05MIt:TITEL mittelstands 2017 DAS MAGAZIN DER OKTOBER 2017 FÜR ENTSCHEIDER IN WWW.MIT-BUND.DE magazin WIRTSCHAFT UND POLITIK ISSN 1865-8873

INTERVIEW MIT VALERIE HOLSBOER „erst die Sprache, dann die einreise“

STAATSWIRTSCHAFT kommunalbetriebe verdrängen Private

FACHKRÄFTEMANGEL Ruf nach einem Zuwanderungsgesetz MIt:TITEL MIt:TITEL MIt:EDITORIAL

es geht nicht um „rechts“ , sondern um Recht

die Bundestagswahl kam einem Donnerschlag gleich. Die Volksparteien haben massiv an Wählerstimmen verloren. Die Union hat ihr schlechtestes Wahlergeb- nis seit 1949 eingefahren. Was wir jetzt brauchen, ist eine ehrliche und rasche Analyse. Natürlich gilt Gründlichkeit vor Schnelligkeit. Aber es darf uns nicht wie nach der Bundestagswahl 2005 passieren, Erstens: Der Industriestandort Deutschland darf dass wir die Analyse so weit hinausschieben, dass sie nicht geschwächt werden. So halten wir beispielsweise im Tagesgeschäft untergeht. an den Klimaschutzzielen fest, wollen diese aber mit Wir müssen ehrlich sein: Es ist uns nicht gelun- marktwirtschaftlichen Instrumenten erreichen. gen, uns der großen Mehrheit der Wähler als die Zweitens: In Zeiten von niedrigen Zinsen, wach- Partei zu präsentieren, die für Recht und Sicherheit sender Wirtschaft und Reallohnsteigerungen erhö- steht – innere wie soziale Sicherheit. Immer mehr hen sich die Staatseinnahmen automatisch. Deshalb Bürger machen sich große Sorgen um den Erhalt der brauchen wir keine Steuererhöhungen. Im Gegenteil: öffentlichen Ordnung und der sozialen Systeme. Viel Wir plädieren dafür, dass ein nennenswerter Teil der zu häufi g wurden in den vergangenen Jahren Regeln Mehreinnahmen an diejenigen zurückfl ießt, die diese gedehnt und gebrochen: ob für einen stabilen Euro erwirtschaftet haben – also vor allem Normalver- (Maastrichter Vertrag) oder für den Schengen-Raum diener, Mittelständler und Familien. (Sicherung der Außengrenzen). Die Menschen haben Drittens: Wir müssen bei den Investitionen einen zuweilen das Gefühl, dass jedes Parkvergehen kon- Schwerpunkt auf das Thema Breitbandausbau legen. sequenter verfolgt wird als die Verletzung der EU- Konkret heißt das: Vorfahrt für Glasfaser und zwar Regeln. fl ächendeckend. Dafür brauchen wir mehr Mittel, Es geht daher auch nicht um einen „Rechtsruck“, aber auch langfristige konkrete Planungen und be- sondern schlicht um die Forderung, dass Regeln ein- schleunigte Verfahren. gehalten werden. Dafür muss die Union stehen. Ein Wenn wir das berücksichtigen, kann von der Ja- guter Anfang wäre bereits gemacht, wenn wir, CDU maika-Koalition ein Aufbruchsignal ausgehen, und und CSU, uns jetzt für die anstehenden Koalitions- die Union kann viele der verlorenen Wähler zurück- verhandlungen auf eine gemeinsame inhaltliche Ver- gewinnen. handlungsposition verständigen, die unter anderem genau diese Rechtsstaatlichkeit abbildet. Die Union darf nicht nur als die moderierende Partei wahrge- Herzliche Grüße nommen werden. Sie hat einen klaren Regierungsauf- trag und muss diesen selbstbewusst herausstellen. Auch müssen wir klare Punkte, die wir im Koalitions- vertrag verankert sehen wollen, formulieren. Nur drei Beispiele: MIT-Bundesvorsitzender

mittelstandsmagazin 05|17 3 MIt:INHALT

Impressum 10

Herausgeber: Mittelstands- und Wirtschaftsverei- nigung der CDU/CSU (MIT), vertreten durch den Bundesvorsitzenden Dr. Carsten Linnemann MdB und den Haupt- geschäftsführer Thorsten Alsleben

Schadowstraße 3, 10117 Berlin E-Mail: [email protected] www.mit-bund.de

Chefredaktion: Thorsten Alsleben (v.i.S.d.P.)

Chef vom Dienst: Hubertus Struck

Redaktion: Katharina-Luise Kittler Richard Praetorius

Verlag, Anzeigenleitung und Druck: Union Betriebs-GmbH (UBG) Egermannstraße 2, 53359 Rheinbach MIT:eDIToRIAL Interview mit Valerie Holsboer Telefon: 02226 802-213 Es geht nicht um „rechts“, „Erst die Sprache, dann Telefax: 02226 802-222 E-Mail: [email protected] sondern um Recht 3 die Einreise“ 14 www.ubgnet.de von Carsten Linnemann Das Vorstandsmitglied der Bundes- Geschäftsführer: Rudolf Ley Projektleitung: Andreas Oberholz agentur für Arbeit über Vollbeschäf- Von einer möglichen Jamaika-Koalition tigung, Hartz-IV-Sanktionen und die Art-Direktion: kann ein Aufbruchsignal ausgehen Flüchtlingsintegration. UBG Büro Berlin titelbild: Kommunalunternehmen gilaxia/iStockphoto MIT:koLUMne Staat verdrängt Mittelständler 18 Druckaufl age: Welche Köpfe Kommunale Betriebe graben der priva- 36.000 Exemplare kommen auf uns zu? 8 ten Konkurrenz immer mehr das Wasser Die Mitgliedschaft in der lVW und die daraus resultierende Aufl agenkon- von Robin Alexander ab – und der Bürger zahlt oft drauf. trolle wird seit dem 1. Quartal 2017 Dagegen macht jetzt der Mittelstand nahtlos fortgeführt. Die neuen Spitzenleute der Bundesre- mobil. Anzeigenverkauf: gierung können die Widersprüche von Nielsen I, II, V, VI Jamaika für neue, innovative Lösungen Verlagsvertretung Getz Telefon: 02205 86179 produktiv machen – oder sich blockieren. MIT:THeMA E-Mail: [email protected] Fragen an War Martin Luther ein Nielsen IIIa, IIIb, IV, VII Braun Medien GmbH MIT:TITeL Marktwirtschaftler? 22 Telefon: 0202 3178693 Fachkräftemangel in Deutschland Der Bildungs-Staatssekretär spricht E-Mail: [email protected] 10 Viel Arbeit, wenig Personal im Interview über das wirtschaftliche Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck Mit dem Aufschwung kommt die Suche Weltbild des Reformators Luther. und Verwendung nur mit Genehmigung. nach dem richtigen Personal. Viele © Mittelstands- und Wirtschaftsverei- nigung der CDU/CSU (MIT). Das Mit- Unternehmen können ihre Stellen telstandsmagazin erscheint sechsmal nicht besetzen und setzen nun auf MIT:eRkLÄRT jährlich. Für Mitglieder der MIT ist der Kräfte aus dem Ausland. Bezug des Mittelstandsmagazins im Koalitionsverhandlungen Mitgliedsbeitrag enthalten. Wie entsteht eine Regierung? 24 Das Mittelstandsmagazin erklärt, wie Dieser Ausgabe sind Werbebeilagen der Walbusch Walter Busch GmbH die Gespräche zur Koalitionsbildung & Co. KG, der Firma OUTFITTERY ablaufen. GmbH sowie der FORD-Werke GmbH beigefügt. Wir bitten unsere Leser um freundliche Beachtung.

4 mittelstandsmagazin 03|17 MIt:INHALT

MIT:FAkTen 6, 9 Rente ersetzt Vermögen, die Steuerbelas- tung steigt und der quillt über.

MIT:DeBATTe Pro & Contra Soll Steuergeldverschwendung der Steuerhinterziehung gleichgestellt werden? 28 Thomas Schmatz und diskutieren

MIT:SeRVICe Autotests Mercedes Benz Vito tourer 116 CDI 26

Alfa Romeo Giulia Veloce 2.2 210PS At 27

Kolumne Mehr Netto vom Brutto 30

MIT:InSIDe Neumitglieder 31

Bundesmittelstandstag 2017 32

EU-Check 36

32 Fotos: yoh4nn/iStockphoto, MIT

4 mittelstandsmagazin 03|17 Rente ersetzt Vermögen

Von Zeit zu Zeit ertönt in verteilt. Doch die Daten zur So sei allein der Bestand an Deutschland der Ruf zur Ein- Vermögensverteilung „liefern Versicherungen (etwa private führung einer Vermögensteuer, ein verzerrtes Bild“, sagen Wis- Renten- und Lebensversiche- schließlich seien hierzulande senschaftler des Instituts der rungen) deutlich höher als er die Vermögen äußerst ungleich deutschen Wirtschaft Köln (IW). von den Befragten angegeben

So viel Prozente des ... besaß das jeweilige Zehntel im Jahr 2012 58,2 Zehntel mit dem höchsten Vermögen … Nettogesamtvermögens 37,4 Zehntel mit dem … Nettogesamtvermögens inklusive geringsten Vermögen 19,4 kapitalisierter Rentenanwartschaften 17,4 11,9 12,8 9,3 6,5 7,0 4,4 2,6 3,3 3,1 3,3 1,3 3,4 0,0 0,0 0,4 -1,6 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9.

Negativer Wert: Überschuldung; kapitalisierte Rentenanwartschaften: derzeitiger Barwert der zukünftigen Rentenbezüge, wenn sie als Einmalzahlung statt als monatliche Rente gezahlt werden würden; Vermögenszehntel: nach der Höhe individueller Nettovermögen der Personen ab 17 Jahren ohne Rentenanwartschaften

Ursprungsdaten: Bönke et al. (2016) © 2017 IW Medien / iwd

Steigende Steuerbelastung

Eine neue Studie des Essener RWI-Instituts nicht weiter an. Nach Angaben des RWI sind für Wirtschaftsforschung zeigt deutlich: Die dafür Steuererhöhungen, eingeschränkte Ver- Belastung mit Steuern und Abgaben hat seit günstigungen, neue Steuern (zum Beispiel 2010 deutlich zugenommen. Bereits Arbeit- im Energiebereich) und die kalte Progression nehmerhaushalte mit einem Bruttoeinkom- verantwortlich. Zum Vergleich: Gemessen am men zwischen 40.000 und 50.000 Euro müss- Bruttoinlandsprodukt (BIP) lag im Jahr 2010 ten jährlich rund 48 Prozent ihres Einkommens die Gesamtbelastung durch Steuer- und So- an den Staat abgeben. Bei höheren Einkom- zialabgaben bei 37,9 Prozent – 2016 waren es men, so das RWI, steige die Belastungsquote bereits 40 Prozent des BIP.

6 mittelstandsmagazin 05|17 MIt:FAKTEN

Leserbriefe

wird. Auch seien in den Vermö- Leserbriefe geben nur die Meinung des Einsenders und nicht die der Redaktion wieder. Wir behal- gensbefragungen die Renten- ten uns vor, Zuschriften zu kürzen. ansprüche der Arbeitnehmer nicht enthalten. Hierzu hat das Zum Artikel „Krieg der Pfandfl aschen“ in Mit der Mehrwegfl asche allein überlebt heute kein iwd eine interessante Rech- Ausgabe 04/2017 mittelständischer Getränkehersteller mehr. Als nung aufgemacht: Bezieht ein Die Präsenz eines Artikels, in dem Plastikfl aschen Lohnabfüller weiß ich, wovon ich spreche: Viele Ab- Arbeitnehmer später zum Bei- hochgejubelt und Mehrwegfl aschen verteufelt wer- füllkunden können sich die Glasfl asche und deren spiel eine monatliche Rente von den, verstehe ich in einem Mittelstandsmagazin Rückgabesystem anfangs nicht leisten. Das Einweg- 1.000 Euro über einen Zeitraum nicht. Die Mehrweg- oder Pfandfl asche ist ein es- gebinde bietet ihnen eine kostengünstige Alternative, von 20 Jahren, entspräche dies sentieller Überlebensbestandteil der meisten mit- die ihre Produkte obendrein perfekt vor Licht und einem Kapitalwert der Rente telständischen und kleinen Getränkeproduzenten Sauerstoff schützt. Im Idealfall erschließt die Ge- von etwa 180.000 Euro – bei in Bayern. Würde das Pfandsystem in Deutschland tränkedose Märkte in anderen Bundesländern oder einem unterstellten Zinssatz wegfallen, würden auch viele (oder die meisten) im nahen Ausland. Denn anders als die Mehrwegfl a- von drei Prozent. In den Ver- mittelständischen Brauereien aufhören. Die lokalen sche muss sie nicht zum Abfüller zurück, um wieder- mögensstatistiken taucht die- Brauereien sind regional tätig und liefern meist aus- verwertet zu werden. Regional tätige Brauereien sind se Vermögensposition jedoch schließlich im regionalen Umkreis. Lange Transport- also längst nicht mehr auf den regionalen Vertrieb nicht auf. wege deshalb als ein „Verhageln der Ökobilanz“ zu mit der Mehrwegfl asche angewiesen. Mit der Dose Vor diesem Hintergrund si- bezeichnen, ist schlichtweg falsch. Es mag sein, dass kommt die Flexibilität – und die ist im heutigen mulierten Wissenschaftler auf Einweg ein wichtiges wirtschaftliches Standbein für Markt überlebenswichtig. Einweg ergänzt Mehrweg. Basis der Vermögensdaten des deutsche Unternehmen ist, gleichwohl Mehrweg Daran gibt es nichts zu rütteln. „Sozio-oekonomischen Panels“ aber auch! Frank Dieck, 2012 den Einfl uss auf die Vermö- Carolin Münch, Bräu im Moos, Tüssing Dieck & Co. Erfrischungsgetränke oHG, Hückelhoven gensverteilung (siehe Grafi k): Bisher kommt die vermögens- ärmere Hälfte der Bundesbür- ger auf knapp 0,2 Prozent des euphorische Stimmung gesamten Nettovermögens. Eine „euphorische Stimmung“ im industriellen Mittelstand verzeichnen der Bundesverband der Mit den Rentenanwartschaften Deutschen Industrie (BDI) und die internationale Unternehmensberatung A.T. Kearney in ihrem würde sich ihr Anteil auf 16,6 aktuellen Mittelstandspanel 2017. Danach stufen fast 60 Prozent der 400 befragten Unternehmen Prozent erhöhen. Die Folgen: ihre Wirtschaftslage als sehr gut oder gut ein. Das ist der höchste Prozentsatz seit der ersten Er- Das durchschnittliche Netto- hebung des Mittelstandspanels im Jahr 2005. Treiber der positiven Geschäftsentwicklung sei die vermögen stiege von 85.000 Binnenkonjunktur: 44 Prozent der Mittelständler sehen die Inlandsumsätze steigen, 27 Prozent Euro auf 180.000 Euro. Und der erwarten dies im Auslandsgeschäft. Aber: Während sich der Mittelstand für die Digitalisierung im Anteil der oberen zehn Prozent Hinblick auf die eigene Unternehmenskultur und -struktur gut aufgestellt sieht, herrscht auf der am gesamten Nettovermögen technologischen Seite Aufholbedarf. Dies gilt besonders für kleinere Unternehmen. Besorgniserre- würde sich von rund 58 auf gut gend sei, so der BDI, dass gerade einmal 35 Prozent der befragten Unternehmen die Digitalisierung 37 Prozent reduzieren. als Chance sähen. Dagegen begriffen 42 Prozent die Digitalisierung als Herausforderung.

„Angezählt“ Jedes fünfte Unternehmen in Deutschland nutzt inzwischen die kostenpfl ichtigen IT-Dienste aus der virtuellen Wolke („Cloud“). Bei einer Cloud werden IT-Ressourcen (z. B. Speicherplatz, Software, Rechenleistung) nicht lokal, sondern über ein Netzwerk bereitgestellt – die Daten werden sozusagen gemietet. Damit hat sich der Anteil der Unternehmen hierzulande in den vergangenen zwei Jahren gut verdoppelt, wie ein Vergleich mit Daten von Eurostat zeigt. Im euro- päischen Vergleich liegen die Unternehmen in Deutschland jedoch nur im unteren Mittelfeld. Sehr viel Cloud-affi ner sind beispielsweise Unternehmen in Dänemark oder Irland (jeweils rund 40 Prozent). Cloud-Angebote werden in der Chemie-, Pharma- und Elektroindus- trie am häufi gsten genutzt werden (knapp 27 Prozent), deutlich Fotos: stock.adobe.com 20 % seltener im Maschinen- und Fahrzeugbau (13 Prozent).

6 mittelstandsmagazin 05|17 mittelstandsmagazin 05|17 7 MIt:KOLUMNE Welche köpfe kommen auf uns zu?

Von Robin Alexander

ie Regierungsbildung hat werden, wenn es nach maßgeblichen noch nicht begonnen, aber Strategen im Regierungsviertel geht. Ddie Weichen sind eindeutig Weidmann kann gut mit Merkel, in Richtung Jamaika gestellt: das erste die er einst in Wirtschaftsfragen be- Bündnis von vier Parteien. Bürgerlich riet, spricht aber als Kritiker der Geld- in einem sehr weiten Sinne sind CDU, schwemme von Mario Draghi auch li- CSU, FDP und Grüne alle. Aber der beral-konservative Bürger an, die der Graben zwischen den Unionsparteien Euro-Rettung skeptisch gegenüber ist nach der Flüchtlingskrise und der stehen. Solche Bürger müssen Union Quittung dafür an der Wahlurne grö- und FDP binden – sonst gehen sie zur ßer denn je. Und Liberale und Ökos Robin Alexander (42) ist Chefre- neuen Konkurrenz, der AfD. Wenn porter der Welt-Gruppe und berichtet haben einander im Wahlkampf wie schwerpunktmäßig über das Bundes- Hoyer es nicht wird, könnte Ex-Bun- ideologische Todfeinde behandelt. kanzleramt und die Unionsparteien. Im desbank-Chef Carl-Ludwig Thiele Fi- Umso wichtiger wird das Personal März erschien sein Bestseller „Die Ge- nanzminister werden, hört man. triebenen“ über die Grenzöffnung für der neuen Bundesregierung. Auf die Flüchtlinge im Herbst 2015. Alexander Da die FDP das Finanzressort an- Frauen und Männer im Kabinett wird ist verheiratet und hat drei Kinder. strebt, wird für die Koalitionspartner es ankommen – viel mehr als in der das traditionell nicht in der gleichen abgewählten Großen Koalition. Die Farbe besetzte Wirtschaftsministe- Spitzenleute können die Widersprü- Das Finanzministerium dürfte an rium frei. Die Grünen dürften sich che von Jamaika für neue, innovative die FDP gehen. Deren Vorsitzender dafür kaum interessieren und auch Lösungen produktiv machen. Oder Christian Lindner hatte es schon in Seehofers CSU hat andere Prioritäten. sich blockieren. der Endphase des Wahlkampfs kaum Deshalb könnte zum ersten Mal seit Klar ist bisher nur eine Personalie: verhohlen beansprucht – und Wolf- Ludwig Erhard und Kurt Schmücker Kanzlerin wird wieder Angela Mer- gang Schäuble hat das Feld geräumt. vor über 50 Jahren ein Christdemokrat kel. Doch schon im Kanzleramt bleibt Lindner selbst dürfte kaum nach dem Wirtschaftsminister werden. nicht alles beim Alten. Denn Merkels Ministeramt und der damit verbunde- Damit verbände sich die große wichtigster Berater verlässt sie: Chris- nen Vizekanzlerschaft greifen. Er hat Chance, das ordnungspolitische Pro- toph Heusgen, der die Abteilung 2, aus der Nähe miterlebt, wie es Guido fi l nicht nur der CDU, sondern beider zuständig für Außen- und Sicherheits- Westerwelle und Philipp Rösler an Unionsparteien zu schärfen. Dass politik, leitet, geht als Botschafter zu Merkels Seite erging. Lindner wird als Entscheidungen für den Markt – die den Vereinten Nationen nach New Fraktionsvorsitzender auf Distanz zur oft Entscheidungen gegen etablierte York. Heusgen war einfl ussreicher als Regierungsbank bleiben. Eine gute Unternehmen sind – nicht unpopulär die meisten Minister der Ära Merkel, Wette für das Finanzministerium ist sein müssen, beweist Karl-Theodor er hat unter anderem das europäische deshalb Werner Hoyer. Der erfahrene zu Guttenbergs „Nein“ zur Staatshilfe Sanktionsregime gegen Russland ent- Liberale ist Chef der Europäischen In- für Opel im Jahr 2010. An Ordnungs- worfen. Wer ihm nachfolgt, hat für die vestitionsbank. Da europäische Top- politikern gebricht es der CDU in der deutsche Außenpolitik entscheidende Jobs nach Proporz vergeben werden, dominierenden Generation 50 plus. Bedeutung. Die meisten im politi- würde sein Wechsel nach Berlin die Mit dem bisherigen Finanzstaatsse- schen Berlin wetten auf Emily Haber, Chance erhöhen, ein anderes, noch kretär und dem Chef des die zuletzt als Staatssekretärin im In- wichtigeres europäisches Amt zu Wirtschaftsfl ügels Carsten Linnemann nenministerium die Flüchtlingskrise ergattern: Jens Weidmann soll Chef sieht es bei den Jüngeren deutlich bes- managte. der Europäischen Zentralbank (EZB) ser aus. •

8 mittelstandsmagazin 05|17 MIt:KOLUMNE MIt:Fakten

Migrantengeführte Absatzgebiete der Familienunternehmen Familienunternehmen in % 44,3 Region (bis 50 km vom Hauptsitz) Nach Schätzungen des Instituts für Mittel- standsforschung (IfM) Bonn gab es im Jahr 60,0 2014 in Deutschland rund 375.000 migran- tengeführte Familienunternehmen. Das entspricht einem Zehntel aller Familienun- 52,2 Inland ternehmen. Ihr Jahresumsatz von 280 Milli- arden Euro entspricht einem Anteil von rund 48,4 vier Prozent am steuerbaren Umsatz aller Unternehmen. Das IfM stellte zudem fest, dass sie überdurchschnittlich häufig neue 51,8 Europa Produkte und Dienstleistungen einführten. Zum Jahreswechsel 2016/17 waren rund 25,1 13 Prozent aller Beschäftigten mit Zuwan­ Migrantengeführte derungsgeschichte (einschließlich Auszubil- Familienunternehmen denden) in migrantengeführten Familien­ 31,4 Sonstiges Ausland unternehmen angestellt. Nicht-Migrantengeführte Familienunternehmen 14,1 Quelle: Befragung des IfM Bonn 2016/2017, gewichtete Werte; eigene Berechnungen. eigene gewichtete Werte; Bonn 2016/2017, des IfM Quelle: Befragung

Doppel- Rekordzahl an Lexikon der kopf- Abgeordneten Politik-Insider vorlage Die Union bleibt trotz herber Verluste die stärkste Fraktion im Deutschen Bundestag. Bei der Wahl zum 19. Deutschen Bun- destag konnte die CDU 26,8 Prozent der Zweitstimmen auf sich Nein, mit dem beliebten Kartenspiel „Dop- vereinen (2013: 34,1 Prozent). Zusammen mit der CSU, die 6,2 pelkopf“ hat die Doppelkopfvorlage nichts Prozent erhielt (2013: 7,4 Prozent), kommt die Unionsfraktion zu tun. Außer, dass Strategie durchaus eine auf 32,9 Prozent der Zweitstimmen (2013: 41,5 Prozent). Inklu- Rolle spielt. Denn bei der Doppelkopfvor- sive der Überhangmandate zählt die Unionsfraktion 246 Abge- lage bündeln mindestens zwei verschiedene ordnete (2013: 309), von denen 231 (2013: 236) ihren Wahlkreis Behörden ihre Kompetenzen, das heißt, das direkt gewonnen haben. Die SPD holte 59 Wahlkreise direkt, fachliche Know-how, die spezifischen perso- die Linke fünf, die AfD drei, die Grünen einen. Den höchsten nellen und strukturellen Ressourcen gleich Erststimmenanteil erreichte mit 57,7 Prozent das MIT-Mitglied mehrerer Behörden sollen zur Problemlö- und CDU-Kandidatin im Wahlkreis Cloppenburg-Vechta, Silvia sung beitragen. Die beteiligten Ministerien Breher. MIT-Vorsitzender Carsten Linnemann erzielte mit 53,3 legen dann beispielsweise einen gemeinsam Prozent das bundesweit fünftbeste Erst- erarbeiteten Gesetzentwurf oder ein The- stimmenergebnis. menkonzept vor. Beispiel: In Berlin wurde Dem neuen Bundestag werden das Senatskonzept „Alleinerziehende besser insgesamt 709 Parlamentarier unterstützen“ als Doppelkopfvorlage der (Mindestzahl 598) angehören Senatsverwaltungen Arbeit, Integration – so viele wie noch nie. Dies und Frauen unter der Federführung der für wird die Steuerzahler in den Familien zuständigen Senatsverwaltung ­ kommenden vier Jahren laut für Bildung, Jugend und Wissenschaft ein- Bund der Steuerzahler 300 Mil- gebracht und beschlossen. lionen Euro zusätzlich kosten. Foto: stock.adobe.com

8 mittelstandsmagazin 05|17 mittelstandsmagazin 05|17 9 MIt:TITEL

facHKrÄftemangel In deutscHland Viel Arbeit, wenig Personal

10 mittelstandsmagazin 04|17 MIt:TITEL MIt:TITEL

Die deutsche Wirt- schaft brummt und die Arbeitslosenzah-

len sind so niedrig auunternehmer Peter Erl Erl. „Am Anfang konnten sie kaum wie nie. Mit dem aus Osterhofen in Nieder- Deutsch, waren aber hochmotiviert Bbayern ist verzweifelt: Ob- und haben viel Ehrgeiz gezeigt“, sagt Aufschwung kam wohl Lehrlinge in seinem Betrieb Erl. Die beiden Afghanen haben ihre auch die Suche nach bis zu 1.400 Euro verdienen, fi ndet Ausbildung Anfang dieses Jahres er seit sechs Jahren keine Auszubil- bestanden, einer davon sogar mit passendem Personal, denden mehr. Erl, der zugleich enga- „sehr gut“. Wenn er heute nochmal gierter CSU-Kommunalpolitiker und Flüchtlinge aus Afghanistan einstel- denn das ist in Mitglied im MIT-Bundesvorstand ist, len wollte, wäre das schwieriger. In- Deutschland aktuell beobachtet die gleichen Sorgen bei Unternehmerkollegen im Umkreis. schwer zu fi nden. Bei Metzgern und Bäckern blieben die Viele Betriebe kön- offenen Stellen ebenfalls häufi g unbe- setzt. nen ihre Stellen nicht Noch nie hatten in Deutschland so viele Menschen einen Job. Laut der besetzen und setzen Bundesagentur für Arbeit gingen Ende jetzt auf Kräfte aus 2016 rund 43,7 Millionen Menschen einer Arbeit nach. Die Arbeitslosen- dem Ausland. zahl ist seit 2005 von 4,9 Millionen auf derzeit 2,5 Millionen gesunken. Der deutsche Arbeitsmarkt steht also bes- tens da, doch immer häufi ger haben Unternehmen Schwierigkeiten, neues Personal zu fi nden. Mehr als eine Mil- lion Stellen blieben bis Sommer 2017 offen. Aber Fachkräfte werden dringend gesucht in Deutschland, vor allem in der Altenpfl ege und im Baugewerbe. Die Fachkräfteengpassanalyse der Esmail Hakimi aus Afghanistan ar- beitet seit fast vier Jahren im Betrieb Bundesagentur für Arbeit von Juni von Peter Erl. Am Anfang konnte er 2017 zeigt, dass die Wirtschaft zwar kaum Deutsch, war aber hochmo- boomt, aber es gleichzeitig zu einem tiviert. Seine Ausbildung schloss er schärferen Wettbewerb um Fachkräfte mit Bestnoten ab. gekommen ist. Im Baugewerbe seien aktuell rund 100.000 offene Stellen ausgeschrieben, 13.000 mehr als 2016. Besonders auf dem Land fi nden viele zwischen ist Afghanistan als sicheres Mittelständler keine passenden Be- Herkunftsland betitelt worden. Die werber. Flüchtlinge werden zwar aktuell nicht Bauunternehmer Peter Erl hat vor abgeschoben, bekommen aber auch drei Jahren in seiner Verzweiflung keine Arbeitserlaubnis, die es ihnen erstmals zwei Flüchtlinge aus Afgha- erlaubt einen Ausbildungsvertrag ab- nistan als Auszubildende eingestellt. zuschließen. „Das verstehe ich nicht“, „Ich hatte keine andere Wahl, denn sagt Erl. „Es ist doch besser, wenn ich habe einfach keine jungen Leute sie arbeiten, Steuern zahlen und sich Fotos: fotolia, ????????????? Fotos: Smileus/stock.adobe.com Fotos: für meine Lehrstellen gefunden“, sagt selbst versorgen können“.

10 mittelstandsmagazin 04|17 mittelstandsmagazin 05|17 11 MIt:TITEL Spezialisten Schleswig- Holstein Mecklenburg- Hoch-, Tief-, Aus- Hamburg Vorpommern und Trockenbau Bremen Brandenburg Stand: Juni 2017 Niedersachsen Berlin Flüchtlinge können Engpass nicht schlie- Sachsen- ßen Nordrhein- Anhalt Dass Unternehmer wie Westfalen Fachkräftemangel Peter Erl Flüchtlinge Sachsen Thüringen einstellen, schlägt Anzeichen für sich in den Zahlen Hessen Fachkräfteengpässe zum Fachkräfteman- Rheinland- gel in Deutschland Pfalz Keine Anzeichen nicht nieder. „Die für Engpässe Flüchtlinge werden den Saarland Fachkräfteengpass nicht Keine Daten schließen können. Wenn Baden- Bayern aufgrund kleiner wir aber jetzt in ihre Qualifika- Württemberg Größenordnungen

tionen investieren, könnten sie Quelle: für Arbeit Statistik der Bundesagentur zukünftig dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzufedern“, sagt Susanne Eikemeier, Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit. Bei vie- len Flüchtlingen fehlten die passende ständigenrats Deutscher Stiftungen mengefasst werden und, wo nötig, Ausbildung und andere Qualifikati- für Integration und Migration. Beim effizienter gestaltet werden. Voraus- onen, die sie für eine Stelle als Fach- Fachkräftemangel würden zudem auch setzung dafür sei der Nachweis eines kraft mitbringen müssten. „Deshalb noch viele andere Faktoren jenseits konkreten Arbeitsplatzes und die Si- müssen wir die Menschen, die die des Einwanderungsrechts im engeren cherung des Lebensunterhalts. „Das Aussicht haben, länger bei uns zu blei- Sinne eine Rolle spielen, zum Bei- Fachkräfte-Zuwanderungsgesetz hilft ben, unterstützen und nachqualifizie- spiel die Vereinbarkeit von Beruf und uns dabei, unseren Arbeitsmarkt wei- ren“, sagt Eikemeier. Außerdem sollte Familie. „Das ist Aufgabe der Politik: terhin zu stabilisieren und den Mittel- man den Fachkräftemangel individuell Rahmenbedingungen zu schaffen, die stand zu unterstützen“, sagt MIT-Bun- pro Branche und Region betrachten. es den Menschen erleichtern, einer desvorsitzender Carsten Linnemann. „Ein Unternehmer in Brandenburg Arbeit nachzugehen“, sagt Kolb. Die „Besonders im Bereich der Digitalisie- kann vor ganz anderen Problemen Rahmenbedingungen, zu denen zum rung, aber auch im Pflegesektor sind stehen als einer in Berlin.“ Die Zahlen Beispiel auch die Steuerpolitik und wir auf Fachkräfte aus dem Ausland der Fachkräfteengpassanalyse zei- Verdienstmöglichkeiten zählen, hät- angewiesen“, so Linnemann. gen, dass in Berlin beispielsweise kein ten die größte Hebelwirkung, um den Zwar verweisen Innenpolitiker häu- Mangel an Fachleuten in informati- Fachkräftemangel zu beheben. fig darauf, Deutschland habe schon onstechnischen Berufen besteht. Auf viele Möglichkeiten der legalen Fach- dem Land werden solche Fachkräfte Union fordert ein Fachkräfte- kräftezuwanderung. Wie schwierig aber dringend gesucht. Zuwanderungsgesetz es aber im Einzelfall sein kann, zeigt Um das Problem zu lösen, reicht Ein Vorschlag der Union, mehr Fach- das Beispiel von Alejandro Flamenco es nicht aus, Flüchtlinge und Migran- kräfte in Deutschland zu rekrutieren, aus El Salvador. Der 19-Jährige schloss ten nachzuqualifizieren und damit die ist das sogenannte „Fachkräfte-Zu- 2015 die Schule in seinem Heimat- Fachkräftelücke zu schließen. „Der wanderungsgesetz“. Deutschland, land ab und kam nach Deutschland, Fachkräftemangel und die Herausfor- so steht es im CDU/CSU-Wahlpro- um hier eine Ausbildung zu begin- derung, Flüchtlinge in Deutschland zu gramm, brauche ein Regelwerk zur nen. Im ersten Jahr besuchte er einen integrieren, werden oft ineinanderge- Steuerung von Einwanderung in den Deutschkurs und informierte sich schoben, aber das löst beide Probleme Arbeitsmarkt, das sich am Bedarf der über die verschiedenen Ausbildungs- nicht“, sagt Holger Kolb, stellvertre- Volkswirtschaft orientiere. Die beste- angebote. Bereits nach sechs Vor- tender Geschäftsführer des Sachver- henden Regelungen sollten zusam- stellungsgesprächen bekam er einen

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qualifizierte Einwanderung seriös ge- führt werden. „Wir müssen die Gesell- schaft mitnehmen und den Menschen erklären, dass wir als Wirtschafts- standort trotz der Flüchtlingswelle weiterhin auf qualifizierte Einwande- Peter Erl hofft auf ein Fachkräfte- der Einwanderung von hier dringend rung angewiesen sind“, sagt Terton. Zuwanderungsgesetz in der nächsten benötigten Fachkräften, müsste wie- Ohne qualifizierte Fachkräfte aus Legislaturperiode. Das Gesetz würde der auf die Tagesordnung gesetzt wer- dem Ausland droht Betrieben, wie ihm dabei helfen, Auszubildende aus den, sagt Constantin Terton von der dem von Peter Erl, das Aus. Die Auf- dem Ausland einzustellen. Industrie- und Handelskammer (IHK) tragsbücher sind voll, die Arbeit wird Berlin. „Dabei geht es auch um den immer mehr, aber das Personal fehlt. internationalen Standortwettbewerb, „Das kann so nicht weitergehen“, sagt Ausbildungsplatz zum Mechatroniker dem sich Deutschland stellen muss“, Erl und hofft, dass er künftig einfacher angeboten. Der Beruf steht auf der so Terton, der bei der IHK Berlin den motivierte Einwanderer einstellen Mangelliste der Bundesagentur für Bereich „Fachkräfte und Innovation“ kann. • Arbeit, Azubis werden also dringend leitet. Denn die wirtschaftliche Si- gesucht. „Doch mein Traum, eine tuation Deutschlands könne nur mit Ausbildung in Deutschland zu ma- entsprechenden Fachkräften auf so Katharina-Luise Kittler Redakteurin chen, drohte trotzdem zu platzen“, einem guten Niveau gehalten werden. [email protected] sagt Flamenco. Denn zu diesem Zeit- Außerdem müsse die Diskussion um twitter.com/k_luise punkt war er mit einem Studienvor- bereitungsvisum in Deutschland, das aber keine Arbeitserlaubnis beinhal- tete. Um die Ausbildung anzutreten, Schleswig- musste er das Visum wechseln und Holstein dafür extra nochmal nach El Salvador Mecklenburg- Vorpommern reisen. „Viele Arbeitgeber haben Hamburg Fachkräfte bzw. mich genau aus diesem Grund Bremen nicht eingestellt, weil ihnen die Brandenburg Niedersachsen Spezialisten Situation zu unsicher war“, sagt Berlin Flamenco. Denn in El Salvador Mechatronik und wartet man durchschnittlich Sachsen- nochmal bis zu sechs Wo- Automatisierung Nordrhein- Anhalt chen auf das neue Visum. Stand: Juni 2017 Westfalen Zum Glück hat Flamenco Sachsen seine Dokumente recht- Thüringen zeitig bekommen und Hessen konnte die Ausbildung Fachkräftemangel pünktlich beginnen. „Ich Rheinland- möchte nicht, dass jedem Pfalz Anzeichen für in Deutschland ein Visum Saarland Fachkräfteengpässe geschenkt wird. Aber viele Prozesse kann man vereinfa- Keine Anzeichen chen“, sagt er. Baden- Bayern für Engpässe Der Bürokratie-Abbau bei der Württemberg qualifizierten Zuwanderung, also Keine Daten aufgrund kleiner

Größenordnungen Quelle: für Arbeit Statistik der Bundesagentur 12 mittelstandsmagazin 05|17 MIt:TITEL

Interview mit Valerie Holsboer „Erst die Sprache, dann die Einreise“

Die Juristin Valerie Holsboer ist die erste Frau im Vorstand der Bundesagentur für Arbeit (BA). Mittelstandsmagazin- Chefredakteur Thorsten Alsleben sprach mit ihr über das Ziel Vollbeschäftigung, Sanktionen für Langzeitarbeitslose und die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt.

rau Holsboer, die Union hat kann die Bundesagentur für diese als Wahlziel Vollbeschäfti- Gruppen tun, um sie zu integrieren? Fgung bis 2025 ausgegeben. Vieles: Mit unserer Berufsberatung sind Wie kann dieses Ziel aus Ihrer Sicht wir schon am Übergang von Schule zum erreicht werden? Beruf dran, um jeden in eine passende Valerie Holsboer: Sobald die Arbeits- Ausbildung oder Studium zu bringen. losenquote bei drei Prozent und dar- Wer nicht ausbildungsreif ist, wird mit unter liegt, sprechen Volkswirte von entsprechenden Maßnahmen geför- Vollbeschäftigung. Das haben wir dert. Ein gutes Beispiel dafür ist die so- heute schon in einigen Regionen – genannte Einstiegsqualifizierung direkt Was mir in den ersten Monaten bei aber das bedeutet natürlich nicht, dass im Betrieb. Hier haben wir hohe Über- der BA noch klarer geworden ist, ist wir hier als Arbeitsagentur nichts nahmequoten in die Ausbildung. Au- die Bedeutung von Prävention. Wir mehr zu tun haben. Im Gegenteil: Wer ßerdem können wir Wackelkandidaten, wollen Arbeitslosigkeit und vor allem in einer solchen Region längere Zeit also solchen, die ihre Ausbildung oder Langzeitarbeitslosigkeit gar nicht erst arbeitslos bleibt, hat meistens beson- ihr Studium womöglich abbrechen, hel- entstehen lassen. Das fängt damit an, deren Unterstützungsbedarf. fen. Bei denjenigen, die den ersten Zug dass es Kinder gibt, die in ihrer Umge- Generell gilt: Der Arbeitsmarkt ist verpasst haben, also schon etwas älter bung niemanden kennen, der arbeitet. und bleibt nach allgemeiner Einschät- und ohne Ausbildung sind, setzen wir Wir setzen unseren Fokus jetzt noch zung sehr gut, Unternehmen stellen überwiegend abschlussorientierte stärker auf Familien, in denen beide ein und suchen Fachkräfte. Der Schlüs- Maßnahmen ein. Qualifikation ist also Elternteile arbeitslos sind. Das ist für sel ist die Qualifikation. Das Risiko, ar- der Dreh- und Angelpunkt. uns kein schnelles Geschäft, aber ich beitslos zu werden und zu bleiben, ist Bei Langzeitarbeitslosen kommen bin mir sicher, es lohnt sich. für Menschen ohne formale Qualifizie- oft weitere Faktoren dazu, die den Weg rung um ein Dreifaches höher als für in den Job erschweren, von gesundheit- Nun gibt es aber auch nicht wenige, Menschen mit Berufsausbildung oder lichen Einschränkungen, über Suchter- die arbeitslos gemeldet sind, arbeits­ Studium. krankungen bis zur Verschuldung. Das fähig wären, sich aber der Arbeit – sind große Herausforderungen für un- zum Beispiel durch unmögliches Aber es gibt doch immer Menschen, sere Vermittlungsarbeit. Wir arbeiten Auftreten bei Bewerbungsgesprä- die gar keine Qualifikation haben, deshalb vernetzt mit Spezialisten, um chen – verweigern. Wie kommen Sie es gibt Langzeitarbeitslose. Was individuelle Lösungen zu finden. denen bei?

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Ich kenne solche Fälle vereinzelt aus Warum erhalten denn Personen wie meiner alten Welt als Unterneh- der bekannte Arbeitslose Arno mensvertreterin im Verband. Es är- Dübel, der sich seit Jahrzehnten gert mich, dass einzelne damit das krankschreiben lässt und öffentlich Ansehen von arbeitslosen Menschen damit prahlt, überhaupt noch negativ prägen und letztlich auch Valerie Holsboer (40) ist seit staatliche Unterstützung? uns damit das Geschäft erschweren. April Vorstand Ressourcen bei der Mit Sanktionen ist das so: Je nach- Schlechte Erfahrungen sprechen sich Bundesagentur für Arbeit. Dort ist dem mit wem Sie sprechen, werden schnell herum und können bei Ar- sie insbesondere für die Geschäfts- diese entweder als zu viel und streng bereiche Finanzen und Personal beitgebern die Bereitschaft zur Be- oder als zu lasch wahrgenommen. zuständig. Zuvor arbeitete die Juris- rücksichtigung von Arbeitslosen tin beim Arbeitgeberverband der Wir halten uns an die Vorgaben des beeinflussen. Ich möchte keine Stig- Versicherungsunternehmen in Gesetzgebers. Mir ist wichtig, dass matisierung von Arbeitslosen. Viele Deutschland sowie als Hauptge- reißerische Einzelfälle nicht exempla- suchen intensiv und engagiert eine schäftsführerin beim Bundesverband risch für alle gelten, und wir gleich- neue Beschäftigung und haben eine der Systemgastronomie und der zeitig auf Auffälligkeiten sensibili- Chance verdient. Aber: Ein tatsäch- Arbeitgebervereinigung Nahrung siert sind. lich auf „Ausmusterung“ gerichtetes und Genuss. Holsboer ist mit dem Unternehmer Florian Holsboer Bewerbungsverhalten kann Sanktio- Viele Unternehmen klagen über verheiratet, mit dem sie eine ge- nen nach sich ziehen, und das setzen meinsame Tochter hat. fehlende Fachkräfte. Was können wir auch so gut es geht konsequent vor allem kleinere Mittelständler um. tun, die gegen die professionellen

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Personalabteilungen großer Arbeit- Schritten, zum Beispiel bei der Gewin- nahmen, weitere 155.000 in Integrati- geber kaum Chancen haben? nung von Pflegekräften aus Drittstaa- onskursen. Toll ist das Engagement Der Mittelstand hat als Arbeitgeber ten beim Projekt „Triple Win“. Dabei vieler Unternehmen – und es tut mir enorme Bedeutung. Bei der Rekrutie- legen wir besonders Wert darauf, dass leid, dass diese dabei mit einigen büro- rung und bei der Bezahlung, haben die Qualifizierung und die Sprach- kratischen Hindernissen zu kämpfen aber tatsächlich große Unternehmen kenntnisse im Ausland erworben wer- haben. Vorteile, wie eine aktuelle Erhebung den und der Arbeitsplatz bereits vor unseres wissenschaftlichen Instituts Einreise feststeht. Die Union fordert ein Fachkräfte- IAB zeigt. Diese zeigt aber auch, dass Geflüchtete Menschen kommen Zuwanderungsgesetz. Warum ist da der Stellenbesetzungsprozess bei aufgrund von Verfolgung. Da wird an überhaupt eine Veränderung not- kleinen und mittleren Betrieben fast der Grenze nicht nach Qualifikati- wendig? Schon jetzt können doch onsmerkmalen ge- auch Fachkräfte aus dem Ausland fragt. Das ist etwas einreisen. 167.000 Menschen aus den typischen anderes als gesteu- Es ist richtig, sich bei der gesteuerten „ erter Zuzug. Diese Zuwanderung von Fachkräften zu enga- Asylherkunftsländern sind sozialversi- Menschen sind gieren, und hier ist heute bereits vieles nun hier, und wir möglich und geregelt. Ob weitere cherungspflichtig beschäftigt, das sind zusammen haben Regelungen über ein Zuwanderungsge- 61.000 mehr als vor einem Jahr. die Herausforde- setz geschaffen werden, muss der Ge- rung, sie Schritt für setzgeber entscheiden. Vor allem brau- Schritt in unsere chen wir im ersten Schritt eine klare Valerie Holsboer“ Gesellschaft und Analyse, was am Arbeitsmarkt ge- in unseren Arbeits- braucht wird. Der nächste Schritt ist die gleich lang dauert wie bei großen, und markt zu integrieren. Je erfolgreicher Frage, wie das gelöst werden kann – dass Mittelständler dafür mit mehr un- wir dabei sind, desto eher kann es uns durch Anpassung bestehender Rege- befristeten Einstellungen punkten. Wir gelingen, einen Mehrwert zur Fach- lungen oder über ein neues Gesetz. unterstützen bei der Suche nach Be- kräftesicherung zu generieren. Wir Beim Ruf nach neuen Gesetzen bin ich schäftigten und Auszubildenden. Al- müssen auch akzeptieren, dass ein immer hellhörig und frage, was genau lerdings kommen wir aufgrund der Teil dieser Menschen auch langfristig womit erreicht werden soll. kleiner werdenden Zahl an Arbeitslo- allenfalls als Helfer und nicht als Fach- sen zunehmend in die Situation, dass kraft eingesetzt werden kann. Bewerber und Stelle nicht zu 100 Pro- zent passen. Wir versuchen, über Qua- Welchen Aufwand müssen wir be- lifizierung eine Annäherung zu errei- treiben, um Hunderttausende ohne chen. Wir erleben hier übrigens Deutschkenntnisse und ohne nutz- kleinere Arbeitgeber als kompromiss- bare Qualifizierung in den Arbeits- bereiter als Großunternehmen, auch markt zu integrieren? da die Einstellungsprozesse weniger Den Aufwand möchte ich nicht klein- formalisiert sind. reden. Ein Drittel der Arbeitsuchenden hat keinen Schulabschluss. 64 Prozent Die Flüchtlinge wurden von einigen suchen einen Job im Helferbereich. Es vor allem am Anfang als eine Lösung wird dauern, aber es geht Gott sei des Fachkräftemangels angesehen. Dank voran: 167.000 Menschen aus Aber das war wohl eine Fehlein- den typischen Asylherkunftsländern schätzung? sind sozialversicherungspflichtig be- Wir dürfen den humanitären Aspekt schäftigt, das sind 61.000 mehr als vor von Flucht und Asyl nicht mit dem einem Jahr. Im letzten Jahr haben gut Thema Fachkräftemangel vermischen. 14.500 eine Ausbildung begonnen, Das erzeugt nur falsche Erwartungen 79.000 befinden sich derzeit in Maß- und schlimmstenfalls das Gefühl getäuscht worden zu sein. Es gibt das Handlungsfeld „gesteuerter Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland“. Hier betätigen wir uns als BA in ersten Valerie Holsboer im September als Ehrengast beim Bundesmittel- standstag der MIT in Nürnberg

16 mittelstandsmagazin 05|17 MIt:TITEL MIt:TITEL „Wir müssen akzeptieren, dass ein Teil der Flüchtlinge auch langfristig allenfalls als Helfer und nicht als Sollte man dieses Instrument des Fachkraft eingesetzt werden kann für Arbeitnehmer und Arbeitgeber freiwilligen längeren Arbeitens aus- Valerie Holsboer“ bauen, etwa für Beamte, oder indem man bei Befristungen als Sachgrund „Rentnerbeschäftigung“ einführt? Jeder, der länger arbeiten möchte und Wie sieht es bei der Auszubildung Die MIT hat die „Flexi-Rente“ durch­- dessen Arbeitgeber das auch wünscht, aus? Dort werden doch auch viele gesetzt. Damit können Arbeitgeber soll dies können. Alter ist so relativ, Stellen nicht mehr besetzt. Sollte jetzt leichter Mitarbeiter, die in das sehe ich auch privat. Mein Mann man jungen Menschen aus dem Aus- Rente gehen, weiterbeschäftigen. ist längst im Rentenalter und arbeitet land die Möglichkeiten erleichtern, in Für die Rentner ist es auch attrakti- in Vollzeit als erfolgreicher Unterneh- Deutschland eine Lehre anzufangen? ver als früher. Wie stark wird dieses mer. Warum sollen Arbeitnehmer und EU-Freizügigkeit haben wir ja schon. Instrument genutzt? Arbeitgeber das nicht ausleben kön- Deutschland hat mit der dualen Aus- Die Flexi-Rente soll ja den Übergang in nen, wenn beide wollen und können? bildung ein einzigartiges, großartiges die Rente flexibler machen und die Be- System entwickelt. Einzigartig heißt schäftigung im Alter attraktiver. Be- Die SPD sieht ja Befristungen sehr aber auch, dass viele andere es nicht triebe stehen dem positiv gegenüber, kritisch. Sind befristete Stellen aus kennen. Insofern sehe ich da ein Ak- das hat unser IAB in einer Befragung Ihrer Sicht immer Ausbeuterjobs? zeptanzthema. Das zeigen auch Erfah- herausgefunden. Vor allem die Locke- Oder gibt es durchaus gute Gründe, rungen aus der jüngeren Vergangen- rung der Hinzuverdienstgrenzen in der Befristungen weiter zu ermöglichen? heit. Gelten muss jedenfalls, dass der Teilzeit und die Altersteilzeit kommen Ich bin neben Finanz- auch Personal- grundlegende Spracherwerb vor der gut an. Wir beobachten, dass die Zahl vorstand, und die Befristung ist für Einreise stattfindet. Potenzial sehe ich der Beschäftigten oberhalb der Regel- mich an sich ein völlig legitimes Instru- in der Zusammenarbeit mit deutschen altersgrenze steigt, für konkrete Daten ment zur Flexibilisierung und Erpro- Schulen im Ausland. ist es aber noch zu früh. bung. Wer das Instrument überzieht, zahlt in Zeiten des Fachkräftemangels auch den Preis. Insofern sehe ich da eine Balance im Markt. Wir als BA fah- ren Befristungen gerade zurück, weil wir durch befristungsbedingte Fluktu- ation zu viel Wissensverlust und Einar- beitungsenergie feststellen.

Die Bundesagentur wird auch in die- sem Jahr wieder einen Milliarden- überschuss erwirtschaften, und ihre Rücklage wird nach Expertenschät- zungen auf über 17 Milliarden Euro anwachsen. Das ist Geld der Beitrags- zahler. Um wieviel könnte man Ihrer Ansicht nach den Beitrag senken? In der Krise 2009 haben wir zur Ar- beitsplatzerhaltung mit Kurzarbeit und Co. über 18 Milliarden Euro aufge- bracht und dann musste der Bund ein- springen. Aus dieser Erfahrung heraus haben wir ermittelt, dass 20 Milliarden Euro Rücklage sinnvoll sind, um im Ernstfall handlungsfähig zu sein. Vor-

Fotos: fotolia, ????????????? her sehe ich eine Beitragsdebatte als

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Kommunale Wirtschaft Staat verdrängt Mittelständler

Kommunale Betriebe graben der st der Staat der bessere Unternehmer? Das hinterfra- gen viele Steuerzahler nicht erst seit den Skandalen um privaten Konkurrenz immer mehr Iden Volkswagen-Konzern, an dem das Land Nie- das Wasser ab – und der Bürger dersachsen beteiligt ist. Laut einer Emnid-Umfrage hat die Mehrheit der Deutschen ein klares Bild: Nur 21 Prozent zahlt oft drauf. Jetzt macht der glauben, dass der Staat der bessere Unternehmer sei. 58 Prozent halten privatwirtschaftliche Unternehmen Mittelstand Front gegen die sich grundsätzlich für besser. ausbreitende Staatswirtschaft. Der Trend zur Staatswirtschaft indes verfestigt sich. Während deutsche Städte und Gemeinden in den Neunzi- Ein Bündnis pocht auf faire Auf- gerjahren viele öffentliche Dienstleistungen aus Effizienz- tragsvergaben und gleiche Chan- gründen privatisierten, verhielt es sich danach umgekehrt. Zwischen 2000 und 2012 stieg die Zahl der kommunalen cen für alle Wettbewerber. Unternehmen in Deutschland um fast ein Viertel an. Das

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Anzahl und Umsatz kommunaler Unternehmen Quelle: Bardt/Fuest/Lichtblau, 2010; Statistisches Bundesamt, 2015 – IW Köln Bundesamt, 2015 Statistisches 2010; Quelle: Bardt/Fuest/Lichtblau,

Kommunale Wirtschaft Staat verdrängt Mittelständler

geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirt- ­genannt werde. Röhl: „Das ist zwar nachvollziehbar, doch schaft Köln (IW) hervor. Die Umsätze der kommunalen Un- Untersuchungen zeigen, dass die Gewinne und Gebühren ternehmen haben sich demnach im gleichen Zeitraum auf oft höher sind als in vergleichbaren Kommunen, wo die Ent- mehr als 278 Milliarden Euro verdoppelt. 2014 erreichten sorgung privat organisiert ist.“ Der Bürger zahlt also drauf. die Umsätze mit 314 Milliarden Euro – das entspricht fast Dass derlei unternehmerische Aktivitäten oftmals dem deutschen Bundeshaushalt – einen neuen Rekord. schief gehen, zeigt sich zum Beispiel am Abwasserzweck- verband (AZV) Südholstein. Der AZV stolperte bei dem Bürger tragen die Kosten Versuch, sich mit dem Betrieb eines Breitbandnetzes ein Mit ihren Gewinnen aus der Wasserversorgung oder der neues Standbein zu schaffen. 2010 stieg man in das Inter- Müllabfuhr würden viele Kommunen anschließend ihre netgeschäft ein und investierte rund 12 Millionen Euro in klammen Stadtkassen auffüllen, kritisiert IW-Mittel- das Breitbandnetz für einige Ortschaften. Rund 3.000 Kun- standsexperte Klaus-Heiner Röhl. Ihn stört, dass das Ge- den reichten jedoch nicht zum wirtschaftlichen Erfolg, so- winnziel in vielen Kommunen explizit als Begründung für dass man entschied, aus dem Geschäft wieder auszustei-

Foto: oscarwhity/stock.adobe.com eine öffentliche Bereitstellung der Entsorgungsleistung gen. Da sich kein Käufer fand, gründeten einige Kommunen

18 mittelstandsmagazin 05|17 mittelstandsmagazin 05|17 19 MIt:TITEL Müllentsorgung: Private können’s billiger

den neuen Zweckverband „Breitband Marsch und Geest“. gleichzeitig Vorsitzender der Konferenz der finanzpoliti- Der Gesamtverlust dieses Ausflugs inklusive Verbindlich- schen Sprecher aller Bundesländer, für fatal: „Eine steuer- keiten, Rechts-und Beratungskosten wird auf sieben bis liche Ungleichbehandlung darf nicht zu Wettbewerbs­ acht Millionen Euro geschätzt. Die Zeche zahlen nun die verzerrungen mit Verdrängung mittelständischer Unter­- Abwasserkunden über ihre Gebühren. nehmen führen.“ Wo Kommunen als Unternehmer agieren, steigen die Eine andere Auffassung vertritt Patrick Hasenkamp, wirtschaftlichen Risiken – zu diesem Ergebnis kommt auch Vizepräsident des Verbandes kommunaler Unternehmen eine Studie des Deutschen Steuerzahlerinstituts (DSi): (VKU). Er verweist auf das Grundprinzip der Daseinsvor- „Viele kommunale Unternehmen arbeiten unrentabel und sorge: „Dort, wo der Staat in Wettbewerb mit der Privat- verdrängen Mittelständler vom Markt“, kritisiert Reiner wirtschaft tritt, ist er steuererhebungspflichtig: zum Bei- Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler und Vor- spiel in der Energiewirtschaft. Bei der Hausmüllentsorgung sitzender des DSi. „Mit Hilfe von Steuergeld werden sie ist das aber ebenso wenig der Fall wie bei der Ausstellung jahrelang künstlich am Leben gehalten, bis sie wirtschaft- eines Personalausweises.“ In beiden Fällen müssten und lich am Ende sind.“ dürften nur die Kommunen gegenüber dem Bürger tätig werden, so Hasenkamp. „Dann sind sie folgerichtig von be- Kommunen werden privilegiert sagter Steuer befreit.“ Er verweist zudem darauf, dass die In einem besonderen Licht erscheint das mit Blick auf ein Bürger Gebühren zahlen. „Es wäre deshalb unbillig, wenn entscheidendes Privileg, das kommunale Entsorger haben. der Staat den Bürger zusätzlich mit Umsatzsteuer belasten Sie können ihre Betriebe so organisieren, dass sie keine würde.“ Nach Ansicht des VKU findet in der Praxis ein kon- Umsatzsteuer zahlen müssen. Dieser enorme Kostenvor- struktiver Weg des Miteinanders statt, da etwa die Hälfte teil verstößt laut Professor Roman Seer vom Institut für aller Kommunen private Entsorger damit beauftragt, sie Steuerrecht und Steuervollzug der Ruhr-Universität Bo- bei der Erfüllung ihrer Entsorgungspflicht zu unterstützen. chum gegen geltendes Recht. „Die Sonderstellung führt Hasenkamp: „Das ist in der Regel eine Win-Win-Zusam- zum einen zu größeren Wettbewerbsverzerrungen zuguns- menarbeit für alle Akteure.“ ten kommunaler Betriebe und zum anderen werden die Dem widerspricht IW-Ökonom Röhl: „Viele Kommunen Bürger für die gleiche Leistung bundesweit unterschiedlich sind Auftraggeber und Kunden mittelständischer Unterneh- belastet“, sagt Seer. Denn je nachdem, ob die Abfallwirt- men, aber andere verdrängen private Anbieter durch ihre schaft privat oder kommunal organisiert ist, müssen man- steuerbegünstigten Kommunalbetriebe.“ In den letzten Jah- che Bürger Umsatzsteuer zahlen und manche nicht. Eine ren gab es zudem eine Tendenz zur Rekommunalisierung Steuerfreiheit von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen von Aufgaben, wobei die Kommunen „Rosinenpickerei“ be- komme aber nur in speziellen Bereichen in Betracht und treiben: Vor allem lukrative dicht besiedelte Entsorgungsge- nur dann, wenn keine größeren Wettbewerbsverzerrungen biete wurden wieder in Eigenregie übernommen. gegenüber privaten Anbietern zu befürchten seien. „Diese Voraussetzungen aber sind im Bereich der Abfallwirtschaft Mittelstand macht mobil eindeutig nicht gegeben“, so der Steuerrechtler. Diese Ent- Gegen das Steuerprivileg und die zunehmende Verstaatli- wicklung hält auch Thüringens CDU-Chef Mike Mohring, chung der Wirtschaft setzt sich nun eine Allianz privater

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Wirtschaftsverbände zur Wehr. Das im Juni gegründete „Bündnis fairer Wettbewerb“ unter Federführung des Bundesverbands der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft (BDE) fordert von der Politik fairere Auftragsvergaben und die steuerliche Gleichstellung von kommunalen und privaten Firmen. BDE-Präsident und MIT-Mitglied Der neue Peter Kurth: „Private Unternehmen, die durch Sitzverlagerung ins Aus- land Steuern umgehen, werden gerne kritisiert. Aber wenn der Staat Skulpturenkatalog die eigene Umsatzsteuer vermeidet, interessiert das kaum jemanden.“ Es gehe dem Bündnis um die Strukturen der Sozialen Marktwirtschaft, 2017/2018 so Kurth. Eigentlich müsste die öffentliche Hand mit der Erledigung hoheitlicher Aufgaben ausgelastet sein. „Wenn sie aber auf privatem Sektor tätig wird, dann ist es das Mindeste, dass sich auch kommunale Unternehmen im fairen Wettbewerb messen müssen. Dafür ist die glei- che Steuerbehandlung aber Grundvoraussetzung. Möge dann der Bes- sere im Sinne der Bürger gewinnen.“ •

Hubertus Struck Redakteur/CvD [email protected]

Das „Bündnis fairer Wettbewerb“

Zur Verbändeallianz „Bündnis fairer Wettbewerb“ gehören bisher: • Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks Exklusive Bronzekunst: • BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und limitiert, signiert und nummeriert, Rohstoffwirtschaft e. V. auf 100 Seiten präsentiert. • Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen e. V. (BDSV) Jetzt den kostenlosen Katalog • Verband der Bayerischen Entsorgungsunternehmen e. V. (VBS) anfordern! • Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmer (bdo) e. V. • Zentralverband Deutsches Baugewerbe • Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e. V. • Verband Deutscher Metallhändler e. V. • Bundesverband IT-Mittelstand e.V. (BITMi) • Verband der mittelständischen IT-Dienstleister und Software- hersteller für den öffentlichen Sektor e. V. (DATABUND) • Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V.

• bvse Bundesverband Sekundärrohstoff und Entsorgung e. V. www.edition-strassacker.de Insgesamt erzielen die zu diesen Verbänden zählenden Unternehmen einen jährlichen Umsatz von mehr als 215 Milliarden Euro. Sie haben Edition Strassacker zusammen mehr als 2,5 Millionen Beschäftigte. Staufenecker Straße 19 · 73079 Süßen Tel. 07162 16-180 · Fax 07162 16-190 [email protected] 20 mittelstandsmagazin 05|17 mittelstandsmagazin 05|17 21 MIt:THema

Fragen an Thomas Rachel War Martin Luther ein Marktwirtschaftler?

Am 31. Oktober feiern wir den 500. Jahrestag der Reformation. Über die kirchenge- schichtliche Bedeutung des Reformators Martin Luther wird viel geredet. Aber welches wirtschaftliche Weltbild hatte er? Mittelstandsmagazin-Chefredakteur Thorsten Alsleben sprach mit dem Vorsitzenden des Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU, Thomas Rachel, über Luther und seine Einstellung zu Wirtschaft und Unternehmern.

artin Luther war Zinserhebung verhasst. War Luther ein Anti-Kapitalist? MThomas Rachel: Nein, ganz und gar nicht. Luther betrachtete alle weltlichen Dinge, Handel und Geschäfte immer sehr unideologisch, nüchtern und realistisch. Geld- gier, Ausbeutung und Wucher waren ihm aber verhasst. Er erfuhr als ökonomisch durchaus scharf blickender Zeitge- nosse vor allem auch die Schattenseiten der frühneuzeitli- chen Kapitalwirtschaft. Er war – modern gesprochen – für eine ethische Rückbindung der Marktwirtschaft sowie eine gewissenhafte Verantwortung der Marktakteure. Der Re- formator wusste dabei um die existenziellen Notwendig- keiten des Handelsgeschehens, dass also auch ein gewisser Gewinn gemacht werden musste. Er erkannte aber – gut biblisch – auch die Sozialpflichtigkeit von Eigentum und Vermögen und forderte hier Maß und Mitte, Nächstenliebe und Billigkeit ein.

Immerhin ist die Evangelische Kirche mit ihren Werken Thomas Rachel (55) ist seit 2005 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und inzwischen ein großer Konzern, auch sie „verkauft“ Forschung und seit 2003 Bundesvorsitzender des Evange- Leistungen, legt Geld für Zinsen an, verleiht Geld gegen lischen Arbeitskreises (EAK) der CDU/CSU. Er ist Mitglied Zinsen, verpachtet Grundstücke. Würde Luther das so im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). unterstützen? Von 1995 bis 2001 gehörte der Rheinländer dem Bundes- Noch einmal: Luther kritisierte bei der Zinsfrage im Grunde vorstand der MIT an. genommen die unethischen Auswüchse der damaligen Geldwirtschaft auf Kosten der Armen und in Not Gerate- nen sowie den egoistisch-habsüchtigen Umgang mit Geld und materiellem Vermögen. Dieser Umgang tendiert – wie schon biblisch im Blick ist – stets sehr leicht dazu, zum Mammon- oder Götzendienst zu verkommen. Insofern

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kann man in dieser speziellen Frage des Zinsgebrauches bloßem wirtschaftlichen Eigennutz oder rücksichtsloser seine damaligen theologisch-sozialkritischen Antworten Übervorteilung der Schwächeren. Mit ihm beginnt insofern und Empfehlungen nicht einfach eins zu eins ins Heute ganz zweifellos die lange und ehrwürdige Tradition der pro- übertragen. Gegen ein sozial verantwortliches und nach- testantischen Wurzeln der Sozialen Marktwirtschaft! haltiges Wirtschaften, so wie es die Kirchen und viele Un- ternehmer in Deutschland heute betreiben, hätte Luther Calvin hat ja viel mehr als Luther die Bedeutung von aber mit Sicherheit nichts einzuwenden gehabt. fl eißiger Arbeit und wirtschaftlichem Erfolg herausge- stellt. Hat die calvinistische Ethik die lutherische er- Welche Rolle spielten denn Unternehmer in den Lehren setzt? Luthers? Die mächtigen Handelsfamilien wie Fugger, Keineswegs. Beide Richtungen sollte man – bei allen theo- Welser und Medici hat er doch bekämpft? logischen Unterschieden – auch nicht gegeneinander aus- Auch hier wusste Luther bereits die Geister sehr genau zu spielen. Calvin übernimmt ja vielmehr von Anfang an das unterscheiden. Es ist daran zu erinnern, dass er nicht zuletzt lutherische Berufsethos, das im späteren Calvinismus dann durch seine fl eißige und umsichtige Frau selbst Teil eines sicherlich auf ganz besondere Art und Weise und in einer durchaus nicht unbedeutenden Großhaushaltes mit be- ausgesprochen eigenständigen und sehr wirkmächtigen trächtlichem Grundbesitz und Produktivvermögen war. Tradition weitergeführt wurde. Aber auch Luther zählt – Katharina, die sehr erfolgreich und auch gewinnbringend zu entgegen den alten, vereinseitigenden Thesen eines Max wirtschaften verstand, überließ er ja bekanntermaßen die Weber oder Ernst Troeltsch – längst selbst zu den genuinen gesamte Führung seiner damaligen Hauswirtschaft. Die gro- „Klassikern der Nationalökonomie“. Gerade mit Blick auf ßen profi torientierten Geldhäuser der damaligen Zeit, die ja verantwortliches Unternehmertum der Gegenwart kann nicht zuletzt mit dem verhassten und korrupten Papsttum man hier noch sehr viel lernen. • völlig verantwortungslos Geldgeschäfte aller Art tätigten, insbesondere – wie beim Ablass erkennbar – auch auf Kos- ten der Gläubigen, hat er dagegen in der Tat scharf kritisiert.

Wäre Luther heute für die Soziale Marktwirtschaft oder eher für ein sozialistisches System? Luther sah klar und realistisch, „dass Kaufen und Verkaufen ein nötig Ding ist“. Er wusste bereits um die Notwendigkeit des freien Marktes und moderner Arbeitsteilungspro- zesse. Er war sensibilisiert in Bezug auf Fragen der Preis- bindung, des Vertragsrechtes, des Warenaustausches und des Verhältnisses von Angebot und Nachfrage. Er war aber auch ein Gegner von Monopolbildungen,

„Denn dein Verkaufen soll nicht ein Werk sein, das frei in deiner Macht und deinem Willen ohne jedes Gesetz und Maß steht [...]. Sondern weil dein Verkaufen ein Werk ist, das du gegen deinen Nächsten übst, soll es mit solchem Gesetz und Gewissen verfasst sein, dass du es übst ohne Schaden und Nachteil deines Nächsten.

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KoalItIonsverHandlungen Wie entsteht eine Regierung?

er Wähler hat entschieden, Um die Verhandlungen zu starten, Deutschland hat gewählt die Ergebnisse der Wahl ste- ergreift meist die Partei mit den meis- und die Parteien sind Dhen fest. Und es sieht nach ten Stimmen die Initiative – schließ- schwierigen Koalitionsverhandlungen lich erhebt sie ja den Anspruch auf die aufgefordert, eine neue aus. Doch bis es so weit ist, müssen Macht. Regierung durch eine erstmal die richtigen Partner gefun- Auch in den Sondierungsgesprä- den werden. Dies geschieht bei soge- chen wird schon über konkrete Inhalte Koali tion zu bilden. Das nannten „Sondierungsgesprächen“. gesprochen, vorzugsweise direkt über Dort treffen sich die Parteispitzen (die die „großen Pfl öcke“, die es einzu- Mittelstandsmagazin Parteivorsitzenden als Verhandlungs- schlagen gilt – beispielsweise das blickt hinter die Kulissen führer, die Generalsekretäre, Frakti- Verbot von Verbrennungsmotoren onsvorsitzende sowie einige weitere bis zum Jahr 2030. Dieses Vorgehen und erklärt, wie die eng an die Vorsitzenden angebundene ist sinnvoll: Kann man sich nämlich Koa litionsverhandlungen Repräsentanten), um auszuloten, ob schon bei den prominenten Themen eine gemeinsame Regierungsbildung nicht einigen, dann rückt aller Wahr- ablaufen. überhaupt möglich erscheint. scheinlichkeit nach eine gemeinsame

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Übrigens: Über Personalfragen sowie die Verteilung und den Zuschnitt der Ministerien wird tatsächlich erst gruppen gebildet, die in der Regel auf zum Schluss gesprochen – die Sachgebiete fokussiert sind (meist Sacharbeit steht im Vordergrund nach dem Zuschnitt der Bundesmi- der Koalitionsverhandlungen. nisterien) – etwa Arbeit und Soziales, Finanzen und Haushalt oder Inneres. Die Zusammensetzung der Arbeits- gruppen wird von den jeweiligen Par- gierungsprogramm einzuholen. SPD teiführungen bestimmt. Sie entsen- und FDP haben in der Vergangenheit den Fachleute aus Fraktion und Partei, einen anderen Weg gewählt: Sie führ- manchmal aber auch fachfremde ten zuletzt Mitgliederbefragungen Politiker, die eher Generalisten sind, bzw. Mitgliederabstimmungen durch. aber über besonderes verhandlungs- Die Bildung einer neuen Bundesre- taktisches Geschick verfügen. Dabei gierung ist nicht an eine Frist gebun- treffen sich die Fachgruppen zunächst den. Das Grundgesetz schreibt nur parteiintern zu Vorgesprächen, um vor, dass der neue Bundestag spätes- die Verhandlungslinie abzustecken. tens 30 Tage nach der Wahl zu einer Danach geht es in die Verhandlungen ersten konstituierenden Sitzung zu- mit den Fachgruppen der anderen Par- sammenkommen muss. Damit endet teien. Solche Runden dauern zwischen die Wahlperiode des vorangegange- zwei und sechs Stunden. nen Bundestages. Die von den Arbeitsgruppen ent- Was passiert, wenn keine re- worfenen Ergebnisse werden in einer gierungsfähige Koalition zustande großen Hauptgruppe zusammenge- kommt? Dann könnte die stärkste tragen, die Inhalte für das künftige Fraktion eine so genannte Minder- gemeinsame Regierungsprogramm in heitsregierung bilden – hierbei sucht politische Zielsetzung in weite Ferne. einem Koalitionsvertrag festgehalten. sie sich je nach Thema wechselnde Der passende Koalitionspartner ist Die Punkte, bei denen sich die Fach- Mehrheiten. Das Grundgesetz bietet noch nicht gefunden – die Gespräche arbeitsgruppen nicht einigen können, auch die Möglichkeit von Neuwahlen sind geplatzt. werden „strittig gestellt“. Darüber – etwa wenn die Wahl eines neuen Verlaufen die Sondierungsgesprä- muss die Hauptgruppe sich dann eini- Kanzlers drei Mal an mangelnden che aber positiv, dann empfehlen die gen. Gelingt auch dort keine Einigung, Mehrheiten gescheitert ist. Bis zur Verhandlungsgruppen ihren jeweili- werden am Ende meist die Parteivor- Wahl eines neuen Kanzlers bleibt die gen Parteien, mit den anderen Koali- sitzenden in direkten Verhandlungen „alte“ Regierung geschäftsführend tionsverhandlungen zu beginnen. Bei versuchen, einen Kompromiss herzu- im Amt (mit eingeschränktem Hand- der CDU und CSU entscheiden das stellen. Dann fl ießt alles zusammen in lungsspielraum). Eine „regierungs- üblicherweise die Parteivorstände, einen Koalitionsvertrag. Dieser muss lose“ Zeit ist also nicht möglich. • bei anderen Parteien muss schon mal dann von den Parteien noch abge- ein Parteitag darüber befi nden. Dann segnet werden. Die CDU hat Anfang beginnen die Wunschpartner mit den Oktober entschieden, erstmals einen Claudia B. Oberholz Koalitionsverhandlungen. Hier wird es Sonderparteitag auszurichten, um die Freie Mitarbeiterin

Foto: Andreas Gruhl/stock.adobe.com Andreas Foto: konkret. Es werden zunächst Arbeits- Zustimmung für ein gemeinsames Re- [email protected]

24 mittelstandsmagazin 05|17 mittelstandsmagazin 05|17 25 MIt:Service

Autotest: Mercedes Benz Vito Tourer 116 CDI Schick, flott, geräumig und ein bisschen Retro

Der Vito ist perfekt für Familien – Fazit Mittelstandsmagazin-Bewertung

sofern einem der Bordcomputer Der Mercedes Vito ist Familien-Faktor: (5,0) ein flotter, geräumiger nicht wichtig ist. und bequemer Trans- Komfort-Faktor: (5,0) porter, für Familien Bedien-Faktor: (3,0) und Handwerker glei- nnen hält der Vito, was das elegante Äußere chermaßen geeignet. Spaß-Faktor: (4,0) verspricht: sehr geräumig, die Sitze vorne und Der Bordcomputer Wow-Faktor: (4,0) hinten bequem – für lange Strecken geeig- sollte aber moderni- I siert werden. Preis-Leistung: (3,5) net. Wir haben sie mit Team und Gepäck auf der Langstrecke (Berlin-Nürnberg) und im Familienbe- trieb im Berliner Stadtverkehr getestet. In beiden Fällen waren Fahrer und alle Mitfahrer von Kom- Fahrzeugdaten des Testautos (Herstellerangaben) fort und Geräumigkeit angetan. Die Bänke lassen sich verschieben, falls mal weniger Mitfahrer, dafür Motor Diesel mehr Ladung transportiert werden müssen. Der Hubraum 2.143 cm³ 2,2 Liter-Dieselmotor mit Heckantrieb fährt zügig Leistung 120 KW (163 PS) an und auf der Autobahn auch bequem 190 km/h. Abmessungen L 5,14 m x B 2,24 x H 1,89 Einziges Manko: Der Bordcomputer mit Navi hat Leergewicht 1.985 kg Retro-Charakter – kein Touchscreen, Menüführung Zuladung 1.115 kg und optische Darstellung erinnern eher an Anfang Beschleunigung 11,5 s (0 – 100 km/h) der 2000er Jahre als an aktuelle Standards. Preis 44.810,64 € (inkl. vieler Extras und MwSt.) Thorsten Alsleben günstigste Motor (65 kw/88 PS) und Ausstattungsvariante: 23.788,10 €

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Autotest: Alfa Romeo Giulia Veloce 2.2 210PS AT Sportlich, schnell und perfekt für Langstrecke

Die neue Sportlimousine von Alfa Romeo eignet sich hervorragend für lange Fahrten auf der Autobahn und spritzige Touren auf der Landstraße.

portlich und elegant wirkt der Alfa Romeo Fazit Mittelstandsmagazin-Bewertung Giulia Veloce auf den ersten Blick und hält auch auf der Straße, was der Hersteller Der Alfa Romeo Giulia Familien-Faktor: (3,0) S Veloce ist ein eleganter verspricht. Die 210 PS mit Heckantrieb machen Sportwagen, der sich Komfort-Faktor: (5,0) sich vor allem während langer Fahrten auf der Au- sehr gut für Kurztrips Bedien-Faktor: (4,0) tobahn oder Landstraße bemerkbar. Der Wagen und längere Fahrten liegt selbst bei hoher Geschwindigkeit gut auf eignet. Spaß-Faktor: (5,0) der Straße und lässt sich angenehm steuern. Im Wow-Faktor: (5,0) Inneren überzeugt der Wagen auch: Das Design Preis-Leistung: (4,0) der Innenausstattung wirkt hochwertig und das Armaturenbrett, das sich angenehm bedienen lässt, besteht aus weichen Materialien. Besonders Fahrzeugdaten des Testautos (Herstellerangaben) praktisch ist das Rad in der Mitte, mit dem sich die Funktionen des Bordcomputers steuern lassen. Motor Diesel Dieser ist mit viel Schnick-Schnack ausgestattet. Hubraum 2143 cm³ / 4-Zylinder Sowohl Navi als auch die Verbindung zwischen Leistung 154 KW (210 PS) Auto und Handy sind integriert. Komfortabel sind Abmessungen L 4,64 m x B 1,86 x H 1,44 auch Vordersitze und Rückbank, die erstaunlich Leergewicht 1.525 kg viel Platz für die Mitfahrer bieten. Genauso wie Zuladung 500 kg der Kofferraum, in dem sich problemlos mehrere Beschleunigung 6,8 s (0 – 100 km/h) Gepäckstücke verstauen lassen. Preis 53.570 € (inkl. vieler Extras und MwSt.) Katharina-Luise Kittler günstigste Ausstattungsvariante: 46.800 €

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PRO & CONTRA Soll Steuergeldverschwendung der Steuer- hinterziehung gleichgestellt werden?

In dieser Rubrik lassen wir Mitglieder der MIT zu Wort kommen. Die Beiträge geben ihre persönliche Meinung wieder.

Zwei Seiten einer Medaille

Für ein rechtmäßiges, demokratisches Steuerrechts durchgesetzt wird, muss Gemeinwesen sind Steuerhinterzie- die Einhaltung des Haushaltsrechts mit hung und Steuergeldverschwendung ebenso wirksamen Maßnahmen abge- zwei Seiten einer Medaille. Sie sollten sichert werden. Dieser Straftatbestand gleich gewichtet und geahndet werden. sollte von einem Bußgeldtatbestand Der Bund der Steuerzahler in Bayern fl ankiert werden. Bei Anhaltspunkten hat zu diesem Thema ein Gutachten für eine Steuergeldverschwendung bei dem Münchener Professor für Straf- müssen künftig die Staatsanwaltschaf- und Strafprozessrecht, Bernd ten aktiv werden. Mit dieser Ver- Schünemann, in Auftrag ge- schärfung des Strafrechts können geben. Darin wird ein neuer künftig Amtsträger bei grober Straftatbestand der „Haus- Steuergeldverschwendung thomas M. Schmatz (68) ist Bezirksvorsitzender der Mittel- haltsuntreue“ vorgeschla- PRO zur Verantwortung gezogen stands-Union (MU) München, gen. Dieser Straftatbestand werden. Ebenso sollen dem stellvertretender Landesvorsit- soll zum einen die vorsätzliche Bundesrechnungshof, den Rech- zender der MU Bayern und Mitglied Missachtung der zentralen haus- nungshöfen der Länder sowie den im Bundesvorstand der MIT. haltsrechtlichen Vorschriften ahnden. Rechnungsprüfungsämtern gleichwer- Zum anderen soll die Mittelverschwen- tige Prüfrechte und Prüfpfl ichten wie dung bei einem auffälligen Missverhält- die der Finanzverwaltung eingeräumt nis zwischen Anlass und Nutzen unter werden. Strafe gestellt werden. Ein Grund für Dem Totschlagargument, es würde Steuerverschwendung ist, dass keine sich niemand mehr fi nden, vor diesem Sanktionen zu befürchten sind. Die Hintergrund politisch aktiv zu wer- heutige Gesetzeslage bewirkt, dass den, muss entschieden entgegenge- verschwenderische Ausgaben – selbst treten werden. In Deutschland gibt wenn sie unter vorsätzlicher Missach- es tausende von Persönlichkeiten, tung des Haushaltsrechts erfolgen – die sich in der Politik ehren- oder meist strafl os bleiben. So wie mit straf- hauptamtlich ohne Fehl und Tadel für rechtlichen Mitteln die Einhaltung des uns einsetzen. •

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Geht der Staat zu verschwenderisch mit Steuergeldern um? Ihre Meinung zählt Immer mehr Projekte von Bund, Ländern und Gemeinden Stimmen Sie mit ab auf der MIT-Web- Soll Steuergeldverschwendung der Steuer- stehen in der Kritik: der neue Berliner Flughafen, der seite! Unter www.mit-bund.de/ Nürburgring oder die Elbphilharmonie in Hamburg. Kritiker mitmachen/umfrage können Sie fordern deshalb, dass Steuergeldverschwendung genauso Ihre Meinung zum aktuellen Pro und hinterziehung gleichgestellt werden? Contra äußern. Über das Abstim- strafrechtlich verfolgt wird wie Steuerhinterziehung. Wir mungsergebnis informieren wir im fragen daher zwei unserer Mitglieder nach ihrer Meinung: MIT:NEWSLETTER. Sollten Sie diesen noch nicht erhalten, können Sie ihn Soll die Steuer geldverschwendung der Steuerhinterziehung unter www.mit-bund.de/newsletter gleichgestellt und somit Straftatbestand werden? kostenlos abonnieren.

Mehr effi zienz statt Haftung

Wir ärgern uns alle darüber: öffentli- teuer. Kostensteigernde Entwicklun- che Bauprojekte, die, wenn sie fertig gen sind meist nicht vorauszusehen. sind, nicht sinnvoll erscheinen, oder Durch diese Planungsunsicherheit Verwaltungskosten, die wir nicht könnte ein politisch Verantwortlicher nachvollziehen können. Steuerver- nicht ohne die Sorge entscheiden, für schwendung lautet dann der Vorwurf. unerwartete Ausgaben haftbar ge- Es ist richtig, dass die Staatsausgaben macht zu werden. Nicht zu vergessen und die Verwendung von Steuergel- sind die vielen kommunalpolitischen dern kontrolliert werden. Aber ist Projekte, die von Ehrenamtlichen der Vorwurf der Steuergeldver- beschlossen werden. Diese wer- schwendung gerechtfertigt? den sich dann sicherlich nicht Sollten wir das bestrafen? mehr freiwillig engagieren. Anja Karliczek (46) ist seit 2013 Wie der Staat das Geld CONTRA Und wer soll dafür haften, Mitglied des Bundestages und dort seiner Bürger ausgibt, wird wenn Projekte gemeinschaft- im Finanzausschuss und als stell- genau kontrolliert: Haushäl- lich beschlossen werden? vertretendes Mitglied im Haushalts- ter sind zu Wirtschaftlichkeit und Wir sollten stattdessen prüfen, ausschuss tätig. Seit 2017 ist sie Sparsamkeit verpfl ichtet. Sie werden wie effi zienter gearbeitet werden kann Parlamentarische Geschäftsführerin durch den unabhängigen und verfas- – insbesondere bei Großbauprojekten. der Unionsfraktion. sungsrechtlich garantierten Bundes- So haben die Rechnungshöfe Leitsätze rechnungshof und die Rechnungs- für das Management von Großbau- prüfer der Kommunen und Länder projekten herausgegeben. Das Bun- kontrolliert. Alle Haushalte werden desministerium für Verkehr, Bau und veröffentlicht. Würde man Steuer- Stadtentwicklung (BMVI) hat einen geldverschwendung strafrechtlich Aktionsplan Großprojekte erstellt. In verfolgen, müsste der Tatbestand diesem Jahr soll zusätzlich der „Leit- defi niert werden. Was wäre Steuer- faden Großbauprojekte“ vom BMVI geldverschwendung? Das festzulegen, veröffentlicht werden. An solche Vor- wäre die größte Schwierigkeit. Ein Pro- gaben müssen wir uns halten, denn es jekt wird häufi g erst in der Umsetzung geht um das Geld unserer Bürger. •

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die Übernahme von Kinderbetreuungskosten bedeutet gerade für junge familien eine deutliche entlastung ihres Haushaltsbudgets. was dabei zu beachten ist, erklärt mIt-bundesschatzmeister Hermann Hesse in seiner Kolumne. In loser folge schreibt er, welche zu- satzleistungen sich lohnen und was steuerlich zu be- achten ist. In dieser ausgabe: Kinderbetreuungskosten

Kolumne: teIl 4 Mehr netto vom Brutto

ebühren für die Unterbrin- gung, Verpflegung und Be- Gtreuung von Kindern können vom Arbeitgeber steuer- und sozial- versicherungsfrei ersetzt werden. Dies gilt allerdings ausschließlich für nicht schulpfl ichtige Kinder. Ab wann und wie lange Kinder schulpfl ichtig sind, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Die Kinderbetreuung muss von einem Kindergarten oder einer vergleichbaren Einrichtung (zum Beispiel Kinderkrippe, Schulkindergar- ten, Kindertagesstätte, Tagesmutter sie zusätzlich zum ohnehin geschulde- Auch Zuschüsse für die Betreuung oder Ganztagespfl egestelle) erbracht ten Arbeitslohn erbracht werden. Eine schulpfl ichtiger Kinder können als Be- werden. Unerheblich ist dabei, ob es Gehaltsumwandlung ist ausgeschlos- triebsausgabe abgesetzt werden, sind sich um eine betriebliche, kommu- sen. Möglich ist aber die Umwandlung aber beim Mitarbeiter steuer- und nale, kirchliche oder private Einrich- von freiwilligen Sonderzahlungen sozialversicherungspflichtig. Dieses tung handelt. Die alleinige Betreuung (Weihnachtsgeld, Urlaubsgeld) oder Instrument bietet sich an, wenn keine im Haushalt des Arbeitnehmers durch die Erstattung der Betreuungskosten dauerhafte Entgelterhöhung vorgese- Familienangehörige oder andere Perso- statt einer Gehaltserhöhung. Obwohl hen ist. nen erfüllt diese Voraussetzung nicht. der Zuschuss vom Arbeitgeber in vol- Die tatsächlichen Kosten müssen vom ler Höhe als Betriebsausgabe abge- Rechtlicher Hinweis: Autor und Redaktion Arbeitnehmer nachgewiesen werden. setzt werden kann, wird dieses fl exible übernehmen keine Gewähr für die Richtigkeit Eine weitere Voraussetzung für die und kostengünstige Instrument leider der vorstehenden Hinweise; ebenso ersetzen

Steuerfreiheit der Zuschüsse ist, dass selten genutzt. die Ausführungen keine steuerliche Beratung. Foto: Jeanette Dietl/stock.adobe.com

30 mittelstandsmagazin 05|17 MIt:Service MIt:Inside Ich bin neu in der MIT, weil… Die MIT ist mit mehr als 25.000 Mitgliedern der stärkste und einflussreichste parteipolitische Wirtschaftsverband in Deutsch- land. In unserer Vereinigung ist jeder willkommen, der die ordnungspolitischen Grundsätze der Sozialen Marktwirtschaft schätzt. Jeden Monat treten rund 90 Neumitglieder in die MIT ein. In dieser Rubrik stellen wir mit jeder Ausgabe drei unserer Neumitglieder vor. Mehr Infos zur Mitgliedschaft: www.mit-bund.de/mitgliedschaft

Christian Broer Christoph Mönnich Michael von Foerster Abteilungsleiter, Referent, Hauptgeschäftsführer, MIT Hannover-Land MIT Berlin-Reinickendorf MIT Berlin-Steglitz-Zehlendorf Neumitglieder „Ich bin in der MIT, weil auch die „Ich bin in der MIT, weil Deutschland „Ich bin in der MIT, weil mittelständi- leistungsstarke Mitte unserer Gesell- für Freiheit und Wohlstand auf die So- sche Betriebe die beste Garantie schaft eine starke Lobby braucht.“ ziale Marktwirtschaft angewiesen ist.“ gegen Krisen sind.“

Christian Broer (40) ist seit 2012 bei Christoph Mönnich (42) ist Referent Michael von Foerster ist Hauptge- der Fraunhofer-Gesellschaft zur För- im Bundesministerium der Finanzen schäftsführer des Verbands der deut- derung der angewandten Forschung e. V. in Berlin. Der Jurist und Diplom-Kauf- schen Rauchtabakindustrie (VdR). Er beschäftigt. Nach dem Maschinenbau-­ mann arbeitete dort als Dozent für kam als Leiter des Berliner Büros für Studium an der Leibniz Universität Steuerrecht, war im Ministerbüro von Regierungs- und Öffentlichkeitskon- Hannover war der Diplomingenieur Wolfgang Schäuble tätig und ist der­- takte der Bosch Sicherheitssysteme zunächst bei Hamburg für die Jen­ zeit in der Steuerabteilung im Bereich zum VdR. Davor war der 50-jährige optik AG in der Produktentwicklung Lohnsteuer eingesetzt. Er schätzt die Volljurist beim Startup L1 Identity tätig. vielfältigen Aufgaben, etwa die Zusam- Solutions AG als Leiter Human Res- Am Fraunhofer-Institut für Windener- menarbeit mit dem Finanzausschuss im sources und Public Affairs tätig. Seine gie und Energiesystemtechnik verant- Bundestag. Neben der Arbeit und sei- Berufslaufbahn begann er bei der wortet er nun anwendungs­orientierte ner Familie mit drei Kindern engagiert Bundesvereinigung der Deutschen Forschungsprojekte mit Fokus auf er sich in der evangelischen Kirche und Arbeitgeberverbände und setzte sie Antriebsstränge von Windenergie­ ­ ist Mitglied im Gemeindekirchenrat. Er als Mitglied der Geschäftsführung bei anlagen. Diese Aufgabe schließt hat zwei nicht ganz alltägliche Hobbies: den Unternehmensverbänden im auch Aufbau und Nutzung großmaß- Um die Bibel im Original lesen zu Land Bremen fort. Das Spannungsfeld stäblicher Versuchseinrichtungen­ können, beschäftigt er sich mit Altgrie- zwischen Wirtschaft und Politik hat mit ein. Ob Kunde oder Fördermittel- chisch und Althebräisch. Zudem lernt ihn immer gereizt. Neben seiner geber: Ziel ist es, die gesellschaft- er mit seinen Kindern ein Blasinstru- Tätigkeit beim VdR steht die Familie lichen Kosten der Energiewende mit ment im Kirchen-Posaunenchor – als an erster Stelle. Zudem geht von technischen Lösungen im Griff zu einziger Erwachsener unter lauter Foerster in seiner Freizeit gerne Ski- behalten. Kindern. fahren und Golf spielen.

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#BMt17 MIT-Schatzmeister Bundesmittelstandstag 2017: Hermann Hesse (l.) schaut sich die So viele Highlights wie nie Bagger-Fahrkünste des NRW-Verkehrs- Unter dem Motto „Mehr Markt Wirtschaft“ ministers Hendrik fand der 13. Bundesmittelstandstag am 1. Wüst an. und 2. September in Nürnberg statt und war ein MIT-Event der Superlative. Bundeskanz- lerin , Bayerns Ministerpräsi- dent Horst Seehofer und die bayerischen Minister Joachim Herrmann und Markus Söder waren zu Gast. Außerdem beschlos- sen die Delegierten den Leitantrag mit wich- tigen Impulsen für die künftige Regierungs- arbeit. Zudem gab sich die MIT erstmals in ihrer Geschichte ein Grundsatzprogramm.

Bundeskanzlerin Angela Merkel übte auf dem Bundesmittelstandstag scharfe Kritik am türkischen Präsidenten Erdogan und erhielt dafür viel Beifall

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Nach Tag eins des Bundesmittelstandstags feierten die Delegierten und Gäste auf dem Fränkischen Abend

Merkel, Seehofer, Söder und Herrmann zu Gast

Die CDU-Vorsitzende, Bundeskanzlerin Angela Merkel, nutzte ihren Auf- tritt vor den rund 600 Delegierten und Gästen des Bundesmittelstands- tags (BMT), um den Ton im Wahlkampf gegenüber der SPD zu verschärfen. Sie warf den Sozialdemokraten vor, in einer „Neid-Diskussion“ gefangen zu sein, denn in fi nanziell guten Zeiten wolle die SPD die Leistungsträger unserer Gesellschaft mit Steuererhöhungen bestrafen. „Wir reden nicht nur über das Verteilen, sondern über das Erarbeiten“, sagte die Kanzlerin und erntete damit viel Beifall. Die CDU-Vorsitzende richtete den Blick in ihrer Rede auch auf den Mittelstand und sagte, dass „Made in “ weiterhin für Weltklasse stehen soll. Außerdem bedankte Merkel sich bei der MIT für den Anstoß zur Flexi-Rente und bekam auch für ihre Forde- rung, den Solidaritätszuschlag zügig abzuschaffen, viel Zustimmung.

Auf den Soli ging auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ein. Nach jahrzehntelanger Unterstützung müsse der Soli in der nächsten Legislatur- periode abgeschafft werden. Der CSU-Vorsitzende äußerte sich auch zum Diesel-Skandal: „Die Wirtschaft ist Partner, kein Feind. Ich warne vor einer Kampagne gegen die Autoindustrie“, sagte Seehofer und plädierte damit für mehr Sachlichkeit in der Diskussion. Mit Blick auf die Koalitionsverhand- lungen im Herbst sagte er: „Wir können nicht mit einer Partei zusammen regieren, die die Einführung oder Erhöhung von Substanzsteuern zu einem wesentlichen Programmpunkt macht.“

In Nürnberg durften sich die Delegierten und Gäste auch auf die Auftritte von Bayerns Finanzminister Markus Söder und dem CSU-Spitzenkandi- daten für die Bundestagswahl, Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, freuen. Söder eröffnete den Fränkischen Abend, der nach dem offi ziellen Teil des BMT stattfand. Am nächsten Tag sprach sich Innenminister Joachim Herrmann in seiner Rede passend zum Initiativantrag des MIT-Bundesvor- stands gegen Fahrverbote und für Technologieoffenheit aus.

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Beschlossen: Leitantrag, Grundsatzprogramm und Diesel-Position

Im einstimmig beschlossenen Leitantrag widmet sich die Carsten Linnemann, MIT-Bundesvorsitzender. Die MIT MIT den sieben größten wirtschaftspolitischen Herausfor- plädiert gegen Zwangsquoten für E-Autos und für Tech- derungen, denen sich die nächste Bundesregierung stellen nologieoffenheit bei der Entwicklung umweltfreundlicher muss. Darunter fallen zum Beispiel Forderungen nach Antriebstechniken und stützt sich auf die Innovationskraft einer fairen Besteuerung von Bürgern und Unternehmen des Wettbewerbs. „Ein Verbot des Verbrennungsmotors mit deutlichen Steuersenkungen, eine Modernisierung wäre nicht nur planwirtschaftliche Willkür, sondern auch des Arbeitsmarkts und eine marktwirtschaftliche Neuaus- eine umweltpolitische Dummheit“, sagt Linnemann. Die richtung der Energie- und Klimapolitik. Außerdem will die MIT mahnt die Autoindustrie allerdings auch sehr deutlich, MIT Deutschland zur „Digitalrepublik Nummer 1“ in Europa verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen. entwickeln und präsentiert konkrete Vorschläge zum Bü- rokratieabbau und zur Effi zienzsteigerung der öffentlichen Erstmals in ihrer Geschichte gab sich die MIT auf dem BMT Verwaltung. ein Grundsatzprogramm. Das rund 50 Seiten starke Werk erarbeitete die Grundsatzprogramm-Kommission unter Lei- Die Delegierten unterstützen einen Antrag des Bundesvor- tung von Carsten Linnemann und Thomas Köster. Während stands gegen Dieselfahrverbote und gegen Vorgaben für der vergangenen drei Jahre konnten sich alle MIT-Mitglieder bestimmte Antriebe. Die Zukunft der Antriebstechniken an dem Prozess beteiligen und das Programm mitgestalten. sollte zukünftig auf Grundlage objektiver wissenschaftlicher Unter dem Titel „Der Kompass – Soziale Marktwirtschaft Erkenntnisse diskutiert werden. „Wir wollen ein Zeichen für das 21. Jahrhundert“ fasst das Programm die Werte und gegen die Hysterie im Streit um den Diesel setzen“, sagt Ziele der MIT zusammen.

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Gute Stimmung zwi- Der neue Bundesvorstand schen CSU und CDU: Carsten Linnemann führt die MIT auch weiterhin Die Tagungspräsidenten als Bundesvorsitzender an. Der Volkswirt und Katrin Albsteiger und Bundestagsabgeordnete erhielt 99,7 Prozent der Jens Spahn Delegiertenstimmen. In seinem Bericht warb Lin- nemann dafür, dass die Politik „wieder diejenigen in den Blick nimmt, die mit ihren Steuern und ihrer Leistung den Sozialstaat erst möglich ma- chen“. Außerdem freue er sich, dass die Union die zentrale MIT-Forderung nach einer Steuerstruk- turreform in ihr Regierungsprogramm aufgenom- men habe. Mit , Rolf Koschorrek, , Michael Littig, und Dorin Müthel-Brenncke stehen Linnemann sechs Stell- vertreter zur Seite. Als Schatzmeister wurde Her- mann Hesse wiedergewählt. Die Beisitzer: Hen- Carsten Linnemann mit den drei neuen ning Aretz, Gerald Aßmann, Rolf Buttkus, Michael MIT-Ehrenmitgliedern Dieter Bischoff, Darda, Marie-Luise Dött, Heinz-Josef Drießen, Winfried Pinger und Jürgen Presser Peter Erl, Norbert Eyck, Christoph Fay, Albrecht Geier, Sarah Gillen, Josef Gochermann, Peter Götz, Bernhard Kösslinger, Johannes Kraft, Jochen Leinert, Wolfgang Leyendecker, Werner Lübbe, Peter Luths, Thomas Melchert, Jörg Meurer, Nor- bert Müller, David Novak, Helmut Nowak, Steffen Peschke, Harald Pohlmann, Alexander Prox, Sybille Reimschüssel, Margarete Reiser, Günter Reisner, Volker Rode, Thomas Schmatz, Sven Schulze, Phi- lipp Steinwärder und Oliver Zander.

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Neuer Politischer Referent eU-Check

Irrwitzige Verordnung oder sinnvolle Richtlinie? In dieser Rubrik bewerten unsere EU-Experten des PKM Europe regelmäßig neue EU-Vorhaben

Schutz gegen ausländische Firmenübernahmen Die EU-Kommission hat neue Vorschläge prä- Mit Patrick Todt hat das Bundesgeschäftsstel- sentiert, die ein wirksameres Vorgehen gegen len-Team der MIT Verstärkung erhalten. Der 30-Jäh- ausländische Übernahmen in strategisch wich- rige arbeitet seit dem 1. September als Politischer tigen Sektoren – wie Infrastruktur und kritische Referent bei der MIT. Seine Arbeitsschwerpunkte Technologien – ermöglichen. Die Mitgliedstaaten haben sind Steuern und Finanzen sowie Arbeit und Sozia- weiterhin freie Hand, eine Kontrolle („Screening“) bei les. Außerdem betreut er die Themen Innere Sicher- ausländischen Beteiligungen (Direktinvestitionen) einzu- heit und Integration. führen. Die international unterschiedlichen Prüfungen Todt studierte deutsche und internationale sollen jedoch vereinheitlicht werden. Der Vorschlag stellt

Rechtswissenschaften, Anglistik, Geschichte, Klas- MIt-Bundesgeschäftsstelle ein Gegengewicht zur expansiven Einkaufstour ausländi- sische Philologie, Philosophie, Ökonomische The- scher Staatsunternehmen dar. Somit muss der Vorschlag orie sowie Politische Theorie und Ideengeschichte auch nicht als Protektionismus verstanden werden, son- in Deutschland, Großbritannien, der Schweiz und dern als Versuch, einen fairen Wettbewerb herzustellen. den USA. Dabei wurde er unter anderem durch die Denn viele europäische Unternehmen sind bei Investitionen in gewissen Staaten wie China erheblichen Restriktionen Studienstiftung des deutschen Volkes, die Stiftung ausgesetzt. der Deutschen Wirtschaft und die Konrad-Adenau- er-Stiftung gefördert. Als Dozent lehrte er Euro- Euro für alle papolitik, Internationale Beziehungen und Wirt- In der viel beachteten Grundsatzrede zur Lage schaftsphilosophie an den Universitäten Freiburg, der Union hat sich Kommissionspräsident Cambridge und Bonn. Parallel zu seiner Tätigkeit bei Jean-Claude Juncker für die Einführung des Euro der MIT führt Todt sein in Bonn und Chicago begon- in allen EU-Mitgliedstaaten ausgesprochen. nenes Promotionsstudium an der Schnittstelle von Zwar ist es grundsätzlich zu begrüßen, dass Juncker dem Ökonomischer Theorie und Philosophie zu Ende. EU-Integrationsprozess neuen Wind bringen möchte. Dennoch darf es kein zweites Griechenland geben. Für den Beitritt zum Euro gibt es klar defi nierte Regeln – die Maastricht-Kriterien. Diese müssen zuerst erfüllt werden. Viele der aktuellen Länder außerhalb der Eurozone würden Eurozonen-Erweiterung wäre mit dem Verlust des Abwertungsmechanismus in wirt- falscher Weg schaftliche Turbulenzen geraten. Schlimmstenfalls würden nationale Schwierigkeiten die Gefährdung der ganzen EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat mit Währungsunion bedeuten. Daher ist es zu begrüßen, dass Euro-Zone seinem Vorstoß für einen „Euro für alle“ für reichlich Herr Juncker nachschob, er habe nicht die Absicht, Län- Irritationen gesorgt. „Eine Erweiterung der Euro-Zone der in den Euro zu zwingen, die nicht in den Euro wollen würde den Weg in eine Transfer- und Schuldenunion oder können. weiter beschleunigen“, meint MIT-Vorsitzender Carsten Linnemann. Statt mit einer Erweiterung die Fehler der Vergangenheit zu zementieren, sollten erst einmal die Die Jury bestehenden Regeln durchgesetzt werden. MIT-Vize Markus Ferber (CSU) und Dr. Markus Hans Michelbach warnte ebenso vor Schnellschüssen: Pieper (CDU) sind Mitglieder „Wir müssen die Eurozone zunächst einmal stärker des Europäischen Parlaments und stabilisieren“, sagte er. Wer in den Euro wolle, müsse Sprecher des Parlamentskreises die Kriterien erfüllen. „Da darf es gerade nach den Mittelstand Europe Erfahrungen mit Griechenland keinen politischen Rabatt geben.“

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Erfolge für den Mittelstand

Die Große Koalition war ordnungspolitisch und aus Sicht des Mittelstands sicher keine einfache Regierung. Den- noch haben CDU und CSU in der vergangenen Legislatur einige wichtige Erfolge gegen die SPD durchsetzen kön- nen – an manchen Stellen nur aufgrund der Ideen und des Drucks der MIT. Als Infomaterial für die Arbeit der MIT vor Ort hat die Bundesgeschäftsstelle einen Bilanz-Flyer erstellt. Der Flyer greift die wichtigsten MIT-Erfolge für den Mittelstand von 2013 bis 2017 auf:

Neuer MIt-Bilanz-Flyer Neuer von der „Schwarzen Null“ über die Flexi-Rente bis zur Handwerker-Gewährleis tung. Die Erfolge in Kürze:

FLEXI-RENtE

Die MIT konnte die Flexi-Rente als Gegenmodell zur Rente mit 63 durchsetzen: ein wichtiges Signal, dass Ar- HANDWERKER-GEWÄHRLEIStUNG beit im Alter attraktiv sein kann. Seit Juli 2014 können Rentner auf ihren Wunsch mit Zustimmung des Arbeit- Wir schützen ab 2018 Handwerker und Bauunternehmer gebers befristet weiter arbeiten – bei vollem Rentenbe- vor der Haftungsfalle, die bis dato beim Einbau eines zug. Seit 2017 müssen Arbeitgeber für beschäftigte Rent- unerkannt mangelhaften Produkts zuschnappen konnte. ner zudem keinen Arbeitslosenbeitrag mehr abführen. Künftig muss der Verkäufer des fehlerhaften Produkts Wer freiwillig länger arbeitet, erhält mehr Geld. die Ein- und Ausbaukosten ersetzen.

ABSCHAFFUNG DER KALtEN PROGRESSION MEHR MARKt IM EEG

Die MIT hat mit der „Steuerbremse“ eine breit angelegte Wir haben die Förderung der Stromerzeugung aus er- Aktion gegen die kalte Progression gestartet. In Folge neuerbaren Energien von staatlich festgelegten Prämien des von uns durchgesetzten Parteitagsbeschlusses in einigen Bereichen auf wettbewerbliche Ausschrei- schlägt das Bundesfi nanzministerium eine Anpassung bungsverfahren umgestellt. Dadurch können erstmals der Steuersätze an die Infl ationsrate vor, sodass 2016, Offshore-Windkraftanlagen ohne jede Subvention be- 2017 und geplant auch 2018 die Steuerzahler entspre- trieben werden. Zudem haben wir den Offshore-Ausbau chend entlastet werden. zeitlich gestreckt.

BESSERE StARtUP-FINANZIERUNG GWG-ABSCHREIBUNGSERLEICHtERUNG

Investoren können beim Erwerb von Startup-Anteilen Mit der beschlossenen Ausweitung der Absetzbarkeit seit 2016 die Verlustvorträge steuerlich geltend machen. geringwertiger Wirtschaftsgüter (GWG) auf pauschal Damit wurde ein wichtiger Standortnachteil beseitigt. 800 Euro ab 2018 ersparen wir dem Mittelstand großen Aufwand in der Bürokratie. Nun können Anschaffungen schneller steuerlich geltend gemacht werden. SCHUtZ VOR INSOLVENZANFECHtUNG

Mit der Reform des Insolvenzanfechtungsrechts schüt- Zudem enthält der Flyer die wichtigsten Ziele der MIT für zen wir Unternehmen davor, mit fragwürdigen Rückfor- die neue Legislaturperiode. Mitglieder können den Flyer im derungen aus zum Teil lange zurückliegenden Vorgängen MIT:SHOP (www.mit-shop.de; Anmeldung erforderlich) konfrontiert zu werden. bestellen.

36 mittelstandsmagazin 05|17 mittelstandsmagazin 05|17 37 MIt:INSIDE

Meisterbrief: Wiedereinführung wäre EU-konform

Die Wiedereinführung der Meisterpfl icht für Handwerksbe- rufe wäre europarechtlich zulässig. Das geht aus einem Gut- achten des Deutschen Bundestags hervor. Danach stünde einer Wiedereinführung nichts im Wege, da sie gegen keine der möglicherweise einschlägigen EU-Richtlinien verstößt

und insbesondere keinen Eingriff in die Niederlassungsfrei- Handwerk heit darstellt. Die Abschaffung der Meisterpfl icht in 53 Beru- fen hat zu einem dramatischen Einbruch bei der Ausbildung in diesen Branchen geführt. Die CDU hat die MIT-Forderung zur EU-konformen Wiedereinführung als Prüfauftrag in ihr Regierungsprogramm aufgenommen. Bundestagswahl MIt-Abgeordnete überzeugen

Die Bundestagsabgeordneten im MIT-Präsi- dium haben allesamt ihre Wahlkreise direkt MIt beim JU-Deutschlandtag gewonnen. MIT-Chef Carsten Linnemann hat in Paderborn mit 53,3 Prozent das beste Die MIT war erstmals mit einem eigenen Stand auf dem Deutsch- Erststimmen-Ergebnis in Nordrhein-Westfa- landtag der Jungen Union (JU) in Dresden präsent. Viel Aufmerk- len und das fünftbeste bundesweit erreicht. samkeit erreichte die „Demokratiesäule“ der MIT: An jedem der Der neue stellvertretende MIT-Bundesvor- drei Tage konnten die JU-Delegierten und Gäste über eine neue sitzende Matthias Heider gewann seinen politische Frage abstimmen. So sprach sich jeweils eine Mehrheit Wahlkreis Olpe/Märkischer Kreis (NRW) mit dafür aus, dass die Union das Innenministerium übernehmen 47,9 Prozent. Der aus Bayern stammende und in eine „Jamaika“-Koalition gehen soll. Das Top-Thema der MIT-Vizevorsitzende Hans Michelbach holte neuen Bundesregierung aus JU-Sicht ist die Digitalisierung (vor seinen Wahlkreis Coburg mit 45,3 Prozent. Innerer Sicherheit). Auch prominente Gäste wie EU-Kommissar Die stellvertretende Vorsitzende Patricia Günther Oettinger (Foto), Saarlands Ministerpräsidentin Anne- Lips aus Rödermark (Hessen) zieht mit 36,1 gret Kramp-Karrenbauer und JU-Chef Paul Ziemiak machten mit. Prozent wieder in den Bundestag ein. Der Am Gewinnspiel – zu gewinnen gab es eine Schiffstour und ein Vorsitzende des Parlamentskreises Mittel- Abendessen mit Carsten Linnemann in Berlin – nahmen rund stand (PKM) der CDU/CSU-Bundestagsfrak- 400 Gäste teil, die nun auch den MIT:NEWSLETTER erhalten. tion, , gewann seinen Zudem warb das Team der Bundesgeschäftsstelle, das von eini- Wahlkreis Schwäbisch Hall – Hohenlohe gen ehrenamtlichen Helfern der MIT Hessen unterstützt wurde, (Baden-Württemberg) mit 40,5 Prozent. Der erfolgreich um Neumitglieder. bislang als Gastmitglied dem MIT-Präsidium JU-Deutschlandtag angehörende Jens Spahn gewann seinen Wahlkreis Steinfurt I – Borken I (NRW) mit 51,2 Prozent und konnte dabei gegen den Trend sein Erststimmenergebnis der letzten Bundestagswahl (52 Prozent) fast halten. Im erweiterten Bundesvorstand ist außerdem die Abgeordnete Marie-Luise Dött über die NRW-Landesliste erneut in den Bundestag eingezogen.

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telekom-Aktienverkauf Breitbandausbau rückt näher

Der Breitbandausbau ist für viele Unternehmen überlebenswichtig. Nach der Bundestagswahl könnte der Ausbau des schnellen Internets nun schneller voranschreiten. Mit den möglichen Regierungspartnern FDP und Grüne sei dies wahr- scheinlich geworden, sagte MIT-Chef Carsten Linne- mann der Frankfurter Allgemeinen Woche. Der Staat hält noch immer 14,5 Prozent direkt und mittels der staatlichen Förderbank KfW weitere 17,4 Prozent an sei erst viel zu spät bewusst geworden, wie wichtig der Telekom. Linnemann: „Mit einer klugen Verkaufs - ein schneller Glasfaserausbau ist. „Bis vor einigen strategie kann der Bund für die Telekom-Aktien weit Jahren war in Politik und Verwaltung nur wenigen mehr als zehn Milliarden Euro erlösen. Dieses Geld Spezialisten klar, dass ohne schnelle Breitbandver- brauchen wir dringend für den Glasfaserausbau.“ bindungen viele Unternehmen nicht mehr am Markt Vielen Politikern in Bund, Ländern und Gemeinden tätig werden können.“

INSA mit genauster Prognose

Das Umfrageinstitut INSA lag am dichtesten am Ergebnis der Bundestagswahl. Das Institut, das von MIT-Mitglied Her- mann Binkert geführt wird, sagte für die Union ein Ergebnis von 34 Prozent voraus und lag damit nur einen Prozent- punkt vor dem tatsächlichen Ergebnis von 33 Prozent. Auch bei den anderen Parteien sagte INSA das Wahlergebnis fast richtig voraus: 21,5 Prozent gab das Institut für die SPD an, die tatsächlich 20,5 Prozent erreichte. Bei den Ergebnissen der kleineren Parteien lag INSA in vielen Fällen auch sehr dicht am realen Ergebnis. Andere Institute, wie Infratest dimap, lagen bei ihren Prognosen teilweise weit über dem tatsächlichen Wahlergebnis. Für die Union sagte das Institut

Wahlumfragen etwa 37,0 Prozent voraus.

Prognosen in %

Forsch‘gr. Infratest Allensb. Emnid Forsa GMS INSA ERGEBNIS Wahlen dimap

CDU/CSU 36,5 35 36 36 37 37 34 32,9

SPD 22 22 22 21,5 22 20 21 20,5

Grüne 8 8 7 8 8 7,5 8 8,9

FDP 11 9 9,5 10 9 9,5 9 10,7

Linke 9 10 9,5 8,5 9 9 11 9,2

AfD 10 11 11 11 10 12 13 12,6

Sonstige 3,5 5 5 5 5 5 4 5,0 Fotos: Thomas Reimer/stock.adobe.com, dpa Quelle: wahlrecht.de

38 mittelstandsmagazin 05|17 mittelstandsmagazin 05|17 39 MIt:TITEL

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