des Gewaltschutzgesetzes 4.2. Justiz 4.2.1. Zivilverfahren 4.2.2. Strafverfahren – juristische und psychosoziale Prozessbegleitung

5. Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen 30

5.1. Beratungstätigkeit bei migrare 5.2. Vernetzungstreffen 5.3. Prozessbegleitung 5.4. Interventionsstellen

6. Ausstellung „Hinter der Fassade“ 32

7. Reformvorschläge der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs 33

7.1. Sicherheitspolizeigesetz 7.2. Exekutionsordnung 7.3. Strafrecht/Opferrechte 7.4. Verbrechensopfergesetz 7.5. Unterbringungsgesetz 7.6. Gerichtsorganisationsgesetz 7.7. Bildung von familienrechtlichen Senaten beim OGH

4 7.8. Einrichtung von ZeugInnenzimmern in jedem Gerichtsgebäude 7.9. Versicherungsschutz auch für Frauen von Strafgefangenen 7.10. Fremdenrecht/Anpassung an die CEDAW-Empfehlungen 7.11. Änderungsvorschläge zum Schutz für Betroffene von Frauenhandel 7.12. Geschlechtsneutrale Formulierung von Gesetzestexten

8. Stalking bzw. beharrliche Verfolgung 66

8.1. Grundsätzliches 8.2. Beratungsinhalte bzw. Vorgehensweise des Gewaltschutzzentrums 8.3. Erfahrungswerte 8.4. Statistik

8. 9. Die Situation von Migrantinnen bei Gewalt in der Familie 69

10. Das Arbeitsjahr 2006 73

10.1. Referentinnentätigkeit, Diskussions- und Gesprächsteilnahmen bei Einzelveranstaltungen, Informations- und Kontaktgespräche 10.2. Teilnahme an Veranstaltungen 10.3. Fortbildungen 10.4. Öffentlichkeitsarbeit

11. Regionalisierungsprojekt Innviertel 83

11.1. Beratungsangebot des Gewaltschutzzentrums OÖ in Ried i. I. 11.2. Statistik 2006 für Regionalisierungsprojekt Innviertel 11.3. Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit

12. Regionalisierungsprojekt Salzkammergut 87

12.1. Statistik 2006 für Regionalisierungsprojekt Gmunden 12.2. Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit

. Anhang ...... 77 13. Regionalisierungsprojekt Kirchdorf an der Krems 90

13.1 Team 13.2 Eröffnung

14. Literatur 92

15. Pressespiegel 94

16. Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs 123

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Vorwort

Der vorliegende Tätigkeitsbericht 2007 ist der nunmehr zehnte seiner Art. Seit 1998 ist das Gewaltschutzzentrum OÖ (bis vor zwei Jahren „Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie OÖ“) eingerichtet und hat einen umfassenden Ausbau erfahren. Waren es zu Beginn vier Mitarbeiterinnen so sind es nun vierzehn. Es gab im Vorjahr eine kräftige Mittelaufstockung seitens der Auftrag gebenden Ministerien (BMI, BKA:Frauen) und mit Finanzierung des Landes OÖ (Familienressort) wurde im Herbst die dritte und vorläufig letzte Ausbaustufe in den Regionen in Form einer Außenstelle in Kirchdorf ermöglicht. Mit der Erweiterung wird dem Beratungsbedarf und der Gewaltpräventionsarbeit wieder vermehrt Rechnung getragen. Viel Arbeitsaufwand fließt auch in die Beratung bei Stalking und in die Prozessbegleitung. Im Jahr 1999 zählten wir insgesamt 361 Einzelfälle und bis zum Jahr 2007 stieg die Zahl auf 1252 an.

Zwei Arbeitsgruppen im Bundesministerium für Justiz, in die Vertreterinnen der Gewaltschutzzentren eingeladen wurden, beschäftigten sich im Vorjahr mit Verbesserungen der gesetzlichen Bestimmungen für Gewaltprävention und Opferschutz sowie des behördlichen bzw. justiziellen Umgangs mit häuslicher Gewalt. Das u.a. daraus entwickelte „Zweite Gewaltschutzgesetz“ befindet sich derzeit in Begutachtung. Neben Aus- und Fortbildungsplänen wurde ein „Best-practice-Modell“ für die Staatsanwaltschaft erarbeitet. Unter anderem mit Einführung einer Sonderzuständigkeit für Gewalt im sozialen Nahraum bei allen größeren Staatsanwaltschaften soll eine Intensivierung des Kommunikationsflusses zwischen Polizei, Staatsanwalt/wältin und Gewaltschutzzentren, sowie eine Bündelung der Information stattfinden. Weiters fanden 2007 drei mehrtägige Grundseminare für PräventionsbeamtInnen bei Gewalt in der Familie statt, die Trainer der Polizei gemeinsam mit Trainerinnen des Gewaltschutzzentrums durchführten. Diese Maßnahmen waren sehr dazu angetan, die Vollziehung des Gewaltschutzgesetzes und die Kooperation in der Praxis zu fördern.

Ein herzliches Dankeschön allen, die diese Arbeit unterstützen und mittragen – den KooperationspartnerInnen bei Polizei, Justiz, Politik, den Vereinen und Einrichtungen der Sozial- und Gesundheitsbereiche sowie Auftraggeberinnen, Vorstand und Team des Gewaltschutzzentrums OÖ!

Linz, im Mai 2008 DSA Maga. Maria Schwarz-Schlöglmann (Geschäftsführerin)

6 ------1. Organisation

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Träger des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich ist der Verein für Gewaltprävention, Opferhilfe und Opferschutz Oberösterreich. Zentral ist der Betrieb einer Interventionsstelle gegen Gewalt in der Familie, die gemäß § 56 Abs 1 Z 3 in Verbindung mit § 25 Abs 3 SPG im Auftrag der Republik Österreich tätig ist. Zu ihren Kernaufgaben gehören laut Auftragsvertrag die Intervention in Fällen von Gewalt in der Privatsphäre, Beratung und immaterielle Unterstützung der in der häuslichen Sphäre von Gewalt bedrohten Menschen, insbesondere nach Interventionen der Sicherheitsbehörde im Kontext häuslicher Gewalt. Mit Eröffnung des dritten Regionalbüros in Kirchdorf für die Region Steyr im Herbst 2007 – finanziert durch das Familienreferat des Landes Oberösterreich – ist das Bundesland nun flächendeckend mit dem spezifischen Beratungsangebot des Gewaltschutzzentrums versorgt. Die psychosoziale und juristische Prozessbegleitung für Gewaltopfer in der Familie und im sozialen Nahraum wird vom Gewaltschutzzentrum schon seit Beginn geleistet und ausgebaut. Ein Fördervertrag mit dem Bundesministerium für Justiz ermöglicht seit 2006 die Finanzierung von 30 Wochenstunden hierfür.

1.1. Vorstand Der Vorstand des Vereins für Gewaltprävention, Opferhilfe und Opferschutz Oberösterreich besteht aus folgenden Mitgliedern:

NRAbg. Sonja Ablinger Vorsitzende Mag.a Maria Navarro-Frischenschlager Stellvertretende Vorsitzende MAS Gülcan Gigl Finanzreferentin

1.2. Team Fünfzehn hauptberuflich beschäftigte Mitarbeiterinnen leisteten zusammen 527 Wochenstunden (Stand: Dezember 2007). Diese Gesamtstunden teilten sich folgendermaßen auf:

Stunden: Finanziert durch: Interventionsstelle 347 BM für Inneres, BM für Gesundheit und Frauen Regionalprojekt Ried 50 Land OÖ Regionalprojekt Salzkammergut 50 Land OÖ Regionalprojekt Steyr 50 Land OÖ Prozessbegleitung 30 BM für Justiz

Zum Vergleich: Im Jahr 2006 standen 365 Wochenstunden zur Verfügung, 1.067 KlientInnen wurden betreut. Voriges Jahr betrug die Anzahl der betreuten KlientInnen 1.252!

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Team

Geschäftsführung DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann Diplomierte Sozialarbeiterin, Juristin und Psychotherapeutin, Lehrbeauftragte an der Fachhochschule für Sozialarbeit in Linz

Beraterinnen Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara Juristin (ab September 2007)

Mag.a (FH) Rosa Edlmayr Sozialarbeiterin

DSA Susanne Egger Diplomierte Sozialarbeiterin (bis Juli 2007) Mag.a (FH) Barbara Fellier Sozialarbeiterin (ab September 2007

Mag.a Elke Gartlehner Juristin

Mag.a Katharina Grantl Juristin (ab September 2007)

Dipl.-Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus Diplomierte Sozialpädagogin (ab November 2006)

Mag.a Sylvia Klaffenböck Juristin Mag.a Martina Maurer Juristin (ab Oktober 2007 in Bildungskarenz)

Mag.a Michaela Metego-Wambali Soziologin (ab November 2007)

Mag.a Karin Obermüller Psychologin (ab Mai 2007)

Mag.a (FH) Renate Schaur Sozialarbeiterin (ab November 2007)

Mag.a Eva Schuh Juristin (ab September 2007)

Öffentlichkeitsarbeit Mag.a Ursula Kolar-Hofstätter Medienpädagogin (seit September 2007)

Sekretariat Doris Decker

Manuela Seimann

Reinigung Behice Kaya (7 Stunden pro Woche)

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V.l. n. r: Barbara Fellier, Doris Decker, Heike Hodrus, Sylvia Klaffenböck, Manuela Seimann, Eva Schuh, Maria Schwarz-Schlöglmann, Karin Obermüller, Katharina Grantl, Elke Gartlehner, Sandra Dirschlmayer-Wara, Rosa Edlmayr (nicht im Bild: Michaela Metego-Wambali)

1.3. Erreichbarkeit

GEWALTSCHUTZZENTRUM OBERÖSTERREICH

Scharitzerstraße 6–8/V, 4020 Linz, Tel.: 0732/60 77 60 [email protected], www.gewaltschutzzentrum.at Mo–Fr: 9–13 Uhr, Di, Do: 17–20 Uhr und nach Vereinbarung

9 Regionale Beratungsangebote

MÜHLVIERTEL

Freistadt: BABSI Ledererstraße 5, 4240 Freistadt, Tel.: 07942/72 140 Di: 9–12, 12.30–15.30 Uhr und nach Vereinbarung

Rohrbach: Frauentreff Stadtplatz 16/II, 4150 Rohrbach, Tel.: 07289/66 55 Sprechstunden nach Vereinbarung

Perg: Frauenberatung Dr.-Schober-Straße 23, 4320 Perg, Tel.: 07262/54 484 Sprechstunden nach Vereinbarung

INNVIERTEL

Ried i. I.: Frauennetzwerk Ried Johannesgasse 3, 4910 Ried i. I., Tel.: 07752/21 494 Di, Do: 9–15.30 Uhr und nach Vereinbarung

SALZKAMMERGUT

Gmunden: Ikarus Esplanade 9, 2. Stock, 4810 Gmunden, Tel.: 07612/73 784 Di, Do: 9–15.30 Uhr und nach Vereinbarung

Bad Ischl: Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut Bahnhofstraße 14, 4820 Bad Ischl, Tel.: 06132/21 331 Sprechstunden nach Vereinbarung

REGIONALPROJEKT KIRCHDORF

Kirchdorf: Frauenberatungsstelle berta Pfarrhofgasse 2, 4560 Kirchdorf/Krems, Tel.: 07582/52 105 Di, Do: 9–15.30 Uhr und nach Vereinbarung

Beratungsangebot für MigrantInnen

MIGRARE

Linz: migrare (Zentrum für MigrantInnen OÖ) Humboldtstraße 49/1, 4020 Linz, Tel.: 0732/66 73 63 Sprechstunden nach Vereinbarung jeden 1. Montag im Monat

10 ------2. Aufgabenbereiche und Zielsetzung

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Die Arbeit des Gewaltschutzzentrums wird von zwei Schwerpunkten bestimmt:

2.1. Intervention Das Gewaltschutzzentrum bietet für Opfer von Gewalt in der Privatsphäre – meist Frauen und Kinder – kostenfrei aktive Unterstützung und Beratung an. Dies umfasst in der Regel die Kontaktaufnahme mit den Betroffenen, rechtliche und psychosoziale Information, Erarbeiten eines Sicherheitsplanes, Beratung und Unterstützung bei Antragstellungen und im gerichtlichen Verfahren.

Rechtliches Angebot Psychosoziales Angebot

• Rechtsberatung im Zusammenhang mit der • Unterstützung in Krisensituationen Gewaltproblematik • Anbieten von Entscheidungshilfen • Unterstützung und Information über • Sozialarbeiterische Hilfestellung Wegweisung und Betretungsverbot • Unterstützung bei Problemen betroffener Kinder • Unterstützung beim Verfassen von Anträgen • Weitervermittlung bzw. Übergabe an andere und Eingaben (einstweiligen Verfügungen) psychosoziale Einrichtungen • Vorbereitung auf Einvernahmen und Gerichtsverhandlungen • Begleitung zu Anzeigen, zivil- und strafrechtlichen Verfahren • Beistellen einer Dolmetscherin und rechtsanwaltlicher Vertretung bei Bedarf

2.2. Vernetzung Es erfolgen die kontinuierliche Kommunikation und Zusammenarbeit mit allen beteiligten Behörden und Institutionen sowie der laufende Ausbau der Kooperationsbasis, um die Effizienz der Interventionen zum Schutz Gewaltbetroffener zu steigern. Dies erfolgt im Wesentlichen durch Kontaktaufnahme im Einzelfall, Abhaltung von und Teilnahme an Arbeitskreisen, Seminaren und anderen Veranstaltungen zum Thema Gewalt in der Familie.

2.3. Weitere Aufgabenbereiche Ergänzend zu Interventions- und Vernetzungsarbeit erfolgt die Dokumentation des Interventionsverlaufes und die laufende Erfassung, Aufbereitung sowie Auswertung statistischer Daten in anonymisierter Form. Dies dient einerseits der Evaluierung der Interventionsverläufe und andererseits – gemäß Auftragsvertrag – der Erstellung von Vorschlägen für eine wirksamere Gestaltung der Kooperation zwischen Sicherheitsbehörden und Opferschutzeinrichtungen. Diese Anregungen werden an den Präventionsbeirat des Bundesministeriums für Inneres weitergeleitet.

11 Das Gewaltschutzzentrum hat weiters mittels Öffentlichkeitsarbeit über sein Bestehen, seine Aufgaben und Leistungen zu informieren.

Pressekonferenz der Justizministerin Dr.in Maria Berger zu „Maßnahmen gegen Gewalt an Kindern“ am 12.12.2007 mit Kinderpsychiater Dr. Max Friedrich und der Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums OÖ, Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann; rechts im Bild: Mag. Thomas Geiblinger, Pressesprecher BMJ;

2.4. Zielsetzung Gewaltprävention und Opferschutz Das vorrangige Ziel der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren ist es, die Sicherheit für in erster Linie bedrohte und misshandelte Frauen und Kinder zu erhöhen. Der Fokus der Interventionen liegt auf der Beendigung von Gewalt, nicht auf der Aufrechterhaltung oder Beendigung der Ehe oder Lebensgemeinschaft.

12 ------3. Betreuungsarbeit ------

3.1. Grundsätze Das Beratungsangebot des Gewaltschutzzentrums steht allen von häuslicher Gewalt betroffenen Personen offen. Da es ein Ziel ist, die Handlungsfähigkeit der Ratsuchenden zu verbessern, gilt das Prinzip der Ermächtigung der KlientInnen (Empowerment). Die Beratung und Unterstützung im Einzelfall ist für die Betroffenen kostenlos und wird vertraulich durchgeführt. Sie ist immer vom Willen der Klientin/des Klienten getragen und erfolgt parteilich für diese. Es wird auf rasche und unbürokratische Erledigung der Anliegen geachtet. Die Arbeit erfolgt in erster Linie in Form nachgehender bzw. aufsuchender Sozialarbeit. Nach Einlangen von Faxmitteilungen von Seiten der Polizei wird möglichst unverzüglich die Kontaktaufnahme mit den Betroffenen versucht und hergestellt. Gewaltprävention und Sicherheit der gefährdeten Personen bestimmen das weitere Handeln und erfordern die Kooperation mit anderen Behörden und Einrichtungen. In erster Linie geht es darum, den Betroffenen Entscheidungshilfen anzubieten, die bei Inanspruchnahme auch nachhaltige Lösungen ermöglichen.

3.2. Beratungsverlauf Mit dem Ziel des Gewaltschutzgesetzes, Opfern von Gewalt in der Familie und im sozialen Umfeld unverzüglich und nachhaltig Schutz und Sicherheit anzubieten, ist eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Gewaltschutzzentrum und der Exekutive vorgesehen und auch gesetzlich verankert. Nachdem das Gewaltschutzzentrum über eine Wegweisung/ein Betretungsverbot informiert wurde, setzt sich eine Mitarbeiterin mit der gefährdeten Person – meist handelt es sich um Frauen – telefonisch und/oder brieflich in Verbindung, um ihr Beratung anzubieten. Jede Frau, deren Daten von der Exekutive übermittelt wurden, erhält zumindest ein schriftliches Angebot des Gewaltschutzzentrums zugeschickt. Darin sind Informationen zum Gewaltschutzgesetz und auch Adressen anderer Fraueneinrichtungen/Frauenhäuser enthalten. Meistens kann die Frau jedoch telefonisch erreicht werden und mit ihr ein erstes Beratungsgespräch geführt oder ein Termin für ein persönliches Gespräch vereinbart werden. Vor allem Frauen aus Linz beziehungsweise der näheren Umgebung können das Angebot eines persönlichen Gespräches eher annehmen als Frauen, die weiter weg wohnen. In jenen Fällen, in denen die Frau nicht nach Linz kommen kann, wird versucht, sie einerseits durch telefonische Beratung und schriftliche Informationen zu unterstützen. Andererseits ist das Gewaltschutzzentrum dabei behilflich, an die nächstgelegenen Fraueneinrichtungen bzw. andere Beratungsstellen zu vermitteln und Kontakte für die Frau herzustellen. Seit dem Jahr 2001 ist das Gewaltschutzzentrum Oberösterreich aufgrund der Bedürfnislage vieler betroffener Frauen dazu übergegangen, in bestimmten Fällen auch weite Anfahrtswege in Kauf zu nehmen: wenn etwa die Gefährdete nicht mobil ist aufgrund Krisensituationen, bei Verletzungen, wenn sie kleine Kinder hat oder bei komplizierten Sachverhalten. Das erste Beratungsgespräch beinhaltet eine umfassende psychosoziale Unterstützung. Besonderes Augenmerk wird dabei auf konkrete Informationen zu Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen gelegt. Weiters wird die Möglichkeit, einen Antrag auf einstweilige Verfügung einzubringen, besprochen.

13 Eine eingehendere Erhebung und Klärung der Gesamtsituation (Erfassen der Gewalterfahrungen, Abklärung der sozialen Gegebenheiten, Situation der Kinder, spezielle Lage von Migrantinnen, Eruieren der Bedürfnisse) kann meistens erst im Verlauf der weiteren Beratungsgespräche erfolgen. Dementsprechend gestaltet sich der weitere Beratungsverlauf sehr individuell. Neben der psychosozialen Unterstützung und rechtlichen Information können folgende Tätigkeiten Teile der Beratung sein: Unterstützung beim Verfassen von Anträgen auf einstweilige Verfügung, Begleitung als Vertrauensperson zu gerichtlichen Einvernahmen und Verhandlungen, Begleitung zu polizeilichen Einvernahmen, Verfassen von Stellungnahmen, Weitervermittlung und fallweise auch Vermittlung und Begleitung zu RechtsanwältInnen und anderen Beratungsstellen (Frauenberatungsstelle, Frauenhaus, Scheidungsberatung, Jugendwohlfahrt, Beratungsstelle für Migrantinnen, Familienberatung, Psychotherapie, Schuldnerberatung, …), Durchführung von HelferInnenkonferenzen. Ein Ziel während des gesamten Beratungsverlaufes ist, darauf zu achten, dass die Frau und deren Kinder ausreichend Schutz und Sicherheit erhalten. Deshalb ist das Erstellen von Sicherheitsplänen und Gefährlichkeitseinschätzungen fixer Bestandteil der Beratung. Dementsprechend wird eine Frau zum Beispiel in ein Frauenhaus vermittelt, wenn sie zuhause nicht sicher ist oder sich nicht sicher fühlt. Es kann auch – zusätzlich zu den bereits beschriebenen Maßnahmen – durch enge Kooperation mit der Exekutive, dem Gericht oder der Jugendwohlfahrt versucht werden, für mehr Schutz und Sicherheit zu sorgen.

Wichtig ist uns, den Frauen zu vermitteln, dass es keine Rechtfertigung für Gewalttaten an Frauen und Kindern gibt. Gewalttäter sind für ihr Verhalten verantwortlich und müssen damit konfrontiert werden.

Die Unterstützung durch das Gewaltschutzzentrum erfolgt so lange, bis die gefährdeten Personen keiner Gewalt mehr ausgesetzt sind. Das kann ein Telefonat, wenige Gespräche, aber auch monatelange Betreuung, Unterstützung und Beratung bedeuten.

3.3. Was ist Beratung? Beratung ist, wenn zumindest ein telefonisches oder persönliches Beratungsgespräch mit dem Opfer von häuslicher Gewalt stattgefunden hat und dabei die Elemente Problemerfassung, Information, Sicherheit, Ermächtigung und Vereinbarung Inhalte dieses Gesprächs bildeten. Die von der Exekutive übermittelten Betretungsverbote sind immer Einzelfälle, die in der Statistik zu Buche schlagen. In der Regel wird die gefährdete Person während aufrechten Betretungsverbots drei bis fünf Mal zu verschiedenen Tages- und Tagesrandzeiten telefonisch zu erreichen versucht. Sie erhält auch einen so genannten Erstkontaktbrief mit Informationen über das Angebot des Gewaltschutzzentrums.

3.4. Statistik Im Jahr 2007 wurden wir im Gewaltschutzzentrum OÖ 1.252 bedrohte oder misshandelte Personen im Gewaltschutzzentrum Oberösterreich betreut. In 704 Fällen erfolgte eine nachgehende Kontaktaufnahme mit der gefährdeten Person nach Übermittlung der Dokumentation von Wegweisung und Betretungsverbot seitens der Exekutive. Bei 581 Betretungsverboten wurde das Beratungsangebot von den gefährdeten Personen in Anspruch genommen. Auch wenn aktuell keine Unterstützung angenommen wurde, stellte manchmal die Information über das Gewaltschutzzentrum eine mögliche Basis für eine spätere Inanspruchnahme dar.

14 332 Frauen wandten sich ohne vorherige behördliche Maßnahmen von sich aus an uns oder wurden an das Gewaltschutzzentrum vermittelt. Insgesamt fanden im Vorjahr rund 8.700 Beratungsgespräche (oder damit zusammenhängende Kontakte) mit KlientInnen statt. Dazu kamen 63 Anfragen von Institutionen für betreute Personen oder von Bekannten und Verwandten von Betroffenen. 18 weitere AnruferInnen wurden an andere Beratungseinrichtungen vermittelt.

KLIENT/INNEN

Anzahl KlientInnen im Berichtsjahr 1.036 KlientInnen aus Vorjahr 216 Gesamt 1.252

Zuweisung durch Exekutive 835 Andere Institutionen 185 14,78% Eigeninitiative 107 66,69% Exekut ive 8,55% Andere Zuweisung im Vorjahr 124 Eigeninit iat ive Vor j ahr Unbekannt 1 9,90% Unbekannt

Gesamt 1.252 0,08%

15

Geschlecht

Frauen 1.138

Männer 114 Frauen

Gesamt 1.252 90,89% 9,11% Männer

Alter Bis 14 Jahre 50 21,25% 3,59% 15–17 Jahre 33 Bis 14 J. 2,64% 27,80% 15 - 17 J . 18–20 Jahre 45 18-20 J. 3,99% 21-30 J. 7,83% 21–30 Jahre 266 31-40 J. 31–40 Jahre 348 41-50 J. 20,21% 51-60 J. 41–50 Jahre 253 5,43% Über 60 J. 7,27% Unbek. 51–60 Jahre 91 Über 60 Jahre 68 Unbekannt 98 Gesamt 1.252

16

Staatsbürgerschaft

Österreich 1.008 5,43% EU-Raum: Österreich

Bulgarien 3 12,22% EU- Raum Deutschland 14 80,51% Außerhalb EU Unbekannt Italien 2 1,84% Lettland 4 Polen 6 Rumänien 26 Slowakei 5 Tschechien 7 Ungarn 1 Außerhalb EU: Ägypten 2 Albanien 1 Armenien 3 Bosnien 25 Brasilien 1 Dominikanische Republik 4 Georgien 2 Ghana 1 Indien 2 Irak 1 Iran 2 Kamerun 3 Kirgisistan 2 Kroatien 13 Marokko 1 Mazedonien 7 Moldawien 1 Mongolei 3 Nigeria 8 Philippinen 3 Russland 8 Schweiz 1 Serbien 19 Thailand 1 Türkei 30 Ukraine 8 Vietnam 1 Unbekannt 23 Gesamt 1.252

17

Anzahl der KlientInnen mit minderjährigen Kindern im Haushalt

Kein Kind 611 20,85% 1 Kind 261 kein Kind 1 K i n d 2 Kinder 199 48,80% 2 Kinder 15 , 8 9 % mehr als 2 Kinder Mehr als 2 Kinder 123 Unbekannt 9,82% Unbekannt 58

Gesamt 1.252 4,63%

Wohnbezirk Braunau 69 5,51% Eferding 16 1,28% Freistadt 47 3,75% Gmunden 68 5,43% Grieskirchen 22 1,76% Kirchdorf 26 2,08% Linz-Land 133 10,62% Linz-Stadt 436 34,82% Perg 60 4,79% Ried 46 3,67% Rohrbach 13 1,04% Schärding 25 2,00% Steyr-Land 21 1,68% Steyr-Stadt 38 3,04% Urfahr-Umgebung 45 3,59% Vöcklabruck 70 5,59% Wels-Land 32 2,56% Wels-Stadt 67 5,35% Anderes Bundesland 7 0,56% Unbekannt 11 0,88% Gesamt 1.252 100,00%

18 GEWALTTÄTER

Geschlecht Männer 1.201 Frauen 52 Männer Gesamt 1.253 Frauen 95,85% 4,15%

Alter

Bis 14 J. Bis 14 Jahre 4 25,06% 15 - 17 J . 2,31% 15–17 Jahre 23 14 , 2 1% 18 - 2 0 J . 21-30 J. 1, 8 4 % 18–20 Jahre 29 31-40 J. 0,32% 41-50 J. 22,03% 21–30 Jahre 178 51-60 J. 23,62% Über 60 J. 31–40 Jahre 314 Unbekannt

41–50 Jahre 276 3,83% 6,78% 51–60 Jahre 85 Über 60 Jahre 48 Unbekannt 296 Gesamt 1.253

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Staatsbürgerschaft 2,71% Österreich 877 EU-Raum: Österreich 15 , 0 8 % Belgien 1 EU- Raum Bulgarien 1 69,99% Außerhalb EU Unbekannt Deutschland 12 12 , 2 1% Frankreich 1 Griechenland 2 Italien 2 Lettland 1 Niederlande 2 Polen 4 Rumänien 6 Slowakei 1 Ungarn 1 Außerhalb EU: Afghanistan 1 Ägypten 1 Albanien 5 Algerien 1 Armenien 1 Bosnien 36 Brasilien 1 Dominikanische Republik 4 Georgien 1 Ghana 4 Irak 3 Iran 2 Kamerun 2 Kenia 1 Kirgisistan 1 Kroatien 11 Mazedonien 7 Moldawien 3 Mongolei 3 Nigeria 8 Philippinen 1 Russland 7 Serbien 28 Tunesien 2 Türkei 52 Ukraine 3 Unbekannt 153 Gesamt 1.253

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Beziehungsverhältnis TäterIn: Opfer: Ehemann Ehefrau 466 37,19% Ex-Ehemann Ex-Ehefrau 63 5,03% Lebensgefährte Lebensgefährtin 189 15,08% Ex-Lebensgefährte Ex-Lebensgefährtin 141 11,25% Lebensgefährte Lebensgefährtin 3 0,24% Ehefrau Ehemann 19 1,52% Ex-Ehefrau Ex-Ehemann 4 0,32% Lebensgefährtin Lebensgefährte 8 0,64% Lebensgefährtin Lebensgefährtin 2 0,16% Bekannter Bekannte 43 3,43% Bekannter Bekannter 2 0,16% Bekannte Bekannter 2 0,16% Sohn Mutter 35 2,79% Sohn Vater 19 1,52% Tochter Mutter 3 0,24% Tochter Vater 3 0,24% Vater Tochter 36 2,87% Vater Sohn 13 1,04% Mutter Tochter 1 0,08% Mutter Sohn 2 0,16% Bruder Schwester 8 0,64% Bruder Bruder 4 0,32% Schwester Bruder 1 0,08% Stiefelternteil Stiefkind 17 1,36% Stiefkind Stiefelternteil 4 0,32% Sonstiges Beziehungsverhältnis 138 11,01% Unbekannt 27 2,15% Gesamt 1.253 100,00%

Soweit bekannt, waren 50 Gewalttäter im Besitz von Schusswaffen.

21 GERICHTE

Einstweilige Verfügungen (EV) soweit bekannt 8 , 11%

EV-Antrag nach Betretungsverbot 230 nach BV EV-Antrag ohne Betretungsverbot 45 ohne BV 46,13% 41,44% nicht erwünscht EV-Antrag nicht erwünscht 256 rechtlich nicht möglich EV-Antrag rechtlich nicht möglich 24

Gesamt 555 4,32%

Im Zusammenhang mit Betretungsverboten erfuhr das Gewaltschutzzentrum von 463 Strafanzeigen, insgesamt von 909.

Tätigkeiten des Gewaltschutzzentrums (GSZ) 61,36% Beratungsgespräche im GSZ 724 Berat ungsgespr. Beratungsgespräche außerh. des Telef ongespr. 216 GSZ (Hausbesuche, Fallkonf.) 10,78% Briefkontakte Telefongespräche mit KlientInnen 3.245 Gericht sbegl. 3,70% Sonst. Begl. Telefongespräche mit anderen 2.105 0,92% 27,71% Schriftstücke Institutionen/Personen 1,53% Gerichtsbegleitungen in 59 Zivilsachen Gerichtsbegleitungen in 74 Strafsachen Begleitung zu anderen 80 Institutionen/Personen Briefkontakte mit KlientInnen 901 Briefkontakte mit anderen 992 Institutionen Verfassen von EV-Anträgen im 158 GSZ Verfassen von Stellungnahmen 26 Verfassen sonstiger Schriftstücke 139 Gesamt 8.719

22 3.5. Fallbeispiel (Maga. Karin Obermüller)

Gegen den Ehemann von Frau A. wurde von der Polizei eine Wegweisung und ein Betretungsverbot verhängt. Das Gewaltschutzzentrum nahm brieflich und telefonisch Kontakt mit Frau A. auf. Diese berichtete, dass ihr Ehemann sich, nachdem er seine Arbeit verloren hat, psychisch massiv veränderte. Er hat ihr und den gemeinsamen Kindern Teile des Hauses abgesperrt und für sich einen eigenen Kühlschrank besorgt. Er hat sich nicht mehr um die Kinder gekümmert, wenn sie arbeiten ging. Schon früher hat sie ihr Mann misshandelt, indem er sie gestoßen und geschüttelt hatte. Beim letzten Vorfall hat er Frau A. am Arm verletzt und fügte ihr eine Prellung und Hämatome zu. Sie ließ sich ärztlich behandeln und es wurde vom Arzt eine Verletzungsanzeige an die Polizei weitergeleitet. Im Zuge der Wegweisung und des Betretungsverbots wurde auch Anzeige wegen leichter Körperverletzung erstattet. Eine einstweilige Verfügung kam für Frau A. nicht in Betracht, da sie bereits eine neue Wohnung mit den Kindern bezog und sich nur im gemeinsamen Haus gefährdet gefühlt hatte. Ein Scheidungsverfahren wurde von Herrn A. schon 2006 eingeleitet.

Überrascht und schockiert war Frau A., als sie vom zuständigen Bezirksgericht die Mitteilung von der Einstellung des Strafverfahrens gegen ihren Mann aufgrund mangelnder Strafwürdigkeit der Tat erhielt. Laut Bezirksanwältin sei die Unbescholtenheit ihres Ehemannes in diese Betrachtung einzubeziehen. Frau A. stellte dies eine Erschütterung ihres Glaubens an die Gerechtigkeit dar. Hatte sie doch Schmerzen aufgrund der Verletzung gehabt und außerdem die peinlichen Fragen von Kollegen zu beantworten, woher ihre Hämatome kämen. Ihr Ehemann reagierte auf die Einstellung, indem er den gemeinsamen Kindern erklärte, dass Frau A. gelogen und alles erfunden hätte.

23 ------4. Kooperation mit Behörden und Gerichten ------Das Gewaltschutzgesetz baut auf einem System von Kooperation auf, ohne das die Anwendung und Vollziehung des Gesetzes nicht denkbar und möglich wäre. Vor allem Exekutive, Gewaltschutzzentrum, Staatsanwaltschaft, Gericht und Jugendwohlfahrt sind in ihrer Tätigkeit durch teilweise gesetzlich vorgegebene Kooperationsschienen miteinander verbunden. Die Zielrichtung des Gewaltschutzgesetzes ist offensichtlich: Zum Schutz gefährdeter Personen sollen Einrichtungen und Behörden kooperieren, die sich vorher nur in sehr eingeschränktem Maß miteinander beschäftigen mussten. Dem Opferschutz wird damit Vorrang vor Institutionengrenzen und gegenseitigen Berührungsängsten eingeräumt. Das Gewaltschutzgesetz ist in seiner Gesamtheit als Signal in mehrere Richtungen zu verstehen: • als Signal für den Anspruch von gefährdeten Personen auf Sicherheit • als Signal für den Anspruch von gefährdeten Personen auf Hilfe und Unterstützung • als Signal für die Verantwortung des Täters • als Signal für die Ächtung familiärer Gewalt durch den Staat und die staatliche Übernahme von Verantwortung.

4.1. Exekutive Die Exekutive ist meist zuerst gefordert, wenn es darum geht, häusliche Gewalt zu beenden. Erfolgen beim Einschreiten die polizeilichen Maßnahmen Wegweisung und Betretungsverbot, eröffnet dies oft einen ersten Weg aus einer Gewaltbeziehung. Die gesetzliche Datenübermittlung erfolgte 2007 bei 704 in Oberösterreich verhängten Betretungsverboten, das sind 68 mehr als im Jahr zuvor. Weitere Mitteilungen betreffen Anzeigen im Zusammenhang mit familiärer Gewalt sowie manche Streitschlichtungen. Zudem ist die Exekutive dazu angehalten, dem Gewaltschutzzentrum Mitteilung über erfolgte Anzeigen wegen „Beharrlicher Verfolgung“, § 107 a StGB („Stalking“) zu übermitteln. Im Vorjahr wurden 146 (von insgesamt 539) Anzeigen in OÖ an das Gewaltschutzzentrum weitergeleitet.

4.1.1. PräventionsbeamtInnen KontaktbeamtInnen auf Ebene der Gendarmerie seit 1999 ermöglichten sukzessive die Schaffung einer sehr guten Kooperationsschiene, welche seit der Polizeireform 2005 mit alt und neu rekrutierten PräventionsbeamtInnen weitergeführt wird. Insgesamt sind ca. vierzig PräventionsbeamtInnen nominiert und jeder Bezirk ist zumindest einmal vertreten.

Gemäß Erlass des BMI EE 1500/0017-II/2/a/2005 „Richtlinien für Aufgaben, Organisation und Vollziehung der Kriminalprävention (Präventionsrichtlinie)“ erfolgte im Jahr 2007 eine intensive dreitägige Schulung der PräventionsbeamtInnen im Bereich „Gewalt in der Familie“ Mit TrainerInnen der Polizei und des Gewaltschutzzentrums wurde ein Grundstandard geschaffen, welchen die PräventionsbeamtInnen als MultiplikatorInnen an die KollegInnen in den Polizeiinspektionen weiter vermitteln. Eine solche Fortbildungsveranstaltung auf Bezirksebene wurde durch das Gewaltschutz- zentrum OÖ über Einladung des BPK Perg begleitet.

24

Grundseminar mit PräventionsbeamtInnen im Februar 2007 in St. Oswald bei Freistadt

4.1.2. Polizeischulung (Mag.a Sylvia Klaffenböck)

„Gewalt in der Familie“ bildet einen zweitägigen Themenschwerpunkt in der Polizeigrundausbildung. Diese Schulungsaufgabe übernimmt das Gewaltschutzzentrum OÖ in Zusammenarbeit mit den Frauenhäusern Oberösterreichs. Im Jahr 2006 wurden drei solcher Schulungen durchgeführt. Praxisnahe wird mit den angehenden PolizeibeamtInnen die Problematik familiärer Gewalt erarbeitet und deren Handlungsbefugnis nach § 38a SPG als wirksame Maßnahme zur Intervention beleuchtet. Erweitert wurde das Schulungskonzept um das Phänomen Stalking, welchem nunmehr sowohl mit zivilrechtlichen als auch mit strafrechtlichen Schritten entgegengewirkt werden kann. Erfahrungsgemäß besteht ein besonderes Naheverhältnis zwischen häuslicher Gewalt und Stalkinghandlungen. In zahlreichen Fällen setzt sich die Gewalt auch nach Beendigung der Beziehung in Form von Verfolgung, Drohung und tätlichen Angriffen fort.

In Rollenspielen, Diskussionen, Filmen und Gruppenarbeiten werden folgende Themenkreise behandelt:

Vorstellung, Einführung und Vereinbarung der Zusammenarbeit Frauenhäuser Gewaltschutzzentrum

Formen der Gewalt erkennen Frauenhäuser Gruppenarbeit und Vorstellung der Ergebnisse im Plenum

Opferpsychologie Gewaltschutzzentrum Warum bleiben Frauen in Gewaltbeziehungen? Rollenspiel (Befragung des Opfers) Rollenspiel zum Thema Stockholmsyndrom

25 Formen der Gewalt gegen Kinder Kinderschutzzentrum Information über Einrichtungen für Kinder

Informationen über Hilfseinrichtungen für Frauen (Frauenhäuser, Frauenhäuser Beratungsstellen, Gewaltschutzzentren) Gewaltschutzzentrum Welche Probleme gibt es beim Einschreiten? Welche Einrichtungen gibt es? (Problemstellung und Lösungsmöglichkeit)

Warum üben Männer gegen Frauen Gewalt aus? Gewaltschutzzentrum Tätertypen, Täterstrategien Gefährlichkeitseinschätzung Auswirkung der NICHT-Intervention Anti-Gewalt-Training Rollenspiel (Gewaltvorfall in einer Familie mit Kind samt polizeilicher Frauenhäuser Intervention) Gewaltschutzzentrum Nachbearbeitung (Erfahrungsaustausch SpielerInnen- und Beobachterinnengruppe)

Juristische Grundlagen (Gewaltschutzgesetz) Gewaltschutzzentrum

Anti-Stalking-Gesetz (Beharrliche Verfolgung gem § 107a StGB) Gewaltschutzzentrum

Zusammenhänge Stalking – häusliche Gewalt Gewaltschutzzentrum Beratung von Stalkingopfern

4.1.3. Statistik zur Vollziehung des Gewaltschutzgesetzes ÖSTERREICH: Betretungsverbote gemäß § 38 a Sicherheitspolizeigesetz (Quelle: Bundesministerium für Inneres) 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

Bundespolizeidirektionen 2.976 2.580 2.422 1.880 1.807

Bundesgendarmerie 1.788 1.600 1.521 1.403 1.547

Gesamt 6.347 7.235 5.618 4.764 4.180 3.943 3.283 3.354

ÖSTERREICH: Streitschlichtungen im häuslichen Bereich (Quelle: Bundesministerium für Inneres) 2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

Bundespolizeidirektionen 2.035 2.095 4.685 2.713 2.555

Bundesgendarmerie 4.160 4.463 4.706 4.804 5.083

Gesamt 4.967 6.467 6.171 6.195 6.558 9.391 7.517 7.638

26 OBERÖSTERREICH: Betretungsverbote gemäß § 38 a Sicherheitspolizeigesetz

2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

SPK Linz 231 178 176 173 154 177 121 136

SPK Steyr 25 14 26 25 23 32 25 23

SPK Wels 59 59 38 46 26 32 40 20

LPK 389 385 327 309 224 201 206 248

Gesamt 704 636 567 553 427 442 392 427

MITTEILUNGEN DER OÖ. EXEKUTIVE PRO BEZIRK AN DAS GEWALTSCHUTZZENTRUM

2007 2006 2005 2004 2003 2002 2001 2000

Braunau 52 26 39 18 9 15 16 8

Eferding 7 6 4 4 2 0 3 3

Freistadt 10 25 13 10 17 14 3 2

Gmunden 38 26 22 18 14 13 25 16

Grieskirchen 12 12 14 7 10 12 2 6

Kirchdorf a. d. Kr. 19 11 15 13 8 2 1 4

Linz-Land 85 101 70 60 38 59 34 36

Linz-Stadt 233 180 178 169 152 177 113 128

Perg 33 45 32 22 49 20 15 12

Ried i. I. 18 19 11 9 2 2 1 1

Rohrbach 9 13 17 18 9 7 8 0

Schärding 14 12 16 10 9 4 5 3

Steyr-Land 15 11 5 10 6 8 1 4

Steyr-Stadt 25 14 25 25 22 32 20 21

Urfahr-Umgebung 18 16 12 21 10 7 6 2

Vöcklabruck 38 37 41 24 23 20 15 11

Wels-Land 14 17 24 23 19 18 12 15

Wels-Stadt 64 65 35 46 26 32 35 20

Gesamt 704 636 573 507 425 442 315 292

Die Exekutive benachrichtigte das Gewaltschutzzentrum auch über 463 Anzeigen. Es kam zu 50 Drohungen oder Verletzungen mit einer Waffe bei Wegweisungen/ Betretungsverboten.

27 4.2. Justiz Mit oder ohne Betretungsverbot bilden bei gefährdeten Personen Information und Beratung bezüglich gerichtliche Maßnahmen sowohl im Zivil- wie auch im Strafverfahren Schwerpunkte.

4.2.1. Zivilverfahren Eine Antragstellung auf Erlassung einer einstweiligen Verfügung nach § 382 b EO erfolgt meist nach ausführlicher (Rechts-)Information gemeinsam mit dem/der KlientIn im Gewaltschutzzentrum. 2007 stellten nach den Unterlagen des Gewaltschutzzentrums OÖ 230 Personen nach einem Betretungsverbot einen Antrag auf Erlassung einer einstweiligen Verfügung, um 29 mehr als 2006. 45 Anträge wurden ohne vorheriges Betretungsverbot gestellt. Von den insgesamt 275 eingebrachten Anträgen auf einstweilige Verfügung wurden 157 im Gewaltschutzzentrum verfasst und die AntragstellerInnen auf deren Wunsch zur diesbezüglichen gerichtlichen Einvernahme begleitet. Nach Kenntnis des Gewaltschutzzentrums wurde die Mehrzahl aller eingebrachten Anträge fristgerecht bewilligt.

4.2.2. Strafverfahren – juristische und psychosoziale Prozessbegleitung1 Im Vorjahr wurden dem Gewaltschutzzentrum OÖ 1.043 strafrechtlich relevante Delikte bekannt: • 376 Körperverletzungen • 327 gefährliche Drohungen • 74 Nötigungen • 11 Vergewaltigungen • 30 Sachbeschädigungen • 146 beharrliche Verfolgungen • 79 sonstige Delikte

Das Gewaltschutzzentrum legt seit jeher großes Augenmerk auf die Unterstützung und Begleitung von Opfern häuslicher Gewalt zu oder nach Anzeigen wegen strafbarer Handlungen. Es war immer schwierig und abzuwägen, ob sich manche aufwändige Begleitung – auch wenn sie gewünscht war und geboten schien – noch ausgeht oder nicht. Erleichtert wird die Unterstützungsarbeit mit der Finanzierung der psychosozialen und juristischen Prozessbegleitung durch das BMJ seit 2001. Seit Oktober 2005 bestehen jährliche Förderungsverträge zwischen BMJ und Gewaltschutzzentrum OÖ, auf Basis derer die psychosoziale und juristische Prozessbegleitung durchgeführt wird. Ein Paket von Opferrechten wurde 2006 in der Strafprozessordnung verankert, seitdem besteht ein gesetzlicher Anspruch auf psychosoziale und juristische Prozessbegleitung. Informations-, Verständigungs- und Belehrungsrechte sind einzulösen, um die Situation von Opfern von Gewalt vor Gericht zu verbessern und einen Ausgleich zum bislang täterorientierten Strafverfahren zu schaffen. Die psychosoziale und juristische Prozessbegleitung erfolgt nach anerkannten Standards, die in einer Interministeriellen Arbeitsgruppe seit 2001 im Bundesministerium für Soziale Sicherheit und Generationen ausgearbeitet wurden.

1 Näheres dazu: Jesionek, U./Hilf, M. (2006) (Hg.): Die Begleitung des Verbrechensopfers durch den Strafprozess. Schriftenreihe der Weisser Ring Forschungsgesellschaft, Band 2. StudienVerlag, Innsbruck

28 Leistungsumfang:2 Psychosoziale Prozessbegleitung umfasst die Vorbereitung der Betroffenen auf das Verfahren und die mit ihm verbundenen emotionalen Belastungen sowie die Begleitung zu Vernehmungen im Ermittlungs- und Hauptverfahren, wobei hiezu PsychotherapeutInnen bzw. geeignete Personen mit psychosozialer Ausbildung heranzuziehen sind. Bei der juristischen Prozessbegleitung erfolgt die rechtliche Beratung und Vertretung durch RechtsanwältInnen. Die juristische Prozessbegleitung umfasst insbesondere die rechtliche Beratung und Vertretung bei der Anzeigeerstattung, im Strafverfahren und vor dem Pflegschaftsgericht, sofern dies für die Vertretung im Strafverfahren Voraussetzung ist.

Das Gewaltschutzzentrum OÖ führte im Vorjahr in Zusammenarbeit mit ca. 30 RechtsanwältInnen in 180 Fällen juristische und psychosoziale Prozessbegleitung durch.

Das Minigericht kommt in der Beratung zum Einsatz

2 gemäß Förderungsvertrag zwischen Bundesministerium für Justiz und Gewaltschutzzentrum OÖ

29 ------5. Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen ------Die Zusammenarbeit in Arbeitsgruppen und Gremien sowie Kooperationen im Beratungsbereich bilden einen wichtigen Teil der Vernetzung des Gewaltschutzzentrums mit anderen Einrichtungen.

5.1. Beratungstätigkeit bei migrare Migrare – Zentrum für Migrantinnen OÖ und das Gewaltschutzzentrum OÖ bieten in Kooperation seit Oktober 2006 Beratung in den Räumlichkeiten des Vereins migrare in der Humboldtstraße 49/1, 4020 Linz an. Mag.a Elke Gartlehner beantwortet jeweils am ersten Montag eines Monats in der Zeit von 16 bis 18 Uhr Fragen zum Thema familiäre Gewalt und bietet Unterstützung und Hilfestellung dazu an. Das Team von migrare stellt bei Bedarf muttersprachliche DolmetscherInnen zur Verfügung. Das Angebot richtet sich an Opfer von Gewalt in der Familie und umfasst • Hilfestellung zur Erhöhung von Schutz und Sicherheit • Information und Unterstützung nach einer Wegweisung, Anzeige oder Verhaftung eines Gewalttäters oder nach einer Streitschlichtung durch die Exekutive • Juristische und psychosoziale Prozessbegleitung • Beratung über weitere rechtliche Schritte • Unterstützung bei Behördenkontakten • Weitervermittlung an andere Einrichtungen • Stalkingberatung Die Beratung erfolgt kostenlos, vertraulich und anonym. Ein Beratungstermin kann unter der Telefonnummer 0732/66 73 63 über den Verein migrare vereinbart werden.

5.2. Vernetzungstreffen Mit folgenden Institutionen, Arbeitskreisen und Gremien arbeitete das Gewaltschutzzentrum 2007 zusammen bzw. nahm an regelmäßigen Vernetzungstreffen teil: • Frauenforum • Arbeitskreis Täterarbeit und Opferschutz • Sozialpolitischer Arbeitskreis • Interdisziplinärer kriminalpolitischer Arbeitskreis

5.3. Prozessbegleitung Zum Thema psychosoziale und juristische Prozessbegleitung arbeitete das Gewaltschutzzentrum OÖ in drei Gremien mit: • Interministerielle Arbeitsgruppe Prozessbegleitung (Österreich) • Plattform Prozessbegleitung (Österreich) • Kooperationsforum Prozessbegleitung (Oberösterreich)

30 5.4. Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Die Zusammenarbeit mit österreichischen und deutschsprachigen Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren fand in folgenden Arbeitskreisen statt: • Geschäftsführerinnenkonferenzen der österreichischen Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren • Statistik-Arbeitskreis • Juristisches Fachforum • Internationales Treffen der deutschsprachigen Interventionsstellen und -projekte in Graz

Geschäftsführerinnen – Herbstkonferenz 2007 im Seminarraum des Botanischen Gartens in Linz.

31 ------6. Wanderausstellung „Hinter der Fassade“ ------Die Wanderausstellung "Hinter der Fassade" wurde 2005 von der Bildenden Künstlerin und Medienpädagogin Mag.a Ursula Kolar-Hofstätter, in Zusammenarbeit mit Annemarie Reiss, Interventionsstelle DSA Mag. a Maria Schwarz-Schlöglmann. Gewaltschutzzentrum ÖO DSA Marina Sorgo, Gewaltschutzzentrum Steiermark Mag. a Alexandra Sokol, Interventionsstelle Tirol DSA Ulrike Furtenbach, Interventionsstelle konzipiert und gestaltet, und ist seit April 2006 auf Wanderschaft.

Auch 2007 war die Ausstellung wieder auf Reise, und besuchte folgende Orte:

6. Mai 2007 Familenmesse Wieselburg, VeranstalterIn – Frauenreferat der Landesregierung NÖ; 9. – 22. Mai 2007 Burg Schlaining (Burgenland), VeranstalterIn – Interventionsstelle Burgenland; 8. – 17. Okt 2007 BORG Lienz/Spitalskirche (Osttirol), VeranstalterIn – Frauenzenrtrum Osttirol; 26. Nov – 10. Dez Bundespolizeidirektion Wien am Schottenring, VeranstalterIn – Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser;

2007 startete die Saison am Ausstellungsort Wien – im Kongreßsaal des Bundeskanzleramtes. Anlässlich des Internationalen Frauentages 2007 wurde die Ausstellung, von Bundeskanzler Dr. Alfred Gusenbauer, Innenminister Günther Platter und Frauenministerin Doris Bures eröffnet.

An den vor angeführten Ausstellungsorten stellte das Bundeskanzleramt Begleitbroschüren zur Entnahme zur Verfügung. Auch im Jahr 2008 erfolgt eine rege Nachfrage bezüglich der Ausstellung. Anfragen können an [email protected] gerichtet werden.

FOTO: http://www.bka.gv.at/site/cob_21186/5369/default.aspx, am 07. Mai 2007 Ausstellungseröffnung am 8. März 2007 im Bundeskanzleramt. V.l.n.r. Innenminister Günter Platter, Frauenministerin Doris Bures, ehem. Frauenministerin Johanna Donal, Geschäftsführerin AÖF Maria Rösslhumer

32 ------7. Reformvorschläge der Interventionsstellen und 3 Gewaltschutzzentren Österreichs ------Gemäß Auftragsvertrag mit dem Bundesminister für Inneres und der Bundesministerin für Frauen sind die Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs dazu angehalten, in ihren jährlichen Tätigkeitsberichten unter anderem Anregungen für Verbesserungen von Gewaltpräventions- und Opferschutzmaßnahmen sowie entsprechende Reformvorschläge für Gesetze zu erstatten. In diesem Zusammenhang hat sich seit Bestehen der Interventionsstellen eine Arbeitsgruppe herausgebildet – das Juristische Fachforum, zusammengesetzt aus Juristinnen der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs. 2007 wurde vom Bundesministerium für Justiz eine Initiative gestartet und in zwei Arbeitskreisen (interministerieller AK Gewalt in der Familie unter der Leitung von KC Dr. Albin Dearing; AK Häusliche Gewalt/Empfehlungen des CEDAW-Komitees unter der Leitung von SCin Dr.in Constanze Kren) konkrete Überlegungen für Änderungen und Erweiterungen von spezifischen Gesetzen und sonstigen Bestimmungen angestellt. In diesen Arbeitskreisen waren als Vertreterinnen der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs Dr.in Renate Hojas (Geschäftsführerin Gewaltschutzzentrum ) und Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann (Geschäftsführerin Gewaltschutzzentrum OÖ) delegiert. Im AK Gewalt in der Familie bildeten die bisher ausgearbeiteten Anregungen und Vorschläge der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren eine wesentliche Arbeitsgrundlage. Diskussionsstand und Ergebnisse sind in diesem Papier festgehalten.

7.1. Sicherheitspolizeigesetz

7.1.1. Kontaktverbot und Datenübermittlung bei Stalking Als sofortige Sicherheitsmaßnahme gegen Stalkinghandlungen sollte ein polizeiliches Kontaktverbot in Anlehnung an das Betretungsverbot (§ 38a SPG) eingeführt werden. Ergebnis: Dieser Vorschlag wurde bislang vom Bundesministerium für Inneres abgelehnt. Die Dokumentation über ein polizeiliches Kontaktverbot sollte an das Gewaltschutzzentrum bzw. die Interventionsstelle übermittelt werden. Derzeit ist eine Datenübermittlung in „geeigneter Form“ – wobei der Umfang der Daten nicht geregelt ist – bei einer Anzeige wegen „beharrlicher Verfolgung“ vorgesehen. Für viele Stalkingbetroffene ist eine Anzeige das letzte Mittel. Wenn sie keine Anzeige erstatten, erfahren sie weder vom Unterstützungsangebot durch die Interventionsstellen/ Gewaltschutzzentren noch von der zu ihrem Schutz spezifischen einstweiligen Verfügung und können somit die Möglichkeiten nicht ausschöpfen. Status quo: In der Praxis erfolgt die Datenübermittlung regional sehr unterschiedlich und lückenhaft.

3 Stand März 2008, erarbeitet von Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann und Dr.in Renate Hojas

33 7.1.2. Aufnahme des § 382 g EO in § 38 a Abs. 7 SPG4 Problembenennung: Die Frist des § 38a Abs. 7 SPG, um die sich ein Betretungsverbot von zehn Tagen auf insgesamt maximal 20 Tage verlängert, wenn ein Antrag gemäß § 382 b EO von der gefährdeten Person eingebracht wird, gilt derzeit nicht für Fälle, in denen innerhalb der Geltung des Betretungsverbotes ein Antrag gemäß § 382 g EO wegen Stalking eingebracht wird. Wird also nach Verhängung eines Betretungsverbotes ein Antrag auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung gemäß § 382 g EO gestellt, erfolgt keine Verlängerung des Betretungsverbots auf insgesamt maximal 20 Tage. Nach Ablauf des Betretungsverbotes entsteht damit eine Schutzlücke. Beispiel: Gegen den Ex-Ehegatten von Frau X, der nach der Scheidung im selben Haus wie Frau X wohnt, wurde von der Polizei ein Betretungsverbot ausgesprochen, nachdem es im Vorfeld zu Körperverletzung, gefährlicher Drohung, Sachbeschädigung und Stalking gekommen war. Frau X wollte einen Antrag auf einstweilige Verfügung bei Gericht stellen, dies mit dem vorrangigen Ziel, dass ihr Ex- Ehegatte nach der polizeilichen Wegweisung das Haus nicht mehr betreten darf. Im vorliegenden Fall war nur ein Antrag nach § 382 b EO möglich, weil die 10-Tages-Frist im Falle der Einbringung eines Antrags gemäß § 382 g EO mangels dessen Verankerung im § 38 a Abs. 7 SPG nicht auf 20 Tage verlängert wird. Aktuelle Rechtslage: Das Betretungsverbot endet gemäß § 38 a Abs. 7 SPG mit Ablauf des zehnten Tages nach seiner Anordnung; es endet im Falle eines binnen dieser Frist eingebrachten Antrages auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung nach § 382 b EO mit der Zustellung der Entscheidung des Gerichtes an den Antragsgegner5, spätestens jedoch mit Ablauf des zwanzigsten Tages nach Anordnung des Betretungsverbotes. Von der Einbringung eines Antrages auf Erlassung einer EV nach § 382 b EO hat das Gericht die Sicherheitsbehörde unverzüglich in Kenntnis zu setzen. Reformvorschlag: Die Aufnahme des § 382 g EO in § 38a Abs. 7 SPG ist sinnvoll, da damit ein Antrag auf EV wegen Stalking ebenfalls dazu führt, dass das Betretungsverbot von zehn auf maximal 20 Tage verlängert wird. § 38 a Abs. 7 SPG „Die Einhaltung des Betretungsverbotes ist zumindest einmal während der ersten drei Tage seiner Geltung durch Organe des öffentlichen Sicherheitsdienstes zu überprüfen. Das Betretungsverbot endet mit Ablauf des zehnten Tages nach seiner Anordnung; es endet im Falle eines binnen dieser Frist eingebrachten Antrages auf Erlassung einer EV nach § 382 b EO oder § 382 g EO mit der Zustellung der Entscheidung des Gerichtes an den Antragsgegner, spätestens jedoch mit Ablauf des zwanzigsten Tages nach Anordnung des Betretungsverbotes. Von der Einbringung eines Antrages auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung nach § 382 b EO oder § 382 g EO hat das Gericht die Sicherheitsbehörde unverzüglich in Kenntnis zu setzen.“

4 Reformvorschläge des Juristischen Fachforums der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs, Tätigkeitsbericht 2006. 5 Zur einfacheren Lesbarkeit des Textes wird in Übereinstimmung mit den Erfahrungen der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren, dass deren betreutes Klientel überwiegend aus Frauen besteht, die in der weitaus überwiegenden Zahl von männlichen Tätern bedroht, misshandelt oder missbraucht wurden, in der Folge von „Antragstellerin“ und „Antragsgegner“ die Rede sein.

34 Begründung: Aus Sicherheitsgründen war Frau X auf Grund der derzeitigen Gesetzeslage gezwungen, einen Antrag auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung gemäß § 382 b EO zu stellen. Ohne diesen Antrag wäre das Betretungsverbot nach zehn Tagen ausgelaufen, ihr Ex-Ehegatte hätte das Haus wieder betreten dürfen. Es ist davon auszugehen, dass die Einstweilige Verfügung gemäß § 382 b EO mangels eines denkbaren Hauptverfahrens gemäß § 382 b Abs. 4 EO nach drei Monaten auslaufen würde. Im Hinblick auf diese Situation wäre ein Antrag gemäß § 382 g EO dienlicher gewesen, da hier das Gericht über einen größeren Spielraum in Bezug auf die Gültigkeit der Einstweiligen Verfügung verfügt (gemäß § 382 g Abs. 3 EO bis zu einem Jahr). Im speziellen Fall von Frau X hätten Sicherheitsgründe aufgrund der Tatsache, dass der Gewalttäter auch nach der Scheidung im selben Haus lebte, mangels sonstiger rechtlicher Möglichkeiten von Frau X (z.B. Räumungsklage) für einen Antrag gemäß § 382 g EO gesprochen, um einen längerfristigen Schutz zu gewährleisten. Dieses Problem wird besonders in solchen Fällen virulent, in denen ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde, jedoch mangels Vorliegen der Voraussetzungen eine EV gemäß § 382 b EO nicht möglich ist. Ergebnis: Dieser Vorschlag wurde bislang vom Bundesministerium für Inneres abgelehnt.

7.1.3. Informationspflicht des Gefährders durch die Exekutive Wird ein Antrag auf Einstweilige Verfügung erst gegen Ende der zehntägigen Frist nach Verhängung eines Betretungsverbotes gestellt, besteht das Risiko, dass der Weggewiesene von der Antragstellung und somit von der Verlängerung des Betretungsverbotes keine Kenntnis erhält. Er erfährt in diesem häufig auftretenden Fall von der Antragstellung erst, wenn ihm die Polizei den Wohnungsschlüssel nach Ablauf der zehn Tage gemäß § 38 a Abs. 6 letzter Satz SPG nicht ausfolgt, wenn er Kontakt zur gefährdeten Person aufnimmt und diese ihm mitteilt, dass er auch nach Ablauf der 10-Tages-Frist die Wohnung nicht betreten darf. Wenn der Gefährder gar nicht weiß, dass das Betretungsverbot verlängert wurde, kann dies ein neuerliches Sicherheitsrisiko für das Opfer bedeuten, da gerade in der Situation, wenn der Gefährder mit der gefährdeten Person Kontakt aufnimmt, mit einer gewalttätigen Eskalation seitens des Gefährders gerechnet werden muss. Die Konfrontation mit dem Misshandler und seine Behauptung, ihm sei der Zutritt zur Wohnung wieder zu gestatten führt erfahrungsgemäß zur Verunsicherung des Opfers über seine rechtliche Lage. In weiterer Folge kommt es oft zu tatsächlichem Einlass und neuerlicher Gefährdung. Das Sicherheitsrisiko könnte durch diese Informationspflicht der Exekutive für die gefährdeten Personen wesentlich verringert werden. Reformvorschlag: § 38 a Abs. 7 SPG: Sobald die Sicherheitsbehörde von einem fristgerecht eingebrachten Antrag auf Erlassung einer EV nach § 382 b EO in Kenntnis gesetzt wurde, hat sie den Betroffenen durch ein Organ des öffentlichen Sicherheitsdienstes von der Antragstellung zu informieren. Ergebnis: Das Bundesministerium für Inneres zieht die Umsetzung dieses Reformvorschlages in Betracht.

35 7.1.4. Verlängerung der Dauer des Betretungsverbotes auf 20 Tage Zehn Tage Betretungsverbot erweisen sich in der Praxis als zu kurz, um in der akuten Krisensituation ausreichende Lösungsschritte und Perspektiven zur nachhaltigen Beendigung von Gewalt zu erarbeiten. Eine längere Dauer des Betretungsverbots wäre wichtig, um eine Entspannung und Beruhigung der Situation herbeizuführen.6 Ergebnis: Dieser Vorschlag wurde vom Bundesministerium für Inneres abgelehnt. Allerdings wird den Überlegungen, ob eine Ausdehnung der Dauer des Betretungsverbotes von gegenwärtig zweimal zehn Tagen auf zweimal vierzehn Tage auszudehnen, inzwischen näher getreten (siehe auch Punkt 2.1.3, S 7).

7.2. Exekutionsordnung

7.2.1. § 382 g EO, Stalking-EV7 7.2.1.1. § 382 g Z 2 EO Das Verbot der Kontaktaufnahme mittels Telefon, Mail, SMS, usw. sollte bei Missachtung auch von der Polizei vollzogen werden können entsprechend den Bestimmungen der EV wegen häuslicher Gewalt. Die polizeiliche Intervention bietet Gelegenheit, mittels Normverdeutlichungsgespräch auf den Gefährder einzuwirken. Die Missachtung einer EV als staatliche Maßnahme bedeutet regelmäßig auch eine erhöhte Gefährdung für die Betroffenen. Zusätzlich ist zu erwähnen, dass jede Missachtung der EV durch weitere Kontaktaufnahmen den Straftatbestand „Beharrliche Verfolgung“ erfüllt. Mit Meldung an das Gericht, dass der Täter das bestehende Kontaktverbot bricht, könnte die Staatsanwaltschaft darauf entsprechend z.B. mit Verhängung der Untersuchungshaft reagieren. Ergebnis: Die Gleichstellung des Vollzugs der Stalking-EV mit der Gewaltschutz-EV durch die Exekutive wird diskutiert, allerdings mit zeitlicher Einschränkung des polizeilichen Vollzugs.

7.2.1.2. § 382 g Z 3 EO Das Aufenthaltsverbot an bestimmten Orten sollte wie in Z 1 (Verfolgungs- u. Kontaktaufnahmeverbot) mit einer EV losgelöst von einer Unterlassungsklage für die Dauer eines Jahres möglich sein. Die Dauer des Verfahrens, permanente Auseinandersetzung und Zusammentreffen mit dem Stalker während des Verfahrens und das Prozessrisiko schrecken die Betroffenen von einer Inanspruchnahme eines Aufenthaltsverbotes zu ihrem Schutz ab. Zur Sicherung der Rechte des Täters wäre die Einschränkung in Anlehnung an die EV wegen häuslicher Gewalt, nämlich, dass das Verbot nicht den „berechtigten Interessen“ des Stalkers entgegenstehen darf, denkbar. Ergebnis: Es ist angedacht, die Dauer des Verbotes auf ein Jahr zu fixieren mit der Möglichkeit anschließend mit einer Unterlassungsklage das Verbot zu verlängern.

6 Schwarz-Schlöglmann, Maria, Stellungnahme zur Verlängerung der Fristen nach dem Gewaltschutzgesetz, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe 7 Einstweilige Verfügung

36 7.2.1.3. Frist zur Beschlussfassung über Anträge gemäß § 382 b und § 382 g EO8 Problembenennung: Das Bezirksgericht ist derzeit nicht verpflichtet, innerhalb der nach § 38 a Abs. 7 SPG normierten 20-Tages-Frist nach Anordnung eines Betretungsverbotes über einen Antrag auf EV gemäß § 382 b EO zu entscheiden. Wenn das Gericht nicht innerhalb dieser Frist entscheidet, kann eine Schutzlücke entstehen, in der das Betretungsverbot zwar ausgelaufen ist, die Einstweilige Verfügung jedoch noch nicht erlassen wurde. Als zusätzliches Sicherheitsrisiko für die Antragstellerin ist der Umstand zu werten, dass die weggewiesene Person zu diesem Zeitpunkt aufgrund der gerichtlichen Zustellung des Antrags auf EV in der Regel über deren Inhalt bereits Bescheid weiß. Aktuelle Rechtslage: Derzeit ist in § 38 a Abs. 7 SPG normiert, dass ein Betretungsverbot im Falle eines innerhalb der zehntägigen Geltungsdauer eingebrachten Antrags auf Einstweilige Verfügung gemäß § 382 b EO mit der Zustellung der Entscheidung des Gerichts an den Antragsgegner, spätestens jedoch mit Ablauf des zwanzigsten Tages nach Anordnung des Betretungsverbotes, endet. Eine Verpflichtung der Gerichte, innerhalb dieses Zeitraums von 20 Tagen zu entscheiden, besteht jedoch nicht. Reformvorschlag: Eine derartige Verpflichtung der Gerichte zur Entscheidung innerhalb der 20- Tages-Frist sollte in das Gesetz aufgenommen werden. Diese Entscheidungsfrist würde unter Zugrundelegung der Erörterungen zu Pkt A. neben Anträgen gemäß § 382 b EO auch jene gemäß § 382 g EO betreffen. § 382 c Abs. 5 neu EO „Der Beschluss über einen Antrag gemäß § 382 b EO oder § 382 g EO ist binnen der in § 38 a Abs. 7 SPG vorgesehenen Frist von 20 Tagen nach Anordnung des Betretungsverbotes an den Antragsgegner zuzustellen.“ Begründung: Um Schutzlücken zu verhindern und zusätzliche Sicherheitsrisiken für das Opfer möglichst zu minimieren, sollen Gerichte verpflichtet werden, innerhalb der maximalen Geltungsdauer eines Betretungsverbotes, das sind 20 Tage nach dessen Anordnung, über einen Antrag auf Verlängerung des Betretungsverbotes gemäß § 382 b oder g EO zu entscheiden. Andernfalls können Situationen auftreten, in denen das Opfer zwar den Antrag auf Verlängerung des Betretungsverbotes fristgerecht einbrachte, jedoch trotzdem damit rechnen muss, den Antragsgegner nach Ablauf des Betretungsverbotes in die Wohnung einlassen zu müssen. Da zu diesem Zeitpunkt dem Antragsgegner der Inhalt des Antrags des Opfers in der Regel bekannt sein wird, ist allein aus diesem Grund ein erhöhtes Sicherheitsrisiko für das Opfer zu erwarten. Ein derartiges Risiko kann nur ausgeschlossen werden, wenn das Gericht seinerseits mit der Beschlussfassung und Zustellung an die 20-Tages-Frist des § 38 a Abs. 7 SPG gebunden ist. Ergebnis: Dieser Vorschlag wurde abgelehnt und festgehalten, dass es auch den RichterInnen ein Anliegen ist, fristgemäß zu entscheiden. Allerdings würde die Verlängerung der Frist des Betretungsverbotes von zehn auf vierzehn Tage (siehe Punkt 1.4., S 5) diesbezüglich eine Erleichterung bringen.

8 Reformvorschläge des Juristischen Fachforums der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs, Tätigkeitsbericht 2006.

37 7.2.1.4. Örtliche Zuständigkeit für Anträge gemäß § 382 g EO9 Problembenennung: Eine EV gemäß § 382 g EO ist bei jenem Bezirksgericht einzubringen, bei dem der Antragsgegner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Dies bedeutet, dass die Antragstellerin den Antrag nicht dort einbringen kann, wo sie selbst aufhältig ist, sondern wo der Antragsgegner seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt hat. Gerade im Falle von Stalking können Wohnsitz bzw. gewöhnlicher Aufenthalt von Antragstellerin und Antragsgegner auseinanderklaffen. Beispiel: Frau S erstattete Strafanzeige gegen ihren Ex-Freund wegen „beharrlicher Verfolgung“ gemäß § 107 a StGB („Stalking“) und beantragte eine EV gemäß § 382 g EO. Selbst wohnhaft im Bezirk St. Pölten/NÖ, musste dieser beim Bezirksgericht Linz (allgemeiner Gerichtsstand des Antragsgegners) eingebracht werden. Aktuelle Rechtslage: Gemäß § 387 Abs. 3 EO ist im Fall einer EV gemäß § 382 b Abs. 1 EO jenes Bezirksgericht örtlich zuständig, das für den Prozess in der Hauptsache zuständig wäre. Lediglich für die EV nach § 382 b Abs. 2 EO gilt die Ausnahme, dass jenes Bezirksgericht örtlich zuständig ist, in dessen Sprengel die Antragstellerin ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat. Eine Ausnahmeregelung, wie sie für § 382 b Abs. 2 EO gilt, fehlt für EV nach § 382 g EO, was zur Folge hat, dass nach derzeitiger Gesetzeslage für Anträge gemäß § 382 g EO jenes Bezirksgericht zuständig ist, in dessen Sprengel der Antragsgegner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Reformvorschlag: § 387 Abs. 3 EO wäre daher dahingehend zu ergänzen, dass auch für eine EV gemäß § 382 g EO jenes Bezirksgericht zuständig ist, in dessen Sprengel die Antragstellerin ihren gewöhnlichen Aufenthalt hat. § 387 Abs. 3 EO neu: „… Wird eine EV nach § 382 b Abs. 2 oder nach § 382 g beantragt, so ist das Bezirksgericht zuständig, in dessen Sprengel die Antragstellerin/der Antragsteller ihren/seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat.“ Begründung: Unter „Stalking“ ist die wiederholte und fortgesetzte Belästigung, Verfolgung oder sonstige andauernde Behelligung des Opfers gegen dessen Willen durch den Täter/die Täterin zu verstehen. In Fällen von Stalking ist ein getrennter Wohnsitz bzw. Aufenthalt von Opfer und TäterIn die Regel. Sind verschiedene Bezirksgerichtssprengel gegeben, hat das Opfer, zusätzlich zu den ohnehin gegebenen psychischen und physischen Belastungen sowie dem Umstand, gerichtlich vorgehen zu müssen, den weiteren Nachteil zu tragen, dass es den Antrag in jenem Bezirksgericht einzubringen hat, bei dem der Antragsgegner seinen allgemeinen Gerichtsstand hat. Dies wird in der Regel, vor allem, wenn es um das persönliche Erscheinen des Opfers vor Gericht geht, zusätzliche finanzielle Kosten, jedoch auch ein Mehr an psychischer und physischer Anstrengung verursachen. Beispielhaft für diesen Mehraufwand wären die An- und Rückreise sowie unbekannte Örtlichkeiten am Bezirksgericht des allgemeinen Gerichtsstands des Antragsgegners/der Antragsgegnerin. Darüber hinaus gehend ist auch die persönliche Begleitung zur mündlichen Tagsatzung durch eine dem Opfer bereits bekannte Mitarbeiterin einer Opferschutzeinrichtung erschwert bzw. muss diese durch die Begleitung einer dem Opfer in der Regel unbekannten Mitarbeiterin der Opferschutzeinrichtung in einem anderen Bundesland/einer anderen Stadt ersetzt werden. Diese Nachteile und

9 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006.

38 Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen zu müssen, sollte der Antragstellerin im Sinn eines verstärkten Opferschutzes, der sowohl im Straf- als auch im Zivilverfahren greifen muss, erspart bleiben. Demgegenüber sollte der Antragsgegner, was die örtliche Zuständigkeit eines Antrags auf Einstweilige Verfügung gemäß § 382 g EO betrifft, in Anspruch genommen werden. Ergebnis: Dieser Vorschlag wurde in Hinblick auf jene Verbote nach der Stalking-EV, die ohne Hauptverfahren vorgesehen sind, in Betracht gezogen.

7.2.1.5. Exekution des § 382 b EO10 Problembenennung: Derzeit wird von den Gerichten unterschiedlich entschieden, ob ein Antrag gemäß § 382 b Abs. 1 EO nur nach § 382 d EO oder auch nach §§ 354 ff EO exekutiert werden kann. Beispiel: Mit einer EV gemäß § 382 b Abs. 1 EO wurde dem Antragsgegner das Verlassen des Wohnhauses samt Liegenschaft aufgetragen und die Rückkehr in dieses Haus samt Liegenschaft verboten. Es wurde das Stadtpolizeikommando mit dem Vollzug der Einstweiligen Verfügung beauftragt. In der Folge kam es mehrfach zu Übertretungen der Einstweiligen Verfügung, indem der Antragsgegner die Liegenschaft betrat und versuchte, mit den Kindern der Antragstellerin Kontakt aufzunehmen oder Sachen aus dem Haus zu holen. Die Antragstellerin verständigte drei Mal die Polizei, die in der Folge kam, allerdings nichts tun konnte, da der Antragsgegner bereits das Grundstück verlassen hatte. Es wurden jeweils Aktenvermerke angefertigt und an das zuständige Bezirksgericht übermittelt. Die Antragstellerin entschloss sich, die Exekution der Einstweiligen Verfügung zu beantragen. Das erkennende Erstgericht wies die Unterlassungsexekution nach § 355 EO mit der Begründung ab, dass sich der Vollzug einer EV nach § 382 b Abs. 1 EO nach den Bestimmungen der §§ 382 c und 382 d EO richtet, wonach eine solche Einstweilige Verfügung direkt von Amts wegen zu vollziehen ist, wobei das Gericht auch die Sicherheitsbehörden mit dem Vollzug beauftragen kann. Eine Durchsetzung einer EV nach § 382 b Abs. 1 EO nach den Bestimmungen der §§ 354 ff EO sei nicht vorgesehen, sondern bestünde diese Möglichkeit nur bei EV nach § 382 b Abs. 2 EO. Die Antragstellerin erhob Rekurs gegen diese Entscheidung. Dem Rekurs wurde nicht Folge gegeben, es wurde vielmehr die Entscheidung des Erstgerichtes dahingehend bestätigt, dass eine Exekution des § 382 b Abs. 1 EO nach den Bestimmungen der §§ 354 ff EO nicht zulässig sei. Aktuelle Rechtslage, Judikatur und Lehre: Die oben angeführte Entscheidung des Landesgerichtes Salzburg als Rekursgericht11 steht in krassem Widerspruch zu einer Entscheidung des Landesgerichtes Wiener Neustadt als Rekursgericht12, wonach nämlich explizit die Zulässigkeit der Unterlassungsexekution des § 382b Abs. 1 EO nach den §§ 354 ff EO bejaht wurde. Im Wesentlichen mit der Begründung, dass durch die EO-Novelle 2003 die bis dahin geltende Vollzugsmöglichkeit des § 382 b EO nach den §§ 354 ff EO um die Möglichkeit des Vollzuges durch die Sicherheitsbehörden erweitert wurde und dass es nicht in der Intention des Gesetzgebers gelegen haben könne, den § 382 b Abs. 2 EO mit mehr Vollzugsmöglichkeiten auszustatten, als nach § 382 b Abs. 1 EO möglich seien. Dafür spräche auch der Erlass des Bundesministeriums für Justiz vom 21.04.1997, JMZ 4.214/214-I

10 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006. 11 GZ: 53 R 253/06x bzw. 5 E 2034/06g. 12 GZ: 17 R 240/05y.

39 betreffend das Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie, wonach in Fällen wiederholten Zuwiderhandelns gegen das Rückkehrverbot der Vollzug zur Herstellung des von der Einstweiligen Verfügung angeordneten Zustands auch durch die Verhängung von Beugestrafen nach den §§ 354 ff EO zulässig sein soll, um eine angemessene Präventivwirkung zu erzielen. Das Rekursgericht führte weiter aus, dass der ausschließliche Vollzug der EV durch die Sicherheitsbehörden insofern oftmals ins Leere geht, als der Antragsgegner die Zuwiderhandlung gegen die EV häufig beendet, bevor die Vollstreckungsorgane vor Ort sind und somit die Durchsetzung ins Leere geht. Der Antragsgegner könnte also, wie auch im konkret geschilderten Fall geschehen, einen solchen Verstoß beliebig oft wiederholen, ohne dass für die Antragstellerin die Möglichkeit bestünde, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Beugestrafen dagegen hätten eine präventive Wirkung. Der erkennende Senat des Landesgerichtes Wiener Neustadt als Rekursgericht vertritt also entgegen der Rechtsmeinung des Landesgerichtes Salzburg die Ansicht, dass zur Durchsetzung einer EV nach § 382 b Abs. 1 und 2 EO bei Vorliegen der Voraussetzungen des § 355 EO auch Beugestrafen in Betracht kommen. Eine oberstgerichtliche Judikatur und damit einheitliche Linie in der Frage des Vollzuges des § 382 b EO fehlt bis dato. Lösungsvorschlag: Die praktischen Erfahrungen der Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen zeigen, dass die Exekution der EV gemäß § 382 b Abs. 1 und 2 EO sowohl nach § 382 d EO als auch nach § 354 EO zulässig sein sollte. Diesfalls besteht die Möglichkeit, dem Täter sowohl seitens der Exekutive als auch seitens des Gerichts unmissverständlich mittels unmittelbarer Befehls- und Zwangsgewalt bzw. mittels Beugestrafen klar zu machen, dass sein Handeln jedenfalls unrecht und zu unterlassen ist. Natürlich ist auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit Bedacht zu nehmen, und jedenfalls der Exekution gemäß § 382 d EO der Vorrang einzuräumen. Erst wenn diese Exekution offensichtlich, aus welchen Gründen auch immer, erfolglos erscheint, sollte unverzüglich der Exekutionsantrag gemäß §§ 354 ff EO bei Gericht eingebracht werden können. Ergebnis: Bei einer Novellierung der einstweiligen Verfügungen wird in den Erläuterungen festgehalten, dass bei ein- und derselben Missachtung beide Exekutionsmöglichkeiten bestehen.

7.2.1.6. Fehlende Antragslegitimation des Jugendwohlfahrtsträgers für Einstweilige Verfügungen gemäß § 382 g EO13 Problembenennung: Seit Inkrafttreten des Strafrechtsänderungsgesetzes 2006 (Anti-Stalking- Gesetz) ist es Opfern, die von Stalking betroffen sind, möglich, eine Einstweilige Verfügung gemäß § 382 g EO und gleichzeitig deren Exekution gemäß § 382 d EO zu beantragen. In der Praxis hat sich gezeigt, dass es in Fällen, in denen Kinder und Jugendliche betroffen sind, notwendig wäre, dem Jugendwohlfahrtsträger die Möglichkeit zu geben, diesen Antrag ebenfalls einbringen zu können. Aktuelle Rechtslage: Gemäß § 215 Abs. 2 ABGB kann der Jugendwohlfahrtsträger eine EV gemäß § 382 b EO und deren Vollzug beantragen, wenn die gesetzliche Vertretung der minderjährigen Person einen erforderlichen Antrag nicht unverzüglich gestellt hat. Der Jugendwohlfahrtsträger hat gemäß § 215 Abs. 1 ABGB prinzipiell die zur Wahrung des Wohles einer minderjährigen Person erforderlichen gerichtlichen Verfügungen im Bereich der Obsorge zu beantragen. Reformvorschlag: § 215 Abs. 2 ABGB

13 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006.

40 Eine EV nach den §§ 382 b und g EO und deren Vollzug nach § 382 d EO kann der Jugendwohlfahrtsträger als Vertreter des Minderjährigen beantragen, wenn der sonstige gesetzliche Vertreter einen erforderlichen Antrag nicht unverzüglich gestellt hat; § 212 Abs. 4 gilt hiefür entsprechend. Ergebnis: Über diesen Vorschlag wurden keine Feststellungen getroffen.

7.2.2. § 382 b EO, EV wegen häuslicher Gewalt

7.2.2.1. Fehlende Antragslegitimation gleichgeschlechtlicher LebensgefährtInnen in Verfahren gemäß § 382 b EO14 Der Kreis der Antragslegitimierten beschränkt sich – realitätsfremd – auf alle heterosexuellen Beziehungen und Angehörige, die in häuslicher Gemeinschaft leben. Problembenennung: Derzeit werden von manchen Gerichten gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften nicht als „familiäre oder familienähnliche Gemeinschaft“ im Sinn des § 382 b EO Abs. 3 EO gewertet. Beispiel: Herr L wird im Zuge einer Wegweisung und eines Betretungsverbotes Klient des Gewaltschutzzentrums Oberösterreich, nachdem er durch seinen Lebensgefährten verletzt wurde. Da er weitere Übergriffe durch ihn befürchtet, möchte er einen Antrag auf Einstweilige Verfügung nach § 382 b EO stellen. Bei Gericht erhält er jedoch die Information, dass er nicht antragsberechtigt ist, da es sich um eine gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaft handelt und er damit nicht unter den Begriff des „nahen Angehörigen“ nach § 382 b Abs. 3 EO fällt. Diese Rechtsansicht und Praxis der Gerichte wird von der Wiener Antidiskriminierungsstelle in ihrer Broschüre „Dein Recht im Alltag – Ein/e RatgeberIn für Lesben und Schwule zum Umgang mit Diskriminierung, Mobbing und Ungleichbehandlung“15 bestätigt. Aktuelle Rechtslage: Die vom Gewaltschutzgesetz grundsätzlich umfassten und geschützten nahen Angehörigen im Sinn des § 382 b Abs. 3 EO sind Personen, die „in einer familiären oder familienähnlichen Lebensgemeinschaft leben oder gelebt haben“. Das bedeutet unter anderem EhepartnerInnen und LebensgefährtInnen. Wird der Angehörigenbegriff des § 72 StGB herangezogen, ist es nicht nachzuvollziehen, warum ein homosexuelles Opfer nicht antragsberechtigt sein soll, da nach hM die gleichgeschlechtliche Partnerschaft unter den Begriff der Lebensgemeinschaft subsumiert wird16. Lösungsvorschlag: Eine Lebensgemeinschaft ist eine familienähnliche Gemeinschaft und diese umfasst nach dem heutigen Verständnis sowohl hetero- als auch homosexuelle Partnerschaften. Vor allem im Hinblick auf die bereits 1994 vom Europäischen Parlament getroffene Entschließung zur Gleichbehandlung gleichgeschlechtlicher Partner sollte dieses Selbstverständnis bindend für den Gesetzgeber und die Justiz sein.

14 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006. 15 Wiener Antidiskriminierungsstelle, Stand Jänner 2004. 16 Aichhorn, Das Recht der Lebenspartnerschaften, 220. Hopf/Kathrein, Eherecht², Anm 17 zu § 382b EO. Zecher, Sicherungsexekution und Einstweilige Verfügung, Anm. 2 zu § 382b EO.

41 Ergebnis: Durch den geplanten Wegfall der Voraussetzung der Angehörigeneigenschaft sind auch die homo- den heterosexuellen Partnerschaften gleichgestellt.

Zum Thema häuslicher Gemeinschaft (normiert in § 382 b Abs. 3 und 4 EO): Nicht alle, die in einer familienähnlichen Gemeinschaft leben oder gelebt haben, hatten oder haben auch eine häusliche Gemeinschaft. Nach dem Familienbegriff der WHO ist die häusliche Gemeinschaft kein Kriterium. Ergebnis: Beim Verbot des Aufenthalts an bestimmten Orten, des Zusammentreffens und der Kontaktaufnahme soll die häusliche Gemeinschaft als Voraussetzung entfallen.

7.2.2.2. Problematik von Vergleichen im Verfahren gemäß § 382 b EO17 Problembenennung: Die Erfahrung der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren zeigt, dass von manchen Bezirksgerichten, die über einen Antrag auf EV gemäß § 382 b EO zu entscheiden haben, auf einen Vergleich zwischen Antragstellerin und Antragsgegner hingewirkt wird, anstatt dass ein Beschluss über den Antrag gefasst würde. Als weiteres Problem in diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass bei einer diesfalls nötigen Anhörung beide Parteien zur gleichen Zeit zu Gericht geladen werden (vgl. hierzu näher Punkt VII). Beispiel: Frau N. bringt beim zuständigen Bezirksgericht einen Antrag auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung gemäß § 382 b EO ein. Wenige Tage später erhält sie eine Ladung zur Anhörung. Am Tag der Anhörung kommt es bereits vor der Tür des Richterzimmers zu einem Zusammentreffen mit dem Antragsgegner und dessen Rechtsanwalt, der ebenfalls eine Ladung für den gegenständlichen Zeitpunkt erhalten hat. Im Richterzimmer erfolgt eine Anhörung beider Parteien. Die Intention des Richters ist, dass sich die Parteien „vergleichen“. Frau N. hat große Angst, dass ihr Ehegatte wieder nach Hause darf und möchte dies auf jeden Fall verhindern. Es wird daher ein Vergleich geschlossen, dass der Antragsgegner für die Dauer von drei Monaten darauf verzichtet, die Ehewohnung zu betreten. Bei einem derartigen Vergleich ist dreierlei problematisch: a. Bei einer gleichzeitigen Anhörung von Antragstellerin und Antragsgegner muss die Antragstellerin mit dem Antragsgegner zusammentreffen. b. Eine allenfalls nötige Verlängerung des Vergleichs ist nicht möglich (siehe 6 Ob 11/98f). c. Eine Exekution des Vergleichs bei dessen Nichtbeachtung durch den Antragsgegner durch die Polizei ist nicht möglich. Aktuelle Rechtslage: Das Gewaltschutzgesetz sieht im Fall der Einbringung eines Antrags auf Einstweilige Verfügung gemäß § 382 b EO ein Verfahren vor, wie es in § 382 c EO geregelt ist. Dennoch ist zu konstatieren, dass der Inhalt des Antrags auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung gemäß § 382 b EO per se vergleichsfähig ist. Lösungsvorschlag: Es wäre aus der Sicht der Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen wünschenswert, dass sich die Gerichte der unter lit a bis c erwähnten Problematiken bewusst werden und über Anträge auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung gemäß § 382 b EO durchgängig in Beschlussform gemäß § 382 c EO entscheiden.

17 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006.

42 Begründung: Wenn auch der Inhalt des Antrags auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung gemäß § 382 b EO vergleichsfähig ist, erscheint dennoch eine derartige Vorgehensweise bei teleologischer Interpretation des Gewaltschutzgesetzes nicht sinnvoll. Der Schutzcharakter der Einstweiligen Verfügung resultiert vor allem aus deren Exekutierbarkeit durch die Polizei bei Nichtbeachtung durch den Antragsgegner. Auch die gleichzeitige Anhörung von Antragstellerin und Antragsgegner widerspricht Sicherheitserwägungen, die im Fall der Verhängung eines Betretungsverbotes mit nachfolgendem Antrag auf Einstweilige Verfügung jedenfalls auch vom Gericht zum Schutz gefährdeter Personen angestellt werden sollten. § 382 c Abs. 1 EO, demzufolge sogar von der Anhörung des Antragsgegners bei einer unmittelbar drohenden weiteren Gefährdung durch diesen abzusehen ist, weist auf die Notwendigkeit einer erhöhten Sensibilisierung der Gerichte auf das Gefährdungspotential von Gewalttätern hin. Ergebnis: Dieses Problem wurde nicht näher erörtert.

7.2.2.3. Verlängerung der Dauer der EV von drei auf sechs Monate Hierbei handelt es sich um eine schon lange bestehende Forderung der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren, den Zeitraum der Einstweiligen Verfügung auszudehnen. Die nachhaltige Beendigung einer Gewaltbeziehung nimmt oft längere Zeit in Anspruch. Es ist erforderlich, nach Gewaltbeendigung durch räumliche Trennung die akute Krisensituation zu bewältigen und Perspektiven zu bearbeiten. Auch wenn in vielen Fällen ein Scheidungsverfahren die Einstweilige Verfügung verlängern hilft, ist die Entscheidung darüber, ein entsprechendes Hauptverfahren (mit den weitreichenden Konsequenzen einer Scheidung) einzuleiten, oft nicht in einem Zeitraum von einer drei Monate dauernden EV zu treffen. So kommt immer wieder die schlechte wirtschaftliche Situation von Frauen zum Tragen, die vor solchen Schritten zögern lässt und erst abgesichert werden muss. Ergebnis: Diesem Vorhaben wird beabsichtigt Rechnung zu tragen.

7.2.2.4. Hauptverfahren, mit denen die EV verlängert werden kann, sollten demonstrativ genannt oder zumindest um wesentliche Verfahren ergänzt werden Ergebnis: Dieser Vorschlag wurde nicht näher erörtert.

7.2.2.5. Gemeinsame Anhörung im Verfahren gemäß § 382 c EO18 Problembenennung: Die Praxis der Gerichte ist bezüglich der Anhörung der Beteiligten im Zusammenhang mit einem Antrag auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung unterschiedlich. Wird bei manchen Gerichten nur die Antragstellerin einvernommen, so kommt es bei anderen vor, dass auch der Antragsgegner zur Einvernahme geladen wird, was in Anbetracht der 20-Tages-Frist oft ein zeitliches Problem darstellt und der lückenlose Schutz ohne Unterbrechung zwischen Betretungsverbot und Einstweiliger Verfügung nicht gewährleistet wird. Problematisch erscheint uns in

18 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006.

43 diesem Zusammenhang jedoch vor allem die Ladung beider Parteien zur gemeinsamen Einvernahme im Rahmen einer mündlichen Verhandlung. Ist diese Praxis schon bei einer Einstweiligen Verfügung nach § 382b EO bedenklich, erscheint sie bei Einstweiligen Verfügungen nach §382 g EO im Zusammenhang mit beharrlicher Verfolgung umso problematischer. Ziel eines Stalkers/einer Stalkerin ist gerade die Kontaktaufnahme mit dem Opfer. Dies sollte dem Täter durch eine gemeinsame Einvernahme vor Gericht nicht auch noch erleichtert werden. Aktuelle Rechtslage: Gemäß § 55 Abs. 1 EO ergehen die gerichtlichen Entscheidungen und Verfügungen im Exekutionsverfahren ohne vorherige mündliche Verhandlung, soweit in der EO nicht anderes geboten ist. In Bezug auf das Sicherungsverfahren für Einstweilige Verfügungen nach § 382 b EO ist eine mündliche Verhandlung in der Exekutionsordnung nicht vorgeschrieben. Die mündliche oder schriftliche Einvernahme einer oder beider Parteien kann jedoch zwecks Feststellung der erheblichen Tatsachen gemäß § 55 Abs. 2 EO angeordnet werden. Gemäß dem speziell für das Verfahren zur Erlassung einer Einstweiligen Verfügung nach § 382 b EO geltenden § 382 c EO ist von der Anhörung des Antragsgegners vor Erlassung einer Einstweiligen Verfügung gemäß § 382 b Abs. 1 EO insbesondere dann abzusehen, wenn eine weitere Gefährdung durch den Antragsgegner unmittelbar droht. Eine derartige Bedrohung kann sich vor allem aus einem Bericht der Sicherheitsbehörde ergeben, den das Gericht von Amts wegen beizuschaffen hat. Wenn eine unmittelbare Bedrohung durch den Antragsgegner zu befürchten ist, ist die Antragstellerin, soweit ihre Einvernahme für nötig erachtet wird, also jedenfalls in Abwesenheit des Antragsgegners einzuvernehmen. Der Gesetzestext („insbesondere“) lässt dabei darauf schließen, dass auch in anderen, nicht näher beschriebenen Fällen von der Einvernahme des Antragsgegners abzusehen ist. Wenn eine derartige unmittelbare Bedrohung nicht ersichtlich ist, kann, wie bereits erwähnt, gemäß § 55 a Abs. 2 EO eine Einvernahme beider Parteien durchgeführt werden. Aus dem verfassungsrechtlich gewährleisteten Grundsatz des rechtlichen Gehörs folgt darüber hinaus, dass einer Partei zumindest dann die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben werden muss, wenn wesentliche Feststellungen zu ihren Lasten getroffen werden.19 Gemäß § 55 Abs. 1 EO ist eine vom Gesetz angeordnete Einvernahme der Parteien oder sonstigen Beteiligten an die für mündliche Verhandlungen geltenden Vorschriften nicht gebunden. Sie kann mündlich oder durch das Abfordern schriftlicher Äußerungen und ersteren Falls ohne gleichzeitige Anwesenheit der übrigen einzuvernehmenden Personen geschehen. Nach § 55 Abs. 1 EO erfordert die Einvernahme auch nicht, dass jeder der zu befragenden Personen Gelegenheit gegeben wird, sich über die von den übrigen Personen abgegebenen Erklärungen zu äußern. Diese Regelungen für nach der EO gebotene Einvernahmen werden mangels spezieller Regelung auf Einvernahmen, die vom Gericht im Einzelfall als nötig erachtet werden, analog anzuwenden sein. Lösungsvorschlag: Durch den Antrag auf Erlassung einer Einstweiligen Verfügung liegt bereits eine schriftliche Äußerung der Antragstellerin vor. Grundsätzlich ist deren zusätzliche Einvernahme daher nicht erforderlich bzw. vom Gesetz auch nicht geboten. Für den Fall, dass das Gericht die Einvernahme beider Parteien für notwendig erachtet, sollte die Einvernahme der Antragstellerin jedenfalls in Abwesenheit des Antragsgegners erfolgen.

19 Vgl Angst/Jakusch/Pimmer, Manz Taschenkommentar, Kommentar zu § 55 EO, 156 f.

44 Begründung: Die gemeinsame Einvernahme beider Parteien widerspricht eklatant dem Sinn des Gewaltschutzgesetzes, da eine Einstweilige Verfügung das Zusammentreffen von Täter und Opfer gerade verhindern soll. Ergebnis: In allen Zivilverfahren soll für einen bestimmten Personenkreis die Verhandlung/Anhörung räumlich getrennt möglich sein.

7.3. Strafrecht/Opferrechte

7.3.1. StGB20 7.3.1.1. Begünstigungen für den Täter als Angehörigen im StGB „In einigen Strafbestimmungen bewirkt die Angehörigeneigenschaft des Täters zum Opfer durch ein geringeres Strafausmaß und/oder durch die Ausgestaltung als Privatanklage, Ermächtigungs- u. Antragsdelikt eine direkte oder indirekte Begünstigung des Täters.“21 Auffällig ist, dass die überwiegende Mehrzahl der Begünstigungen für Straftäter im Zusammenhang mit Delikten im Angehörigenverhältnis zu finden sind wie etwa nach § 166 StGB (Begehung im Familienkreis), § 88 StGB (Fahrlässige Körperverletzung), § 136 StGB (Unbefugter Gebrauch von Fahrzeugen), § 141 StGB (Entwendung), § 150 StGB (Notbetrug) und § 195 StGB (Kindesentziehung), § 218 Abs. 1 StGB (Sexuelle Belästigung). „Die Minderung des Strafausmaßes von der Angehörigeneigenschaft abhängig zu machen und/oder die Verantwortung für die Strafverfolgung dem Opfer zuzuschreiben, ist ein Signal des Gesetzgebers, dass eine unter Angehörigen verübte Gewalttat im Vergleich zu einer in der Öffentlichkeit begangenen Gewalttat weniger schweres Unrecht darstelle. Dies widerspricht Pkt. 3 der „Standards und Empfehlungen der ExpertInnenkonferenz in Baden: „Gesetzgeber, Polizei und Justiz sollten alles unterlassen, das so verstanden werden könnte, als ob eine in der Familie verübte im Vergleich zu einer in der Öffentlichkeit begangenen Gewalttat weniger schweres Unrecht darstellte“.22 Der Gesetzgeber hatte bereits durch die Abschaffung des § 203 StGB, wodurch Vergewaltigung in Ehe und Lebensgemeinschaft nach § 201 StGB (Vergewaltigung) als uneingeschränktes Offizialdelikt zu verfolgen ist und der Abschaffung des § 107 Abs. 4 StGB (Ermächtigung zur Strafverfolgung des Täters als Angehöriger) sowie der Abschaffung der Ehenötigung in § 193 StGB als Antragsdelikt mit der gleichzeitigen Ergänzung des § 106 Abs. 1 Z 3 StGB (Schwere Nötigung) um die Tathandlung der Nötigung zur Eheschließung Signale gesetzt, von der Angehörigeneigenschaft als Begünstigung abzugehen. Wir begrüßen diese Entwicklung sehr und hoffen auf eine vollständige „Entrümpelung“ derartiger Bestimmungen.

20 Hojas, Renate, Reformvorschläge der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren Österreichs für das StGB 2007, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe 21 Jesionek, Udo/Hilf, Marianne, Die Begleitung des Verbrechensopfers durch den Strafprozess, Studienverlag Band 2, Innsbruck 2006, 101. 22 Dearing, Albin/Förg, Elisabeth, Konferenzdokumentation „Polizeiarbeit gegen Gewalt an Frauen.“ Juristische Schriftenreihe Band 137, Wien 1999, 271.

45 Ergebnis: Alle Antragsdelikte mit Ausnahme § 107a Abs. 2 Z 2 StGB (Beharrliche Verfolgung mittels Telekommunikation) sind in Ermächtigungsdelikte umgewandelt worden.

7.3.1.2. Einführung der Angehörigeneigenschaft als Erschwerungsgrund bei der Strafbemessung, § 33 StGB „Die gesellschaftlichen Wertvorstellungen von Familie spiegeln sich in den Bedürfnissen und Erwartungen der einzelnen Familienmitglieder an die Familie als Ort der Sicherheit und Geborgenheit auf der Basis gegenseitigen Vertrauens (im Gegensatz zu einer dunklen Gasse). Delikte unter Angehörigen missachten nicht nur diese Werte, sondern implizieren auch immer einen Vertrauensmissbrauch, der beim Opfer die psychischen Auswirkungen der Tat verstärkt. Die Opfer erleben Gewalt von einem Menschen ‚ihres Vertrauens’. Die psychischen Auswirkungen reichen von der Beeinträchtigung des Selbstvertrauens bis hin zum Vertrauensverlust in sich, die soziale Umgebung und Institutionen wie Polizei und Gericht, Verlust des Urvertrauens, der Grundwerte, Bedürfnisse und Ressourcen durch völlige Anpassung an den Täter, um Gewalt zu vermeiden (Stockholm-Syndrom, s. o.), führen in die Isolation und häufig zu einem Trauma. Die psychischen Folgen der Tat entsprechen meistens den in der schweren Körperverletzung nach § 84 Abs. 2 Z 3 StGB angeführten ‚besonderen Qualen’. Das Vertrauen des Opfers zum Täter und andere der Familie zugrunde liegenden Werte wie z. B. gegenseitiges Verständnis, zusammen zu halten, verzeihen zu können, die Kinder brauchen beide Elternteile, bereiten einerseits den Boden für die wiederholten Misshandlungen, während andererseits die Opfer an diesen Werten festhalten und durch die Folgen der Tat in der Gewaltbeziehung verharren. Aus diesen Gründen unterscheiden sich Delikte im Familienkreis maßgeblich im Ausmaß des Unrechts von Delikten unter Fremden. Daher sollte wie nach portugiesischem, französischem und spanischem Recht die Verwandtschaft/Angehörigen- eigenschaft als Erschwerungsgrund im StGB verankert werden.“23

Die Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren würden die Einführung eines Straftatbestandes, durch den häusliche Gewalt strafbar wird, äußerst begrüßen. Inwieweit sich dadurch obiger Vorschlag (Angehörigeneigenschaft als Erschwerungsgrund) erübrigt, ist noch zu prüfen. Reformvorschlag: Im österreichischen StGB ist die Angehörigeneigenschaft als Erschwerungsgrund noch nicht verankert. Die Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen würden eine Einführung der Angehörigeneigenschaft als Erschwerungsgrund begrüßen.

Außerdem soll bei wiederholten strafbaren Handlungen über einen längeren Zeitraum das Opfer nicht dazu angehalten werden, jede einzelne Gewalttat zu erinnern und zu schildern. Im derzeitigen Strafverfahren werden einzelne Delikte abgehandelt und finden im Urteil ihren Niederschlag. Das entspricht nicht dem, was ein Gewaltopfer über Monate und Jahre erlitten hat. Die Unrechtserfahrung des Opfers soll sich im Strafprozess als Ganzes wieder finden. Die Pönalisierung von Gewaltbeziehungen soll überdies eine präventive und bewusstseinsbildende Wirkung entfalten, indem

23 Dearing, Albin/Förg, Elisabeth, Konferenzdokumentation „Polizeiarbeit gegen Gewalt an Frauen.“ Juristische Schriftenreihe Band 137, Wien 1999, 43.

46 die gesellschaftliche Ächtung und Sanktionierung von Gewaltbeziehungen auch mit Mitteln des Strafrechts zum Ausdruck kommt. Ergebnis: Die Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren würden die Einführung eines Straftatbestandes, durch den häusliche Gewalt strafbar wird, äußerst begrüßen.

7.3.1.3. Einführung des Straftatbestandes einer Gewaltbeziehung Mit dem Straftatbestand „Gewaltbeziehung“ soll der Schwere der Tat Rechnung getragen werden, indem sämtliche Gewalthandlungen berücksichtigt werden. Bisher ist etwa Misshandlung im österreichischen Recht nicht strafbar. Sie müsste dafür eine Körperverletzung zur Folge haben. Außerdem soll bei wiederholten strafbaren Handlungen über einen längeren Zeitraum das Opfer nicht dazu angehalten werden, jede einzelne Gewalttat zu erinnern und zu schildern. Im derzeitigen Strafverfahren werden einzelne Delikte abgehandelt und finden im Urteil ihren Niederschlag. Das entspricht nicht dem, was ein Gewaltopfer über Monate und Jahre erlitten hat. Die Unrechtserfahrung des Opfers soll sich im Strafprozess als Ganzes wieder finden. Die Pönalisierung von Gewaltbeziehungen soll überdies eine präventive und bewusstseinsbildende Wirkung entfalten, indem die gesellschaftliche Ächtung und Sanktionierung von Gewaltbeziehungen auch mit Mitteln des Strafrechts zum Ausdruck kommt. Ergebnis: Die Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren würden die Einführung eines Straftatbestandes, durch den häusliche Gewalt strafbar wird, äußerst begrüßen.

7.3.1.4. § 195 StGB, Kindesentziehung Die Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren sind immer wieder mit schweren Fällen von Kindesentziehung konfrontiert, das heißt, dass die Kinder in das Ausland bzw. oft einen anderen Kulturkreis verbracht werden. Die derzeitige Rechtslage sieht vor, dass nur jene Täter, die kein Erziehungsrecht gegenüber dem Kind haben, verfolgt werden können. Daher ist die zivilrechtliche Regelung der Obsorge eine Voraussetzung für die Anzeige und dem damit einsetzenden Ermittlungsverfahren. Die Praxis zeigt, dass etwa alle Fälle von Kindesentziehungen in Salzburg seit 1998 durch den Kindesvater und zu einem Zeitpunkt erfolgt sind, als beide Eltern die Obsorge noch innehatten. Die Drohung, das Kind ins Ausland zu verbringen, ist für den OGH kein Grund, einem Antrag auf Übertragung der vorläufigen Obsorge stattzugeben. Diesbezüglich sei angemerkt, dass auch die Übertragung der vorläufigen Obsorge ein längeres Verfahren ist. Problemlos erfolgte bis jetzt die Übertragung der vorläufigen Obsorge an ein Elternteil, nachdem der andere Elternteil mit dem Kind „über alle Berge“ war. Erst nach Zustellung des Beschlusses – Bestellung eines Abwesenheitskurators für den Täter vorausgesetzt – kann Anzeige erstattet werden und das polizeiliche Ermittlungsverfahren starten. Durch den zeitlichen Vorsprung des Täters dauert es manchmal Jahre, um wenigstens den Aufenthaltsstaat des Kindes ausfindig zu machen. Weder der Tatbestand noch der Strafrahmen des § 195 StGB entsprechen dem Unrechtsgehalt der Tat. Der Straftatbestand sollte vorrangig die massive Gewalt an Kindern und Jugendlichen widerspiegeln. Daher sollten vor allem die Kinder und Jugendlichen als geschütztes Rechtsgut anerkannt werden. Weiters sollten Qualifizierungstatbestände wie etwa das Verbringen in und/oder Belassen der Kinder und Jugendlichen im Ausland eingeführt werden.

47 Als Signal des Staates, der körperlichen und seelischen Integrität von Kindern und Jugendlichen einen höheren Stellenwert einzuräumen, sollte der Straftatbestand als uneingeschränktes Offizialdelikt ausgestaltet werden. Reformvorschläge: Schaffung eines neuen Straftatbestandes etwa in Anlehnung an den deutschen § 235 StGB, der die Kindesentziehung auch durch einen obsorgeberechtigten Elternteil sowie auch das Verbringen des Kindes in das Ausland bzw. das Vorenthalten im Ausland mit Strafe bedroht. Zumindest sollte eine rasche polizeiliche Ermittlungstätigkeit möglich sein und Kindesentziehung als uneingeschränktes Offizialdelikt gelten. Ergebnis: Der Straftatbestand Kindesentziehung § 195 StGB wurde nur insofern verändert, als er jetzt als Ermächtigungsdelikt ausgestaltet ist.

7.3.1.5. Begriffsbestimmungen Kinder und Jugendliche in Anlehnung an UN-Kinderrechtekonvention § 74 StGB unterscheidet in „unmündig“ und „minderjährig“. Die Kinder- und Jugendanwaltschaften Österreichs lehnen die Begriffe „Unmündige“ und „Minderjährige“ ab, weil ihnen ein abwertender Charakter innewohnt. In Anlehnung an die UN-Kinderrechtekonvention machen wir den Reformvorschlag - statt „unmündig“: „Kinder bis zum vollendeten 14. Lebensjahr“ - statt „mündig Minderjährige“: „Jugendliche ab dem vollendeten 14. Lebensjahr“ - statt „minderjährig“: „Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr“ - in den jeweiligen Strafbestimmungen könnte es heißen: „Kinder“, „Jugendliche“, „Kinder und Jugendliche“ Ergebnis: Es fand keine Diskussion darüber statt.

7.3.1.6. Erweiterung des Angehörigenbegriffs nach § 72 StGB um ehemalige sowie gleichgeschlechtliche LebensgefährtInnen Ergebnis: Es fand keine Diskussion darüber statt.

7.3.1.7. Einführung eines Straftatbestandes, mit dem die Missachtung des Beschlusses der Einstweiligen Verfügung nach § 382 b EO strafbar wäre, insbesondere für den Schutz der Betroffenen äußerst begrüßenswert. Die Missachtung des Beschlusses der Einstweiligen Verfügung könnte zusätzlich auch als Qualifikationstatbestand des Straftatbestandes „Gewaltbeziehung“ herangezogen werden (siehe Punkt 3.1.3).

7.3.1.8. § 107 a StGB, Beharrliche Verfolgung24 Absenkung der Unzumutbarkeitsgrenze als Verletzung der verfassungsrechtlich geschützten Persönlichkeitsrechte zugunsten der „Beeinträchtigung der Lebensführung“;

24 Hojas, Renate, Stellungnahme der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren Österreichs zum Strafprozess- reformbegleitgesetz I, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe, 8

48 Einführung einer Generalklausel als Auffangtatbestand entsprechend dem deutschen Anti-Stalking- Gesetz oder zumindest Ergänzung der Tathandlung um „die Übermittlung von Botschaften“; Einführung eines Qualifikationstatbestandes in Verbindung mit einem Strafausmaß von drei Jahren, um insbesondere auch Opfern unzurechnungsfähiger Täter Schutz zu gewähren; Explizite Nennung der Stalkingopfer in § 65 Abs. 1 lit a StPO, um nach § 66 Abs. 2 leg. cit. zu den Prozessbegleitungsberechtigten zu gehören; Anspruch auf kontradiktorische Befragung für Stalkingopfer. Diversionelle Erledigungsformen wie Geldbuße, Gemeinnützige Leistungen und jedenfalls der Tatausgleich sollten ausgeschlossen werden. Hingegen sollte die am ehesten geeignete Diversionsform „Probezeit“ („Vorläufiger Rücktritt von der Verfolgung unter Bestimmung einer Probezeit von einem Jahr bis zu zwei Jahren“) vermehrt Anwendung finden. Ergebnis: Ausgestaltung des § 107 a Abs. 3 StGB als uneingeschränktes Offizialdelikt ab 2008; in den Erläuterungen zum Strafrechtsänderungsgesetz 2006 wird zumindest auf den Anspruch auf Prozessbegleitung der Stalkingopfer hingewiesen, wodurch ein Anspruch auf kontradiktorische Vernehmung in der Hauptverhandlung nach § 250 StPO entsteht.

7.3.2. StPO 7.3.2.1. Ausweitung des Anspruchs auf schonende Vernehmung in der Hauptverhandlung Alle Prozessbegleitungsberechtigten sollten in der Hauptverhandlung einen Anspruch auf schonende Vernehmung gemäß § 250 Abs. 3 StPO haben; derzeit haben dies nur Opfer gemäß § 65 Z 1lit a StPO.

7.3.2.2. Erweiterung der Informationspflicht der Polizei, dass alle Prozessbegleitungsberechtigten im Sinne des § 65 Z1 lit a Anspruch auf eine schonende Befragung (§ 250 StPO) in der Hauptverhandlung haben und Opfer strafbarer Handlungen von Angehörigen im Sinne des. § 72 einen Anspruch auf schonende Vernehmung im Ermittlungs- und Hauptverfahren haben. Ergebnis: noch unbehandeltes Anliegen

7.3.2.3. Information über die einzelnen Verfahrensstadien25 Opfer werden nicht über alle Verfahrensstadien informiert. § 213 Abs. 1 der Regierungsvorlage zum Strafprozessreformgesetz hat noch die Zustellung der Anklageschrift an die Privatbeteiligten vorgesehen. Im Strafprozessreformgesetz wurde dieses Informationsrecht gestrichen. Durch die Zustellung der Anklageschrift könnte sich das Opfer auf die Hauptverhandlung vorbereiten und u. a. allfällige Beweisanträge stellen. Viele Opfer wollen eine Information über den Ausgang des Verfahrens, insbesondere wenn etwa im Zuge der Verurteilung eine Weisung, z. B. ein Kontaktverbot

25 Hojas, Renate in Jesionek, Udo/Hilf, Marianne, Die Begleitung des Verbrechensopfers durch den Strafprozess, Studienverlag Band 2, Innsbruck 2006, 107; sowie Hojas, Renate, Stellungnahme der Interventionsstellen/ Gewaltschutzzentren Österreichs zum Strafprozessreformbegleitgesetz I, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe , 6

49 zum Opfer, ausgesprochen wurde. Die Opfer erhalten auch in der neuen Strafprozessordnung kein Recht auf diese Information. Ergebnis: noch unbehandeltes Anliegen

7.3.2.4. Rechtsmittel gegen einen Freispruch zur Durchsetzbarkeit der Opferrechte26 (§§ 282 Abs.. 2, 345 Abs.. 4, 465 und 48; Nichtigkeitsbeschwerde der Privatbeteiligten) Grundsätzlich begrüßen wir die Einführung der Nichtigkeitsbeschwerde. Allerdings bedauern wir den sehr restriktiven Zugang zu diesem wesentlichen Opferrecht. Das Recht einer Nichtigkeitsbeschwerde erhalten ausschließlich Privatbeteiligte gegen einen Freispruch, wenn ein abgewiesener Beweisantrag einen Nachteil auf den privatrechtlichen Anspruch gehabt haben könnte. Das Recht auf finanzielle Entschädigung ist ein wesentliches Opferrecht, das unabhängig von und gleichwertig mit den anderen Opferrechten behandelt werden sollte. Wie bereits in Z 17 ausgeführt, schließen wir uns der Sichtweise des Diskussionsentwurfs zur StPO-Reform auf P 12 an, dass die „erlebte Verfahrensgerechtigkeit im konkreten einzelnen Fall mitunter sogar wichtiger sein kann als eine Ergebnisgerechtigkeit“. In diesem Sinne schlagen wir vor, dass entscheidende Mitwirkungsrechte unabhängig vom Begehren einer finanziellen Entschädigung gewährt werden sollten, wie z. B. das Beweisantragsrecht. Dadurch wäre die Einschränkung hinfällig, dass eine Nichtigkeitsbeschwerde nur dann möglich wäre, wenn der abgewiesene Beweisantrag einen Nachteil für die begehrte Entschädigung haben könnte. Auf jeden Fall soll der zusätzliche Nichtigkeitsgrund wegen Nichtdurchführung einer kontradiktorischen Befragung trotz Beantragung zur Absicherung des Rechtes nach § 250 eingeführt werden, siehe dazu Z 41. Offen bleibt auch noch, ob zusätzliche Nichtigkeitsgründe wegen Verletzung anderer Bestimmungen u. Opferrechte, wie etwa eine nicht „gehörige Besetzung der Geschworenenbank“, eingeführt werden sollten. Die Erfahrung aus der Beratungsarbeit mit Opfern einer Straftat begangen von einem Angehörigen hat gezeigt, dass die Opfer weniger an einer strengen Bestrafung, sondern eher an einem Schuldausspruch und einer Strafe, die den Verurteilten von zukünftigen Übergriffen abhält, interessiert sind. Insofern ist für diese Opfergruppe die Nichtigkeitsbeschwerde, die sich ausschließlich nur gegen einen Freispruch richtet, ausreichend. Die Nichtigkeitsbeschwerde sollte gegen alle Freisprüche der ersten Instanz möglich sein. Gesetzlich sollte klar festgelegt werden, dass die Nichtigkeitsbeschwerde gegen einen Freispruch in einem Verfahren vor dem Landesgericht als Einzelrichter auch möglich ist, da in § 489 die Nichtigkeitsbeschwerde nach § 282 Abs. 2 nicht aufgezählt wird. Reformvorschläge: Š Einführung des weiteren Nichtigkeitsgrundes für die Nichtigkeitsbeschwerde wegen Nichtdurchführung einer kontradiktorischen/schonenden Befragung trotz Beantragung

26 Hojas, Renate, Stellungnahme der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren Österreichs zum Strafprozessreformbegleitgesetz I, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe , 6

50 Š Die Nichtigkeitsbeschwerde sowie das Beweisantragsrecht sollte jenen Opfern, die auch einen Anspruch auf Prozessbegleitung haben, in den Verfahren der ersten Instanz unabhängig von der Geltendmachung eines privatrechtlichen Anspruchs zumindest wegen Abweisung eines Beweisantrages zustehen. Ergebnis: Einführung der Nichtigkeitsbeschwerde mit sehr restriktivem Zugang

7.3.2.5. Informations- u. Mitwirkungsrechte unabhängig von einem finanziellen Entschädigungsanspruch (Privatbeteiligtenanschluss)27 Das Strafprozessreformgesetz knüpft an die Privatbeteiligung verstärkte Mitwirkungsrechte wie z. B. Beweise beantragen zu können. In der Arbeit mit Opfern häuslicher Gewalt hat sich gezeigt, dass die meisten Betroffenen nur ein geringfügiges Interesse an einer finanziellen Abgeltung des erlittenen Nachteils durch den Täter haben. Sie argumentieren häufig, dass der Täter ohnehin einkommens- oder vermögenslos ist oder eine finanzielle Entschädigung kein adäquater Ausgleich für ihre Verletzungen ist. Umso mehr sind sie an allen Informations- und Mitwirkungsrechten im Strafverfahren im Sinne einer erlebten Verfahrensgerechtigkeit interessiert. Dies führt zu der paradoxen und Opfern häuslicher Gewalt nicht nachvollziehbaren Situation, dass diese selbst dann, wenn sie keinen Entschädigungsanspruch durchsetzen wollen, einen Anspruch beziffern müssen, um wesentliche Mitwirkungsrechte wie z. B. das Beweisantragsrecht, zu erhalten. Den Opfern sollten alle Informations- und Mitwirkungsrechte unabhängig von einem finanziellen Entschädigungsanspruch zustehen. Ergebnis: noch unbehandeltes Anliegen.

7.3.2.6. Verständigung der Opfer bei (bedingter) Entlassung aus dem Straf- und Maßnahmenvollzug in Kombination mit Weisungen bei Aus- und Freigang (zu StGB u. StVG)28 Verständigung der Opfer bei Ausgang, Freigang, Unterbrechung der Unterbringung, bedingter Entlassung und Entlassung aus einer Freiheitsstrafe oder sonstigen freiheitsentziehenden Maßnahme eines Verurteilten/ Maßnahmeuntergebrachten Besonders von Beziehungsgewalt Betroffene leben oft jahrelang in ständiger Furcht vor dem Moment, in dem der Verurteilte wieder in Freiheit ist. Sie fürchten Rache, weil sie ihn angezeigt haben oder wieder einen Partner haben usw. Aus spezialpräventiver Sicht ist in jedem Fall eine Gefährdung gegeben.

27 Hojas, Renate in Jesionek, Udo/Hilf, Marianne, Die Begleitung des Verbrechensopfers durch den Strafprozess, Studienverlag Band 2, Innsbruck 2006, 107; sowie Hojas, Renate, Stellungnahme der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren Österreichs zum Strafprozessreformbegleitgesetz I, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe , 6 28 Stellungnahme der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren Österreichs zum Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Strafgesetzbuch, die Strafprozessnovelle 1975, das Strafvollzugsgesetz, das Bewährungshilfegesetz und das Jugendgerichtsgesetz 1988 geändert werden, sog. „Haftentlastungspaket“, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe , 3 f.

51 Die Betroffenen erfahren von der Freiheit des Verurteilten erst, wenn dieser plötzlich auf der Straße gegenübersteht oder mit ihnen Kontakt aufnimmt. Sie wissen auch nicht, ob der Täter etwa Ausgang hat, bedingt entlassen oder entlassen wurde. Gemäß § 177 StPO sind Personen, die Anspruch auf Prozessbegleitung haben, sowohl zu ihrer Information als auch zu ihrem Schutz von der Freilassung eines Beschuldigten aus einer Untersuchungshaft unverzüglich zu benachrichtigen. Eine derartige Benachrichtigung ist jedoch in den Fällen Ausgang, Freigang, bedingter Entlassung aus einer Freiheitsstrafe oder einer sonstigen Unterbringung oder einer Entlassung nicht vorgesehen. Um einerseits Ängsten und Unsicherheiten, die sich mit einer Entlassung des Täters für die Opfer ergeben, entgegenzuwirken, und um andererseits allfällige Schutz- und Sicherheitsmaßnahmen rechtzeitig abklären zu können, fordern die Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren die frühzeitige Verständigung aller Prozessbegleitungsberechtigten, insbesondere jener, die von Beziehungsgewalt betroffen sind, sofern diese eine solche Verständigung beantragt haben. Die Verständigung sollte zu einem Zeitpunkt erfolgen, bei dem z. B. der Anregung eines Kontaktverbotes als Auflage noch nachgekommen werden kann oder so, dass bei einer Entlassung noch Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt werden können. Reformvorschlag: auf Antrag rechtzeitige Verständigung aller Prozessbegleitungsberechtigten vom Verlassen der Anstalt oder anderer Unterbringungseinrichtungen

Weisungen bei Aus- und Freigang Die Möglichkeit, Weisungen nach § 51 StGB aufzuerlegen, sind in Zusammenhang mit der Entlassung aus der Untersuchungshaft, einer bedingten Verurteilung oder bedingten Entlassung gesetzlich vorgesehen. Im Hinblick auf die Spezialprävention kommt insbesondere den Weisungen eines Kontaktverbotes oder des Verbotes, eine bestimmte Wohnung aufzusuchen, besonderes Gewicht zu, siehe dazu die Ausführungen zu § 51 Abs. 2 StGB. Daher sollten diese Weisungen als treffsichere spezialpräventive Maßnahmen bei jeder Form des Verlassens der Anstalt oder anderer Unterbringungseinrichtungen auf Antrag des Opfers oder der jeweiligen Prozessbegleitungseinrichtung gesetzlich vorgesehen werden. Reformvorschlag: Ergänzung von §§ 99, 99a, 126 und 147 StVG und eventueller anderer gesetzlicher Bestimmungen, die das Verlassen einer Anstalt oder anderer Unterbringungseinrichtungen ermöglichen, um die Weisung des Kontaktverbotes zu bestimmten Personen nach deren Antrag oder dem Antrag der jeweiligen Prozessbegleitungseinrichtung. Ergebnis: Die Umsetzung dieses Vorschlages wird diskutiert.

7.3.2.7. Rückforderung für die Prozessbegleitungskosten Zu diesem Punkt gibt es unterschiedliche Positionen in den Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren. Einerseits wird eine Rückforderung der gesamten Prozessbegleitungskosten vom Verurteilten als gerechtfertigt angesehen, andererseits gibt es die Erfahrung, dass es Opfer als Angehörige von Tätern abschreckt, Prozessbegleitung in Anspruch zu nehmen. Ergebnis: Ein Kostenersatz wird mit € 1000,00 als Höchstbetrag limitiert.

52 7.3.2.8. Recht auf Prozessbegleitung und schonender Einvernahme für alle traumatisierten Opfer Alle Prozessbegleitungsberechtigten sollen ein Recht auf schonende kontradiktorische Vernehmung im Ermittlungsverfahren gem. § 165 StPO und ein Recht auf schonende Vernehmung in der Hauptverhandlung gem. § 250 StPO (nicht nur Opfer nach § 65 Z1 lit a) haben. Ergebnis: Durch die Neuregelung des § 250 StPO iVm § 65 StPO (schonende Befragung für alle Prozessbegleitungsberechtigten in der Hauptverhandlung) sind die meisten Betroffenen davon erfasst.

7.4. Verbrechensopfergesetz29

Exkurs: Schweizer Opferhilfegesetz Das Bundesgesetz über die Hilfe an Opfer von Straftaten 1991 (OHG) der Schweiz enthält weit gehende opferfreundliche – und damit vorbildhafte – Bestimmungen. Eckpfeiler des Gesetzes ist eine weite Auslegung der Anspruchsberechtigten (sogar ohne Erfordernis einer Anzeige), es orientiert sich nicht am Aufenthaltsstatus, sondern an der Straftat bzw. an einer persönlichen Beziehung zur Schweiz etwa einem festen Wohnsitz. Als Voraussetzung für die Inanspruchnahme genügt eine mögliche Straftat unabhängig vom Verschulden (Vorsatz oder Fahrlässigkeit) und auch bei Einstellung des Verfahrens oder Freispruch werden Leistungen gewährt. Mitverschulden schließt die Opferstellung nicht aus. Reformvorschlag: Das österreichische Verbrechensopfergesetz sollte einer grundlegenden Revision analog dem Schweizer Opferhilfegesetz unterzogen werden.

Als Übergangslösung werden nachstehende Vorschläge erbracht:

7.4.1. § 1 VOG, Kreis der Anspruchsberechtigten 7.4.1.1. Keinen Anspruch auf Hilfe haben Menschen, die zum Zeitpunkt der Tat keine Aufenthaltsberechtigung für Österreich haben, auch wenn sie in Österreich Opfer einen strafbaren Handlung wurden. Reformvorschlag: Entscheidend für einen Anspruch auf Unterstützung sollte – wie beim Recht auf Prozessbegleitung - bei Menschen ohne Aufenthaltsberechtigung der Tatort sein und nicht der Aufenthaltsstatus.

7.4.1.2. Nach § 8 Abs. 3 sind Personen ausgeschlossen, … soweit sie auf Grund ausländischer gesetzlicher Vorschriften gleichartige staatliche Leistungen erhalten können. Das heißt, dass die Betroffenen recherchieren müssen, ob ihr Herkunftsland z. B. die Therapiekosten übernehmen würde. LEFÖ-IBF musste in einem Fall sehr zeit- und kostenaufwendig (Übersetzungen) ermitteln, ob die Tschechische Republik die Therapiekosten übernehmen würde. Obwohl das LEFÖ-IBF eine Bestätigung hatte, dass das Herkunftsland derartige Kosten nicht übernimmt, erhielt die Betroffene

29 Stand November 2007, erarbeitet von Dr.in Renate Hojas

53 keine Leistung aus dem VOG, da in diesem Einzelfall diese Bestätigung seitens der Republik Österreich nicht anerkannt wurde. Reformvorschlag: Die Unterstützung sollte unabhängig von eventuellen Ansprüchen des Herkunftslandes erfolgen. Österreich könnte sich eventuell im Regress beim Herkunftsland die Kosten zurückholen.

7.4.2. § 7a VOG, Vorläufige Verfügungen Vorschussleistungen erfolgen nur dann, „wenn wahrscheinlich ist, dass der angemeldete Anspruch begründet ist“. Begründet ist nach § 1 VOG, „wenn mit Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist“, dass sie (gemeint österreichische StaatsbürgerInnen) durch eine mit einer mehr als sechsmonatigen Freiheitsstrafe bedrohte rechtswidrige und vorsätzliche Handlung eine Körperverletzung oder eine Gesundheitsschädigung erlitten haben oder …“ Die Gewährung des Vorschusses hängt von der Wahrscheinlichkeit der Begründetheit des mit Wahrscheinlichkeit anzunehmenden Strafausmaßes/Vorsatzes einer Straftat ab, die eine Köperverletzung oder Gesundheitsschädigung zur Folge hat bzw. deren Kausalzusammenhang zwischen Straftat und Gesundheitsschädigung wahrscheinlich ist. (Anm. der Verf.: Der letzte Satz ist verwirrend – genauso verwirrend und unterschiedlich die Anwendung in den Bundesländern!) Reformvorschlag: Eine Anzeige wegen des Verdachtes einer strafbaren Handlung, die vorsätzlich ist und das geforderte Strafausmaß hat, sollte anstelle der Wahrscheinlichkeit die Voraussetzung für eine Vorschussleistung bilden.

Im Antragsformular zur Übernahme der Therapiekosten müssen die Betroffenen das Erlebte unter der Fragestellung „Welche Straftat liegt dem Ansuchen zugrunde (Ort und Zeit der Tat und kurze Schilderung des Tatherganges) schildern. Schwer Betroffene sollten erst durch die Therapie die Stärkung erfahren, wodurch diese den Tathergang ohne Risiko einer Reviktimisierung und/oder Retraumatisierung schildern können. Reformvorschlag: Streichung der Frage nach dem Tathergang im Antragsformular

7.4.3. § 12 VOG, Übergang von Ersatzansprüchen (Regress) Die Leistungen nach dem VOG werden vom Täter zurückgefordert. Opfer, die Straftaten von Angehörigen erlitten haben, wollen oft nicht, dass die Täter die Kosten dafür übernehmen müssen. Z. B. hat eine Frau in Salzburg, deren ehemaliger Lebensgefährte wegen Körperverletzung, gefährlicher Drohung und Nötigung verurteilt wurde, die Therapie abgebrochen, weil sie nicht wollte, dass ihr ehemaliger Lebensgefährte die Kosten der Therapie bezahlen muss. Besonders schwierig ist es für Kinder und Jugendliche als Opfer z. B. des Vaters, diesen regressieren zu lassen, was schlussendlich auch noch zum finanziellen Nachteil des Opfers führt. Zu diesem Punkt gibt es auch eine gegensätzliche Position in den Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren: Es wird eine Rückforderung vom Verurteilten im Sinne einer „klaren gesellschaftlichen Sanktionierung“ als gerechtfertigt angesehen und um auch einen angehörigen Täter nicht zu begünstigen. Im Widerspruch dazu stehen die unmittelbaren Opferinteressen, deren Vertretung den Opferschutzeinrichtungen Aufgabe sein sollte.

54 Reformvorschlag: kein Regress im Falle von Straftaten begangen durch einen zum Opfer Angehörigen, wenn das Opfer deswegen von einer Leistung nach dem VOG Abstand nehmen würde.

7.4.4. Rechtsmittel Den Betroffenen stehen zur Absicherung ihrer Rechte Rechtsmittel gegen die Bescheide des Bundesamtes für Soziales und Behindertenwesen zu. Derartige Schritte sind für die Betroffenen, die nicht juristisch geschult sind, eine zu große Hürde. Reformvorschlag: Einführung von juristischer und psychosozialer Prozessbegleitung zur Durchführung von Rechtsmitteln. Ergebnis: Diese Anliegen wurden noch keiner Behandlung zugeführt.

7.5. Unterbringungsgesetz Verständigung der Angehörigen von der Aufhebung einer Unterbringung wegen Fremdgefährdung30 Problembenennung und aktuelle Rechtslage: SicherheitsbeamtInnen sind gemäß § 56 Abs. 1 Z 3 SPG, soweit dies zum Schutz gefährdeter Menschen erforderlich ist, berechtigt, personenbezogene Daten an geeignete Opferschutzeinrichtungen (§ 25 Abs. 3 SPG) zu übermitteln. Diese Informationen beschränken sich jedoch auf den Umstand der Fremdgefährdung und nehmen keinen Bezug auf eine etwaige Unterbringung. Untergebracht im Sinne des Unterbringungsgesetzes (UbG) werden darf nur, wer an einer psychischen Krankheit leidet und im Zusammenhang damit sein Leben oder seine Gesundheit oder das Leben oder die Gesundheit anderer ernstlich und erheblich gefährdet und nicht in anderer Weise, insbesondere außerhalb einer Anstalt, ausreichend ärztlich behandelt oder betreut werden kann (§ 3 UbG). Nach der Rechtsprechung kann in Anlehnung an die „ernstliche Gesundheitsgefährdung“ in § 110 Abs. 2 StGB eine solche Schwere der drohenden Schädigung dann angenommen werden, wenn dauernde gesundheitliche Nachteile oder gesundheitliche Nachteile im Ausmaß einer schweren Körperverletzung zu befürchten sind.31 Es kann sein, dass im Zusammenhang mit einer Fremdgefährdung eine Wegweisung bzw. ein Betretungsverbot von der Sicherheitsbehörde ausgesprochen wurde. Für gewöhnlich nimmt die Polizei eine psychisch kranke Person nicht in Gewahrsam, sondern veranlasst eine Verbringung in die Krankenanstalt und leitet somit eine Unterbringung in die Wege. Die Unterbringung ist nach den Bestimmungen des UbG dann aufzuheben, wenn das Gericht entsprechend entscheidet (§§ 20 Abs. 2, 26 Abs. 3 UbG) oder die Voraussetzungen nicht mehr vorliegen. Grundsätzlich kann eine Gefährdung bejaht werden, wenn das Unterbleiben der weiteren Behandlung die Gefahr in sich birgt, dass im Zuge der Fortentwicklung des Krankheitsverlaufs

30 Stellungnahme der Interventionsstellen/Gewaltschutzzentren Österreichs zum Entwurf eines Bundesgesetzes, mit dem das Strafgesetzbuch, die Strafprozessnovelle 1975, das Strafvollzugsgesetz, das Bewährungshilfegesetz und das Jugendgerichtsgesetz 1988 geändert werden, sog. „Haftentlastungspaket“, www.gewaltschutzzentrum.at/ooe, 3 f. Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006. 31 Kopetzki, Grundriss des Unterbringungsrechts2, Ziffer 104.

55 weitergehende und selbständige Schadensfolgen eintreten (= etwa die Gefahr einer körperlichen Schädigung Dritter oder Selbstverletzung/massive Verschlechterung des Gesundheitszustandes), die hinsichtlich ihrer Schwere und der Wahrscheinlichkeit des Eintretens als „ernstliche und erhebliche“ Schädigung der Gesundheit einzustufen sind. Diese „Wahrscheinlichkeit“ ist unklar definiert. So hat das LGZ Wien am 30.09.1992, 44 R 666/02, bei jahrzehntelangen Morddrohungen ohne Anhaltspunkt für eine Realisierung die Gefährdung verneint. Da es mitunter ein Wesenszug psychischer Krankheiten ist, nicht zu wissen, wie die betroffenen Personen reagieren, und sie ihre Handlungen infolge ihrer Krankheit nicht unter Kontrolle haben, ist es umso wichtiger, Vorsichtsmaßnahmen ergreifen zu können. Erfahrungsgemäß können viele untergebrachte Patienten – nicht zuletzt auch aufgrund der medikamentösen Behandlung – so weit stabilisiert werden, dass sie zum Zeitpunkt der Entlassung tatsächlich nicht mehr fremdgefährdend sind. Problematisch in diesem Zusammenhang ist allerdings, dass viele Patienten die verordneten Medikamente nach der Entlassung nicht mehr einnehmen und die Fremdgefährdung nach kürzester Zeit bereits wieder aufleben kann. Im Moment fehlt eine gesetzliche Regelung darüber, dass Angehörige, die Opfer einer Fremdgefährdung im Sinne des UbG wurden, von der Aufhebung der Unterbringung informiert werden. Dementsprechend schwierig ist es, Schutzmaßnahmen zu planen und zu ergreifen. Reformvorschläge: • Information über die Unterbringung Wurde eine Wegweisung und ein Betretungsverbot im Sinne des § 38 a SPG ausgesprochen und ist es offensichtlich, dass Anlass dafür eine psychisch bedingte Fremdgefährdung war, die schließlich eine Unterbringung zur Folge hatte, ist es unbedingt erforderlich, die Information über die Unterbringung in den Ausnahmekatalog betreffend die Offenbarungs- und Verwertungsverbote aufzunehmen. § 39a Abs. 2 UbG sollte daher um eine Ziffer 4 in folgender Weise erweitert werden: § 39a Abs. 2 UbG „Die in Abs. 1 genannten Amtshandlungen sowie die Aufzeichnungen und Bescheinigungen dürfen jedoch geoffenbart und verwertet werden 1. für die Überprüfung der Rechtmäßigkeit und Ordnungsmäßigkeit der Amtshandlung; 2. für gerichtliche Straf-, Unterbringungs- und Sachwalterschaftsverfahren; 3. für die Erfüllung der Pflichten nach § 39b; 4. für die Information geeigneter Opferschutzeinrichtungen (§ 25 Abs. 3 SPG), soweit dies zum Schutz gefährdeter Menschen erforderlich ist.“

• Information über die Aufhebung der Unterbringung sowie Aufhebung einer vorläufigen Anhaltung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher Des weiteren ist es im Sinne des Opferschutzes unumgänglich, dass Opfer von einer Aufhebung der Unterbringung bzw. Aufhebung einer vorläufigen Anhaltung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher zu verständigen sind, um entsprechende und zeitgerechte Schutzmaßnahmen in die Wege leiten zu können. Es handelt sich in Bezug auf die vorläufige Anhaltung in einer Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher offensichtlich um eine Gesetzeslücke in § 195 StPO, welche nach den allgemeinen Auslegungsregeln mittels Analogie zu schließen sein wird. Die vorläufige Anhaltung nach § 429 Abs. 4

56 StPO wird nämlich unter denselben Voraussetzungen wie eine Untersuchungshaft angeordnet. An Stelle des dringenden Tatverdachts treten allerdings bestimmte Gründe, nämlich der Beschuldigte habe die Anlasstat (Tat mit einer ein Jahr übersteigenden Freiheitsstrafe bedroht) im Zustand der Zurechnungsunfähigkeit begangen und sei nach § 21 Abs. 1 StGB unterzubringen (§ 429 Abs. 1 StPO). Sie kann angeordnet werden, wenn ein Haftgrund vorliegt, wenn der Beschuldigte ohne Gefahr für sich oder andere nicht auf freiem Fuß bleiben kann oder wenn der Beschuldigte ärztlich beobachtet werden muss, um die Voraussetzungen des § 21 Abs. 1 StGB zu klären. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass vieles – insbesondere ob der Gefährder nach den Bestimmungen des UbG oder nach den Bestimmungen der StPO untergebracht wird – von der Anzeige des Opfers abhängt. Eine Verständigung ist in beiden Fällen im Hinblick auf den Opferschutz unumgänglich. § 32 UbG sollte daher um einen Abs.atz 2 erweitert werden: § 32 Abs. 2 UbG „Der Abteilungsleiter hat des Weiteren unverzüglich Opfer von Gewalt in Wohnungen (§ 38a SPG) und Opfer, die Gewalt oder gefährlicher Drohung ausgesetzt waren oder in ihrer sexuellen Integrität beeinträchtigt worden sind (§ 49a StPO), von der Aufhebung der Unterbringung zu verständigen.“ Weiters sollte § 195 StPO folgendermaßen erweitert werden: § 195 StPO „Das Gericht hat die in § 49 a Abs. 1 genannten Personen und die Sicherheitsbehörde ihres Aufenthaltsortes von einer Freilassung des Beschuldigten und von einer Entlassung aus einer vorläufigen Anhaltung nach § 429 Abs. 4 vor Fällung des Urteils erster Instanz, gegebenenfalls unter Angabe der dem Beschuldigten auferlegten gelinderen Mittel, unverzüglich von Amts wegen zu verständigen.“ Das ab 1.1.2008 geltende Strafprozessreformgesetz 2004 (BGBl I Nr. 19/2004) sollte folgendermaßen modifiziert werden: § 177 StPO neu „(5) Soweit das Opfer dies beantragt hat, ist es von einer Freilassung des Beschuldigten und von einer Entlassung aus einer vorläufigen Anhaltung nach § 429 Abs. 4 vor Fällung des Urteils erster Instanz unter Angabe der hierfür maßgeblichen Gründe und der dem Beschuldigten auferlegten gelinderen Mittel sogleich zu verständigen. Opfer von Gewalt in Wohnungen (§ 38a SPG) und Opfer gemäß § 65 Z 1 lit a sind jedenfalls unverzüglich von Amts wegen in diesem Sinn zu informieren. Diese Verständigung hat die Kriminalpolizei, bei der Entlassung aus der Untersuchungshaft jedoch die Staatsanwaltschaft zu veranlassen.“ Ergebnis: Diese Anliegen wurden noch keiner Behandlung zugeführt, eventuell könnten sie bei einer Revision der Verständigungspflichten der Opfer bei Ausgang, Freigang, Unterbrechung der Unterbringung, bedingter Entlassung und Entlassung aus einer Freiheitsstrafe oder sonstigen freiheitsentziehenden Maßnahme eines Verurteilten/Maßnahmeuntergebrachten berücksichtigt werden.

7.6. Gerichtsorganisationsgesetz

57 7.6.1. Einführung von Sonderzuständigkeiten bei StrafrichterInnen und StaatsanwältInnen für Gewalt im sozialen Nahraum (§ 26 GOG)32 Die Einführung von Sonderzuständigkeiten für Sexualdelikte bei den Gerichten hat sich aus Sicht der Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren sehr bewährt. Die Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren weisen noch einmal auf die bereits vorgebrachte Forderung hin, das Gerichtsorganisationsgesetz dahingehend zu erweitern, Sonderzuständigkeiten bei StrafrichterInnen und StaatsanwältInnen für alle Strafverfahren bei Delikten im Zusammenhang mit familiärer Gewalt unter Angehörigen nach § 72 StGB sowie ehemaligen Angehörigen einzuführen. Ergebnis: Diesem Vorschlag wurde mit der Schaffung von Sonderzuständigkeiten bei den Staatsanwaltschaften an größeren Gerichten zum Teil Rechnung getragen.

7.6.2. Zuständigkeit von FamilienrichterInnen bei § 382 g EO Im Zusammenhang mit der Bearbeitung von einstweiligen Verfügungen nach § 382 g EO fällt auf, dass die zuständigen ZivilrichterInnen der Bezirksgerichte dafür zu wenig komprimiert zum Einsatz kommen und daher für sie wenig Anlass und Bedarf besteht, sich näher mit Hintergründen von Gewaltdynamik, Gewaltprävention und Opferschutz zu befassen. Aufgrund der ausführlicheren Expertise von FamilienrichterInnen im Zusammenhang mit dem Thema Gewalt in Beziehungen wäre die Bearbeitung von Anträgen nach § 382 g EO viel mehr auch in deren Zuständigkeit zu verlegen. Ergebnis: Das Anliegen wird zur Kenntnis genommen. Einen erheblichen Einwand stellt die Ressourcenfrage dar.

7.7. Bildung von familienrechtlichen Senaten beim OGH33

In § 26 GOG ist die Geschäftsverteilung an Bezirksgerichten festgelegt. Abs. 3 leg cit legt fest, dass Rechtssachen nach § 49 Abs. 2 Z 1 bis 2 c und Abs. 3 JN sowie in Außerstreitangelegenheiten nach §§ 109 bis 114a JN derselben Gerichtsabteilung zuzuweisen sind. Gemäß Abs. 3a sind diesen Gerichtsabteilungen auch die Angelegenheiten zum Schutz vor Gewalt in der Familie nach § 382 b EO zuzuweisen. Bei den Landesgerichten sind gem. § 32 Abs. 4 GOG die im § 26 Abs. 3 und 3a GOG genannten familienrechtlichen Angelegenheiten demselben Rechtsmittelsenat zuzuweisen. § 13 OGHG regelt die Geschäftsverteilung am Obersten Gerichtshof. Der Personalsenat des OGH hat Zivilsenate und Strafsenate, Senate für Dienstgerichts- und Disziplinarsachen, Begutachtungssenate und - soweit zweckmäßig - Fachsenate zu bilden. Im Gegensatz zu den Unterinstanzen sind beim Obersten Gerichtshof keine familienrechtlichen Senate eingerichtet. Der OGH hat in unserem Rechtssprechungssystem eine Leitfunktion, er kontrolliert Entscheidungen der Berufungsgerichte hinsichtlich der Lösung von Rechtsfragen und der Einhaltung von

32 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006 33 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006

58 Verfahrensvorschriften. Entscheidungen des OGH dienen der Wahrung der Rechtseinheit, Rechtssicherheit und der Rechtsentwicklung. Der familienrechtliche Bereich ist ein besonders sensibler Bereich, weshalb eine Spezialisierung auf dieses Thema notwendig ist. Insbesondere im Bereich familiärer Gewalt ist es auch notwendig, dass alle Personen, die in Rechtsbereichen arbeiten, die mit familiärer Gewalt konfrontiert sind, über Formen, Ursachen und Auswirkungen von Gewalt in der Familie sowie den gesellschaftlichen Zusammenhängen Bescheid wissen. Sonderzuständigkeiten für familienrechtliche Angelegenheiten haben sich bei den Bezirks- und Landesgerichten in der Praxis bewährt und sollten daher auch beim OGH – vor allem aber im Hinblick auf seine Leitfunktion – eingeführt werden. Ergebnis: Eine Diskussion darüber wird stattfinden.

7.8. Einrichtung von ZeugInnenzimmern in jedem Gerichtsgebäude34

Entsprechend dem EU-Rahmenbeschluss Art. 8 Abs. 3 haben die Mitgliedstaaten sicher zu stellen, dass eine Begegnung zwischen Opfern und Tätern an den Gerichtsorten vermieden wird und haben zu diesem Zweck sicherzustellen, dass an Gerichtsorten separate Warteräume für Opfer vorhanden sind. Reformvorschlag: In diesem Sinne sollten in jedem Gerichtsgebäude Zeugen/Zeuginnenzimmer eingerichtet werden, um ein Zusammentreffen mit den Beschuldigten vor dem Verhandlungssaal zu verhindern. Ergebnis: Diesem Bedarf wird nach Möglichkeit bei strukturellen und baulichen Maßnahmen an den Landesgerichten Rechnung getragen. An den Bezirksgerichten wird die Umsetzung als schwierig eingeschätzt, wobei Verlegung von Verhandlungen an die entsprechend ausgestatteten Landesgerichte eine Lösung darstellen würde.

7.9. Versicherungsschutz auch für Frauen von Strafgefangenen35

Wird ein Täter inhaftiert, können dessen Sozialversicherungskosten vom Bund übernommen werden. Für eine mitversicherte Ehefrau, die auf Grund ihrer Verletzungen z. B. eine Operation benötigt, erlischt jedoch der Sozialversicherungsschutz, das heißt, dass das Opfer für die Folgen erlittener Gewalt auch noch zahlen muss. Im Falle der Übernahme der Kosten der Heilbehandlung usw. auf Grund des VOG wäre zwar das Risiko für das Opfer aus der Welt geschafft, aber nicht für dessen Angehörige.

34 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006 35 ebd.

59 Reformvorschlag: Es ist sicherzustellen, dass für Opfer familiärer Gewalt keine zusätzlichen Kosten für die Sozialversicherung entstehen. Ergebnis: Noch unbehandeltes Anliegen.

7.10. Fremdenrecht/Anpassung an die CEDAW-Empfehlungen

Kommentar zum Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz, in Kraft seit 1. 1. 2006 Nach § 27 Abs. 2 Z 3 iVm Abs. 4 verlieren von häuslicher Gewalt betroffene Migrantinnen die Voraussetzungen für den Aufenthaltszweck ihrer Niederlassungsbewilligung nicht. Die Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren begrüßten die Einführung dieser Bestimmung. Jedoch entwickelte sich diese Bestimmung zu totem Recht, weil die österreichischen Fremdenbehörden erster Instanz dennoch auf die Erfüllung der Erteilungsvoraussetzungen bestehen. Alle Migrantinnen, die häusliche Gewalt nicht nachweisen können, aber durch eine Scheidung ein eigenständiges Aufenthaltsrecht benötigen, müssen laut Gesetz ein Einkommen mindestens in der Höhe der ASVG-Ausgleichszulagenrichtsätze vorweisen können. Diese betragen für 2008 € 747,-- für eine erwachsene Person und für jedes Kind zusätzlich € 78,29. Zu dem o. g. Einkommen verlangen die Fremdenbehörden der Bundesländer eine zusätzliche Erhöhung um die Miet- und Betriebskosten. Inwieweit tatsächlich geleisteter Kindesunterhalt als Einkommen berücksichtigt wird, ist in der Praxis auch noch unklar. Das nachweisbare Einkommen ist jedenfalls in einer derartigen Höhe angesiedelt, dass diese Voraussetzung z. B. für alleinerziehende Migrantinnen eine unüberwindbare Hürde zu einem selbständigen Aufenthaltsrecht und somit zur Integration darstellt. Reformvorschläge: Eigenständiges Aufenthaltsrecht für Migrantinnen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, ohne die Erteilungsvoraussetzungen erfüllen zu müssen entsprechend § 27 NAG; zumindest Senkung des Einkommenlimits und Anerkennung von Kinderbetreuungsgeld und Familienbeihilfe als Einkommen; eigenständiges Aufenthaltsrecht von Opfern häuslicher Gewalt bei Scheidung vom Asylwerber; eigenständiges Aufenthaltsrecht für Migrantinnen von arrangierten oder unter Zwang zustande gekommenen Heiraten. Ergebnis: Laut BMI können Migrantinnen als Opfer häuslicher Gewalt auch ohne Erfüllung der Erteilungsvoraussetzungen ein eigenständiges Aufenthaltsrecht nach § 27 NAG erhalten. Ein Erlass wird die Anwendungsfälle des § 27 Abs. 4 NAG klarstellen.

60 7.11. Änderungsvorschläge zum Schutz für Betroffene von Frauenhandel36

7.11.1. Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen: § 72 NAG Aktuelle Rechtslage: Gemäß § 72 Abs. 2 NAG kann das Innenministerium insbesondere ZeugInnen oder Opfer von Menschenhandel oder grenzüberschreitendem Prostitutionshandel eine humanitäre Aufenthaltsbewilligung für die Dauer der Strafverfolgung, mindestens jedoch für sechs Monate erteilen. Im Wege einer Verordnung ist darüber hinaus geregelt, dass es auch möglich ist, Betroffenen von Frauenhandel, die nicht als Zeuginnen der Strafverfolgung benötigt werden, aus individuellen Gründen, wie Notwendigkeit des Schutzes vor einer Reviktimisierung im Herkunftsland, diese Aufenthaltsbewilligung zu gewähren. Wenn entsprechende Gründe vorliegen, ist es dem BMI auch möglich, die Bewilligung zu verlängern. Es besteht jedoch kein Rechtsanspruch bei Erfüllung gewisser Bedingungen, und somit auch kein Berufungsrecht. Problembenennung: Die gegenständliche gesetzliche Bestimmung hat praktisch ausschließlich die Sicherung der Strafverfolgung, nicht aber den Schutz und die Unterstützung der Betroffenen von Menschenhandel im Auge. Die Möglichkeit der Gewährung der Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen aus anderen Motiven als zur Strafverfolgung wurde nicht direkt im Gesetzestext geregelt, sondern im Wege anderer interner legistischer Vorschriften. Der Schutz der betroffenen Frauen muss unabhängig davon sein, ob sie aussagen wollen oder können und dies sollte sich auch im Gesetzestext widerspiegeln. Selbst wenn die Betroffenen als Zeuginnen aussagen wollen oder können, liegt es im Ermessen der Behörden, ob der Aufenthaltstitel gewährt wird oder nicht, da es sich um eine Kann-Bestimmung handelt, was zu einer unzumutbaren Rechtsunsicherheit für die Betroffenen führt. In der Realität bedeutet das für die betreuten Frauen, dass sie einige Monate lang – bis zur Gewährung des Aufenthaltstitels – praktisch keine Pläne für ihre Zukunft machen können, was sich negativ auf die psychosoziale Stabilisierung auswirkt. Die Dauer bis zur Entscheidung liegt wahrscheinlich auch an der Beteiligung mehrerer Behörden (die Anregung für ein Ersuchen muss von LEFÖ-IBF an die Magistratsabteilung 35 geschickt werden; diese holt dann eine Stellungnahme der Fremdenpolizei ein, und dann wird der Akt erst in die entsprechende Abteilung des Innenministeriums übermittelt.) Reformvorschlag: Die Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen soll als Antragsrecht verankert werden, so dass eine Berufungsmöglichkeit besteht und für die Betroffenen Rechtssicherheit hergestellt wird. Die Betroffenen benötigen diese Rechtssicherheit, um Traumata bearbeiten und überwinden zu können und sich auf für sie lebenswichtige Entscheidungen über ihre Zukunft konzentrieren zu können. Im Gesetzestext soll auch die Möglichkeit der Gewährung des Aufenthaltes aufgrund individueller Notwendigkeit genannt werden – analog zu der Formulierung in Artikel 14 des Übereinkommens des Europarats zur Bekämpfung des Menschenhandels: Artikel 14, Abs. a) Zuerkennung eines

36 Diese Änderungsvorschläge wurden von LEFÖ – Interventionsstelle für Betroffene des Frauenhandels erarbeitet.

61 verlängerbaren Aufenthaltstitels, wenn die zuständige Behörde der Auffassung ist, dass der Aufenthalt des Opfers aufgrund seiner persönlichen Situation erforderlich ist.

7.11.2. Erholungs- und Bedenkzeit Aktuelle Rechtslage: Im Übereinkommen des Europarats zur Bekämpfung des Menschenhandels vom Mai 2005 wird im Artikel 13 die Einräumung einer Erholungs- und Bedenkzeit von mindestens 30 Tagen im internen Recht der Vertragsparteien empfohlen, wenn es konkrete Anhaltspunkte dafür gibt, dass es sich bei einer Person um ein Opfer von Menschenhandel handelt. Ein entsprechender Gesetzestext oder eine andere entsprechende Regelung wurde LEFÖ-IBF nicht übermittelt. Laut Aussagen verschiedener Beamter soll es jedoch eine interne Weisung für die fremdenpolizeilichen Behörden geben, dass bei Betroffenen des Frauenhandels/Menschenhandels 30 Tage lang keine aufenthaltsbeendende Maßnahme vollstreckt werden darf. Problembenennung: LEFÖ-IBF kann die Umsetzung und Operationalität der oben erwähnten internen Weisung nicht evaluieren, da die genaue Regelung unbekannt ist. Jedenfalls aber konnten wir feststellen, dass bislang noch keiner unserer Klientinnen gegenständliche Regelung zur Kenntnis gebracht wurde, was den Zweck dieser – laut Übereinkommen die Erholung der betreffenden Person und eine fundierte Entscheidung über eine Kooperation mit der Behörde – doch sehr in Frage stellt. Wir möchten auch darauf hinweisen, dass die Regelung im Übereinkommen des Europarates eine Empfehlung eines Mindestrahmens benennt. Österreich hat sich hingegen bislang bemüht, über das Mindestmaß hinauszugehen, was im Sinne einer effektiven Bekämpfung des Menschenhandels auch als äußerst sinnvoll erachtet wird. Problematisch ist einerseits der geringe zeitliche Rahmen für die Erholung und für die einzelne Betroffene weitgehende Entscheidung über die Kooperation mit der Behörde, die angesichts der Traumatisierung der von uns betreuten Frauen nicht als ausreichend erachtet werden kann. Andererseits schützt die Bestimmung auch nicht vor der Erlassung einer Ausweisung oder eines Aufenthaltsverbotes, sondern ausschließlich vor deren Vollstreckung. Der Zweck der Regelung wird davon ebenfalls torpediert. Reformvorschlag: Eine Erholungs- und Bedenkzeit für Betroffene des Frauenhandels soll im Wege einer gesetzlichen Regelung getroffen werden, mindestens aber sollen entsprechende Verordnungen oder Weisungen der spezifischen Opferschutzeinrichtung bekannt gemacht werden, um die Umsetzung beobachten zu können. Die Regelung soll eine Frist von 6 Monaten Erholungs- und Bedenkzeit einräumen, mindestens jedoch – im Falle eines Ersuchens um Aufenthalt aus humanitären Gründen – eine Frist bis zur Entscheidung über eine Gewährung des Aufenthaltstitels. Während der Erholungs- und Bedenkzeit darf auch keine Ausweisung und kein Aufenthaltsverbot erlassen werden. Mit einer solchen Erholungs- und Bedenkzeit, an die auch das Recht auf Betreuung und Beratung durch die spezifische Opferschutzeinrichtung geknüpft ist, könnte tatsächlich der Zweck der im Übereinkommen des Europarats genannt wird, erreicht werden.

7.11.3. Schadenersatz Aktuelle Rechtslage: Über die Privatbeteiligung einer Betroffenen von Frauenhandel am Strafverfahren besteht die Möglichkeit bereits im Strafverfahren Schadenersatz zugesprochen zu

62 bekommen. Die Betroffene kann mit ihrem Anspruch vom Richter auch ganz oder teilweise auf den Zivilrechtsweg verwiesen werden. Problembenennung: Im günstigeren Fall spricht ein Richter/eine Richterin im Strafverfahren bereits einen gewissen Betrag an Schadenersatz zu. Leider hat sich in der Praxis herausgestellt, dass die betroffenen Opfer diesen Schadenersatz vom Täter kaum jemals real erhalten – in der Geschichte von LEFÖ-IBF erst ein Mal. Dies liegt daran, dass dieser zugesprochene Schadenersatz, so gering er auch im Vergleich zum erlittenen Trauma sein mag, kaum vom Täter freiwillig bezahlt wird und meist uneinbringlich ist (Haft des Täters, Ausweisung danach, keine geregelte Berufstätigkeit des Täters, …). Abgesehen davon dauert in etlichen Fällen das Strafverfahren jahrelang, so dass das von der Betroffenen oft dringend benötigte Geld viel zu spät zugesprochen würde. Auch ist es für die Glaubwürdigkeit der Opfer/Zeuginnen im Strafverfahren nicht immer günstig, den eigentlich real entstandenen Schaden einzufordern, da die gegnerischen Anwälte solche Forderungen fast immer nützen, um die Aussagen der Opfer als Versuch der Erlangung eines finanziellen Gewinns zu deuten und somit zu entkräften, was aufgrund der oft schwierigen Beweislage – Aussage gegen Aussage – für die Betroffene durchaus riskant ist. Verweist der Richter/die Richterin das Opfer mit seinen Ansprüchen überhaupt auf den Zivilrechtsweg, hat dieses auch noch das teilweise beträchtliche Prozesskostenrisiko zu tragen, was aufgrund der finanziellen Notlage nahezu aller Betroffenen von Frauenhandel nicht ratsam ist. Reformvorschlag: Wir schlagen die Schaffung eines Fonds für die Entschädigung von Opfern, deren Täter nicht zahlungsfähig sind, vor. Analog zu Artikel 15 Abs. 4 des Übereinkommens des Europarats zur Bekämpfung von Menschenhandel könnte dieser Fonds aus konfisziertem Vermögen von Tätern gespeist werden.

7.11.4. Versicherung Aktuelle Rechtslage: Betroffene des Frauenhandels, die nicht EU-Bürgerinnen sind, haben in aller Regel bis zur Gewährung eines Aufenthaltstitels (zur Dauer siehe oben) und der Möglichkeit der Gewährung von Grundversorgung keine Krankenversicherung. Sie sind in ihrer medizinischen Versorgung von ÄrztInnen abhängig, die bereit sind, kostenlos ihre Leistungen bis zu einem gewissen Grad zur Verfügung zu stellen. EU-Bürgerinnen, die sich rechtmäßig im Lande aufhalten können, sind seit 1. 1 .2006 für die Ausstellung einer Anmeldebescheinigung dazu verpflichtet, bei einem über den Zeitraum von drei Monaten hinausgehenden Aufenthalt eine Krankenversicherung (neben der Unterkunft und Verpflegung) nachzuweisen. Wie auch schon für den Aufenthalt aus humanitären Gründen muss ebenso Verpflegung und Unterkunft durch die Betreuung von LEFÖ-IBF gesichert sein. Problembehandlung: Die Abhängigkeit der Betroffenen von Frauenhandel von der Sicherstellung einer medizinischen Versorgung durch LEFÖ-IBF ist insofern problematisch, als hier keine freie Arztwahl möglich ist, was insbesondere für traumatisierte Personen wichtig wäre. Ohnehin haben Betroffene des Frauenhandels durch das an ihnen begangene Verbrechen eine Verletzung ihrer Persönlichkeitsrechte erlitten – eine Abhängigkeit von einer Versorgung muss unter diesem Aspekt besonders kritisch gesehen werden, vor allem auch in einem Bereich, der das Recht auf körperliche Selbstbestimmung berührt.

63 Für LEFÖ-IBF bedeutet die Aufrechterhaltung und Pflege des ÄrztInnennetzwerkes, auch in Kooperation mit der Organisation AMBER einen beträchtlichen und ressourcenintensiven Aufwand. Es entstehen auch immer wieder Probleme aus der Tatsache, dass kostenlos von ÄrztInnen zugestandenen Leistungen nicht immer denselben Umfang haben wie bezahlte. Reformvorschlag: Betroffene Frauen sollen unabhängig von Aufenthaltstitel oder Anmeldebescheinigung einen Zugang Grundversorgung, oder bei EU-Bürgerinnen Sozialhilfe und damit auch zur Krankenversicherung erhalten. Dieser Zugang könnte an das von uns vorgeschlagene Modell einer Erholungs- und Bedenkzeit geknüpft werden.

7.11.5. Verbrechensopfergesetz Aktuelle Rechtslage: Ansprüche nach dem VOG können nur dann gestellt werden, wenn das Opfer zum Zeitpunkt der Tat „legal“ im Lande aufhältig war. Ist das Opfer eine EU-Bürgerin, so wird dem Opfer zuerst aufgetragen, zu eruieren und bestätigen zu lassen, ob gemäß der rechtlichen Lage im Herkunftsland ein Anspruch besteht und Ansprüche abgedeckt werden können oder nicht. Nur wenn dies nicht der Fall ist, werden in Österreich Leistungen gewährt. Problembenennung: Insofern sind Betroffene von Frauenhandel, die zum Zeitpunkt der Tat „nicht legal“ in Österreich aufhältig waren, davon ausgenommen. Dies bedeutet, dass nicht der Opferstatus im Zentrum des Gesetzes steht, sondern der Aufenthaltsstatus. Neue EU-Bürgerinnen, die nach dem 1. 5. 2004 zum Opfer einer Straftat wurden, sind grundsätzlich zu Leistungen nach dem VOG berechtigt, doch wird in der Praxis auf das jeweilige Herkunftsland verwiesen, um dortige Ansprüche geltend zu machen. Wenn zum Beispiel mit einer Therapie nicht gewartet werden kann, bis diese Ansprüche geklärt sind, muss diese vorfinanziert werden. Reformvorschlag: Das Verbrechensopfergesetz soll nicht an den Aufenthaltsstatus eines Opfers gebunden sein, sondern an den Tatort. Im Falle von EU-Bürgerinnen sollen Leistungen aus dem Verbrechensopfergesetz ebenfalls vorerst gewährt werden. Eventuell kann dann von der Behörde der Versuch unternommen werden, die Kosten vom Herkunftsstaat des Opfers zurückerstattet zu bekommen. Das Opfer selbst soll mit diesbezüglichen zusätzlichen Amtswegen nicht belastet werden.

7.11.6. Beschäftigungsbewilligung Aktuelle Rechtslage: Das Ausländerbeschäftigungsgesetz schreibt vor, dass AusländerInnen, die über einen zur Aufnahme einer Erwerbstätigkeit prinzipiell berechtigenden Aufenthaltstitel verfügen, bei Einstieg in den Arbeitsmarkt in Österreich nur angestellt werden dürfen, wenn der Arbeitgeber/die Arbeitgeberin eine Beschäftigungsbewilligung erlangt. Potenzielle ArbeitgeberInnen müssen also einen Antrag auf Beschäftigungsbewilligung stellen und sich dabei auch einem Ersatzkräfteverfahren unterwerfen. Das AMS entscheidet dann, ob die Bewilligung erteilt werden kann und entscheidet vorrangig nach der Landesquote in der jeweiligen Branche. Bei Ablehnung gibt es die Möglichkeit einer Berufung. Von LEFÖ-IBF betreute Frauen, die (zumindest vorerst) in Österreich bleiben und denen eine Aufenthaltsbewilligung aus humanitären Gründen gewährt wurde, oder EU-Bürgerinnen aus „neuen“ EU-Staaten mit beschränktem Arbeitsmarktzugang fallen fast ausnahmslos unter diese Regelung, da

64 es sich bei der Aufnahme der Beschäftigung – bisher in allen Fällen – um eine Erstbeschäftigung handelt. Problembenennung: Die Prozedere bis zur Erlangung einer Beschäftigungsbewilligung wird von den potentiellen ArbeitgeberInnen großteils als langwierige und bürokratische Hürde verstanden. Selten sind ArbeitgeberInnen überhaupt bereit, einen Antrag zu stellen, geschweige denn eine Berufung zu machen. Sie benötigen für das Ausfüllen des Antragsformulars auch in der Regel die Unterstützung von LEFÖ-IBF, die gerne gewährt wird, aber die ArbeitgeberInnen zu Fragen nach der Geschichte der jeweiligen Arbeitnehmerin führt, was diesen meist nicht angenehm ist. Viele ArbeitgeberInnen lehnen einen Antrag auf Beschäftigungsbewilligung mit der Begründung ab, dass dieser ohnehin chancenlos sei. Andere wieder scheuen ein Ersatzkräfteverfahren, im Zuge dessen auch andere arbeitslose Menschen vom AMS zur Bewerbung um die freie Stelle geschickt werden können. Den meisten ist der Aufwand zu groß und die Dauer bis zu einer Gewissheit über die Anstellungsmöglichkeit zu lange. In der Regel dauert die Erstentscheidung über den Antrag zwei bis drei Wochen, bei Ablehnung – die tatsächlich aufgrund Übererfüllung der Quote häufig ist – dauert die Entscheidung über eine Berufung nochmals ca. drei Wochen. Es ist daher immens schwierig, willige ArbeitgeberInnen zu finden, die bereit sind, die Antragstellung auf sich zu nehmen. Zur Übererfüllung der Quoten ist noch hinzuzufügen, dass dies natürlich vor allem Berufe betrifft, die ohne besondere Qualifikationen ergriffen werden können. Nun sind von LEFÖ-IBF betreute Frauen zwar nicht immer ohne Qualifikation, können diese jedoch in den ersten Jahren aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse bzw. langwieriger Nostrifikationsprozeduren nicht umsetzen. Es ist für keine der betreuten Frauen denkbar, zuerst einige Jahre in Bildungsmaßnahmen zu investieren, bevor sie in den Arbeitsmarkt einsteigt. Oftmals sind zuhause verbliebene Kinder zu versorgen und dergleichen. Daher wird sobald wie möglich eine Berufstätigkeit angestrebt, die ja auch im Sinne der psychosozialen Stabilisierung von großer Bedeutung ist. Reformvorschlag: Als ersten Schritt zur Verbesserung dieser Lage schlagen wir vor, dass von Frauenhandel Betroffene ausdrücklich als besonders zu berücksichtigende Personengruppe in die Bundeshöchstzahlenüberziehungs-Verordnung (BHZÜV) aufgenommen werden. Für die Feststellung, ob eine Frau dieser Personengruppe angehört, ist der Aufenthalt aus humanitären Gründen für diese Zielgruppe oder (bei EU-Bürgerinnen oder Asylwerberinnen) die Bestätigung der Betreuung durch LEFÖ-IBF maßgeblich.

7.12. Geschlechtsneutrale Formulierung von Gesetzen37

Die Gewaltschutzzentren und Interventionsstellen Österreichs sprechen sich für eine geschlechtsneutrale Formulierung jedes neu zu erarbeitenden Gesetzestextes aus.

37 Juristisches Fachforum, Tätigkeitsbericht 2006

65 ------8. Stalking bzw. beharrliche Verfolgung

------(Maga. Sandra Dirschlmayer-Wara)

8.1. Grundsätzliches Die mit 1. 7. 2006 in Kraft getretene Anti-Stalking-Gesetzgebung gibt Betroffenen von beharrlicher Verfolgung die Möglichkeit, sich gegen unerwünschte fortgesetzte Belästigungen zur Wehr zu setzen. Dem Täter droht bei Verstoß gegen den § 107 a Strafgesetzbuch bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe. Als zivilrechtliches Sicherungsmittel kommt eine einstweilige Verfügung gemäß § 382 g Exekutionsordnung in Frage.

Das Gewaltschutzzentrum OÖ als anerkannte Opferschutzeinrichtung ist gesetzlich damit beauftragt, Stalking-Opfer zu beraten und zu unterstützen (§ 25 Abs 3 Sicherheitspolizeigesetz). Dies bedeutet, dass sowohl KlientInnen beraten werden, die bereits eine Anzeige wegen beharrlicher Verfolgung erstattet haben, als auch solche, die noch keinerlei rechtliche oder sonstige Schritte unternommen haben und sich vorab über ihre Möglichkeiten zur erhofften Beendigung des Psychoterrors erkundigen möchten.

Stalking bzw. beharrliche Verfolgung hat viele Gesichter: der Bogen spannt sich von Konstellationen nach einer beendeten Beziehung oder Ehe über flüchtige Bekanntschaften bis hin zur beharrlichen Verfolgung durch Täter, die dem Opfer unbekannt sind. Abgrenzungen zu anderen Gewaltformen – wie häuslicher Gewalt, Mobbing oder hoch eskalierten Nachbarschaftskonflikten – sind nötig, aber oft schwierig, da die Grenzen häufig fließend sind. Die Mehrheit der (weiblichen) Stalking-Opfer stand jedoch früher in einer Beziehung zum Täter und hat diese von sich aus beendet. Generell betrachtet sind die Opfer – wie bei allen Gewaltformen – weit überwiegend weiblich und die Täter zu einem Großteil männlich.38

Auch die Mittel, die der Stalker ergreift, sind vielfältig, jedenfalls aber stellen sie einen massiven Eingriff in die Lebens- und Privatsphäre der Betroffenen dar. Die Folgen für Stalking-Opfer sind meist eine Mischung aus psychischen, körperlichen, sozialen und finanziellen Beeinträchtigungen verschieden hoher Ausprägung, und sogar dritte Personen (Kinder, Beziehungspartner, Angehörige etc.) leiden oft zwangsläufig unter den Auswirkungen. In schwerwiegenden Fällen sehen sich manche Opfer gezwungen, Wohnung und Arbeitsplatz zu wechseln – jedoch führt manchmal nicht einmal dies zum gewünschten Erfolg, nämlich der Beendigung des Psychoterrors.

Beratungsinhalte bzw. Vorgehensweise des Gewaltschutzzentrums Es erfolgt in der Beratung zunächst eine detaillierte Abklärung des Sachverhalts sowie des Kontextes. Die Beraterin muss sich ein möglichst genaues Bild über die Situation, den Hintergrund und den Schweregrad der Belästigung machen können, sowie darüber, was bereits an Reaktionen des Opfers erfolgt ist.

38 Vgl. MA 57 Frauenabteilung der Stadt Wien: Und du entkommst mir doch … Das österreichische Anti-Stalking Gesetz, Möglichkeiten und Grenzen. Konferenz 2006

66 Handlungsempfehlungen an die Betroffenen beziehen sich in erster Linie darauf – sofern dies nicht bereits erfolgt ist – dem Stalker ein letztes Mal unmissverständlich die Unerwünschtheit seines Verhaltens mitzuteilen und sich dann konsequent daran zu halten und jeglichen Kontakt sowie auch jede Reaktion auf sein gesetztes Verhalten zu vermeiden. Es kann je nach Sachlage ein Beobachtungszeitraum vereinbart werden, der immer auch eine möglichst genaue Dokumentation der Ereignisse beinhalten soll. Der Gefährlichkeitseinschätzung kommt in der Beratung von Stalking-Opfern eine besondere Bedeutung zu. Gerade bei beharrlicher Verfolgung nach einer längeren Gewaltbeziehung können die Stalking-Handlungen schlimmstenfalls in lebensbedrohenden Tätlichkeiten gipfeln. Als besonders wichtig erweist sich neben der rechtlichen Beratung die psychosoziale Begleitung und Stärkung der Betroffenen. Häufig haben diese bereits vielfältige Erfahrungen gemacht, in ihrer Betroffenheit nicht ernst genommen zu werden. Oft werden die Belästigungen vom sozialen Umfeld als „nicht so schlimm“ abgetan oder sogar als „schmeichelhaftes Liebeswerben“ gewertet oder wenden sich andererseits in Form von direkten oder indirekten Schuldzuweisungen gegen die Betroffenen selbst. Überdurchschnittlich oft mündet diese mannigfache Belastung der Opfer von beharrlicher Verfolgung in Resignation und sozialen Rückzug. Die so Verfolgten fühlen sich zunehmend hilflos und ohnmächtig angesichts der (tatsächlichen oder zumindest gedanklichen) Allgegenwart des Stalkers sowie seiner Macht über das eigene Leben. Daher wird in der Beratung besonderes Augenmerk darauf gelegt, Stalking-Opfer darin zu bestärken, dass beharrliche Verfolgung klar als unrechtes und rechtswidriges Verhalten zu werten ist. Verantwortung ist demnach auch ausschließlich dem Stalker zuzuweisen. Weiters erleben es die Opfer generell als stärkend und entlastend in ihrer Betroffenheit und Belastung grundlegend ernst genommen zu werden. Dadurch kann im Idealfall auch schrittweise dem gefühlten Kontrollverlust entgegen gewirkt werden, sodass eine erweiterte Handlungsfähigkeit wieder möglich wird.

Bedeutsam in der weiteren Vorgehensweise ist ein Abschätzen, ob ein eher offensives oder ein eher defensives Vorgehen zielführend ist. Eine generelle Handlungsempfehlung ist dabei nicht möglich, sondern muss sich immer am Einzelfall orientieren.

Wenn es zu einer Anzeige wegen beharrlicher Verfolgung gekommen ist, wird das Opfer auf dessen Wunsch durch das Gewaltschutzzentrum OÖ mit psychosozialer und juristischer Prozessbegleitung unterstützt. Gerade auch in der Konfrontation mit dem Stalker (bzw. deren weitestgehende Vermeidung durch eine getrennte Befragung in der Hauptverhandlung) benötigen die meisten Stalking-Opfer besonderen Schutz und Stütze.

An zivilrechtlichen Sicherungsmitteln steht Betroffenen von beharrlicher Verfolgung eine einstweilige Verfügung nach § 382 g Exekutionsordnung offen. Durch diese kann dem Stalker untersagt werden, persönlich oder über Dritte mit dem Opfer in Kontakt zu treten, dieses zu verfolgen, brieflich, telefonisch oder sonst wie Kontakt aufzunehmen, sich an bestimmten zu bezeichnenden Orten aufzuhalten, persönliche Daten oder Lichtbilder des Opfers weiterzugeben oder zu verbreiten oder Waren und/oder Dienstleistungen unter Verwendung personenbezogener Daten des Opfers bei einem Dritten zu bestellen. In der Praxis hat sich diese Spezialform der einstweiligen Verfügung in massiven Fällen von beharrlicher Verfolgung leider nicht bewährt, da bei Nicht-Einhalten der Verbote für den Täter kaum Konsequenzen spürbar werden.

67 8.2. Erfahrungswerte Die Anti-Stalking-Gesetzgebung wird seit dem In-Kraft-Treten von den Opfern gut angenommen und als Erleichterung angesichts der in der Situation vorherrschenden Hilflosigkeit empfunden. Jedoch erweist sich das Vorgehen gegen Stalker häufig als langwieriger und mühsamer Prozess, der für die Opfer sehr ermüdend ist und in manchen Fällen auch nicht den gewünschten Erfolg bringt, wodurch auch eine Resignation gefördert wird. Gerade bei eher niederschwelligen Stalking-Handlungen sind die Konsequenzen mangelhaft, wobei das gesetzte Verhalten gleichzeitig äußerst zermürbend für die Opfer sein kann. Zusätzlich kann dadurch gewissermaßen eine Stärkung des Täters erfolgen, für den trotz seines rechtswidrigen Verhaltens (lange) keine Folgen spürbar werden, was auch der Entwicklung jedweden Unrechtsbewusstseins seinerseits entgegensteht. Hier können in manchen Fällen unmiss- verständliche Normverdeutlichungsgespräche durch die Exekutive mit dem Täter Positives bewirken.

Der Erfolg der Intervention hängt unter anderem wesentlich vom Tätertypus ab. Manche Stalker lassen sich bereits von einem Verwarnbrief abschrecken, in dem eine Anzeige sowie weitere rechtliche Konsequenzen angedroht werden. Andere dagegen lassen sich weder von einer Einstweiligen Verfügung noch von einer Anzeige oder einem (bedingten) strafgerichtlichen Urteil von ihrem Verhalten abbringen – häufig auch aufgrund mangelnder rechtlicher Konsequenzen bei neuerlichen Verstößen. Hier werden letztendlich auch Schwächen des Anti-Stalking-Gesetzes bzw. Mängel in dessen strikter Handhabung sichtbar, nämlich die häufig fehlenden (straf)rechtlichen Konsequenzen bei Verstößen gegen Einstweilige Verfügungen, richterliche Weisungen oder neuerlichem rechtswidrigem Verhalten nach einer Verurteilung. Auch kommt es – trotz einer hohen Zahl von Anzeigen wegen beharrlicher Verfolgung – bisher relativ selten zu Verurteilungen. Bislang stehen eine hohe Zahl von Einstellungen durch die Staatsanwaltschaft sowie viele Freisprüche einer eher geringen Anzahl von rechtskräftigen Verurteilungen gegenüber, welche noch dazu erfahrungsgemäß eher milde ausfallen. 39

Eine weitere Sensibilisierung der befassten Berufsgruppen bezüglich des Themas beharrlicher Verfolgung scheint daher dringend nötig, um in weiterer Folge den Betroffenen zu einer möglichst unbeeinträchtigten Lebensführung zu verhelfen und ein strafrechtliches Delikt der beharrlichen Verfolgung nicht zu einer Bagatellhandlung verkommen zu lassen. Weitere Auswertungen der bisher gesammelten Daten und die daraus gezogenen Rückschlüsse bleiben abzuwarten.

8.3. Statistik Seit den gesetzlichen Bestimmungen, die im Juli 2006 in Kraft getreten sind, sind laut einer Statistik des Innenministeriums bis Ende 2007 in Österreich 3531 Fälle von Stalking angezeigt worden. Für diesen Zeitraum sind 363 Verurteilungen wegen Stalkings ausgewiesen. Es sind jedoch schon mehr Verurteilungen wegen § 107 a StGB anzunehmen, da diese in Fall von Zusammentreffen etwa mit einer Verurteilung wegen schwerer Körperverletzung in der gerichtlichen Kriminalstatistik nicht aufscheinen. In OÖ kam es in diesem Zeitraum zu 539 Anzeigen wegen Stalkings. Die Polizei hat diese bisher noch nicht wie vorgesehen alle, sondern erst teilweise an das Gewaltschutzzentrum bekannt gegeben. Das Gewaltschutzzentrum betreute in diesen 1 ½ Jahren 216 Stalkingopfer.

39 vgl. derStandard.at vom 25. 2. 2008: Stalking - wenig Verurteilungen

68 ------9. Die Situation von Migrantinnen bei Gewalt in der Familie ------(Mag.a Eva Schuh, Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann)

Gemeinhin wird gemutmaßt, dass Frauen ausländischer Herkunft viel mehr von Gewalt in der Familie betroffen seien. Eine repräsentative Studie in Deutschland40 zeigt, dass beispielsweise türkische Migrantinnen in ihrer Partnerschaft tendenziell stärker Gewalt ausgesetzt sind als deutsche Frauen (47 zu 40 %), vor allem aber von schwerer Gewalt wie Würgen, Verprügeln, Einsatz einer Waffe oder Todesdrohungen sind türkische Frauen doppelt so häufig betroffen.

Statistik Gewaltschutzzentrum OÖ: Staatsbürgerschaft der KlientInnen Österreich 1.008 80,51% Ägypten 2 0,16% Albanien 1 0,08% Armenien 3 0,24% Bosnien 25 2,00% Brasilien 1 0,08% Bulgarien 3 0,24% Deutschland 14 1,12% Dominikanische Republik 4 0,32% Georgien 2 0,16% Ghana 1 0,08% Indien 2 0,16% Irak 1 0,08% Iran 2 0,16% Italien 2 0,16% Kamerun 3 0,24% Kirgistan 2 0,16% Kroatien 13 1,04% Lettland 4 0,32% Marokko 1 0,08% Mazedonien 7 0,56% Moldawien 1 0,08%

40 Vgl. „Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland, im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2004, www.bmfsfj.de.

69 Mongolei 3 0,24% Nigeria 8 0,64% Philippinen 3 0,24% Polen 6 0,48% Rumänien 26 2,08% Russland 8 0,64% Schweiz 1 0,08% Serbien 19 1,52% Slowakei 5 0,40% Thailand 1 0,08% Tschechien 7 0,56% Türkei 30 2,40% Ukraine 8 0,64% Ungarn 1 0,08% Vietnam 1 0,08% Unbekannt 23 1,84% Gesamt 1.252 100,00%

Tatsache ist, dass MigrantInnen in der Regel zahlreichen Schwierigkeiten und Benachteiligungen begegnen, die das Entstehen von Gewalt begünstigen: Die finanzielle Situation ist meist angespannt, die fremde Sprache macht Mühe, Kontakte fallen schwer, gewohnte Rollen und Erwartungen können nicht mehr erfüllt werden, das Selbstvertrauen leidet, die Unterstützung wie auch die soziale Kontrolle durch den Familienverband und die Dorfgemeinschaft fehlen.41 Migrantinnen kennen oft auch die Hilfsangebote nicht bzw. können deren Verlässlichkeit nicht einschätzen. Weiters schwierig ist, dass sich Migrantinnen aus einer Gewaltbeziehung lösen, vor allem wegen der aufenthaltsrechtlichen Situation, wenn die Aufenthaltsbewilligung an den misshandelnden Ehemann gebunden ist. Manchmal wird die Situation erschwert durch den Umstand, dass mit einer Trennung vom Ehemann den betroffenen Frauen der Ausschluss aus der Familie oder im äußersten Fall auch die Verfolgung durch die Familie droht. Sie befürchten, dass bei einer Scheidung die Kinder dem Mann zugesprochen werden könnten oder Abhängigkeit von der Sozialhilfe den Aufenthalt in Frage stellt – Sprachbarrieren tun hier ihr Übriges dazu. Jedoch sind es in Partnerschaften mit oder ohne Migrationshintergrund grundsätzlich dieselben Faktoren, die das Risiko für Gewalt erhöhen. Aufgrund der meist wirtschaftlichen Abhängigkeit, fällt es Migrantinnen schwer sich aus der Gewaltbeziehung zu lösen, da das Recht auf Arbeit fehlt. Migrantinnen stehen meist nur Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor offen und sie verfügen daher nicht über das vorgeschriebene Mindesteinkommen. Auch das Wohnungsproblem wird aus finanziellen Gründen unlösbar.

41 Fachstelle für Gleichstellung Stadt Zürich, Frauenklinik Maternité, Stadtspital Triemli Zürich, Verein Inselhof Triemli Zürich (Hg): Häusliche Gewalt erkennen und richtig reagieren; Handbuch für Medizin, Pflege und Beratung, Verlag Hans Huber, Bern 2007, 58 f. In: Bauer/Keplinger/Schwarz-Schlöglmann/Sorgo: Das Gewaltschutzgesetz, Recht & Praxis, Verlag Pro libris, 2007, 130 f.

70 Der Bezug von Sozialhilfe ist für die betroffenen Frauen ein Risiko, da in manchen Bundesländern die Aufenthaltsbewilligung nicht verlängert wird, wenn sie sich nicht selbst erhalten können.42 Frauen, die im Rahmen der Familienzusammenführung nach Österreich folgen, sind im Aufenthaltsstatus fünf Jahre von ihrem Partner abhängig. Eine strafrechtliche Verurteilung vom Partner, zu denen auch Gewaltdelikte in der Familie gehören, und auch eine Scheidung führen zum Aufenthaltsverlust. Will sich die Migrantin früher von ihrem Mann trennen, ist ihr Aufenthaltsrecht gefährdet. Alle Ansprüche auf Unterstützung und Förderung für die Kinder hat der Ehemann. Eine Arbeitserlaubnis wird erst nach einem Jahr gewährt, dafür müssen aber sämtliche Papiere des Ehemannes vorliegen. Somit benötigen Migrantinnen die Zustimmung ihres Mannes, um einer Arbeit nachgehen zu können. Dies wird oft ausgenützt, um die Frauen unter Druck zu setzen und Macht über sie zu bewahren.43

Durch die Bundeshöchstzahlüberziehungsverordnung ist es zwar möglich, Migrantinnen, die von Gewalt betroffen sind, unter bestimmten Umständen einen legalen Zugang zum Arbeitsmarkt zu verschaffen. Folgende Voraussetzungen müssen dafür gegeben sein: • gegen den Ehegatten wurde Anzeige erstattet oder • eine einstweilige Verfügung gemäß § 382b Exekutionsordnung (damit ist die gerichtliche Ausweisung nach dem Gewaltschutzgesetz gemeint) wurde erwirkt oder • ein gerichtlicher Beschluss auf gesonderte Wohnungsnahme liegt vor oder die Ehe wurde geschieden oder • ein/e Ärztin/Arzt, eine Krankenanstalt, eine Interventionsstelle bzw. Gewaltschutzzentrum, ein Frauenhaus, das Jugendamt oder ein Kinderschutzzentrum wurde aufgesucht und diese Stelle meldet das Vorliegen eines solchen Verdachts oder bestätigt ihn sonst. Auch Migrantinnen, die von Gewalttätigkeiten ihrer österreichischen Ehemänner betroffen sind, müssen um den Aufenthaltstitel bangen, denn eine Trennung oder Scheidung führt häufig dazu, dass sie ihr Aufenthaltsrecht verlieren.44 Migrantinnen getrauen sich oft nicht, sich an die Polizei zu wenden, da sie einen unsicheren Aufenthaltstatus haben und Angst haben, nicht verstanden zu werden. Viele Migrantinnen suchen daher Schutz im Frauenhaus.

42 www.ceiberweiber.at – 13.03.2008 43 www.oesterreich.orf.at -13.03.2008 44 www.no-racism.net – 13.03.2008

71 Statistik der österreichischen Frauenhäuser (dieStandard.at) Gewalt gegen Frauen in Österreich nach Herkunft der Ehemänner

Den Frauen würde es wesentlich erleichtert werden, aus der Spirale der Gewalt auszubrechen, wenn sie von Anfang an die Möglichkeit hätten, einer Arbeit nachzugehen und somit ein unabhängigeres Leben führen könnten.

Die Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen Österreichs fordern • ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für Migrantinnen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, ohne die Erteilungsvoraussetzungen erfüllen zu müssen, zumindest Senkung des Einkommenlimits und Anerkennung von Kinderbetreuungsgeld und Familienbeihilfe als Einkommen; • ein eigenständiges Aufenthaltsrecht von Opfern häuslicher Gewalt bei Scheidung vom Asylwerber; • ein eigenständiges Aufenthaltsrecht für Migrantinnen von arrangierten oder unter Zwang zustande gekommenen Verehelichungen.

72 ------10. Das Arbeitsjahr 2007

------10.1. Referentinnentätigkeit, Diskussions- und Gesprächsteilnahmen bei Einzelveranstaltungen, Informations- und Kontaktgespräche

Jänner 2007 08.01.2007 Jour fixe Prozessbegleitung (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 10.01.2007 Frauenforum Linz (Frauengesundheitszentrum) – Mag.a Martina Maurer 11.01.2007 Vorbereitungstreffen zur Schulung PräventionsbeamtInnen mit Insp. Wöss, Höllwirth, Greiner - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck 18.01.2007 SIAK-Besprechung Polizeischulung (Grundausbildung) mit Insp. Greiner - Mag.a Sylvia Klaffenböck 19.01.2007 Treffen PraxisanleiterInnen Fachhochschule - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 19.01.2007 Statistiktreffen der Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen Österreichs (Graz) - Mag.a Sylvia Klaffenböck 20.01.2007 Gewaltschutzgesetz/Frauenrechtseminar (Juridische Fakultät der Universität Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 22. – Schulung PräventionsbeamtInnen (St. Oswald bei Freistadt) - DSA Mag.a Maria 24.01.2007 Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck 25.01.2007 Sozialforum Freistadt - Mag.a Sylvia Klaffenböck 26.01.2007 Kooperationstreffen mit RechtsanwältInnen zur Prozessbegleitung im Gewaltschutzzentrum OÖ – Team des Gewaltschutzzentrums OÖ

Februar 2007 02.02.2007 Sozialpolitischer Arbeitskreis, Thema „Migration“ (Landesdienstleistungszentrum, Linz) - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, DSA Andrea Ilsinger 05. – Juristinnen-Fachforum der Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen Österreichs 06.02.2007 (Salzburg) – Mag.a Martina Maurer 05.02.2007 Besprechung mit Insp. Adolf Wöss (Vorbereitung PräventionsbeamtInnenschulung) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 05.02.2007 Besprechung mit Gewaltforscherin Dr.in Birgitt Haller - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 06.02.2007 Vernetzungstreffen Fraueninfotage, Landesrätin Stöger (Ursulinenhof, Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck 12. – Schulung PräventionsbeamtInnen (St. Oswald bei Freistadt) - DSA Mag.a Maria 14.02.2007 Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck

73 13.02.2007 Interdisziplinärer Kriminalpolitischer Arbeitskreis „Betreuung und Behandlung von Sexualstraftätern im Strafvollzug: Auswirkungen auf die Sicherheit“ (Diözesanhaus Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 14.02.2007 SchülerInnen der Krankenpflegeschule im Gewaltschutzzentrum – Mag.a Katharina Mayr-Sperl 15.02.2007 Besprechung mit Insp. Adolf Wöss, Dr. Markus Steininger, Sicherheitsdirektion - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck 15.02.2007 Hearing juristische Prozessbegleitung mit NRAbg. Bettina Stadlbauer, NRAbg. Sonja Ablinger, Mag.a Maria Navarro-Frischenschlager, u.a. (SPÖ-Parlamentsklub, Wien) DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 16.02.2007 Plattform Prozessbegleitung, Wien - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 23.02.2007 Treffen Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen Österreichs mit BM Dr.in Maria Berger (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 28.02.2007 Workshop mit Jens Hoffmann – Team des Gewaltschutzzentrums OÖ, Kolleginnen anderer Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen und VertreterInnen Polizei/Justiz

März 2007 01.03.2007 Workshop mit Jens Hoffmann – Team des Gewaltschutzzentrums OÖ, Kolleginnen anderer Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen und VertreterInnen Polizei/Justiz 02.03.2007 Geschäftsführerinnentreffen (Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 07.03.2007 Arbeitskreis Täterarbeit (Familientherapiezentrum/Männerberatung Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 07. – Polizeigrundausbildung (SIAK) - Mag.a Sylvia Klaffenböck 09.03.2007 09.03.2007 Interministerielle Arbeitsgruppe Prozessbegleitung (BMGFJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 15.03.2007 Frauenforum Linz im Autonomen Frauenzentrum – Mag.a Martina Maurer, Mag.a Katharina Mayr-Sperl 15.03.2007 Vortrag „Gewaltbereite Jugend – was tun?“ gemeinsam mit Dr. Rupert Herzog (Haus der Frau) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 19.03.2007 Frauenministerin Doris Bures im Gewaltschutzzentrum - Team des Gewaltschutzzentrums OÖ, Vorstandsvorsitzende Sonja Ablinger 20.03.2007 Interdisziplinärer Kriminalpolitischer Arbeitskreis „Justizverwaltung Quo vadis?“ (Diözesanhaus) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 21. – Polizeigrundausbildung SIAK - Mag.a Sylvia Klaffenböck 22.03.2007 22.03.2007 Kooperationsforum Prozessbegleitung (Neustart) - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 23.03.2007 Fraueninfotag in Auwiesen – Mag.a Elke Gartlehner 26.03.2007 Besprechung mit Dr.in Sylvia Löw zur Prozessbegleitung (Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

74 26.03.2007 Termin Geschäftsführerinnen Gewaltschutzzentren/Interventionsstellen bei Frauenministerin Doris Bures (BKA, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 27.03.2007 Pressekonferenz zur Prozessbegleitung (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 30.03.2007 Info- und Erfahrungsaustausch mit Frauenhaus Linz - Team des Gewaltschutzzentrums OÖ 30.03.2007 Besprechung mit Barbara Künschner, Kinderschutzzentrum Linz - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

April 2007 04. – Polizeigrundausbildung (SIAK) - Mag.a Sylvia Klaffenböck 05.04.2007 05.04.2007 Besprechung mit Oberst Werner Buchegger vom Landeskriminalamt Oberösterreich (wg. Vortrag „Familiäre Gewalt“ in Malta) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 11.04.2007 Interdisziplinärer Kriminalpolitischer Arbeitskreis „Islam und Strafrecht“ (Diözesanhaus) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 12.04.2007 Polizeischulung (Perg) – Mag.a Sylvia Klaffenböck 12.04.2007 Vorbereitung Fortbildung Prozessbegleitung RechtsanwältInnen (KiJA) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 13.04.2007 Interministerielle Arbeitsgruppe Prozessbegleitung (Wien) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 16.04.2007 Jour fixe Prozessbegleitung (BMJ, Wien) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 16.04.2007 Geschäftsführerinnen-Austausch NGOs (IAB, Linz) – DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 17.04.2007 Frauenforum Linz (Frauenbüro) – Mag.a Martina Maurer 19.04.2007 Polizeischulung (Perg) – Mag.a Sylvia Klaffenböck 20.04.2007 Vorbereitung Fortbildung Prozessbegleitung RechtsanwältInnen (KiJA) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 23.04.2007 Informationsgespräch mit Praktikantinnen NEUSTART – DSA Susanne Egger 26.04.2007 Besprechung mit Frau Mag.a Kern/AKH Linz wegen Fortbildung Gesundheitsbereich – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 26.04.2007 Besprechung mit Mag. Franz Schützeneder/Mag.a Birgit Losbichler, Land OÖ zur Regionalstellenentwicklung - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 30.04.2007 Vorbereitung Moderation 02.05.2007mit MMag. Preuer/BMJ - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

Mai 2007 02.05.2007 Moderation der Enquete 10 Jahre Gewaltschutzgesetz (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 02.05.2007 Kooperationstreffen mit Autonomen Frauenzentrum– Team des Gewaltschutzzentrums OÖ

75 04.05.2007 Fraueninfotag in Eferding - DSA Andrea Ilsinger 04.05.2007 Statistiktreffen Salzburg – Mag.a Sylvia Klaffenböck 09. – PräventionsbeamtInnenschulung (Neustift b. Rohrbach) - DSA Mag.a Maria Schwarz- 11.05.2007 Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck 14.05.2007 Infogespräch mit PraktikanntInnen von Neustart - DSA Susanne Egger 14.05.2007 Vorstandssitzung Gewaltschutzzentrum OÖ - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 15.05.2007 Frauenforum Linz im MuKi-Haus, Mag.a Karin Obermüller, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 21. – Polizeischulung für OÖ GrenzwachbeamtInnen (Ybbs) - Mag.a Sylvia Klaffenböck, 22.05.2007 Mag.a Martina Maurer 24. – Erarbeitung Reformvorschläge für Tätigkeitsbericht mit Dr.in Renate Hojas - DSA 25.05.2007 Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 25.05.2007 Besuch von BM Dr.in Maria Berger im Gewaltschutzzentrum - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Vorstandsvorsitzende NAbg. Sonja Ablinger, Mag.a Maria Navarro-Frischenschlager 25.05.2007 Interdisziplinärer Kriminalpolitischer Arbeitskreis mit BM Dr.in Maria Berger (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 30.05.2007 Info- und Kontaktgespräch mit der Männerberatung (Linz) - Team des Gewaltschutzzentrums OÖ 30.05.2007 Kupfermuckn-Redaktion – Diskussion Gewalt in der Familie - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck 31.05.2007 Kooperationsforum Prozessbegleitung OÖ (KiJA) - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann

Juni 2007 01.06.2007 Info- und Kontaktgespräch mit tschechischer Delegation - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann, Mag.a Martina Maurer 06.06.2007 Arbeitskreis Täterarbeit - Mag.a Sylvia Klaffenböck 11. – Internationales Interventionsstellen-Treffen (Graz) - DSA Mag.a Maria Schwarz- 13.06.2007 Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck 14.06.2007 Geschäftsführerinnen-Treffen mit Vertreterinnen BKA (IST, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 21.06.2007 Die juristische Prozessbegleitung und ihre KooperationspartnerInnen, Fortbildung für RechtsanwältInnen (KiJA) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 27.06.2007 Kooperationsgespräch mit migrare, Frau Miladinka Dujakovic - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Elke Gartlehner, Mag.a Karin Obermüller 27.06.2007 Vorstandssitzung Gewaltschutzzentrum OÖ- DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 28.06.2007 Sozialforum Freistadt – Mag.a Sylvia Klaffenböck 29.06.2007 Juniklausur (Botanischer Garten) – Team des Gewaltschutzzentrums OÖ

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Juli 2007 04.07.2007 Expertinnenrunde Mädchenratgeber (Frauenbüro Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 16.07.2007 Vorstandssitzung Gewaltschutzzentrum OÖ- DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 17.07.2007 Arbeitskreis „Gewalt in der Familie“, BMJ, Wien - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 26.07.2007 Besprechung mit Fortbildungs-Curriculum Prozessbegleitung (KiJA) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

September 2007 05.09.2007 Frauenforum Linz (Frauenhaus) – Mag.a Karin Obermüller 11.09.2007 Außenstellenbesichtigung Gmunden von LR Hiesl - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann, Vorstandsvorsitzende NRAbg. Sonja Ablinger, Mag.a Martina Maurer, Dipl. Sozialpäd.in(FH) Heike Hodrus 14.09.2007 Jour fixe Prozessbegleitung (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 17.09.2007 Arbeitskreis Gewaltschutz (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 17.09.2007 Vernetzungstreffen MAIZ – Team des Gewaltschutzzentrums OÖ 24.09.2007 Vorstandssitzung Gewaltschutzzentrum OÖ- DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 25.09.2007 „MIREK", Multi-Institutionelle Risiko-Einschätzungskonferenz (Sicherheitsakademie, Traiskirchen) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 26.09.2007 Besprechung Buchprojekt mit Dr. Rudolf Keplinger - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 27.09.2007 Kooperationsforum Prozessbegleitung (KiJA, Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann, Mag.a Katharina Grantl 28.09.2007 Statistiktreffen, Salzburg – Mag.a Sylvia Klaffenböck

Oktober 2007 03.10.2007 Arbeitskreis Täterarbeit – Mag.a (FH) Barbara Fellier 06.10.2007 Vorlesung: Gewaltschutzgesetz-Anti-Stalking-Gesetz-Opferrechte, Universität Linz, Institut für Rechtsgeschichte - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 08. - Geschäftsführerinnentreffen im Gewaltschutzzentrum OÖ bzw. Seminarraum 09.10.2007 Botanischer Garten - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 08.10.2007 Sozialforum Freistadt – Mag.a Sylvia Klaffenböck 15.10.2007 Beraterinnentreffen Gender Mainstreaming, Frauentreff Rohrbach - Mag.a Sylvia Klaffenböck 18.10.2007 Arbeitskreis Gewaltschutz (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 18.10.2007 ARGE-Treffen (stabil, Rohrbach) - Mag.a Sylvia Klaffenböck

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November 2007 05. – Konferenz 10 Jahre Gewaltschutzgesetz (Wien/St. Pölten) - DSA Mag.a Maria 07.11.2007 Schwarz-Schlöglmann, Mag.a (FH) Rosa Edlmayr, Mag.a Eva Schuh, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara (5.11.07), Mag.a Karin Obermüller (7.11.07) 08.11.2007 "Das Tabu enttabuisieren - Gewalt gegen ältere Menschen in der Familie zur Sprache bringen", Schloss Puchberg - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Eva Schuh 09.11.2007 Interministerielle Arbeitsgruppe Prozessbegleitung (BMGFJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 12.11.2007 Vernetzungstreffen Frauenhaus - Mag.a Eva Schuh, Mag.a Katharina Grantl, Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara 13.11.2007 Interdisziplinärer Kriminalpolitischer Arbeitskreis: Bedingte Entlassung zwischen Risiko und Chance - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 13.11.2007 Frauenforum Linz (Frauenbüro) – Mag.a Karin Obermüller, Mag.a Katharina Grantl 14.11.2007 Arbeitskreis Häusliche Gewalt, CEDAW-Empfehlungen (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 15. – Teamklausur (Eidenberg) – Team des Gewaltschutzzentrums OÖ 16.11.2007 19.11.2007 Vorstandsklausur - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 21.11.2007 Arbeitskreis Gewaltschutz (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 28.11.2007 Präsentatin Festschrift Univ. Prof. Dr.in Irene Dyk-Ploss (JKU, Linz) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 29.11.2007 Neustart Positionen – Abschiedsfeier Adalbert Eisenriegler von Neustart (OLG, Linz) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 30.11.2007 „Gegen Gewalt an Frauen“ Podiumsdiskussion mit BM Dr.in Maria Berger (Museum Arbeitswelt, Steyr) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Vorstandsvorsitzende Sonja Ablinger 30.11.2007 Input „Gegen Gewalt an Frauen“, Steyr - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

Dezember 2007 03.12.2007 Vorstandsklausur - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 05.12.2007 Arbeitskreis Täterarbeit – Mag.a Sylvia Klaffenböck 06.12.2007 Arbeitskreis Gewaltschutz (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 07.12.2007 „Evaluierungsbegleitung Erlass Gewalt in der Familie“, BMI, Wien - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 07.12.2007 Besprechung Curriculum Prozessbegleitung mit Dr.in Sylvia Löw, Mag.a Grete Rackl und Mag.a Astrid Schinnerl - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 12.12.2007 Arbeitskreis Häusliche Gewalt (BMJ, Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 13.12.2007 Kooperationsforum Prozessbegleitung (AFZ) – DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann, Mag.a Eva Schuh

78 14.12.2007 Jour fixe Prozessbegleitung – Mag.a Eva Schuh 14.12.2007 ExpertInnenhearing im Parlament, Wien – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 19.12.2007 Vorstandssitzung Gewaltschutzzentrum OÖ- DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

10.2. Teilnahme an Veranstaltungen

März 2007 22.03.2007 Buchpräsentation „Frauen.Macht.Zukunft“ (Buchhandlung Thalia, Linz) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

April 2007 12.04.2007 Veranstaltung „Barbara Prammer: 10 Jahre SPÖ Bundesfrauenvorsitzende“ (Festsaal der Wiener Börsesäle) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 12.04.2007 Tag der offenen Tür (IAB, Linz) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 17.04.2007 10 Jahre Familienberatung am Bezirksgericht Linz – Mag.a Martina Maurer, DSA Susanne Egger 20.04.2007 Ausstellungseröffnung KiJA „Berührpunkt – Jugend ohne Netz“ (Landesdienstleistungszentrum, Linz) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

Mai 2007 02.05.2007 Enquete in Wien - DSA Andrea Ilsinger, Mag.a (FH) Rosa Edlmayr 10.05.2007 5 Jahre UFO, Urfahr – DSA Susanne Egger 10.05.2007 Hilfe für Opfer von Verbrechen – Weisser Ring/Linzer Schulen (OLG Linz) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

Juni 2007 14.06.2007 Fest „25 Jahre Frauenhaus Linz (Kids mix) – Mag.a (FH) Rosa Edlmayr, DSA Susanne Egger 28.06.2007 15 Jahre Frauenhaus Steyr – Mag.a (FH) Rosa Edlmayr, Mag.a Elke Gartlehner

September 2007 27.09.2007 10-Jahres-Feier Sozialzentrum Bad Ischl – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus

Oktober 2007 04.10.2007 Diskussionsveranstaltung: „Es geht nicht nur ums Kopftuch! Integration aus Frauensicht“ mit Seyran Ates, Ursulinenhof Linz – DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck, Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara, Mag.a Elke Gartlehner

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November 2007 10.11.2007 Psychiatrischer Samstag „Posttraumatische Belastungsstörungen“, Uni Linz – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a (FH) Rosa Edlmayr 17.11.2007 Tagung: Frauen.Stärken – ein österreichisch-afrikanischer Dialog – Mag.a (FH) Barbara Fellier, Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara 21.11.2007 10-Jahresfeier Lena – Mag.a Michaela Metego-Wambali, Mag.a Renate Schaur, Mag.a Karin Obermüller 21.11.2007 20 Jahre ARGE Sie: Frauenwohnräume im Spannungsfeld zwischen Bedürfnis und Leistbarkeit, Kunstuniversität Linz – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 22.11.2007 Fahnenaktion vor dem Alten Rathaus – Mag.a Karin Obermüller, Mag.a Sylvia Klaffenböck, Mag.a Michaela Metego-Wambali, Mag.a Renate Schaur 22.11.2007 Festakt „10 Jahre Männerberatung“ – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 23.11.2007 „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ – Aktion bei den Marktständen des Hauptplatzes – Mag.a Karin Obermüller, Mag.a Michaela Metego-Wambali, Mag.a Renate Schaur 23.11.2007 Fachtagung „10 Jahre Männerberatung“ – Mag.a Rosa Edlmayr, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus

10.3. Fortbildungen

Jänner 2007 12. – Erste Hilfe Kurs, Neuhofen – Manuela Seimann 19.01.2007 29. – Seminar (Hör mal wer da spricht – Übertragung/Gegenübertragung von Pro mente) – 30.01.2007 Mag.a Elke Gartlehner

Februar 2007 07.02.2007 „Trennung/Scheidung“, Puchberg – DSA Susanne Egger 13. – „Krisenbegleitung und Arbeit mit Traumatisierung“, Modul 3, Strobl – Mag.a (FH) Rosa 15.02.2007 Edlmayr

April 2007 17. – Kurs „Einnahmen- und Ausgabenrechnung“ (BFI, Linz) – Manuela Seimann 26.04.2007 21.04.2007 Seminar „Gewaltfreie Kommunikation“ (Linz) – Dipl.-Sozialpäd.in Heike Hodrus 26.04.2007 Fortbildung „Sozialraum gestalten“ (Fachhochschule Linz) – DSA Susanne Egger

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Mai 2007 04. – Seminar „Rechte bekommen“ (Wien) – Dipl.-Sozialpäd.in Heike Hodrus 05.05.2007 08. – Ausbildung zur Sicherheitsvertrauensperson (AUVA, Linz) – Doris Decker 10.05.2007

Juli 2007 05. – Gruppendynamiktage – Mag.a Sylvia Klaffenböck 06.07.2007

September 2007 06. – Tagung „RECHT WÜRDE HELFEN“ (Palais Trautson Wien) – DSA Mag.a Maria 07.09.2007 Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck, Mag.a Elke Gartlehner 11. – Traumaseminar „Gewalt färbt ab“, Wien – Mag.a (FH) Rosa Edlmayr, Mag.a Sylvia 12.09.2007 Klaffenböck, Mag.a Elke Gartlehner 25.09.2007 Seminar zur Zwangsehe – Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara

Oktober 2007 11. – Supervisionsseminar für psychosoziale Prozessbegleiterinnen, St. Pölten – Dipl. 12.10.2007 Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a(FH) Rosa Edlmayr 29. – Train the Trainer-Gesundheitswesen, Innsbruck – Mag.a Sylvia Klaffenböck, Mag.a 31.10.2007 (FH) Barbara Fellier

November 2007 05. – Seminar „Juristische Grundlagen der Beratungstätigkeit“, Salzburg – Mag.a (FH) 07.11.2007 Barbara Fellier 23.11.2007 Fachtagung Strafprozessreform (Wien) – Mag.a Elke Gartlehner

Dezember 2007 04. – Stalking „Intervention und Fallmanagement“ (Frankfurt) - DSA Mag.a Maria Schwarz- 05.12.2007 Schlöglmann

81 10.4. Öffentlichkeitsarbeit

Februar 2007 15.02.2007 Interview zu Prozessbegleitung/Opferschutz Frau Wittek (Wien) – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 16.02.2007 Interview Susanne Bachmair (FH) – Mag.a Martina Maurer 27.02.2007 Interview Frau Rathmayr (FH) – DSA Andrea Ilsinger

März 2007 05.03.2007 Interview mit Dr.in Dieplinger (Studie Frauenbüro Linz) – DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 06.03.2007 Interview mit Dr. Hickisch, Magazin „Öffentliche Sicherheit“ – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann 27.03.2007 Pressekonferenz mit BM Dr.in Maria Berger zu „Mehr Gerechtigkeit und Hilfe für Opfer von Straftaten“ (Wien) - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

April 2007 23.04.2007 Interview für Gewaltschutzzentrum Steiermark – DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 23.04.2007 Interview für Kupfermuckn - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sylvia Klaffenböck

Juli 2007 03.07.2007 Interview Dr.in Michaela Herzog, Welt der Frau – DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann 10.07.2007 Bilanzpressekonferenz – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Vorstandsvorsitzende Sonja Ablinger 11.07.2007 Interview KroneHitRadio zum Thema Gewalt in der Familie – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

November 2007 14.11.2007 Interview WOMAN (Barbara Kern) – Mag.a Sylvia Klaffenböck

Dezember 2007 12.12.2007 Pressekonferenz mit BM Dr.in Maria Berger „Gewalt an Kindern“, Wien - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann

82 ------11. Regionalisierungsprojekt Innviertel

------(DSA Susanne Egger, Mag.a Elke Gartlehner, Mag.a Sandra Dirschlmayr-Wara)

Das Regionalbüro des Gewaltschutzzentrums OÖ in Ried/Innkreis ist die erste vom Familienressort des Landes OÖ finanzierte Außenstelle. Die Beraterinnen des Regionalbüros in Ried bieten seit September 2005 juristische und psychosoziale Beratung für Opfer von häuslicher Gewalt für die Bezirke Ried/Innkreis, Schärding und Braunau an.

Im Jänner 2007 wechselten wir von unserem ursprünglichen Standort in der Rifa (Rieder Initiative für Arbeits-Suchende) in die Johannesgasse 3, wo das Gewaltschutzzentrum OÖ nunmehr in den Räumlichkeiten des Frauennetzwerk 3 eingemietet ist.

Diese enge Kooperationsschiene mit dem Frauennetzwerk 3 hat sich als sehr zweckmäßig erwiesen und das breite Beratungsangebot durch diesen räumlichen Zusammenschluss wird von unseren Klientinnen positiv aufgenommen. Frauen können somit durch das Team des Gewaltschutzzentrums OÖ unter anderem Gewaltberatung, Stalkingberatung und Prozessbegleitung in Anspruch nehmen. Beratung in persönlichen, familiären, sozialen und beruflichen Angelegenheiten wird durch die Beraterinnen des Frauennetzwerk 3 geleistet. Der Aktionsradius umfasst analog zur Frauenberatungsstelle Ried auch den Bezirk Grieskirchen.

Ziel ist es, Opfer häuslicher Gewalt insbesondere über ihre Rechte im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes zu informieren und sie bei weiteren Schritten zu unterstützen. Es ist uns ein Anliegen die Frauen dahingehend zu stärken, Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln, um wieder Kontrolle über ihr eigenes Leben zu erlangen sowie gemeinsam mit ihnen Sicherheitspläne im Sinne der Gewaltprävention zu erstellen. Weiters wird juristische und psychosoziale Prozessbegleitung im Strafverfahren angeboten.

Durch unsere Teilnahme an diversen Arbeitskreisen und Vernetzungstreffen versuchen wir das Angebot des Gewaltschutzzentrums in der Region publik zu machen und anderen Institutionen Einblicke in unsere Alltagsarbeit zu ermöglichen.

Die Beraterinnen des Gewaltschutzzentrums OÖ bieten jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 9.00 und 15.30 Uhr Sprechstunden im Büro Johannesgasse 3 an.

83 11.1. Beratungsangebot des Gewaltschutzzentrums OÖ in Ried i. I.

Beraterinnen DSA Susanne Egger Mag.a Elke Gartlehner (bis Sept. 2007) Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara (ab Sept.)

Ort Johannesgasse 3 4910 Ried i. I.

Zeit Dienstag und Donnerstag: 9–15.30 Uhr nur nach Vereinbarung

Terminvereinbarung 0732/60 77 60 (Gewaltschutzzentrum OÖ) oder Dienstag, Donnerstag unter 07752/21 696

Unser Beratungsangebot umfasst die rechtliche und psychosoziale Beratung und Unterstützung für Personen, die bedroht oder misshandelt werden, auch wenn vorher keine polizeiliche Intervention stattgefunden hat. In diesen Fällen erfolgen Zuweisungen von KlientInnen durch die Jugendwohlfahrt, Frauen- bzw. Sozialberatungsstellen, RechtsanwältInnen usw.

Die Beraterinnen des Gewaltschutzzentrums beraten und begleiten Opfer von (sexualisierter) Gewalt, bieten Stalkingberatung an und stehen mit Rat und Hilfestellung Bezugspersonen von gewaltbetroffenen Menschen (Eltern, FreundInnen, LehrerInnen) zur Seite. Seit es eine gesetzliche Handhabe gegen Stalking (beharrliche Verfolgung) gibt, übermittelten uns Polizeiposten im Innviertel Stalkinganzeigen, woraufhin wir uns mit den Opfern in Verbindung setzten und ihnen unsere Unterstützung anboten. Weiters begleiten wir im Rahmen der Prozessbegleitung Opfer von Gewalt im häuslichen Kontext sowie bei sexualisierter Gewalt. Ein spezielles Angebot im Innviertel war in den vergangenen Jahren die Begleitung von Kindern und Jugendlichen im Strafverfahren aufgrund mangelnder Angebote von Kinderschutzeinrichtungen in dieser Region. Die Beratungstätigkeit hat gezeigt, dass es hier immer wieder zu Betreuungslücken kam. Seit kurzem bietet das Kinderschutzzentrum Innviertel psychosoziale und juristische Prozess- begleitung für Kinder und Jugendliche in den Bezirken Ried, Braunau und Schärding an.

Wir als Beraterinnen des Gewaltschutzzentrums unterstützen die KlientInnen dabei, Klarheit über ihre Bedürfnisse und Perspektiven zu erlangen, informieren sie über den Ablauf des Strafverfahrens und versuchen, Ängste vor dem gerichtlichen Verfahren abzubauen. Wenn wir es für erforderlich halten und KlientInnen es wünschen, wird eine juristische Prozessbegleitung organisiert, um ihre Rechte zu wahren und Schadenersatzforderungen bzw Schmerzengeld vor Gericht geltend zu machen. Wir können im Innviertel auf eine bewährte Kooperation mit RechtsanwältInnen bauen und zurückgreifen.

In einem ausführlichen persönlichen Gespräch werden die Erwartungen, Wünsche, Unsicherheiten mit den KlientInnen besprochen. Zudem erfolgt ein umfassendes Gespräch mit der juristischen Prozessbegleitung. Nach Möglichkeit begleiten wir KlientInnen zum Gerichtsverfahren und besprechen mit ihnen den Ausgang des Verfahrens. Sofern es unsere Ressourcen zulassen, bieten wir im Rahmen unserer Präventionstätigkeit Vorträge zum Thema Gewalt an.

84

11.2. Statistik

Mitteilungen über Wegweisungen/Betretungsverbote der Exekutive an das Gewaltschutzzentrum 2007 2006 2005 2004

Braunau 52 26 39 18

Ried i. I. 18 20 11 9

Schärding 14 20 16 10

Gesamt 84 66 66 37

KlientInnen

2007 2006 2005 2004

Braunau 69 31 50 25

Ried i. I. 46 41 17 12

Schärding 25 14 20 11

Gesamt 140 86 87 48

11.3. Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit

Jänner bis Dezember 2006 15.01.2007 Pressekonferenz neues Büro Ried, Johannesgasse 3, anschließend Verabschiedung RIFA – DSA Mag.a Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Elke Gartlehner 27.03.2007 Sozialpolitischer Arbeitskreis Ried – Mag.a Elke Gartlehner 29.03.2007 Vernetzungstreffen mit Streetwork Ried, Frau Hofstätter – DSA Susanne Egger, Mag.a Elke Gartlehner 29.03.2007 Vortrag „Gewalt in der Familie – Einblicke in die Alltagsarbeit des Gewaltschutzzentrums OÖ“ – DSA Susanne Egger, Mag.a Elke Gartlehner 19.06.2007 Vernetzungstreffen (Erwachsenenbereich Ried) Bildungshaus St. Franziskus – DSA Susanne Egger, Mag.a Elke Gartlehner 21.06.2007 Vernetzung mit Kinderschutzzentrum, DSA Guido Bonifer (Linz) – DSA Susanne Egger, Mag.a Elke Gartlehner 02.07.2007 Fachmesse Arbeit und Soziales, Ried – DSA Susanne Egger, Mag.a Elke Gartlehner 02.10.2007 Sozialpolitischer Arbeitskreis Schärding – Mag.a Elke Gartlehner, Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara 12.10.2007 Frauen-Infotag Grieskirchen, Veranstaltungszentrum Manglburg – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara 06.11.2007 Vernetzungstreffen und Vorstellung des Gewaltschutzzentrums OÖ in der Jugendplattform Ried – Mag.a Sandra Dirschlmayer-Wara

85

Fraueninfotag in Grieskirchen - Sandra Dirschlmayer-Wara und Maria Schwarz-Schlöglmann mit LAbg. Maria Wageneder am Infotisch

Sandra Dirschlmayer-Wara,Gewaltschutzzentrum OÖ, Evelyn Leitner, Frauennetzwerk3

86 ------12. Regionalisierungsprojekt Salzkammergut

------(Dipl.-Sozialpäd.in(FH) Heike Hodrus)

Im September 2006 wurde das vom Familienressort des Landes OÖ finanzierte Regionalbüro in Gmunden in Anwesenheit von LR Franz Hiesl und Bundesrätin Dr.in Ruperta Lichtenecker eröffnet. Damit wurde die Möglichkeit geschaffen, Gewaltopfern aus der Region vor Ort ein Angebot der Beratung und Unterstützung zu machen. Durch die lokale Anwesenheit des Gewaltschutzzentrums konnte zudem in Vernetzungstreffen der Austausch intensiviert und für das tabuisierte Thema Gewalt sensibilisiert werden, um so eine nachhaltigere Verankerung des Gewaltschutzgesetzes und der Gewaltprävention zu erreichen.

Das Regionalisierungsprojekt Salzkammergut ist für den Landesgerichtssprengel Wels zuständig. Die Außenstelle des Gewaltschutzzentrums befindet sich in Gmunden, zusätzlich werden in Bad Ischl Sprechstunden angeboten. Das Büro in Gmunden ist jeden Dienstag und Donnerstag zwischen 9 und 15.30 Uhr besetzt. In den Räumlichkeiten Esplanade 9, 2. Stock, konnten Mag.a Martina Maurer und Dipl.-Sozialpäd.in Heike Hodrus zahlreiche Klientinnen persönlich beraten. Termine für Beratungen in Gmunden werden unter der Linzer Telefonnummer 0732/60 77 60 vergeben; Termine für Beratungen in Bad Ischl können direkt mit der Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut unter der Telefonnummer 06132/21 331 vereinbart werden.

12.1. Statistik Mitteilungen über Wegweisungen/Betretungsverbote der Exekutive an das Gewaltschutzzentrum 2007 2006

Gmunden 38 26

Vöcklabruck 39 37

Wels-Land 14 17

Wels-Stadt 64 65

Gesamt 155 145

KlientInnen

2007 2006

Gmunden 68 49

Vöcklabruck 70 53

Wels-Land 32 30

Wels-Stadt 67 68

Gesamt 237 200

87 12.2. Kooperation

Jänner bis Dezember 2007 09.01.2007 Vernetzungstreffen mit der Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut – Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 16.01.2007 Vernetzungstreffen mit der Männerberatung Vöcklabruck und Gmunden / beziehung leben - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 23.01.2007 Vernetzungstreffen mit dem Kinderschutzzentrum Känguru - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 30.01.2007 Kooperationsveranstaltung mit den PIs des Inneren Salzkammerguts, dem Kinderschutzzentrums Känguru und der Jugendwohlfahrt Gmunden – DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 08.03.2007 Öffentlichkeitsarbeit zum Internationalen Frauentag gemeinsam mit dem Frauenforum Ebensee Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 20.03.2007 Sozialforum Vöcklabruck - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 29.03.2007 Vernetzungstreffen mit Sozialabteilung der Gemeinde Gmunden, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 20.04.2007 Fraueninfotag in Bad Ischl - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 23.04.2007 Sozialforum Gmunden - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 24.04.2007 Vernetzungstreffen mit RAin Drin. Morscher-Spiessberger in Vöcklabruck - Mag.a Martina Maurer 15.05.2007 Vernetzungstreffen mit beziehung leben in Gmunden - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 19.06.2007 Frauenforum Wels - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 10.07.2007 Vernetzung mit PI Laakirchen, Präventionsbeamter Karl Meister - Mag.a Martina Maurer 12.07.2007 Arbeitsgruppe zum Thema Opferschutz und Vernetzung mit Familienberatungsstelle Impuls und Frauenhaus Vöcklabruck - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 07.08.2007 Vernetzung mit der RA-Kanzlei Dr. Penninger in Vöcklabruck - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer 23.08.2007 Kontakt- und Informationsgespräch mit Dr.in Hofbauer, BG Bad Ischl - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 28.08.2007 Kontakt- und Informationsgespräch mit Major Scheiböck und Oberstleutnant Krenn, Polizei Vöcklabruck, gemeinsam mit Familienberatungsstelle Impuls - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 11.09.2007 Besichtigung der Regionalstelle von Landesrat Hiesl – ,DSA Mag.a Maria Schwarz- Schlöglmann, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus, Mag.a Martina Maurer, Vorstandsvorsitzende NRAbg. Sonja Ablinger 25.09.2007 Kontakt- und Informationsgespräch mit Dr.in Wolfsgruber und Mag.a Hansl, Bezirksgericht Gmunden - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 28.09.2007 Teilnahme an der 10-Jahresfeier der Frauenberatungsstelle Inneres Salzkammergut - , DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus

88 09.10.2007 Arbeitsgruppe zum Thema Opferschutz und Vernetzung mit Familienberatungsstelle Impuls und Frauenhaus Vöcklabruck - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 08.11.2007 Vernetzungsgespräch der Stadtgemeine Gmunden - Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus 20.11.2007 Kooperationsveranstaltung zum Thema Opferschutz und Vernetzung mit PIs des Bezirks Vöcklabruck, Familienberatungsstelle Impuls und Frauenhaus Vöcklabruck - DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann, Dipl. Sozialpäd.in (FH) Heike Hodrus

Gmunden Mittendrin, Ausgabe Mai

89 ------13. Regionalisierungsprojekt Kirchdorf an der Krems

------(Mag.a (FH) Rosa Edlmayr, Mag.a Elke Gartlehner)

Nach umfassender Planung wurde im November 2007 in Kirchdorf an der Krems ein weiteres Regionalbüro auf Basis Landesfinanzierung (Familienressort) eröffnet. Das Büro befindet sich in den Räumlichkeiten der Frauenberatungsstelle berta, Pfarrhofgasse 2, 4560 Kirchdorf an der Krems. Die Frauenberatungsstelle berta wurde ebenfalls im Herbst 2007 in Betrieb genommen.

In die Zuständigkeit des Regionalbüros Kirchdorf fällt der gesamte Landesgerichtssprengel Steyr. Zwei Mitarbeiterinnen des Gewaltschutzzentrums, Juristin Mag.a Elke Gartlehner und Sozialarbeiterin Mag.a (FH) Rosa Edlmayr, bieten Sprechstunden für Betroffene an und stehen für Fragen zu Gewaltprävention und Opferschutz sowie entsprechender Vernetzung zur Verfügung.

Gemeinsam mit der Frauenberatungsstelle berta fand am 28.11.2008 die Eröffnungsfeier im Atrium des Rathauses Kirchdorf an der Krems statt. Es konnten zahlreiche Festgäste willkommen geheißen werden. Grußworte wurden von Sonja Ablinger, NR-Abgeordnete und Vorsitzende des Vereines Gewaltschutzzentrum OÖ, der Landesrätin Dr.in Silvia Stöger, den LT-Abgeordneten Theresia Kiesl und Maria Wageneder sowie Ferdinand Kaineder, Bürgermeister der Stadt Kirchdorf, überbracht.

VertreterInnen aus Polizei, Justiz und sozialen Einrichtungen nahmen an der Eröffnung teil. Der gemütliche Ausklang, umrahmt mit stimmungsvoller Musik und Buffet, fand im Anschluss an den Festakt in den Räumlichkeiten der Frauenberatungsstelle statt. Es bestand damit für die Gäste die Möglichkeit, das neue Büro zu besichtigen.

Mit der Ansiedlung des Büros in den Räumlichkeiten der Frauenberatungsstelle berta kann eine enge Kooperation stattfinden. Zudem ergeben sich durch gegenseitige Zuweisungen wertvolle Synergieeffekte. Der Standort des Regionalbüros in Kirchdorf an der Krems ermöglicht es KlientInnen aus dem südlichen Oberösterreich, bei Gewaltbetroffenheit ein Beratungsangebot in Anspruch zu nehmen.

Mit der Aufnahme des Beratungsbetriebes sind Kooperationstreffen mit Behörden wie Polizei, Justiz und mit anderen sozialen Einrichtungen geplant, um unser Angebot vorzustellen und über konkrete Zusammenarbeit zu sprechen.

Regionalbüro Kirchdorf an der Krems in der Frauenberatungsstelle berta Pfarrhofgasse 2, 4560 Kirchdorf Tel. 07582/ 52 105, Terminvereinbarung unter 0732/ 60 77 60 Sprechstunden Dienstag und Donnerstag von 09.00 bis 15.30 Uhr (nach Vereinbarung)

90 13.1. Team Kirchdorf

V. l. n. r.: DSA Mag.a Maria Schwarz-Schlöglmann (Geschäftsführung), Mag.a (FH) Rosa Edlmayr (Beratung), Mag.a Elke Gartlehner (Beratung), Manuela Seimann (Verwaltung)

13.2. Eröffnung

V.l.n.r: Bezirkshauptmann Dr. Dieter Goppold, BP Kommandant Hans Peter Vertacnik, Leitende Staatsanwältin Dr.in Brigitte Loderbauer, LR Dr.in Sylvia Stöger, NRAbg. Sonja Ablinger, Bgm. Kirchdorf Ferdinand Keineder, LAbg. Maria Wageneder;

V.l.n.r: Ursula Forster Obfrau Frauenberatungsstelle berta, Gewaltschutzzentrum OÖ Maga. Maria Schwarz-Schlöglmann

91 ------14. Literatur ------

• Dearing, Albin/Löschnig-Gspandl, Marianne (Hg.): Opferrechte in Österreich – Eine Bestandsaufnahme. Schriftenreihe der Weisser Ring Forschungsgesellschaft, Band 1. StudienVerlag, Innsbruck 2004 • Dearing, Albin/Haller, Birgitt (Hg.): Schutz vor Gewalt in der Familie – Das österreichische Gewaltschutzgesetz. Juristische Schriftenreihe Band 210. Verlag Österreich, Wien 2005 • Dreßing, Harald/Gass, Peter: Stalking! – Verfolgung, Bedrohung, Belästigung. Verlag Hans Huber, Bern 2005 • Jesionek, Udo/Hilf, Marianne (Hg.): Die Begleitung des Verbrechensopfers durch den Strafprozess. Schriftenreihe der Weisser Ring Forschungsgesellschaft, Band 2. StudienVerlag, Innsbruck 2006 • Kavemann, Barbara/Kreyssig, Ulrike (Hg.): Handbuch Kinder und häusliche Gewalt. Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2006 • Hoffmann, Jens: Stalking. Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2006 • Deixler-Hübner, Astrid/Mitgutsch, Ingrid: Schutz vor Gewalt in der Familie. Facultas.wuv Universitätsverlag, Wien 2006 • Bauer, Thomas/Keplinger, Rudolf/Schwarz-Schlöglmann, Maria/Sorgo, Marina: Gewaltschutzgesetz – Recht & Praxis. ProLibris Verlag, Engerwitzdorf 2007

"Gewaltschutzgesetz – Recht und Praxis" erschienen November 2007

92 "Themenspezifische Diplomarbeiten zur Erlangung des akademischen Grades Magistra (FH) für sozialwissenschaftliche Berufe am Fachhochschul-Studiengang Sozialarbeit Linz:

• Trogbacher, Karin: Stalking - "Ich sehe dich wo immer du auch bist!". Formen, Auswirkungen, sozialarbeiterische und rechtliche Interventionsmöglichkeiten - Sozialarbeit im Rahmen der Interventionsstellen Österreichs mit Stalking-Opfern. 2006.

• Forstinger, Margit: Kooperation schafft Qualität. Psychosoziale und juristische Prozessbegleitung von Kindern und Jugendlichen im Rahmen des Landesgerichtes Linz. 2007.

• Bachmair, Susanne: "Am Land kommt so etwas ja kaum vor...". Stadt vs. Land: Gewalt gegen Frauen in der Familie - Herausforderung für die Sozialarbeit. 2007.

OÖ Nachrichten, 30. November 2007

93 ------15. Pressespiegel ------

Rieder Schärdinger Magazin, 17. Jänner 2007

94

http://www.innviertel.at/14.0.html, 23. Jänner 2007

95

Tips, 23. Jänner 2007

96

Rieder Rundschau, 23. Jänner 2007

97

OÖ Nachrichten, 1. März 2007, zum Internationalen Frauentag 2007

98

Neues Volksblatt, 1. März 2007

OÖ Nachrichten, 1. März 2007

99 Ausstellung "Hinter der Fassade" soll zur Bewusstseinsbildung beitragen

Anlässlich des Internationalen Frauentages wurde im Bundeskanzleramt die Ausstellung "Hinter der Fassade", die sich der Gewalt in der Familie widmet, von Bundeskanzler Alfred Gusenbauer und Frauenministerin Doris Bures eröffnet.

Bundeskanzler Alfred Gusenbauer betonte in seiner Eröffnungsrede, dass Gewalt "in keiner Form und an keinem Ort" zu dulden sei – weder in den privaten vier Wänden, noch in Fußballstadien oder Schulhöfen. Die Eröffnung der Ausstellung "Hinter der Fassade" sei der Auftakt zu einer gemeinsamen Anstrengung der Bundesregierung, Gewalt in der Familie als das zu entlarven, was es ist, sagte Frauenministerin Doris Bures und betonte: "Gewalt in der Familie ist kein Kavaliersdelikt, sondern ein Verbrechen, eine Menschenrechtsverletzung, die es gilt, mit aller Kraft zu bekämpfen." Die Ausstellung im Bundeskanzleramt ist bis 19. März geöffnet.

Schätzungen würden davon ausgehen, dass jede fünfte Frau in Österreich zumindest einmal in ihrem Leben von Gewalt durch einen nahen männlichen Angehörigen betroffen ist. Laut Kriminalstatistik seien Frauen jährlich 300.000 mal Opfer von familiärer Gewalt. Gusenbauer erklärte, dass es zwar Gesetze gegen Gewalt gebe, "aber noch kein durchgängiges Unrechtsbewusstsein".

Wesentlich im Kampf gegen Gewalt ist, dass Aufklärung geleistet werde, Präventionsarbeit, Täterarbeit jenseits der Gefängnisse, dass immer mehr Frauen im Exekutivdienst tätig sind und dass Frauen ökonomisch unabhängig sind. Denn: "Opfer müssen es sich leisten können von den Tätern, von denen sie in wirtschaftlicher Abhängigkeit sind, fliehen zu können." Daher sei die Armutsbekämpfung ein entscheidender Beitrag zur Gewaltbekämpfung.

Wichtiger Schritt aus der öffentlichen Tabuisierung

Ein wichtiger Faktor bei Gewalt in der Familie ist die weitgehende Isolierung der Opfer und die Tabuisierung in der Öffentlichkeit, betonte Bures. Die Ausstellung ist ein wichtiger Schritt in die Gegenrichtung; sie richtet sich vor allem an SchülerInnen, aber auch an RichterInnen, SozialarbeiterInnen, MedizinerInnen und allen Berufsgruppen, die mit familiärer Gewalt konfrontiert sind. Das Ziel der Ausstellung ist "Sensibilisierung und profunde Aufarbeitung, kurz: Bewusstseinsbildung".

Das Zuhause ist in vielen Fällen der gewalttätigste Ort

"In vielen Fällen ist leider das Zuhause, die Familie, der gewalttätigste Ort", erklärte Maria Rösslhumer vom "Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser", die durch die Ausstellung führte. Die Ausstellung führt die BesucherInnen durch eine Wohnung. In den Zimmern wird das ganze Spektrum von den Ursachen, über die verschiedenen Formen der Gewalt bis hin zur Hilfesuche und den Unterstützungsmöglichkeiten behandelt. Konzipiert wurde die Ausstellung von Ursula Kolar. Bis 19. März gibt es täglich um 14 Uhr und um 15 Uhr Führungen durch die Ausstellung. Am 8. März ist die Ausstellung ganztägig geöffnet.

http://www.spoe.at/page.php?P=102644, 08. März 2007

100

Wiener Zeitung, 28. März 2007

101

Der Standard, 28. März 2007

102

Der Kurier, 28.März 2007

103

OÖ Nachrichten, 29. März 2007

104

http://diestandard.at/druck/?id=289498, 25. Mai 2007

105

Tips, 22.Woche 2007

Neues Volksblatt, 11. Juli 2007

106

Life Radio, 11. Juli 2007, “Alles aus Oberösterreich 6:25”

Salzburger Nachrichten, 11. Juni 2007

107

http://www.ceiberweiber.at, 11. Juli 2007

108

Österreich, 11. Juli 2007

109

OÖ Nachrichten, 11. Juli 2007

110

Kronenzeitung, 2. August 2007

111

Freistädter Rundschau, 16. August 2007

112

113

114

115

Kupfermuckn, Ausgabe September 2007

116

Salzkammergut Rundschau, 26. September 2007

Tips Kirchdorf, 15. November 2007

117

Kremstaler Rundschau, 15. November 2007

118

119

OÖ Nachrichten, 28. November 2007

120

Steyrer Rundschau, 29. November 2007

121

Steyrer Rundschau, 6. Dezember 2007

122 ------16. Interventionsstellen und Gewaltschutzzentren Österreichs ------

Name Adresse Telefon E-Mail Gewaltschutzzentrum Steinamangererstraße 4/1 03352/31 240 [email protected] Burgenland 7400 Oberwart

Interventionsstelle Radetzkystraße 9 0463/590 290 interventionsstelle@.at Kärnten 9020 Klagenfurt

Gewaltschutzzentrum Kremsergasse 37/1 02742/319 66 office.st.poelten@gewaltschutzzentrum- Niederösterreich 3100 St. Pölten noe.at

Gewaltschutzzentrum Scharitzerstraße 6–8/V 0732/60 77 60 [email protected] Oberösterreich 4020 Linz

Gewaltschutzzentrum Paris-Lodron-Straße 3a/1 0662/870 100 [email protected] Salzburg 5020 Salzburg

Gewaltschutzzentrum Granatengasse 4/2 0316/77 41 99 [email protected] Steiermark 8020 Graz

Gewaltschutzzentrum Museumstraße 27/3 0512/57 13 13 [email protected] Tirol 6020 Innsbruck

Interventionsstelle Drevesstraße 2/III 05522/82 440 [email protected] Vorarlberg 6800 Feldkirch

Interventionsstelle Wien Neubaugasse 1/3 01/585 32 88 [email protected] 1070 Wien

Interventionsstelle für Floragasse 7A/7 01/796 92 98 [email protected] Betroffene des 1040 Wien Frauenhandels

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