Spektrum Marc Rohrmüller sierung von objektbezogenen wissenschaftlichen „Archiv der Stimmen.“ Ein DFG-Projekt Sammlungen“. Projektbeginn war Anfang Septem- ber 2012. Im Verlauf des Projekts werden 8.500 der Mediathek der SLUB Dresden Schellackplatten mit rund 17.000 Aufnahmen von Vokalstücken hörbar gemacht, die aus der Zeit von „was bedeuten aufnahmetechnische Schönheits- 1896 bis 1960 datieren. /2/ Sie werden mit nor- fehler, wenn wir die Kunst großer Sänger erleben mierten Daten wissenschaftlich erschlossen und können“ Paul Wilhelm (1886–1965) /1/ digitalisiert über die Datenbank der Mediathek (http://mediathek.slub-dresden.de) (Abb. 1) sowie Mit dem Projekt „Archiv der Stimmen. Digitali- den bibliothekarischen Verbundkatalog des Süd- sierung und wissenschaftliche Erschließung his- westverbunds (SWB) angeboten. torischer, gemeinfreier Gesangsaufnahmen auf Die Audiofiles stehen im MP3-Format zum Schellackplatten, 1896–1960“ wird erstmals in freien Download zur Verfügung. Dabei wurden die Deutschland eine der wichtigsten Primärquellen Aufnahmen nicht digital remastered, sondern be- zur Interpretation von E-Musik frei zugänglich hielten ihr originales Klangbild. Die überwiegend online zur Verfügung gestellt. Das Angebot rich- seltenen Platten stammen aus einer der bedeu- tet sich, außer an Wissenschaft und Lehre, expli- tendsten Sammlungen historischer Vokal- und zit auch an Musiker und Musikliebhaber sowie an Instrumentalaufnahmen auf Schellackplatten im alle anderen Interessierten. Ermöglicht wird das öffentlichen Besitz, dem rund 55.000 Exemplare Vorhaben der Mediathek der Sächsischen Lan- umfassenden Bestand der Mediathek der SLUB. desbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Kennzeichnend für die Sammlung ist der ver- Dresden (SLUB) durch die Deutsche Forschungs- gleichsweise hohe Anteil an akustisch aufgezeich- gemeinschaft (DFG). Sie fördert das Projekt mit neten Aufnahmen, das heißt an Tonaufnahmen, die einer Laufzeit von zwei Jahren im Rahmen einer bis 1925 ohne Mikrophon entstanden sind. Viele neuen Förderlinie zur „Erschließung und Digitali- der Einspielungen sind ausschließlich auf diesem

1: Startseite der Datenbank der Mediathek der SLUB Dresden.

Forum Musikbibliothek Jahrgang 34 Heft 1 / März 2013 7 Marc Rohrmüller / „Archiv der Stimmen.“ Medium überliefert. Werke bekannter sowie heute adäquate Lösungsansätze für den überregionalen kaum noch gespielter Komponisten werden in- digitalen Nachweis wissenschaftlicher Sammlun- terpretiert von internationalen Bühnenstars, aber gen zu entwickeln.“ /4/ auch von Studiomusikern, von Künstlern lokaler Als Objekte im Sinne der Förderlinie werden so- bis überregionaler Bedeutung. Das Projekt ver- wohl gemeinfreie Materialien und Bestände aus steht sich als Baustein für eine bis heute Desiderat naturwissenschaftlichen und technischen Samm- gebliebene europäische Diskographie historischer lungen verstanden, als auch gemeinfreie Mate- Musikaufnahmen. Es stellt zudem einen wesent- rialien und Bestände geisteswissenschaftlicher lichen Beitrag zur Sicherung des audiovisuellen Sammlungen, wie beispielsweise Bild- und Tonträ- Kulturerbes dar. ger der Kunst- und Medienwissenschaften. Von den bewilligten Projekten haben drei die Bewilligt wurde das Vorhaben in der neuen Förder- Erschließung und Digitalisierung von historischen linie der DFG als Referenzprojekt. In Erweiterung Musikaufnahmen zum Inhalt. Es handelt sich dabei der bisher üblichen Praxis, mit einem Hauptaugen- erstens um die „Erschließung und Digitalisierung merk auf die Förderung von (Massen-)Digitalisie- der Tonaufnahmen der Preußischen Phonogra- rungsvorhaben in den Bereichen Printmedien und phischen Kommission der Jahre 1915–1918“ aus Handschriften, können nun 38 Projekte realisiert dem Berliner Phonogramm-Archiv der Staatlichen werden, in denen das Objekt im Vordergrund steht. Museen zu Berlin. Zweitens um die „Erschließung Die von der DFG verfolgte Zielsetzung lässt sich und Digitalisierung von Notenrollen für selbstspie- dem Ausschreibungstext für die Förderlinie ent- lende Klaviere aus der Sammlung des Deutschen nehmen: Museums in München“; diese Sammlung umfasst „Objekte in wissenschaftlichen Sammlungen ca. 3.000 Notenrollen aus der Zeit von 1905–1935. werden von Forscherinnen und Forschern für ihre Und drittens um das Dresdner Projekt. /5/ Untersuchungen genutzt, zu Vergleichszwecken herangezogen und als Belegstücke für wissen- Inhaltlicher Schwerpunkt im Rahmen des „Archivs schaftliche Erkenntnisse verwendet. Informatio- der Stimmen“ ist die vollständige Bearbeitung der nen zu diesen Sammlungsobjekten liegen jedoch Sammlung Paul Wilhelm. Die Kollektion mit rund häufig nicht oder nicht in der benötigten Infor- 4.000 Schallplatten bildet den Nukleus der Samm- mationsdichte digital vor und sie sind meist nicht lungen historischer Tonträger der Mediathek. digital verzeichnet oder digitalisiert. Oft existieren Sie stammt aus dem Nachlass des Malers Paul weder anerkannte nationale oder internationale Wilhelm (1886–1965) und enthält beinahe aus- Standards für die Erschließung von Objekten noch schließlich Aufnahmen von Singstimmen. Wilhelm zentrale Einstiegspunkte als Nachweise zu den di- war gebürtig aus Greiz. Er ließ sich nach dem Stu- gitalisierten Sammlungen.“ /3/ dium an der Königlichen Kunstgewerbeschule und Die Förderlinie ermöglicht, so die DFG weiter: der Kunstakademie in Dresden im nahegelegenen „pilothafte Projekte zum Aufbau geeigneter Infor- Niederlößnitz nieder, heute Stadt Radebeul. Neben mationsinfrastrukturen, verbunden mit Maßnah- seiner Profession als Maler und Grafiker züchtete men zur Erschließung von objektbezogenen wis- er nicht nur mit Erfolg Gartenstauden, wie den senschaftlichen Sammlungen und gegebenenfalls Rittersporn, sondern sammelte auch vorrangig zu deren Digitalisierung. Ziel ist es, die technischen frühe Gesangsaufnahmen auf Schellackplatten. und organisatorischen Fragestellungen einer ob- Seine Intention beschreibt er in einem undatier- jektbezogenen Erschließung und Digitalisierung ten Manuskript, das zu den wenigen erhaltenen zu spezifizieren und in Verbindung mit den Me- Schriftstücken aus seinem Nachlass gehört: „His- thoden des modernen Informationsmanagements torische Platten, d. h. Aufnahmen von Künstlern,

8 Jahrgang 34 Heft 1 / März 2013 Forum Musikbibliothek Spektrum deren Namen bereits der Geschichte angehören, Interpreten, die beinahe in Vergessenheit geraten wurden noch vor kurzem verhältnismäßig wenig sind. Hinzu kommt, dass, obwohl die Schellack- gesammelt. Der Grund mochte die aufnahme- platte ein Massenmedium war, von vielen Auf- technische Unvollkommenheit sein, besonders nahmen nur noch wenige Exemplare nachweisbar nachdem das Ohr sich an die Wunder des Mik- sind; in einigen Fällen gibt es sogar nur ein einzi- rophons gewöhnt hatte […] Aber was bedeuten ges Exemplar in einer öffentlichen Sammlung. Ein aufnahmetechnische Schönheitsfehler, wenn wir Beispiel dafür ist die 1902 in Dresden entstandene die Kunst großer Sänger […] erleben können.“ /6/ Aufnahme des Liedes „Nun die Schatten dun- Wilhelm baute in einem Zeitraum von mehreren keln, Stern an Stern erwacht“ von Robert Franz Jahrzehnten eine einzigartige international aus- (1815–1892) mit dem Bariton Karl Scheidemantel gerichtete Sammlung auf, die außer Aufnahmen (1859–1923), erschienen bei „The Gramophone der bedeutendsten Sängerinnen und Sängern des and Typewriter Ldt., and Sister Companies“. /8/ ausgehenden 19. Jahrhunderts und der ersten Neben derartigen Raritäten umfasst der Schel- Hälfte des 20. Jahrhunderts auch solche weniger lackplattenbestand der Mediathek der SLUB u. a. bekannter, teils im Dritten Reich verfolgter und/ Werke von Daniel François Auber, Georges Bizet, oder heute vergessener Künstler enthält. So fin- Johannes Brahms, Gaetano Donizetti, Leo Fall, den sich dort u. a. Einspielungen des berühmten Engelbert Humperdinck, , Carl Loewe, Baritons Joseph Schwarz (1880–1926), der inter- Albert Lortzing, Wolfgang Amadeus Mozart, Gia- national erfolgreichen Koloratursopranistin Mar- como Puccini, Franz Schubert, Robert Schumann, cella Sembrich (1858–1935) und des Heldentenors Johann Strauß Vater und Sohn, , Lauritz Melchior (1890–1973). Wilhelm verfolgte Ambroise Thomas, Giuseppe Verdi, Richard Wag- mit der Sammlung nicht nur private Interessen, ner und Carl Maria von Weber, um nur einige der sondern war auch um die Vermittlung bemüht. Er bedeutendsten und vielfach vertretenen Kom- lud beispielsweise Gesangsstudenten zu sich ein, ponisten zu nennen. Bei den Interpreten gibt es um ihnen Aufnahmen vorzuspielen. /7/ Außerdem neben international agierenden Gesangsstars gestaltete er bis 1941 mit seinen Platten Rund- wie der Koloratursopranistin Marcella Sem­brich funksendungen. (1858–1935) und den Tenören Enrico Caruso (1873–1921), (1891–1948) und Das Projekt „Archiv der Stimmen“ bietet nun die Jacques Urlus (1867–1935) auch Sängerinnen wie Gelegenheit, den reichen Fundus gerade an akus- die russische Sopranistin Maria Alexandrowna tischen Aufnahmen einem weltweiten Rezipien- Michailova (1866–1943), die ihr Heimatland so gut tenkreis nahezubringen. Die dichte Überlieferung wie nie für Gastspiele verließ und allein durch ihre derartiger Aufnahmen in der Mediathek hat zwei Plattenaufnahmen zu Weltruhm gelangte, oder Ursachen: Sie ist einerseits das Resultat der Sam- die jung verstorbene Sopranistin Meta Seinemeyer melleidenschaft des Malers Paul Wilhelm, dessen (1895–1929). Sie wurde 1924 an die Dresdner Sammlung 1969 in den Besitz der Bibliothek über- Staatsoper engagiert, wo sie bis zu ihrem Tod tätig ging, und andererseits des systematischen Aus- war. Viele der Partien, die sie in Dresden sang, wur- baus des Bestandes in den folgenden Jahrzehnten den in Berlin aufgenommen und veröffentlicht, so durch die Phonothek der Sächsischen Landesbib- auch im Mai 1927 eine Arie der Gräfin Almaviva liothek, der heutigen Mediathek. aus Mozarts Hochzeit des Figaro, die Seinemeyer Neben den Einspielungen der ,Hits‘ aus den Gen- im Jahr zuvor in Dresden gesungen hatte (Abb. 2). res Oper, Operette und Lied mit den Gesangsstars der Epoche, die bis heute immer wieder veröffent- Andere Künstler, wie die Altistin Therese Rothauser licht werden, gibt es Aufnahmen von Werken und (1865–1943), sind heute teilweise oder ganz in Ver-

Forum Musikbibliothek Jahrgang 34 Heft 1 / März 2013 9 Marc Rohrmüller / „Archiv der Stimmen.“ gessenheit geraten, weil sie wegen ihrer jüdischen Abstammung verfemt, verfolgt und auch ermor- det wurden. Gleiches gilt auch für den Musikwis- senschaftler, Pianisten und Komponisten Arthur Chitz (1882–1944), der bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 u. a. als Korrepetitor an der Dresdner Oper wirkte und Musikalischer Leiter des Dresdner Schauspielhauses war sowie als Pianist und Cembalist vielfältig tätig war. Er be- gleitete nicht nur die Sopranistin Sigrid Arnoldson auf einer Konzerttournee, sondern arbeitete auch für den Dresdner Kreuzchor. Die einzige bekannte 2: Meta Seinemeyer als Gräfin (rechts) Tonaufnahme ist eine Privataufnahme, hier beglei- zusammen mit Robert Burg und Liesel von tet Chitz die Schwestern Großmann am Klavier. /9/ Schuch in Die Hochzeit des Figaro von Das Vergessen hat aber auch andere Ursachen: Mozart. Staatsoper Dresden, Aufnahme: Ursula Richter, Oktober 1926. Deutsche Viele bedeutende Interpreten haben beispielsweise Fotothek: www.deutschefotothek.de/ im Laufe ihrer oft Jahrzehnte währenden Bühnen- obj87601058.html karrieren nur an sehr wenigen Plattenaufnahmen mitgewirkt. Einspielungen dieser Künstler sind Das breite Spektrum der stimmlichen Überliefe- zum Teil nur ein einziges Mal veröffentlicht wor- rung speist sich im Wesentlichen aus der Schel- den, während die Aufnahmen von „Jahrhundert- lacksammlung, die neben industriell hergestell- stimmen“ bis heute immer wieder neu aufgelegt ten Tonträgern auch einen unikalen Bestand an werden. Es gilt also, das breite Spektrum der In- Schallfolien umfasst. Neben der umfangreichen terpretationen wieder zugänglich zu machen und Sammlung historischer Tonträger vor allem mit über die Präsentation in der Mediathek-Datenbank Gesangsaufnahmen, sind es Mitschnitte von Ver- Wissenschaftlern und Interessierten den direkten anstaltungen, Interviews und anderem mehr. Dazu Vergleich der verschiedenen Einspielungen zu er- zählen Medien aus Nachlässen ebenso wie käuf- möglichen. lich erworbene Sammlungen, häufig mit lokalem Die Projektergebnisse fließen ein in das „Archiv Bezug. Die Aufnahmen sind in unterschiedlicher der Stimmen“, das als Themenportal in der Me- Form überliefert worden. Teils handelt es sich um diathek-Datenbank seit geraumer Zeit aufgebaut Unikate in Form von Tonbändern und Schallfolien, und gepflegt wird. Präsentiert werden dort histo- teils um seriell bzw. industriell produzierte Tonträ- rische Aufnahmen von Sängerinnen und Sängern, ger wie Schellackplatten, Schallplatten und auch Schauspielern, Kabarettisten, Schriftstellern, Spre- Walzen. chern und Zeitzeugen aus den vielfältigen Samm- lungen der Mediathek. Die Tondokumente vermit- Die wissenschaftliche Erschließung der Aufnah- teln einen nachhaltigen, unmittelbaren Eindruck men auf Schellackplatte erfolgt im Rahmen des von Personen und vom künstlerischen Ausdrucks- Projekts primär in der APS 2.0 basierten Daten- vermögen von Sängern und anderen Sprachkünst- bank der Mediathek nach dem gültigen biblio- lern. Vor Erfindung der Tonaufzeichnung konnten thekarischen Regelwerk, d. h. es erfolgt die Nor- nur schriftliche Überlieferungen, wie Beschreibun- mierung von Personen- und Körperschaftsnamen gen von Zeitgenossen, davon Zeugnis ablegen. nach GND, deren ID-Nummern mit eingebunden Die aufgezeichneten Stimmen haben ihre Besitzer werden, und die Vergabe von Einheitssachtiteln überlebt, die als Künstler oder Zeitzeugen histori- nach RAK Musik. Darüber hinaus werden Schlag- sche Quellen von Rang sind.

10 Jahrgang 34 Heft 1 / März 2013 Forum Musikbibliothek Spektrum worte vergeben und Hersteller- und Labelnamen den kann. Sie enthält neben Video- und Audiofiles normiert. auch reine Nachweisdatenbanken, wie beispiels- Die Metadaten werden nachfolgend sowohl in weise die Filmografie der Stadt Dresden; perspek- den SLUB-Katalog als auch den Verbundkatalog tivisch werden auch Diskographien sächsischer des Südwestverbunds (SWB) eingespielt und sind Musiker und Ensemble hinzukommen. damit auch über den „Karlsruher Virtuellen Kata- Die Datenbank verfügt also über alle gängigen log“ recherchierbar, gemeinsam mit Musikalien, Optionen: von der Verzeichnung von Metadaten audiovisuellen Medien und anderer Sekundärlite- bis hin zu digital vollständig vorhandenen Me- ratur. Nutzer werden über Permalinks in den Da- dien mit der Möglichkeit des freien Downloads. tensätzen wieder in das Primärsystem, die Media- Der Nutzer kann entweder eine Suchanfrage im thek-Datenbank, geführt und haben dort Zugriff Freitext über den Gesamtbestand auslösen oder auf die Audiofiles und Metadaten. eine Vorauswahl nach Medientyp, Sammlung oder Außerdem ist die SLUB auch Beiträger zur Zeitstellung treffen. Die facettierte Suche hilft „Europeana“ und zu der im Aufbau befindlichen ihm ebenso wie die verschiedenen Kollektionen „Deutschen Digitalen Bibliothek“. In beiden Por- mit den kurzen Informationstexten, einen Über- talen werden die Audiofiles gemeinsam mit den blick über die Inhalte der Datenbank zu gewinnen. Metadaten abgebildet. Zitierfähige Permalinks Die Facetten gliedern sich in die Bereiche: Urheber, sowohl in der Mediathek-Datenbank als auch im Interpreten, Körperschaften und Themen, wie bei- Verbundkatalog SWB ermöglichen es anderen in- spielsweise Sammlungen, Provenienz und Genre. teressierten Einrichtungen und Institutionen, wie Im Bereich „Ton“ gibt die Einzeltrefferanzeige beispielsweise Musikhochschulbibliotheken etc., bereits zu erkennen, ob es sich um eine einseitige die Metadaten und Audiofiles in ihre elektroni- Schellackplatte, ein Platte mit zwei Seiten oder schen Kataloge einzubinden. aber ein Album mit mehreren Platten handelt Die Mediathek-Datenbank ist eine Plattform, die (Abb. 3). Die beschreibenden Metadaten gehen alle bekannten Typen audiovisueller Medien abbil- dabei immer vom Objekt, also dem Tonträger aus.

3: Trefferanzeige in der Datenbank der Mediathek.

Forum Musikbibliothek Jahrgang 34 Heft 1 / März 2013 11 Marc Rohrmüller / „Archiv der Stimmen.“ Neben den Suchoptionen in der Mediathek- mit Notenhandschriften und -drucken, wie den Datenbank selbst, bietet die Einzeltrefferansicht Ergebnissen des jüngst begonnenen DFG-Projekts auf der rechten Seite Optionen zu weiterführen- zur Digitalisierung der Aufführungsmaterialen der den Suchen. So erlaubt die Verknüpfung mit den Dresdner . GND-Sätzen die Suche im Bestand der DNB. Im Feld darunter bietet die Verknüpfung mit dem Das Projekt „Archiv der Stimmen“ ist ein erster SLUB-Katalog die Anzeige von allen in der Biblio- wichtiger Schritt zu dem perspektivisch verfolgten thek verfügbaren Medien zu Urhebern, Interpre- Ziel, alle gemeinfreien Aufnahmen aus der gesam- ten, Ensembles etc. Das Spektrum reicht dabei von ten Tonträger-Sammlung der Mediathek online zu Büchern, Zeitschriften, Aufsätzen und Noten über stellen. Alle anderen Aufnahmen sollen wissen- den umfangreichen Bestand an audiovisuellen Me- schaftlich erschlossen werden. Diese Metadaten dien bis hin zu den digital verfügbaren Fotografien werden zusammen mit den fotografierten Labeln und anderen Abbildungen in der Bilddatenbank ebenfalls über die Mediathek-Datenbank öffent- der Deutschen Fotothek (explizit zu nennen sind lich zugänglich gemacht. etwa die Porträts, Rollenporträts und Szenenfoto- grafien musiktheatralischer Aufführungen) sowie Marc Rohrmüller ist Leiter der Mediathek zu den digitalen Sammlungen der Musikabteilung der SLUB Dresden.

1 Paul Wilhelm: Über das Sammeln alter Schallplatten, 5 DFG, Übersicht über bewilligte Projekte aus der Ausschrei- Manuskript, zitiert nach: Paul Wilhelm zum 100. Geburtstag. bung, siehe: www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/ Katalog zur Ausstellung im Albertinum vom 5. Dez. 1986 bis info_wissenschaft_12_19/index.html. 1. März 1987, bearb. von Werner Schmidt, SKD Kupferstich- 6 Paul Wilhelm: Über das Sammeln alter Schallplatten, S. 29. Kabinett, Dresden 1986, S. 29. 7 Reinhard Haida: Die Wilhelm-Sammlung – eine audio- 2 Die Produktion von Schellackplatten wurde in der DDR phile Kostbarkeit in der Abteilung Phonothek, in: SLB-Kurier, Ende 1961 eingestellt, vgl. Günter Große: Von der Edisonwalze 7 (1993), H. 4, S. 10. zur Stereoplatte, Berlin 1981, S. 129. 8 Siehe: www.deutschefotothek.de/obj70900176-media. 3 DFG, Ausschreibung: „Erschließung und Digitalisierung html. von objektbezogenen wissenschaftlichen Sammlungen“, 9 Siehe: http://mediathek.slub-dresden.de/ton70901303. siehe: www.dfg.de/foerderung/info_wissenschaft/archiv/ html. Zur Biographie von Chitz vgl. Lexikon verfolgter Musiker 2010/info_wissenschaft_10_26/index.html. und Musikerinnen der NS-Zeit: http://lexm.uni-hamburg.de/ 4 Ebd. object/lexm_lexmperson_00002394.

Wolfgang Eckhardt, Daniel Fromme, stellen in einem breiten Fächerspektrum ideale Julia Neumann, Tobias Schwinger Arbeitsumgebungen für die Wissenschaft dar“, /1/ schreibt die Deutsche Forschungsgemeinschaft Das DFG-Projekt „Kompetenzzentrum (DFG) in ihrer Ausschreibung zur Förderung her- Forschung und Information Musik“ ausragender Forschungsbibliotheken. In diesem (KoFIM) an der Staatsbibliothek zu Sinne möchte die Förderlinie, die erstmals 2010 in Berlin – Preußischer Kulturbesitz der übergeordneten Kategorie Wissenschaftliche Literaturversorgungs- und Informationssysteme „Wissenschaftliche Bibliotheken leisten durch (LIS) ausgewiesen wurde, Bibliotheken verstärkt Aufbau und Pflege umfangreicher, spezialisier- als Orte der Forschung etablieren und die Infra- ter und differenziert erschlossener Literatur- und struktur für „die wissenschaftliche Arbeit mit he- Datenbestände einen unentbehrlichen Beitrag für rausragenden und umfangreichen Spezialbestän- die Informationsversorgung der Forschung und den“ /2/ verbessern.

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