08.02.2020

Junge Wilde – Rising Stars w

So klingt nur Dortmund Saison 2 019 / 20

Noa Wildschut Violine

Elisabeth Brauß Klavier

Simon Höfele Trompete

Kärt Ruubel Klavier

João Barradas Akkordeon Goldmund Quartett

Magnus Holmander Klarinette

David Huang Klavier

Bjørn Woll Moderation

Abo: Junge Wilde

In unserem Haus hören Sie auf allen Plätzen gleich gut – leider auch Husten, Niesen und Handyklingeln. Ebenfalls aus Rücksicht auf die Künstler bitten wir Sie, von Bild- und Tonaufnahmen während der Vorstellung abzusehen. Wir danken für Ihr Verständnis!

2,50 E Daniel Schnyder (geb. 1961) Noa Wildschut & Elisabeth Brauß Sonate für Trompete und Klavier (2003/2013)

Joey Roukens (geb. 1982) György Ligeti (1923 – 2006) »Sarasvati« für Violine und Klavier (2018) »Mysteries of the Macabre« Drei Arien aus der Auftragswerk von Concertgebouw Amsterdam Oper »Le Grand Macabre« (1991) und European Concert Hall Organisation – Pause ca. 18.20 Uhr – Sergei Prokofiew (1891 – 1953) Sonate für Violine und Klavier Nr. 2 D-Dur João Barradas op. 94a (1944) Moderato Yann Robin (geb. 1974) Scherzo. Presto »E[n]igma« (2019) Andante Auftragswerk von Gulbenkian Foundation Lisbon, Allegro con brio Casa da Música Porto, Philharmonie Luxemburg und European Concert Hall Organisation

Simon Höfele & Kärt Ruubel Johann Sebastian Bach (1685 – 1750) Englische Suite Nr. 3 g-moll BWV 808 (um 1715) Miroslav Srnka (geb. 1975) Prélude »Milky Way« (2019) Allemande Auftragswerk für Simon Höfele von Konzerthaus Courante Dortmund, Kölner Philharmonie, Elbphilharmonie Sarabande und European Concert Hall Organisation Gavotte I – Gavotte II Gigue

4 Programm Goldmund Quartett Magnus Holmander & David Huang

Dobrinka Tabakova (geb. 1980) Molly Kien (geb. 1979) »The smile of the flamboyant wings« (2019) »Hydrozoa« für Klarinette und Live-Elektronik Auftragswerk für das Goldmund Quartett (2019) von Cité de la Musique – Philharmonie de Auftragswerk für Magnus Holmander Paris, Festspielhaus Baden Baden und von Konserthuset Stockholm und European Concert Hall Organisation European Concert Hall Organisation

– Pause ca. 19.45 Uhr – Arvo Pärt (geb. 1935) »Spiegel im Spiegel« (1978) Goldmund Quartett Rolf Martinsson (geb. 1956) Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 – 1847) Suite fantastique op. 90 für Klarinette Streichquartett Nr. 6 f-moll op. 80 (1847) und Klavier (2011) Allegro vivace assai Allegro assai – Ende ca. 21.30 Uhr – Adagio Finale. Allegro molto

6 Programm 8 Im Fluss technische Perfektion mit einem hohen Maß an klanglicher Ausgewogenheit Noa Wildschut und Elisabeth Brauß spielen Werke von Roukens und Prokofiew verband. Dieser fand Gefallen an der Sonate und bat Prokofiew um eine Versi- on für Violine – und fungierte anschließend als Berater für den Komponisten in Prokofiews Violinsonate Nr. 2 D-Dur hat eine ungewöhnliche Entstehungsge- allen geigerischen Fragen. schichte, denn ursprünglich war sie gar nicht für Geige konzipiert, sondern für Flöte. Die Idee zur 1943 fertiggestellten Sonate für Flöte und Klavier D-Dur Wie alle »Rising Stars« spielt auch Noa Wildschut ein eigens für sie komponiertes beschäftigte Prokofiew damals schon eine ganze Weile, nachdem er den fran- Werk. In ihrem Fall stammt das von dem jungen niederländischen Komponisten zösischen Flötisten Barer im Konzert erlebt und dessen Spiel als »himmlischen Joey Roukens. Mit dem Titel »Sarasvati« verweist der sowohl auf einen mysti- Klang« bezeichnet hatte. Die helle Klangfarbe der Flöte entsprach dann auch schen Fluss im antiken Indien als auch auf die gleichnamige Hindu-Gottheit hervorragend dem Charakter der grundlegenden Themen der Komposition: der Weisheit, Gelehrsamkeit und Musik. »Während ich an dem Stück gearbei- dem stillen und sanften Lyrismus des ersten und dritten Satzes, der verspielten tet habe, hatte ich das Bild eines Flusses in meiner Vorstellung«, erinnert Joey aber lichten Heiterkeit des zweiten Satzes und dem tänzerischen Charakter des Roukens sich an die Entstehung von »Sarasvati«. »Am Anfang floss dieser noch Finales. Die Umarbeitung zur Violinsonate verdankt das Werk dann niemand ruhig und friedvoll, dann aber wurde er immer wilder und rauer, bis er schließ- Geringerem als David Oistrach, dem »König der Geige«, in dessen Spiel sich lich mit Getöse ins Meer mündet.« Weil er in dem Werk Einflüsse östlicher Mu- siktraditionen aus Indien und Indonesien aufnahm, gab er ihm schließlich den Titel »Sarasvati«.

Überirdische Musik Simon Höfele und Kärt Ruubel spielen Werke von Srnka, Schnyder und Ligeti

»Ich finde es wunderbar!«, sagt Simon Höfele über »Milky Way«, das Miroslav Srnka für den Trompeter geschrieben hat. »Es ist ein Mix aus ›Interstellar‹, ›Star Wars‹ und Co. Also eigentlich alles, was man sich vorstellen kann, was nicht auf der Erde ist. Das ist eine im wahrsten Sinne des Wortes ›überirdische‹ Mu- sik, man hört Kratzen, Piepsen, repetitive Klänge: Man kommt sich vor, wie bei einem Spaziergang auf der ISS. Für den Zuhörer ist das eine besondere Erfah- rung, dieses völlig freie, im All schwebende Staunen für ein paar Minuten – und dann ist es wieder vorbei. Das ist für mich das Schöne daran: Wenn ich das Stück spiele, wird man für einen kurzen Moment ins All entführt – und danach fühlt man sich, als hätte jemand den Reset-Knopf gedrückt.«

Dem Ausflug in intergalaktische Sphärenklänge folgt die Sonate für Trompete und Klavier von Daniel Schnyder. Der Werkkanon des 1961 in Zürich gebore- nen Komponisten ist umfassend und enthält Werke für kleinere Besetzungen und Kammermusik ebenso wie Sinfonien, Opern und Oratorien. Nach seinem Konzert für Trompete und Orchester aus dem Jahr 1999 entstand auch diese Sonate. Das knapp achtminütige Stück zeigt die kantable Seite der Trompete

10 Werke ebenso wie irrwitzige Virtuosität, gewürzt mit allerhand Klangeffekten mit dem Dämpfer.

Mit seiner Oper »Le Grand Macabre« gelang dem Komponisten Györgi Ligeti ein bestürzend groteskes Stück, das die unheimliche Atmosphäre der Bilder von Hieronymus Bosch heraufbeschwört. Der Dirigent der Uraufführung, Elgar Howarth, arrangierte drei Koloraturarien aus der Oper unter dem Titel »Mys- teries of the Macabre«, deren Solopart entweder von einem Sopran oder einer Trompete übernommen werden kann. Dem Halb-Nonsens-Text der Vorlage ent- sprechend, komponierte Ligeti eine skurrile, rhythmisch trickreiche Musik in schrägen Harmonien und mit allerhand geräuschhaften Effekten und vokalen Einwürfen.

Eigene Klangfarben João Barradas spielt Werke von Robin und Bach

Die Auftragskomposition für den Akkordeonisten João Barradas stammt von dem französischen Tonschöpfer Yann Robin, der mit »E[n]igma« eine Art unbe- antworteter Frage an den Hörer stellen möchte. Dabei geht es ihm auch um ein Spiel mit unserer Wahrnehmung des Titels von »E[n]igma«: »Jeder Werktitel schafft Assoziationen, gibt Orientierung beim Hören«, so der Komponist. »Je- des Wort hat eine Bedeutung, eine Konnotation in dem Kontext, in dem es be- nutzt wird. Doch was passiert, wenn wir dem Wort ein ›fremdes‹ Zeichen hinzu- fügen? Ändern wir damit seine innere Bedeutung? Enthält der Titel ›E[n]igma‹ ein verstecktes Geheimnis, nur weil der zweite Buchstabe zwischen zwei Klammern gefangen ist? Warum wurden diese Klammern hinzugefügt? Was ist ihre Be- deutung?« Das sind Fragen, auf die jeder Hörer seine eigenen Antworten finden muss.

Keine Originalkomposition, sondern ursprünglich für Cembalo entstanden ist Bachs Englische Suite Nr. 3 g-moll. Wie in den Schwesterwerken folgt auf ein gewichtiges Prélude eine Folge von Tanzsätzen, im Fall der g-moll-Suite sind es Allemande, Courante, Sarabande, Gavotte und eine Gigue als Schlusssatz, in dem Bach zu einer raffinierten dreistimmig fugierten Satzlösung findet. »Ich spiele die originalen Partituren«, verrät João Barradas, »das klangliche Er- gebnis ist aber natürlich ein anderes. Deshalb würde ich niemals sagen, dass ich die Originale spiele, denn die wurden für ein ganz anderes Instrument ge-

Werke schrieben. Das Akkordeon macht etwas anderes aus diesen Stücken, weil es mit Bewegung, Klang und Stille seiner eigenen Technik und seinem eigenen Klang den Werken seinen Stempel Magnus Holmander und David Huang spielen Werke von Kien, Pärt und Mar- aufdrückt.« tinsson

»Die Klarinette ist ein extrem vielseitiges Instrument«, sagt die amerikanische Reaktionen Komponistin Molly Kien, die mittlerweile in Stockholm lebt. »Durch den Einsatz Das Goldmund Quartett spielt Werke von Tabakova und Mendelssohn zum Beispiel der Zirkular-Atmung ist der Klarinettist in der Lage, gleichzeitig verschiedene Töne zu spielen, also eine Art Mehrstimmigkeit zu erzeugen. Außer- Kompositionen inspiriert durch Gemälde, das gab es in der Musikgeschichte dem hat das Instrument einen enormen dynamischen und tonalen Umfang und immer wieder. Mussorgskys »Bilder einer Ausstellung« sind hierfür das vermut- erlaubt zudem eine ganze Reihe besonderer Spieltechniken, von denen einige lich berühmteste Beispiel. In dieser Tradition steht auch »The smile of the flam- im Stück erkundet werden.« Und es gibt noch eine weitere, ganz spezielle Be- boyant wings« von Dobrinka Tabakova, das auf das gleichnamige Gemälde sonderheit in »Hydrozoa« für Klarinette und Live-Elektronik, erklärt die Kompo- (»Le sourire des ailes flamboyantes«) von Joan Miró verweist. nistin: »Magnus spielt eine mit einem Sensor erweiterte Klarinette. Dieser Sen- sor erkennt Bewegung und erzeugt elektronische Klänge auf Basis der Position Obwohl das Werk »nicht als ein rein musikalisches Abbild des Bildes gedacht des Instruments im Raum. Das erlaubt ganz unterschiedliche Effekte wie Loops ist«, wie die Komponistin präzisiert. »Die Musik selbst möchte hier mit ihren oder Schichtungen, abhängig davon, wie der Spieler sich entscheidet, sich zu eigenen Mitteln eine Geschichte erzählen. Vertrackte Rhythmen eröffnen das bewegen.« Der Titel »Hydrozoa« rekurriert dabei auf eine Klasse von Nessel- Werk, eine unvorhersehbare Melodie betritt die Szene, nach einem choralarti- tieren, deren verästelte Strukturen auf den polyfonen Charakter des Stücks gen Mittelteil steht eine transformierte Melodie am Ende.« verweisen.

Bis zur Komposition seines ersten vollgültigen Streichquartetts brauchte Men- In gänzlich andere Klangwelten entführt uns Arvo Pärt, der zu den meistge- delssohn einige Anläufe: Er hatte bereits die Mehrzahl seiner zwölf Streicher- spielten zeitgenössischen Komponisten gehört. Seine Musik entwickelt sich oft sinfonien komponiert, als er mit gerade einmal 13 Jahren an einem Streichquar- aus der Stille, ist kontemplativ und höchst sensitiv. Das gilt geradezu exem- tett in Es-Dur arbeitete. Allerdings fand das frühe Werk keine große Beachtung, plarisch für das traumversunkene »Spiegel im Spiegel«, dessen zart-perlende ebenso wie die vier aus verschiedenen Schaffensperioden stammenden Streich- Akkordbrechungen und elegische Melodie einen zart-fragilen Charakter tragen. quartettsätze, die erst nach Mendelssohns Tod veröffentlicht wurden. In der Re- Stilistisch gesehen gehört es zu dem von Pärt erfundenen Tintinnabuli-Stil (von zeptionsgeschichte zählen daher allein die sechs Quartette, die Mendelssohn lat. tintinnabulum für Glocke), der aus zwei Elementen besteht: Tonleiterbe- zwischen 1827 und 1847 komponierte. wegungen im Melodieinstrument und Dreiklangsstrukturen im Klavier. Ein wun- derbar einfaches, zutiefst anrührendes Stück Musik ist so entstanden, das zum Den Abschluss dieser Meisterwerke bildet das Streichquartett Nr. 6 f-moll, das Träumen verleitet. Ganz typisch für Arvo Pärt, den Meister der Stille. eng mit einem einschneidenden persönlichen Erlebnis Mendelssohns verbun- den ist. Als der 1847 von einer Englandreise zurückkehrte, erhielt er die Nach- Die Zielgerade des »Rising Stars«-Sternstundenmarathons erreichen wir mit richt vom plötzlichen Tod seiner Schwester Fanny: ein Schlag, von dem er sich der Suite fantastique des schwedischen Komponisten Rolf Martinsson. Das nicht mehr erholen sollte. Wenige Monate später starb er selbst. Dazwischen knappe, nur wenige Minuten dauernde Stück beginnt mit einer Einleitung, die raffte er sich noch einmal auf und komponierte sein f-moll-Quartett als eine Art uns an die schillernd-oszillierende Klangwelt der französischen Impressionis- instrumentales Requiem für seine Schwester. Hoffnungslosigkeit, ja trostloser ten denken lässt, bevor ein virtuoser Abschnitt höchste Fingerfertigkeiten von Fatalismus, beißender Schmerz und klagende Stille beherrschen die vier Sätze seinem Interpreten verlangt: rasende Läufe über den kompletten Tonumfang, des Werkes. Triller und Glissandi bis in die höchste Lage der Klarinette.

14 Werke 16 Noa Wildschut Kaiserslautern sowie eine Wiedereinladung des Gürzenich-Orchesters Köln und nominiert vom Concertgebouw Amsterdam und Bozar Brussels eine Tournee mit dem Konzerthausorchester Berlin. Als passionierte Kammer- musikerin tritt Noa Wildschut regelmäßig bei bedeutenden Festivals wie den Im Alter von sieben Jahren gab Noa Wildschut ihr Debüt im Concertgebouw »Festspielen Mecklenburg-Vorpommern« auf, wo sie 2018 mit dem »Solisten- Amsterdam bei der »Night of the Promising«, heute hat die junge niederlän- preis« ausgezeichnet wurde, sowie beim »Rheingau Musik Festival« oder dem dische Geigerin bereits ihren Platz auf den internationalen Bühnen erobert. Von »Heidelberger Frühling«. Anne-Sophie Mutter als »eine der musikalischen Hoffnungen ihrer Generation« bezeichnet, arbeitet sie mit Orchestern wie dem Pittsburgh Symphony Orches- Seit 2016 ist Noa Wildschut Exklusivkünstlerin bei Warner Classics. Ihre erste tra, Radio Filharmonisch Orkest, Netherlands Philharmonic Orchestra, Concert- CD, ein reines Mozart-Album, wurde im September 2017 veröffentlicht. gebouw Chamber Orchestra, Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, der Ca- merata Salzburg und der Dresdner Philharmonie. Noa Wildschut spielt eine Geige von Giovanni Grancino aus dem Jahr 1714, die ihr von der Niederländischen Stiftung für Musikinstrumente zur Verfügung Zu den Höhepunkten dieser Saison zählen unter anderem Debüts mit dem Royal gestellt wurde. Ihr Bogen stammt von Benoît Rolland und wurde von der Anne- Scottish National Orchestra, der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Sophie Mutter Stiftung für sie erworben.

Bereits in jungen Jahren wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, da- runter der Erste Preis beim »Internationalen Violinwettbewerb Louis Spohr« in Weimar, der Erste Preis beim »Iordens Violinwettbewerb« in Den Haag und der »Concertgebouw Young Talent Award« 2013. Sie besuchte Meisterkurse bei , Menahem Pressler, , Anner Bijlsma und Liviu Prunaru. Im Jahr 2018 war Noa Wildschut für die Carte- Blanche-Reihe mit dem Titel »Noa’s Choice« beim »Oranjewood Festival« verantwortlich, das für innovative Programmkonzeption ausgezeichnet wur- de. Noa Wildschut studiert bei Antje Weithaas an der Hochschule für Musik »Hanns Eisler« Berlin.

Elisabeth Brauß

Elisabeth Brauß, 1995 geboren, gilt als eine der herausragenden Musikerinnen ihrer Generation. Sie gastiert international regelmäßig u. a. in der Elbphilhar- monie Hamburg, am Mariinsky-Theater in St. Petersburg, in der Tonhalle Zü- rich, im Barbican Centre in London, am Konzerthaus Berlin, beim »Heidelberger Frühling« sowie beim »Schleswig-Holstein Musik Festival« und den »Festspielen Mecklenburg-Vorpommern«. Als Solistin konzertiert sie mit Orchestern wie dem hr-Sinfonieorchester, dem BBC Scottish Symphony Orchestra, der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen, der NDR Radiophilharmonie und den Bochumer Symphonikern.

18 Biografien densten Besetzungen. Zu seinen Partnern zählen unter anderem die Pianisten Neben Ersten Preisen beim »Internationalen Steinway-Wettbewerb« in Ham- Frank Dupree, Kärt Ruubel, Magdalena Müllerperth und Eriko Takezawa sowie burg und beim »Internationalen Grotrian-Steinweg-Klavierwettbewerb« in der Perkussionist Simone Rubino. Simon Höfele erhielt mit sieben Jahren den Braunschweig wurde ihr 2012 der Förderpreis des »Prätorius Musikpreises ersten Trompetenunterricht in seiner Heimat Darmstadt, fünf Jahre später Niedersachsen« zugesprochen. Im August 2013 gewann sie beim »Tonali Grand wurde er Jungschüler von Reinhold Friedrich, der ihn als 14-Jährigen in seine Prix« in Hamburg den Haupt- und den Publikumspreis. 2015 gewann sie den Trompetenklasse an der Musikhochschule Karlsruhe aufnahm. Mittlerweile un- Ersten Preis beim Wettbewerb »Ton und Erklärung« in Frankfurt, im Oktober terrichtet er auch selbst, als Visiting Artist des Royal Birmingham Conservatoire 2016 gewann sie den »Kissinger KlavierOlymp«. sowie bei verschiedenen Meisterkursen.

Im Mai 2017 erschien Ihre Debüt-CD mit Werken von Beethoven, Prokofiew, Seine aktuelle Aufnahme »Mysteries« (Genuin) wurde mit dem »Preis der Deut- Chopin und Denhoff bei OehmsClassics, die unter anderem mit einem »Editor’s schen Schallplattenkritik« ausgezeichnet. Simon Höfele ist Exklusivkünstler bei choice« des englischen »Gramophone Magazine« ausgezeichnet wurde. In Berlin Classics; Anfang 2020 erschien sein Debütalbum mit Werken von Haydn, den Saisons 2018/19 und 2019/20 war sie als eine von sechs Musikern »BBC Hummel, Arutjunjan und Copland. New Generation Artist«. In der Saison 2013/14 war sie Stipendiatin der Mozart Gesellschaft Dortmund, 2014 erhielt sie ein Stipendium der Hans und Eugenia Simon Höfele engagiert sich neben seinen musikalischen Projekten auch kul- Jütting-Stiftung und ist seit 2014 außerdem Stipendiatin der Studienstiftung turpolitisch und gründete den Verein Kunstverlust, für den er als Fotograf Men- des Deutschen Volkes. schen porträtiert, die sich aktiv für Kunst und gegen deren Zerstörung einsetzen.

Im Alter von sechs Jahren begann sie Ihre Ausbildung in der Klavierklasse von Dr. Elena Levit, seit 2010 studiert sie an der Hochschule für Musik, Theater und Simon Höfele im KONZERTHAUS DORTMUND Medien Hannover in der Klavierklasse von Bernd Goetzke. Simon Höfele ist einer von acht jungen Musikern der Reihe »Junge Wilde«, die sich drei Spielzeiten lang in Dortmund regelmäßig mit unterschiedlichsten Pro- grammen und musikalischen Partnern präsentieren. Zusammen mit der Pia- Simon Höfele nistin Kärt Ruubel und dem Perkussionisten Simone Rubino war er bereits im nominiert vom Konzerthaus Dortmund, von der Kölner Philharmonie und der Konzerthaus zu hören. Elbphilharmonie Hamburg

Der 25-jährige Simon Höfele ist einer der erfolgreichsten Trompeter der jungen Kärt Ruubel Generation. Als Solist spielte er bereits u. a. mit dem Royal Concertgebouw Orchestra, BBC Philharmonic Orchestra, Shanghai Philharmonic Orchestra, Kärt Ruubel wurde 1988 in Tallinn, Estland, geboren und lebt seit 2008 in Konzerthausorchester Berlin, SWR Symphonieorchester, Mahler Chamber Or- Deutschland. Ihre zahlreichen musikalischen Aktivitäten führten zu Auftritten in chestra und der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Dabei arbeitet er Estland, Deutschland, der Schweiz, Schweden, Finnland, Irland und England. mit Dirigenten wie Semyon Bychkov, Matthias Pintscher, Steven Sloane, Mario Die Klavierabende von Kärt Ruubel zeichnen sich durch großen Abwechslungs- Venzago, Lorenzo Viotti und Kahchun Wong zusammen. reichtum aus, wobei vor allem die Musik von Johann Sebastian Bach und selten erklingende oder unbekannte Werke eine große Rolle spielen. In April 2018 gab Neben dem bekannten Trompetenrepertoire von Telemann bis Zimmermann sie mit ihrer Zwillingsschwester Triin ihr Debüt in der Berliner Philharmonie. In widmet sich Simon Höfele mit großer Begeisterung der zeitgenössischen Musik. diesem Jahr erschien auch ihre erste Solo-CD mit Werken von Händel, Bach, Mit ebenso großer Begeisterung spielt Simon Höfele Kammermusik in verschie- Fux und Froberger bei Genuin Classics.

20 Biografien Als leidenschaftliche Kammermusikerin gastierte sie in verschiedenen Beset- großen Musikern wie Greg Osby, Mark Turner, Aka Moon, Mike Stern, Gil Gold- zungen bei renommierten Festivals wie den »Festspielen Mecklenburg-Vorpom- stein, Fabrizio Cassol, Mark Colenburg, Jacob Sacks, Miles Okasaki, Rufus mern«, dem »Usedomer Musikfestival«, dem »Hohenloher Kultursommer« und Reid und Jerome Jennings gearbeitet. den »Gezeitenkonzerten« in Ostfriesland. Darüber hinaus dokumentieren Rund- funkaufnahmen für BBC 3, den NDR und BR Klassik ihr künstlerisches Schaffen. 2016 hat er sein erstes Album für das New Yorker Label Inner Circle Music auf- Kärt Ruubel ist Gründungsmitglied des Neophon Ensembles, mit dem sie sich genommen. »Directions« wurde von der Kritik weltweit hoch gelobt und vom intensiv und mit großer Hingabe der Musik der Gegenwart sowie der Interpre- Magazin »Downbeat« in die Reihe »Best Albums of the Year« gewählt. João tation akustischer Visionen der aktuellen Komponistengeneration widmet. Da- Barradas gibt Konzerte mit seinem Ensemble bestehend aus dem Saxofonisten bei arbeitete sie mit bedeutenden Komponisten wie Jörg Widmann, Wolfgang Mark Turner, Simon Moullier am Vibrafon, Luca Alemanno am Kontrabass und Rihm, Walter Zimmermann und Peter Ruzicka zusammen. Naíma Acuña am Schlagzeug.

In einer musikalischen Familie aufgewachsen, kam Kärt Ruubel schon früh mit der klassischen Musik in Berührung. Von 2008 bis 2016 studierte sie an der Goldmund Quartett Hochschule für Musik und Theater Rostock in der Klasse von Matthias Kirsch- Florian Schötz Violine, Pinchas Adt Violine, Christoph Vandory Viola, Raphael nereit und Stephan Imorde. Weitere künstlerische Impulse erhielt sie von An- Paratore Violoncello gela Hewitt, Karl-Heinz Kämmerling, Bernd Goetzke, Martin Roscoe, Jacques nominiert von der Cité de la musique – Philharmonie de Paris und vom Fest- Rouvier und Dmitri Alexejew. Während ihrer Studienzeit war sie Stipendiatin spielhaus Baden-Baden der Oscar und Vera Ritter-Stiftung, der Horst Rahe Stiftung und des Concerto- Musikstipendiums der Alfred Toepfer Stiftung. Zudem wurde sie 2010 mit dem Bereits seit zehn Jahren überzeugt das Goldmund Quartett durch sein exquisi- »DAAD-Preis« ausgezeichnet. tes Spiel und seine vielschichtige Homogenität in Interpretationen der großen klassischen und modernen Werke der Quartettliteratur. Seine Innerlichkeit, die unglaublich feine Intonation und die bis ins kleinste Detail erarbeiteten Phrasie- João Barradas rungen begeistern das Publikum weltweit. Die vier Musiker spielen das Paganini- nominiert von Casa da Música Porto, Calouste Gulbenkian Foundation Lisbon Quartett von Antonio Stradivari, zur Verfügung gestellt von der Nippon Music und Philharmonie Luxembourg Foundation. Darüber hinaus wird dem Quartett im März 2020 der Musikpreis der Jürgen Ponto-Stiftung verliehen. 2016 erschien bei Naxos die Debüt-CD João Barradas ist einer der angesehensten europäischen Akkordeonisten, der des Quartetts mit Werken Haydns, 2018 erschien die zweite CD mit Werken von sich gleichermaßen in der klassischen Musik wie im Jazz und der improvisierten Schostakowitsch bei Berlin Classics. Jüngste Auszeichnungen sind der Zweite Musik bewegt. Er hat einige große internationale Wettbewerbe gewonnen, so Preis und Sonderpreis für die beste Interpretation eines Streichquartetts des zweimal die »World Accordion Trophy«, »Coupe Mondiale of Accordion«, den 20. Jahrhunderts bei der »Wigmore Hall International String Quartet Com- »International Castelfidardo Contest« und die »Okud Istra International Com- petition« 2018 sowie ein Erster Preis und Preis für die beste Interpretation des petition«. João Barradas ist sehr aktiv in der klassischen und zeitgenössischen Auftragswerks bei der »Melbourne International Chamber Music Competition« Akkordeon- und Kammermusikszene und arbeitet eng mit Komponisten wie Luis 2018. Des Weiteren ist das Quartett Preisträger des »Bayerischen Kunstförder- Tinoco, Fabrizio Cassol und Dimitiris Andrikopoulos zusammen. preises« und des »Karl-Klinger Preises« des »ARD-Wettbewerbs« 2016.

Barradas hat Dutzende ihm gewidmeter Stücke zur Uraufführung gebracht. Er Neben Studien bei Mitgliedern des Alban Berg Quartetts, unter anderem bei ist auch einer der herausragenden Musiker im Bereich Jazz-Akkordeon. So hat Günter Pichler an der Escuela Superior de Música Reina Sofia, und dem Artemis er für das New Yorker Plattenlabel Inner Circle Music aufgenommen und mit Quartetts in Berlin gaben Meisterkurse und Studien bei Mitgliedern des Hagen,

22 Biografien Borodin, Belcea, Ysaÿe und Cherubini Quartetts, Ferenc Rados, Eberhard Feltz David Huang und Alfred Brendel dem Quartett wichtige musikalische Impulse. 2014 gewann der schwedisch-chinesische Pianist David Huang den renom- Konzerte führten das Quartett in die wichtigsten Konzertsäle und Kammermusik- mierten Solistenpreis und die Residenz als P2 Artist in Residence von Radio Swe- reihen in Dänemark, Frankreich, Norwegen, Spanien, Italien, der Schweiz, Ka- den. Es folgten zahlreiche Aufritte und Aufnahmen, u. a. die hoch gelobte Auf- nada, China, Australien und den USA. Zu seinen Kammermusikpartnern zählen führung von Huang Stenhammars Klavierkonzert Nr. 2 mit dem Swedish Radio Künstler wie Jörg Widmann, Ksenija Sidorova, Pablo Barragan, Alexey Stadler Symphony Orchestra in seinem Konzerthaus Berwaldhallen. David Huang hat und Wies de Boevé. außerdem erfolgreich das Kammermusik-Konzept Första Parkett (Erste Reihe) initiiert, ein Projekt, das Huang mit Freunden und Kollegen umsetzt.

Magnus Holmander David Huang hat beim 70. Geburtstag König Carl XVI. Gustaf von Schweden nominiert vom Konserthuset Stockholm gespielt und ist sowohl als Solist mit Orchester als auch mit Recitals bei Musik- festivals in und außerhalb von Skandinavien zu hören. Er ist Preisträger vieler Magnus Holmanders Leidenschaft für zeitgenössische Musik und seine Neu- internationaler Wettbewerbe, u. a. beim »Steinway Piano Festival« und der »In- gierde als Musiker und Bühnenkünstler führten zur engen Zusammenarbeit mit ternational Piano Competition in memoriam of Vera Lotar-Shevchenko«. David vielen schwedischen Komponisten wie Rolf Martinsson und Anders Hillborg. Ne- Huang hat am Royal College of Music in Stockholm studiert, an der Königlichen ben ihrer Kammermusik hat er beide Klarinettenkonzerte an Konzertorten wie Musikhochschule auf Schloss Edberg bei Mats Widlund sowie am norwegischen der Grieghalle in Bergen, Royal Festival Hall in London, dem Konserthuset Institut Barratt Due bei Jiri Hlinka und Håvard Gimse. Stockholm und Auditorium in Mailand aufgeführt.

Holmander arbeitet auch mit den schwedischen Komponisten der jüngeren Generation zusammen wie Andrea Tarrodi, Jacob Mühlrad, Benjamin Stearn und Klara Stirner. Ylva Fred schrieb ein Werk für Klarinette und Klavier, bei dem Magnus Holmander auch seine Fähigkeiten als Zauberkünstler einbringt, um seine Klarinette schweben zu lassen. Seit Herbst 2013 ist Holmander als Klarinettist, Tänzer und Zauberer Teil von Martin Frösts Produktionen »Doll- house« und »Genesis«, die inzwischen mehrfach in den europäischen Kon- zerthäusern aufgeführt wurden. Im Mai 2017 hat Magnus Holmander mit der Akkordeonistin Irina Seroytuk beim größten schwedischen Kammermusik- wettbewerb »Ung & Lovande« (»Jung & vielversprechend«) teilgenommen. Mit eigenen Arrangements haben sie den Wettbewerb gewonnen und die Jury erklärte: »Mit dynamischer Kunstfertigkeit und natürlicher Bühnenpräsenz, hervorragendem Zusammenspiel und technischer Brillanz laden die Musiker den Zuhörer in einzigartige Klanglandschaften ein.« Es folgten Konzertauf- tritte in ganz Schweden.

Magnus Holmander hat am Royal Collage of Music in Stockholm bei Hermann Stefánsson und Emil Jonason studiert.

24 Biografien 26 Weiterhören Unsere Tipps für Ihren nächsten Konzertbesuch

Eine Seele in Tönen Mit Tschaikowskys letzter Sinfonie »Pathétique« steht beim WDR Sinfonieorches- ter und Manfred Honeck meisterhafte Ausdrucksmusik auf dem Programm. Diesem kompositorischen Schlusswort steht Beethovens einziges Violinkonzert gegenüber: ein geheimnisumwobener Klassiker, gespielt von Frank Peter Zim- mermann.

Do 02.04.2020 20.00 Uhr

Auf ins 20. Jahrhundert Mit dem Adagio aus Mahlers unvollendeter Sinfonie Nr. 10 und dem »Lied von der Erde« zeigt das Budapest Festival Orchestra unter Iván Fischer die ganze kontrastreiche Mahler-Welt: Naturlaute, Lyrisches, Volksmusik, feierliche Cho- räle, unbändiges Getöse – alles wie im richtigen Leben.

Sa 16.05.2020 20.00 Uhr

Schlüsselwerke der kleinen Form Das Chamber Orchestra of Europe pflegt eine kammermusikalische Spielkultur. Was läge da näher, als sich Kammermusikwerken von Beethoven und Schubert mit dem Geiger Renaud Capuçon einmal im Ensemble zu widmen? Die Leitung übernimmt Capuçon vom Solistenpult.

Do 28.05.2020 20.00 Uhr

Termine Texte Bjørn Woll

Fotonachweise S. 08 © Alfonso Salgueiro Lora S. 16 © Alfonso Salgueiro Lora S. 26 © Sonja Werner, Konzerthaus Dortmund

Herausgeber KONZERTHAUS DORTMUND Brückstraße 21, 44135 Dortmund T 0231 – 22 696 200, www.konzerthaus-dortmund.de

Geschäftsführer und Intendant Dr. Raphael von Hoensbroech

Redaktion Dr. Jan Boecker, Marion Daldrup

Konzeption Kristina Erdmann

Anzeigen Marion Daldrup, T 0231 – 22 696 213

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